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    "So lügen Journalisten" oder der "Kampf um die Topstory" - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.03.01 16:38:06 von
    neuester Beitrag 18.03.01 03:29:56 von
    Beiträge: 5
    ID: 362.055
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      schrieb am 17.03.01 16:38:06
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aus dem heutigen Bonner "Generalanzeiger":

      Im Ringen um Quoten und Auflagen verbreiten manche Medien Informationen, die nicht oder nur halb stimmen. Medienkritiker glauben zu wissen, woran das liegt: Unter Zeit- und Konkurrenzdruck fragen manche Journalisten oft zu wenig oder nicht kritisch genug nach.

      Als Beispiele werden die "Brent Spar-Kampagne" von Greenpeace, der Kindermord von Sebnitz und das Waldsterben genannt.

      Beispiel: Brent Spar-Kampagne:

      Allzu leichtgläubig verließen Reporter und Redaktionen sich auf die Informationen, die ihnen die Kampagnen-erfahrene Umweltorganisation frei Haus lieferte. Viele der Daten und Erkenntnisse, die die Regenbogenkämpfer den Journalisten präsentierten, entpuppten sich bei Überprüfung als verzerrt, maßlos übertrieben oder schlicht falsch. Die Brent Spar-Kampagne von Greenpeace erwies sich als vordergründig gelungene PR-Aktion gegen rückläufige Spendeneinnahmen und schwindende öffentliche Aufmerksamkeit.

      Der FAZ-Redakteur Udo Ulfkotte bezeichnet in seinem Buch "So lügen Journalisten" den Komplex Greenpeace kontra Shell als "ein Piratenstück vor laufenden Kameras".
      Als weiteres Beispiel sei hier auch der angebliche Kindermord von Sebnitz erwähnt.

      Nach Ansicht des Autors erfolgt bei manchen Journalisten eine zielgerichtete Recherche, nämlich um das allfällige Klischee zu unterfüttern.

      Dazu noch ein paar Aussagen vom Vorsitzenden des Deutscher-Journalisten-Verband, Siegfried Weischenberg:

      "Journalisten sind immer in Gefahr, wenn sie zu früh etwas als Tatsache nehmen, das noch im Prozess der Untersuchung ist(Beispiel Sebnitz). Das andere Problem ist, wenn Recherchen nicht ergebnisoffen geführt werden."

      "Es gibt die zunehmende Tendenz vieler Medien, sich auf andere Medien zu beziehen, also selbstbezüglich zu arbeiten. Es wird schlicht abgeschrieben oder, wie bei der Sebnitz-Berichterstattung, wie eine Herde Lemminge blind hinter der "Bild-Zeitung" hergerannt."

      "Natürlich ist der Druck, auch durch das Publikum, sehr groß. Leser und Seher bekommen nicht gerne vage Geschichten vorgesetzt, deswegen werden überall die Fragezeichen weggelassen. Aber es gibt simple handwerkliche Regeln. Wenn ich etwas nicht weiß, muss ich mich auf Quellen beziehen."


      Noch ein schönes Wochenende
      Boertropi
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 16:40:50
      Beitrag Nr. 2 ()
      Erschienen in den "VDI nachrichten", 3. Oktober 1997
      (Stand der Daten: Oktober 97!! Inzwischen ist aus PIOS "Metabox" geworden):


      Computer made in Hildesheim

      Am Donnerstag, dem 13. März 1997, wurde ein Unternehmer-Alptraum wahr. In Hannover öffnete die CeBIT ihre Tore und ein kleines Hildesheimer Unternehmen hatte schon im Vorfeld einen mächtigen Wirbel gemacht: Die Pios AG schickte sich an, den totgeglaubten Commodore Amiga zu beleben, dessen Plattform wahlweise auch als Apple- oder Linux-Rechner betrieben werden kann. Gebaut wird der Computer in Deutschland, ein konkurrenzfähiger Preis für das neue Gerät soll dabei auch noch herauskommen.

      Dann der Schock: Obwohl man in den letzten Wochen fast rund um die Uhr gearbeitet hatte, konnten die Jungunternehmer ihren Messe-Besuchern keinen fertigen Computer vorweisen. "Wir haben uns mächtig geschämt im ersten Moment", erinnert sich Pios-Manager Geerd-Ulrich Ebeling. In den letzten Tagen vor Messebeginn hatte das kleine Entwicklerteam der Hildesheimer Firma die Nächte durch bis fünf Uhr morgens im provisorischen Labor gearbeitet.

      Die nötigen Gerätschaften zur Fertigstellung ihres Prototypen konnte sich Ebeling noch schnell bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Ericsson ausleihen — der Kommunikations-Konzern unterhält in Hildesheim ein Entwicklungslabor. Trotz der Nachtschichten wollte die CPU-Karte, zentrale Einheit des Rechners, einfach nicht funktionieren. Erst einige Tage nach Schluß der Messe hatte man das Problem im Griff. "Zum Glück standen wir nur irgendwo in der Ecke bei Motorola", tröstet sich Ebeling rückblickend. Um so überraschender waren für ihn die positiven Reaktionen über den ersten Auftritt der gerade mal ein Jahr alten Firma. Sogar Fernsehteams rückten an, ein leeres Gehäuse abzufilmen.

      Aber der Reihe nach... Im Frühjahr 1996 schlug die vorerst letzte Stunde für den Commodore Amiga. Der Rechner, früher legendäres Einstiegs-Gerät für Computer-Kids, wurde durch die Pleite der Computer-Kette Escom mitgerissen. Die Amiga-Entwickler hatten sich noch im Herbst 95 gute Chancen ausgerechnet, als Escom-Chef Manfred Schmitt für rund 10 Millionen Dollar Lizenzen von Commodore erwarb "ein Trinkgeld", fand Schmitt damals. Im anstehenden Weihnachtsgeschäft wurde der Amiga als ideales Einstiegsgerät ins Multimedia-Zeitalter beworben. Es sollte Escoms letzte Werbeaktion sein. Die Ladenkette war bereits finanziell angeschlagen; die in der Branche allgemein enttäuschenden Verkäufe zur Jahreswende gaben dem Discounter den Rest.

      Jährlich sollten 100.000 Commodore-Rechner verkauft werden, 35.000 waren bis zum Zusammenbruch an die Amiga-Fans veräußert. Noch einmal soviele setzen jetzt in Braunschweiger Lagerhallen Staub an. Derzeit arbeiten und spielen noch rund 100.000 Fans allein in Deutschland mit dem Commodore, vierzig Fachzeitschriften halten weltweit die kleine Gemeinde zusammen.

      Nach dem Escom-Desaster wollte die Führungs-Crew der deutschen Amiga Technologie GmbH das Feld nicht kampflos den DOS-Rechnern überlassen. Amiga-Chef Stefan Domeyer, Jahrgang 1961, und sein Manager Ebebling, Jahrgang 1963, gründeten in Rekordzeit ein Nachfolge-Unternehmen, welches den Amiga weiterentwickeln sollte.

      Im Mai 1996 fiel der Startschuß für die Pios AG. Als Sitz der Gesellschaft wurde Salzgitter gewählt: hier dauerte die Eintragung der Aktiengesellschaft nur sechs Wochen. "Wir waren die zweite AG-Gründung in Salzgitter seit 1936", erinnert sich Ebeling kein Wunder, daß die Amtsrichter die Durchführung eines solchen Verfahrens erst selbst einmal nachlesen mußten.

      Die Zentrale bezog ihre Räume im dreißig Kilometer entfernten Hildesheim, wo die Verkehrsanbindungen gut und die Mieten günstig sind, und wo sich die Wirtschaftsförderung des Landkreises für die Computerbauer einsetzt. Hildesheim, Borsigstraße, mitten im Gewerbegebiet.

      Wie zufällig reihen sich Werkstätten und Lagerhallen, Baracken und Bürogebäude aneinander. Das unscheinbare Haus mit der Nummer fünf übersieht man leicht, das Pios-Firmenschild ist kaum größer als ein Din A4-Blatt. Die Klingelknöpfe erinnern an studentische Wohngemeinschaften, und doch sind es keine Briefkastenfirmen, die hier Unterschlupf gefunden haben. Im dritten Stock arbeitet die mittlerweile zehnköpfige Mannschaft der Pios AG. Hier begannen Domeyer und sein Team mit dem Vertrieb von Computern des Mac-Clone-Herstellers Umax. Das eigentliche Ziel aber war die Produktion eines eigenen Rechners, der mehr als ein reiner Apple-Nachbau sein sollte. Das Ergebnis einjähriger Entwicklungsarbeit hört auf den Namen Maxxtrem und soll um 3000 Mark kosten. Dafür bekommt der Kunde einen PowerPC mit 603-Prozessor und 200 MHz, ein 12fach-CD Rom-Laufwerk und eine 2,5-Gigabyte-Festplatte.

      Das Besondere: Das Motherboard, Herzstück eines jeden Rechners, enthält nur den Audio-Chip, Schnittstellen und Komponenten, die in der Entwicklung keinen schnellen Änderungen unterliegen. Die anderen Teile befinden sich auf dem aufsteckbaren CPU-Board. Will der Besitzer nach Jahren aufrüsten, kann er einzelne Teile austauschen, anstatt den ganzen Computer ins Kinderzimmer zu "entsorgen".

      Außerdem entspricht der Rechner den Bedingungen einer "Common Hardware Reference Platform" (CHRP), das heißt, er ist für unterschiedliche Betriebssysteme offen. Schon jetzt sind vier Systeme lauffähig. Am bekanntesten sind MacOS von Apple und Linux, die große Alternative zu Windows. "Linux ist im Moment unheimlich stark im Kommen", hat Ebeling beobachtet. Viele Anwender lernten das Betriebssystem an der Universität oder Fachhochschule kennen — jetzt sind sie in den Firmen die Entscheider, die Linux professionell einsetzen.

      Installierbar ist auch BeOS, "ein ganz hervorragendes Betriebssystem", wie Ebeling findet allerdings ist BeOS so neu, daß momentan praktisch noch keine Anwendungen vorliegen. Auch weitere CHRP-kompatible Betriebssysteme wären einsetzbar. Für die Commodore-Fans gibt es pOS, die Weiterentwicklung des Amiga-Betriebssystems, in die aber wohl "noch einige Jahre Entwicklung reinzustecken sind, damit ein konkurrenzfähiges Produkt herauskommt", wie Ebeling schätzt. Für ehemalige Amiga-User ist bereits der transAM auf dem Markt, kleiner Bruder des Maxxtrem, ebenfalls mit PowerPC-Chip von Motorola und mit billigen 1500 Mark der Heimcomputer für Einsteiger. Um das Vertrauen der alten Amiga-Fans zu sichern, hat man sich David Haynie ins Team geholt, einen der ersten Commodore-Entwickler, der für Pios jetzt als "Project Manager Hardware" antritt.

      Pios ist außerdem "partnerschaftlich mit Motorola verheiratet", so Ebeling. Die Prozessoren kommen aus den USA, PC-Standardteile unter anderem aus Deutschland. Montiert werden die Rechner in Niedersachsen — der Anteil der Lohnkosten am fertigen Produkt sei so niedrig, daß eine Produktion in Asien nicht lohne. Um jede verfügbare Mark in ihre neuen Rechner stecken zu können, übt sich die Pios-Crew in Bescheidenheit. Die kleine Zentrale in Hildesheim strahlt auch ein Jahr nach Firmengründung noch den Charme eines nicht ganz abgeschlossenen Umzugs aus, das Team wuselt locker in Jeans herum. Das Mobiliar scheint schon diversen Vormietern gedient zu haben, provisorisch haben die Computer-Bauer das Nötigste dazugestellt. "Die Chefsessel kommen später", läßt Ebeling beiläufig einfließen und es bleibt offen, ob so die Hoffnung auf eine große Zukunft durchschimmert oder ihm die Lokalitäten einfach gleichgültig sind.

      Die Kapitalbeschaffung am Standort Deutschland sei "ganz schwierig, fast ein Drama". Die Banken haben Pios "nur Knüppel zwischen die Beine geworfen", muß Ebeling ernüchtert feststellen. Immer wieder saß der Manager mit einem Muster-PC in den Kreditabteilungen der Geldhäuser, aber den Bankkaufleuten war die Pios-Idee überhaupt nicht vermittelbar. "Dort versteht man nichts von Technologie. Tatsächlich muß sich eine Firma fragen, ob sie in Deutschland bleibt."

      Für Ebeling ist es gut nachvollziehbar, daß junge Computerunternehmen in die USA abwandern. Besonders die dortigen Pensionsfonts stecken viel Risiko-Kapital in neue Unternehmen. Die Hälfte davon darf Pleite machen, die Erfolge der anderen Hälfte machen die Investitionen zu einem Gewinn. Anders in Deutschland: wer hier Kredit will, muß der Bank die gleiche Summe aus eigenen Mitteln nachweisen. Kein Wunder, daß die knapp über eine Million Mark Einlage der Pios AG ausschließlich von privaten Investoren stammt, überwiegend aus dem Ausland.

      Um die risikoreichen Neuentwicklungen transAM und Maxxtrem abzusichern, baut Pios zusätzlich den Keenya, einen reinen Mac-Clone auf Basis des Motorola-Tanzania-Boards. Alle drei Rechner kommen in diesem Sommer auf den Markt. 300 Fachhändler sollen die Pios-Rechner in ihre Läden stellen, von der ersten Maxxtrem-Serie sind angeblich bereits 500 Geräte verkauft. Ob das reicht, um in der Computerszene auf sich aufmerksam zu machen, bleibt abzuwarten. Das Ziel ist ziemlich hoch gesteckt: Das Monopol der DOS-Rechner soll gebrochen werden. Domeyer und Ebeling vertrauen auf ihre Maxxtrems und wissen schon, wen ihr Erfolg - falls er denn eintritt - am meisten überraschen könnte: die Banken, "die Gruppe der Ahnungslosen in Deutschland."
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      schrieb am 17.03.01 16:55:07
      Beitrag Nr. 3 ()
      Aktuelles Paradebeispiel für "fairen Journalismus":

      Morgen in einer Woche Wahlen in Baden-Württemberg:

      Im kommenden "Spiegel" wird ein Artikel erscheinen, in dem den Ministerpräsidenten Teufel(Baden-Württemberg) und Stoiber(Bayern) vorgeworfen wird, die Flugbereitschaft der Bundeswehr nicht nur in Ausnahmefällen genutzt zu haben.
      Es geht hier um Flüge aus der Zeit Januar 1996 - Juni 1997.

      Zufälle gibts!!!

      Boertropi
      Avatar
      schrieb am 17.03.01 21:33:41
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hoffentlich läuft es bei Met@box bei der Cebit nicht so wie bei Pios vor 4 Jahren!?
      Ich hoffe nicht!
      Avatar
      schrieb am 18.03.01 03:29:56
      Beitrag Nr. 5 ()
      Auch wenn der Schaden schon meist passiert ist und nicht mehr völlig gut zu machen ist,steht es jedem frei,sofort eine Gegendarstellung zu verlangen.
      Es macht mich eigentlich stutzig,das ich bis jetzt noch keine im Spiegel(betreffs Meta)gesehen habe.


      antarra


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