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    Broadvision - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 09.05.01 20:20:56 von
    neuester Beitrag 09.05.01 21:41:37 von
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      schrieb am 09.05.01 20:20:56
      Beitrag Nr. 1 ()
      Interview aus der heutigen FuW mit P. Chen, Broadvision
      «Wir setzen auf Self service»





      Broadvision, ein Anbieter von B2B-Software, wurde in seiner Expansionsstrategie vom Wirtschaftsabschwung auf dem falschen Fuss erwischt. Die vergangenen zwei Quartale fielen enttäuschend aus. Der Chief Executive Officer (CEO), Pehong Chen, will das US-Unternehmen schnell wieder auf Kurs bringen.
      Herr Chen, betrachtet man den E-Commerce-Markt, erhält man den Eindruck, es bestehen Überkapazitäten: Einerseits wurde das Geschäftsvolumen überschätzt, andererseits buhlen zu viele Plattformen um die Kunden. Ist dieser Eindruck richtig?

      Bis zu einem gewissen Punkt ist das wahr. Unser typischer Kunde kauft hingegen nur die Software, die er benötigt. Für uns ist nicht Überkapazität, sondern die Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums das Hauptproblem. Unser Umfeld wird sich verbessern, sobald die Unsicherheit verschwindet und die Leute akzeptieren können, dass wir uns in einer Rezession befinden. Denn dann müssen Unternehmen erst recht in IT investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

      Können Sie Ihr Expansionstempo halten?

      Es wäre verrückt, weiterhin mit einer Jahresrate von 300% expandieren zu wollen. Wir sind realistischer und vorsichtiger geworden. Langfristig bleiben wir aber sehr optimistisch.

      Rund 60% Ihres Umsatzes generieren Sie mit Lizenzeinnahmen. Sind Ihre Kunden in Zahlungsschwierigkeiten geraten?

      Nein, wir sind konservativ in der Festlegung der Zahlungsbedingungen. Unser Hauptproblem ist – wie gesagt – die Prognostizierbarkeit des US-Wirtschaftswachstums.

      In welchem Zeitraum rechnen Sie mit einer Erholung?

      Es wird mindestens drei bis vier Quartale dauern. Eine Unschlüssigkeit besteht darin, ob es sich um eine V-, U- oder L-förmige Konjunkturentwicklung handelt. Wir rechnen mit einer U-Entwicklung.

      Im vierten Quartal 2000 fiel Ihr Gewinn 33%, obwohl die Umsätze ein gesundes Wachstum aufwiesen. Haben Sie Ihre Angestellten oder Ihre Akquisitionen überbezahlt?

      Das hat nichts mit Akquisitionen zu tun. Wir haben auf Grund falscher Erwartung – wie alle IT-Unternehmen – zu viel investiert.

      Broadvision setzt auf Standard-Software. Rund 80% der Kundenlösungen sind Standardbauteile. Wird so nicht die Möglichkeit der Kundenportale eingeschränkt?

      Wir ermöglichen dem Kunden, seine Dienste individuell anzubieten, das hängt nicht von der Programmierung ab. So kaufen beispielsweise alle Airlines die gleichen Flugzeuge. Die Differenz wird für den Kunden im Service gemacht. Viele Anwender gehen den umgekehrten Weg. Sie stellen dem Kunden das Werkzeug zur Verfügung und sagen im übertragenen Sinn: Bau dir dein eigenes Flugzeug.

      Ihre Software hat eine enge Beziehung zu der Server-Software von Sun Microsystems. Welche Auswirkungen hat die Absatzschwäche von Sun auf Broadvision?

      Rund 65% unserer Kunden verwenden Sun-Produkte. Wir unterstützen indes alle wichtigen Java-Plattformen, ob von IBM, Hewlett-Packard oder Bea Systems.

      Mir scheint es, dass alle Anbieter von Oracle über SAP bis IBM voll integrierte E-Commerce-Lösungen anbieten. Wie differenziert sich Ihr Unternehmen?

      Die meisten Unternehmen verfügen nicht über ein monolithische Computersystem. Ihre EDV-Umgebung setzt sich aus verschiedenen Technologien zusammen. Wenn der Kunde von einem Anbieter wie SAP das E-Business-Tool MySap erwirbt, funktioniert das nur für SAP-Anwendungen. Als unabhängiger Hersteller bieten sie die Verknüpfung und Unterstützung für unterschiedliche Software an. Mitbewerber wie SAP, Siebel oder Oracle dagegen konzentrieren sich auf individuelle Funktionen wie Customer-relation-Management, Betriebssoftware oder Datenbanken. Unsere Programme werden für den Self-service-Anwender konzipiert. Im virtuellen Office, auf Selbstbedienung ausgelegten Web-Anwendungen, sind wir Marktführer. Unsere Konkurrenten behaupten, ebenfalls Lösungen anzubieten. Wir sehen indes im Markt nicht viel davon.

      Kunden kommunizieren demnach lieber mit Computern als mit Personen aus Fleisch und Blut?

      Natürlich ist weiterhin beides nötig. Die meisten Anbieter von E-Commerce-Lösungen haben aber nur bestehende Abläufe Internet-fähig gemacht. Auf den Web-Seiten werden alle Funktionen zusammengefasst. Es fehlt aber meistens an einer Gesamtstrategie, die alle Funktionen integriert. Wenn es gelingt, mit Hilfe des Internets 60 bis 70% der Anfragen automatisch zu beantworten, werden sie ihre Kosten massiv senken. 32000 oder ein Drittel der AT&T Mitarbeiter arbeiten in Call centers und nehmen die Anrufe der 64 Mio. Kunden entgegen. Rund 40% der Anrufer melden eine Adressänderung. Der grösste Teil der Arbeit in einem Call center ist die Erfassung neuer Kundendaten oder das Vorlesen gedruckter Information. Wir geben den Mitarbeitern mehr Zeit zur Beantwortung der anspruchsvollen Anfragen.

      Was für einen Einfluss hat der Einbruch der Technologieaktien auf Broadvision?

      Der Kurssturz hat vor allem einen Einfluss auf die Optionsprogramme unserer Mitarbeiter. Die Aktien notieren weit unter dem Ausübungspreis. Wir lancieren aus diesem Grund ein neues Programm, das den Mitarbeitern erlaubt, alte Optionen gegen neue einzutauschen.

      Wie finanzieren Sie Ihre Strategie angesichts der Verluste?

      Wir benötigen kein neues Kapital. Wir verfügen über eine Barreserve von 300 Mio.$ und generieren zusätzlichen Cash-flow.

      Wen würden Sie als härtesten Konkurrenten bezeichnen?

      Die führenden Anbieter von Betriebssoftware wie SAP, Oracle oder Siebel Systems – obwohl sie kein vergleichbares Produkt anbieten. Die Gesellschaften verfügen über eine breite Kundenbasis und können eine Menge Staub aufwirbeln.

      Haben die Prognosen für das Jahr 2000 in den letzten Wochen eine dramatische Änderung erfahren?

      Um für das Gesamtjahr 2001 eine Prognose zu geben, ist es nach wie vor zu früh. In den letzten März-Wochen vor dem Quartalsabschluss wurde eine grosse Anzahl Vertragsabschlüsse in das folgende Quartal verschoben.

      Hat Broadvision zu viel in die Expansion investiert? Kann Ihre Gesellschaft unabhängig bleiben, oder sind Sie auf der Suche nach einem starken Partner?

      Wie haben wie alle Technologieunternehmen das Ausmass des Wirtschaftseinbruchs im ersten Quartal nicht vorhergesehen. Unsere Struktur ist auf ein höheres Wirtschaftswachstum ausgelegt. Nun sind wir daran, unser Unternehmen den neuen Gegebenheiten anzupassen. Dadurch entstehen kurzfristig noch einige Unsicherheiten. Mittel- bis langfristig bleiben wir jedoch sehr optimistisch. Wir sind offen für weitere Kooperationen mit potenten Partnern. Aber wir planen nicht unsere eigene Übernahme. Sowohl unsere Finanzen als auch unsere Kundenbasis sind sehr gesund. Wir könnten diesen Sturm nicht nur als Überlebende, sondern als Gewinner hinter uns lassen.

      War es ein Fehler, Broadvision am krisengeschüttelten Neuen Markt in Frankfurt kotieren zu lassen?

      Der Neue Markt hat keine grösseren Schwierigkeiten als das Technologiesegment am Nasdaq oder irgendeine andere High-tech-lastige Börse auf der Welt. Überlegene Mitbewerber werden sich immer durchsetzen, egal, wo sie kotiert sind.

      Interview: WG
      Avatar
      schrieb am 09.05.01 21:41:37
      Beitrag Nr. 2 ()
      hört sich zumindest realistisch an. Hoffen wir mal das Beste. :)


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