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    EM.TV Mythos in der Tonne - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.01.01 21:49:06 von
    neuester Beitrag 20.01.01 23:26:30 von
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      schrieb am 20.01.01 21:49:06
      Beitrag Nr. 1 ()
      EM.TV: Mythos in der Tonne
      (Von Thomas Clark und Anton Notz)

      Ausgerechnet auf einer Party kündigte sich das Ende der goldenen Zeiten von EM.TV an. In den vergangenen Jahren hatte Thomas Haffa, Vorstandschef des Rechtehändlers, die Film- und Fernsehhandelsmesse im mondänen Seebad Cannes an der Côte d’Azur stets zum großen Auftritt genutzt.

      Riesige Plakatwände und Partys mit über 3000 illustren Gästen im Planet Hollywood kündeten vom neuen Star der Medienwelt. Als die Branche im Oktober in Cannes antrat, war die Enttäuschung groß. Statt großer Sause gab es nur eine bescheidene Stehparty auf einer der Charter-Yachten. Und einen Haffa, der mehr an eine der von ihm vermarkteten Puppen erinnerte als an einen Gastgeber. Mit abwesendem Blick und steinernem Lächeln begrüßte der sonst so eloquente Vorstandschef seine Gäste.

      Was nur mit "dem Thomas" los sei, fragte man sich in der Medienszene. Drei Tage später hatte man die Antwort - die schöne EM.TV-Welt brach zusammen. Das Unternehmen musste zugeben, bei seinem Halbjahresergebnis enorme Fehler begannen und zweistellige Millionensummen zu viel verbucht zu haben. Die Börse reagierte prompt: Die EM.TV-Aktie, einst der Inbegriff des schnellen Geldes am Neuen Markt, verlor ein Drittel ihres Wertes. Seitdem nimmt die Kurs-Talfahrt kein Ende. Selbst (falsche) Gerüchte, wonach die "Bild"-Zeitung den Bankrott des Unternehmens vermelden wollte, sorgten für einen Einbruch um elf Prozent. Am Freitagabend musste EM.TV eine Gewinnwarnung ausgeben. Das Ergebnis wurde um 475 Mio. Euro auf ganze 50 Mio. Euro korrigiert. Der Kurs fiel im außerbörslichen Handel von 16,20 Euro auf 13 Euro.



      "Die größte Seifenblase der Welt"


      Über Jahre hinweg war EM.TV in den Börsenhimmel gejubelt worden. Zwar gab es stets Kritiker wie den Ex-RTL-Chef Helmut Thoma, der Haffas Firma als "größte Seifenblase, die die Welt je gesehen hat" bespöttelte. Doch der Kursgewinn von 30 000 Prozent binnen zwei Jahren wischte alle Bedenken weg. Wer beim Börsengang von EM.TV im Herbst 1997 5000 DM investierte, war 1999 bereits Millionär. Konnte das ein schlechtes Unternehmen sein? Noch im April empfahlen von 15 EM.TV-Beobachtern zwölf die Aktie zum Kauf.


      Nun, da der Kurs um 85 Prozent eingebrochen ist, ist aus dem Medienliebling Haffa ein Prügelknabe geworden: Nicht nur habe sein Bruder, der mittlerweile zurückgetretene Finanzvorstand Florian Haffa , schlampig gerechnet. Thomas Haffa habe sich bei Beteiligungsverhandlungen über den Tisch ziehen lassen. "Die Formel 1 hätte er mit ein bisschen Verhandeln 1 Mrd. DM billiger haben können", meint ein Analyst. "Bei Haffa ist vieles heiße Luft gewesen", erkennt ein anderer rückblickend: "Er hat als Manager eben doch nicht das Kaliber von Tele-München-Chef Kloiber."


      Doch bei aller filmreifen Dramatik hat die Haffa-Story nur wenig mit der Geschäftstätigkeit von EM.TV zu tun. "So wie der Aufstieg von EM.TV nicht mit den Fundamentaldaten zu tun hatte, hat auch der Rückgang nicht mit unternehmerischen Zahlen zu tun", sagt Harald Heider, Medienanalyst bei der DG Bank.


      Heider war bislang einer der wenigen, die zur Vorsicht bei der Aktie geraten hatten. Nun sieht selbst er EM.TV unterbewertet. Die Liquidität des Unternehmens ist weitgehend ungefährdet, sagen Banker. Immerhin habe Haffa während seines Höhenfluges echte Unternehmenswerte erworben. Neben den Formel-1-Rechten 45 Prozent der Tele-München-Gruppe und die "Muppets"-Firma Jim Henson Group.



      Der Haffa-Personenkult schadet EM.TV


      Zweifellos könnte Haffa viele interessante Kennzahlen präsentieren - wenn sich nur jemand fände, der sich im Zusammenhang mit EM.TV für Zahlen interessierte. Die enge Verknüpfung von EM.TV mit der Person Haffas war das Erfolgsrezept des Unternehmens. Nun erweist sich diese Bindung als größtes Manko.


      Wie kein Zweiter verstand es der ehemalige Autoverkäufer, mit seinen Zeichentrickfiguren und markigen Sprüchen bei Anlegern, Analysten und Medien für enorme Emotionen zu sorgen und sie geschickt zur Kurspflege zu nutzen. Und so wie der Haffa-Hype einst lehrte, wie hilfreich ein Mediengewandter Chef an der Spitze eines Unternehmens ist, zeigt sein Niedergang, in welche Gefahr sich Firmen begeben, die voll auf das Charisma der Bosse setzen.


      Als "Puppenkönig" ("Stern") und "Popstar des Kapitals" ("Die Zeit") ließ Haffa sich feiern, freimütig gab er zu, Geld mache ihn glücklich. Doch geblendet vom steilen Aufstieg seiner 1989 gegründeten Firma, die sich plötzlich von einem kleinen Merchandising-Händler in einen internationalen Medienkonzern verwandelte, verlor er den Überblick. Er kannte keine Grenzen mehr, erklärte, EM.TV zum "größten Entertainmentkonzern der Welt" zu machen (was beim Disney-Konzern für Heiterkeit gesorgt haben soll) und sah seine Aufgabe nun auch als Gesellschaftsverbesserer. Der "deutschen Neidgesellschaft" las er in Interviews die Leviten.


      Es gebe Gewinner- und Looser-Typen, doziert er auf dem Höhepunkt der Selbstüberzeugung. Die fänden nie an einen Tisch. Gewinner hätten Ausstrahlung, seien fantasievoll, hätten Mut, Entscheidungen zu treffen. Verlierer dagegen hätten nichts Besseres zu tun, als immer nur über die Gewinner zu schimpfen. Darauf musste er nicht lange warten. Sobald die Erfolgsstory Kratzer bekam, war die Häme der Kritiker groß.


      "Haffa hat sich selbst als größtes Marketinginstrument für seine Firma eingesetzt", meinte Michael Haentjes, Chef der börsennotierten Edel-Music, einmal über seinen langjährigen Freund: "Das ist natürlich Strategie und Teil des Erfolges von EM.TV. Manchmal wünschte ich, das auch so zu können." Fraglich, ob er das jetzt auch noch sagen würde.



      Haffa ist kein Krisenmanager


      Persönlichkeiten wie Haffa sind ideale Aushängeschilder, wenn eine Firma auf Erfolgskurs ist. Doch sie entpuppen sich oft als schlechte Führungskräfte, wenn es Krisen gibt. Sie identifizieren sich so sehr mit ihrer Firma, dass sie kritische Töne genauso als Angriff werten, wie sie einst Lob als persönlichen Erfolg feierten.


      Andere Firmen haben damit schon Erfahrungen gemacht. Die britische Virgin Gruppe etwa, deren Boss Richard Branson seine Person noch gezielter als Marketingmaschine einsetzte als der EM.TV-Chef. Branson erkannte recht bald, dass seine Art der Führung nicht für eine börsennotierte Gesellschaft geeignet ist und nahm Virgin wieder von der Börse.


      So weit wird Haffa nicht kommen. Derzeit hüllt er sich in Schweigen, ungewiss ist, ob oder in welchem Ausmaß die Kirch-Gruppe bei EM.TV einsteigen wird. Manche meinen, Haffa könnte alles niederlegen und seinen Traum verwirklichen, die Welt zu umsegeln. "Ich glaube, dass Haffa sich eher zurückzieht, als unter Kirch zu arbeiten", schätzt ein Analyst.


      Für demütige Auftritte vor Anlegern taugt Haffa jedenfalls nicht. Kürzlich erklärte er allen Ernstes, er sei "beleidigt" wegen des Kursverfalls und habe deshalb "keine große Lust auf neue Akquisitionen." Die nächste Party in Cannes fällt wohl aus.
      Avatar
      schrieb am 20.01.01 23:26:30
      Beitrag Nr. 2 ()
      "[...] Kürzlich erklärte er allen Ernstes, er sei `beleidigt` wegen des Kursverfalls [...]",

      ACH, wie ich diesen Satz liebe...


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