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    Biotech: Auszug aus Interview mit GoingPublic - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.07.00 23:45:32 von
    neuester Beitrag 13.07.00 00:26:40 von
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      schrieb am 12.07.00 23:45:32
      Beitrag Nr. 1 ()
      Interview mit Karim Serrar, Chefredakteur von GoingPublic, vom 4.Juli 2000.
      ( vom Comdirect Forum )




      N24: Der Bio-Technik-Boom besteht seit vergangenem Herbst. Eine internationale Forschungsgruppe erklärt, sie habe im Rahmen des sog. "menschlichen Genomprojektes" alle Chromosomen des menschlichen Erbgutes entschlüsselt. 1990 gabe es bereits einen Boom der Branche, der 1994 endete. Ist auch der aktuelle Boom nicht von Dauer?


      GoingPublic: Sie haben recht, da gibt es zahlreiche Parallelen. Wenn man mal etwas weiter ausholt, gerade im Biotechnologie-Bereich ist es so, dass es einen ‚Fund-Raising-Cycle`, einen Kapital-Aufnahme-Zyklus gibt. Es ist immer so, wenn große Durchbrüche in der Forschung gelingen, so wie es im Moment der Fall ist, wird der Blick der Anlegerschaft, also auch der Privatanleger, verstärkt auf diese Branche gelenkt. Das war schon einmal Ende der achtziger Jahre der Fall, damals war es Genentech, das erste Biotechnologie-Unternehmen, das an die Börse gegangen ist. Anfang der neunziger Jahre gab es einige Durchbrüche, vor allem von Amgen, mittlerweile der Blue-Chip in der Branche, ein Unternehmen, das tiefschwarze Zahlen schreibt und eine ganze Anzahl von Produkten am Markt hat, die sich sehr gut verkaufen. Immer dann wird also der Blick dahin gelenkt. In der Regel folgt dann auch eine Phase der Ernüchterung; nämlich dann, wenn es Rückschläge gibt, wenn Medikamente, die - wie man meinte - kurz vor der Zulassung stehen, vielleicht doch nicht zugelassen werden, weil doch noch Bedenken oder ernst zu nehmende Nebeneffekte aufgetreten sind. Dann kann ganz schnell wieder die Luft rausgehen.


      N24: Wir hatten ja so einen Einbruch. Der Boom begann im Herbst vergangenen Jahres; aber es gab dann auch schon einen schwarzen Tag für die Branche - das war am 14. März. Da brach der Nasdaq-Biotech-Index um 12,5 Prozent ein. Das war einer der tiefsten Stürze, den die Branche im Herbst gesehen hatte. Dies war eigentlich ein Missverständnis. Sie sagten eben, Clinton sei eigentlich schuld daran, gemeinsam mit Blair plädierte er dafür, dass Genkarten öffentlich zugänglich gemacht werden sollten. Das hat die Branche ja so verstanden, dass die in der Forschung mühsam erarbeiteten Wettbewerbsvorteile schwinden. Dies war aber ein großer Irrtum, denn Blair und Clinton hatten zugleich gesagt, dass das geistige Eigentum dieser Bio-Tech-Gen-Firmen künftig geschützt werden muss. Also eigentlich war es kein schwarzer Tag, sondern es war ein schöner Tag für die Branche, weil erstmals auch die Politiker erkannt haben, sie brauchen Patente, die geschützt werden müssen. Wie kam es denn trotzdem dazu? Sind da lauter Fonds-Manager am Werk - wahrscheinlich waren es die Profis, die den Crash ausgelöst hatten, die garnicht genau wissen, wie es in dieser Branche zugeht.


      GoingPublic: Ich verstehe, wie Sie es ausführen. Die Börse ist ja ein Antizipationsmechanismus; das heißt, die Börse nimmt die realwirtschaftlichen Entwicklungen - früher galt die Regel 12 bis 24 Monate - vorweg; manchmal geht es über einen weiteren Horizont hinaus, manchmal geht es etwas kürzer. Und wenn eine Branche mal sehr heiß gelaufen ist, wie wir es beispielsweise zwischen November und März 2000 erlebt haben, wenn Kurse sich plötzlich verdrei-, ver-vier- verfünffachen, manchmal verzehnfachen, dann ist einem Profi - ob es jetzt ein ausgebuffter Privatanleger ist oder vielleicht der Vorstand einer Biotechnologie- oder Pharmagesellschaft oder ein Fondsmanager - auch eine Nachricht gut genug, um Gewinne glatt zu stellen, man kann ja nicht davon ausgehen, dass Gewinne in den Himmel steigen.


      N24: Also kein Missverständnis, sondern im Grunde genommen eine Chance, um Gewinne einzufahren, zu verkaufen, wieder reinzugehen in den Markt.


      GoingPublic: Ganz genau. Das haben ja viele schon wieder getan. Also wir hatten im März den von Ihnen angeführten Einbruch. Der hat sich zwei, drei Wochen fortgesetzt, dann hat sich eine Bodenbildung abgezeichnet und die Qualitätsunternehmen haben seitdem schon wieder 50 Prozent, 75 Prozent, manche 100 Prozent ihres zuvor erlittenen Kurseinbruchs wettgemacht.



      N24: Stichwort Qualitätsunternehmen. Wir kommen jetzt mal zu einzelnen Werten. Es gibt eine Frage von Oliver. Er möchte wissen, ob es jetzt noch lohnt, bei Celera einzusteigen?


      GoingPublic: Ich würde sagen, dass der günstige Zeitpunkt verpasst worden ist, das wäre so Ende März, Anfang April gewesen, als diese Ausverkaufsstimmung da war. Celera hat ähnlich wie andere Genomic-Unternehmen mittlerweile den erlittenen Kurseinbruch weitgehend wieder wettgemacht. Insofern würde ich sagen: abwarten, bis schlechte Nachrichten für einen neuerlichen Kurseinbruch sorgen.


      N24: Stichwort Genomic-Unternehmen. Ich hatte eingangs gesagt, da gibt es innerhalb der Gen-Branche verschiedene Unternehmen und Anbieter, es gibt Forscher, Tester, Produktentwickler, Hersteller mit unterschiedlichen Risiken. Wo würden Sie Celera einordnen?


      GoingPublic: Das ist auf jeden Fall ein Unternehmen mit großer Phantasie nach oben. Das Geschäftsmodell sieht so aus, dass Bestandteile des menschlichen Genoms entschlüsselt werden und das dann hinterher für gezielte Medikamentenentwicklung, etwa im Bereich Krebs- oder Herzkrankheiten oder Autoimmunkrankheiten eingesetzt wird. Was Sie sagten ist völlig richtig, nur die andere Seite von einem hohen Risiko ist natürlich auch die hohe Chance; das heißt, ich würde bei Biotech-Investments schon dafür plädieren, Unternehmen mit großem Potential zu wählen, das heißt Wirkstoffforscher. Wenn die dann einmal Mittel gegen Alzheimer oder gegen Parkinson - Krankheiten, die einen riesigen Markt darstellen - entwickeln, dann profitiert man auch von der ganzen Kurssteigerung.


      N24: Die war ja bei Celera enorm. Die ging bis auf 273 € hoch - ich habe das 52-Wochen-Hoch noch im Kopf - und kam von 7 €, sind dann ja ein Stück eingebrochen. Von daher ist die Frage berechtigt: Sind die vielleicht im Vergleich zu dem 52-Wochen-Hoch nicht relativ günstig?


      GoingPublic: Gemessen an den 273 € erscheint sie relativ günstig. Gemessen an den 7 ist sie aber relativ teuer. Da bin ich der Auffassung, daß man versuchen sollte, solche Aktien günstig zu kaufen, weil dann kann man auch mit eventuellen Seitwärtsentwicklungen oder Korrekturphasen gut leben. Das macht dann 20, 30, vielleicht auch mal 40 Prozent aus - soviel Toleranz sollte man bei Biotech-Investments ohnehin mitbringen. Die Laborgeräte- und Testverfahrenhersteller profitieren natürlich von der Goldgräberstimmung: Pharma-Unternehmen und neu gegründete Biotech-Unternehmen benötigen solche Labor- oder Testgeräte. Da sind die Auftragsbücher sicherlich voll. Allerdings können solche Unternehmen auch längerfristig mit Wachstumsraten in absteigender Folge von 50, 40, vielleicht 30, manchmal 20 oder nur noch 15 Prozent rechnen, während ein Wirkstoffforscher, der vielleicht wirklich ein Medikament an den Markt bringt, eine unbeschränkte Kursphantasie aufweist. Da gibt es zahlreiche Beispiele.


      N24: Wie beurteilen Sie die Girindus-Aktie? Ein deutsches Unternehmen am Neuen Markt.


      GoingPublic: Girindus beurteile ich sehr positiv, wobei das wieder ein Gerätehersteller ist. Die Wachstumsraten könnten so bei 50 Prozent per anno für die nächsten Jahre liegen. Aber es wird dann eher abflachen und die große Phantasie die jetzt beispielsweise bei GPC Biotech - ein Wirkstoffforscher - ist bei Girindus nicht gegeben.


      N24: Nun hat GPC Biotech einen starken Konkurrenten, Medigene, die in Wissenschaftskreisen einen sehr guten Ruf haben und im vergangenen Jahr eine 20-Millionen-Dollar-Allianz mit Aventis eingegangen sind. Hat Girindus einen ähnlich starken Konkurrenten?


      GoingPublic: In diesen Feldern, wo Girindus tätig ist, tummeln sich viele Unternehmen, diesen Markt muß man international, global betrachten. Dass sich GPC und Medigene in einzelnen Bereichen Konkurrenz machen, ist nicht auszuschließen. Es gibt eine Vielzahl von amerikanischen Unternehmen, die ebenfalls Konkurrenz machen. Aber das ist jetzt nicht so zu sehen, als wenn es um ein neues Stahlverfahren geht oder um eine neue Servolenkung bei Automobilen. Gerade die Gentechnologie bietet vielfältige Ansatzmöglichkeiten. Um mal das Potential darzustellen: Bis heute sind lediglich etwa 30 Prozent der bekannten Erbkrankheiten überhaupt therapierbar und die klassische Pharmakologie, also die auf der Basis chemischer Substanzen arbeitet, ist bisher nicht sehr weit gekommen in der Behandlung solcher Erbkrankheiten. Da weist die Biotechnologie, das gentechnologische Vorgehen sehr viel bessere Erfolgsquoten auf.


      N24: Wo sehen Sie Biodata IT in sechs Monaten?


      GoingPublic: Da wird eine typische Verwechselung evident. Biodata ist natürlich ein IT-Unternehmen, wobei der Name darauf hinweist, dass es eben ein Biotechnologie-Unternehmen ist. Die Aktie ist sehr gut gelaufen, das Unternehmen ist auch sehr gut positioniert. Es ist allerdings in dem Bereich Sicherheit, das heißt Firewall-Lösungen für Netzwerke tätig, eher im Bereich Internet oder Local Area Network. Ich weiß nicht, wieviel von der Bewertung der Biodata darauf zurückzuführen ist, das manche Anleger meinen, dass das ein Biotechnologie-Unternehmen ist.


      N24: Eine Frage von bulldogg: Welchen Bereich des Life-Science halten Sie für den aussichtsreichsten? Da gibt es den Agrarmarkt und die Gesundheit.


      GoingPublic: Man hat diese Aufteilung vorgenommen. Und viele Unternehmen, darunter auch die großen deutschen Chemie-Unternehmen, haben sich sehr stark auf den Bereich Agrobusiness ausgerichtet. Da geht es also um Saatgut, um biologische Pestizide, die unsere Nahrung nicht mehr vergiften, sondern Schädlinge auf anderen Wegen abhalten, etwa durch Freisetzung bestimmter Duftstoffe oder durch Bildung von unschädlichen Schutzschichten oder durch Aussetzen von Mikroben. Allerdings hat sich gezeigt, dass sich die Phantasie, die in diesen Bereich hineininterpretiert wurde, nicht realisiert hat. Mittlerweile müssten Ergebnisse sichtbar sein, sie sind es aber nicht. Auf der anderen Seite ist es so, dass in Deutschland, England, auch in den USA und in anderen Ländern in der Bevölkerung ein erheblicher Widerstand gegen gentechnisch veränderte Nahrungsmittel bzw. überhaupt gegen gentechnische Freilandversuche aufgetreten ist. In England ist vor einigen Monaten ein sehr gutes Unternehmen mit zahlreichen Patenten deshalb pleite gegangen, weil kurzfristig die Wogen sehr hoch geschlagen sind und gentechnisch veränderte Nahrungsmittel bei der Bevölkerung keinerlei Akzeptanz mehr erhalten haben. Daraufhin ist dem Unternehmen der Geldhahn abgedreht worden.


      N24: Das heißt also, dass die Zukunft im Bereich der Bio- und Gentechnologie liegt?


      GoingPublic: Das würde ich so sehen.


      N24: Gudrun will wissen: Hätten Sie gedacht, das Morphosys in solch` luftige Höhen steigen würde?


      GoingPublic: Wir hatten die Aktie sehr stark favorisiert beim Börsengang und auch in den ersten sechs bis acht Monaten nach dem Börsengang. Die Aktie hat sich lange zwischen 25 und 15 € bewegt. Wir hätten gedacht, dass die Aktie langfristig sehr hoch steigen kann. Dass sie aber bis auf 400 € in so kurzer Zeit steigt, hat uns überrascht und es ist - wenn man sich das genau anschaut - auch ein Zeichen für eine Überhitzung, wo durch Börsendienste und ‚heiße Tipps` Aktien in astronomische Bewertungshöhen getrieben werden. Und es ist auch ein gutes Beispiel: Uns ist aufgefallen, das Morphosys zum Zeitpunkt des Börsengangs einen Streubesitz von 30 Prozent hatte, also 30 Prozent der Aktien wurden platziert beim breiten Anlegerpublikum, damals noch 93 Prozent bei Institutionen. Heute haben wir einen Streubesitz mit einer Quote von 60 Prozent. Das heißt, die Alt-Aktionäre haben diese hohen Kurse genutzt, um ihre Aktien zu einem sehr hohen Preis abzugeben. Bei den Kursen hätte ich das auch nicht anders gemacht. Denn bei aller Sympathie und Hochschätzung für Morphosys - und ich habe die Aktie auch oft öffentlich empfohlen - Kurse über 200 € sind nicht gerechtfertigt. Das zeigt auch, wie durch Medienberichterstattung die Taschen von Venture-Capitalists gefüllt werden können.


      N24: Was sagen Sie dann: bei unter 200 € dazukaufen und darüber verkaufen?


      GoingPublic: Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß die Aktie deutlich unter 100 € zurückgeht und da gehört sie meiner Meinung nach zu dem Zeitpunkt auch hin. Nur zur Erinnerung: Morphosys wird frühestens im Jahr 2006 die Gewinnschwelle nachhaltig überschreiten; d.h. tiefschwarze Zahlen schreiben. Das ist noch ein langer Weg dahin. Bis Morphosys das erste eigene Produkt hat, das zu einer Marktzulassung kommt, werden noch viele Jahre ins Land gehen. Man muß sich das so vorstellen: Es gibt vorklinische Untersuchungen und dann gibt es klinische Versuchsreihen - Phase 1, Phase 2, Phase 3. Und die klinischen Versuchsreihen haben noch gar nicht begonnen.


      N24: Welchen Life-Science-Fonds können Sie empfehlen? Welches sind eher Risiko-Fonds?


      GoingPublic: Da möchte ich auf eine der letzten Ausgaben des "GoingPublic"-Magazins verweisen. Dort wurde das Thema gründlich unter die Lupe genommen. Weil ich persönlich kein großer Freund von Fonds bin, kann ich Ihnen das aus dem Stegreif leider nicht beantworten.


      N24: Begründen Sie bitte Ihre Meinung, denn Fonds bieten Kleinanlegern, die sich nicht so umfassend informieren können, die Möglichkeit, sich eben nicht auf einen einzigen riskanten Biotechnologie-Wert festzulegen.


      GoingPublic: Der Punkt ist einfach der: Wenn man sich das langfristig anschaut, erreicht richtige Vermögenszuwächse nur derjenige Stock-Picker, der sich gezielt für einzelne Aktien entscheidet und dann auch solange dabei bleibt, bis ein fairer Preis überschritten ist. Ich war selbst mal Fonds-Manager. Fonds haben oft - insbesondere in der jüngeren Zeit - einen sehr starken Performance-Druck und Investitionsdruck; dann ist z.B. das passive Management von Vermögenswerten sehr stark auf dem Vormarsch, d.h. sehr häufig wird nur ein Index abgebildet. Das kann der Anleger selbst, da muß er nicht hohe Gebühren bezahlen, Management-Fees, Ausgabeaufschlag. Richtige Stock-Picker bei den Biotechnologie-Fonds sind mir bisher noch nicht aufgefallen.


      N24: Sind denn Zuwächse von 200 bis 300 Prozent Ausnahmefälle?


      GoingPublic: Da gibt es so etwas wie eine systemimmanente Anpassung. Wenn eine Aktie von 5 US-$ auf 100 US-$ steigt, dann steigt auch ihre Marktkapitalisierung. Ein Fonds, der einen Index abbildet, der muß praktisch immer mehr kaufen, damit er seine Gewichtung hat und damit treibt er den Kurs auch immer weiter nach oben. Und wenn Sie sich vorstellen, dass es mehrere Fonds machen, dann haben Sie teilweise auch völlig irrational bewertete Aktien. Nur ein Beispiel: Im letzten Jahr hat eine Aktie, die Millenium-Pharmaceutical - auch ein Genomics-Unternehmen - 1.800 Prozent zugelegt. Auch Morphosys hat im vergangenen Jahr mehrere hundert Prozent gebracht. Insofern bin ich der Meinung, daß hier ein Stock-Picker einem Fond in der Regel überlegen ist.


      N24: Die nächste Frage von Zerebrat1: Welche Kriterien wenden Sie an, um Unternehmen der Bio-Tech-Branche zu benchmarken?


      GoingPublic: Das ist eine sehr versierte Frage. Die Kriterien sind aus meiner Sicht erst einmal der Track-Record, also die Erfolgsbilanz eines Unternehmens. Bei Unternehmen wie Amgen oder Biogen, die jetzt schon etliche Jahre Erfahrung haben und schon erfolgreich gezeigt haben, das sie Produkte entwickeln und auch bis zur Marktreife führen können, sieht man einfach, daß das Management mit den Abläufen vertraut ist. Ein Unternehmen, das noch nie ein Medikament bis zur Marktreife entwickelt hat, muß es erstmal beweisen. Wenn es das bewiesen hat, dann kann es sich auch wiederholen. Da gibt es auch einige Beispiele.


      N24: Viele Unternehmen durchlaufen diesen Prozeß nicht. Das ist ein Kriterium, das man nur auf die Unternehmen anwenden kann, die auch produzieren.


      GoingPublic: Das ist absolut richtig. Wir kommen dann zu dem weiten Feld der Geschäftsmodelle. Es gibt natürlich mittlerweile sehr viele Unternehmen, die gar nicht mehr in der Wirkstoffforschung tätig sind, sondern die sich beispielsweise darauf spezialisiert haben, Drug-Delivery-Systems abzusetzen. Um ein Beispiel zu nennen: Man nimmt ein tropisches Virus, entfernt die gefährlichen Eigenschaften des Virus`, beispielsweise genau in die Galle oder in die Leber zu gehen, und packt dort das Medikament hinein, das genau an diese Stelle soll, in individueller Dosierung. Wenn ein Unternehmen so etwas kann und dies auch patentrechtlich abgesichert hat, dann muß es keine Wirkstoffe erforschen. Dann verdient es praktisch an jeder Medikation, die verordnet wird, einen Prozentsatz.


      N24: Es können auch Übernahmen- nicht nur die Allianzen in der Branche - ein Kriterium sein.


      GoingPublic: Allianzen sind ein integraler Bestandteil der Branche geworden. Das Potential zur Unternehmensübernahme ist da, wobei dort auch der kulturelle Unterschied zu sehen ist. Es gibt viele Beispiele dafür, daß große Pharma-Konzerne Biotechnologie-Unternehmen übernommen haben und unterschiedliche Firmenkulturen zusammentreffen und die ‚Gehirne` abwandern und wieder ihre eigenen Firmen gründen oder neue Aufgaben annehmen. Darauf muß man schon sehr genau achten, ob Modelle, bei denen ein Groß-Aktionär, ein Pharma-Konzern 20 bis 30 Prozent hält, Sinn machen.


      N24: Was halten Sie von Analytik Jena?


      GoingPublic: Analytik Jena ist ein aktueller Neu-Emmissions-Kandidat. Vor ein oder zwei Tagen war die Erstnotiz - sehr erfolgreich. Das Unternehmen bezeichnet sich auch als Marktführer in einem eng definierten Markt. Im letzten Jahr sind 19 Millionen € Umsatz erzielt worden. Insgesamt weltweit ist der Laborgeräte-Markt 94 Milliarden US-$ groß. Jetzt kann man sich natürlich einen Teilbereich definieren und dort dann auch Marktführer sein. Das Unternehmen steht soweit ganz gut da. Es ist ein Laborgeräte-Hersteller. Die Mitarbeiter haben sich Anfang der neunziger Jahre von Jenoptik gelöst, ein eigenes Unternehmen aufgebaut, zunächst nur als Vertrieb organisiert, mittlerweile gibt es auch eigene Entwicklungen, die auch patentrechtlich abgesichert sind. Punktum: Uns erscheint die Aktie mit der Emmissionsbewertung zu hoch. Insoweit würden wir sie nach einem kräftigen Kursrückschlag als Kaufkandidat einstufen.


      N24: Glauben Sie, dass die Bio-Technologie-Branche die Internet-Werte als Zukunftswerte ablösen könnte?


      GoingPublic: Ich bin schon von jeher zutiefst davon überzeugt, dass Bio-Technologie bzw. die Life-Science-Industrie die Branche der Zukunft ist. Vom Internet war Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre zunächst nur in sehr engen Kreisen die Rede. Dann nahm es eine explosive Entwicklung. Ich bin auch davon überzeugt, daß sich das fortsetzt. Bei vielen Ähnlichkeiten ist der große Unterschied allerdings: Wenn ich einen Wirkstoff entwickelt habe oder ein Verfahren, wie ein Wirkstoff bei Krankheit an den richtigen Ort ohne Nebenwirkungen kommt, und das vielleicht kostengünstiger als bisher, dann habe ich ein Patent und das läuft in den USA 15 Jahre und weltweit ähnlich lange. D.h. ich habe im Prinzip eine Lizenz zum Gelddrucken. Im Internet-Bereich gibt es ganz wenige Unternehmen, die in so eine Position kommen. Cisco Systems wäre eines. Es gibt bestimmt noch eine Handvoll Unternehmen, die in einer ähnlich dominierenden Stellung sind. Allerdings stellt es sich dort mit den abgesicherten Gewinnen ganz anders dar.


      N24: In dieser Branche spielt der demographische Faktor den Unternehmen in die Hände, die Leute werden immer älter. Hier in Deutschland kann man dies an der Rentenpolitik erkennen. Was die Sozialpolitiker verrückt macht, freut die Pharma-Industrie. Die Gen- und Bio-Technologie-Branche freut dies als Lieferanten der Pharma-Industrie, weil der Bedarf an Medikamenten immer da sein wird. Kann man sagen, daß die Gen- und Bio-Technologie-Branche parallel zur Pharma-Industrie läuft?


      GoingPublic: Ich glaube, sie wird die Pharma-Industrie überholen. Vielleicht nur kurz zur Verdeutlichung: Im Prinzip ist es so, dass das, was wir heute als Medikamente kennen oder Anfang der neunziger Jahre kannten, das waren chemische Substanzen. Der übliche Weg war der: Man hatte eine chemische Substanz, hat mal geschaut: Was kann man damit machen? Wie wirkt die? Wo wirkt die? Dann kam eine von 10.000 chemischen Substanzen als Arzneimittel auf den Markt. So wurden Aspirin, Paracetamol und all die schönen chemischen Wirkstoffe, die wir kennen, entwickelt. Die durchschnittlichen Kosten bis weit in die neunziger Jahre waren 250 bis 350 Millionen US-$, bis so ein Wirkstoff auf den Markt kam. Die biotechnologische Methode ist der chemischen schon dadurch eindeutig überlegen, daß erstens eine sehr viel geringere Anzahl von Wirkstoffen getestet wird; nicht 10.000 zu 1, sondern das Verhältnis ist erheblich geringer. Zweitens ist die zeitlich Dauer sehr viel begrenzter. Biotechnologisch gewonnene Wirkstoffe können, wenn es sehr günstig läuft und eine hohe Dringlichkeit vorhanden ist, von der Zulassungsbehörde sehr viel schneller und unbürokratischer zugelassen werden. Drittens liegen die durchschnittlichen Entwicklungskosten eines biotechnologisch gewonnenen Medikaments bis zur Marktfähigkeit mittlerweile bei 180 Millionen US-$, also knapp die Hälfte dessen, was eine chemische Substanz kostet.


      N24: Wenn man sich die Branchen-Indizes anschaut, dann kann man erwarten, dass der Index der Bio-Technologie-Werte den der Pharma-Werte in den kommenden Jahren überholen wird.


      GoingPublic: Davon würde ich ausgehen.


      N24: Ein Zuschauer fragt: Ich habe Sequenom in meinem Bio-Tech-Depot übergewichtet. Was halten Sie davon?


      GoingPublic: Sequenom ist ein US-Wert mit Wurzeln in Hamburg. Das Unternehmen hat zwei Sitze, einen in den USA und einen in Deutschland. Es hat den Weg gewählt, zuerst an die NASDAQ zu gehen - wie seinerzeit übrigens auch Qiagen. Sequenom hat eine aussichtsreiche Technologie, die auch von der patentrechtlichen Seite gut abgesichert ist. Allerdings ist die Aktie mittlerweile im Verhältnis zu amerikanischen Werten recht hoch bewertet. Insofern würde ich die Aktie nicht übergewichtet lassen, sondern eher reduzieren.


      N24: Also Gewinne mitnehmen und die Aktie im Depot herunterfahren? Grundsätzlich gefragt: Wieviel sollte ein Wert im Depot ausmachen?


      GoingPublic: Kann man pauschal nicht sagen. Ich finde, da muss man vorgehen wie ein guter Vermögensverwalter. Nämlich erst einmal den Anlagebedarf, den Anlagehorizont, die Vermögensverhältnisse des einzelnen eruieren und auch prüfen, inwieweit er sich über Risiken bewusst ist und die auch einschätzen und verkraften kann. Ein Rentner, der monatlich 2.000 DM Rente erhält und 20.000 DM Erspartes hat, dem würde ich jetzt nicht unbedingt empfehlen, in Bio-Technologie-Werte zu investieren.


      N24: Weil da ein Crash droht und man den wieder ausgleichen muss?


      GoingPublic: In dem Alter sollte man einfach keine so hohen Risiken eingehen. Ich habe gestern ein Interview mit Herrn Burda gesehen, der ist Sechzig geworden und interessiert sich sehr für Internet und Bio-Technologie. Der kann natürlich mit seinem Vermögen ein bisschen investieren. Für junge Leute, bei denen die Erreichung des Pensionsalter noch weit in der Zukunft liegt, kann man von den Prozenten schon etwas höher gehen. Auch wenn man keine spezielle Affinität zu der Branche hat. Aber jemand, der beispielsweise Arzt ist oder Chemiker oder Biologe, der also auch ein Gefühl für die Branche hat, und das bewerten kann, der kann da auch sehr viel höher gehen. Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt und man auch versteht, worin man investiert


      N24: Kann denn in dieser Branche ein Fonds-Manager ohne die Hilfe von Ärzten ein guter Fonds-Manager sein? Kann er denn erkennen, was ein zukunftsträchtiges Unternehmen ist?


      GoingPublic: Eigentlich nicht. Allerdings gibt es inzwischen auch Fonds-Manager, die ausgebildete Biologen sind, die eben genau aus diesem Grund Manager für einen Bio-Technologie- oder Life-Science-Fonds werden. Aber auch Experten brauchen ein ganzes Netzwerk von Experten, allein um die Patent-Situation einschätzen zu können. Man braucht die Vorstände der Bio-Technologie-Unternehmen, die Consultants, auch Ansprechpartner in der Pharma-Industrie sind wichtig, ob ein bestimmtes Konzept überhaupt tragfähig ist, ob es überhaupt umsetzbar ist, ob überhaupt ein Markt für ein solches Produkt vorhanden ist, ob die Krankenkassen dieses Produkt finanzieren. Lohnt sich eine Behandlung bei einem bestimmten Krankheitsbild und einer angenommenen Lebenserwartung? Dies sind im Endeffekt ethische Fragen.


      N24: Welche drei persönlichen Top-Werte haben Sie?


      GoingPublic: Da wäre Incyte-Genomics. Das Unternehmen ist schon ziemlich lange am Markt und hat sich praktisch zum Erfolg verurteilt. Das besondere am Geschäftsmodell ist, dass Datenbanken aufgebaut werden, ähnlich wie es andere Unternehmen auch tun, und für die Nutzung dieser Datenbanken müssen dann Unternehmen wie Novartis, Schering oder andere namhafte Unternehmen Lizenzgebührenzahlen. Insofern hat Incyte-Genomics einen laufenden cash-inflow. Und das andere ist, wenn auf Basis der Datenbanken, die Incyte-Genomics erstellt hat, beispielsweise Schering in einigen Jahren ein neues Medikament auf den Markt bringt, dann wird wiederum ein bestimmter Prozentsatz an Incyte-Genomics fällig. Ein weiterer Wert wäre Biogen, eher ein Blue-Chip der Branche. Sie haben schon mehrfach bewiesen, dass sie es können. Der Kurs ist noch relativ günstig bewertet nach dem Rückschlag, er hat sich also noch nicht voll erholt. Schließlich als dritten Wert würde ich in den Bereich der klassischen Pharma-Unternehmen schauen und da finde ich Schering Plough - die hat jetzt nichts mit der klassischen Schering zu tun -, ein aus Fusionen entstandenes amerikanisches Unternehmen, hervorgegangen aus der ehemals verstaatlichten US-Tochter von Schering. Das ist ein Unternehmen, das seit Jahrzehnten sehr stetig wächst und sehr frühzeitig Anfang der Achtziger Bio-Technologie entdeckt hat, sich beteiligt hat, Allianzen geschlossen hat. Das wären meine drei Favoriten.


      N24: Bei Biogen würde ich gerne nachfragen. Dort ist der Hauptumsatzträger ein Medikament gegen Multiple Sklerose mit einem Umsatz von 132 Millionen US-$ jährlich. Die deutsche Schering als Konkurrent bietet ein ähnliches Produkt an. Welches Produkt ist am Markt bekannter?


      GoingPublic: Die Biotechnologie ist als globale Industrie zu sehen, wobei es allerdings so ist, dass der amerikanische Markt der größte Markt ist und insofern auch der effizienteste Absatzmarkt. Es ist ein Multi-Milliarden-Markt, der auch größer ist als der europäische Markt, wenn man die €-Länder nimmt. Ein Medikament - das ist ähnlich wie bei den Spielfilmen - kommt dann früher oder später auch zu uns. Das ist eher die Ausnahme, dass bestimmte Medikamente erst mal in England oder in Schweden oder in Spanien beantragt werden.


      N24: Sind Schering und Biogen an diesem Markt Konkurrenten?


      GoingPublic: Der Markt bei Multiple-Sklerose-Medikamenten ist so riesig, da könnten sich noch zwei oder drei Unternehmen bewegen und trotzdem könnten die Aktien über die Jahre stark steigen. Und es ja nicht so, dass jeder das gleiche Medikament verträgt.


      N24: Das klingt fast wie eine Empfehlung für Schering.


      GoingPublic: Unter den deutschen Standard-Werten halte ich Schering für eines der besten Unternehmen.


      N24: Wie sieht es mit Bayer aus?


      GoingPublic: Nehmen Sie Siemens. Wenn wir da ein bis zweieinhalb Jahre zurückgehen, hätte auch keiner daran geglaubt, daß Siemens jemals die Kurve bekommt. Restrukturieren, Refokussieren, Tochterunternehmen an die Börse bringen, Shareholder-Value, Leistungsanreize für das Management, usw. Der Kurs hat sich um über 200 Prozent seitdem entwickelt, weil eben glaubhaft gemacht werden konnte, dass konkrete Schritte gegangen werden. Wenn Bayer das auch mal glaubhaft macht, dann hat die Aktie ein ähnliches Potential.


      N24: Ein Zuschauer fragt: Ich habe Plasmaselect viel zu teuer gekauft. Soll ich jetzt abstoßen oder warten?


      GoingPublic: Ich würde die Aktie verkaufen und zwar aus folgendem Grund. Es ist ein Ein-Produkt-Unternehmen. Der Markt für dieses Unternehmen ist relativ eng umgrenzt, insofern ist das Unternehmen immer anfällig für neue Wettbewerber. Da geht es um Blutreinigung. Man entzieht das Blut und reinigt dann bestimmte Stoffe heraus.


      N24: Das ist an sich eine gute Marktnische, nur es ist eben schlecht, wenn man nur ein einziges Produkt anbietet.


      GoingPublic: So ist es. Und die Bewertung ist einfach zu hoch. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, obwohl das alleine nicht sehr aussagekräftig ist, liegt bei deutlich über 50 bezogen auf das nächste Jahr. Ob das jetzt alleine durch das Wachstum bei diesem einen Produkt gerechtfertigt ist, möchte ich bezweifeln.


      N24: So groß ist die Auswahl am Neuen Markt mit 20 Firmen nicht. Da muß man ja fast zwangsläufig an die NASDAQ ausweichen. Haben Sie dort einige Favoriten?


      GoingPublic: So viele große Werte gibt es auch dort nicht. Das kann man ja ganz einfach an der Marktkapitalisierung ablesen. Die Mitarbeiter-Zahlen in der Branche sind sehr gering. Wenn die großen Bio-Tech-Unternehmen 3.000 oder 6.000 Mitarbeiter haben, dann ist es schon recht viel. Unternehmen wie Amgen, Biogen, Emulex, Millenium und andere, die eine Marktkapitalisierung von einer Milliarde DM haben, sind nicht so zahlreich.


      N24: Gibt es denn Werte, die sich zum Kauf anbieten?


      GoingPublic: Zurückblickend wäre da Human Genom Sciences. Ein Unternehmen, das schon seit Jahren an der Börse gehandelt wird und sich seit Jahren seitwärts, mal hoch und runter bewegt, zu einem Preis von 5 bis 7 US-$ zu haben war, bei dem es sich gelohnt hätte, sich damit zu beschäftigen und dabei zu bleiben. Ähnliche Beispiele gibt es viele. Es gibt viele gute Unternehmen an der NASDAQ, die sich jetzt alle schon wieder deutlich erholt haben. Wenn man jetzt drei oder fünf Namen nennen würde und die Zuschauer würden auf dem aktuellen Niveau kaufen, dann kann es gut sein, daß eine Ernüchterungsphase eintritt und das die Käufer dann ganz schnell 50 Prozent Minus haben.


      N24: Also Schätzchen sind im Moment kaum zu haben?


      GoingPublic: Genau. Ich würde abwarten.


      N24: Was sagen Sie zu dem britischen Wert Antisoma?


      GoingPublic: Das Unternehmen gefällt mir sehr gut. Das Management ist mir persönlich bekannt, sehr überzeugend, guter Ansatz. Die Aktie hat sich schon deutlich steigern können, war jetzt aber wieder 50 Prozent unter ihrem Hoch. Wenn man die Aktie hat, würde ich sie halten. Kaufen würde ich sie aktuell nicht, sondern abwarten, ob sie vielleicht unter 100 Pence fällt.


      N24: Vielleicht können Sie noch einiges zum Unternehmen Antisoma sagen.


      GoingPublic: Das Unternehmen ist ein Unikat. Es entwickelt keine Wirkstoffe, sondern es kooperiert und stellt seine Forschungsergebnisse anderen zur Verfügung, erwirbt Prototypen. Es ist ein ziemlich eigenwillges Geschäftsmodell. Das Management ist, anders als viele Bio-Tech-Vorstände, nicht so sehr von Phantasie beflügelt, sondern das sind richtige Kaufleute. Die rechnen und überlegen sich auch, wie kann man jetzt mit dem, was man da entwickelt hat, Geld verdienen. Insofern würde ich Antisoma eher als viele andere der britischen börsennotierten Bio-Tech-Aktien empfehlen; allerdings nicht auf dem aktuellen Kursniveau.


      N24: Sehen Sie Risiken in der möglichen zukünftigen Reglementierung der Branche durch Gesetze?


      GoingPublic: Da gibt es Risiken und ich denke, dass die schwerpunktmäßig in den Bereich der gentechnisch veränderten Nahrungsmittel fallen, weil da die Akzeptanz in der Bevölkerung einfach sehr gering ist.


      N24: Im Europäischen Parlament wurde auch die Frage einer Haftungspflicht diskutiert. Was halten Sie von solchen Überlegungen?


      GoingPublic: Das treibt manchmal schon verrückte Blüten. Es ist nicht auszuschließen, daß es zu so etwas kommt. Politiker wollen in erster Linie wieder gewählt werden und dann ist es oft so, daß man populistisch einem Zeitgeist nachgibt, der eben gerade herrscht. Insofern ist es durchaus denkbar und vorstellbar, daß es zu solchen Skurrilitäten kommt.


      N24: Wie schätzen Sie die November AG ein? Oft ist zu hören, das die außer der Gen-Kennzeichnung an den Kuh-Ohren nicht viel zu bieten haben.


      GoingPublic: November hat im letzten Jahr einen Umsatz von 2 Millionen € gemacht, 4 Millionen DM. Die Börsenbewertung ist 400 Millionen DM, also das Hundertfache des historischen Umsatzes. Der soll aber in den nächsten Jahren drastisch ansteigen. Die Technologie-Basis ist unseres Erachtens recht gut. Kaufen würde ich die Aktie auf diesem Niveau nicht.


      N24: Gibt es ein Niveau, auf dem Sie die Aktie kaufen würden?


      GoingPublic: Ich würde eher noch abwarten wollen. Es gab vor kurzem eine komplette Neubesetzung des Aufsichtsrates. Da wurde einer der Venture-Capital-Geber aus der Vergangenheit aus dem Aufsichtsrat entfernt. Drei Industrie-Experten wurden berufen. Die Ansätze sind ganz gut. Dass es nicht ganz übel ist, kann man auch schon daran sehen, dass beispielsweise Siemens Venture Capital sich mit zwei Prozent an November beteiligt hat. Sie wollen da zusammen ein Gerät entwickeln und dann zusammen vermarkten.


      N24: Wenn die Werte gesunken sind, also in einer günstigen Phase sind, wieviel sollte man halten?


      GoingPublic: Ich denke ein relativ junger Mensch, der die Chance sieht, der kann durchaus 30 Prozent halten. Das ist eine Branche, die die Welt revolutionieren wird wie das Internet, vielleicht sogar noch mehr. Und insofern kann man da auch einen relativ hohen Anteil investieren.


      N24: Die Marktkapitalisierung liegt im Moment bei rund 330 Milliarden €. 76 Prozent der Gen-Firmen, die es auf diese Marktkapitalisierung brachten, stammten aus den USA. Wo liegt da das Potential?


      GoingPublic: Wenn Sie sich zum Vergleich einmal vorstellen, dass Pfizer, eines der größten amerikanischen Pharma-Unternehmen, jetzt vor kurzem Warner Lambert übernommen hat und die Marktkapitalisierung dieses einen Pharma-Unternehmens, das am Pharma-Weltmarkt einen Anteil von schätzungsweise sechs Prozent hat, beträgt 300 Milliarden US-$. Also im Prinzip gleich auf mit der gesamten Bio-Technologie, die börsennotiert ist. Es gehört nicht sehr viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie es aussieht, wenn in zwei Jahren zwei Drittel aller neu zugelassenen Medikamente aus biotechnologischer Forschung stammen. Natürlich wird da viel mit den großen Pharma-Unternehmen kooperiert. Die sind auch beteiligt. Die haben auch schon viele Bio-Tech-Firmen aufgekauft und geschluckt. Trotzdem gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, dass die Bio-Technologie vielleicht im Jahr 2005 zum Beispiel 3 Billionen € ist.


      N24: Unter den weltweit zehn umsatzstärksten Medikamenten sind drei Gen-Präparate. Wie sieht dort die Entwicklung aus? Sind es irgendwann vielleicht acht?


      GoingPublic: Ja. Vielleicht nicht in zwei oder drei Jahren. Der wichtige Punkt bei Bio-Technologie ist ja, dass man da einen langfristigen Horizont haben muss. Wer in Bio-Technologie investiert, der sollte einen Zeit-Horizont von drei bis fünf Jahren haben.


      N24: Das Umsatz-Wachstum war in den vergangenen Jahren nicht so gut. Da war man in der Chemie-Branche wahrscheinlich besser bedient. Wie sah die Entwicklung aus Ihrer Perspektive aus?


      GoingPublic: Ich bin der Meinung, dass man das differenziert betrachten muss. Ganz einfach aufgrund des Basiseffektes. Wenn ein Unternehmen neu startet und am Anfang eine Million Umsatz aus Forschungsverträgen oder Contract Research hat, dann sind das bei einer Million mehr schon hundert Prozent Umsatzwachstum. Das verzerrt natürlich das Ganze. Insofern müsste man das differenziert betrachten und die etablierten Bio-Tech-Unternehmen wie Amgen, Biogen, Emulex anschauen. Da wachsen die Umsätze mit 20 bis 40 Prozent doppelt so stark wie bei den großen Pharma-Unternehmen.


      N24: Der Chemie wird ja für das laufende Jahr ungefähr 50 Prozent Umsatzwachstum vorausgesagt.


      GoingPublic: Wenn Polymere oder chemische Substanzen benötigt werden, dann explodieren die Preise und dann ist das Umsatzwachstum kurzfristig hoch. Dagegen ist es in der klassischen Pharma-Industrie nicht zyklisch, sondern sehr stetig. Unternehmen wie Merck oder Schering Plough oder Glaxo Wellcome weisen in der Regel über lange Zeiträume kontinuierliche Wachstumsraten auf. In der Pharma-Industrie typischerweise zwischen 15 und 20 Prozent.


      N24: Also bei den Großen kann man sagen, es ist damit zu rechnen, daß in den Folgejahren 30 bis 40 Prozent Umsatzwachstum drin sind.


      GoingPublic: Per anno kann man das als realistisch ansehen.


      N24: Vielen Dank für Ihren Besuch.
      Avatar
      schrieb am 13.07.00 00:20:18
      Beitrag Nr. 2 ()
      gute Infos ! Wo findet man das Original ?

      denke bei Medigen ist noch einiges Potential,
      die heutige positive Meldung haben wohl noch
      einige zum einstieg genutzt.
      Hab heut nochmal welche eingesammelt. :-)

      die Amerikanischen Werte sind in letzter Zeit schon
      reichlich gestiegen, denke in nächster Zeit gibts
      die wieder billiger.
      Von denen bevorzuge ich Protein Design, Human Genome
      Affymetrix und Millenium. Allerdings nicht nach dem
      starken Anstieg der letzten Wochen...

      GPC ist auch gut, allerdings sind die schon um einiges
      gestiegen. denke bis 70 ist noch Potential, danach
      dann dürfte es erstmal eine Pause geben, da die letzte
      Empfehlung von CSFB ja ein Kursziehl von 75 hatte
      ( auf Jahressicht ! )

      Bei Morphosys sind mir zuviele Unklarheiten und der Chart
      gefällt mir absolut nicht.


      Andere Meinungen ?
      Avatar
      schrieb am 13.07.00 00:26:40
      Beitrag Nr. 3 ()
      sorry...

      http://informer2.comdirect.de/de/community/chatarchiv/


      GoingPublic zum Thema Life Science Aktien
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