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    Tagebuch des 21. Jahrhunderts: Demographische Katastrophen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.04.01 12:19:52 von
    neuester Beitrag 19.04.01 12:45:52 von
    Beiträge: 10
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      schrieb am 06.04.01 12:19:52
      Beitrag Nr. 1 ()
      Demographie beschäftigt sich mit statistischen Daten der Bevölkerung: ihrem Wachstum, der Altersverteilung, den Geschlechtsverhältnissen, der räumlichen Verteilung.

      Demographische Katastrophen sind dramatische Fehlentwicklungen in diesen Zahlen. Die bekannteste ist die Bevölkerungsexplosion. Sie wird auch im 21. Jahrhundert zu den größten Problemen der Menschheit zählen. Schätzungen der Bevölkerungsentwicklung für diese Jahrhundert sehen einen Anstieg auf über 10, teilweise bis 18 Milliarden Menschen voraus.

      Daneben wird eine zweite demographische Katastrophe diskutiert: die Überalterung der Bevölkerung. Bremst man eine Bevölkerungsexplosion ab, wie das in Europa im vergangenen Jahrhundert geschah, gibt es im Verhältnis nur noch wenige junge und viel alte Menschen. Wenn aber die jungen Menschen die alten versorgen müssen, wachsen die Lasten. Zur Zeit versorgen in den Industriestaaten drei junge Menschen einen alten. Im laufenden Jahrhundert erwarten Demographen, daß schließlich auf einen Rentner ein arbeitender Mensch kommen wird. Sollte das Bevölkerungswachstum gebremst werden können, werden die jetzigen Entwicklungsländer diese Relationen mit einigen Jahrzehnten Verzögerung ebenfalls erleben. Langfristig gibt es eigentlich nur einen gangbaren Weg: die Zeit, in der Menschen arbeiten, muß verlängert werden. Die Rentner des 21. Jahrhunderts werden in der Tendenz älter werden.

      Wir beobachten in den Industrieländern einen zunehmenden Männerüberschuß. Auch dies ist ein Problem abnehmender Geburtenzahlen. Auf lange Sicht werden ca. 10 Prozent der Männer in den Industriestaaten keine Chance haben, eine dauerhafte Beziehung zu einer Frau einzugehen, weil es nicht genug Frauen gibt. Es sei denn, es würden in großer Zahl Frauen aus sich entwickelnden Ländern eingeführt. Doch auch hier steht in Zukunft eine Verschärfung des Problems an. In China und Indien gibt es einen erheblichen männlichen Geburtenüberschuß. Weil in diesen Gesellschaften der Status von Männern deutlich höher ist, und in bäuerlich geprägten Familien der Mann als Arbeitskraft besser anerkannt ist, werden männliche Kinder bevorzugt. In Chinas Ein-Kind-Familien werden daher weibliche Kinder abgetrieben oder manchmal sogar nach der Geburt getötet, um Platz für einen Sohn zu schaffen. Der männliche Geburtenüberschuß in China liegt deutlich über 5 %, wobei genaue Zahlen nicht zu ermitteln sind.

      Überbevölkerung, Überalterung und Männerüberschuß sind die demographischen Krisen des 21. Jahrhunderts, aus denen sich die meisten Probleme in den kommenden Jahrzehnten herleiten lassen.
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      schrieb am 06.04.01 12:31:23
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Überbevölkerung zeigt die Grenzen der Tragfähigkeit der Erde auf. Diese Tragfähigkeit wird durch begrenzte Resourcen bestimmt: Land und damit Nahrungsmittel, Wasser, Bodenschätze und kritische Belastung der Umwelt. Die Grenzen der Tragfähigkeit lassen sich bei einer Komponente verschieben, aber meist zu Lasten einer anderen. Mehr Nahrungsmittel lassen sich zum Beispiel durch eine Bearbeitung von mehr Land durch intensivere Landwirtschaft gewinnen. Dies geht aber zu Lasten der Umwelt. Mehr Wasser läßt sich durch höheren Energieaufwand (Meeresentsalzung) gewinnen, aber dies geht zu Lasten der Bodenschätze (Öl).

      In der heutigen Zeit sind Nahrungsmittelengpässe noch keine Folge der globalen Überbevölkerung, sondern lokaler Verteilungsprobleme.



      Das wird sich ändern. Doch aber welcher Bevölkerungszahl? Einzelne Forscher sagen, daß auf der Erde auch 15 Milliarden Menschen noch ernährt werden könnten, wenn man den Boden optimal bewirtschaftet. Tatsache ist, daß dies eine fleischärmere Diät des zukünftigen Menschen voraussetzt, den für die Fleischproduktion wird eine größere Fläche für eine bestimmte Energiemenge benötigt als für die Pflanzenproduktion. Früher oder später werden protein- und fetthaltige pflanzliche Ersatzprodukte für Fleisch unser tägliches Leben bestimmen.
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      schrieb am 06.04.01 12:44:57
      Beitrag Nr. 3 ()
      In Deutschland wird bei Jahrgängen ab etwa Mitte der sechziger Jahre ein Männerüberschuß beobachtet. Zu diesem tragen drei Effekte bei:

      Der natürliche männliche Geburtenüberschuß beträgt etwa 5 % und hat die klare biologische Funktion, die Selektion des am besten angepaßten Menschen über die genetisch variablen Männer durchzuführen. Viele genetische Defekte, die über das X-Chromosom vererbt werden, treten beim Mann, der nur ein X-Chromosom besitzt, offen zutage und sorgen für eine erhöhte Sterblichkeit schon im Mutterleib. Im mittleren Alter sorgt die erhöhte männliche Sterblichkeit für ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis, dann erringen die Frauen die Mehrheit. So war es zumindest früher mal. Die moderne Medizin hat die Überlebensfähigkeit von Säuglingen und Kindern so erhöht, daß der männliche Geburtenüberschuß mittlerweile für einen fast 5prozentigen Männerüberschuß sorgt.

      Der "Pillenknick" verstärkt diesen Trend. Männer und Frauen sind nämlich, wenn sie Partnerschaften eingehen, nicht gleichaltrig. Männer bevorzugen jüngere Frauen, Mädchen reifen schneller und stellen oft Erwartungen an ihren Partner, die nur von älteren Partnern erfüllt werden können. Im Mittel über alle Kulturen beträgt der Altersunterschied bei Ehepaaren 4 Jahre. In Deutschland ist der Altersunterschied von frisch verheirateten Ehepaaren in den neunziger Jahren durch die besseren Wahlmöglichkeiten der Frauen von 4 auf unter 3 Jahre gesunken (Statistisches Jahrbuch 1997). Das hätte für sich allein genommen keinen Effekt. Aber die Geburtenrate in Deutschland sinkt seit dem Pillenknick. Seit 1963 bis in die achtziger Jahre nimmt die Jahrgangsstärke um 2 bis fast 10 Prozent ab. Dadurch ist der Jahrgang aus dem die männlichen Partner kommen, im Mittel stärker als der zugehörige Frauenjahrgang. Bei drei Jahren Altersunterschied bis zu 25 Prozent (Geburtsjahrgänge zu Beginn der siebziger Jahre).

      Der dritte Effekt ist selektiver. Die mobile Erwerbsbevölkerung ist überwiegend männlich. Es ziehen mehr männliche als weibliche Arbeitnehmer in die Städte und auch bei Gastarbeitern herrscht ein starker Männerüberschuß. Das führte dazu, daß lange Zeit mehr deutsche Frauen als deutsche Männer einen Ehepartner mit anderer Staatsangehörigkeit hatten. Inzwischen gleicht sich dieses durch den verstärkten Zuzug asiatischer und osteuropäischer Frauen aus. Auch die Ausbildungseinrichtungen in einer Stadt können das Geschlechterverhältnis beeinflussen. Besonders Aachen und Karlsruhe mit den großen Technischen Universitäten sorgen für einen dauerhaften lokalen Überschuß an Männern.
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      schrieb am 06.04.01 12:51:00
      Beitrag Nr. 4 ()
      Was werden die Folgen des männlichen Überschußes sein?

      Wandel des Sexualverhaltens (Abnahme der Promiskuität), Wandel des Verhaltens in Bezug auf Scheidungen (Anstieg der Scheidungen durch Frauen), Wandel der sozialen Lage der Frau (Anstieg der Sozialtransfers zu Frauen). H.W.Jürgens und K.Pohl haben sich in einer Studie "Sexualproportion und Heiratsmarkt" für das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (Abschlußbericht 1993) mit dem Problem (allerdings eher oberflächlich) befaßt. Das Thema hatte also durchaus eine gewisse Brisanz. Schlußfolgerungen sind aber nie gezogen worden.

      Arbeitslose Männer haben natürlich gewisse Probleme, einen Partner für sich zu finden. Das Thema ist übrigens auch wiederholt diskutiert worden. Tatsache ist, daß Männer einem wachsenden Konkurrenzdruck ausgesetzt sind. F.A.Pedersen (University of Delaware) erklärt z.B. die Yuppie-Gesellschaft mit diesem wachsenden Konkurrenzdruck um eine gesunkene Anzahl von Frauen, also den Zwang möglichst früh möglichst schnell beruflich Karriere zu machen.

      Man sollte vermuten, daß die Zahl der Eheschließungen zwischen deutschen Männern und ausländischen Frauen dramatisch ansteigen. Im Lauf der nächsten Jahre müßten gut eine halbe Million Frauen aus dem Ausland zu uns ziehen, um den Männerüberschuß auszugleichen. Die ausländische Wohnbevölkerung in Deutschland ist jedoch zu 56 % männlich. Erwartungsgemäß tragen die in Deutschland wohnenden Thailänder einen Frauenüberschuß von 18400 Personen und die Philippinen von 14800 Personen bei. Der Beitrag ausländischer Frauen zum Männerüberschuß in Deutschland ist, trotz der häufigen Diskussion über "Frauen aus dem Katalog", bislang vernachlässigbar.

      (Alle Zahlen aus dem Statistischen Jahrbuch 1997 mit Stand 1995.)
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      schrieb am 06.04.01 13:03:05
      Beitrag Nr. 5 ()
      Im Moment bin ich kindisch genug aufgelegt, um mal etwas zu machen, was ich immer schon mal machen wollte:
      `for4zim` einen eindeutigen und unbezweifelbaren Fehler nachweisen! ;)
      Man schreibt auch nach den alten Regeln ein `ß` wie am Ende von `Überschuß` nämlich in der Genitiv-Form innerhalb des Wortes als `ss`, wenn es auf einen kurz gesprochenen Vokal folgt, z.B.: `Geschoß` => des Geschosses; Überschuß => des Überschusses!
      Bye, Auryn ;)

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      schrieb am 06.04.01 13:14:14
      Beitrag Nr. 6 ()
      Das ist richtig. :( Ich mache leider häufig Tippfehler, vor allem, wenn ich mir das Korrekturlesen spare.

      Aufmerksamer Leser, Auryn :).

      :cool:
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      schrieb am 06.04.01 13:27:22
      Beitrag Nr. 7 ()
      @auryn

      korrekt, setzen, 1 :)
      Avatar
      schrieb am 06.04.01 13:27:57
      Beitrag Nr. 8 ()
      gelesen 85
      ich auch ;)
      mit Interesse
      Avatar
      schrieb am 06.04.01 14:15:39
      Beitrag Nr. 9 ()
      Aaah, ich bin ja sooo stolz auf mich. ;)
      Vielen Dank für die 1 an `never`!
      Avatar
      schrieb am 19.04.01 12:45:52
      Beitrag Nr. 10 ()
      Die Klimaveränderung durch den Menschen ist in aller Munde. Doch selbst wenn wir das Klimaproblem in der nächsten Zeit in den Griff kriegen sollten, könnte es für uns eng werden. Allein durch den zunehmenden Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche wird die Erde - so die Berechnungen amerikanischer Wissenschaftler - in den nächsten 50 Jahren eine Milliarde Hektar natürlicher Ökosysteme verlieren - mit entsprechenden Folgen auch für das Weltklima.

      In den letzten 100 000 Jahren hat sich Homo sapiens häuslich auf dem Planeten Erde eingerichtet und vermehrt sich prächtig. Inzwischen teilen sich über sechs Milliarden Artgenossen das Zuhause; bis zum Jahr 2050 könnten es über neun Milliarden sein. Alle wollen täglich essen und trinken - die Ernährung der Weltbevölkerung gehört zu den größten Herausforderungen der Menschheit.
      Auch wenn Berichte über Hungerkatastrophen regelmäßig in unsere Nachrichten gelangen, ist die globale Ernährungslage noch nicht kritisch. Möglich wurde dies mit der so genannten Grünen Revolution der letzten 35 Jahre. Durch Bewässerungsmaßnahmen und massiven Düngemittel- und Pestizideinsatz konnte bisher die landwirtschaftliche Produktion zumindest global mit dem Wachstum der Weltbevölkerung einigermaßen Schritt halten. Aber wie lange noch?

      Unter der Leitung von David Tilman von der University of Minnesota versuchte eine Wissenschaftlergruppe einen Blick in die Zukunft unseres Planeten. Zunächst schauten sie hierfür in die Vergangenheit und analysierten den weltweiten Verbrauch an Stickstoff- und Phosphatdünger, Pestiziden, an Flächen für Acker- und Weideland sowie für Bewässerungsfeldbau.

      Obwohl die Weltbevölkerung seit 1960 exponentiell zunahm, wuchs der Verbrauch der landwirtschaftlichen Faktoren in dieser Zeit nur linear. Mit diesem linearen Zuwachs konnten die Wissenschaftler die globale Entwicklung bis zum Jahr 2020 sowie 2050 hochrechnen.

      Demnach wird sich der Stickstoffdüngerverbrauch sowie der Pestizideinsatz bis zum Jahr 2050 fast verdreifachen, der Einsatz von Phosphatdüngern wird sich mehr als verdoppeln. Der Anteil an bewässerter Agrarfläche wächst um fast das Doppelte. Insgesamt verliert der Planet in den nächsten 50 Jahren durch die Zunahme landwirtschaftlicher Nutzfläche etwa eine Milliarde Hektar natürlicher Ökosysteme - eine Fläche, so groß wie die USA.

      "Die Umwelteinflüsse der Landwirtschaft werden so groß oder größer als die der Klimaveränderung", befürchtet Tilman. Bereits jetzt sind nitrat- und phosphatreiche Abwässer ein großes ökologisches Problem und belasten das Grundwasser sowie Flüsse, Seen und Meere. Bewässerung verbraucht nicht nur wertvolles Trinkwasser, sondern führt auch zur Versalzung von Böden.

      Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die größte Zunahme an Acker- und Weideland in den Entwicklungsländern, insbesondere in Lateinamerika und in Afrika südlich der Sahara, stattfinden wird. Dadurch werden vermutlich etwa ein Drittel der hier gedeihenden tropischen Regenwälder und Savannen zerstört. Diese Ökosysteme spielen jedoch eine wichtige Rolle für das globale Klima, da sie Kohlenstoff fixieren und Sauerstoff sowie Wasser abgeben. Damit werden - unabhängig von der bereits jetzt durch den Menschen verursachten Klimaveränderung - die klimatischen Probleme weiter verschärft.

      Die Voraussagen der Wissenschaftler beruhen auf aktuellen landwirtschaftlichen Arbeitsmethoden. Zukünftige Verbesserungen haben sie nicht berücksichtigt, sind jedoch möglich. So könnten Düngemittel und Pestizide effektiver eingesetzt werden, ein erhöhter Wasserabfluss lässt sich beispielsweise durch Vegetationsstreifen zwischen den Feldern verhindern, der Flächenverbrauch könnte durch die Nutzung von Brachland gemindert werden. Die zukünftigen Veränderungen sind nach Ansicht der Forscher jedoch so groß, dass diese Maßnahmen allein nicht ausreichen, nur eine internationale Zusammenarbeit könne Schlimmeres verhindern. "Landwirtschaft ist die letzte unregulierte Quelle für Umweltverschmutzung, und sie wird sich in den nächsten 50 Jahren verdoppeln oder verdreifachen", betont Tilman. "Wenn diese Zunahme genauso wie in den vergangenen 50 Jahren abläuft, werden wir irreversible Umweltschäden erhalten. Doch wenn wir jetzt eingreifen, können wir die Kurve noch kriegen."

      Andreas Jahn © wissenschaft-online
      Quellen

      University of Minnesota
      Science 292: 281-284 (2001)


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