checkAd

    Neuer Markt= Betrug durch BANKEN und ANHANG.Kursmanipulation: Kriminelle im Chefsesse - 500 Beiträge pro Seite (Seite 2)

    eröffnet am 23.03.01 09:43:30 von
    neuester Beitrag 20.08.02 18:22:00 von
    Beiträge: 639
    ID: 366.575
    Aufrufe heute: 1
    Gesamt: 25.550
    Aktive User: 0


     Durchsuchen
    • 2

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 21.05.02 09:21:39
      Beitrag Nr. 501 ()
      Es geht weiter;

      Grüsse@ALL!



      Geldanlage: Täglich neu betrogen
      Von Christoph Hus

      Vermögensverwalter und Anlageberater schröpfen ihre Kunden: Durch häufiges Umschichten der Depots verdienen sie gleich mehrfach an den Provisionen.




      Der Mann aus Baden-Württemberg war vertrauensselig. Immer wenn das Telefon klingelte und sein Vermögensverwalter ihm Vorschläge unterbreitete, wie er das Wertpapierdepot seines Kunden umschichten könne, gab der Mann sein Okay. Misstrauen schien unnötig, schließlich handelte es sich um einen Angestellten der renommierten US-Investmentbank Merrill Lynch.



      Nach fünf Jahren erlebte der Mann ein böses Erwachen. Von den rund 600.000 DM, die er investiert hatte, waren nur noch Aktien im Wert von gut 16.000 DM übrig. Ein großer Teil des Geldes war nicht durch Kursverluste verloren gegangen, sondern als Provision an die Bank geflossen. An jeder Transaktion hatte der Vermögensverwalter mitverdient. Der Kunde zog vor Gericht, doch zurück hat er sein Geld bis heute nicht. Das Verfahren liegt jetzt beim Oberlandesgericht Frankfurt, das über Schadenersatz entscheiden soll.





      Provisionsschinderei



      Die Klage gegen eine Großbank wie Merrill Lynch ist in Deutschland noch eine Ausnahme. Provisionsschinderei, auch Churning genannt, galt lange als ein Phänomen des grauen Kapitalmarktes, auf dem halbseidene Unternehmen mit riskanten Geschäften Traumrenditen versprechen. Die wirklich dreisten Fälle sind selten geworden, seitdem die Wertpapieraufsicht die Finanzdienstleistungsunternehmen überwacht und eine Zulassung zur Pflicht geworden ist.



      Experten warnen jedoch davor, dass inzwischen auch Vermögensverwalter und Anlageberater großer Banken Provisionsschinderei betreiben. Nachdem viele Kleinanleger ihr Sparbuch gekündigt haben und nun Aktien oder Fondsanteile kaufen, hat das Wertpapiergeschäft für die Banken an Bedeutung gewonnen. Für die Kreditinstitute ist es nur dann profitabel, wenn die Kunden möglichst häufig kaufen und verkaufen und damit Provisionen fällig werden. "Der knallharte Vertriebsdruck bei den Banken verleitet die Mitarbeiter zur Provisionsschinderei", sagt Dietmar Vogelsang, Sachverständiger für Kapitalanlagen in Bad Homburg. Karriere macht in den Beratungsabteilungen der Kreditinstitute nur der Angestellte, bei dem der Umsatz stimmt. Zudem sind die Mitarbeiter fast immer direkt an den Provisionen für Wertpapiergeschäfte beteiligt.





      Timing mit Trick



      Für die Anlageberater und Vermögensverwalter ist es ein Leichtes, immer wieder Gründe für eine häufige Umschichtung der Depots zu finden. Ein beliebter Trick: Kurz vor Veröffentlichung der US-Wirtschaftszahlen kaufen sie Aktien, von denen sie wissen, dass die Kurse auf Konjunkturveränderungen reagieren werden. Egal ob die Zahlen dann positiv oder negativ ausfallen - immer gibt es einen Grund für weitere Transaktionen. Fällt der Kurs, kann der Berater sie gleich wieder verkaufen. Steigt der Kurs, ist das ein Grund, die Position weiter aufzustocken und vorher andere Papiere zu verkaufen.



      Auch bei unabhängigen Vermögensverwaltern, die nicht Angestellte einer Bank sind, sollten die Anleger vorsichtig sein. Die Berater machten oftmals gemeinsame Sache mit einem Broker, warnt Sachverständiger Vogelsang. Neben den Gebühren für den Verwalter berechnet in diesem Fall auch der Händler überhöhte Provisionen, der die Geschäfte an der Börse abwickelt. Den Gewinn teilen sich dann der Broker und der Vermögensverwalter.





      Verschleierungstaktik



      Die Anleger bemerken die Verluste durch häufige Provisionszahlungen oftmals lange Zeit nicht. Vor allem in guten Börsenzeiten bleibt für den Kunden trotz Provisionsschinderei noch ein Gewinn übrig, wenn auch ein geschmälerter. Solange die Kurssteigerungen größer sind als die Provisionen für die Wertpapiergeschäfte von einem halben bis zwei Prozent des Umsatzes, bleibt das Portfolio im Plus. Anders bei mieser Stimmung an den Börsen. Dann reißen nicht nur die fallenden Kurse das Depot ins Minus, sondern auch die hohen Gebühren für die Bank. Allerdings ist der Verlust fast des ganzen angelegten Geldes bei etablierten Banken selten. "Die Anlageberater sind in der Regel sehr geschickt, wenn es ums Verschleiern der Provisionszahlungen geht", sagt der Berliner Rechtsanwalt Dietmar Kälberer, dessen Kanzlei sich auf Kapitalanlagerecht spezialisiert hat.



      Die Provisionsschinderei der Banken fliegt deshalb nur selten auf. Glück für die unehrlichen Banker, denn ihre betrügerische Praxis ist strafbar. Die Abzocke kann aber weder das Strafgesetzbuch noch das Wertpapierhandelsgesetz verhindern. Es verbietet den Beratern Empfehlungen, die nicht mit den Interessen der Kunden vereinbar sind. Solche eigennützigen Offerten zu beweisen, ist ohne die Hilfe eines Sachverständigen nahezu unmöglich.












      Nachgerechnet - Drei Formeln helfen weiter






      Mithilfe dreier Kennzahlen können Anleger relativ leicht selbst überprüfen, ob übermäßig Provisionen kassiert wurden:



      Der Umsatzquotient drückt aus, welcher Prozentsatz des Depotwertes innerhalb eines Jahres umgeschichtet worden ist. Bei einem Quotienten von 1 ist das Kapital einmal komplett verkauft und wieder investiert worden. Vorsicht ist geboten bei Quotienten höher als 1.



      Die Break-Even-Kennzahl gibt an, wie hoch die Rendite des investierten Kapitals sein muss, damit nach Abzug der Provisionen ein Gewinn übrig bleibt. Schon bei knapp zehn Prozent wird das in der Regel unmöglich.



      Das Commission-to-Equity-Verhältnis gibt an, wie hoch die Provisionen im Vergleich zum angelegtenKapital sind. Bereits 15 Prozent sind zu viel. Ein Beispiel:



      Ein Anleger hat das Investment von 100.000 Euro einem Vermögensverwalter übertragen, der dafür verschiedene Aktien kauft. Einmal monatlich stößt dieser nun rund die Hälfte des Portfolios ab und erwirbt andere Papiere. Der Verwalter erhebt eine Provision von drei Prozent des Umsatzes. Die Überprüfung am Ende des Jahres ergibt:




      © 2002 Financial Times Deutschland ,
      Avatar
      schrieb am 21.05.02 19:19:37
      Beitrag Nr. 502 ()
      Merrill einigt sich mit Staatsanwaltschaft im Analysten-Streit




      New York, 21. Mai (Reuters) - Die US-Investmentbank Merrill Lynch hat sich mit dem New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer im Streit um angeblich irreführende Aktienempfehlungen geeinigt. Das größte US-Brokerhaus werde insgesamt 100 Millionen Dollar zahlen, teilte Merrill am Dienstag in New York mit, ohne aber ein Fehlverhalten einzuräumen. Merrill-Aktien zogen daraufhin kräftig um 3,5 Prozent an und stützten die Kurse weiterer Bankenwerte.

      Bereits zuvor hatte ein Sprecher Spitzers von einer Einigung berichtet, ohne Einzelheiten zu nennen. Von der Gesamtsumme sollen Merrill-Angaben zufolge 48 Millionen Dollar an den US-Bundesstaat New York fließen und weitere 52 Millionen Dollar an andere Bundesstaaten.

      Spitzer hatte Anfang April Untersuchungen gegen die Bank eingeleitet und Merrill vorgeworfen, sich mit manipulierten Aktienempfehlungen Honorare von den jeweiligen Unternehmen gesichert zu haben. Anleger sei dadurch ein Millionenschaden entstanden, hatte er den Schritt begründet. Angaben von Justizvertretern zufolge sollen sich Merrill-Analysten in privaten E-Mails abschätzig über Unternehmen geäußert haben, für die sie in der Öffentlichkeit Kaufempfehlungen abgaben.

      Merrill Lynch sicherte nun zu, in der Bilanz die Einnahmen aus Analysten-Studien künftig von den Erlösen aus dem Investmentbanking zu trennen. Zudem würden die Analysten von nun an nur noch für solche Dienstleistungen entlohnt, die den Anleger-Kunden zu Gute kämen, teilte Merrill mit. Ferner solle künftig die elektronische Kommunikation zwischen Bankern und Analysten kontrolliert werden.

      akl/phi
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 14:14:37
      Beitrag Nr. 503 ()
      Großreinemachen vor dem Börsen-Aufschwung

      Von Ulrich Stockheim

      Gierige Manager stehen am Pranger, Staatsanwälte jagen schmierige Analysten, selbst der oberste Börsenkontrolleur kommt unter Beschuss: Die Wall Street macht es der Stadt New York nach: Die Trümmer der Vergangenheit müssen möglichst schnell weg. Wenn doch nur Frankfurt von Wall Street lernen würde...


      New York - Impressionen einer New-York-Visite letzte Woche: Die Restaurants sind proppenvoll, neue hippe Bars, coole Lounges und schicke Hotels haben eröffnet, die Preise trotz Rezession astronomisch, im Central Park kündigt sich der Sommer an, die Stimmung ist blendend. Eigentlich kenne ich Manhattan nur in diesem Zustand - aber ich bin ja auch im Sommer 1999 aus der Stadt wieder zurück nach Deutschland gezogen. Seitdem gab es den schlimmsten Börsenabsturz seit Jahrzehnten, eine Multi-Billionen-Dollar-Geldvernichtung, einen geplatzten New-Economy-Traum - und nicht zu vergessen den 11. September. New York hat menschlich und wirtschaftlich eine schlimme Zeit erlebt - und doch scheint es zumindest auf den flüchtigen Eindruck heute so, als heilten die Wunden schnell. Erstaunlich. Beeindruckend. Vorbildlich.

      Während die Aufräumarbeiten am "Ground Zero" in diesen Tagen schon zu Ende gehen, sind die Akteure an Wall Street noch mit dem eisernen Besen unterwegs. Diejenigen, die am Rad des Weltkapitalismus drehen, wissen endlich: Entweder räumen wir jetzt auch ganz schnell auf oder das Geld der Anleger fließt an uns vorbei! Niemand investiert im Dreck. Groß-Reinemachen heißt nun die Devise - und das bedeutet: Alles, was Anleger noch daran hindert, wieder ihr Geld an die Börse zu tragen und in Aktien zu investieren, muss weg.


       
      Und im Gegensatz zum konfusen europäischen Zentralbankchef Duisenberg verwirrt US-Notenbankboss Alan Greenspan die Anleger nicht mit Gelaber über mögliche Zinserhöhungen, sondern gibt die klare Parole aus: Die Zinsen bleiben unten.

      Nein, was nun selbst in den Kräften der Wall-Street-Akteure liegt, packen sie an: Der New Yorker Staatsanwalt knöpft sich nun reihenweise renommierte Investmentbanken vor, deren Analysten nach außen Aktien hochjubelten, sie intern aber - so wie der Geldguru Henry Blodget - als Müll bezeichneten. Wenn Blodgets Arbeitgeber Merrill Lynch mit 100 Millionen Dollar Strafe aus der Sache rauskommt, wäre das milde wie ein Frühlingswind im Central Park. Aber es könnten auch bis zu zwei Milliarden Dollar zusammenkommen, wenn sich erst einmal bissige US-Rechtsanwälte mit Sammelklagen für geprellte Anleger ins Zeug legen. Und nebenbei schießt sich die Börsenbehörde SEC reihenweise auf Unternehmensbosse ein, die in der Aktienwunderzeit Luftnummern als Lottogewinne verkauften und dafür reihenweise in den Knast wandern können. In Deutschland hingegen manipulieren die Moorhuhn-Macher von Phenomedia skrupellos Bilanzen und werden dann noch von der Staatsanwaltschaft gelobt, dass sie sich so schön kooperativ an der Aufklärung der Sauerei beteiligen.

      Beispiel Vorstandsgehälter: Die US-Finanzmedien, die in den vergangenen Jahren Konzernbosse teilweise wie Popstars feierten, jagen nun förmlich gierige Manager, die sich in miesen Börsenphasen Mammut-Gehälter einstecken. Nachdem etwa das "Wall Street Journal" in diesen Tagen auf der Titelseite genüsslich und en detail die Bezahlung von Christos Cotsakos ausbreitete, gab der Chef des Online-Brokers E*Trade den Aktionären kurzerhand 21 Millionen Dollar zurück. Bei rund 80 Millionen Dollar Gehalt plus Bonus in 2001 bleibt zwar immer noch ziemlich viel für einen Chef übrig, dessen Firma gerade wieder einen Quartalsverlust von 276 Millionen Dollar melden musste. Aber der Mann ist unten durch in der Financial Community für alle Zeit. Und seitdem die Exzessiv-Entlohnung von Cotsakos bekannt wurde, sank der ohnehin schon jämmerliche Aktienkurs von E*Trade noch mal um 18 Prozent.



       


      Eingeschossen haben sich die Beobachter auch auf den Oracle-Chef Larry Ellison. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" zeigt jetzt den Exzentriker in Form eines Ölbildes, das einen Renaissance-Fürsten übelster Sorte karikiert. 721 Millionen Dollar Bonus sind ziemlich ekelhaft in Zeiten, in denen Oracle-Aktionäre Milliarden Dollar verloren haben. Keiner mag mehr Larry, der bisher als Bill-Gates-Hasser zumindest Fans unter den Microsoft-Gegnern hatte. Und ein Boss, den keiner mehr mag, hält sich an Wall Street nicht mehr lange, wie das Beispiel des gescheiterten WorldCom-Bosses Bernie Ebbers zeigt - wie Ellison Bartträger und genauso arrogant.

      Ron Sommer hat zwar keinen Bart. Aber 90 Prozent Lohnerhöhung für den gesamten Vorstand der Deutschen Telekom, während der Aktienkurs seit dem Höchstkurs mit 90 Prozent in den Miesen steht, ist schon ziemlich arrogant gegenüber den Aktionären. Statt den miserablen Ergebnissen des obersten Telefonators endlich Taten folgen zu lassen, spielt hier zu Lande der Bundeskanzler höchstpersönlich den Pressesprecher der Telekom und bescheinigt Herrn Sommer noch gute Arbeit. Und wenn nun in Deutschland immer mehr Kapitalmarktakteure freundlich fordern, die Vorstände sollten freiwillig ihre Bezahlung offen legen, dann lächeln die Amerikaner nur milde über diese Sandkastenspiele. Ohne Druck passiert nämlich gar nichts in Corporate Germany.




      Dennoch: Auch die Amerikaner müssen ein wenig aufpassen, dass sie nicht zu viel kehren. Jetzt kommt auch noch der Chef der mächtigen Börsenaufsicht SEC unter Druck. Der ehemalige Wirtschaftsanwalt halte vielleicht noch zu wenig Distanz zu seinen alten Mandanten, werfen ihm Kritiker vor. So soll Harvey Pitt beispielsweise in einem Gespräch mit dem Boss der ebenfalls schwer unter Druck geratenen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG angedeutet haben, dass bald eine Ermittlung gegen den KPMG-Mandanten Xerox anstehe. SEC-Boss Pitt bestreitet das, seine Glaubwürdigkeit aber ist seitdem angekratzt.

      Ob Analysten, Fondsmanager, Journalisten, Investmentbanker, Börsenmacher oder Börsenkontrolleure - sie alle tragen eine gewisse Mitschuld an den Schäden im System Wall Street. Doch sie alle haben auch ein ernsthaftes und eigennütziges Interesse daran, dass die Money-Maschine wieder ans Laufen kommt. Auf dem Weg scheint es, als ob es im Machtzentrum des Kapitalismus keine heiligen Kühe mehr gibt. Die schwarzen Schafe in Deutschland sollten sich vor dem rauen Wind, der hoffentlich stark nun aus Amerika herüberweht, in Acht nehmen.
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 14:21:47
      Beitrag Nr. 504 ()
      Nochmal ein Nachtrag diesmal aus den USA;




      WSJ: Ermittlungen gegen Ernst & Young bringen SEC ins Zwielicht




      New York (vwd) - Im Zuge ihrer Ermittlungen gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ist auch die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) ins Zwielicht geraten, schreibt das "Wall Street Journal" (WSJ) am Mittwoch. Robert K. Herdman, seit Oktober 2001 Hauptbilanzbuchhalter der SEC, war zuvor Vice Chairman von Ernst & Young. Zu seinen Aufgaben dort gehörte es laut WSJ, neue Bilanzierungspraktiken darauf zu prüfen, ob diese gegen die Vorschriften verstießen. Daneben habe er Ernst & Young gegenüber der SEC und beim Verband der US-Wirtschaftsprüfer, AICPA, vertreten.





      Die SEC hatte am Montag Ermittlungen gegen Ernst & Young angekündigt. Dem Wirtschaftsprüfer wird unter anderem vorgeworfen, in den späten 90er Jahren einen Vertriebsvertrag mit dem Softwarehersteller Peoplesoft Inc, Pleasanton, geschlossen zu haben, während er gleichzeitig als dessen Bilanzprüfer tätig war. Damit habe Ernst & Young gegen das Gebot der Unabhängigkeit verstoßen, argumentiert die SEC. Einem anderen Unternehmen, der Cendant Corp, soll Ernst & Young angeboten haben, im Tausch gegen einen Beratungsauftrag die Gebühren für die Bilanzprüfung zu erlassen.





      Ferner untersucht die Behörde mutmaßliche Fälle von Bilanzbetrug bei einigen anderen Unternehmen, deren Wirtschaftsprüfer Ernst & Young war und die während der Zeit Herdmans als Vice Chairman vorkamen. Dessen Rolle bei diesen mutmaßlichen Verstößen gegen die Bilanzierungsvorschriften ist unklar. Die SEC teilte jedoch mit, Herdman beteilige sich wegen Befangenheit nicht an den Ermittlungen in den Fällen Peoplesoft und Cendant.





      Neben Herdman steht auch SEC Chairman Harvey Pitt wegen seiner Nähe zu den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in der Kritik. Pitt war zuvor als Anwalt für die fünf großen US-Wirtschaftsprüfer und deren größten Berufsverband tätig. Sowohl Herdman als auch Pitt hatten sich vor ihrem Eintritt in die SEC gegen eine Verschärfung der Bilanzierungsvorschriften eingesetzt.





      vwd/DJ/22.5.2002/cn/mim
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 20:16:22
      Beitrag Nr. 505 ()
      Na also,es war ja auch einige Tage etwas ruhiger am NM;



      Internationalmedia muss Jahresabschluss korrigieren   [ 22.05.02, 14:21 ]
      Von  Joachim Dreykluft




       IM Internationalmedia hat im Jahresabschluss 2001 und im ersten Quartalsbericht 2002 falsche Angaben über die Aktienzahl der Vorstandsmitglieder gemacht. Das hat das Unternehmen auf Grund von Recherchen von boerse-online.de jetzt zugegeben.


       

      Am 3. Mai hatte IM in der Financial Times Deutschland die Anteile am Grundkapital seiner Vorstandsmitglieder Guy East, Nigel Sinclair und Moritz Bormann veröffentlicht. Dabei waren boerse-online.de Unstimmigkeiten mit den Angaben im Jahresbericht aufgefallen.

      Auf die entsprechende Nachfrage gibt es jetzt eine Antwort der Vorstandsmitglieder Caspar von Blomberg und Andreas Konle. Darin heißt es unter anderem:

      "Nunmehr ist uns Dank Ihrer Recherche aufgefallen, dass die Meldungen der Herren (Guy East und Nigel Sinclair, Anmerkung der Redaktion) an die Gesellschaft irrtümlich die Bestandsverminderung vom 03.12.2002 zum Jahresende nicht berücksichtigt haben und somit eine falsche Zahl in den Jahresbericht eingegangen ist. Diese falschen Bestände wurden auch in den ersten Quartalsbericht für das Jahr 2002 übernommen und sollten daher im nächsten Bericht mit einer Erläuterung der Tatsachen berichtigt werden. (...) Die richtige Zahl der Aktien von Herrn Sinclair beträgt immer noch 2.459.302 und hat sich seit dem 03.12.2002 (offensichtlich muss es 2001 heißen, Anmerkung der Redaktion) nicht mehr verändert."

      Der Vorstand um den neuen Vorsitzenden Moritz Bormann hat sich gestern auf der Hauptversammlung (HV) in München bemüht, das Vertrauen bei den Anlegern wieder herzustellen. Das ist offenbar nicht gelungen, denn die IM-Aktie fällt heute mit 4,20 Euro auf ein neues Allzeittief.

      Auf der HV war es teilweise zu absurden Szenen gekommen. Trotz des immensen Kursverlustes von 85 Prozent seit Börsenstart applaudierten die Anwesenden nach den Reden von Bormann und Konle. Ein Aktionär kritisierte, dass sich die Chefetage angesichts der Kapitalvernichtung nicht bei den Anteilseignern entschuldigte.

      Durch Nachfrage von Matthias Schmitt, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, wurde außerdem ein Filmflopp bekannt. Der Streifen "Wise Girls" mit der Sängerin Maryah Carey wird in den USA und damit vermutlich auch weltweit erst gar nicht in die Kinos kommen.

      boerse-online.de sieht sich in der bisherigen Einschätzung der Aktie bestätigt und rät weiter zum VERKAUF.

      Trading Spotlight

      Anzeige
      Nurexone Biologic
      0,4020EUR +1,52 %
      +600% mit dieser Biotech-Aktie?!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 22:12:13
      Beitrag Nr. 506 ()
      Das abgekartete Spiel der Analysten

      Von Carsten Matthäus

      Merrill Lynch und Star-Analyst Henry Blodget samt seinem Team haben Investoren offenbar systematisch an der Nase herumgeführt. Das geht aus der 38-seitigen Klageschrift hervor, die SPIEGEL ONLINE in Auszügen veröffentlicht.

      Schrecken der Analysten: Staatsanwalt Spitzer

      New York - Der oberste Staatsanwalt von New York, Eliot Spitzer, ist sich seiner Sache sicher. "Das war ein schockierender Betrug von einer der namhaftesten Wall-Street-Firmen", sagte er auf einer Pressekonferenz. "Dieser Fall muss eine Reform der ganzen Branche nach sich ziehen".
      Spitzer und sein Büro haben ganze Arbeit geleistet. Sie sichteten in zehn Monaten rund 30.000 Dokumente. Viele davon waren interne E-Mails, die zwischen Analysten, Chefs und Investmentbankern von Merrill Lynch kursierten. Außerdem wurden rund 20 Zeugen unter Eid vernommen.

      Merrill Lynch bemühte sich angesichts der schweren und peinlichen Vorwürfe, seinen Ruf zu verteidigen und wies die Anschuldigungen zurück. Die E-Mails seien aus ihrem Kontext genommen worden und die gezogenen Rückschlüsse "einfach falsch". Vizepräsident Robert McCann, zuständig für den Bereich Research, führte in einer Stellungnahme des Unternehmens die zum Teil bereits unternommenen Schritte an, die Arbeit der Analyse-Abteilung zu verbessern. So sollen Analysten künftig nach Erfüllung ihrer Prognosen bewertet und bezahlt werden. Dies sei Teil einer im vergangenen Sommer gestarteten Überarbeitung des gesamten Research-Bereichs
      Das Dokument der Staatanwälte strotzt nur so von peinlichen Belegen dieses unverschämten Betrugssystems. SPIEGEL ONLINE veröffentlicht nachfolgend Auszüge der Klageschrift:

      Vorwurf 1: Merrill Lynch täuschte objektive Bewertungen nur vor

      Vorwurf 2: Die öffentlichen Analysen stimmten nicht mit internen Äußerungen überein

      Vorwurf 3: Die Internet Group agierte nicht unabhängig vom Investment Banking

      Vorwurf 4: Die Bezahlung der Analysten war an die Arbeit für das Investment Banking geknüpft

      Vorwurf 5: Die Analysten waren nicht unabhängig von den Firmen, die sie analysierten




      Herausgekommen ist ein 38-seitiger Bericht mit haarsträubenden Ergebnissen. Demnach wurden Analysten dafür bezahlt, mit geschönten Empfehlungen neue Kunden für das Investment Banking anzulocken. Aktien, die intern längst als "Stück Scheiße" bezeichnet wurden, wurden in der Öffentlichkeit mit den höchstmöglichen Bewertungen zum Kauf empfohlen.



      Merril Lynch: "Schockierender Betrug"


      Schlimmer noch: Positive Empfehlungen auszusprechen, die beobachteten Firmen zu beraten oder bei den Firmen für neue Bankdienstleistungen Werbung zu machen, brachte den Merrill-Lynch-Analysten Gehaltserhöhungen ein. Nach Erkenntnissen der Ermittler stieg das Jahreseinkommen des Teamchefs Henry Blodget von 1999 bis 2001 von drei auf zwölf Millionen Dollar an. Blogdet tat etwas für sein Geld: Den Fernsehsendern CNN und CNBC gab er in den Jahren 1999 und 2000 46 beziehungsweise 77 Interviews als "objektiver Analyst" des größten Wall-Street-Hauses.



      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,191687,00.html
      Avatar
      schrieb am 23.05.02 18:54:11
      Beitrag Nr. 507 ()
      Mal wieder etwas aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten...






      BÖRSENSKANDAL

      Die schmutzigen Aktiengeschäfte der FBI-Agenten

      Mit vertraulichen Polizeiunterlagen soll eine fünfköpfige Bande in den USA börsennotierte Unternehmen erpresst - und deren Kurse wesentlich beeinflusst haben. Die Interna waren offenbar aus erster Hand: Zwei der mutmaßlichen Betrüger waren FBI-Beamte.

      New York - Er lebt in einer 2,2 Millionen Dollar teuren Luxusvilla, kurvt abwechselnd mit seinem Bentley oder Hummer durch die Straßen: Amr Ibrahim Elgindy, 34, millionenschwerer Börsenguru. Doch sein Vermögen soll der Ägypter sich nach Berichten der "New York Times" ergaunert haben: Als Anführer einer Verschwörung soll Elgindy polizeiliche Unterlagen missbraucht haben, um Aktienkurse zu manipulieren und Firmen zu erpressen.

      Wegen Insider-Handels, Erpressung und Behinderung der Justiz sind Elgindy und seine vier Helfershelfer - Derrick Cleveland, Troy Peters, Jeffrey Royer und Lynn Wingate - angeklagt. Die Bundespolizei FBI nahm die mutmaßlichen Bandenmitglieder am Dienstag in Kalifornien, New Mexico und Oklahoma fest.

      Die Informationen über Firmeninterna erhielten die Betrüger aus erster Hand: Royer und Wingate waren zum Tatzeitpunkt FBI-Beamte. Sie sollen ihr Wissen über die bevorstehende Untersuchungen von Unternehmen missbraucht haben, um davon zu profitieren.


       


      Dass Short Seller eng mit dem FBI zusammenarbeiten, ist keine Seltenheit, denn ihr Hauptinteresse sind sinkende Aktienkurse. Decken Leerverkäufer Betrügereien frühzeitig auf, teilen sie dies der US-Bundespolizei mit, weil sie auf eine Untersuchung hoffen - die dann zum Kurseinbruch führt.

      Auf diese Weise soll auch die Beziehung zwischen Elgindys Firma Pacific Equit und dem FBI-Mann Royer im Jahre 1999 entstanden sein: Cleveland, so die Anklageschrift, gab Royer Tipps über "Personen und Firmen, die in geheime Machenschaften verwickelt sind". In einigen Fällen führten die Anschuldigungen zu strafrechtlichen Untersuchungen.

      Doch nach einigen Monaten wendete sich der Fluss der Informationen: Royer, der von 1996 bis Dezember 2001 für das FBI arbeitete, bot Pacific Equity an, Daten über die kriminelle Vergangenheit von Firmen und laufende Untersuchungen zu beschaffen. Am 28. November 2000 erhielt er dafür 8500 Dollar von Cleveland. Weitere Zahlungen folgten und summierten sich laut Anklageschrift auf 30.425 Dollar.

      Short Seller Elgindy, der auch unter den Namen Anthony Pacific und Tony Elgindy agiert ist in Insiderkreisen für seine aggressiven Attacken auf Firmen bekannt, die er für überbewertet hält. Auf seinen zwei Websites - insidetruth.com und anthonypacific.com - und per E-Mail gab er seinen Abonnenten Aktientipps - in der Absicht, die Kurse zu drücken. Bis zu 7000 Dollar pro Jahr zahlten Kunden für seine Empfehlungen. Zudem drohte er Unternehmen, schlechte Meldungen zu verbreiten, sollten sie seiner Firma Aktien nicht umsonst überschreiben.

      Nachdem Royer das FBI verlies und bei Pacific Equity einstieg, soll Wingate weiter Informationen geliefert haben, so die Anklage. Beide sollen Elgindy auch über die laufenden FBI-Nachforschungen über seine Person informiert haben.

      Die Bande soll überwiegend kleinere Unternehmen bedroht haben. Bislang ist jedoch nur ein Opfer bekannt: Nuclear Solutions mit einem Marktwert von 2,5 Millionen Dollar.
      Avatar
      schrieb am 23.05.02 19:01:04
      Beitrag Nr. 508 ()
      Mal wieder...



      Merrill Lynch wegen irreführenden Tipps von Internet-Fond-Käufern verklagt

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Die US-Investmentbank Merrill Lynch & Co. Inc. (MER.NYS) (MER.FSE) ist wegen irreführenden Anlagetipps von Käufern des "Merrill Lynch Internet Strategie"-Fonds verklagt worden. Die Sammelklage sei im südlichen Stadtdistrikt von New York eingereicht worden, teilte die die Rechtsanwaltskanzlei Schiffrin & Barroway, LLP am Donnerstag in New York mit. Die Kläger seien alle Käufer des Fonds zwischen dem 14. März 2000 und dem 15. Oktober 2001.

      In der Sammelklage wird Merrill Lynch vorgeworfen, irreführende Empfehlungen bezüglich der Internet-Firmen des Fonds abgegeben zu haben.

      KLÄGER: MERRILL LYNCH HAT WICHTIGE INFORMATIONEN VORENTHALTEN

      Auch habe Merrill Lynch wichtige Informationen vorenthalten. Das Investmenthaus habe die eigenen Interessenkonflikte verheimlicht und die Analysen und die Reputation seines damaligen Star-Analysten Henry Blodget zur Ankurbelung des Investment-Geschäfts genutzt.

      Im Skandal um irreführende Anlagetipps hatte Merrill Lynch sich bereits am Dienstag mit den Justizbehörden des US-Bundesstaates New York auf die Zahlung einer Strafe von hundert Millionen Dollar (knapp 110 Millionen Euro) geeinigt. Analysten der Bank hatten demnach Aktien zum Kauf empfohlen, obwohl die Papiere in internen Vermerken sehr schlecht beurteilt wurden.

      RECHTSANWÄLTE WOLLEN FINANZIELLE SCHÄDEN AUSGLEICHEN

      Die Rechtsanwälte wollen einen Ausgleich für die finanziellen Schäden, welche durch die irreführenden Empfehlungen ihren Mandaten entstanden sind. Die Kanzlei Schiffrin & Barroway hat eigenen Angaben "große Erfahrungen" mit Sammelklagen von Investoren und Aktionären./st/rh
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 07:25:10
      Beitrag Nr. 509 ()
      Düsseldorf (vwd) - Angesichts der jüngsten Skandale am Neuen Markt
      wird es für Unternehmen der Wachstumsbörse immer schwieriger, eine
      Haftpflichtversicherung für ihre Manager abzuschließen. "Viele
      Gesellschaften vom Neuen Markt sind heute kaum noch versicherbar,
      und wenn, dann wird das sehr teuer", sagte Horst Ihlas vom
      US-Versicherer Chubb dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe). Die
      Managerhaftpflicht-Policen (Directors & Officers-Policen, D&O) schützen
      Führungskräfte davor, dass sie mit ihrem Privatvermögen für
      Fehlentscheidungen und die daraus entstehenden Schäden haften
      müssen.

      Betroffene Vorstände wehren sich: "Wir finden es skandalös, dass die
      Zugehörigkeit zum Neuen Markt bereits ein Risikoraster darstellt", zitiert
      die Zeitung Helmut Kruppke, Vorstandsvorsitzender des
      Nemax-50-Unternehmens IDS Scheer. Die Versicherer würden die
      Unternehmen in "Sippenhaft" nehmen. Für die Anbieter der D&O-Policen
      haben die Pleitewelle in Deutschland und das Kursdebakel am Neuen
      Markt teure Folgen. Die Schadensmeldungen haben "deutlich
      zugenommen", bestätigte Oliver Sieg, Rechtsanwalt und D&O-Experte der
      Kanzlei Nörr Stiegenhofer Lutz in Düsseldorf dem "Handelsblatt".

      Die Versicherer reagieren mit Preiserhöhungen: "Bei einem Großrisiko
      wie der Versicherung von Vorständen eines DAX-Unternehmens gibt es
      Prämienerhöhungen von bis zu mehreren 100 Prozent. Im Schnitt werden
      die Policen um zehn bis 20 Prozent teurer", sagte Michael
      Rieger-Goroncy, Abteilungsleiter D&O bei der ACE-Versicherung
      Deutschland.

      vwd/12/23.5.2002/nas

      23. Mai 2002, 21:57
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 12:04:03
      Beitrag Nr. 510 ()
      Grüsse @ ALL!

      Es geht weiter...





      E . M U L T I

      Antrag auf Insolvenz






      Der Spezialist für Internet-Spiele hat Insolvenz beantragt.

      Ettlingen - Der Online-Dienstleister e.multi ist zahlungsunfähig. Wie der am Neuen Markt notierte Spezialist für Internet-Spiele am Donnerstag in Ettlingen (Kreis Karlsruhe) mitteilte, sei ein neuer Investor seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen. Daher habe sich die e.multi Digitale Dienste AG zum Gang zum Konkursrichter verpflichtet gesehen.

      Die Münchner Eurotip AG wollte bei e.multi einsteigen. Nach Bekanntgabe der Insolvenz wurde die e.multi-Aktie vom Handel ausgesetzt.
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 16:23:29
      Beitrag Nr. 511 ()
      Mal wieder etwas aus der Moorhuhn-Schmiede in Bochum;





      P H E N O M E D I A

      Aktionäre wegen Insiderhandels unter der Lupe






      Wer hat von der drohenden Pleite gewusst? Die Wertpapieraufsicht nimmt die Ermittlungen auf.







      © DPA



      Bochum/Frankfurt am Main - Nach der Staatsanwaltschaft ermittelt nun auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) im Fall Phenomedia. Voranalysen hätten verdächtige Aktienbewegungen ans Tageslicht gebracht, hieß es. "Bei der Untersuchung steht jetzt im Vordergrund, welche Aktionäre gehandelt haben", sagte Sprecherin Sabine Reimer. Dazu würden Kreditinstitute befragt. Untersucht würden ausnahmslos alle Aktienbewegungen.

      Das Bochumer Unternehmen hatte Mitte April mitgeteilt, man habe Hinweise auf Fehler in den Bilanzen entdeckt und sich deshalb von Vorstandschef Markus Scheer und Finanzvorstand Björn Denhard getrennt. Kurz zuvor schwankte der Aktienkurs stark und nährte damit Spekulationen, dass Insider von dem kursbeeinflussenden Skandal gewusst haben. Im Gespräch mit mm.de hat die Bochumer Wirtschafts-Staatsanwaltschaft darauf mitgeteilt, den Fall zu untersuchen: "Wir ermitteln gegen zwei ausgeschiedene Vorstände und gehen der Frage nach, ob es zu Bilanzmanipulation gekommen ist", sagte ein Sprecher. Beide haben mittlerweile den Tatbestand zugegeben.

      "Moorhuhn" wird filetiert



      Erst am Donnerstag hatte die angeschlagene Phenomedia AG nach Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter bekannt gegeben, dass das Unternehmen im Kernbereich erhalten bleiben soll. Über die Hälfte der ehemals 112 Beschäftigten wurde inzwischen entlassen. Das ins Bodenlose gestürzte Papier stieg nach der Nachricht am Donnerstag um zwei Drittel seines Wertes auf 63 Cent. Zum Jahreswechsel war es noch 14 Euro wert.

      Sollte Aktionären Inderhandel nachgewiesen werden, droht ihnen eine Geldstrafe oder in schweren Fällen eine Haftstrafe bis zu fünf Jahren. Im vergangenen Jahr wurde in 55 Fällen eine förmliche Untersuchung eingeleitet. In 25 Fällen wurde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

      Von Montag an muss sich zum Beispiel der Investment-Unternehmer Kim Schmitz wegen illegalen Insiderhandels vor dem Amtsgericht München verantworten. Der schillernde Drei-Zentner-Mann alias "Dr. Kimble" wird beschuldigt, sich durch verbotene Geschäfte mit Aktien des niederländischen Internet-Unternehmens Letsbuyit.com einen Gewinn von mehr als 1,1 Millionen Euro erschlichen zu haben.
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 16:31:45
      Beitrag Nr. 512 ()
      Etwas aus dem DAX;








      Anwälte rechnen mit Verhandlungsbeginn im Herbst
      Telekom wird vor den Kadi gezogen
      In den seit Frühjahr 2001 laufenden Klagen von Aktionären gegen die Deutsche Telekom wegen angeblich falscher Börsenprospekte könnte es im Herbst dieses Jahres erstmals zu einer öffentlichen Verhandelung vor dem Landgericht Frankfurt kommen.






      Reuters TÜBINGEN/FRANKFURT. Die bei den Klagen gegen die Telekom gemeinsam auftretenden Rechtsanwaltskanzleien Tilp & Kälberer sowie Kuhlig teilten am Freitag in Tübingen mit, es sei von einem möglichen ersten Verhandlungstermin im Herbst dieses Jahres auszugehen.

      Die im Frühjahr vergangenen Jahres eingereichten Klagen könnten wegen gesetzlicher Vorschriften und gerichtlicher Zuständigkeitsregeln nur von einer Kammer des Landgerichts Frankfurt bearbeitet werden. Die Arbeitsbelastung des zuständigen Kammervorsitzenden lasse eine frühere Behandlung der Prospekthaftungsklagen jedoch nicht zu, sagte Rechtsanwalt Andreas Tilp der Nachrichtenagentur Reuters in Tübingen.

      Die Klagen richten sich gegen die Bewertung des Immobilien- und Anlagevermögens der Deutschen Telekom. Die Anwälte werfen dem Unternehmen unter anderem vor, seine Vermögenswerte falsch bilanziert zu haben. Nach Angaben der Kanzleien sollen Änderungen in der Bilanzierung der Vermögenswerte noch vor dem ersten Börsengang der Telekom im Jahr 1996 vorgenommenen worden sein. In den Verkaufsprospekten für die mittlerweile in drei Tranchen an die Börse gebrachten Telekom-Aktien hat es die Telekom den Angaben zufolge jedoch unterlassen, auf das Risiko einer möglichen Niedrigerbewertung einzelner Vermögenswerte hinzuweisen.

      Anlass für den Verdacht falscher Börsenzulassungsprospekte sahen mehrere klagende Rechtsanwaltskanzleien darin, dass die Telekom erstmals im Frühjahr 2001 einen Abwertungsbedarf bei ihrem Immobilienbestand bekannt gegeben hatte. Insgesamt korrigierte die Telekom in zwei Schritten ihre Bewertung für Grund und Boden um insgesamt 2,5 Milliarden Euro nach unten, nachdem das Unternehmen seine Bewertungsmethode geändert hatte. Die Telekom sieht sich nach einer nun vorgenommenen Detailanalyse des Vermögensbestands darin bestätigt, dass die vorangegangenen Jahresabschlüsse korrekt waren und keine falschen Angaben gemacht wurden.

      Ziel der gegen die Telekom laufenden Prospekthaftungsklagen ist die Rückzahlung des Kaufpreises für die in den Jahren 1999 und 2000 an die Börse gebrachten Telekom-Aktien. Für die Erstemission 1996 ist bereits die Verjährung eingetreten. Sollten die Klagen Erfolg haben, könnten die Aktionäre die Differenz zwischen den Emissionspreisen von 37,50 Euro beziehungsweise 63,50 Euro und dem dann aktuellen Kurs erstattet bekommen. Derzeit notieren die Aktien der Telekom mit 12,25 Euro knapp 20 Prozent unter dem Kurs, zu dem die Aktien im November 1996 erstmals an die Börse gebracht worden waren. Bislang ist in Deutschland nach Angaben der klagenden Rechtsanwaltskanzleien noch über keine der anhängigen Prospekthaftungsklagen gegen die Telekom oder gegen ein Unternehmen des Neuen Marktes endgültig entschieden worden.






      HANDELSBLATT, Freitag, 24. Mai 2002, 15:25 Uhr
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 16:34:39
      Beitrag Nr. 513 ()
      CYPOST











      Zoff auf dem sinkenden Schiff









      Update: 24.05.2002

      Sinkende Umsätze, keine Investoren, ein Management von zweifelhafter Kompetenz und jede Menge Prozesse. Dieses Schiff sinkt.






      Cypost ist eine Holding für sechs virtuelle Internet-Service-Provider. Wie die ganze Branche krankt auch Cypost an geringen Margen, scharfer Konkurrenz und einer flauen Nachfrage. Ursprünglich hatte sich Cypost einmal als Nischenanbieter für Internet-Service mit erhöhtem Sicherheitsstandards profilieren wollen. Zu diesem Zweck pries man die Verschlüsselungssoftware Navaho Lock an. Und als Ergänzung übernahm man auch noch einen japanischen Instant-Messenging-Service.

      Dauerkrise
      In die Krise geriet Cypost schon recht früh. Bereits Ende 2000 entdeckte man, dass man "das Unternehmen konsolideren" müsse. Also begann man ein Prozess, der heute noch anhält: Es gab Entlassungen, die Tochter Intouch ging in der Tochter NetRover auf, die japanische Tochter wurde kurzerhand verhökert. Weiterentwicklung und Vertrieb der Software wurden ebenfalls eingestellt.



      Dabei bewegte sich die Umsatzentwicklung im Rückwärtsgang. Nach 4,6 Millionen Dollar im Jahr 2000 waren es im letzten Jahr noch 3,7 Millionen und im ersten Quartal 2002 kamen nur 772.750 Dollar in die Kassen. Dabei verbrennt man weiter fleißig Geld, das man nicht hat. Die Lage ist inzwischen so ernst, dass der Vorstand im jüngsten Quartalsbericht einräumt, dass man "nicht glaube, dass Bankkredite möglich seien". Beim Thema alternative Finanzierungsquellen hat Cypost nur ein Schulterzucken.

      Im Vorstand hat unterdessen ein munteres Bäumchen-wechsel-Dich eingesetzt. Nachdem Robert Adams das Unternehmenohne Angabe von Gründen im Juni 2001 verließ, hat man keinen Vorstandschef mehr. Bis vor kurzem leitete ein Dreigestirn aus J. Thomas W. Johnston, ein pensionierter Pilot als Verwaltungsratschef, Javan Khazali, ein Ex-Restaurantketten-Manager als Geschäftsführer und Finanzchef 2001 und die ehemalige Bürochefin Sandra Lynn Warren als Chefjuristin das Unternehmen. Warren hat inzwischen auch das Handtuch geworfen und ist damit nicht die Einzige in den letzten zwei Jahren.

      Hinter Cypost steht ein Investor namens Kelly Shane Montalban. Doch das ist auch eine schillernde Figur. So verklagte ihn Cypost im Juni 2001, weil Montalban als Insider seit September 1999 munter mit den Cypost-Aktien gezockt hatte. Montalban gab die Vorwürfe zu. Immerhin wurden so ein paar Schulden des Unternehmens bei Montalban getilgt. Nicht mehr im Boot ist dagegen der Blue Heron Venture Fund, der Cypost einst finaziert hat.

      Nichts wie Ärger
      Und als ob das nicht genug wäre, prozessiert man noch seit Jahren mit ehemaligen Vorständen. So verklagten sich Unternehmen und Ex-Vorstandschef Steven Berry wechselseitig. Es geht dabei um Aktien, die Berry beansprucht und Cypost nicht willens ist zuzuteilen. Entzündet hatte sich der Streit allerdings daran, dass Berrys Frau ein paar Spesen geltend machte, die Cypost nicht bezahlen wollte. Geklagt hat auch Ex-Vizepräsidentin Tami Allan, die Cypost im letzten Herbst an die Luft gesetzt hatte.

      Es ist viel los bei Cypost. Nur nichts Gutes.
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 16:42:40
      Beitrag Nr. 514 ()
      Fingiertes Übernahmeangebot hat ein Nachspiel





      Krumme Geschäfte beim MDax-Unternehmen? Die Staatsanwalt ermittelt wegen Kursmanipulation.




      [M]mm.de








      Insiderhandel?


      Düsseldorf - Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen des Verdachts auf Kursmanipulation bei Gold-Zack. Ein Sprecher der Behörde wollte am Freitag auf Anfrage von vwd jedoch keine Details nennen, insbesondere, ob sich die Ermittlungen auch gegen das Unternehmen selbst oder gegen dort beschäftigte Personen richten. Ein Vorwurf des Insiderhandels sei bislang nicht anhängig. "Wir stehen noch ganz am Anfang", sagte der Sprecher und deutete an, dass der Sachverhalt in einem engen Zusammenhang mit Ermittlungen der neu geschaffenen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stehen könnte.



      Das Bafin ermittelt wegen Kursmanipulation und Insiderhandels, nachdem am 3. Mai eine gefälschte Mitteilung über ein angebliches Übernahmeangebot für Gold-Zack verbreitet worden war. In der Folge hatte sich der Kurs der seit längerer Zeit unter starkem Druck stehenden Gold-Zack-Aktie für kurze Zeit fast verdoppelt. Eine Sprecherin des Bafin sagte am Freitag, es gebe bereits konkrete Verdachtsmomente, die der Staatsanwaltschaft nach Abschluss der Ermittlungen übermittelt würden. Noch forsche das Bafin nach dem Ursprung der als E-Mail verbreiteten Falschmeldung. Zugleich würden wie üblich die Börsengeschäfte zum fraglichen Zeitpunkt überprüft.
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 21:43:46
      Beitrag Nr. 515 ()
      Vorsicht ANLEGER...



      Was die Advance-Bank unter Preissenkungen versteht Was die Advance Bank unter Preissenkungen versteht / Von Martin T. Roth

      FRANKFURT, 24. Mai. Gewohnt an einen hohen Rechnungsanteil in der Post, ist die Freude zunächst groß. "Freuen Sie sich auf niedrigere Preise" prangt es einem aus der Überschrift eines Schreibens der Advance Bank entgegen. Von Anfang Juni an erhebt die zur Allianz gehörende Online-Bank neue Preise für Wertpapiertransaktionen und senkt sie "in den meisten Fällen", wie es schon in der nächsten Zeile einschränkend und verräterisch heißt.

      Ihre Preissenkungen kündigt die Advance Bank in dem Brief denn auch weiter vollmundig an. So sinke die Provision für einen telefonisch erteilten Auftrag im Volumen von mehr als 50 000 Euro von 150 auf 139 Euro - rund 7 Prozent. Doch wie viele Kunden führen Transaktionen in diesem Umfang durch, zumal dies unter dem Gesichtspunkt der Risikostreuung impliziert, daß ein Kunde mehrere hunderttausend Euro im Depot haben müßte? "Selbst eine Order ab 10 000,01 Euro wird im Internet und per Telefon um einen Euro billiger", jubilieren die Banker weiter. Auf deutsch: Beim Auftrag über das Internet spart man in diesem Fall dann ein Dreißigstel, über das Telefon ein Sechzigstel der bisherigen Provision.

      Um ihre Kunden nicht weiter zu belästigen, verschweigt die Bank in ihrem Brief, daß sie wohl für den Großteil von ihnen die Preise nicht gesenkt, sondern vielmehr kräftig erhöht hat. Wer einen Auftrag bis 10 000 Euro per Telefon oder Fax erteilt, zahlt nicht mehr 30 Euro, sondern stolze 39 Euro - 30 Prozent mehr. Per Internet, WAP oder Sprachcomputer sind es bei einem Auftrag bis 10 000 Euro sogar fast 50 Prozent mehr - von 15 Euro auf 22 Euro. Beides wird mit keinem Wort erwähnt.

      Wer also bisher glaubte, mit einem Dutzend Wertpapierpositionen in seinem Depot in der Größenordnung von jeweils rund 10 000 Euro ein stattliches Sümmchen auf die Seite gebracht zu haben und damit auch ein interessanter Kunde gerade für ein Institut vom Schlag der Advance Bank zu sein, erfährt mit Hilfe dieses Schreibens, daß er wohl doch nicht zur Zielkundschaft dieses Instituts und des großen Allfinanzdienstleisters als Muttergesellschaft im Hintergrund gehört.

      Nun sind vom Volumen abhängige Ausführungsprovisionen ohnehin ein Unding für den Teil der Provision, der über die Maklergebühren hinausgeht. Für die Bank selbst macht es im Zeitalter der viel gepriesenen und teuer gekauften technischen Abwicklungsplattformen kaum einen Unterschied, ob sie einen Auftrag in der Höhe von 10 000 Euro, 20 000 Euro oder 50 000 Euro abwickelt. Die Advance Bank verlangt jedoch, prozentual gesehen, für einen Auftrag über 50 000 Euro und mehr jetzt immer noch annähernd das gleiche wie bisher für einen Telefonauftrag bis 10 000 Euro.

      Der Sinn einer Preisdifferenzierung an einer Stelle, die im Wettbewerb um die Kunden nicht wirklich entscheidend sein dürfte, erschließt sich kaum. Aber wahrscheinlich ist es von der Advance Bank so gewollt, daß "kleine" Kunden über eine Erhöhung der Preise zwischen 30 und 50 Prozent den Kopf schütteln, während es für jemanden, der 50 000 Euro - zur Erinnerung: knapp 100 000 DM - in einer einzigen Transaktion umschichtet, kaum einen Unterschied bei seinen Anlageentscheidungen macht, ob er dafür künftig 11 Euro und damit 7 Prozent weniger zahlt. Unter dem Strich war der Brief für die meisten Kunden der Bank dann wohl doch die Vorankündigung einer "saftigen Rechnung". Weiter so, Advance Bank!Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.05.2002,
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 22:00:24
      Beitrag Nr. 516 ()
      Diesmal die Banken/Sparkassen im Zusammenhang mit der privaten Altersvorsorge;






      Riester-News

      Riesters "Entnahme-Modell": Hau-Sparkassen

      Die Bausparkassen schlagen auf die neue Riester-Förderung ein. Dabei können Hauskäufer kräftig von ihr profitieren. Mit Polemik und dreifacher Falschinformation wehren sich Bauspar-Funktionäre gegen die neue Konkurrenz von Riesters "Entnahme-Modell".

      DÜSSELDORF. Deutschlands Bauspar-Manager haben einen neuen Lieblingsfeind: Walter Riester. Für sie ist der Sozialminister gleich doppelt unsozial. Erstens besitzt er die Frechheit, sein neues Rentensparen weit höher zu subventionieren als Kollege Bodewig das Bausparen. Und zweitens dürfen Häuslebauer und Wohnungskäufer auch mit dem hoch subventionierten Geld aus dem Riester-Topf eine Immobilie finanzieren - vorausgesetzt, es liegen mindestens 10000 Euro darin, und sie ziehen selbst ins gekaufte Haus ein.

      Mit Polemik und dreifacher Falschinformation wehren sich Bauspar-Funktionäre gegen die neue Konkurrenz von Riesters "Entnahme-Modell". Das Pikante dabei: Sie unterstellen Riester genau die Schwächen, die das Bausparen selbst hat.

      Falschinformation 1, von Wüstenrot-Chef Rolf Kornemann: "Fachleute haben erkannt, dass das Entnahme-Modell frühestens in 20 Jahren zum Tragen kommt." Tatsächlich aber springt eine vierköpfige Familie, die Riesters Maximalbeiträge spart, schon nach sechs Jahren über die 10 000-Euro-Schwelle. Nun mag man sechs Jahre als lang bezeichnen, aber die meisten Bausparer brauchen auch acht, bis sie finanzierungsreif sind.

      Falschinformation 2, vom Bauspar-Verbandschef Andreas Zehnder: "Entnommene Riester-Mittel werden von den Banken nicht als Eigenkapital anerkannt." Doch, entgegnet Achim Reif vom Verband der Hypothekenbanken: "Natürlich rechnen wir das voll als Eigenkapital an." Und das Kapital ist stattlich: Nach acht Jahren hat die Riester-Familie mehr als 22000 Euro zusammen (siehe Modellrechnung unten). Bauspar-Füchse mit ihrem Subventionsnachteil bringen es dagegen auf nicht einmal 14 000 Euro.

      Falschinformation 3, aus der Kundenzeitung von Schwäbisch Hall: "Auf die Bauherren kommt in der Finanzierungsphase eine Dreifach-Belastung zu." Es stimmt zwar: Sie müssen ihren Kredit tilgen, müssen das Geld, das sie aus dem Riester-Topf entnommen haben, bis zur Rente Stück für Stück zurückzahlen und sollen dort zudem neues Geld einlegen. Dafür sinkt ihre Belastung an anderer Stelle: Weil sie mehr Eigenkapital einbringen konnten, brauchen sie weniger Kredit. Ihre Monatsrate ist nicht höher, sondern eher niedriger als bei einer konventionellen Finanzierung.

      Und beim Thema "Hohe Belastung" sollten gerade die Bausparkassen nicht leichtfertig auf andere schimpfen: Weil sie selbst höchste Tilgungsraten verlangen, sind Hauskäufer bei keiner anderen Finanzierung so gefordert wie bei ihrer. Die Einfach-Belastung von Bausparern kann höher sein als die Dreifach-Belastung bei Riester.

      Dabei gäbe es eine Doppelstrategie für Klein- und Mittelverdiener, die Bausparkassen wie Hauskäufern hilft: Mit Riester ein Heim anpeilen und daneben ein paar Euro Bauspar-Subventionen mitnehmen. Wie vernünftig das sein kann, hat sich übrigens bei einzelnen Bausparkassen doch herumgesprochen. "Bei zusätzlicher Entnahme des Riester-Guthabens kann der Musterhaushalt fünf Jahre früher mit dem Immobilienerwerb starten", heißt es auf einem Info-Chart der LBS Nord.

      Von ROLAND STIMPEL, DMEuro
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 22:02:19
      Beitrag Nr. 517 ()
      UPDATE: Nur nochmal zur Erinnerung;



      Ermittlungen gegen Ackermann gehen weiter

      Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ermittelt nach wie vor gegen den neuen Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, wegen des Verdachts der Untreue bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone. Die Größenordnung des Falls habe sich sogar noch ausgeweitet.

      dpa DÜSSELDORF. "Ackermann zählt weiter zum Kreis der Beschuldigten", bestätigte Bernhard Englisch, Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen, am Freitag auf Anfrage. Die Größenordnung des Falls habe sich sogar noch ausgeweitet, inzwischen gehe es um eine Summe von etwa 200 Millionen DM (102 Millionen Euro).

      Ackermann soll als Mannesmann-Aufsichtsrat unmittelbar nach der Übernahme durch Vodafone üppige Abfindungen mit abgesegnet haben. Der damalige Mannesmann-Chef Klaus Esser soll alleine 60 Millionen DM erhalten haben. Die Ermittler untersuchen, ob es sich dabei um Bestechungsgeld gehandelt haben könnte, mit dem der Widerstand des Managements gegen die Übernahme gebrochen werden sollte. Am Mittwoch hatte der Schweizer Ackermann als erster Ausländer die Führung des größten deutschen Geldhauses übernommen. "Wir ermitteln weiter mit Volldampf und haben einen weiteren Staatsanwalt für das Verfahren abgestellt", sagte Englisch. Ob Anklage erhoben werde, wolle die Staatsanwaltschaft noch in diesem Jahr, womöglich noch im Spätsommer entscheiden.
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 21:50:38
      Beitrag Nr. 518 ()
      Nicht der NM,sondern etwas aus Berlin;



      Millionenhohe Kautionen der Berliner Aubis-Unternehmer gepfändet/Neues Indiz im mysterösen Todesfall des ehemaligen EDV-Chefs

      Die Berliner Aubis-Immobilienunternehmer und früheren CDU-Politiker Klaus-Hermann Wienhold und Christian Neuling, Schlüsselfiguren der Affäre um die Berlin Hyp, geraten erneut unter Druck: Jetzt hat der Konzern Bankgesellschaft Berlin für den Großteil der von den beiden Aubis-Leuten hinterlegten Kaution von 1,9 Millionen Euro einen Pfändungsanspruch geltend gemacht. Neuling und Wienhold hatten die Summe hinterlegt, um bis zum Verhandlungsbeginn auf freiem Fuß zu bleiben. Die Staatsanwaltschaft wirft beiden Betrug vor.

      Auch in einer anderen Angelegenheit geraten die beiden gescheiterten Unternehmer in schiefes Licht: Die Staatsanwaltschaft ist auf Informationen gestoßen, die neuen Schub in die Ermittlungen zu einem mysteriösen Todesfall bringen. Der frühere EDV-Chef des Aubis-Unternehmens hatte sich unter bisher ungeklärten Um- ständen im September vergangenen Jahres erhängt. Lars Oliver P., der seine Insider-Kenntnisse über Aubis versilbern wollte, hatte vor seinem Tod erklärt, er habe Angst vor den Handelnden der Aubis-Gruppe. Die Ermittler stießen inzwischen auf eine "auffällige Zahlung "von einem Wienhold/Neuling-Konto an P. über 10.000 Mark elf Wochen vor dessen Tod - womöglich, so vermuten Ermittler, sollte das Geld den Zeugen zum Schweigen bringen. Wienhold und Neuling bestreiten vehement, irgendetwas mit dem Tod ihres früheren Angestellten zu tun zu haben.
      Avatar
      schrieb am 26.05.02 20:15:21
      Beitrag Nr. 519 ()
      Autozulieferer
      Droht Sachsenring die Insolvenz?
       
       






      26. Mai 2002 Der am Neuen Markt notierten Sachsenring Automobiltechnik AG, Zwickau, droht nach einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" die Insolvenz. Wie das Blatt in seiner Montagausgabe berichtet, muss der Zwickauer Zulieferer möglicherweise bereits Ende dieser Woche den Gang zum Amtsgericht antreten. Während das Management auf laufende Verhandlungen verweist, wurden im Unternehmensumfeld bereits erste Vorkehrungen für die befürchtete Pleite getroffen. "Dienstag ist Deadline", zitiert die "Welt" gut informierte Kreise. An diesem Tag ist dem Bericht zufolge ein letztes Bankengespräch anberaumt.Unternehmen hät sich bedecktGelinge es Sachsenring dabei nicht, eine tragfähige Lösung zu präsentieren, müsse spätestens am Donnerstag der Gang zum Insolvenzrichter erfolgen. Einen solchen Schritt, so heißt es in der "Welt" weiter, erwarten Dresdner Bank und Commerzbank seit längerem. Doch auf politischen Druck - Bund und Land sind mit Bürgschaften in Höhe von 39,4 Millionen Euro engagiert - hätten die beiden Hauptgläubiger bisher still gehalten. Vorstandschef Ulf Rittinghaus wollte das Szenario gegenüber vwd nicht bestätigen. Auf Anfrage der "Welt" verwies der Manager auf "sehr konkrete Verhandlungen". Zu Spekulationen wolle er keinen Kommentar abgeben.
      Avatar
      schrieb am 27.05.02 20:04:01
      Beitrag Nr. 520 ()
      KMART-PLEITE

      PwC-Wirtschaftsprüfer wussten angeblich Bescheid

      Unter den Augen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers haben ehemalige Top-Manager der insolventen Supermarktkette Kmart offenbar vorsätzlich Bilanzen gefälscht. Dies enthüllt ein Brief, den Kmart-Angestellte Anfang Januar an die SEC geschickt haben.







      AP




      Troy - "Uns wurde deutlich gesagt, dass es als unakzeptable Teamwork angesehen werde, die Bilanztechniken in Frage zu stellen", schrieben Kmart-Angestellte der Finanzabteilung am 9. Januar 2002 an die amerikanische Börsenaufsicht SEC. Der zwei Seiten lange Brief, der nun der amerikanischen Zeitung "Detroit News" vorliegt, legt nahe, dass Bilanztricksereien zu dem finanziellen Desaster bei Kmart geführt und Anleger in die Irre geleitet haben. Nach Eingang des Briefes hatte die SEC im Januar sofort Ermittlungen bei der zweitgrößten amerikanischen Supermarktkette eingeleitet. Die Staatsanwalt hat bereits bestätigt, dass der anonyme Brief, der den "Detroit News" vorliegt, mit dem Schreiben an die Börsenaufsicht identisch ist.

      Auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers sei demnach in die Vorgänge eingeweiht gewesen. "Wirtschaftsprüfer von PriceWaterhouseCoopers zögern, diesen Dingen nachzugehen oder zumindest offensichtliche Änderungen bei Einnahmen und Ausgaben zu hinterfragen", heißt es in dem Brief weiter. Eine Kopie des Briefes ging auch an die Wirtschaftsprüfer selbst. "Wir haben eine Kopie des Briefes erhalten und arbeiten mit dem Unternehmen bei der Aufklärung der Vorgänge zusammen", bestätigt der Sprecher von PriceWaterhouseCoopers in New York. Außerdem behaupten die Verfasser des Briefes, Aufzeichnungen von Gesprächen zu haben, in denen Vorstandsmitglieder über finanzielle Unregelmäßigkeiten diskutieren.

      Neben der Börsenaufsicht SEC und der Staatsanwaltschaft von Ost-Michigan hat auch das FBI in der vergangenen Woche Ermittlungen eingeleitet. Das einstige Vorbild für den Handelsriesen Wal-Mart steht im Verdacht, sich durch seine Bilanzierungspraktiken strafbar gemacht zu haben. Kmart hatte am 22. Januar diesen Jahres Gläubigerschutz beantragt. Die Kmart-Insolvenz ist die größte Handelspleite der amerikanischen Geschichte. Als Teil des Sanierungsprogramms will Kmart 284 der 2114 Filialen schließen und 22.000 Mitarbeiter entlassen. Die Aktie hat inzwischen 90 Prozent an Wert verloren und notiert derzeit bei etwas über einem Dollar.
      Avatar
      schrieb am 27.05.02 20:14:07
      Beitrag Nr. 521 ()
      H U G O   B O S S

      Dubiose Buchführung bei US-Tochter






      Von Lutz Reiche

      Der Konzern befürchtet Bilanzfälschung bei der US-Tochter. Die Aktie stürzt ab.

      Metzingen - Der Modekonzern Hugo Boss hat wegen eines unerwarteten Fehlbetrags bei seiner US-Tochter und der Flaute auf dem amerikanischen Markt eine Gewinnwarnung für dieses Jahr herausgegeben. Wie das Unternehmen am Montag berichtete, wird nur noch mit einem Jahresüberschuss von etwa 95 Millionen Euro (2001: 107 Millionen Euro) gerechnet. Bisher erwartete Hugo Boss ein Nettoergebnis in Höhe des Vorjahres. Auch der Umsatz werde nicht wie erwartet um fünf Prozent auf 1,15 Milliarden Euro steigen, hieß es. Zu einem Umsatzrückgang werde es aber nicht kommen.

      Die Aktie brach bis zum frühen Montagnachmittag um rund neun Prozent auf 19,46 Euro ein. Das MDax-Papier hatte bereits am Freitag um über sieben Prozent nachgegeben und damit ein Jahrestief markiert.

      Verdacht der Bilanzfälschung bei der US-Tochter




      "Wir haben den Verdacht, dass bei der US-Tochter im vergangenen Jahr Bestände in Millionenhöhe in der Bilanz bewusst falsch ausgewiesen wurden", sagte Finanzvorstand Jörg-Viggo Müller gegenüber mananger-magazin.de. Das Unternehmen prüfe derzeit den Vorfall. Ob im Zusammenhang mit dem entlassenen Führungsduo des US-Ablegers die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird, wollte Müller nicht abschließend beantworten. "Wir diskutieren das und können nichts weiter dazu sagen." Boss hatte Marty Staff und Vincent Ottomanelli, die Führungsspitze der US-Tochter, schon vor zwei Wochen beurlaubt, wie jetzt bekannt wurde. Das Geschäft dort werde derzeit vom Vertriebschef Toni Lucia geleitet.

      Böse Überraschung nach US-Inventur

      Nach Angaben des Modekonzerns hätten sich bei einer Inventur der US-Tochter Differenzen im Bestand von zehn Millionen Euro ergeben. Dies schlage sich mit sechs Millionen Euro im Ergebnis nieder. Weitere zwei Millionen Euro weniger erwartet Boss nach Ende der Frühjahrs-/ Sommersaison aus dem operativen Geschäft in den USA, das im ersten Quartal um 19 Prozent eingebrochen war. Außerhalb der USA würden Gewinn und Umsatz 2002 steigen, hieß es.

      Auch beim Umbau seiner Damenmode-Sparte "Boss Woman" kommt Boss nicht so schnell voran wie gedacht. Der Verlust werde dort mit 17 Millionen Euro um vier Millionen Euro höher ausfallen als kalkuliert, nachdem die Damenkleidung im Handel an den Ständern hängen blieb. Retouren unverkäuflicher Stücke führten zu hohen Abschreibungen. Im Jahr 2001 hatte Boss Woman bei 45 Millionen Euro Umsatz 23 Millionen Euro Verlust verbucht. Auch 2002 sei kein Umsatzzuwachs zu erwarten.
      Avatar
      schrieb am 28.05.02 21:37:43
      Beitrag Nr. 522 ()
      Ein Nachtrag;Grüsse@ALL!!!



      Insolvenzantrag
      E-Multi sagt Hauptversammlung ab
      Der nordbadische Anbieter von Online-Gewinnspielen E-Multi Digitale Dienste hat nach dem Insolvenzantrag seine Hauptversammlung abgesagt.


      Reuters ETTLINGEN. Nach Rücksprache mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter sei das für den 11. Juni 2002 in München geplante Aktionärstreffen abgesagt worden, teilte E-Multi am Dienstag in Ettlingen bei Karlsruhe mit.

      Das Unternehmen hatte am vergangenen Freitag die Einleitung eines Insolvenzverfahrens beantragt, nachdem der geplante Einstieg des neuen Großinvestors Eurotip geplatzt war. Eurotip, mit dem die unter Liquiditätsschwierigkeiten leidende E-Multi verschmolzen werden sollte, habe bisher keine der Anfang April vereinbarten Raten gezahlt, hieß es.
      Avatar
      schrieb am 28.05.02 21:58:29
      Beitrag Nr. 523 ()
      Gehört schliesslich auch erwähnt;



      Milde Strafen für Insider

      Kim Schmitz kam glimpflich davon - er ist nicht der erste




      Als die Richterin Regina Holstein das Urteil verkündete, reckte der Internet-Unternehmer Kim Schmitz die Finger zum Siegeszeichen in die Höhe. Der ehemalige Computer-Hacker, der wegen verbotenen Insiderhandels mit Aktien auf der Anklagebank Platz nehmen musste, hatte allen Grund zum Jubeln. Mit einer Freiheitsstrafe von 20 Monaten, die gegen Zahlung einer Bewährungsauflage von 100000 Euro ausgesetzt wird, hat ihn das Amtsgericht München noch einmal glimpflich davonkommen lassen (SZ- Teilauflage vom 28. 5.). Beinahe wäre der 28 Jahre alte Mann als erster Insider in die bundesdeutsche Justizgeschichte eingegangen, der für längere Zeit hinter Schloss und Riegel gemusst hätte.

      Auf den ersten Blick ist das Urteil verwunderlich: Schmitz hatte Anfang 2001 die Sanierung des Online-Händlers Letsbuyit.com angekündigt, um dann Aktien des Unternehmens, die er zum Kaufpreis von 375000 Euro erworben hatte, für 1,5 Millionen Euro abstoßen zu können. Der Jung- Unternehmer machte so innerhalb eines Tages einen Gewinn von mehr als 1,1 Millionen Euro. Der juristische Laie fragt sich nun, warum Schmitz dann nur 100000 Euro zahlen muss. Die Erklärung ist einfach: Bei den 100000 Euro handelt es sich nicht um eine Geldstrafe, mit der ein Schaden wiedergutgemacht werden soll. Vielmehr ging es dem Gericht um eine realistische Bewährungsauflage, die der Angeklagte auch erfüllen kann. Weil man aber einem nackten Mann, der Millionen-Schulden hat, nicht in die Tasche greifen kann, beließ es das Gericht bei den 100000 Euro.

      Im Einzelfall Schmitz mag dies gerecht gewesen sein. Ein fader Beigeschmack bleibt trotzdem. Denn hätte der Angeklagte das Geld aus dem Aktiengeschäft nicht für eine Party in Monaco verprasst und stattdessen sicher angelegt, wäre die Geldauflage wahrscheinlich höher ausgefallen. Nicht nur bei Privatanlegern, die sich durch Machenschaften am Neuen Markt geprellt fühlen, könnte deshalb der Eindruck hängen bleiben: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.

      Dabei ist die Beweislage selten so eindeutig wie im Fall Schmitz, bei dem ein Geständnis vorlag. Das liegt am Wertpapierhandelsgesetz. Danach müssen die Ermittler den schwierigen Nachweis führen, dass das Insiderwissen über eine kursrelevante Information vorsätzlich für einen Aktienkauf- oder verkauf ausgenutzt wurde. Hinzu kommen strukturelle Probleme in den Justizbehörden: Die Staatsanwälte sind überlastet und schrecken vor der komplexen Materie bei Wirtschaftsstrafsachen zurück. Insiderhandel führt deshalb selten zu Verurteilungen.

      Das frühere Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel, das auch den Fall Schmitz ins Rollen brachte, hat im vergangenen Jahr 55 Untersuchungen wegen des Verdachts auf Insiderhandel eröffnet. In 25 Fällen erstattete das Amt Anzeige, aber in 19 Fällen wurden die Untersuchungen bereits eingestellt. Ernüchternd fällt auch die Gesamtbilanz aus: Seit 1995 ist Insiderhandel strafbar. Bis Ende 2001 wurden 341 Untersuchungen aufgenommen, aber in nur 16 Fällen Angeklagte rechtskräftig verurteilt. Häufig wurden die Verfahren gegen Geldauflage eingestellt.

      Das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz wird daran wenig ändern. Zwar werden die Befugnisse der Finanzaufsicht erweitert. Die Banken müssen dann zum Beispiel bei verdächtigen Handelsvorgängen zusätzlich die Depotnummern mitteilen. Aber staatsanwaltschaftliche Befugnisse, über die die Wertpapieraufsicht in den USA verfügt, bekommen die Kontrolleure nicht. Und Bußgelder bei Insidervergehen dürfen sie auch nicht erheben. Wer es Kim Schmitz nachmachen will, hat deshalb auch in Zukunft gute Chancen, einer Strafe zu entgehen.
      Avatar
      schrieb am 28.05.02 22:34:43
      Beitrag Nr. 524 ()
      Zur Abwechslung;



      Hypo-Aktionär nach Morddrohung festgenommen

      Der Mann habe den Vorstand der Bank vor dem Aktionärstreffen am vergangenen Donnerstag per E-Mail massiv bedroht, bestätigte ein Sprecher der Polizei heute in München.

      dpa MÜNCHEN. Kurz bevor er als Redner auf der Hauptversammlung auftreten wollte, nahmen ihn Zivilbeamte der Polizei fest. Bei dem Mann habe es sich um einen Aktionär aus Wien gehandelt. Bereits am selben Tag sei er wieder frei gelassen worden. Zu seinem Motiv machte die Polizei keine Angaben. Die Hypo-Vereinsbank wollte sich nicht zu dem Vorfall äußern.

      Nach Informationen aus dem Umfeld des Unternehmens hatte die Bank ihren Mitarbeitern vor der Hauptversammlung ein Foto des Mannes gezeigt und sie aufgefordert, ihn unter den rund 4 500 Aktionären ausfindig zu machen.
      Avatar
      schrieb am 30.05.02 17:39:35
      Beitrag Nr. 525 ()
      Update;



      Sachsenring stellt Insolvenzantrag

      Der finanziell angeschlagene Automobilzulieferer Sachsenring hat am Donnerstag Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Die Sachsenring-Aktie war zuvor vom Handel suspendiert worden.



      Reuters FRANKFURT. Dem Antrag seien Verhandlungen mit den Hauptgläubigerbanken sowie dem Freistaat Sachsen vorausgegangen, die ihre volle Unterstützung für einen Insolvenzplan zugesicherten hätten, teilte das am Neuen Markt gelistete Unternehmen am Donnerstag in einer Pflichtveröffentlichung mit. Dieser Plan sehe den Fortbestand der Gesellschaft vor. Eine Sprecherin des Amtsgerichts Chemnitz sagte, es sei bislang nicht abzusehen, bis wann über den Antrag entschieden werden könne. Die Sachsenring-Aktie war zuvor bis 12.50 Uhr vom Handel suspendiert worden.
      Avatar
      schrieb am 30.05.02 20:01:56
      Beitrag Nr. 526 ()
      Mal wieder etwas aus den USA;





      Bilanzskandal bei Halliburton  

      US-Vizepräsident Dick Cheney, einstiger Chef der Baufirma, gerät unter Druck Von Martin Halusa

      New York - K-Mart, Enron, Andersen, Qwest, Computer Associates, Peregrine Systems - die Liste der amerikanischen Firmen, die in diesen Tagen Besuch von der Börsenaufsicht SEC bekommen, ist wieder um einen Kandidaten länger geworden: Die Halliburton Company. Das Pikante an der Situation ist der Umstand, dass kein Geringerer als der US-Vize-Präsident Dick Cheney einst Chef des Unternehmens (1995 bis 2000) war, und dass die möglichen Unregelmäßigkeiten der Firma in eine Zeit fallen, in der Cheney die Verantwortung hatte.

      Halliburton mit Sitz in Dallas ist eine Baufirma, die sich auf die Einrichtung und den Dienst von Ölfeldern, Energiefabriken sowie andere Großanlagen spezialisiert hat. Da diese Bauten meist hohe Kosten verursachen, die zunächst von Halliburton getragen werden, begann die Firma im Jahr 1998 damit, erwartete Einnahmen als Umsatz zu buchen - obwohl das Geld noch nicht bei ihr eingetroffen war. Durch die Verrechnung der Forderungen konnte so ein Umsatz dargestellt werden, den es zum jeweiligen Zeitpunkt in der angegebenen Höhe nicht gab. So sollen in die Bilanz des Jahres 2001 rund 234 Mio. Dollar auf diese Weise eingeflossen sein.

      Die 85.000-Mitarbeiter-Firma kündigte an, mit den Behörden voll zu kooperieren. Die Bilanzierungsmethoden seien in der Baubranche allgemein üblich und anerkannt. Auch Dennis Beresford, ein Bilanzexperte, hält die Verrechnungspraktiken der Firma für rechtmäßig: Unternehmen könnten Umsätze für Kostenüberziehung verbuchen, wenn sichergestellt sei, dass sie die zusätzlichen Gelder später erhalten. Andere Experten in der Industrie halten die Bilanzierungsmethoden für "aggressive" oder zumindest fragwürdig. Es könne sein, dass Halliburton den Bogen überspannt und die Regeln gebrochen habe, hieß es vergangene Woche.

      Halliburton hatte seine Bilanz in den vergangenen Jahren vom Wirtschaftsprüfer Andersen erstellen lassen, diesen aber wegen des Enron-Skandals vor kurzem gekündigt - sowie fast 500 weitere Firmen in den USA. Chef von Halliburton ist heute der einstige Cheney-Stellvertreter David Lesar (48), der früher wiederum Mitarbeiter von Andersen war.

      Halliburton steht seit Jahren unter Druck, weil es - wie auch Dutzende seiner Wettbewerber - Tausende von Asbestopfer entschädigen muss, die gegen die Industrie geklagt hatten. Allein in den vergangenen Monaten zahlte Halliburton 150 Mio. Dollar an Entschädigung. Die Aktie mit dem Börsenkürzel HAL hatte im Januar dieses Jahres ihren Tiefpunkt von acht Dollar erreicht, ist seither aber wieder auf fast 19 Dollar gestiegen. Noch vor einem Jahr stand das Papier bei 48,20 Dollar. Am Donnerstag sackte die Aktie im frühen Handel zunächst wieder deutlich ab.
      Avatar
      schrieb am 01.06.02 00:48:12
      Beitrag Nr. 527 ()
      Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue bei der BkmU 

      Grund für die Überschuldung ist wahrscheinlich ein "In-Sich-Geschäft"

      Berlin - Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen frühere und amtierende Vorstände der Bank für kleine und mittlere Unternehmen (BkmU) wegen des Verdachts auf Konkursverschleppung und Untreue. Wie eine Justizsprecherin der WELT sagte, richten sich die Ermittlungen gegen Marlene K., Michael. K., Dieter B., Gudrun D. und Joachim W. Die Bank habe Kredite gewährt, die ihre finanziellen Mittel überstiegen hätten, vermutet die Staatsanwaltschaft.

      Die Bankenaufsicht hatte der Berliner Kleinbank am 26. April die Bankgeschäfte untersagt und Mitte Mai ein Moratorium verhängt. Das Institut hat über die Berliner Kanzlei Voss beim Frankfurter Verwaltungsgericht einstweiligen Rechtsschutz beantragt. Umstritten ist ein Geschäft (Total Return Swap), mit dem das gesamte Firmenkreditvolumen im Umfang von 120 Mio. Euro und Einzelwertberichtigungen über elf Mio. Euro an eine Firma im Steuerparadies Jersey ausgelagert und verpfändet wurde.

      Ein Gutachten der vom Amtsgericht Charlottenburg eingesetzten Wirtschaftsprüfer von Deloitte & Touche, das dieser Zeitung vorliegt, stützt die Ansicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, wonach dies zur Überschuldung der Bank führe. Die Experten sprechen von einem "In-Sich-Geschäft", weil die BkmU die in ihrem Auftrag vom Investmenthaus Goldman Sachs eingerichtete Double Six Limited mit einer eigens dafür emittierten Bond (Anleihe) finanziert hat. Aus dieser komplizierten Aktion entsteht am Ende nach Ansicht von Deloitte & Touche ein Kapitalabfluss von 38 Mio. Euro. "Bei einem gegenwärtigen Eigenkapital von 25 Mio. Euro ergibt sich auf diese Weise die Gefahr einer Überschuldung", urteilen die Wirtschaftsprüfer. Gutachten von Arthur Andersen, Freshfields, Bruckhaus, Deringer sowie Ernst & Young befürworten dagegen das Kreditderivat. n.s.
      Avatar
      schrieb am 01.06.02 01:57:25
      Beitrag Nr. 528 ()
      Bundesrat stärkt Rechte der Kleinanleger Unternehmen haften nun für falsche Ad-hoc-Mitteilungen

      Berlin (beh). Deutschlands Kleinanleger erhalten mehr Rechte. Im 4. Finanzmarktförderungsgesetz, das am Freitag vom Bundesrat verabschiedet wurde, sind erstmals Schadenersatzansprüche von Privataktionären an Unternehmen gesetzlich geregelt worden. So haften die Gesellschaften künftig bei falschen, verspäteten oder unterlassenen Ad-hoc-Meldungen. Zudem soll der Markt transparenter werden: Wertpapier-Geschäfte von Unternehmensinsidern wie Vorständen und Aufsichtsräten sowie deren Angehörigen (Director`s Dealings) müssen unverzüglich veröffentlicht werden.

      Aktionärsschützer und Börsenexperten werten das Gesetz als Schritt in die richtige Richtung. Die Regelungen dürften eine abschreckende Wirkung haben, sagte Ralf Fischer zu Cramburg vom Deutschen Aktien-Institut dem Tagesspiegel. Das Gesetz sei "insgesamt begrüßenswert", meinte Theodor Baums, Direktor des Instituts für Bankrecht in Frankfurt. Dem Berater der Bundesregierung gehen die Regelungen allerdings noch nicht weit genug. Wie Aktionärsschützer und andere Wissenschaftler auch kritisierte er gegenüber dem Tagesspiegel, dass nicht die verantwortlichen Manager selbst, sondern nur die Unternehmen und damit letzten Endes deren Aktionäre zu Schadenersatz verurteilt werden können. Dies dürfte ein Thema für das 5. Finanzmarktförderungsgesetz werden. Baums forderte zudem, den Schadenersatz auf falsche Äußerungen auf Hauptversammlungen und in Interviews auszudehnen.

      Ziel des Finanzmarktförderungsgesetzes ist auch die Bekämpfung der Geldwäsche am Finanzplatz Deutschland. Dazu wird ein Datenabrufsystem eingerichtet, mit dem die neue Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht persönliche Daten der Bankkunden erlangen kann. Auf Wunsch der Länder gehört dazu nicht der Geburtsort des Kontoinhabers. Der Kompromiss des Vermittlungsausschusses erlaubt zudem weiterhin Leerverkäufe (siehe Lexikon). Hier wetten Anleger auf fallende Kurse. Ursprünglich sollten Leerverkäufe untersagt werden, wenn dadurch eine erhebliche Marktstörung droht. Nach dem 11. September war über derartige Geschäfte Osama Bin-Ladens spekuliert worden, mit denen der Terrorist von den Anschlägen profitiert hätte.
      Avatar
      schrieb am 01.06.02 20:17:08
      Beitrag Nr. 529 ()
      Nachtrag zu Boss;

      Quelle: Welt am Sonntag 02.06.02





      Albtraum in den USA  

      Gewinnwarnung, Verdacht auf Betrug, Krise beim deutschen Herrenausstatter Boss



      New York rem - Werner Baldessarini, 57, hätte sich sicher einen anderen Abgang gewünscht. Fast vier Jahre war er an der Spitze des Metzinger Modekonzerns Hugo Boss, immer erfolgreich, und jetzt das: zum ersten Mal in der Geschichte von Boss eine Gewinnwarnung. Ein Schock nicht nur für die Anleger, ein Schock für die gesamte Branche.

      Den, der ihm seinen Abschied so vermieste, muss Baldessarini nicht lange suchen, er hat ihn selbst erst eingestellt und dann gefeuert: Marty Staff, Ex-Chef von Boss Amerika. In den USA macht Hugo Boss 23 Prozent seines Gesamtumsatzes, erlitt aber im ersten Quartal dieses Jahres einen Rückgang von 19 Prozent. Die Terroranschläge vom 11. September und das veränderte Konsumverhalten könnten dabei als Erklärung herhalten. Könnten. Denn Luxusmarken wie Prada und Gucci legen in den USA längst wieder zu.

      Boss bleibt hängen. Vor allem Boss Woman, die Damen-Linie, die im vergangenen Herbst bei der Modewoche in New York offiziell vorgestellt wurde, ist defizitär und wird für den neuen Chef Bruno Sälzer eine der ersten großen Aufgaben werden.

      Und dann auch noch das: Verdacht auf Millionenbetrug. Bereits im April hatten die Kontrolleure "Diskrepanzen bei den Beständen von insgesamt zehn Millionen Euro" entdeckt. Eine Summe, die sich laut Unternehmens-Sprecher Philipp Wolff "mit sechs Millionen Euro negativ auf das Ergebnis" auswirkt. Das Tohuwabohu bei Hugo Boss Amerika könnte jetzt sogar ein Fall für die Staatsanwaltschaft werden.

      "Wir haben den Verdacht, dass bei der US-Tochter im vergangenen Jahr Bestände in Millionenhöhe in der Bilanz bewusst falsch ausgewiesen wurden", erklärte Boss-Finanzvorstand Jörg-Viggo Müller. Wie es dazu kommen konnte, soll jetzt laut Medienberichten das Consultingunternehmen PricewaterhouseCooper überprüfen.

      Absatzeinbruch? Bilanz-Manipulationen im Stil von Enron, dem US-Energieriesen, der jahrelang seine Bücher "bearbeitet" hatte?

      Zwei Gründe sind zwei zu viel, fand Werner Baldessarini und zog die Notbremse, noch kurz vor seinem Wechsel vom Chef zum Aufsichtsrat.

      Unbemerkt von der Öffentlichkeit "beurlaubte" er bereits am 14. Mai den Leiter von Hugo Boss Amerika, Marty Staff, und dessen US-Finanzvorstand Vincent Ottomanelli.

      Vor allem der US-Chef, ein "Partygänger, der im New Yorker Lotus Club auch mal Frauen für sich tanzen lässt" ("New York Post" ), war in jüngster Zeit mehr in den Klatschspalten aufgefallen als durch Erfolgsmeldungen. Bei einem Rückgang von fast einem Fünftel des Umsatzes ließ dieses Verhalten in der Führungsriege in Metzingen nicht auf einen Turn-around schließen. Marty Staff - loyale Mitarbeiter behaupten, ihr Boss hätte freiwillig seinen Stuhl geräumt - wurde bei Fortlauf seiner Bezüge von seinen Aufgaben entbunden.

      Dass Staff, der nach Medienberichten "bis zu vier Millionen Dollar im Jahr" einstreicht, wiederkommt, gilt in der Branche als ausgeschlossen. Der "Partygänger", der sich aus Spaß auch schon mal seine Haare weiß-blond färben und abgeschnittene T-Shirts tragen soll, verabschiedete sich gleich nach seiner "Beurlaubung" erst einmal in Amerikas Zocker- und Fun-Metropole.

      "Ich bin nicht am Platz", so erfuhren die überraschten Kollegen von Staffs Anrufbeantworter. "Ich bin in Las Vegas."
      Avatar
      schrieb am 02.06.02 20:49:19
      Beitrag Nr. 530 ()
      "Spiegel": Gericht untersucht Bilanz 2000 der Commerzbank




      Hamburg (vwd) - Das Oberlandesgericht Frankfurt untersucht derzeit den Jahresabschlus 2000 der Commerzbank AG, Frankfurt. Wie der "Spiegel" vorab berichtet, hat die F.A.G.T. Industriebeteiligung GmbH eine Klage mit der Begründung eingereicht, dass Beteiligungen falsch bewertet worden seien. Insbesondere habe der Börsenwert des 33-prozentigen Anteils der Commerzbank an der Korea Exchange Bank (KEB) zum Bilanzstichtag nur 250 Mio EUR betragen. Die Commerzbank habe das Aktienpaket dagegen mit 791 Mio EUR in den Büchern belassen.





      "Mit diesen Tricks hat der damalige Vorstandschef Martin Kohlhaussen das vermeintlich beste Ergebnis der Geschichte herbeigezaubert", zitiert der "Spiegel" den Kläger-Anwalt Friedrich Landwehrmann. Der Vorstandsvorsitzende Klaus-Peter Müller hat die Vorwürfe bereits auf der jüngsten Hauptversammlung zurückgewiesen. Auch das Landgericht gab der Bank recht. Die Bankenaufsicht habe sich aber die Urteilsbegründung, wonach sich die Commerzbank "am Rande ihres Ermessensspielraums" bewegt habe, bereits zuschicken lassen, schreibt das Magazin. +++ Jörn Rehren



      vwd/12/2.6.2002/reh
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 13:08:32
      Beitrag Nr. 531 ()
      Dotcom-Reste zu verkaufen
      Von Helene Laube, Redwood Shores

      Es gibt keine Verletzten oder gar Toten, dafür Opfer, Missmanagement und viel gelbes Plastikband, das jeder Amerikaner von Unfall- und Tatorten kennt. Das weltweit größte Online-Auktionsunternehmen Dovebid sichert damit die Orte ab, an denen es die Vermögenswerte bankrotter Firmen versteigert.




      Zum Beispiel in den zwei weißen Glastürmen von ExciteAtHome. Der einst hoch fliegende Anbieter von Breitband-Internetzugängen im Herzen des Silicon Valley legte einen der kolossalsten Konkurse der Dotcom-Ära hin, der Tausende von Mitarbeitern ihren Job und die Aktionäre Millionen von Dollar kostete. Übrig ist von ExciteAtHome und seinem Börsenwert, vor drei Jahren stolze 28 Mrd. $, nicht mehr viel. Was geblieben ist, war teilweise vergangene Woche auf einer Auktion zu ersteigern, mit deren Erlös ein Bruchteil der 1,25 Mrd. $ hohen Forderungen der Gläubiger befriedigt werden soll.



      "Das hier ist ganz klar ein Tatort", merkt eine Besucherin an und weist mit dem Kinn bedeutsam auf das gelbe Band, dann in Richtung obere Stockwerke. Dort oben saßen die Topmanager, ohne deren "Gier dieser Laden eine Überlebenschance gehabt hätte". Mary - ihren Nachnamen will die ehemalige ExciteAtHome-Mitarbeiterin nicht nennen - ist gekommen, um einen PC zu ersteigern, "supergünstig" sollte er sein. Über die Unfähigkeit insbesondere ihrer Vorgesetzten in der Finanzabteilung kann sie sich immer noch echauffieren, allen voran die ihrer Chefin, die am Tage der Konkursankündigung mit Fax und Drucker unterm Arm das Büro verlassen wollte.





      Effizienz und aufgeräumter Humor



      Versteigerungen wie die von ExciteAtHome sind im Silicon Valley längst kein Novum mehr. Vorbei sind die Tage, an denen entrüstete Ex-Mitarbeiter und Schaulustige die nüchterne Geschäftigkeit der hemdsärmeligen Dovebid-Mitarbeiter in ihren schlecht sitzenden Zweireihern störten. Das Spektakel auf der Auktion des Online-Lieferdiensts Webvan letzten Sommer, das war noch ein richtiges Event. Diese Auktion hier ist ganz Effizienz und aufgeräumter Humor der Auktionäre, denen "Noise/Com UFX-BER CATV Precision C/N Generator" und "Cisco 5000 Catalyst with Supervisor Engine" ebenso mühelos von der Zunge rollt wie Trimline-Tretmühle, Sagenhaf-Klavier, Excite-Seifenkiste und all die anderen Zeitvertreibe der Dotcom-Unternehmenskultur.



      "Ich kann den Kram, den ich versteigere, kaum unterscheiden", sagt Jim, der als Nebendarsteller in "Der Pate" hätte Karriere machen können. Ob Enron oder Excite, ihm ist es einerlei, seit Monaten handelt es sich meist um hopsgegangene Dotcoms und Techunternehmen, Server und Glasfaserausrüstungen. Und draußen grillt einer Würstchen zu 3,50 $ das Stück, während der Verkehr auf dem Highway 101, der Hauptverkehrsader des Silicon Valley, vorbei tobt.





      Aktionäre hoffen auf Sammelklage



      ExciteAtHome ging im Januar 1999 aus der 6,7-Mrd.-$-Fusion des Webportals Excite.com und AtHome hervor - der größten Fusion zweier Internetfirmen. 4,1 Millionen Kabelkunden von US-Kabelanbietern wie AT&T, Comcast und Cox erhielten über die Glasfasernetze von ExciteAtHome schnellen Zugang ins Internet. Als Ende 2001 nur noch eine weitere Kapitalspritze das Überleben garantieren konnte, weigerte sich der größte Anteilseigner, AT&T, weitere Mittel in die Firma zu stecken. Die Verhandlungen scheiterten an den Forderungen des Excite-Board.



      Insgesamt verfügt ExciteAtHome nun über 250 bis 320 Mio. $, die an die Gläubiger verteilt werden können. Die einzige Hoffnung der Aktionäre ist eine Sammelklage gegen AT&T, Comcast und Cox, die ihre Position im Board von Excite@Home ausgenutzt haben sollen, um Investoren hinters Licht zu führen. Angestellten wie Mary bleibt ein Dell-PC zum Schleuderpreis von 200 $.

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 13:56:02
      Beitrag Nr. 532 ()
      Wird Zeit, Dir mal vielen Dank zu sagen für die Arbeit, die Du Dir mit diesem Thread machst! :kiss:
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 19:26:18
      Beitrag Nr. 533 ()
      AUFGEBLÄHTE BILANZEN

      US-Konzern Tyco von Enronitis infiziert

      Dem US-Mischkonzern Tyco International könnte das gleiche Schicksal drohen, wie dem zusammengebrochenen Enron-Konzern. Gegen den Vorstandsvorsitzenden Dennis Kozlowski wird bereits wegen des Verdachts auf Umsatzsteuerbetrug in Millionenhöhe ermittelt.








      AP





      Bermuda - Nachdem die Ermittlungen bekannt geworden waren, trat der ins Kreuzfeuer geratene Manager zurück. Kozlowski gebe sein Amt aus "persönlichen Gründen" auf, teilte das Unternehmen am Montag mit. Vorläufiger Nachfolger wird John Fort, der bereits von 1982 bis 1992 Vorstandschef von Tyco war.

      Nach einem Bericht der "New York Times" vom Montag ermittelt die New Yorker Staatsanwaltschaft gegen Kozlowski wegen des Verdachts auf Umsatzsteuerbetrug. Dem Zeitungsbericht zufolge soll Tycos Ex-CEO mehrere hundert Millionen Dollar in Treuhandfonds umgeleitet haben, die dann unter Umgehung der im Staat New York fälligen Umsatzsteuer Güter und Dienstleistungen gekauft haben sollen. Nach Informationen des US-Wirtschaftssender "CNBC" soll Tycos Aufsichtsrat von der Schwere der Vorwürfe völlig überrascht worden sein und habe Kozlowski daraufhin zum Rücktritt bewegt.

      Der üble Geruch der Enronitis

      Kozlowski war im Zuge des Enron-Skandals auf Grund umstrittener Bilanzierungspraktiken in die Kritik geraten. Dem gelernten Buchhalter und Sohn eines Polizisten war von Analysten vorgeworfen worden, er habe die zahlreichen Unternehmensakquisitionen Tycos missbraucht, um den Konzerngewinn künstlich aufzublähen. Zudem gelten die Jahresabschlüsse des Mischkonzerns als extrem schwer durchschaubar. Selbst Profis benötigen mitunter Tage, um sich durch das Gestrüpp aus Fußnoten und Querverweisen zu kämpfen.

      Der Aktienkurs der Gesellschaft war wegen der vermuteten bilanziellen Unregelmäßigkeiten deutlich eingebrochen, obwohl die Vorwürfe bis heute nicht stichhaltig bewiesen wurden. Seit Dezember 2001 hat Tyco fast zwei Drittel seines Börsenwerts eingebüßt.




       


      Als Reaktion auf die Anwürfe hatte Kozlowski im Januar angekündigt, Tyco in vier separate Unternehmen aufzusplitten - nachdem er das Unternehmen zuvor in einer zehnjährigen Akquisitionswelle zu einem verschachtelten Riesen-Konglomerat ausgebaut hatte. Im April machte Kozlowski erneut eine Kehrtwendung und sagte, Tyco werde als Ganzes erhalten bleiben.

      Implosion à la Enron?

      Einige Marktbeobachter erwarten, dass es Tyco ähnlich ergeht wie dem Energiekonzern Enron, der im vergangenen Jahr nach einem Buchhaltungsskandal binnen Monaten implodiert war. Das bereits stark angeschlagene Vertrauen der Investoren dürfte mit dem Abgang Kozlowski einen neuen Tiefpunkt erreichen. Es steht zu befürchten, dass Geschäftspartner von Tyco das Unternehmen künftig meiden, ähnlich wie im Fall Enron.

      Das dringendste Problem ist allerdings die angespannte Finanzlage des Unternehmens. Tyco benötigt dringend Barmittel, um seine laufenden Verbindlichkeiten bedienen zu können. Um schnell zu Cash zu kommen und einen finanziellen Engpass zu vermeiden, hat das Konglomerat nach Ansicht von Analysten nur eine Möglichkeit: Es muss einen Käufer für seine Finanzsparte CIT finden. Ein potenzieller Abnehmer, das Bankhaus Lehman Brothers, hatte bereits Interesse signalisiert, seine Offerte vergangene Woche jedoch ohne Angabe von Gründen überraschend zurückgezogen. Tyco hat angekündigt, CIT bis Ende Juni entweder zu verkaufen oder an die Börse zu bringen - beides erscheint zunehmend unwahrscheinlich, falls es dem Unternehmen nicht gelingt, schleunigst alle Zweifel an seinem Finanzgebaren auszuräumen.

      Erfolgstory der Neunziger

      In den neunziger Jahren galt Tyco neben Enron als eine der großen Erfolgsgeschichten der US-Wirtschaft. Unter Kozlowski wurde Tyco International binnen weniger Jahre zu einem der größten Unternehmen der Welt. Die aus steuerlichen Gründen auf den Bermudas ansässige Firma hat 240.000 Mitarbeiter, in den besten Zeiten betrug die Marktkapitalisierung des Konglomerats etwa 120 Milliarden Dollar. Damit war Tyco eines der 20 wertvollsten Unternehmen der USA. Der Mischkonzern stellt eine riesige Anzahl verschiedener Industrieprodukte her - Tyco ist unter anderem der größte Produzent von elektronischen Anschlüssen, Unterwasser-Glasfaserkabeln, Ventilen für die Öl- und Erdgas-Industrie sowie Feueralarm- und Sicherheitssystemen.

      An der Wall Street fielen Tyco-Aktien um mehr als 17 Prozent auf 18,20 Dollar.
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 19:59:43
      Beitrag Nr. 534 ()
      Update;



      BAFin überprüft Depots nach falschem Gold-Zack-Angebot  

      Sprecherin: "Wir haben die Transaktionen im Vorfeld analysiert und überprüfen jetzt einige Depots, um festzustellen, wer gekauft und wer verkauft hat"

      Frankfurt/Main - Bei der Aufklärung der Hintergründe des gefälschten Übernahmeangebots für das Beteiligungsunternehmen Gold-Zack kommt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) offenbar schnell voran.

      "Wir haben die Transaktionen im Vorfeld analysiert und überprüfen jetzt einige Depots, um festzustellen, wer gekauft und wer verkauft hat", sagte eine Sprecherin der Aufsichtsbehörde am Montag. Am 3. Mai 2002 hatte eine per E-Mail verbreitete, offensichtlich gefälschte Mitteilung über ein Kaufangebot für das zahlungsunfähige Unternehmen zu einer regelrechten Kurs-Explosion bei Gold-Zack geführt. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main wegen einer möglichen Kursmanipulation.

      Das BAFin muss sich nach eigener Einschätzung bei der Analyse der Wertpapiertransaktionen beeilen, da die E-Mail-Daten, die für die Identifizierung des Absenders nötig sind, bei den Internet-Unternehmen nur 90 Tage gespeichert werden. Bis wann die Untersuchung der Depots abgeschlossen sein wird, konnte die BAFin-Sprecherin allerdings nicht sagen.

      Anfang Mai hatte es in einer offensichtlich gefälschten Mitteilung, die unter anderem per E-Mail verbreitet worden war, geheißen, ein Berliner Unternehmen mit dem Namen Deproma Sechsundzwanzigste Vermögensverwaltungs AG wolle Gold-Zack übernehmen und biete dazu drei Euro je Aktie. Gold-Zack hatte umgehend mitgeteilt, dass weder ein Bieter noch ein entsprechendes Angebot bekannt sei. Dennoch stieg der Kurs der Gold-Zack-Aktie in Reaktion auf das vermeintliche Angebot zeitweise um 86 Prozent auf 1,50 Euro. Eine Firma mit Namen Deproma Sechsundzwanzigste Vermögensverwaltungs AG ist nach Angaben des Amtsgerichts Berlin nicht im Handelsregister eingetragen. rtr
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 08:50:13
      Beitrag Nr. 535 ()
      Pleitemanager droht Anklage wegen Untreue

      Von Matthias Gebauer

      Die Ermittlungen bringen immer neue Filzgeschäfte der Ex-Banker ans Tageslicht. Ein jetzt aufgedeckter Fonds-Deal zeigt exemplarisch, wie sich die Manager gegenseitig zum Schaden der Stadt bevorteilt haben. Ob diese Praxis bei einem noch laufenden Fonds wirklich abgestellt wurde, ist unklar.






      AP





      Berlin - In der vergangenen Woche war im Berliner Senat seit langem mal wieder von Erfolgen die Rede. Am Donnerstag war es Justizsenatorin Karin Schubert, die von siegreichen Razzien und Fortschritten ihrer Behörde sprechen konnte. Mit einer Durchsuchung bei der ehemals landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gehag sei man einen "entscheidenden Schritt nach vorne" gekommen, sagte die Senatorin und zeigte sich bewusst zuversichtlich, die Bankenpleite in Berlin nun weiter aufzuklären können.

      Der Vorwurf, der sich sowohl gegen die Chefs der Gehag, aber auch gegen so manchen Ex-Chef der Bankgesellschaft Berlin richtet: Veruntreuung von Millionen an landeseigenem Kapital sowie Beihilfe dazu. Die Beschuldigten, so kündigte der ermittelnde Staatsanwalt Claus-Peter Wulff an, würden einen "Herbst mit vielen unangenehmen Fragen" erleben. Ließen sich die Verdachtsmomente beweisen, könnte die Staatsanwaltschaft einen exemplarischen Deal unter Bankern und Politikern nachweisen und zeigen, wie beide Seiten sich gegenseitig das Geld in die Taschen gewirtschaftet haben. Durch das Missmanagement bei so manchem Immobiliengeschäft trieben sie die Bankgesellschaft schließlich in die Pleite, für die Berlin erst kürzlich eine milliardenschwere Risikoübernahme unterschrieb.

      Konspiratives Angebot

      Bei den derzeitigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die mit einer Sonderermittlungsgruppe die Bankenpleite aufzuklären versucht, geht es um einen der so genannten Promi-Fonds der Landesbank Berlin (LBB), einer Tochter der landeseigenen Bankgesellschaft. Diese hatte 1993 einen Immobilienfonds mit der Nummer zwölf aufgelegt, den sie unter beinahe konspirativen Bedingungen nur einem ausgewählten Kundenstamm anbot. So gehörten zu den Zeichnern der ehemalige Chef der Bankgesellschaftstochter Berlin Hyp und CDU-Fraktionsführer Klaus Landowsky, zwei seiner Vorstandskollegen von der Hyp sowie die Landesbankmanager Hans Leukers, Jochen Zeele und Ulf Decken und der Sparkassendirektor Willi-Helmut Burger. Mit den zusammen rund zehn Millionen Mark sollten 121 Wohnungen im Berliner Süden entstehen. Allein in den ersten zwei Jahren wurden den Anlegern steuerlich lukrative Verlustzuweisungen von 250 Prozent garantiert, um trotz des Risikos einen Anreiz für Investitionen in Berlin zu geben.

      Die prominenten Zeichner wurden jedoch von solchen Risiken nach Meinung der Ermittler verschont, sondern sie nutzten sogar ihre Kontakte, um diesen aus dem Weg zu gehen. Denn die Immobilien des Fonds liefen schlecht, und schon 1997 reichten die Mieteinnahmen der Objekte nicht mehr aus, um die Kreditzinsen zu bezahlen. Doch statt - wie in einem solchen Fall üblich - die Fondszeichner als Unternehmer aufzufordern, für die Verluste aufzukommen, wurde ein anderer Weg gefunden: Die landeseigene Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gehag kaufte alle Wohnungen zu einem laut Staatsanwaltschaft "betriebswirtschaftlich völlig unrentablen" Preis von 2,7 Millionen Mark plus rund 30 Millionen Mark Schulden.

      75 Prozent für eine reines Verlusobjekt

      Für die Zeichner des Fonds jedoch ging die Sache gut aus. Sie bekamen Ende 2000 75 Prozent ihrer Einlage zurück und hatten bereits reichlich Steuern gespart. Auf den Kosten und vor allem den Schulden blieb das Land Berlin mit der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft sitzen. Für die Ermittler ist vor allem erstaunlich, dass sich die Gehag-Manager zunächst weigerten, die Immobilie zu übernehmen, und dann ganz plötzlich ihre Meinung änderten. Die Staatsanwälte werfen den Gehag-Chefs deshalb vor, landeseigenes Geld in Millionenhöhe veruntreut zu haben. Die Juristen glauben, dass der überhöhte Preis nur ausgehandelt wurde, um den Verlust der Landesbank zu vertuschen und um die prominenten Anleger nicht zu schädigen. Schon Ende des Jahres wollen die Ermittler eine Anklage erheben.

      Doch auch in einem noch laufenden Fonds der Landesbank kommen nun Zweifel auf, ob die Praxis aus den Neunzigern nach der Bankenpleite und dem erklärten Aufklärungswillen des rot-roten Senats ein Ende hat. Bei dem ebenfalls nur einem prominenten Publikum zugänglich gemachten LBB-Fonds "Bad Freienwalde/Gardelegen" sollen die Fondszeichner von Verlusten freigestellt werden, berichtete der "Tagesspiegel".

      Am Ende zahlt der Steuerzahler

      Auch der "Gardelegen"-Fonds läuft sehr schlecht, weil das damit errichtete Einkaufs- und Bürozentrum weitgehend leer steht. Schon im Jahr 2000 fehlten dem Fonds rund drei Millionen Euro, dieses Jahr werden es vermutlich noch mehr. Doch auch in diesem Fall hat die Landesbank bisher keine Anstalten gemacht, neues Geld von den Zeichnern, darunter ebenfalls ehemalige Bankchefs, einzufordern. In dem von den Wirtschaftsprüfern von KPMG erstellten Jahresbericht heißt es laut "Tagesspiegel" sogar, dass die 160 Gesellschafter "gemäß den Unterlagen der Bank nicht selbständig" für die Verluste haften. Da die landeseigene Bank jedoch weiterhin Kreditgeber des Fonds ist und das Land für die Bank haftet, zahlt vermutlich letztlich der Steuerzahler für die fehlende Eintreibung bei den Promis, vermutet der "Tagesspiegel" weiter.

      Die Bank hat den Bericht umgehend dementiert. Sie werde, so teilte die Pressestelle schriftlich mit, "im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten die Ansprüche aus geschlossenen Darlehensverträgen zu wahren wissen" - und zwar "ausnahmslos" für alle Gesellschafter des Fonds. Auch der amtierende Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin ließ mitteilen, "dass es keine Gründe gibt, warum die LBB ihre Ansprüche nicht wahren sollte." Warum jedoch die Prüfer von KPMG in ihrem Bericht das Gegenteil schreiben, war auch dem Sprecher des Senators nicht ganz klar. Der Vorgang werde erneut geprüft, kündigte er an.

      Mit dem jetzt erklärten Aufklärungswillen muss sich der Senator, der gleichzeitig als Kontrolleur der Stadt bei den landeseigenen Banken fungiert, beeilen. Denn sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Interessenten für die Privatisierung der Bankgesellschaft werden sich den Jahrebericht noch mal genau ansehen wollen. Die einen, weil sie keine weiteren Risiken mitkaufen wollen, die anderen, um vielleicht bald wieder einen Erfolg melden zu können.
      Avatar
      schrieb am 05.06.02 20:04:09
      Beitrag Nr. 536 ()
      Ausschluss abgewendet






      Zockertitel tanzen der Deutsche Börse weiter auf der Nase herum. Die Aktie legt kräftig zu.

      Frankfurt - Das Medienunternehmen IN-Motion hat den Ausschluss vom Neuen Markt durch die Anrufung des Schiedsgerichts für den Neuen Markt abgewendet. Die Aktie legte daraufhin um mehr als 30 Prozent zu.

      Das von der Deutschen Börse einberufene sogenannte Primary Markets Arbitration Panel habe einstimmig entschieden, dass Inmotion am Neuen Markt gelistet bleiben könne, teilte die Firma am Mittwoch mit. Inmotion hatte das Gremium im April angerufen, nachdem die Deutsche Börse die Entfernung aus dem Segment wegen nicht fristgerechter Vorlage des Geschäftsberichts für das Jahr 2001 beschlossen hatte.

      Das Schiedsgremium habe sich in weiten Teilen der Argumentation der Inmotion-Anwälte angeschlossen, wonach der Ausschluss eine unverhältnismäßige Sanktion darstelle, teilte die Firma weiter mit. Es sei allerdings eine Geldstrafe von 100.000 Euro verhängt worden. Die Börse wollte die Entscheidung nicht kommentieren.

      Das Primary Markets Arbitration Panel ist ein mit drei ehrenamtlichen Mitgliedern besetztes Gremium, das über Streitfälle bei der Auslegung des Regelwerks des Neuen Marktes entscheidet. In der Vergangenheit war es vor allem im Zusammenhang mit Sanktionsmaßnahmen der Börse gegen Neue-Markt-Unternehmen tätig geworden. In der Auseinandersetzung zwischen der Börse und dem insolventen Software-Unternehmen Micrologica über dessen Delisting vom Neuen Markt hatte es den Einspruch des Unternehmens abgelehnt.

      Die Inmotion-Aktie notierte am Mittwochabend gegen den schwachen Trend mit 35,5 Prozent im Plus bei 2,71 Euro.
      Avatar
      schrieb am 05.06.02 20:24:26
      Beitrag Nr. 537 ()
      Exklusiv: Klage gegen Stadtsparkasse und Finanzvermittler wegen Drei-Länder-Fonds





      05.06.2002





      Der Stadtsparkasse Kaarst-Büttgen und einem Neusser Finanzvermittler droht eine Klage wegen fehlerhafter Beratung im Zusammenhang mit dem Vertrieb eines Drei-Länder-Fonds, der einen drastischen Wertverlust erlitten hat. "Wir klagen beim Landgericht Düsseldorf auf fehlerhafte Beratung, die unter Einbeziehung § 9 Verbraucherkreditgesetz eine Rückabwicklung ermöglichen kann", sagte der Düsseldorfer Kapital- und Kreditrecht-Anwalt Julius Reiter dem Anlegermagazin DIE TELEBÖRSE (Donnerstagausgabe). Reiter will sowohl gegen die Stadtsparkasse als auch den Neusser Finanzvermittler Dr. Hansen GmbH klagen.

      Der Drei-Länder-Fonds 94/17 war durch die Insolvenz des Musicalunternehmens Stella Entertainment in Bedrängnis geraten und konnte die versprochenen Renditen aus Mieteinnahmen der Immobilien nicht mehr garantieren.

      Die Dr. Hansen GmbH hatte Anlegern den Drei-Länder-Fonds vermittelt, wobei die Sparkasse Kaarst-Büttgen Fondsengagements teilweise zu 100 Prozent finanziert hat. "Hier handelt es sich um klassische Haustürgeschäfte und die bereits ausgefüllten Darlehnsanträge lassen auf eine organisatorische Verflechtung zwischen Vermittler und Sparkasse schließen", sagt Reiter. Damit würde nach seiner Einschätzung die Sparkasse für Beratungsfehler der Vermittler haften.
      Avatar
      schrieb am 05.06.02 20:30:28
      Beitrag Nr. 538 ()
      SdK sieht zunehmend Anzeichen für Überschuldung bei H5B5




      München (vwd) - Für die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) mehren sich die Anzeichen für eine mögliche Überschuldung der H5B5 Media AG, München. Markus Straub von der SdK sieht in der am Mittwoch publizierten Mitteilung des am Neuen Markt notierten Unternehmens, dass der Jahresabschluss und der Geschäftsbericht 2001 nicht bis zur am 5. Juli festgesetzten Hauptversammlung vorgelegt werden könne, einen "Offenbarungseid". Die SdK befürchte, dass H5B5 vor dem "Aus" steht, sagte Straub am Mittwoch in einem Gespräch mit vwd. Es bestehe der Verdacht auf Insolvenzbetrug und Konkursverschleppung.





      In der Erklärung von H5B5 Media hieß es, "auf Grund noch nicht endgültig zu klärender Sachverhalte bei Tochterunternehmen und laufenden, schwebenden Verhandlungen, die einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowohl im Jahresabschluss der AG als auch im Konzernabschluss haben können, konnte der Jahresabschluss und der Geschäftsbericht 2001 noch nicht fertiggestellt werden". Wann der Jahresbschluss vorliegen werde, ließ Finanzvorstand Frank Winnenbrock auf Anfrage offen.





      Nach Einschätzung der SdK habe Vorstand Hendrik Hey die finanziellen Mittel des Unternehmens "dilettantisch verbraten". Als ersten Schritt müsse laut Straub die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) überprüfen, ob ein Verstoß gegen die Ad-hoc-Mitteilungspflicht bestehe. Es gebe Hinweise, dass das Unternehmen keine Löhne und Gehälter mehr bezahle, sagte Straub. Winnenbrock erklärte, dass die Löhne und Gehälter für Mai ausgezahlt worden seien. Er räumte jedoch ein, dass es in der Vergangenheit bereits zu Verzögerungen gekommen sei.





      Gleichzeitig wies Winnenbrock den am Dienstag von der SdK gestellten Gegenantrag auf Nichtentlastung des Vorstandes als "unbegründet zurück". Während Straub einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Gegenantrag der SdK und der am Berichtstag veröffentlichten Absage zur Publizierung des Jahresabschlusses bis zur Hauptversammlung sah, wies der Finanzvorstand diesen Vorwurf zurück.





      In einem vwd vorliegenden Schreiben an die Aktionäre heißt es: "Die von der SdK als Misserfolge diffamierten "Flops" der Gesellschaft haben im Jahr 2000 zu einem über Plan liegenden Umsatz und Ergebnis geführt." Die ebenso zum Börsengang kommunizierten Investitionen in Projekte haben "zwar bislang noch nicht zu den erwarteten Rückflüssen geführt, befinden sich aber weiterhin im Vertrieb, der in der derzeit angespannten Lage des gesamten Medienmarktes nicht einfach ist".





      Weiter formuliert H5B5 im Aktionärsbrief: "Bezogen auf alle internen und von der Gesellschaft zu steuernden Maßnahmen, liegt die H5B5 Media im internen Plan." Winnenbrock erklärte, das Unternehmen strebe im laufenden Geschäftsjahr operativ wieder ein positves Geschäft an und rechne mit einem ausgegleichenen Ergebnis. Man habe ein umfangreiches Sanierungsprogramm eingeleitet und unter anderem das Personal von 250 auf 56 Mitarbeiter reduziert.





      Dass das Unternehmen jüngst jedoch gemäß §92 AktG die "Anzeige des Verlustes der Hälfte des Grundkapitals" veröffentlichen musste, sei, wie bereits in der Vergangenheit berichtet, unter anderem auf geplatzte Projekte zurückzuführen, erklärte der Finanzvorstand. Damit H5B5 die rechtlichen Vorschriften erfülle, sei für den 5. Juli eine Hauptversammlung einberufen worden. +++ Marion Brucker



      vwd/5.6.2002/mbu/rio

      5. Juni 2002, 17:09
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 20:18:47
      Beitrag Nr. 539 ()
      So es geht weiter;

      Grüsse@ALL!!!







      Comroad ohne Versicherung









      Im Fall Comroad gibt es neue Unruhe. Nach Informationen des "Platow-Brief" wurde dem betrügerischen Telematik-Unternehmen die Directors & Offices-Versicherung gekündigt. Mit dieser Police sind Vorstände und Aufsichtsräte gegen Vermögensschäden aus zivilrechtlichen Klagen versichert. Die könnten durchaus auf den ehemaligen Comroad-Chef Bodo Schnabel und seine Frau zukommen. Beide haben die Fälschung von Umsätzen gestanden. Der Versicherer CHUBB kündigte wegen arglistiger Täuschung. Damit entzieht CHUBB auch dem Aufsichtsrat Andreas Löhr das Vertrauen. Das Interesse der geschädigten Aktionäre richtet sich derweil auf die laufenden Schadensersatzklagen. Wer erst nach Bekanntwerden des Betrugs in die Comroad-Aktie eingestiegen ist, hat wahrscheinlich keine Chance auf Schadenersatz. Das Kursziel der Comroad-Aktie dürfte Null lauten.

      © 2002 sharper.de
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 20:27:29
      Beitrag Nr. 540 ()
      Negative Börsenerfahrungen fehlten

      Diese fehlende Vorstellungskraft kann man niemandem verübeln. Die meisten der heute in Deutschland agierenden Aktienanleger sind ja erst Ende 1996 mit Manfred Krug und "seiner" Telekom in das Lager der Aktionäre übergesiedelt. Negative Börsenerfahrungen wie 1990 (...) oder 1987 (...) haben diese Aktienanleger bis ins Frühjahr 2000 nicht erlebt, sondern nur steigende Kurse und schnelle Erholungen von Kurskorrekturen (Crash 1998 war nach sechs Monaten wieder aufgeholt). Diese praktischen Erfahrungswerte machen es besonders schwer, sich größere Risiken vorzustellen.

      Dies galt im Übrigen auch für viele Bank- und Investmentberater, die es versäumt haben, über die Risiken der Marktschwankungen aufzuklären und sie in ihren Empfehlungen herauszustellen. Diese Vorstellungskraft muss dann teuer erkauft werden. Wie oft konnte ich in der Zeit von 1998 bis Frühjahr 2000 feststellen, dass die ausschließlich positiven Börsenerfahrungen der Anleger, deren Berater, die Fondsvergleiche und Prognosen der Medien die Auswahl der Fondsinvestitionen beeinflussten.

      Personen, die bisher nur das Sparbuch und Bundesschatzbriefe für die Geldanlage nutzten, kauften ihren ersten Fonds: "Deka-Telemedien TF" - "Da hat mein Vater (bei der Nachfrage erfahren: 65 Jahre alt) seine fällige Lebensversicherung investiert, bei der Branche kann ja nichts passieren."

      Die Fondsauswahl ist entscheidend

      In Extremfällen, Anfang 2000, wählte man den nordasia.com. Schließlich ist das Wachstumspotential im asiatischen Internetmarkt phänomenal und der zuvor von der gleichen Fondsgesellschaft aufgelegte globale Internetfonds Nordinternet hat in zwei Jahren ja auch über 600 Prozent gemacht.

      "In einem Jahr brauche ich das Geld, mein ,Banker` meinte: Der Unieuropa ist genau das Richtige". Ein Teilnehmer eines dreitägigen Geldseminars bemerkte einmal: "Wieso machen wir uns das Leben denn so schwer? Wofür brauche ich andere Fonds? Ich nehme einfach den besten. Tun Sie alles, was Sie haben, in den DAC-Fonds UI, und Sie können nichts falsch machen." Als der Teilnehmer durch den Referenten darauf hingewiesen wurde, dass die Fondsauswahl so einfach nicht zu treffen sei und bei solchen Fonds schließlich auch gewisse Risiken eingekauft werden, glaubte ich, dass es dem Referenten gelungen sei, den Teilnehmer ruhig zu stellen. Aber nach einer Viertelstunde weiterer Ausführungen zu verschiedenen Fonds meldete sich der DAC-Fan wieder: Er verstehe diese ganze Diskussion nicht, er würde weiterhin alles, was er hat, in diesen Fonds investieren und könne es allen anderen Teilnehmern nur empfehlen, dies ebenso zu tun.

      Erst der etwas strengere Verweis sowie die Erläuterung zum Chance- und Risikoverhältnis stellten den Teilnehmer endgültig ruhig. Allerdings befürchte ich, dass seine Überzeugung erst durch die Rückschläge des Frühjahrs 2000 ins Wanken gekommen ist. Natürlich haben die oben genannten Fonds vielen Anlegern hervorragende Ergebnisse gebracht. 95 Prozent dieser Investoren war wahrscheinlich nicht klar, mit welchem Risiko sie die hohen Ertragschancen einkauften.

      Hohe Ertragschancen sind mit hohen Risiken verbunden

      Für die Anleger, die bei einem DAC-Fonds UI von Anfang an dabei sind, ist das Risikopotential, welches erst ab 2000 zum Tragen kam, kein Beinbruch. Trotz Rückschlägen von 84 Prozent seit dem Höchststand bleiben ihnen immer noch sehr gute Renditen auf das eingesetzte Kapital. Die Investoren, die ihre Einstiegsentscheidung bei solchen Fonds zu einem Zeitpunkt treffen, welcher sich im Nachhinein als Höchstpunkt herausgestellt hat, dürften in vielen Fällen feststellen, dass die Schwankungsbreite doch weit über die Schmerzgrenze hinausgeht und viele schlaflose Nächte die Folge sind.

      Machen Sie sich bewusst, dass hohe Ertragschancen mit großen Risiken verbunden sind. Dies ist ein Gesetz der Kapitalmärkte, welches uns über kurz oder lang immer wieder einholen wird.
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 23:01:14
      Beitrag Nr. 541 ()
      Ein Totalverlust ist nicht zu befürchten Anleger in Nemax-Indexfonds und Nemax-Zertifikaten denken über den "schlimmsten Fall" nach

      sfu./kpa. FRANKFURT, 6. Juni. Die Krise am Neuen Markt läßt die Besitzer von Nemax-Indexfonds und -Zertifikaten nicht unberührt. Schließlich wirken sich die Kursverluste unmittelbar auf die Wertentwicklung dieser am Gesamtmarkt orientierten Produkte aus. Allerdings müssen Indexfonds- und Zertifikate-Anleger im Gegensatz zu Aktionären von Pleiteunternehmen kaum damit rechnen, zu irgendeinem Zeitpunkt mit völlig leeren Händen dazustehen. Selbst wenn der Neue Markt eines Tages aufgelöst werden sollte, greifen Mechanismen, die einen Totalverlust ausschließen sollten.

      Vor allem die jüngsten Gedankenspiele von Nemax-Indexschwergewichten wie der DAB Bank oder SAP SI, dem Neuen Markt eventuell den Rücken zu kehren, machten das Ausmaß der Vertrauenskrise deutlich. Anleger stellt dies vor die Frage, was "im schlimmsten Fall" einer Auflösung des Neuen Marktes eigentlich mit ihren Indexfonds und -zertifikaten passiert. Für Indexfonds ist die Regelung eindeutig. Sie werden entsprechend der gesetzlichen Regelungen als Sondervermögen und damit wie normale Investmentfonds behandelt. Wenn also der Neue Markt als primäres Anlageziel wegfallen sollte, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder wird mit Zustimmung der Fondsanteilsbesitzer das Anlageuniversum geändert, oder der Fonds wird geschlossen. Im letzteren Falle wird normalerweise den Anlegern angeboten, ihre Anteile in Anteile an einem anderen Fonds umzutauschen.

      Bei den Zertifikaten, die Schuldverschreibungen des Emittenten sind und deren Wertentwicklung sich am Nemax oder an einzelnen Branchen des Wachstumssegments orientiert, wären von einer Schließung des Neuen Marktes besonders die Papiere ohne Laufzeitende betroffen. Dabei unterscheiden sich zwar die einzelnen Produkte in ihrer juristischen Ausgestaltung, doch die Bedingungen der verschiedenen Emittenten ähneln sich weitgehend. Die ausgebenden Banken können in der Regel unter Einhaltung bestimmter Fristen eine Kündigung der Titel aussprechen. Bei den Nemax-Zertifikaten von ABN Amro beispielsweise beträgt die Kündigungsfrist zwei Jahre.

      Ein solches Kündigungsrecht würde von den Emittenten sicherlich in Anspruch genommen, falls das Interesse am Markt und den jeweiligen strukturierten Produkten gegen Null gehe, sagt Stefan Armbruster vom Marktführer ABN Amro. Bei einer Kündigung werden die Zertifikate nach Angaben der Emittenten zu den jeweils aktuellen Marktwerten zurückgenommen. Falls die Anleger bis zur Endfälligkeit warten, erhalten sie den zu diesem Zeitpunkt erreichten Wert. "Dabei hat der Emittent auch die Möglichkeit, nicht mehr erfolgreiche oder der Grundlage entbehrende Produkte nur noch auf die eigenen Bücher zurückzunehmen, bis er alle ausgegebenen Papiere besitzt, und das Zertifikat dann zu schließen", erklärt der Experte von ABN Amro. Sollte sich der Index so verändern, daß das Marksegment und die Idee gleichblieben, sich aber der absolute Wert verändere, dann könne auch die Anpassung der Bezugsverhältnisse vorgenommen werden. Bei einem völligen Wegfall eines Index sei es auch denkbar, daß ein Emittent diesen im Sinne des ursprünglichen Korbes nachbilde, sagt Armbruster. Auch dann könne der Anleger jederzeit verkaufen.

      Die Überlegungen von DAB Bank und SAP SI über einen Abschied vom neuen Markt machen darüber hinaus deutlich, daß Anleger neben der Wertentwicklung auch die Zusammensetzung eines Index im Auge behalten müssen. Die aktuelle Lage in dem einstigen Wachstumssegment zeigt, daß eine genügend hohe Anzahl an Titeln mit einer angemessenen Marktkapitalisierung und Substanz keine Selbstverständlichkeit ist.Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.06.2002,
      Avatar
      schrieb am 07.06.02 23:21:57
      Beitrag Nr. 542 ()
      Der Neue Markt entwickelt sich zum Betriebsrisiko

      Unternehmen klagen: Zugehörigkeit zum Wachstumssegment behindert Geschäfte. Immer mehr Analysten ziehen sich zurückVon Beatrix Wirth

      Berlin - Auch am Neuen Markt erlebten Investoren zum Wochenschluss ein Trauerspiel. Mit seinem Kurssturz auf 748 Zähler erreichte der Nemax-All-Share im Handelsverlauf ein neues Jahrestief. Der vorläufige Höhepunkt einer niederschmetternden, von Pleiten und Skandalen begleiteten Bilanz: Seit Jahresanfang hat das Börsenbarometer 30 Prozent abgegeben, die Schere zum US-Vorbild Nasdaq wird immer größer. Im Blue-Chip-Index Nemax-50 liegen derzeit gerade einmal fünf Einzeltitel im positiven Bereich - bei geringen Aussichten auf baldige Besserung.

      "So lange an der Nasdaq eine schlechte Stimmung herrscht, was ich für die nächsten Wochen erwarte, werden wir weiter fallende Kurse sehen", prophezeit Volker Borghoff, Stratege bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Mindestens ebenso gefährlich wie die negativen äußeren Vorgaben erscheint allerdings ein Teufelskreis, der sich innerhalb des Wachstumssegments gebildet hat. Zahlreiche Unternehmen berichten, dass ihre Zugehörigkeit zum Neuen Markt zu einem Stigma geworden ist, der ihre Geschäftstätigkeit behindert - was wiederum dazu führen dürfte, dass Anleger noch lange darauf warten können, dass sich die Firmendaten und damit die Kurse verbessern.

      "Es gab keinen Termin, bei dem ich nicht auf das Theater am Neuen Markt angesprochen wurde", sagt Moritz Hunzinger, Chef der profitablen Hunzinger Information. "Man wird regelrecht in Sippenhaft genommen für die Verfehlungen etwa von EM.TV oder Comroad", berichtet Bernd Kolb, der dem Internetdienstleister I-D Media vorsteht. "Das wurde gerade beim Kontakt mit Neukunden problematisch, auch wenn es nicht direkt ausgesprochen wurde." Eine offene Zurücksetzung hat Hans-Dieter Günther, Chef des Kommunikationsdienstleisters Ceotronics, erlebt. "Die Dresdner und die Hypo-Vereinsbank haben unter Berufung auf unsere Zugehörigkeit zum Neuen Markt unser Rating heruntergenommen, was zu höheren Zinszahlungen bei den angefragten Krediten geführt hätte." Auch Gedys-Vorstand Oliver Dehning beschwert sich über die pauschalen Verdächtigungen. "Unsere Wirtschaftsprüfer prüfen uns dermaßen auf Herz und Nieren, dass teilweise ein bis zwei Vorstände für das operative Geschäft ausfallen, weil sie sich immer noch um den Abschluss kümmern müssen." Er befürchtet einen messbaren Schaden, der gerade wegen des geringen Liquiditätspuffers des Unternehmens ins Gewicht fallen dürfte.

      Die Firmenchefs sprechen wohl auch deswegen so offen über ihre negativen Erfahrungen, weil sie sich für einen Rückzug aus dem Wachstumssegment entschieden haben. Doch auch wer dem Neuen Markt die Treue halten will, leidet. "Unser Problem sind nicht Banken oder Kunden, sondern die Investoren", sagt Dirk Ehlers, Finanzvorstand des Biotech-Unternehmens Evotec OAI. "Kleinanleger wie Großinvestoren halten sich am Neuen Markt derzeit lieber zurück."

      Kein Wunder: Schließlich fehlt die Orientierung. Selbst professionellen Analytikern scheint das Segment zu entgleiten. So brachte HSBC Trinkaus & Burkhardt noch Ende vergangenen Jahres eine Studie heraus, die das Wachstumssegment in fünf Bereiche mit unterschiedlichem Chance/Risiko-Profil aufteilte. Dieses Screening ist inzwischen eingestellt. "Die unternehmensspezifischen Probleme haben überhand genommen, weshalb sich die Vorzeichen so schnell änderten, dass wir nicht hinterher kamen", sagt Stratege Borghoff. IM Internationalmedia etwa, mit einer Verlustmeldung in die negativen Schlagzeilen geraten und einem Minus von 86 Prozent größter Nemax-50-Verlierer des Jahres, stand einst im "Star"-Segment.

      Da ziehen auch die einst so beliebten historischen Verweise nicht mehr. So war die Nasdaq 1973/74 nach einer positiven Startphase ebenfalls massiv gefallen, im darauffolgenden Jahr aber wieder gestiegen. "Das ist pure Statistik, es kann durchaus drei negative Börsenjahre hintereinander geben", meint Borghoff. "Und wegen der heutigen geringeren Wachstumserwartungen, die die Kursfantasie bremsen, ist das sogar gut möglich."
      Avatar
      schrieb am 07.06.02 23:27:09
      Beitrag Nr. 543 ()
      Bizarrer Streit an der Spitze

      Unter dem Machtkampf beim Prozessfinanzierer Foris leiden vor allem die Kleinaktionäre




      Rollmann bitte geh!!!" steht in dicken Lettern im Online-Gästebuch des Foris-Aktionärsclubs. Die Kleinaktionäre des börsennotierten Berliner Prozessfinanzierers sind sauer auf den seit kurzem amtierenden Alleinvorstand Christian Rollmann und den Foris- Aufsichtsrat. Der Neue Markt ist um eine Variante der Story "Wie verwirre ich Aktionäre" reicher.

      Am 29. Mai hatte Foris in einer Pflichtmitteilung erklärt, dass das Unternehmen künftig nur noch vom Gründer Lothar Müller-Güldemeister geführt werde und Vorstand Rollmann zur Hauptversammlung am 31. Mai sein Amt niederlegen werde. Grund seien Differenzen über die Strategie des verlustreichen Unternehmens. Statt dessen überraschte Aufsichtsratschef Hans Cobet die Aktionäre mit dem Beschluss, dass Müller-Güldemeister ab- und Rollmann wieder bestellt sei. Der Firmengründer verließ das Podium.

      Zunächst hatte die Strategie von Müller-Güldemeister beim Aufsichtsrat bessere Chancen. Er wollte sich auf die Prozessfinanzierung konzentrieren, einziger Vorstand sein und den Standort Bonn schließen. Doch Rollmann wollte nicht gehen, obwohl ihm der Aufsichtsrat, offenbar ohne Wissen von Müller- Güldemeister, die Übernahme der profitablen Tochter Foratis anbot. Es gab einen Streit darum, ob Rollmann den Kauf mit eigenen Foris-Aktien bezahlen dürfe. Die Situation eskalierte, die Hauptversammlung nahte. Plötzlich fand der Aufsichtsrat Rollmanns Konzept besser und setzte den Gründer ab - ohne Vorwarnung.

      Die Aktionäre entlasteten weder Rollmann noch den Aufsichtsrat, dafür aber Müller-Güldemeister. Im Gästebuch des Aktionärsclubs schreibt ein gewisser "RollerBoller": "Rollmann wird seine schimmeligen Foris-Aktien los, hat sich das beste Stückchen Foris mitgenommen . . . wirklich sehr feinfühlig an das Wohl der verbliebenen Aktionäre gedacht."
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 10:03:23
      Beitrag Nr. 544 ()
      M O R I T Z   G E R K E

      Plötzlicher Abgang





      Der CEO der angeschlagenen TelesensKSCL AG hat sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Dem Unternehmen selbst droht Insolvenz.





      Köln - Moritz Gerke, der Vorstandschef der in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Kölner TelesensKSCL AG , hat sein Vorstandsmandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Dies teilte der Aufsichtsrat der Gesellschaft am Freitag in Köln mit.

      Die Geschäfte der Telesens KSCL AG und die konkreten Gespräche mit mehreren Investoren beziehungsweise Übernahme-Interessenten würden von den übrigen Vorständen in enger Kooperation mit dem Aufsichtsrat weitergeführt.

      Der Telekomsoftware-Anbieter konnte fällige Zahlungen nicht mehr leisten. Der Vorstand wolle deshalb in den kommenden Wochen versuchen, ein Insolvenzverfahren abzuwenden, hatte eine Sprecherin des Unternehmens am vergangenen Dienstag in Köln erklärt.

      Das Unternehmen mit 100 Beschäftigten verfüge derzeit nicht über ausreichende liquide Mittel, um alle fälligen Zahlungen zu leisten. Die Höhe der Summe wollte die Unternehmenssprecherin nicht nennen.
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 20:40:09
      Beitrag Nr. 545 ()
      Update;

      Jedoch nicht der NM diesmal...




      ftd.de, Sa, 8.6.2002, 11:24
      Hugo Boss: Schwere Vorwürfe gegen Vorstände

      Die Probleme von Hugo Boss in den USA scheinen gravierender als bisher bekannt. Der Bekleidungskonzern musste vor kurzem die Umsatzzahlen drastisch nach unten korrigieren.




      Wie die "Stuttgarter Zeitung" am Samstag berichtete, soll der am Montag ausgeschiedene US-Chef des Metzinger Modekonzerns, Marty Staff, über Jahre hinaus Umsätze zum eigenen Vorteil künstlich aufgebläht haben. "Jeder wusste, was Marty macht", zitiert die Zeitung einen ehemaligen Geschäftspartner von Hugo Boss. "Er pumpte die Bilanz auf und kassierte einen dicken Bonus."



      Wie es in dem Bericht heißt, soll Staff mehr Ware an Filialen und Franchisenehmer geliefert haben, als diese bestellt hatten. Solange die Ware nicht zurückkommt, können Gewinne verbucht werden. Nach der Inventur in den USA musste die Hugo Boss AG kürzlich ihren US-Umsatz 2001 um sechs Mio. Euro nach unten korrigieren. Die US-Sparte erwirtschaftete nach den neuen Konzernangaben statt 1,2 Mio. Euro Gewinn nun 4,8 Mio. Euro Verlust. Auf der Hauptversammlung am 28. Mai stand deshalb der neue Vorstandsvorsitzende Bruno Sälzer schon an seinem ersten Tag an der Spitze von Boss unter Beschuss.



      Die Zeitung zitiert Insider, nach denen US-Chef Staff Geldverschwendung betrieben haben soll. Unter anderem berichtet das Blatt von Jamaika-Reisen der Mitarbeiter auf Firmenkosten und Hubschrauberflügen für Kunden. Hugo Boss hat nach Angaben der Zeitung in den USA 19 eigene Läden, 20 Geschäfte werden von so genannten Franchisenehmern betrieben. Mit einem Umsatz von 177 Mio. Euro (2001) sind die USA der zweitgrößte Markt für den Bekleidungskonzern.
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 21:00:24
      Beitrag Nr. 546 ()
      @ the canadien :-),

      dir ist aber schon klar, dass du gold wert bist, oder?
      kurz gesagt - man kann dir nicht genug danken für die viele mühe und arbeit die du
      hier investierst, um auf missstände aufmerksam zu machen und so manch einem anleger
      die augen zu öffnen.
      ich wünschte, es würde mehr von deiner sorte geben.
      ich jedenfalls finde es hoch anständig von dir, hier soviel zeit zu opfern und all diese
      meldungen und ereignisse zusammen zu tragen.

      deshalb noch mal - vielen vielen dank und noch ein wunderschönes wochenende.
      :-)
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 19:47:44
      Beitrag Nr. 547 ()
      EM.TV-Aktionär zeigt Landesbankchef wegen Beihilfe zur Untreue an

      Ein Aktionär des Münchner Medienunternehmens EM.TV hat den Chef der Bayerischen Landesbank, Werner Schmidt, wegen Beihilfe zur Untreue angezeigt. Schmidt habe dazu beigetragen, EM.TV-Aktionäre zu beschädigen, begründete der Dresdner Anwalt Jens Lorek nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" die Anzeige seines Mandanten. Ex-EM.TV-Chef Thomas Haffa habe 16,7 Prozent der Formel-1-Anteile seines Konzerns ohne ersichtliche Gegenleistung an die Landesbank zu Gunsten von deren Kreditkunden Leo Kirch verpfändet. Dies bedeute eine "nicht gerechtfertigte Übersicherung", argumentierte Lorek. Indem die Bank dieses Pfand entgegennahm, habe sie Beihilfe zur Untreue geleistet. Die Münchner Staatsanwaltschaft will jetzt prüfen, ob es Veranlassung gibt, ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue gegen Schmidt einzuleiten.
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 19:49:34
      Beitrag Nr. 548 ()
      S C H M I D T B A N K

      Eine Frage von Schuld und Unschuld






      Die Staatsanwaltschaft Hof hat ein Ermittlungsverfahren gegen Karl Gerhard Schmidt eingeleitet.






      © DPA







      München/Hof - Das geht aus einer Mitteilung der Behörde auf ihrer Internet-Seite am Montag hervor. Ausgangspunkt seien die finanziellen Schwierigkeiten der Schmidtbank im November 2001, heißt es weiter. Nur im Rahmen eines förmlichen Ermittlungsverfahrens könne die Frage von Schuld und Unschuld des früheren Inhabers und Geschäftsführers geklärt werden. Zu Inhalt und Umfang des Verfahrens wollte die Staatsanwaltschaft am Montag auch auf Nachfrage keine näheren Angaben machen.

      In Medienberichten der vergangenen Monate war wiederholt über Vorermittlung wegen möglicher Insolvenzverschleppung gemutmaßt worden. Die Schmidtbank war angesichts gravierender Finanzprobleme Ende 2001 von einem Bankenkonsortium übernommen worden. Es wird vermutet, das Finanzinstitut habe Probleme im Kreditgeschäft mit einer zu hohen Bewertung seiner Tochter Consors überspielen wollen. Die Bewertung sei angeblich nicht rechtzeitig genug dem tatsächlichen Wert von Consors angepasst worden, nachdem die Direktbank seit Frühjahr 2000 über 90 Prozent ihrer Marktkapitalisierung verloren hatte.
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 21:06:23
      Beitrag Nr. 549 ()
      Anleger-Service ist noch ein Fremdwort




      Ausgelernt habe die großen deutschen Fondsgesellschaften noch lange nicht. Trotz Besserungstendenz gibt es noch viele verbesserungswürdige Details in punkto Anleger-Service. Das ergibt eine Studie des Münchener Research-Hauses FondsConsult. Die Performance zum Beispiel wird meist brutto ausgewiesen. Abzüglich der Kosten ergeben sich jedoch niedrigere Wertzuwächse. Positiv ist dagegen, dass die Cash-Bestände mittlerweile bei fast allen Anbietern verzinst werden. Doch es gibt noch viel zu tun.



      FondsConsult hat sechs große Banken hinsichtlich der Qualität ihres Services und ihrer Produkte unter die Lupe genommen. Neben den deutschen Großbanken Deutsche Bank, HypoVereinsbank, Commerzbank und Dresdner Bank auch die Sparkassenfonds von Deka und den Volksbank-Anbieter Union Investment. Über einen Zeitraum von maximal fünf Jahren wurden einzelne Kennzahlen und Serviceangebote der Banken verglichen. Das Ergebnis ist überwiegend ernüchternd,  für die Anleger wird noch zu wenig getan.

      Die Deutsche Bank fällt in der Studie in vielen Punkten eher negativ auf. Was das regelmäßige Reporting angeht, bieten alle Finanzhäuser außer dem Branchenprimus individuell angepassten Service. Sogar die Steuerkomponente wird berücksichtigt. Die Deutsche Bank hingegen kann es sich erlauben, auf pauschale Musterportfolios zu verweisen. Die Kunden blicken hier nur schwer durch.
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 21:16:24
      Beitrag Nr. 550 ()
      DWS nimmt B2B-Internet-Fonds vom Markt
      Internet-Fonds verstauben im Regal
      Von Holger Alich, Handelsblatt
      Schluss, aus, das war`s. Die DWS, die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, nimmt den DWS Funds B2B.com vom Markt.


      DÜSSELDORF. "Für diesen Fonds werden keine neuen Anteile mehr ausgegeben", kündigte Carsten Böhme von der DWS Pressestelle an. "Der Fonds wird aber nicht geschlossen", betonte er. Der Fonds investiert in Internet-Werte und konzentriert sich dabei auf Unternehmen, die sich auf "Business-to-Business"-Lösungen, kurz B2B, spezialisiert haben.

      Der Ausleseprozess in der Internet-Wirtschaft hinterlässt also zunehmend Spuren in den Produktpaletten der Fondshäuser. Gelernt haben die Fondshäuser aus den Internet-Fonds-Debakeln aber offenbar nichts. Aufgelegt wird, was sich gut verkaufen lässt.

      Als Begründung für den Verkaufsstopp des B2B nannte Böhme das mangelnde Anlegerinteresse und das mittlerweile durch Firmenpleite recht eng gewordene Anlageuniversum des Fonds. 13 Mill. Euro stecken derzeit noch in dem Produkt.

      Das Ende kommt meistens leise: Bereits 2001 stellte die DWS den Anteilsverkauf des DVG Internet Global ein und packte dessen Kundengelder in den ähnlich strukturierten Internet Typ O. Für Joachim Meyer, Vorstand der Beratungsgesellschaft Fonds-Consult, zeigen diese Fälle, was passieren kann, wenn Anbieter aus Gründen des Marketing zu enge Branchenfonds auflegen. "Statt mit Modefonds die Produktpalette immer weiter aufzublähen, sollten sich die Fondshäuser auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren", fordert Meyer. Dann blieben ihnen Peinlichkeiten à la B2B-Fonds erspart. Doch er selbst zeigt sich wenig überzeugt, dass sein Wunsch in Erfüllung gehen wird. "Die Anbieter haben nichts dazu gelernt. Bei der nächsten Welle werden gewiss auch wieder neue Fonds aufgelegt werden."

      Schließlich werden auch die Verkaufsrenner von einst, die heute längst zu Ladenhütern mutiert sind, noch von den Fondsanbietern durchgeschleppt. Fondsschließungen bleiben die Ausnahme.

      Beispiel Value Management & Research (VMR): Im Fund-Internet Vision stecken nach Angaben von Heinz Fehling, der bei VMR für Pressefragen in Punkto Fonds zuständig ist, noch ganze 2 Mill. Euro Anlegergelder. Zum Vergleich: Ende des Jahrs waren es noch 3,2 Mill. Euro. Das Minus ist durch die Negativ-Performance zu erklären. Dicht gemacht werden soll der Fonds aber nicht. "Die Internet-Industrie hat sich als solche etabliert", meint trotzig Volker Kuhnwaldt, Fondsmanager des Nordinternet und Nordasia.com. Im letztgenannten Fonds steckten zu Spitzenzeiten über 1 Mrd. Euro. Heute sind es noch 370 Mill. Euro. Unternehmen wie Amazon oder Ebay sind seiner Ansicht nach aber ein Beleg dafür, dass es weiter sinnvoll sei, einen Branchenfonds für Internetwerte zu führen.

      Allein in diesem Jahr hat der Nordinternet rund 42 % an Wert verloren, der Nordasia.com nur 9,4 %. "Schwierige Zeiten", räumt der Fondsprofi ein, "aber ans Aufhören habe ich nie gedacht".

      Trotz Pleitewelle bei den so genannten Dot.Coms würde sein Anlageuniversum noch "deutlich über 100 Werte" umfassen. "Sollte die Konjunktur endlich anziehen, sind auch die Internet-Werte dabei", gibt er sich optimistisch.

      Ein Lerneffekt aus den Debakeln ist bei den Fondshäusern nicht erkennbar. Auch bei der DGZ Deka, dem Fondshaus des Sparkassensektors, will man weiterhin neue Fonds auflegen, die gute Absatz-Chancen versprechen. "Wenn die Sparkassen-Kunden einen Fonds nachfragen, werden wir Ihnen diesen bieten", meint Sprecher Markus Weber.






      HANDELSBLATT, Montag, 10. Juni 2002, 19:02 Uhr
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 21:28:09
      Beitrag Nr. 551 ()
      FREIWILLIGKEIT....Das kann ja heiter werden;





      Kodex für Börsengänge wird nicht verpflichtend

      Mit dreimonatiger Verspätung und in Teilen abgeschwächt werden ab September für Börsenaspiranten in Deutschland neue Regeln gelten.





      hof FRANKFURT/M. Sie sollen dazu beitragen, durch mehr Transparenz Anlegervertrauen zurück zu gewinnen. Dabei setzt die Deutsche Börse allerdings auf Freiwilligkeit. Denn der ursprüngliche Plan, die Richtlinien zumindest für den Neuen Markt zur Bedingung für einen Börsengang zu machen, hat keine Chance auf Realisierung. "Dem steht entgegen, dass die Börse gesetzlich verpflichtet ist, die Zulassung zu erteilen, wenn die Mindestanforderungen erfüllt sind", sagt ein Teilnehmer des Gremiums, das die Vorschläge erarbeitet hat. "Nun müssen wir darauf hoffen, dass der Gesetzgeber die Anregungen aufnimmt und damit auch den Weg für Sanktionen bei Verstößen freimacht", heiß es weiter.

      In der offiziellen Mitteilung der Börse ist der Verzicht darauf, die IPO-Regeln für den Neuen Markt verpflichtend zu machen, verklausuliert: Dort heißt es, der "Verhaltenskodex" solle "für Marktteilnehmer bei allen Börsengängen" gleichermaßen gelten. Kommentieren wollte die Deutsche Börse dies gestern nicht. Erst Mitte Juli will sie den Kodex, der gemeinsam mit Banken, Emittenten, Investoren und IPO-Beratern erarbeitet wurden, konkretisieren. "Es muss noch an einigen Details gearbeitet werden", sagte eine Sprecherin.

      Die Eckpunkte der Regelung sind nach Informationen aus dem Beratungsgremium allerdings unverändert geblieben. Auch die umstrittene Schweigeperiode um das Datum des Börsenganges herum wird in dem Kodex enthalten sein. Danach dürfen zwei Wochen vor und 30 Tage nach dem Datum der Erstnotiz keine Analystenstudien veröffentlicht werden. Der Börsenkandidat selbst darf sogar vier Wochen vor dem IPO und 30 Tage danach keine relevanten Informationen preisgeben, die nicht im Börsenprospekt enthalten sind.

      Eine solche Regelung, die in den angelsächsischen Ländern üblich ist, stößt besonders bei Vertretern von Privatanlegern auf Widerstand. Sie fürchten, dass damit das eigentliche Ziel, die Gleichbehandlung aller Investoren, konterkariert wird. Es werde eine neue Möglichkeit geschaffen, Privatanleger zu benachteiligen, kritisiert beispielsweise der Initiativkreis Privatanleger der Börse Stuttgart. In die gleiche Richtung argumentieren die Aktionärsvereinigungen DSW und SdK. Auch die Analystenvereinigung DVFA ist bereits gegen eine solche "Blackout-Period" Sturm gelaufen: Sie sehen darin sogar eine "Öffnung des Marktes für Insider-Informationen".

      Auch wenn die Börse die Regeln nicht vorschreiben kann, versucht sie über den Markt Druck auszuüben. So sollen die Unternehmen dazu verpflichtet werden, im Prospekt Angaben darüber zu machen, ob sie sich bei dem Börsengang dem Kodex unterworfen haben oder nicht. Dann könne der Anleger entscheiden, wie wichtig ihm die Transparenzregeln sind, so das Kalkül.

      Zentrales Informationsmedium soll in der heißen Phase des Börsenganges allein der Prospekt sein. Dazu werden auch die Wirtschaftsprüfer enger in die Pflicht genommen. Wer partout nicht auf Pro-Forma-Betrachtungen bei Vergleichen von Geschäftsjahren verzichten will, braucht künftig einen Wirtschaftsprüfer, der eine "professionelle Durchsicht" dieser Bilanzen durchführt und dafür auch öffentlich gerade steht. Außerdem sollen Börsenprospekte besser verständlich, die Inhalte unternehmensbezogener und spätestens einen Werktag vor Beginn des öffentlichen Angebots im Internet veröffentlicht werden. Und: Die Verantwortlichen in den Firmen sollen ihren Werdegang und ihre Geschäfte mit Papieren des eigenen Unternehmens offenlegen.
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 22:04:52
      Beitrag Nr. 552 ()
      Kleinaktionäre sprechen von Betrug



      Turbulente Hauptversammlung bei Maschinenhersteller KK & K erwartet

      Von Jasper Rothfels (dpa)

      Beim Frankenthaler Turbomaschinen-Hersteller Kühnle, Kopp & Kausch (KK & K) knirscht es auch vier Jahre nach dem umstrittenen Verkauf eines großen Unternehmensteils noch kräftig im Getriebe. Im September 1998 hatte die Hauptversammlung mit den Stimmen des US-Mehrheitsaktionärs Borg-Warner beschlossen, diesem die umsatzträchtige Turboladersparte zu verkaufen. Kleinaktionäre klagten gegen den Beschluss, weil sie den Preis für zu niedrig hielten und sich ausgenommen fühlten.

      Die Kleinaktionäre zahlten erst kürzlich 150 000 Euro für ein vom Gericht gefordertes Wertgutachten. "Das ist ein happiger Preis, aber wir sind von unserem Standpunkt überzeugt", sagt Ralph Bieneck vom Aktionärsverein Shareholder Value. Und wenn sich am heutigen Dienstag die Anteilseigner treffen, muss KK & K-Vorstandschef Ray Carrell wieder mit heftigen Attacken rechnen. Nach Darstellung des Managers und von Borg-Warner ging bei dem Deal alles mit rechten Dingen zu. Eine Gerichtsentscheidung wird im nächsten Jahr erwartet.

      Borg-Warner - ein großer Zulieferer für die Automobilindustrie mit Sitz in Chicago - hatte im September 1997 angekündigt, die 63 Prozent zu übernehmen, die KK & K-Mehrheitsaktionär Penske hielt. Bereits im darauf folgenden Mai sollte dann die Hauptversammlung über den Verkauf der Turbolader-Sparte für 102 Millionen Mark (rund 53 Millionen Euro) an Borg-Warner abstimmen. Bei den Ladern für Pkw und Nutzfahrzeuge, die den Großteil des Umsatzes ausmachten, hatte zugleich nach verlustreichen Jahren ein Auftragsboom eingesetzt.

      Gegen den Protest der Kleinaktionäre stimmte die Aktionärsversammlung im September 1998 mit den Stimmen von Borg-Warner für den Verkauf des Unternehmensteils an die Enkelgesellschaft 3K-Warner Turbosystems in Frankfurt am Main. Der Preis wurde erst nach mehreren Prüfungen auf rund 180 Millionen Mark aufgestockt, was den Kleinaktionären jedoch weit unter Wert erschien. Der Kläger-Anwalt sprach damals von der "mafiaähnlichen Ausplünderung einer deutschen Aktiengesellschaft".

      In jenem Jahr war der KK & K-Umsatz um sechs Prozent auf 361 Millionen Mark gestiegen, wobei die Turbolader mit 263 Millionen (plus neun Prozent) zu Buche schlugen. Bis 2000 steigerte 3K-Warner die Erlöse auf knapp 250 Millionen Euro. KK & K selbst setzte nach Zukäufen mit Turbinen, Verdichtern und Ventilatoren im vergangenen Jahr 119 Millionen Euro um, nach 91 Millionen in 2000. Das Betriebsergebnis stieg leicht 2,7 Millionen Euro, der Konzernüberschuss sank dagegen von 2,7 Millionen Euro auf Null.

      Nach Bienecks Ansicht mussten die Kleinaktionäre einen "Vermögensschaden" hinnehmen. Denn die von ihnen beauftragten Wirtschaftsprüfer haben für die Turboladersparte einen Wert von 335 Millionen Mark ermittelt. "Wenn Sie zu zwei Dritteln an einem Unternehmen beteiligt sind, und Sie kaufen etwas raus zu einem Preis x, der eigentlich doppelt so hoch sein müsste, haben Sie ein Drittel betrogen." Mit einer hohen Dividende habe KK & K nur den Kaufpreis an den Großaktionär zurückgezahlt. Die Kleinaktionäre setzten nun auf einen finanziellen Ausgleich, da eine Rückabwicklung des Geschäfts unwahrscheinlich sei.

      Borg-Warner weist die Vorwürfe zurück und geht davon aus, dass die Klage vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts Frankenthal keinen Erfolg hat. Für das Turboladergeschäft sei "ein fairer und angemessener Preis" ausgehandelt worden, teilt die hiesige Firmenzentrale mit. Unabhängige Berater hätten KK & K bei den Verhandlungen vertreten, zudem seien die Konditionen durch zwei Gutachten bestätigt worden. Der Erlös sei teils als Dividende an alle Aktionäre ausgeschüttet, teils für Zukäufe verwendet worden, die das Turbomaschinengeschäft von KK & K "bedeutend verstärkt" hätten.

      "Wir haben keine Regel gebrochen", sagt auch Carrell, der das Aktionärs-Gutachten "mangelhaft" nennt. Es sei nicht abzusehen gewesen, wie sich das Turboladergeschäft entwickle. Borg-Warner habe 200 Millionen Mark in die Sparte investiert und das Personal mehr als verdoppelt. An ein schnelles Ende des Streits glaubt er nicht. "Egal wie das Verfahren ausgeht, es geht einen Schritt höher zum Oberlandesgericht."
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 23:58:05
      Beitrag Nr. 553 ()
      Es geht weiter;

      Grüsse@ALL!!!



      Nach der Pleite ermittelt Staatsanwaltschaft gegen Elsa

      Nach der Pleite der Elsa AG hat jetzt die Aachener Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen das High-Tech-Unternehmen aufgenommen. Grundlage seien Anzeigen von Privatleuten wegen Insolvenzvergehen, bestätigte Oberstaatsanwalt Robert Deller am Dienstag einen Bericht des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Dazu könnte grundsätzlich eine verspätete Insolvenzanmeldung gehören.

      Nach Angaben des Aachener Insolvenzverwalters Thomas Georg gibt es Hinweise, wonach die Elsa AG bereits Ende 1999 zahlungsunfähig gewesen sei. Der Vorstand hatte das Insolvenzverfahren im Februar 2002 beantragt. 3000 Gläubiger seien davon betroffen, teilte Georg mit. Die Verbindlichkeiten betragen demnach 116 Millionen Euro.

      Der Grafikkarten- und Netzwerkspezialist war in Schwierigkeiten geraten, nachdem acht Banken ihre Kredite in Höhe von 38 Millionen Euro gekündigt hatten. Der Betrieb war am 1. Mai dieses Jahres eingestellt worden. Davon waren rund 340 Menschen in Aachen und München betroffen. (dpa/afi)
      Avatar
      schrieb am 16.06.02 11:44:10
      Beitrag Nr. 554 ()
      16.06.2002 - Grauer Markt

      Ruinöses Zeitspiel bei Pensionssparplänen

      Fußballer kennen das: Wer führt, schindet Zeit. Die Göttinger Gruppe versucht mit einer solchen Taktik, sich vor Zahlungen zu drücken.

      Wie gut, dass es Textverarbeitungssysteme gibt. Ganze Passagen erscheinen auf einen Knopfdruck. Die Göttinger Gruppe (GG) nutzt einen Textbaustein besonders häufig: "Wir bestätigen den Eingang Ihres Schreibens und möchten uns zunächst für die verspätete Beantwortung entschuldigen." Anleger und Anwälte kennen die Floskel mittlerweile zur Genüge. Was folgt, sind häufig Erklärungen, warum die Ansprüche gegen die GG nicht gerechtfertigt seien oder warum die längst überfällige Auszahlung des Auseinandersetzungsguthabens nach Auslaufen des Beteiligungssparvertrages nicht möglich sei.

      Beispiel: Ein Anleger, nennen wir ihn Herbert Müller, schließt 1990 einen über zehn Jahre laufenden Pensionssparplan mit der Langenbahn AG, einer GG-Gesellschaft, ab. Dem Anlagemodell folgend, geht er eine atypisch stille Beteiligung über 12 000 DM ein, die er in 100-DM-Raten Monat für Monat einzahlt. Sein Geld soll Gewinn bringend in Immobilien und Unternehmensbeteiligungen angelegt werden. Nach zehn Jahren möchte er seinen aus den Einzahlungen finanzierten Anteil am Vermögen der Gesellschaft, das Auseinandersetzungsguthaben, ausbezahlt haben. Spätestens im August 2001 hätte bei ihm die Kasse klingeln müssen. Doch Müller hat bis heute keinen Cent gesehen.

      Die GG bestätigt zwar die Kündigung, teilt aber mit, dass noch kein testierter Jahresabschluss der Securenta Göttinger Immobilienanlagen und Vermögensmanagement AG für das Jahr 2000 vorliegt. In die Securenta floss das Geld des Anlegers zum Schluss. So lange kein testierter Abschluss vorliegt, kann die Hauptversammlung (HV) ihn auch nicht absegnen. Und so lange lässt sich auch das Auseinandersetzungsguthaben nicht berechnen, also auch nicht auszahlen. Fristgerecht hätte die HV bis Ende August 2001 durchgeführt werden müssen. Doch bis jetzt liegt nur ein untestierter Abschluss der Securenta beim Handelsregister vor. Er weist nach Steuern auch für 2000 wieder einen Verlust aus. Der Bilanzverlust übersteigt nunmehr 200 Mill. DM.

      Gegenüber dem Handelsblatt erklärt die GG den verspäteten Abschluss mit der "bekannten Verspätung beim Jahresabschluss 1999". Nun sollen "die Hauptversammlungen für die Jahre 2000 und 2001 bis spätestens zum Ende dieses Jahres stattfinden".

      Anlegern droht der Totalverlust

      Das Warten auf die Abschlüsse ist für Müller und andere Anleger prekär. Anwälte wie der Göttinger Markolf Schmidt vermuten: "Angesichts dieser Umstände ist es möglich, dass eine Insolvenz der Securenta nicht mehr lange auf sich warten lässt. Tritt sie ein, haben die Anleger ihr eingezahltes Geld verloren." Um so verständlicher, dass die Anwälte das Zeitspiel der Göttinger nicht länger mitspielen wollen.

      Zumal Anlegern weiteres Unbill aus ihrer Beteiligung droht. "Mehrere Urteile machen den atypisch stillen Gesellschafter zum Mitunternehmer. Er wird dann im Insolvenzfall behandelt wie ein Kommanditist." So stellt das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt fest: "Bei kapitalmäßiger Übermacht des stillen Gesellschafters ist dieser im Konkurs wie ein Mitunternehmer zu behandeln." (Az.: 22 U 190/78 v. 22.1.1980). Und der Bundesgerichtshof (BGH) stellte klar, dass auch die ausstehende Einlage eines stillen Gesellschafters "zur Befriedigung der Gläubiger zur Verfügung stehen muss." (Az.: II ZR 145/78 v. 5.11.1979. "Das bedeutet für die Ratenzahler unter den Göttinger-Gruppe-Anlegern, dass sie im Insolvenzfall womöglich noch ausstehende Raten nachzahlen müssen", erläutert Schmidt.

      Manchen Anlegern, egal ob Einmal- oder Ratenzahler, kann es noch schlechter gehen. "Sofern sie vereinbarten, dass Entnahmen wieder angelegt werden, müssen sie nämlich damit rechnen, dass ein Insolvenzverwalter Bargeld in Höhe der Entnahmen fordert", erläutert der Münchner Anwalt Claus Hambach und kommentiert: "So schlimm trifft es nicht einmal einen Zocker am Neuen Markt. Der muss wenigstens kein Geld nachschießen."

      Anwälte versuchen auf unterschiedlichen Wegen Zeichner der GG-Sparpläne aus den Verträgen herauszupauken. Oft endet dies mit einem außergerichtlichen Vergleich. Gerade wegen den Konsequenzen einer Insolvenz rät der Göttinger Anwalt Jürgen Machunsky: "Im Vergleichsvertrag muss auf jeden Fall eine Nachschusspflicht ausgeschlossen werden."

      Von REINER REICHEL, Handelsblatt
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 12:49:03
      Beitrag Nr. 555 ()
      Strafe muss sein;



      Urteil zu Beispiel-Rechnungen
      Anlageberater haften für schräge Beispiele
      Die bei einer Anlageberatung genannten Beispiel-Rechnungen müssen schlüssig und plausibel sein. Der Vermittler haftet für schräge Beispiele, wenn klar ist, dass sich der Kunde auf die Sachkunde des Beraters verlassen will, sagt ein Urteil.


      WiWo/ AP BERLIN. Dies berichtet "Finanztest" unter Berufung auf ein Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart. Einem Anleger sei Schadenersatz für seine Verluste aus einem geschlossenen Immobilienfonds zugesprochen worden.

      Im konkreten Fall waren dem Investor Fondsanteile im Wert von rund 30.000 Euro verkauft worden. Im persönlichen Berechnungsbeispiel hatte der Vermittler den Angaben zufolge falsche Zahlen über die prognostizierte Wertsteigerung der Objekte präsentiert. Das Berechnungsmodell habe nicht mit der angebenen prognostizierten Wertsteigerungsrate der Immobilien von vier Prozent funktioniert, sondern wäre nur mit sieben Prozent Steigerung aufgegangen. Das Argument der Vertriebsfirma, der Kunde hätte sicher auch bei korrekter Rechnung gekauft, ließ das Gericht den Angaben zufolge nicht gelten. Es argumentierte vielmehr, solange nicht das Gegenteil bewiesen sei gelte der käuferfreundliche Grundsatz: Bei vernünftiger Aufklärung verhalten sich Käufer auch entsprechend. Mangels Beweis musste die Firma den Angaben zufolgen die Fondsanteile zurücknehmen und Kaufpreis und Zinsen erstatten.






      HANDELSBLATT, Montag, 17. Juni 2002,
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 21:05:23
      Beitrag Nr. 556 ()
      Es geht weiter;


      Grüsse@ALL!!!




      50 Prozent Kursverlust seit Jahresbeginn

      100 weitere Abgänge am Neuen Markt erwartet

      Selbst etablierte Firmen erwägen Wechsel in anderes Segment / Unternehmen fordern weiteres Eingreifen der Deutschen Börse


      Von Lothar Gries

      Frankfurt - Die Krise am Neuen Markt spitzt sich zu. Immer mehr Unternehmer wollen dem einstigen Wachstumssegment der Deutschen Börse AG den Rücken zukehren. Sie fürchten weitere Kurseinbrüche und betrachten eine Notierung gar als Betriebsrisiko. Der Exodus könnte die Existenz des Neuen Marktes gefährden.



      Die Rezession ist überwunden, die Wirtschaft schöpft wieder Hoffnung - doch an den Börsen ist davon nichts zu spüren. Besonders hart trifft es die Anleger am Neuen Markt. Die Kurse am einstigen Wachstumssegment der Deutschen Börse fallen wie ein Stein und unterschritten vergangenen Freitag bei zeitweise nur noch knapp 640 Zählern sogar den bisherigen Tiefststand vom September 2001. Insgesamt hat der Auswahlindex Nemax 50 seit Jahresbeginn knapp die Hälfte seines Wertes eingebüßt - niemand wagt mehr eine Prognose, wann der Verkaufsdruck abebben wird.

      Die Nerven der Investoren liegen derart blank, dass schon vage Vermutungen ausreichen, um eine Aktie kräftig zu drücken. Während viele Privatanleger den horrenden Kursverlusten von 90 Prozent und mehr nur noch resigniert zuschauen, verlassen die institutionellen Adressen, also Banken, Versicherungen und Fonds, das sinkende Schiff. Dabei werfen vor allem Hedgefonds riesige Aktienpakete in den Markt, die binnen weniger Stunden die Kurse selbst größerer Werte wie Thiel Logistik oder Mobilcom um 40 Prozent und mehr senken können.

      Der Grund für das Misstrauensvotum sind die zahlreichen Betrügereien, Pleiten und Verfehlungen der letzten Monate. "Wir können einfach das Risiko eines Investments im Neuen Markt nicht mehr richtig einschätzen", urteilt Robert Suckel, Geschäftsführer des auf den Neuen Markt spezialisierten Analysegesellschaft SES Research. Selbst Unternehmer, die dem Neuen Markt bisher die Stange halten, wagen keine Prognose mehr. "Ob dieses Segment eine Überlebenschance hat, wird sich noch zeigen", meint etwa Günter Thiel, Chef des Softwareunternehmens und Nemax 50-Schwergewichts Thiel Logistik. "Sicher ist nur, dass diesem Markt noch eine schwere Zeit bevorsteht", prognostiziert Dietrich Walther, Chef des einst mit Börsengängen am Neuen Markt erfolgreichen Emissionshauses Gold-Zack, das jetzt selbst ums Überleben kämpft. Er ist überzeugt, dass die guten Firmen übernommen werden oder an den Geregelten Markt wechseln, wo manche möglicherweise sogar in den Nebenwerte-Index MDax aufgenommen werden könnten.

      Woche für Woche kommen neue Unternehmen hinzu, die dem Neuen Markt den Rücken kehren wollen. Schon lange handelt es sich bei den Segmentwechslern nicht nur um Penny-Stocks, deren Aktienkurs unter einen Euro gefallen ist. Auch Substanzwerte wie das Informationstechnik-Beratungsunternehmen SAP SI diskutieren inzwischen offen über einen weiteren Verbleib. Eine Entscheidung soll hier Ende Juli fallen.

      Experten wie SES-Mann Suckel erwarten, dass von den derzeit notierten Unternehmen noch mindestens ein Drittel ausscheiden wird. Das Segment ist bereits von einst 345 auf 292 Firmen geschrumpft (Grafik). Viele Gesellschaften mit einem Jahresumsatz von einigen Millionen Euro können sich die hohen Kosten für ein Listing am Neuen Markt - 500000 bis 750000 Euro im Jahr - schlicht nicht mehr leisten.

      Notierung als Betriebsrisiko

      Immer mehr Unternehmen betrachten die Zugehörigkeit zum Neuen Markt auch als ein Betriebsrisiko. Sie müssen für die Verfehlungen der anderen büßen und werden dafür mit einem Kursabschlag bestraft. Andere wie Oliver Dehning, Vorstand bei der Gedys AG, beklagen, die Wirtschaftsprüfer wollten es derart genau wissen, dass teilweise ein bis zwei Vorstände für das operative Geschäft ausfallen. Hinzu kommt, dass potenzielle Neukunden die am Neuen Markt gelisteten Unternehmen zunehmend kritisch betrachten und entsprechend zurückhaltend agieren

      Weil inzwischen selbst Substanzwerte unter der anhaltenden Baisse leiden, werden die Rufe nach mehr Qualität immer lauter. Einige Vorstandsmitglieder fordern die Einführung eines Premiumsegments, um die Spreu vom Weizen zu trennen. "Jetzt muss die Deutsche Börse etwas tun", meinte kürzlich Christian Holtmann, Finanzvorstand bei Singulus. Sie könnten zum Beispiel Verstöße gegen die Regeln konsequenter sanktionieren oder das bestehende Regelwerk weiter verschärfen. Schließlich müsse das Vertrauen der Anleger wieder hergestellt und die Transparenz verbessert werden. Dann bestehe auch wieder Hoffnung auf mehr Liquidität.

      Der Handlungsspielraum der Deutschen Börse ist aber beschränkt. Mit den Delisting-Regeln für die Penny-Stocks ist sie vor Gericht gescheitert. Ein Kodex für Börsengänge soll nun ab September das Verhalten von Neuzugängen verbessern - wenn es denn wieder welche geben sollte.
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 21:07:10
      Beitrag Nr. 557 ()
      Und mal wieder...




      RTV Entertainment meldet Zahlungsunfähigkeit






      München, 17. Jun (Reuters) - Beim verschuldeten Münchener Medienunternehmen RTV Familiy Entertainment ist nach Firmenangaben die Zahlungsunfähigkeit eingetreten. Über die weitere Zukunft werde am Dienstag entschieden, teilte RTV am Montag nach Börsenschluss in einer Pflichtmeldung mit.

      In Zusammenarbeit mit unabhängigen Bertern würden dann die Gläubigerbanken und der Großaktionär Ravensburger über die Sanierungsfähigkeit des Unternehmens entscheiden. Die Insolvenzen der KirchMedia[KRCH.UL] und des Koproduktionspartners Phenomedia hätten zu einer "rapiden Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation" der Aktiengesellschaft geführt, hieß es. Bis zum Jahresende bestehe ein Liquiditätsbedarf von rund sechs bis sieben Millionen Euro. Davon werde kurzfristig rund ein Drittel zur Beseitigung der mittlerweile eingetretenen Zahlungsunfähigkeit benötigt.

      Das Unternehmen ist nach früheren Angaben mit 33 Millionen Euro bei den Banken verschuldet. Im vergangenen Jahr war der Ravensburger Spiele- und Buchverlag Ravensburger AG mit einer Finanzspritze eingesprungen. Er hält 56 Prozent an RTV.
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 16:53:37
      Beitrag Nr. 558 ()
      H5B5 Media beantragt beim Amtsgericht München die Insolvenz




      München (vwd) - Die H5B5 Media AG, München, hat am Dienstag beim Amtsgericht München Antrag auf Insolvenz gestellt. Der Antrag sei am Nachmittag von Finanzvorstand Frank Winnenbrock gestellt worden, teilte die Filmproduktionsgesellschaft ad hoc mit. Nicht betroffen von der Insolvenz seien gesunde Tochterunternehmen, darunter die zum Kerngeschäft zählende Welt der Wunder GmbH nebst dem Bereich Grafikdienstleistungen.





      Eine bereits begonnene Auftragsproduktion über rund 3,9 Mio EUR von der United Stardust AG in Hamburg sei aktuell gescheitert, da die Investoren ihre Finanzierungszusage gegenüber United Stardust zurückgezogen hätten. Gegen das Unternehmen werde jetzt wird eine Klage und ein Insolvenzantrag vorbereitet. Wegen der Zahlungsunfähigkeit von RTV Family Entertainment AG, München, sei auch eine laufende Produktion für das Unternehmen ins Stocken geraten, weil der vereinbarte Zahlungsfluss seitens RTV nicht eingehalten worden sei. Das weitere Vorgehen in diesem Fall sei noch zu klären.



      vwd/12/18.6.2002/rio/apo

      18. Juni 2002, 15:03
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 16:57:17
      Beitrag Nr. 559 ()
      Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt

      Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.




      Ad hoc-Mitteilung: TelesensKSCL AG <DE0005299705> Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt

      Köln, 18. Juni 2002 - Der Vorstand der TelesensKSCL AG hat heute beim zuständigen Amtsgericht in Köln Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Gesellschaft gestellt.

      Investor Relations-Kontakt: Nina von Moltke E-Mail: investor@telesenskscl.com Internet: www.TelesensKSCL.com TelesensKSCL AG, Global Solutions Ferdinand-Porsche-Straße 1, 51149 Köln Tel.: +49 2203 91 28 888, Fax.: +49 2203 91 28 150

      Ende der Mitteilung



      Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 18.06.2002


      WKN: 529970; ISIN: DE0005299705; Index: Notiert: Neuer Markt in Frankfurt; Freiverkehr in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, München, Stuttgart

      18. Juni 2002, 14:47
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 21:51:19
      Beitrag Nr. 560 ()
      W I R T S C H A F T

      Die schamlosen Chefs

      Gier, Korruption, Betrug: Warum es gut ist, wenn die Aktien fallen

      Von Marc Brost

      Manchmal will einer nur provozieren - und trifft doch die Wahrheit. "Korruption und Gier an der Wall Street haben das Klima vergiftet", warnt Barton Biggs, Chefstratege der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley. Er entwirft ein Schreckensbild: In den kommenden drei Jahren falle der Dow Jones auf ein Fünftel des heutigen Werts, aufgebrachte Aktionäre verklagten Vorstände, Fondsmanager oder Wertpapieranalysten, und sollte es überhaupt gelingen, das Vertrauen der Anleger wiederzugewinnen, dann dauere das länger als eine Generation.

      Die Börsen in Europa und Amerika taumeln von einem Tiefstand zum nächsten. Der Deutsche Aktienindex hat seit Jahresbeginn mehr als elf Prozent verloren. An der New Yorker Technologiebörse Nasdaq sanken die Kurse in sechs Monaten um dramatische 25 Prozent. Allein in Deutschland vernichtete der Aktiensturz in diesem Jahr fast 100 Milliarden Euro. Inzwischen ist der Kauf amerikanischer Blue Chips riskanter als der Erwerb einer nordsibirischen Unternehmensanleihe. Die Börsianer erleben keinen schwarzen Freitag, sie durchleiden schwarze Wochen. Denn selbst bei guten Wirtschaftsdaten kennen die Kurse nur eine Richtung: nach unten. Die amerikanische Arbeitslosenquote ist besser als erwartet? Der Dow Jones fällt. Das US-Wirtschaftswachstum ist erstaunlich stark? Die deutschen Aktien folgen den amerikanischen in die Trostlosigkeit.

      Jahresgehalt: 40 Millionen

      Schon ist vom Kasino der Kurse die Rede, von Spekulanten, die Aktien erst steil nach oben jagten, um sie jetzt nach unten zu prügeln - ohne Rücksicht auf ahnungslose Kleinanleger, die dabei den letzten Pensionsgroschen verlieren. Doch die Wahrheit ist grausamer: Am Finanzmarkt geht es so vernünftig zu wie schon lange nicht mehr. Und die Kurse sind noch gar nicht tief genug gesunken.

      Mit einem Mal wird klar, dass die Börse nicht unter den geplatzten Träumen der New Economy leidet. Es sind vielmehr die alten Probleme des Kapitalismus in seiner Rohform: Gier, Maßlosigkeit und Vertrauensbruch.

      Da kassiert Dennis Kozlowski, der umjubelte Chef des amerikanischen Mischkonzerns Tyco International, ein Gehalt von mehr als 40 Millionen Dollar - und weil das nicht reicht, hinterzieht er angeblich noch Steuern. Der Staatsanwalt ermittelt, die Tyco-Aktien stürzen ab. Da führt Bernie Ebbers, der Exchef des US-Telefonriesen Worldcom, sein Unternehmen an den Abgrund - und genehmigt sich einen 400-Millionen-Dollar-Kredit aus der Firmenkasse.

      Da verschleiern die Manager des texanischen Energieriesen Enron über Jahre die wahre Finanzlage ihres Konzerns und kassieren - kurz bevor sie die größte Pleite der Wirtschaftsgeschichte eingestehen - mal eben noch 1,1 Milliarden Dollar. Da schreiben Wirtschaftsprüfer lieber Gefälligkeitsgutachten, als einen Kunden zu verlieren. Da bejubeln Analysten der Investmentbank Merrill Lynch in offiziellen Studien eine Aktie als "klaren Kauf", weil das dem Arbeitgeber wertvolle Aufträge sichert, und verraten nur intern, was sie wirklich davon halten - "a piece of shit". Bis Ende März mussten sich in den Vereinigten Staaten schon mehr als 60 börsennotierte Unternehmen wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung verantworten.

      Binnen sechs Monaten hat sich das Bild des Kapitalmarktes radikal gewandelt. Was rechtfertigt die Machtfülle in der Hand eines Chief Executive Officers, wenn er sie dazu einsetzt, sich schamlos zu bereichern? Wem hilft der Glaube an die langfristige Überlegenheit der Aktie, wenn Analysten, Wirtschaftsprüfer und Investmentbanker die Zahlen so lange schönreden, bis der Börsenkurs erst explodiert und dann zusammenfällt?

      Dabei geht es in erster Linie nicht darum, wie viele Manager sich zu viel Geld in die Tasche steckten. Und es ist im Grunde auch unerheblich, ob nun zwei Analysten ihre Studien manipulierten oder 22. Vielmehr konnten sich Gier, Korruption und Betrug nur ausbreiten, weil alle Beteiligten vorgaben, genauestens kontrolliert zu werden. Kaum ein Unternehmen, dass sich nicht selbst Regeln zur Unternehmensführung und -kontrolle, der corporate governance, gegeben hat. Aber sie waren ihre eigenen Kontrolleure. Kaum ein Wertpapierhaus, das nicht auf einen freiwilligen Verhaltenskodex seiner Investmentbanker verweisen kann. Alles Fassade. Die Scharaden blieben unentdeckt, solange die Kurse stiegen und jeder kräftig Geld verdiente.

      "Gier ist gut", dröhnte der Spekulant Gordon Gekko alias Michael Douglas schon 1988 im Kinohit Wall Street. Seine Rolle wurde stilbildend für eine ganze Generation junger Börsianer. Für die geprellten Privatanleger des Jahres 2002 klingt das wie Hohn. Was ist von Politikern zu halten, die ihre Wähler auffordern, mehr Geld in Aktien und Fonds zu stecken, weil die staatliche Rente allein nicht ausreiche? Kein Wunder, dass selbst bei positiven Meldungen jetzt die Kurse krachen. Die guten Nachrichten könnten ja gefälscht sein. Das Vertrauen in den Anstand der Unternehmensvorstände ist gebrochen, auch in Deutschland. Die "ehrbaren Kaufleute" des Mittelstands - es gibt sie ja - werden in Mitschuld genommen; dabei sind sie die Leidtragenden.

      Falsches Vorbild Amerika

      Doch aus der Glaubwürdigkeitskrise wächst die Vernunft. Enttäuschte und betrogene Anleger wollen zu Recht wieder Fakten sehen - also tatsächliche Gewinne, keine Prognosen. Und gemessen daran, sind zahlreiche Aktienkurse immer noch zu hoch. Ganz gleich, wie tief die Börse bereits gestürzt ist.

      Als der amerikanische Notenbankchef Alan Greenspan im Dezember 1996 das erste Mal vom "irrationalen Überschwang" der Börsen sprach, stand der Dow Jones bei 6500 Punkten - gut ein Drittel niedriger als heute. Warum sollte er nicht wieder dort landen? Falls in den globalisierten großen Aktiengesellschaften nicht der Weg zurück zur Bilanzwahrheit und -klarheit gefunden wird, geht es weiter bergab.

      Ein modernes Wirtschafts- und Finanzsystem basiert auf der größtmöglichen Freiheit des Einzelnen, und es braucht gleichzeitig ein verlässliches Regelwerk, das für alle gilt. Die Gier Einzelner hat diesen Rahmen gesprengt. Das ist nicht neu. Spekulationswellen und Vertrauenskrisen hat es immer gegeben, 1929 mündete der Börsenkrach gar in die Große Depression. Doch danach wurde in Amerika die Bilanzprüfung eingeführt und wenig später auch die Börsenaufsicht gegründet.

      Heute werden Reformen zwar diskutiert, doch in den Vereinigten Staaten sperren sich die Unternehmen gegen jede Verschärfung der Aufsicht. Nahezu alle Gesetzesvorhaben, die nach der Enron-Pleite auf den Weg gebracht wurden, sind versandet. Die Europäer starren gebannt darauf, was die Amerikaner jetzt tun, um dann dem Vorbild zu folgen. So hat es der Alte Kontinent zuletzt immer gehalten: Bei der Frage, nach welchen Prinzipien man ein Unternehmen führt, und bei den Managergehältern. Das Vorbild war falsch.

      Kein deutscher Aktionär wird künftig klaglos ein zweistelliges Millionengehalt des Vorstandschefs akzeptieren, wenn der Börsenwert des Unternehmens schwächelt. Kein Politiker kann die Augen schließen, wenn die Börse als wichtigste Finanzierungsquelle der Unternehmen ausfällt. Das sind die Selbstheilungskräfte der Marktwirtschaft. Es gibt sie, aber es dauert eine Weile, bis sie greifen. Es dauerte fast 30 Jahre, bis der amerikanische Aktienmarkt den Stand von 1929 wieder erreichte.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 09:03:21
      Beitrag Nr. 561 ()
      ADS System stellt Insolvenzantrag




      Bad Homburg (vwd) - Die ADS System AG, Bad Homburg, hat am Mittwoch wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beim zuständigen Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt. Dieser Schritt sei vorgenommen worden, nachdem am Vortag die finanziellen Situation des Unternehmens geprüft worden sei, teilte ADS System am Mittwoch ad hoc mit. Der Vorstand und der vorläufige Insolvenzverwalter, Georg Bernsau, gingen davon aus, dass die Gesellschaft fortgeführt werden könne. Die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten sollten ohne Unterbrechung weitergeführt werden. Es werde an einer dauerhaft tragfähigen Lösung gearbeitet.



      vwd/12/19.6.2002/jhe

      19. Juni 2002, 21:20
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 13:41:11
      Beitrag Nr. 562 ()
      Tiefrote Zahlen





      Nemax 50: Fast alle Teams konnten mit ihren Empfehlungen den Leitindex für Aktien vom Neuen Markt schlagen. Anleger, die den Tipps folgten, erlitten trotzdem extreme Verluste.










      Rang
      Analystenteam
      Anzahl der Empfehlungen
      Rendite2)
      Überrendite3)


      1
      Hamburger Sparkasse
      82
      -39,1
      17,22


      2
      BHF-Bank
      58
      -62,7
      14,24


      3
      Goldman Sachs
      21
      -56,3
      13,80


      4
      Norddeutsche Landesbank
      25
      -49,6
      11,84


      5
      Bankgesellschaft Berlin
      31
      -56,2
      10,87


      6
      Independent Research
      42
      -73,3
      8,69


      7
      Deutsche Bank
      73
      -62,7
      7,18


      8
      M.M. Warburg & Co
      149
      -68,6
      6,48


      9
      Merck Finck & Co
      57
      -61,4
      6,09


      10
      Bayerische HypoVereinsbank
      115
      -59,8
      5,18


      11
      Performaxx
      33
      -58,6
      4,95


       
      Testdurchschnitt
      16451)
      -67,3
      3,25


      12
      HSBC Trinkaus & Burkhardt
      95
      -66,1
      2,07


      13
      Dresdner Kleinwort Wasserstein
      38
      -59,5
      1,91


      14
      Credit Suisse First Boston
      21
      -64,6
      1,80


      15
      Commerzbank Securities
      20
      -65,2
      1,56


      16
      Hornblower Fischer
      39
      -74,8
      1,05


      17
      ABN Amro
      38
      -88,6
      0,45


      18
      Sal. Oppenheim jr. & Cie.
      73
      -72,6
      -0,94


      19
      DZ Bank Research
      268
      -66,9
      -1,24


      20
      WestLB Panmure
      342
      -79,4
      -1,82


      21
      SES Research
      25
      -68,0
      -6,15


       
      Nemax 501)
       
      -82,7 Prozent


      1) Im Beobachtungsraum vom 30. 6. 2000 bis 31. 3. 2002;
      2) der Kaufempfehlungen auf Jahresbasis in Prozent;
      3) Abweichung vom Vergleichsindex in Prozentpunkten;
      4) Gesamtzahl der Empfehlungen, vergleiche auch Methode.
      Avatar
      schrieb am 21.06.02 20:28:56
      Beitrag Nr. 563 ()
      BILANZTRICKS
      Etwas aus den USA;

      Grüsse@ALL!!!





      Merck soll Umsatz aufgebläht haben

      Die Enronitis hat erstmals einen im Leitindex Dow Jones Industrials enthaltenen Standardwert befallen. Der US-Pharmakonzern Merck & Co. soll nach Zeitungsberichten seinen Umsatz um mehrere Milliarden Dollar aufgebläht haben.






      DPA





      Merck-Tablettenproduktion: Aggressive Bilanzierung?


      New York - Mercks Tochter Merck-Medco hat nach einem Bericht des "Wall Street Journal" im Geschäftsjahr 2001 den Umsatz durch eine in der Branche unübliche Bilanzierungsmethode um etwa zehn Prozent höher erscheinen lassen, als er tatsächlich war.

      Merck soll eine Besonderheit des US-Gesundheitssystems ausgenutzt haben: Beim Kauf von Medikamenten in der Apotheke leisten amerikanische Patienten üblicherweise eine Zuzahlung in Höhe von 10 bis 15 Dollar, der Rest wird über die Krankenversicherung abgerechnet. Die so genannten Co-Payments verbleiben vollständig bei der Apotheke. Dennoch buche Merck-Medco die Zuzahlungssumme vollständig als Umsatz, schreibt die Zeitung. Das "Journal" beruft sich auf von Merck bei der US-Börsenaufsicht SEC hinterlegte Unterlagen, die im Zusammenhang mit dem geplanten Börsengang von Medco eingereicht wurden.




       


      Medco habe im Jahr 2001 rund 55 Prozent zum Umsatz bei Merck beigesteuert. Die als Umsatz verbuchten Co-Payments hätten im vergangenen Jahr rund 4,6 Milliarden Dollar ausgemacht. Dies entspräche knapp zehn Prozent des Merck-Jahresumsatzes von insgesamt 47,7 Milliarden Dollar. Der nach dem amerikanischen Bilanzstandard US-GAAP berechnete Jahresüberschuss (Net Income) werde durch die Abrechnungsmethode aber nicht beeinflusst.

      Lynn Turner, Direktorin des Center for Quality Financial Reporting in Fort Collins und frühere Chefbuchhalterin der SEC, sagte dem "Journal", es bestehe für Merck "keine rechtliche Haftungsverpflichtung für die Zuzahlung, kein Risiko für die Zuzahlung und [das Unternehmen] erhält die Zuzahlung auch niemals. Unter GAAP wäre es nicht angemessen, das als Umsatz zu buchen".

      An der Wall Street verzeichneten die Aktien von Merck & Co. im frühen Handel einen deutlichen Abschlag. Die Titel verloren über drei Prozent auf 50,73 Dollar.
      Avatar
      schrieb am 24.06.02 09:34:24
      Beitrag Nr. 564 ()
      Es geht mal wieder weiter;

      Diesmal erneut aus den USA;




      Merrill Lynch stellt Broker frei

      Der Broker, der für die Investmentbank Merrill Lynch die Geschäftsfrau Martha Steward betreute, ist vorübergehend freigestellt worden.





      kk NEW YORK. Peter Bacanovic hatte den Verkauf von ImClone-Aktien für die Vorstandsvorsitzende und Gründerin des Life-Style-Unternehmens Martha Stewart Living Omnimedia betreut. Unter ihrem Namen vertreibt Stewart Produkte wie Bettwäsche und Kochbücher und unterhält auch eigenen Fernsehsendungen.

      Der Aktienhandel von Stewart war in das Visier der Aufsichtsbehörden geraten, da Martha Stewart am 27. Dezember des vergangenen Jahres 4 000 ImClone-Aktien zu einem Preis von 58 $ verkauft hatte. Nur zwei Tage später gab das Unternehmen negative Nachrichten über die Testergebnisse seines Krebsmedikaments Erbitux bekannt. Danach brach der Kurs der Aktie deutlich ein und ist mittlerweile auf weniger als 10 $ gefallen.

      Nun wird untersucht, ob bei dem Verkauf Insider-Wissen im Spiel war, da Martha Stewart mit dem Gründer und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von ImClone, Samuel Waksal, befreundet ist. Der Broker Bacanovic hat bei Merrill Lynch auch Waksal betreut.

      Bisher hatte Martha Stewart stets gesagt, dass sie schon lange ausgemacht hatte, die Aktien zu verkaufen, sobald der Preis unter 60 $ sinkt. Die Investmentbank Merrill Lynch hat Bacanovic und seinen Assistenten nun jedoch freigestellt, bis die internen Untersuchungen abgeschlossen sind.
      Avatar
      schrieb am 26.06.02 16:34:13
      Beitrag Nr. 565 ()
      Dt. Börse bestraft MIS


       


      Da die am Neuen Markt notierte MIS ein meldepflichtiges Wertpapiergeschäft zu spät an die Deutsche Börse meldete, hat diese gestern eine Strafe gegen das Unternehmen festgesetzt.

      Insgesamt wurde die Meldefrist um 38 Börsentage überschritten, wodurch sich eine Strafe von 12.000 Euro ergibt.

      Die MIS Aktie verliert heute knapp 5 Prozent auf 1,80 Euro.
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 09:50:50
      Beitrag Nr. 566 ()
      K A P I T A L I S M U S

      Worauf kann ich jetzt noch bauen?

      Arbeitnehmer und Anleger glauben niemandem mehr: Manager und Banker haben sie über den Tisch gezogen. Nun fordern ausgerechnet die Finanzprofis neue Regeln für die Marktwirtschaft

      Von Marc Brost, Thomas Fischermann, Robert v. Heusinger, John F. Jungclausen




       
      DIE ZEIT


      Deutschlands Manager haben ein neues Schimpfwort entdeckt: Hedgefonds. Ganz gleich, ob Deutsche Telekom oder ein Finanzdienstleister wie MLP - wenn Aktienkurse krachen, sind die Schuldigen schnell genannt. Es müssen die Zockerfonds gewesen sein.

      Mehr als 8000 dieser unregulierten, verschwiegenen Investmentgesellschaften gibt es weltweit, sie verwalten gut 600 Milliarden Dollar. Die aggressivsten unter ihnen leihen sich Aktien, verkaufen sie und kaufen sie später zu niedrigerem Kurs zurück. Hedgefonds verdienen Geld, wenn andere Geld verlieren - wenn eine Aktie kracht. Was die Vorstände von Telekom & Co. verschweigen: Die Spekulation der Hedgefonds geht nur auf, wenn eine Aktie überbewertet ist. Oder wenn die Anleger an der Glaubwürdigkeit des Managements zweifeln.

      Amerikas Aktionäre haben ein neues Schimpfwort entdeckt: Manager. Der Kapitalmarkt in den USA ist in Aufruhr, die Helden purzeln von ihren Sockeln - wie Martha Stewart, die Ikone der amerikanischen Hausfrauen. Die beliebte Moderatorin von Haushaltssendungen und Chefin eines kleinen Magazin- und Kochbuchimperiums mit 300 Millionen Dollar Jahresumsatz ist auf einmal selbst Gegenstand von Talkshows: "Hat sie es getan oder nicht?"

      Stewart soll 4000 Aktien des BioTech-Unternehmens ImClone verkauft haben - einen Tag, bevor der Aktienkurs stürzte, weil einem neuen ImClone-Präparat die Zulassung verweigert wurde. Pikant: Die "häusliche Göttin" (Economist) ist mit dem ehemaligen ImClone-Chef befreundet. Und der, vermutet der Staatsanwalt, habe Stewart was gesteckt. Ein Fall von Insiderhandel? Immerhin fand die New York Times für die Stewart die deutsche Wortschöpfung "Blondenfreude" - "die Schadenfreude, wenn eine reiche, mächtige und hellhaarige Unternehmerin stolpert".

      Typisch amerikanisch klingt das nicht. Reichtum ist in den USA alles andere als ehrenrührig. Hier trat Ronald Reagan einst an, um sicherzustellen, "dass ein Mensch reich werden kann". Doch seit die Aktienblase platzte und die Konjunktur dümpelt, seit dem spektakulären Zusammenbruch des Energieriesen Enron und einer Welle von Wirtschaftsskandalen sind die Amerikaner sauer. "Noch nie habe ich erlebt, dass die amerikanische Wirtschaft so kritisch beurteilt wird", sagt Henry Paulson, Chef der Investmentbank Goldman Sachs. "Und die meiste Kritik ist berechtigt."

      Wer ist noch glaubwürdig? Wem kann man noch trauen? Weltweit beschäftigt Anleger und Arbeiter, Manager und Moralisten in diesen Tagen nur ein Thema. Aktionäre zweifeln an den Zahlen der Firmen, Mitarbeiter an der Integrität ihres Chefs, Manager am eigenen Berufsstand.

      Nur ein amerikanisches Problem? Von wegen. In Europa geht ein Konzernkapitän nach dem anderen unehrenhaft von Bord. Wie Percy Barnevik, der Exchef des schwedisch-schweizerischen Mischkonzerns ABB, der am Aufsichtsrat vorbei ein Ruhegeld von 148 Millionen Schweizer Franken kassierte. Oder Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid, der sich im Geflecht aus Unternehmensinteressen und den Aktiengeschäften seiner Frau verwickelte. Oder Comroad-Chef Bodo Schnabel, der vom Neuen Markt direkt ins Gefängnis wanderte, weil sein Geschäft vor allem aus Luftbuchungen bestand.

      In Deutschland wird bereits ernsthaft debattiert, ob es ehrbare Kaufleute heute überhaupt noch gibt. Ja, meint Christian Strenger, der jahrelang die Fondsgesellschaft DWS führte, "allerdings ist ihre Zahl durch die Wirtschaftsentwicklung fühlbar gesunken". Und Gerhard Cromme, der Chef der Regierungskommission Corporate Governance, räumt ein, dass "das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns aus manchen Köpfen verschwunden" sei.

      In den USA empfahl Finanzminister Paul O`Neill am Wochenende, sich über das Verhalten der Topmanager zu "entrüsten". Über Dennis Kozlowski, den Exchef des Mischkonzerns Tyco, der seine Firma zu Steuersparmodellen missbrauchte und jetzt vor dem Richter steht. Über John Rigas vom Kabelgiganten Adelphia, der seine Zuschauerzahlen aufmöbelte und unter der Hand Kredite verteilte. Über Henry Blodget, den ehemaligen Staranalysten der Investmentbank Merrill Lynch, der Internet-Aktien empfahl und sie privat ein "Stück Scheiße" nannte. Über Anne Mulcahy von Xerox, die ihre Gewinne um Milliarden nach oben log. Über Bernie Ebbers von Worldcom, der sich einen 400-Millionen-Dollar-Kredit aus der Firmenkasse genehmigte, während sein Unternehmen ums Überleben kämpfte.

      "Vertrauen ist der Schlüssel für die Existenz der Unternehmen", schreibt der amerikanische Verwaltungsrechtler Lawrence Mitchell in seinem Buch Der parasitäre Konzern. Vertrauen ist der Zusammenhalt einer Welt, "in der Manager das Geld abwesender Eigentümer in die Hand nehmen und im Wesentlichen die vollkommene rechtliche Freiheit haben zu entscheiden, wie es investiert wird".

      Doch dieses Vertrauen ist dahin. Die Krise bedroht die ganze Wirtschaft.

      Ausgerechnet jetzt, da sich die Volkswirtschaften Amerikas und Europas erholen, bricht der Aktienmarkt weg. Selbst bei positiven Wirtschaftsdaten krachen die Kurse - die Zahlen könnten ja gefälscht sein. Und ein Konjunkturaufschwung bei fallender Börse ist unwahrscheinlich. Bleiben die Aktionäre weg, wird es für die Unternehmen teurer, Kapital zu beschaffen; sie verschieben Investitionen oder streichen sie ganz. "Nach dem irrationalen Überschwang der neunziger Jahre reden wir uns jetzt in einen irrationalen Pessimismus hinein", jammert Ed Yardeni, Chefökonom von Prudential Securities in New York.

      Dabei lebt gerade die US-Wirtschaft auf Vertrauensvorschuss, weil sie sich vom Ersparten der Welt finanziert. 1,25 Milliarden Dollar fließen netto jeden Tag ins Land. Nun, in der Vertrauenskrise, fließt das Geld bereits spärlicher. Kein Wunder, dass der Dollar einknickt.

      Die große Krise am Kapitalmarkt folgt einem Grundmuster des Kapitalismus: Profitstreben und Vertrauen sorgen für Wachstum. Im Boom wird aus Profitstreben nackte Gier. Die Anleger werden betrogen, ihr Vertrauen bricht ab, die Märkte krachen.

      So wie beim großen Crash 1929. Danach entstand in den Vereinigten Staaten die Börsenaufsicht SEC. Ihre Statuten waren eindeutig: "Jeder, der Effekten verkauft und handelt, muss Investoren fair und ehrlich behandeln." In Deutschland machte Reichspräsident Hindenburg 1931 per Notverordnung die Bilanzprüfung zur Pflicht.

      Dennoch dauerte es fast drei Jahrzehnte, bis die Aktien wieder das alte Niveau erreichten.

      Und diesmal?

      Im Überschwang der neunziger Jahre war es nie ein Geheimnis - auch für viele Privatanleger nicht -, dass die Finanzwelt ein Kasino ist. Dass viele Firmen der New Economy eine aberwitzige Spekulation darstellten. Dass Analysten auch Aktien von Unternehmen empfahlen, mit denen ihre Bank noch Geschäfte machen wollte. Und dass halbseidene Buchautoren (Dow 36.000, Reich sein wagen, Der lange Boom) die Stimmung anheizten. Man ahnte, dass Unternehmen ihre Bilanzen frisierten - allein schon, weil die Anleger von Quartal zu Quartal höhere Gewinne verlangten. "Viele wussten von dem schmutzigen kleinen Geheimnis", sagt Harvey Pitt, der Chef der amerikanischen Börsenaufsicht SEC. Niemanden störte es, solange jeder Gewinne machte.

      Jetzt rollte die Gegenbewegung - und Börsenpolizist Pitt fühlt sich als Getriebener. Die SEC ist zwar für die Aufsicht über die US-Finanzmärkte zuständig, aber seit Wochen stiehlt ihm der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer die Schau. Seine Hausdurchsuchungen an der Wall Street machten Schlagzeilen. Spitzer weiß, was er tut: Aus Kapitalistenschelte lässt sich politisches Kapital schlagen. Also zieht Pitt nach. Manager, die sich nicht ordentlich aufführen? "Ich will an ihre Gehälter, an ihre Optionsscheine, an ihre Bonuszahlungen." Seine engen Bande zu den Wirtschaftsprüfern? In Wahrheit ein Vorteil: "Ich weiß, wo die Leichen liegen."

      In Deutschland tritt am kommenden Montag das vierte Finanzmarktförderungsgesetz in Kraft - doch vor Gier und Korruption schützt das neue Regelwerk nicht. Schadenersatz der Manager bei Insiderhandel oder Kursmanipulation? Fehlanzeige. Nur bei falschen Pflichtmitteilungen des Unternehmens - wenn etwa ein Vorstand mit Aufträgen wirbt, die es gar nicht gibt - muss gezahlt werden. Vom Unternehmen, nicht vom Vorstand selbst. Pech, wenn der sich längst abgesetzt hat. "In den zuständigen Ministerien sitzen offensichtlich Leute, die gar nicht wissen, was am Markt vor sich geht", wettert Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre. Oder die Arbeit der Lobbyisten war zu gut.

      So wie in den USA. Zwar liegen in Washington zu allen Aspekten des Wirtschaftens inzwischen Reformvorschläge vor: Die SEC soll mehr Geld und mehr Personal bekommen, die blamierte Selbstaufsicht der amerikanischen Wirtschaftsprüfer wurde aufgelöst und soll durch eine schärfere Kontrolle ersetzt werden. Doch kampflos gibt sich das Big Business nicht geschlagen. "Die Industrie ist wie eine Tonne Ziegelstein in die Hallen des Kongresses eingefallen", wettert Sally Greenberg von der Verbraucherschutzgemeinschaft Consumers Union. Mitglieder der Unternehmergruppe Business Roundtable nahmen reihum die New Yorker Börse (NYSE) aufs Korn, als diese grundlegende Reformen der Unternehmensführung einforderte. Das Lieblingsargument amerikanischer Manager ist in diesen Tagen das von den "wenigen schwarzen Schafen", die die ganze Geschäftswelt "in Verruf" gebracht hätten.

      So sind es die unbescholtenen Unternehmen, die nun Druck in die Gegenrichtung ausüben - zugunsten von Veränderungen. Das sind die Selbstheilungskräfte der Marktwirtschaft.

      In Deutschland drohen die Schwergewichte des Neuen Marktes - Unternehmen wie T-Online, Singulus oder die DAB Bank - bereits mit ihrem Rückzug, sollte die Deutsche Börse nicht endlich den Strafkatalog für Missetäter verschärfen. In den Vereinigten Staaten zahlt ein Unternehmen wie Fedex erstmals Dividende - um zu unterstreichen, dass es reale Gewinne macht und nicht von geschönten Bilanzen lebt.

      Riesige Pensionsfonds wie Calpers fordern mehr Einsicht in die Führung der Unternehmen, in die sie investieren. Die New Yorker Börse NYSE und ihr High-Tech-Pendant Nasdaq denken an weitere Auflagen für die notierten Firmen: von unabhängigeren Aufsichtsgremien bis zu Werksbesuchen für die Direktoren. Die Ratingagentur Standard and Poor`s propagiert eine eigene, konservative Buchführungsmethode. Hedgefonds wetten gegen Firmen, in denen sich der nächste Bilanzskandal anbahnt.

      Mit Schrecken lernen die Europäer, dass das amerikanische System der checks and balances durch bloße Gier zu überwinden war. Warum stellten Broker und Analysten immer seltener kritische Fragen? Wie konnte es geschehen, dass im Aufsichtsrat des Rekordpleitiers Enron ein Buchhaltungsprofessor saß, der aber jahrelang nichts vom den Bilanzschwindel merkte? Schon warnt der deutsche Corporate-Governance-Experte Cromme im Handelsblatt davor, "einfach Regelungen aus den USA zu übernehmen, ohne sie noch einmal kritisch zu überdenken".

      Lieber debattieren die Europäer nun, wie man selbst Standards setzen kann. Zum Beispiel mit einer europäischen Finanzaufsicht. Dazu bräuchten sie aber erst einmal einen einheitlichen Kapitalmarkt: Noch immer spielen sich 60 Prozent des Aktienhandels innerhalb nationaler Grenzen ab. "Wahrscheinlich benötigt man ein Schockerlebnis à la Herstatt-Pleite, damit die Bereitschaft in Richtung einheitliche Aufsicht wächst", orakelt ein hoher Beamter.

      Doch selbst wenn die starke paneuropäische Aufsicht kommt: "Eine verschärfte Regulierung stellt nur die bisherigen Mängel ab", sagt Kapitalmarktexperte Strenger. "Nach einigen positiven Jahren drohen die nächsten Übertreibungen, nur meist in anderer Form."

      Bei allen Selbstheilungskräften des Marktes bleibt eben doch das immer wiederkehrende Muster: Nach der Krise ist vor der Krise. Gegen Gier ist das stärkste Gesetz auf Dauer machtlos.
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 20:08:48
      Beitrag Nr. 567 ()
      SZ 28.06.02



      Bilanzskandale, Insideraffären und ihre Folgen

      Das Konzert der Betrüger

      Wie gierige Manager, skrupellose Finanzchefs und schlampige Prüfer das Vertrauen der Menschen in die amerikanische Wirtschaft zerstört haben


      Von Karl-Heinz Büschemann,



      Von Karl-Heinz Büschemann, Marc Hujer und Robert Jacobi

      Kananaskis/München - Als der Präsident mitten in den kanadischen Bergen vor die Weltpresse trat, wollte von einem Gipfeltreffen erst einmal niemand wissen. "Wir brauchen ein neues Gefühl für Verantwortung in Amerika", antwortete George W. Bush in Kananaskis auf Fragen, welche Folgen der Bilanzskandal um den Telefonkonzern Worldcom für sein Land denn habe. "Diese Machenschaften sind ungeheuerlich", sagte er, bevor er sich mit den Kollegen aus den anderen führenden Industrienationen an die Tagesordnung des Gipfels machte.

      Amerika, die Wirtschaftsmacht Nummer eins in der Welt, hat ihre Rolle als Vorbild verloren. Kaum eine Woche vergeht ohne neuen Skandal. Einst gefeierte Unternehmen wie Enron, Tyco und Qwest stehen da als Symbole für Verbrechen, Betrug und Niedergang in einem System, das gesetzlich und moralisch kaum mehr zu kontrollieren ist. Worldcom hat 3,8Milliarden Dollar nicht vorhandener Gewinne verbucht - der größte Bilanzbetrug der Wirtschaftsgeschichte.

      Ashburn (Virginia), Stützpunkt des Telefonkonzerns Worldcom, 26. Juni. Tausende Mitarbeiter kommen morgens in ihre Büros, nachdem sie im Frühstücksfernsehen oder im Radio während der Autofahrt von dem Skandal erfahren haben. "Das war alles neu für mich", sagt ein Techniker den Reportern eines Kamerateams. "Uns hat niemand vorgewarnt." In einem Pub neben dem Campus erzählt ein Mann, die Schreie seiner bei Worldcom angestellten Frau hätten ihn geweckt - sie las die Lokalzeitung mit den schlechten Nachrichten. Ihre Worldcom-Aktien, gekauft als Polster für den Ruhestand, waren einst 30000 Dollar wert. Heute sind es 200 Dollar.

      Hier in Ashburn hat Worldcom, dessen Zentrale in der Stadt Clinton im Bundesstaat Mississippi liegt, seinen Netzwerkbereich und die dazugehörige Verwaltung angesiedelt. Fast jeder Mitarbeiter fürchtet um seinen Job, 17 000 Stellen wollen die Chefs in den nächsten Monaten abbauen. Die Menschen ahnten, dass Ärger auf sie wartete. Aber dass die Chefs Milliarden verschieben würden, das ahnten sie nicht. "Es war ein Markenzeichen von Worldcom, die eigene Arbeit möglichst geheim zu halten", schreibt die Washington Post. Schon im April musste Chef und Gründer Bernie Ebbers abtreten, der jahrelang Firmen im ganzen Land gekauft und ein unübersichtliches Konglomerat geschaffen hatte.

      New York, Gerichtssaal im Manhattan State Supreme Court, 26.Juni. Zur gleichen Zeit steht rund zweihundert Meilen nördlich von Ashburn wieder mal ein Mann vor Gericht, der jahrelang als Superstar unter Amerikas Managern galt: Dennis Kozlowski, der vor vier Wochen als Vorstandschef von Tyco International zurücktrat. Er hatte rund 13 Millionen Dollar aus der Firmenkasse für Gemälde von Renoir und Monet ausgegeben und darauf keine Umsatzsteuer bezahlt.

      "Ich bin unschuldig", antwortet Kozlowski vor Gericht auf Fragen von Richter Michael Obus. Wird er wegen Fälschung und Vernichtung von Beweismitteln verurteilt, muss er sich auf rund vier Jahre Gefängnis einstellen. Gegen eine Kaution von drei Millionen Euro darf er nach Hause gehen. Kozlowski tritt die Stufen hinab und bahnt sich einen Weg durch den Pulk der Journalisten. "Ich verbringe meine Zeit mit der Familie und Freunden", sagt er und verschwindet.

      Es geht um mehr als nur um Bilder. Kozlowski hatte Tyco in den neunziger Jahren zu einem Mischkonzern geformt, der nicht nur Kleiderbügel und Glasfaserkabel verkaufte. Kritiker werfen Tyco vor, jahrelang Gewinne aufgebläht zu haben. Zum Abschied bekommt Kozlowski 100 Millionen Dollar aus der Kasse der Firma mit Sitz auf den Bermudas.

      Auch Kozlowski war von einem hochansteckenden Virus namens Gier infiziert: Die Bezahlung der Bosse ist durch Aktienoptionen an den Kurs des eigenen Unternehmens gekoppelt. Das galt in den neunziger Jahren als bestes Mittel, Manager zu Topleistungen zu motivieren. Steigen die Aktien, verdienen sie viel. Und oft machten die Optionen die Chefs auch noch reich, als die Kurse schon fielen: Mindestens 200 US-Firmen haben nach dem Ende des Börsenbooms ihre Optionsprogramme so umgeschrieben, dass die Chefs auch bei fallenden Kursen hervorragend verdienten.

      Denver (Colorado), Firmensitz von Qwest Communications, 16. Juni. In einer Telefonkonferenz entscheiden die Aufsichtsräte am späten Sonntagabend, den Vorstandschef Joseph Nacchio zu entlassen. Der Traum des energiegeladenen Mannes von einem weltweit führenden Telekommunikationskonzern ist geplatzt. Sein Nachfolger Richard Notebaert soll das Unternehmen wieder auf lokalen Telefonservice konzentrieren. Einen Schuldenberg von 26,4 Milliarden Dollar abtragen. Und den Ermittlern der Börsenaufsicht helfen, die einige skrupellose Bilanztricks entdeckt haben. Innerhalb eines Jahres hat die Aktie von Qwest 88Prozent ihres Wertes verloren.

      Wieder einmal haben die Kontrollgremien zu spät reagiert. "Aufsichtsräte, die nicht aufpassen und Firmenchefs, die nicht als moralische Vorbilder taugen, sind die größte Bedrohung der US-Wirtschaft", stellte das Magazin Business Week fest. "Das ist ein Aquarium voll toter Fische", spottete ein Unternehmenschef kürzlich über seine Kontrolleure.

      Houston (Texas), Großer Saal des Bundesgerichts, 15. Juni. Eine Jury entscheidet, dass die Wirtschaftsprüfer von Arthur Andersen im Skandal um den Energiekonzern Enron die Justiz behindert haben. Enron hatte schon im Dezember Konkurs angemeldet, jetzt steht das Traditionshaus Andersen vor dem Aus. Jahrelang war der Aktienkurs von Enron steil gestiegen, obwohl niemand wirklich wusste, was die Firma machte. Dann gab der Chef Kenneth Lay zu, zwar Energiekontrakte gehandelt, aber vor allem seine Bücher recht kreativ geführt zu haben. Die Wirtschaftsprüfer von Arthur Andersen schauten nicht nur darüber hinweg, sondern vernichten sogar Akten mit Beweisen für den Skandal.

      Die Prüfer haben sich nicht nur in diesem Fall zu gefälligen Komplizen der Bilanztrickser gemacht. Oft sind ihre Gütesiegel nichts wert, denn das System hat zwei Fehler: Große Konzerne bieten den Prüfern satte Pfründe. Nicht nur der Bilanzcheck bringt Geld - gleichzeitig sind die Prüfgesellschaften auch teuer bezahlte Berater. Kritische Fragen zur Bilanz würden diese Symbiose gefährden. Die US-Regierung will eine Kontrollbehörde für die Prüfer schaffen.

      Washington DC, Sitzungsraum im Kapitol, 13. Juni. Flankiert von Rechtsanwälten betritt der blasse Samuel Waksal einen Saal, in dem Mitglieder des Repräsentantenhauses auf fein geschnitzten Holzstühlen warten. Beamte der Bundespolizei hatten ihn am Tag zuvor verhaftet, weil er mit Aktien seiner Firma ImClone Insiderhandel getrieben haben soll. Waksal beruft sich auf die Verfassung und verweigert die Aussage. Die Abgeordneten geben sich nicht zufrieden.

      Im Dezember erfuhr Waksal, dass die Aufsichtsbehörde das hoffnungsvollste Produkt seiner Firma, das Krebsmittel Erbitux, nicht zulassen wird. Er warnte seinen Vater und seine Tochter, die sofort große Mengen ihrer Anteile am Unternehmen verkaufen. Einige Tage später wird das Problem bekannt, der Aktienkurs stürzt steil nach unten. Die Affäre weitet sich über die Familie aus und beschädigt Martha Stewart, amerikanische Sauberfrau und Ikone aller amerikanischen Hausfrauen. Sie ist eine enge Freundin Waksals, ihre Tochter war mit ihm zusammen. Auch sie verkaufte rechtzeitig ihre Aktien Die Fallhöhe ist enorm, denn der Konzern Martha Stewart Living Omnimedia brachte jahrelang mittels Zeitschriften, Fernsehshows, Kleidern und Haushaltswaren guten Geschmack in die Reihenhäuser.

      Im Sitzungssaal gibt Samuels Bruder und Nachfolger, Harlan Waksal, später zu, dass die Firma Fehler gemacht hat und entschuldigt sich bei den Krebspatienten, deren Hoffnungen zerstört seien: "Es tut mir aufrichtig leid." Die ImClone-Aktie kostet neun Dollar, die Familie verkaufte noch für 70 Dollar.

      New York, Firmensitz von Merrill Lynch, 21.Mai. Die weltgrößte Investmentbank Merrill Lynch zahlt 100 Millionen Dollar und erreicht damit einen Vergleich im Verfahren um Staranalysten wie Henry Blodget. Dem Staatsanwalt Elliot Spitzer liegt ein internes Memo vor, in dem Blodget Aktien als "Mist", "Müll" und "ein Stück Scheiße" bezeichnet, die das Haus offiziell empfiehlt. Die Investmentbanken spielen wie die Prüfer eine entscheidende Rolle. Verkaufsempfehlungen für Aktien sind selten. Euphorische Tipps aber freuen Unternehmenschefs, die lukrative Aufträge an freundlich urteilende Banken vergeben.

      Alles Einzelfälle, und doch, sie fügen sich zu einem hässlichen Bild. Allmählich treten einzelne Chefs aus der schweigenden Menge. Sie fordern Reformen, denn sie wissen, dass nicht viel Zeit bleibt, um die Reste des guten Rufs zu retten. "Seit ich denken kann, wurde Amerikas Wirtschaft nicht so kritisch beleuchtet wie jetzt", sagte kürzlich Henry Paulson, Chef des ehrwürdigen Bankhauses Goldman Sachs. "Ich will offen sein, wir haben es zum großen Teil verdient."
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 09:02:09
      Beitrag Nr. 568 ()
      Erste Anhörung im Fall Prospekthaftung Julius Bär




      Frankfurt (vwd) - Eine erste Anhörung im Falle der Klagen gegen die Schweizer Privatbank Julius Bär Holding AG, Zürich, fand am Donnerstag vor der 21. Zivilkammer des Landgerichts Frankfurt statt. Wie die Rechtsanwaltsaktiengesellschaft Nieding + Barth, Frankfurt, hierzu schreibt, legte das Gericht dem Bankhaus nahe, sich mit den geschädigten Anlegern zu vergleichen. Die Julius Bär Kapitalanlagegesellschaft ist früheren Angaben zufolge mit Schadenersatzforderungen in Höhe von "mehreren Millionen DMark" konfrontiert. Einige Dutzend Privatanleger, die in zwei Fonds von Julius Bär investiert und dabei viel Geld verloren haben, verlangen ihr Geld zurück.





      In den beiden Fonds, dem Special German Stock und dem JB Creativ Fund, mit einem Volumen von rund 600 Mio EUR hatten Werte des Neuen Marktes über 70 Prozent ausgemacht. Sie waren von Kurt Ochner gemanagt worden. Julius Bär hatte sich im April wegen "unterschiedlicher strategischer Auffassungen" von dem Fondsmanager getrennt. Die Anleger werfen Julius Bär fehlerhafte Anlageberatung vor. Die Klagen seien offensichtlich gerechtfertigt, meint nun der Frankfurter Anwalt Klaus Nieding. Die Bank habe mit dem Verkaufsprospekt des Creativ Fonds gegen die Prospekthaftung in Deutschland verstoßen.





      Sollten die Richter ihre Meinung bis zum Urteilsspruch nicht ändern, hätte dies erste juristische Entscheidung in Deutschland zur Prospekthaftung bei Investmentfonds "grundlegende Auswirkungen auf Investmentgesellschaften", urteilt der Anlegervertreter. Er vertritt eine Reihe geschädigter Anleger, die mit einem Investment in den Creativ Fund mehrere Millionen Euro verloren haben sollen.





      Nieding, der zugleich Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Frankfurt, und Präsident des Deutschen Anleger-Schutzbundes DASB ist, strebte zunächst eine außergerichtliche Einigung an. Die Bank Bär lehnte diese Verhandlungen jedoch mit der Begründung ab, sie sehe "keinerlei rechtliche Grundlage für irgend welche Ansprüche", heißt es in der Mitteilung der Kanzlei. +++Sigrid Meißner



      vwd/12/28.6.2002/mr/mim

      28. Juni 2002, 08:09
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 11:57:35
      Beitrag Nr. 569 ()
      Vorab Grüsse @ ALL!!!

      Mal wieder etwas aus den Staaten;







      Halliburton von Aktionären wegen irreführender Bilanzierung verklagt

      HARTFORD (dpa-AFX) - Gegen den US-Energie- und Industriekonzern Halliburton Co (HAL.NYS) (HAL.ETR) wurde von Aktionären eine Sammelklage eingereicht. Wie die Anwaltskanzlei Schatz & Nobel am Donnerstag (Ortszeit) in Hartford mitteilte, seien an der Klage Anleger beteiligt, die Halliburton-Aktien vom 22. Juli 1999 bis zum 28. Mai 2002 besessen haben. Die Klage wurde am südlichen US-Bezirksgericht von Texas eingereicht.

      Dem Mischkonzern werde vorgeworfen, bei der Umsatzberechnung gegen Bundesgesetze und die allgemein gültigen Bilanzierungsvorschriften (Generally Accepted Accounting Principles, GAAP) verstoßen zu haben, hieß es. Halliburton habe in den Bilanzen Umsätze berücksichtigt, die durch Forderungen und veränderte Aufträge ohne Zustimmung der Kunden bei Kostenüberschreitungen im Baugeschäft entstanden.

      Dieses Geschäftsverhalten verstoße nach Aussage der Anwälte gegen das Bundeswertpapiergesetz wegen falscher und irreführender Finanzangaben. Zudem sei diese Art der Umsatz-Bilanzierung nicht mit den GAAP-Bestimmungen in Einklang zu bringen.

      Am 28. Mai 2002, dem letzten Tag der Klageperiode, hatte Halliburton bekannt gegeben, dass die US-Wertpapier- und Börsenaufsicht SEC einen vorläufige Untersuchung gegen das Unternehmen eingeleitet hat. Die SEC-Untersuchung beschäftigt sich mit der Bilanzierung der Kostenüberschreitungen bei Bauaufträgen./FX/rh/mur








      Quelle: dpa-AFX
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 23:33:24
      Beitrag Nr. 570 ()
      28.06.2002 - 22:36 Uhr

      US-Unternehmensskandale ufern immer stärker aus

      Die USA erleben in den letzten Wochen und Monaten eine beispiellose Buchführungs- und Unternehmerbetrugs-Skandalwelle. Sie hat die Wall Street und die Weltbörsen enorm unter Druck gesetzt und hat die Anleger Hunderte von Milliarden Dollar gekostet.

      dpa NEW YORK. Der Telekomriese WorldCom hat einen massiven Buchführungsbetrug begangen. Das Unternehmen hat durch Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden Dollar Verluste seit Anfang letzten Jahres in Gewinne verwandelt.

      Der weltgrößte Kopiergerätehersteller Xerox hat seine Umsätze für den Fünfjahreszeitraum 1997 bis 2001 nach eigenen Angaben nach einer neuen Überprüfung seiner Bücher um 1,9 Milliarden Dollar nach unten revidiert.

      Der Skandalreigen hatte so richtig mit der Pleite des Energiehändlers Enron im Dezember 2001 begonnen. Dem Enron-Skandal ist auch der Enron-Wirtschaftsprüfer Andersen zum Opfer gefallen. Der Mischkonzern Tyco International, die Biotechnologiefirma ImClone, die Telekomgesellschaft Global Crossing, das Energieunternehmen Dynegy, die Investmentbank Merrill Lynch und dutzende anderer großer US-Unternehmen sind ins Visier der amerikanischen Wertpapier- und Börsenkommission SEC geraten.

      Ex-Tyco-Chef Dennis Kozlowski soll beim Gemäldekauf Verkaufssteuer-Hinterziehung begangen haben. Dem ehemaligen Chef der Biotechnologiefirma ImClone, Samuel Waksal, und Martha Stewart, einer prominenten US-Unternehmerin und Haus- und Gartenshow-Moderatorin, werden Insiderhandel vorgeworfen.

      US-Finanzminister Paul O`Neill nannte das Verhalten prominenter Unternehmer "schändlich". Er verlangt, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden.

      Die Anleger sind total verunsichert. "Die Leute glauben, dass sie betrogen worden sind", erklärte Charles White, der Präsident der Avatar Associates der US-Wirtschaftsagentur "Bloomberg". Der Gesamtwert der amerikanischen Aktien ist in diesem Jahr um 1,5 Billionen Dollar eingebrochen.

      Die Telekomgesellschaft Global Crossing hatte im Januar Gläubigerschutz beantragt. Global Crossing soll angeblich seine Umsätze durch Kapazitäts-Tausch mit anderen Telekomfirmen künstlich gesteigert haben. Der Enron-Hauptkonkurrent Dynegy soll seine Handelsumsätze ebenfalls künstlich aufgebläht haben.

      Die Riga-Familie, der Großaktionär der bankrotten sechstgrößten US-Kabelfernseh-Firma Adelphia, soll sich sich mit Krediten und Kreditbürgschaften von 3,1 Milliarden Dollar bei dem Unternehmen bedient haben.

      Merrill Lynch, die größte US-Brokerfirma, zahlt im Rahmen eines Vergleichs mit dem New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer 100 Millionen Dollar. Merrill-Analysten hatten bestimmte Aktien hausintern schlecht gemacht und sie dann den Kunden trotzdem empfohlen.

      Die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC, der Kongress, Politiker beider Parteien, die Staatsanwaltschaften und andere US-Aufsichtsbehörden sind momentan auf der Suche nach den Schuldigen. Die Unternehmensskandale sind zum Politikum geworden.

      Die Demokraten werfen dem republikanischen Präsidenten George W. Bush und den Republikanern ein zu inniges Verhältnis zu den Großkonzernen vor. Es dürfte in absehbarer Zeit neue administrative und gesetzliche Überwachungsvorschriften geben, um Buchführungsbetrug, Insiderhandel, anrüchige Wertpapieranalysen und andere dubiose Geschäftsmethoden zu erschweren.
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 14:49:07
      Beitrag Nr. 571 ()
      PixelNet beantragt Eröffnung des Insolvenzverfahrens




      Wolfen (vwd) - Der Vorstand der PixelNet AG, Wolfen, hat am Montag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Antrag auf Insolvenz beim Amtsgericht Dessau gestellt. PixelNet begründete dies in einer Ad-hoc-Mitteilung mit dem Insolvenzantrag der Tochter Photo Porst AG vom 24. Juni. Dadurch könne die im Rahmen der Liquiditätsplanung vorgesehene Rückführung von Darlehen an die Muttergesellschaft nicht bzw nicht fristgerecht erfolgen. Zeitgleich habe die Geschäftsführung der Orwo Media GmbH, eine 100-prozentige PixelNet-Tochter, Antrag auf Insolvenz gestellt. Beide Gesellschaften erwarten nun die Bestellung eines vorläufigen Insolvenzverwalters.



      vwd/12/1.7.2002/nas/ip

      1. Juli 2002, 13:21
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 15:10:46
      Beitrag Nr. 572 ()
      das sollte doch jedem zeigen, dass jetzt substanz gefragt ist! gute, solide unternehmen in attraktiven märkten und das kann durchaus auch die old economy sein.

      information ist das wichtigste und die bekommt man am besten vom unternehmen. informiert euch selbst und schaut genau hin!

      eine chance habt ihr z.b. heute, auf

      http://www.conferencechat.de

      die führungsspitze von gesco ist da und wird uns rede und antwort stehen. also ich bin dabei!
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 18:26:38
      Beitrag Nr. 573 ()
      SdK: Finanzskandal bei SER Systems weitet sich aus



      01.07.2002 16:38:00

      Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) veröffentlichte am heutigen Montag eine Pressemitteilung zur SER Systems AG, einem Hersteller und Anbieter von knowledge-enabled Software-Produkten und -Lösungen.

      Der Finanzskandal bei dem fünftgrößten deutschen Softwarehaus SER Systems AG weitet sich aus. Obwohl das Landgericht Koblenz der SER AG in mehreren von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) u.a. erwirkten Einstweiligen Verfügungen den Verkauf von Tochtergesellschaften und Vermögenswerten ausdrücklich verboten hatte, veräußerte Firmengründer und Vorstandschef Gert Reinhardt Konzernvermögen im Millionenwert an die dem bisherigen Finanzvorstand Carl Mergele gehörende US-Gesellschaft KES Acquisitions LLC. Einen adäquaten Kaufpreis für die Transaktion hatte Mergeles KES dabei nicht zu bezahlen. Bewusst umgangen haben Reinhardt und Mergele auch die Hauptversammlung, indem sie die Entscheidung über den Verkauf nicht den Aktionären überlassen haben.

      Nach Erkenntnissen der SdK haben die übertragenen Vermögensgegenstände mindestens einen Wert von 67.000.000 Euro. Der SER Systems und ihren Aktionären droht daher ein Schaden in Millionenhöhe. 400 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Reinhardt und Mergele haben sich inzwischen offensichtlich ins Ausland abgesetzt.

      Die SdK beabsichtigt daher, vom Gericht einen unabhängigen Sondervertreter für die SER Systems bestellen zu lassen. Er soll die Wirksamkeit der Transaktion überprüfen und im Falle deren Unwirksamkeit ihre Rückabwicklung durchführen.

      Die Aktie von SER Systems verliert in Frankfurt aktuell 8,33 Prozent auf 0,11 Euro.
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 21:52:46
      Beitrag Nr. 574 ()
      Türkei geht hart gegen zwielichtige Bankiers vor



      Staatsanwalt fordert 4727 Jahre Haft für Neffen des früheren Staatspräsidenten Demirel

      öhl ISTANBUL. Die türkische Staatsanwaltschaft hat im Verfahren gegen den Privatbankier Murat Demirel Haftstrafen über eine Gesamtdauer von 4727 Jahren gefordert. Er wird beschuldigt, eine kriminelle Vereinigung gegründet und Einlagen seiner Egebank in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar veruntreut zu haben. Der Angeklagte ist kein Unbekannter, sondern ein Neffe des früheren türkischen Staatspräsidenten Süleyman Demirel.

      Mit dem Strafverfahren gegen Demirel arbeitet die türkische Justiz ein Kapitel der Vorgeschichte der schweren Finanzkrise vom Frühjahr vergangenen Jahres auf. Ausgelöst hatten sie damals Liquiditätsengpässe und Insolvenzen im Kreditwesen. Dabei spielten nach Erkenntnissen der Strafverfolger oft auch kriminelle Machenschaften eine Rolle. Besonders dreist soll Murat Demirel vorgegangen sein. Er steht in dem Verdacht, über ein Netzwerk von Konten und Briefkastenfirmen auf Nordzypern und den Virgin Islands sich über Jahre hinweg unbemerkt Vermögen seiner Bank angeeignet haben.

      Als es für ihn schließlich brenzlig wurde, griff er zu konventionelleren Methoden. Sicherheitskameras filmten Demirel, wie er mit Bargeld gefüllte Koffer aus den Tresoren seines Instituts schleppte; wenige Stunden vor einer Razzia der Bankenaufsicht. Das warf seinerzeit die Frage auf, ob der Finanzjongleur einen Tipp bekommen hatte - vielleicht von Onkel Süleyman? Wenige Tage später war die Egebank pleite.

      Mit dem Strafverfahren gegen Demirel, seine Frau und 36 Manager unterstreichen die Justiz und die Bankenaufsicht (BDDK) erneut, dass sie entschlossen sind, die damaligen Machenschaften aufzudecken und zu ahnden. Die Sanierung der Kreditwirtschaft ist ein Kernpunkt des Reformprogramms, mit dem der parteilose Wirtschaftsminister Kemal Dervisch, früherer Weltbank-Vizepräsident, die Türkei aus der Krise zu führen versucht. Die Bankensanierung gehört auch zu den Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF), der das Land mit Hilfskrediten von 16,2 Milliarden Dollar stützt.

      Dabei gibt es, im Gegensatz zu sonstigen Gepflogenheiten in der Türkei, diesmal auch für Prominente kein Pardon. Vergangenen Monat stellte die Bankenaufsicht die Pamukbank unter Zwangsverwaltung des staatlichen Einlagensicherungsfonds, nachdem sich herausgestellt hatte, dass das Institut mit zwei Milliarden Dollar unterkapitalisiert war. Wenig später setzte die BDDK zwei Kontrolleure in den Vorstand der Yapi ve Kredi Bankasi. Beide Häuser gehören zur Cukurova-Holding des türkischen Großunternehmers Mehmet Emin Karamehmet, einem der wohlhabendsten und politisch einflussreichsten Männer des Landes. Solche Leute hatten bislang in der Türkei als unantastbar gegolten. Dass dies nicht mehr so ist, zeigt, wie selbstbewusst die Bankenaufsicht mittlerweile agiert.

       

      [ document info ]
      Copyright © Frankfurter Rundschau 2002
      Dokument erstellt am 01.07.2002 um 21:06:18 Uhr
      Erscheinungsdatum 02.07.2002
      Avatar
      schrieb am 02.07.02 17:26:36
      Beitrag Nr. 575 ()
      Grüsse @ ALL!!!

      Heute mal nur etwas Statistik;

      Anzahl der am NM notierten Unternehmen am 02.07.2007=289

      Und der Trend geht weiter...
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 16:28:42
      Beitrag Nr. 576 ()
      Mal wieder;




      Brain International AG deutsch




      BRAIN International stellt Insolvenzantrag - Investorengespräche dauern an

      Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.




      BRAIN International stellt Insolvenzantrag - Investorengespräche dauern an

      Breisach, 05.07.2002 - Der Vorstand der BRAIN International AG hat heute beim Amtsgericht Freiburg Antrag auf ein vorläufiges Insolvenzverfahren für BRAIN International AG und die beiden Tochtergesellschaften BRAIN Automotive Solutions GmbH und BRAIN Industries Solutions GmbH gestellt. Aufgrund der schwierigen Marktsituation in Deutschland droht nach eingehender Prüfung der Geschäfts- und Finanzlage die Zahlungsunfähigkeit. Erhebliche Umsatzeinbrüche im zweiten Quartal, vor allem in Deutschland, haben zu dieser Situation geführt.

      Die Verhandlungen mit den potentiellen Finanzinvestoren und strategischen Investoren werden konsequent fortgesetzt. Ziel ist die Fortführung des Unternehmens und die Einleitung weiterer Restrukturierungsmaßnahmen. Der Geschäftsverlauf insbesondere in den USA ist weiterhin positiv.

      Der Vorstand

      Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 05.07.2002
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 16:56:19
      Beitrag Nr. 577 ()
      SER-Führung unter Betrugsverdacht

      Einen Tag nach dem Insolvenzantrag der Softwarefirma SER Systems AG werfen Aktionärsschützer dem
      Management Betrug und Untreue vor. Gegen 14 Führungskräfte des ehemaligen Stars vom Neuen Markt
      sei bereits Anzeige erstattet worden, sagte der Vorstandschef der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre
      (SdK), Ulrich Schneider, am Freitag der dpa. Es bestünde der Verdacht der Insolvenzverschleppung, des
      betrügerischen Bankrotts und der Untreue. Die zuständige Staatsanwaltschaft Koblenz wollte sich nicht
      äußern. "Von diesen Strafanzeigen ist uns nichts bekannt", betonte dagegen eine Sprecherin des
      Unternehmens aus Neustadt/Wied.


      Es gebe keine 14 führenden Manager in der Firma, sondern nur den Alleinvorstand Kurt-Werner Sikora
      und einen dreiköpfigen Aufsichtsrat, ergänzte die Sprecherin. Der Aufsichtsrat ist laut Schneider ebenfalls
      von den Strafanzeigen betroffen. Nähere Angaben wollte die SdK nicht machen. SER Systems reiht sich
      damit in die Schar ehemaliger Neuer Markt-Unternehmen ein, deren Management unter Betrugsverdacht
      steht.

      Am Donnerstag hatte die Softwarefirma beim Amtsgericht in Neuwied Insolvenzantrag gestellt. Zuvor hatte
      das Unternehmen erfolglos versucht, den Käufer seiner US-Aktivitäten, die amerikanische Gesellschaft
      KES Acquisitions, zu einer vorzeitigen Zahlung des Kaufpreises zu bewegen. Sikora warf seinem
      Vorgänger Gert Reinhardt vor, den Zeitpunkt der Zahlung erst für Herbst vereinbart zu haben. Dies sei
      "angesichts der angespannten Finanzlage von SER unverantwortlich spät" gewesen. KES gehört nach
      Informationen der SdK dem ehemaligen SER-Finanzvorstand Carl Mergele. Reinhardt und Mergele hätten
      Deutschland inzwischen verlassen, hieß es bei SER.

      Die Insolvenz und ihre Begründung sind Wasser auf die Mühlen der Aktionärsschützer, die den Verkauf der
      US-Vermögensgegenstände weiter bekämpfen. Die SdK vermutet darin den Versuch Reinhardts, wertvolle
      Software-Rechte ins Ausland zu schaffen -- und das deutlich unter Wert. Statt der 20 Millionen US-Dollar,
      auf die sich der ehemalige Vorstand mit KES Acquisitions geeinigt hatte, seien die US-Töchter mehr als 60
      Millionen Euro wert. Zudem habe Reinhardt mit dem Verkauf eine einstweilige Verfügung des Landgerichts
      Koblenz ignoriert, die das Geschäft eindeutig verboten hatte. Die SdK hat nach eigenen Angaben bereits
      die Festsetzung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro beantragt.

      Nun ruhen die Hoffnungen der 650 Angestellten auf dem vorläufigen Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Jens
      Fahnster aus Sankt Augustin. SER-Vorstand Sikora hofft, dass der US-Käufer den vereinbarten Kaufpreis
      noch zahlt. Andernfalls müsse der Verkauf "mit jedem legalen Mittel" zurückgenommen werden, damit dem
      Insolvenzverwalter für die Sanierung des Unternehmens auch die US-Werte zur Verfügung stünden. Sollte
      dies nicht gelingen, will die SdK die "noch greifbaren Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der SER
      Systems AG persönlich auf Schadensersatz in Anspruch nehmen". (dpa) / (jk/c`t)


      Und dann sollte nicht unerwähnt bleiben, daß lt. FTD die offizielle Verkaufssumme
      im Vertrag mt 50.000,-- Euro angegeben sein soll.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 22:56:05
      Beitrag Nr. 578 ()
      Ein Nachtrag zu SER;

      Danke für den Beitrag an "Pinkertoon!*g*



      "Die Aktionäre sind mir völlig egal"

      Die SER Systems AG hat gestern Insolvenz beantragt. Aber es gibt nicht nur Verlierer bei der Pleite von Deutschlands fünftgrößtem Software-Hersteller. Das Management wollte sich vor dem Aus billig die besten Konzernteile sichern - und hatte damit teilweise Erfolg. Zu Lasten der Aktionäre.





      NEUSTADT/WIED. Das Ende kam gestern um 11.03 Uhr: "SER Systems AG beantragt Eröffnung eines Insolvenzverfahrens." In knappen Worten macht Deutschlands fünftgrößter Softwarehersteller per Adhoc-Mitteilung sein Scheitern publik:Die Kredit gebenden Banken hätten "am 2.7.2002 den bestehenden Poolvertrag gekündigt. Zugleich hat eine der Poolbanken ihre Kreditlinien mit Wirkung zum 15.7.2002 gekündigt."

      Schon seit Mitte Juni hat SER-Vorstandschef Kurt-Werner Sikora Wirtschaftsprüfer der Kanzlei Haarmann, Hemmelrath & Partner im Haus. Sie sollen klären, ob das Unternehmen aus Neustadt/Wied Insolvenz anmelden muss. Sikora und den 320 Mitarbeitern der SER bleibt nur noch eine Hoffnung: eine Anzahlung von zehn MillionenDollar für den am 12. Juni abgewickelten Verkauf der amerikanischen SER-Gesellschaften. Mutter und ehemalige Tochter bombardieren sich seit Tagen mit Briefen, Faxen und E-Mails. Sikoras Anwälte drohen damit, den Verkauf rückgängig zu machen, wenn nicht bald Geld aus Amerika eintrifft.

      Sein Gegenüber auf der US-Seite, Carl Mergele, bietet auch wiederholt an, über eine vorzeitige Zahlung zu reden. Eine Einigung aber gibt es nicht - und Geld auch nicht. Im Gegenteil: Mergele schickt eine Kriegserklärung in den Westerwald. Seine Gesellschaft KES Acquisitions verklagt SER wegen geschäftsschädigenden Verhaltens auf 60 Millionen Dollar Schadensersatz.

      Der Hersteller von Software für Datenmanagement, im April vom Neuen in den Geregelten Markt gewechselt, ist nicht der erste gestrauchelte Star aus den Zeiten der Börseneuphorie. Erfundene Umsätze bei Comroad, erfundene Forderungen bei Phenomedia und Ceyoniq, Luftaufträge bei Metabox und Infomatec: und jetzt SER, ein Konzern, bei dem Bundeskanzler Gerhard Schröder schon mal persönlich seine Glückwünsche zur Eröffnung der Firmenzentrale überbrachte.

      Die Pfälzer bereichern die Geschichte des Neuen Marktes offenbar um eine neue Skandalvariante. Die Vorwürfe in Kurzform:Verschiedene Top-Manager des Unternehmens, darunter der ehemalige Vorstandschef und Unternehmensgründer Gert Reinhardt, Ex-Vorstand Carl Mergele und der aktuelle SER-Chef Sikora, hätten versucht, sich vor der Pleite die besten Unternehmensteile billig zu sichern, wettert die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Das sei ihnen teilweise auch gelungen."Dass sich ein Mehrheitsaktionär wie Reinhardt so ungeniert bedient, haben wir noch nicht erlebt", sagt der SdK-Vorsitzende Klaus Schneider. SdK-Anwalt Clemens Jobe spricht gar von "erheblicher krimineller Energie". Die Staatsanwaltschaft will den Fall bislang nicht kommentieren.

      Reinhardt, der im Moment nicht auffindbar ist, Mergele und Sikora wehren sich in eidesstattlichen Versicherungen gegen die Vorwürfe. Sikora erklärt, nach seiner Kenntnis werde bei der Umstrukturierung der SER "keine der beteiligten Personen oder Gesellschaften in sachwidriger Weise bevorzugt". Und Mergele sagt dem Handelsblatt, er habe die SER Systems Inc. für "einen fairen Preis" gekauft: "Es gab niemanden, der mehr bezahlt hätte."

      Die Drei sind die Schlüsselfiguren in einem hochkomplexen Spiel, das bereits Ende 2001 begann: Im Herbst kündigen die Raiffeisenbank Asbach-Neustadt sowie die Sparkasse Neuwied dem angeschlagenen Softwareunternehmen die Kredite. Andere Banken folgen. Insgesamt geht es um 35 Millionen Euro. Geld, das SER nicht hat, zumal das Unternehmen Lieferanten, Leasinggesellschaften und Finanzamt weitere rund 20 Millionen Euro schuldet.

      Ende des Jahres kontaktiert SER-Chef Reinhardt Berater und Investmentbanker, unter anderem die IPO Partner-Consult AG im hessischen Schlangenbad. "Ich will weg. Ich will nach Amerika", habe Reinhardt ihm eröffnet, erzählt IPO-Vorstand Reinhold Kaiser. Der war - damals noch bei der DG Bank - schon am Börsengang der SER 1997 beteiligt. "Reinhardt wollte die SERaushöhlen. Unter dem Dach der SER Systems Inc. in den USAsollte die Gesellschaft neu aufgebaut und dann an die Nasdaq gebracht werden." Auf die Frage, was mit den Kleinaktionären passieren solle, habe Reinhardt geantwortet, "die sind mir völlig egal. Neues Spiel, neues Glück."

      Als die Verhandlungen mit möglichen Investoren scheitern, ändert Reinhardt den Plan. Ende Februar 2002 kündigt der SER-Vorstand an, Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich und den USA "nach sorgfältiger Prüfung" abzustoßen. Nur dann sicherten die Banken die Weiterführung des Geschäfts zu. Das Management soll den größten Teil der klammen Gesellschaft selbst übernehmen. Reinhardt will sich - so bestätigt es auch US-Chef Mergele - an der SER Systems Inc. beteiligen. Die deutschen SER-Töchter sollen an eine Gruppe unter Führung des heutigen Vorstandschefs Sikora gehen. Den Aktionären bleiben die Verbindlichkeiten -und sonst nicht viel mehr als die Firmenzentrale. Der Vertrag über das Management-Buyout (MBO) USA wird am 8. März unterzeichnet und soll in Kraft treten, sobald eine außerordentliche Hauptversammlung zustimmt.

      Am 25. April im Kölner Hotel Maritim finden die Aktionäre auf ihren Plätzen eine dicke Akte: 380 Seiten, auf denen ihnen die MBOs erklärt und schmackhaft gemacht werden sollen. 380 Seiten, die sie lesen und verstehen müssen, ehe über den Ausverkauf abgestimmt wird. Reinhardt beschwört die Aktionäre, der Verkauf an die Manager sei die einzige Chance, die SER Systems AGzu retten. Ein Verkauf an andere Investoren sei nicht mehr versucht worden, weil die Wahrscheinlichkeit, kurzfristig bessere Angebote zu bekommen, "als sehr niedrig eingeschätzt werden musste".

      Er verschweigt allerdings, dass er am 13. März im Renaissance Hotel Zürich mit dem Management der schweizerischen Quino Flagship AG über einen Verkauf der SER-Sparte Domea verhandelte. Die Schweizer bieten vorbehaltlich einer Due-Diligence-Prüfung "bis zu fünf Millionen Euro".

      Auch sonst verschweigt Reinhardt den Aktionären einiges: Einen vollständigen Geschäftsbericht für 2001 legt er nicht vor. Sie belassen es bei ein paar bedrückenden Basiszahlen: Umsatz 149 Mill. Euro, Verlust 163 Mill. Euro. Grund für das Minus sind vor allem hohe Abschreibungen auf Unternehmenskäufe der Vorjahre. Reinhardt kann keinen Jahresabschluss vorlegen - zumindest keinen testierten. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst &Young verweigern das Testat, der SER-Aufsichtsrat daraufhin die Unterschrift unter den Abschluss. Die Prüfer erläutern, der Abschluss sei "unzulässigerweise unter der Annahme des Fortbestandes der Gesellschaft aufgestellt worden, obwohl sich gemäß der vom Vorstand am 19.3.2002 vorgelegten Liquiditätsplanung für den Zeitraum bis zum 31.12.2002 eine Unterdeckung von rund 4,5 Mill. Euro ergeben wird." Im Klartext: Die Wirtschaftsprüfer zweifeln die Überlebensfähigkeit von SER an.

      Reinhardt, Sikora und die anderen SER-Manager wollen das Unternehmen zu Bedingungen retten, die Aktionärsschützer Schneider für abenteuerlich hält: "Das sollte voll zu Lasten der bestehenden AG und der Aktionäre gehen." Tatsächlich erhält Carl Mergeles KES einen üppigen Preisnachlass: Die SER AG verzichtet auf eine Netto-Forderung von 45 Mill. Dollar gegen die US-Tochter. "Ganz klar eine versteckte Kaufpreisreduzierung", kommentiert ein mit den Zahlen vertrauter Wirtschaftsprüfer. Zwölf Stunden diskutieren die Aktionäre hitzig mit Vorstand und Aufsichtsratschef Paule. Dann stimmt die Hauptversammlung mit sozialistischer Mehrheit zu.

      Was folgt, sind Gerichtsverfahren. Das Landgericht Koblenz erlässt am 4. und 13. Juni zwei von der SdK beantragte einstweilige Verfügungen, die es der SER AG bis zum Ende des Hauptverfahrens verbieten, die Hauptversammlungsbeschlüsse umzusetzen. Schon vorher hat Mergele eine einstweilige Verfügung des Eastern District Court of Virginia präsentiert. Das Gericht ordnet an, SER müsse den Verkaufsvertrag mit KES unverzüglich erfüllen.

      In der Folge bricht die Allianz aus deutschem und amerikanischem Management auseinander: Aus den Kollegen Sikora und Mergele werden Feinde, die sich nur noch über Anwälte verständigen. "Ich muss mich zuerst um meine Gesellschaft und meine Mitarbeiter kümmern", wird Mergele die Pleite in Deutschland später kommentieren. "Ob die SER AG Insolvenz beantragt oder nicht, ist mir völlig egal." Während Sikora seine Pläne für einen deutschen Management-Buyout vor erst begraben muss, setzt sich der Amerikaner durch. Sein Ex-Chef Reinhardt zieht sich Ende Juni aus der SER AG zurück. Auch am Management-Buyout in den USA sei der Unternehmensgründer - entgegen vielen Spekulationen - nicht beteiligt, sagt Mergele.

      Zunächst aber arbeitet Reinhardt dem US-Manager noch zu. So schreibt er in einer Vorstandsvorlage für den Aufsichtsrat am 3. Juni, der Vorstand erwäge, die US-Aktivitäten auch ohne Zustimmung der Hauptversammlung zu verkaufen, "da die Zeit hierfür nicht mehr vorhanden ist".

      Tatsächlich wird der Vertrag am 12. Juni unterschrieben. Acht Tage nach der ersten einstweiligen Verfügung des Landgerichts Koblenz - und genau einen Tag vor der zweiten. Mergeles Firma KES soll 20 Mill. Dollar bezahlen - aber erst ab dem 30. November. Viel zu spät, als dass diese Summe die bedrohte SER AGnoch retten könnte. Viel zu billig, wettert die SdK zudem. Die von der KES gekauften Gesellschaften seien mindestens 60 Mill. Dollar wert. "Wenn jemand so viel bezahlt hätte, wäre ich ja nicht zum Zug gekommen", hält Mergele dagegen.

      Offenbar gibt es aber doch Firmen, die hübsche Beträge für SER-Technologie bezahlen würden. Bereits am 7. Mai unterzeichnet Mergele für KES eine Absichtserklärung über den Verkauf der amerikanischen SER-Sparte Macrosoft. Die US-Softwarefirma Open Solutions bietet dafür 13 Mill. Dollar. Der Verkauf scheitert später. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre und auch Sikora wollen das gesamte Geschäft mit Mergele rückgängig machen. Die SdK, weil der Verkauf gegen die einstweilige Verfügung verstoße; Sikora, weil er und der Aufsichtsrat angeblich nichts über das späte Zahlungsziel gewusst hätten - ein Vorwurf, den Mergele dementiert.

      Sein zunächst zu kurz gekommener Rivale Sikora plant derweil offenbar bereits einen neuen Coup. In Bankenkreisen heißt es, er bemühe sich darum, die noch nicht insolvente Tochter SER Solutions GmbH und damit das deutsche und österreichische Geschäft zu übernehmen: So würde ihn die Insolvenz doch noch ans Ziel bringen.

      Von M.FREITAG und J.HOFMANN, Handelsblatt
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 11:32:58
      Beitrag Nr. 579 ()
      Mal etwas aus Österreich;



      "Dank CyberTron bin ich bankrott"

      Reportage: Verzweifelte Aktionäre, viel Kritik und kein Buffet.

      Anita Staudacher
      04.07.2002, 16:54:29

      Die Stimme der Frau im viel zu weiten grauen Hosenanzug klingt verzweifelt: "Ich wollte mit CyberTron in eine Zukunftsbranche investieren und jetzt bin ich bankrott", scheut sie sich nicht, ihr finanzielles Schicksal bei der Hauptversammlung kund zu tun. 300.000 Schilling habe sie investiert und jetzt - "schaut her, ich bin schon ganz dünn", zeigt sie auf ihren sichtlich abgemagerten Körper. Zur Erklärung: Der Aktienkurs der insolventen CyberTron fiel von 33 Euro auf unter 50 Cent.

      Rund 100 Aktionäre haben sich Dienstag im kostenlos zur Verfügung gestellten Festsaal der Erste Bank eingefunden, um "einer Beerdigung erster Klasse" (ein Aktionär) beizuwohnen. Die erste Enttäuschung kommt gleich zu Beginn: Nur Getränke, kein Buffet. "Das wäre nicht angebracht", meint CyberTron-Vorstand Christian Forstner. "Da hätt i ja glei daham bleibn kenan", raunzt ein älterer Herr.
      Die meisten der anwesenden Kleinanleger haben Geld verloren, "aber wieviel, sagen wir nicht", gibt sich etwa ein Pensionistenpaar zugeknöpft, um dann doch Einblicke in die Anlagestrategie zu offenbaren: "Libro nix, CyberTron nix, jetzt hoff ma halt auf`n Sundt" (Anm: Heinz Sundt ist Chef der Telekom Austria, diese ist als "Volksaktie" ebenfalls an der Börse).

      Kritik wird sowohl gegen den CyberTron-Vorstand - "hätten besser mit dem Geld umgehen sollen", als auch gegen die Anlageberater laut: "Die haben mi´r die CyberTron-Aktie eingeredet, als sie schon drastisch gefallen ist".

      Telekom sei schuld

      Der CyberTron-Vorstand will sich als Opfer des Marktes und der Telekom Austria darzustellen: "Die Telekom Austria hat uns ausgehungert". Letzlich hätte die TA durch ihr Vorgehen der plötzlichen Netzabschaltung die Geschäftsgrundlage entzogen: "Kein Netz, kein Geschäft", dabei sei CyberTron zuvor gar nicht überschuldet gewesen. Ziel der laufenden Ausgleichsverhandlungen ist es, CyberTron als Unternehmen weiter zu führen. Wie es aussieht als Reseller der UTA, mit der bereits ein Rahmenvertrag läuft. "Netz werden wir selbst keines mehr errichten", ist sich Mitbegründer Peter Adler sicher.
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 13:00:49
      Beitrag Nr. 580 ()
      Skandal um SER Systems weitet sich aus
      Wie wir aus gut unterrichteten Kreisen erfahren, soll der ehemalige CEO der SER Systems, Gert J. Reinhardt von der Staatsanwaltschaft Koblenz mit Haftbefehl gesucht werden.
      Die Staatsanwaltschaft lehnte auf Anfrage eine Stellungnahme ab.

      Reinhardt soll auf der außerordentlichen HV am 26.4.2002 gefälschte Finanzzahlen vorgelegt haben. Wie unsere Quellen weiter berichten, hat die Prüfungsgesellschaft Ernst &
      Young das Testat für die Bilanz 2001 verweigert. Auf der ao HV hatte Reinhardt den Aktionären noch zugesichert, dass das Testat erteilt werde. Der zuständige Prüfer bei Ernst &
      Young war kurzfristig für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

      Ungereimtheiten gibt es auch um den Tod eines ehemaligen kaufmännischen Mitarbeiters von SER, der mit der Erstellung des brisanten Zahlenwerks beauftragt war. Dieser ist
      wenige Tage vor der außerordentlichen HV verstorben. Die Staatsanwaltschaft soll nun prüfen, ob der Tod durch „Fremdeinwirkung“ zustande gekommen ist.

      Quelle: Platow

      Nähere Informationen lesen Sie in der kommenden Ausgabe der „Platow Börse“.
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 13:03:04
      Beitrag Nr. 581 ()
      #1 von Lebensbaum 28.06.02 19:09:16 Beitrag Nr.: 6.755.175 6755175
      Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben
      SCHNEIDER TECHNOLOG.I.A.

      .

      An die Staatsanwaltschaft Augsburg
      Gögginger Straße 101, 86197 Augsburg
      E-Mail: sta@justiz-augsburg.de

      An die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin)
      Bereich Wertpapieraufsicht/Asset-Management
      Postfach 50 01 54, 60391 Frankfurt
      E-Mail: poststelle-ffm@bafin.de

      An den Bayerischen Obersten Rechnungshof
      Postfach 22 00 09, 80535 München
      E-Mail: poststelle@orh.bayern.de

      Betreff:
      Anzeige gegen Unbekannt wegen zahlreicher Verdachtsmomente im Rahmen der Insolvenz der Schneider Technologies AG


      Sehr geehrte Damen und Herren,

      als Aktionär der Schneider Technologies AG (WKN 719340, im folgenden nur noch: "Schneider" ) habe ich inzwischen den Eindruck gewonnen, dass ich in jüngster
      Vergangenheit eines erheblichen Vermögens beraubt worden bin oder gegenwärtig beraubt werde. Dasselbe dürfte für den Freistaat Bayern und damit letztlich auch für den
      deutschen Steuerzahler gelten. Die einzelnen Verdachtsmomente habe ich unten aufgelistet. In dieser Auflistung sind einige Namen enthalten. Damit will ich jedoch in keiner
      Weise behaupten, dass es sich dabei definitiv um die Schuldigen handelt. Die Nennung der Namen erfolgt lediglich im Sinne einer möglichst vollständigen Zusammenstellung
      aller öffentlich zugänglichen Informationen.

      Ich erstatte die Anzeige gegen Unbekannt.

      Eine Ermittlung in alle Richtungen ist auch deshalb wichtig, weil es für das Schneider-Debakel vermutlich nicht nur einen Schuldigen gibt.

      Da sich im Rahmen der Insolvenz der Schneider Technologies AG Verdachtsmomente für eine breite Palette von Delikten ergeben haben und eine Abgrenzung Ihrer
      Zuständigkeiten in diesem Fall für den Außenstehenden kaum möglich ist, möchte ich allen drei oben genannten Behörden dieselbe einheitliche Auflistung zukommen lassen.

      Zunächst möchte ich kurz einige im Internet zugängliche Informationsquellen anführen, aus denen Sie den Unternehmenszweck der Schneider Technologies AG entnehmen
      können. Nach allgemeiner Einschätzung liegt das größte Potenzial von Schneider in der Laser-Bildprojetion (Laser Display Technology, LDT).

      Offizielle Homepage der Schneider Technologies AG:
      http://www.schneider-ag.de/

      Unabhängige Homepage zur Schneider Technologies AG:
      http://www.lasertv.net/

      Verkaufsprospekt der vom zuständigen Insolvenzverwalter beauftragten Rothschild-Gruppe über die Schneider Laser Technology AG:
      http://schneider.snowbird.net/PAGES/Rothscild-Laser.htm

      An dieser Stelle eine technische Anmerkung:
      Sie erhalten diese Anzeige als PC-Datei im RichTextFormat (RTF). Dieses Format wird von vielen Editoren unterstützt. Bei einigen Editoren (z.B. Microsoft Word) können Sie die
      Links ins Internet direkt anklicken. Dadurch können Sie die Quellen komfortabel im Original nachlesen und dabei ihre Authentizität überprüfen. Mit Rücksicht auf die
      Formvorschriften der Staatsanwaltschaft erhalten Sie diese Anzeige außerdem ausgedruckt auf Papier.


      Die folgende Auflistung ist nach möglichen Delikten gegliedert. Damit möchte ich Ihre Nachforschungen jedoch nicht auf die genannten Delikte beschränken. Ziel ist einfach nur
      eine Erhöhung der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit durch Gruppierung der Verdachtsmomente.

      Zunächst eine Übersicht:

      1. Kursbetrug und Missbrauch der Ad-Hoc-Publizität

      2. Bilanzfälschung

      3. Insiderhandel

      4. Vernachlässigung von Aufsichtsratspflichten

      5. Vernachlässigung von Kontrollpflichten seitens staatlicher Organe

      6. Fahrlässige oder vorsätzliche Herbeiführung des Insolvenzfalles

      7. Veruntreuung zweckgebundener Mittel

      8. Mangelhafte Insolvenzverwaltung

      9. Suboptimale Verwertung einer Insolvenzmasse


      Die Verdachtsmomente im Einzelnen:
      ============================


      1. Kursbetrug und Missbrauch der Ad-Hoc-Publizität
      =========================================

      Die US-Investmentbank Lehman Brothers war 1998 bei Schneider mit 20 % eingestiegen und hat danach als (einziger) Schneider-Analyst Beurteilungen veröffentlicht, die den
      Kurs sehr trieben: Zum Beispiel hat Lehman am 14.07.2000 ein 15-Monats Kursziel von 120 Euro ausgegeben. (Tatsächlich stand Schneider gut 15 Monate später kurz vor der
      Insolvenz.) Das Kursziel 120 Euro wurde am 30.11.2000 noch einmal von Lehman bestätigt. Zum Vergleich: Vor der Veröffentlichung dieser Analysen bewegte sich der
      Schneider-Kurs (splitbereinigt) über Jahre zwischen 10 und 20 Euro. In zeitlicher Nähe zu den Lehman-Analysen erreichte der Kurs sein Allzeithoch von 72 Euro. Von diesem
      Allzeithoch aus sank der Kurs kontinuierlich auf 2,5 Euro, um dann Ende Januar 2002 - nach Bekanntwerden der Zahlungsunfähigkeit - auf 0,1 Euro zu sinken.

      Dazu ist anzumerken, dass im Jahr 2000 die Laser-Projektoren sich noch im Prototyp-Stadium befanden, während Ende 2001 endlich die ersten Seriengeräte im Dauereinsatz
      waren.

      Abgesehen davon, dass die Lehman-Analysen dem Wert des eigenen Schneider-Pakets sicher nicht abträglich waren, lässt sich das ambitionierte Kursziel von 120 Euro
      durchaus unterschiedlich deuten:

      Entweder die von Schneider entwickelte Laser Display Technology hat wirklich diesen hohen Wert.
      - Dann müsste der Kurs später nach unten manipuliert worden sein.

      Oder aber die Technik war doch noch nicht so ausgereift oder nicht so aussichtsreich.
      - Dann wäre das Kursziel von 120 Euro als völlig überhöht anzusehen.

      Sollte sich herausstellen, dass das Kursziel von 120 Euro völlig überhöht war, so muss die Schuld dafür nicht allein bei Lehman liegen. Vorstellbar ist auch, dass Schneider nur
      einseitig positive Informationen an Lehman weitergab, negative dagegen zurückhielt.

      Quellen:
      http://kurse.exchange.de/exchange/de/charts/flex.chart?symbo…
      http://www.share-infos.de/Articles/Article.cfm?FN=Content&ID…
      http://www.share-infos.de/Articles/Article.cfm?FN=Content&ID…
      http://www.euroamsonntag.de/analysen/analysen_detail.asp?Ana…
      http://www.euroamsonntag.de/analysen/analysen_detail.asp?Ana…
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #126

      Nachdem der Schneider-Kurs Mitte August 2001 von 72 auf 15 Euro gesunken war, senkte Lehman das Kursziel abrupt von 120 auf 18 Euro (!), woraufhin der Kurs noch einmal
      drastisch sank. Dies führte zu Spekulationen, dass Lehmann eine feindliche Übernahme zu künstlich gedrückten Kursen plane.

      Quellen:
      http://www.euroamsonntag.de/analysen/analysen_detail.asp?Ana…
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #434
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #512
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #531
      http://www.euroamsonntag.de/eurams/archiv/berichte_detail.as…
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #593
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #963
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1277

      Bezüglich Schneider selbst ist zu prüfen, ob die Ad-Hoc-Publizität nicht dadurch missbraucht wurde, dass nur positive Meldungen an die Öffentlichkeit weitergegeben wurden,
      negative dagegen bis Ende 2001 zurückgehalten wurden. Neben den eigentlichen Ad-Hoc-Meldungen von Schneider gilt dies insbesondere auch für die Rede des damaligen
      Vorstandsvorsitzenden Benedikt Niemeyer auf der Hauptversammlung 2001.

      Quellen:
      http://www.psp.apa.at/dgap/psp?CMD=Titelliste&DATUM=&DATUMVO…
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #282
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1263
      http://www.schneider-ag.de/
      -> Investor Relations
      -> -> Rede des Vorstandsvorsitzenden bei der Hauptversammlung
      -> Presse und Medien
      -> -> Downloadbereich, Beispiel:
      -> -> -> 05.06.2000: "Schneider startet Serienproduktion von Laserprojektionssystemen"
      Diese Ad-Hoc enthielt Planzahlen, die später bei weitem nicht erreicht wurden:
      Fertigung von 50 Lasersystemen im Jahr 2000 und 100 im Jahr 2001.
      Diese Zahlen wurden nie durch eine spätere Ad-Hoc korrigiert.
      Im Sinne der Ad-Hoc-Publizizät hätten sie jedoch umgehend korrigiert werden müssen - sowie absehbar wurde, dass ihre Einhaltung nicht mehr möglich sein würde.

      Technische Anmerkung:
      Falls Sie einen Download auf der Schneider-Presse-Seite nicht lesen können, versuchen Sie folgendes:
      a.) Suchen Sie zum selben Datum unter einer anderen Rubrik auf derselben Seite.
      b.) Ändern Sie nach dem Download die Datei-Endung von .php3 auf .pdf (Acrobat Reader) oder .wri (WordPad).
      c.) Wenden Sie sich an mich. Ich habe alle Dateien gesichert.
      Falls irgendwelche der von mir zitierten Internet-Seiten nicht mehr verfügbar sein sollten, finden Sie diese evtl. noch im globalen Internet-Archiv: http://www.archive.org/


      2. Bilanzfälschung
      ==============

      Der Verdacht der Bilanzfälschung ergibt sich zum einen aus einer Rede des bayerischen Wirtschaftsministers Otto Wiesheu, in der er sagt: "Meine Damen und Herren, ich will
      jetzt niemandem zu nahe treten, aber das, was finanziell im Aufsichtsrat und gegenüber der LFA dargestellt worden ist - ich drücke mich ganz vorsichtig aus -, hat etwas schöner
      geklungen, als es tatsächlich war."

      Quelle:
      http://www.bayern.landtag.de/ElanTextAblage/Protokolle/14%20…
      Dort auf pdf-Seite 67 (Protokoll-Seite 5793)

      Zum anderen heißt es in der ersten negativen Ad-hoc von Schneider am 03.12.2001:
      "Nach dem Ausscheiden des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden (vgl. ad-hoc Meldung vom 26.10.2001) hat der Vorstand der SCHNEIDER Technologies AG eine umfassende
      Bestandsaufnahme vorgenommen. Hierbei ergaben sich neue Einschätzungen und Bewertungen, nach denen das Unternehmensergebnis im Geschäftsjahr 2001 erheblich
      mehr belastet ist als bisher angenommen."

      Quellen:
      http://lib-o-mat.feedback.de/cms4/word.php3?id=7753
      http://www.sharper.de/sharperweb/fn/sharp/SH/0/sfn/buildshar…


      3. Insiderhandel
      ============

      Wie unter Punkt 1 ausgeführt, sank der Schneider-Kurs von seinem Allzeithoch (72 Euro, Mitte 2000) kontinuierlich auf 2,5 Euro vor Bekanntwerden der Zahlungsunfähigkeit
      Ende Januar 2002.

      Sichtet man dagegen die öffentlich verfügbaren Informationen über Schneider, so stellt man fest, dass die Unternehmensnachrichten seitens Schneider bis Ende 2001
      durchweg positiv waren (siehe Punkt 2). Am 03.12.2001 kam zwar als erste jemals negative Nachricht eine Gewinnwarnung, diese wurde jedoch noch vor Weihnachten durch
      eine strategische Erfolgsnachricht (Kooperation zwischen STN Atlas und L-3) und optimistische Töne vom Vorstandsvorsitzenden Adam auf einer Schneider-Weihnachtsfeier
      überspielt. Zumindest die einfachen Mitarbeiter schienen Ende Januar 2002 völlig überrascht von der Zahlungsunfähigkeit zu sein.

      Diese offensichtliche Diskrepanz zwischen anhaltend positiven Unternehmensnachrichten und kontiuierlich sinkendem Aktienkurs legt den Verdacht auf Insider-Handel nahe.

      Quellen:
      http://kurse.exchange.de/exchange/de/charts/flex.chart?symbo…
      http://archiv.dgap.de/dgap/psp?CMD=Volltext&DOC=DGAP_2001120…
      http://lib-o-mat.feedback.de/cms4/word.php3?id=7777
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #438
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #690


      4. Vernachlässigung von Aufsichtsratspflichten
      =====================================

      Hauptaufgabe des Aufsichtsrats einer AG ist es, die laufende Arbeit des Vorstandes zu überwachen. Dabei hat er insbesondere strategische Entscheidungen zu genehmigen
      und auf die Einhaltung der zuvor abgestimmten Planung sowie auf einen ordentlichen Zustand der Finanzen zu achten (siehe dazu auch die Punkte 5 und 6). Da als
      Hauptursache der Schneider-Insolvenz in der Öffentlichkeit meist die wiederholten Verzögerungen bei der Auslieferung der professionellen Laser-Projektoren genannt wurde
      und - wie unter Punkt 2 ausgeführt - sich auch der Verdacht der Bilanzfälschung aufdrängt, muss geprüft werden, ob der Aufsichtsrat seinen Aufgaben ausreichend
      nachgekommen ist.

      Weiterhin ist zu prüfen, ob der Aufsichtsrat eine Mitverantwortung für die intransparente Informationspolitik des Vorstands trägt (siehe dazu auch Punkt 1). Diese
      Informationspolitik war vermutlich einer der Gründe, warum Ende Januar die Verhandlungen mit den Kreditgebern endgültig scheiterten. Im folgenden sind u.a. Auszüge aus
      dem inzwischen von der Schneider-Homepage verschwundenen Gästebuch aufgelistet. Diese belegen, dass seitens der Aktionäre mehrfach eine transparentere, zeitnähere
      und öffentliche Berichterstattung angemahnt wurde.

      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #615
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #921
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #948
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #990
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Postings #1054 + #1059
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1172
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1253
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1276
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1293
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1377
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1754
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Postings #1761 + #1766 + #1772 + #1779
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Postings #1781 + #1786 + #1795 + #1797


      5. Vernachlässigung von Kontrollpflichten seitens staatlicher Organe
      =====================================================

      Nach der ersten Rettung von Schneider im Jahr 1998 war die staatliche Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) mit 63% Mehrheitsaktionär bei Schneider. Dieser
      Wert reduzierte sich im Laufe der Zeit. Seit 30.05.2000 ist die LFA mit 19,07% immer noch größter Aktionär von Schneider. Das heißt: Rund ein Fünftel von Schneider gehört dem
      Freistaat Bayern. Es ist üblich, dass große Anteileigner eigene Vertreter in den Aufsichtsrat schicken, damit ihre Interessen auf jeden Fall gewahrt bleiben. So auch bei
      Schneider. Nur schienen die Interessen nicht gewahrt worden zu sein. Immerhin sah sich der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu genötigt, sich mit folgenden Worten
      zu entschuldigen: "Sie sind da von den Ihnen vorgelegten Zahlen und Daten abhängig." Andere politische Parteien und die Wirtschaftspresse sind jedoch durchaus der
      Meinung, dass die staatliche Kontrolle aktiver ausgeübt werden sollte.

      Bezogen auf die historisch maximale Schneider-Börsenkapitalisierung von knapp 1 Milliarde Euro, hat der Freistaat Bayern immerhin ein Vermögen von knapp 200 Millionen
      Euro verloren. Bezogen auf den von Lehman ausgegebenen Zielkurs von 120 Euro lägen die Werte noch gut 50% höher.

      Quellen:
      http://www.share-infos.de/Articles/Article.cfm?FN=Content&ID…
      http://www.bawe.de/database/stimmrechte.htm
      http://www.bayern.landtag.de/ElanTextAblage/Protokolle/14%20…
      Dort ab pdf-Seite 60, speziell 67 (ab Protokoll-Seite 5786, speziell 5793)
      http://www.lasertv.net/artikel_zeitschrift.html


      6. Fahrlässige oder vorsätzliche Herbeiführung des Insolvenzfalles
      ===================================================

      Im Nachhinein ist es völlig unverständlich, warum Schneider eine bereits genehmigte Kapitalerhöhung nicht rechtzeitig durchführte, um damit die Liquidität zu erhöhen. Noch im
      Halbjahresbericht vom 16.08.2001 schrieb der damalige Vorstandsvorsitzende Benedikt Niemeyer:
      "Aus unserer Sicht steht die Firma so gut da wie in den letzten zehn Jahren nicht mehr. Die Zukunft für SCHNEIDER sieht ausgesprochen gut aus. Unter marktüblichen
      Fremdfinanzierungsbedingungen erscheint eine Kapitalerhöhung vor dem Anlauf des Consumer Lasers nicht notwendig."

      Quelle:
      http://lib-o-mat.feedback.de/cms-public/schneider/presse/tec…

      Auch der nachfolgende Vorstandsvorsitzende Ralf Adam wies in öffentlichen und privaten Aussagen Liquiditätsengpässe immer weit von sich.

      Quellen:
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #714
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1155
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #166
      http://www.ftd.de/ub/in/13179363.html?nv=sl


      Nachdem die Insolvenz Ende Januar 2002 aber doch eingetreten ist, können die zuvor gemachten Aussagen der Vorstände zur Liquidität durchaus unterschiedlich gedeutet
      werden:
      a.) Niemeyer und Adam waren in ihren Einschätzungen einfach zu optimistisch.
      b.) Die Kreditgeber haben sich plötzlich nicht an gemachte Zusagen gehalten.
      c.) Adam wollte den Banken eine höhere Kreditlinie abpressen und ist damit gescheitert.
      d.) Die Insolvenz könnte auch vorsätzlich herbeigeführt worden sein.
      Sowohl durch den Vorstand als auch durch die Kreditgeber.
      Dabei könnten Dritte die eigentlichen Auftraggeber gewesen sein.

      Motive für die Variante d könnten gewesen sein, sich der defizitären Schneider Electronics AG (und vor allem deren Mitarbeiter) auf kaltem Wege zu entledigen und/oder die
      begehrte Laser Display Technologie zum Insolvenzpreis an ein interessiertes Unternehmen zu verschachern.
      Die Spekulationen gehen in diesem Punkt auch deshalb weit auseinander, weil sich die Herren Niemeyer und Adam sowie der letzte Finanzvorstand Hans Szymanski bis heute
      nicht öffentlich gerechtfertigt haben.


      7. Veruntreuung zweckgebundener Mittel
      ==================================

      Im April 2000 führte Schneider eine Kapitalerhöhung durch, die dem Unternehmen einen Mittelzufluss von ca. 45 Mio. Euro brachte. Dieser sollte laut Verkaufsprospekt (Seite 9)
      "maßgeblich zur Finanzierung des Ausbaus des Geschäftsfeldes Laser-Display-Technologie verwandt werden." - Die Verantwortung für den Prospektinhalt (Prospekthaftung,
      siehe Seite 5) übernahmen neben Schneider auch Lehman Brothers Europe und die Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LFA).
      Auf Seite 39 des Verkaufsprospekts ist auch die Umstrukturierung der ehemaligen Schneider Rundfunkwerke in die Holding Schneider Technologies AG und die operativen
      Töchter Schneider Electronics AG (Unterhaltungselektronik) und Schneider Laser Technologies AG erläutert. Auf derselben Seite ist darauf hingewiesen, dass die neue Holding
      maximal noch 5 Jahre für die an die Electronics AG übergegangenen Altschulden haftet. Es muss also allen Verantwortlichen (Vorstand, Aufsichtsrat, Lehman und LFA) bewusst
      gewesen sein, dass das Ziel der Holdingstruktur - eine Risikoentkopplung der operativen Töchter - erst im Jahr 2005 erreicht sein würde und dass bis dahin besondere
      Vorkehrungen zu treffen wären, damit die Zweckbestimmung des Mittelzuflusses von 45 Mio. Euro für die Laser Display Technologie nicht gefährdet würde. Insbesondere hätten
      diese 45 Mio. Euro nicht zur Deckung von Verbindlichkeiten der Eletronics AG verwendet werden dürfen, sondern hätten als Sicherheitsreserve separiert werden müssen.
      Umso alarmierender erscheint das folgende im Internet zitierte Dokument: "Mit Sicherheitenpoolvertrag vom 04.12.2001, 18.12.2001, 21.12.2001, 02.01.2002 und 18.01.2002
      hat sich die Schneider Laser Technologies AG GESAMTSCHULDNERISCH mit der Schneider Technologies AG und der Schneider Electronics AG gegenüber der Dresdner
      Bank, Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG, der Bayerischen Landesbank, Girozentrale München, der Sparkasse Memmingen-Lindau und der LFA Förderbank Bayern zur
      Rückzahlung eines Gesamtkredites in Höhe von 27,869 Mio Euro verpflichtet. Die Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung hat darüber hinaus dem Schneider Konzern
      Mittel in Höhe von 12,825 Mio Euro zur Verfügung gestellt, für die die Schneider Laser Technologies AG ebenfalls gesamtschuldnerisch haftet." - Wenn dieses Dokument
      authentisch ist, könnte es bedeuten, dass die LFA die in ihrem eigenen Börsenprospekt angepriesene Holding-Strategie konterkariert hat. Sollte der Sicherheitenpoolvertrag für
      bereits bestehende Kredite abgeschlossen worden sein, so ist ausserdem die Frage zu stellen, ob die Schneider Laser Technologies AG dafür überhaupt eine besondere
      Gegenleistung erhielt oder ob dieser Sicherheitenpoolvertrag nicht gegen geltendes Recht verstößt bzw. eine Veruntreuung auf Seiten der Schneider-Verantwortlichen darstellt.

      Quellen:
      http://www.schneider-ag.de/
      -> Presse und Medien
      -> -> Downloadbereich
      -> -> -> "Börsenverkaufsprospekt" oder direkt:
      http://www.schneider-ag.de/deutsch/investor/download/kapitalerhoehung.zip
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #5053 + #5054 + #5055 + #5059
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #5066


      8. Mangelhafte Insolvenzverwaltung
      ============================

      Am 09.04.2002 wurde beim Amtsgericht Memmingen ein Insolvenzplan zur Sanierung der Holding Schneider Technologies AG vorgelegt. Dieser wurde am 08.05.2002 von der
      Gläubigerversammlung abgelehnt. Auf Anfrage einiger Aktionäre kommentierte der zuständige Insolvenzverwalter Michael Jaffé das Scheitern in einem Brief mit folgenden
      Worten:
      "Grund hierfür war, daß vor allem die Bankengläubiger der Auffassung waren, im Rahmen einer Regelverwertung der Vermögenswerte der Schneider Laser Technologies AG
      durch Hr. Rechtsanwalt Dr. Kübler als Insolvenzverwalter höhere Erlöse zu erhalten, als im Rahmen einer Sanierung der Schneider Technologies AG mittels Insolvenzplan."

      Es erscheint jedoch zunächst völlig unverständlich, wieso ein Insolvenzplan vorgelegt wurde, der nicht im Vorfeld mit den Hauptgläubigern abgestimmt war, sodass die
      Zustimmung der Gläubigerversammlung reine Formsache gewesen wäre. Grundsätzlich sind die beiden folgenden Alternativen zu prüfen (es mag aber auch noch weitere
      geben):
      a.) Der Insolvenzplan wurde mit den Hauptgläubigern im Vorfeld nicht ausreichend abgestimmt.
      b.) Unmittelbar vor der Gläubigerversammlung änderten zu viele Gläubiger ihre Meinung, weil bekannt geworden war, dass sich beim Insolvenzverwalter der operativen Tochter
      Schneider Laser Technologies AG, Bruno Kübler, inzwischen 27 potenzielle Investoren gemeldet hatten. Letzteres ist ein Indiz dafür, dass der Marktwert der Laser Display
      Technologie von Schneider doch recht hoch sein muss und sich eine Fortführung des Unternehmens Schneider umso eher lohnen müsste. Unter diesen Umständen hätten die
      Gläubiger natürlich mehr als die in der Öffentlichkeit kolportierten 10% erwarten dürfen. Der Insolvenzplan hätte also nachgebessert werden müssen. Daran scheint der
      Insolvenzverwalter der Holding, Michael Jaffé, jedoch kein Interesse zu haben. Jedenfalls gibt es keine allgemein verfügbare Meldung, dass er an einer Nachbesserung des
      Insolvenzplans arbeiten würde und eine diesbezügliche Anfrage meinerseits blieb bis heute unbeantwortet.

      Quellen:
      http://archiv.dgap.de/dgap/psp?CMD=Volltext&DOC=DGAP_2002040…
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…
      http://archiv.dgap.de/dgap/psp?CMD=Volltext&DOC=DGAP_2002050…
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #4826
      http://www.ftd.de/ub/in/1014399087036.html?nv=se
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…4
      dort Posting #4470
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…5
      dort Posting #4484


      9. Suboptimale Verwertung einer Insolvenzmasse
      ========================================

      Natürlich ist es erfreulich, dass sich beim Insolvenzverwalter der operativen Tochter Schneider Laser Technologies AG, Bruno Kübler, inzwischen 27 potenzielle Investoren
      gemeldet haben. Allerdings konnte ich bis dato keine öffentliche Ankündigung für ein öffentliches Bieterverfahren finden. Auch schweigt sich Hr. Kübler darüber aus, wie das
      Bieterverfahren ablaufen soll. Auf eine diesbezügliche Anfrage habe ich bis dato keine Antwort erhalten. Dies stimmt mich umso bedenklicher, als ich auf eine frühere Anfrage
      zur Schneider-Insolvenz durchaus eine Antwort von der Kanzlei Kübler erhalten habe. Damit besteht aus meiner Sicht die Gefahr, dass bei dem von Hr. Kübler angestrebten
      Verkauf der Schneider Laser Technologies AG ein suboptimaler Preis erzielt wird. Die Gefahr besteht in zweierlei Hinsicht:

      a.) Um die Laser Display Technologie in Deutschland zu halten, könnte durch politische Einflussnahme einem geringeren Gebot aus Deutschland der Vorzug gegenüber einem
      höheren ausländischen gegeben werden. Dies wäre jedoch ein klarer Verstoß gegen die vom Insolvenzrecht geforderte maximale Verwertung der Insolvenzmasse. - Wenn also
      der politische Wille bestehen sollte, die Laser Display Technologie in Deutschland zu halten, so führt der sauberste Weg zu diesem Ziel über eine Sanierung der Holding
      Schneider Technologies AG. Alles andere käme einer kalten Enteignung der Altaktionäre (und damit auch des deutschen Steuerzahlers) gleich.

      b.) Die Summe der Forderungen an die Holding Schneider Technologies AG wird vom zuständigen Insolvenzverwalter auf eine Größenordnung von 100 Millionen Euro
      geschätzt. Sollte die Veräußerung der operativen Töchter Schneider Electronics AG und Schneider Laser Technologies AG die Grenze von 100 Millionen Euro übersteigen oder
      auch nur in die Nähe davon kommen, so würde zu Recht die Frage laut werden, warum die Holding nicht mit einem nachgebesserten Insolvenzplan gerettet wurde.

      Es erscheint also zwingend, das Bieterverfahren möglichst öffentlich durchzuführen. - Nicht nur um politscher und sonstiger Einflussnah
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 13:07:35
      Beitrag Nr. 582 ()
      Fortsetzung

      Es erscheint also zwingend, das Bieterverfahren möglichst öffentlich durchzuführen. - Nicht nur um politscher und sonstiger Einflussnahme vorzubeugen, sondern auch, weil
      angesichts der großen Anzahl potenzieller Investoren ein nicht öffentliches Bieterverfahren leicht angefochten werden könnte. Als Vorbild sollte die Versteigerung der
      UMTS-Lizenzen dienen.

      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #2069
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #2170
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #4480


      Schlussbetrachtung
      =================

      In einer Schlussbetrachtung möchte ich Ihnen veranschaulichen, welchen Stellenwert die Schneider-Insolvenz für die deutsche Wirtschaft hat:
      Es geht hier eigentlich weniger um einen bedeutenden Vermögensverlust, den ein deutsches Bundesland und damit letztlich der deutsche Steuerzahler erlitten hat. - Es geht vor
      allem um den Verlust zukünftiger Renditen aus einer fundamental sehr aussichtsreichen Unternehmensbeteiligung. Dass die Laser Display Technologie sehr aussichtsreich
      ist, wurde nicht nur durch die Verleihung des ersten deutschen Zukunftspreises, sondern gerade in letzter Zeit auch durch eine lange Reihe von Fachgremien und beteiligten
      Unternehmen belegt. Details entnehmen Sie bitte dieser Link-Sammlung:

      Historie und Allgemeines:
      http://www.tu-chemnitz.de/spektrum/98-1/tu22.html
      http://www.isst.fhg.de/info@polis/nr10/Zukunftspreis2.html
      http://www.isst.fhg.de/info@polis/nr9/Deter.html
      http://idw-online.de/public/pmid-500/zeige_pm.html
      http://www.get-tv.de/users/lasertv.html
      http://www.gep.de/medienpraktisch/amedienp/mp1-00/1-00voll.h…
      http://www.avinvest.de/content/2001/heft05/10.pdf
      http://www.laserist.org/Laserist/Fenning%20Awards%202001.htm…
      http://lfw.pennnet.com/Articles/Article_Display.cfm?Section=…
      http://www.mindelheimer-zeitung.de/Portal/start?pagename=ind…

      Jenoptik LOS:
      http://www.jenoptik.com/de/press/news_item/Pressemeldung_id_…
      http://www.jenoptik.com/de/press/news_item/Pressemeldung_id_…
      http://www.jenoptik.com/de/press/news_item/Pressemeldung_514…
      http://www.jenoptik-los.de/lasergeraete/deutsch/products/rgb…
      dort Klick auf "Technische Daten" oder direkt:
      http://www.jenoptik-los.de/lasergeraete/deutsch/products/rgb…
      Dort PDF-Download per Klick auf "RGB-Laser für Laseprojektionsdisplays" oder direkt:
      http://www.jenoptik-los.de/lasergeraete/deutsch/products/vor…

      Osram:
      http://lib-o-mat.feedback.de/cms4/word.php3?id=1928
      http://www.osram-os.com/news/news_bluelaser.html

      Carl Zeiss:
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/Search/5AC54D0E8A88395D…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/allBySubject/7C50B72B6F…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/Search/3B021637278343DC…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/Search/D50EE4E0D450ED35…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/Search/FE0FC1E55892D24E…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/Search/79D9A5BAC1624F8E…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/Search/1EB2E2457E7D0E6B…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/Search/E6BB8A528DCFE1C9…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/Search/E00AE2762EE919B5…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038CD75/Search/9E33EC6E95A39701…
      http://www.zeiss.de/C12567B00038651B/Search/61583FE2497F37ED…
      http://www.planetarium-hamburg.de/frame.html
      http://www.planetarium-wien.at/index2.html
      http://www.laserist.org/Laserist/Back_issues_1022_Laserium.h…

      GMN
      http://www.gmn.de/d/news/news_laser.html

      SGI
      http://www-support.sgi.de/newsroom/archiv00/0007-054.html
      http://www.sgi.de/newsroom/archiv01/0103-027.html

      AVI
      http://www.av-imagineering.com/whitelightlaser/
      http://www.av-imagineering.com/whitelightlaser/video.htm
      http://www.av-imagineering.com/whitelightlaser/videolaser.htm
      http://www.laserist.org/Laserist/New_prod_summer01.html#anch…
      http://www.laserist.org/Laserist/tech_tips.html#anchor41955
      http://www.wallstreet-online.de/si/community/board/threadpag…
      dort Posting #1187

      International Laser Productions
      http://www.internatlaser.com/SCHNEIDER.html

      STN Atlas
      http://www.stn-atlas.de/sae/Hauptframe.htm?/sae/deutsch/news…
      http://www.stn-atlas.de/sae/Hauptframe.htm?/sae/deutsch/ausb…
      http://www.rheinmetall-detec.de/de/news/main.php?nx=37.0
      http://www.stn-atlas.de/sae/Hauptframe.htm?/sae/deutsch/news…

      L-3
      http://lib-o-mat.feedback.de/cms-public/schneider/presse/tec…
      http://www.link.com/pr121901.html


      Leider fällt es vielen Menschen schwer, die Bedeutung einer Technologie zu ermessen, bevor sie sich soweit durchgesetzt hat, dass sie für alle im täglichen Leben sichtbar
      wird. Gute Beispiele hierfür sind die CD und die DVD.
      Der substanzielle Wert von Schneider lässt sich deshalb vielleicht am besten veranschaulichen, indem man sich eine Firma vorstellt, die im Alleinbesitz der (bereits etablierten)
      Technologie für Laser-Drucker ist. (Alleinbesitz heißt in diesem Fall, dass die Technologie weltweit durch 150 bis 300 Patente abgesichert ist.) Dieser Vergleich erscheint mir
      nicht nur im Hinblick auf die Technologie selbst, sondern vor allem auch im Hinblick auf den Preisrahmen der Geräte, die zu erwartenden Stückzahlen und die Überlegenheit
      gegenüber den nächst besten Technologien passend. Nur in einem Punkt hinkt er: Während für die meisten etablierten Technologien heute schon Alternativen denkbar sind,
      dürfte es in der Bildprojektion für die Laser Display Technologie mangels bekannter physikalischer Phänomene auf absehbare Zeit keine Konkurrenz geben!

      Angesichts dieses Stellenwertes wäre es völlig unangemessen, die Schneider-Insolvenz als Anekdote zu den Akten zu legen. Vielmehr sollten die Hintergründe aufgeklärt und
      die Schuldigen ohne Ansehen der Person verfolgt werden. - Zumal es momentan immer noch möglich ist, das substanziell bedeutende Vermögen mit enormen
      Rendite-Aussichten für den deutschen Steuerzahler zu retten.

      27.06.2002
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 13:54:48
      Beitrag Nr. 583 ()
      Erneut herzlichen Dank für die Zusammenstellung.

      MfG

      TC
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 17:16:53
      Beitrag Nr. 584 ()
      Nicht NM;aber erwähnenswert










      Vorstand und Banken nach Babcock-Krise in der Kritik








      Siegen/Oberhausen (dpa) - Zu den Rettungsversuchen um den insolventen Oberhausener Maschinenbauer Babcock Borsig hat es heftige Kritik von Politikern und Gewerkschaften an Vorstand, Gläubigerbanken sowie Bundesregierung gegeben. In Siegen warf der nordrhein-westfälische CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers dem Aufsichtsrat des insolventen Unternehmens Versagen vor.

      «Die hätten das alles sehen und wissen müssen, dafür sind Aufsichtsräte da», sagte Rüttgers auf dem Landesparteitag. Er forderte den Babcock- Aufsichtsratsvorsitzenden Friedel Neuber indirekt zum Rücktritt auf. Der frühere WestLB-Chef sei mitverantwortlich dafür, dass «das Unternehmen vor die Wand gefahren worden ist».

      Die Verhandlungen zur Rettung von Babcock waren am Freitag unterbrochen worden und sollen am Montag fortgesetzt werden. Der angeschlagene Maschinenbauer benötigt zur Sanierung rund 750 Millionen Euro. Bund und Land wollen nach dem Rettungsplan mit einer Bürgschaft von etwa 430 Millionen Euro einspringen, berichtete NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) nach der Unterbrechung. Bei Babcock sind weltweit 22 000 Arbeitsplätze in Gefahr, davon 13 000 in Deutschland. Das Traditionsunternehmen war durch die Abgabe der Aktienmehrheit an der Kieler Werft HDW in die Krise geraten.

      Für die sechs beteiligten Kernbanken sei neben der Neuausrichtung des Konzerns ein neues Management absolute Vorbedingung für einen Sanierungsplan. Die WestLB und die Deutsche Bank hätten dem Rettungsplan bereits zugestimmt. Wenn die übrigen Banken nicht zustimmten, müsse das Insolvenzverfahren weitergeführt werden, sagte Clement.

      Am Wochenende wollte er Einzelgespräche mit den Vorständen der Banken und dem vorläufigen Insolvenzverwalter führen. Es sei überragend wichtig, Babcock Borsig mit seinen rund 300 Konzernunternehmen zusammenzuhalten, sagte der Ministerpräsident.

      Unterdessen kritisierte der baden-württembergische FDP-Vorsitzende Walter Döring die in Aussicht gestellte Bundesunterstützung für den Maschinenbaukonzern. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) habe aus der Holzmann-Pleite nichts gelernt und wolle dem insolventen Unternehmen Babcock hunderte Millionen Euro hinterherwerfen. «Wenn der Große in Gefahr gerät, kommen sie gerannt mit Millionen schweren Geldkoffern», sagte Döring in Karlsruhe. Dies könne zu Lasten des Mittelstands gehen.

      Nach Recherchen der Zeitung «Welt am Sonntag» verhielten sich bei den Verhandlungen zur Konzernrettung Commerzbank und HypoVereinsbank am zögerlichsten unter den Gläubiger-Banken. Dabei sei eine Lösung greifbar nahe gewesen, berichtet die Zeitung unter Verweis auf Angaben aus Verhandlungskreisen. Unter dem Strich sei es nur noch um die Risikoübernahme für eine Summe von annähernd 70 Millionen Euro gegangen.

      IG-Metall-Chef Klaus Zwickel kritisierte die Haltung der Banken scharf. «Tausende Arbeitnehmer drohen zum Opfer eines Konzernpokers zu werden», sagte er der «Bild»-Zeitung. Nachdem die Arbeitnehmer bereits auf ihre zustehende Tariferhöhung verzichtet hätten, seien nun die Banken am Zuge, das Unternehmen zu sanieren und die Arbeitsplätze zu retten.

      «Schluss damit, dass Gewinne privatisiert und die Verluste auf den Rücken der Arbeitnehmer sozialisiert werden», zitiert die Zeitung den IG-Metall-Vorsitzenden.


       
      14:07 am 06.07.2002 - Rubrik: Wirtschaft
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 22:23:15
      Beitrag Nr. 585 ()
      Quelle: Capital



      Bundesgerichtshof stärkt Rechte von Optionsscheinanlegern   
      Von Andrea Steinert
      [05.07.02, 16:24]




        

      Die Consors Discount-Broker AG muss einem Anleger einen großen Teil seines Schadens erstatten, weil sie ihn nicht deutlich genug über den drohenden Verfall seiner Optionsscheine informiert hatte. Das entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in einem jetzt veröffentlichten Urteil (Aktenzeichen XI ZR 197/01). Der Kunde hatte im März und Mai 1997 Optionsscheine im Wert von insgesamt rund 87.000 Mark gekauft. Nachdem der Anleger weder sein Optionsrecht ausgeübt, noch die Scheine weiterverkauft hatte, erlitt er einen Totalverlust. Da der Kunde sich zum Ende der Laufzeit allerdings nicht um seine Optionsscheine gekümmert hatte, wiesen die Richter ihm eine Mitschuld in Höhe von einem Drittel zu. Rechtsanwalt Wolf von Buttlar, der den Anleger in den Vorinstanzen vertreten hatte: "Auf dieses günstige Urteil können sich auch andere Anleger, denen Vergleichbares passiert ist, berufen."

      Optionsscheine im Wert von 102.200 Mark über Nacht wertlos

      Der Anleger hatte insgesamt 1.400 Optionsscheine gekauft. Sie gaben ihm das Recht, bis zum 30. Juni 1997 insgesamt 280 Aktien der Deutschen Bank zu einem festgelegten Preis zu kaufen. Da die Aktien der Deutschen Bank in den folgenden Monaten stiegen, nahmen die Optionsscheine an Wert zu. Der Anleger hätte die Scheine nun verkaufen oder spätestens bis zum 30. Juni 1997 sein Optionsrecht ausüben müssen - also die Aktien der Deutschen Bank zu dem vereinbarten Sonderpreis kaufen. Er ließ jedoch die Frist verstreichen, und damit wurden seine Optionsscheine, die bis dahin auf 102.200 Mark gestiegen waren, wertlos.

      Geschäftsbedingungen sind entscheidend

      Der Bundesgerichtshof stützte sich in seinem Urteil auf die von der Bank verwandten Geschäftsbedingungen. In den "Sonderbedingungen für das Discount Brokerage" verpflichtet sich Consors nämlich selbst, die Anleger zu informieren. Konkret heißt es hier: "Über den Verfall von Rechten aus Optionsscheinen ... wird die Bank den Kunden mit der Bitte um Weisung benachrichtigen ..." Tatsächlich hat Consors den Kunden auch angeschrieben. Allerdings sei aus dem Schreiben nicht klar hervorgegangen, dass ein Totalverlust drohe, kritisierten die Richter. Die von Consors verwandten Sonderbedingungen sind in der Branche üblich. Insofern können andere Anleger in einer ähnlichen Situation nach dem neuen Urteil des BGH wieder hoffen.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 13:31:40
      Beitrag Nr. 586 ()
      08.07.2002 - 12:06 Uhr

      Finanz-Manipulationen schwächen die Märkte

      Die jüngst zu Tage getretenen Bilanzmanipulationen und Fehlbuchungen bei US-Unternehmen haben nach Ansicht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) Schwächen im Prozess der Aufbereitung von Finanzinformationen für die Anleger deutlich gemacht. Analysten übernehmen demnach eine "verhängnisvolle Rolle".

      Reuters BASEL. Durch die Vorgänge um Firmen wie Enron, Xerox, Tyco und Worldcom würden die Investoren abgeschreckt, die Marktpreise würden verzerrt und es könnte zu einer Fehlallokation von Kapital kommen, schreibt die BIZ in ihrem am Montag veröffentlichten Jahresbericht weiter.

      Zuverlässige Informationen über die Lage und die Aussicht einzelner Unternehmen gelten "als das Lebenselexier der Märkte", hiess es in dem Jahresbericht. Die Basisinformationen kommen dabei von den Unternehmen selbst, doch auch Wirtschaftsprüfer und Aktienanalysten seien an der Bereitstellung von Informationen für die Märkte beteiligt.
      Selbst unter normalen Bedingungen berge die Bereitstellung dieser Finanzinformationen ein fundamentales Dilemma, erklärte die BIZ. Die Aufbereitung der Informationen ist kostspielig, aber zugleich ist es schwierig, die Kosten auf die Anleger zu überwälzen. Daher werden die Wirtschaftsprüfer von den Unternehmen bezahlt. Banken, die Analysen finanzieren, haben noch andere Geschäftsbeziehungen zu den analysierten Unternehmen. Dieses System habe aber in der Vergangenheit trotz allem "einigermassen gut" funktioniert.

      Verhängnisvolle Rolle der Analysten

      Doch mit dem "Zeitgeist" und dem von den Technologiewerten angeführten Börsenboom Ende der 90er-Jahre kamen, so der BIZ-Bericht, kreative Methoden der Rechnungslegungen und Pro-forma-Ausweise, die die schlechten Nachrichten ausklammerten. "Wirtschaftsprüfer und Aktienanalysten fanden sich zunehmend in der gleichen Interessenlage wie die Unternehmen, die ihre Ertragsausweise schönten," so die BIZ.

      Und Analysten spielten eine verhängnisvolle Rolle. Diese schienen eine "schier unheimlichen Fähigkeit, die ausgewiesenen Gewinne genau vorherzusagen" zu besitzen und konnte so ihre Autorität bei den Anlegern deutlich steigern. "Und kaum jemand hegte den Verdacht, dass diese scheinbare Vorahnung auf kreativ gestaltete Ertragsausweise der Unternehmen selbst zurückzuführen sein könnte," hiess es im Bericht der BIZ.

      Entsprechend habe das Ansehen der bei grossen Wertpapierhäusern beschäftigten Analysten nun schwer gelitten und institutionelle Anleger würden jetzt mehr Mittel für eigene Analyse einsetzen. Der Fall Enron sei aber lediglich eine besonders drastische Offenbarung dieses Zeitgeistes gewesen. Zwar sei von Seiten der Wirtschaftsprüfer und Banken bereits einiges geschehen, um etwa Interessenkonflikte auszuschliessen oder zu mindern. Aber auch die Anleger haben die Messlatte für die erwartete Informationsqualität höher gelegt, so die BIZ.

      Die BIZ warnte jedoch vor einem überhasteten Vorgehen der Aufsichtsbehörden. Es gehe darum, Interessenkonflikte möglichst auszuschalten und falsche Anreizsysteme zu vermeiden. In vielen Bereichen würden bereits Selbstregulierungs-Mechanismen der Märkte wirksam. Die Behörden sollten mit Fingerspitzengefühl und ohne übergrosse Eile vorgehen.

      Risiken der Konzentration

      Die Funktion der Märkte könnte nach Ansicht der BIZ auch durch eine übermässige Konzentration beeinträchtigt werden. Fusionen und Übernahmen unter Banken und Finanzhäusern könnten in einigen Marksegmenten zu einem wachsenden Systemrisiko führen, hiess es in dem BIZ-Jahresbericht.
      In vielen Fällen nahm die Zahl der in einem Markt tätigen Händler und Marktmacher in der Vergangenheit ab. Das bedeute auch einen Abzug von Risikokapital, das zuvor für das Marktmachergeschäft zu Verfügung stand. Auch wachse die Gefahr, dass (fehlerhafte) Entwicklungen bei einem einzigen Händler Auswirkungen auf den ganzen Markt haben können. Eine hohe und weiter steigende Konzentration verzeichnete die BIZ bei Devisen- und Derivate-Geschäften. In neuerer Zeit sei der Konzentrationsgrad bei den Finanzinstituten besonders an den ausserbörslichen Märkten gestiegen.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 21:11:36
      Beitrag Nr. 587 ()
      Es geht weiter;


      Quelle: SZ





      Meister der Kommunikation

      Telekom-Star-Analyst Jack Grubman führte die Investoren in die Irre




      Jetzt erzählt man sich wieder Geschichten von Jack Benjamin Grubman, dem Staranalysten des Bankhauses Salomon Smith Barney, aber sie stammen aus einer anderen Welt. Dabei ist es erst vier Jahre her, dass Grubman als "Halbgott" der Telekom-Industrie durchs Land jettete, dass Amerikas Telefonriese SBC Communications den 49-Jährigen aufwändig nach Scottsdale, Arizona, zum Führungstreffen einflog und ihn Bosse mit bangem Blick fragten, was ihrer Firma denn noch fehle zum ganz großen Erfolg. Größer werden - und zwar dalli, hat Grubman dann gesagt; und schon drei Monate später hatte SBC 72 Milliarden Dollar in die Hand genommen, den Kommunikationskonzern Ameritech gekauft und in 30 neue Märkte investiert.

      Grubman war unter den Telekom-Analysten an der Wall Street die unumstrittene Nummer eins. Er führte die renommierte Rangliste des Institutional Investor an, er verdiente mit 20 Millionen Dollar Jahresgehalt mehr als jeder andere Analyst und trug Titel wie der "Halbgott" und "The king of telecom", der König der Telekommunikationsindustrie. Auf seinen Empfehlungslisten standen Worldcom, Qwest und Global Crossing, die großen Pleitiers des Jahres.

      Grubman bestimmte mit seinen Empfehlungen nicht nur das Schicksal von Aktienkursen, er gab den Unternehmen der Branche Strategien vor und hatte bei Personalentscheidungen entscheidend mitzubestimmen: Joseph Nacchio, Chef des Kommunikationsriesen Qwest, gilt als erste Grubman-Wahl. Jedes Haus an der Wall Street hätte Grubman gerne unter Vertrag genommen, aber Abwerbeversuche wie der von Goldman Sachs 1998 scheiterten und trieben Grubmans Marktwert weiter nach oben.

      Der Schaden, den Grubman angerichtet hat, hat unvorstellbare Dimensionen erreicht. Allein der Worldcom-Skandal kostete Anleger 175 Milliarden Dollar, fast dreimal so viel wie die Enron-Pleite. Aber Worldcom war nicht das einzige Mal, dass Grubman die Investoren mit seinen Empfehlungen in die Irre führte: Der Kommunikationskonzern Global Crossing etwa zählte bis Juni 2001 zu seinen "Top-Empfehlungen" - er ist inzwischen pleite und wird wegen Bilanzbetrugs möglicherweise strafrechtlich belangt. Ähnlich engagiert hatte sich Grubman bis zum vergangenen Jahr auch für XO Communications, McLeod USA und Winstar Communications stark gemacht, aber ihre Aktien sind kaum mehr etwas wert: Winstar und McLeod haben inzwischen Bankrott angemeldet und XO muss die Bilanzen korrigieren.

      Grubman hat niemals einen Hehl daraus gemacht, dass er die so genannte Chinesische Mauer, die Trennlinie zwischen Analyse- und Investmentgeschäft, nicht wirklich ernst genommen hat. "Ich forme die Branche", hat er einmal gesagt und der Erfolg machte ihn nahezu unantastbar. Doch als er 1999 unerwartet AT&T auf seine Empfehlungsliste nahm, die Aktie, die er vier Jahre lang verschmähte, und sein Haus gleichzeitig den Zuschlag für den Börsengang von AT&T Wireless bekam, wurde der Branchenheld erstmals vorsichtig kritisiert.

      Dumme Lüge

      Mit über-optimistischen Aktienanalysen zog Grubman jahrelang für sein Haus Investmentgeschäfte an Land. Die Firma Thomson Financial hat nachgerechnet, dass Salomon, eine Tochter der Citigroup, zwischen 1997 und 2001 alleine von Worldcom, AT&T Wireless und Winstar 449 Millionen Dollar an Provisionen und Gebühren einnahm.

      Grubman kommt aus kleinen Verhältnissen in Philadelphia, sein Vater war Profiboxer und musste sich sein Geld später als Bauarbeiter bei der Stadt verdienen. Jack war ein Mathematiktalent und später, auf der High School, gewann er einen nationalen Mathematikpreis, ging er auf die Boston University und absolvierte einen Masters in Mathematik auf der Columbia University In New York. Aber Grubman wäre gerne noch höher hinaus gekommen und so schrieb er in seinen Lebenslauf, der später von seinen Arbeitgebern offiziell an der Wall Street verbreitet wurde, er sei auf dem renommierten MIT gewesen. Diese Lüge nennt Grubman heute einen "dummen Fehler", aber es ist nicht der einzige geblieben: Grubman verbreitete auch die Lüge, er stamme aus Süd-Philadelphia, dem Stadtteil, der für Rocky Balboa und die Rocky-Filme berühmt geworden ist. In Wahrheit aber wuchs Grubman im Nordosten Philadelphias auf.

      Seine Berufslaufbahn begann Grubman 1977 bei AT&T, an die Wall Street wechselte er 1985, zunächst zum Bankhaus Paine Webber, dann 1994 zu Salomon. Er war überall ein gern gesehener Gast, das Wall Street Journal berichtet, er sei im März 1999 sogar auf der Hochzeit des damaligen Worldcom-Chefs Bernie Ebbers gewesen. Und Grubman konnte es sich leisten, Leute wie IDT-Chef Howard Jonas sechs Stunden lang vor seinem Büro warten zu lassen. Nun aber muss er sich vor dem US-Kongress verteidigen, und IDT will die Reste von Ebbers Worldcom aufkaufen. So schnell ändern sich Zeiten.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 21:12:07
      Beitrag Nr. 588 ()
      Schwere Vorwürfe gegen Lagerland-Vorstand

      Aktionäre machen auf außerordentlicher Hauptversammlung ihrem Ärger Luft / "Kriminelle Vorgänge"




      miba. München - Die Meinungen über die Gründe der Lagerland-Pleite gehen weit auseinander. Während Vorstandschef Eckhard Pergande bei der außerordentlichen Hauptversammlung des Münchner Agrarhändlers eine Reihe "unglücklicher Faktoren" heranzog, gingen die Aktionäre mit Pergande und dem Lagerland-Aufsichtsrat nicht zimperlich um: Von den Schwierigkeiten hätten die Verantwortlichen schon früh gewusst, gehandelt hätten sie dagegen erst spät. So habe die Unternehmensleitung das Vertrauen der Banken durch Missmanagement verspielt. Im Umgang mit Geschäftspartnern und Mitarbeitern sei Lagerland nachlässig und rücksichtslos vorgegangen, klagte eine Aktionärin.

      Ein anderer Anleger wunderte sich über die Erhöhung der Aufsichtsratsbezüge. Auf der letzten Hauptversammlung des Unternehmens lag der Antrag vor, das Entgelt des Aufsichtsratschef Friedrich Zirngibl von 3000 auf 24000 Euro zu erhöhen. Mehrere Anleger sprachen von "kriminellen Vorgängen", um die sich die Justiz kümmern solle. Immer wieder wurde die Hauptversammlung, die auf den Wunsch von Aktionären einberufen worden war, von Tumulten unterbrochen. Angesichts der hohen Verbindlichkeiten des Unternehmens ist es nicht wahrscheinlich, dass die Aktionäre noch etwas von ihrem Geld sehen.

      Lagerland, notiert an der Bayerischen Börse, hatte im April Insolvenz angemeldet. Die Banken hatten die Saison-Kredite für dieses Jahr nicht bewilligt. Die aber braucht das Unternehmen, um Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmittel einzukaufen, die es vor allem an Landwirte weiter verkauft. Pergande räumte ein, dass die Banken aufgrund verlustreicher Soja- Spekulationen des Unternehmens skeptisch geworden seien. Nachdem schon 1997 durch Soja-Geschäfte 1,8 Millionen Euro verloren gegangen waren, hatte Lagerland vor zwei Jahren nochmals 670000 Euro verspielt - obwohl es einen Beschluss gab, solche riskanten Luftgeschäfte nicht mehr zu tätigen. Auch musste Pergande einräumen, dass es in den vergangenen zehn Jahren "Lücken beim Controlling" gegeben habe.

      Der Verlust summiere sich auf 18,4 Millionen Euro, sagte Pergande. Der Umsatz habe 2001 bei 260,9 (Vorjahr: 286,5) Millionen Euro gelegen. Eingebrochen sei vor allem die Sparte Dünge- und Pflanzenschutzmittel.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 21:13:31
      Beitrag Nr. 589 ()
      Quelle: SZ




      Harsche Kritik an den Analysten

      Bank für Zahlungsausgleich: Börsenboom förderte Interessenkonflikte




      he. Frankfurt - Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) geht in ihrem Jahresbericht mit Unternehmen, Wirtschaftsprüfern und Analysten hart ins Gericht und wirft ihnen vor, das Vertrauen der Anleger nachhaltig erschüttert zu haben. Zuverlässige Informationen seien das Lebenselixier moderner Märkte, in denen ein wechselseitiges Kontrollsystem unabhängiger Wirtschaftsprüfer, Aktienanalysten und anderer Akteure funktioniere. Der Fall Enron sei eine besonders drastische Offenbarung eines Zeitgeistes, der dieses System schwäche.

      Es gebe ein grundsätzliches Dilemma. Die Aufbereitung der Unternehmensdaten verursache Kosten, die schwer auf die Anleger abzuwälzen sind. Deshalb würden diese Kosten indirekt weitergegeben. Die Wirtschaftsprüfer testieren den Finanzausweis, werden aber vom Unternehmen bezahlt. Aktienanalysten werten Ertragsdaten von Unternehmen aus, zu denen ihr Wertpapierhaus noch andere Geschäftsbeziehungen unterhält. Interessenkonflikte lägen bei einem solchen System nahe. Im Börsenboom wurden die Anreize falsch gesetzt, zuverlässige Informationen bereit zu stellen. Analysten hätten sich oft mit Aktien befasst, die Emissionsmandate abzuwerfen versprachen. Für diese Aktien seien ausnahmslos Kaufempfehlungen gegeben worden. "Während des Booms am Aktienmarkt erhöhten die Analysten mit ihrer schier unheimlichen Fähigkeit, die ausgewiesenen Gewinne genau vorherzusagen, offenbar ihre Glaubwürdigkeit bei den Anlegern. Und kaum jemand hegte den Verdacht, dass diese scheinbaren Vorahnungen auf kreativ gestaltete Ertragsausweise der Unternehmen selbst zurückzuführen sein könnten", beschreibt die BIZ die Zusammenhänge. Das Ansehen der bei großen Wertpapierhäusern beschäftigten Analysten habe schwer gelitten. Es bleibe abzuwarten, ob die bisherigen Anstrengungen ausreichen, um das Vertrauen der Anleger vollständig zurückzugewinnen. Die Anleger seien so beunruhigt, dass sie die Messlatte für die erwartete Informationsqualität höher legen werden.

      Trotz der Skandale und Betrügereien ist die BIZ mit dem weltweiten Finanzsystems zufrieden, das im letzten Jahr enorme Widerstandskraft bewiesen habe. Präsident Nout Wellink mahnte nicht nur eine Verbesserung der Rechnungslegung an. Die Geldpolitik könne nicht auf unbestimmte Zeit derart expansiv bleiben. Die Haushaltsdefizite müssten im Zaum gehalten werden, es gelte Strukturreformen anzufassen, insbesondere in Europa. Das Finanzsystem sei flexibler geworden. Das Platzen der Technologieblase habe nur begrenzten Schaden angerichtet. Die Aufsichtspraxis müsse mit der Entwicklung der Finanzmärkte Schritt halten. Dazu gehöre die Umsetzung von Basel II, den neuen Vorschriften für Kreditrisiken und das dafür vorzuhaltende Eigenkapital der Banken. Viele Finanzinstrumente seien neu und müssten sich noch bewähren.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 12:44:07
      Beitrag Nr. 590 ()
      VERMÖGENSVERWALTUNG

      Vorsicht vor Empfehlungen

      Weil Investoren derzeit Aktien und Fonds meiden, versucht die Dresdner Bank massiv, ihre Kunden zum Umschichten ihrer Geldanlagen zu bewegen - um selbst Provisionserträge abschöpfen zu können.







      DPA






      So startete das Institut Anfang des Jahres eine groß angelegte Verkaufsoffensive. Den Kunden wurde empfohlen, aus der internen Vermögensverwaltung Investmentfonds (VVI) auszusteigen - und stattdessen Dachfonds zu kaufen. Dabei wurde ein Ausgabeaufschlag fällig, der zwischen drei und vier Prozent lag - und dem Institut mehr als 100 Millionen Euro in die Kasse schwemmte.

      Neben den Kosten mussten viele Kunden zudem eine schlechtere Performance hinnehmen. So lag die VVI für konservative Anleger im ersten Halbjahr 3,1 Prozent im Minus, der vergleichbare Dit-Fonds Portfolio Ertrag II verlor 4,3 Prozent. Mittlerweile rollt die zweite Verkaufsoffensive. Nun wird den Kunden empfohlen, ihr Geld aus VVI oder Dachfonds in eine Lebensversicherung, die Allianz Dresdner Fonds Police (ADFP), umzuschichten. Hierbei fallen neben den Fondsverwaltungsgebühren noch die Kosten der Versicherung an.

      Mittlerweile hat die Bank 1700 ADFP verkauft, wobei rund 70 Prozent der investierten Gelder aus bestehenden Anlagen stammen. Die Unzufriedenheit bei Kunden und Mitarbeitern wächst. Die Bank betont, dass bei allen Beratungen die Kundeninteressen im Vordergrund stünden.
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 15:27:10
      Beitrag Nr. 591 ()
      Grüsse @ ALL!!!



      ftd.de, Do, 11.7.2002, 14:33
      Aktionärsschützer verklagen ehemaligen Babcock-Chef

      Gegen den ehemaligen Chef des Maschinenbau-Konzerns Babcock Borsig, Klaus Lederer, ist Strafanzeige erstattet worden. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wirft Lederer Untreue und vorsätzliche Insolvenzverschleppung vor.




      Laut DSW haben der damalige Babcock-Chef und weitere nicht genannte Mitglieder des Vorstandes falsche Auskünfte vor der Hauptversammlung gegeben. Damit hätten sie den Kurs der Babcock-Aktie manipuliert, hieß es am Donnerstag bei den Aktionärsschützern. Außerdem habe der Vorstand die Aktionäre nicht über den Verkauf eines Teils seiner Werftenbeteiligung HDW abstimmen lassen. Die Trennung von der HDW-Beteiligung habe unmittelbar zur Zahlungsunfähigkeit des Babcock-Konzerns geführt, sagte DSW-Geschäftsführer Jörg Pluta. Lederer habe schon auf der Hauptversammlung in Frühjahr um die Liquiditätslage bei Babcock und die Auswirkungen einer Trennung von HDW auf Babcock Borsig gewusst.



      Die Staatsanwaltschaft hatte bereits Anfang der Woche auf Grundlage von Presseberichten Vorermittlungen gegen Lederer aufgenommen. Auch sie untersucht wegen des Verdachts der Untreue, Insolvenzverschleppung und einer Bankrotthandlung. Die Prüfung, ob ein offizielles Ermittlungsverfahren aufgenommen werde, sei noch nicht abgeschlossen, sagte eine Sprecherin der Behörde am Donnerstag. Die Anzeige sei bis zum Mittag noch nicht eingegangen.





      Kein Geld für Durststrecken



      Da die Anzahlungen für Aufträge im Schiffbau traditionell höher seien als im Anlagenbau, habe HDW dem Konzern vorher stets über Durststrecken hinweghelfen können, sagte Pluta. Durch den Verkauf der HDW-Mehrheit habe der Konzern nicht mehr genügend flüssige Mittel zur Zahlung der Gehälter und Rechnungen gehabt. "Dies muss dem Vorstand bereits vor dem Verkauf der Anteile klar gewesen sein", sagte Pluta. Strafbar sei nach dem Börsengesetz auch, dass Lederer dies der Hauptversammlung verschwiegen habe. Nicht zuletzt hätte der Vorstand auf Grund dieser Situation bereits im April Insolvenz beantragen müssen, meinte der DSW-Geschäftsführer.



      Der vorläufige Babcock-Insolvenzverwalter Helmut Schmitz hatte am Mittwoch eine Rückabwicklung des schon vollzogenen Verkaufs von 25 Prozent an HDW an den US-Investor One Equity Partners (OEP) nicht ausgeschlossen. "Wir würden eine solche Rückabwicklung unterstützen, wenn dadurch der Babcock-Konzern wieder auf besseren Füßen steht", sagte DSW-Geschäftsführer Pluta dazu. Gegen die Trennung von HDW wettert auch der US-Aktionär Guy Wyser-Pratte, der auf dem Gerichtsweg versucht, diese Trennung rückgängig zu machen. Nach der Ankündigung des vorläufigen Insolvenzverwalters, die Sache zu prüfen, sagte Wyser-Pratte in New York, er glaube nun, dass der Verkauf nichtig gemacht werde.
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 10:48:32
      Beitrag Nr. 592 ()
      Ermittlungen wegen Untreue und verspäteten Insolvenz-Antrags

      Polizei durchsucht Softwarehaus SER Systems

      Ehemaliger Firmenchef wehrt sich gegen Vorwürfe / Staatsanwalt nennt Mord- Theorien um verstorbenen Mitarbeiter "Unsinn"


      Von Martin Reim

      München - Beim Softwarehaus SER Systems waren an diesem Donnerstag Polizei und Staatsanwaltschaft zu Gast. Firmenräume wurden durchsucht, dazu Wohnungen und private Büros von ehemaligen und gegenwärtigen Unternehmensverantwortlichen. Anlass war eine Anzeige von Aktionärsschützern.



      Die Staatsanwaltschaft am Landgericht Koblenz und das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz hatten die umfangreiche Aktion gegen Verantwortliche einer "im Softwarebereich tätigen" Firma gestartet. Nach Angaben des leitenden Oberstaatsanwaltes Erich Jung wurden dabei 16 Wohnungen, private Büros und Geschäftsräume durchsucht und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Anlass für die Ermittlungen wegen Untreue und verspäteten Antrags auf Insolvenz sei eine Strafanzeige der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) gewesen. Es bestehe der Verdacht, dass Firmenverantwortliche "wesentliches Betriebsvermögen" zu Preisen "weit unter dem tatsächlichen Wert" veräußert haben. Haftbefehle seien keine ergangen.

      Wie in solchen Fällen üblich, nannte der Staatsanwalt den Firmennamen nicht, doch ergibt sich aus seinen Angaben, dass es sich um das ehemalige Neue- Markt-Mitglied SER Systems - ansässig in Neustadt/Wied nahe Bonn - handelt. Die SdK hatte in der vergangenen Woche Strafanzeige gegen 14 ehemalige oder gegenwärtige Leitungspersonen des Softwarehauses wegen Untreue, betrügerischen Bankrotts und Insolvenzverschleppung gestellt.

      Besonders schwere Vorwürfe erhoben die Aktionärsschützer gegen den ehemaligen Vorstandschef Gert Reinhardt. Er soll Konzernvermögen im geschätzten Wert von 67 Millionen Euro an die US-Gesellschaft KES Acquisitions veräußert haben, die dem früheren Finanzvorstand Carl Mergele gehöre. Der Käufer habe dabei "keinen adäquaten Preis" bezahlt. Das Landgericht Koblenz habe den Verkauf von Töchtern und Konzernvermögen zuvor "ausdrücklich verboten". Reinhardt, der am 28. Juni den SER-Vorstand verließ, setzte sich laut SdK "inzwischen offensichtlich ins Ausland ab" (SZ vom 5.Juli). Ebenfalls in der vergangenen Woche hatte SER die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt und dies in Zusammenhang mit den umstrittenen Verkäufen gestellt. An diesem Donnerstag verwies eine Firmensprecherin auf eine frühere Erklärung, wonach die Vorwürfe gegen Manager, die "in deutschen und österreichischen Gesellschaften der SER heute aktiv tätig sind", unberechtigt seien.

      In dieser Definition ist Reinhardt als ehemaliger Manager nicht enthalten. Er sagte der SZ, an den Vorwürfen gegen ihn sei "nichts dran". Sein oberstes Anliegen sei gewesen, SER vor der Insolvenz zu retten. Deshalb habe man nach Interessenten für das US-Geschäft gesucht und "als einzigen" Mergeles Firma KES gefunden. Die entsprechenden Verträge seien am 12. Juni unterschrieben worden - einen Tag, bevor das Landgericht Koblenz diese Variante des Verkaufs per einstweiliger Verfügung untersagt habe.

      Der Kaufpreis habe 20 Millionen Dollar (gut 20 Millionen Euro) betragen, was "angemessen" sei. Der von der SdK genannte Wert von 67 Millionen Euro stamme aus Zeiten, "als Informationstechnik-Unternehmen noch wesentlich mehr kosteten". Der Insolvenzantrag für SER ist nach Ansicht des Firmengründers unter anderem den Aktionärsschützern anzulasten, die nach dem Motto gehandelt hätten: ",Wenn ich eine Sache lange genug herbeirede, tritt sie auch ein.`"

      Rückkehr nicht in Sicht

      Reinhardt hält sich nach eigenen Angaben derzeit in der Ortschaft Churston in der englischen Grafschaft Devon auf. Dort besitze er schon des längeren ein Haus, so dass "keine Rede" davon sein könne, er habe sich aus Furcht vor strafrechtlichen Konsequenzen ins Ausland abgesetzt. Allerdings habe er derzeit "keine Veranlassung", nach Deutschland zurückzukehren.

      Staatsanwalt Jung lehnte einen Kommentar zu der Frage ab, ob ein Haftbefehl gegen Reinhardt absehbar sei. Klarer äußerte er sich in einem anderen Punkt: Gerüchte, wonach der SER-Gründer etwas mit dem Tod eines Mitarbeiters zu tun habe, seien "Unsinn". Das Anlegerblatt Prior Börse hatte entsprechende Mutmaßungen zitiert und unter dem Titel "Der erste Mord am Neuen Markt?" geschrieben, Reinhardt habe nach einem Streit mit seinem "Finanzprokuristen" angeblich gesagt: ",Ich knall den ab.`" Laut Jung war der betreffende Mitarbeiter an einem Herzinfarkt gestorben.


      Quelle: SZ
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 19:30:13
      Beitrag Nr. 593 ()
      Nachdem der luxemburgische Logistikdienstleister Thiel Logistik AG heute Morgen bekannt gab, dass er seine Ergebnisplanung für das Geschäftsjahr 2002 aufgrund
      unvorhersehbarer Ereignisse deutlich nach unten korrigieren muss, hat sich die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) dazu wie folgt geäußert:

      Die Schutzgemeinschaft hält die Aussagen der Thiel AG für nicht mehr glaubhaft. Nachdem die Gesellschaft heute mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung überraschte, bittet die
      SdK, die Bundesanstalt für Wertpapieraufsicht (BAFIN) Ermittlungen gegen die Vorstände der Firma und deren ehemalige Großaktionäre einzuleiten.

      Das BAFIN wird gebeten, die tatsächlichen Besitzverhältnisse der ehemaligen Großaktionäre Lorenzo Holding und Industrial Performance zu prüfen. Die beiden Gesellschaften
      hatten unter fadenscheinigen Begründungen vor wenigen Wochen den Großteil ihrer Aktien verkauft. Nach Anfrage der SdK bei Thiel, ist der Firma angeblich nicht bekannt, wer
      tatsächlich hinter den beiden Firmen steckt. Bei der Firma verweist man auf eine Analystin, die sich intensiv bemüht hat, die Hintermänner der beiden sonst völlig unbekannten
      Gesellschaften herauszufinden. Diese Nachforschungen blieben jedoch trotz Handelsregisteranfragen ergebnislos.

      Die SdK hält es für nicht glaubhaft, dass der Firma und dem Firmengründer Günther Thiel die tatsächlichen Verhältnisse über ihre Großaktionäre selbst nicht bekannt sind. Für
      durchaus möglich hält die SdK jedoch die Gerüchte, dass Günther Thiel bzw. seine Familienangehörigen die tatsächlichen Besitzer der Gesellschaften sind. Daher bittet die
      SdK, das BAFIN im Rahmen ihrer Insiderermittlungen die tatsächlichen Eigentümer der abgebenden Gesellschaften herauszufinden.

      Die Aktie von Thiel Logistik bricht aktuell um 48,87 Prozent auf 2,48 Euro ein.

      Wertpapiere des Artikels:
      THIEL LOGISTIK AG


      Autor: (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),17:03 12.07.2002
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 20:45:40
      Beitrag Nr. 594 ()
      Schade,
      daß der vom MOD gepflegte Thread zu selten gelesen wird.

      Ich finde,
      er ist ein gutes Spiegelbild der Balkanisierung/Kannibalisierung
      der Kapitalmärkte.

      Ich glaube,
      eine solche Dokumentation ist auch zwecks historischer
      Aufarbeitung von Nöten.

      MfG

      Mrs. Whiteknight
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 20:51:18
      Beitrag Nr. 595 ()
      Es geht weiter;Quelle: Die Welt 13.07.02

      Special Gruss an Mrs. Whiteknight!!!

      Grüsse @ ALL!!!






      Am Neuen Markt hat fast nur noch die Justiz ein Interesse 

      Mehr Strafanzeigen als gute Bilanznachrichten

      München - Viele Anleger haben dem Neuen Markt längst den Rücken gekehrt. Die Justiz interessiert sich dagegen zunehmend für das Börsensegment mit seinen Skandalen. "Wir nehmen an, dass die Fälle zunehmen werden", sagt Manfred Wick, Leitender Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft München. Seine Behörde befasst sich derzeit mit zwei der spektakulärsten Fälle: Sie will die Gründer der früheren Börsenstars EM.TV und Comroad vor Gericht bringen. Die Verfahren könnten Signalwirkung haben, denn oftmals müssen die Staatsanwaltschaften juristisches Neuland betreten.

      Die Staatsanwaltschaft wirft den Haffa-Brüdern im Fall EM.TV unter anderem Kursbetrug durch die bewusst falsche Darstellung der Unternehmenslage vor, was die beiden Ex-Managern in der Vergangenheit immer bestritten haben. Unternehmensgründer und Vorstandschef Thomas Haffa und sein als Finanzvorstand fungierender Bruder Florian waren von ihren Ämtern zurückgetreten, nachdem der Aktienkurs von EM.TV im Herbst 2000 nach einer überraschenden Gewinnwarnung um mehr als 90 Prozent eingebrochen war.

      Aus Sicht der Aktionärsschützer ist der Neue Markt schon längst zum Trauerspiel verkommen. "Es gibt inzwischen mehr Strafanzeigen als gute Unternehmensnachrichten", sagt Markus Straub, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Ein weiterer Ansehensverlust sei durch öffentliche Prozesse nicht zu erwarten. "Den Neuen Markt kann man imagemäßig gar nicht mehr beschädigen." Im Sinne der Aktienkultur seien die Aktivitäten der Justiz nur zu begrüßen. "Es wäre ein positives Signal, wenn man die Haffas oder Schnabels hinter Gitter bekommt." Der Chef des Telematikanbieters Comroad, Bodo Schnabel, kam im April bereits in Untersuchungshaft.

      Die Verdächtigungen gegen Unternehmen am Neuen Markt oder gegen ihre Vorstände ähneln sich oft: Verdacht aufgeblasener Bilanzen, Insiderhandel, Kursbetrug. Bei Comroad ergab eine Sonderprüfung sogar, dass ein Großteil der verbuchten Umsätze zwischen den Jahren 1998 und 2000 vermutlich nicht existierte. "Wenn sich irgendwo so eine Goldgräberstimmung breit macht, wartet man als Strafverfolger nur auf solche Ereignisse", sagt Wick mit Blick auf die Euphorie, die lange am Neuen Markt herrschte.

      Seit seinen Höchstständen hat der Neue Markt weit über 90 Prozent verloren. Viele Anleger hoffen, sich auf dem Klageweg einen Teil ihrer Verluste zurückholen können. Bislang schmetterten die Richter nahezu alle Schadenersatzklagen ab. "Bisher sind die Chancen auf Schadenersatz extrem schlecht", sagt Aktionärsschützer Straub. "Im Moment verdienen an den Klagen ganz klar nur die Anwälte." Zumindest in den Fällen EM.TV und Comroad könnten die Chancen auf Schadenersatz im Falle einer Verurteilung wegen Betrugs aber deutlich steigen. Für die Zivilklagen könne der Ausgang der Strafverfahren erfahrungsgemäß große Bedeutung haben, sagt Wick.

      Gerade bei Fällen der Wirtschaftskriminalität ist nach Einschätzung Wicks eine spürbare öffentliche Strafe wichtig. Auch Straub ist überzeugt: "In weiten Bereichen ist es so, dass man den Eindruck bekommt, dass man mit Wirtschaftskriminalität einfach so davon kommen kann." Nach Angaben von Wick sind in den Fällen Comroad und EM.TV als Höchststrafen bis zu fünf Jahre Gefängnis für jede einzelne Tat möglich.

      Bis zu einer möglichen Verurteilung ist es aber noch ein weiter Weg. Zwar ist der Fall EM.TV zur Hauptverhandlung zugelassen. Wick stellt sich aber auf ein schwieriges Verfahren ein, da einige Punke zu entscheiden seien, für die es noch keine obergerichtliche Rechtsprechung gebe. "Da haben wir schon eine gewisse Pionierfunktion." dpa
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 20:54:15
      Beitrag Nr. 596 ()
      "Die Bahn kommt"...


      Diesmal nicht NM oder die USA;


      Quelle: Tagesspiegel 13.07.02




      Ex-Bahn-Manager muss sich vor Gericht verantworten 61-Jähriger soll 1,7 Millionen Euro Bestechungsgeld kassiert haben

      Frankfurt (Main) (AP). Im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre bei der Deutschen Bahn hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Main) Anklage gegen einen früheren Bahn-Manager, zwei Unternehmer und einen ihrer Mitarbeiter erhoben. Der 61-jährige ehemalige leitende Bahnangestellte soll von 1995 bis 1999 insgesamt 3,3 Millionen Mark (knapp 1,7 Millionen Euro) an Schmiergeldern kassiert und den Unternehmen der Mitangeklagten dafür Millionenaufträge verschafft haben, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte.

      Die Deutsche Bahn AG begrüßte, dass es jetzt zur Anklage kommt und kündigte zivilrechtliche Klagen gegen den ehemaligen Mitarbeiter an. Die jetzt verfolgten Fälle wurden von der Bahn selbst zur Anklage gebracht, wie das Unternehmen betonte. Dem Ex-Bahn-Manager werde Bestechlichkeit in neun Fällen und Untreue in fünf Fällen vorgeworfen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Unternehmer sind wegen Bestechung angeklagt, ihre Mitarbeiter wegen Beihilfe. Rund ein Jahr lang hatte die Staatsanwaltschaft verdeckt ermittelt, bevor sie im Herbst 2001 an die Öffentlichkeit gegangen war. Der ehemalige Bahnmitarbeiter und einer der Mitangeklagten sitzen seither in Untersuchungshaft.

      Die Angeklagten haben nach den Worten von Oberstaatsanwalt Job Tilmann unter anderem die veränderte Logistik der Deutschen Bahn AG für ihre eigene Bereicherung genutzt. So sei zum Beispiel eigens eine Logistikfirma für den nach der Privatisierung neu geregelten Transport von Schienen und Schotter gegründet worden. "Auf Betreiben des Bahnangestellten soll diese Firma eine monopolartige Stellung erhalten haben", erklärte Tilmann. An dieser Firma habe der Ex-Bahn-Manager eine stille Beteiligung gehalten und dafür Gewinnausschüttungen in Höhe von 2,4 Millionen Mark (1,2 Millionen Euro) erhalten. Insgesamt beziffert die Staatsanwaltschaft den Schaden dieses Teilkomplexes im Bahnkorruptionsverfahren mit 32 Millionen Mark. Als Gegenleistung für die Aufträge habe der ehemalige Bahnmitarbeiter neben den Schmiergeldern von den Unternehmern fünf Flüge nach Afrika, die Beteiligung an einem Weingut in Südafrika, sowie mehrere hunderttausend Mark erhalten.
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 20:56:41
      Beitrag Nr. 597 ()
      Nochmal eine Zusammenfassung;

      Quelle: Manager-Magazin;1/2





      S E R   S Y S T E M S

      Noch `ne Razzia





      Insolvenz, Betrugsverdacht und ein Toter - Staatsanwälte und LKA stellten Beweise sicher.


      Neustadt/Wied - Der ehemals am Neuen Markt notierte Softwareanbieter SER Systems ist nun ins Visier der Strafverfolgungsbehörden geraten. Die Staatsanwaltschaft Koblenz und das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz führten am Donnerstag eine großangelegte Durchsuchungsaktion bei dem mittlerweile insolventen Unternehmen durch.





      Gegen mehrere Verantwortliche der Aktiengesellschaft und zweier Töchter werde wegen Untreue und verspäteter Insolvenzantragstellung ermittelt, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Erich Jung (Koblenz) mit. 50 Polizisten und vier Staatsanwälte hätten insgesamt 16 Firmen- und Privatobjekte in Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg und Baden-Württemberg durchsucht. Dabei sei "umfangreiches Beweismaterial" sichergestellt worden.

      Schwere Vorwürfe gegen das Management

      Nach dem Wortlaut der Strafanzeige ist SER Systems schon seit längerem überschuldet und zahlungsunfähig. Mehrere Banken der Firmengruppe hätten Kredite gekündigt oder ihre unverzügliche Rückzahlung verlangt. Die Verantwortlichen von SER Systems sollen den Insolvenzantrag zu spät gestellt haben.






      Laut Strafanzeige besteht ferner der Verdacht, dass die Verantwortlichen der Firmengruppe wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten wertvolle Firmenbeteiligungen und Softwarerechte unter anderem an die US-amerikanische Gesellschaft KES Acquisitions verkauft hätten. Die vereinbarten Kaufpreise sollen aber weit unter dem tatsächlichen Wert gelegen haben.

      Eine Sprecherin von SER Systems am Stammsitz in Neustadt/Wied (Kreis Neuwied) im Westerwald wollte zu der Durchsuchung keine Stellungnahme abgeben. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hatte Strafanzeige erstattet.

      Damit reiht sich die Firma in die Schar ehemaliger Nemax-Unternehmen ein, deren Management unter Betrugsverdacht steht. Vor einer Woche hatte SER Systems Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der fünftgrößte Software-Anbieter in Deutschland.

      Der vorläufige Insolvenzverwalter Jens Fahnster sagte der dpa in Sankt Augustin, er sei von der Hausdurchsuchung überrascht worden. Glücklicherweise habe er mit der Staatsanwaltschaft vereinbaren können, "dass nicht Akten weggenommen wurden, die wir brauchen".
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 20:58:10
      Beitrag Nr. 598 ()
      Noch `ne Razzia (2)






      Die Angelegenheit sei "sachlich und rechtlich komplex". Bei den Verhandlungen mit Banken und der KES sei es "noch zu früh, um zu sagen, wohin die Reise geht".






      © mm.de





      SER Systems hatte erfolglos versucht, die KES als Käufer der US-Aktivitäten zu einer vorzeitigen Zahlung des vereinbarten Kaufpreises zu bewegen. Nun prüft Fahnster nach eigener Aussage den entsprechenden Kaufvertrag. Die KES gehört nach Informationen der SdK dem ehemaligen SER-Finanzvorstand Carl Mergele.

      Der Sprecher der Kreisverwaltung Neuwied, Jürgen Opgenoorth, sagte: "Die Insolvenz ist ein enormer Einschnitt auf dem Arbeitsmarkt hier." SER Systems sei "eine Art Vorzeigebetrieb" gewesen. Ende Januar vergangenen Jahres hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Firma in Neustadt/Wied besucht.

      Strafanzeige durch die SdK

      Das Unternehmen hatte am 4. Juli die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Der Vorstand begründete den Antrag mit akuten Liquiditätsproblemen. Die Insolvenz und ihre Begründung untermauern den Verdacht von Aktionärsschützern, dass es bei dem Verkauf des US-Geschäfts von SER an die US-Firma KES Acquisitions nicht rechtens zugegangen ist.

      Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) hatte daher Strafanzeige gegen 14 Führungskräfte der AG erstattet. SdK-Sprecherin Erika Cebulla zeigte sich entsetzt vom Ausmaß der mutmaßlichen Gesetzesverstöße. "Das ist der schlimmste Fall, der mir in meiner 20-jährigen Tätigkeit vorgekommen ist", sagte sie.

      Ex-CEO inzwischen in Großbritannien

      Die Softwarefirma selbst wies die Vorwürfe der Untreue zurück. Auch der Insolvenzantrag sei nicht verspätet gestellt worden, erklärte das Unternehmen am Freitag.




      Der Staatsanwaltschaft werde jede Hilfe bei ihren Ermittlungen gewährt. Schon vor der Hausdurchsuchung am Donnerstag sei dieser Behörde angeboten worden, ihr "sämtliche relevanten Geschäftsunterlagen zur Verfügung zu stellen".

      Keiner der derzeitigen Manager habe sich persönlich bereichert, betonte SER. Auch illegale Käufe oder Verkäufe von Vermögenswerten der Firma hätten sie nicht getätigt. Der Insolvenzantrag sei innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist am 4. Juli gestellt worden.

      Der Alleinvorstand Kurt-Werner Sikora ist erst seit 17. Juni im Amt. Sein Vorgänger Gert J. Reinhardt wohne inzwischen in Großbritannien, hieß es.

      Nach Angaben des "Platow Briefs" wird der ehemalige Vorstandschef per Haftbefehl gesucht. Nach Angaben des Börsenbriefs gibt es Ungereimtheiten um den Tod eines kaufmännischen Mitarbeiters, der mit den Geschäftszahlen von SER befasst war.
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 21:04:40
      Beitrag Nr. 599 ()
      Quelle: http://www.zeit.de/2002/28/Kultur/print_200228_kapitalismus.…

      Feuilleton 28/2002

      Der Managerbetrug in Amerika erschüttert die Märkte, aber nicht den Kapitalismus. Seinen Kritikern bleiben nur ohnmächtige Gesten des Protests

      von Thomas E. Schmidt

      Solange die Menschen nachweisen, warum der Kapitalismus zusammenbrechen müsse, wird er leben. Solange das Wirtschaften auf freien Märkten nicht nur Angst und Empörung auslöst, sondern
      auch Hoffnungen weckt, sind die Kräfte seiner Erhaltung verlässlich - aus Gründen, die mit theoretischen Erwägungen nichts zu tun haben, eher mit Lebenspraxis. Seit 300 Jahren ist der Kapitalismus
      eine mächtige Realität, die das Dasein geradezu umpflügt. Anders als die Politik ist er aber kein mit historischer Absicht vorangetriebenes Großgeschehen. Märkte organisieren sich selbst, und im Lauf
      der Zeit haben sie sämtliche Ansinnen abgeschüttelt, sie steuern zu wollen oder in eine von außen herangetragene Zweckordnung einzufügen, die krude monarchische Selbstbereicherung ebenso
      wie die Zünfte und Stände, die Visionen faschistischer Staats- wie die sozialistischer Planwirtschaft.

      So ist der Kapitalismus auch seit 300 Jahren den Philosophen ein Gräuel. Er zeigt sich resistent gegen cartesianische Naturbeherrschungs- und Steuerungsfantasien, auch wenn sie in Gestalt von
      Theorien des moralischen Fortschritts oder als Prinzipienethik an ihn herangetragen werden. Der Kapitalismus ist nicht bloße Natur, scheint aber auch nichts Zivilisiertes zu sein, er wird von Interessen
      getrieben und bleibt doch ein Geschehen, er ist Quelle des Elends und des allgemeinen Wohlstands, kurz: eine höchst vieldeutige Tatsache in der Zeit - und deswegen auch Fläche für wechselnde
      kulturelle Projektionen.

      Heute werden die Epocheneinschnitte durch Bärenmärkte markiert. Ausverkäufe an den Börsen könnte man als rasende Depressionen moderner Gesellschaften bezeichnen, als Ausbrüche jäher
      Hoffnungslosigkeit. In einem gewaltigen Tosen soll die Zeit zum Stillstand gebracht werden, wo doch alles Wirtschaften mit der Zukunft rechnet. Der Anlass der Baisse ist meistens gering, aber weil
      ihre Wirkung so weit reicht, hinterlässt sie das Bedürfnis, ihr Zustandekommen zu verstehen. Wohlgemerkt, nicht nur als technisches, sondern auch als menschliches Geschehen. Der smarte
      Kapitalismus der Achtziger, ging er nicht am Hedonismus zugrunde? Die Clinton-Neunziger - hatte man nicht die Härten des Lebens vergessen? Jetzt, unter Bush, ist Rezession, der drohende
      Irak-Krieg vielleicht nur ein radikales Konjunkturprogramm, Big Money betrügt, und die ethische Minimalvoraussetzung kapitalistischer Wirtschaft, das Vertrauen, scheint verspielt worden zu sein. Als
      Deutung bisher das Übliche: die obligate Apokalypse, Hoffnung, der alte Antileviathan möge endlich seine zerstörerischen Impulse auf sich selbst richten und von innen heraus bersten; auf der
      anderen Seite das Vertrauen, der Kapitalismus gehe - wie immer - aus der Niederlage gestärkt hervor und mobilisiere darin neue moralische Energien.

      Warum der Kapitalismus notgedrungen mit einer kulturellen Interpretation einhergeht, hat Adam Smith erklärt. Alle Akteure auf dem Markt, so sein Befund, folgten nur dem eigenen Vorteil, und wenn ein
      jeder dies ohne Einschränkung tun könne, ergebe sich daraus trotzdem ein wünschbarer Effekt: Produktivität, Verteilungsgerechtigkeit, Wohlstand. Das individuelle Handeln ist ohne teleologische
      Qualität und erfüllt in seiner Summe doch einen höchsten Zweck. Für diesen Hiatus prägte Smith die Metapher von der "unsichtbaren Hand". Die Absichten, die den Markt treiben, sind vom Ziel
      abgespalten, es herrscht eine objektive Verkennung, ein systemisch montierter moralischer Irrtum, jedenfalls öffnet sich über dem simplen Getausche ein Interpretationsspielraum. Seit je ist es ein
      ethischer.

      Die moralische Unverlässlichkeit der individuellen Freiheit wird von Smith nicht wegphilosophiert, sondern empirisch gerechtfertigt: Sind die Märkte frei, steigt der Wohlstand sichtbar. Weil das "System
      der natürlichen Freiheit" seine Leistungsfähigkeit immer wieder aufs Neue nachweisen muss, bleibt es auch Gegenstand des historischen Streits: ob Märkte in Wahrheit überhaupt Gutes wirken, und
      das auch noch in zureichender Weise, ob sie auf Dauer gelitten werden sollen oder nicht einer wahrhaftigen Rationalität weichen müssten. Der Kapitalismus wird niemals hinreichend gerechtfertigt
      sein, er ist gezwungen, seine Legitimation fortlaufend aus sich heraus zu erzeugen.

      Niemals im Gleichgewicht

      Das Dynamisch-Instabile am Kapitalismus beunruhigte 200 Jahre nach Smith auch den Ökonomen Joseph Schumpeter. Ein Gleichgewichtszustand sei undenkbar; auch wenn freie Konkurrenz und
      beste monetäre Bedingungen herrschten, könne sich der Kapitalismus nie in einem dauerhaften Optimum einpendeln. Seine Funktionsweise sei ein "Prozess der schöpferischen Zerstörung", eine
      beschleunigte Evolution, die beständig Strukturen demoliere und neu bilde, durch Rationalisierungen, neue Produkte,Transport- und Kommunikationswege. Schumpeters Pointe: Auch die immateriellen
      Bedingungen der Marktwirtschaft, ihre mentalen und kulturellen Voraussetzungen, würden von diesem Prozess erfasst, sodass der Kapitalismus den Grund, auf dem er ruht, fortwährend unterminiert.

      Von der Widerständigkeit des Kapitalismus als Organisationsform war Schumpeter überzeugt, nicht jedoch von der Widerständigkeit seiner politisch-kulturellen Legitimation. In den Jahren vor seinem
      Tod 1950 hielt er den Sieg des Sozialismus, also die Ausmerzung individueller Freiheit durch staatlichen Kollektivismus, für unvermeidlich. In Gestalt der Sowjetunion hatte der Kapitalismus einen
      äußeren Feind. Die Alternative der politischen Regulation des Marktes existierte, sie erschien kulturell attraktiv und verfügte über viele Divisionen.

      Das ist vorbei. Die Bedrohungen des Kapitalismus steigen heute aus ihm selbst hervor, aus dem siegreichen, alternativlosen Ganzen. Die jüngsten Kataklysmen der globalen Marktwirtschaft,
      Asien-Krise, Überschuldung Lateinamerikas, das Elend Schwarzafrikas, jetzt das Kartell der Lüge von Vorständen, Analysten und Wirtschaftsprüfern an der Wall Street, all das ist schlimm, spricht
      aber nicht mehr für etwas anderes. Mit Blick auf Asien kann man heute mit gleichem Recht die unverwüstliche Reinigungskraft des Kapitalismus preisen, wie mit Blick auf Afrika behaupten, die
      kapitalistische Apokalypse sei längst eingetreten. Und wo kein Kollektivismus mehr droht, kann offenbar auch die individuelle Freiheit nicht mehr aus sich genügend Evidenz erzeugen, dass sie ein
      bewahrens- und schützenswertes Gut ist. Sie hinterlässt vielmehr kulturellen Ekel. Das Leben unterm Liberalismus scheint für viele unerträglich zu sein - wo jeder sich bereichern darf, jeder alles
      sagen, alles forschen.

      Für die individuelle Freiheit spricht dann nur noch ein funktionalistisches Argument: die statistische Korrelation zwischen Marktwirtschaft und freiheitlicher Demokratie. Eine kapitalistische Wirtschaft
      stabilisiert den freiheitlichen Rechtsstaat, wie auch dessen Regularien den allgemeinen Wohlstand befördern. Das ist kein Gesetz, aber eine hohe Wahrscheinlichkeit. Nicht alle kapitalistischen Staaten
      sind Demokratien, aber alle freiheitlichen Demokratien sind marktwirtschaftlich organisiert. Man könnte sagen, Märkte realisieren das Maß an Kontingenz, das Staaten zulassen müssen, wenn sie
      Freiheitlichkeit sichern wollen. Chancengleichheit beim Verfolgen eigener Interessen sowie faire Preise sind die Voraussetzungen individueller Vorsorge, von Versuchen, die eigene Situation zu
      verbessern und diejenige der Nachkommen. Ohne die Möglichkeit persönlicher Kalküle könnte eine Gesellschaft die Dimension der Zukunft nicht integrieren, die risikolose Gesellschaft wäre eine
      stagnierende.

      Totalität ohne Alternative

      Die Aussicht, durch eigene Tüchtigkeit die Zukunft zu gestalten, gehört zu den wichtigsten Legitimationsquellen der Demokratie. So hat der amerikanische Präsident nach dem Worldcom-Desaster
      nachdrücklich an die Selbstreinigungskräfte der Marktwirtschaft appelliert, die auch dann unverzichtbar sind, wenn die staatliche Kontrolle über die Finanzmärkte verschärft wird. Ohne Ehrlichkeit und
      Transparenz wäre Smith` "System der natürlichen Freiheit" nur ein Oligopol des Informationsfeudalismus. Eine moderne demokratische Gesellschaft kann aber auf Dauer nicht auf die Überzeugung
      verzichten, das Reich der Freiheit existiere und stehe jedem offen.

      Und während sich die Vereinigten Staaten - trotz berechtigter Erbitterung - den Optimismus in dieser Sache auf lange Sicht nicht rauben lassen, scheint Europa in eine Art elegischen Antiillusionismus
      verfallen zu sein: Freiheit führe am Ende in einen Strudel aus Missbrauch und Massenbetrug, Entzivilisierung und Werteverfall. Dem globalen Kapitalismus entkommt niemand mehr. Die Auswirkungen
      von Konjunkturzyklen und Indexständen sind in jeder gesellschaftlichen Nische spürbar geworden. Es gibt kein "Jenseits" des Kapitalismus, und deswegen existiert auch keine echte Lust mehr an
      seinem Untergang.

      In dieser Situation wächst ein unstillbares Verlangen nach Transzendenz. Dem ökonomischen Gehäuse ist nicht zu entkommen. Auch die Organisationen der politischen Linken, Parteien oder NGOs,
      kranken ja daran, das System nur noch als Teil desselben kritisieren zu können. Auch die Kunst markiert nicht länger ein "außen". Beinahe unmöglich, Gesten der Transgression zu erfinden, die
      Respekt abnötigen. Nur die ganz Jungen wählen das Risiko, die existenzielle Erfahrung. Sie suchen die gewaltsame Konfrontation mit den Schutzmächten der westlichen Welt, als brauchten sie das
      Gefühl, mit dem Kopf an den Rand des Gehäuses zu stoßen. In einer ökonomisch-politischen Totalität ohne Alternative richtet sich die Freiheitsvermutung nicht länger auf den Markt. Was Freiheit
      "eigentlich" sei, was sie noch wirke oder nicht mehr leiste, wird strittig. Jeder kämpft um sie mit eigenen Mitteln. In ihrer Schwundform ist Freiheit am Ende nur noch körperliches
      Empfinden, Existenzgefühl: mein Widerstand.
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 21:10:00
      Beitrag Nr. 600 ()
      NO. 600!!!


      Quelle: SZ




      Wachstumssegment für Ermittler

      Oberstaatsanwalt: Personalbedarf durch den Neuen Markt gestiegen




      mrm. München - Die Justiz könnte bei besserer personeller Ausstattung mehr Vergehen bei Neuen-Markt-Firmen aufdecken. Diese Ansicht vertrat Manfred Wick, leitender Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft München I, vor dem Club Wirtschaftspresse München. Ähnlich wie bei der Korruptionsbekämpfung gelte auch hier: "Mit mehr Personaleinsatz kommt mehr auf." Allerdings sei angesichts der leeren Kassen bei der öffentlichen Hand nicht zu erwarten, dass es zu solchen Aufstockungen komme. Generell sei die Welle von Ermittlungen gegen Unternehmen aus diesem Börsensegment für ihn nicht überraschend gekommen, sagte Wick. "Wo solche Goldgräberstimmung herrscht, hat man als Strafverfolger schon darauf gewartet, dass etwas aufbricht."

      Bei der Staatsanwaltschaft München I sind die Aufsehen erregenden Verfahren rund um das Medienunternehmen EM.TV und den Telematik-Dienstleister Comroad anhängig. Daneben sprach Wick von "zwei bis drei weiteren Fällen", ohne sie benennen zu wollen. Bei einem davon handelt es sich wohl um den Filmhändler Advanced Medien. Dort liegen Strafanzeigen gegen ehemalige Führungspersonen wegen des Vorwurfs der Bilanzfälschung vor. Der Großraum München ist der zahlenmäßig bedeutendste Standort von Neuen-Markt-Firmen.

      Nach Angaben des Staatsanwalts sollen die Ermittlungen rund um Comroad in etwa zwei Monaten abgeschlossen sein. Der frühere Firmenchef Bodo Schnabel und seine Frau Ingrid seien

      weiter die einzigen Beschuldigten. Ein jüngst vorgelegter Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl&Partner über die Geschäfte des Unternehmens in den vergangenen Jahren habe den Tatverdacht gegen das Ehepaar "voll bestärkt" und keine entscheidenden Hinweise gegen weitere Personen ergeben. In einer Anklageschrift gegen beide werde es voraussichtlich um schweren Betrug gehen. Sie werde aber wohl auch Delikte wie beispielsweise Kursbetrug enthalten, die für geschädigte Anleger

      relevant seien und eventuelle Zivilverfahren "erleichtern könnten". Wirtschaftsprüfer hatten nachgewiesen, dass die

      angeblichen Umsätze von Comroad fast komplett erfunden waren.

      Im Fall EM.TV wiederholte Wick seine Erwartung, dass es erst im Herbst zu einem Prozess gegen die Gebrüder Haffa kommen werde. Die zuständige Kammer sei derzeit mit "vorrangigen Verfahren" beschäftigt. In der Anklageschrift, die schon des Längeren vorliegt, wird den früheren EM.TV-Managern vorgeworfen, sie hätten Kursbetrug begangen und die Unternehmensverhältnisse unrichtig dargestellt.
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 21:18:04
      Beitrag Nr. 601 ()
      Aus der FTD vom 12.7.2002

      Kommentar: Eins ist sicher - die Banker-Honorare
      Von Stephan-Götz Richter

      Initiatoren von großen Firmenfusionen sind häufig Investmentbanker. Sie profitieren,
      auch wenn später die Zusammenschlüsse scheitern.

      Seit der Skandalpleite des US-Energieriesen Enron - und erst recht nach Bekanntwerden der
      Bilanzbetrügereien bei Worldcom - stehen US-Wirtschaftsprüfer und Konzernlenker im Zentrum der
      öffentlichen Kritik. Von den allgemeinen Schuldzuweisungen bislang verschont geblieben ist eine Gruppe, die einen ebenso
      großen Anteil am allgemeinen Vertrauensverlust bei den amerikanischen Anlegern und Bürgern hat: Die
      Investmentbanker - die Initiatoren der großen Firmenzusammenschlüsse der 90er Jahre.

      Lange Zeit vom Fachpublikum bewundert, brechen die Mega-Fusionen inzwischen nach und nach auseinander. Die
      Investmentbanker hingegen, auf deren Anstoß und Rat hin die milliardenschweren Deals zustande kamen, haben ihre
      Schäfchen längst im Trockenen.

      Bei näherer Betrachtung zeigen sich verblüffende Parallelen zwischen Investmentbankern und Börsenmaklern. Letztere
      sind stets darum bemüht, ihren Kunden Aktienkäufe schmackhaft zu machen. Die fällige Provision kassieren sie
      unabhängig davon, wie sinnvoll die Investition ist. Analog dazu setzen die Investmentbanker alles daran, die Egos
      der Konzernchefs zu bedienen - und ihnen den Kauf anderer Unternehmen nahe zu legen. Denn auch sie erhalten
      Provision unabhängig davon, ob die Fusion sich bewährt.

      Erfolgsbezogene Vergütung

      Die Zeit ist reif, die Entlohnung der Berater zu reformieren: Statt wie bisher auf die sofortige Begleichung des
      jeweiligen Honorars zu pochen, sollten die Investmentbanker fortan eine erfolgsbezogene Vergütung ihrer
      Serviceleistungen akzeptieren.

      Diese würde sich nicht am bloßen Zustandekommen der Transaktion orientieren, sondern den Shareholder-Value in
      den Mittelpunkt stellen. Gute Messlatten hierfür wären der mittel- bis längerfristige Börsenwert oder die Steigerung
      bei Umsatz und Gewinn.

      "Goldener Handschlag" für Topmanager

      Die Erfahrungen mit den vergangenen Fusionen und Firmenübernahmen sind so entmutigend, dass es erstaunt, dass
      das schnelle Überweisen der Honorare nicht längst der Vergangenheit angehört. Kaum eine dieser vielen
      Transaktionen hat sich für die zukaufende Firma finanziell rentiert. Zu den Gewinnern der Fusionen zählen meist nur
      die Aktionäre der erworbenen Unternehmen - und deren mit "goldenem Handschlag" verabschiedete Topmanager.
      Man denke nur an den ehemaligen Chrysler-Chef Bob Eaton, dessen Entlassung in den Ruhestand mit einem
      ansehnlichen Abschiedspaket versüßt wurde.

      Der Mitbegründer von Hewlett-Packard, David Packard, prägte einst den Ausspruch: "Es sterben mehr Unternehmen
      an Verdauungsproblemen als an Hunger." Die aktuelle Entwicklung gibt ihm Recht: Mehr als ein Drittel der
      Mega-Fusionen des vergangenen Jahrzehnts werden bereits wieder rückgängig gemacht.

      Selbst vor dem Hintergrund dieser schlechten Entwicklung hegen immer noch zu viele Unternehmen Gedanken an
      Zusammenschlüsse. Doch sofern es keinen absolut überzeugenden Grund für eine Übernahme gibt, sollten sich die
      Firmenchefs lieber darauf konzentrieren, Marktanteile, Patente und Know-how auf andere Weise zu sichern.

      Als Folge des Fusionsfiebers werden die Konzerne oft anfälliger für andere Krankheiten. So kann etwa eine
      Rezession ein Unternehmen besonders hart treffen, wenn es gerade damit beschäftigt ist, zwei vollkommen
      verschiedene Mitarbeiterstäbe und Firmenkulturen zusammenzubringen.

      Schlimmer noch: Zur Finanzierung des Zusammenschlusses werden meist Kurzzeitkredite aufgenommen, durch die
      das Unternehmen unverhofft in den Schuldensumpf absinken kann. Während die Firmen dann mit einer finanziellen
      Umstrukturierung beschäftigt sind, müssen sie nebenbei ein Wirrwarr unterschiedlicher Produktionslinien und
      Arbeitsabläufe in Einklang bringen.

      Schielen auf die "Kronjuwelen"

      Da der Kaufanreiz bei der Übernahme allzu oft nur aus einem einzelnen "Kronjuwel" besteht, muss der Rest des
      erworbenen Unternehmens anschließend veräußert oder anderweitig in die Gewinnzone gefahren werden. Die
      Lösung all dieser Aufgaben kann selbst den brillantesten Manager bisweilen überfordern.

      Die Konsequenz: Unternehmen und Aktionäre gehen unter der Schuldenlast in die Knie, während sich die
      Architekten der Fusion - die Investmentbanker - längst mit den Taschen voller Geld aus dem Staub gemacht haben.
      Sie zählen in jedem Fall zu den glücklichen Gewinnern, auch wenn die Fusion letztlich scheitern sollte und ihre
      Kunden, und vor allem deren Aktionäre, vor einem Scherbenhaufen stehen.

      Daher sollten Investmentbanker nach messbaren Leistungen bezahlt werden. Schließlich ist das Interessenverhältnis
      zwischen Unternehmen und Investmentbank nicht viel anders als zwischen Aktionären und Vorstand. Und obwohl die
      Entlohnung des Vorstands durch Aktienoptionen nach wie vor heftig umstritten ist, wäre diese Form der Vergütung
      für Investmentbanken sinnvoll.

      Wären sich die Investmentbanker darüber im Klaren, dass ihr finanzieller Vorteil vom langfristigen Erfolg einer
      Fusion abhängt, so würden sie zweifellos sorgfältiger überdenken, ob der Zusammenschluss tatsächlich ratsam ist.
      In vielen Fällen würden die sonst eher in kurzen Zeithorizonten denkenden Banker dann sogar als Bremse bei
      geplanten Fusionen oder Übernahmen wirken. Einem Management, das von unternehmerischer Vernunft statt vom
      Ego des Konzernchefs geprägt ist, könnte dies nur zuträglich sein. Die Gewinner wären in jedem Fall die Anleger.

      Stephan-Götz Richter ist Herausgeber von www.theGlobalist.com.


      © 2002 Financial Times Deutschland

      Url: http://www.ftd.de/ub/fi/1026225423221.html?nv=skyx
      Avatar
      schrieb am 13.07.02 09:45:59
      Beitrag Nr. 602 ()
      #32 von ODDSetFan 12.07.02 23:04:08 Beitrag Nr.: 6.867.950 6867950
      Dieses Posting: versenden | melden | drucken | Antwort schreiben
      THIEL LOGISTIK AG

      @all

      anscheinend sind einige hier nicht lange genug bei Thiel dabei um wirklich mitzureden!

      wie die Aasgeier haben sie sich auf Thiel gestürzt und nun bangen und rangen sie mit fsch, obwohl er nichts mit dem Kursverlauf zu tun hat, um ihre Stücke...

      fsch hat früh genug gewarnt, bei 18 bei 16 bei 13 bei 8 bei 7 bei 4 bei 3 bei 4 bei 5 wieder bei 3, nein bei 2,5 und bis heute dachte ich, der hat doch nen Schuß, aber was Thiel
      hier abgezogen hat, daß ist kriminell und ich wünsche mir die Todesstrafe, am besten den Galgen, zurück, damit wir den Thiel dort oben hinhängen, wo er hin gehört

      ich fasse nur mal die wichtigsten Abschnitte bei Thiel zusammen... wer diese hier ließt, der sollte dann letztendlich auch bescheid wissen... ich weiß, es ist spät und es war ein
      langer und harter Tag, aber zum Einschlafen lohnt sich mein Posting allemal:



      per Ad-hoc am 11.03.2002 20:04Uhr: Thiel Logistik erzielt 2001 Rekordergebnisse Jahresüberschuss höher als erwartet, Umsatzplanungen deutlich übertroffen, operatives
      Ergebnis mehr als verdoppelt (Zahlen könnt ihr selbst nachlesen) Kurs an diesem Tag knapp 22€

      per Ad-hoc auch am 11.03.2002 nur ein paar Minuten später (20:14Uhr): Kapitalerhöhung der Thiel Logistik AG ...Ausgabe von bis zu 5.750.000 neuen Stückaktien...( geplant war
      dies auch schon einmal, aber nicht diese Menge; per Ad-hoc am 09.01.2002: ...Die Übernahme der Birkart-Gruppe wird zu ca. je einem Drittel aus Fremdkapital, liquiden Mitteln
      und der Ausgabe von ca. 1,2 Mio. neuen Aktien finanziert.) Kurs bricht nachbörslich ein auf ca. 19,50€

      per Ad-hoc am 12.03.2002: Kapitalerhöhung der Thiel Logistik AG erfolgreich durchgeführt. Kurs liegt am Schluß des Tages bei 17,50€

      per Ad-hoc am 10.04.2002: Hauptversammlung: Management erwirbt weitere 150.000 Aktien >Die Hauptversammlung hat die Bestellung von Christian Fürstaller, Chief
      Operations Officer, zum Mitglied des Verwaltungsrates bestätigt. Stefan Delacher, Chief Marketing Officer und Prof. Dr. Andreas Goldschmidt, Chief HealthCare Officer, wurden
      bis zur Hauptversammlung 2005 zu Mitgliedern des Verwaltungsrates ernannt. Als Zeichen des Vertrauens haben die neuen Verwaltungsratsmitglieder je 50.000 Aktien des
      Unternehmens am Markt erworben. (mittlerweile dürfte die schon längst verkauft haben, vielleicht auch nur ausversehen mal aufs Verkaufsknöpfchen gekommen, aber falsch
      wär das im nachhinein dann auch nicht) Kurs liegt da bei ca.14-15€

      per Ad-hoc am 22.04.2002: Thiel Logistik AG kündigt Rückkaufprogramm für eigene Aktien an > nachdem Gerüchte über Bilanzfälschungen laut geworden sind und der Kurs im
      Tagesverlauf bis auf ca. 7€ nachgibt dementiert Thiel diese Gerüchte und droht mit Aktienrückkauf, darauf hin beruhigt sich der Kurs auf über 10€

      der Kurs steigt bis zu den Q01 Zahlen sogar auf 13,50€...
      per Ad-hoc dann am 15.05.2002: Deutliches Umsatz- und Ertragswachstum im ersten Quartal Umsatzerwartungen deutlich übertroffen / Integration von Birkart erfolgreich
      angelaufen > die Gemüter sind beruhigt, auch nachdem eine Wirtschaftsprüfung die Bilanzen von Thiel als sauber attestiert hat. (es war eine Luxemburgische
      Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, also, wenn die Luxemburger irgendwo prüfen ist das genauso wie wenn der Bauer die Heiligsprechung durchführt)

      Kurs gibt dann im Laufe der nächsten 4 Wochen von 13,50€ bis mitte Juni auf ca. 7,5€ nach...(trotz guter Zahlen? nun folgst die Auflösung)

      per Ad-hoc am 20.06.2002: Erhöhung des Freefloats der Thiel Logistik AG > ja, ja, um den Freefloat geht es gar nicht, es geht darum, daß zwei der Großinvestoren, die sogar
      seit Gründungsbeginn mit von der Partie waren im großen Stil ausgestiegen sind, man munkelt noch immer, ob nicht Günther Thiel selbst hinter einem oder beiden
      Großinvestoren steckt, nun ermittelt man zumindest in diese Richtung. Zumindest findet der Kurs auch, daß eine Erhöhung des Freefloats unwichtig ist und geht auf Tauchkurs,
      immerhin unter 3€

      natürlich muß Thiel den Ausstieg der zwei Großinvestoren rechtfertigen und auch den Kurs, der nun bei 3€ steht, es folgt die Ad-hoc...

      per Ad-hoc am 21.06.2002: Thiel Logistik AG bestätigt gesteckte Ziele (Den Inhalt dieser Ad-hoc möchte ich nicht kürzen und deshalb hier in voller Länge)
      <<Grevenmacher / Luxemburg, 21. Juni 2002. Die Thiel Logistik AG nimmt Stellung zu Gerüchten, die sich aufgrund der Abgabe von Aktienpaketen der beiden Großinvestoren
      Lorenzo Holding und Industrial Performance ergeben haben.
      Das Unternehmen weist Gerüchte entschieden zurück, dass die Abgabe der Investoren aufgrund eines Informationsvorsprungs dieser Investoren erfolgt ist. Alle Investoren
      verfügen über dieselbe Informationsbasis.
      Es liegen keine Ereignisse innerhalb der Thiel Logistik AG vor, die eine Mitteilung an den Finanzmarkt erforderlich machen würden.
      Günter Thiel, Vorsitzender des Verwaltungsrates, sowie die übrigen Mitglieder des Verwaltungsrates bleiben mindestens bis zur Hauptversammlung 2005 im Verwaltungsrat
      des Unternehmens und werden die mittel- und langfristigen strategischen Ziele des Unternehmens konsequent weiterverfolgen und umsetzen.>>

      natürlich weiß Thiel da noch nicht, daß es einen Monat später ca. 80% weniger Einnahmen geben wird und da Thiel es da noch nicht weiß, hat es Thiel ja natürlich auch
      niemandem gesteckt und da Thiel fett im Geschäft steckt, immerhin Gewinne um 109€ als gestecktes Ziel, ist es auch einfach nur verwunderlich, warum zwei Großinvestoren
      aussteigen, aber die Erklärung folgt dann noch (am 27.06 *1)...

      nur noch ein paar Nachrichten zwischen dem 21.06.2002 und heute:

      21.06 Die Thiel Logistik AG weisst Gerüchte zurück, wonach die Abgabe von Aktienpaketen der beiden Großinvestoren - Lorenzo Holding und Industrial Performance - auf Grund
      eines Informationsvorsprungs dieser Investoren erfolgt sei. Der heutige Kursverfall sei nicht erklärbar, so Thiel - es gebe keine neuen Meldungen. Die mittel- und langfristigen
      strategischen Ziele des Unternehmens würden konsequent weiterverfolgt.

      24.06 Die Analysten von ConSors capital halten Thiel für einen fundamentalen Kauf, weisen aber auf die erheblichen Risiken und Unsicherheiten dieses Investments hin und
      betonen den spekulativen Charakter der Empfehlung. Im Falle einer soliden operativen Geschäftsentwicklung des Unternehmens liege der von Consors Capital errechnete faire
      Wert bei 19,20 EUR. Insofern bestehe beim gegenwärtigen Aktienkurs eine "einzigartige Einstiegsmöglichkeit". Der jüngste Verkauf von Aktienpaketen durch Großaktionäre in
      der Nähe der Allzeittiefststände habe jedoch die am Markt kursierenden Gerüchte über mögliche operative Probleme verstärkt.
      Diese wurden vom Unternehmen allerdings umgehend dementiert. Am 31. März hatten Lorenzo Holding 22,49 Prozent der Anteile und Industrial Performance Holding 16,72
      Prozent der Thiel-Papiere gehalten. Der Free Float betrug 60,79 Prozent. Beide Gesellschaften haben ihren Aktienbestand nun auf jeweils unter fünf Prozent reduziert, so dass
      der Free Float derzeit 100 Prozent beträgt. +++ Claus-Detlef Großmann

      24.06 Der Aktie von Thiel Logistik stehen wohl neue Turbulenzen bevor. Finanzvorstand Rodolphe Schoettel sagte Reuters, die Kursverluste der vergangenen Wochen hätten
      das operative Geschäft belastet. Konkret: Die Verhandlungsposition des Logistik-Dienstleisters bei Aufträgen habe sich erschwert. Das ist kein Wunder, denn der Ausstieg der
      beiden Altaktionäre Lorenzo Holding und Industrial Performance sieht aus wie eine Flucht vom sinkenden Schiff. Daher sind Abnehmer und Zulieferer wohl skeptisch, ob sie ihr
      Geld oder die georderte Leistung je sehen. Dass der Finanzchef darauf hinweist, er habe aktuell keinen Grund, etwas zur bisherigen Prognose zu sagen, beruhigt nicht. Dass
      es derzeit keine neuen Erkenntnisse gebe, steht im Widerspruch zur Aussage, das operative Geschäft falle schwerer. Für 2002 hat Thiel bislang einen Umsatz von 1,61
      Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von 109 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die Börsianer warten skeptisch auf die Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal. Dann
      wird sich zeigen, ob Thiel einknickt, oder nicht.

      *1 27.06 Die Wogen um Thiel Logistik scheinen sich zu glätten. Nachdem in der Vorwoche mit der Lorenzo Holding und Industrial Performance zwei Großaktionäre ihren
      Teilrückzug aus dem Unternehmen erklärt hatten, war der Thiel-Aktienkurs eingebrochen. Das Gedankenspiel der Anleger: Wenn sich Großaktionäre auf derart niedrigem
      Kursniveau von ihren Beteiligungen trennen, muss das Unternehmen in ernsten Schwierigkeiten sein. Das wurde von Lorenzo jetzt dementiert. Der Rückzug sei lediglich als
      Schutz vor ungerechtfertigten Angriffen erfolgt, da die Holdinggesellschaft in der Vergangenheit häufig für Kursschwankungen bei Thiel verantwortlich gemacht worden sei. Aha.
      Das soll eine Erklärung sein? Es ist mehr als ärgerlich, dass sich Lorenzo so spät äußert, außerdem bleiben Fragen offen. Der Kurs hat trotzdem Chancen, sich leicht zu
      erholen.

      28.06 Wie die Tageszeitung Die Welt heute berichtet, könnte die unter Druck geratene Thiel Logistik in Kürze mit einer Gewinnwarnung aufwarten.
      Erstaunen habe unter Börsianern der Hinweis des Finanzvorstands von Thiel Logistik ausgelöst, wonach sich der deutliche Kursrückgang der Aktie negativ auf das operative
      Geschäft des Logistikdienstleisters niederschlagen solle.
      "Das wäre eine neue Form ökonomischer Gesetze", hieß es dazu auf dem Parkett, so das Blatt. Aus den Andeutungen sei das Gerücht entstanden, wonach Thiel Logistik in
      Kürze mit einer Gewinnwarnung aufwarten werde. Um das Unternehmen rankten schon seit längerer Zeit wilde Spekulationen, was mit einer steilen Talfahrt der Aktie
      einherging.
      Nachdem bekannt geworden sei, dass sich zwei Großaktionäre von ihren Anteilen getrennt hätten, sei die Notierung auf das Rekordtief von 3,25 Euro gerutscht. Davon habe
      sich der Titel, der zu den wichtigsten des Neuen Markts gehöre, inzwischen wieder leicht erholen können.

      Thiel dementiert, dass es eine Gewinnwarnung geben wird.

      Für die hohe Volatilität beim momentanen Tagesverlierer Thiel machen Händler die angeschlagene Stimmung verantwortlich. Von einem Tageshoch bei 4,14 EUR sank der
      Titel auf ein neues Allzeittief bei 2,87 EUR und notiert gegen 17.28 Uhr 24 Prozent leichter bei 3,00 EUR. "Die Spekulationen über eine bevorstehende Gewinnwarnung, heute
      von der `Welt` aufgewärmt, und die negativen Studien von Analysten zeigen ihre Wirkung", sagt ein Händler. Allerdings sei davon auszugehen, dass noch viele Investoren
      Shortpositionen hielten, so dass ein Rebound bis 4,00 EUR problemlos möglich sei. Zudem notiere die Aktie aktuell "gerade `mal in dem Bereich des vor der jüngsten Erholung
      erreichten Tiefs".


      28.06 Als ob das Elend der Thiel-Aktionäre nicht schon groß genug wäre. Zu allem Überfluss hat jetzt auch die Landesbank Rheinland-Pfalz die Thiel-Aktie auf verkaufen gesetzt.
      Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die LRP nicht an der Emission als Konsortialführer beteiligt gewesen wäre. Wenn sich auch die Ziehväter ihrer Kinder zurückziehen, dann
      ist es ganz besonders schlimm. Im übrigen bemängelt der Analyst wie sharper.de den Rückzug der Großaktionäre zu Schleuderpreisen. Ein Investment drängt sich noch lange
      nicht auf.

      28.06
      mm.de: Der Kurs von Thiel stürzt ins Bodenlose. Was wird das Unternehmen gegen das wachsende Misstrauen von Analysten und Investoren tun?
      Christian Weber: Wir werden uns auf das operative Geschäft konzentrieren. Es gibt für uns derzeit keinen Anlass, an unseren Jahresplanungen zu zweifeln

      mm.de: Es gibt aber Befürchtungen, dass gerade wegen des drastischen Kursverfalls das operative Geschäft Schaden nehmen wird. Gerät Thiel jetzt bei laufenden
      Ausschreibungen gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen?
      Weber: Das ist möglich. Doch beziehen sich die Jahresprognosen von 1,6 Milliarden Euro Umsatz und 109 Millionen Euro Gewinn auf bestehende Verträge. Da gibt es keine
      Probleme. Wir haben auch neue Kunden hinzugewonnen. Das sind keine Riesenaufträge, aber im normalen täglichen Geschäft agieren wir noch sehr erfolgreich. Bei
      Großaufträgen allerdings ist die Situation schwieriger geworden, weil logischerweise potenzielle Kunden jetzt verstärkt nachfragen.

      mm.de: Können Sie das Volumen des gegenwärtigen Auftragsbestandes beziffern?
      Weber: Ich weiß es derzeit nicht.

      mm.de: Mit der Kapitalerhöhung im März wollte Thiel neue Großaufträge finanzieren. Bislang lässt das Unternehmen die Märkte darüber im Unklaren, und der Kurs stürzt weiter
      ab. Wird es nicht Zeit, die Investoren endlich aufzuklären?
      Weber: Die Verhandlungen über mögliche neue Großaufträge werden im dritten Quartal zum Abschluss kommen. Wir rechnen damit, von fünf möglichen Aufträgen zwei mit
      einem Umsatzvolumen von jeweils rund einer Milliarde Euro zu gewinnen. Gerade mit Blick auf den Aktienkurs ist es natürlich in unserem Interesse, die Verträge so schnell wie
      möglich unterschriftsreif zu machen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

      mm.de: Sagen Sie den besorgten Aktionären doch zumindest, wo die potenziellen Auftraggeber sitzen.
      Weber: Das ist Top Secret.

      mm.de: Unter anderem in dem wachstumsstarken und lukrativen Markt Health Care-Logistik sehen Analysten Thiel zusehends durch die Konkurrenz in Bedrängnis gebracht
      und nehmen ihre Schätzungen zurück. Teilen Sie diese Bedenken?
      Weber: Wir gehen davon aus, dass wir gegenüber der Konkurrenz in diesem Segment einen Vorsprung von 15 Monaten haben.

      mm.de: Der Großaktionär Lorenzo Holding hat sich erneut von Thiel-Aktienpakten getrennt und damit den Kurs unter Druck gebracht. In einem öffentlichen Brief an Günther Thiel
      verteidigt Lorenzo sein Vorgehen. Sind das nicht seltsame Methoden?
      Weber: Die haben uns den Brief mit der veröffentlichten Anzeige zugesandt. Es ist im übrigen das Recht eines jeden Aktionärs, seine Meinung öffentlich zu äußern.

      mm.de: Werden sich Lorenzo und Industrial Performance als ehemalige Großaktionäre noch von ihren restlichen Fünf-Prozent-Anteilen trennen?
      Weber: Das ist die Gretchenfrage. Möglich ist das. Wir haben keinen Einfluss darauf, was die mit ihren Aktien machen.

      mm.de: Dass diese Altaktionäre auf niedrigstem Kursniveau verkaufen, wo doch angeblich Milliardenaufträge in der Pipeline stecken, muss die Anleger verunsichern. Teilen Sie
      die Ängste der Investoren?
      Weber: Ich kann mich da nur wiederholen: Thiel Logistik hat auf die Investitionspolitik dieser Gesellschaften keinen Einfluss. Natürlich war dies in der gegenwärtigen Situation
      für uns ungünstig.

      mm.de: Ist Thiel angesichts des enormen Kursverlustes jetzt ein Übernahmekandidat?
      Weber: Nein. Jenseits aller Gerüchte haben wir bislang keinerlei Informationen über Angebote.

      mm.de: Gegen eine mögliche feindliche Übernahme schützt am besten ein hoher Aktienkurs. Was will Thiel dafür tun?
      Weber: Wir werden die Kommunikationsaktivitäten auf hohem Niveau halten, auf Roadshow gehen und mit unserem operativen Geschäft überzeugen.


      02.07.2002
      Thiel Logistik neues Kursziel
      Die Analysten stufen die Aktie von Thiel Logistik (WKN 931705) unverändert mit "buy" ein.
      Die kurzfristige Entwicklung der Aktie hänge davon ab, ob die Identität der Käufer der Anteile der Venture Capital Gesellschaften und mehr Hintergrundinformationen über die
      Transaktion bekannt gegeben werden. Man denke aber, dass die Ergebnisse des zweiten Quartals, die am 22. August anstehen, dass Interesse wieder in Richtung der guten
      Fundamentaldaten lenken könnten.
      Man habe die Gewinnschätzungen für die Gruppe reduziert, da man glaube, dass die jüngsten Vorgänge das Geschäft wahrscheinlich beeinflussen werden. Man habe das
      Kursziel von 20 auf fünf Euro auf Basis des DCF-Modells gesenkt, um der Annahme Rechnung zu tragen, dass Thiel über das Jahr 2004 hinaus kein überdurchschnittliches
      Wachstum generieren werde.
      Die Anlageempfehlung halte man aufrecht, da man glaube, dass das neue Kursziel ausreichend Potenzial lasse, um diese zu rechtfertigen. Da man denke, dass sich Thiel
      nicht richtig um die Bedenken der Investoren gekümmert habe, die durch die jüngsten Vorkommnisse ausgelöst worden seien, rechne man mit weiterer Volatilität.
      Vor diesem Hintergrund empfehlen die Analysten die Aktie von Thiel Logistik weiterhin zu kaufen.

      "Der Tag des falschen Knopfes!"
      05.07 Als einen "peinlichen Handel" bei Thiel bezeichnen Marktteilnehmer die Entwicklung der letzten Minuten. Innerhalb kürzester Zeit habe habe sich eine Adresse von rund
      200.000 Aktien getrennt und zum Tiefstkurs bei 4,35 EUR abgestoßen. "Da hat wohl einer auf den falschen Knopf gedrückt. Und dann kam auch noch die Volaaussetzung zu
      spät", sagt ein Händler. Das alles habe dazu geführt, dass die Papiere nun wieder eingesammelt werden müssten. "Ich habe ja schon viel am Neuen Markt gesehen, aber das
      war unglaublich. Das könnte jemanden richtig teuer zu stehen kommen", so der Beobachter. Gegen 11.36 Uhr MESZ verlieren Thiel 0,6 Prozent auf 5,23 EUR, nachdem sie
      schon 17 Prozent im Minus gelegen und am Morgen noch ein Plus von rund zehn Prozent aufgewiesen hatten. +++ Marc Langendorf
      Nach Angaben der Deutschen Börse ist beim außergewöhnlichen Thiel-Trade alles ganz regulär abgelaufen. Zur Volatilitätsaussetzung sei es erst gekommen, nachdem die
      Aktie den von der Deutschen Börse täglich neu festgelegten Korridor, der sich an der durchschnittlichen Vola eines Wertes in der Vergangenheit orientiert, verlassen hat. "Damit
      ist klar: Einen Händler hat es definitiv richtig zerschossen", heißt es von Beobachtern. Wahrscheinlich habe er sich bei einer Ziffer vertan und anstelle von 5,35 EUR nur 4,35
      EUR eingebeben. +++ Marc Langendorf
      Es sah alles nach einem freundlichen Vormittag an einem sonnigen Freitag aus. Thiel Logistik setzte ihren seit Tagen anhaltenden Aufwärtstrend fort und stieg um mehr als elf
      Prozent auf knapp 5,90 Euro.
      Kein neues Gerücht um Bilanzfälschung oder eine Gewinnwarnung zerstörte die seltene Idylle: Ein popeliger Tippfehler beendete die Privatrally der Thielaktie. Die Kurse vom
      Anfang der Woche im Kopf, tippte ein Händler beim Verkauf von etwa 200.000 Aktien die falsche Ziffer ein,- anstelle von 5,35 Euro scheinbar nur 4,35 Euro. Zu diesem Kurs
      waren die angebotenen Stücke razzfazz weg. Die Aktie ist daraufhin natürlich in den Keller gestürzt und war plötzlich mit mehr als 17 % im Minus.
      Zwei Stunden später um 13:00 Uhr liegt die Thiel-Aktie "nur" noch mit 3,99 % auf 5,05 Euro im Minus. Der mißratene Deal hinterließ auch Spuren beim Umsatz: Mit gut 2 Mio.
      umgesetzten Stücken rangiert Thiel weit vor dem zweitplatzierten, Qiagen mit 770.000. Außerdem werden einige Anleger bei dem Anblick eines Minuszeichens auf die Idee
      kommen, die Gewinne der letzten Tage erst einmal mitzunehmen.

      08.07 nochmal zwei Empfehlungen: Thiel Logistik "buy"Concord Effekten und Thiel Logistik 100%-Potenzial Neuer Markt Trader

      ja ja, immer das selbe mit den Analysten...

      am 12.07 per Ad-hoc dann die Wahrheit:
      Die Thiel Logistik AG hat ihe Umsatz - und Ergebnisprognosen nach unten korrigiert. Insbesondere Managementfehler bei der Schweizer Tochtergesellschaft Brechtbühl (BTL)
      hätten massive Korrekturen bei der Jahresplanung nötig gemacht, so das Unternehmen. Gleichzeitig wirkten sich die Folgen einer unerwartet verschlechterten
      Branchenkonjunktur im Fashion-Bereich negativ auf die Jahresprognose aus. Im einzelnen werde für 2002 jetzt ein Umsatzzuwachs auf rund 1,45 Mrd. Euro gegenüber
      ursprünglich geplanten rund 1,62 Mrd. Euro und ein EBIT von rund 25 Mio. Euro gegenüber 109 geplanten Mio. Euro erwartet. Im 2. Quartal 2002 betrage der vorläufige Umsatz
      rund 355 (Vj. 281,8) Mio. Euro und das vorläufige EBIT rund 4 (Vj. 16,1) Mio. Euro. Daraus ergibt sich bei einer Hochrechnung für das 1. Halbjahr 2002 ein Umsatz von leicht über
      700 (Vj. 411,4) Mio. Euro und ein EBIT von etwas mehr als 20 (25,9) Mio. Euro.

      und natürlich hat es keiner vorher gewußt, die zwei Großinvestoren nicht, der mit dem zittrigen Finger am falschen Knopf nicht, Thiel selbst, noch vor 2Wochen befragt, nicht,
      alles das aus heiterem Himmel, vielleicht sind es ja einfach nur die Gerüchte die wahr geworden sind, oder die Umsätze wollten sich einfach dem Kursverlauf anpassen,
      vielleicht träumt man das ganze auch nur... aufwachen, hallo, aufwachen, Scheiße ich bin doch wach, das ist wie ein schlechter Krimi, aber Thiel kann sich warm anziehen, das
      Spiel ist noch nicht aus!

      so, wer jetzt noch meint, fsch hat unrecht mit seinen Äußerungen, der hat den Ernst der Lage nicht verstanden und wer jetzt noch in Thiel investiert, der kann besser sein Geld
      zum Fenster rauswerfen, vielleicht steht vor dem Fenster ein Bedürftiger, der das Geld wirklich nötig hat, Herr Lorenzo Thiel hat es jetzt sicher nicht mehr nötig, äh sorry, ich
      meinte natürlich Günther Thiel...

      gute Nacht
      ODDy
      Avatar
      schrieb am 13.07.02 11:26:28
      Beitrag Nr. 603 ()
      PixelNet-Insolvenzverwalter befasst sich mit Vorwürfen




      Berlin (vwd) - Der Insolvenzverwalter der PixelNet AG, Wolfen, befasst sich mit den Vorwürfen, die die "Prior Börse" gegen PixelNet erhoben hat. Wie das Unternehmen am Freitag auf Anfrage von vwd sagte, sei eine Stellungnahme zu erwarten, sobald Ergebnisse vorlägen. Die "Prior Börse" hatte in ihrer Freitagsausgabe unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, dass die Gläubigerbanken Photo Porst die Kreditlinien schon im Januar/Februar gekündigt hätten. +++ Gerwin Klinger



      vwd/12.7.2002/§kli/bb

      12. Juli 2002, 18:34
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 08:53:42
      Beitrag Nr. 604 ()
      Deutsche Börse: Geldstrafe gegen BIPOP-CARIRE



      15.07.2002 08:40:00

      Das Unternehmen ist verpflichtet, der Deutsche Börse AG meldepflichtige Wertpapiergeschäfte unverzüglich, spätestens jedoch drei Börsentage nach Geschäftsabschluss mitzuteilen (Ziffer 7.2 Abs. 1 ZulBedNM).

      Das Unternehmen hat der Deutsche Börse AG am 29. Januar 2002 folgendes Geschäft gemeldet:

      Herr Luciano Fantuzzi ("Director" ) hat am 15. Oktober 2001 Stück 997000 Namens-Stammaktien der BIPOP-CARIRE S.p.A. - WKN 880064 - gekauft. Die Meldefrist wurde damit um 68 Börsentage überschritten.

      Unter Berücksichtigung der Dauer der Verspätung und der in der Stellungnahme der Gesellschaft abgegebenen Begründung für die Verspätung hat die Deutsche Börse AG eine Geldstrafe in Höhe von Euro 33.500,- festgesetzt (Ziffer 2.1.4 Abs. 1 ZulBedNM).

      Quelle: Deutsche Börse
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 20:09:56
      Beitrag Nr. 605 ()
      SZ-Bericht,
      kopiert aus Kinowelt-Thread

      Eine neue Masche für die Sammlung bei KINOWELT


      Goldrausch

      Bei der Rettung der einst berühmten Kinowelt AG spielen zwei Manager und ein Sex-Konzern aus Essen die Hauptrollen



      Das Ehepaar Sylvia und Horst F. Peter aus Essen ist vielleicht keine Zierde des Filmgewerbes, unternehmerisch aber sind die beiden erfolgreich. Ihre 30 Jahre alte E.A.T.
      Mediengruppe ist aufs Geschäft mit Sex und Erotik spezialisiert. Seit langem gibt sie auch das Kontaktmagazin Happy Weekend heraus, handelt mit gewissen Filmrechten,
      vermarktet Fachbücher wie Lack und Leder, vertreibt Videos, offeriert 0190er- Sex-Telefondienste („Ruf mich an!“) und besitzt ein Kopierwerk, das für seriöse Filmfirmen
      VHS-Videokassetten vervielfältigt.

      Das Genre macht offenbar so viel Spaß, dass man sich auch mehr vorstellen kann – beispielsweise bei einem Medienunternehmen den Retter zu spielen, das noch vor drei
      Jahren als Shooting-star des Film- und Fernsehmarktes galt und das nach einem geglückten Börsengang immer größere Deals zu schultern schien: Die Münchner Kinowelt
      Medien AG (Der englische Patient, Das Sams) der Brüder Michael und Rainer Kölmel.

      Am Handel mit teuren Hollywood-Filmen freilich scheiterte das Duo, im Herbst 2001 musste ihre Hauptfirma Insolvenz anmelden. Seitdem schaut der vom Gericht bestellte
      Anwalt Wolfgang Ott in dem Verbund, zu dem einst 62 Firmen gehörten, nach dem Rechten, und der scheint wenig von den beiden Gründern zu halten, die er jetzt auch von
      Geschäftsführer-Posten bei – nicht insolventen – Tochterfirmen der Kinowelt AG entfernte. Hat seit dieser Aktion Pornokönig Peter aus dem Ruhrpott freie Bahn?

      Auf den Gedanken kann man kommen, da Insolvenzverwalter Ott auf zwei Angestellte von Kinowelt setzt, die ihren Arbeitgeber jetzt kaufen wollen und die die E.A.T.-Gruppe aus
      Essen gut kennen: Justiziar Marcus Schöfer und Manager Jerry Payne. Über einen Anwalt überwies E.A.T. Mitte Juni 1,7 Millionen Euro aufs Konto 44445899 bei der
      National-Bank AG in Essen – „und zwar mit dem Auftrag, diesen Betrag für das von Ihnen geplante Management-buy- out entsprechend den vertraglichen Fälligkeiten zur
      Verfügung zu stellen“, wie es im Brief an die zwei Strategen der Kinowelt hieß. Vorher schon hatte der Essener Erotikexperte, so ein anderer Hinweis, vier Millionen Euro bereit
      gestellt. Eine E.A.T.-Sprecherin dementiert einen Einstieg, Jurist Schöfer sagt, Peter sei kein Investor. Auch eine belgische Firma namens Summa steht als Geldgeber bereit –
      über die Sparkasse Flensburg.

      Hohe Rechnungen

      Ein buntes Konsortium verhandelt da exklusiv über die Übernahme weiter Teile der Kinowelt Medien AG, ein Abschluss ist zum Greifen nah. Auch die früheren Besitzer Kölmel,
      der Filmhändler Herbert Kloiber und US- Investoren haben sich wohl um den Zuschlag bemüht, der bei 30 Millionen Euro liegen dürfte. Viele Geschäfte rund um die Manager
      Schöfer und Payne sowie Peter muten indes so seltsam an, dass sich Fragen stellen. Der Mann aus der Sex-Branche hat nämlich auf Auftrag des Managements rund um Payne
      viele Kassetten für die Videotochter Kinowelt Home Entertainment kopieren dürfen – und dafür im ersten Halbjahr 2002 rund 5,5 Millionen Euro berechnet. Der Verdacht: E.A.T.
      könnte sich über fingierte Rechnungen selbst den Kinowelt- Kauf finanziert haben.

      Alle Betroffenen dementieren. Tatsache ist, dass wie am Fließband auf einmal Video-Kassetten in Essen kopiert werden sollten – obwohl der Markt stark kriselt. Von Charlie
      Chaplins Goldrausch waren im ganzen Jahr 2001 nur 1386 Stück verkauft worden, von Edgar Wallaces Der Hexer gerade mal 1521, von Winnetou I nur 720 und von Der Ölprinz
      1815 Exemplare. In diesem Jahr liefen bis Mitte Juni die Geschäfte noch schlechter, der Verkauf sank mit insgesamt 1,5 Millionen Stück gegenüber Vorjahr um 35 Prozent. Trotz
      der deprimierenden Daten bestellte die Kinowelt- Firma, als stünde ein Videoboom bevor – bei Peters Firma SVK Kopierwerk. So wurden am 28. Februar fünf Filme mit dem
      angestaubten Don Camillo je 50 000 mal bestellt (Rechnungsbetrag: gut 385 000 Euro), für drei Winnetou-Filme (je 100000 Kopien) waren knapp 463 000 Euro fällig. Die
      Summen wurden prompt einen Tag später überwiesen, was in diesen wirtschaftlich harten Zeiten selten ist. Auf den Belegen fehlt die Zahlungsfreigabe durch die
      Geschäftsführung.

      Später wurden auch andere Werke, etwa Der Hexer, Der Ölprinz oder Goldrausch jeweils 50000 mal geordert, trotz historisch viel niedrigerer Verkaufszahlen. Merkwürdigerweise
      wurden im März, diesmal ordentlich mit Zahlungsfreigabe, noch mal Don Camillo-Filme in der wirtschaftlich einsichtigen Größe von jeweils 1000 Stück bestellt.

      Das alles ist etwas verwunderlich, und auch Kinowelt-Aufsichtsratschef Peter Bach war irritiert. Also wurde beschlossen, dass eine Delegation nach Essen tourt, um zu
      forschen, inwieweit der Kassetten-Boom abgearbeitet worden sei. Dabei empfand es der mitreisende Sachverständige Jochen Winzer als „persönlich ungewöhnlich“, dass ein
      mündliches Abkommen mit Kinowelt bestehe, wonach „ein großer Teil von Videobändern erst auf Abruf produziert werde, die Rechnungen aber bereits vorgelegt und bezahlt
      wurden“. Ralph Koch von der kaufmännischen Leitung der Kinowelt-Gruppe hielt fest, dass viele Kassetten nie bezogen, aber schon lange bezahlt worden waren. Er monierte
      fehlende Unterlagen. Da wetterte Aufsichtsratschef Bach, man sei von Payne und Schöfer „massiv belogen“ worden, es handele sich um „Scheinrechnungen“. Auf die Schnelle
      seien, nachdem Verdacht aufgekommen war, in Essen Videos kopiert worden. Bach in einem Brief: „Zu stoppen sind m.E. auch die laufenden sinnlosen Nachproduktionen bei
      SVK. Sie erfolgen nur aus Verdunkelungsgründen. “ Vor der Kontrolle am 26. Juni seien fast 90 Prozent der bestellten Videos nicht produziert worden. „Für etwa 880 000 Stück
      sind Rechnungen bezahlt, aber noch keine Leistung erfolgt“, so ein Protokoll zur Lagerbestandskontrolle.

      Auf Abruf

      Schwere Vorwürfe. Das angeschuldigte Management, die E.A.T.- Gruppe und Insolvenz-Aufseher Ott weisen sie zurück. Stratege Schöfer sagt, die Vorgänge seien nach
      intensiver Prüfung als unbedenklich eingestuft worden. Kollege Payne klagt schriftlich, dass sich der Zustand der Rechtsunsicherheit nach der Kinowelt-Insolvenz hingezogen
      habe und deshalb Video-Verkaufsaktionen mit Handelspartnern verschoben werden mussten: „Bedrohlich ist einzig und allein, dass durch den rapide schwächer werdenden
      VHS-Markt die Chancen für eine erfolgreiche Vermarktung von Tag zu Tag abnehmen.“ Plötzlich am 4. Juli, nach Aufsichtsratsdebatte und Lagerprüfung, überwies SVK rund 627
      000 Euro an Kinowelt Home Entertainment zurück („Rückzahlung AVU Auftrag“).

      Jurist Ott beurteilt im Nachhinein die Transaktionen als „sinnvoll“, obwohl aus der Firma im Vergleich zum Vorjahr erheblich mehr Liquidität abgeflossen sei.
      Kundenbefragungen hätten ergeben, dass die in Auftrag gegebenen Videos auch wirklich verkäuflich seien, und dass die benötigten Kopien „nicht zuletzt aufgrund der
      unsicheren Fortbestehenssituation der Kinowelt-Gruppe nur auf Abruf und mit entsprechenden Verzögerungen produziert werden“.

      Sein Urteil: „Strafrechtlich inkriminierte Vorwürfe vermag ich nicht zu erkennen.“

      HANS-JÜRGEN JAKOBS
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 21:41:04
      Beitrag Nr. 606 ()
      Demonstration vor Luxusvillen im Grunewald



      Protestinitiative nach Bankenskandal / Fondszeichner sollen auf Vorteile verzichten

      wüp BERLIN. Eine Protestinitiative kämpft dagegen, dass Steuerzahler die Milliardenkosten des Berliner Bankenskandals tragen. Mit Demos vor Nobelvillen und der Veröffentlichung einer Liste mit 100 Namen prominenter Fondszeichner will die Initiative Druck machen.

      Peter Grottian vom Komitee für Grundrechte und Demokratie betont, es gehe um mehr als nur lokalen Filz. Der Professor der Freien Universität Berlin hat mit engagierten Bürgern und der Protestkampagne Attac die "Initiative Berliner Bankenskandal" gegründet. Sie will die Übernahme von fast 22 Milliarden Euro Risiken durch das Land zur Rettung der Bankgesellschaft Berlin (BGB) nicht hinnehmen.

      Auch der angesehene Berliner Bankenrechtsexperte Hans-Peter Schwintowski ist mit von der Partie und fordert, dass die 70 000 privaten Zeichner der geschlossenen Immobilienfonds auf Grund der desolaten Lage der Bank im Nachhinein auf die beispiellosen Garantien verzichten, die maßgeblich zur Schieflage des Konzerns beitrugen. "Damit büßt der einzelne Zeichner im Schnitt zwar 15 bis 20 Prozent seiner Anlage ein, der Steuerzahler aber würde um bis zu 18 Milliarden Euro entlastet", sagte er der FR.

      Die Fondszeichner müssten einsehen, dass die Garantien "gegen Treu und Glauben verstoßen", weil die öffentliche Hand, die am Ende hafte, keine adäquate Gegenleistung bekomme. Deshalb sollten die Zeichner im Nachhinein marktübliche Garantien von fünf Jahren akzeptieren. Dann müsste der Bankkonzern für den Großteil der Risiken nicht mehr haften, weil die meisten Fonds bis 1997 aufgelegt wurden. Die Anleger müssten dann zum Beispiel für Mietausfälle in den Fondsimmobilien selbst gerade stehen.

      Die BGB ersetzt maximal 30 Jahre lang Mietausfälle und hat umfangreiche Rücknahmegarantien für Fondsanteile vereinbart. Durch die beispiellosen Garantien stieg der Konzern in kurzer Zeit zum größten Anbieter der europäischen Fondsbranche auf. Das Gebäude brach aber zusammen, als die Bankenaufsicht aufdeckte, dass die BGB die Garantien unzureichend abgesichert hatte.

      Schwintowski vertritt die Ansicht, dass die Abwicklung des Bankenkonzerns mit seinen zuletzt 15 000 Beschäftigten für den Steuerzahler am Ende günstiger wäre als die Rettung durch eine beispiellose Garantieübernahme. Nach Rechnung der EU-Kommission könnte sich deren Quittung im Extremfall auf mehr als 35 Milliarden Euro summieren. Bisher hat Brüssel die Garantien nicht genehmigt.

      Die Protestinitiative lehnt auch den vom Berliner Senat geplanten Verkauf des Bankkonzerns ab, um den sich vier Investorengruppen bewerben. Insbesondere der Verkauf der profitablen Berliner Sparkasse wäre "verhängnisvoll", kritisiert Birger Scholz von Attac. Die Sparkasse sei ein Garant für die Finanzierung kleiner Firmen und verpflichtet, auch für sozial Schwache Konten zu eröffnen.

      Scholz kündigt einen Protestmarsch durch das Villenviertel Grunewald für Ende August an. Dort wohnten viele Ex-Vorstände der Bank und Zeichner der Fonds. Allein in diesem Jahr zahle das Land 300 Millionen Euro für die Fondsrisiken der Bank, während gleichzeitig Sozialabbau in großem Stil betrieben werde.

      Die Aufklärung durch Staatsanwälte, Untersuchungsausschuss und Prüfer reiche im Berliner Bankenskandal nicht aus, so Scholz weiter. Nötig sei auf Grund der bedenklichen Zurückhaltung der Parteien ein breites Bürgerbündnis. Unter anderem müsse geprüft werden, ob die beschlossene Risikoübernahme durch das Land laut Verfassung überhaupt zulässig ist.

       

      [ document info ]
      Copyright © Frankfurter Rundschau 2002
      Dokument erstellt am 15.07.2002 um 21:05:41 Uhr
      Erscheinungsdatum 16.07.2002
      Avatar
      schrieb am 16.07.02 08:16:39
      Beitrag Nr. 607 ()
      ftd.de, Di, 16.7.2002, 7:00
      Studie: Wenn der Ich-Glaube zum Irrglauben wird
      Von Horst Fugger

      Selbstüberschätzung ist unter Aktienanalysten ein ausgeprägtes Charaktermerkmal. Das förderte eine aktuelle Studie zu Tage.




      Um es milde auszudrücken: Die Zunft der Aktienanalysten hat schon einmal höheres Ansehen genossen. Vor allem Privatanleger werfen den hochbezahlten Fachleuten vor, durch völlig überzogene Gewinnschätzungen und irreale Kursziele die Dotcom-Blase und die Hysterie am Neuen Markt wenn nicht verursacht, so doch nach Kräften gefördert zu haben. In der Tat waren in der Boomphase von Ende 1998 bis März 2000 nur wenige warnende Stimmen aus dem Kreis derjenigen zu hören, die es doch eigentlich besser hätten wissen müssen.



      In den USA gibt es inzwischen zahlreiche Schadensersatzklagen gegen frühere Gurus und ihre Arbeitgeber wie Henry Blodget (früher Internet-Analyst bei Merrill Lynch), Jack Grubman (Telecom-Analyst bei Salomon Smith Barney) oder Mary Meeker (Internet-Analystin bei Morgan Stanley Dean Witter). Im Fall Blodget billigte Merrill Lynch einem New Yorker Arzt in einem außergerichtlichen Vergleich 400.000 $ Schadensersatz zu. Blodget hat sich inzwischen aus dem Analystendasein verabschiedet. Dem Vernehmen nach will er ein Buch schreiben. Seine Kunden könnten über ihre Erfahrungen mit Blodgets Empfehlungen wohl eine ganze Bibliothek füllen.





      Fragen an die Analysten



      Hochinteressant ist in diesem Zusammenhang, wie die Analysten der führenden Investmentbanken ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen - nach den deprimierenden Erfahrungen der vergangenen drei Jahre. Das an der Universität in Aachen neu gegründete Forschungsinstitut für Asset Management (FIFAM) hat vor kurzem die Selbsteinschätzung der Analysten untersucht. Weltweit befragten die beiden Aachener Forscher Rüdiger von Nitzsch und Olaf Stotz 147 Analysten folgender Investmentbanken: Crédit Suisse First Boston , Deutsche Bank , Goldman Sachs , JP Morgan , Lehman Brothers , Merrill Lynch , Morgan Stanley , Schroder Salomon Smith Barney und UBS Warburg .



      Gefragt wurde nach der Berufserfahrung in Jahren, nach der Meinung, ob sich die Qualität der Gewinnschätzungen und Kursziele mit zunehmender Berufserfahrung ändere, nach der Einschätzung eigener Fähigkeiten bezüglich Gewinnprognosen und Kurszielen im Vergleich zu anderen Analysten sowie schließlich nach der Begründung dieser Einschätzung.



      Die Resultate fielen so aus, wie es ein Unbeteiligter mit hinreichender Börsenerfahrung wohl auch erwartet hätte: Die Analysten haben eine sehr hohe Meinung von ihrem persönlichen Können. Hinsichtlich der Gewinnschätzungen halten sich 68 Prozent, bei der Kurszielprognose 61 Prozent der Befragten für besser als der Durchschnitt.





      Mehr Berufserfahrung, mehr Selbstbewustsein



      Realiter können natürlich nur knapp 50 Prozent überdurchschnittlich gut sein. Weitere interessante Erkenntnisse der Umfrage: Mit steigender Berufserfahrung trauen sich die Analysten immer bessere Leistungen zu. 72 Prozent der Befragten mit mehr als 5,5 Jahren Berufserfahrung hielten sich in puncto Gewinnschätzungen, 64 Prozent bei den Kurszielen für überdurchschnittlich leistungsfähig. Männer hatten von sich eine höhere Meinung als Frauen (69 zu 65 Prozent bei Gewinnschätzungen und 62 zu 59 Prozent bei Kurszielen. Zudem schätzten sich Analysten aus London und New York höher ein als ihre Kollegen aus Frankfurt (69 zu 63 Prozent bei Gewinnschätzungen und 63 zu 57 Prozent bei Kurszielen)



      Selbstüberschätzung (Overconfidence) ist also nicht nur unter Autofahrern verbreitet (zwischen 60 und 90 Prozent der Autofahrer halten sich für besser als der Durchschnitt), auch in der Zunft der Aktienanalysten ist sie ein recht ausgeprägtes Charaktermerkmal - wobei natürlich offen bleibt, ob dies primär mit der hohen Meinung vom eigenen Können oder mit Missachtung der Leistungen von Kollegen zusammen hängt.



      Erstaunlich ist dies vor allem deshalb, weil, ganz im Gegensatz zu anderen Berufen, die relative Qualität der Arbeit eines Analysten exakt quantifizierbar ist. Jeder Analyst kann am Ende des Jahres nachlesen, wie zutreffend seine Prognosen im Vergleich zu denen der Kollegen waren. Die Frage nach dem weltbesten Pizzabäcker oder Schauspieler lässt sich nicht so objektiv beantworten.

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 10:25:57
      Beitrag Nr. 608 ()
      AmaTech: Zahlungen sind eingestellt, Insolvenzantrag wird gestellt



      17.07.2002 10:19:00











      Das Halbleiterunternehmen AmaTech AG meldete am Mittwoch, dass ihr Vorstand und Aufsichtsrat die Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft festgestellt haben. Dies betrifft auch die deutschen Töchter AmaTech Electronic Components Manufacturing GmbH sowie AmaTech Automation GmbH.

      Demnach wurden die Zahlungen eingestellt. Die Insolvenzanträge werden heute beim zuständigen Insolvenzgericht eingereicht. Dem Vorstand zufolge liegt zwar keine Überschuldung der Unternehmensgruppe vor, jedoch kann sie ihre laufenden Verbindlichkeiten nicht mehr erfüllen.

      Die Aktie von AmaTech verliert derzeit 3,66 Prozent auf 0,79 Euro.
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 21:46:20
      Beitrag Nr. 609 ()
      Aus dem Archiv;




      Berufsethik

      Multimedialer Gewinn-Mix

      Journalisten können Aktienkurse beeinflussen - und so den eigenen Reichtum mehren. Zur Sicherung des journalistischen Ethos sollte jeder Verlag eigene Normen- und Kontrollsysteme schaffen.

      von Manfred Gburek   


      Die Geschichte ist schnell erzählt: Erst verließ Marian von Korff die Focus-Redaktion, dann Manfred Schumacher den Stuhl des Focus-Money-Chefredakteurs. Der eine beriet neben seiner redaktionellen Tätigkeit auch den Luxemburger Fonds VMR Strategie Quadrat, der andere war im Aufsichtsrat der Met@box AG, einer Firma vom Neuen Markt, und seine Frau unterhielt eine PR-Agentur. Das Hamburger Konkurrenzblatt Spiegel enthüllte alles, was noch - oder auch nicht mehr - zu enthüllen war. Da begann die Geschichte nicht nur in den Augen der Leser, sondern auch der Journalisten erst richtig interessant zu werden.

      Zu verdanken haben wir dies Focus-Chefredakteur Helmut Markwort, vor allem seinem Editorial »Stark im Neid, reich an Fehlern« in Ausgabe 24/ 2000, einer Replik auf den vorangegangenen Spiegel-Artikel »Aktien, Aktien, Aktien«. Darin hatte das Hamburger Magazin den Münchner Konkurrenten wegen der Geldgeschäfte des ehemaligen Focus-Redakteurs von Korff angegriffen. Doch der wurde von seinem ehemaligen Chefredakteur geradezu liebevoll in Schutz genommen. O-Ton Markwort: »Ein Trüffelschwein für Aktienwerte« sei der »fröhliche Kollege« von Korff gewesen, »ein überdurchschnittliches Finanztalent. Die Passion fürs Börsengeschäft muss in seinen Genen stecken.«

      Gewiss, schon peinlich genug, aber dann kommt auch noch der verräterische Hinweis auf die Seiten 226 und 228 im selben Heft. Überschrift: »Hamburger Heißluft«. Dort wird der Spiegel-Artikel als »unglaubliche Räuberpistole« abgetan und zu den Focus-Tipps das Fazit gezogen: »Wer die empfohlenen Aktien kaufte, konnte viel Geld verdienen.« Schließlich folgt eine einzige Rechtfertigung der Tipps für die - inzwischen gefallenen - Aktien EM.TV, U.C.A. und CE Consumer Electronic. Dazu das Lob für »die herausragende Marktkenntnis« des Focus-Anlageteams. Verräterisch daran ist, dass Focus zugibt, die genannten Aktien empfohlen zu haben. Denn sie befanden sich auch im Portefeuille des Fonds VMR Strategie Quadrat und trugen erheblich zu dessen Anlageergebnis bei.

      Ist Markwort von allen guten Geistern verlassen, das nicht nur zu rechtfertigen, sondern auch noch als Vorteil für seine Leser auszulegen? Wahrscheinlich blieb ihm nichts anderes übrig, denn er hatte nur die Wahl zwischen den folgenden drei Möglichkeiten: 1. »Ich trage für alles die Konsequenzen.« 2. »Wir haben einen Fehler gemacht, der nie wieder vorkommen soll.« 3. »Ich gehe zum Gegenangriff über, schließlich haben ja auch andere Blätter ihre Affären.« Der Gegenangriff findet im Verein mit dem Schwesterblatt Focus Money statt, wo Marian von Korff in einem Atemzug mit Aktienexperten wie Abbey Cohen vom Bankhaus Goldman Sachs oder Kurt Ochner von Julius Bär genannt wird.

      Seltsam nur, dass Ochner Zeit genug fand, neben dem Management seiner ebenfalls sehr erfolgreichen Fonds auch VMR Strategie Quadrat zu beraten. Der Korff-Fonds verfügte Ende 1998 zum Beispiel über einen hohen Bestand an Aktien des Chipbrokers CE (Anteil am Fondsvermögen: 10,77 Prozent). Focus empfahl am 30. Mai 1998, CE zu zeichnen, und am 1. März 1999, CE zu kaufen. Dann, am 17. September 1999, brachte sich Egbert Prior ins Spiel, Chefredakteur des Börseninformationsdienstes Prior Börse: »Der Special German Stock Fund des Bankhauses Julius Bär hält für rund 100 Mio. DM Papiere des Chipbrokers (31.7. 1999). Das sind 6,8% des gesamten Fondsvermögens und 7% aller CE-Aktien.« Priors vernichtendes Fazit: »Tendenziell haben Nebenwerte-Fonds auch die Möglichkeit, durch eigene Käufe ihre Performance zum Teil selbst zu produzieren.« Und dann fällt zwangsläufig auch der Name VMR Strategie Quadrat. Am 17. Dezember 1999 legt Prior nach: »Kurt Ochner spielt mit dem Feuer.«

      Kursgestaltung mit System

      Wer treibt die Kurse? Focus? Von Korff? Ochner? Oder alle zusammen? Sind zwei Seelen in der Brust eines Journalisten - hier Cato, der Zensor, dort ceterum Zaster - nicht schon eine Seele zu viel? Ganz gewiss! Aber: Darf ich die Aktie A kaufen, B verkaufen oder C halten, wenn ich über sie schreibe, schreiben lasse, oder wenn ich weiß, dass ein Kollege über sie schreibt? Nicht ganz gewiss.

      Es ist ein Witz, dass ausgerechnet Prior sich kritisch des Themas CE/Ochner/ VMR Strategie Quadrat annimmt. Vom Stern in Verkennung der wahren Umstände schon am 26. März 1998 als »Deutschlands erster, waschechter Börsenguru« bezeichnet (weitere Attribute: »ein bisschen wie der junge Günther Jauch, nur mit Quäkstimme«, »Guildo Horn der Börse«), geriet Prior später ins Visier des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel (BAWe) und der Staatsanwaltschaft. Anlass war zunächst, dass die Berliner Freiverkehr AG Egbert Prior Lobster-Aktien aus der Emission zugeteilt hatte. Dieser soll die Aktien nach wenigen Tagen mit über einer Million Mark Gewinn verkauft haben - nach Empfehlungen in der 3SatBörse, einer unter Anlegern beliebten Fernsehsendung am Freitagabend.

      Dann nahm die Affäre ihren Lauf, aber ganz anders, als die meisten Teilnehmer erwartet hatten: Zunächst stellte die Staatsanwaltschaft das erste Verfahren gegen Prior ein, bei dem es um den Verdacht auf Kursbetrug und Bildung einer kriminellen Vereinigung ging. Grund: unter anderem wegen Verjährung »gemäß hessischem Pressegesetz«, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft hervorhob. Das zweite Verfahren, in dem die Frankfurter Staatsanwaltschaft Prior vorgeworfen hatte, von ihm vorher gekaufte Mobilcom- und SCM-Aktien empfohlen zu haben, endete zunächst mit einem Schein-Sieg von BAWe und Staatsanwalt vor dem Frankfurter Landgericht. Doch das Oberlandesgericht Frankfurt eröffnete erst gar nicht das Hauptverfahren. Das liest sich im BAWe-Jahresbericht 1999 so:

      »In dem zu entscheidenden Fall eines Wirtschaftsjournalisten lehnte das Gericht die Eröffnung des Hautpverfahrens ab. Es war der Ansicht, es werde nicht mit der erforderlichen Sicherheit der Nachweis zu führen sein, der Journalist sei zum Zeitpunkt seiner Aktienkäufe bereits entschlossen gewesen, die Papiere in der nachfolgenden Sendung zu empfehlen. Die Bewertung der Indizien habe ergeben, dass zum einen auch andere Gründe als die Empfehlungsabsicht für den Kauf der Aktien maßgeblich gewesen sein könnten und zum anderen der Kursverlauf zwischen eigenem Kauf und Empfehlung diese plausibel erkläre. Die Staatsanwaltschaft legte gegen den Beschluss das Rechtsmittel der sofortigen Beschwerde ein. Diese Beschwerde ist inzwischen durch das Oberlandesge-richt Frankfurt am Main zurückgewiesen worden.«

      Prior nannte das Vorgehen des BAWe gegen ihn eine gezielte Kampagne: »Man hat versucht, mich zu kriminalisieren.« Mit dem Vorgehen, so Priors Vorwärtsverteidigung, habe das BAWe von seiner miserablen Bilanz im Kampf gegen Insidergeschäfte ablenken wollen. Eine ähnliche Gegenvorwurf-Strategie benutzt auch Focus-Chefredakteur Markwort gegen den Spiegel - mit dem Unterschied, dass Priors Angriffsobjekt bürokratisch reagiert.

      Die darin erkennbare Ohnmacht der Insiderjäger vom BAWe ergibt sich nicht allein daraus oder aus den Vorwürfen Priors. Auch an anderer Stelle in ihrem Jahresbericht müssen sie wohl oder übel zugeben, dass sie offenbar nicht viel ausrichten können: 1999 nahmen sie 39 Untersuchungen gegen Insider neu auf, von denen 13 an die Staatsanwaltschaften abgegeben wurden. Das mag wie eine hohe Quote aussehen, erscheint aber bei Betrachtung weiterer Zahlen in ganz anderem Licht: 1999 gaben die Staatsanwaltschaften 46 Mitteilungen zu abgeschlossenen Insiderverfahren heraus, die sie sämtlich eingestellt hatten.

      Unter Staatsanwälten hat sich längst herumgesprochen, dass mit der Behandlung von Verkehrsdelikten viel schneller Karriere zu machen ist als mit dem Vorgehen gegen Insiderverstöße. Eine wesentliche Ursache dafür ist das unter anderem gegen Insider gerichtete Wertpapierhandelsgesetz (WpHG). Es ist 1994 in Kraft getreten, nachdem der ehemalige Gewerkschaftsboss Franz Steinkühler durch ein - damals noch nicht verbotenes - Insidergeschäft aufgefallen war. Dass es mit der heißen Nadel gestrickt ist, bestreitet kaum einer seiner Väter. Wie heiß die Nadel gewesen sein muss, belegen indessen die beiden folgenden Zitate.

      Da fabuliert der Tübinger Professor Heinz-Dieter Assmann, prominenter WpHG-Kommentator: »Die Verwertung von Insiderwissen, das nicht geeignet ist, im Falle seines öffentlichen Bekanntwerdens den Kurs des fraglichen Papiers erheblich zu beeinflussen, ist nicht strafbar, auch wenn der dadurch erzielbare Gewinn absolut sicher ist.« Lassen hier etwa von Korff und Prior um die Ecke grüßen, fragen sich so manche Branchenbeobachter. Wenn die beiden Herren gut beraten waren, müssen sie diese Aussage von Assmann aus dem Jahr 1997 offenbar irgendwie beachtet haben.

      Auch BAWe-Präsident Georg Wittich machte sich schon 1997 tiefer gehende Gedanken, insbesondere zur Frage, wann Insiderinformationen gemeldet werden müssen und wann nicht: »Ereignisse, deren Konsequenzen noch nicht feststehen, weil ihre Wirksamkeit noch durch andere Umstände oder Gegenmaßnahmen aufgehoben werden kann, sind nicht zu melden.«

      Die Aussagen von Assmann und Wittich betreffen zwar primär Aktiengesellschaften, berühren aber auch die Interessensphäre von Journalisten. Denn diese gehören - ebenso wie Finanzanalysten und vor allem Vorstände oder Aufsichtsräte - zum Kreis der Insider, ob sie wollen oder nicht. Insofern hat das WpHG doch etwas bewirkt: Statt, wie früher allzu oft üblich, den Vorstandschef eines Konzerns beim Mittag- oder Abendessen nach einer Pressekonferenz auszufragen und anschließend mit dem neu erworbenen Wissen die Aktien seines Unternehmens zu kaufen, müssen Journalisten nun mit ihren Wertpapiergeschäften warten, bis alles bekannt ist. Sonst laufen sie Gefahr, durchleuchtet zu werden, weil sogar das deutsche Bankgeheimnis - oder das, was von ihm noch übrig geblieben ist - im Fall des Falles nicht mehr gilt.

      Womit sich die nächste Frage stellt: Welche Tatsachen sind kursrelevant? Die Deutsche Börse AG hat dazu einen nicht vollständigen Katalog erstellt: zum Beispiel Erwerb oder Veräußerung von wesentlichen Beteiligungen oder Kapitalmaßnahmen, Veränderungen der Dividende oder erhebliche außerordentliche Aufwendungen, bedeutende Erfindungen oder Veränderungen in Schlüsselpositionen eines Untenehmens.

      BAWe-Präsident Wittich hat kursrelevante Tatsachen in seiner unnachahmlich unverbindlichen Art wie folgt definiert: »Die Tatsache muss geeignet sein, mit ihrem Bekanntwerden den Börsenpreis erheblich zu beeinflussen. Die Kursveränderung kann nicht an einer bestimmten Prozentzahl gemessen werden, da jedes Wertpapier eine andere übliche Schwankungsbreite hat. Im Einzelnen müssen die Schwere eines Ereignisses sowie die Marktbreite des jeweiligen Wertpapiers berücksichtigt werden.«

      Realitätsfremdes Gesetz

      Die WpHG-Väter haben den Gesetzestext an zwei wichtigen Trends vorbei formuliert: am rasanten Wachstum des Neuen Marktes und an der Entwicklung der Medien. Klar, denn 1994 gab es noch keinen Neuen Markt, Börsensendungen im Fernsehen beschränkten sich auf den erhobenen WiSo- oder Plusminus-Zeigefinger, und das Internet steckte in den Kinderschuhen. Wenig später war die Bühne frei für die 3satBörse des ZDF, schon nach kurzer Zeit neben diversen n-tv-Highlights so etwas wie eine Kultsendung, weil Anlageexperten im allfälligen Börsenspiel ihre Tipps feilboten, an denen sie dann auch gemessen wurden.

      Mit Tippgeber Egbert Prior, flankiert von der Berichterstattung im Stern, erreichte der Kult im Frühjahr 1998 seinen ersten Gipfel - bis Anfang August Bernd Förtsch kam und die Sendung erst richtig aufmischte. Hintergrund: Damit die nötige Spannung aufkommen konnte, bedurfte es neben zwei Vertretern von Banken, Sparkassen oder Brokern, die ihre überwiegend langweiligen Empfehlungen abgaben, auch eines Gurus mit Tipps vom Neuen Markt, von der Wachstumsbörse Nasdaq aus den USA oder von Fall zu Fall sogar aus Russland.

      Dafür eignete sich Förtsch wie kaum ein anderer: Gleichzeitig als Berater des DAC-Fonds UI und journalistisch als Herausgeber der Zeitschrift Der Aktionär tätig, servierte er den 3Sat-Zuschauern serienweise heiße Tipps. Sein Fonds wuchs sich zu einer ganzen Fondsfamilie aus, die UI (Universal-Investment-Gesellschaft) profitierte vom DAC-Fonds, und die Depotbank Hauck & Aufhäuser kassierte mit. Die Hotline von Förtsch und das Aktionär-Schwesterblatt Neuer Markt heizten den medienwirksamen Boom zusätzlich an. Wie Prior, so wirbt auch Förtsch heute in allerlei Börsenblättern aggressiv um neue Kunden. Und wie seinerzeit Prior, lässt heute auch Förtsch die Mitbewerber im 3sat-Börsenspiel regelmäßig wie die Deppen aussehen.

      Der Mix aus Geldanlage und Medien (oder umgekehrt) ist es, der den entscheidenden Mehrwert in der Performance bringt. Nicht mehr so sehr die Spekulationskunst eines privaten oder institutionellen Anlegers gibt den Ausschlag, ob er an der Börse 10 oder 100 Prozent Gewinn macht, sondern die Psychologie der medienhörigen, geldgierigen Massen. Denn erst diese geben den Kursen - dank Medien - den entscheidenden Push.

      Längst vorbei sind die Zeiten, als der Autor eines Tippdienstes, hauptberuflich Redakteur eines angesehenen Blattes, lukrative Nebengeschäfte mit vorgekauften Aktien machte. Oder der Drucker des Tippdienstes vorzeitig orderte, weil er einen Tag Vorsprung vor Normalanlegern hatte. Oder der schlecht bezahlte Wirtschaftsredakteur dankend Aufträge zur Abfassung eines Geschäftsberichts oder zur Schleichwerbung für irgendwelche Produkte annahm, um sein Gehalt aufzubessern - oft mit der pikanten Note, dass er in der Pressekonferenz zum Jahresabschluss die so genannten klugen Fragen stellte.

      Systemgrenzen schwinden

      Heute sind Tippdienste überwiegend in Verlagskonzerne integriert, Geschäftsberichte laufen über Investor-Relations-Agenturen und werden von den ihnen angeschlossenen Journalisten am Fließband erstellt. Und aus den armen Wirtschaftsredakteuren von einst sind längst Mitglieder von Friends, Family and Funds geworden, einem Zusammenschluss von Insidern, die Aktien aus einer lukrativen Neuemission en gros abnehmen, bevor diese überhaupt erst an der Börse notiert werden.

      Die Grenzen zwischen beiden Welten verschwimmen: Medien, die über Wirtschaft und Börse berichten, sind zu festen Bestandteilen von Wirtschaft und Börse geworden: Springer-, ProSieben-, Effecten-Spiegel- und demnächst wohl auch WallstreetOnline-Aktien sind an der Börse zu haben. Michael Kölmel, Chef der Kinowelt Medien AG und Förderer von Kult-Fußballclubs, ist über die Zeitschrift Finanzen mit dem Axel Springer Verlag liiert. Und wenn CE Consumer Electronic-Chef Erich Lejeune im Münchener Regionalfernsehen schon mal seinen Freund Jack White zu Wort kommen lässt, schießt dessen Aktie anschließend in die Höhe.

      Die Konsequenz müsste eigentlich lauten: Das WpHG entrümpeln und modernisieren, dem BAWe neue Aufgaben zuweisen oder es - die bessere Lösung - in eine europäische Wertpapieraufsicht integrieren. Doch so weit ist es noch lange nicht, weil gerade erst der Streit über die deutsche Wertpapieraufsicht entbrannt ist und die verschiedenen Aufsichtsämter erst einmal ihre Pfründe sichern wollen.

      Also müssen neue Spielregeln oder zumindest Konventionen her. Basis dafür kann das WpHG nur in Ansätzen sein (Paragraf 38 in Verbindung mit Paragraf 14 betreffend das Insiderhandelsverbot).

      Den Rahmen müssten die neu gefassten journalistischen Verhaltensgrundsätze des Deutschen Presserats bilden (siehe Kasten auf diesen Seiten). Über diesen Rahmen hinaus sollte sich jeder Verlag verpflichten, seine Redakteure konkret in ein spezifisches Normen- und Kontrollsystem einzubinden, wie dies etwa bei der Verlagsgruppe Handelsblatt schon der Fall ist. Dann bleibt zwar immer noch eine Grauzone übrig, aber sie kann durch ein internes System mehr eingegrenzt werden als durch irgendein Gesetz. Und Journalisten sollten von Verlegern gezwungen werden, Farbe zu bekennen: Ob sie ihrem Beruf nachgehen oder lieber Kaufleute, Tippgeber, Fondsmanager (oder alles in einem) sein wollen.
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 21:50:46
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 21:51:23
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 18.07.02 15:38:57
      Beitrag Nr. 612 ()
      ftd.de, Do, 18.7.2002, 12:27
      US-Anleger verklagen Merrill Lynch wegen Betrugs

      Wegen Betrugs hat eine Gruppe von US-Anlegern eine Klage gegen die Investmentbank Merrill Lynch & Co. eingereicht. Sie werfen dem Unternehmen vor, Papiere entgegen besseren Wissens empfohlen zu haben.




      Die Bank und ihr früherer Staranalyst Henry Blodget hätten irreführende Anlagetipps über den später Pleite gegangenen Online-Spielwarenverkäufer E-Toys abgegeben, hieß es in der Klageschrift. E-Toys war einer der Veteranen der E-Commerce-Welt und erklärte sich im März 2001 zahlungsunfähig.



      Bereits im Mai hatte sich Merrill Lynch mit dem Justizminister des Bundesstaates New York, Eliot Spitzer, nach ähnlichen Vorwürfen gütlich über die Zahlung von 100 Mio. $ geeinigt. Analysten der Bank hatten Aktien zum Kauf empfohlen, obwohl die Papiere in internen Vermerken sehr schlecht beurteilt wurden. Spitzer hatte damals Anleger ermuntert, ihre Anlageverluste durch Privatklagen auszugleichen.
      Avatar
      schrieb am 18.07.02 15:49:01
      Beitrag Nr. 613 ()
      Übersetzung leider nicht besonders gut,da nur ein schlechtes programm.
      Goldman accused of stock manipulation
      during chairmanship of Senator Corzine

      By Dave Boyer
      The Washington Times
      July 17, 2002
      http://www.washingtontimes.com/national/20020717-574068.htm

      Sen. Jon Corzine, whose Wall Street expertise
      plays a key role in Democrats` strategy on
      corporate responsibility, led an investment
      banking firm that is being accused of
      inflating stock prices in the 1990s and
      contributing to the market crash. Top Stories

      Senate Majority Leader Tom Daschle lately has
      kept Mr. Corzine at his side frequently as
      Democrats call on President Bush to get
      tougher with corporate executives who
      fraudulently inflate company earnings to
      boost stock prices.

      "I think he`s made a stellar contribution,"
      said Sen. Paul S. Sarbanes, Maryland Democrat
      and author of a bill approved Monday by the
      Senate that would increase the penalties for
      corporate wrongdoers.

      But Goldman Sachs, the firm that Mr. Corzine
      left as chairman in May 1999, has been a
      target of class-action lawsuits and
      accusations by a former broker who complained
      to the Securities and Exchange Commission
      that the investment house engaged in a scheme
      to force unwitting investors to pay
      artificially high prices for certain stocks.

      Mr. Corzine, New Jersey Democrat, said he
      knew nothing about such schemes when he ran
      the firm from 1994 to 1999.

      "I don`t believe there is ever going to be
      anything that sticks about us at Goldman
      Sachs forcing anybody to buy anything," Mr.
      Corzine said in an interview. "Goldman Sachs
      never forced anyone to buy anything when I
      was chairman, I can tell you that."

      But Nicholas Maier, who was syndicate manager
      of the Wall Street firm Cramer & Co. from
      1996 to 1998, told SEC investigators in the
      spring that Goldman Sachs routinely forced
      him to buy stocks at inflated prices if he
      wanted to purchase shares of an initial
      public offering (IPO).

      "Goldman, from what I witnessed, they were
      the worst perpetrator," Mr. Maier said. "They
      totally fueled the [market] bubble. And it`s
      specifically that kind of behavior that has
      caused the market crash. They built these
      stocks upon an illegal foundation —
      manipulated up, and ultimately, it really was
      the small person who ended up buying in."

      For example, Mr. Maier told the SEC that
      Goldman Sachs would offer him shares of a new
      company`s IPO at the initial, low price of
      $20 per share only if he agreed to purchase
      "aftermarket" shares of the same company at
      $100 each. In turn, he would sell the shares
      of the higher-priced stock to small
      investors.

      "None of these aftermarket orders had
      anything to do with what I honestly valued a
      company to be worth," Mr. Maier said.
      "Goldman created the convincing appearance of
      a winner, and the trick worked so well that
      they seduced further interest from other
      speculators hoping to participate in the gold
      rush. The general public had no idea that
      these stocks were actually brought into the
      world at unnaturally high levels through
      illegal manipulation."

      Mr. Bush on Monday said Wall Street went on a
      "binge" in the 1990s and now has a
      "hangover," a characterization that Mr.
      Corzine called "a diversion away from
      reality."

      "What we had was a breakdown in corporate
      ethics and corporate responsibility that I
      don`t think has anything to do with anything
      other than excessive focus on share price and
      managed earnings," he said.

      Mr. Corzine retired from Goldman Sachs in
      1999 after taking the firm public and
      receiving $320 million worth of its stock. He
      ran for the Senate in New Jersey in 2000,
      spending more than $60 million of his fortune
      to win the seat.

      The bubble of high-priced technology stocks
      began to burst in March 2000. In August 2000,
      the SEC issued a warning against aftermarket
      sales, also known as "laddering."

      "I`ve never even heard the term `laddering`
      before," Mr. Corzine said yesterday. "We may
      have recommended on the analysis that we had
      that [a stock] was a `good buy,` but you
      can`t force anyone to buy anything. Investors
      make their choices about where people invest,
      unless they`ve asked somebody to manage their
      money."

      Mr. Corzine was highly respected in his
      tenure at Goldman, and no one has accused him
      of encouraging "laddering" or even knowing
      about the practice. But Mr. Maier said it
      happened on Mr. Corzine`s watch.

      "For Corzine not to know of a common practice
      being utilized to generate and manipulate
      stock prices would be surprising," Mr. Maier
      said. "He was obviously there during this
      time. I definitively saw his company engaged
      in illegal activity."

      The SEC would not comment yesterday on
      whether Goldman is under investigation. Mr.
      Maier said he has not spoken to the
      investigators in several months.

      "They expressed to me that laddering is a
      trickier thing [to prove]," Mr. Maier said.
      "I will say it. They did it. They laddered.
      Whether the SEC can construct a case is a
      different story."

      Asked whether he knew about an SEC
      investigation, Mr. Corzine said, "That could
      very possibly be; I`m not aware of it. I`m
      divorced from [Goldman] since 1999."

      A class-action lawsuit filed in April 2001
      accused Goldman Sachs and others of engaging
      in "laddering" on the initial sale of stock
      of NetZero, driving up the company`s share
      price to artificially high levels.

      In another class-action suit, shareholders of
      Buy.com have accused the firm and its
      underwriters, including Goldman Sachs, of
      engaging in a laddering scheme in its IPO in
      February 2000, after Mr. Corzine left
      Goldman. And investors of defunct online
      grocer Webvan.com have filed a similar suit
      in federal court concerning that firm`s
      initial public offering in November 1999.

      Another class-action suit filed last year
      says that underwriters, including Goldman
      Sachs, manipulated several IPOs since 1997,
      including at least six when Mr. Corzine was
      still at the helm of Goldman.

      -END-



      Juli 17, 2002


      Corzine gebunden, um Entwurf auf Lager
      Durch Dave Boyer
      DIE WASHINGTONCZeiten


      Sen. Jon Corzine, dessen Wall Street Sachkenntnis eine Schlüsselrolle in der Strategie der Demokraten auf korporativer Verantwortlichkeit spielt, führte ein Investitionbankunternehmen, das von aufblasenden Aktienpreisen in den neunziger Jahren und vom Beitragen zum Marktabbruch beschuldigt wird.Obere Geschichten
      Selbstmord bomber des • 2 töten 3 in Tel Aviv
      Konsulats- Beamte des • vergleichen Visumkritiker zu Neo-Nazis
      •- Kongreß RAP Selbst, Agenturen für 9/11
      • VEREINIGTE STAATEN hat, Städte annehmen Identifikation der mexikanischen illegals`
      •- Steuerpult ` löschte ` STAATPILOTEN nach freundlichem Feuer
      • ` Fehler wurden gebildet, ` sagt Bürgermeister
      Parken räume der •- Ratstimmen selbst


      Senatmajoritätsführer Tom Daschle kürzlich hat Herrn Corzine an seiner Seite häufig gehalten, während Demokraten um Präsidenten Bush ersuchen, mit korporativen Hauptleitern haltbarer zu erhalten, die betrügerisch Firmaeinkommen aufblasen, um Aktienpreise aufzuladen.
      "ich denke, daß er einen stellaren Beitrag," gebildet wird, sagte S. Sarbanes Sen. Paul, Marylanddemokraten und Autor einer genehmigten Rechnung Montag durch den Senat, der die Strafen für korporative wrongdoers erhöhen würde.
      Aber Goldman Sachs, das Unternehmen, das Herr Corzine als Vorsitzender im Mai 1999 ließ, ist ein Ziel der Kategorie-Tätigkeitsprozesse und -anklagen durch einen ehemaligen Vermittler gewesen, der zu den Aktien und zur Austauschkommission sich beschwerte, daß die $Anlageberatungsfirma in einem Entwurf sich engagierte, um unwitting Investoren zu zwingen, künstlich hohe Preise für bestimmte Aktien zu zahlen.
      Herr Corzine, der Demokrat neuen Jerseys, gesagt wußte er nichts über solche Entwürfe, als er das Unternehmen von 1994 bis 1999 leitete.
      "ich glaube nicht, daß es überhaupt geben wird alles, das über uns bei Goldman Sachs haftet, das jedes zwingt, alles zu kaufen," Herr Corzine, das in einem Interview gesagt wird. "Goldman Sachs zwang nie jedermann, alles zu kaufen, als ich Vorsitzender war, ich kann Ihnen das erklären.",
      Aber Nicholas Maier, das Syndikatmanager der Wall Street festes Cramer u. Co. von 1996 bis 1998 war, erklärte sek-Forschern im Früjahr dieses Goldman Sachs ihn routinemäßig zwang, Aktien zu aufgeblähten Preisen zu kaufen, wenn er Anteile eines allgemeinen zuerstantrags kaufen wollte (IPO).
      "Goldman, von was ich zeugte, waren sie das schlechteste perpetrator," Herr gesagtes Maier. "sie tankten total die [ Markt] Luftblase. Und es ist spezifisch diese Art des Verhaltens, das den Marktabbruch verursacht hat. Sie errichteten diese Aktien nach einer ungültigen Grundlage -- oben und, die schließlich manipuliert wurde, war es wirklich die kleine Person, die fertigwurde herauf innen kaufen.",
      Z.B. erklärte Herr Maier die sek, daß Goldman Sachs ihm Anteile IPO einer neuen Firma an der Initiale anbieten würde, niedrigen Preis von $20 pro Anteil, nur wenn er Erwerbs"Werkzeugmarkt" Anteilen der gleichen Firma bei $100 je zustimmte. Der Reihe nach würde er die Anteile des teureren Vorrates an kleine Investoren verkaufen.
      "keine dieser Werkzeugmarktaufträge hatten alles, mit was ich eine ehrlich Firma, um bewertete wert zuSEIN," Herrn gesagtes Maier zu tun. "Goldman verursachte das überzeugende Aussehen eines Siegers, und der Trick bearbeitete so wohles, daß sie weiteres Interesse von anderen Spekulantn seduced, die hoffen, an den Goldanstürmen teilzunehmen. Die Öffentlichkeit hatte keine Idee, daß diese Aktien wurden wirklich geholt in die Welt auf unnatürlich hohen Niveaus durch ungültige Handhabung.",
      Herr Bush auf Montag besagter Wall Street ging auf "binge" in den neunziger Jahren und hat jetzt einen "Kater," eine Kennzeichnung, die Herr Corzine nannte "eine Ablenkung weg von der Wirklichkeit.",
      "was wir hatten, ein Zusammenbruch in der korporativen Ethik war und korporative Verantwortlichkeit, die ich nicht habe nichts, mit allem anders als übermäßigen Fokus auf Anteilpreis und gehandhabtem Einkommen zu tun denke," er sagte.
      Herr Corzine zog sich von Goldman Sachs 1999 zurück, nachdem er die feste Öffentlichkeit genommen hatte und Wert $320 Million seines Vorrates empfangen hatte. Er lief für den Senat in neuem Jersey 2000 und wendete mehr als $60 Million seines Vermögens auf, um den Sitz zu gewinnen.
      Die Luftblase der teuren Technologieaktien fing an, im März 2000 zu bersten. Im August 2000, gab die sek eine Warnung gegen die Werkzeugmarktverkäufe heraus, auch bekannt als "laddering.",
      "ich habe nie sogar die Bezeichnung vor, gehört ` laddering `," Herr Corzine, das gestern gesagt wird. "wir können auf die Analyse empfohlen haben, daß wir hatten, die [ ein Vorrat ] ein ` guter Kauf war, `, aber Sie nicht niemand zwingen können, um alles zu kaufen. Investoren treffen ihre Wahlen ungefähr, wo Leute investieren, es sei denn sie jemand gebeten haben, ihr Geld zu handhaben.",
      Herr Corzine wurde in hohem Grade in seinem Besitz bei Goldman respektiert, und niemand hat ihn von der Anregung "Laddering" oder sogar Auskennen in der Praxis beschuldigt. Aber Herr Maier sagte, daß sie auf Bewachung Herrn Corzines geschah.
      "für nicht von einer allgemeinen Praxis zu wissendes Corzine, die verwendet wurde, um Aktienpreise zu erzeugen und zu manipulieren, würde überraschen," Herr gesagtes Maier. "er war offensichtlich dort während dieser Zeit. Ich sah endgültig seine Firma, die teilnahm an ungültiger Tätigkeit.",
      Die sek würde nicht gestern an kommentieren, ob Goldman in Untersuchung ist. Herr Maier sagte, daß er nicht mit den Forschern in einigen Monaten gesprochen hatte.
      "sie ausdrückten zu mir, den das das Laddering eine trickier Sache [ prüfen ] ist," Herr gesagtes Maier. "ich sage es. Sie taten es. Sie laddered. Ob die sek konstruieren kann, ist ein Fall eine andere Geschichte.",
      Gefragt, ob er eine ungefähr sek-Untersuchung kannte, sagte Herr Corzine, ", der sehr vielleicht sein könnte; Ich berücksichtige nicht sie. Ich werde geschieden von [ Goldman ] seit 1999.",
      Ein Kategorie-Tätigkeitsprozeß ordnete im April 2001 beschuldigtes Goldman Sachs und andere vom Engagieren beim "Laddering" auf dem Ausgangsverkauf des Vorrates von NetZero ein und fuhr herauf den Anteilpreis der Firma zu den künstlich hohen Niveaus.
      In einer anderen Kategorie-Tätigkeitsklage haben Aktionäre von Buy.com das Unternehmen und seine Versicherer, einschließlich Goldman Sachs, des Engagierens in einem laddering Entwurf in seinem IPO im Februar 2000, nach Herrn Corzine linkes Goldman beschuldigt. Und Investoren des verstorbenen on-line-Lebensmittelhändlers Webvan.com haben eine ähnliche Klage im Bundesgerichtshof hinsichtlich ist deren allgemeiner zuerstantrag des Unternehmens im November 1999 eingeordnet.
      Eine andere Kategorie-Tätigkeitsklage eingeordnetes letztes Jahr sagt, daß Versicherer, einschließlich Goldman Sachs, einiges IPOs seit 1997 manipulierten und sechs mindestens mit einschlossen, als Herr Corzine noch am Helm von Goldman war.


      Hinweis an ARIVA.DE-Team





      2. Und noch was eaglemen 18.07.02 15:42

      Solche Sachen scheinen zwar hier kaum jemanden zu intressieren aber ich find es spannen.Wenn man jetzt schon wieder überall den Boden sieht könnte man aber auch böse daneben liegen.
      Mfg Eaglemen

      Aus CBSNews
      Sept. 10, Secretary of Defense Donald Rumsfeld declared war. Not on foreign terrorists, "the adversary`s closer to home. It`s the Pentagon bureaucracy," he said.
      He said money wasted by the military poses a serious threat.
      "In fact, it could be said it`s a matter of life and death," he said.
      Rumsfeld promised change but the next day – Sept. 11-- the world changed and in the rush to fund the war on terrorism, the war on waste seems to have been forgotten.
      Just last week President Bush announced, "my 2003 budget calls for more than $48 billion in new defense spending."
      More money for the Pentagon, CBS News Correspondent Vince Gonzales reports, while its own auditors admit the military cannot account for 25 percent of what it spends.
      "According to some estimates we cannot track $2.3 trillion in transactions," Rumsfeld admitted.
      $2.3 trillion — that`s $8,000 for every man, woman and child in America. To understand how the Pentagon can lose track of trillions, consider the case of one military accountant who tried to find out what happened to a mere $300 million.
      "We know it`s gone. But we don`t know what they spent it on," said Jim Minnery, Defense Finance and Accounting Service.
      Minnery, a former Marine turned whistle-blower, is risking his job by speaking out for the first time about the millions he noticed were missing from one defense agency`s balance sheets. Minnery tried to follow the money trail, even crisscrossing the country looking for records.
      "The director looked at me and said `Why do you care about this stuff?` It took me aback, you know? My supervisor asking me why I care about doing a good job," said Minnery.
      He was reassigned and says officials then covered up the problem by just writing it off.
      "They have to cover it up," he said. "That`s where the corruption comes in. They have to cover up the fact that they can`t do the job."
      The Pentagon`s Inspector General "partially substantiated" several of Minnery`s allegations but could not prove officials tried "to manipulate the financial statements."
      Twenty years ago, Department of Defense Analyst Franklin C. Spinney made headlines exposing what he calls the "accounting games." He`s still there, and although he does not speak for the Pentagon, he believes the problem has gotten worse.
      "Those numbers are pie in the sky. The books are cooked routinely year after year," he said.
      Another critic of Pentagon waste, Retired Vice Admiral Jack Shanahan, commanded the Navy`s 2nd Fleet the first time Donald Rumsfeld served as Defense Secretary, in 1976.
      In his opinion, "With good financial oversight we could find $48 billion in loose change in that building, without having to hit the taxpayers."
      >> Diese Summen hätten auch in den USA im Normalfall ein mittleres Erdbeben ausgelöst
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 00:07:18
      Beitrag Nr. 614 ()
      Ratlosigkeit am Neuen Markt Von Hanno Beck

      Ist die Idee, ein eigenes Börsensegment für Wagniskapital zu schaffen, gescheitert? Die Bilanz des Neuen Marktes fällt traurig aus. Der Index ist innerhalb von zwei Jahren von rund 9000 auf fast 500 Punkte gefallen; von einstmals 230 Milliarden Euro Marktkapitalisierung, auf die es der Neue Markt zu seinen Glanzzeiten brachte, sind weniger als 17 Milliarden Euro übrig. 350 Unternehmen haben sich zu Spitzenzeiten am Neuen Markt getummelt. Fast 70 von ihnen sind vom Kurszettel verschwunden. Weitere werden folgen. Und unter den verbliebenen Unternehmen befinden sich viele, deren Marktkapitalisierung kaum noch die Wahrnehmungsschwelle der Investoren überschreitet.

      Doch fällt das Urteil über den Neuen Marktes nicht nur negativ aus. Experten rechnen vor, daß 170000 Arbeitsplätze in der einen oder anderen Form von Unternehmen am Neuen Markt abhängen. Betont werden muß auch: Der Neue Markt hat einer neuen Aktienkultur die Türen geöffnet, er hat Wege frei gemacht und Mittel bereitgestellt für innovative Ideen. Einige - wenn auch wenige - erfolgreiche Unternehmen des Neuen Marktes liefern den Beleg dafür, daß Bedarf für ein solches Börsensegment besteht.

      Angesichts der aktuellen Tristesse auf dem Kurszettel und der Flaute im Neuemissionsgeschäft, eingedenk der Abwanderungsgedanken etablierter Neuer-Markt-Unternehmen, der jüngsten Skandale und Insolvenzen sowie des Imageschadens, den der Neue Markt mittlerweile davongetragen hat, ist aber zu fragen, wie er die ihm zugewiesene Funktion in Zukunft angemessen erfüllen kann. Die Idee des Neuen Marktes war und ist richtig, die derzeitige Veranstaltung hingegen vermag unter dem Strich nicht mehr zu überzeugen. Was ist zu tun, um dem Neuen Markt wieder Leben einzuhauchen?

      Prinzipiell hat die Deutsche Börse die Wahl, sich an Reparaturen zu wagen oder einen Neuanfang mit Paukenschlag zu versuchen. Ersteres bedeutet, daß der Neue Markt ein neues Gewand aus rechtlichen und vertrauensbildenden Rahmenregelungen erhalten würde. Der zweite Vorschlag liefe darauf hinaus, ein neues Marktsegment für Wachstumswerte ins Leben zu rufen. Für letzteres sprechen der arg beschädigte Ruf des Neuen Marktes und das negative Image, das ihm inzwischen anhaftet. Viele Vorstände sprechen schon vom Malus einer Notierung am Neuen Markt.

      Charme hätte da zum Beispiel die Idee eines gesamteuropäischen Wachstumssegments: Mit einem Federstrich könnten auch die anderen Neuen Märkte in Europa zu einem Neuanfang ins Boot geholt werden, das Schlachtfeld könnte mit halbwegs erhobenem Haupt verlassen werden. Gesichtswahrend ließe sich von einem international ausgerichteten Neuanfang sprechen statt von einem resignierenden Rückzug. Allerdings besteht derzeit wenig Aussicht, diese Idee zu verwirklichen, wäre dazu doch eine Verständigung über Standards bei der Notierung notwendig, müßten technische Schwierigkeiten überwunden und nationale Befindlichkeiten berücksichtigt werden. Als Variante eines Neuanfangs könnte sich das von der Deutschen Börse schon im Mai angekündigte Premiumsegment entpuppen, in das Unternehmen aufgenommen werden können, die hohe Standards bezüglich ihrer Transparenz einhalten und international ausgerichtet sind - hier könnten beispielsweise einige der mittlerweile nicht mehr so zahlreichen Qualitätsunternehmen des Neuen Marktes Einzug halten. Sollten diese wenigen Zugpferde ihrem bisherigen Segment allerdings den Rücken kehren, droht dieses gänzlich in Bedeutungslosigkeit zu versinken.

      Dennoch - es wird kaum ausreichen, einfach ein paar Häuser weiterzuziehen und ein neues Schild ins Schaufenster zu hängen. Dies beeindruckt vielleicht ein paar Privatinvestoren, nicht aber professionelle Anleger. Eine solche Maßnahme wäre - ähnlich einer Reduktion des Nemax-50-Index der Standardwerte des Neuen Marktes auf beispielsweise zwanzig Unternehmen - ohne begleitende Korrekturen eher kosmetischer Natur.

      Viel spricht daher dafür, über einen Reparaturbetrieb am Neuen Markt nachzudenken. Anregungen sind vorhanden: schärfere Haftungsregeln, strengere Sanktionen, mehr Transparenz, strengere Börsenaufsicht - die Wunschliste der Investoren und der Politik ist lang. Welchen Sinn aber macht - abgesehen von rechtlichen Schwierigkeiten, Kompetenzstreitigkeiten und dem Gerangel um Zuständigkeiten - eine Verschärfung der Regeln und der Aufsicht? Die finanziellen Belastungen durch die Auflagen für eine Notierung am Neuen Markt sind schon jetzt für kleinere Unternehmen an der Grenze der Zumutbarkeit. Je komplexer und ambitionierter das Zulassungsverfahren und die Notierungsbedingungen werden, um so eher verhindert dies die Notierung jener Unternehmen, die man eigentlich an den Neuen Markt locken will. Die Idee vom Wagniskapital verträgt sich nicht mit dem Wunsch nach einer reglementierten Vollkasko-Börse.

      Hier liegt ein weiteres Problem des Neuen Marktes. Nie ist recht entschieden worden, was er sein soll: Ist er ein Börsensegment für neu gegründete Unternehmen und Wagniskapital, oder soll er Wachstumsunternehmen beherbergen, die beim Börsengang zumindest schon an der Schwelle zum Gewinn stehen? Nur im letzteren Fall sollte über eine Verschärfung der Qualitätskontrolle nachgedacht werden, im ersteren würde Überreglementierung das Wachstumskapital aussperren.

      Was bleibt? Ein Börsensegment, dessen gute und richtige Idee einer Spekulationsblase historischen Ausmaßes zum Opfer gefallen ist, und Ratlosigkeit bei allen Beteiligten. Die Deutsche Börse, die für die Kursverluste nicht verantwortlich zu machen ist, wird sich vermutlich auf den Reparaturbetrieb konzentrieren und die ein oder andere Regel verändern oder verschärfen. Die Investoren werden auf bessere Börsenzeiten hoffen, die auch den Wachstumswerten wieder Auftrieb geben dürften. Bleibt zu hoffen, daß das Gedächtnis der Banken, der Analysten und der Anleger gut genug ist, um sie beim nächsten Aufschwung den Gang an den Neuen Markt in Bescheidenheit und Demut wagen zu lassen - falls es diesen dann noch gibt.Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.07.2002,
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 08:41:47
      Beitrag Nr. 615 ()
      DGAP-Ad hoc: Kling Jelko Wertpapierh. <KJD>

      Eintritt der Zahlungsunfähigkeit und des hälftigen Eigenkapitalverlustes

      Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.

      --------------------------------------------------------------------------------

      Frankfurt am Main, den 19.07.2002. Der Vorstand der Kling Jelko Wertpapierhandelsbank AG hat der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) gemäß § 46b
      KWG den Eintritt der Zahlungsunfähigkeit der Bank angezeigt.

      Die Zahlungsunfähigkeit war nicht mehr abzuwenden, nachdem vor dem Hintergrund einer weiterhin anhaltenden schwachen Börsenentwicklung die vorhandenen Kreditlinien
      ausgeschöpft waren und die Zuführung dringend benötigter liquider Mittel trotz intensivster Verhandlungen, insbesondere mit dem Mehrheitsaktionär, der Spütz AG, zu keinem
      Ergebnis geführt haben.

      Weiterhin teilt der Vorstand mit, dass aufgrund der anhaltenden Ertragsschwäche ein Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals der Gesellschaft eingetreten ist. Der Vorstand
      wird daher entsprechend der Vorschrift des § 92 Abs. 1 AktG unverzüglich eine ausserordentliche Hauptversammlung einberufen.

      Kling Jelko Wertpapierhandelsbank AG Investor Relations Tel.: (069) 921 885 120 Fax.: (069) 921 885 111

      Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 19.07.2002

      --------------------------------------------------------------------------------

      WKN: 629140; ISIN: DE0006291404; Index: SDax Notiert: Geregelter Markt in Berlin, Frankfurt (SMAX), München; Freiverkehr in Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Stuttgart

      Autor: import DGAP.DE (),06:00 19.07.2002
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 08:44:34
      Beitrag Nr. 616 ()
      AOL will von Bilanztricks nichts wissen

      Der Mediengigant AOL Time Warner hat US-amerikanische Presseberichte dementiert, nach denen der
      Konzern Umsätze im Werbegeschäft durch verschiedene Bilanzierungstricks um mindestens 270
      Millionen US-Dollar aufgebläht haben soll. Die Washington Post hatte in ihrer Donnerstagsausgabe
      berichtet, Manager des Fusionspartners AOL hätten seit dem vierten Quartal 2000 versucht,
      ausbleibende Werbeeinnahmen durch eine Serie von ungewöhnlichen Transaktionen weiterhin in den
      Bilanzen erscheinen zu lassen.

      In der angespannten Atmosphäre unmittelbar vor dem Zusammenschluss mit Time Warner habe AOL die
      Werbeumsätze im Online-Geschäft nach außen weiter auf einem hohen Niveau halten wollen, schreibt die
      Zeitung. Durch die Anwendung von Bilanzierungstricks, die bis ins Jahr 2002 angehalten haben sollen,
      seien Umsätze je nach Bedarf in andere Geschäftsbereiche verschoben worden. Auch habe AOL für das
      Internet-Auktionshaus eBay Werbung verkauft, diese Einnahmen dann aber als eigenen Umsatz verbucht.

      AOL Time Warner erklärte unterdessen, die Buchhaltung von AOL habe in Übereinstimmung mit den
      US-GAAP-Regeln stattgefunden. Die Buchungsverfahren hätten "den Normen" entsprochen. Auch das
      Wirtschafsprüfungsunternehmen Ernst & Young habe dies schriftlich bestätigt. Die Aktie von AOL Time
      Warner stürzte nach den Presseberichten am Donnerstag an der New Yorker Wall Street ab. Der Kurs
      sank zum Handelsauftakt um 8,47 Prozent auf zwölf US-Dollar. (pmz/c`t)
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 08:46:58
      Beitrag Nr. 617 ()
      Aus der FTD vom 19.7.2002

      Klöckner & Co kämpft gegen Exbesitzer Balli
      Von Michael Gassmann, Düsseldorf

      Der Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) wird gegen die iranische Balli Group in den
      nächsten Tagen Klage erheben. Das kündigte KlöCo-Vorstand Derrick Noe am Donnerstag in
      Duisburg an.

      Nach dem Kauf von KlöCo im Oktober 2001 habe Balli dem Duisburger Konzern 120 Mio. Euro entzogen.
      "Wir werden die 120 Mio. Euro wieder sehen", sagte Noe. Die hinter Balli stehende Familie Alaghband hat
      KlöCo nach Darstellung des neuen Vorstands zielgerichtet Geld entzogen. Bereits Mitte Oktober sei der
      "Verdacht aufgekommen, dass die abgeflossenen Finanzmittel nicht verfügbar sein könnten", heißt es im
      Geschäftsbericht. Balli hatte 94,5 Prozent von KlöCo erst am 16. Oktober von Eon für 286 Mio. Euro
      gekauft. Den Rest hält die WestLB.

      "Die Balli-Vertreter hatten es sehr eilig, Klöckner Geld zu entziehen", sagte Noe. Nasser und Vahid
      Alaghband zogen unmittelbar nach dem Deal am 16. Oktober in den Aufsichtsrat ein, Hassan Alaghband
      wurde Vorstandsmitglied. Neben der zivilrechtlichen Seite verfolgen die Staatsanwaltschaft Düsseldorf
      und das Bundeskriminalamt in Wiesbaden den Fall strafrechtlich.

      Staatsanwaltschaft stellte 30 Mio. Euro sicher

      Über ein komplexes Beteiligungsnetz seien 63 Mio. Euro zur Genfer Bank UBP geflossen, 57 Mio. Euro
      gingen auf Konten der Filiale Hamburg der iranischen Bank Melli. Davon hat die Staatsanwaltschaft bisher
      erst 30 Mio. Euro sichergestellt.

      Noe zeigte sich dennoch sicher, dass KlöCo die gesamte Summe plus weiterer 10 Mio. Euro aus
      geschäftlichen Nachteilen zurückholen werde. "Wie werden den Nachteilsausgleich sehr gut vorbereitet
      und mit aller Konsequenz verfolgen", sagte Noe. Dabei könnten auch Ansprüche aus
      Versicherungspolicen geltend gemacht werden.

      Die Balli-Vertreter haben ihre Ziele nach seinen Angaben konsequent verfolgt. Die an die Banken auf
      Konten der Klöckner Ltd., einer Gesellschaft mit Sitz auf der Isle of Man, übertragenen Mittel wurden an
      unbekannte Dritte verpfändet und waren damit dem Zugriff von KlöCo entzogen. Die Pfandrechte sich
      geltend gemacht worden.

      "Hinters Licht geführt"

      Der Aufsichtsrat befasste sich bereits am 22. Oktober mit den fragwürdigen Transaktionen. Alaghband
      habe jedoch ausdrücklich bestätigt, die Mittel seien für KlöCo verfügbar. "Die Verpfändungen waren nicht
      evident", hieß es bei KlöCo. Man könne dem Aufsichtsrat - soweit nicht von Balli gestellt - keine
      Untätigkeit vorhalten. "Die sind regelrecht hinters Licht geführt worden", sagte ein KlöCo-Manager. Auch
      in Details nutzten die Familienmitglieder ihre Position aus. So richtete Hassan Alaghband auf
      KlöCo-Kosten eine 100-Quadratmeter-Wohnung in Duisburg für 250.000 Euro neu ein.

      Mitte Februar zog er sich aus dem Vorstand zurück, im März wurde der Balli-Anteil an den Treuhänder
      Droege & Comp. Unternehmensberatung übertragen. Mitte April verließen die Balli-Vertreter auch den
      KlöCo-Aufsichtsrat.

      KlöCo habe die Belastungen aus den Vorgängen vollständig in der Bilanz 2001 verkraftet, sagte Noe. Der
      Konzern weist einen Fehlbetrag von 156,1 Mio. Euro aus, nach einem Überschuss von 64,5 Mio. Euro im
      Vorjahr. Sondereffekte, darunter vor allem Wertberichtigungen im Zusammenhang mit Balli, belasten das
      Ergebnis mit 184,3 Mio. Euro. Der Umsatz sank um 292 Mio. Euro auf 4,24 Mrd. Euro.

      Straffes Kostenmanagement

      Noe und sein Mitvorstand Scott MacDonald planen eine ehrgeizige Restrukturierung. Bereits ab 2003 soll
      das Ergebnis vor Steuern nachhaltig um jährlich 80 Mio. Euro und die Liquidität um 200 Mio. Euro
      verbessert werden, sagte Noe. Die Kapital-Rentabilität, gemessen an der Kennziffer ROCE, verdoppelt
      sich nach den Plänen auf 15 Prozent. Dazu tragen ein straffes Kostenmanagement und "Konzentration
      auf wertschöpfende Tätigkeiten" bei, so Noe. Zudem zeichne sich eine Wende bei den Stahlpreisen ab,
      dem wichtigsten Handelsgut des Unternehmens.

      Im ersten Halbjahr verfehlte das Unternehmen mit einem Umsatzminus von 168 Mio.Euro auf 2,07 Mrd.
      Euro aber noch seine Ziele. KlöCo stehe bei der Realisierung der Forderungen gegen Balli nicht unter
      Zeitdruck und besitze eine intakte Finanzstruktur.


      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 12:31:55
      Beitrag Nr. 618 ()
      RAUBTIER-KAPITALISMUS

      Millionen-Reibach ohne Risiko

      CEOs wie Bernard Ebbers hatten bis vor kurzem offenbar ein paradiesisches Leben. Banken sollen sie bei Börsengängen mit Gewinnen überhäuft haben, und das auch noch völlig risikofrei. Ein ehemaliger Angestellter von Salomon Smith Barney hat jetzt vor Gericht ausgepackt.







      Washington - Es gibt eine Formel für unangenehme Befragungen, die sich bei der derzeitigen Aufarbeitung der Bilanzskandale tausendfach bewährt hat: "Ich erinnere mich nicht. Ich sage nicht `ja`, ich sage nicht `nein`". Diesmal war es der ehemalige Star-Analyst Jack Grubman von Salomon Smith Barney, dem plötzlich nichts Sinnvolles mehr einfallen wollte. Er saß gerade vor einem Untersuchungsausschuss im US-Kongress und wurde zu den Vorfällen bei dem Milliardendesaster von WorldCom befragt.

      Grubman, der von "Business Week" das Prädikat "schlechtester Analyst der Welt" verliehen bekam, hatte mit seinen euphorischen Empfehlungen für Telekommunikationswerte Tausende von Anlegern um ihr Vermögen gebracht und ohne Skrupel die Firmen gleichzeitig beraten, über die er seine "objektiven" Einschätzungen abgab.



       


      Die Frage, bei der Grubmans Erinnerung diesmal aussetzte, war allerdings auch besonders unangenehm. Der Demokrat Paul Kanjorski wollte nämlich wissen, ob führende WorldCom-Mitarbeiter von Salomon Smith Barney bei der Vergabe so genanter heißer IPO-Aktien bevorzugt wurden. Während des Aktienbooms in den USA konnte traumhafte Gewinne erzielen, wer bei einem Börsengang dabei war. In der Regel sprangen die Kurse schon an ihrem ersten Handelstag auf ein Vielfaches des Ausgabepreises.

      Die spannende Frage ist nun, ob Banken ihren Zuteilungsspielraum genutzt haben, um bei wichtigen Kunden Aufträge zu ergattern. Die Kongressabgeordneten scheiterten bisher nicht nur an Grubmans Gedächtnis, sondern auch an der Konzernmutter von Salomon Smith Barney, der Citigroup. Deren Anwalt beruft sich in einem freundlich gehaltenen Antwortschreiben auf das Bankgeheimnis.







      AP





      Damit ist der Fall aber keineswegs erledigt. Ein Ex-Broker von Salomon Smith Barney hat nämlich eine Klage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber eingereicht. Der 31-jährige David Chacon, der nun für Credit Suisse First Boston arbeitet, war laut "Wall Street Journal" und "New York Times" genau mit dieser Zuteilung von Aktien betraut.

      Seine Klageschrift, die er bei einem Gericht in Los Angeles einreichte, zeigt eine neue Spielart der "ansteckenden Gier" (Alan Greenspan) unter amerikanischen CEOs. Chacon nennt fünf der vermeintlich Unersättlichen namentlich: Bernard Ebbers (WorldCom), Joseph Nacchio (Qwest), James Crowe und Clark McLeod (Level 3), sowie Stephen Garofalo (MetroMedia).




      Ein Geschäft, bei dem Ex-WorldCom-Chef Ebbers angeblich in wenigen Tagen rund 16 Millionen Dollar verdiente, beschreibt Chacon en Detail: Im April 1999 ging die Firma Rhythms Net an die Börse. Ebbers habe dabei einen ganz besonderen VIP-Service genossen: Salomon hätte dem damaligen WorldCom-Chef die Aktien nämlich erst dann angeboten, als sich die satten Gewinne bereits abzeichneten, heißt es in der Klageschrift. Ebbers sei erst angerufen worden, als die Rhythms Net-Aktie bereits bei 90 Dollar gehandelt wurde. 350.000 Aktien zum Ausgabepreis von 21 Dollar hätte man exklusiv für ihn beiseite gelegt, soll die Bank Ebbers per Telefon verkündet haben. Ebbers, so Chacon, habe verständlicherweise zugegriffen.

      In einer ersten Reaktion bezeichnete Salomon Smith Barney die Vorwürfe Chacons als haltlos. "Sowohl zeitlich als auch faktisch gibt es große Unstimmigkeiten in dieser Klage", hieß es in einer Mitteilung. Eine eigene Darstellung der Vorfälle lieferte die Investmentbank bisher allerdings nicht.

      Wegen ähnlicher Vergehen ermittelt die Händler-Vereinigung National Association of Security Dealers (NASD) derzeit gegen die Investmentbanken Robertson Stephens und JP Morgan Chase. Gemeinsam mit der US-Börsenaufsicht SEC erreichte die NASD bereits, dass Credit Suisse First Boston (CSFB) 100 Millionen Dollar bezahlte. Nach Ansicht der Ermittler hatte CSFB-Investmentbanker Frank Quattrone die Verteilung heißer IPO-Aktien genutzt, um Kunden an Land zu ziehen. Mit der Geldzahlung wendete CSFB eine Auseinandersetzung vor Gericht ab.
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 21:22:14
      Beitrag Nr. 619 ()
      Banken-Prognosen haben schlechte Trefferquote Doch die Institute geben den Optimismus nicht auf / 40 Prozent Kurssteigerung für den Dax erwartet

      ruh. FRANKFURT, 19. Juli. Trotz der zweijährigen Talfahrt auf den Aktienmärkten geben die Banken ihren Optimismus nicht auf. Von dieser Zeitung befragte Aktienstrategen sagen für wichtige Indizes deutliche Kurssteigerungen voraus. Besonders hoch sind die Erwartungen für den deutschen Aktienmarkt. Für den Dax sehen die Befragten im Durchschnitt ein Plus von 26 Prozent bis Jahresende und sogar einen Zuwachs von 40 Prozent bis Mitte 2003.<BR/><BR/>Allerdings weisen einige Institute darauf hin, daß die Voraussagen mit einem hohen Unsicherheitsfaktor behaftet seien. "Hinter der Prognose steht die Expertise unserer Marktspezialisten. Aber jeder Anleger muß sich eigene Gedanken machen und selbst entscheiden", sagte zum Beispiel ein Sprecher der Commerzbank. Der Hinweis ist wichtig. Denn mit ihren früheren Prognosen haben viele Institute schiefgelegen. So haben bei einer Umfrage Anfang 2002 unter 19 Investmentbanken, darunter alle weltweit führenden Institute, fast alle Aktienstrategen auf zum Teil deutliche Kursgewinne der Indizes S&P 500, Nasdaq Composite, Euro Stoxx 50 und Dax getippt. Im Durchschnitt erwarteten sie für den Dax einen Gewinn von 8 Prozent. Tatsächlich hat er aber seitdem etwa ein Viertel seines Wertes eingebüßt. Lediglich die Aktienstrategen der amerikanischen Bank J.P. Morgan können einen Teilerfolg verbuchen. Sie sagten zumindest für den amerikanischen Markt einen deutlichen Rückgang voraus und lagen damit richtig. Den S&P 500 sah J.P. Morgan damals zur Jahresmitte 2002 mit einem Minus von mehr als 20 Prozent bei 900 Punkten. Der Index wird derzeit knapp unterhalb dieser Marke gehandelt.<BR/><BR/>Trotz der jüngsten Fehlschläge bei der Prognose bleibt die DZ Bank dabei, daß die Voraussagen für Aktienindizes als Handlungsempfehlung zu verstehen seien. "Wir stehen zu unseren optimistischen Prognosen", sagt Stefan Schießer, Leiter des Aktienresearch für Privatkunden der DZ Bank. Allerdings sei die Erwartung von hohen Kurssteigerungen keine Aufforderung, das gesamte Vermögen auf dem Aktienmarkt anzulegen, stellt er klar. Die DZ Bank empfiehlt derzeit eine Aktienquote von 40 Prozent. 55 Prozent sollten in Anleihen und 5 in Festgeld investiert werden. Wegen der optimistischen Erwartungen für den Aktienmarkt erwägt die DZ Bank, die Aktienquote zu erhöhen.<BR/><BR/>Die Zuversicht der Banken scheint auf der Ansicht zu gründen, daß sich die Konjunktur in den kommenden Monaten zügig erholen wird. Offenbar wird ein spürbar höheres Wirtschaftswachstum erwartet. So rechnen etwa alle befragten Institute mit steigenden Zinsen. Im Durchschnitt erwarten sie am Jahresende 2002 eine Rendite von knapp 5,2 Prozent für deutsche Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit. Diese Rendite, die derzeit bei 4,84 Prozent liegt, soll sich bis Mitte 2003 auf 5,4 Prozent erhöhen. Für amerikanische Renten gleicher Laufzeit erwarten die Analysten am Jahresende Renditen von 5,3 Prozent und Mitte 2003 knapp 5,6 Prozent. Derzeit rentieren amerikanische Titel mit zehn Jahren Laufzeit mit 4,56 Prozent.<BR/><BR/>Dem Euro traut die Mehrzahl der befragten Institute keine großen Sprünge mehr zu. Die Banken erwarten aber, daß sich die europäische Gemeinschaftswährung oberhalb der Parität zum Dollar halten wird. Der Euro, der derzeit gut 1,01 Dollar kostet, wird in zwölf Monaten bei 1,03 Dollar erwartet.




      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2002,
      Avatar
      schrieb am 20.07.02 10:13:07
      Beitrag Nr. 620 ()
       



      Klage wegen falscher Telekom-Rechnungen

      Der neuen Telekomspitze droht nach Informationen der "Welt am Sonntag" Ärger wegen falscher Rechnungen in Millionenhöhe. Telekom-Vize Gerd Tenzer habe deshalb eine Strafanzeige wegen Betrugs im Zusammenhang mit fortgesetzt falschen Rechnungen zu erwarten, berichtet die Zeitung.

      "100 Millionen Rechnungen überprüft"

      Der Geschäftsführer der Telefonkunden-Gemeinschaft "Communitel", Bernd Stötzel, sagte der "Welt am Sonntag": "Bei der Analyse von 100 Millionen Datensätzen in zwei Jahren haben wir von 1999 bis 2001 Rechnungsfehler zu Lasten unserer Kunden von zig Millionen Mark entdeckt." Seitenweise seien Einzelgespräche ohne Datum, Uhrzeit und Zielnummer mit einer Dauer von 0 Sekunden mit bis zu 1311,85 Mark oder Kurzgespräche etwa über 31 Sekunden von Bonn nach Aachen mit 25 Mark in Rechnung gestellt worden. Reihenweise stünden Nummern ohne Anschluss oder mehrfach zeitgleich geführte Gespräche auf den Rechnungen.

      "Die Deutsche Telekom, insbesondere deren Vorstandsmitglieder, wissen nachweislich seit Jahren über die aufgezeigten Rechnungsfehler sowie interne Papiere Bescheid", sagte Stötzel und fügte hinzu. "Sollte sich nunmehr Herr Tenzer nicht bis spätestens Donnerstag den Telekom-Verfehlungen persönlich angenommen und die Gespräche zu uns aufgenommen haben, sehen wir uns zur Wahrung unserer Interessen nunmehr gezwungen, Strafanzeige gegen Herrn Gerd Tenzer als damals wie auch heute maßgeblich Verantwortlichen zu stellen und das gesamte Material zur weiteren Recherche an die Staatsanwaltschaft zu übergeben."
      Avatar
      schrieb am 20.07.02 12:00:34
      Beitrag Nr. 621 ()
      Geld, Schmutz, Blut


       


      Gastkommentar zu Bankskandal, Telekom Scharping etc.


       


      Die Verschuldung des Staats ist das direkte Interesse der durch das Parlament herrschenden und gesetzgebenden Bourgeoisfraktion. Das Staatsdefizit, es ist eben der eigentliche Gegenstand ihrer Spekulation und die Hauptquelle ihrer Bereicherung. Jede neue Anleihe bzw. Privatisierung bietet der Finanzaristokratie neue Gelegenheit, den künstlich in der Schwebe des Bankerotts gehaltenen Staat zu prellen - er muß unter den ungünstigsten Bedingungen mit den Bankiers kontrahieren. Jede neue Anleihe oder Privatisierung gibt eine zweite Gelegenheit, das Publikum, das seine Kapitalien in Staatsrente anlegt, durch Börsenoperationen zu plündern, in deren Geheimnis Regierung und Parlamentsmehrheit eingeweiht sind. Überhaupt bietet der schwankende Stand des Staatskredits und der Besitz der Staatsgeheimnisse den Bankiers wie ihren Affiliierten im Parlament die Möglichkeit, außerordentliche, plötzliche Schwankungen im Kurse der Staatspapiere hervorzurufen, deren stetes Resultat der Ruin einer Masse kleinerer Kapitalisten sein muß und die fabelhaft schnelle Bereicherung der großen Spieler. Die enormen Summen, die so durch die Hände des Staates fließen, geben überdem Gelegenheit zu gaunerischen Lieferungskontrakten, Bestechungen, Unterschleifen, Spitzbübereien aller Art. Die Übervorteilung des Staates, wie sie durch die Anleihen im Großen geschieht, wiederholt sich bei den Staatsarbeiten im Detail. Dem Staat wälzt das Parlament die Hauptlasten zu, und der spekulierenden Finanzaristokratie die goldenen Früchte. Die kleinste finanzielle Reform scheitert dagegen an dem Einflusse der Bankiers. So z. B. die Postreform.

      Indem die Finanzaristokratie die Gesetze gibt, die Staatsverwaltung leitet, über sämtliche organisierte öffentliche Gewalten verfügt, die öffentliche Meinung durch die Tatsachen und durch die Presse beherrscht, wiederholt sich in allen Sphären dieselbe Prostitution, derselbe schamlose Betrug, dieselbe Sucht, sich zu bereichern, nicht durch die Produktion, sondern durch die Eskamotage schon vorhandenen fremden Reichtums, bricht namentlich an den Spitzen der bürgerlichen Gesellschaft die schrankenlose, mit den bürgerlichen Gesetzen selbst kollidierende Geltendmachung der ungesunden und liederlichen Gelüste aus, wo Geld, Schmutz und Blut zusammenfließen. Die Finanzaristokratie, in ihrer Erwerbsweise wie in ihren Genüssen, ist nichts als die Wiedergeburt des Lumpenproletariats auf den Höhen der bürgerlichen Gesellschaft.

      Karl Marx

      (Der Text, den unser Autor 1850 unter dem Titel »Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850« verfaßte, wurde leicht aktualisiert und ins Präsens gesetzt)
      Avatar
      schrieb am 21.07.02 00:05:15
      Beitrag Nr. 622 ()
      Paris - Aktionäre von Vivendi-Universal haben in New York eine Sammelklage gegen den französischen Medienkonzern eingereicht. Sie werfen dem ehemaligen Chef Jean-Marie Messier falsche Angaben über die finanzielle Lage des Unternehmens vor. Zwischen dem 11. Februar 2002 - als die Kläger begannen, Anteile zu erwerben - und dem 3. Juli - dem Tag seines Hinauswurfs - soll Messier die Lage des Unternehmens falsch dargestellt haben. Die Höhe der Schadensforderungen ist nicht bekannt.

      Vivendi-Universal hat bislang keine Stellung genommen. Doch in Frankreich geht es dem Unternehmen nicht viel besser. Die Börsenaufsicht COB ermittelt gegen das Unternehmen, und eine Vereinigung zum Schutz der Kleinaktionäre (Adam) hat eine Klage gegen das Unternehmen eingericht. Eine zweiter Interessenverband namens Minor will warten, bis das Unternehmen einen Bericht über seinen finanzielle Situation vorlegt.

      Das kann noch eine Weile dauern. Wie vivendi-Universal am Freitag ankündigte, fällt die für den Juli erwartete Bekanntgabe der Halbjahreszahlen diesmal aus. Als Grund gab das Unternehmen laufende Verhandlungen mit Banken an und die Arbeit an dem internen Prüfbericht für Messiers Nachfolger, Jean-Ren Fourtou. Ein neuer Termin für die Publikation der Halbjahresergebnisse wurde nicht genannt.

      Messier hatte den ehemaligen Wasserversorger Compagnie Générale des Eaux in Vivendi umbenannt und zu einem Kommunikations- und Medienkonzern gewandelt. Entscheidend war die Übernahme des kanadischen Spirituosen- und Musikkonzerns Seagram für 30 Mrd. Dollar gewesen. Edgar M. Bronfman, Senior-Chef des Hauses Seagram, erklärte jetzt erstmals seit Beginn der Vivendi-Krise, er habe einen Fehler begangen, als er das Familienunternehmen an Messier verkaufte: «Er war nicht so gut, wie wir dachten», sagte der 73-Jährige. SAD
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 14:41:50
      Beitrag Nr. 623 ()
      Hintergrund: Bilanzskandale in den USA

      Die Serie der Bilanz- und Betrugsskandale in US-Unternehmen hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Sie
      begann im Dezember mit der Pleite des Energiehandelsgiganten Enron und gipfelte am Sonntag im
      Insolvenzantrag des Telefonriesen WorldCom und seiner aktiven US-Tochterfirmen.

      WorldCom: Der zweitgrößte US-Anbieter von Ferngesprächen hat durch Falschbuchungen in Höhe
      von 3,85 Milliarden US-Dollar seit Anfang vergangenen Jahres Verluste in Gewinne verwandelt.
      Der gewaltige Bilanzbetrug erschüttert im Juni weltweit die Börsen. Mit Schulden von mehr als 30
      Milliarden US-Dollar ist der WorldCom-Konkurs die größte Firmenpleite der US-Geschichte. Er
      übertrifft sogar das Insolvenzverfahren des Energiehändlers Enron.

      Enron: Der größte Energiehändler der Welt versteckte über Jahre Milliarden-Verbindlichkeiten bei
      Partnerfirmen. Im Dezember bricht die undurchschaubare Konstruktion zusammen. Das siebtgrößte
      US- Unternehmen beantragt Gläubigerschutz. Die Schulden belaufen sich auf mehr als 30 Milliarden
      US-Dollar. Der Wirtschaftsprüfer Andersen steht im Verdacht, belastendes Material vernichtet zu
      haben.

      Global Crossing: Der Carrier soll die Umsätze durch Austausch von Kapazitäten mit anderen
      Telekomfirmen künstlich gesteigert haben.

      Merill Lynch: Die größte US-Brokerfirma zahlt im Rahmen eines Vergleichs mit dem New Yorker
      Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer 100 Millionen US-Dollar. Einige Analysten hatten Aktien
      hausintern negativ bewertet und sie dann den Kunden trotzdem empfohlen.

      Tyco: Der langjährige Chef des Mischkonzerns, Dennis Kozlowski, soll eine Million US-Dollar an
      Steuern hinterzogen haben. Er tritt zurück. Es hatte wiederholt Gerüchte über angebliche
      Bilanzunregelmäßigkeiten bei Tyco gegeben, die allerdings stets unbestätigt blieben.

      ImClone: Der ehemalige Chef des Biotechnologieunternehmens Samuel Waksal wird im Juni wegen
      Verdachts auf Insiderhandel festgenommen. Er soll Unternehmensaktien aus seinem Besitz verkauft
      haben, weil er vor der offiziellen Bekanntgabe wusste, dass ein Krebsmedikament von ImClone
      keine Zulassung erhalten werde. Die Aktie war nach der Ablehnung drastisch gefallen.

      Xerox: Der Kopiergeräte-Spezialist soll die Umsätze von 1997 bis 2001 um sechs Milliarden
      US-Dollar aufgebläht haben, wird im Juni bekannt. Dabei handelt es sich offenbar um vorgezogene
      Buchungen aus längerfristigen Leasingvereinbarungen.

      Adelphia: Der Kabelfernsehriese landet beim Konkursrichter. Das Unternehmen geriet in
      Schwierigkeiten, nachdem bekannt wurde, dass es Kreditgarantien in Höhe von 3,1 Milliarden
      US-Dollar für Familienmitglieder des Konzernchefs John Rigas vergeben hatte. Rigas tritt nach 50
      Jahren an der Adelphia-Spitze zurück.

      Merck: Der US-Pharmakonzern Merck & Co. soll in den vergangenen drei Jahren 12,4 Milliarden
      US-Dollar Einnahmen seiner Tochterfirma Medco als Umsätze verbucht haben, obwohl die Gelder
      nie eingenommen wurden.

      (dpa) / (jk/c`t)
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 15:37:31
      Beitrag Nr. 624 ()
      die texte sind ja prima hier..das problem ist nur, daß sie alle von journalisten geschrieben sind - vielleicht dieselben, die auch den hype mit entfacht haben???? -

      vielleicht sollten hier auch mal ein paar der heißesten aktienbesprechungen von vor 2-3jahren eingestellt werden.

      allein zu etv, ish, mobilcom muß es ja schon hunderte gegeben haben..*smile*..

      grüße, figaroo

      PS: wenn ich immer platow lese - wir haben sie ja immer gewarnt...lach ich mich regelmäßig tot..und alle anderen sind auch nicht besser...nur haben sie das vergessen..
      Avatar
      schrieb am 23.07.02 21:08:54
      Beitrag Nr. 625 ()
      Telekomanalyst bei Salomon Smith Barney
      Jack Grubman: Der Rattenfänger der Wall Street
      Von Torsten Riecke
      Jack Grubman wirkt fahrig und nervös. Obwohl nur als Zeuge geladen sitzt der 49-jährige Analyst wie ein Angeklagter vor dem Untersuchungsauschuss des Kongresses zum Worldcom-Bilanzskandal. Neben ihm sitzt sein Freund Bernie Ebbers. Der Worldcom-Gründer hat gerade seine Aussage verweigert. Nun ist Grubman an der Reihe. Die Fragen der Abgeordneten kommen scharf wie geworfene Messer: "Warum haben Sie den Anlegern noch Worldcom-Aktien empfohlen, als der finanzielle Ruin des Konzerns längst absehbar war?"


      Die bittere Erfahrung vor zwei Wochen mag dem einstigen Star-Analysten noch wie ein böser Traum vorgekommen sein. Inzwischen ist er aufgewacht und die Welt um ihn herum ist noch feindlicher geworden.

      Worldcom, jener Telekomkonzern, den Grubman mit seinen Empfehlungen in den Himmel gelobt hat, ist pleite. Gegen den Analysten und seinen Arbeitgeber Salomon Smith Barney laufen Ermittlungen der Regulierungsbehörde National Association of Securities Dealers (NASD) und der New Yorkers Staatsanwaltschaft. Grund sind Grubmans Empfehlungen für Winstar-Aktien. Winstar ist wie Worldcom ein Kind des Telekombooms der 90er Jahre - und bereits im vergangenen Jahr in Konkurs gegangen. Grubmans Aktienempfehlungen lesen sich heute wie die Grabsteine der New Economy. Ob Firmen wie Worldcom, Winstar, Global Crossing, Qwest - fast alle sind heute pleite oder stehen kurz davor.

      Mit dem Untergang des Telekombooms ist auch die Welt Jack Grubmans versunken. Sein Aufstieg aus einem Arbeiterviertel Philadelphias zu einem der angesehensten Analysten an der Wall Street hat ein abruptes Ende gefunden. Vorbei sind die Zeiten, da er mit dem damaligen Worldcom-Chef Ebbers auf dessen Hochzeit neue Deals einfädelte und dem Telekomanbieter Quest mit dem inzwischen wieder gefeuerten Joseph Nacchio einen neuen Chef besorgte.

      Ende der 90er Jahre war Grubman vermutlich der einflussreichste Telekomanalyst an der Wall Street. Er verkörperte mehr als andere jenen neuen Typus von Analyst, der seine Aufgabe weniger in der kritischen Unternehmensanalyse im Dienste der Investoren sah als vielmehr in der Auftragsbeschaffung für das Investmentbanking von Salomon Smith Barney. Die Investmentbank ist eine Tochter der Citigroup. Sie half seinem Arbeitgeber, zwischen 1998 und 2000 rund 53 Mrd. $ frisches Kapital für dessen Telekomkunden zu akquirieren. Ein Dienst, der auch Grubman reich machte, der in den vergangenen Jahren durchschnittlich 20 Mill. $ verdient haben soll.

      Er tanzte auf der "Chinesischen Mauer" zwischen Unternehmensanalyse und dem Investmentbanking hin und her. "Er war nicht mehr als ein Stimmungsmacher für jene Firmen, die seine Investmentbank an die Börse gebracht hat", sagt Jacob Zamansky, ein ehemaliger Klassenkamerad von der High School. Heute vertritt Zamansky Investoren, die den Star-Analysten wegen Irreführung verklagt haben.

      Zwar haben auch andere Analysten den rapiden Abschwung in der Telekomindustrie nicht rechtzeitig vorausgesehen. Aber keiner hat wie Grubman den zum Untergang verurteilten Firmen bis zum Schluss die Treue gehalten. So empfahl er den Anlegern erst am 24. Juni, die Worldcom-Aktie zu verkaufen, obwohl der Kurs bereits lange im Keller war. Zwei Tage später schockte der Konzern die Börsen mit einer fast vier Milliarden großen Bilanzfälschung. Die Papiere von Global Crossing empfahl Grubman noch als sie bereits 80 % ihres Werts verloren hatten. Winstar verteidigte er noch wenige Wochen vor dem Konkurs gegen seine Kritiker.

      Trotz dieser Fehleinschätzungen steht Salomon Smith Barney bisher zu seinem gefallenen Star und bestreitet, dass er bewusst die Anleger in die Irre geführt habe. Für Grubman ist das ein schwacher Trost. Die Ermittlungsverfahren gegen ihn könnten ihn seinen Job und eine Menge Geld kosten. Sein wertvollstes Gut als Analyst hat er bereits heute verloren: das Vertrauen der Anleger. Quelle: Handelsblatt






      HANDELSBLATT, Dienstag, 23. Juli 2002
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 20:15:48
      Beitrag Nr. 626 ()
      New Yorker Anwälte reichen Sammelklage gegen Hugo Boss ein  

      Modekonzern soll in der Bilanz der US-Tochter unrichtige Angaben gemacht haben

      München - Die New Yorker Anwaltskanzlei Shalov Stone & Bonner LLP hat eine Sammelklage gegen den deutschen Modekonzern Hugo Boss und dessen ehemalige US-Manager eingereicht. Die Schadenersatzklage sei am Dienstag beim Bezirksgericht in New York eingereicht worden, teilte die Rechtsanwaltskanzlei Rotter mit, die sich in den USA von Shalov Stone vertreten lässt. Rotter habe 40 bis 50 Anfragen in der Sache erhalten. Der Klage angeschlossen hätten sich aber "noch nicht sehr viele" Anleger.

      Die Anwälte werfen Boss, dem im Juni gegangenen US-Chef Marty Staff und seinem Stellvertreter Vincent Ottomanelli vor, in der Bilanz der US-Tochter unrichtige Angaben gemacht zu haben. Sie hätten von Unstimmigkeiten im Wert der US-Warenbestände früh gewusst. Mit den Inventurdifferenzen hatte Boss Ende Mai die Korrektur der Gewinnprognose für 2002 auf 95 Mio. von 107 Mio. Euro begründet. Die Aktie brach drastisch ein. rtr
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 20:00:13
      Beitrag Nr. 627 ()
      US-Börsenaufsicht ermittelt gegen zwölf Investmentbanken

      Kongress verabschiedet neues Reformgesetz zum Kampf gegen Bilanzfälscher. Hohe Strafen bei Finanzmanipulationen



      Washington - Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat Ermittlungen gegen zwölf börsennotierte Investmentbanken eingeleitet. Möglicherweise seien Vorschriften missachtet worden, die das Verhalten der Analysten bei Interessenkonflikten regeln, sagte der leitende Ermittler der SEC, Stephen Cutler.

      Zugleich hat das Repräsentantenhaus das neue Reformgesetz gegen Finanzmanipulationen verabschiedet, das nach den Zusammenbrüchen von Firmen wie Enron und Worldcom das Vertrauen in US- Unternehmen wiederherstellen soll. Als nächstes muss jetzt der Senat das Gesetz verabschieden.

      Mit den Ermittlungen gegen die Banken seien zahlreiche Mitarbeiter beschäftigt, sagte Cutler. Er äußerte sich auf einer Sitzung des Verwaltungsrats der SEC, der sich für strengere Regeln für Analysten Wall-Street-notierter Investitionsfirmen aussprach. Unter anderem soll gegen Merrill Lynch, die Citigroup, Morgan Stanley und Goldman Sachs ermittelt werden. Dabei geht es offenbar um mutmaßliche Verfehlungen von Analysten, die in den Forschungsabteilungen dieser Banken für die Untersuchung des Marktes zuständig sind. Um Interessenskonflikte zu vermeiden und eine objektive Beratung von Anlegern zu sichern, soll die Forschungsabteilung strikt von der Investmentabteilung getrennt sein, die Unternehmen etwa bei Börsengängen oder Fusionen berät. Ermittlungen des New Yorker Justizministers gegen Merrill Lynch ergaben jedoch, dass die so genannte Chinesische Mauer zwischen den Abteilungen durchlöchert war.

      Die beiden Kammern des Kongress, das Repräsentantenhaus und der Senat, hatten sich bereits am Mittwoch auf den endgültigen Entwurf für das Reformgesetz zum Kampf gegen Finanzmanipulationen geeinigt. Unter anderem sind die Einrichtung einer neuen Überwachungsbehörde und härtere Strafen für Betrug vorgesehen. Präsident George W. Bush hat seine Zustimmung signalisiert und will das Gesetz noch bis zum Ende der Woche unterschreiben. Die endgültige Vorlage übernimmt aus dem demokratisch kontrollierten Senat eine stärkere Überwachung der Bilanztätigkeit und aus dem von den Republikanern kontrollieren Repräsentantenhaus höhere Strafen. "Das Gesetz spiegelt unsere Entschlossenheit wider, das Vertrauen der Anleger in unsere Kapitalmärkte wiederherzustellen", sagte der demokratische Senator Paul Sarbanes.

      Der Gesetzentwurf sieht die Einrichtung einer unabhängigen Behörde zur Überwachung der Wirtschaftsprüferbranche vor. Diese hat sich bislang vor allem selbst überwacht, ist aber wegen der jüngsten Fälle von Bilanzfälschung bei US-Firmen scharf kritisiert werden. Die Behörde soll eng mit mit der Börsenaufsicht zusammenarbeiten. Wertpapierbetrug wird in dem Gesetz als neue Straftat eingeführt und kann mit 25 Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Höchststrafe für kriminellen Betrug wird von fünf auf 20 Jahren erhöht. Die Abgeordneten sprachen von dem wichtigsten Gesetz dieser Art seit den 30er Jahren. Präsidialamtsprecher Ari Fleischer sagte, Bush freue sich darauf, die Vorlage zu unterzeichnen. Die Verbände der US-Wirtschaftsprüfer, die einige Teile der Entwürfe abgelehnt hatten, kündigten Zusammenarbeit an. Verbraucherverbände zeigten sich erfreut. "Vor sechs Wochen dachten wir, der Gesetzentwurf seit tot", sagte Frank Torres von der Consumers` Union. "Lobbyisten der Wirtschaftsprüfer hatten versucht, dieses Gesetz zu töten, aber der Worldcom-Skandal sowie die Empörung der Anleger verhinderten das."AFP/rtr
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 20:28:44
      Beitrag Nr. 628 ()
      Deshalb nur auf Gold in Form von Barren und Münzen.

      Das stinkt zum Himmel.

      JPM besitzt 41 Milliarden US Dollar Gold Derivative per 31. December 2001. Das waren ca 65% aller weltweiten Gold Derivativ Positionen.

      Weil JPM massiv Gold Derivativ Positionen inne hat, die die Existenz von JPM gefärden, falls die Goldpreise entgegen ihren ürsprünglichen Annahmen weiter steigen statt fallen.

      "JPM certainly does have large outstandings in gold derivatives. According to figures from OCC JPM had over US$ 41 billion of gold derivatives as at December 31, 2001. This represented almost 65% of all the gold derivatives held by US banks. It also represents the equivalent of 149 million ounces of gold assuming the closing price of gold on December 31, 2001 at US$ 279."

      Ganzer Bericht: JPM "The $24 Trillion Derivatives Monster"

      http://www.gold-eagle.com/editorials_02/chapmand061302pv.htm…
      Avatar
      schrieb am 27.07.02 11:23:12
      Beitrag Nr. 629 ()
      Nachrichten:  Datasave muss 24.000 EUR Strafe zahlen




      Wie comdirekt meldet, hat die Deutsche Börse die Datasave AG mit einer Strafe von 24.000 EUR belegt, da Datasave ein meldepflichtiges Wertpapiergeschäft 49 Börsentage zu spät mitgeteilt hat. Wie berichtet wird, habe der Aufsichtsratsvorsitzende Marco Hahn am 12. November vorigen Jahres 753.017 Aktien der Datasave verkauft.
      Avatar
      schrieb am 27.07.02 11:26:30
      Beitrag Nr. 630 ()
      ftd.de, Fr, 26.7.2002, 16:29
      Deutsche verlieren 100 Milliarden an der Börse

      Aktionäre in Deutschland haben im vergangenen Jahr durch Abschwung an der Börse 100 Mrd. Euro verloren. Der Verlust ist Hauptursache für eine Stagnation des gesamten Geldvermögens.




      Das Aktienvermögen der Deutschen war damit in einem Jahr auf 337 Mrd. Euro geschrumpft, teilte der Bundesverband deutscher Banken am Freitag mit. Erstmals seit Gründung der Bundesrepublik sei damit das Gesamtvermögen der Deutschen nur unwesentlich von 3,64 Billionen Euro im Jahr 2000 auf 3,65 Billionen Euro im vergangenen Jahr gestiegen.

      Den Großteil ihres Vermögens, 1,26 Billionen Euro, halten die Deutschen in Bankguthaben und Bargeld. Deutlich erhöht hätten sich dem Bankenverband zufolge mit 930 Mrd. Euro die Anlagen bei Versicherungen. Sie lagen 2000 nur bei 868 Mrd. Euro. Sparen in Investmentfonds hätten mit 433 Mrd. Euro weiter zugenommen. In festverzinsliche Wertpapiere waren 358 Mrd. Euro angelegt worden.

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 27.07.02 14:46:09
      Beitrag Nr. 631 ()
      ftd.de, Sa, 27.7.2002, 14:01
      Sachsenring: Börsenaufsicht prüft Hinweise auf Insiderhandel

      Die Börsenaufsicht geht einem Zeitungsbericht zufolge Hinweisen auf Insiderhandel beim zahlungsunfähigen Automobilzulieferer Sachsenring nach. Für das Unternehmen gebe es mehrere Kaufinteressenten, hieß es.




      Die "Dresdner Neueste Nachrichten" berief sich auf einen Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin), wonach Hinweise auf Insider-Handel vorliegen. Mit Ergebnissen werde frühestens in einigen Wochen gerechnet. Das Zwickauer Unternehmen hatte Ende Mai Insolvenz beantragt.



      Hauptaktionäre des seit 1997 am Neuen Markt notierten Unternehmens sind die beiden sauerländischen Brüder Ulf und Ernst Wilhelm Rittinghaus. Ex-Vorstandschef Ulf Rittinghaus habe bereits seit zwei Jahren vergeblich versucht, einen strategischen Partner zu finden, schrieb das Blatt weiter.



      Das Insolvenzverfahren bei Sachsenring soll voraussichtlich am 1. September eröffnet werden. Der Insolvenzverwalter Bruno Kübler sprach gegenüber der Zeitung von mehreren Kaufinteressenten.

      © AP
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 11:52:46
      Beitrag Nr. 632 ()
      Nemax All Share/ No Comment...



      Avatar
      schrieb am 31.07.02 21:01:54
      Beitrag Nr. 633 ()
      Aus der FTD vom 1.8.2002
      www.ftd.de/pleitemanagerDreiste Pleitemanger lassen New-Economy-Traum platzen
      Von Richard Waters und Tally Goldstein

      Die Topmanager der US-Pleitefirmen haben trotz ihres Versagens Millionen Dollar eingestrichen - bei Metromedia waren sie besonders dreist.




      Viele Investoren haben alles verloren, als Metromedia Fiber Network dieses Jahr bankrott ging. Eine Handvoll Führungskräfte hat dennoch rund 290 Mio. $ eingesackt, den Großteil davon durch zeitlich gut abgepasste Verkäufe der Aktienpakete, die sie an Metromedia hielten.



      Die Bombe platzte, als Metromedia bekannt gab, man werde rund 4 Mrd. $ abschreiben und habe die Verluste für 2001 zu niedrig angegeben. Damit gesellte sich das Unternehmen zur wachsenden Zahl US-amerikanischer Telekomfirmen, deren Buchführungsmethoden von der Börsenaufsicht SEC unter die Lupe genommen werden. Monate vor dieser Mitteilung waren Finanzvorstand Gerard Benedetto und Nick Tanzi, der kurz den Posten des CEO innehatte, aus der Firma ausgeschieden - im Gepäck über 57 Mio. $ aus dem Verkauf von Aktien.



      Metromedia war einer der vielen Kommunikationskonzerne der 90er Jahre, die vom rasanten Wachstum des Internets profitierten. Metromedia war das Kind von Stephen Garofalo, der zwei neue Ideen mit in das boomende Geschäft des Netzwerkbaus brachte. Zum einen schuf er gewaltige Kapazitäten und verkaufte sie zu niedrigeren Preisen als die Konkurrenz. Zum anderen stand Metromedia für die Entstehung stadtweiter Netzwerke.



      Auch nachdem der Ansturm auf Langstrecken-Netzwerke abgeklungen war, würde die Nachfrage nach diesen lokalen Netzen groß sein, glaubte Garofalo. Seine Geschäftsvision lockte mächtige Sponsoren an, darunter die Ausrüsterfirmen Nortel und Bechtel. Auch der große Telekomkonzern Verizon gehörte zu den Förderern. Das Unternehmen investierte 1,8 Mrd. $ in Garofalos Traum.





      Nur einmal schwarze Zahlen



      Die meiste Unterstützung erhielt Garofalo von John Kluge. Er war zeitweilig der reichste Mann der USA. Dank früh investierter 33 Mio. $ konnte Kluge Metromedia noch vor dem Börsengang praktisch unter seine Kontrolle bringen. Mitte der 90er Jahre expandierte die Firma schnell. Profitabel war sie nur in einem Jahr - 1998 wurde ein Gewinn von 986.000 $ gemeldet. Aber schon lange vor dem Ende Metromedias sorgte der in die Höhe schießende Aktienkurs dafür, dass viele Führungskräfte und Vorstände des Unternehmens reich wurden. Allein Garofalo verkaufte 1999, zwei Jahre nach dem Börsengang, Aktien für über 50 Mio. $. Im Vergleich zum Wert seines Gesamtpakets waren das nur Peanuts - auf dem Papier belief sich Garofalos Reichtum auf über 3 Mrd. $, bevor die Telekomblase platzte und Metromedia in den Abgrund stürzte.



      Auch mehrere Partner Kluges zählten zu den wenigen Glücklichen. Howard Finkelstein war drei Jahre lang die Nummer zwei hinter Garofalo und schied Anfang 2000 aus, kurz bevor Metromedias Aktienkurs sein Rekordhoch erreichte. 104,5 Mio. $ brachte ihm der Verkauf seiner Anteile. Auch Stuart Sobotnik dürfte kaum Grund zur Klage haben. Der ehemalige Steuerberater gilt als heißester Anwärter für die Nachfolge des 87-jährigen Kluge, da war es nur logisch, dass er im Vorstand von Metromedia saß. Ende 1999 verkaufte er Aktien für rund 25 Mio. $.



      Tanzi, der ehemalige President und COO von Metromedia, passte den Moment für den Verkauf perfekt ab. Sein Paket brachte ihm knapp 30 Mio. $ im März 2000 - in diesem Monat erreicht der Metromedia-Kurs seinen Höchststand. Ein Jahr später, kurz bevor die Finanzprobleme des Unternehmens eskalierten, verkaufte er immer noch Aktien.

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 13:25:30
      Beitrag Nr. 634 ()
       






      Der nächste Bitte...




       
      Medienfirma Helkon beantragt Insolvenz

      Die Pleitewelle unter den Filmlizenzhändlern ebbt nicht ab. Nach KirchMedia und Kinowelt hat die Münchner Medienfirma Helkon Media AG Insolvenzantrag beim Amtsgericht gestellt. In den vergangenen Monaten seien intensive Verhandlungen mit potenziellen Investoren geführt worden, teilte Helkon mit. Es sei jedoch nicht gelungen, den zusätzlichen Finanzbedarf für die Restrukturierung des Unternehmens sicher zu stellen.

      Nach dem Zusammenbruch anderer großer Medienunternehmen habe sich das Marktumfeld stark verändert, hieß es. Dies habe die Neuausrichtung erschwert. Ziel des Insolvenzantrags sei es, eine Lösung zum Erhalt von Arbeitsplätzen und Kundenbeziehungen zu finden.

      Noch Ende Juni hatte Helkon Optimismus demonstriert. Die Restrukturierung sei nahezu abgeschlossen, hieß es damals. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2001/02 (31. Juli) stieg der Umsatz um 48 Prozent auf 145 Millionen Euro. Dabei fiel vor Steuern ein Verlust von 20,7 Millionen Euro an. Ende Mai war der Vorstandsvorsitzende Martin Heldmann zurückgetreten.

      Zum Verleih-Bestand von Helkon Media gehören zahlreiche neue Filmtitel mit Jennifer Lopez, Tommy Lee Jones oder Bruce Willis. Die Bibliothek schließt auch Filmklassiker ein wie "Außer Atem" mit Jean-Paul Belmondo oder "The Mission" mit Robert De Niro sowie eine Auswahl von Louis-de-Funes-Filmen.
      Avatar
      schrieb am 02.08.02 13:26:36
      Beitrag Nr. 635 ()
      Und schon wieder ein Unternehmen weniger:

      Helkon Media meldete heute wg. Zahlungsunfähigkeit
      Insolvenz an.

      Der Aufsichtsrat trat geschlossen zurück.

      Für den AR Herrn Waschkau soll es nach ungeprüften
      Angaben in dieser Funktion nach Pixelnet mindestens
      die zweite Pleite sein.

      M.W.
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 19:13:10
      Beitrag Nr. 636 ()
      Neue Ermittlungen gegen Ceyoniq-Vorstand

      Doppelt hält länger im Gefängnis: Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun auch wegen des Verdachts der
      Bilanzfälschung gegen das ehemalige Vorstandsmitglied der insolventen Ceyoniq AG, Thomas Wenzke.
      Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BAFin hatte gegen das frühere Vorstandsmitglied
      zunächst Anzeige wegen des Verdachts auf Insider-Handel erstattet. Die förmliche Insider-Untersuchung
      sei "mit einem positiven Ergebnis" abgeschlossen worden, bestätigte eine Sprecherin der Bonner Behörde
      gegenüber der Neuen Westfälischen Zeitung. Das Verfahren sei daher an die Staatsanwaltschaft in
      Bielefeld abgegeben worden. Das wiederum bestätigte Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann der dpa.

      Der Verdacht lautet, dass Wenzke und sein damaliger Vorstandskollege Jürgen Brintrup im Wissen um die
      schwierige Situation des Software-Herstellers einen Teil ihrer Aktien verkauft hätten. Außerdem wird
      mittlerweile auch überprüft, ob Wenzke Jahresabschlüsse gefälscht habe, um auf diese Weise Kredite zu
      erschleichen. Während Brintrup bereits Anfang Juli gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen
      wurde, muss Wenzke nach einem Haftprüfungstermin weiter hinter Gittern bleiben. Die Staatsanwaltschaft
      hatte den Haftbefehl zuvor um die neuen Vorwürfe erweitert.

      Mitte April hatte das Software-Unternehmen Insolvenzantrag gestellt. Ein Firmensprecher begründete den
      Schritt damals mit hohen Verlusten. Der am Neuen Markt gelistete Spezialist für digitale
      Archivierungssysteme beschäftigte zuletzt etwa weltweit 600 Mitarbeiter, davon 220 am Stammsitz in
      Bielefeld. (tol/c`t)

      Quelle: heise-online http://www.heise.de/newsticker/data/tol-06.08.02-000/
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 20:50:03
      Beitrag Nr. 637 ()
      Die Herrschaften vom Aktionär...




      Journalist streitet Insidervorwurf ab

      Sascha Opel soll internes Wissen für Aktiengeschäfte genutzt haben




      dku München - Wegen des Verdachts des Insiderhandels steht seit Dienstag der frühere stellvertretende Chefredakteur des Anlegermagazins Der Aktionär, Sascha Opel, vor dem Stuttgarter Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 29-jährigen Bankkaufmann und einem ebenfalls angeklagten Handelsvertreter unter anderem vor, im Oktober 2000 vertrauliche Informationen für verbotene Insidergeschäfte genutzt zu haben.

      Die beiden Angeklagten sollen unter Ausnutzung von internen Kenntnissen mehrfach Aktiengeschäfte getätigt und dabei einen Gewinn von rund 115000 Mark erzielt haben. Neben seinem Beruf als Journalist sei Opel auch als Berater mehrerer Fonds tätig gewesen. Dadurch habe er über vertrauliche Informationen hinsichtlich zukünftiger Anlagestrategien und beabsichtigter Aktienkäufe verfügt. Unter anderem soll Opel im Oktober 2000 Aktien verschiedener Unternehmen am Neuen Markt gekauft haben "jeweils in der sicheren Erwartung ihres unmittelbar bevorstehenden Kursanstiegs, da er selbst kurz zuvor den von ihm beratenen Fonds umfangreiche Ankäufe dieser Aktien empfohlen hatte und diese seinen Vorschlägen erfahrungsgemäß regelmäßig folgten", so die Anklage.

      "Von Investition überzeugt"

      Opel wies in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung den Vorwurf des Insiderhandels zurück. Sämtliche Anlageentscheidungen seien nur getroffen worden, weil er von den Investitionen überzeugt gewesen sei. Es sei kein Insiderwissen genutzt worden. Oberstaatsanwalt Hans Richter sagte, der Handelsvertreter habe die Aufgabe gehabt, Kapitalanleger zu gewinnen. Die Anleger sollten Gelder auf ein Konto bei einem Discount-Broker einzahlen, über das die Angeklagten verfügungsberechtigt waren.

      Es ist erst der zweite Fall in Deutschland, in dem einem Journalisten Insiderhandel vorgeworfen wird: 1999 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Egbert Prior, den Herausgeber und Chefredakteur des Informationsdienstes Prior-Börse. Damals lehnten allerdings sowohl das Landgericht als auch das Oberlandesgericht Frankfurt die Eröffnung des Verfahrens ab. Sie hielten Prior nicht für "hinreichend" tatverdächtig.

      In dem jetzt vor dem Stuttgarter Landgericht anhängigen Verfahren hatte der Staatsanwalt einen verdeckten Ermittler eingeschaltet. Dieser hatte zu dem Handelsvertreter Kontakt aufgenommen. Den beiden Angeklagten wird neben Insiderhandel auch ein Verstoß gegen das Kreditwesengesetz vorgeworfen. Auf Insiderhandel stehen Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren, auf Verstöße gegen das Kreditwesengesetz Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. Der Prozess wird am 9. August fortgesetzt. Insgesamt sollen in 30 Sitzungstagen 17 Zeugen vernommen werden.



      Quelle: SZ 07.08.2002
      Avatar
      schrieb am 11.08.02 10:28:20
      Beitrag Nr. 638 ()
      Gruss @ ALL!!!



      Umgang mit Geld Jeder ist sich selbst Berater/Von Heinz Brestel

      Zwei Anleger mit einem Wertpapier-Depot von einigen hunderttausend Euro: Nach dem schlechten Börsenjahr 2001 hatten ihre Bankberater beiden empfohlen, das Aktienrisiko vorsorglich zurückzufahren und - konkret - nur etwa 30 Prozent des Gesamt-Wertpapier-Vermögens noch in Aktien durchzuhalten. Der Rest sollte verzinslich und damit relativ sicher investiert werden. Auch wenn die Kurse 2002 vorübergehend noch weiter fallen sollten - so sagte die Bank -, sei das vertretbar, einen Teil des Vermögens in Aktien durchzuhalten. Schließlich bestünde die Hoffnung, daß Verluste nach und nach wieder mit einer zu erwartenden Umkehr des Börsentrends von selber ausgebügelt werden könnten. Werde erst einmal ein veränderter Börsentrend - nach oben - sichtbar, könnte man den Aktienanteil im Depot sogar wieder aufstocken. Um so schneller würde der Kurseinbruch wieder verschwinden. Die Aktienbaisse sei am Ende dann nur eine Episode gewesen.


      Das war etwa die Strategie, wie sie zum Jahresanfang von der Mehrzahl der Banken in Deutschland gefahren worden war. Nicht die Flinte ins Korn werfen, nicht einfach alle Aktien verkaufen, sondern nach dem klassischen Prinzip des "teile und herrsche" die Risiken in Grenzen halten, bei Aufrechterhaltung aller Hoffnung auf die Börsenwende und die nächste Hausse.


      So weit, aber nicht so gut. Bis Juli ging es rasant weiter nach unten. Klar, daß sich unsere beiden Depotinhaber im stillen Kämmerlein längst die Frage gestellt haben, ob es nicht besser gewesen wäre, sich schon zu Jahresbeginn kurzentschlossen von allen Aktien zu trennen. Aber das hatten damals die Berater nicht für richtig gehalten. Sie konnten sich dabei auf die vielen Prognosen der Forschungsinstitute, sogar der Europäischen Zentralbank und der Bundesregierung in Berlin stützen, die alle für das laufende Jahr einen Aufschwung "für ziemlich sicher" hielten. Wer am Jahresanfang anderer Meinung war, sah sich in der Minderheit und wurde als Pessimist verschrien.


      Nun, unsere beiden Effektensparer haben das gleiche Schicksal in diesem Jahr mit ihren Aktien erlitten. Trotzdem sind die Folgen jetzt sehr unterschiedlich. Der eine ist erst 50 Jahre alt und hat eine sichere Stellung in einem großen Unternehmen. Er hat seine Wertpapiere größtenteils geerbt und ist nicht auf Zinsen und Dividenden für seinen Lebensunterhalt angewiesen. Der andere ist dagegen schon 60 Jahre alt und steht vor der Pensionierung. Er hat sich sein Vermögen zu einem erheblichen Teil im Laufe des Arbeitslebens buchstäblich vom Leibe absparen müssen, weil er von vornherein damit zu rechnen hatte, später mal von den Ersparnissen leben zu müssen. Dieser zweite muß jetzt viel kurzfristiger denken als der erste.


      Beide gingen jetzt wieder zur Bank und stellten die Gretchenfrage: "Wie hältst du es - Bank - mit den Aktien in nächster Zukunft?" Stimmt es, was die Berliner Regierung jetzt im Wahlkampf alle Tage behauptet: "Der Aufschwung hat begonnen, es wird besser und besser."? Oder aber ist den Politikern nicht zu trauen, auch nicht den Amerikanern mit ihren katastrophalen Fälschungen der Unternehmens-Bilanzen und den vielen Betrugsfällen? Wer weiß, was da noch alles in der zweiten Jahreshälfte ans Licht kommen könnte. Es gäbe jetzt ja auch schon Stimmen, die behaupten, das dicke Ende an der Börse sei noch lange nicht gekommen.


      Was kann man da glauben? Was meinen nun die "neutralen" Bankberater? Sie sind überwiegend weiter - wie übereinstimmend von Anlegern berichtet wird - befangen. Sie möchten sich nicht festlegen. Sie haben sogar Angst, zu detaillierte Empfehlungen zu geben. Es hat schon Prozesse gegeben, und wer will da schon seine eigene Position in der Bank aufs Spiel setzen? So verlassen denn unsere beiden Aktionäre die Bank, ohne klüger geworden zu sein.


      Niemand nimmt ihnen jetzt die Entscheidung ab, was nun getan werden sollte. Der eine, der nicht von den Aktien lebt, wird es leichter haben als der andere, der an seine Rente denkt. Der Letztere wird sich vielleicht schwören: "Nie mehr in Aktien sparen.




      "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11.8.2002
      Avatar
      schrieb am 20.08.02 18:22:00
      Beitrag Nr. 639 ()
      Finanzkrise bei DataDesign spitzt sich zu

      In den Gesichtern von Investoren und Management beim Softwarehaus DataDesign mehren sich die
      Sorgenfalten. Bis Ende Juli habe der Verlust die Hälfte des Grundkapitals überschritten, informiert das
      Unternehmen in einer Ad-hoc-Mitteilung. Es werde daher gemäß Paragraph 92 des Aktiengesetzes
      eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen.

      Im ersten Halbjahr hatte das Unternehmen bei einem Umsatz von sieben Millionen Euro einen
      Vorsteuerverlust von 1,9 Millionen Euro gemacht. Das Unternehmen wurde unter anderem durch
      Integrationskosten für das Geschäft mit Finanzsoftware des insolventen Unternehmens Brokat belastet.
      DataDesign hatte das Kerngeschäfts des einstigen Börsenstars Anfang des Jahres übernommen.

      Die anfängliche Freude der Aktionäre über den Zukauf hielt nicht lang an. Seit dem 52-Wochen-Hoch
      von 4,49 Euro im Januar fiel die Aktie bis zum Sommer auf unter einen Euro. Am Dienstag rutschte die
      Aktie bislang um 35 Prozent auf 0,55 Euro ab. (anw/c`t)

      http://www.heise-online.de
      • 2
       Durchsuchen


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Neuer Markt= Betrug durch BANKEN und ANHANG.Kursmanipulation: Kriminelle im Chefsesse