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    -Vor siebzig Jahren:Der Börsencrash von 1929- - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 05.08.01 21:41:43 von
    neuester Beitrag 05.08.01 22:55:02 von
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      schrieb am 05.08.01 21:41:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      Vor siebzig Jahren:
      Der Börsencrash von 1929


      --------------------------------------------------------------------------------

      Donnerstag, 24. Oktober 1929
      (schwarzer Donnerstag)

      Vorsorglich hatte die Polizei die Straßen um den Finanzdistrikt an der Wall Street abgesperrt. Nervöse und überarbeitete Wertpapierhändler – sie hatten die Nacht durchgearbeitet, um den Rückstand der Verkaufswelle des Vortages aufzuholen – fingen ihre Arbeit frühzeitig an. Nachdem um zehn Uhr der Eröffnungsgong das Geschehen einleitete, wechselten in der ersten halben Stunde 1,6 Millionen Aktien ihren Besitzer. Der Trend war noch ungewiss. Doch dann setzte plötzlich eine hektische Verkaufswelle ein. »Um halb zwölf hatte sich der Markt einer blinden, schrankenlosen Furcht ergeben. Hysterische Wertpapierhändler nahmen Zuflucht zu nackter Gewalt und stießen und boxten Kollegen aus dem Weg, um in dem zunehmenden Chaos ein paar Handvoll Papiere an den Mann bringen zu können. Die Talfahrt der Börse nahm kein Ende. Mehrmals brach der Handel wegen Überbelastung zusammen und musste unterbrochen werden. Bis ein Uhr Mittags hatten sich 11,25 Milliarden Dollar in Luft aufgelöst. Nachmittags stieg der Kurs wieder etwas: Eine Gruppe von einflussreichen Bankiers hatte einen Pool gebildet und auf dem Markt interveniert. Sie glaubten so den Kursrutsch stoppen zu können, was ihnen auch teilweise gelang. Der Freitag verlief ruhig – alle waren erschöpft. Am Montag gab es nochmals eine wuchtige Talfahrt, die erhoffte »konzertierte Unterstützungsaktion« der Bankiers blieb diesmal aus. Monetäre Buchungswerte von 14 Milliarden Dollars – fast dreimal soviel wie der Wert des in den USA umlaufenden Geldes – verschwanden in einem schwarzen Loch. (1. Anmerkungen finden Sie in der Printausgabe)

      Dann kam Dienstag der 29. Oktober (schwarzer Dienstag). Bis zum Mittag waren 8350000 Aktien abgestoßen worden. Tausende von Menschen waren ruiniert. Witwen, die ihre geringen Ersparnisse eingesetzt hatten, Millionäre die nun hoch verschuldet waren. Die Zeit der Depression begann.

      Wie es dazu kam
      Amerika hatte während den Zwanzigerjahre einen einmaligen Boom erlebt. Von 1919 bis 1929 hatte sich die industrielle Produktion fast verdoppelt. Knappe fünf Millionen Autos wurden 1929 in Detroit gebaut. Neue Fernstraßen, Wolkenkratzer, moderne Wohnsiedlungen in den Vorstädten, Elektrizitätswerke etc. – alles war von einer Wachstumswelle ergriffen. Leider auch die Arbeitslosigkeit, denn die Produktivitätszunahme kam eher durch die Anwendung von Maschinen und weniger durch den Einsatz der Arbeitskräfte zustande. Im Sommer 1921 begann eine mehrjährige Börsenhausse, die nur von kleinen Rückschlägen unterbrochen wurde. Das Federal Reserve Board versorgte die Wirtschaft großzügig mit Geld – bis sie 1928 den Rediskontsatz anhob, weil ihr die Spekulationswelle nicht mehr geheuer war. Doch es war zu spät und traf vor allem die verschuldeten Farmer und Kleingewerbe. Gegen Ende 1928 kam der Motor ins Stottern, die Kurse wurden labiler, und am 26. März 1929 kam der erste massive Kurseinbruch, der zu einem ersten Jahrestief führte und allen einen Schrecken in die Glieder fahren ließ. Nun begann ein Gesundbeten des Marktes. Politiker, angesehene Industrielle, Bankiers, alle versuchten Optimismus zu verbreiten und auf die gesunden Fundamentaldaten des Marktes hinzuweisen. Es gelang weitgehend, bis am 3. September, als der Dow-Jones-Index seinen bis dahin absoluten Höhepunkt erreichte. Am 6. September veröffentlichte die New York Times ein düstere Prophezeiung von einem Wirschaftswissenschaftler und Hellseher aus Massachusetts mit Namen Roger Babson. Er sagt nun schon zum dritten Jahr einen Zusammenbruch der Börse voraus und beschrieb sehr genau alles dasjenige, was in den folgenden Wochen auch tatsächlich passieren würde. Seine Prophezeiung erfüllte sich selbst. Die Menschen gerieten in Panik und die Kurse stürzten. Nun begann ein Auf und Ab mit immer neuen Verkaufswellen, bis dann Ende Oktober jene schwarze Woche kam, die alles bisher Bekannte übertraf. Die Kurse hörten erst am 13. November auf zu fallen. Die Gesamtverluste aller amerikanischer Börsen belief sich auf annähernd 50 Milliarden Dollar.

      Die Folgen
      In immer neuen Erklärungen versuchte der damalige amerikanische Präsident Herbert Hoover seinen Landsleuten Mut zu machen: »Ich bin überzeugt, dass wir nunmehr das Schlimmste überstanden haben und uns mit vereinten Bemühungen bald erholen werden …« (1. Mai 1930). Doch das Schlimmste sollte erst noch kommen.

      Das Land rutschte immer tiefer in die Rezession. Die Preise für Rohstoffe fielen, viele Farmer konnten ihre Schulden nicht zurückbezahlen und waren Bankrott. Die Zahl der Arbeitslosen nahm zu. Familien von Arbeitern ohne Einkommen wurden in den Armenküchen notdürftig abgespeist. Die Regierung verknappte das Geld. Die Krise ergriff die gesamte Weltwirtschaft. In Großbritannien stieg die Zahl der Arbeitslosen auf 2 Millionen, in Deutschland (das dazu noch immer unter dem Joch des unseligen Vertrags von Versailles litt) war es besonders schlimm: 6 Millionen Menschen waren ohne Arbeit und im Jahre 1932 waren es gar 40 % aller Erwerbsfähigen. Die Vorschläge der braunen Demagogen, das von den Alliierten aufgebürdete Joch endlich abzustreifen, und dem internationalen Kapital Paroli zu bieten, traf zunehmend auf offene Ohren. Ohne die Ereignisse an der Wall Street mit ihren katastrophalen Folgen wäre Hitler mit Sicherheit nicht an die Macht gekommen.

      Bernhard Steiner
      -----------------------------------------------------------

      Die Weltwirtschaftskrise 1929

      Nach den 1.Weltkrieg ergab sich eine neue weltwirtschaftliche Situation:

      Deutschland musste Reparationen an Frankreich und Großbritannien zahlen, welche wiederum Kriegsschulden an die USA hatten; die USA waren die einzigen, die finanziell und wirtschaftlich gesehen gestärkt aus dem 1.Weltkriegs herausgingen.



      Die neue weltwirtschaftliche Situation:

      1. England konnte nicht weiter seine weltwirtschaftliche Führungsrolle aus dem 19.Jahrhundert beibehalten, d.h. niemand leitete und kontrollierte mehr das weltwirtschaftliche Geschehen, und vergab die nötigen antizyklischen Kredite.

      2. Der Goldstandart wurde von einigen Ländern nicht konsequent eingehalten.

      3. Hohe Arbeitslosenzahlen in ganz Europa, besonders jedoch in der Weimarer Republik

      4. Neue Produktionsstrukturen: Von der Montanindustrie zur Chemie und Elektrotechnik

      5. USA wird zum „Gläubigerstaat“ (vgl. Geschichtsbuch S.244)

      6. Deutschland reagiert auf die neue wirtschaftliche Situation falsch, und versucht Zahlungsbilanzdefizite anstatt durch Anpassung mit Kreditaufnahme von den USA zu kompensieren.



      Ausgangslage und Verlauf der Krise in den USA:

      Private Banken sammeln sehr viel finanzielle Macht, über die und den sich daraus ergebenden Pflichten sie sich zum größten Teil nicht bewußt sind; sie reagierten auf die momentane wirtschaftliche Situation allein nach ihren Interessen, d.h. wenn sie selbst viel Geld zur Verfügung haben (meist zu Zeiten konjunkturellem Aufschwungs) vergeben sie günstige Kredite; wenn sie kein Geld haben verlangen sie einen hohen Zinssatz.

      So investieren viele Privatleute mit günstigen Bankkrediten in der Hoffnung auf hohe Spekulationsgewinne in die momentan boomende Börse; viele Aktiengesellschaften haben sich jedoch auch verschuldet, spekulieren selbst mit den Auf- und Verkäufen anderer Firmen, sind selbst nicht ihrer Kursentwicklung entsprechend produktiv aktiv und sind an der Börse stark überbewertet. Der Dow-Jones-Index stieg innerhalb von drei Jahren auf das fast Vierfache! Am „Schwarzen Freitag“, dem 25. Oktober 1929 begannen die Aktienwerte unkontrolliert zu fallen; Panikverkäufe lösten weitere Kursstürze aus.



      Ursachen und Auswirkungen in Deutschland:

      Durch die Spekulationen in Amerika floß ab 1928 merklich weniger Kapital nach Deutschland, was einen leichten Konjunkturabschwung verursachte. Ab 1929 kam noch weniger finanzielle Unterstützung, da die USA mit ihren eigenen finanziellen Fehlentwicklungen zu kämpfen hatten. Die während der 20er Jahre ohnehin schon hohe Arbeitslosenrate (vgl. Buch S.242) stieg rapide an, so daß das finanzielle Gleichgewicht der 1927 in Deutschland gegründeten Arbeitslosenversicherung nicht mehr stimmten. Dies hatte eine Regierungskrise und das Zerbrechen der Koalition zur Folge: Brüning (Zentrum) bildete ein neues Kabinett ohne parlamentarische Mehrheit, daß und nur auf das Vertrauen Hindenburgs basierend regierte.

      Als trotz finanzieller Unterstützung der Alliierten 1931 zwei deutsche Banken Konkurs anmelden mußten, kündigten weitere private amerikanische Kreditgeber ihre Darlehen, was die Krise um ein weiteres verschlimmerte.

      Zusammenfassend ist anzumerken, daß der Börsencrash 1929 nicht die Ursache, sondern der Auslöser der Weltwirtschaftskrise war; die zum damaligen Zeitpunkt kaum vermeidbaren Ursachen entstanden von den Finanzkräften unerkannt im Verlauf der 20er Jahre.
      Avatar
      schrieb am 05.08.01 21:43:49
      Beitrag Nr. 2 ()
      ftd.de, Fr, 6.7.2001, 15:19
      Stichwort: Schwarzer Freitag

      "Schwarzer Freitag" ist ein Begriff, der allen Börsianern in den Ohren klingt. Meistens ist damit der 25. Oktober 1929 gemeint.

      An diesem und dem folgenden Tag stürzten die Börsen weltweit auf nie dagewesene Tiefstände ab. Das Drama begann zwar schon am Donnerstag, doch seine Wirkung entfaltete es erst richtig am nächsten Tag, dem Freitag. Dieser Tag markierte zugleich den Beginn der Weltwirtschaftskrise.

      Der Name "Schwarzer Freitag" wurde schon erheblich früher geprägt: Am 24. September 1869 versuchten Börsenspekulanten in den USA den Goldmarkt zu kontrollieren und lösten damit heftigen Preisschwankungen aus und eine Panik an der New Yorker Börse. Im Unterschied zum Börsencrash 60 Jahre später waren aber längst nicht so viele Anleger betroffen.



      Der Kater nach dem Fest


      Dem Börsencrash 1929 vorausgegangen war eine Börseneuphorie. Die Aktienkurse in den USA lagen etwa doppelt so hoch wie zwei Jahre zuvor. Ähnlich wie heute Internet-Werte waren es damals neue Techniken, die den Boom auslösten. Beispielsweise verfünffachte das Unternehmen RCA seinen Aktienwert binnen weniger Monate. RCA repräsentiert die damaligen Trend-Industrie Rundfunk.


      Viele Anleger nahmen Kredite auf, um sich ihren Anteil am Börsenboom zu sichern. Etwa eine Million Amerikaner waren Aktienbesitzer. Zugleich waren viele Unternehmen überbewertet.



      Panikverkäufe


      Seinen Ausgang nahm der Crash Mitte Oktober: Leichte Kurseinbrüche lösten weitere Verkäufe und schließlich den gewaltigen Kursverfall durch Panikverkäufe aus: An jenem "Schwarzen Freitag" zogen vor allem ausländische Investoren und amerikanische Banken ihr Geld vom New Yorker Markt zurück und verkauften über 13 Millionen Aktien. Innerhalb einer Woche fielen die Kurse um 40 Prozent.


      Deutschland hatte schon zwei Jahre zuvor einen "Schwarzen Freitag" erlebt. Nachdem neue Devisenbestimmungen in Kraft getreten waren, kam es am 13. Mai 1927, zu immensen Kursverlusten an den deutschen Effektenbörsen.



      © 2001 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 05.08.01 22:33:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wenn ich schon lese, daß der Goldstandard nicht eingehalten wurde, weiß ich wessen Ruf ich hör.

      Sie liegen falsch.


      -SL-
      Avatar
      schrieb am 05.08.01 22:55:02
      Beitrag Nr. 4 ()
      10. October: 352,9
      24. October: 299,5 (in den 14 tagen hats ja schon ordentlich crasht !!!!!)

      26. October: 299,0
      27. October: Feiertag
      28. October: 260,6
      29. October: 230,1 was verlief da ruhig? (bzgl, der aussage des textes)

      un mittelbar dann gings aber wieder rauf! denn am

      31. October: 273,5


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