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    Börse rauf und runter: Ein modernes Märchen von der WAMS - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.12.00 12:11:50 von
    neuester Beitrag 27.12.00 12:47:13 von
    Beiträge: 4
    ID: 320.676
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      schrieb am 27.12.00 12:11:50
      Beitrag Nr. 1 ()
      Dieses Märchen habe ich in der WAMS gefunden:


      Wenn das Börsenfieber grassiert

      Über Anleger, die bei Höchstkursen kaufen und bei Tiefstkursen verkaufen - Ein modernes Märchen

      Von Klaus Britting

      Es war um die Jahrtausendwende, als immer mehr Menschen die Aktienkurse verfolgten. Und weil sie hörten, dass man mit Aktien praktisch im Schlaf viel Geld verdienen könne, kauften sie auch Aktien. Und immer mehr Menschen hörten dies, kauften sich Computer und Börsensoftware, lasen Börsenzeitschriften und gingen ins Internet, um gleich Online direkt bei ihrer Bank zu ordern. Und so stiegen die Aktienkurse unaufhaltsam.
      Und meinte jemand vorsichtig, dass diese oder jene Aktie vielleicht überteuert sei, weil der Börsenwert des Unternehmens inzwischen beim zweihundertfachen, ja sogar beim tausendfachen des Gewinns liege, so wurde ihm von Leuten, die sich Analysten nennen, umgehend bedeutet, dass er keine Ahnung habe. Schließlich handle es sich um Zukunftsmärkte mit ungeahnten Möglichkeiten. Und hier müsse man bei den Anlaufverlusten und beim Kurs/Gewinn-Verhältnis schon bitte ein bisschen weiter in die Zukunft blicken.

      Als schließlich jede Zeitung, auch die noch so kleinen Blätter auf dem Lande, immer häufiger von jungen Börsenmillionären in ihren prächtigen Villen berichtete, stürmten die kleinen Leute die Banken und baten die Angestellten händeringend, doch einen großen Teil ihrer Ersparnisse sofort in Aktien anzulegen, weil sie auch so reich werden wollten. Erfahrene Banker, die in ihrem Leben mehrere Crashs erlebt hatten, sprachen untereinander grinsend von der so genannten Dienstmädchenhausse, hüteten sich aber, dies öffentlich kundzutun. Verständlich.

      Es geschah praktisch über Nacht. Der amerikanische Notenbankpräsident Alan Greenspan erlitt während einer wichtigen Rede einen Hustenanfall, weil er vorher unvorsichtigerweise drei Stück Diätzwieback gegessen hatte. Ein dabei ausgestoßenes Wortfragment wurde von niemandem verstanden, deshalb als sehr negativ für den Markt betrachtet, worauf der Dow Jones Index, der die Aktien der 30 wichtigsten amerikanischen Industrieunternehmen umfasst, innerhalb von 90 Minuten 420 Punkte verlor.

      Am folgenden Tag brachen zunächst die asiatischen, dann die europäischen Börsen im Schnitt um sechs Prozent ein. Das führte an der Wall Street zu einem weiteren Rückgang von acht Prozent, worauf die Asiaten mit einem Minus von neun bis zwölf Prozent konterten. Das ließ den Dax in Frankfurt nicht ruhen, er stürzte um zehn Prozent. Und der populäre Nemax-Index, der die Kursentwicklung all der neuen und modernen Unternehmen widerspiegelt, setzte mit seinem Verlust von zwölf Prozent noch eins drauf. Der Dow Jones in New York ließ sich nicht lumpen und gab weitere sechs Prozent nach, worauf Dax und Nemax am nächsten Morgen schon in der ersten Stunde sieben Prozent verloren. Und in den folgenden Wochen fielen die Kurse immer mehr.

      Nun meldeten sich die Analysten zurück, wiesen auf die exorbitant gestiegenen Kurse hin und meinten, der Rückgang sei natürlich vorhersehbar gewesen, man müsse mit weiteren Verlusten in der nächsten Zeit rechnen. Die Kurs/Gewinn-Verhältnisse vieler Aktien seien geradezu abenteuerlich hoch gewesen. Das hätte man nun wirklich klar sehen können.

      Die Hausfrauen und die jungen Zocker, die in ihrem Leben nie einen Börsencrash erlebt hatten, bekamen zittrige Hände und versuchten in immer größerem Ausmaß zu retten, was zu retten war. Und die Kurse sanken und sanken, bis einige Aktien, vor allem jene, deren Besitz als besonders cool galt, bis zu 90 Prozent ihres Höchstwertes verloren hatten. Da weinten viele kleine Anleger und schworen sich, nie wieder mit Aktien zu spekulieren.

      Als die Kurse ganz unten waren, stiegen die Banken wieder ein, auch mit ihren Fonds. Und die Aktien begannen zu steigen und zu steigen. Dann gaben die Analysten in großer Zahl Empfehlungen für Aktienkäufe und meinten, dass man so billig nie wieder kaufen könne. Und die Kurse ging hoch und immer höher und die Analysten empfahlen, weiter einzusteigen. Und alle, die sich geschworen hatten, nie wieder mit Aktien zu spekulieren, kauften wieder.

      Und wenn sie nicht gestorben sind, werden sie es immer wieder tun.
      Avatar
      schrieb am 27.12.00 12:18:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      :)
      Avatar
      schrieb am 27.12.00 12:19:08
      Beitrag Nr. 3 ()
      Da sieht man, auch Märchen können wahr werden!
      Avatar
      schrieb am 27.12.00 12:47:13
      Beitrag Nr. 4 ()
      Jeff Bezos ( CEO von Amazon ) ist der beste Märchenerzähler. :laugh::laugh::laugh:


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