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    Wogegen Globalisierungsgegner nicht protestieren - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 31.07.01 10:50:16 von
    neuester Beitrag 01.08.01 08:40:41 von
    Beiträge: 21
    ID: 447.149
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      schrieb am 31.07.01 10:50:16
      Beitrag Nr. 1 ()
      Wogegen Globalisierungsgegner nicht protestieren


      Die Globalisierungsgegner behaupten von sich, folgende Punkte zu vertreten:

      Hohe soziale Lebensstandards, die nicht nur wenige, sondern alle Menschen teilen sollen.

      Weltweit humane Arbeitsbedingungen.

      Den weltweiten Schutz der Umwelt.

      Die weltweite Einhaltung von Menschenrechten.

      Das sind lobenswerte Ziele. Adressaten des Protests sind dabei regelmäßig Treffen der G-8-Gruppe, internationaler Organisationen, wie Weltbank und IWF, sowie die weltweit agierenden Konzerne.

      Den Beobachter verwundert dabei, warum die Demonstrationen nicht lohnendere Ziele haben? Die angegebenen Organisationen oder Gruppen erkennen zumindest die weltweite Geltung der Menschenrechte an. Viele Staaten, insbesondere VR China, Myanmar (Birma), Malaysia, Singapur und Nordkorea, bestreiten grundsätzlich, daß es weltweit geltende Menschenrechte gibt. Sie sind der Meinung, daß Menschenrechte kulturell und regional gebunden und verschieden seien und daher auch Menschenrechtschartas des Westens auf diese Staaten keine Anwendung finden dürften. Ein lohnendes Demonstrationsziel – aber Fehlanzeige.

      Die Lage der Frau in den Entwicklungsländern ist politisch ein schwerwiegendes Problem. In Afghanistan ist Frauen durch die Taliban jede Berufstätigkeit verboten. Aber auch in anderen islamischen Staaten unterliegen Frauen in ihrer Berufsausübung extremen Einschränkungen, etwa in Saudi-Arabien, im Sudan, im Jemen, in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In keinem dieser Staaten ist für diese schlimme Diskriminierung irgendeine der Organisationen verantwortlich, gegen die Globalisierungsgegner demonstrieren.

      Sklaverei ist vor allem in Mauretanien und dem Sudan ein von den Behörden nicht verfolgtes Phänomen. Kinderarbeit findet man weltweit, vor allem aber in Asien. Beides sind Erscheinungen, die durch die Globalisierung, das heißt hier, die weltweite Vernetzung der Wirtschaften und die gegenseitige Einflußnahme auf die Arbeitsbedingungen, vermindert werden, aber nicht dadurch geschaffen werden. International tätige Unternehmen haben Interesse etwa an den Qualitätssiegeln, die verbriefen, daß keine Kinderarbeit geleistet wurde. Kleinstbetrieben vor Ort hingegen können solche ethische Erwägungen ebenso gleichgültig sein, wie lokalen Politikern.

      Sozialstandards werden nach wie vor in Europa und teilweise den USA definiert. In den Entwicklungsländern umgesetzt werden sie oftmals zuerst in den Zweigwerken der internationalen Konzerne, die immer auch die Meinungen im Heimatland befürchten müssen. In Südafrika weigerten sich vielfach die ansässigen internationalen Konzerne, die Apartheid in den eigenen Werken durchzusetzen. Es war auch die Furcht vor wachsender internationaler Isolierung, die schließlich die Weißen in Südafrika bewog, ihre Macht freiwillig zu teilen.

      Die Staaten, in denen Hunger und Not auftreten, sind gerade die Staaten, die sich am stärksten von unternationalen Wirtschaftskreisläufen abzukoppeln versuchen. Der Protektionismus machte Argentinien, in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts noch das zehntreichste Land der Erde, innerhalb eines halben Jahrhunderts zum Entwicklungsland. Im isolierten Nordkorea wüten ständig Hungersnöte. Myanmar hat durch seine Isolierung stagniert, während das einstmals ärmere Thailand inzwischen ein mehrfach höheres Bruttosozialprodukt aufweisen kann. In Europa zeigt Albanien besonders deutlich, wohin die Abkopplung von der Weltwirtschaft ein Land treibt. Gegen die Staaten, die Hunger, Not und Unterdrückung ihrer Bevölkerung durch ihre Politik verursachen, demonstrieren die Globalisierungsgegner nicht.

      Sowohl in der VR China als auch in Rußland kommt es zu einem Brutalkapitalismus, der die äußerste Ausbeutung und die Verelendung vieler Menschen zuläßt. Schuld daran ist nicht etwa die Globalisierung: diese Länder haben weiterhin stark abgeschottete und überregulierte Märkte. Schuld daran ist vielmehr, daß beide Staaten nicht über ein funktionierendes, das Individuum schützendes Rechtssystem verfügen. Wer in der VR China den ansatzweisen Schutz von Arbeitnehmerrechten sehen will, muß in die Sonderwirtschaftszonen gehen, in denen die internationalen Konzerne ihre Fabriken errichtet haben. Von hier aus wird vielleicht eine Vorbildfunktion ausgehen. Seltsamerweise steht die VR China wegen seiner nahe an Sklaverei reichenden Arbeitsbedingungen für über 50 Millionen Wanderarbeitern bei den Globalisierungsgegnern nie am Pranger.

      Letztlich machen die Aktionen der Globalisierungsgegner eines klar: zuerst wurde festgelegt, wer der Feind ist: die westlichen Staaten und die großen Konzerne. Gleichzeitig wurde festgelegt, was falsch sei: Kapitalismus und Neoliberalismus. Erst an diesem Punkt setzte das Denken ein. Deshalb werden die Bewegungen der Globalisierungsgegner nie über die wahren Probleme der Welt reden, sondern immer weiter gegen ihre Gewohnheitsfeinde für ihre Gewohnheitsdogmen antreten.
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 11:05:55
      Beitrag Nr. 2 ()
      Trübe Romantik
      Von Thomas Schmid

      Die Leidenschaft, mit der die Gegner der Globalisierung und die von der Globalisierung Verängstigten auftreten, steht in seltsamem Widerspruch zur Schlichtheit dessen, was sie zu sagen haben. Als wären sie moderne Robin Hoods, als wären sie späte Nachkommen romantischer Freiheitsträumer des neunzehnten Jahrhunderts, nennt man sie - nicht zufällig einen ethnischen Begriff verwendend - das "Volk von Seattle". In ebenso naivem wie an der schwierigen Wirklichkeit uninteressiertem Voluntarismus meint dies Volk, ein pures Nein zur Globalisierung könne ins Gewicht fallen.

      Die Streiter wider die Globalisierung verkennen, daß der Prozeß, den sie stoppen und umkehren wollen, keinen Autor, keinen Unternehmer, keinen Regierungschef kennt, den man dingfest und haftbar machen könnte. Und weil sie vielleicht ahnen, daß die Unpersönlichkeit der Globalisierung den Protest dagegen sinnlos macht, fällt dieser so wütend aus. Ein letztes Mal noch tun sich, von den marxistischen Antikapitalisten über die katholisch-sozialen Zweifler an der offenen Gesellschaft bis zu den regionalistisch orientierten Freunden der Erde, alle zusammen, denen der Lauf der globalen Dinge Unbehagen bereitet.

      Man hat sich über die Widersprüchlichkeit dieser Koalition des Protestes gewundert: Warum stehen plötzlich Wertkonservative und Freunde der permissiven Gesellschaft Seit` an Seit`? Was verbindet den französischen Protestveteranen Emmanuel Bové, der den Bauern spielt, mit dem Erzbischof von Genua, Dionisi Tettamanzi? Warum sind sich in Italien die autonomen Linksradikalen aus dem besetzten Mailänder "Centro sociale Leoncavallo" mit der Vorsitzenden der Frauenorganisation der rechtsradikalen Partei "Movimento sociale - Fiamma tricolore", Isabella Rauti, darin einig, daß es darum gehe, lokale Kulturen gegen die Globalisierung zu verteidigen, und es dazu einer "neuen Form der Intifada" bedürfe? Diese übergroße Koalition ist nicht so erstaunlich, wie sie scheint. Vor dreißig Jahren, als eine hochfliegende Philosophie der Dritten Welt in ihrer Blüte stand, träumte die Linke der Welt noch davon, im Bugwasser von Fortschritt und industrieller Moderne dem irdischen Paradies näherkommen und den Lauf der Geschichte umkehren zu können.

      Dieser Traum ist ausgeträumt, ein anderer Traum vom Ende aller irdischen Mühsal steht nicht zur Verfügung. Der Widerstand gegen die Moderne hat den Glauben verloren, vom Wind der Geschichte beflügelt zu sein. Er ist defensiv geworden, vermag nur noch nein zu sagen und sammelt gewissermaßen alle ein, die ein Unbehagen verspüren. In dem Augenblick, in dem die Globalisierung - die übrigens kein neues Phänomen, sondern ein der gesamten Neuzeit innewohnendes ist - die eine Welt wirklich zu schaffen beginnt und auch die ersten Früchte dieses Durchbruchs zu ernten sind, tun sich noch einmal alle zusammen, die der alten Welt der Nationalstaaten und einer angeblichen Überschaubarkeit alter Verhältnisse nachtrauern. Herkunft gegen Gemachtes, Kultur gegen Zivilisation, der Mythos von der ursprünglichen Einheit gegen die Unruhe, das Vermittelte, Unabgeschlossene und Unversöhnte moderner Gesellschaften: Am Morgen der Globalisierung wird diese uralte Schlacht noch einmal geschlagen. Und es ist nicht einmal mehr eine kleine Pointe, daß die Kämpfer für die Ursprünglichkeit dort besonders bewandert sind, wo die mittelpunktlose Welt am wesenlosesten und modernsten ist: im Internet.

      Die Feinde der Globalisierung glauben, sie stünden den Armen der Welt bei. Das ist ein Irrtum, in den ein großes historisches Mißverständnis verwoben ist. Nicht die romantische Achtung vor kulturellen Enklaven, sondern der grenzüberschreitende, oft rücksichtslose Elan einer durch Christentum und Aufklärung genährten Moderne ist es gewesen und wird es sein, der den Armen der Welt am ehesten den Weg in ein besseres Leben öffnet. Nicht nischenachtende Rückzugsvisionen, sondern der durchaus imperiale Universalismus des Christentums und die Tradition des jüdischen Monotheismus haben die Überzeugung in die Welt gebracht, daß jeder Mensch gleich nah zu Gott ist und deswegen ein unverbrüchliches Recht auf Unversehrtheit und Leben hat. Der globalistische Ansatz der jüdisch-christlichen Tradition hat die Vision vom guten Leben populär und wirklichkeitshaltig werden lassen.

      Warum aber ist der Protest der Globalisierung, der zugleich ein Einspruch gegen die Idee der Verbesserung der Welt ist, so überaus populär? Es mag damit zu tun haben, daß diejenigen, die sich gerne als Verkörperungen des Geists der Globalisierung geben, in der Regel wenig überzeugend sind. Die Art und Weise, wie manch junger Schnösel auf der Globalisierungswelle reitet, hat etwas Abschreckendes. Wer - übrigens durchaus in marxistischer Tradition - so tut, als marschiere mit ihm die neue Zeit, mißachtet eine einfache irdische Regel: Es gibt keine Garantien, kein Paradies, auch keine Gewinne, denen nicht Verluste gegenüberstehen könnten. Und die Globalisierung ist gerade im Moment ihres größten Triumphes auch eine Kraft, die alte Gewißheiten außer Kraft setzt und vielen Menschen eine Kette von Abschieden aufzwingt. Daß Computer und Internet den Armen in Indien helfen können, ist ebenso wirklich, wie die Frage berechtigt ist, ob der Untergang alter Berufe rundum ein Segen ist. Die Globalisierung macht die Welt nicht automatisch uniformer, es gibt aber wirklich das Problem bedrohter Vielfalt. Die Globalisierung hat nachhaltig klargemacht, was auch erkennbar war: daß die Politik nicht das Metier ist, das der Welt den Stempel aufdrückt. All das nagt an alten Sicherheiten. Freunde der neuen weiten Welt sind glaubhaft nur dann, wenn sie die Zweifel ernst nehmen und nicht meinen, die Früchte der Globalisierung seien leicht wie Äpfel vom Baum zu pflücken. Der Morgen der einen Welt ist - dem Zauber des Anfangs zum Trotz - auch überschattet: Die der Menschheit selbstverständliche Vorstellung, hinter der sich verändernden Wirklichkeit seien Akteure als Autoren erkennbar, ist in Auflösung begriffen.
      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.07.2001, Nr. 167 / Seite 1
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 11:10:11
      Beitrag Nr. 3 ()
      Sehr guter Artikel. Danke.
      Die Zusammenfassung ist Klasse bitte mache aber nicht den Fehler und stelle alle Leute die gegen Globalisierung sind
      in die "narrow minded" Ecke.
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 11:13:02
      Beitrag Nr. 4 ()



      Von Malte Eickenberg*


      Jeder Normalsterbliche in dieser Gesellschaft hat mittlerweile etwas von dem Begriff "Globalisierung" gehört. Kein Wunder die Medien sind schließlich voll mit dieser Begrifflichkeit. Meist muß er als Motiv für irgendwelche Sachzwänge herhalten.

      Wir bekommen zum Beispiel zu hören, daß wir die Lohnnebenkosten kürzen müssen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Globalisierung verlangt es so.
      Aber was dieser Heilswort bzw. Schreckwort bedeutet, weiß keiner so genau, wenn wir ehrlich sind. Im Sachbuch "Globalisierung" von Helmut Schmidt versucht dieser den Begriff mit etlichen Beispielen zu erklären.

      Schmidt stellt die Frage, was wir eigentlich meinen mit dem Begriff "GLOBALISIERUNG"? Er führt hier einige praktische Bsp. an. Sie umschreiben die Tatsache, daß es eine Weltwirtschaft gibt, wie es sie schon zu Zeiten Marco Polos, Vasco da Gama oder Kolumbus gab (S.12-15). Die Globalisierung meint hier jedoch einen enormen quantitativen wie zugleich einen enormen qualitativen Sprung der Verhältnisse, wie sie ganz besonders in der zweiten Hälfte dieses Jhrt. stattfand (S.16).

      Der Sprung der Verhältnisse wird bewirkt und ist erklärbar aus 4 Phänomenen.
      Das erste Phänomen ist die Technisierung. Er meint die Beschleunigung der Technologie im zivilen wie militärischen Bereich (S.17). Das Aufbrechen der Märkte zwischen erster, zweiter und dritter Welt hat hierbei bewirkt, daß uns Konkurrenten aus Rußland, Osteuropa und Asien entgegentreten. Sie sind bereit für niedrigere Sozialstandards, härter zu arbeiten bei gleicher intellektueller Leistungsfähigkeit. Diese Ausweitung der Märkte brachte auch eine Ausweitung des technischen Fortschritts in armen Ländern. Sie machen sich unser Grundlagenwissen zu eigen, forschen selbst weiter und setzen dieses Wissen ökonomisch nutzbar um. Wir forcieren diese Entwicklung durch ein Höchstmaß an eigener Bürokratie (S.24-26). Aus diesen Umständen wächst auch der Bedarf an globalen Sprachen wie englisch und chinesisch.

      Hinzu kommt das Phänomen der Revolution der Finanzmärkte. In den 70ern lösten die USA einen Grundstein des Weltwährungssystems von Bretton Woods (1944) auf. Sie wollten keine Goldeinlösepflicht für den Dollar mehr. Dies hob die Außenwertsstabilität der Währungen auf. Dadurch wurde die D-Mark im Vergleich zum Dollar teurer. Zudem entstanden hohe Wechselkursschwankungen aller Währungen. Dies erschwerte die Lieferung von komplizierten und langfristigen Investitionsgütern. Sie können abgefangen werden durch kostspielige Devisentermingeschäfte. Die D-T-G haben sich jedoch verselbstständigt.
      Es finden heute 50-100 mal so große Finanzgeschäfte in futures, options und swaps statt (S.29). Sie sind "50-100 mal so groß wie der Umfang des gesamten Welthandels am gleichen Tage (S.30)." Diesen spekulativen Handel nennt man financial derivatives und findet auf den real estate Märkten für Immobilien und Aktien statt. Hieraus ent-wickelten sich von den USA ausgehend auch die Fusionen (unfriendly take overs).
      Einhergehend mit solchen Veränderungen entstand eine neue finanzpolitische Ideologie: shareholder value. Dies meint, das der einzige Wert einer Aktie ihre bloße Steigerung am Aktienkurs ist und kaum noch die zu erwartende Dividende (S30-32).

      Am Rande sei hier erwähnt, daß nach Einschätzung Schmidts der Aufbau Ost nicht möglich wäre, wenn deutschte Banken ausschließlich nach dem Prinzip des shareholder-value handeln würden, da Ost Betriebe nicht lukrativ genug sind. Das diese Ideologie nicht die Interessen der Arbeitnehmer vertritt, muß ich nicht erwähnen.

      Die Globalisierung ist also nicht nur eine Entwicklung der Technologie, sondern auch eine der Finanzmärkte durch eine bewußte Beeinflussung wirtschaftsliberale Politik. Der Kapitalist hat also die Möglichkeit und den Zwang sein Investitionskapital an dem hiesigen Steuer-Apparat vorbeizuführen. Dies untergräbt die nationalstaatliche Steuersouveränität und unterstützt im doppelten Sinne die Wirtschaftsliberalität.

      Es gibt ein drittes Phänomen der Globalisierung : die Veränderung der Weltmächte. Neben den USA

      gehört nach Meinung S. auch immer noch Russland und neuerdings auch China dazu. Als Finanzgroßmacht vielleicht noch Japan und als kommende Großmacht Indien.

      Hierbei besteht immer noch der Bedarf nach klaren außenpolitischen Positionen aller sich formierenden Mächte (S.36-38). Als Kennzeichen dieser Großmachtkonflikte sieht er z.B. den Tschetschenien Konflikt sowie religiös ethnische motivierte Anschläge (S.36-38).

      Ein viertes Phänomen der Globalisierung "könnte" der clash of civilizations sein. Es be-stehen bereits sozial-ethnischen. Konflikte auf der Welt, wie auch vor unserer eigenen Haustür ("Kurdenkonflikt"). Ökonomische, politische Bedrückung können hier eine große Rolle spielen. Die klare Abgrenzung Chinas von westl. Werten hat z.B. das strategische Ziel der Förderung des innergesellschaftlichen Zusammenhalts trotz großer sozialen Gegensätze und nat. Abgrenzung vom Ausland. In China wird westl. Liberalität als ökonomische kulturelle Borniertheit ausgelegt.

      Der alte Schmidt hat also einen weitaus komplexeren Blick auf die Sachlage, als wir hätten ahnen können. Seine nüchterne Betrachtungsweise kann auch einem Jusos noch viel über die Realitäten vermitteln.
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 11:14:16
      Beitrag Nr. 5 ()
      "Viele Staaten, insbesondere VR China, Myanmar (Birma), Malaysia, Singapur und Nordkorea, bestreiten grundsätzlich, daß es weltweit geltende Menschenrechte gibt. Sie sind der Meinung, daß Menschenrechte kulturell und regional gebunden und verschieden seien und daher auch Menschenrechtschartas des Westens auf diese Staaten keine Anwendung finden dürften. Ein lohnendes Demonstrationsziel – aber Fehlanzeige."

      Woher willst Du wissen, dass Menschenrechte weltweit gelten sollen und anderen "vorgeschrieben" werden soll? Machst Du Dir es nicht etwas zu leicht?
      Warum sollte ein islamischer Staat nicht sagen, eure (westlichen) Frauen müssen sich verhüllen? Weil wir das Geld und die Macht haben, wirtschaftlichen Druck auszuüben?

      Ich würde hier etwas genauer formulieren, for4zim.

      Gruß
      dipsy

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      Avatar
      schrieb am 31.07.01 11:26:41
      Beitrag Nr. 6 ()
      dipsy, ich weigere mich, Deinen Standpunkt zu diskutieren. Menschenrechte hängen nicht an der Nationalität. Im übrigen sind die Theorien über kulturell bedingte Menschenrechte auch nur Ausflüchte, um die Parteidiktaturen oder Repressionen zu beschönigen. Im benachbarten Südkorea oder Taiwan zeigt man hingegen, daß diese angebliche regionale Abhängigkeit der Menschenrechte Unfug ist. Das Verbot der Folter ist kein westliches Beiwerk zu Kultur, sondern Anliegen aller Menschen.
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 11:37:18
      Beitrag Nr. 7 ()
      Es ist ja nicht so, dass ich da (im groben und ganzen ;) ) nicht deiner Meinung wäre, aber warum sollte man das bitte nicht diskutieren?? Versteh ich nicht.

      Mal angenommen:
      Ein Land will (auch die Menschen darin) nicht "unsere" Menschenrechte. Wie willst Du hier argumentieren? Hab ich aus Deiner Antwort nicht rauslesen können.

      dipsy
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 11:40:08
      Beitrag Nr. 8 ()
      dipsy, die Frage impliziert, daß es Menschen gibt, die es vorziehen, geschlagen, ermordet und unterdrückt zu werden. Diese Menschen gibt es nicht. Daher ist auch die Diskussion überflüssig, die Du hier anregst.
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 13:23:23
      Beitrag Nr. 9 ()
      "...bitte mache aber nicht den Fehler und stelle alle Leute die gegen Globalisierung sind
      in die "narrow minded" Ecke."

      Eine berechtigte Mahnung. Tatsächlich sind die Globalisierungsgegner eine sehr heterogene Gruppe. Die Attac geriert sich zwar gerne als repräsentativ, ist aber mit ihren radikalen Positionen gerade dieses nicht. Auch die kirchlichen und die umweltbewegten Gruppen geben jeweils nur Teilinteressen wieder. Viele, die ernstzunehmende Ansichten vertreten, begeben sich mit dem Etikett, den Auswirkungen der Globalisierung entgegentreten zu wollen, aber im Grunde auf randständiges Gebiet. Man sucht die Aktionseinheit mit ganz anderen Gruppen, um scheinbar besser Gehör zu finden, verwässert damit aber die eigenen Zielsetzungen. Sollten die Globalisierungsgegner sich je zusammensetzen, um gemeinsam das Programm einer besseren Welt zu schreiben, würden sie daran scheitern, denn viele Ansichten widersprechen sich. Es einigt nur die Gegnerschaft, ein gemeinsames positives Konzept aber gibt es nicht.
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 13:30:18
      Beitrag Nr. 10 ()
      @for4zim:
      Es geht nicht um die Frage, was Menschen (im Sinne von Vernunftwesen, na, for4zim ;) wir wollen ja genau sein) wollen oder nicht wollen, sondern, ob Standards westlicher Prägung UNIVERSELL sind. Das meine ich. DAS bezweifle ich nämlich. Damit habe ich kein Werturteil darüber abgegeben, ob ich westliche Gesellschaften "im Schnitt" nicht besser finde.

      Erkennst Du nicht den Unterschied?

      dipsy
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 13:42:18
      Beitrag Nr. 11 ()
      @Dipsy,

      wenn Du die Unteilbarkeit der Menschenrechte hier zur Debatte stellen willst, dann musst Du schon sagen, welchen Rechtsbegriff Du anstelle dessen verwenden willst:

      Willst Du Menschen oder Organisationen das Recht einräumen, ihre Mitmenschen nach Gutdünken zu unterdrücken? Welche Legitimation hätte diese daraus resultierende Superiorität? Siehst Du die Unterscheidung in Herrschende und Dienende als aus der Geschichte oder Religion definiert?

      Oder bist Du hier Verfechter einer Mehrheitsentscheidung innerhalb einer gewissen Bevölkerungsgruppe, den anderen Mitgliedern ihren Willen aufzuzwängen (auf Gedeih und Verderb), ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, sich dem Einflussbereich der Gruppe zu entziehen? (Das wäre übrigens das Taliban-Beispiel)

      Bitte definiere Deine Ansicht, wie ein derartiges Sozialgebilde aussehen soll!

      Oder willst Du hier einfach nur provozieren, ohne Dir tiefere Gedanken darüber gemacht zu haben?

      mfg loewe
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 13:46:37
      Beitrag Nr. 12 ()
      dipsy, darum geht es nicht. Es gibt internationale Rechtsnormen, an deren Erstellung alle Staaten beteiligt waren, die zum Beispiel die Folter oder die Rassendiskriminierung verbieten. Es darf jeder Staat im Detail andere Schwerpunkte setzen. Aber es gibt weltweit akzeptierte Normen, die einzelne Staaten nicht mit fadenscheinigen Begründungen für sich aussetzen dürfen. Die Menschenrechte sind nur in der z.B. chinesischen Propaganda westlich geprägt. In Wahrheit gründen sie aber auf den Willensbekundungen von Menschen weltweit.
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 13:54:43
      Beitrag Nr. 13 ()
      Den meisten Globalisierungsgegnern geht es hautsächlich darum das Kapital und die Ressourcen gerechter in der Welt zu verteilen. Die Globalisierung an sich ist nichts unbedingt schlechtes, jedoch nicht wenn sie zum Nachteil der ärmsten Länder und zum Vorteil der westlichen Länder führt. Den zur Zeit profitieren fast ausschließlich die westlichen Länder von der Globalisierung. Bannanen, Kaffee,Orangen,Baumwolle,(und andere Landwirtschaftliche Produkte )sowie Rohstoffe (Holz tropischer Regenwälder, Gold, Kohle...)sind einige Beispiele wo mann die Ausbeutung der 3ten Weltländer sehen kann. Der Profit wird hier meist von Westlichen Konzernen eingestrichen, die Arbeiter müssen sich mit einem Hungerlohn zufrieden geben, der Staat in dem das Gut produziert wird geht meistens leer aus.

      Die Macht der großen Konzerne nimmt durch die Globalisierung immer mehr zu. Dabei geht es immer mehr darum immer mehr Geld zu verdienen um die Aktionäre zu befriedigen (also den Kurs zu steigern) ,um das Unternehem noch mächtiger zu machen.Gegen diese demoktratisch nicht legitimierte Macht kommt es auch immer wieder zu demonstrationen.

      Klimaschutz ist auch ein Anliegen der Demonstranten. Denn vor den Auswirkungen der Klimaveränderungen können die westlichen Länder, die die Klimaveränderung zu verantworten haben, wenigstens teilweise schützen. Welches Land der 3ten Welt könnte es sich schon leisten sich mit großen Dämen vor dem ansteigenden Meeresspiegel zu schützen?

      Da ist es schon naheliegend wenn Globalisierungsgegner, wie diese Demonstranten pauschal bezeichnet werden, regelmäßig Treffen der G-8-Gruppe, internationaler Organisationen, wie Weltbank und IWF zu Demonstrationszwecken nutzen um auf sich aufmerksam zu machen. In den meisten Medien wurde bisher wenn man von Globalisierungsgegnern sprach meist nur von Chaoten, Hooligans usw. gesprochen, man sah auch fast nur entsprechende Bilder von Seattle, Prag, Göteburg, daß aber der überwiegende Teil friedlich demonstrierte und warum diese Leute überhaupt demonstrieren wurde höchstens am Rande erwähnt.

      In die Schwellenländer und in die armsten Länder führen westliche Länder ihre Produkte ohne Rücksicht auf deren Industrie bzw Agrarprodukte ein, gleichzeitig schotten diese Länder ihre Märkte für z. B. landwirtschaftliche Produkte ab, dies kann zu keiner gerechten Verteilung von Vermögen führen. Wenn schon Globalisierung dann müßen auch die Handelssschranken für Produkte aus den ärmsten Ländern fallen.

      Ein weiters Thema in Genua war der Schuldenerlass und die Entwicklungshilfe. Ostdeutschland erhält um ein vielfaches mehr Gelder als Entwicklungshilfe, als die gesamte Entwicklungshilfe der westlichen Staaten für die 3te Welt.

      @for4zim

      Sklaverei, Unterdrückung der Frauen, Kinderarbeit,
      Menschenrechte sind natürlich auch Themen gegen die es sich lohnt zu demonstrieren. Über diese Themen besteht aber in der westlichen Welt schon ein Konsens, daß es sich hierbei um Unrecht handelt, daß geächtet werden muß. Hingegen die Globalisierung wird als Errungenschaft der westlichen Welt gefeiert und mann hört darüber bislang in den Medien fast keine Negativen Stimmen. Darauf wollen die Demonstranten hinweisen, wenn eben wie beim g8 Gipfel die mächtigsten Leute der westlichen Welt zusammenkommen.

      Das Regime in China und die Taliban werden sich auch wohl kaum durch Demonstrantren in westlichen Ländern beeinflußen lassen, trotzdem damit gebe ich dir Recht ist es sinnvoll dagegen zu protestieren. Das sind aber auch Anliegen die die Globalisierungsgegner vertreten.

      Nichts gegen Globalisierung, jedoch muß sie sozial gerechter ablaufen.

      Gruß ajok
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 14:13:48
      Beitrag Nr. 14 ()
      @Löwenzahn: Natürlich will ich provozieren, oder hast Du noch nie einen Thread von mir gelesen ;)

      Natürlich mache ich mir aber trotzdem (oder gerade deswegen) tiefere Gedanken.
      Es ist mir z. B. zuwenig zu sagen: Das und das ist ein wichtiges Recht. Ich möchte auch rechtfertigen können, WARUM es so ist.

      Ich bin ein glühender Verfechter der Offenen Gesellschaft, mit allem was dazugehört.
      Trotzdem finde ich z. B. auch einige westliche "Werturteile" falsch und arbeite hier auch für eine Bewusstseinsänderung (siehe meinen neuen Thread "Die traditionelle Ethik..."). Aber wie es sich gehört in einer Demokratie, akzeptiere ich die Mehrheitsentscheidung.

      Im übrigen habe ich auch schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es durchaus in unserer Gesellschaft totalitäre Tendenzen gibt, die durchaus beunruhigend sind (siehe: "Darf man Auschwitz leugnen?"-Thread).

      Ich denke, man sollte gerade in einer offenen Gesellschaft durchaus unbequeme Fragen stellen (erfahrungsgemäß sind dies die wichtigsten).

      Aber ich denke, es wird hier doch jetzt etwas zu ausführlich, es ist immer noch der Thread von for4zim und es sollte ja eigentlich um Globalisierung gehen. Nix für ungut, for4zim.

      dipsy
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 14:23:16
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ich gebe zu bedenken, daß die geringe Beteiligung der Produzenten an den Erlösen für Grundstoffe, wie etwa Kaffee usw. nicht einseitig auf das Wirken der Konzerne zurückgeführt werden kann, die die Exporte und den Verkauf in den Abnehmerländern organisieren. Es gibt viele Länder, in denen die Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten überaus ertragreich ist, wie etwa Israel, Südafrika und Neuseeland. Die Frage ist dann doch, was tragen eigentlich die Staaten, in denen diese Verhältnisse herrschen, zur Lösung der Probleme bei? Was tun denn z.B. Kenya, Kolumbien oder Brasilien, um für gute Lebensbedingungen der Bauern zu sorgen? Man kann wohl kaum erwarten, daß die G-8-Regierungschefs sich zusammensetzen, um zu beschließen, daß ihre Unternehmen gefälligst keine Profite mehr machen sollen.

      Ein anderes Dauerthema ist die Schuldenlast der Staaten der Dritten Welt. Es wird immer propagiert, der Westen solle die Schulden streichen. Das ist aber eine naive Forderung. Die Streichung der Schulden würde ja nicht die Lage der Länder verändern, deren desolate Finanzpolitik in der Regel selbstverschuldet ist. Sie würde höchstens bewirken, daß diese Länder in Zukunft kaum noch bezahlbare Kredite erhielten. Umschuldungen mit Auflagen haben eher den Effekt, die Selbstverantwortung der überschuldeten Länder zu erhalten und zugleich die zukünftige Kreditaufnahme möglich zu erhalten. Die bereits erfolgten Schuldenerlasse und Umschuldungen werden seltsamerweise in diesen Diskussionen auch völlig ignoriert. Wichtiger wären Maßnahmen, die dafür sorgen, daß diese Staaten wieder eigene Überschüsse erwirtschaften. Hier sehe ich noch die größten Defizite in den Industriestaaten, etwa beim stark abgeschotteten Agrarmarkt der EU (und auch der USA und Japans).
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 14:54:10
      Beitrag Nr. 16 ()
      ajok,
      die Welle der Globalisierungsgegner gerade in den Industrieländern ist sicher als letzutes damit zu erklären, dass es vor allem die Industrieländer sind, die davon profitieren, als vielmehr die Befürchtungen vieler gerade in unseren Ländern, am Ende zu den Verlierern zu gehören.

      Die von Dir beschriebenen Befürchtungen sind zwar nicht generell wegzufegen, bestanden aber eher vor einigen Jahrzehnten, als es die Industrieländer waren, die den internationalen handel energisch voranzutreiben gedachten, während die Entwicklungsländer nur weitere Ausbeutung befürchteten.

      Inzwischen ists gerade umgekehrt - die Industrieländer fürchten die fortschreitenden Erleichertungen im grenzüberschreitenden Handel weitaus mehr als die Entwicklungsländer.

      Globalisierung löst vor allem in den industriealisierten Ländern befürchtungen aus - all die hinesen, die Textilwaren, Kinderspielzeug, demnächst auch Fernseher, Autos und Speicherchips etc. viel billiger produzieren können - das setzt viele zu.
      Die Befürchtungen hinsichtlich der Umweltstandards teile ich aus Gründen, die hier nicht ohne seitenlange Exposes zu erklären wären, aber die Befürchtungen um Sozialstandards? Das wird doch eher von den gewerkschaften unterstützend propagiert aus reiner Furcht um Arbeitsplätze hierzulande. Wenn in China jemand zu einem zehntel des Lohns arbeiten will, hat das nix mit Sozialstandards zu tun, und internationalen Handel mit Menschenrechten verknüpfen zu wollen, hat bislang auch noch keinem dikatatorischen Staat verbessert.

      Mein Eindruck ist, dass der große Zulauf der Globalisierungsgegner eher mit Furcht um die eigenen Standards zu erklären ist, denn Umweltaktivisten gab es in dieser Frage schon weitaus länger und in beschaulicher Anzahl.
      Oder warum glaubt ihr, dass China in die WTO will, während im Westen ranghohe Entscheidungsträger damit Bauchschmerzen haben? Doch nicht der Menschenrenchte wegen, so blauäugig seit ihr doch wohl nicht.
      Avatar
      schrieb am 31.07.01 15:40:35
      !
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      schrieb am 31.07.01 16:32:12
      Beitrag Nr. 18 ()
      Könnte, for4zim, könnte.

      Aber glaubst Du, die hiesigen gewerkschaften haben die Schutzvorschriften chinesischer Bergwerke im Auge oder chinesischer Spielzeugfabriken (davon brennen auch ab und an welche ab mit gräßlichen Konsequenzen aufgrund mangelnder Feuerschutzbestimmungen) ?
      Nene, die haben vor allem Mindestlöhne im Auge.
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      schrieb am 31.07.01 22:09:03
      Beitrag Nr. 19 ()
      @for4zim

      Länder wie Israel, Südafrika oder Neuseeland sind Schwellenländer. Diese können wenigstens teilweise von der Globalisierung profitieren. Doch von den positiven Auswirkungen der Globalisierung haben die Länder Schwarzafrikas oder Südamerikas bisher überhaupt nicht profitieren können, sie haben vielmehr die negativen Seiten zu Spüren bekommen. Daß die Ausweitung der Märkte auch eine Ausweitung des technischen Fortschritts brachte mag auch teilweise für die Schwellenländer zutreffen, sicher aber nicht für die sog. 3te Welt. Das dabei die Regierungen bzw. Regime in diesen Staaten nicht unschuldig an ihrer Lage sind ist schon klar. Jedoch wie sollen diese Staaten je den Anschluß an den Westen schaffen, wenn ein Sie zu allen anderen Problemen noch ein rießigen Schuldenberg drückt? Natürlich erledigen sich nicht alle Probleme, wenn die Schulden erlassen werden, aber es ist ein Anfang.

      @Neemann

      Sicher gibt es auch in den westlichen Ländern die Befürchtung am Ende zu den Verlierern der Globalisierung zu gehören. Gegenstand der Demonstrationen in den letzten Jahren waren aber sicher nicht die Angst um den eigenen Wohlstand, sondern der Kamf für eine Globalisierung der auch den armen Ländern zu nutzen kommt.
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      schrieb am 31.07.01 22:30:51
      Beitrag Nr. 20 ()
      zur Entstehung von Termingeschäften unterhalte ich mich woanders gerne

      vieleicht nicht ganz zur Richtung Eurer Diskussion, aber ich muß die nochmal in Ruhe lesen.

      Ich empfinde es als äußerst merkwürdig, daß Globalisierungsgegner quer durch Europa reisen vielelicht sogar um die Welt. Geht das nicht effizienter oder ist auch ein gewisser Spaßfaktor dabei? Also, wenn man Reisebusse mietet, wieso dann nicht wenigstens die Bahn?

      Zum Rest mehr in ein paar Tagen
      Avatar
      schrieb am 01.08.01 08:40:41
      Beitrag Nr. 21 ()
      Welche Länder Schwellenländer, Industrieländer oder Entwicklungsländer sind, ändert sich. Und einen wesentlichen Einfluß darauf hat die Politik des jeweiligen Landes. Ich hatte schon den Abstieg Argentiniens von einem der reichsten zu einem Land des unteren Mittelfeldes beschrieben, der charakteristisch für viele lateinamerikanische Länder ist. Dies gilt umsomehr für Afrika. Die Länder dort haben ihre Armut zum größten Teil selbst verschuldet. Ein Land, das sozialistische Experimente versucht (Tansania), das hemmungslose Korruption zuläßt (Nigeria), in dem ständig Bürgerkrieg herrscht (Angola), muß verarmen. Die genannte Länder zeichnen sich alle dadurch aus, daß man von ihnen einst annahm, sie würden schon bald zumindest zu den Schwellenländern zählen. Öl (Nigeria), Diamanten und Öl (Angola) und landwirtschaftliche Spezialprodukte (Tansania) hätten für eine ausreichende Kapitalzufuhr gereicht, um eine selbsttragende mittelständische Wirtschaft aufzubauen. Diese Chance wurde nie genutzt. Wobei im Fall Angolas die Kolonialmacht noch am ehesten eine Mitschuld an einem schlechten Start des Staates trägt. Über 30 Jahre nach der Entkolonialisierung kann man aber für die Armut in den Entwicklungsländern schwerlich die Kolonialmächte verantwortlich machen.

      Gerne genannte Gegenbeispiele sind die Entwicklung in Ostasien, wo vorgeführt wird, daß die Entwicklung vom Entwicklungsland zur Industriemacht durchaus möglich ist. Und viele Großkonzerne der USA und Europas hätten die koreanischen Konzerne gerne an die Wand gedrückt. Aber sie konnten es nicht. Genauso hätten sich auch afrikanische Staaten entwickeln können, wenn nur der Wille dazu bestanden hätte.

      Gegenwärtig sieht man, wie Zimbabwe vom Schwellenland zum Entwicklungsland zurückfällt, weil Mugabe mit seinem zunehmend diktatorischen Auftreten das Land ruiniert. In Namibia sind wir am Anfang einer ähnlichen Entwicklung auf niedrigerem Niveau. Diese Unfähigkeit afrikanischer Politiker wird leider nie thematisiert.

      @Neemann: wie ich schon sagte, die Arbeitsbedingungen in den Ablegern der großen Konzerne dürften in China immer ein Kompromiß des öffentlichen Drucks in den USA und Europa und den lokalen Arbeitsbedingungen sein. Am meisten an einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen in China sind die westlichen Länder interessiert, weil dies immer eine Verringerung des Kostenunterschieds zwischen Produkten aus den westlichen Ländern und den chinesischen Produkten darstellt. Und obwohl die Konzernableger in China von den niedrigen Arbeitskosten vor Ort profitieren wollen, benötigen sie doch bereits höherwertige Arbeit, um Qualitätsstandards der westlichen Länder zu befriedigen und dadurch auch bessere Arbeitsbedingungen als vor Ort üblich. Ich wäre aber nicht verwundert, wenn es immer wieder auch Fälle gibt, wo ein internationaler Konzern Arbeitnehmer genauso ausbeutet, wie es vor Ort üblich ist. Das würde ich aber als eher untypisch ansehen.


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      Wogegen Globalisierungsgegner nicht protestieren