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    Neue Regeln am Neuen Markt! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 25.07.01 12:28:55 von
    neuester Beitrag 05.09.01 17:44:40 von
    Beiträge: 39
    ID: 444.146
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     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 12:28:55
      Beitrag Nr. 1 ()
      Schaffen sie neues Vertrauen in den Markt oder nicht?

      Stimmt mit ab bei n-tv!

      http://www.n-tv.de/?2414981
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 12:33:31
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Deutsche Börse mit ihrem Müll. Die Pennystocks wollen die rauswerfen aber die Vorstände der grossen werden weiter bescheissen.

      Ich frage mich wie das Vetrauen verbessert werden soll wenn man Pennys verbannt - :laugh: !!!

      Die wissen vor lauter Dummheit nicht was die anstellen soll. Nicht einmal geprüft wurde die Regel. Auf keinerlei Rechtsgrundlage kann das Regelwerk zurückgreifen.

      Ich lach mich kaputt !!!
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 12:37:33
      Beitrag Nr. 3 ()
      @ printmedien

      Sehr richtig! Die Begründung für das Delisting: um einen ornongsgemäßen Handel sicherzustellen. Die letzten Kleinanleger wurden noch mal so richtig brüskiert. Die Gerichte werden den Unsinn hoffentlich bald beenden.

      Grüsse
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 12:40:47
      Beitrag Nr. 4 ()
      Bisher ist das Ergebnis ziemlich eindeutig:
      3% für ja
      und 97% für nein.

      Bulliwulli
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 12:56:18
      Beitrag Nr. 5 ()
      Ich kann mich den Vorschreibern nur anschließen.
      Rumgekurke am Symptom aber nicht Bekämpfung
      der Ursache. Denn da müßte die dt. Börse bei
      sich selber anfangen. Insider a la Haffa,Harlos konnten
      sich bis dato schön austoben. Monatelanges
      untätiges hingucken...
      Wenn man die Typen der dt. Börse im Tv mal gesehen
      hat, erklärt sich wieder mal so manches. Der Potthorst
      muß wohl früher Autoverkäufer gewesen sein. Der
      ekligste 3-Bart aller Zeiten...

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      Avatar
      schrieb am 25.07.01 12:56:51
      Beitrag Nr. 6 ()
      Macht mit. Zeigt Eure Meinung!
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 13:53:30
      Beitrag Nr. 7 ()
      @TheCooolman

      na recht haste:

      früher nannte man sowas "Schmierenkomödianten";
      aber denen wäre damit schreckliches Unrecht zuge-
      fügt.

      Der Schritt zum Kriminellen ist garnicht weit.
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 13:56:46
      Beitrag Nr. 8 ()
      Na los! Das ist ja jämmerlich! Ihr werdet doch wohl auf einen Link klicken können???

      http://www.n-tv.de/?2414981

      UMFRAGE - ERGEBNIS

      Auf die Frage

      Schaffen die neuen Regeln bei Ihnen wieder Vertrauen in den Neuen Markt?


      haben die n-tv online Nutzer folgendermaßen geantwortet:




      A: Ja.
      12%


      B: Nein.
      88%





      Abgegebene Stimmen: 119
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 14:10:54
      Beitrag Nr. 9 ()
      Hallo Viva2,

      Schön, daß Du Dich so für die Umfrage engagierst.

      Interessant vom timing her:

      Am Donnerstag 26.07. gegen 15.15 h befaßt sich ntv in der Sendung börse live unter der Rubrik Neue Märkte u.a. mit dem Thema Leerverkäufe.

      Dabei könnte man dann das Ergebnis oder Zwischenergebnis der
      Umfrage aufgreifen.

      Ab 16.00 h kommt dann Sven Ulbrich von Hornblower Fischer zum Thema Leerverkäufe in den Chat.

      Bist Du dabei?

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 14:13:40
      Beitrag Nr. 10 ()
      Na hoffentlich kommen da keine Bankenvertreter die sagen alles sei gut!!
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 14:19:32
      Beitrag Nr. 11 ()
      Hoffentlich nicht, und hoffentlich auch keiner von der Deutschen Börse AG, der erzählt wie schwierig Änderungen seien und überhaupt sähen sie eigentlich gar keine Handlungsbedarf mehr und nun müsse man einfach mal abwarten und blablablablabla.......... ;)
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 14:41:51
      Beitrag Nr. 12 ()
      Ja sonst würde noch die Öffentlichkeit bemerken wie die ihre Rekordgewinne erziehlem!

      Leute gebt Vollgas. Das muss dick in die Medien!!


      Gruss,

      babyboomer
      Avatar
      schrieb am 25.07.01 19:40:39
      Beitrag Nr. 13 ()
      Bis jetzt haben leider nur 130 Personen an der n-tv - Umfrage teilgenommen.:


      Schaffen die Neuen Regeln bei Ihnen wieder Vertrauen in den
      Neuen Markt?

      Ja 12 %

      Nein 88 %

      Dabei ist es doch so einfach. Man braucht nur den vorgegebenen Link hier im thread anzuklicken, um zur Umfrage zu gelangen.

      Viele sind vielleicht jetzt erst von der Arbeit nach Haus
      gekommen und können noch einsteigen.

      Nichts wie ran!

      Je größer die Teilnahme, desto glaubwürdiger ist das Ergebnis.

      Das ist ja erst Teil 1.

      Sollte sich dabei herausstellen, daß die Neuen Regeln bisher noch kein Vertrauen in den Neuen Markt schaffen, was sich deutlich abzeichnet, wäre in einem Teil 2 darüber abzustimmen, welche Regeln noch hinzukommen sollten.

      Siehe auch bisherige Diskussionen hierzu.

      Sollte die Beteiligung an der Umfrage allerdings nicht deutlich ansteigen, ist zu befürchten, daß es gar nicht zum
      2. Teil kommt. Das wäre allerdings bedauerlich.

      Deshalb gleich noch abstimmen.

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 26.07.01 08:50:52
      Beitrag Nr. 14 ()
      Die Abstimmung läuft immer noch!

      hier klicken -------------> http://www.n-tv.de/?2414981
      Avatar
      schrieb am 26.07.01 20:14:20
      Beitrag Nr. 15 ()
      Aktueller Zwischenstand:

      180 Stimmen

      Ja: 17 %

      Nein: 83 %
      Avatar
      schrieb am 26.07.01 20:21:07
      Beitrag Nr. 16 ()
      Nicht nur stur klicken, :D
      sondern auch selber Vorschläge machen:

      Thread: Neuer Markt - Auswege aus der Misere

      Wer noch nicht da war, es ist der Kaschmirkanzler-Thread!


      Sittin...
      Avatar
      schrieb am 26.07.01 21:52:52
      Beitrag Nr. 17 ()
      Donnerwetter sittin bull inv und Kaschmirkanzler!

      Hervorragende Arbeit!

      Aber wir haben auch nicht nur geklickt, sondern uns in verschiedenen threads betätigt (z.B. von babyboomer)
      und in den n-tv - Foren Nasdaq/Nemax und Neue Märkte.

      Schau doch mal rein.

      Allerdings haben wir uns mehr um Neue Regeln für den Neuen Markt im Zusammenhang mit Leerverkäufen bemüht und versucht,
      die Medien aufmerksam zu machen.

      Viel Erfolg für Eure Aktivitäten, die doch eine etwas andere
      Zielrichtung haben.
      Wie gut auch! Die Materie ist so umfassend, daß niemand alles berücksichtigen kann.

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 02.08.01 11:16:02
      Beitrag Nr. 18 ()
      Deutsche Börse will Bedingungen am Neuen Markt weiter verbessern

      HAMBURG (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse will die Rahmenbedingen am Neuen Markt weiter verbessern, um das Anlegervertrauen zurück zu gewinnen. Zurzeit würde eine Reihe von Verbesserungsmaßnahmen diskutiert, sagten der für den Kassa-Markt zuständige Börsenvorstand Volker Potthoff und der Leiter des Neuen Marktes, Rainer Riess im Gespräch mit der "Financial Times Deutschland" (FTD; Donnerstagausgabe). Die mögliche Palette reiche dabei von strengeren Regeln zur besseren Transparenz bis hin zu strukturellen Änderungen.

      Der Neue Markt müsse in allen Bereichen professioneller werden, sagte Potthoff. So sei den Unternehmen in der Hochphase des Neuen Marktes der Börsengang zu leicht gemacht worden, fügte er hinzu. Auch Fortschritte bei der Unternehmensführung- und Kontrolle sowie der Analyse seien wünschenswert, ergänzte Riess.

      `NEUE MARKT EINE DER BESTEN MARKEN`

      "Wenn es Defizite gibt, müssen wir sie lösen. Wir werden zu gegebener Zeit Reformen vorschlagen", sagte Potthoff. Eine deutliche Verlängerung der Haltefristen, während der Alteigentümer nach dem Börsengang keine Aktien ihres Unternehmens verkaufen dürften, stehe dabei nicht im Vordergrund. Verbesserungen bei den Börsenprospekten und konsistente Äußerungen der Firmenvorstände in der Öffentlichkeit würden dagegen die volle Zustimmung der Börse finden. Indes warnte er im "FTD"-Gespräch vor Überregulierung: "Das beste Regulativ ist immer noch der Markt", sagte Potthoff. Die Börse halte am Wachstumssegment fest. "Der Neue Markt ist eine der besten Marken, die die Börse jemals kreiert hat", sagte Potthoff./av/js/aa
      Avatar
      schrieb am 02.08.01 12:34:19
      Beitrag Nr. 19 ()
      Bala Cynwyd (sda/afp) Nach dem Ende des Börsenbooms geraten Analysten in den USA
      zunehmend in Bedrängnis. Die US-Anwaltsfirma Schiffrin and Barroway reichte am Mittwoch vor
      einem Bundesgericht zwei Sammelklagen gegen die US-Bank Morgan Stanley und deren
      Internet-Star-Analystin Mary Meeker ein.

      Grund seien unbegründete Kauf-Empfehlungen Meekers für den Online-Buchhändler Amazon und
      das Internet-Auktionshaus EBay. Die Empfehlungen der Analystin seien nur durch ihren Wunsch
      geleitet gewesen, Bankkunden für Morgan Stanley zu gewinnen und zu halten, warfen die
      Anwälte Meeker in ihrer Klageschrift vor.

      Diese habe sich zudem durch die Empfehlungen selbst finanziell bereichert, weil ihr Gehalt stark
      erfolgsabhängig sei. Meeker verdiente den Angaben zufolge 1999 rund 15 Mio. Dollar (26 Mio.
      Franken).

      Analysten unter Druck

      Nach dramatischen Kursstürzen an der Börse machen immer mehr Anleger in den USA
      Analysten für ihre Verluste verantwortlich und werfen ihnen fehlende Unabhängigkeit vor.

      Am Dienstag war die Frage möglicher Interessenkonflikte auch Thema vor dem US-Kongress.
      Dort sagte die Leiterin der US- Börsenaufsicht SEC, Laura Unger, Interessenskollisionen seien
      bei Analysten keine Seltenheit.

      Ihren Angaben zufolge untersucht die SEC mindestens drei Fälle, bei denen Analysten teilweise
      Millionenprofite gemacht hätten, weil sie eigene Aktien verkauften, nachdem sie die Wertpapiere
      selbst öffentlich zum Kauf empfohlen hatten.

      Auch Merrill Lnych betroffen

      Morgan Stanley ist nicht die erste Grossbank, die ins Schussfeld sich getäuscht fühlender
      Anleger gerät. Der Konkurrent Merryl Lynch hatte im vergangenen Monat freiwillig 400 000 Dollar
      an einen Privatanleger gezahlt, der sich durch Empfehlungen eines hauseigenen Analysten
      hinters Licht geführt sah.

      Der Fall war damals noch nicht vor Gericht gewesen und wurde vor einer Schiedskommission
      verhandelt. Merryl Lynch lehnte dabei ein Schuldeingeständnis ab, zahlte aber trotzdem.
      Avatar
      schrieb am 02.08.01 13:37:44
      Beitrag Nr. 20 ()
      Hallo Viva2,

      Gute Nachrichten von der Dt. Börse.
      Sieht so aus, als wenn die vielfältigen Bemühungen doch
      ernst genommen werden.

      Stell doch die Info bitte auch in den thread von babyboomer.
      Oder dürfen wir kopieren?

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 02.08.01 20:15:27
      Beitrag Nr. 21 ()
      Hat sich erledigt.
      Avatar
      schrieb am 08.08.01 12:08:24
      Beitrag Nr. 22 ()
      Über die Dt. Telekom als Volksaktie sind viele Zeitgenossen
      erst an den Aktienmarkt herangekommen.

      Voll Vertrauen auf die deutsche Aktienkultur haben sie sich
      diesen Wert, zum Teil auch als Altersvorsorge, ins Depot
      gelegt. Immerhin ging es ja um einen Betrieb, an dem der Staat mehrheitlich beteiligt war.

      Und was passiert nun? Die Aktie notiert mit 22,30 € auf historischem Tiefstkurs.
      Hintergrund: Leerverkäufe per Termin.

      Lesen Sie selbst:


      Mails/Nachrichten vom 08.08.2001, Bernecker & Cie.



      Was Block-Trading ist, erfuhren die Börsianer gestern im Falle Dt. Telekom, allerdings mit unappetitlichem Beigeschmack. Die Dt. Bank empfahl am Montag diese Aktie zum Kauf. Gestern wickelte sie einen Block von 44 Mio Stück im Wert von 1 Mrd E. ab. Urteilen Sie selbst.

      Andererseits:

      Block-Trading
      gehört zu jeder Weltbörse. Damit muß man leben. Verkäufer waren übrigens die Finnen, Sonera, die keine effektiven Stücke verkauften, sondern per Termin leer. Es hängt also eine Leerposition in diesem Umfang über dem Telekom-Markt, weil Sonera noch unter Sperrfrist steht. Leerpositionen müssen bekanntlich eingedeckt werden, das wird höchst interessant für den Kurs ab September.

      Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Börsentag und verbleibe

      herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker

      #200 von NOBODY_III 08.08.01 11:13:35 4154153
      Mal was ganz neues:

      Jemand darf, weil die Haltefrist noch läuft, seine Telekom-
      Aktien noch nicht verkaufen.
      Was tut er?

      Er verkauft mit Hilfe der Dt. Bank 44 Mio Telekom-Aktien leer.

      Damit nicht genug, einen Tag vorher gibt die Dt. Bank eine
      Kaufempfehlung für Telekom-Aktien mit Kursziel 31 € heraus.

      Wer steckt dahinter? Die finnische Sonera.

      Ich kann da nicht ganz folgen:

      Verkaufen darf man nicht wegen noch bestehender Haltefrist, aber leerverkaufen darf man mit Unterstützung der Dt. Bank?

      Mich würde sehr interessieren, was die Board-Teilnehmer
      hiervon halten.
      Avatar
      schrieb am 08.08.01 12:25:05
      Beitrag Nr. 23 ()
      Hast Recht, diese Aktion verschlägt einem die Sprache und das schlimmste daran, die Deutsche Bank fühlt sich völlig im Recht. :(


      Die Bank bestätigte Gerüchte, daß sie im Großauftrag für einen oder mehrere Kunden 44 Millionen Aktien der Telekom zu einem Preis von je 23,60 Euro verkauft hat. Daß der Verkauf eines solchen Pakets auch den Kurs der Aktie bewegt, versteht sich von selbst: Die Aktie fiel zwischenzeitlich auf ein Zweieinhalbjahrestief von 23,03 Euro - zum Ärger aller Anleger, die vielleicht am Montag der Kaufempfehlung gefolgt waren.

      Ein Sprecher der Deutschen Bank sieht in dem Vorgang nichts Anrüchiges: Gefälligkeitsgutachten könne sich das Haus nicht leisten, der Analyst müsse auch noch in einem halben Jahr den Anlegern Rede und Antwort stehen. Zudem sei die Studie nicht relevant für größere Kursbewegungen gewesen.

      Börsenhändler sehen das anders: Die Studie habe der Bank als unterstützendes Verkaufsargument gedient, heißt es dort. "So also funktionieren die Chinese Walls", kommentierte ein Händler das Geschehen. Die Trennung durch "chinesische Mauern" zwischen den verschiedenen Bankabteilungen soll in der Theorie so aussehen, daß die linke Hand - die Aktienanalyse - nicht weiß, was die rechte Hand - das Investmentbanking - tut. Und die Praxis hat gezeigt, was im Fall der Telekom-Aktien dabei herausgekommen ist.

      Bei der Deutschen Bank findet man den Vorgang nicht weiter verwerflich: Wenn man ein so großes Paket verkaufen wolle, müsse man doch wissen, was es wert sei. Und wer die Aktie kaufe, kriege auch noch die Einschätzung des Hauses dazu. Auch den Vorwurf anderer Aktienhändler, daß die Bank die Aktien ja erst einmal auf die eigenen Bücher hätte nehmen können, will man nicht gelten lassen: "Wir sind Händler, keine Spekulanten", hieß es dazu lapidar.

      Über den Verkäufer der Aktien wollte die Bank keine näheren Angaben machen. Am Markt wurde spekuliert, daß das baldige Ende der Haltefrist für einige Telekom-Großaktionäre die T-Aktie weiter belasten könnte. "Das werden sich die Anleger merken", drohte ein Händler. Wenn sie dies tun, dann werden sie am Jahresende auf den Kurszettel blicken und wissen, ob die Deutsche Bank recht behalten hat.
      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.08.2001, Nr. 182 / Seite 23

      Hans Bernecker hierzu:
      Verkäufer waren übrigens die Finnen, Sonera, die keine effektiven Stücke verkauften, sondern per Termin leer. Es hängt also eine Leerposition in diesem Umfang über dem Telekom-Markt, weil Sonera noch unter Sperrfrist steht. Leerpositionen müssen bekanntlich eingedeckt werden, das wird höchst interessant für den Kurs ab September.
      Avatar
      schrieb am 08.08.01 14:26:58
      Beitrag Nr. 24 ()
      Folgendes E-Mail habe ich an die Dt. Telekom AG geschickt:


      Sehr geehrter Herr Dr. Sommer,

      Millionen von Anlegern haben voll Vertrauen in die
      T-Aktie als Volksaktie investiert und müssen nun
      erleben, wie die Dt. Bank 44 Mio T-Aktien
      für Sonera per Termin leerverkauft, nachdem man
      1 Tag vorher die T-Aktie noch mit Kursziel von 31,00 € empfohlen hatte.
      Welchen Sinn hat eine Haltefrist, wenn man sie auf
      diese Weise umgehen kann?
      Welche Konsequenzen ziehen Sie aus dem Geschäftsgebaren der Dt. Bank, die doch in der
      Vergangenheit reichlich an den Börsengängen der
      Dt. Telekom verdient hat?
      Man sollte doch davon ausgehen, daß die Dt. Bank
      auf die Dt. Telekom angewiesen ist und nicht umgekehrt.
      Ist die deutsche Aktienkultur, zu der die DTAG
      doch in erheblichem Maße beigetragen hat inzwischen zum Spekulantentum der übelsten Sorte
      verkommen?

      Es wäre gut, wenn Sie hier ein Zeichen setzten, daß Sie mit derartigen Transaktionen nicht einverstanden sind.

      Was gedenken Sie zu tun, um einen weiteren Absturz
      der T-Aktie zu verhindern?

      Mit freundlichen Grüßen
      Avatar
      schrieb am 15.08.01 15:53:27
      Beitrag Nr. 25 ()
      Datum: 15.08. 13:45 Foris: Klage gegen Dt. Börse aussichtreich?


      Die Klage der Foris AG gegen die Deutsche Börse AG wegen der geplanten Regeln zum Ausschuss von Pennystocks ist unter Juristen heftig umstritten. So sagte beispielsweise der Münchener Börsenrechtler Bernd Jochem: „Ich halte die Klage für nicht aussichtslos. Es gibt einen privatrechtlichen Vertrag zwischen der Deutschen Börse und den am Neuen Markt gelisteten Unternehmen und es ist zweifelhaft, ob man den einfach im Nachhinein ändern kann.... Es wäre für die Deutsche Börse ziemlich peinlich, wenn sie jetzt wieder zurückrudern müsste, und die Regeln so nicht umsetzten könnte, weil sich dann alle davon betroffenen Firmen auf das Urteil berufen könnten.“
      Eine ähnliche Meinung vertritt auch Klaus Nieding, Kapitalmarktrechtler und Frankfurter Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): „Die Deutsche Börse hat den Neuen Markt auf zivilrechtliche Basis gestellt und damit sind beide Parteien gleichberechtigt. Änderungen des Vertrags sind im Zivilrecht grundsätzlich im Wege der Verhandlung möglich, es sei denn, die Deutsche Börse hat sich einseitige Änderungen vorbehalten.“
      Für Aufregung sorgten die von der Deutschen Börse AG veröffentlichten Pläne, künftig alle Unternehmen, deren Aktienkurs längere Zeit unter einem Euro notiert und deren Börsenwert unter 20 Mio. Euro liegt, vom Neuen Markt auszuschließen.


      © Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 17.08.01 08:46:03
      Beitrag Nr. 26 ()
      Das wars dann wohl zum "Ausschluß der Pennystocks" :(

      Das am Neuen Markt notierte Unternehmen Foris hat vor Gericht erwirkt, dass die Deutsche Börse das neue Regelwerk bezüglich der Penny Stocks nicht innerhalb der ersten sechs Monate nach Inkrafttreten auf die Foris AG anwenden darf.
      "Das Gericht hat sich unserer Auffassung angeschlossen, dass die Deutsche Börse AG das Regelwerk Neuer Markt jedenfalls nicht über Nacht einseitig ändern darf", erklärte der FORIS-Anwalt Dr. Benedikt Bräutigam. "Der Neue Markt ist - auch nach Auffassung der Deutschen Börse AG - privatrechtlich organisiert. Beim Regelwerk handelt es sich somit um Allgemeine Geschäftsbedingungen, die nur unter besonderen, engen Voraussetzungen nachträglich einseitig geändert werden können. Ob diese Voraussetzungen hier vorliegen, erscheint uns zweifelhaft".

      "Die Deutsche Börse AG muss der FORIS AG Gelegenheit geben, sich - auch durch Beschlüsse ihrer ordentlichen Hauptversammlung - auf die neuen Regelungen einzustellen," hieß es weiter.

      Foris forder zudem andere Unternehmen des Neuen Marktes auf, sich gegen das Regelwerk "zur Wehr zu setzen".
      Avatar
      schrieb am 20.08.01 08:22:49
      Beitrag Nr. 27 ()
      Finanzminister Eichel plant verbesserten Anlegerschutz

      Entwurf des Vierten Finanzmarktförderungsgesetzes soll Mitte Oktober im Kabinett vorliegen

      Köln - Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) plant einen verbesserten Anlegerschutz. Vor allem die Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen für geprellte Investoren soll neu geregelt werden. Wie das Wirtschaftsmagazin "Capital" berichtet, will Eichel im Vierten Finanzmarktförderungsgesetz dazu Vorkehrungen treffen. Der Entwurf soll im September an die Verbände versendet werden und Mitte Oktober im Kabinett vorliegen.
      Bislang haben Aktionäre schlechte Karten, wenn Vorstände falsche kursrelevante Aussagen machen und damit die Kurse beeinflussen. Denn die Beweislast liegt fast ausschließlich bei den Investoren. So können sich Unternehmenslenker auf Unfähigkeit oder Dummheit berufen. Einem Finanzvorstand, der statt versprochener Gewinne nur wenig später - wie bei EM.TV - Milliardenverluste entdeckt, ist nach bisheriger Rechtslage juristisch nur schwer beizukommen. Selbst fehlerhafte Ad-hoc-Nachrichten blieben bislang überwiegend ungesühnt.

      Härter will Eichel laut "Capital" künftig auch gegen Scheingeschäfte an der Börse durchgreifen, mit denen vor allem Händler manche Aktienwerte nach oben oder unten treiben. Wer solche Kursmanipulationen entdeckt, muss das in Zukunft unverzüglich bei der Staatsanwaltschaft melden, schreibt das Magazin. Bislang galt diese Anzeigepflicht nur für den Insiderhandel. Des weiteren soll der Staatsanwaltschaft mehr Spielraum bei der Ermittlung gegen Kursmanipulationen eingeräumt werden.

      Das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz könnte als Anlegerschutzgesetz in die deutsche Aktiengeschichte eingehen. Schon länger fordern Rechtsanwälte und Schutzverbände bessere Gesetze, um der zunehmenden Aktienkultur in Deutschland Rechnung zu tragen. DW
      http://www.welt.de
      Avatar
      schrieb am 20.08.01 09:26:13
      Beitrag Nr. 28 ()
      Ist der Neue Markt noch zu retten?

      Die deutsche High-Tech-Börse taumelt von einem Tief zum anderen. WELT am SONNTAG holte führende Marktteilnehmer an einen Tisch, um Wege aus dem Debakel zu finden


      Diskussionsrunde im Frankfurter Hilton-Hotel Foto: WamS/Harder
      Am Runden Tisch diskutieren: Elmar Thöne (DG-Bank, Leiter Neuemissionen), Götz Albert (Independent Research, Leiter der Analyse), Waltraud Kaserer (WELT am SONNTAG), Carsten Heise (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz), Rainer Riess (Deutsche Börse AG, Chef des Neuen Markts), Michael Höfling (WELT am SONNTAG), Christian Holtmann (Singulus Technologies, Finanzvorstand), Karl Fickel (Lupus Alpha Asset Management, Fondsmanager) und Frank Stocker (WELT am SONNTAG).
      WELT am SONNTAG: 200 Milliarden Euro sind am Neuen Markt seit dem Höchststand vernichtet worden. Sind das wirklich nur völlig normale Anlaufprobleme, wie es sie auch an der Nasdaq gegeben hat?

      Karl Fickel: Die Ähnlichkeit zur Nasdaq ist natürlich frappierend. Nach zwei bis drei Jahren gab es dort ähnliche Probleme, hoch schießende Kurse und Insidermanipulationen. Die US-Wertpapieraufsicht SEC hat dann die Regeln verschärft. Doch die Gründe für die Malaise am Neuen Markt sind vielfältig: da waren alle sowohl Täter als auch Opfer als auch Getriebene. Es war eine Schraube, die sich nach oben gedreht hat.

      Rainer Riess: Es ist aber wichtig festzuhalten, dass die Ereignisse der vergangenen Monate am Neuen Markt kein deutsches Phänomen sind. An der US-High-Tech-Börse Nasdaq wurden im Jahre 2000 ungefähr 60 Milliarden Dollar an Kapital aufgenommen. Am Neuen Markt waren es 13 Milliarden Euro. An der Nasdaq gab es rund 500 Neuemissionen, am Neuen Markt 130. Das entspricht auch etwa der Relation der Volkswirtschaften. Und auch die einzelnen Branchen haben sich vergleichbar entwickelt.

      WamS: Aber sind nicht doch grundlegende Fehler gemacht worden? In den Zulassungsbestimmungen zum Neuen Markt steht beispielsweise, dass ein Unternehmen drei Jahre bestehen soll. Das wurde in der Hochphase oft über Bord geworfen.

      Riess: "Soll" heißt nicht "muss". Das erklärte Ziel des Neuen Markts war und ist, Wachstumsunternehmen anzuziehen. Und es kann gute Gründe geben, warum ein Unternehmen, das noch nicht drei Jahre alt ist, an die Börse geht. Sonst wären einige Biotech-Firmen nicht an die Börse gegangen, vielleicht nie gegründet worden. Wir wollen sicher nicht zu den Zeiten zurück, als ein Unternehmen in Deutschland durchschnittlich 55 Jahre alt war, als es an die Börse ging, und Wachstumsunternehmen der Weg an die Börse versperrt war.

      Fickel: Ja, aber zwischen 55 Jahren und sechs Monaten ist ja schon ein dramatischer Unterschied, und es gibt noch etwas dazwischen. Von den Börsengängen im vergangenen Jahr waren in der Tat viele noch im Venture-Capital-Stadium. Und wenn man Wachstumsunternehmen eine Chance geben will, dann aber halbreife Pflänzchen an die Börse bringt, dann sehe ich doch die Deutsche Börse in der Pflicht, mit ihren Spielregeln für Ordnung zu sorgen.

      Riess: Über die Börsenreife eines Unternehmens entscheidet nie eine Börse oder eine Aufsichtsbehörde. Auch nicht in den USA. Dazu sind die Marktbeteiligten da: Die Investment-Banken erstellen mit dem Unternehmen einen Verkaufsprospekt. Und auf der anderen Seite gibt es Investoren, die diesen Prospekt lesen müssen, um zu entscheiden, ob sie die Aktie zeichnen wollen. Letztlich entscheidet der Markt über die Börsenreife einer Firma.

      WamS: Wie prüfen die Investmentbanken die Börsenreife?

      Elmar Thöne: Wir schauen uns vor allem das Management an und prüfen, ob Instrumente wie Rechnungswesen und Controlling da sind. Das war nicht immer einfach, weil viele Unternehmen noch nicht lange existierten und dort sehr viele junge Leute dabei waren. Doch andererseits gibt es auch eine Reihe von Unternehmen, die jahrelang von einem erfahrenen Management begleitet wurden und dann nach dem Börsengang in Schwierigkeiten kamen. Deshalb sagt die Dauer der Existenz eines Unternehmens nichts über dessen Qualität aus. Wichtig ist aber: Der Börsenprospekt der Emissionsbank ist immer nur eine Darstellung der Vergangenheit der Firma. Für die Zukunft hilft nur das Research.

      WamS: Damit sind die Analysten angesprochen, die für die Prognosen zuständig sind. Und da hat sich die Zunft in letzter Zeit ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Brauchen wir eigentlich Analysten, wenn sie so oft daneben liegen?

      Götz Albert: Das große Missverständnis ist, dass Analysten für ein öffentliches Gut gehalten werden. Das sind sie nicht. Analysten haben meist eine Bindung an eine Bank, an einen Arbeitgeber. Deshalb wundere ich mich über die häufig auftauchende Frage, ob Analysten Erfüllungsgehilfen der Banken sind. Sie werden schließlich von den Banken bezahlt. Wenn mich der Verkäufer in einem Möbelgeschäft überzeugt, Polstermöbel zu kaufen, dann ist es ja auch keine Frage, ob er das vielleicht im Interesse des Möbelhauses getan hat. Ich sage ganz offen, ich fühle mich in erster Linie meinen Kunden verpflichtet, die ich persönlich kenne und die mich bezahlen.

      Fickel: Aber das eigentliche Problem, das dahinter steckt, ist doch Folgendes. Anfang der 90er-Jahre mussten Trainees in den Wertpapierhandelsabteilungen noch mindestens zwei Jahre Handlangerdienste machen, um Analyst zu werden. Nach drei Jahren durften sie vielleicht erste kleine Studien schreiben, und bis zum Senior-Researcher brauchten sie vier oder fünf Jahre. In der Hype-Phase liefen Analysten frisch von der Uni weg herum, die gerade mal Excel-Tabellen erstellen und optimieren konnten. Von Fundamental-Analyse, vom Sich-Eingraben in eine Firma, hatten sie keine Ahnung. Das war genau so bei den Fondsmanagern und in anderen Bereichen.

      Albert: Die gesamte Investment-Branche hatte ein Zeit- und Mengenproblem. Die Werte sind explodiert. Und man hatte den Anspruch, alles zu begleiten. Deshalb änderte sich der Anspruch: Tiefe war nicht mehr so wichtig, man ging nur noch in die Breite. Finanz- und Bilanzanalyse waren out, es interessierte nur noch das Geschäftsmodell. Das wird jetzt gerade wieder deutlich zurückgefahren.

      WamS: Wenn wir jetzt darauf zu sprechen kommen, was sich ändern soll - was wünscht sich dann ein Unternehmen wie Singulus?


      Christian Holtmann: Wir sind zwar nicht gegen den Neuen Markt, sind aber insgesamt mit den Rahmenbedingungen unzufrieden. Ich möchte, dass unser Aktienkurs sich beispielsweise mehr an fundamentalen Daten ausrichtet. Deshalb ist mein Lösungsansatz eine stärkere Segmentierung. Der Nemax 50 als einziges Segment innerhalb des Neuen Markts genügt nicht. Man muss unterscheiden zwischen den spekulativen neuen Unternehmen, einem mittleren Wachstumssegment und einem Premium-Segment mit den fundamental starken Firmen.

      Fickel: Ich sehe vor allem die Deutsche Börse in der Pflicht. Sie hat zwar die Meldepflicht für Aktienverkäufe durch Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder eingeführt. Doch das wird durch Geschäfte über Familienmitglieder oder Vermögensverwalter umgangen. Wenn ich die Deutsche Börse darauf anspreche, dann bekomme ich gesagt, da sei nichts zu machen, wegen des Eigentumsrechts in Paragraf XY...


      Fortsetzung Teil 2
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      Ist der Neue Markt noch zu retten? (Teil 2)

      Riess: Das Eigentumsrecht ist im Grundgesetz geregelt!
      Fickel: Ja, aber da muss ich sagen, in den USA gibt es das auch! Deshalb sollte man - wenn denn Einigkeit besteht, dass man das auch hier haben will - sich zusammentun und einen Sprecher bestimmen, der zum Gesetzgeber geht. Und wenn der Gesetzgeber den Neuen Markt haben will, dann müssen hier und da gesetzliche Lücken geschlossen werden. Sonst redet sich immer jeder raus und sagt, ich kann ja nichts machen.

      Riess: Die Deutsche Börse hat seit Beginn des Neuen Markts eine Vorreiterrolle eingenommen. Wir haben Anfang 1997 Quartalsberichte eingeführt und die Rechnungslegung nach IAS oder US-GAAP. Anders als in den USA und vielen anderen Ländern haben wir dabei nicht auf den Gesetzgeber gewartet. Die Deutsche Börse ist auch bei Directors Dealings in Vorlage getreten und hat zum 1. März die nachträgliche Meldepflicht für Aktiengeschäfte von Vorständen und Aufsichtsräten in die privatrechtlichen Regeln aufgenommen. Unser Vertragspartner ist jedoch das Unternehmen, daher können wir auch nur die Organe des Unternehmens verpflichten. Anderen Personen können wir als Börse keine Vorschriften machen. Wir haben mit ihnen keinerlei Geschäftsbeziehungen. Der Gesetzgeber denkt bereits über mögliche Erweiterungen im Rahmen des Vierten Finanzmarktförderungsgesetzes nach - das begrüßen wir.

      Carsten Heise: Es gibt aber auch verfassungsrechtlich zulässige Inhalts- und Schrankenbestimmungen, auch bei Artikel 14 des Grundgesetzes. Insofern kann man nicht ohne weiteres sagen, dass weiter gehende Regularien hier nicht möglich seien. Ich würde aber auch zustimmen, gesetzliche Regelungen müssen her. Sie merken ja selber bei der Deutschen Börse, dass es nicht so leicht ist, privatrechtliche Regeln zu verändern. Jetzt gründet sich ja auch ein Interessenverband von Neuer-Markt-Unternehmen, die möglicherweise eine Gegenposition zum Thema Delisting aufbauen wollen. Es wäre sinnvoller, wenn das eine oder andere, worüber man streitet, gesetzlich geregelt würde.

      Thöne: Das ist eigentlich das Gleiche, was Herr Fickel sagte, man bräuchte einen Interessenverband, der bestimmte Dinge diskutiert, so wie hier.

      Holtmann: Ich denke auch, wir brauchen eine klare Regelung, wann ein Vorstand kaufen und verkaufen darf und wann nicht. Die gegenwärtige Situation ist ja so, dass man ständig Gefahr läuft, in der Öffentlichkeit angeprangert zu werden, egal was man macht. Wir haben bei Singulus daher gesagt, wir kaufen überhaupt keine eigenen Aktien mehr. Denn es würde immer vermutet, dass wir Insiderwissen haben. Es muss eine klare Regelung geben. Ob sie juristisch verankert ist oder ob es ein ungeschriebenes Gesetz ist, ist egal.


      WamS: Viel Hoffnung ruht derzeit auf dem Vierten Finanzmarktförderungsgesetz. Es sollte ja eigentlich schon vor den Sommerferien als Entwurf vorliegen. Nun hat sich das verzögert und mit einem Inkrafttreten ist nicht vor Mitte 2002 zu rechnen. Fast ein Jahr Zeit - das ist ziemlich lange für den Neuen Markt. Haben Sie alle in Berlin zu wenig Druck gemacht, damit das relativ rasch umgesetzt wird?

      Heise: Es wird ja an vielen Baustellen gleichzeitig gearbeitet. Da gibt es ja noch das Übernahmegesetz, und auch das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz erfasst viele unterschiedliche Regelungsbereiche. Das braucht Zeit. Was haben wir davon, wenn wir jetzt eine schnelle Regelung bekommen, die in sich nicht konsistent, nicht sauber oder widersprüchlich ist oder zu mehr Verwerfungen führt, als dass sie nützt.

      Fickel: Aber wenn beispielsweise ein Arbeitskreis Neuer Markt dort oben anklopfen und sagen würde, wir haben auch noch ein paar Dinge beizutragen, wäre das schon etwas anderes.

      WamS: Was wäre denn so eine gemeinsame Wunschliste, um den Neuen Markt wieder nach vorn zu bringen?

      Heise: Wir brauchen vor allem einen Direktanspruch der Anleger auf Schadenersatz. Wenn heute ein Vorstand gegen seine Amtspflichten verstößt und seine Aktiengesellschaft schädigt, haben die Aktionäre keine unmittelbare Handhabe. EM.TV oder Infomatec zeigen ja, wie dornenreich der Weg ist, da etwas zu erreichen.

      Albert: Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, Firmenvorstände selbst in die Haftung zu nehmen und Schadenersatzklagen gegen Firmen zu erleichtern. Mich stört, dass wir je nach Marktsituation Einzelregelungen diskutieren. Vor einem Jahr gab es nur die Diskussion um den gesetzlich verankerten Anspruch auf Zuteilung von Neuemissionen. Wir sollten differenzieren zwischen dem, was in dieser negativen Situation wirklich nötig ist, und den Dingen, die nur bürokratische Verstarrung bringen.

      Thöne: Wir reden immer von Transparenz. Kreditinstitute erstellen zwar Research, verteilen es aber nicht breitflächig, weil es ein Haftungsrisiko gibt. Dennoch sollte Research für jeden zugänglich gemacht werden.

      Albert: Aber neutrales Research ist nicht kostenlos zu bekommen. Und beim übrigen Analysematerial muss man die Sellside- von den Buyside-Analysten unterscheiden, das sind zwei verschiedene Wesen. Wer als Sellside-Analyst für eine Bank arbeitet, hat natürlich ein Interesse daran, eine Aktie zu verkaufen, ist damit interessengeleitet.

      Thöne: Wenn ich aber die Auswahl habe zwischen Sell- und Buyside-Analysen, kann ich mir selber ein Urteil bilden. Das ist eine wesentliche Erweiterung der Informationspolitik.

      WamS: Keiner will eine Überregulierung des Neuen Markts, aber es gibt ja Punkte, die die Emotionen hochschlagen lassen. Beispielsweise die Meldepflicht für Aktiengeschäfte von Vorständen. Die Deutsche Börse sagt, ihr seien gesetzlich die Hände gebunden, sie könne nur eine nachträgliche Meldepflicht vorschreiben. Sollten sich nicht die Firmen selbst verpflichten, vorher zu melden? Damit würden sie ja auch das geforderte Premiumsegment schaffen.

      Holtmann: Wenn es so etwas gäbe, würden viele Firmen mitmachen, das weiß ich. Herr Riess, Sie sind das Gesicht für diese Börse, das ist Ihr Produkt. Ein ganz exzellentes, aber Sie müssen die Sache vorantreiben, damit es das bleibt.

      Riess: Wir nehmen die Rolle als Gestalter der Rahmenbedingungen für den Neuen Markt sehr ernst. Denn der Neue Markt hat, unabhängig von der Relevanz für die Deutsche Börse, eine große volkswirtschaftliche Bedeutung.

      Heise: Es fehlt auch die Verbindlichkeit für freiwillige Selbstverpflichtungen. Von 100 Unternehmen bekommt man nicht 100 Unterschriften. Die drei, die nicht unterschreiben, schwächen den Kodex und seine Aussagekraft.

      Holtmann: Das glaube ich nicht, dafür würde die Presse schon sorgen. Wenn eine Firma das nicht macht, dann bekommt sie das im Kurs zu spüren. Man kann sich nicht immer hinter juristischen Dingen verstecken. Vieles ist machbar, wenn man will.

      Heise: Beim Übernahmekodex haben wir gesehen, dass auch gute Unternehmen nicht unterschrieben haben. Nun müssen wir in den Kursteil der Zeitung schauen, ob vor dem Unternehmensnamen ein "ü" steht, um festzustellen, ob die unterschrieben haben oder nicht. Demnächst stehen da dann fünf Buchstaben - das kann`s nicht sein.

      Fickel: Ein weiteres Problem ist der Streubesitz. Oft liest man "25 Prozent Streubesitz". Die Frage ist aber: Wie hoch ist der freie Streubesitz? Manchmal sind größere Anteile im festen Besitz von Versicherungen. Das gehört eigentlich nicht mehr zum Streubesitz. Müsste man da nicht etwas ändern? Die Deutsche Börse sollte zumindest Informationen über den "Free Freefloat" zur Verfügung stellen.

      Riess: Wir haben den Begriff Streubesitz klar definiert und werden zum Beispiel ab Juni 2002 die Indizes nach Streubesitz gewichten.


      Fortsetzung Teil 3

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      Ist der Neue Markt noch zu retten? (Teil 3)

      Holtmann: Mir gibt das zu denken. Markt heißt doch, dass ein Austausch stattfindet. Viele Neue-Markt-Unternehmen werden aber kaum noch gehandelt. Da haben viele dran verdient, und einer hat es bezahlt: der Investor. Da stimmt doch was nicht. Ist die Börse für die gering gehandelten Unternehmen noch der richtige Marktplatz? Gehören die nicht eher in eine Form des Venture-Capital-Bereichs?
      Riess: Börse heißt nicht Versicherung. Wir wollen doch nicht dahin zurück, dass wir Investments nur mit Versicherungspolice haben, das ist der falsche Weg. Dann ist die Wachstumsfinanzierung abgeschnitten. Aber der Investor darf eines erwarten: Regeln, die Transparenz und Fairness sichern.

      Thöne: Wer vor zwei Jahren 400 Millionen Euro Marktkapitalisierung hatte, dessen Freefloat kommt ja oft jetzt in der Baisse rein bewertungstechnisch genauso herunter. Er wird dann für diverse Marktteilnehmer einfach uninteressant. Und keiner kann alle 350 Unternehmen des Neuen Markts beobachten, 200 davon stehen sicher nicht im Fokus der Investoren.

      Holtmann: Genau. Und deshalb sagen die US-Großinvestoren: der Neue Markt ist zu unübersichtlich, der Nemax 50 kein Premiumsegment. Da gibt es katastrophale Firmen, ich kann dort nicht investieren. Die sagen aber auch: Wenn es ein Premiumsegment gäbe, würde ich das beobachten und dort auch einsteigen.


      Fickel: Das Problem ist doch, dass die Zusammensetzung des Nemax 50 sich am Börsenwert orientiert. Das ist aber kein Kriterium für die Güte einer Firma. Man müsste einen Katalog mit Qualitätskriterien aufstellen und daraus den Index erstellen.

      Riess: Das ist aber doch die klassische Funktion des Markts. Wir können objektive Kriterien anlegen, aber wenn wir als Börse sagen würden, hier ist ein gutes Unternehmen, dort ein schlechtes, dann würden wir unsere Rolle als neutraler Marktorganisator verlassen.

      Fickel: Aber Sie geben doch Ihren guten Namen für den Index her. Dann kann ihnen doch keiner verbieten, als erste Börse der Welt einen solchen Katalog zu schaffen. Zum Beispiel einen Index mit Unternehmen, die in den letzten zwei Jahren organisch um jeweils 20 Prozent gewachsen sind. Sie sind eine Riesenorganisation und müssen doch mal abseits des Mainstreams denken.

      Riess: Wenn sie die magische Formel haben: Wir machen`s gerne. Die Idee ist gut, aber sie müssen ja wieder von historischen Werten ausgehen, und morgen kann wieder alles ganz anders sein.

      Heise: Wer soll sich eigentlich am Neuen Markt tummeln? Den Institutionellen sind die Volumina zu niedrig, die Privaten haben die Nase voll. Man könnte ein Premiumsegment schaffen. Aber was ist mit den anderen 250 Firmen? Steckt man die in den Keller, wo sie keiner mehr sieht? Wer soll die kaufen?

      Albert: Es gibt doch eine Tendenz, die gerade den US-Investoren entgegenkommt. Die suchen nicht nach einzelnen Aktien, die kaufen gleich die ganzen Firmen. Im Fokus sind die guten Unternehmen, die auf Buchwert oder sogar auf halbem Buchwert notieren. Diese Unternehmen hatten ein Going-Public, dann ein Being-Public, das hat nicht so geklappt, und jetzt gibt`s vielleicht ein Going-Private: Das ist ein Qualitätshinweis für den Markt. Es gibt Firmen, die sind interessant, aber sie sind zu klein und notieren unter Buchwert. Die werden übernommen.

      Fickel: Ja, aber darunter gibt es etliche Aktien, die zu den Hypezeiten an den Markt gekommen sind. Mit dem Geld haben sie sich fit gemacht, und sie haben bis jetzt alle ihre Ziele punktgenau erfüllt. Und jetzt lassen sie sich Übernahmeangebote machen, die zehn Prozent über dem jetzigen Kurs liegen. Da stehe ich dann aber auf und sage: Das ist Abzocke! Da holt sich der Vorstand, erst Geld an der Börse, macht damit das Unternehmen fit und lässt es dann übernehmen, weil er vielleicht keine Lust mehr hat. Und im Hintergrund passiert nämlich Folgendes: Der Vorstand verkauft seine Anteile zum Emissionpreis, aber der Aktionär muss unter dem Emissionspreis verkaufen. Da gehe ich als Anleger dann auf die Barrikaden.

      WamS: Der Neue Markt steht in der Wahrnehmung offenbar vor der Bedeutungslosigkeit. Großanleger wollen nicht kaufen, die Medien berichten lieber über Bayer oder Telekom. Herr Riess, können Sie damit leben?

      Riess: Schon diese Diskussionsrunde widerspricht der Aussage, der Neue Markt sei bedeutungslos. Der Neue Markt ist ein Symbol - auch für die Entwicklung der Aktienkultur. Der Neue Markt hat viel verändert, im Sinne von mehr Transparenz am Kapitalmarkt. Es gibt keine Alternative für die Eigenkapitalfinanzierung junger Wachstumsunternehmen. Wir brauchen das Segment.

      Holtmann: Volkswirtschaftlich war der Neue Markt ein Muss, und für den Anleger ist das Segment auch ein Stück Faszination. Wenn der Neue Markt mein Produkt wäre, dann wüsste ich, wie ich das pflege und dafür kämpfe. Ich würde mich nicht darauf zurückziehen, nur die Firmen in die Pflicht zu nehmen.

      WamS: Ist die Nasdaq Europe eigentlich eine ernsthafte Gefahr für die Deutsche Börse?

      Riess: Die Nasdaq Europe hat die gleichen Probleme wie alle europäischen Wachstumsmärkte und wird darüber hinaus von den Unternehmen kaum als IPO-Plattform angenommen. Mit dem Neuen Markt haben wir den größten und liquidesten Wachstumsmarkt in Europa. Er läuft auf dem Xetra-System, das in 16 Ländern bei über 400 Marktteilnehmern verbreitet ist. Und von allen europäischen Ländern haben wir die strengsten Transparenzregeln.

      Fickel: Europa braucht ein Gegengewicht zur Nasdaq in den USA. Noch hat die Deutsche Börse die Chance, bei der Europäisierung dieser Fortschritts- und Technologiebörse die Vorreiterrolle zu übernehmen. Sie darf sich das nicht aus der Hand nehmen lassen. Tut sie das, stehen die Chancen für die Nasdaq Europe gut, das zu übernehmen.

      WamS: Was sind Ihre Hoffnungen für die nächste Zeit?

      Heise: Ich habe zwei Hoffnungen: Der Markt muss wieder anspringen, dazu bedarf es auch guter Neuemissionen, die dann erst einmal für grundlegend bessere Stimmung sorgen. Und danach dürfen wir keine Übertreibung nach oben mehr sehen.

      Thöne: Fakt ist bei allen Diskussionen: Wenn es den Neuen Markt nicht gäbe, müsste man ihn erfinden. Alle Marktteilnehmer sind aufgefordert, so viel Transparenz wie möglich zu schaffen, auch wenn es nicht gesetzlich geregelt ist.

      Das Gespräch führten Waltraud Kaserer, Michael Höfling und Frank Stocker.
      Avatar
      schrieb am 20.08.01 09:28:32
      !
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      Avatar
      schrieb am 29.08.01 23:29:48
      Beitrag Nr. 30 ()
      Frankfurt plant Verhaltenskodex für Börsengänge

      Vertrauen der Anleger soll zurückgewonnen werden - Regeln werden für Neuen Markt verpflichtend sein

      Frankfurt/Main - Mit einem neuen Kapitalmarktkodex will die Deutsche Börse das Vertrauen der Anleger in den Neuen Markt wieder erhöhen. Dies kündigte die Deutsche Börse am Mittwoch im Rahmen der Vorstellung einer Studie zum Wachstumssegment an. In dem "Neuer-Markt-Report" nehmen die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein, die Anwaltskanzlei Shearman & Sterling und die Unternehmensberatung Roland Berger eine Standortbestimmung des Neuen Marktes vor, die einer Versachlichung der Diskussion dienen soll, sagte Neuer Markt-Chef Rainer Riess.
      "Unser Ziel ist, diesen Kodex bis zur Jahresmitte 2002 fertiggestellt zu haben", sagte Riess. In dem Kodex werde dem Emissionsprospekt als allein verbindlichem Informationsmedium bei Börsengängen eine zentrale Rolle zukommen, hieß es gestern. Geplant sei, den Kodex für Börsengänge am Neuen Markt verpflichtend zu gestalten. Für Unternehmen in anderen Segmenten könne der Kodex auf freiwilliger Basis gelten, sagte Riess. Im Hinblick auf die eingeschränkten Sanktionsmöglichkeiten der Börse, sagte Riess: "Punkte, die sich in einem Kapitalmarktkodex nicht sinnvoll regeln lassen, werden wir als Anregungen an den Gesetzgeber formulieren."

      Neben dem Emissionsprospekt sollten in Zukunft keine Informationen mehr über das Unternehmen oder seine Geschäftstätigkeit verbreitet werden, die nicht in diesem enthalten sind, sagte Riess weiter. Bei Verstößen sei vorstellbar, das Unternehmen zu verpflichten, diese Informationen in den Prospekt mit aufzunehmen oder den Börsengang sogar zeitlich auszusetzen. Zudem sieht der Kodex eine Verbesserung der Prospektqualität vor. "Ein guter Prospekt ist in allen Abschnitten eng auf die Geschäftstätigkeit des Emittenten abgestimmt und dient der Vermittlung - statt der Verschleierung - von Informationen", sagte Riess. Zudem sollten die Aussagen in dem Prospekt verstärkt zukunftsgerichtet sein. Schließlich sei dies für eine Anlageentscheidung erfahrungsgemäß von besonderer Bedeutung. AA

      Quelle: DIE WELT
      29.08.01
      Avatar
      schrieb am 30.08.01 09:46:21
      Beitrag Nr. 31 ()
      Ein Kodex ohne ausreichende Sanktionsmechanismen ist nicht viel wert


      Verschärfungen der Börsenregeln sind kein Allheilmittel


      JOSEF HOFMANN


      Deutsche Anleger schmerzen nicht nur die dramatischen Kursverluste an der Börse. Viel schlimmer ist das Gefühl, unseriösen Machenschaften am Kapitalmarkt schutzlos ausgeliefert zu sein. Folgt man der Begründung des Gerichts im Fall der insolventen Infomatec AG, so bietet das deutsche Recht nicht einmal die Handhabe, Vorstände für offensichtliche Falschmeldungen zu belangen, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, ergaunerte Gewinne bei gravierendem Fehlverhalten einzuziehen. Dass das gegen das Rechtsempfinden vieler Anleger verstößt, zeigt der Zulauf, den Anwälte haben, die trotz geringer Erfolgsaussichten Klageschriften verfassen. Der Drang, sich gegen ein offensichtliches Unrecht zu stemmen, scheint dabei größer als eine vernünftige Chancen-Risiko-Abwägung.

      Nun macht sich die Deutsche Börse AG zum Streiter dafür, die Gesetze zur Verfolgung von Straftaten rund um das Börsengeschehen zu verschärfen. Das ist wichtiger als die Ankündigung, einen Kapitalmarktkodex einführen zu wollen. Denn auch am Neuen Markt, an dem die Börse auf Grund der privatrechtlichen Organisation Aufnahmekandidaten dazu verpflichten kann, den Kodex zu akzeptieren, sind die Sanktionsmöglichkeiten beschränkt. Selbst wenn die Prospekthaftung greift, die die Börse auf Prognosen ausdehnen will. Das wissen die Verantwortlichen auch und lassen daher keine Gelegenheit aus, nach dem Gesetzgeber zu rufen. Der ist bekanntlich mitten in den Vorbereitungen für das 4. Finanzmarktförderungsgesetz, in das die eine oder andere Anregung trotz der knappen Zeit vielleicht noch einfließen könnte.

      Sich an die Spitze derer zu stellen, die öffentlichen Druck erzeugen, ist sicher ein Beweggrund für die Börse. Vor allem aber ist es der Versuch, den Anlegern das Gefühl zu geben, dass überhaupt Konsequenzen aus dem Desaster am Neuen Markt gezogen werden. Sich aus dem Schussfeld zu nehmen ist nur eine Zwischenetappe. Dahinter steht ein wirtschaftliches Kalkül. Der Neue Markt hatte seinen Aufstieg dem Engagement der Privatanleger zu verdanken. An ihrem Vertrauen entscheidet sich auch seine Zukunft. Kehren sie nicht zurück, wird sich das Börsensegment kaum deutlich weiterentwickeln. Das kann sich die Deutsche Börse AG nicht leisten, denn sie hat sich in der Vergangenheit zu stark mit der Wachstumsbörse identifiziert. Sie ist also gezwungen, alles ihr Mögliche zu unternehmen, den Markt wieder auf die Beine zu stellen.

      Dabei dient die USA in vielen Dingen als Vorbild. Dies ist mit Blick auf die Erfolgsgeschichte der Technologiebörse Nasdaq verständlich. Dass die Verantwortlichen in Frankfurt zum Teil sogar weitreichendere Regelungen ergreifen, als sie die Nasdaq vorschreibt, ist begrüßenswert. Sie können aber nicht wettmachen, dass in den Vereinigten Staaten mit der SEC eine Institution über das Börsengeschehen wacht, die über knapp 3 000 Mitarbeiter und vor allem über ein funktionierendes Sanktionsinstrumentarium verfügt. Dass sie allein im Jahr 1999 vor Gerichten die Herausgabe von zu Unrecht erlangten Gewinnen in Höhe von 650 Millionen Dollar erstreiten konnte, zeigt auch die Unterstützung durch das US-Rechtssystem. Ein solches Durchgreifen fördert das Vertrauen der Investoren. Nicht Schutz gegen die Risiken der Aktienanlage ist das Ziel, sondern berechtigter Schutz vor Betrug.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 30. August 2001
      Avatar
      schrieb am 31.08.01 02:07:51
      Beitrag Nr. 32 ()
      31.08.2001



      N E U E R M A R K T

      "Ein Tummelplatz für Betrüger"



      Der Crash auf Raten geht weiter, vor allem der Neue Markt scheint kein Halten mehr zu kennen. Für den Finanz-Experten Günter Ogger ist dies die Folge jahrelanger Versäumnisse. Seine These: Nur wenn der Staat die Kontrolle in diesem Bereich übernimmt, ist noch etwas zu retten.


      Günter Ogger, Autor der Bücher "Der Börsenschwindel" und "Nieten in Nadelstreifen"

      mm.de:* Herr Ogger, die Krise am Neuen Markt hat nach Ansicht vieler Experten damit zu tun, dass viele Unternehmen beim IPO nicht die nötige Börsenreife hatten. Was halten Sie vom geplanten "Kapitalmarktkodex", mit dem die Deutsche Börse die Zulassungsregeln reformieren will?
      Ogger: Das Ganze ist ein sehr durchsichtiges Manöver. Außerdem kommt das alles viel zu spät. Wenn es den Organisatoren des Neuen Marktes ernst wäre mit ihrem Bemühen, den Anleger vor Durchstechereien zu schützen, hätte sie lange genug Zeit gehabt, alles Erforderliche in Wege zu leiten. Dass man erst jetzt, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, ein Gutachten erstellen lässt und ankündigt, man wolle bis Mitte nächsten Jahres über geeignete Maßnahmen nachdenken, ist ein Witz.

      Außerdem ist für mich offensichtlich, dass dieses ganze Vorhaben nur deswegen gestartet wurde, um den Staat davon abzuhalten, sich dieses Themas zu bemächtigen. Denn diese Forderung wird ja nun zunehmend erhoben.

      mm.de: Auch von Ihnen?

      Ogger: Der Staat lässt der Finanzwirtschaft zu viel Freiraum, gemessen an den anderen Bereichen der Wirtschaft. Denken Sie an die Handwerker oder vergleichbare Berufe: Dort ist jede Kleinigkeit bis ins letzte Detail reglementiert. Übertretungen werden rigoros geahndet.

      "Eine angemessene Kontrolle findet nicht statt"

      In der Finanzwirtschaft aber finden die Akteure ein Betätigungsfeld vor, das ziemlich unreguliert ist. Das fängt mit den Strukturvertrieben an, die die kompliziertesten Instrumente verkaufen dürfen, ohne dass sie irgendeine Qualifikation nachweisen müssen.

      mm.de: Aber im Aktienwesen gibt es das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel....

      Ogger: Das ist richtig, aber das BAWe überwacht nur den Amtlichen Handel. Schon das ist eigenartig, dass nur ein Börsensegment kontrolliert wird – zumindest pro forma. De facto findet dort aber auch keine angemessene Kontrolle statt.

      Dazu gibt es verschiedene andere Institutionen wie die Landesämter und das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. Diese Zersplitterung des Aufsichtswesens hat dazu geführt, dass letztlich keine Aufsicht stattfindet.

      mm.de: Was müsste sich ändern?

      Ogger: Verbessert werden müsste zum einen die Gesetzeslage, und zwar insofern, dass die Beweisführungspflicht für die Ermittler nicht mehr so streng gehandhabt wird wie bisher. Nach wie vor ist es fast unmöglich, Verstöße wie Insiderhandel ernsthaft zu ahnden, da vor Gericht auch der Vorsatz nachgewiesen werden muss. Folglich gehen fast alle Insiderverfahren aus wie das Hornberger Schießen.

      mm.de: Ist das nicht ein Angriff auf das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit, nach dem jeder Angeklagte bis zum Nachweis des Gegenteils als unschuldig zu gelten hat?

      Ogger: Die Unschuldsvermutung gilt ja primär für das Strafrecht, aber es geht ja bei anlegerschädigendem Verhalten in erster Linie um Vermögensschäden durch unfaires Verhalten gegen über anderen Aktionären. Ich könnte mir vorstellen, dass man hier auch mit zivilrechtlichen Mitteln einiges erreichen könnte. Denken Sie an das deutsche Steuerrecht: Dort ist die Beweislast umgekehrt – zu Ungunsten des Steuerzahlers. Warum sollte das im Sektor des Finanzwesens nicht auch möglich sein - zu Gunsten des Anlegers?

      "Überwachung der Gesetze müsste verbessert werden"

      Zum anderen müsste aber auch die Überwachung der Gesetze verbessert werden. Da liegt immer noch einiges im Argen. Was nützen die schärfsten Gesetze, wenn man nicht sicherstellt, dass sie eingehalten werden? Und da sind wir wieder bei der Wertpapieraufsicht. Die wird zu einem erheblichen Teil aus Mitteln finanziert, die von den Banken gestellt werden. Da wundert es mich überhaupt nicht, wenn so wenig dabei rauskommt.

      mm.de: Wäre eine Aufsicht nach dem Muster der amerikanischen SEC die Lösung des Problems?

      Ogger: Das wird ja immer wieder von Aktionärsschützern gefordert, aber bislang leider ohne jeden Erfolg. Mir kommt das seltsam vor, dass das Bundesfinanzministerium da nichts unternimmt. Völlig unverständlich.

      mm.de: Warum ist das so?

      Ogger: Ich habe mich über dieses Thema schon mit zahlreichen Experten unterhalten, und da taucht immer wieder die gleiche Erklärung auf: Die Banken hätten dem Finanzministerium beizeiten damit gedroht, sie würden Bundeswertpapiere nicht mehr an den Schaltern verkaufen, wenn man sie zu sehr an die kurze Leine nähme. Ähnlich die großen Versicherer. Sie sollen, als es um die geplante Besteuerung von Lebensversicherungen ging, mit der Drohung gearbeitet haben, in Zukunft keine Bundeswertpapiere mehr zu kaufen. Prompt waren die Pläne vom Tisch.

      Quelle: manager-magazin.de
      Avatar
      schrieb am 31.08.01 02:13:57
      Beitrag Nr. 33 ()
      31.08.2001



      B Ö R S E N K R I S E

      "Mit aller Härte durchgreifen"
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      Der Crash auf Raten geht weiter, vor allem der Neue Markt scheint kein Halten mehr zu kennen. Für Günter Ogger ist dies die Folge jahrelanger Versäumnisse. Seine These: Nur wenn der Staat die Kontrolle in diesem Bereich übernimmt, ist noch etwas zu retten.

      Günter Ogger, Autor der Bücher "Der Börsenschwindel" und "Nieten in Nadelstreifen"

      mm.de:* mm.de: Überschätzen Sie mit dieser Kritik nicht den Einfluss der Banken?
      Ogger: Das glaube ich nicht. Man darf nicht vergessen, dass von allen Lobbys im politischen Leben die Interessenvertretung der Finanzkonzerne den größten Einfluss hat. Nur so ist zu erklären, dass es diese eklatante Ungleichbehandlung von Vermögensschäden einerseits und Steuerdelikten andererseits gibt. Wer den Staat um seinen Einnahmen betrügt, steht mit einem Bein im Gefängnis, wer aber Anleger am Neuen Markt schädigt, kann sich unbehelligt mit seiner Segelyacht absetzen.

      mm.de: Worauf ist das Ihrer Ansicht nach zurückzuführen?

      Ogger: Wir haben in Deutschland das System der Universalbanken, und das verleiht den Geldhäusern sehr viel mehr Macht und Einfluss als in vielen anderen Ländern. Durch diese Bündelung der Macht steht der Privatanleger einer Phalanx gegenüber, der er völlig hilflos ausgeliefert ist. Und der Staat lässt ihn dabei konsequent im Stich.

      "Ausgebuffte Profis gegen Amateure"

      mm.de: Was verlangen Sie vom Staat? Einen Bruch mit der sozialen Marktwirtschaft und dirigistische Eingriffe in das freie Spiel der Kräfte?

      Ogger: Ich habe nichts gegen das freie Spiel der Kräfte, aber in der Finanzwirtschaft steht der Kleinanleger als Amateur ausgebufften Profis gegenüber. Der Neue Markt ist ein gutes Beispiel dafür. Hier lief es immer nach dem gleichen Muster: Man brachte eine Firma an die Börse, die nach außen gut aussah; dabei wurde geschickt verhindert, dass zu viele Aktien auf den Markt kamen. Deswegen hat man einen Großteil der Papiere an Fonds und die Abteilung "Friends & Family" gegeben. Dadurch hatte man von vornherein Knappheitspreise, und es war ein Leichtes, den Kurs kräftig zu pushen. Sobald die Aktie stieg, haben sich die Profis klammheimlich verabschiedet.

      mm.de: Wie könnte der Staat solche Machenschaften verhindern?

      Ogger: Zum Beispiel dadurch, dass er für eine strikte Trennung von Banken und Fonds sorgt. Dank ihrer Investmentfonds haben die Finanzkonzerne eine derartige Macht, dass sie die Kurse massiv nach Belieben pushen können. Notwendig wären auch Maßnahmen, um innerhalb der Banken Interaktionen zwischen Research und Handel zu verhindern.

      mm.de: Aber dafür gibt es doch die berühmten "Chinesischen Mauern" zwischen den Abteilungen...

      Ogger: Die sind in Deutschland offenbar aus Glas. Die Banken lassen sich von niemandem beim Abschluss guter Geschäfte stören - weder durch subalterne Kontrolleure noch durch imaginäre Mauern. Insofern muss man einfach über die grundsätzliche Berechtigung dieser Allfinanz-Konzerne nachdenken. Die Amerikaner sind gut gefahren mit der Trennung von Investment- und Kreditbanken. Es spräche also nichts dagegen, bei uns mit einer Trennung von Bank und Fonds anzufangen.

      mm.de: Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass der Staat über derartige Maßnahmen nachdenkt?

      Ogger: Man darf nicht vergessen, dass durch die Baisse seit Anfang letzten Jahres ein unglaubliches Vermögen vernichtet wurde. Experten schätzen diese Summe auf über 1.200 Milliarden Mark – volkswirtschaftlich ein Desaster, auch wenn es sich streng genommen zum Teil "nur" um Buchverluste handelt. Aber es ist ja nicht nur das Geld weg, sondern auch das Vertrauen. Wer investiert denn heute noch in den Neuen Markt? Die Folge: Den Unternehmen fließt kein Kapital mehr zu, sie gehen pleite und müssen ihre Mitarbeiter auf die Strasse schicken. Wenn der Staat diese Schäden bilanzieren würde, müsste er umgehend handeln.

      "Großartige historischen Chance kaputtgemacht"

      mm.de: Zurück zum Neuen Markt: Welche Lösung würden sie hier vorschlagen?

      Ogger: Am Neuen Markt wurde eine großartige historischen Chance kaputtgemacht. Man muss die Urheber dieses Debakels zur Verantwortung ziehen. Angerichtet wurde der Schaden letztlich von Herrn Seifert und seiner Mannschaft. Die Börse ist eine zu wichtige Einrichtung, als dass man sie zum Profit-Vehikel für eine privatwirtschaftliche Einrichtung verkommen lassen dürfte.

      mm.de: Das klingt nach massiven staatlichen Eingriffen.

      Ogger: Ich bin auch kein Freund von Verstaatlichung, aber wir brauchen dringend eine Lösung. Wenn der Finanzminister sich jetzt zu der Einsicht durchringen würde, dass der Neue Markt so nicht funktioniert und zu einem Tummelplatz für Betrüger geworden ist, gäbe es eigentlich nur eine Konsequenz: Der Staat müsste in diesem Bereich die Kontrolle übernehmen und mit aller Härte durchgreifen. Erst dann würde das Vertrauen der Anleger zurückkehren. Alles andere ist aussichtslos.

      *Das Interview führte mm.de-Redakteur Clemens von Frentz

      Quelle: manager-magazin.de



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      Avatar
      schrieb am 01.09.01 00:21:16
      Beitrag Nr. 34 ()
      Das Thema "Neue Regeln am Neuen Markt" scheint niemanden
      mehr zu interessieren.

      Erledigt sich ja auch alles von selbst.
      Engagement durch entsprechende Diskussionsbeiträge ist nicht mehr gefragt. Vielleicht ist ja auch schon zu viel Stroh dazu gedroschen worden.

      Alle warten darauf, daß sich die Kursexplosion am Neuen Markt wiederholt wie im letzten Jahr.
      Können wir tatsächlich damit rechnen?
      Oder muß sich etwas ändern? Müssen Neue Regeln her?

      Habe zum Thema passend 2 hochinteressante Beiträge aus dem
      Manager-Magazin unter Mitwirkung von Günter Ogger hier
      reingestellt

      "Neuer Markt - Ein Tummelplatz für Betrüger"

      und

      "Börsenkrise - Mit aller Härte durchgreifen"

      Bisher ganze 27 Leser und nicht 1 Diskussionsbeitrag.

      Ist das Thema inzwischen so ausgelutscht ohne daß auch nur
      eine vernünftige Entscheidung zur Verbesserung der Misere
      getroffen wurde?

      Oder hätte ich besser jeweils einen neuen Thread für die
      Themen eröffnen sollen?
      Avatar
      schrieb am 03.09.01 19:38:59
      Beitrag Nr. 35 ()
      N E U E R M A R K T

      Die späten Einsichten des Rolf-E. Breuer




      In einem verbalen Rundumschlag versucht der Chef der Deutschen Bank den Zusammenbruch des Neuen Marktes zu erklären. Auch für die eigene Zunft räumt er Versäumnisse und mangelnde Sorgfalt ein.


      Rolf-E. Breuer sprach Klartext

      Frankfurt/Main - Der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf-E. Breuer, hat eine Mitschuld der Banken am Kursdesaster eingeräumt. Bei der Begleitung von Börsengängen der Unternehmen habe das Geldgewerbe oftmals "mangelnde Sorgfalt" walten lassen, sagte Breuer am Montag auf einer Veranstaltung des Frankfurter Vereins "Finanzplatz" zu den Perspektiven des Neuen Marktes. Die Institute müssten sich stärker ihrer "Pflicht einer sorgfältigen Kontrolle" bei der Auswahl von Börsen-Kandidaten bewusst werden.
      Der Chef der größten deutschen Bank betonte jedoch, dass alle Börsen-Akteure am Absturz des Neuen Marktes beteiligt gewesen seien. So habe die Deutsche Börse AG als Hausherr in den Anfangsjahren des 1997 ins Leben gerufenen Marktsegments mit einem unzureichenden Regelwerk operiert. Analysten hätten mit zu optimistischen Urteilen die "Stimmung" hochgeschraubt, Anleger in ihrer "Zeichnungseuphorie" nicht richtig hingeschaut. "Unseriöse Marktteilnehmer" hätten das Image außerdem zusätzlich geschädigt.

      Breuer zeigte sich dennoch optimistisch, dass die Krise bald überwunden sein könnte. Der Finanzplatz Deutschland brauche einen funktionierenden Markt für Risikokapital. "Der Neue Markt hat eine zweite Chance nicht nur verdient, wir müssen sie ihm auch geben", sagte er. Er forderte dazu ein "Stabilitätsprogramm". Gesetzgeber, Börse und Marktteilnehmer sollten gemeinsam für mehr Transparenz und Anlegerschutz sorgen. Die Unternehmen des Neuen Marktes müssten zudem profitable Geschäftsmodelle liefern.

      Die Bundesregierung verspricht rasche gesetzliche Maßnahmen zur Verbesserung des Anlegerschutzes in Deutschland. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium, Margareta Wolf (Grüne), kündigte in Frankfurt an, möglicherweise schon im Oktober könne das 4. Finanzmarktförderungsgesetz verabschiedet werden und dann 2002 in Kraft treten. Dieses schaffe eine Voraussetzung, das Vertrauen der Anleger in die Börsenlandschaft zu stärken. Unter anderem sollen Kursmanipulationen schärfer verfolgt und die Kompetenzen der Aufsichtsbehörden neu verteilt werden.

      Quelle: manager-magazin.de
      03.09.01
      Avatar
      schrieb am 04.09.01 00:54:43
      Beitrag Nr. 36 ()
      Banken räumen Mitschuld am Börsen-Desaster ein

      Deutsche-Bank-Chef Breuer kritisiert Banken und Berater wegen oft "mangelnder Sorgfalt" bei der Auswahl der Börsengänger. Der Neue Markt stürzt weiter ab


      Deutsche-Bank-Chef Breuer gesteht Mitschuld


      Frankfurt/Main - Dem Neuen Markt steht offenbar auch in den nächsten Wochen nichts Gutes bevor. Nachdem das Wachstumssegment mit kräftigen Kursverlusten in den September startete, rechnen einige Experten für dieses Jahr kaum noch mit einer grundlegenden Besserung. Da half auch nicht, dass Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer am Montag eine Mitschuld der Banken für den Dauerkurseinbruch des Neuen Marktes einräumte. Banken und Berater hätten bei der Auswahl der Börsengänger oft "mangelnde Sorgfalt" walten lassen, kritisierte Breuer auf dem Finanzplatzforum am Montag in Frankfurt die eigene Branche. Die meist von Banken beschäftigten Analysten hätten zudem den Markt künstlich hochgeschrieben. Dabei hätten sie sich nicht nur an Fakten und Zahlen orientiert, sondern oft auch an Stimmungen, sagte er.
      Breuer forderte die Bundesregierung auf, sie solle darüber nachdenken, die bislang als privates Unternehmen organisierten Marktsegmente der Börse auf eine öffentlich-rechtliche Basis zu stellen. Breuer verspricht sich davon schnellere Reaktionen auf Fehlverhalten und eine größere Durchschlagskraft der Sanktionen. Ein gutes Beispiel dafür sei die US-Börsenaufsicht SEC. Untermauert wird Breuers Forderung von einer Studie der renommierten Kanzlei Shearman & Sterling. Die Finanzmarktexperten kritisieren, dass Verstöße gegen Emittentenpflichten von staatlichen Behörden kaum konsequent verfolgt würden. Zudem sei das Strafmaß im Vergleich zur US-Technologiebörse Nasdaq zu niedrig. Dort würden Verstöße gegen die Zulassungspflichten rigoros gesetzlich verfolgt.

      Gleichzeitig verlangte Breuer von der Bundesregierung, das Vertrauen in den Neuen Markt durch größere Transparenz zu stärken. Dafür brauche Deutschland keine strengeren Gesetze, die bestehenden Regeln müssten nur besser umgesetzt werden. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium, Margareta Wolf (Die Grünen), kündigte an, dass das vierte Finanzmarktförderungsgesetz möglicherweise schon im Oktober vom Gesetzgeber verabschiedet werden könnte. Dieses Gesetz soll das Vertrauen der Anleger in die deutsche Börsenlandschaft stärken. Es sieht vor, Kursmanipulation schärfer zu verfolgen. Zudem sollten die Kompetenzen der Behörden neu verteilt werden. Wolf warnte aber auch vor einer Überregulierung als Folge der aktuellen Krise.

      Breuer und Wolf waren sich einig, dass der Neue Markt trotz des seit Wochen dauernden Kurseinbruchs seine Berechtigung nicht verloren habe. "Ich bin trotz der aktuellen Krise überzeugt, dass der Neue Markt einen wesentlichen Beitrag zur Aktienkultur in Deutschland leisten wird", sagte die Politikerin. Breuer erklärte: "Die Lage des Neuen Marktes ist ernst. Sie ist aber nicht hoffnungslos."

      Der Börse selbst konnten diese Bekenntnisse am Montag nicht helfen. Nach dramatischen Kursverlusten bei den Aktien von Lambda Physik, Kinowelt und Broadvision fiel der Nemax-50-Index des Neuen Marktes auf ein neues Tief. "Die Welle negativer Meldungen reißt nicht mehr ab", sagte ein Frankfurter Händler. "Kein Profi interessiert sich mehr für diesen Markt." Seit März 2000 hat der Neue Markt 80 Prozent seiner Marktkapitalisierung auf zuletzt weniger als 50 Mrd. Euro verloren. Beschleunigt wurde der Abwärtstrend am Montag durch die schlechte Entwicklung einiger Dax-Technologiewerte . SAP und die Telekom fielen um jeweils mehr als fünf Prozent.

      Angesichts dieser Entwicklung fällt vielen Beobachtern der Optimismus schwer. Der Markt sei krank, Besserung sei nicht in Sicht. Es dürfte sogar noch etwas schlechter werden, bevor es wieder aufwärts gehen könne. Sollte der Nemax-50 auf Schlusskursbasis nachhaltig unter die 1000 Punkte gefallen sein, dürfte das für weiteres Abwärtspotenzial sorgen, hieß es. Kapitalmarktexperten raten Börsenaspiranten derzeit daher von einer Notierung am Neuen Markt ab. Ohne eine deutliche Stimmungsbesserung an den Aktienmärkten seien Unternehmen mit Börsenplänen gut beraten, bis zum nächsten Jahr zu warten, sagten Banker und Fondsmanager. Innerhalb des nächsten halben Jahres gebe es kaum Hoffnungen auf ein besseres Klima für Börsengänge.

      Quelle: DIE WELT
      03.09.01
      Avatar
      schrieb am 04.09.01 07:52:46
      Beitrag Nr. 37 ()
      Ausgerechnet Breuer, dessen eigene Bank shortet, was das Zeug hält! Scheinheiliges Gesindel!!! :(
      Avatar
      schrieb am 04.09.01 07:56:26
      Beitrag Nr. 38 ()
      So beschäftigt der Marktführer Deutsche Bank weltweit rund 250 Mitarbeiter, deren einzige Aufgabe darin besteht, Aktien von "normalen" Investmentgesellschaften wie DWS oder Union Investment zu leihen und an Hedge-Fonds wieder zu verleihen
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 17:44:40
      Beitrag Nr. 39 ()
      Kapitalmarktexperten veroeffentlichen NEUER-MARKT-REPORT
      __________________________________________________________________


      Dresdner Kleinwort Wasserstein, Shearman & Sterling, Roland Ber-
      ger Strategy Consultants und Deutsche Boerse haben am letzten
      Freitag eine gemeinsame Studie zum Neuen Markt veroeffentlicht,
      die die deutsche Wachstumsboerse aus Kapitalmarktsicht sowie aus
      juristischer und volkswirtschaftlicher Perspektive analysiert.
      Die Studie "Neuer-Markt-Report - Zugang zum Europaeischen Kapi-
      talmarkt - Schluessel fuer Wachstum" liefert eine Standortbestim-
      mung des Neuen Marktes und soll die Diskussion ueber die Bedeu-
      tung von Wachstumsmaerkten und die Rolle von Marktteilnehmern,
      Boersen und Gesetzgeber versachlichen.

      Der Neuer-Markt-Report belegt, dass der deutsche Kapitalmarkt und
      vor allem der Neue Markt gegenueber den amerikanischen Strukturen
      und Boersen nachhaltig aufgeholt haben. Die rechtlichen und regu-
      latorischen Rahmenbedingungen am Neuen Markt sind im internatio-
      nalen Kontext wettbewerbsfaehig. Defizite bestehen allerdings
      hinsichtlich Qualitaet der Informationen und Verhalten bei Boer-
      sengaengen sowie der Ueberwachungs- und Durchsetzungskompetenz
      der Aufsichtsbehoerden.

      Auf der Grundlage des Neuer-Markt-Reports will die Deutsche Boer-
      se gemeinsam mit ihrem Beratungsgremium Primary Markets Advisory
      Committee bis Mitte 2002 einen Kapitalmarktkodex fuer Unternehmen
      und Emissionsbegleiter beim Boersengang erarbeiten. Dieser Kodex
      soll insbesondere den Boersenprospekt zur alleinigen Informa-
      tionsgrundlage des Anlegers machen, die Prospektqualitaet erhoe-
      hen und die Prospektsprache vereinfachen. Ausserdem ist vorgese-
      hen, die Verteilung von Research Reports unmittelbar vor und nach
      einem IPO zu beschraenken. Die Deutsche Boerse plant, die Einhal-
      tung des Kodex fuer den Neuen Markt verpflichtend einzufuehren;
      fuer Boersengaenge in anderen Segmenten soll der Kodex auf frei-
      williger Basis gelten. Gleichzeitig will die Deutsche Boerse An-
      regungen fuer den Gesetzgeber formulieren.

      Im Rahmen des Neuer-Markt-Reports hat Dresdner Kleinwort Wasser-
      stein die Einflussfaktoren der aktuellen Entwicklung und Kursper-
      formance an den Weltboersen analysiert. Danach nimmt der Neue
      Markt bei Marktkapitalisierung, Boersenumsatz, Neuemissionen und
      Transparenzstandards weiter die dominierende Stellung unter den
      europaeischen Wachstumsboersen ein. Ein Performancevergleich mit
      der amerikanischen Boerse Nasdaq sei dagegen wegen unterschiedli-
      cher Evolutionsstufen und Sektoreinteilungen nur bedingt aussage-
      kraeftig. Die hoehere Gewichtung der Branchen Internet, Online-
      Banken und Biotechnologie am Neuen Markt fuehre auch dazu, dass
      die Kursentwicklung des Neuen Marktes in der jetzigen Korrektur-
      phase hinter der Nasdaq zurueckbleibt; die Nasdaq weist mehr Un-
      ternehmen aus den Branchen Software, Halbleiter und Telekommuni-
      kation auf.

      Weiterhin hat Dresdner Kleinwort Wasserstein die Bewertungsmetho-
      den und ihre Anwendbarkeit bei Wachstumsunternehmen untersucht.
      Die Investmentbank kommt zu dem Ergebnis, dass traditionelle Ana-
      lysemethoden auch bei Wachstumsunternehmen an Bedeutung gewinnen
      werden.

      Shearman & Sterling hat im Rahmen des Neuer-Markt-Reports das
      deutsche Kapitalmarktrecht mit dem regulatorischen Umfeld in den
      USA verglichen. Die kapitalmarktrechtlichen Standards am Neuen
      Markt seien nicht nur Massstab fuer die europaeischen Wachstums-
      boersen sondern insbesondere die Zulassungsvoraussetzungen und
      die Offenlegungspflichten seien weitgehend mit denen der Nasdaq
      vergleichbar, betont Shearman & Sterling.

      Unterschiede zwischen den USA und Deutschland bestehen vor allem
      im regulatorischen Umfeld, insbesondere bei der Ueberwachung und
      Durchsetzung der einschlaegigen Regelwerke, sowie in der ver-
      gleichsweise jungen europaeischen Aktienkultur. Waehrend in den
      USA nicht die Boerse, sondern die Aufsichtsbehoerde Securities &
      Exchange Commission (SEC) mit umfangreicher Regelungs-, Ueberwa-
      chungs- und Ahndungskompetenz eine zentrale Position einnimmt,
      hat in Deutschland die Deutsche Boerse die Gestalterrolle fuer
      den Neuen Markt uebernommen. Daher bestehe auch Handlungsbedarf
      beim deutschen Gesetzgeber. Unter anderem empfehlen die Rechts-
      experten von Shearman & Sterling die Vereinfachung der bestehen-
      den Boersenaufsichtstrukturen, die Verschaerfung der geltenden
      Haftungstatbestaende, eine Erhoehung der Strafmasse und eine kon-
      sequente Verfolgung von Rechtsverstoessen.

      Roland Berger Strategy Consultants haben im Neuer-Markt-Report
      die Effekte flexibler Kapitalmaerkte auf Wachstum und Beschaefti-
      gung untersucht. Nach Auffassung der Unternehmensberatung besit-
      zen Deutschland und Europa hohes Entwicklungspotential bei der
      Ausrichtung des Kapitalmarktes hinsichtlich der so genannten E-
      quitisation. Globalisierung und Liberalisierung von Monopolmaerk-
      ten wie dem Telekommunikationsmarkt seien die wichtigsten Kraef-
      te, die diesen Strukturwandel vorantreiben.

      Der "Neue-Markt-Report" kann auf den Seiten der Deutschen Boerse
      AG (www.neuermarkt.com) downgeloaded werden:

      http://tools.neuermarkt.com/news/comments.php3?LANG=de&NMID=…

      Quelle: www.aktienservice.de


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