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    Die ganze Wahrheit über EMTV steht im neuen Spiegel : 4 starke Seiten - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.12.00 22:52:03 von
    neuester Beitrag 06.12.00 23:35:53 von
    Beiträge: 5
    ID: 313.044
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      schrieb am 06.12.00 22:52:03
      Beitrag Nr. 1 ()
      Das ist der Hammer

      Wer dann noch diesen Ganoven Geld gibt,
      um ihr Fürstenleben zu finanzieren,
      gehört entmündigt.

      Diese Aktie ist keinen Cent wert.

      Tut mir leid für alle Investierten

      S13
      Avatar
      schrieb am 06.12.00 22:59:39
      Beitrag Nr. 2 ()
      "Vom Himmel hoch ..."

      Absturz eines Superstars: Kein Unternehmer ist in Deutschland jemals so schnell so steil aufgestiegen wie Thomas Haffa, der Gründer von EM.TV. Doch seine Karriere basierte auf Phantasie und trickreichen Geschäften. Haffa hat sich übernommen, seine Firma wird geschluckt.


      Der Mann war gewohnt, sich alle seine Träume erfüllen zu können - auch bei der Arbeit. Im Keller seines neuen Firmengebäudes im Münchner Vorort Unterföhring brutzelt ein Drei-Sterne-Koch persönlich für ihn, Essensdüfte künden den Mitarbeitern von den Lieblingsmenüs ihres Dienstherrn.
      Selbstverständlich kann der EM.TV-Chef Thomas Haffa, 48, von der Tiefgarage direkt mit dem Aufzug zur Vorstandsetage fahren, wo ein Sekretärinnenpool über den Zugang zu den großzügig dimensionierten Büros wacht.

      Dort sieht es aus wie in den "Trading Rooms" eines Investmenthauses: Computerterminals zeigen die aktuellen Börsenkurse an. Manche Besucher fühlen sich an den US-Film "Wall Street" erinnert, in dem ein Finanzhai namens Gordon Gekko in einem ähnlichen Ambiente über Firmen und Aktien gebietet.

      Der Blick des Firmenchefs aus dem Fenster fällt auf eine große Südterrasse, die mit Holzbohlen versehen ist - alles soll einem Schiffsdeck ähneln, dem liebsten Aufenthaltsort des passionierten Yacht-Fans Haffa. Und wenn er reden will, trifft der Vorstandschef einfach seinen Bruder und Stellvertreter Florian, 35, vom Büro nebenan.

      Dieses Idyll im Unterföhringer Gewerbegebiet werden die Haffa-Brüder freilich nicht mehr lange wie bisher genießen können: Ihre Zeit als selbständige Unternehmer läuft ab.


      © DER SPIEGEL

      Eiszeit bei EM.TV

      Der Neue Markt, der Haffas einzigartige Karriere in ungeahnte Höhen getrieben hatte, sorgte auch für den jähen Absturz des Shooting-Stars. Die Börse hatte die kleine Firma EM.TV (Umsatz 1999: 315 Millionen Mark) mit aberwitzigen Milliardenbeträgen bewertet, weil sie den Fähigkeiten Haffas vertraute, aus einer Klitsche ein Weltunternehmen im Disney-Format zu machen. Stattdessen steht EM.TV jetzt vor einer Übernahme - und die Haffas vor der Entmachtung.

      Vor neun Monaten schien der frühere BMW-Lehrling und Schreibmaschinen-verkäufer Thomas Haffa auf dem Gipfel seiner Karriere angekommen. Damals, im Februar, kostete eine EM.TV-Aktie knapp 116 Euro, und die ganze Firma mit ihren Film- und Sportrechten war mehr wert als die Lufthansa mit ihren vielen Jets - sagenhafte 27 Milliarden Mark.

      Vergangene Woche aber war der Aktienkurs bis auf 16 Euro gesackt, ein dramatischer Verfall von 85 Prozent gegenüber dem Höchststand. Statt 27 Milliarden war EM.TV auf einmal nur noch 5 Milliarden Mark wert. Das laufe ganz nach dem Motto "Vom Himmel hoch, da komm ich her", spottet Ex-RTL-Chef Helmut Thoma, lange Zeit einer der wenigen Haffa-Kritiker.

      Ganz plötzlich hat sich auch die wundersame Umsatz- und Gewinnvermehrung, die den Börsenkurs lange Zeit beflügelte, ins Gegenteil verkehrt. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen, einst bei 600 Millionen Mark veranschlagt, rutscht auf unter 50 Millionen. Auch der für das Jahr 2000 prognostizierte Überschuss von rund 350 Millionen Mark muss deutlich reduziert werden - nun wird daraus ein Verlust. Und statt der munter verkündeten 1,6 Milliarden Mark Umsatz kommen 14 Prozent weniger zusammen: 1,38 Milliarden.

      Noch im Oktober hatte Florian Haffa allen Investoren treuherzig versichert, es bleibe bei den ursprünglichen Planungen.



      © DER SPIEGEL

      Umverteilt: Der geplante EM.TV-Deal

      Binnen weniger Wochen hat sich so eine vielfach beschriebene Erfolgsgeschichte über die nahezu unendlichen Möglichkeiten der neuen Wirtschaftswelt in eine ganz andere Geschichte verwandelt: Die handelt von Größenwahn und Selbstüberschätzung. Und davon, dass auch in der New Economy am Ende die alten Werte zählen: Die Zahlen müssen stimmen.

      Die Geschichte des Thomas Haffa ist symptomatisch für den Aufstieg und den Absturz des Neuen Marktes. Der stets gut gebräunte und lachfrohe Selfmade-Mann Haffa war der Popstar dieser Risikobörse für Wachstumswerte, eine Art Galionsfigur der deutschen New Economy. Was immer der Jung-Milliardär auch anpackte, es schien ein rauschender Erfolg zu werden.

      Und er wusste den neuen Reichtum zu genießen: Eine Hochseeyacht, eine Riesenfinca auf Mallorca, ein Lear-Jet, ein Challenger-Flugzeug, eine neue Prachtvilla im Münchner Nobelviertel Bogenhausen gehören zu seinen Besitztümern.

      "Wo er geht und steht, umweht den Macher von EM.TV das Parfum `Eau de Erfolg`", dichtete die Illustrierte "Bunte". Auch die seriöse "Business Week" brachte ihn auf den Titel: "The Cartoon King". Wie im Rausch kaufte seine Medienfirma EM.TV eine Firma nach der anderen auf, zum Schluss etwa das Hollywood-Studio The Jim Henson Company ("The Muppets Show") sowie eine Beteiligung an der Formel 1. Doch die Shopping-Exzesse haben die Management-Künste der Gebrüder Haffa offenbar arg überfordert, wie sich jetzt herausstellt: Geschäftszahlen wurden falsch gemeldet, die Gewinne sind zweifelhaft, eine hohe Verschuldung lastet auf der Bilanz - und die Zinsen für Kredite drohen die Überschüsse aufzufressen.

      Ändert sich nichts, wäre EM.TV möglicherweise schon bald am Ende. "Bisher gab es keine Leistungsstörung", sagt ein Banker über die Finanzen der Haffas.


      © DER SPIEGEL

      Vom Abteilungsleiter zum Märchenprinzen und wieder zurück - die unternehmerische Kontrolle bei EM.TV ergreift nun ein Mann, der schon seit langem im Verborgenen hinter dem Erfolg der Bayern-Yuppies stand: der Münchner Film- und Medienkaufmann Leo Kirch, 74. Dessen Firmengruppe will - vermutlich bis auf einen kleinen Anteil - die EM.TV-Aktien der Haffa-Familie übernehmen. Damit ist Kirch künftig wahrscheinlich Herr im Haus; eine geplante Übernahme avisierte er bereits dem Bundeskartellamt. Als Ausgleich soll Thomas Haffa rund drei Prozent an der Holding KirchMedia erhalten, in der Fernsehsender (Sat.1, ProSieben), TV-Produktionen und Rechtehandel vereint sind. Diese Gesellschaft ist nach einer letzten Firmenbewertung offenbar rund 30 Milliarden Mark wert.

      Vom Übernahmekandidaten Haffa verlangt Kirch hingegen einen deutlichen Abschlag für dessen EM.TV-Paket, das an der Börse noch immer rund 2,5 Milliarden Mark wert ist. Kirch und seine Banken halten 1,2 Milliarden für einen fairen Wert, wie sie den deprimierten Haffa-Brüdern bei den Verhandlungen mitteilten. Die EM.TV-Strategen hatten fast acht Prozent an KirchMedia gefordert.

      Im Zuge der Neuordnung, die von Münchner Anwälten und den Investmenthäusern Lehman Brothers und Merrill Lynch organisiert wird, wird das Geschäft mit der Formel 1 aus EM.TV herausgelöst und als separate Einheit im Kirch-Konzern fortgeführt werden. Ziel sei es, "eine neue EM.TV ohne Schulden aufzubauen", sagt ein Kirch-Vertrauter. Kirchs Leute übernehmen die Kontrolle, ob Haffa dem Management angehören wird, ist ungewiss. Die jüngsten Rochaden scheinen all jene zu bestätigen, die EM.TV schon immer als Satelliten des Münchner Medienhändlers gesehen haben. Tatsache ist: Beide Firmen sind durch eine Reihe von Geschäften eng miteinander verbandelt. Das trug dazu bei, dass der Börsenkurs von EM.TV überhaupt erst jene Schwindel erregenden Höhen erreichen konnte, von denen er jetzt so jäh abstürzte. Abgekartetes Spiel?

      Der Verdacht, dass EM.TV eine "Ausgründung des Kirch-Konzerns zur Geldbeschaffung" sei, liege sehr nahe, sagt der Unternehmensberater und frühere Grimme-Instituts-Chef Lutz Hachmeister. Immerhin hat Kirch auch in der Vergangenheit Geschäfte über Dritte betrieben. Doch Beweise für diese These gibt es nicht, die Beteiligten dementieren.

      Schon in den Achtzigern hatte der ehrgeizige Haffa, als Geschäftsführer bei Kirch für die Vermarktung populärer TV-Figuren wie Biene Maja zuständig, von einer Partnerschaft mit dem Chef geträumt. "Leo, ich brauch Equity", sagte er damals, Leo, ich brauch Kapital.

      Doch 1989 machte sich der Manager zunächst allein selbständig, mit eher mäßigem Erfolg. Größter Hit war noch die Vermarktung des singenden Drachen "Tabaluga" von Peter Maffay. Allmählich geriet die Firma in Schieflage. 1996 machte EM.TV bei einem Umsatz von 16,7 Millionen Mark immerhin 1,4 Millionen Verlust. Interessenten wie Bertelsmann bot Haffa 50 Prozent der Anteile für rund 20 Millionen Mark an - vergeblich.

      Doch dann startete im März 1997 der Neue Markt, der bedrängte Firmenchef durfte Mut schöpfen. Ausgestattet mit einem Kredit der Sparkasse in Pfaffenhofen, dem langjährigen Wohnort der Familie Haffa, ging EM.TV im Oktober 1997 unter Führung der WestLB an die Börse. Das brachte rund 20 Millionen Mark.

      Der Anfang war gemacht. Doch der eigentliche Aufstieg begann erst, als Haffa und Kirch zum beiderseitigen Wohle zusammenarbeiteten. Es begann die Zeit der wundersamen Geldvermehrung.

      Auf einmal half Kirch seinem Ziehsohn im Kampf um attraktive Senderechte. So bekam EM.TV im Oktober 1998 die TV-Rechte für Faustkämpfe des Boxers Mike Tyson - anschließend durfte Haffa sie mit Gewinn an Kirchs Pay-TV verkaufen.

      Wenige Wochen später der nächste Coup: EM.TV kaufte der chronisch finanzschwachen Kirch-Gruppe, die zu diesem Zeitpunkt Geld brauchte, für 500 Millionen Mark die Hälfte von deren üppigen Bestand an Kinder- und Jugendfilmen ab. Dieses Archiv, von "Heidi" bis "Familie Feuerstein", ist in den Büchern von Kirch großteils seit langem auf null abgeschrieben.

      Gemeinsam starteten die Partner nun unter dem Namen "Junior.TV" eine Art Vertriebsgemeinschaft mit inzwischen rund 31 000 Halbstunden-Episoden, darunter etwa die Kultserie "Die Simpsons". Kirch räumte seinem Kompagnon dabei alle Gewinne aus dem Joint Venture ein, "bis EM.TV 500 Millionen Mark zuzüglich der aufgewendeten Fremdkapitalzinsen" erlöst hat, heißt es in einem Börsenzulassungsprospekt.

      Haffa ergriff die Chance. "Zeichentrick altert nie", redete er die Ware schön. Schon sah er in "Junior" eine Weltmarke und sich selbst als Herausforderer des Disney-Konzerns. Die EM.TV-Story war geboren, eine Geschichte wie im Märchen - Anleger und Analysten hielten sie für Realität.

      Merkwürdig nur: Der beste Kunde des neuen Medienkonzerns war auch gleichzeitig der beste Lieferant. Schon sechs Monate nach dem Ankauf von "Junior" verkaufte EM.TV viele attraktive Rechte aus dem Kinderpaket an Kirchs Sender Sat.1.

      Die Berliner zahlen den stolzen Kaufpreis von rund 200 Millionen Mark über die Laufzeit von fünf Jahren. Haffa jedoch verrechnete sofort den Großteil des Umsatzes in seiner Bilanz. Damit konnte er eindrucksvolle Wachstumsraten ausweisen. Schon damals keimte bei Kritikern der Verdacht, die EM.TV-Manager pflegten einen besonders kreativen Umgang mit Zahlen.

      Für Sat.1 war der Deal weniger erfolgreich: Der Marktanteil der "Junior"-Filme bei den 3- bis 13-Jährigen ist seit dem Sendestart im Januar von 18 Prozent auf 14,7 Prozent im Oktober geschmolzen. "Mir hat niemand erklärt, warum Sat.1 die Kinderfilme nicht direkt bei Kirch einkaufen konnte", wundert sich TV-Kenner Thoma.

      Auch bei der Filmfirma Constantin, die ursprünglich Kirch und seinem Getreuen Bernd Eichinger gehörte, funktionierte das Zusammenspiel. Wenige Wochen vor dem Börsenstart von Constantin im September 1999 durfte sich EM.TV mit über 25 Prozent beteiligen. Kaufpreis: 125 Millionen Mark.

      Haffas damaliges Siegerimage war beim Gang des defizitären Kirch-Ablegers aufs Börsenparkett gefragt. Und auch dem EM.TV-Kurs kam diese neuerliche Allianz, nach dem alten Schema, zugute.

      Viele Medienprofis erinnert das Kirchsche Kreislaufsystem mit den "Junior"-Rechten an die Transaktionen mit dem Handelsmilliardär Otto Beisheim (Metro) aus dem Jahr 1989. Damals verkaufte Kirch 2000 Filme für rund 530 Millionen Mark an eine Schweizer Beisheim-Firma - um sie in der Zeit danach von seinen Sendern Sat.1 und ProSieben zurückkaufen zu lassen. Über diesen Umweg war die Ware auf einmal 1,1 Milliarden Mark wert, und die Banken gaben dafür Kredit.

      Das waren die alten Zeiten - Old Economy. In der neuen Wirtschaft kommt das Geld von der Börse, und es lässt sich, wenn die Anleger mitspielen, scheinbar mühelos vermehren.

      Bei den Haffas spielten sie mit: Zwei Kapitalerhöhungen brachten EM.TV seit dem Börsenstart 1,26 Milliarden Mark in die Kasse, mit einer Wandelanleihe erlösten sie weitere 782 Millionen Mark.

      Schnell nach dem "Junior"-Deal beispielsweise nutzte Haffa die aufkommende Hochstimmung für eine kurzfristige Kapitalerhöhung. Sie spülte fast 300 Millionen Mark in die Kassen. Für die Banken war die Hyperaktivität von Haffa, der die Niederungen des Alltags endgültig hinter sich zu lassen schien, ein lohnendes Geschäft. Sie verdienten kräftig an Provisionen, die sie von EM.TV und den Anlegern kassierten. Vor allem die Sparkassen-Organisation mit ihren Spitzeninstituten WestLB und Bayerische Landesbank war unter den Profiteuren und Animateuren. EM.TV verschieße Erfolgsmeldungen "wie eine Stalinorgel", ließ sich der Pfaffenhofer Sparkassen-Vorstand und Haffa-Freund Bernhard Seidl noch im Sommer vernehmen.

      Noch im Frühjahr schwärmte die WestLB, die EM.TV habe durch die Formel 1 ihr Wachstumspotenzial erhöht, der Preis sei "günstig" und bereits für das Jahr 2000 seien "positive Auswirkungen auf die Gewinnentwicklung" zu erwarten.

      Dabei brach bereits im ersten Halbjahr das Betriebsergebnis der EM.TV im Stammgeschäft - also ohne die Zukäufe - um 37 Prozent auf rund 59 Millionen Mark ein. Florian Haffa, der Finanzchef des Unternehmens, freilich machte ungetrübt in Optimismus: Der Kurs werde sich verdoppeln, versprach er noch im Juni. Damals notierte EM.TV bei rund 70 Euro.

      Für die großen Fonds hat sich das Spekulieren mit der Zocker-Aktie lange Zeit erst recht gelohnt. So verfügte der Fondsmanager Kurt Ochner vom Bankhaus Julius Bär, eine bekannte Größe im Neuen Markt, im Jahr 1998 nach eigenen Angaben zeitweise über jede dritte EM.TV-Aktie, die frei auf dem Markt verfügbar war. Schon kleine Käufe sorgen bei solchen engen Werten für große Kurssteigerungen.

      Auch der Fonds VMR Strategie Quadrat stieg 1998 bei den Haffas ein. Der zuständige Berater Marian von Korff, ein Freund Florian Haffas, kooperiert seit langem mit Ochner. Während Korffs Zeit als Redakteur des Magazins "Focus" (bis Januar 1999) erschienen positive Artikel über EM.TV auf den Geldmarktseiten der Zeitschrift - für die der damals schon als Fondsberater und Investor tätige Korff laut Impressum zuständig war.

      In diesem Geflecht konnte EM.TV im Rekordtempo wachsen. Gründer Haffa fachte die Euphorie immer wieder mit neuen Ankündigungen an. "2004 sind wir ein globales Medien- und Entertainmenthaus", versprach er. "Wir können ein Gegengewicht zu den Amerikanern bilden", behauptete er. "Wir spielen in der Weltliga", versicherte er.

      Sogar mit Disney-Chef Michael Eisner verglich er sich öffentlich. Nur ein Scherz? Oder Größenwahn?

      Der Erfolg von EM.TV habe "viele besoffen" gemacht, sagt Michael Kölmel, Chef und Hauptaktionär des Konkurrenten Kinowelt Medien AG. Was jetzt passiere, sei "eine Katastrophe für den Markt". Vergeblich habe er, so Kölmel, bei den Haffas beizeiten ein "Soft Landing" der überhöhten Kurse angeregt, ein langsames geordnetes Zurückführen - doch dafür habe es bei EM.TV kein Gespür gegeben.

      Opfer sind die Kleinaktionäre. Wer in den ersten Monaten dieses Jahres bei EM.TV eingestiegen ist, erlebt eine massive Vermögensvernichtung.

      "Die Analysten haben immer nur gejubelt, dabei waren die Transaktionen mit Kirch für jeden erkennbar gewesen", sagt Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Von Kirch hält er nicht viel, "der will nur das Geld von der Börse, sich aber nicht reinreden lassen". Möglicherweise sei nicht alles rechtens zugegangen, sagt Schneider: "Wir werden genau prüfen, inwieweit es Haftungsansprüche gibt."

      Streit könnte es um eine Wandelanleihe geben, die die WestLB Panmure im Februar auf den Markt gebracht hatte. Sie brachte der EM.TV über 750 Millionen Mark, die Firma muss Anlegern dafür jährlich nur vier Prozent Zinsen zahlen.

      Die Zinsen sind so niedrig, weil EM.TV den Investoren das Recht einräumt, die Anleihe in Aktien umwandeln zu können - allerdings lohnt sich das für den Anleger nur bei einem Kurs von mindestens 106 Euro; dieser Preis war bei der Emission der Wandelanleihe festgelegt worden.

      Der Kurs der Wandelanleihe ist deshalb parallel zum EM.TV-Kurs abgestürzt. Im Falle eines Mehrheitswechsels bei EM.TV können die Anleger indes eine vorzeitige Rückzahlung der Anleihe nebst aufgelaufenen Zinsen verlangen. Das könnte einem möglichen Mehrheits-Eigentümer Kirch Sorgen bereiten.

      In der Vergangenheit fragte selten jemand nach, was aus den Plänen Thomas Haffas wurde. So fehlen bis heute die avisierten Kinderreisen, Freizeitparks, Joghurtbecher und 400 Spielzeugläden der Marke "Junior". Das Projekt eines TV-Reisekanals verschwand lautlos, eine angedachte Verbindung mit Microsoft erwies sich als Trugbild.

      Was zu Stande kam, passte nicht immer zum Siegerimage, das sich Haffa erfolgreich aufgebaut hatte. So geriet etwa die Vermarktung der Merchandising-Rechte der Weltausstellung Expo zum Flop. Die hässlichen T-Shirts und Biergläser, die unter EM.TV-Verantwortung zu horrenden Preisen angeboten wurden, fanden kaum Interessenten. Viele Lieferanten der Souvenirshops blieben auf ihren Forderungen sitzen, zwischenzeitlich hatte die Expo sogar juristische Schritte gegen EM.TV erwogen. Auch Haffas Expo-Maskottchen "Twipsy" erwies sich als Publikumsschreck.

      Lange Zeit aber übertünchten die immer waghalsigeren Deals des Thomas Haffa seine Probleme im Tagesgeschäft. Immer phantastischer wurden die Kaufpreise und Konditionen, die Börse störte das nicht. So gab Haffa im September 1999 rund 800 Millionen Mark für 45 Prozent der Tele-München-Gruppe des Filmhändlers Herbert Kloiber aus - ein absurd hoher Betrag. Kirch-Manager sollen Haffa vor diesem Kauf erstmals gewarnt haben. Im Februar dieses Jahres spendierte er dann 1,3 Milliarden Mark für das "Muppets"-Studio Jim Henson Company, dessen Hauptakteure Miss Piggy und Kermit dringend einer Frischzellenkur bedürfen.

      Und kurz darauf stieg der Münchner auch noch ziemlich naiv in das schwierige Geschäft mit der Formel 1 des Rennzirkus-Patrons Bernie Ecclestone ein. Für 3,6 Milliarden Mark kaufte EM.TV die Hälfte an Ecclestones Holding SLEC. Die Verkäufer - eine Deutsche-Bank-Tochter und die Finanzfirma Hellman & Friedman - hatten die Anteile kurz zuvor von Ecclestone für 1,5 Milliarden Mark weniger gekauft.

      Zu seinem Pech aber musste Haffa beim Einstieg in die Formel 1 eine Summe von 712 Millionen Dollar bar zahlen. Das schaffte er nur mit einem teuren kurzfristigen Kredit, Laufzeit bis zu zwei Jahren. Zurzeit muss er hierfür nach ersten Tilgungen pro Jahr rund 40 Millionen Dollar für Zinsen aufbringen. Ihren Kredit ließ sich ein Konsortium aus sechs Banken, mit der Schweizer Investmentbank Credit Suisse First Boston an der Spitze, gut absichern. Als Pfand dienen, allen Haffa-Dementis zum Trotz, die 50 Prozent der EM.TV an der SLEC.

      Doch damit enden die Probleme nicht. Eine komplizierte Regelung sieht zudem vor, dass Haffa bis zum Jahresende für weitere 1,8 Milliarden Mark noch mal 25 Prozent der SLEC kaufen kann. Verzichtet er, kann wiederum Ecclestone ab April 2001 von EM.TV verlangen, dass sie ihm gut 2 Milliarden Mark für 25 Prozent an der SLEC zahlt. Das könnte EM.TV auf konventionelle Art wohl nicht mehr finanzieren.

      Vor allem die Details des Vertrags mit Ecclestone entsetzen die Kirch-Leute. Selbst bei einem Kapitalanteil von 75 Prozent würde EM.TV nämlich nicht die Kontrolle über die Formel 1 erlangen. In zwei entscheidenden Management-Firmen, die das operative Geschäft verantworten, sitzen jeweils zwei Ecclestone-Vertreter einem EM.TV-Mann gegenüber. "Haffa hat sich über den Tisch ziehen lassen", sagt ein Kirch-Angestellter.

      Dass sich die kleine EM.TV zu viel zugemutet hat, zeigte sich spätestens bei der Bilanzierung der Milliardendeals. Für das erste Halbjahr meldete die Firma zunächst falsche Zahlen, später mussten sie korrigiert werden. Nach der peinlichen Aktion übergab Florian Haffa das Finanzressort an den farblosen Rolf Rickmeyer, 48, der sich seit Januar als selbständiger Firmenberater durchgeschlagen hatte. Zuvor war er Finanzchef einer RWE-Tochter.

      Auch Rickmeyer kann erst im März eine stimmige Gesamtbilanz präsentieren. Er müsse zunächst einmal ein effizientes Controllingsystem aufbauen, verkündete der studierte Kaufmann Anfang November bei einer Konferenz vor 150 geschockten Analysten und Investoren. Er könne aber nicht sagen, so Rickmeyer, ob er sich "in drei, sechs oder neun Monaten" einen Überblick verschafft habe. Danach stellten viele der Anwesenden EM.TV zum Verkauf, der Kurs stürzte weiter ab.

      Während EM.TV immer stärker einem Börsendesaster entgegentrudelte, lotete Haffa schon seit dem Spätsommer die Möglichkeiten neuer Allianzen aus - inklusive eines Verkaufs von Anteilen. In einem Gespräch mit Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff kam etwa die Übernahme von 25 Prozent an der Formel 1 zur Sprache. Middelhoff ließ den Wert von EM.TV kalkulieren und erhielt klare Antworten: "Nicht sinnvoll, zu teuer." Insgesamt wurde EM.TV auf gerade mal 2 Milliarden bis 2,5 Milliarden Mark taxiert. Es gebe zu viele Kinderprogramme und Haffa habe seine Akquisitionen total überbezahlt, urteilten die Bertelsmänner.

      Auch mit der Deutschen Telekom und der spanischen Telefónica gab es Kontakte. Am Ende lief alles auf Leo Kirch zu.

      Der TV-Unternehmer verbreitert damit seine Geschäftsbasis. Besonders wichtig ist Kirch die Formel 1. Sie soll wieder aus EM.TV verschwinden und als selbständiges Unternehmen im Kirch-Reich geführt werden, mit der Perspektive eines Börsengangs. Bezahlt werden soll die Transaktion - erneut ein Gegengeschäft - mit Anteilen an Kirch-Firmen. Geplant ist etwa, dass die 50 Prozent, die Kirch an dem Joint Venture "Junior TV" noch selbst hält, in Kürze auf EM.TV übertragen werden.

      Die Option auf weitere 25 Prozent an der Formel 1 soll ebenfalls eingelöst werden, ein Bankenkonsortium unter Führung der Deutschen Bank und der Credit Suisse First Boston steht bereit. Gleichzeitig aber will Kirch die Verträge mit der Formel 1 unbedingt nachbessern. Vergangenen Dienstag redete sein Stellvertreter Dieter Hahn beim Mittagessen in London mit PS-Patron Ecclestone über mögliche Neuregelungen.

      Hahns Plan: Er will die Liveübertragungen der Autorennen möglichst schnell exklusiv dem konzerneigenen Pay-TV übertragen. Wenn es nach ihm geht, dreht Michael Schumacher schon bald nur bei Premiere World seine Runden - so könnte er die stagnierenden TV-Abonnentenzahlen von Premiere liften. Über die Konditionen freilich wurden sich Hahn und Ecclestone nicht einig.

      Die Kirch-Leute gehen offenbar davon aus, dass es in den Verträgen der Formel 1 mit dem Free-TV-Sender RTL (Laufzeit: bis Ende 2003) noch Lücken gibt. "Der Vertrag ist wasserdicht, wir werden darum kämpfen", kündigt dagegen ein RTL-Manager an.

      Für EM.TV ist die Zeit der großen Pläne erst mal vorbei: Jetzt muss saniert werden. In der Bilanz sollen jetzt - endlich - alle Lasten ausgekehrt werden, auch wenn dies zu Lasten des Gewinns geht. Allein für Abschreibungen auf die hohen Werte der gekauften Firmen erwartet das Bankhaus UBS Warburg eine Last von 160 Millionen Mark. Und das Finanzergebnis sei, wegen der hohen Kreditzinsen, mit 245 Millionen Mark im Minus. Inhaltlich soll sich EM.TV wieder auf das Stammgeschäft besinnen, das Vermarkten von Fernsehfilmen und Lizenzfiguren.

      Nur Haffa selbst mochte vergangene Woche nicht einsehen, dass sein Traum vorbei ist. Intern sprach er von irrationalen Übertreibungen der Börse und kündigte personelle Konsequenzen an. Im Kinosaal der Firmenzentrale gab er sich Freitagabend vor 200 Mitarbeitern kämpferisch.

      Es gebe nicht nur Gespräche mit Kirch, "sondern auch mit zwei anderen Interessenten", sagte Haffa. Und dann erklärte er noch: "Ich bleibe Vorstandsvorsitzender." Einige sollen applaudiert haben.

      HANS-JÜRGEN JAKOBS, CHRISTOPH PAULY



      S13
      Avatar
      schrieb am 06.12.00 23:03:29
      Beitrag Nr. 3 ()
      Das Schlimme an diesem Artikel ist der Umstand, daß man ihn 1:1 auf bestimmt 1/5 der am NM gelisteten Unternehmen verallgemeinern kann.
      Da sind Vorstände, die plötzlich mit Millionen jonglieren müssen und dann ab einem bestimmten Punkt ganz einfach überfordert sind bzw. dem schleichenden Realitätsverlust verfallen.
      Und das wird noch alles garniert durch das z.T. verbrecherische Treiben der Banken und Analysten.
      Wenn wir in Deutschland nicht bald eine Börsenaufsicht bekommen, die nicht nur den Papiertiger spielt, sieht es für das Vertrauen in Wachstumwerte in der Zukunft mehr als schlecht aus.
      Leider müssen dann die paar soliden Unternehmen auch darunter leiden.

      B.U.
      Avatar
      schrieb am 06.12.00 23:09:45
      Beitrag Nr. 4 ()
      Mir ist schon seit Wochen unklar, warum sich das BAWE nicht wenigstens mal zu Wort meldet. Und die Deutsche Börse AG spielt auch toter Käfer ...Die müssen doch auch sehen, dass Handlungsbedarf besteht- oder ?
      Avatar
      schrieb am 06.12.00 23:35:53
      Beitrag Nr. 5 ()
      @s13

      Der Spiegel trifft es ziemlich auf den Punkt! Alles etwas übertrieben in alle Richtungen.

      Was ich aber überhaupt nicht verstehe:

      Wie konnte der Haffa die Formel1 Rechte für diesen Preis kaufen, 1,5 Mrd. mehr als die deutsche Bank Tochter.
      Selbst bei deren Formel1 Einstieg kurz zuvor, ging durch die Presse, das der Preis überhöht sei!

      Aber wer seinen eigenen 3 Sterne Koch hat, in Bogenhausen wohnt...

      Da sin Milliarden ja nix!


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