checkAd

    crisis? what crisis? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 14.01.01 11:51:22 von
    neuester Beitrag 15.01.01 18:45:46 von
    Beiträge: 14
    ID: 328.188
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 459
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 11:51:22
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo,

      wir nähern uns unaufhaltsam dem Abgrund! Wusstet Ihr das?

      Gemeint ist die Überbevölkerung, gefolgt von Umweltverschmutzung, Klimakatastrophe,
      Ressourcenengpässen und Verteilungskriegen. Zur Zeit gibt es mehr als 6 Milliarden
      Menschen: Weltbevölkerung 1950-2050: http://www.census.gov/ipc/www/worldpop.html





      Wenn die Menschheit überleben soll, muss irgendwann die Weltbevölkerung konstant bleiben.
      Eine stabile Population ist nur über eine weltweite Geburtenkontrolle erreichbar.

      Die Unannehmlichkeiten für die Einzelperson sind von der angestrebten Maximalzahl unabhängig.
      Ob 100 Millionen oder 10 Milliarden Menschen, bei einer konstanten Bevölkerungszahl hat jede
      Familie das gleiche Recht auf eine bestimmte Anzahl von Kindern: durchschnittlich darf jeder
      Mensch in seinem Leben ein Kind zeugen.

      In der Phase der Anpassung auf eine optimale, d.h. niedrigere Weltbevölkerung, darf jeder
      Mensch im Durchschnitt z.B. nur ein halbes Kind zeugen (eines pro Familie). Die optimale
      Anzahl aller Menschen liegt bei vielleicht einer Milliarde. Dank moderner Technik hätten
      irgendwann alle Menschen einen gleich hohen Lebensstandard und die Menschheit könnte
      sich harmonisch in die Natur einfügen, ohne diese zu zerstören.

      Zur Zeit sieht es aber so aus, als würden wir in diesem Jahrhundert spielend die 10 Milliarden
      Grenze durchbrechen. In den folgenden Jahrhunderten (so viele werden es nicht sein) werden sich
      die Lebensbedingungen soweit verschlechtert haben, dass die Weltbevölkerung aus natürlichen
      Gründen sinken wird. Leider ist dann überall Wüste und der Planet braucht viele Jahrhunderte,
      um sich zu erholen. Hoffen wir, dass es auch ein paar höhere Lebewesen als Insekten schaffen werden.

      ciao
      superhirni
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 11:54:43
      Beitrag Nr. 2 ()
      ....supertramp...1974 (???)
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 12:02:08
      Beitrag Nr. 3 ()


      Ja :)
      aber ohne Bezug auf die Texte: http://www.microtec.net/sylvn/tramp/albums/sg_cris.htm

      ciao
      superhirni
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 12:04:45
      Beitrag Nr. 4 ()
      @ superhirni,
      sorge dich nicht- die Evolution wird`s schon richten.
      Weltweite Geburtenkontrolle per Gesetz, oder wie stellst du dir das vor?
      Rad:)van
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 12:18:05
      Beitrag Nr. 5 ()
      @Radovan
      leider kann zur Zeit niemand eine Geburtenkontrolle durchsetzen,
      weil die positiven Effekte erst lange nach den negativen spürbar werden.
      Die Industrienationen müßten die Entwicklungsländer massiv unterstützen.
      Keine Chance.

      Die einzige Rettungsmöglichkeit wäre eine viele Dollar Milliarden schwere private
      Interessengemeinschaft, die Lösungsmöglichkeiten erarbeitet und dann mittels
      Werbung versucht diese Gedanken und Ziele unter den Menschen zu verbreiten.

      ciao
      superhirni

      Trading Spotlight

      Anzeige
      InnoCan Pharma
      0,1900EUR +2,98 %
      Aktie kollabiert! Hier der potentielle Nutznießer! mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 12:19:30
      Beitrag Nr. 6 ()
      ...1975.... na so falsch lag ich garnicht, sturm+drang...., na is ja auch schon weilchen her, dennoch zeitlos..
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 12:46:47
      Beitrag Nr. 7 ()
      @ superhirni,

      ich glaube mehr an eine Interessengemeinschaft, die mit einem Knüppel die "Überzähligen" vom Brotkasten vertreibt.
      Leider!
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 13:17:12
      Beitrag Nr. 8 ()
      @Radovan
      Leider wahr.

      Ganz unmöglich ist ein durch Werbung initiierter Stimmungswandel,
      der dann politische Maßnahmen ermöglichen würde, nicht.

      Vielleicht würde es auch gelingen die Weltreligionen mit der Anschuldigung
      "Ihr tut zu wenig gegen die Zerstörung der Schöpfung" unter Druck zu setzen.

      Aber wie gesagt, es wird wahrscheinlich nichts unternommen werden.

      ciao
      superhirni
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 14:10:03
      Beitrag Nr. 9 ()
      Mamager Magazin 1/2001:M I L L E N N I U M - G E S P R Ä C H


      "Der Markt sagt nicht die Wahrheit"


      Umwelt und Ressourcen bleiben globale Problemfelder. Lester Brown, Präsident des Worldwatch Institute, plädiert daher für nachhaltiges Wirtschaften.

      mm*: Herr Brown, rufen Sie heute, am Ende des 20. Jahrhunderts, "Apocalypse now", wenn Sie an die globale Ökologie denken?
      Brown: Nein, nicht bei der Ökologie. Aber bei der Ökonomie. Die Weltwirtschaft ist total abhängig vom Ökosystem unserer Erde. Wenn dieses System ruiniert wird, geht die ganze Wirtschaft mit.




      Millennium-Gespräch
      Das magische Datum des Jahrtausendwechsels rückt näher, der Blick richtet sich nach vorn. In den vorausgegangenen Ausgaben hat sich das manager magazin daher zunächst in einem Millennium-Gespräch mit dem ehemaligen Automanager Daniel Goeudevert über die Zukunft des Kapitalismus unterhalten, dann mit Intel-Chairman Andy Grove über die Aussichten, die sich den Unternehmen bieten. Im letzten Beitrag der Millenniumsreihe geht es um die Nutzung der natürlichen Ressourcen durch die Industrie- und Schwellenländer, um einen Wohlstand im Einklang mit der Natur und um einen globalen Wertewandel.




      mm: Wie das?

      Brown: Betrachten Sie das mesopotamische Reich des Altertums: Die Mesopotamier haben ihr Bewässerungssystem nicht genügend auf die Gegebenheiten abgestimmt ­ was ihre Lebensbedingungen allmählich verschlechterte. Zunächst litt nur die Nahrungsmittelproduktion, dann brach die gesamte Zivilisation zusammen. Heute ist der Lebensraum dieser ehemaligen Hochkultur Salzwüste, praktisch unbewohnbar für Menschen.

      mm: Das Beispiel ist 4000 Jahre alt ...

      Brown: ... heute sagt der Markt etwa: Wenn die Menge gefangenen Fischs zurückgeht, dann muss sich die Fischerei-Industrie modernere Trawler zulegen. Investitionsziel ist also nicht der Erhalt der Fischbestände. Im nächsten Schritt gehen nicht nur die Fischereiumsätze zurück, sondern der ganze Wirtschaftszweig kollabiert. Die Konsequenz aus solchen Erfahrungen: Wir müssen die gesamte Weltökonomie umstrukturieren nach den Prinzipien einer ökologischen Nachhaltigkeit. Sonst geht es uns wie den Mesopotamiern.

      mm: Was sind die dringlichsten Probleme der globalen Ökologie?

      Brown: Erstens das Bevölkerungswachstum. Zweitens das Klima. Wenn wir diese beiden Entwicklungen nicht stabilisieren, können wir kein einziges Ökosystem der Welt retten. Wir können Zäune aufstellen, können Nationalparks, Biosphären-Reservate einrichten. Die Natur, was immer das sein mag, können wir dadurch jedoch nicht wirkungsvoll schützen.

      mm: Die Kurve des Bevölkerungswachstums ist in den vergangenen Jahren schon leicht abgeflacht.

      Brown: Stimmt. Eine Ursache ist der Rückgang der menschlichen Fruchtbarkeit. Die andere sind steigende Sterblichkeitsraten.

      mm: Wie kann es heute, im Zeitalter des medizinischen Fortschritts, zu höherer Sterblichkeit kommen?

      Brown: In der südlichen Hälfte Afrikas tragen 27 Millionen Menschen ein Todesurteil in sich, in Form einer HIV-Infektion. In Zimbabwe, Botswana, Südafrika sind mittlerweile 20 Prozent der Erwachsenen infiziert. Das heißt: Sofern wir kein medizinisches Wunder erleben, werden diese Länder im nächsten Jahrzehnt mindestens ein Fünftel ihrer menschlichen Produktivkraft einbüßen.

      mm: Nun könnte man sagen: Dies ist der natürliche Regulierungsprozess des globalen Bevölkerungsproblems.

      Brown: Tragödien von diesem epischen Ausmaß vertragen keine solch zynische Interpretation. In den Ländern mit hoher Infektionsrate verdoppeln, verdreifachen, vervierfachen sich gerade die Ausgaben im Gesundheitswesen. Manche der dort ansässigen Unternehmen, die noch vor kurzem ganz bequem schwarze Zahlen schrieben, schreiben heute tiefrote.

      mm: Kommen wir zum zweiten Punkt, der Klimaentwicklung. Für manche Politiker ist dies noch immer kein von Menschen gemachtes Problem.

      Brown: Weltweit wird keine anerkannte wissenschaftliche Institution die Treibhaushypothese ablehnen.

      Lester Brown
      1934 geboren in New Jersey als Sohn eines Tomatenbauern.
      1955 Hochschulabschluss als Agrarwissenschaftler.

      1959 Auslandsexperte im US-Landwirtschaftsministerium.

      1962 Abschluss im Fach Öffentliche Verwaltung an der Harvard University.

      1963 Erste Buchveröffentlichung über die künftige Entwicklung des Welt-Ernährungsproblems.

      1968 Brown will nicht für die republikanische Nixon-Administration arbeiten; er verlässt das Agrarministerium und gründet eine Organisation für landwirtschaftliche Entwicklungshilfe.

      1974 Gründung des Worldwatch Institute, dem er bis heute als Präsident und wissenschaftlicher Leiter vorsteht.

      Lester Brown wurden zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen zugesprochen, darunter der Umweltpreis der UN (1987), die Titel "Humanist des Jahres" (1991) und "Umweltschützer des Jahres" (1992) sowie der "Public Service Award" der amerikanischen Wissenschaftlervereinigung (1995). Brown ist geschieden und hat zwei erwachsene Kinder. Er bewohnt ein kleines Apartment in Washington. Da er kein Auto besitzt, legt er den Weg ins Büro mit dem Fahrrad zurück.






      mm: Zumindest die Ölkonzerne haben lange Zeit abgestritten, dass das Verbrennen fossiler Treibstoffe einen Klimawandel hervorruft.

      Brown: Es gibt auch noch Leute, die glauben, die Erde sei eine Scheibe. Aber niemand, der bereit ist, sich mit den wissenschaftlichen Beweisen auseinander zu setzen, wird das Treibhausmodell substanziell bezweifeln.

      mm: Sie scheinen sich da sicherer als manche Meteorologen.

      Brown: Der Treibhauseffekt ist nicht strittig, er besteht aus dem kleinen Einmaleins der Physik: Wenn die von der Sonne ausgesendete Energie die Erde erreicht, dann wird ein bestimmter Anteil der Strahlung nahe der Oberfläche in Wärme umgewandelt. Das Abstrahlen dieser Wärme wird durch den CO2-Anteil in der Atmosphäre behindert. Und da die CO2-Konzentration steigt, nimmt auch dieser Effekt zu. Es gibt präzise Daten über den Anstieg der CO2-Konzentration seit 1959.

      mm: Dennoch wird der Zusammenhang zwischen diesem Anstieg und der globalen Temperaturentwicklung noch immer debattiert.

      Brown: Mit Messungen beweisen lässt sich die globale Erwärmung erst, wenn es zu spät ist. Die wärmsten 15 Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1866 liegen alle nach 1980. Der sprunghafte Anstieg im vergangenen Jahr hat sogar die Skala gesprengt. Wir mussten den Maßstab verändern und die Kurven neu zeichnen.

      mm: Welche ökonomischen Probleme hängen mit diesen Entwicklungen direkt zusammen?

      Brown: Etwa der volkswirtschaftliche Schaden durch Hurrikane, Taifune, Überflutung. Gemeinsam mit der Münchener Rückversicherung hat unser Institut den weltweiten Schaden für 1998 abgeschätzt. Wir kamen auf 92 Milliarden Dollar, 54 Prozent mehr als im vorausgegangenen Rekordjahr 1996. Ein weiteres Problem sind die Vertreibungen. Im vergangenen Jahr wurden 300 Millionen Menschen durch Wetterkatastrophen von ihren Wohn- und Arbeitsplätzen vertrieben, die Hälfte davon aus dem chinesischen Yangtse-Becken, es traf aber auch Menschen in Indien und Bangladesh.

      mm: Wer ist schuld an dieser Entwicklung?

      Brown: Sie und ich. Wir alle.

      mm: Aber wer ist der Verantwortliche?

      Brown: Den gibt es nicht.

      mm: Es muss doch politische Zuständigkeiten geben.

      Brown: Schauen wir nach China. Dort kann man wunderbar studieren, was passiert, wenn eine große Menge ehemals armer Menschen plötzlich zu größerem Wohlstand kommt. Seit neuestem propagiert die chinesische Regierung Rindfleischkonsum. Wollte sie dabei US-Standards erreichen, wären das 49 Millionen Tonnen jährlich. Um so viele Rinder zu züchten, müssten rund 350 Millionen Tonnen Getreide verfüttert werden ­ etwa die amerikanische Jahresproduktion inklusive des Anteils für menschlichen Verzehr.

      mm: Regulieren sich solche Prozesse nicht von allein auf dem Weltmarkt?

      Brown: Nicht unbedingt. Nehmen wir die Automobilbranche, sie wurde 1994 von der chinesischen Regierung zum zentralen Wachstumsbereich ernannt. Sollte in China jemals ein Auto in jeder Garage stehen, dann bräuchte das Land ­ wenn man den amerikanischen Durchschnittsverbrauch hochrechnet ­ 80 Millionen Barrel Öl pro Tag. Derzeit werden weltweit 72 Millionen Barrel täglich produziert.

      mm: Was lernen wir daraus?

      Brown: Das westliche Modell industrieller Entwicklung, das auf fossilen Brennstoffen, Automobilen und Wegwerfprodukten basiert, taugt nicht für Länder wie China. Auch nicht für die übrigen zwei Milliarden Menschen in den Entwicklungsländern. Auf Dauer taugt es nicht mal für uns. Die Frage ist nur: Wie gelingt es uns, den wirtschaftlichen Fortschritt auf eine nachhaltige Entwicklung zu lenken?











      Das Worldwatch Institute





      mm: Ist der Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie sozusagen systemimmanent?

      Brown: Ja. Unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem bringt das Weltklima durcheinander, es entwaldet den gesamten Globus, zerstört die Artenvielfalt in Flora und Fauna, führt zu massiver Bodenerosion, verschmutzt Luft und Wasser. In vier Fünftel aller chinesischen Flüsse gibt es keine Fische mehr. Offenbar zerstören wir unsere Lebenserhaltungssysteme.

      mm: Sind das nicht nur regionale Probleme, die auch regional gelöst werden sollten?

      Brown: Ja. Aber sie können globale Konsequenzen nach sich ziehen. Der zentralasiatische Aralsee zum Beispiel ist tot. Vor 30 Jahren wurden dort pro Jahr noch 40.000 Tonnen Fisch gefangen. Oder nehmen Sie die indonesischen Regenwälder. Definitionsgemäß sollten die nicht komplett abbrennen können. Doch der indonesische Dschungel fällt bei jeder Trockenheit den Flammen zum Opfer, weil er durch Holzfäller, durch Rodung und so weiter gelichtet und somit geschwächt wurde. Und in Indien wird derzeit doppelt so viel Grundwasser abgepumpt, wie durch Niederschläge nachfließen kann. All dies summiert sich zu globalem Ausmaß und zu Fragen der globalen Entwicklung.

      mm: Ist das alles über Nacht passiert, ohne Vorwarnung?

      Brown: Der Hintergrund etwa für das dritte Beispiel ist die Verbreitung leistungsfähiger Diesel- und Elektropumpen. Damit kann man jetzt Wasser praktisch aus jeder Tiefe hochholen. Jetzt fallen die Grundwasserspiegel ­ nicht nur in fast ganz Indien, sondern auch überall im chinesischen Flachland, in Saudi-Arabien, im Südwesten der USA und in den Präriestaaten, teilweise auch in Europa. Das macht Angst.

      mm: Was kann man dagegen tun?

      Brown: Meine Vision ist die einer umweltverträglichen, also nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung. Die basiert nicht mehr auf fossilen Brennstoffen, sondern auf solar- und wasserstoffbetriebenen Technologien. Unser Begriff von Sonnenenergie schließt Windkraft ebenso ein wie Solarthermie und Photovoltaik.

      mm: Was heißt das praktisch?

      Brown: Ein Konsortium, angeführt von Shell und DaimlerChrysler, macht aus Island bereits das erste Wasserstoff-Wirtschaftssystem der Welt. Gemeinsam mit der Regierung werden die natürlichen Energieressourcen wie Geothermie und Wasserkraft vermehrt zur Stromerzeugung genutzt. Mit diesem Strom wird Wasser elektrolysiert, der so gewonnene Wasserstoff speist Brennstoffzellen.

      mm: Hört sich futuristisch an.

      Brown: Shell bewegt sich bereits in Richtung Wasserstoff-Wirtschaft. Die benutzen Island als Testfeld für die Erprobung und Weiterentwicklung ihrer Technologien zur Wasserstoffproduktion und -lagerung sowie für den Vertrieb. DaimlerChrysler will Island zum Testmarkt für seine Brennstoffzellen-Autos machen, die in fünf Jahren marktreif sein sollen.

      mm: Island ist eine subpolare Inselrepublik mit nur 274.000 Einwohnern ­ kaum ein Modell für einen weltweiten Strukturwandel der Wirtschaft. Haben Sie sonst noch etwas auf der Liste?

      Brown: Wir müssen die städtischen Transportsysteme umstellen. In Bangkok verbringt der durchschnittliche Autofahrer umgerechnet 44 Arbeitstage im Stau. In London kommen Autos heute kaum schneller voran als die Pferdekutschen der Jahrhundertwende. Da muss uns doch etwas Besseres einfallen. Ein Transportsystem, das Mobilität garantiert ohne Umweltverschmutzung. Das also nicht auf Automobilität basiert, sondern auf Fahrrädern und Schienenfahrzeugen.

      mm: Okay, halten wir fest: Solarzellen, U-Bahnen und Fahrräder. Was noch?

      Brown: Neue Energiequellen erobern den Markt. Der Einsatz von Windkraft wächst weltweit um 22 Prozent pro Jahr. Wenn man es richtig macht, könnte die in Texas, in Nord- und Süd-Dakota verfügbare Windenergie den gesamten Elektrizitätsbedarf der USA decken.

      mm: Aber Strom aus Windkraft ist teurer als aus Öl- oder Kohlekraftwerken.

      Brown: Nicht, wenn man modernste Hightech-Windräder einsetzt. In manchen Regionen kommt Windkraft als Stromquelle dann sogar unter die Preise für Kohle.

      mm: Nicht in Deutschland.

      Brown: Haben Sie die enormen Subventionen mitgerechnet?

      mm: Nein. Aber Öl ist nicht subventioniert. Trotzdem ist Strom aus Ölkraftwerken billiger als aus Windrädern.

      Brown: Kalkulieren Sie die Kosten ein, die durch Klimaschädigung und durch sauren Regen entstehen?

      mm: Das macht niemand.

      Brown: Eben. Der Markt sagt nicht die Wahrheit. Wenn wir eine Ökonomiediskussion führen, muss aber die Wahrheit ans Licht.

      mm: Wir sprachen von internen Kosten, nicht von externen.

      Brown: In den Vereinigten Staaten haben die Tabakkonzerne jetzt zum ersten Mal im großen Stil akzeptiert, dass so genannte externe Kosten übernommen werden müssen. Sie haben eingewilligt, 251 Milliarden Dollar an einzelne Staaten zu zahlen. So sollen die medizinischen Folgekosten erstattet werden, die durch die Gesundheitsschäden beim Rauchen entstehen.

      mm: Kann man von diesem Vorgang Parallelen zur Umweltdebatte ziehen? Oder konkreter: Können Ökosteuern beitragen zu Ihren Plänen eines Wirtschaftswandels hin zur Nachhaltigkeit?

      Brown: Ja, solange Ersparnisse bei der Einkommensteuer und bei den Lohnnebenkosten die zusätzlichen Ökosteuern ausgleichen. Das deutsche Modell könnte das richtige sein.

      mm: Bislang ist der Wettbewerb die zentrale Triebfeder unseres Wirtschaftslebens; Wachstum war das Motiv. Können Sie auch künftig ein Wirtschaftswachstum akzeptieren?

      Brown: Nichts gegen Wachstum ­ solange es nicht zur Selbstzerstörung führt. Wir können doch so viel Sonnenenergie nutzen, wie wir wollen. Die schädigt weder das Klima, noch verursacht sie Umweltverschmutzung.

      mm: Die meisten Menschen setzen eine Verbesserung der Lebensverhältnisse mit mehr Konsum gleich. Sie wollen schickere Kleidung, besseres Essen, größere Autos, mehr Klimaanlagen.

      Brown: Sie sprechen die Frage an, wie man Lebensqualität definiert. Wenn es nur darum geht, dass jeder ein Auto besitzen soll und jederzeit benutzen kann, dann kann ich nur sagen: Die meisten Menschen stecken nicht gern im Stau.

      mm: Stimmt. Trotzdem glauben die meisten unserer Zeitgenossen, die Versorgung mit materiellen Gütern müsse sich stetig verbessern, das Leben sei eine ewige Party.

      Brown: Kann sein. Doch haben sich auch hier die Maßstäbe verändert. Meine Eltern, die noch geprägt waren von der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre, hielten zum Beispiel das Steak für den klassischen Hauptbestandteil eines jeden Festtagsessens ­ so groß, dass es über den Teller lappte. Heute sehen wir das anders. Längst haben wir unsere Ernährungsgewohnheiten geändert in Richtung einer vielseitigeren Kost mit weniger tierischen Fetten und Proteinen.

      mm: In Ihrem Modell einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung gibt es also keinerlei Notwendigkeit für Verzicht?

      Brown: Nein, überhaupt nicht.

      mm: Warum ist Ihr Vorschlag dann nicht viel populärer?

      Brown: Die meisten Menschen haben sich mit dem modernen Leben bereits so weit abgefunden, sie sehen nicht mehr die damit verbundenen Paradoxien. In den USA fahren täglich hunderttausende mit dem Auto zum Fitness-Studio, um sich dort für eine halbe Stunde auf ein Trainingsfahrrad zu setzen. Danach gehen sie kurz unter die Dusche und fahren wieder im Auto den ganzen Weg zurück nach Hause. Einziger Grund: Es ist entweder nicht sicher oder nicht bequem genug, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen. Oder auf der Arbeit gibt`s keine Dusche. Nach meiner Ansicht wird durch dieses Vorgehen die Umwelt massiv verschmutzt, natürliche Ressourcen und persönliche Energien werden vergeudet. Dabei ließe sich alles leicht ändern ­ ohne dass dadurch Unannehmlichkeiten entstünden.

      mm: Aber das passt doch mit keiner Vorstellung eines wachsenden Lebensstandards zusammen.

      Brown: Noch einmal: Ich habe nichts gegen Wachstum. Ich sorge mich jedoch, weil unser derzeitiges Wirtschaftssystem jede Nachhaltigkeit vermissen lässt. Und weil uns seine Entwicklung nicht dorthin bringt, wo wir hinwollen.

      mm: Kann die Menschheit, wenn sie noch so weitermacht, überhaupt überleben?

      Brown: Wir werden nicht als gesamte Spezies verschwinden. Aber wenn wir so weitermachen wie bisher, mit dieser selbstzerstörerischen Ökonomie, wird es mit der Zivilisation, wie wir sie kennen, nicht mehr lange weitergehen.

      mm: Lässt sich diese Entwicklung noch aufhalten oder ändern?

      Brown: Es herrscht doch schon globales Problembewusstsein. Zum Beispiel innerhalb der Weltwährungssysteme: Für sich genommen ist weder die Währung von Indonesien, Russland oder Brasilien entscheidend für die Weltwirtschaft. Dennoch könnte jeder Einzelcrash das Gesamtsystem schädigen. Wir wissen nicht genau, was passiert, wenn die Klimakatastrophe plötzlich die Wetterbedingungen global umkrempelt, wenn Meeresströmungen und Windsysteme umkippen würden. Aber die politischen und wirtschaftlichen Großmächte werden sich dieser bohrenden Fragen bewusst.

      mm: Gibt es dafür Beispiele?

      Brown: Der National Intelligence Council, die Dachorganisation aller amerikanischen Geheimdienste, hält eine fertige Studie über die chinesische Weltmarktpolitik unter Verschluss. Die Volksrepublik könnte die Preise für Getreide durcheinander bringen. Würde sie plötzlich große Mengen Getreide einkaufen, könnte das zu einer globalen Verteuerung führen, die die ganze Dritte Welt destabilisiert. Die Länder dort könnten keine Importe mehr bezahlen. China hätte hierfür jederzeit das Geld. Allein der Handelsüberschuss mit den USA beträgt über 40 Milliarden Dollar pro Jahr.

      mm: Offenbar gibt es in Umweltbelangen ein großes Vollzugsdefizit. Wer könnte das abbauen?

      Brown: Sie und ich. Die Politik sind wir. Wenn wir etwas wollen, müssen das unsere politischen Führer auch umsetzen. Wenn wir uns nicht darum kümmern, dann tun sie nichts.

      mm: Ist das nicht ein wenig zu einfach gedacht?

      Brown: Zugegeben: Die neuen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, das künftige Steuersystem, all das verlangt nach politischer Führung. Andererseits könnte alles noch viel einfacher sein: Wenn wir nur dazu kommen, dass der Markt die wahren Verhältnisse wiedergibt. Das würde 90 Prozent unserer Probleme lösen.

      mm: Warum waren globale Konferenzen wie Rio, Kyoto oder Kairo so wenig erfolgreich?

      Brown: Der wichtigste Effekt solcher Konferenzen ist das Wecken von Aufmerksamkeit.

      mm: Sie sprechen von Public Relations. Wir fragten nach konkreten Wirkungen.

      Brown: Bevor man aktiv werden kann, muss erst einmal die Aufmerksamkeit für die Fragen und Probleme im jeweiligen Aktionsfeld geweckt werden. Wir vom Worldwatch Institute wollen hauptsächlich das öffentliche Verständnis verbessern, etwa über das Bevölkerungswachstum, über das Verbrennen fossiler Treibstoffe und den daraus resultierenden Klimaeffekt. Dazu wollen wir Alternativen aufzeigen.

      mm: Die Umfrageergebnisse zeigen, dass Umweltprobleme in den 70er und 80er Jahren eine viel größere öffentliche Resonanz fanden als heute. Was ist da schief gelaufen?

      Brown: (seufzt) Wir, also das Worldwatch Institute und die Gesellschaft insgesamt, waren noch nicht erfolgreich genug. Vielleicht braucht das öffentliche Bewusstsein eine Art heilsamen Schock.

      mm: Wird die Menschheit also weiter warten auf immer größere Umweltkatastrophen, auf die nächsten Hurrikane und Hungerkatastrophen?

      Brown: Vielleicht. Auf der anderen Seite wird aber auch schon vieles besser. Ich erhalte zum Beispiel viel mehr Einladungen für Vorträge, etwa auf den Hauptversammlungen von Banken oder Investmentfirmen. Auch meine Honorare entwickeln sich erfreulich: Vor drei Jahren bekam ich höchstens 20.000 Dollar. Heute ist mein Spitzensatz 50.000. Den erziele ich nicht oft, aber warum sollten etwa die Ölindustrie oder große Anlagegesellschaften einem Umweltfachmann 50.000 Dollar für einen Vortrag bezahlen, wenn sie nicht wirklich Bedarf für dessen Ideen hätten?

      mm: Möglicherweise sind Sie nur ein Feigenblatt.

      Brown: Der chinesische Premierminister Zhu Rongji ist nicht unbedingt berühmt für den Einsatz teurer Feigenblätter. Dennoch benutzte er nach dem verheerenden Hochwasser des Jangtse im vergangenen Jahr ein Motto, das wir jahrelang propagiert haben: "Bäume, die noch stehen, sind dreimal mehr wert als gefällte Bäume." Wenn Zhu Rhongji diese Erkenntnis jetzt übernimmt, dann halte ich das für einen echten Fortschritt.

      mm: Umgekehrt sagte der jüdisch-deutsche Philosoph Hans Jonas im Hinblick auf die Umweltproblematik, man dürfe "ganz bestimmt nicht darauf rechnen, dass der Mensch Vernunft annehmen wird". Was also könnte der Motor für weitere Veränderungen sein?

      Brown: Die kommen nicht von allein, und die Zeit hat bislang nicht für unsere Seite gearbeitet. Doch manchmal treten Veränderungen ganz schnell ein, sobald eine bestimmte Schwelle überschritten ist. Denken Sie etwa an den Zweiten Weltkrieg, an den blitzartigen Umbau der gesamten US-Wirtschaft nach Pearl Harbor.

      mm: Das ist fast 60 Jahre her.

      Brown: Aber auch heute gibt es noch solche schlagartigen Umstellungen. Bei der Windenergie hat zum Beispiel die nordspanische Region von Navarra den Nutzungsanteil in den vergangenen drei Jahren von null auf 22 Prozent des Stromverbrauchs gesteigert. Parallel wurde die gesamte Wirtschaft verjüngt ­ ein Modellprojekt für ganz Spanien. Dort gibt es noch enorme Potenziale für Windenergie, etwa an der Straße von Gibraltar. Ähnliche Projekte entwickeln sich in den USA: In Minnesota und Iowa werden gerade riesige Windparks konzipiert.

      mm: Sie hören sich an wie ein professioneller Optimist.

      Brown: Jeder, der wie ich 25 Jahre im Öko-Geschäft gearbeitet hat, muss per definitionem Optimist sein.

      Das Interview führten die Redakteure Wolfgang Kaden und Michael O. R. Kröher in einem Hotel in Innsbruck.
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 15:23:27
      Beitrag Nr. 10 ()
      es hilft nur eins, aber das wirksam: reichtum für alle!

      alle wohlhabenden länder haben eine extrem niedrige geburtenrate. in dtl. bspw. nimmt die bevölkerung (ohne zuwanderung) in jeder generation um fast 40% ab!
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 17:44:16
      Beitrag Nr. 11 ()
      Ohne Geburtenkontrolle kein Reichtum für alle. ;)

      ciao
      superhirni
      Avatar
      schrieb am 14.01.01 20:50:31
      Beitrag Nr. 12 ()
      reichtum für 10 milliarden menschen zu schaffen ist aber wesentlich einfacher als eine wirksame geburtenkontrolle!

      ergo: zuerst reichtum, dann kommt die geburtenkontrolle von ganz allein!
      Avatar
      schrieb am 15.01.01 16:45:22
      Beitrag Nr. 13 ()
      Wie macht man denn 10 Milliarden reich?

      ciao
      superhirni
      Avatar
      schrieb am 15.01.01 18:45:46
      Beitrag Nr. 14 ()
      weiß ich doch nicht...

      für unmöglich halte ich beides - sowohl geburtenkontrolle als auch wohlstand für alle

      fazit: es kommt, wie es kommt

      (hoffe, dir damit geholfen zu haben)

      ciao ;)


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      crisis? what crisis?