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    JAPANS BANKEN ÜBERSCHULDET DROHT CRASH? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 15.01.01 18:29:49 von
    neuester Beitrag 16.02.01 21:26:21 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 15.01.01 18:29:49
      Beitrag Nr. 1 ()
      Japans Banken ersaufen in Schulden
      Aus der FTD vom 15.1.2001

      Faule Kredite, schwaches Wachstum und der Werteverfall von Aktien und
      Immobilien treiben die Finanzinstitute an den Rand des Ruins. Die hoch
      verschuldete Regierung plant wieder einmal zu intervenieren.

      Hokkaido, diese zugige Insel im Pazifik, war den Japanern schon immer
      suspekt. Zu kalt mit ihren schneereichen Wintern, in denen die Temperaturen
      auf minus 40 Grad fallen können. Zu wild als dünn besiedeltes Grenzland,
      einen Steinwurf entfernt vom feindlichen Russland. Und zu liberal, denn
      lange regierte ein Sozialist diese Zuflucht von Aussteigern und Exoten im
      konformistischen Japan.

      Die Tokioter Zentralregierung mühte sich, den herausstehenden Nagel
      einzuschlagen, die widerspenstige Präfektur "zu entwickeln". Sie ließ die breitesten
      Straßen und den längsten Tunnel bauen, einen internationalen Flughafen,
      Industriegebiete und Atomkraftwerke. Sogar die Bürgersteige der Hauptstadt Sapporo
      wurden im Winter beheizt und unterirdisch entstand ein zweites, eisfreies
      Stadtzentrum.

      <SUBHEADING>"Faule Kredite"</SUBHEADING>

      An der Finanzierung dieser fragwürdigen Projekte war fast immer die
      Hokkaido Takushoku Bank beteiligt. Bis zum 17. November 1997. Da offenbarte
      die Bank, dass sie die Last faul gewordener Kredite nicht mehr schultern
      könne. Doch die eigentliche Sensation damals: Erstmals entließ die
      japanische Regierung eine große Bank in die Pleite.

      Seitdem gibt es offiziell eine Bankenkrise im Land. Sie ist, drei
      Jahre nach dem ersten Totalausfall, weder entschärft noch behoben. Im
      Gegenteil: Über den Finanzinstituten braut sich erneut ein böses Gewitter
      zusammen.

      Die anhaltend schwache Binnennachfrage und die erlahmende Konjunktur
      in den USA lassen die Schuldenberge der Kreditinstitute ebenso
      anschwellen wie der Wertverfall von Aktien und Immobilien. Zum Ende des
      Haushaltsjahres am 31. März muss deshalb mit neuen Pleiten gerechnet werden. Die
      Regierung denkt bereits über Rettungsmaßnahmen nach.

      <SUBHEADING>"Nutzlose Geldspritzen"</SUBHEADING>

      "Die Krise unseres Finanzsystems tritt in ihre letzte Phase ein,"
      beschreibt der Volkswirt und unabhängige Bankenberater Takanori Mizuno die
      Situation. Ruhe sei nach den staatlichen Finanzspritzen von 1999 nur
      oberflächlich eingetreten. Obwohl die Tokioter Regierung damals knapp 540 Mrd. Euro
      zur Stützung des maroden Finanzsystems genehmigte, bauten die
      Geldinstitute ihre Schuldenberge nur zögerlich ab. Besonders schwer fiel ihnen die
      Trennung von immobilen Kreditgarantien. Die Angst vor einem weiteren Verfall
      der Bodenpreise sowie vor Gangstersyndikaten, die oft als Mieter
      hochpreisiger Objekte agieren, verhinderte das Bereinigen der Bücher.

      So haben staatliche Geldspritzen bisher wenig genützt. "Die Regierung
      hat sich 1999 bei der Einschätzung des Schuldenproblems verrechnet," sagt
      James Fiorillo von ING-Barings. Allein bei den 136 größten Banken des
      Landes summieren sich die Problemkredite heute auf rund 300 Mrd. Euro. Und
      das, obwohl die Geldinstitute bereits Schulden in Höhe von knapp 466
      Mrd.Eabgeschrieben haben. Das gefährdete Kreditportfolio aller Geldinstitute Japans
      einschließlich Versicherungen und sonstiger Finanzadressen beträgt stattliche 726
      Mrd. Euro - 12 Prozent des gesamten Kreditvolumens.

      Die unappetitlichen Zahlen werden bis zum Bilanzabschluss der Banker
      weiter anschwellen. Das vergangene Jahr brachte Rekordpleiten. Die
      Insolvenzen 2000 werden nach jüngsten Schätzungen zusätzliche Schulden von 180
      bis 225 Mrd. Euro bei den Geldinstituten hinterlassen.

      <SUBHEADING>Apokalyptische Schuldenberge</SUBHEADING>

      Besserung ist nicht in Sicht. Allein die problematischen Kredite der
      Bauindustrie, die vornehmlich mit Staatsaufträgen am Leben gehalten wird, betragen
      derzeit rund 96 Mrd. Euro. Rechnet man die Kredite von Konkurskandidaten aus
      der Immobilienbranche sowie dem Groß- und Einzelhandel hinzu, beläuft
      sich das Risikovolumen für 2001 auf gut 880 Mrd. Euro. Allein 20 der
      angeschlagenen Großunternehmen verhandeln zurzeit mit Banken und Regierung über den
      Verzicht auf Forderungen in einer Gesamthöhe von 20 Mrd. Euro. Mit guten
      Chancen. Denn allein neun Baukonzerne hielten die Banken in den vergangenen
      drei Jahren auf massiven Druck der Regierung mit Schuldenerlassen über
      Wasser. Die apokalyptische Grenze eines faulen Kreditportfolios mit einem
      Volumen von 1000 Mrd. Euro könnte also in Kürze erreicht sein.

      Verantwortlich für diese Fehlentwicklung sind eine Reihe von
      Faktoren. Zunächst das alte Finanzierungsmodell der Japan AG. Bei niedrigsten
      Zinsen für die Sparer wurden großzügig Kredite an die Industrie vergeben.
      Der holländische Politologe und Japanexperte Karel van Wolferen nannte
      dieses Melken der Sparer zu Gunsten einer um Weltmarktanteile ringenden
      Industrie einmal: "Umverteilung von unten nach oben im nationalen Interesse".

      <SUBHEADING>Verlorene Dekade</SUBHEADING>

      Abgesichert wurden die Kredite durch Immobilien oder Aktien, deren
      Werte während des Booms der 80er Jahre in Schwindel erregende Höhen
      kletterten. 1989 platzte die spekulative Blase an der Börse, ein Jahr später
      brach der Immobilienmarkt ein. In den 90er Jahren, die die Japaner als
      "verlorene Dekade" bezeichnen, erlebte das Land fünf technische Rezessionen.
      Firmenpleiten und der Abbau von Überkapazitäten führten zur Rekordarbeitslosenquote
      von 4,9 Prozent. Der Wert japanischer Immobilien beläuft sich heute auf
      weniger als zehn Prozent seines Höchststandes von 1990; Aktien liegen um 60
      Prozent unterhalb ihres Allzeithochs.

      Die Angst vor Arbeitslosigkeit und dem drohenden Zusammenbruch des
      Rentensystems lässt die Binnennachfrage erlahmen. Da sie mit knapp 60 Prozent zum
      Bruttoinlandsprodukt beiträgt, wuchs Japans Volkswirtschaft höchstens noch marginal. Auch
      ein Dutzend Konjunkturbelebungspakete der Regierung im Gesamtwert von
      1155 Mrd. Euro (seit 1992) vermochte den Motor nicht wieder anzuwerfen.

      <SUBHEADING>Japan vor Rezession</SUBHEADING>

      Nun kommt hinzu, dass die Konjunktur in den USA erlahmt. Manch ein
      Analyst spricht bereits von einer bevorstehenden Rezession im Reich der
      unbegrenzten Möglichkeiten. Für Japans Exporteure ein Horrorszenario: Die
      Nachfrage auf dem größten Überseemarkt für japanische Produkte droht
      einzubrechen. Bereits im Dezember sank Japans Außenhandelsüberschuss nach Zöllen um
      64 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Firmen wie Kawasaki Steel oder
      Sumitomo Osaka Cement fahren bereits ihre Produktion runter.

      Um den Rückgang japanischer Ausfuhren aufzufangen, hofft Tokio auf
      eine anhaltende Yen-Schwäche. "Wir werden nichts unternehmen, unsere
      Währung zu stützen,"kommentierte Finanzminister Kiichi Miyazawa den jüngsten
      Kursverfall des Yen.

      <SUBHEADING>Intervention am Aktienmarkt</SUBHEADING>

      Weniger passiv scheinen Tokios Bürokraten die Entwicklung am
      Aktienmarkt zu betrachten. Hartnäckig kursieren im Bankenviertel Marunouchi
      Gerüchte, dass die Regierung eine Intervention am Aktienmarkt plane. Eine neue
      Pleitewelle unter Japans Banken soll damit abgewendet werden. Durch den Einbruch
      des Nikkei-Index droht deren Eigenkapitaldecke nämlich derzeit unter Null
      zu sacken.

      Die größten Sorgenkinder finden sich unter den Regionalbanken, auf
      die etwa 46 Prozent aller Ersparnisse und 35 Prozent der Risikokredite
      entfallen. "Ich erwarte kein Massensterben, aber einige könnten kollabieren,"
      sagt Yushiro Ikuyo von der Commerz Securities in Tokio. Doch auch unter
      den Großbanken hat das große Zittern begonnen. "Wenn der Nikkei-225-Index
      zum Bilanzschluss in die Gegend von 13.000 Punkte fallen sollte, könnten
      ein paar Großbanken ihre Buchgewinne aus Aktienvermögen verlieren,"
      schätzt die Rating-Agentur Standard&Poors. Nach Schätzungen von Jardine
      Flemming fuhren die 16 Großbanken des Landes seit September bereits einen
      Aktienbuchverlust von 20,8 Mrd. Euro ein.

      Dabei sind die Kreditinstitute selbst an der negativen Entwicklung
      der Börse beteiligt. Im Zuge der japanischenFinanzreform müssen sie sich
      bis zum 31. März von Überkreuzbeteiligungen trennen, außerdem erstmalig
      ihren Aktienbesitz zu Marktpreisen in den Bilanzen verbuchen. Bisher
      arbeiteten sie mit fiktiven Nominalwerten. Folglich stießen die Banken massiv
      Aktienpakete ab, jagten damit die Kurse in den Keller und verursachten so neue
      Firmenpleiten. Gleichzeitig schwand der Wille, neue Risiken zu übernehmen.

      Auch die Regierung hat kaum noch Handlungsspielraum. Sie selbst steht
      mit 6089 Mrd. Euro in der Kreide; Japans Gesamtverschuldung entspricht
      zum Beginn des neuen Haushaltsjahres 141 Prozent des
      Bruttoinlandsproduktes. Ein Fünftel des kommenden Haushalts von 774 Mrd. Euro geht allein in
      den Schuldendienst. "Die Finanz- und Geldpolitik hat ihre Grenzen
      erreicht," sagt Kazuhiko Ogato von HSBC Securities. Doch die Regierung verkündet
      vollmundig, weitere Großbanken müssten nicht geschlossen werden. Eine Krise sei
      nicht in Sicht.

      <SUBHEADING>Vier Optionen</SUBHEADING>

      Am 31. März läuft ein Gesetz aus, welches der Regierung erlaubt, mit
      öffentlichen Geldern marode Banken zu retten oder sie zu verstaatlichen. Trotzdem
      denken Tokios Bürokraten schon wieder über neue Interventionen nach. Vier
      Optionen halten Analysten wie James Fiorillo von ING-Barings für
      wahrscheinlich. Entweder wird die Laufzeit des Notstandsgesetzes zur Rettung von
      Banken schlicht verlängert. Oder der Staat kauft den Banken Aktienpakete mit
      öffentlichen Geldern ab und parkt sie so lange, bis sie sich wieder verkaufen
      lassen. Die Regierung könnte den Kreditinstituten auch erlauben, Aktien für
      die Rückzahlung der staatlichen Finanzspritzen von 1999 zu nutzen. Die
      vierte Option wäre ein Appell an die Unternehmen, den Banken Wertpapiere
      abzukaufen und damit Pensionsfonds zu bilden.

      Lösen lässt sich die Schuldenmisere so nicht, aufschieben vielleicht,
      um das Reformtempo zu verlangsamen. Japans Volkswirtschaft braucht
      allerdings genau das Gegenteil. Doch während sich die Finanzminister Europas und
      Asiens auf dem Asem-Treffen in Kobe Sorgen um eine "globale
      Konjunkturabkühlung" in Folge der japanischen Misere machen, wird in Tokio Facelifting
      betrieben. Im Bankenviertel Marunouchi ragen Kräne in die Luft und wachsen
      glitzernde Fassaden empor. Der Stadtteil, in dem schon lange nicht mehr das
      große Geld verdient wurde, zeigt Verschleißerscheinungen. Die Besitzer
      wollen dem Viertel nun neues Leben einhauchen. Damit die Bodenpreise nicht
      auch noch durch ein schlechtes Image in den Keller sacken.

      Dieser Artikel ist im Internet abrufbar unter der URL:
      http://www.ftd.de/ub/fi/FTD979482385028.html?nv=nl
      Avatar
      schrieb am 15.01.01 19:20:33
      Beitrag Nr. 2 ()
      Eine Ergänzung hätte ich,

      ich habe mal die Mkap der drei Großen Autokonzerne in Amerika ausgerechnet.

      GM 30 Mrd.$, KGV(ttm)= 5

      F 50 Mrd.$, KGV(ttm)= 8

      DCX 40 Mrd.$, KGV(ttm)= 9

      __________________________

      Zum Vergleich:

      TM (Toyota) 110 Mrd.$, KGV(ttm)= 34 !!!

      __________________________


      Also ich denke, daß im Japanischen Markt noch einiges Luft drin ist, welche dringend mal rausgelassen werden muß. Zusammen mit einer fast unausweichlichen deutlichen Abwertung des Yen`s dürfte die Buchwerte am Aktienmarkt dahinschelzen wie Eis in der Sonne.

      Was mich interessieren würde ist, wie ist das Rating von Japan? Und woher kommt das Geld mit dem die Regierung die Konjunkturprogramme finanziert?

      Kole
      Avatar
      schrieb am 22.01.01 02:02:11
      Beitrag Nr. 3 ()
      Rein in die YEN/EURO-PUTS

      DIE INFLATION WIRD BOOMEN

      mfg
      Avatar
      schrieb am 15.02.01 17:20:18
      Beitrag Nr. 4 ()
      Naja, das mit dem KGV stimmt ja nur halb. Bei einem Leit-
      zins von 0,25% müsste das KGV schon weit über 100 liegen,
      um adäquat zu sein. Bei unseren Zinsen jedoch, rund um die
      5,00%, darf ein KGV nicht viel höher als 20 sein. Also: Milch-
      mödchenrechnung. Japanische KGVs haben einen ganz anderen
      Hintergrund.

      So far...Loonax
      Avatar
      schrieb am 16.02.01 21:26:21
      Beitrag Nr. 5 ()
      Zum Thema Japanische Banken empfehle ich das Buch
      "F.I.A.S.C.O." von Frank Partnoy ( ehemalig Morgan Stanley )
      In diesem geht es eigentlich um Derivatehandel an der
      Wall-Street, es gibt aber auch ein interessanten Japan-Artikel:


      Mitte der 90 wurden Scheingeschäfte abgeschlossen,
      um die Bilanzen der Banken zu schönen.
      Man vereinahmte aus einem Derivat-Geschäft innerhalb kürzester Zeit
      bis zu 500 Mio $ pro Bank.
      Die Gewinne sind aber nur rein virtuell, da die gegenstehenden
      Verluste erst in 30 Jahren anfallen würden.
      Also eine Generation später.
      Dubiose Derivat-Geschäfte werden nach diesem Ex-Mitarbeiter
      von fast allen Marktteilnehmern durchgeführt.

      Das dicke Ende kommt also noch.

      Sittin...:D


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