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    DER SPIEGEL +++ DEUTSCHE GAUNER EROBERN MALLORCA +++ - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.03.01 12:22:20 von
    neuester Beitrag 18.05.12 11:00:59 von
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      schrieb am 17.03.01 12:22:20
      Beitrag Nr. 1 ()
      D U B I O S E G E S C H Ä F T E

      Deutsche Gauner erobern Mallorca

      Im Ferienparadies Mallorca fühlen sich auch Gauner und Gangster wohl: Immer mehr Deutsche wollen dort leben, doch dabei werden viele betrogen - nicht selten von den eigenen Landsleuten.

      Im blauen Rolls-Royce macht Randolf S. mächtig Eindruck im Yachthafen von Puerto Portals auf Mallorca. Wer den Deutschen nicht kennt, könnte ihn für einen cleveren Geschäftsmann halten, den Erfolgstyp schlechthin.

      © DPA

      Ferieninsel Mallorca: Jagdgebiet von Geschäftsleuten mit zweifelhaftem Leumund

      Wenn der Mann nach Mallorca kommt, gibt er sich gern generös. Die Zeche soll dabei freilich oft zu Lasten der Gäste gegangen sein. Eine luxuriöse Motoryacht etwa, Typ Sundancer 460, soll er gleich mehrfach verkauft haben, mutmaßen spanische Fahnder. Und für eine angeblich geplante Klinik in Sachen "Potenzstörungen und Anti-Ageing" sei er schon Anteile gegen Vorkasse losgeworden. "Wenn er die Leute im Rolls-Royce vom Flughafen auf die Yacht bringen ließ und mit Champagner abfüllte, haben die alles geglaubt", weiß ein Insider.

      Nach Geschäftsabschluss ist Randolf S. oft schwer zu erreichen. Er bleibt auch nie lange auf der Insel. Denn der Deutsche muss sich meist schnell wieder in der Justizvollzugsanstalt Kiel melden, wo er noch bis 2002 eine Haftstrafe wegen Betrugs absitzt und nur gelegentlich Ausgang bekommt.



      Mallorca, die Lieblingsinsel der Deutschen, ist zum Jagdgebiet von Geschäftsleuten mit zweifelhaftem Leumund geworden: Dubiose Makler und Abzocker tummeln sich hier, Geldwäscher und Konkursbetrüger - nicht selten mit deutschem Pass. Für Ganoven ist die Insel das ideale Fluchtziel und ein hervorragendes Arbeitsfeld. Täglich gehen Flüge nach Palma, Passkontrollen finden nicht statt, und die Sonne scheint an rund 320 Tagen im Jahr. "Auf Mallorca", spottet der mallorquinische Rechtsanwalt Hans Freiherr von Rotenhan, "bekommt jeder eine zweite Chance."

      Zwischen 60.000 und 70.000 Alemanes, schätzt der deutsche Konsul Peter-Christian Haucke, leben ständig auf Mallorca, 9500 von ihnen haben sich offiziell angemeldet. Hinzu kamen im vergangenen Jahr rund 3,3 Millionen Touristen.

      Die meisten Neuinsulaner sprechen kein Spanisch, geschweige denn Mallorquín. Sie kaufen beim deutschen Bäcker und lesen deutsche Zeitungen. Subkultur in Reinform, von Integration keine Spur. "Die Deutschen auf Mallorca", sagt Rotenhan "sind wie die Türken in Kreuzberg."

      Das bleibt, wie Kriminologen wissen, nicht ohne Folgen. Im Heer der Anständigen suchen die Unsoliden Unterschlupf. Wie viele es sind, oder wie oft sie zuschlagen, weiß niemand genau. Klar ist aber: Sie können sich auf den Schutz und das Beziehungsgeflecht der Subkultur verlassen.

      Die Opfer sind zudem oft argloser und immer wehrloser als daheim: Zur spanischen Polizei gehen die meisten Deutschen nur ungern - weil sie die Sprache nicht beherrschen, weil sie den bürokratischen Aufwand scheuen oder weil von ihrem nun verlorenen Geld das Finanzamt in Deutschland nichts weiß.

      Die meisten Betrogenen fügen sich so in ihr Schicksal, in den Sumpf gelockt durch die scheinbare Leichtigkeit des Seins unter südlicher Sonne. "Man könnte meinen, am Flughafen in Palma steht eine Bestrahlungsmaschine, die 50 Prozent des Verstandes vernichtet", sagt Ursula Müller-Breitkreuz, Delegierte der Deutschen Handelskammer in Spanien. Anders sei kaum zu erklären, warum gestandene Unternehmer Verträge auf Bierdeckeln unterzeichnen und ohne Sicherheit auch größere Summen zahlen.

      Besonders willkommene Opfer sind Neuankömmlinge, die von einem besseren Leben träumen und dankbar jedem Deutschen vertrauen, schon weil er ihre Sprache spricht. "Diese Menschen", sagt Müller-Breitkreuz, "sind mit den hiesigen Verhältnissen nicht vertraut und glauben, dass alles funktioniere wie in Deutschland."

      Bitter traf es etwa das Ehepaar Steffen aus Berlin. Die Rentner wähnten sich kurz vor der Erfüllung ihrer Träume, als sie bei Alcudia 759 Quadratmeter Grund gekauft und, vor anderthalb Jahren, einen einheimischen Architekten mit der Planung eines Hauses beauftragt hatten.

      Doch der Ärger fing damit an, dass der Architekt für seine Entwürfe sechs Monate länger brauchte als geplant. Dann zog sie der deutsche Bauunternehmer, auf dessen Anzeige sie im "Mallorca Magazin" gestoßen waren, gleich nach der Anzahlung über den Tisch. Er hob falsche Gruben aus, bestellte minderwertiges Material, verlangte ständig neue Abschlagszahlungen. Und statt 7 Prozent Mehrwertsteuer wollte er plötzlich 16.

      Die Deutsche und Schweizerische Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz in Palma, an die sich Irene und Bernd Steffen schließlich wandten, drückte zwar die Steuer, riet aber ansonsten zur Zahlung. Der Bau müsse schließlich vorangehen. Im September vergangenen Jahres hatten die Steffens 300.000 Mark ausgegeben, für eine Bauruine. Jetzt hoffen sie, einen professionellen Prozessfinanzierer zu finden, der die Kosten für die Klage auf Schadensersatz vorstreckt. Ein neues Abenteuer.

      Richtigen Gewinn mit Krediten machte etwa Martin Mangold mit seiner Firma Lexington Partners Inc. in Santa Ponça. Dafür sitzt er zwar seit Februar im Gefängnis von Palma und wartet auf die Auslieferung nach Deutschland - doch unter der alten Telefonnummer firmiert längst ein Nachfolger. Mangold soll mehr als 100 Kapitalbedürftigen günstige Kredite versprochen, Auslagen und Provisionen zwischen 500 und 50.000 Mark geltend gemacht haben. Das reichte, um im Rolls-Royce über die Insel zu rollen.

      Einige Milliarden Mark haben Deutsche in den vergangenen Jahren in Häuser und Grundstücke auf Mallorca investiert. "Immobilien sind die Achillessehne der Insel", sagt Rechtsanwalt Arno Meuser aus Palma. Makler und Grundbesitzer freuen sich über erhebliche Wertsteigerungen. Da sind schlechte Nachrichten über Mafiosi und Betrüger nicht willkommen, auch wenn es davon viele gibt.

      So wurde im Januar die deutsche Millionärin Irmela Regine Femmer, 55, in ihrer Villa in Puerto d`Andratx erstochen und ausgeraubt. Und in einer Nobelbar flogen jüngst zwei Kellner auf, die in Deutschland gemietete Oberklasse-Autos zum günstigen Barpreis verhökerten.

      Wer auf Mallorca Geschäfte machen will, lebt gefährlich. So überfielen Schläger mit Baseballkeulen in Portals Nous einen deutschen Heizungsbauer. Mit dem Sportgerät droschen sie auf den Deutschen ein, um ihn zum Verzicht auf 1,1 Millionen Mark zu überreden, die er von dem ebenfalls deutschen Besitzer eines örtlichen Baumarkts zu bekommen hatte.

      Meist werden geschäftliche Meinungsverschiedenheiten jedoch weniger spektakulär ausgetragen. Erfahrene Insulaner wissen: Auf Mallorca geht immer was. Das Geheimnis heißt "enchufe" - Steckdose. Man kennt jemanden, der jemanden kennt, der was zu sagen hat.

      Ein deutscher Bauunternehmer hatte dafür offenbar kein Talent, als er den "Winston Club" kaufte, ein Bordell in Palma. Plötzlich gab es für die Whirlpools keine Genehmigung, ständig fehlten Papiere, 1998 ging dem Mann die Luft aus.

      Ein anderer Milieu-Potentat aus Deutschland, allerdings albanischer Herkunft, traf den Ton der Mallorquiner besser, als er jetzt über eine Tarnfirma ein Restaurant eröffnen wollte. Eine Woche dauerten die Unstimmigkeiten mit den Einheimischen, dann war der Neue akzeptiert. Bei ähnlichen Verhandlungen seines Clans in Hamburg gab es schon Tote und Verletzte. So etwas sorgt für Respekt.

      Vor allem das teure Pflaster des Hafenstädtchens Puerto Portals zieht schillernde Typen an. Hier fühlen sich auch Jürgen Prinz H. und Fürst Karl-Heinz S. sehr wohl. Früher trugen die Herren bürgerliche Namen, doch das haben sie durch Adoption geändert. In München nannte man sie die "Auktionshaus-Mafia", weil sie billige Kaufhausteppiche und falsche Tiffany-Lampen mit Echtheitszertifikat unter den Hammer brachten.

      Zweieinhalb Jahre Haft wegen Steuerhinterziehung kassierte der Prinz vor rund zwei Jahren in München, der Fürst wurde wegen Betrugs in 19 Fällen zu 450 Tagessätzen à 200 Mark verurteilt. Im Paradies der Gauner bewohnen Fürst und Prinz jetzt wieder Villen und fahren protzige Autos. Der Fürst hat gerade Rennwagen und Oldtimer zu günstigen Preisen im Angebot.

      Die Mächtigen der Insel sehen den Imageschaden, doch viel können sie nicht tun gegen halbseidene Immigranten. "Pedro ruf ein Treffen zusammen", drängte Matthias Kühn, umsatzstärkster Makler auf Mallorca, vor Wochen. Pedro Serra, Herausgeber des "Mallorca Magazins", verstand.

      Im feinen Restaurant Koldo Royo mit Blick über den Hafen von Palma trafen sich Balearen-Präsident Francesc Antich, die Präsidentin des Inselrates María Munar sowie Serra und Kühn.

      Der Ruf der Insel, klagte Kühn, leide unter den Import-Verbrechen, sie würden Investoren verschrecken. "Ihr müsst was tun", drängte der Immobilienmakler und schaute in ratlose Gesichter. Sein eigener Vorschlag dürfte das Image freilich auch kaum retten. "Ladet doch mal den deutschen Bundespräsidenten zum Urlaub ein", empfahl er den Mallorca-Politikern.

      ANDREAS ULRICH
      Avatar
      schrieb am 18.05.12 11:00:59
      Beitrag Nr. 2 ()
      Auf Wunsch ist die Diskussion wieder eröffnet.

      Grüße,
      Martina Woppmann


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