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    "Zur Lage an den Finanzmärkten" der Artikel von M. Schramm - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.09.01 14:58:39 von
    neuester Beitrag 17.09.01 15:16:07 von
    Beiträge: 3
    ID: 473.515
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      schrieb am 17.09.01 14:58:39
      Beitrag Nr. 1 ()
      ein herrliches Beispiel - wie man mit Wunschdenken gegen die Realität ankämpfen kann... wünsche allen für heute gute Trades and God bless America
      Avatar
      schrieb am 17.09.01 15:09:59
      Beitrag Nr. 2 ()
      Wunschdenken?
      Warum?
      Fast alle Krisen, Naturkatastrophen etc. haben historisch -nach einer kurzen Schockphase - zu Kursanstiegen gefuehrt.

      Ist doch klar, die Wirtschaft wird angekurbelt (Geld und Fiskalpolitik, Wiederaufbau aus privaten- und Versicherungsmitteln, die sonst in Festgeld liegen etc.), Verteidigungs und Terrorschutzausgaben.

      Das ueberwiegt klar Flug - touristikschaeden etc.
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      schrieb am 17.09.01 15:16:07
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wir alle hatten uns den Anbruch des neuen Jahrtausends anders vorgestellt. Der Mensch hatte die Schwelle zu einem neuen Zeitalter überschritten, das erstmals technische Voraussetzungen für einen unbekümmerten, allen Menschen zugänglichen Wohlstand bringen sollte. Stattdessen hat die USA einen neuen, unsichtbaren Feind kennengelernt, der das Sicherheitsverständnis der letzten Supermacht grundlegend und unwiderrufbar erschüttert. „Die Schlachtfelder der Zukunft werden sich auf die Zentren der Demokratien verlagern“, eine von mir in Ausgabe 15 geäußerte Vermutung, die schneller als jemals erwartet zur vollen Realität gereift ist. Der Gegner hat dabei kein Gesicht. Er ist anonym und greift auf die Waffe der Verzweifelten und Unterdrückten zurück: Den Terrorismus. Ein Mittel zum Zweck, das in seiner menschenverachtenden Vorgehens-weise eine ungekannte Dimension erreicht hat. Andere Weltanschauungen werden von den Usurpatoren der islamischen Glaubensgrundsätze weder akzeptiert, noch toleriert. Sie missbrauchen den Koran, der wie keine andere Religion für aggressive Interpretationen völlig offen ist, um ihren manipulierten Anhängern den Leitgedanken eines absolut morallosen Rachefeldzuges einzutrichtern. Der Islam verspricht den Kämpfern für die Sache Gottes einen Platz im Paradies und ist damit ein idealer Rekrutierungs-Pool für Selbstmordattentäter. Es handelte sich bei den Anschlägen auf das World Trade Center jedoch nicht - und hier sollte tunlichst unterschieden werden - um den Kampf gegen die Unterdrückung, wie ihn teilweise die Palästinenser führen, es handelt sich um das skrupellose Umsetzen einer absoluten, teuflischen Wahrheit.
      Ich bin kein Freund von Religionen. Sie sind für die dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte verantwortlich und Ihre Auslegung war bisher immer eine Frage der Zeit. Religionen lassen sich für fast jede Idee missbrauchen und ihre Ethik wird von jeder Kultur eigeninterpretiert. Der Glaube an Gott - entschuldigen Sie wenn ich meiner Meinung hier so klar Ausdruck verleihe - ist ein Relikt aus einer längst vergangenen Epoche, dessen Fundament in aufgeklärten Gesellschaften zu bröckeln beginnt, weil die Vorstellung eines aktiven Gottes, wie letzte Woche ja klar bewiesen wurde, der Realität widerspricht und die Notwendigkeit eines Schöpfers sich in der Paradoxie des Gedanken verläuft. Dieses Jahrzehnt wird eine neue Rechtfertigung des Glaubens fordern, da eine Schlüsselkonstante zu offensichtlich erscheint: Je weniger Glaube, desto weniger Fanatismus, und je weniger Fanatismus, desto weniger Unheil! „Ist der Mensch nur ein Fehlgriff Gottes?“, so fragte sich Nietzsche, „oder Gott ein Fehlgriff des Menschen?“ Der Menschheit wird es besser gehen, sollte sie sich für letzteres entscheiden.

      Die Sympathien der westlichen Welt sind den USA derzeit sicher. Unsere Aversionen gegen das Weltbild der islamischen Fundamentalisten gibt den Amerikanern erst einmal freie Hand bei den Vergeltungsschlägen. Präsident Bush hat die Vorgehensweise klar festgelegt: „... Wir unterscheiden dabei nicht zwischen Terroristen, die die Attacken ausüben, und jenen, die sie schützen.“ Dass der Mann, der während seiner Amtszeit in Texas kaltblütig über 150 Todesurteile unterschrieb, damit schnell einen Flächenbrand lostreten kann, wird ihm sein Beraterstab hoffentlich klar machen. Aber seien wir doch mal ehrlich: Wir habe alle einen mehr oder weniger großen Hass auf die Taliban, die Ihre Frauen als menschliche Sklaven ohne Menschenrechte betrachten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wegen Lappalien exekutieren wollen. Der Aufschrei von Kritikern wird bei einem Angriff auf Afghanistan lediglich eine politische Minderheit aufhorchen lassen. Selbst die Grünen, in Friedenszeiten absolute Kriegsgegner, in Kriegszeiten dann doch dafür, haben bisher wenig auszusetzen. Wobei ich davon ausgehe, dass die USA mit Ihrer offiziellen Schuldzuweisung auf Osama bin Laden von den eigentlich Angriffs-Zielen zunächst noch ablenken wollen.

      Vielleicht wird man dem Anschlag, ohne jetzt irgend etwas bagatellisieren zu wollen, irgendwann einmal positive Aspekte abgewinnen. Das amerikanische Volk ist aus seiner Apathie erwacht. Eine Nation steht geschlossen hinter seinem Staat und überwindet die Diskontinuität der Politik. Dieser Vorfall wird Amerika zusammenschweißen und die Position des Westens weiter stärken. Der Hass der Araber auf die amerikanische Polit-Diktatur wird zunehmen. Auch wenn der amerikanische Cowboy tatsächlich ein hohes Maß an Arroganz auf den Tisch legt, ist die Schwäche der arabischen Staaten nicht unbedingt auf den Westen abzuwälzen. Es sind andere Lebensmentalitäten und Ansichten, die es den Arabern unmöglich machen wirtschaftlich zu Europa und USA aufzuschließen. Die Erkenntnis, dass der Kapitalismus es auch ihnen erlauben würde in der Welthierarchie nach oben zu klettern, wird den Kämpfern Gottes mit ihrer „aggressiven Religion“ - so hat zumindest Peter Scholl-Latour den Islam umschrieben - wohl ewig verwehrt bleiben. Irgendwann wird auch das schwarze Gold versiegen. Die Machtverteilung ist somit vorherbestimmt

      Die amerikanische Führung ist sich der wachsenden Gefahr durch biologische und chemische Waffen bewusst. Ein Terrorakt, der mit diesen bestialischen Waffen durchgeführt würde, könnte die Anzahl der Todesopfer schnell in die hunderttausende treiben. Die einzige Chance dieser potentiellen Apokalypse vorzubeugen, besteht in der Absetzung der alten Regime und dem Etablieren neuer gemäßigter Regierungen. Ich gehe davon aus, dass wir den Feldzug der USA, der die Machtverhältnisse und Staatsformen in der arabischen Welt deutlich “modernisieren” soll, bisher alle unterschätzen. Wofür sonst benötigt der weltweit höchste Wehretat zusätzliche 40 Milliarden USD!?


      Wirtschaftliche Dimension

      „Politische Börsen haben kurze Bein!“ Das haben die vergangenen Krisen klar gezeigt. Egal ob die Kubakrise oder der Golfkrieg. Die Einbrüche an den Aktienmärkten waren immer temporärer Natur und boten einen guten Einstiegszeitpunkt. Diesmal stellt sich die Situation jedoch anders dar: Die Gefahr einer politischen Eskalation triff auf eine wirtschaftlich angespannte Lage. Noch gehen die meisten Investmenthäuser in 2002 von einem Wachstum des BIP von über 2,5 Prozent aus. Wir sind inzwischen skeptisch, dass diese optimistische Prognose erreicht werden kann.

      Die Amerikaner sind weltweit bekannt für Ihren Überkonsum. Sie geben mehr Geld aus als sie tatsächlich einnehmen. Die amerikanische Konjunktur wird also im Wesentlichen von dem Konsumverhalten der Bevöl-kerung getragen. Hier sind kräftige Einschnitte zu erwarten. Denn:

      - Die Zahl der Arbeitslosen in den USA nimmt seit Monaten zu. Wer keine Arbeit hat, kann weniger konsumieren.

      - Fallende Aktienkurse wirken über den sogenannten „Wealth-Effect“ auf das Konsumentenverhalten. Aktien-depots, die laufend schrumpfen, animieren nicht gerade dazu Geld auszugeben.

      - Die konjunkturelle Schwächephase wird Druck auf die Gehälter ausüben.

      - Der Anschlag hat die Psyche der Menschen schwer getroffen. Wer wird nach diesem Ereignis schon ausgelassen Weihnachten feiern? Gerade an das vierte Quartal klammern sich aber die Ertrags-Hoffnungen der Unternehmen.

      Zu einem Problemfall könnten sich auch die hohen ausländischen Investitionen in amerikanischen Aktien entwickeln. Angesichts der unsicheren Situation und der bisher vorherrschenden Meinung, dass der amerikanischen Wirtschaft noch vor Europa die Trendwende gelingt, werden Anleger Ihre Portfolio-Gewichtung für die USA zurücknehmen und bestehende Positionen verringern. Massive Mittelabflüsse aus dem Dollarraum werden dem Dow Jones in der jetzigen Lage schwer zu schaffen machen. Wir möchten hier noch einmal betonen, dass der Dow trotz stark rezessiver Tendenzen nahe Alltime-High notiert. Das Bewertungsniveau ist bei Betrachtung klassischer Kriterien wie Dividendenrendite und KGV noch erschreckend hoch. Wir gehen nicht davon aus, dass sich der Welt-Leitindex über 9000 Punkten halten wird. Die Bedeutung für das Anlageverhalten hierzulande dürfte klar sein. Wir halten einen Test der 98er Tiefs beim DAX für sehr wahrscheinlich und rechnen in den nächsten Wochen mit einem Abrutschen in den Bereich 3750 Punkte. Nicht weil das Wertungsniveau unbedingt noch einer Korrektur bedarf, sondern weil Europa einem Crash der amerikanischen Märkte zwangsläufig folgen wird.

      Kurzfristige Aussichten

      Ein schneller Einbruch der Börsen muss nicht unbedingt erfolgen. Es ist vorstellbar, dass die Amerikaner zu einer Patriotismus-Rally übergehen, die von einer expansiven Geldpolitik der FED unterstützt wird. Wir würden dieses - zugegeben unwahrscheinliche - Szenario zum Abbau von Positionen nutzen. Die wahrscheinlichere Variante ist, dass die quälende Unsicherheit angesichts der zu erwartenden Vergeltungsschläge die Börsianer zu äußerster Vorsicht verleiten wird. Unsicherheit über die weitere Entwicklung war schon immer Gift für Börsianer. Wir rechnen daher in den nächsten Wochen mit abbröckelnden Kursen in allen wichtigen Indizes, werden aber über einen Einstieg nachdenken, wenn die USA Ihren Feldzug beginnen. Denn dann sind Fakten geschaffen und die Akteure an den Finanzmärkten haben endlich wieder Grundlagen, die eingeschränkt Prognosen erlauben.

      Fazit: Wir halten das Risiko jetzt in den Markt einzusteigen für zu hoch. Es ist kaum vorstellbar, dass die Börsen direkt zu einer neuen Rally übergehen. Wahrscheinlicher ist eine langsame Bodenbildung oder weiter fallende Kurse!

      (www.tradecentre.de)


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