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    Vom AMIGA zur MET@BOX - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.12.00 19:50:20 von
    neuester Beitrag 12.12.00 05:24:41 von
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      schrieb am 11.12.00 19:50:20
      Beitrag Nr. 1 ()
      DER AMIGA - EIN TRAUM
      Der Amiga hat von Anfang an den Träumern gehört.
      Ich war ein einfacher Junge aus dem Süden Chicagos, aber ich wollte etwas Weltbewegendes tun.
      Als ich zu Amiga ging, hatte ich den Traum von einem neuen Computer,
      einem, den ich selbst benutzen wollte - cool, ungemein schnell und leistungstark.
      Wir bei Amiga träumten alle denselben Traum. (R.J. Mical)


      Die Geschichte des AMIGA.
      (von David Twigg-Flessner)

      Am 3.Juni 1986, 14.20 Uhr stehe ich ungeduldig vor dem noch geschlossenen Eingang meines »autorisierten Commodore-Händlers« und warte darauf, meinen Traumcomputer endlich in Empfang zu nehmen. Am Vortag, eine halbe Stunde vor Geschäftsschluß, war der langersehnte Anruf gekommen: »Wir haben soeben eine Amiga-Lieferung bekommen - 20 Stück. Wenn Sie einen haben wollen, müssen Sie sofort kommen.« Aber wie? Ich wohnte eine gute Stunde Autofahrt vom Händler entfernt! Also schnell eine Vereinbarung für das Abholen am nächsten Nachmittag getroffen: »Aber wenn Sie bis 15.00 Uhr nicht hier sind, werden wir das Gerät nicht länger reservieren können - wir haben über 50 Bestellungen bis jetzt, und Commodore kann uns nicht sagen, wann wir wieder Ware erhalten.«

      14.29 Uhr. Jetzt stehen drei weitere Personen vor dem Eingang und schauen sehnsüchtig auf den Amiga im Schaufenster, der unermüdlich die Workbenchdemos - Boxes, Lines, Dots - in verschiedenen Fenstern vorführt. Dann geht die Tür endlich auf. Wir stürmen zur Kasse, um unsere Computer abzuholen. Nur noch drei Geräte auf Lager und alle bis 15.00 Uhr reserviert! Der zuletzt Gekommene dreht sich enttäuscht um »Da habe ich heute wohl keine Chance mehr!« und geht. Ich nehme meinen Amiga in Empfang. Das Gerät hat aber nur 256 KByte Speicher: »Nein, die Erweiterung hat Commodore nicht mitgeschickt. Fragen Sie nächste Woche mal nach. Externe Laufwerke waren auch nicht dabei, aber Sie können ein Druckerkabel bekommen.« Wenigstens das!

      Es fing so an, wie es häufiger in der Amiga-Geschichte passieren sollte - Warenmangel. Aber ich hatte endlich meinen Amiga auf den ich seit der ersten Ankündigung in der August-1984-Ausgabe von »Compute!« gewartet hatte. Da war die Rede von einem Computer namens Lorraine, mit 128 KByte Speicher, 68000-Prozessor, Tausenden von Farben, Multitasking-Fähigkeit, Modem und - was mich als Englischlehrer am meisten reizte - eingebauter Sprachsynthese. Ich fing gleich nach der Lektüre des Berichts an, alles über diese Maschine in Erfahrung zu bringen und wurde dadurch zu einem Entwicklungsgeschichte-Freak! Diese Geschichte will ich hier erzählen.

      Von Anfang an - 1982

      Begonnen hat die Amigageschichte auf dem Höhepunkt des ersten Videospielbooms in den USA Anfang der 80er Jahre. Jay Miner erzählte es folgendermaßen: »1982 arbeitete ich an Herzschrittmacher-Chips bei Zymos. Eines Tages kam Larry Kaplan, ein ehemaliger Kollege aus meiner Zeit bei Atari (Jay hatte dort die Chips für das Videocomputersystem 2600 und die Computerreihen 400/800 entworfen), und sagte: »Ich möchte eine eigene Firma gründen, kennst du einen guten Anwalt?« Ich brachte Larry mit meinem Boß bei Zymos zusammen, und sie haben dann einen Gründungsplan aufgestellt. Mein Boß kannte auch einige Schrittmacherleute in Texas, die eine Videospielfirma gründen wollten und die das erste Kapital in die neue Firma brachten. Dann konnten sie David Morse von Tonka Toys als Präsident der neuen Firma gewinnen.

      Der Plan sah so aus: Larry sollte die Spiele entwerfen, ich die Chips; David sollte sich um das Finanzielle kümmern, und die fertigen Chips sollte Zymos herstellen (Mein Boß wollte schließlich auch was für seine Bemühungen bekommen!). Als es aber losgehen sollte, hatte Larry andere Interessen entdeckt und stieg aus. Also wurde ich zum Vizepräsident mit Verantwortung für die Produktentwicklung.« Die so entstandene Firma trug den Namen »Hi Toro«.

      Unter diesem Namen wurden die ersten Fühler nach geeigneten Mitarbeitern ausgestreckt. Viele wurden von dem Namen verwirrt. Dale Luck erinnert sich: »Als ich den Namen zuerst hörte, dachte ich nur an Rasenmäher (Es gab tatsächlich eine Rasenmäherfirma mit ähnlichem Namen), und viele andere auch. Deswegen wurde der Name schleunigst geändert. Wir suchten einen Namen, der etwas mit »freundlich« zu tun hatte, und so kamen wir auf das spanische Wort für Freundin - Amiga.«

      Die Geldgeber wollten unbedingt eine Videospielkonsole bauen, aber schon seit seiner Atari-Zeit hatte Jay die Idee gehabt, einen neuen Computer mit dem Motorola-68000-Prozessor zu bauen. Die Atari-Leitung winkte ab und die Idee schlummerte, bis Larry Kaplan erschien. Jay erzählt weiter: »Das war meine Chance, diesen Computer zu bauen. Ich erklärte mich bereit, ein Spielegerät zu entwickeln, unter der Voraussetzung, daß dieses Gerät auch zu einem vollwertigen Computer erweitert werden könnte. Ich entwarf Chips, die zu einem Computer paßten, und sie entwarfen ein Gehäuse für eine Spielekonsole. Anfangs sollte es nur eine Option auf Tastatur und Laufwerk geben.« (Die Patentanmeldung für dieses Gerät hat Jay Miner einige Jahre später Public Domain gemacht.)

      Aus Geheimhaltungsgründen fungierte die neue Firma nach außen als Hersteller von Zubehör. Dazu R.J. Mical: »Es war ein ungeheuerer Konkurrenzkampf in Silicon Valley. Sobald die Firma ihren Betrieb aufnahm, schickten die anderen Firmen Späher, die mit Feldstechern sämtliche Fenster beobachteten. Als sie gesehen haben, daß es sich nur um Joysticks handelte, zogen sie beruhigt wieder davon.«

      Diese Nebenprodukte der Firma wurden auch im Amiga verewigt, und zwar in der gefürchteten »Guru Meditation«. Sie entstand aus der Benutzung eines sog. Joyboard als Entspannungstherapie nach einem Codeabsturz. Eigentlich war das Joyboard als Controller für Surf und Skispiele gedacht und verlangte eine besonders ruhige Körperhaltung, sollte der Cursor nicht kreuz und quer über den Bildschirm sausen - genau das richtige Gerät für einen geladenen Programmierer! Wann immer einer sich auf das Brett begab und das entsprechende Biofeedbackprogramm startete, war den anderen klar: Der Guru muß wieder überlegen, warum es nicht geklappt hat!

      Carl Sassenrath begründet seine Entscheidung, den Absturz auf diese Weise mitzuteilen: »Um die Zeit kam der Macintosh auf den Markt, mit den kleinen Bomben. Bis dahin hatte jeder Computer nur mit einem dunklen Bildschirm auf eine Fehlfunktion hingewiesen. Ich dachte mir also: Ein Programmierer, der gerade die Arbeit von zwei Stunden verloren hat, will darüber lachen können.« Aber erst mit der Verfügbarkeit des ROM-Debuggers WACK konnte auch auf die Stelle im Code hingewiesen werden, an der der Fehler aufgetreten war.

      Commodore wollte diese Meldung durch die nüchternere Mitteilung »Software failure« ersetzen, was auch vorübergehend geschah. Sehr zum Entsetzen vieler externer Entwickler, die lautstark protestierten. Also wurde die Guru-Meldung wieder eingebaut. Sam Dicker weist auf einen anderen Aspekt hin: »lch besuchte diese Amigagruppe (gemeint ist wohl FAUG - First Amiga User Group) und beobachtete, wie die Clubmitglieder ihre Programme vorführten. Bei jedem Absturz fingen alle Zuschauer an, "Gu-ru, Gu-ru,..." zu skandieren. Ich glaube nicht, daß sie das mit "Soft-ware fai-lure" getan hätten.« Der neue Computer sollte schließlich nicht nur freundlich sein, sondern dem Benutzer auch Spaß machen!

      An die ersten Entwürfe des Geräts erinnert Mical sich genau: »Ich war zum Vorstellungsgespräch gekommen. Ich erhielt die Herausforderung, eine Spielekonsole zu bauen. Als das Gespräch beendet war und ich mir die Räumlichkeiten ein bißchen angesehen hatte - alle erzählten mir ständig etwas von einer Spielekonsole! - ging ich in Jays Büro. Er arbeitete gerade an einem Chip-Entwurf. Hinter seinem Kopf war eine grobe Skizze der Schaltungen auf einer weißen Wandtafel zu sehen. Beim Betrachten dieser Skizze bemerkte ich aber unten links ein kleines Kästchen mit der Aufschrift KBD PRT und unten rechts noch eins mit der Aufschrift EXTDRV. Tastaturanschluß und externes Laufwerk für eine Spielekonsole?! Ich schaute Jay an und fragte: "Spielekonsole, stimmt`s?" Schmunzelnd antwortete er nur: "Ja, Spielekonsole." Dann brachen wir beide in schallendes Gelächter aus.«

      Jay Miner war nicht nur ein hervorragender Chipdesigner, sondern auch ein hervorragender Menschenkenner, und es ist ihm zu verdanken, daß das Arbeitsklima bei Amiga Inc. so gut war. Alle Mitglieder der damaligen Mannschaft erinnern sich daran. Dale Luck war besonders beeindruckt, als er seinen Vorstellungstermin verschwitzt hatte (»Wir hatten am Vorabend bei Hewlett-Packard [seinem damaligen Arbeitgeber] eine Bierfete.«) und dennoch zu einem neuen Termin eingeladen wurde: »Da wußte ich, daß das Arbeitsklima mir zusagen würde.«

      Dahiner steckte Jays Philosophie: »Den Mitarbeitern zu gestatten, anders zu sein, ist ungemein wichtig. Dave Needle kam in flauschigen Hausschuhen zur Arbeit; wen interessierte das, solange er seine Arbeit vernünftig machte?« Viel Spielraum und Eigeninitiative wurde den Mitarbeitern eingeräumt. Carl Sassenrath erinnert sich: »Ich wurde als Betriebssystemingenieur eingestellt. Beim Vorstellungsgespräch sagte Bob Pariseau, ich könne das so machen, wie ich wollte. Also sagte ich: Schön! Ich möchte ein multitaskingfähiges System entwickeln.«

      Nur wenige Monate nach Beginn des Projekts platzte eine Bombe: Den Videospielmarkt gab es nicht mehr! Kein Mensch wollte eine Spielekonsole, alle wollten, wenn überhaupt, einen richtigen Computer, nachdem Commodore, mit dem VC 20 und C 64, und andere Firmen relativ preiswerte Geräte anbieten konnten. Die Absatzlage war so schlecht, daß Atari Spielmodule lastwagenweise zur nächsten Mülldeponie gefahren haben soll!

      Jay Miner war optimistisch: »Da saßen wir also mit der weltbesten Spielekonsole und keinem Markt! Die Vertriebsabteilung geriet in Panik, aber ich sagte: »Kein Problem. Wir haben einen richtigen Computer.« Ich schlug vor, das Gerät in einem großen Gehäuse mit mehreren Steckplätzen, einer großen IBM-Tastatur, eingebautem Laufwerk und leistungsstarkem Netzteil (für die Erweiterungskarten) zu vermarkten. Wir haben uns hin und her gestritten und einigten uns schließlich auf den Entwurf des Lorraine (Amiga 1000): kleines Gehäuse ohne Steckleisten, kleine Tastatur, Laufwerk und 64 KByte Speicher!

      Ich kriegte Zustände! Letztendlich konnte ich sie überzeugen, auf 128 KByte zu gehen. Dann habe ich den Entwurf so ausgelegt, daß man diese Chips durch andere ersetzen konnte, um auf 512 KByte zu kommen. Als Commodore die Firma übernahm, ging das wieder los. Die wollten auch nur 256 KByte haben. Ich sagte nur »Geht nicht«, und fuhr eine Woche in Urlaub. Als ich wiederkam, [mit scharfem Blick auf den neben ihm sitzenden Dave Needle] war es geschehen, und wer hat ihnen das gemacht - der da! Ich habe es ihm nie verziehen.«

      März 1983

      Das Grundkonzept stand. Die Ingenieure konnten an die Arbeit gehen. Sie durften, ja sollten kreativ sein; eine lockere Überwachung sorgte dafür, daß sie sich nicht verrannten. Die Hardware- und die Softwaregruppe arbeiteten eng zusammen: Die ersten berücksichtigten bei ihren Entwürfen die Bedürfnisse der anderen, und die anderen bemühten sich, die Hardwarefähigkeiten voll auszunutzen. Das Ergebnis war, laut R.J. Mical, »eine kaum beschreibbare einheitliche Vision. Wir wollten nicht einfach eine schnelle Mark verdienen, sondern die Welt verändern. Wir versuchten, eine neue, aufregende Technologie zu realisieren und gleichzeitig diese Technologie dem einfachen Mann zugänglich zu machen.«

      Der Maßstab für »den einfachen Mann« war R.J.s Bruder Ron. »Wir benutzten immer Ron, der intelligent und technologiebewußt, aber in Sachen Computer damals total unwissend war, als Prüfstein: Wird das Ron gefallen? Wird Ron das verstehen können?«

      Da es noch keine fertigen Chips gab, wurde alles mit handelsüblichen Bausteinen auf einfachen Platinen und mit Programmen auf dem SAGE Computer (Codewort: »Zorro«) emuliert. Natürlich wurde viel herumexperimentiert, wobei manches Experiment zunächst verworfen aber nicht von den Platinen entfernt wurde. So kamen die Amigabesitzer später in den Genuß zweier Darstellungsmodi, die eigentlich nicht vorgesehen waren (und sogar auf Befehl von Commodore hätten entfernt werden müssen) - Halfbrite und HAM.

      Bis zur letzten Minute vor der ersten Vorführung des Lorraine auf der CES (Heimelektronikmesse) im Januar 1984 wurden neue Fähigkeiten eingebaut. Dale Luck war auf eine Methode gestoßen, mit Hilfe des Blitters Linien ganz schnell zu zeichnen. Bob Pariseau versuchte Dave Needle dazu zu bringen die hierfür erforderliche Verdrahtung vorzunehmen. Dave erzählt: »Bob faßte mich am Arm und wollte nicht loslassen. Da sprang Mitchie ihn an! Dieser Hund (er gehörte Jay Miner), den ich nie gemocht hatte, griff ihn einfach an und rettete mich. Da konnte ich nicht mehr nein sagen.«

      Diese Haßliebe zwischen Dave und Mitchie hindert Dave aber nicht daran, zu behaupten, Mitchie sei der echte »Vater des Amigas«. »Ich teilte mit Jay das Büro und habe alles mit eigenen Augen beobachtet: Nachdem Jay eine neue Schaltung skizziert hatte, zeigte er diese Mitchie. Knurrte der Hund, wanderte der Entwurf umgehend in den Papierkorb. Hechelte er oder wedelte er mit dem Schwanz, war der Entwurf akzeptiert. Eine einzige Zeitschrift hat das alles richtig berichtet: Da war ein Foto von Jay mit Mitchie auf dem Arm. Unten rechts bei Mitchie stand geschrieben `Vater des Amiga` und oben links stand `Jay Miner`.«

      Es waren harte Zeiten. Lange Arbeitstage, immer knappe Finanzmittel. Es war keineswegs unüblich, die Nacht durchzuarbeiten. Dale Luck entwickelte sich zum Meister des Nickerchens. Laut R.J. Mical trug er stets ein Kissen bei sich. Wann immer er wieder Code zum Kompilieren hatte, tippte er die erforderlichen Befehle ein, gefolgt von »Beep« (eine kleine Routine, die dem Computer eben ein Biep entlockte). Dann legte er den Kopf auf sein Kissen und schlief bis er vom Biepen geweckt wurde. Diese Gewohnheit führte zum Spitznamen »Joe Pillow«. Eine andere beliebte Methode wachzubleiben bestand darin, wie ein Berserker zu tanzen, daher der Spitzname »Dancing Fools«.

      Januar 1984

      Auf der CES wird Lorraine hinter verschlossenen Türen potentiellen Finanzgebern vorgeführt. Zu den namhaften Firmen, die dazu eingeladen wurden, sollen gehört haben: Sony, Hewlett Packard, Philips und auch Apple.

      Noch bestand die Maschine aus Experimentierplatinen, und die waren gegen statische Aufladung sehr empfindlich. In der firmeneigenen Softwarehöhle, der 10 x 6 Meter messende Raum, in dem herumexperimentiert wurde, mußten die Entwickler zeitweilig barfuß gehen, um Aufladungen zu vermeiden. Auf einer Messe wie der CES war das kaum möglich, also knallten die Chips häufig durch. Da der Fehler immer bei einer bestimmtem Chip-Gruppe auftrat, war es eine Kleinigkeit, ihn zu beheben und die Geschwindigkeit, mit der das geschah, beeindruckte manchen Besucher.

      R.J. erinnert sich an die häufigste Reaktion dieser Besucher, als ihnen die Fähigkeiten des neuen Computers vorgeführt wurden: »Sie sagten meistens: Entschuldigen Sie bitte mein Französisch, `Oh shit!` (Ursache solcher unflätigen Äußerungen war das berühmte BOING!-Demo mit dem springenden und rotierenden rotweißkarierten Ball und dem satten Stereosound). So was hatten sie noch nie gesehen.«

      Kein Wunder, denn an diesem Demo hatten R.J. und Dale noch nachts in der geschlossenen Messehalle gefeilt. Lange suchten sie den richtigen Aufprallsound, bis es Bob Pariseau und Stan Shepard in den Kopf kam, den Hall eines geschlagenen Garagentors aus Aluminium innerhalb der Garage aufzunehmen. Seitdem gilt der springende karierte Ball unter den Entwicklern als inoffizielles Amiga-Markenzeichen (Commodore wählte statt dessen das mehrfarbige »Häkchen«).

      Das Interesse am neuen Computer war groß, die erhoffte finanzielle Unterstützung aber kaum vorhanden. Mit jedem Monat wurde die Finanzkrise immer größer. Jay Miner nahm eine Hypothek auf sein Haus auf; jeder, der dazu in der Lage war, tat gleiches. Jays ehemaliger Arbeitgeber Atari kam mit einem »verlorenen Darlehen« in Höhe von $500.000 zu Hilfe: Die Rückzahlung sollte mit den von Atari zu entrichtenden Lizenzgebühren für die Verwendung der Sonderchips verrechnet werden. Später soll Commodore mit einem kleineren Darlehen für Lohnkosten auch ausgeholfen haben. Aber es wurde immer brenzliger, und schließlich mußte an den Verkauf der Firma gedacht werden.

      Im Herbst 1984 war es soweit. Als Kaufinteressent tauchte Jack Tramiel auf, der Gründer von Commodore Business Machines. Anfang des Jahres war er nach einem lange schwelenden Streit mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Irving Gould als Chef seiner eigenhändig aufgebauten Firma gefeuert worden. Nach Rache lechzend, wie es die amerikanische Computerpresse damals schilderte, kaufte er die marode ehemalige Konkurrenzfirma Atari auf und suchte nach Wegen, Commodore eins auszuwischen.

      Die Schwierigkeiten bei Amiga Inc. eröffneten ihm einen solchen Weg. Das Atari-Darlehen war vor seinem Firmeneintritt erfolgt, aber er wußte davon. Und er wußte auch, daß er nur bis zum Fälligkeitsdatum des Darlehens warten mußte, um die Firma einfach übernehmen zu können. Also hat er die Übernahmeverhandlungen als böses Katz-und-Maus-Spiel betrieben. David Morse wollte 2 Dollar pro Anteil haben: Tramiel bot 1 Dollar. Morse ging auf 1,75 Dollar runter: statt sein Angebot zu erhöhen, ging Tramiel runter! Bei jedem neuen Angebot dasselbe. Die Amiga-Mannschaft war empört! Was waren das für Verhandlungsmethoden? Nur wenige Tage vor dem endgültigen Aus erschien die Rettung in Gestalt eines Angebots von Commodore.

      David Morse flog zur Ostküste, um mit Commodore zu verhandeln. Drei Tage ging es laut R.J. hin und her, bis Commodore ein letztes Angebot machte: 4 Dollar pro Anteil. David Morse nahm Rücksprache mit Los Gatos und alle waren dafür, das Angebot anzunehmen. Sie hatten zwar einiges mehr erhofft, aber sie wollten auf keinen Fall, daß ihre Arbeit von Tramiel in Gewinn umgemünzt werden sollte. Morse sagte den Commodorevertretern mit todernster Miene dennoch: »Meine Leute wollen mindestens 4,25 Dollar.« Auf Drängen von Marshall Smith erklärte sich Irving Gould schließlich mit dieser Forderung einverstanden! Mit einem Scheck über die Darlehenssumme flog Morse sofort zurück und befreite die Firma von dem Tramielschreck.

      Das, was allen bei Amiga Inc. gefiel, war die Tatsache, daß Commodore - anders als Tramiel - nicht nur die Technologie, sondern auch die Leute und deren »Mannschaftsgeist« übernehmen wollte. Diesen »team spirit« erläuterte Caryn Havis-Mical: »Wir waren wie eine Familie. Jeder hat den anderen geholfen, weil wir es nicht zulassen konnten, daß jemand Mißerfolg hatte. Das hätte für alle zum Mißerfolg geführt. Wir waren schließlich alle Teilhaber an der Firma.«

      Und als solche haben sie ihre Amiga-Inc.-Aktien gegen Commodore Aktien tauschen können. Einige machten diese sofort zu Bargeld, um die aufgenommenen Verpflichtungen zu begleichen. Andere, wie Dale Luck, behielten sie, um die Chance zu erhalten, auf Teilhaberversammlungen ihre Meinung dem Aufsichtsrat mitteilen zu können.

      Die Übernahme kostete Commodore insgesamt 27,1 Millionen Dollar. Dann wurde schnell auch die Aufrüstung der Entwickler vorgenommen: Die alten, langsamen SAGE-Minicomputer wurden durch SUNs ersetzt. Jetzt galt es, einen marktreifen Computer möglichst bald fertigzustellen, denn Jack Tramiel hatte zum Angriff geblasen. Er leitete gegen die neue Firma Commodore-Amiga einen Prozeß ein, in der Hoffnung, doch noch an die wunderbaren Sonderchips zu kommen und wies seinen Hauptdesigner Shiraz Shivji, der auch den C 64 entworfen hatte, an, einen Konkurrenzcomputer zum Amiga zu entwickeln. Commodore erwiderte mit einer Gegenklage: Tramiel hätte führende Entwickler und Ingenieure bei Commodore abgeworben. Damit war der große Atari-Amiga-Kampf eingeleitet.

      Durch die Übernahmeverhandlungen und die Umstellung wurde die Entwicklung verzögert. Es war schon zu spät, um den Computer für das lukrative Weihnachtsgeschäft 1984 fertigzustellen. Und Commodore hatte auch Änderungswünsche.

      Januar 1985

      CES. Ohne Amiga, aber mit Atari ST! Das Tramiel-Imperium schlug zurück!

      In Los Gatos gab es größere Probleme mit dem Betriebssystem. Wieder tauchte ein rettender Engel auf, diesmal von der anderen Seite des Atlantiks. Wie es auch immer dazu gekommen sein mag, die englische Firma MetaComCo war plötzlich an der Entwicklung beteiligt. Deren Vertreter Dr.Tim King flog nach Kalifornien und bog alles zurecht. Jetzt hatte der Computer ein anglo-amerikanisches Betriebssystem: Aus Carl Sassenraths »CAOS« übernahm King die Routinen für Exec, Intuition, Blitter und Copper, aus dem von seiner Firma stammenden Betriebssystem Tripos übernahm er die Datenverwaltungsroutinen, die Textein- und Ausgaberoutinen, die Druckersteuerung und die Routinen des ständig mitlaufenden Fehlerüberwachungsprogramms WACK.

      Sein Hauptverdienst war aber wohl das CLI (Command Line Interface). Darauf hatte er bestanden, obwohl der Computer eigentlich nur eine Macintosh-ähnliche Benutzeroberfläche erhalten sollte. Dadurch war der Amiga der erste Computer, der serienmäßig zwei Benutzeroberflächen hatte. Der Legende nach soll diese Arbeit nur drei Wochen gedauert haben.

      Aber die Zahl »drei Wochen« taucht häufiger in der Entwicklungsgeschichte auf: so lange soll R.J. Mical jeweils an Intuition sowie an »GrafiCraft« gearbeitet haben. (»Er machte nur einmal die Tür seines Büros auf, nach etwa anderthalb Wochen, um mich zu fragen, wie die Messageports funktionieren. Nach weiteren anderthalb Wochen war Intuition fertig.« - Dale Luck).

      Wie auch immer - das Betriebssystem funktionierte. Inzwischen waren die Sonderchips-Ungetüme echte Chips und man konnte einige Prototypgeräte (Black Box Amigas) bauen, um damit auch interessierten Softwarefirmen die Arbeit an vorgesehenen Programmen zu erleichtern.

      Eine solche Firma, »A Squared«, war kurz nach der Übernahme erschienen und hatte ein neuartiges Zusatzgerät ins Gespräch gebracht: einen Echtzeit-Videodigitalisierer. Von Anfang an war der Amiga für verschiedene Videosignale ausgelegt worden: Als Spielekonsole sollte das Gerät an einem Fernseher laufen können, als Computer an einem Monitor. Alle Versuche, die erforderlichen Signale zu erzeugen, waren im Chipdesign gelandet und schon in einem frühen Stadium waren die experimentellen Versionen des Computers mit mehreren Bildschirmen verbunden.

      Sheryl Knowles erinnert sich: »Ich hatte drei Bildschirme an geschlossen - einen Fernseher, einen Farbmonitor und das Zweifarbending von IBM. Als wir die Fernsehsignale testen wollten, fuhr Sam (Dicker) zum Elektrohändler und sagte `Wir brauchen zehn Fernseher mit dem schlimmstmöglichen Bild.` Der Händler war verblüfft und versuchte ständig, uns die teuersten und neuesten anzudrehen. Aber er hat es schließlich kapiert.« Sam fügt hinzu: »So sind wir auf die Farben für die Workbench gekommen. Das waren die Farben, die im NTSC-Signal beim Wechsel von Vordergrund- zu Hintergrundfarbe nicht ineinander ausfransten.«

      Diese Signalvielfalt sowie die Einstellung der Bildfrequenz auf NTSC-Norm sollte den Amiga zum ersten Videobearbeitungsheimcomputer machen. Jetzt konnte er auch die vorgesehenen 4096 Farben darstellen: Anfangs waren nur etwa 320 Farbtöne zu erzeugen, aber die Hardwareleute bei Commodore hatten die Idee, die Signalschaltungen der ursprünglichen Chips auf einen eigenen Chip auszulagern und so wurde das Problem behoben. Mit dem Soundchip (vier Kanäle mit Stereoton) war die Hardware fertig. Der Amiga konnte Premiere feiern.

      Es ist der 23.Juli 1985. Die Firmenleitung von Commodore beschloß vorher, den Amiga nicht im Rahmen einer Heimelektronikmesse, sondern in einer eigenen Veranstaltung der Welt vorzustellen: im Licoln Center in New York. Eifrig wurde an der Fertigstellung der ersten Serienmaschinen gearbeitet. Der Legende nach sollen die Mitglieder der Los-Gatos-Gruppe sich große Sorgen um den Transport der Geräte von Kalifornien nach New York gemacht haben; es wird erzählt, sie hätten für ihre Lieblinge eigene Sitzplätze im Flugzeug gebucht, um ja zu verhindern, daß im Gepäckraum etwas beschädigt wird!

      Gail Wellington, damals zuständig für den Kontakt zu den Softwarefirmen, erinnert sich an diesen Tag: »Ich war auch an den Vorbereitungen für die Premiere beteiligt: Ich hatte bei der Multitasking-Demo (Fred The Baker and Rose The Florist) mitgewirkt und auch das Computerballet produziert - darauf bin ich sehr stolz. Die eigentliche Animation machte die Firma Island Graphics. Als ich die fertige Sequenz mit der Tänzerin auf der Bühne sah, habe ich fast geheult, und mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich das Video anschaue.

      Eigentlich war ich aber für die drei Vorführgeräte zuständig, die im Sperrsitzbereich aufgebaut waren. Jedes war mit einem Genlock-Prototyp bestückt und durch diese Genlocks war alles miteinander verbunden. Zu dem Zeitpunkt gab es nur fünf Genlocks überhaupt, und wir hatten sie alle da - zwei als Ersatz. Nach der Generalprobe am Vorabend der Premiere habe ich noch bis 1.00 Uhr morgens mit einigen Technikern an der Feinabstimmung der Farben und Bilder auf den großen Projektionswänden gearbeitet. Als wir am Vormittag eine letzte Probe machten, waren zwei Genlocks kaputt! Da mußten wir mit Lötkolben und Meßgeräten ran, um alles wieder flottzumachen. Dann habe ich jemand ins Hotel geschickt, um meine Galakleidung zu holen - vor der Veranstaltung wollte ich die Geräte keine Sekunde aus den Augen lassen!

      Mein Job war aber verhältnismäßig einfach; ich brauchte mich ja nicht um Andy Warhol zu kümmern.« Ja, Commodore hatte tatsächlich den großen Meister für diese Veranstaltung verpflichtet, und dazu die Sängerin Debbie Harry (Blondie). Während ihres Auftritts mit Amiga-Begleitung wurde ihr Bild von Warhol in Echtzeit bearbeitet und projiziert. Die Zeitschrift Personal Computer machte daraus die Titelseite »Commodore`s Everything Machine«.

      Durch diese Demonstration wurden immer mehr Musiker auf den Amiga aufmerksam und haben ihn auch benutzt, darunter B.B. King, Herbie Hancock, Billy Idol, Todd Rungren und die Gruppe, die sich nach dem springenden Ball benannte, (Oingo) Boingo. Auch bei Prince-Videoclips wurde später ein Amiga im Hintergrund gesichtet.

      Andy Warhol hat nicht einfach mitgewirkt; er hat den Amiga selbst bis zu seinem Tod 1987 benutzt, und sagte dazu: »Das, was mir am meisten gefällt, wenn ich am Amiga arbeite, ist die Ähnlichkeit der Computerwerke mit meinem sonstigen Schaffen.«

      Der Knalleffekt war aber nicht Musik oder Grafik zu verdanken, sondern einem kleinen Programm, das aus dem Amiga einen IBM-XT machte: »Transformer«. Der Autor Bob Pariseau (Vice President Software) scherzte, während die Zuschauer auf das Einschaltbild von Lotus 1-2-3 warteten: »Das Laden dauert eben genauso lange wie auf einem echten IBM.« Aber dann war das Bild da - und der Amiga konnte wieder einen Eintrag im Guinnessbuch beantragen.

      Die Reaktion der Computerpresse in Amerika, sofern sie nicht den Interessen der beiden Großen verpflichtet war, war ziemlich einhellig: Bewunderung und Begeisterung. »Wenn Sie geschichtlich interessiert sind, werden Sie sich dieses Datum merken wollen; mit diesem Tag gehörten die IBM PCs, Apple Macs und Dutzende geringerer Silikonwunder des Jahrzehnts der Vergangenheit an.« - Benn Dunnington, INFO Magazine, Sept/Okt 1985.

      Stellvertretend für viele, weitere Berichte, sei der von Tom Benford in der Zeitschrift Ahoy erwähnt: »Obwohl ich durch die Teilnahme an der Einführung mehrerer revolutionärer Computertypen ziemlich abgestumpft bin, empfand ich bei der Amiga-Vorführung echte Aufregung. Je mehr ich zu sehen bekam, umso mehr kribbelte es in mir. Je mehr man uns vorführte, umso mehr gefiel er uns. In puncto Musik und Schallsynthese ist der Amiga eine Klasse für sich. Eine weitere Innovation war die Verwendung einer Kickstart-Diskette. Eine beeindruckende Vorführung der Multitaskingfähigkeit bestand darin, gleichzeitig Textverarbeitung, Datensortierung, Animation, Geschäftsgrafik und Tabellenkalkulation in eigenen Fenstern laufen zu lassen.

      Der Amiga hat ohne Zweifel bei den Personal Computern Neuland eröffnet. Die Zusatzgeräte bieten die Möglichkeit, die Ketten zu sprengen, die Computer und deren Benutzer bisher in der Kreativität behindert haben. Auf den Amiga hat die Welt - und auch ich - lange gewartet.«

      Warten mußten Kaufinteressenten auch noch - bis Anfang September, weil Commodore noch Software für den neuen Computer brauchte. Es waren zwar Programme für die Premiere vorhanden, aber einige waren noch nicht richtig marktreif. Abweichend von den ursprünglichen Plänen der Amiga Inc., das Gerät mit Software als Komplettpaket auszuliefern, legte Commodore den ersten Geräten lediglich das Textverarbeitungsprogramm »Text Craft«, das Spiel »Mindwalker«, sowie einige Demos zu Grafik und Musik bei. Erst fünf Jahre später in der britischen Niederlassung sollte das »Paketprinzip« - mit durchschlagendem Erfolg: 2.000.000 Geräte in weniger als drei Jahren verkauft - zur vollen Anwendung kommen.

      Etliche in Auftrag gegebene Programme fielen der Reihe nach aus dem Commodore-Programm heraus, entweder weil die Entwicklerfirmen nur mangelhafte Unterstützung bekamen oder weil Programme solange in Commodores »Qualitätskontrolle« steckenblieben, daß die Vermarktungsverträge verfielen - das Programm verschwand dann auf Nimmerwiedersehen oder wurde, im Glücksfall, von der ursprünglichen oder einer anderen Firma zur Marktreife gebracht. Ein Beispiel ist »MusiCraft«, das drei Jahre später als »Aegis Sonix« erschien.

      Ähnliches passierte auch mit dem allerersten Videodigitizer »LIVE!«. Die Premiere hatte viel Interesse erweckt, und die Prototypen wurden auf vielen Messen vorgeführt. Dann kam ein anderes Produkt heraus, »DigiView«, das auch noch HAM-Bilder verarbeiten konnte. Also mußte bei LIVE! auch HAM rein. Der zuständige Ingenieur aber verließ Commodore und es dauerte, bis jemand anders beauftragt wurde. Schließlich übernahm »A Squared« das Projekt wieder, machte das Gerät marktfertig und fing mit dem Verkauf an - aber Commodore hatte die Produktion des Amiga 1000 schon eingestellt und brachte gerade den Amiga 500 und 2000 heraus! Also mußte LIVE! wieder überarbeitet werden. Der Firma A Squared wurden wegen der vielen Verzögerungen nach einem Gerichtsurteil 1989 etwa 900.000 US$ Schadensersatz zugesprochen. Eine verfehlte Vermarktungspolitik sollte die Amiga Geschichte vom Anfang bis zum (vorläufigen) Ende begleiten.

      November 1985

      Im November 1985 wurden die Unterlagen zu den Erweiterungskarten für den Amiga (Zorro-I-Format) veröffentlicht und gleichzeitig fing die Gerüchteküche zu kochen an. Neue Modelle sollten sich in der Entwicklung befinden: Da war die Rede von Amiga II Amiga IV und Amiga V (seltsamerweise war nie von Amiga III die Rede!). Die Bezeichnung »Ranger« tauchte auf: Das sollte ein Modell mit 68020-CPU, 400 Zeilen ohne Interlace und eingebauter Festplatte sein. Ein Dementi ließ etwas auf sich warten, kam aber doch: Ranger sei lediglich ein Sammelbegriff für die gesamte Amiga Palette, die für die kommenden Jahre vorgesehen sei. Die ersten Mitglieder der Los-Gatos-Gruppe, darunter R.J. Mical und Carl Sassenrath, verließen um diese Zeit Commodore. Weitere Gerüchte um neue Modelle wurden im Januar 1986 laut, als Commodore die Unterlagen für Zorro-II herausgab.

      Am Betriebssystem wurde weiter gefeilt, es kam die Version 1.1. Die vermutlich durch die Verwendung verschiedener C-Compiler entstandenen Macken von 1.0 (Falsche Registerinhalte bei Systemroutinen!) wurden durch Neukompilierung unter Lattice (SAS) C weitgehend behoben, allerdings konnten alle Druckertreiber bis zum Erscheinen von Manx C 4.0 ausschließlich mit Lattice kompiliert werden! Mit dem verbesserten Betriebssystem wurde auch Revision 06 des Denise-Chips verfügbar und damit auch der Halfbrite-Modus.

      Februar 1986

      Februar 1986. Die Umstellung auf europäische Bedürfnisse (PAL hat eine andere Bildschirmfrequenz als NTSC) war abgeschlossen und man konnte nun auch auf dieser Seite des großen Teichs Premiere feiern. Die europäische Premiere fand im März 1986 in der alten Oper in Frankfurt/Main statt. Dazu Gail Wellington: »Es sollte eine ziemlich feierliche Angelegenheit werden. Wir glaubten nicht, daß es sinnvoll wäre, die New Yorker Veranstaltung einfach zu wiederholen, also entwickelten wir einen neuen Rahmen. Wir wollten Schauspieler benutzen, die so tun sollten, als ob sie was von Computern verstünden, aber bei der Generalprobe waren sie so schlecht, daß wir sie entlassen haben. Dann holten wir unsere Verkaufsleiterin und machten mit ihr die Veranstaltung. Sie hat es hervorragend gemacht, auch ohne Probe.«

      Interessantes verrät Gail auch über Verkaufsverhandlungen in der damaligen Sowjetunion: »Etwa um dieselbe Zeit [Europapremiere] war ich bei der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie für Wissenschaft und Technologie. Wir haben dort den Amiga auch vorgeführt. Commodore hätte Amigas in die Sowjetunion exportieren dürfen, aber wegen der COCOM-Bestimmungen [Beschränkungen auf Technologieexport] hätten wir nur Einzellizenzen vergeben können, d.h. für jedes Gerät hätten wir eine Einzelgenehmigung von der amerikanischen Regierung einholen müssen.«

      Die europäisierten Amigas der ersten Generation hatten zwar die höhere vertikale Auflösung von 512 (statt 400) Zeilen, aber die amerikanische QWERTY-Tastatur; später kam die QWERTZ-Tastatur, die aber etwas anders getaktet war. Das wäre eigentlich keinem aufgefallen wenn die Zusatz-Uhr »TimeSaver« nicht gestreikt hätte!

      Im März wurde auf der Messe »World of Commodore« in den USA die Version 1.2 des Betriebssystems vorgestellt; es sollte aber bis zum Jahresende dauern, bis es verfügbar wurde.

      Im April tauchten Gerüchte um eine hardwaremäßige IBM Emulation auf. Die sollte »Transformer« ablösen, weil er sich als zu langsam und grafikunfähig erwiesen hatte. Hier hatte Commodore wieder geschlafen. In der Entwicklung befand sich die »Trump Card«, eine Transformer-Beschleunigungskarte für den Erweiterungsport des Amiga, außerdem eine weitere Softwareemulation mit Grafikfähigkeit (PC/AT - angeblich später als »PC Ditto« für den Atari ST vermarktet). Diese wurden fortan beide nicht mehr von Commodore erwähnt. Dazu Douglas Wyman von Simile Research: »Der Grund lag darin, daß zu dem Zeitpunkt diese Teile des [IBM-]Systems noch nicht vollständig übertragen worden waren. Wir hatten bereits die Pläne für eine Beschleunigungs- und Grafikplatine, aber Commodore hat nach der Ankündigung kein Interesse mehr gezeigt.«

      Im selben Monat wurde die Übertragung von UNIX für den Amiga IV gemeldet: Demnach sollte IV ein CAD-Arbeitsplatzcomputer sein, mit einer 68020-CPU und einer Bildschirmauflösung von 1024 x 768 Punkten. Auch von einem 16-Bit-D/A-Umwandler war die Rede (CD Qualität) und von einem Amiga mit eingebauten Erweiterungsslots, wie Jay Miner, der Kopf des Entwicklerteams, sich das ursprünglich vorgestellt hatte.

      Mai 1986

      Erst im Mai gab es konkrete Nachrichten: Die deutsche Niederlassung in Braunschweig arbeite an einem Gerät zur hardwaremäßigen IBM-Emulation, Bezeichnung »Sidecar« (Offensichtlich waren die Leute Motorradfreaks). Dieses Gerät wurde dann auch tatsächlich auf der ComDex-Messe gezeigt. Kaufen konnte man es aber erst viel, viel später in den USA, weil es Probleme mit der Einhaltung der strengen amerikanischen Abschirmungsnormen gab.

      Die Programmierung der Verbindungsroutinen für die Janus-Schnittstelle wurde letztendlich vom abtrünnigen R.J. Mical besorgt. Von der deutschen Computerpresse anscheinend gänzlich unbemerkt - keine Meldung keine Interviews - hielt er sich zwischenzeitlich in Braunschweig auf. Die ursprünglichen Verbindungsroutinen haben ihn nicht besonders beeindruckt: »Es handelte sich um eine IBM-Emulation in einem Amiga-Fenster. Sie [Braunschweig] hatten sich nur um die Hardwareseite gekümmert, mit der Software haben sie gemogelt, aber wie! Das Programm blockiert das Fenster - es tat nur eins: nachschauen, ob sich in der Bildschirmdarstellung etwas geändert hatte. Von Multitasking keine Spur! Nicht mal von den Systemroutinen haben sie Gebrauch gemacht.«

      R.J. übernahm »Zaphod« (seine Bezeichnung für Janus). Der Fortschritt seiner Bemühungen wurde daran gemessen, wie erfolgreich ein Programm wie Flight Simulator dargestellt werden konnte. Der Grund laut R.J.: »Flight Simulator war für mich von Anfang an die Meßlatte. Bruce Artwick, der Programmierer, ist ein guter Freund von mir. Um seine Zauberei zu realisieren, benutzt er jeden erdenklichen Trick und nutzt jede Eigenheit des Systems aus. Also, während der Entwicklung der Schnittstellensoftware habe ich Flight Simulator immer wieder auf Erprobungsflüge geschickt.«

      Sidecar war eine kleine Sensation. Es hatte vorher Emulationen gegeben, aber noch nie war es gelungen, auf einem Heimcomputer - wenn auch der gehobenen Klasse - zwei verschiedene Betriebssysteme mit unterschiedlichen Prozessoren gleichzeitig (im Multitaskingmodus) laufen zu lassen, und das ohne Absturz oder erkennbare Verlangsamung der Ein-/Ausgabeoperationen. Wie hieß damals der neue Werbespruch: »Only Amiga makes it possible«. Hätte man das Gerät nicht vorgeführt, sondern nur angekündigt, es wäre als Aprilscherz abgehakt worden.

      Zum Sommer 1986 hin tauchten wieder Gerüchte um neue Modelle auf; diesmal war von den typenbezeichnungen Amiga 2000 und 2500 die Rede, angeblich mit neuen Grafikchips, die volle 2 MByte Videospeicher adressieren sollten. Die Ursache dieses Gerüchts war die Aussage Jay Miners, der kurz nach seinem Ausscheiden bei Commodore bestätigte, die Planung solcher Chips abgeschlossen zu haben. Ausgeschieden war er zum Teil aus gesundheitlichen Gründen - er mußte sich kurz darauf einer Nierentransplantation unterziehen - und zum Teil aus Ärger über die Planung bei Commodore. Jay dazu: »Commodore wollte den A1000 nicht weiter bauen; sie meinten, er sei zu teuer. Anstatt aber die Produktionskosten zu senken, versuchten sie, daraus ein Gerät mit eingebauter Tastatur, wie beim Atari, zu machen. [Seltsamerweise wollte Atari damals sein Gerät Amiga-ähnlicher machen, mit eingebautem Laufwerk und getrennter Tastatur.] Ich habe mich sehr aufgeregt. Ich hätte binnen sechs Monaten den Amiga 1000 umgemodelt haben können, und ich hätte auch auf die IBM-Kompatibilität verzichtet, die die Einführung der neuen Geräte nur verzögert hat.«

      Aber Commodore hatte zu dieser Zeit auch Finanzprobleme. Im Rahmen der Kostendämpfungsmaßnahmen wurden mehrere Mitglieder der Amiga-Abteilung entlassen. Davon wurde abgelenkt durch neue Meldungen eines »Baby-Amiga«, der mal als »B 52«, mal als »Amiga 500« bezeichnet wurde. Auch soll an Version 1.2 »herumgefummelt« worden sein: Angeblich hätten die Autoren von zwei »wichtigen Amiga-Programmen« eigene Flickroutinen gegen die Macken des älteren Betriebssystems geschrieben und nun funktionerten diese Programme nicht mehr. Also sollen die alten Macken deshalb wieder eingebaut worden sein!

      Ansonsten verlief 1986 ohne besondere Vorkommnisse: AmigaOS 1.2 wurde freigegeben, die Los-Gatos-Gruppe schrumpfte unaufhörlich weiter. Im Dezember schlug der Amiga wieder zu, als in der Folge »The Eternal Mind« die Fernsehserie »Amazing Stories« zwei Amigas zum Einsatz brachte. Auch in der Serie »Max Headroom« wurde der Computer eingesetzt.

      In den letzten Jahren ist der Amiga bei vielen Filmen und Fernsehserien nicht wegzudenken gewesen: »Robo Jr« gewann vier Emmies, »Panama Deception« einen Dokumentarfilm-Oskar; »Jurassic Park«, »Honey I blew up the kid«, »Death becomes her« und »The dark half« benutzten Amiga-Effekte. Im Fernsehen kam der preiswerte Amiga u.a. zum Einsatz bei Serien wie »seaQuest DSV«, »Babylon 5«, »Miami Vice«, »Robocop«, »Viper« und »Unsolved Mysteries«.

      Auf der CES 1987 wurde dann das Geheimnis um die neuen Amigas gelüftet: Amiga 500 und 2000 hießen die neuen, und dem alten Gerät wurde nachträglich die Bezeichnung Amiga 1000 verpaßt. Während der Amiga 500 als Low-End-Gerät für den Heimbenutzer gedacht war, sollte der Amiga 2000 den Vorstoß in die von IBM beherrschte Bürocomputerwelt einleiten, und war zu diesem Zweck mit IBM-kompatiblen Erweiterungsslots versehen. Dazu gab es die XT-Brückenkarte. Zu diesem Konzept sagte R. J. Mical: »Es handelt sich nicht um einen PC am Amiga, sondern um ein neuartiges Gerät, das beide Prozessoren benuzt. Die PC-Seite ist nur als weiterer Koprozessor in der Amiga-Welt anzusehen. Das ist eine völlig neuartige Maschine, ein Zwitter. Das könnte zu einer neuen Denkweise in Bezug auf Computer werden - eine Multiprozessorarchitektur. Dahin führt der Weg, so sieht die Zukunft aus.«

      Aber diese Zukunftsvision hat in Amerika die Zukunft des Amigas fast zerstört, denn die Zwangspause in der Produktverfügbarkeit hat den Markt erheblich beeinträchtigt. Dazu Jay Miner: »Die Firma war ein Jahr lang ohne Produkt. Da ist sehr viel Schwung verlorengegangen. Es gab kaum neue Software, und IBM und Macintosh konnten riesige Umsätze schaffen.« Die ersten Amiga-Entwickler hatten nämlich schon begonnen, sich nach den anderen Computertypen umzusehen.

      Zwischen der CeBIT 1987 und 1990 sollte es so weitergehen, ohne nennenswerte Hardware-Neuigkeiten und mit stagnierendem Umsatz. Erst im Lauf von 1988 war die erste magische Zahl - eine Million verkaufte Geräte - erreicht. Die zweite Millionengrenze wurde anderthalb Jahre später erreicht, vorwiegend in der Bundesrepublik. Dann gab es erst den Aufschwung in Großbritannien: 1 Million Einheiten pro Jahr. Aber für Commodore kam das eigentlich zu spät. Und wir befassen uns auch erst später näher damit.

      Die meiste Aktivität in dieser Zeit fand in der Gerüchteküche statt, nachdem die Amiga-Abteilung in Los Gatos im Frühjahr 1987 endgültig geschlossen wurde. Commodore hätte gern bestimmte Leute behalten, aber sie waren nicht bereit, zur Ostküste umzusiedeln, wie Dale Luck erklärt: »Commodore wollte, daß wir alle nach Pennsylvanien umziehen, aber das wollten wir nicht, denn Kalifornien hat vieles zu bieten, was es in West Chester nicht gibt. Hier ist immer was los, man sitzt an der Quelle bei den neuen Entwicklungen in Hardware, Software und ICs und man darf die vielen persönlichen Kontakte zu anderen Entwicklern nicht außer Acht lassen - die trifft man an fast jeder Straßenecke. Also wurden wir zu `Beratern` - und erhielten nach Bedarf von Commodore befristete Aufträge. Durch die Schließung von Los Gatos wurde die Weiterentwicklung von Intuition um acht bis neun Monate verzögert, und es ging viel Schwung verloren.«

      Wie gesagt, nur in der Gerüchteküche ging der Schwung nie verloren, und das hat die Überlebenschancen des Amiga erheblich verbessert. Der neue Agnus-Chip war im Gespräch: Adreßraum 2 MByte, 8 Bitebenen für 256 Farben. Da war die Transputerkarte mit bis zu 16-facher Kaskadierung und dem vom AmigaDOS-Mann Dr.Tim King entwickelten Betriebssystem Helios. Es gebe eine 68020-Karte mit 32-Bit-RAM-Speicher. Das Betriebssystem sollte unter Manx C neu kompiliert worden sein. Es gebe auch einen Amiga 3000 mit 68030, SuperAgnus und SuperDenise mit besserer Auflösung und mehr Farben. Das Supergerücht des Jahres lieferte Winfried Hoffmann, Geschäftsführer von Commodore Deutschland; in einem Interview mit der Zeitschrift Happy Computer (Ausgabe 8/87) sagte er: »Wir warten auf den Amiga 1000 in der neuen Version, die in nächster Zeit kommen wird. Vom Design her wird der neue Amiga 1000 so aussehen wie der jetzige [der nicht mehr gebaut wurde!]. Nur im Innern wird eine neue Karte auf der Basis des Amiga 500 eingebaut sein (mit dem Betriebssystem im ROM).«

      März 1988

      Und was kam dann zur CeBIT 1988? Der Amiga 2500 - ein Modell ohne erkennbaren Sinn! Dahinter versteckte sich lediglich ein stinknormaler Amiga 2000 mit verschiedenen Zusatzkarten, so z.B. der 2500 AT mit 80286-Karte, der 2500 UX mit zusätzlichem 68020, 100-MByte Festplatte und 32-Bit-Speichererweiterung. Es kann sich nur um Vermarktungskosmetik für den nordamerikanischen Markt gehandelt haben, denn solche Geräte waren in Europa nicht gefragt. Der Produktschwerpunkt schien sich vom Computer selbst auf Zusatzkarten und Peripheriegeräte verlagert zu haben.

      Die Werbung richtete sich ebenfalls mehr an amerikanische als europäische Verbraucher und war gekennzeichnet durch eine Mischung aus guten Ansätzen und schlechter Ausführung. In der Bundesrepublik glänzte die Werbeabteilung mit der unsäglichen »Kiss me Amiga«-Kampagne. In den USA gab es die Werbekassette »Amiga 500 Test Flight« und das Promotionlied »Only Amiga...« sowie eine Reihe von Fernsehspots auf dem Musiksender MTV. Alle acht Spots wurden unter Verwendung des Amigas produziert - diese Tatsache wurde aber mit keiner Silbe erwähnt! Zwecks Belebung des Weihnachtsgeschäfts gab es A500-Sonderangebote, wahlweise mit Videorecorder oder MIDI-Keyboard und passender Software. An sich keine schlechte Idee, aber beim Videorecorderangebot fehlte das Verbindungskabel zum Videorecorder...

      Die einzige Neuigkeit des Jahres war die Festplatte zum Amiga 500 - die A590. Angekündigt wurde die Grafikkarte der Lowell University mit einer Auflösung von einer Million Pixeln und vielen, vielen Farben, sowie ein »Professional Video Adapter«, eine aus drei Karten bestehende Kombination aus Genlock, Videodigitizer und Framegrabber.

      Im Dezember 1988 gab es Neues zu berichten, das mehr als ein Gerücht war. Toronto: »World-Of-Commodore-Show« und 30. Firmenjubiläum von Commodore. Vorn auf dem Firmenstand zu bewundern: zwei Netzkarten; hinten in der dunkelsten Ecke ein Amiga1000-ähnliches Gerät, das nur im Flüsterton erwähnt wird. Es fallen Begriffe wie: mehr Farben, höhere Auflösung, SCSI Port, Mathematik-Koprozessor, HD-Laufwerk und schließlich die Bezeichnung »Amiga 3000«.

      So groß war die Erwartung dieses neuen Modells, daß die Amiga Usergroup »San Diego« sofort zugriff, als sich zu ihrem Apriltreffen die Gelegenheit bot, angeblich den neuen Amiga zu sehen. Beim Einschalten des unübersehbar mit »Amiga 3000« gekennzeichneten Geräts erschien eine im Raytracingverfahren dargestellte rotierende Hand statt des bekannten Standbildes; die Workbench war in einer interlacefreien Darstellung zu sehen und es wimmelte nur so von Farben. Andere »Neuigkeiten« wurden mal angesprochen, mal gezeigt. Noch vor Ende des Clubtreffens gingen die ersten Meldungen in alle Welt. Im Netz wurde eifrig debattiert und von Commodore dementiert. Da wurde der Zusammenhang mit dem Datum deutlich und die Sache war klar: Das von der Usergroup vorgefuehrte »neue« Modell war tatsächlich in der Amiga-Reihe ein Prototyp - und zwar ein neuer Macintosh II im Amiga2000-Gehäuse!

      Als kurze Zeit später die ersten Alpha-Versionen von Version 1.4 des Amiga-Betriebssystems auftauchten, war aber auch ein animiertes Einschaltbild zu sehen. Waren die Spaßmacher nun Hellseher, oder war das ein schlau eingefädelter Marktforschungstrick? Die Idee kam jedenfalls nicht von Commodores Marketingabteilung, denn die war eher damit beschäftigt, Interesse für den geplanten »C 65« zu wecken, nachdem die bisherigen Nachfolgermodelle des erfolgreichen 8-Bit-Computers sich als Flops erwiesen hatten. Auf der ganzen Welt mit Ausnahme der USA war der Amiga längst ohne große Werbekampagne zum Begriff geworden. Was Commodore nicht schaffte, erreichte die Amiga-Gemeinde selbst: durch Mundpropaganda. Das wiederum mag auch für die Firma ein Grund gewesen sein, am Werbeetat zu sparen.

      Und jetzt machten »die von der obersten Etage« den nächsten gravierenden Fehler. Sie setzten alles daran, die bisherigen IBM-Kunden zum Amiga zu bekehren, indem der Befehl erging, die für den europäischen Markt produzierten PC-Clones auch in den USA zu vermarkten und namhafte IBM-Softwareproduzenten wie WordPerfect für die Umsetzung ihrer Produkte zu gewinnen. Mit dieser Kursänderung offenbarten die Herren an der Spitze eindeutig ihre Unkennntis der Marktsituation und der Stellung ihrer Firma in den Augen der (amerikanischen) Verbraucher: In Europa genoß sie aus den Zeiten der PET-Reihe einen Ruf als Lieferant von Bürocomputern und lag lange Zeit vor IBM; in den USA dagegen war das Image der Spielcomputerfirma dominierend und die Versuche, dieses Image zu verlieren, sollten in den kommenden Jahren die Weichen für das spätere Scheitern stellen.

      Dann kam WordPerfect mit dem gleichnamigen Textverarbeitungsprogramm in der Amiga-Version. Amerikanische Benutzer jubelten - wieso eigentlich? Es gab bereits solche Programme im Dutzend für den Amiga, und die führenden Amiga-Programme der damaligen Zeit lieferten alle WYSIWYG-Darstellung mit Grafikeinbindung, was WP noch lange nicht konnte. Außerdem war das Programm im Vergleich sündhaft teuer - mindestens doppelt so teuer wie das neueste und teuerste Amiga-Programm. Der deutsche Markt brachte dieses Experiment zum Scheitern. Die mittlerweile etwa 1,5 Millionen Amigabesitzer sagten einhellig: »WordPerfect, für 800 Mark (Schüler-und-Studenten-Preis)? Nein danke! Wir haben schon Besseres.«

      Schuldige mußten her! Das war nichts Neues: Die Leitung der amerikanischen Niederlassung wurde so oft ausgetauscht, daß man unkte, das Chefbüro habe eine Drehtür! Einmal, so die Anekdote, fand ein neuer Chef auf dem Schreibtisch drei Briefumschläge mit der Aufschrift »Nur im Notfall öffnen« und den Zahlen 1, 2 und 3. Natürlich steckt die Firma in Schwierigkeiten, also öffnet er Umschlag 1; da steht »Geben Sie Ihrem Vorgänger die Schuld.« Es geht kurzfristig etwas besser, dann ist Umschlag 2 fällig: »Geben Sie Ihren Vizepräsidenten die Schuld.« Es geht weiter bergab und der verzweifelte Chef macht den letzten Umschlag auf: »Bereiten Sie drei Umschläge vor...«

      Unter den Topmanagern wurde also wieder fleißig gekehrt, und dann tat Präsident Irving Gould ausnahmsweise etwas Sinnvolles: Er holte als neuen Leiter der amerikanischen Filiale Harry Coppermann, der nicht nur 20 Jahre im Dienste von IBM, sondern auch zwei Jahre bei Apple als Vermarktungsexperte nachweisen konnte. Der neue Besen wurde schnell aktiv. Knapp sechs Wochen nach seiner Ernennung erschien er auf der Entwicklerkonferenz in San Francisco und trug seine Ziele vor: 1. Verbessertes Firmenimage, eine neue Werbeagentur; 2. Schwerpunkt auf dem Amiga: 3. verbesserter Produktvertrieb; 4. neue Märkte - Schulen, Hochschulen, Regierung; 5. bessere Kundenbetreuung, nach dem Motto »zufriedene Kunden kaufen weiter, unzufriedene auch - aber bei der Konkurrenz«. Er stellte auch neue Leute hierfür ein, wovon mehrere ihre Sporen bei Apple verdient hatten. Die Entwickler nahmen die neuen Töne erstaunt wahr; noch größer war das Staunen, als ihnen klar wurde, daß ihre Meinungen für den neuen Chef nicht nur von Bedeutung, sondern sogar erwünscht waren.

      Rasch wurden neue Produkte vorgestellt, die bislang vor sich hin vegetiert hatten: eine 68030-Karte, Professional Video Adapter, die Lovell Grafikkarte, ein verbesserter Festplattencontroller, eine Mehrfachkarte für serielle Schnittstellen, eine ArcNet-Karte für Amiga 500 und 2000, die neuen Chips der Enhanced-Custom-Chip-(ECS)-Reihe. Die Entwicklung des Amiga 3000 wurde erstmals offiziell bestätigt.

      Coppermanns Angriff auf den Schulmarkt wurde mit einem Video eingeleitet: »Amiga in The Classroom«. Aber weiteres Interesse mußte geweckt, und damit zu ungewöhnlichen Mitteln gegriffen werden: eine zweite Premiere! Am 11.Oktober 1989 wurde das »Amiga Relaunch« mit Veranstaltungen in New York und Los Angeles gefeiert: Die komplette Relaunchmannschaft jettete quer über die USA von der ersten zur zweiten Veranstaltung! Vorgestellt wurden aber keine neuen Computer, sondern die neuen Werbefilme, die von Lucasfilms Commercials produziert wurden (Ja, George Lucas ist auch Amiga-Fan!), und die Druckwerbung unter dem Motto »The Computer for the Creative Mind«. (Wie lautete damals der Spruch auf dem Aufkleber, der meinem Amiga beigelegt war: »Mensch laß deinen Ideen freien Lauf!«). Einen Eklat gab es, als die Zeitschrift TIME in derselben Ausgabe (30.Oktober), in der diese Werbung auf sieben Seiten erschien, auch einen Bericht brachte, in dem der Amiga Relaunch als »Benefizveranstaltung für eine abgetakelte Diva« beschrieben wurde und nur als Aufhänger für einen Artikel zum Einbruch in der Computerbranche diente.

      Harry Coppermann faßte die ersten fünf Jahre der Amiga-Geschichte treffend zusammen: »Commodore hat im Angebot eines der bestgehüteten Geheimnisse der heutigen PC-Industrie: eine Produktreihe mit dem Namen Amiga.« Gleichzeitig konnte er das Erreichen der 1-Millionen-Grenze beim Verkauf dieses Geheimnisses bekanntgeben. Der Amiga hatte sich trotz Commodore etablieren können! Auch die Finanzzeitschriften nahmen den neuen Besen bei Commodore zur Kenntnis: Business Week bezeichnete Commodore als »führende Firma im Multimediasektor« und das Wall Street Journal begutachtete die neue Richtung wohlwollend.

      Die Werbekampagne brachte den erhofften Erfolg nicht, auch wenn der Amiga 500 sich eines deutlich gestiegenen Umsatzes erfreuen konnte. Der Durchbruch wurde in Großbritannien geschafft, nachdem der Amiga dreieinhalb Jahre lang ein Außenseiterdasein gefristet hatte. Zum Weihnachtsgeschäft wurden binnen sechs Wochen über 100.000 Amiga 500 an den Mann gebracht! Wie bereits erwähnt, war dieser Erfolg auf eine konsequente »Paketstrategie« zurückzuführen: da gab es »Air Miles« mit Gutschein für 500 Meilen ab London, verschiedene Spiele und ein Paket für den Bürobereich. Händler zogen mit und boten (teilweise zusätzlich) eigene Pakete an. Im Schnitt war jedem Amiga 500 Software im Wert von 500 Mark beigelegt!

      Ein Teil des Erfolgs ging auf das Konto der Firma Ariadne zurück, die ein Emulationsprogramm für den landesweit verbreiteten Acorn BBC Computer geschrieben hatte; die Emulation war nicht nur multitaskingfähig, sondern auch in manchen Bereichen schneller als der BBC selbst. Da dieser Computer in fast allen Schulen des Landes eingesetzt wurde, tat sich ein großer Markt auf.

      Bald machte das Gerücht die Runde, es werde an einer Laptop-Ausführung des Amiga gearbeitet und die heiße auch noch `Arrow`. Daß diese Spekulation nicht ganz grundlos war, hat Dale Luck bestätigt: »Als ich bei Commodore als Berater tätig war, haben wir am Design eines Laptops gearbeitet. Ich habe noch einen der zwei oder drei Prototypen, die wir damals in Handarbeit zusammengebastelt haben. Die Hauptplatine ist eine modifizierte Version der Amiga500-Platine, die genau in das alte SX 64-Gehäuse (die `tragbare` Version des C 64 - ein heißbegehrtes Sammlerstück) paßte. Das Gerät hatte 1 MByte Speicher und ich suchte dafür einen Festplattenadapter, eventuell eine 68020-Karte und eine 5 bis 6 Zoll große farbige LC-Anzeige. Aus irgendwelchen Gründen hatte Commodore an einem Laptop kein Interesse mehr und das Projekt wurde schon als Prototyp gestrichen.« Anderweitig bestand aber Interesse. Auf der New Yorker Ami-Expo im März 1989 hatte die Firma MicroMomentum eine »schleppbare« Ausführung gezeigt und hierzulande sollte von Gigatron ein Laptop zur CeBIT 1990 kommen - kam aber nicht, weil Commodore, wie schon so oft, keine Lizenz für die Sonderchips vergeben wollte...

      März 1990

      DevCon: Das Geheinnis um »Baby« wird gelüftet - keine Spielkonsole, sondern ein neues Zwittergerät, ein Amiga-CD-Zwitter. Damit wurde eine Phase eingeleitet, in der erstmals seit drei Jahren neue Modelle zu sehen waren. Am 24.April wurde in New Yorker Palladium die Premiere von Amiga 3000 und AmigaVision gefeiert. Der Aufwand war wesentlich geringer als 1985 aber nicht minder beeindruckend. Die Videovorführung zeigte die Fähigkeiten des neuen Programms und des neuen Computers gleichzeitig. Damit war nicht nur der Einstieg, sondern effektiv die (vorläufige) Übernahme eines aktuellen Anwendungsbereichs geschafft: Amiga lieferte, was Apple unter der Bezeichnung `Multimedia` propagierte!

      Der Amiga 3000 signalisierte auch den Abschied von der 16/24-Bit-Technologie mit dem Wechsel zu einer vollen 32-Bit-Architektur - das Betriebssystem war schon immer in 32 Bit, die CPU intern ebenso - mit einem auf 512 KByte angewachsenem Betriebssystem - nicht die lange gehandelte 1.4 sondern 2.0; eine Bezeichnung, die laut allen bis dato gemachten Ingenieursaussagen nur dann verwendet werden sollte, wenn die Rückwärtskompatibilität nicht mehr gewährleistet wäre.

      Harry Coppermann hatte sich passende Worte zurechtgelegt: »Jetzt sind wir dran. Jetzt ist unsere Zeit gekommen. Die Technologie hatten wir bereits vor viereinhalb Jahren. Um die Wahrheit zu sagen, wir hatten ein multimediafähiges Produkt, bevor Multimedia produktreif war. Schauen Sie sich die anderen Firmen an: Sie reden von Multimedia, aber sie bringen es nicht. Sie liegen weit hinter Conmmodore zurück.

      Sechs Wochen später; CES Chicago: der zweite Streich. Aus »Baby« ist das »Commodore Interactive Graphics Player«, besser bekannt unter dem Marktnamen »Commodore Dynamic Total Vision«, kurz CDTV geworden. Die Markteinführung von CDTV wurde jedoch auf 1991 verschoben: um sicherzustellen, daß es für das neue Gerät auch hinreichend Software gab. Commodore konnte rosigen Zeiten entgegensehen.

      Aber was dann kam, war typisch Commodore. Wie heißt es im »Deathbed Vigil«-Video: »Sie rissen die Niederlage aus den Klauen des Erfolgs!«

      Ohne groß zu überlegen, wurde kurzerhand auf dem Höhepunkt des Errolgs der Amiga 500 abgesetzt und durch den 500+ mit dem ECS-Chipset ersetzt. Plötzlich funktionierten etliche Spiele auf dem 500+ nicht mehr! Sogar die Spiele-Entwickler waren überrascht. Proteste halfen nichts, die Firmenleitung blieb stur. Es sollte noch schlimmer kommen. Die PC-Abteilung mußte aufgegeben werden, weil der Marktanteil kaum erkennbar war.

      Die alten Amiga 500 mußten aus dem Lager, um Platz für den 500+ zu machen: Absatz zu reduzierten Preisen - ein Verlustgeschäft (wenn auch nicht für die erfreuten Käufer). Dann wurde Henry Rubin durch Bill Sydnes als Leiter der Hardwareseite abgelöst, und die Entwicklung blieb fast schlagartig stehen.

      Bis Februar 1991 waren die ersten Prototypen des A(G)A-Chipset fertig. Sie wurden in einige wenige Entwicklungsgeräte eingebaut; dieser Amiga 3000+, mit dem zusätzlichen »AT&T DSP 3210« als Soundprozessor wurde auf den Entwicklerkonferenzen in Denver und Mailand vorgestellt. Die Serie sollte ab April anlaufen und wurde von der Firmenleitung gestoppt. Gleiches galt bis Oktober für alle A(G)A-Projekte. Stattdessen wurde der als »Billiggerät« für Computereinsteiger geplante Amiga 300 umgemodelt und unter der Bezeichnung Amiga 600 als A500-Ersatz auf den Markt gebracht - ein Gerät, das weniger bot und mehr kostete!

      Die Firmenleitung ordnete für 1992 die Entwicklung eines Geräts für die Marktlücke zwischen Amiga 300 und Amiga 3000 an: der Amiga 2200 wurde jedoch rundweg von allen Niederlassungen abgelehnt. Die kritische Finanzlage spitzte sich immer mehr zu.

      Die Bosse gaben nach: Grünes Licht für AA. Aus den Entwürfen für Amiga 3000+ und 2200 entsteht der Amiga 4000, mit Betriebssystem 3.0. Der Einfluß des von IBM-Gedanken geprägten Sydnes macht sich im Wechsel von SCSI zu IDE deutlich bemerkbar. Obwohl der neue Amiga endlich mit A(G)A-Chips ausgeliefert wird und farbenmäßig mit dem Macintosh konkurrieren kann, ist die Reaktion nicht völlig zustimmend.

      Für »das untere Ende des Markts« wird der Amiga 1200 entwickelt: diesmal mit mehr Mitteln und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Fürs Weihnachtsgeschäft erscheint das neue Modell fast zu spät, und die Nachfrage übersteigt bei weitem das Angebot. Es bahnt sich die Katastrophe an: angesichts des A1200 will niemand den A600. Auch der Amiga 3000 fällt bei den Käufern in Ungnade. ECS ist eindeutig »out«. Die Verlustzahlen steigen weiter.

      CDTV hat sich auch als Fehlschlag entpuppt. Die Technologie ist gegenüber den neuen Modellen überaltet, das Programmangebot ist von mäßiger Qualität. 1993 wird der Nachfolger, CD32, auf der Grundlage des A1200 entwickelt. Alle sind mit dem Entwurf zufrieden: CD32 ist sowohl Spielkonsole, als auch zum Computer erweiterbar und kann als preiswerter Multimediatreiber eingesetzt werden. Aber die Mittel für die Serienproduktion reichen nur für etwa 100.000 Geräte, wovon allein in Großbritannien etwa 50.000 verkauft werden. Laut Deathbed-Vigil-Video hätte »Commodore mit 400.000 Geräten überleben können«.

      Alles fällt der Finanznot nach und nach zum Opfer. Es findet keine Neuentwicklung statt; das AAA-Projekt wird eingestellt, obwohl die ersten Chips bereits existieren. Commodore kann die Lieferanten nicht mehr bezahlen. Nur an dem MPEG-Modul zum CD32, am Amiga 4000T und am Betriebssystem 3.1 wird weitergearbeitet.

      April 1994

      Commodore ist am Ende. Wer sich nach einer anderen Stelle umschauen will, wird von der Firmenleitung dazu ermutigt. Wunder werden nicht erwartet.

      25.April. Es werden Entlassungen bekanntgegeben; nur noch 30 Mitarbeiter bleiben - auf Höhepunkt waren es über 1000.

      29.April. Auf den Bahamas reichen mehrere Niederlassungen den Auflösungsantrag ein. Commodore ist pleite. Wie konnte die drittgrößte Firma auf dem europäischen Markt so tief fallen? Bereits 1989 äußerte sich Dale Luck zu Mängeln in der Firmenführung: »Unter den Mitgliedern des Aufsichtsrats war kein einziger mit einem brauchbaren technischen Hintergrund. Keiner hat die Technologie wirklich kapiert. Commodore ist eine seltsame Gesellschaft. Man hat den Eindruck, sie geben nur vor, Computerhersteller zu sein. Andere Firmen haben Produktpaletten, setzen Ziele, planen lange im Voraus; die Leute vom Management verstehen die Ziele und was zu tun ist. Commodore scheint immer hinterherzurennen. Die Manager haben das Delegieren nicht gelernt. Commodore hat MOS Technology, eine wunderbare Chipfirma, nie richtig genutzt. In der Qualitätskontrolle gibt es Probleme, die in anderen Firmen in der Entwicklung und nicht in der Herstellung gelöst werden. Die Softwareleute machen es richtig, wie man bei 1.4 sieht.« Ziemliche herbe Kritik von jemand, der Bescheid wußte.

      Rettungschancen hatte es durchaus gegeben. Im »Deathbed Vigil« erfährt man zwei davon: »Commodore hat eine Vereinbarung mit einer großen japanischen Firma ausgehandelt. Die sollte den Amiga in Japan weiterverkaufen. Japan war ein großer Markt, der noch nicht von IBM und Apple dominiert wurde. Nur Apple hatte einen Fuß in der Tür, weil der Macintosh die Kanjischrift gut darstellen konnte, etwas, was der Amiga mit der richtigen Software auch schaffen kann. Letztendlich kam es auf persönlichen Kontakt an, die traditionelle Begegnung der Firmenchefs. Und die Topmanager haben es vermasselt - gleich zweimal!«

      »Sun Microsystems wollte einen OEM-Vertrag [Verkauf des Produkts einer anderen Firma unter ihrem Firmennamen] für den Amiga 3000 UX als billiges 680x0 UNIX-Gerät zur Ergänzung ihrer neuen, teuren SPARCs. Commodores Firmenleitung wollte nicht.«

      Nachtrag:
      (Martin Heine)

      1995: Die deutsche Escom AG ersteigert Commodore mit allen Rechten, es wird die hundertprozentige Tochter »AMIGA Technologies GmbH« (AT) gegründet. Doch mit dem Einkauf des Markennamens `Commodore` scheint auch der Fluch des Mißmanagements übernommen worden zu sein - Escom kommt zunehmend in finanzielle Nöte, der Tochterfirma AT fehlen die nötigen Mittel für eine zügige Weiterentwicklung.

      Lediglich die Produktion des A1200 und des A4000T werden wieder aufgenommen. Beiden Rechnern ist ein attraktives Software-Bundle beigelegt, bestehend aus Textverarbeitung, Datenbank, Tabellenkalkulation, Malprogramm, Bildbearbeitungsprogramm, Präsentationssoftware und zwei Spielen. Für das Marketing, das schon unter Commodore quasi nicht vorhanden war, fehlt das Geld.


      1996: AT präsentiert auf der CeBIT einen neuen Amiga, den "Walker", der jedoch nur geringe Modifikationen, einen schnelleren Prozessor und ein zwar eigenwilliges, aber gut erweiterbares Gehäusedesign bietet. Zudem wird der A1200 zusätzlich im überaus günstigen "Surfer-Paket" vermarktet - zum "Magic"-Softwarebundle kommen ein Modem, komplette Internetsoftware und 100 Freistunden im Internet hinzu.

      Für das nächste Jahr wird der langersehnte RISC-Amiga mit Motorolas PowerPC-Prozessor angekündigt.

      Derweil aber macht das Mutterunternehmen Escom, inzwischen unter der Führung von Helmut Jost, ehemals Commodore Deutschland, noch größere Verluste. In der Folge muss auch Escom Konkurs anmelden und reißt die Tochterfirma Amiga Technologies mit.

      Bereits kurz zuvor bot die amerikanische Viscorp mit Sitz in Chicago, Hersteller von Settopboxen für Digitales Fernsehen, 40 Millionen Dollar für die Übernahme von AT. Bereits im Frühjahr hatte Viscorp Lizenzen für die Amiga-Custom-Chips und das AmigaOS für die eigene Settopbox-Entwicklung erworben.


      1997/98: Der Amiga ist nicht totzukriegen - auch die dritte Krise nach den Finanzschwierigkeiten der ursprünglichen Amiga Inc. und dem Konkurs Commodores 1994 wird überstanden: Nach langwierigen Verhandlungen zwischen Escoms Konkursverwalter und den diversen Firmen, die Kaufangebote unterbreiteten, erhält überraschend der amerikanische PC-Riese Gateway2000 den Zuschlag für sämtli
      Avatar
      schrieb am 11.12.00 20:25:29
      Beitrag Nr. 2 ()
      und hier im Wallstreetboard kommt man sich vor wie früher im

      z-netz/amiga/allgemein :)

      Ein Ex 3000Tower-Besitzer :(
      Avatar
      schrieb am 11.12.00 20:29:22
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo Didii,

      danke für diesen interessanten Beitrag, da ich seit Oktober 1983 einen Commodore 64 mein Eigen nannte, habe ich alle Höhen und Tiefen der Firma Commodore mitgemacht, auch wenn ich nach langem Überlegen dann letztendlich einen Atari Mega ST einem Amiga vorgezogen habe (Überlegenheit des damals führenden Programms zur Darstellung wissenschaftlicher Berichte, Signum!). Trotzdem ist mir das Schicksal von CBM nie gleichgültig geblieben, was hätte aus dieser Firma werden können, wenn, ja, wenn ein fähiges und vorausschauendes Management dagewesen wären. Auch ein durchaus fähiger Hofmann war nur für das Europageschäft tätig und konnte die eklatanten Managementfehler und Fehleinschätzungen der amerikanischen Zentrale nie kompensieren!

      ein in Reminiszenz versunkener

      Doc
      Avatar
      schrieb am 11.12.00 23:30:53
      Beitrag Nr. 4 ()
      @Didii:

      Bitte, bitte, ich habe diesen Text gerne für dich entdeckt und auch schon vor Wochen die passende
      URL hier reingestellt! Wenn du sowas aber postest, dann bitte mit Quellenangabe, sodaß man das, was
      du nicht mit STRG+C in deinen Zwischenspeicher bekommen hast, auch zuende lesen kann ;)

      http://www.stud.uni-hannover.de/user/68737/Amiga-Hist.html
      Delaquente
      Avatar
      schrieb am 12.12.00 00:48:16
      Beitrag Nr. 5 ()
      fesselnder Bericht

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      Avatar
      schrieb am 12.12.00 05:24:41
      Beitrag Nr. 6 ()
      Delaquente,
      entschuldige bitte,werde mich bessern.
      Gruss Didii


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