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    Was ist eigentlich Panik ?? Paul C. Martin - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 02.03.01 13:11:30 von
    neuester Beitrag 03.03.01 18:08:11 von
    Beiträge: 5
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      schrieb am 02.03.01 13:11:30
      Beitrag Nr. 1 ()
      Jogibaer von Stockworld hat dieser tage mit gutem Timing eine nützliche Darstellung von Paul C. Martin vom letzten Oktober augegraben. Es ist gut sich bestimmte Phänomen zu verinnerlichen bevor sie an der Börse als markante Symptome bestimmter Konstellationen auftreten. Lest selbst und sei es auch nur der netten Unterhaltung wegen. Besser ihr macht Euch selbst einen Reim darauf und nehmt bestimmte Dinge als Sentiment-Indikatoren. Die Nasdaq ist derzeit Psychologie pur.



      Wie kommt es zur Panik? von Dr. Paul C. Martin



      Wie kommt es zur Panik?
      Der erregendste Moment der Finanzgeschichte ist die sogenannte "Panik". Das Wort wird aus dem Griechischen hergeleitet und dort vom braven Hirtengott Pan, dem Mann, der immer im Schatten saß, auf seiner Flöte musizierte und den Nymphen nachstellte. Panik definiert der Duden als "durch eine plötzliche Bedrohung, Gefahr hervorgerufene existentielle Angst, die das Denken lähmt, so dass man nicht mehr sinnvoll und überlegt handelt."

      Erinnert irgendwie an das Treiben an den Märkten, das jetzt vor unseren Augen abläuft. Wobei die "plötzliche Bedrohung" weniger in irgendwelchen Fundamentals zu suchen ist, sondern in den Köpfen der Anleger selbst: sie fühlen sich und ihre sorgsam gehegten Depots durch bereits erfolgte Kursverluste jäh bedroht und ihre finanzielle Sicherheit sogar gefährdet.

      Wirtschaftshistoriker wie Charles Kindleberger, Finanztheoretiker wie Hyman Minsky und Börsenbrief-Gurus wie Harry Schultz haben vor Jahren schon die einzelnen Stufen der Entstehung und des Ablaufs von Panik beschrieben. Es ist an der Zeit, sie wieder ins Gedächtnis zu rufen. Das sind sie:

      1. Displacement. Eine Ereignis, dass neue Bedingungen schafft, und zwar ziemlich plötzlich. Im aktuellen Fall dürfte es sich um das Phänomen der "New Economy" handeln, die neue Parameter in die Wirtschaft trug und das auslöste, was so etwas immer auslöst: Einen "Boom".

      2. Expansion. Die Menschen akzeptieren die neue Lage, passen sich schnell an und beginnen zu investieren. Neue Marktteilnehmer treten auf (in diesem Fall: sogar massenhaft neue Aktionäre). Es werden Kredite aufgenommen, bis hin zu Margins. Alls glänzt, alles läuft.

      3. Euphorie. Der Mensch wäre nicht der Mensch, wenn er sich nicht von seiner Begeisterung mitreißen ließe. Neue Ideale, neue Ziele, neue Horizonte. Und über allem: Neue Kursprognosen, dynamische KGVs, Mißachtung traditioneller Bewertungsmaßstäbe. Wer warnt, wird ausgelacht.

      4. Spekulation. Jeder reißt jetzt jeden mit. Die Bewegung beginnt, den Bezug zur Realität zu verlieren. Immer mehr "Mitläufer" werden angezogen. Sie wissen zwar nicht, worum es wirklich geht, aber sie wollen unbedingt "dabei sein".

      5. Manie. Der Klassiker, seit es Märkte gibt. Immer mehr wollen jetzt immer schneller reich werden. Den Prozess, worum es überhaupt geht, verlieren sie vollends aus den Augen und sähen sie ihn, würden sie ihn nicht mehr begreifen. Abenteuerliche Projekte und Prospekte machen die Runde.

      6. Insider-Inkasso. Die Profis beginnen sanft mit der Rasur. Es ist die Phase der "Distribution", der großen Umverteilung. Aktien gehen, wie der unsterbliche André Kostolany lehrte, von den "starken" in die "schwachen" Hände über. Die Profis suchen jetzt die "Bagholder", also jene Dummen, die am Ende mit ihren Säcken voller gekrachter Titel dastehen werden.

      7. Revulsion. Ein Ereignis, das alle als "unwesentlich" abtun, während es geschieht, weil die herrschende Euphorie noch alles überdeckt. Das kann eine Wechselkursänderung sein, die achtzehnte Gewinnwarnung nach der siebzehnten, das Wort eines wichtigen Mannes - so wie jenes von Deutsche-Bank-Chef Breuer, der gerade bekannt gab, dass ihn irgendetwas störe, aber er nicht wisse, konkret, was es sei. Und es ihm auch keiner erklären könne.

      8. Umschwung. Deutlich zu erkennen, sobald negative Meldungen auch zu negativen Resultaten führen (in der Hausse ist es umgekehrt). Noch schlimmer, wenn sogar positive Meldungen zu negativen Resultaten führen, man denke an den Sturz von YAHOO nach Bekanntgabe der letzten Zahlen. Bernard Baruch, ein weiterer Crack der Börse und großer Abräumer im 29er Crash, verglich das mit den Tieren, die arglos in der Sonne liegen und spielen und sich putzen. Und plötzlich wittert eins Gefahr - und alle verschwinden schlagartig wieder in der Höhle.

      9. Der magische Moment. Alle suchen auf einmal die gleiche, kleine Tür ins Freie. Dann werden Sell-Orders ohne Sinn und Verstand gegeben und alle Vorsätze, von wegen Stopp-Loss und diszipliniert Positionen aufbauen, halten und zukaufen, sind verraucht.

      10. Panik. Siehe oben. Und das Schlimmste: Sie läuft in Schüben ab, meist sind es zwei Donnerschläge. Und dann kommt manchmal noch ein Dritter. 1929 nannten sie den dritten Schlag "das Millionärsschlachtfest."

      Harry Schultz rät: "If you panic, please panic first."

      Es gehören jetzt extrem gute Nerven dazu, diesem Rat nicht zu folgen. Aber vielleicht hat der alte Harry doch Recht? Dann nix wie raus!

      Nächstes Mal? Hängt von den Märkten ab. Vielleicht hat`s ja dann schon gekracht, mit Dreierschlag. Und wir sehen wirklich endlich wieder "Einstiegskurse"?

      Bebachtet und liegt auf der Lauer. Mit etwas Glück kommt so ein Paniktag mit extrem hohem VIX und katastrophal hohem PUT/CALL/Verhältnis. Dann schlagt Ihr cool und richtig dick zu, wenn Ihr ausreichend Trockenpulver in Peto habt.
      Auf dicke Dollars.... Man leistet sich sonst ja nichts, ist eh alles traurig genug, oder?

      Bis dahin, Take care. So long.

      Gruß


      ANDY DER AECHTE
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:27:53
      Beitrag Nr. 2 ()
      Panik ist, wenn man jetzt schon dem schmalzigen Egbert glaubt.
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:37:06
      Beitrag Nr. 3 ()
      Ach Paul C. Martin. Lebt der auch noch? Hatte zuletzt 1987 von ihm gehört.
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:49:32
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo Andy,

      wo kann man das PUT/CALL/Verhältnis einsehen?
      Gibts da passende Links?

      Gruss
      Avatar
      schrieb am 03.03.01 18:08:11
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hi, R. Fuchs,
      schau Dich wegen der P/C-verhältnisse und sonstigen Sentiments auf dem gleichnamigen Thread von Ralph in www.stock-channel.net um.

      Gruß

      ANDY DER AECHTE


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