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    Börsenguru`s - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 30.12.99 02:31:15 von
    neuester Beitrag 20.04.03 20:38:54 von
    Beiträge: 150
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      schrieb am 30.12.99 02:31:15
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ausgerechnet im Rekordjahr 1999 macht Amerikas Börsenguru Verlust
      Eigentlich müsste US-Aktien-Guru Warren Buffett sich freuen. «Ich fühle mich gut, wenn der Kurs meiner Aktien nach unten geht, weil ich dann noch mehr kaufen kann», sagt er gern. Das ist jetzt der Fall. Ausgerechnet im Rekordjahr an der Wall Street verzeichnet Amerikas Vorzeige-Investor Verluste. Während die Technologiewerte am Nasdaq-Markt seit Jahresbeginn um fast 100 Prozent stiegen und der Dow Jones rund 25 Prozent zulegte, verloren die Aktien von Buffetts Holding Berkshire Hathaway seit ihrem Höchststand im März mehr als 30 Prozent an Wert.
      Zum ersten Mal schlägt Buffett nicht den Markt, und schon gerät das Bild des erfolgreichsten amerikanischen Aktieninvestors ins Wanken. «Hat das Orakel von Omaha sein goldenes Händchen verloren?», fragen Kommentatoren. Doch die Kassandra-Rufe dürften verfrüht sein. Berkshire Hathaway ist noch immer die teuerste Aktie der Welt, sie wird zur Zeit mit rund 53 000 Dollar pro Stück gehandelt. Ende 1998 war sie aber noch 70 000 Dollar wert.
      Bisher schien alles, was er anfasste, zu Gold zu werden. Der 69-Jährige kaufte stets größere Pakete von Unternehmen, die er für unterbewertet hielt, und wartete ab. «Du machst mehr Geld, wenn Du schläfst», lautet sein Motto. Zum weit verzweigten Portfolio der Holding gehören maßgebliche Anteile bei Coca Cola, Gillette und der «Washington Post». Außerdem ist er bei mehreren Unternehmen in der Versicherungsbranche engagiert. Bislang war Buffett mit dieser Taktik hervorragend gefahren. Das Wirtschaftsmagazin «Business Week» hatte kürzlich errechnet, dass Anleger, die 1956 10 000 Dollar in Berkshire-Aktien investierten, jetzt über ein Vermögen von 360 Millionen Dollar verfügen könnten. Zum Vergleich: Nach dem Standard & Poor`s-500-Index wäre das Anfangskapital in der gleichen Zeit nur auf 500 000 Dollar angewachsen. Buffetts Heimatstadt Omaha (Nebraska) verfügt seinetwegen über die größte Millionärsdichte in den USA.
      Längst heißt es, Buffett steuere die Börsen und nicht umgekehrt. Seine Worte können Kursstürze verursachen oder einen Kaufboom auslösen, wie Mitte 1997. Damals hatte Buffett entschieden, dass der Silberpreis unterbewertet ist, und systematisch das Edelmetall aufgekauft, bis ihm 20 Prozent der weltweiten Jahresproduktion gehörten. Innerhalb von wenigen Monaten hatte er den Preis um 60 Prozent in die Höhe getrieben.
      Hat Buffett, der zweitreichste Mann Amerikas, nun sein Gespür für den Markt verloren? Die Wertverluste von Berkshire Hathaway sind in erster Linie Unternehmen wie Coca Cola und Gillette zuzuschreiben, an denen er acht beziehungsweise neun Prozent hält. Coke hat in diesem Jahr durch die Krise in Europa und den Wachwechsel an der Spitze des Unternehmens zwölf Prozent an Wert verloren, die Gillette-Aktie rutschte um fast 13 Prozent ab. Das Hypotheken-Unternehmen Freddie Mac - ebenfalls Bestandteil der Holding - verlor gar 38 Prozent.
      Technologie-Aktien, die Renner an der Wall Street, gehören nicht zu Buffetts Portfolio, da ihm diese Branche unheimlich ist. «Andere Leute kapieren vielleicht, was da gerade passiert. Aber ich weiss einfach nicht, wie das Internet-Geschäft in zehn Jahren aussehen wird», sagt Buffett. Und sein Motto heißt nun einmal: «Kaufe nur, was Du verstehst.»
      Während immer mehr Investoren und Fondsmanager Anteile von Technologieunternehmen erwerben, setzt Buffett weiterhin auf klassische Werte, die nicht nur auf dem Papier bestehen. Auch wenn die Aktienmärkte zeitweilig anders reagierten, «früher oder später zählt der Wert», so seine Maxime. Deshalb lässt er sich auch nicht von vorübergehenden Einbrüchen ablenken. Einige Analysten geben ihm Recht und gehen davon aus, dass Berkshire Hathaway gegenwärtig unterbewertet ist. Das klingt nach einer Kaufempfehlung für Warren Buffett.

      zur Person: Warren Buffett

      Der Mann ist das lebendige Gegenbild zum geschniegelten Wall-Street-Yuppie: Zerzauste Haare, schlabbrige Anzüge und eine Brille, die an Kassengestelle aus der Zeit vor Fielmann erinnert.
      «Meine Anzüge sind teuer, aber sobald ich sie anziehe, sehen sie billig aus», scherzt Warren Buffett (69). Er ist einer der erfolgreichsten Finanzmanager der Welt und nach seinem Freund Bill Gates der reichste Mann Amerikas. Dieses Understatement und sein goldenes Händchen bei Aktien haben Buffett den Status eines Börsen-Gurus eingebracht, der von seinen Anhängern in den USA kultisch verehrt wird.
      Wer 1956 für 10 000 Dollar Papiere seines Unternehmen Berkshire Hathaway gekauft hat, besitzt heute ein Vermögen von 360 Millionen Dollar. Tausende hat Buffett so zu Aktienmillionären gemacht.
      Und doch präsentiert er sich gern als einfacher Mann aus dem Mittleren Westen. Der amerikanische Mythos «Vom Tellerwäscher zum Millionär» trifft auf ihn allerdings überhaupt nicht zu: Zwar wurde er in Omaha im amerikanischen Bundesstaat Nebraska geboren, aber nicht in ärmlichen Verhältnissen: Sein Vater war immerhin Kongressabgeordneter in Washington.
      Der Filius, der schon im zarten Alter von elf Jahren seine ersten Aktien kaufte, studierte später an der renommierten Business School der New Yorker Columbia University.
      Bescheiden ist Warren Buffet dennoch geblieben. Noch heute wohnt er in seinem ersten Haus, das er vor 40 Jahren für 31 000 Dollar gekauft hat, und ernährt er sich am liebsten von Big Macs und Cherry Coke (fünf Dosen täglich).
      Nicht zuletzt deshalb wurde er Großaktionär bei Coca Cola und McDonald`s. Seine einfache Anlagestrategie: «Kauf nur, was Du verstehst.» Auf Internet-Werte, die in den vergangenen Jahren viele Spekulanten reich gemacht haben, hat Buffett deshalb konsequent verzichtet.

      Gruß Riddick
      Avatar
      schrieb am 02.01.00 23:11:01
      Beitrag Nr. 2 ()
      Orakel und Debakel

      Aktiengurus: Sie künden vom Boom oder vom Crash. Manchmal haben sie sogar Recht. manager magazin porträtiert die Aufsteiger und Absteiger der 90er Jahre. (© DPA)

      "Leser, glaubt dem Guru nicht,
      ganz egal, was er verspricht."
      Ein merkwürdiger Rat, den André Kostolany seinen Anhängern mit auf den Weg gab. Wurde doch der im September verstorbene Ungar selbst als Börsenguru geschätzt und verehrt.
      Der Widerspruch ist in Wahrheit keiner. Der Altmeister der Börse inszenierte sich Zeit seines Lebens niemals als Prophet. Prognosen über Kursrekorde oder Börsencrashs waren von ihm nicht zu hören. Einzelne Papiere empfahl er so gut wie nie. Seine Warnung gilt Leuten, die, gutgläubig und ohne nachzudenken, jeder Prognose und jedem heißen Aktientipp folgen. Wenn es ums schnelle Geldverdienen geht, schlagen viele Anleger solche Warnung jedoch gern in den Wind. Sie suchen den Rat von Experten. Aus gutem Grund.
      Kompetente Fachleute liefern wichtige Informationen, die sich der Großteil der Anleger gar nicht selbst beschaffen kann. "Zum anderen", so Wolfgang Gerke, Professor für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg, "suchen Anleger immer wieder nach Orientierung und wollen ihre Kaufentscheidungen an der Meinung von Leitfiguren ausrichten."
      Wo steht der Dow Jones Ende nächsten Jahres? Schafft der Dax die 6500-Punkte-Marke, oder gibt es einen Crash? Welche Aktien soll ich jetzt kaufen? Fragen, die Anleger gern beantwortet hätten. Wenn Finanz-experten in Zeitungen, im Hörfunk oder im Fernsehen ihre neuesten Prognosen verkünden, können sie daher der ungeteilten Aufmerksamkeit einer wachsenden Schar von Privatanlegern sicher sein.
      Nur, wem sollen sie glauben?
      manager magazin hat sich die prominenten Propheten der 90er Jahre angesehen, drei Gewinner und drei Verlierer ausgemacht. Kurzporträts beschreiben die Erfolgsgeheimnisse der Aufsteiger und die Gründe für das Versagen der Absteiger.
      + Abby Cohen
      "Prophetin der Wall Street" nennen Börsianer ehrfurchtsvoll die 47jährige Mutter zweier Kinder. Nach Stationen bei der US-Notenbank Fed und dem Broker Drexel Burnham Lambert kam Cohen 1990 zu Goldman Sachs. Seit die Chefanlagestrategin im Herbst vorigen Jahres Partnerin des Investmenthauses wurde, ist sie vermutlich die ranghöchste Frau an der Wall Street. Im aktuellen Ranking der 50 mächtigsten Amerikanerinnen des US-Magazins "Fortune" landete sie auf Platz 12.
      Cohen sagte der US-Börse bereits 1991 eine Jahre andauernde Hausse voraus und traf damit genau ins Schwarze. Der Dow-Jones-Index hat sich seitdem mehr als vervierfacht.
      Die Analystin bildet sich ihr Urteil aus der intensiven Beobachtung fundamentaler Daten wie Preisentwicklung oder Gewinnwachstum der Unternehmen. Ihr Erfolgsgeheimnis: Bevor sie eine Prognose abgibt, prüft sie akribisch jedes Szenario, das ihre Einschätzung bestätigen oder gefährden könnte.
      Kultstatus erwarb Cohen nicht zuletzt dadurch, dass sie auch während einiger Kurseinbrüche ­ verursacht zum Beispiel durch die Krisen in Asien 1997 oder in Brasilien 1998 ­ bei ihrer optimistischen Haltung blieb und damit Recht behielt.
      - Elaine Garzarelli
      Im Sommer 1987 hatte die heute 52jährige ihren großen Auftritt. Live verkündete die damalige Anlagestrategin des Investmenthauses Lehman Brothers über den US-Nachrichtensender CNN, dass im Herbst ein Börsencrash bevorstehe. Ein Volltreffer, lobten ihre Fans: Weltweit brachen die Kurse um 25 bis 30 Prozent ein. Garzarelli wurde auf einen Schlag zum Popstar der Wall Street. Die attraktive Aktienexpertin machte sogar Werbung für Strumpfhosen.
      Ein Zufallstreffer, unkten später Garzarellis Kritiker. Denn in den folgenden Jahren lag die Analystin meist daneben. Entweder hinkten ihre Prognosen der Entwicklung an den Börsen hinterher, oder sie warnte erneut vor Kurseinbrüchen, zu denen es allerdings nicht kam.
      Im Sommer 1996, zwei Jahre nachdem Garzarelli Lehman verlassen hatte und sich mit einem Börsenbrief und einer Vermögensverwaltung selbstständig gemacht hatte, verspielte sie ihren letzten Kredit. Wieder warnte sie werbewirksam auf CNN vor einem Crash; Anleger sollten alle US-Aktien sofort verkaufen.
      Der Dow Jones allerdings hielt sich nicht an die Prophezeiung und stieg innerhalb von sechs Monaten um 1000 Punkte. Einige Börsianer verhöhnen die ehemalige "Queen der Wall Street" seitdem als Kontra-Indikator und machen das Gegenteil von dem, was Garzarelli empfiehlt.
      + Ralph Acampora
      Der 58-jährige Leiter der technischen Analyse des New Yorker Wertpapierhauses Prudential Securities ist ähnlich treffsicher wie Abby Cohen. Als 1995 der Dow-Jones-Index bei 4500 Punkten stand, prophezeite er 7000 Punkte bis spätestens Juni 1998. Als dieser Wert bereits 1997 erreicht war, zog Acampora mit seiner von Kritikern heftig attackierten "Dow-10 000-Prognose" nach. Erneut behielt der Analyst Recht. Heute steht der Index sogar bei etwa 11 000.
      Als "Techniker" (Branchenjargon) schert sich Acampora wenig um fundamentale Daten. Mit Hilfe der Chartanalyse identifiziert er Trends und vergleicht sie mit historischen Vorbildern. Die Treffsicherheit seiner Prognosen ist beeindruckend. Den Vorwurf, als Berufsoptimist während der Hausse der 90er Jahre nur Glück gehabt zu haben, entkräftet Acampora leicht. So sagte er die Kurskorrekturen im Herbst 1997 und im Herbst 1998 voraus, ohne dabei von seiner Langfristprognose abzuweichen.
      - Roland Leuschel
      Der ehemalige Chefstratege der Banque Bruxelles Lambert ist Europas Antwort auf Elaine Garzarelli. Auch Leuschel sagte den Crash von 1987 voraus. Ein weiteres Mal lag der Pessimist 1989 richtig. Wieder prophezeite er zutreffend einen Kurssturz, auch wenn dieser Einbruch an der Börse im Rückblick nicht viel mehr als eine kleine Korrektur war. Danach folgte eine lange Reihe von Fehlprognosen.
      Im Oktober 1995 warnte Leuschel, der gern witzelt, dass es nur schlechte Börsengurus gebe, vor fallenden Kursen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) stieg. Im März 1996 kündigte der Guru einen Crash an. Die Kurse kletterten weiter. Auch 1997 und 1998 schwante dem Börsianer Übles. Doch es gab nur kleinere Einbrüche, anschließend ging es mit den Aktienkursen immer wieder steil bergauf.
      Leuschels Problem: Er machte sei- ne Untergangsszenarien zur Ideologie, galt in der Branche als chronischer Schwarzseher. Wann immer Journalisten im Herbst eines Jahres über einen drohenden Oktobercrash berichten wollten, lieferte Leuschel die passende Prophezeiung.
      Verantwortungslosigkeit wird dem 61-jährigen Anlagefachmann sicherlich niemand vorwerfen. Eines jedenfalls sollte aber auch seine treuesten Anhänger nachdenklich stimmen. Anfang 1996 kündigte der Guru ein Buch an, das er vor dem großen Crash fertig stellen wolle.
      Das Werk ist bis heute nicht erschienen.
      + Mark Mobius
      Seine zahllosen Reisen in abgelegene Regionen und die Besuche bis dahin unbekannter Unternehmen haben Mobius, der eher an den Schauspieler Yul Brynner erinnert, den Beinamen "Indiana Jones der Emerging Markets" eingebracht. Der 64-jährige lebt seit 30 Jahren in Asien und verwaltet als Chef des Emerging-Markets-Teams von Templeton rund 13 Milliarden Dollar.
      Auch wenn er sich auf hoch spekulativem Terrain bewegt, ist Mobius` Seriosität unbestritten. Trotz seiner Popularität ist er eher harter Arbeiter als glamouröser Star. Über 200 Tage im Jahr recherchiert Mobius vor Ort bei interessanten Unternehmen.
      Sein Erfolg liegt im optimalen Timing an den stark schwankenden asiatischen Börsen. Mobius steigt ein, wenn die Märkte am Boden sind, er rennt nicht der Masse der Investoren hinterher.
      Der von Mobius gemanagte Templeton Emerging Markets Fund läuft seit Jahren besser als das Benchmark, der Schwellenbörsenindex MSCI Emerging Markets. Eine für Fondsmanager beeindruckende Konstanz.
      Gleichwohl macht Mobius Fehler: Während der Asien-Krise im Herbst 1997 blieb er nicht ungeschoren. Doch der Erfolg kam zurück. Vor einem Jahr prophezeite Mobius einen Börsenboom in Südkorea und lag richtig. Sein Korea-Fonds legte in den vergangenen zwölf Monaten, in Euro gerechnet, um über 120 Prozent zu.
      - Egbert Prior
      Wie werde ich Börsenguru? mag sich der Wirtschaftsjournalist vor gut zwei Jahren gedacht haben. Die Antwort war einfach: Ich gehe ins Fernsehen. Zunächst als Mitarbeiter des Börsendienstes "Platow-Brief", seit Februar 1998 als Herausgeber des Blättchens "Prior Börse", trat der unscheinbare Betriebswirt (Prior: "Ich bin ein Spießer") in der "3sat-Börse" mit seinen Aktientipps auf.
      Meist empfahl er marktenge Neu-Emissionen wie Mobilcom oder SCM. Da offenbar viele der bis zu 600 000 Zuschauer seinen Empfehlungen gläubig folgten und die Aktien kauften, schossen die Kurse zumindest unmittelbar nach den Sendungen in die Höhe. Offenbar ohne jedes Verständnis für die Börse nannten seine Anhänger ihn daraufhin Meister. Ein Börsenpapst war geboren.
      So hell Priors Stern glänzte, so schnell verblasste er wieder. Im November 1998 erhob die Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen den Börsenguru Anklage wegen verbotener Insidergeschäfte. Der Vorwurf: Prior soll sich vor seinen TV-Auftritten mit den Aktien, die er im Fernsehen empfahl, eingedeckt haben.
      Ob das strafrechtlich tatsächlich ein Vergehen ist, scheint mittlerweile unerheblich. Seit der heute 35 Jahre alte Prior seine spekulativen Tipps nicht mehr über das Fernsehen verbreiten kann, hat ihn der Erfolg verlassen. Im Januar 1999 warf er die Internet-Firma Intershop aus seinem Musterdepot und verpasste, bis er wieder einstieg, einen Kurszuwachs von knapp 100 Prozent. Im April empfahl er den Neuen-Markt-Wert Infomatec. Die Aktie verlor bis heute rund 30 Prozent.
      Diese Art Guru muss Altmeister André Kostolany bei seiner Warnung vor Augen gehabt haben.
      Avatar
      schrieb am 03.01.00 23:28:40
      Beitrag Nr. 3 ()
      Oh Ja. Sommer 96.
      Elaine Garzarelli warnt vor dem Crash und ich als blutiger Anfänger hab doch glatt S&P 500 puts gekauft. War natürlich ein Totalverlust. Lehrjahre sind halt keine Herrenjahre.

      Auf Guru`s höre ich jedenfalls nicht mehr. Jedenfalls nicht ohne mir eine eigene Meinung aufgrund der Fakten gebildet zu haben.

      Gruß
      Gintu

      P.S.: Ein kleiner A. Cohen-Fan bin ich allerdings schon. Die hat wenigstens häufiger Recht als Unrecht.
      Avatar
      schrieb am 07.01.00 12:08:01
      Beitrag Nr. 4 ()
      Börsenfieber erfasst Kleinanleger - viele spielen Roulette

      Dax-Höhenflug verwandelt Sparer in Spekulanten - Aktionäre folgen blind den Empfehlungen der Gurus
      Frankfurt/Main - Deutschlands Kleinanleger sind im Börsenfieber. Der Höhenflug der Aktienkurse hat aus manch vorsichtigem Sparer inzwischen einen gierigen Börsenzocker gemacht. Daran wird auch die Schwächephase an den Aktienmärkten zu Beginn des Jahres nichts ändern. Oft riskieren diese Glücksritter ihre letzten Geldreserven, haben aber nicht das Wissen über die Risiken auf dem Börsenparkett. Ohne das nötige Rüstzeug wird die Aktienanlage jedoch zum Roulette.
      Sie kaufen Aktien von Unternehmen, die sie gar nicht kennen. Sie verfolgen gebannt die Börsensendungen im Fernsehen und rennen dann blind den Aktienempfehlungen der Börsen-Gurus nach. Aktien, Optionen, Futures - wie das Papier heißt und was dahinter steckt, spielt kaum eine Rolle. Hauptsache es fließt Bares, und das schnell. Selbst die Hypothek auf das eigene Haus wird dann schon mal leichtsinnigerweise gesetzt.
      "Das ist wie mit Turnschuhen im Hochgebirge umher zu kraxeln", warnt daher Aktionärsschützer Dieter Kauffmann. Der Vorsitzende der Schutzvereinigung der Kleinaktionäre (SdK) beklagt, dass manche Nachwuchsaktionäre "zu blauäugig" ihr finanzielles Heil suchen. "Die Leute kaufen einen Staubsauger für 200 Mark und besorgen sich vorher Testhefte. Wenn aber einer für mehrere tausend Mark Aktien zeichnet, macht er das oft blind", rügt auch Uwe Wulf von der DG Bank.

      Spekulieren ist schick wie nie zuvor. Während Börsenprofis noch vor Jahren mit Argwohn bedacht wurden, sind sie heute gefragte Gäste in Fernsehsendungen. Sie empfehlen Aktien von Firmen, deren Namen kaum einer je gehört hat. Und sie finden dankbare Zuhörer: Die Kurse der angepriesenen Papiere schießen am nächsten Handelstag mit schöner Regelmäßigkeit durch die Decke.
      Börsentipps gibt es in Hülle und Fülle aber auch per Internet und Telefon. Der Fernsehsender n-tv räumt auf seinen Videotext-Seiten reichlich Werberaum für 0190-Hotlines ein. Mit Einblendungen wie "Achtung: Neuer 15 000-Prozent-Kracher", "Kurs-Rakete gezündet" oder "Panik am Neuen Markt, was tun?" sollen Anleger geködert werden. Für meist 3,63 DM pro Minute gibt es dann nicht das sonst unter 0190-Nummern bekannte Sex-Gestöhne, sondern den angeblich ultimativen Tipp selbst ernannter Börsenexperten.
      "Das ist der reinste Wahnsinn, was momentan passiert", sagt Wulf. Direkt-Banken preisen verstärkt den Aktienkauf per Internet an, am besten gleich vom Arbeitsplatz oder dem heimischen Wohnzimmer aus. Die Werbung einer Direkt-Bank beschreibt das neue Credo deutlich: "Du musst gnadenlos sein. Friss oder stirb. Kaufen, verkaufen, Bingo. Handeln bis das Adrenalin auf der höchsten Stufe ..."
      Diese Maxime scheinen auch zahlreiche Aktionäre des finanziell schwer angeschlagenen Frankfurter Bauriesen Philipp Holzmann schon verinnerlicht zu haben. Während die Holzmänner nämlich noch immer um ihren Job und den Fortbestand des Unternehmens zittern, ist die Holzmann-Aktie an der Börse zu einem begehrten Zocker-Papier verkommen. dpa
      Avatar
      schrieb am 09.01.00 13:13:52
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hallo,
      betr. Abbey Cohen: Könnte es nicht sein, daß Abbey Cohem bislang einfach nur glück hatte?
      Meine persönliche meinung dazu ist, daß die Kursentwicklung der meisten Aktien an den meisten Börsen der Welt die meiste Zeit schlicht und ergreifend unvorhersagbar ist. Wenn das stimmt (und es gibt ziemlich deutliche hinweise darauf), dann wären alle eingetroffenen prognosen von Börsengurus, Analysten usw. lediglich Glückstreffer.
      Wie ist Eure meinung?

      MfG
      Kroeterich

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      Avatar
      schrieb am 10.01.00 16:54:17
      Beitrag Nr. 6 ()
      Hallo ,
      ich selbst ziehe die Definition vor, dass die richtigen Profis die sind, die vom Selbstanlegen ihres eigenen Geldes leben können,
      während die anderen "Profis" ja eigentlich nur vom Anlegen
      fremden Geldes leben, was man als Beweis dafür sehen könnte, dass sie eigentlich nur zweitklassig sind .

      Bei Kostolany wissen wir nicht viel über Erfolge oder Misserfolge an der Börse .

      Bei Buffett wissen wir, dass er es geschafft hat.
      Gruß Riddick
      Avatar
      schrieb am 10.01.00 23:45:19
      Beitrag Nr. 7 ()
      Nach jedem Rutsch steuerte der Markt neue
      Hochs an. Am 19. April 1999 zum Beispiel war der Internet-Index des
      Dow Jones um 18,7 Prozent eingebrochen. Die hochfliegenden
      Internetwerte erholten sich jedoch schnell wieder. Bestraft wurden die
      so genannten "smarten Investoren", die sich von hochbezahlten
      Analysten einreden ließen, die Gruppe sei völlig überteuert, da ihre
      Kurse in keinem Verhältnis zum erwarteten Gewinn stünden.

      Bischoff
      Avatar
      schrieb am 01.02.00 20:11:32
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hendrik Leber (42)
      ist Investmentfondsspezialist und Geschäftsführender Gesellschafter der Frankfurter Vermögensverwaltung Acatis. Mit seinem Acatis Aktien Global Fonds UI (WKN: 978174) verdoppelte er seit Mai 1997 das Vermögen der Anleger. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler begann seine berufliche Laufbahn 1984 als McKinsey-Berater für Banken. Von 1989 bis 1994 war Leber Partner der Privatbank Metzler.

      G E L D A N L A G E - I N T E R V I E W
      Irrwitzige Preise

      Die Kurse vieler Aktien haben mit ihrem fundamentalen Wert nichts mehr zu tun. Wie sich Anleger auf dem verrückten Kapitalmarkt zurechtfinden. mm*: An der US-Hightech-Börse Nasdaq und am Neuen Markt in Frankfurt erreichen Aktien immer neue Kursrekorde, obwohl die Unternehmen keine Gewinne machen. Spielen die Kapitalmärkte verrückt?

      Leber: Teilweise ja. Es hat allerdings immer spekulative Phasen gegeben, in denen die Hoffnung auf künftige Gewinne wichtiger war als die Substanz eines Unternehmens. Das passiert häufig dann, wenn eine neue Technologie vor dem Durchbruch steht. Eisenbahnaktien waren vor 100 Jahren genauso irrwitzig bewertet wie heute irgendwelche Internet-Buden. Das Spiel wiederholte sich in den 20er Jahren mit den Papieren der US-Radiostationen und in den 50er Jahren mit den Elektronikaktien.

      mm: Und immer kam es zu schweren Kurseinbrüchen.

      Leber: Richtig. Und genau so werden auch diesmal die drastischen Übertreibungen korrigiert. Manche Titel können dann auf ein Drittel oder sogar ein Viertel ihres heutigen Wertes fallen. Die Kurse sacken zusammen wie ein Soufflé.

      mm: Viele Internet-Papiere sind im Sommer eingebrochen, haben sich dann aber schnell wieder erholt. War das die Korrektur?

      Leber: Das war noch längst nicht alles. Schauen Sie sich nur den Kurs des virtuellen Kunsthändlers Artnet an. Zunächst haben sich Anleger von der Story blenden lassen. Der Aktienkurs wurde hochgepusht. Als klar wurde, dass Artnet gar kein solides Grundgeschäft hat, sondern
      nur immer neue Verluste produziert, fiel der Kurs in sich zusammen.

      mm: Die Geschäfte vieler US-Internet-Unternehmen dagegen boomen. Sind dort die Gewinner zu suchen?

      Leber: Auch jenseits des Atlantiks ist Vorsicht geboten. Nehmen Sie Amazon.com. Als der Internet-Buchhändler in den Vertrieb mit Compact Discs einstieg, hat man noch über das Wachstum gejubelt. Wenig später begann Amazon mit Online-Auktionen. Da hielt sich der Jubel in Grenzen, weil andere es besser machen. Sie können nicht in jedem Segment Marktführer sein.

      mm: Explosives Umsatzwachstum ist genau das, was Anleger an Amazon schätzen. Was ist falsch daran?

      Leber: Die Gewinne fehlen. Wenn ein Unternehmen dominanter Marktführer ist, muss es irgendwann einmal Geld verdienen. Jahr für Jahr den Umsatz verdreifachen und die Verluste vervierfachen, das kann jeder. Da stelle ich mich an die nächste Straßenecke und verkaufe Hundertmarkscheine für 90 Mark, das kommt auf dasselbe raus. Mittlerweile bewertet die Börse Amazon aber wieder etwas realistischer.

      mm: Nicht nur Internet-Aktien, auch die Kurse vieler Fusions- und Übernahmekandidaten schießen in den Himmel. Mannesmann hat ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 275. Ist die Aktie tatsächlich das 275fache ihres Gewinns von 1999 wert?

      Leber: Das sind in der Tat Fantasiepreise, die ökonomisch momentan nicht mehr gerechtfertigt sind. Was bringt denn so ein Mobilfunkkunde ein? Der bleibt dem Unternehmen durchschnittlich drei Jahre treu und sorgt in dieser Zeit vielleicht für 3000 bis 4000 Mark Umsatz. Bei rund drei Millionen Kunden komme ich so auf einen Wert von zehn Milliarden Mark. Vodafone-Chef Gent hat aber über 240 Milliarden geboten, wenn auch für den ganzen Konzern, also mit den Geschäftsbereichen Autoteile und Metall. Ich würde zu Kursen um 200 Euro auf keinen Fall Mannesmann-Aktien kaufen.

      mm: Wie lange haben derartige Übertreibungen Bestand?
      Leber: Das geht nur gut, bis die Spekulanten keinen Dummkopf mehr finden, der ihnen die Aktien zu den Irrsinnspreisen abkauft. Dann bricht Panik aus, und die Kurse sausen nach unten.
      mm: Wann ist es soweit?
      Leber: Wenn die Masse der Privatanleger merkt, dass in vielen Aktienkursen nur heiße Luft steckt. Die Investmentfonds, die das Geld der Privaten anlegen, werden sich dann ebenfalls von vielen Modethemen verabschieden und den Trend zu fallenden Kursen massiv verstärken. Ob das in einem halben Jahr oder in einem Jahr der Fall sein wird, kann ich allerdings nicht sagen.

      mm: Welchen Wert haben die klassischen Orientierungsmarken wie Konjunkturindikatoren oder Inflationsentwicklung in dieser spekulativen Börsenphase?

      Leber: Volkswirtschaftliche Rahmendaten wie zum Beispiel Zinsentwicklung, Arbeitslosenzahlen oder der Preisanstieg werden künftig immer unwichtiger. Sie lösen nur noch kurzfristige Bewegungen aus, die am Tag danach bereits wieder vergessen sind.

      mm: Woran kann sich der Anleger dann halten?

      Leber: Ich achte bei der Aktienauswahl immer auf einen optimalen Mix zwischen dem Wachstum des Kerngeschäfts eines Unternehmens und dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktie. Gehen wir mal ein Jahr zurück: Da wiesen Coca-Cola und McDonald`s in etwa die gleichen Wachstumsraten auf. McDonald`s hatte aber ein deutlich niedrigeres KGV. Da habe ich natürlich die Aktien der Hamburger-Kette gekauft. Man macht grundsätzlich nichts verkehrt, wenn man Aktien billig kauft.

      mm: Sie betreuen selbst einen Fonds. Dort finden sich allerdings längst nicht nur bekannte Blue Chips (siehe Kasten links). Wie wählen Sie die Aktien aus?

      Leber: Meine Strategie ist zweigeteilt. Bei den klassischen Standardwerten verfahre ich konventionell und wähle ­ wie bei McDonald`s ­ Werte mit Wachstumsraten zwischen 7 und 20 Prozent und moderaten Kurs-Gewinn-Verhältnissen. Meine Hightech-Titel sind an der Börse über ihr KGV nicht mit den Blue Chips vergleichbar. Dafür wachsen diese Unternehmen aber mit jährlich 50 bis 150 Prozent. Ich achte allerdings darauf, Unternehmen zu erwischen, die auf Dauer zu den Marktführern in ihren Branchen gehören werden und dann auch Gewinne machen.

      mm: Woher wollen Sie das wissen?

      Leber: Meist durch empirische Beobachtung. Nehmen wir das Beispiel Colt Telecom. Wenn Sie durch Frankfurt gehen, sehen Sie auf vielen Kanaldeckeln den Namen dieses britischen Unternehmens. Colt Telecom hat in Frankfurt Glasfaserkabel verlegt. Dann lese ich, dass Colt bereits viele europäische Metropolen verkabelt hat, beziehungsweise noch dabei ist. Anschließend kassiert Colt für die Datenübertragungen auf seinem Netz. Das Unternehmen wächst jährlich mit 150 Prozent. Hier entsteht im Stillen ein künftiger Marktführer.
      Avatar
      schrieb am 10.02.00 19:39:03
      Beitrag Nr. 9 ()
      Warum Börsen-Optimismus gefährlich ist
      Von WIELAND STAUD


      FRANKFURT/M. Die spannendste Frage der Technischen Analyse überhaupt lautet: Was denkt gerade die Mehrheit der Börsianer? Ist sie kurzfristig optimistisch? Oder mittelfristig pessimistisch? Haben die Bullen gerade die Oberhand? Oder sind die Bären am Zug?

      Die Frage steht im Zentrum dieses dritten Beitrages zur Technischen Analyse und ist deswegen so spannend, weil es eine der unverrückbarsten Börsenweisheiten überhaupt ist, daß die Mehrheit immer schiefliegt. Für diese Einschätzung gibt es eine ganze Reihe von ganz exzellenten Gründen. Sie reichen bis hin zur „normalen“ Organisationsstruktur und Unternehmenskultur eines Research-Hauses.

      Am naheliegendsten ist es, anzunehmen, daß in der Regel Optimisten und Pessimisten immer schon entsprechend ihrer jeweiligen Markteinschätzung positioniert sein werden. Die Optimisten haben bereits ge- und die Pessimisten verkauft. Und beide Parteien haben dies bereits in einem Umfang getan, der so ziemlich genau ihrem aktuellen Grad an Optimismus bzw. Pessimismus entspricht.

      Wenn aber die bullische Mehrheit der Marktteilnehmer schon all das, was sie zu den entsprechenden Preisen kaufen wollte, gekauft hat, dann wird es um die Kaufbereitschaft auf dem aktuellen Kursniveau nicht mehr allzu gut bestellt sein. Wenn alle Mehrheits-Bären bereits verkauft haben, woher soll dann noch weiterer Verkaufsdruck kommen? Die Aktien sind zu diesem Zeitpunkt in festen Händen, die akzeptieren, daß auf den Markt Ungemach zukommt und die auf dem aktuellen Preisniveau dennoch kaufen.

      Änderungen in diesem Marktgleichgewicht treten erst dann ein, wenn die Qualität neuer Nachrichten ein höheres Eskalationsniveau erreicht. Wenn beispielsweise aus einem Scharmützel ein Krieg oder aus einer einmaligen Abwertung der Landeswährung die generelle Zahlungsunfähigkeit des gesamten Landes wird. Oder sie treten zum Beispiel auch dann ein, wenn die optimistischsten Flüsterschätzungen noch übertroffen werden. Tritt ein solcher Fall ein, dann werden fast alle Marktteilnehmer gezwungen sein, ihre Sicht der Dinge grundlegend zu reformieren. Und dann werden sich abrupt die Mehrheitsverhältnisse zwischen Bullen und Bären wieder ändern.

      Drei Beispiele

      Bliebe noch die Frage zu klären, wie man feststellt, welcher Meinung die Mehrheit gerade ist. Drei Beispiele für zu großen Optimismus:

      1. Der n-tv-Indikator: Nach zehn Sendungen der „Telebörse“ kennt man viele gute Gründe dafür, warum man Aktien jetzt kaufen soll. Aber kaum einen einzigen dafür, warum jetzt Verkäufe angezeigt sein könnten.

      2. Die Put/Call-Ratios: Der Quotient aus gehandelten Verkaufsoptionen (Puts; die Bären) und gehandelten Kaufoptionen (Calls; die Bullen) sinkt für die Put/Call-Ratios der Dax-Optionen an der Eurex unter 0,7.

      3. Börsenbrief-Stimmungsindikator: Wenn von zehn Börsenbriefen acht erklären, daß die Kurse nur noch einen Weg kennen können, nämlich den nach oben, dann ist das Maß an vertretbarem Optimismus weitestgehend voll, und Käufe sind nicht mehr angezeigt (Analoges gilt für 8 : 2-Pessimisten).

      Der Chart zeigt einen selbstkonstruierten und auf geglätteten Put/Call-Ratios basierenden Stimmungsindikator gemeinsam mit dem Dax im Sommer 1996. Die Mehrheit der Anleger hatte damals eine derart schlechte Meinung von der Zukunft des Dax, daß jede noch so kleine positive Überraschung etwa in der Art: „Die Welt wird nicht untergehen!“ ein Kursfeuerwerk auslösen mußte. Der Dax war damals übrigens bei rund 2 400 Punkten.

      Eine der meistgestellten Fragen an den Verfasser lautet etwa so: Warum um alles in der Welt sind die Kurse so stark gestiegen, wo sich doch alle Experten einig darüber waren, daß sie angesichts des katastrophalen Umfelds nur fallen können? Vielleicht hat diese Frage für die Leser fortan eine etwas andere Bedeutung.

      Wieland Staud ist Vorsitzender der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands VTAD, Veranstalter von Seminaren zur Technischen Analyse und Herausgeber des „Daily Market Fax“.
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      schrieb am 14.02.00 00:52:58
      Beitrag Nr. 10 ()
      Von Börsenspielern und Spekulanten

      André Kostolany war der Altmeister der Börse. Die WELT druckt vorab Auszüge aus seinem letzten Buch "Die Kunst, über Geld nachzudenken": die Erfahrungen aus 80 Jahren als Investor an der Börse
      Von André Kostolany
      Nicht jeder verdient nach meiner Definition den Titel Spekulant, und längst nicht alle Börsenteilnehmer sind Spekulanten.(...)
      Eine Gruppe, die bestimmt nie ausstirbt, sondern zu meinem Leidwesen immer größer wird, sind die so genannten Börsenspieler. Ich habe sie so getauft, weil sie nach meiner Definition die Bezeichnung Spekulant nicht verdienen, auch wenn sie im allgemeinen Sprachgebrauch und von den Journalisten so bezeichnet werden. Der Börsenspieler versucht, bereits kleinste Kursbewegungen zu nutzen. Er kauft ein Papier bei 101, um es bei 103 bereits wieder zu verkaufen. Dann kauft er das nächste Papier zu 90, um es bei 91,50 zu verkaufen etc.
      Der Börsianer, der auf kurze Zeit spielt, wird akrobatische Kunststücke vollführen, um jedes Mal zwischen Kauf und Verkauf einen Gewinn einzustreichen. Er kann kurzfristig Erfolg haben. Wenn er nur auf steigende Kurse spekuliert und der Aktienmarkt sich in einer allgemeinen Hausse befindet, ist die Chance entsprechend größer, steigende Kurse zu erwischen. Aber es kommt sehr selten vor, dass man die Schwankungen zwischen Kauf und Verkauf im richtigen Moment abpasst. A la longue wird der Spieler spätestens dann, wenn es mit den Kursen seitwärts oder abwärts geht, Pleite machen. Er ist ein Hasardeur und hat keinerlei Überlegung und Strategie. Er benimmt sich wie ein Roulettespieler, der von Tisch zu Tisch läuft. Ich weiß, dass mir jeder Börsenspieler hier widersprechen wird. Sie haben natürlich Charts und Computerprogramme, die ihnen sagen, wann sie kaufen und verkaufen müssen. Doch jeder Computer ist so schlau wie sein Programmierer. Ich habe in meinen fast 80 Jahren Börsenerfahrung jedenfalls keinen Börsenspieler kennen gelernt, der langfristig Erfolg gehabt hätte.
      Die Banken und Broker haben alles daran gesetzt, aus ihren Kunden Börsenspieler zu machen. Unverfroren und ohne Scham werben ihre Discount-Brokerage-Ableger für das so genannte Daytrading. Über das Internet hat nun auch jeder Privatspekulant die Möglichkeit, in "Echtzeit" und "Intraday" zu handeln. Viele unerfahrene Privatanleger, die durch die Telekom-Emission für die Aktienanlage gewonnen wurden, werden nun zum Börsenspiel verleitet. Das halte ich für unverantwortlich und moralisch fragwürdig. Ich konnte lesen, dass es hier zu Lande mittlerweile wie in den USA Händlerräume gibt, wo sich diese Daytrader einen Arbeitsplatz mieten können. Eine Friseurin, die dort zitiert wurde, hatte ihren Job aufgegeben, weil sie hier viel mehr verdienen könne als in ihrem Beruf. Wie der kleine Moritz sich das vorstellt, hätten die Wiener gesagt.
      Diese naiven Anleger glauben, sie hätten nun die gleichen Chancen im schnellen Geschäft des ständigen Kaufens und Verkaufens wie die großen Institutionen, die aus den Börsen längst ein Spielkasino gemacht haben - nicht nur aus dem Aktienmarkt, sondern auch aus den Devisen-, Rohstoff- und Anleihemärkten. Mit monströsen Gehältern kaufen sie Absolventen von Havard, St. Gallen oder der London School of Economics ein, damit sie anschließend mit Hunderten Millionen Dollar in Anleihen, Aktien oder Devisen herumzocken. Speziell am Devisenmarkt herrscht ein perverses Spiel. Über eine Billion Dollar werden in 24 Stunden um den Globus bewegt. Maximal drei Prozent dieses Umsatzes dient der Abwicklung oder Absicherung von Im- und Exportgeschäften. Der Rest ist Spiel.(...)
      Am Ende muss ich jedoch auch eine Lanze für die Börsenspieler brechen. So sehr ich sie verabscheue, so sehr brauche ich sie auch. Sie sind lebensnotwendig für eine funktionierende Börse. Und wenn sie nicht existieren würden, so müsste man sie erfinden. je mehr Spieler, desto größer und liquider der Markt, und desto besser werden Erschütterungen, sowohl bei Hausse- als auch bei Baissebewegungen, abgefangen und gedämpft. Bei jedem Kursrückgang von einer Fraktion melden sich neue Käufer, und dadurch schützen sie den Markt vor einem brutalen Rückgang. Bei jeder Kurssteigerung von einer Fraktion melden sich neue Verkäufer und wirken dadurch auch bei Haussebewegungen bremsend. Sie sind wie die Zylinder in einem Motor. Je mehr es gibt, desto runder läuft der Motor. Nur durch die Börsenspieler ist es garantiert, dass man an jedem Börsentag seine Positionen auflösen kann, ohne dabei die Kurse bereits nach unten zu drücken. Die Millionen Spieler haben also ihre Berechtigung, denn gäbe es nur Anleger, die Aktien kaufen, um sie über Jahrzehnte zu halten, wäre der Markt völlig illiquide.
      Der Anleger ist das Gegenteil des Spielers. Er kauft Aktien und hält sie über Jahrzehnte als Altersvorsorge oder Aussteuer für die Kinder oder Enkel. Die Kurse schaut er sich nicht einmal an. Sie interessieren ihn nicht. Selbst stärkere Einbrüche sitzt er aus. Das Kapital, das er langfristig in Aktien angelegt wissen will, bleibt in Aktien investiert. Er unternimmt überhaupt keinen Versuch, in Schwächephasen den Aktienanteil seiner Anlagen zu reduzieren.
      Der Anleger setzt auf eine breite Palette erstklassiger Aktien, verteilt über alle Branchen und über mehrere Länder. Er unternimmt keinen Versuch, spezielle Zukunftsbranchen zu erwischen und überzugewichten. Viele Anleger orientieren sich bei der Auswahl ihrer Papiere am Aktienindex ihres Landes oder mehrerer Länder. Aus diesem Grund sind die Indexfonds immer beliebter geworden und haben in den letzten Jahren Milliarden Dollar gesammelt. Für den Anleger ist es die bequemste Methode, in eine breite Palette von Standardaktien, die so genannten Blue Chips zu investieren.
      Die größten Anleger sind heute die amerikanischen und englischen Pensionskassen. Die Geldmengen, die sie verwalten, sind so immens, dass sie gezwungen sind, die Papiere lange zu halten, da sie ihre Positionen nicht auflösen könnten, ohne dabei die Kurse unter Druck zu setzen. Das ist das große Glück für die Pensionäre. Würden die Verwalter die Gelder umschichten können, wäre ihre Performance sicher nicht so gut.
      Und in noch einem anderen Punkt ist der Anleger das genaue Gegenteil des Börsenspielers. Während der Spieler auf lange Sicht immer verliert, gehört der Anleger, egal wann er in die Börse einsteigt, langfristig zu den Gewinnern. Zumindest war dies in der Vergangenheit immer so, denn Aktien haben in ihrer Gesamtheit nach einem Krach immer wieder neue Rekordkurse erreicht.
      Ich gebe zu, der Anleger kann mit einem kleinen Betrag nicht in kurzer Zeit zum Millionär werden. Langfristig aber kann er zu einem großen Vermögen kommen. Warren Buffet, der wohl berühmteste Anleger der Welt, wurde durch Anlage zum zweitreichsten Mann Amerikas. Trotzdem glauben die meisten Börsianer, das große Geld sei nur zu machen, wenn man ständig kauft und verkauft.
      Ich selbst gehöre seit einigen Jahren auch in das Lager der Anleger. Zum Spekulieren fühle ich mich heute zu alt. Außerdem war ich ständig von einem Vortrag und Interview zum nächsten unterwegs und mit meiner Kolumne und meinen Büchern so beschäftigt, dass mir keine Zeit mehr blieb, mich ständig um meine Engagements zu kümmern. Ich besitze heute über 500 verschiedene Aktien, von denen ich seit Jahren keine einzige verkauft habe. Ich kaufe nur noch dazu.
      Wenn ich ehrlich bin, würde ich jedem Leser raten, sich in das Lager der Anleger zu schlagen. Sie erzielen im Durchschnitt die beste Performance aller Börsenteilnehmer, denn auch von den Spekulanten gehört nur eine Minderheit zu den Gewinnern.(...)
      Man könnte sagen, der Spekulant befindet sich irgendwo zwischen dem Spieler und dem Anleger.(...)
      Der Spekulant auf weite Sicht verfolgt verschiedene Grundelemente: Geld- und Kreditpolitik, Zinssatz, wirtschaftliche Expansion, internationale Lage, Handelsbilanzen, Geschäftsberichte und so weiter und lässt sich von den sekundären Tagesnachrichten nicht beeinflussen. Er baut eine intellektuelle Konstruktion und Strategie auf, die er mit den täglichen Ereignissen abgleicht. Mit einem Wort, er hat Ideen, richtige oder falsche, aber Ideen. Das ist der entscheidende Unterschied zum Spieler.
      Im Gegensatz zum Finanzier, der zweifellos auch seine Strategie verfolgt und Ideen hat, bleibt der Spekulant passiver Teilnehmer. Er verursacht keine Kursbewegungen, sondern versucht nur, von solchen zu profitieren.(...)
      Dennoch lebt er gefährlich und muss sich daran gewöhnen, wie ein Krokodil mit offenen Augen zu schlafen. Die Spekulation ist eine gefährliche Seefahrt zwischen Vermögen und Pleite. Man braucht ein seetüchtiges Boot und einen geschickten Steuermann. Was verstehe ich unter einem seetüchtigen Boot? - Geld und Geduld sowie Nerven. Und wer ist der geschickte Steuermann? - Derjenige, der die Erfahrung hat und souverän denkt. Balzac schrieb in seinem Traktat über das "Elegante Leben", es gäbe drei Arten von Menschen; Menschen, die arbeiten, Menschen, die denken, und Menschen, die nichts tun. Der richtige Spekulant ist derjenige, der denkt. Viele glauben allerdings, es sei jener, der nicht arbeitet.(...)
      Der Beruf des Spekulanten lässt sich auf keiner Schule erlernen. Sein Handwerkszeug ist Erfahrung, Erfahrung, und nochmals Erfahrung. Ich würde meine 80-jährige Erfahrung nicht gegen mein Körpergewicht in Gold eintauschen, was bei mir ohnehin nicht mehr besonders viel wäre.
      Dabei habe ich die größte Erfahrung mit verlustreichen Geschäften gewonnen. Deshalb sage ich auch, ein Börsenspekulant, der in seinem Leben nicht wenigstens zwei Mal pleite war, ist dieser Bezeichnung nicht würdig. Die Börsen sind wie ein dunkler Raum, aber gewiss wird sich jener, der sich seit Jahrzehnten in diesem Zimmer aufhält, besser zurechtfinden als einer, der erst vor kurzem eingetreten ist.
      Verlust und Gewinn sind ein unzertrennliches Paar und begleiten einen Börsianer sein Leben lang. Ein erfolgreicher Spekulant gewinnt in 100 Fällen 51 Mal und in 49 Fällen verliert er. Von der Differenz muss er leben.
      Morgen die Fortsetzung des Vorabdrucks im Finanzteil: Von Aktien und Anleihen
      Vom Börsenbroker zum Medienstar
      Hätte jemals jemand in Deutschland den Titel "Mr. Aktie" verdient, dann André Kostolany, der im vergangenen September im Alter von 93 Jahren starb: Der Finanzberater, Journalist, Schriftsteller und Spekulant kämpfte Zeit seines Lebens für die Geldanlage in Unternehmenspapieren.
      Dabei wollte der Ungar, der am 9. Februar 1906 in Budapest geboren wurde, eigentlich Pianist werden. Doch sein Vater schickte ihn 1924 nach Paris, um bei einem Börsenmakler in die Lehre zu gehen. Dieser Beruf ließ André Kostolany nicht mehr los. 1941 musste der Kosmopolit vor den Nazis in die USA fliehen, kehrte aber 1948 nach Europa zurück. Hier wurde der charmante Börsenplauderer berühmt, war Gast in unzähligen Talk-Shows, umjubelter Referent, tausendfacher Kolumnist und 1998 sogar Hauptfigur in einer Autowerbung.
      Mit seinem 13. Buch "Die Kunst über Geld nachzudenken" wendet sich André Kostolany noch einmal an ein Millionenpublikum von Kleinanlegern, gibt Einblicke in sein bewegtes Leben und die große Schule der Spekulation.
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      schrieb am 15.02.00 21:36:47
      Beitrag Nr. 11 ()
      Der ewige Wettstreit zwischen Aktien und Dummköpfen

      André Kostolanys Leitsatz aus seinen frühen Pariser Tagen ist denkbar einfach: Die Entwicklung an der Börse hängt allein davon ab, ob es mehr Papiere gibt - oder mehr Käufer. Aus diesem Blickwinkel ist es vollkommen egal, ob die Gewinne der Unternehmen gut oder schlecht sind
      Von André Kostolany
      Böse Zungen behaupten, der Teufel habe die Börse erschaffen, um den Menschen zu zeigen, dass auch sie, Gott ähnlich, aus dem Nichts etwas schaffen können. Falsch! Nicht der Teufel hat die Börse erfunden. Sie ist spontan entstanden, unter einem Baum, so wie die Wall Street, an der Straßenecke oder in einem Caféhaus, um anschließend in ein Palais einzuziehen. (. . .)
      Wenn der Teufel die Börsen auch nicht geschaffen hat, mitgemischt hat er dennoch, als er aus dem "Homo sapiens" den "Homo ludens" gemacht hat, der die Börse oft in einen Spielsaal verwandelt. Für viele ist die Börse deshalb auch Monte Carlo ohne Musik, ein Casino, wo man sich während eines Abends eine runde Summe erspielen kann, in einer anregenden, Nerven kitzelnden Atmosphäre. Für mich ist sie Monte Carlo mit viel Musik. Man muss nur die Antennen haben, um diese Musik aufzufangen und dann die Melodie zu erkennen.

      Doch die Börse ist noch mehr, sie ist das Nervenzentrum, ja sogar der Motor des kapitalistischen Wirtschaftssystems. (. . .) Ohne Spekulationen wären die großen revolutionären Industrien (Eisenbahn, Automobil, Öl, Elektronik, Computer und jetzt das Internet) nie zu Stande gekommen. Nur die Hoffnung auf einen spekulativen Kursgewinn und nicht auf einen Zinsertrag kann den großen und kleinen Sparern die zur Expansion nötigen Gelder aus der Tasche kitzeln. Diese Spargelder werden dann mittels der Börse durch die verschiedensten Investitionsmöglichkeiten in der Wirtschaft verteilt. Mit einem Wort, die Börse ist ein Instrument, Investitionen einzufrieren und jederzeit wieder aufzutauen, wenn der Anleger sein Kapital wieder benötigt. (. . .)
      Lebhaft erinnere ich mich noch heute an meinen allerersten Tag an der Pariser Börse. Ein alter Herr kam auf mich zu: "Junger Mann, ich habe Sie hier noch nicht gesehen. Wer sind Sie?" - "Jawohl", antwortete ich, "ich bin heute zum ersten Mal an der Börse und bin Volontär bei der Firma X." - "Da Ihr Chef mein Freund ist, werde ich Sie jetzt etwas überaus Wichtiges lehren. Sehen Sie sich um, hier hängt alles von einer einzigen Sache ab, ob es mehr Dummköpfe als Papiere oder mehr Papiere als Dummköpfe gibt."
      Diesen Leitspruch, der auch zu meinem Credo wurde, kann man so interpretieren: Die Tendenz hängt davon ab, ob es für die Verkäufer wichtiger und dringender ist, ihre Papiere loszuwerden, als für die Käufer, mit ihrem Geld Werte zu erwerben. Wenn die Wertpapierbesitzer unter einem psychologischen oder materiellen Druck gezwungen sind, ihre Papiere zu veräußern, die Geldbesitzer dagegen zwar kaufen wollen, jedoch nicht unter Kaufzwang stehen, fallen die Kurse. Suchen die Geldbesitzer hingegen dringend nach Aktien, und die Aktienbesitzer sind auf Grund fehlenden materiellen oder psychologischen Drucks nicht gezwungen, ihre Papiere zu verkaufen, steigen die Kurse. Diese Lehre habe ich nie vergessen: Alles hängt von Angebot und Nachfrage ab. Und meine ganze Börsentheorie ist darauf aufgebaut.
      Aus diesem Blickwinkel ist es vollkommen egal, ob die Gewinne der Unternehmen gut oder schlecht sind, ob Krieg oder Frieden herrscht, Rote oder Schwarze die Macht ergreifen. Natürlich haben auch diese Ereignisse einen Einfluss auf die Kurse. Doch ihr Einfluss ist nur mittelbar. Erst wenn die Geld- und Wertpapierbesitzer diesen Ereignissen Bedeutung beimessen und ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen daran orientieren, wirken sie sich auf die Kurse aus. (. . .)
      Wie es in einer Oper oder einer Symphonie ein Thema gibt, das immer wiederkehrt und im Hintergrund immer mitklingt, so existiert auch für den Aktienmarkt eine Hintergrundmusik, die auf lange Sicht, und damit meine ich Jahrzehnte, den Trend bestimmt. Bevor der Spekulant versucht, innerhalb dieses Trends die Phasen der Auf- und Abwärtsbewegungen zu erkennen und davon zu profitieren, muss er heraushören, ob diese Hintergrundmusik in Dur oder in Moll gespielt wird.
      Diese Hintergrundmusik besteht aus zwei Komponenten. Krieg oder Friede und die langfristige wirtschaftliche Entwicklung. Der Friede ist das Wichtigste. Die Begründung für meinen Optimismus ist sehr kurz: Der Weltfriede, trotz Kosovo-, Golf- oder Kurdenkrieg, mögen sie menschlich auch noch so tragisch sein, ist so sicher, wie er es seit 1912 nicht mehr war. Das neue Zeitalter ist eine Pax Americana, denn die einzig verbleibende Großmacht sind, ob es den Leuten in Europa nun gefällt oder nicht, die USA. Der Friede ist dadurch auf lange Zeit gesichert. Das gibt den Aktienmärkten weltweit grünes Licht und ist ein Grund für die fantastische Entwicklung in den letzten Jahren. (. . .)
      Zurückkommen möchte ich nochmals auf mein Beispiel mit dem Hund und dem Mann. Es sollte erläutern, dass Wirtschaft und Börse nicht parallel gehen. Doch so wie das Herrchen mit seinem Hund, so gehen auch Wirtschaft und Börse langfristig in die gleiche Richtung. Die Aktienkurse können nicht ständig steigen, wenn nicht auch die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne wachsen. Eine Aktie von General Motors, IBM oder Microsoft wäre nicht das geworden, was sie heute ist, stünden nicht auch fundamentale Gründe dahinter. Ansonsten würde, um bei dem bildlichen Beispiel zu bleiben, der Hund so weit vorlaufen, dass er seinen Meister irgendwann nicht mehr sieht. Und wer Hunde kennt, weiß, dass der vierbeinige Freund spätestens dann zurückkommt.
      Genau so geschieht es mit der Börse. Ein gutes Beispiel ist Japan. Über zwei Jahrzehnte waren die Kurse den wirtschaftlichen Fundamentaldaten und den Unternehmensgewinnen davongelaufen. Zwar waren auch Letztere kontinuierlich gestiegen, doch mit dem Tempo der Aktienkurse konnten sie nicht Schritt halten. 1990 bemerkte der Hund, dass er viel zu weit vorausgelaufen war, und zu einem Zeitpunkt, als niemand damit rechnete, kam die große Baisse. Noch heute steht der Nikkei-Index mehr als 50 Prozent unter seinen All-Time-Highs.
      Die Börse kann sich also langfristig nicht von der Wirtschaft abkoppeln. Deshalb muss der Spekulant die wirtschaftliche Situation eines Landes und heute, im Zeitalter der Globalisierung, natürlich auch die Weltwirtschaft genau beobachten und analysieren. Doch Vorsicht, nicht die Entwicklung der Vergangenheit, sondern der Zukunft ist entscheidend. Ist die Wirtschaft frei von Hemmnissen, sodass sie wachsen kann, wird die Börse trotz aller Schwankungen à la longue nach oben gehen. Das Resultat sind deutlich häufiger steigende als fallende Kurse, was die Chancen des Spekulanten auf ausgeprägte Gewinne enorm erhöht. Aus diesem Grund haben in den letzten Jahren auch viele Börsenspieler Gewinne machen können. Wenn die Kurse fast ständig steigen, erwischt man auch mit kurzfristigen Transaktionen mehr Auf- als Abwärtsphasen. Protzen dürfen sie trotzdem nicht. Ganz sicher ist die Performance der meisten Zocker schlechter, als sie es gewesen wäre, hätten sie die zuerst gekauften Papiere über Jahre gehalten.
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      schrieb am 17.02.00 00:13:16
      Beitrag Nr. 12 ()
      eld + Psychologie = Tendenz

      Kapital ist für die Börse wie das Benzin für einen Motor, heißt ein Glaubenssatz von André Kostolany. Droht den Märkten durch Zinserhöhungen das Geld auszugehen, sollte jeder Vollblutspekulant aussteigen - und auf fallende Kurse setzen
      Von André Kostolany
      Innerhalb eines langen Wirtschaftsaufschwungs rast die Börse wie ein Hund hin und her, steigt mehrmals stark und fällt wieder. (. . .) Diese Schwankungen werden durch die mittelfristigen Einflussfaktoren bestimmt, die sich aus zwei Komponenten zusammensetzten.
      Der erste Faktor ist das Geld. Geld ist für die Börse wie der Sauerstoff zum Atmen oder das Benzin für einen Motor. Ohne Geld kann die Börse nicht steigen, auch wenn die Zukunft noch so gut aussieht, Friede herrscht und die Konjunktur gut läuft. Niemand kann Aktien kaufen, wenn er kein Geld dafür übrig hat. Man könnte auch sagen, das Geld ist das Lebenselixier des Aktienmarktes.

      Aber mit Geld allein kann der Markt sich auch nicht bewegen. Die zweite Komponente ist die Psychologie. Ist die Psychologie des Anlagepublikums durchweg negativ, so dass niemand Aktien kaufen will, kann die Börse auch nicht steigen. Wenn beide Faktoren, Geld und Psychologie, positiv sind, dann steigen die Kurse. Sind beide negativ, fallen sie. Ist ein Faktor positiv, der andere negativ, neutralisieren sich die Tendenzen, das heißt, es entwickelt sich eine farblose, uninteressante Börse ohne große Schwankungen. Daraus ergibt sich meine Gleichung, die zugleich mein Glaubenssatz wurde: Geld + Psychologie = Tendenz.
      Überwiegt ein Faktor geringfügig, wird sich dies durch leicht steigende oder leicht gleitende Kurse manifestieren, je nachdem, welcher Faktor der stärkere ist. Wenn dann einer der Faktoren umschlägt und beide entweder positiv oder negativ werden, dann kommt die große Hausse oder die große Baisse. (. . .)
      Dass die Börse kein Thermometer für die wirtschaftliche Situation ist, hatte ich bereits erklärt. Sehr oft verläuft die Kursentwicklung sogar entgegengesetzt zur konjunkturellen Entwicklung. In einer Wirtschaftseuphorie werden die Unternehmen alle zur Verfügung stehenden Gelder für direkte Investitionen verwenden, um die hohe Nachfrage befriedigen zu können. Aktienrückkäufe, wie wir sie in den letzen beiden Jahrzehnten vor allem in den Vereinigten Staaten gesehen haben, gibt es in dieser Phase nicht. Im Gegenteil, die Unternehmen benötigen sogar frisches Kapital für ihre Investitionen. Um sich dieses zu beschaffen, werden sie den Aktienmarkt anzapfen und Kapitalerhöhungen vornehmen. So wird die Zahl ihrer Aktien vermehrt, und das Angebot damit größer. Manche Firmen werden auch aus ihrem Portfolio Aktien anderer Gesellschaften verkaufen. Die Folge davon ist, dass Riesenmengen neuer Aktien auf den Markt kommen.
      Es ist an der Börse ähnlich wie auf dem Markt für gebrauchte Autos. Wenn die großen Autofirmen immer neue und attraktivere Modelle herausbringen, die Autoverkäufer besonders aktiv sind und ihren Kunden sogar Preiskonzessionen machen oder Sonderausstattungen gratis mitliefern, dann sinkt der Preis für Gebrauchtwagen. Wenn dagegen die Lieferzeit für neue Autos mehrere Wochen oder Monate beträgt, wenn außerdem die neuen Modelle wenig attraktiv erscheinen und auch von Preiskonzessionen keine Rede sein kann, dann wird der Markt der gebrauchten Autos aktiv, und die Preise gehen in die Höhe. An der Börse notierte Aktien sind die Gebrauchtwagen des Kapitalmarktes. Wenn der Markt mit neuen interessanten Wertpapieren überschwemmt wird, ist ein Kurssturz der schon an der Börse notierten Aktien unvermeidlich. Wenn aber die neuen Anlageemissionen immer seltener werden, fließen die überflüssigen Gelder an die Börse, das heißt zum Markt der "gebrauchten Autos" zurück. (. . .)
      Börsianer scheuen die Inflation wie der Teufel das Weihwasser. Mit Argusaugen beobachten sie jede Statistik, ob Konsumentenpreise, Erzeugerpreise, Stundenlöhne oder Lohnkostenindex. Bewegt sich eine Zahl nach oben, ist die Stimmung schlecht, und die Kurse fallen. Viele behaupten deshalb, Inflation sei schlecht für die Börse. Doch das stimmt nur indirekt. Die Inflation selbst hat überhaupt keinen negativen Einfluss auf die Aktien. Im Gegenteil, Aktien sind im Grunde Sachwerte und müssten eigentlich wie andere Sachwerte auch von der Inflation angetrieben werden. Negativ für die Börse sind allein die Maßnahmen, die die Notenbanken ergreifen, um die Inflation zu bekämpfen. Wie es im zuvor geschilderten Beispiel im Nachkriegsdeutschland passierte. Der Wirtschaftsboom war damals so groß, dass die Bundesbank diesen durch höhere Zinsen bremste, um keine Inflation entstehen zu lassen.
      Man kann sich fragen, warum die Notenbanken die Inflation bekämpfen, wenn sie doch, wie ich im Kapitel zuvor gesagt habe, eine Stimulanz ist. Es ist wie mit Alkohol und Nikotin. Ein wenig von beidem ist Stimulanz, man darf aber kein Kettenraucher oder Alkoholiker werden. Oder, um in der bildhaften Sprache zu bleiben, die Inflation ist wie ein warmes Bad. Es ist angenehm, darin zu sitzen, doch man muss aufpassen, dass das Wasser nicht zu heiß wird. (. . .)
      Der Spekulant muss die Inflation im Auge behalten, so viel ist klar. Er muss aber auch einschätzen können, wie die Notenbanken in den verschiedenen Ländern auf diese reagieren werden. Alan Greenspan, der Chef der amerikanischen Notenbank, ist in den letzten Jahren zum wichtigsten Menschen der Weltfinanzmärkte geworden. Seit er bei einem Dow Jones von 6000 Punkten von einer überschwänglichen Stimmung an der Wall Street sprach, wird jedes Wort, das er fallen lässt, mit größter Aufmerksamkeit beobachtet und analysiert. (. . .)
      Um eine unkontrollierte Inflation zu verhindern, muss die Notenbank die Zinsen stark anheben. Steigende Zinsen haben früher oder später eine dramatische Wirkung, nicht nur auf die Psychologie, sondern auch auf die Wirtschaft und die Börse. Auch hier trifft es als Erstes wieder den Aktienmarkt, diesmal jedoch in negativer Weise. Durch die gestiegenen Zinsen wird das Geldmengenwachstum stark reduziert, und der Liquiditätsstrom zur Börse versiegt. Anleger, die Aktien auf Kredit gekauft haben, müssen diese auf Grund der gestiegenen Kreditkosten verkaufen. Außerdem machen die festverzinslichen Anlagen mit ihrer höheren Verzinsung den Aktien Konkurrenz. Die Kurse beginnen zu fallen, meistens bereits zu einem Zeitpunkt, wo die Nachrichten aus der Geschäftswelt noch immer günstig sind. Deshalb messe ich bei meinen Börsenentscheidungen den Bilanzziffern der Gesellschaften keine große Bedeutung bei. Erstens werden Bilanzen manipuliert oder zumindest frisiert, so wie es den Direktionen passt. Selbst wenn die Zahlen richtig sind, gehören sie bei ihrer Veröffentlichung bereits der Vergangenheit an. (. . .)
      Wie schnell die Börse auf Zinserhöhungen oder -senkungen reagiert, hängt von der Einstellung des Publikums ab. Sind die Marktteilnehmer wie in den letzten Jahren sehr zinssensibel, werden sie bereits auf die kleinsten Andeutungen einer Inflationsbeschleunigung reagieren und Aktien verkaufen oder sich zumindest mit neuen Käufen zurückhalten. So wird eine mögliche Zinsanhebung durch die Notenbank bereits vorweggenommen und die Reaktion auf eine tatsächliche Zinsanhebung gering ausfallen.
      Achten die Börsianer hingegen mehr auf die positiven Unternehmensgewinne und auf die allgemeinen Wirtschaftsdaten, kann es passieren, dass die Notenbank die Zinsen mehrmals anhebt und die Börse trotzdem weiter steigt. In diesem Fall ergibt sich eine Diskrepanz, die zugleich die große Chance für den Spekulanten bietet. Denn wie ich bereits schrieb, spätestens nach zwölf Monaten folgen die Kurse dem Faktor Geld. Es ist nach einer markanten Zinsanhebungen durch die Notenbank deshalb nur eine Frage der Zeit, bis die Kurse zurückgehen. Je euphorischer die Stimmung zuvor war, desto heftiger wird der Krach. Wer diese Diskrepanz erkennt, steigt rechtzeitig aus. Der Vollblutspekulant, der sich à la baisse engagiert, kann ein Vermögen machen.
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      schrieb am 19.02.00 10:56:54
      Beitrag Nr. 13 ()
      Spekulanten brauchen Handwerkszeug

      Investoren leben von Information - Wie und wo Anleger an die entscheidenden Nachrichten kommen, beschreibt André Kostolany im heutigen WELT-Vorabdruck
      Von André Kostolany
      Oft werde ich gefragt, woher ich meine Informationen und meine Ideen nehme. Ich suche sie nicht, ich finde sie. Meine Antwort ist einfach, und ich fürchte, der Leser wird sogar darüber lächeln. Ich finde meine Informationen überall, ich erhalte sie von allen Arten von Menschen, von Taschendieben, Vorstandsvorsitzenden, sogar Ministern oder Callgirls, das heißt von jedermann - außer von Bankiers, Brokern, Analysten und Volkswirten. Letztere sehen nicht über ihre Nasenspitze hinaus, oder wie man auch sagt, sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Oft hatte ich große Erfolge, wenn ich das Gegenteil von dem tat, was sie empfahlen. . . .
      Die Tagesnachrichten entnehme ich diversen Zeitungen. . . . Beim Zeitungslesen muss der Spekulant die Routine entwickeln, die für ihn wichtigsten Nachrichten sofort zu bemerken. Und vor allem muss er die versteckten Nachrichten finden, die zwischen den Zeilen stehen. Die Schlagzeilen, Unternehmensberichte, Gewinnzahlen, Gewinnschätzungen und Statistiken, die jeder liest und die jedem zugänglich sind, nehme ich zur Kenntnis, doch sie interessieren mich nicht besonders. Sie sind bereits in den Kursen enthalten und damit - wie die Kurse selbst - Vergangenheit. Mein Motto lautet: Was an der Börse jeder weiß, macht mich nicht mehr heiß. Zwischen den Zeilen aber kann man die Nachrichten finden, die die Kurse von morgen sind. Manchmal verrät ein kurzer Nebensatz in einem langen Artikel viel mehr als der Artikel selbst. . . .
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      Nachrichten sind das Handwerkszeug des Spekulanten. Doch er muss die Nachrichten nicht nur kennen, er muss sie vorausahnen und auch wissen, welche Nachrichten für die Börse wichtig und welche unwichtig sind. Bei den wichtigen muss er wiederum wissen, ob sie gut oder schlecht sind, und vor allem, wie das Publikum, sprich die Börse, auf die Nachrichten reagieren wird.
      Börsenneulingen kommt die Reaktion der Kurse auf gewisse Nachrichten und Ereignisse vollkommen irrational und unlogisch vor. Die Börse reagiert oft wie ein Betrunkener. Auf gute Nachrichten hin weint sie und wegen schlechter Nachrichten lacht sie. Ich nenne es das Phänomen des Fait accompli - der vollendeten Tatsache. Die Börsenlogik ist eben nicht mit der Alltagslogik vergleichbar.
      Spekulation bezieht sich stets auf ein ungewisses, in der Zukunft liegendes Ereignis, das impliziert bereits das Wort. Trifft das Ereignis ein, wird es zur Tatsache, und auf Tatsachen braucht man nicht mehr zu spekulieren. Das bedeutet: Die Börse antizipiert die zukünftigen Ereignisse. Wird bei einem Unternehmen für das erste Quartal eine Gewinnsteigerung erwartet, dann wird der Kurs der Aktie langsam nach oben klettern. Je stärker das Publikum mit der Gewinnsteigerung rechnet, desto schneller steigt der Kurs. Alle wollen so klug sein und schon vor der Bekanntgabe einsteigen. Wird der Gewinn am Stichtag X dann gemeldet und liegt er so hoch, wie allgemein erwartet, geht der Kurs im gleichen Moment zurück. Das erwartete Ereignis ist eingetroffen und zum Fait accompli geworden. Da bereits alle vor der Veröffentlichung gekauft haben, mangelt es an weiteren Käufern. Einige nehmen ihre Gewinne mit, was auf den Kurs drückt. Erst wenn eine erneute Spekulation, zum Beispiel auf eine weitere Gewinnsteigerung im zweiten Quartal, aufflammt, kann der Kurs wieder steigen. Fällt der Gewinn für das erste Quartal aber niedriger aus als erwartet, dann wird der Kurs eine Sekunde nach der Bekanntgabe abstürzen. Es ist in diesem Fall vollkommen egal, ob der Gewinn gegenüber dem Vorquartal stark gestiegen ist und vielleicht sogar ein Rekordergebnis darstellt. Es zählt allein die vorherige Erwartung, die nicht erfüllt wurde.
      Umgekehrt funktioniert es natürlich genauso. Erwarten die Börsianer bei einem Unternehmen einen Gewinneinbruch, werden sie bereits zuvor verkaufen, und der Kurs wird bis zu dessen Veröffentlichung fallen. Am Tag der Bekanntgabe haben dann bereits alle verkauft, und so beginnt der Kurs durch einzelne Käufe wieder langsam zu steigen. Fällt der Gewinneinbruch nicht so stark aus, wie vorhergesehen, wird die Tendenz sich im Moment der Bekanntgabe drehen und der Aktienkurs explodiert. . . .
      Natürlich kann es auch nach einer Zinserhöhung durch die Notenbank zu einer typischen Reaktion im Sinne des Fait accompli kommen. Es passiert sogar sehr oft. Wurde eine Zinserhöhung auf Grund der Wirtschaftsdaten allgemein erwartet, wird die Börse nach erfolgtem Zinsschritt zunächst steigen, vor allem dann, wenn das Publikum davon ausgeht, dass zunächst kein weiterer Zinsschritt ansteht. Doch die Zinsanhebung wirkt sich zukünftig auf das Geldmengenwachstum, also auf den so wichtigen Faktor Geld aus. Viele Börsenspieler lassen sich mit der Bemerkung täuschen, die Zinserhöhung sei schon in den Kursen eskomptiert. Das stimmt aber überhaupt nicht. Ein hoher Zinssatz und die folgende Geldknappheit sind ein hartes Faktum, unabhängig davon, ob die Börse darauf zunächst positiv oder negativ reagiert. . . .
      Wenn ich in ein Restaurant gehe, bestelle ich justament nicht das, was mir der Wirt empfiehlt, denn das will er loswerden. So verhält es sich auch mit 90 Prozent der Börsentipps und Empfehlungen. Nur selten sind sie der gut gemeinte Rat. In den meisten Fällen handelt es sich um Promotion und Werbung einer Bank oder eines Syndikates für ein bestimmtes Papier, das sie beim Publikum abladen wollen. Es werden rosige Analysen geschrieben und über die Medien und durch Mundpropaganda verbreitet. Geschickt werden Nachrichten gestreut. Dann wird der Kurs in die Höhe manipuliert, denn nichts ist einfacher, als dem Publikum Aktien zu verkaufen, die bereits gestiegen sind. Die Käufe treiben den Kurs weiter und weiter nach oben. Haben alle Zittrigen das Papier gekauft, wird irgendwann auffallen, dass die rosigen Analysen doch nichts als heiße Luft waren, und der Zusammenbruch ist unausweichlich.
      Dieses Schmierenschauspiel ist am Neuen Markt in Deutschland an der Tagesordnung. Er ist kein Spielkasino, das sind die anderen Börsen, er ist eine Spielhölle mit gezinkten Karten. Selbst ernannte Börsengurus drängen dem Fernsehpublikum und den Lesern ihres Börsenbriefes marktenge Werte geradezu auf, die sie zuvor selbst gekauft haben. Das ist nichts anderes als moderne Wegelagerei. Diese Manipulationen sind für einen, der die Börse gut kennt, leicht zu durchschauen, aber nicht für einen Laien. Jeder kann manipulieren, auch Herr Egbert Prior, dessen Laufbahn ich schon seit Jahren beobachte. Er ist ein netter und kluger Bursche, was mich aber nicht daran hindern kann, die Wahrheit über sein Handeln zu enthüllen. Es liegt mir fern, Kritik an den Unternehmen zu üben, deren Aktien auf dem Neuen Markt gehandelt werden. Institutionelle Neugründungen für Wagniskapital können für die Wirtschaft durchaus günstig sein. Aber was hier vorgeht, zeigt, wie die Dinge aus dem Ruder laufen können. Doch noch mal: Meine Strafpredigt gilt nur dem Handel mit diesen Aktien - er ist genauso kriminell, wie es kriminell wäre, zum Beispiel Daimler-Chrysler - oder IBM-Aktien durch Manipulationen auf das Zehnfache zu treiben. Leider schweigt das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in Frankfurt zu all dem. Entweder schlafen die Herren, oder sie haben keine Ahnung, was Börsenmanipulationen sind. In Amerika, England oder Frankreich wäre so etwas nicht möglich Da hätten längst Watch-Dogs die Bö(r)sewichter gestellt. . . .
      Wie muss sich der Spekulant in einem Börsenzyklus verhalten, um erfolgreich zu sein? Die Beantwortung dieser Frage fällt nach der Schilderung der großen Booms und anschließenden Crashs nicht schwer. Er muss natürlich zu den Hartgesottenen gehören und antizyklisch handeln.
      In der dritten, das heißt in der Übertreibungsphase der Abwärtsbewegung sollte er kaufen und auch nicht erschrecken, wenn die Preise weiter zurückgehen. Denn wie die alten Börsianer schon an der Budapester Getreidebörse sagten: "Wer den Weizen nicht hat, wenn er zurückgeht, hat ihn auch nicht, wenn er steigt." In der ersten Phase der Aufwärtsbewegung sollte er weiter kaufen, denn der Tiefpunkt ist überwunden. In der zweiten Phase sollte er eigentlich nur Zuschauer sein, nur passiv mit der Bewegung gehen und sich seelisch darauf vorbereiten, in der dritten Phase, bei der allgemeinen Euphorie, aus dem Markt auszusteigen. . . .
      Crashguru war ich weiß Gott nie. Doch der Titel Börsenguru wurde mir von den Journalisten auch oft zugedacht, obwohl ich nie Tipps gab. Ich akzeptiere den Titel auch nicht, da ein Guru unfehlbar ist, was ich ganz sicher nicht bin. Unfehlbar war nur der Börsentipp des weltberühmten Wunderrabbiners von Fürth: Auf die Frage einer kleinen Gruppe von Frankfurter Börsianern, was man jetzt an der Börse tun solle, antwortete er: "Kaufet nicht verkaufet!" Die Börsianer mussten nur noch das Komma setzten. Entweder hieß es: "Kaufet nicht, verkaufet!", oder es hieß: "Kaufet, nicht verkaufet!"
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      schrieb am 22.02.00 23:05:26
      Beitrag Nr. 14 ()
      Nur die Hartgesottenen gehören zu den Gewinnern

      André Kostolany teilte die Börsianer in zwei Gruppen ein: Die Hartgesottenen und die Zittrigen. Doch zum Erfolg gehören seiner Ansicht nach auch die vier großen Gs: Geld, Gedanken, Geduld, Glück
      Von André Kostolany
      Die Intensität, mit der die Börse auf gute oder schlechte Nachrichten reagiert, nenne ich die technische Verfassung des Marktes. Unter Markttechnik verstehe ich im Gegensatz zur Mehrheit keine Charts, Oszillatoren, Stochastiken oder sonstigen Unsinn, den die Börsenmathematiker erfunden haben. Für mich hängt die technische Verfassung nur von einer Frage ab: In welchen Händen befindet sich die Mehrheit der Papiere?
      Ich habe die Börsianer deshalb in zwei Kategorien eingeteilt: Die Hartgesottenen und die Zittrigen. Die Hartgesottenen sind Anleger und Spekulanten in dem Sinne, wie ich die Worte verstehe. Sie gehören langfristig zu den Gewinnern an der Börse. Ihr Gewinne bezahlen die Zittrigen, zu denen ich vor allem die Börsenspieler zähle.


      Was unterscheidet die Hartgesottenen von den Zittrigen? Der Hartgesottene verfügt über die vier G, die der preußische Generalfeldmarschall von Moltke auch für eine erfolgreiche Kriegsführung als unerlässlich betrachtete: Geld, Gedanken, Geduld - und natürlich auch Glück.(...)
      Die technische Verfassung, das heißt also, wie intensiv der Markt auf gute oder schlechte Nachrichten reagiert, hängt nur von einer Frage ab: Liegen die Papiere in den Händen der Hartgesottenen oder der Zittrigen? Sind die Papiere in zitterigen Händen, so hat eine besonders gute Nachricht keine große Wirkung mehr. Dagegen wird eine schlechte Nachricht im Debakel enden. Haben die Hartgesottenen dagegen den großen Teil der Aktien, so wirken gute Nachrichten euphorisch, schlechte verursachen keine Reaktionen. Den ersten Fall nenne ich einen »übergekauften«, den zweiten einen »überverkauften« Markt.
      Um beurteilen zu können, ob ein Markt übergekauft oder überverkauft ist, muss man zunächst die Anatomie einer Auf- und Abwärtsbewegung verstehen. Dabei müssen beide zusammen betrachtet werden. Sie sind an der Börse ein unzertrennliches Gespann. Erkennt man nicht das Ende einer Abwärtsbewegung, kann man auch den Anfang einer Aufwärtsbewegung nicht erkennen, und erkennt man nicht das Ende einer Aufwärtsbewegung, kann man nicht den Anfang einer Abwärtsbewegung voraussehen.
      Meiner Erfahrung nach besteht jede Hausse und jede Baisse an der Börse (sei es bei Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Edelmetallen, also all jenen Märkten, auf denen spekuliert wird) aus jeweils drei Phasen:
      - der Phase der Korrektur;
      - der Phase der Anpassung oder Begleitung;
      - der Phase der Übertreibung.
      Weil die verschiedenen Phasen der Aufwärts- und Abwärtsbewegung einander ablösen, stelle ich sie in einem Kreisel dar, den ich das Ei des Kostolany genannt habe. Am Beispiel der Hausse von 1982 bis August 1987 und der anschließenden Baisse von August bis zum 19. Oktober 1987 möchte ich die Anatomie eines kompletten Börsenzyklus erklären.
      Wir beginnen 1982 am tiefsten Punkt des Kreisels am Ende der Übertreibung nach unten. Die Kurse waren bereits über Jahre auf Talfahrt gewesen. Auf dem Tiefpunkt der Krise erschien in der Business Week eine Titelgeschichte mit der Überschrift » Der Tod der Aktie«. Niemand wolle mehr Aktien haben, die Leute würden sich nur noch für Gold, Immobilien und Sachwerte aller Art interessieren, war der Tenor der Geschichte. Die Situationsbeschreibung war nicht ganz falsch - die Inflationsraten waren aufgrund der Ölpreiskrise zweistellig und jeder versuchte sein Vermögen vor der Geldentwertung zu schützen -, doch sie war auch nicht ganz richtig. Und an der Börse ist eine halbe Wahrheit bereits eine ganze Lüge. Denn obwohl angeblich niemand mehr Aktien haben wollte, wurden an der Wall Street 50 Millionen Aktien pro Tag gehandelt. Das bedeutet, dass 50 Millionen Aktien verkauft, aber eben auch 50 Millionen Aktien gekauft wurden. An der Börse steht jedem Verkauf ein Kauf gegenüber, sonst würde es keinen Umsatz und auch keinen Kurs geben. "Niemand wollte kaufen" oder "niemand wollte verkaufen", diese Sätze gehören zu den dümmsten Formulierungen in den Börsenkommentaren.
      Doch wer waren diese Käufer, die an den trüben Tagen 1982 die 50 Millionen Aktien gekauft haben? Ganz klar: die Hartgesottenen. Sie decken sich zu Ausverkaufspreisen mit Aktien ein, zu einem Zeitpunkt, an dem die Nachrichten aus der Wirtschaft noch extrem schlecht sind. Dann beginnt die erste Phase der Aufwärtsbewegung, die Korrektur.
      Während dieser werden die Kurse, die zu tief gefallen sind, bei geringen Umsätzen auf ein Niveau korrigiert, das gewissermaßen realistisch und berechtigt ist. Die Käufer sind immer noch die Hartgesottenen. Begünstigt wurde die Korrektur Ende 1982 vom Faktor Geld, der mittlerweile positiv war. Der US-Notenbank war es durch die vorherige Hochzinspolitik gelungen, die Inflation abzuwürgen, und sie hatte die Zinsschraube bereits gelockert, woraufhin auch die langfristigen Zinsen zurückgegangen waren.
      Dann wurden die Nachrichten aus der Wirtschaft und der Politik zunehmend besser. Amerika befreite sich aus seiner Psychose, in der es seit dem Vietnamkrieg und der Geiselnahme in ihrer Theraner Botschaft gesteckt hatte. Der Riese erwachte wieder.(...)
      Mitte der 80er-Jahre waren die Ereignisse äußerst positiv. Die Ölpreise brachen zusammen. Die OPEC, die die westliche Welt in die größte Energiekrise gestürzt hatte, war besiegt. Die Inflationsraten fielen auf fast Null. Paul Volcker, der damalige Präsident der Federal Reserve Bank, konnte die Zinsen weiter senken. Die Wirtschaft wies kräftige Wachstumsraten aus und die Unternehmensgewinne explodierten, nicht zuletzt aufgrund einer wirklichen Steuerreform, die den Spitzensteuersatz auf 28 und den Körperschaftsteuersatz auf 32 Prozent senkte. Millionen neue Jobs wurden geschaffen.
      Diese überaus positiven Nachrichten wurden von steigenden Kursen begleitet, die wiederum weitere Käufer anzogen. Die Käufer in der zweiten Phase, der Phase Begleitung, nenne ich Mischlinge. Sie sind halb hartgesotten und halb zittrig. Es sind Anleger, die sich traditionell für Aktien interessieren und bereits eine gewisse Erfahrung haben. Sie erkennen noch rechtzeitig die wieder haussierenden Kurse und steigen ein. Diese Käufe lassen die Kurse weiter steigen.(...)
      Zu Beginn des Jahres 1987 trat der Markt in die dritte, die Phase der Übertreibung. Die fünfjährige Hausse mit einem Kursanstieg von rund 200 Prozent übte eine enorme Anziehungskraft auf das breite Publikum aus. Die Zittrigen, die zwischen 1980 und 1982 der Aktie abgeschworen, ihre Papiere frustriert zu Tiefstpreisen verkauft und ihr Geld in Sachwerte investiert hatten, wollten jetzt schnell wieder einsteigen. Sie kaufen immer dann, wenn in den Massenmedien von der großen Aktienhausse berichtet wird und auf jeder Party Aktien das Thema Nummer eins sind. Ihre Freunde prahlen mit großen Aktiengewinnen, und da wollen sie unbedingt dabei sein. Fast panisch kaufen sie alles, was bereits stark gestiegen ist. Sie suchen nicht nach unentdeckten, unterbewerteten Aktien, sondern steigen dort ein, wo ihre Freunde angeblich bereits das große Geld gemacht haben. Kurzum, sie kauften die Aktien, die gerade in Mode sind. Und wer verkauft den Zittrigen die Aktien zu Rekordpreisen? Natürlich die Hartgesottenen, die unten gekauft haben.
      Die Phase der Übertreibung kann eine Zeit lang andauern, und die Hausse kann noch weitergehen, vor allem solange der Faktor Geld noch positiv ist. Sie findet erst ihr Ende, wenn alle Papiere aus den starken Händen der Hartgesottenen in die schwachen Hände der Zittrigen gewandert sind. Dann haben die Zittrigen kein Bargeld mehr, sondern die Hände voll mit Papieren, die sie sogar auf Kredit gekauft haben, und die Hartgesottenen haben das Bargeld. Jetzt warten die Zittrigen auf noch Zittrigere, die ihnen die Papiere zu noch höheren Preisen abkaufen. Aber die gibt es nicht.
      Und die Hartgesottenen, die auf Bargeld sitzen, kaufen zu diesen Kursen nicht. Wenn dann der Faktor Geld noch negativ wird, ist der Zusammenbruch vorprogrammiert. (...)
      Alle wollten dann nur noch durch eine Tür. So wie in einem Kino, in dem einer Feuer schreit und alle durch die kleine Tür hinaus wollen. Am Ende gibt es sogar Tote und Verletzte, obwohl kein Zündholz gebrannt hat. Ich war am 19. Oktober zufällig bei einem Broker. Ich saß da und hörte wie ununterbrochen das Telefon klingelte. Die Kunden riefen aufgeregt an. Doch sie gaben nicht wie üblich den Auftrag: »Verkaufen Sie die Papiere X und halbieren sie die Position Y! « Die Zittrigen, die zuvor bei den hohen Kursen eingestiegen waren, gaben nur noch einen Auftrag: Alles verkaufen! Zum Börsenschluss um 16.00 Uhr hatte der Dow-Jones-Index 508 Punkte verloren. Der Krach war da.
      Und wer kaufte die Papiere zu den Schleuderpreisen am 19. Oktober 1987? Ganz klar! Die Hartgesottenen. Sie hatten das Geld und auch die Nerven. Die Zittrigen hingegen hatten ausverkauft und leckten ihre Wunden. Man suchte einen Schuldigen. denn gewinnt der Börsianer, schreibt er sich den Erfolg selber zu. Verliert er jedoch, ist immer ein anderer schuld. Der Schuldige war schnell ausgemacht: die Computer, die den Programmhandel betrieben. Eine Täterrolle, die der arme Computer natürlich nicht ausfüllen konnte. Genauso wenig wie das Besteck, mit dem man einen schlechten Fisch gegessen hat, an der Magenverstimmung schuld ist. (...)
      Viele unserer Freunde erkundigten sich nach dem 19. Oktober 1987 bei meiner Frau nach meinem Wohlbefinden. Sie fragten: "Wie geht es André. Ist er nervös?" - "Nervös? Ich kann nichts feststellen. Er sitzt in seinem Sessel und hört Musik, so wie immer", antwortete meine Frau. Wenn ich voll bezahlte Papiere habe, was mir bereits seit vielen Jahren Gesetz ist, bin und war ich bei Kursstürzen eigentlich immer ruhig. Wenn ich merke, dass sich dennoch ein wenig Unruhe in mir breit machen will, denke ich immer an meinen guten alten Freund Eugène Weinreb, einen routinierten Börsenfuchs, der bereits im Alter von zehn Jahren mit dem Spekulieren begonnen hatte. Eines Tages kam sein Sekretär voller Aufregung zu ihm. "Die Papiere gehen dramatisch zurück, was sollen wir tun?" Er antwortete völlig gelassen: "Die Papiere gehen zurück? Soll ich mich aufregen? Ich war drei Jahre in Auschwitz..."
      Exklusiv
      Vorabdruck
      Auszüge aus dem Buch von André Kostolany
      Avatar
      schrieb am 26.02.00 00:10:14
      Beitrag Nr. 15 ()
      US-Aktienmarkt steht am Scheideweg

      Pessimisten erwarten bei Sturz unter magische Marke weitere Kursverluste bei Standardwerten -Technologietitel in besserer Verfassung
      Berlin - Knapp ein Jahr, nachdem der Dow-Jones-Index die psychologisch wichtige 10 000-Punkte-Marke nach oben durchbrochen hat, gerät die magische Schwelle erneut ins Blickfeld der Wall Street. Nun könnte das Kursbarometer die Marke nach unten durchbrechen. Erstmals seit dem 18. Oktober fiel der Leitindex am Donnerstag sogar kurzzeitig unter die Marke, konnte jedoch zum Handelsschluss wieder darüber schließen. Am Freitag lag der Dow im frühen Handel aber wieder im Minus. "Wir stehen auch jetzt am Scheideweg, wo sich die Entwicklung für die kommenden Monate herauskristalisiert", sagt Charles Payne, Chef-Analyst bei Wall Street Strategies.
      Analysten zeigen sich aber uneins über die fundamentale Bedeutung der 10 000er Marke. Das Spektrum reicht dabei von Crash-Gefahr bis "Nicht-Ereignis". "Bei 10 000 Punkten geht es beim Dow um Leben oder Tod", warnt Payne. Er verweist auf den Oktober des vergangenen Jahres. Als die magische Marke hielt, interpretierten Anleger dies als Kaufsignal und starteten eine dreimonatige Kursrallye.
      Auch Todd Gold von Gruntal misst den 10 000 Punkten eine große Bedeutung zu. "Wenn der Dow unter die Marke fällt, ist ein Sturz bis auf 9650 nicht mehr auszuschließen." Darunter sei die nächste Unterstützung erst bei 9200 Zählern. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Wieland Staud von Staud Research. Wichtig sei, dass die kritische Zone bei 9700 Zählern nicht nach unten durchbrochen werde. "Dann könnte es noch richtig in den Keller gehen", so Staud.


      Andere Experten halten die Marke für weit weniger wichtig. "Auch wenn der Dow Jones unter die 10 000 fällt, ist dies kein kritisches Ereignis", sagt Roger Hirst von Dresdner Kleinwort Benson. Zwar könnte der Index dann auf Grund von Stopp-Loss-Programmen noch etwas weiter fallen. Ein Ausverkauf werde jedoch unmittelbar nicht einsetzen. Tatsächlich haben Anleger bei runden Zahlen oftmals Stoppmarken gesetzt, deren Unterschreiten automatische Verkaufsprogramme auslöst. Gianni Hirschmüller von der Deutschen Bank hält zwar ebenfalls die 10 000er Dow-Marke für wenig relevant, erwartet aber dennoch kräftige Kursverluste. "Die aktuelle Positionierung der Anleger spricht für eine längere Korrektur beim Dow Jones." Viele Anleger seien sukzessive nach dem Einbruch vom Höchststand bei über 11 700 Punkten in den Markt eingestiegen und gerieten immer stärker ins Minus. "Sollten die Kurse weiter fallen, werden diese Investoren panisch verkaufen", so Hirschmüller. Aber selbst für den Fall steigender Kurse würden Anleger diese dann zum Ausstieg nutzen und damit den Index wieder drücken. Nach einem Zwischenstopp bei 9350 Zählern erwartet Hirschmüller einen Einruch bis auf 8850 Zähler.
      Im Mittelpunkt der Überlegungen steht für viele Experten auch die Frage nach der Reaktion der Technologiewerte, falls der Dow unter 10 000 Punkte fallen sollte. Bisher konnte der High-Tech-Index Nasdaq beinahe täglich neue Rekorde aufstellen, während das Standardbarometer mittlerweile um 14 Prozent vom Höchstkurs abgab. "Der Nasdaq-Index als Abbild der New Economy ist mittlerweile der Leitindex für viele Anleger", sagt ein Fondsmanager. "Es ist schwer, Anleger von einem Engagement in Coca Cola für zwei Jahre zu überzeugen, wenn Aktien von Verticalnet die gleiche Performance in zwei Tagen zurücklegen."
      "Technologiewerte bewegen sich unabhängig vom Zyklus, während Standardwerte des Dow damit verbunden sind", sagt Hirst. Das Schicksal des Dow werde sich erst im Frühjahr entscheiden, wenn klar werde, ob sich die Konjunktur abkühle und weitere Zinsanhebungen überflüssig würden. "Sollte die Konjunktur überhitzen, könnte der Dow über 20 Prozent einbrechen. Dann dürfte auch das Bollwerk Technologie nicht mehr halten", so Hirst.
      Staud gibt sich optimistisch. Er sieht kurz wie im Oktober des vergangenen Jahres bei knapp 10 000 Zählern die Wendemarke. "Von da marschieren wir bis zum Jahresende auf 13 500 Punkte." hz.
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      schrieb am 19.03.00 21:18:32
      Beitrag Nr. 16 ()
      Ahnungslose greifen zu den besten Aktien
      Hamburg - Wer keine Ahnung von Aktien hat, kann damit mehr Geld verdienen als Experten. Zu diesem Schluss kommt das Max-Planck-Institut, so der "Spiegel". Demnach haben die von ahnungslosen Passanten ausgewählten Aktien eine bessere Rendite gezeigt als die von Experten genannten. Bei einer Untersuchung befragten die Forscher auf dem Münchner Marienplatz und im Zentrum von Chicago mehrere hundert Passanten, von welchen von 800 deutschen und US-Firmen sie schon einmal gehört haben. Nach ihrem Wiedererkennungsgrad gruppierten sie die Unternehmen in acht Portfolios. Ergebnis: Die Passanten mit dem geringsten Wirtschaftswissen wählten die besten Aktien. Denn die Portfolios der zehn am häufigsten wieder erkannten Werte schlugen nicht nur den Dax und den Dow, sondern auch die Vergleichs-Portfolios zweier Expertengruppen sowie die deutschen und US-Aktienfonds mit der höchsten Rendite. Projektleiter Gerd Gigerenzer: "In der Ignoranz kann Weisheit liegen."AP
      Avatar
      schrieb am 19.03.00 23:40:49
      Beitrag Nr. 17 ()
      Das bestätigt wohl eindeutig die SAC-These (von Buffett.Lynch etc. abgekupfert)
      "Wer die Marken hat, hat die Märkte."
      Was werden die Leute wohl gesagt haben Microsoft,INtel,GE, Coca-Cola, McDonalds etc.

      Ich weiß nicht was das mit Ignoranz zu tun hat
      Avatar
      schrieb am 27.03.00 19:51:36
      Beitrag Nr. 18 ()
      Aktien-Manie!

      Ein Sprichwort an der Börse heißt:

      "Die Hausse nährt
      die Hausse!"

      Ein anderes heißt:
      "Die Hausse stirbt in der Euphorie!"

      Die
      Gretchenfrage nun lautet, wann wird das aktuell gültige Marktverhalten
      (1. Sprichwort) beendet; wann also wird diese Hausse beendet?

      Meine
      Projektionen deuten noch nicht das unmittelbare Ende dieser Hausse
      an, wie ich in einigen Ausführungen bereits dargestellt habe.
      Doch in den nächsten Wochen möchte ich Ihnen an
      dieser Stelle einige Exzesse der laufenden Hausse präsentieren. Mein
      Analysemodell signalisiert für das 2. Halbjahr einen dramatischen Kurssturz
      an den Aktienmärkten. Bis dahin bleibt scheinbar noch einige
      Zeit, doch die Trendwende sollte schneller kommen, als vielfach
      erwartet.

      Welch manische Züge die laufende Kursentwicklung bereits entwickelt hat,
      möchte ich Ihnen anhand der Börsenkapitalisierung der 7 "größten"
      US-Unternehmen aufzeigen. Diese "glorreichen Sieben" haben eine größere Marktkapitalisierung,
      als alle börsennotierten deutschen Aktienunternehmen. Die Rede ist von:

      1.
      Microsoft (Börsenwert: 581 Mrd. $ - Umsatz 21,9 Mrd.
      $)

      2. Cisco Systems (550 Mrd. $ - 15 Mrd.
      $)

      3. General Electric (524 Mrd. $ - 111,6 Mrd.
      $)

      4. Intel (464 Mrd. $ - 29,4 Mrd. $)

      5.
      Exxon (269 Mrd. $ - 185,5 Mrd. $)

      6. Wall-Mart
      (247 Mrd. $ - 166,8 Mrd. $)

      7. Oracle (245
      Mrd. $ - 9,7 Mrd. $)



      Alle 7 vereinen eine
      Marktkapitalisierung von 2.880 Mrd. $. Der Umsatz aller 7
      liegt bei 540 Mrd. $, wobei die drei klassischen
      oder "old economy" Unternehmen (General Electric, Exxon, Wall-Mart) 464
      Mrd. $ Umsatz auf sich vereinen. Damit verbleiben für
      die vier Technologiefirmen immerhin 76 Mrd. $ Umsatz bei
      einer Marktkapitalisierung von 1.840 Mrd. $!

      Diese Tatsache an sich
      wird nicht trendumkehrend wirken, denn die Erwartungen, gerade im
      Hinblick auf die Technologieunternehmen sind hoch. Einige Analysten unterstellen
      für diese Werte ein durchschnittliches Wachstum in den kommenden
      5 Jahren von 40%; einige Analysten liegen mit ihren
      Schätzungen sogar darüber, nur wenige darunter. In fünf Jahren
      dürften diese vier Unternehmen danach einen Umsatz von 408
      Mrd. $ generieren. Dies errechnet sich aus dem Faktor
      1,4 hoch 5 multipliziert mit dem aktuellen Umsatz. Unterstellt
      (von den Analysten) wird ein mindestens so hoher Gewinnzuwachs
      und natürlich auch ein ebenso hoher Aktienkurszuwachs. Dies ergäbe
      dann eine Marktkapitalisierung im Jahre 2005 von rund 10.000
      Mrd. $.

      Ich habe hier bewußt die drei Standardwerte
      herausgenommen, denn ein 40%-iges Umsatzwachstum für diese Werte zu
      unterstellen, übertrifft meine Erwartungen. Für Wall-Mart würde dies einem
      Umsatz von knapp 900 Mrd. $ entsprechen - trotz
      Internet eine Größe, die ad absurdum erscheint.

      Doch 10.000 Mrd.
      $ Börsenkapitalisierung für diese 4 Unternehmen erscheint mir sehr
      optimistisch. Und bedenken Sie, es gibt tausende Technologiefirmen, wobei
      gerade die mittleren und kleinen Unternehmen in Relation noch
      sehr viel höher bewertet sind.

      Ich habe meine Bedenken, das
      aktuelle Marktverhalten über einen längeren Zeitraum als einige Wochen
      oder Monate fortschreiben zu können. Alleine die Marktkapitalisierung zeigt
      an, daß die kritische Masse bald erreicht scheint.

      Dipl.-Kfm.
      Volker Arndt
      Markttiming im Internet - seit 28.10.1999
      "Hausse 2000"
      Leitender Redakteur beim Hanseatischen Wirtschaftsdienst für die Publikationen:
      Aktie des Monats und Berlin Stock-News
      Avatar
      schrieb am 09.04.00 19:08:43
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ein Technologie-Guru
      (Marvin van Bolt, Instock NY)
      In der sich rasant entwickelnden Technologiewelt - ganz besonders im Internet - könnte man meinen, dass traditionelle Methoden, Aktien auszuwählen, unnütz seien. Wie bestimmt man eine gute Investition? Niedriger Kurs-Gewinn-Vergleich, Kurs-Umsatz-Vergleich oder Kurs-was-auch-immer-Vergleich??
      Als erfolgreiche Methode hat sich erwiesen, neue Trends herauszufinden, Firmen zu finden, die diese Trends ausschöpfen und dann kaufen, kaufen, kaufen, egal zu welchem Preis. Während das bis jetzt ganz gut funktioniert hat, widerspricht die "zu-jedem-Preis-kaufen-Mentalität" dem gesunden Menschenverstand. Dennoch ist bei der Auswahl einer gewinnversprechenden Technologie-Aktie wichtig, herauszufinden, was trendy ist, oder noch besser, wohin der Trend geht. Wichtige Internet-Trends herauszufinden ist seit über 20 Jahren Stephen Andrioles Job. Schon in den 70er Jahren beschäftigte sich Andriole mit dem Internet. Es nannte sich damals noch ARPA Net, innerhalb eines Programms des amerikanischen Verteidigungsministeriums, bei dem Dr. Andriole als Director arbeitete. Heute ist er Chief Technology Officer bei Safeguard Scientists (NYSE:SFE), einem Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, neue Internet-Firmen aufzubauen. Bei einer Internet-Konferenz in New York hat Dr. Andriole seine Top Ten der neusten Trends im Netz präsentiert:
      1. Breitband - Der Hochgeschwindigkeitszugang ins Netz ist endlich da. Es gibt ihn in drei Varianten: Als Kabel-Modem für Kunden, die von Zuhause aus surfen, als DSL für Unternehmen und, in wachsender Konkurrenz, als drahtlosen Hochgeschwindigkeitszugang.
      2. Geräte für den Netzzugang - PCs und Laptops sind out. Was boomt sind die Geräte, die speziell für den Internetzugang entwickelt wurden. Genauer gesagt verliert Microsofts Windows CE Betriebssystem gegenüber dem Palm Pilot und seinem zugehörigen Betriebssystem, das der Palm Incorporation (NASDAQ:PALM $66 7/8) gehört.
      3. Online-Offline-Fusionen - Die Time Warner/AOL-Kooperation zeigt, in welche Richtung der Trend geht. Internet-Firmen werden zunehmend mit traditionellen Unternehmen fusionieren.
      4. Der Erlebniswert zählt - Zu Hause Sushi essen lässt sich nicht damit vergleichen, die trendy Fischhappen in einer Bar zu verspeisen. Auf ähnliche Weise werden Internet-User hohe Summen dafür zahlen, Rundum-Service aufgetischt zu bekommen. Ein virtuelles Schachspiel mit George Clooney wäre seinen Preis wert... dagegen ist ein Buch online zu bestellen uninteressant und kann nur den Buchpreis selbst kosten. Unternehmen, die das verstanden haben, werden groß herauskommen.
      5. Neue Webseiten-Berechnung - Ansteigende Zugriffszahlen - das war alles, was bisher wichtig war. Heute fragen die Investoren zunehmend nach steigenden Kundenzahlen. Vertriebszahlen, Stammkundenzahlen, Käufer-Besucher-Vergleich - das sind die neuen Einheiten, die wichtig werden.
      6. Ausgelagerter Web-Service - Das Internet verändert sich zu schnell für die unternehmenseigenen EDV-Abteilungen. Große Unternehmen werden dieses Geschäft zunehmend in Firmen wie US Internetworking (NASDAQ:USIX $99 1/8) auslagern.
      7. Das Netz wird persönlicher - Die Webmaster haben immer detailliertere persönliche Daten von uns Usern: Alter, Geschlecht, Wohnort, Vorlieben, die sich aus unserem Nutzerverhalten ableiten, was wir kaufen etc. Mittels dieser Daten werden sich die aufgerufenen Webseiten bald vor unseren Augen verändern, um uns letztendlich anzubieten, was wir persönlich wollen.
      8. Spracherkennung - Endlich werden wir auch mit dem Internet sprechen können und es wird uns verstehen... nicht nur die Syntax, sondern auch inhaltlich. Wenn wir beispielsweise einen Flug buchen, der um sechs Uhr morgens nach Frankfurt starten und 300 Mark kosten soll, mag sich herausstellen, dass es genau zu diesen Konditionen - und rein auf der Satzsyntax basierend - keinen passenden Flug gibt. Intelligente Websites dagegen werden verstehen, was wir meinen, nicht nur, was wir sagen. Ein Flug um 6:10 Uhr für 320 Mark wird unsere Anfrage befriedigen.
      9. B2B - Online-Handel ist die Zukunft. Genau wie an der Börse werden Anbieter und Kunden wechselnd Güter und Waren kaufen und verkaufen.
      10. Automatisierung - Intelligente Agenten - eine Art elektronische Butler - werden uns eine Menge unserer Alltagstätigkeiten online abnehmen. Der Kühlschrank wird Milch nachbestellen, bevor der Vorrat zur Neige geht. Unser Internetbutler wird automatisch den neusten Grisham-Roman bestellen, sobald er herauskommt. Er wird den besten Preis herausfinden, die Bestellung aufgeben und mit unserer Kreditkarte bestellen...alles automatisch.
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      schrieb am 11.04.00 20:26:56
      Beitrag Nr. 20 ()
      Goldman´s Super 7 Techtitel
      Das Analystenhaus Goldman Sachs hat heute eine Liste mit den „Super Seven“ High-Tech Firmen veröffentlicht, welche sie in diesem volatilen Umfeld besonders schätzt.
      First Data Corp.(FDC, $45,8125 +$3,0625) ein E-Commerce und Geldtransfer Serviceunternehmen
      Oracle(ORCL, $82,25 +$4), der weltweit zweitgrößte Softwarehersteller
      Teradyne(TER, $95,5 +$8,5), welche elektronische Systeme herstellt
      PMC Sierra Inc(PMCS, $188,1875 +$17,375), ein kanadischer Telekommunikations
      -Chiphersteller
      EMC (EMC, $131,8125 +$5,3125), der Speichersystem-Weltmarktführer
      Cisco(CSCO, $73,125 +$1), der Internetrouterspezialist
      Dell Computer(DELL, $55,125 +$1,203125), der US -weit größte und weltweit zweitgrößte PC-Hersteller
      Goldman Sachs empfiehlt in Zeiten solch enormer Volatilität Technologietitel, von deren fundamentaler Stärke das Analystenhaus überzeugt ist.
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      schrieb am 21.04.00 11:26:49
      Beitrag Nr. 21 ()
      Von der alten Sehnsucht nach einer «New Economy»

      Die Behauptung, dass die Wirtschaft in eine neue Ära eingetreten und nun alles anders sei, ist selber alles andere als neu. Die Sehnsucht nach einer «New Economy» prägte die meisten Spekulationsblasen des 20. Jahrhunderts.
      Tz. New York, 19. April
      Am letzten Wochenende, nach dem haarsträubenden Einbruch des Nasdaq-Composite-Indexes machte das grosse New Yorker Brokerhaus Paine Webber in einem grossen Zeitungsinserat geltend, dass es bereits Mitte März in einem Bericht an die Kundschaft unter dem Titel «New Economy: yes. New Metrics: no.» vor der Manie im Bereich der «neuen» «New Economy»-Aktien gewarnt habe. Bei der Bewertung dieser «new new industrials», die noch überhaupt keine Gewinne erzielen, seien sträflicherweise alle herkömmlichen Kriterien über Bord geworfen worden. Als weiterhin sehr vorteilhafte Aktienanlage identifizierte Paine Webber demgegenüber «alte neue Industriewerte» und betonte dabei, dass die neuste Korrektur weder das Ende der Börsenhausse noch der digitalen Revolution angekündigt habe.
      «Ein Durcheinander menschlicher Reaktionen»
      Dieses Inserat ist ein typisches Beispiel dafür, wie die Analytiker und Auguren an der Wall Street jeweils mit magisch klingenden Worten das Interesse der Kundschaft zu wecken versuchen und immer wieder behaupten, dass sie nicht nur die allgemeine Kursentwicklung voraussagen, sondern gar den Markt schlagen können. Die von Paine Webber wie auch noch von einer Reihe anderer Wertpapierhäuser am Wochenende angeschlagene Rhetorik schien ihre Wirkung in den ersten zwei Handelstagen dieser Woche vorerst nicht zu verfehlen. Der Nasdaq Composite schnellte bereits wieder um atemberaubende 14,2% in die Höhe, angeführt von Titeln der «old new industrials» wie Cisco Systems oder Oracle, obwohl diese Unternehmen schwindelerregende Kurs-Gewinn-Verhältnisse von über 150:1 aufweisen.
      Benjamin Graham (1894-1976), der als Vater der modernen Wertschriftenanalyse gilt und oft als der «Dean of Wall Street» verehrt wird, warnte oft davor, dass Aktienpreise «nicht vorsichtig berechnete Werte, sondern die Ergebnisse eines Durcheinanders menschlicher Reaktionen» seien. Kurzum: Der Bewertungsprozess bietet einigen Raum für Psychologie, Hoffnungen, Ängste und Moden der Marktteilnehmer. Bemerkenswert ist dabei, wie sich die Anleger immer wieder von einer Sehnsucht nach einer «New Economy» leiten liessen und unter diesem Vorzeichen Anlagetyps folgten, die sich letztlich als reine Luftschlösser entpuppten. In seinem neuen Buch, «Irrational Exuberance», dokumentiert der Finance-Professor Robert J. Shiller (Yale University), dass bereits an der Schwelle zum 20. Jahrhundert Hoffnungen auf eine neue Ära zu grossen Spekulationsblasen an der Börse führten und die Menschen in diesem sogenannten «Age of Optimism» bzw. in der «Cocksure Era» von einer glorreichen technischen Zukunft träumten.
      Vom «Tronics»-Boom zur Biotech-Manie
      Nach dem Börsenkrach von 1907 folgte dann in den zwanziger Jahren ein Börsenboom, der von einem Glauben an eine «new world of industry» und an eine «new world of distribution» getragen wurde. John Moody, der Gründer der nach ihm benannten Rating-Agentur, identifizierte 1928 ein «neues Zeitalter, . . . in dem sich die mechanistische Zivilisation . . . perfektionieren kann». Und nur zwei Wochen vor dem Börsenkrach von 1929 hielt dann der Ökonom Irving Fisher in New York seine berühmte Rede, in der er feststellte, dass «die Aktienpreise ein Niveau erreicht haben, das wie ein permanent hohes Plateau aussieht». Auch das Spekulationsfieber der fünfziger Jahre und der sechziger Jahre wurde erneut von Hoffnungen auf eine neue Ära geprägt. Bereits 1955 glaubte der damalige Schatzsekretär George Humphrey auch noch verkünden zu können, dass die Inflation vollständig besiegt worden sei. In der Kennedy-Ära wurde die «New Economy» gefeiert, in welcher «Geschäftsleute vernünftig die unbegrenzt fortlaufende Prosperität geniessen» können.
      Zu den Börsenlieblingen der frühen sechziger Jahre gehörte alles, was nach Elektronik roch. Gemäss dem von Finance-Professor Burton G. Malkiel (Princeton University) verfassten Buch «A Random Walk Down Wall Street» herrschte der sogenannte «tronics boom»; die damaligen (und heute natürlich längst wieder vergessenen) Highflyer hiessen unter anderem Astron, Transitron oder Supronics. Nach dem Platzen der «Tronics»- Blase liessen sich die Anleger scharenweise für Konglomerate begeistern, denen grosse Synergien zugemessen wurden. Und nach dem Einbruch dieses Luftschlosses stürzten sich die Anleger auf Aktien von Firmen, die ein «gutes Konzept» vorweisen oder eine «gute Geschichte» erzählen konnten. Danach kamen Anfang der siebziger Jahre die sogenannten «Nifty Fifty» (die feschen Fünfzig) gross in Mode. Diese Gruppe umfasste Publikumsgesellschaften, die schon eine hohe Kapitalisierung aufwiesen, doch eine Geschichte mit einem hohen und stetigen Gewinn- und Dividendenwachstum vorweisen konnten. Und in den Achtzigern und Neunzigern gingen dann die Fieberschübe wieder verstärkt vom Technologiesektor (nicht zuletzt auch vom Bereich der Biotechnologie) aus.
      Überschätzte Technologie?
      Der an der Wharton School lehrende Finance- Professor Jeremy Siegel, der schon oft als Vater der heutigen Hausse gefeiert worden ist, hat nun aber in seinem Bestseller «Stocks for the Long Run» aufgezeigt, dass Aktien während der letzten 200 Jahre selbst unter Berücksichtigung der grosse Börsenkräche eine bessere Anlage als Staatsanleihen darstellten. Von dieser überlegenen Performance können indessen nur Anleger profitieren, die ein möglichst breit diversifiziertes Portefeuille mindestens 15 Jahre halten. Zudem warnt Siegel, dass «der Versuch der meisten von uns, (mit einer geschickten Aktienpickerei) den Markt zu schlagen, in einem Desaster ende». Wie schwierig und riskant selbst die Auswahl «erprobter» Wachstumstitel ist, demonstriert die Entwicklung der bereits zitierten «Nifty Fifty». Diese Gruppe brachte es zwischen 1972 und 1997 (bei einer vorübergehend starken Kurserosion bis 1980) gerade noch knapp auf eine mit dem S&P-500-Index vergleichbare Performance; und das war erst noch nicht etwa den Technologiewerten unter den «Nifty Fifty» zu danken, die auf dem Höhepunkt von 1972 weit überdurchschnittlich hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 90:1 (Polaroid), 56:1 (Digital Equipment), 46:1 (Xerox) oder von 36:1 (IBM) aufwiesen. Diese Titel waren vielmehr starke «Underperformer». Die effektiven Gewinner waren Konsumgüterkonzerne wie Philip Morris, Gillette oder Coca-Cola; zur Erzielung eines immer noch mit dem S&P 500 vergleichbaren Ertrags hätten diese Titel 1972 zwei- bis dreimal höher bewertet werden sollen und damit die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Technologiewerte aufweisen sollen . . .
      Neue Zürcher Zeitung, 20. April 2000
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      schrieb am 23.04.00 11:39:00
      Beitrag Nr. 22 ()
      Wer ist «schuld» an der Kursvolatilität?
      Bisher reagieren Kleinanleger gelassen
      Die Volatilität an den US-Börsen hat in den letzten Wochen Rekordhöhen erreicht. Die Erklärungsansätze dafür sind vielfältig. Die Theorie, dass kurzfristig agierende Kleinanleger die Berg-und-Tal-Fahrt beschleunigt hätten, hält einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand. Es waren vor allem die Grossinvestoren, die Aktien auf den Markt warfen.

      An den amerikanischen Aktienmärkten hat die Kursvolatilität bereits seit längerem stark zugenommen - und nicht erst seit der vergangenen Woche, als der technologielastige Nasdaq-Composite-Index einen rekordhohen Verlust von 25,3% erlitt, um dann in den vier Handelstagen vor Karfreitag bereits wieder um 9,7% zuzulegen. Im bisherigen Jahresverlauf schwankte der Nasdaq Composite an mehr als der Hälfte aller Handelstage um mehr als 2%; im letzten Jahr hatte diese Quote 25% der Handelstage betragen. Nicht nur die Technologie-Aktien schwanken stark. Auch im Blue-chip-Sektor ist seit längerem eine Erhöhung der Volatilitäten feststellbar. Der Anteil der Handelswochen mit einer Schwankung des S&P 500 um mehr als 3% hat sich von einem Tief von zwei, drei Prozent Mitte der neunziger Jahre bereits auf rund 30% erhöht, das höchste Niveau seit den siebziger Jahren. Welches sind die Ursachen dieser verschärften Volatilität?
      Verunsicherung bezüglich Tech-Aktien
      Ein Grund könnte sein, dass sich die Anleger auf eine gewisse Verschlechterung der Wirtschaftslage einstellen. Viele Wall-Street-Ökonomen bezweifeln indessen, ob der Aktienmarkt ein zuverlässiger vorauseilender Konjunkturindikator sei. Das gilt besonders mit Blick auf den Börsenkrach von 1987, dem keine Rezession folgte. Die US-Wirtschaft ist in Glanzform. Der Teuerungsschub im März wird von vielen Analytikern bloss als Ausrutscher qualifiziert. Die hohen Kursschwankungen könnten sodann schlicht mit den ungewöhnlich hohen Aktienpreisen zusammenhängen und eine grosse Unsicherheit der Anleger bei der Bewertung der einzelnen Titel reflektieren. Besonders im Technologiesektor, der einem rasanten Wandel unterworfen ist, ist es schwierig, den Wert von Gesellschaften festzustellen.
      In letzter Zeit ist die wilde Berg-und-Tal-Fahrt auch oft der Hektik der Day trader und anderen privaten wie auch institutionellen Investoren angelastet worden, die einen höchst kurzfristigen Anlagehorizont aufweisen, auf Pump Aktien kaufen und sich nicht in erster Linie an den Fundamentaldaten orientieren, sondern dem «Momentum-Investing», dem extrem kurzfristigen Ausnutzen von Kursbewegungen, huldigen. Das Internet hat zu einer starken Senkung der Transaktionskosten geführt und damit solche Strategien preisgünstiger gemacht. Daneben werden aber auch über die elektronischen Medien Informationen rasch verbreitet. Diese Nachrichten können nicht immer sofort eingeordnet werden. Das könnte ein Grund dafür sein, dass Aktienkurse auf die Bekanntmachung gewisser Informationen hin oft zunächst überschiessen und dann zumindest einen Teil der Bewegung wieder korrigieren.
      Ron Chernow, ein Wirtschaftshistoriker, monierte dieser Tage in einem Kommentar in der «New York Times», dass die letzten Wochen «die dunkle Seite der Demokratisierung an der Wall Street» offengelegt hätten. Dabei suggerierte er, dass der Markt zunehmend von Amateuren statt wie in früheren Zeiten von Profis dominiert werde. Das ist eine zu einseitige Darstellung. Bemerkenswert ist, dass sich die meisten Kleinanleger von den jüngsten Turbulenzen kaum aus der Ruhe bringen liessen und vorab institutionelle Investoren hinter den massiven Verkaufswelle standen. Die Kleinanleger schienen sich teilweise an den Krach von 1987 zu erinnern, der sich als die grösste Kaufgelegenheit des Jahrzehnts entpuppt hatte. Schon damals hatten vorab die «Profis» das Geschehen bestimmt (u. a. mit dem Programmhandel usw.). Aktienanlagefonds haben bisher verblüffenderweise kaum erhebliche Abzüge von Kapital registriert. Und pikanterweise wurde der Verkaufsdruck letzte Woche noch durch Fondsmanager verstärkt, die aus Furcht vor Kapitalabflüssen Titel verkauften.
      Rolle der Day trader überschätzt
      Auch die Rolle der Day trader wird oft übertrieben dargestellt. Institutionelle Anleger dominieren den amerikanischen Aktienhandel weiterhin zu 90%, wie Burton G. Malkiel von der Princeton University betont. Und Fondsmanger übten sich in letzter Zeit selber zunehmend im «Momentum»-Handel, während die Investmentbanken mit ihrem «Research» den Heisshunger des Publikums auf «New economy»-Titel während der letzten Jahre oft selber stark angeregt hatten. Der Anteil der ungefähr 7000 Day trader am Handel wurde von der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC zuletzt auf rund 5% geschätzt. Umstritten ist auch, ob die Effektenkredite (Margin debt) die allgemeine Volatilität wesentlich erhöht haben. Diese Verschuldung nahm zwar während der letzten Monate massiv zu und war ein guter Indikator für das Spekulationsfieber; doch selbst auf ihrem unlängst registrierten Rekordstand entsprach die Margin debt erst 1,5% der Kapitalisierung aller US-Gesellschaften. Schuldner, die am letzten Freitag ihre Nachschusspflichten erfüllen mussten, waren, wie ein Analytiker von Salomon Smith Barney feststellte, kaum die Auslöser, sondern nur noch einer der Faktoren, welche die Baisse am Freitag nachmittag verschärften.
      Neue Zürcher Zeitung, 22. April 2000
      Avatar
      schrieb am 27.04.00 21:06:13
      Beitrag Nr. 23 ()
      Alt + neu = Kursgewinne
      Nach den Börsenturbulenzen: Anleger sollten nicht nur in die New Economy investieren Von Gerhard Landert
      Die Roulettestrategie, an der Börse wie im Casino auf Rot oder Schwarz, sprich High-Tech oder Low-Tech zu setzen, trieb während der vergangenen Wochen bunte Blüten. Unternehmen, die noch bis Mitte der neunziger Jahre hoch in der Gunst der Anleger standen, sind nicht mehr gefragt. Die Börsenkapitalisierung des virtuellen Wunders Yahoo mit einem Jahresgewinn von bescheidenen 60 Millionen Dollar war zeitweise fast doppelt so hoch wie die des langweiligen Weltkonzerns General Motors, der ein Ergebnis von 6 Milliarden Dollar ausweisen konnte. Die zwölf größten Telekommunikationsgesellschaften der Welt sind an der Börse insgesamt 2600 Milliarden Euro wert - fast das Dreifache der 30 Dax-Werte. Werte aus dem Technologie-, Telekommunikations- und Softwaresektor bringen insgesamt 40 Prozent der Kapitalisierung des breiten C-Dax mit gut 700 Unternehmen auf die Waage.
      Die im Nasdaq zusammengefassten US-Technologiewerte hatten 1989 einen Wert von 390 Milliarden Dollar, im vergangenen Monat waren es kurzzeitig 6000 Milliarden Dollar. Das
      Gerhard Landert, Inhaber einer Research-Firma in Zollikon bei Zürich, ist als Finanzberater und Vermögensverwalter tätig
      Kurs-Gewinn-Verhältnis nahm in derselben Zeit von 20 auf 210 zu. Blühende Fantasien von High-Tech-Unternehmen ließen sich an der Börse besser verkaufen als müde Fakten ebenso rentabler wie langweiliger Multis aus traditionellen Branchen. Hätte man Anfang 1999 sein Aktienvermögen gleichmäßig auf sieben Blue Chips der alten Garde wie Coca-Cola, Merck und Xerox verteilt, hätte man bis heute einen Kursverlust von 20 Prozent hinzunehmen. Ein Depot von sieben Unternehmen der neuen Welt wie Microsoft, Intel, Cisco hätte dagegen einen Gewinn von 100 Prozent eingefahren (Grafik). In Deutschland gilt ein ähnliches Muster: Finanz- und Chemietitel notieren nicht höher als im Sommer 1998, die Autowerte gar deutlich im Minus, während sich der Technologiebranchenindex mehr als verdreifacht hat. Die Shootingstars von gestern sind zu Ladenhütern verkommen, der positive Trend bei Weltmarken wie Gillette, McDonald`s und Philipp Morris hat sein Ende gefunden. Mit den Lieblingen von gestern wurden auch Anlagelegenden wie Julian Robertson und Warren Buffet den Bach der Old Economy hinuntergespült. Erstklassige Value-Fondsmanager der alten Garde wurden entlassen. Offenbar glaubt die Anlegergemeinde, dass die Welt nur noch digital und völlig neu erfunden wird.
      Mit den jüngsten Börsenturbulenzen dürfte es kaum jemandem entgangen sein, dass auch im Wunderland der Technolo- gie-, Software- und Telekommunikationsaktien die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Eine Umorientierung zurück zu Qualitätsaktien, zu traditionsreichen Blue Chips hat schon vor ein paar Wochen eingesetzt, und die Kurse der neuen Börsenlieblinge sind unter die Räder gekommen. Eine Prognose lässt sich allein aus diesen Beobachtungen natürlich nicht basteln. Hilfreich scheint mir aber die Erkenntnis kritischer Anlageexperten, dass 90 Prozent aller Unternehmen der Old Economy auch in zehn Jahren noch Gewinne machen werden, während 90 Prozent der heutigen Gassenhauer bis dahin durch Fusion oder durch Firmenpleiten verschwunden sein dürften. Mit der Zeit wird sich die Spreu vom Weizen trennen.
      Die Titel der neuen Ära gehören dennoch in ein vernünftig zusammengesetztes Depot. Der Kleinanleger ist aber gut beraten, eher auf Technologiefonds oder Branchenzertifikate zu setzen als auf hochgejubelte Einzeltitel. Denn trotz der jüngsten Korrekturen werden noch immer viele Titel zum Hundertfachen ihres Jahresumsatzes gehandelt, obgleich sie noch nie einen Pfennig Gewinn abwarfen. Jede Fantasie findet dort ein Ende, wo sich relativ einfach ausrechnen lässt, dass einem Unternehmen bald das Geld ausgehen wird. Firmen von dieser Sorte gibt es mittlerweile recht viele. Die Gratismahlzeit dank Internet-Aktien gehört langsam der Vergangenheit an. Aber dass mit den neuen Technologien eine Welt geschaffen wird, in welcher sich noch viel Geld verdienen lässt, ist ebenso unbestritten. Eines sollte jedoch niemand vergessen: der wichtigste Kunde der New Economy ist die traditionelle Wirtschaft. Das Wohlergehen beider Welten ist miteinander verknüpft - wer das nicht berücksichtigt, wird beim Börsenroulette schnell zu den Verlierern gehören.

      Gerhard Landert, Inhaber einer Research-Firma in Zollikon bei Zürich, ist als Finanzberater und Vermögensverwalter tätig.
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      schrieb am 22.05.00 17:05:14
      Beitrag Nr. 24 ()
      Analysten: Das Glas ist halb voll des Bären-Honigs ...

      Ist das Glas halb leer oder halb voll? Wenn es nach den Heerscharen von Anlegern geht, die vom Neuen Markt angelockt wurden, scheint das Börsen-Glas zur Zeit ein Honigglas für die Bären zu sein. Und das ist randvoll.

      Der verebbende Handel am Neuen Markt gibt Zeit, sich mit den realen Daten auseinander zu setzen – und die sind doch gar nicht so schlecht, oder? Zurückgehende Arbeitslosigkeit, geringe Inflation, ein schwacher Euro, der den Export stützt, ... .

      Das hat die Börsen beflügelt; der Neue Markt stieg seit Anfang diesen Jahres um immerhin 26,51 Prozent, während die meisten Börsen konsolidierten: Nasdaq –16,69 Prozent, Dow Jones – 7,57 Prozent, Thailand „korrigierte“ um 28,74 Prozent und auch der Nikkei-Index verlor 10,97 Prozent.
      Warum ist es so schwer, das Glas als halbvoll zu betrachten? Nach der vorhersehbaren Pleite der ersten Dot.Com-Companie werden die Technologiewerte gemieden wie die Pest. Mit Auftauchen eines Internet-Virus ist das Netz der Netze plötzlich keine neue Kulturtechnik mehr, sondern wird als gefährlich wahrgenommen.
      Alles Börsenpsychologie und zu dieser haben wir einige Analysten befragt, so zum Beispiel Heiko Bieneck (Independent Research), Dr. Gertrud R. Traud (Bankgesellschaft Berlin) und
      Karsten Jansing (Hornblower Fischer).
      Im Oktober waren kurzfristig Fundamentaldaten gefragt
      Die ganze psychologische Entwicklung hat Heiko Bieneck, Chefanalyst der unabhängigen Independent Research aus Frankfurt, im Blick. Er sah schon beim Tiefpunkt des letzten Jahres im Oktober den Trend zu mehr Fundamentalität im Neuen Markt. „Unternehmenszahlen wurden wieder wahrgenommen, nicht jede Neu-Emission gezeichnet und es wurde nach den wirklich guten Storys gesucht,“ beschreibt der Profi.
      Auslöser für die imposante Kurs-Rallye war dann die plötzlich verschwundene Zinsunsicherheit, nach dem die FED die Zinsen erhöht hatte – die Hausse nährte die Hausse. „Es war eine richtige Goldgräberstimmung,“ erinnert sich Heiko Bieneck.
      „Wenn ein Unternehmen mit einem Umsatz von 6 Mio. Euro vorbörslich mit über 2 Mrd. Euro bewertet wird, dann kann etwas nicht stimmen – das war nicht gesund,“ so der Analyst weiter.

      T-Online war kein Wendepunkt ...
      „Im Vorfeld der T-Online Emission schienen für mich schon alle negativen Vorzeichen in den Markt eingepreist zu sein. Die Emission wurde gut angenommen und auch die Entwicklung der Aktie war gut,“ so Bieneck weiter. „Jetzt stehen wir kurz vor einem Sell Out,“ schätzt der Neue Markt Experte ein. Der Markt würde wieder nach den Fundamentaldaten schauen und zum Beispiel Aktien wie Mühlbauer, Singulus und Technotrans näher betrachten. „Diese haben auch der Konsolidierung widerstanden,“ sieht Bieneck Qualität in diesen Titeln.

      Es werden keine Nachrichten mehr wahrgenommen ...
      „Nur die Marktunsicherheit ist sicher,“ beschreibt Dr. Gertrud R. Traud, leitende Analystin und Neue Markt Expertin bei der Bankgesellschaft Berlin, die jetzige Marktpsychologie.
      Meldungen würden nicht mehr wahrgenommen, Infos spielen ihrer Beobachtung nach keine Rolle mehr. „Es ist wie bei einer Speisekarte, bei der man auch überlegt und seine Favoriten ständig neu gewichtet. Man entscheidet sich also um, obwohl keine neuen Informationen dazu gekommen sind,“ fasst Dr. Traud zusammen.
      „Es müsste sich nur ein „Börsenguru“ wieder euphorisch äußern,“ vermutet Gertrud Traud.

      Die schlechte Stimmung führt Sie auch auf die überzogene Erwartungshaltung so mancher Privatanleger zurück: „Die Vorstellung, dass nach einer Woche weniger als 15 Prozent Plus gemacht wurde, frustriert so manchen Anleger!“
      Die Chance sieht Sie in einer konsequenten Analyse der Storys. „Singulus und STEAG Hamatech kann man fast schon als traditionelle Maschinenbauer betrachten – nur eben für die modernen Medien,“ hat Sie ebenfalls konkrete Empfehlungen parat.
      Woher kommt die Initialzündung?
      Karsten Jansing vom Bankhaus Hornblower Fischer sieht als Voraussetzung für einen Anstieg eine „Initialzündung in Form von überraschenden Daten“. Doch aus den USA ist in nächster Zeit nicht viel zu erwarten: Die weiteren Sitzungen der Federal Reserve Bank sind für den 27. und 28. Juni angesetzt – und damit noch in weiter Ferne. Ob dies die am Donnerstag veröffentlichten Konjunkturzahlen rausreißen können?
      Avatar
      schrieb am 23.05.00 22:16:49
      Beitrag Nr. 25 ()
      I N T E R N E T – A K T I E N

      Vom Traum zur Realität



      Winzige Internet-Unternehmen waren an der Börse schon genauso viel wert wie gestandene Dax-Größen. Doch wie der jüngste Kursrutsch zeigt, gelten für „New -“ und „Old-Economy“ die gleichen Gesetze.



      Nach dem zu Beginn des Jahres nahezu alle Internet-Aktien nach oben schossen, geraten sie nun zunehmend unter Druck. Prominentes Opfer: Boo.com, eines der ehrgeizigsten europäischen E-Commerce-Gründungen der jüngsten Zeit. Die Kurse der Internet-Unternehmen befinden sich seitdem im freien Fall. Einige Analysten befürchten nun, dass Europa den Beginn einer Pleitewelle der Internet-Branche sehen wird.

      Dabei hatte das britische Unternehmen nur die gleichen Probleme wie viele in der Branche: die Deckung der hohen Anlaufkosten. Doch der lange Atem fehlte diesmal – potenzielle Investoren, darunter Adidas-Salomon, zogen sich zurück. Zudem fließt das Geld aus dem Kapitalmarkt nicht mehr so zu wie bisher. Grund: Viele Anleger fürchten weitere Leitzinserhöhungen, die sich besonders auf die Kurse der Wachstumswerte auswirken. Zudem sinkt nach und nach das Vertrauen in die Internetwerte. Es mehren sich Stimmen, dass nur jede vierte oder fünfte am Markt vertretene Internet-Gesellschaft überleben wird.

      Erfahrene Analysten gehen schon seit längerem selektiver vor. „Institutionelle Anleger kaufen längst nicht mehr alles“, stellt der Börsen-Stratege Volker Borghoff von der DG-Bank fest, „sondern sie streuen in die guten Werte.“ Kritisch sind vor allem Unternehmen aus dem E-Commerce-Bereich zu bewerten: „Hier wird es beispielsweise bei den Unternehmen ganz eng werden, die sich nur mit Werbung finanzieren.“ Bessere Aussichten haben laut Borghoff dagegen Unternehmen aus den Segmenten Software, Internet-Infra-Struktur oder Internet-Sicherheit.

      Dass das Internet in den kommenden Jahren die Volkswirtschaften nachhaltig verändern wird, bezweifelt niemand mehr. Wer dann die richtige Plattform anbieten kann, ist fein raus. Und wer die richtige Übernahme plant und vornimmt, hat einen weiteren Trumpf im Ärmel. Die Großen der Branche wie Sun, Intel, Microsoft, Yahoo oder Cisco gelten daher weiter als langfristig gutes Investment.
      Avatar
      schrieb am 24.05.00 20:07:43
      Beitrag Nr. 26 ()
      Der Ball bleibt rund
      Die New Economy ist wie ein neues Spielsystem im Fußball - die Spielregeln aber ändern sich einstweilen nicht Von Wolfgang Uchatius
      Wirtschaft funktioniert manchmal wie Fußball. Vor etwas mehr als zehn Jahren erfand der Trainer des AC Mailand ein neues Abwehrsystem mit Raumdeckung und stürmenden Verteidigern. Indem er dieselben Spieler neu gruppierte, brachte er sie dazu, mehr Tore zu schießen. Ein Ökonom würde sagen: der AC Mailand hat seine Produktivität erhöht - mit demselben Input erzielte er einen höheren Output. Und was für einen! Die Mannschaft wurde zur besten in Europa. Niemand sprach damals von New Soccer, aber die Experten waren sich einig: der AC Mailand hatte das Fußballspielen neu erfunden.
      Heute, scheint es, erleben wir Ähnliches in der Ökonomie. Das Internet ist so etwas wie ein neues Spielsystem. Zulieferer, Produzenten und Konsumenten vernetzen sich. Obwohl dieselben Leute in denselben Firmen dieselben Produkte für dieselben Kunden produzieren, läuft plötzlich alles effizienter. Schon behaupten Experten, die Wirtschaft würde neu erfunden so wie Ende des 19. Jahrhunderts, als elektrisches Licht und Verbrennungsmotor den Kapitalismus beschleunigten. Bisher galt der Satz "Kein Wachstumsschub ohne Inflation" als ökonomisches Gesetz. Nun aber geht in den USA, wo schon fast jeder zweite Haushalt am Internet hängt, der Aufschwung ins zehnte Jahr - ohne dass die Preise in gewohnter Weise steigen. Offenbar können die Unternehmen dank Computer und Internet bei unverändertem Aufwand immer mehr Waren produzieren und müssen so auf gewachsene Nachfrage nicht mit Preiserhöhungen reagieren. Die New Economy hat begonnen.
      Bis vor ein paar Tagen. Da erhöhte die amerikanische Notenbank die Leitzinsen und sprach von wachsender Inflationsgefahr. Offenbar traut man der New Economy doch nicht allzu viel zu. Wenig später ging die Online-Boutique Boo.com Konkurs, worauf die Aktienkurse der Internet-Unternehmen einbrachen. Der Glaube an das neue Spielsystem ist erschüttert. Haben sich die Propheten der New Economy geirrt? Sind Computer und Internet gar keine Produktivitätsmotoren?
      Die Frage sollte sich leicht beantwor- ten lassen. In den USA stieg die Produktivität seit 1995 um durchschnittlich 2,25 Prozent pro Jahr (ohne Landwirtschaft). Ist das viel? Durchaus. Zwischen 1972 und 1995 lagen die Steigerungsraten bei 1,71 Prozent. Ist damit die These von der Neuen Ökonomie belegt? Keineswegs. Sieht man sich die Zahlen genauer an, entdeckt man, dass die Produktivität nicht in allen Branchen wuchs, auch nicht in solchen, die Computer nutzen, sondern vor allem in jenen Firmen, die Computer produzieren. Dort allerdings so stark, dass dies auf die gesamtwirtschaftlichen Zahlen durchschlug. Das ist ungefähr so, als würde nicht eine ganze Fußballmannschaft plötzlich besser spielen, sondern lediglich ein Spieler, zum Beispiel der rechte Mittelfeldmann. Könnte man dann sagen, das Team habe den Fußball neu erfunden? Kaum.
      Eine Frage aber bleibt: Jedes Jahr geben amerikanische Unternehmen Hunderte Milliarden Dollar für Computer und Software aus. Warum machen sie das, weshalb vernetzen sich Firmen, wenn sie dadurch nicht produktiver werden? Wer das merkwürdig findet, hat Recht. Wirtschaftswissenschaftler nennen es das Solow-Paradoxon nach dem amerikanischen Ökonomen Robert Solow, der schon vor Jahren sagte: "Man kann das Computerzeitalter heutzutage überall sehen - nur nicht in der Produktivitätsstatistik."
      Es gibt drei mögliche Lösungen für diesen Widerspruch. Erstens: Die Zahlen sind unzuverlässig. Tatsächlich hat das amerikanische Bureau of Economic Analysis kürzlich seine Messmethode revidiert. Nur, nach dem alten Maßstab waren die Produktivitätssteigerungen noch geringer.
      Die zweite mögliche Antwort ist etwas komplizierter. Vereinfacht lautet sie: Die wenigsten Leute kaufen mehr Bücher, nur weil man die jetzt bei Amazon.com im Internet bestellen kann. Sie gehen nur seltener in Buchhandlungen. Diese wiederum werden dadurch gezwungen, ebenfalls ins Internet zu investieren, um ihre Marktanteile zu halten. Um denselben Output zu erzielen, haben sie also einen höheren Aufwand als zuvor. Die Produktivität steigt nicht, sie sinkt.
      Natürlich gehen auch Unternehmen ins Internet, die nicht von Online-Konkurrenten getrieben werden. Aber sie benutzen das Netz meist als Zusatzmedium. Traditionelle Kommunikationswege bleiben bestehen. Auch diesen Firmen entsteht also zunächst nur höherer Aufwand, ohne dass sie mehr Produkte verkaufen. In ein paar Jahren mag sich das ändern. Dann mag das Internet tatsächlich Faxgeräte, Kataloge, Zwischenhändler nicht nur ergänzt, sondern ersetzt und die Effizienz erhöht haben. Das führt zur dritten möglichen Lösung des Solow-Paradoxons: der "Verzögerungshypothese" des amerikanischen Wirtschaftshistorikers Paul David. Auch Elektrizität und Verbrennungsmotor haben sich mit Verspätung auf die Produktivität ausgewirkt. Genauso könnte es sich mit dem Internet verhalten. Könnte. Muss es aber nicht. Autos und elektrische Maschinen waren anfangs sehr teuer und anfällig, deshalb verbreiteten sie sich viel langsamer als das World Wide Web. Die New Economy bleibt also ein Konjunktiv. Noch ist die Ökonomie die alte.
      Avatar
      schrieb am 27.05.00 19:16:23
      Beitrag Nr. 27 ()
      Analysten sehen schwarz für Online-Marktplätze
      MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Mehrheit der Internet-Marktplätze im Bereich Business-to-Business (B2B) wird innerhalb der nächsten zwei Jahre scheitern und von der Bildfläche verschwinden. Zu dieser finsteren Prognose kamen Analysten und E-Commerce-Manager auf der Konferenz der Association of Strategic Alliance Professionals Summit (ASAP), die derzeit von Andersen Consulting, Lucent Technologies und Unisys in San Franzisko ausgerichtet wird. Die wesentlichen Gründe für den Misserfolg der Online-Marktplätze liegen nach Ansicht der Analysten zum einen darin, dass Kartelluntersuchungen die Inbetriebnahme behindern und verzögern werden. Zum anderen bestehe die Gefahr, dass E-Commerce-Firmen und deren Kunden sich gegenseitig die IT-Spezialisten abjagten.
      Zwar werde derzeit viel Wind um immer neue Handelsplattformen gemacht, von allen in den vergangenen zwölf Monaten angekündigten Online-Marktplätzen sind jedoch 85 Prozent noch nicht ans Netz gegangen. Barbara Babcock, President of E-Business-Services bei Unisys, bezweifelt, dass die meisten Unternehmen die 18- bis 24-monatige Planungsphase überhaupt überstehen. Dieser rund zweijährige Prozess sei so chaotisch, dass Mitarbeiter in Scharen abspringen würden. Eine weitere Analysten-Prognose untermalt die Kassandrarufe der E-Commerce-Experten: Von rund 400 öffentlich gehandelten Internet-Firmen werden in diesem Jahr nur zwölf Profit abwerfen.
      Letztendlich werden sich die Unternehmen der Old Economy ins Fäustchen lachen, so die Meinung einer Analystin von Goldman Sachs. Sie hätten gute Chancen, IT-Experten in ihre eigenen B2B-Einheiten zu locken, weil sie statt mit dem vagen Versprechen auf Aktienoptionen sofort mit hohen Gehältern aufwarten könnten. Im Extremfall wäre es sogar möglich, dass die alten Industriegrößen die B2B-Provider schlichtweg aufkaufen. "Das Imperium hat zurückgeschlagen", lautet das Urteil der E-Commerce-Analystin.
      Avatar
      schrieb am 27.05.00 22:39:10
      Beitrag Nr. 28 ()
      Hallo Defense
      Falls es dich interessiert. Ich habe dazu einen Kurzkommentar im Thread von Rodriguez "Commerce one:langfristig der beste B2B-Wert überhaupt" 00:03:05 abgegeben.
      Da siehst du auch den Link auf den amerik. Originaltext. Ich möchte die Diskussion über Marktplätze hier nicht aufrollen, da das Thema bereits im Internet-Thread ausführlich diskutiert wurde/wird.
      Diese angeführten Argumente sind uralt und schon x-fach widerlegt bzw. relativiert.
      Wenn sich viele "schlaue" Analysten treffen, kommen sie noch lange nicht zu schlauen Schlußfolgerungen.
      Grüße
      Andy
      Avatar
      schrieb am 02.06.00 20:56:49
      Beitrag Nr. 29 ()
      Hallo Riddick,

      Deine Definition des Profis, der vom Selbstanlegen lebt, gefällt mir.

      Ab einem gewissen Anlagebetrag dürfte es allerdings kein Problem sein,
      vom Selbstanlegen zu leben. Dann nämlich, wenn der jährliche Zuwachs
      des Buchwertes auch bei börsenwidrigen Märkten höher ist, als das was
      man bei seinem individuellen Lebensstil ausgeben kann.

      Es gilt also, diesen Anlagebetrag abzuschätzen, und wenn man ihn nicht hat,
      Strategien zu entwickeln, wie man mit "Kleingeld" diesen Zielbetrag erreicht.

      Derjenige, der auf dem Weg zum Zielbetrag ist, ist kein Profi, da er ja noch nicht davon leben kann.
      Derjenige aber, der den Zielbetrag erreicht hat, wird schlagartig zum Rentner...

      Wo also ist der Profi?
      Das kann demnach nur einer sein, der den Zielbetrag nochnicht erreicht hat,
      aber trotzdem vom Anlegen leben kann. Das wären dann wohl die Trader,
      die im Sinne eines Selbständigen vom Tagesgeschäft leben.
      Aber auch dazu braucht man erstmal "Eigenkapital".

      Nun geht`s von vorne los: Der Eigenkapital muß entsprechend des Lebenstiles
      und der börsenwidrigkeiten bemessen werden.

      Gruß
      Forticus
      Avatar
      schrieb am 05.06.00 23:12:00
      Beitrag Nr. 30 ()
      Hallo,
      im Spiegel ist ein Lehrbuch-Beispiel, warum man
      den Angaben von Analysten, Boersenbriefen und Redakteuren von Zeitungen immer und ohne Ausnahme mißtrauen sollte- siehe Seite 98 Thema Aktien
      Der ehemalige Chefredakteur für die Rubrik "Geldanlage", Marian
      von Korff vom Focus, hat parallel mehrere Fonds betrieben und massiv seine eigenen Aktien gepusht .

      Gruss Defense
      Avatar
      schrieb am 07.06.00 15:54:15
      Beitrag Nr. 31 ()
      Investors Who Trade Too Much

      By Laurel Kenner and Victor Niederhoffer, Columnists

      Musings on daytraders and some readers` views on the subject, too.

      ``The experience of years as a stock operator has convinced me that no man can consistently and continuously beat the stock market though he may make money in individual stocks on certain occasions.``
      `200`` Reminiscences of a Stock Operator, Edwin LeFevre (the memoirs of trader Jesse Livermore).

      ``My life has been a failure,`` wrote Jesse Livermore in an eight-page suicide letter before blowing his brains out in the men`s room of the Sherry-Netherland Hotel in 1940.

      Well-meaning people often tell Vic by telling him that his Education of a Speculator was the most helpful book they`ve ever read, aside from Livermore`s Reminscences of a Stock Operator. Nothing could be more horrifying. Livermore, the hero of modern day traders, had gone bust four times and committed suicide after finding himself at the wolf`s point once more. His method of trading in and out often during the day made it guaranteed to happen.

      After rewarding investors last week with the greatest Nasdaq rally in history, the mistress of the markets is toying with her devotees this week, subjecting them to small torments of dread. Rather than indulge the moment-to-moment whims of the market mistress or pay more than our fair share of the vigorish that keeps the wheels of the securities industry turning, investors should take this relatively windless stretch in the market to reflect on the temptation to overtrade.

      We`re not necessarily talking about daytrading, although that certainly fits into this class of temptation. While technological advances and regulatory change over the past four years have made daytrading a booming industry, and we all probably know somebody who does it for a living, relatively few people have joined the long-time practitioners -- the ``locals,`` market makers and exchange specialists -- as pure daytraders.

      But we suspect that many people trade too much. Certainly we`re doing it more than we used to. Even a staid auto stock like Ford (NYSE:F - news) traded more than half its float last year, and if the present rate holds, that will rise to 75% this year.

      This is a controversial subject, and we welcome comments. Our own belief, based on probability, is that the best bet is to buy and hold. The market has inexorably risen over the past two centuries, and investors can expect a reward of 10% to 12% a year simply for holding a broad-based group of stocks.

      The more one trades, the greater the bite from commissions, spreads and state, federal and city taxes `200`` not to mention overhead for data feeds, software, computers `200`` and the closer one gets to a zero sum game. In the long run, the house holds the edge over short-term traders just surely as it does with the slot machine and craps players in Las Vegas.

      Reader Views
      We asked our readers for their views and as always, found them well worth sharing. We begin with a tale from a psychologist who is a student of the markets.

      A client sought help when his relationship with his wife suffered after he adopted daytrading as a career and found himself going through the highs and lows of taking profits and losses on volatile stocks. Last Friday, he came early to an appointment and noticed that the psychologist`s computer was on, with four windows following the markets. When he saw the computer, he ran over to it and pronounced in a manner of absolute certainty: ``The market will close strong.`` Then, in an unusually animated tone, he exclaimed, ``I`ve got to get home and place some trades!``

      The client ``had missed the four-day upturn in the market,`` the psychologist wrote. ``He wasn`t trading a tested strategy or pattern. And he wasn`t trading to make money. He was wanting to trade so that he wouldn`t feel like he had been on the sidelines the entire time.``

      Hypertrading reminds reader Leonard Kreicas of the old Walt Disney cartoon where mild-mannered Goofy becomes a homicidal maniac in a car. ``We all see the front-page headlines on lottery winners,`` writes Kreicas, a retired chemist who learned years ago to profit from the power of compounding in his long-term investments. ``That`s not by chance. The lotteries, tracks and brokerage houses all spend a fortune encouraging people to risk their money. Given enough time, the house wins.``

      Even successful traders are subject to a peculiar psychology that renders them in far more need of constant validation than the buy-and-hold investor, observes reader Mark McNabb, a professor at Virginia Tech University: ``If you win on a trade, it boosts confidence and swagger; the day seems more sunny, people are funnier. If you lose, either you disassociate or sulk or ignore, and optimistically wait for the next trade to resolve itself.``

      Reader James Goldcamp points out: ``The need to watch the market tick by tick may crowd out other useful activities like research, planning, and reflection. However, if these activities are moved to after hours, then family and friends could be crowded out.``

      Or as one of the smartest traders we know, who happens to work for a major Nasdaq market maker, says: ``Anyone who spends all day watching NASD-Level II display deserves what he gets. Bad karma. Should be outside hiking in the fresh spring air instead.``

      Good for the Market, Bad for Themselves
      Omid Malekan, a Columbia University student, gave us an excellent analysis based on his own experiences as an active trader:

      ``My view of day traders is this: They are good for the markets and bad for themselves. Day traders add liquidity to everything, cut spreads, limit the house`s take on the spread and make it easier for the rest of us to get a half-decent price. They have brought lots of competition into the brokerage industry. As more brokers cut prices and compete to gain the hypertraders` business, everyone else who trades or invests benefits.

      ``Here are the negatives: If you think you are going to make thousands on every trade you don`t care about 50 bucks in commissions. But most people don`t make thousands. Point being you rarely get paid, the house always gets paid, and when you have a couple of thousand day traders doing couple of thousand shares a day, that`s a lot of money made in $7.99 commissions and eighth-point spreads. Like the old Iranian proverb says, `Drop by drop an ocean can be made.`

      ``The smaller your time frame, the more random things become. If you are trying to get in for a point in the next 10 minutes, a huge sell order by some big fund makes a difference, but if you expand your time horizon to a month, that sell order becomes a blip.

      ``Sometimes things are too confusing and you are better to stay out. This is much easier to do if you are a side speculator who actually has a day job to keep you busy. But if you make your living off trading and are staring at the screen all day every day, it`s a lot harder to prevent yourself from trading for the sake of trading.

      ``These are my thoughts on the matter, and I can honestly say that they are for the most part based on what I and friends of mine have experienced about daytrading, unlike the media which has a tendency to find some obscure report by someone and blow it up.``

      Escape in a Pine Box
      It`s not a coincidence that Jesse Livermore ended his life by blowing his brains out. Writing in 1870, William Worthington Fowler noted that all the speculators he knew had met a similar fate. ``When they have entered the Street, they never leave it except in a pine box or a rosewood case, according to circumstances.``

      There`s another approach to trading that some of our readers believe is guaranteed to lead to success rather than failure. It depends on buying leading stocks such as Cisco Systems (nasdaq:CSCO - news), EMC (NYSE:EMC - news), Sun Microsystems (Nasdaq:SUNW - news), Intel (Nasdaq:INTC - news), Oracle (Nasdaq:ORCL - news) and Hewlett-Packard (NYSE:HWP - news). More in tomorrow`s column.

      Laurel Kenner is a financial writer in New York City. During her 16-year career, she has reported on police, politics and aerospace, and most recently headed U.S. stock market coverage at Bloomberg News.

      Victor Niederhoffer is a private speculator specializing in futures and options trading. He formerly managed money and hedge funds, and had one of the best records until turmoil in Asian markets in 1997 caused financial disaster. He is the author of best-selling The Education of a Speculator. His hobbies include music, electricity, sports and ecology, all of which form a foundation for his scientific speculation.
      Avatar
      schrieb am 07.06.00 17:57:21
      Beitrag Nr. 32 ()
      hallo joe rocket,

      danke für den artikel zu day trading!
      hast du einen link zum original?

      schnauff
      Avatar
      schrieb am 07.06.00 18:10:25
      Beitrag Nr. 33 ()
      Hallo schnauff,

      klar:

      http://biz.yahoo.com/wi/000607/7450.html

      hey, joe
      Avatar
      schrieb am 21.06.00 18:57:14
      Beitrag Nr. 34 ()
      Abby Cohen ist optimistisch
      Abby Cohen, die Staranalystin bei Goldman Sachs war gestern in einer Rede äußerst optimistisch für die Kursentwicklung des restlichen Jahres gesimmt. Ihrer Ansicht nach habe die FED die Zinsen im Griff und man müsse sich keine Sorgen machen.
      Für Jahresende sieht sie den Dow Jones bei 12.600 Punkten, den S&P bei 1.575 Punkten. Cohen ist vor allem auch sehr optimistisch was die weitere Entwicklung der Small und Mid Caps angeht. Ihrer Meinung nach sind gerade diese Aktien besonders wertvoll.
      21.06.00 08:57 -jo-
      Avatar
      schrieb am 23.06.00 14:38:48
      Beitrag Nr. 35 ()
      S T A R T - U P - S T E R B E N
      Stunde der Wahrheit

      Gewinne? Fehlanzeige! Zukunftsaussichten? Ungewiss! Jetzt rächt sich, dass die jungen Internet-Firmen die Regeln der Alten Wirtschaft ignorierten.


      Carlos Santana im Sonderangebot. 30 Prozent unter Ladenpreis verscherbelt Jason Olim "Supernatural" ­ die Hit-Scheibe ­ im Internet. Mit sensationell günstigen Preisen baute der Vorstandschef von CD Now seine virtuelle Musikalienhandlung zum führenden Plattenladen im World Wide Web auf. Millionen von Dollar steckte er in üppige Werbekampagnen, ohne zu überlegen, ob sich der Aufwand je lohnen würde.
      Eine zunächst höchst erfolgreiche Strategie. Zu erfolgreich. Binnen kürzester Zeit imitierten Konkurrenten das verführerisch simple Konzept ­ mit den im Handel üblichen Folgen: Die ohnehin geringen Margen verkehrten sich bei CD Now ins Minus.
      Ende 1999 summierten sich die seit der Gründung im Februar 1994 angefallenen Verluste des hoch gelobten Online-Pioniers aus Pennsylvania auf knapp 175 Millionen Dollar. Nun verhandelt Vorstandschef Olim über den Verkauf seines Unternehmens an einen finanzkräftigen Investor. Bislang ohne Ergebnis. CD Now hat schon zu viel Boden verloren. Findet Olim nicht bald einen neuen Geldgeber, droht der Konkursrichter.
      In den USA sind Geschichten wie die von CD Now längst kein Einzelfall mehr. Junge Hightech-Firmen, die in der ersten Zeit nach ihrer Gründung gedankenlos Kapital verbraten haben ­ immer nach dem Motto: je höher die Verluste, desto attraktiver das Unternehmen ­, geraten plötzlich in Liquiditätsengpässe.



      Kompakt
      Die meisten Dot-com-Firmen werden dieses Jahr nicht überleben. Warum sie scheitern: Ihr Geschäftsmodell ist zu leicht zu kopieren. Ihre Ideen sind fragwürdig. Die Einnahmen werden überschätzt, und es fehlt an professioneller Umsetzung. Zudem drängen etablierte Unternehmen ins E-Business ­ mit deutlich besseren Chancen.
      Bis vor kurzem noch profitierten die Firmen der New Economy von einem beispiellosen Run auf ihre Aktien. Mit dem schier endlosen Strom an Kapital finanzierten sie riesige Marketingkampagnen, kauften Unternehmen und machten ihre Mitarbeiter zu virtuellen Millionären.
      Gewinne? Fehlanzeige. Zukunftsaussichten? Ungewiss. Die Anleger störte das nicht ­ bis Ende März.
      So leidenschaftlich, wie sich die Investoren auf die Web-Werte gestürzt hatten, so hektisch traten sie den Rückzug an.
      Die Massenflucht aus dem Cyberspace warf den Nasdaq-Index zwischen März und April zeitweise um 40 Prozentpunkte zurück. Im gleichen Zeitraum verlor der Nemax-All-Share mehr als 60 Prozentpunkte.
      Eine verhängnisvolle Situation für die Start-ups. Viele von ihnen wissen nicht mehr, wie sie Lieferanten und Mitarbeiter bezahlen sollen. Banken kürzen Kreditlinien, potenzielle Anleger schießen kein Kapital nach. Ganz schnell ist Schluss. Ende. Aus.
      Einem Viertel der börsennotierten Klick-Firmen könnte noch in diesem Jahr das Geld ausgehen, warnt Greg Kyle, Gründer des Marktforschungsinstituts Pegasus in New York. 75 Prozent aller Internet-Unternehmen werden niemals Gewinne erwirtschaften, schätzt Henry Blodget, Analyst beim Investmenthaus Merrill Lynch.
      Beide Prognosen beziehen sich auf den amerikanischen Markt. Doch die Experten sind sich einig, dass die Phase der Ernüchterung bald auch in Europa einsetzen wird.
      Nach Zeiten blinder Web-Euphorie hält weltweit die Erkenntnis Einzug, dass das Internet eben doch nicht alles verändert. Unter Anlegern und Geldgebern breitet sich wieder mehr Realitätssinn aus: Die Grundregeln des Wirtschaftens, so der Tenor, bleiben auch in der Neuen Ökonomie erhalten.
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      Sind also die traditionellen Unternehmen, die ihre alten Stärken mit den Vorzügen der New Economy zu verbinden wissen, besser gerüstet als die jungen Wilden? Ist die viel gerühmte Neue Wirtschaft schon am Ende, bevor sie sich richtig entfaltet hat? Wer sind die Gewinner, und wer steht künftig auf der Verliererseite?
      Eines steht fest: Es ist jetzt an den Net-Companys zu zeigen, dass sie mehr als Internet-Illusionen sind. "Die Dot-com-Unternehmen müssen bezifferbare Ergebnisse vorweisen, um ihre hohe Marktkapitalisierung zu rechtfertigen", fordert Professor Bernd Wirtz von der Universität Witten-Herdecke.
      Leicht gesagt. Viele der virtuellen Unternehmen machen mehr Verluste als Umsatz; nach den herkömmlichen Regeln der Marktwirtschaft kämpfen sie alle ums Überleben ­ aus den unterschiedlichsten Gründen:
      Zu viele Internet-Start-ups verfolgen dieselben Geschäftsmodelle und liefern sich untereinander einen ruinösen Wettbewerb. In ihrem E-Eifer finanzierten Risikokapitalgeber auch fragwürdige Ideen, die jetzt die Bewährungsprobe nicht bestehen. Businesspläne scheitern, weil die Gründer keine klaren Vorstellungen davon haben, woher eigentlich die Einnahmen kommen sollen. In zahlreichen Projekten mangelt es an professioneller Umsetzung, vor allem in der Logistik.
      Damit nicht genug. Nun drängen die etablierten Konzerne mit aller Macht ins Internet-Geschäft. Sie sind bei E-Projekten nicht auf das Wohlwollen der Aktionäre angewiesen, sondern können Investitionen aus laufenden Einnahmen finanzieren.
      Ein gnadenloser Ausleseprozess steht bevor. "Reine Dot-com-Firmen haben nur in Ausnahmefällen eine Überlebenschance", prognostiziert Alexander Drobik, E-Commerce-Experte des Beratungsunternehmens Gartner Group.
      Dabei hatte die wunderbare Geldvermehrung der unheiligen Allianz aus Risikokapitalisten und Dot-com-Unternehmern zunächst so schön funktioniert: Man nehme ein halbwegs glaubhaftes Web-Konzept, addiere eine Prise Kapital, hebe eine kräftige Portion Marketing darunter und bringe die Mixtur so schnell wie möglich an die Börse.


      Missglückte Intensivpflege: Dr. Koop wollte Kranke via Netz behandeln. Nur wenige Kunden ließen sich auf die kuriose Idee ein. In ihrer blinden Gier nach dem schnellen Geld zeichneten Hobbyspekulanten wahllos jedes Papier, das mit einem "E", "Link" oder "Com" garniert war. Selbst Unternehmen, deren Businessmodell bei nüchterner Betrachtung zumindest fragwürdig gewirkt hätte, verbuchten beim Börsengang spektakuläre Kursgewinne.
      So das Papier von DrKoop.com, einem Online-Dienst unter dem Namen und der Regie des ehemaligen obersten Gesundheitswächters der US-Regierung, C. Everett Koop (83). Kurz nach der Erstnotiz im Juni 1999 schoss der Preis des Gesundheitsservice von 16,50 auf 36,90 Dollar. Zehn Monate später war DrKoop.com ein Fall für die Intensivstation. Die Aktie kostete im April zeitweise nur noch zwei Dollar. Selbst dem letzten Aktionär war aufgegangen, dass der medizinische Check-up im Netz niemals Profit abwerfen würde.
      Kaum ein Web-Surfer war bereit, sensible persönliche Daten wie Blutdruck oder Übergewicht ins anonyme Datennetz zu schicken. Mithin war auch die Vorstellung perdu, das Publikum mit regelmäßigen Gesundheitstipps an die Site zu binden.
      DrKoop.com konnte nur geringe Einnahmen verbuchen. Gleichzeitig kletterten die Kosten für immer neue Variationen der untauglichen Grundidee ins Unermessliche.
      Im vierten Quartal 1999 stand einem Umsatz von 5,1 Millionen Dollar ein Verlust von 19,9 Millionen gegenüber. Wann der sieche Patient das Zeitliche segnet, scheint nur noch eine Frage von Monaten.
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      Wie kann es sein, dass sich Gründer mit solchen verqueren Ideen auf den Markt wagen? Eigentlich sagt doch schon der gesunde Menschenverstand, dass jedes Unternehmen ein durchdachtes Konzept braucht, wenn es langfristig gedeihen will.
      Aber womöglich ist dies genau der Punkt: Vielen der unlängst noch hoch gelobten Cyberhelden geht es gar nicht darum, ein lebensfähiges Unternehmen aufzubauen. Sie wollen nur schnell Millionen einstreichen. Wie sonst ließe sich erklären, dass heute Start-ups an die Börse drängen, die weder über ein ausgereiftes Produkt noch über ein fähiges Management verfügen?
      Als Microsoft im März 1986 an die Börse ging, war der Softwareproduzent schon mehr als zehn Jahre im Geschäft. Altmodisch.
      Moderne Net-Firmen lassen sich maximal zwei Jahre Zeit zwischen erstem Gedankenblitz und Notierung an Nasdaq oder Neuem Markt.
      Unter ihnen sind viele, die sich über die Exit-Strategie ­ die Frage, wann sie ihre Anteile versilbern können ­ mehr Gedanken machen als über ihre Kunden und Konkurrenten.
      Aber es wäre falsch, alle Gründer als Zocker abzustempeln. Manche sind einfach nur unprofessionell. Typen, die vor lauter Euphorie die Spielregeln der realen Welt ignorieren und dann die an der Börse generierten Millionen verspielen. Wie die Manager von Peapod, dem größten US-Lebensmittelhändler im Internet. Als virtuelle Tante Emma verkaufen sie ihre Waren ausschließlich via Netz und liefern sie den Kunden nach Hause.


      Das schlüssige Konzept geht nicht auf ­ es klappt nicht mit der zuverlässigen Auslieferung.
      Pleiten, Pech und Pannen prägen die Peapod-Geschichte. Ausfahrer treffen Kunden nicht zu Hause an. Bis der Lachs in der Pfanne liegt, fischelt er heftig. Frische Himbeeren landen nach einer Irrfahrt zu drei Adressen vergammelt in der Mülltonne.
      Die einem Cyber-Supermarkt gemäße Vorstellung, in den Garagen der Kunden Kühlschränke aufzustellen und die Garagentore via Satellit zu steuern, ist bislang technisch nicht machbar.
      Noch schwieriger als die Lieferung gestaltet sich die Warenbeschaffung. Plan A ­ der Einkauf von Brot und Bier im gewöhnlichen Supermarkt ­ ließ die Handelsspanne von Peapod bis zur Unsichtbarkeit schrumpfen. Plan B ­ der Aufbau eigener Lagerhäuser ­ verschlang das letzte Kapital.
      Im März wurde Peapod-Chef William Malloy (48) mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Zermürbt quittierte der ehemalige AT&T-Manager seinen Job und riss Peapod damit in die tiefste Krise seiner elfjährigen Geschichte. Potenzielle Geldgeber zogen Kreditzusagen in Höhe von 120 Millionen Dollar zurück. Jetzt hat der "Erbsenkeimling" vielleicht einen Retter gefunden. Der niederländische Handelskonzern Ahold will für 73 Millionen Dollar 51 Prozent an Peapod erwerben.
      Virtuelle Geschäftsmodelle, die auf echte Profite hoffen lassen, sind selten wie grüne Diamanten. Der Web-Wahn weicht der nüchternen Feststellung: Ohne Kombination von Cyberspace und Alter Welt funktioniert auf Dauer kein Geschäft.
      Den Trick mit "Brick und Click" üben mittlerweile etliche Web-Spieler. So kaufte der Online-Basar E-Bay das traditionelle US-Auktionshaus Butterfield & Butterfield. Der Online-Supermarkt Webvan investierte eine Milliarde Dollar in den Aufbau von 25 Logistikzentren in den USA.
      Mit Erleichterung registrieren die Unternehmen der Alten Wirtschaft, dass sie für E-Commerce gar nicht so schlecht ausgestattet sind: Sie verfügen über die erforderliche Infrastruktur und einen breiten Kundenstamm, sie kennen die Märkte und können sich auf erprobte Abläufe verlassen.
      Konzerne wie General Electric, Siemens oder Carrefour starten zur Aufholjagd gegen die E-Konkurrenz ­ vor allem im attraktiven Geschäft zwischen den Unternehmen.


      Im so genannten Business-to-Business (B2B) sind deutlich größere Umsatzvolumina zu erwarten als beim Verkauf von Waren und Diensten an die Endverbraucher. Allerdings ist auch der Wettbewerb um ein Vielfaches härter.
      Unternehmen lassen sich nicht so leicht wie Konsumenten durch ein schickes neues Medium verleiten, mehr einzukaufen. Sie erwarten vom Einsatz des Internets rechenbare Vorteile: sinkende Beschaffungskosten, höhere Produktivität oder die Ausweitung des Marktanteils.
      Geschickt adaptieren die Etablierten die Ideen ihrer Web-Rivalen: Sie gründen ihre eigenen Online-Handelsplattformen. Im Chemiebereich haben BASF, Bayer, DuPont und Hoechst Celanese einen gemeinsamen elektronischen Marktplatz für thermoplastische Kunststoffe gestartet. Ähnliche Konzepte verfolgen führende Autohersteller, Flugzeugbauer oder große Handelskonzerne. Im gerade erst erblühten B2B-Bereich droht den E-Pionieren der Kahlschlag. "Ein dritter oder gar vierter Marktplatz für Chemikalien oder Gebrauchtmaschinen hat nicht die geringste Chance", prophezeit Steffen Binder, Analyst beim Marktforschungsunternehmen Forit.
      Wohl dem Web-Start-up, der sich an einen starken Partner in der realen Welt anlehnen kann. Wie GoIndustry.com aus München. Der Online-Handelsplatz für überschüssige Fertigungsmaschinen und Bürogeräte verbündete sich Ende April mit der Logistikgruppe Kühne & Nagel.
      Ein Deal, der beiden Seiten Vorteile bringt: GoIndustry.com ist das leidige Versandproblem los und kann die Palette seiner Dienstleistungen ausweiten. Im Gegenzug sichern sich die Transportprofis aus der Schweiz europaweit neue Kunden: Sie bieten auf dem Online-Marktplatz ihren Lieferservice per Luft-, See- und Landfracht an und offerieren gleichzeitig Versicherungsangebote.
      Golndustry.com hatte Glück. Das Unternehmenskonzept stimmt. Mit Kühne & Nagel fand sich ein verlässlicher Partner. Das Überleben der jungen Firma scheint gesichert.
      Doch Golndustry wird eine Ausnahme in Europa bleiben. "Im nächsten halben Jahr kommt der große Shake-out auf den Alten Kontinent zu", warnt Ralf Strauß von der Frankfurter Unternehmensberatung Consulting Partner.


      Allerdings wird sich die Wandlung von Dot-com zu Dead-com in Europa nicht so stark an den Finanzmärkten niederschlagen wie in den USA. Der Grund: Die meisten europäischen Internet-Start-ups notieren noch nicht an der Börse. Die Entzauberung des Web-Hype müssen vor allem die Venture-Capital-Firmen verkraften.
      Aber auch die europäischen Aktionäre spüren, dass die Vernichtung ihres Kapitals auf vollen Touren läuft. So fiel die Aktie des Kunst-Auktionshauses Artnet.com 1999 zeitweise von 62 auf 8 Euro. Nur weil Übernahmegerüchte kursierten, konnte sich die Aktie des Frankfurter Galeristen Hans Neuendorf, Gründer und CEO des Unternehmens, zu Anfang 2000 etwas erholen.
      Nach wie vor rechtfertigen die Online-Offerten von Artnet.com keinerlei Optimismus. Im Angebot sind Grafiken und Drucke, deren Preise selten die 4000 Mark überschreiten ­ bei lediglich 5 Prozent Provision ist die Überlebenschance für den Auktionator minimal.
      Die forschen Internet-Pioniere sind zu Gejagten geworden. Die Aussichten auf einen erfolgreichen Börsengang schwinden. Ohne die Hoffnung auf frisches Kapital schlittern die jungen Firmen noch viel schneller an den Rand des Abgrunds.

      Misslungenes Kunststück: Artnet-Chef Hans Neuendorf verramscht online Billiggrafiken.
      Die Neue Wirtschaft ist zwar längst nicht am Ende. Aber sie steht vor einer überfälligen Bereinigung. Die Trittbrettfahrer und Glücksritter im WWW müssen den Unternehmen weichen, die Vernetzung nicht als Spielwiese für unausgegorene Ideen betrachten.
      Sieger im E-Business werden Unternehmen sein, die geschickt die Vorteile der virtuellen und realen Welt kombinieren ­ wie Cisco oder Oracle.
      Traditionelle Unternehmen, die das Potenzial des Webs für sich nutzen, haben die beste Ausgangsposition. "Groß und schnell ist unschlagbar", prophezeit Intel-Gründer Andy Grove.
      Zu den wenigen Internet-Playern, die sich den Giganten entgegenstemmen können, werden vor allem Anbieter wie Yahoo oder Intershop gehören ­ Firmen, die frühzeitig am Markt waren und deren Name heute eine Marke ist.
      Beide Kriterien hat Amazon erfüllt. Dennoch bleibt offen, ob Firmengründer Jeff Bezos (36) das Unternehmen erhalten kann. "Wir werden das Coca-Cola des Internets", prahlte er unlängst. Unverdrossen verkündet der Ex-Investmentbanker seine Visionen vom virtuellen Warenhaus.


      Der Cyberpionier braucht eine gehörige Portion Optimismus, um an die Zukunft seines Unternehmens zu glauben: In den fünf Jahren seines Bestehens vergrößerte der ehemalige Online-Buchladen die Anlaufverluste bis auf die Rekordsumme von 390 Millionen Dollar im Jahr 1999. Die Amazon-Aktie fiel von 106 Dollar im Dezember auf 47 Dollar im April.
      Bezos bleibt cool. Er hat eine besondere Verbindung von Click und Brick ausgetüftelt: Partnerfirmen sollen die Drecksarbeit ­ das lästige Lagern und Liefern ­ in der "Dirtworld" übernehmen. Amazon will sich auf die Pflege seines Images kaprizieren.
      Als Vorbild für seinen Plan vom virtuellen Verbund dient Bezos der Limonadenkonzern Coca-Cola. Die Zentrale in Atlanta konzentriert sich auf saubere Jobs wie Marketing und Werbung. Die Partner in aller Welt müssen das Kultgetränk mischen, abfüllen und ausfahren.
      Welche geheime Formel Amazon seinen Partnern als Erfolgsrezept anbieten will, bleibt schleierhaft. Braune Brause ist es jedenfalls nicht.
      Avatar
      schrieb am 23.06.00 23:16:25
      Beitrag Nr. 36 ()
      Ein schöner Artikel Defense.
      Leider hat man oft den Eindruck,
      dass viele einfach nicht mehr so weit rechnen und denken können
      oder wollen. Wird dann immer alles mit "neuen Zeiten" begründet,
      aber irgendwann werden auch die neuesten Zeiten zu alten Zeiten.
      (vorher können einige natürlich gut gewinnen).

      Bei Yahoo muss man noch bedenken, dass solche Firmen relativ
      wenig Kapital und echten Know-How-Vorsprung brauchen. Und
      die Kunden können sich jederzeit woandershin klicken.
      Kurz: So schnell, wie die selbst gross geworden sind kann auch ein
      neuer Konkurrent gross werden und sie an die Wand drücken.
      Was, wenn morgen ein Multi mit 1 Milliarde Kapitaleinsatz was
      ähnliches aufzieht? Oder gar 10 gleichzeitig?
      General Motors , Exxon oder Boeing nachzumachen ist realtiv teuer und
      schwer, Yahoo nachzumachen dürfte für jeden Multi ein Klacks
      sein. Sie machen es vermutlich nur deshalb nicht, weil sie die
      Branche noch nicht ernst nehmen. Aber wenn Yahoo erst wirklich
      regelmässig Milliarden verdiente, dann würden sich die
      grossen Geier auf den Markt stürzen. Yahoo ist für die doch
      nur ein "Markttester", so wie es Commodore und die anderen
      frühen PC-Firmen für z.B. IBM war.

      Bischoff
      Avatar
      schrieb am 15.07.00 20:16:01
      Beitrag Nr. 37 ()
      Einen Hauch von Finsternis verbreitet die wöchentliche
      Analyse von Merrill Lynch über die
      US-Aktienmärkte. Der Grund dafür ist im
      Zusammenspiel mehrerer Faktoren zu finden. So
      deute die Stimmung der Investoren an der Wall
      Street auf exzessiven Optimismus hin, was ein
      deutliches Warnsignal sei. Gleichzeitig drehe
      der Indikator, der bislang als Hauptargument für
      die langanhaltende US-Hausse diente, ins
      Negative: Das starke Gewinnmomentum. Zum ersten
      Mal in diesem Jahr übersteige nämlich die Anzahl
      der gesenkten Gewinnschätzungen die der
      erhöhten. Noch schwärzer stuft Merrill Lynch die
      Auswirkungen der Fed-Politik ein.
      "Unter Greenspan hat es noch nie ein Soft
      Landing der Finanzmärkte gegeben", so die
      Analysten. Bislang sei jeder Verschärfung der
      US-amerikanischen Zinspolitik auch ein
      Zusammenbruch internationaler Finanzmärkte
      gefolgt. Als Beispiele führen sie den Crash
      1987, die Rezession 1989, die Mexiko-Krise 1994
      und die Asien-Krise 1997 an, denen jeweils
      Fed-Entscheidungen vorausgingen. Die Analysten
      von Merrill Lynch können deswegen den
      Marktkonsens eines Soft Landing nicht teilen:
      "Das Soft-Landing-Szenario ist unter Greenspan
      mehr die Ausnahme als die Regel".
      Die pessimistische Grundhaltung der Analysten
      spiegelt sich in der empfohlenen Asset
      Allocation wider: Nur 40 Prozent in Aktien und
      jeweils 30 Prozent in Bonds und Cash.


      mfg Defense
      Avatar
      schrieb am 02.08.00 23:31:28
      Beitrag Nr. 38 ()
      Ein weiteres Analysten-Team stellt sich auf die Seite der Skeptiker (FTD vom 2.8.):

      Europäische Tech-Aktien heruntergestuft
      Lehman erwartet weitere Kurskorrekturen
      Die Investmentbank Lehman Brothers in London hat europäische Technologie-Werte von "übergewichten" auf "untergewichten" herabgestuft. Die Investmentbank erwartet, daß Analysten im Laufe dieses Jahres die Gewinnprognosen der Branche nach unten korrigieren werden, weil das Vertrauen in die Konjunktur sinkt. "In einem Umfeld, das eine immer stärkere Abneigung gegen Risiken zeigt, könnte die Technologiebranche leicht eine ähnliche Korrektur durchmachen", wie sie Medien und Telefonaktien durchgemacht hätten, schrieb Lan Scott von Lehman Brothers in einer Mitteilung an Investoren.
      Ericsson, weltgrößter Hersteller von Geräten für Mobilfunknetze, und Philips Electronics, Europas zweitgrößter Hersteller von Halbleitern, wurden von Lehmans Liste der 39 empfohlenen europäischen Aktien gestrichen. Während europäische Pharmafirmen, deren Gewinne kaum auf Konjunkturschwankungen reagierten, durchschnittlich zum 29fachen des Gewinns gehandelt würden, liege der Kurs der Computerfirmen im Schnitt beim 57fachen des für das nächste Jahr projektierten Gewinns, erklärt Scott. "UnsererAuffassung nach bieten diese Bewertungen keinen ausreichenden Schutz für Investoren in der IT-Branche gegen einen möglichen Konjunkturrückgang", fügt er hinzu.
      Scott hat Philips und Ericsson in der Empfehlungsliste durch Swiss Re, die zweitgrößte Rückversicherung der Welt, und Metro, die größte deutsche Einzelhandelskette ersetzt. Der Anteil der Computer-Hardware-Titel sei in der Liste nun von 13 auf neun Prozent gefallen, während Konsumwerte von 18 auf 20 Prozent gestiegen seien. Versicherungen kämen jetzt auf neun statt vorher auf sieben Prozent.

      Gruß
      Beutlin
      Avatar
      schrieb am 03.08.00 16:59:34
      Beitrag Nr. 39 ()
      Wer in den letzten Wochen die Kurse an den Börsen weltweit verfolgt hat, dürfte sich wohl an die Anlagestrategie von Börsenguru Kostolany erinnert haben. Wer zu den längerfristigen Investoren an den Börsen gehört, hätte wahrscheinlich auch gerne ein paar Valium eingeschmissen, um diese durch Lethargie und Pessimismus geprägten Wochen einfach zu verschlafen. Besserung ist derzeit auch nicht in Sicht. Eine dünne Nachrichtenlage, Zinsangst und die Furcht vor sinkenden Unternehmensgewinnen in den nächsten Quartalen, belasten die Anlegerpsyche und damit die Kurse. Ein richtiger „sell-out“, mit hohen Umsätzen, nach dem man sagen könnte, jetzt ist das schlimmste vorüber, hat ebenfalls noch nicht stattgefunden. Im Gegenteil, die Börsenumsätze sind derzeit eher dürftig und wenn sich der DAX einmal nach oben stemmen möchte, setzten sofort Gewinnmitnahmen ein, die dies vereiteln. Selbst die Bekanntgabe von Unternehmenszahlen, die über den Erwartungen liegen, führen zu Gewinnmitnahmen und das erfolgreiche Unternehmen findet sich als Indexschlusslicht wieder. Die „Logik“ dahinter lautet: Wie soll das Unternehmen diese guten Zahlen in den nächsten Quartalen noch übertreffen können? Also: „buy on rumors, sell on news”.

      3.8.00, 15:07 Uhr
      Christian Wienands © GIS Wirtschaftsdaten GmbH
      Avatar
      schrieb am 08.08.00 20:18:59
      Beitrag Nr. 40 ()
      Hier ein Artikel von Fred Hager vom 15.07.00 aus BILANZ online zum Thema KGV

      Bischoff



      Die Illusion des Kurs-Gewinn-Verhältnisses

      Ein weit verbreitetes Hilfsmittel für Anlageentscheide ist der Vergleich der
      Wachstumsrate eines Unternehmens mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis ihrer Aktien,
      bekannt unter dem Kürzel KGV. Über das KGV wurde schon viel geschrieben, doch
      nur weniges davon ist tatsächlich auch hilfreich.

      Die Theorie: Weist ein Unternehmen beim Gewinn eine beständige Wachstumsquote
      von 20 Prozent auf, wären die Aktien mit einem KGV von 20 oder weniger fair
      bewertet. Demzufolge liesse sich bei einer Gesellschaft mit einem Wachstum von
      30 Prozent ein KGV von 30 durchaus rechtfertigen.

      Für den Anleger ist es unumgänglich, auf Titel von Unternehmen mit einem
      gewissen Wachstum zu setzen. Damit sich bei einem Investment nur schon die
      Kaufkraft erhalten lässt, muss der Firmengewinn mindestens im Ausmass der
      jährlichen Inflationsrate wachsen. In den letzten 25 Jahren betrug die jährliche
      Inflationsrate rund sechs Prozent, und daran dürfte sich auch in den nächsten 25
      Jahren kaum etwas ändern. Damit der Investor bei seinen Anlagen also nur schon
      die Kaufkraft erhalten kann, ist ein Wachstum von sechs Prozent nötig.

      Über die letzten zehn Jahre war mit Fonds eine jährliche Gesamtrendite von 10,25
      Prozent zu holen; nach Steuern und Inflation bleibt von dieser Rendite jedoch
      kaum noch etwas übrig. In den USA werden die meisten Investoren mit einem
      Steuerfuss von über 30 Prozent eingestuft. Bei einer Bruttorendite von 10,25
      Prozent verbleibt Ihnen damit, Fiskus und Geldentwertung eingerechnet, ein
      Nettogewinn von etwa einem Prozent.

      Erzielen Sie eine Bruttorendite von 15 Prozent, schmilzt Ihr effektiver Gewinn
      wegen Steuern und Kaufkraftverlust auf noch 4,5 Prozent. Mit anderen Worten:
      Diese 15 Prozent entsprechen gegenüber dem oben erwähnten Beispiel von 10,25
      Prozent einer um rund ein Drittel höheren Bruttorendite. Unter dem Strich
      allerdings verbleibt Ihnen, an der realen Kaufkraft gemessen, eine
      viereinhalbmal höhere Nettorendite.

      Die Lektion ist klar: Auch wenn eine Aktie ein KGV von zehn aufweist und der
      Aktienkurs jährlich um zehn Prozent steigt, muss es sich noch lange nicht um
      eine attraktive Anlage handeln. Wer sein Depot primär mit solchen Titeln
      bestückt, läuft Gefahr, dass sein Anlagevermögen langsam, aber sicher entwertet
      wird.

      Nun, was passiert, wenn ein Unternehmen mit 30 Prozent wächst? Nach Abzug der
      Steuern bleiben 21 Prozent. Ihr effektiver Gewinn nach Einrechnung der
      Inflationsrate beträgt noch 15 Prozent. Damit verbleibt Ihnen exakt 15-mal mehr
      gegenüber einer Investition mit einer Bruttorendite von 10 Prozent. Auf lange
      Sicht erwirtschaften Sie mit Titeln von Unternehmen mit einer
      überdurchschnittlichen Wachstumsrate einen anständigen Gewinn trotz zeitweiligem
      Rückschlag.

      Summa summarum: Mit einer Wachstumsrate von 30 Prozent wird Ihr Gewinn 15-mal
      schneller wachsen als bei einer Rate von 10 Prozent. Aus diesem Grund sollten
      Sie auf einen hohen Unternehmensgewinn und auf ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis
      achten.

      Die Annahme, dass ein tiefes Kurs-Gewinn-Verhältnis eine günstige
      Kaufgelegenheit bedeutet, ist fast immer falsch. Gemäss einer Studie, die am 12.
      April 1999 in der Zeitschrift «Business Week» veröffentlicht wurde, lag die
      Rendite eines diversifizierten Aktienfonds 1998 bei 1,15 Prozent. Auf Grund
      dieser Zahlen haben viele Investoren mit ihren Wertpapierdepots ein Vermögen
      verloren.

      1986 kaufte ich keine Microsoft-Aktien, die damals ein KGV von 25 aufwiesen.
      1990 bezahlte ich fünfmal mehr für dieselben Aktien, aber zu einem höheren KGV.
      Wäre das KGV die einzige Überlegung für den Kauf eines Wertpapiers gewesen,
      besässe ich keine Aktien von Firmen wie EMC, JDS, Uniphase, Cree oder Qualcomm.
      Das grösste Problem beim KGV ist, dass tiefe KGV sich meist auf die Gewinnzahlen
      der letzten zwölf Monaten beziehen. Sehr oft bestehen solche tiefen KGV, weil
      erfahrene Investoren wissen, dass sich die Gewinne eines Unternehmens auf dem
      Abwärtstrend befinden.

      Andererseits haben Firmen sehr oft hohe KGV, weil Investoren einem Unternehmen
      ein hohes Gewinnpotenzial attestieren. Es macht deshalb Sinn, den Kauf einer
      Aktie in Erwägung zu ziehen, trotz gegenwärtiger Verluste und einem relativ
      hohen KGV.

      Ein gutes Beispiel dafür ist die Firma JDS Uniphase (JDSU), die
      Glasfaserkomponenten herstellt. Das Unternehmen wies trotz einem explosiven
      Wachstum zeitweise Verluste aus. JDS investierte durch Expansion und
      Akquisitionen anderer Firmen in ihr Wachstum. Und obwohl das Unternehmen
      anscheinend ein überaus hohes KGV aufweist, wird die Firma mit Blick auf den
      wachsenden Markt für Glasfaserkabel zu einem ausgezeichneten Investitionsobjekt.

      -------------------------------------------------------------------------
      Fred Hager ist in der Schweiz aufgewachsen und begann eine typisch amerikanische
      Karriere als Koch und Staubsaugervertreter. 1976 übernahm er die Firma Telecomp,
      die er bis 1998 leitete. Seit 1986 verfasst der Selfmade-Mann den Anlagebrief
      «Hager Computer Technology Research» Vor rund zwei Jahren ging Fred Hager mit
      seinen auf Hightech-Werte spezialisierten Börsenbrief aufs Internet
      Avatar
      schrieb am 27.08.00 10:05:03
      Beitrag Nr. 41 ()
      Aufstieg und Fall der Börsengurus
      Aus der Webkolumne von Fred Hager

      Fred Hager
      Ich habe immer gesagt, kein Analyst könne Marktentwicklungen über einen langen Zeitraum richtig voraussagen. Trotzdem treten immer wieder so genannte Gurus auf, die mit ausserordentlicher Genauigkeit Marktveränderungen vorhersagen.
      Die Erklärung ist einfach: Diese Gurus sind das Produkt des mathematischen Wahrscheinlichkeitgesetzes.
      Und so gehts: 1024 Analysten machen eine Prognose über die kurzfristige Marktentwicklung. Jeder trifft eine klare Annahme, es herrsche entweder Bullen- oder Bärenmarkt.
      Die Wahrscheinlichkeit, ob ein Bullen- oder ein Bärenmarkt eintrifft, ist wie beim Wurf einer Münze gleich gross. 50 Prozent, also 512 Analysten, werden Recht behalten, egal wie sich der Markt entwickelt. Für ihre Kunden sind sie Helden.
      Die Entwicklung schreitet folgendermassen voran:
      512: 50 Prozent der Analysten werden Helden, indem sie die mathematische Wahrscheinlichkeit richtig getippt haben. Sie haben nun die Chance, ein zweites Mal richtig zu raten.
      256: Wiederum haben 50 Prozent Recht behalten. Nun bekommen 256 Analysten erneut die Chance, richtig zu liegen. Diese Analysten werden Marktkenner genannt. Die falschen Tipps sind vergessen.
      128: Wir sind nun bei 128 Analysten, die den Markt dreimal hintereinander richtig eingeschätzt haben. Diese Personen werden Fachleute genannt. Die PR-Abteilung der Firma, welche die Fachleute angestellt hat, wird deren Erfolg mit allen Mitteln an die Öffentlichkeit bringen.
      64: Jetzt haben wir noch 64 Gewinner. Viermal in Folge Recht zu behalten, hat automatisch eine Lohnerhöhung zur Folge. Wenn nicht von der gegenwärtigen Firma, so von der nächsten, denn Jobangebote werden kommen. Diese Analysten haben nun den Status des Börsengurus erreicht.
      Einmal Guru geworden, verlieren diese Analysten ihren Status kaum, auch wenn sie mal danebenhauen. Die Leute haben ein kurzfristiges Gedächnis. Und ein Guru wird – wie auch die Presse – immer auf seine richtigen Einschätzungen verweisen.
      Es ist deshalb nicht überraschend, dass beispielsweise Joe Granville immer noch viel Geld mit Anlagetipps verdient, obwohl ihm während der letzten zehn Jahre kaum eine richtige Markteinschätzung gelang. Anleger hätten 90 Prozent ihres Vermögens verloren, wären sie den Ratschlägen gefolgt. Onkel Joe ist natürlich nur einer von vielen.
      Einer der jüngsten Sterne am Guru-Himmel ist Elaine Garzarelli, Analystin bei Shearon. Sie hatte das Glück, vorauszusagen, dass der Markt im Spätsommer 1987 in den Keller sause. Sie hatte es in dem Moment geschafft, als an der Börse nichts mehr lief.
      Jetzt spricht jeder von ihrer Vorhersage eines Bullenmarktes im Dezember 1991.
      Natürlich erinnerte sich niemand daran, dass Garzarelli 1988 einen Bärenmarkt voraussagte, während der Markt seine Verluste von 1987 wieder einfuhr.
      Die Einzigen, die Garzarellis Fähigkeiten genau kennen, sind die Anleger, die in das von ihr verwaltete Portfolio investierten.
      Gemäss Lipper Analytical Services erbrachte ihr Fonds mit 6,8 Prozent eine deutlich schlechtere Performance zwischen 1987 und 1992 als der Standard & Poors-Aktienindex mit 9,3 Prozent im selben Zeitraum.
      Das nächste Mal, wenn Sie versucht sind, den Ratschlägen eines Börsengurus zu folgen, denken Sie an das Gesetz des Mittels. Die Chancen eines Gurus, Recht zu haben, liegen bei 50 Prozent, genau wie bei Ihnen.
      Avatar
      schrieb am 28.08.00 21:22:36
      Beitrag Nr. 42 ()
      Die Illusion der Gewinn bringenden Dividenden


      Fred Hager
      Dass ein Unternehmen in der Lage ist, regelmässige Dividenden auszuschütten, war über Jahre hinweg ein wichtiges Kriterium für die Anlagestrategie vieler Portfolio-Mangager. Es gab Zeiten, da haben Pensionskassen ihren Fondsmanagern explizit verboten, Aktien von Firmen zu halten, die keine Dividenden abwerfen.
      Aus diesem Grund glaubten Firmen wie Xerox oder IBM in ihren Wachstumsphasen, trotz mageren Gewinnen Dividenden ausschütten zu müssen. Die Erträge blieben allerdings gering: Von Mitte der Fünfziger- bis Mitte der Sechzigerjahre betrugen sie bei beiden Firmen kaum mehr als ein Prozent des Gesamtgewinns.
      Die Titel wurden trotz mageren Dividenden gekauft. Das bedeutet: Der geringe Dividendenertrag war für die Anleger offensichtlich kein Investitionshindernis.
      So haben sich die Halter von Cisco- oder von Dell-Aktien kaum darüber beschwert, dass diese Firmen in den letzten zehn Jahren praktisch keine Dividenden ausbezahlt haben.
      Diese beiden Firmen investierten ihre Gewinne lieber in das Wachstum des Unternehmens. Die Folge: Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Marktwert von Cisco und Dell verhundertfacht.
      Regel Nummer eins: Eine Firma, die jährlich nicht mindestens um 30 Prozent wächst, ist kaum in der Lage grosszügige Dividenden auszuschütten, es sei denn durch eigene Aktienverkäufe oder durch Abstossen von Unternehmenszweigen. Doch eine solche Firmenstrategie kann längerfrisig nicht im Interesse des Anlegers sein.
      Ein Unternehmen, das grosszügige Dividenden auszahlt, begründet dies vielfach damit, dass dank einem starken Unternehmenswachstum nicht mehr Kapital benötigt werde.
      Doch Tatsache bleibt, dass nur Firmen wie Nokia, die durch ihre Produkte hohe Gewinnmargen erwirtschaften, in der Lage sind, hohe Dividenden auszuzahlen und trotzdem schnell zu wachsen. Solche Firmen sind seltene Ausnahmen.
      IBM beispielsweise hat ihre Dividendenausschüttung erhöht, obwohl der Unternehmensgewinn in den letzten fünf Jahren stagnierte. Und das trotz dem massiven Wachstum in der IT-Branche.
      Regel Nummer zwei: Zahlt ein Unternehmen hohe Dividenden aus, ist die Chance gross, dass die Firma längerfristig kaum wachsen wird.
      Wenn also eine hohe Dividendenausschüttung geringes Wachstumspotenzial bedeutet und viele Hightechfirmen durch eine gewaltige Aktienperformance fehlende Dividenden mehr als wettmachen, heisst das Folgendes:
      Dass gute Investitionsobjekte üppige Dividenden ausschütten, ist nichts weiter als eine Illusion.
      Avatar
      schrieb am 29.08.00 17:31:32
      Beitrag Nr. 43 ()
      Die «Kaufe tief, verkaufe hoch»-Illusion


      Von Fred Hager
      Der Tipp, Aktien zu einem tiefen Preis zu kaufen und zu einem hohen Preis zu verkaufen, klingt so elementar, dass eine andere Meinung kaum Chancen hat, Gehör zu finden. Doch ob Sie mit dieser Anlagestrategie auch wirklich immer Erfolg haben werden, ist fraglich. Wahrscheinlich nicht.
      Denn wenn Sie diesem Ratschlag folgen, werden Sie sich möglicherweise andauernd mit den unrentablen Wertpapieren abgeben. Der Grund ist ganz einfach: Aktien mit hohem Gewinnpotenzial haben im Vergleich zu den übrigen Wertschriften selten einen wirklich tiefen Kaufwert.
      Sicher, in Zeiten eines Bärenmarkts haben die meisten Aktien Gewinnpotenzial. Wertschriften mit einem sehr hohen Gewinnpotenzial sind dann aber vergleichsweise teuer. Haben Sie nur den Preis im Blick, verlieren Sie automatisch das Gespür für die Qualität für einer Aktie. Diese Regel kann man meines Erachtens auf fast alle Titel anwenden.
      Erfahrene Investoren verdienen mehr Geld, indem sie Wertpapiere, deren Kurs im Steigen ist, zu einem relativ hohen Preis kaufen und drei Monate später wieder verkaufen, als wenn Sie fallende Aktien kaufen und drei Monate später wieder verkaufen.
      Die Grund ist klar: Der Glaube vieler Investoren in das Potenzial eines Unternehmens lässt dessen Aktien in die Höhe schnellen. Andererseits werden Titel, die für chancenlos gehalten werden, sinken. Trotzdem gibt es immer wieder viele Anleger, die sich auf Aktien mit tiefen Kursen stürzen, weil sie glauben, der Kurs werde sich erholen.
      Ein Wall-Street-Sprichwort sagt: Kaufe hoch, verkaufe noch höher. Nach meiner Meinung ist eine solche Strategie grundsätzlich sinnvoller: Sind Sie auf der Suche nach neuen Investitionsobjekten unter hoch dotierten Titeln, finden Sie immer wieder Unternehmen mit spannenden Strukturen, einem neuen Management, neuen Produkten oder neuen Absatzmärkten. Titel solcher Firmen haben oft ein sehr hohes Gewinnpotenzial.
      Technisch gesehen bedeutet der Kursaufschwung eines Titels nur, dass mehr kaufen als verkaufen wollen. Der mögliche Profit, der ein hoch bewerteter Titel abwerfen kann, ist noch gross genug, um die Aktie zu halten. Es lastet kein Druck auf dem Titel, der einen Verkauf ratsam erscheinen liesse.
      Denken Sie nur an das Gegenteil: Wenn eine Aktie stark fällt, denken viele Investoren – mit Ausnahme der kurzfristig agierenden Anleger – ans Verkaufen. Vor allem langfristig denkende Anleger, deren Aktien trotz Kurszerfall vielleicht noch einen mageren Gewinn erzielen, wollen diesen Gewinn lieber behalten. Sie befolgen den Rat, der in einer solchen Situation jeder geben würde: «Verkaufe sinkende Aktien, bevor die Verluste zu gross werden.» Alle wollen noch rechtzeitig aussteigen.
      1960 untersuchte William O’Neil, Gründer der Zeitung «Investor’s Business Daily» und Autor von zahlreichen Publikationen übers Investieren, die Wertschöpfung der drei besten Investmentfonds der vergangenen zwei Jahre. Der Dreyfus-Fonds lag mit Abstand an der Spitze, schlug seine Konkurrenten in manchen Fällen mit einem Gewinnvorsprung von mehr als 100 Prozent. Nach der Prüfung von über 100 neuen Aktien im damals kleinen Portfolio machte O’Neil eine erstaunliche Entdeckung:
      «Jede einzelne neue Aktie wurde zum höchsten Preis gekauft, zu dem die Aktie im vergangenen Jahr verkauft worden war. Mit anderen Worten, wenn eine Aktie während mehreren Monaten zwischen 40 und 50 Dollar schwankte, kaufte Dreyfus diesen Titel, sobald er die 50-Dollar-Marke überschritt. Die Aktie folgte über die Monate einem bestimmten Chart-Muster, bevor sie neue Höchstwerte erzielte.»
      So unglaublich es klingt: Sie können Ihre Gewinne verbessern, indem Sie nicht einfach tief kaufen und hoch verkaufen, sondern der Strategie «kaufe hoch, verkaufe höher» folgen. Das grösste Hindernis, dass Sie bei diesem Strategiewechsel überwinden müssen, liegt in Ihrem Kopf.
      Avatar
      schrieb am 30.08.00 22:12:40
      Beitrag Nr. 44 ()
      Wie Investoren die Volatilität von Technologiewerten meistern


      Von Fred Hager
      Wenn ich in letzter Zeit die Analysen und Berichte über den Kurszerfall von Technologieaktien lese, bin ich immer wieder erstaunt, wie oft behauptet wird, Hightech-Aktien seien instabiler als andere. Solche Ausführungen zeigen immer das gleiche Argumentationsmuster. Technologie-Aktien hätten in letzter Zeit so stark angezogen, dass sie einmal zusammenbrechen müssten. Es sei deshalb grundsätzlich besser, in andere Werte zu investieren.
      Diese Argumentation ist falsch. Sie verunsichert Investoren, die langfristig in solche Titel investieren wollen.
      Tipp: Verallgemeinern Sie nichts. Nur weil es sehr viele schlechte Hightech-Werte gibt, bedeutet dies noch lange nicht, dass keine ausgezeichneten Technologiewerte auf dem Markt erhältlich sind, mit denen Sie bei einer langfristigen Anlagestrategie ausgezeichnete Ergebnisse erzielen können.
      Tatsache ist, dass in den letzten zehn Jahren mehr Geld mit führenden Technologie-Aktien verdient wurde als mit anderen Werten. Und wissen Sie was? Die nächste Dekade ist zweifellos das Jahrzehnt von führenden Hightech-Werten.
      Die Technologie-Aktie einer soliden Firma zu verkaufen, wenn sie am Boden liegt, ist das Dümmste, was Sie machen können. Doch solche Panikverkäufe erstaunen nicht. Die Kurse solcher Titel sind einem grösseren Wellengang ausgesetzt als andere. Die Volatilität ist teils massiv. Und Volatilität macht Angst. Viele Händler giessen noch Öl ins Feuer, indem sie Indikatoren in ihren Analysen einbeziehen, die den unvermeidlichen Aktienzerfall dokumentieren sollen. Fazit: Es werden mehr Technologie-Werte veräussert als sonst. Der Kurs sinkt.
      Oft wird Volatilität durch den technischen Stand der Produkte beeinflusst. Doch für Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont ist dies irrelevant. Eine Analyse mit Konzentration auf rein technische Aspekte vernachlässigt die Substanz eines Unternehmens. Das Handeln mit Technologie-Aktien bedeutet Handel unter Ausnutzung des gegenwärtigen Trends. Das heisst: Die Papiere werden gekauft, wenn die Kurse steigen. Verkauft werden sie, wenn die Kurse fallen. Ein Spiel von Angebot und Nachfrage.
      Weshalb schlagen dennoch erstklassige Technologie-Aktien so stark auf beide Seiten aus? Kaum werden solide Firmen in den Medien kritisiert, fallen die Wertpapiere. Kaum einer der Anleger hat indes die Firma, in die er investiert, einer soliden Prüfung unterzogen.
      Kaufen Sie deshalb als erfolgreicher Technologie-Anleger nie Aktien auf einen Tipp hin, ohne vorher die Substanz der Firma genau geprüft zu haben. So selbstverständlich dies auch ist, fällt dennoch eine grosse Mehrheit der Investoren auf solche «heissen Tipps» hinein, nur um im Nachhinein festzustellen, dass der todsichere Tipp ein Blindgänger war.
      Beschränken Sie sich auf wenige Aktien. Studieren Sie aber sorgfältig deren Potenzial, die Konkurrenten des Unternehmens und den Stand der Urheberrechte. Die besten Technologiefirmen haben einen Kernbereich, der durch Patente geschützt ist. Ein Beispiel, das ich gern anführe, ist der Halbleiterhersteller Rambus. Die Firma baut an der Speicherarchitektur für die nächste Generation von Halbleiterprozessoren. Das Businessmodell von Rambus lässt die Lizenzverarbeitung ihrer Produkte zu. Ferner verfügt die Firma über ein ausgezeichnetes Patentportfolio. Rambus ist eine meiner wichtigsten langfristigen Investitionsobjekte. Das Kursverhalten der Rambus-Aktie ist im höchsten Masse volatil. Doch mit Blick auf die firmenspezifische Substanz sind die Anleger durchaus in der Lage, die Kursschwankungen hinzunehmen.
      Die grösste Herausforderung bei langfristigen Anlagehorizonten besteht also darin, das richtige Unternehmen auszuwählen. Ist Ihnen das gelungen, bringen Ihnen die Investitionen nicht nur bessere Erträge, Sie können ausserdem Kursschwankungen kühl und gelassen hinnehmen.
      Avatar
      schrieb am 31.08.00 18:48:49
      Beitrag Nr. 45 ()
      Ich mache was, was du nicht machst
      Antizyklisch zu investieren klingt vielversprechend, bringt aber wenig ein Von Marcus Rohwetter
      Das einfache Rezept für jeden, der mit Aktien Geld verdienen will: Kursraketen schneller erkennen als andere Anleger. Kaufen, bevor sie zünden. Und verkaufen, bevor die Konkurrenz bemerkt, dass der Höhenflug endet. Finanzdienstleister wie die Fiduka Vermögensverwaltung haben dieses Ideal zum Konzept für ihre Investmentfonds gemacht: Antizyklisches Investieren nennt man das. Bei der Fiduka hat Gottfried Heller das Sagen, ein prominenter Geldverwalter. Heller gründete die Gesellschaft in den siebziger Jahren zusammen mit dem 1999 verstorbenen Börsenguru André Kostolany. In seinen Zehn Prinzipien für eine erfolgreiche Geldanlage rät Heller: "Laufen Sie keinen Modetrends hinterher. Wenn alle an der gleichen Stelle nach Gold suchen, sind die Chancen, dass Sie etwas finden, sehr gering. Kaufen Sie, wenn die Mehrheit verkauft und umgekehrt."
      So etwas ist "nur ein Marketinggimmick", sagt Thomas Meyer zu Drewer. Er leitet das Fondsmanagement der Anlagegesellschaft Activest. Sie gehört zur HypoVereinsbank und ist eine der vier großen Fondsgesellschaften in Deutschland. "Auch eine Fondsgesellschaft unterliegt dem Markttrend und muss das tun, was das Publikum will", sagt Meyer zu Drewer. Und das Publikum wolle eben, dass sein Investmentfonds bei den großen Trends mitverdient. Im allgemeinen Markttrend werden Aktien vor allem dann gekauft, wenn ihre Kurse steigen - und verkauft, wenn sie fallen. Der Neue Markt hat in seiner Boomphase vorgemacht, warum das so ist: Befindet sich die Aktie eines Unternehmens in einer Aufwärtsbewegung, finden sich sehr schnell Menschen, die daran verdienen möchten. Also kaufen sie. Die Zahl der nachgefragten Wertpapiere wird irgendwann größer als das am Markt vorhandene Angebot - der Kurs steigt. Große Investoren, die viele Aktien auf einmal kaufen, können auf diese Weise Aktienkurse regelrecht treiben. Besonders anfällig für solche Reaktionen sind die Papiere von Unternehmen, die verhältnismäßig wenige Aktien an der Börse platziert haben. Typisch waren die Fälle vieler Internet-Unternehmen. Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahres waren ihre Aktien trendy. Analysten empfahlen, Wirtschaftsjournalisten bejubelten und jedermann wollte sie. Folge: Es ging steil und stetig aufwärts.
      Dieser Kreislauf findet regelmäßig dann sein Ende, wenn die ersten Anleger ihre Kursgewinne zu Bargeld machen wollen und ihre Aktienpakete verkaufen. Dann verkehrt sich der Trend in sein Gegenteil: Um möglichst wenig zu verlieren, werden immer schneller immer mehr Aktien verkauft. Das Angebot an Wertpapieren wird größer, und der Kurs rauscht weiter in den Keller.
      Laut Börsenlexikon nutzt ein antizyklischer Investor einen solchen allgemeinen Abwärtstrend zum Kauf. Erst wenn die Kurse wieder steigen, wird verkauft. Der Grund: "Bei Titeln, die in Mode sind, gibt es zu viel Luft nach unten." Das sagt Felix Schleicher, bei der Fiduka zuständig für Aktienanalyse und Fondsmanagement. Noch vor kurzem seien Nokia oder Deutsche Telekom für jeden zyklischen Fonds Pflicht gewesen. Als die Werte dann abstürzten, haben viele den Ausstieg verpasst. Eine sinnvollere Strategie sei es, bei fallenden Kursen stetig Aktien nachzukaufen, sagt Schleicher, "wenn es sein muss, auch zwei- oder dreimal". Wenn der Kurs irgendwann wieder nach oben dreht, sei man auf jeden Fall mit dabei.
      Ein striktes Verhalten gegen den Trend ist nicht erfolgreich
      Idealerweise müsste das meiste Geld genau dann in Aktien fließen, "wenn die Kurse am Boden sind", führt Michael Wolf-Arndt den Gedanken weiter. Er arbeitet bei der Anlagegesellschaft Universal Investment. Mit dem hauseigenen Fonds DAC Kontrast Universal investiere man zwar gelegentlich auch antizyklisch, aber auch dann nur mit sehr wenig Geld. Ob ein reiner antizyklischer Ansatz eine Marketingmasche sei? "Da ist durchaus etwas dran", sagt Wolf-Arndt. Grundsätzlich habe jede Investitionsstrategie das gleiche Problem, ob sie nun zyklisch oder antizyklisch sei: Es ist fast unmöglich, den optimalen Zeitpunkt für Aktienkäufe oder -verkäufe zu finden. Deswegen ähneln sich zyklisch und antizyklisch ausgerichtete Fonds auch in ihren Wertzuwächsen.
      Für Thomas Meyer zu Drewer ist damit bewiesen, dass "die Unterschiede zwischen beiden Anlageformen letztlich minimal sind". Außerdem sei die ganze Diskussion im Ausland schon einmal dagewesen. In den Vereinigten Staaten habe es vor Jahren eine Welle von Fonds gegeben, die ähnlich strukturiert waren wie heute die hiesigen Gegen-den-Strom-Produkte. Bärenfonds wurden sie genannt - nach dem Bären als Symbol für sinkende Kurse. Sie sollten bei Abwärtstrends kaufen und bei steigenden Kursen verkaufen. "Aber auch diese Fonds haben gemerkt, dass es in den USA einen langfristigen Aufwärtstrend gegeben hat", sagt Meyer zu Drewer. Wären sie ihrem Konzept treu geblieben, hätten sie immer mehr Aktien verkaufen müssen. Irgendwann wäre nichts mehr da gewesen, was man hätte verkaufen können. Hierzulande sei das genauso: Es gibt "langfristig mehr Aufschwung als Abschwung", behauptet der Fondsmanager. Deswegen sei eine konsequent antizyklische Strategie "nicht erfolgreich".
      Avatar
      schrieb am 14.09.00 22:26:07
      Beitrag Nr. 46 ()
      Die Profis können`s auch nicht besser

      Aktienfonds, die sich auf Neuemissionen spezialisieren, sind selten attraktiv

      Von Markus Balser

      Als Ende Juli das Freiburger Biotechnologieunternehmen Genescan an die Börse ging, hielt es den Vorstand nicht auf dem Parkett. Beseelt vom Kurssprung am ersten Handelstag, kletterte die Führungsriege zum Ritt auf die Bullen-Plastik vor der Frankfurter Wertpapierbörse. Um mehr als 100 Prozent hatte die erste Notiz am Neuen Markt den Ausgabepreis der Genescan-Aktie übertroffen. Viele Kleinanleger machten dagegen lange Gesichter: Weil es pro Aktie 13 Interessenten gegeben hatte, waren sie gar nicht erst zum Zug gekommen.
      Bei der Jagd nach erfolgreichen Neuemissionen gehen Kleinanleger regelmäßig leer aus. Institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften werden in der Regel bevorzugt. Den Frust der Hobbyaktionäre versuchen Investmentgesellschaften mittlerweile für sich zu nutzen - mit Fonds, die sich auf Neuemissionen, so genannte Initial Public Offerings (IPOs), konzentrieren. Auf den ersten Blick ein attraktives Angebot: Private sollen von den Vorteilen der institutionellen Anleger beim Poker um junge Aktien profitieren. Außerdem könnten sie sich bei der Aktienauswahl auf das Urteil erfahrener Investoren verlassen, versprechen die Fonds.
      "In Neuemissionen steckt viel Fantasie", weiß Kerstan von Schlotheim, Fondsmanager der Commerzbank-Tochter Adig Investment. Nachdem spätestens der Börsengang der Siemens-Tochter Infineon im März aus einem Volk braver Sparer mutige Investoren machte, wollte Adig auf der Neuemissionswelle oben mitschwimmen und gründete den Fonds Global New Stocks. "Da lockt die Aussicht auf Zeichnungsgewinne und attraktive Wertsteigerung", sagt Schlotheim.
      Häufig müssen die Fonds auch alte Aktien kaufen
      Experten halten die markigen Versprechen allerdings für wenig mehr als eine gute Marketingstrategie. "Das Risiko eines Fonds, der viele Neuemissionen zeichnet, ist derzeit hoch", warnt Anlagestrategin Solvig Hopf, Leiterin der Gruppe "Neuer Markt" im Privatkunden-Bereich der Deutschen Bank. Hohe Zeichnungsgewinne sind längst nicht mehr garantiert. Zu häufig mischen sich unter die Gewinner auch Flops mit hohen Verlusten. "Zwar bringen Banken heute nicht mehr jedes Unternehmen an die Börse", weiß Hopf. Trotzdem schafften derzeit noch zu viele schwache Titel den Sprung aufs Parkett.
      Entsprechend schwer tun sich Fondsmanager, mit jungen Aktien systematisch hohe Gewinne einzufahren. Die Wertentwicklung fällt oft ernüchternd aus. Zu den bekanntesten Jägern von Neuemissionen zählt der Gontard & Metallbank-IPO-Fonds UI, den die Fondsgesellschaft Universal Investment verwaltet. Seit März 1998 legte der Fonds zwar um gut 150 Prozent zu, blieb damit aber hinter dem Nemax-All-Share zurück - dem Index aller am Neuen Markt vertretenen Titel: Dieser stieg im gleichen Zeitraum um 250 Prozent, der IPO-Index der Deutschen Bank gar um 650 Prozent. "Ein Plus von nur 150 Prozent - ein miserables Ergebnis für den Fonds", findet Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK).
      Ein Grund für die magere Performance: Selbst die Profis gehen bei der Jagd nach Neuemissionen oft leer aus. "Fondsmanager bekommen natürlich nicht alle Börsenneulinge, die sie haben wollen", sagt Stefan Kopf von der Gontard & Metallbank. Weil fast jeder Manager vielversprechende Neuemissionen in sein Kalkül einbezieht, ist die Konkurrenz groß. Deshalb müssen Fonds einen Großteil ihres Portfolios in Aktien investieren, die schon auf dem Markt gehandelt werden.
      Bei der DG-Bank, einer der führenden Konsortialbanken für den Börsengang von Unternehmen in Deutschland, bestehen Vorbehalte gegen Absahner unter den Fonds. "Wir versuchen die Anteilsscheine der Emittenten zwar über möglichst viele Anbieter zu streuen", erklärt Kay Steffen, Leiter der Abteilung Equity Capital Markets. Dabei bekämen aber vor allem Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont den Zuschlag.
      Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre sieht eine weitere Gefahr: "Die Versuchung für Banken ist groß, erfolglose Börsengänge aus dem eigenen Haus in dem Fonds zu parken", vermutet SdK-Sprecher Straub. So brachte die Gontard & Metallbank im Februar das Softwareunternehmen Com Telco federführend an die Börse. Der IPO-Fonds der Bank zeichnete die jungen Aktien. Nach der Neuemission zu 18 Euro und einem Kurshoch von 22 Euro setzte der Aktienkurs zum freien Fall an. Jedoch: Statt die Zeichnungsgewinne zu realisieren und alle Aktien zu verkaufen, sahen die Fondsmanager dem Kursverfall zu.
      Um trotz der schlechten Zuteilungschancen künftig von Neuemissionen profitieren zu können, denken Fondsgesellschaften nun um. Adig-Manager Kerstan von Schlotheim bastelt an einem neuen Konzept. Sein Fonds soll häufiger vor dem Börsengang in junge Firmen investieren. Begleitet man Unternehmen selbst an die Börse, umgeht man damit lästige Probleme mit den Zuteilungsquoten, so die neue Strategie. Einziger Haken: Mehr als zehn Prozent ihres Anlagevolumens dürfen Fonds nicht in Unternehmen investieren, die noch keine Börsenzulassung haben. So will es der Gesetzgeber.
      (c) DIE ZEIT 38/2000
      Avatar
      schrieb am 16.09.00 12:51:45
      Beitrag Nr. 47 ()
      Börse: Experten erwarten Aufschwung

      In den vergangenen Monaten konnte man mit deutschen Aktien kaum Geld verdienen. Das soll sich bald ändern. Zum Ende des Jahres dürften die Kurse vieler Papiere kräftig anziehen. Kommt es zur Börsenrallye? Die Meinung der Analysten.

      Hamburg - Welche Aktien sollte man kaufen, von welchen die Finger lassen? Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Einstieg? Kann man an der Börse in diesem Jahr noch die schnelle Mark machen? Das Abendblatt fragte bei neun Analysten nach:
      Matthias Radden, Norddeutsche Landesbank: Ich erwarte einen eher schwächeren September und Oktober. Der DAX könnte auf 6500 Punkte absacken. In der letzten Oktoberwoche sollte der Anleger zukaufen. Denn zum Jahresende wird der DAX noch mal kräftig zulegen. In den kommenden sechs Monaten sind Werte zwischen 7500 und 7600 möglich. Mittelfristig ist Linde ein interessanter Wert. Denn der Maschinenbauer ist derzeit klar unterbewertet. Auch Bayer halte ich für interessant. Ansonsten kann ich kein Zugpferd im DAX erkennen. Wer die risikoreiche, spekulative Anlage sucht, sollte es mit dem Internetwert CMGI an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq versuchen. Der Kurs liegt derzeit bei 40 Dollar. Im Februar war das Papier schon 170 Dollar wert. Die Aktie besitzt großes Potenzial nach oben.
      Horst Hartung, Dresdner Bank:In den kommenden Wochen wird der DAX wohl eher seitwärts tendieren - zwischen 6800 und 7400 Punkten. Saisonal bedingt fließt dann zum Ende eines Jahres immer viel Geld in Aktienfonds. Das treibt die Kurse nach oben. Eine Börsenrallye von November an ist möglich. Allerdings muss man abwarten, ob die Europäische Zentralbank wegen des schwachen Euro tatsächlich die Zinsen ein weiteres Mal anhebt. Ein solcher Schritt würde der Börse Geld entziehen und könnte auf die Kurse drücken. Meine Anlagetipps: Siemens und SAP. Auch die Banktitel empfehle ich zum Kauf. Mit Papieren aus dem Konsumbereich wäre ich vorsichtig.
      Wolfgang Pflüger, Berenberg Bank: Ich würde den Markt als Anleger in den kommenden Monaten genau beobachten. Fällt der DAX bis Ende Oktober unter 6800 Punkte, wäre dies eine gute Marke für den Einstieg. Dann dürften die Kurse steigen. Klettert der DAX in den kommenden Wochen über 7400 Zähler, könnte dies ein Signal für einen dauerhaften Aufschwung sein. Auch dann sollte man Aktien kaufen. Dem konservativen Anleger empfehle ich Siemens, Alcatel und Cisco. Wer es risikoreicher mag, ist derzeit bei Biotechnologie-Werten gut aufgehoben.
      Jochen Intelmann, Hamburger Sparkasse: Der DAX wird sich in den kommenden Monaten wohl zwischen 7000 und 7500 Punkten bewegen. Am Ende des Jahres sind 7600 Zähler möglich. Ich bin aber nur vorsichtig optimistisch. Denn die deutschen Aktien sind derzeit nicht gerade billig. Als Einzelwert empfehle ich Allianz. Der Versicherungskonzern wird von der Steuerreform profitieren. Denn sie ermöglicht den steuerfreien Verkauf von Beteiligungen - und die Allianz hat viele Beteiligungen. Auch Preussag, Singulus und Unilever empfehle ich zum Kauf. Die Deutsche Telekom sollte man halten, nicht kaufen. Ericsson als Handy-Hersteller und UMTS-Infrastruktur-Ausrichter ist ein sehr interessanter Wert. Der Kurs des schwedischen Konzerns dürfte zulegen.
      Werner Bader, Landesbank Baden-Württemberg: In den vergangenen Monaten ist der DAX vor sich hingedümpelt. Hauptgrund war der stetig fallende Eurokurs. Ich gehe davon aus, dass sich der Euro erholt. Davon wird auch der Aktienmarkt profitieren. Bis Ende des Jahres sehe ich den DAX zwischen 7500 und 8000 Punkten. Der Anleger sollte möglichst schnell kaufen. Ich empfehle Finanztitel - also Banken und Versicherungen. Zudem sind SAP, Siemens und Nokia interessante Werte. Bei Aktien aus dem Konsumbereich - wie Metro und Karstadt - wäre ich eher vorsichtig. Denn die hohen Benzin- und Heizölkosten belasten die Geldbörse der Verbraucher.
      Volker Borghoff, DG Bank: Nach dem relativ guten August ist die derzeitige Entwicklung nicht dramatisch. In den kommenden Wochen dürfte sich der DAX bei etwa 7000 Punkten stabilisieren. Weil wir eine leichte Verbesserung des Umfeldes erwarten, sehen wir den DAX am Jahresende bei rund 8000 Zählern. Kaufen würde ich jetzt Technologie- und Softwareaktien, aber auch ausgewählte Pharmawerte wie Schering. Von Telekommunikationspapieren würde ich dagegen eher die Finger lassen, ebenso wie von Chemie- und Automobilaktien sowie von der Grundstoffindustrie und vom Maschinenbau.
      Martin Gilles, WestLB: Abgesehen davon, dass der Spätsommer traditionell eine schwache Phase für die Börse ist, wird der Markt im Moment durch den hohen Ölpreis belastet. Nach unserer Einschätzung stehen wir beim Ölpreis aber kurz vor dem Gipfelpunkt. Sollte sich in den USA eine deutliche Wachstumsabschwächung abzeichnen, dann könnte der DAX bis auf etwa 6500 Zähler sacken. Wahrscheinlicher ist aber, dass er in den kommenden Wochen um die Marke von 7000 pendelt. Auf diesem Niveau sind eindeutig Kaufkurse erreicht. Empfehlenswert sind derzeit europäische Banken und Versicherungen, aber auch Technologieaktien wie Nokia und Ericsson. Wenig aussichtsreich sind Versorger, die Nahrungs- und Getränkebranche und der Gesundheitssektor. Ich rechne mit einem starken Schlussquartal und erwarte einen DAX-Jahresendstand von rund 7800 Punkten.
      Karsten Müller, Vereins- und Westbank: Weil die Belastungsfaktoren - schwacher Euro und hoher Ölpreis - zumindest noch bis Oktober bestehen bleiben dürften, ist ein zwischenzeitlicher Rückgang des DAX bis auf etwa 6800 Punkte durchaus möglich. Im November/Dezember dürfte er dann aber bis auf rund 7600 Zähler anziehen. Im Moment könnte es sich lohnen, bei Technologietiteln wieder zuzugreifen. Nokia, Ericsson und Alcatel sind immer ein Kauf. Durchaus empfehlenswert sind auch Telekommunikationsaktien - wer sie bis jetzt nicht verkauft hat, tut das auch nicht mehr. Allgemein gilt: überall die Marktführer auswählen. Als kleine Beimischung könnte man jetzt Öltitel nehmen, zum Beispiel Royal Dutch/Shell oder TotalFina. Mittelfristig bieten auch Maschinenbauwerte aus dem MDAX gute Perspektiven.
      Rolf Elgeti, Commerzbank: Die exzessiven Ausschläge nach oben, die wir um den Jahreswechsel 1999/2000 herum gesehen haben, sind vorbei. Das ist auch gut so. Die deutschen Anleger werden erfahrener und laufen nicht mehr Trends wie dem Telekommunikationsboom hinterher. In Zukunft wird das Stock-Picking, also der Kauf ausgewählter Einzeltitel, der Schlüssel zum Erfolg sein. Bei einigen Technologiewerten sind die Wachstumsaussichten ungebrochen. Deutsche Titel, die wir schätzen, sind SAP und Siemens. Bei günstigen Kursen wäre auch die Lufthansa-Aktie interessant. Abraten würde ich von konjunkturabhängigen Branchen wie Chemie, Automobile und der Konsumgüterindustrie. Die haben schon zu viel Vorschusslorbeeren erhalten. Auch bei Telekommunikations- und Medienaktien wäre ich vorsichtig. Ganz allgemein finde ich, dass der typische deutsche Anleger zu wenig Aktien aus dem übrigen Europa im Portfolio hat. Die Aussichten für den DAX bis zum Jahresende schätze ich gemäßigt positiv ein. (ode/v.m.)
      Avatar
      schrieb am 19.09.00 16:16:18
      Beitrag Nr. 48 ()
      Greenspan: Kein Ende des technologischen Fortschritts in Sicht
      Der US-Notenbank-Chef Alan Greenspan erklärte
      in einer Ansprache bei der Vereinigung der US-Bankiere,
      dass er kein Ende der explosiven
      Innovationsphase sieht, welche in den letzten
      Jahren auch den Finanzsektor entscheidend
      mitverändert hat. "Das beschleunigte Wachstum
      der Technologie, das auf breiter Front so
      großartig unsere Wirtschaft stimuliert hat, hat
      auch die Reichweite und Funktionalität von finanziellen Produkten in
      den letzten 15 Jahren gesteigert."
      Besonders eindrucksvoll ist für ihn, dass es keine Anzeichen dafür
      gäbe, dass sich die Innovation im Finanzsektor verlangsamen wird.
      Vor allem die Fortschritte in der Computer- und
      Telekommunikationstechnologie haben ganz neue
      Informationsquellen aufgestoßen. Z.B. wissen die Banken heute fiel
      mehr über die Bonität ihrer Schuldner. Außerdem eröffnet der
      Fortschritt hohe Einsparungspotentiale. Die Explosion der Quantität
      und Qualität der Information reduziert Unsicherheit, vor allem
      deshalb, weil das Repertoire von Bänkern nun mal aus
      Informationen besteht. Dennoch profitieren die US-Finanzunternehmen
      nicht allzu sehr von diesen neuen
      Möglichkeiten. Der Konkurrenzdruck in dieser Branche ist einfach zu
      groß. Sie müssten die höheren Margen durch günstigere
      Konditionen an die Kunden weitergeben.
      Allerdings erklärte er auch, dass die ständige Neuerungen auf dem
      Finanzsektor ein ständiges Fortentwickeln der FED erforderlich
      machen und es nicht ein fixes Konzept oder eine fixe Sichtweise
      gibt. Mit Aussichten über kommende Entscheidungen der FED hielt
      er sich allerdings zurück. Dennoch zeigt diese Rede, warum zur Zeit
      eine solche Konsolidierungswelle über den US-Finanzmarkt rollt.
      Ähnlich wie hier in Deutschland haben auch dort Direktbanken und
      Direktbroker viele Kunden an sich gezogen und zu einem
      Umdenken in der Großbankenlandschaft geführt. Diese
      konzentrieren sich vermehrt auf die besonders zahlungskräftige
      Klientel, welche dann ein Mehr an Service bekommt. Die
      Bankenwelt wächst durch die Informationstechnologie immer enger
      zusammen und das Resultat sind Übernahmen wie die
      Investmentbank Wasserstein durch die Dresdner Bank oder Bankers
      Trust durch die Deutsche Bank. Ob allerdings das vermehrte
      Engagement der Europäer vor allem in US-Investmentbanken bei
      einer sich in den USA mittelfristig abschwächenden Konjunktur
      erfolgreich oder nur strategisch unumgänglich war, wird sich erst
      zeigen müssen.
      - Stefan Harpaintner -
      Avatar
      schrieb am 20.09.00 16:43:05
      Beitrag Nr. 49 ()
      Warum die IT-Aktien so aggressiv bewertet sind
      Der Währungsfonds warnt vor massiven Kurskorrekturen
      Hm. Prag, 19. September
      Die Tatsache, dass Technologietitel an den Börsen der USA (und anderswo) im Verlauf der letzten 12 Monate mit geradezu abenteuerlich hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen bewertet wurden, während die Valoren der «alten Wirtschaft» eher stiefmütterlich abschnitten, ist auch im Internationalen Währungsfonds (IMF) registriert worden. Im neuesten «World Economic Outlook» geht der IMF dieser Zweiteilung nach, und er stellt die Frage, weshalb die Titel der «alten Wirtschaft» so schlecht abschnitten, zumal die Unternehmen in diesen Sektoren ebenfalls stark in die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IT) investiert hatten und demzufolge auch vom IT-Boom hätten profitieren sollen. Zweitens fragen die IMF-Ökonomen, warum IT-Titel grösseren Schwankungen unterworfen waren als hergebrachte Aktienwerte, und schliesslich prüfen sie, warum die Kurse der IT-Titel an den internationalen Börsenplätzen viel stärker miteinander korreliert waren als andere Valoren.
      Alle Antworten haben mit der Einsicht zu tun, dass die Einführung und die Verbreitung von neuen Technologien generell mit hohen Risiken behaftet sind. Diese hohen Risiken schlagen sich in unsteten Gewinnerwartungen nieder, und da Aktienkurse in der Regel heftig und überproportional auf neue Informationen (wie veränderte Gewinnprognosen) zu reagieren pflegen, schlagen sich diese unsteten Erwartungen auch in kräftigen Kursschwankungen nieder. Dazu kommt der enorme Wettbewerbsdruck im IT-Sektor, der für eine geringe Überlebensquote von kleineren und vor allem jüngeren Unternehmen sorgt. Da die Finanzierung der Jungunternehmen in hohem Masse vom Kapitalmarkt abhängt, widerspiegelt sich deren unsicheres Schicksal auch im Auf und Ab der Börse. Den stärkeren internationalen Zusammenhang der IT-Kurse erklärt sich der IMF schliesslich mit der Beobachtung, dass dieser Sektor entscheidend durch die Entwicklungen in Amerika bestimmt wird und dass Investoren und Unternehmen in anderen Ländern wesentlich von den amerikanischen Impulsen zehren.
      Im Urteil des IMF zeigt diese hier nur skizzenhaft zusammengefasste Analyse, dass der IT-Sektor wesentlich hinter dem neuerdings engeren Zusammenhang der internationalen Börsen und den heftigeren Kursausschlägen steht. Darüber hinaus gebe es Zeichen, dass sogar die internationalen Kapitalströme auf diese Kursausschläge reagierten, weshalb die kommende Kurskorrektur unter den IT-Titeln - angesichts der nach wie vor überhöhten Kurs-Gewinn-Relationen offenbar nur noch eine Frage der Zeit - das Risiko einer grossen und den ganzen Globus umfassenden Marktkorrektur in sich berge. Die wirtschaftlichen Folgen einer solchen Korrektur - die vielfach beschworene «harte Landung» - dürften in den USA, wo die Börsenkapitalisierung und die Vermögenseffekte in letzter Zeit besonders hoch gewesen seien, am schwersten sein. Aber der IMF befürchtet, dass sie auch andere Länder zu spüren bekommen werden.
      Zürcher Zeitung, 20. September 2000
      Avatar
      schrieb am 21.09.00 20:03:17
      Beitrag Nr. 50 ()
      Keine Angst vor hohen PEG`s

      Ich denke der Artikel passt zum vorigen, den bischoff reingepastet hat.
      Wie bewertet man eigentlich JNPR, NTAP, JDSU, EMC & Co?
      Sind die konventionellen Metriken auf diese Unternehmen anwendbar?
      Einen Versuch unternimmt z.B. Fred Hager in dem von bischoff am 8.8. geposteten Artikel.
      Der folgende geht m.E. noch etwas tiefer:

      Der letzte Teil:
      http://www.redherring.com/investor/2000/0921/inv-pc092100.ht…
      -------------------------------------------------------------------
      Baruch Lev, a professor at New York University`s Stern School of Management, has studied this theory extensively, and he has come up with a term for it that Trilogy has borrowed in creating a methodology to value its investments: "knowledge capital." Using the knowledge capital concept, Trilogy analysts such as Mr. Desautels actually cook up numbers and assign a value to knowledge capital, which includes items such as the management team, the quality and number of patents and technology, and the skill of the engineering team.
      For example, Trilogy has pegged Microsoft (Nasdaq: MSFT)`s knowledge capital value as $210.9 billion. That`s $210.9 billion in value that would be largely ignored by traditional accounting. Cisco`s knowledge capital is valued at $105.4 billion, and Intel (Nasdaq: INTC)`s knowledge capital is valued at $170.5 billion.

      The valuation curmudgeons have constantly missed the boat on emerging market leaders that were considered overvalued by conventional means. Some examples in just the past two years include Juniper Networks (Nasdaq: JNPR) and Brocade Communications Systems (Nasdaq: BRCD). These companies were often cited as being overvalued, with this column being one of the offenders. The people who dug down deep into the market, got to know how powerful each of these players was in its emerging market, and understood the knowledge capital embedded in the organization could have identified this value. Was there ever a time to get them at the right price? That`s always hard to nail down -- but buying such companies on the dips over time has been a golden strategy.

      So, under this premise, what is Trilogy holding? Mr. Desautels still believes storage and networking technologies hold promise for the long term. Some of the long-term core holdings of his fund, identified through these valuation methods, include Brocade, EMC (NYSE: EMC), Network Appliance (Nasdaq: NTAP), Nortel Networks (NYSE: NT), Juniper, and JDS Uniphase (Nasdaq: JDSU).
      -------------------------------------------------------------------
      M.E. der entscheidende Satz:

      Trilogy analysts such as Mr. Desautels actually cook up numbers and assign a value to knowledge capital, which includes items such as the management team, the quality and number of patents and technology, and the skill of the engineering team.
      Die entscheidenden Faktoren sind also:
      Management, Qualität und Anzahl der Patente, Technologie und der skill der Ingenieure.

      Und die Empfehlung:
      but buying such companies on the dips over time has been a golden strategy.
      Kann ich nur unterstreichen. Nicht blind kaufen.

      Die Auswahl der Aktien unten gefällt mir übrigens ganz gut ;)

      grüße Andy
      Avatar
      schrieb am 23.09.00 21:22:13
      Beitrag Nr. 51 ()
      Von den "Narren":

      A Rule Maker offers 10 basic rules that will lead you to investing success. Hint: avoid get rich quick schemes.

      Kurzzusammenfassung:
      1. versuche nicht den Markt zu timen
      2. investiere in Unternehmen, nicht in Aktienkurse
      3. Korrekturen passieren. Aussitzen. Nicht nervös werden.
      4. big is beautiful
      5. vergiß Investmentfonds. Nicht zu breit diversivizieren.
      6. kaufe Aktien, die Leute kaufen wollen, wenn der Kurs nur billiger wäre :D
      7. kaufe in Korrekturphasen
      8. im Alter, sollte man defensiver anlegen. Also nicht 100 % Aktien.
      9. versuche regelmäßig zu investieren
      10. vermeide riskante "Schnell-Reich"-Strategien

      Gute Grundsätze:
      Problem habe ich mit
      4. Ist mir zu defensiv. Vgl. Jahrescharts von CSCO/JNPR oder EMC/NTAP, oder ORCL/ARBA, oder ...
      6. volle Zustimmung: Vgl. z.B. die beabsichtigten Zukäufe von ica:
      Analog Devices, Brocade Comm., Bombardier, Juniper Networks, Network Appliance, Siebel Systems und Tyco International).
      Die in bold habe ich bereits oder sind auf meiner persönlichen watchlist. M.E. eine gute Auswahl von ica. Bombadier, Tyco kenne ich zu wenig.

      Die anderen Punkte sind sog. no-brainer.

      Es ist m.E. kein Zufall, dass wir in letzter Zeit immer über die gleichen Aktien-Empfehlungen stolpern. Siehe auch den vorhergehenden Beitrag.

      Der ganze Artikel:
      http://www.fool.com/portfolios/rulemaker/2000/rulemaker00091…

      grüße Andy
      Avatar
      schrieb am 24.09.00 00:45:30
      Beitrag Nr. 52 ()
      Hallo Andy ,
      zu Punkt 3 habe ich Bedenken . Aber vieleicht gibt es deswegen Punkt 8
      Ein Boardmitglied schrieb einmal: " Es wird immer, wenn die Kurse fallen, Nachkäufe geben, die die Börse stützen werden. Insofern ist ein Kursrutsch zwar wahrscheinlich, er wird aber begrenzt bleiben."

      "Begrenzt" ist ein sehr relatives Wort. Und in diesem Zusammenhang
      auch sehr unklug. 20% Verlust mögen zwar begrenzt sein, aber wenn
      ich sie vermeiden kann, hab ich in ein paar Tagen mehr "verdient" als
      der, der diese 20% Kursrutsch mitmacht. Wenn ich es gar schaffe,
      beim Wiederaufstieg mit meinem vollen Kapital wieder dabei zu sein,
      dann hab ich 125% während der andere immer noch auf seinen 100%
      sitzt. Und wenn ich das nur 2-3 mal in meinem Leben schaffe, dann
      bin ich um Längen besser als der andere.
      OK, das schafft man gar nicht so oft. Aber viele denken halt so und
      versuchen es. Und damit verstärken sie die Effekte.
      Viele haben noch keine richtige Baisse mitgemacht, um zu verstehen,
      wie das abläuft und was die Leute nach ein paar Jahren dann machen.
      Oft machen müssen.
      Stell dir vor, du sparst für deine Altersversorgung in 15 Jahren.
      Börse geht runter, runter, runter. Nach 10 Jahren hast du nur
      noch die Hälfte. Da hilft es dir gar nichts, dass es langfristig
      wieder rauf gehen wird. In 5 Jahren brauchst du das Geld zur
      Altersversorgung. Also wirst du irgendwann entnerved rausgehen
      um zu retten was zu retten ist. Und das wissen alle und verhalten
      sich entsprechend.

      Gruss Bischoff
      Avatar
      schrieb am 24.09.00 22:27:44
      Beitrag Nr. 53 ()
      @bischoff
      Im Prinzip hast du Recht. Ganz ohne timing wirds nicht gehen. Da in einer Baisse gute und schlechte Aktien runtergeprügelt werden, die guten manchmal sogar überproportional, kann man einen Ausstieg m.E. auch an Indizes festmachen. Da ich auschließlich im Technologie-Bereich investiert bin orientiere ich mich am Nasdaq.
      Ganz konkret: Wenn 5500-6000 Punkte erreicht werden, werde ich unruhig/zittrig ;)

      Das ist übrigens der ganze 3. Punkt aus dem zitierten Posting der "Narren".

      3. Corrections happen! You can`t live in fear of stock market crashes, because if you don`t play, you don`t win. The market has a "must be present to win" criterion. There will always be artificial reasons that someone will tell you why you should sell stocks and go to cash. Ignore it! The most money that has ever been lost in the stock market is that which sat on the sidelines because of fear

      Es gibt aber noch einen anderen Punkt: Wenn Aktien nach unten durchsacken, muss man sich ganz genau den Grund anschauen.
      Wieder ganz konkret:
      Bei H&M hätte man m.E. bei der Bekanntgabe der Zahlen im Frühjahr rausgehen müssen.
      Von GAP sollte man sich m.E (bzw. MF-Erachtens) verabschieden.
      Ebenso von DELL, MSFT letztes Jahr und auch von ... sog i net. :(

      Einen netten screen habe ich übrigens vor kurzem im MF gelesen:
      http://boards.fool.com/Message.asp?mid=13321999

      Here is the list of all stocks that averaged over 100% sales gain, and other selected stocks of interest:

      Commerce One Inc 727.7%
      Ariba inc 654.3%
      Juniper Networks 446.0%**
      Brocade Comm Sys 345.1%**
      Broadvision Inc 287.8%
      C M G I Inc 279.9%
      Credence Systems Cp 260.0%**
      Redback Networks 251.9%
      Asyst Technologies 237.0%
      Copper Mountain Netwks 215.4%
      Exodus Comm. 210.7%
      Elantec Semiconductor 202.0%
      J D S Uniphase 194.7%**
      Inktomi Corp 178.0%
      Extreme Networks 166.2%**
      SanDisk Corp 157.9%
      Applied Micro Circuits 148.7%**
      P M C-Sierra 148.0%
      Varian Semic Equp Assoc 133.2%**
      Novellus Systems 131.9%**
      Broadcom Corp Cl `A` 130.2%**
      Network Appliance 126.2%**
      Nvidia Corp 112.2%**
      Rambus Inc 109.0%
      Sapient Corp 106.6%
      CNET Network 103.5%
      Siebel Systems 100.6%
      Yahoo 99.3%
      i2 Tech 96.7%**
      Palm 95.7%
      AMD 78.1%**
      Emulex 68.1%**
      Amazon 67.7%
      Cisco 62.5% hat mich überrascht
      Sun Microsystems 45.4%
      EMC 40.8%
      America Online 40.1%
      Nokia 31.2%
      Adobe Sys 24.2%
      Dell 23.1%
      GE 18.3%
      Oracle (Big surprise) 17.7%
      Intel 17.5%
      Waters Corp 17.0%
      Gateway 12.3%
      Microsoft (Another Big surprise) 11.7%
      IBM 8.0%
      Lucent 3.1%
      Qualcomm -17.5%
      VISX -22.2%

      Ich stimme nicht ganz mit den Schlussfolgerungen von Larry01Gott überein. Aber dieser Screnn erklärt vielleicht einige Kursbewegungen der letzten Zeit.
      Ist übrigens fast eine Obermenge meines Depots.

      grüße Andy

      p.s. eigentlich hatte ich vor nicht erst in 15, sondern in 1-5 Jahren in "Rente" zu gehen ;)
      Avatar
      schrieb am 28.09.00 15:10:39
      Beitrag Nr. 54 ()
      Anhaltende Unsicherheit an der Wall Street
      Hartnäckige Flaute oder Wende zu Jahresendrally?
      Die amerikanischen Aktienmärkte scheinen unentwegt von Gewinnwarnungen, erhöhten Erdölpreisen und dem schwachen Euro in Schach gehalten zu werden. Viele Analytiker glauben jedoch, dass diese Faktoren bald an Bedeutung verlieren werden, so dass ein Jahresendrally doch noch Realität werden könnte.
      Tz. New York, 27. September
      In sarkastischer Anlehnung an die Hexenszene in Shakespeares Drama «Macbeth» hat der Chefökonom von Merrill Lynch, Bruce Steinberg, seinen letzten wöchentlichen Wirtschafts- und Finanzkommentar mit «Double, Double, Oil, and Trouble» überschrieben. Tatsächlich schienen die amerikanischen Aktienmärkte während der letzten Handelstage weiterhin von neuen Gewinnwarnungen, den erhöhten Erdölpreisen und vom schwachen Euro verhext zu werden. Der Handel blieb von hoher Unsicherheit geprägt. Kalte Füsse bekamen in letzter Zeit offenbar auch viele Firmen-Insider. Gemäss der Fachpublikation «Vickers Weekly Insider» erhöhte sich das Verhältnis von Aktienveräusserungen zu Titelkäufen in der letzten Woche massiv, nämlich von 1,74:1 im Durchschnitt der letzten acht Wochen auf 2,65:1.
      Einige führende Wall-Street-Auguren versuchen nun aber dieser negativen Grundstimmung doch die Stirn zu bieten und wagen die Prognose eines substanziellen Jahresendrallys. Auf ein rosiges Szenario setzt nicht nur die geradezu legendäre, bei Goldman Sachs aktive Börsenoptimistin Abbey Cohen, sondern auch etwa Peter Camelo, der US-Anlagestratege von Morgan Stanley. Und ein mittelfristig bemerkenswert günstiges Umfeld für Aktienanlagen skizziert ebenso der eingangs zitierte Steinberg. Im Wesentlichen vertreten die zuversichtlich gestimmten Auguren den Standpunkt, dass die Bedeutung von Gewinnwarnungen und der Einfluss der Erdölpreiserhöhungen sowie der Euro-Schwäche stark überschätzt würden. Canello macht einmal geltend, dass die «Beichtsaison» kein ausgewogenes Urteil über die effektive Gewinnentwicklung erlaube und in der Regel zu starke Ängste wecke. Zu bedenken sei, dass seit Ende 1995 regelmässig rund drei Viertel aller Gewinnerwartungsrevisionen, welche die Unternehmen in den Wochen vor der Publikation der effektiven Quartalsdaten bekanntgaben, eine negative Korrektur betrafen. Camelo nimmt an, dass die Gewinne der vom S&P 500 erfassten Konzerne im zweiten Semester zwar weniger als noch im zweiten Quartal (gut 20%) zulegen werden, doch unentwegt stattliche Zuwachsraten von mindestens 17% im dritten und von 15% im Schlussquartal aufweisen werden.
      Als eher kurzfristiges Phänomen werden von etlichen Wall-Street-Ökonomen sodann die starken Erdölpreiserhöhungen der letzten Wochen interpretiert. Steinberg führt ins Feld, dass die globale Erdölproduktion gegenwärtig 4% über dem Vorjahresniveau liege, während die Nachfrage bloss um 1% zugenommen habe; so erwartet man bei Merrill Lynch, dass sich der Preis des «schwarzen Goldes» im Schlussquartal wieder stark abschwächen und im kommenden Jahr bloss noch im Durchschnitt bei 25 $ pro Fass notieren wird. Im Weiteren vermutet Steinberg, dass der Euro seine Talsohle (mit oder ohne Interventionen) nun doch erreicht hat. Allerdings erwartet er trotz einer gewissen Konvergenz des Wirtschaftswachstums dies- und jenseits des Atlantiks höchstens eine moderate Erholung des Euro, da Amerika weiterhin als bessere Anlagedestination gelten dürfte und die Europäer an den US-Aktienmärkten noch immer relativ bescheiden engagiert seien.
      Am Markt für Aktienerstemissionen (IPO) konnte CoSine Communications Inc. am Dienstag einen bemerkenswerten Erfolg feiern. Trotz dem Schatten, den der Halbleiterkonzern Intel am letzten Freitag mit einer herben Gewinnwarnung auf den Technologiesektor geworfen hatte, stieg der Aktienkurs von CoSine bis zum Schluss des ersten Handelstags auf $ 63.06 und damit um 174% über den Ausgabepreis von 23 $. Damit wies die Gesellschaft bereits eine Kapitalisierung von 6,3 Mrd. $ auf. Das war eine bemerkenswerte Performance für ein Unternehmen, das erst gerade im ersten Quartal mit der Auslieferung seiner Produkte begonnen hatte und für das Semester per Ende Juni bei einem Umsatz von 7,6 Mio. $ noch einen Verlust von fast 60 Mio. $ ausweisen musste. Die Emission von 10 Mio. CoSine-Titeln (10% des Aktienkapitals) erbrachte zum Emissionspreis 230 Mio. $. Damit erreichte das im bisherigen Jahresverlauf von Thomson Financial registrierte Volumen von Aktienerstemissionen 68,77 Mrd. $ und übertraf so bereits den 68,66 Mrd. $ betragenden Ganzjahresrekord von 1999.
      Der Erfolg von CoSine und der neue Emissionsrekord sollten jedoch laut IPO-Experten nicht über die empfindliche Abkühlung am Primärmarkt für Aktien hinwegtäuschen. Seit dem Kurseinbruch an der Nasdaq im letzten April mussten viele Emissionen abgeblasen werden. Dies betraf vorab Deals kleiner Startup-Gesellschaften, und Analytiker etikettierten den Grosserfolg von CoSine eher als Ausnahme; die Gesellschaft operiere nämlich im überdurchschnittlich heissen Geschäft mit optoelektronischen Kommunikationsnetzen. Die Dynamik in diesem Sektor wurde am Mittwoch auch von der Nachricht unterstrichen, dass Corning für den Erwerb der 90%igen Pirelli-Tochter Optical Technologies 3,6 Mrd. $ zahlen will (vgl. Bericht im Wirtschaftsteil). Gemäss Thomson Financial fiel die Zahl der Aktienerstemissionen von 543 im letzten Jahr auf 369 im bisherigen Jahresverlauf. Entsprechend stieg die durchschnittliche Grösse der Emissionen um fast 50% auf 186,4 Mio. $. Dabei wurde aber erst noch eine ungewöhnlich grosse Zahl von Deals über 1 Mrd. $ registriert. Stark erhöht wurde das Emissionstotal insbesondere durch den rekordhohe 9 Mrd. $ eintragenden IPO von Tracking-Aktien der AT&T Wireless Group. In einem volatileren Umfeld wurden offenkundig grosse und liquide Deals bevorzugt.
      Avatar
      schrieb am 28.09.00 17:39:45
      Beitrag Nr. 55 ()
      Intel, Kodak & Co. - Die Top Line macht Kopfweh
      Von Luzian Caspar, Washington
      An der Wall Street misstrauen die Anleger neuerdings den Gewinnprognosen. Was jetzt zählt, ist der Umsatz. Und der hat bei einigen Grosskonzernen zu Enttäuschungen geführt. Entsprechend sind deren Aktienkurse in den letzten Tagen massiv gesunken.
      Zuerst - am letzten Freitag - fällt Intel um 20 Prozent. Fast 90 Milliarden Dollar an Börsenwert werden in wenigen Stunden vernichtet. Seither ist der Kurs noch weiter abgebröckelt. Und dann, am Dienstag, sackt Estman Kodak um 25 Prozent ab. Die Aktien des Fotogiganten sind jetzt auf dem tiefsten Punkt seit mehr als fünf Jahren angelangt. Die Börsenkapitalisierung beträgt noch lächerliche 12 Milliarden Dollar, weniger als eBay, eine Firma, die 70-mal weniger Umsatz erzielt.
      Was ist los? Das Problem sei die Obsession mit der Top Line, sagen die Experten. Die Börse achte nicht mehr auf die Gewinne (Bottom Line), sondern auf die Umsätze. Bei Intel war es nicht eine so genannte Gewinn-Warnung, die das Gemetzel auslöste (anders als beim Konsumgüterkonzern Procter & Gamble, der im März an einem einzigen Tag 31 Prozent seines Werts verlor), sondern eine Umsatz-warnung: Die Umsätze im dritten Quartal würden unter die Erwartungen zu liegen kommen, warnte der Chip-Gigant. Von den Erträgen war im Communiqué gar nicht die Rede; der Gewinn des führenden Halbleiterkonzerns der Welt ist nach wie vor solide. (Neben General Electric und Exxon gehört Intel regelmässig zu den drei gewinnstärksten Konzernen.)
      Umsatz vor Gewinn
      Konzerne, die lediglich ihren Gewinn steigern, werden von der Börse gar nicht mehr belohnt. Laut einer Studie der Brokerfirma Donaldson Lufkin & Jenrette gaben die Aktien der 100 US-Konzerne mit dem stärksten Gewinnwachstum in diesem Jahr durchschnittlich um fünf Prozent nach. Die Aktien der 100 Gesellschaften mit dem stärksten Umsatzwachstum dagegen legten durchschnittlich 14 Prozent zu. Sogar Software-Star Oracle kam Anfang September an der Börse unter Druck, weil die Umsatzentwicklung im jüngsten Quartal die Erwartungen leicht verfehlt hatte. Dies, obwohl Oracle nach wie vor höchstes Ansehen geniesst und die Gewinne des Softwarekonzerns die Prognosen einmal mehr übertrafen.
      Gewinne frisiert
      Weshalb diese Konzentration auf die Top Line? Weil man den Gewinnzahlen nicht mehr trauen könne, sagen die Experten. Es sei mehr und mehr Mode geworden, die Gewinnzahlen zu frisieren. Aktienrückkäufe, «einmalige» Abschreibungen und Anlage-Erträge verzerren den Gewinnausweis. Microsoft und Intel sind nur zwei der Konzerne, die mit Börsengeschäften bald mehr Geld verdienen als mit dem Verkauf von Produkten. Aber wichtiger sei, dass die Börse sich von der Gewinnentwicklung nicht mehr viel verspreche, fügen die Experten hinzu. Die Gewinnsteigerungen, die die meisten Konzerne in den letzten Jahren vorgelegt hätten, könnten sich bald verlangsamen, befürchteten die Investoren.
      Die Produktivität wurde - unter anderem dank dem Einsatz von Computern - laufend gesteigert, und die Kosten wurden drastisch gesenkt. Die Gewinnmargen konnten dadurch eindrucksvoll erhöht werden. Aber jetzt könnte dieser Trend bald an seine Grenzen stossen, befürchtet die Börse. Die Computer-Revolution muss sich irgendwann erschöpfen, und die bisher erstaunliche Lohndisziplin der Angestellten kommt ins Wanken. Auch amerikanische Arbeiter können nur bis zu einem gewissen Punkt ausgebeutet werden. «Die tiefhängenden Früchte sind alle bereits geerntet worden», meinte ein Wallstreet-Banker gegenüber dem «Wall Street Journal». «Von nun an wird es schwieriger werden, die Profitabilität zu steigern.»
      Deshalb die Konzentration auf die Top Line. Nur wer den Umsatz steigert, kann auch mehr Gewinn erzielen. Aber ob die Umsätze stark genug wachsen können, um die Ansprüche der Investoren zu befriedigen, ist fraglich - zumindest, was die amerikanische Wirtschaft betrifft. Die Euro-Schwäche, die die in Dollars ausgedrückten Gewinne der amerikanischen Multis empfindlich gedrückt hat (deshalb wohl das Mitmachen des amerikanischen Schatzamts bei den kürzlichen Interventionen), könnte sich zwar unter Umständen bald korrigieren, aber die Konjunktur in den USA zeigt deutliche Zeichen der Abkühlung - oder, wo dies nicht der Fall ist, Zeichen der Überhitzung, die über kurz oder lang zu einem Einbruch führen müssen. Nach zehn Jahren Hochkonjunktur liegt in den USA nicht mehr allzuviel Wachstum drin. Die Aktien, die gute Aussichten haben, sind deshalb rar. Dies, obwohl die meisten US-Blue Chips bereits seit zwei oder drei Jahren fast nur noch gesunken sind.
      Avatar
      schrieb am 29.09.00 07:56:38
      Beitrag Nr. 56 ()
      Mit der Abhängigkeit von Börsengurus wächst die Gefahr!



      Kritische Anmerkungen über GURUS

      Die modernen Börsengurus sind in meinen Augen eine gefährliche Gauklertruppe die ein hundsgemeines Spiel mit dem Geld der Anleger betreiben. Der moderne Kapitalismus braucht Menschen, die reibungslos und in großer Zahl zusammenarbeiten, die mehr und mehr konsumieren wollen, deren Geschmack jedoch standardisiert, leicht zu beeinflussen und vorauszusagen ist. Bestimmte Börsengurus wissen ganz genau wie sie die Massen zu ihren Gunsten beeinflussen können. Besonders unmoralisch wird dieses Ausnutzen des Anlegeverhaltens gutgläubiger bzw. naiver Anleger, wenn sich die selbsternannten Börsengurus auf Nebenwerte stürzen, denn hier bewirken bereits geringfügige Veränderungen der Auftragsstruktur hohe Kursausschläge.

      Auch das schamlose Ausnutzen gewisse Modetrends kann für den Anleger gefährlich werden, denn viele der leichtgläubigen Anleger kaufen dann diese Mode-Aktien zu vollkommen überhöhten Preisen. Durch die allgemeine Euphorie werden vernünftige Bewertungskriterien außer acht gesetzt und die Kurse steigen dann in schwindelnden Höhen. Wer von uns kann schon mit Sicherheit sagen, wie lange noch die Biotech-Hausse geht? Tatsache ist, keiner von uns kann die Kursentwicklung voraussagen. Wer das Gegenteil behauptet, der betreibt Kaffeesatzleserei. Wenn dann noch solche Herren in Fernsehen, Internet, Telefon-Hotlines und diversen Zeitschriften ihre Aktien hochpushen können, so muß man diese Machenschaften als eindeutig kriminell bezeichnen. Gerade unerfahrene Anleger werden häufig Opfer dieser unseriösen Finanzstrategen.

      Deshalb mein eindringlicher Rat: Macht Euch selber eigene Gedanken und recherchiert selber über die Aktien die Ihr demnächst kaufen wollt. Es ist immer gefährlich, anderen selbsternannten Börsengurus nachzuäffen.

      Nicht blindlings den Inhalt der verschieden bundesdeutschen Finanz-Zeitschriften Glauben schenken, denn die Artikelschreiber wissen oft nicht mehr als unsereins. Warnen muß ich vor Leuten, die fortwährend irgendwelche heiße Aktientips herausposaunen.

      Wer ernsthaft meint, mit OS kann man schnell Geldverdienen, vernachlässigt die Gefahren dieser spekulativen Geldanlage und das endet häufig zum finanziellen Desaster.

      Capoon
      Avatar
      schrieb am 03.10.00 18:41:18
      Beitrag Nr. 57 ()
      Goldman gibt einen positiven Ausblick auf den Technologie-Sektor:

      Goldman renews tech sector bullishness
      http://biz.yahoo.com/rf/001003/n03587604.html
      Ein paar Ausschnitte:
      -------------------------------------------------------------
      Goldman`s technology research team said during the call that it favoured three segments of the high-tech industry: storage systems providers, network equipment and Internet infrastructure software suppliers.

      Conigliaro said Goldman`s top picks were storage providers EMC Corp. (NYSE:EMC - news) and Network Appliance Corp. (NasdaqNM:NTAP - news), network gear suppliers Juniper Networks (NasdaqNM:JNPR - news) and Cisco Systems Inc. (NasdaqNM:CSCO - news), and Internet business software makers Oracle Corp. (ORCL) and BEA Systems Inc. (NasdaqNM:BEAS - news).

      Amid a deceleration in U.S. economic growth, Cohen reiterated her view that the best stock performance does not come in periods of strong corporate profits but rather when investors see the potential for sustained profit growth.

      ``Stocks do best not necessarily when profits are at their best, but when investors are confident about their growth visibility,`` she said.

      Cohen said today, ``We are, from the portfolio standpoint, much more comfortable with the technology stocks.``
      -------------------------------------------------------------------
      Abby Cohen ist eine sehr einflußreiche Analystin an der Wall Street, genießt schon fast so etwas wie Kultstatus. Durch Äußerungen im Frühjahr hat sie auch mit den Techologie-Crash einge-leitet/-läutet, wenn natürlich auch nicht verursacht.

      Bei den erwähnten Sektoren sind die meisten von uns mit von der Partie.

      grüße Andy
      p.s. BEAS? hat die wer von euch? aktuelles YHOO-Rating 1.32, bei 14 Analysten ;)einer zu wenig. Werden heute allerdings auch etwas in den e-business Strudel aufgrund eines dümmlichen down-bashings von Jefferies mit hineigerissen. Ist manchmal schon unglaublich welchen Einfluß Analysten auch aus der 2. Reihe sehr kurzfristig auf die Kursentwicklung haben.
      Avatar
      schrieb am 03.10.00 20:17:51
      Beitrag Nr. 58 ()
      @Andy

      Ich arbeite schon seit einiger Zeit nach den von ica vorgestellten Bewertungsmetode und ich erinnere mich, daß er BEA Systems auch auf seiner Watch-List hat.

      However, ich habe derzeit 3 Aktien, welche alle Ende letzten Jahres gekauft wurden:

      BEA Systems im Gewinn 158,74 %

      JDS Uniphase im Gewinn 26,22 %

      EMC im Gewinn 107,27 %


      Nachzulesen im Milleniumdepot, was seit 03.01.2000 ohne Depotveränderung läuft, ich belege dort per heute Rang 22 von 714 Mitspielern.

      http://www.wallstreet-online.de/community/musterdepots/ws/ud…

      Macht von Euch auch jemand mit?

      CU gl

      P.S. Jeden Tag hierumzuposten ist mir übrigens zu anstrengend, daher meinen Dank an die Aktiven hier im Board von einem Faulen...
      Avatar
      schrieb am 03.10.00 20:28:57
      Beitrag Nr. 59 ()
      Wenn Ihr im Milleniumdepot zu Rang 22 weiterblättern wollt, dann müsst Ihr unten auf

      1-20 | 21-40 | 41-60 | 61-80 | 81-100 | 101-120 >>

      klicken. Nächste Woche stehe ich dann vielleicht weiter vorn. ;)

      Wo wir gerade dabei sind, hat jemand von Euch schon was von Avaja gehört, soll ein ganz neuer Spin-Off von Lucent sein (neuer Beitrag hierzu ?).

      CU gl
      Avatar
      schrieb am 05.10.00 19:23:54
      Beitrag Nr. 60 ()
      Fallobst in Kalifornien

      Ein Apple macht noch keine Krise

      Von Ludwig Siegele

      So schnell ist bisher kaum ein Unternehmen vom Himmel zur Hölle gefahren. Vor ein paar Wochen standen Apple-Fans noch Schlange in New York, um eine Rede des Firmenchefs Steve Jobs zu hören, unbestritten die größte Attraktion der Techno-Branche. Jetzt, nachdem er vergangene Woche überraschend vor Absatzproblemen warnte, liefen ihm an der Wall Street die Investoren davon. Innerhalb weniger Stunden stürzte der Kurs der Apple-Aktie um über fünfzig Prozent ab, fast neun Milliarden Dollar Börsenwert lösten sich in Luft auf.
      Die Stampede auf der Wall Street, eine der größten in der Finanzgeschichte, wirft Fragen auf: Hat die Kultfirma aus dem Silicon Valley sich ihr Comeback verdorben, bevor es begonnen hat? Oder wurde Apple das erste prominente Opfer einer Krise in der Computerbranche? Und was hieße dies für die viel gepriesene New Economy?
      Ohne Steve Jobs wäre Apple keine unabhängige Firma mehr. Der Gründer, der erst vor drei Jahren als Retter zu Apple zurückgekehrt war, hat in dem chronisch chaotischen Unternehmen aufgeräumt, wenn auch um den Preis einer Schreckensherrschaft. Aber die Absatzprobleme deuten auf eine Schwäche in seiner Strategie: Der Erfolg in den vergangenen beiden Jahren hatte vor allem einen Grund - Apple verkaufte seine teuren neuen Computer vornehmlich an die alte Fangemeinde.
      Jetzt ist die treue Altkundschaft "abgemolken", wie Börsenanalysten schadenfroh feststellen. Und es ist unklar, woher das Wachstum kommen soll. Die Konkurrenten Compaq, Dell und Hewlett Packard bieten außer PCs auch andere Produkte an: kleine Handcomputer, leistungsfähige Netzrechner, Dienste im Internet. Apple dagegen baut nur immer schönere und schnellere Maschinen.
      Die legendäre Firma könnte Gelassenheit demonstrieren, lägen ihre Absatzprobleme einfach nur im Trend der gesamten Computerindustrie, erschwerte nur der hohe Dollar den Export und störte allein der hohe Ölpreis die Konsumfreude. Immerhin haben kürzlich auch SCI Systems, der größte Auftragshersteller für PCs, und der Chiphersteller Intel die Gewinnerwartungen gedämpft, weil die Kunden in Europa nicht mehr wie gewohnt zugriffen. Der Rest der Branche aber wundert sich: Flaute - welche Flaute? Marktforscher können bisher kaum eine Nachfrageschwäche ausmachen. Der PC-Markt soll in diesem Jahr sogar um ein Sechstel wachsen - und wer davon nicht profitiert, hat wohl etwas falsch gemacht.
      Dennoch haben die schlechten Zahlen bei Apple, Intel und anderen eine neue Debatte um die New Economy und die Zukunft der Computerbranche ausgelöst. Business Week, das Zentralorgan der neuen Ökonomie, sieht bereits eine "Internet-Depression" heraufziehen.
      Depression? Das ist übertrieben - schon wieder so ein Hype, nur dieses Mal mit umgekehrten Vorzeichen. Die Wahrheit ist schlichter - und weitreichender. Internet und andere Technik haben die Wirtschaft flüssiger und flüchtiger gemacht. Was hoch schwappt, wird auch tief stürzen - easy.com, easy.go, so heißt das im Technodeutsch. Wer über die explodierenden Kurse jubelte, darf sich jetzt über den Absturz aus geringem Anlass nicht grämen. In der New Economy kann auch eine große und verehrte Firma tief fallen.
      Genauer denn je müssen die Anleger unterscheiden: zwischen kurzer Mode und langer Welle. Welches Unternehmen nutzt die Chancen des Internet tatsächlich, und wer vermag nur für eine kurze Zeit zu blenden? Die Frage stellt sich nicht bloß bei Apple.
      Avatar
      schrieb am 05.10.00 19:53:08
      Beitrag Nr. 61 ()
      Ein Artikel, der Einsicht gewährt in die Arbeit von Analysten am Bespiel von Heny Blodget, Star-Analyst von Merrill Lynch, dessen UP- oder Downgrades die Kurse steigen und fallen lassen. Hier wird anhand eines Arbeitstages u.a. auch geschildert, dass Blodget seinen Kunden seine Pläne mitteilt, bevor er damit an die Öffentlichkeit geht. Natürlich kauft dann keiner dieser Kunden schon mal ein paar Stück der Aktien vor dem Upgrade...

      Gut geschrieben. Würde guten Stoff für einen Krimi abgeben. Wahrscheinlich gibt es diesen Krimi schon und ich kenne ihn nur nicht.

      Analyst With A Knack for Shaking Up Net Stocks

      By David Streitfeld
      Washington Post Staff Writer
      Sunday, April 2, 2000; Page H01

      NEW YORK –– "Clown."
      "Pimp."
      "Never misses an opportunity to grandstand."
      People are always talking about Henry Blodget ...

      http://www.washingtonpost.com/wp-srv/business/feed/a59866-20…
      Avatar
      schrieb am 06.10.00 17:14:24
      Beitrag Nr. 62 ()
      Grosser Katzenjammer nach dem Sturz von Intel, Apple und Co.
      Von Luzian Caspar, Washington
      Wehklagen auf den Chat-Seiten im Internet: Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein Denkmal der High- tech-Szene an der Börse einstürzt. Die US-Hightech-Aktien insgesamt geben ein uneinheitliches Bild.
      «Die Börse hat mich noch nie traurig gestimmt bis heute», klagt ein Anleger auf der Investoren-Chat-Seite «Motley Fool». «Wenn das im gleichen Tempo weitergeht, landet Intel bis zum Thanksgiving-Wochenende noch bei null.» Und ein anderer «Fool», der Intel-Aktien gekauft hatte, als sie bei 59 Dollar angelangt waren (heute sind sie bei 42), schrieb auf dem Bulletin Board: «Hört dieser Aderlass irgendwann auf? Diese Börse hat mir Religion beigebracht.» «Die Welt da draussen ist kalt und brutal», meinte ein Dritter. «Die Börse kümmert sich um deine Hoffnungen und Ängste nicht im Geringsten.»
      Der Katzenjammer ist gross auf den Chat-Seiten im Internet. Seit Intel an einem einzigen Tag um 20 Prozent abgesackt ist, haben viele US-Privatanleger, die bisher ganz zufrieden mit ihren Hightech-Aktien spekuliert haben, an der Welt zu zweifeln begonnen. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein Denkmal der Hightech-Szene an der Börse einstürzt - die jüngsten Beispiele sind Apple und Xerox.
      Xerox hat freilich die Aktionäre bereits seit mehr als einem Jahr enttäuscht. Die Lehre aus dem Apple-Kurssturz (minus 52 Prozent an einem einzigen Tag) bestehe darin, dass auch der bekannteste Konzern mit der treuesten Kundschaft von der Börse in ein paar Augenblicken flachgewalzt werden könne, meinte ein Chatter. «Dies ist ja so staunenswert und dynamisch an unserer Welt, dass du nie weisst, was als Nächstes passiert.»
      «i-Cube» als Papierkörbe
      Als Apple an einem einzigen Tag die Hälfte seines Werts verlor, tauchten auf dem Internet Tipps auf, was Apple jetzt mit den «i-Cube»-Computern machen solle, die keine Käufer gefunden hatten. «Nach Dänemark schicken, um Legos daraus zu machen» oder «die Elektronik rausnehmen und sie als Papierkörbe verkaufen» waren einige der Vorschläge.
      Ein «Fool» komponierte eine «Hymne» mit dem Titel «Ich werde überleben»: Er habe jetzt eingesehen, dass das kurzfristige Spekulieren nur den Brokern nütze; in Zukunft werde er sich an die altbekannten Anlegerregeln halten und seine Aktien auf Jahre hinaus behalten.
      Der Galgenhumor hält sich jedoch in Grenzen, denn bis jetzt hat das Gemetzel noch keine katastrophalen Dimensionen angenommen. Der grosse Kurssturz der Hightech-Aktien (angeführt von den Internet-Aktien oder «internuts») erfolgte im März und April; seither haben sich die meisten Hightech-Aktien seitwärts bewegt. Viele Aktien haben sich im Sommer wieder ein wenig erholt. Bedenklich ist nur, dass diese Gewinne inzwischen wieder verloren gegangen sind und dass jetzt auch grosse und grösste Konzerne in den Strudel der «Volatilität» geraten. (Intel ist immerhin der gewinnstärkste Industriekonzern der Welt.) Die Frage ist jetzt, ob die Deflation der Hightech-Börse die «Talsohle» markiert oder die Vorbereitung für einen neuen Absturz.
      «Wenn die Börse beginnt, ihre Generäle zu köpfen - Intel, Cisco, Yahoo, Hewlett-Packard und Apple -, dann weiss man, dass die Talsohle erreicht ist», meinte ein hoffnungsvoller Anleger auf dem Internet. Tatsache ist, dass man in jüngster Zeit eine hektische «Rotations»-Bewegung gesehen hat: Die Spekulanten flüchten aus einer Kategorie von Hightech-Titeln, zum Beispiel Internet-Aktien, in andere, zum Beispiel «fiberoptics». Und bedenklich ist vielleicht, dass ein Grossteil der Gelder sich auf wenige, bestbekannte «Blue Chips» konzentrieren - zum Beispiel Sun Microsystems oder Cisco.
      Nicht mehr so unverwundbar
      Bei Cisco hat das Kurs/Gewinn-Verhältnis inzwischen 150 erreicht (mehr als je), und die Börsenkapitalisierung liegt bei 400 Milliarden Dollar (mehr als Microsoft), obwohl der Kurs seit März leicht gefallen ist. (Als kritische Grenze wird oft ein Kurs von 60 Dollar genannt). Und auch Sun Microsystems, der führende Hersteller von Internet-«Servern», hat mit rund 100 ein höheres Kurs/Gewinn-Verhältnis als je. Vielleicht sind somit auch diese «blausten aller Blue Chips» nicht mehr so unverwundbar wie vor kurzem.
      Avatar
      schrieb am 10.10.00 16:48:31
      Beitrag Nr. 63 ()
      Halbleitermarkt bricht in drei Jahren ein

      Nach einer Studie des US-Marktforschungsunternehmens Dataquest kann sich die Halbleiterindustrie noch auf zwei Jahre Wachstum freuen, bevor der Markt einbricht.
      In diesem Jahr rechnet Dataquest mit einem weltweiten Umsatz von 231,6 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung von 36,9 Prozent im Vergleich zu 1999 entspricht. Dataquest korrigiert damit die letzte Prognose von diesem Jahr um 5,6 Prozentpunkte nach oben. 2001 soll der globale Umsatz um weitere 27,5 Prozent auf rund 300 Milliarden US-Dollar wachsen. 2002 wird die Wachstumskurve flacher und erreicht nur noch 13,9 Prozent. Im darauffolgenden Jahr 2003 erwarten die Experten dann den Einbruch im Halbleitermarkt, der dann um 5,3 Prozent schrumpfen soll. Die Dataquest-Zahlen beziehen sich auf den mit Halbleitern erzielten Umsatz, nicht auf die verkauften Stückzahlen von Chips.
      Der Halbleitermarkt verhält sich zyklisch: In Zeiten mit knappem Angebot und hohen Preisen bauen die Chiphersteller ihre Produktionskapazitäten aus. Anschließend steigt die Produktion stark an, was zu einem großen Umsatzwachstum führt. Wenn die hohen Fertigungskapazitäten nicht mehr ausreichend ausgelastet sind, müssen die Hersteller die Preise senken, um weiter ausreichende Stückzahlen verkaufen zu können. Anschließend erfolgt ein Kapazitätsabbau der Produktion, der Kreis schließt sich.
      Angesichts des explosiven Wachstums der Branche grübeln alle Beobachter schon lange, wann die Sättigung des Marktes eintritt. Im nächsten Jahr werden weltweit zahlreiche neue Chipfabriken ihren Betrieb aufnehmen, nachdem es in diesem Jahr bei vielen Komponenten zu Lieferengpässen kam.
      Dataquest sieht vor allem einen Einbruch der Umsätze bei DRAM-Chips auf uns zu kommen. Der derzeitige Ausbau der Fertigungskapazität für Speicherchips ist enorm; größere Wafer und feinere Strukturen sorgen für einen massiven Schub bei der DRAM-Produktion.
      In 2002 erwartet das Marktforschungsunternehmen 76 Milliarden US-Dollar Umsatz bei den Speicherchips. Der Abschwung in 2003 wird laut Dataquest durch den Preiseinbruch beim DRAM eingeläutet, doch sieht man auch einen weiterhin hoch bleibenden Bedarf an anderen Halbleiterprodukten. Diese große Nachfrage soll den Umsatzeinruch insgesamt abfedern.
      Auf das Jahr genau scheinen die Dataquest-Voraussagen nicht einzutreffen: Vor ziemlich genau einem Jahr war man der Ansicht, dass weltweit erst 2003 250 Milliarden Dollar Umsatz erzielt werden. Die neue Studie erwartet dieses Ziel nun schon im ersten Halbjahr 2001, also rund 1,5 Jahre früher. (ciw/c`t)
      Avatar
      schrieb am 20.10.00 20:45:39
      Beitrag Nr. 64 ()
      Neues US-Gesetz für
      Gewinnwarnungen
      mitverantwortlich

      In den vergangenen Wochen haben Un-
      ternehmen wie Dell, Intel oder Eastman
      Kodak die Märkte mit Gewinnwarnungen
      erschüttert. Das Schema war immer das
      Gleiche. Zuerst lief die Gewinnwarnung
      über die News-Ticker, dann kam es zu ei-
      ner Reihe von Analystenabstufungen. Die
      meisten Unternehmen führten ihre schlech-
      ter als erwartet laufenden Geschäfte auf
      einen schwachen Euro zurück. Die mei-
      sten Marktbeobachter erkannten darin
      weitere Indizien, dass sich die US-Wirt-
      schaft deutlich abkühlt und vor allem der
      PC-Sektor zur Zeit nicht auf die Beine
      kommt. Das Ende der boomenden 90er
      Jahre, wo Aktienmärkte und Weltwirtschaft
      global gesehen florierten? Droht uns ähn-
      lich bald eine jahrelange Durststrecke wie
      in den 70er Jahren mit Nebeneffekten wie
      steigenden Rohölkosten und steigender
      Inflation?
      Wie gefährdet die Weltwirtschaft und die
      Aktienmärkte wirklich sind, wage ich nicht
      zu prognostizieren. Doch die sich in den
      USA häufenden und global die Märkte
      negativ beeinflussenden Gewinn-
      warnungen sind teilweise auf ein hausge-
      machtes Phänomen zurückzuführen: ein
      neues Gesetz zur Gleichstellung aller
      Marktteilnehmern bei der Informations-
      weitergabe von Unternehmen in den USA.
      In den vergangenen Jahren war es Gang
      und Gäbe, dass Unternehmen Gewinn-
      prognosen und Eindrücke aus dem lau-
      fenden Quartal vorzugsweise und zualler-
      erst den Analysten zukommen ließen. Sie
      fungierten als Mittler ließen dem Markt
      dann peu à peu ihr Wissen zukommen.
      Dies sorgte unter anderem dafür, dass
      Analysten im vergangenen Jahr mit ihren
      Prognosen um 65 Prozent näher an den
      tatsächlichen Ergebnissen lagen als 1990,
      wo diese Vorgehensweise noch nicht Pra-
      xis war. Damit war der Markt vor allzu großen Überraschungen von der Quartals-
      ergebnisseite durch den Puffer Analysten
      abgeschottet. Dies hat sich mit dem am
      23. Oktober in Kraft tretenden Gesetz
      schon im Vorfeld geändert. Denn wie vie-
      le großen Ereignisse wirft auch dieses sei-
      ne Schatten voraus.
      So erfüllen viele Unternehmen schon jetzt
      die Anforderungen dieses Gesetzes. Bei-
      spielsweise wurde auf der halbjährlich statt-
      findenden Analystenkonferenz bei Dell vor
      Problemen beim Absatz in Europa und der
      Euro-Schwäche gewarnt. Jedoch lief die-
      se Meldung, während die Analysten sie
      vernahmen, ebenfalls über die News-Tik-
      ker.
      Aufgrund der allgemeinen Unsicherheit,
      die dieses Gesetz mit sich bringt, raten
      schon jetzt die Rechtsberater den großen
      Unternehmen, ihre Karten einheitlich für
      alle auf den Tisch zu legen. So haben bei
      einer am vergangenen Freitag veröffent-
      lichten Studie 90 Prozent der 60 befrag-
      ten Unternehmen Änderungen beim Um-
      gang mit Börsen-Sensitiven Daten geplant.
      Im laufenden Quartal soll es allein des-
      halb noch mehr Gewinn-/ Umsatz-
      warnungen als die 135 aus dem vergan-
      genen Quartal geben.
      Zudem werden die Unternehmen wieder
      Quartalszahlen veröffentlichen, die teils
      meilenweit von den Prognosen im Positi-
      ven wie im Negativen entfernt sind. Da jetzt
      die Marktteilnehmer wieder mehr auf sich
      selbst gestellt sind, wird dies sicherlich nicht
      zur Beruhigung der Märkte im vierten
      Quartal beitragen.

      von Harpaintner
      Avatar
      schrieb am 23.10.00 22:46:06
      Beitrag Nr. 65 ()
      Jeden Tag ein Crash

      Die Börse hat viele Deutsche reich gemacht. Jetzt macht sie einige arm. Denn in der neuen Aktienwelt schwanken die Kurse wie nie zuvor. Der Wirtschaft schadet das nicht

      Von Marc Brost, Mark Schieritz, Wolfgang Uchatius

      Vor zehn Jahren war Deutschland eine Bananenrepublik. So sehen es zumindest erfahrene Börsianer: Damals investierten die Deutschen mehr Geld in gelbe Südfrüchte als in Aktien. Inzwischen ist das Land eine Börsenrepublik geworden - fast jeder hat große Gewinne gemacht, fast jeder hat ein paar Geheimtipps parat, fast jeder ist ein heimlicher Experte. Jetzt hat es die ersten Experten erwischt.
      "Mein Depot hat in den letzten drei Wochen so viel verloren, dass ich lieber nicht mehr nachrechne", sagt Peter Trechnow aus Köln. Der 35-Jährige hat sich noch im April am Neuen Markt eingedeckt, als schon die ersten Kassandrarufe durch Internet-Foren und Börsenblätter hallten. Dann bröckelten die Kurse, doch Trechnow behielt seine Aktien. "Das ist diese verdammte Gier", sagt er. "Man sitzt am Computer, sieht, wie das Geld dahinschmilzt, und wartet ab, anstatt auszusteigen, wenn die Verluste noch gering sind." Irgendwann hat Trechnow doch verkauft. Aber da war es schon zu spät.
      Mehr als elf Millionen Deutsche besitzen inzwischen Aktien oder Fondsanteile, so viele wie nie zuvor. Allein im ersten Halbjahr 2000 sind eine Million neue Aktionäre dazugekommen. Jetzt lernen sie, dass die Börse auch arm machen kann. Der Neue Markt? Seit Anfang September um 31 Prozent gefallen. Die amerikanische Wachstumsbörse Nasdaq? Um 27 Prozent geschrumpft. Es herrsche eine Stimmung wie beim Ausverkauf, sagen Börsenhändler. Schon macht das Wort vom "Crash auf Raten" die Runde. Am Neuen Markt, weiß die Süddeutsche Zeitung, werde nichts mehr so sein, wie es einmal war.
      In Zukunft wird es immer mehr Abstürze geben
      Falsch. Alles ist so, wie es immer war. Abstürze gehören zum Aktienmarkt wie überraschende Tore zum Fußball. Dennoch ist der Kursverfall der vergangenen Woche das erste Indiz einer neuen Börsenwelt. Vieles deutet darauf hin, dass es derartige Einbrüche künftig öfter gibt. Dass gleichzeitig aber die Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze, die reale Ökonomie also, gering bleiben. Kurz: Es wird in Zukunft mehr Crashs geben - aber es werden keine Crashs mehr sein.
      Die neuere Börsengeschichte verläuft im Zickzack, und wer die Gier der Anleger weckt, muss mit einem tiefen Fall rechnen. Zum Beispiel Infineon: Mit einer gigantischen Werbekampagne lockte die Siemens-Tochter im Frühjahr die Kleinanleger an die Bankschalter. Alle wollten die neue Volksaktie, die I-Aktie, kaufen. Was das Unternehmen herstellt? War vielen egal. Wie das Unternehmen genau heißt? Wussten einige nicht. Hauptsache Infineon-Aktien besitzen. Was alle kauften, konnte so schlecht ja nicht sein. Am ersten Börsentag schoss die Aktie prompt von 35 auf über 70 Euro hoch. Heute notiert das Papier rund 33 Prozent tiefer.
      Mehr denn je funktioniert die Börse wie ein Schönheitswettbewerb. Will man erraten, wer zur Schönsten gewählt wird, darf man nicht auf die persönliche Favoritin tippen. Man muss die Kandidatin suchen, die vermutlich dem Gros der anderen am besten gefällt.
      Wer dem Trend folgt, gewinnt. Trotz ihrer Prognosemodelle verhalten sich die Finanzprofis nicht anders als die Kleinanleger. Sie rennen mit der großen Herde. "Es gibt eine enorme psychische Barriere, gegen den Markt zu handeln, weil das im Fall von Verlusten nur schwer zu rechtfertigen ist", sagt Thorsten Poddig, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Bremen. Trends werden daher schnell zu Megatrends und einzelne Aktien plötzlich zu Stars auf dem Parkett. Der Markt habe übertrieben, als er noch im Frühjahr die Werte der New Economy in irrsinnige Höhen jagte, sagen heute die meisten Börsianer. Trotzdem kauften sie damals kräftig mit. Bis der Trend plötzlich brach und die Anleger umdachten. Die Kurse schlugen in die andere Richtung aus.
      Das Herdenverhalten sei heute eben stärker als früher, meint Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank. Hinzu kommt eine wachsende Klasse von Spekulanten, die den Markt treibt: die Hedge Fonds. Sie nutzen jede Chance, schnelles Geld zu machen - zum Beispiel durch den Verkauf von Aktien, die sie noch gar nicht besitzen. Je tiefer die Aktie sinkt, desto größer ist der Gewinn, weil der Fonds günstiger kaufen kann, wenn er die Aktie dann wirklich braucht. Typisch für diese Spekulation sind spätere Panikkäufe - so wie am vergangenen Freitag, als die Nasdaq um mehr als sieben Prozent nach oben schoss. Der Grund: Wenn eine Aktie, auf die eine Verkaufswette läuft, doch zu steigen beginnt, bekommen die Spekulanten kalte Füße - und decken sich mit der Aktie ein, um ihre Verluste zu begrenzen.
      Der Börsenkurs fährt Achterbahn. Weil Aktiengeschäfte außerdem heute viel schneller und rund um die Uhr abgewickelt werden können, erwartet der amerikanische Ökonom Robert Shiller, dass starke Kursausschläge zum Normalzustand werden (siehe Interview).
      Folgt auf jeden Absturz also ein neuer Höhenflüg? Und auf jede Hausse ein neuer Crash? Gottfried Heller von der Fiduka Vermögensverwaltung, ein Weggefährte des verstorbenen Börsengurus André Kostolany, stört schon das Wort. Von einem Crash könne man nur sprechen, wenn dauerhafter Schaden entstehe. So wie vor 71 Jahren, als nach der Börse die Weltwirtschaft abstürzte. Die Unternehmen gingen massenweise Pleite. Die Volkseinkommen fielen in manchen Ländern um 30Prozent. Die Arbeitslosenquoten stiegen auf bis zu 40 Prozent. Schuld an der Krise, heißt es meist, sei der 24. Oktober 1929 gewesen, der Tag, an dem die Börse krachte.
      Was dabei übersehen wird: Entscheidender als ein Kursabsturz ist das, was danach passiert. "Der Börsenkrach von 1929 war ein wichtiges Ereignis, aber er hat die Krise nicht hervorgerufen und war auch kein wesentlicher Faktor für die Härte der Depression", so der amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Milton Friedman. Die starken Kursausschläge mögen einzelne Börsianer ruinieren. Damit aus einer Kurskorrektur aber eine gesamtwirtschaftliche Katastrophe wird, muss mehr zusammenkommen.
      Zum Beispiel die kollektive Flucht vom Kapitalmarkt. Ein richtiger Crash bedeutet abstürzende Aktien quer durch alle Branchen und panisch verkaufende Anleger. Von Panik aber kann derzeit keine Rede sein. "Die Leute verhalten sich viel ruhiger, viel weiser als bei früheren Einbrüchen", sagt Jörg de Vries-Hippen, Senior Fonds Manager bei der Investmentgesellschaft DIT. Statt sich aus dem Markt zu verabschieden, haben die Anleger ihr Geld aus kriselnden Werten abgezogen und in andere Aktien gesteckt. Beim Kurssturz am vergangenen Donnerstag habe es eine regelrechte "Flucht in die Qualitätswerte" gegeben, sagt Klaus Friedrich, Chefvolkswirt der Dresdner Bank. "Einige Werte der Old Economy haben sogar Höchstkurse erreicht", so Commerzbanker Ramm. Auch Kleinanleger Trechnow wittert schon wieder Schnäppchen: "Ich bleibe dem Neuen Markt treu", sagt der 35-Jährige, "das Geld fließt zurück."
      Wenn die Aktionäre umschichten, statt auszusteigen, können zwar einzelne Werte und Branchen abstürzen, nicht aber der gesamte Markt. Solange es ausreichend Käufer gibt, bleibt die Börse am Leben. Und in Zukunft dürften die Kurse noch Auftrieb erhalten. Allein durch die geplante Rentenreform und die damit verbundene Förderung der privaten Altersvorsorge würden dem Kapitalmarkt im kommenden Jahr rund acht Milliarden Mark zufließen, heißt es in einer Studie der HypoVereinsbank. Für das Jahr 2008 rechnen die Banker bereits mit zusätzlichen 52 Milliarden Mark, 40 Prozent davon in Aktien.
      Die private Altersvorsorge schaufelt Geld an die Börse
      Selbst wenn es wider Erwarten doch zu einer panikartigen Flucht aus allen Aktien kommen sollte - es bliebe zunächst ein Problem der Börse und der Börsianer. Die Wirtschaft könnte unbeschädigt bleiben, so wie meistens in der Vergangenheit. Am 9. Mai 1901 etwa halbierten sich die Kurse an der New Yorker Börse nahezu - doch draußen brummten die Fabriken weiter. Dem Einbruch vom 28. Mai 1962 folgte keine Krise, sondern ein Aufschwung. Gleiches geschah nach dem 19. Oktober 1987: "Als Folge des Absturzes erwarteten damals alle eine Rezession", sagt Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Investmentbank Goldman Sachs. "Tatsächlich begann ein Boom."
      Und heute? Über zwei Kanäle könnte ein Kursverfall die gesamte Wirtschaft treffen. Erstens: der Kapitalkanal. Unternehmen gehen an die Börse, um sich Geld für Investitionen zu verschaffen. Fällt die Aktie in der Gunst der Anleger, verschieben die Unternehmen ihren Börsengang, Investitionen bleiben aus. Zweitens: der Konsumkanal. Wie viel die Verbraucher kaufen, hängt weniger davon ab, wie reich sie tatsächlich sind, sondern wie reich sie sich fühlen. Der amerikanische Boom rührt nicht zuletzt daher, dass die Konsumenten, berauscht von den Wertsteigerungen ihrer Aktien, kräftig einkaufen. Fallen die Kurse, bleibt der Geldbeutel zu.
      All das muss aber kein Grund zur Sorge sein. Die Politik kann gegensteuern. Die Zentralbank könnte die Zinsen senken, damit die Investitionen billiger machen und so den Nachfrageausfall ausgleichen. Genau dies hatte die amerikanische Notenbank 1929 versäumt - für viele der eigentliche Auslöser der Krise. Und genau das hat Zentralbankchef Alan Greenspan 1987 getan - für viele der entscheidende Grund dafür, dass die Krise damals ausblieb. Die Notenbanker haben dazugelernt. Börsenexperte Gottfried Heller: "Einen großen Crash, der die ganze Wirtschaft mit nach unten reißt, wird es nie mehr geben." Jedenfalls ist er unwahrscheinlicher denn je.
      Avatar
      schrieb am 31.10.00 11:17:12
      Beitrag Nr. 66 ()
      Hallo zusammen!

      Neues von der Kulmbach-Mafia

      Unsere Vermutungen über Förtsch & Co bestätigen sich – skandalöse Enthüllungen



      Der Oberabzocker


      Börsen-Guru Bernd Förtsch

      Blitz aus blauem Himmel!

      Der Aktienexperte [/b]Sascha Opel,[/b] stellvertretender Chefredakteur der Anlegerzeitschrift „Der Aktionär“, wurde festgenommen, ein Stuttgarter Finanzdienstleister ebenfalls.
      Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Beide hätten gemeinsam „gezielt Anleger geworben“, denen sie versprochen hätten, „sie könnten mit ihrer Kapitalanlage sehr hohe sichere Gewinne erwirtschaften“.

      So soll der Deal gelaufen sein: Die Anleger kauften Aktien. Anschließend wollte Opel die Papiere auch „durch Einschaltung des Chefredakteurs der Anlegerzeitschrift (Förtsch, Red.) ... gezielt empfehlen“.

      Fachwort: „puschen“.


      Förtsch-Zeitschrift „Der Aktionär“

      Förtsch trat auch in TV-Sendungen auf, in denen er abenteuerliche Kursziele für Aktien nannte (BILD berichtete). Außerdem laufen in seinem Verlag „Hotlines“ auf, in denen die Empfehlungen wiederholt und vertieft wurden.
      Die Geschäfte wären angeblich auch bei „nicht nachhaltig“ steigenden Kursen aufgegangen. Dann hätte die Aktien ein Fonds aufgekauft.
      Förtsch „berät“ nach eigenen Angaben sieben Aktienfonds Förtsch trat auch in TV-Sendungen auf, in denen er abenteuerliche Kursziele für Aktien nannte (BILD berichtete). Außerdem laufen in seinem Verlag „Hotlines“ auf, in denen die Empfehlungen wiederholt und vertieft wurden.
      Die Geschäfte wären angeblich auch bei „nicht nachhaltig“ steigenden Kursen aufgegangen. Dann hätte die Aktien ein Fonds aufgekauft.
      Förtsch „berät“ nach eigenen Angaben sieben Aktienfonds mit einem Anlagevolumen von insgesamt 2,3 Milliarden Mark. mit einem Anlagevolumen von insgesamt 2,3 Milliarden Mark.


      Der Abzocker


      Förtsch-Vize Sascha Opel

      Vom Gewinn des Deals, so die Staatsanwaltschaft, sollten die Hälfte der Redakteur und der Finanzdienstleister erhalten.
      Beide Beschuldigten hätten die Tatvorwürfe „im Wesentlichen eingeräumt“. Allerdings sagen sie, die Geschäfte „nur in geringem Umfang“ ausgeführt zu haben.
      Der Haftbefehl gegen Opel wurde zwischenzeitlich „gegen Auflagen“ außer Vollzug gesetzt. Auch gegen einen dritten Beschuldigten wird ermittelt.
      Förtsch wird heute in seinem Büro erwartet. Er hatte nach Angaben von Freunden Urlaub auf den Seychellen gemacht.

      Ab in den Knast, mit den Totengräber der deutschen Aktienkultur!!!

      Bild.de

      Capoon
      Avatar
      schrieb am 02.11.00 16:51:30
      Beitrag Nr. 67 ()
      Millionär per Zufall

      Mit Aktien kann man ein Vermögen machen, sagen die Experten. Warum sind wir dann nicht alle reich? Weil wir uns selbst im Wege stehen

      Von Marc Brost und Hartmut Kiehling

      Wer wenig Ahnung hat, wird schneller reich. Und weil Forscher des Max-Plack-Instituts bei einer Untersuchung zu genau diesem Ergebnis kamen, fragte das Branchenblatt Die Bank unlängst irritiert: "Erfolg ohne Fachwissen?" Die Wissenschaftler hatten in Fußgängerzonen und bei Studenten in München und Chicago nach den Namen bekannter Unternehmen gefragt und die meistgenannten Aktien dann auf acht Wertpapierdepots aufgeteilt. Das Ergebnis: Sechs der acht Depots schnitten nach sechs Monaten nicht nur besser ab als die Aktienindizes Dax und Dow Jones - die ganz ohne Strategie eingetopften Aktien der Laien schlugen selbst erfolgreiche Investmentfonds.
      So einfach ist die Börse gestrickt. Man muss sein Geld anscheinend nur irgendwie anlegen, um irgendwann reich zu werden. Ein Beispiel: Hätten die Vorfahren eines Anlegers im Jahr 1802 am amerikanischen Markt nur 100 Dollar in Aktien gesteckt und alle Dividenden dann wieder investiert, hätte ihr Nachkomme heute nicht weniger als 747 Millionen Dollar im Depot. So aber macht dieser sich Sorgen um die Rente und fragt sich, ob er das karge Auskommen nicht mit Aktien aufbessern müsste. Schließlich sollen sich Aktien ja weit besser rentieren als festverzinsliche Wertpapiere - wenn man sie nur lange genug hält. Statt 8,4 Prozent jährlicher Rendite wie mit amerikanischen Aktien wären mit Rentenpapieren jährlich nur 4,8 Prozent zu holen gewesen.
      Nur eines macht stutzig: Die Zahlen kennt man seit langem. Warum sind wir dann nicht alle vielfache Millionäre? Selbst das Vermögen der notorischen Aktienspekulanten hält sich in Grenzen. Es ist eben doch alles komplizierter.
      Vor allem stehen sich die Anleger gern selbst im Weg. Wer eine Aktie zum Preis von 100 Euro kauft, verkauft das Papier nicht, wenn es unter den Kaufpreis sinkt. Man hält die Aktie einfach weiter im Depot - wenn sie unter 90 Euro sinkt genauso, wie wenn sie nur noch knapp 70 Euro wert ist oder gar bei 60 Euro notiert. Wer jetzt verkauft, würde "Verluste realisieren", wie das die Profis nennen. Doch die meisten Kleinanleger verhalten sich anders. Sie warten einfach ab - auch wenn das lange dauert und andere Aktien in der Zwischenzeit viel bessere Kurschancen gehabt haben.
      Dispositionseffekt nennen Kapitalmarktforscher dieses Phänomen. Und es gibt gleich eine Vielzahl solcher Effekte, die der optimalen Strategie in Sachen Geldanlage entgegenstehen. "Der Investor ist sich selbst wahrscheinlich der schlimmste Feind", nannte das einst der amerikanische Wissenschaftler Benjamin Graham.
      Dabei betonen Experten immer wieder, dass es keine wirkliche Alternative zur Geldanlage in Aktien gebe. Die Mitarbeiter des Deutsche Aktieninstituts zum Beispiel bildeten vor zwei Jahren per Computer 1500 Zufallsdepots und rechneten dann zehn Jahre zurück. Das Resultat: Über den Zeitraum der Dekade erzielten die Zufallsdepots im Durchschnitt eine jährliche Rendite von mehr als elf Prozent - s oviel wie keine andere Geldanlage.
      Richard Stehle hat sogar noch weiter zurückgerechnet. Der Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Humboldt-Universität in Berlin ist einer der bekanntesten Kapitalmarktforscher in Deutschland - bekannt vor allem deshalb, weil sein "Stehle-Dax" unter Börsianern als der beste Maßstab für das Abschneiden von Aktien in der Vergangenheit gilt. Wer hierzulande vergleichen will, wie sich Aktien in den letzten Jahrzehnten rentierten, stößt nämlich gleich auf mehrere Probleme: Der Deutsche Aktienindex Dax, der die Wertentwicklung der 30 größten Aktiengesellschaften widerspiegelt, wird erst seit Ende 1987 ermittelt und offiziell bis 1980 zurückgerechnet. Was über den Zeitraum von zwanzig Jahren hinausgeht, muss also geschätzt werden. Zudem ist der Dax zwar eine populäre Messlatte für den Anlageerfolg, leider aber auch eine recht ungenaue.
      Der Grund: Jeder Kleinaktionär kassiert neben der Bardividende die so genannte Körperschaftsteuergutschrift. Beide sind - neben den Kursgewinnen der Aktie - wichtige Größen bei der Frage, wie viel Rendite eine Aktie jährlich erbringt. Bei der Berechnung des Dax, wie ihn die Deutsche Börse ermittelt, bleibt die Steuergutschrift aber außen vor. Das Kursbarometer zeigt den Wertzuwachs der deutschen Aktien, den ein normaler Anleger wahrnimmt, also gar nicht exakt an. Der Stehle-Dax, bei dem sein Erfinder die Steuer berücksichtigt, tut dies.
      Wer Mitte der fünfziger Jahre deutsche Aktien kaufte und sie bis heute hielt, erzielte laut Stehle eine jährliche reale Rendite von sechs bis sieben Prozent. Wer sich 1980 mit heimischen Anteilsscheinen eindeckte und sie noch heute im Depot hat, kassierte sogar eine jährliche reale Rendite von mehr als 13 Prozent. "Für steuerehrliche Anleger hat sich eine Anlage in festverzinslichen Wertpapieren dagegen nicht gerechnet", sagt Richard Stehle. Eine unglaubliche Rendite von minus 0,4 Prozent nach Inflation und Steuern ermittelte der Wissenschaftler für jene Anleger, die sich Mitte der fünfziger Jahre Bundesanleihen kauften, den Spitzensteuersatz zahlten und ihre Wertpapiere bis heute hielten.
      "Real gesehen waren Aktien langfristig weniger riskant, als man denkt", sagt Stehle. Die Frage ist nur: Denken die Anleger tatsächlich langfristig?
      In der 165-jährigen Geschichte des deutschen Wertpapiermarktes kam es nur in 68 Jahren zu lang anhaltenden Aufwärtsbewegungen. Dagegen gab es immer mal wieder brutale Crashs, die die Aktiengewinne vieler Jahrzehnte zerstörten. Die Verluste konnten oft lange Zeit nicht mehr aufgeholt werden. Was aber passiert, wenn man zum falschen Zeitpunkt eingestiegen ist, etwa kurz vor einem Kursrutsch? Oder wenn man zum falschen Zeitpunkt verkaufen muss, zum Beispiel kurz nach einem Schwächeanfall der Börse?
      Drei Beispiele: Wer im Crashjahr 1987 Aktien kaufte und sie ein Jahr später verkaufen musste, verlor mehr als ein Drittel seines Kapitals. Wer die Papiere nach insgesamt fünf Jahren losschlagen musste, hatte immer noch mehr als ein Prozent Verlust gemacht - jährlich. Und wer sich 1970 Aktien zulegte und sie nach der Ölkrise fünf Jahre später wieder verkaufte, hatte sogar jedes Jahr fast zehn Prozent verloren.
      Wenn es hagelt, dann hagelt es richtig, sagen Börsianer gern. Leider merkt man das oft zu spät. "Everybody Ought to be Rich!" titelte die amerikanische Zeitschrift Ladies` Home Journal noch im August 1929. Wenige Wochen später war der Traum vom großen Geld zum Albtraum geworden.
      "Wer sein Geld in den nächsten zwei, drei Jahren braucht, sollte von Aktien besser die Finger lassen", sagt auch Wissenschaftler Stehle. Wer dagegen 1987 kaufte und es sich leisten konnte, die Papiere zehn Jahre liegen zu lassen, hatte am Ende der Dekade - trotz des Crashs zu Beginn - immerhin eine jährliche Rendite von 4,7 Prozent erzielt.
      Ganz klar: Aktien sind Risikopapiere. Und als Aktionär muss man weniger danach schauen, ob vielleicht an der Börse gerade der richtige Zeitpunkt ist, Aktien zu kaufen. Man muss danach schauen, ob der ganz persönliche Zeitpunkt stimmt. Wer kurz vor der Rente steht, steckt sein Vermögen wohl besser nicht in Aktien - zumindest nicht das gesamte. Nicht umsonst besagt eine Faustregel, dass sich die sinnvolle Aktienquote eines Anlegers aus der Formel "100 minus Alter" errechnet. "Ich warne davor, sich allein auf die Aktienmärkte zu verlassen", sagt der amerikanische Ökonom Robert Shiller, Professor an der Yale University. "Der Staat sollte seine Bürger deshalb vor ihnen schützen - so wie es eine Promillegrenze für den Straßenverkehr gibt."
      "Wunder gibt es nur im Märchen"
      Umstritten bleibt, welche Schlüsse für die Zukunft man aus dem langfristig guten Abschneiden der Aktie in der Vergangenheit ziehen kann. "Niemand war je in der Lage, die Börse vorherzusagen", hat Peter Lynch, der amerikanische Börsenguru, einmal erklärt. "Es ist eine totale Zeitverschwendung." Auch Ökonom Shiller warnt vor der Annahme, dass sich Aktien langfristig immer besser rentieren würden als Anleihen. "Selbst wenn die Geschichte diese Ansicht unterstüzt", schreibt Shiller in seinem Buch Irrational Exuberrance, "sollten wir erkennen, dass die Zukunft nicht notwendigerweise wie die Vergangenheit sein wird."
      Kapitalmarktforscher Stehle sieht das anders. Gerade weil die Börse in der Vergangenheit schon Kriege, Hyperinflation und Währungsreformen erlebte - und Aktien langfristig dennoch besser abschnitten als Anleihen -, könne man daraus auch auf die Zukunft schließen, meint der Wissenschaftler.
      Was man allerdings nicht vergessen darf: Die Rendite des Gesamtvermögens von Kleinaktionären entwickelt sich in der Regel doch schlechter als der Index. Termingelder, Rentenpapiere und Immobilien, die jeder Anleger braucht, um das Risiko zu streuen, lassen den Wertzuwachs schrumpfen.
      Wunder darf man auch von Aktien nicht erwarten. "Schnellen Reichtum", sagt Gottfried Heller, Chef der Fiduka-Vermögensverwaltung und Weggefährte des verstorbenen Börsengurus André Kostolany, "gibt es nur im Märchen." Es hat eben Gründe, warum wir nicht alle Millionäre sind.
      Avatar
      schrieb am 02.11.00 16:51:42
      Beitrag Nr. 68 ()
      Millionär per Zufall

      Mit Aktien kann man ein Vermögen machen, sagen die Experten. Warum sind wir dann nicht alle reich? Weil wir uns selbst im Wege stehen

      Von Marc Brost und Hartmut Kiehling

      Wer wenig Ahnung hat, wird schneller reich. Und weil Forscher des Max-Plack-Instituts bei einer Untersuchung zu genau diesem Ergebnis kamen, fragte das Branchenblatt Die Bank unlängst irritiert: "Erfolg ohne Fachwissen?" Die Wissenschaftler hatten in Fußgängerzonen und bei Studenten in München und Chicago nach den Namen bekannter Unternehmen gefragt und die meistgenannten Aktien dann auf acht Wertpapierdepots aufgeteilt. Das Ergebnis: Sechs der acht Depots schnitten nach sechs Monaten nicht nur besser ab als die Aktienindizes Dax und Dow Jones - die ganz ohne Strategie eingetopften Aktien der Laien schlugen selbst erfolgreiche Investmentfonds.
      So einfach ist die Börse gestrickt. Man muss sein Geld anscheinend nur irgendwie anlegen, um irgendwann reich zu werden. Ein Beispiel: Hätten die Vorfahren eines Anlegers im Jahr 1802 am amerikanischen Markt nur 100 Dollar in Aktien gesteckt und alle Dividenden dann wieder investiert, hätte ihr Nachkomme heute nicht weniger als 747 Millionen Dollar im Depot. So aber macht dieser sich Sorgen um die Rente und fragt sich, ob er das karge Auskommen nicht mit Aktien aufbessern müsste. Schließlich sollen sich Aktien ja weit besser rentieren als festverzinsliche Wertpapiere - wenn man sie nur lange genug hält. Statt 8,4 Prozent jährlicher Rendite wie mit amerikanischen Aktien wären mit Rentenpapieren jährlich nur 4,8 Prozent zu holen gewesen.
      Nur eines macht stutzig: Die Zahlen kennt man seit langem. Warum sind wir dann nicht alle vielfache Millionäre? Selbst das Vermögen der notorischen Aktienspekulanten hält sich in Grenzen. Es ist eben doch alles komplizierter.
      Vor allem stehen sich die Anleger gern selbst im Weg. Wer eine Aktie zum Preis von 100 Euro kauft, verkauft das Papier nicht, wenn es unter den Kaufpreis sinkt. Man hält die Aktie einfach weiter im Depot - wenn sie unter 90 Euro sinkt genauso, wie wenn sie nur noch knapp 70 Euro wert ist oder gar bei 60 Euro notiert. Wer jetzt verkauft, würde "Verluste realisieren", wie das die Profis nennen. Doch die meisten Kleinanleger verhalten sich anders. Sie warten einfach ab - auch wenn das lange dauert und andere Aktien in der Zwischenzeit viel bessere Kurschancen gehabt haben.
      Dispositionseffekt nennen Kapitalmarktforscher dieses Phänomen. Und es gibt gleich eine Vielzahl solcher Effekte, die der optimalen Strategie in Sachen Geldanlage entgegenstehen. "Der Investor ist sich selbst wahrscheinlich der schlimmste Feind", nannte das einst der amerikanische Wissenschaftler Benjamin Graham.
      Dabei betonen Experten immer wieder, dass es keine wirkliche Alternative zur Geldanlage in Aktien gebe. Die Mitarbeiter des Deutsche Aktieninstituts zum Beispiel bildeten vor zwei Jahren per Computer 1500 Zufallsdepots und rechneten dann zehn Jahre zurück. Das Resultat: Über den Zeitraum der Dekade erzielten die Zufallsdepots im Durchschnitt eine jährliche Rendite von mehr als elf Prozent - s oviel wie keine andere Geldanlage.
      Richard Stehle hat sogar noch weiter zurückgerechnet. Der Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Humboldt-Universität in Berlin ist einer der bekanntesten Kapitalmarktforscher in Deutschland - bekannt vor allem deshalb, weil sein "Stehle-Dax" unter Börsianern als der beste Maßstab für das Abschneiden von Aktien in der Vergangenheit gilt. Wer hierzulande vergleichen will, wie sich Aktien in den letzten Jahrzehnten rentierten, stößt nämlich gleich auf mehrere Probleme: Der Deutsche Aktienindex Dax, der die Wertentwicklung der 30 größten Aktiengesellschaften widerspiegelt, wird erst seit Ende 1987 ermittelt und offiziell bis 1980 zurückgerechnet. Was über den Zeitraum von zwanzig Jahren hinausgeht, muss also geschätzt werden. Zudem ist der Dax zwar eine populäre Messlatte für den Anlageerfolg, leider aber auch eine recht ungenaue.
      Der Grund: Jeder Kleinaktionär kassiert neben der Bardividende die so genannte Körperschaftsteuergutschrift. Beide sind - neben den Kursgewinnen der Aktie - wichtige Größen bei der Frage, wie viel Rendite eine Aktie jährlich erbringt. Bei der Berechnung des Dax, wie ihn die Deutsche Börse ermittelt, bleibt die Steuergutschrift aber außen vor. Das Kursbarometer zeigt den Wertzuwachs der deutschen Aktien, den ein normaler Anleger wahrnimmt, also gar nicht exakt an. Der Stehle-Dax, bei dem sein Erfinder die Steuer berücksichtigt, tut dies.
      Wer Mitte der fünfziger Jahre deutsche Aktien kaufte und sie bis heute hielt, erzielte laut Stehle eine jährliche reale Rendite von sechs bis sieben Prozent. Wer sich 1980 mit heimischen Anteilsscheinen eindeckte und sie noch heute im Depot hat, kassierte sogar eine jährliche reale Rendite von mehr als 13 Prozent. "Für steuerehrliche Anleger hat sich eine Anlage in festverzinslichen Wertpapieren dagegen nicht gerechnet", sagt Richard Stehle. Eine unglaubliche Rendite von minus 0,4 Prozent nach Inflation und Steuern ermittelte der Wissenschaftler für jene Anleger, die sich Mitte der fünfziger Jahre Bundesanleihen kauften, den Spitzensteuersatz zahlten und ihre Wertpapiere bis heute hielten.
      "Real gesehen waren Aktien langfristig weniger riskant, als man denkt", sagt Stehle. Die Frage ist nur: Denken die Anleger tatsächlich langfristig?
      In der 165-jährigen Geschichte des deutschen Wertpapiermarktes kam es nur in 68 Jahren zu lang anhaltenden Aufwärtsbewegungen. Dagegen gab es immer mal wieder brutale Crashs, die die Aktiengewinne vieler Jahrzehnte zerstörten. Die Verluste konnten oft lange Zeit nicht mehr aufgeholt werden. Was aber passiert, wenn man zum falschen Zeitpunkt eingestiegen ist, etwa kurz vor einem Kursrutsch? Oder wenn man zum falschen Zeitpunkt verkaufen muss, zum Beispiel kurz nach einem Schwächeanfall der Börse?
      Drei Beispiele: Wer im Crashjahr 1987 Aktien kaufte und sie ein Jahr später verkaufen musste, verlor mehr als ein Drittel seines Kapitals. Wer die Papiere nach insgesamt fünf Jahren losschlagen musste, hatte immer noch mehr als ein Prozent Verlust gemacht - jährlich. Und wer sich 1970 Aktien zulegte und sie nach der Ölkrise fünf Jahre später wieder verkaufte, hatte sogar jedes Jahr fast zehn Prozent verloren.
      Wenn es hagelt, dann hagelt es richtig, sagen Börsianer gern. Leider merkt man das oft zu spät. "Everybody Ought to be Rich!" titelte die amerikanische Zeitschrift Ladies` Home Journal noch im August 1929. Wenige Wochen später war der Traum vom großen Geld zum Albtraum geworden.
      "Wer sein Geld in den nächsten zwei, drei Jahren braucht, sollte von Aktien besser die Finger lassen", sagt auch Wissenschaftler Stehle. Wer dagegen 1987 kaufte und es sich leisten konnte, die Papiere zehn Jahre liegen zu lassen, hatte am Ende der Dekade - trotz des Crashs zu Beginn - immerhin eine jährliche Rendite von 4,7 Prozent erzielt.
      Ganz klar: Aktien sind Risikopapiere. Und als Aktionär muss man weniger danach schauen, ob vielleicht an der Börse gerade der richtige Zeitpunkt ist, Aktien zu kaufen. Man muss danach schauen, ob der ganz persönliche Zeitpunkt stimmt. Wer kurz vor der Rente steht, steckt sein Vermögen wohl besser nicht in Aktien - zumindest nicht das gesamte. Nicht umsonst besagt eine Faustregel, dass sich die sinnvolle Aktienquote eines Anlegers aus der Formel "100 minus Alter" errechnet. "Ich warne davor, sich allein auf die Aktienmärkte zu verlassen", sagt der amerikanische Ökonom Robert Shiller, Professor an der Yale University. "Der Staat sollte seine Bürger deshalb vor ihnen schützen - so wie es eine Promillegrenze für den Straßenverkehr gibt."
      "Wunder gibt es nur im Märchen"
      Umstritten bleibt, welche Schlüsse für die Zukunft man aus dem langfristig guten Abschneiden der Aktie in der Vergangenheit ziehen kann. "Niemand war je in der Lage, die Börse vorherzusagen", hat Peter Lynch, der amerikanische Börsenguru, einmal erklärt. "Es ist eine totale Zeitverschwendung." Auch Ökonom Shiller warnt vor der Annahme, dass sich Aktien langfristig immer besser rentieren würden als Anleihen. "Selbst wenn die Geschichte diese Ansicht unterstüzt", schreibt Shiller in seinem Buch Irrational Exuberrance, "sollten wir erkennen, dass die Zukunft nicht notwendigerweise wie die Vergangenheit sein wird."
      Kapitalmarktforscher Stehle sieht das anders. Gerade weil die Börse in der Vergangenheit schon Kriege, Hyperinflation und Währungsreformen erlebte - und Aktien langfristig dennoch besser abschnitten als Anleihen -, könne man daraus auch auf die Zukunft schließen, meint der Wissenschaftler.
      Was man allerdings nicht vergessen darf: Die Rendite des Gesamtvermögens von Kleinaktionären entwickelt sich in der Regel doch schlechter als der Index. Termingelder, Rentenpapiere und Immobilien, die jeder Anleger braucht, um das Risiko zu streuen, lassen den Wertzuwachs schrumpfen.
      Wunder darf man auch von Aktien nicht erwarten. "Schnellen Reichtum", sagt Gottfried Heller, Chef der Fiduka-Vermögensverwaltung und Weggefährte des verstorbenen Börsengurus André Kostolany, "gibt es nur im Märchen." Es hat eben Gründe, warum wir nicht alle Millionäre sind.
      Avatar
      schrieb am 08.11.00 18:39:20
      Beitrag Nr. 69 ()
      High-Tech-Nation zieht den Konkurrenten davon
      Von Luzian Caspar, Silicon Valley*
      Die Wirtschaftsmacht USA hat ihre Vormachtstellung massiv ausgebaut. Vor allem die privaten Vermögen haben zugenommen und die Amerikaner werden dank dem Schlaraffenland «New Economy» bald einmal die Europäer und Japaner an Reichtum überholt haben.
      Der Wahlkampf zwischen Al Gore und George «Dubbya» Bush mag an ein Clown-Spiel erinnert haben, aber der Schein trügt: Wirtschaftlich gesehen sind die USA eine Supermacht, die man höchst ernst nehmen muss. Die Stärke des Dollars reflektiert nur die Tatsache, dass die USA ihre Vormachtstellung in den letzten fünf bis zehn Jahren massiv ausgebaut haben. Man kann sogar argumentieren, dass der Vorsprung inzwischen so gross geworden sei, dass er kaum mehr aufzuholen ist.
      Die US-Staatsfinanzen sind nicht nur im Gleichgewicht, sondern im Überschuss. Jede neue Prognose zeigt neue und grössere Überschüsse. Sogar die Staatsschuld wird jetzt abgebaut. Bereits in wenigen Jahren wird sie spürbar vermindert sein. An Wallstreet macht man sich bereits Sorgen über die Zukunft der «T-Bonds» (Schatzpapiere).
      Aber dies sind nur die Staatsfinanzen. Wichtiger ist das private Vermögen. Hier dürften sich in den letzten fünf bis zehn Jahren ebenfalls dramatische Verschiebungen abgespielt haben. Die Zahlen sind zwar noch nicht bekannt, aber es gibt kaum einen Zweifel, dass die Amerikanerinnen und Amerikaner die Europäer und Japaner bezüglich Reichtum eingeholt und vielleicht sogar überholt haben. High-Tech-Stars wie Larry Ellison oder Jeff Bezos haben Europas Altreiche wie die Thyssens oder Krupps auf die Plätze verwiesen.
      Der Wohlstand ist auch am Durchschnittsbürger nicht spurlos vorübergegangen. Auch der einfache Amerikaner geht heute öfter aus oder leistet sich zum Dinner mal ein Glas Wein; für vier bis sechs Dollar pro Glas. «Senden Sie eine Flasche Champagner aufs Zimmer nebenan», orderte ein junges Ehepaar vor kurzem an einem Samstagabend im Hotel «De Anza» in San Jose (Kalifornien). Die Rechnung betrug 200 Dollar.
      Ein signifikanter Teil der Bevölkerung hat es ins Schlaraffenland der «New Economy» geschafft. Und die Zahl der Yankee-Unternehmer, Banker und Anwälte, die in die internationale Liga der Superreichen aufgestiegen sind, ist Legion. Die Japaner und Europäer dagegen sind abgehängt. Die Japaner kommen immer noch an die «Fifth Avenue», aber bei Tiffany`s kaufen sie kaum mehr ein, und auch europäische Touristen hört man immer häufiger über die hohen US-Preise klagen.
      Der Motor der US-Hegemonialmaschine ist natürlich die «High Tech»-Economy; finanziert zu einem nicht geringen Teil mit europäischem Geld. Die Schnelllebigkeit des digitalen Zeitalters kommt der amerikanischen Mentalität entgegen - ganz abgesehen von den günstigeren «strukturellen» Voraussetzungen der USA. Der Amerikaner ist geboren dazu, ein neues Medium in Rekordschnelle zu kommerzialisieren. Im Flugzeug über dem Atlantik trifft man immer mehr Amerikaner an, die in der ganzen Welt herumfliegen, um ihre «dot-coms» zu vermarkten.
      «Ich werde den Einheimischen beibringen, wie man vom Internet profitiert», sagt Larry, ein junger Amerikaner, den die Navy vor ein paar Monaten nach Mazedonien geschickt hatte, um dort Spielplätze zu bauen. Während seines einmonatigen Aufenthalts lachte er sich gleich eine mazedonische Braut an.
      Diese Unbekümmertheit ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Im Internet-Zeitalter muss man rasch reagieren und instinktmässig handeln - etwa so wie ein Spieler in einem Video-Game. Der Amerikaner hat wenig Respekt vor Tradition, und dies kommt ihm in einer Umbruchzeit wie der heutigen zustatten. In Amerika verschicken sogar Grossmütter ihre Familienfotos übers Internet.
      Von Vorteil ist die Respektlosigkeit auch an der Börse. Die amerikanischen Privatanleger pfeifen auf die Experten und holen sich ihre Anlage-«research» meist selber - natürlich im Internet. Und damit haben sie nicht schlecht Erfolg, wie die Nasdaq-Hausse gezeigt hat. Jetzt, wo die ganze Welt in US-High-Tech-Aktien investiert, beackern viele US-Cybernauten bereits neue «Frontiers». «What`s next?», lautet die ständige Frage.
      Avatar
      schrieb am 20.11.00 19:15:50
      Beitrag Nr. 70 ()
      20. November 2000

      Stil-Anlegen als Portefeuille-Ergänzung
      Anlagestile profitieren von Markt-Anomalien
      In jüngerer Vergangenheit ist das in den USA bekannte Thema der Anlagestile auch
      in Europa aktuell geworden. Anlegen mit einem bestimmten Stil dient dazu, an der
      Börse Markt-Anomalien auszunützen. Es kann zwar sehr risikoreich sein, stur auf
      einen Stil zu setzen. Doch können die Anlagestile durchaus Hinweise auf gute
      Ergänzungsmöglichkeiten für breit diversifizierte Portefeuilles geben.
      gab. Value-, Growth- oder Momentum-Investing, Dow-Dog-Theorie,
      Kapitalisierungseffekteund Stilrotation - solche Begriffe haben in jüngerer Zeit an
      den Finanzmärkten für Gesprächsstoff gesorgt. Sie stehen für Arten von
      Stil-Anlegen. Anlagestile kümmern sich höchstens in zweiter Linie um
      fundamentale Faktoren wie Unternehmensanalysen oder volkswirtschaftliche
      Parameter. In erster Linie versuchen die Anleger, auf Markttrends zu reiten. Unter
      anderem wollen sie Situationen ausnutzen, in denen sich der Markt «abnormal»
      verhält. Das erklärt auch, warum die Diskussion in Europa ausgerechnet in jüngerer
      Zeit entfacht wurde: 1998, 1999 und bis zum März dieses Jahres sorgte der Boom
      der Technologie-Aktien, der letztlich irrationale Züge trug,dafür, dass sich viele
      traditionelle Anlagegrundsätze nicht mehr bewährten.
      Value-Investing ist der Langzeit-Favorit
      Value-Investing kommt dabei traditionellem Anlage-Verständnis am nächsten.
      Dieser Stil nutzt die Tatsache aus, dass nicht alle Marktteilnehmer vollständig
      informiert sind. Er sucht sich Gesellschaften, die gemäss Kriterien wie Kurs/
      Gewinn-Verhältnis oder Kurs/Buchwert-Verhältnis vom Markt zu tief bewertet
      werden. Allerdings kann dieser Stil nur zu guten Resultaten führen, wenn
      vermieden wird, dass man in Unternehmen investiert, die mit gutem Grund billig zu
      haben sind, weil sie beispielsweise ein schlechtes Management aufweisen oder in
      einer unprofitablen Branche tätig sind. Langfristige Untersuchungen zeigen, dass
      dieser Stil im Durchschnitt zu guten Resultaten führt (vgl. Grafik). Grossinvestoren
      wie Warren Buffett, der lange Jahre zu den erfolgreichsten Anlegern überhaupt
      zählte, verbinden Value-Investing mit Fundamentalanalysen der Unternehmen. Sie
      investieren in Gesellschaften, die vom Markt verkannt werden - in der Hoffnung,
      dass sich ihr «wahrer» Wert über kurz oder lang im Kurs spiegeln werde.
      Diese Strategie ist in den vergangenen beiden Jahren jedoch nicht mehr
      aufgegangen. Wer als Anleger in niedrig bewertete Titel investierte, erzielte häufig
      kaum Kursgewinne, da das Gewinnpotenzial fast nur in den hoch bewerteten Aktien
      der Technologie-, Telekom- und Medienbranchen (TMT) lag. Institutionelle
      Anleger, die den Boom verpassten, sahen sich harter Kritik ausgesetzt.
      Growth-Investing war «in». Beim Growth-Investing werden Titel von Unternehmen
      gekauft, die vom Markt hoch bewertet werden - oft in der Meinung, dass diese auch
      ein hohes Gewinnwachstum aufweisen sollten, was jedoch nicht immer der Fall ist.
      Der Anleger setzt bewusst auf die gleichen Titel wie die meisten seiner
      Mitinvestoren und erzielt so Kursgewinne.
      Ähnlich gelagert sind Kurs-Momentum-Strategien oder die Dow-Dog-Theorie,
      gemäss denen in Titel investiert wird, die innert einer bestimmten Zeitperiode eine
      gute Kursentwicklung aufwiesen. In regelmässigen Abständen werden die Aktien
      mit der schlechtesten Kursentwicklung im Portefeuille mit den besten
      aussenstehenden Titeln imAnlage-Universum ausgetauscht. Diese Stile setzen
      darauf, dass die meisten Anleger dazu neigen,Anlagen zu kaufen, die sich in der
      jüngsten Vergangenheit bewährt haben. Diese Strategie kannjedoch hoch riskant
      sein, wenn das Anlage-Universum nicht aus einer diversifizierten Menge von
      Standardwerten (wie bei der Dow-Dog-Theorie), sondern aus Titeln nur einer
      Branche oder aus risikoreichen Werten besteht.
      Neben dem Preis-Momentum-Anlegen gibt es auch das Investieren gemäss
      Gewinn-Momentum - hier wird auf diejenigen Unternehmen mit dem grössten
      erwarteten Gewinnwachstum gesetzt oder auf diejenigen mit den meisten positiven
      Revisionen von Broker-Empfehlungen. Wiederum andere Investoren nutzen
      Kapitalisierungseffekte - das heisst, sie kaufen entweder gross- oder
      kleinkapitalisierte Werte, je nachdem, welche Kategorie an den Märkten gerade
      beliebter ist.
      Timing schwierig
      Bei den Markt-Ineffizienzen, auf welche die Stile setzen, handelt es sich meist um
      vergängliche Phänomene. Ein gut dokumentiertes Phänomen ist beispielsweise,
      dass sich der Value-Stil vor allem dann bewährt, wenn die Konjunktur gut läuft und
      viele Gesellschaften ein gutes Gewinnwachstum erzielen. Die meisten Investoren
      nehmen sich dann die Mühe, aus all den guten Anlagevarianten die günstigsten
      herauszusuchen.Der Growth-Stil dagegen bringt die besten Resultate, wenn wenige
      Gesellschaften ein viel besseresGewinnwachstum erwirtschaften als der
      Marktdurchschnitt. Die Anleger neigen dann eher dazu, blind in diese Titeln
      anzulegen. Leider ist es nahezu unmöglich, immer den richtigen Zeitpunkt für einen
      Stilwechsel zu ermitteln.
      Wie bereits angedeutet, kann das Anlegen in Stilen auch je nach Definition der
      entscheidenden Kennzahlen unterschiedlich gute Resultate hervorbringen. So ist
      zum Beispiel das Kriterium Preis/Buchwert für sich allein zur Ermittlung von
      Growth- und Value-Aktien nur beschränkt geeignet. Dennoch wird es vom
      Index-Anbieter Morgan Stanley (MSCI) zur Bestimmung ihrer Value- und
      Growth-Indizes benutzt. Auf Stile allein zu setzen, kann sehr risikoreich sein. Eine
      gute Verwendung für Stil-Anlegen kann sein, grundsätzlich ein breit diversifiziertes
      Portefeuille zu haltenund Stil-Produkte beizumischen, um die Wertentwicklung des
      Portefeuilles aufzubessern. Dafür eignen sich Stil-Fonds und Stil-Zertifikate.
      Avatar
      schrieb am 24.11.00 16:23:35
      Beitrag Nr. 71 ()



      HANDELSBLATT

      Wirtschaftsprofessoren: Übertriebene Hoffnungen stecken hinter Aufstieg und Fall der "New Economy"

      Der irrationale Absturz der Dotcoms

      Überzogene Erwartungen, die der Überprüfungen von Realität kaum standhalten haben nach Ansicht der Börsenforscher Aktien wie Cisco, Infineon und Ebay in irrationale Höhen getrieben. Nun falle der Absturz um so härter aus.

      HANDELSBLATT, 22.11.2000 DÜSSELDORF. Sind die Finanzmärkte verrückt geworden? Das mag sich mancher Anleger fragen, der den Absturz der einst umjubelten High-Tech-Branche miterlebt. Auch führende Wissenschaftler glauben inzwischen, dass die Börse nicht immer ganz richtig tickt.
      Ein herausragender Vertreter dieser Ansicht ist der Wirtschaftsprofessor Richard Thaler von der Graduate School of Business der University of Chicago. Er wertet die Kurskapriolen der US-Technologiebörse Nasdaq als Hinweis, dass an der Börse zuweilen irrationale Spekulationsblasen entstehen (siehe Interview). Früher oder später musste die Nasdaq Luft ablassen, meint Thaler.

      Seiner Ansicht nach beruht die Talfahrt der einstigen Stars aus den High-Tech-Branchen auf verzerrten Erwartungen der Investoren. Zusammen mit seinem Kollegen Werner De Bondt entwarf Thaler das Konzept der so genannten Überreaktion ("Overreaction"). Danach berücksichtigen Investoren manche Informationen zu stark im Vergleich zur tatsächlichen Aussagekraft. Der "Overreaction"-Effekt lässt dem Konzept zufolge Aktien zunächst überstark steigen, wenn die Unternehmen wiederholt mit positiven Meldungen überraschen. Die Erwartungen der Anleger steigen aber noch schneller als die Kurse. Und wenn die überhöhten Hoffnungen irgendwann enttäuscht werden, wendet sich das Blatt. Es folgt eine schwache Kursentwicklung, die oft Jahre anhält.

      Inflation der Ansprüche "Bei vielen Aktionären der Technologiefirmen haben sich völlig abgehobene Erwartungen aufgebaut", sagt Ekkehard Stephan von der Universität Kassel. Er untersucht die Finanzmärkte seit Jahren aus psychologischer Sicht. "Inzwischen müssen die Firmen die Erwartungen laufend übertreffen, um den Optimismus zu rechtfertigen", sagt Stephan. Er beobachte eine "Inflation des Anspruchsniveaus".

      Beispiel Cisco: Der amerikanische Netzwerk-Spezialist lieferte vor kurzem Quartalszahlen, die sogar über den Analystenschätzungen lagen. Daran hatten sich die Cisco-Aktionäre aber schon gewöhnt - weshalb sie die Aktie abstraften. Nicht anders erging es dem deutschen Computerchip-Hersteller Infineon.

      Die einstigen Börsenstars ziehen nach Ansicht des Wirtschaftsprofessors Dirk Schiereck von der Uni Witten-Herdecke ihre ganze Branche mit nach unten. Denn: "Viele Anleger übertragen fälschlicherweise ihr Urteil von den führenden Unternehmen auf andere Werte", sagt Schiereck. Das verstärke die Kurstrends - nach oben wie nach unten.

      Die Annahme, dass die Aktienkurse zeitweise irrationale Erwartungen widerspiegeln, ist wissenschaftlich umstritten. Sie gewinnt aber immer mehr Anhänger. "Inzwischen hat sich die psychologisch orientierte Kapitalmarktforschung weitgehend etabliert", beobachtet Vorreiter Thaler.

      Der US-Börsenforscher Josef Lakonishok hat den "Overreaction"-Effekt für solche Aktien untersucht, die in den vergangenen Jahren ein starkes Gewinnwachstum aufwiesen. Das Resultat: Die Titel mit den höchsten Ertragszuwächsen in der Vergangenheit entwickelten sich in den folgenden Jahren im Schnitt schlechter als der Gesamtmarkt. Auch Aktien mit besonders hohem Umsatzwachstum und Werte mit einem hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in den vergangenen Jahren erzielten in den Folgejahren nur unterdurchschnittliche Renditen.

      Starke Zuwächse bei Umsatz und Gewinn und extrem hohe KGVs sind typisch für die High-Tech-Aktien der so genannten "New Economy" - wie zum Beispiel das Internetportal Yahoo, das Nasdaq-Schwergewicht Intel und den Internet-Auktionator Ebay.

      Allerdings gilt dieser Trend nicht für jede Aktie. Das zeigt etwa der seit vielen Jahren andauernde Höhenflug von General Electric, dem Unternehmen mit dem weltweit höchsten Börsenwert. Der "Overreaction"-Effekt ist kein Naturgesetz, sondern nur eine Wahrscheinlichkeits-Aussage: Bei hohen Gewinnsteigerungen oder einem hohen KGV in der Vergangenheit ist auf Sicht mehrerer Jahre tendenziell ein Rückfall zum langfristigen Durchschnitt zu erwarten. Der "Overreaction"-Effekt wird daher auch als "Mean Reversion" (Rückkehr zum Mittelwert) bezeichnet.

      Die reine Kursentwicklung der Vergangenheit erlaubt ebenfalls Rückschlüsse auf die künftige Performance. Das zeigte der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Martin Weber in einer Untersuchung des deutschen Aktienmarktes über mehrere Jahrzehnte. Weber wies nach, dass auf lange Sicht hohe Kursgewinne in der Vergangenheit ein schlechtes Omen für die künftige Performance sind: Die Aktien mit den höchsten Kursgewinnen in den vergangenen fünf Jahre entwickelten sich in den folgenden fünf Jahren meist schlechter als der Gesamtmarkt.

      US-Finanzminister belegt "Overreaction"-Effekt Anders ausgedrückt: Die Gewinner von gestern sind die Verlierer von morgen - und zwar nicht nur in Deutschland. Der US-Finanzminister und frühere Börsenforscher Lawrence Summers konnte den Effekt für die meisten Börsenplätze der Welt nachweisen. Die Kurse neigen global dazu, langfristig von einem Extrem ins andere zu fallen.

      Zur Erklärung solcher Kurstrends wenden sich immer mehr Börsenforscher an die Psychologie. So erklärt Richard Thaler den "Overreaction"-Effekt mit dem Kalkül der Investoren. Wie der Harvard-Psychologe Paul Andreassen in Experimenten nachwies, schreiben Anleger bisherige Trends häufig einfach in die Zukunft fort. Wenn ein Unternehmen mehrfach positiv überraschte, rechnen die meisten Marktteilnehmer auch beim nächsten Mal mit einem überdurchschnittlichen Ergebnis.

      Diese schlichte Strategie funktioniert häufig, und sie erleichtert bei komplexen Problemen die Entscheidungsfindung. Doch weil an der Börse kaum eine Firma die Erwartungen ständig übertrifft, werden die Investoren irgendwann unweigerlich enttäuscht.

      Die Liste der einstigen Börsenstars, auf die dieses Konzept passt, ist lang. Sie reicht von Cisco über Worldcom, Dell und Ebay bis hin zu Infineon. Und ein Ende ist nach Ansicht des Börsenforschers Thaler noch lange nicht in Sicht.

      Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 22. November 2000



      Kommentar

      Nachher ist man immer klüger, das sieht man auch wieder bei diesen Experten. Ja, ja die Euphorie im Markt hat viele von uns geblendet, Die wenigsten haben in der Boomphase noch einen kühlen Kopf bewahren können. Wer von uns gehörte denn zu den ganz Gewieften und hat im März verkauft oder mit Puts richtig Kohle gemacht? Kaum einer, denn jeder von uns wollte bei den Wachstumsperlen dabei sein. Gier frißt Gehirn! Oder überlegt mal selber, ob wir Aktienjunkys die Börse im Griff haben, oder die Börse uns? „Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf“, sagte mal Theodor Fontane. Das kann man auch auf weite Teile der Gesellschaft beziehen.

      Cpoon
      Avatar
      schrieb am 01.12.00 11:13:58
      Beitrag Nr. 72 ()
      Fortgesetzter Aderlass im Technologiesektor
      Tiefer Sturz der Nasdaq nach Gewinnwarnungen
      Aus dem Jahresend-Rally an den Börsen scheint nichts zu werden. Im Gegenteil: Die US-Technologiebörse Nasdaq hat diese Woche schon um mehr als 10% nachgegeben. Unter den Analytikern gibt es optimistische und pessimistische Stimmen.

      Tz. New York, 30. November

      An den US-Börsen scheint der schwere Aderlass im Technologiesektor vorerst kein Ende nehmen zu wollen. Neue Gewinnwarnungen, diesmalvom PC-Konzern Gateway und vom Halbleiterunternehmen Altera, lösten am Donnerstag ander technologielastigen Nasdaq-Börse einen weiteren heftigen Kursrutsch aus. Der Nasdaq-Composite stürzte bis anderthalb Stunden vor dem Gongschlag um über 6% in die Tiefe, nachdem er bereits seit Montag starke Einbussen erlitten hatte. Der Index hat damit im bisherigen Wochenverlauf mehr als 12% verloren. Am Donnerstagmittag lag er um fast 40% unter dem Stand per Ende 1999 und knapp 50% südlich des Hochs vom vergangenen März.

      Deutlich geringere Kursverluste von rund 2 bis 3% erlitten - jedenfalls bis am früheren Donnerstagvormittag - der Dow Jones Industrials und der S & P 500; diese Indizes, die vorab Titel der «Old Economy» spiegeln, haben auch im bisherigen Jahresverlauf deutlich weniger drastische Verluste erlitten. Sie liegen in der Grössenordnung von 10%. Der Kurs der schon während der letzten Monate arg gepeinigten Gateway-Aktien sackte bis am frühen Nachmittag um zusätzliche 38% ab, so dass der Marktwert des Unternehmens gerade noch knapp einem Viertel der im Dezember 1999 registrierten Spitzenkapitalisierung von 25 Mrd.$ entsprach. Der Kurs von Altera fiel um 13% auf $ 22.50 - einen Drittel des Anfang September registrierten Höchstkurses.

      Optimismus von Abbey Cohen
      John Manley, der Aktienstratege des Wertschriftenhauses Salomon Smith Barney, meinte mit Blick auf das Blutbad im Technologiesektor, dass die Investoren «nicht mehr den Boden, sondern den Ausgang suchen». Tatsächlich wurde die bei Goldman Sachs aktive, berühmte Optimistin Abbey Joseph Cohen am Donnerstag erneut vom Brüllen der «Bären» übertönt. Offenkundig fand Cohen vorab wenig Resonanz mit ihrer Einschätzung, dass der Markt nun doch zunehmend Kaufgelegenheiten biete - und dies nicht zuletzt imTechnologiesektor. Dabei prognostizierte die prominente Augurin für die nächsten 12 Monate eine 25%-ige Avance des S & P 500, wobei sie dem Technologiesektor in ihrem Modellportfolio wieder einen leicht überdurchschnittlichen Anteil von 35% zuordnete.

      Abgesehen von den aus ihrer Warte wieder attraktiven Bewertungen begründete Cohen ihre Zuversicht mit substanziellen Beträgen von Bargeld, die sich bei den Anlagefonds aufgestaut haben. Die Cash-Positionen der amerikanischen Aktienanlagefonds stiegen gemäss dem Company Investment Institute per Ende Oktober auf 213 Mrd. $, gegenüber 193,1 Mrd. $ im Vormonat. Das war das höchste Niveau in den vergangenen zwei Jahren, wobei bemerkenswerterweise immer noch Neugeld im Betrag von 19,1 Mrd. $ zufloss. Und Fondspezialisten gehen davon aus, dass den Aktienfonds im November netto nochmals gut 10 Mrd. $ zugeleitet wurden.

      Panik nach der Manie?
      Dass die Investoren in letzter Zeit überempfindlich auf negative Gewinnnachrichten reagierten, glaubt auch Christine A. Callies, die Marktanalytikerin von Merrill Lynch. In ihrem neusten Strategiebericht vertritt sie die Ansicht, dass die Ängste vor einer «harten Landung» der US-Konjunktur und vor einem Kreditengpass völlig übertrieben seien. Eine nüchterne Einschätzung der Konjunkturlage lasse eine solide Kurserholung an den Börsen innert sechs Monaten erwarten. Das Ausbleiben des typischen Jahresendrallys versuchte Callies nicht zuletzt dem Gezerre um die amerikanische Präsidentschaft anzulasten. Im Hause Merrill Lynch gibt es allerdings auch einige Pessimisten. Der Technologie-Analytiker Steven Milunovich etwa befürchtet, dass der von ihm beobachtete Sektor noch einige Zeit zumindest unter negativer Marktpsychologie leidenwerde. Die Beweislast liege derzeit bei den Optimisten. Phasen der «Manie», wie sie von 1995 bis 2000 geherrscht habe, würden regelmässig von Panik-Perioden abgelöst.
      Avatar
      schrieb am 08.12.00 22:57:15
      Beitrag Nr. 73 ()
      "2001 wird gut für Aktien"


      Die Deutsche Bank erwartet einen Anstieg des DAX um bis zu 30 Prozent


      Hamburg - Die Deutsche Bank rechnet im kommenden Jahr mit einem freundlichen Börsenklima. "Aktien werden nach einem unerfreulichen Jahr 2000 im Jahr 2001 wieder positiv im Zentrum des Interesses stehen", sagt der Chefanlagestratege für Privatkunden, Alfred Roelli. "Europa bleibt ein Aktienmarkt mit guten Renditechancen."
         Für Europa spreche, dass im kommenden Jahr mehrere Steuersenkungen wirksam würden. Neben den Einkommensteuerreduzierungen - die die Konsumstimmung stützen dürften - fielen auch die Änderungen bei der Unternehmensbesteuerung stark ins Gewicht, meint Roelli. Daher rechne er für Europa mit einem Anstieg der Unternehmensgewinne um zwölf bis 14 Prozent, während die Erträge von US-Firmen voraussichtlich nur um acht bis zwölf Prozent klettern würden. Die Situation in Asien sei "schwierig".
         Für das wichtigste deutsche Börsenbarometer, den Deutschen Aktienindex (DAX), rechnet der Anlage-Experte binnen Jahresfrist mit einem Niveau von 8200 bis 8700 Punkten. Verglichen mit dem aktuellen Niveau wäre das ein Plus von bis zu 30 Prozent. Die Prognose für den Euro-Stoxx liegt bei 5600 bis 6000 Zählern.
         Unter den europäischen Aktien hält Roelli einzelne Technologietitel wie Alcatel, Epcos und Nokia sowie Werte des Finanzsektors für besonders interessant. Für die Finanzpapiere spreche unter anderem ein verstärktes Wachstum bei der privaten Altersvorsorge und der Vermögensverwaltung. Davon könnten zum Beispiel die Allianz sowie der französische Versicherer Axa, die niederländischen Banken ING und ABN Amro, das spanische Geldhaus Banco Bilbao Vizcaya Argentaria oder die schweizerische UBS besonders profitieren.
         Deutlich skeptischer sieht Roelli die Zukunft des Neuen Marktes. Die Vertrauenskrise nach den Kurseinbrüchen sei einfach zu groß. Eine Erholung in diesem Segment sei nur möglich, wenn die Unternehmen "durch die Qualität der Ergebnisse und eine Bestätigung der prognostizierten Wachstumspotenziale" das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen könnten, glaubt der Anlageexperte. Auf Grund der "teilweise übertriebenen Korrektur" am Neuen Markt könne es bei einzelnen Unternehmen wie Aixtron, ConSors, Qiagen und Singulus durchaus Chancen auf Kursgewinne geben. Allerdings empfiehlt Roelli ein solches Engagement ausdrücklich nur risikobewussten Anlegern.
         Mit der erwarteten Erholung am Aktienmarkt dürfte sich das in den vergangenen Wochen gefallene Renditeniveau von Dollar- und Euro-Staatsanleihen mittlerer und langer Laufzeiten nach Einschätzung von Roelli im Jahr 2001 wieder normalisieren. Bei kurzen Laufzeiten sei nur wenig Veränderung zu erwarten.
         Eine schnelle Erholung des Euro sei nicht in Sicht, meint der Anlagestratege. Belastend wirke auch weiterhin der hohe Kapitalabfluss aus den Euro-Ländern in die USA, zum Beispiel durch Direktinvestitionen europäischer Unternehmen und durch Firmenzusammenschlüsse. Im kommenden Jahr werde sich der Euro voraussichtlich in einem Korridor zwischen 0,85 Dollar und 0,95 Dollar bewegen.   (v.m./ddp)
      Avatar
      schrieb am 09.12.00 15:21:07
      Beitrag Nr. 74 ()
      "Kaufen" bis zum bitteren Ende


      Im Dickicht von Interessenskonflikten und Bankprofiten - Warum das Image vieler Analysten beschädigt worden ist


      Von MATHIAS EBERENZ und VOLKER MESTER



      Glaubt man den Aktienempfehlungen der Banken, dann kennt die Börse praktisch nur eine Richtung - nach oben. Mehr als drei Viertel aller Urteile sind Kaufempfehlungen. Kaum ein Experte rät zum "Halten" einer Aktie, Verkaufsempfehlungen sind so selten wie Perlen in Miesmuscheln. Dabei haben selbst notorische Optimisten inzwischen mitbekommen, dass sich die Aktienmärkte schon seit neun Monaten im Sinkflug befinden. Und viele Anleger sind stinksauer. Schließlich haben sie sich fast blind auf den Rat der hoch bezahlten Analysten, Bankberater und selbst ernannten Finanzgurus verlassen.Die aber haben vor allem auch die Eigeninteressen der Bankhäuser zu berücksichtigen, kritisieren Aktionärsschützer gegenüber dem Abendblatt. Schließlich richte sich eine Kaufempfehlung an alle, der Rat zum Verkauf aber nur an diejenigen, die das Papier besitzen. Und natürlich hätten Banken Interesse an möglichst hohen Provisionen im Wertpapierhandel. Doch das sei nur ein Teil der Verstrickung, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz: "Immerhin sind die Banken ja in vielen Fällen auch Kreditgeber der Unternehmen, haben den Börsengang begleitet oder Fonds aufgelegt, in denen die Werte enthalten sind."
         Beispiel Fluxx.com. Das Onlineportal für Glücksspiele wurde im September 1999 vom Bankhaus Sal. Oppenheim an die Börse gebracht. Der erste Kurs war 19 Euro. Bis Anfang März schoss die Aktie auf 120 Euro hoch. Jetzt hat sie nur noch ein Zehntel ihres Wertes. Doch während fast alle Analysten spätestens im Sommer nicht mehr an eine Erholung der Aktie glaubten, setzte Konsortialführer Sal. Oppenheim das Papier weiter auf "Kaufen". Erst als es offensichtlich war, dass alle anderen Analysten vom Sommer an das Thema Fluxx.com wohlweislich ganz mieden, reagierte schließlich auch die Analystin bei Sal. Oppenheim, Michelle Lang: "Die Neunmonatszahlen waren schlecht, das Umsatzwachstum verlief nicht wie geplant, deshalb habe ich den Wert von Akkumulieren auf Halten zurückgestuft."
         Peinlich auch die Bilanz der Experten im Fall der Volksaktie Telekom. Fast unisono jubelten sie das Papier Anfang des Jahres bis auf über 100 Euro hoch. Danach wurden die Kursziele Monat für Monat heruntergesteckt. Immer parallel zur Entwicklung des Kurses.
          Das sei typisch, sagt Aktionärsschützer Kurz. Denn auch dahinter stecken nach Meinung von Thorsten Poddig, Professor für Betriebswirtschaft an der Uni Bremen, Sachzwänge der Banken: "Bekommt ein Portfoliomanager Bedenken und beginnt zu verkaufen, der Markt steigt aber weiter, gibt es Ärger mit den Vorgesetzten. Also verkauft er lieber nicht. Bricht der Markt aber schließlich um 20 Prozent ein und das Portfolio verliert entsprechend an Wert, war er zumindest nicht schlechter als andere. Alle unsere Untersuchungen zeigen: Es ist eine nahezu unüberwindliche psychologische Hürde, gegen den Trend zu handeln."
         "Börsenpsychologie, nicht Betrug" stecke dahinter, sagt Joachim Goldberg, Geschäftsführer von Cognitrend, die sich mit "verhaltensorientierten Kapitalmarktanlagen" befasst. "Analysten sind in der gleichen Situation wie die Anleger. Sie verdrängen ihre Fehleinschätzung. Nur mit dem Unterschied, dass der Anleger materielle Kosten hat. Denn der Analyst hat sich ja nur psychologisch an den Wert gebunden. Ein Anleger dagegen bewertet Verluste etwa doppelt so schwer wie Gewinne. Voller Hoffnung glaubt er an die Durchhalteparolen der Bankexperten."
         Christoph Vogt, Analyst beim Bankhaus Lehman Brothers, erklärt seine Fehleinschätzung der Telekom-Aktie mit unvorhersehbaren Umständen. Etwa die Milliardenkosten für die UMTS-Lizenzen, die die Telekom-Tochter T-Mobil aufbringen muss. Auch dass T-Mobil nicht wie geplant an die Börse gebracht wurde, sei zu berücksichtigen. Denn damit wären Milliarden in die Kassen der Telekom geflossen. Andererseits würden die erst später im Jahr bekannt gewordenen Pläne, Firmen in den USA teuer zuzukaufen, das Unternehmensergebnis beeinträchtigen. Im Übrigen sei der Kurs der T-Online-Aktie mittlerweile um 50 Prozent gefallen. "Da gibt es die Faustregel, dass je gafallenem Euro bei T-Online die Telekom-Aktie um 0,3 Euro fällt."
         Auch das Bankhaus Merck Finck hat die Aktie im Juli herruntergestuft. Aus den gleichen Gründen. "Schief gelegen" habe er, gesteht der Analyst, aber schließlich seien auch Analysten nur Außenstehende. "Wir haben ja keinen Einblick in die Bücher von Telekom-Chef Ron Sommer. Und was von dort an Aussagen kommt, ist in der Regel positiv gefärbt." Die negative Stimmung ärgere ihn, schließlich habe sein Haus bei der Siemens-Aktie seit Jahren richtig gelegen. Aber das wolle jetzt niemand wissen.
         Jürgen Kurz von der DWS sieht viele der Fehleinschätzungen in der Überforderung der Analysten begründet. "Da gibt es offensichtlich ein Kapazitätsproblem. Im Bereich der Old Economy ist es ja noch möglich, den Überblick zu behalten. Aber am Neuen Markt sind mittlerweile 324 Unternehmen gelistet." Robert Suckel, Geschäftsführender Gesellschafter und Analyst beim bankenunabhängigen SES Research in Hamburg, sieht das ähnlich. "Bei uns gilt die Regel, dass ein Analyst maximal zehn Unternehmen betreut. Deshalb beobachten wir auch nur den Nemax 50. Es gibt aber Banken, die bearbeiten mit zehn Leuten ganz Europa."
         Doch schwerer wiegt der Verdacht, dass die Anleger nicht fair behandelt werden, dass die angebliche "Chinesische Mauer" zwischen Analysten und dem Gewinn-Interesse der Banken im Kredit- und Wertpapiergeschäft nur eine Farce ist, dass die Eigeninteressen überwiegen. Zumindest für Aktionärsschützer Kurz hat diese Mauer "längst das Schicksal des Eisernen Vorhangs erlitten". Es gibt ihn nicht meh
      Avatar
      schrieb am 10.12.00 19:21:36
      Beitrag Nr. 75 ()
      kopiert vom Spiegel

      mfg Defense

      I N V E S T M E N T B A N K I N G
      Kaufen, kaufen, kaufen
      Analysten kennen vor allem ein Ziel: Sie wollen Aktien unters Volk bringen. Das ist ihr Job, denn davon leben die Banken, denen sie dienen. Und deshalb empfehlen sie selbst in der tiefsten Flaute angebliche Hoffnungswerte. Die Anleger kommt der Rat oft teuer zu stehen.
      Es ist ganz leicht, aus einem großen ein kleines Vermögen zu machen: Man muss nur dem Rat der so genannten Analysten vertrauen, die im Auftrag der Banken Aktien analysieren.

      So erging es auch jenen Anlegern, die auf die Expertise der DG Bank vertrauten: Die brachte, als Mitglied des Bankenkonsortiums, im August 1999 den Internet-Dienstleister Gigabell an die Börse. Die DG Bank hatte einen Emissionskurs zwischen 47,85 und 53,20 Euro errechnet. Der Konsortialführer Trinkaus & Burkhardt war vorsichtiger und setzte schließlich eine Spanne zwischen 38 und 42 Euro fest.

      Nur sechs Wochen nach dem Börsengang gab Gigabell eine Verlustwarnung heraus. Trotzdem stieg die Akte zu Beginn des Jahres im Sog der großen Internet-Euphorie auf 120 Euro.
      © DER SPIEGEL

      Obwohl Gigabell nie die angepeilten Ergebnisse erreichte und die Umsätze parallel zu den Verlusten stiegen, hielt die DG Bank unverdrossen zu ihrem Kunden. Am 19. April kam noch eine Kaufempfehlung. Zwar seien die Planzahlen für 1999 nicht erreicht worden, aber mittelfristig verfolge Gigabell eine zweistellige Umsatzrendite.

      Naivität, Hoffen auf Wunder - oder sogar Täuschung der Anleger? Bereits im Mai hatte die Firma das gesamte Geld aus dem Börsengang verspielt, im September war Gigabell endgültig pleite.

      So weit sind viele andere Wachstumswerte - noch - nicht, aber auch die übrigen gefallenen Engel an der Wachstumsbörse können ihren Abstieg noch immer mit Kaufempfehlungen schmücken: Ein Kurs kann noch so tief stürzen, es findet sich stets ein Experte, der dem verunsicherten Anleger zum Einstieg rät - denn jetzt, so die gängige Begründung, sei die Aktie wirklich unterbewertet.

      Die Erfahrung lehrt etwas anderes: Kein Kurs ist so tief, als dass er nicht noch weiter fallen könnte. Die Grenze liegt bei null.

      Für unerfahrene Börsianer ist das eine neue Erkenntnis: Jahrelang gab es an der Börse nur eine Richtung, die Kaufempfehlungen machten fast alle Anleger glücklich, und selbst hoch gesteckte Kursziele erfüllten sich wie von selbst.

      Brummt die Börse, haben fast alle Analysten Recht. Aber dann gewinnt auch, wer zur Auswahl seiner Aktien mit dem Dartpfeil auf den Kursteil einer Zeitung wirft.

      Die Bewährungsprobe kommt, wenn die Kurse ins schier Bodenlose fallen - so wie jetzt. Dabei haben sich die Analysten der Banken bis auf die Knochen blamiert. Ob EM.TV, Mobilcom oder T-Online: Der Niedergang der einstigen Hoffnungswerte wird begleitet von wohlwollenden Kommentaren und Kaufempfehlungen.
      © DER SPIEGEL

      Kaufen, kaufen, kaufen: Als ob die Börse ein immer währender Schnäppchenmarkt und jeder Tiefstkurs eine Kaufgelegenheit wäre, preisen die Banken Aktien an. Das ist kein Wunder: Sie verdienen an diesem Geschäft - und das nicht schlecht.

      Und die Analysten verdienen mit. "Seit zwei Jahren ist die Branche derart hochgehypt, dass es mittlerweile an qualifiziertem Nachwuchs fehlt", sagt Michael Klein, Leiter des Aktienresearch bei Sal. Oppenheim. "Gute und erfahrene Leute sind wirklich schwer zu finden."

      Ähnliche Erfahrungen hat auch die Research-Chefin eines Frankfurter Brokerhauses gemacht. "Selbst einem Junior, der wenig Ahnung hat und schlecht motiviert ist, muss ich inzwischen 200 000 Mark im Jahr bezahlen."

      Doch das sind Peanuts im Vergleich zu den Größen des Gewerbes, die mehrere Millionen verdienen. Die europäischen Großbanken haben - wie die Deutsche Bank mit Edson Mitchell an der Spitze - ihr Investmentbanking mit den meisten Analystenteams in London konzentriert. Beide Geschäfte ergänzen sich, denn das viele Geld bekommen die Top-Analysten nicht, weil sie die Anleger akkurat beraten. Es sind die Kontakte zu den Unternehmensführern, die den Banken so viel wert sind.

      "Gute Analysten sind Regenmacher", erläutert ein Insider. Auf ihre Vorschläge, hier eine Firma zu kaufen oder dort einen Bereich abzustoßen, hören die Chefs. Oft bekommt die Investmentbank, für die der Analyst arbeitet, anschließend den Auftrag. Bei einigen Fusionen oder Unternehmenskäufen gehört der Analyst sogar mit zu dem Team, das den Deal vorbereitet.

      Wie wichtig das Zusammenspiel zwischen Konzernlenkern und Analysten ist, demonstriert Chris Gent. Der Chef von Vodafone konnte sein Unternehmen mit zahllosen Übernahmen zur größten Mobilfunkfirma Europas ausbauen, auch weil er das Vertrauen der Aktienexperten besitzt. "Er kennt 20 Analysten mit Namen", sagt Andrew Beale, der Telekom-Spezialist der Deutschen Bank in London.

      Geradezu Kultstatus genießen die Topanalysten in den USA - jedenfalls solange ihre Prophezeiungen eintreffen. Henry Blodgets Worte waren einst Milliarden wert. Denn der wie ein Hollywood-Star gefeierte - und bezahlte - Börsenprophet sagte die Kurse von Internet-Firmen bisweilen nicht nur voraus. Er machte sie.

      Im Dezember 1998 empfahl Blodget die bereits wahnwitzig gestiegene Aktie des Online-Buchhändlers Amazon - Kursziel: 400 Dollar. Die Aktie stand damals bei 240 Dollar. Wenige Wochen später war das Kursziel fast erreicht - und Blodget der Staranalyst der Internet-Werte.

      Auch die Empfehlungen von Abby Cohen oder Ralph Acampora waren für Anleger regelrechte Kaufbefehle. Cohen, Chefstrategin der New Yorker Investmentbank Goldman Sachs, gilt als die mächtigste Frau der Wall Street. Der Daueroptimist Acampora vom Wertpapierhaus Prudential Securities, genannt "Mr. Bullmarket", hat eine gläubige Schar von Jüngern, seit er 1995 eine lang anhaltende Hausse vorhersagte. Er behielt Recht.

      Acampora schaffte es sogar, den gesamten amerikanischen Aktienmarkt in den Keller zu schicken. Als er im August 1998 eine Kurskorrektur im Dow Jones ankündigte, sackte der Index um 300 Punkte ab. Das hat bisher nur Alan Greenspan, der mächtige Chef der US-Notenbank, geschafft.

      Neuerdings aber bewegen die Börsenpropheten die Kurse nur noch kurzzeitig, den Trend bestimmen sie nicht. Die Gurus sind entzaubert: Den Crash der Technologiewerte haben die allermeisten falsch eingeschätzt. Wacker empfahl beispielsweise Blodget die von seinem Arbeitgeber an die Börse gebrachte Firma Pets.com. Doch das Papier rutschte trotz ständig wiederholter Kaufempfehlungen von über sieben Dollar auf unter einen Dollar ab.

      "Der wichtigste Job eines Aktienanalysten ist es, eine Aktie zu verkaufen", erklärt der Londoner Analyst einer deutschen Großbank. Deshalb gibt es kaum kritische Studien. Schon Arthur Levitt, Chef der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC, klagte, dass in den USA nur ein Prozent der Analysen negativ ausfällt.

      Auch vor der Blase, der spekulativen Überhitzung der Aktienkurse, warnten die meisten Analysten nicht. Denn dann hätte es nur einen Rat gegeben: Finger weg von Aktien, bis sich der Markt beruhigt hat.

      Beispiel T-Online: Das im April emittierte Internet-Portal der Telekom war von Anfang an der Favorit von Lehman Brothers, einem amerikanischen Investmenthaus. Am 22. Mai prognostizierten die Analysten Tarek Robbiati und Rufus Grantham umfangreiche Geschäftsabschlüsse, die den E-Commerce- und Werbe-Einnahmen zusätzliche Wachstumsimpulse verleihen und den Kurs auf 64 bis 68 Euro puschen sollten. Wer den Experten glaubte und das Papier am ersten Handelstag kaufte, hat sein Kapital bislang halbiert.

      Beispiel Mobilcom: Die Analysten der Dresdner Kleinwort Benson empfahlen den Mobilfunkbetreiber nahe am Allzeithoch von 199 Euro. Am 21. März hielten sie einen Einstieg der France Télécom für plausibel. Das würde ausreichen, um das UMTS-Netz zu finanzieren. Ein eklatantes Fehlurteil.

      Denn einerseits waren die UMTS-Lizenzen in England bereits zu Mondpreisen versteigert worden, und andererseits war der für die Unternehmen nachteilige Versteigerungsmodus in Deutschland in den Grundzügen bekannt. Jedem echten Experten war klar, dass die Lizenzgebühren nur ein Teil der UMTS-Investitionen sind. Und ob sich mit UMTS je Geld verdienen lässt, hängt bis heute davon ab, ob es technisch gelingt, die Telefonfirmen an elektronischen Verkäufen via Handy zu beteiligen. Bislang ist das nicht möglich.

      Selbst der Chefvolkswirt der Dresdner Bank, Klaus Friedrich, sagte noch im Sommer: "Einige Unternehmen werden das UMTS-Abenteuer nicht überleben." Jeder ernsthafte Beobachter der Szene wusste, dass Mobilcom mit das schwächste Unternehmen in dem Milliardenmarkt ist - und mit seinem UMTS-Engagement an finanzielle Grenzen stoßen musste.

      Doch am 18. August schrieben die Analysten der Dresdner Bank, Mobilcom verfüge über weiteres Kurspotenzial, obwohl die Aktie seit März nur gefallen war. Sie sahen den Wert auf 158 Euro steigen. Gerüchte, dass die von vier Banken geleitete UMTS-Finanzierung geplatzt sei, ließ den Kurs am vergangenen Donnerstag um über 30 Prozent abstürzen. Bis Freitag erholten sich die Papiere wieder auf 36 Euro. Von 158 Euro aber sind sie weit entfernt.
      "Nur knapp die Hälfte der Prognosen erfüllen sich", sagt Mark Wahrenburg, Professor für Bankbetriebslehre an der Universität Frankfurt. Die Urteile der hoch bezahlten Banker liegen im Zufallsbereich.

      "Analysten sind Berufsoptimisten", erklärt der Professor für Betriebswirtschaft in Aachen, Hans-Peter Möller. Er hat die Gewinnschätzungen der Aktienexperten analysiert - und Verblüffendes herausgefunden: Rund 90 Prozent der Prognosen fallen zu hoch aus. "Außerdem schreibt einer vom anderen ab", sagt Möller, "der Herdentrieb ist ganz massiv."

      Viele der Fehlanalysen haben auch System: Oft werden Analysten von ihren Arbeitgebern missbraucht. Von Unabhängigkeit kann keine Rede sein, auch wenn die Banken unbeirrt das Gegenteil behaupten.

      Beispiel EM.TV: Die WestLB brachte die Firma des Medienunternehmers Thomas Haffa (siehe SPIEGEL-Gespräch Seite 86) im Oktober 1997 an die Börse und hält ihr seitdem die Treue.

      Selbst Ende März, als das Unternehmen an der Börse mit 22 Milliarden Mark mehr als die Lufthansa kostete, gab die WestLB eine Kaufempfehlung. Die 3,6 Milliarden Mark, die EM.TV für die Übernahme von 50 Prozent an der Formel-1-Trägergesellschaft bezahlen müsse, sei günstig. Die Großanleger wussten es besser. Der Aktienkurs des einstigen Börsenstars stürzte um über 90 Prozent nach unten.

      Nicht nur die WestLB gab solche Empfehlungen. Den ganzen Sommer hinweg übertrumpften sich die Analysten mit positiven Studien. Während der Aktienkurs des Unternehmens immer steiler nach unten ging, gab es, laut EM.TV, Empfehlungen von der Deutschen Bank (31. März: Kaufen), der Commerzbank (19. Juni: Kursziel: 119 Euro), der Credit Suisse First Boston (27. Juli: Kursziel 90 Euro) und Merrill Lynch (28. Juli: Kursziel 95 Euro).

      Die Probleme bei EM.TV, über die der SPIEGEL erstmals vor einem Jahr berichtet hatte (49/1999), wurden immer mehr Anlegern offenbar.

      Auch die Kreditinstitute, deren Analysten den Medienkonzern unverdrossen zum Kauf empfahlen, hätten es eigentlich besser wissen müssen. Doch einige von ihnen haben im November 1999 eine Kapitalerhöhung für den Stammkunden EM.TV platziert - das verpflichtet.

      Geschäftsinteressen trüben den Blick. Während gute Analysen kaum Geld bringen, brachte die Wandelanleihe, mit der EM.TV im Februar dieses Jahres 782 Millionen Mark bei den Anlegern einsammelte, der beteiligten Bank rund 20 Millionen Mark an Provisionen.

      Auffällig viele positive Analystenreports in diesem Jahr stammen von Banken, die bei diesen provisionsträchtigen Geschäften zum Zug gekommen sind. Andere Kreditinstitute hielten sich mit kritischen Analysen vornehm zurück, um vielleicht später mitzuverdienen.

      Wie groß die Probleme bei den Haffas waren, wussten zumindest sechs Banken. Credit Suisse First Boston, WestLB, Deutsche Bank, DG Bank, Bayerische Landesbank und BHF-Bank waren im Konsortium, das den beiden Brüdern im Frühjahr etwa 700 Millionen Dollar vorgestreckt hat, damit die einen Teil des Kaufpreises für die Formel-1-Beteiligung in bar zahlen konnten.

      Ursprünglich sollten diese zwei Jahre laufenden Kredite möglichst schnell in länger laufende Verbindlichkeiten umgewandelt werden. Doch im Laufe des Sommers mussten die Banken einsehen, dass dem Markt die Risiken zu hoch waren.

      Trotzdem empfahlen Analysten aller beteiligten Häuser die Aktie zum Kauf. Wer das tat, verlor bis zu 91 Prozent.

      Als letzte Konsortialmitglieder zogen die DG Bank und die BHF-Bank im November bei schon deutlich reduzierten Kursen mit Kaufempfehlungen nach. Wer ihnen vertraute, hat "nur" 60 Prozent verloren.

      Natürlich werden alle Kreditinstitute sagen, dass es Kontakte zwischen ihren Kredit- und Analyseabteilungen gar nicht geben darf. Immer wieder wird auf diese "Chinese Wall", die angeblich undurchdringlich ist, verwiesen. Aber immer wieder gibt es Fälle wie EM.TV: Sie legen den Verdacht nahe, dass die Banken die Analysten ganz gezielt für ihre Geschäfte einsetzen.

      Gelegentlich protzen die Banken sogar mit der Macht ihrer Aktienexperten. So hat zum Beispiel die Investmentbank J. P. Morgan im Auftrag der Alten Leipziger 6,4 Prozent der Aktienanteile der BHF-Bank verkauft. In einer Pressemitteilung rühmen die Banker die "Platzierung der Anteile auf hohem Niveau durch eine Kaufempfehlung von J. P. Morgan". In der Tat hatten die Analysten das Papier nur vier Wochen vor Bekanntgabe des Deals in den höchsten Tönen gelobt. So etwas ist in den USA strengstens verboten, hier zu Lande sind die Gesetze großzügiger, die Sitten lockerer.

      Was eigentlich ein Betrug am Kunden ist, gilt allenfalls als anrüchig. "Es kommt immer wieder vor, dass unsere Aktienverkäufer ein bestimmtes Kursziel fordern", berichtet die Frankfurter Analystin einer großen französischen Bank. Letztlich sind die Experten nichts weiter als die Marktschreier im Finanzzirkus, der verlängerte Arm der Marketingabteilung.

      "Das weiß auch jeder", sagt ein erfahrener Frankfurter Analyst, "vor allem die institutionellen Investoren. Wenn die vom Konsortialführer eines Börsengangs eine Analyse über die neu am Parkett gehandelte Firma sehen, wandert sie sofort in den Papierkorb."

      Nur die Kleinanleger glaubten oft den schönen, wenn auch falschen Worten der Analysten. Jetzt sind sie die Dummen - und können sich noch nicht einmal beschweren.

      Denn kein Analyst hat je einen Kleinanleger beraten "Unsere Kunden sind institutionelle Anleger", sagt der Merrill-Lynch-Analyst Bernard Tubeileh, "und dass Kleinanleger unsere Analysen lesen - dafür kann ich nun wirklich nichts."
      Avatar
      schrieb am 13.12.00 14:15:22
      Beitrag Nr. 76 ()
      Hallo,

      heute benötige ich mal Eure Hilfe, und zwar suche ich Infos über einen gewissen Alwin Toral.

      Toral empfiehlt z.B. Comverse Technologies, eine Aktie, die ich auch besitze.

      Zu den Ergebnissen von Toral:

      "Since 1994, Alvin Toral averaged a whopping +79.3% yearly. His secret? "Fundamentals always prevail" - booming revenues and earnings, reasonable P/Es and strong cash flow."

      Daher interessieren mich die anderen Tips von Toral.

      Grüße, ica
      Avatar
      schrieb am 18.12.00 10:56:54
      Beitrag Nr. 77 ()
      gefunden in der Zeitschrift Telebörse:

      "Dass Kleinanleger unsere Analysen lesen, dafür kann ich nichts."
      Bernard Tubeilen, Medienanalyst bei Merrill Lynch, über Fehleinschätzungen bei den Medienaktien
      Avatar
      schrieb am 21.12.00 16:48:10
      Beitrag Nr. 78 ()
      20. Dezember 2000
        
      U S - A N A L Y S T E N
      Pessimismus überall
      Noch vor kurzem hatten die Analysten in den USA eine Kursrallye zum Jahresschluss herbeigeredet. Jetzt erwarten sie nichts Gutes mehr.
      New York - Die Stimmung an den
      amerikanischen Aktienmärkten ist am Boden. Händlern und Analysten zufolge werden die Anleger dabei weniger von der Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve verunsichert als von der Angst vor einer kommenden Rezession. "Es ist die Mischung aus negativen Unternehmensnachrichten und der Sorge um die Konjunktur, die zum jetzigen Ausverkauf an den Börsen führt", sagte Barry Hyman, Anlagespezialist bei Wheatherly Securities. "Der Hintergrund ist, dass die Investoren jetzt wirklich Sorge um die Einnahmen der Unternehmen haben."

      Neue Herabstufungen und Gewinnwarnungen sorgen unterdessen für weitere Verunsicherung. So stufte das Investmenthaus Merill Lynch gleich drei Schwergewichte herab: Cisco, Hewlett Packard und IBM. Belastend wirkten auch die Meldungen der Hightech-Firmen Jabil Circuits und Foundry Networks, dass die bisherigen Gewinn- und Umsatzziele nicht erreicht werden können.

      Die schlechten Signale vom Markt werden durch immer schlechtere Konjunkturaussichten verstärkt: Der Chefökonom von Merril Lynch, Bruce Steinberg, hat seine Prognose für das Wachstum der US-Wirtschaft beispielsweise von 3,3 Prozent auf 3 Prozent gesenkt. Bei den Gewinnen der S&P-500-Unternehmen erwartet er statt acht nur noch fünf Prozent Zuwachs. "Wir glauben immer noch, dass keine wirkliche Rezession kommt, aber dass es zumindest eine rauhe Landung geben wird", schrieb er in einem Kommentar.

      Besonders stark ist die Flucht der Investoren aus den Technologieaktien. Bret Gallegher, Anlagespezialist von Julius Bär, hat dafür eine einfache Erklärung: "Viele Investoren haben Technologieaktien übergewichtet, weil sie auf die übliche Jahresendrallye setzten. Jetzt schauen sie auf das nächste Jahr, und ich glaube, viele machen lieber jetzt gleich ihren Hausputz."
      Avatar
      schrieb am 22.12.00 23:16:01
      Beitrag Nr. 79 ()
      @Ica
      zu den neueren Empfehlungen von Toral gehört LLTC.
      December 15, 2000 -- Alvin Toral says well-run, growing companies with strong fundamentals will prosper despite the recent market downturn. One of his newest recommendations is Linear Technology (LLTC); the company makes and markets linear ICs for telecom applications in networking, cell phones, satellite systems, computers, video and space systems.
      "Fundamentally the company is very strong," Toral says. Revenues grew more than 20% yearly over the last four years and reached $705 million in 2000. He also likes Linear`s profit margins, which were 41% in 2000 and averaged 38% previously. Also, earnings are keeping pace with revenues. Earnings rose an average 27% per year since 1997.

      What`s more, Linear has no long-term debt and a current ratio (current assets to current liabilities) of 8:1. "This is another good indication of a well-managed company," Toral says. Shareholders enjoyed four 2-1 stock splits over the past nine years. Toral recommends Linear Technology to aggressive investors.
      Avatar
      schrieb am 22.12.00 23:51:48
      Beitrag Nr. 80 ()
      Hallo Biz,

      vielen dank für Deine Mühe, das hilft mir schon mal weiter. Kannst Du mir eine Adresse nennen, wo es weitere Info über Toral gibt?

      Grüße, ica
      Avatar
      schrieb am 23.12.00 09:26:30
      Beitrag Nr. 81 ()
      Dear Investor:
      I`m Alvin Toral; Editor of The Pure Fundamentalist.


      Alvin unterhält 3 Musterportfolios.Der Schwerpunkt liegt auf Technologiewerten:
      Aggressive Lion Portfolio
      Adam and Eve Portfolio
      Conservative Lamb Portfolio.

      Das Aggressive und das Conservative Potfolio starten jedes Jahr mit neuen Werten. Das Adam an Eve sind auf 3 Monate angelegt. In seinem monatlichen Newsletter bespricht er diese Portfolios sowie andere Themen. Auf seiner Webseite kann man auch die älteren Ausgaben lesen. Das Abbo kostet monatlich 19,95 Dollar. Vorher kann man das ganze 30 Tage lang kostenlos ausprobieren.
      In der Dezemberaugabe 2000 stellt er in der Rubrik Special Supplement: Building A Stock Portfolio seine Favoriten für 2001 vor.The Stocks of Our 2001 Model Portfolios . Deine CMVT ist auch wieder dabei.
      http://www.investools.com./cgi-bin/server.pl/Newsletters/PFU…
      .
      Avatar
      schrieb am 28.12.00 17:04:26
      Beitrag Nr. 82 ()
      Die größten Analystenverfehlungen in
      diesem Jahr

      von Hardpainter



      Qualcomm, Kursziel 1000 Dollar. Vor ziemlich
      genau einem Jahr am Freitag eröffnete
      der junge Paine Webber Analyst Walter
      Piecyk die Rally, welche weit in 2000 hineinreichte
      mit diesem Kursziel für den
      Telekommunikationsspezialisten. Die Aktien
      von Qualcomm zogen am selben Tag
      um 31 Prozent an und mit ihnen der gesamte
      High-Tech-Sektor. Die 2000er Rally
      am Jahresanfang war genauso spektakulär
      wie der Kursverfall am Jahresende,
      auch wenn die Medien und die meisten
      Zuschauer am Jahresanfang bei weitem
      aktiver waren. Heute notieren die Aktien
      von Qualcomm nach einem 4 zu 1 Aktiensplit
      unter 100 Dollar und werden die 250
      Dollar je Aktie voraussichtlich so schnell
      nicht mehr sehen. Dabei spiegeln die
      Qualcomm Aktien den 38 Prozent Kursverfall
      der Nasdaq in diesem Jahr gut wieder.
      Ein Auflistung bekannter Fehlgriffe und
      Analysteneinschätzungen aus den USA in
      diesem Jahr:
      Vor dem Jahr 2000 erklärte die Deutsche
      Bank Alex Brown, dass der Y2K-Bug weltweit
      Rezessionstendenzen auslösen würde.
      Da der Jahr 2000 Fehler nur in sehr
      kleinem Maße auftrat, kam es keineswegs
      zu den erwähnten Folgen.
      Am 18. Februar brachte Goldman Sachs
      als Konsortialführer Gigamedia auf den
      Markt, deren Aktienkurs sich am ersten
      Tag verdreifachte auf 88 Dollar und jetzt
      bei 4 Dollar notiert.
      Im März empfiehlt Robertson Stephens
      Intel und Dell. Die Aktien von Dell konnten
      das ganze Jahr über keine gute Performance
      zeigen. Bei Intel lagen sie aber richtig.
      Sie schätzten, dass die Aktien schon
      früher, nämlich zur Jahresmitte das Kursziel
      von 75 Dollar erreichen können, was
      die Intel Aktien auch schafften. Letztlich
      sind sie dann im Herbst mit der US-PC-Flaute
      und der Börsenbaisse dann weit
      unter den Empfehlungskurs bei momentan
      33 Dollar gefallen.
      Im Mai, schon während des Internet-Kurs-verfalls,
      bestätigt die Analysten Jamie
      Kiggen von Donaldson Lufkin ihr Kursziel
      für Priceline von 190 Dollar. die Aktie notiert
      momentan bei 1,30 Dollar. Im Juli
      beginnen die ersten Warnungen von re-nommierten
      High-Tech Unternehmen. Die
      Softwarespezialisten Computer
      Associates, BMC Software sowie
      Compuware warnen vor schlechter als
      erwarteten Zahlen und läuten eine beinahe
      beispiellose Gewinnwarnungsserie
      ein, welche durch das boomende zweite
      Quartal in den USA und die nachfolgende
      Abkühlung eingeläutet wird.
      Im August warnt SG Cowen´s Bock und
      stuft QXL.com auf Halten herab.
      Im September warnt Intel vor niedrigeren
      Gewinnen. Im Oktober gesteht der
      Internet-Fonds Manager Ryan Jacob seinen
      Fehler im April ein. Er reagierte damals
      wie viele andere auf einen Sell-Off
      bei Internetaktien und nicht auf einen
      Crash. Im Dezember erklärt Credit Suisse
      First Boston Analyst Kiggen, dass
      Doubleclick statt eines Gewinns einen
      Verlust machen werde, behält aber angesichts
      des hohen Cash zu Aktienpreis Verhältnisses
      die Kaufempfehlung bei .
      Letztlich sind in diesem Jahr Renten und
      Immobilienfonds, sowie Konservative Energie-
      und Pharmatitel in den USA die
      großen Renner, welche ein Jahr zuvor nur
      milde belächelt wurden.
      Avatar
      schrieb am 30.12.00 00:04:35
      !
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      Avatar
      schrieb am 30.12.00 16:11:36
      Beitrag Nr. 84 ()
      A U S B L I C K E  2 0 0 1

      "Mr. Dausend" und andere Gurus

      Am Ende eines enttäuschenden Börsenjahres fragen sich viele Anleger, wessen Rat sie noch trauen dürfen. Was bringt 2001?

      Von Marc Brost, Götz Hamann, Marcus Rohwetter, Wolfgang Uchatius


      Jeder große Guru braucht eine kleine Marotte. Also verzichtet Hans Achim Bernecker auf vier Buchstaben des zweiten Vornamens - und nennt sich kurz Hans A. Ein richtiger Guru hat erfahren zu sein, und weise. Also wirbt der 62-Jährige Bernecker mit "40 Jahren Börsenerfahrung" und posiert dazu in ganzseitigen Anzeigen: die Arme verschränkt, die hohe Stirn vom Denken zerfurcht, die Augen fest in die Kamera gerichtet. Ein glaubwürdiger Guru muss selbst Erfolg haben, daher besitzt Bernecker die Symbole des Erfolgreichen: die goldene Uhr am Handgelenk, den Bentley in der Garage, die Millionen auf der Bank. Vor allem aber braucht ein Guru eine Botschaft - und eine Bühne, von der er sie verkündet. Also meldet sich Bernecker einmal die Woche. Per Post. "Wer etwas zu sagen hat", so sein Motto, "schreibt einen Börsenbrief."
      In der jungen Börsenrepublik Deutschland haben offensichtlich viele sehr viel zu sagen. Immer neue Magazine drängen auf den Zeitschriftenmarkt und erklären, wie man "300 Prozent Gewinn mit der nächsten Technik-Revolution" macht oder besser noch "1000 Prozent mit Optionsscheinen". Der Fernsehsender n-tv lässt Experten vor die Kamera, die beim Blick auf Kursgrafiken von "abschreckenden Double-Tops" orakeln und mit fester Stimme behaupten, dass der Dax wieder steige, wenn nur die "maßgebliche Unterstützungslinie" halte. Wer gern telefoniert, kann bei Börsen-Hotlines anrufen, um sich für 2,42 Mark pro Minute einflüstern zu lassen, wo die nächste "Geld-Dusche" wartet und welche Aktie demnächst zur "Bio-Tech-Rakete" wird. Ob im Sportverein, am Stammtisch oder am Arbeitsplatz: Fast jeder kennt jemanden, der einen Tipp parat hat.
      Die Gier nach Geld hat die Kurse im Frühjahr 2000 in ungeahnte Höhen getrieben: Von Januar bis März stieg der Deutsche Aktienindex um ein Viertel, der Neue Markt verdoppelte sich in dieser Zeit sogar. Jetzt liegt die Börse am Boden. Viele Aktien sind nur noch einen Bruchteil ihrer einstigen Höchstkurse wert. Die Anleger fragen sich, ob sie nun aussteigen sollen oder ob gerade jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um wieder einzusteigen. Wird 2001 ein besseres Börsenjahr als 2000? Darf man den Prophezeiungen der Aktiengurus noch glauben? Wem darf man überhaupt trauen, wenn es um die Börse geht?
      Von wegen "Aktienkultur": Viele Anleger haben keine Ahnung
      Zunächst einmal: Es sind die ahnungslosen Aktionäre selbst, die das Heer der Möchtegernexperten zu Propheten machten. "Weil die Anleger die verschiedenen Einflussfaktoren des Kapitalmarktes nur teilweise durchschauen, folgen sie Vorbildern", sagt der Nürnberger Börsenprofessor Wolfgang Gerke. "Vorbilder, von denen sie annehmen, sie besäßen intimere Kenntnisse über die von ihnen empfohlenen Unternehmen." Dass dem nicht so ist, hat Reinhart Schmidt ermittelt. "Da ist viel Zufall dabei", sagt der Professor für Bankbetriebslehre an der Universität Halle-Wittenberge. "Es werden einfach Vermutungen in die Welt gesetzt, die fundamental überhaupt nicht begründet sind."
      Das Perfide daran: Je mehr Leute die empfohlenen Aktien kaufen, desto höher treiben sie die Kurse - und damit treten auch die Weissagungen der Propheten ein. Entziehen die Anleger dem Börsenguru jedoch die Gunst, ist es mit der Herrlichkeit schnell vorbei (siehe Grafik). Das heißt aber auch: Die These von der Aktienkultur in Deutschland ist bloß ein Schlagwort. Viele, die sich aufs Parkett trauen, haben keine Ahnung, auf was sie sich einlassen. Das Ergebnis: Die Börse fährt Achterbahn.
      Guru ist freilich nicht gleich Guru, auch das mussten die Anleger im Jahr 2000 lernen. Die einen bewegen Kurse, die anderen vor allem die Gemüter. Egbert Prior war der Erste, der beides konnte. Der Düsseldorfer Exjournalist - Werbespruch: "Setzen Sie Prioritäten" - gilt als einer, der die Mobilcom-Aktie nach oben gebracht hat. Und wieder nach unten. Als Prior die Aktie propagierte, stieg der Wert binnen weniger Monate um über 100 Prozent. Am Nikolaustag 2000 packt Prior dann die Rute aus: Als er in seinem Börsenbrief schreibt, dass dem Unternehmen "ohnehin das Geld an allen Ecken und Enden" fehle, stürzt der Kurs um knapp 20 Prozent. Der Guru mit dem Bubengesicht strotzt vor Selbstbewusstsein, seitdem er sich nicht mehr vom Staatsanwalt verfolgt fühlt. Jetzt greift er am liebsten die Kollegen an - und am allerliebsten Bernd Förtsch.
      Der Außenseiter aus dem kleinen Kulmbach hat freilich schon Ärger genug. Kaum ein anderer Börsenguru spaltet die Anlegerschaft so sehr wie der Franke Förtsch. Er hat all jene reich gemacht, die frühzeitig auf Kleinstwerte wie Infomatec und Gigabell setzten - und dann rechtzeitig ausstiegen. Wer zu spät kam oder den Absprung verpasste, sitzt heute dagegen auf einem Haufen fast wertloser Papiere. "Mister Dausend", verspotten ihn seine Gegner, weil Förtsch im Fernsehen mit breitem Akzent das Kursziel der Morphosys-Aktie auf 1000 Euro hochschraubte - und das Papier mittlerweile auf rund 140 Euro abgerutscht ist. Im Internet nennen sie ihn "0190-Förtsch", weil er nebenbei eine teure Hotline betreibt. Vor allem aber wird immer wieder moniert, dass Förtsch auch noch Investmentfonds berät, die pikanterweise in jene Aktien investieren, die der Guru in seiner Zeitschrift empfiehlt. Der Vorwurf seiner Kritiker: Bestimmte Aktien würden nur empfohlen, um die Performance der Fonds zu verbessern.
      Für das kommende Jahr hängt alles von der US-Konjunktur ab
      Der Boden, auf dem diese Saat aufgeht, wird seit 1997 bestellt: der Neue Markt in Frankfurt, die Wachstumsbörse für junge Unternehmen. Die dort gehandelten Aktien sind allesamt marktenge Werte - also Aktien mit relativ geringer Stückzahl, deren Kurse leicht um zweistellige Prozentzahlen nach oben springen, wenn eine Schar Kleinanleger kauft. Während ein alter Börsenprofi wie Bernecker den Neuen Markt skeptisch sieht, spezialisiert sich manch neuer Prophet gerade auf dieses Risikosegment.
      Der Zulauf der Gurus hat aber noch einen anderen Grund: das Fernsehen. Bei Prior war es die 3satBörse, in der er als Gast auftrat und Mobilcom-Aktien empfahl. "Die Leute haben dem charmanten Prior geglaubt und dann gekauft", sagt Peter Nemec, der Leiter der Sendung. Ein Dilemma: Ohne Gäste mit einem gewissen Günther-Jauch-Appeal lässt sich keine gute Fernsehsendung machen. "Lieber einen Charismatiker als einen professoralen Langweiler, der die Leute nicht für das Thema Aktie begeistern kann", sagt Nemec. Dass Prior freilich die empfohlenen Mobilcom-Aktien zuvor selbst gekauft hatte, spaltete die Investorenschaft. Insidergeschäfte, schimpften die einen, andere wiederum fanden das in Ordnung: Nur wer selbst die Papiere besitze, zu denen er rät, dem könne man trauen. Hauptsache, selbst reich werden. Wenn andere dabei noch reicher werden - was soll`s.
      Irgendwann waren alle ärmer. Ein Schuldiger musste her. Viele Zuschauer, sagt Nemec, haben der 3sat-Redaktion dann Briefe geschrieben wie: "Sehr geehrte Damen und Herren. Sie haben in Ihrer Sendung eine Aktie empfohlen, mit der ich 4000 Mark verloren habe. Bitte überweisen Sie den Betrag auf mein Konto." So denken die Menschen eben, seufzt Nemec.
      Von neuem steigende Kurse würden sie vermutlich trösten. Tatsächlich sagen die Marktauguren schon den nächsten Boom vorher. "Bis Februar" erwarte er den-Neuen Markt-Index Nemax All Share bei 7000 Punkten, jubelte Prior Mitte November. Hat er diesmal Recht?
      Bevor den Anlegern der Rausch der New Economy zu Kopf stieg, hatten Aktien vor allem mit Unternehmensgewinnen zu tun. Jetzt ist das Delirium vorüber, der Blick nüchtern und wieder frei für Zahlen. Und die sind tatsächlich ganz gut, eigentlich. "Wir erwarten ein Wachstum der Unternehmensgewinne von zehn Prozent und darüber", sagt Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank.
      Zwar gehen die Wirtschaftsforscher davon aus, dass sich das Wachstum in Deutschland leicht abschwächt - von 3,0 auf irgendwo zwischen 2,4 und 2,8 Prozent (siehe ZEIT Nr. 52/00 sowie Forum Seite 25). Doch für die Börse sind auch das keine schlechten Zahlen, im Gegenteil. Ein milderes Wachstum bedeutet geringere Inflationsgefahr. Und wenn keine Inflation droht, wird die Europäische Zentralbank wohl auch die Zinsen nicht erhöhen. Ein Vorteil für die Aktionäre, denn steigende Zinsen erhöhen die Attraktivität von Rentenpapieren, die Investoren schichten um, und die Aktienkurse fallen.
      Am Ende solcher Gedankengänge angekommen, könnten Privatanleger zuversichtlich Aktien kaufen, egal, was die Gurus sagen. Wenn, ja wenn da nicht Amerika wäre und diese Flugzeug-Metapher, die Analysten wie Ökonomen in diesen Wochen ständig zitieren. Demnach befindet sich die US-Ökonomie im schnellen Sinkflug wie eine Boeing 747 vor der Landung. Im ersten Quartal lag die Wachstumsrate bei 5,6 Prozent. Vergangene Woche wurde der Wert für das dritte Quartal bekannt: nur noch 2,2 Prozent. Die Frage, die alle beschäftigt, ist nun: Wie wird die Landung - hart oder weich? Aufprall oder Ausrollen? Lange Rezession oder schnelles Durchstarten in den nächsten Aufschwung?
      "Wenn die USA in die Rezession geraten, kann man sich leicht Horrorszenarien ausmalen", sagt Thomas Meyer, Chefvolkswirt der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs. Auf einen Schlag wären auch die positiven Prognosen für Deutschland Makulatur. Die Nachfrage aus Amerika bliebe aus, der Euro stiege schlagartig an, die Exportraten fielen, die Unternehmensgewinne auch. Aus einem guten Aktienjahr würde ein katastrophales.
      Auf 20 bis 30 Prozent schätzen Ökonomen die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung der amerikanischen Wirtschaft. Wer optimistischer ist, begründet das meist mit einem Namen: Alan Greenspan. Der 73-Jährige ist Präsident der amerikanischen Zentralbank. Er kann der Wirtschaft Geld zuführen oder entziehen, je nachdem, was sie nötiger hat. Er sei der Pilot, sagen die Experten, er steuere das Flugzeug, er wisse am besten, wie es in der Luft liegt. Als er am Dienstag vor Weihnachten die Sorge äußerte, eine Rezession sei womöglich nicht zu vermeiden, stürzten die Aktienkurse in die Tiefe. Obwohl er das Wort Rezession selbst gar nicht in den Mund nahm. Die Fachleute hatten es aus seiner Rede nur herausgelesen. Dieser Einfluss macht Greenspan zum Guru der Gurus. Seine Worte interpretieren die Börsenexperten wie Gläubige die Heilige Schrift. Natürlich interpretiert sie jeder anders. Und jeder hat dabei seine eigenen Interessen. Das gilt für die meisten Börsengurus genauso wie für die Unternehmen, die sich selbst und ihre Aktien mit rosigen Wachstumsversprechen anpreisen. "In diesem Jahr haben am Ende alle, wirklich alle Meinungsbildner falsch gelegen", sagt ein hochrangiger Banker aus Frankfurt. "Und was die Zukunft angeht, fischen wir derzeit alle im Trüben."
      Gurus wollen selbst reich werden, Unternehmen ihre eigenen Kurse nach oben treiben. Wem also kann der Privatanleger trauen? Den Analysten? Auch deren Untersuchungen - zu Hunderten im Internet oder in den Medien zu finden - sind durchaus nicht immer unabhängig. Erst recht nicht, wenn die Analysten bei der Bank arbeiten, die das untersuchte Unternehmen an die Börse gebracht hat. Die Banken beraten die Aktiengesellschaft regelmäßig noch ein Jahr nach dem Börsengang. In dieser Zeit ist eine ehrliche Aussage nicht immer zu erwarten.
      Statt Beratung wollen die Leute den Tipp fürs schnelle Geld
      Aber auch eine noch so objektive Studie birgt Gefahren für Privatleute, sagt Volker Hergert. Er war zehn Jahre lang selbst Analyst, jetzt leitet er die Research-Abteilung der Bankgesellschaft Berlin. "Analysten wenden sich in erster Linie an institutionelle Anleger", sagt er. "Privatanleger als Nichtprofis verstehen nur selten die komplexen Zusammenhänge, die dort beschrieben werden." Das Übersetzen ist Aufgabe der Medien. Aber auch die tun sich schwer damit, sagt Hergert. "Aus dem Zusammenhang gerissene Zitate und inhaltlich falsch wiedergegebene Aussagen führen oft zu Fehlinformationen."
      Die Folge ist häufig eine falsche Anlage-Entscheidung. Oder sogar die Pleite. Bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz melden sich inzwischen immer mehr Menschen, die Aktien auf Kredit gekauft haben. Ihr Depot diente als Sicherheit. Jetzt, da die Kurse sinken, liquidieren die Banken die Aktien für kleines Geld. "Viele gehen jetzt mit einem ordentlichen Soll-Betrag auf dem Konto nach Hause", sagt Geschäftsführer Carsten Heise. Und geben womöglich allein den Börsengurus die Schuld, auf deren Empfehlung sie hörten. Unbedingt hören wollten.
      Selbst einen alten Börsenfuchs wie Hans A. Bernecker lässt die Gier vieler Privatanleger inzwischen zweifeln. "Heute wollen die Leute keine ernsthafte Beratung mehr", klagt er. "Sie wollen nur noch wissen, wo man die nächsten 100 Prozent holt."
      (c) DIE ZEIT   01/2001 
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      schrieb am 04.01.01 22:47:49
      Beitrag Nr. 85 ()
      Saisonalität an den Aktienmärkten «Buy in December - a rule to remember» An den Aktienmärkten spielen sich in den meisten Jahren ähnliche Kursmuster ab: Im Winterhalbjahr zeigen sich die Kurse stärker als im Sommerhalbjahr. Das Phänomen lässt sich empirisch gut belegen, ist aber rational nicht ausreichend begründbar. Investoren nutzen es am besten aus, indem sie gegen Jahresende Aktien kaufen, die ohnehin gemessen am Gewinnwachstum günstig bewertet sind. (Red.)

      Von Hans-Peter Huber* In Anbetracht der Börsenturbulenzen vom vergangenen Herbst mögen sich manche Investoren gesagt haben «alle Jahre wieder». Einmal mehr haben die Märkte deutliche Einbussen von den Niveaus im Frühsommer erlitten. Die Frage stellt sich, ob der Eindruck eines jährlich wiederkehrenden Musters in den Börsenbewegungen lediglichdas Resultat selektiver Wahrnehmung der Investoren ist oder ob über einen längeren Zeitraumbetrachtet tatsächlich solche regelmässigen saisonalen Effekte beobachtet werden können. Saisonale Effekte sollten gemäss der aus der Finanzmarkttheorie bekannten Hypothese effizienter Märkte nicht auftreten. Doch haben verschiedene Untersuchungen die Effizienzhypothese generell ins Wanken gebracht. Phänomene wie der «Weekend-Effekt», der «Januar-Effekt» oder der «Grössen-Effekt» sind belegbar, aber es gibt dafür keine stichhaltigen theoretischen Erklärungen.Sie werden deshalb kurzerhand als «Marktanomalien» bezeichnet. Ähnlich belegbar sind auch die Saisoneffekte. Die Analytiker als Schuldige? Warum sollten sich die Aktienmärkte im Frühling und Frühsommer signifikant besser entwickeln als im Spätsommer und Herbst? Überzeugende Erklärungen sind nur schwer zu finden.Eine oft gehörte Begründung erklärt den negativen Börsenverlauf in der zweiten Jahreshälfte mitGewinnrevisionen durch die Analytiker. Sie neigen dazu, zu Beginn des Jahres das Wachstum der Unternehmensgewinne über die nächsten zwölf Monate zu überschätzen. Allerdings ist auch diese Erklärung unbefriedigend, weil nicht einzusehen ist, warum solche regelmässigen Muster vom Markt nicht antizipiert und folglich im Kurs vorweggenommen werden sollen. Die Frage stellt sich, welche Anlagestrategien die Saisonanomalien profitabel ausnützen. Zum Zweck einer Untersuchung wurden Saison-Strategien explizit formuliert. Dafür wurde das Jahr inzwei Teile aufgeteilt. Die eine Hälfte umfasst dabei diejenige Periode, die als überdurchschnittlich rentabel vermutet wird. Dieser Zeitraum ist auf die Periode von Anfang Dezember bis Ende Mai festgelegt worden; gemäss der «Marktregel», dass in den meisten Jahren ein Jahresendrally und der Januar-Effekt mit einer positiven Kurswirkung auftreten. Die entsprechende Börsenhandlungsregel lautet «Sell in May and go away» (verkaufe im Mai und bleibe der Börse fern). Die andere Periode umfasst den Zeitraum von Anfang Juni bis Ende November und deckt damit die für die Aktienmärkte als schwierig betrachteten Herbstmonate ab. Im Folgenden wird die auf den ersten Zeitraum bezogene Strategie («Sell in May») zwei anderen Strategien gegenübergestellt, nämlich der genau gegenteiligen Strategie («Buy in May»; kaufe im Mai) sowie einer passiven «Buy and Hold»-Strategie. Bei «Sell in May» wird über den Zeitraumvon Ende November bis Ende Mai in Aktien investiert. Von Ende Mai bis Ende November werden Geldmarktanlagen gehalten. Im Rahmen der Strategie «Buy in May» wird zwischen Ende November und Ende Mai eine Geldmarktanlage gehalten. Von Ende Mai bis Ende November wird in Aktien investiert. Die «Buy and Hold»- Strategie bedingt Investitionen in Aktien über das ganze Jahr hinweg. Die drei Strategien sind über den Zeitraum der letzten 30 Jahre für ein internationales Aktienportfolio aus der Sicht eines Schweizer Investors getestet worden. Grundlage für die Berechnungen bildete dabei der MSCI- Aktienweltindex mit Basiswährung Franken. Zusätzlich durchgeführte Tests haben gezeigt, dassdie Währungseinflüsse im MSCI im Zusammenhang mit der Fragestellung vernachlässigbar sind. Für die Geldmarktanlagen wurden 6-Monats- Depositzinsen in Franken verwendet. Die Ergebnisse dieser Simulation sind in der Tabelle zusammengefasst, die kumulierten Renditen der drei Strategien in der Grafik dargestellt. Die Ergebnisse lassen tatsächlich eine deutliche Überlegenheit der «Sell in May»-Strategie erkennen. So liegt die durchschnittliche Jahresrenditefür die Strategie «Sell in May» bei 10,2%, während die «Buy and Hold»-Strategie (MSCI-Index) lediglich 5,7% und die «Buy in May»-Strategie gar nur magere 0,3% per annum erzielte.Aus dem Vergleich der beiden Komplementärstrategien («Sell in May» und «Buy in May») kann gefolgert werden, dass die Aktienhausse der letzten zwanzig Jahre per saldo fast ausschliesslich in der Halbjahresperiode Dezember bis Mai stattgefunden hat. In Anbetracht der Einfachheit der aufgezeigten Strategie (im «richtigen» Halbjahresrhythmus investiert sein) sind die Ergebnisse zweifellos erstaunlich. Führt man dieselbe Untersuchung für einzelne lokale Aktienmärkte durch, ergeben sich qualitativ dieselben Schlussfolgerungen. Am ausgeprägtesten sind sie aberauf der Ebene des hier verwendeten Aktienweltindexes zu erkennen. Dies könnte darauf hinweisen,dass die beobachtete Saisonalität letztlich ein globaler Einflussfaktor ist, der durch internationale Diversifikation über die Märkte hinweg deutlicher erkennbar wird. Dilemma für die Anleger Die Ergebnisse stellen den seriösen Analytiker vor ein Dilemma: Soll man der Theorie glauben, die den empirischen Fakten widerspricht, oder soll man den Daten glauben, welche jeder rationalen Begründung entbehren? In Situationen, wo der Kopf und der Bauch im Widerspruch stehen, hilft oft die Erfahrung. Eine optimale Strategie muss sowohl mit den Fakten als auch mit der Ratio im Einklang stehen. Gemäss diesem Rezept empfiehlt sich, im Dezember Aktien zu kaufen, wenn diese auch aus rationalen Gründen (Bewertung, Gewinnerwartungen usw.) als interessant erscheinen. Zurzeit erscheinen uns beispielsweise ausgewählte New-Economy-Aktien (Branchen Technologie, Telekom, Medien und Biotech), speziell in den USA, dank dem gesunkenen Kursniveau und den ansprechenden Gewinnerwartungen wieder als attraktiv. Zudem ergeben unsereAnalysen, dass diverse europäische Old-Economy-Aktien (Titel aus traditionellen Branchen) als günstig einzustufen sind. Das Weihnachts- bzw. Jahresendrally an den Börsen ist dieses Jahr ausgeblieben. Es ist deshalb noch nicht zu spät, in solche Werte, die man als rational attraktiv betrachtet, zu investieren und zusätzlich auf den Saisoneffekt zu setzen. Eine derartige Strategie steht im Einklang mit den Fakten und ist gleichzeitig rational gut begründbar. * Dr. Hans-Peter Huber ist Chief Investment Officer der Partner-Bank.





      Artikel Börsen und Märkte
      Avatar
      schrieb am 05.01.01 17:56:23
      Beitrag Nr. 86 ()
      Am Ende eines enttäuschenden Börsenjahres fragen sich viele Anleger, wessen Rat sie noch trauen dürfen

      Barrons gehört wohl zu den ganz wenigen Quellen, die auch mal abweichende Meinugen haben und damit häufig richtig liegen, vor allem wenn es um die grundlegende Richtung geht. Außerdem würde ich mir gelegentlich die Fünfglühbirnenleute angucken, also die Analysten, die nachgewiesenermaßen vernünftige Resultate geliefert haben.

      http://www.validea.com/SourcesJump.asp?section=analysts
      Avatar
      schrieb am 13.01.01 16:17:23
      Beitrag Nr. 87 ()
      W E L T W I R T S C H A F T

      Das amerikanische Comeback

      Die Wirtschaft der USA fängt sich wieder, Alan Greenspan handelt richtig, und Europa steht vor einer langen Phase inflationsarmen Wachstums. Der deutsch-amerikanische Ökonom Rudi Dornbusch erklärt, warum wir optimistisch sein sollen

      DIE ZEIT: Alle Welt starrt auf die amerikanische Konjunktur. Schmiert sie ab?
      RUDI DORNBUSCH: Die schlimmsten Nachrichten sind jetzt schon durch. In einigen Wochen werden wir darüber reden, wie tief die Delle war und wie schnell wir da wieder herausgekommen sind.
      ZEIT: Das Wort Rezession macht die Runde - und Sie geben locker Entwarnung?
      DORNBUSCH: Um die jetzige Situation einmal einzuordnen: Wir alle wollten, dass die amerikanische Wirtschaft abbremst. Jetzt haben wir die Bremsung. Eine solche Phase ist immer schwierig, weil die Risiken größer werden als gewünscht. Aber deswegen erleben wir noch keine Rezession.
      ZEIT: Was heißt das in Zahlen?
      DORNBUSCH: Bis Dezember erwarte ich wieder ein Wachstum von drei bis dreieinhalb Prozent. Geld- und fiskalpolitische Mittel sind vorhanden, um die Wirtschaft nach oben zu ziehen. Die Geldpolitik hat schon Flagge gezeigt. Das war wichtig.
      ZEIT: Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank, hat vergangene Woche mit Recht die Leitzinsen gesenkt?
      DORNBUSCH: Oh, das war wunderbar. Er hat nicht gegen die Börse gekämpft, hat nicht gewartet, bis der Patient tot ist, und nicht eine Situation wie in Japan riskiert!
      ZEIT: Und das Gegenargument, Greenspan lasse sich nur mehr von der Aussicht auf kurzfristige Effekte leiten?
      DORNBUSCH: Es ist schon eine ernste Frage, ob er nicht länger hätte warten sollen. Aber es gibt wirklich keinen Grund, eine Rezession zuzulassen. Amerika hat nichts falsch gemacht. Erstens sollte die Wirtschaft um etwa 2,5 Prozent wachsen und bewegte sich unter diesem Pfad. Zweitens wollten die Verbraucher deutlich weniger ausgeben, und die Börsianer bekamen kalte Füße. An dem Punkt entscheidet sich, ob Sie ein Abbremsen abfedern und zurück zum Wachstum finden oder die Kontrolle verlieren. Greenspan musste handeln, als er noch Einfluss nehmen konnte.
      ZEIT: Der neue Präsident und der alteingesessene Chef der Federal Reserve konkurrieren darum, wer die US-Wirtschaft wieder flottmacht. Greenspan setzt auf Zins-, Bush auf Steuersenkungen. Geht das gut?
      DORNBUSCH: Da gab es immer eine gewisse Spannung. Tatsächlich liegen dahinter zwei Probleme. Zum einen die Frage, ob monetäre oder fiskalische Politik die Ökonomie flottmacht. Da geht die Präferenz in Richtung Notenbank und niedriger Zinsen ...
      ZEIT: ... das ist Ihre Präferenz.
      DORNBUSCH: So sieht das heute über die Parteigrenzen hinweg jeder, gerade im Hinblick auf die weitere Finanzierung der Neuen Wirtschaft. Zum anderen haben wir es mit der Agenda der Republikaner zu tun, die prinzipiell Steuern senken wollen. Dafür hat Bush geworben. Viele seiner Wähler wollen nun ihre Steuersenkung, und konjunkturell scheint auch die richtige Zeit zu sein. Aber die "Fed" hat gehandelt und klargemacht, dass sie künftig die Zinsen noch weiter herunterfahren will. Damit nimmt sie Bush großteils die Gelegenheit, von einem Notfall zu reden.
      ZEIT: Die Fed bindet dem neuen Präsidenten die Hände, bevor der überhaupt im Amt ist?
      DORNBUSCH: Vielleicht hat Bush das ja herausgefordert. Eine solche Situation haben auch Greenspan und Clinton erlebt. Clintons Wähler wollten öffentliche Investitionen. Dann redete er mit Greenspan, der ihm gesagt haben muss: Sie haben die Wahl zwischen niedrigen Zinsen und hohen Staatsausgaben. Die zusätzlichen Staatsinvestitionen gab es nicht, dafür aber Niedrigzinsen.
      ZEIT: Ob Politiker, Investoren oder Anleger: Alle blicken gebannt auf Greenspan. Halten Sie es für gesund, dass der führende Notenbanker zu einem gottähnlichen Star wird?
      DORNBUSCH: Sie müssen schauen, welche Optionen Sie haben. Fragen Sie mal die Amerikaner, ob sie lieber Alan Greenspan oder Wim Duisenberg hätten. Es ist wichtig, dass die Fed hart am Wind liegt und aktuell reagiert. Im Gegensatz zu Duisenbergs Europäischer Zentralbank legt sie sich nicht auf Obergrenzen für die Inflation fest. Greenspan will das so wenig wie sein Vorgänger.
      ZEIT: Sind feste Zielgrößen nicht verlässlicher?
      DORNBUSCH: Ich bin für Inflationsziele, weil wir nicht sicher sein können, immer einen Greenspan an der Spitze der Notenbank zu haben. Der versteht die reale Wirtschaft und die Risiken, die auftreten, wenn die Finanzmärkte nach unten gehen.
      ZEIT: Vollkommen erfolgreich war Greenspan ja nicht. Kurz nach den Zinssenkungen brach die Neue Wirtschaft an der Börse ein.
      DORNBUSCH: Dabei handelt es sich nur um einen kleinen Teil der Börse. Gut, dass Greenspan die Kurse insgesamt nicht oben halten konnte. Das hätte den falschen Eindruck vermittelt. Panikverkäufe sind zwar gefährlich, nicht aber Kurse, die langsam nachgeben. Meiner Meinung nach hätte Greenspan kein Problem damit, wenn die Kurse während des Jahres um 10 Prozent nachgeben würden - oder auch um 15 Prozent. Dann sinken die Zinsen weiter.
      ZEIT: Ihr Optimismus ist beeindruckend. Immerhin verschulden sich die USA derzeit im Ausland jährlich um fast eine Billion Mark.
      DORNBUSCH: Vor drei Monaten hieß es: Der Dollar fällt, dann kommt die Inflation, die Fed muss die Zinsen erhöhen, die Börse bricht zusammen. Und nun? Keine Inflation; der Dollar kann fallen. Das Argument ist keines. Europa muss sich vielmehr sorgen, dass die Amerikaner in Ruhe den Dollar fallen lassen und sich auf diese Weise Schub von außen holen. Vor einem Jahr, im Boom, hätte ein fallender Dollar eine Inflationsgefahr bedeutet. Jetzt nicht.
      ZEIT: Wird der Dollar tatsächlich kollabieren?
      DORNBUSCH: Ich glaube nicht. Europas Konjunktur bremst, Japans Wirtschaft ist tot. In diesem Umfeld kollabiert der Dollar nicht.
      ZEIT: Und wenn die ausländischen Gläubiger und Investoren doch aufhören, ihr Geld den Amerikanern anzuvertrauen ...
      DORNBUSCH: ... wo sollen sie denn hin damit, nach Japan? Oder steht Europa unmittelbar vor einem außerordentlichen Boom?
      ZEIT: Japan kommt bei Ihnen extrem schlecht weg. Besteht dort wirklich keine Chance auf eine Wende?
      DORNBUSCH: Japan war bis vor kurzem mitten in einem Aufschwung. Jetzt ist das Wachstum weg. Getragen wurde es vor allem vom High-Tech-Boom. Aber der ist nun vorüber. Zudem belasten die Konjunkturprobleme in den USA die Japaner. Und die Frage ist, woher der nächste Aufschwung kommen soll. Von der Geldpolitik? Die Zinsen sind ja schon extrem niedrig. Von der Fiskalpolitik? Die Defizite sind schon riesig. Da ist nichts mehr im Werkzeugkasten, die Weltwirtschaft wird langsamer, und die Verbraucher in Japan haben kein Vertrauen. Vorbei die Erwartung, dass die Wirtschaft um zwei Prozent wächst. Die einzig übrige Idee ist, dass die Zentralbank den Yen nach unten bringen soll.
      ZEIT: Was bedeutet das für den Westen?
      DORNBUSCH: Dadurch schrumpfen die Exportmärkte für Europa. Und langfristig bedeutet es ein großes finanzielles Risiko. Wenn die Verbraucher in Japan aufgeben, bricht die japanische Börse ein, ohne dass die Zentralbank dort viel unternehmen kann. Der Verfall des Yen könnte 30 Prozent betragen, und dann ist ganz Asien wieder in der Bredouille, auch China. Da gibt es keine Kontrolle mehr - ein großes Risiko für Japan und für die Welt.
      ZEIT: Ein anderes Risiko ist der Ölpreis.
      DORNBUSCH: Öl wird in der zweiten Jahreshälfte in den USA billiger. Auch von daher ist Inflation kein Thema. Sie können daher getrost erwarten, dass Greenspan die Zinsen dieses Jahr um einen weiteren Prozentpunkt senken wird.
      ZEIT: Angenommen, Ihr Optimismus ist begründet ...
      DORNBUSCH: ... Moment, Moment. Vor drei Monaten galt als Optimismus, dass die Fed sofort erfolgreich handeln würde, wenn etwas schief läuft. Das ist schon geschehen!
      ZEIT: Angenommen also, die Optimisten behalten weiter Recht. Wie sollten sich Notenbank und Politiker in Europa verhalten?
      DORNBUSCH: Dort ist das Bild komplizierter. Tatsächlich gibt es Inflationsgefahren, gemessen am Ziel der Europäischen Zentralbank. Zum Jahreswechsel kommt die neue Währung, dann sollte der Euro hoch im Kurs stehen. Und die Konjunktur verlangsamt sich. Die Zentralbank sollte nicht versuchen, den Euro über den Kurs von einem Dollar zu heben. Dazu wird die US-Ökonomie zu stark sein. Sie sollte vielmehr Greenspan in einiger Entfernung folgen und die Zinsen senken.
      ZEIT: Und was wird aus dem gerade wieder wachsenden Selbstbewusstsein der Europäer gegenüber Amerika?
      DORNBUSCH: Die Europäer müssen verstehen, dass das Wachstum in Europa zurückgeht und eine Zinssenkung die richtige Antwort ist. Und ein Euro in den Neunzigern ist doch auch sehr schön.
      ZEIT: Bei Ihnen klingt das, als müsse man in Amerika und Europa nur an ein paar Hebeln ziehen, und schon geht es in die gewünschte Richtung. Im Falle Amerikas ein Wachstum von drei bis dreieinhalb Prozent.
      DORNBUSCH: Es gibt viele Unsicherheiten. Aber die Fed und die Finanzpolitik können das durchschnittliche Jahreswachstum schon mitbestimmen - und über das Verhältnis von Wachstum und Beschäftigung auch die Arbeitslosenrate. Man sollte die genauen Zahlen nicht zu ernst nehmen. Aber sagen zu können: Wir haben die Abschwächung, und anders als erwartet ist Inflation kein Problem; in einigen Monaten wird das Wachstum daher wieder zunehmen - das ist nicht zu viel verlangt.
      ZEIT: Was müsste passieren, damit Amerikas Wirtschaft doch "hart landet", wie das heißt - doch in die Rezession fällt?
      DORNBUSCH: Das geht in dieser Phase nicht mehr. Na ja, angenommen, eine ideologische Fed erklärt der Börse den Krieg, angenommen, die Regierung erweist sich als vollkommen inkompetent und lässt den Dollar krachen, sodass die Weltwirtschaft abschmiert, weil Asien keine Chance mehr hat - dann vielleicht. Aber realistisch: In allen Szenarien einer harten Landung war die Inflation schuld.
      ZEIT: Noch einmal: Die amerikanische Wirtschaft geht gegenüber dem Rest der Welt jedes Jahr ein Defizit von einer halben bis einer Billion Mark ein. Kann das noch ein halbes Jahrzehnt oder länger so weitergehen?
      DORNBUSCH: Klar. Man kann dieses Defizit zwar nicht ewig aufrechterhalten, aber derzeit fehlt den internationalen Anlegern die große Alternative. Und wenn sie doch abwandern, sinkt der Dollar, die Steuersenkung wird geringer ausfallen, die Leistungsbilanz wird ausgeglichener - und der Rest der Welt wird ungehalten sein, weil das einfache Wachstum durch Exporte nach Amerika dahin ist.
      ZEIT: Sie sagen, die USA blieben vorerst die Lokomotive der Weltwirtschaft. Können Sie sich vorstellen, dass Europa diese Rolle in naher Zukunft einnimmt?
      DORNBUSCH: Anders als Japan, das wirklich gezogen wird, entwickelt sich Europa derzeit parallel zu Amerika. Ein Wettrennen, wenn Sie so wollen. Derzeit sehen die USA schlechter aus, im Fernsehen werden bange Fragen gestellt. Aber ich glaube, das ändert sich.
      ZEIT: Bleibt Europa daher mehr Zeit für Reformen?
      DORNBUSCH: Der Druck wird steigen. Das Wachstum geht dieses Jahr zurück, und die allgemeine Aussage, dass vieles in die richtige Richtung geht, wird nicht mehr reichen. Derzeit sagt alle Welt: Amerika wird bestraft für all seine Defizite. Bald wird man aber sehen, dass der niedrigere Dollar den Amerikanern bekommt und sie lächeln lässt.
      ZEIT: Angenommen, Sie behalten wieder Recht. Wieso kann eine Volkswirtschaft entgegen allen Konjunkturweisheiten mehr als zehn Jahre wachsen, ohne in den Strudel der Inflation zu geraten?
      DORNBUSCH: Früher war die Geldentwertung immer der fatale Faktor. Heute nicht mehr. Die Konkurrenz auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt ist heftig - sogar jetzt noch bei vollster Vollbeschäftigung. Weil das High-Tech-Geschäft zurückgeht, suchen auch gute Leute Jobs. Der intensive Wettbewerb auf den Weltmärkten verhindert zudem ein Hochschnellen der Güterpreise. Und die Unternehmen senken weiterhin ihre Kosten. Wenn sich jemand beklagt, er finde keine Sekretärin, dann wird ihm gesagt, er müsse eben ohne auskommen. Und die Produktivität wächst.
      ZEIT: Harte Zeiten für Manager.
      DORNBUSCH: Auf einer Tagung des amerikanischen Ökonomenverbandes vergangene Woche fragten alle, wie sie an eine gute Sekretärin kämen. Die Antwort ist: Gar nicht, lebe damit! Und das Personal im Hotel sprach nicht unbedingt englisch, sondern spanisch. So ist das eben. Sehen Sie, viele wollen die gute alte Zeit wieder, als eine große Zahl qualifizierter Arbeitskräfte um Jobs bettelte.
      ZEIT: Irgendwann sind aber alle Sparpotenziale ausgeschöpft.
      DORNBUSCH: Schon, nur sind wir noch lange nicht so weit. Die Entwicklung dürfte noch drei bis fünf Jahre anhalten. Es dauert, bis die Wirtschaft den intensivierten Wettbewerb und die neue Technologie ganz verarbeitet hat.
      ZEIT: Durch den Einbruch am Neuen Markt haben die Deutschen den Eindruck, diese Chancen gingen an ihnen vorbei.
      DORNBUSCH: Nein. Die kostensenkenden Mittel werden global eingesetzt. Vielleicht sind sie in Europa schwerer durchsetzbar. Aber sie kommen auch bei Siemens oder Daimler an.
      ZEIT: Die Europäer dürfen auf eine lange Phase inflationsarmen Wachstums hoffen?
      DORNBUSCH: Ja. Europa hat noch eine wundervolle Menge Ineffizienz abzuarbeiten. Darin liegt der zusätzliche Prozentpunkt Wachstum und der ausbleibende Prozentpunkt Inflation, die man New Economy nennt. Die Menschen sehen auch ein, dass die Wirtschaft flexibler werden muss.
      ZEIT: Und der Crash am Neuen Markt?
      DORNBUSCH: Die High-Tech-Börse in Amerika ist auch gefallen. Und der Nasdaq könnte durchaus noch weiter sinken. Gegenwärtig hält der Realismus wieder Einzug. Aber deswegen geben die Menschen die New Economy nicht auf. Sie ist allemal interessanter als Tellerwaschen.
      ZEIT: Das klingt, als hätten Kritiker des schnellen Kapitalismus keine Chance.
      DORNBUSCH: Ihre beste Zeit geht schon wieder vorbei. Die US-Wirtschaft wird nicht einbrechen und ihnen damit Argumente liefern.
      Der Weltökonom
      Rudi Dornbusch gehört zu den bekanntesten Wirtschaftswissenschaftlern auf dem Globus. Nicht nur, weil er überall auftaucht, wo es interessant wird - in Südamerika genauso wie in Asien. Nicht nur, weil seine Publikationsliste besondere Ausmaße hat und sich darauf auch ein viel genutztes Lehrbuch findet. Sondern vor allem, weil sich Dornbusch immer verständlich ausdrückt - in seinen Beiträgen für "Business Week" oder das "Wall Street Journal" genauso wie auf Podien. Seine Pointen haben schon so manchen Politiker verletzt.
      Der 58-jährige Professor vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) wurde in Krefeld geboren. Als Student wechselte er nach einem Kurzversuch in Jura zur Ökonomie, die ihn nach Amerika brachte - heute spricht er in Wirtschaftsdingen lieber Englich als Deutsch. Er promovierte in Chicago an der Fakultät des Nobelpreisträgers Milton Friedman. Das liberale Denken der Chicago-School hat er beibehalten. Der europäische Sozialstaat findet bei ihm so wenig Gnade wie einst der Plan einer gemeinsamen europäischen Währung.
      Mit Rudi Dornbusch sprach Uwe Jean Heuser
      Avatar
      schrieb am 23.01.01 16:53:50
      !
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      Avatar
      schrieb am 24.01.01 19:54:26
      Beitrag Nr. 89 ()
      A K T I E N F O N D S


      Auf die Mischung kommt es an


      Vor allem europäische, aber auch international anlegende Fonds werden 2001 profitieren.
      Man muss kein unverbesserlicher Optimist sein, um trotz des schwarzen Börsenjahres 2000 weiter Aktien zu kaufen. Keine andere Anlageform verspricht, über lange Zeiträume betrachtet, eine ähnlich hohe Rendite, dazu noch steuerfrei.

      Gewiss, derzeit ist offen, ob die Kurse stetig wieder steigen. Doch nach Meinung vieler Experten scheint der Jahresbeginn eine gute Zeit zu sein, um an den Aktienmärkten wieder einzusteigen.

      Hier soll nicht den Zockern das Wort geredet werden, die
      jetzt vermeintlich billige Titel aus spekulativen Erwägungen in ihr Depot legen. Das Risiko, mit einer solchen Strategie auf die falschen Papiere zu setzen, ist
      hoch.

      Wer Aktien als Instrument der Altersvorsorge begreift, zumindest aber einen Anlagehorizont von bis zu zehn Jahren mitbringt, ist mit Investmentfonds in der Regel besser bedient. Deren Manager beobachten täglich die Börsen und investieren das ihnen anvertraute Kapital in attraktive Branchen und Unternehmen.

      Angesichts von rund 4000 in Deutschland zugelassenen Fonds scheint die Auswahl des richtigen auf den ersten Blick genauso schwer wie die einer einzelnen Aktie. Viele Angebote scheiden für den langfristig engagierten Anleger allerdings von vornherein aus.



      Zusammen sind wir stark: Die Fondsmanager nehmen den einzelnen Investoren viel Arbeit ab und bündeln die Kräfte Länder-, Branchen- oder Themenfonds, die aus einer stark eingeschränkten Menge einzelner Aktien auswählen, müssten vom Anleger eigenständig zu einem ausgewogenen Portfolio kombiniert werden. Für sich allein genommen, ist das Risiko bei diesen so genannten Spezialitätenfonds sonst zu hoch.

      Nach Ansicht erfahrener Vermögensverwalter eignen sich zwei
      Arten von Aktienfonds besonders für Anleger, die Investitionsentscheidungen lieber den Profis überlassen
      wollen: international anlegende und europäische Fonds.

      Internationale Fonds, auch "Aktien Welt" genannt, haben
      ihren Anlageschwerpunkt in den USA, ohne sich allerdings
      völlig vom Geschehen an der Wall Street abhängig zu machen.
      In Kombination mit in Europa investierenden Fonds erhalten
      Anleger so ein viel versprechendes Aktiendepot.

       A B E L L E   I


      Europäische Fonds


      manager magazin hat zusammen mit der Vermögensverwaltung Feri Trust die zehn besten europäischen Aktienfonds zusammengestellt.
      Die Sortierung nach der Wertentwicklung der Fonds innerhalb eines Jahres zeigt, wie die Fondsmanager die Einbrüche an den Börsen bewältigt haben:
      Eurostars
      Die besten in Europa investierenden Aktienfonds
      Rang
      Fonds/WKN1
      Rating2
      Performance3
      1 Jahr
      1
      Henderson Horizon, (989 226)
      (A)
      67,16
      2
      Invesco GT Continental, (986 660)
      (B)
      56,33
      3
      Sun Life Growth, (971 795)
      (A)
      50,16
      4
      HSBC GIF Equity, (973 763)
      (A)
      49,62
      5
      EUFINVEST/A, (971 622)
      (A)
      40,35
      6
      ABN Amro Equity, (973 925)
      (A)
      40,07
      7
      Performa Equity, (971 669)
      (A)
      37,42
      8
      Swissca Continental, (971 315)
      (A)
      32,18
      9
      Lion Interaction, (971 424)
      (A)
      29,88
      10
      Newton Continental, (930 431)
      (A)
      24,95 Index: MSCI Europa 25,71

      T A B E L L E   I I


      Die Weltmeister



      Die besten international anlegenden Aktienfonds
      Rang
      Fonds/WKN1
      Rating2
      Performance3
      1 Jahr
      1
      Metzler Wachstum, (975 225)
      (B)
      87,48
      2
      ACM Growth Trends, (974 264)
      (B)
      57,90
      3
      DWS (CH)-Aktien, (974 087)
      (A)
      48,86
      4
      DWS Vermögensbild. I, (847 652)
      (A)
      48,18
      5
      DekaSpezial, (847 466)
      (A)
      43,92
      6
      Postbank Dynamik, (974 183)
      (A)
      39,21
      7
      SMH-Internat.-UBS, (848 821)
      (A)
      37,80
      8
      Robeco N.V., (970 259)
      (A)
      36,25
      9
      UniGlobal, (849 105)
      (A)
      35,25
      10
      Anglo Irish Equity, (987 927)
      (A)
      21,64 Index: MSCI Welt 25,94
      1Wertpapier-Kennnummer; 2das
      Feri-Trust-Fonds-Rating bewertet die Performance und das
      Risiko eines Fonds über einen fünfjährigen Zeitraum. Die
      Einstufung reicht von (A) = sehr gut bis (E) = schwach;
      3in Prozent.
      Stand: 31. 10. 2000; Fondsnamen abgekürzt. Quelle: Feri Trust
      Avatar
      schrieb am 24.01.01 22:03:45
      Beitrag Nr. 90 ()
      Haben Sie eine Strategie? Montag, 22.01.2001 von Horst Fugger


      Falls nicht, sollten Sie Ihre Vorgehensweise überdenken

      Die meisten Aktienkäufer halten es für sinnvoll, eine bewährte und durchdachte Strategie zu verfolgen. Aber nur wenige haben eine, und in kritischen Situationen hält sich kaum jemand an die Regeln der Vernunft.
      Unerfahrene Börsianer hatten im letzten Jahr oft das Gefühl, sie seien dem Auf und Ab der Kurse hilflos ausgeliefert. Da stiegen manche Aktien zunächst um mehr als 100 Prozent, um dann innerhalb weniger Monate ins Bodenlose zu fallen. Wie kann es sein, dass ein Papier, das man im März für 100 Euro gekauft hat, im Dezember nur noch zehn Euro wert ist? War nun der Kurs im Frühjahr der "richtige", also dem realen Wert der Aktie angemessene, oder der vom Jahresende?
      Wahrscheinlich keiner von beiden. Bei einigen solchen Aktien war vielleicht auch der Preis im Dezember noch viel zu hoch. Jeder Börsianer muss allerdings wissen, dass Börsenkurse nicht das Resultat vernunftbestimmter Prozesse sind. Emotionen, Hoffnungen und mit 1000 Fehlerquellen behaftete Zukunftsprognosen spielen dabei eine weit größere Rolle. Es handelt sich also um einen durchwegs chaotischen Vorgang. Den "richtigen" Kurs gibt es nicht. Viele Aktienkäufer machen den Fehler, dass sie auf das Chaos der Kursentwicklung mit einer noch weit chaotischeren Kauf- und Verkaufspolitik reagieren. Wenn sie damit anfangs ein paar Gewinne einstreichen, halten sie solchen Dilettantismus vielleicht sogar für eine Strategie. Das böse Erwachen kommt früher oder später, aber es kommt bestimmt.
      Mit der Unberechenbarkeit der Börse wird man nur fertig, wenn man einen ausgearbeiteten Plan verfolgt. Eine Strategie eben, die diesen Namen verdient, die ein Ziel und ein Konzept umfasst. Wer eine Strategie hat, weiss ganz genau, was er in jeder erdenklichen Börsensituation tun wird. Daher verliert er nie die Nerven und braucht sich weder auf Gefühle noch auf die Meinung anderer zu verlassen. Anschauliche Beispiele liefert das Day Trading, sozusagen die Formel 1 der Börsenspekulation. Ein Patentrezept gibt es hier nicht. Jeder erfolgreiche Day Trader hat sein ganz individuelles Handelssystem, das zum Beispiel eine Kombination technischer Indikatoren, fundamentaler Bedingungen oder anderer Faktoren umfasst. Wenn ein Kauf- oder Verkaufssignal kommt, geht er den Trade ohne zu zögern ein, und er weiß auch schon vorher ganz genau, wie hoch sein Einsatz sein wird. Wenn die Sache schief zu gehen droht, stellt er sofort glatt und nimmt den Verlust in Kauf. So geht er selbst dann vor, wenn er zuvor zehn Fehlsignale in Folge hatte. Er darf es sich auch gar nicht leisten, das elfte Signal zu missachten, denn es könnte den ganz großen Gewinn bringen, den "Home Run", der vielleicht fünfmal so hoch ist wie die Summe der zehn kleinen Verluste.
      Der Erfolg beruht letztendlich darauf, dass der Trader alle Emotionen ausschaltet und fast wie eine Maschine agiert. Das muss er auch, denn eine Emotion wie die Hoffnung, ein krasser Verlusttrade werde schon noch in die gewünschte Richtung drehen, kann in diesem Geschäft Kopf und Kragen kosten. Es gibt Day Trader, die an einem einzigen Tag mehr Geld verloren haben, als sie zuvor in zehn harten und erfolgreichen Jahren gewonnen hatten.
      Denken Sie jetzt nicht, das alles gehe Sie nichts an, weil Sie mit Futures und Optionen nichts am Hut haben, sondern nur am Aktienmarkt aktiv sind. Das Prinzip gilt für jede Form der Geldanlage. Ich kenne viele Börsianer, die kein Konzept haben. Ihre Depots sind ein Sammelsurium von Aktien, die sie irgendwann aus irgendwelchen Gründen gekauft haben, an die sie sich teilweise gar nicht mehr erinnern können. Womöglich war ein Tipp von einem Freund dabei, eine Empfehlung der Hausbank und ein völlig abgesoffener "zukünftiger Marktführer", den ein Analystenlehrling im Börsenfernsehen verbraten hatte. Fast überflüssig zu erwähnen, dass sich in solchen Depots regelmäßig 80 Prozent "Leichen" finden. Aktien also, die der Inhaber nur deshalb nicht verkauft, weil er dafür so gut wie nichts mehr bekommen würde, die er aber vor Jahren oder auch erst vor Monaten teuer eingekauft hat. Gekauft hat er sie allerdings nur, weil er eben kein Konzept, keine Strategie hatte. Es zahlt sich an der Börse nicht aus, Aktien mal aus diesen, mal aus jenen Gründen zu kaufen. Jeder Anleger muss ganz genau wissen, welches Ziel er an der Börse verfolgt und wie er es erreichen will. Und sagen Sie jetzt nicht "Ich will reich werden". Das wollen wir alle. Sagen Sie lieber: "Ich akzeptiere ein maximales Kursrisiko von x um eine Rendite von y zu erzielen". Wenn Sie so weit sind, können Sie sich überlegen, welche Aktien für diese Strategie in Frage kommen und Kriterien festlegen, die solche Aktien erfüllen müssen. Das können charttechnische Bedingungen sein, fundamentale Kennzahlen wie ein maximales KGV, KBV, KUV oder KCV, eine Mindestanforderung an die Dividendenrendite, das prozentuale Gewinn- oder Umsatzwachstum per annum oder eine beliebige, ganz auf Ihr Ziel zugeschnittene Kombination aus allen diesen Kriterien. Wenn Sie so weit sind, haben Sie schon ein recht durchdachtes Konzept und sind der Mehrheit der Börsenlemminge deutlich überlegen. Drücken wir es mal bildlich aus: Sie haben ein Sieb, durch das alle Aktien fallen, die Ihre Bedingungen nicht erfüllen. In der Regel bleiben noch mehr als genug andere Aktien übrig, und nun können Sie an die Feinabstimmung gehen, Erkundigungen über die einzelnen Unternehmen einholen und schließlich die Auswahl treffen.
      Auch dann müssen Sie leider noch mit einer gewissen Fehlerquote leben, denn die Börse hält nun mal jeden Tag ihre Überraschungen für uns bereit. Aber Sie werden besser abschneiden als 95 Prozent aller anderen Börsianer, die sich auf Tipps, Emotionen und ähnlichen an der Börse hinderlichen Krempel verlassen
      Avatar
      schrieb am 24.01.01 23:42:25
      Beitrag Nr. 91 ()
      Hallo Riddick,

      folgende Seite fand ich sehr schön bezüglich Fonds:

      http://www.gfa-fonds.de/

      Grüße, ica
      Avatar
      schrieb am 02.02.01 00:08:14
      Beitrag Nr. 92 ()
      G R E E N S P A N


      Das Denkmal wackelt


      Ist der US-Notenbankchef noch der überparteiliche Experte? Kritiker werfen Greenspan zuviel Nähe zur konservativen Bush-Regierung vor.




      Die Kritik an dem US-Notenbankchef aus Politik und Finanzwelt wächst. Zeigt er nun wieder sein wahres Gesicht als Erzkonservativer? wie das kaninchen die Schlange starrte
      die Finanzwelt am Mittwoch Anbend vor der neuen Zinssenkung wieder auf Alan Greenspan. Bei jeder Bewegung des US-Notenbankchefs zucken Fondsmanager, Aktionäre und Politiker zusammen. Viele würden ein Vermögen dafür geben, einige Sekunden vor den anderen einen Blick in
      seine Gehirnwindungen zu werfen. Um den wichtigsten finanzpolitischen Steuermann der Welt ist ein Personenkult entstanden, der den schmächtigen Alten fast zur unberührbaren Ikone gemacht hat.
      Doch Greenspans Image als überparteilicher Fachmann hat in den vergangenen Wochen Kratzer bekommen. Kritiker werfen ihm vor, sich zu eng an die konservative Regierung von George W. Bush zu schmiegen.

      Folgt Greenspan zu sehr der politischen Lobby?
      Mit zwei deutlichen Zinssenkungen im Januar und seinen
      wohlwollenden Äußerungen über Steuersenkungen ist der 74-Jährige dem Präsidenten entgegen gekommen. Bush möchte die Steuerzahler innerhalb der nächsten zehn Jahre um 1,6 Billionen US-Dollar (fast 3,4 Billionen Mark) entlasten.

      Greenspan muss sich daher einen ungewöhnlichen Vorwurf gefallen lassen: Sein Schwenk sei eher politisch als finanzpolitisch motiviert. Denn bisher hatte der Notenbank-Chef den strikten Kurs von Ex-Präsident Bill Clinton zum Schuldenabbau und zur Sanierung der Sozialversicherung mitgetragen.

      Der Experte verstrickt sich in Widersprüche
      Greenspans Prognose, die öffentlichen Schulden könnten bis 2010 abgebaut werden, halten einige liberale Politiker wegen der jüngsten wirtschaftlichen Abschwächung für zu optimistisch. Er habe das Tor für die Wiederkehr des fiskalischen Leichtsinns geöffnet, griff der demokratische Senator Paul Sarbanes den Notenbank-Chef an. Damit spielte er auf die drastischen Steuerkürzungen von Ex-Präsident
      Ronald Reagan an, in dessen Amtszeit von 1981 bis 1989 das Haushaltsdefizit der USA explodierte.

      Kritik ist auch außerhalb der Parteipolitik zu hören. Experten weisen auf einen Widerspruch in Greenspans Rede vor dem US-Senat vergangene Woche hin: Steuersenkungen sollen nach Meinung der Republikaner die kränkelnde US-Wirtschaft wieder in Schwung bringen.

      Obwohl Greenspan dieser Logik nicht direkt folgt, hat er
      das Ziel unterstützt und dies mit den zu erwartenden "null
      Schulden" und Haushaltsüberschüssen gerechtfertigt. Doch wenn die Staatskasse überlaufen sollte, heißt das, dass es der Wirtschaft ohnehin gut geht. Falls nicht, würden Steuersenkungen wieder ein Loch ins Budget reißen. Davor hatte Greenspan selbst gewarnt.

      Greifen jetzt wieder alte Seilschaften?
      Enttäuschte Demokraten behaupten, Greenspan zeige nun wieder sein wahres Gesicht als Erzkonservativer. Schließlich hatte Reagan Greenspan 1987 auf den Posten des Zentralbank-Chefs gehoben. Die persönlichen Bindungen zur neuen Bush-Regierung sind eng. Der neue Finanzminister Paul O`Neill und Bushs Wirtschaftsberater Larry
      Lindsey haben mit Greenspan jahrelang eng zusammen gearbeitet und sich zum Teil gegenseitig Jobs beschafft. Greenspan und der Aluminium-Manager O`Neill dienten gemeinsam in der Regierung von Präsident Richard Nixon (1968-74). Lindsey lernte Greenspans Philosophie eine Zeit lang selbst in der Zentralbank kennen.

      Politik selbst stellte Greenspan auf den Sockel
      "Wir haben ihn auf dieses hohe Podest gestellt und uns selbst zu Narren gemacht", sagte ein Mitarbeiter der Demokraten. "Dies ist kein objektives Orakel." Doch Partei-Kritik hat der Alte schon oft durchgestanden, mal von der einen, mal von der anderen Seite. Darüber, wie auch über seinen Personenkult, hat der eher schüchterne
      Greenspan bisher nur geschmunzelt.
      Avatar
      schrieb am 04.02.01 20:40:55
      Beitrag Nr. 93 ()
      G E L D A N L A G E

      Immer die Kurve kriegen

      Indexaktien sind eine preiswerte Alternative zu herkömmlichen Aktienfonds

      Von Tobias Kaiser

      Kritische Anlageexperten predigen es seit Jahren: Die meisten der hoch bezahlten Fondsmanager sind ihr Gehalt nicht wert. Weit über die Hälfte aller Fonds schneiden nämlich schlechter ab als der Index, den sie eigentlich schlagen wollen. So hat der Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften (BVI) ausgerechnet, dass nur 17 Prozent aller am Dax orientierten Fonds sich in den vergangenen fünf Jahren besser entwickelt haben als der Index selbst.
      Wer angesichts solcher Ergebnisse als Anleger lieber unmittelbar auf einen Index setzen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Er kann bei seiner Bank oder einer Fondsgesellschaft zum Beispiel Anteile an Indexfonds erwerben, die den Index nachbilden. Oder aber an der Börse Indexzertifikate kaufen. Bisher kaum bekannt ist allerdings eine dritte, besonders preiswerte Möglichkeit: der Kauf von Indexaktien. Diese Papiere sind Finanzzwitter, nämlich an der Börse gehandelte Indexfonds.
      Wer Anteile eines gewöhnlichen Indexfonds kauft, zahlt dafür in der Regel zwischen drei und fünf Prozent Ausgabeaufschlag und eine jährliche Verwaltungsgebühr zwischen 0,4 und 1,5 Prozent. Die börsengehandelten Indexfonds hingegen haben keinen Ausgabeaufschlag. Und bei allen zurzeit gehandelten Indexaktien liegt die jährliche Verwaltungsgebühr bei 0,5 Prozent. Beim Kauf des Fonds zahlt der Anleger nur den so genannten Spread, die Differenz zwischen Verkaufs- und Rücknahmepreis des Fonds. Der Spread richtet sich, wie bei Devisen, nach Angebot und Nachfrage auf dem Markt und liegt bei den zurzeit gehandelten Indexaktien zwischen 0,06 und 0,5 Prozent. Zusätzlich fallen die banküblichen Spesen für den Aktienkauf und -verkauf an, die durchschnittlich 0,5 Prozent betragen. Damit sind die Indexaktien meist noch günstiger als die im Vergleich zu Fonds ebenfalls preiswerten Indexzertifikate.
      Wie kann das sein: börsengehandelte Indexfonds, die ähnlich gemanagt werden wie herkömmliche Fonds und trotzdem billiger sind? Der Grund für die guten Konditionen: Indexaktien wurden primär für institutionelle Anleger, zum Beispiel Vermögensverwalter, geschaffen. Und diese sind offensichtlich nicht bereit, für einen Indexfonds die bisher üblichen hohen Verwaltungsgebühren zu zahlen. So wie Joachim Willnow, der die Indexaktien von Merril Lynch betreut: "Passives Management ist mit einem Prozent zu teuer bezahlt."
      Der Anlageexperte geht sogar davon aus, dass die Verwaltungsgebühren für Indexaktien noch weiter sinken. Willnow: "Bei 0,5 Prozent bleibt es nicht." Denn in den USA konkurrieren traditionelle Indexfonds und Indexaktien, Exchange Traded Funds (EFT) genannt, mittlerweile heftig um Kunden - vor allem über die Preise. So verlangt etwa der größte Indexfonds des Landes, der Vanguard 500, nur noch 0,18 Prozent Verwaltungsgebühr im Jahr. Bei den ETFs haben die Gebühren ebenfalls einen Tiefstand erreicht: 0,09 Prozent.
      Anleger, die den Sparerfreibetrag von 3100 Mark pro Person bereits ausgeschöpft haben, sollten allerdings berücksichtigen, dass Indexaktien die anfallenden Dividenden ausschütten. Möglicherweise sind Indexzertifikate, die meist die Dividende einbehalten oder reinvestieren, für diese Anleger dann die bessere Wahl. Für das immer beliebter werdende Fondssparen eignen sich die börsennotierten Fonds nicht. Weil sie wie Aktien gehandelt werden, macht bei kleinen Beträgen die Mindestprovision, die selbst bei Discountbrokern bei circa 20 Mark liegt, den Preisvorteil der Indexfonds wieder zunichte.
      Außer den niedrigeren Verwaltungsgebühren und dem fehlenden Ausgabeaufschlag haben Indexaktien im Vergleich zu herkömmlichen Indexfonds aber noch einen weiteren Vorteil: Sie werden an der Börse fortlaufend gehandelt. Für übliche Publikumsfonds hingegen wird einmal am Tag der Preis bestimmt, gewöhnlich um 13 Uhr. Wer nach 13 Uhr eine Kauf- oder Verkaufsorder abgibt, muss bis zum nächsten Tag um 13 Uhr warten, bis sie ausgeführt wird, und erfährt auch erst dann, zu welchem Preis.
      Anders als in den USA, wo inzwischen rund 80 EFTs gehandelt wer den, ist das Angebot an Indexaktien in Deutschland jedoch noch gering. In dem Segment XTF, das die Deutsche Börse mit Blick auf die Entwicklung in den USA eigens für Indexaktien gegründet hat, sind erst fünf Indexpapiere gelistet. Eines auf den Dax und je zwei auf den Stoxx 50 und den Euro Stoxx 50, die Indizes für Standardwerte aus 16 europäischen Ländern und aus der Eurozone. Demnächst kommen weitere hinzu: Indexchange, die ETF-Tochter der HypoVereinsbank, will noch im ersten Quartal 2001 weitere Fonds auf den Nemax All Share, den MDax und verschiedene Nemax- und Stoxx-Branchenindizes auflegen. Auch ausländische Emittenten haben bereits Interesse signalisiert.
      Aber nicht nur Indexfonds können Anleger inzwischen in Frankfurt handeln. Im November überraschte die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, die DWS, die Finanzbranche damit, dass sie elf ihrer aktiv gemanagten Fonds an die Börse brachte. Seitdem werden diese Fonds neben den Indexaktien im XTF-Segment gelistet (siehe Interview). Damit ist Frankfurt sogar der amerikanischen Konkurrenz voraus: In den USA versuchen Fondsgesellschaften seit Monaten, eine Börsenzulassung auch für ihre aktiv gemanagten Fonds zu bekommen - bislang ohne Erfolg.
      (c) DIE ZEIT   06/2001  
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      Avatar
      schrieb am 05.02.01 17:18:28
      Beitrag Nr. 94 ()
      A N A L Y S T E N


      Die Experten schlagen zurück


      Die angegriffene Zunft wehrt sich: Der Privatanleger sei zu gierig und zu ungebildet.
      Die im Zuge des anhaltenden Kursrutsches am Neuen Markt in die Kritik geratene Berufsgruppe der Analysten wehrt sich. Börsenexperten zahlreicher Brokerhäuser warfen beim so genannten "Frankfurter Gespräch" des "Handelsblatt" (Montagsausgabe) den Fedehandschuh an die Anleger zurück.

      "Will man den Endkunden schützen, müsste man bei seiner Bildung ansetzen und seine Gier bremsen", sagte Christoph Bruns, Leiter des Aktienfondsmanagements beim Fondshaus Union Investment.

      Allerdings sei das, was den Privatanlegern vermittelt werde, oft zu plakativ, habe Bernd Meyer, Aktienstratege Europa bei Deutsche Bank Research, Kleinanleger in Schutz genommen. Aber auch, wenn sie alles lesen würden, verstünden sie nicht alles, schränkte er ein: "Wir arbeiten für institutionelle Investoren".

      Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für den Wertpapierbesitz sagte: "Die Analysten sind nicht mehr nur Dienstleister für Profis." Mittlerweile transportierten die Medien die Analysen der so genannten Experten genauso schnell an Privatanleger, deshalb könnten sich die Profis nicht mehr auf eine
      solche Position zurückziehen.
      Avatar
      schrieb am 05.02.01 17:18:35
      Beitrag Nr. 95 ()
      A N A L Y S T E N


      Die Experten schlagen zurück


      Die angegriffene Zunft wehrt sich: Der Privatanleger sei zu gierig und zu ungebildet.
      Die im Zuge des anhaltenden Kursrutsches am Neuen Markt in die Kritik geratene Berufsgruppe der Analysten wehrt sich. Börsenexperten zahlreicher Brokerhäuser warfen beim so genannten "Frankfurter Gespräch" des "Handelsblatt" (Montagsausgabe) den Fedehandschuh an die Anleger zurück.

      "Will man den Endkunden schützen, müsste man bei seiner Bildung ansetzen und seine Gier bremsen", sagte Christoph Bruns, Leiter des Aktienfondsmanagements beim Fondshaus Union Investment.

      Allerdings sei das, was den Privatanlegern vermittelt werde, oft zu plakativ, habe Bernd Meyer, Aktienstratege Europa bei Deutsche Bank Research, Kleinanleger in Schutz genommen. Aber auch, wenn sie alles lesen würden, verstünden sie nicht alles, schränkte er ein: "Wir arbeiten für institutionelle Investoren".

      Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für den Wertpapierbesitz sagte: "Die Analysten sind nicht mehr nur Dienstleister für Profis." Mittlerweile transportierten die Medien die Analysen der so genannten Experten genauso schnell an Privatanleger, deshalb könnten sich die Profis nicht mehr auf eine
      solche Position zurückziehen.
      Avatar
      schrieb am 05.02.01 17:18:35
      Beitrag Nr. 96 ()
      A N A L Y S T E N


      Die Experten schlagen zurück


      Die angegriffene Zunft wehrt sich: Der Privatanleger sei zu gierig und zu ungebildet.
      Die im Zuge des anhaltenden Kursrutsches am Neuen Markt in die Kritik geratene Berufsgruppe der Analysten wehrt sich. Börsenexperten zahlreicher Brokerhäuser warfen beim so genannten "Frankfurter Gespräch" des "Handelsblatt" (Montagsausgabe) den Fedehandschuh an die Anleger zurück.

      "Will man den Endkunden schützen, müsste man bei seiner Bildung ansetzen und seine Gier bremsen", sagte Christoph Bruns, Leiter des Aktienfondsmanagements beim Fondshaus Union Investment.

      Allerdings sei das, was den Privatanlegern vermittelt werde, oft zu plakativ, habe Bernd Meyer, Aktienstratege Europa bei Deutsche Bank Research, Kleinanleger in Schutz genommen. Aber auch, wenn sie alles lesen würden, verstünden sie nicht alles, schränkte er ein: "Wir arbeiten für institutionelle Investoren".

      Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für den Wertpapierbesitz sagte: "Die Analysten sind nicht mehr nur Dienstleister für Profis." Mittlerweile transportierten die Medien die Analysen der so genannten Experten genauso schnell an Privatanleger, deshalb könnten sich die Profis nicht mehr auf eine
      solche Position zurückziehen.
      Avatar
      schrieb am 09.02.01 11:35:24
      Beitrag Nr. 97 ()
      Abby Cohen sieht keine Rezession
      Die bekannte Internet Analystin Abby Cohen sprach in einer heutigen Rede davon, daß die Abschwächung der Wirtschaft in den vergangenen Monaten stärker war, als sie erwartet hatte. Allerdings geht sie dennoch nicht davon aus, daß sich Amerika auf dem Weg in eine Rezession befindet.
      Ihrer Meinung nach sei die negative Wirtschaftsentwicklung noch von den drei Faktoren: kaltes Wetter, hohe Energiepreise und die Probleme bei der Präsidentenwahl, verstärkt worden.
      Die größte Gefahr sieht Cohen jetzt darin, daß die Lage von den Medien schlimmer geredet wird, als sie überhaupt ist. Ihrer Meinung nach sollte man sich keine Sorgen über eine Rezession machen. Sorgen hätte man sich in den vergangenen Jahren über das zu schnelle Wachstum der US-Wirtschaft machen müssen. Wichtig sei jetzt vor allem, daß die Unternehmen wieder das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen.
      08.02.01 20:57 -jo-
      Avatar
      schrieb am 27.02.01 06:42:32
      Beitrag Nr. 98 ()
      Bewertet die Börse die Unternehmen richtig?

      Von Heik Afheldt

      Milliarden an Werten sind seit dem Hoch im März 2000 an den Börsen "vernichtet" worden. Manche Highflyer am Neuen Markt sind aus schwindelerregender Höhe inzwischen auf ein Zehntel ihrer Spitzenbewertung abgestürzt. Aber auch Dax-Werte wie DaimlerChrysler haben kräftig an Wert verloren. Die Deutsche Telekom ist gar von einer steilen Spitze von 314 Milliarden Euro auf 82 Milliarden zurückgefallen. Nortel, der führende nordamerikanische Netzausrüster, hat kürzlich an nur einem Tag 30 Prozent seines Wertes verloren.
      Der erschreckte Anleger fragt sich, wie so etwas möglich ist. Kein Erdbeben hat die Fabriken zerstört, kein Produkt erwies sich als schlimmer Flop, die Konjunktur läuft in Euroland gut, und in den USA erwartet man nur eine kleinere Wachstumsdelle. Es regieren dieselben Herren ihre Unternehmen mit allen Fehlern, die dabei vorkommen. Was also erklärt, dass die Bewertung der Unternehmen sich in so kurzer Zeit so drastisch verändert?
      Ist nicht die Börse das Modell des perfekten Marktes, der extrem effizient ist, hellhörig und weitsichtig, in dem sich alle verfügbaren Informationen sofort und vollständig in den Preisen niederschlagen? Warum waren dann in den hohen Kursen von gestern und vorgestern die Folgen einer absehbaren kleineren Wachstumsrate bei Handys, einer ungünstigen Modellpalette bei Chrysler oder einer angespannten Liquidität bei den Telekomgesellschaften nach ihrem großen Schluck aus der UMTS-Flasche nicht schon "eingepreist"? Die Gewinnwarnungen erklären die darauf folgenden Kurskorrekturen nicht.
      Wenn es nach der Schulökonomie und ihren Lehren ginge, dann müsste der Börsenwert immer nahe am "inneren Wert" der Aktien liegen. Und der leitet sich aus den Substanzwerten und den Ertragswerten ab. Mit der Substanz ist das in einer sich schnell wandelnden Wirtschaft allerdings so eine Sache. Gebäude und Maschinen sind oft nach kurzer Zeit veraltet. Wissen ist kaum erfassbar und schwierig zu bewerten, ebenso schwierig wie Marken und Kunden. Entscheidender ist der Ertragswert, die in Zukunft erwarteten und abgezinsten Gewinne. Sie schlagen sich in bewährten Kennziffern wie dem Verhältnis von Kurs zu Gewinn oder der Dividendenrendite nieder. Eine Zeit lang schienen diese traditionellen Orientierungsmarken für die Kursbildung im Höhenrausch vergessen. Statt auf fundamentale Fakten hat man mehr auf die Kurven der technischen Analysten geschaut, die Aufwärtstrends verlängerten - ohne auf die tatsächlichen Gegebenheiten in den Unternehmen zu achten. So hat der Run auf die angeblichen Stars zu Marktengen und unsinnigen Preisen geführt. Die Grenznachfrage der wenigen, die auch noch auf den Zug springen wollten, hat die Kurse explodieren lassen. Die hohen Börsenkapitalisierungen hatten mit der "Performance" der Unternehmen auf ihren Märkten und ihrem inneren Wert nichts mehr zu tun. So gab es kräftige Übertreibungen nach oben. Für einen Teil der Börsenkurse kaufte der Anleger heiße Luft.
      Daher sind jetzt auch nicht reale Vermögen in Milliardenhöhe vernichtet, sondern nur zwei Illusionen zerstört worden: die Illusion plötzlichen Reichtums angesichts stetig steigender, tatsächlich kräftig überhöhter Kurse und die Illusion, die Börsenbewertung liege immer nahe an den inneren Werten. Aber, wie weit auch immer sich die aktuellen Notierungen von diesen Werten entfernen, eines Tages kehren sie doch zu ihnen zurück. Für die Zeit bis dahin bietet die Ökonomie die "Random-Walk-Theorie" an. Sie besagt, dass die Kursverläufe einem Zufallspfad folgen, der nicht vorhersehbar ist. Also doch besser zurück zu den Fundamentals und Fakten - und zum langen Atem.
      (c) DIE ZEIT   09/2001  
      Avatar
      schrieb am 27.02.01 23:18:43
      Beitrag Nr. 99 ()
      Daher sind jetzt auch nicht reale Vermögen in Milliardenhöhe vernichtet, sondern nur zwei Illusionen zerstört worden: die Illusion plötzlichen Reichtums angesichts stetig steigender, tatsächlich kräftig überhöhter Kurse und die Illusion, die Börsenbewertung liege immer nahe an den inneren Werten. Aber, wie weit auch immer sich die aktuellen Notierungen von diesen Werten entfernen, eines Tages kehren sie doch zu ihnen zurück. Für die Zeit bis dahin bietet die Ökonomie die "Random-Walk-Theorie" an. Sie besagt, dass die Kursverläufe einem Zufallspfad folgen, der nicht vorhersehbar ist. Also doch besser zurück zu den Fundamentals und Fakten - und zum langen Atem.
      (c) DIE ZEIT   09/2001 
      Avatar
      schrieb am 01.03.01 17:30:35
      Beitrag Nr. 100 ()
      I N T E R V I E W


      Boden erreicht


      Nach der monatelangen Talfahrt hoffen die Anleger nun auf weitere Zinssenkungen. Im Gespräch mit mm.de analysiert Fondsmanager Heiko Thieme die aktuelle Situation.

      mm.de: Wie schätzen
      Fondsmanager Heiko Thieme Sie die momentane Lage ein? Ist die Abwärtsbewegung beendet?

      Heiko Thieme: Die Stimmung ist am Boden, aber das ist nicht schlecht. Diese schlechte Stimmung braucht man, um zu einer klaren antizyklischen Kaufempfehlung zu kommen. Ich glaube, wir sind fast am Boden angekommen, maximal zehn Prozent von Tiefststand entfernt. Sehr viel tiefer kann es nicht gehen.


      mm.de: Sie sind also der Ansicht, man könnte nun schon wieder kaufen?


      Heiko Thieme: Absolut. Was wir jetzt haben, ist die Kaufchance des Jahrzehnts, ähnlich wie zu Beginn der 90er Jahre. Wer jetzt zu lange darauf wartet, dass er den absoluten Tiefpunkt erwischt, der hat am Ende nach das Nachsehen.


      mm.de: Gilt das auch für die vom Kursverlust besonders stark betroffenen Technik-Werte?

      Heiko Thieme: Das muss man differenziert betrachten. Sicher gibt es an der Nasdaq einige Titel, die hoch interessant sind. AOL zum Beispiel halte ich für ein gutes Investment, weil es hier echte Substanz in Form von hohen Abonnentenzahlen gibt.

      Bei anderen Online-Werten bin ich da weniger optimistisch. Die Situation, in der heute drei Viertel aller Internetwerte sind, ist vergleichbar mit der Spekulationsblase am japanischen Markt Ende der 80er Jahre. Den könnten sie heute Geld schenken, und sie würden trotzdem nicht überleben. Die Parallelen sind deutlich: In beiden Fällen hatten wir eine absurde Übertreibung in der Bewertung.


      mm.de: Das klingt, als würden Sie noch einige Zusammenbrüche in diesem Bereich erwarten....

      Heiko Thieme: Das ist richtig. Ich glaube, zwei Drittel der Nasdaq-Werte werden dieses Jahrzehnt nicht überleben.


      mm.de: Gilt diese Einschätzung auch für die Werte des Neuen Marktes?


      Heiko Thieme: Ich fürchte ja. Am Neuen Markt hatte sich eine Illusion aufgebaut, die mit der Realität nichts mehr zu tun hatte. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse im dreistelligen Bereich waren völlig absurd, aber das wollte niemand sehen. Die Situation erinnerte an einen Menschen, der erst einem Liter Whisky trinkt und dann noch einen LSD-Trip mit einer Flasche Doppelkorn herunterspült. Die Leute waren nicht nur high, sondern super-high. Die standen doch schon kurz vor der Leber-Zirrhose.


      mm.de: Eine Erholung halten Sie für unwahrscheinlich?

      Heiko Thieme: Es wird eine Erholung geben, aber die alten Höchststände des Neuen Marktes werden wir in diesem Jahrzehnt nicht mehr sehen.


      mm.de: Was veranlasst Sie trotz dieser negativen Einschätzung der Werte an der Nasdaq und am Neuen Markt, an eine Erholung der Märkte zu glauben?

      Heiko Thieme: Mehrere Dinge. Erstens: Wir haben schon zwei Zinssenkungen gesehen, zwei weitere könnten kommen. Die nächste möglicherweise schon sehr bald, eventuell am 20. März, die vierte dann im Mai. Zweitens: Wir haben keine echte Rezession, sondern nur eine Stimmung, wie sie üblicherweise in Rezessionsphasen herrscht. Im zweiten Halbjahr werden wir steigende Gewinnzahlen sehen, davon bin ich überzeugt.


      mm.de: Welche Strategie raten Sie den Anlegern in dieser Situation?


      Heiko Thieme: Ich empfehle das, was ich immer empfehle: Nicht alles auf einen Wert setzen, sondern diversifizieren. Man sollte mindestens vier Sektoren abdecken, und zwar Sektoren, die nicht miteinander verwandt sind. Wer die Bereiche Konsum, Finanzen, Technik, Biotech und Pharmazie, Telekommunikation, Basisindustrie im Depot hat, kann wenig falsch machen. Zu Energie-Titeln würde ich derzeit nicht unbedingt raten, weil ich fallende Ölpreise erwarte.

      mm.de: Gibt es Bereiche, die Sie aktuell bevorzugen?

      Heiko Thieme: Ja. Ich glaube, die nächste Boombranche wird die Biotechnik-Sparte sein. Allerdings nicht die Werte, die sich mit Genomforschung befassen, sondern diejenigen, die Proteinforschung betreiben. Hier gibt es sehr interessante Werte. Dazu gehören Amgen, Chiron und Biogen. Sehr gut gefällt mir allerdings auch Bayer. Der Wert vereinigt den zyklischen Chemiebereich, die Pharmabranche und die Biotechnologie. Hier kauft man praktisch eine Gesellschaft, die an dem Boom beteiligt sein wird, ohne alles auf eine Karte zu setzen.


      mm.de: Welchen Rat haben Sie für Anleger, denen der Kauf von Einzel-Aktien zu riskant ist?


      Heiko Thieme: Sie werden lachen: Ich empfehle Index-Fonds. Damit ist man langfristig immer auf der sicheren Seite. Wer vor zehn Jahren in den Dow oder in den S+P investiert hätte, der wäre jetzt schwer reich.
      Avatar
      schrieb am 01.03.01 17:30:35
      Beitrag Nr. 101 ()
      I N T E R V I E W


      Boden erreicht


      Nach der monatelangen Talfahrt hoffen die Anleger nun auf weitere Zinssenkungen. Im Gespräch mit mm.de analysiert Fondsmanager Heiko Thieme die aktuelle Situation.

      mm.de: Wie schätzen
      Fondsmanager Heiko Thieme Sie die momentane Lage ein? Ist die Abwärtsbewegung beendet?

      Heiko Thieme: Die Stimmung ist am Boden, aber das ist nicht schlecht. Diese schlechte Stimmung braucht man, um zu einer klaren antizyklischen Kaufempfehlung zu kommen. Ich glaube, wir sind fast am Boden angekommen, maximal zehn Prozent von Tiefststand entfernt. Sehr viel tiefer kann es nicht gehen.


      mm.de: Sie sind also der Ansicht, man könnte nun schon wieder kaufen?


      Heiko Thieme: Absolut. Was wir jetzt haben, ist die Kaufchance des Jahrzehnts, ähnlich wie zu Beginn der 90er Jahre. Wer jetzt zu lange darauf wartet, dass er den absoluten Tiefpunkt erwischt, der hat am Ende nach das Nachsehen.


      mm.de: Gilt das auch für die vom Kursverlust besonders stark betroffenen Technik-Werte?

      Heiko Thieme: Das muss man differenziert betrachten. Sicher gibt es an der Nasdaq einige Titel, die hoch interessant sind. AOL zum Beispiel halte ich für ein gutes Investment, weil es hier echte Substanz in Form von hohen Abonnentenzahlen gibt.

      Bei anderen Online-Werten bin ich da weniger optimistisch. Die Situation, in der heute drei Viertel aller Internetwerte sind, ist vergleichbar mit der Spekulationsblase am japanischen Markt Ende der 80er Jahre. Den könnten sie heute Geld schenken, und sie würden trotzdem nicht überleben. Die Parallelen sind deutlich: In beiden Fällen hatten wir eine absurde Übertreibung in der Bewertung.


      mm.de: Das klingt, als würden Sie noch einige Zusammenbrüche in diesem Bereich erwarten....

      Heiko Thieme: Das ist richtig. Ich glaube, zwei Drittel der Nasdaq-Werte werden dieses Jahrzehnt nicht überleben.


      mm.de: Gilt diese Einschätzung auch für die Werte des Neuen Marktes?


      Heiko Thieme: Ich fürchte ja. Am Neuen Markt hatte sich eine Illusion aufgebaut, die mit der Realität nichts mehr zu tun hatte. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse im dreistelligen Bereich waren völlig absurd, aber das wollte niemand sehen. Die Situation erinnerte an einen Menschen, der erst einem Liter Whisky trinkt und dann noch einen LSD-Trip mit einer Flasche Doppelkorn herunterspült. Die Leute waren nicht nur high, sondern super-high. Die standen doch schon kurz vor der Leber-Zirrhose.


      mm.de: Eine Erholung halten Sie für unwahrscheinlich?

      Heiko Thieme: Es wird eine Erholung geben, aber die alten Höchststände des Neuen Marktes werden wir in diesem Jahrzehnt nicht mehr sehen.


      mm.de: Was veranlasst Sie trotz dieser negativen Einschätzung der Werte an der Nasdaq und am Neuen Markt, an eine Erholung der Märkte zu glauben?

      Heiko Thieme: Mehrere Dinge. Erstens: Wir haben schon zwei Zinssenkungen gesehen, zwei weitere könnten kommen. Die nächste möglicherweise schon sehr bald, eventuell am 20. März, die vierte dann im Mai. Zweitens: Wir haben keine echte Rezession, sondern nur eine Stimmung, wie sie üblicherweise in Rezessionsphasen herrscht
      Avatar
      schrieb am 01.03.01 18:08:09
      Beitrag Nr. 102 ()
      Das macht Hoffnung.
      Heiko Thieme, der weltbeste Fondmanager(mit umgekehrten Vorzeichen) bläst zum Einstieg.
      Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.
      Mal im Ernst, sind diese Leute nicht alle längst zur Lachnummer mutiert?
      So viel dummes Zeug, wie im vergangenen Jahr von allen ohne
      Ausnahme fabriziert worden ist, kann der Kleinanleger mit
      Sicherheit nur schwer nachvollziehen.
      Im nachhinein hat es jeder von diesen Clowns wieder einmal gewußt.
      Avatar
      schrieb am 01.03.01 21:42:34
      Beitrag Nr. 103 ()
      Thieme schreibt :AOL zum Beispiel halte ich für ein gutes Investment, weil es hier echte Substanz in Form von hohen Abonnentenzahlen .


      Hohen Abonnentenzahlen sind für mich keine Form von Substanz . Die kunden haben keine lange Verträge und können jederzeit wechseln . Da gibt es genug Alterativen zu AOL .
      Ich habe heute EMC , SUN , CHKP und NTAP gekauft .

      Bischoff
      Avatar
      schrieb am 04.03.01 21:10:12
      Beitrag Nr. 104 ()
      Zwei "Gurus", deren Namen man sich merken sollte:
      H. Blodget und Meeker. Gegen Blodget läuft übrigens gerade ein Ermittlungsverfahren eines Kleinaktionärs betr. INSP:
      http://www.individualinvestor.com/boards/posts.asp?boardid=4…
      ----------------------------------------
      Many traders are already aware of the games some pros play to separate them from their money. As traders, we know that market makers and specialists will play games such as running the stops, artificially gapping stocks up or down at the opening, and acting as The Ax on certain stocks. But these games pale in comparison to the games many Wall Street analysts play on unsuspecting retail investors and novice traders. Some of the most notable offenders have been identified in the press, including Paine Webber analyst Walter Piecyk for his $1,000 a share price target for Qualcomm in 1999. To his credit, he did lower his price target to $200 a share in 2000, but it was too little and too late. The press has also had a field day with Henry Blodgett, the Merrill Lynch analyst who put outrageously high price targets on Amazon.com (AMZN) when it was trading at $250 a share. Then we have well-known Internet bull Mary Meeker from Morgan Stanley who told people to buy Priceline (PCLN) when the stock was trading at $165 a share in 1999, repeated her recommendation at $78, and then again on the way down until Priceline fell to less than $3 a share. Forget about traditional stock valuations based on earnings, she said. Morgan Stanley and Meeker both made millions in fees that year. Another brilliant Meeker call was recommending WebMD (HLTH) when it was trading at a little over $100 a share. It now trades for less than $10. To be fair, other analysts weren`t quite so bullish, including Jonathon Cohen of Merrill Lynch, who wrote in September, 1998: `In the next 12 to 18 months, we expect Amazon to trade for something less than $50.` It is ironic how analysts like Meeker and Blodgett got all the publicity and were paraded around on television while Cohen`s more accurate price target was buried in a research report that barely saw the light of day. Actually, it is not so ironic. It is the way Wall Street does business. Basically, the investment banking divisions of the major brokerage firms raise money for companies that need cash, so they strongly encourage their analysts to be bullish on companies the firm represents. The bottom line: Most analysts are not going to say anything controversial or negative about a current or future client. In a scathing report on how analysts do business, CBS 60 Minutes interviewed Tom Brown, fired from Donaldson, Lufkin & Jenrette (now CFSB), who revealed some of the secrets behind analyst recommendations. `I don`t know frankly how some of these analysts live with themselves,` he said at the time. He said it was hard to look at himself in the mirror knowing that he may have caused some people to lose 50 percent of their retirement money. `They really are cheerleaders,` Brown said of analysts. `The investment banking group wants you to be wildly bullish about everybody.` In a twist to the whole sorry mess, the father of Jonathan Lebed, the 15-year-old boy who made a half million dollars pumping and dumping penny stocks, defended his son`s actions by pointing out that his son is just emulating the actions of these high paid analysts. In an article published in the New York Times magazine section, author Michael Lewis pointed out that even a 15-year-old boy could figure out how the system was being run. The biggest analysts on Wall Street were artificially lowering their estimates for the companies they represented so the companies could then beat the whisper numbers. In the middle of an excessively bullish market, stocks were flying on the news a company beat analyst expectations, which then gave the analyst a reason to issue another upgrade. It is rather obvious that individual stocks are being manipulated by savvy pros who are using 24-hour financial news programs to pump the companies they represent. At least the SEC charged someone with a crime, but you have to wonder if they are looking in all the right places. Oliver Velez pointed out there is an eternal conflict of interest between the retail and institutional divisions of major Wall Street brokerage firms. `The retail brokerage arms of most Wall Street firms have historically been money-losing enterprises, but are primarily used as the other side of the transaction for their institutional clients,` he says. `For instance, how does an institutional mutual fund that is a client of a major Wall Street brokerage firm get out of 4.4 million shares of an individual stock in a short period of time? To sell 4.4 million shares close to the desired price in a short period of time, you need a buyer. To help support the buy side is a brokerage upgrade, an analyst recommending the stock to retail investors. Although this action is not illegal, I think if more retail market players were aware of this activity they might be a little more cautious about brokerage upgrades and downgrades. Historically, they have a horrible record.` Of course there are reputable analysts who tell investors the truth about the highly inflated technology stocks, especially the Internet stocks. But there were dozens more who basically took advantage of investor greed by making outrageous price calls based on nothing more than a pie-in-the-sky story and ridiculous valuations. If you looked at the fundamentals of many of these companies, it was quite clear they weren`t going to be making any money anytime soon, if ever. Velez says that you can often use analyst calls to your advantage. If an analyst upgrade comes when it is obvious to everyone that the stock is on a rip-roaring tear to the upside, you can use it as a contrarian signal. Indeed, when Blodgett and Meeker were upgrading Priceline and Amazon, it was the time to sell, not buy. Velez says the same is true in reverse, which more accurately reflects the current market environment. `If a stock drops 70 percent,` Velez says, `and there is a downgrade after a huge decline, that can also be a contrarian indicator. It doesn`t always work out that way, but the individual market player will be far better served by thinking in reverse of brokerage upgrades and downgrades after a stock has already made a substantial move.` Although it might be a bit late for those who got talked into buying many of the Internet stocks at the top, there are many lessons to be learned from the games the analysts are playing. If you are going to trade or invest in the stock market, it is essential you understand how upgrades and downgrades influence a stock, and that you learn the symbiotic relationship analysts have with the companies they are analyzing.` It is rather fascinating to see how we`ve moved from one extreme to another. Recently, analysts have been leap-frogging over each other with stock downgrades of anything that resembles technology, including a poor prognosis for the entire sector. It makes you wonder what the truth is, whether things are as bad as they want you to believe, or if this is another game to allow well-heeled clients to buy stocks at ridiculously low prices, or allow brokerages to add stocks to their inventory at bargain levels.
      -------------------------------------
      grüße Andy

      p.s. gibt es in letzter Zeit nicht "verdächtig" viele down-grades?
      Avatar
      schrieb am 09.03.01 11:25:01
      Beitrag Nr. 105 ()
      Stabilisierung oder Turnaround ?
      Man kann davon aus gehen, dass wir in der nächsten Zeit eher einer Stabilisierung anstatt eines schnellen und nachhaltigen Turnarounds entgegensehen.
      Vom Neuen Markt, der die psychologisch bedeutsame 2000er-Marke in der letzten Woche ohne nennenswerten Widerstand unterschritt und nahezu auf Allzeittief notiert, ganz zu schweigen, können auch die weiteren Aussichten von DAX und Dow Jones derzeit eher nicht mit rosaroten Farben untermalt werden. Während der NIKKEI aufgrund von Rezessionsängsten auf 15-Jahrestief verkehrt, sind DAX, DJIA, EuroStoxx 50 und insbesondere die Wachstumsbörsen NASDAQ und Neuer Markt derzeit hemmungslos überverkauft.
      Optimisten nehmen dies zum Anlass, auf eine technische Gegenbewegung zu hoffen. Tatsache ist jedoch, dass das Chancen-Risiko-Verhältnis insbesondere für Privatanleger derzeit nicht kalkulierbar ist. Falls die Nasdaq die charttechnisch bedeutende Marke von 2.000 Punkten unterschreitet, droht ein weiterer Abrutsch auf 1.500 Punkte. Vor dem Hintergrund der inzwischen starken Technologielastigkeit des DAX wird hiervon auch der Deutsche Standard-Aktienindex nicht verschont bleiben, denn mit hochgewichteten Werten wie SIEMENS, EPCOS, INFINEON, SAP und DEUTSCHE TELEKOM beträgt der Technologieanteil im DAX bereits über 40 %. Kommt es jedoch zur erwarteten Stabilisierung im Technologiesektor mit leicht aufwärts gerichteter Tendenz, wird der DAX hiervon entsprechend profitieren. Mit Überwindung der 6.200er-Marke des DAX haben sich die kurzfristigen Aussichten verbessert.
      Zwar wagt es derzeit noch niemand richtig auszusprechen, dennoch wächst die Angst der europäischen Marktteilnehmer, dass die deutliche US-Konjunkturschwäche auch das derzeit noch so robuste Euroland-Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnte. Sollte dies im globalisierten Technologiesektor geschehen, ist diese Entwicklung bereits klar absehbar, als mögliche Folge weiterer Abgaben im DAX. Hier liegt die Befürchtung klar auf der Hand, denn die Märkte unterliegen zunehmend globalisierten Wechselwirkungen, wenn auch zum Teil erheblich zeitversetzt. Nicht nur im Kommunikationsbereich avancierte unsere einstmals riesig erscheinende Welt zum Dorf. Insbesondere die exportorientierten Emerging Markets bekommen die Wirtschaftsflaute in den USA zu spüren, und auch Euroland wird sich dem auf Dauer wohl nicht ganz entziehen können.
      Die für Euroland erwarteten Wirtschaftssteigerungsraten von 2,5-2,7 % könnten sich vor diesem Hintergrund im weiteren Jahresverlauf als zu ambitioniert erweisen. Dabei besteht sowohl im DJIA als auch im DAX weiteres gewisses Risikopotential, da die darin enthaltenen defensiveren Werte im Zuge der Umschichtungen des vergangenen Jahres inzwischen Bewertungen aufweisen, die ähnlich übertrieben scheinen wie die des Technologiesektors im März 2000.
      Vor diesem Hintergrund können wir im Jahresverlauf eine Kehrtwende des Umschichtungsprozesses zugunsten der Technologie erwarten. Mit zunehmend gefüllter Datenlage zur US-Konjunktur wird ersichtlich, dass sich die Wirtschaft auf niedrigem Niveau stabilisiert, keinesfalls jedoch eine Rezession zu befürchten ist. Somit dürfte die im Jahr 2001 insgesamt deutliche Wirtschaftsabschwächung in den aktuell stark ermäßigten Kursen bereits weitgehend eingepreist sein, so dass mittelfristig Aussicht auf Besserung besteht. In der neuen Woche werden die anstehenden Zahlen zur Industrieproduktion mit Spannung erwartet, ebenso wie das Euroland-BIP für das vierte Quartal. Am Dienstag stand die Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen an, ferner veröffentlichten auch FMC und BAYER ihr Jahresergebnis, während die Zahlen von Adidas, Kamps und Puma bereits bekannt waren.
      Da in den USA nun die Berichtssaison beendet ist und somit in den nächsten Wochen weitaus weniger schlechte Nachrichten als bisher zu erwarten sind, könnte in Anbetracht der wegfallenden Gewinnwarnungen eine Stabilisierungsphase insbesondere an den Wachstumsbörsen eintreten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich die Datenlage zur Entwicklung der US-Technologieunternehmen substantiell verbessert. Was sich jedoch bereits in den nächsten Tagen verbessern wird, ist das relative Verhältnis von guten zu schlechten Nachrichten, da die aktuelle Berichts- und Gewinnwarnungssaison hinter uns liegt. Derzeit sind die Märkte dabei, die offensichtliche Ertragsrezession der Unternehmen vollständig einzupreisen. Danach sollte es wieder aufwärts gehen. Dies könnte am 20. März durch eine weitere Zinssenkung der US-Notenbank untermauert werden.
      Die US-Unternehmen berichteten im negativen Wirtschaftsumfeld dem entsprechend und waren verständlicherweise bemüht, alle negativen Entwicklungen und Erwartungen in das aktuelle und letzte Quartal einfließen zu lassen, um anschließend die dramatisch gesenkten Erwartungen entweder zu erfüllen oder in gewohntem Masse wieder übertreffen zu können. Vor diesem Hintergrund bestehen markttechnische Chancen, dass sich auch die NASDAQ bzw. der Technologiesektor analog zur US-Oekonomie in den nächsten Wochen und Monaten auf niedrigem Niveau stabilisieren wird. –KR-
      09.03.01 10:46 -jo-
      Avatar
      schrieb am 09.03.01 21:29:52
      Beitrag Nr. 106 ()
      Dieser Blodget wird auch mit dem Ausspruch zitiert:
      "Viele Anleger haben viel Geld verloren, weil ich zu spät
      zum Ausstieg aus der Internet-Branche geraten habe."
      Es gibt viele "Blodgets" in dieser Szene, die ungestraft und ohne eigene Haftung ihr Unwesen treiben können.
      Ich möchte nicht wissen, wie viele Kleinanleger auf diesen
      Schwätzer reingefallen sind.
      Und solche Leute kassieren auch noch Millionengehälter.
      Hoffentlich wird der Markt nach dieser Jahrhundertbaisse
      endlich von solchen Subjekten gereinigt.
      Avatar
      schrieb am 10.03.01 14:02:40
      Beitrag Nr. 107 ()
      Ein Börsenguru zu werden ist nicht schwer .
      Dazu gibt es folgende Geschichte:

      Jemand will einen teuren Börsenbrief herausbringen.
      Er hat 10.000 Adressen, an die er kostenlose Werbeexemplare schickt.

      1) An 5.000 davon schickt er eine Ausgabe, in denen er steigende Kurse vorhersieht, an die anderen 5.000 eine Ausgabe mit fallenden Kursen.

      2) Die zweite Werbesendung schickt er nur an die 5.000, bei denen er richtig lag.
      Er schickt wieder 2 verschiedene Ausgaben, je 2.500 steigende und 2.500 fallende Prognosen.

      3) Die 3. Werbesendung wieder nach dem Schema nur an die 2.500,
      wo er Recht hatte.

      usw. Zum Schluss bleiben nur ein paar Hundert Adressen,aber das sind Leute, in deren Augen er mehrfach hintereinander immer richtig lag.
      Die kaufen diesem "Superguru" jetzt gerne ein Abo für einen Spitzenpreis ab.
      Avatar
      schrieb am 12.03.01 22:23:53
      Beitrag Nr. 108 ()
      W A R R E N   B U F F E T


      Das Orakel hatte recht


      Der Anlage-Star spottet über die New Economy. Seine konservativen Investments waren besser.
      New York/Omaha - Vor einem

      Warren Buffet Jahr wurde er noch mitleidig belächelt, weil er nach Ansicht vieler Experten den Boom der HighTech-Aktien "verpasst" hatte, heute triumphiert er: Warren Buffet, Chef der Holding Berkshire Hathaway, legte am Wochenende eine beeindruckende Bilanz vor.
      Seine Aktie, vor 12 Monaten noch auf ein Rekordtief von 40.800 Dollar gefallen, hat heute wieder die alten Höhen erklommen und notiert derzeit bei 71.100 Dollar. Damit hat das Papier seit 1990 rund 800 Prozent zugelegt und alle wichtigen US-Indizes weit hinter sich gelassen.

      Für das "Orakel aus Omaha" eine weitere Bestätigung seiner eisernen Anlage-Prinzipien - und außerdem ein willkommener Anlass, um seinen ohnehin vom Crash gebeutelten Kritikern genüsslich die Leviten zu lesen. In seinem aktuellen "Chairman`s Letter" spart der 70jährige nicht mit Seitenhieben auf die Vertreter der New Economy, die Berkshire oft als Gemischtwarenladen aus dem letzten Jahrhundert verunglimpft hatten.

      Seine Gesellschaft, so Buffet, habe "das 21. Jahrhundert umarmt, indem sie in den schnittigen Bereichen Ziegelsteine, Teppiche, Isolationen und Farbe" Akquisitionen getätigt habe. Die Fans der New Economy dagegen hätten sich in hektischen Investements mit dubiosen Dot.com-Firmen versucht und dabei sehr viel Geld verloren.

      Wo die Uhren keine Hände haben...

      Die Anleger, schreibt der 28fache Dollar-Milliardär, kämen ihm mitunter vor wie Gäste auf einem rauschenden Ball, die keine Sekunde verpassen wollten. Alle wären davon überzeugt, den richtigen Zeitpunkt zum Absprung zu finden, aber das sei eine Illusion. "Sie tanzen in einem Raum", so Buffet in der ihm eigenen blumigen Sprache, "wo die Uhren keine Hände haben".

      Buffet weiter: "Ich kann nicht der Versuchung nicht widerstehen, darauf hinzuweisen, dass Berkshire heute eines der wenigen authentischen "clicks-and-bricks"-Unternehmen der Welt ist. Wir haben uns im Jahr 2000 an (den Online-Unternehmen) GEICO und Acme beteiligt, und Sie können darauf wetten, dass dies die Jungs in Silicon Valley mächtig ins Schwitzen bringt."
      Avatar
      schrieb am 13.03.01 02:37:52
      Beitrag Nr. 109 ()
      Mit Coca Cola, Gilette und Procter konnte er das aber in der letzten Zeit nicht verdienen.
      Avatar
      schrieb am 13.03.01 19:32:18
      Beitrag Nr. 110 ()
      Parallelen zum Absturz der "Nifty Fifty"-Werte


      Matthias Jörss, Aktien-Analyst der BHF Bank, sieht auch die weitere Entwicklung der Börsen kritisch.

      mm.de: Die Indizes durchbrechen eine Unterstützungslinie nach der anderen. Wir beurteilen Sie den Markt im Augenblick?

      M. Jörss: Wir sehen seit März letzten Jahres vor allem bei den sogenannte TMT-Werten eine deutliche Parallele zur Entwicklung der "Nifty-Fifty"-Werte Anfang der 70er Jahre in den USA. Das waren Unternehmen, die schon eine sehr hohe Bewertung erreicht hatten, aber trotzdem gekauft wurden, weil es eine spannende "Equity Story" mit hohen Gewinn- und Dividenden-Wachstumsraten gab. Danach kam es zu einem scharfen Einbruch. Die Ähnlichkeiten zur momentan Lage sind erkennbar: Wir hatten bis März 2000 an den internationalen Börsen eine wirklich beeindruckende Rallye, die genaugenommen Anfang der 80er Jahre begann und zum Schluss alle Bewertungsmaßstäbe gesprengt hat. Der Kursverfall, der danach einsetzte, war eigentlich kaum zu vermeiden.


      mm.de: Was ist angesichts dieser Paralelle für die nächsten Monate zu erwarten?


      M. Jörss: Falls die Börsen-Geschichte sich wiederholen sollte, ist auf jeden Fall eine deutliche Erholung zu erwarten, die aber nur eine Zwischenerholung darstellt. Die Märkte werden sich danach anderen Segmenten zuwenden, und die weiter hoch bewerteten Technologiewerte werden zwar ein vernünftiges Gewinnwachstum erzielen, die Kursentwicklung dürfte aber enttäuschen.


      mm.de: Wenn wir das Segment der HighTech-Werte betrachten, die in den letzten Monaten besonders zu leiden hatten: Wie geht es hier weiter?



      M. Jörss: Wir können den März 2000 als "Wasserscheide" sehen. Die Anleger werden zusehends erfahren, dass Gewinnwachstum nicht auch automatisch Kurswachstum bedeutet, sondern dass viele Technologiewerte ein sehr hohes Wachstum weiter einpreisen. Es gilt also, sich die einzelnen Unternehmen sehr genau anzusehen und der Tendenz nach dürfte dieser Vergleich derzeit in den USA zum Teil besser ausfallen als in Europa.
      Avatar
      schrieb am 13.03.01 20:16:01
      Beitrag Nr. 111 ()
      Dienstag, 13.03.2001 von Andreas Hoose
      Wehe, wenn sie losgelassen..... - Wie der Herdentrieb die Börsen regiert

      Warum ist es eigentlich so schwierig, an den Aktienmärkten auf Dauer erfolgreich zu sein? Um dieser Frage nachzugehen, wollen wir uns im ersten Teil unserer Serie mit einigen immer wieder kehrenden Phänomenen der Börse beschäftigen. Die Rede ist von Spekulationsblasen und dem Trieb der Anleger, der Herde zu folgen.
      Blenden wir ein Jahr zurück. Im Frühjahr 2000 gehörte es zum guten Ton, zumindest einige, wenn nicht gar ein halbes Dutzend oder mehr Internet-Aktien im Depot zu haben.
      Die Sache war ja sonnenklar. Presse, Funk und Fernsehen überschlugen sich förmlich darin, die Zukunftsaussichten des neuen Mediums in den rosigsten Farben zu malen. Dem Anleger wurde die Entscheidung darüber, welche Aktien für ein Investment in Frage kommen könnten, leicht gemacht. Eigene Gedanken zur Anlage des mühsam erarbeiteten Kapitals? Völlig überflüssig. Stand nicht überall zu lesen, dass mit dem Internet ein goldenes Zeitalter anbrechen würde, die Wachstumsraten gigantisch und eine Zukunft der zivilisierten Welt ohne "World Wide Web" schlicht undenkbar seien? Auch die Tatsache, dass der Begriff "Internet" im Frühjahr vergangenen Jahres nach einer Studie von Sprachforschern zu den am häufigsten benutzten Wörtern gehörte, und zwar weltweit, passte da hervorragend ins Bild.
      Teure Tulpen
      Freilich, vereinzelt meldeten sich auch warnende Stimmen zu Wort. Stimmen, die auf die astronomische Bewertung der Dot.Com-Firmen hinwiesen. Immer wieder in der Geschichte der Börse habe es derartige Übertreibungen gegeben, wurden die Skeptiker des neuen Booms nicht müde zu mahnen.
      Die Tulpenmanie im Holland des 17. Jahrhunderts wurde ebenso bemüht, wie die Euphorie um die Eisenbahngesellschaften zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Astronomische Summen waren im Land des Gouda seinerzeit für die gemeine Blumenpflanze bezahlt worden. In einem vorher nie gekannten Spekulationswahn hatte sich eine ganze Volkswirtschaft auf die Hege und Pflege des Gartengewächses gestürzt. Die Blume, deren Wert schlagartig ins unermessliche kletterte, wurde zum Anlage- und Prestigeobjekt Nummer eins. Auf dem Höhepunkt der Euphorie verschuldeten sich Investoren oftmals bis über beide Ohren, nur um eine einzige Tulpenzwiebel zu besitzen.
      Die aufkommende Mobilität mit Hilfe der Eisenbahn hatte einige Jahrzehnte später ähnliche Exzesse zur Folge.
      Das Ergebnis derartiger Übertreibungen sei jedoch immer dasselbe gewesen, erklärten die Kassandra-Rufer des neugeborenen Internet-Zeitalters. Zunächst sei eine Vielzahl neuer Unternehmen entstanden, alle in der Hoffnung, am Höhenflug zu partizipieren. Nach einem schmerzhaften Ausleseprozess war am Ende jedoch nur eine Hand voll Firmen übrig geblieben. Verlierer seien in allen Fällen, die Aktionäre gewesen, die zuletzt mit hängenden Köpfen die Scherben ihres Depots aufkehren mussten.
      Doch wie immer, wenn sich die Masse der Anleger einig ist, wurden die warnenden Stimmen geflissentlich überhört. "Diesmal ist alles anders", wurde den Spielverderbern im Brustton der Überzeugung entgegengehalten. Schließlich werde das "World-Wide-Web" den gesamten Wirtschaftsprozess revolutionieren.
      Die Ernüchterung ließ jedoch nicht lange auf sich warten, denn natürlich war auch zu Beginn des neuen Jahrtausends alles so, wie schon Jahrhunderte vorher. Es waren die gleichen Mechanismen, die den Boom ausgelöst hatten, auch die psychologische Verfassung der Anleger war nicht anders als bei früheren Übertreibungen. Das Kartenhaus fiel in sich zusammen, die Luftschlösser wurden wieder eingepackt.
      Mittlerweile dürfte manch gerupftem Anleger klar geworden sein, dass viele der noch vor Jahresfrist mit so viel Vorschusslorbeeren bedachten Internet-Unternehmen ihre alten Höchstkurse nie wieder sehen werden.

      Vom Tellerwäscher zum Millionär - und wieder zurück. Der Chart von Intershop macht anschaulich, was passiert, wenn Massenhysterie das Börsengeschehen bestimmt.
      Das Beispiel der Internetblase belegt eindrucksvoll einen Mechanismus, dem man an der Börse immer wieder in den unterschiedlichsten Ausprägungen begegnet. Denn während es für die meisten Menschen völlig normal ist, nach Sonderangeboten zu fahnden, wenn es darum geht, ein Auto, einen Wintermantel oder die Wurst fürs Frühstücksbrot zu ergattern, läuft es an den Aktienmärkten genau anders herum. Je höher die Notierungen klettern, desto attraktiver erscheint vielen Anlegern ein Investment.
      Die Aussicht auf traumhafte Renditen lockt immer mehr Interessenten an, die Preise der heissbegehrten Papiere werden zunehmend unwichtiger. Am Ende sind sich alle einig, dass man diese oder jene Aktie unbedingt haben müsse - koste es, was es wolle.
      In die Wiege gelegt
      Warum ist das so? Welche unsichtbare Macht lässt Investoren seit Jahrhunderten immer wieder scharenweise ins Verderben rennen? Das gleichförmige Verhalten Tausender Anleger hat ganz offensichtlich mehr mit Psychologie und gruppendynamischen Prozessen als mit rationalem Vorgehen zu tun. Erst wenn die Kurse in atemberaubende Höhen geklettert sind, halten viele Investoren ein Engagement für vertretbar. Schließlich hätten zahllose andere schon genauso entschieden und erst in der Masse fühlen sich viele Investoren sicher.
      Dabei ist unstrittig, dass es in solchen Situationen ab einem bestimmten Punkt klüger wäre, gegen den allgemeinen Konsens zu handeln. Warum agieren dann aber so wenige Anleger entsprechend? Die Antwort ist uns allen sprichwörtlich in die Wiege gelegt.
      Schon den Kleinsten im Kindergarten wird gruppenkonformes Verhalten eingetrichtert. Belohnt wird nicht, wer gegen die Mehrheitsmeinung aufbegehrt. Im Gegenteil. Gehorsam, Konformität und soziale Fähigkeiten werden von frühester Jugend an gefördert, Individualität und Eigensinn dagegen sanktioniert.
      Fähigkeiten, die den Umgang mit den Mitmenschen durchaus erleichtern können, erweisen sich an der Börse jedoch immer wieder als Bumerang. Ist es erst einmal soweit gekommen, dass die große Masse der Anleger investiert ist, dann fehlen die potentiellen Käufer. Mitunter genügt dann ein kleiner Funke, um eine Kettenreaktion auszulösen. Die Kurse stürzen ins Bodenlose....
      Umgekehrt wird allerdings auch ein Schuh daraus, und hier eröffnet sich dem Antizykliker ein weites Betätigungsfeld. Befinden sich die Notierungen einer Aktie, oder auch einer ganzen Branche, über einen längeren Zeitraum im Sinkflug, dann wirft die Mehrheit der Anleger irgendwann entnervt das Handtuch und steigt aus.
      Oft erst nach einigen Monaten, manchmal auch Jahren, meist völlig unbemerkt von der großen Masse, findet der zertrümmerte Wert dann doch einen Boden. Schließlich zeichnet sich eine Trendwende ab, die Papiere beginnen wieder zu klettern.
      Auf dieses Zeichen hat der Antizykliker gewartet. Während die meisten Anleger jetzt viel zu ängstlich sind, um einzusteigen, kann er sich in aller Ruhe mit den Papieren eindecken. Eile ist in aller Regel nicht geboten, denn fast immer dauert es eine ganze Weile, bis eine ungeliebte Aktie wieder "entdeckt" wird.
      Die Gilde der hochbezahlten Analysten äußert sich in diesem frühen Stadium des Kursanstiegs übrigens mit schöner Regelmäßigkeit sehr skeptisch zu den Aussichten des Unternehmens. Ein schneller Anstieg ist somit nicht zu befürchten. Beste Voraussetzungen also für ein frühzeitiges Engagement mit prächtigen Gewinnaussichten.
      Im übrigen neigen Börsianer im Falle nachgebender Kurse auch wegen ihres Bestrebens, so zu handeln wie die Mehrheit, zu ähnlichen Übertreibungen, wie wir das bis Frühjahr vergangenen Jahres am Beispiel der Internet-Euphorie bei steigenden Aktienkursen erlebt haben.
      Die derzeitige Entwicklung an den Technologie-Märkten zeigt schon erste Anzeichen derartiger Auswüchse. In nicht allzu ferner Zukunft dürften sich dem konsequent antizyklisch vorgehenden Investor in der Technologiebranche seltene Kaufgelegenheiten bieten. Die Kunst antizyklischen Investierens besteht unter anderem darin, solche Übertreibungen zu erkennen.
      Auf welche Signale Anleger dabei achten sollten, lesen Sie im nächsten Teil unserer Serie. Wie man sich erfolgreich gegen die Mehrheitsmeinung stellt und welche psychologischen Voraussetzungen Antizykliker mitbringen sollten, wird uns zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls beschäftigen.
      Avatar
      schrieb am 14.03.01 16:45:21
      Beitrag Nr. 112 ()
      Wenn das Blut fließt..... Mittwoch, 14.03.2001 von Andreas Hoose
      Die Herde trampelt wieder los

      Börsianer bevorzugen mitunter eine bildhafte Sprache. Einer alten Anlegerregel zufolge soll man genau dann kaufen, wenn das Blut über die Straßen fließt. Manch alter Börsenhase setzt da sogar noch einen drauf und empfiehlt: "Warte auf die Panik - und dann noch ein Weilchen". Wie man es auch dreht und wendet, das Ergebnis ist stets das selbe: In der Regel ist es klug, sich nicht von den häufig extremen Schwankungen der Börsianerlaunen anstecken zu lassen, sondern genau des Gegenteil dessen zu tun, was der großen Mehrheit gerade einfällt.
      Ein Blick auf die wichtigsten Indizes heute Mittag war wieder einmal ein Schulbeispiel für den gestern an dieser Stelle geschilderten Herdentrieb der Investoren und konnte einem, so nebenbei, auch den Appetit aufs Mittagessen gründlich verderben. Ein Abschlag von 8,5 Prozent im Nemax 50 und ein Minus von vier Prozent im DAX, das sieht man nun wirklich nicht alle Tage. Und dies, wie wir alle wissen, nachdem sich die Märkte seit fast einem Jahr auf Talfahrt befinden.
      Was war geschehen? Eine aufkeimende Finanzkrise in Japan war der Grund des Übels. Ein ernstes Problem, fürwahr. Denn sollte die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt tatsächlich ins Trudeln geraten, müssten wir alle uns wohl wesentlich wärmer anziehen. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich so weit kommt, ist verschwindend gering. Schließlich sitzen wir alle im selben Boot, nicht nur was die Börse angeht. Folglich wird die internationale Finanzwelt alles daran setzen, einen Super-Gau im Land der aufgehenden Sonne zu verhindern.
      Doch das interessierte die Masse der Anleger heute Mittag natürlich überhaupt nicht. Die Aktien müssen raus, und zwar alle, egal zu welchem Preis. Auch dass nach dem Blutbad des vergangenen Jahres Unmengen an schlechten Nachrichten längst in den Kursen eingepreist sind, war den meisten heute völlig egal. Wie das eben so ist, wenn die Herde erst einmal lostrampelt......
      Vielleicht hatten einige ja schlicht zu viel Börsen-TV gesehen oder Radio gehört. Die Kollegen wurden wieder einmal nicht müde, das Thema nach allen Regeln der Kunst auszuschlachten. Da war es manchem offenbar schwer gefallen, dem allgemeinen Trend zu trotzen. Richtige Panik war heute jedoch (man ist geneigt zu sagen: leider) erst ansatzweise zu spüren.
      Avatar
      schrieb am 15.03.01 23:08:29
      Beitrag Nr. 113 ()
      R E Z E S S I O N S A N G S T

      Stars im Sturz

      Die New Economy wird zum Ballast für die amerikanische Wirtschaft

      Von Petra Pinzler und Christian Tenbrock



      Illustration: Wolfgang Sischke, Foto: G. Chan/Tony Stone
      Nun auch Cisco. Elf Jahre lang stiegen die Umsätze des Technologie-Riesen in immer neue Höhen, der Aktienkurs kletterte - gegenüber seinem Wert beim Börsengang - um bis zu 8000 Prozent. Dann kam das böse Erwachen: Der Star der New Economy entlässt 5000 Mitarbeiter. Die Verkäufe gehen zurück. Die Gewinne sinken.
      Es war nicht die einzige schockierende Meldung. Auch Yahoo, die bekannteste Adresse im Internet, wartete mit Nachrichten über schlechte Geschäfte auf. Der Glasfaserkomponentenbauer JDS Uniphase, vor einem Jahr an der Wall Street als Überflieger gefeiert, kündigte den Abbau von 3000 Stellen an. Intel will seine Gehaltsliste um 5000 Angestellte ausdünnen, MCI Worldcom entlässt 6000, Corning 1000 Mitarbeiter. Selbst Motorola und Lucent verschicken Kündigungen.
      Schlechte Zeiten auch für Aktionäre: Die High-Tech-Börse Nasdaq verlor seit ihrem Höchststand vor gut einem Jahr über 60 Prozent. Allein Yahoo, das mit 93,7 Milliarden Dollar an der Börse einst so schwer war wie Boeing, General Motors und der Ketchup-Produzent HJ Heinz zusammen, ist heute nur noch ein Zehntel wert. "Wir befinden uns in einem mindestens sechsmonatigen Abschwung", sagt Cisco-Chef John Chambers, dessen Unternehmen als einer der wichtigsten Wetterhähne des Technologie-Sektors gilt. Andere geben sich noch pessimistischer: Es werde "18 bis 30 Monate" dauern, bis Amerikas Wirtschaft wieder ins Lot kommt, meinte jetzt Mag Whitman, die Chefin des Internet-Auktionshauses eBay. Die Furcht vor einer Rezession greift um sich. Dabei schien es lange, als gälten für die High-Tech-Branche andere Regeln als für den Rest der Wirtschaft. Technologie-Unternehmen, dachten Auguren und Analysten, seien immun gegen das Auf und Ab der Konjunktur, gegen steigende Zinsen oder fallende Wachstumsraten.
      Wie andere Mythen zuvor hat auch dieser sein Ende gefunden. Die Prophezeiung, wonach die "Dritte Industrielle Revolution" Amerika von der Unbill des Konjunkturzyklus befreien könne, die Wissensökonomie also die alte Wirtschaft mit auf einen stetig nach oben zeigenden Wachstumspfad ziehe, entpuppt sich als Schimäre. Das Gegenteil ist der Fall: "Amerikas gepriesene High-Tech-Industrie hat sich aus einer Wachstumsmaschine in eine tödliche Last verwandelt", schreibt Business Week. Die New Economy könnte die Anfälligkeit Amerikas für konjunkturelle Schwankungen sogar steigern, die High-Tech-Branche den Rest der Wirtschaft schneller und stärker als bisher in ein Konjunkturtief ziehen.
      Die reale Wirtschaft spielt nach, was ihr die Börse vormacht
      Paul Krugman, weltweit bekannter Ökonom am Massachusetts Institute of Technology, fürchtet, dass sich in Amerikas Wirtschaft eine Herdenmentalität breit mache, die der von Investoren an den Aktienmärkten gleiche: "Irrationaler Überschwang" werde durch eine "sich selbst erfüllende Panik" ersetzt. Betriebe stutzten ihre Investitionen nicht nur deshalb zurück, weil es ihnen schlecht gehe, sondern auch, weil "ein Klima der Furcht das Management davon überzeugt hat, dass man die Schotten dichtmachen muss". Die reale Wirtschaft spielt nach, was ihr die Börse vormacht - die New Economy treibt sich selbst ins Minus.
      Auch Amerikas Notenbankchef Alan Greenspan sieht die Gefahr eines tragischen Kollektivhandelns. "Mehr als in früheren Jahrzehnten", warnte er vor dem Kongress in Washington, "handeln Unternehmen in größerem Gleichschritt" und reagieren auf die Flaute schneller. Dank moderner Informationstechnologien steht den Managern heute viel früher ein aktuelles Bild über die Marktlage zur Verfügung. Sinkt die Nachfrage, können sie fast unmittelbar ihre Investitionen reduzieren, Personal entlassen und Kapazitäten abbauen. Die Anpassung an zyklische Schwankungen, die einst Monate dauerte, geschieht jetzt - auch wegen der flexibleren Produktionsmethoden - in Wochen. Das verschärft wiederum die Talfahrt der Wirtschaft, besonders wenn Tausende Unternehmen auf ähnliche Informationen ähnlich und gleichzeitig reagieren.
      V, U oder ein L - seit Wochen diskutieren konjunkturelle Kaffeesatzleser darüber, wie sich der Knick in der Wachstumskurve entwickelt, ob das Tief schnell, langsam oder gar nicht vorüberzieht. Einig sind sie sich jedoch in einem: Der Boom ist vorbei. Notenbankpräsident Alan Greenspan musste vor dem Kongress in Washington bekennen, dass der Abschwung "sein Ende noch nicht erreicht" hat. Zwar erklärte der Fed-Chef im gleichen Atemzug, die Aussichten für die fernere Zukunft seien unverändert. Optimisten rechnen gar damit, dass das Wachstum spätestens im Sommer wieder anzieht. Zwischen 3,6 und 5,1 Prozent werde die Wirtschaft im Rest des Jahres wachsen, erwartet Gail Fosler, die angesehene Chefökonomin des New Yorker Conference Board.
      Kurzfristig aber deuten fast alle Daten auf Niedergang. Besonders gravierend: Die Investitionen sinken, und das Vertrauen der Verbraucher in ihre Zukunft nimmt ab. Der entsprechende Index lag zuletzt so tief wie seit Jahren nicht mehr. Das Wachstum rutschte im letzten Quartal 2000 auf 1,1Prozent und damit auf den niedrigsten Wert seit fünf Jahren. Amerikas alte Industrie - Stahlproduzenten, Maschinenbauer oder Autofirmen - steckt schon heute tief im Minus. Fällt nun auch die High-Tech-Branche, die zuletzt für ein Drittel des Wachstums in den Vereinigten Staaten sorgte, als Konjunkturmotor aus, steigt die Gefahr, dass aus der weichen eine harte Landung, aus einer Wachstumsdelle ein Einbruch wird.
      Um die Probleme der neuen Ökonomie zu verstehen, hilft es, bei alten Ökonomen nachzuschlagen: Mit "Prozeß der schöpferischen Zerstörung" beschrieb schon vor einem dreiviertel Jahrhundert der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter, wie im Kapitalismus kreative Unternehmer neue Produkte schaffen, die hohe Gewinne versprechen. Diese Profitaussichten, so Schumpeter, reizen Aktienkäufer, folglich steigen die Kurse, die Anleger fühlen sich immer reicher, der Reichtum verleitet zum Kaufen, und schon ist der schönste Wirtschaftsboom im Gange. Doch ein Perpetuum mobile hat der Ökonom nicht entdeckt: Die vielen neuen Produkte und die billigeren Produktionsverfahren locken andere Unternehmer an, der Konkurrenzdruck wächst, und damit sinken erst die Preise, dann die Gewinne und schließlich - so die Kehrseite des Booms - die Aktienkurse. Kapital wird knapp, die Verschuldung der Unternehmen steigt, und schließlich müssen die ineffizienten unter ihnen Bankrott machen, kurz: Die Wirtschaft saust in eine Rezession. Ist der Markt dann bereinigt, kann der nächste Aufschwung beginnen - von einem höheren technischen Niveau. Ein schmerzhafter, aber heilsamer Prozess.
      In Amerikas boom and bust finden sich viele Indikatoren für die These des Ökonomen. An Innovationen mangelte es im Mutterland der New Economy und des Internet wahrlich nicht, am Kapital auch nicht: Noch in den vergangenen fünf Jahren stiegen Investitionen der US-Unternehmen in die Informationstechnologie jährlich um durchschnittlich 25 Prozent. Sie wurden damit zum Katalysator des langen Aufschwungs. Die Kommunikationsgeräte und Computer erhöhten die Produktivität, diese machte ein höheres und gleichzeitig inflationsarmes Wachstum möglich.
      Doch die Wende deutete sich schon Ende des vergangenen Jahres an, als die Investitionen erstmals seit einem Jahrzehnt sanken - und damit auch die Nachfrage nach High-Tech-Produkten. Das Investmenthaus Goldman Sachs vermutet, dass die Investitionen der amerikanischen Wirtschaft in Informationstechnologie in diesem Jahr um mindestens acht, möglicherweise aber auch um 20 Prozent sinken werden. Die steigende Verschuldung - Amerikas Firmen stehen inzwischen mit über 80 Prozent ihres Eigenkapitals im Obligo - senkt die Bereitschaft zu Investitionen. Beste Bedingungen für einen reinigenden Abschwung à la Schumpeter.
      In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob die New Economy ihr wichtigstes Versprechen für das neue ökonomische Zeitalter halten kann: die dauerhafte Steigerung der Produktivität und damit letztlich auch des Wachstums. Neben dem Ende der Konjunkturzyklen war dies eines der zentralen Argumente ihrer Enthusiasten. Im Boom hatte die amerikanische Produktivität mit drei Prozent tatsächlich mehr als je zuvor zugenommen. Doch wird sie das im Abschwung halten?
      Eine Rezession vergrößert die Kluft zwischen Arm und Reich
      Die Arbeiter und Angestellten bewegen viel konkretere Probleme. Pink-Slip-Partys - Feten, auf denen sich entlassene Beschäftigte der High-Tech-Firmen treffen, um gemeinsam zu klagen und nach neuen Jobs Ausschau zu halten - sind in New York und San Francisco gang und gäbe. In Detroit, Cleveland, Chicago oder anderen alten Industriezentren werden die Schlangen vor den Arbeitsämtern länger. Amerikas verarbeitendes Gewerbe hat im Januar 96000, im Februar 94000 Beschäftigte auf die Straße gesetzt. Zwar stellen Banken, die Bauindustrie, der Gesundheitssektor und andere Dienstleister nach wie vor Leute ein. Die Arbeitslosenquote liegt daher bei noch immer phänomenal guten 4,2 Prozent. Allerdings, notiert Richard Berner, Chefökonom beim Investmenthaus Morgan Stanley Dean Witter, werden schon weniger neue Arbeitsplätze geschaffen. Die jüngsten Zahlen vom Arbeitsmarkt müssten "die Alarmglocken klingen lassen", ließ Amerikas Arbeitsministerin Elaine Chao verlauten.
      Schon denkt ein Fünftel der Bürger, dass das Land bereits heute in einer Rezession steckt, ein weiteres Drittel erwartet den Absturz für das nächste Jahr. Im Falle eines Abschwungs wollen 43 Prozent den Gürtel enger schnallen, 37 Prozent auf die nächste Urlaubsreise verzichten. Bislang hält sich die Sparsamkeit zwar in Grenzen. Dabei muss es aber nicht bleiben. Der Nasdaq-Index rutschte am Montag erstmals seit Dezember 1998 unter die 2000-Punkte-Marke, auch der Dow Jones sauste nach unten - und das werden viele Bürger spüren.
      Knapp die Hälfte aller US-Haushalte besitzt heute Aktien und Investmentfonds. Während des Booms wurden von jedem Dollar, den steigende Kurse zusätzlich in die Taschen der Verbraucher spülten, drei bis fünf Cent für neue Autos oder Fernseher, neue Kameras oder Kleidung ausgegeben. Es wäre nur logisch, wenn der Crash an den Börsen jetzt auch zu einem Rückgang des Verbrauchs führte. Auf der hohen Kante haben die Amerikaner ohnehin nicht viel: Die Sparquote tendiert schon seit Jahren gegen null. Dazu sind die Verbraucher verschuldet wie nie. Immer weniger Menschen besitzen tatsächlich das Häuschen, das ihnen auf dem Papier gehört.
      Eine Rezession hätte böse Folgen: Die ohnehin gewachsene Kluft zwischen Arm und Reich würde zunehmen, die soziale Spaltung tiefer. Kündigungen würden zuerst den gering Qualifizierten drohen, die schon in der Blütezeit gerade einen Billigjob ergattern konnten. Trotz einer Dekade des Aufschwungs hat Amerika unter allen Industrieländern der westlichen Welt die höchste Armutsrate. Das soziale Netz ist noch weitmaschiger geworden, fast jeder fünfte Bürger lebt ohne Krankenversicherung. Das Wall Street Journal warnte unlängst: "In der letzten Rezession hat niemand gehungert, in der nächsten könnte das jedoch passieren."
      Inzwischen halten nicht mehr nur chronische Pessimisten eine Rezession für möglich. "Jetzt werden die Exzesse der neunziger Jahre korrigiert", sagte der ehemalige amerikanische Finanzminister Robert Rubin am Montag in New York. "Eine harte Landung der Wirtschaft wird immer realistischer."
      Avatar
      schrieb am 15.03.01 23:24:46
      Beitrag Nr. 114 ()
      Auch wenn es garnicht so eintreffen muß, der Artikel ist hervorragend konzipiert und macht die momentane ambivalente Stimmungslage der Experten deutlich.
      Plötzlich wollen es alle wieder einmal gewußt haben.
      Nichts ist spannender als Wirtschaft.
      Avatar
      schrieb am 27.03.01 17:11:16
      Beitrag Nr. 115 ()
      Wallstreet Online-Nachricht

      Dienstag, 27.03.2001, 16:15

      Buffet hält Aktien immer noch für überbewertet

      Warren Buffet, die amerikanische Anlegerlegende, hält Aktien nach wie vor für überbewertet. Auf einer Pressekonferenz in London kündigt der mehrfache Milliardär an, seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway werde in nächster Zeit kaum Aktien kaufen. Erst „wenn die Unternehmen am Markt wieder unter Wert gehandelt werden“, werde er wieder Aktien kaufen. Buffet erwartet zudem kein baldiges Ende des wirtschaftlichen Abschwungs.

      Noch vor einem Jahr wurde Buffet verlacht für seine Aussage, er werde nicht in Internet-Aktien investieren, da er davon nichts verstehe. Zwölf Monate später hat es der Altmeister wieder allen gezeigt. Am 10. März gibt Berkshire Hathaway eine Verdoppelung des Nettogewinns im Geschäftsjahr 2000 bekannt. Der Nasdaq-Index verliert in der selben Zeit 39%.


      hey, joe
      Avatar
      schrieb am 31.03.01 10:47:52
      Beitrag Nr. 116 ()
      hallo
      Einige Kommentare meines "persönlichen Guru`s (*g*)" T.S.
      http://vision.yahoo.com/?.rand=0q35j9fr75ccc
      Auf Portfolio Parched and Sluggish? Water and ...
      klicken.

      Wer noch eine QCOM, JNPR oder CSCO sein eigen nennt, sollte vielleicht besser nicht reinhören oder doch?

      Ich habe T.S. jedenfalls noch sie so bearish gehört.
      Seine Kursziele für CSCO, JNPR, QCOM sind ...
      Gerade bei CSCO sieht die Situation wirklich verheerend aus:
      http://www.ebnews.com/story/OEG20010330S0056
      Nächster Stop ist IMHO $10. Man muss sich nur mal die Kennzahlen aufgrund der "neuen" Situation durchrechnen, ohne sich von dem Namen Cisco blenden zu lassen. Meine Befürchtung ist, dass der Übertragungssektor noch weit von seinen Tiefs entfernt ist. M.E. ist auch JDSU sehr anfällig für weitere Kursverluste:
      http://quote.fool.com/snapshot/financials.asp?symbols=JDSU&c…
      MK: 24 Mrd $.
      Umsatz für 2001 tippe ich < 4 Mrd $, also KUV > 6.
      Die Verluste pro Aktie haben sich die letzten Jahre jeweils ca verdoppelt wie ich obigem Link entnehme. Dazu kommt evtl. noch Powerline "um die Ecke".
      Mit einem Neuengagement wäre ich jedenfalls i.M. sehr vorsichtig.

      T.S. empfiehlt eine Absicherungsstrategie mittels Puts/Calls.

      Noch ein Hinweis: T.S. erwähnt die noch private Storage-Company BlueArc. Dieser Name kommt mir in letzter Zeit immer öfter unter. Eine Diskussion dazu gibt es im MF:

      Cruise Missile aimed at EMC?
      http://boards.fool.com/Message.asp?mid=14642713

      Das Wesentliche kann man in folgendem Artikel nachlesen:
      http://community.metamarkets.com/thread.jhtml;$sessionid$Q1E…
      Ein Ausschnitt:
      The end result? BlueArc calls it "SiliconServer Architecture," and it debuts in their Si7500 box: a file server that is 5 to 10 times faster than the fastest competitive machine from EMC or NetApp. A machine that can take 100 times as many user connections, and handle 30 times as much storage, all because it`s designed to do one thing, and one thing only. And of course, BlueArc is delivering all this superiority right at Network Appliance`s price point (which is already cheaper than EMC in most cases). And, yes, BlueArc has a hefty patent portfolio.
      Der "Trick" den BlueArc anwendet, ist, dass die Protokolle (IP, TCP, SCSI, ...) in programmierbare Chips "gegossen" werden, mit dem daraus resultierenden "dramatischen" Performance-Gewinn gegenüber SW-Lösungen.

      Ob das nur ein buzz ist oder eine neue disruptive technology?

      grüße Andy und schönes Wochenende
      p.s. der Biergarten ruft.
      Avatar
      schrieb am 03.04.01 18:31:14
      Beitrag Nr. 117 ()
      Aktionäre dürfen nicht alles glauben, was ihnen die Wertpapierspezialisten der Banken weis machen wollen. Die eigene Recherche bleibt unerlässlich, meint Georg Thilenius.
      Georg Thilenius, Vermögensverwalter aus Stuttgart, schreibt regelmäßig in manager-magazin.de.Viele Anleger sind in den letzten Jahren mehr oder weniger blind den Empfehlungen von Wertpapieranalysten gefolgt. Viele der empfohlenen Papiere, besonders am Neuen Markt, sind seither stark gefallen. Daher kommt der verständliche Ruf nach einem Ehrenkodex für Analysten.
      An dieser Stelle mag Handlungsbedarf bestehen. Es ist aber nicht so, dass durch die Einführung eines Ehrenkodex für Analysten Fehlurteile und damit Verluste für den Anleger vermieden werden. Jeder Investor ist selbst sein bester Analyst.

      Es gibt eine Menge von Kriterien für die Auswahl von Aktien. Bei einigen kann jeder Anleger selbst Daten der ihn interessierenden Unternehmen sammeln und braucht dazu keinen Analysten. Die meisten Daten stehen im Geschäftsbericht des Unternehmens und in den Quartalsberichten sowie Ad-hoc-Mitteilungen

      Zusätzlich kann jeder Investor Daten zur Bewertung und Marktkapitalisierung aus einem der zahlreichen und inzwischen qualitativ sehr guten Magazine für Anleger entnehmen. Besonders wichtig für Anlageentscheidungen sind die Entwicklung des Gewinns pro Aktie, die Bewertung, die Marktkapitalisierung, der Free Float und manchmal die Dividendenrendite.

      Bis zu dieser Stelle macht der Analyst dasselbe wie der Investor. Diese Arbeit kann jeder fleißige Investor selber machen.

      Erst danach setzt ein Spezialwissen des Analysten ein, das sich der Privatanleger nicht so schnell erwerben kann. Und erst dann können die Probleme und Interessenkonflikte einsetzten, die einen Ehrenkodex für Analysten erforderlich machen.

      Der Investor sollte nie die Meinung eines Analysten ohne eigene Recherchen und ohne eigenes Urteil übernehmen. Er sollte zu Anfang auf die Marktkapitalisierung schauen. Bei einem Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung und hohem Free Float kann er sehr zuversichtlich sein, die Aktien später wieder verkaufen zu können.

      Im Fall rückläufiger Kurse kann es demgegenüber sehr schwer sein, die Aktien eines Unternehmens mit geringer Marktkapitalisierung wieder zu verkaufen. Der sicherheitsbewusste Investor wird zuerst auf die Marktkapitalisierung schauen und als Regel nur in Unternehmen investieren, die eine höhere Marktkapitalisierung als 500 Millionen Euro haben. Die hilft ihm jedenfalls in rückläufigen Märkten mehr als der Blick auf den Ehrenkodex.
      Avatar
      schrieb am 03.04.01 21:36:40
      Beitrag Nr. 118 ()
      dpa-AFX-Nachricht
      Dienstag, 03.04.2001, 19:56

      INTERVIEW: Union Invest rät zu Geduld und Disziplin in schwieriger Zeit

      FRANKFURT (dpa-AFX) - Rolf Drees, Fondsmanager bei der Union Investment, rät den verunsicherten Anlegern in den momentanen turbulenten Börsenzeiten zu "Geduld und Diziplin". "Wer langfristig denkt, kann über zwischenzeitliche Schwankungen hinwegsehen", sagte er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa-AFX am Dienstag. Die jüngsten Verluste im DAX seien die Folge eines "normalen zyklischen Abschwungs". Er machte hierfür vorrangig Zins- und Ölpreissteigerungen verantwortlich. Wer jedoch die drei wichtigsten Regeln beherzige, müsse sich "keine Sorgen machen". Dies seien Konzentration auf etablierte Werte, Streuung sowie Gelassenheit gegenüber kurzfristigen Schwankungen.

      Vielmehr hätten sich die Schwächephasen der Vergangenheit als "erstklassige Kaufgelegenheit" erwiesen, sagte der Fondsmanager. So könne der langfristig agierende Anleger nun auch wieder "schrittweise investieren". Einer baldigen Erholung der Märkte stünden keine ernstzunehmenden strukturellen Gründe entgegen. In den nächsten Monaten sei mit einer "kurssteigenden Wirkung" der vergangenen Zinssenkungen durch die Notenbanken zu rechnen.

      Erfahrungen hätten gezeigt, dass der konservative Anleger auf lange Sicht auf jeden Fall mit einer Rendite zwischen 10 und 15 Prozent rechnen könne. Eine solche Kurssteigerung begründe sich schon in den realen Gewinnzuwächsen der Unternehmen. Doch müssten die Investoren nüchtern und diszipliniert bleiben und sich nicht zu panischen Verkäufen hinreißen lassen.

      Eine ganz andere Situation stelle sich hingegen für verschiedene Werte des Neuen Marktes dar. "Hier muss man unterscheiden" sagte Drees und benannte vor allem die Kriterien der Gewinnsteigerung und der Konzentration auf Kernkompetenzen. Eine Reihe von High-Tech-Titeln habe ohne jegliche fundamentale Grundlage, allein von der euphorischen Stimmung profitiert. Diese unrealistisch hohen Kurse würden wohl auf absehbare Zeit nicht mehr erreicht werden. Doch dürften andere, profitabel und seriös arbeitende Unternehmen auch in Zukunft wieder "überproportional wachsen können"./fh/wö/ub

      **************************************

      Fazit: No Panic

      Grüße, ica
      Avatar
      schrieb am 19.05.01 00:27:45
      Beitrag Nr. 119 ()
      Interessante Artikelserie von A. Hoose:
      http://www.fnet.de/analyse/antizyklisch/serie/.
      Am besten gefällt mir persönlich der 3. Artikel:

      Einsamer Wolf abseits der Herde - Die Psychologie des Antizyklikers
      http://www.fnet.de/analyse/antizyklisch/serie/?uid=6tjvbq-bk…
      Ein kleiner Ausschnitt:
      -------------------------------
      ..................
      Wobei an dieser Stelle ein Hinweis wichtig ist: es kommt dem Antizykliker letztlich nicht darauf an, ständig gegen die Masse zu handeln. Erfolgreich kann mit der antizyklischen Methode nur sein, wer Aktien kauft bevor sie von der großen Mehrheit entdeckt werden. Denn bekanntlich werden Kurse nur dann nach oben bewegt, wenn viele Anleger der Überzeugung sind, man sollte die betreffende Aktie im Depot haben.
      Hervorzuheben ist also, dass sich die Kontra-Strategie ausschließlich auf den Zeitpunkt von Kauf und Verkauf bezieht. Anhand der vorherrschenden Meinung kann man erkennen, wann es an der Zeit ist.
      Ist der Antizykliker dann aber eingestiegen, dann möchte er, dass die große Masse ebenso handelt, um den Kurs nach oben zu treiben. Da die Mehrheit der Anleger also nur an den Markthoch- und tiefpunkten falsch liegt (und deshalb, traurig aber wahr, dauerhaft Geld verliert), orientieren sich Antizykliker bei ihren Kauf- und Verkaufsentscheidungen am Herdentrieb und handeln dem genau entgegengesetzt.

      Der Antizykliker stellt sich also vor allem deshalb gegen die vorherrschende Meinung, weil er eine Richtung aufspüren will, die demnächst (dies kann in einigen Wochen, Monaten oder auch Jahren sein) das Börsengeschehen bestimmen wird.
      Die Kunst besteht demnach darin, schneller zu sein, als der große Rest der Investoren. Welche psychologischen Voraussetzungen sind dafür wichtig, und: was macht den erfolgreichen Antizykliker aus?
      ....
      -----------------------------------
      Ein "echter Contrarian" hat wahrscheinlich letztes Frühjahr Technologie verkauft und z.B. möglicherweise "in Sachen Energie gemacht". [Ich habe mir vor kurzen einige Charts von US-Unternehmen aus dem Energie-Sektor angeschaut. Da hat es mir fast die Sprache verschlagen. Solche Charts habe ich bisher nur von Technologie-Aktien zur Boomzeit gesehen. In dem Einjahreszeitraum haben die Energie-Titel praktisch jede Technologie-Aktie von der Performance her "in den Staub getreten". Aber ob man jetzt unbedingt reingehen muss? :confused:
      Hmmm. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht ... Wäre ich nie im Leben draufgekommen.]

      Einen Hinweis unterbewertete Branchen/Titel rein mechanisch aufzuspüren gibt möglicherweise das KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) [siehe auch den letzten Beitrag von A. Hoose.], obwohl der Buchwert auch mit Vorsicht zu geniessen ist.
      Interessanterweise habe ich irgendwann im März/April einen Artikel gelesen, der auf das historisch niedrige KBV von Technologie-Titeln hinwies (dürfte sich mittlerweile aufgrund der Kursentwicklung teilweise erledigt haben).

      Das Sympatische an dieser Anlagestrategie ist, dass man nicht täglich auf die Realtime-Kurse zappen muss, sondern eher im Jahresrhythmus.
      Das Unsympathische ;), dass 99 % der Anleger erst ein Jahr später wissen, was ein echter Contrarian gemacht hat, von dem psychologischen Druck ganz zu Schweigen, gegen die vorherrschende Marktmeinung zu agieren.

      Was macht ein Contrarian jetzt?
      In Damenmoden?
      Turnschuhen "Just do it" oder doch nicht? *g* oder
      Bestattungsunternehmen oder
      Gold oder doch
      Technologie oder
      ...

      Ich hab wirklich keine Ahnung sonst würde ich es nicht geheim halten.

      In einem Jahr kann man es wieder an Charts die links unten beginnen und rechts oben enden ablesen.

      grüße Andy
      Avatar
      schrieb am 20.05.01 14:18:06
      Beitrag Nr. 120 ()
      Hallo ica,

      daß gerade ein Union-Investment-Manager gute Ratschläge
      zur Kapitalanlage, insbesondere Aktienanlage gibt, schlägt dem Faß den Boden aus.
      Genau die Fehler, die die Anleger immer machen und ihre Performance vermiesen, haben die "tollen" Jungs von Unioninvestment gemacht.
      Das Ärgerliche ist, daß die auch noch für ihren Mist eine Gebühr bekommen.
      Gerade in Firmen ohne fundamentalen Hintergrund und ohne auf die makroökonomischen Veränderungen zu achten, haben diese "Profis" investiert und eine traurige Performance eingefahren, die jeder halbwegs interessierte Kleinanleger
      mühelos übertroffen hätte.
      Avatar
      schrieb am 28.06.01 19:10:02
      Beitrag Nr. 121 ()
      I N T E R V I E W

      "Ich hoffe, dass ich mich irre"

      Der Euro gefährdet Europa, der Weltwirtschaft droht eine Depression - und die US-Notenbank riskiert alles. Ein ZEIT-Gespräch mit dem amerikanischen Nobelpreisträger Milton Friedman

      Von Petra Pinzler (Gesprächsführung)

      DIE ZEIT: Professor Friedman, Sie leben in San Francisco, der Heimat der New Economy. Haben Sie am Internet-Boom verdient?
      MILTON FRIEDMAN: Nein, ich spekuliere nicht. Das kostet zu viel Zeit.
      ZEIT: Beobachtet haben Sie das Ganze aber schon. Sie prophezeiten das Platzen der Spekulationsblase bereits vor zwei Jahren.
      FRIEDMAN: Und ich lag falsch, ich hatte zu früh an den Crash geglaubt. Wäre ich beim Spekulieren meinem Ratschlag gefolgt, dann wäre ich heute mein letztes Hemd los.
      ZEIT: Warum irrten Sie?
      FRIEDMAN: Keine Ahnung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis vieler Internet-Werte war schon lange vor dem Ende des Booms untragbar. Unternehmen verloren Geld und wurden trotzdem fantastisch beurteilt. Jeder wusste, dass das so nicht weitergehen konnte. Anfang und Ende von Spekulationsblasen lassen sich aber einfach nicht logisch erklären.
      ZEIT: Sie haben auch bezweifelt, dass wirklich eine neue Ökonomie entstanden ist.
      FRIEDMAN: Alle Argumente, die man in den neunziger Jahren hören konnte, wurden auch in den zwanziger Jahren angeführt. Und beide Male stimmten sie, denn in beiden Fällen gab es einen technologischen Durchbruch - in den Zwanzigern durch die Automobilindustrie und die Elektrizität, in den Neunzigern durch Telekommunikation und Computer. Beide Male wuchs zudem die Wirtschaft stark, und auch der Aktienmarkt boomte besonders bei den High-Tech-Aktien. Es entstand also durchaus eine neue Wirtschaft; und gleichzeitig war es doch die alte, denn sie funktionierte immer noch nach den bewährten ökonomischen Regeln.
      ZEIT: Die Zwanziger endeten ziemlich böse mit der Weltwirtschaftskrise. Was ist heute anders?
      FRIEDMAN: Wir haben inzwischen sogar drei ähnliche Episoden erlebt: die Zwanziger, die Achtziger in Japan und die neunziger Jahre in den USA. Der erste Boom endete in Desaster und Depression, der zweite immerhin noch in einer langen Rezession. Nun müssen wir abwarten, was diesmal passiert. Für Vorhersagen ist es zu früh. Man kann eine Geschichte nicht vom Ende her erzählen.
      ZEIT: Sie machen die Geldpolitik für die ersten beiden Krisen verantwortlich.
      FRIEDMAN: Mit den Wirtschaftsaufschwüngen hatte die Geldpolitik nichts zu tun, die wurden von echtem technologischem Fortschritt genährt. Aber nach dem Crash handelten die Notenbanker jedes Mal falsch, sie reduzierten die Geldmenge. Es ist also höchst interessant zu beobachten, wie sie heute experimentieren. Diesmal nämlich unterscheidet sich die Geldpolitik grundlegend von der der Vergangenheit. Sie ist sehr ungewöhnlich. Denken Sie einmal über folgendes Szenario nach: Die Arbeitslosigkeit liegt bei etwa vier Prozent, die Produktion wächst um vier Prozent, die Inflationsrate liegt bei etwa zwei Prozent. Was würden Sie tun?
      ZEIT: Wahrscheinlich nicht die Zinsen senken, sondern eher eine restriktive Geldpolitik betreiben.
      FRIEDMAN: Genau. Sie würden jedenfalls keine expansive Geldpolitik betreiben. Genau das aber geschieht in den USA seit langer Zeit - mit der Gefahr, in eine Inflation zu geraten.
      ZEIT: Der Grund dafür ist doch wohl die Hoffnung, in Amerika auf diese Weise die Rezession zu verhindern. Geben Sie dieser Strategie eine Chance?
      FRIEDMAN: Ja, aus einem Grund - wegen des Respektes, den ich für den US-Notenbankchef Alan Greenspan hege.
      ZEIT: Mit diesem Kompliment verstoßen Sie aber gegen Ihre eigene Theorie, dagegen, dass Geldpolitik nicht aktiv betrieben werden sollte, sondern Zinssätze am besten langfristig festgeschrieben werden sollen.
      FRIEDMAN: Stimmt. Ich stecke da in einem Dilemma. Mein Instinkt sagt mir, diese Politik ist viel zu expansiv. Gleichzeitig aber erleben wir eine außergewöhnliche Situation. Versetzen Sie sich in die Lage von Greenspan. Der kennt die Vergangenheit und wird sich ständig sagen: Wir wollen nicht die gleichen Fehler machen wie damals. Wir werden es nicht so enden lassen.
      ZEIT: Also macht er etwas, das noch nicht ausprobiert worden ist ...
      FRIEDMAN: ... und wenn er damit Erfolg hat, dann verdient er einen Orden.
      ZEIT: Was sagen Sie zur Politik der Europäischen Zentralbank? Sie folgt Ihren geldpolitischen Ideen viel strikter und muss gleichzeitig viel mehr Kritik hinnehmen.
      FRIEDMAN: Im Großen und Ganzen hat die Zentralbank alles richtig gemacht. Sie hat eine sehr stabile Geldpolitik verfolgt. Europa geht es doch vergleichsweise gut. Es geht zwar Furcht vor der Rezession um, aber die ist ja nicht da.
      ZEIT: Dennoch haben immer noch wenige internationale Kapitalanleger Vertrauen zur europäischen Währungszone und dem Euro gefasst.
      FRIEDMAN: Der Euro ist seit einiger Zeit deutlich unterbewertet und der Dollar überbewertet. Allerdings habe ich den Euro immer für einen Fehler gehalten und glaube, die Mitgliedsländer mit ihrer unterschiedlichen Wirtschaftspolitik werden künftig viele Probleme bekämpfen müssen. Ich hoffe aber, dass ich mich auch hier irre. Möglicherweise wird er ein großer Erfolg. Wenn die Länder ihre Volkswirtschaft ausreichend reformieren, könnte er eine wunderbare Sache sein.
      ZEIT: Genau da liegt aber ein grundlegendes Problem: Die Europäer sind ja gerade stolz darauf, ihre Märkte nicht so stark liberalisiert zu haben wie die Vereinigten Staaten - mit dem Argument, das sorge für größere soziale Gerechtigkeit.
      FRIEDMAN: Und die Folge? Am Ende haben sie weniger soziale Gerechtigkeit. Denn: Ist das durchschnittliche Einkommen der Bürger so hoch, wie es sein könnte, wenn die Regierung nicht so viel davon wegnähme?
      ZEIT: Der Durchschnitt ist wenig relevant, denn der verschleiert die Kluft zwischen Arm und Reich.
      FRIEDMAN: Schauen wir doch mal in die Vergangenheit. Den Superreichen geht es heute, mal abgesehen von der Gesundheitsvorsorge und den Transportmöglichkeiten, doch nicht besser als vor hundert Jahren. Große Häuser besaßen sie immer, und fließendes Wasser hätten sie damals gar nicht gebraucht, denn sie hatten ja eilende Sklaven. Die Armen hingegen konnten ihren Lebensstandard enorm verbessern, sie haben Autos, Fernseher, fließendes Wasser.
      ZEIT: ... und diese Privilegien haben sie sich heftig erkämpfen müssen.
      FRIEDMAN: Nein, die haben sie dem Kapitalismus zu verdanken. Die Regierung hat die Waschmaschine nicht erfunden. Es lässt sich schlicht nicht beweisen, dass es in Europa heute durch den Wohlfahrtsstaat größere Gleichheit zwischen Arm und Reich gibt als ohne ihn.
      ZEIT: Wenn das alles stimmen sollte, warum akzeptieren es die Menschen und wählen Regierungen, die ihnen einen Sozialstaat europäischer Prägung bieten?
      FRIEDMAN: Weil sie glauben, sie bekommen etwas kostenlos.
      ZEIT: Menschen wollen soziale Gerechtigkeit doch nicht nur für sich. Schauen Sie sich die Bewegung der Antiglobalisierer an. Die hat sich nicht nur den Kampf für die Armen im eigenen Land, sondern weltweit auf ihre Fahnen geschrieben.
      FRIEDMAN: Kein Zweifel. Es gibt Altruisten. Hinter der Antiglobalisierungsbewegung stecken aber vor allem die Gewerkschaften, die den Enthusiasmus von jungen Leuten missbrauchen.
      ZEIT: Abgesehen von den Chaoten - würden sie den Demonstranten nicht zumindest zugestehen, sich um tatsächlich bestehende Probleme zu kümmern, beispielsweise um die Armut in der Dritten Welt?
      FRIEDMAN: Gut, nehmen wir deren Einsatz für die Dritte Welt. Da boykottieren wohlmeinende Menschen Läden, die Waren verkaufen, die in der Dritten Welt hergestellt worden sind. Wem helfen sie damit? Geht es den Arbeitern in den sweat shops besser, wenn sie dort nicht mehr arbeiten können?
      ZEIT: Die Demonstranten wollen nicht die Arbeitsplätze vernichten, sondern die Arbeitsbedingungen verbessern.
      FRIEDMAN: Indem sie die Nachfrage reduzieren? Gerade der Preiswettbewerb kommt den armen Ländern doch zugute. Wenn man in der Dritten Welt die Löhne erhöht, gibt es keinen Grund mehr, ausgerechnet dort fertigen zu lassen. Wenn ein amerikanischer Unternehmer dort genauso viel zahlen muss wie in den USA, kann er auch gleich zu Hause produzieren. Und außerdem: Wer von den jungen Demonstranten will denn selbst hohe Preise für Textilien zahlen? Stellen Sie sich beispielsweise vor, die amerikanische Bekleidungskette Gap hätte zwei Läden: Der eine verkauft Textilien, die unter besten Arbeitsbedingungen produziert werden. Der andere lässt dort produzieren, wo es am billigsten ist. Wo würde wohl eingekauft werden?
      ZEIT: Das wäre einen Versuch wert.
      FRIEDMAN: Sie wissen genauso gut wie ich, was passieren würde. Ein oder zwei Tage würden alle in den ersten gehen, dann aber würden sie bei dem anderen vorbeischauen ...
      ZEIT: Wie lautet Ihr Rezept gegen Armut? Der Markt wird es richten? Das stellt die Geduld gerade unter den Ärmsten auf eine sehr harte Probe.
      FRIEDMAN: Kennen Sie ein Land, in dem ohne Markt viel verbessert wurde? Schauen Sie sich beispielsweise Indien an, eine Nation mit weitgehend staatlich geplanter Wirtschaft - und desaströsen Ergebnissen. An den Menschen dort liegt es nicht. Indern außerhalb Indiens geht es ökonomisch meist sehr gut.
      ZEIT: Gibt es denn keinen einzigen Bereich, wo Sie den Staat für sinnvoll halten?
      FRIEDMAN: Am meisten gefällt er mir, wenn er Bürgern Geld zurückgibt. Außerdem sollte er natürlich die Regeln des Spiels bestimmen, man braucht ein Rechtssystem, Schutz gegen Gewalt. Aber der Staat ist eben ein miserabler Unternehmer, er sollte das erst gar nicht versuchen. Fragen Sie doch mal einen normalen Bürger nach den Dingen, die er täglich benutzt. Danach fragen Sie ihn, wie viele dieser Dinge vom Staat kommen. Und dann sagen Sie ihm noch, dass er ein Leben lang die Hälfte seines Einkommens an die Staatskasse zahlt.
      ZEIT: Der Ökonom Paul Samuelson hat einmal über Sie gesagt: Gott hat ihm so viel gegeben, aber nicht die Gabe des Zweifels. Kommt Ihnen bei manchen Ihrer Aussagen nach all den Jahren nicht doch ein Zweifel?
      FRIEDMAN (lacht): Na klar. Aber ich werde Ihnen nicht sagen, bei welchen.
      (c) DIE ZEIT   26/2001
      Avatar
      schrieb am 06.07.01 18:52:39
      Beitrag Nr. 122 ()
      SPAREN FÜR DIE RENTE
      Die Aktienlüge
      Von Harald Schumann
      Wer in Wertpapiere investiert, könne sich seine Rente sichern, verspricht die Finanzindustrie. Doch das ist keineswegs ausgemacht. Der Bevölkerungsschwund wird auch die Kapitalmärkte erschüttern. Droht 2015 der Rentner-Crash?
      Berlin - Meinhard Miegel,

      DPA
      Frankfurter Börse: Unsolide Versprechungen
      der Chefdenker des Deutschen Instituts für Altersvorsorge, ließ das rhetorische Fallbeil niedergehen. Die Riestersche Rentenreform, so rechnete er gleich nach deren Verabschiedung vor, streue "Illusionen" und beruhe auf allzu optimistischen Annahmen. Die Versorgung der künftigen Rentner werde "so schlecht sein wie nie zuvor". Folglich sei das "ganze Machwerk nur Makulatur".

      Die private, kapitalgedeckte Altersvorsorge müsse weit stärker ausgebaut werden, um die absehbaren Rentenlücken zu schließen, erklärte Miegel. Ältere Arbeitnehmer sollten nicht nur die staatlich geförderten vier, sondern am besten gleich bis zu acht Prozent ihrer Einkommen am Kapitalmarkt anlegen. Erst damit stünden sie auf der sicheren Seite.

       

      K O N T E X T
      ·
      Studie der Hypovereinsbank: Wenn der Bevölkerungsschwund die Aktienkurse drückt...
      ·
      Risiko Aktienmarkt: Deutsche-Bank-Vorstand Thomas Fischer über Wertpapiere als Rentenersatz
      ·
      Die Aktienlüge (II)
      Rentensicherheit durch Sparen in Wertpapieren: So hören es die Finanziers des Miegel-Instituts bei der Deutschen Bank gerne. Und genau diese Botschaft propagieren Deutschlands Banken und Versicherungen derzeit landauf, landab mit einer Werbekampagne, die einem Trommelfeuer gleicht. Fondsparen, Privatrente, Lebensversicherungen, AS-Sondervermögen - noch bevor auch nur ein einziges Programm das amtliche Siegel der Förderungswürdigkeit erhalten hat, preist die Finanzindustrie ihre Produkte auf allen Kanälen in den rosigsten Farben als Ausweg aus der Renten-Misere.

      Selbst die Bundesbank mahnt
      Vor allem Aktienanlagen, die im Schnitt der vergangenen 30 Jahre in Deutschland über acht Prozent Jahresrendite abwarfen, verkauft die Finanzbranche als aussichtsreichste Anlageform. Darum legen Investmentfonds trotz Kursrückschlägen weiter zu und bescheren Fondverwaltern wie Investmentbankern eine warmen Milliardenregen aus Provisionen, Ausgabeaufschlägen und Verwaltungsgebühren.
      Doch die Versprechungen vom kapitalgedeckten Rentner-Paradies sind unsolide. Längst warnen vorsichtige Ökonomen, dass der programmierte Bevölkerungsschwund infolge des Geburtenrückgangs die Volkswirtschaften der Industrieländer in die Stagnation treiben könnte. Zwangsläufig würden damit auch die Renditen an den Finanzmärkten einbrechen. Selbst die traditionell bankenfreundlichen Volkswirte der Bundesbank mahnen: "Auch kapitalgedeckte Alterssicherungssysteme sind nicht immun gegenüber demografischen Veränderungen".

      Das ist sehr vorsichtig ausgedrückt. Tatsächlich könnte wohl nur ein grandioser weltweiter Wachstumsschub verhindern, dass das Vermögen der heutigen Rentensparer irgendwann zwischen 2010 und 2025 drastisch entwertet wird.


      DPA
      Rentnerleben: Nicht nur die Beitragszahler schwinden, auch die Aktienkäufer
      Verblüffenderweise drehte sich die Rentendebatte bislang stets nur um das Problem, dass es künftig wegen der Alterung und Schrumpfung der Bevölkerung an Beitragszahlern für die umlagenfinanzierten Rentensysteme mangeln wird. Doch das gleiche Phänomen wird auch die Märkte für Wertpapiere treffen. Denn wer heute sein Geld in Aktien und Zinstiteln anlegt, benötigt nach der Verrentung Käufer für eben diese Anlagen. Was im Umlagesystem das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern ist, das sind am Kapitalmarkt die Sparer und die Ent-sparer, die Käufer und Verkäufer von Wertpapieren.

      Die Babyboom-Generation läuft in die Falle
      Als Sparergeneration setzen Fachleute gemeinhin die Altersgruppe der 30- bis 59-jährigen an, ihnen gegenüber stehen alle Älteren ab 60. Stehen so heute in Deutschland statistisch gesehen einem Entsparer noch rund 1,7 Sparer gegenüber, wird es infolge des Geburtenrückgangs in 40 Jahren nur noch einer sein. Und dies auch nur dann, wenn jährlich im Schnitt 200.000 Menschen nach Deutschland einwandern, errechnete Andreas Heigl, Demograf und Rentenexperte bei der Hypovereinsbank.

      Beim Aktiensparen könnten so vor allem die geburtenstarken Jahrgänge von 1950 bis 1970 regelrecht in die Falle laufen. Denn durch den jetzt ausgelösten Run auf Dividendentitel rechnet die Finanzbranche auf zehn Jahre mit stark steigenden Aktienwerten. Bis 2010, so kalkulierte die Investmentbank Morgan Stanley, werden wegen der Altersvorsorge zusätzlich über 10 Billionen Dollar an Europas Börsen angelegt, weit mehr, als selbst bei guter Wirtschaftsentwicklung an neuen Aktien ausgegeben wird. Der Nachfrageüberschuss werde einen "Liquiditäts-Superzyklus" treiben, frohlocken die Analysten.


      Rentenfachmann Andreas Heigl: "Jeder ist Gefangener seiner Geburtskohorte"
      Doch anschließend droht das genaue Gegenteil. Um ihre Gewinne zu sichern, werden die Verwalter von Pensionsfonds und Sparplänen die Aktienanlagen im großen Stil auf festverzinsliche Anlagen umschichten müssen, also auf Staatsanleihen und verbriefte Kredite von Unternehmen. Das wird nicht nur die langfristigen Zinsen tief nach unten drücken. Zugleich werden die vorher wegen des Nachfragebooms zu teuer eingekauften Aktienwerte genau zu der Zeit verfallen, wo die Mitglieder der Babyboom-Generation ihre Ersparnisse benötigen. "Sie könnten Probleme bekommen, ihre Finanztitel einer immer kleiner werdenden Sparerklientel zu verkaufen, möglicherweise nur mit erheblichen Kursverlusten", schreibt Hypovereinsbank-Experte Heigl in einer kürzlich vorgelegten Studie.

      Zwar hält der Demograf unter den Bankern "Negativ-Renditen für den Gesamtmarkt für sehr unwahrscheinlich". Trotzdem müsse sich die Generation der jetzt 30- bis 50-jährigen darüber im Klaren sein, "dass sie im Vergleich zur Vorgängergeneration mit niedrigeren Renditen leben muss". Heigl: "Jeder ist Gefangener seiner Geburtskohorte".

      Dresdner Bank: "Diese Sorgen sind unbegründet"
      Derlei Mahnungen wollen die zahlreichen Propagandisten der neuen Aktienlüge jedoch nicht gelten lassen. "Diese Sorgen sind unbegründet", behauptet etwa die volkswirtschaftliche Abteilung der Dresdner Bank in einer diese Woche publizierten Studie. Anders als das Umlagesystem seien die Kapitalanlagen schließlich nicht national gefangen, sondern könnten weltweit gestreut werden. Der absehbare Beitritt der osteuropäischen Staaten zur Europäischen Währungsunion biete da wegen ihres Nachholbedarfs große Chancen ohne Wechselkursrisiko.

      Doch diese Argumentation hält einer Überprüfung nicht stand.

      Lesen Sie in Teil zwei: Können die Schwellenländer unsere Renten finanzieren, oder droht Stagnation in der Vergreisung nach dem Modell Japan?

      K O N T E X T
      Avatar
      schrieb am 16.07.01 17:43:54
      Beitrag Nr. 123 ()
      15.07.2001
      A N A L Y S T E N
      Perfekte Marionetten

      Mit immer neuen Kaufstudien waren sie wichtige Antreiber des Börsenhypes. Erst der Crash entzauberte die Gurus. Was ist der Rat der Aktienexperten noch wert? mm zeigt, wie Sie mit den Urteilen der Profis umgehen müssen.
      Als Christopher Chandiramani im Frühjahr vergangenen Jahres die Aktie des Schweizer Luftfahrtkonzerns SAir Group bewertete, machte er nichts
      anderes als seinen Job. Gewissenhaft prüfte der
      Analyst der Züricher Investmentbank Credit Suisse Bilanz, Strategie und Geschäftsaussichten der Airline, wog Chancen und Risiken ab und kam schließlich zu einem negativen Urteil: Das von der Fluggesellschaft angekündigte ausgeglichene Ergebnis, schrieb Chandiramani auf den Credit-Suisse-Internet-Seiten, werde die SAir Group nicht erreichen. Im Gegenteil: Allein im ersten Halbjahr 2000 drohe ein Verlust von mindestens 625 Millionen Mark.

      SAir-Group-Chef Philippe Bruggisser war ganz und gar nicht
      begeistert. Der Konzernchef, nebenbei Verwaltungsratsmitglied der Bank, beschwerte sich.

      Mit Erfolg: Die Credit Suisse befürchtete den Abgang ihres
      Großkunden, nahm die indirekte Verkaufsempfehlung umgehend
      von ihrer Webpage und feuerte Chandiramani vier Tage, nachdem der Report an die Öffentlichkeit gelangt war.

      Der Fluglinie half dieser dreiste Rausschmiss wenig. Im
      vergangenen Jahr schrieb die SAir Group einen Verlust von
      3,6 Milliarden Mark, die Aktie stürzte ab, und heute gilt
      der Konzern als Sanierungsfall.

      Chandiramani, der inzwischen für eine Schweizer
      Investmentgesellschaft arbeitet, erhielt als einzigen Trost
      für seine treffende Analyse eine Abfindung in Höhe von 250.000 Mark. Die musste er sich allerdings mit anwaltlicher Hilfe von der Bank erstreiten.

      So sieht es also aus mit der Unabhängigkeit der Analysten,
      jener Spezies, die für Profis und Amateure ihre Urteile
      über die Chancen und Risiken von Aktien abgibt.

      Die Schweizer Großbank findet sich in bester Gesellschaft.
      Allenthalben sind die professionellen Ratgeber in Verruf
      geraten.

      Die gigantische Vermögensvernichtung, die in den
      vergangenen Monaten am Neuen Markt stattfand - sie ist
      nicht zuletzt auch auf das Versagen dieser Aktienjuroren
      zurückzuführen.
      Längst sind die Experten der Banken keine unauffälligen und
      neutralen Ratgeber mehr. Die Analysten verstehen sich
      vielmehr als unverzichtbaren Teil der gigantischen Gelddruckmaschine namens Börse, die den Banken seit Jahren
      Rekordgewinne beschert.

      Nicht der Anleger ist es, der im Zentrum des Analysteninteresses steht. Es geht vor allem um die großen
      Kunden der Bankhäuser:

      Institutionelle Investoren wie zum Beispiel die
      Fondsgesellschaften: Sie wickeln als Gegenleistung für die
      fundierten Untersuchungen ihre Wertpapiergeschäfte über die
      Bank des Analysten ab und bescheren dem Kreditinstitut auf
      diese Weise hohe Kommissionseinnahmen.
      Unternehmen, die Fusionen oder Übernahmen planen: Für
      solche Zusammenschlüsse wollen die Banken schmeichelhafte
      Studien sehen, um den Deal zu begleiten und so stattliche
      Honorare zu kassieren.
      Firmen, die einen Börsengang planen: Die Bank will den
      Schönheitswettbewerb um einen der provisionsträchtigen
      Plätze im Emissionskonsortium gewinnen; da stört ein skeptischer Analystenreport aus dem eigenen Haus natürlich.
      Frage also: Kann der Anleger dem Rat der Banken überhaupt
      noch trauen? manager magazin hat die merkwürdigen Methoden
      der Geldhäuser untersucht, legt die Interessenkonflikte der
      Analysten offen und zeigt mögliche Lösungen für die
      Privat-anleger auf.

      Jonas Hetzer/Dietmar Palan/Christoph Seger
      Avatar
      schrieb am 03.08.01 12:30:56
      Beitrag Nr. 124 ()
      Mary Meeker – Staranalystin auf der Anklagebank
      Die Investoren erwarten von Analysten Objektivität, Punkt. Anscheinend steht es um die unvoreingenommene Bewertung von Unternehmen aber nicht immer zum Besten, wie gerade erst eine Untersuchung der amerikanischen Wertpapieraufsichtsbehörde SEC ergeben hat. Am Mittwoch ging es um den Vorwurf der SEC, die Experten würden wider ihren eigenen Empfehlungen handeln und daraus Kapital schlagen.
      Am Donnerstag sitzt Staranalystin Mary Meeker auf der Anklagebank: Sie habe zu bullishe Kommentare zu Internettiteln abgegeben, um für ihren Arbeitgeber Morgan Stanley neue Kunden im Investmentbanking anzulocken. Die Anwaltskanzlei Schiffrin & Barroway hat im Namen von Amazon und Ebay -Aktionären Klage gegen die Analystin eingereicht.
      Mary Meeker ist eine bekannte Expertin für Internet- und Technologieaktien. Vom amerikanischen Wirtschaftsblatt Barron`s erhielt sie wegen ihres Einflusses auf den Aktienmarkt einst den Beinamen "Queen of the Net".

      Für absolut nicht königlich halten die klagenden Anleger die Motive der Analystin hinter ihren Einstufungen. Meeker habe positive Analysen zu Internetunternehmen abgegeben, damit diese der Investmentbank Morgan Stanley als Kunden treu blieben, und um neue Kunden zu ködern.

      Die freundliche Bewertung sollte dabei helfen, lukrative Mandate als Konsortialführer oder bei Übernahmeverhandlungen zu erhalten. Auch das Gehalt von Meeker im Jahr 1999 – 15 Millionen Dollar inklusive Bonuszahlungen – soll im direkten Zusammenhang mit den Einstufungen stehen, so die Anwaltskanzlei.

      Beobachter zweifeln allerdings am Erfolg der Klage. Zunächst müsste bewiesen werden, dass die Analysen Meekers die Kurse der betreffenden Unternehmen tatsächlich bewegt haben. Danach müssten die Kläger noch belegen, dass und wie sehr Meeker bei ihren Studien übertrieben hat.
      Morgan Stanley reagierte entsprechend gelassen auf die Klage. "Wir kennen die genauen Details der Klageschrift noch nicht. Aber wir sind sicher, dass die Vorwürfe unbegründet sind. Mary Meeker zählt zu den meist geachteten Analysten an Wall Street" kommentierte ein Sprecher der Investmentbank. Henry Blodget genoss lange Zeit auch hohen Respekt. Im vergangenen Monat hat sein Arbeitgeber Merrill Lynch in einem ähnlichen Klagefall einen Vergleich geschlossen und 400.000 Dollar gezahlt.
      © 02.08.2001 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 10.08.01 20:40:48
      Beitrag Nr. 125 ()
      Die Jagd auf die Analysten
       
      Seit dem Börsencrash im Frühjahr 2000 sind die Analysten der Banken unter Beschuss. Inzwischen nimmt die Jagd in den USA ungeahnte Ausmaße an.

      New York - Er ist der Alptraum der amerikanischen Investmentbanker. 400.000 Dollar hat er Merrill Lynch bereits gekostet. Und Jacob Zamansky ist noch nicht fertig mit seinen mächtigen Nachbarn im Financial District. Als nächstes will der New Yorker Anwalt sich Salomon Smith Barney und Morgan Stanley vorknöpfen.
      Der Mann mit dem glattgekämmten schwarzen Haar arbeitet hart an seinem Image als nationale Anlaufstelle für Börsencrash-Opfer. Auf CNBC prangert er die Nasdaq-Schummler an, die die Anleger angeblich um Millionen Dollar betrogen haben. Auf seiner Website fordert er die Opfer auf, die Firmen und Analysten zu verklagen.

      Der Druck wächst
      Der Druck auf die Analysten wächst von allen Seiten: Der US-Kongress hat einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Die Börsenaufsicht SEC hat offiziell die Losung ausgegeben: Trau keinem Analysten. Und die Anleger geben sich nicht mehr damit zufrieden, ihr Geld aus dem Markt abzuziehen; sie gehen in die Offensive und klagen.

      Im Visier haben sie gerade Mary Meeker, die einstige "Königin des Internets", die sich immer besonders optimistisch über das Potenzial von Internetfirmen geäußert hatte. Am vergangenen Montag reichten Aktionäre von AOL Time Warner Klage gegen die Star-Analystin von Morgan Stanley ein. In der Vorwoche waren bereits Ebay- und Amazon-Anleger vor Gericht gezogen.

      Kinderarzt sorgte für Präzedenzfall

      Der Vorwurf ist altbekannt: Meeker habe die Aktien empfohlen, um die Firmen als Morgan-Stanley-Kunden zu halten. Außerdem sei ihr Gehalt direkt von den Deals abhängig gewesen, die sie ihrem Arbeitgeber vermitteln konnte.

      Die Kläger hoffen nun auf einen ähnlichen Geldsegen wie den, den Zamansky im Juli herausgeholt hatte. Merrill Lynch zahlte nach einer außergerichtlichen Einigung 400.000 Dollar an Zamanskys Mandanten, einen 46-jährigen Kinderarzt.

      500.000 Dollar verloren
      Der hatte behauptet, Merrills Internet-Analyst Henry Blodget sei für sein fehlgeschlagenes Investment in Infospace verantwortlich gewesen. Blodget hatte das Internet-Unternehmen wiederholt zum Kauf empfohlen, laut Klageschrift, um die Firma als Kunden von Merrill Lynch zu halten. Als der Kurs stürzte, verlor der Kinderarzt insgesamt 500.000 Dollar.

      Mit der Zahlung wollte Merrill Lynch einfach einen langwierigen Gerichtsprozess verhindern. Doch stattdessen sandte die Bank eine fatale Botschaft: Es gibt eine Versicherung für Börsenverluste. Und so steigern sich die Anleger erneut in einen kollektiven Rausch. Diesmal geht es um Rache an den Analysten, die angeblich die Internet-Aktien in unverantwortliche Höhen getrieben haben.

      Die SEC meldet einen starken Anstieg an Beschwerdebriefen. Und die Zahl der Klagen wegen Anlegerbetrugs ist laut "Wall Street Journal" in diesem Jahr bereits auf 238 gestiegen - und es ist erst August. Der bisherige Rekord lag bei 236 Klagen im Jahr 1998.

      Carsten Volkery, New York
      Avatar
      schrieb am 26.08.01 10:10:10
      Beitrag Nr. 126 ()
      22.08.2001



      R A L P H   A C A M P O R A
      "Der Aufwärtstrend wird sich fortsetzen"
       
      Im Gespräch mit dem manager magazin sagt der amerikanische Star-Analyst, welche Entwicklung er für die Börsen erwartet und auf welche Werte er jetzt setzt.

      Hamburg - Trotz Gewinnwarnungen und Rekordverlusten sieht US-Börsenguru Ralph Acampora derzeit keine Anzeichen für einen Crash oder eine lang anhaltende Flaute. Im Gegenteil, der seit Mitte der neunziger Jahre andauernde Aufwärtstrend werde sich noch die nächsten zehn Jahre fortsetzen.
      Dies sagte Acampora, Leiter der technischen Analyse des US-Wertpapierhauses Prudential Securities, in einem Interview mit dem manager magazin (Erscheinungstermin: 24. August). Der Dow Jones, so seine Prognose, könnte sich in den nächsten zehn Jahren noch einmal auf 22.000 Punkte verdoppeln.

      Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren werden allerdings nicht die Blue Chips und Technologieaktien die Antreiber des Börsenbooms sein, sondern kleinere und mittlere Werte aus den klassischen Branchen der Old Economy.


      "Mit diesen Unternehmen werden weit höhere Gewinne möglich sein als beim Dow Jones oder dem Nasdaq Composite", sagte Acampora dem manager magazin. Eine dauerhafte Erholung für die stark angeschlagenen Technologiewerte sieht er in den kommenden sechs bis acht Monaten nicht.

      Acampora gehörte in den vergangenen Jahren zu den Superbullen der Wall Street. Im Frühjahr 1995 - damals stand der Dow Jones bei etwa 4500 Punkten - sagte er für spätestens 1998 einen Dow Jones von 7000 Punkten voraus. Den Einbruch im Herbst 1998 sagte er ebenso voraus wie den Durchbruch der 10.000-Punkte-Schallmauer im Jahre 1999.
      Avatar
      schrieb am 26.08.01 13:11:51
      Beitrag Nr. 127 ()
      Hallo Defense!
      Folgende Aussage aus dem von Dir zitierten Artikel halte ich für Augenwischerei und für gefährlich:

      "Acampora gehörte in den vergangenen Jahren zu den Superbullen der Wall Street. Im Frühjahr 1995 - damals stand der Dow Jones bei etwa 4500 Punkten - sagte er für spätestens 1998 einen Dow Jones von 7000 Punkten voraus. Den Einbruch im Herbst 1998 sagte er ebenso voraus wie den Durchbruch der 10.000-Punkte-Schallmauer im Jahre 1999."

      Diese Aussage suggeriert, Acamporas Prognosen für die Zukunft seien treffsicherer als die anderer Leute. Ich denke, daß A. durch das Zufallsprinzip erst "Staranalyst" geworden ist: Aus der Heerschar der Analysten mit ihren beliebigen Prognosen war er derjenige, der das Glück hatte, daß die tatsächliche Entwicklung seinem Tipp entsprach. Bei der Vielzahl der unterschiedlichen Prognosen mußte ja einer der Glückliche sein... Mir ist nicht bekannt, daß Acampora den katastrophalen Zusammenbruch der Hightech-Werte in den letzte 18 Monaten vorhergesagt hätte!

      Daß man auch mit den scheinbar langweiligen und wenig bekannten Werten sehr viel Geld verdienen kann, glaube ich auch. Ich hatte vor drei Jahren während der Tesa-Krise massiv den MDAX-Wert Beiersdorf gekauft. Die waren in den letzten Monaten meine fast einzige Motivation, hin und wieder in mein hightechlastiges Depot zu sehen.

      Gruß Goldgeist
      Avatar
      schrieb am 11.09.01 21:25:27
      Beitrag Nr. 128 ()
      Die Welt vom 11.09.2001

      Die bitteren Tränen des Kleinanlegers

      Im Börsencrash auf Raten starb der Traum des Kleinanlegers. Der Traum, ein altes Menschheitsgesetz
      außer Kraft setzen zu können: Du musst arbeiten für dein Brot
      ...
      Sein Traum ist gestorben. Und ihm helfen auch keine Geschichten mehr, wie die Kostolany-Gags vom drei
      Jahre schlafenden Aktienverkäufer, der aufwacht, und alles ist toll. Seine Euphorie ist lange weg. Er ärgert
      sich nicht einmal mehr. Er ist depressiv geworden, fast apathisch schaut er dem Sturzflug zu, als gehe er ihn
      nichts mehr an. N-tv kann er nicht mehr ertragen, so wenig wie die Moderatoren. Jetzt erst fällt ihm auf, dass
      die meisten ihrer Profi-Gesprächspartner Milchgesichter sind, die in ihrem Leben nichts erlebt haben, schon
      gar keine große Krise. Sie wissen nicht, wovon sie reden.
      ...
      Und die Analysten das sagen, was
      ihren Häusern nutzt. Und dass es eigentlich keinen Sinn macht, überhaupt einzelne Aktien zu kaufen. Nur,
      wenn man sich einbildet, besser zu sein als der Markt. Das schaffen aber selbst 90 Prozent der Fondsverwalter
      nicht, die für ihre traurige Performance viel Geld nehmen, von den Privatkundenabteilungen der großen
      Banken ganz zu schweigen. Die Berater haben selbst keine Ahnung, sonst wären sie wahrscheinlich keine
      Berater, sondern reich. Und deshalb, so dräut es ihm, ist das Ganze ein großes Theater, in dem er, der
      Kleinanleger, den Narren gibt.
      Avatar
      schrieb am 12.09.01 10:34:45
      Beitrag Nr. 129 ()
      Auch Analysten, Banker, Gurus und Journalisten arbeiten, manchmal äußerst hart, aber eben in die eigene Tasche.
      Es liegt letzlich an uns, ob wir ihnen folgen und ob wir
      ihnen unser Geld nachwerfen.
      Die momentane Phase hat uns allen, den Kleinanlegern die
      Augen geöffnet, wahrscheinlich für manche mit Totalverlust. Bitter, wenn dadurch die gesamten Ersparnisse verbraucht sind.
      Hoffentlich begreifen endlich unsere Politiker, welche Gefahr von den Finanzmarktjoungleuren ausgeht, wenn man ihnen unkontrolliert die entsprechenden selbsterdachten Instrumente frei nutzen läßt.
      Daher müssen diese Instrumente eingeschränkt und überwacht werden, damit diese Spielcasinomentalität aus den Börsensälen verschwindet.
      Es ist eine Unverschämtheit, wenn die Medien und andere interessierte Kreis dem Kleinanleger die Schuld an den extremen Volatilitäten zuschieben.
      Die Finanzjoungleure induzieren mit ihrem rücksichtslosen
      Handeln erst die Schubkraft für die irrationalen Entwicklungen, nach oben und nach unten.
      Avatar
      schrieb am 30.09.01 23:20:30
      Beitrag Nr. 130 ()
      Avatar
      schrieb am 01.10.01 11:59:27
      Beitrag Nr. 131 ()
      FACT - Over 70% of all American familes have investments
      in the stock market.

      FACT - The stock markets in this country have reached new
      highs until 1 1/2 years ago. All indexes (NYSE, NASDAQ, AMEX)
      hit new all-time highs in 2000.

      FACT - All 3 indexes have sold off more than 30% since their peaks.
      Nasdaq has sold off about 65% from its peak.

      FACT - The Fed has eased interest rates more than at any other
      time in our history, other than the great Depression of 1929.

      FACT - Part of the American dream is that you can invest in
      the stock market as a way to enhance your retirement.

      FACT - Social Security will no longer be available by the time
      most Americans retire. (This is not a literal fact, but trust
      me, it`ll come to pass sooner rather than later)

      FACT - Japan has esaed interest rates to ZERO and injected
      TRILLIONS into the economy in order to attempt to revive it.

      FACT - We are in a MAJOR RECESSION.

      The American dream is under attack. Not only is it under attack,
      its being systematically dismantled in a sector by sector
      "guerilla warfare" battle.

      The market has always been a "mark `em up, mark `em down, buy
      `em up" institution. Hence the terminology that many in
      the venacular are aware of.

      The fact that the market has ALWAYS made new highs is being used
      to turn the public into the institutions puppets.

      FACT - We have heard that we have tested a bottom at least
      5000 times in the last year alone. Thats not an exaggeration,
      in fact its an UNDERexaggeration.

      The logic being that the market will always make a new high,
      so therefore DOLLAR COST AVERAGING DOWN is the way to go.

      FACT - The major institutions have acted in a conspiratory
      manner to drive share prices up, and then sell them to the public,
      knowing the fundementals are corrupt.

      Let me highlight two stocks in particular right now.

      MRVL today was down over $6.00 On September 24th (yes, 3 days ago!)
      Goldman Sachs reiterated MRVL on their recommended list.
      MRVL traded near $20s.

      TODAY MRVL was being sold out in LARGE LOTS by GSCO, or Goldman
      Sachs, along with MANY other firms. MRVL has been upgraded
      or reiterated 5 times in the last month that I can see.

      Next up - SONS

      On September 25th, USB Piper Jaffray Reiterated a STRONG BUY
      and $21 target. SONS at the time was $7s

      On September 24th, Dain Rauscher Wessels Reiterated a STRONG
      BUY on SONS and $30 target

      On September 20th First Union Reiterated a BUY on SONS, no
      target that I can see, however they had reiterated the SAME
      BUY with a $35 target on August 17th while SONS traded nearer
      to $15

      On Sept. 19th, Pacific Crest Reiterated a STRONG BUY, no
      price target that I can see

      On Sept. 9th, First Union Reiterated a BUY and a $35 target.
      (Yes, they reiterated this 3 times in about 1 months time)

      In fact, this was like the 7th reiteration that First Union
      had on SONS as it slid from the $25 area to where it is today
      at $2.50ish.

      Now, whats my point? Well, my point is that these same firms
      have been selling SONS all the way down. Use your Level 2 screens
      to access this information.

      Does anyone NOT think that these firms had any idea that things
      were bad and getting worse?

      Also, does anyone NOT think that these firms owned large lots
      of SONS shares (some of the firms recommending the stock
      owned shares of the stock from the IPO, and otherwise.

      If you do not think that these firms had any idea of the carnage
      about to ensue, you are sadly ignorant.

      FACT - TODAY 9 firms downgraded SONS. First Union was not among
      those downgrading it.

      In fact, one firm downgraded from a STRONG BUY to a BUY
      and still has a $30 target on it!

      Dain Rauscher Wessels Downgrade Strong Buy Buy $30

      I guess that is good, cause they used to have a $57 price target!

      Whoops, guess they missed by a little, eh?

      These are just two examples, we could highlight 1000 if we had
      the time and wanted to. These just happened in the last 2 days,
      so we brought them up here.

      In RULES OF THE GAME we have my 1st article on this practice
      and the sector rotation that was dismantling the market
      from about a year ago. If you read it and look at whats
      transpired from that time forth, I think you will find it
      very interesting reading.

      The fact is, the market is unlikely to make a "real" bottom
      until, unfortunately, the rest of the sectors have been
      washed away. What may happen is that some sectors may bounce
      as others continue to erode.

      What sectors are left,you ask?

      Well -

      GAMES MAKERS - ERTS, THQI, ATVI
      These stocks have recently been under pressure, but should
      have a lot more downside by the time its over with.

      THE GIANTS -
      MSFT and IBM are the two majors that are still standing, the
      rest have been dismantled by and large.

      GENETIC DRUGS,others -

      TARO
      ESRX
      AMGN
      TEVA

      to name a very few.

      Basically anything that is still standing. Just look
      at the alternative energy stocks for how fast the dismantling
      can and probably will take place when it happens.

      Some of these things we have made a great deal of money on.

      Check out the Grinch list for how to really make money
      in the markets! We`re called the dismantling step by step.
      Our most recent call was the SEMIS which basically died to
      our targets in less than 1 month, falling 50% during that
      time frame!

      Thats all fine, but the real tragedy is that the American
      public is being used as a pawn in this scheme by the institutions
      and NO ONE is doing anything about it.

      Will the stock market ever recover?

      Well, thats a trick question. Maybe, maybe not. BUT, I can
      guarentee you a few things. JNPR will never see a new high
      EVER. CSCO will never see a new high, ever. SONS will never
      see $57, ever.

      The American Dream is in ashes, in more ways than one.
      We have been fed a steady diet of "keep buying."

      All the while, we bounce and its sold into by the institutions.
      Why? Because the institutions know that these stocks are vastly
      overvalued, and they have such a huge overhang of stocks
      that exists.

      Will the stock market ever recover? Maybe, maybe not, but
      the FACTS are that the real winners will always be the
      institutions and NOT the individual investor who will always
      be raked over the coals.

      FACT - The same institutions that said that you should
      buy and be Patriotic were the same ones that sold you your stock!

      The facts speak for themselves. We will get our rallies,
      but until the public is more interested in seeking TRUTH and
      DEMANDING honesty and disclosure, they will be fooled falsely
      into being the pawn and losing their money.

      FACT - 90+% of all funds are down LARGE in the last 1 1/2 years.

      FACTS - MOST Trendfund.com members make money.

      FACTS - I`ve made MILLIONS in the last 3 years.

      FACTS - The dismantling of the American dream is alive and well,
      and waiting for the next leg down!

      See ya on the other side,

      WAXIE
      ----------------------------------------------
      Also last man standing?
      AMGN, MSFT, IBM, ...
      Haben m.E. immer noch "ungesunde" Bewertungen.

      grüße Andy
      p.s. bischoff: a bisserl Humor braucht das board. Wie ich dich kenne bist du relativ stark in EMTV, Interschrott äh Intershop, Artnet, ... und dergleichen investiert. ;)
      Avatar
      schrieb am 28.12.01 12:30:55
      Beitrag Nr. 132 ()
      Amerikanische Aktien - nie waren sie so wertvoll wie heute

      Dennoch Hoffen auf Rally im Januar / Stark sinkende Bonuszahlungen dürften nicht helfen

      dri. NEW YORK, 27. Dezember. Selten zuvor wurden amerikanische Aktien so hoch bewertet wie in diesen Wochen. Nach Berechnungen von Richard Bernstein, dem Chefstrategen des amerikanischen Brokerhauses Merrill Lynch, ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500, des Leitindex von Standard & Poor`s, sogar das höchste in der Geschichte der Wall Street. Freilich enthält seine Rechnung die Gewinne der vier zurückliegenden Quartale. Und die Anleger geben sich in diesen Tagen der gewagten Hoffnung hin, daß die Gewinne der Unternehmen in den nächsten ein bis zwei Jahren so stark steigen werden, daß die Bewertung des Gesamtmarktes wieder historisches Normalmaß erreicht.

      Analyst Bernstein glaubt jedenfalls, daß der Markt derzeit "riskanter und spekulativer ist, als die meisten Anleger glauben". Es scheine eine sehr ungewöhnliche Gewißheit über die Wirksamkeit der Geld- und Fiskalpolitik zu geben. Den offenbar nur schwer erschütterbaren Glauben an eine unmittelbar bevorstehende Konjunkturwende unterstreicht auch die fast nicht wahrnehmbare Reaktion auf das vorläufige Scheitern eines Konjunkturprogramms in Washington. Wegen eines Grundsatzstreits über die Finanzierung der Krankenversicherung für Arbeitslose werden Steuerentlastungen und Ausgabenerhöhungen in Höhe von 75 bis 90 Milliarden Dollar, die die Ökonomen schon für 2002 eingeplant hatten, wahrscheinlich ausbleiben. Zwar ist nicht auszuschließen, daß der Kongreß im neuen Jahr noch einmal einen Versuch startet. Zu Fortschritten dürfte es aber nur dann kommen, wenn die Konjunkturnachrichten unerwartet schlecht würden, sagt M. Cary Leahey, Analystin bei der Deutschen Bank.

      Wegen des Ausbleibens des Konjunkturpakets dürfte das Wirtschaftswachstum im neuen Jahr um bis zu 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen. Das Bedauern über das Scheitern des Programms hält sich aber schon allein deshalb in Grenzen, weil die Maßnahmen wohl erst zu einem Zeitpunkt wirksam geworden wären, zu dem die Konjunktur ohnehin schon wieder auf dem Wege der Genesung sein dürfte. Und zu dieser Genesung scheinen die niedrigen Ölpreise und die rekordhohen Refinanzierungen von Hypotheken einen wichtigen Beitrag zu leisten. Ersten Schätzungen zufolge dürfte die Weihnachtssaison dem amerikanischen Einzelhandel ein Umsatzplus von 2 Prozent beschert haben. Dies fällt zwar gegenüber den Zuwächsen der Vorjahre deutlich ab. Der private Konsum wächst aber weiterhin, was für eine Rezession ein eher ungewöhnliches Phänomen ist.

      Der Schlußspurt des Einzelhandels in der Woche vor Weihnachten hat dem Aktienmarkt zwar nicht geschadet. Die steigenden Kurse in den zurückliegenden Tagen erklären sich aber mehr mit der Hoffnung auf einen guten Start ins neue Jahr. Der Januar ist traditionell ein guter Monat für den Aktienmarkt, da institutionelle Investoren, aber auch Kleinanleger um diese Zeit neue Dispositionen treffen.

      Fortsetzung auf Seite 26.

      Dieser sogenannte Januar-Effekt wird aber zunehmend schon im Dezember vorweggenommen, der denn auch in der historischen Zeitreihe schon höhere Renditen abwirft als der Januar. Allerdings warnen Marktexperten, daß die Zuflüsse in den Aktienmarkt zu Beginn des neuen Jahres deutlich hinter den Vorjahren zurückbleiben könnten. Erklärt wird dies vor allem mit den stark rückläufigen Bonuszahlungen, die nach Schätzung von Bill Dudley, dem Chefökonom von Goldman Sachs in Amerika, im ersten Quartal um bis zu 40 Milliarden Dollar niedriger als im Vorjahr ausfallen könnten. Zum anderen kürzen oder streichen viele Unternehmen ihre Aktienbeiträge zu den steuerbegünstigten Rentensparplänen ihrer Arbeitnehmer (401k-Pläne). Im Januar vergangenen Jahres waren noch netto 25 Milliarden Dollar in Aktienfonds geflossen und damit mehr als in den 10 Monaten darauf.

      Schon in den zurückliegenden Wochen zeigten Aktienfonds unter dem Strich kleine Zuflüsse, während der positive Trend für Rentenfonds ins Negative umzuschlagen droht. Selbst Geldmarktfonds, deren Renditen inzwischen nur mehr eine Eins vor dem Komma haben, verbuchten vor Weihnachten erstmals seit Oktober einen wöchentlichen Abfluß. Geldmarktfonds bleiben freilich das Fondsphänomen des Jahres 2001. Nach der offiziellen Statistik des Investment Company Institute (ICI) sind in den ersten zehn Monaten netto 341 (Vorjahr: 87) Milliarden Dollar in Geldmarktfonds geflossen. In Rentenfonds gingen 82 Milliarden Dollar (nach Abflüssen von 8 Milliarden Dollar im Jahr davor), während die Nettozuflüsse in Aktienfonds nur mehr ein Rinnsal von 15 (293) Milliarden Dollar sind.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.2001, Nr. 301 / Seite 25
      Avatar
      schrieb am 03.01.02 09:39:54
      Beitrag Nr. 133 ()
      Seid bescheiden, Börsianer!

      20 bis 30 Prozent Gewinn in einem Jahr? Diese Zeiten sind vorbei

      Von Marc Brost und Robert von Heusinger


      Die erfolgreichsten Anleger 2002 werden weiblich sein.

      Frauen, behauptet die Fernsehmoderatorin Carola Ferstl, erkennen "die emotionalen Stolperfallen der Börse", sie "informieren sich besser, bevor sie eine Entscheidung treffen", und vermeiden "unüberlegte Schnellschüsse". So viel weibliche Cleverness - "übrigens immer wieder in Studien nachgewiesen" - lässt sich laut Ferstl sogar in Zahlen messen. Frauen machen mit Aktien mehr Geld als Männer: jedes Jahr zwischen 1,4 und 5 Prozent.

      Nach 18 Monaten Baisse und einem kurzen, heftigen Aufschwung, den viele verpasst haben, suchen die Anleger verzweifelt Rat. Wer kennt die richtige Aktienstrategie, wenn die Indizes weltweit fallen - der Dax innerhalb der vergangenen zwölf Monate um knapp 20 Prozent und der Nemax 50 um 60 Prozent? Wer weiß, auf welche Werte man setzen muss, um den Aufschwung nicht zu verpassen? Und wie entwickelt sich die Börse im neuen Jahr? Einige hoffen auf weibliche Intuition, andere setzen darauf, dass sich wenigstens die Geschichte wiederholt: Drei schlechte Jahre hintereinander habe es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben, machen sich selbst professionelle Investoren Mut. Zwei aufeinander folgende Jahre im Minus schloss der Dax zuletzt 1965 und 1966. Allein deshalb müsse das neue Börsenjahr im Plus enden.

      Doch so einfach funktionieren die Finanzmärkte nicht. Viel spricht dafür, dass 2002 erneut turbulent wird. "Der ganze Markt ist aus den Fugen geraten", sagt Hans-Jörg Schreiweis, der bei der DZ Bank das Geschäft mit Firmenkunden leitet. An der Börse ist nichts mehr, wie es früher einmal war.

      Selbst die großen amerikanischen Investmentbanken, in der Vergangenheit notorisch optimistisch, erwarten bestenfalls eine einstellige Rendite. Mehr als fünf bis sieben Prozent Kursgewinn einschließlich Dividende seien für den amerikanischen Aktienmarkt nicht drin, meint Barton Biggs, Aktienstratege von Morgan Stanley - und das für die kommenden fünf Jahre. Richard Bernstein, Chefstratege bei Merrill Lynch, sagt auf Jahressicht sogar unveränderte Kurse voraus. Der Pessimist symbolisiert den Stimmungsumschwung an der Wall Street. Anfang November löste er die daueroptimistische Christine Callies als Chefprognostiker des führenden Brokerhauses ab; damit distanzierte sich Merrill auch vom alten Leitspruch Be bullish - Sei optimistisch -, wenn`s um Aktien geht.

      Die neue Bescheidenheit kommt nicht von ungefähr: Pleiten, Entlassungen und horrende Verluste haben die Verheißungen der New Economy - unendliches Wachstum und unglaubliche Gewinne - entzaubert. Die Rückkehr zur Normalität zeigt sich in den Prognosen der Banken. "Was ist eigentlich die normale Aktienrendite?", lautet die häufigste Frage.

      Höchstens einstellige Renditen

      Auf alle Fälle nicht zehn Prozent plus x, wie die Erfahrung der vergangenen 20 Jahre nahe legen könnte. Die Unternehmensgewinne wachsen langfristig nicht stärker als die Volkswirtschaft insgesamt, also das Bruttoinlandsprodukt. So steht es in einer Studie der Deutschen Asset Management, einer Tochter der Deutschen Bank. Und der Aktienkurs ist nun mal nichts anderes als die abdiskontierte Summe künftiger Unternehmensgewinne. Um 4,7 Prozent, erwartet der US-Finanzkonzern Citigroup, werden die Gewinne je Aktie der amerikanischen Unternehmen in diesem Jahr steigen, die Gewinne europäischer Unternehmen um 8,6 Prozent. Kein Wunder, dass auch die meisten Manager großer Investmentfonds, von Merrill Lynch zu ihren Erwartungen für 2002 befragt, bestenfalls einstellige Aktienrenditen vorhersagen.

      Analysten und Fondsmanager erkennen, dass die vergangenen 20 Jahre exorbitanter Kursgewinne mit dem Hoch im März 2000 die Ausnahme waren. Heute können sich die Börsianer nicht mehr darauf verlassen, dass weiter sinkende Zinsen die Aktienkurse nach oben treiben. Niedrigere Zinsen lassen eine höhere Aktienbewertung zu, weil sie die erwarteten Unternehmensgewinne relativ gesehen besser erscheinen lassen. Da weltweit die Inflationsraten niedrig sind, haben die Zinsen aber kaum Spielraum nach unten. "Der Zinseffekt läuft aus", sagt Bernd Meyer, Aktienstratege für Europa bei der Deutschen Bank. Jetzt müssen allein steigende Unternehmensgewinne die Kurse heben.

      Das Problem: Bereits heute spiegeln die Aktienkurse die erhoffte konjunkturelle Erholung zur Jahresmitte wider. Und wenn sie nicht kommt? Technologieaktien haben längst wieder Bewertungsniveaus erreicht, die an die Hochphase des Frühjahrs 2000 erinnern. Und das historische Kurs-Gewinn- Verhältnis des amerikanischen Index S&P 500 ist nach Berechnungen von Merrill-Lynch-Stratege Bernstein sogar das höchste je gemessene. So stark, wie die Börsianer hoffen, werden die Unternehmensgewinne aber kaum wachsen können. Immerhin die Hälfte der von Merrill Lynch befragten Fondsmanager will sich daher von einem Teil ihrer Aktien trennen, wenn die Kurse um weitere zehn Prozent gestiegen sind. Ein Minicrash mit Ansage.

      Selbst wenn der Aktienmarkt insgesamt im einstelligen Bereich wachsen sollte: Es wird in diesem Jahr viele kleine Crashs geben. Allerdings auch viele kleine Kursfeuerwerke, denn Aktienkurse schwanken heute so stark wie nie zuvor. Das macht selbst Finanzprofis nervös. Langsam verabschiedet sich die Anlegergemeinde deswegen auch von einem bislang unerschütterlichen Glaubenssatz: der langfristigen Überlegenheit der Aktie.

      Ausgerechnet in England, im Mutterland der Aktie, schockierte unlängst der 3,7 Milliarden Euro schwere Pensionsfonds der Drogeriekette Boots mit der Meldung, er habe den kompletten Aktienbestand verkauft und das Geld in Anleihen investiert. Seither denken immer mehr Pensionsfondschefs über ähnliche Schritte nach. Denn anders als die Statistik weismachen will, bringen Aktien keineswegs immer eine höhere Rendite als Anleihen - selbst dann nicht, wenn das Geld wie bei einem Pensionsfonds über 20 Jahre oder länger angelegt wird. Troy Bowler von der Deutschen Bank in London hat das anhand eines Modells, das auch die unterschiedlichen Risiken berücksichtigt, für beliebige Zeithorizonte untersucht. Das Ergebnis: Am britischen Markt schneiden Aktien nur in sechs von zehn Fällen besser ab als Anleihen. Tatsächlich schwankten den Managern von Boots die Aktienkurse zu stark. Je größer das Auf und Ab der Kurse, desto höher ist auch das Risiko der Aktienanlage. Das Dilemma der britischen Pensionsfonds: Sie garantieren im Gegensatz zu deutschen oder US-Pensionsfonds eine bestimmte Auszahlung. Und diese sichere Rendite trauen die Briten der Aktie nicht mehr zu.

      Es ist vor allem das Herdenverhalten der Fondsmanager, das die Kurse wild bewegt. Noch vor fünf Jahren war es eine Sensation, wenn ein Dax-Titel binnen Tagesfrist um fünf Prozent stieg oder fiel. Heute ist ein Zuwachs von zehn Prozent so normal wie ein Kursrutsch von acht, vor allem bei Technologiewerten wie Infineon oder SAP. "Das hat viel mit relativer Performance unter den Fondsmanagern zu tun", sagt Mark Wahrenburg, Professor für Bankbetriebslehre an der Universität Frankfurt. Die Leistung des Einzelnen wird am Erfolg der Kollegen gemessen. "Die Fondsgesellschaften können dreimal erzählen, dass sie sich am Dax orientieren. In Wirklichkeit versuchen sie nur, die Anlagestrategie der anderen Fonds zu imitieren." Wer nicht mitspielt, riskiert, in den Vergleichstabellen unten zu landen - und seinen Job zu verlieren.

      Lebensversicherer zocken mit

      Früher waren wenigstens die Lebensversicherer verlässliche Anleger: Sie kauften und ließen die Aktien über Jahre liegen. "Diese Strategie ist aus der Mode gekommen", sagt Gerhard Schwarz, der die Portfoliostrategie der HypoVereinsbank bestimmt. Heute schichten große Anleger ihr Depot mindestens einmal jährlich komplett um. Noch hektischer agieren Hedgefonds (siehe Seite 17). Sie drehen ihr Depot bis zu 100-mal im Jahr. Das sorgt für steigende Umsätze an den Börsen, doch mehr Umsatz, warnt Kapitalmarktforscher Wahrenburg, bedeutet mehr Volatilität.

      Außerdem löst sich die Kursentwicklung der einzelnen Dax- Titel immer mehr vom Verlauf des Index. Wenn der Dax über mehrere Tage steigt, bedeutet das noch lange nicht, dass alle Dax-Werte steigen. Ein Tagesgewinner wie Siemens oder SAP kann 24 Stunden später bereits die Verliererliste anführen - und der Dax hat dennoch zugelegt. Selbst für einzelne Branchen lassen sich kaum mehr Trends ausmachen, die länger als ein paar Tage währen. Aus Sicht der technischen Analyse, die lange Zeithorizonte untersucht, ist das die große Trendumkehr. "Der Bullenmarkt der vergangenen 20 Jahre läuft aus", prophezeit DZ-Banker Schreiweis.

      Im Vergleich zu anderen internationalen Aktienindizes ist der Dax besonders schwankungsanfällig. Das liegt zum einen an seiner Zusammensetzung: Im Dax notieren mehr zyklische Werte als etwa im französischen CAC 40 oder im britischen Footsie. Zykliker sind Unternehmen, deren Gewinnsituation stärker vom Konjunkturverlauf abhängt als die defensiver Titel: vor allem Auto, Stahl und Chemie.

      Zum anderen sorgt die Terminbörse Eurex für kräftig schwankende Kurse: Nirgendwo sonst in Europa gebe es einen größeren Markt für Futures, sagt HypoVereinsbank- Stratege Schwarz. In kritischen Marktphasen - wenn es gilt, rasch zu handeln - greifen Europas Aktienhändler gern darauf zurück. Ohne großen Einsatz können sie an der Eurex auf fallende oder steigende Kurse spekulieren. Future und Aktienindex schaukeln sich gegenseitig hoch.

      Allzu optimistische Anleger könnten nun auf die Idee kommen, wenigstens an den Kursschwankungen zu verdienen - also Aktien einfach zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen, abzuwarten, um dann, kurz bevor der Kurs einbricht, das ganze Paket mit dickem Gewinn wieder abzustoßen. Dumm nur, dass so etwas selten funktioniert. Overconfidence nennen Börsenpsychologen den trügerischen Glauben vieler Aktionäre, besser zu sein als der große Rest. "Sie werden übermütig und verpassen den richtigen Zeitpunkt zum Aussteigen", sagt Martin Weber, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Mannheim. Das gilt für Kleinanleger genauso wie für die Manager großer Investmentfonds.

      Das Jahr 2001 hatte sein Gutes. Es machte erst einmal Schluss mit der überschäumenden Euphorie an der Börse. "Die Aktie ist wieder das, was sie eigentlich sein sollte", sagt Martin Weber. "Eine von vielen Anlageformen."



      (c) DIE ZEIT 02/2002
      Avatar
      schrieb am 30.01.02 19:24:12
      Beitrag Nr. 134 ()
      Wir zwar keinen mehr überraschen , aber wen es interessiert , hier ein Link zu Spiegel-Online : Nieten aus der Druckerpresse



      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,179718,00.html
      Avatar
      schrieb am 11.02.02 20:58:46
      Beitrag Nr. 135 ()
      W A L L S T R E E T
      Das Ende der Angeber- Kultur




      An der Wall Street hat eine neue Phase des Krieges gegen den Terror begonnen. Die Anleger, die eindeutig zu viele Bush-Reden gesehen haben, sind auf der Jagd nach "Wirtschaftsterroristen".


      New York – Der Enron-Effekt kommt spät, aber dafür umso gewaltiger. In den Tagen nach der Bankrotterklärung der Energiefirma im vergangenen Herbst hatten die meisten Kommentatoren abgewiegelt. Enron sei nicht wichtig genug, um die Finanzmärkte zum Wanken zu bringen. Lange Zeit sah es so aus, als sollten sie recht behalten: Die Kurse an der Wall Street stiegen.

      Doch jetzt stellt sich heraus: Das Enron-Virus hatte bloß einige Monate Inkubationszeit. Die Enronitis ist voll ausgebrochen, die Aktienkurse fallen – nicht schneller als nach dem 11. September, aber vielleicht länger. Wie immer hat Wirtschaftsprofessor und Gelegenheits- Journalist Paul Krugman gleich eine krasse These parat: Enron sei der eigentliche 11. September. Im Unterschied zum Terroranschlag habe der Enron-Skandal den Amerikanern einen Spiegel vorgehalten, schreibt Krugman in seiner "New York Times"-Kolumne.
      In dem Spiegel sehen die Amerikaner mit Erschrecken ein Volk der Angeber. Eine Blender- Kultur, in der Pro-Forma- Gewinne und Finanztricks an die Stelle von simplen Nettogewinnen getreten sind. Diese Kultur, von Enron auf die Spitze getrieben, war die dritte Säule der großen New- Economy- Selbstverarschung. Jetzt scheint sie zu kippen. "Es sieht so aus, als hätte der Enron- Zusammenbruch die dritte Blase zum Platzen gebracht – die der Unternehmensgewinne", sagt David Wyss, Chef-Volkswirt bei Standard and Poors. Die erste Blase betraf die Aktienkurse, die zweite den Glauben, dass ein Unternehmen nie zu viel in Technologie investieren könne.

      Größe suggeriert Undurchsichtigkeit

      Nun sind also die Gewinne dran. Alle Firmen stehen unter Generalverdacht, irgendwie zu schummeln. Wer an seiner Bilanz fummelt, sieht seinen Kurs ebenso fallen wie Großunternehmen wie General Electric, dessen einziges Verbrechen darin bestand, groß zu sein. Größe suggeriert Undurchsichtigkeit, und die ist out. Selbst die Ankündigung, den Gewinn nach oben revidieren zu müssen, kann fatal sein: Der Kurs von Reliant Energy verlor vergangene Woche daraufhin 20 Prozent.

      Wall Street: Mehr Transparenz gefordert


      "Klarheit siegt", sagt Irwin Kellner, Chef-Volkswirt von CBS Marketwatch. Es scheint, als hätten die Anleger zu lange ihren Präsidenten über den Terrorismus reden hören. Schwarz oder weiß, mit uns oder gegen uns. Wehe dem Unternehmen, das in den Ruf gerät, eine der "tickenden Zeitbomben" zu sein! Der Kurs saust unweigerlich in den Keller. "Anleger verkaufen zuerst und fragen später", sagt Wyss. Gefangene werden nicht gemacht. Al-Qaida und Enron sind überall. Enron-Manager wurden vor einem Kongressausschuss bereits als "Wirtschaftsterroristen" beschimpft.

      Die Jagd auf weitere "Wirtschaftsterroristen" wird auch diese Woche bestimmen. Täglich wird es neue Gerüchte über angebliche Mini-Enrons geben. Einige Unternehmenschefs nutzen die derzeitige Stimmung sogar dazu, ihren Wettbewerbern eins auszuwischen. So beschuldigte Thomas Siebel, Chef der Software- Firma Siebel Systems, bei einer Goldman-Sachs- Konferenz die Rivalen Oracle, SAP und Peoplesoft, ihre Verkaufszahlen künstlich aufzublasen.

      Angst vor dem "Doppel-Dipp"

      Im Kriegslärm werden die Quartalszahlen der Computerhersteller Dell und Hewlett-Packard am Mittwoch wahrscheinlich untergehen. Zumindest HPs Zahlen werden jedoch genau seziert werden. Beide Seiten im Streit um die Fusion mit Compaq, Gründersohn Walter Hewlett und die HP-Führung um Carly Fiorina, werden sie in ihrem Sinne interpretieren. Dell hingegen hat nichts zu befürchten. Zwar ist die Branche in einer Krise, aber die Firma aus Texas nimmt den Wettbewerbern zuverlässig Marktanteile ab.

      Ob die Enronitis-Epidemie inzwischen auch auf den Verbraucher übergegriffen hat, wird der Index des Verbrauchervertrauens der Universität von Michigan am Freitag zeigen. Ebenso wird sich zeigen, ob die industrielle Produktion nach Monaten des Schrumpfens wieder anzieht. Der Ausblick für die US-Wirtschaft hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn jedenfalls spürbar verdüstert. Selbst Optimisten wie Wyss und Kellner wollen den "Doppel-Dipp", den erneuten Rückgang des Wirtschaftswachstums, inzwischen nicht mehr ausschließen. Statt einer V-Kurve würde die Erholung dann die W-Form annehmen. Es wäre ein weiterer Beweis dafür, wie sehr Amerika derzeit im Takt von George W. Bush tanzt.

      Carsten Volkery, New York
      Avatar
      schrieb am 16.02.02 22:15:23
      Beitrag Nr. 136 ()
      B Ö R S E N L E G E N D E N
      "Blumen gießen und Unkraut vernichten"

      Von Andrè Kostolany bis Warren Buffet - einigen Menschen hat die Börse nachweislich zu unermesslichem Reichtum verholfen. Erstaunlicherweise betonen die Glücklichen unisono, dass ihre Anlage- Strategien "im Prinzip ganz einfach" seien. manager-magazin.de stellt die vier prominentesten Börsenlegenden vor.

      Peter Lynch ist trotz seiner Pensionierung der mit Abstand berühmteste Fondsmanager des international renommierten Fidelity-Konzerns. Sein Ruf gründet auf der atemberaubenden Performance, die der von ihm geleitete Magellan Fonds zwischen 1977 und 1990 erreichte: Ein Plus von 2700 Prozent.

      Um sein Wirtschaftsstudium in den 50er Jahren finanzieren zu können, jobbte Lynch als Caddy auf einem Golfplatz in Newton: "Die 50er Jahre waren tolle Börsenjahre. Und Aktien waren auf dem Platz häufig ein Gesprächsthema unter den Vorständen und Managern, die dort spielten." Zwar habe er damals noch kein Geld zum Investieren besessen, das Börsenfieber sei aber trotzdem ausgebrochen. Er verfolgte die Kurse der Aktien, deren Namen er auf dem Golfplatz aufgeschnappt hatte, in der Zeitung: "Da dachte ich oft - meine Güte, das hätte sich gelohnt."

      Das erste Investment ging Lynch dann mit 23 Jahren ein: Er kaufte für tausend Dollar Anteile der Luftfahrt-Spediteurs "Flying Tiger". Als der Vietnam-Krieg begann und die Gesellschaft zahlreiche Transportaufträge in den asiatischen Raum bekam, war klar, dass Lynch einen Volltreffer gelandet hatte – der Kurs seiner ersten Aktie stieg um rund 1000 Prozent.

      "Wenn man nur ein paar Aktien in seinem Leben erwischt, die sich verzehnfachen, hat man gewonnen – mehr braucht man nicht", sagt Lynch. Vorausgesetzt, so der Börsen-Guru, man beachtet eine Grundregel: "Die Blumen gießen und das Unkraut vernichten" – Aktien, die sich gut entwickeln, nachkaufen und solche, die sich enttäuschend entwickeln, resolut verkaufen.

      "Wenn ich als Fondsmanager von zehn Entscheidungen sechs richtig treffe, bin ich gut", erläutert der heute 55-jährige. Spekulieren mit Aktien funktioniere nicht nach wissenschaftlichen Grundregeln – daher müsse man sich daran gewöhnen, dass theoretisch richtige Entscheidungen an der Börse oft nicht zum Erfolg führen. Das seien dann Fehler, die rational nicht zu begründen, aber am Kursverlauf ablesbar seien. Wer sich die eigene Fehlbarkeit eingestehe, habe ein gutes Stück Börsenerfahrung gewonnen, meint Lynch.




      Andre Kostolany


      "Eine Kunst und keine Wissenschaft" sei die Börsenspekulation, definierte Andre Kostolany – der als junger Mann nicht etwa Wirtschaft, sondern Kunstgeschichte und Philosophie studiert hatte. Kostolany war über Jahrzehnte und bis ins hohe Alter (er wurde 93 Jahre alt) der gefragteste Börsen-Experte in Deutschland. Dass er immer wieder "Guru" genannt wurde, missfiel ihm allerdings: "Gurus sind unfehlbar – ich aber nicht."

      Mit einem Tipp von Kostolany (Spitzname "Kosto"), der noch wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 1999 mehrfach im Fernsehen auftrat, wären Anleger jedoch bestens gefahren. Der Autohersteller Audi hatte Kostolany für ein neues Modell (dessen Karosserie aus Leichtmetall bestand) mit dem Spruch werben lassen: "Denken Sie doch mal über Aluminium nach..." Tatsächlich legte die Notierung des Metalls in den folgenden Wochen um mehr als 30 Prozent zu.

      Eine Börsenregel, die Kostolany auf zahlreichen Vorträgen nicht müde wurde zu wiederholen: "Kaufen Sie sich eine Aktie. Nehmen Sie Schlaftabletten. Wenn Sie nach zehn Jahren wieder aufwachen, sind sie reich." Ganz so einfach ist es auch wieder nicht – der gebürtige Ungar erklärte freimütig, dass er mit seinen Börsenspekulationen bereits einmal bankrott gegangen sei. Als Gründer der Fondsverwaltung Fiduka, die heute von seinem damaligen Partner Gottfried Heller geleitet wird, machte Kostolany durch gute Performances auf sich aufmerksam.

      Berühmt und tausendfach zitiert ist Kostolanys Unterscheidung des Börsenpublikums: Auf der einen Seite die Hartgesottenen, die in der Baisse kaufen und bei Hausse verkaufen, auf der anderen Seite die "zittrigen Hände", die genau umgekehrt verfahren. Abhängig davon, welches Börsenpublikum gerade die Oberhand hätte, sei absehbar, ob für die Zukunft ein Crash (ausgelöst von den "Zittrigen Händen") oder eine Hausse (ausgelöst durch die "Hartgesottenen") zu erwarten sei.

      Auf Rang drei der bekanntesten Kostolany- Sprüche: "Greife nie in ein fallendes Messer". Wer eine Aktie nach einem scharfen Kurssturz für "so billig halte, dass sie gar nicht weiter fallen könne, wird meist eines besseren belehrt", sagte Kostolany. Die erfolgversprechendere Taktik aus seiner Sicht: Eine stark gefallene Aktie erst dann kaufen, wenn sich für einige Tage bereits ein Aufwärtstrend entwickelt habe. Kostolany: "Da ist man eher auf der sicheren Seite."

      George Soros


      Dass erfolgreiche Geldanlage auch eine philosophische Frage sein kann, ist die Feststellung eines der auch heute noch mächtigsten Spekulanten auf dem Devisen- und Options-Markt – George Soros. Sein Vermögen baute er aus dem Nichts auf: Als Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts aus Budapest überlebte er den Holocaust nur aufgrund gefälschter Papiere. Mit 17 Jahren floh er 1947 nach London.

      Sein Geld verdiente er hier als Hilfsarbeiter, daneben studierte er bei dem berühmten Historiker und Philosophen Karl Popper in London. Er schloss ausserdem ein volkswirtschaftliches Studium ab, bevor er Anfang der 70er Jahre die Fondsgesellschaft Quantum Group gründete. Mit hoch spekulativen Geschäften (Futures, Optionen, Hedge-Fonds) erreichte er jahrzehntelang Wertsteigerungen von 25 Prozent und mehr pro Jahr. Das machte ihn reich – und gab ihm die Mittel an die Hand, um wirklich berühmt zu werden: Im September 1992, auf dem Höhepunkt der EG- Währungskrise, beginnt er mit Milliarden von Dollars gegen das britische Pfund zu spekulieren.

      Während Soros auf Gewinne durch fallende Kurse setzte, versuchte die Bank of England durch staatliche Stützungskäufe dagegen zu halten – und verlor. Ein Mann als Sieger gegen eine Notenbank – das hatte vor Soros noch niemand geschafft.

      Dem Erfolg folgen Pechsträhnen: Während der Russlandkrise im Herbst 1998 verliert der Quantum Fonds mehr als zwei Milliarden Dollar. Wenig später verpasst der Fondsmanager den Aufschwung der New Economy, steigt zu spät ein und mit neun Milliarden Minus wieder aus. Allerdings: Elf Milliarden hatte Soros immer noch in der Fonds-Kasse. Sein erstes Buch nannte Soros "The Alchemy of Finance". Die darin vertretenen Börsenthesen wirken kompliziert und widersprüchlich – trotzdem hat Soros bewiesen, das sein Konzept in der Praxis funktioniert. Wobei der Gegenbeweis ebenfalls durch ihn selbst erbracht wurde. Gebeten, seine Anlagestrategie auf einen Satz zu bringen, antwortete Soros: "Ganz einfach: Ich bin ein bisschen schizophren – das hilft. Die goldene Grundregel gibt es an der Börse nämlich nicht."

      Warren Buffett

      Das sieht Börsen-Guru Warren Buffet, dem die Amerikaner den Beinamen "Das Orakel aus Omaha" gegeben haben, ganz anders. "Kaufe Aktien von Unternehmen, deren Produkte oder Service- Leistungen du verstehst und für gut befindest", sagt Buffet. So hält der rüstige Senior, der seine ersten Aktien bereits mit elf Jahren kaufte, schon lange Coca-Cola und Anteile von McDonald`s im Portfolio. "Meine Frau und ich waren dort öfters zum Essen. Und es gefiel uns. Als ich die Aktien kaufte, hatte ich ein gutes Gefühl", erklärt Buffet in der ihm eigenen Art: Kurze, einfache Sätze. Mittlerweile hält seine Holding acht Prozent an Coca-Cola, außerdem gehören seiner Holding neun Prozent des Weltkonzerns Gilette.

      Der 72-jährige hat aufgrund seiner Regel Nummer eins ("Kaufe nie eine Aktie, von deren Geschäft du nichts verstehst") auch nie in Hightech-Aktien investiert - obwohl er mit Microsoft-Chef Bill Gates, der ihm mittlerweile den Rang des reichsten Amerikaners abgelaufen hat, befreundet ist.

      Für seine Abneigung gegenüber der Boom- Branche wurde Buffet in den vergangenen Jahren kritisiert, belächelt – und steht heute doch im Gegensatz zu den meisten anderen Investoren nicht vor einem Scherbenhaufen: Seine Holding Berkshire Hathaway ist immer noch eine der erfolgreichsten Aktien der vergangenen Jahrzehnte. 1965 hatte er die Aktiengesellschaft Berkshire Hathaway Inc. - ursprünglich eine Textilfabrik - im heimischen Omaha erstanden und zum Kapitalanlegeunternehmen umgebaut. Den Börsenkurs vervielfachte er binnen 36 Jahren. Wer 1965 Aktien im Wert von 10.000 Dollar gekauft hatte, verfügte im Jahr 2000 über ein Aktienpaket im Wert von 20 Millionen Dollar – und das ist kein Schreibfehler.

      Die von ihm selbst als "Buffettologie" bezeichnete Anlagestrategie versuchen heute viele Fondsmanager und Vermögensverwalter zu kopieren. Buffet kauft unterbewertete Aktien, deren inneren Wert er höher ansetzte als den an der Börse gehandelten Kurs. "Anschließend halte ich die Aktien zumindest so lange, bis sich ihr wirklicher Wert in stark gestiegenen Kursen zeigt", sagt Buffet. Vom Tagesgeschehen lässt sich Buffet nie beeinflussen. Gemäß der "Buffettologie" verkörpern Aktien nämlich keine Anlageobjekte, die man kurzfristig wieder abstößt, sondern sie stehen für Unternehmen, mit deren Geschäftsentwicklung sich der Anleger auseinandersetzen muss.

      Einen Tipp hält Buffet ausserdem für wichtig: "Die besten Investments sind mir rückblickend gelungen, wenn ich gegen den Börsentrend ge- und verkauft habe." Laut Kostolany zählt Buffet damit eindeutig zu den "Hartgesottenen" an der Börse. Und zu den Erfolgreichen.

      Von Christian Buchholz
      Avatar
      schrieb am 07.03.02 17:39:45
      Beitrag Nr. 137 ()
      Kopiert vom manager-magazin


      C H A T - B E R I C H T

      To buy or not to buy?

      Wackelbörse, Salamicrash, Enronitis - Technologietitel bringen Anleger ins Schwitzen. Klaus Lüpertz von HSBC Trinkaus & Burkhardt gibt Profi-Tipps für die richtige Anlagestrategie.


      zeisig1: Herr Lüpertz, wann werden Fundamentaldaten wieder die Börse bestimmen und nicht Gerüchte und Internetgeflüster der Zocker?


      Lüpertz: In der Zukunft wird es so sein, wie es auch in der Vergangenheit war: Mal haben die Fakten die Oberhand, mal das "Geflüster". Die letzten Ereignisse, angefangen mit dem 11. September bis zu der Enronitis, sorgen jedoch dafür, dass aktuell die "Stories" mehr im Vordergrund stehen als die Fundamentaldaten. Wann sich das ändern wird, ist schwer zu sagen: Ich denke, wir werden an der Börse noch einige Monate großer Unsicherheit sehen; erst wenn die Unternehmen wieder zuverlässige Daten liefern und ihre Ausblicke erfüllen, werden die Hard Facts in den Vordergrund rücken.

      grabaz1: Die Techwerte ziehen bei jedem Zeichen auf eine Konjunkturerholung stark an. Sind Werte wie Cisco und Intel bereits wieder zu teuer?

      Lüpertz: Die Popularität der Techwerte kommt daher, dass sie in der Vergangenheit immer bei einer Konjunkturerholung überproportional stark mitgelaufen und natürlich auch im Abschwung sehr stark abgestraft worden sind. IBM hat die bekannten Probleme und der Wert ist schwer zu greifen.

      Cisco hat, nach ersten Herabstufungen amerikanischer Broker jetzt mit einem weiteren Problem zu kämpfen: In den USA wird die Bilanzierung von Mitarbeiteroptionen eventuell neu strukturiert. Dieses Verfahren liegt noch vor dem Kongress.

      Der CFO von Cisco gab bereits in einer Mitteilung an die Wertpapier- Aufsichtsbehörde SEC bekannt, dass im schlechtesten Fall statt des Verlustes von einer Milliarde Dollar per ultimo letzten Geschäftsjahres dann 2,7 Milliarden Dollar zu Buche stehen. Cisco bleibt aber ein interessanter Wert, allein auf Grund der Marktführerschaft. Aktuell würde ich mit Käufen noch abwarten.

      RotesDepot1: Welche Allokation würden Sie aktuell empfehlen? Lieber auf US-Werte setzen oder auf europäische Aktien?

      Lüpertz: Wir bevorzugen aktuell europäische Titel. Das erklären wir mit der Konjunktur: Wir rechnen in den USA mit einem deutlich niedrigeren Wirtschaftswachstum in 2002 als in Europa. Von daher wird sich auch die Gewinnseite der Unternehmen wohl erst zeitverzögert wieder erholen. Insgesamt sind Aktien derzeit in unseren Depots übergewichtet, wir bevorzugen Europa vor den USA, der Pazifikregion (ohne Japan) und haben in Japan aktuell keine Bestände.

      Hase1: Womit begründen Sie ein deutlich stärkeres Wachstum in Europa?

      Lüpertz: Vorab erst einmal unsere Zahlen: Wir rechnen in Europa mit einem Wachstum von 1,4 Prozent in 2002 nach 1,5 Prozent in 2001 und in den USA mit 0,8 Prozent nach 1,1 Prozent. Das macht schon einmal deutlich: Es handelt sich um einen "Niveaueffekt". Die USA sind im Abschwung sehr viel weiter heruntergelaufen und konsolidieren 2002 auch auf diesem niedrigeren Niveau, um dann zum Jahresende wieder "Fahrt aufzunehmen". Die europäische Wirtschaft ist offensichtlich nicht so stark betroffen gewesen und profitiert in den nächsten zwölf Monaten davon.

      Mongolenhamster: Wie ist Ihre derzeitige Strategie? Haben Sie einen hohen Liquiditätsbestand, oder sind Sie schon voll investiert?

      Lüpertz: Ein Großteil unserer Gelder ist bereits investiert - hier haben wir die angedeutete Übergewichtung von Aktien herbeigeführt. Die restlichen Mittel werden dann investiert, wenn es noch einmal zu kleineren Rückschlägen kommen sollte. Mit einem starken Kursrutsch rechnen wir allerdings nicht mehr, da aktuell die Marktteilnehmer über sehr hohe Liquidität verfügen; das wird ein guter Puffer für die Kurse nach unten sein.

      scheichreich: Wie bewerten Sie das politische Risiko (zum Beispiel ein Angriff auf den Irak)? Tech- und Wachstumstitel brechen dann meist stark ein. Also abwarten?



      Unsicherheitsfaktor Krieg:

      Aber "politische Börsen haben kurze Beine"


      Lüpertz: Absolut richtig. Das ist auch der Grund dafür, weshalb wir noch geringe Liquiditätsbestände halten. Letztendlich sind politische Börsen allerdings nicht berechenbar. Das hat sich in der Vergangenheit häufig gezeigt. Politische Börsen haben aber einen großen Vorteil: Sie haben häufig "kurze Beine". Das heißt: Ist das Ereignis erst einmal eingetreten, akzeptieren die Finanzmärkte den Status quo und kommen schnell zur "Tagesordnung" zurück. Das haben die Ereignisse des 11. September auch wieder gezeigt.

      Hase1: Was sind sichere Signale dafür, dass die Konjunktur in der Technologie-Branche wieder anzieht?

      Lüpertz: Sorry, aber ich kenne kein "sicheres Signal"; wenn Sie eins kennen, lassen Sie es mich wissen. Aber im Ernst: Wir beobachten sehr stark die Auftragseingänge in der Techbranche, die natürlich immer ein erster guter Indikator sind. Hier ist eine deutliche Verbesserung im Laufe der vergangenen Monate zu verzeichnen. Bedenklich ist noch, dass viele Firmenchefs klar gesagt haben, dass geplante Internetprojekte oder Ähnliches auf Grund des Makroszenarios noch etwas auf "die lange Bank geschoben werden".

      ipo1: Welchen Anlagezeitraum sehen Sie, bis eine Erholung im Techsektor durchgreift? Muss ich ein Jahr Geduld mitbringen?

      Lüpertz: Wir haben die Erwartung, dass sich die Konjunktur sowohl in den USA als auch in Europa im zweiten Halbjahr erholen wird. Das wird die Börse auch wieder mit steigenden Kursen honorieren. Üblicherweise wird an der Börse die realwirtschaftliche Entwicklung sogar um sechs bis neun Monate vorweggenommen, so dass bereits in den nächsten Monaten ein Anstieg der Aktien nicht auszuschließen ist. Wenn Sie mit einem Horizont von einem Jahr arbeiten, werden Sie nach unserer Einschätzung von steigenden Kursen im Spätsommer/Herbst partizipieren.



      Darbepoetin: Die Techwerte sind momentan alle vom "Enronitis-Virus" beeinträchtigt. Erwarten Sie noch weitere unangenehme Bilanz- Überraschungen?

      Lüpertz: Ich glaube, dass es das eine oder andere Unternehmen noch "erwischen" wird. Die "kreative Buchführung" einiger Unternehmen wird wohl in den nächsten Monaten von den Analysten besonders kritisch durchleuchtet werden. Vor allem Unternehmen mit einem hohen Verschuldungsgrad und einer niedrigen Cashflow-Generierung stehen hier immer wieder im Verdacht. Wann ein Ende dieses Trends abzusehen ist, kann heute nicht seriös prognostiziert werden.

      RainerRiessling: Ihr SAP-Tipp vor einigen Monaten war eine sehr gute Empfehlung. Wie sehen Sie SAP heute?
      Hase1: Beispiel SAP - ein solides Unternehmen. Wird es an der Börse korrekt bewertet?


      Lüpertz: Mitte Januar habe ich allerdings auch vor SAP gewarnt, da das weitere Kurspotenzial nach unserer Einschätzung eher begrenzt ist. SAP konnte kaum Marktanteilsgewinne erzielen und das angestrebte Umsatzwachstum von 16 Prozent ist ohne eine Verbesserung des USA- Geschäfts kaum möglich. Gerade in den USA ist aber noch nicht absehbar, wann sich die "Großwetterlage" für SAP aufklärt. Von daher sehe ich SAP aktuell eher "neutral", es drängt nicht zum Einstieg.

      BayernZwo: Sie hatten sich mal in einer Kolumne zur Aktie von Ryanair geäußert. Ihr Kommentar: Nicht kaufen! Sehen Sie das immer noch so?

      Lüpertz: Wir halten die Aktie der Deutschen Lufthansa immer noch für interessanter als die der Ryanair . Das Missverhältnis wird besonders deutlich, wenn man sich einmal die Marktkapitalisierung der Unternehmen anschaut.

      Die Lufthansa hat, als etablierte Airline mit starken Allianzpartnern etc., eine Marktkapitalisierung von 6,7 Milliarden Euro, der "Newcomer" Ryanair ist ebenfalls an der Börse bereits mit 5,3 Milliarden Euro bewertet. Im direkten Vergleich wird klar, dass Ryanair noch zu teuer ist. Ich mag die Geschäftsidee von Ryanair, glaube aber, dass der Kurs noch Risiken birgt.

      bluechip1: Siemens oder Deutsche Telekom? Welchen Techwert würden Sie derzeit vorziehen?

      Lüpertz: Beide Werte sehen wir neutral. Bei der Deutschen Telekom scheinen die Marktanteilsverluste im heimischen Markt einen Boden zu finden. Mit ADSL wird versucht, das Festnetz zu hebeln. Bis 2004 will man 3,5 Millionen Kunden in diesem Segment haben. Der Preisdruck im Festnetz scheint sich ebenfalls etwas zu beruhigen.


      Gegen die Deutsche Telekom spricht, dass sich die Qualität der Gewinne zunehmend verschlechtert (durch Verlängerung der Abschreibungsperioden und Gewinne durch Teilveräußerungen). Die Voicestream-Übernahme sorgt außerdem für ein "Flow-Back"-Problem. Das wird die Aktie unter Druck halten. Ein letztes großes Problem ist die hohe Verschuldung.

      Siemens ist in den vergangenen zwei Jahren renditestärker geworden. Wir können allerdings noch nicht abschätzen, ob das Management auch in diesem konjunkturell angespannten Umfeld diesen Trend beibehält. Im Handset-Bereich konnten Marktanteile gewonnen werden. Ingesamt überzeugt uns der Ausblick aber noch nicht.

      zeisig1: Wann wird der erste Boss wegen eines Enronitis-Vergehens verknackt?

      Lüpertz: Hoffentlich bald. Je eher klar wird, dass "Bilanzkosmetik" kein Kavaliersdelikt ist, desto eher ist auch die Verunsicherung von dieser Seite her aus den Märkten heraus.

      itronenfalter: Die T-Aktie ist fast wieder auf IPO-Preis. Sehen Sie dort Hoffnung? Ich denke da auch an die 66 Milliarden Euro Schulden.



      Lüpertz: Die Deutsche Telekom ist für uns nicht besonders interessant. Sie sprechen es selber an: Die Verschuldung wird ein Problem bleiben. Die Telekom wollte selbst im laufenden Jahr die Verschuldung von 65 auf 50 Milliarden Euro senken; nach dem gescheiterten Verkauf des Kabelnetzes an Liberty Media ist das aus unserer Sicht nicht mehr möglich.

      In den Plänen zur Schuldenreduzierung war auch T-Mobile mit zehn Milliarden Euro veranschlagt; wir halten auch diesen Wert für zu hoch und gehen davon aus, dass die Telekom - falls überhaupt - die Verschuldung bis Ultimo nur marginal senken kann. Insgesamt halten wir die T-Aktie aus den genannten Gründen kurzfristig für "totes Geld". Mittel- bis langfristig ist der Wert innerhalb des Sektors Telekommunikation aber wieder interessant.

      super1: Wer sind Ihre Favoriten im Dax für die nächsten zwölf Monate?

      Lüpertz: Wir sind nicht auf Deutschland fokussiert, sondern haben einen europaweiten Ansatz. Von den deutschen Unternehmen gefällt uns im Automobilbereich die BMW-Aktie , im Bankenbereich haben wir eine leichte Übergewichtung bei der Deutschen Bank .

      blendamax1: Sie haben jüngst Vodafone empfohlen. Bietet dieses liquide Papier nicht zu viel Angriffsfläche für Short Seller, die den Kurs kurzfristig herunterzocken?



      Vodafone-Chef Chris Gent muss Short Seller nicht fürchten. Die Marktkapitalisierung des Mobilfunkunternehmens liegt bei über 150 Milliarden Euro


      Lüpertz: Die Gefahr ist bei jeder Aktie gegeben, aber: Vodafone hat eine Marktkapitalisierung von etwas über 150 Milliarden Euro. Um hier wesentliche und marktbeeinflussende Transaktionen auszulösen bedarf es schon eines entsprechend großen Volumens. Gerade vor diesem Hintergrund ist Vodafone eine der vergleichsweise "sicheren" Aktien.

      Dazu kommt: Der Kurs ist in der letzten Zeit stark unter Druck gekommen. Auch Short Seller setzen mit ihren Aktionen darauf, dass über die Fundamentals eine Lockerung des Kurses kommt. Eine fundamental starke Aktie zu "shorten" ist eher gefährlich, da dann die fundamental orientierten Anleger dafür sorgen, dass der Short Seller nicht den gewünschten Effekt (= Gewinn) erzielt.

      blendamax: Das heißt, auch die Short Seller sorgen bei unterbewerteten Aktien irgendwann für eine Erholung? Welches Risiko geht von Short Sellern bei den besonders schwankungsanfälligen Technologietiteln aus?

      Lüpertz: Hier sind die Internetaktien ein gutes Beispiel: Viele der kleinen und kleinsten Techunternehmen sind mit einem geringen Streubesitz an die Börse gebracht worden. Das heißt, der Unternehmensbesitzer, dessen Familie oder VC-Fonds halten die anderen Stücke.

      Kommt jetzt viel Nachfrage oder auch Angebot in den Markt, werden die Kurse überproportional stark in die eine oder andere Richtung gedrückt. Das hat zu den Internetboomzeiten dazu geführt, dass bei einigen Werten innerhalb eines Tages ein Vielfaches des Streubesitzes gehandelt worden ist - mit entsprechend ungesunden Konsequenzen für die Kurse.

      Hubert1: Wie viel Potenzial geben Sie den Chipwerten (zum Beispiel Infineon) noch?



      Lüpertz: Die Aussagen der Halbleiterhersteller waren von Zurückhaltung geprägt. Selbst die Tatsache, dass sich die Fundamentaldaten in den letzten Wochen stetig verbessert haben, ließ die Vorsicht der Anleger nicht weichen.

      Wir sind aber etwas optimistischer, da zum Beispiel die PC-Produzenten wie Compaq oder Dell ein erfreuliches Weihnachtsgeschäft hatten. Darüber hinaus konnten sich die Preise von Speicherchips (DRAMs) ausgehend von ihren Ende Oktober erreichten Tiefständen teilweise mehr als verdreifachen. Insgesamt gehören Halbleiterwerte noch zu den Titeln, die wir innerhalb des Techsektors übergewichten.

      daytrader1: Viele Analysten halten das Kurs- Gewinn-Verhältnis (KGV) inzwischen für eine wenig aussagekräftige Größe. Auf welche Indikatoren setzen Sie bei der Bewertung von Aktien?

      Lüpertz: Ein gewisses Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen. Das KGV hat, gerade in den vergangenen zwölf Monaten seit dem Tech- Crash, wieder sehr viel Charme gewonnen. Es setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass "innovative" Kennzahlen (beispielsweise Click-Ratios bei Internet-Werten) für eine gewisse Zeit gut funktioniert haben. Letztendlich steht aber immer noch die Gewinngröße und in den letzten Monaten auch vermehrt der Cashflow im Interesse der Analysten.

      Namenlos: Die Mobilfunk-Branche ist schwer angeschlagen. Welche Werte in diesem Bereich würden Sie noch empfehlen?

      Lüpertz: Auf Ausrüsterebene mögen wir immer noch die Nokia . Das finnische Unternehmen hat seine Marktführerschaft nicht nur behauptet, sondern sogar permanent ausbauen können. Natürlich: Die Zeiten des großen zweistelligen Umsatz- und Ertragswachstums sind hier erst einmal vorbei und es kehrt wieder Realismus ein.

      Viele Anleger verbinden mit Nokia oder auch Ericsson immer noch jährliche Kursgewinne von 100 Prozent und mehr. Das wird es wohl in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Bei den Betreibern hatte ich eben schon ein paar Worte zu Vodafone gesagt. Hierbei gefällt uns vor allem die Diversifizierung im Geschäft und ein "Global Footprint".
      Avatar
      schrieb am 29.03.02 10:41:18
      Beitrag Nr. 138 ()
      http://www.thestreet.com/pf/markets/billfleckenstein/1001525…
      Markups May Be Illegal, but They Still Go On
      By Bill Fleckenstein

      Some Assembly Required: I had hoped to make today`s Rap rather brief, but so many things have transpired that it`s important to cover them all, with the exception of the overnight markets, which I won`t even bother with. In order to keep this from running on forever, I might just restrict my rant and let readers take the three-day weekend to research some of this stuff themselves. That said, I will be appearing this Saturday, March 30, on Fox TV`s "Bulls & Bears" show at 10 a.m. EST.

      Bulls Wolf Down Big Macro: Turning to the macro data, this morning`s fourth-quarter GDP numbers were better than expected, ditto the Chicago purchasing managers and Michigan consumer sentiment numbers. That, combined with some hype out of Morris Chang from Taiwan Semiconductor (TSM:NYSE - news - commentary) , had the tape rocking and rolling in the early going. (More about Mr. Chang later.)

      In about 45 minutes, the S&P was up 1%, the Nasdaq was up about 1.5%, and the SOX was up 3%, led by the semiconductor-equipment stocks. So, on this last day of the quarter, we had a ferocious party to the upside in tech, as bad news was ignored and good news was pounced upon with reckless abandon.

      Kiss and Markup: The early-morning highs were pretty much it for the S&P and the Dow, as they sold off in the middle of the day, had one attempt at a rally, and then sold off in the last 10 minutes. The prices you see in the box scores for those indices are basically the lows of the day. The Nasdaq did a little bit better, as one can see from a performance standpoint.

      Its intraday machinations were somewhat stronger, because it was powered by technology and the mighty, mighty SOX, which was up just under 3%. In the early going, it had been up a little better than that, and then it basically just sat there all day, powered by the equipment stocks and a handful of other stocks that have very concentrated ownership (hint, hint, those are the easiest ones to mark up). Some of the less tightly concentrated chip stocks were weaker. Those included Micron (MU:NYSE - news - commentary) , Intel (INTC:Nasdaq - news - commentary) , and Texas Instruments (TXN:NYSE - news - commentary) .

      Curtains for Window Dressing!: As people can imply from the title of today`s Rap, I think there was a fair amount of marking up. But, we won`t let me be the judge of that. The reason I suggested the headline I did was that midday, a story passed on the Dow Jones newswire called "Stocks Up on Window Dressing." It began, "End-of-quarter window dressing and some upbeat economic data are boosting the Dow and the Nasdaq higher. . . . " I, for one, have been complaining about this for years, as have some others. For the life of me, I don`t see why this behavior is still tolerated. In any case, that`s it for the end of the quarter - - one in which the S&P was down fractionally, the Dow was up 4%, the Nasdaq was down about 5%, and the SOX was up about 14%. It will be most interesting to see how early April goes.

      Away from stocks, fixed income was pummeled on the news, with the 10-year down about half a buck. The metals were mixed, with gold slightly higher and silver lower. The dollar was not doing too much in front of the long weekend.

      Low-Fat Food Chain: Turning to the news, there`s a lot worth covering, starting with yesterday`s preannouncement from Juniper (JNPR:Nasdaq - news - commentary) . Many people expected disappointing news, so it was shrugged off. But one has to ask how good business can be at Cisco (CSCO:Nasdaq - news - commentary) . Of course, that should come as no surprise, given what we`ve heard from Nortel (NT:NYSE - news - commentary) and Lucent (LU:NYSE - news - commentary) . Their biggest customers are all doing poorly, so we know there`s no "there" there in networking.

      Blackfin Sings Different Tuna: Since we`ve covered the PC story many times, there`s no need to belabor the fact that for PC land, there`s no "there" there. DRAMs were again down slightly last night. This morning, the people at Blackfin Research (my favorite DRAM source) had some interesting comments about the leader in taking prices to the downside -- none other than Samsung: "First dropping distribution prices at the end of last week and then putting out blue light specials to spot this week is an abrupt departure from Samsung`s previous stance of limiting supply to the market in order to prop up prices. This is not the typical course of action for a company that supposedly should be expecting robust OEM demand through the end of Q2."

      Fiddle-Dee-D-Ram: For those of you not too worried about the spot price because you like contract pricing, they note that a convergence will eventually occur, with either the spot rising or contract falling. They pointed out that the spot price for 128 DRAMs stopped moving up 23 days ago, when it peaked at $4.40, while the price of 256 DRAMs has now fallen under $8, to $7.80. I bring that up (a) because Micron is important from a speculative standpoint, and (b) it shows the lack of real demand in PC land, and that the run-up in DRAM prices previously cited as evidence of demand was basically a fiddle. That takes care of networking and PCs.

      There Goes the Network Neighborhood: We know what Nokia (NOK:NYSE ADR - news - commentary) and Ericsson (ERICY:Nasdaq ADR - news - commentary) have recently said about cell phones. Then last night, a company called Alpha Industries (AHAA:Nasdaq - news - commentary) , which counts Motorola (MOT:NYSE - news - commentary) as a big customer, preannounced.

      So, you can probably expect nothing great out of Motorola, and there goes the wireless area. We know that the storage sector has problems, based on comments by McData (MCDT:Nasdaq - news - commentary) , and we know that the server market is really nowhere, based on what Sun (SUNW:Nasdaq - news - commentary) had said.

      Drip Method: And, if the news from Sun weren`t enough, various memos have been leaked from Hewlett-Packard (HWP:NYSE - news - commentary) . I`m presuming that`s because a lot of key employees can`t stand Carly and would like to see her and this deal blow up. There`s not much demand for hardware or services, a story that`s nicely chronicled in the "Heard on the Street" column of today`s Wall Street Journal.

      Constitutionally Opposed to Amendments: Of course, that means business can`t be very good at Big Blue, a company that is the subject of another good story in today`s Journal called "SEC Urged IBM to Amend Its 1999 Annual Report." The article points out that without pension gains, there`s been no real growth in IBM`s (IBM:NYSE - news - commentary) earnings. In fact, in the last four years, IBM`s revenues have grown at about 3% and their earnings, ex-pension gains, have grown at about 3% per annum. So, in the biggest tech boom ever, IBM grew its top line and bottom line at roughly 3%, (not counting the pension gains).

      Watered-Down Big Blue Lagoon: Of course, there are other special one-time factors that further water down IBM`s earnings. Why people want to pay 25 or 35 times questionable earnings for a company that couldn`t grow in the biggest tech boom ever is beyond my comprehension, especially when management`s willingness to shoot straight has been called into question. Anyway, outside of a few consumer doodads like DVDs, that wraps up almost the entire tech sector.

      Lucky in Limbo: Now, as we embark on earnings season, a lot of these chip companies that were lucky enough to set the bar reasonably low (as were the semiconductor equipment stocks) may not disappoint. But disappointment may be the story for a lot of companies closer to the front lines, which have to sell stuff.

      Mixed Metaphor of Salt & Curry: Returning to the fireworks set off this morning by Morris Chang`s comments, let me just say that I take them with a grain of salt, coming as they do from one who is a perennial bottom-caller. They were made to curry favor with Taiwan`s prime minister, in order to facilitate some investments by his company in China.

      His company is operating at about 40% of capacity, so there`s no urgent need to add more. Most of these semiconductor foundries utilize less than 50% of capacity, so there`s certainly no real need for capacity. The amount by which he proposes to increase spending is for less than cuts made by Samsung and Intel.




      Luxury Goods Catalog: Just to put the pyrotechnics into perspective, most all these semiconductor equipment companies and chip stocks trade around 10 times revenues. For example,

      Intel trades at eight times;
      Maxim Integrated Products (MXIM) , 15 times;
      Linear Technology (LLTC) , 20 times;
      Microsoft (MSFT) , 12 times;
      Applied Materials (AMAT) , eight times;
      Cisco, eight times;
      Altera (ALTR) , 10 times;
      Broadcom (BRCM) , 10 times.

      Why do I bring them up? Well, for the longest time, I have not been able to understand what drives people to pay 10, 15, or 20 times revenues. The implications of paying ridiculous prices like these is profound. Some investors would never do it.

      Unmasking Tape: On that score, I urge everyone to read a recent Business Week interview with Sun`s CEO Scott McNealy, in which he does the math to show just how preposterous it is to pay 10 times revenues for companies. Obviously, there`s nothing magical about his using the example of 10 times. It gets more egregious as you go higher, and it doesn`t diminish all that much when you`re paying seven or eight times revenues.

      McNealy`s Assume Lens Brings Folly Into Focus: In any case, he says, "But two years ago, we were selling at 10 times revenues when we were at $64. At 10 times revenues, to give you a 10-year payback, I have to pay you 100% of revenues for 10 straight years in dividends. That assumes I can get that by my shareholders. That assumes I have zero cost of goods sold, which is very hard for a computer company. That assumes zero expenses, which is really hard with 39,000 employees. That assumes I pay no taxes, which is very hard. And that assumes you pay no taxes on your dividends, which is kind of illegal. And that assumes with zero R&D for the next 10 years, I can maintain the current revenue run rate. Now, having done that, would any of you like to buy my stock at $64? Do you realize how ridiculous those basic assumptions are? You don`t need any transparency. You don`t need any footnotes. What were you thinking?" Thanks to my buddy Lance Lewis for calling this to my attention.

      Jury Duty: So, there you go, ladies and gentleman. Connect the dots, and you tell me whether you think tech stocks make good investments from a risk/reward standpoint. They might be great trading sardines, and they might trade up violently in the short run, but there`s no investment case to be made here.
      ------------------------------------------------------------

      grüsse Andy
      p.s. mal schaun wie lang das gut geht. Ich glaube dieses Jahr heisst es wieder bei vielen Tech-Titeln, mit Bewertungen irgendwo im Orbit:
      "sell in May and go away". Bevor es die anderen machen, d.h wahrscheinlich schon ein bisschen früher, vielleicht schon morgen ;) :confused:
      Wenn z.B. MSFT nicht ständig von sell-side-Analysten aufge-pumpt würde, läge der Kurs IMHO allerhöchstens bei $30, sofern MSFT den hohen gross margin durchhält. Kann man sich ja mal selbst durchrechnen: PEG=1, Wachstumsraten tippe ich vielleicht 15 % für die nächsten Jahre.
      Diese oben angesprochenen Titel mit viel zu hoher MK sind auch der Grund, warum ich den Nasdaq100/NDX Index nicht trade. Da mag der chart noch so gut aussehen. Aber der Index ist eh uninteressant, vielmehr die einzelnen Aktien. Binsenweisheit ;)
      Avatar
      schrieb am 13.04.02 15:15:05
      Beitrag Nr. 139 ()
      The Warnings Continue

      FEARLESS SHORT-TERM MARKET FORECAST: The Warnings Continue--By Tobin Smith

      My call for a 1,700 Nasdaq test still looks to make its Tax Day deadline--short-covering rallies notwithstanding. Technically speaking, the downtrend line for the Nasdaq 100 is more entrenched than lobbyists in Washington, D.C. The bellwether index of technology, the Philadelphia Semiconductor Index, is breaking the key 550 support level daily on big volume with money running out faster than people are selling WorldCom stock.

      (Note: Last week`s rant on telecom was only the latest of the multiple warnings over the last 12-18 months we have shared on what a crappy business it is and why there was no reason we could possibly think of to own stocks like WorldCom. So please--all of you who flamed me with e-mails blaming me for their 50% move since my latest rant--get a life and grow up.)

      We forecast this negative action in overall technology for you--especially mega-cap tech-- since the huge price run-ups through December meant investors were pricing in expectations of a V-shaped recovery in overall tech spending in the first half of 2002. Many of you listened. Unfortunately, based on my e-mail, many have not.

      With a few key exceptions, we maintain our VERY limited buy recommendations in the tech field, and those we have are primarily riding CONSUMER spending waves that are not linked to a recovery in corporate capital investment. Most (but not all) of these recommendations have paid off very well. I`m looking at 20%-60% gains from early October in our eight to 10 highly focused leading aggressive growth stock recommendations. We`ve also taken profits on some October recommendations already.

      ANYONE predicting a V- or J-shaped recovery in technology spending in 2002 (with the exception of just a few niches of real end-use demand growth we`ve uncovered) is simply not seeing the firsthand, end-user demand research that I am privileged to see every week. They MUST be getting their data from tech PRODUCERS, not consumers. This is the fundamental error in their quick recovery theses, in my opinion. We have a new survey in the field that I believe will confirm what Tom Siebel (founder of Siebel Systems) said this morning in Spain when he claimed that, "the March 2002 quarter was the worst he`s seen in the history of his industry."

      Investors who read the WaveWire weekly who think the prices of the stocks we excoriate weekly--like Sun Microsystems, Oracle, WorldCom, JDS Uniphase, AOL Time Warner, EMC, Intel, etc.--can`t go significantly lower from here are UNDOUBTEDLY the same ones who ignored our research last December, last September, last June and in late December of 2000.

      As you know, I have nothing against tech stocks personally. What I am against is over-optimistic analysts who don`t do their homework and tech stock cheerleaders who do not seem to understand the impact that the telecom depression and technology recessions have had on end-user demand for technology and production overcapacity.

      First case in point: After our most recent trashing of these guys last week, Verizon came out and said they will have no revenue growth for the year and will cut capex. Nortel said they could not see improvement in telecom spending till the end of 2003 at the earliest.

      Second case in point: The lack of earnings power. Bill Whyman (co-founder and president of a leading independent research outfit called the Precursor Group) points out that, "Tech factories are running at 62% capacity. This is the worst capacity utilization since 1978--the previous low was the 1990-91 recession when it was around 72%. ONLY when tech manufacturers are running around 75%-80% do you really expect to see enough demand to see the pricing strength and the potential for price increases."

      Tech stock prices will rise ahead of sequential upward guidance of TOP LINE growth. For many companies these words will not come from management`s mouth for YEARS, not weeks as some would have you believe. Sequential upward revenue guidance will come when end-user companies have THEIR end-user demand and profits grow. We are many quarters away from this end-user and profit uptick for most industries.

      For those of you who ignore our (and others`) proprietary end-user demand analysis and rely on federal investigation magnets like Merrill Lynch or Morgan Stanley for tech stock advice, I just don`t know what to say at this point to change your mind, except this. Go to Yahoo! Finance and look at the closing prices over the last 90 days on WorldCom, Nortel, JDS Uniphase or Sun.

      Let me take you through the end-stage death of a mega-cap stock so that you get a glimpse of what is ahead for many of the remaining over-$10 mega-cap tech stocks outside of the semiconductor equipment and most semiconductor spaces.

      When a stock drops below $10, MANY institutions are restricted from owning it--they have to sell even if they believe the malarkey from sell-side Wall Street research. So they sell--huge. This selling pressure eventually gets us near $5, where the stock can`t be traded on margin. This means people who have pledged their stock must now add cash to their accounts to pay off margin loans or the stock will be sold. If you held WorldCom from $60 to $5, how much cash would you have?

      So the endgame vortex of a dying high flyer sucks the stock below $5. Millions of shares get cashed out of thousands of accounts--which means it gets sold by your broker at the market whether you want to sell or not. This is what is happened to WorldCom today--not a pretty picture.

      At less than $5, you have a stock that 90% of institutional investors CAN`T OWN--even if they wanted to--in industries that have no positive increases in end-user demand for the next six to 12 quarters at least. Most pension plans that hire investment managers won`t allow them to buy a stock under $5. Who is going to buy this stock? Value funds? Not a chance. No value manager I know would buy JDS Uniphase at six to eight times sales when the going rate for these companies is two times sales. Ditto WorldCom. Ditto Sun, Cisco and EMC.

      I go through this dismal exercise because we at ChangeWave DO care about the individual investor, and we DO try to do everything we can to help you get a perspective on the reality of the economics of the industries in which you own stocks.

      Until we can forecast REAL end-user demand growth, open up your CyberTrader account, use their great sell-stop system, and sell your mega-cap tech into short-covering rallies like the pros are doing. Redeploy your money into niche tech and other "ballast growth" areas of the economy that are experiencing sequential quarter demand growth NOW. And don`t forget to put a 10%-20% share of your dough in selected Real Estate Investment Trusts--our REITs have done nothing but make us 1%-2% a month for what seems to be forever.

      Please--get out of your beloved tech stocks before they go from teen-ager to a hat-size pricing.

      grüsse Andy
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      No value manager I know would buy JDS Uniphase at six to eight times sales when the going rate for these companies is two times sales. Ditto WorldCom. Ditto Sun, Cisco and EMC.
      Sollte Tobin da Recht behalten, dann ergäbe das Kursziele nach den letzten YHOO-Daten von:
      CSCO: $5
      WCOM: liegt schon weit drunter.
      SUNW: knapp drunter
      JDSU: $2.8
      EMC: $6.7
      Bezieht sich aber auf die vergangenen 4 Quartale.
      Bei INTC und MSFT kämen übrigens bei dieser Metrik folgende Werte heraus:
      INTC: $7.75 (m.E. zu "knippig")
      MSFT: $10 (dito INTC)
      Wobei ein KUV von 2 natürlich relativ willkürlich ist.
      Nasdaq 100 würde dann deutlich unter 1000 notieren wahrscheinlich sogar unter 800 (ein Kursziel übrigens des Bären Martin Weiss).
      Bullish bin ich persönlich für keinen der genannten Titel. Mögen chart-techn. teils interessant ausschauen, d.h. mögl.weise geeignet zum Traden, aber als LTBH-Investor wird man da befürchte ich enttäuscht werden.

      Bei JDSU z.B. hat mir insbesondere die Absicht des
      Managements ihre options zu "repricen" "sauer aufgestossen".
      Es gibt übrigens eine relativ einfache Lösung des stock-options-"Problems": nämlich dann, wenn das Unternehmen die Aktien vorher auf dem "freien Markt" kaufen müssten, so wie das verschiedene deutsche Firmen machen. Aber dann würden die Gehälter der executives einiger US-High-Techs möglicherweise um den Faktor 10 oder 100 zusammenschrupeln.
      Zur Bilanz-Analyse müsste man aber m.E. so vorgehen, als wenn ...


      Interessanterweise habe ich gestern in N24 etwas von einer britischen Studie "aufgeschnappt" (war etwas zu spät dran, die die Unternehmens-Gewinne der US-comapanies in Relation zu den gezahlten Steuern analysiert hat: Überraschendes Ergebnis:
      Es wurden möglicherweise $130 Mrd zu viel an Gewinnen ausgewiesen. Würde man diese Zahl auf den DJI anwenden, d.h. die Gewinne in Summe entsprechend nach unten rechnen, dann würde dieser Index bei gleichem Summen-KGV irgendwo zwischen 5500 und 7000 notieren.
      Trotzdem, sollte man shorten, muss man verdammt auf die short-covering-Rallies (wie T.S. oben erwähnt hat) und die m.E. mit ein Grund für diese Achterbahnfahrten sind, aufpassen, d.h. man muss Markt-/Chart-Technik und fundamentals auseinanderhalten, die manchmal recht wenig miteinander zu tun haben.

      grüsse Andy
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 09:21:42
      Beitrag Nr. 140 ()
      Der böse Wolf und der Herdentrieb

      Von Kai Lange und Lutz Reiche

      Short Seller gelten als finstere Gesellen: Sie verdienen daran, wenn Aktien fallen. Die "Geier des Kapitalmarktes" bringen Börsen aber erst dann ins Wanken, wenn Großinvestoren ihrer Richtung folgen. Ein nervöser Markt bietet ideale Angriffsfläche.



      Gegen den Trend ist gefährlich: Fallen die Kurse, marschieren viele Fondsmanager den "Shorties" hinterher.


      Sie agieren im Verborgenen, prügeln auf Aktien ein und ziehen satten Gewinn daraus, wenn ein Börsenkurs ins Bodenlose fällt. Leihen sich Short Seller Aktien, weil sie auf sinkende Kurse spekulieren, ist gern von "Attacken" auf das Unternehmen die Rede. Gerät ein Vorstand in Erklärungsnot, weil der Kurs wegbricht, hat er schnell eine Erklärung zur Hand: Klar, die bösen Short Seller sind schuld. Mit der Firma sei alles in Ordnung, sie sei ein unschuldiges Opfer im Visier der Spekulanten. Das klingt gut, ist bequem – weil die Aktionen der "Shorties" schwer zu überprüfen sind – und präsentiert verunsicherten Anlegern fürs erste einen anderen Bösewicht.

      Am Leihgeschäft verdienen viele

      Das dunkle Spiel der Leerverkäufer folgt im Prinzip einfachen Regeln. Im Gegensatz zum klassischen Investor, der eine "long position" eingeht, Aktien kauft und darauf hofft, sie später bei gestiegenen Kursen wieder zu verkaufen, agiert der Short Seller andersherum. Er geht "short" und wettet auf fallende Kurse: Deshalb leiht er sich bei einem Broker zum Beispiel 1000 Aktien und verkauft diese sofort am Markt, etwa zum Preis von 100 Euro je Aktie. Banken und besonders Indexfonds spielen bei dem oft kritisierten Verleih gerne mit, da sie mit der fälligen Leihgebühr ihre eigene Performance verbessern.

      Nun wartet der Short Seller ab, bis der Kurs der geliehenen Aktien fällt. Bei einem Kurs von 80 Euro kauft er die Papiere am Markt zurück, um sie fristgerecht an den Verleiher zurückzugeben. Beim Verkauf hat er 100.000 Euro erzielt und muss für den Rückkauf (Eindeckung, Schließen seiner Short Position) nur 80.000 Euro aufbringen: Der Kursverlust von 20.000 Euro ist sein Gewinn, von dem er lediglich die Leihgebühr für den Broker abziehen muss.

      Diese Spekulation ist riskant. Wenn der Kurs früher als erwartet wieder steigt, müssen die Short Seller schleunigst ihre geliehenen Aktien zurückkaufen, um nicht zu große Verluste zu machen. Dieser "Short Squeeze" treibt die Aktie zusätzlich nach oben – Leerverkäufer sorgen durch ihre Eindeckungen also auch für die rasche Erholung einer Aktie, wenn der Turnaround erst einmal geschafft ist. Dennoch werden sie meist allein für Kurseinbrüche verantwortlich gemacht – zu Unrecht.

      Fonds: Schon bei erstem Verdacht raus

      Denn dramatische Kurseinbrüche einer liquiden Aktie sind nur dann möglich, wenn auch andere Großinvestoren den Short Sellern hinterhermarschieren. In einem von Enttäuschungen, Unsicherheit und starken Kursschwankungen geprägten Umfeld war dies in jüngster Zeit immer häufiger der Fall, sagen Marktbeobachter. Die Macht der Short Seller wächst.

      Die Kapitalmärkte sind spätestens seit dem Enron-Skandal derart nervös, dass die Short Seller auch die Manager klassischer Investmentfonds in die Zwickmühle bringen. Dass eine Aktie binnen weniger Tage 20, 30 oder 40 Prozent an Wert verliert, dafür reicht die Marktmacht der Short Seller kaum aus. Hält der von ihnen angestoßene Abwärtstaumel jedoch über Tage an, geraten auch die Hände der eigentlich auf Käufe spezialisierten Investoren ins Zittern: Auch sie trennen sich notfalls von ihren Favoriten, um die Performance ihres Fonds nicht in Gefahr zu bringen.

      Der Einfluss der Short Seller in einem nervösen Markt, der schon bei dem leisesten Verdacht auf Bilanzmanipulationen eine Aktie fallen lässt, bereite ihm immer größere Sorgen, räumt ein Fondsmanager eines großen amerikanischen Investment-Fonds ein. Verschiedene Unternehmen seien bereits unter die Räder geraten, obwohl er glaube, dass deren fundamentale Daten eigentlich stimmen. "Aber wenn die Short Seller irgendetwas entdeckt haben, das die Investment-Community beunruhigt, und das in einem durch Enron und Tyco extrem nervös gewordenen Umfeld, dann stürzen diese Papiere ab."

      Was also bleibe ihm übrig, wenn er das Vermögen seiner Kunden schützen wolle, als ebenfalls zu verkaufen? "Wenn eine Aktie aus Bilanzierungsgründen von Short Sellern angegriffen wurde, sind auch wir raus aus den Positionen", beschreibt er seine Strategie der vergangenen Monate. Er fühle sich "nicht wohl dabei", der Herde zu folgen. Doch der Verkaufsdruck sei zu groß: Ein derartiges Abwärtsmomentum könne innerhalb weniger Tage 30 bis 50 Prozent Wertverlust bei einer Position bedeuten. "Wenn der Sturm vorbei ist, kann man ja wieder einsteigen", so das lakonische Fazit des Investmentprofis.
      Avatar
      schrieb am 25.08.02 17:20:26
      Beitrag Nr. 141 ()
      22.08.2002



      P L E I T E - M A N A G E R

      Das Luxusleben der Betrüger

      Während amerikanische Kleinanleger unter den Folgen der Pleitewelle leiden, verprassen ehemalige Top-Manager die ergaunerten Millionen. Auch neue Gesetzentwürfe lassen genug Spielraum für die Raubritter des Kapitalismus.

      Washington - Scott Sullivan (40), der gefeuerte Finanzchef im Zentrum des Bilanzschwindels beim inzwischen bankrotten US- Kommunikationsriesen Worldcom, ist nach wie vor ein viel beschäftigter Mann.

      Während tausende von Kleinaktionären, die teilweise ihre ganzen Lebensersparnisse verloren haben, verzweifelt sind, überwacht Sullivan den Ausbau seines 15 Millionen Dollar teuren Anwesens in Florida.

      Das Insolvenzrecht im sonnigen Bundesstaat macht`s möglich: der wegen Betrugsverdacht angeklagte Manager braucht selbst im Fall eines persönlichen Bankrotts um seine Immobilie nicht zu fürchten. Aktionäre und Investoren sind empört.

      Sullivans Residenz liegt in bester Lage, Le Lac Road in Boca Raton mit Blick auf einen See. 117 Fenster, 87 Türen, neun Kühlschränke, vier Mikrowellen, Garagen für sechs Autos, eine fünf Quadratmeter große Badewanne, ein Kino, einen Fitnessraum und sechs Whirlpools zählten Lokalreporter. 1500 Quadratmeter Wohnfläche steht in den Architektenplänen. Vor dem Eingang auf schweren korinthischen Säulen wachen zwei schwere Steinlöwen.

      My Home is my Castle

      Auch Kenneth Lay, der ehemalige Chef des ebenfalls in Konkurs gegangenen Energiekonzerns Enron, braucht sich über sein sieben Millionen Dollar teures Penthouse in Houston/Texas zunächst keine Sorgen zu machen. Wie in Florida und einer Hand voll anderen Bundesstaaten ist auch dort die Bleibe im Falle einer persönlichen Pleite unantastbar.

      "Viele Leute, die sehen, dass sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten, bauen noch schnell einen Swimmingpool oder stecken ihr Geld auf andere Art ins Haus", sagt der Rechtsprofessor Jeffrey Davis von der Universität Florida. "Das Geld ist dann vor ihren Gläubigern sicher." Florida gilt bereits als Paradies für Reiche mit Geldsorgen.

      Ex-Footballstar O.J. Simpson kaufte sich in Miami für mehrere Millionen Dollar schnell ein Haus, als ein Gericht in Kalifornien ihn im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod seiner Frau und ihres Freundes zu 33,5 Millionen Dollar Schadensersatz verklagte. Und Schauspieler Burt Reynolds behielt sein 2,5 Millionen Dollar teures Anwesen namens Valhalla in Florida, obwohl er 1996 Bankrott anmeldete und acht Millionen Dollar Schulden abschrieb.

      Das Ende eines Raubritters
      Ein weiterer Worldcom- Blender ist entlarvt. Jack Grubman, Analyst bei der amerikanischen Investmentbank Salomon Smith Barney, prellte Anleger um Milliarden. ..

      Christiane Oelrich, dpa
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 10:04:26
      Beitrag Nr. 142 ()
      AOL und Citigroup lassen grüßen, von den Betrügern von Merrill Lynch ganz zu schweigen.

      Die Märkte werden von den big players nach Belieben manipuliert.

      Investmentbanken stoßen die Märkte in die gewollte Richtung
      und verdienen sich dumm und dämlich.
      Und die Notenbank macht das Spiel mit.
      Wie konnte sonst ein LTCM gerettet werden?

      Doch nicht aus reiner Nächstenliebe.
      Hier wäre eine Lawine ins Rollen gekommen, die nicht mehr aufzuhalten gewesen wäre.

      Solange Banken als Treuhänder ihrer Kunden und "Geheimnisträger" als Händler am Markt fungieren können, solange der Gesetzgeber diesem Treiben nicht den Garaus macht, sind die Kleinanleger die Dummen.

      Es ist unglaublich, wie man einer Bank, die über sämtliche Konten Einsicht hat, selbst am Markt agieren kann.

      Das vom Kunden entgegengebrachte Vertrauen, das Insiderwissen über Bilanzen, Umsätze und Adressaten von Aktienkäufen und -verkäufen wird schamlos ausgenützt.

      Banken dürften überhaupt nicht als Akteure am Aktienmarkt zugelassen werden.

      Banken haben dort nichts verloren.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 19:27:55
      Beitrag Nr. 143 ()
      Lipper: Amerikanische Anleger ziehen Rekordsumme aus Aktienfonds ab


      Die Baisse an den internationalen Aktienmärkten hat im Monat Juli nach Angaben des US- Fondspezialisten Lipper zu einem Rekordabfluss bei amerikanischen Fondsgesellschaften geführt. "Die Investoren haben kapituliert", stellte Lipper in seinem jüngsten Bericht fest. Die Experten beziehen sich dabei auf Schätzungen, dass die Anleger in den Vereinigten Staaten im Juli unter dem Strich 49 Milliarden Dollar aus Aktienfonds abgezogen haben.

      Diese Gelder seien in der Regel in Renten- oder Geldmarktfonds umgeschichtet worden. Nach Aussage von Lipper war bei den Mittelabflüssen in den USA noch nie eine solche Dimension erreicht worden. Selbst nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September hätten die amerikanischen Anleger nach Aussage von Lipper netto nur rund 30 Milliarden Dollar an Aktienfondsanteilen verkauft. Knapp zwei Drittel der Mittelabflüsse im Juli entfielen auf Fonds, die breit in amerikanischen Aktien investieren. Bei den Branchenfonds habe es vor allem die Technologiefonds getroffen.

      BVI: AUCH IN DEUTSCHLAND RISIKOÄRMERE FONDSKATEGORIEN FAVORITEN

      Auch in Deutschland haben im Juli nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Investment-Gesellschaften (BVI) die risikoärmeren Fondskategorien zu den Favoriten der Anleger gezählt. Dazu gehörten die Geldmarktfonds mit Zuflüssen von 1,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,4 Mrd) und die Offenen Immobilienfonds mit neuen Mitteln von 900 Millionen Euro (Vorjahr: 661 Mio Euro)./ep/bi


      28.08.2002 - 09:33
      Quelle: dpa-AFX
      Avatar
      schrieb am 17.01.03 09:12:54
      Beitrag Nr. 144 ()
      Traumpaar der Wall-Street- Gemeinde unter Insider-Verdacht

      Lehman-Analystin Holly Becker hat ihrem Ehemann möglicherweise Vorab-Informationen über bevorstehende Studien gegeben

      von Martin Halusa

      New York - Die Internetbubble ist Geschichte, einst gefeierte Webfirmen vom Handel genommen, pleite oder ein Schatten ihrer selbst. Und noch immer werden an Wall Street die Scherben weggekehrt, die der Boom 2000 sowie die Tage der Champagnerpartys und des Gelegenheitsdiebstahls hinterlassen haben.

      Der Staatsanwalt von New York einigt sich mit den großen
      Investmentbanken auf die Zahlung von 1,2 Mrd. Dollar – weil diese im eigenen Interesse Aktien in den Himmel gejubelt haben. Das FBI spürt Dutzenden von Deals nach, die von Übermütigen abgeschlossen wurden, die glaubten, der Nebel des Erfolgs werde ihre krummen Geschäfte schon verschleiern. Immer wieder treten Zeugnisse der Gier zu Tage, die einst durch die Finanzalleen von Manhattan wehte.

      Die Börsenaufsicht – der nichts entgeht, die jede Order schwarz
      auf weiß besitzt – ist derzeit wieder einem Pärchen auf der Spur, das möglicherweise versucht hat, die Gunst der Stunde zu nutzen. Die beiden, Holly Becker (36) und Michael Zimmerman (33), sind keine dunklen Gestalten, sondern gehören der Upper Class der New Yorker Finanzgemeinde an. Er ist Portfolio Manager bei einem Hedge Fonds; sie ist Analystin beim Geldhaus Lehman Brothers – ihre illustren Stationen davor: Harvard Business School, McKinsey, Salomon Brothers.

      1998 wechselt Holly Becker von der Beobachtung des Marktes für
      Verbrauchsartikel in die heiße Branche der Internetaktien. Schnell wird sie berühmt, tritt in den Finanzkanälen auf, Magazine holen Beckers Rat ein, fast schafft sie es zur gleichen Popularität wie Mary Meeker von Morgan Stanley (der „Queen of the Web“) und dem inzwischen gefeuerten Internetguru Henry Blodget von Merrill Lynch. Ihr erster Arbeitstag bei Lehman ist der Tag, an dem die Nasdaq auf Allzeithoch steht: 5048,62 Punkte.

      Doch Holly Becker ist nicht bekannt für ihre optimistischen
      Empfehlungen, sondern für ihre warnenden Worte. Sie wird eine der ersten, die öffentlich die Perspektiven für die wundersamen Internetaktien in Frage stellen. Im Juni 2000 stellt sie ihre Bewertung von Yahoo auf „Neutral“ um, am Tag danach sinkt das Papier um acht Prozent. Im Oktober 2000 senkt sie ihr Rating für America Online – prompt verliert die Aktie 30 Prozent, 40 Mrd. Dollar an Marktwert werden in wenigen Handelsstunden ausradiert.

      Doch Holly Becker, so lautet zumindest der Verdacht der SEC,
      habe auch auf den eigenen Vorteil geachtet. Sie soll ihrem Mann vorab Informationen über zu erwartende Abwertungen von Aktien gegeben haben. Im Juni 2000 etwa – als ein negativer Report Lehmans über Amazons Börsenbewertung veröffentlicht wurde – war es am Tag zuvor bereits zu einem Kursrutsch um neun Prozent und zu ungewöhnlich starken Handelsaktivitäten gekommen. Die Ermittler überprüfen nun, ob Zimmerman Zugang zu den Reports hatte und ob er oder seine Firma Vorteile aus den Informationen zogen. Zimmermans Firma SAC Capital Advisors besaß im ersten Quartal 2000 rund 45 000 Aktien von Amazon, am Ende des zweiten Quartals keine einzige mehr.

      Wie die New York Times schreibt, hatte Lehman seiner
      Mitarbeiterin zu Hause einen Computer installiert, von dem aus sie mit dem Firmennetzwerk verbunden war. Über den Computer sei der Zugang zu verschiedenen Studien möglich gewesen sowie das Einklinken in Projekte, die sich noch in Arbeit befanden. Sollte die Analystin – die sich seit Mitte 2002 in Mutterschaftsurlaub befindet und nicht arbeitet – ihre Informationen weitergegeben haben, wäre dies ein Verstoß gegen die Regeln der Börse und ihres Arbeitgebers. Sollte Zimmerman die Informationen hingegen genutzt haben, wäre dies Insiderhandel – und darauf stehen hohe Strafen.
      Avatar
      schrieb am 18.01.03 12:58:41
      Beitrag Nr. 145 ()
      Es ist ein echter Skandal, zu welchem Kuhhandel die amerikanische Justiz bereit ist.

      Was die amerikanischen Banken praktiziert haben, ist kein Kavaliersdelikt.

      Das ist schlicht Betrug und muss strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, mit allen Konsequenzen, bis zur Haftung.

      Leider ist bei der Verquickung von Hochfinanz und Politik
      kaum eine Besserung zu erwarten.

      Tricksen nach allen Seiten ist offenbar gängige Übung.
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 00:01:29
      Beitrag Nr. 146 ()
      Drei Jahre Bärenmarkt - und kein Ende?

      Seit dem Höchststand am 7. März 2000 haben sich fast 400 Mrd. Euro Anlegergelder in Luft aufgelöst – Streit um Wiedereinstieg ist voll entbrannt

      Berlin - Drei Jahre können eine Ewigkeit sein. So kommt es zumindest den meistern Anlegern vor. Denn seit nunmehr 36 Monaten erleben sie eine der schlimmsten Krisen der Börsengeschichte. Vom Hoch im März 2000 büßte der Dax 68,3 Prozent ein. Exakt am 7. März vor drei Jahren kletterte das deutsche Marktbarometer bis auf 8136 Punkte und ging dann bei 8064,97 Zählern aus dem Handel. Über der 8000-er Marke schloss der Index später nie wieder. Was folgte, war ein Absturz wie aus dem Bilderbuch. Dabei traf es einige Einzelwerte besonders hart. MLP-Aktien knickten seit März 2000 um fast 94 Prozent ein, die Volksaktie Deutsche Telekom verlor fast 90 Prozent. Selbst die als Witwen- und Waisenpapier bekannte Allianz-Aktie raste um 83 Prozent in die Tiefe.

      Zwar waren sich alle Marktteilnehmer in der Analyse schnell einig:
      Die lange Blütezeit bis zum März 2000 war eine absolute Übertreibung – vielleicht handelte es sich sogar um die größte Investmentblase der Geschichte. Doch die Länge des Ausnüchterungsprozesses haben nicht nur die Strategen sondern sogar alte Börsenfüchse unterschätzt. Beim Unterschreiten jeder neuen Tausender-Marke stimmten die unverwüstlichen Optimisten Durchhalteparolen an, deklamierten das Ende des Bärenmarktes und bliesen zum Wiedereinstieg. In letzter Zeit wurde der Chor freilich ein wenig leiser, was aber auch darauf zurückgeführt werden kann, dass die überwiegend pessimistischen Arbeitgeber die Optimisten vor die Tür gesetzt haben.

      Auch jetzt verweist die Mehrzahl der Strategen wieder
      unverdrossen auf die günstige Bewertung von Aktien. Gerade im Vergleich zu den Staatsanleihen seien Dividendenpapiere auf ein Rekordtief gepurzelt. „Bei der Betrachtung der Bewertungen legt die Mehrzahl der Strategen Kennzahlen aus den 80ern und 90er Jahren zugrunde. Doch in einem Bärenmarkt gelten die Gesetze aus den Aktienhochzeiten nicht mehr“, warnt Philip Manduca, Partner bei Titanium Capital in London. „Die Kurse werden weiter fallen. Jede Rallye würde ich zum Ausstieg nutzen.“

      Tatsächlich sind die Dax-Unternehmen auch nach dem Kurssturz
      nicht wirklich billig. Im Schnitt werden die 30 Gesellschaften aktuell mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 gehandelt. In den zurückliegenden Bärenmärkten Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre waren einstellige KGVs zwischen acht und neun üblich.

      Auch ein Blick in die Vergangenheit müsste die Strategen
      eigentlich lehren, dass nach dem Platzen einer Spekulationsblase die Märkte nicht sofort wieder zur Tagesordnung zurückkehren. So kamen nach der Südsee-Bubble im 18. Jahrhundert (jedes Unternehmen, was sich damals auf die neu entdeckten Wachstumsmärkte im Südatlantik stürzte, wurde ungeachtet des konkreten Geschäftsmodells mit gewaltigen Kursgewinnen belohnt) und dem Eisenbahn-Boom etwa 150 Jahre später – beide Ereignisse sind am ehesten mit der Internet-Manie vergleichbar – die Kurse an den Weltmärkten erst wieder nach acht bis zehn Jahren auf die Beine. Nimmt man dies heute zum Maßstab, folgt der nächste große Aufschwung frühestens 2006.

      Doch auch jene vier Fünftel der Bundesbürger, die keine Aktien
      haben, sollte die Dauer-Baisse nicht kalt lassen. Schließlich sind die Notierungen inzwischen so weit gefallen, dass darunter die Gesamtwirtschaft leidet. Der Einbruch von März 2000 bis heute löste 380 Mrd. Euro an Anlegergeldern in Luft auf – Geld, das nun beim Konsum fehlt. Und auch der Markt für Neuemissionen kam völlig zum Erliegen, was Unternehmensinvestitionen erschwert. Nach Berechnungen von Dieter Wermuth, Ökonom der UFJ Bank, hat der Aktienmarktcrash das Wachstum der deutschen Ökonomie in drei Jahren um 0,4 Prozentpunkte gebremst.


      Artikel vom 1. Mär 2003
      Avatar
      schrieb am 01.03.03 14:05:04
      Beitrag Nr. 147 ()
      Dass Börsengurus mittlerweile längst zur Lachnummer mutiert sind, ist Allgemeingut.

      Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis die meisten vom Markt verschwunden sind.

      Was wirklich verwundert, dass die Politk, die EZB so handlungsunfähig erscheint.
      Die Sicherungssysteme funktionieren offenbar doch nicht so, wie von offizieller Seite vollmundig propagiert.

      Wie lange dauert es noch, bis eine Hypovereinsbank das Zeitliche segnet und übernommen wird.

      Gerade an diesem Beispiel fragt sich der Beobachter, wie eine solche Schieflage trotz Bankenaufsicht überhaupt möglich war.

      Die müssen doch alle unter einer Decke gesteckt haben.

      Wer hat eigentlich die UMTS-Lizenzen kreditiert?
      Ein Breuer hatte sich doch noch vor einem Jahr so demonstrativ hinter Schröder gestellt.
      Warum fordert Ackermann plötzlich die Staatshaftung, meint er da vielleicht den Schrott UMTS-Lizenz?

      Nach dem Motto, ihr habt uns die Misere eingebrockt, ihr habt die Kohle kassiert, rückt sie wieder raus.

      Man muss sich einmal die Dimension verinnerlichen, was ein
      Eichel mit der Telekom-Emission und den UMTS-Lizenzen eingesackt hat, zu Lasten der Aktionäre.
      Was dieser Mann ungerechtfertigt an Kaufkraft abgeschöpft hat, die jetzt fehlt.

      Man muss sich einmal verinnerlichen, mit welch einer Ignoranz unsere Volksvertreter an diese Sache rangegangen sind, nur um ihre eigene Haut , sprich Wahlen zu gewinnen.

      Und wie kurzsichtig diese Leute denken, nach uns die Sintflut.

      200 Millionen Aktien wurden bei der dritten Tranche ausgegeben, über 50€ pro Aktie sind seitdem verbrannt, also 10 Milliarden€ allein durch die dritte Telekom-Emission. Noch einmal über 10 Milliarden seit der ersten
      Tranche und die zweite Tranche kommt noch dazu.

      Was haben nicht alle "Experten", Ratingagenturen usw. getönt, samt und sonders ausgemachte "Fachleute"

      Ist jetzt nicht verständlich, dass niemand, aber auch niemand den wahren Verursachern dieser Misere glaubt.

      Dass den meisten die Wut hochsteigt, wenn sie die Sonntagsreden dieser Heuler hören?

      Unser Land braucht Reformen, wie wahr, aber in den Führungsetagen der Großkonzerne, in dem verfilzten Beamtenapparat, bei den Strukturen der Politik und den Gewerkschaften.
      Hier müsste der Hebel angesetzt werden.

      Und vor allem in der Finanzbranche, den Herren muss samt und sonders die rote Karte gezeigt werden.
      Das gesamte Management müsste ausgetauscht werden.
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 16:59:38
      Beitrag Nr. 148 ()
      Bewertung so niedrig wie Anfang der neunziger Jahre
      Rechnerisch sind Aktien günstig
      Von Frank Wiebe, Handelsblatt

      Die Experten streiten: Sind die Aktien nach drei Jahren Baisse billig oder nicht? Klassische Kennzahlen deuten derzeit auf eine günstige Bewertung der Dividendentitel hin. Es gibt aber Einschränkungen.

      DÜSSELDORF. Für den legendären US-Großinvestor Warren Buffett ist die Sache klar: Er findet Aktien, bis auf Ausnahmen, immer noch zu teuer. Murdo Murchison, Manager des ebenfalls legendären Templeton Growth Fund, zieht hingegen mit der Botschaft durch die Lande, es sei eine „großartige Zeit“, Aktien zu kaufen.
      Wer hat Recht? Wer auf die Entwicklung des laufenden Jahres schaut, wird unweigerlich zu dem Ergebnis kommen, dass die Themen Krieg und Konjunktur den Ausschlag geben – je nach Szenario werden die Aktien von den Experten daher als teuer oder billig eingeschätzt. Doch interessanter ist die langfristige Perspektive. Beide, Buffetts Holding Berkshire Hathaway wie der Templeton-Fonds, suchen unterbewertete Unternehmen und kümmern sich nicht um Prognosen für die nächsten paar Monate. Beide haben im Börsenboom an ihrer konservativen Philosophie festgehalten und dafür auf schnelles Geld verzichtet, aber hinterher auch den Einbruch besser überstanden als die meisten anderen Anleger.
      Zwei gängige Möglichkeiten, Bewertungsniveaus zu beurteilen, sind der Vergleich mit anderen Zeitperioden und der Vergleich zwischen Aktien und Zinspapieren. Die Grafik zeigt beides zusammen für den S & P 500, der den US-Aktienmarkt in seiner Breite abbildet. Die „Aktienrendite“ ist dabei als Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) berechnet. Für das KGV dienen die tatsächlich berichteten Gewinne als Basis. Ein Beispiel: Wenn das KGV bei 20 liegt, dann entspricht der Gewinn rund 5 % des eingesetzten Kapitals, wäre also vergleichbar einem Rentenpapier mit 5 %. Es geht nicht um die tatsächlich mit der Aktie erzielte Rendite, sondern das Verhältnis von Unternehmensgewinn und Kurs.
      Bei den Rentenpapieren – als Grundlage diente die zehnjährige Laufzeit – wurde die Inflationsrate abgezogen, weil die ja am eingesetzten Kapital zehrt. So ergibt sich ein „Realzins“. Vergleicht man Realzins und Aktienrendite, so steckt darin die Annahme, dass bei Inflation die Gewinne der Aktiengesellschaften tendenziell steigen, also „real“ kein Schwund entsteht wie bei den Zinspapieren.
      Vor allem in den 80-ern sank mit dem Realzins auch die Aktienrendite, in den 90-ern gab es streckenweise eine deutliche Parallelbewegung. In den letzten Monaten springt die Kurve aber weit auseinander: Die Aktienrendite ist etwa dreimal so hoch wie der Realzins. Eine solch extreme Situation hat es innerhalb der vergangenen 20 Jahre selten gegeben. Ende 1990 stieg der Wert kurzzeitig deutlich über das Dreifache, Ende 2000 lag er immerhin über dem Zweifachen, ansonsten war er meist deutlich niedriger. Schaut man sich vergleichbare Werte für den Deutschen Aktienindex an, so zeigt sich, dass gemessen an diesen Kennzahlen die Aktien kurzzeitig Anfang der 90-er Jahre und für längere Zeit um 1980 herum so billig waren wie heute, sonst aber meist darüber lagen. Auch der französische CAC 40 gibt ein ähnliches Bild. Die Zahlen lassen also den Schluss zu: Die Aktien sind relativ billig.
      Die Schlussfolgerung ist freilich mit Vorsicht zu bewerten. Bei der Berechnung des KGVs (und damit umgedreht der Aktienrendite) bleiben die Gesellschaften, die gar keinen Gewinn erwirtschaften, außen vor. Wer einfach den Index kauft, erwirbt diese gewinnlosen, also sehr teuren Aktien mit.
      Wichtig außerdem: Wenn sich die wirtschaftliche Stimmung verbessert, werden schnell die Anleihenrenditen ebenso wie die Aktienkurse anziehen – und damit kippen die Dividendenpapiere rasch wieder aus dem Bereich der günstigen Bewertung heraus. Trotzdem stützen die nackten Kennzahlen die These, die Aktien seien generell immer noch zu teuer, im Augenblick nicht.
      Avatar
      schrieb am 18.04.03 08:42:54
      Beitrag Nr. 149 ()
      Ellisons finstere Prophezeiungen
        
      Oracle-Chef Larry Ellison glaubt, dass die goldene Phase der Computerindustrie unwiderruflich vorbei ist. Seiner düsteren Vision zufolge naht das Ende des kalifornischen Silicon Valley.
      New York - "Was wir erleben ? ist das Ende des Silicon Valley in seiner jetzigen Form", sagte Ellison in einem Gespräch mit dem "Wall Street Journal". Der als exzentrisch geltende Milliardär hält die Vorstellung für überholt, dass sich die Informationstechnologie-Branche immer wieder neu erfinde und stetig weiter wachse. "Das nächste große Ding sind nicht Computer", so Ellison. Er sieht Biotechnologie als den kommenden Wachstumsmarkt.
      böse Befürchtungen: Larry Ellison
      Der Oracle-Chef prophezeit dem Wachstumssektor der vergangenen Jahrzehnte eine düstere Zukunft. Zunehmend standardisierte Produkte würden fortan von einer kleinen Zahl Unternehmen verkauft, dünne Gewinnmargen seien in Zukunft die Norm. "In der Computerindustrie gibt es die bizarre Vorstellung, dass wir nie eine reife Industrie sein werden." Dabei habe die Branche ihre maximale Größe bereits erreicht.
      Weitere Vorhersagen der Internet-Kassandra: Die Hardware-Preise werden durch Billigrechner mit Linux als Betriebssystem weiter sinken. Die Entwicklung neuer Software werde in zunehmendem Maße außerhalb der USA stattfinden. Der Branche steht nach Ellisons Ansicht eine Konsolidierungsphase bevor, nach der nur ein paar große Mitspieler übrig bleiben werden, die dann eine breite Palette von Produkten anbieten.
      Neidisch auf den großen Bill
      Der einzige, der relativ unabhängig von der Branchenentwicklung agieren könne, sei der Betriebssystem-Anbieter Microsoft . "Wie hat Bill [Gates] die Rezession überstanden? Indem er die Preise erhöht hat! Warum ist das mir nicht eingefallen? Er ist ein Genie!" Ellison gesteht ein, dass er nicht ganz in der gleichen Liga spielt: "Wenn wir die Preise erhöhen, kaufen die Leute nichts mehr von uns. ? Wir sind kein Monopolist, verdammt! ? Dann hätte ich mehr Zeit zum Segeln."
      Ellison ist sich zudem sicher, wer außer Microsoft und natürlich Oracle den langen kalten Winter überstehen wird und wer nicht. Cisco Systems , IBM , Dell , Intel , SAP und Amazon.com seien überlebensfähig. Spezialanbieter wie Ariba, Commerce One, BEA oder Siebel Systems trifft hingegen Ellisions Bannstrahl: Sie seien dem Untergang geweiht.
      Ellisons pointierte Prognosen werden in der Technologiebranche stets mit Interesse und einer gehörigen Portion Skepsis aufgenommen. Seine bekannteste Prophezeiung ist der unmittelbar bevorstehende Tod des PCs (1995). Das Ereignis steht bekanntermaßen noch aus. Siebel-Chef Tom Siebel hat einen ganz eigenen Erklärungsansatz für Ellisons Valley-Vision: "Vielleicht hat er eine Sitzung mit seinem Therapeuten
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      Avatar
      schrieb am 20.04.03 20:38:54
      Beitrag Nr. 150 ()
      Die Standardisierung sehen wir ja schon bei Aldi.

      Und bei Dell.
      Ob Bill Gates auch weiterhin noch Monopolist bleiben wird,
      möchte ich bezweifeln.

      Linux u.a. werden über kurz oder lang den Markt aufrollen, dafür sorgt schon IBM.

      Aber im Software-Bereich gibt es noch so viel Anwendungsbedarf, ich denke nur an die Schulen, die Behörden, die Polizei, die Universitäten.

      Fernstudium per Internet wird Einzug halten, die Leute werden sich unabhängig vom TV machen und zur passenden Zeit sich ihre Sendungen ansehen.

      TV und PC und DVD und CD und Telefon und Fax werden in einem integriert werden, der Kabelsalat wird durch Funk abgelöst, das Heimkino, das eigene Fotolabor wird Standard.


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