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    Spiegel von morgen - Das Ende der New Economy - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 08.10.00 20:52:43 von
    neuester Beitrag 09.10.00 01:31:54 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 08.10.00 20:52:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      Wollen wir mal hoffen das Spiegel auch diesmal seinen Ruf als Kontraindikator bestätigt.





      N E W   E C O N O M Y

      Das Web der Sorgen

      Absturz der Intel-Aktie, stockender Umsatz bei Computerkonzernen, Pleiten und Entlassungen bei Online-Firmen: Weltweit geraten Hightech-Unternehmen in Schwierigkeiten. Ist die New Economy am Ende, bevor sie richtig in Schwung gekommen ist?


      Der Jungunternehmer Philip Kaplan hat eine eher ungewöhnliche Art, eine Firma in Gang zu bringen: Er hat keine Angestellten, betreibt keine Werbung und treibt sich nachts in obskuren Kneipen im New Yorker Stadtteil Brooklyn herum.
      Dennoch gehört der Online-Dienst des 24 Jahre alten Amerikaners derzeit zu den kultigsten Seiten im World Wide Web. Jede Woche loggen sich ein paar hunderttausend Fans unter Kaplans Netz-Adresse FuckedCompany.com ein, um dort auf den nächsten Pleitekandidaten der Online-Industrie zu wetten.

      Investoren haben dem jungen New Yorker bereits ein paar Millionen Dollar für seine Ein-Mann-Show geboten ­ Schadenfreude hat derzeit Konjunktur.

      Wie sich die Stimmung geändert hat. Noch vor einem Jahr schien das neue Millennium den Optimisten zu gehören. Der amerikanische Futurologe Harry Dent schrieb das Buch "The Roaring 2000s" ("Die brüllenden 2000er"), sein Kollege Peter Schwartz schaffte es mit dem Werk "Der lange Boom ­ das kommende Zeitalter des Reichtums" an die Spitze der US-Bestsellerlisten. Zu den beliebtesten Kongressrednern gehörte der Washingtoner Finanzspezialist James Glassman, der eine Verdreifachung des amerikanischen Dow-Jones-Aktienindexes auf 36 000 innerhalb weniger Jahre prophezeite.

      "Dies ist keine gewöhnliche Chance. Dies ist mehr als eine Einmal-im-Leben-Gelegenheit", schrieb Schwartz, "dieser Boom hat das Potenzial, Milliarden von Menschen mit Mittelstandswohlstand zu segnen." Doch seit ein paar Monaten ist die Partystimmung verflogen, sind die Visionäre verstummt.

      Obwohl die Wirtschaft noch brummt ­ Wachstumsrate 5,6 Prozent in Amerika, 3,4 Prozent in Europa ­, will keine rechte Begeisterung mehr aufkommen. Die Börsenkurse sacken weg, Investoren zögern, schlechte Nachrichten häufen sich.

      Vor drei Wochen warnten die Manager des amerikanischen Chipherstellers Intel, dass die Umsätze ihrer Firma langsamer als erwartet steigen werden. Prompt reagierte die Börse: Innerhalb von wenigen Tagen verloren die Intel-Aktionäre 215 Milliarden Dollar, fast halb so viel Geld, wie der gesamte Aufbau Ostdeutschlands bisher verschlungen hat ­ vernichtet in einem der dramatischsten Kursstürze, die je ein führendes Hightech-Unternehmen erleiden musste. Wenig später meldete Apple Probleme beim Absatz seiner Designcomputer. Xerox warnte vor einem unerwarteten Verlust. Der Branchenstar Michael Dell gestand gebremste Nachfrage nach seinen Rechnern ein. Jedes Mal straften Anleger und Spekulanten die noch vor kurzem hoch gelobten Unternehmen mit Kursstürzen von 30 bis 50 Prozent.

      Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht Internet-Firmen neue Schließungen ankündigen, Entlassungen oder einen Aufschub ihrer Börsengänge. Der Online-Dienst des Musiksenders MTV kündigte Entlassungen an, der Hollywoodstar Steven Spielberg scheiterte vorerst mit seiner Entertainment-Seite Pop.com, bevor sie überhaupt ans Netz gegangen war.

      In Deutschland geriet der mit so vielen Hoffnungen gestartete Neue Markt, die Börse für Wachstumswerte, gehörig ins Trudeln. Seit ihrem Höchststand im Mai büßte sie rund 40 Prozent ein, viele Anleger steigen aus.

      Immer mehr Unternehmen verschieben den geplanten Börsengang ­ aus Angst, die Aktien nicht loszuwerden. Andere können sich nicht, wie geplant, zusätzliches Geld von ihren Aktionären holen. Bei vielen Unternehmen der New Economy, die bislang keine Gewinne machen, ist deshalb absehbar, wann das Geld aufgebraucht ­ und das Unternehmen am Ende ­ ist.

      Seit Monaten schon machen in Deutschland wie in Amerika Todeslisten mit potenziellen Pleitekandidaten aus der Internet-Wirtschaft die Runde. Das Unternehmen Gigabell leitete bereits das Konkursverfahren ein. Auch so renommierte Werte wie T-Online, hinter denen immerhin die Deutsche Telekom steht, und Lycos brachen regelrecht ein, weil nicht absehbar ist, ob mit Online-Geschäften künftig überhaupt Geld zu verdienen ist. Darunter leiden selbst Branchen-Lieblinge wie Yahoo oder das Auktionshaus EBay.

      "Selbst den härtesten Fans des Internet müssen jetzt Zweifel kommen", unkte die Tageszeitung "USA Today". Seit Beginn des Jahres wurden allein in den USA an die 40 Online-Firmen aus dem Markt gefegt. Über 17 000 Internet-Jobber verloren ihren Arbeitsplatz, schätzen Personalberater.

      Statt bunten Visionären gehört die Bühne plötzlich den Schwarzmalern, und das ausgerechnet im Mutterland der Optimisten, den Vereinigten Staaten. "Das Web der Sorgen" titelte die Fachzeitschrift "Industry Standard". Und die amerikanische "Business Week" warnte ihre Leser gar vor der nahen Apokalypse: "Die kommende Internet-Depression: Warum der Hightech-Boom gegen die Wand fährt, warum der Crash schlimmer wird, als Sie denken."

      So wie die Hightech-Firmen den jüngsten Aufschwung mit explosiver Kraft vorangetrieben haben, lautet die düstere Prognose, werden sie die Wirtschaft auch im Rekordtempo in den Abgrund reißen. Weil Kapitalmärkte und Wirtschaft wie nie zuvor miteinander verflochten sind, werde sich ein Bärenmarkt an der Börse auch dramatisch wie nie auf die Ökonomie auswirken.

      Nach dieser Theorie wird sich das ökonomische Weltgeschehen in den nächsten ein bis zwei Jahren etwa so entwickeln: Die Kurse an den Börsen sacken weiter ab, für Unternehmer und Konzerne steht plötzlich weniger Kapital zur Verfügung. Mit rascher Innovation ist es vorbei, die Produktivität der Firmen wird langsamer wachsen oder sogar stagnieren. Plötzlich kommt es zur gefürchteten Inflation. Die Zentralbanken heben die Zinsen an, was die Kurse noch schneller in den Abgrund treibt.

      Die Aktionäre, in den USA schon über 50 Prozent der Bevölkerung, in Deutschland immerhin schon fast 20 Prozent, müssen sparen, so geht das Schreckensszenario weiter, der vor allem durch privaten Konsum angetriebene Boom wird abgewürgt. Die jungen Firmen, oftmals mit ungenügenden Reserven für Hungerzeiten ausgestattet, kollabieren reihenweise, die Konzerne reagieren mit Massenentlassungen, am Ende steht die große Internet-Depression, Elend wie in den dreißiger Jahren, kurz: eine Art Weltuntergang.

      Das ist bisher nicht mehr als ein Gedankenspiel, ein Worst-Case-Szenario. Aber nicht nur Apokalyptiker und notorische Miesmacher sind inzwischen nachdenklich geworden.

      Ist die allseits hoch gelobte New Economy schon am Ende, bevor sie richtig in Schwung gekommen ist? War der Computerboom nur ein kurzes Strohfeuer der Wirtschaftsgeschichte? Steckte hinter dem längsten Boom der US-Geschichte nur ein Haufen durchgeknallter Spekulanten?

      Wohl kaum. Wer heute in den Abgesang der neuen, von Telekommunikation und Computern getriebenen Zukunftswirtschaft einstimmt, agiert wie jemand, der in den dreißiger Jahren der Autoindustrie das Ende vorhersagte oder in den fünfziger Jahren den Niedergang der Unterhaltungsindustrie ankündigte. Während Untergangspropheten Massenarbeitslosigkeit und neue Armut herbeipredigen, befindet sich die Welt nach Ansicht etlicher Experten gerade erst am Anfang einer gewaltigen technologischen Revolution.

      Etlichen Mahnern ist offenbar in den vergangenen Wochen die historische Perspektive abhanden gekommen. Lautstark beklagen etwa Wall-Street-Analysten den Rückgang der Börsenkurse. Doch der amerikanische Technologie-Index Nasdaq steht immer noch 20 Prozent über dem Vorjahresstand, eine im historischen Vergleich überdurchschnittliche Performance.

      Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Entlassungen der Internet-Firmen. Die 17 000 Jobs, die in den vergangenen Monaten verloren gingen, machen gerade knapp zwei Prozent der eine Million Arbeitsplätze aus, die in den letzten drei Jahren im Online-Sektor der USA entstanden sind. Kaum einer der Gefeuerten musste sich lange um einen neuen Job bemühen, noch immer liegt jenseits des Atlantiks die Arbeitslosenquote bei nur vier Prozent.

      Noch immer treiben machtvolle Finanziers die Wirtschaft voran. Zwar sind die Risiko-Kapitalisten, die Hintermänner des Gründerbooms, seit dem Börsensturz im April sehr viel vorsichtiger mit ihren Investitionen geworden. Dennoch ist von einem dramatischen Rückgang beim Wagniskapital nichts zu merken. Allein im ersten Halbjahr steckten US-Finanziers 54 Milliarden Dollar in neue Firmen, fast genauso viel wie im gesamten vergangenen Jahr.

      Der Boom der vergangenen Jahre schaffte zudem eine neue breite Technologie-Elite, die mit ihrem Geld den Umbau weitertreibt. Von den 40 reichsten Amerikanern unter 40 machten 39 ihr Milliardenvermögen mit Chips, Computern, Software oder dem Internet ­ viele stecken ihr Geld nun in Nachwuchsunternehmen. Allein der Microsoft-Mitbegründer Paul Allen investierte mehrere Milliarden Dollar aus seinem Privatvermögen in 140 junge Internet- und Telekommunikationsfirmen.

      Angefeuert von dem Überfluss an Kapital, Innovationen und Unternehmergeist werden in den nächsten Jahren ganze Industriezweige neu gestaltet. Alle drei Monate verdoppelt sich derzeit der Datenverkehr über das Internet. Jeden Tag loggen sich Hunderttausende Nutzer zum ersten Mal in das globale Netz ein, kaufen Zehntausende zum ersten Mal online ein, bestellen Manager neue Roboter und Netzwerktechnik ­ ein Ende des Wachstums ist noch nicht absehbar.

      Nach einer Hochrechnung der International Data Corporation (IDC) wird sich der europäische Geschäftsumsatz über das Internet in den nächsten vier Jahren von 80 Milliarden Euro auf über 800 Milliarden Euro mehr als verzehnfachen, werden allein Europas Konsumenten im Jahr 2004 Waren im Wert von rund 80 Milliarden Euro online bestellen. Bereits in dieser Weihnachtssaison sollen 16,6 Millionen Amerikaner ihre Geschenke im Netz ordern, ein Zuwachs von 66 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr.

      Mit Milliardenaufwand rüsten Konzerne in den nächsten Jahren ihre Kommunikationstechnik auf. IDC schätzt, dass die Ausgaben für Online-Aktivitäten allein in den USA von heute 119 Milliarden Dollar auf 284 Milliarden Dollar im Jahr 2003 emporschnellen werden, mit großen Konsequenzen für nahezu jeden Industriezweig.

      Ende dieses Jahres sollen, so die Schätzung, bereits 20 Millionen Menschen Musik online einkaufen, in vier Jahren soll ein Viertel des gesamten Branchenumsatzes übers Internet abgewickelt werden. Und bald wird auch das Filmgeschäft durch Online-Technik revolutioniert.

      Noch dauert es in den USA selbst mit einem Kabelmodem über sieben Stunden, einen Hollywoodfilm wie "Star Wars" aus dem Netz herunterzuladen. Doch mit neuester Glasfasertechnik wird der gleiche Vorgang nur noch vier Sekunden dauern.

      Trotz der Chancen wird es allerdings in den nächsten Monaten weitere Entlassungen und Zusammenbrüche in der Online-Welt geben. Wie bei jedem Gründerboom wird ein Großteil der neuen Firmen die nächsten fünf Jahre nicht überleben, weil entweder das Management den Aufgaben nicht gewachsen oder das Geschäftsmodell untauglich ist.

      Immer deutlicher stellt sich heraus, dass das Internet eben doch kein Marktplatz der Boutiquen ist. Stattdessen präsentiert sich der Cyberspace als Schlachtfeld der Konzerne.

      Zudem werden nicht alle Firmen der Hightech-Welt in gleichem Tempo wachsen. Fast auf jedem amerikanischen Schreibtisch steht bereits ein Personalcomputer. Trotz ständiger Neuerungen rechnen Experten deshalb mit einer Stagnation bei den Computerherstellern.

      Und schließlich ist auch der Technikboom keine Garantie für einen ewigen Aufschwung. Unvorhergesehene Ereignisse wie ein übermäßiger Anstieg der Ölpreise oder eine neue Währungskrise können auch den stärksten Aufschwung abbremsen.

      "Eines Tages, Sie mögen es glauben oder nicht", warnt deshalb Stephen Roach, Chefökonom der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley, "wird es ohne Zweifel wieder eine Rezession geben." Die Frage ist nur: Wann?

      MATHIAS MÜLLER VON BLUMENCRON
      Avatar
      schrieb am 08.10.00 21:06:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      ok

      jetzt bleibt uns immer noch die toskana
      castellina in chianti wir kommen.
      Avatar
      schrieb am 08.10.00 21:08:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      schön, die stimmen für einen aufschwung mehren sich!!!!:D

      gruß
      atschi
      Avatar
      schrieb am 08.10.00 21:18:45
      Beitrag Nr. 4 ()
      Jetzt fehlt nur noch der allseits erwartete Artikel in der Bild und dann kann die Post wieder abgehen.;)
      Avatar
      schrieb am 08.10.00 23:17:51
      Beitrag Nr. 5 ()
      heute ist der 8. oktober. schaut mal exakt zwei jahre zurück. das war der tiefpunkt des 98-er-minicrash. und freitag war erstmals diese stimmung zu spüren, die wir brauchen, damits wieder hochgeht. diese leichte bis mittlere depression in den boardbeiträgen, von bekannten oder freunden... der spiegel hat vorgelegt, jetzt fehlt echt nur noch die bild. und die kommt mit sicherheit diese woche.

      in vier wochen sieht die welt hoffentlich schon wieder anders aus.

      gruß kdv

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      schrieb am 09.10.00 00:17:20
      Beitrag Nr. 6 ()
      Das einzige was einen Aufschwung wirklich verhindert ist euer grenzenlose Optimismus,
      das es wieder unbeding hochgehen muß.

      Muß es denn wirklich? Haben wir vielleicht nicht immer noch Überbewertungen?

      Wird nicht die Old Economy die New Oconomy abhängen?

      Die Wahrheit liegt irgendwo dort draußen...
      Avatar
      schrieb am 09.10.00 01:31:54
      Beitrag Nr. 7 ()
      Wenn ihr alle in euren Spiegel schaut da muß es ja krääschään.


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