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    Die Bibel (postmoderne Version 2.0 plus Einführung, satirisch kommentiert) - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.09.01 12:51:00 von
    neuester Beitrag 17.04.04 13:04:18 von
    Beiträge: 43
    ID: 479.294
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      schrieb am 27.09.01 12:51:00
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo Leute!
      Nachdem in meinem ersten Thread mit diesem Thema meine höchst religiöse Andacht durch Auseinandersetzungen zwischen sehr Gläubigen und sehr Ungläubigen gestört wurde und dann auch noch die aktuellen Ereignisse meine eigene Stimmung verändert hatten, versuche ich es nun mit einem zweiten Anlauf zu dem mich Eure Meinungen interessieren würden.
      Falls Ihr meine in unregelmäßigen Abständen folgenden Gedankenkombinationen interessant findet, könnt Ihr Euren Kommentar dazu ruhig hier abladen, aber für den Fall neu aufflammender Glaubenskriege wie im ersten Thread empfehle ich Euch, Eure interaktiven Auseinandersetzungen zu meiner Bibel-Interpretation dort weiterzuführen.
      Sollten hier an dieser Stelle wieder unchristliche Beschimpfungen auftauchen, werde ich höchstselbst dafür sorgen, daß ...(es folgt eine Kombination ägyptischer Bannsprüche!)... "der Zorn Amuns über Euch komme, der Zorn der Thot über Eure Familien komme und der Zorn Osiris` über alles, was bei Euch wächst, komme!" Darüber hinaus werde ich alle Zuwiderhandelnden aus sämtlichen mir bekannten religiösen und nicht-religiösen Vereinigungen zu exkommunizieren wissen. Und ich kenne viele!

      (Da der folgende Text die erste Rohfassung eines noch zu veröffentlichenden Buches darstellen könnte, bitte ich zu entschuldigen, wenn die Anrede innerhalb des Texts mit `Sie` statt mit `Du` erfolgt, da ich die späteren Leser ja noch nicht so genau kenne wie Euch. ;) )


      Die Bibel, postmoderne Version 2.0 (ergänzt durch finster-satirische Einsichten und Kommentare nach Herrn Auryn, M.A.)


      Das
      Vorwort

      wird nach Erkenntnissen des v.a. politologisch und historisch gebildeten Autoren normalerweise von keinem Menschen gelesen. Diesmal sollten Sie jedoch eine Ausnahme machen, denn es geht hier um universell gültige Wahrheiten, die echt cool vorgetragen werden!
      Soweit man aus den frühesten Zeugnissen des Homo sapiens schließen kann (z.B. Höhlenmalereien in Lascaux und anderswo) beschäftigten sich schon unsere Vorfahren - sobald sie bei halbwegs klarem Verstand waren - mit denselben wesentlichen Fragen wie wir heute:
      1. Wo gibt`s möglichst schnell was zu essen?
      2. Wie vermehren wir uns und unsere Macht?
      3. Warum leben wir eigentlich und was kommt danach?
      4. Was ist der Tod?
      5. Und wenn uns ein anderer Stamm unsere Jagdgründe streitig machen will und wir diejenigen dann in die ewigen Selbigen schicken können, müssen wir uns dann noch vor irgendwas fürchten?

      Heute, einige Zig-Tausend Jährchen später, haben sich zwar mit der Zivilisation auch die Fragestellungen weiterentwickelt, aber die Grundfragen bleiben doch bestehen:
      1. Welches Restaurant hat heute abend das beste Essen zu bieten?
      2. Kaufen wir uns eher "Joy of Sex" oder ein neues Auto?
      3. Will ich `ne ganz große Karriere ohne Rücksicht auf Verluste machen oder tue ich eher was Nützliches für die Mitmenschen? Und bei welcher Alternative werde ich am Ende glücklicher sein?
      4. Soll ich mich irgendwie auf den Tod vorbereiten, weil`s vielleicht die einzig wirklich endgültig coole Sache ist oder weil`s danach noch irgendwie weiter geht?
      5. Und wenn uns eine andere Nation irgendwie die Ressourcen oder unseren Lebensstil streitig macht, sollen wir die dann sofort ausknipsen oder vorher noch die UNO fragen, weil`s dann mit anderen weniger Ärger gibt?
      Da sich solche und ähnliche Fragen doch sehr hartnäckig halten, ergab sich für einen hoffnungsvollen Möchtegern-Nachwuchs-Wissenschaftler wie mich die Frage, welche Antworten darauf denn vielleicht schon frühere Religionen oder die Bibel bereit hielten.
      Die Einsichten, die ich dabei gewann, sind zwar nicht unbedingt "wissenschaftlich" zu nennen, aber doch von einigem Interesse für Leute mit "abendländischem" Bildungshintergrund, die gerne über das Leben und den Ursprung unserer Kultur nachdenken.
      Avatar
      schrieb am 27.09.01 12:56:31
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die
      Einführung über den Sinn und Nutzen von Religionen

      ...sollte sich der interessierte Leser auch noch unbedingt reinziehen, damit er was zum Diskutieren hat. Es ist nicht ganz so lustig wie die darauffolgenden Kapitel und Abschnitte, aber das Wichtigste im Leben ist ja auch oft nicht sooo lustig:
      Einer der Hauptvorzüge von Religionen ist es, für einige der oben genannten Grundfragen klare, genaue, der Menge verständliche und sehr dauerhafte Lösungen zu geben. Wenn man sich um einen relativ umfassenden Überblick über die Geschichte der Menschheit bemüht, dann wird man sehen, dass fast jeder religiöse Gedanke in der einen oder anderen Form schon mal durchdacht wurde. Beispielsweise war in Mesopotamien der kulturell höher stehende Staat Babylon mehrfach von ziemlich doofen, aber umso kriegerischeren Völkern wie den Assyrern überrannt worden, was bei den Babyloniern um 800 v.Chr. zu echten religiösen Sinnkrisen mit der Auswahl eines persönlichen Lieblingsgottes aus der Vielfalt ihres "Olymp" führte. Diese religösen Sinnkrisen gipfelten in einem sehr modern wirkenden Gedicht, das in Keilschrift und dreifacher Ausfertigung erhalten ist, woraus man schließen kann, dass es in bestimmten Kreisen gerne gelesen wurde. Darin scheint ein Sklave seinen Herrn in Religionsfragen zu beraten, was an sich schon witzig gewesen sein könnte, doch es kommt noch besser: - Nein, Sklave, ich will meinem Gott kein Opfer mehr bringen!
      - Nein, Herr, das ist nicht gut! Du legst damit deinem Gott nur nahe, dass er immer wie ein Hund hinter dir herlaufen soll. Entweder einen Kult oder ein magisches Bild oder etwas anderes wird er dann von Dir verlangen! Das ist nicht gut! ...(Es folgen dann noch einige Dialogteile, die nicht "gut" sind...)
      - Was ist denn dann gut? (fragt der Herr)
      - Deinen und meinen Hals brechen ist gut!
      Mit diesem amüsanten Dialog werden fast alle Grundwerte der babylonischen Religion und auch der Wunsch nach einem langen Leben ins Lächerliche gezogen. Sieht doch sehr modern aus, nicht?
      Wir (post-?)modernen Menschen heute denken ja auch ähnlich. Wir stehen über den Mächten der Natur. Den "aufgeklärten" und gebildeten Menschen von heute interessieren Mythen und Religion allenfalls noch als exotische Kuriosa. Nach Auschwitz, Hiroshima und dem "Tod Gottes", nach dem "Ende der Geschichte" kann doch scheinbar nur noch das "real und wissenschaftlich Greifbare" Anspruch erheben, als "existierend" anerkannt zu werden. Doch das Ergebnis könnte eine Menschheit ohne Zugang zu "verspäteten Religionen und Kulturen" sein; ein dominierender Teil der Menschheit, der keine Ahnung über die Herkunft seiner eigenen Grundwerte und damit keine Möglichkeit mehr zum Verständnis anderer zivilisatorischer Leistungen oder gesellschaftlicher Tabus hat. (Dem Autoren selbst fiel schon mal in einer orthodoxen Kirche Südosteuropas ein deutscher Tourist in Badehosen und Sandalen reichlich unangenehm auf.)
      Darüber hinaus gefällt dem Menschen offensichtlich ein gewisser Rest an Mysterium und Unerklärlichem, denn warum sonst könnten Siegfried & Roy oder David Copperfield so viele Millionen scheffeln?
      "Es gibt für jedes dieser Rätsel eine trickreiche Lösung!", so wird uns seit dem Beginn der Moderne gepredigt. Doch das ist nicht völlig richtig. Wenn wir wissen, wie etwas funktioniert, so wissen wir oftmals noch lange nicht genau, was es ist und warum es angefangen hat, so zu funktionieren.
      Die ältesten Erklärungsversuche zum Funktionieren der menschlichen Gesellschaft sind nun einmal die Religionen, deren Untersuchung durchaus lohnend sein kann.
      Die sinnvolleren Religionen beschäftigen sich mit den allgemeinen nützlichen Pflichten der Menschen gegenüber ihren Mitmenschen, um ein friedliches Zusammenleben ihrer Gemeinschaften zu regeln und natürlich auch mit den Pflichten gegenüber ihrem mutmaßlichen Schöpfer. Jede Religion, die innerhalb dieser Rahmen bleibt, hat den Vorzug, dass sie, wenn sie auch die Menschen im Jenseits nicht rettet, doch zumindest ihrem Glück und ihrer Größe im Diesseits sehr zuträglich ist. Man braucht beispielsweise mit keiner der religiösen Ansichten von Mahatma Gandhi, Martin Luther King oder Mutter Theresa übereinzustimmen. Dennoch kann man nicht anders, als ihnen zuzugestehen, dass ihre Größe und ihre Verdienste um die Menschlichkeit auf ihrem Glauben beruhten, dass sie niemals zur Gewaltanwendung aufriefen und dennoch das Leben von Hunderttausenden, wenn nicht Millionen von Menschen zum Besseren veränderten. (Solange man von keinem Anhänger eines "wissenschaftlichen Atheismus" ähnliches behaupten kann, wäre dem Verfasser daher ein Minister bei der Vereidigung, der die Glaubensformel "so wahr mir Gott helfe" aus antireligiösen Gründen ablehnt, rein instinktiv ziemlich suspekt.)
      Es gibt natürlich auch sehr falsche und höchst sinnlose Religionen, ja es gab sogar schon Religionen, die nach Ansicht des Verfassers zu Recht ausgelöscht wurden. Zwischen 1835 und 1840 gab es um den Bezirk Oudh herum in Indien eine großangelegte Militäraktion der britischen Kolonialmacht, um den Kult der Blut- und Rachegöttin Kali zu vernichten. Eine Raubmörderkaste hatte sich diesen Kult zu eigen gemacht, um ihren Verbrechen eine religiöse Rechtfertigung zu verleihen. Einer der letzten Führer dieses Kults verkündete bei seinem Prozeß 1840 stolz, er habe 931 Menschen zu Ehren von Kali eigenhändig erwürgt.
      Es ist wohl einzusehen, dass man nur sehr schwer mit den Anhängern solcher religiöser Verirrungen über den Sinn ihrer Religion diskutieren kann, denn wenn der Missionar selbst der Hauptgang beim Speiseopfer der Götter ist, kann er nur noch schwer aus dem Kochtopf heraus argumentieren.
      Doch normalerweise sind nicht die Religionen selbst gefährlich, sondern die Dogmatisierung ihrer Grundsätze durch Fanatiker, die glauben, im Besitz der allgemein gültigen Wahrheit zu sein, also Menschen, die glauben, sie wüssten den Weg zum seligmachenden Paradies und man müsste nur die Mehrheit der Menschen zu ihrem Glück zwingen und dann würde schon das Ziel die Mittel und Wege dahin rechtfertigen.
      Doch leider ist genau dies niemals geschehen - weder war es bei den Kreuzrittern der Fall noch wird es den bei extremistischen Islamisten unserer Tage der Fall sein.
      In diesem Zusammenhang kann sogar der "wissenschaftliche Atheismus" des Leninismus und Stalinismus als (Pseudo-?)Religion betrachtet werden, denn er trug oft die Züge eines diametral entgegengesetzten (a-)religiösen Fanatismus: Priester und Popen wurden im Namen der "Propheten Marx und Lenin" ermordet, weil sie der Erreichung des "seligmachenden" Ziels - der klassenlosen Gesellschaft - im Wege standen.
      Menschen scheinen überhaupt in der Lage zu sein, jede Ansicht zu einem absoluten Glaubensgrundsatz weiterzuentwickeln. In unserer Gesellschaft scheint es gerade die modische Ansicht zu sein, dass jeder Mensch nach größtmöglicher Unabhängigkeit und individueller Selbstverwirklichung in Form von Anhäufung finanziellen Reichtums zu streben hat. Leider ist damit die Mehrheit nur noch bestrebt, sich nur noch um sich selbst zu kümmern, was man in Europa auch an der Überfüllung von Altenheimen ablesen kann, während sich in Japan einsame, aber ziemlich reiche Alte am "Weekend" schon arme, aber kinderreiche Familien mieten können, die ihnen ein Gefühl familiärer Wärme am Lebensabend vermitteln. "Rent a Family in Our Brave New World!
      Der größte Vorzug der meisten Religionen besteht nun darin, dass sie dem Egoismus und den irdischen Gütern entgegengesetzte Wünsche wecken. Auch gibt es keine Religion, die dem Einzelnen nicht irgendeine Pflicht gegenüber seiner Gemeinschaft auferlegen würde und ihn so aus der Betrachtung seiner selbst herausreißen würde. All unser soziales Denken, die Grundzüge unserer Gesetze und unserer Vorstellungen von Gut und Böse basieren auf unserer in Vergessenheit geratenen Religion und es wäre nett, wenn Sie deshalb mal einen Blick auf meine hoffentlich bald folgende Kurzfassung der Bibel werfen würden.
      Avatar
      schrieb am 27.09.01 13:03:27
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hier was aus´m Netz zum Thema:

      Ich träumte, ich hätte ein Interview mit Gott:

      „ Du möchtest also ein Gespräch mit mir?" fragte Gott
      „Wenn Du die Zeit hast", sagte ich.
      Gott lächelte.
      „Meine Zeit ist die Ewigkeit"
      „Welche Fragen würdest Du mir gerne stellen?"
      „Was erstaunt Dich am meisten an den Menschen?"
      Gott antwortete....
      „Dass sie der Kindheit überdrüssig werden.
      Sich beeilen, erwachsen zu werden, um sich dann danach
      zu sehnen, wieder Kinder sein zu können."
      Dass sie um Geld zu verdienen ihre Gesundheit aufs Spiel
      setzen und dann ihr Geld ausgeben, um wieder
      gesund zu werden."
      „Dass sie durch die ängstlichen Blicke in ihre Zukunft das
      Jetzt vergessen, so dass sie weder in der Gegenwart, noch in der
      Zukunft leben."
      „Dass sie leben, als würden sie niemals sterben, um dann zu
      sterben, als hätten sie nie gelebt."
      Gott nahm meine Hand und wir schwiegen gemeinsam eine Weile
      Dann wollte ich wissen...
      „Was möchtest Du, dass Deine Kinder lernen?"
      Gott antwortete mit einem Lächeln.
      „Dass man niemanden veranlassen kann, jemanden zu lieben,
      sondern zulassen darf, geliebt zu werden."
      „Dass es nicht förderlich ist, sich mit anderen zu vergleichen."
      Dass eine reiche" Person nicht jemand ist, der/die das meiste hat,
      sondern vielleicht das wenigste braucht."
      „Dass es nur einige Sekunden braucht, einem Menschen tiefe Wunden
      zuzufügen, jedoch viele Jahre, diese wieder zu heilen."
      „Dass Vergebung durch gelebtes Vergeben geschieht."
      „Dass es Menschen gibt, die sie tief und innig lieben, jedoch nicht wissen,
      wie sie ihre Gefühle ausdrücken können."
      „Dass zwei Menschen dasselbe betrachten können und es unterschiedlich
      sehen."
      „Dass es manchmal nicht genug ist, Vergebung zu erhalten, sondern sich
      selbst zu vergeben."
      „Und dass ich hier bin......immer."

      Viele Grüße

      Kneto :)
      Avatar
      schrieb am 27.09.01 13:54:22
      Beitrag Nr. 4 ()
      servus kneto,

      warst du das etwa, der das interview mit gott hatte?

      nü nüwar ich werd` das gleich mal späischärn :)
      bye
      albert
      Avatar
      schrieb am 27.09.01 14:27:03
      Beitrag Nr. 5 ()
      Servus Aibert ;)

      Ne, ich war das nicht mit dem Interview. Aber so ähnlich hätte es sich zutragen können :D

      nü nüwar, isch gäi gleisch gööögardfahrn.

      Pfiade !

      Kneto

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      Avatar
      schrieb am 27.09.01 21:39:00
      Beitrag Nr. 6 ()
      Auryn,

      wenn Kommentare erwünscht sind, möchte ich Folgendes (zustimmend) ausführen:

      Meiner Meinung nach waren die Religionen tatsächlich erheblich wichtig bei der Zähmung der wilden Menschen zu (wenn auch unterdrückenden) zivilisatorischen Gemeinschaften. Insbesondere der von Dir oben erwähnte Anteil der Auflagen mit gemeinnützigem Charakter erscheint mir dabei das wesentliche und historisch wertvolle Element.
      Und genau die Leute, die auch heute noch die Welt zu regieren versuchen, nehmen sich die Unverfrorenheit, die durch (irgendeine) Religion überkommenen "Gebote" in ihre Ideologie zu flechten, und damit den Menschen von seinem Pfad in die Irre zu führen, vom "Vertrauten" zum "Naheliegenden" sozusagen.
      Um noch einen kleinen Literaturhinweis zu liefern:
      In den "Sterntagebüchern" beschreibt Lem die Ideologien als die Erben der Religionen. Falls Du es nicht schon gelesen haben solltest, empfehle ich Dir hiermit die "Einundwanzigste Reise", sie kann zu erstaunlichen Gedankengängen verhelfen, insbesondere über die dogmatischen Züge der Religionen und ihren Umgang damit.

      Sehr an der Fortsetzung interessiert
      Ara :)
      Avatar
      schrieb am 02.10.01 18:26:01
      Beitrag Nr. 7 ()
      Vielen Dank für den Tipp an "Aragorn987" und auch für die anderen Kommentare, aber ich möchte vorsichtshalber doch noch einmal darum bitten, sich auf das Anfangsthema zu beschränken und möglichst keine ausufernden Dialoge zu beginnen wie in meinem ersten Thread mit diesem Titel.
      Leider habe ich gerade wieder mal nicht soviel Zeit für meine "Religions-Theorien", aber ich kann den Lesesüchtigen unter Euch schon mal zwei "Links" anbieten, die im weitesten Sinne etwas mit meinen geplanten Texten zu tun haben. Der Ex-Journalist und Buch-Autor Graham Hancock sowie "unser" Rudolf Gantenbrink werden von mir noch in anderen Zusammenhängen erwähnt werden und kommen auch in folgenden Texten vor, die für die "etablierte" Wissenschaft doch etwas deprimierend sind.
      Bitte anklicken:
      http://zdfonl3.zdf.de/wissen/terrax/34275

      http://home.t-online.de/home/056213298-0001/monume~1.htm
      Ich wünsche Euch ALLEN:
      Interessiertes Lesen und einen schönen Feiertag morgen!
      (Und hoffentlich kein Dauerherumhängen-vor-dem-Fernseher-wegen-Sonderberichterstattungen, die ich als Politologe mir immer "reinpfeifen" muß...)
      Avatar
      schrieb am 09.10.01 14:00:07
      Beitrag Nr. 8 ()
      Die
      Einleitung
      über die Glaubwürdigkeit der Bibel, der Wissenschaft und meiner Wenigkeit


      ... sollten Sie auch noch lesen, denn nachdem Sie schon zwei Prologe geschafft haben, kommt`s auf einen mehr oder weniger doch auch nicht mehr an, oder?

      Tja, hm, also mit der Glaubwürdigkeit von diesen dreien aus der Überschrift ist das so ne Sache: Die Wissenschaft beansprucht für sich ja besonders glaubwürdig zu sein, weil sie standardmäßig erst mal eine Hypothese betrachtet und diese dann durch Beweise zu erhärten versucht. Falsche Hypothesen müssen als falsch erkannt und präzise widerlegt werden können. Leider gibt es sogenannte "Wissenschaftler", die ihre ganz eigen(nützig)e Wissenschaft vertreten. Ich dachte zu Beginn meines Studiums eigentlich, Professoren wären reichlich gebildete Menschen mit einem erworbenen, hohen Ansehen, die schon aufgrund ihrer Leistungen für die Bildung der Allgemeinheit immer nachprüfbare Behauptungen aufstellen und Beweise liefern müssen. Daher dachte ich Naivling mal, dass sie sehr hohen moralischen Ansprüchen genügen müssten. Dachten Sie das auch mal? Vergessen Sie`s!
      Nehmen wir mal die Archäologie, weil die im Zusammenhang mit der Bibel ja gerne herangezogen wird: Am 5. November 2000 mußte der Vize-Präsident des Paläologischen Instituts von Nordost-Japan, Fujimaru Shin`ichi zurücktreten, weil er sich dummerweise von journalistischen Archäologie-Paparazzi dabei filmen ließ, als er nachts japanische Steinwerkzeuge vergrub, die er eigentlich erst einen Tag später vor Zeugen zum Beweis seiner Theorien finden wollte.
      Und in Sachen Troja machen die Herren Korffmann (Archäologe) und Kolb (Althistoriker) gegenseitig verbal nieder, dass es schon fast ein Fall für Stefan Raabs "TV Total" werden könnte.
      Vgl.: http://morgenpost.berlin1.de/archiv2001/010717/feuilleton/st…
      In anderen Bereichen des Allgemeinwissens über Archäologie muß man sich fragen, ob man überhaupt noch weiß, was man wissen kann, oder ob man zu wissen glaubt, was einem die modernen Medien vorführen:
      Vgl.: http://www.BerlinOnline.de/wissen/berliner_zeitung/archiv/19…
      Wenn man sich jedenfalls diese Quellen für "wissenschaftliches" Wissen in der Allgemeinbildung ansieht, dann kann man genauso gut Teilen der Bibel wie meiner Wenigkeit glauben. Fazit: GLAUBEN SIE ERSTMAL NICHTS!
      Versuchen Sie immer, auch religiöse Aussagen zu verifizieren (durch historisch-logisch-empirische Beweise belegen) oder zu falsifizieren (Sie können sich jetzt bestimmt schon denken, was ich damit meine).
      Folgen Sie am besten erst mal meinen persönlichen Glaubensgrundsätzen, die ich gar nicht oft genug wiederholen kann:

      Mein Credo lautet (und ich zitiere mich damit voller Begeisterung zum wiederholten Male in diesen Boards!):

      1. Ich glaube, daß ein Wissenschaftler einer ist, der mit verbundenen Augen in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze sucht. (Und ich kenne inzwischen genug
      Wissenschaftler, um dies bestätigen zu können!).

      2. Ich glaube, daß ein Philosoph oder ein Metaphysiker einer ist, der mit verbundenen Augen in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze sucht, die möglicherweise nicht
      existiert.

      3. Ich glaube, daß ein Dogmatiker oder überhaupt ein Mensch mit absoluten Gewißheiten
      (z.B. jemand mit einer absoluten "pseudo"-religiösen Gewißheit wie besonders Papst Pius IX mit seinem Unfehlbarkeitsdogma 1870, aber auch Marx, Lenin etc.) einer ist, der mit verbundenen Augen in einem dunklen Zimmer eine schwarze Katze sucht, die sehr
      wahrscheinlich nicht existiert, den Suchenden aber dennoch dazu verleitet, plötzlich zu rufen: Ich hab` sie! Ich hab` sie!

      Davon ausgehend kann man in Bezug auf die Bibel zwei absolut gleichwertige Aussagen konstatieren:

      Aussage Y: Die Existenz Gottes ist bisher wissenschaftlich nicht beweisbar.
      Aussage X: Die NICHT-Existenz Gottes ist bisher wissenschaftlich nicht beweisbar.

      Alle gegenteiligen Aussagen zu X oder Y werden bislang getroffen von Menschen, die unter Punkt 3 des Credos meiner Wenigkeit aufgeführt werden. (Im folgenden verwendet der Verfasser je nach Lust und Laune oder persönlichen manisch-depressiven Frustrationsanfällen den Ausdruck "meine Wenigkeit" anstelle von "Ich", "der Autor" oder "der Verfasser".)
      Auf alle Fälle ist der Verfasser seit frühester Schulzeit fasziniert gewesen von der Möglichkeit, durch gezielte Fragen aufgrund wissenschaftlicher Forschungsergebnisse seine Lehrer, dabei zunächst die Religionslehrer und später die Statistikprofessoren, in höchste Verlegenheit zu bringen.
      Fangen wir mit den verlegenen Religionslehrern an:
      Im Religionsunterricht der "kleinen Wenigkeit" wurde mal der das Buch des Propheten Daniel behandelt, das diese "Menetekel"-Prophezeihung beinhaltet. Die Kurzfassung der wichtigsten Stellen, aus der auch die allgemeinen Glaubwürdigkeitsprobleme der Bibel sichtbar werden:
      Der babylonische Herrscher Nebukadnezar erobert Jerusalem, woraufhin ein großer Teil des israelitischen Volkes nach Babylon in die Gefangenschaft verschleppt wird. In der Gefangenschaft wird Nebukadnezar aufmerksam auf einen jungen Mann, der wie früher Joseph ein ganz toller Traumdeuter und ein großer Seher kommender Ereignisse ist. Weil Nebukadnezar dem Gott der Israeliten aber nicht so ganz huldigen will, wird er von diesem dazu verdammt, sieben Jahre wie ein Irrer in der Wüste herumzulaufen sowie das Aussehen und die Speisegewohnheiten einer Wildsau anzunehmen. Kaum hat Daniel dem Nebukadnezar einen Traum solcherart gedeutet und diese Strafe vorhergesagt hat, läuft der arme Nebu auch schon wie ein Irrer in der Wüste rum. Naja, dort hat man ja auch ne Menge Auslauf. Nachdem Nebukadnezar seine Strafe abgelaufen hat, ist er natürlich geläutert und ehrt und preist Gott. Mir nichts, dir nichts, taucht dann plötzlich in Abschnitt Daniel 5 ein nichtsnutziger König Belsazer auf, der prassende Sohn von Nebukadnezar, der orgiastische Saufgelage mit den geraubten goldenen und silbernen Gefäßen aus dem Tempel von Jerusalem veranstaltet. Das kann Gott natürlich nicht hinnehmen, woraufhin seine Hand aus dem Nichts erscheint und an die Wand des Festsaales die Worte "mene mene tekel u-parsin" malt. Da Belsazer nicht im entferntesten daran dachte, exotische Sprachen wie Iwrit zu lernen, muß er den Propheten Daniel kommen lassen, den lokalen Experten für die Deutung merkwürdiger Zeichen. Der sagt ihm dann, das dieses Zeichen bedeute, dass der allmächtige Gott der Israeliten den König Belsazer nervig finde und ihn deshalb demontieren werde (mene), dass er gewogen und zu leicht befunden worden sei (tekel) und das Reich geteilt werde zwischen den Feinden Belsazers, den Medern und den Persern (u-peres). (Wow, wieviel man in dieser Sprache doch kurz ausdrücken kann! Sollten wir auch öfters mal versuchen!)
      Nun kannte meine Wenigkeit aber schon damals die heute beweisbare Realität und habe damit auch gleich meinen Religionslehrer genervt:
      An dieser Danielsgeschichte ist leicht nachweisbar, dass Teile der Bibel nicht in der Zeit entstanden sein können, auf die sie sich beziehen und aus deren Erklärung sie politische oder religiöse Rechtfertigungs- und Legitimations`propaganda` abzuleiten versuchen.
      Tatsächlich belegen die Funde von babylonischen Herrschertafeln und Berichte der Truppenführer an ihre Kommandanten in Keilschrift-Tontafeln, dass Nebukadnezar II. (babylon.: Nabukudurissur II.) Herrscher war von 602 bis 562 v. Chr. und dass er das neubabylonische Imperium in seiner größten Ausdehnung errichtete. Er führte tatsächlich Feldzüge gegen die Reste des Assyrischen Reiches und auch gegen unbedeutendere Staaten wie Juda 598/ 597 sowie 589-587 mit der Zerstörung Jerusalems. Das Unterwerfungssystem mit der Deportation großer Bevölkerungsteile hatten die Babylonier erfolgreich von den Assyrern kopiert, die schließlich von den Babyloniern mit ihren eigenen Mitteln vernichtet wurden. Um zur Bibel-Story zurückzukommen: Leider aber hatte Nebukadnezar gar keinen Sohn mit dem Namen Belsazer, sondern einen mit dem Namen Awilmarduk (562-560), der irgendwie die babylonische Priesterkaste verärgert hatte, woraufhin es zu seinem Sturz und längern Thronwirren kam, aus denen dann ein König Nabonid (556-539) hervorging, der sich nun tatsächlich mit seinen Truppen längere Jahre in der südlich an Babylon angrenzenden arabischen Wüste aufhielt, um dort Festungsanlagen gegen die mächtiger werdenden Raub-Nomadenstämme aus Arabien zu errichten. Diese aufwändigen Festungsanlagen verschlangen große Summen und es sind Keilschrifttexte aus der Hauptstadt erhalten, die diesen langjährigen Kriegseinsatz in der Wüste als "Irrsinn" kritisieren.Genau dieser Nabonid hatte nun einen Sohn und Mitregenten namens Belscharussur und der war der Belsazer des Buches Daniel, Abschnitt 5! Die lange Abwesenheit des Königs Nabonid bleib natürlich den Feinden Babylons wie dem König Kyros von Persien nicht verborgen, der schließlich einen erfolgreichen Großangriff auf Babylon startete. Was mit Belscharussur geschah, ist nicht genau bekannt, doch Nabonid überlebte mit vielen seiner Truppenteile den Krieg und erhielt von Kyros sogar noch ein kleines "Trost-Lehen" im Norden seines nun von Persien beherrschten Reiches. Ein "Prophet Daniel" ist historisch jedoch nicht nachweisbar.
      Fazit: Der Verfasser des Buches Daniel beschreibt -insgesamt betrachtet - historische Persönlichkeiten, die wirklich gelebt haben. Vielleicht hat auch "Daniel" wirklich gelebt, denn oft haben Herrscher Personen aus unterworfenen Völkern zu Vorkostern, "Mundschenken" oder sogar "Wesiren" gemacht, denn diese waren bei ihrem Aufstieg von ihren Wohltätern abhängiger als es Einheimische mit ihrer "Hausmacht" gewesen wären. Die Bezüge zwischen den Personen des Buches Daniel sind jedoch im Nachhinein konstruiert worden, um eine religiöse Aussage - scheinbar - belegen zu können. Dabei muß dem Verfasser des Buches Daniel nicht einmal eine böse Absicht unterstellt werden, denn er kann die Geschichte ja auch genauso mehrere Jahrzehnte nach der Rückkehr der Verschleppten nach Israel von alten Erzählern genauso gehört und aufgeschrieben haben. Die Verwechslung von Nebukadnezar (= Nabukudurissur, abgekürzt manchmal mit "Nabukud") mit Nabonid unterlief auch dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot, der die Taten beider Könige unter dem Namen Labynetos zusammenfaßt.
      Immerhin wird so deutlich, welche Schwierigkeiten man hat, wenn man versucht, die wirkliche Realität hinter den Büchern der Bibel zu erkennen. Diese Probleme sind oft dieselben wie bei der Erforschung einer beliebigen "Legende" oder "Sage": Sie haben meist einen wahren Kern (oft leider aber auch nicht sehr viel mehr!), der einem jedoch bei der Entdeckung der Wahrheit helfen kann, wie es bei Heinrich Schliemanns Entdeckung von Troja der Fall war. Schliemann war davon überzeugt, dass Homers (nicht der aus "Die Simpsons"!) griechisches "Heldengedicht" auf einer einst existierenden Stadt beruhten und er war so ziemlich der Einzige, der das glaubte. In Fachkreisen amüsierte man sich über ihn bis er dann tatsächlich Troja fand.
      Ich versuche daher mal, auf mehr oder weniger unterhaltsame Weise als wissenschaftlich halbgebildeter Laie (denn das war Schliemann anfangs auch!)auf seinen Spuren zu wandeln. Ich möchte den essayistischen Versuch wagen, die Geschichte der Bibel unterhaltsam darzustellen und gleichzeitig herauszufinden, ob man überhaupt im Ablauf der menschlichen Geschichte Gesetzmäßigkeiten der Geschichte erkennen kann - oder mit anderen Worten - das Wirken Gottes (oder vielleicht von etwas "Unerklärlichem"?) wie es ja auch die Bibel durch angeblich erfüllte Prophezeihungen zu belegen versucht.
      Hm, jetzt muß ich noch kurz grübeln, wie ich das nächste einleitende Kapitel überschreibe... :confused: Daß ich aber auch immer solche Probleme mit der Einteilung meiner Abschnitte haben muß... ;)
      Avatar
      schrieb am 09.10.01 14:27:37
      Beitrag Nr. 9 ()
      Was wissen (Natur-) Wissenschaftler? Nichts. Das vermeintliche Wissen all unserer
      Natur-Wissenschaftler beruht auf Annahmen, die zwar nun nicht gerade, zumindest nicht
      immer, willkürlich getroffen sind, vernünftig erscheinen, jedoch trotzdem genausogut
      falsch sein können. Das wissen (auch) (Natur-) Wissenschaftler. Das einzig existente Wissen
      von Naturwissenschaftlern ist der Energie-Erhaltungs-Satz, alles andere ist Glaube
      Alle naturwissenschaftlichen Erkenntnisse müßten neu geordnet werden, stellen sich die
      getroffenen Annahmen als falsch heraus. Bis heute ist Grundlage aller
      naturwissenschaftlichen Erkenntnis der Zufall, denn der derzeitige Zustand des Universums und alles Leben sind nach naturwissenschaftlicher Erkenntnis zufällig. Der Zufall aber ist nur Ausdruck von Erkenntnislosigkeit. Mathematisch bewiesen ist aber, daß es keinen Zufall im Universum gibt.
      Was glauben unsere Naturwissenschaftler zu wissen? Sehr viel! Nur die letzten (das sind die ersten) Fragen können sie (noch?) nicht beantworten, keine einzige.

      Was glauben unsere Naturwissenschaftler? Sie glauben, daß sie die einzigen seien, die zu glauben nicht nötig hätten, weil sie wüßten. Denn sie glauben, daß der Glaube dort anfinge, wo das Wissen aufhöre. Nun denn: Da unsere Naturwissenschaftler tatsächlich nichts
      wirklich wissen (weil ihr Wissen auf unbewiesenen und nicht weiter zu begründenden Annahmen beruht, also auf reinem Glauben basiert), ist alles Wissen von
      Naturwissenschaftlern in Wahrheit Glaube! Das glaubt natürlich kein Naturwissenschaftler.

      http://home.t-online.de/home/Todoroff/torheit.htm
      Avatar
      schrieb am 09.10.01 15:40:34
      Beitrag Nr. 10 ()
      @ Butterfly:
      Erkläre mir doch bitte im hierzu parallelen Diskussions-Thread den mathematischen Beweis dafür, "daß es keinen Zufall im Universum gibt"(?) !
      Den würde ich gerne mal erläutert bekommen - nur so aus wissenschaftlicher Neugier... ;)

      Aber ich setze nun fort:


      Nennen wir`s nächste Kapitel doch schlicht und einfach:
      GENESIS

      ;)

      Nach der heute gängigen wissenschaftlich-astronomischen Vorstellung trifft vermutlich die Vorstellung von einem expandierenden Universums und einem Urknall zu. Damit warten jedoch noch einige schwierigere Fragen auf uns: Welche Bedingungen herrschten zum Zeitpunkt des Urknalls? Was war vorher? Ein winziges Universum ohne alle Materie, bis sie plötzlich aus dem Nichts entstand? Wie aber sollte das vor sich gegangen sein?
      Schon in der Antike fragte der Philosoph Parmenides: "Welche Notwendigkeit hätte das Seiende veranlassen können, aus dem Nichts zu entstehen?"
      Und was war mit der Zeit? In einem "Schwarzen Loch" existiert nach Meinung der heutigen Astronomie vermutlich gar keine Zeit. War der Urknall ein "Weißes Loch", das auch die Zeit in Gang setzte? War vorher nur "NichtZeit"?
      Parmenides hatte auf philosophischem Weg eine Antwort, einen ganz eigenen Schöpfungsmythos "gefunden", welcher der modernen Astronomie ähnelt: Am Anfang aller Welten war nur "EINS", "das Eine" und daraus entstand ein unvorstellbar mächtiger "gedanklicher Wille", der "das Eine" teilte, das bis dahin keinen Raum brauchte, und damit Raum und Bewegung schuf und damit die Zeit, denn Bewegung im Raum ist nur in der Zeit möglich. Nach Meinung der antiken Schüler des Parmenides ruht diese Zeit innerhalb der Ewigkeit und der Wille, der sie entstehen ließ, steht "quer" zu ihr und er kann diese Zeit beeinflussen, denn er überblickt alle Zeit. Denn die Ewigkeit, in der sich "das Eine" befindet, ist nicht nur "Nicht-Zeit", sondern etwas ganz anderes; sie ist eine andere Dimension, aus der die Zeit wie eine Blume der Ewigkeit blüht. (Echt hübsches Bild! Nicht?)
      Und "das Eine" konnten die Jünger des Parmenides, wenn sie es wollten, auch als "Gott" bezeichnen.
      Bezogen auf die drei monotheistischen Weltreligionen ist nun natürlich interessant, dass sich bewahrheitende Prophezeihungen immer als Beweis für die göttliche Berufung eines Propheten betrachtet wurden, denn ein "historisches" Ereignis, das von einem Propheten im voraus beschrieben wurde, konnte natürlich nur von jemandem gekannt werden, der mit dem "Herrn der Zeit" in engem Kontakt stand.
      So kann man aus heutiger Sicht sagen, dass zutreffende Prophezeihungen, die Zeit und der Zufall in einer engen Beziehung miteinander stehen müssen.
      Aber wie gesichert sind überhaupt die Axiome, auf denen unsere wissenschaftliche Logik in Bezug auf die Schöpfung der Welt oder in Bezug auf "den Zufall" ihrer Schöpfung beruht?
      Was den Unterschied zwischen dem modernen wissenschaftlichen Mythos vom Urknall und früheren Schöpfungsmythen der Menschheitsgeschichte betrifft, so besteht er lediglich darin, dass sich die Naturwissenschaft immer wieder selbst in Frage stellt und dass wir zur Beobachtung unserer Vorstellungen Experimente durchführen. Leider entzieht sich der Urknall durch seine räumlich-zeitliche Ferne bislang den meisten Experimenten. Ebenso entziehen sich die meisten Experimente zum Thema Zufall einer genaueren Untersuchung, da das Kennzeichen "zufälliger Ereignisse" innerhalb der Menschheitsgeschichte meist ihre experimentelle Unwiederholbarkeit aus menschlicher Sicht ist.
      Von daher könnte man den "Zufall" des Urknalls und die Entstehung der Welt genauso "logisch" begründen wie einen Schöpfungsmythos, nachdem alle Welten von einem riesigen Wesen ausgeniest worden sind. (Douglas Adams sah in einem solchen Mythos natürlich die größte begründete Furcht der Gläubigen vor der Ankunft des "großen weißen Papiertaschentuchs"!) ;)
      Aber was will meine Wenigkeit damit eigentlich sagen?
      Sie will damit sagen, dass es in der Geschichte der Menschheit ganz außergewöhnliche und mit menschlicher Logik nicht erklärbare Ereignisse gegeben haben müsste, wenn man von der Existenz eines Gottes oder "des Einen" nach Parmenides ausgehen würde.
      Dabei wäre zu trennen zwischen "sich selbst erfüllenden Prophezeihungen", echten Zufällen, die zweckentfremdet wurden und Zufällen, die nach aller Wahrscheinlichkeit nicht geschehen könnten, es aber trotzdem tun.
      Im weiteren Verlauf meines "unendlichen Essays" werde ich versuchen, die Bibel in ihren wichtigsten Geschichten humoristisch zu erläutern und verschiedene, zu meiner Sicht der Dinge passende Abläufe mehr oder weniger wissenschaftlich zu erklären, aber mit kleinen Hinweisen auf ähnliche Ereignisse in der Geschichte wild in allen historischen Zeiten herumhüpfen.
      (Sollte dies jemals zu einem Buch werden, wird es natürlich unter einem Pseudonym und nicht unter meinem echten Namen veröffentlicht, da ich mir sonst meine wissenschaftliche "Möchtegern-Reputation" demolieren würde.
      Sollte dieses Geschreibsel andererseits noch zu meinen Lebzeiten ein Bestseller werden, werde ich natürlich in allen TV-Talk-Shows auftreten und behaupten, dass ich schon immer ein großer Science-Fiction-Schriftsteller werden wollte und meine wissenschaftliche Laufbahn lediglich einen einmaligen Ausrutscher darstellt, zu dem ich von meiner Verwandtschaft getrieben wurde.)
      Zum besseren Verständnis dieser Aussagen zitiere ich Teile eines Dialogs aus einem SF-Roman, der von einem namhaften deutschen Diplomaten stammt:
      - Es ist überhaupt keine Frage des Honorars, sondern der Verantwortung, die ich für die Zeit trage.
      - Welche Zeit?
      - DIE Zeit. ... Mit ihr ist nicht zu spaßen.
      - Geben Sie mir ein Beispiel!
      - ... Sie hat unzählige Möglichkeiten, indem sie sich des sogenannten Zufalls bedient. ... Sie denken vielleicht, ich sei ein Spinner?!?
      In Wirklichkeit war der Fragende ein Wissenschaftler, der mit seinem Professor zusammen eine mathematische Formel zur möglichen "Inversion der Zeit" berechnet hatte...

      Also suchen Sie es sich am Ende dieses meines "Machwerks" selbst aus, was ihnen in meinem Fall lieber wäre! ;)
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      schrieb am 10.11.01 14:29:11
      Beitrag Nr. 11 ()
      Fortsetzung des vorhergehenden Abschnitts:
      Ganz besondere Zufälle in der Geschichte legen nämlich den Verdacht nahe, dass ein verborgener Sinn hinter unwahrscheinlichen Zufällen steckt. Warum aber sollte man nun so versessen darauf sein, einen Sinn hinter diesen zufälligen Dingen zu entdecken? Einfach weil die Menschen von Natur aus nach dem Sinn ihres Daseins fragen. Für wirklich strenggläubige Menschen erübrigt sich diese Frage meist, weil "Zufall" für sie ein Ausdruck des göttlichen Willen oder ein "Fingerzeig Gottes" ist. Es ist daher auch nicht überraschend, dass das Wort "Zufall" in der Bibel nicht ein einziges Mal auftaucht. Doch zurück zur "Frage nach dem Sinn":
      Die Frage nach dem Sinn, sowohl des individuellen als auch des Lebens überhaupt, wird von den Anfangszeiten der Menschheit bis heute immer wieder gestellt. Vieles unangenehme im Alltag wie Sorgen, Leid, Kummer und Schmerzen können leichter ertragen werden, wenn man weiß, dass das eigene Dasein einen Sinn hat, für einen selbst wie auch für die Familie oder die anderen Menschen. Aus dieser Sinnsuche haben sich ja auch die Wissenschaften gebildet, denn die Menschen begannen, die Natur zu beobachten und über ihr eigenes Verhalten und die entsprechenden Antriebe dazu nachzudenken. So betrachtet, bestimmt ein Kausalitäts-Zusammenhang das Leben der modernen Menschen. Für alles gibt es eine erklärbare Ursache und eine verständliche Wirkung. Allerdings wird damit auch möglich, alles in den Bereich des Aberglaubens zu verweisen, wenn Zusammenhänge angenommen werden, die keine erkennbare Ursache haben. Die Annahme ist normalerweise, dass die Ursachen (noch) nicht bekannt sind, aber gefunden werden können oder könnten. Wenn das bei einem Problem mit Zufallscharakter bislang nicht funktioniert, dann ist es für die Wissenschaft nun einmal "Zufall". Leider gibt es zufällige Merkwürdigkeiten, die keine erkennbare Ursache, keinen erkennbaren Sinn, aber dennoch scheinbare Zusammenhänge aufweisen und nicht wirklich erklärbar sind.
      Die Wissenschaftler C.G. Jung und Wolfgang Pauli waren davon überzeugt, dass "Sinn existiert". Besonders für Jung gab es einen präexistenten Sinn, der sich im persönlichen Leben unter bestimmten Voraussetzungen, die zum Teil nicht erforscht sind, aber angenommen werden können, manifestiert. Auch Mathematiker wie Roger Penrose oder Astronomen können in anderen Bereichen feststellen, dass "die mathematische Struktur einfach da draußen in der Natur ist." Es gab schon immer Wissenschaftler, denen Zufälle zu häufig begegneten, um einfach auf reinem Chaos zu beruhen: Der schweizerischen Psychologe/ Psychiater Carl Gustav Jung behauptete beispielsweise genau dies 1952 in einem Essay und führte den Begriff `Synchronizität` für das Phänomen ein, daß anscheinend nicht miteinander in Beziehung stehende Ereignisse in unerwarteter Korrelation auftreten.
      Kernphysiker haben schon 1935 das Argument vorgebracht, daß zwei atomare Elementarteilchen im Prinzip unzerstörbar sind und nach einmaliger Wechselwirkung theoretisch noch Jahrtausende später, auch wenn dann Lichtjahre zwischen ihnen liegen sollten, in ihren Bewegungen immer noch durch das dann Jahrtausende zurückliegende Treffen voneinander abhängig bleiben. Dieses seltsame Phänomen wird nach seinen Theoretikern Einstein, Podolsky und Rosen das ERP-Paradoxon genannt. Einige Elementar-Teilchen beschreiben in Beschleunigern nach dem Zusammenprall mit Zeitverzögerungen plötzlich zeitgleich Kurven in ihren Bahnen, deren Ursachen unbekannt sind.
      Fortsetzung folgt...
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      schrieb am 10.11.01 14:38:00
      Beitrag Nr. 12 ()
      Vielleicht können sich ähnliche Dinge aufgrund unbekannter Ursachen ja tatsächlich auch in der menschlichen Geschichte zeigen, wobei der Sinn allerdings oft ein Rätsel bleibt:
      Die Geschichte eines sehr bekannten Beispiels aus der jüngeren Historie befindet sich in der Inschrift auf einem Gedenkstein in Dallas, in der auf die seltsamen Übereinstimmungen bei den Morden an den US-Präsidenten Abraham Lincoln und John F. Kennedy hingewiesen wird: So wurde Kennedy bis auf die Woche genau 100 Jahre nach Lincoln zum Präsidenten gewählt; beide waren im Bürgerrechtskampf für Schwarze engagiert, beide starben an einem Freitag in Gegenwart ihrer Frau, beide hatten während ihrer Amtszeit im White House einen Sohn verloren. Lincoln wurde im Ford`s Theatre ermordet, Kennedy in einem Ford-Wagen vom Typ Lincoln Continental, die Vizepräsidenten und Amtsnachfolger hießen beide Johnson und ihre Geburtsjahre lagen exakt 100 Jahre auseinander (1808 und 1908). Das ist schon etwas seltsam, aber noch längst nicht das ungewöhnlichste Beispiel für seltsame Zusammentreffen und Zufälle in der menschlichen Geschichte.
      Am faszinierendsten ist in diesem Zusammenhang für einen in politischer Theorie halbgebildeten Politologen wie meine Wenigkeit die Existenz eines ziemlich einzigartigen Werks von einem Mann, der aufgrund seiner zutreffenden Analysen noch von heutigen Historikern und Politologen als "der größte politische Analytiker seit Aristoteles und Macchiavelli" (Dilthey) betrachtet wird.
      Im folgenden werde ich mal den interessanten Versuch wagen, einerseits eine humoristische Version der Bibel zu bringen und gleichzeitig ziemlich "ernsthaft" zu "eruieren" versuchen, ob einige der Annahmen aus diesem Meisterwerk bereits aus der Bibel ableitbar sein könnten. Es handelt sich natürlich um die "Bibel amerikanischer Politiktheoretiker",die das ganze Werk ebenso natürlich "lieben", nämlich:
      "Über die Demokratie in Amerika" von Alexis de Tocqueville.
      Er kam darin in den Jahren 1835 und 1840 zu absolut zutreffenden Schlussfolgerungen über die Zukunft der Menschen in den folgenden 150 Jahren, obwohl er - nach Meinung der meisten unserer zeitgenössischen heutigen Wissenschaftler - doch wohl von einer falschen Prämisse ausging: Daß nämlich die gesamte Geschichte der Menschheit einem großangelegten, zielgerichteten göttlichen Plan folgen würde, dem Streben nach Gleichheit und Gerechtigkeit; und dies obwohl seine adlige Familie alle Schrecken der Französischen Revolution hautnah miterleben "durfte" und sein Vater, Graf Hervé de Tocqueville 1794 nur knapp dem Fallbeil der Jakobiner entging. All dies Leid, alle Kriege der Menschheit könnten verständlich sein angesichts dieses von Alexis de Tocqueville vorausgesetzten Plans. Dies alles wären nur Schritte auf dem Weg zu einer "demokratischen Nivellierung" gewesen; Zitat: "Die Kreuzzüge und die Kriege Frankreichs mit England raffen viele Adlige dahin und zersplittern ihre Ländereien, die Einrichtung freier Gemeinden führt demokratische Freiheit im Innern der Feudalmonarchie ein; die Erfindung der Feuerwaffen stellt den Bürger dem Ritter auf dem Schlachtfeld gleich; der Buchdruck eröffnet dem Verstand völlig neue Hilfsmittel; der Protestantismus versichert, alle Menschen wären gleichermaßen im Stande, den Weg ins Himmelreich zu finden" (Anm.: Tocqueville war natürlich auch noch Katholik) ... und schließlich bietet die Entdeckung Amerikas tausend neue Wege zu Vermögen auch für Menschen niederer Herkunft und damit auch einer neuen Form der Demokratie.
      (Noch`n Tocqueville-Zitat: ) "Gott muß nicht selbst sprechen, damit wir untrügbare Zeichen seines Willens wahrnehmen; wir brauchen nur ... die beständige Tendenz der Ereignisse zu beobachten; ich weiß ohne dass der Schöpfer seine Stimme erhebt, dass die Gestirne im Himmel den Bahnen folgen, die sein Finger gezogen hat."
      Ausgehend von solchen - wissenschaftlich natürlich völlig unhaltbaren und naiven - Annahmen sagt Tocqueville dann am Ende des ersten Bands im Jahre 1835 den Aufstieg von USA und Russland zu globalen Weltmächten und eine bipolare Welt voraus: "Freiheit ist dem einen der Antrieb, Knechtschaft dem anderen. Ihr Ausgangspunkt ist verschieden, verschieden ist ihr Weg; und doch nach einem geheimen Plan der Vorsehung scheint jeder von ihnen berufen, dereinst die Geschicke der halben Erde zu lenken."
      (Keine Panik, das soll hier keine Tocqueville-Zitatologie werden, aber ich halte das noch für unbedingt lesenswert, weil es mein Erstaunen über den Mann noch verstärkt hat. Ihres auch?)
      Fast noch unglaublicher waren einige Vorhersagen des zweiten Bandes von Tocqueville, der im Jahre 1840 erschien:
      "Die Art der Unterdrückung, die die jungen demokratischen Völker bedrohen könnte, wird in nichts der früheren in der Welt gleichen. Die früheren Worte Despotismus und Tyrannei passen nicht. Ich muß also versuchen, sie zu umschreiben, da ich sie nicht benennen kann: Ich erblicke eine Menge einander ähnlicher und gleichgestellter Menschen, die sich rastlos im Kreise drehen, um sich kleine und gewöhnliche Vergnügungen zu verschaffen, die ihr Gemüt ausfüllen. Jeder steht in seiner Vereinzelung dem Schicksal aller anderen fremd gegenüber. So steht er neben ihnen, aber er sieht sie nicht; er berührt sie, aber er fühlt sie nicht. ... Über allem könnte sich eines Tages eine unumschränkte, vorsorgliche und milde Macht erheben, die den Menschen eines Tages auch die Sorge des Nachdenkens und die Mühe des freien Lebens abnehmen könnte. Der Souverän wäre niemals gewalttätig, aber er wäre sanft, einengend und erstickend. Er könnte das Leben in einer milden Art mit einem Flechtwerk aus Regeln und Gesetzen überziehen, die zu durchschauen auch den gebildetsten Menschen dieses Volkes nicht mehr möglich wäre."
      In der Bibel wäre der Mann sicher als Prophet eingeordnet worden, oder?
      Und damit wären wir wieder beim eigentlichen Thema...
      Die folgende - und zugegebenermaßen ziemlich laienhaft-satirische - Darstellung der biblischen Geschichte soll ein kleines Experiment sein, um die Richtigkeit der Tocquevilleschen Prämissen zu erforschen. Die folgende Bibel-Version kann vielleicht kleine Hinweise darauf geben, ob die menschliche Geschichte tatsächlich einen verborgenen Sinn haben könnte. Zu diesem Zweck werden gelegentlich mehr oder weniger amüsante Parallelen mit späteren Zeiten hervorgehoben, was voraussichtlich erstmals beim "Happy-End" der Josephs-Story der Fall sein wird. Sie merken hier schon, dass ich gelegentlich im Stil amerikanischer Filmkritiker gnadenlos triviale Querverweise auf Hollywood-Versionen der Bibel bringen werde, weshalb noch einige kleine Sätze zu Humor und Sakrileg notwendig erscheinen:
      Jeder Politiker, Redner oder Komödiant weiß, dass er die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer umso leichter gewinnt, wenn er eine spannende Geschichte erzählt. Ist die Geschichte lustig, um so besser. Gibt`s ein bisschen Sex & Crime darin? Klasse! Insofern hat die Bibel schon jede Menge guter Geschichten zu bieten. Bei meiner speziellen Darstellung wird es darüber hinaus noch etwas mehr zu lachen geben. Dabei ist mir klar, dass ich die religiösen Gefühle besonders strenggläubiger Menschen verletzen kann. Doch bedenken Sie: Auch über die kleine Verletzung eines religiösen Tabus kann sich nur amüsieren, wer noch einen Sinn fürs Religiöse hat; wer dafür kein Empfinden mehr hat, bleibt völlig unberührt; wer allzu sehr am Religiösen hängt, ist nur verletzt. Testen wir an folgendem Witz doch mal, in welche Kategorie Sie gehören:
      Nach dem letzten Abendmahl erscheint der Kellner und fragt einen Jünger, der zum Zahlen abgeordnet wurde und deshalb der letzte Gast ist: - Alles zusammen? - Nein, sagt Judas, bitte getrennt!"
      Falls Sie sich dadurch schon in ihren religiösen Gefühlen getroffen fühlen, ist dieser Text vielleicht ein bisschen zu unverdaulich für Sie, denn ich kann darin nur eine Verspottung von Judas erkennen und kein Sakrileg. Aber immerhin wissen Sie jetzt ungefähr, was für eine Art von Humor noch auf Sie zukommen kann, wenn Sie weiterlesen.
      Sollte Ihnen hingegen nicht gefallen, dass ich einige der Wunder der Bibel mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zu erklären versuche, dann müssten Sie sich eigentlich eher bei Adam und Eva beschweren, denn die haben ja den "wissenschaftlichen Ärger" angefangen, als sie den verbotenen Apfel vom Baum der Erkenntnis genascht haben. Aber Sie können mir trotzdem gerne Ihre Meinung schreiben.
      Avatar
      schrieb am 10.11.01 15:23:13
      Beitrag Nr. 13 ()
      "Die Zeit und der Zufall" sind überhaupt das große Problem von Historikern und Archäologen, wenn sie versuchen, die Frühgeschichte und die Antike auf nachweisbare Spuren des Wahrheitsgehalts von Mythen, Legenden oder auch der Bibel abzuklopfen.
      Man stelle sich nur mal so drei uralte, kilometerlange Meßlatten in verschiedenen Maßeinheiten und unvollständigen Markierungen vor und dann einen Wissenschaftler, der versucht, die Latten in bestimmten Punkten zur Übereinstimmung zu bringen, um die Präzision der Lattenhersteller zu beurteilen. (Darüber kann man natürlich auch herrlich schräge Bücher zum Thema Geschichtsfälschungen schreiben, z.B. ein Heribert Illig, dem ich aber u.a. wegen dieses "Leserbriefs" kein Buch abzukaufen gedenke:
      http://uwe.hamelberg.bei.t-online.de/illig.htm
      Da werde ich noch einen Herrn Rohl bei den uralten Ägyptern vorstellen können, der mir mit seinen Theorien doch etwas mehr zu denken gibt als Herr Illig.)
      Naja, jedenfalls sieht`s in der Bestimmung archäologischer Daten und prähistorischer Geschichte immer noch reichlich unübersichtlich aus.
      (Anm.: "prähistorische Geschichte" wird normalerweise definiert durch die Zeit vor 1.100 v.Chr., d.h. vor der Erfindung der Schrift zur Aufzeichnung geschichtlicher Ereignisse. Ägypten stellt mit seinen Hieroglyphen hierbei einen Sonderfall dar.)

      Aber fangen wir doch mal mit der Vorgeschichte der Bibel und damit bei Null an, weil über diese prähistorische Zeit auch heute noch das wirklich exakte Wissen häufig gegen Null konvergiert:

      Kapitel 0 (= Null):

      Ja, so warn`s, die alten Ägyptersleut` ......... (oder nur so ähnlich...?)


      Die Kenntnis ägyptischer Geschichte ist unbedingt notwendig, um die Entstehung der Bibel zu verstehen und wissenschaftlich beurteilen zu können. Leider beginnt unsere halbwegs wissenschaftliche Erkenntnis der prähistorischen ägyptischen Geschichte erst im Jahre 1828 n.Chr. Da gelang es einem jungen französischen Wissenschaftler namens Champollion, anhand des berühmten dreisprachigen Steins von Rosetta zu beweisen, dass die ägyptischen Hieroglyphen eine Buchstaben- und Silbenschrift waren und alle auf diesem Stein enthaltenen Schriften denselben Text in verschiedenen Sprachen zum Inhalt hatten. Es war die Gedenktafel zur Krönung von Ptolemäus V. Epiphanes im Frühjahr 196 v. Chr. in Griechisch, Demotisch (= "Kursiv"-Hieroglyphen) und "echten" Hieroglyphen. (Ein anderer "bekannter Wissenschaftler" hatte zu jenem Zeitpunkt den Stein witzigerweise schon längst komplett mit einem ganz anderen Sinn "übersetzt", ohne ihn überhaupt jemals in der Hand gehabt zu haben.) Dieser Stein war 1799 "zufällig" einem französischen Soldaten beim Bau der Befestigungsanlagen von Rosette (arab. = Raschid) gefunden worden und ohne diesen Fund wären der Menschheit eigentlich alle Kenntnisse der ägyptischen Pharaonengeschichte verloren geblieben. So um die 2500 Jahre menschlicher Kulturgeschichte einfach vergessen - weggeflutscht im Dunkel des Vergessens. Wäre doch schade gewesen um die armen, kleinen Pyramiden und das ganze drumrum...

      (Mir fällt gerade auf, daß meine Notizen heute ein klein wenig unvollständig sind, weshalb ich diesen Thread bis Montag erst mal auf`s Eis lege. Ihr könnt für mögliche Anmerkungen aber gerne meinen fast gleichnamigen Diskussionsthread verwenden. Bis dann, Euer Auryn ;))
      Fortsetzung folgt...
      Avatar
      schrieb am 17.11.01 14:45:33
      Beitrag Nr. 14 ()
      Leider beginnt mit diesem Fund eigentlich auch schon die umfangreiche Geschichte der Irrtümer in der Ägyptologie. Man glaubte seitdem, ziemlich leicht die Erzählungen der Bibel in einen historischen Rahmen anhand der entzifferten ägyptischen Hieroglyphen einordnen zu können. Hieroglyphen könnten eine unabhängige, archäologische Quelle darstellen und man hoffte sozusagen gefühlsmäßig, die Bibel durch die Ägyptologie bestätigt zu finden.
      Doch schon diese Hoffnung könnte zu einer falschen Chronologie geführt haben. Bereits Champollions Entzifferung der ihm bekannten Hieroglyphen zeigt, dass ein Pharao häufiger als alle andern erwähnt wurde: Ramses II. Der Name dieses Menschen tauchte einfach überall auf und seine Denkmäler schienen größer und bedeutender zu sein als die seiner gesamten Vorgänger oder Nachfolger - ausgenommen vielleicht die Pyramiden-Erbauer.
      Man erfuhr seit 1822 aus den Hieroglyphen, dass er viele Städte und Tempel gründete, darunter "Pi-Ramesse", Haus des Ramses. Und da fiel den biblisch gebildeten ersten Archäologen doch sofort ein, dass es in der Bibel, Exodus 1, 8-11 heißt, dass die unterdrückten Israeliten für die Ägypter die Städte Pitom und Ramses bauen mussten.
      Die Schlußfolgerung eines christlich-strenggläubigen Archäologen im 19. Jahrhundert war klar wie Kloßbrühe [zumindest bis zur Publikation von Charles Darwins "Über die Entstehung der Arten" (1869)]: "Wir können uns auf die Bibel verlassen! Am Anfang wurde die Welt so ähnlich wie in der biblischen Schöpfungsgeschichte von Gott geschaffen. Bischof James Ussher (1581-1656) hat das ja schließlich sein ganzes Leben lang aus der Bibel heraus errechnet und kam auf den frühen Morgen des 23. Oktober 4004 v.Chr. Diese Datum stand schließlich am Rand vieler Ausgaben der britischen "King-James-Bibel" und erhielt allein schon dadurch beinahe göttliche Autorität. Kurz danach kamen vermutlich ein paar Ägypter, bauten die Pyramiden, der größte ägyptische Herrscher war Ramses, dessen Namen wir auch gerade ausgegraben haben und bestätigen können und der muß natürlich auch der böse Mann aus der Bibel sein, der die Israeliten unterdrückt und zum Exodus getrieben hat. Quod erat demonstrandum! - Was zu beweisen war!"
      Nee, nee, Leute, so leicht isses leider nicht. Unser modernes wissenschaftliches Weltbild über die Frühgeschichte der Erde und des Menschen ist zwar erst etwa 150 Jahre alt (eigentlich erschreckend jung, nicht?) und hat viele Ungewissheiten zu bieten, aber so wie sich die Gläubigen davor sich alles vorstellten, war es bestimmt nicht.
      Sehr vieles ist rätselhaft, aber doch zumindest in Ansätzen erklärbar.
      Ägypten wurde eine frühe und sehr stabile Hochkultur der Menschheit, weil es im fruchtbaren Flusslauf des Nils doch recht isoliert war von anderen Einflüssen: Im Norden das Mittelmeer, in West und Ost Wüsten, im Süden Dschungel. Sobald die Herrscher, die Pharaonen, die Gebiete Ober- und Unter-Ägyptens (Nil-Oberlauf und Nil-Delta) unter einer Herrschaft vereinen konnten, gingen sie daran, mit unglaublicher Perfektion ihren Staat aufzubauen und dessen Symbole zu schaffen. Dabei ist bis heute ein Rätsel, wie die unglaubliche Arbeitsleistung zum Bau der Pyramiden erbracht wurde. Man muß dabei auch bedenken, dass die Pyramiden zur Zeit von Christi Geburt für ihn und dessen Zeitgenossen schon so weit in der Vergangenheit lagen wie für uns heute Christi Geburt in der Vergangenheit liegt. Da geht einem zeitlich fernen Beobachter schon mal ein bißchen der Überblick über die Abfolge der Ereignisse verloren. Wir wissen aus den Hieroglyphen zwar, dass einige "göttlich-pharaonische" Herren namens Snofru, Cheops und Chephren die Erbauer der Pyramiden gewesen sein sollen, sie die Gründerdynastie des großen "Alten Reiches" waren (ca. 2550-2150 v.Chr.), aber was genau sie dazu trieb, wer ihre Arbeiter waren, gegen wen oder was genau sie möglicherweise kämpften - keine Ahnung! Man kann rekonstruieren, dass es sehr wahrscheinlich drei stabile ägyptische Reiche (Altes, Mittleres und Neues Reich) gab, die durch drei "Zwischenzeiten" innerer Umbrüche (ca. 2125-1975 v.Chr.) und der Invasionen durch "Seevölker" ("Hyksos"; ca. 1630-1520 v.Chr.) sowie Libyer und Nubier (1075-715) unterbrochen wurden, aber wann genau welcher Pharao gegen welche äußeren Feinde kämpfte, ist ungefähr so leicht herauszufinden, wie wenn sich in 3.000 Jahren zwei Schulkinder darüber streiten würden, ob Sir Francis Drake die Invasion Britanniens durch die Armada von einem Philipp II. oder von einem Adolf I. verhindert hat. So ungefähr isses auch mit den alten Ägyptern, denn wenn man 25 Jahrhunderte zur freien Verfügung hat, weiß man nicht immer so genau, in welchem davon man einen bestimmten Ramses oder Amenophis hineinstellen soll. Und welcher von den 11 Ramessiden Zeitgenosse von Moses gewesen sein könnte? - Auweia!
      (Fortsetzung folgt)
      Avatar
      schrieb am 17.11.01 15:22:11
      Beitrag Nr. 15 ()
      Was beim Bau der ägyptischen Pyramiden jedenfalls recht seltsam erscheint, ist das Fehlen von Aufzeichnungen oder bildlichen Darstellungen über die Konstruktion selbst. Keine einzige Hieroglyphe, kein Comic gibt uns noch einen Hinweis, ob vielleicht eine Rampe oder eine umlaufende Spirale zum Aufschichten der oberen Steinquader errichtet wurde. Die einzigen erhaltenen Darstellungen zeigen den ebenen Transport von Quadern auf Transportschlitten. Zudem scheinen sich die Ägypter sofort nach ihrer Vereinigung von zwei großen Bauernvölkern in Ober- und Unterägypten in einem Pharaonenreich dazu entschlossen zu haben, diese Pyramiden zu bauen. Und nach höchstens 100 Jahren hatten sie ganz erstaunliche Fähigkeiten entwickelt: Wenn man pro Pyramide eine geschätzte Bauzeit von 20 Jahren annimmt, wurden bei der Cheops-Pyramide alle 2 Minuten Steinquader von bis zu 20 Tonnen Gewicht verlegt. Naja, das ist ja möglich bei einigen 10.000 Arbeitern, aber ohne Kräne, ohne Flaschenzug, ohne Räder etc. ? Nicht unmöglich , aber in jedem Fall eine Super-Leistung!
      Und dann die Bohrungen: Dem deutschen Ingenieur Gantenbrink (der mit den kleinen Robotern in kleinen Pyramiden-Schächten!) ist aufgefallen, dass jemand in den Vortempeln zu den Pyramiden von Gizeh zur Zeit des Baus vor vermutlich 4500 Jahren eine perfekte Kernbohrung für die Torangeln des Heiligtums in Diorit-Gestein durchgeführt hat, was technisch nach seiner Meinung mit den härtesten damals vorhandenen Kupfer-Werkzeugen nicht möglich gewesen sein konnte - es sei denn, jemand hätte das Bohren an diesem einem Loch als seine persönliche Lebensaufgabe betrachtet und jemand anders am nächsten Loch usw., usf. Das Werkzeug dafür wurde natürlich nie gefunden und es ist auch in späterer Zeit nie eine solche Bohrung aus griechischer oder römischer Zeit bekannt geworden. Aber vielleicht hat ja auch keiner danach gesucht...
      Schließlich gibt es auch noch in ägyptischen Museen 3 oder 4 hübsche kleine schlanke Amphoren von ca. 20 cm Höhe; klassische Form: zwei Henkel, perfekte Rundungen, schöner schlanker Hals, elegante Wölbung am schmalen Ausguß. Angenommenes Alter: 4450 Jahre. Besonderes Merkmal: Offensichtlich für die Ewigkeit geschaffen, da nahezu unzerstörbar, weil nicht getöpfert, sondern aus einem Stück Diorit gemeißelt und gebohrt! Das Innere ist genauso hohl wie bei einer getöpferten Amphore, was ein weiteres Rätsel mit sich bringt: Mit welchem Werkzeug höhlte jemand um 2450 v.Chr. eine Amphore aus einem granitähnlichen Gestein aus? Und wie lange hat er dazu gebraucht, durch den engen Hals hindurch das Innere auszubohren?
      Und dann gibt`s noch so seltsame Zufälle bei archäologischen Artefakten, die durch die heutige Wissenschaft zumindest nicht ausreichend erklärt werden können:
      Ägyptens ältester Pyramidenstandort mit Stufenpyramiden [=Mastabas] heißt "Sakkara"; die Tempelpyramiden in Babylon hießen "Zikkurat"/ "Zukkarat" und der Knüller: Der Pyramidenplatz von Tiahuanaco in Peru hieß und heißt "Tschukara". Meinung der etablierten Wissenschaft dazu: Reiner Zufall! Ein weiterer reiner Zufall soll es sein, daß bei Autopsien des Mageninhalts der ältesten bekannten ägyptischen Mumien aus jener Pyramiden-Zeit Rückstände einer Pflanze gefunden wurden, die im Ägypten jener Zeit hätte unbekannt sein müssen: Coca. Meinung der Wissenschaft zu diesen Funden einer Frau Dr. Balabanova (komischer Name, aber naja): Vielleicht eine ähnliche, aber ausgestorbene Pflanze!
      (Fortsetzung folgt)
      Avatar
      schrieb am 17.11.01 16:17:00
      Beitrag Nr. 16 ()
      Wegen all dieser Ungereimtheiten meine ich, daß es tatsächlich mal eine Zivilisation gegeben haben könnte, aus der einiges an technischem Wissen die "mythischen" Naturkatastrophen überlebt haben könnte, die Grundlagen dieser Vor-Zivilisation gerieten jedoch wahrscheinlich in Vergessenheit.
      Die "Sintflut" kommt übrigens in nahezu allen Mythen von Naturvölkern vor, von den Hopi-Indianern in den Wüsten Amerikas und den Inka-Legenden von Peru aus bis über die Aborigines in Australien hin zum Gilgamesch-Epos in Mesopotamien. Allerdings gibt es keinen echten Hinweis auf eine weltweite Sintflut. Aufgrund der Altersbestimmung und tiefer Schlammschichten in Ausgrabungsorten in der Türkei und im heutigen Irak kann man übrigens eine Überflutung des Schwarzen Meeres durch Mittelmeerwasser vor ca. 7500 Jahren annehmen (bis zum Bruch der Bosporusenge war das Schwarze Meer ein viel kleinerer Binnensee) und eine große Überschwemmung des Zweistromlandes für 5000 v.Chr. annehmen. Beide Katastrophen haben wahrscheinlich heute unbekannte Kulturen ausgelöscht. Die Pyramiden wurden vermutlich ca. 500 Jahre danach errichtet. Es wäre also auch rein theoretisch denkbar, daß es eine "interkontinentale Zivilisation" vor mehr als 5000 Jahren gegeben hätte, die irgendwie unterging und von der nur Teile an Wissen und Errungenschaften "überlebt" hätten, nicht?
      Die Träger eines solchen technischen Wissens, wie man es aus der vorhergehenden Test-Einführung annehmen darf, waren wohl am ehesten die Priesterkasten. So war es angeblich ja auch ein ägyptischer Priester aus Sais, der dem Gründer des griechischen Stadtstaates Athen - Solon (ca. 640-560 v.Chr.)- die Geschichte von Atlantis etwas unsanft beigebracht haben soll. Solon soll dem Priester gegenüber die Verdienste der Griechen und ihre Kultur hervorgehoben haben. Daraufhin könnte der ägyptische Priester missbilligend die Zunge zwischen die Lippen geschoben und etwas Luft ausgeblasen haben. Jedenfalls meinte er, daß alle Kultur der Griechen später kam als die der Ägypter, deren Hieroglyphen Jahrtausende alt wären, die Schrift der Griechen nur Jahrhunderte. Und alles dies sei immer noch Pipifax, verglichen mit dem, was einst ein untergegangener Kontinent namens Atlantis besessen hätte: Unvorstellbares Wissen, unglaublicher Reichtum, Mauern und vielleicht auch Schiffe aus Metall (aus "Orichalkos", dem sagenumwobenen goldfarbenen Metall der Atlanter, das aber auch eine Art Messing gewesen sein könnte) und vieles mehr...
      Von dieser ganzen Erzählung ist nur noch eine einzige Beschreibung erhalten und zwar in den "Kritias und Timaios" - Dialogen des Platon (427-347 v.Chr.) also fast 200 Jahre später nochmals in Dialog-Form verwendet. Seitdem streiten sich die Gelehrten, ob an diesen Atlantis-Geschichten mehr als ein Mythos dran ist. Meine Wenigkeit denkt: Ja, denn Troja galt auch nur ein dichterischer Mythos des Homer in den vergangenen Jahrhunderten, bis ein irrer, unwissenschaftlicher Maulwurf namens Heinrich Schliemann kam und genau nach den Ortsangaben des Homer-Original-Textes die Ruinen des antiken Troja fand...
      Doch wenn es Atlantis wirklich gegeben hat, wo könnte es gelegen haben?
      In den letzten 10 Jahren gab es auch dazu eine Menge neuer Literatur, aber auch neue archäologische Entdeckungen: Nach Plato unterlagen sowohl Trojaner als auch Reste der Atlanter in späteren Kämpfen den Griechen. Können beide daher vielleicht Trojaner gewesen sein? Oder gibt Hinweise auf einen Hafen, wie Plato ihn in der Atlantis-Erzählung beschreibt: Kreisrund, künstlich angelegt und 1200 Schiffe können darin ankern. Tatsächlich fand man bei Pylos auf dem Peloponnes kürzlich die Reste eines vermutlich künstlich angelegten Hafenbeckens, das einst der größte Hafen des Mykenischen Reiches gewesen sein soll: 10 Fußballfelder groß, mit bis zu 10 Meter tiefen Schleusentoren. Aber was waren dann die "Tore des Herkules", vor denen doch angeblich Atlantis lag. Man kann grübeln bis man schwarz wird, man kann nie sicher sein, was noch zu finden sein könnte.
      Eine der neuesten unwissenschaftlichen Theorien, die auf neueren wissenschaftlichen Vermutungen aufbaut, behauptet sogar, die Atlantis-Sage beruht auf einer noch viel älteren und globaleren Kultur und baut auf folgenden drei Säulen auf:
      1. Die letzten Mammuts scheinen in Sibirien plötzlich eingefroren worden zu sein, wo sie gerade standen oder lagen. Sie wurden so schnell "schockgefrostet", dass oft ihr kompletter Körper erhalten blieb. Könnte nicht eine plötzliche Verschiebung der Erdachse vor ca. 10.000 Jahren das Klima in Sibiren schlagartig verändert und die letzte Eiszeit beendet haben? Und wenn dies der Fall war, war dann die Antarktis vorher nicht ein Kontinent mit gemäßigtem Klima? Womöglich bewohnt?
      2. In der Türkei wurde in den 60er Jahren eine Seekarte des osmanischen Admirals Pepi gefunden, die aus dem 16. Jahrhundert datiert, aber eine Kopie von uralten Kopien sein soll und angeblich die Küstenlinien von Brasilien, Argentinien und der Antarktis ziemlich korrekt wiedergibt; die Antarktis-Küste allerdings ohne Vereisungsgletscher und ohne Hinweise auf Schelfeis.
      3. Mit Satellitenmessungen stieß man auf schnurgerade Linien von über 150 km Länge in den Hochebenen von Venezuela und Kolumbien, die heute von Dschungel überwuchert sind, aber einst Bewässerungskanäle für Ackerbaugebiete gewesen sein könnten, die Millionen von Menschen hätten ernähren können.
      Den Rest dieser Theorie können Sie sich jetzt bestimmt schon vorstellen und es wird Zeit, sich beim nächsten Mal wieder den noch unglaublicheren Geschichten zuzuwenden, nämlich der Bibel und erstmal ihren zwei Schöpfungsgeschichten an deren Beginn. Die eine ist unglaublich sexistisch und frauenfeindlich (Version B, Genesis 2, 4-25), während die andere (Version A, Genesis 1, 1-4) - hm, naja - die geht so, aber`s gibt zuwenig Action und für meinen Geschmack zuviel Hinweise auf die Vorteile vegetarischer Kost.
      (Fortsetzung folgt nächste Woche)
      ;)
      Avatar
      schrieb am 20.11.01 13:20:04
      Beitrag Nr. 17 ()
      Anmerkung zum vorhergehenden Abschnitt: Der osmanische Admiral wird eigentlich als "Piri Reis" bezeichnet. Wie kam ich nur auf "Pepi"?

      Kapitel 1:
      Die Schöpfung (der Bibel) und der Sündenfall

      a) Wenden wir uns nun den Originaltexten der Bibel zu. Aber moment mal! Original-Texte? Da haben wir ein winzig-kleines Problem: Es gibt keine universell akzeptierten, allgemein gültigen Original-Texte! Zwar behaupten dies immer wieder die Verfasser lustiger Märchen-Bücher, wie z.B. die Verfasser von Büchern wie "Der Bibel-Code", es gäbe solche Grundlagen. Aber leider kann es auch diesen "Code" mit verschlüsselten Hinweisen und Prophezeihungen auf die Geschichte der Menschheit nicht geben, weil es die dazugehörige Bibelfassung nie gegeben hat.
      Na gut, dann wenden wir uns der aktuell erhältlichen Bibel zu, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Tja, dann haben wir wieder ein kleines Problemchen mit der "Produktdiversifikation", wie die Ökonomen sagen würden: Haben Sie als Deutscher schon mal versucht, im Heimatland der Produktdiversifikation - nämlich in den USA - eine Packung Kopfschmerztabletten zu kaufen? Wenn Sie dort versuchen, eine Standard-Bibel zu kaufen, werden Sie recht bald eine Kopfschmerztablette gut gebrauchen können. (Ich empfehle Ihnen diese quietschbunten Kopfschmerz-Kaudragees mit Orangen- oder Zitronengeschmack!)
      Schon meine Wenigkeit hier in Deutschland besitzt drei verschiedene Bibeln: Eine evangelisch-lutherische Standardbibel, das süddeutsche Bibel-Schulbuch "Schild des Glaubens" mit schulgerecht entschärften Kurzfassungen (für einen allgemeinen Überblick sehr zu empfehlen!) sowie eine deutsche Lizenzausgabe einer knallbunt illustrierten amerikanischen Kinderbibel, in der natürlich fast alle wichtigen Gestalten blonde Haare und strahlend-helle Kleidung haben (Dash? Weißer Riese?) und keine wirklich bösen Taten geschehen, außer natürlich den Strafen für die wirklich Bösen, die sie verdient haben.
      In den USA selbst ist es mit den Bibeln so wie in diesem tollen Werbespot einer bestimmten "Braune-Getränkebrause-Company" (ich kann diese noch nicht mit vollem Namen nennen, weil mein Werbevertrag noch nicht endgültig ausgehandelt wurde! ;) ): Ein Seemann kommt nach langer Zeit auf See in eine Bar in San Francisco: - Ah, ist das schön, wieder in der Heimat zu sein. Barkeeper! Gem` S`e mir bitte ‚ne Coke! - Wie lange waren Sie denn weg? - Zwei Jahre! - Oh, dann muß ich Ihnen was erklären: Der Hersteller hat eine Produktdiversifikation durchgeführt: Sie können jetzt wählen zwischen Classic Coke, New Coke, Light Coke, Coke ohne Coffein, Cherry Coke und drei weiteren Geschmacksrichtungen! Was darf`s denn sein? - Ach, gem` Se mir ‚ne Pepsi!
      Genauso ist es mit den Bibeln in den USA: Sie können erst mal wählen zwischen traditionellen, katholischen, protestantischen, jüdischen, nicht-traditionellen, afroamerikanischen und nicht-sexistischen Bibeln. Darüber hinaus stehen Ihnen Bibeln "für den Ehemann" / "für die Ehefrau", Bekehrungs-Bibeln in 12-Stufen-Programmen, "Gute-Nachricht-Bibeln" und die "Living Bibles" zur Verfügung. (Standen die im Gegensatz zur "Dead Bible"?) Also, welche hätten Sie jetzt gern?
      Sie verstehen jetzt sicher besser, warum die USA einen so großen Bedarf an erleuchteten TV-Predigern haben, die ihre Schäfchen durch die Dunkelheit führen?!?
      (Fortsetzung folgt)
      Avatar
      schrieb am 20.11.01 14:45:45
      Beitrag Nr. 18 ()
      b) Die "Mainstream-Bibeln"
      Es waren noch herrliche Zeiten für die christliche Kirche, als Bibeln nur in handgeschriebenen Texten in Hebräisch, Griechisch und Latein existierten. Da konnte man als Theologe behaupten, was man wollte und - die diesen Sprachen nicht mächtigen - Gläubigen haben es glauben müssen. Wehe, wenn einer der Theologen auf den abwegigen Gedanken kam, man müsse diesen ganzen Kram doch wenigstens mal in einer lebendigen Sprache erzählen können: 1384 übertrug einer der ersten "Volksfreunde" große Teile der Bibel ins Englische. Dieser John Wycliffe hatte auch noch das unverschämte Glück, rechtzeitig vor dem Bekanntwerden seines Übersetzungswerkes zu sterben. Da die Obrigkeit "not amused", sondern der Ansicht war, er hätte durch seine Übersetzung ohne kirchliche Autorisation die originalen Worte Gottes verfälscht, hätte er natürlich hingerichtet werden müssen, wie sich das für so ein "weltstörzerisches Verbrechen" gehört. Da er aber leider schon tot und begraben war, wurde er exhumiert und posthum verbrannt, was ihn zweifellos schwer getroffen haben muß.
      Auf die Dauer ließen sich diese "Kriminellen" aber nicht aufhalten und die nächsten in dieser aufrührerischen Reihe von Umstürzlern waren 1520 Martin Luthers "Neues Testament" und William Tyndales englische Übersetzung der verfügbaren griechischen Texte 1526 (übrigens in Deutschland hergestellt). Während Tyndale 1536 in England als Ketzer gehängt wurde, hatte Luther das Glück, bei regionalen Fürsten untertauchen zu können, die etwas gegen den Papst, die Kirche und den Kaiser hatten, weil die allesamt ihrem eigenen Machtzuwachs im Wege standen. Leider ist damit auch ein kleiner Unterschied zwischen der katholischen und der protestantischen Bibel festgeschrieben worden, denn beide sind nicht wirklich identisch.
      Die Protestanten übernahmen nämlich den ihrer Meinung nach "originaleren" jüdischen "Kanon" (die allgemeine Anordnung der einzelnen Bücher innerhalb der Bibel), womit das protestantische Alte Testament mit der hebräischen Bibel weitgehend übereinstimmt. Die römisch-katholischen Bibeln enthalten hingegen 11 Bücher, die um 250 v.Chr. zusammen mit den hebräischen Texten für Juden in der Diaspora ins gebräuchlichere Griechische übertragen worden waren. Diese Bücher wurden aber nicht von den meisten Rabbinern als "heilig" angesehen, deshalb auch nicht von Luther & Co. Diese Bücher werden auch als Apokryphen (=heimlich/ versteckt) bezeichnet und dazu zählen u.a. das Buch Tobit, das Buch Judith etc.
      Doch damit nicht genug an Verständnisschwierigkeiten: Bis die griechische Übersetzung kam, waren semitische Sprachen (und sind es z.T. noch heute: Hebräisch, Arabisch) und auch die ägyptischen Hieroglyphen reine Konsonantensprachen ohne die erkennbare Anwendung von Vokalen. Wn S ds hr lsn knnn, wssn S ws ch mn! Jesus kann daher genauso gut Josua geheißen haben und tat dies vermutlich auch. Außerdem gibt es recht hübsche zeitliche Fehler in der Bibel. Genau wie in einer Szene von "Ben Hur", in der einer der römischen Wagenlenker eine Armbanduhr trägt, kann man sich nicht so recht erklären, warum in den 5 Büchern Mose (1.: Genesis, 2.: Exodus, 3.: Levitikus, 4.: Numeri, 5.: Deuteronomium) so viele verschiedene Namen für "Gott" auftauchen und wie es Mose geschafft hat, seinen eigenen Tod auf dem Berg Nebo so detailliert zu beschreiben.
      Deshalb kann man das Alte Testament aufgrund der noch auffindbaren ältesten Texte wegen der besonderen Stilmittel und erkennbaren Absichten fünf Hauptverfassern zuschreiben, die nach Meinung der Wissenschaftler die schon vorliegenden Texte zusammengefasst und auch redaktionell überarbeitet haben. Ihre wahre Identität ist unbekannt und wird es ohne weitere sensationelle archäologische Entdeckungen wohl auch bleiben, aber man bezeichnet sie in der Wissenschaft als erkennbare Individuen mit Buchstaben: J, E, D, P und R.
      "J", der "Jahwist" ist erkennbar daran, daß er Gott durchgehend als "Jahwe" bezeichnet. Er gilt als "Redaktor", der die alten Texte um 950 bis 750 v.Chr. wie auch "D" zur religiösen Erklärung der Staatsgründung der Israeliten überarbeitet hat, sehr wahrscheinlich in der Südhälfte des schon gespaltenen Königreiches, in Juda.
      "E" spricht Gott als Elohim an und folgt zeitlich auf J.
      "D", der "Deuteronomist", ist möglicherweise mit dem Propheten Jeremia identisch, da er im "Deuteronomium", dem 5. Buch Mose, neue Gesetze aufführt, die es in dieser Form eigentlich erst zur Lebzeit Jeremias gegeben haben kann.
      "P" ist der detailverliebteste "Autor", der ganz besonders umständliche Formulierungen verwendet, die an einen frühen Rechtsanwalt erinnern und sich auf priesterliche Vorschriften spezialisiert hat. Die Beschreibungen der Kleider der Hohepriester werden ihm zugeschrieben, ebenso die der Zeremonien. Vermutlich lebte er um 550 v.Chr.
      "R" ist jemand, der vermutlich um 400 v.Chr. alles miteinander verwoben hat und möglicherweise sogar Widersprüche ausgemerzt hat, damit alles besser "passt". Schließlich hatte die Bibel vermutlich erst um 90 n. Chr. So ungefähr die Form, die sie heute hat.
      Avatar
      schrieb am 20.11.01 15:05:36
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ach ja, habe ich vergessen: Fortsetzung folgt morgen oder übermorgen oder...
      Avatar
      schrieb am 20.11.01 15:17:36
      Beitrag Nr. 20 ()
      Heijeijeijei; jetzt habe ich doch genau den Fehler gemacht, den ich unbedingt vermeiden wollte: Oben muß es statt "semitische Sprachen" natürlich "Schriften" heißen. Natürlich sprach man die Vokale immer aus, aber man schrieb sie nicht. Ach, ist das wieder äääärgerlich!
      Bis dann, Auryn ;)
      Avatar
      schrieb am 09.01.02 12:06:35
      Beitrag Nr. 21 ()
      So, da wäre ich wieder. Es hat doch ein bißchen länger gedauert, aber wie der geneigte Leser weiß, ist meine Gesundheit nicht die allerbeste.

      Doch zurück zur angekündigten Schöpfungsgeschichte, denn auch hier haben Sie schon in der Bibel die freie Auswahl: Möchten Sie lieber die erste Variante vom priesterlichen Autor P lesen oder die andere vom Autoren J ?
      Die erste Variante finden Sie unter Genesis (Erstes Buch Mose) 1, 1 bis 2, 4a und die zweite direkt danach unter Genesis 2, 4b bis 25.
      In der ersten Variante erzählt P (sehr wahrscheinlich ca. 550 -500 v.Chr.) von der Erschaffung von Himmel und Erde durch Gott AUS DEM NICHTS - aus einer "Leere". Fein säuberlich wird das Universum erschaffen, die Erde gestaltet und schließlich die Menschen nach dem Bild Gottes erschaffen. Man beachte in 1. Mose 1, 27 die Formulierung "... und schuf sie als Mann UND Weib." Also beide gleichzeitig, ohne nennenswert unterschiedliche Rangfolge! Von Eden, Adam und Eva kein Wort. Der Spruch "Seid fruchtbar und mehret euch" bezog sich bei P auf alle Lebewesen. Übrigens empfiehlt P so gerne vegetarische Kost, daß man sich fragen darf, ob er nicht nur Priester, sondern auch Vegetarier war. Vergleicht mal Genesis 1, 29-31: Pflanzen, deren Samen und Früchte ... "zu eurer Speise"; ... "alles grüne Kraut zur Nahrung". Schließlich findet Gott, daß "es gut war".
      Daran anschließend bringt der Verfasser J (der den Ausdruck "Jahwe" bevorzugt und vermutlich irgendwann zwischen 950 und 750 v.Chr. lebte ) die volkstümlichere Variante mit einer Art Rückblende auf den Garten Eden. Obwohl J der humorvollere und allgemein beste Geschichtenerzähler der Bibel ist (u.a. das "Lied der Debora", einer jüdischen "Kriegsherrin" stammt höchstwahrscheinlich auch von ihm, weshalb bestimmte Forscher sogar glauben, "er" wäre vielleicht eine "sie" ), bringt er in seiner Version die "patriarchalisch-sexistische" Story mit der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes. Da die beiden im Paradies vor dem Sündenfall grundsätzlich nackt rumliefen, "... wurden sie ein Fleisch", aber "sie schämten sich nicht" Gott sagt dazu nicht, ob das schön und gut so war; Adam und Eva auch nicht.
      Man kann nun leider nicht mehr die beiden Verfasser fragen, ob die zweite Bibelversion die Frauen in der Rangfolge ihres Auftretens klar benachteiligt. Wegen der zeitlich älteren zweiten Version vor der jüngeren ersten Version und gewandeltem Stellenwert der Frau in der Zwischenzeit? Wer weiß?
      Jedenfalls ist P eigentlich nicht nur der Priester, sondern auch noch der Pedant. Diese nervtötenden lästigen Stammbäume mit den Abstammungslinien und Geschlechtsregistern in Genesis 5 müßten eigentlich von ihm sein. Immerhin erfahren wir in Genesis 5, 27 daß ein Herr Methuschelach (= Methusalem) 969 Jahre alt und damit der bislang älteste Mensch auf Erden wurde. Andererseits könnte da aber auch die Zeitrechnung nach Sonnen- und Mondumläufen ein bisschen durcheinander gewirbelt worden sein, so dass der Mann vielleicht eher 969 Mond-"Jahre" gelebt hätte und 969:12 = 80,75 Jahre sehen doch gleich etwas realitätsnäher aus. Für die recht unangenehmen Lebensumstände vor 3000 Jahren wären 80 Lebensjahre immer noch erstaunlich alt.
      Gleich nach diesen unglaublich alten Leuten kommt in Genesis 6 die noch viel unglaublichere Textstelle, die möglicherweise Erich von Däniken erst auf den Gedanken brachte, dass "alle" Götter prähistorische Außerirdische waren. Nicht nur, dass es schon in Genesis 1, 26 heißt: "Und Gott sprach: Lasset UNS Menschen machen, ein Bild, das UNS gleich sei..." Nein, es wird sogar noch viel besser, denn in Genesis 6, 1 heißt es: "Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne (in ältesten Texten als "Nephilim" bezeichnet), wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. ... Zu der Zeit und auch später noch, als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen der Erde. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten."
      Nachdem Gott im selben Kapitel diesem Treiben eine Weile tatenlos zusieht, findet er keinen Gefallen mehr daran und beendet es. Außerdem findet er Menschen so böse, dass er das Alter dieser kümmerlichen Kreaturen auf maximal 120 Jahre begrenzt.
      Nun ergeben sich natürlich die Fragen, warum Gott von "UNS" spricht (pluralis majestatis?) und wer zum Geier diese "Gottessöhne" waren, nicht?
      Diese "Nephilim" werden interessanterweise in der hebräischen Bibel nur ein einziges Mal erwähnt und stürzen seitdem die Religionswissenschaftler in Erklärungsnotstände.
      Früher wurden die "Nephilim" als die gefallenen Engel betrachtet, die für die Sünde in der Welt mitverantwortlich waren. Aber warum sollten sie dann in der Bibel noch als "hochberühmte Helden" bezeichnet werden und wieso hat die darauffolgende Beschreibung der Sintflut sie nicht ausgelöscht? Dem späteren Buch Numeri zufolge lebten die "Nephilim" zur Zeit Mose aber auch immer noch im Lande Kanaan.
      Es bleibt völlig unklar, wer und was die "Nephilim" eigentlich waren / sind. Waren es nun wie bei den späteren Griechen-Göttern Nachfahren von Vereinigungen zwischen Göttern und Menschen (siehe Herakles) oder "Helden-Riesen" der Vorzeit?

      So, mit dieser Frage könnt Ihr, meine lieben Leser, Euch jetzt erst mal beschäftigen, bis ich wieder Zeit habe, meine eigene hinreißende Erklärung zu bringen, für die ich noch nicht einmal "Aliens" brauche. :)
      Kommentare bitte in den gleich auftauchenden Parallelthread, damit meine gedanklichen Kreise nicht wieder allzu sehr gestört werden. ;)
      Avatar
      schrieb am 09.01.02 12:43:50
      Beitrag Nr. 22 ()
      Servus Auryn :)

      Warum startest Du nicht beim Neuen Testament? Wenn Du es "richtig" machen würden wolltest ;) , so müßtest Du beim Neuen Testament, dem Neuen Bund anfangen.
      Man kann es sehr umständlich machen und Buchstabe für Buchstabe der Heiligen Schrift zerlegen und dabei ganz gewaltig daneben liegen. Oder das Evangelium (die frohe Botschaft) wie ein Kind annehmen (..."ihr müsst werden wie die Kinder"...) und innerhalb kürzester Zeit das wichtigste verstehen: (ein einfacher) Glaube (an Jesus), und Du wirst gerettet.
      Der Glaube an Jesus und das mehr und mehr danach-Leben ist die Grundbotschaft und der Sinn des christlichen Glaubens.
      Jesus hob die schwere Bürde der Gesetzmäßigkeit des Alten Testaments quasi auf. Nicht mehr durch Werke ist der Mensch gerechtfertigt, sondern durch Glauben. Gute Werke bringen keine Erlösungsgarantie, sondern einzig der Glauben (an Jesus) kann das tun.

      Wer den Glauben hier auf Erden annimmt (was sehr zu empfehlen ist ;) ), der hat bereits auf der Erde Anteil am Reich Christi. Man erfährt Heilung und Wiederherstellung.
      Seit ich den Glauben annahm wurde ich von einigen Dingen geheilt, die mich jahrelang geplagt hatten.
      Bist Du nicht auch von Krankheit oder von gewissen Leiden geplagt? Mit Spott oder Lustig-machen-über-Gott kommt man jedenfalls nicht weiter. Wenn Du den Applaus der Menschen suchst für Deine Geschichten, so steuerst Du in die falsche Richtung.

      Du bist ein sehr kopforientierter Mensch, ich tippe mal auf linkshirnig ;)
      Würdest Du mir Glauben schenken oder könntest Du es Dir vorstellen, wenn ich Dir sage, dass es definitiv eine unsichtbare Welt jenseits der unseren gibt?

      Viele Grüße

      Kneto
      Avatar
      schrieb am 09.01.02 18:27:40
      Beitrag Nr. 23 ()
      Hallo Kneto,
      Dein letzter Satz in Deinem Posting ist für mich völlig unstrittig. Das weiß jeder von mir, der meine Einführung in meinem Thread zum Thema "Das Theodizee-Problem" gelesen hat. Du scheinst mich in diesem Punkt völlig mißzuverstehen.
      Ich kann aber andererseits nicht etwas "einfach glauben", das im Widerspruch zu allen wissenschaftlich nachvollziehbaren Beweisen steht. Damit schließe ich gleichzeitig nicht aus, daß es so etwas doch geben kann.
      Ich bin lediglich mit meinen Erfahrungen und Methoden auf der Suche und versuche diese für mich so unterhaltsam und amüsant wie möglich zu gestalten. Wenn es anderen auch gefällt, um so besser. Wenn nicht, macht es auch nichts und meine Krankheiten haben mit dieser Suche nicht das geringste zu tun, eher mit meiner allgemein schwachen Konstitution. Es gibt nun einmal Menschen, die von Geburt an aufgrund von Erkrankungen ihrer Mutter vor der Geburt ein geschwächtes Immunsystem haben und da können weder "bibeltreue Gläubigkeit" noch "wissenschaftlicher Atheismus" etwas ändern.
      So bin ich und ich kann nicht anders sein. Amen. ;)
      Daüber hinaus möchte ich darum bitten, solche und ähnliche Diskussionen im Parallelthread zu führen. Dazu ist er jetzt ja da.
      Bye,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 02.02.02 14:55:58
      Beitrag Nr. 24 ()
      Fortsetzung zu meinem Bibel-Posting # 21:

      Leider kommt meiner Fortsetzungsgeschichte immer etwas dazwischen, aber meine begeistertsten Leser sind im Moment ja sowieso fast alle in Hamburg. Trotzdem möchte ich jetzt schnell mal meine angekündigte "hinreißende Erklärung" für diese komischen Nephilim nach dem allgemeinen wissenschaftlichen Erklärungsansatz "Ockham`s Razor" bringen. Immerhin konnte ich damit schon einen Zeugen Jehovas in große Verwirrung stürzen. Siehe dazu Parallelthread, Posting # 203. (Erläuternde Klammeranmerkung zu Ockham`s Razor: WILHELM von OCKHAM (1295-1349). Sein Motto "entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem" ist unter dem Namen "Ockham`s Razor"/ dt.: "Ockhams Rasiermesser" bekannt und wird in der modernen Wissenschaftstheorie häufig zitiert. Seine Lehre besagt im Grunde, daß es vermieden werden sollte, Begriffe zu erfinden, wenn man ohne sie auskommen kann. Die "Ökonomie des Denkens" besteht darin, daß von zwei Erklärungen, die gleicherweise annehmbar sind, die einfachere vorzuziehen ist. Dieser Grundsatz warnt vor hemmungslosen philosophischen Spekulationen, bei denen frischfröhlich neue Begriffe eingeführt werden, die den Eindruck erwecken sollen, als ob tiefe Wahrheiten ausgesprochen würden. Erläuternde Klammer zu!)
      Wir können uns nun leicht vorstellen, wie beispielsweise Erich von Däniken mit seiner Version von Ockhams Rasiermesser die Nephilim erklärt: Einfachste Erklärung für diesen seltsamen Bibeltext sind natürlich Außerirdische aus dem Weltraum! Was sonst?
      Magister Auryn bleibt jedoch vorläufig am irdischen Boden und versucht erstmal irgendwelche "schrägen Typen" zu finden, auf die die Beschreibung der Bibel einfach und trotzdem leicht erklärbar zutreffen könnte. Also diese Nephilim bzw. ihre Nachfahren müssten irgendwelche "göttlichen Merkmale" getragen haben, eine ungewöhnliche Körpergröße gehabt und auch noch von sich behauptet haben, sie seien "göttlicher Herkunft". Lief da vor 3000 Jahren im Nahen Osten so was durch die Gegend? Ja, könnte sein! Und zwar hat dies mal wieder mit den alten Ägyptern zu tun.
      Wir dürfen nämlich nicht vergessen, wie beeinflusst die "Mosaischen Früh-Hebräer" durch die alten Ägypter waren. Der Bibel-Psalm 104, besonders Vers 19-24, ist beispielsweise in seiner ältesten bekannten Form eine fast wörtliche Übernahme aus dem Ägyptischen; ein auf Gott umgemünzter Sonnen-Hymnus des ägyptischen Pharaos Echnaton. (Ja, genau! Der Mann von Nofretete mit dem sagenhaft schönen Gesicht.) Der Sonnengott dieses Monotheismus-Fans war sein einziger und höchster Gott und sein hübscher Sonnen-Hymnus ist von den Moses-Hebräern einfach so zum eigenen Psalm zu Ehren des eigenen einzigen Gottes "zweckentfremdet" worden. Die Farbe dieses ägyptischen Gottes Aton war das Goldgelb, mit dem die Sonnenstrahlen und die Sonne selbst gemalt wurden, aber nicht nur diese! Im Grab der Tochter Hetepheres II. des göttlichen Pyramidenbauers Cheops einige Jahrhunderte vorher gibt es noch etwas Goldgelbes, das die Archäologen bei der Freilegung der Grabmalereien sehr überrascht hatte:
      Hetepheres II., leibliche Tochter des göttlichen Cheops, ist die einzige Person in den Grabmalerien, die mit goldgelben Haaren dargestellt wird! Weitere Forschungen belegen, dass die Pharaonen jener Zeit sehr gute Beziehungen mit einem "Nomaden-Volk", den "Tjemeh" im heutigen Libyen, hatten, das besonders wegen ihrer florierenden Rinderzucht als Fleischlieferanten für den ägyptischen Hof, vielleicht aber auch wegen "ihrer Größe und Haarfarbe", als "reich", "göttlich" und "würdig" genug eingestuft wurde, um als Bündnispartner betrachtet zu werden; vielleicht auch als Lieferant von "exotischen Ehe-Damen" für den Harem der Pharaonen zur Absicherung der gemeinsamen Bündnisse. Diese rinderzüchtenden "Tjemeh"-Libyer waren vermutlich eine europide Rasse, deren Auftauchen in Nord-Afrika rätselhaft ist. Waren es Vorfahren von Griechen, Nachfahren des Cro Magnon - Menschen oder von Atlantiden? Keiner weiß es.
      (Daß übrigens pflanzliche Nahrung v.a. wegen des darin fehlenden tierischen Eiweißes die Menschen im allgemeinen nicht so groß werden lässt, kann man heute nach Meinung einiger Ernährungsforscher an den Japanern sehen. Vor dem Zweiten Weltkrieg ernährten sich diese meist durch Reis, Gemüse und Fisch. Danach übernahmen sie immer mehr US-amerikanische Ess-Gewohnheiten und sind seitdem im statistischen Durchschnitt bis zu 20 cm größer als die Generationen vor 1945.)
      Es wäre jedoch wirklich interessant zu erfahren, welche Haarfarbe denn eigentlich die Pharaonen und ihre Prinzessinnen vor Cheops hatten. Jedenfalls soll Hetepheres II. nicht nur blond, sondern auch noch sehr schön und ungewöhnlich groß gewesen sein.
      Was läge nun näher, als anzunehmen, dass diese "Tjemeh-Libyer" zumindest teilweise zu mit-wandernden "Nahrungslieferanten" für die ägyptische Armee wurden, wobei diese Armee auch in Kanaan und Palästina Festungen unterhielt. Und wenn einem armen kleinen Hebräer die korpulenten Nachfahren dieser großen und schrägen blonden Typen ein paar Hundert Jahre später erzählt haben, sie wären so blond und groß, weil sie göttlicher Abstammung seien, dann wäre dies einerseits ein mythisch begründeter Selbstschutz und andererseits eine für diese Zeit ziemlich logische religiöse Erklärung gewesen, nicht?
      Tja, das wäre meine Erklärung für diese komischen "Nephilim" in der Bibel.
      Falls ich`s beim nächsten Mal in der nächsten Woche in meinem literarischen Bibel-Gewaltmarsch noch bis zur Familiengeschichte von Lot und seinen missratenen Töchtern schaffe, erfahren Sie noch einiges mit aufsehenerregender Sprengwirkung über "Sex in der Bibel", was Ihnen die Sprache verschlagen wird:
      A. Die schamlosen Kanaaniter - was Sie ihre Religionslehrer nie zu fragen wagten, aber bestimmt schon immer wissen wollten!
      B. Homosexualität und "andere Abartigkeiten" in der Bibel - was Sie hoffentlich nie über Sodom und Gomorrha wissen wollten, aber bald trotzdem erfahren können!
      C. Die schrecklichen Töchter des Lot - eine Familie, mit der sie bestimmt nicht verwandt sein wollten; oder: "Incest - a Madly Disgusting Game For The Whole Family" - !
      Bleiben Sie dran!

      Bye,
      Auryn
      Avatar
      schrieb am 17.02.02 18:54:55
      Beitrag Nr. 25 ()
      So eine Gemeinheit! Ich bin zufällig auf diesen Thread gestoßen und habe mich jetzt eine knappe 3/4 Stunde tapfer durchgekämpft. Gerade als es wirklich spannend wird - FLUSH - ENDE - Filmriß.

      Ich stehe nicht wirklich auf einen coitus interuptus - wo bleibt die FORTSETZUNG?

      Ciao BlackDragon
      Avatar
      schrieb am 17.02.02 21:01:13
      Beitrag Nr. 26 ()
      Kann mich dem vorherigen Posting nur anschließen.

      Warte mit Spannung auf die Fortsetzung, da einer
      besten Texte, die ich in diesem Board je gelesen
      habe.

      Gruß Poet
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 12:24:30
      Beitrag Nr. 27 ()
      @ Poet32 & @ BlackDragon:
      Vielen Dank für Eure aufmunternden Worte und Eure Wünsche nach einer Fortsetzung meines religiös-kontemplativen Textes, der sehr wahrscheinlich mal in Buchform auf irgendeinem Index landen wird. ;) Grund für meine Verzögerungen: Leider hatte ich mich bei einem Karnevalsumzug etwas erkältet. (Huch, bin ich leicht "indisponabel"! ;) )

      Einführung in meine Fortsetzung:
      Leider habe ich bei der Gestaltung meiner Kapitel ungefähr dieselben Schwierigkeiten wie Erich von Däniken. Also die Probleme, die ein Plagiator hat, der gleichzeitig drei verschiedene Bücher sowie vier SF-Romanhefte liest und daraus einen völlig neuen Bestseller schreiben will ohne zuviel abzukupfern. Das muß doch irgendwie gehen, sacklzement nochmal! Irgendwie will ich damit das Geld für meine Dissertation zusammenkratzen.
      Also ich kopiere jetzt erst mal die Anfangskapitel meines "traditionell gefärbten Plagiats" hier rein und kupfere dann was neues ab - zusammen mit eigenen, "religiös vertiefenden" Anmerkungen.
      Bleibt dabei und habt etwas Geduld. Ich übe danach noch ein bißchen mit einem Texterkennungsprogramm umzugehen.


      Fortsetzung & kommentierte Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse:
      Wir alle können uns bestimmt noch grob den Anfang in Erinnerung rufen: Gott will es so (mit dem `Deus lo vult` eines gewissen Papstes fangen übrigens auch die Kreuzzüge an), und er spricht es aus, und es ward Licht. Das war am ersten Montag, als die Welt begann. Und so schuftete er weiter bis zum Samstag. Da schaute er in den Spiegel und schuf ein Wesen nach seinem Bilde: Adam. Und damit Adam sich nicht langweilt, entnimmt er ihm in der ersten Operation der Geschichte eine Rippe und macht daraus Eva. Danach wird die allgemeine Hausordnung verlesen und die Regeln der Gartenbenutzung. (Der geneigte Leser beachte an dieser Stelle, daß das Paradies ein wundervoller Garten ist, woraus man schließen darf, daß der Erfinder der Geschichte möglicherweise ein nomadisierender Beduine war. Überhaupt deuten die ältesten Originaltexte der Schöpfungsgeschichte darauf hin, daß da zwei Völker mit differenzierter Herkunft mitgemischt haben: eins aus der Wüste und eins aus `ner Gegend mit mehr Vegetation. Aber zurück zur Hausordnung im Garten: ) Das ganze Obst darf man essen, nur das von dem Apfelbaum mit dem Schildchen "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" zu essen wäre böse und ende tödlich. Eva war nicht doof und merkte, daß da irgendwo ein logisches Problem versteckt werden soll (Frauen merken auch heute noch sowas oft schneller als die Männer! Achtung mit Frauen vor so `nem Baum!): "Hey, Moment mal! Wenn die Entdeckung des Unterschieds zwischen Gut und Böse selbst böse ist, wo bleibt denn da die Logik?" Zur weiteren Aufklärung konsultiert Eva die örtliche Expertin für Paradoxien, die Schlange, und die deutet das Problem ideologiekritisch: Das Verbot sei antidemokratisch und die Todesdrohung diene nur dem Schutz des Herrschaftswissens! Alle sollten ruhig essen, dann würden sie selbst wie Gott und könnten Gut und Böse unterscheiden! So kam es zu dem Ereignis, das noch heute in einigen eingeweihten Zirkeln unter dem Begriff "Sündenfall" bekannt ist; mit all seinen schrecklichen Folgen: Entdeckung des Sex und der Scham, Erfindung des Feigenblattes in der Kunst und der Moral, Vertreibung aus dem Garten, Verdammung zur regelmäßigen Erwerbsarbeit (=> ganz besonders schrecklich!) und Verengung des weiblichen Geburtskanals wegen des aufrechten Gangs mit entsprechend verfrühter und dann schmerzhafter Geburt, langer Hilflosigkeit des anfangs und oft auch noch später fürchterlich dummen Menschenkindes, ausgedehnten Pflegezeiten und genereller Doppelbelastung der Frau wegen ihrer angeblichen Rädelsführerschaft beim Sündenfall unter Vernachlässigung der Rolle der aufrührerischen Schlange!
      Ende des ersten Kapitels.

      Kapitel 2:
      Das Gesetz Gottes

      Schon hier zeigt sich: nichts wird mehr übrigbleiben von dem unübersichtlichen Familienclan des Götterhimmels der Ägypter oder gar der unmoralischen griechischen Götter. Hier gibt`s nur noch einen ordentlichen Gott ohne Fehler (!) und der vertritt das Prinzip, mit dem sich fortan besonders die Juden identifizieren (die Christen weniger, aber dazu kommen wir später): Das Gebot Gottes oder das Gesetz! Wenn die Ägypter oder die Griechen die Götter von Wutanfällen abhalten wollten, brachten sie ihnen Opfer dar. Die fünf Bücher Mose (das Pentateuch) erzählen in immer neuen Episoden ("Dallas" und "Denver-Clan" sind ein feuchter Kehricht dagegen!), wie das Gesetz das Opfer allmählich ersetzt. So erschlägt Kain seinen Bruder Abel, weil Gott den angenehmen Bratenduft von Abels tierischen Opfern den vegetarischen Opfergaben Kains vorzieht.
      (MERKE: 1. Dies ist der Beginn des seither größten Hobbies der Menschen: Mord und Totschlag aus Neid oder Besitzgier. 2. Gott ist sehr wahrscheinlich kein Vegetarier!)
      Als der Anfall der langdauernden göttlichen Vernichtungswut aufgrund von menschlichem Mord, Totschlag, Sex & Crime etc. wieder abklingt - nämlich die Sintflut zurückgeht und Noah die Arche nach dem öden Regen wieder verlassen kann, bestärkt der Wohlgeruch des Bratendufts seines Brandopfers (=>Hm?! Gott ist bestimmt kein Vegetarier!) Gott in seinem Entschluß, die Welt fortan zu schonen (=> MERKE: Die Welt, nicht die einzelnen Menschen oder Völker, wenn sie böse sind!). Er will von jetzt an auch keine Opfer mehr! Und zum Zeichen eines neuen "Worldwide"-Mietvertrags wird ein hübscher Regenbogen an den Himmel gesetzt!
      Doch es folgt nach dieser Kurzfassung noch ein längeres Nachwort zur Arche und zur Sintflut im nächsten Posting. (Sie sehen, ich habe mit der Nummerierung meiner Kapitel größere Schwierigkeiten. Naja, warum soll`s mir besser gehen als Martin Luther? ;) )
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 12:48:25
      Beitrag Nr. 28 ()
      Die Geschichte von der Arche Noah scheint auch so ein mythologischer Widerhall des Gilgamesch-Epos` zu sein. Dort kam auch schon eine "Sintflut" und ein mit Pech überzogenes Schiff vor, in dem der Held sich und andere mit Hilfe des dortigen, obersten Gottes retten sollte. Die Bauanleitung ist im Laufe der Zeit recht ungenau überliefert worden. Die Arche muß - wenn man die Maße umrechnet - so ungefähr 140 Meter lang gewesen sein, 22 m breit und 12 m hoch. Aber ob das Dach von dieser schwimmenden Kiste alles bedecken sollte oder auch noch Fenster vorhanden waren, bleibt offen. Immerhin gab`s `ne Tür. Immer mal wieder geistert durch die Boulevard-Presse die Meldung, daß man Überreste von so `ner Kiste am Ararat gefunden hat, aber ich würde diese Meldungen genau so ernst nehmen wie in den 80er Jahren die Landung eines UFOs in der österreichischen TV-Kult-Krimi-Serie "Kottan ermittelt".
      Aber zurück, sonst schweife ich wieder ab: Obwohl Noah also ein recht großes Objekt hinterlassen haben mußte, kehrten alle, die nach seiner Arche suchten, mit leeren Händen zurück. Niemand hat Eden gefunden, und bislang hat auch keiner die Überreste der Arche ausgegraben. Vielleicht verfeuerte Noah sie ja zu Brennholz, weil es in der Umgebung kein trockenes Holz gab. Lange Zeit konzentrierte sich die Suche auf das "Gebirge Ararat", denn die Bibel sagt ausdrücklich, daß Noahs Arche auf dem "Gebirge Ararat" aufsetzte. Aber wo befinden sich diese Berge? Das "Gebirge Ararat" liegt in der Umgebung des Van-Sees in der heutigen Türkei, auf halbem Wege zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer.
      Abgesehen von den möglichen historischen Bezügen fungiert die Noah-Erzählung als symbolische zweite Schöpfungsgeschichte. Gott hat eingesehen, daß er Fehler gemacht hat, und fängt von vorn an. Das ist keine allzu beruhigende Vorstellung von Gott, oder?
      Der Gott der Sintflut macht einen recht ungeduldigen, nachtragenden und unwirschen Eindruck. (Außerdem ist er bei den frühen Israeliten ein Sex-Muffel, wie wir bald noch sehen werden!) Außer Noah, der als "aufrecht" charakterisiert wird, und den Seinen, findet sich in der ganzen Schöpfung offenbar niemand, der es verdiente, gerettet zu werden. Die Unschuldigen, darunter alle Tiere der Erde, erwischt es ebenso wie die Schuldigen.
      Die Bilder und die Sprache der Sintfluterzählung erinnern in vielerlei Hinsicht an die erste biblische Schöpfung. Die Überschwemmung läßt sogar an eine Umkehr der ersten Schöpfung denken, bei der die Erde aus der formlosen Tiefe geschaffen wurde. Als die Flut jedoch schließlich zurückging - wir wissen nicht, was mit all den ertrunkenen Kadavern geschah, doch boten sie sicherlich einen scheußlichen Anblick - ermahnt Gott Noah und seine Angehörigen: "Seid fruchtbar und mehret euch" - so wie er es schon zu Noahs Ahnherren, Adam, gesagt haben soll. Also fängt der ganze Schlamassel von neuem an und das mit dem nicht mehr erwünschten Menschenopfer kann man später auch nicht immer so richtig ernst nehmen. Nur soviel ist hierbei sicher: Irgendjemand hat später in der Bibel verschiedene Kapitel verwechselt oder vorher nicht richtig zugehört!
      Es folgt als nächstes:
      Eine kurze Charakter-Studie zu Noah mit der Überschrift:
      War Noah der erste Trinker "from the Al-Anon-Oasis" (US-"Geheimwort" für Treffen der Anonymen Alkoholiker) und wie war das doch gleich mit dem Sex?
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 13:21:05
      Beitrag Nr. 29 ()
      War Noah der erste Trinker "from the Al-Anon-Oasis" (US-"Geheimwort" für Treffen der Anonymen Alkoholiker) und wie war`s denn nun eigentlich mit dem Sex damals?
      (Geduld! ;) Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude, nicht die Schadenfreude!)

      In der neuen Schöpfung - nachdem Noah und seine Kinder seßhaft geworden sind - steht nicht alles zum besten, und zwar vor allem, als die "Frucht des Rebstocks" erstmals in der Bibel erwähnt wird. Noah ist der erste Mensch, der einen Weinberg anlegt - er erfindet den Wein und entdeckt dann, was es bedeutet, angeheitert zu sein. (Man könnte auch weniger freundlich "sternhagelvoll" sagen!) Während er in seinem Zelt liegt, nackt und betrunken (also "total blau" ), kommt sein Sohn Ham zufällig herein und erblickt ihn in diesem Zustand. Er erzählt seinen Brüdern, Sem und Japheth, was er gesehen hat. (Iiiih! Wenn das die abstinenten Nachbarn erfahren!) Diskret bedecken sie die Blöße des Vaters, ohne ihn anzuschauen. Als Noah feststellt, daß Ham ihn im "Adamskostüm" erblickt hat, ist er gar nicht erfreut. Ohne zu erklären, was daran so schlimm ist, verflucht er seinen Sohn. (Trinker neigen nun mal zu Exzessen!) Doch hier geht es in der Erzählung ein wenig durcheinander, denn Noah richtet den Fluch gegen Kanaan, Hams Sohn, statt gegen den wahren Missetäter, Ham:

      "Verflucht sei Kanaan und sei seinen Brüdern ein Knecht aller Knechte!"

      Und dann fügte er noch hinzu:

      "Gelobt sei der HERR, der Gott Sems, und Kanaan sei sein Knecht." (l. Mos. 9,25?26)

      Diese Verwirrung eines alkohol-umnebelten Hirns (Hicks!) hatte lang anhaltende und recht gespenstische Folgen. Das Entscheidende an der Geschichte muß den alten Israeliten klar gewesen sein: Sie sollten über die Nachkommen Kanaans, das Volk, das im Land der Verheißung lebte, herrschen. Die Kanaanäer standen nämlich in dem Ruf, sich in recht lasziven sexuellen Bräuchen zu ergehen, die in den Augen der Israeliten höchst anstößig waren. Daß man den eigenen Vater nackt sah - in einigen Interpretationen wird sogar angedeutet, Ham habe eine homosexuelle Handlung vollzogen -, wurde mit den sündhaften kaananäischen Sexualpraktiken in Zusammenhang gebracht. Im Buch Levitikus ist der Ausdruck "die Blöße aufzudecken" ein Euphemismus für eine geschlechtliche Beziehung.
      Herrschaftstheoretisch findet sich hier auch eine tolle Begründung für die Beherrschung anderer Völker oder Rassen und dies ist nicht nur für einen Politologen wie mich interessant: Die ersten Israeliten waren zunächst sowohl Nomaden und Viehzüchter als später auch Sklaven in Ägypten. In jedem Fall muß das Leben vom Kampf um die bloße Existenz bestimmt gewesen sein, während die in Städten wohnenden Kanaanäer schon im Land von "Milch und Honig" lebten und sich in ihrer Freizeit gewissen "Hobbies" wie der Tempel-Prostitution, also religiös verbrämten Massen-Sex widmen konnten. Bei den armen Israeliten muß das natürlich einiges an Abscheu und Neid ausgelöst haben, noch vielfach verbessert durch die Annahme, daß diese Kanaanäer sexbesessene Menschen zweiter Klasse sind. Also Leute, die sich und ihre niederen Triebe nicht beherrschen können und daher ihr Recht verloren haben, in ihrem Land zu herrschen. Besser noch wäre es, die Israeliten selbst würden dieses Land beherrschen und die Kanaanäer zu ihren Sklaven machen.
      Und tatsächlich führt dieses Denken bis in unsere Neuzeit, den was sagt man immer noch gelegentlich in Europa und Amerika den Schwarzafrikanern nach?

      Doch ihre wirkliche historische Bedeutung bekam diese Textstelle mit Noah und Kanaan erst durch eine spätere Auslegung, die man ihr im 17. und 18. Jahrhundert in Amerika gab. Die amerikanischen Sklavenhalter, die nach einer moralischen Rechtfertigung für die Sklaverei suchten` verwiesen auf diese Bibelverse als göttliche Billigung der Sklaverei, der sogenannten "Besonderen Einrichtung". Dabei argumentierten sie - unrichtigerweise -, Ham sei nicht nur der Vorfahr Kanaans, sondern auch der der Länder Ägypten, Kusch und Put. Bei diesen handele es sich um die sogenannten "südlichen" Stämme, Afrika inbegriffen. Als die "Kinder Hams" seien die Afrikaner dazu geschaffen, als Sklaven zu leben. Diese Behauptung kann man selbst mit viel gutem Willen nur als weit verfehlt bezeichnen. Dennoch blieb diese Deutung in England und Nordamerika weithin akzeptiert, bis ins erste Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, als einige christliche Gruppen die Sklaverei als schwere Sünde zu verurteilen begannen. Noch zahlreiche andere Bibelverse wurden zur Verteidigung der Sklaverei angeführt, wobei man einige der anderen israelitischen Gesetze im Hinblick auf die Sklaverei überging, darunter die Rufe Gottes, entflohene Sklaven freizulassen.

      Für Amerika war es ein bedeutender Augenblick. Denn zum erstenmal lieferte die Bibel Argumente für beide Seiten einer strittigen Frage. Dieser Streit, den schließlich der amerikanische Bürgerkrieg beilegte, führte zu einer tiefreichenden und schmerzlichen Spaltung innerhalb mehrerer amerikanischer Religionsgemeinschaften, die Baptisten inbegriffen.

      Die anderen beiden Söhne Noahs erhielten große Segnungen, und die Abstammungslinie, die mit Noahs Sohn Sein begann, führte am Ende zum Patriarchen Abraham. Dem Namen Sein entspringt das Wort "Semit", das sich auf alle Völkerschaftenjuden wie Araber, bezieht, die von Sein abstammen.

      Und beim nächsten Mal gibt`s noch weitere interessante Sachen zum Thema "Sex in der Bibel". Bleiben Sie dran!
      (Aber jetzt muß ich mich erst mal ein/ zwei Tage um meinen eigenen Lebensunterhalt kümmern - wie die armen alten Israeliten halt.... ;) )
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 13:24:06
      Beitrag Nr. 30 ()
      Da sieht man`s mal wieder, daß Texterkennungs-Programme ziemlich mies arbeiten! Im vorhergehenden Abschnitt muß der Sohn Noahs natürlich "Sem" heißen, nicht "Sein"!
      So ein Ärger!
      ;)
      Avatar
      schrieb am 19.02.02 12:30:32
      Beitrag Nr. 31 ()
      Großer Exkurs zum Thema SEX
      (Teil I)
      Infolge der erstaunlichen Anklick-Zahlen gestern muß ich doch noch mal auf das Thema Sex näher eingehen, um bei den folgenden Kapiteln nicht in die Gefahr irgendwelcher Mißverständnisse zu geraten, weil ja heute alles so dermaßen kompliziert geworden ist. Also zunächst zu den allgemeinen Grundlagen, die vielleicht nicht allgemein bekannt sind:
      Sex ist eine Grundvoraussetzung für Ihre Existenz (also für alle diejenigen, die dies hier lesen) und im traditionellen Idealfall war dieser Sex die angenehmste und kostengünstigste Unterhaltung, die sich ein liebendes Paar, bestehend aus Mann und Frau, gegenseitig bieten konnte. Soweit die allgemein gültigen Grundlagen, über die wir alle uns wohl noch gerade so einigen können, denn ab jetzt wird es schon problematisch. Die Probleme fangen in unserer Kultur mit der Frage an, ob das Paar zu diesem Zeitpunkt möglichst schon verheiratet sein sollte (standesamtlich oder kirchlich?) oder nicht, wie das ganze Problem mit der Steuer geregelt ist, was der mögliche alte Knacker von Vermieter vielleicht dazu sagt usw., etc. pp.
      Auf all das gehe ich nicht ein, denn diese Probleme sind noch gar nichts wenn man sie mit denen in der Bibel vergleicht. Dort gibt es nämlich noch ganz andere Probleme mit einem "wilden Sex" in archaischer, atavistischer und hoch variabler Form. Wie Sie vermutlich aus einschlägigen Medien schon wissen, gibt es zu der oben beschriebenen traditionellen Grundform des Sex vielfältige Variationsmöglichkeiten.
      (Der Verfasser persönlich ist übrigens seit langem ein protestantischer Anhänger der schon genannten traditionellen Sex-Variante, nämlich der in einschlägigen "Fach-Kreisen" heute mehr oder weniger mitleidig als "Blümchen-Sex" bezeichneten Form. Tatsächlich kommt in den Tag-Träumen des Verfassers öfters so eine wunderschöne, sonnige Blumen-Wiese mit einem hinreißenden, sehr dürftig bekleideten femininen Wesen zwischen den duftenden Blumen vor, mit dem man so gerne ... aber dann denkt der politologisch geschulte Verfasser an die Möglichkeiten moderner Aufklärungs-Satelliten und daß vielleicht gerade ein hartgesottener Offizier im Pentagon genau diese Wiese beobachtet, das Kamera-Objektiv immer schärfer stellt und die ganze schöne Stimmung ist dahin. Aber ich schweife schon wieder ab. Zurück zum Thema: )
      Ich war bei den Variationsmöglichkeiten stehengeblieben, die man aus einschlägigen Medien heutzutage ja schon zur Genüge kennt. Es gibt beim Sex nicht nur die Variante
      a) 1 Mann und 1 Frau, sondern auch
      b) 2 Frauen, oder
      c) 2 Männer (die Reihenfolge hier bezeichnet keine Wertung, sondern ist mir nur so eingefallen), oder
      d) 1 Mann und 2 bzw. mehrere Frauen,
      e) 1 Frau und 2 bzw. mehrere Männer,
      f) mehrere Frauen, mehrere Männer (angeblich in vielen vorbiblischen Kulturen verbreitete Variante der religiösen Tempel-Prostitution, heute angeblich v.a. in Swinger-Clubs anzutreffen),
      g) 1 Mann, 1 Schaf (in Woody Allens Film "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber nie zu fragen wagten...", daher beim Verschweigen des Schafs vermutlich auch möglich: )
      h) 1 Mann, 1 Frau und ein Verhältnis des Mannes mit dem Schaf aus g),
      i) 1 Mann, 1 Ziege (angeblich in arabischen Regionen des Nahen Ostens bei Hirten toleriert, während sonst die Varianten b oder c in derselben Region zum Verlust aller bürgerlichen Rechte führen können, dort auch noch Variante i: ) ,
      j) 1 Mann, mehrere Ziegen,
      k) 1 Mann, 1 Schaf, 1 Schäferhund,
      l) 1 oder mehrere Schaf(e), 1 Schäferhund,
      m) 1 Schaf, 1 Schäferhund, 1 Schwein,
      n) 1 Schwein, 1 Frosch (die bislang exotischste Variante, die mir bekannt ist, allgemein aber bei Kermit und Miß Piggy in der Muppet-Show toleriert wird. Doppel-Moral also, wohin man auch schaut!)
      etc.
      Sie sehen: Die Varianten sind zahllos. Sicher ist mir auch noch längst nicht alles eingefallen. Aber es müßte deutlich geworden sein, daß meist die Kultur und Erziehung des menschlichen Individuums bestimmt, was noch toleriert werden kann. Wobei hier noch davon ausgegangen wird, daß niemand einen Schaden bei all diesen Varianten davongetragen hat. Zu diesem düsteren Thema der anderen Fälle kommen wir noch etwas später.
      Aber warum gibt es überhaupt die Möglichkeit zur Bildung all diese Varianten?
      Die menschliche Sexualität ist vermutlich einzigartig unter allen Lebewesen dieses Planeten, weil sie nämlich nur zum Teil instinktiv vorgegeben ist und großenteils erlernt wird. Mit anderen Worten, die vielleicht auf den ersten Blick überraschend wirken: Das Ziel-Objekt der menschlichen Sexualität ist nicht "von Natur aus" vorbestimmt. Der menschliche Sexualtrieb hat kein sicher bestimmtes "natürliches Objekt"! Dieses "Objekt menschlich-sexueller Begierde" wird im allgemeinen in der Kindheit gesucht, geprägt, bestimmt oder erlernt! Diese Phase kann später aber wieder völlig vergessen oder verdrängt werden, die Prägung bleibt jedoch normalerweise erhalten, kann aber gleichzeitig alles andere als "normal" sein.
      Es ist dabei bestimmt allen Lesern leicht ersichtlich, daß man im ungünstigsten Fall auch falsche und abwegige Dinge lernen kann. Ein Kind, das von seinen Eltern nicht geliebt oder sogar häufig mißhandelt wird und keine sozialen Kontakte aufbauen kann, hat hervorragende Aussichten, mal in einer Kriminalstatistik über Sexualvergehen zu landen. Das muß aber nicht zwangsläufig so sein, weil es im günstigsten Fall seine Eltern als Bezugsquelle der Prägung verachten und das Gegenteil zu erreichen versuchen kann - gewissermaßen "Lernen" aus einer "Anti-Haltung"; sehr selten, aber möglich.
      Es ist leider auch bis heute nicht einmal mit Sicherheit zu klären, ob die Varianten b) und c) nun angeboren oder erlernt sind. Möglicherweise sind sie in gleichen Teilen sowohl erlernbar als auch angeboren. Erklärungsmöglichkeit: Im antiken Griechenland war die Homosexualität eine weit verbreitete "Tradition", die aber wahrscheinlich darauf zurückgeht, daß die Vorfahren der Griechen zum größten Teil eine nomadisierende, patriarchalische Krieger-Gesellschaft waren, die irgendwann auf eine friedlichere matriarchalische Gesellschaft stieß und diese in Kämpfen mit deren Priester-Königinnen vernichtete. Der Mythos von den kämpferischen Amazonen leitet sich vermutlich von diesen Kämpfen ab. Danach baute besonders der griechische Stadtstaat von Sparta ein gnadenlos "männliches" Kriegerstaat-System auf, in dem die Jungen schon mit 7 Jahren ihren Familien weggenommen und jahrelang mit Zwangsmitteln zur militärischen Härte erzogen wurden. Frauen kamen bis zum Ausscheiden des schließlich ca. 21jährigen männlichen Erwachsenen aus dem Militärdienst in seinem Leben prinzipiell gar nicht vor, es sei denn, als Kriegsbeute. Im späteren Leben der Spartaner waren die künstlich doof gehaltenen Frauen womöglich wirklich eine Karikatur aus einem Macho-Traum: eigentlich nur für`s Kochen, Kinderkriegen und die Aufzucht der nächsten Kriegergeneration zuständig. Sogar bei den anderen griechischen Stadtstaaten mit ihrer weitgehend tolerierten Homosexualität und ihren häufigen kriegerischen Auseinandersetzung war man oft der Ansicht, daß diese Spartaner mit ihren Erziehungsmethoden wohl einen Sprung in der Amphore haben müssen.
      Aber jetzt raten Sie mal, in welchem griechischen Stadtstaat die Homosexualität sehr wahrscheinlich am verbreitetsten war! Na? In Sparta! Aber die Vermutung liegt doch sehr nahe, daß sie zumindest nicht den Spartanern angeboren war.
      Ein Äquivalent dazu kann man in den heutigen Gefängnissen überall in der Welt beobachten, wo weibliche Langzeitinsassen oft lesbische Neigungen entwickeln, männliche hingegen homosexuelle Neigungen. Irgendein Sexual-Objekt scheint der Mensch dann doch haben zu müssen, soweit ist der Instinkt dann doch noch nicht verschwunden.
      Daß trotz allem sogar der Mensch noch wie ein kleiner Kolibri auf instinktive Schlüsselreize reagieren kann, kann man sogar leicht nachweisen. Machen Sie doch mal einen kleinen Selbst-Test:
      Nehmen Sie ein weißes Blatt Papier, DIN A 4, und malen Sie mit einem schwarzen Filz-Stift je einen Kreis von ca. 1/2 cm Durchmesser in die linke und rechte obere Ecke. Dann malen Sie in die Mitte am unteren Blattrand ein gleichseitiges Dreieck von ca. 3 cm Seitenlänge; eine Spitze des Dreiecks ist genau nach unten gerichtet.
      Was denken Sie jetzt? Was fällt Ihnen jetzt ein?

      Nein, sagen Sie mir jetzt bloß nicht: "Sieht so aus, als habe ich gerade zwei Kreise und ein Dreieck gemalt!" ;)
      Dann ist nämlich in Ihrer Kindheit irgendwas völlig schiefgelaufen oder Sie können sich beim "Buch der Rekorde" als der schlechteste Maler der Welt bewerben!

      Bis zum nächsten Mal (und ich fürchte, es wird dann noch düsterer mit den menschlichen Instinkten!),
      bye, Auryn ;)
      Avatar
      schrieb am 04.03.02 17:09:44
      Beitrag Nr. 32 ()
      Teil II des vorherigen Exkurses folgt erst zu einem späteren Zeitpunkt, da ich chronologisch vorgehen möchte und vor den sexuell problematischen Sachen mit Sodom & Gomorrha und danach noch einem gewissen Herrn Onan in der Bibel noch der babylonische Turmbau stattfindet.
      Aber zur Einstimmung auf verschobene Ereignisse möchte ich in dieser Anmerkung noch darauf hinweisen, daß wegen der fehlenden biologischen Vorprägung des Menschen auf ein bestimmtes Sexualobjekt die sexuelle Neugier beim Menschen völlig normal ist. Ebenso ist ganz allgemein der Wunsch normal, möglichst viel über die gerade modischen Sexualpraktiken und das andere Geschlecht zu erfahren.
      Man sollte allerdings vorher wissen, worüber man sich eigentlich informieren möchte, denn dies kann sogar an einer Universität manchmal schieflaufen, wie das folgende Beispiel von meiner Uni zeigt, das ich erst vor kurzem erfahren habe:
      In den Vorlesungsverzeichnissen der Universitäten finden sich häufig auch Veranstaltungen, die nicht näher bezeichnet sind und Hörern aller Fachbereiche zugänglich sind, da sie entweder von allgemeinem Interesse (z.B. "Sexualität in der Soziologie I" ) oder so wenig besucht werden, daß der jeweilige Dozent versucht, mehr Hörer anzuziehen, um die "Daseinsberechtigung" dieser Veranstaltung zu legitimieren (z.B. "Sanskrit II"; a propos: ein alter Philologen-Witz: "Was sind Sie denn von Beruf?" "Ich bin Sanskritist!" "Pfui! Und da trauen Sie sich noch in die Öffentlichkeit?" ).
      Jedenfalls fand sich nun in einem Vorlesungsverzeichnis meiner Uni vor einiger Zeit die Veranstaltung "Lesbisch I", was in einschlägigen Kreisen einiges Aufsehen erregte. ("Gibt`s da beim Vortrag auch Dias oder Filme dazu?" ) Der zuständige Dozent dieser Veranstaltung erhielt kurze Zeit später Dankschreiben, u.a. von einer Mitarbeiterin der Frauenbeauftragten der Universität, daß sich endlich jemand dieses heiklen Themas annähme, etc.
      Leider hatten sich die interessiertesten Hörerkreise großenteils gar nicht richtig informiert, in welchem Fachbereich der Dozent eigentlich Experte war, aber er selbst tat auch nicht viel, um nähere Informationen über diese Veranstaltung in Umlauf zu bringen.
      Am Tag der ersten Vorlesung in "Lesbisch I" war der Hörsaal jedenfalls erstaunlich gut besucht, die HörerINNEN waren eindeutig in der Überzahl. Nachdem der Professor jedoch seinen Vortrag ungefähr mit folgenden Worten einleitete, begann sich der Hörsaal ziemlich schnell zu leeren:
      "Guten Tag, meine Damen und Herren! Ich begrüße Sie zu meiner Veranstaltung `Lesbisch I`, muß aber sagen, daß ich über die große Hörerzahl ein wenig überrascht bin, denn sonst interessiert sich eigentlich kaum jemand für Altgriechisch und daraus entstandene, philologisch höchst interessante Inseldialekte, wie sie heute noch beispielsweise auf der Insel Lesbos zu hören sind. Die Besonderheiten dieses Dialekts kann man an folgenden Phonemen erkennen, wenn man Altgriechisch schon kennt...."
      Bei der nächsten Veranstaltung hatte ging die Teilnehmerzahl dann wieder auf die gewohnten zwei bis Hörer zurück.
      ;)
      Naja, kleine Fehler können einem Menschen in diesem Bereich schon mal passieren. Davon kann ich mich sogar selbst nicht ausnehmen, obwohl ich nicht bei der o.g. Veranstaltung zugegen war: Immerhin war ich als Kind auf dem besten Wege, mich in diese Sängerin mit der tiefen rauchigen Stimme von "Do you really want to hurt me?" zu verlieben, bis mir jemand gesagt hat, daß das ein Mann ist, der sich nicht umsonst "Bube Georg" nennt.
      :)
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 12:27:56
      Beitrag Nr. 33 ()
      Das angekündigte Turmbau-Intermezzo

      Die Stimme der Bibel
      "Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, laßt uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Sitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder. Da fuhr der HERR hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten." (1. Mose, 11, 3-4)

      Der Turmbau zu Babel

      "Aus dem Osten" kommen Menschen und lassen sich in einer
      Ebene im Land "Schinar" nieder. Sie alle sprechen dieselbe
      Sprache und beschließen, einen Turm zu bauen, der sie selbst ver-
      herrlicht. Als Gott auf die Erde herabsteigt, um sich umzuschauen, sieht er Menschen, die gen Himmel streben. Das gefällt ihm nicht. Er fühlt sich bedroht von diesen Menschen und verwirrt deshalb ihre Sprache, so daß die Turmbauer einander nicht mehr verstehen können. Da er die Menschen zusätzlich über die ganze Erde zersteut, stellen sie den Bau des Turmes - oder der Stadt? - ein, der oder die anschließend Babel genannt wird.

      Was "faseln" die Leute in Babylon eigentlich?

      Diese zwar kurze, aber berühmte Geschichte über Menschen, die ihre irdischen Begrenzungen zu überwinden versuchen, hat mehrere interessante Gesichtspunkte. Zum einen liefert sie eine uralte, mythologische Begründung für die Existenz der vielen Sprachen der Menschheit. Zum anderen erklärt sie die Existenz der hohen Türme im alten Nahen Osten. Diese stufenförmigen Türme heißen nach einem altakkadischen Wort für "hoch" Zikurrate und wurden aus Bausteinen erbaut, die durch die Sonne gehärtet waren und in ganz Mesopotamien vorkamen. Doch zunächst der geschichtliche Hintergrund: Die "Ebene von Schinar", die im Buch Genesis immer wieder erwähnt wird, bezeichnet die Ebene zwischen Euphrat und Tigris beziehungsweise das alte Mesopotamien (griechisch: "(Land) zwischen den Strömen" ). Heute liegt dieses Gebiet im Süden Iraks.
      Es gehörte zum "Fruchtbaren Halbmond", der halbmondförmigen Region, die sich von Ägypten, entlang der Mittelmeerküste des heutigen Israel und Libanon bis ins heutige Syrien und in den heutigen Irak erstreckte. Die Region wurde im wesentlichen durch zwei Flußsysteme - dem Nil in Ägypten und Euphrat und Tigris in Mesopotamien - bewässert und war die Geburtsstätte eines großen Teils dessen, was man in der westlichen Welt unter "Kultur" und "Geschichte" versteht. Vermutlich wurde 6500 v. Chr. im alten Mesopotamien, der Heimat der Sumerer, das erste Rad benutzt. Etwa 5000 v. Chr. entstanden die ersten Städte, und erstmals wurden Rinder gezähmt. Ungefähr zur gleichen Zeit, als die Menschen am Ufer des Nils zu kooperieren begannen, arbeiteten die Dorfbewohner bei Bewässerungsprojekten zusammen. Während der nächsten 1 500 Jahre begannen die Sumerer allmählich, ihren Tieren Geschirre anzulegen, um den Boden pflügen zu können, und sie legten Marschgebiete trocken und bewässerten die Wüste, um die Anbauflächen vergrößern zu können. Die steigende Effizienz der Landwirtschaft brachte schließlich die erste "begüterte Klasse" hervor, bestehend aus Priestern, Handwerkern, Gelehrten und Händlern. Um 3500 v. Chr. hatten die Sumerer das Bronzehandwerk, ein schriftliches Alphabet und das Sexagesimalsystem entwickelt - es beruht auf der Zahl 60 und ist der Grund, warum bei uns eine Stunde immer noch 60 Minuten hat. Die Mythologie und die Geschichte der Sumerer haben unzweifelhaft die ersten Abschnitte der Genesis beeinflußt, wobei die sumerische Königsliste auf verblüffende Weise den biblischen Stammbäumen Kains und Seths ähnelt.
      Die Zikkurate, die Türme in den Tempelkomplexen dieser frühgeschichtlichen Städte, ähnelten stark den Stufenpyramiden Mexikos und Mittelamerikas und wurden von einer Kapelle gekrönt. Die ersten dieser Stufentürme werden etwa auf das Jahr 2100 v. Chr. datiert: möglicherweise waren sie auch von den ägyptischen Pyramiden beeinflußt, die einige Jahre früher entstanden. Der größte dieser Zikkurate war der Tempelkomplex in Babylon. Die siebenstufige Pyramide wurde möglicherweise um 1900 v. Chr. erbaut. (Tja, und mit diesem Wort gibt es auch - wie bereits erwähnt - einen meiner sprachlichen Lieblingszufälle: Ägyptens ältester Pyramidenstandort mit Stufenpyramiden [=Mastabas] heißt "Sakkara"; die Tempelpyramiden in Babylon hießen "Zikkurat"/ "Zukkarat" und der Knüller: Der Pyramidenplatz von Tiahuanaco in Peru hieß und heißt "Chukara / Tschukara". Meinung der etablierten Wissenschaft dazu: Reiner Zufall!)
      Für die frühen Israeliten war die Geschichte vom Turmbau zu Babel deshalb von großer Bedeutung, weil sie eine Erklärung für den Namen der Stadt Babylon lieferte, der in der sumerischen Sprache "Tor der Götter" bedeutete, im Hebräischen jedoch mit dem Wort "verwirren" verwandt war. Mit anderen Worten: Der Verfasser des Buches Genesis setzt mit Hilfe eines zweisprachigen Wortspiels die Gruppe herab, die später das Volk Israel in die
      Gefangenschaft nach Babylon führte.
      In einem anderen Zusammenhang zeigt diese Geschichte einmal mehr, daß Menschen "wie die Götter" sein wollen und wie argwöhnisch Gott diese Idee beäugt. Nicht nur der Gott der Israeliten widersetzte sich dieser Idee, sondern auch die Götter in vielen andern Mythologien. Anders ausgedrückt: Vielleicht gehört es zur Natur des Menschen, gen Himmel zu streben, gleichgültig, ob das bedeutet, Türme in Wüsten oder Wolkenkratzer im Zentrum von Großstädten zu errichten oder Raketen zum Mond zu entsenden.
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      schrieb am 08.03.02 13:04:20
      Beitrag Nr. 34 ()
      Kapitel 3 :
      (Jaa, ich weiß! Irgendwie muß ich vor einer möglichen Veröffentlichung "dieser meiner" Zitatologie unbedingt mal die Kapitelzählung neu überarbeiten ;) )
      Abraham

      Stimmen der Bibel
      Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter aufErden. (l. Mos. 12,1-3)

      Zusammenfassung der Handlung:
      Die Verheißung an Abram und seine Reisen
      Abram wurde als Sohn des Tara in Ur geboren und stammte in direkter Linie von Adam ab. Abram - Gott ändert den Namen später in Abraham um -, Erzvater der Juden und Araber, hatte einen Bruder namens Haran; dies ist zugleich der Name einer Stadt im Nordwesten Mesopotamiens, im heutigen Syrien. Haran starb, aber er hatte einen Sohn, Lot, Abrams Neffe. Abrams Ehefrau hieß Sarai und war gleichzeitig seine Halbschwester. Tara ging mit seinem Sohn Abram, Sarai und Lot nach Haran - hier verwirrt die Bibel den Leser ein wenig, weil der Name des Ortes mit dem des toten Bruders Abrams identisch ist.
      Während sich Abram in Haran aufhält, fordert Gott ihn auf, sich ins nahegelegene Kanaan zu begeben, in ein Land, das er Abram und seinen Nachkommen verspricht. In Kanaan errichtet Abram zwei Altäre und "ruft den Namen des HERRN". Als eine Hungersnot ausbricht, bricht Abram nach Ägypten auf, wo er fürchtet, der Pharao werde ihn töten lassen, um ihm seine Frau, Sarai, zu rauben, weil sie so schön ist.
      Um sein Leben zu retten, rät Abram Sarai, sie solle sich als seine Schwester ausgeben. Sarai wird als Haremsdame in den Haushalt des Pharao geholt; Abrams Wohlstand wächst. Aber Gott entsendet eine Plage über das Haus des Pharao; als dieser Abrams Täuschungsmanöver entdeckt, befiehlt er Abram, Ägypten zu verlassen. Als sie wieder in Kanaan sind, beschließen Abram und Lot, sich zu trennen. Abram bietet Lot an, sich als erster ein Stück Land auszusuchen, und Abrams Neffe entscheidet sich für eine Ebene nahe der Stadt Sodom. Abram zieht in das Hügelland Kanaans, wo ihm Gott abermals sagt: "[Ich] will deine Nachkommen machen wie den Staub auf Erden. Kann ein Mensch den Staub auf Erden zählen, der wird auch deine Nachkommen zählen."
      Als vier Könige in den Krieg gegen Sodom ziehen und Lot in Geiselhaft gerät, führt Abram ein kleines Heer an und befreit seinen Neffen. Abram - der nun erstmals "der Hebräer" genannt wird - besiegt die vier Könige und schenkt ein Zehntel der Kriegsbeute König Melchisedek. Dieser ist zugleich der Hohepriester des kanaanäischen Kultes El Elyon - der Höchste - in Salem, dem Ort, den man später Jerusalem nennen wird.

      Fortsetzung folgt...
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      schrieb am 08.03.02 13:37:22
      Beitrag Nr. 35 ()
      Was war Abram für ein Mensch und wann kam diese schräge Type eigentlich von wo?

      Wenn ein Mann seine Frau einem anderen Mann überläßt, um den eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen, halten wir ihn sicherlich für einen Feigling. Wenn er mit der Magd seiner Frau schläft, damit er einen Sohn bekommt, nennen wir ihn vermutlich einen Schweinehund. Wenn er dann seinen Sohn und diese Dienerin aus dem Haus wirft, bezeichnen wir ihn mindestens als "total kaputt". Und wenn dieser Mann schließlich auch noch droht, sein Kind zu töten, und sagt: "Das hat Gott mir befohlen", dann würden die meisten wohl sagen, daß der Typ ja nun wirklich völlig "durchgeknallt" sein muß und hinter Schloß und Riegel gehört, und zwar auch dann, wenn er vor dem Undenkbaren zurückschreckte. Aber der biblische Erzvater tut all das und gilt wegen seiner Taten dennoch als einer der Helden des Glaubens. (Räusper!)
      Abram, der von Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen als "Vater aller Länder" verehrt wird, ist ein großartiges Beispiel für die Tatsache, daß die heroischen Gestalten der Bibel nicht immer große Helden waren - nicht einmal nette Burschen. Tatsächlich waren nicht wenige von ihnen ziemlich erbärmliche Gestalten. Trotzdem wählte Gott sie aus, um sie besonders zu behandeln und um sie häufig extremen moralischen Prüfungen zu unterziehen.
      Abram ist auch die erste Gestalt in der Bibel, die man - wenn auch auf recht ferne, spekulative Weise - mit der überlieferten Weltgeschichte in Zusammenhang bringen kann. Das heißt aber nicht, daß wir wissen, ob es einen Mann namens Abram je gegeben hat. Außerhalb der Bibel gibt es keinen ausdrücklichen Hinweis auf diese Person. Doch mit Abrams Eintreffen auf der Bühne der Genesis tauchen die ersten Indizien dafür auf, daß die Welt der Bibel, in der er mutmaßlich lebte, tatsächlich die Welt war, die man aus der Geschichte kennt.
      Wo Abraham geboren wurde, ist fraglich. Laut der Bibel stammte er aus Ur, damals eine größere Stadt im südlichen Mesopotamien. Im Buch Genesis findet sich jedoch auch der Hinweis, er sei aus Haran, einer anderen wichtigen Stadt, die durch alte Handelswege mit Ur verbunden war. Eine mögliche Erklärung lautet: Abram wurde in Haran geboren und reiste dann nach Ur.
      Einen anderen Gedanken hat der bedeutende Bibelforscher Cyrus Gordon geäußert: Abram kam in Wirklichkeit nicht aus Ur, sondern aus Urfa im nördlichen Mesopotamien. Auch das Datum der Reisen Abrams bietet Anlaß für weitere Spekulationen und ist Gegenstand von Meinungsverschiedenheiten zwischen Gelehrten. Gordon mutmaßt, daß Abram um das Jahr 1385 v. Chr. lebte; herkömmlicherweise glaubte man, Abram habe zwischen 2000 und 1700 v. Chr. gelebt. Seine Reisen entsprechen den bekannten Migrations- und Handelswegen, bevor Ur 1740 v. Chr. erobert und verlassen wurde. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Erwähnung von Kamelen, die man Abram schenkte. Kamele wurden erst im 14. Jahrhundert v.Chr. gezähmt. Aber na ja, kommen wir zum Anfang der Probleme zwischen Juden und arabischen Moslems:

      Abraham, Sarai und Hagar oder: der Anfang einer ethnisch-religiösen Katastrophe
      Nachdem man Abram wiederholt versprochen hat, er werde eine große Nation gründen, wird er besorgt und denkt sich, dass er auch nicht jünger wird. Als er überlegt, einen seiner Sklaven zum Erben zu machen, schlägt ihm seine Frau Sarai vor, eine ägyptische Sklavin, Hagar, zu seiner Konkubine zu machen. Brächte sie Kinder zur Welt, dann würden sie dennoch als Sarais Kinder gelten. Im Nahen Osten gefundene Tontafeln bestätigen, daß ein solches Vorgehen zur damaligen Zeit durchaus als akzeptabel galt.
      Die Erzählung entwickelt eine großartige Qualität, als die unfruchtbare Sarai eifersüchtig auf die schwangere Hagar wird und sie mißhandelt. Hagar flüchtet in die Wüste, wo Gott ihr verspricht, auch ihr Kind werde viele Nachkommen haben, kehrt zu Abram zurück und bringt dessen Erstgeborenen, Ismael ("Gott hört" ) zur Welt. Die religiöse arabische Welt führt seitdem ihren Ursprung auf den Nomadenverband der "Ismaeliten" zurückgeführt, die in der Arabischen Wüste - auch in der Südwüste Palästinas - lebten und von Ismael abstammen sollen. Dies ist die uralte Verbindung zwischen Arabern und Juden durch Abraham und gleichzeitig der Anfang einer reichlich gewalttätig gewordenen Auseinandersetzung. Der erstgeborene Sohn Abrahams wird nämlich in der göttlichen Offenbarung des AT bzw. der "Heilslinie der Juden" im AT gar nicht erwähnt: "Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs" (!) Ismael hingegen, der außereheliche Sohn Abrahams, bleibt eine eigenartige Randerscheinung; seine Nachkommenschaft lief neben der Heilslinie des AT weiter. Diese durch das AT beiseite gestellte Linie ist es, die der Prophet Mohammed später als die eigentliche Segenslinie herausstellen wollte. Damit steht der Islam im religiösen Widerspruch zur Bibel und dies ist einer der religiösen Anfangs-Streitpunkte zwischen religiösen Juden und Moslems bis heute.
      Aber Gott verheißt dem ungläubigen Abram, inzwischen 99 Jahre alt, und Sarai, 90 Jahre alt, noch einen weiteren Sohn. Er sagt Abram ("erhobener Vater" ), er werde von nun an Abraham genannt ("Vater einer Menge" ), verspricht ihm ganz Kanaan und bittet ihn, das Abkommen zu besiegeln, indem er alle Männer in seinem Stamm beschneiden läßt. Abraham willigt ein, und alle erwachsenen Männer, einschließlich des dreizehnjährigen Ismaels, werden beschnitten. Die rituelle Entfernung der Penisvorhaut war den Nachkommen Abrahams nicht eigentümlich. Sie wurde von vielen Völkern Afrikas, Südamerikas und des Nahen Ostens, darunter auch den Ägyptern, praktiziert.
      Sarai macht sich lustig über diesen scheinbar lächerlichen Gedanken, daß sie in ihrem hohen Alter noch einen Sohn gebären soll. Gott ändert ihren Namen in Sara (beide Namen sind Formen von "Prinzessin" ) ab. Später bringt Sara Isaak ("er lacht" ) zur Welt, der Abrahams Erbe wird. Abermals zwingt Saras Eifersucht Hagar zur Flucht, und abermals ergeht das Versprechen, Ismael werde eine Nation gründen. Alleingelassen in der Wüste, ohne Wasser, fleht Hagar, sie möge ihren Sohn nicht sterben sehen. Da erscheint ihr ein "Engel" - das Wort leitet sich aus dem griechischen Wort für "Bote" ab -, und auf wundersamerweise sieht sie einen Brunnen, aus dem sie Wasser schöpfen kann.

      Fortsetzung folgt...
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      schrieb am 08.03.02 19:28:17
      Beitrag Nr. 36 ()
      O.K., Leute, ab jetzt wird`s "in Sachen Sexualität in der Bibel" zunehmend schrecklich und ich kann nur hoffen, nicht (von einem Boris-Becker-Fan?) gesperrt zu werden, aber andererseits steigert das ja vielleicht die Verkaufszahlen von meinem hoffentlich bald "erscheinungsreifen" Buch.
      ;)
      Es folgen jetzt die am Ende von meinem Posting #24 angekündigten schrecklichen Bibel-Texte, über die Sie hoffentlich nie etwas wissen wollten. (Meine ganz persönlichen Kommentare folgen hoffentlich noch an diesem Wochenende.)

      Die Stimme der Bibel:
      Aber Abraham blieb stehen vor dem HERRN und trat zu ihm und sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen. Es könnten vielleicht frinfzig Gerechte in der Stadt sein; wolltest du die umbringen und dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen, die darin wären? Das sei ferne von dir, daß du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, so daß der Gerechte wäre gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir! Sollte der Richter aller Welt nicht gerecht richten? (1. Mos. 18,23-25)

      Sodom und Gomorrha (Übrigens: Ob man`s mit oder ohne "h" schreibt, ist Geschmackssache.)
      ... oder schlimmer: "Die Homosexualität"
      ... oder noch schlimmer: "Die schrecklichen Töchter des bedauernswerten Lot"

      Wieder einmal haben sich die Menschen als gottlos erwiesen, vor allem an jenem biblischen Brennpunkt, Sodom, an dem sich Lot auf eigenen Wunsch niedergelassen hat. Gott blickt hinab, und wieder mißfällt ihm, was er sieht. Wie es schon im Liedtext der Ersten Allgemeinen Verunsicherung besungen wird: "Das Böse ist immer und überall", insbesondere in Gestalt einer nicht näher genannten sexuellen Lasterhaftigkeit, weswegen man bestimmte sexuelle Überschreitungen bis heute unter dem Oberbegriff "Sodomie" zusammenfaßt. Da beschließt Gott abermals, sich zumindest einiger seiner lästigeren Schöpfungen zu entledigen. (Zur Erinnerung: Gott hatte Noah versprochen, daß er nie wieder irgend jemanden vernichten werde.)
      Doch bevor Gott irgend jemanden auslöscht, schließt Abraham - der von Gottes Zorn über Sodom gehört hatte und sich Sorgen um Lot macht - ein Geschäft mit Gott ab, wobei er überzeugend argumentiert, daß Gott die Unschuldigen nicht zusammen mit den Schuldigen vernichten dürfe. Abraham schachert mit Gott und handelt ihn von 50 auf 45, dann auf 40, dann auf 30, dann auf 20 gerechte Männer hinunter. Schließlich willigt Gott ein, die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren, falls es darin zehn Aufrechte gäbe.
      Offenbar werden diese zehn Männer nicht gefunden. Der besten Tradition antiker Gastfreundschaft folgend, beköstigt Abrahams Neffe Lot zwei Engel in Menschengestalt in seinem Haus, die entsandt wurden, um Lot vor Sodoms bevorstehendem Untergang zu warnen. Außerdem bietet er ihnen eine Übernachtungsmöglichkeit an. Aber eine laute und ungebärdige Menschenmenge, bestehend aus Sodoms Männern - "jung und alt, das ganze Volk" - fordert von Lot, die fremden "Männer" auszuliefern, damit man sich über "sie hermachen kann". Die Menge ist zweifellos kein Begrüßungskomitee und hat etwas ganz anderes im Sinn, als die Fremden einfach nur auf eine nette Art "kennenzulernen". Vor die Entscheidung gestellt, ob er seine Gäste einer homosexuellen Gruppenvergewaltigung ausliefern soll, weigert sich Lot und geht sogar soweit, der wütenden Menge seine beiden jungfräulichen Töchter anzubieten. Für ihn ist seine Verpflichtung als Gastgeber wichtiger als seine Rolle als Vater. Wutentbrannt rückt die Bande gegen ihn vor, doch plötzlich wird Lot ins Haus zurückgezerrt. Die Engel befehlen ihm, seine Familienangehörigen fortzuschaffen. Sodom werde in Kürze dem Erdboden gleichgemacht. Lots zukünftige Schwiegersöhne glauben das nicht und weigern sich, die Stadt zu verlassen. Selbst Lot begreift den Wink nicht sofort, und so geleiten die Engel ihn, seine Frau und ihre beiden Töchter aus der Stadt hinaus. Sodom und das nahegelegene Gomorra - was die Bewohner eigentlich ganz genau verbrochen haben, wird merkwürdigerweise nie genau gesagt - werden zerstört. (Vermutlich war der Grund auch nicht sehr viel besser durchdacht als die Aktion in Hamburg, die ein Herr "Bomber-Harris" in Anlehnung an eigene Bibelstunden mal "Operation Gomorrha" genannt hatte.) Auf dem Weg aus der Stadt ignoriert Lots Frau die Warnung, sie solle sich auf keinen Fall umschauen. Und während Feuer und Schwefel auf die gottlosen Partnerstädte hernieder regnen, erstarrt sie zur Salzsäule.
      Der Teil der Lot-Erzählung, der in Ihrem Religionsunterricht bestimmt ausgelassen wurde (oder?), besagt, daß Lots mutterlose Töchter eigentlich ja ganz andere Sorgen haben: Jetzt, da alle heiratsfähigen Männer in Sodom in Schutt und Asche umgekommen sind und sie doch unbedingt Kinder für die Altersversorgung haben wollen - welche Ehemänner stehen diesen "Flitts" ("Flittchen" wäre bestimmt eine Verharmlosung!) dann noch zur Verfügung?
      Und jetzt kommt eine sexuell reichlich seltsame Passage im Alten Testament. Beide Töchter von Lot scheinen dann doch durch die höchst lasziven Sitten in Sodom sehr in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein oder durch die "Sodom & Gomorra Spielwaren GmbH" schon mal an dasselbe Spiel geraten zu sein: "Incest, A Madly Disgusting Game For The Whole Family" Sie machen ihren Vater betrunken, und jede von ihnen "liegt bei" ihm. Mit anderen Worten: Sie betätigen sich in ziemlich professionellem "Samenraub".
      (Der geneigte Leser sollte dies jetzt aber unter keinen Umständen als Entschuldigung für das Besenkammer-Erlebnis von Boris Becker betrachten, denn diese Story ist schon bei den sittenlosen Kanaanäern in Umlauf gewesen, bevor die Israeliten kamen und belegt aus der Sicht der Israeliten nur mal wieder, warum die Kanaanäer das Recht verloren haben, über ihr Land zu herrschen. Oder möchten Sie Boris Becker gerne als Bundeskanzler haben? Andererseits: Wissen Sie eigentlich, daß Männer der Vergewaltigung durch ein oder zwei oder überhaupt durch Frauen bis heute in fast allen Rechtssystemen der Welt völlig schutzlos preisgegeben sind? Es gibt nirgendwo "Vergewaltigung eines Mannes durch eine bzw. zwei oder mehrere Frauen als strafbares Delikt! Höchstens als "Nötigung". Obwohl das Delikt schon bei Lot in der Bibel vorkommt, wird es juristisch als unmöglich betrachtet. Ein Skandal, oder nicht?!? )
      Beide Töchter des Lot werden jedenfalls wunschgemäß von ihrem Vater schwanger, und jede bringt einen Sohn zur Welt.

      Schauerliche Fortsetzung folgt...
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      schrieb am 08.03.02 19:48:00
      Beitrag Nr. 37 ()
      Naja, ich kann Euch so aufgeladen doch nicht ohne Kommentar ins Wochenende entlassen und bringe noch ein kleines Erklärungs-Plagiat:
      ;)
      Hä? - Warum erstarrte Lots Frau eigentlich zur Salzsäule?

      Die Geschichte von Sodom und Gomorra ist immer nützlich gewesen, und zwar als schlichte Erzählung zur moralischen Erbauung, die zeigt, wie Gott das Böse vernichtet. Doch es gibt einen Subtext, der noch einflußreicher gewesen ist und in dem es vor allem um die Sünde geht, die mit dem Namen Sodom verbunden ist.
      Überdies hat man die Geschichte stets als eine der grundlegenden Einwendungen der Bibel gegen die Homosexualität angeführt.
      Als Gottes Boten sich zum Hause Lots aufmachen, drohen ihnen die Männer Sodoms, die alle ums Leben kommen, mit einer homosexuellen Massenvergewaltigung. Diese Episode wurde lange Zeit als recht unverblümte Verurteilung der Homoerotik angesehen - diese sexuelle Orientierung wird an anderer Stelle sowohl in den hebräischen als auch in den christlichen Schriften verurteilt. Zwar haben zahlreiche zeitgenössische Bibelforscher argumentiert, daß es in Sodom strenggenommen nicht um den eigentlichen homosexuellen Akt gegangen sei. Es fällt aber nicht schwer, anzuerkennen, daß die alten Israeliten Homosexualität als "Greuel" betrachteten, selbst wenn sie in anderen nahen Kulturen als hinnehmbar galt. Eine Erklärung hierfür lautet, daß es nach Ansicht der alten Israeliten etwas Heiliges war, Kinder zu haben, und daß Geschlechtsverkehr, der nicht ausschließlich der Fortpflanzung diente, als Sünde galt. Aber wir kennen ja Ähnliches immer noch von bestimmten christlichen Kirchenvätern - und dies nicht nur aus dem Mittelalter...

      Was Lots inzestuöse Töchter betrifft, so gebar jede von ihnen einen Sohn. Der erste wird Moab genannt und wird zum Ahnherrn der Moabiter, einem benachbarten Stamm Israels. Der andere ist Ben-Ammi, Ahnherr der Ammoniter, eines anderen benachbarten Stammes. Für die Israeliten erklärt diese Geschichte, die einer alten kanaanäischen Volkserzählung entspringt, auf spöttische Weise den Ursprung zweier benachbarter Städte. Sie begründet zudem, daß diese Gruppen nicht von Abraham abstammten und keinen göttlichen Anspruch auf das Gelobte Land hatten.
      Die Überreste der "Zwillingsstädte der Sünde" hat man nie gefunden. Es heißt, sie lägen unter dem Toten Meer begraben. Abgesehen von der eigentlichen moralischen Bedeutung liefert die Geschichte eine Begründung für zwei örtliche Phänomene. Die Gegend um das Tote Meer ist reich an Bitumen oder Erdpech, das angeblich übrigblieb, nachdem die zerstörerischen "Feuer und Schwefel" vom Himmel herniedergeregnet waren. Die Ägypter verwendeten das Bitumen zur Mumifizierung; das ägyptische Wort für "Bitumen" lautet "momija", von dem sich "Mumie" herleitet. Bitumen wurde auch zum "Teeren" von Häusern benutzt und zählte in der Region zu den wichtigsten Handelsgütern.
      Charles Pellegrino vertritt in seinem Buch Return to Sodom and Gomorrha eine unorthodoxe, aber faszinierende Auffassung. Pellegrino stellt die herrschende wissenschaftliche Meinung gern auf die Probe; er ist eine Art "böser Bube" der Wissenschaft, der Raketen konstruierte, mit Dr. Ballard das Wrack der Titanic erforschte und einmal sogar einen Aufsatz über das Klonen von Dinosauriern schrieb, welcher den Film "Jurassic Park" mit inspirierte. In dem obengenannten Buch äußert er die These, daß die Sodomgeschichte, wie so viele andere Erzählungen aus der Frühzeit Israels, aus Babylonien stammt. Dabei verweist er auf die Tatsache, daß es sich bei den ursprünglichen Namen, die man mit "Sodom" und "Gomorra" ins Griechische übersetzte, um Siddim (oder Sedom) und "Aurora" - mesopotamische Namen - handelte und daß die kriegführenden Könige, die Sodom angriffen und von Abraham besiegt wurden, aus Schinar in der Region von Euphrat und Tigris kamen. Deshalb gelangt er zu dem Schluß: "Wenn Sodom überhaupt existierte, dann lag diese Stadt im Irak oder in dessen Nähe." (Return to Sodom and Gomorrah, S. 180)
      Die Erzählung über Lots Frau variiert ein weitverbreitetes mythologisches Thema: Ein Mensch wird bestraft, weil er sich entgegen des göttlichen oder himmlischen Rats umwandte. In der griechischen Mythologie begibt sich Orpheus in die Unterwelt, um seine geliebte Frau, Eurydike, zurückzuholen. Während die beiden die Unterwelt verlassen, ignoriert Orpheus die Weisung, nicht zurückzublicken, und verliert so Eurydike für immer. Im Falle von Lots Frau wurde dieser frühgeschichtliche Mythos vermutlich angeführt, um das Vorhandensein der merkwürdigen Salzformationen in der Umgebung des Toten Meeres zu erklären.

      So, jetzt muß ich aber vor`s Fernsehen eilen. Eure Kommentare hierzu bitte in meinen gleich wieder parallel auftauchenden Kommentar-Thread stellen.
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      schrieb am 25.06.02 19:52:02
      Beitrag Nr. 38 ()
      WARNUNG! :
      Nach langer Zeit mal wieder eine Fortsetzung, die ziemlich düster endet, weil mir als Politologen in meinem geplanter Fernseh-Abend danach bestimmt zumute sein wird (Heute: ARTE-Themenabend zu Selbstmordattentätern)
      Kommentare bitte in den Parallelthread!
      Aber fahren wir fort:
      Die Opferung Isaaks
      Nachdem Abraham warten mußte, bis er 100 Jahre alt war, um schließlich einen Sohn und Erben zu bekommen, der Gottes Verheißung erfüllen würde, fordert Gott ihn auf, ihm seinen Sohn als Brandopfer darzubringen. In der Bibel stellt Abraham diese Weisung zu keinem Zeitpunkt in Frage. Er tut nur, wie ihm befohlen wird, und leistet einem Gott blinden Gehorsam, der von ihm verlangt, daß er sein geliebtes Kind tötet. Sogar als der Sohn den Vater fragt, wo denn das Opferlamm sei, antwortet er nur: "Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer."
      Erst als Abraham den Knaben festbindet, auf den Altar legt und das Messer über ihn hält, gebietet ihm ein Engel Einhalt. Abraham wird gesagt, er habe die Prüfung bestanden ? weil er Gott "fürchte". Statt des Knabens wird dann ein Widder auf den Opferaltar gelegt.

      Hätte Abraham es wirklich getan? - Tja, warum nicht?
      Die Geschichte von Abraham, der Isaak opfern will, ist in der Bibel ein zentraler Augenblick. Doch wirft sie eine Reihe von beunruhigenden Fragen auf. Ist eine solche Art von Hingabe oder Gehorsam gegenüber einem göttlichen Befehl akzeptabel? Hätte Abraham die Anordung tatsächlich befolgt? Und was für ein Gott erwartet von einem Vater so etwas ? und sei es auch nur als Probe? Viele haben das immer als eine unnötig grausame Glaubensprüfung angesehen.
      Abraham tut in dieser Erzählung nichts, was darauf hindeutete, daß er der Aufforderung Gottes unwillig nachgekommen wäre. Er setzt sich für den eigenen Sohn nicht auf die gleiche Weise ein, wie e r es für die Bürger Sodoms tat ? Menschen, die ihm völlig fremd waren. Auch Sara schweigt in dieser Episode. Hat sie versucht, ihrem Mann Einhalt zu gebieten? Wußte sie, was er vorhatte? Hätte eine Mutter dasselbe wie Abraham getan? Auch erfahren wir nichts über Isaaks Gedanken, während er dalag und das Messer über ihm schwebte. Das alles sind interessante Fragen, doch läßt sich über sie nur spekulieren.
      Ob sich dieser Vorfall tatsächlich ereignete, darüber läßt sich natürlich auch nur mutmaßen, ebenso wie über die Frage, ob Abraham eine reale Person war und nicht bloß eine mythologische Figur ist. Vielleicht handelt es sich bei der Erzählung um eine weitere Legende, die zeigen sollte, was unerschütterlicher Glaube bedeutet, und daß Gott gut daran tat, Abraham zum Gründer des auserwählten Volkes zu machen.
      Ziemlich beunruhigend bleibt in jedem Fall an diesem Teil der Abrahams-Geschichte der Aspekt, dass Gott Abraham für seinen Glauben "liebte". Und uns heutige - ach so "hochkulturelle" - Menschen sollte beunruhigen, dass es auch heute immer noch jede Menge Menschen gibt, die sich nicht viel anders verhalten würden, selbst wenn unsinnige Befehle von Menschen und nicht von Gott kommen. Da gab es 1998 von Radio Bremen von dem bemerkenswerten Wissenschaftsjournalisten Hans Lechleitner einen beklemmenden Film ("Abraham und das Bataillon der Mörder" ) über das sogenannte "Milgram-Experiment" vor 30 Jahren, bei dem "ganz normale Menschen" in einem "wissenschaftlichen Versuch" einer Testperson unlösbare Aufgaben stellten und bei dem erwarteten Versagen dieser (nicht sichtbaren) Testperson Stromstöße geben sollten, bei denen die Testperson laut aufschrie. Für erstaunlich viele Menschen war diese ziemlich autoritär vorgetragene Aufforderung des "wissenschaftlichen Versuchsleiters" zur Folter anderer Menschen "kein Problem". Der "Wissenschaftler" trug ja "eigentlich" die Verantwortung! Hans Lechleitner zog in seinem Film Parallelen zu deutschen Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkriegs in Polen, in denen zusätzlich zu dieser "Machtausübung" ohne eigene Verantwortung im "Befehlsnotstand" noch der Gruppendruck der "Kameraden" hinzu kam. Es sieht so aus, dass Menschen immer noch recht einfach ihre Menschlichkeit vergessen können und oft genügt immer noch eine Anweisung, ein Befehl oder ein autoritärer Auftrag. Lechleitner schließt seinen Film mit dem düsteren Fazit: "Warum liebte Gott seinen Knecht Abraham? Weil er keinen Widerstand leistete!"
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 13:10:59
      Beitrag Nr. 39 ()
      Doch nach diesem weiteren Exkurs in die Gegenwart zurück zur postmodernen Bibelversion:

      Kapitel 4
      (Ich muß bei Gelegenheit unbedingt mal meine Kapitel-Nummern durchzählen, nicht?) ;)
      Jakob, genannt Israel

      Mit der Geschichte Jakobs, Isaaks Sohn, kommen wir einem Detail der griechischen Sagenwelt sehr nahe. Jakob ist ein bißchen wie Odysseus: Wie der listige Odysseus den Polyphem getäuscht hat, so betrügt Jakob seinen haarigen Bruder Esau um sein Erstgeburtsrecht, indem er sich ein Schaffell überzieht und so die segnende Hand seines blinden Vaters täuscht; er trickst seinen Onkel Laban clever mit einem alten Züchterkniff aus, wobei er die neugeborenen Schafe als Eigentum und Labans Töchter Leah und Rachel zu Frauen gewinnt. Dann ringt er eine Nacht lang mit dem Engel des Herrn (oder mit IHM höchstselbst; die Überlieferungen sind da nicht so eindeutig), der seine physisch-psychische Stärke testen soll. Jakob gewinnt trotz ausgerenkter Hüfte und wird zum Dank auf den in späterer Geschichte bedeutsameren Namen Israel getauft. Dieser Name kann übersetzt werden mit "Gott herrscht" oder aber auch mit "der mit Gott ringt". Später wurde damit die Föderation der 12 israelitischen Stämme bezeichnet. Somit waren diese Stämme nicht nur durch ihren Glauben, sondern auch durch uralte Blutsbande verbunden.
      Heutige Historiker sind daher auch der Ansicht, dass diese Geschichte einer viel späteren Zeit entstammt, als die Konföderation lokaler Stämme sich um 1000 v. Chr. Zum Königreich Israel wandelte. Ursprünglich waren die Namen der Stämme geographische Bezeichnungen für Teile Palästinas, doch im Buch Genesis werden sie zu Personennamen. Die Namen der Stammväter tauchen alle in den jeweiligen Volksetymologien auf, doch diese entsprechen natürlich nicht der historisch nachvollziehbaren Wirklichkeit. Im Buch Genesis heißen zur Verwirrung des Lesers daher auch öfters Städte genauso wie die handelnden Personen. Es gibt auch in der Bibel zahlreiche Hinweise darauf, dass , dass sich viele "Kinder Israels" bereits vor dem Auszug unter Mose erfolgreich im "Verheißenen Land" niedergelassen haben und mit dem umherziehenden Volk des Mose vermischt haben. Interessant ist auch, dass der Stamm "Dan" von einem der "Seevölker" abstammen soll, die die Gegner Ägyptens waren und dort noch "Danuna" hieß. Seit der Vernichtung des Königreichs Israels in der Antike galt dieser Stamm Dan als "verschollen" und tauchte möglicherweise (nach Meinung der heutigen israelischen Rabbiner und Archäologen) in Äthiopien unter, bis es zu Kontakten mit israelischen Archäologen kam, denen die heiligen Schriften verschiedener Stämme bei Aksum und Lalibela doch sehr bekannt vorkamen. Im äthiopischen Bürgerkrieg richtete dann die israelische Luftwaffe 1984 (n. Chr. !!!) eine Luftbrücke ein, um die durch Kämpfe bedrohten und seit über 2000 Jahren für verloren gehaltenen, ca. 20.000 "Glaubensbrüder" heimzuholen.



      Kapitel 5:

      Joseph und seine Brüder

      (Meine absolute Lieblingsgeschichte im Alten Testament!)
      Nach seinem langen, ereignisreichen Aufenthalt kehrt Jakob mit seiner Familie und seinen Herden nach Kanaan zurück. Von Leah hat Jakob zehn Söhne - unter ihnen Juda, den eigentlichen Stammvater der Juden - und von Rachel zwei: Joseph und den jüngsten, Benjamin. Die Söhne Leahs ärgern sich über die Liebe Jakobs zu Joseph, dem offensichtlich ersten an Hochbegabung leidenden Menschenkind in der Bibel, dessen Talent wegen intrafamiliären Neids von den Brüdern unterdrückt wird, beispielsweise die fantastische Fähigkeit zu präkognitiven Träumen und deren korrekter Deutung. Jedenfalls deutet schon in den Kinderträumen Josephs vieles auf eine glanzvolle Zukunft des kleinen Rackers hin und vieles deutet an, dass alle Musen sämtlicher Künste unverschämt viele Begabungen in seine Wiege fallen ließen.
      But nobody is absolutely perfect!: Zusätzlich scheint der kleine Joseph nämlich auch noch eine "kleine Petze" gewesen zu sein, wie das bei Nesthäkchen ja öfters der Fall ist, die sich so noch zusätzlich bei den Eltern "einschleimen" können.
      Joseph ist dann eines Tages siebzehn Jahre alt und zu Jakobs absolutem Lieblingssohn herangewachsen, und - wie gesagt - er ist der Erstgeborene der geliebten Rahel. Josephs Brüder scheinen ihn als Plage zu empfinden, vor allem, weil er einige von ihnen wegen irgendwelcher Dinge verraten hat, die sie verbrochen haben. Was sie getan haben, wird nicht gesagt, aber Joseph "brachte es vor ihren Vater, wenn etwas Schlechtes über sie geredet wurde". Während er seine Stellung als Günstling des Vaters ausbaut, werden seine Brüder eifersüchtig. Jakob schenkt ihm sogar ein besonderes Gewand mit langen Ärmeln. Joseph macht alles nur noch schlimmer, als er seinen Brüdern von zwei Träumen erzählt, in denen er über seine Brüder herrscht, und sie sich vor ihm verneigen. Zunächst überlegen die Brüder, ob sie ihn töten sollen, aber Juda überzeugt die anderen, ihn statt dessen zu verkaufen, und so wird Joseph gegen das Entgelt von zwanzig Silberstücken von einer Karawane midianitischer Händler mitgenommen. Anschließend tränken die Brüder Josephs Umhang mit Ziegenblut, gehen damit zum Vater zurück und sagen ihm, Joseph sei von einem Tier getötet worden. Die Midianiter bringen Joseph nach Ägypten, wo er an Potiphar, den Hauptmann der Leibgarde des Pharao, verkauft wird.

      Gab es einen "bunten Rock"?

      So genau weiß man es natürlich nicht. Es handelt sich vermutlich einmal mehr um eine schlechte Übersetzung. Die korrekte Übertragung für Josephs berühmten "bunten Rock" lautet: "langer Umhang mit Ärmeln". Es ist leicht zu erkennen, warum sich die Übersetzung "bunter Rock" durchgesetzt hat - das Wort klingt viel besser und läßt den Leser nicht an einen schicken Bademantel denken. Ein solcher Umhang wird später noch einmal in der Bibel erwähnt, wobei es sich dann aber um die Kleidung einer Prinzessin gehandelt haben soll. Vielleicht wollte Jakob seinem Lieblingssohn Joseph einen halbköniglichen Status verleihen (oder aber er wollte, daß sein Sohn zu einem Transvestiten wurde). Andererseits haben archäologische Ausgrabungen der letzten 20 Jahre in Ägypten nachweisen können, dass reiche Händler aus den Gebieten des damaligen Kanaan tatsächlich für ägyptische Verhältnisse ungewöhnlich bunt bestickte Kleidung getragen haben.

      Eines steht jedoch fest: Joseph wurde seinen Brüdern vorgezogen, und das mißfiel ihnen sehr. Einmal mehr kristallisieren sich hier die "wichtigen Themen der Genesis heraus: die Geschwisterrivalität, die Bevorzugung des jüngeren Bruders gegenüber den älteren Brüdern sowie, im Zusammenhang mit Josephs Abenteuern in Ägypten, die Vorstellung vom Exil und von der Rückkehr - sicher eine der Zentralfragen in der Bibel für Juden wie für Christen. Entscheidende an dieser Erzählung ist jedoch das Thema der Vergebung.

      Onans "manuelle Sünde"?

      In der Josephs-Erzählung gibt es eine Art Zwischenspiel. Dabei handelt es sich um zwei Geschichten über Juda, den vierten der Söhne Leas, und dessen Familie. Juda heiratet eine kanaanäische Frau und hat drei Söhne, Er, Onan und Schela. Der erste, Er, heiratet eine Frau namens Tamar und begeht ein nicht näher benanntes Verbrechen, woraufhin Gott ihn erschlägt. (Rauhe Zeiten!) Daraufhin befiehlt Juda dem Onan, mit der Witwe des toten Bruders zu schlafen und statt seiner die Kinder großzuziehen - zur damaligen Zeit die Pflicht des Schwagers. Da Onan aber keine Nachkommen großziehen möchte, die zu den Erben seines Bruders werden, "verstreute er seinen Samen" immer dann auf den Boden, wenn er "zu seines Bruders Frau ging". Gott ist nicht erfreut über diesen Ungehorsam und erschlägt auch Onan.

      Dieser kurze Textpassage ist seit jeher der Schrecken aller männlichen Jugendlichen, falls sie sich wie aufrechte Bibelgläubige verhalten möchten. Jahrhundertelang wurde die sogenannte "Sünde des Onan", die man später "Onanie" nannte, fälschlicherweise als biblische Ermahnung gegen Masturbation betrachtet. Daß Onan seinen "Samen zur Erde fallen und verderben ließ" war in Wirklichkeit die Folge eines Coitus interruptus und nicht von "Selbstmißbrauch", wie man die Masturbation auch genannt hat. Daß Onan das Gesetz nicht befolgte, eine Pflicht, die vom Bruder verlangte, seinem toten Bruder Erben zu schenken - das .kostete ihn das Leben und das war eigentlich sein "Vergehen"! Eine ziemlich harte Rechtsprechung. (Also braucht der geneigte gläubige Leser sich keine Gedanken mehr über seine Sünde beim Onanieren zu machen, so lange er damit seiner Umgebung nicht auf die Nerven geht! Aber er sollte auf seine manuellen Fähigkeiten natürlich auch nicht allzu stolz sein! Oder wie war das mit dem W : O - User namens "Wichshänschen"? ;) )

      Doch die Genesis hat noch einiges vor mit Tamar, der Witwe, die erlebt, wie zwei ihrer Geliebten sterben. Juda rät ihr, so lange zu warten bis sein dritter Sohn, Schela, erwachsen ist. Aber als Schela heranwächst, bricht Juda sein Versprechen, daß sich Schela um Tamar kümmern wird. Als ihre Aussichten, Mann und Kinder zu bekommen, dahinschwinden, nimmt Tamar die Sache selbst in die Hand. Sie tauscht ihre Witwenkleidung gegen den Schleier einer Prostituierten und wartet, bis Juda des Weges kommt. Er bleibt stehen und nimmt ihre Dienste mit einem "Quickie" am Straßenrand in Anspruch - vermutlich, weil er sie nicht als seine Schwiegertochter erkennt. Da er gerade kein Geld bei sich hat, sagt er der Prostituierten, er werde sie irgendwann später mit einem Jungtier aus seiner Herde entlohnen. Aber Tamar ist schlau und bittet ihn um seinen Siegelring - einen Ring, mit dem man eine Unterschrift prägt -, der an einer Schnur hängt, und seinen Stab, das antike Pendant zur Kreditkarte.

      Als Tamar schwanger wird, wird sie zu Juda geführt: Sie soll hingerichtet werden, als Prostituierte, die den Tod verdient. Da zieht sie ihre Trumpfkarte -Judas Siegelring mit der Schnur und den Stab.

      Das alles mag uns wie eine merkwürdige, aber unbedeutende Nebenhandlung zur Haupterzählung um Joseph erscheinen. Eine sehr wichtige Fußnote zu dieser Geschichte ist jedoch die "Identität" der Nachkommen von Juda und Tamar. Auch sie sind ein Paar biblischer Zwillinge wie Jakob und Esau, der eine streckt seine Hand aus dem Mutterleib und ist somit praktisch der Erstgeborene, weswegen ihm die Hebamme einen roten Faden ums Handgelenk schlingt. Dann aber kommt doch der zweite Zwilling als erster zur Welt. Sein Name ist Perez. Der Bruder mit dem roten Band erhält den Namen Serach. Perez wird zum Vorfahren Davids - und damit im weiteren Sinne zum Vorfahren Jesu!
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 03:35:26
      Beitrag Nr. 40 ()
      :)
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 10:21:20
      Beitrag Nr. 41 ()
      Will hier noch jemand außer ANOM eine Fortsetzung haben, falls ich mal wieder Zeit habe?
      ;)
      Avatar
      schrieb am 24.10.03 17:37:42
      Beitrag Nr. 42 ()
      Ab wann wird eigentlich ein Thread neuerdings zum "historischen Thread"?
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 17.04.04 13:04:18
      Beitrag Nr. 43 ()
      Damit die Frage aus dem vorhergehenden Posting bezüglich dieses Threads nicht mit "sehr bald" beantwortet werden muß, füge ich dieses Posting ein.
      Bitte nichts posten, Fortsetzung folgt nächste Woche (hoffe ich) ...


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