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    Neue Gesetze für US-Analysten? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 24.06.01 17:54:43 von
    neuester Beitrag 24.06.01 20:22:06 von
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      schrieb am 24.06.01 17:54:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      Neue Gesetze für US-Analysten?



      Der Kongress will eine deutliche Barriere zwischen Investmentempfehlungen und Investmentbanking errichten


      London Bloomberg - In den USA entscheidet demnächst das Parlament darüber, ob es die Sicherung der Unabhängigkeit von Aktienanalysten der Branche selbst überlassen oder durch Gesetze regeln. In Europa sind einige Analysten von allein darauf gekommen: Sie sammeln mit klaren Worten bei den Kunden Pluspunkte. Ein Analyst von HSBC Holdings bewertet sein eigenes Haus nur mit "hold", und die Analysten des Frankfurter Bankhauses Metzler bewerten ein Fünftel aller Aktien, die sie beobachten, mit "verkaufen", ABN Amro hat den Daumen bei Aktien der Transportbranche nach unten gerichtet, Analysten der Commerzbank zogen bei der Online-Tochter der Bank, Comdirekt Bank AG, die Reißleine.
      Das Finanzdienstleistungskomitee des US-Kongresses erwägt noch, ob es der Branche die Chance geben soll, sich zu reformieren, oder ob es den Analysten vorschreiben soll, dass sie zur Bewertung von Aktien das volle Spektrum der Empfehlungen ausnutzen müssen. Der Kongress will eine deutliche Barriere zwischen Investmentempfehlungen und Investmentbanking errichten.

      Eigentlich sollten Aktienanalysten selbst wissen, was die Uhr geschlagen hat, und mit der Wahrheit über die Unternehmen, die sie beobachten, herausrücken. Ihre Arbeitgeber wurden bereits mehrfach aufgefordert, die Analystengehälter strikt von den Einnahmen zu trennen, die die Banken mit der Beratung bei Börsengängen, Fusionen und Übernahmen erzielen.

      Ein deutliches Signal in diese Richtung kommt von dem Analysten Michael Lever von HSBC Holdings Plc: Lever, der Finanzdienstleister beobachtet, hat HSBC im November auf "hold" heruntergestuft. Lever und sein Team haben die Gewinnschätzung für 2001 um 13 Prozent auf 11,4 Milliarden Dollar herabgesetzt und ihr Kursziel von 1000 Pence auf 900 Pence gesenkt. Seitdem ist die Aktie um fünf Prozent gefallen und wird zurzeit bei etwa 850 Pence gehandelt. "Mein Arbeitgeber beeinflusst meine Empfehlungen nicht", erklärt Lever. "Ich kann mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass ich HSBC auf ,reduce` herabsetzen würde, wenn mir die Aktie überbewertet vorkäme." Er würde zwar seine Vorgesetzten "aus Höflichkeit" warnen, wenn er seine Empfehlung für HSBC heruntersetzte, aber "ich würde meine Ergebnisse niemals von ihnen genehmigen lassen und sie würden das auch nicht von mir erwarten".

      Unter den Aktien, die bei Metzler den Stempel "verkaufen" tragen, sind einige der größten deutschen Unternehmen wie Siemens AG, Commerzbank AG und ThyssenKrupp AG. Die Metzler-Analysten schrecken auch vor ungewöhnlichen Schritten nicht zurück: Zuletzt haben sie für den Softwareproduzenten Brokat AG ein Kursziel von Null Euro gesetzt. Sie wollen dieses "Prädikat" auch anderen Unternehmen verpassen, wenn sie deren Überlebenschancen bedroht sehen. Manchmal ist das Glas eben nicht nur halbleer, sondern es hat auch noch einen Sprung, ist die Botschaft hinter der Empfehlung.

      Commerzbank-Analyst Piers Brown hat den Online-Broker Comdirect Bank AG am 30. April von "buy" auf "hold" herabgestuft und sich dabei nicht dadurch stören lassen, dass die Commerzbank selbst mit rund 60 Prozent an dem größten Onlinebroker Europas beteiligt ist. Seit der Herabstufung hat die Comdirect-Aktie 30 Prozent ihres Wertes verloren und notiert derzeit knapp über elf Euro.

      Solange der Aktienmarkt von einem Hoch zum nächsten eilte, störten sich weder Investoren noch Politiker an dem Mangel von Verkaufsempfehlungen durch Analysten. Aber jetzt, wo der Nasdaq Composite Index rund 60 Prozent unter seinem Höchststand bei 5132 Punkten im März 2000 steht, macht es Politiker plötzlich nervös, wenn Analysten Aktien auch dann noch zum Kauf empfehlen, wenn der Kurs schon längst auf Tauchfahrt gegangen ist.

      Langsam fangen auch die Banken an, an einer Lösung des Problems zu arbeiten. Merrill Lynch & Co. hielt seine Analysten in der letzten Woche per EMail an, die Unterteilung in "reduce" und "sell" aufzuheben. Wenn eine Aktie nicht mehr mit "Neutral" bewertet werden kann, müssen die Merrill-Analysten ihr jetzt das Etikett "reduce/sell" verpassen. Bei Credit Suisse First Boston berichten 50 Technologieanalysten jetzt nicht mehr an den Investmentbanker Frank Quattrone, sondern nur noch an den Leiter der Researchabteilung.

      Solche Schritte unternehmen die Banken nicht aus reiner Nächstenliebe. Zum einen wissen die Investmentbanken genau, dass eine gesetzliche Regelung sie weit härter treffen dürfte als freiwillige Beschränkungen. Zum anderen lassen sich auch Privatanleger nur eine gewisse Zeit lang an der Nase herumführen. Der amerikanische Discountbroker Charles Schwab berichtete letzte Woche, dass die Provisionseinnahmen aus Aktientransaktionen von April bis Mai um 16 Prozent zurückgegangen sind und inzwischen so niedrig liegen wie seit 19 Monaten nicht mehr. Offenbar haben Investoren, die sich am Aktienmarkt eine blutige Nase geholt haben, eine bessere Beschäftigung als das Day-Trading gefunden.


      Avatar
      schrieb am 24.06.01 20:22:06
      Beitrag Nr. 2 ()
      UP! :D:D:D


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