wallstreet-online-Interview mit Thomas Holzer, Finanzvorstand von Brain International - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum
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Die Aktie des auf ERP-Software spezialisierten Unternehmens Brain International hatte im letzten Jahr zunächst ein überzeugendes Debüt am Neuen Markt gefeiert, büßte aber in den letzten Monaten nach erheblichen Enttäuschungen massiv an Boden ein. Auch die zuletzt bekannt gegebenen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr konnten die hochgesteckten Erwartungen der Investoren nicht erfüllen ...weiter – Grund genug für wallstreet-online einmal bei Thomas Holzer, dem Finanzvorstand von Brain International, nachzufragen, wie es beim einstmaligen Börsenliebling weitergehen wird. Brain, dass eine massive Neustrukturierung plant, musste diese Woche auch seinen Platz im begehrten Nemax 50-Index räumen.
Das wallstreet-online-Interview führte Jörg Kiveris.
wallstreet-online: Worauf führen sie die enttäuschenden Geschäftszahlen im vergangenen Geschäftsjahr zurück? Sie konnten zwar die Umsatzprognosen erfüllen, konnten aber Ihre Gewinnprognosen bei weitem nicht erfüllen ?
Thomas Holzer: Es waren im wesentliche zwei Dinge, die - einerseits den Umsatz und anderseits den EBIT betreffend - dafür verantwortlich waren :
Im 2. und 3. Quartal hatten wir einen großen negativen Impact auf den Umsatz durch die fehlenden Lizenzen infolge der Y2K-Problematik. Durch die Neuabschlüsse im vierten Quartal und die damit verbundene 200-prozentige Umsatzsteigerung im 4. Quartal konnten wir diese Belastungen nicht mehr aufholen. Zum anderen spielte für den EBIT auch die verspätete Kenntnis der Risikoneueinschätzung von Projekten als Sonderbelastungsfaktoren eine große Rolle. Es stellte sich heraus, dass zahlreiche Projekte nicht laufen und aufgrund der Bewertung der Wirtschaftsprüfer den EBIT extrem nach unten gezogen hatten.
wallstreet-online: Lassen wir die Vergangenheit ruhen und schauen wir in die Zukunft. Sie möchten durch massive Umstrukturierungsmaßnahmen dieses Jahr wieder in die schwarzen Zahlen kommen. Wie genau sehen Ihre Pläne aus? Und wann rechnen Sie mit dem Break Even?
Thomas Holzer: Dieses Jahr haben wir zum erstenmal unsere Planung auf DVFA-Vorschriften auf Quartalsebene heruntergeschraubt und veröffentlicht.
Wir sind dabei, unsere Strategie zu überprüfen und zu schärfen. Daraus folgt die Überprüfung der Organisation. Maßgeblich ist aber auch die Überprüfung der Management- und Measurementprozesse, hier wollen wir bis Ende diesen Monats bzw. Mitte April die ersten Resultate und robusten Schritte vorweisen können.
Der EBIT muss kommen, Shareholder Value steht für uns im zentralen Mittelpunkt.
Wir rechnen damit, dass das die Entwicklung in diesem Jahr im 1. und 2. Quartal relativ flach anfängt, um dann maßgeblich im 3. Quartal an die Nullmarke heranzureichen. Im vierten Quartal soll die Nullmarke definitiv durchstoßen werden. Ich rede hier vor allem über Neuabschlüsse und nicht über Dienstleistungen und Auslastungen, denn diese haben einen besonderen Einfluss auf den EBIT.
wallstreet-online: Wie sieht die Auftragslage für das erste Quartal aus?
Thomas Holzer: Die sieht sehr gut aus, vieles „ist aber noch nicht in trockenen Tüchern“. Wir werden aber in Kürze einen großen Auftrag mit einen deutschen Global Player bekannt gegeben, der sich nach langem Ringen für uns entschieden hat. Diese Unternehmen kommt aus dem oberen Mittelstand und besitzt weltweite Konzernstrukturen. Aber wir stehen vorrangig vor der Aufgabe der Restrukturierung, die wir mit Hilfe von externen Unternehmensberatern bewältigen wollen. Durch die Sonderbelastung ist es natürlich schwer, die Projekte zu stemmen.
wallstreet-online: International gelten sie als sehr gut positioniert. 25 Prozent ihrer Umsatzerlöse erzielen sie bereits außerhalb Deutschlands. Wo wollen Sie hin?
Thomas Holzer: Wir wollen dieses Jahr einen Auslandsanteil von 30 bis 40 Prozent erreichen. Bis 2005 wollen wir einen Fifty-Fifty-Anteil von Ausland und Inland haben, das ist unsere Vision. Wir haben insbesondere mit der CMI-Akquisition den Fuß in der Tür zu den richtig großen Global Playern gesetzt, nicht zuletzt zu denen in Amerika. Der amerikanische Markt ist so schließlich so groß wie der in Europa. Die CMI-Übernahme war eine der wichtigsten strategischen Übernahmen, die wir getätigt haben.
wallstreet-online: Sind dieses Jahr noch weitere Übernahmen geplant?
Thomas Holzer: Tendenziell eher nicht. Allerdings tickt der Markt so schnell, dass es doch noch zu einer strategischen Übernahme kommen muss, schließlich „fressen die Schnellen die Langsamen“. Jetzt steht allerdings erst mal im Vordergrund, das Vertrauen unserer Aktionäre und vor allem der Mitarbeiter- und Hauptaktionäre sowie der Finanzgemeinden wieder zurück zugewinnen.
wallstreet-online: Wie würde die Finanzierung bei eventuellen Übernahmen aussehen?
Thomas Holzer: Es gibt mit Sicherheit in dem Bereich neue Modelle. Bisher haben wir Teile von Übernahmen mit Aktien finanziert, außerdem haben wir in der Kasse noch etwas Geld. Genauere Finanzierungspläne, ob über eine Kapitalerhöhung oder nicht, gibt es aber nicht.
wallstreet-online: Kann man mit einen Einstieg von Brain in die Märkte Asiens und Afrikas rechnen? Da sind sie bis jetzt ja noch nicht vertreten.
Thomas Holzer: Wir betreuen bereits die ersten gesteuerten Projekte in Indien. Wir gehen davon aus, dass wir spätestens im nächsten Jahr dort aktive Schritte vornehmen werden. In Südafrika haben wir bereits Installationen bei den ersten vier bis fünf Kunden vorgenommen.
wallstreet-online: Haben Sie keine Angst, dass sich die großen Player wie SAP intensiv um den Mittelstand bemühen werden?
Thomas Holzer: SAP probiert schon länger in dem stark wachsenden Mittelstandsbereich Fuß zu fassen. Aber Angst haben wir nicht. Man muss alles dafür tun, seinen Standard zu halten, der Wettbewerb schärft die Sinne. Aber die Gefahr ist da, dass wir vielleicht gar nicht mehr entscheiden können, ob wir übernommen werden – siehe Dresdner Bank und Deutsche Bank.
wallstreet-online: Ihre Aktie ist von der Marktkapitalisierung relativ billig bewertet. Befürchten Sie, dass Sie übernommen werden könnten? Wie wollen Sie sich dagegen wappnen?
Thomas Holzer: Obwohl auf Brokerboards Gerüchte im Zusammenhang mit einer Kanadischen Firma in der Luft liegen, kann ich Ihnen versichern: weder aktiv noch passiv besteht Kontakt mit dieser Firma. Was können wir tun ? Wir müssen uns jetzt rüsten. Wir versuchen, weiterhin innovativ zu sein, besser zu sein, spezifischer zu sein. Mehr können Sie nicht tun.
wallstreet-online: Aber Ihre Aktie muss dementsprechend ja teurer werden. Was möchten Sie dafür tun? Was tun Sie, um die Anleger stärker an Brain zu binden?
Thomas Holzer: Wir müssen aus fundamentaler Sicht den Umsatz und den EBIT dahin bekommen, dass Vertrauen in die Aktie kommt. Dann wird die Aktie auch wieder steigen. In der Vergangenheit waren unsere Anleger immer Erfolg gewöhnt. Auch waren sie gewöhnt, dass wir das, was wir sagen, auch umsetzten. Das erste, was wir nicht umgesetzt haben, war unser Aktienkurs. Wir müssen im Rahmen der Neustrukturierung auch unsere Kommunikationsstory verbessern sowie probieren, unser Profil besser zu schärfen.
wallstreet-online: Halten Sie unter dem Hintergrund der schlechten Zahlen Ihre Aktie als fair bewertet?
Thomas Holzer: Generell war unser Segment im letzten Jahr nicht sexy. Wir sind unterbewertet, so sehr wie anderer Werte überbewertet sind. Es gibt Unternehmen am Markt, die haben eine fünf- bis zehnfache Bewertung, obwohl sie nicht den EBIT, den Umsatz, nicht die Struktur und die Historie von Brain besitzen. Bei allem Respekt – die Bewertung eines Branchenkonkurrenten wie Bäurer können wir nicht nachvollziehen. Wir glauben, dass wir unterbewertet sind und werden die Sache über die Restrukturierung in den Griff bekommen.
wallstreet-online: Sie hatten ursprünglich zu Ihrem Börsengang geplant, an der NASDAQ ein Zweitlisting vorzunehmen - bestehen diese Pläne noch?
Thomas Holzer: Nein, dass war nicht geplant. Dieses Thema kam durch ein Gespräch mit einem Ihrer Kollegen auf , als wir andeuteten, dass wir in Amerika eventuell eine Holding gründen wollen. Und im dem Zusammenhang brachte ich die Bemerkung, dass es dann eine Überlegung wert sei, diese Holding an die NASDAQ zu bringen. Die Äußerung ist missinterpretiert worden.
wallstreet-online: Nennen Sie mir abschließend Gründe, warum ein Investor gerade ihrer Aktie in das Depot legen sollte?
Thomas Holzer: Als erstes denke ich, dass unsere Aktie unterbewertet ist. Weiter wird sich unsere Substanz in der Zukunft durchschlagen, weil wir Marktführer im mittelständischen ERP-Segment sind. Außerdem haben wir die Globalisierung schon früh gestartet und einen Vorteil erlangt. Ich denke, dass wir diesen Vorsprung auch halten können und dass sich das auch in Zahlen ausdrücken wird. Wir werden das Profil schärfen, dieses Jahr die Neustrukturierung umsetzen und die Aktie wird hochkommen. Brain International ist ein „Geheimtipp“.
wallstreet-online: Herr Holzer, vielen Dank für das Gespräch. Hoffentlich gehen alle Ihre Wünsche in Erfüllung.
"dass einige Projekte nicht laufen"? Hat er geschlafen? Sind
Wirtschaftsprüfer fachlich versierter? Dann nimmt er sich noch weitere
drei Quartale Zeit bis BI in die schwarzen kommen könnte!! Das soll
Shareholder value sein?? Ich nenne das Verdummteufelung der Share-
holder!!
"Das erste Quartal sieht gut aus"- nur ist es bisher Wunschdenken von
TH, da "vieles noch nicht in trockenen Tüchern ist"!! Vielleicht lesen
ja einige potentielle Kunden dieses Interview. Die können sich dann
davon überzeugen, dass es Brain z. Zt. schwer fällt diese zukünftigen
Aufträge "zu stemmen", da diese Fa. ja damit beschäftigt ist,
sich mit sehr viel Geld (der neuen Aktionäre) neu zu strukturieren.
Die haben gar keine Zeit mehr für das Tagesgeschäft!!
Da würde ich an TH`s Stelle auch nicht weiter über das EBIT sprechen
wollen. Ja, und wenn es dann mal so gar nicht läuft, dann gibt es
vielleicht einige Grosse an die man die Klitsche verkäuft. Was soll
es- als Gründer hat man ja seine Schäfchen mit der Neuemission von
Brain ins Trockene gebracht?? Und das nennt sich Shareholder value!!
Herr Holzer, sie haben mit ihrer Geschäftspolitik des letzten
Jahres ihre Anleger masslos enttäuscht!! Mit derartigen Interviews,
wie dem obigen verspielen sie den letzten Rest von vielleicht
naivem Vertrauen!!
Ach ja, wo sind denn tatsächliche Neuigkeiten zum Geschäft, wie
- neue Aufträge?
- Spektakuläre Kostensenkungen?
- B2B in der Automobilindustrie - Abschlüsse?
- Cebit News- War wohl nicht viel??
- Hannover Messe??
- Aufträge aus dem Y2K- Auftragsstau??
Würde ich an ihrer Stelle auch nichts zu sagen!!
flips
(Gesellschaft für Network-Training - Neuer Markt, 11.3 Euro)
Ganz aktuell : 100.000 IT-Leute fehlen
(vor allem Netzwerk-Spezialisten),
1.2Milliarden DM wird in Ausbildung gesteckt,
GFN (Netzwerk- und IT-Ausbilder) profitiert sehr stark davon !
(Am Donnerstag / 30.3. kommen gute Zahlen raus !
Unter http://gewinnwachstum.de/aktuell.htm
habe ich diese tolle Empfehlung soeben gelesen.
MfG as2000
entsprechend darstellen können und darüber hinaus auch noch offensichtlich
bei jedem Schritt wissen, warum er getan wird und zu welchem Ziel er
führt. Zb. ist Brokat eine solche Firma.
nächstes jahr werden wir und freuen...
prausetti
zum Thema Brain International gibt´s im Moment nichts, aber auch gar nichts zu sagen. Der Vorstand reagiert viel zu langsam und scheut (schwäbische Konservativität) jegliches Risiko. Im heutigen Marktgeschehen muß man einfach uns Investoren Fantasien bieten und genau da hapert es. Keine Phantasie bzgl. B2B, B2C, Marktplatz oder eCommerce. Die muessen was tun sonst sind die ganzen fundamentalen Daten bald nicht´s mehr wert, weil im Moment nicht von Interesse. Bein einem Kurs so um die 20€ bin ich mir sicher, dass Brain ein Übernahmekandidat werden wird, da das ERP hervoragend ist.
Ich hoffe die Herren im Vorstand erwachen und werden endlich mal in zukunfsträchtige Technologien und Ideen investieren, nur dann geht´s mit unseren Kursen wieder aufwärts.
Liebe Grüße
euer
flasboy
Sollten die 1Q Zahlen am Dienstag jedoch enttäuschen, ist ein weiterer Kursrutsch sicher. Das wäre ärgerlich, aber langfristig sehe ich doch mehr Chancen als Risiken.
Umsatzwachstum und positives EBIT oder mal wieder nur! Umsatzwachstum und Verluste.
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