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    das erzeugen von wirklichkeiten - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 23.04.01 01:03:59 von
    neuester Beitrag 23.04.01 18:09:30 von
    Beiträge: 9
    ID: 386.894
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      Avatar
      schrieb am 23.04.01 01:03:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      ich habe einen ernsthaften fehler, der mich daran zweifeln lässt, ob ich internet tauglich bin. mein problem ist: ich habe niemals - ich betone: niemals! - gute laune. wenn ich lache, dann ist meinen tönen immer eine gewisse bitterkeit beigemischt. es ist nun schon ewigkeiten her, seit dem ich mich das letzte mal habe richtig lachen hören. das ist aber auch kein wunder, wenn man sich mal die kursentwicklungen der letzten monate anschaut. wem dieser text irgendwie als dorn im auge erscheinen will, dem sei getrost gesagt: mir ergeht es nicht anders!
      ach ja - ich wollte ja über das erzeugen von wirklichkeiten schreiben. na gut.
      ihr habt keine ahnung, was wirklichkeit ist, geschweige denn, wie man sie erzeugt. lese ich mir einige threads hier bei wo durch, dann glaube ich, dass ich im kindergarten bin. wer wieder in den kindergarten zurück will - bitte schön. es werden ohnehin nur die alten sein.
      die frage, um die es geht und die man sich hoffentlich auch bei w:o stellt, ist folgende: welchen eindruck erwecke ich, wenn ich öffentlich mache, warum ich dieses oder jenes kaufe? haftet einer solchen offenbarung nicht schon der geschmack eines betrugs an? sollten wir vielleicht alle betrüger sein? und mit uns der gesamte neue markt?
      haleluja!
      doch!
      gerade eben habe ich mich lachen gehört!
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 01:12:39
      Beitrag Nr. 2 ()
      D i m U,
      wei heisst das Zeug, dass du nimmst?
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 01:17:00
      Beitrag Nr. 3 ()
      Börse.
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 01:32:53
      Beitrag Nr. 4 ()
      Vor zwei Wochen hat Börse-Online verlautbacht:

      Kauft COMROAD, das war nun bei 30E; jetzt steht sie bei 11E.

      Auch Annalysten fehlen bei ihren Prognosen, auch wir
      W:O-Boarder:

      Trau K E I N E M :laugh:

      Jazzo :) :) :)
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 02:27:15
      Beitrag Nr. 5 ()
      @ Das...ist...mein...Untergang!

      ganz kurz.

      Deines Postings sind viel Streß wo nichts dahinter ist.

      Ich würde auch sagen, ...

      Gru

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      schrieb am 23.04.01 08:19:59
      Beitrag Nr. 6 ()
      Irgendwie bist Du mir sympathisch,seufz.:(
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 16:53:53
      Beitrag Nr. 7 ()
      unsere freunde vom spiegel wissen bescheid. gerade gefunden:

      SPIEGEL, 23.4.2001


      Die Geldschluckmaschine

      Die Frankfurter Wachstumsbörse verkommt zum Tummelplatz für
      Hochstapler und unseriöse Geschäftemacher. Immer mehr
      Hightech-Firmen trudeln in der Todeszone. Börsenexperten
      prophezeien: Nur jedes fünfte Unternehmen am Neuen Markt wird
      überleben.

      Es war 17.35 Uhr, als am Mittwoch vergangener
      Woche die Sonne von "Sunburst" unterging. In einer
      dürren Pflichtmitteilung gestand das Unternehmen
      aus Osnabrück, das versucht hatte, mit den Rechten
      für die Berliner Love Parade Geld zu machen, die
      "drohende Zahlungsunfähigkeit" ein.

      Doch die neuerliche Pleite am Neuen Markt scherte in
      diesem Augenblick offenbar niemanden. Aus New York
      nämlich vermeldeten die Nachrichtenagenturen, dass
      kurz zuvor eine weitaus mächtigere Börsensonne
      aufgegangen war: Alan Greenspan, der amerikanische
      Notenbankchef, hatte überraschend die Zinsen
      gesenkt.

      Allein dieser Schritt genügte, um auch die deutschen Kleinanleger
      wieder in einen wahren Rausch zu stürzen. Binnen weniger Minuten
      schoss der Nemax, das Kursbarometer des Neuen Markts, beinahe
      lotrecht nach oben. "Greenspan, wir danken Dir", schrieben verzückte
      Anleger im Chatroom der Comdirect-Bank.

      Heiß begehrt waren ausgerechnet jene Werte, die die Börsianer in
      den Wochen zuvor, nach teils desaströsen Geschäftszahlen,
      besonders heftig abgestraft hatten. Heyde, der krisengeschüttelte
      IT-Dienstleister: plus 92 Prozent. Internolix, das marode
      Software-Haus: plus 76 Prozent. Brokat, der verlustreiche
      Finanzsoftware-Anbieter: plus 52 Prozent. Börse verrückt.

      Wieder einmal wurde der Wahnsinn sichtbar, der im letzten Jahr an
      den Finanzmärkten regiert hatte. Wieder einmal offenbarte sich jener
      Mangel an Vernunft, der die Aktienkurse bis zum Frühjahr 2000 auf
      schier astronomische Höhen klettern ließ. Ein kleiner Funke genügte -
      und schon kehrte die Gier zurück.

      Niemand interessierte sich mehr für all die
      schlechten Nachrichten der vergangenen Tage. Die
      Massenentlassungen in den USA? Die
      Gewinnwarnungen von Intel oder Cisco?
      Vergessen, verdrängt. Und auch die graue Realität
      am Neuen Markt erschien den Spekulanten mit
      einem Mal wieder rosarot. Adieu, Tristesse!

      Tatsächlich vergeht kaum eine Woche, in der nicht
      eines der deutschen Start-ups in die Todeszone
      trudelt. Kaum eine Woche, in der nicht gleich
      mehrere Finanzvorstände einräumen, dass ihre
      Unternehmen - sorry, sorry - die Planzahlen nicht
      erreichen werden. Die Börseneuphorie der vergangenen Woche
      täuscht, die Fundamentaldaten der deutschen Hightech-Börse sehen
      katastrophal aus.

      Eine nicht repräsentative SPIEGEL-Umfrage bei rund 150
      Unternehmen des Neuen Markts zeigt das ganze Ausmaß der Misere:
      Das beim Börsengang kassierte Geld wird von vielen Firmen regelrecht
      verbrannt, die Umsätze vieler selbst ernannter Marktführer sind
      minimal.

      Erstaunlich ist vor allem das Tempo, mit dem das eingesammelte
      Kapital wieder verbraucht wird. Verfügte etwa der Chiphändler CE
      Consumer zu Hoch-Zeiten noch über 153,9 Millionen Mark liquider
      Mittel, so sind es nach Abschluss des Geschäftsjahrs 2000 nur 39,3
      Millionen Mark. Mit dem Geld hat Firmengründer Erich Lejeune vor
      allem andere Firmen gekauft, deren liquide Mittel wurden in der Bilanz
      konsolidiert. Immerhin: CE Consumer erwirtschaftet einen
      bescheidenen Gewinn.

      Viele Neue-Markt-Firmen können davon nur träumen. Das
      Internet-Kunstportal Artnet machte im vergangenen Jahr 7,8
      Millionen Mark Umsatz - und weist einen Jahresfehlbetrag von 38,2
      Millionen Mark aus. Auch die Zahlen von FortuneCity sind
      beeindruckend: Bei 24,2 Millionen Mark Erlösen aus Bannerwerbung
      und E-Commerce-Geschäften schreibt die Internet-Firma 87,8
      Millionen Mark Verlust. Wie aus diesen Firmen jemals normale
      Profitbetriebe werden sollen, ist völlig unklar.

      Da das Internet bisher für nahezu niemanden
      ausreichend Erlöse abwirft - nicht für die
      Inhalteanbieter, auch nicht für Web-Agenturen,
      erst recht nicht für die Portale - ist mit einer
      schnellen Trendumkehr nicht zu rechnen. Ohne
      neues Anlegergeld können die meisten Firmen
      ihren Verlustbetrieb wohl nicht mehr lange
      finanzieren.

      Dem Neuen Markt, sagen seriöse Beobachter,
      droht ein beispielloser Ausleseprozess. "Viel
      Schrott" hat der Unternehmensberater Roland
      Berger ausgemacht und prophezeit angesichts der
      bisherigen Pleiten: "Das wird mit Sicherheit erst der Auftakt sein."
      Analysten der Investmentbank J. P. Morgan Fleming befürchten gar,
      dass auf mittlere Sicht rund 80 Prozent aller heutigen Firmen vom
      Kurszettel verschwunden sind - pleite, verkauft oder
      zwangsfusioniert mit einem Ex-Rivalen.

      Das deutsche Hightech-Wunder war ein Traum, in der Realität steht
      das bevor, was die Stahlindustrie hinter sich hat: Rationalisierung,
      Kostensenkung, Entlassungen, Übernahmen und viele, viele Konkurse.

      Auch nach dem Greenspan-Coup ist das deutsche Segment für
      Wachstumswerte immer noch Lichtjahre von seinen Höchstständen
      entfernt. Auf abenteuerliche 8500 Punkte war der Nemax im März
      2000 gestiegen, über 6700 Punkte hat er seither verloren. Selbst
      Fondsmanager wie Kurt Ochner haben 70 Prozent des verwalteten
      Kapitals eingebüßt - deswegen wurde er vom Bankhaus Julius Bär
      inzwischen geschasst.

      Keine bedeutende Wachstumsbörse der Welt, auch nicht die Nasdaq
      in New York, ist in so kurzer Zeit derart heftig abgestürzt. Der Neue
      Markt habe sich, höhnt das "Handelsblatt", "von der Gelddruck- zur
      Geldschluckmaschine" entwickelt.

      Der Hype ist der Depression gewichen. So waren die rund 250
      Unternehmen, die im Mai 2000 am Neuen Markt gelistet waren,
      zusammengenommen über 250 Milliarden Euro wert, jetzt sind es
      nicht einmal mehr 90 Milliarden - und dies, obwohl 91 neue Firmen auf
      den Kurszettel drängten.

      Schmerzhaft müssen vor allem die Kleinanleger erfahren, dass selbst
      jene Firmen, die ihnen als "Blue Chips" verkauft wurden, in Wahrheit
      oft nichts anderes sind als ganz normale Mittelständler. Pixelpark?
      Tief in den roten Zahlen. Mobilcom? Bis zum Es-geht-nicht-Mehr
      verschuldet. Intershop? Rückzug aus Amerika.

      Denn mittlerweile haben auch in der Neuen Ökonomie die Gesetze der
      alten Wirtschaft Einzug gehalten. Reichte noch vor wenigen Monaten
      eine gute "Story", um für die nötige Kursphantasie zu sorgen, rücken
      jetzt so altmodische Kriterien wie Ertrag und Rendite in den
      Vordergrund. Was nützt etwa das prächtigste Wachstum, wenn die
      Verluste noch schneller wachsen? Und was ist von Gründern zu
      halten, die allenfalls etwas von PR, nichts aber von Kostenrechnung
      verstehen? Gleichzeitig hat sich bei einigen Firmen ein
      Geschäftsgebaren eingebürgert, das im besten Fall als dubios, im
      schlimmsten Fall als kriminell zu bezeichnen ist.

      Seit fünf Monaten sitzen die Infomatec-Gründer Gerhard Harlos und
      Alexander Häfele in U-Haft, weil sich bei der Augsburger
      Staatsanwaltschaft der Verdacht der Kursmanipulation und des
      Insiderhandels erhärtet hat.

      Wie sehr die Sitten verfallen sind, wissen vor allem jene Kanzleien zu
      berichten, die sich auf das komplizierte Börsenrecht spezialisiert
      haben. "Am Neuen Markt", urteilt Rechtsanwalt Dietmar Kälberer,
      "werden die Anleger teilweise richtig betrogen."

      Über 2000 düpierte Aktionäre haben sich seit Jahresbeginn in
      Kälberers Kanzlei in Kirchentellinsfurt, einem Nest bei Tübingen,
      gemeldet. Gegen rund 20 Firmen prüft die Sozietät inzwischen
      rechtliche Schritte. "In einigen Unternehmen", lautet Kälberers
      ernüchternde Erkenntnis, "herrschen Wildwestmethoden."

      Da werden Bilanzen geschönt und Aufträge
      erfunden, da wird in manchen
      Adhoc-Mitteilungen viel heiße Luft
      verblasen - und merkwürdigerweise, so
      wundern sich Anlegerschützer, kommt die
      Wahrheit oft erst dann ans Licht, wenn die
      Gründer längst Kasse gemacht haben.

      Beispiel Sunburst: Noch im Februar
      verkündete Firmengründer Hero Alting, sein
      Unternehmen werde selbstverständlich die
      gesetzten Gewinn- und Umsatzziele
      einhalten. Das hielt Alting allerdings nicht
      davon ab, sich aus der Firma zurückzuziehen.

      Sieben Wochen später stellt sich heraus, dass die Planzahlen
      Makulatur sind. Eine Gruppe von Aktionären hat bei der
      Staatsanwaltschaft in Osnabrück Strafanzeige eingereicht. Sie
      werfen den Verantwortlichen Insiderhandel und Betrug vor.

      Beispiel CAA: Mitte März verkauften zwei Vorstände des Filderstädter
      Software-Anbieters, der sich auf Computer im Auto spezialisiert hat,
      insgesamt 15 000 Aktien - damaliger Kurs: 28 Euro. Im April folgte
      dann die Gewinnwarnung, die Aktie rauschte auf 3 Euro herunter.

      Dabei hatten die Macher des Neuen Markts, als sie das
      Wachstumssegment vor vier Jahren aus der Taufe hoben, eigentlich
      ein ehrenwertes Anliegen: Sie wollten einen Gründerboom entfachen,
      ganz so wie in den USA.

      Denn vor allem die Unternehmen aus Technologiebranchen klagten
      darüber, dass sie nur schwer an Kapital kamen, um ihre
      Geschäftsideen umzusetzen. Der traditionelle Bankenkredit blieb ihnen
      verschlossen, weil sie keine Sicherheiten vorweisen konnten: keine
      Maschinen, keine Immobilien, nur die Köpfe der Mitarbeiter.

      Die neue Börse erhob den Anspruch, diesen Widerspruch aufzulösen,
      sie sollte, ähnlich wie ihr großes Vorbild, die Nasdaq in New York,
      "eine Plattform für Wachstumsunternehmen schaffen", wie es Reto
      Francioni beschreibt.

      Francioni, damals Vorstand der Börse, gilt als der eigentliche Vater
      des Neuen Markts. Rund 20 Unternehmen wollte er im ersten Jahr
      etablieren, in den Jahren danach jeweils weitere 30. Doch inzwischen
      sind 341 Unternehmen notiert.

      Es waren die Signale aus Amerika, die dem Neuen Markt plötzlich
      solche Anziehungskraft verliehen. Dort erfasste das ganze Land eine
      beispiellose Aufbruchstimmung. Rund um das Internet entstanden
      zahllose neue Unternehmen, die an der Nasdaq Steigerungsraten
      hinlegten, wie sie bis dahin undenkbar erschienen. AOL legte in der
      Spitze um 78 000 Prozent zu. Firmen wie EBay oder Yahoo
      verkauften, was an den Aktienmärkten am höchsten gehandelt wird:
      die Hoffnung auf eine goldene Zukunft.

      Schnell sprang diese überbordende Begeisterung auf Deutschland
      über. Studenten brachen ihre Ausbildung ab, um bloß nicht diese
      historische Gelegenheit zu verpassen. Wagniskapitalfirmen
      investierten bereitwillig in Gründerteams, deren Geschäftsmodell im
      Wesentlichen darin bestand, an den Neuen Markt zu gehen.

      Denn nach dem IPO, dem "Initial Public Offering", wie der Börsengang
      heißt, verfügten die flotten Newcomer über ein scheinbar magisches
      Instrument - Aktien. Mit dieser virtuellen Währung konnten die
      Möchtegern-Millionarios Berater, Werbeagenturen und Rechtsanwälte
      bezahlen, mit Aktien ließen sich Mitarbeiter ködern, vor allem aber:
      Mit Aktien konnten sie im großen Stil Konkurrenten aufkaufen.

      Und so starteten etliche Firmen eine geradezu abenteuerliche
      Einkaufstour: Mit jeder Übernahme schraubten sie ihre
      Geschäftsprognosen nach oben, der Börsenwert stieg weiter, die
      nächste Übernahme wurde so möglich. Eine schier wundersame
      Kapitalvermehrung kam in Gang.

      Allein der Bad Nauheimer IT-Dienstleister Heyde raffte in zwei Jahren
      fast 20 Firmen zusammen, erst in Deutschland, dann in Polen,
      Brasilien, Uruguay und den USA - finanziert vor allem durch Aktien.
      Aber ausgerechnet bei der "Integration Company" (Eigenwerbung)
      klappte es nicht mit der Zusammenführung.

      Irgendwann verlor Vorstandschef Dieter Heyde den Überblick. Und so
      musste die Firma einräumen, dass statt des geplanten Gewinns -
      ursprünglich ging Heyde für das Jahr 2000 von 43 Millionen Mark aus
      - ein Verlust in gleicher Größenordnung droht. Schamvoll räumte der
      Firmengründer seinen Posten, aber auch 160 Mitarbeiter müssen
      gehen.

      Bei anderen Start-ups scheint ein ähnliches Desaster nur noch eine
      Frage der Zeit zu sein. 65 Prozent aller Übernahmedeals, fand die
      Beratungsgesellschaft Apcon Business Consulting in einer Studie
      heraus, wurden nämlich ohne externen Sachverstand durchgezogen:
      "Es wurde viel gekauft, aber offensichtlich wenig darüber
      nachgedacht, was und warum."

      So lieferten sich etwa die IT-Dienstleister wie Pixelpark oder Kabel
      New Media eine wahre Schlacht um Größe und Macht. Allein Kabel
      kaufte seit dem Börsengang ein Dutzend Unternehmen, die Zahl der
      Mitarbeiter stieg in einem Jahr von 487 auf 1066. Jeder wollte als
      Erster in die Liga der internationalen Beratungsriesen wie Boston
      Consulting oder McKinsey aufsteigen.

      Geschafft hat das keiner. Pixelpark muss das Büro in den USA
      schließen und konzentriert jetzt sein Geschäft, so der Gründer Paulus
      Neef, auf "Kerneuropa" - was wohl wörtlich zu nehmen ist: In der
      Schweiz erwirtschaftet das Unternehmen, das einst einen globalen
      Anspruch verfolgte, ein Viertel des Gruppenumsatzes.

      Nach und nach entpuppte sich die Vision von globaler
      Marktführerschaft als Illusion, die Firmen müssen einräumen, dass sie
      ein zu großes Rad drehen wollten. Vor einem Jahr zum Beispiel
      wurden US-Unternehmen wie CMGI bewundert, die ein Netzwerk von
      Internet-Beteiligungen um sich scharen. Die Firmen glaubten, so am
      Geschäft maximal zu profitieren, ihr Risiko aber durch die Vielzahl an
      Beteiligungen zu minimieren. In Deutschland verfolgte Ralph
      Dommermuth mit United Internet eine ähnliche Strategie. In nur drei
      Monaten explodierte der Börsenkurs von 7 auf 50 Euro, heute liegt
      die Aktie wieder bei rund 3 Euro. "Wir haben die Luken
      dichtgemacht", sagt Dommermuth.

      Im Sog der Internet- und Biotech-Revolution drängten zudem etliche
      Firmen an den Neuen Markt, die an einer Wachstumsbörse eigentlich
      gar nichts zu suchen haben: Klamottenhändler und Altenheimbesitzer
      etwa. Den Weg ebnete ein willfähriges Geflecht aus Beratern und
      Banken, Emissionshäusern und PR-Agenturen.

      So organisierte allein Dietrich Walther, Chef der Mettmanner
      Gold-Zack AG, in vier Jahren 28 Börsengänge. Nur ein Viertel dieser
      Firmen notiert heute über dem Ausgabekurs. Besonders trübe sieht
      es beim Seniorenheim-Unternehmen Refugium aus Königswinter aus:
      Das Unternehmen schreibt tiefrote Zahlen, die Bonner
      Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die 1999 geschassten
      Alt-Vorstände wegen Bilanzfälschung, und nun droht auch der
      jüngste Sanierungsplan zu scheitern.

      So stoppte der für das Handelsregister in Königswinter zuständige
      Richter vor wenigen Tagen eine dringend benötigte Kapitalerhöhung
      über 180 Millionen Mark, weil zwei Aktionäre wegen "erheblicher
      formeller und materieller Einwände" beim Bonner Landgericht klagen.
      Der Registerrichter will jetzt erst das Urteil dieser Instanz abwarten -
      doch das kann Monate dauern. Inzwischen räumt Walther
      selbstkritisch ein, dass "wir ein paar Unternehmen heute wohl nicht
      mehr an die Börse bringen würden."

      Für die meisten Kleinanleger, die ihr Vermögen verloren haben,
      kommen solche Einsichten zu spät. Viele Neuaktionäre hatten nämlich
      nicht nur den flotten Botschaften der Gründer vertraut, sondern auch
      den vollmundigen Sprüchen, mit denen die Deutsche Börse einst für
      ihr Wachstumssegment warb. "Der Neue Markt", versicherte
      Börsenchef Werner Seifert immer wieder, "ist der am schärfsten
      regulierte Markt in Europa."

      Tatsächlich wurden etliche Regeln erst nachgeschoben, als es schon
      zu spät war. Bis Ende Februar durften die Vorstände und
      Aufsichtsräte der Neue-Markt-Firmen etwa nach Belieben eigene
      Aktienpakete verkaufen, ohne die Öffentlichkeit darüber zu
      informieren. Nun sollen die Verkäufe immerhin gemeldet werden -
      wenn auch erst drei Tage im Nachhinein. In den USA dagegen
      müssen die betroffenen Manager solche Transaktionen schon vorab
      publizieren.

      Recht freigiebig verfährt die Deutsche Börse offenbar auch bei einer
      weiteren Regel: So müssen die Firmen spätestens nach drei Monaten
      ihren Bericht für das letzte Quartal einreichen. Doch zum jüngsten
      Stichtag kamen gleich 29 Unternehmen dieser Pflicht nicht nach.

      Börsenexperten wie der Frankfurter Bankrechtler Theodor Baums
      halten das Regelwerk des Neuen Markts deshalb weiterhin für stark
      verbesserungswürdig. "Was nützen die wunderbarsten Regeln, wenn
      keine echten Sanktionen drohen?", fragt Baums. Er rät: Die Börse
      sollte die Unternehmen, die gegen das Regelwerk verstoßen, mit
      saftigen Vertragsstrafen belegen oder "beherzter rausschmeißen" -
      ähnlich, wie dies die Nasdaq macht.

      Gleichzeitig will Baums sich in der Regierungskommission zum
      Unternehmensrecht, die er derzeit im Auftrag des Kanzlers leitet, für
      eine weitere Regel stark machen, wie sie sich in ähnlicher Form
      bereits in den USA bewährt hat: Dort können düpierte Aktionäre mit
      einer Sammelklage gegen zwielichtige Unternehmen und Vorstände
      vorgehen; in Deutschland muss jeder einzeln klagen. "Wir müssen
      verhindern", fordert Baums, "dass es an der Börse drunter und drüber
      geht. Nur wenn die Regeln stimmen, gewinnt der Neue Markt wieder
      das Vertrauen der Anleger."

      Den heutigen Akteuren ist das offenbar völlig schnuppe. Sie haben
      sich einen lockeren Umgang mit dem Anlegergeld angewöhnt, nur zu
      gern gönnen sie sich einen Schuss Größenwahn. "Große Summen
      inspirieren mich", tönte Sunburst-Chef Benjamin Gawlik, 28. Noch
      wenige Wochen vor dem jetzt beantragten Insolvenzverfahren, der
      Aktienkurs befand sich bereits im freien Fall, hatte er für die Anleger
      nur Hohn und Spott übrig: "Letztendlich ist es alles nur ein großes
      Spiel."

      BEAT BALZLI, ALEXANDER JUNG, ULRICH SCHÄFER

      ++++

      ach ja - ich esse für mein leben gern pilze
      soe
      alias Das...ist...mein...Untergang!
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 17:16:44
      Beitrag Nr. 8 ()
      DAS UNWESENTLICHE TRÜBT DEN BLICK AUF DIE WIRKLICHKEIT

      madameT
      Avatar
      schrieb am 23.04.01 18:09:30
      Beitrag Nr. 9 ()
      ..schöner artikel im spiegel, da nützen nur noch n paar hammerharte haftbefehle... knete is zwar dennoch wech, was aber bleibt, is die genugtuung.... ;)


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