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    Neue Boombranche Ölsandgewinnung in Kanada - Welche Werte werden profitieren ??? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 23.05.01 00:40:22 von
    neuester Beitrag 12.06.01 00:47:22 von
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      schrieb am 23.05.01 00:40:22
      Beitrag Nr. 1 ()
      Welche Werte werden profitieren ???

      Bei diesem gigantischen Investionsbedarf sind Ausrüster sicherlich interessant...



      Der Geruch des Geldes



      Im Norden der kanadischen Provinz Alberta werden der Welt größte Lagerstätten von Ölsanden erschlossen. Die Reserven sind größer als die Saudi-Arabiens. Schon ist Kanada zum größten Erdöllieferanten der USA geworden.

      Der Kleinbus mutet an wie ein Spielzeugauto, als er neben dem Giganten hält. Allein die monströsen Reifen überragen ihn um fast das Doppelte: knapp vier Meter hoch, sechs Tonnen schwer - die größten Pneus der Welt.

      "Nun wollen wir uns mal den Rest ansehen", kündigt Doran Jones an, Fuhrparkleiter des kanadischen Ölkonzerns Syncrude. Die Besucher fühlen sich wie Liliputaner beim Anblick Gullivers, als sie auf die von Reifenspuren zerfurchte Abbauterrasse hinausklettern. Vor ihnen steht ein Muldenkipper von der Größe eines Doppelhauses.

      "Das ist einer unserer 20 Frankenstein-Trucks, gebaut von Caterpillar, Typ Cat 797." 60 weitere dieser größten Trucks der Welt seien bestellt, sagt Jones und nennt dann zusätzliche Eckdaten. Leergewicht: 231 Tonnen, so viel wie ein voll bepackter Airbus 330, Leistung: 3400 PS, Zuladefähigkeit: knapp 400 Tonnen. Jeder der 7 Meter hohen, 9 Meter breiten und 14,5 Meter langen Schwerlaster kostet 3 Millionen Dollar; allein die sechs Reifen, die nach einem Jahr oder 100 000 gefahrenen Kilometern am Ende sind, schlagen mit 170 000 Dollar zu Buche.

      "Es sind die Trucks", gesteht Syncrude-Präsident James Carter später stolz, "die hier das Herz eines Bergbauingenieurs schneller schlagen lassen." Denn vor allem mit Hilfe der großen Cats 797 und ihrer Vorgänger, von denen auch der kleinste noch 240 Tonnen fassen kann, ist im Norden der kanadischen Provinz Alberta der Abbau der weltgrößten Einzellagerstätte von Erdölsanden zu wirtschaftlichen Kosten möglich geworden.

      Vor 25 Jahren noch galt die Ölgewinnung im Tagebau als exotisches Unterfangen. Extraktionskosten von über 30 Dollar pro Barrel schreckten jeden Großinvestor ab. Doch mit dem Ölschock 1979, als die Opec die Rohölpreise um 155 Prozent hinaufsetzte, wurde das Alberta-Öl konkurrenzfähig. Mit Hilfe neuer Abbautechniken und der Entwicklung immer größerer Trucks konnten die Produktionskosten beständig verringert werden. Mittlerweile wird beim Ölsand-Produzenten Suncor ein Barrel-Preis von nur noch 5,50 Dollar angestrebt.

      Rund um Fort McMurray, 400 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Edmonton, lagern auf einer Gesamtfläche von der Größe der Niederlande 400 Milliarden Kubikmeter Erdöl, allerdings fest gebunden als Bitumen in einer Mischung aus Sand und Wasser. Allein die kanadische Reserve wird - zum Entzücken der Automobilindustrie - ausreichen, um den derzeitigen weltweiten Erdölbedarf für weitere 100 Jahre zu sichern.

      Zwar gelten nur zwölf Prozent des Gesamtvolumens nach dem derzeitigen Stand der Technik als wirtschaftlich abbaubar. Doch schon diese Menge von 300 Milliarden Barrel übersteigt die gesicherten Ölreserven Saudi-Arabiens um rund 15 Prozent - genug, um einen "oil rush" auszulösen, wie ihn Nordamerika seit den Goldgräberzeiten im vorletzten Jahrhundert nicht mehr erlebt hat; mit dem Unterschied allerdings, dass diesmal nicht viele Glücksritter anrücken, um mit den letzten Ersparnissen ihre Claims abzustecken, sondern die Giganten der Ölbranche.

      Insgesamt 22 Milliarden Dollar wollen Ölkonzerne wie Exxon, Shell, Chevron und Texaco zumeist im Verbund mit kanadischen Tochterfirmen bis zum Ende dieses Jahrzehnts in den Aufbau von insgesamt 58 neuen Anlagen investieren, um die Ölsande in Alberta abzubauen.

      Die Kalkulation der Konzerne ist frei von Risiko. Zwar liegen die Produktionskosten je Barrel Alberta-Öl derzeit noch fast doppelt so hoch wie in Kuweit oder Saudi-Arabien. Doch bei einem Weltmarktpreis zwischen 25 und 30 Dollar je Barrel "verfügen wir derzeit über die am wenigsten anfällige Gelddruckmaschine der Welt", heißt es bei Syncrude.

      In der kanadischen Provinz Alberta, mehr als doppelt so groß wie Deutschland, aber nur mit knapp drei Millionen Einwohnern besiedelt, ist der Ölsand-Abbau inzwischen weniger kostspielig als die Erschließung neuer Ölquellen in Nordamerika oder am Rande des Kontinentalsockels im Golf von Mexiko.

      Mit dem merkwürdigen Sediment, das an heißen Sommertagen zähflüssig aus den Uferwänden des Athabasca-Flusses tropft, war 1719 der Pelzhändler Henry Kelsey zum ersten Mal in Kontakt gekommen. Ein Indianer vom Stamm der Cree mit dem Namen Wa-pa-su ("Der Schwan") war in Kelseys Blockhaus an der Hudson Bay erschienen und hatte einen Klumpen Bitumenerde zum Tausch angeboten. Die Indianer nutzten die schwarzklebrige Masse, vermengt mit Fichtenharz, zum Abdichten ihrer Kanus.

      Erst zwei Jahrhunderte später, die Besiedlung Albertas ging langsam, aber stetig voran, gab es bei den Weißen Bedarf an den nur wenige Meter unter der Oberfläche lagernden Sanden. Straßenbauer und Dachdecker zeigten Interesse. Doch die schmierige Mixtur aufzubrechen - das Bitumen vom Sandkorn und einem dazwischen befindlichen Wasserfilm zu trennen - erwies sich als schwierig.

      Die Lösung fand 1920 der kanadische Chemiker Karl Clark. Er füllte daheim einige Hände voll Ölsand in die Trommel seiner Waschmaschine, fügte Ätznatron hinzu und setzte dann das Ganze mit Warmwasser in Marsch.

      Als Clark, ein begabter Heimwerker und nebenbei auch noch Klarinettist im Orchester der Oper von Edmonton, die Maschine anhielt, war die Trennung vollbracht: Auf dem Boden der Trommel hatte sich der helle Sand gesammelt, darüber lag eine Wasserschicht, ganz oben aber schwamm Bitumenschaum - wie die Blume auf einem gut gezapften Pils. Nach dem gleichen Prinzip wird bis heute von dem kanadischen Ölsand das begehrte Rohöl abgesondert.

      Gigantische elektrisch und hydraulisch betriebene Bagger, die mit jedem Happen ihrer Schaufel 100 Tonnen Sediment fassen, kratzen zunächst eine durchschnittlich 30 Meter starke glitschige Deckschicht ("overburden") aus Mergel, Sandstein und Schieferton von der Oberfläche. Danach geht es an den Abbau der Ölsand-Schichten, die im Sommer die Konsistenz von Sirup haben, im kanadischen Winter (bei Temperaturen von bis zu minus 50 Grad) jedoch hart wie Beton werden.

      Die Schichten sind bis zu 80 Meter mächtig; die daraus herausgebrochenen Brocken werden zerkleinert und gelangen dann über Schüttelsiebe, kilometerlange Förderbänder und Pipelines zur Trennanlage (siehe Grafik). Der Bitumengehalt der schwarzen Sande beträgt bis zu 18 Prozent. Aus zwei Tonnen Sand wird durchschnittlich ein Barrel Öl (159 Liter) gewonnen. Insgesamt 360 000 Barrel Öl pro Tag schicken die beiden Konzerne Suncor und Syncrude durch die Pipelines Richtung USA. Letztes Jahr bezogen die Vereinigten Staaten erstmals mehr Erdöl aus Kanada als von ihrem früheren Hauptlieferanten Saudi-Arabien.


      Die leer geräumten Tagebaue werden mit dem vom Bitumen befreiten Sand sowie der zwischengelagerten Deckschicht wieder aufgefüllt und anschließend mit heimischen Zitterpappeln, Rottannen und Gräsern bepflanzt. Die flüssigen, teils giftigen Rückstände müssen in Absetzbecken ruhen; rund zehn Jahre dauert es, bis die gefährlichen Schwebpartikel abgesunken sind. Mannshohe Metallfiguren und automatische Schreckschussanlagen sollen die Vögel vertreiben, die auf den Giftseen landen wollen.

      Auch die Umweltbelastung im Gefolge des Ölsand-Abbaus wird streng kontrolliert. Der Umweltwissenschaftler Sanjay Prasad, 27, Sohn indischer Eltern, geboren auf dem Fidschi-Atoll in der Südsee, hat im Auftrag der lokalen Umweltorganisation Wood Buffalo Environmental Association (WBEA) ein Netz von 13 Messstationen aufgebaut.

      Die klimatisierten Container stehen an strategisch wichtigen Punkten auf dem Gelände der Tagebaue oder in Downtown Fort McMurray. Aber auch in den benachbarten Reservaten der Indianer kontrollieren WBEA-Messgeräte die Belastung der Luft mit Schwefeldioxid, Kohlenwasserstoffen und Stickoxiden, Kohlendioxid und Schwermetallpartikeln. "Nirgendwo auf der Welt", so jedenfalls beteuert Messexperte Prasad, "gibt es ein System auch nur annähernd vergleichbarer Qualität."

      "Wir wollen keine verbrannte Erde hinterlassen", versichert auch Mike Ashar, Vizepräsident des kanadischen Energiekonzerns Suncor, der 1967 als erstes Unternehmen mit dem kommerziellen Abbau der Ölsande begonnen hatte. Multi Syncrude begann, gleich gegenüber jenseits des im letzten Jahr vierspurig ausgebauten Highways 63, elf Jahre später.

      Insgesamt beschäftigen die beiden Firmen knapp 6000 Festangestellte, dazu weitere 4000 Zeitarbeiter für die vor zwei Jahren begonnene Erschließung neuer Vorkommen und die Vergrößerung bestehender Anlagen. Für seine in Zwölf-Stunden-Schichten arbeitende Belegschaft erweiterte Suncor im letzten Herbst das firmeneigene Camp (2155 Betten) um ein dreistöckiges Container-Hotel mit 1504 Zimmern (Baukosten: 66 Millionen Dollar), dessen beige-grüner Außenanstrich an die Farben der Psychodroge Prozac erinnert.

      Wenn zum bereits angelaufenen Bau der neuen Shell-Anlage weitere 9000 Arbeiter benötigt werden, ist mit sozialen Spannungen zu rechnen - in und um Fort McMurray wird es dann noch enger und teurer werden, als es ohnehin schon ist. Nur im Zentrum der Metropolen Toronto und Vancouver sind die Lebenshaltungskosten höher als in Fort McMurray.

      In der abgelegenen kanadischen Boomtown, die in den sechziger Jahren, bevor Suncors Baukolonnen anrückten, noch als 1000-Seelen-Flecken namens Waterways auf der Landkarte verzeichnet war und deren Hauptstraße, die Franklin Avenue, erst 1971 eine feste Straßendecke erhielt, leben inzwischen 46 000 Menschen. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung kostet durchschnittlich 1000 Dollar Monatsmiete, ein schlichtes Einfamilienhaus ist nicht unter 200 000 Dollar zu kaufen, doppelt so teuer wie in der Provinzhauptstadt Edmonton.

      Zwar behaupten Suncor und Syncrude, dass alle Einwohner Fort MacMurrays vom Ölsand-Boom profitieren werden. Mit erklecklicher Finanzhilfe der Unternehmen wurde die Infrastruktur verbessert. Zu den Errungenschaften zählen ein College, ein großes Krankenhaus, ein Schwimmbad und ein riesiges Eisstadion mit sechs Curling-Linien und zwei Eishockeyfeldern.

      Doch im vergangenen Jahr musste das Schwimmbad für Wochen geschlossen werden, weil sich kein Bademeister fand. Ähnlich ergeht es Vaughn Jessome, dem Eigner des "Garden Café" an der Main Street, der immer wieder sein auf 24-Stunden-Betrieb eingestelltes Restaurant dichtmachen muss, weil ihm Köche und Bedienung fehlen. Im Northern Light Hospital ließ sich Anfang des Jahres die Personalknappheit nur durch eine pauschale Erhöhung aller Monatsgehälter um 200 Dollar lindern.

      Kein Dienstleister in der Boomtown am Athabasca kann auch nur annähernd Gehälter von der Höhe zahlen wie die 30 Kilometer nördlich von Fort McMurray schürfenden Ölkonzerne.

      "Nirgendwo kann ich so viel Geld verdienen wie hier", sagt Coral Campbell, 45, als sie die Leiter des Frankenstein-Trucks Nummer 104 heruntersteigt. Sie ist seit 18 Monaten bei Syncrude Truck-Fahrerin und hat gerade ihre Anlernschicht auf dem Cat 797 absolviert. Eingewiesen wurde sie von Sheena Bailey, 25, die vor einem Jahr aus der von hohen Arbeitslosenquoten gebeutelten kanadischen Ostprovinz Neufundland nach Alberta kam. Die beiden bringen es auf Jahresgehälter von rund 100 000 Dollar, "wenn wir fleißig sind und Überstunden machen", sagt Campbell, deren Brillantohrstecker im Licht der tief stehenden Sonne blitzen.

      Dass inzwischen bei Syncrude wie auch bei Suncor jeder vierte Truck von einer Frau gefahren wird, sei "nicht nur ein Beweis der Gleichberechtigung, sondern auch ein Zeichen der Personalknappheit", erklärt Cambells Kollege Jim Park, 49. Er selbst werde in drei Jahren vorzeitig in Pension gehen, aber auch seinem 22-jährigen Sohn, ja selbst seinem 3-jährigen Enkel sei "auf Jahrzehnte hinaus ein gut bezahlter Job bei Suncor sicher".

      Mit leichter Hand steuert Park im Rückwärtsgang den voll beladenen Cat 797 gegen die ein Meter hohe Betonschwelle, die den Super-Truck daran hindern soll, hinterrücks in die Auffanggrube des "Crushers" auf der "Steepbank Mine" abzustürzen. Park lässt die Seitenfenster runtersurren, im meterhohen Seitenspiegel hat er eine Warnampel im Visier; als sie auf Grün springt, fordert er seinen Beifahrer auf, "die Nase in den Wind zu halten".

      Dann wird es hell im 797-Cockpit, die Kipplade fährt hoch und lässt das Nachmittagslicht durch das Rückfenster hereinfluten. 400 Tonnen Ölsand rutschen hinab. "Riechst du es?", will Park wissen und antwortet selbst: "So riecht Geld. Wir haben gerade 6000 Dollar abgeladen."
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      schrieb am 23.05.01 00:45:26
      Beitrag Nr. 2 ()
      Avatar
      schrieb am 23.05.01 01:23:48
      Beitrag Nr. 3 ()
      Der Chart sieht ja ganz nett aus, aber die Gewinnung von Öl aus Ölsand ist überproportional teuer.

      Ich würde in diesem Zusammenhang nicht vergessen, daß der gute alte G.W.B. wahrscheinlich demnächst Bohrkonzessionen in Alaska genehmigen will. Außerdem ist angedacht, ein von Clinton eingerichtetes Naturschutzgebiet im Norden der USA wieder aufzuheben, denn darunter liegt eines der weltweit drei abbauwürdigen Flöze für extrem schwefelarme Kohle.

      Also: Vorsicht!

      ;)
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      schrieb am 24.05.01 19:17:21
      Beitrag Nr. 4 ()
      Bei einem Investionsbedarf von über 40 Mrd DM in den nächsten 10 Jahren dürften wohl vor allem Ausrüster davon profitieren.
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      schrieb am 12.06.01 00:47:22
      Beitrag Nr. 5 ()
      ???


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