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    Der Kursverfall der T-Aktie kam nicht überraschend - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 20.02.01 13:25:01 von
    neuester Beitrag 20.02.01 20:51:25 von
    Beiträge: 5
    ID: 345.157
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      schrieb am 20.02.01 13:25:01
      Beitrag Nr. 1 ()
      103,50 Euro war sie mal wert, die Aktie der Deutschen Telekom. Das war am 6. März 2000. Seither ging es stetig bergab, und heute ist die "Volksaktie" 70 Prozent weniger wert als damals. War eine solche Entwicklung vorauszusehen? Aber sicher.

      Es gibt eine Börsenweisheit, die wohl jeder unterschreiben würde, der einige Jahre seine Erfahrungen mit Wertpapieren gemacht hat: Man kann auch für eine gute Aktie zu viel, ja sogar erheblich zu viel Geld bezahlen. Als der Telekom-Titel seinen Höchstkurs erreichte, sahen die fundamentalen Kennzahlen wie folgt aus: Das auf das Jahr 2001 bezogene KGV betrug etwa 185, das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis lag bei etwa 19, die Aktie wurde zum 14fachen des Buchwerts und zum Neunfachen des anteiligen Umsatzes gehandelt. Dies bei einer Aktie, deren jährliches Gewinnwachstum nur auf etwa 15 Prozent geschätzt wurde. Solche Kennzahlen lassen für jeden Fundamentalanalysten nur einen Schluss zu: Wenn kein Wunder passiert, wird diese Aktie ihren Besitzern wenig Freude bereiten. Kleine Anmerkung, der Vollständigkeit halber: Die Schätzungen von damals waren sogar noch viel zu optimistisch. Die Aktie der Deutschen Telekom wird auf absehbare Zeit überhaupt kein KGV haben, weil das Unternehmen Verluste schreibt.

      Gerade damals im März 2000, als speziell am Neuen Markt, aber auch bei den DAX-Werten eine Art Goldgräberstimmung herrschte, interessierte sich allerdings kaum jemand für Fakten. Und die technische Analyse, auf die damals viele Anleger setzten, versagt regelmäßig, wenn eine Aktie weit über ihren alten Höchstkurs hinaus steigt. Dann gibt es nämlich keine Kurswiderstände mehr, und die gleitenden Durchschnitte liegen im Vergleich zur aktuellen Notierung irgendwo unter dem Teppich. Ein Verkaufssignal kommt erst nach extremen Kursverlusten.

      Den Technikern darf man es also verzeihen, dass sie damals weiterhin optimistisch für die Telekom-Aktie blieben; schließlich war der Aufwärtstrend intakt. Wie steht es aber mit den fundamental orientierten Analysten der deutschen Großbanken? Hätten bei diesen hochqualifizierten Fachleuten angesichts der oben erwähnten Daten nicht die Alarmglocken schrillen müssen? Ich habe dazu meine eigene Theorie.

      Manchmal erfährt man die ganze Wahrheit aus einer unbeabsichtigten Äußerung, aus einem Nebensatz. In der SZ vom 15. Februar stand ein ausführlicher Artikel über den Niedergang der T-Aktie. Und es wurde darin erwähnt, es gebe ein Gerücht, eine Investmentbank habe für die Aktie ein neues Kursziel von 21 Euro ausgegeben. So weit, so gut. Nun aber kommt es: Ein bei einer bedeutenden deutschen Bank beschäftigter Analyst, zu diesem Gerücht befragt, gab folgende Antwort (Zitat aus der SZ): "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand wagt, denn diese Bank bliebe beim Börsengang von T-Mobile außen vor."

      Diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen und darüber nachdenken, was er eigentlich bedeutet. Da gibt ein Analyst unbeabsicht aber desto unmissverständlicher zu, dass die veröffentlichten Analysen deutscher Großbanken das Papier nicht wert sind, auf das sie gedruckt werden. Es handelt sich hierbei um nichts Geringeres als das Eingeständnis, dass die Privatanleger ganz bewusst hinters Licht geführt werden. Wenn die Analyseabteilung einer Großbank zu einem negativen bis vernichtenden Urteil über eine Aktie kommt, darf diese Einschätzung nicht veröffentlicht werden, falls eine lukrative Emission ansteht.

      Und jetzt blenden wir mal ein Jahr zurück: Im Sommer 2000 stand die Emission der dritten Tranche der T-Aktien an, und darüber hinaus war mit dem Börsengang von T-Online sogar noch ein zweiter Kuchen zu verteilen. Für die Emissionsbanken waren Erlöse in zweistelliger Millionenhöhe drin. Geradezu ein Elfmeter für die Banken, die schon bei den ersten beiden, aus damaliger Sicht rasant erfolgreichen Emissionen der T-Aktie beteiligt waren - und welche der deutschen Großbanken war das nicht?

      Ich stelle mir nun folgende Szene vor: Im März 2000 geht ein ehrlicher, seriöser Analyst zum Chef seiner Abteilung und sagt ihm, die Aktie der Deutschen Telekom sei hoffnungslos überbewertet. Eine Verkaufsempfehlung sei daher fällig. Was hätte unser Analyst wohl zu hören bekommen? Ein temperamentvoller Abteilungsleiter hätte ihm wohl den Hintern aus dem Scharnier getreten, denn ein solches Urteil, einmal veröffentlicht, würde die Bank Millionen kosten. Wir dürfen davon ausgehen, dass man dem Analysten, wenn es ihn denn gegeben hat, einen Maulkorb und die dringende Empfehlung verpasst hat, seine Einschätzung mit Gewalt nach oben zu revidieren. So ist es denn auch geschehen, und dementsprechend sahen die veröffentlichten Einschätzungen zur T-Aktie aus.

      Was lernen wir daraus? Man kann sich nicht nur mit Zockerpapieren am Neuen Markt die Finger verbrennen, sondern auch mit im Prinzip durchaus konservativen Aktien, wenn sie völlig unangemessene Bewertungskennzahlen aufweisen. Und wer sich auf fremde Beurteilungen verlässt, ist verlassen. Vor jedem Aktienkauf sollte man sich die Kennzahlen des Titels sehr genau ansehen.

      Noch ein Wort in eigener Sache und aus gegebenem Anlass: Um Flops wie den oben erwähnten zu vermeiden, sollte man eine sinnvolle Strategie anwenden. Unser antizyklisches Musterdepot hat in Anlegerkreisen großes Aufsehen erregt, weil wir damit bewiesen haben, welch enorme Kursgewinne man auch in schlechten Börsenzeiten einfahren kann, wenn man beim Aktienkauf strenge Kriterien anlegt. Auf vielfachen Wunsch werden wir die antizyklische Anlagestrategie in Zukunft noch stärker in den Mittelpunkt unserer analytischen Arbeit stellen, denn schließlich erwächst daraus ein echter Nutzwert für Sie, unsere Leser. Ab sofort können Sie daher unsere ständig aktualisierten und kommentierten antizyklischen Watchlists abrufen und Grundsätzliches zu dieser auf Dauer unschlagbaren Strategie lesen.
      Avatar
      schrieb am 20.02.01 13:54:01
      Beitrag Nr. 2 ()
      gut beobachtet ... gut zu wissen: vielen dank!

      (sowas ist sicher auch bei anderen unternehmen möglich)
      Avatar
      schrieb am 20.02.01 14:05:23
      Beitrag Nr. 3 ()
      @eagle(
      Wie heißt es doch so schön?
      >Wess` Brot ich ess`, dess` Lied ich sing.<
      Das gilt natürlich auch für Analysten.

      Noch ein Wort zur Ehrenrettung der Chartanalyse:
      Wer technische Verkaufssignale beachtet, schnell auf Trendbrüche reagiert und
      enge Stop Loss setzt, kann sich zumindest vor größernen Verlusten schützen, während
      der "Fundamentalist" seine Lieblingsaktie weiterhin hält, weil er langfristig von dem
      dahntersteheneden Unternehmen überzeugt ist.
      Dummerweise ist durch die in letzter Zeit in Mode gekommenen dramatischen Gewinn-
      warnungen und plötzlichen Planzahlkorrekturen (natülich v.a. am NM) auch die
      Fundamentalanalyse (freundlich ausgedrückt) erheblich erschwert worden.

      lastLemming
      P.S.: Wer ist "wir" und wo findet man die Watchlists?
      Avatar
      schrieb am 20.02.01 17:36:22
      Beitrag Nr. 4 ()
      hi,

      zur ehrenrettung der deutschen analysten muß man sagen das amerikaner nicht besser sind.

      von den 9402 veröffentlichten einstufungen der zehn größten us-brokerhäuser waren in den letzten 100 tagen vor dem 31. aug. 2000 nur 29 verkaufsempfehlungen zu erhalten. ihr hab richtig gelesen es waren nur 29 stück, keine mehr. wo stehen wir jetzt?

      naja, so kann man sich auch sein eigenes urteil bilden.

      mfg bad boy bill
      Avatar
      schrieb am 20.02.01 20:51:25
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hy to all

      Bin am überlegen ob ich in die T-Aktie einsteigen soll. Was haltet ihr davon auf längere Sicht.
      Schreibts mir bitte mal die WKN

      Danke und schöne Grüße

      Dadycool


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