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    China vs. USA: Viel Arbeit für Politologen und Ökonomen ... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 11.04.01 11:47:16 von
    neuester Beitrag 11.04.01 14:36:39 von
    Beiträge: 12
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      schrieb am 11.04.01 11:47:16
      Beitrag Nr. 1 ()
      Und noch ein paar Hintergrund-Infos zu Konfliktfeldern zwischen den den beiden, von denen man nicht so viel gehört hat:
      1. China ist auch jetzt (April 2001) immer noch ziemlich angesäuert wegen der Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad 1999; v.a. weil es vielleicht doch kein Versehen war, sondern der Plan, eine Macht mit Stimmrecht im Weltsicherheitsrat so zu verärgern, daß die UN durch ständige Vetos dieser Macht (China) beschlußunfähig wird und die UN zu jenem Zeitpunkt endlich aus Jugoslawien verschwinden sollte. China geht davon aus, daß diese Annahme zutreffend ist und ist darüber besonders erbost, weil es dadurch wie irgendein drittklassiges Land nur ein Spielball in der strategischen Planung der USA gewesen wäre.
      2. Zu jenem Zeitpunkt gab es schon vorher in den USA eine weitgehend unklare bzw. ziemlich unbewiesene Spionageaffäre gegen einen US-Wissenschaftler chinesischer Herkunft, der das US-Atomwaffenprogramm ausspioniert haben soll.
      Konflikte seit dem Amtsantritt von George W. Bush:
      3. Zwei US-Forscher chinesischer Herkunft sind in China wegen angeblicher Spionage festgenommen worden.
      4. Bei einem offiziellen Besuch einer chinesischen Delegation in den USA begeht ein hochrangiger chinesischer Oberst namens Xu Junping Fahnenflucht und der CIA freut sich sehr...
      5. Die USA sind darüber verärgert, daß China dem Irak bei der Modernisierung seiner Flugabwehrraketen geholfen haben soll. China bestreitet dies.
      6. Die USA werfen China im Menschenrechtsausschuß der UN in Genf schwerste Menschenrechtsverletzungen gegenüber Tibet, gegenüber der Falun-Gong-Sekte, gegenüber den eigenen Minderheiten und neue Weltrekorde in Massenhinrichtungen von Kriminellen vor.
      7. Ein US-Krongreß-Ausschuß fordert, den Versuch Chinas zu blockieren, die Austragungsrechte für die Olympischen Spiele 2008 in Beijing (Peking) zu erhalten, was für China eine Frage des nationalen Prestiges geworden ist.
      8. Die USA werden aller Voraussicht nach den Versuch Chinas torpedieren, der Welthandelsorganisation (WTO) beizutreten.
      9. Die USA werden versuchen, das nationale Verteidigungssystem NMD gegen angreifende ballistische Raketen einzuführen. China sieht darin eine Destabilisierung der globalen strategischen Lage.
      10. Die USA werden vermutlich das Raketenabwehrsystem AEGIS an Taiwan verkaufen. Chinesische Generäle der `Volksbefreiungsarmee` haben mehrfach `aus Nationalstolz und Ehrgefühl` heraus den Willen bekundet, Krieg gegen Taiwan zu führen, falls sich die Insel-Republik jemals für `offiziell unabhängig` von China erklären sollte. Da die Ausrüstung der Volksbefreiungsarmee der Taiwans jedoch unterlegen ist, wird die chinesische Festlandsarmee versuchen, ihre Rüstungsausgaben in den kommenden Jahren pro Jahr um mindestens 12 Prozent zu steigern und jede nur mögliche Modernisierung vorzunehmen. Daß nun ein US-Spionage-Flugzeug in China notlanden mußte, ist ein Geschenk ersten Ranges für das chinesische Militär, das jetzt die modernsten US-Spionagetechniken des Flugzeugs zu studieren versucht und überdies seine Macht gegenüber den eher auf Ausgleich bedachten, pragmatischen chinesischen Ministerpräsidenten Zhu Rongji (von dem man im Ggs. zu Präsident Jiang Zemin und einigen chin. Generälen fast noch gar nichts gehört hat), gegenüber dem chinesischen Außenministerium (das sich schon mit US-Diplomaten geeinigt zu haben schien) und natürlich gegenüber den USA beweisen kann. Das chinesische Militärwesen besitzt übrigens seine eigenen Print-Medien, TV-Fernseh-Shows und Umerziehungs- sowie Zwangsarbeitslager, die mit ihren exportfähigen Produkten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die chinesische Nationalökonomie sind.
      Bye, Auryn
      Noch `n Artikel aus der taz: http://www.taz.de/tpl/2001/02/19.nf/text.Tname,a0100.list,TA…
      P.S.: Falls das Problem mit diesem Spionageflugzeug in Hainan in einem Monat immer noch nicht gelöst ist, würde ich dringend dazu raten, Eure Aktien-Investitionen in Fernost mit engen `Stop-Loss-Orders` zu versehen...
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 11:58:15
      Beitrag Nr. 2 ()
      Eine kleine Ergänzung: es gibt auch Gerüchte, daß die VR China Serbien mit Geheimdienstberichten und Aufnahmen der chinesischen Militärsatelliten versorgt haben soll. Die chinesische Botschaft wäre demnach ein (trotzdem völkerrechtswidriges) strategisches Ziel gewesen.

      Das Problem im vorliegenden Konflikt dürfte mal wieder die chinesische Angst davor sein, "das Gesicht zu verlieren". Und das ist der Fall, wenn China es nicht durchsetzt, daß die USA die Schuld für den Vorfall übernimmt. Das Problem für die USA ist, daß sie nicht anerkennen kann, daß China willkürlich definiert, was ihr Luftraum ist und so die militärische Überwachung unterbindet. Die ist Teil der Vorbeugung gegen einen Angriff auf Taiwan.
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 12:06:31
      Beitrag Nr. 3 ()
      1. "Da die Ausrüstung der Volksbefreiungsarmee der Taiwans "
      soll wohl "die Volksbefreiungsarmee" heißen also die kommun.
      Armee.
      2. Es ist wirklich fast ein offenes Geheimnis, daß die chinesische
      Botschaft in Belgrad nicht aufgrund eines Kartenfehlers, sondern
      gezielt bombardiert wurde und zwar weil sie als Relaisstation
      für die jug. Armee gedient hat. Beide Seiten haben also das
      Völkerrecht mal beiseite geschoben und beide einigten sich
      dann auf die Erklärung, die die Sache unter den Tisch kehrte.
      3. Ich halte den Zhu Rongji für den hellsten und fähigsten
      Mann in Chinas Führungsriege, ich kann mir nicht vorstellen,
      daß er ein Falke sein soll.
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 12:11:18
      Beitrag Nr. 4 ()
      Dieser Ergänzung von for4zim kann ich im Moment nur zustimmen. Im Moment ist die Haltung des chinesischen Militärs für mich die unkalkulierbarste, da sie aus europäischer Sicht zwischen Minderwertigkeitskomplexen und Größenwahn hin und her zu schwanken scheint. Auch die Propaganda zum abgestürzten chinesischen Piloten ist aus europäischer Sicht nur schwer nachvollziehbar. Einerseits hat auch nach chinesischer Darstellung die Kollision der Flugzeuge in internationalem Luftraum stattgefunden, das US-Flugzeug hat jedoch den Luftraum Chinas in provozierender Weise durch die Notlandung verletzt(!?). Die Eltern des Piloten werden gefilmt, als sie mit `akuten Depressionsanfällen` voll bekleidet in Krankenhausbetten eines Militärkrankenhauses liegen und die Ehefrau ist an einem Tag schwer krank und liegt mit schweren Schockzuständen im Bett, zwei Tage später ist sie aber gesund genug, um den zuständigen Generälen der Luftverteidigung bei einem Empfang zu Ehren des Nationalhelden ihre schwere Lage zu erläutern und einen spontanen Brief an Bush zu schreiben, in dem ihm Feigheit vorgeworfen wird ...
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 12:13:26
      Beitrag Nr. 5 ()
      @ coolmann.de:
      Das meine ich doch: Wieso hört man von Zhu Rongji leider fast gar nichts? Hat er gegenüber Jiang Zemin und dem Militär denn gar nichts zu diesem Fall zu sagen?

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      Avatar
      schrieb am 11.04.01 12:22:32
      Beitrag Nr. 6 ()
      Faszinierend auch, wie der Nationalismus in der Bevölkerung hohe Wellen schlägt. Plötzlich sind "spontane" Demonstrationen möglich, genau dosiert durch die chinesischen Sicherheitskräfte. Der chinesische Nationalstolz ist unheimlich empfindlich. Man erinnert sich immer noch an die entwürdigende Behandlung durch Kolonialmächte bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts und durch Japan bis Ende des zweiten Weltkriegs. Und die Abgeschlossenheit unter kommunistischer Führung hat wenig zur Entwicklung eines entspannten Weltbürgertums beigetragen.
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 12:27:36
      Beitrag Nr. 7 ()
      @auryn

      Zhu Rongji hat keinerlei Hausmacht - er hat zwar ein hohes Amt inne, könnte aber in strittigen Fragen sich nie und nimmer durchsetzen. Zudem hat er sich als Initiator von Antikorruptionskampagnen alles andere als Freunde gemacht. Da er tatsächlich nicht zu den Falken zu zählen ist, bleibt seine einzige Möglichkeit, im Hintergrund zu bleiben und dieses Feld anderen zu überlassen. So fähig er ist, aber gegen den korrupten Bonzenapparat kämpft auch er auf weitgehend verlorenem Posten.

      Ein paar Sätze zur Situation: Die KPCh hat innenpolitisch derzeit eine Menge Druck auszuhalten, vor allem dort, wo ihre Machtbasis bislang am größten war - auf dem Lande. Da sie ihre Position zudem kaum noch ideologisch begründen kann - das System ist ja eher vergleichbar mit Manchesterkapitalismus als mit Kommunismus - ist in den vergangenen Jahren das geradezu hysterische Puschen des chinesischen nationalgefühls ein Versuch der KPCh, das land innen zusammenzuhalten. Solche Ereignisse wie die des Flugzeugunglücks kommen da gerade recht - selbst in der intelligenten Schicht in diesem Land verfängt diese Strategie augenscheinlich - der Stolz auf das eigene Land kompensiert die immensen innenpolitischen Spannungen derzeit. Ein höchst gefährliches Spiel, das auch ausser Kontrolle geraten kann.
      Ich hoffe imständig, dass die Bush-Administration sich dieser Lage auch dann vollständig bewusst ist, wenn die Entscheidung bzgl. der Taiwan-Geschäfte ansteht, denn es wäre ein Roulettspiel, anzunehmen, da würden die chinesischen generäle letztlich einen Rückzieher machen.

      Noch ein Wort zum berühmten `Gesicht verlieren` : Ich seh da auf dem politischen feld kaum Unterschiede - warum leistet Bush keine Entschuldigung? Weil er es ausgeschlossen hat und jetzt eine andere Aussage auch nichts anderes wäre als `gesicht verlieren` vor seiner Bevölkerung, mag er es auch anders ausdrücken.
      Und zum Luftraum sei gesagt: ich möchte mal die USA erleben, wenn da 200 KM vor deren Küsten Spionageflugzeuge rumfliegen. Und zudem darf man einen weiteren Spannungsherd nicht vergessen: China hat mehr als nur ein Auge auf die Sprtaley-Inseln geworfen - der Versuch der `Ausdehnung` ihres Hoheitsraums mag auch zum teil vor dem Hintergrund gesehen werden, dass sie sich damit `ihren` begehrten Inseln nähern.
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 12:29:23
      Beitrag Nr. 8 ()
      @Auryn
      Ich finde, es ist klug von Zhu Rongji sich da nicht einzumischen
      und sich auf die Wirtschaft zu konzentrieren, wo er auch ein
      Fachmann ist. Wenn die anderen es aber soweit treiben, daß China
      den zweitwichtigsten Handelpartner und den wichtigsten Exportmarkt
      verliert, dann nützt natürlich die Zurückhaltung auch wenig.
      Ich glaube aber nicht, daß es jetzt soweit kommt. Solche Extrem-
      szenarios sind erst denkbar, wenn das Regime anfängt den Boden unter
      den Füssen zu verlieren (d.h. die Gefahr des Zusammenbruchs wie im
      ehem. Ostblock da wäre), wovon im Moment überhaupt keine Rede sein kann.
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 12:40:20
      Beitrag Nr. 9 ()
      Zustimmung @ Neemann:
      Daß die USA behaupten, es wäre ein höchst unfreundlicher Akt, so ein Flugzeug auseinanderzunehmen, ist nicht sehr glaubwürdig. Es gab da 1979 (oder so) einen russ. Piloten namens Viktor Belenko, der mit seiner brandneuen MiG 25 nach Japan getürmt war. Die Russen forderten damals auch die sofortige Rückgabe des Flugzeugs. Sie haben es dann aber doch erst Monate später zurückbekommen - fein säuberlich verpackt in ca. 20 großen Kisten...
      Daß China etwas gegen Spionage-Flugzeuge vor der eigenen Küste hat, ist auch sehr verständlich. Daß sich Bush als Präsident nicht entschuldigen will, kann ich andererseits aber auch verstehen, denn China hält sich mit seinen Erkenntnissen zu dieser Kollision so zurück (wo genau kollidierte jetzt eigentlich wer mit wem aufgrund welchen Beweismaterials?), daß die US-Regierung mit einigem Recht behaupten kann, nicht genau zu wissen, wer für diese Kollision die Verantwortung trägt. Und wenn man das nicht genau weiß, wofür soll man sich dann eigentlich entschuldigen ? Motto: Spionage ist keine Schande; das tun die besten in jedem Lande...
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 12:47:21
      Beitrag Nr. 10 ()
      @ coolmann.de:
      Ich bin mir allerdings auch nicht ganz sicher, wie `bedroht` sich die chinesische Regierung zur Zeit sehen könnte. Wenn ich mir so ansehe, wie gegen `Falun Gung (oder Gong?)` von Staats wegen vorgegangen wird, dann scheint die Führung Chinas darin eine echte Bedrohung zu sehen. Angeblich gibt es auch mehr Mitglieder bei dieser Sekte als bei der KPCh... Da kommen die nationalen Verletzungen durch `Separatisten` in Taiwan (die sich auch noch mit diesem `höchst gefährlichen Friedensnobel-Dalai-Lama` treffen) oder mit den spionierenden `US-Imperialisten` gerade recht...
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 14:19:51
      Beitrag Nr. 11 ()
      So funktioniert Diplomatie :D

      Washington/Peking - Die Crew des
      Aufklärers dürfe das Land nach den
      "notwendigen Formalitäten" verlassen.
      Das berichtete am Mittwoch das
      staatliche chinesische Fernsehen. Zuvor
      hatte der US-Botschafter Joseph
      Prueher im Außenministerium einen Brief
      übergeben, in dem es laut der
      Nachrichtenagentur Xinhua heißt,
      US-Präsident George W. Bush und
      Außenminister Colin Powell tue der
      Zwischenfall "sehr leid". Beide
      bedauerten sehr, dass dass das
      chinesische Flugzeug nach der Kollision mit dem amerikanischen
      Spionageflugzeug abgestürzt sei. Auch äußerten sie ihr "aufrichtiges
      Bedauern" für den Tod des chinesischen Piloten.

      Außenminister Tang Jiaxuan sagte, angesichts dieser Entschuldigung
      habe die Regierung entschieden, dass die Amerikaner "aus
      humanitären Überlegungen" China verlassen dürften.



      Also: Bush/Powell tut es jetzt nicht nur leid, sondern sehr leid, aufrichtiges bedauern etc.
      Der chinesische Aussenminister bezeichnet den Brief als `Entschuldigung` :D ... und es wird ihm sicherlich keiner der US-Politiker widersprechen. Wie auch? Man stelle sich vor, Bush geht vors Mikorphon und sagt: `Neinnein, so wars nicht gemeint, ich hab mich nicht entschuldigt.`


      Diplomatie - eine Wissenschaft für sich
      Avatar
      schrieb am 11.04.01 14:36:39
      Beitrag Nr. 12 ()
      Heureka! Es scheint vollbracht! :D


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