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    Rheinmetall: Informationen über die "Wehrtechnik" - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 02.03.01 12:30:21 von
    neuester Beitrag 28.11.01 16:23:10 von
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      schrieb am 02.03.01 12:30:21
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hallo!

      Interessant ist die Entwicklung bei der Rheinmetall AG, denn dort hat sich ein bekannter US Investor eingekauft. Dieser hält den Konzern für an der Börse unterbewertet, und führt hierzu immer wieder die Rheinmetall Sparte "Wehrtechnik" als Begründung ins Feld.

      Das Rüstungsgeschäft wird in der Tochter Detec gebündelt.

      In diesem Thread möchte ich über eben diese Gesellschaft diskutieren.

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 12:35:30
      Beitrag Nr. 2 ()
      Rheinmetall-Detec stelt sein Produktspektrum auf der Homepage (www.rheinmetall-detec.de) folgendermassen dar:

      Teilstreitkraft Heer:
      -Führungs- und Aufklärungssysteme

      -Systemkompetenz für Kampfpanzer

      -Systemkompetenz für die Artillerie

      -Leichte gepanzerte Fahrzeuge

      -Gepanzerte Unterstützungsfahrzeuge

      -Systemkompetenz für die Flugabwehr

      -Minenräum- und Entschärfungstechnik

      -ABC-Systemtechnik

      -Simulationssysteme für die Ausbildung

      Marine:
      -Systeme für Überwasserschiffe

      -Systeme für U-Boote

      -Minenjagdboote und -systeme

      -Unterwasserwaffen und -fahrzeuge

      -Simulationssysteme für die Ausbildung

      Luftwaffe:
      -Ausstattung für Kampfflugzeuge und Hubschrauber

      -Systemkompetenz für die Flugabwehr

      -Simulationssysteme für die Ausbildung

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      philippsteinhauer@yahoo.de
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 12:43:01
      Beitrag Nr. 3 ()
      Unter http://www.friedenskooperative.de/themen/export1.htm kann man erfahren, dass eine Rheinmetall Tochter 1995 Panzer im Wert von 100 Milionen DM nach Indonesien exportieren wollte.

      Meinen Informationen nach war Indonesien noch nie ein Land welches sich durch besonders stabile Verhältnisse auszeichnet. Damals stand Indonesien übrigens noch unter der Herrschaft von Suharto.

      Hier der volle Text:

      "Rüstungsgut - Normalgut


      Andrea Kollig

      Erfolg für die Rüstungsindustrie: Die FAZ vom 10.7.96 gibt unter Bezug auf den Bund Deutscher Industrie (BDI) bekannt, daß Rüstungsexporte zukünftig erleichert werden. Bereits am 23. April hat der Bundessicherheitsrat als oberstes Entscheidungsgremium für Rüstungsexporte, beschlossen, daß die Entscheidung über den Export künftig bei der Regierung des Landes liegt, in dem der Hauptauftragnehmer des Rüstungsgeschäftes sitzt. Bisher war eine Einigung mit den Partnerländern notwendig. Der BDI spricht von einem "Schritt in die richtige Richtung". Eine der letzen Hemmschwellen ist abgebaut. Wo bleibt die vielbeschworene Restriktivität deutscher Rüstungsexportrichtlinien? Dieser Schritt bedeutet konkret, daß Waffen mit deutschen Teilen fast überallhin geliefert werden können. Bisher durften deutsche Zulieferungen nur erfolgen, wenn das Importland auf einer Liste festgelegt hatte, wohin die Waffen nicht exportiert werden. Eine politische Entscheidung findet hier nicht mehr statt. Die Verantwortung wird abgegeben. Entscheidend neu ist, daß das Wirtschafts-, das Verteidigungsministerium und das Auswärtige Amt eine sog. Genehmigungsvermutung nach den neuen Rahmenbedingungen einvernehmlich untersagen müssen. Das Veto eines Ministeriums ist passé. Restriktivität steht jedoch weiterhin auf der deutschen Fahne, denn Fahnen sind groß, da passt viel drauf.

      Mitte Juni 96 gab das renommierte Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI seine ersten Statistiken der Waffenexporte für das vergangene Jahr bekannt. Deutschland ist nicht mehr auf Platz zwei der Waffenexporteure, sondern nur noch auf Platz drei. Abzuwarten bleibt, wo Deutschland nach dem UN-Register stehen wird. Nach diesem Register lag die BRD 1994 ebenfalls auf Platz zwei. Spitzenreiter ist und bleibt die USA!

      Deutschland zählt weiterhin dauerhaft zu den führenden Nationen im internationalen Waffengeschäft.

      Dabei zählt SIPRI nur die Großwaffen: Panzer, Schiffe, Flugzeuge etc.. Der gesamte Bereich der Kleinwaffen, wie bestimmte Minen oder der Lizenz- und Exportschlager von Heckler und Koch, das G-3-Gewehr, werden bei SIPRI nicht gezählt. Und auch der Bereich der Rüstungselektronik taucht in den Statistiken von SIPRI und im UN-Waffenregister nicht auf.

      Die Grundlage des deutschen Rüstungsexports sind die Richtlinien aus dem Jahr 1982. Für den Export außerhalb der NATO heißt es dort schwammig: Der Export von Kriegswaffen werde nicht genehmigt, es sei denn, daß "...vitale Interessen der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Bündnispartner für eine ausnahmsweise Genehmigung sprechen".

      Eindeutig hingegen ist das Grundgesetz, wo es in Artikel 26 heißt: "Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen."

      Als offizielle Linie für den deutschen Rüstungsexport propagiert man eine restriktive Handhabung. Doch wenn die Rüstungsexportpraxis tatsächlich restriktiv gehandhabt würde, wäre es kaum möglich, daß Deutschland nach den SIPRI-Zahlen aktuell auf Platz drei und nach dem UN-Waffenregister auf Platz zwei der Waffenexporteure liegt.

      Die NVA hinterließ 2400 Kampfpanzer und über 7500 andere Panzerfahrzeuge, mehr als 5000 Artilleriegeschütze, 440 Kampfflugzeuge, 5500 Raketen, 190 Kampfschiffe, 51.000 Kraftfahrzeuge aller Art, 1,2 Mill. Handfeuerwaffen und 300.000 Tonnen Munition. Der anfänglich geäußerte Plan, die Waffen zu verschrotten, wurde teilweise fallengelassen, denn man witterte bessere Möglichkeiten. "Schrottig" waren die Waffen des ehemaligen NATO-Feindes keineswegs, rechtfertigten sie doch die jahrelange Hochrüstung des Westens. Man entschied sich für einen beispiellosen Ausverkauf und es ist abzusehen, daß die dann folgende massenhafte Verschleuderung dieser Waffen eine nachhaltige und verheerende Wirkung auf die allgemeine Haltung in Bezug auf Rüstungsexporte hat.

      Die Tatsache, daß - wie auf einem Basar - eine Unmenge von Waffen billig bis umsonst abgegeben wurde, hat die Zurückhaltung bei Waffenkäufen vollends untergraben und für die deutsche Rüstungsindustrie Zeichen gesetzt.

      Nach dem 2.Golfkrieg, in den Jahren 1991-1993, hielt man sich noch etwas bedeckter! Die internationalen Inspektoren stellten bekanntlich eine Fülle von bundesdeutschen Zulieferungen für Saddam Husseins Aufrüstungsprogramm fest. Die deutschen Giftgaskomponentenlieferungen an den Irak sind hinlänglich bekannt. Damals begann eine Debatte um die Verschärfung der Exportlieferungen und Intensivierung der Kontrollen. Wie scheinheilig, daraufhin einen solchen Waffenbasar zu veranstalten!

      Der größte Nutznießer war zweifellos die Türkei. Die Türkei unterhält nach der Zahl der Soldaten mit 500.000 Mann die zweitgrößte NATO-Armee nach den USA. Doch die Bundesrepublik Deutschland bediente sie aus Beständen der NVA, als müßte sie eine völlig neue Armee aufbauen.

      Z.B. 5.000 Maschinengewehre mit mehreren hundert Millionen Schuß Munition, dazu 5.000 Panzerfäuste RPG 7 mit 250.000 Granaten ...und und und

      Oder: Ein Geschenk von mehr als 250.000 Kalaschnikows.

      Zur Rechtfertigung der Exportgenehmigung hieß es, die türkischen Streitkräfte nutzen die Gewehre vom Typ Kalaschnikow selbst. Indes, die türkische Armee ist komplett mit dem deutschen G3-Gewehr ausgestattet und fertigt diese nach einer Lizenz des deutschen Herstellers Heckler und Koch selbst. Wozu dann einen zweiten Gewehrtyp? Keine Armee der Welt führt ohne Not einen zweiten Gewehrtyp ein. Das bringt nur unnötige Probleme im Hinblick auf die Logistik, Munition, Ausbildung etc. Ein Teil der Gewehre wurde für die Bewaffnung der "Dorfschützer" im kurdischen Kriegsgebiet eingesetzt, ein anderer Teil ist auf der muslimischen Seite unter Bruch des UN-Embargos in Bosnien zum Einsatz gekommen.

      Griechenland beklagte sich über die Aufrüstung des lokalen Rivalen Türkei. Doch statt die Lieferungen an die Türkei zu begrenzen, lieferte die Bundesregierung auch an Griechenland: 200 Schützenpanzer, 9 Millionen Schuß Munition, eine Batterie Fla-Raketen und 1.000 Kraftfahrzeuge, getreu dem Motto: es ist genug für alle da.

      Die NVA-Waffen katapulierten Deutschland in der SIPRI-Statistik nach vorne, weil SIPRI bei dem NVA-Material 40% des Neupreises rechnet. Die erklärte deutsche Restriktivität jedoch gibt es, auch ohne das NVA-Gerät, nur auf dem Papier. Denn genehmigt wird fast alles. Der Bundessicherheitsrat ist das oberste Entscheidungsgremium für Rüstungsexporte. Er entscheidet nach dem Konsensprinzip und unterliegt keiner parlamentarischen Kontrolle. Die fünf Mitglieder (Wirtschafts-, Finanz-, Verteidigungs-, Innen-, und Außenminister) dieses Ausschusses setzen sich bei brisanten, strittigen Anträgen zusammen. Vorsitzender ist der Kanzler. Bei einem Nein des Auswärtigen Amtes aufgrund außenpolitischer Bedenken kann das Geschäft nicht laufen.

      Im Februar diesen Jahres propagierte Bundesaußenminister Klaus Kinkel vor Vertretern des "Arbeitskreises Wehrtechnik der Industrie in Schleswig-Holstein" annähernd ungehinderten Rüstungsexport. Ein Signal: "In der Relation ist das minimal, was nicht laufen kann." sagte er. "Es gibt ein paar Grenzen," erklärte Kinkel (Bonner Generalanzeiger vom 13.2.96) und nannte als Beispiel den geplanten Verkauf von U-Booten an Taiwan.

      Die U-Boote nach Taiwan wurden vom Bundessicherheitsrat nicht genehmigt. Zum Veto gegen das Rüstungsgeschäft kam es aufgrund chinesischer Einwände. Es ist kein Geheimnis, daß gute Beziehungen zur VR China für Deutschland sehr wichtig sind. China hat im UNO-Sicherheitsrat ein Veto-Recht bezüglich der Aufnahme neuer Mitglieder und der Bundesregierung ist sehr an einer Mitgliedschaft gelegen. Somit verweigerte der Bundessicherheitsrat bereits 1992 die U-Boot-Lieferung nach Taiwan. Sehr zum Ärger der deutschen Rüstungsindustrie, die diesen Beschluß nicht akzeptiert und seitdem penetrant Vorstöße unternimmt, den Beschluß umzustoßen, um doch noch liefern zu können. Unterstützt von hochrangigen und einflußreichen Politikern, wie dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Schröder und seinem ehemaligen Bremer Amtskollegen Klaus Wedemeier, die aus ihrer Haltung "Pro-Marinerüstungsexport" keinen Hehl machen.

      Offiziell schreibt man sich jedoch weiterhin die restriktive Linie auf die Fahnen. So erklärt das Auswärtige Amt, nach den zitierten Pressemeldungen und den damit einhergehenden Irritationen, auf meine Anfrage zur aktuellen außenpolitischen Position der Bundesregierung in Fragen des Rüstungsexportes, daß "Herr Kinkel weiterhin die bewährte restriktive Rüstungsexportpolitik der Bundesregierung vertritt". Und "die Kontrolle der Ausfuhr sensitiver Güter stellt einen wichtigen Beitrag zur Friedenssicherung dar. Die Politik konnte nach Beendigung des Ost-West-Konfliktes in verschiedenen Punkten den veränderten Gegebenheiten angepaßt werden."

      Etwas deutlicher zeigt sich die Haltung der Bundesregierung auf die Forderung von kirchlichen Vertretern nach einer weitergehenden Restriktivität in der Rüstungsexportpolitik auf nationaler und europäischer Ebene. Man gibt zu bedenken, "daß die zur Wahrnehmung vitaler Interessen nötigen Handlungsspielräume nicht beseitigt werden dürften" (Reaktionen der Dialogpartner aus der Darstellung des Dialogprogrammes der GKKE (Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung) des Schwerpunktes: Rüstungsexportpolitik auf nationaler und europäischer Ebene, zur Auswertungsfachtagung vom 12.-15.3.96).

      Rüstungsexporte sind also ein bedeutendes außenpolitisches Instrumentarium, das man auch als solches ausschöpfen will. Die erklärte Restriktivität existiert nur in offiziellen Verlautbarungen. In der praktischen Politik wird sie unterlaufen und ausgehöhlt.

      Ende 1994 hieß es: Bonn beschränkt Sonderkontrollen für Rüstungsexport. Die Bundesregierung reduzierte die Zahl der Länder, die besonders strengen Rüstungsexportkontrollen unterliegen, drastisch. Die "Länderliste H" - das ist die Liste mit Staaten, die auch keine DUAL-USE-Güter erhalten sollen - wurde von 32 Staaten auf 16 reduziert. Und danach wurde nochmal kräftig gestrichen. 1996 sind nur noch sechs Länder übrig: Kuba, Afghanistan, Iran, Irak, Libyen und Nordkorea. Dual-Use-Güter sind rüstungsrelevante Güter, die sowohl militärisch als auch zivil verwendet werden können. Sie machen den Löwenanteil deutscher Rüstungsexporte aus. Das sind z.B. Werkzeugmaschinen zur Bearbeitung von Geschoßrohren, elektronische Geräte zur Zielerfassung und Kommunikationssysteme. Berühmtes Beispiel ist die Lieferung einer deutschen Giftgasanlage nach Libyen, die als Chemiefabik für Schädlingsbekämpfung exportiert wurde. Länder wie China, Indien, Pakistan, oder auch Saudi-Arabien, Südafrika, Taiwan und Vietnam dürfen nun beliefert werden.

      Ein aktuelles Beispiel deutscher Rüstungsexportpraxis unter dem Deckmantel der Restriktivtät ist der kürzlich genehmigte Export des Panzers "Wiesel" nach Indonesien. Seit Sommer 1995 versucht die zur Frima Rheinmetall gehörende Kieler MaK-Systemgesellschaft eine Exportgenehmigung für ihren Klein-Panzer nach Indonesien zu bekommen. Von einem 100-Millionen-DM-Geschäft ist die Rede. Keine Bedenken gegen den Export haben das Wirtschafts- und Verteidigungsministerium. Das Auswärtige Amt blockierte interessanterweise aufgrund der Menschenrechtsverletzungen in Ost-Timor. Nun wurden die Klein-Panzer doch genehmigt, trotz massiver Proteste einer großen Anzahl von Nicht-Regierungs-Organisationen. Anläßlich des EU-Asien-Gipfeltreffens Anfang März 1996 forderten sie in einem offenen Brief die Bundesregierung auf, die Genehmigung nicht zu erteilen und sich dem von der Westeuropäischen Union ausgesprochenen Waffenembargo anzuschließen.

      Sieben Panzer der Kieler MaK Systemgesellschaft dürfen als sog. Truppenversuchsmuster nach Indonesien geliefert werden. Sie gelten als Vorläufer einer größeren Lieferung. Der Wiesel-Panzer, flexibel im Inneren einsetzbar, eignet sich besonders für die Aufstandsbekämpfung im Dschungel und im Straßenkampf. Die Panzer "light-Version" der Bundeswehr wiegt gefechtsbereit vier Tonnen und ist absolut geländegängig, sowohl für extrem bergiges Terrain, als auch in der Wüste. Nur schwimmen kann er nicht! Der Panzer im Porsche-Design kann an einem Fallschirm vom Hubschrauber herabschweben. In Indonesien kann er mit den aus Deutschland gelieferten Transall-Transportflugzeugen oder mit den gelieferten NVA- Landungsschiffen verlegt werden.

      1970 erteilte die neu gebildete sozialdemokratische Bundesregierung den Auftrag zur Entwicklung eines leicht gepanzerten, lufttransportfähigen Waffenträgers. Nach der Auslieferung der ersten Prototypen 1986 wurden mit Beginn der Serienfertigung seit 1992 343 Stück an die Bundeswehr geliefert.

      Zwei Wiesel passen in einen Bundeswehr-Transporthubschrauber. Die Kieler Panzer eignen sich für den "out of area"-Einsatz und sind ein wichtiger Bestandteil der Krisenreaktionskräfte. Und was der Bundeswehr recht ist, könnte der indonesischen Armee billig sein, denn gerade baut Jakarta eine schnelle Eingreiftruppe auf.

      Die Bundesregierung verteidigt das heikle Geschäft hingegen mit der Begründung: Für "Einsätze gegen aufständische Gruppen" sei das Kettenfahrzeug "nicht geeignet". Getestet wurden die Wiesel bereits in Somalia, auch nach Bosnien kam der Mehrzweckpanzer mit - bestückt mit Maschinenkanonen und Panzerabwehrraketen. Das Verteidigungsministerium begründete dies mit der Notwendigkeit, die deutschen Soldaten gegen "bewaffnete Banden" schützen zu müssen.

      Damit die Wiesel-Panzer nicht eingesetzt werden, wie jüngst englische Schützenpanzer in Ujungpandang auf Sulawesi, als StudentInnen gegen eine Fahrpreiserhöhung protestierten, werden wir mit weiteren Aktionen versuchen, die Lieferung zu verhindern!

      Andrea Kollig ist Mitarbeiterin der BUKO-Kampagne "Stoppt den Rüstungsexport!" in Bremen."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 12:49:46
      Beitrag Nr. 4 ()
      Von was für Menschen wird eigentlich die Rhenmetall Detec geführt?

      Hierzu konnte ich unter http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/export/gabriell… folgenden Text finden:


      "Herr Gabrielli ist erleichtert
      Von Norbert Alt

      Merkwürdig lautlos ist die Bundeswehr-Reform über die politische Bühne gegangen. Nach dem Bericht der Weizsäcker-Kommission ein paar lustlose Debatten um Mannschaftsstärken und Wehrpflicht, und dann versank das Projekt in öffentliche Vergessenheit. Auch bei dem aktuellen Profilierungs-Gerangel zwischen Opposition und Regierung bleibt das Thema ausgeklammert.

      Die deutsche Rüstungsindustrie allerdings hat sich zu Wort gemeldet. Und sie liefert uns auch eine Erklärung für die erstaunliche Stille. In einem Interview der "Berliner Zeitung" Ende Juni offenbarte das Vorstandsmitglied der Rheinmetall DeTec AG, Mario Gabrielli, sein Credo, das offenbar auch das Verhalten der "großen Volksparteien" bestimmt: "Gesellschaftliche Akzeptanz" dürfe "keinen Vorrang... vor Bündnis- und Verteidigungsfähigkeit" haben. Auf gut deutsch: Demokratische Meinungsbildung wird als sehr störend empfunden, spätestens vor den Türen der Bundeswehr-Stäbe und ihrer Rüstungslobby endet die Demokratie.

      Seine "diesbezüglichen "ursprünglichen Befürchtungen"`, so Herr Gabrielli, seien freilich "unbegründet" gewesen. In der Tat: Selbst die Spitzen der Grünen, darauf versessen, ihre Plätze am Katzentisch der Mächtigen nicht zu verlieren, haben ihre einstigen antimilitaristischen Überzeugungen ein weiteres mal tapfer verdrängt. So wird denn die Öffentlichkeit von Politik und Medien mit "näher liegenden" Fragen beschäftigt, von Steuer-Prozenten bis zu Kampfhund-Verordnungen, während die Militärs und ihr Beamtenapparat nach altbewährter Taktik Schritt für Schritt vollendete Tatsachen schaffen.

      Herr Gabrielli, in dessen Werkhallen Panzerhaubitzen und Leopard-Kanonen, Lenkwaffen und computer-gesteuerte Führungssysteme entstehen, darf erleichtert sein. Der Rüstungsindustrie winken stolze Gewinne. Denn bei der Bundeswehr-Reform geht es ja nicht in erster Linie um Soll-Stärken und Truppen-Standorte, sondern vor allem um ein gigantisches Programm der Umrüstung, um die Armee in den Stand zu versetzen, entsprechend einer neuen Militärdoktrin weltweit als "Ordnungsmacht" zu operieren.

      Allein die 30 größten Beschaffungsvorhaben (u.a. Kampfhubschrauber, Transportflugzeuge, Eurofighter, Fregatten, Lenkwaffen) summieren sich bis 2015 auf etwa 110 Milliarden DM. Dass es bei diesem Betrag nicht bleiben wird, dafür steht nicht nur der Eurofighter, dessen Kosten nach Auftragserteilung in regelmäßigen Intervallen weiter nach oben getrieben werden. Für sämtliche 215 geplanten "Beschaffungen" ergibt sich nach heutigem Stand die Summe von mindestens 180 Milliarden.

      Die deutsche Rüstungsindustrie -möchte sich von diesem "Kuchen" ein möglichst großes Stück sichern. Herr Gabrielli erhebt deshalb schon mal drohend den Finger: erstens käme es ohne eine "Mindestauslastung" deutscher Rüstung-Kapazitäten unweigerlich zu Entlassungen und Arbeitslosigkeit, zweitens begäbe sich Deutschland bei Auftragsvergabe an ausländische Konkurrenten in die Gefahr "politischer Abhängigkeit". Das erste Argument ist uralt, so wurde Aufrüstung schon stets gerechtfertigt. Das zweite ist neueren Datums. Es ist die rüstungspolitische Variation zur These von der "Rückkehr zur Normalität", von deutschem Anspruch, in der Weltpolitik wieder eine eigenständige Rolle zu spielen, in Europa eine Führungsposition einzunehmen und dabei auch mehr Bewegungsfreiheit gegenüber den USA zu gewinnen.

      Herr Gabrielli hat die "Verteidigungspolitischen Richtlinien" von 1992 richtig verstanden. Dort werden als Ziele "militärischer Interessenvertretung" nach außen u.a. "die Aufrechterhaltung... des ungehinderten Zugangs zu Rohstoffen und Märkten in aller Welt" definiert. Und weiter: "Qualität und Quantität der (dabei zu leistenden militärischen) Beiträge bestimmen den politischen Handlungsspielraum Deutschlands und das Gewicht, mit dem die deutschen Interessen international zur Geltung gebracht werden können".

      Die Probe aufs Exempel war die deutsche Beteiligung am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien. Und auch die dabei praktizierte Missachtung des UN-Sicherheitsrates gehört zum Programm. Weder im neuen strategischen Konzept der NATO noch im Vertrag über den europäischen Militärpakt WEU wird eine klare Bindung möglicher Militär-Einsätze an ein Mandat der UNO oder der OSZE festgeschrieben. Mit anderen Worten: Kriegerische Interventionen sowohl der NATO wie des sogenannten Eurokorps können "selbst-mandatiert" erfolgen, und zwar rund um den Globus.

      Was die deutsche Rüstungsindustrie mit "verhaltenem Beifall" quittiert, sollte die demokratische Öffentlichkeit in höchstem Maße alarmieren. Mit der Bundeswehr-Reform vollzieht sich eine verhängnisvolle Weichenstellung - hin zu einer weiteren Militarisierung deutscher Außenpolitik, vorbei am Grundgesetz und unter Ausschluss demokratischer Entscheidungsfindung. Das wohlkalkulierte Schweigen muss durchbrochen werden

      Aus: PAX REPORT, hrsgg. vom Deutschen Friedensrat e.V., Nummer 6/7, Juli/August 2000, S. 2"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 12:52:21
      Beitrag Nr. 5 ()
      Solch ein Artikel darf natürlich nicht unkommentiert bleiben. Unter http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/themen/export/gabriell… findet man folgende Antwort:


      Eine Stimme der Rüstungsindustrie
      Herr Gabrielli antwortet dem PAX REPORT

      Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder. Auf einen Artikel im letzten Pax Report, der Zeitung des Deutschen Friedensrats, antwortete am 31. August der dort zitierte Herr Gabrielli. Gabrielli ist immerhin Vorstandsmitglied der Rheinmetall DeTec AG. Zeichen für eine Annäherung der Rüstungslobby an die Friedensbewegung? Das wohl kaum. Aber eine interessante Zuschrift aus dem anderen Lager, die wir den Besuchern unserer Internetseiten nicht vorenthalten wollen. Schließlich haben wir auch den kritischen Artikel über Herrn Gabrielli hier veröffentlicht: ("Herr Gabrielli ist erleichtert")

      31. August 2000
      Stellungnahme zu dem Artikel in Pax-Report unter dem Titel "Herr Gabrielli ist erleichtert" von Norbert Alt

      Die Äußerungen von Norbert Alt in einem Beitrag für Pax Report Nr. 6/7 zu Fragen der Bundeswehrreform und im Zusammenhang damit zur Rolle der deutschen Rüstungsindustrie verdient einige kritische Anmerkungen.

      So läßt der Autor an keiner Stelle seiner Ausführungen einen Zweifel darüber aufkommen, daß er im Prinzip für eine vollständig "unbewaffnete Demokratie" eintritt und von daher alle mit dem Militär zusammenhängenden Maßnahmen rundheraus ablehnt. Eine im Sinne des Wortes "wehrhafte Demokratie" liegt außerhalb der politischen Gedankenwelt des Autors. Daß dazu auch allein schon die Existenz der deutschen Rüstungsindustrie zählt, kann daher nicht weiter überraschen.

      Es soll allerdings nicht in Frage gestellt werden, daß man in der Bundesrepublik Deutschland eine solche Meinung vertreten und sich zur staatlichen Wehrlosigkeit bekennen darf. Das gehört zum grundgesetzlich garantierten Recht der freien Meinungsäußerung. Doch es stellt sich damit auch gleichzeitig die Frage, inwieweit eine solche Meinung, wie von Herrn Norbert Alt vertreten, von der Mehrheit unserer Bevölkerung und von der Mehrheit der demokratisch gewählten Politiker in ihren Entscheidungen geteilt wird.

      Dazu ist festzustellen, daß es eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für die Grundsätze der deutschen Bündnis- und Verteidigungspolitik und für eine "wehrhafte Demokratie" in der Bevölkerung unseres Landes gibt. Das haben in langen Jahrzehnten die Wahlergebnisse immer wieder eindrucksvoll bestätigt. Nur auf diese eindeutig demokratische Weise war die Aufstellung der Bundeswehr, der Eintritt in das NATO-Bündnis und der sich anschließende Wiederaufbau einer leistungsfähigen Rüstungsindustrie möglich.

      Im Laufe der Jahrzehnte haben sich auch - insbesondere nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums - die geostrategischen Verhältnisse grundlegend geändert und damit auch die den militärischen Streitkräften und der deutschen Außenpolitik zuzuordnenden Aufgabenstellungen. Diesen Veränderungen haben Regierung und Parlament und im Gefolge davon die deutschen Streitkräfte entsprechend Rechnung getragen.

      Auch ein Blick in das auch für Norbert Alt gültige Grundgesetz läßt erkennen, daß die Bundesrepublik Deutschland ihre sicherheitspolitischen Aufgaben weit über die früher geltende Doktrin der eigentlichen Landesverteidigung hinaus formuliert hat. So heißt es in Artikel 24, Abs. 2:
      "Der Bund kann sich zur Wahrung des Friedens einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einordnen; er wird hierbei in die Beschränkungen seiner Hoheitsrechte einwilligen, die eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa und zwischen den Völkern der Welt herbeiführen und sichern."

      In Ergänzung dazu ist die Charta der Vereinten Nationen zu sehen, in der in Kapitel VII - "Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen" - der Einsatz von Luft-, See- und Landstreitkräften vorgesehen ist, um "die zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen" durchzuführen.

      Die Hinweise auf diese Festlegungen im Grundgesetz und in der UN-Charta implizieren eine sehr logische Notwendigkeit: Ohne Soldaten und Waffen sind die in deutschen Gesetzen und internationalen Verträgen vorgesehenen Aufgaben nicht zu erfüllen. Da dies so ist, kann logischerweise auf eine leistungsfähige Rüstungsindustrie nicht verzichtet werden. Das gilt auch für Deutschland, in der die Rüstungsindustrie allerdings auf privatwirtschaftlicher Grundlage im Rahmen sehr restriktiver gesetzlicher Bestimmungen betrieben. In vielen anderen europäischen Staaten fungiert der Staat als Eigentümer und in dieser Eigenschaft wird im Gegensatz zu Deutschland eine sehr extensive Rüstungsexportpolitik betrieben.
      Daß dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der unter restriktiver Handhabung des Exports operierenden deutschen Rüstungsindustrie benachteiligt wird, gehört zum Einmaleins der ökonomischen Regeln. Dazu braucht man nicht Volks- und Betriebswirtschaft studiert zu haben. Es fehlt dringend eine europäische Harmonisierung der Rüstungsexportrichtlinien in den EU-Staaten.

      Gleichwohl hat die deutsche Rüstungsindustrie in den vergangenen Jahren trotz eines erheblichen Personal- und Kapazitätsabbaus bislang ihre System- und Kernkompetenzen in wichtigen Bereichen der militärischen Ausrüstung für die Bundeswehr und auch teilweise für die Streitkräfte befreundeter Staaten bewahren können. Jeder Versuch, den derzeitigen Status der deutschen Rüstungsindustrie weiter reduzieren zu wollen, wäre nicht nur eine Aushebelung und Mißachtung unserer grundgesetzlich festgeschriebenen Prinzipien, sondern würde auch die deutsche Fähigkeit zur Übernahme von internationalen Pflichten für die Friedenssicherung gemäß der UN-Charta in nicht vertretbarer Weise beeinträchtigen. Deutschland wäre in der internationalen Völkergemeinschaft kein verläßlicher Partner mehr.

      Damit kommt auch zum Ausdruck, welche immens wichtige politische Bedeutung die Rüstungsindustrie hat. Sie leistet einen unverzichtbaren Beitrag im Rahmen der nationalen und internationalen Sicherheitsvorsorge.

      Vor diesem Hintergrund sind die Äußerungen von Norbert Alt nicht mehr als realitätsfremde Pseudo-Argumente, die in der Akte "Polemik" abgelegt werden können. Bleibt noch nachzutragen, daß UN-Generalsekretär Kofi Annan erst noch Ende August eine Reihe von weit reichenden Vorschlägen einer internationalen Kommission unter Vorsitz des früheren algerischen Außenministers Lakhdar Brahimi unterstützt hat, die eine robustere Durchführung von Peacekeeping-Operationen der UN für erforderlich halten. In dem Report heißt es u.a.:
      "Wenn die Vereinten Nationen ihre Truppen entsenden, um den Frieden zu erhalten, müssen sie auch bereit sein, sich den Kräften des Krieges und der Gewalt zu stellen und sie müssen entschlossen sein, diese Kräfte zu besiegen."

      Ohne entsprechende Soldaten und Waffen werden diese vom UNO-Generalsekretär unterstützten Forderungen jedoch nicht zu realisieren sein. Es bleibt also dabei: Ohne eine leistungsfähige Rüstungsindustrie sind die Konfliktherde dieser Welt nicht zu befrieden.
      Mario Gabrielli "

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer

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      Avatar
      schrieb am 02.03.01 12:54:21
      Beitrag Nr. 6 ()
      Wenns um Rüstung geht, dann hat natürlich auch immer die linke taz was zu sagen. Unter http://www.taz.de/tpl/2000/04/27.nf/text.Tname,a0283.list,TA… meldet sie sich zu Wort:

      "Auf Du und Du mit der Drohne
      Frühling bei STN Bremer Rüstungsfirma soll weiter an "Kampfdrohnen" arbeiten
      Bremer Rüstungsfirma STN Atlas soll weiter an "Kampfdrohnen" arbeiten
      Die Kampfdrohnen bekommen neues Futter: Der Rüstungskonzern Rheinmetall ist optimistisch, dass sein Bremer Ableger STN Atlas Elektronik "kurzfristig einen Auftrag verbuchen kann". Verteidigungsminister Rudolf Scharping soll beim zuständigen Bundestagsausschuss knapp 154 Millionen Mark beantragt haben, um die Entwicklung des neuen Waffensystems ("Taifun") voranzutreiben. In Bremen arbeiten 160 STN-Mitarbeiter im Bereich "Drohnen".

      "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass STN wieder voll auf Rüstung setzt", sagt der Vorsitzende der Bremischen Stiftung für Rüstungskonversion und Friedensforschung, Manfred Osthaus. Die Firma war nach dem Konkurs des Vulkan-Konzerns an die Düsseldorfer Rheinmetall-Gruppe verkauft worden. Der weitaus größte Teil der STN-Produktion blieb von einer Umstellung zu Gunsten ziviler Gerätschaften unberührt - ein schwerer Schlag für die damaligen Bremer Konversionsbemühungen. Die Firma produziert heutzutage zu 70 Prozent Rüstungsgüter.

      Manfred Osthaus beklagt, dass die "hoffnungsvollen Ansätze", die es nach Ende des Kalten Krieges gab, gescheitert seien. Die "Kernproduktion" floriere, auch wenn in der Industrie in der Rüstung viele Arbeitsplätze weggefallen seien. Bei der Entwicklung der Drohnen geht Osthaus davon aus, dass hier strategische Überlegungen im Spiel sind: Seiner Ansicht nach eignen sich die unbemannten Flugkörper insbesondere für Auslandseinsätze, um keine eigenen Soldaten zu gefährden.

      Das "Taifun"-System, das laut Rheinmetall für "Landes- und Bündnisaufgaben des deutschen Heeres" bestimmt ist, war bereits von Volker Rühe bestellt worden. Im Gegensatz zu den im Kosovo-Krieg lediglich zur Aufklärung eingesetzten Drohnen sollen die Neuen "Ziele" bekämpfen können, die außerhalb der Reichweite der eigenen Artillerie liegen - beispielsweise Panzer. Und das auch bei sehr ungünstigen Witterungs- und Lichtverhältnissen. hase"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 12:57:01
      Beitrag Nr. 7 ()
      Auch in der Golfregion scheint die Rheinmetall Tochter aktiv zu sein. Dieser Text stammt von http://www.berlinonline.de/wissen/berliner_zeitung/archiv/19…

      "RÜSTUNG
      Heikle Mission in der Golfregion
      Emirate sind an deutschen Waffen interessiert
      Nachdem sich bei Rot-Grün die Aufregung um die Lieferung eines Leopard-Testpanzers an die Türkei gerade etwas gelegt hat, tritt der Verteidigungsminister in dieser Woche eine heikle Auslandsreise an. Am Mittwoch wird Rudolf Scharping in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) erwartet. Später reist er nach Ägypten weiter. "Bilaterale Gespräche" stehen nach Angaben seines Hauses auf dem Programm. Dass in den Emiraten zur selben Zeit die Luft- und Raumfahrtmesse "Dubai 2000" stattfindet, sei eine "nicht geplante Koinzidenz". Da Scharping sich aber nun einmal gerade in Dubai aufhält, wird er am Donnerstag knapp zwei Stunden über das Messegelände schlendern. Ob konkrete Rüstungsgeschäfte anstehen, sei "nicht bekannt", hieß es auf Anfrage.

      Doch inzwischen gibt es eine ganze Reihe von deutschen Rüstungsprojekten in der Golfregion. Erst vor kurzem genehmigte die Regierung die Abgabe von 32 "Alpha-Jets" an die VAE-Streitkräfte. Saudi-Arabien interessiert sich für Leopard-Panzer, Satellitensysteme und die Panzerhaubitze 2000 aus italienischer Lizenzfertigung mit deutschen Zulieferungen. Die Firma Rheinmetall hat nach Informationen der "Berliner Zeitung" bei der Bundesregierung eine Voranfrage für die Lieferung der hochmodernen Artilleriemunition "SMart 155" an die VAE gestellt. Und die deutsche Dasa bewirbt sich um die Lieferung von 24 Eurofightern an die Emirate. In Dubai, wo sich in diesen Tagen zahlreiche hochrangige Verteidigungspolitiker und Militärs aufhalten, wird das Flugzeug auf der Messe ausgestellt. Für Großbritannien beteiligt sich Prinz Charles an der Exportförderung. Es erscheint schwer vorstellbar, dass das Rüstungsthema ausgerechnet beim Treffen Scharpings mit VAE-Amtskollege Sheikh Mohammed bin Rashid al Maktoum nicht zur Sprache kommt.

      Die Region ist für die Rüstungsindustrie weltweit bedeutsam. Nach Angaben des Londoner Instituts für strategische Studien kaufen die Golfstaaten derzeit etwa ein Drittel aller weltweit produzierten Waffen und geben dafür jährlich etwa 16 Milliarden Dollar aus. Dominiert wird der Markt von US-Unternehmen. Wirtschaftliche und sicherheitspolitische Interessen sind dabei auf das Engste miteinander verknüpft. Der Oberkommandierende der US-Truppen in der Golfregion, General Zinni, sagte mit Blick auf US-Aussteller: "Es ist bekannt, dass die Vereinigten Staaten ein großes Interesse an dieser Region haben. Daher sind die Entscheidungen darüber, was von den dafür zuständigen Militärs hier gekauft wird, sehr wichtig." Ob die Emirate nun anders als geplant nicht F-16, sondern Eurofighter anschaffen, ist daher ein Indiz für die Einflussnahme in der Region.

      Befürworter restriktiverer Richtlinien für den Rüstungsexport befürchten, dass Scharpings Besuch auf der Messe in erster Linie der Verkaufsförderung dient. "Es ist ein Signal der Unterstützung für die Lieferungsbestrebungen der wehrtechnischen Industrie", meint Ottfried Nassauer vom Berliner Institut für Transatlantische Studien. Wenn Rot-Grün wie einst zugesagt die Menschenrechte im Empfängerland zum entscheidenden Kriterium machen würde, dürften aber nach Einschätzung von Amnesty International weder die VAE noch Ägypten oder Saudiarabien deutsche Waffen erhalten.

      Informationen zur Messe unter http://dubai2000.org

      zur Menschenrechtslage unter http://www.amnesty.de/berichte/index.html

      "Die Entscheidung, was von den Militärs hier gekauft wird, ist sehr wichtig. " US-General Zinni"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 12:59:00
      Beitrag Nr. 8 ()
      Späte Ehre in Nazideutschland. So ist jendefalls unter http://privat.swol.de/guentherhenne/seite15.htm:

      "Goldenes Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes!

      --------------------------------------------------------------------------------
      Stiftungsdatum:8.Juli 1944
      Diese höchste Stufe des Kriegsverdienstkreuzes wurde am 20.April 1945 mit einer von Speer unterzeichneten Urkunde an nur 2 Personen verliehen:
      Franz Hahne (Obermeister in der Firma Rheinmetall-Altmärkische Kettenwerke)
      und
      Karl Otto Saur (Dipl.Ing.,Hauptdienststellenleiter und Amtschef im Reichsministerium für Rüstung)"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:01:45
      Beitrag Nr. 9 ()
      Auch die PDS scheint zu Rheinmetall eine Meinung zu haben. So findet man unter http://www.pds-online.de/pressedienst/9937/lippmann.htm folgendes:

      "Fragwürdiges Expo-Projekt in Münster


      Erklärung von Heidi Lippmann


      Die Expo-Beauftragte der PDS-Fraktion, Heidi Lippmann, hat in einer Kleinen Anfrage die Beteiligung der Bundeswehr an der EXPO 2000 sowie zwei EXPO-Symposien zur Kampfmittelbeseitigung und zur Sanierung militärischer Altlast hinterfragt:

      Die geplanten Symposien "Destruction of chemical weapons" und "Humanitarian Mine Action" als Teil des weltweiten EXPO-Projektes "Sanierung von Altlasten-Technologie für die Umwelt" sind überaus fragwürdig. Neben verschiedenen Forschungsinstituten, kommunalen und Bundeswehreinrichtungen gehören u.a. auch bedeutende Konzerne im Bereich der Rüstungs- und Dual use-Güterproduktion zu den Mitveranstaltern: die DaimlerChrysler Aerospace AG, die MaK System GmbH und die Rheinmetall AG.

      Unseres Erachtens ist das Engagement dieser Unternehmen weniger von Humanität als vielmehr von wirtschaftlichem Interesse und "Geschäftssinn" geprägt. Es geht um den Doppelverdienst: bei der Rüstung und bei der Beseitigung und Behebung der durch den Einsatz dieser Rüstungsgüter verursachten Kontaminierungen.

      Offensichtlich ist der Bundesregierung nicht der dahinter stehende Zynismus bewusst. Oder will sie wahrhaftig suggerieren, dass durch die "Spitzenstellung deutscher Unternehmen bei der Kampfmittelbeseitigung" und mit "Mitteln der Hochtechnologie" alle Grausamkeiten eines Krieges nur noch halb so schlimm sind, weil ja alles wieder technologisch und ökologisch in den Griff zu bekommen sei?

      Statt Verhinderung von Verminung und Konversion von Rüstungsgütern zeigt auch dieses Projektbeispiel einmal mehr, dass es bei der EXPO 2000 um die Glorifizierung von Technologien und die Unterordnung des Menschen und der Natur geht.

      Darüber hinaus bemängelt die PDS, dass bei diesem Prestigeunternehmen 650 Bundeswehrangehörige zum Einsatz kommen."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:04:05
      Beitrag Nr. 10 ()
      http://www.partisan.net/archive/trend/trend98/globales/t5905… behauptet, dass die deutsche Industrie in Indonesien "mitmorden" würde. Rheinmetall scheint ihrer Meinung nach mit dabei zu sein:

      "Indonesien - die deutsche Industrie mordet mit

      Nach tagelangen blutigen Straßenschlachten erklärte Indonesiens Präsident
      Suharto am 21.Mai seinen Rücktritt. Der Diktator war 1965 durch einen
      blutigen Putsch an die Macht gekommen.Dabei massakrierte die Armee
      zusammen mit religiös aufgepeitschten Banden 750.000 Arbeiter, Bauern und
      Studenten. Die Indonesische Kommunistische Partei, größte KP in einem
      nichtsozialistischen Land, wurde physisch völlig vernichtet. Der
      antikommunistische Schlächter Suharto fand schnell international
      Verbündete. Helmut Kohl rühmte sich seines "guten Freundes".Die
      Zerschlagung der inneren Opposition ging einher mit einer aggressiven
      Außenpolitik, mit der Besetzung West-Papuas und Ost-Timors. Waffen und
      Ausbildungshilfe bekam das Regime neben den USA vor allem aus Deutschland.
      Die FAZ meldete am 24. Juli 1992: "Indonesien kauft den größten Teil der
      DDR-Kriegsmarine", nämlich 39 Kriegsschiffe der ehemaligen DDR-
      Flotte. Noch 1996 hatte Helmut Kohl bei einem Staatsbesuch neue Panzer
      als Gastgeschenk für seinen Freund Suharto im Gepäck. Heckler&Koch-
      Gewehre, MBB-Hubschrauber,Mercedes-LKW, Kampfschiffe und U-Boote von HDW
      und Lürssen, Bordkanonen von Rheinmetall ... . Die deutsche
      Rüstungsindustrie verdiente prächtig an den Mördern in Jakarta.

      "German Boy" an der Macht

      Besondere Verdienste um die deutsch-indonesischen Beziehungen im Bereich
      der Rüstung trägt gerade der Mann, der seit dem Rücktritt Suhartos
      Regierungschef geworden ist: Jusuf Habibie. Mit ihm, der den Spitznamen
      "German Boy" trägt, hat das deutsche Rüstungskapital seinen direkten
      Agenten auf dem indonesischen Regierungssessel sitzen. Habibie hatte in
      den 60er Jahren in Deutschland studiert. Bei Rüstungskonzern MBB stieger
      zum Direktor für angewandte Technologie auf. 1974 ging Habibie nach
      Indonesien zurück und wurde in die Regierung aufgenommen. Von nun an
      floriert das deutsch-indonesische Rüstungsgeschäft erst richtig. Für die
      Verleihung des Großen Bundesverdienskreuzes durch die Bundesregierung 1980
      bedanktsich Habibie umgehend: Der Siemens-Konzern erhält denAuftrag zum
      Bau des ersten indonesischen Atomkraftwerkes.
      Indonesien gehört zu der von Japan dominierten ASEAN-
      Wirtschaftszone. Im weltweiten Kampf um Märkte, Rohstoffeund Einfluß
      prallen auch hier die Interessen der Großmächte aufeinander. Die USA und
      Deutschland liefern sich einen Wettlauf beim Versuch, in der ASEAN-Zone
      Fuß zu fassen.Indonesien ist hierfür ein wichtiger Stützpunkt. Die
      Aufrüstungdes Landes zur regionalen Seemacht durch Deutschland ist
      vordiesem Hintergrund zu sehen. Mit der Machtübertragung an den"German
      Boy" Habibie, dessen Familie allein 40 Firmen inIndonesien kontrolliert,
      hat die deutsche Wirtschaft einen wichtigen Erfolg verbucht. Für die
      indonesischen Arbeiter,Bauern und Studenten wird sich allerdings nichts
      ändern. Die blutige Diktatur hat nur ihre äußere Fratze modernisiert.
      DieHintermänner des Regimes sitzen bei uns, in den Konzernetagenvon MBB,
      Siemens und Daimler-Benz und im Bundeskanzleramt. Der Wunsch des
      indonesischen Volkes nach Demokratie und Menschenrechten ist so eng
      verbunden mit unserem Eintreten für eine andere Politik in Deutschland.

      NiB"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:08:50
      Beitrag Nr. 11 ()
      Unter http://www.geopowers.com/Trends/Ind_trends/ind_trends.html fand ich folgende Infos zu Rheinmetall:


      "Trends der Industrie


      (letztes Update: 30. Oktober 2000:)

      Deutsche wehrtechnische Industrie

      Nach der Gründung der EADS verbleiben der deutschen Wehrtechnik im wesentlichen vier Pfeiler:

      Marine-Rüstung mit Blohm & Voss, Howaldswerke - Deutsche Werft AG, Thyssen Nordseewerke;
      Diehl-VA (Verteidigung + Avionik)
      Rheinmetall-DeTec AG
      Krauss-Maffei Wegmann
      Im Bereich der Werften ist nicht zu erwarten, dass Global Player eine Übernahme anstreben. Mit Sicherheit kann man eine Konzentration erwarten. Thyssen Nordseewerke steht auf der Verkaufsliste obenan. Dann fehlt nur noch die Vereinigung von B & V und Deutsche Werft.

      Diehl VA

      Die Diehl-Stiftung, Nürnberg, Familien-Unternehmen seit 1902, erwirtschaftete 1999 mit 12.140 Mitarbeitern einen Umsatz von 3,1 Mrd. DM. Der Trend für 2000 ist mit 3,1 Mrd. DM bei 11.610 Mitarbeitern angegeben. Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben liegen mit rund 11 % vom Umsatz bei 340 Mio. DM für 1999. Die Investitionen solen von 120 (1999) auf 150 Mio. DM steigen.

      Sehr interessant ist der Teilkonzern Diehl VA (Verteidigungssysteme und Avionik) mit einem Umsatz von 965 Mio. DM in 1999 (2000 projektiert: 974 Mio. DM), erwirtschaftet von 3.600 (3.520) Mitarbeitern. Die Beteiligungen von Diehl sollen 2000 einen Umsatz von 160 Mio. DM erreichen; der Wehrtechnik-Anteil davon wird auf 35% beziffert, also rund 56 Mio. DM. Der Wehrtechnik-Anteil von Diehl liegt damit bei rund 1 Mrd. DM

      Diehl VA ist mit Sicherheit ein Juwel für jeden Konzern. Insbesondere das Bodenseewerk Gerätetechnik (BGT) in Überlingen mit einer 20 %igen Minderheitsbeteiligung von Matra wäre Playern wie Raytheon, EADS oder BAE Systems sicherlich etliche Mrd. US$ wert.

      Das Unternehmen operiert äusserst geschickt, denn es geht Allianzen mit amerikanischen Marktführern wie Raytheon, Lockheed Martin oder der Thomson CSF ein. Auf dem Zukunfts-Sektor Abstandswaffen und Präzisionsmunition (Missile Systems) gehört Diehl VA (BGT) mit SAAB/Schweden zu den einzigen kleineren Firmen, alle anderen sind Global Player.

      Die EADS/Defence and Civil Systems drängt mächtig, vor allem die BGT zu bekommen und hat Diehl ein 50:50 Deal angeboten. Aber das reicht den Nürnbergern nicht.



      Rheinmetall-Detec

      Die Rheinmetall-Detec AG ist nach der Europäisierung der DASA nun Deutschlands grösster Rüstungskonzern und im Besitz der Röchling-Familie, Mannheim. Zum Unternehmen gehören kompetente Firmen wie z. B. STN Atlas, MaK, Mauser, Eurometaal, Oerlikon-Contraves.
      Der Unternehmensbereich Defence hatte 1999 einen Umsatz 1,335 Mrd. Euro, erwirtschaftet von 9.248 Mitarbeitern (= ca. 0,288 Mio. DM pro Mitarbeiter). Nach der Aufsichtsrats-Sitzung vom 9. Sept. 2000 gibt es jetzt nicht eine Neuordnung des Konzerns; MaK und andere heissen jetzt “Land-Systeme”.

      Zuletzt hatte das Unternehmen die schweizerische Oerlikon-Contraves gekauft. Bezüglich des Verkaufs von Santa Barbara (Panzer und Munition, Lizenzbau von 212 Leopard 2 A5 ES) wurde gemeldet, dass Rheinmetall zusammen mit Krauss-Maffei Wegmann angetreten war, die Übernahme des spanischen Staatsunternehmens durch den US-Konzern General Dynamics Land Systems (Hersteller des US-Panzer M 1 Abrams, ca. 8.500 Stück) zu verhindern, was bisher nicht gelang. Nach dem deutschen Regierungs-Besuch am 16./17. Sept. 2000 in Spanien hat sich dem Vernehmen nach Kanzler Schröder und Verteidigungsminister Scharping für die deutsche Lösung stark gemacht, die spanische Regierung aber schiebt die Entscheidung auf.

      Bei Rheinmetall Detec AG muss vor allem die STN Atlas mit einem Umsatz von 518,5 Mio. Euro (1999) von grossem Interesse sein, an der wiederum BAE Systems eine 49 %ige Beteiligung hält. Auf dem Gebiet der unbemannten Flugkörper (UAV) gehört STN Atlas zu den führenden Anbietern in Europa. Selbst die Aktivitäten der “grossen” Aerospatiale Matra nehmen sich dagegen bescheiden aus.

      (siehe hierzu das Interview mit Herrn Mario Gabrielli, Vorstandsmitglied der Rheinmetall-DeTec AG)

      Krauss-Maffei Wegmann

      Wirklich im Gerede ist Krauss-Maffei Wegmann (KMW) mit Sitz in München. Der in Europa führende Panzerbauer ist mit dem Mannesmann-Strudel im Paket Atecs bei Bosch/Siemens gelandet, die nicht im Verdacht stehen, den Panzer-Anteil von KMW (etwa 49 %) unbedingt behalten zu wollen; als Zeitraum werden die nächsten drei Jahre genannt (Ende 2002). 51 % der KMW hält die Wegmann Unternehmens-Holding, konkret die Familie Bode.

      1999 betrug der Umsatz des Unternehmens rund 1,3 Mrd. DM, erwirtschaftet von 2.200 Mitarbeitern (= 0,591 Mio. DM pro Mitarbeiter)

      Der Kauf-Kandidat, dem KMW wie das letzte Puzzle-Stück ins Bild passen würde, ist der US-Konzern United Defense, der zwar alle möglichen Arten von Landfahrzeugen im Portfolio hat, nicht aber einen Kampfpanzer. Seine europäische Unternehmungslust hatte United Defense Mitte Juni bewiesen, als es von SAAB die Firma Bofors (Artillerie-Systeme Heer/Marine, Präzisionsmunition) gekauft hat.

      Wertvoll an KMW ist vor allem deren Arbeit an der Panzerhaubitze 2000 (zunächst 185 Stück bis 2002) und am GTK (Gepanzertes Transport/Kampf-Fahrzeug), dass zusammen mit der zu Rheinmetall gehörenden MAK Stytems, der britischen Alvis und der niederländischen Stork N.V.in der neu gegründeten Gesellschaft Artec bis zum Jahr 2002 entwickelt und danach zwei Jahre erprobt wird.

      Zukunftsweisend ist der GTK-Ansatz, mit einem Fahrzeug (6x6, 8x8) verschiedene “Container” für die Aufgaben Kampf, Kampfunterstützung und C4IRS aufnehmen zu können. Genau dieses Konzept wird von der US-Army verfolgt; die Vorteile für Instandsetzung, Logistik u. ä. hinsichtlich der Betriebskosten liegen auf der Hand. Nachteilig ist das Gewicht des GTK.

      Lt. Angaben von KMW (5.11.99) sind hinsichtlich des GTK (engl.: Multi Role Armoured Vehicle = MRAV) die folgenden Daten genannt worden:

      110 Mio. Euro Entwicklungsprogramm 2002 - 2004;
      750 Mio. Euro Option für die Fertigung von 600 GTK (= 1,25 Mio. Euro/Stück);
      3.000 GTK Bedarf von D + GB für 20 verschiedene Missionen; Produktionszeitraum 10 Jahre;
      200 St. Anfangsbedarf der NL, Gesamtbedarf 500
      4,5 Mrd. Euro (4.000 Fhzg.) Gesamt-Erwartung
      ZEISS Optronik (ZEO), Oberkochen

      ZEO hat 300 Mitarbeiter; davon sind 150 Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker.
      - Der Umsatz von 130 Mio. DM ist zu 90 % militärisch, 10 % zivil.
      - 70 % des Umsatzes werden in der Produktion, 30 % durch Entwicklung erwirtschaftet.
      - 60 % des Umsatzes kommen aus dem Inland, 40 % aus dem Export.
      - Vorsitzender der Geschäftsführung ist Klaus Leinmüller.

      ZEO ist ausnehmend stark auf den Gebieten Wärme-Bildgeräte, Laser-Entfernungsmessung, Periskope für Land-, Luft- und See-Systeme; in dem u. a. für Tornado und Eurofighter vorgesehenen Unter-Flügel-System (Pod) “Litening” sind alle Sensor-Systeme für luftgestützte Ziel-Auffassung und Navigation unter allen Wetter-Bedingungen integriert.

      ZEO ist mit Sicherheit eine Perle und müsste Unternehmen wie Rheinmetall DeTec oder Diehl eigentlich reizen. Dass Thomson CSF (neuer Name: Thales) als “Spitzenreiter” für die Partner-Suche von ZEO gilt, spricht für das Management dieses internationalen, von vielen aber als “französisch” eingestuften Unternehmens. EADS/DCS “führt keine Gespräche”; für sie ist das “eine unserer ehemaligen Aktivitäten”:

      Fazit:

      Für die beiden Unternehmen Rheinmetall-DeTec und KMW wird die durch die Umstrukturierung der Bundeswehr bedingte Neuausrichtung der Beschaffung von entscheidender Bedeutung sein. Mangelnden Finanzen und die neuen Prioritäten der Bundeswehr müssten in einer überproportionalen Kürzung in den Bereichen münden, auf denen der Hauptumsatz beider Unternehmen liegt.

      Dazu kommt die Frage einer möglichen Entscheidung der türkischen und deutschen Regierung hinsichtlich des Baus von 1.000 Panzern. Fällt sie negativ aus, wird die Motivation zum wehrtechnischen Engagement bei den Eigentümern eher nachlassen. Dann wäre das Kalkül, den durch einen Verkauf der Wehrtechnik-Sparte zu erzielenden Betrag in eine zivile Abrundung zu investieren, naheliegend (Konzentration auf Kernkompetenz).

      Warum Rheinmetall-Detec zusammen mit KMW in der Sache Santa Barbara angetreten ist, muss nicht an dem strategischen Interesse der Eigner-Familien Röchling und Bode an der Wehrtechnik liegen. Die einzige plausibele Erklärung ist, dass beide im Grunde “verfeindete” Unternehmens-Führungen sich des US-Ansturms erwehren wollen, selbst wenn es absolut unproduktiv, teuer und rückwärts gerichtet ist.

      Interessant ist, dass trotz gegenteiliger Behauptung in Kreisen der Wehrtechnik die Bundesregierung über den Verteidigungsminister Scharping und auch Bundeskanzler Schröder ganz erhebliche Schützenhilfe für die Familien Röchling und Bode leistet, den US-Kauf des spanischen Unternehmens doch noch zu vereiteln, wie der SPIEGEL (28/2000) berichtet.

      Bezüglich der militärischen Landsysteme steht die Konzentration der wehrtechnischen Industrie noch aus. Sie kann sich, lässt man ein starkes US-Engagement ausser acht, nur auf 3 Konkurrenten beziehen: GIAT (F), BAE Systems (GB), KMW/Rheinmetall-D.

      GIAT (Umsatz 5,7 Mrd. FF = 0,87 Mrd. Euro, 8000 Mitarbeiter, = 0,218 Mio. DM pro Mitarbeiter, 60 % Export, Auftragsbuch 16 Mrd. FF) wird zwar privatisiert, ist jedoch nicht in der Lage, Firmenkäufe zu finanzieren. Um konkurrenz-fähig zu sein, müsste das Unternehmen ungefähr die Hälfte der Belegschaft entlassen.

      BAE Systems hat mit seiner Royal Ordnance eine starke Landsystem-Komponente und wäre finanzstark genug, die deutschen Firmen aufzukaufen. Es ist jedoch nicht einsichtig, warum BAE in diesem Bereich engagieren sollte, denn er ist weder attraktiv noch besonders zukunftsweisend. Die Strategien des Unternehmens zielen ziemlich stark auf die USA.

      Die Fusion von KMW und Rheinmetall-DeTec würde eine stabile Grösse in Europa ergeben. Beide Unternehmen bauen zusammen mit ihren sehr kompetenten Zuliefer-Firmen militärische Landsysteme wie den Leopard 2 oder die Panzerhaubitze 2000, die weltweit ungeschlagen sind. Diese sinnhafte Fusion wird aber nicht stattfinden, solange die sich im Grunde in tiefster Gegnerschaft befindlichen Eigner und Führungs-Eliten beider Firmen nicht gezwungen werden, ihren persönlichen Kleinkrieg aufzugeben; beide Seiten sind un-kooperativ und europäischer oder gar transatlantischer Kooperation gegenüber in nationaler Beengung verschlossen. Da nach sehr langer Zeit wieder ein Verteidigungsminister amtiert, der sich mit diesen Fragen beschäftigen und den Strategie-Dialog mit der Industrie wieder aufnehmen will, kann man nur hoffen, dass er durch eine dementsprechende Beschaffungs-Politik den Fusionszwang erzeugt.

      (Neu: 30. 10. 2000)

      Schröder/Scharping und Rüstungsindustrie: Strategische Allianz

      Wir müssen uns auch ‘mal selber loben: Die vorherige Fazit-Empfehlung (letzter Absatz und “oben”) haben wir vor einiger Zeit geschrieben: Und Kanzler Schröder und Minister Scharping haben es gemacht:
      Am 27. 10. 2000 haben sie eine gemeinsame Erklärung in Sachen Heeres- und Marine-WT-Industrie abgegeben (unbedingt abladen unter www.bundeswehr.de):

      Krauss-Maffei/Wegmann, Rheinmetall DeTec und Diehl bilden eine “strategische Allianz”
      Babcock Borsig und Thyssen Krupp Industries bilden eine “strategische Allianz”.
      Nun “schaun mer ‘mal”, was die Beteiligten daraus machen.
      Aber das ausgerechnet die “vaterlandslosen Gesellen” so etwas machen?

      Europäische Unternehmen der Luft-/Raumfahrt/Wehrtechnik
      In Europa existieren mit dem Börsengang der EADS (10. Juli 2000) jetzt drei grosse Unternehmen, die in der Rubrizierung Luft/Raumfahrt - Verteidigungsindustrie in der internationalen Einordnung nach Angaben der EADS gemäss www.eads-nv.com (Juli 2000) wie folgt positioniert sind (Umsatz in Mrd. Euro):


      1
      Boeing
      54,2

      2
      Lockheed Martin
      23,8

      3
      EADS
      22,5 1)

      4
      BAE Systems
      18,8

      5
      Raytheon
      18,5

      6
      Northrop
      8,4

      7
      Thales (Thomson CSF)
      6,9


      1) Diese Angabe ist unverständlich, denn die EADS gibt ihren Umsatz (in Mrd. Euro) nach Geschäftsbereichen wie folgt an: Airbus 12,749; Mil. Transportflgz. 0,241; Luftfahrt 4,280; Raumfahrt 2,518; Verteidigung/Zivile Systeme 3,830 an. Diesen Angaben addieren sich auf den Wert von 23,6 Mrd. Euro statt wie vorher 22,5 Mrd. Euro.

      European Aeronautic Defense and Space Company (EADS)

      Die EADS setzt sich im wesentlichen aus den Bereichen Airbus, EuroFighter und den zivilen und militärischen Raketen-Programmen der Aerospatiale Matra zusammen. Dabei ist folgendes beachtenswert:

      Die EADS (80 %) wird mit BAE Systems (20 %) zusammen die Airbus Integrated Company (AIC) gründen, nach französischem Recht mit Sitz in Toulouse.
      Im Bereich militärischer Raketensysteme entsteht ebenfalls eine neue Firma mit dem provisorischen Namen New MBD, zusammengesetzt aus:
      - Aerospatiale Matra Missiles (gleichzeitig EADS)
      - Matra BAe Dynamics (50 % Aerospatiale Matra, 50 % BAE Systems)
      - Alenia Marconi Systemes (50 % BAE Systems, 50 % Finmeccanica).
      Die New MBD macht auf dem Gebiet Missile Systems einen Umsatz von ungefähr 2,7 Mrd. US$ und rangiert damit hinter Raytheon (ca. 3,4 Mrd US$) vor Lockheed Martin (ca. 1,7 Mrd. US$) und Boeing (ca. 1 Mrd. US$).

      Es bleibt abzuwarten, ob es dem Management der EADS gelingt, aus der quasi Holding-Situation zu einem eigenen Profil zu kommen. Mit BAE Systems hat die EADS einerseits einen Kooperationspartner, andererseit aber ihren schärfsten Konkurrenten im Boot.

      BAE Systems

      Diese Firma ist der grösste Rüstungskonzern in Europa (reiner Defense-Umsatz 1999: 5,8 Mrd. Pfund) mit weltweiten Beteiligungen und strategischen Allianzen und hinter Lockheed/Martin und Boeing der drittgrösste weltweit. Derzeitig ist BAE Systems der einzige europäische Konzern, der von den USA hinsichtlich der rigiden Rüstungsexport-Regelungen als “amerikanische” Firma eingestuft wird. Es dürfte wohl kaum ein wichtiges Rüstungsunternehmen/-projekt in Europa geben, an dem BAE nicht irgendwie beteiligt ist (oder eine Beteiligung anstrebt). Nach BAE-Angaben entstehen 67 % des EADS-Umsatzes in Zusammenarbeit mit BAE, aber nur 25 % des BAE-Umsatzes mit der EADS, zu der sie in massiver Konkurrenz steht.

      Das Unternehmen hatte bisher eine gute Börsen-Performance. Ende 1999 betrug der Auftragsbestand 36,6 Mrd. engl. Pfund. Man kann davon ausgehen, dass BAE weltweit Firmen zukaufen wird. Der Firma wird in Fachkreisen eine gutgefüllte “Kriegskasse” nachgesagt.

      Thales (füher Thomson CSF)

      Thales erwirtschaftete 1999 einen Umsatz von 3,833 Mrd. Euro auf dem Verteidigungssektor (= 56 %; 24 % Informationstechnologie; 20 % Luftfahrt). Auch dieses Unternehmen hat sich durch Zukäufe (z. B. Racal, mit deren Umsatz sie an die 8 Mrd.-Grenze kommen) als Global Player weltweit etabliert und kann in Konkurrenz zu US-Firmen treten oder aber projektbezogene Kooperationen eingehen; derzeit bestehen solche mit Lockheed und Raytheon.

      Obwohl die französische Regierung als 34%-Anteilseigner eine Verbindung mit der EADS will, hat sich während der ILA der Vorstandsvorsitzende, Denis Ranque, eindeutig gegen solche Bestrebungen gewandt (FAZ, 7.6.00).

      Auf dem wichtigen Gebiet C4IRS/Digitalisierung dürfte das Unternehmen im europäischen Raum kaum zu schlagen sein und befindet sich so in einer nicht anzufechtenden Position. Auch die EADS will ihre Anstrengungen auf dem Gebiet Elektronik/Kommunikation erheblich verstärken und geht dazu auch, wie bei der Korvette K 130, Kooperationen mit Thales (über deren Tochter Hollandse Signaalapparaten) ein.

      Fazit:

      Von den “grossen Drei” steht die EADS unter dem grössten Erfolgsdruck, besonders die von Dr. Thomas Enders geleitete Division “Defence and Civil Systems” (DCS). Im Gegensatz zu den restlichen vier Säulen Airbus, Aeronautics, Military Transport Aircraft und Space Systems ist sein Bereich relativ rudimentär. Mit Northrop-Grumman (NOC) kommt man aber augenscheinlich gut weiter. Nachdem die DCS schon eine gemeinsame Entwicklung des Radars (Wetter und Navigation - AN/APN-241) der A400M angesagt hat, ist am 26. Juli 2000 in Farnborough nun eine Kooperation auf dem Gebiet der unbemannten Flugzeuge (Unmanned Aerial Vehicles - UAV) vereinbart worden. Damit positioniert sich die EADS/DCS hervorragend für den teueren Brocken Luft/Boden-Überwachung (AGS) mit der favorisierten Lösung Global Hawke.

      BAE Systems und Thales haben klare Unternehmens-Strukturen.

      Fast jedes Beschaffungsvorhaben kann von den drei Firmen abgedeckt werden. Dies hat Vor- und Nachteile hinsichtlich der neuen Beschaffungspraktiken.

      Eine weitere Konzentration zwischen den Drei ist nicht zu erwarten.

      Vor allem EADS und BAE werden in heftiger Konkurrenz stehen, was den Zukauf noch verbleibender interessanter Firmen in Europa angeht. Dabei wird BAE Vorteile aufgrund des Firmenprofils haben.

      Trotz der Konkurrenz suchen die Drei bei jedem kleinsten nationalen Rüstungsprojekt in Europa in eine Teilhabe beim Konkurrenten einzutreten.


      Transatlantische Kooperation
      Mit der Aufarbeitung der Ergebnisse des Kosovo-Krieges der NATO ist die Frage einer transatlantischen Kooperation erneut aufgekommen. Die Entwicklung davor ist durch folgende Momente gekennzeichnet:

      Das Ende des Kalten Krieges hat die Ausgaben für militärische Beschaffungen allseits stark sinken lassen.

      Die USA haben den Export bzw. die Zusammenarbeit bei hochwertiger Rüstungstechnologie gegenüber ihren Verbündeten auf das Angebot des Kaufes von “black boxes” reduziert, den Export von Kooperations-Systemen lizensiert und den US-Export von Rüstungsgütern protegiert. Die Lizensierung führte z. B. bei der DASA zu der Entscheidung, US-Teile nicht mehr zu verwenden, weil US-Zeitverzögerungen eigene Lieferschwierigkeiten produzierten. Generelle Motivation für die US-Politik war nicht nur die strategische Unterstützung der industriellen Basis für die eigene Sicherheit, sondern auch der Versuch, die Weitergabe (Proliferation) von Rüstungsgütern an Risiko-Staaten (“states of concern” - frühere Bezeichnung “Schurkenstaaten”) zu verhindern.

      Die USA gaben für militärische Forschung, Entwicklung und Erprobung im Jahr 1999 rund 36 Mrd. US$ aus, während die europäischen NATO-Partner gemeinsam auf rund 9 Mrd. US$ veranschlagt werden. Dies führt zu dem väterlichen Argument, die (europäischen) “Jugendlichen” mögen doch nun bitte für sich selber sorgen.

      Auch die US-Ausgaben für militärische Beschaffungen haben sich seit 1988 (80 Mrd. US$) gegenüber 1998 (ca. 45 Mrd. US$) fast halbiert, werden allerdings von 2000 (ca. 55 Mrd.) bis 2005 wieder auf 75 Mrd. US$ anwachsen. Als Folge gab es eine starke Konzentration auf wenige Riesenkonzerne (vor allem Boeing, Lockheed Martin, Raytheon, General Dynamic und Northrop Grumman).

      Die US-Politik hat wiederum die europäischen Rüstungskonzerne mit Argumenten gegenüber den europäischen Regierungen versorgt, in der “Festung Europa” entwickeln und beschaffen zu lassen.

      Dass die Amerikaner kaum in Europa gekauft haben, liegt in erster Linie an der mangelnden technologischen Kompetenz der Europäer. Bekannt ist andererseits, dass die USA sehr schnell zur Stelle sind, wenn in Europa irgendwer eine Technologie anbietet, die in den USA nicht zu finden ist.
      Die derzeitige und zukünfte Entwicklung ist durch folgendes gekennzeichnet:

      Die Experten sprechen von einer 3-geteilten NATO:
      Ebene 1: Die USA führen technologisch unangefochten;
      Ebene 2: GrossBritannien und Frankreich halten “gerade noch” den Anschluss;
      Ebene 3: Der Rest der NATO-Staaten wird praktisch abgekoppelt.
      Die “Defense Capabilities Initiative” (DCI) der NATO versucht, diese Entwicklung, die letztlich politisch das Ende der NATO einleiten würde, aufzufangen.
      Mit einer Rede der Aussenministerin Madeleine K. Albright am 24. Mai 2000 anlässlich des NATO-Minister-Treffens in Florenz haben die USA die Defense Trade Security Initiative (DTSI) begonnen, um einerseits den o. a. Entwicklungen entgegen zu wirken, andererseits aber die Politik der Nicht-Weitergabe von Rüstungstechnologie (Non-Proliferation) durch ihr Regelwerk der ITAR (International Traffic in Arms Regulations) so weit wie möglich aufrecht zu erhalten (www.secretary.state.gov und www.pmdtc.org).
      John Holum, im US-Aussenministerium zuständig für Rüstungskontrolle und Angelegenheiten der Int. Sicherheit, argumentierte in diese Richtung: “Wir werden sehr hohe Standards setzen” (Defense News, 12.6.2000).
      Seitens der US-Rüstungsindustrie findet die DTSI-Politik verständlicherweise Unterstützung. Da der US-Markt durch Enge gekennzeichnet ist, bietet der zunehmend kaufkräftige EU-Markt Chancen wiederum vor allem für die grossen drei US-Firmen, die ihre Neu-Bildung generell noch nicht verarbeitet haben. Ausserdem haben sie sich nicht unerheblich verschuldet und stehen unter dem Share-Holder-Druck. Deshalb wird die amerikanische Verteidigungsindustrie ihre europäischen Anstrengungen erheblich verstärken.

      In Europas sehen andererseits vor allem BAE Systems, EADS und Thales, aber natürlich auch “kleine” Firmen wie Diehl VA Chancen, durch Kooperationen mit US-Firmen technologisches Know How für amerikanische wie europäische Beschaffungsvorhaben entweder einzubringen oder aber (in den meisten Fällen) anzubinden,

      Die Zukunft wird zeigen, welche Staaten folgen. Auch auf der Firmenebene gibt es entprechende Regelungen; BAE Systems ist bereits “amerikanisch”. Es wird zu recherchieren sein, welche Anstrengungen die deutsche Regierung diesbezüglich unternimmt und inwieweit deutsche Firmen sowie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Initiativen ergriffen haben. Die ersten Ergebnisse der Recherche siehe News ).

      Fazit

      Entscheidend für die zukünftige transatlantische Kooperation wird das Verhalten der US-Regierung und der Regierungen in Europa (vor allem GB, F + D aufgrund des Beschaffungsvolumens) sein. Dabei steht das strategische “Industrial-Base-Denken” (und Arbeitsplätze und Steuern und Wiederwahl) der USA und das vergleichbare Operieren Frankreichs und GrossBritanniens sicherlich weiterhin im Vordergrund.

      Zu beobachten aber wird sein, ob die Beschaffungspolitik der USA bei ihrem neuen Kurs bleibt: “the winner takes it all” (so z. B. bei dem gemeinsamen Flugzeugbeschaffungs-Programm für alle Teilstreitkräfte - Joint Strike Fighter, JSF). Dieser Beschaffungskurs ist erkennbar auf das Preis/Leistungs-Verhältnis, die knappen Finanzen ausgerichtet und entspricht effizientem Kunden-Verhalten.
      Er bietet europäischen Firmen die Möglichkeit, sich bei einem der Konkurrenten (Boeing - Lockheed Martin) einzuklinken, wie es BAE Systems unternimmt. Dabei kommt es allein auf die technische Kompetenz und die Strategie des Unternehmens an.

      Würde man unterstellen, dass die europäische Beschaffungspolitik dem gleichen Ansatz folgt und die US-Regierung keine diskriminierende ITAR-Politik betreibt, wäre die transatlantische Kooperation (endlich) auf dem Weg, der einzig erfolgversprechend ist: der durch den Wettbewerb erzwungenen transatlantischen Industrie-Kooperation.

      Andernfalls besteht die Gefahr, das europäische Konzerne politisch Beschaffungs-Verträge mit dem Argument einwerben, dass man auf “Augenhöhe” (natürlich auf jedem Gebiet) mit der übermächtigen Konkurrenz kommen müsse.
      Durchaus verständlich ist, dass EADS nach ihrem Erfolg mit dem Airbus gegen Boeing nun auch erklärtermassen auf dem Gebiet der Militär-Transporter das gleiche Spiel gegen Lockheed/Martin gewinnen möchte.
      Aus der Sicht des Steuerzahlers und Konsumenten muss es aber MiK-mässig klingen, wenn in der BMVg-Presse-Mitteilung vom 27. Juli 2000 der Satz aufleuchtet: “Der Auftrag wird ‘AMC’ ermöglichen, seine Kompetenzen im Bereich des Baus von militärischen Transportflugzeugen auszubauen und somit seine Position auf dem Weltmarkt zu stärken.” {COTS}
      Russischer Rüstungsexport

      Auf der Int. Luftfahrtausstellung in Berlin wie auf der Eurosatory in Paris waren die Industrie-Vertretungen Russlands nicht zu übersehen. In mehrern Presseberichten wurde der stellvertretende Premierminister für die Verteidigungsindustrie, Ilya Kleabanov zitiert, der die folgenden Daten und Ziele für den russischen Rüstungsexport nannte (Defense News, 12.6.2000 - Zahlen in Rot, Mrd. US$, andere Angaben zum Vergleich, Military Balance 1999/2000, IISS London, S. 281, Mrd. US$ zu 1997-Preisen):


      Russland
      USA
      GrossBritannien
      Frankreich
      Deutschland

      1998
      2,845
      26,514
      8,971
      9,804
      0,834

      1999
      3,39

      2000
      4,3

      2001 +
      5,5 -6


      Über 60 % des bisherigen russischen Waffenexports wurden bisher nach China und Indien geliefert. Die mit Abstand interessantesten Märkte für Waffenexport sind Saudi-Arabien mit durchschnittlich 10 Mrd. US$ Importen und Taiwan mit durchschnittlich 6 Mrd. US$. Sie sind jedoch überwiegend in US-Hand
      Immerhin hat NATO-Mitglied Griechenland in Russland 21 Systeme Tor M1 (Kurzstrecken-Luftabwehr) gekauft. Andererseits bieten die Vorräte der Russen im Bereich Raketen deutschen Firmen Vorteile. Die von Deutschland vorgesehene Radar-Satelliten-Aufklärung (SARLupe) ist deshalb so “billig”, weil sie mit ehemaligen russischen Interkontinental-Raketen des Typs SS-19 in den Orbit geschossen wird.

      Fazit

      Die Beachtung der jeweiligen Grössenordnungen sowie der Qualität des Rüstungsexports ist von erheblicher Bedeutung.
      Rüstungsexport hat nach wie vor eine dominierende “staatliche” Komponente. Fraglich ist, ob sie unterteilt werden kann in die Bereiche “Profit” oder (gerechtfertigte) “Hilfe zur (Selbst)Verteidigung” oder schlicht “Machtpolitik”. "

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:11:03
      Beitrag Nr. 12 ()
      Auch die geächteten Landminen werden von einer Rheinmetall Tochter produziert. So kann man jedenfalls unter http://www.paxchristi.de/ruestung/projekte/projekte_landmine… erfahren:

      "Weiter gegen Landminen - und nicht vertagen

      (Sept. 1999)

      von Martin F. Herndlhofer


      Ein Vertrag ist ein Vertrag. Mehr auch nicht.
      Ein Waffenstillstand ist ein Vertrag. Aber wir wissen, daß es danach mit dem Frieden erst richtig ernst wird und daß eine mühsame Strecke beginnt.

      Der Ottawa-Vertrag zur Ächtung von Antipersonen-Minen, unterzeichnet vor fast genau 2 Jahren - mittlerweile durch 135 Regierungen - ist eine Art Waffenstillstandsvertrag im Krieg vornehmlich gegen Zivilpersonen. Für manche ist das Problem damit bereits erledigt, für andere ist es vertagt. Aber der Vertrag selbst ist noch nicht einmal "die halbe Miete".

      Die Kampagne gegen Landminen arbeitet weiter. Die Vertragsstaatenkonferenz im Mai 1999 in Maputo offenbarte die Gefahr, daß das Verbot von Antipersonen-Minen als rein technisches Problem angesehen wird. Der Initiativkreis hat bereits 1997 in einer Expertenkonferenz den breiteren Ansatz eines entwicklungsorientierten Minenaktionsprogramms mit Richtlinien entwickelt und im Juni dieses Jahres unter großer internationaler Beteiligung in Berlin überarbeitet.

      Ziel des Initiativkreises bis zum Jahre 2001 ist es, zunächst eine Ausweitung des gegenwärtigen Verbots und eine konstante Erhöhung der Mittel für Minenräumung zu erreichen.

      Die Ausweitung bezieht sich auf sogenannte Submunition, vor allem Splitterbomben. Sie wurden massenhaft im Kosovokrieg eingesetzt. Das Problem ist: sie haben eine hohe Fehlerquote und gefährden Menschen bis weit nach dem Krieg. Das Internationale Rote Kreuz hat genau aus diesem Grund eine Initiative gestartet, eventuell zusammen mit dem BMZ und auch anderen Nichtregierungsorganisationen.

      In Deutschland wird der Initiativkreis den Aktionsschwerpunkt voraussichtlich auf das Verbot der Mine MUSPA (Multi-Splitter Passiv-Aktiv) legen, die gegen Flugzeuge und Fahrzeuge eingesetzt wird und noch immer in Gebrauch ist. Produzent ist Rheinmetall-Industrie GmbH. in Düsseldorf.

      Nach der Bundestags- und Europawahl wird zur Zeit die Lobbyarbeit und die Zusammenarbeit auf der Arbeitsebene mit z.T. neuen Personen im Auswärtigen Amt und BMZ aufgebaut. Auf politischer Ebene sollen noch in diesem Jahr Gespräche mit Abgeordneten in Berlin und mit Mitgliedern des neuen Europa-Parlaments gestartet werden.

      Politisch muß auf die Abrüstungskonferenz in Genf im Jahre 2001 (CCW ) hingearbeitet werden. Bekanntlich ist die Landminenfrage in Genf über die Jahre hinweg nicht vorangekommen - auch, weil die Großmächte blockierten. Der Prozeß von Oslo und Ottawa hat dann die behäbigen Genfer Verhandlungen sozusagen von außen überrollt.

      In Deutschland selbst sollen die Etatmittel des Auswärtigen Amtes für entwicklungspolitisch sinnvolles Minenräumen aufgestockt werden: Ein relativer Erfolg ist inzwischen schon erzielt: Im Haushalt 2000 sind dafür weiterhin 17 Mio angesetzt - obwohl der Haushaltsansatz für das entsprechende Referat des AA von 50 Mio auf ca 32 Mio gekürzt worden ist. Ein hochrangiges Mitglied der AA äußerte in einem Gespräch, durch den starken Druck seitens der Landminenkampagne habe man es nicht riskiert, die Mittel zu senken. Na immerhin.

      Aus dem BRIEF des "Deutschen initiativkreises gegen Landminen" an den Bundesfinanzminister Hans Eichel vom 6. August 1999

      betr. Mittel für humanitäre Minenräumung und Minenopferhilfe im Bundeshaushaltsentwurf 2000

      ... Die Bereitstellung zusätzlicher Mittel für humanitäre Minenaktionsprogramme scheint uns über die Umwidmung von Haushaltsposten möglich, die in den zurückliegenden Etats langfristig für die Entwicklung und Beschaffung neuer Minensysteme im Verteidigungsetat eingeplant sind. Über 700.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben sich mit ihrer Unterschrift hinter diese Forderung gestellt. Diese Forderung wird auch von der Überzeugung getragen, daß neben Antipersonenminen ebenso Antifahrzeugminen und andere minenähnliche Waffen wegen ihrer schrecklichen Folgen für die Zivilbevölkerung während und lange nach dem Krieg geächtet werden müssen. Eine Vorbildfunktion der Bundesregierung könnte hier wie schon bei der Ächtung der Antipersonenminen große internationale Wirkung zeigen. Die aktuelle Situation im Kosovo, wo u.a. tausende NATO-Streubomben zum Einsatz gekommen sind, die zu einem hohen Prozentsatz die Wirkung von Antipersonenminen haben, macht die Notwendigkeit des Verbots auch dieser Waffen nochmals deutlich. Im Kontext der für das Jahr 2001 vorgesehenen Revision des sogenannten "UN-Minen-Protokolls" ist eine solche Verbotserweiterung möglich.

      Statt Haushaltsmittel für die Entwicklung und Anschaffung von Waffensystemen auszugeben, die durchaus schon bald international geächtet werden könnten und dann sogar mit erheblichem Kostenaufwand wieder zu vernichten wären, ist deren Umwidmung für humanitäre und entwicklungspolitisch begründete Minenaktionsprogramme, die eine so wesentliche Rolle bei der Konfliktbearbeitung und der präventiven Bemühung um Frieden spielen, das Gebot der Stunde – und dies nicht nur angesichts der knappen Kassen."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:14:15
      Beitrag Nr. 13 ()
      Unter http://www.nadir.org/nadir/initiativ/kurdi-almani-kassel/akt… fand ich folgende Informationen:

      "Panzerschlachten


      Leopard II-Export wird zur Existenzfrage der deutschen Panzerindustrie

      Im Winter 1999/2000 sorgte die beabsichtigte Lieferung von 1.000 Leopard II-Panzern an die Türkei für eine rot-grüne Regierungskrise. Nach einem Formelkompromiß wurde das Thema in Regie-
      rungsgremien verbannt und damit der öffentlichen Kritik entzogen. Hinter den Kulissen betreiben nun Bundeskanzler Gerhard Schröder und Verteidigungsminister Rudolf Scharping Lobbyarbeit, um den Panzerdeal im September ohne Aufsehen abzuwickeln. Menschenrechte hin, Panzeraufträge her: aus Sicht von Rudolf Scharping kann nur ein Milliardenexport die deutsche Panzerindustrie vor einer amerikanischen Übernahme bewahren.

      Verräter auf der Regierungsbank

      Im Oktober 1999 berichtete die "Berliner Morgenpost", der deutsche Panzer-
      hersteller Krauss-Maffei Wegmann habe sich auf eine türkische Ausschrei-
      bung für den Bau von 1.000 Kampfpanzern beworben.(1) Der streng geheim tagende Bundessicherheitsrat/BSR hatte am 20.10.99 die Lieferung eines Testpanzers an den Bosporus genehmigt.(2) Mittlerweile sucht die Berliner Staatsanwaltschaft das "Informationsleck" im Kreise der beteiligten Ministe-
      rInnen.(3) Die Vorermittlungen wegen "Verrats von Amtsgeheimnissen" stehen kurz vor dem Abschluß.(4) Nach einer Regierungskrise einigten sich die rot-
      grünen Koalitionspartner im Dezember 1999 darauf, den Leopard II A5-Test-
      panzer an die Türkei zu liefern und im Gegenzug die deutschen Rüstungs-
      exportrichtlinien unter stärkerer Gewichtung der Menschenrechtslage im Empfängerland neu zu formulieren.(5) Sollte sich die türkische Regierung für den deutschen Leopard-Kampfpanzer entscheiden, wären nach den neuen Exportrichtlinien vom 19. Januar 2000 deutliche Verbesserungen der Men-
      schenrechtslage in der Türkei für eine Panzerausfuhr erforderlich.
      "Panzertest" als diplomatischer Zeitgewinn
      Erwartungsgemäß fiel die Wahl des türkischen Militärs schon im April auf den deutschen Leo,(6) doch von einer Verringerung staatlicher Repression konnte in der Türkei nicht die Rede sein. Kurdenführer Abdullah Öcalan wurde zum Tode verurteilt, Grenzgefechte gegen den Irak halten an, ebenso Folter durch türkische "Sicherheitsorgane", im Mai verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die türkische Regierung erneut. Nach einigem diplomati-
      schen Kettenrasseln einigten sich die geschäftsfreudigen Regierungsvertreter beider Seiten, daß zunächst kein offizieller Leo-Exportantrag gestellt wird. Damit verschob Rot-Grün die nächste Regierungskrise. Die türkische Seite stellte ihre Forderung zurück, für das 14-Milliarden-DM-Geschäft deutlich vor 2006 in die EU aufgenommen zu werden,(7) zumal die türkische Liquidität nach einem größeren Erdbeben im Sommer 1999 mittlerweile fragwürdig ist. Verschieben bis niemand mehr drauf achtet

      Inzwischen allerdings muß eine Exportanfrage von Krauss-Maffei Wegmann vorliegen, denn Anfang Juli plauderte das Berliner Boulevardblatt "B.Z" aus dem geheimen Bundessicherheitsrat: Am 28.6.00 habe der BSR beschlossen, die Entscheidung über das Milliarden-Panzergeschäft auf September zu ver-
      tagen, da wegen der andauernden Menschenrechtsverletzungen in der Türkei keine BSR-Zustimmung hätte gegeben werden können.(8) Auch das Nachrich-
      tenmagazin "Stern" zeigte sich bestens über die geheime BSR-Sitzung infor-
      miert: gegen die Stimmen von Außenminister Joseph Fischer und Entwick-
      lungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hätten die Herren Schröder, Scharping und Müller im BSR den Export von 1.200 Panzerfäusten an den autoritären Krisenstaat Saudi-Arabien bewilligt,(9) Taiwan-Exporte abgelehnt (10) und den Export militärischer Aufklärungs-Software an die Türkei zurück-
      gestellt.(11) Daneben wird demnächst mit einem positiven Bescheid für den Export von Fuchs-Spürpanzern an die autoritär regierten Vereinigten Arabischen Emirate/VAE gerechnet.(12)

      Eine öffentliche Erörterung der brisanten deutschen Rüstungsexporte will die rot-grüne Bundesregierung auch künftig unter allen Umständen vermeiden.(13) Friedens- und Menschenrechtsgruppen wie das Netzwerk Friedenskooperative, die Gesellschaft für bedrohte Völker, der Kasseler Friedensratschlag und Pro Asyl starteten Ende Juni eine erneute Protestkampagne gegen den bevor-
      stehenden Panzerexport. Ungebetene "humanitäre Hilfe" erhielt der Protest vom neuen CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz, der die Türkei vor einer Hinrichtung des PKK-Führers Öcalan warnte, um das Panzergeschäft nicht zu gefährden.(14)

      Existenzängste der deutschen Panzerindustrie
      Szenenwechsel. Im Januar 2000 übernahm der britische Telekommunika-
      tionskonzern Vodafone-Airtouch den Mannesmann-Konzern. Damit gelangte auch die 49%-Mannesmann-Demag-Beteiligung am Leopard-Produzenten Krauss-Maffei Wegmann/KMW in britischen Besitz. Die übrigen 51% an dem Joint Venture KMW sind im Besitz der Kasseler Wegmann-Gruppe. Da Voda-
      fone-Airtouch nur am Mobilfunk-Geschäft von Mannesmann interessiert ist, soll das Atecs-Industriegeschäft (u.a. die KMW-Beteiligung) von Mannesmann für ca. 18 Milliarden DM an Bosch und Siemens verkauft werden.(15) Siemens ist aber bereits 1998 aus dem Rüstungsmarkt ausgestiegen,(16) und auch Bosch produziert nur kleinere militärische Teilkomponenten. Deshalb fürchtet die Bundesregierung, die 49%-KMW-Beteiligung könnte an den amerikanischen Konkurrenten General Dynamics (Kampfpanzer M1A2 Abrams) verkauft werden.(17)


      US-Einstieg durch die spanische Hintertür?
      Trotz Dementis von General Dynamics ist das Szenario nicht unwahrschein-
      lich, geht es dabei doch um nicht weniger als die Hegemonie im weltweiten Panzerbau.

      Zum näheren Verständnis ist der Blick auf einen iberischen Nebenkriegs-
      schauplatz hilfreich: der spanische Staatsbetrieb Santa Barbara Blindados/
      SBB produziert mit einer Lizenz von Krauss-Maffei Wegmann 219 Leopard-II Panzer für die spanische Armee. Das defizitäre spanische Unternehmen steht zum Verkauf, und Anfang des Jahres gab KMW gemeinsam mit dem Konkur-
      renten Rheinmetall ein Übernahmeangebot ab. Da beide deutschen Panzer-
      bauer keine gefüllten "Kriegskassen" besitzen, war der marode Lizenzkunde SBB alles andere als ein lukratives Schnäppchen. Vielmehr muß das Über-
      nahmeangebot als Abwehrversuch eines externen Käufers - letztlich gegen die eigene Unternehmenssubstanz gewertet werden. KMW/Rheinmetall wollten für SBB keine Arbeitsplatzgarantien geben, weshalb es für den amerikanischen Konkurrenten General Dynamics nicht schwer war, das deutsche Angebot zu überbieten.

      Bekäme der US-Konzern den Zuschlag, erhielte General Dynamics nicht nur das Leopard-Know How, sondern auch ein stabiles Standbein in Europa. Be-
      käme General Dynamics zudem die 49%-KMW-Anteile von Bosch/Siemens, wäre der deutsche Panzerbau um Wegmann und Rheinmetall mittelfristig erledigt. Denn Rheinmetall fuhr 1999 mit weltweit 33.000 Mitarbeitern einen Verlust von 12 Mio. DM ein (Gewinn 1998: 240 Mio. DM). Der Rheinmetall-
      Aufsichtsratsvorsitzende Brauner wurde gefeuert. Hartnäckig hält sich das Gerücht, daß der Rheinmetall-Großaktionär, die Röchling Industrie Verwaltung GmbH, seine 66%-Beteiligung verkaufen möchte.(18)

      Schröder und Scharping als Panzerlobbyisten
      Deshalb schrillten bei der Bundesregierung im Juni die Alarmglocken. Bundes-
      kanzler Schröder versuchte mehrfach, seinen spanischen Amtskollegen Jose Maria Aznar zu einem SBB-Verkauf an KMW/Rheinmetall zu überreden. Am 3. Juli flog Verteidigungsminister Scharping nach Madrid, um seinen Amts-
      kollegen Frederico Trillo zu dem unattraktiven deutschen Angebot zu drängen. Zuletzt schlug die Bundesregierung sogar einen neuen europäischen Panzer-
      konzern vor, für den keinerlei Vorplanungen bei den entsprechenden Unter-
      nehmen bestehen. Auch ein Rabatt oder vergünstigter Kauf der 108 Leopard II-Panzer, die die spanische Regierung 1995-2000 für etwa eine Milliarde DM bei Krauss-Maffei geleast hatte, standen bei den aktuellen Vertragsver-
      längerungen zur Debatte.(19)


      Rückzugsgefechte mit nutzlosen Aufrüstungsprogrammen
      Die abenteuerlichen Vorschläge der Bundesregierung lassen nur einen Schluß zu: die Übernahmeschlacht ist - zumindest in Spanien - verloren.

      Zeitgleich verbuchen die deutschen Panzerlobbyisten eine zweite Schlappe: der konfliktfreudige Türkei-Nachbar Griechenland entschied sich im Juli für den Kauf von fast 250 britischen Challenger 2-Kampfpanzern (Vickers) für etwa 3,7 Mrd. DM - und damit gegen den Konkurrenten Leopard II, der ca. 10% teurer gewesen sein soll.(20) Nun rüstet Rudolf Scharping zu Rückzugsgefechten: die heimische Panzerindustrie soll mit Aufträgen gegen drohende Übernahmen gestärkt werden.

      Das Problem: niemand braucht Panzer, ja selbst die Bundeswehr hat 700 Leos zuviel, wenn ihr Bestand von derzeit 2.300 nach neuesten Plänen des Ministers um 30-40% gesenkt werden soll.(21) Die Lösung: 225 Leopard II der neuen "Einsatzkräfte" (bisher Krisenreaktionskräfte) sollen nun mit der "Kampfwertsteigerungsstufe III" modernisiert werden, die Scharping noch im Sommer 1999 als nachrangig verworfen hatte.(22) Mit einem um 1,3 m ver.
      längerten "Waffenrohr L 55", GPS-Elektronik und Wärmebilderfassung sollen Reichweite und Durchschlagkraft der Leopard II A6 erhöht werden. Zu den Umbaukosten von 91,4 Mio. DM addieren sich weitere 162 Mio. DM, denn für die neuen Kanonenrohre sollen nun auch 27.000 neue Spezialgranaten be-
      schafft werden.(23)

      Niemand benötigt diese "Kampfwertsteigerung" - außer Rheinmetall:(24) In den vergangenen zehn Jahren deutscher Interventionsgeschichte wurden von den 4.300 deutschen Leopard-I/II-Panzern (1990), bzw. 2.300 (2000) genau ein einziges Mal nach dem Kosovo-Krieg 31 Leos auf dem Balkan eingesetzt - ohne zu schießen. Für Übersee-Einsätze sind die 55-Tonner weder vorge-
      sehen noch zu transportieren. Mit östlichen Panzerschlachten rechnet das Verteidigungsministerium nach eigenem Bekunden allerdings auch nicht mehr.(25) Für Rheinmetall ist der Aufrüstungsauftrag nach Ansicht der Hardt-
      höhe eher eine steuerfinanzierte Werbemaßnahme: sie soll die Leopard-Fahrer in Österreich, Dänemark, Spanien, der Schweiz und den Niederlanden eben-
      falls zum Tank-Tuning ermuntern(26) und damit die Konkurrenz aus Übersee vertreiben.(27)

      Heißer Herbst
      Doch für den Erhalt von Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall bedarf es größerer Aufträge, womit sich der Kreis zum bevorstehenden Export von 1.000 Leos an die Türkei schließt. Es existieren keinerlei Indizien, daß die Troika Schröder/Scharping/Müller die Menschenrechtslage in der Türkei höher be-
      werten wird, als ihr eigenes Interesse am deutschen Panzerbau. Angeblich wächst in der SPD der Unmut über Joseph Fischer, dessen Außenamt dem Milliardengeschäft noch im Wege stehen soll: "Die mauern so lange, bis sich die Türken entscheiden, einen anderen Panzer zu kaufen," zitiert die "Welt am Sonntag" namenlose "SPD-Kreise".(28) Wahrscheinlicher ist, daß alle Seiten nach einem Weg für den Panzerdeal suchen, ohne vor der Öffentlichkeit ihr Gesicht zu verlieren.(29) Denn an eine kurzfristige Besserung der Menschen-
      rechtslage in der Türkei dürfte selbst Rudolf Scharping nicht glauben.

      Waffenexporte stehen im Herbst 2000 noch mehrfach im Zwielicht der Öffentlichkeit:

      Im Europaparlament wird der "Letter of Intend", die Vorstellungen der Rüstungsindustrien der sechs größten EU-Waffenproduzenten von künftigen Rüstungsexportregeln verhandelt,
      Im September legt die EU-Ratspräsidentschaft ihren industriefreund-
      lichen Erfahrungsbericht 1999 über den "Code of Conduct" - die frei-
      willigen Waffenexportrichtlinien der EU - zur weiteren Ergänzung vor,
      Rudolf Scharping muß im Rahmen seiner Bundeswehrreform klären, in welchem Verhältnis seine neue Rüstungsbeschaffungsagentur zu den bisherigen Rüstungsbehörden, dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung/BWB und der Hauptabteilung Rüstung/HA Rü im Verteidi-
      gungsministerium sowie zur europäischen OCCAR stehen soll - haus-
      interner Krach wurde bereits angekündigt,
      Vom 15. bis 17. September wird in Bremen das "European Network Against Arms Trade/ENAAT" tagen. Dabei wird die Neubewertung der Menschenrechte bei den nationalen und europäischen Rüstungs-
      exportpraktiken die zentrale Rolle spielen. Denn nur eine lebendige Öffentlichkeit kann verhindern, daß die Menschenrechte erneut unter Panzerketten geraten.

      Weitere Informationen zur aktuellen Rüstungsexportdebatte bitte erfragen bei:

      Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit/BITS, bits@bits.de
      BUKO-Kampagne "Stoppt den Rüstungsexport", rexbuko@oln.comlink.apc.org
      Kampagne gegen Rüstungsexporte, AntiRexpo@t-online.de

      --------------------------------------------------------------------------------

      Anmerkungen:

      (1) ami 12/99
      (2) Berliner Morgenpost, 21.10.99
      (3) BSR-Mitglieder sind Bundeskanzler Gerhard Schröder, Außenminister Joseph Fischer, Verteidigungsminister Rudolf Scharping, Wirtschaftsminister Werner Müller, Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, bei Bedarf auch Innenminister Otto Schily, Justizministerin Herta Däubler-Gmelin und Finanzminister Hans Eichel
      (4) Welt am Sonntag 2.7.00
      (5) siehe ami 2/00, S. 15ff.
      (6) Ursprünglich war ein einjähriger Leistungsvergleich der fünf konkurrierenden Panzertypen geplant. Die schnelle Entscheidung für den deutschen Leopard IIA5 unterstreicht diesen Leistungsvergleich als eine Inszenierung, die lediglich die Anbieter bei ihren Angeboten gegeneinander ausspielen sollte.
      (7) Das forderte zuletzt der türkische Staatsminister für Europafragen, Yüksel Yalova, ddp 18.6.00, 17:41h
      (8) B.Z. 3.7.00
      (9) Am gleichen Tag erläuterte Altkanzler Helmut Kohl vor dem Parteispenden-Untersuchungsausschuß, daß er statt der gewünschten Leopard II 1991 lieber (mit Bestechungsgeldern) Fuchs-Spürpanzer an den Kriegsteilnehmer Saudi-Arabien liefern ließ, über Großbritannien erhielt der saudische Frontstaat ebenfalls Tornados, ddp 29.6.00, 15:50h
      (10) Wohl nicht zufällig weilte am gleichen Tag der chinesische Ministerpräsident in Berlin
      (11) Stern, 4.7.00. Der "Stern" erläuterte nicht nur die "amtlich geheimen" Beschlüsse des BSR, sondern zugleich die nichtsnutzigen neuen Abwehrmaßnahmen der Bundesregierung gegen diesen Geheimnisverrat: BSR-Vorlagen und Beschlüsse werden jetzt mit einem breiten, diagonalen und nicht zu tilgenden Prägedruck mit Hinweis auf den jeweiligen Empfänger der Papiere versehen.
      (12) Reuters 4.7.00, 12:37h, zu weiteren Waffenexporten der Regierung Schröder an die VAE (Alpha Jets, U-206 etc.) siehe ami 12/99, S. 21ff.
      (13) Das Gerücht, der BSR wollte am 3. Juli über den Panzerdeal entscheiden, dementierte die grüne Rüstungsexpertin Angelika Beer bereits zuvor souverän: Es gebe eine Vereinbarung in der Koalition, nach der die Zustimmung zum Export von Kampfpanzern von der Menschenrechtslage abhängig gemacht würde. "Ich kann nicht erkennen, daß sich die Menschenrechtslage in der Türkei verbessert hat." dpa 29.6.00, 13:50h . In der Sache hat Frau Beer Recht. Wer sich allerdings erinnert, wie Frau Beer das Panzergeschäft im vergangenen Winter als "größten GAU für die Koalition" geißelte, wundert sich doch über die neue Besonnenheit bzw. den Informationsstand von Frau Beer vor der geheimen BSR-Sitzung.
      (14) ddp 6.7.00, 13:52h
      (15) dpa 22.5.00, 12:17h
      (16) ami 3/98, S. 39
      (17) Der Spiegel 22.5.00
      (18) dpa 23.5.00, 14:32h
      (19) dpa 4.7.00, 15:24h
      (20) Ein zweites Verkaufslos in ähnlichem Umfang steht in Aussicht, so daß das Gesamtvolumen des Challenger-Exportes 7,4 Mrd. DM erreichen könnte, dpa 2.7.00, 12:52h.
      (21) Scharping möchte seine überzähligen Leos im Rahmen des deutsch-dänisch polnischen "Multinational Corps Northeast" (ami 3/99, S. 15ff.) an Polen verkaufen, um die "Verbände auf ein gleiches Niveau" zu bringen. Zum Verdruß des Ministers möchte die polnische Regierung für Scharpings Altlasten nur einen "symbolischen Vorzugspreis" zahlen. dpa 2.7.00, 12:03h
      (22) vgl. Europäische Sicherheit 6/99, S. 18ff.
      (23) AP 2.7.00, 12:00h
      (24) Aus ähnlichen Kapazitätsauslastungs- und Referenzgründen beschafft die Bundeswehr gerade 185 Panzerhaubitzen 2000 für 1,75 Milliarden DM bei Wegmann, für die ebenfalls kein Einsatzszenario existiert.
      (25) Scharping: "Eine Bedrohung durch große Land-Invasionen ist völlig obsolet geworden." ddp 24.5.00, 17:24
      (26) ddp 1.7.00, 12:08h
      (27) Ein Sieger der bevorstehenden Panzerschlacht steht bereits heute fest: DaimlerChrysler. Die Daimler-Tochter Maschinen- und Turbinen-Union/MTU rüstet nicht nur die britischen Challenger-Panzer mit Dieselmotoren aus. MTU motorisiert auch die deutschen Leos mit 1.500 PS. Im Mai gründete MTU mit General Dynamics Land Systems ein Joint Venture, um künftig auch die amerikanischen Abrams-Konkurrenten zum Rollen zu bringen. dpa 15.5.00, 16:47h
      (28) Welt am Sonntag 25.6.00 (29) Bereits bei den vergangenen Rüstungsexport-Entscheidungen wurden Fischer und Wieczorek-Zeul im BSR souverän überstimmt. Deshalb richten sich die aktuellen Befürchtungen von Schröder und Scharping gegen eine kritische Öffentlichkeit, die den grünen Koalitionspartner unter Druck setzen könnte."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:16:33
      Beitrag Nr. 14 ()
      Rheinmetall will schinbar von einer Konsolidierung der europäischen Rüstungsindustrie profitieren, so ist unter http://www2.tagesspiegel.de/archiv/1999/04/19/wi-ma-un-11736… zu erfahren:


      "20. April 1999 Unternehmen und Märkte
      Rheinmetall will stark zulegen
      Hoher Auftragseingang / Rüstungssparte wird neu geordnet
      BERLIN (dr). Die Rheinmetall AG, Düsseldorf, setzt weiter auf zweistellige Wachstumsraten und will den Umsatz im Jahr 2000 auf rund zehn Mrd. DM steigern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte der Umsatz um 23 Prozent auf acht Mrd. DM und der Jahresüberschuß sogar um 50 Prozent auf 273 Mill. DM gesteigert werden. Beschäftigt wurden Ende des vergangenen Jahres 30 200 Mitarbeiter, rund 1700 mehr als ein Jahr zuvor. Wie das Unternehmen am Montag in einem Aktionärsbrief mitteilte, sollen die beiden Rüstungssparten wehrtechnische Elektronik und Wehrtechnik in der Rheinmetall DeTec AG (Defence Technologies) zusammengefaßt werden. Der Bereich soll mit 8500 Mitarbeitern einen Umsatz von 3,1 Mrd. DM erreichen. Man wolle sich damit auf die Neuordnung der europäischen Rüstungsindustrie vorbereiten. Schon heute entfallen etwa 33 Prozent des Umsatzes auf diesen Bereich. Auf das Engineering (Jagenberg) entfallen 13 Prozent und auf Automotive (Kolbenschmidt Pierburg) 36 Prozent. Die Finanzbeteiligung Office Systems (Mauser Waldeck) ist mit zwei Prozent am Konzernumsatz beteiligt.

      Der Auftragseingang sei im vergangenen Jahr um 9,1 Prozent auf rund 7,8 Mrd. DM gestiegen. Der Auftragsbestand wird mit rund 6,4 Mrd. DM angegeben. In einigen Segmenten aus der Autotechnik, Elektronik und Rüstung gehöre das Unternehmen inzwischen zur Spitze oder werde durch strategische Allianzen auf die ersten Plätze vorrücken."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:21:30
      Beitrag Nr. 15 ()
      Folgender ist kritisch zu sehen, da er einen sehr extremen Standpunkt vertritt. Dennoch will ich den unter http://ag2100net.de/osteraufruf.htm zu findenden Text niemandem vorenthalten:

      "Gegen die Militärlogik: Bundeswehr abrüsten!

      Keine deutschen Waffen an die Türkei!



      Im NATO-Krieg gegen Jugoslawien dominierte das Faustrecht des Stärkeren. Nicht im Namen der Völkergemeinschaft, sondern einzig im Namen der NATO wurde das souveräne Jugoslawien bombardiert. Für Deutschland war dieser völkerrechts- und grundgesetzwidrige Krieg der erste seit 1945. Dieser Angriffskrieg war ein Umwelt- und Wirtschaftskrieg mit schweren - auch langwierigen - Folgen für die zivile Bevölkerung Jugoslawiens. Die NATO-Bombardierungen haben über 2.000 zivilen Menschen das Leben gekostet und rund 10.000 die Gesundheit. 300.000 Kinder gelten als traumatisiert. Die NATO-Bomben verdoppelten die Arbeitslosigkeit auf rund 60 Prozent. Trotz dieser schlimmen Folgen für die jugoslawische Bevölkerung halten die NATO-Staaten ihr inhumanes Wirtschaftsembargo gegen Jugoslawien aufrecht. Die Bevölkerung wird in Geiselhaft genommen, solange sie nicht in Opposition zur Regierung steht.

      Mit dem wirtschaftlichen Niedergang Jugoslawiens in den 80er Jahren nahmen die nationalistischen Tendenzen in den Teilrepubliken des Vielvölkerstaats zu. Dabei war die deutsche Unterstützung des kroatischen Nationalismus der Brandsatz und die damit einhergehende einseitige, dämonisierende Schuldzuweisung an Milosevic der Brandbeschleuniger für die Eskalation Anfang der 90er Jahre. Seit Frühjahr 98 heizten die militärischen Drohungen der NATO - vor allem der USA und Deutschlands - gegen die serbische Seite den Kosovo-Konflikt an, weil sich dadurch die vom Westen unterstützte militant-nationalistische UCK in ihrer militärischen Eskalationsstrategie zur Durchsetzung ihrer Sezessionsbestrebungen ermutigt fühlen musste. Dieser Droh- und Machtpolitik der NATO folgte entsprechend der Militärlogik schließlich der heiße Krieg, da die bedrohte Seite nicht nachgab. Leidtragende ist in jedem Fall - wie immer - die Zivilbevölkerung.



      Modell Jugoslawien-Krieg
      Die NATO, die seit Beginn der 90er Jahre durch den Wegfall ihres Gegners, des Warschauer Paktes, in existenziellen Legitimationsproblemen steckt, schürte die Konflikte in Jugoslawien als willkommenen Anlass, sich ein neues strategisches Konzept zu schmieden, um künftig außerhalb des Bündnisgebiets (“out of area”) einzugreifen. Sie drohte erstmalig 1998 mit Krieg gegen die Belgrader Regierung auch ohne das Mandat des UN-Sicherheitsrats (“Selbstmandatierung”). Insbesondere überlegene Technologie ermöglicht der NATO Kriege eines neuen Typs, die die eigenen Verluste völlig vermeiden und beim Gegner möglichst hohen Schaden anrichten. Sie rüstet auf, um sich künftig vor allem auf solch einen Kriegstyp zu spezialisieren. Den NATO-Strategen dauerte es jedoch bis zum Sieg über Jugoslawien noch zu lange. An Abhilfe wird gedacht: Künftig sollen Großangriffe aus der Luft “schockartig” begonnen, der Bodentruppeneinsatz nicht ausgeschlossen und mehr Präzisions- und Abstandswaffen eingesetzt werden. Die europäischen NATO-Staaten sollen sich stärker engagieren.



      Militarisierung der EU
      Unter deutscher Führung wurde die Militarisierung der EU im vergangenen Jahr erheblich vorangetrieben. In drei Jahren sollen 60.000 EU-Soldaten befähigt sein, Krieg in allen Eskalationsstufen über ein Jahr lang führen zu können, was eine EU-Eingreiftruppe von zunächst rund 150.000 Soldaten voraussetzt. Mit einem von Deutschland geführten europäischen Militärsatellitenprojekt soll die Voraussetzung für eine autonom führbare europäische Armee geschaffen werden.



      Gigantische Aufrüstung Deutschlands
      Die Rüstungsvorhaben auf Grundlage der Verteidigungspolitischen Richtlinien von 1992, wonach die Bundeswehr zur Verteidigung des "ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen" eingesetzt werden soll, werden weiterhin umgesetzt. Für mehr als 200 Waffenprojekte vor allem zur Ausrüstung der zunächst 66.000 Mann starken “Krisenreaktionskräfte” der Bundeswehr sollen uns Bürgerinnen und Bürgern insgesamt mindestens rd. 225 Mrd. DM und für den Betrieb zusätzlich rd. 320 Mrd. DM aus den Taschen gezogen werden.



      Die teuersten Rüstungsvorhaben der Bundeswehr:



      180 Eurofighter 41,4 Mrd. DM

      212 Kampfhubschrauber TIGER 15,4 Mrd. DM

      272 Transporthubschrauber NH-90 12 Mrd. DM

      8 Fregatten F 125 12 Mrd. DM

      38065 LKW 10,5 Mrd. DM

      15 Korvetten 8,4 Mrd. DM

      3.000 Gepanzerte Transportfahrzeuge (GTK) 8 Mrd. DM

      594 Panzerhaubitzen 2000 7,4 Mrd. DM

      Europ. Spionagesatellitensystem (dt. Anteil) 7,3 Mrd. DM

      Taktisches Luftverteidigungssystem 6,2 Mrd. DM

      8 U-Boote U-212 6 Mrd. DM

      Fernmeldesystem Heer 5,6 Mrd. DM

      75 strategische Transportflugzeuge (FTA) 4,7 Mrd. DM

      Führungsinformationssystem 4,4 Mrd. DM

      685 Marschflugkörper TAURUS 4,3 Mrd. DM

      3 Fregatten F 124 3,9 Mrd. DM

      Satellitenkommunikationssystem 3,5 Mrd. DM

      Feldlager 3,3 Mrd. DM



      Neue Runde globalen Wettrüstens
      So bereitet sich die Bundesregierung militärisch auf Kämpfe um die strategischen Ressourcen und Regionen vor. Dabei geben die 19 NATO-Staaten zusammen heute schon 57 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben aus. Das ist beispielsweise fünf Mal soviel, wie China und Russland zusammen ausgeben. Die Clinton-Regierung geht beim weiteren Drehen an der Rüstungsschraube voran: Bereits vor einem Jahr hat sie einen schrittweisen Anstieg der US-Rüstungsausgaben von 263 auf 319 Mrd. Dollar im Jahr 2005 beschlossen. Dies dient dem militärisch-industriellen Komplex in Europa als willkommenes Argument für ihre Aufrüstungsprogramme. Die USA arbeiten an einem landesweiten Raketenabwehrsystem, das den ABM-Vertrag bricht, um sich unangreifbar zu machen. Die USA weigern sich, den umfassenden Atomteststoppvertrag zu ratifizieren. In Asien und Russland löst dieses Vorgehen Alarmstimmung aus. Wozu wird erst eine unverwundbare USA fähig sein, wenn sie schon jetzt in der Lage ist, einen Krieg am UN-Sicherheitsrat vorbei zu führen? China, Indien und Pakistan beschleunigen ihre atomaren Aufrüstungsprogramme. Russland steigert den Militärhaushalt um 50 Prozent und setzt angesichts konventioneller Unterlegenheit mehr auf Atomwaffen. Die NATO hat eine neue Epoche des Wettrüstens entfesselt.



      Deutsche Konzerne wollen die Türkei aufrüsten
      Die deutschen Rüstungskonzerne versuchen von jedweden Konflikten zu profitieren und intensivieren ihren Waffenexport. Nach Angaben des Forschungsinstituts des US-Kongresses lag Deutschland im Jahre 1998 weltweit auf Platz 2 beim Abschluss neuer Waffenexportverträge - bei einem Weltmarktanteil von 25 Prozent! Für den Sommer 2000 wünschen sich Mannesmann, Rheinmetall und Thyssen-Krupp neue Verträge über 1000 Leopard-Kampfpanzer - Auftragswert 14 Mrd. DM - für die Türkei. Panzertürme und -wannen werden bei der Thyssen-Tochter Blohm+Voss gefertigt.



      Aus der aktuellen Wunschliste der türkischen Armee nach deutschen Waffen:

      800-1.000 Transportpanzer Fuchs (Rheinmetall), 1.000 Kampfpanzer Leopard II A5 (Mannesmann/Thyssen-Krupp), 500.000 Gewehre (Heckler & Koch = British Aerospace), 1.500 Granatwerfer (Heckler & Koch), 145 Kampfhubschrauber TIGER (DaimlerChrysler/Aerospatiale), 150 Kampfpanzer Leopard I (aus Bundeswehrbeständen), 200 Panzerhaubitzen 2000 (Mannesmann/Thyssen-Krupp), 25 strategische Transportflugzeuge, FTA ( evtl. Daimler-Chrysler), 8 Fregatten (Blohm+Voss = Thyssen-Krupp, HDW = Babcock), 12 Patrouillenboote, 4 U-Boote (HDW/ TNSW=Thyssen-Krupp), 42 hochmoderne Schwergewichtstorpedos (Rheinmetall)



      Machtprojektion der NATO im Kaukasus
      Das türkische Aufrüstungsprogramm mit Waffen im Wert von 300 Mrd. DM als südöstlichen NATO-Vorposten soll die westlichen Interessen im rohstoffreichen kaspischen und kaukasischen Raum und dem Nahen Osten sichern und ausbauen. Die USA hat Kaukasien zu ihrem “nationalen Interessengebiet” erklärt. Über den Pipelineverbund zwischen Aserbaidschan, Georgien und der Türkei und ihre “Partnerschaft für den Frieden” verstärkt die NATO ihren Einfluss in ex-sowjetischem Gebiet. In der durch den Zerfall der Sowjetunion destabilen Region verschärft die massive Aufrüstung der Türkei weiter die Spannungen.



      Schluss mit dem Krieg in Tschetschenien
      Russland verfolgt das legitime Ziel, seine staatliche Einhalt zu erhalten, mit Mitteln, die völkerrechtliche Konventionen missachten. Wie in den Jugoslawien-Kriegen erhielten auch hier die militärischen Denkweisen auf allen Seiten - statt des Ringens um politische Kompromisse - schnell die Oberhand und bieten militärische “Konfliktlösungen” an. Die tschetschenische Bevölkerung gerät zwischen die Mühlsteine unterschiedlicher reaktionärer Führungen, gleich, ob sie nun in Moskau oder Grosny sitzen.



      NATO rüstet auf zur Aufrechterhaltung der ungerechten Weltwirtschaftsordnung
      Die USA und die anderen NATO-Staaten setzen auf neue Kriegswaffen und ihren Einsatz, um die ungerechte Weltwirtschaftsordnung auch im Zeitalter der Globalisierung aufrechtzuerhalten und auszuweiten. Mit dem “neuen Strategischen Konzept” ist an die Stelle der “Verteidigung des Bündnisses” die militärische “Verteidigung gemeinsamer Interessen” außerhalb des Bündnisgebiets getreten. Unterdessen wächst die enorme Kluft zwischen Arm und Reich weiter: Die Einkommenslücke zwischen dem Fünftel der Weltbevölkerung, das in den reichsten Ländern lebt, und dem Fünftel in den ärmsten Ländern lag 1997 bei 74:1, während sie 1990 nur 60:1 und 1950 gar nur 35:1 betragen hatte. In über 80 Ländern sind heute die Pro-Kopf-Einkommen niedriger als vor 10 und mehr Jahren. Dagegen hat sich das Nettovermögen der 200 reichsten Personen in den vier Jahren vor 1998 auf 1 Bio. Dollar mehr als verdoppelt. Das Gesamtvermögen der drei reichsten Milliardäre übersteigt das Bruttosozialprodukt der 600 Millionen ärmsten Menschen. Täglich sterben ca. 19.000 Kinder aufgrund mangelnder Ernährung, etwa 840 Mio. Menschen sind unterernährt und fast 1,3 Mrd. Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Für sie besteht die Deklaration der Menschenrechte nur auf dem Papier. Ihnen wird das Recht auf Leben (Art. 3) und auf Soziale Sicherheit (Art. 22) vorenthalten. Sie leben meist in rohstoffproduzierenden Staaten. Die Preise für Rohstoffe haben das niedrigste Niveau seit 150 Jahren erreicht. (Quelle: UNDP 1999). Insbesondere die Preise für Nicht-Öl-Rohstoffe rutschten seit Mitte 1997 um 30 Prozent nach unten.

      Die Zukunft der Menschheit kann nicht in einem Mehr an Waffen liegen - jährlich werden 1.400 Mrd. DM für Kriegswaffen ausgegeben - sondern nur in radikaler Abrüstung und ihrer vertraglichen Kontrolle.



      Mit der Abrüstung ernst machen
      Dabei kann die NATO ihrerseits voran gehen. Während Russland nur noch ein Sechstel dessen für Rüstung ausgibt, was die Sowjetunion 1985 ausgab, sind es bei den NATO-Staaten Europas lediglich ein Sechstel weniger als zum Höhepunkt des Kalten Krieges. Die NATO leistet sich heute in Europa dreieinhalb Mal soviel Personal, und bei konventionellen Waffensystemen eine Überlegenheit zwischen 47 und 227 Prozent gegenüber ihrem einstigen Gegner. Beim Blick auf die konventionellen Kriegsmarinen wird die globale Ausrichtung der NATO besonders augenfällig. Allein die europäischen NATO-Staaten liegen bei Hauptkriegsschiffen 214 zu 25 und bei U-Booten mit 104 zu 38 gegenüber Russland vorn. Dabei träumt der deutsche Marineinspekteur, Lüssow, davon, dass sich Europa “zwangsläufig” zu einer “Seemacht” entwickelt. Die Bundeswehr ist so sehr überdimensioniert, dass eine einseitige Abrüstung NATO-Europas auf das russische Niveau allein in Deutschland einen Einspareffekt von mindestens 200 Mrd. DM bis 2010 ergeben würde.



      Wir lehnen weltweite militärische Interventionen und Auslandseinsätze der Bundeswehr entschieden ab und treten auf dem Weg zur Auflösung der Bundeswehr ein



      · für eine quantitative und qualitative Abrüstung und die Verwendung frei werdender Gelder für gesellschaftliche Aufgaben vor allem in den Bereichen Arbeit und Soziales, ökologischer Umbau sowie Bildung, Ausbildung und Kultur,

      · gegen eine neue Aufrüstungsrunde der Bundeswehr und die Verstärkung des Personalbestands durch Frauen als Soldatinnen,

      · für die Auflösung der “Krisenreaktionskräfte” und des “Kommandos Spezialkräfte”,

      · für die Annullierung der “Verteidigungspolitischen Richtlinien” von 1992, in denen die Umwandlung der Bundeswehr zu einer Interventionsarmee “begründet” wurde,

      · für die Zurückweisung des auf weltweite Interventionen orientierenden neuen “Strategischen Konzepts” der NATO durch den Bundestag,

      · gegen die Herausbildung einer Militärmacht Europa,

      · gegen Waffenexporte in die Türkei und anderswo.



      Wir fordern



      · die Wiedergutmachung der im NATO-Krieg gegen Jugoslawien angerichteten Schäden und die strafrechtliche Verfolgung der Kriegsverbrechen aller Konfliktparteien

      · das sofortige Ende des Wirtschaftsembargos gegen Jugoslawien sowie eine Demilitarisierung Südosteuropas

      · die sofortige Einstellung der Kriegshandlungen in Tschetschenien als Voraussetzung für eine dauerhafte politische Lösung

      · die Wiederherstellung des Grundrechts auf Asyl. Solange Menschen vor Krieg, Folter, Hunger oder anderen Verletzungen ihrer Menschenrechte flüchten müssen, müssen sie bei uns Aufnahme finden.



      Vom 24. April bis 19. Mai 2000 wird die nächste Überprüfungskonferenz für den Atomwaffensperrvertrag stattfinden. Ziel muss es sein, alle Atomwaffen zu ächten und abzuschaffen. Wir fordern



      · eine Initiative des Bundestages zur Aufhebung der atomaren Ersteinsatzdoktrin der NATO,

      · die Bundesregierung auf, auf den Abzug sämtlicher US-Atomwaffen von deutschem Boden zu drängen und auf die “nukleare Teilhabe” zu verzichten, um nicht fortgesetzt gegen die Vorgaben des internationalen Gerichtshofes zur Völkerrechtswidrigkeit von Atomwaffen zu verstoßen.



      Wir fordern eine auf zivile Konfliktlösungsmechanismen orientierte Politik. Sie muss



      · die zivilen Friedensdienste sowie die Friedens- und Konfliktforschung ideell und materiell stärken, damit sie ihren symbolischen und Alibicharakter verlieren;

      · die OSZE-Strukturen stärken und langfristig und präventiv angelegt sein.





      Aufruf zum Hamburger Ostermarsch am 24. April 2000
      Text: Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung e.V. / März 2000"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      P.S.: Eventuell auftauchende Smilys im Text sind nicht von mir gesetzt worden.
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:26:05
      Beitrag Nr. 16 ()
      Oh, oh, jetzt begebe ich mich aber in Kommunistische Gefilde. Unter http://www.gegendiestroemung.org/de/fb/de-fb-00-04-R%FCstung… ist dieser "eindeutige" Text zu finden:

      "PROLETARIER ALLER LÄNDER VEREINIGT EUCH!

      PROLETARIER ALLER LÄNDER UND UNTERDRÜCKTE VÖLKER VEREINIGT EUCH!

      GEGEN DIE

      STRÖMUNG

      Organ für den Aufbau der Revolutionären Kommunistischen Partei Deutschlands

      4/00 April 2000

      Rüstungsexport als ein Wesensmerkmal des deutschen Imperialismus:

      „Deutsche Waffen,
      deutsches Geld,
      morden mit in aller Welt“

      Das Topthema der letzen Monate, die Korruption durch sogenannte „schwarze Konten“, die aus Bestechungsgeldern deutschen Politikern zur Verfügung stehen, weisen recht deutlich auf eine der großen Eiterbeulen des imperialistischen Systems hin: Die Rüstungsexporte. Jede imperialistische Großmacht, gerade auch der deutsche Imperialismus, rüstet nicht nur selbst auf, sondern hetzt durch Waffenexporte mit riesigen Extraprofiten zudem die Völker und Staaten verschiedener Regionen gegeneinander auf, unterstützt weltweit konterrevolutionäre Regimes und verstärkt die Abhängigkeit einzelner Staaten von sich im Konkurrenzkampf mit anderen Imperialisten. Rüstungsexporte – vor allem die ganz legalen und natürlich auch die illegalen – sind ein Wesensmerkmal des deutschen Imperialismus, einer der Anklagepunkte gegen den deutschen Imperialismus. Alle politischen Parteien im Dienste des deutschen Imperialismus wollen und legitimieren diese Exporte und befinden sich moralisch auf dem Niveau von Kriegsverbrechern und Kriegsbrandstiftern – so wie das ganze System des Imperialismus ein System der Kriegsverbrecher und Kriegsbrandstifter ist. Die imperialistische Kriegsvorbereitung und Kriegstreiberei durch die Rüstung ist einer der unwiderlegbaren Belege für die Notwendigkeit der proletarischen Revolution gegen den deutschen Imperialismus. Die Rüstungsexporte aufzudecken, ihre mörderische Rolle klar zu machen, ist eine der zentralen Aufgaben des proletarischen Internationalismus und der Vorbereitung der sozialistischen Revolution.

      Der Tod ist ein Meister aus Deutschland

      Die Waffenschmieden des deutschen Imperialismus beliefern, in engster Zusammenarbeit mit seinen Politikern, beamteten Staatsvertretern und Offizieren der Bundeswehr, seit Jahrzehnten reaktionäre und faschistische Regimes in der ganzen Welt. In den Jahren 1983–1998 betrug der offiziell erfaßte Rüstungsexport des deutschen Imperialismus laut SIPRI 40 Mrd. DM.1

      Hier nun einige wenige Beispiele. Auf dem Territorium Ex-Jugoslawiens wurden in den letzten zehn Jahren immer wieder neue Kriege angezettelt, in denen der deutsche Imperialismus als imperialistische Großmacht, mit dem Einsatz der Bundeswehr und auch als legaler und illegaler Waffenlieferant eine zentrale Rolle gespielt hat. Der bisherige Höhepunkt ist der Krieg gegen die Republik Jugoslawien und der Einmarsch in Kosova.

      Das reaktionäre Regime in der Türkei, wird – ganz gleich ob SPD oder CDU, oder wie jetzt SPD/Grüne an der Regierung sind – mit Waffen und Rüstung „made in germany“ ausgerüstet, für die Besetzung Zyperns, zur Unterdrückung des kurdischen Befreiungskampfes, zur Aufrüstung der Türkei als regionale Militärmacht und in vielerlei Hinsicht als faktische Halbkolonie des deutschen Imperialismus.

      Die Militärhilfe („Nato­ver­tei­di­gungs­son­der­hilfe“) von 1964 bis 1995 an die Türkei belief sich auf über 8 Mrd. DM, dazu kamen von 1985 bis 1991 weitere 3,6 Mrd. DM Rüstungssonderhilfen und darüber hinaus Materialhilfe in Höhe von 1,35 Mrd. DM von 1992 bis 1994.2 In der Türkei produzieren über 700 deutsche Rüstungsfirmen.3 Deutlich wird die Spitzenposition als Rüstungslieferant auch daran, daß Deutschland fast die Hälfte, 44,8%, des Waffenimports der Türkei im Jahr 1998 bestritt.4 Von Blohm und Voss wurden in den 80er Jahren vier Kriegsschiffe und in den 90er Jahren zwei moderne Kriegsschiffe des Typs MEKO geliefert.5 Eine zusätzliche Aufrüstung durch NVA-Rüstungsmaterial im Wert von 1,5 Mrd. DM erhielt die Türkei von 1990 bis 1995.

      Von 1991 bis 1994 – zeitgleich mit dem PKK-Verbot 1993 in Deutschland – lieferte der deutsche Imperialismus der Türkei das „Werkzeug“ zur Unterdrückung, Vertreibung und Massakrierung der kurdischen Bevölkerung: 837 Schützenpanzer, über 300.000 Kalaschnikows, 100.000 Panzerfäuste und 450 Mio. Schuß Munition, 170 Leopard-I-Panzer, 45 Phantom-Flugzeuge, 1.300 Raketen sowie 700 Artilleriegeschütze.6 Und die deutschen Militaristen scheuten sich nicht, nach dem mörderischen Giftgaseinsatz 1988 im Irak, auch an die Türkei ein C-Waffenlabor zu liefern.7

      Indonesien ist für die deutschen Rüstungslieferanten seit vielen Jahren einer der wichtigsten Adressaten für ihre Waffen. Von 1986 bis 1996 wurden 680 Genehmigungen für Waffenlieferungen erteilt, u.a. für gepanzerte Fahrzeuge von Mercedes-Benz, Patrouillenboote der Bremer Lürssen-Werft, Kanonen von Rheinmetall und MTU, SUT-Torpedos von STN/AE, Sturm- und Maschinengewehre von Heckler & Koch, usw.8 Allein für 1998 wurden 92 Rüstungsexporte im Wert von 806 Mio. DM genehmigt.9 Außerdem werden deutsche Waffen in großem Maßstab direkt in Indonesien produziert. So werden seit 1975 MBB-Helikopter für die Aufstandsbekämpfung in Lizenz gebaut, und die Produktion von G-3-Gewehren ist seit den 80er Jahren durch eine Fabrik der Firma Fritz Werner gesichert. Darüber hinaus werden seit Jahrzehnten indonesische Offiziere an der Bundeswehrakademie in Hamburg für ihr blutiges Handwerk der Unterdrückung der werktätigen Massen Indonesiens und der um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Völker ausgebildet (s. a. Flugblatt 10/99 von „Gegen die Strömung“).

      Was den afrikanischen Kontinent betrifft, ist die beispiellose, jahrzehntelange Unterstützung des Apartheitregimes in Südafrika durch das deutsche Finanzkapital und seinen imperialistischen Staat bekannt. Weniger bekannt ist das Vordringen des deutschen Imperialismus in anderen afrikanischen Ländern, die er zunehmnend von sich abhängig macht und deren Rohstoffe er ausplündert. Nigeria, als das bevölkerungsreichste Land und als einer der größten Erdölproduzenten Afrikas, ist ein Beispiel dafür: seit 1960 wird es militärisch durch den deutschen Imperialismus aufgerüstet, er „half“ beim Aufbau der Luftwaffe, zeitweise war ein deutscher Offizier Kommandeur der nigerianischen Luftwaffe und das Personal wurde „kostenlos“ ausgebildet. Im Gegenzug mußten deutsche Waffen gekauft werden, bezahlt wurde oftmals mit Öl oder dem Erlös daraus. In den 70er und 80er Jahren wurden neben G-3-Sturmgewehren Dornier-Transportflugzeuge und BO-105-Hubschrauber von MBB geliefert. Dornier unterhält ein Wartungszentrum in Nigeria für die Luftwaffe. Weitere deutsche Rüstungslieferungen waren eine Fregatte für 318 Mio. DM, zwei Alpha-Jets für 150 Mio. DM und Roland-Flugabwehrsysteme für 400 Mio. DM.10 Im sogenannten Biafra-Krieg 1967 bis 1970, in dem sich Nigeria den erst 1967 gegründeten Staat Biafra wieder einverleibte, starben mehr als eine Million Menschen. Seit den 90er Jahren wird vor allem eine massive Verfolgung und Unterdrückung der Ogoni betrieben, die in einem Gebiet mit großen Erdölvorkommen leben. Deutsche Waffen, Rüstungsproduzenten und Militärs waren an all diesen Unterdrückungsmaßnahmen beteiligt.11

      Mehr als ein Jahrzehnt ist es her, daß der reaktionäre Krieg Iran – Irak (1980–1988) beendet wurde. Er forderte über eine Million Opfer. Der deutsche (damals noch westdeutsche) Imperialismus unterstützte diesen Krieg direkt mit Waffenlieferungen an beiden Seiten in Höhe von über 6 Milliarden DM 12 und verschärfte ihn nochmals durch Lieferung von B- und C-Waffen. Allein der Irak erhielt zu Beginn des Krieges 30 Alpha-Jets (von Dornier), 150 Roland-Flug­ab­wehr­systeme (von MBB, beides über Frankreich), 24 MBB-Kampfhubschrauber mit HOT Panzerabwehrraketen (über Spanien). 1982 waren es Panzertransporter und Militär-LKWs, Flug­über­wach­ungs­systeme sowie Radar- und Sende­anlagen,13 1983 beteiligte sich die staatseigene Firma Fritz Werner an der Herstellung von In­fan­te­rie­waf­fen, 1984 wurde das Militärforschungs­zentrum Saad-16 durch Siemens, MBB, Rheinmetall u.a. gebaut, wo die SCUD-Raketen umgerüstet und die Mittelstreckenrakete Condor II entwickelt wurden,14 usw. usw. Und ab 1983 erfolgte die Ausbildung von irakischen Piloten bei der Bundeswehr. Die mörderische Tradition des deutschen Militarismus zeigt sich ganz besonders in seinen Anstrengungen, B- und C-Waffen in großem Maße in Einsatz zu bringen. An der Herstellung irakischer B- und C-Waffen ist der deutsche Imperialismus einer der Hauptschuldigen: durch umfangreiche Lieferungen unter der Obhut des BND und unter der Leitung deutscher Firmen konnte der Irak eigene Produktionsanlagen in Falluja und Samarra aufbauen.15 Giftgas wurde durch die irakische Armee nicht nur gegen iranische Soldaten eingesetzt. Es spielte auch eine mörderische Rolle im Krieg des irakischen Regimes gegen den kurdischen Befreiungskampf und die kurdische Bevölkerung im Frühjahr 1988 zum Kriegsende hin. Gegen die Bevölkerung von 50 Dörfern im Nordirak wurde das tödliche Gift aus deutscher Produktion eingesetzt und im März 1988 in der nordirakischen Stadt Halabja die kurdischen Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb weniger Stunden vernichtet – 5.000 Todesopfer gab es allein in Halabja und über 9.000 in der Region, weit über 100.000 flüchteten in den Iran oder in die Türkei.16

      In allen diesen Ländern hatte die militärische Aufrüstung der reaktionären Polizei- und Militärapparate nicht nur ihre Bedeutung für die Unterdrückung nach innen und für den Krieg nach außen, sondern gerade auch im imperialistischen Konkurrenzkampf der Großmächte um die weltweite Vorherrschaft kommt dieser Tatsache eine Bedeutung zu, die nicht unterschätzt werden darf. Im Ergebnis ist der gestiegene Einfluß des deutschen Imperialismus in diesen Ländern unübersehbar.

      Die Unterdrückungspolitik der reaktionären Regimes der vom deutschen Imperialismus abhängigen Länder wird seit Anfang der 60er Jahre durch eine spezielle Hilfe für die Polizeiapparate dieser Länder unterstützt. Dies umfaßt auch den Aufbau eines neuen Polizeiapparates, wie z. B. in den letzten Jahren in Albanien. Im Programm für 1995 bis 1998 wurden daraus mehr als 30 Staaten mit einer Summe von 166 Mio. DM unterstützt.17

      Rüstungsexporte des deutschen Imperialismus
      – Kampf gegen Befreiungsbewegungen der unterdrückten Völker und Kampf um imperialistische Einflußsphären

      All diese Tatsachen sind nur die Spitze des Eisbergs. Das umfangreiche Material und die noch durchzuführenden Recherchen dazu würden ganze Bände füllen und nichts an der Grundaussage ändern: ein System, das mit Waffen, die zum Morden eingesetzt werden, handelt und daraus riesige Profite zieht, das sich dadurch stabilisiert und weiter ausdehnt – ein solches System besitzt moralisch keinerlei Legitimation und muß eben durch die sozialistische Revolution beseitigt werden.

      Die Vorstellung, daß diese Kapitalisten auf diesen Teil ihrer Milliardenprofite verzichten würden, ist absurd. Und gerade mit Hilfe dieser Beispiele kann man das reformistische und reaktionäre Gerede bekämpfen: nicht in Einzelheiten versinkend, was wie geregelt, kontrolliert und beschränkt werden müßte, sondern indem man den mörderischen Charakter des imperialistischen Systems insgesamt aufdeckt.

      Für den deutschen Imperialismus als eine imperialistische Großmacht ist der Aufbau einer eigenständigen Rüstungsindustrie besonders wichtig, um sich selbständig mit den modernsten Waffen auszurüsten. Der deutsche Imperialismus war und ist stets darauf bedacht, die gesamte Produktion sehr schnell auf Kriegsproduktion umstellen zu können und die gesamten Industrieanlagen von vornherein auf diese Umstellung hin aufzubauen. Das Beispiel Daimler Benz ist ein schlagender Beweis dafür aus der Geschichte des deutschen Militarismus: Der Konzern betrieb bis 1932 mehr als 80% „Zivil“­pro­duktion, 1938, vor Beginn des zweiten Weltkriegs, hatte er schon auf 51% Rüstungsproduktion umgestellt und in den Jahren 1943/44 produzierte er dann über 90% an Militärgütern für den Krieg des deutschen Imperialismus.18 Dies macht auch klar: eine Unterscheidung in einen besonders aggressiv-kriegerischen „militärisch-industriellen Komplex“ und einen danebenstehenden „zivilen“, angeblich „friedlichen“ „industriellen Komplex“ schürt nur Illusionen in einen Teil des deutschen Kapitals. Der deutsche Imperialismus ist ohne Wenn und Aber insgesamt ein eigenständiger Kriegsherd.

      Mit ihren hochmodernen Rüstungsschmieden gehören die deutschen Imperialisten zu den führenden Rüstungsexporteuren der Welt. Sie liefern alles, was Reaktionäre, Kompradoren­regimes und Imperialisten für die Unterdrückung und für die Kriegführung brauchen – von Kleinwaffen als Polizeiausrüstung und dem G-3-Gewehr als Ausrüstung von Armeen, über Lastkraftwagen, Panzer, Minen, Raketen, Hubschrauber, bis hin zu Transport- und Kampfflugzeugen, U-Booten und Kriegsschiffen, Massenvernichtungswaffen wie z. B. Chemie-Kampfstoffen oder Atomwaffen. Es bleibt nicht beim Waren- bzw. Waffenexport, in Lizenz werden deutsche Waffen in der Türkei, in Brasilien, in Indonesien u.a. Ländern gebaut. Das Know-How und die entscheidenden Teile der militärischen Produktionsanlagen werden exportiert, bis hin zum Aufbau ganzer Rüstungsfabriken. Exportiert wird auch das Know-how der Unterdrückung, der Folter, der Kriegsführung durch Aufbau von Polizeiapparaten, Ausbildung von Spe­zial­ein­hei­ten und Offizieren.

      Die Ziele der deutschen Imperialisten dabei sind, neben den riesigen Profiten,

      l konterrevolutionäre Regimes gegen den Befreiungskampf der unterdrückten Völker zu stärken,

      l den eigenen Einfluß auszubauen und andere imperialistische Mächte zurückzudrängen,

      l Kriege zu schüren und anzuzetteln, wobei auch die Einbindung von Kom­pra­doren-Armeen in die eigene Kriegsführung ermöglicht werden soll,

      l die eigenen Waffensysteme im „Ernstfall“ zu erproben, um sie weiterzuentwickeln, sowie Kenntnisse über die Bewaffnung von potentiellen Kriegsgegnern zu erlangen.

      Kampf gegen Rüstungsexporte und der proletarische Internationalismus

      Hinter all den Diskussionen über Rüstungsexporte steht letztendlich die Frage der Absurdität des Kapitalismus und Imperialismus. Und es ergibt sich daraus die Frage der Perspektive einer sozialistischen Wirtschaftsordnung, der Perspektive der Unterdrückung der Kapitalisten und Rüstungsexporteure, der Perspektive der Diktatur des Proletariats. Denn im Rahmen des kapitalistischen Systems lassen sich diese Fragen nicht argumentativ und sowieso nicht real lösen. Insofern sind die Fragen der Rüstungsexporte und der auch damit zusammenhängenden Korruption grundlegende Fragen, die in der Konsequenz die Notwendigkeit der sozialistischen Revolution enthalten.

      Es gilt, sämtliche Verbrechen des deutschen Imperialismus weltweit zu entlarven und im Kampf gegen die verfluchte deutsche Überheblichkeit gegenüber anderen Völkern Schritt für Schritt eine internationalistische Solidarität und gemeinsame Kampffront vor allem mit den vom deutschen Imperialismus ausgebeuteten und unterdrückten Völkern zu entwickeln und aufzubauen. Dies ist nur möglich, wenn die Arbeiterinnen und Arbeiter sowie die anderen Werktätigen hier von der revolutionären Kommunistischen Partei zu wuchtigen Aktionen der praktizierten internationalen proletarischen Klassensolidarität mobilisiert werden und solche Aktionen auch wirklich durchgeführt werden (Solidaritätsstreiks, Verweigerung des Transports von Kriegsmaterial und Militärausgaben gegen andere Völker usw.). Der Kampf der unterdrückten Völker gegen den deutschen Imperialismus muß mit aller Kraft unterstützt und als wichtige Hilfe für den Kampf gegen den deutschen Imperialismus hier „im Herzen der Bestie“ propagiert werden.

      Die Kommunistische Partei propagiert und kämpft dabei für die bedingungslose Liquidierung des deutschen Kapitals sowie für die bedingungslose Liquidierung sämtlicher politischer Machtpositionen und militärischer Stützpunkte in anderen Ländern. Dies ist ein wesentlicher programmatischer Punkt zur Vorbereitung und Durchführung der bewaffneten sozialistischen Revolution gegen den deutschen Imperialismus.

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      1 Rüstungsexportbericht 1999 der GKKE, Beilage zur Zeitschrift „Friedensforum“, Jan. 2000, S. 13; 2 Deutsch-türkische Waffenbrüderschaft – AK gegen den Kurdenprozeß, Frankfurt/Main 1996, S. 40; 3 ND, 7.3.95; 4 SIPRI, nach: Rüstungsexportbericht 1999 der GKKE, (s.o.); 5 Deutsch-türkische Waffenbrüderschaft – AK gegen den Kurdenprozeß, Frankfurt/Main 1996, S. 35/36; 6 Broschüre von „Gegen die Strömung“: „Zum Krieg des deutschen Imperialismus gegen Jugoslawien“, Mai 1999, S. 21; 7 jw, 28.10.99; 8 ak 20.11.97; 9 ARD-Monitor 9.9.99; 10 taz 15.11.95; 11 jW, 16.7.98; 12 Siehe Flugblatt 3/94 von „Gegen die Strömung“, „Die west/deutschen Militaristen bei der Arbeit!“, S. 1. 13 Spiegel 4/89; 14 „Tatort Irak“, Buko Bremen, S. 17–19; 15 siehe dazu ausführlich in „Gegen die Strömung“ Nr. 52, Febr. 1991 „Die reaktionäre Hetze gegen die heutige Antikriegsbewegung bekämpfen!“ und Flugblatt des „Westberliner Kommunist“, Juni 1990 „Die Giftgasgeschäfte des west­deutschen Imperialismus dienen der Kriegsvorbereitung“; 16 „Händler des Todes“ Hrsg.: Buko-Kampagne „Stoppt den Rüstungsexport“ u.a., Frankfurt/Main 1989, S. 62) und Flugblatt des „Westberliner Kommunist“, Juni 1990 (s.o.); 17 ak, Nr. 382, 21.9.95; 18 „Die deutsche Rüstungsindustrie“, Bontrup/Zdrowomyslaw, Heilbronn 1988, S. 122.

      Widerstand gegen deutsche Rüstungsexporte

      Der antimilitaristische Widerstand gegen den deutschen Imperialismus wurde immer wieder massenhaft und militant geführt. Man erinnere sich nur an die militanten Kämpfe gegen die öffentliche Rekrutenvereidigung 1980 in Bremen, als 15.000 Antimilitaristinnen und Antimilitaristen gegen dieses Militärspektakel demonstrierten. Im weiteren Verlauf kam es zu militanten Straßenkämpfen gegen die Polizei, wobei von den Antimilitaristen ein Bundeswehr-Kleinbus zur wirksamen Barrikade umfunktioniert wurde.

      Ein weiteres Beispiel sind die massenhaften, auch militant geführten Kämpfe über Monate gegen die Startbahn West in Frankfurt/Main Anfang der 80er Jahre. Ebenso die Kämpfe gegen die als „Wiederaufbereitungsanlage“ bezeichnete Atom­waffen­fabrik in Wackersdorf 1986, die dann letztendlich nicht gebaut wurde – diese Beispiele zeigen die Notwendigkeit des massenhaften und militanten Kampfes gegen den deutschen Militarismus. (Siehe dazu ausführlich „Gegen die Strömung“ Nr. 60, „Die Bundeswehr – mörderische Maschinerie des west/deutschen Imperialismus“, Sept. 1992, S. 17–20.)

      Eine wichtige Hilfe für einen konsequenten antimilitaristischen Kampf gegen Rüstungsexporte ist eine eigenständige Recherche über Waffenexporte. Ausgehend davon muß es Ziel jeglicher antimilitaristischen Bewegung in Deutschland sein, sich mit den Demokraten und Revolutionären in den Ländern, an die die Rüstungsexporte gehen, zusammenzuschließen, und in einer internatio­nali­sti­schen Front gegen den deutschen Imperialismus und gegen die herrschenden Klassen dieser Länder zu kämpfen. Denn gerade unter dem Gesichtspunkt, daß die Waffen zur Niederschlagung von Befreiungsbewegungen eingesetzt werden, ist der Kampf gegen die Rüstungsexporte eine Verpflichtung des proletarischen Internationalismus.

      Die Kämpfe gegen Rüstungsexporte des deutschen Imperialismus in den letzten Jahren sind zwar noch schwach, aber um so wichtiger ist es, sie zu propagieren, sie voranzutreiben und auszuweiten.

      Widerstand gegen Waffenexporte nach Indonesien

      1993: Peenemünde – Besetzung von
      Kriegsschiffen

      Etwa 150 Antimilitaristinnen und Antimi­li­taristen hatten im März 1993 nach einer Demonstration fünf Marineschiffe geentert. Sie besetzten zwei Tage lang drei von insgesamt 39 Kriegsschiffen und drei U-Booten der NVA, die der deutsche Imperialismus an Indonesien liefern wollte. Sie besprühten die Schiffe mit antimilitaristischen Parolen und zer­störten technische Anlagen im Wert von 500.000 DM.1 Am zweiten Tag wurde das Schiff von der Polizei geräumt und sieben Besetzerinnen und Besetzer festgenommen.

      Zwei Jahre später hieß es in einem Aufruf zu einer Solidaritätsdemonstration für zwei angeklagte Besetzer:

      „Es geht nicht nur um Solidarität für die beiden Demonstranten – sondern auch um den Protest gegen die Waffenhandelspolitik der Bundesrepublik und ihre Unterstützung von barbarischen ­Militärdiktaturen. Es geht dagegen, daß Arbeitsplätze und Wohlstand in Deutschland auf den Körpern von Gequälten und Ermordeten in der 3. Welt geschaffen und erhalten werden.“ 2

      In Indonesien wurden in Jakarta drei Wochen­zeitungen, die der indonesischen Regierung unter anderem durch ihre kritische Berichterstattung über den Kauf dieser Kriegsschiffe ein Dorn im Auge waren, geschlossen. In Jakarta demonstrierten über 100 Journalistinnen und Journalisten gegen diesen Schritt, der allgemein als Beginn einer erneuten Repressionswelle eingeschätzt wurde.3

      Widerstand gegen
      Waffenexporte in die Türkei

      1995: Demonstration im Hamburger Hafen gegen Auslieferung von Material für den Bau von Kriegsschiffen

      In Hamburg demonstrierten im April 1995 Anti­militaristinnen und Antimilitaristen mit einer Barkassenfahrt gegen die Lieferung von Kriegsmaterial an die Marinewerft Gölcük in der Türkei für den Bau eines Kriegsschiffes. Der Protest richtete sich auch gegen die für die Türkei gebaute Fregatte mit dem bezeichnenden Namen „Bar­baros“, die vier Tage vor dem türkischen Einmarsch im Nordirak in noch unvollendetem Zustand an die Türkei übergeben wurde.

      Mit dem Transparent „BRD – Komplizin der Türkei – gegen Abschiebung und Rüstungsexporte“ rückten Kriegsgegnerinnen und ­­‑gegner der Fregatte zu Leibe, Flaschen mit roter Farbe flogen gegen das Kriegsschiff. 20 Antimilitaristinnen und Antimilitaristen wurden später wegen Sachbeschädigung festgenommen.4

      1999: Kurdinnen und Kurden fordern die Einstellung der Militärhilfe und der Rüstungs­exporte an die Türkei

      Wegen der umfangreichen militärischen Aufrüstung der Türkei durch den deutschen Imperialismus richten sich die Demonstrationen der hier lebenden Kurdinnen und Kurden meist auch gegen die deutschen Waffenlieferungen, mit denen der kurdische Befreiungskampf unterdrückt wird.

      In den letzten Jahren wurden wiederholt in vielen Städten in Deutschland Protestaktionen durchgeführt. Erst im April letzten Jahres demonstrierten 80.000 Kurdinnen und Kurden in Bonn gegen die Unterdrückung des kurdischen Befreiungskampfs und auch gegen die geplante Lieferung von 1.000 Leopard-II-Panzern an die Türkei.5

      April 2000: Demonstration vor der Panzerfabrik Krauss-Maffei in Kassel

      Am 3. April dieses Jahres demonstrierten auf Initiative von Kurdinnen und Kurden im Kirchenasyl etwa 100 Menschen in Kassel vor der Panzerfabrik Krauss-Maffei, die die Leopard-II-Panzer herstellt. Trotz der drohenden Abschiebung der illegalisierten Kurden beteiligen sich zwanzig von den ca. 450 in Nordrhein-Westfalen im Kirchenasyl lebenden Kurdinnen und Kurden an der Demonstration.6

      P

      In dieser Frage ist der ideologische Kampf gegen die Arbeiteraristokratie zu führen, insbesondere gegen die Gewerkschaftsbü­ro­kra­tie. Diese knüpfen gerade bei dieser Frage an den unmittelbaren ökonomischen Interessen eines Teils der Arbeiterklasse an. Sie versuchen, mit chauvinistischen Argumenten den Werktätigen die Rüstungsproduktion und den Waffenexport als Notwendigkeit für den Erhalt oder die Schaffung von Arbeitsplätzen plausibel zu machen. Dadurch soll erreicht werden, daß sich die Werktätigen auf die Seite der Kapitalisten stellen, so wie es insgesamt Aufgabe der Arbeiteraristokratie ist, möglichst große Teile der Arbeiterklasse ideologisch an die deutsche Bourgeoisie zu ketten.

      Es gilt, an die Erfahrungen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung im Kampf gegen die Rüstungsindustrie anzuknüpfen. Es gilt aufzuzeigen, daß Rüstungsproduktion und ‑export hier und in anderen Ländern unter kapitalistischen Verhältnissen nur der Aufrechterhaltung der bestehenden Ausbeutungs- und Unter­drück­ungs­ver­hält­nisse dienen. Es gilt klarzumachen, daß der imperialistische Krieg der Arbeiterbewegung das Genick brechen kann, und daß daher die Arbeiterbewegung den imperialistischen Krieg grundsätzlich und prinzipiell bekämpfen muß und diesen Kampf in die sozialistische Revolution einmünden lassen muß.

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      1 taz, 1. u. 2.6.93; 2 Telegraph Nr. 10.10.95; 3 taz, 24.6.94; 4 taz Hamburg, 7.4.95; 5 jw, 19.4.99; 6 jw, 5.4.00;

      Nicht allein die illegalen, sondern auch die legalen Rüstungsexporte müssen entlarvt werden

      Die legalen Rüstungsexporte betreffen den aller größten Teil dieses blutigen Geschäfts – „weit über 90% sind genehmigt“, sagen Fachleute.1 Im Jahr 1999 erteilte die Bundesregierung 11.400 Ausfuhrgenehmigungen für Rüstungsgüter.2 Allein die illegalen Exporte anzuklagen bleibt unzureichend, beschränkt sich einerseits auf den geringeren Anteil, und andererseits werden damit die legalen Rüstungsexporte legitimiert.

      Die deutschen Rüstungsproduzenten und ‑exporteure gehören zu den führenden in der Welt. In der Statistik von SIPRI (Stockholmer Friedens­forschungsinstitut) stehen sie seit Jahren an einer der vordersten Stellen der Liste der weltweit größten Waffenhändler. Anfang der 90er Jahre standen sie auf Platz 3 nach den USA und Großbritannien (mit jährlich mehr als 2,5 Mrd. US-Dollar). 1994 standen sie mit 3,1 Mrd. US-Dollar auf Platz 2 3 und 1995 mit ca. 2 Mrd. US-Dollar wieder auf Platz 3.4 In der aktuellen SIPRI-Statistik von 1998 rangieren die deutschen Rüstungspro­du­zen­ten auf Platz 4 mit 1,9 Mrd. bis 2,8 Mrd. DM hinter den USA, Frankreich und Rußland. Nach US-Statistiken wird der Umfang der vereinbarten Neugeschäfte auf 9,6 Mrd. DM beziffert.5

      Den tatsächlichen Umfang der Rüstungsexporte der deutschen Imperialisten zeigen aber all diese Zahlen letztlich nicht auf. Bei diesen Daten handelt es sich ausschließlich um Großwaffen. Der umfangreiche Bereich der Kleinwaffen ist hier noch hinzuzuzählen (z. B. Export des Standard-Gewehrs G 3 weltweit in einem Umfang von bisher insgesamt ca. 7 Mio. Stück).6

      Die SIPRI-Statistik erfaßt nur die Exporte, die über die Medien bekannt geworden sind. Schon vor Jahren erklärte die deutsche Regierung:

      „Angaben zu Rüstungsexporten (ertragen) nur ein begrenztes Maß an Publizität.“ 7

      Das heißt, selbst die Informationen über die legalen Exporte von Rüstungsmaterial werden verdeckt gehandhabt. Antimilitaristische Entlar­vungs­arbeit erfordert daher auch aufzudecken, mit welchen (bisher bekannten) Methoden bei diesen imperialistischen Machenschaften die Fakten und Tatsachen vertuscht oder verheimlicht werden.

      Ein großer Bereich für die deutschen Rüstungsproduzenten sind Waren bzw. Waffen sowie Teile von Produktionsanlagen, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können (sogenannte „dual-use“ Güter). Dabei kann es sich um Elektronik handeln, die nicht nur für zivile Steuerungsanlagen, sondern auch militärisch, z. B. für Raketensteuerungen eingesetzt wird, oder um C-Waffen, die als Insektenvernichtungsmittel deklariert werden (so geschehen im Krieg Iran-Irak, und von seiten des Irak auch als C-Waffe eingesetzt). Deutschland ist dabei eines der führenden Länder auf der Welt. Welches Ausmaß dieser Bereich in der Produktion und im Export annimmt, liegt in einer Grauzone, die für Deutschland auf bis zu 30 Mrd. DM geschätzt wird.8 Die Anzahl der Ausfuhranträge, die fast durchweg genehmigt werden, beträgt allein für die Bereiche Chemie- und Nukleartechnik jährlich 100.000.9

      Ebenso wird in der SIPRI-Statistik die Rü­stungs­produktion deutscher Firmen im Ausland oder unter deutscher Beteiligung im Ausland nicht berücksichtigt. So z. B. die Produktion von Schiffen (Argentinien, Brasilien, Portugal, Singapur, Südafrika, Griechenland), Panzern (Argentinien, Schweiz, Türkei), Flugzeugen (Indien, Thailand), Hubschraubern (Kanada, Philippinen, Indonesien). Der „Spiegel“ berichtete bereits vor Jahren:

      „In 14 Staaten der Dritten Welt stehen bereits Rüstungsfabriken, die schlüsselfertig von deutschen Firmen errichtet wurden.“ 10

      So wurde beispielsweise über die Siemenstochter KWU in Brasilien eine ganze Nuklearfabrik an den Irak geliefert,11 was aber nicht dem deutschen Rüstungsexport zugerechnet wurde.

      Außerdem werden in den Rüstungsexport-Statistiken Maschinen für die Waffenpro­duk­tion und selbst ganze Waffenfabriken nicht als militärische Güter erfaßt. So hat z. B. die ehemals bundeseigene Firma Fritz Werner in den 80er Jahren in zehn Ländern und in den 90er Jahren in sieben weiteren Ländern Waffenfabriken errichtet, die als „ziviler Export“ erfaßt wurden.12

      Bei militärischem Großgerät und bei gemeinsamer Produktion mit Kooperationspartnern wie z. B. dem französischen oder englischen Imperialismus wird das Militärgerät dem Land zugerechnet, in dem es endmontiert wird, in der Regel ist das nicht in Deutschland. So wurde z. B. die Lieferung von Tornados an Saudi-Arabien über insgesamt 4 Mrd. DM, an denen deutsche Firmen einen Anteil von 2,3 Mrd. DM hatten, ganz in die britische Statistik aufgenommen.13

      Nicht registriert wird, wenn nur Teile geliefert werden für ein Gesamtprodukt (z. B. Motoren für Panzer), ebenso nicht die Lieferung von Konstruktionsplänen oder technische Beratung für die Waffenherstellung, sowie die Produktion mit Lizenzen.

      Da offiziell der Rüstungsexport in sogenannte Krisenregionen nicht erlaubt ist, werden illegale Rüstungsexporte dadurch zu legalen, indem kurzerhand der Bericht des Auswärtigen Amtes zur „allgemeinen Men­schen­rechtslage“ entsprechend umgeschrieben wird. Bekanntermaßen wurde dies während des Jugo­sla­wien­kriegs so gehandhabt für Kosova, nur ging es dabei nicht um Rüstungsexport, sondern um den Einsatz der Bundeswehr.

      Eine weitere Methode der Verschleierung sind Rüstungsexporte auf Umwegen, die über mehrere Stationen ans eigentliche (Einsatz-)Ziel gelangen.

      Ebensowenig taucht in den Statistiken der Export „normaler“ Waren wie Zelten etc. auf, die militärisch genutzt werden.

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      1 „Waffenhändler am Kabinettstisch“, Lorscheidt, ­Helmut. Göttingen 1989, S. 89; 2 jw, 28.12.99; 3 AK Nr. 391, 1.6.96; 4 Handelsblatt, 13.6.96; 5 jw, 28.12.99; 6 jw, 28.12.99; 7 „Händler des Todes“ Hrsg.: Buko-Kam­pagne „Stoppt den Rüstungsexport“ u.a., Frank­furt/Main 1989, S. 35; 8 AK Nr. 410, 15.1.98; 9 Stern 2/89; 10 Spiegel 4/89; 11 „Händler des Todes“, s.o., S. 36; 12 jw, 28.12.99; 13 „Händler des Todes“, s.o., S. 35.

      Auszug aus Resolution 3 „Tod dem deutschen Imperialismus, Revanchismus und Militarismus“, aus „Rot Front“ Nr. 2, Juli 1996

      Der deutsche Militarismus

      Wie der Militarismus überhaupt hat auch der deutsche Militarismus zwei Funktionen: als Militärmacht im Kampf gegen andere imperialistische Staaten sowie gegen andere Völker und im Innern als Waffe in den Händen der herrschenden Klasse vor allem zur Niederhaltung möglicher revolutionärer Bewegungen der Arbeiterklasse.

      So durchdringt der Militarismus besonders heute in der Epoche des Imperialismus das ganze öffentliche Leben. In der Geschichte Deutschlands jedoch hat der Militarismus eine besondere Ausprägung.

      Schon über den alten deutschen Militarismus schrieb Engels treffend: „... das Deutsche Reich preußischer Nation ist der wahre Repräsentant des Militarismus“ (Engels, „Offiziöses Kriegsgeheul“, 1875, Marx/Engels Werke Band 18, S. 583).

      Der Militarismus geht vor allem zurück auf das reaktionäre Preußentum mit seinem Kadavergehorsam und Untertanengeist sowie dem militaristisch geprägten „deutschen Ordnungssinn“. Diese wurden weltweit Inbegriff deutscher Mentalität – und das nicht zu Unrecht!

      Dieser „typisch deutsche“ Militarismus wurde in der Nazi-Zeit zur barbarischsten Form hochgezüchtet, die die Weltgeschichte je gesehen hat.

      Der deutsche Imperialismus früher und der deutsche Imperialismus heute sind aus demselben Holz geschnitzt. Er ist nach wie vor davon gekennzeichnet, daß er sich zur Verfolgung seiner imperialistischen Ziele des Militarismus bedient. Der deutsche Imperialismus ist ein gefährlicher eigenständiger Kriegsherd, der sich auf einen imperialistischen Krieg zur Neuaufteilung der Einflußsphären unter den imperialistischen Großmächten vorbereitet.

      Die Bundeswehr – mörderische Maschinerie nach innen und außen

      Der westdeutsche, nun deutsche Imperialismus hat sich eine riesige Kriegsmaschi­nerie aufgebaut, die Bundeswehr. Als Hauptkomponente seines Staatsapparates ist sie Werkzeug der Konterrevolution und imperialistischen Aggression.

      Als Bürgerkriegsarmee nach innen ist die Bundeswehr die Hauptmacht der Konterrevolution gegen Aufstände und Revolutionen, gegen das Aufbegehren der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen. Die Bundeswehr ist auch ganz praktisch auf den Bürgerkrieg vorbereitet, übt systematisch den Einsatz gegen revoltierende Arbeiterinnen und Arbeiter und Jugendliche.

      Als Aggressionsarmee nach außen dient sie der Sicherung und Ausweitung der Ausbeuterinteressen des deutschen Imperialismus, ist sie Instrument des Revanchismus und des Kampfes um die Weltherrschaft, des imperialistischen Kriegs. Die Bundeswehr ist eine Armee zur Niederschlagung revolutionärer Bewegungen in anderen Ländern und zur Eroberung anderer Länder.

      Die Bundeswehr ist die zweitstärkste Armee der NATO, die schlagkräftigste in Europa, die in kürzester Frist im Bedarfsfall über 2 Millionen Reservisten mobilisieren kann und über ca. 50 000 hochspezialisierte, elitemäßig ausgebildete Eingreiftruppen für den blitzschnellen Einsatz verfügt.

      Der „Militärische Abwehrdienst“ (MAD) ist Teil der Bundeswehr. Seine Aufgaben sind Spionage- und Sabotageabwehr und die Bespitzelung der Soldaten und der eigenen Bevölkerung überhaupt. Ähnliche Aufgaben hat der „Bundesnachrichtendienst“ (BND). Der BND ist der größte Geheimdienstapparat in Westeuropa. Dessen Führung liegt ebenfalls in der Hand von Generälen und Obersten der Bundeswehr.

      Die Bundeswehr wurde fast ausschließlich von Offizieren und Unteroffizieren aufgebaut, die in der Nazi-Wehrmacht dem deutschen Imperialismus und Faschismus bis zuletzt treu gedient hatten. Deren „Erfahrungsschatz“ aus der nazifaschistischen Kriegsführung wurde damit in den Dienst der Bundeswehr gestellt. Damit wurde auch sehr deutlich gemacht, daß die Bundeswehr sich als Fortsetzer der Nazi-Wehrmacht begreift. Bewußt wurde und wird an die Symbole und Traditionen der Nazi-Wehrmacht angeknüpft, deren verbrecherische „soldatische Leistungen, beispielhafte Disziplin und Kameradschaft“ zum Vorbild genommen werden.

      Das Kriegs- und Rüstungspotential
      des deutschen Imperialismus

      Bestandteile der Kriegsmaschinerie in Deutsch­land sind auch alle möglichen militärischen und paramilitärischen Verbände, von der Polizei über Bundesgrenzschutz, Elitetruppen wie GSG-9 bis hin zu Werkschutz, Sicherheitsdiensten, „Technisches Hilfswerk“ und den diversen „Hilfs“organisationen (wie „Rotes Kreuz“ usw.), die fest in die Pläne der deutschen Militaristen eingebunden sind.

      Besonders wichtig für die deutschen Militaristen war und ist der Aufbau einer eigenständigen Rüstungsindustrie, mit deren Hilfe der deutsche Imperialismus sich heute selbständig mit den modernsten Waffen ausrüstet. Gegen die illusionistische Propaganda über einen angeblich existierenden separaten „militärisch-industriellen Komplex“ im Unterschied zu dem angeblich daneben bestehenden „nicht-militärischen“, also „friedlichen“ „industriellen Komplex“ des deutschen Imperialismus, muß als wesentlich betont werden, daß die deutsche Bourgeoisie stets darauf bedacht war und ist, die gesamte Produktion sehr schnell auf Kriegsproduktion umstellen zu können und die gesamten Industrieanlagen von vornherein auf diese Umstellung hin aufzubauen.

      Ein Grundzug des deutschen Militarismus tritt auch zutage durch seine Unterstützung faschistischer und reaktionärer Regimes überall auf der Welt mit Waffen, Militärberatern und Ausbildungsprogrammen. Der deutsche Imperialismus ist einer der größten Waffenexporteure der Welt. Mit dem Rüstungsexport werden auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, um die Armeen kleinerer „verbündeter“ Länder im Kriegsfall reibungslos in die militärische Planung der Bundeswehr einzugliedern.

      Eine wichtige Rolle bei der Militarisierung spielt die Frage der Atomwaffen. Die auf die Benutzung von Atomwaffen ausgelegte Bundeswehr, der jederzeitige Zugriff auf Uran, die Ausbaufähigkeit des sogenannten „Atom­pro­gramms zur friedlichen Nutzung der Kernenergie“ für die Atomwaffen­pro­duk­tion, die führende Rolle bei der Entwicklung der atomaren Bewaffnung Pakistans, Südafrikas, Argentiniens, Indiens, Iraks, Brasiliens u. a. m., die Erprobung verschiedener Träger für Atomraketen in Zaire oder in Argentinien zeigen, daß der deutsche Imperialismus die faktische Verfügungsgewalt über Atomwaffen besitzt. Daran ändert auch nichts, daß aus Gründen politischer Opportunität dies offiziell nicht zugegeben wird. Es bleibt das Ziel des deutschen Imperialismus, auch offiziell „Atommacht“ zu werden, Atomwaffen zu besitzen, alle dem noch entgegenstehenden rechtlichen Bestimmungen und Verträge aufzuheben.

      Eine wichtige Aufgabe ist die Entlarvung der Demagogie von der „Abrüstung“ und „Verkleinerung“ der Bundeswehr. In Wirklichkeit ist dies nur ein Deckmantel für zunehmende Rüstungsanstren­gungen: Erhöhung der Kasernenzahl und Verdoppelung der Trup­pen­übungsflächen seit 1990, riesige Summen für den Militärhaushalt, faktische Erhöhung der Personalstärke durch die verstärkte Einbindung von Reservisten und „Zivildienstleistenden“ in die Kriegsplanung, Straffung der militärischen Organisation, Bildung von schnellen Eingreif- und anderen Elitetruppen und eine damit verbundene Erhöhung der Einsatzbereitschaft und der Anzahl der kriegsbereiten Soldaten, Erhöhung der Feuerkraft durch modernste Waffen und Geräte.

      Neue Stufe der militärischen Expansion, der militärischen und ideologischen Kriegsvorbereitung

      Die Bundeswehr ist immer offener auch außerhalb der Grenzen der BRD „aktiv“. Die Bundeswehr führt seit Jahrzehnten Militärmanöver in vielen Regionen der Welt durch, sie übt den Krieg und bereitet sich so systematisch auf lokale und weltweite imperialistische Eroberungskriege zwecks Neuaufteilung der Welt vor. Sie baut ihre Militärstützpunkte aus, ob im Rahmen der NATO oder unabhängig davon. Während weltweite Einsätze der Bundeswehr früher verdeckt und verschleiert durchgeführt worden sind, nehmen die Operationen der Bundeswehr besonders seit 1990 immer unverhohlener den Charakter offener Kriegseinsätze an (Kriegsmarine im Mittelmeer und Luftwaffe im kurdischen Teil der Türkei beim Krieg gegen den Irak, Zerstörer und Aufklärungsflugzeuge gegen die Völker Jugoslawiens, militärische Intervention in Somalia usw.)

      Am 1. September 1995, dem Jahrestag des Nazi-Überfalls auf Polen, 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, ist der erste direkte und offene Kriegseinsatz der Bundeswehr Realität geworden. Mit Raketen bestückte Tornado-Jagdbomber, mindestens 2000 Soldaten, darunter Fallschirmspringer und Pioniereinheiten, ein Schnellbootverband und Minenabwehreinheiten waren direkt an den tagelangen mörderischen Luftangriffen der NATO-Truppen in Ex-Jugoslawien beteiligt. In Kroatien sind inzwischen langfristig Tausende von Bundeswehrsoldaten stationiert, um die Interessen des deutschen Imperialismus notfalls auch mit dem direkten mörderischen Einsatz der Bundeswehrtruppen auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens durchzusetzen.

      Der deutsche Imperialismus hat damit eine neue Stufe der militärischen Expansion erreicht, die zugleich Vorstufe neuer und größerer Militäreinsätze der Bundeswehr ist!

      Die Kriegsvorbereitung der deutschen Imperialisten besteht keinesfalls nur aus militärischer Vorbereitung. Aktuell geht es ihnen vor allem auch darum, die Bevölkerung auf die mehrfache Rolle der Bundeswehr vorzubereiten. Dabei sollen die mit großem Pro­pa­gan­da­aufwand geführten Debatten über UN-„Blauhelm“-Einsätze innerhalb und außerhalb der NATO-„Verteidigungsgrenzen“ die Bevölkerung „psychologisch“ auf den „Ernstfall“ einstimmen und an den weltweiten Einsatz der deutschen Militärmaschine gewöhnen. Dazu bedienen sich die Propagandisten des deutschen Imperialismus einer ganzen Reihe von demagogischen Betrugs­ma­nö­vern, um hinter harmlos klingenden Schlagwörtern wie „deutsche Verantwortung“ und „Gleichberechtigung“ mit den anderen Großmächten ihre wirklichen Ziele zu verbergen. Der entscheidende Punkt gegen die chauvinistischen, imperialistischen Demagogien ist die Klarstellung, daß die Bundeswehr als mörderische Maschinerie des deutschen Imperialismus aus eigenständigen imperialistischen Interessen heraus ihre Interventionen umfassend plant, vorbereitet und durchführen wird.

      Die Militarisierung durchdringt das
      ganze öffentliche Leben

      Die Militarisierung macht sich fest an der allseitigen Vorbereitung der werktätigen Massen auf ihre künftige Verwendung als Kanonenfutter durch die Schürung von deutschem Chauvinismus und Rassismus, durch die Schürung des Revanchegeschreis nach „Heimholung der verlorenen Ostgebiete“ und die Aktivierung der deutschen Ideologie, durch Staatsglauben, Untertanengeist und Kadavergehorsam, durch die Rechtfertigung der Kriegsverbrechen des deutschen Nazifaschismus im Zweiten Weltkrieg, durch die Propagierung der Bundeswehr als „Schule der Nation“, durch verstärkte Militarisierung der Betriebe und Schulen, durch die immer stärkere und offenere Einbeziehung der Kriegsdienstverweigerer in die allgemeine Kriegsplanung, durch die Vorbereitung von Krankenhäusern, Justiz und allgemeiner Verwaltung auf den „Ernstfall“ des Krieges, durch „Luftschutzübungen“ und Probealarm.

      Der deutsche Imperialismus ist auch in jeder anderen Hinsicht bestens auf die Kriegsführung nach innen und außen vorbereitet: Mit „Zivilschutz und Katastrophenplänen“, mit denen die Bevölkerung im Kriegsfall den ihr zugedachten Marschbefehl erhält und z. B. durch Beschlagnahme kriegsrelevante Transportmittel zur Verfügung stehen; mit „Notstandsgesetzen“, die ganz „legal“ die sogenannten „bürgerlich-demokratischen Freiheiten“ außer Kraft setzen.

      Den Kampf gegen alle Formen des Militarismus und der Kriegsvorbereitung und für die Zerschlagung der Bundeswehr führen!

      Der Kampf gegen alle Aspekte des Militarismus in Deutschland ist eine der vorrangigen Aufgaben beim Aufbau der Kommunistischen Partei in Deutschland, um im Kampf gegen die Kriegsvorbereitungen des deutschen Imperialismus und Revanchismus, im Kampf für die Vorbereitung des bewaffneten Kampfes, des Aufstandes des Proletariats und seiner Verbündeten zur Zerschlagung des deutschen Imperialismus und seiner Armee, der Bundeswehr, den Feind genau zu erkennen und zu entlarven.

      Der bewußte und organisierte Kampf gegen den deutschen Militarismus erfordert von den revolutionären Kräften eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der gesamten Geschichte des deutschen Militarismus sowie die tiefgehende Entlarvung der sowohl politisch als auch psychologisch gut durchdachten Kampagnen zur Verherrlichung der revanchistischen Bundeswehr.

      Um dem Hochmut der deutschen Imperialisten entgegenzutreten, die Angreifbarkeit und Besiegbarkeit ihrer scheinbar übermächtigen Militärmaschinerie aufzuzeigen, müssen sich die revolutionären Kräfte in Deutschland mit der Geschichte der bewaffneten Kämpfe gegen den deutschen Imperialismus, vor allem auch der Partisanenkämpfe des Zweiten Weltkrieges, auseinandersetzen.

      Es gilt auch, die Erfahrungen aus den militanten und antimilitaristischen Kämpfen ­gegen den west/deutschen Imperialismus in den letzten Jahrzehnten aufzuarbeiten, ihre Schwach­stellen, aber auch Stärken erkennen zu lernen (z. B. die Kämpfe gegen die öffentliche Vereidigung von Bundeswehrrekruten in Bremen 1980, gegen den Bau der Startbahn West bei Frankfurt, den Kampf gegen die atomare „Wiederaufbereitungsanlage“ in Wac­kers­dorf 1986, die Besetzung von für den Export nach Indonesien bestimmten Kriegsschiffen in Peenemünde/Ex-DDR 1993).

      Für die Schaffung des Bewußtseins bei der Mehrheit der Arbeiterklasse über die wirkliche Rolle der Bundeswehr in diesem System, die Bereitschaft, einen Kampf auf Leben und Tod mit dieser Armee des deutschen Imperialismus zu führen, reicht es nicht aus, nur an diese Kämpfe anzuknüpfen. Eigene Erfahrungen im Kampf gegen die Bundeswehr sind notwendig, z. B. durch weitergehende Aktionen beim Überfall der Bundeswehr auf andere Länder oder bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit anderen Imperialisten, bei der Niederschlagung von revolutionären Bewegungen oder Kämpfen der Arbeiterbewegung in Deutschland durch die Bundeswehr. Diese Kämpfe sind notwendig, um diesem oder jenem Verbrechen der deutschen Imperialisten entgegenzutreten, es nach Möglichkeit zu verhindern; sie dienen aber gleichzeitig als Hebel zur Erziehung der Massen, um sie schließlich zum Kampf gegen das ganze System zu führen.

      Die Geschichte aller Revolutionen bestätigt, daß solche Armeen wie die Bundeswehr nicht von selbst verschwinden, daß ihre Eliteeinheiten, aber auch andere Truppenteile ohne Zögern auf rebellierende Soldaten und Aufständische im eigenen Land schießen werden. Es ist unmöglich, eine solche Armee einfach durch „Überzeugung“ der Soldaten nur „von innen her“ zu überwinden und zu beseitigen.

      So nötig die oft genug unterschätzte Arbeit in der Bundeswehr ist, um Informationen über ihre militärische Stärke, über den Einsatz der Truppenteile in der Revolution zu haben, um Truppenteile in zugespitzten Situationen zum Desertieren bringen zu können, vor allem auch um, wie Lenin sagte, das „Waffenhandwerk zu erlernen“, so muß klar sein: Auch die Zerset­zungsarbeit kann nur unter dem Druck bewaffneter revolutionärer Verbände ein wichtiger Hebel im Kampf für die Zerschlagung der Armee werden. Die hauptsächliche Arbeit zur Zerschlagung der Bundeswehr kann nur von der Bürgerkriegsarmee des Proletariats im bewaffneten Aufstand geleistet werden.

      Die inneren Zusammenhänge zwischen Imperialismus, Revanchismus und Militarismus

      Der deutsche Imperialismus ist entstanden und hat sich entwickelt auf der Grundlage der allgemeinen Merkmale der Epoche des Imperialismus. Seine ökonomischen und politischen Grundlagen sind die einer jeden imperialistischen Macht bzw. Großmacht.

      Die konkreten historischen Voraussetzungen seiner Entstehung und Entwicklung haben jedoch zugleich zur Herausbildung und Verfestigung seiner grundlegenden Besonderheiten geführt. So hat der Militarismus, der ebenfalls ein Merkmal jeder imperialistischen Großmacht ist, in Deutschland seine besondere Ausprägung durch das reaktionäre Preußentum erfahren und wurde noch gesteigert durch die besondere Aggressivität, mit welcher der deutsche Imperialismus als „zu spät gekommener“ imperialistischer Räuber den Kampf für die gewaltsame Neuaufteilung der Einflußsphären führte. Das imperialistische Welt­herr-schaftsstreben des deutschen Imperialismus führte nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg und insbesondere nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg zur Herausbildung der grundlegenden Besonderheit des deutschen Revanchismus. Das Bestreben, für die erlittene Niederlage Revanche zu nehmen, das Ziel der uneingeschränkten Vorherrschaft in Europa und der ganzen Welt buchstäblich mit jedem Mittel zu erreichen und zugleich im Interesse des Weltimperialismus als mörderischer Stoßtrupp der Revolution und dem Kommunismus einen vernichtenden Schlag zu versetzen, führte dazu, daß sich sämtliche reaktionären Merkmale des Imperialismus im allgemeinen und alles Reaktionäre in der deutschen Geschichte zur Besonderheit der brutalsten und aggressivsten Form des Faschismus, zum Nazifaschismus konzentrierte, der in seiner mörderischen Bestialität bis heute einzigartig in der Geschichte dasteht.

      Auf der Grundlage der geschichtlichen Entwicklung bedingen sich die allgemeinen und besonderen Merkmale des deutschen Imperialismus gegenseitig. Der deutsche Militarismus, Revanchismus und der Nazifaschis­mus sind entstanden und entwickelten sich letztlich als Mittel zur Aufrechterhaltung der kapitalistischen Ausbeuterordnung bzw. zur Gewährleistung und Durchsetzung der imperialistischen Maximalprofite des deutschen Monopolkapitals. Nachdem der deutsche Revanchismus als besondere Ausprägung des deutschen Imperialismus entstanden ist, wird der Revanchismus seinerseits wiederum im gesteigerten Militarismus kulminieren, da die revanchistischen Ziele, wenn überhaupt, dann nur mit maximalen Rüstungs- und Kriegsanstren­gungen, mit einer buchstäblich völkermör­de­rischen Politik zu erreichen sind bzw. zu erreichen sein werden.

      Normale Korruption

      Parteispenden von Unternehmen und Banken sind grundsätzlich ganz legal, dadurch wird ein großer Teil der Einnahmen von Parteien bestritten. Ein anderer Teil der Parteienfinan­zie­rung erfolgt durch Steuergelder: jährlich 150–200 Millionen DM aus dem Bundes­tagsetat für die Par­la­ments­par­tei­en, sowie Wahlkampfkostenerstattung (in Abhängigkeit von der Zahl der erhaltenen Stimmen).

      Darüber hinaus erhalten große Parteien und Regierungsparteien Schmiergelder von der Industrie, insbesondere wenn es um Geschäfte im Milliar­denumfang geht, wie z. B. in der Rü­stungs­industrie, aber auch bei Großpro­jek­ten wie dem Flughafenbau in Berlin, oder wenn es um die Ansiedlung von Industriebetrieben in bestimmten Regionen geht. Die Makler der kapitalistischen Monopole – wie z. B. der Waffenmakler Schreiber für Thyssen und andere Firmen – haben von ihren Geldgebern Hunderte von Millionen DM im Koffer, um die Aufträge und damit die Profite dieser Großkapitalisten im Kampf gegen die Konkurrenz zu sichern. Dies ist „üblich“ und steht für jeden Manager und Politiker außer Frage. Daher wundert es auch nicht, daß sich keine der anderen Parlamentsparteien für eine wirkliche Aufklärung der bekanntgewordenen Korruption in der CDU stark macht, denn sie handeln alle nach der Devise: „Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen“.

      Sie sagen, es könne jetzt doch nicht darum gehen, alle Parteien anzuklagen, in erster Linie gehe es doch um Schadensbegrenzung „für die Demokratie“. Tatsächlich geht es aber darum, den selbsternannten „Aufklärern“ zu ermöglichen, möglichst viele Spuren zu verwischen, möglichst viel zu vertuschen, und so, wie bereits nach der sogenannten Flick-Affäre, die Schmiergelder auf „neuen Wegen“ abseits von der Öffentlichkeit zu verwalten. An diesen Tatsachen wird deutlich, daß die bürgerliche Demokratie ohne Hemmungen ihre eigenen Gesetze bricht.

      Bereits Engels stellte unter den Bedingungen des vormonopolistischen Kapitalismus fest:

      „In ihr (der demokratischen Republik, A.v.u.) übt der Reichtum seine Macht indirekt, aber umso sichrer aus.“

      (Engels, „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“, 1884, Marx-Engels-Werke Band 21, S. 167; siehe auch: Lenin, „Staat und Revolution“, 1917, Werke Band 25, S. 404/405)

      Engels verweist dabei erstens auf die „direkte Beamtenkorruption“ und zweitens auf die „Allianz von Regierung und Börse“ (ebd.). Dies hat der Imperialismus zu „einer außergewöhnlichen Kunst ‚entwickelt‘“, stellte Lenin später fest (ebd.). Die Grundlage dafür liegt im Wesen des Monopols:

      „Ist das Monopol einmal zustande gekommen und schaltet und waltet es mit Milliar­den, so durchdringt es mit absoluter Unver­meid­lich­keit alle Gebiete des öffentlichen Lebens ...“

      (Lenin, „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, 1916, Werke Band 22, S. 241)

      Der Imperialismus ist ein System, in dem Korruption und Bestechung im Riesenausmaß Lebens- und Daseinsformen des Finanzkapitals sind, und nicht Entgleisungen einzelner ‚gestrauchelter‘ Staatsbeamter, Minister oder Parteiführer.

      Entgegen der Vorstellung, die Korruption könne innerhalb des Kapitalismus beseitigt oder in enge Schranken verwiesen werden, hat bereits Lenin zu Beginn der Epoche des Imperialismus diese Illusion bekämpft:

      „Alle Vorschriften der Kontrolle, ... der Einsetzung von Aufsichtsinstanzen u. dgl. m., womit Professoren und Beamte in wohlgemeinter Absicht – d. h. in der Absicht, den Kapitalismus zu verteidigen und zu beschönigen – die Aufmerksamkeit des Publikums in Anspruch nehmen, können hier keinerlei Bedeutung haben. Denn das Privateigentum ist heilig, und man kann niemandem verwehren, Aktien zu kaufen, zu verkaufen, umzutauschen, zu verpfänden usw.“

      (Lenin, „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, 1916, Werke Band 22, S. 234)

      Die Korruption beschränkt sich nicht nur auf die Spitzen der Staatsvertretung und Parteien, sie ist im gesamten gesellschaftlichen Leben und auch bis tief hinein in den Gewerkschaftsapparat weit verbreitet. Dabei existiert eine Hierarchie der ­Korruption, an deren unterem Ende es eine Art Mas­sen­basis gibt, aus der sich nicht wenige Spitzenfunktionäre von Parteien und Gewerkschaften hochkorrumpiert haben, und auf die sie sich ­stützen können, sollte ihre Position ins Wanken kommen.


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      Widerstand gegen deutsche Rüstungsexporte

      Der antimilitaristische Widerstand gegen den deutschen Imperialismus wurde immer wieder massenhaft und militant geführt. Man erinnere sich nur an die militanten Kämpfe gegen die öffentliche Rekrutenvereidigung 1980 in Bremen, als 15.000 Antimilitaristinnen und Antimilitaristen gegen dieses Militärspektakel demonstrierten. Im weiteren Verlauf kam es zu militanten Straßenkämpfen gegen die Polizei, wobei von den Antimilitaristen ein Bundeswehr-Kleinbus zur wirksamen Barrikade umfunktioniert wurde.

      Ein weiteres Beispiel sind die massenhaften, auch militant geführten Kämpfe über Monate gegen die Startbahn West in Frankfurt/Main Anfang der 80er Jahre. Ebenso die Kämpfe gegen die als „Wiederaufbereitungsanlage“ bezeichnete Atom­waffen­fabrik in Wackersdorf 1986, die dann letztendlich nicht gebaut wurde – diese Beispiele zeigen die Notwendigkeit des massenhaften und militanten Kampfes gegen den deutschen Militarismus. (Siehe dazu ausführlich „Gegen die Strömung“ Nr. 60, „Die Bundeswehr – mörderische Maschinerie des west/deutschen Imperialismus“, Sept. 1992, S. 17–20.)

      Eine wichtige Hilfe für einen konsequenten antimilitaristischen Kampf gegen Rüstungsexporte ist eine eigenständige Recherche über Waffenexporte. Ausgehend davon muß es Ziel jeglicher antimilitaristischen Bewegung in Deutschland sein, sich mit den Demokraten und Revolutionären in den Ländern, an die die Rüstungsexporte gehen, zusammenzuschließen, und in einer internatio­nali­sti­schen Front gegen den deutschen Imperialismus und gegen die herrschenden Klassen dieser Länder zu kämpfen. Denn gerade unter dem Gesichtspunkt, daß die Waffen zur Niederschlagung von Befreiungsbewegungen eingesetzt werden, ist der Kampf gegen die Rüstungsexporte eine Verpflichtung des proletarischen Internationalismus.

      Die Kämpfe gegen Rüstungsexporte des deutschen Imperialismus in den letzten Jahren sind zwar noch schwach, aber um so wichtiger ist es, sie zu propagieren, sie voranzutreiben und auszuweiten.

      Widerstand gegen Waffenexporte nach Indonesien

      1993: Peenemünde – Besetzung von
      Kriegsschiffen

      Etwa 150 Antimilitaristinnen und Antimi­li­taristen hatten im März 1993 nach einer Demonstration fünf Marineschiffe geentert. Sie besetzten zwei Tage lang drei von insgesamt 39 Kriegsschiffen und drei U-Booten der NVA, die der deutsche Imperialismus an Indonesien liefern wollte. Sie besprühten die Schiffe mit antimilitaristischen Parolen und zer­störten technische Anlagen im Wert von 500.000 DM.1 Am zweiten Tag wurde das Schiff von der Polizei geräumt und sieben Besetzerinnen und Besetzer festgenommen.

      Zwei Jahre später hieß es in einem Aufruf zu einer Solidaritätsdemonstration für zwei angeklagte Besetzer:

      „Es geht nicht nur um Solidarität für die beiden Demonstranten – sondern auch um den Protest gegen die Waffenhandelspolitik der Bundesrepublik und ihre Unterstützung von barbarischen ­Militärdiktaturen. Es geht dagegen, daß Arbeitsplätze und Wohlstand in Deutschland auf den Körpern von Gequälten und Ermordeten in der 3. Welt geschaffen und erhalten werden.“ 2

      In Indonesien wurden in Jakarta drei Wochen­zeitungen, die der indonesischen Regierung unter anderem durch ihre kritische Berichterstattung über den Kauf dieser Kriegsschiffe ein Dorn im Auge waren, geschlossen. In Jakarta demonstrierten über 100 Journalistinnen und Journalisten gegen diesen Schritt, der allgemein als Beginn einer erneuten Repressionswelle eingeschätzt wurde.3

      Widerstand gegen
      Waffenexporte in die Türkei

      1995: Demonstration im Hamburger Hafen gegen Auslieferung von Material für den Bau von Kriegsschiffen

      In Hamburg demonstrierten im April 1995 Anti­militaristinnen und Antimilitaristen mit einer Barkassenfahrt gegen die Lieferung von Kriegsmaterial an die Marinewerft Gölcük in der Türkei für den Bau eines Kriegsschiffes. Der Protest richtete sich auch gegen die für die Türkei gebaute Fregatte mit dem bezeichnenden Namen „Bar­baros“, die vier Tage vor dem türkischen Einmarsch im Nordirak in noch unvollendetem Zustand an die Türkei übergeben wurde.

      Mit dem Transparent „BRD – Komplizin der Türkei – gegen Abschiebung und Rüstungsexporte“ rückten Kriegsgegnerinnen und ­­‑gegner der Fregatte zu Leibe, Flaschen mit roter Farbe flogen gegen das Kriegsschiff. 20 Antimilitaristinnen und Antimilitaristen wurden später wegen Sachbeschädigung festgenommen.4

      1999: Kurdinnen und Kurden fordern die Einstellung der Militärhilfe und der Rüstungs­exporte an die Türkei

      Wegen der umfangreichen militärischen Aufrüstung der Türkei durch den deutschen Imperialismus richten sich die Demonstrationen der hier lebenden Kurdinnen und Kurden meist auch gegen die deutschen Waffenlieferungen, mit denen der kurdische Befreiungskampf unterdrückt wird.

      In den letzten Jahren wurden wiederholt in vielen Städten in Deutschland Protestaktionen durchgeführt. Erst im April letzten Jahres demonstrierten 80.000 Kurdinnen und Kurden in Bonn gegen die Unterdrückung des kurdischen Befreiungskampfs und auch gegen die geplante Lieferung von 1.000 Leopard-II-Panzern an die Türkei.5

      April 2000: Demonstration vor der Panzerfabrik Krauss-Maffei in Kassel

      Am 3. April dieses Jahres demonstrierten auf Initiative von Kurdinnen und Kurden im Kirchenasyl etwa 100 Menschen in Kassel vor der Panzerfabrik Krauss-Maffei, die die Leopard-II-Panzer herstellt. Trotz der drohenden Abschiebung der illegalisierten Kurden beteiligen sich zwanzig von den ca. 450 in Nordrhein-Westfalen im Kirchenasyl lebenden Kurdinnen und Kurden an der Demonstration.6

      P

      In dieser Frage ist der ideologische Kampf gegen die Arbeiteraristokratie zu führen, insbesondere gegen die Gewerkschaftsbü­ro­kra­tie. Diese knüpfen gerade bei dieser Frage an den unmittelbaren ökonomischen Interessen eines Teils der Arbeiterklasse an. Sie versuchen, mit chauvinistischen Argumenten den Werktätigen die Rüstungsproduktion und den Waffenexport als Notwendigkeit für den Erhalt oder die Schaffung von Arbeitsplätzen plausibel zu machen. Dadurch soll erreicht werden, daß sich die Werktätigen auf die Seite der Kapitalisten stellen, so wie es insgesamt Aufgabe der Arbeiteraristokratie ist, möglichst große Teile der Arbeiterklasse ideologisch an die deutsche Bourgeoisie zu ketten.

      Es gilt, an die Erfahrungen aus der Geschichte der Arbeiterbewegung im Kampf gegen die Rüstungsindustrie anzuknüpfen. Es gilt aufzuzeigen, daß Rüstungsproduktion und ‑export hier und in anderen Ländern unter kapitalistischen Verhältnissen nur der Aufrechterhaltung der bestehenden Ausbeutungs- und Unter­drück­ungs­ver­hält­nisse dienen. Es gilt klarzumachen, daß der imperialistische Krieg der Arbeiterbewegung das Genick brechen kann, und daß daher die Arbeiterbewegung den imperialistischen Krieg grundsätzlich und prinzipiell bekämpfen muß und diesen Kampf in die sozialistische Revolution einmünden lassen muß.

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      1 taz, 1. u. 2.6.93; 2 Telegraph Nr. 10.10.95; 3 taz, 24.6.94; 4 taz Hamburg, 7.4.95; 5 jw, 19.4.99; 6 jw, 5.4.00;


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      Nicht allein die illegalen, sondern auch die legalen Rüstungsexporte müssen entlarvt werden

      Die legalen Rüstungsexporte betreffen den aller größten Teil dieses blutigen Geschäfts – „weit über 90% sind genehmigt“, sagen Fachleute.1 Im Jahr 1999 erteilte die Bundesregierung 11.400 Ausfuhrgenehmigungen für Rüstungsgüter.2 Allein die illegalen Exporte anzuklagen bleibt unzureichend, beschränkt sich einerseits auf den geringeren Anteil, und andererseits werden damit die legalen Rüstungsexporte legitimiert.

      Die deutschen Rüstungsproduzenten und ‑exporteure gehören zu den führenden in der Welt. In der Statistik von SIPRI (Stockholmer Friedens­forschungsinstitut) stehen sie seit Jahren an einer der vordersten Stellen der Liste der weltweit größten Waffenhändler. Anfang der 90er Jahre standen sie auf Platz 3 nach den USA und Großbritannien (mit jährlich mehr als 2,5 Mrd. US-Dollar). 1994 standen sie mit 3,1 Mrd. US-Dollar auf Platz 2 3 und 1995 mit ca. 2 Mrd. US-Dollar wieder auf Platz 3.4 In der aktuellen SIPRI-Statistik von 1998 rangieren die deutschen Rüstungspro­du­zen­ten auf Platz 4 mit 1,9 Mrd. bis 2,8 Mrd. DM hinter den USA, Frankreich und Rußland. Nach US-Statistiken wird der Umfang der vereinbarten Neugeschäfte auf 9,6 Mrd. DM beziffert.5

      Den tatsächlichen Umfang der Rüstungsexporte der deutschen Imperialisten zeigen aber all diese Zahlen letztlich nicht auf. Bei diesen Daten handelt es sich ausschließlich um Großwaffen. Der umfangreiche Bereich der Kleinwaffen ist hier noch hinzuzuzählen (z. B. Export des Standard-Gewehrs G 3 weltweit in einem Umfang von bisher insgesamt ca. 7 Mio. Stück).6

      Die SIPRI-Statistik erfaßt nur die Exporte, die über die Medien bekannt geworden sind. Schon vor Jahren erklärte die deutsche Regierung:

      „Angaben zu Rüstungsexporten (ertragen) nur ein begrenztes Maß an Publizität.“ 7

      Das heißt, selbst die Informationen über die legalen Exporte von Rüstungsmaterial werden verdeckt gehandhabt. Antimilitaristische Entlar­vungs­arbeit erfordert daher auch aufzudecken, mit welchen (bisher bekannten) Methoden bei diesen imperialistischen Machenschaften die Fakten und Tatsachen vertuscht oder verheimlicht werden.

      Ein großer Bereich für die deutschen Rüstungsproduzenten sind Waren bzw. Waffen sowie Teile von Produktionsanlagen, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können (sogenannte „dual-use“ Güter). Dabei kann es sich um Elektronik handeln, die nicht nur für zivile Steuerungsanlagen, sondern auch militärisch, z. B. für Raketensteuerungen eingesetzt wird, oder um C-Waffen, die als Insektenvernichtungsmittel deklariert werden (so geschehen im Krieg Iran-Irak, und von seiten des Irak auch als C-Waffe eingesetzt). Deutschland ist dabei eines der führenden Länder auf der Welt. Welches Ausmaß dieser Bereich in der Produktion und im Export annimmt, liegt in einer Grauzone, die für Deutschland auf bis zu 30 Mrd. DM geschätzt wird.8 Die Anzahl der Ausfuhranträge, die fast durchweg genehmigt werden, beträgt allein für die Bereiche Chemie- und Nukleartechnik jährlich 100.000.9

      Ebenso wird in der SIPRI-Statistik die Rü­stungs­produktion deutscher Firmen im Ausland oder unter deutscher Beteiligung im Ausland nicht berücksichtigt. So z. B. die Produktion von Schiffen (Argentinien, Brasilien, Portugal, Singapur, Südafrika, Griechenland), Panzern (Argentinien, Schweiz, Türkei), Flugzeugen (Indien, Thailand), Hubschraubern (Kanada, Philippinen, Indonesien). Der „Spiegel“ berichtete bereits vor Jahren:

      „In 14 Staaten der Dritten Welt stehen bereits Rüstungsfabriken, die schlüsselfertig von deutschen Firmen errichtet wurden.“ 10

      So wurde beispielsweise über die Siemenstochter KWU in Brasilien eine ganze Nuklearfabrik an den Irak geliefert,11 was aber nicht dem deutschen Rüstungsexport zugerechnet wurde.

      Außerdem werden in den Rüstungsexport-Statistiken Maschinen für die Waffenpro­duk­tion und selbst ganze Waffenfabriken nicht als militärische Güter erfaßt. So hat z. B. die ehemals bundeseigene Firma Fritz Werner in den 80er Jahren in zehn Ländern und in den 90er Jahren in sieben weiteren Ländern Waffenfabriken errichtet, die als „ziviler Export“ erfaßt wurden.12

      Bei militärischem Großgerät und bei gemeinsamer Produktion mit Kooperationspartnern wie z. B. dem französischen oder englischen Imperialismus wird das Militärgerät dem Land zugerechnet, in dem es endmontiert wird, in der Regel ist das nicht in Deutschland. So wurde z. B. die Lieferung von Tornados an Saudi-Arabien über insgesamt 4 Mrd. DM, an denen deutsche Firmen einen Anteil von 2,3 Mrd. DM hatten, ganz in die britische Statistik aufgenommen.13

      Nicht registriert wird, wenn nur Teile geliefert werden für ein Gesamtprodukt (z. B. Motoren für Panzer), ebenso nicht die Lieferung von Konstruktionsplänen oder technische Beratung für die Waffenherstellung, sowie die Produktion mit Lizenzen.

      Da offiziell der Rüstungsexport in sogenannte Krisenregionen nicht erlaubt ist, wer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:28:43
      Beitrag Nr. 17 ()
      Aus dem Reserachreport "Deutsche Landminen - Eine Bestandsaufnahme" setze ich das unter http://www.bits.de/public/researchreport/rr95-1-6.htm zu findende 5. Kapitel ein:

      "Deutsche Landminen -

      Eine Bestandsaufnahme

      Otfried Nassauer und Thomas Küchenmeister



      5. Landminen in der Rüstungsindustrie in der Bundesrepublik

      5.1. Die Minenhersteller
      Die Dynamit Nobel AG, Troisdorf
      Diehl GmbH & Co
      Die Industriewerke-Karlsruhe-Augsburg AG - IWKA
      Problemfall Mauser-Werke
      Die Rheinmetall-Industrie GmbH
      Die Daimler-Benz Aerospace AG
      5.2. Nichts geht ohne sie - die Zünderhersteller für Minen

      5.3. Die System- und Managmentfirmen
      RTG Raketen Technik Gesellschaft mbH, Unterhaching
      MLRS-EPG Europäische Produktionsgesellschaft
      5.4. Landminenhersteller oder nicht?
      5.5. Und wer sonst noch dabei ist - weitere Zulieferer
      5.6. Zukunftsperspektiven der deutschen Minenindustrie



      5. Landminen in der Rüstungsindustrie in der Bundesrepublik

      5.1. Die Minenhersteller

      Fünf Firmen und deren Töchter oder Beteiligungsgesellschaften können für den Zeitraum seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland als Minenproduzenten im engeren Sinne identifiziert werden. Sie haben auch den Großteil der Minenentwicklungsarbeiten getätigt:

      die Dynamit Nobel AG mit Hauptsitz in Troisdorf
      die Diehl GmbH & Co mit Hauptsitz in Nürnberg/Röthenbach
      die Rheinmetall Industrie GmbH mit Hauptsitz in Düsseldorf
      die Industriewerke Karlsruhe, heute IWKA, mit Hauptsitz in Karlsruhe
      und die zur Daimler Benz Aerospace (vormals DASA) gehörende Firma MBB, Messerschmidt-Bölkow-Blohm.
      Hinzu kommen wahrscheinlich die Mauser-Werke, Oberndorf, die aber zu jeder Zeit Tochterunternehmen einer der genannten Firmen waren.

      Die gesamte Minenausstattung der Bundeswehr von 1956 bis zur Gegenwart entstammt, soweit aus deutscher Entwicklung oder Produktion, diesen fünf Firmen. Es lohnt deshalb, diese Firmen und ihren Anteil an der Minenproduktion ein wenig genauer zu betrachten.



      Die Dynamit Nobel AG, Troisdorf

      Die Dynamit Nobel AG macht ihrem traditionsgeladenen Namen noch immer alle Ehre. Sie ist weiterhin Deutschlands größter Sprengstoff- und Munitionsproduzent und zugleich ein weltweit operierender Konzern mit Filialen und Beteiligungen in vielen Ländern. Während in der deutschen Aktiengesellschaft im vergangenen Jahr 5.424 Mitarbeiter für die Firma arbeiteten, beschäftigte der Konzern weltweit 10.673 Mitarbeiter. Diese erwirtschafteten 1993 einen Konzernumsatz von weltweit 2,5 Mrd. DM und einen Inlandsumsatz der Aktiengesellschaft von 1,2 Mrd. DM.

      Dies geschieht in verschiedenen Produktbereichen. Die Dynamit Nobel-AG betätigt sich in den Bereichen Wehrtechnik, Munition und Sprengstoffe, Kunststoffe und chemische Erzeugnisse sowie im Maschinen- und Anlagenbau.

      Zu den wehrtechnischen Produkten aus dem Hause Nobel gehören vor allem Sprengstoffe, Übungsmunition, Munition, Raketen für Mehrfachraketenwerfer und Landminen. Die Firma tritt gelegentlich, so bei Minenverlegetechnik, auch als Systemfirma in Erscheinung. Nach Firmenangaben hat der Bereich Wehrtechnik lediglich einen Anteil von 16 % am Konzernumsatz (Dynamit Nobel, 1994).

      Die Dynamit Nobel AG gehört - seit dem Auseinanderbrechen des Flickkonzerns - kontinuierlich mit Mehrheit oder vollständig der Metallgesellschaft AG, Frankfurt. Auch als diese 1993/94 in eine schwere Krise geriet, gehörte Dynamit Nobel zu jenen Teilen der Metallgesellschaft, die "nicht zur Disposition" standen (Frankfurter Rundschau, 21.1.1994). Eine zeitweilige Beteiligung der Deutschen Bank und der Dresdner Bank von zusammen knapp 30% des Aktienkapitals wird derzeit an die Metallgesellschaft zurückveräußert (Frankfurter Rundschau, 6.7.1995).

      Die Konzernaktivitäten der Dynamit Nobel AG im Landminenbereich hatten in den späten fünfziger und sechziger Jahren ihren Schwerpunkt in Liebenau, Niedersachsen. Später, das Liebenauer Werk wurde von Dynamit Nobel zunächst teilweise, dann ganz an den holländischen Munitionshersteller Eurometaal (an dem Dynamit Nobel zu einem Drittel beteiligt ist) abgetreten und schließlich ganz aufgegeben, wurde die Entwicklung und Fertigung von Minen bis zum nächsten großen Minenauftrag, der AT-2-Mine, in das Stammwerk nach Troisdorf bzw. in das Werk Burbach-Würgendorf (an der Betreibergesellschaft EURODYN hält Dynamit Nobel 70%) verlagert.

      Minenproduktion bei Dynamit Nobel

      "Dynamit Nobel - Bei Minen die erste Adresse", lautete der Werbeslogan der Troisdorfer Firma in der Zeitschrift "Wehrtechnik" im Juni 1992. Und in der Tat - mit Minen aus der Produktion und Entwicklung dieser Firma ist die Bundeswehr seit ihrer Frühzeit ausgestattet. Allein Dynamit Nobel hat der Bundeswehr nach konservativer Schätzung mehr als 3,2 Mio. Minen geliefert und war an einer Vielzahl von Minenprojekten der Bundeswehr beteiligt:

      Von 1958 bis 1962 wurden bei der Dynamit Nobel-Firma "Gesellschaft zur Verwertung chemischer Erzeugnisse/Verwertchemie" in Liebenau in Lizenz die Panzerabwehrmine DM-11 produziert (s.u.). Mindestens 2 Mio. Minen dürften beschafft worden sein.

      Die Panzerabwehrmine AT-2 "Medusa" wird von Dynamit Nobel entwickelt und in rund 1,3 Mio. Exemplaren für die Minenverlegesysteme LARS, Skorpion, und MARS bei Dynamit Nobel gefertigt, mehr als 1,2 Mio. davon für die Bundeswehr. Minenfertigung und Integration in die ebenfalls von Dynamit Nobel entwickelten speziellen Minenverteileinheiten bzw. Minenmagazine finden in den Werken Troisdorf und Würgendorf statt.

      Dynamit Nobel entwickelt aus der AT-2 eine Familie von fünf verschiedenen fernverlegbaren Minen, die "Dynamine Family". Die Anti-Personenmine AP-2, die Antimaterialmine, die Signalmine und die Flachwassermine aus dieser Familie werden jedoch nicht in Serie produziert.

      Dynamit Nobel ist deutscher Partner, als die Bundeswehr in den achtziger Jahren die schwedische Panzerabwehrmine FFV 028SN beschafft; diese Mine wird auch von Dynamit Nobel vermarktet. Ein deutscher Fertigungsanteil von 35% an diesem Auftrag ist in der Diskussion; ob und wie er realisiert wurde, ist nicht bekannt (Wehrdienst, 978/1985). Dynamit Nobel bewirbt sich zusammen mit der schwedischen, zum Celsius Industrier AB gehörenden Rüstungsfirma FFV/Bofors und Rheinmetall um die geplante Kampfwertsteigerung dieser Mine, bei der es zunächst u.a. um die Nachrüstung eines noch wirksameren Zünders (inkl. Freund-Feind-Unterscheidung) und in einem zweiten Schritt um die Einführung einer Fernbedienbarkeit geht. In diesem Zusammenhang meldet Dynamit Nobel ein Patent (Wehrtechnik, Heft 1, 1994, S.56; Gerdes, 1995, S.25; Deutsches Patentamt, 1990).

      Mit dem Projekt "Tarantel" beteiligt sich Dynamit Nobel an den konzeptionellen Vorüberlegungen für die Beschaffung einer fernverlegbaren Flächenverteidigungsmine, die die Bundeswehr beschaffen will; nach Firmenangaben wurde das Vorhaben aber kürzlich eingestellt (Dynamit Nobel, 1995).

      An der Entwicklung der Panzerabwehrrichtmine 2 (PARM-2/ARGES) ist Dynamit Nobel zusammen mit dem deutschen Zünder- und Sensorenspezialisten Honeywell- Regeltechnik, dem als Hauptauftragnehmer fungierenden französischen Heeresausstatter GIAT und der britischen Rüstungsschmiede Hunting Engineering beteiligt (Wehrtechnik, Heft 1, 1994, S.56). Die Entwicklung ist bereits weit fortgeschritten.

      Dynamit Nobel gehört auch zu einem französisch-deutsch-kanadischen Konsortium unter Führung der französischen Firma Thomson, das sich um den Auftrag zur Entwicklung einer ADW (Area Denial Waffe), einer Flächenverteidigungswaffe, bewirbt (International Defense Review, Heft 8, 1994, S.20).

      Dynamit Nobel ist Hauptauftragnehmer der Panzerfaust 3, die im Rahmen eines Vertrages aus dem Jahre 1989 bei EURODYN in Würgendorf samt Munition und Übungspatronen gefertigt wird. Mit dem Sensoren-Paket SIRA von Honeywell kann die Panzerfaust 3 als Panzerabwehrrichtmine eingesetzt werden (Wehrdienst 1179/1989 und 1181/1989).

      Die hohe Bedeutung der Minentechnik für den Konzern kommt nicht nur in der Vielzahl von Projekten zum Ausdruck, sondern auch in der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit. Zum einen finanziert der Konzern einen Teil seiner Minenentwicklungen selbst. Und zum anderen stellen die gemeldeten Patente aus dem Bereich Landminen 50% aller Patente des Bereiches Wehr- und Industrietechnik dar, die die Firma meldet (Dynamit Nobel, 1994).

      Im Bereich der Minenverlegetechnik wurde Dynamit Nobel im Zusammenhang mit der Entwicklung der AT-1 und AT-2 Minen zusätzlich tätig. Die Firma

      gehörte zu den Gründern des Ingenieurbüros Sommerkorn, in dem seit Ende 1956 an der Entwicklung von LARS gearbeitet wurde (o.Verf., 1981, S.58),

      war an der Entwicklung der Minenraketen LARS AT-1 beteiligt,

      Dynamit Nobel entwickelte den Gefechtskopf "Pandora" für die erste fernverlegbare Panzerabwehrmine der Bundeswehr, die AT-1. Das Vorhaben war zunächst in Liebenau angesiedelt,

      war Generalunternehmer für die Entwicklung und Beschaffung des Minenwerfers Skorpion,

      war führend an der Definition und Entwicklung für die LARS AT-2-Rakete beteiligt (Wehrdienst 20.5.1974); für diese Rakete produziert Dynamit Nobel die Minen, die Minenverteileinheit und den Raketenmotor einschließlich Brennkammer (o.Verf. 1983a, S.79),

      entwickelte die AT-2 Mine für MARS und übernahm wesentliche Unteraufträge für die Produktion der Minenrakete MARS AT-2, so die Produktion der Minen, der Minenausstoßeinheit und die Endablieferung der Minenraketen.

      Ein Dynamit Nobel-Unternehmen - Die Verwertchemie Liebenau

      Bereits 1957 nahm Dynamit Nobel die Arbeit in Liebenau wieder auf. Das von der Gesellschaft zur Verwertung chemischer Erzeugnisse Liebenau betriebene Werk dient rein militärischer Produktion. Die Initiative dazu ging im wesentlichen "auf die Herren der alten Verwertchemie"(s.u.) zurück. Zu Beginn der sechziger Jahre war das Dynamit Nobel Werk in Liebenau bereits wieder die größte "Pulverfabrik" Deutschlands (o.Verf. 1977, S.65-66); danach allerdings "kam es zu einem drastischen Rückgang der Produktion" (Perdelwitz, 1984; S.181). Dieser Rückgang, unter anderem verursacht durch das Auslaufen des Großauftrages für die Panzermine DM-11, führte zu einem drastischen Arbeitsplatzabbau: Von 2.500 Mitarbeitern 1962 in Liebenau waren nach Firmenangaben 1974 noch 500 verblieben (Wehrdienst 118/1967 und 492/1974). 1962 besaß die "Gesellschaft mit beschränkter Haftung zur Verwertung chemischer Erzeugnisse, Liebnau" ein Stammkapital von 12,5 Mio. DM, das 1966 auf 18 Mio. DM erhöht wurde. An der GmbH hält Dynamit Nobel durchgängig eine Mehrheitsbeteiligung (Dynamit Nobel, 1975; Wehrdienst 118/1967). In Liebenau führt Dynamit Nobel zunächst auch die Arbeiten an den Minenraketen für LARS durch. Vermutlich im Jahre 1977 und im Zusammenhang mit der Vergabe der Fertigung für die Minenrakete LARS-AT-1 an Diehl stellt Dynamit Nobel die eigene Produktion in Liebenau ein und verlagert die dortigen Aufgaben in andere Werke (Wehrdienst 594/1977). Das Werk in Liebenau wurde zunächst teilweise, später ganz von der holländischen Firma Eurometaal genutzt, an der Dynamit Nobel schon damals eine Beteiligung von 33 % hält (Wehrdienst 566/1977) und die selber in Holland zumindest als Anbieter von Landminen auftritt (Bertens, 1995, S.16), u.a. für die Produktion von Artilleriegranaten.

      1988 wird zwischen der GmbH zur Verwertung chemischer Erzeugnisse und Dynamit Nobel ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag geschlossen. 1990 wird die Gesellschaft, deren Sitz bereits nach Troisdorf verlegt ist, mit der Dynamit Nobel AG verschmolzen, so der Handelsregisterauszug. Eurometaal schließt seine Pforten in Liebenau Anfang 1995.

      Die Verwertchemie - Ein Blick zurück

      Traditionsreich ist vor allem auch die Arbeitsteilung zwischen Staat und Rüstungsfirma, nach der in Liebenau Munitionsherstellung betrieben wird. Grund und Boden sind Staatseigentum und werden von der Industrieverwaltungsgesellschaft, IVG, für den Bund gehalten; das Firmengelände wird der Firma zur Bewirtschaftung gegen einen Obulus zur Verfügung gestellt. Dies entspricht der Struktur während des Dritten Reiches. Die IVG ist nach dem ZweitenWeltkrieg als Nachfolgegesellschaft der Verwertungsgesellschaft der Verwertungsgesellschaft für Montan-Industrie entstanden. Die Verwertchemie bestand bereits zu Zeiten des Dritten Reiches.

      Als die Wehrmacht nach der Machtübernahme Hitlers und in Vorbereitung des zweiten Weltkrieges größere Produktionskapazitäten für Munition errichten wollte als das damalige zur IG-Farben gehörige Sprengstoffkartell Dynamit AG/WASAG in eigenem unternehmerischem Risiko aufzubauen bereit war, gründeten die Dynamit AG und WASAG 1934 zunächst gemeinsam die Deutsche Sprengchemie GmbH, die dann im Auftrag und mit Geld der reichseigenen Verwertungsgesellschaft für Montan-Industrie mbH, neue Sprengstoff- und Munitionswerke auf staatlichem Grund und Boden errichtete und nach Fertigstellung gegen einen Obulus an den Staat betrieb (Fischer, 1966, S.106). Später wurde die Deutsche Sprengchemie eine alleinige Tochter der WASAG, die Dynamit AG verfügte mit der Gesellschaft zur Verwertung chemischer Erzeugnisse mbH, kurz Verwertchemie, über eine eigene Tochter mit gleicher Aufgabenstellung. Diese betrieb über 30 solcher Werke, darunter Einrichtungen in Liebenau, Empelde und in Stadtallendorf. Der Kriegsbetrieb in diesen Werken wurde nach Angaben eines Dynamit Nobel Vorstandsmitgliedes "in der Spitze mit 100.000 Menschen" ausfrechterhalten (o.Verf., 1977 S.65), darunter zehntausende Kriegsgefangene, Häftlinge, KZ-Insassen, also Zwangsarbeiter und Zwangaarbeiterinnen, die oft unter menschenunwürdigen Bedingungen leben mußten. Das Werk Liebenau, die Anlage ‘Karl’, wurde 1939 in Betrieb genommen und war eine der größten Munitionsanlagen des Dritten Reiches. In den siebziger Jahren lehnte Dynamit Nobel die Zahlung von Entschädigungen an diese Arbeiter ab (vgl. Klewitz, 1986).



      Diehl GmbH & Co

      Das Familienunternehmen Diehl mit Hauptsitz in Nürnberg/Röthenbach gehört zu den Großen und Stillen im Rüstungsgeschäft. Das 1902 gegründete Unternehmen wurde zunächst als Kunstgießerei gegründet, wurde aber bald ein Rüstungsbetrieb. 1980 bezeichnete die FAZ Diehl als "Deutschlands diskretesten Milliardenkonzern" (FAZ, 2.8.1980). Seit vielen Jahren ist die Firma Diehl eines der größten Rüstungsunternehmen in Familienhand.

      Die Diehl-Gruppe hatte 1993 14.076 Beschäftigte, die einen Umsatz von etwas mehr als 3 Mrd. DM erwirtschafteten. Zu den Unternehmen dieser Gruppe gehören viele wehrtechnische Unternehmen. Die Comet GmbH Pyrotechnik-Apparatebau in Bremerhaven gehört seit 1979 zu Diehl und stellt u.a. Minenräumsysteme her, mit der Junghans Feinwerktechnik verfügt Diehl über eine firmeneigenen Zünderhersteller, mit der Bodenseewerk Gerätetechnik über eine Firma die Raketen und Zielsuchköpfe herstellt, mit der Flensburger Fahrzeugbau über einen militärischen Wartungsbetrieb. Von 1979 bis 1995 gehören auch Mauser-Werke, Oberndorf, als Hersteller von Pistolen, Gewehren und Kanonen zu Diehl. Mit den Mauser-Werken übernahm Diehl zudem die Munitions- und Minenentwicklung der Industriewerke Karlsruhe Augsburg. Die eigenen Zweigwerke erweitern die Produktpalette.

      Die Diehl-Gruppe produziert unter anderem Ketten für gepanzerte Fahrzeuge, konventionelle Munition, pyrotechnische Produkte, Submunitionen, Minen und Handgranaten, Lenkraketensysteme und Simulatoren.

      Über eine Vielzahl von Beteiligungen kann Diehl wie Dynamit Nobel bei seinen Rüstungsprodukten auf umfangreiche konzerninterne Zulieferungen rechnen und somit eine große Fertigungstiefe in der eigenen Firmengruppe erreichen. Rüstungstechnisch engagierte Auslandsbeteiligungen ergänzen die Fähigkeiten und erlauben die Tätigkeit auch auf dem internationalen Markt. Die eigentliche Munitionsherstellung findet in den firmeneigenen Werken Mariahütte und Röthenbach sowie in Schramberg statt. Das Sprengstofflaborierwerk Mariahütte war gegen Ende der achtziger Jahre eines der modernsten in Europa. Von großer Bedeutung war im Hinblick auf die Fertigung von Landminenverlegesystemen auch jene Allianz, die Diehl mit MBB, heute DASA, in der Raketentechnik GmbH einging, um besser mit Dynamit Nobel konkurrieren zu können. An der Europäischen Produktionsgesellschaft für den Raketenwerfer MARS ist die Diehl mit 60% beteiligt. Auf beide Systemfirmen wird gesondert eingegangen.



      Die Minenproduktion bei Diehl

      Auch Diehl ist ein Minenproduzent der frühen Stunde. Mehr als 3,2 Mio. Minen wurden von Diehl an die Bundeswehr ausgeliefert. Zu den Minenprojekten der Firma Diehl gehören

      die Lizenzherstellung Schützenabwehrmine DM-11 im Werk Mariahütte im Saarland,

      die Produktion und Entwicklung der Panzerabwehrmine AT-1 für die LARS-Rakete in den Werken Röthenbach (Integration) und Mariahütte,
      die Produktion der Panzerabwehrmine DM-21, die wahrscheinlich in Mariahütte stattfand,

      in Zusammenarbeit mit Plessey (GB) und TRT (F) entwickelte auch Diehl einen Vorschlag für das Vorhaben ARGES/PARM-2; dieser war nicht erfolgreich (Guest, 1989, S.70),

      die Entwicklung der Flächenverteidigungsmine PAM mit Suchzündersubmunition und Gefechtskopfvorschlag PAMAT,

      die Entwicklung des Minenkampfsystem-Vorschlages DAVID

      und ein Konzeptvorschlag für das von der Bundeswehr wieder aufgegebene Minenkampfsystem 2000.

      Wahrscheinlich ist, daß Diehl - über die Mauser-Werke - auch an der eingestellten Entwicklung der Anti-Personenmine DM-41 / Weiterentwicklung DM-31 AP beteiligt war. Der Verkauf von Mauser an Diehl 1979 umfaßte auch die Entwicklungsabteilung Munition der IWKA, die 1970 zu Mauser verlegt worden war. Damit befand sich das technologische Know-How für die Mine DM-31 AP nunmehr in den Händen von Diehl.

      An Minenverlegesystemen ist Diehl in der Form von vielen Zulieferungen beteiligt.

      Diehl erhielt den Auftrag die Minenrakete LARS-AT-1 zu produzieren

      Bei der MW-1 z.B. fertigt Diehl Metallteile und realisiert die Endmontage und Auslieferung der MW-1 mit dem Munitionsmix MUSA, MUSPA, MIFF (Wehrdienst 1071/1987).

      Diehl integriert die AT-2 Raketen in die Werfergestelle für den MARS-Werfer, ist in geringem Umfang auch an der AT-2 Rakete beteiligt (Golla, 1990, S.10).

      Im Unterschied zur Dynamit Nobel AG hat die Firma Diehl selten Minen produziert, die sie selbst zuvor entwickelt hatte. Die Schützenmine DM-11 ist eine Entwicklung der schwedischen Firma LIAB, die heute zu dem schwedischen Rüstungskonzern Celsius Industrier AB gehört. Die Panzerabwehrmine DM-21 wurde von den Mauser-Werken entwickelt, als diese noch im Besitz der Industriewerke Karlsruhe waren. Kurz vor Beginn der Beschaffung dieser Minen durch die Bundeswehr übernahm Diehl die Mauser-Werke und damit die Munitionsentwicklung der IWKA (s.u.). Dynamit Nobel war lange Zeit für Diehl der wichtigste Zulieferer.

      Offensichtlich ist der Bereich der Minen-Entwicklung bei Diehl deutlich schwächer ausgeprägt als bei Dynamit Nobel. Lediglich die Panzerabwehrmine AT-1 wurde von Diehl auch entwickelt, bevor die Firma den Produktionsauftrag bekam. Etliche Projekte, an denen die Firma z.T. bis in die jüngste Zeit beteiligt war, wurden letztlich eingestellt, ohne in Produktion zu gehen. Mit dem Verkauf der Mehrheit an den Mauser-Werken, in die 1970 die Munitionsentwicklung der Industriewerke Karlsruhe integriert worden war, an den Konkurrenten Rheinmetall kann die Nebenwirkung verbunden sein, daß die Diehl-Gruppe im Bereich der Minenentwicklung weiter zurückfällt.



      Die Industriewerke Karlsruhe-Augsburg AG - IWKA

      Auch die IWKA ist ein Rüstungsbetrieb mit sehr langer Tradition. Sie haben ihren Sitz in Karlsruhe. Der Konzern ist heute in den Bereichen Verpackungsmaschinen, Stahlverarbeitung, Schweiß- und Schneideanlagen sowie in der Meßtechnik und weiteren Feldern des Maschinenbaus aktiv. Mit 8.087 Mitarbeitern wurde 1993 ein Umsatz von 1,69 Mrd. DM erzielt. Die Aktien der IWKA befinden sich im Streubesitz.

      Die wehrtechnischen Kapazitäten der Industriewerke Karlsruhe sind heute in der Augsburger KUKA Wehrtechnik GmbH, einer 100%igen Tochter, zusammengefaßt. Diese Firma liefert Munition, Kleinwaffen und agiert in der Bereitstellung von Waffenintegrations- und Wartungsleistungen für die Bundeswehr.

      Als Produzent oder Lieferant von Landminen tritt die IWKA heute nicht mehr in Erscheinung. Als solcher hat sie aber in der Vergangenheit eine nicht unwesentliche Rolle gespielt.



      Die Minen der Industriewerke Karlsruhe

      Von den Industriewerken Karlsruhe, so hieß die Firma bis zur Übernahme der Firma Keller & Knappich, Augsburg (KUKA) im Jahre 1970, stammen die ersten Minen der Bundeswehr, die aus bundesdeutscher Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg wieder produziert wurden. Die Munitionsentwicklung und vermutlich auch die Fertigung der IWK war zunächst in der Produktionsstätte Grötzingen bei Karlsruhe angesiedelt. Später, 1970, wurde die Munitionsentwicklung zu den bis 1979 ebenfalls zur IWKA gehörenden Mauser-Werken nach Schramberg-Sulgen bei Oberndorf verlegt (Schwarzwälder Bote, 1987). Der Standort Grötzingen wurde 1973 stillgelegt. Auf dem Gelände wurde später eine Wohnsiedlung gebaut; in den neunziger Jahren wurde dieses Gelände als dringend zu untersuchende Altlastenverdachtsfläche eingestuft (Rat der Stadt Karlsruhe, 1993).

      Die Tätigkeiten der IWK in der Entwicklung und Produktion von Landminen:

      Bereits 1958 beantragte die IWK die Patentierung eines Springminengehäuses. Die Entwicklung der Anti-Personenmine DM-31 wird von der IWK durchgeführt.

      1962 bis 1967 produziert die IWK die Schützenabwehrmine DM-31 für die Bundeswehr (Benecke; Schöner 1984). Etwa 1-1,5 Mio. Minen vom Typ DM-31 AP - so die Schätzung der Autoren - wurden an die Bundeswehr geliefert.

      Die Entwicklung der Panzerabwehrmine DT-21, später als DM-21 von der Bundeswehr abgewandelt beschafft, wird in Verantwortung der IWKA bei den Mauser-Werken in durchgeführt.

      Bis 1983, ein Jahr nach Ablauf der Beschaffung der DM-21 AT und 16 Jahre nach Ende der Beschaffung der Anti-Personenmine DM-31 durch die Bundeswehr, liefert die IWKA nach eigenen Angaben nicht näher spezifizierte Minengehäuse, wahrscheinlich für die Panzerabwehrmine DM-21 (Telefongespräch Otfried Nassauer mit IWKA am 29.9.1995; Lübecker Nachrichten 23.9.1995).

      Noch bis über die Mitte der achtziger Jahre hinaus bietet die IWKA-Tochter KUKA Panzerabwehrminen international zum Kauf an. Von zumindest einem Exportgeschäft ist auszugehen, da der KUKA nach Angaben des Auswärtigen Amtes zu jenen Firmen gehörte, die eine Exportgenehmigung erhielten.

      Ein Engagement der IWKA im Bereich der Minenverlegetechnik ist nicht bekannt. Bis 1979 gehörte aber auch die Firma Comet Pyrotechnik in Bremerhaven, ein Hersteller von Minenräumtechnik zur IWKA. Gegenwärtig sind die Industriewerke Karlsruhe Augsburg ziemlich sicher nicht mehr im Bereich der Landminentechnologie tätig.



      Ein Blick zurück - Zur Geschichte der IWKA

      Auch die IWKA hat ihren Ursprung in der Rüstungstechnik. Die Geschichte des Unternehmens reicht bis in das Kaiserreich zurück. Hervorgegangen ist die IWKA AG unter anderem aus der 1872 gegründeten Patronenhülsenfabrik Henri Ehrmann & Cie, die 1889 in Deutsche Metallpatronenfabrik und 1896 in Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken umbenannt wurde und als wichtiger Lieferant der Deutschen Reichswehr im ersten Weltkrieg Bekanntheit erlangte (Perdelwitz, 1984, S.185). Nach einem Zwischenspiel als Berlin Karlsruher Industrie-Werke AG ab 1922 schien 1936 die Zeit gekommen, wieder als Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG zu firmieren. Die Firma gehörte damals übrigens zum Imperium Günter Quandts, der zum fünfzigjährigen Bestehen der Firma an Hitler schrieb: "Es erfüllt uns mit Dankbarkeit und freudigem Stolz, daß die gesamte Gefolgschaft (...) ihre ganze Kraft daran setzte (...), die Tradition des Unternehmens wiederherzustellen. Daß diese Bemühungen zum Erfolge führten (...), verdanken wir aber allein der Initiative unseres Führers, der mit unbeugsamem Willen die Wiederertüchtigung und Wehrhaftmachung des deutschen Volkes durchführte" (zit. bei Perdelwitz, 1985, S.185). So blieb es bis zum Ende des ZweitenWeltkrieges. Die Firma verlegte ihren Hauptsitz von Berlin nach Karlsruhe und firmierte nach dem ZweitenWeltkrieg begrifflich wieder zivilisiert als Industriewerke Karlsruhe AG.



      Problemfall Mauser-Werke

      Mit ihrer wechselvollen Geschichte und ihrer nicht ganz klar abzugrenzenden Rolle in der Minenentwicklung und -produktion stellen die Mauser Werke, Oberndorf, ein Problem dar. Die Mauser-Werke Oberndorf entstammen dem Erbe der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken und gehören somit nach dem ZweitenWeltkrieg zunächst zu den Industriewerken Karlsruhe. 1979 werden sie an die Firma Diehl verkauft. Diese will 1995 60% der Aktien an Rheinmetall verkaufen.

      Mauser, ein traditionsreicher Hersteller von Gewehren, Pistolen und Maschinenkanonen, wurde in der Öffentlichkeit bislang kaum mit der Entwicklung oder Produktion von Landminen in Verbindung gebracht. Auch im Rahmen dieser Studie kam die Firma erst sehr spät ins Blickfeld. Mehrere Hinweise machen aber weitere, künftige Nachforschungen erforderlich:

      Der Unternehmensleiter Wehrtechnik der Industriewerke Karlsruhe, Helmut Eppe sagt in einem Interview aus dem Jahre 1977: "In Oberndorf entwickeln wir weiterhin Minen. Abgeschlossen ist die Entwicklung der Panzermine DT-21, die in diesem Jahr noch zur Ausschreibung kommen soll." (o.Verf., 1977, S.83). Helmut Eppe war lange Jahre leitend bei Mauser tätig; die Mauser-Werke sind nach Kenntnis der Autoren der einzige wehrtechnische Betrieb der IWK in Oberndorf gewesen. 1970 war der IWK-Entwicklungsabteilung Munition zu Mauser nach Schramberg-Sulgen bei Oberndorf verlegt worden (Schwarzwälder Bote, 1987).

      Die Panzermine DT-21 wurde - nach Konstruktionsänderungen - ab 1980 als DM-21 von der Bundeswehr beschafft. Als Hersteller wird die Firma Diehl genannt, die die Mauser-Werke kurz vor Produktionsbeginn im Jahre 1979 übernommen hat.

      Es kann darüber hinaus nicht ausgeschlossen werden, daß die Mauser-Werke der IWK auch an der Entwicklung der Anti-Personenmine DM-31 beteiligt waren und es ist kaum vorstellbar, daß deren Weiterentwicklung zur DM-41 ohne das bei Mauser befindliche Know-How zur DM-31 möglich war. Das amerikanische Verteidigungsministerium berichtet in seiner jüngst veröffentlichten Datenbank "Minefacts", daß die Mauser-Werke ein Springmine mit tödlicher Wirkung auf 30 Meter Entfernung entwickelt und hergestellt haben, die über ein 400 Meter langes Kabel elektrisch aus sicherer Deckung gezündet werden kann (US-Department of Defense, 1995, Datensatz "Remote-Controlled Antipersonel"). Die technischen Daten dieser Springmine ähneln, soweit dem Pentagon bekannt, verblüffend denen der DM-31. Die Ende der achtziger Jahre in Entwicklung befindliche Kampfwertsteigerung der DM-31 zur DM-41 sah im Kern vor, die vorhandene Mine DM-31 mit einem elektronischen Zünder nachzurüsten. Der Hauptauftragnehmer für dieses Vorhaben war Honeywell, zu den Unterauftragnehmern gehörte u.a. Diehl (Heckmann, 1990, S.47, Wehrdienst 1180/1988). Sinnvoll würde die Beteiligung von Diehl vor allem dann erscheinen, wenn die Technologie der DM-31 in der Tat über die Mauser-Werke in das Vorhaben eingebracht worden wäre.

      Weitere Recherchen über die Rolle der Mauser-Werke sind damit sinnvoll. Zudem wird es zu beobachten sein, ob der Verkauf von Mauser an Rheinmetall zu einem erweiterten Engagement dieser Firma im Bereich Landminen führt.



      Die Rheinmetall-Industrie GmbH

      In der Rheinmetall-Industrie GmbH sind die Rüstungsaktivitäten der Rheinmetall-AG Berlin gebündelt, die mehrheitlich der Familie Röchling gehört. Der Konzern beschäftigte 1993 15.523 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von 3,1 Mrd. DM in den Geschäftsbereichen Maschinenbau (Jagenberg AG), Automobiltechnik (Pierburg), Bürosysteme (Mauser-Waldeck AG) und Wehrtechnik.

      Die Rheinmetall-Industrie GmbH bietet in der Wehrtechnik vor allem Rohrwaffen, Kettenfahrzeuge, Waffen- und Turmanlagen sowie Gefechts- und Übungsmunition an. Mit dem Kauf von 60% der Mauser-Werke, Oberndorf, im Jahre 1995 kann Rheinmetall seine Vormachtstellung im Bereich der Rohrwaffen vermutlich deutlich stärken. Dem Konzern gehören bereits mehrheitlich eine Reihe weiterer Unternehmen, die seine in Konkurrenz zu Diehl stehenden Bemühungen um den Aufbau eines Verbundes der Hersteller von Heeresrüstung abstützen. Dazu gehört die WNC-Nitrochemie, der Bundesrepublik einziger Hersteller von Treibladungspulver, die MaK-System Gesellschaft, Kiel (Minenräumpanzer Keiler, Leopard), die Nico-Pyrotechnik in Trittau bei Hamburg (u.a. Übungsminen), die Pyrotechnik Silberhütte, die TZN Beteiligungsgesellschaft, Düsseldorf und der niederländische Munitionshersteller De Kruithoorn.

      Die Rüstungs- und Munitionsfertigung innerhalb der Rheinmetall Industrie-GmbH ist im Werk Unterlüß bei Celle konzentriert. 1991 wurde die Produktion aus Düsseldorf ganz nach Niedersachsen verlegt, wo Rheinmetall seit langem über eine Produktionsstätte verfügte. Die dortigen Bedingungen sind für Rheinmetall ideal: Zum einen verfügt das Unternehmen dort über einen eigenen Schießplatz von 50 Quadratkilometern Größe. Zum anderen ist Rheinmetall in Unterlüß auch zu 40,1% an einer einmaligen Einrichtung beteiligt - dem Technologie-Zentrum Nord, TZN. Weitere Anteile an diesem 1986 auf Betreiben von Rheinmetall und der damaligen niedersächsischen Wirtschaftsministerin Birgit Breuel eingerichteten Zentrum halten mit 24,9% die Braunschweig GmbH (eine Tochter der Norddeutschen Landesbank) und mit 35% der gemeinnützige TZN-Förderverein. Das Land Niedersachsen investierte 65 Mio. DM in das TZN und stellte erhebliche Mittel als Betriebskostenzuschuß über fünf Jahre bereit. Das TZN führt in wesentlichem Umfang wehrtechnische Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für Rheinmetall aus (Golibrzuch, 1992, S.11-13).

      Minentechnik bei Rheinmetall

      Die bekannt gewordenen Aktivitäten der Firma Rheinmetall im Minenbereich sind eher jüngerer Natur. Erst mit Überlegungen, eine Artilleriegranate mit Minensubmunition zu entwickeln und mit der Submunitionsfertigung für die Mehrzweckwaffe 1 des Tornado eröffnet sich Rheinmetall ab 1983 diesen Bereich der Munitionsfertigung. Die Rheinmetall-Aktivitäten im Bereich Landminen:

      Rheinmetall fertigt zwei Submunitionen für die Mehrzweckwaffe 1, die Mine MUSPA in bis zu 90.000 Exemplaren und die Submunition bzw. Mine MUSA in ca. 17.000 Exemplaren,

      Rheinmetall bewarb sich zusammen mit Matra in Frankreich und British Aerospace in Großbritannien mit dem Konzept APILAS um das Vorhaben ARGES/PARM-2. Die Bewerbung war allerdings nicht erfolgreich (Guest, 1989, S.70),

      Rheinmetall entwickelte zusammen mit Royal Ordnance und Matra den Vorschlag "MAZAC" für eine künftige Flächenverteidigungsmine (Hammik, 1991).

      Künftig wird der Rheinmetall Industrie GmbH für Landminensysteme voraussichtlich eine wachsende Rolle zukommen. Mit der zunehmenden Bedeutung von Submunitionen, die vielfach Minen sind, entwickeln sich die technologischen Trends in der Minentechnologie in eine Richtung, die besser mit den traditionellen Stärken des Unternehmens harmoniert. Die geplante Integration der MW-1 Submunitionen MUSA und MUSPA in den Abstandsflugkörper MAW-Apache kann für Rheinmetall bereits einen nächsten Auftrag in diesem Bereich bedeuten. Auch in den von der DASA für Schweden entwickelten Submunitionsdispenser DWS-39 passen diese Submunitionen.



      Die Daimler-Benz Aerospace AG

      Auch Deutschlands renommiertester Autohersteller ist in der Minenherstellung tätig. Durch den Erwerb von Messerschmidt-Bölkow-Blohm, heute Teil der Daimler Benz Aerospace, ist Daimler Benz selbst zum unstrittig größten Rüstungskonzern in Deutschland geworden. Die durch den Konzern angebotene Palette der Rüstungsgüter enthält alles, was modern und teuer ist. Von Kampfflugzeugen (Tornado und Jagdflugzeug 2000) über die Flugzeug-, Schiffs- und Panzerantriebe der MTU bis hin zu Panzerabwehrraketen und Minen haben DASA und Daimler-Benz-Konzern Rüstung zu Lande, zu Wasser und in der Luft im Angebot.

      Die DASA beschäftigte 1994 weltweit 75.581 Mitarbeiter, davon waren im Bereich "Verteidigung und zivile Systeme" 9.970 tätig. Dieser Bereich klammert den militärischen Flugzeug- und Hubschrauberbau aus. Der Konzernumsatz betrug 1994 rund 17,4 Mrd. DM, davon fielen rund 3 Mrd. DM in dem Bereich Verteidigung und zivile Systeme (Wehrtechnik, Heft 6, 1995, S.43).

      Die rüstungstechnische Produktion außerhalb der Luftfahrt ist Teil des Unternehmensbereiches "Verteidigung und zivile Systeme". In diesem Bereich werden u.a. Systeme zur Panzerabwehr, Luftverteidigung, Boden- und Seezielbekämpfung, Dispenser und Submunitionen, Lichtwellenleiter-Flugkörper (Polyphem) und Gefechtsköpfe hergestellt oder entwickelt (Die Grünen im Bayerischen Landtag, 1992, S.3-6). Zu diesem Bereich gehört auch das ehemalige MBB-Werk Schrobenhausen. Hier sind zur Zeit noch die Fertigung von Minen, Zündern und Gefechtsköpfen angesiedelt.

      Landminentechnologie aus dem Hause Daimler

      Daß MBB-Schrobenhausen als Minenproduzent für die Bundeswehr erst in den achtziger Jahren öffentlich in Erscheinung tritt, bedeutet nicht, daß die Firma auf diesem Feld nicht zuvor schon intensiv tätig war. Bereits am 3. Oktober 1962 wurde von MBB bei zwei Tests die Wirksamkeit sogenannter ‘Fernminen’ nachgewiesen. Dabei handelte es sich um ein sprenggeformtes Projektil, besser bekannt als projektilbildende Ladung, die von der Seite auf einen vorüberfahrenden Panzer abgeschossen wird (Held, 1986, S.249). 1968 wurden einer Delegation des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages u.a. Panzerabwehrminen und Fernminen vorgeführt (Wehrdienst 16.4.1968, Beilage).

      Bei MBB-Schrobenhausen wurden die folgenden Minen entwickelt bzw. produziert:

      MBB entwickelte und produzierte die MW-1 Minensubmunition MIFF. Rund 125.000 Minen dürften in Schrobenhausen hergestellt worden sein;

      MBB entwickelte die Panzerabwehr-Richtmine 1, deren Beschaffung ursprünglich ab 1991 erfolgen sollte, bislang aber mehrfach verschoben wurde und nunmehr 1995/96 in einem Umfang von zunächst 25.000 Stück aufgenommen werden soll.

      Auch für die Panzerabwehrrichtmine 2 bewarb sich die DASA; zusammen mit Aerospatiale wurde ein Konzept namens EMMA auf Basis der PARM-1 angeboten; dieses Konzept war nicht erfolgreich, wurde aber zu Ende entwickelt und kann von der Firma angeboten werden (Guest, 1989, S.70).

      Mit dem Konzept ALMA legt MBB einen Vorschlag für einen Mehrfachstarter für Panzerabwehrrichtminen vor.(Held, 1986, S.250).

      Mit der Streumine LASSO machte MBB schon früh in den achtziger Jahren einen Vorschlag für eine vielseitig verwendbare Flächenverteidigungsmine, eine Streumine der 3. Generation.

      Auch MBB macht einen Systemvorschlag für das Minenkampfsystem des Jahres 2000: Dieses sollte aus den Panzerabwehrrichtminen 1 und 2, der neu zu entwickelnden mobilen Kugelmine RAMMER, der Streumine LASSO, der Hubschrauberabwehrmine HAM und einer zweiten Flächenverteidigungsmine namens RAVAM bestehen. Ein Großkonzern denkt und plant groß.

      In der Minenverlegetechnik engagierte sich die DASA ebenfalls.

      Im MBB-Werk Donauwörth werden die MW-1 Submunitionsdispenser gefertigt.

      Die MBB-Werke Nabern, Donauwörth und Augsburg übernehmen eine Vielzahl von Produktions-Aufgaben für das MARS-System (Golla, 1990, S.10).

      MBB und Dornier GmbH teilen sich die Aufgabe der technischen Integration der Abstandswaffe MAW-Apache in den Tornado. Dieser soll künftig mit den MW-1 Submunitionen ausgestattet werden.

      MBB hat aus der MW-1 und für die schwedischen Luftwaffe entwickelten Dispenserwaffe DWS-24/39 eine ganze Familie von Submunitionswaffen abgeleitet, die mit den MW-1-Submunitionen, darunter der Minenmunition MIFF eingesetzt werden können. Diese Waffen werden von MBB auf dem Markt angeboten. Die schwedische Luftwaffe hat sich allerdings für Bofors-Submunitionen entschieden.

      Eine Vielzahl weiterer Zulieferungen für Landminenverlegesysteme werden von anderen Betrieben aus der DASA wahrgenommen. Die DASA ist aufgrund der Vielzahl ihrer Firmen und Beteiligungen sowie aufgrund ihrer Größe in der Lage, sowohl eine hohe Fertigungstiefe innerhalb des Konzernes als auch jederzeit die Systemfähigkeit für Minen und Minenverlegesysteme zu offerieren.

      Im Rahmen der Neustrukturierung des Rüstungsbereiches der DASA, zu der die Gründung von etlichen sogenannten Eurogesellschaften mit Partnern vor allem aus Frankreich gehört, wurde das Werk Schrobenhausen 1994 mitsamt der Minenproduktion in ein Joint Venture mit der französischen Firma Thomson CSF eingebracht. Die neue Firma wird unter dem Kürzel TDA, Thomson-CSF Deutsche Aerospace, geführt (TDA, 1995) und soll mit insgesamt rund 1.000 Beschäftigten 420 Mio. DM Umsatz erwirtschaften (FAZ, 7.4.1994, Handelsblatt 7.7.1994, Frankfurter Rundschau, 16.7.94)."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:30:39
      Beitrag Nr. 18 ()
      Auch der "Förderkreis Deutschges Heer" bietet unter http://www.fkhev.de/infobrief-04-00/blick.htm Informationen zur Rheinmetall Tochter:

      "Polyphem für das Heer?

      Polyphem ist ein Flugkörper, der über Lichtwellenleiter gelenkt wird (LWL-FK). Dabei handelt es sich um ein trinationales Vorhaben (Deutschland, Frankreich, Italien) in der Vorphase. 1997 fanden erste erfolgreiche Flugversuche über 16,5 km statt. Das derzeitige Experimentalprogramm läuft noch bis 2001. Dann soll es in die Entwicklungsphase gehen. Einsatzmöglichkeiten bestehen in verschiedenen Varianten (Landfahrzeuge, Hubschrauber, Überwasserschiffe, U-Boote). Die Reichweite beträgt maximal 100 km. Die hohe Fluggeschwindigkeit von 120 bis 200 m/s bei einer geringen Flughöhe von 150 bis 600 m bedeutet geringe Aufklärungs- und Bekämpfungsmöglichkeit durch einen Gegner. Der Gefechtskopf mit einer IR-Kamera erlaubt den Einsatz bei Tag, Nacht und schlechter Sicht.

      Die autonome Flugführung kann durch den Bediener ebenso überwacht und übersteuert werden wie Zielsuche und Bekämpfungsablauf. Dieser LWL-FK ist besonders für die vorstellbaren Szenarien der Krisenbewältigung eine geradezu ideale Lösung und verfügt über hohes Innovationspotential.

      Das deutsche Heer hat planerisch mangels Masse zunächst auf Polyphem verzichtet, während die Marine daran festhält. Diese kann das Vorhaben natürlich nicht allein stützen. Sie bietet jedoch an, als Erste zu beschaffen. Für die Entwicklung werden Lösungen im Sinne des Rahmenvertrages durch die Hauptabteilung Rüstung auf der einen und die Industrie auf der anderen Seite in einem vielversprechenden Ansatz untersucht. Ein lobenswerter Weg.(rj)



      Kuckucksei im Nest der Panzerindustrie

      Nachdem der Pulverdampf des Vodafone-Mannesmann-Gefechtes verzogen war, blieb der Streit um den Rest von Mannesmann, der in Atecs (Advanced Technologies) zusammengefasst ist. Bosch und Siemens haben das Rennen gemacht. Nun wollen sie einige Anteile loswerden. Zu diesen gehört eine 49%ige Beteiligung an Krauss-Maffei Wegmann (KMW) - Synonym für den Kampfpanzer Leopard oder auch deutsche Heerestechnik.

      Als finanzstarker Bieter um den Anteil Krauss-Maffei ist General Dynamics (GD) aus den USA zu erwarten. Es ist das Unternehmen, das in zahlreichen internationalen Wettbewerben mit seinem Kampfpanzer M1 stets erfolglos gegen den Leopard 2 angetreten ist (Schweden, Schweiz, Spanien, Griechenland und offensichtlich auch in der Türkei).

      Relativ wenig bekannt ist, dass GD vor wenigen Tagen in Spanien einen Vertrag über die Übernahme der staatlichen Panzerfabrik Santa Barbara unterschrieben hat und dabei die gemeinsam auftretenden Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall DeTec aus dem Felde schlug. Das Pikante daran ist, dass diese Firma unter amerikanischer Regie, obwohl im Wettbewerb mit dem M1 unterlegen, den Leopard 2 für das spanische Heer fertigt.

      Für General Dynamics - Geld ist offensichtlich genug vorhanden - ist der nächste Schritt mit dem Einstieg am Nerv der deutschen Panzertechnologie in München logisch. Für die deutsche wehrtechnische Industrie wäre es ein negatives Signal an sich und gegen europäische Lösungen - das Ende nationaler Kompetenz und Mitsprache in der Heeresausstattung einläutend. Dies können weder die nationale Industrie noch die Politik zulassen. Jetzt sind unternehmerischer Mut, organisatorische Fantasie und politischer Wille gefragt - in gemeinsamer Anstrengung. Viel Zeit bleibt nicht.(rj)"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
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      schrieb am 02.03.01 13:33:45
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ich wusste gar nicht, dass es die DKP noch gibt. Und da es sie noch zu geben scheint, ist es klar, dass auch sie eine Meinung zur Rüstungsindustrie hat. Folgender Text ist unter http://www.friedensnetz.de/friedensblaetter/FB_9812/EuroR%C3… zu finden:

      "Auf dem Weg zur Europäisierung der Rüstungsindustrie?!

      von Arno Neuber

      "`Partner` dreschen aufeinander ein" überschrieb die Frankfurter Rundschau am 7. Dezember ihren Bericht über die jüngste Aufsichtsratssitzung des europäischen Airbus-Konsortiums. Was war passiert? Die Airbus - Partner Daimler-Chrysler-Aerospace (DASA) und die französische Aerospatiale konnten sich nicht über die Grundsätze zur Umwandlung des Flugzeugherstellers in eine Aktiengesellschaft einigen. Ein DASA- Sprecher behauptete hinterher, die Franzosen wollten in der künftigen AG einen Stimmen- und Kapitalanteil von 50 Prozent. Ein Sprecher der französischen Seite bestritt, daß dieses Thema überhaupt diskutiert wurde, vielmehr hätte man die DASA aufgefordert, zu Gerüchten Stellung zunehmen, DASA und British Aerospace wollten miteinander fusionieren. Warum die Aufregung bei den sonst so coolen Herren der erfolgsverwöhnten Branche?

      Es geht nicht nur um den Airbus. Es geht um mehr. Es geht um die Neuordnung der europäischen Industrien im Bereich Luft- und Raumfahrt plus Rüstungselektronik. Und darüber hinaus um die Neuverteilung der Machtverhältnisse im europäischen Rüstungssektor. Eine neuzubildende Airbus - Aktiengesellschaft soll der Kern eines europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns werden, der die entsprechenden Kapazitäten Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Spaniens, Italiens und Schwedens in sich aufsaugt und künftig auf dem Weltmarkt den US-Konzernen die Stirn bieten soll.

      Europäischer Rüstungs- und Raumfahrtkonzern

      Im Dezember 1998 beauftragten die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands ihre nationalen Industrien, sich zu einem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern zusammenzuschließen. Im März 1998 verfaßten die vier Airbus-Partner DASA, Aerospatiale (F) Casa (Spanien) und die British Aerospace einen gemeinsamen Bericht an ihre Regierungen, wonach sie von Anfang an nicht nur den militärischen Flugzeugbau, sondern alle Sparten ihres Geschäfts Verkehrs- und Militärflugzeuge, Zivil- und Militärhubschrauber Lenkwaffen und Raumfahrtausrüstung - zu einem Euro-Konzern, einer European Aerospace und Defence Company zusammenfassen wollten. Damit begann der Kampf um die Kommandohöhen des neuen Eurorüstungskonzerns. Die drei Hauptakteure und Konkurrenten sind Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Die British Aerospace ist das umsatzstärkste der drei Unternehmen. Die Briten verfügen außerdem über traditionelle Sonderbeziehungen zu den USA, wo man die Bemühungen der Eurokonkurrenz in der NATO und auf dem Rüstungssektor natürlich mit Argusaugen beobachtet. Frankreichs Industrie konnte als Staatsbetrieb jahrelang aus dem Vollen schöpfen. Die DASA hat den mächtigen Daimler-Chrysler-Konzern und die Deutsche Bank (nach dem Kauf von Bankers Trust die größte Bank der Welt mit einer Bilanzsumme von 1,5 Billionen Mark) im Rücken und ist der Finanzstärkste der Drei. Eine erste Runde wurde beim Treffen der Verteidigungsminister im Juli 1998 ausgefochten. Es ging um die Organistionsform des künftigen Konzerns. Der britische Verteidigungsminister Robertson schlug vor, das Unternehmen um das Europfighter-Konsortium herum aufzubauen.

      Dort sind die Franzosen bekanntlich gar nicht beteiligt, was deren Verteidigungsminister auch veranlaßte, von Betrug zu sprechen. Die Franzosen schlugen im Gegenzug vor, eine Militärsparte bei Airbus Industries zu gründen. Dort sind die französische Aerospatiale und die DASA mit je 37,7% beteiligt, die Briten nur mit 20%. Nach Aussagen des französischen Verteidigungsministers Richard ist der eigentliche Streitpunkt die Rolle der Deutschen. Die FAZ zitiert ihn in ihrer Ausgabe vom 9.7.98 mit den Worten: "In diesen Verhandlungen zu dritt ist es nicht selbstverständlich, den Deutschen die Führung einer Industriesparte zu geben. Andrerseits ist es aus der Sicht der Deutschen aber auch nicht selbstverständlich zu akzeptieren, daß alle Sparten von Franzosen oder Briten geleitet werden.."

      Germanisierung der europäischen Rüstung?

      Es geht also nicht darum, daß sich die deutsche (und auch französische oder britische) Rüstungsindustrie in europäische Hände begibt. Es geht um das Gegenteil. Die Rüstungsindustrie der großen Drei (D, F, GB) wollen sich die in Europa verbundenen Rüstungskapazitäten unterordnen. Europa ist nicht die Abkehr von der bisherigen Politik der Konversionsverweigerung der forcierten Aufrüstung von weltweit interventionsfähigen Truppen, von verstärkten Bemühungen zum Rüstungsexport, von der Militarisierung der Außenpolitik, sondern ihre Potenzierung. Zugespitzt: die deutsche Rüstungsindustrie soll nicht europäisiert werden - die europäische Industrie soll germanisiert werden. (Zumindest wenn es nach dem Willen der deutschen Rüstungsproduzenten geht.) Europa bildet den Rahmen für den Kampf der Rüstungsmultis um einen größeren Markt, mehr Absatz und Gewinn, mehr Macht und Einfluß. In diesem Prozeß wird mit harten Bandagen gekämpft, denn es geht um viel.

      Die Rüstungsindustrien sind in höchstem Maße politische Industrien. Politisch bewußt ins Leben gerufen, im politischen Interesse am Leben erhalten, je nach Bedarf aus- oder abgebaut. Eng mit der militärischen und politischen Führung verflochten, an den Staat als Auftraggeber gebunden. Schon im Frieden sind Größe, Struktur und Bewaffnung der Armee ein Mittel der Interessenpolitik. Gleiches gilt für die Rüstungsindustrie.

      Weil es nicht um Europäisierung geht, sondern um die Unterwerfung Europas unter die jeweiligen Rüstungsinteressen, kommt in jedem Land vor der Europäisierung ein anderer Prozeß: Der der sogenannten "nationalen Konsolidierung". Die besten Chancen auf eine europäische Vormachtstellung hat der mächtigste finanzstärkste Konzern mit den besten ökonomischen und politischen Verbindungen.

      Kampf um die Hegemonie

      Es werden also nationale Superrüstungskonzerne gebildet, die den Kampf um europäische Hegemonie aufnehmen. In Deutschland ist praktisch die gesamte Luft und Raumfahrtindustrie, dazu die Lenkwaffenproduktion und Elektronik unter dem Dach von Daimler-Benz/ DASA konzentriert. Ähnliche Prozesse laufen im Panzerbau und in der Marineindustrie ab. Salopp gesagt: Jeder Teilstreitkraft ihren Alleinausstatter.

      Bei der Bildung dieser nationalen Monopole muß man bedenken, daß es sich um Betriebe handelt, die miteinander in Fehde, in Konkurrenz liegen. Um diese Konkurrenz zu überwinden, greift der Staat ein, durch gezielte Auftragsvergabe, durch politische Vorgaben, Subventionen, kartellrechtliche Auflagen oder Sondergenehmigungen. Er zwingt die widerstrebenden Interessen notfalls unter ein Dach, das er in der Regel auch noch selbst bestimmt.

      Die Rüstungsdinos, die so geschaffen werden, machen den letzten Rest von Konkurrenz hinfällig. Wenn es national nur einen Hersteller von Großwaffensystemen gibt, dann gibt es auch keinen nationalen Wettbewerb. Gegen den internationalen Markt aber wird die eigene Industrie mit dem Hinweis auf nationale Interessen abgeschirmt. Eine von der Volkswagen-Stiftung finanzierte wissenschaftliche Studie kommt 1994 zu dem Ergebnis, daß im Zeitraum von 1980 bis 1988 - von einer Ausnahme abgesehen - "kein Auftrag zur Entwicklung und Fertigung eines neuen Waffensystems für die Bundeswehr an ein ausländisches Unternehmen vergeben" wurde. "Im bundesdeutschen Bulletin, in dem alle Beschaffungsvorhaben und die erteilten Aufträge veröffentlicht werden sollen, wurden zwischen Februar 1991 und Januar 1992 insgesamt 90 Angebotsaufforderungen publiziert, von denen 74 an bundesdeutsche Unternehmen und 16 an ausländische Firmen gerichtet waren. Im gleichen Zeitraum kam es zu 98 Auftragsvergaben ohne Wettbewerb an bundesdeutsche und neun an ausländische Firmen. Die Zahl der nach Wettbewerb getätigten Auftragsvergaben an Firmen aus der Bundesrepublik beläuft sich auf 48; an ausländische Firmen gingen zwei Aufträge." (Vgl. Wilfried Karl, Rüstungskooperation und Technologiepolitik). Auch bei europäischen Kooperationsprojekten haben politisch-strategische Interessen (Auslastung der "eigenen" Industrie) stets den Vorrang vor rein ökonomischen und Kostengesichtspunkten. Der Staat begibt sich so freiwillig in Gefangenschaft, unterwirft sich dem Preisdiktat der Rüstungsmonopole. Das passiert mit dem Hinweis auf die spätere europäische Konsolidierung.

      Konkurrent USA

      Wer an eine europäische Konkurrenz glaubt, ist allerdings im Irrtum. Es geht um die Bildung von Euromonopolen, die sich dann mit US-Konzernen Schlachten um den Weltmarkt liefern sollen. Dazu wird eine europäische Beschaffungsbehörde darüber wachen, daß die Rüstungsaufträge auch bei den Europakonzernen bleiben und nicht etwa über den großen Teich abwandern. So entsteht eine Rüstungsdynamik ganz eigener Art. Mit Verweis auf Europa werden die nationalen Industrien mit Subventionen, Forschungsgeldern, Steuererleichterungen, zinslosen Krediten und Großaufträgen gefüttert. Bei europäischen Projekten geschieht das Gleiche mit Hinweis auf US-konkurrenz:

      Bereits Anfang der 90er Jahre gab es Absprachen zwischen Bundesregierung und Vertretern der Rüstungsindustrie, um die als strategisch geltenden Rüstungsbereiche zu definieren und Strategien für Europa festzulegen. Deutlich sichtbar sind die Bemühungen um Zusammenfassung aller Fähigkeiten im Bereich der Marinerüstung. Dort soll das Projekt für den Bau von drei Fregatten F 124 (zum Preis von je einer Milliarde DM) dem Marineschiffbau weiteren Auftrieb verleihen und Konzentrationsprozesse verstärken. Von den drei mit dem Bau beauftragten Werften gehören zwei (Blohm und Voss, Nordseewerke) zum Thyssenkonzern und eine (HDW) zu Preussag. Gegenwärtig gibt es Bemühungen um die Neuordnung von Thyssen und Verhandlungen über den Verkauf der Werften an Preussag. Damit wäre der Kriegschiffbau in einer Hand konzentriert.

      Gigantisches Panzerprojekt

      Im Bereich der Panzerindustrie soll das Projekt GTK = Gepanztertes Transportkraftfahrzeug die Rolle des Konzentrationskatalysators spielen. Dabei geht es um die Ausmusterung von 3000 Kettenfahrzeugen vom amerikanischen Typ "M 113" und ihre Ersetzung durch ein europäisches Modell. Das Gesamtvolumen des Bundeswehrauftrages soll sich nach Angaben des Bundesrechnungshofes auf "mehr als 8,3 Milliarden DM" belaufen.

      Zusätzlich zum Bundeswehrkontingent sollen "einige tausend weitere Exemplare" von Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden geordert werden. Die Exportchancen werden als glänzend eingeschätzt, weil in den nächsten Jahren von weltweit eingesetzten "M 113" mindestens 20 000 ersetzt werden.

      "Die Bundesregierung mißt dem Vorhaben GTK/VBM (französische Projektbezeichnung, A.N.) eine besondere Rolle auf dem Weg zu einer europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und speziell einer europäischen Rüstungspolitik bei. Es soll eines der ersten Vorhaben werden, die von der deutsch/französischen Rüstungsagentur (Vorstufe zur Europäischen Rüstungsagentur) geführt werden" schreibt die Zeitschrift "Wehrtechnik" im Juni 1996.

      Streit gibt es nun um die Verteilung des Kuchens innerhalb der deutschen Panzerindustrie. Vor wenigen Jahren gab es in diesem Kernbereich der deutschen Rüstung noch fünf Betriebe, die als sogenannte Systemfirmen gelten konnten: Krauss-Maffei (München), KUKA (Augsburg) MaK (Kiel), Thyssen Henschel (Kassel) und Wegmann (Kassel).

      Zwischen 1990 und 1995 erwarb der Mannesmann-Konzern rund 97 Prozent der Krauss-Maffei-Antreile. Zum 1. Januar 1997 wurden Henschel und KUKA unter dem Dach der IWKA vereinigt. Anfang Dezember 1997 kündigten Krauss-Maffei und Wegmann die Zusammenführung ihrer Rüstungsbereiche an. Blieben also nur noch drei: Krauss-Maffei Wegmann (Mannesmann) MaK (Rheinmetall und KUKA-Henschel (IWKA).

      Um den Auftrag für das Gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug bewarben sich schließlich nur noch zwei Konkurrenten: KUKU-Henschel gegen Krauss-Maffei Wegmann plus MAK. Beide Konsortien hatten sich mit britischen bzw. französi_schen Firmen verbündet. Im Februar hat man sich im Verteidigungsministerium für Krauss-Maffei entschieden, das bereits bei Kampfpanzern mit dem "Leopard" dick im Geschäft ist. Die Entscheidung wurde zwar technisch begründet, aber es ist offensichtlich, daß das Verteidigungsministerium einen Monopolisten im Panzerbau wünscht, der europäische Leitfunktionen übernehmen soll.

      Übernahmekarussell in der Luft- und Raumfahrt

      Der am weitesten fortgeschrittene Bereich bei der nationalen Konzentration und Europäisierung ist aber die Luft- und Raumfahrtindustrie. Hier drehte sich in den letzten 18 Monaten das Übernahmekarussell immer schneller. Die Berichterstattung über die Neuordnung europäischer Rüstungsmacht erfolgte im Stile von Frontberichten.

      7.5.1997 DASA und die französische Rüstungsgruppe Matra-Lagardere schließen eine Vereinbarung über die strategische Zusammenarbeit auf den Gebieten Raumfahrt, Lenkwaffen und Verteidigungselektronik ab. Am gleichen Tag gibt Lagardere ein Angebot zum Kauf des zur Privatisierung vorgesehen staatlichen französischen Rüstungskonzerns Thomson-CSF ab. Zweiter Bieter ist Alcatel/Dassault. In der Raumfahrt entsteht mit der Zusammenarbeit DASA-Lagardere das größte europäische Unternehmen. Die DASA versucht sich neben ihrer Lenkwaffentochter LFK auch den zweiten deutschen Hersteller Diehl einzuverleiben. Der spielt die nationale Karte und spricht von einem Ausverkauf deutscher Technologie ins Ausland. Daimler-Dasa-Chef Bischoff stellte klar, daß in der europäischen Zusammenarbeit die DASA als "Sachwalter der deutsche Standortinteressen" (Welt 9.5.98) auftritt und entsprechenden industriellen Einfluß nehmen könne. Die DASA erklärt, daß sie auch zu weiteren Kooperationen mit Alcatel bereit ist.

      13.10.97: Die französische Regierung durchkreuzt das Manöver von DASA-Lagardere. Sie will die französische Rüstungsindustrie zunächst einmal national konzentrieren und dann mit gestärkter Machtposition in europäische Vereinbarungen gehen. Der mehrheitlich staatliche Rüstungskonzern Thomson-CSF soll deshalb an ein Konsortium angebunden werden, zu dem die Privatunternehmen Alcatel und Dassault, sowie der staatliche Luft- und Raumfahrtkonzern Aerospatiale gehören. Die Verbindung soll Militär- und Zivilgeschäft zusammenführen (Alcatel ist ein überwiegend zivil tätiger Telekommunikationskonzern) und Thomson-CSF längerfristig vor einer feindlichen Übernahme bewahren, so die französische Regierung. Ein DASA-Sprecher erklärt, auf diese rein französische Lösung werde eine "deutsche Antwort" folgen. Es geht um den Kauf der Rüstungselektronik von Siemens. Es bewerben sich Thomson CSF und die DASA im Bündnis mit British Aerospace. DASA Vorstandsvorsitzender Bischoff kritisierte die "franko-französische Lösung" und äußerte Unverständnis für eine nationale Führungsrolle, "wie sie einige immer noch anstreben" (FAZ 16.10.97). "Es sei nun entscheidend, daß die vom Siemens-Konzern zum Verkauf ausgeschriebene Sparte Rüstungelektronik an das Bieterkonsortium DASA und British Aerospace gehe und nicht etwa auch noch an Thomson verkauft werde. Auf die Frage, ob für Siemens nicht entscheidend sein müsse, wer von den beiden Bietern den höheren Preis bezahle, sagte er, der Siemens-Konzern sei nicht nur seinen Aktionären verantwortlich, sondern trage auch eine Gesamtverantwortung für die deutsche Volkswirtschaft" (FAZ 16.10.97). Den Franzosen wurde gedroht, möglicherweise DASA und British Aerospace (BAe) zu einer gemeinsamen Holding zu fusionieren und an die Börse zu gehen.

      25.10.97: Die FAZ macht eine immer stärkere Blockbildung in der europäischen Rüstungsindustrie aus. "Allmählich zeichnet sich die Bildung zweier großer Wehrtechnik-Konglomerate ab: Einerseits der in Frankreich angesiedelte Block mit den Gesellschaften Aerospatiale, Thomson CSF, Alcatel-Alsthom und Dassault, andererseits ein noch etwas undeutliches Gebilde mit einem Kern aus dem deutschen Anbieter Daimler-Benz Aerospace (DASA) und dem britischen Konkurrenten British Aerospace." (FAZ 25.10.97).

      29.10.97: Siemens verkauft seine Rüstungselektronik mit 1,2 Mrd. DM Jahresumsatz und 3800 Mitarbeitern an die Bietergemeinschaft DASA-British Aerospace. Siemens bestreitet, unter politischem Druck gehandelt zu haben. Mit dem Siemens-Deal und der Zusammenarbeit DASA-BAe ist ein europäisches Systemhaus für Rüstungselektronik im Entstehen, zu dem auch STN Atlas Elektronik hinzugezählt wird, an der Bae 49% besitzt. Der Druck auf den Lenkwaffenhersteller Bodenseewerk Gerätetechnik, der mehrheitlich zu Diehl und minderheitlich zur französischen Matra-Lagardere-Gruppe gehört, wird erhöht.

      9.12.97: Die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands fordern ihre nationalen Industrien auf, einen Zeitplan für die Gründung eines europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns aufzustellen.

      23.3.98: In einem Bericht an ihre Regierungen erklären die vier Airbus Partner Aerospatiale, British Aerospace, DASA und Casa (Spanien) ihre Absicht, alle ihre Sparten - Verkehrs- und Militärflugzeuge, Hubschrauber, Lenkwaffen, Raumfahrtausrüstung - zu einer European Aerospace und Defence Company (EADC) zusammenzulegen. Sie fordern vor einem konkreten Zeitplan aber Festlegungen der Regierungen über Beschaffung militärischen Geräts, gemeinsame Förderpolitik und einheitliche Exportregelungen sowie zu Steuerfragen. Rechtsform, Sitz des Unternehmens oder Kapitalisierung seien noch nicht geklärt. (FAZ 28.3.8). Aufgebaut werden soll aber auf den Verabredungen zur Umwandlung des Airbus-Verbundes in eine Kapitalgesellschaft. Darin halten Aerospatiale und DASA je 37,9%. BAe 20% und Casa 4,2%. Integriert werden sollen auch Finmeccanica (I), Saab (Schweden),Dassault und Metra/Lagardere (F). (FR 28.3.98).

      7.5.98: Daimler-Benz und Chrysler vereinbaren den Zusammenschluß der beiden Konzerne. "Die Spitzen der beiden Unternehmen vereinbarten ... zwar eine gleichberechtigte Fusion. Doch die bisherigen Anteilseigner von Daimler-Benz werden 57% der Aktien an der neuen Daimler-Chrysler AG halten, die bisherigen Chrysler-Aktionäre 43%. (Handelsblatt 8./9.98). Die Deutsche Bank, bisher mit 21,8% größte Anteilseigner von Daimler-Benz wird auch weiter der größte Aktienbesitzer von Daimler-Chrysler sein (etwa 12-13%). Nach Bekanntwerden der Fusionspläne stiegen ihre Kurse an den Börsen. Die britische Financial Times wertete den Deal so: "Obwohl alles als ein Zusammenschluß, als eine Fusion von Gleichen verkauft wird, stellt der Aktien-Deal, wie er ... verkündet wurde, nichts anderes als den Erwerb von Chrysler durch Daimler für 38 Mrd. US-Dollar dar" (Winfried Wolf in der Jungen Welt, 15.5.98).

      Spekulationen über einen Verkauf der DASA werden mehrfach zurückgewiesen. Im Gegenteil: das Rüstungs- und Luftfahrtgeschäft könne nun von einer verstärkten Basis aus weiter betrieben werden. Der Name Chrysler könnte sogar erleichteren Zugang zu amerikanischen Luftfahrtgeschäften verschaffen.

      15.5.98: Um die Stellung von Aerospatiale in den Verhandlungen zur Umwandlung des Airbus-Konsortiums zu stärken, hat der französische Staat seinen 45,8%-Anteil an Dassault auf Aerospatiale übertragen (Handelsblatt 18.5.98).

      7.11.98: Der französische Verteidigungsminister teilt der Öffentlichkeit mit, es seien nun alle Bedingungen erfüllt, daß Aerospatiale noch 1999 mit DASA und BAe zu einem europäischen Konzern für Luft- und Raumfahrt und Verteidigung verschmelzen können. Das wird von der Presse als Ankündigung für die völlige Privatisierung von Aerospatiale gewertet. Danach folgte das uns nun schon bekannte "Handgemenge" auf der Airbus-Aufsichtsratssitzung, das einen DASA-Sprecher zu dem Ausruf verleitete. "Damit nimmt Frankreich Airbus als Geisel!"

      Kein guter Schluß

      Nun könnte man ein wenig erfreuliches Kapitel mit einem optimistischen Schluß zieren, der da lautete, seit kurzem haben wir in Bonn aber eine neue, eine SPD-Grüne-Bundesregierung. Das hieße allerdings die Macht des Rüstungskomplexes hierzulande, namentlich der Luft-und Raumfahrtindustrie zu unterschätzen. Sie hat schon manche Wandlung überdauert. Das Kaiserreich und die Weimarer Republik, den Faschismus und das totale Betätigungsverbot durch die Siegermächte, die Remilitarisierung Deutschlands und die Selbstauflösung des Warschauer Paktes, schließlich deutsche Verteidigungs- und Wirtschaftsminister aus CDU/CSU und SPD. Und so findet sich folgerichtig auch im Koalitionspapier der neuen Bundesregierung das Versprechen: "Die Koalition unterstützt aktiv die Bemühungen um den Zusammenschluß der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie."

      Arno Neuber ist Sprecher der DKP Baden-Württemberg. Bei dem Artikel handelt es sich um die Ausarbeitung eines Vortrages, den er auf dem IMI-Kongress im November hielt."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:35:29
      Beitrag Nr. 20 ()
      Und immer wieder Kurden. So auch im unter http://www.kurdistan-rundbrief.de/1997a/kr970402.htm zu findenden "Kurdistan Rundbrief":

      "In Kurdistan sind deutsche Kampfjets im Einsatz

      Das Verteidigungsministerium in Bonn bestätigt Informationen des "Tagesspiegel"
      Unter der Überschrift "Grenzenlose Rüstungsgeschäfte. Wie deutsche Exporteure bei Militär-Lieferungen an die Türkei Kontrollen umgehen" schildert Roman Goergen in der Berliner Tageszeitung "Tagesspiegel" am 20. Februar in einem halbseitigen Artikel die deutschen Waffenhilfen an die Türkei. Wir dokumentieren Auszüge. (rül)

      "Die kurdischen Dorfbewohner im Südosten der Türkei kennen die Geräusche nur allzu gut: Das Donnern der Kampfjets der türkischen Luftwaffe und das Rattern ihrer Helicopter. Sie verbinden damit Angst und Schrecken, denn immer wieder dokumentieren Menschenrechtsorganisationen beim Kampf gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK Angriffe gegen unschuldige Zivilisten. So starben beispielsweise vor einigen Monaten 17 Kinder, als mehrere Dörfer in der Nähe des Ortes Sirnak bombardiert wurden. Augenzeugen erzählen auch oft, daß Menschen, die jahrelang als "verschwunden" gelten, zuvor von Soldaten in Helicopter gezerrt worden waren.

      Die Rüstungsgüter, mit denen die Türkei ihren umstrittenen Krieg gegen die Kurden führt, kommen aus den Ländern der NATO-Partner: den USA, Frankreich, Belgien und besonders Deutschland. Die Bundesrepublik war im Rahmen der Militärhilfe innerhalb des atlantischen Bündnisses von 1962 bis 1995 sogar der Türkei als Hauptlieferant zugeteilt. Seitdem diese NATO-Hilfe ausgelaufen ist, beliefern verstärkt deutsche Privatfirmen die Militärs am Bosporus. So ist Deutschland nach den USA immer noch der zweitgrößte Rüstungslieferant der Türkei. Die jährlich genehmigten Lieferungen schwanken dabei nach Regierungsangaben zwischen Werten von über einer Milliarde DM und 180 Millionen Mark. Immer wieder war dabei die Bundesregierung wegen ihrer "zu unkritischen" Haltung gegenüber Rüstungsexporten in die Türkei Vorwürfen der Opposition und von Menschenrechtsorganisationen ausgesetzt. Sowohl die staatlichen als auch die privaten Waffenlieferungen unterliegen der Rüstungsexportkontrolle und müssen von den zuständigen Ministerien ... genehmigt werden ... "Uns ist kein einziger Fall bekannt, in dem eine Lieferung endgültig aufgehalten worden ist", sagt Mathias John, Sprecher des Arbeitskreises Rüstung bei amnesty.

      Die in die Verfahren eingebundenen Ministerien begründen ihre Genehmigungen mit einer Garantieerklärung der Türkei: "Wir haben eine schriftliche Zusage der türkischen Regierung vom 2. Juni 1992, daß die gelieferten Waffen nur zur Landesverteidigung und nicht im Kurdenkonflikt eingesetzt werden", erläutert ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Jedoch mehren sich die Zweifel, daß sich die Türkei auch nur im geringsten an diese Garantie hält.

      Neue Beweise für den Einsatz deutscher Rüstungsgüter im Kurdengebiet sind jetzt wieder bekannt geworden: Die türkische Militärfachzeitschrift "Savunma ve Havacilik" berichtete unlängst über das deutsch-türkische Kampfflugzeugprojekt "KAAN", So heißt es, daß die 173. Staffel der 2. taktischen Luftflotte der Türkei am 1. Juli 1994 mit deutschen Phantom-Flugzeugen vom Typ RF-4E ausgestattet worden sei. Dieses Geschwader habe sich "im Rahmen der Sicherheitseinsätze im Inland wie auch bei grenzüberschreitenden Einsätzen bewährt". Die 173. Staffel ist im kurdischen Diyarbakir stationiert. Aus diesen Informationen kann fast mit Sicherheit geschlossen werden, daß deutsche Kampfjets in Kurdistan zum Einsatz kommen. In einer dem Tagesspiegel vorliegenden Stellungnahme von Anfang dieses Monats räumt das Bundesverteidigungsministerium sowohl ein, daß die Darstellung über das "KAAN"-Projekt zutreffend seien, als auch, daß die "173. Staffel zum Zuständigkeitsbereich der 2. taktischen Luftflotte" in Diyarbakir gehört. Zwar betont Bernd Wilz, Parlamentarischer Staatssekretär auf der Hardthöhe, daß "die türkische Regierung die Bundesregierung nicht über die Stationierung der aus Deutschland gelieferten Phantom-Flugzeuge unterrichtet." Doch angesichts der eindeutigen Fakten wirkt diese Aussage halbherzig. Nach Angaben des UN-Registers für konventionelle Waffen sind immerhin rund 36 Prozent aller in den neunziger Jahren in die Türkei gelieferten Kampfjets aus Deutschland. Auch hier rettet sich die Regierung in ihre stets anwendbare Auskunft. So sagt auch Wilz: "Die Türkei hat sich vertraglich verpflichtet, die aus Deutschland gelieferten Flugzeuge nur in Übereinstimmung mit Artikel 5 des NATO-Vertrages einzusetzen." Dieser Artikel beschränkt sich auf die Verteidigung der Landesgrenzen, was somit auch dem Schutz der Allianz gelte. Aber die Türkei sieht nach eigenem Bekunden Kampfeinsätze im Kurdengebiet auch als "Landesverteidigung" an. ...

      (...) Parlamentariergruppen des Bundestags haben nämlich längst festgestellt, daß deutsche Waffen auch im Südosten eingesetzt werden. So berichtete zum Beispiel die Ausländerbeauftragte des Bremer Senats, Dagmar Lill (SPD) bereits 1994 von einer Mission im Kurdengebiet: "Da gab es praktisch nur deutsche Waffen." Und die türkischen Soldaten hätten auch keinen Hehl daraus gemacht. Selbst die USA kontrollieren nach Einschätzung von Experten den Einsatz von gelieferten Rüstungsgütern gründlicher. So stoppte der US-Kongreß kürzlich die Lieferung von "Super Cobra"-Kampfhubschraubern, weil die Türkei nicht nachweisen konnte, daß diese nicht im Kurdengebiet eingesetzt werden würden ...

      (...) Die Firma "Eurocopter" produziert in Marseille die Hubschrauber-Typen "Jaguar" und "Tiger". 20 Jaguar-Modelle hatte die Türkei dort unlängst bestellt, zwei sind bereits geliefert ... die Hälfte des Eurocopter-Vorstands wird von der deutschen DASA gestellt, die im Hubschraubergeschäft stark präsent ist ...

      (...) Für den Fall, daß es doch einmal Verbote geben sollte, baut die Türkei vor: Im Januar meldete die Rüstungslobby-Zeitung "Defense News", daß Eurocopter am Bosporus selbst ein Lizenzwerk bauen wird - mit türkischer, französischer und deutscher Beteiligung ... Die ersten co-produzierten Eurocopter-Modelle sollen im Oktober 1999 fertig sein ...

      (...) Schon seit Jahren arbeitet die Türkei daran, Waffenproduktion ins Inland zu verlegen. Auch bei dieser Art des "Technologie-Transfers" ist Deutschland führend ... Eine Fabrik im türkischen Kirikkale, in der die Schnellfeuergewehre G3 und MG3 unter Lizenz der deutschen Firmen "Heckler&Koch" und "Rheinmetall" produziert werden ; zwei Panzerinstandsetzungswerke; ein Maschinenpark für Raketen und vieles mehr. Lizenzwaffen wie das G3-Gewehr kommen, seitdem sie in der Türkei produziert werden, auch völlig offen im Kurdengebiet zum Einsatz ...

      (Alle Auszüge aus: Roman Goergen, Grenzenlose Rüstungsgeschäfte, in "Der Tagesspiegel", 20. Februar 1997)"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:38:48
      Beitrag Nr. 21 ()
      Beim Thema Menschenrechte ist amnesty international immer zur Stelle. So auch unter http://www.amnesty.de/de/j_turkme.htm:

      "Türkei

      Deutsche Waffen und die Menschenrechte

      Immer wieder erscheinen in den Medien Berichte über deutsche Waffen, die in den kurdischen Gebieten der Türkei eingesetzt worden sein sollen. Die Bonner Regierung verweist jedoch darauf, daß Ankara zugesagt habe, deutsche Waffen nur zur Landesverteidigung einzusetzen - und stimmt weiteren Waffenlieferungen zu.

      Aus der Urgent Action (Eilaktion) 221 vom Jahre 1992: "Die drei Brüder Abdullah, Sait und Halil Arisoy wurden am Morgen des 30. Juni 1992 in der Provinz Sirnak festgenommen. Polizeibeamte fuhren in gepanzerten Fahrzeugen vor, von denen eins ein Fabrikat der ehemaligen DDR war.”

      Zwei Jahre später dokumentierte amnesty international: ”M. Sah Dogrucu gilt als ”verschwunden”, nachdem er am 7. Juli 1994 in Diyarbakir festgenommen wurde. Um 23.30 Uhr wurde das Haus der Familie im Stadtviertel Baglar von Diyarbakir von vier Personen durchsucht. Einer der Männer trug eine Uniform und hatte eine G3-Waffe und ein Sprechfunkgerät bei sich; die übrigen Männer waren in Zivil und trugen Handfeuerwaffen.

      Zwei Beispiele von Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, bei denen deutsche Waffen eine Rolle spielen. Im Oktober 1996 hat amnesty international eine weltweite Kampagne gegen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei gestartet. Anlaß war die trotz anderslautender Versprechen unverändert schlimme Situation: Menschen "verschwinden” oder fallen staatlichen Morden zum Opfer, Folter ist an der Tagesordnung, und kritische Äußerungen können Oppositionelle ins Gefängnis bringen. Vor allem in den kurdischen Gebieten werden unter dem Vorwand, für Sicherheit sorgen zu müssen, "hinderliche" Zivilisten mit Waffengewalt aus dem Weg geräumt.

      Nicht allein die Täter in Armee oder Polizei sind Schuld daran. Auch diejenigen, die Waffen oder Munition liefern, sind mitverantwortlich. Seit Jahren oder Jahrzehnten unterstützen die NATO-Partner, aber auch Rußland die Türkei mit Rüstungsgütern.

      Größter Waffenlieferant sind die USA, und es waren die Einsätze amerikanischer Hubschrauber vom Typ "Black Hawk" oder "Cobra", die amnesty international bewogen haben, einen Lieferstopp für alle Helikopter an Militär, Polizei und sonstige Sicherheitskräfte in der Türkei zu fordern. Es wird immer wieder berichtet, daß gerade solche Hubschrauber bei Angriffen gegen kurdische Dörfer eingesetzt werden, daß aus solchen Hubschraubern Menschen beschossen und in ihnen Soldaten transportiert wurden, die in den Dörfern wüteten. Und nicht zuletzt beschreiben Zeugen immer wieder, daß "Verschwundene” oder später ermordet aufgefundene Menschen in Helikoptern weggebracht werden.

      Auch die Bundesrepublik Deutschland liefert Waffen an den Bosporus. Insgesamt erhält die Türkei seit Mitte der 60er Jahre massive Rüstungshilfen aus Deutschland, darunter Unterstützung für den Ausbau der Waffenindustrie. Die Lieferungen setzen sich aus staatlichen Unterstützungen und kommerziellen Rüstungstransfers zusammen. So wurden - besonders schwerwiegend für mögliche Menschenrechtsverletzungen - ganze Fabriken für den Bau von Schnellfeuer- und Maschinengewehren in der Türkei errichtet. Die Türkei produziert mit deutschen Lizenzen G3-Sturmgewehre der schwäbischen Firma Heckler & Koch, MP5-Maschinenpistolen derselben Firma und das Maschinengewehr MG3 von Rheinmetall. So ist es nicht verwunderlich, daß jene Waffen auf fast allen Bildern von Militärs in der Türkei zu identifizieren sind. Der naheliegende Schluß, daß diese Waffen auch für Menschenrechtsverletzungen eingesetzt werden, hat die Bundesregierung jedoch nicht davon abgehalten, der Türkei Anfang der 90er Jahre zusätzlich noch einmal mindestens eine Viertelmillion "Kalaschnikow”-Maschinenpistolen samt der dazugehörigen Munition aus Restbeständen der Nationalen Volksarmee (NVA) der ehemaligen DDR zu schenken - genug, um eine ganze Armee auszurüsten. Ein Ende dieser "Hilfe" ist nicht in Sicht: Zur Zeit bewerben sich mehrere internationale Rüstungsproduzenten, unter ihnen Heckler & Koch, um einen türkischen Großauftrag zur Produktion von mehreren hunderttausend modernen Schnellfeuergewehren. Es wäre interessant zu erfahren, was die Bundesregierung im Rahmen ihrer "verantwortungsvollen Rüstungsexportpolitik" - so die Eigeneinschätzung - zu tun gedenkt, sollte Heckler & Koch den Zuschlag für diese Gewehrproduktion erhalten. Angesichts der Verwendung solcher Waffen bei Morden und Mißhandlungen an Zivilisten fordert amnesty international alle Regierungen auf, keine Schnellfeuergewehre oder ähnliche automatische oder halbautomatische Waffen an die Türkei zu liefern und auch keine Vergabe von Produktionslizenzen zu genehmigen.

      Es sind jedoch nicht nur die Kleinwaffen und Hubschrauber, die das türkische Militär, die Polizei oder die paramilitärische Gendarmerie bei Menschenrechtsverletzungen benutzen. Insbesondere gepanzerte Transportfahrzeuge oder Schützenpanzer tauchen immer wieder in den Berichten von Zeugen auf. Eine Eilaktion von amnesty aus dem Jahre 1994: ”Fünf Personen sind `verschwunden`, nachdem sie am 16. Mai 1994 von Angehörigen der Gendarmerie in ihrem Dorf Yukari Duru (kurdisch: Derkam) festgenommen wurden. Das Dorf liegt in der Provinz Diyarbakir. Ein Augenzeuge gab an, daß die fünf Gefangenen in ein gepanzertes achträdriges Fahrzeug gezerrt wurden.”

      Auch bei den Panzern steht Deutschland in der vordersten Reihe der Lieferanten. Insbesondere 300 achträdrige Panzerwagen vom Typ BTR60 aus NVA-Beständen, die 1991 und 1992 von der Bundesregierung der Türkei geschenkt wurden, sind immer wieder ins Zwielicht geraten. Regelmäßig dokumentieren Menschenrechtsgruppen den Einsatz solcher Fahrzeuge gegen die Zivilbevölkerung im kurdischen Südosten der Türkei. Genauso regelmäßig behauptet die Bundesregierung, es würde sich nicht um aus Deutschland gelieferte BTR60 handeln, die Dokumente würden russische BTR60 zeigen, von denen eine kleine Anzahl an die Türkei geliefert worden sei. Oder aber es heißt, die Panzer wären nicht im Einsatz gegen die Zivilbevölkerung gewesen. Anderslautende Berichte waren gleichwohl schon mehrfach Anlaß für einen kurzfristigen Stopp von deutschen Waffenlieferungen an die Türkei. Allerdings waren diese Lieferstopps nie von langer Dauer - und sie waren wohl auch nicht immer so ganz umfassend. Zum Beispiel erhielt Ankara weiterhin Ersatzteile für Leopard-Panzer. Die Bundesregierung beruft sich immer wieder auf die Zusicherung der Türkei, deutsche Waffen nur zur Landesverteidigung zu verwenden. Allerdings betrachtet das türkische Militär wohl auch die "Terrorismusbekämpfung” und die damit verbundenen Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung als "Landesverteidigung”. Dies läßt die Äußerungen der Bundesregierung über die Nichtverwendung deutscher Waffen sehr fragwürdig erscheinen.

      Trotzdem genehmigt die Bundesregierung weiterhin Rüstungstransfers in die Türkei: Allein im Jahr 1995 für rund 180 Millionen Mark. Gemessen an der Selbsteinschätzung der deutschen Regierung, Rüstungstransfers "restriktiv" und "verantwortungsvoll" zu handhaben (siehe Kasten), erscheint die tatsächliche Lieferpraxis angesichts der fortdauernden Menschenrechtsverletzungen zynisch. Ein aktuelles Beispiel. Obwohl noch keine Genehmigung für den Export vorlag, hat die Bundesregierung vorab eine vorläufige Deckungszusage für eine geplante Lieferung von 590 "Unimog”-Kleinlastwagen aus Deutschland an das türkische Militär gegeben.

      Mathias John


      Der Autor ist Sprecher des Arbeitskreises "Rüstung, Wirtschaft und Menschenrechte" der deutschen amnesty-Sektion.





      Kastentext

      Ein führender Rüstungslieferant

      "Verantwortungsvoll” sei ihr Umgang mit Rüstungsexporten, behauptet die Bundesregierung bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Waffenlieferungen würden nur sehr "restriktiv” genehmigt, und die innere Lage der Empfängerländer werde natürlich bei jeder Entscheidung berücksichtigt. Die geltenden Gesetze (Kriegswaffenkontrollgesetz, Außenwirtschaftsgesetz) sowie die politischen Grundsätze zum Waffenexport seien ausreichend, um Menschenrechtsverletzungen mit deutschen Waffen zu verhindern.

      Die Realität sieht anders aus. Es liegen zwar keine vollständigen Daten über die deutschen Rüstungstransfers vor - schließlich unterliegt dieser Bereich weitestgehend der Geheimhaltung und die Bundesregierung bemüht sich um die "Wahrung von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen" der Rüstungslieferanten. Doch was an die Öffentlichkeit dringt, zeigt, warum die Bundesregierung die vollständigen Daten nicht veröffentlicht. In der Beantwortung einer Bundestagsanfrage räumte sie ein, daß Bonn im vergangenen Jahr Exporte von Waffen, Munition und sonstigen Rüstungsgütern an 109 Staaten im Umfang von insgesamt 2,8 Milliarden Mark exportiert habe. Empfänger waren auch Indonesien, Indien, Kolumbien, Marokko, Saudi-Arabien und andere Staaten, in denen systematisch Menschenrechtsverletzungen begangen werden. Und immer noch können Elektroschockgeräte, Daumenschrauben, Hand- und Fußfesseln - allesamt "klassische" Folterinstrumente - ohne gesetzliche Kontrolle aus Deutschland in alle Welt exportiert werden.

      Angesichts der Gefahren für die Menschenrechte durch Waffen und die genannten Repressionswerkzeuge ist eine Verschärfung der deutschen Rüstungsexportgesetze durch eine Menschenrechtsklausel notwendig. amnesty international fordert diese seit langem. Vor allem müssen diese Regelungen endlich auch auf die "nicht-tödlichen Waffen", "Nahverteidigungsmittel" und diverse Zwangsmittel wie Elektroschlagstöcke und Fesselwerkzeuge ausgedehnt werden. Unerläßlich sind auch eine gesetzliche Pflicht zur Veröffentlichung geplanter Rüstungstransfers und eine parlamentarische Kontrolle der Lieferungen.





      Kasten:

      Was können Sie tun?

      Öffentlicher Druck kann helfen, den Export von Waffen, die für Menschenrechtsverletzungen benötigt werden, zu verhindern. Wenden Sie sich zum Beispiel an Abgeordnete aus ihrem Wahlkreis, schreiben Sie an die Bundesregierung:

      - Fordern Sie den Stopp aller Lieferungen von Hubschraubern aller Typen, von Panzerwagen und sonstigen gepanzerten Fahrzeugen, von Schnellfeuergewehren und von Elektroschockausrüstung an die Türkei.

      - Fordern Sie die Bundesregierung auf, sich auch bei allen anderen möglichen Lieferanten dieser Rüstungsgüter gegen solche Transfers in die Türkei einzusetzen.

      - Fordern Sie Untersuchungen zum Einsatz deutscher Rüstungsmaterialien in der Türkei sowie die Veröffentlichung geplanter neuer Rüstungstransfers in dieses Land.

      - Setzen Sie sich für schärfere Kontrollen und mehr Transparenz bei den deutschen Rüstungsexporten ein. Fordern Sie die Aufnahme einer Menschenrechtsklausel in die deutschen Rüstungsexportgesetze, zusätzlich die Verankerung einer parlamentarischen Kontrolle und die Verpflichtung zur Vorabveröffentlichung aller Rüstungstransfers."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:42:00
      Beitrag Nr. 22 ()
      Was die Kinder heute alles in der Schule lernen müssen...
      Jedenfalls findet man unter http://www.hausarbeiten.de/archiv/geschichte/gesch-nationals… ein gut aufbereitetes PDF Dokument über die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik. Auch hier ist Rheinmetall involviert.

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:46:22
      Beitrag Nr. 23 ()
      Auf der Hauptversammlung der Hagen Batterie war ich. Aber das auch diese in so stark in den Nationalsozialismus eingebunden wurde, wie unter http://www.hco.hagen.de/zwangsarbeit/edition/v2-pub.html zu erfahren, war dort natürlich nicht zu erfahren. Da durfte Rheinmetall natürlich nicht nachgeben. Stichwort Rheinmetall-Borsig (die gehören jetzt aber zu Preussag):

      "Energie für die "Vergeltung"
      Die Akkumulatoren Fabrik AG Hagen und das deutsche Raketenprogramm 1942-1945
      von Ralf Blank

      Online-Version des gleichnamigen Beitrags im Hagener Jahrbuch 3 (1997), S. 141-151
      (ISBN 3-930217-31-7)

      Copyright © Ralf Blank

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      Unter den im Raum Hagen ansäßigen Industriebetrieben war das Hagener Werk der Akkumulatoren Fabrik AG Berlin-Hagen (AFA) von großer Bedeutung für die Rüstungswirtschaft des "Dritten Reichs". Als einziger Lieferant für U-Boot- und Torpedobatterien sowie einer der Hauptproduzenten von Spezialakkus für Kampfflugzeuge und anderes Kriegsgerät nahm der AFA-Konzern eine führende Rolle in der Rüstungsindustrie ein. So unscheinbar die sog. Stahl- und Bleibatterien auf den ersten Blick auch wirken mögen: Ihre gespeicherte Energie machte den Einsatz von Waffensystemen erst möglich. In den 1930er Jahren garantierten die Batterien der AFA einen hohen Output für den gestiegenen zivilen Bedarf und der Wiederaufrüstung der deutschen Wehrmacht. Während des Zweiten Weltkriegs bewirkten die Wehrmachts-Aufträge enorme Gewinnsteigerungen des Konzerns, von denen nach dem Krieg aufgrund der gewaltigen Schäden in den AFA-Werken und den Verlust von ausländischen Tochterfirmen sowie Zweigwerken allerdings wenig übrigblieb.1
      In den späten 1930er Jahren hatte die AFA auf dem zivilen Produktionssektor, vor allem durch den gestiegenen Bedarf an Batterien für Kraftfahrzeuge und Grubenlokomotiven, Marktanteile an die zahlreichen mittelständischen Batteriehersteller verloren.2 Auf dem militärischen Absatzmarkt erfolgte seit 1934 jedoch ein stetiger Aufschwung. Hier hatte die AFA infolge ihrer Leistungskapazität, den über Jahrzehnten ausgebauten Geschäftskontakten zur politischen und militärischen Führung sowie der wissenschaftlich-technischen Erfahrung auf diesem Produktionssektor keine nennenswerte Konkurrenz zu fürchten. Wurde irgendwo im Deutschen Reich eine neue Waffe mit elektronischen Bauteilen entwickelt, so führte der Weg der Techniker zumeist direkt in die Berliner AFA-Hauptverwaltung am zentral gelegenen Askanischen Platz. Von dort aus gelangte der Fertigungsauftrag ohne Umweg auf die Schreibtische der sachkundigen Ingenieure und Techniker im Hagener Stammwerk des Konzerns, wo sich das AFA-Entwicklungszentrum befand.3
      Früh ins Raketenprogramm einbezogen

      So kam es, daß die AFA schon früh in das Raketenprogramm des deutschen Heeres und der Luftwaffe einbezogen wurde, wahrscheinlich bereits um 1937.4 Die im Aufbau befindliche Wehrmacht suchte zu dieser Zeit nach alternativen Waffentechnologien, die u.a. in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde entwickelt und getestet wurden. Schon 1934 waren sich die zunächst in der Versuchsanlage Kummersdorf beschäftigten Techniker und Ingenieure unter Wernher von Braun einig, daß ein ballistischer Flugkörper erfolgreiche Chancen auf eine Waffe der Zukunft hatte: blitzschnell und ohne Vorwarnung sollten Raketen den Gegner treffen. Das idealistische Ziel der Weltraumforschung wie es u.a. von Wernher v. Braun nach dem Zweiten Weltkrieg als Rechtfertigung für seine Entwicklungsarbeit vorgebracht wurde, entsprach jedoch keineswegs der offenkundigen Intention dieser Bestrebungen. Nicht zuletzt deshalb überwachte die Reichswehr bzw. Wehrmacht das Entwicklungsprogramm von seinen Anfängen bis zur Einsatzreife.5
      Um die Raketen zu steuern und im Flug stabil zu halten, erforderte es jedoch einer ausgefeilten Elektronik. Hierzu waren spezielle Batterien notwendig. Sie mußten leistungsfähig, stabil gebaut und zuverlässig sein. War die Rakete einmal gestartet, so übernahmen die Bordbatterien auf dem Überschallflug die netzunabhängige Energieversorgung der umfangreichen Elektronik und diversen Geräte. Das waren die Vorgaben für die AFA-Ingenieure, als sie 1941 mit der Entwicklung solcher Spezialbatterien für eine Serienproduktion betraut wurden. Allerdings stiegen die Ansprüche der Auftraggeber von der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde aufgrund des fortschreitenden Endwicklungsstands der Raketentechnologie stetig an. Erst Ende 1942 konnte die AFA zwei Baumuster für die deutsche Fernrakete A 4 (Aggregat 4), die später als V 2 (Vergeltungswaffe 2) bekannt wurde, als Produkt für die geplante Massenfertigung vorlegen. Es handelte sich hierbei um die Nickel-Cadmium-Batterie des Typs 50 NC 1,3 (Kommandogeber-Batterie) und eine Bleibatterie zu je acht Zellenelementen 3 T 92 (Bordbatterie).6 Das >T< in der Batteriezellen-Bezeichnung stand übrigens für >Torpedo< und dokumentiert, daß die neu entwickelte Raketenbatterie produktionstechnisch und vom Aufbau her den Torpedobatterien der Marine sehr ähnlich war. Deshalb wurde auch die Abteilung III des AFA-Werks Hagen mit der Produktionsleitung von Raketenbatterien betraut. Diese Werksabteilung war ebenfalls für die Fertigung von U-Boot- und Torpedo-Bleibatterien zuständig. Hier befand sich auch die >Abteilung Wmg< [= Wehrmachtsgerät], die nichts anderes als eine Tarnbezeichnung für den Produktionsbereich von Raketenbatterien im AFA-Konzern war. Der staatlicherseits verordneten hohen Geheimhaltung des Raketenprogramms trug die AFA nicht nur damit Rechnung. So wurde z.B. auch der interne Schriftverkehr über das A 4-Programm auf die nötigsten Informationen beschränkt. Selbst nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs, im Mai 1945, täuschte ein AFA-Mitarbeiter gegenüber einem Angehörigen der alliierten Militärregierung Ahnungslosigkeit vor, als er nach dem Verwendungszweck der Raketenbatterie 3 T 92 befragt wurde.7
      Die Entwicklung der deutschen Fernrakete A 4 zur Einsatzreife führte über verschiedene Baumuster, die zumeist im Experimentalstadium verblieben. Als direkte Vorläufer des A 4 werden die von Wernher von Braun entwickelten Raketen A 3 und A 5 angesehen. Mit der Entstehung und Erprobung der A 3 war 1935/36 der erste Schritt zu einer Kriegsrakete vollzogen. Die zwischen 1939 und 1941 mit 25 Probestarts getestete A 5 lieferte den Raketentechnikern in Peenemünde wichtige Hinweise zur Frage des Antriebs, der Steuerung und Ballistik sowie des Flugverhaltens.8 Beide Raketentypen besaßen bereits Batterien der AFA, der Akkumulatorentyp 3 T 102 mit 16 Elementen in einem Holzkasten, in ihrer Ausrüstung. Sie versorgten die Elektromotoren der Ruderanlage und die verschiedenen Kontroll- und Steuerungsgeräte mit Energie. Als Erprobungsentwicklungen waren diese Raketenprojektile zwar wichtig, doch für eine effektive Nutzung als Kriegswaffe fehlte ihnen der notwendige Antriebsschub und die Reichweite, wie mehrere erfolgreiche Teststarts bewiesen hatten. Ende November 1938 erteilte der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, daher den Befehl zur Entwicklung einer weitreichenden Fernrakete, des Aggregats 4. Bis 1942 sollte die Forschung und Erprobung abgeschlossen sein, so die Vorstellungen der deutschen Heeresführung, und die Rakete schon Ende 1942 zum Einsatz kommen.9

      Vorübergehend Drosselung

      Die Rüstung und Waffenforschung im Deutschen Reich wurde nach Kriegsbeginn im September 1939 einer strengen Reglementierung unterworfen. Als besonders kriegswichtig eingestufte Projekte und Fertigungsprogramme erhielten Dringlichkeitsstufen, nach denen die Material- und Personalzuteilung bemessen wurden. Schon am 11. Oktober 1939 erhielt das Raketenprojekt der im Aufbau befindlichen Heeresversuchsanstalt Peenemünde die Dringlichkeitsstufe >D I< und war damit der als besonder kriegswichtig erachteten Fertigung des Mittelstreckenbombers Junkers Ju 88 sowie der U-Bootwaffe (z.B. auch U-Boot- und Torpedobatterien) gleichgestellt. Bereits ab Januar 1940 erfolgte jedoch eine Drosselung der Material- und Personalzuweisungen für Peenemünde. Nach dem Sieg über Frankreich im Spätsommer 1940 kam es zu einer weiteren Einschränkung des Raketenprogramms: das Projekt A 4 der Heeresversuchsanstalt Peenemünde wurde als Mangelmunition zwar in die Dringlichkeitsstufe >D Ib< eingestuft, was aber tatsächlich einer niedrigen Priorität gleichkam. Erst im September 1941, nach der für Deutschland verlorenen >Luftschlacht um England< und der seit Juni desselben Jahres laufenden Operation gegen die Sowjetunion, erfolgte die Einstufung der Raketenentwicklung in Peenemünde in die neue Sonderstufe >SS<, die zu diesem Zeitpunkt die höchste Fertigungspriorität darstellte.10
      Mit der Einreihung der Peenemünder Entwicklungsarbeiten in die Dringlichkeitsstufe >SS-Sonderstufe< begann eine forcierte Tätigkeit am A 4-Fernraketen-Programm. Obgleich sich die Rakete noch im Projektstadium - bisher war noch kein A 4 montiert bzw. getestet worden - befand, entwickelten die beteiligten Militär des Heereswaffenamts und der Heeresversuchsanstalt Peenemünde unter dem Vorsitz des Generals Dornberger einen Plan für die Massenfertigung. Projektiert war zunächst eine Serie von 5000 Raketen und eine Vorserie von 600 Raketen, die im Entwicklungswerk Peenemünde gefertigt werden sollten.11 Parallel zur Konstruktion der Fernrakete A 4 war es zu weiteren Projekten gekommen. So begann auch die Firma Rheinmetall-Borsig mit Arbeiten für Flugabwehr- und Luft-Luftraketen. Die AFA war auch an diesen Aktivitäten mit der Entwicklung und Lieferung spezieller Bordbatterien beteiligt.12

      Hitlers Wunsch nach Vergeltung

      Die Steigerung des Bombenkriegs gegen Deutschland durch Flächenangriffe ab Frühjahr 1942 ließ in Hitler den Wunsch nach Vergeltung aufkommen. Er forderte die rasche Fertigstellung der Fernrakete, um mit ihr Terrorangriffe gegen englische Städte durchzuführen. Außerdem stellte Hitler den irrationalen und aufgrund der Rohstofflage unmöglichen Ablieferungsplan von jährlich 50.000 Raketen auf. Doch bereits im April 1942 mußte sich Hitler mit der Realität abfinden, da General Dornberger in einer Denkschrift das technisch und wirtschaftlich Mögliche vorlegte. In dieser Situation kam von der Luftwaffe der Vorschlag zur Serienfertigung einer von einem Strahlrohr angetriebene Flugbombe, der Fi 103 (Fieseler-Werke, Kassel).13 Die Vorteile dieser Waffe lag in dem geringen Materialbedarf, den günstigen Fertigungskosten und der einfachen Konstruktion. Im Gegensatz zur A 4-Fernrakete kostete die Flugbombe nur einen Bruchteil an Rohstoffen und Fertigungszeit. Bereits im Sommer 1942 begannen die Entwicklungs- und Fertigungsarbeiten für die Fi 103, der späteren V 1. Zwischen dem Heer, das die A 4-Entwicklung betreute, und der Luftwaffe mit der Flugbombe Fi 103 entwickelte sich in der Folgezeit eine Konkurrenz in der Zuteilung von Dringlichkeitsstufen, Rohstoffen und Personalzuweisungen.14 Als Bordbatterie für die Energieversorgung der Steuerung und Elektronik der Fi 103 diente eine 1942 entwickelte Trockenbatterie mit einer Leistung von 30 Volt.15 Parallel dazu konstruierte die Heeresversuchsanstalt Peenemünde unter der Bezeichnung >Wasserfall< eine Flugabwehrrakete, die einer verkleinerten A 4 entsprach und im Frühjahr 1944 in die Erprobungsphase gelangte. Für diese Rakete wurde 1944 der AFA-Spezialakkumulator 3 T 50 eingesetzt.16
      Im Juni 1942, nach dem 1000-Bomber-Angriff auf Köln am 30./31. Mai, wurde ein Fertigungsplan des A 4 vorgelegt, der ab Januar 1943 die Lieferung von bis zu 1000 Raketen bis Jahresende projektierte. Gleichzeitig avisierte der neue Reichsminister für Bewaffnung und Munition, Albert Speer, die Einstufung des A 4-Programms in die Dringlichkeitsstufe >DE< (Dringende Entwicklung) an, was allerdings erst ein Jahr später tatsächlich erfolgte. Am 3. Oktober 1942 erfolgte der erste erfolgreiche Start einer A 4-Rakete vom Prüfstand in Peenemünde. Dieser Fortschritt in der Entwicklung und die Intervention Speers beim Reichführer SS, Heinrich Himmler, führte schließlich im Dezember 1942 zum Befehl Hitlers zur Serienproduktion der Fernrakete A 4. Mit diesem Befehl war es möglich, die Verhandlungen mit den Zulieferfirmen aufzunehmen, Rohmaterialkontingente festzulegen und Arbeitskräfte anzufordern.17 Auch bei der AFA begannen nun die Planungen und Vorbereitungen für die projektierte Serienfertigung der Bordbatterien. Die vorhandenen Maschinen, beteiligten Abteilungen und sonstigen Einrichtungen des AFA-Werks Hagen erwiesen sich jedoch als unzureichend, um die Forderungen der Heereswaffenamts zu erfüllen. Bereits Anfang Dezember 1942 mußte eine neue 150-Tonnen-Excenterpresse zur Herstellung der Eisenblechkästen für die Raketenbatterien 3 T 92 bestellt werden.18 Zur selben Zeit liefen auch die Vorbereitungen zur Fertigung der Nickel-Cadmium-Kommandogeberbatterie 50 NC 1,3 im AFA-Werk Hagen auf Hochtouren. Im Dezember 1942 rechnete die AFA-Hauptverwaltung in Berlin mit einem Auftragsvolumen von monatlich 5000-8000 derartiger Batteriezellen in 1943 und 10.000 in 1944. Die Batterielieferungen für das A 4-Programm waren bis Ende 1942 allerdings in nur geringer Höhe und sporadisch erfolgt.19
      Mit der Gründung eines >Sonderausschuß A 4< unter dem Vorsitz des Industriellen Gerhard Degenkolb im Ministerium für Bewaffnung und Munition am 22. Dezember 1942 schuf Speer eine zentrale Koordinierungsinstanz für die projektierte Serienproduktion. Anläßlich der Gründungssitzung dieses Ausschusses am 3.-6. Februar 1943 wurde die Aufstellung von 21 Arbeitsausschüssen festgelegt. Damit ordnete sich der >Sonderausschuß A 4< in das hierarchisch strukturierte Organisationsschema des Ministeriums Speer ein und war administrativ den übrigen Fertigungsgebieten wie Panzer, U-Boote oder Flugzeuge gleichgestellt. Die organisatorischen Voraussetzungen zur Durchführung der Serienfertigung warfen Anfang 1943 auch die Forderung nach einem realistischen Lieferprogramm auf. Im April 1943 wurde schließlich ein Plan akzeptiert, der eine sich steigernde Ablieferung von 50 Raketen im April bis zu 950 Raketen im Dezember 1943 vorsah. Zunehmend war auch die SS unter Reichsführer Heinrich Himmler in das Fernraketen-Programm involviert. Himmlers politischer Initiative lag letztlich auch die Einstufung der A 4-Serienfertigung in die höchsten Dringlichkeitsstufen >DE 12< ab Juni 1943 und >SS 4948< ab Anfang 1944 zu Grunde.20
      Von dieser hohen Fertigungspriorität profitierten auch die am Programm beteiligten Zulieferfirmen wie die Akkumulatoren Fabrik AG. Bereits im April 1943 hatte das AFA-Werk Hagen eine weitere Excenterpresse mit einer Druckleistung von 25 t zur Fertigung von Eisenblechkästen für Raketenbatterien 3 T 92 bestellt, da die vorhandene Presse den Erfordernissen nicht mehr entsprach. Gleichzeitig war die Bestellung eines automatischen Vorschiebegeräts für den Kastenbau erfolgt, der den Arbeitsprozeß rationalisieren und damit Arbeitskräfte einsparen konnte. Im März 1943 waren die beteiligten Werksabteilung in Hagen aufgefordert worden, eine detaillierte Übersicht der erforderlichen Einrichtungen und Arbeitskräfte sowie der entstehenden Kosten zur Durchführung einer Serienfertigung der A 4-Batterie 3 T 92 anzufertigen. Die Abteilung I (Plattengießerei, Plattenpastiererei und Formation) meldete Ende März den Bedarf von 23 Arbeitskräften, 130 m² zusätzlicher Raumfläche und 29.000 Reichsmark Neuanschaffungskosten. Der gesamte Arbeitskräftebedarf des AFA-Werks Hagen für das A 4-Programm belief sich im Frühjahr 1943 auf 153 zusätzliche Personen. Entgegen der Planungen des Rüstungsministeriums lief die Serienfertigung der A 4 entgegen der Planungen jedoch nur schleppend an. Im Januar 1943 lieferte AFA-Hagen 43 und im folgenden Monat lediglich zwölf A 4-Bordbatterien aus.21

      Zu wenig Arbeitskräfte

      Im Sommer 1943 begann die Serienproduktion der Batterietype 3 T 92 für die Fernrakete A 4, das sich an ein am 24. Mai 1943 festgelegtes Fertigungsprogramm des Arbeitsausschusses >Elektronische Geräte< im Sonderausschuß A 4 orientierte.22 Dieses Programm sah für die AFA eine Lieferung von insgesamt 6360 Batterien 3 T 92 (= 3180 Raketen) für 1943 vor. Doch bereits am 1. Juni 1943 mußte sich der Leiter der Abteilung III darüber beklagen, daß er mit den vorhandenen Arbeitskräften im günstigen Fall lediglich 120 A 4-Batterien statt der 240 für Juni/Juli und August vorgesehenen Ablieferungszahlen herstellen kann und forderte deshalb sofort 15-20 zusätzliche Leute an. 22a Einen Monat später erschien der Batterietyp 3 T 92 auf dem Einbauplan der Abteilung III für Serienprodukte der Rüstungsfertigung. Allerdings erfolgte eine Mitteilung der erforderlichen Einbauleistungen nach einer individuellen Mitteilung der Betriebsleitung, die sich an den aktuellen Bestellungen des Heereswaffenamts orientierte.
      Am 23. Juli 1943 war es im Ministerium für Bewaffnung und Munition zu einer Besprechung zwischen dem Ministerium, den leitenden Funktionsträgern der Heeresversuchsanstalt Pennemünde, den Arbeitsausschüssen und den wichtigsten Zulieferfirmen des A 4-Programms, darunter auch die AFA, gekommen. Anläßlich dieser Besprechung war ein neuer Batterielieferplan für die A 4 festgelegt worden. Demnach sollten bereits ab Oktober dieses Jahres 1900 Batterien geliefert werden und bis Jahresende 1943 insgesamt 12720 Akkumulatoren (= 6360 Raketen) bereitgestellt werden. Die AFA mußte nach diesem Plan schon bis Oktober 1943 die gleiche Anzahl von Batterien, nämlich 6360 Stück, abliefern, wie nach den zwei Monate zuvor festgelegten Liefervorgaben für das gesamte Jahr.23 Die Liefervorgaben für die AFA hatten sich in diesem Zeitraum verdoppelt. Tatsächlich waren die Ablieferungen 1943 wesentlich geringer als die Planungen der Rüstungsmanager und Militärs, da die Entwicklung und Produktion der A 4 zu dieser Zeit nur eine begrenzte Anzahl von einsatzbereiten Raketen ermöglichte.
      Das Arbeitskräfteproblem der AFA im Zusammenhang mit dem A 4-Programm waren Ende Juli 1943 scheinbar vorläufig gelöst. So meldete z.B. das Betriebsbüro Hagen am 22. Juli 1943 folgendes: "Für das A 4-Programm wurden uns bis heute 96 Arbeitskräfte, darunter 3 Französinnen, zugewiesen. Es befinden sich darunter auch einige Handwerker. Im allgemeinen Durchschnitt handelt es sich um jüngere Arbeitskräfte im Alter von 20 bis 23 Jahren, die im Gegensatz zu den bisher zugewiesenen Kräften [für die übrige Rüstungsfertigung, R.Bl.] einen guten Eindruck machen und besonders kräftig erscheinen. Die Kräfte stammen überwiegend aus der Provinz und sind dienstverpflichtet." 23a Nach Aufnahme der verstärkten Serienproduktion 1944 wurden der AFA jedoch weitere Arbeitskräfte, überwiegend Zwangsarbeiter aus West- und Osteuropa, für das A 4-Programm zugewiesen.24 Wie im Entwicklungswerk Peenemünde und ab Herbst 1943 im unterirdischen Hauptfertigungswerk >Mittelwerk< bei Nordhausen im Harz stützte sich die A 4-Fertigung auch bei der AFA auf Zwangsarbeit. Die A 4-Serienfertigung im >Mittelwerk< wurde ausschließlich mit Häftlingen des in den Betrieb integrierten Konzentrationslagers Dora-Mittelbau durchgeführt.25 Die Illusion von der deutschen Fernrakete A 4 als "Wegbereiterin zu den Sternen" erweist sich als Trugbild: eine Kriegsrakete zum Zweck des Terrors, hergestellt von Zwangsarbeitern, von denen Tausende bei der Fertigung den Tod fanden.
      Mit Schreiben vom 16.6.1943 hatte das Oberkommando des Heeres (OKH) bei der AFA 25000 Batterien 3 T 92 für das A 4-Bauprogramm bestellt. Die Lieferung dieser Batterien sollte bis 1945 abgeschlossen sein.26 Obgleich die Kapazität des AFA-Werks Hagen 1943 mit der Produktion von Raketenbatterien aufgrund der relativ geringen Stückzahlen keine Fertigungsengpässe aufwies, wurde aufgrund der Lieferauflagen des OKH mit der Produktion solcher Batterien im Zweigwerk Hannover-Stöcken begonnen. Bereits im Sommer 1943 war die Fabrikation von Nickel-Cadmium-Kommandogeber-Batterien 50 NC 1,3 größtenteils nach Hannover verlagert worden. Im Winter 1943/44 lief dann auch in Hannover die Herstellung des Batterietyps 3 T 92 für die A 4 an. In diese Produktionsverteilung wurde ab Sommer 1944 auch zunehmend das ein Jahr zuvor in Betrieb genommene Zweigwerk Posen einbezogen, so daß von Hagen zu diesem Zeitpunkt nur noch weniger als ein Drittel der benötigten Raketenbatterien geliefert wurde. Lediglich die Produktion der Batterietyp 3 T 50 für u.a. die Flakrakete "Wasserfall" und andere Batterietypen für in der Testphase befindliche Raketenprojekte blieben bis Kriegsende 1945 auf das AFA-Werk Hagen konzentriert, dessen Abteilung III/WMG jedoch als >Leitfertigungsstelle< die Produktion, Lieferung und technische Überwachung der Zweigwerke kontrollierte. 1944 lieferten die drei AFA-Werke Hagen, Hannover und Posen rund 9000 Bleibatterien 3 T 92 für die seit Anfang September 1944 im Einsatz befindliche A 4 (>V 2<;) aus. Mit diesen Batterien konnten 4500 Raketen ausgerüstet werden, da die >V 2< jeweils eine Batterie zum Betrieb des elektrischen Bordnetzes und der Steuerungsgeräte sowie eine zweite zum Antrieb der Luft- und Strahlruder benötigte. Von der Kommandogeber-Batterie (50 NC 1,3) für die Stromversorgung der Kontroll- und Treibstoffschaltung wurden 1943 und 1944 rund 15000 Stück in den AFA-Werken Hagen und Hannover hergestellt.27 Die Ablieferungszahlen der AFA-Werke für die ersten drei Monate 1945 betrugen mindestens rund 840 Bleibatterien 3 T 92. Im A 4-Fertigungsprogramm war es zu keinen größeren Produktionsstörungen gekommen. Lediglich im AFA-Werk Hagen, das als einziges der drei Betriebe im Oktober 1943 und Dezember 1944 schwere Bombenschäden erlitt, kam es zu kurzzeitigen Produktionsausfällen.28
      In der A 4/>V 2<-Einsatzversion befanden sich die AFA-Batterien in dem in vier Quadranten unterteilten Geräteraum unterhalb der mit 975 kg Sprengstoff gefüllten Raketenspitze. Im ersten Quadranten waren die zwei Bordbatterien 3 T 92 mit jeweils 16 Volt und im dritten die Kommandogeber-Batterie 50 NC 1,3 mit 50 Volt Stromspannung untergebracht. Die Bord- und die Kommandogeber-Batterien lieferten die Energie für die sämtlich elektrisch betriebenen Geräte und Funktionen in der Rakete, z.B. den Antrieb der Ruderanlage, der Zündung, die Steuerung der Treibstoffventile sowie des Brennschlusses nach Erreichen der ballistischen Flughöhe. Für den Betrieb der >V 2< besaßen sie deshalb große Bedeutung. Nicht zuletzt deshalb zählte die AFA zu den wichtigsten Hauptlieferanten im deutschen V-Waffenprogramm. Wie im U-Boot- und Torpedobau nahm der AFA-Konzern auch in der Raketenfertigung eine Schlüsselposition ein.

      Vormachtstellung für SS

      Der Einsatz der >V 2< ab September 1944 hatte jedoch keine kriegsentscheidene Wirkung und erwies sich keinesfalls als das von den Nationalsozialisten seit 1943 beschworene >Vergeltungswunder<. Von den mehr als 3100 vor allem gegen Brüssel, Antwerpen und London abgeschossenen Raketen traf die Mehrzahl zivile Ziele, was auch beabsichtigt war. Als >Wunderwaffe<, die blitzschnell binnen Minuten mit Überschallgeschwindigkeit ohne jede Möglichkeit einer Vorwarnung einschlug, stellte die Fernrakete >V 2< eine furchtbare und aufgrund ihrer technischen Perfektion anonyme Terrorwaffe dar. Nicht weniger als 8.000 Menschen fielen ihr in Frankreich, Belgien und England zum Opfer. So traf am 25. November 1944 eine >V 2< ein Geschäftshaus im Londoner Stadtteil Deptford und tötete rund 160 Personen. Noch am 27. März 1945 schlug eine Fernrakete in einem Wohnblock im Vorort Stepney ein; dort fanden rund 130 Menschen den Tod. Nicht nur in England verbreitete die >V 2< Angst und Schrecken. In Antwerpen stürzte eine Rakete am 27. November 1944 während der Hauptgeschäftszeit auf eine Kreuzung und richtete ein Blutbad an: mindestens 128 Menschen fielen dort der modernen Kriegstechnologie zum Opfer. Der folgenschwerste >V 2<-Treffer ereignete sich am 16. Dezember 1944 zu Beginn der deutschen >Ardennen-Offensive< in einem vollbesetzten Kino in Antwerpen. 561 Personen kamen dabei ums Leben, weitere 291 erlitten schwere Verletzungen.29 Die während des Beschußes mit >Vergeltungswaffen< entstandenen Personen- und Sachschäden waren zwar schwer, aber standen in keinem Verhältnis zur Strategie der alliierten Bomberoffensive gegen Deutschland in der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Gemeinsam mit der zur >Vergeltungswaffe 1< erhobenen Flugbombe bestimmte die >V 2< in der letzten Kriegsphase die deutsche Luftkriegführung gegen England, während die Deutsche Luftwaffe trotz moderner Düsenjäger und dem bevorstehenden Einsatz von Flugabwehrraketen vor den alliierten Bomberströmen letztendlich kapitulieren mußte. 29a Längst hatte die SS eine Vormachtstellung in der Produktion und dem Einsatz der sog. V-Waffen erhalten. Der SS-Gruppenführer und Ingenieur Dr. Hans Kammler war im August 1944 von Hitler zu seinem >Sonderbevollmächtigten< und Einsatzleiter für das Raketenprogramm bestimmt worden.30 Die rücksichtslose Ausbeutung von KZ-Häftlingen bei der Fertigung von Raketen und Flugbomben im >Mittelwerk< sowie in den Zulieferbetrieben erhielt unter der Führung der SS eine neue Qualität. Mit der Übernahme der Verantwortung für die sog. V-Waffen war aus Sicht ihres Chefs, Heinrich Himmler als neuer Befehlshaber des Ersatzheeres, mehr als nur ein Prestigegewinn verbunden. In ihrer Konsequenz wurde dadurch tatsächlich die politische Funktion und Macht der SS im zusammenbrechenden >Dritten Reich< dokumentiert, die zunehmend auch in den Rüstungsressort ziviler und militärischer Dienststellen eingedrungen war.

      Neue Experimente

      In den Entwicklungsbüros der deutschen Raketentechniker wurde hingegen angesichts der drohenden militärischen Katastrophe bis zuletzt an einer technischen Verbesserung der Raketenwaffen gearbeitet. Projektiert war u.a. auch das A 10, eine zweistufige Fernrakete, die z.B. New York mühelos erreichen konnte. Auch wurde die Reichweite der A 4/>V 2< durch technische Korrekturen vergrößert. Damit trugen die Raketentechniker der zusammenbrechenden Front im Westen Rechnung, denn um London zu erreichen, mußte die >V 2< bisher von Nordfrankreich und Holland abgefeuert werden. Gleichzeitig bestimmte auch die Elektronik zunehmend die weitere Entwicklung. So genügten die Bleibatterien Ende 1944 den gestiegenen Anforderungen der mit der Weiterentwicklung von Raketenwaffen betrauten Elektromechanischen Werke GmbH in Karlshagen nicht mehr, so daß die AFA nach geeigneten Alternativen im Bereich der alkalischen Batterietechnologie suchen mußte.31 Alkalische Batterie haben den Vorteil, daß sie in der Regel weniger Wartung benötigen und ein optimales Verhältnis zwischen Gewicht und Leistung aufweisen. Gerade aber das Gewicht war eines der Hauptprobleme von Bleibatterien, immerhin hatte die A 4-Bordbatterie ein Gesamtgewicht von rund 34 kg. In Raketen zählte indessen jedes Mehrgewicht, das die Startleistung verringerte und die eigentliche Nutzlast reduzierte. Gleichzeitig ließen sich alkalische Batterien in flüssigkeits- und gasdichter Ausführung anfertigen. Derartige Batterien kamen den militärischen Forderungen nach Wartungsfreiheit und sofortiger Betriebsbereitschaft entgegen. Bei den bisherigen Blei-Säurebatterien war es notwenig, die Batterien kurz vor dem Start der Rakete einzusetzen, um einen möglichst waagerechten Säurepegel (Auslaufgefahr) sowie eine gewisse Aufheizung der Batteriezellen (Leistungserhöhung) zu garantieren. Bereits 1943 und verstärkt ab Sommer 1944 experimentierte die AFA daher im Auftrag des Rüstungsministeriums und der Luftwaffe mit speziellen Batteriezellen für Raketenwaffen, die diese Einsatzschwierigkeiten verringern konnten. Dabei handelte es sich um sog. Primärbatterien auf der Basis Bleidioxit-Zink bzw. Zinkfolien-Batterien und Trockenelemente. Die bei den Forschungen dabei gewonnenen Erkenntisse und praktischen Erfahrungen gelangten jedoch nicht mehr in die Serienproduktion und zum Einsatz. Sie interessierten ab Mai 1945 im AFA-Werk Hagen um so mehr die alliierten Untersuchungsteams. In Gesprächen mit AFA-Ingenieuren und Wissenschaftlern vertieften alliierte Fachleute ihre Kenntnisse auf dem Gebiet von Spezialbatterien. Im Spätsommer 1945 beschlagnahmte die Royal Army im AFA-Werk Hagen zahlreiche >V 2<-Bordbatterien 3 T 92 und Kommandogeber-Batterien 50 NC 1,3.32 Auch die amerikanischen Militärdienststellen ließen sich im Mai und September 1945 eine Anzahl solcher Raketenbatterien aushändigen. Die im AFA-Werk Hagen vorgefundenen Unterlagen erwiesen sich ebenfalls als wertvolle Kriegsbeute. Die Requierungsaktionen standen im Zusammenhang mit der Aufnahme von Raketentests und der Weiterentwicklung entsprechender ballistischer Flugkörper im Sommer und Herbst 1945 durch die britische Siegermacht (Operation Backfire) sowie durch die US-Streitkräfte.33 Somit hatte die AFA nicht nur Anteil an der Entwicklung und dem Einsatz deutscher Raketentechnologie, sondern auch an ihrer Weiterentwicklung durch die ehemaligen Kriegsgegner in der frühen Nachkriegszeit. Betrachtet man die weiteren Aktivitäten der AFA-Nachfolgerin VARTA AG im militärischen und wissenschaftlichen Raketen- und Raumfahrtprogramm, z.B. die Entwicklung von Hochleistungsbatterien für das Apollo-Mondprogramm (>Mondauto<;) sowie für Kommunikations- und Forschungssatelliten (z.B. für die Voyager-Raumsonden), so entsteht der Eindruck, daß eine Kontinuität bis in jüngste Zeit besteht.
      Auch die Galileo-Raumsonde der NASA, die nach einem Raumflug von 4 Mrd. Kilometern den Planet Jupiter erreichen konnte und 1996/97 spektakuläre Fotos sowie Forschungserkenntnisse lieferte, wird auf ihrem Flug mit Energie aus einer speziellen Lithium-Batterie der VARTA Batterie AG gespeist.34 Was im Zweiten Weltkrieg zu Kriegszwecken produziert wurde, fand ihren Niederschlag u.a. in der wissenschaftlichen Raumfahrt und militärischen Hochleistungstechnik ab den 1960er Jahren.

      Anmerkungen

      1 Auf dem Rüstungssektor, der 1939-1945 die Produktion des AFA-Konzerns bestimmte, verdreifachten sich die Umsätze; National Archives Washington, D.C. [NA], RG 243:92.
      2 Geschäftsberichte der AFA, vorgelegt auf den Abteilungsleiter-Konferenzen 1937 u. 1941 - Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund; F 137. Zur Motorisierung im Dritten Reich vgl. Hans Mommsen/Manfred Grieger: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich. Düsseldorf 1996, bes. S. 92ff.
      3 Das AFA-Zentrallabor in Hagen kooperierte eng mit den Fertigungsstätten und -abteilungen. Batterieentwicklungen für den Wehrmachtsbedarf wurden dort konstruiert und getestet, z.T. auch unter simulierten Einsatzbedingungen.
      4 Für diese Annahme sprechen fragmentarisch erhaltene Unterlagen und Schriftverkehr zwischen den einzelnen AFA-Fertigungsabteilungen sowie mit der Hauptverwaltung in Berlin; Privatarchiv Verfasser [das Quellenmaterial wird nach Abschluß der Forschungsarbeit dem Westf. Wirtschaftsarchiv als Depositum übergeben].
      5 Zum deutschen Raketenprogramm 1933-1945 vgl. Heinz Dieter Hölsken: Die V-Waffen. Entstehung-Propaganda-Kriegseinsatz. Stuttgart 1984 [= Studien zur Zeitgeschichte 27]; Gregory P. Kennedy: Vengeance Weapon 2. Washington 1983; Michael Neufeld: The Rocket and the Reich. Peenemuende and the Coming of the Ballistic Missile Era. New York 1995 [dt. Ausgabe: Die Rakete und das Reich. Wernher von Braun, Peenemünde und der Beginn des Raketenzeitalters. Berlin 1997].
      6 Technische Beschreibungen der Batterien 50 NC 1,3 und 3 T 92 - Deutsches Museum München; German Documents GD 662.821.3. Eine komplette Kommandogeberbatterie 50 NC 1,3 für die V 2 hatte 1944 einen Verkaufswert von 91,13 Reichsmark. Für die Batterietype 3 T 92, die als Bordbatterie der V 2 diente, war 1944 ein Verkaufspreis von 210 Reichsmark angesetzt - Aufstellung über Requierierungen im AFA-Werk Hagen, Mai - Juli 1945; Privatarchiv Verfasser.
      7 Bericht über die Requierung von Kriegsbatterien durch die alliierte Militärregierung, 5.5.1945 - Privatarchiv Verfasser.
      8 Vgl. dazu Anm. 5.
      9 Vgl. Hölsken 1984, S. 17f.
      10 Ebd., S. 21ff.
      11 Ebd., S. 35f.
      12 Die Zuordnung der einzelnen Batterietypen zu den unterschiedlichen Raketenentwicklungen ist z. Zt. aufgrund der Quellenlage schwierig.
      13 Zur V 1 vgl. Wilhelm Hellmold: Die V 1. Eine Dokumentation. München 1988.
      14 Hölsken 1984, S. 38f.
      15 Aber auch für andere >Wunderwaffen< konstruierte die AFA spezielle Bordbatterien, so z. B. für die Gleitbombe He 293 (Henschel-Werke), die 1943-1944 zum Einsatz kam. Es handelte sich dabei um einen Nickel-Cadmium-Akkumulator in gas- und flüssigkeitsdichter >Luftwaffen-Ausführung<; Schreiben des AFA-Zentrallabors an die Betriebsleitung v. 18.12.1942 betr. Umkonstruktion des Bordsammlers 24 NCL 10; NA, RG 243:92.
      16 Das Batteriebaumuster 3 T 50 entsprach technisch weitgehend der größeren A 4-Batterie und wurde ursprünglich für ein Projekt der Firma Blohm & Voss entwickelt. Erst im Frühjahr 1944 gelangen die ersten erfolgreichen Probestarts der Flakrakete "Wasserfall"; die Serienproduktion sollte im Frühjahr 1945 anlaufen. 1944 hatte das AFA-Werk Hagen rund 500 Batterien für dieses und weitere Flakraketen-Entwicklungsprojekte (>Enzian<, >Rheinbote<;) geliefert. Das Bordnetz sowie die aufwendigen Funk- und Fernlenksteuerung der Flakrakete "Wasserfall" wurden von zwei AFA-Batterien 3 T 50 mit Energie versorgt: je eine Batterie für die Funksteuerungsgeräte und Luftruder sowie für die Strahlruder aus hitzebeständigem Graphit; zur Fla-Rakete >Wasserfall< vgl. Karl-Heinz Ludwig: Die deutschen Flakraketen im Zweiten Weltkrieg. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 1 (1969), S. 87-100.
      17 Vgl. Hölsken 1984, S. 44ff.
      18 Schreiben der Abt. III bzw. Wmg an die Betriebsleitung, November 1942 - Februar 1943; NA, RG 243:92.
      19 Vorläufiger Lieferplan der Abteilung IV an die Betriebsleitung des Werks Hagen, 21.12.1942; NA, RG 243:92.
      20 Vgl. Hölsken 1984, S. 44ff.; Manfred Bornemann: Geheimprojekt Mittelbau. Die Geschichte der deutschen V-Waffen-Werke. München 1971, S. 28ff.
      21 Berichte der Abteilungen I, IV und III betr. A 4-Programm, Januar-Juni 1943; NA, RG 243:92.
      22 Rundschreiben Nr. 2 des Arbeitsausschusses Elektronische Geräte im Sonderausschuß A 4 des Reichsministers für Bewaffnung und Munition v. 24.5.1943 - Privatarchiv Verfasser.
      22a Lieferplan der Abt. III, AFA-Werk Hagen, 1.6. u. 1.7.1943; Privatarchiv Verfasser.
      23 Lieferplan für das A 4-Programm bei der AFA nach dem Stand v. 30.7.1943; Privatarchiv Verfasser.
      23a Notiz des Personalbüros AFA-Werk Hagen v. 22.7.1943 betr. Arbeitskräfte; NA-RG 243:92.
      24 Lieferplan der Abt. III, AFA-Werk Hagen, Oktober 1943 - Mai 1944; Privatarchiv Verfasser.
      25 Vgl. Hölsken 1984, S. 55ff.
      26 Lieferauftrag des OKH an die AFA, Bestellnr. SS 4948 (A4): 0372-1001/43 OKH Wa I Rü (Wug. 7/VIIIb2) v. 16.6.1943 (Az. 72p 2427, Nr. 1593.4.43 II Ang.), Bedarfsgruppe 1432 über 25000 Batterien mit je 8 Zellen 3 T 92/154 in Eisenkästen, gefüllt und geladen; Privatarchiv Verfasser.
      27 Lieferstatistiken der Abteilungen IV und III sowie der AFA-Werke Hannover und Posen, Januar-Dezember 1944; NA, RG 243:92 u. Privatarchiv Verfasser.
      28 Im Januar und Februar 1945 hatte die Abteilung III im AFA-Werk Hagen von der Abteilung Formation die Plattensätze für jeweils 1000 Batterien 3 T 92 bestellt. Im selben Zeitraum sollte die Formation die Plattensätze für jeweils 400 Batterien 3 T 50 (u.a. Flakrakete >Wasserfall<;) liefern. Für den Monat März 1945 lagen die Bestellungen von rund 2100 Batterien 3 T 92 und 437 Batterien 3 T 50 vor. Der Verlust des AFA-Zweigwerks Posen im Januar 1945 durch sowjetische Besetzung machte offenbar eine verstärkte Produktion von Raketenbatterien in Hagen notwendig. Bei der Einnahme des Hagener AFA-Werks im April 1945 befanden sich noch 865 V 2-Batterien sowie 538 Batterien 3 T 50 versandfertig auf dem Fabrikgelände - Formationspläne Januar-März 1945, AFA-Werk Hagen u. Nachweis über den Verbleib von Materialien aus der Kriegsfertigung für die britische Militärregierung, 12.7.1946; Privatarchiv Verfasser.
      29 Vgl. Hölsken 1984, S. 261ff.
      29a Siehe hierzu Ralf Schnabel: Die Illusion der Wunderwaffen. Die Rolle der Düsenflugzeuge und Flugabwehrraketen in der Rüstungspolitik der Dritten Reiches. München 1994 [= Beiträge zur Militärgeschichte 13].
      30 Vgl. Hölsken 1984, S. 72.
      31 Schreiben der Elektromechanischen Werke GmbH Karlshagen an das AFA-Werk Hagen, 6.12.1944 - Deutsches Museum München; German Documents GD 662.821.3.
      32 Tagebuch des Oberingenieurs Bischof, AFA-Werk Hagen, Bd. I -Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, F 137.
      33 Vgl. Volkhard Bode/Gerhard Kaiser: Raketenspuren. Peenemünde 1936-1994. Berlin 1995, S. 135ff.; Frederick I. Ordway/Mitchel R. Sharpe: The Rocket Team. From the V-2 to the Saturn Moon Rocket. Cambridge 1982, S. 294ff.
      34 Vgl. Informationen auf der Home Page der VARTA AG im Internet (http://www.varta.de)."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:49:03
      Beitrag Nr. 24 ()
      heise.de ist eigentlich immer eine gute Infoquelle. Und auch zum Thema (Rheinmetall) Minen haben sie unter http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/2546/1.html etwas zu sagen:

      "Stolperdrähte für den Anti-Minen-Vertrag

      Roman Goergen 28.11.1998
      Wie Rüstungskonzerne und Kriegsparteien das Abkommen von Ottawa unterlaufen

      Im September wurde der Weg freigemacht für die weltweite Ächtung von Anti-Personen-Minen. Doch obwohl das Abkommen von Ottawa noch nicht einmal in Kraft getreten ist, haben seine Gegner schon Wege gefunden, es zu mißachten. Europäische Rüstungskonzerne finden Schlupflöcher in den Exportgesetzen. Die USA rechnen sich das Minenproblem schön. Und in Krisengebieten wie Angola wollen die Armeen nicht auf die strategisch wichtige Waffe verzichten.













      Für die Mitarbeiter von Medico International kehrte ein Alptraum zurück. Die Ärzte und Soziologen der deutschen Hilfsorganisation konnten sich gerade über die Fortschritte ihres Projektes bei Luena im Osten Angolas freuen. Gemeinsam mit der Mines Advisory Group hatten die Deutschen den Ort von Landminen gesäubert und deren Opfer mit Prothesen versorgt.

      Dann fing es wieder an. Der 11jährige Domingos Pedro brach an einem Freitagmorgen auf, um die Rinder seines Onkels zu hüten. Die Wiese am Rande von Luena galt eigentlich als von Minen geräumt. Ein lauter Knall und ein greller Blitz bewiesen den Irrtum. Der kleine Domingos verlor an jenem Tag sein linkes Bein und das Medico-Projekt die Hoffnung auf einen Fortschritt in Angola.

      Berichte von neutralen Hilfsorganisationen beweisen es: Angola wird wieder vermint. Sowohl Regierungstruppen als auch ihre Gegner von der Unita-Bewegung rüsten seit Monaten für einen neuen Waffengang. Die Konsequenz ist für die Hilfsorganisationen frustrierend: die Arbeiten müssen eingestellt werden, jahrelange Bemühungen sind in wenigen Wochen zunichte gemacht. Viele geben nun auf. Cap Anamur hat sich bereits im März aus Angola zurückgezogen, die "Mines Advisory Group muß aufhören – und auch Medico International überlegt nun, die Zelte seines Camps in Luena für immer abzubrechen.

      Zwar beteuern die beiden angolanischen Machtblöcke, daß nur ihre Gegner wieder Minen auslegen, aber "beide Seiten tun es auf jeden Fall", sagt Ulrich Tietze von Medico International. Die MPLA-Regierung verstößt so auch gegen den Anti-Minen-Vertrag von Ottawa, den sie noch im Januar selbst unterzeichnet hatte – denn auch geächtete Anti-Personen-Minen kommen zum Einsatz. Das Abkommen von Ottawa soll im März 1999 in Kraft treten. Die Situation in Angola wird zur ersten Bewährungsprobe für den Vertrag.








      Das Ottawa-Abkommen
      Im Januar 1998 einigten sich 126 Länder auf einer Konferenz in Ottawa auf die Ächtung von Anti-Personen-Minen. Das Abkommen sieht vor, daß sich die Unterzeichner dazu verpflichten, Minentypen einer bestimmten Machart in ihrem Land nicht zu verwenden, nicht zu produzieren und nicht weiterzugeben. Auch ihr Besitz ist strafbar. Drei der wichtigsten Nationen in Sachen Rüstung und Minenproduktion, die USA, Rußland und China, traten dem Abkommen nicht bei. Damit es in Kraft treten konnte, mußte das Ottawa-Abkommen von mindestens 40 nationalen Parlamenten ratifiziert werden, um Gesetzeskraft zu erlangen. Dies wurde Mitte September durch die 40.Unterschrift von Burkina Faso erreicht. Auch Deutschland hat das Abkommen bereits ratifiziert. Es erlangt nun am 1.März 1999 Gültigkeit.

      Hauptdiskussionspunkt in Ottawa war die Definition des Begriffs "Anti-Personen-Mine". Die Umschreibung als Sprengkörper, die "hauptsächlich gegen Menschen gerichtet" sind, war humanitären Organisationen zu ungenau. Sie kritisieren, daß in Ottawa nur jene Typen von Landminen geächtet wurden, die ohnehin veraltet seien und deswegen von der Rüstungsindustrie gar nicht mehr hergestellt würden. Ausdrücklich ausgenommen von der Ottawa-Ächtung sind auch Anti-Panzer-Minen, weil sie sich nicht primär gegen Menschen richteten. Dagegen protestieren Anti-Minen-Kampagnen mit folgenden Argumenten: Anti-Panzer-Minen hätten häufig eine integrierte Anti-Personen-Mine als Räumschutz. Sie könnten auch nicht zwischen Panzern, Lkws und Schulbussen unterscheiden. Außerdem könne niemand sagen, ob moderne Minensysteme nicht auch als Terrorwaffe gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt würden.





      Aber auch die Haltung der USA stellt Ottawa in Frage. Die Amerikaner verweigern sich nach wie vor dieser verbindlichen Ächtung. So ist es kein Zufall, daß US-Regierungsbeamte eine neue Minenstatistik genau in dem Augenblick präsentieren, in dem das Ottawa-Abkommen wieder in den Schlagzeilen ist. Die Weltmacht stellt lieber positive Zahlen in den Mittelpunkt. Denn nach Rechnung der USA sind weltweit mit einem Schlag rund 40 Millionen Landminen verschwunden. Doch diese Minen wurden nicht etwa von Hilfsorganisationen geräumt – sie bewältigen nur etwa hunderttausend Sprengkörper pro Jahr -, sondern die 40 Millionen wurden einfach weggerechnet. Anfang Oktober präsentierte die US-Regierung die Studie "Versteckte Killer 1998". Die Vorgängerstudie stammt aus dem Jahr 1994 und schätzte die Anzahl der weltweit ausgelegten Landminen auf bis zu 110 Millionen. Nun sprechen die Amerikaner nur noch von "60 bis 70 Millionen".



      Eine PMA-2 Mine, Foto: John Rodsted




      "In diesem Bericht haben wir versucht, eine zuverlässigere Schätzung zu bekommen, indem wir die Erfahrungen nationaler Programme stärker herangezogen haben, aber auch die Daten der UNO und der nicht-staatlichen Hilfsprojekte", erläutert der stellvertretende US-Minister für politische und militärische Angelegenheiten, Eric Newsom. Er begründet die zu hohen Zahlen aus dem 94er Bericht mit Schätzungen, die auf wenig Erfahrungen beruhten. Dieses Problem kennen die Hilfsorganisationen zwar auch, sie mißtrauen den US-Statistikern aber wegen ihrer Beweggründe. "Diese Zahlen könnten auch ein politischer Schachzug der USA sein", mutmaßt Mathias John von amnesty international.

      Zahlen sind schon immer ein großer Stolperdraht im Zusammenhang mit Sprengfallen gewesen. Deprimierende Hochrechnungen machten in den vergangenen Jahren die Runde. Da war von mehreren Jahrtausenden die Rede, die es dauern soll, ehe die Erde von Minen befreit sei. Kein Wunder, kommen doch jährlich immer noch schätzungsweise zwei Millionen neu ausgelegter Minen hinzu. Aussichtslose Prognosen, deren Wirkung in die falsche Richtung gingen. So kündigte der Milliardär George Soros, ein wichtiger Förderer der Anti-Minen-Kampagnen, bereits im Dezember 1996 an, keinen Pfennig mehr für die Räumarbeiten zu geben, ehe diese nicht effektiver würden.

      Die Kampagnen erkannten so die Notwendigkeit, nicht immer die pessimistischste Schätzung zu publizieren. Es fiel nicht schwer, denn teilweise waren die Fakten tatsächlich mehr als vage. "Die Glaubwürdigkeit solcher Schätzungen wurde einfach dadurch erhöht, indem sie regelmäßig wiederholt wurden", bestätigt Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für transatlantische Sicherheit. Viele Experten stören sich mittlerweile an diesem Jonglieren mit Zahlen. Dazu zählt Laurie Bolden, beim Südafrikanischen Institut für internationale Angelegenheiten zuständig für die Minenforschung. Andere Dinge spielen nach ihrer Einschätzung eine größere Rolle: die Befreiung wichtiger Infrastruktur wie Straßen oder landwirtschaftlicher Nutzflächen. Auch sei es wichtiger, wie viele Minenunfälle es in einem Land noch gebe.

      In Mosambik wird es zum Beispiel nach Boldens Einschätzung "keine Jahrzehnte" mehr dauern, ehe das Minenproblem unter Kontrolle ist. Wirtschaftlich wichtige Gebiete werden dort zuerst entmint, weniger wichtige zum Schluß. Ein Land könne schon vor der letzten geräumten Mine wieder ohne Probleme leben. Solch ein gezieltes Minenräumen setzt aber voraus, daß Konfliktparteien Auskunft über die von ihnen ausgelegten Sprengkörper geben. Und dabei treten andere Probleme auf. Denn manche Minen können statistisch nur schwer erfaßt werden, weil sie offiziell gar nicht existieren. Sie kommen aus Ländern, die keine Minen liefern – ein Problem, das zum Beispiel auch auf Angola zutrifft. Dort tauchen neben den üblichen Sprengkörpern aus Südafrika, Kuba, China oder Rumänien auch Minen aus deutscher Produktion auf. Und zwar nicht nur aus Beständen der DDR, die seinerzeit mit der Führung Angolas befreundet war, sondern auch Bundeswehr-Minen.

      Nicht in Gerüchten, sondern in offiziellen UNO-Listen werden dabei die Anti-Personen-Mine DM-11 aufgeführt, die vom Nürnberger Rüstungskonzern Diehl für die Bundeswehr hergestellt wurde, und die DM-31 von den Industriewerken Karlsruhe. Diese beiden inzwischen geächteten Typen wurden in Angola, Mosambik, Sambia, Äthiopien, Eritrea und Somalia gefunden. Auf diese Fälle angesprochen, zuckt die scheidende Bundesregierung mit den Achseln, verweist darauf, daß deutsche Gesetze solche Exporte in Krisengebiete nicht zulassen und gibt sich ratlos darüber, wie die Minen nach Afrika gelangen konnten. Auf eine große Anfrage im Bundestag hin, räumte die Regierung ein, daß diese Minen "einem Bündnispartner für Erprobungszwecke" überlassen worden seien, und: "Ein befreundeter Staat erhielt Übungsminen und ein weiterer Panzerabwehrminen".

      Bei dem Bündnispartner könnte es sich nach Recherchen von Experten um Finnland gehandelt haben, der "befreundete Staat" war vermutlich Israel. Außerdem gibt es Hinweise auf Indonesien. Dann verliert sich die Spur der Minen. Fakt ist, daß sie schließlich in den afrikanischen Kriegsgebieten auftauchten.

      Es gibt jedoch auch Zweifel daran, daß die Bundesregierung dabei so ahnungslos ist, wie sie angibt. Thomas Küchenmeister, Fachmann für Waffenhandel und für Miseror und das Institut für internationale Politik tätig, besitzt Informationen aus Kreisen des Bundesnachrichtendienstes (BND), wonach die deutschen Schlapphüte bei einigen Lieferungen durchaus wußten, daß das Abnehmerland nur als Zwischenstation diente.






      Ohnehin ist die deutsche Rüstungsexportkontrolle in der Vergangenheit aufgeweicht worden. Besonders die europäische Harmonisierung in der Wirtschaft lädt zu Manipulationen ein. Denn europäische Koproduktionen in der Rüstungsindustrie können sich das ihnen am freundlichsten gesinnte Teilnehmerland für die Genehmigung aussuchen. Zwar gibt es vage Kontroll-Übereinkünfte auf Ebene der Europäischen Union, doch die meisten NATO-Staaten betrachten Rüstungsexport immer noch als nationale Souveränität. Besonders Frankreich mit seiner eigenwilligen Außenpolitik würde sich kaum von Partnerstaaten vorschreiben lassen, welche Exporte es erlauben kann.

      Zum Beispiel gibt es eine Gemeinschaftsproduktion im Munitionsbereich zwischen der deutschen Daimler-Benz-Aerospace (Dasa) und dem französischen Konzern Thompson. Die Dasa liefert Komponenten nach Frankreich, dort wird alles zusammengefügt, und Paris genehmigt schließlich den Export. So bleibt die deutsche Rüstungskontrolle außen vor.

      Solche Methoden sind in der EU kein Einzelfall. Rüstungsexport boomt in der europäischen Wirtschaft. Nach Angaben des Stockholmer Instituts für Friedensforschung SIPRI stieg der EU-Anteil am weltweiten Umsatz mit Rüstungsgütern zwischen 1987 und 1997 von 15 auf 28 Prozent. Und von den 700 verschiedenen Minen-Typen werden sogar nach US-Statistik 43 Prozent in der EU hergestellt.

      Auch bei Minen liegen europäische Gemeinschaftsproduktionen im Trend. Die Panzerabwehrrichtmine Arges wird derzeit entwickelt von den deutschen Firmen Dynamit Nobel und Honeywell Regeltechnik, der französischen Giat und dem britischen Betrieb Hunting. Es ist abzusehen, daß eine Genehmigung für den Export in Frankreich beantragt wird. Nicht einmal die Bundesregierung macht aus diesem Problem einen Hehl. "Die Angleichung der Ausfuhrkontrollpolitiken der EU-Staaten wird nur in einem längerfristigen Prozeß erreichbar sein", ließ sie in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage verlautbaren. Und auch die Prognose der Regierung verspricht keine Besserung: "Die Beratungen gestalten sich aufgrund divergierender nationaler Interessen schwierig und werden nur langsam vorankommen.

      Doch mit der Minenproduktion sind die Möglichkeiten, an den Sprengfallen zu verdienen, nicht erschöpft. Oftmals haben dieselben Firmen auch Geräte zur Minenräumung in ihrer Produktpalette – so die deutschen Unternehmen Diehl, Rheinmetall und Dasa. Das Außenministerium stellte der Firma Diehl zwei Millionen DM zur Verfügung, um den Räumpanzer "Minebreaker 2000" zu erproben. Dessen Einsatz wird auch in Angola erwogen. So könnte dort ein Diehl-Produkt die vor Jahrzehnten produzierten Diehl-Minen wieder entfernen. Experten sehen darin auch die Gefahr, daß die Firmen ihre neuen Minen gegen ihre eigene Räumtechnik unanfällig machen, um dann wieder verbesserte Räumgeräte verkaufen zu können."

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:52:22
      !
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      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:55:24
      Beitrag Nr. 26 ()
      Nu is aber mal langsam gut ! Wer soll den den ganzen Schmarrn lesen ??
      Wehrtechnik ist nunmal Wehrtechnik und exportieren tun alle Hersteller.
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:56:36
      Beitrag Nr. 27 ()
      Tja, auch die Rüstungsindustrie ist nicht krisensicher. So sagt es jedenfalls "Deutschlands Sprachrohr", die Deutsche Welle, unter http://www.dwelle.de/aktuelles/tagesthema/berichte/991112-1.… :

      "Wenn der Frieden das Geschäft verdirbt -
      Die deutsche Rüstungsindustrie in der Krise
      von Thomas Gesterkamp

      Der Frieden verdirbt manchen Leuten das Geschäft. Der deutsche Verteidigungsminister muss sparen. Der Anteil des Wehretats am Bundeshaushalt sinkt ständig. Die fetten Jahre der deutschen Rüstungsindustrie sind vorbei. Ein realistisches Umstellungs- konzept für die Branche fehlt; weiterer Stellenabbau scheint unvermeidbar.

      "Wir haben eigentlich keine reinrassige Rüstungsindustrie, sondern die großen Konzerne, die bei uns in der Wehrtechnik tätig sind, haben das immer als ein Bein empfunden von mehreren Standbeinen. Und es immer so gehalten, dass sie relativ flexi- bel in ihrer Firmenstruktur sind, um nicht dem wechselnden Bedarf der Streitkräfte ausgeliefert zu sein. Auch das deutsche Heer zum Beispiel, das zwei Panzergenerationen für sich in Anspruch genommen hat während der letzten Jahrzehnte, kann nicht dauernd die deutsche Panzerindustrie auf hohen Touren beschäftigt halten. Dazu ist der Bedarf nicht hoch genug. So dass die Industrie immer von sich aus schon in der Lage war, ihre Kapazitäten für etwas anderes zu nutzen. Und in der heutigen Situation gilt das noch mehr."

      Admiral Ulrich Weisser - Leiter des Plaungsstabes im Bundes- verteidigungsministerium - gibt sich allzu optimistisch. Denn auch wenn ein Teil der deutschen Waffenschmieden nebenbei zivile Güter fertigt - Militärtechnik lässt sich nicht ohne weiteres auf andere Märkte übertragen. Statt Konversion im eigentlichen Sinne betreiben viele Unternehmen eher Diversifi- kation: Sie versuchen, die Abhängigkeit von staatlichen Rüstungsaufträgen zu lindern, indem sie Betriebe aus zivilen Branchen übernehmen.

      Der Düsseldorfer Munitionshersteller Rheinmetall zum Beispiel kaufte die Verpackungs-Maschinenfabrik Jagenberg und den Autoteile-Hersteller Pierburg. Verschönert wurde auf diese Weise aber nur die Bilanz. An der direkten Abhängigkeit der Arbeitsplätze von der Rüstung änderte sich nichts.

      Im Unternehmensbereich `Wehrtechnik` setzte Rheinmetall ungerührt weiter auf das Militär. Die Folgen mußten die Mitarbeiter ausbaden: Weil die Bundeswehr deutlich weniger Munition orderte, mußte sich Rheinmetall von einem Drittel der einstigen Belegschaft trennen. Für eine Umstellung der Ferti- gung war es offenbar zu spät. Sowohl die Produktionsanlagen als auch die Qualifikationen der Beschäftigten seien für eine zivile Nutzung unbrauchbar, betont der Generalbevollmächtigte Klaus Germann:

      "Die Fertigung von Maschinen im Bereich Papiertechnik oder Verpackungstechnik, Folientechnik oder auch von Einspritz- systemen erfordert natürlich ganz andere Fachkenntnisse - abgesehen von den technischen Einrichtungen - als zum Beispiel das Herstellen von Munition in der Wehrtechnik. Sie können also die Mitarbeiter nicht von dem einen Bereich in den anderen Bereich versetzen."

      Bei anderen deutschen Rüstungsanbietern klappt die Umstellung etwas besser. Das Luft- und Raumfahrtunternehmen Dornier gehört zur DASA-Gruppe, dem größten Produzenten von Kriegsgerät in Deutschland. Dornier verfährt nach folgendem Prinzip: Ein Konstrukteur, der gestern noch in der Militärforschung gearbei- tet hat, muß in der Lage sein, schon morgen zivile Produkte zu entwickeln. Die Flexibilität der Mitarbeiter soll die Firma vor den Unwägbarkeiten militärischer Beschaffungspolitik schützen. Dornier ist ein Beispiel dafür, daß sogenannte Synergie-Effekte in beide Richtungen möglich sind: Zivile Produkte können von der Rüstung profitieren - genauso gut aber kann die Herstellung militärischer Güter auf ziviler Forschung beruhen.

      Die Nutzung der Wehrtechnik für friedliche Anwendungen wird häufig überschätzt. Selbst die berühmte Teflon-Pfanne - in diesem Zusammenhang immer wieder angeführt - entstand nicht während des militärisch orientierten Weltraumprogramms der Vereinigten Staaten. Sie wurde vielmehr bereits 1938 von einem amerikanischen Wissenschaftler entwickelt - in einem zivilen Labor.

      Firmenchefs, Arbeitnehmer und Politiker suchen ihr Heil im Waffenexport. Die Industrie forciert die Ausfuhr von soge- nannten `Dual use`-Gütern: Das sind Waren, die sowohl militä- risch als auch zivil genutzt werden können. Pflanzenschutzmit- tel etwa lassen sich in Kampfstoffe umwandeln; auch Antriebs- wellen, Computer, Funkgeräte oder Lastwagen leisten in Kriegs- wie in Friedenszeiten ihre Dienste.

      Dass der Export solcher Produkte in Deutschland scharf kontrol- liert wird, hat seine Gründe. Die berüchtigten Giftgasfabri- kanten im libyschen Rabta bilden dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die Staatsanwälte ermittelten gegen Dutzende von kleinen und mittleren Unternehmen, die vom `Dual use` fahr- lässig oder auch vorsätzlich profitiert haben - im Golfkrieg, aber auch in Libyen, der Türkei oder in Pakistan. (KW Anfang:) Der Ravensburger CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Schockenhoff hält die besonders strengen deutschen Auflagen für überzogen.

      "Wir haben im Zusammenhang der Vorkommnisse um Rabta, um die Lieferungen an den Irak in sämtlichen Bereichen die Export- Kontrollen verschärft - unter dem Eindruck der öffentlichen Meinung auch in anderen Ländern. Ich glaube, dass wir da über das Ziel hinausgeschossen sind, weil wir nicht dort verschärft haben, wo es um Strafen ging, wo es um die Verfolgung illegaler Lieferungen geht. Sondern weil wir dort verschärft haben, wo es um die Ausfuhr ziviler Produkte geht. Und ich glaube, wir soll- ten solche schwierigen Themen mit mehr Distanz und nüchterner angehen - und nicht gerade in der Situation, wo gerade irgend- was Kriminelles vorgekommen ist, dann in der Hektik der ersten Reaktion diese Dinge langfristig regeln."

      Der Christdemokrat Schockenhoff macht sich nicht zufällig zum Anwalt der Rüstungshersteller: Sein Wahlkreis am Bodensee ist ein Zentrum der militärischen High-Tech-Forschung in Deutsch- land. Die Gegner von Exportbeschränkungen behaupten, es gehe um rein zivile Güter. Es geht zum Beispiel um Diesel- motoren, die man in einen Traktor, einen Lastwagen oder eine Fähre einbauen kann - aber eben auch in einen Panzer. Genau das besagt der Begriff `Dual use`: Doppelte Verwendung schließt die Möglichkeit zur militärischen Nutzung mit ein. Sind Lieferungen dieser Art vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte moralisch verantwortbar? Andreas Schockenhoff:

      "Wir Deutsche tun gut daran, uns gerade was den Export von Waffen betrifft, sehr zurückzuhalten. Vielleicht auch aufgrund unserer Vergangenheit sensibler zu sein als unsere Nachbarländer. Aber wenn wir das auf ganz andere Bereiche übertragen, nämlich auf zivile Geschäfte, dann sollten wir Deutschen uns so normal verhalten wie andere auch. Es hat keinen Sinn, dass wir für alle Zeiten rumlaufen und sagen: Wir sind Deutsche. Und weil wir Deutsche sind, können wir uns nicht so verhalten wie alle anderen auch."

      Dieser Meinung sind auch viele Arbeitnehmer in den Rüstungs- firmen. Die Betriebsräte, die Arbeitsplätze retten wollen, unterstützen überwiegend das Ziel, deutsche Waffenexporte zu erleichtern. Sie stehen damit im Gegensatz zur offiziellen Position der Industriegewerkschaft Metall, die seit langem die Abkehr von der Rüstungsproduktion verlangt.

      Für die Waffenlobby bildete der Golfkrieg einen Wendepunkt. Die Militärs schwärmen seither vom "elektronischen Krieg": von zielsicheren Raketen, vom Stören der gegnerischen Kommunika- tion, vom Aufspüren der Potentiale des Gegners vor einem Angriff. Rheinmetall-Sprecher Werner Gerkrath erhofft sich von dieser Technik-Euphorie langfristig bessere Geschäfte:

      "Rheinmetall ist traditionsgemäß ein Haus, in dem Artillerie und Panzerwaffen und die zugehörige Munition gemacht werden. Da hat es immer Veränderungen gegeben: Mal ist der Teil, den wir Großbau nennen - also Türme, Rohre - stärker gewesen, mal der Munitionsteil. In den letzten Jahren hat es eine deutliche Veränderung hin zu mehr Elektronik ergeben, zu dem, was in der Branche intelligente Wirksysteme genannt wird, also Munition, die in der Lage ist, ihr Ziel anzugreifen und zu zerstören. Ein Feld, das gerade für die Zukunft unter der Überschrift Stärkung der Defensiv-Fähigkeit, wenn man etwa an intelligente Minen für Sperraufgaben denkt, die Automatisierung der Panzerabwehr, besonders wichtig sein wird."

      Der Export von Waffen ist kein Ausweg aus der Krise. Im Schnitt liegt sein Umfang unter einem Prozent aller deutschen Außenhan- delsumsätze. Bonner Oppositionspolitiker denken deshalb darüber nach, langfristig ganz auf eine eigene wehrtechnische Industrie zu verzichten - und den Waffenbedarf der Bundeswehr bei den europäischen Nachbarn zu decken.

      Der SPD-Sicherheitsexperte Gerd Weisskirchen hält das sogar für produktiver. Er verweist auf das Beispiel Japan - ein Land, in dem die Rüstungsindustrie seit dem zweiten Weltkrieg keine große Rolle mehr spielt, das sich aber gerade deswegen erhebli- che Vorsprünge im Bereich von fortgeschrittener ziviler Techno- logie erarbeitet hat:

      "Ich darf nur an die Umwelttechnologie erinnern, wo die Japaner weit vor uns liegen. Es wäre sinnvoll, industriepolitisch jetzt diese Chancen zu nutzen und uns nicht zu verfangen in den Kon- zentrationsprozessen der europäischen Rüstungsproduktion."

      Für die Experten der Union dagegen käme die Aufgabe der Wehr- technik in Deutschland einer politischen Katastrophe gleich. Der CDU-Politiker Schockenhoff kann sich ein Deutschland ohne Rüstungsindustrie nicht vorstellen:

      "Das würde ich für sehr gefährlich einschätzen. Wer sieht, was in Europa um uns herum vorgeht, der weiß, wie wichtig die Fähig- keit ist, sich selbst zu verteidigen, wie wichtig zunehmend die Fähigkeit wird der internationalen Völkergemeinschaft, lokale Konflikte entweder zu beenden oder zu begrenzen. Wenn wir uns daran nicht beteiligen und sagen, das geht uns nichts an, dann wird die Welt insgesamt unsicherer und wird die Bedrohung für unser Land erheblich wachsen. Wenn wir eine Bundeswehr brau- chen, die leistungsfähig ist, dann brauchen wir auch eine ent- sprechende Ausrüstung. Wir haben ein Interesse daran, system- fähig zu bleiben, in der Entwicklungskapazität auch im Fort- schritt mithalten zu können, damit wir unsere Soldaten ausrü- sten können. Wenn wir unsere Waffen nur im Ausland kaufen, dann sind wir abhängig auf Gedeih und Verderb von anderen Staaten. Wir wollen diese Abhängigkeit, aber eine gegenseitige Abhängig- keit, in die wir uns genauso einbringen, wie wir uns von ande- ren abhängig machen."

      `Gegenseitige ausgewogene Abhängigkeit` lautet die Formel. Nicht einmal auf die EU-Partner wollen die konservativen Poli- tiker angewiesen sein. Man müsse exportieren, um die wehrtech- nische Industrie in Deutschland `systemfähig` zu halten, argu- mentiert auch Verteidungsminister Rühe. Deutschland soll in der Rüstungsbranche unbedingt weiter mitmischen - selbst wenn das rein volkswirtschaftlich keinen Sinn macht.

      (Bericht vom 14.01.98)"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 13:59:10
      Beitrag Nr. 28 ()
      Auch der Spiegel hat eine Meinung zum Thema Panzerexport unter http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,81212,00.html veröffentlicht:

      "Luft aus den Reifen

      Rudolf Scharping will neue Panzerfahrzeuge für die Bundeswehr. Dabei operiert er mit fragwürdigen Argumenten.


      Die Anordnung des Heeresunterstützungskommandos II,2 vom 21. Oktober 1999 war knapp und präzise: "Folgende Panzer sind für den Austausch im Kosovo vorzubereiten." Es folgte eine Liste mit zwölf Fahrzeugen und den Einheiten, die sie bereitzustellen hatten. Die Panzer vom Typ M113 sollten mit neuem Motor und neuem Getriebe nachgerüstet und dann schnellstmöglich Richtung Ex-Jugoslawien verschifft werden.
      Doch die deutschen Kfor-Truppen warten bis heute vergebens auf das modernisierte Gerät. Grund: Auf einer Arbeitsgruppensitzung im Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung am 15. März dieses Jahres hatte das Heeresführungskommando plötzlich "keinen Bedarf zum Austausch der Fahrzeuge" mehr gesehen.

      Den jähen Sinneswandel kommentiert ein mit der Materie befasster Offizier süffisant: Der Verdacht, dass "nicht primär militärische Überlegungen" für die Entscheidung ausschlaggebend waren, liege nahe. Rudolf Scharping habe den M113 zum Symbol für veraltetes Material beim Bund erkoren - modernisierte Varianten im Auslandseinsatz passten schlecht zu den Klagen des Ministers.

      Immer wieder hat der Sozialdemokrat mit Verweis auf das Kettenfahrzeug einen "Rückstand" gegenüber den Nato-Partnern beklagt, der "teilweise peinlich" sei - eine These, die er mit scheinbar plausiblen Argumenten untermauert. Der 1962 in Dienst gestellte M113 sei fast doppelt so alt wie die Soldaten, die ihn bedienten, die vom TÜV zugelassene Höchstgeschwindigkeit betrage ganze 25 km/h.

      Doch das ist weniger als die halbe Wahrheit. Denn der Minister verschwieg nicht nur, dass der M113 in einer modernisierten Version selbst bei den in Hightech verliebten Amerikanern bis mindestens 2025 in Dienst bleiben soll, sondern auch, dass die Bundeswehr bereits über 80 modernisierte, schnelle M113 mit "Nutzungsdauer-Verlängerung" (NDV) 2 verfügt, die nach Expertenmeinung der US-Version "leicht überlegen" sind. Die Nachrüstung von weiteren 260 Fahrzeugen ist fest vereinbart.

      Dass Scharping dennoch den M113 systematisch schlecht redet, hat einen simplen Grund: Er will neues Gerät - den Radpanzer GTK (Gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug), dessen Beschaffung nach vorläufigen Berechnungen zwischen sechs und acht Milliarden Mark kosten soll.

      Dieses Vorgehen sei angesichts knapper Haushaltsmittel, so ein Sachverständiger des Heeres, "nicht zwingend logisch". Zudem seien die Stückkosten für das GTK mit knapp drei Millionen Mark "unrealistisch niedrig kalkuliert". Die Aufrüstung des M113 mit NDV 2 ist für den deutschen Steuerzahler ungleich günstiger. Sie kostet rund 500 000 Mark pro Fahrzeug.

      Darüber hinaus stehe bereits ein M113 (NDV 3) als Prototyp zur Verfügung - Kosten: weitere 900 000 Mark pro Stück. Der sei, mit neuem Motor und Getriebe, verlängertem Fahrgestell, abgekoppeltem Laufwerk sowie Panzerung gegen ballistischen Beschuss und Minen, faktisch ein neuer Panzer, der dem GTK in vielen Belangen ebenbürtig, in manchen sogar überlegen ist.

      Denn das GTK ist mit gut 33 Tonnen Gewicht zu schwer für das geplante neue Transportflugzeug der Bundeswehr - angesichts der Tatsache, dass die Neuanschaffung vor allem die Krisenreaktionskräfte stärken soll, ein schwerer Nachteil. Hinzu kommt: Eine Variante, die mit Drehturm samt Kanone ausgestattet werden soll, lässt sich nur schwer per Bahn transportieren. Das Ungetüm passt nur dann durch die Tunnel, wenn vorher die Luft aus den Reifen gelassen wird.

      Dass die Führungsspitze des Verteidigungsministeriums trotzdem eisern am GTK festhält, hat eher industriepolitische Gründe. Auf dem Spiel steht die deutsche Führungsrolle bei den so genannten Landsystemen, vulgo: Panzerfahrzeugen.

      Nur mit dem GTK, so die Argumentation der Lobbyisten, könne die "Leopard-Familie" Krauss-Maffei Wegmann/Rheinmetall ihre Kapazitäten auslasten - und so die europäische Vorherrschaft in diesem Sektor behaupten.

      Doch auch gegenüber diesem Argument sind Zweifel angebracht. Der Markt für das GTK, einst ein trilaterales Projekt mit britischen und französischen Unternehmen, ist nach dem Ausstieg der Franzosen 1999 kleiner geworden. Die Folge: ein geringeres Produktionsvolumen und somit höhere Stückkosten. Die werden in Zukunft, aller Voraussicht nach, weiter steigen.

      Denn auch die Briten haben jüngst signalisiert, dass sie zwar die Entwicklung des Radpanzers bis zum Ende mitmachen wollen, eine Beschaffung des GTK für ihre Streitkräfte jedoch nicht in Betracht komme. Mittlerweile rechnen Experten mit Kosten von 4,4 Millionen Mark pro Stück.

      "Man muss das Ganze", so ein Spötter, "als Solidarbeitrag zur Verwirklichung des Traums von der deutschen Führungsrolle bei den europäischen Landsystemen sehen - dann tut es nicht mehr so weh." GUNTHER LATSCH"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 14:03:57
      Beitrag Nr. 29 ()
      Auch im ersten Wetkrieg war Rheinmetall "aktiv", wie man in folegndem Text aus http://users.yoobay.de/falkeb/Geschichte/body_der_erste_welt… lesen kann:

      "Krieg auf hoher See und Schlacht am Skagerrak

      Die kaiserliche Marine, die unter Admiral v. Tirpitz aufgebaut worden war, sollte zumeist zum Nichtstun verurteilt sein, während die Royal Navy die Meere kontrollierte eine Blockade gegen Deutschland führte. Sie sperrte den Eingang zum Englischen Kanal und zur Nordsee zwischen Schottland und Südnorwegen. Die deutsche Flotte vermochte nicht, die Blockade zu brechen.

      Am 8. August 1914 führten englische Leichte Kreuzer einen ersten Angriff, nämlich auf die deutsche Vorpostenlinie bei Helgoland. Schell erschienen auch deutsche Kreuzer und britische Schlachtkreuzer auf dem Schlachtfeld. Die Schlacht endete mit dem Verlust der Kleinen Kreuzer "Ariadne", "Cöln" und "Mainz" sowie eines Torpedobootes für die kaiserliche Marine.

      Die noch junge U-Boot-Waffe erzielte zu Beginn des Krieges ihre ersten Erfolge. 1913 waren die ersten deutschen Frontboote in Betrieb genommen und bis Februar waren 27 U-Boote in Dienst gestellt worden. Bis Ende 1915 waren 40 in Dienst gestellt, jedoch waren nur sechs bis zehn an der Front in den Meeren. Die übrigen mussten in den Werften überholt werden.

      Am 8. September versenkte U 21 vor Edinburgh, mitten im Versammlungsraum der britischen Flotte den Kreuzer "Pathfinder" und konnte damit den ersten U-Boot-Erfolg des Krieges vermelden. Am 22. September gelang U 9 die Sensation, als es die britischen Panzerkreuzer "Cressy", "Hogue" und "Abukir" versenkte.

      Damit kehrte für eine Weile Ruhe in die europäischen Gewässer ein. Das deutsche Auslands-Kreuzergeschwader, bestehend aus den Panzerkreuzern "Scharnhorst", "Gneisenau", den Kleinen Kreuzern "Nürnberg", " Emden", "Leipzig", "Dresden" und "Königsberg", unter Vizeadmiral Graf v. Spee wurde aktiv. Dessen Schiffe waren jedoch zu Beginn des Kriegs auf allen Meeren verteilt. Aufgabe des Geschwaders war es Handelskrieg zu führen. Nach dem es sich bis auf die "Emden" versammelt hatte, traf es am 1. November bei Coronel vor der Küste Chiles mit dem britischen Südamerika-Geschwader zusammen. Die deutschen Schiffe errangen hierbei einen Sieg gegen das britische Geschwader, von dem zwei Panzerkreuzer versenkt wurden. Doch die deutschen Schiffe wurden von den Briten weiterhin verfolgt und so ereilte ihnen am 8. Dezember vor den Falkland-Inseln ihr Schicksal. Bis auf die "Dresden" wurden alle deutsche Schiffe von einem von zwei Schlachtkreuzern verstärkten britischen Geschwader versenkt. Die "Dresden" versenkte sich im März 1915 vor der Küste Chinas selbst.

      Die "Emden", die in Tsingtau zurückgeblieben war, war unterdessen in den Indischen Ozean ausgelaufen um Handelskrieg zu führen. In sieben Wochen versenkte die "Emden" 16 englische Dampfer mit 70.000 Bruttoregistertonnen. Hinzu kamen der russische Kreuzer "Schemtschug" und der französische Zerstörer "Mousquet". Doch auch sie ereilte schnell das Schicksal. Nachdem sie am 9. November 1914 ein Landungskorps auf den Cocos-Inseln ausgesetzt hatte, wurde sie unter den Augen des Korps vom australischen Kreuzer "Sydney" zusammengeschossen. Schwer beschädigt, befahl der Kapitän die "Emden" auf Strand zu setzen.

      Einige weitere Schiffe, so z.B. der Kleine Kreuzer "Karlsruhe" und einige Hilfskreuzer führten Handelskrieg auf den Meeren. Doch über kurz oder lang wurden alle Schiffe aufgebracht und versenkt. Die "Karlsruhe" ging durch eine Explosion unter. Die Einzeltaten einiger deutscher Schiffe konnten jedoch den Krieg nicht entscheidend beeinflussen, es waren nur Nadelstiche.

      Am 24. Januar 1915 kam es in der Nordsee zu einem Gefecht zwischen Teilen der "Grand Fleet" und deutschen Aufklärungskräften. Dabei wurde der deutsche Panzerkreuzer "Blücher" versenkt und zwei britische Schlachtkreuzer schwer beschädigt.

      Die britische Flotte verweilte zumeist in Scapa Flow. Sie sah ihre Aufgabe darin die Seeverbindung nach Frankreich zu sichern und das deutsche Auslandsgeschwader zu vernichteten. Weiterhin blockierte sie die Nordsee gegen Deutschland. Britische Stoffe stoppten, entgegen einer von Großbritannien unterschriebenen Deklaration, die die Behinderung neutraler Schiffe untersagte, solche Schiffe und beschlagnahmten sämtliche für Deutschland bestimmte Waren. Als Reaktion darauf erklärte das Deutsche Reich am 4. Februar die Gewässer um die Britischen Inseln zum Kriegsgebiet. Alle feindlichen Handelsschiffe wurden danach ohne Vorwarnung versenkt und neutrale Schiffe behindert und nach Waren für Großbritannien durchsucht. Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg wurde am 22. Februar von der Marineleitung befohlen, jedoch nach der Versenkung der "Lusitania" am 7. Mai, bei der 1.198 Menschen, davon 139 US-Amerikaner ums Leben kamen, aus Angst vor einem Kriegseintritt der USA auf Betreiben Reichskanzlers v. Bethmann Hollwegs wieder eingestellt.

      Die deutsche Hochseeflotte, Prestigeobjekt und des Kaisers liebstes Kind, war dazu verdammt, in den eigenen Häfen auszuharren, da sie in einem Kampf gegen die größte Flotte der Welt, der "Royal Navy" nicht bestehen würde. Nachdem im Januar 1916 Vizeadmiral Reinhard Scheer das Kommando über die Hochseeflotte übernommen hatte, wurde dennoch die Taktik geändert. Sie sah nun vor, des öfteren in die Nordsee vorzustoßen und einige Teilerfolge gegen die übermächtige Flotte des Gegners zu erzielen.

      Danach sammelte sich die deutsche Flotte am 30. Mai 1916 am äußeren Jade. Die Briten erfuhren durch abgehörte Funksprüche von der Sammlung der deutschen Schiffe. Sofort lief die "Grand Fleet" nach Südnorwegen aus. Am nächsten Tag lief die Aufklärungsgruppe 1 unter Vizeadmiral Franz Hipper aus Wilhelmshaven aus, durchfuhr die Deutsche Bucht und passierte Helgoland. Ohne es zu wissen, fuhren die gesamte deutsche Flotte und die "Royal Navy", die zwei größten Flotten der Welt, aufeinander zu, da die Luftaufklärung nicht genügend eingesetzt wurde und es Radar noch nicht gab. Insgesamt befanden sich auf britischer Seite 28 Schlachtschiffe, sieben Schlachtkreuzer und 34 Kreuzer. Bei den Deutschen waren es 16 Schlachtschiffe, fünf Schlachtkreuzer und 11 Kreuzer. Zerstörer und Torpedoboote hielten sich in etwa die Waage. Somit war die britische Übermacht erheblich, doch der englische Oberbefehlshaber hatte schon Ende 1914 zurecht erkannt, dass die Deutschen in der technischen Qualität voraus waren. Ihre Schiffe waren besser gepanzert, die Geschütze schossen weiter, Granaten und Torpedos waren wirksamer, die Seeminen besser und auch die Marineoffiziere besser ausgebildet.

      An dem Tag, an dem die beiden Flotten aufeinander trafen, der 31. Mai 1916 war die Sicht durch Nebel getrübt. Zwischen den Flotten befand sich noch ein dänischer Dampfer. Er wurde von deutschen Schiffen zuerst entdeckt und der Kleine Kreuzer "Elbing" sowie zwei Torpedoboote zu ihm entsandt. Während die deutschen Schiffe den Dampfer untersuchten, wurden sie von dem britischen Kreuzer "Galatea" gesichtet. Der englische Admiral Beatty ließ seine Aufklärungsflotte auf die deutschen Schiffe zusteuern, doch nicht alle Schiffe erhielten den Befehl. Nach den Schiffen Beattys erreichte die schwere Aufklärungsgruppe von Vizeadmiral Hipper das Kampfgebiet. Die "Elbing" hatte unterdessen die "Galatea" dreimal getroffen, sodass diese abdrehen musste. Während Hippers Schiffe die britischen Schlachtkreuzer "Indefatigable" und "Queen Mary" versenkten, erreichte das Gros der Schiffe Vizeadmiral Scheers den Kampfraum. Der britische Oberkommandierende Jellicoe vereinigte nun seine insgesamt vier Flotten zu einer einzigen Schlachtlinie von fast 13 Kilometern Länge. Versteckt im Nebel feuerte diese mit allen Rohren auf die deutsche Flotte. Die Deutschen aber konnten die englischen Schiffe im Nebel nicht sehen, Admiral Jellicoe hatte sie in eine Falle gelockt.

      Doch nun gab Scheer einen Befehl, der in der britischen Marine bis dato unbekannt war. Er befahl eine "Gefechtskehrtwendung Steuerbord". Danach drehte sich jedes Schiff, beginnend mit dem letzten, um 180 Grad. In wenigen Minuten verschwand die deutsche Flotte im Dunst. Jellicoe verfolgte die deutschen Schiffe nicht, da er einen Torpedobeschuss fürchtete und sich nicht auf einen Nachtkampf mit den besser ausgebildeten Deutschen einlassen wollte. Allerdings wären noch ca. 100 Minuten Tageslicht für einen Kampf gewesen.

      Nun geschah etwas Unerwartetes: plötzlich erschienen Scheers Schiffe wieder. Sie wollten den Kleinen Kreuzer "Wiesbaden" retten. Doch erwischten sie die englische Schlachtlinie wieder frontal, so dass sie sofort wieder mit einem Granathagel eingedeckt wurden. Dennoch erhielt die Aufklärungsgruppe 1 von Vizeadmiral Hipper den Befehl zum Angriff. Die deutschen Schlachtkreuzer "Derfflinger", "Moltke", "Seydlitz" und "Von der Tann" dampften mit 23 Knoten auf die britische Schlachtreihe zu. Der Überraschungsangriff der deutschen Schlachtkreuzer war jedoch nicht erfolgreich. "Derfflinger", "Seydlitz" und "Von der Tann" wurden schwer beschädigt. Der einzige Erfolg des Angriffs war, dass Scheers Hauptgruppe nahezu ungehindert abdrehen konnte. Hier zeigten sich nun Mängel in der britischen Führung. Weder die deutschen Schlachtkreuzer wurden endgültig versenkt, noch wurde Scheers Hauptgruppe verfolgt. Nach dem Einbruch der Dunkelheit steuerte Scheer seine Einheiten in Richtung der deutschen Minenfelder. Der Schlachtkreuzer "Lützow", die Kleinen Kreuzer "Elbing" und "Rostock" versenkten sich, nachdem die Besatzung ausgeschifft wurde, selbst. Der Kleine Kreuzer "Wiesbaden" sank. Das Schlachtschiff "Thüringen" schoss den Panzerkreuzer "Black Prince" zusammen. Die britische Flotte kehrte nun nach Scapa Flow zurück und die deutsche Flotte nach Wilhelmshaven.

      Nach der Schlacht reklamierten beide Seiten den Sieg für sich. Die Briten argumentierten, sie hätten die Deutschen zum Abzug gezwungen und diese brachten das Argument vor, dass die Engländer die höheren Verluste erlitten hätten. Tatsächlich trifft das die Tatsache. Großbritannien hatte 6.251 Tote zu beklagen und drei Schlachtkreuzer, drei Kreuzer und acht Zerstörer mit insgesamt 115.025 Bruttoregistertonnen verloren. Die deutsche Marine verlor 2.551 Seeleute, einen Schlachtkreuzer, ein altes Linienschiff, vier Kleine Kreuzer und fünf Torpedoboote mit zusammen 61.180 Bruttoregistertonnen. Vier Schlachtschiffe und drei Schlachtkreuzer wurden zudem beschädigt. Außerdem war die deutsche Überlegenheit an Technik und Material deutlich geworden. Hinzu kamen stärkere Panzerung der Schiffe, die taktische Überlegenheit und das höhere artilleristische Können der deutschen Marine.

      Dennoch wurde in der Schlacht von Skagerrak keine Entscheidung im Seekrieg herbeigeführt. Die deutsche Flotte hatte die Blockade nicht gebrochen und die Engländer hatten erkannt, dass sie nicht tiefer in Nord- und Ostsee vordringen konnten. Die deutsche Marineleitung bemerkte ihrerseits, dass eine Entscheidungsschlacht zwischen den beiden Flotten für Deutschland ungünstig verlaufen würde. Die Seefront war ebenso wie die Landfronten erstarrt. Scheer entwickelte sich daher zu einem Verfechter des uneingeschränkten U-Boot-Krieges. Dieser wurde 1917 tatsächlich wieder aufgenommen, worauf die USA dem Deutschen Reich am 6. April 1917 den Krieg erklärte. Die deutschen Überwasserstreitkräfte waren wieder zur Untätigkeit in den Häfen verdammt. Erstmals verbreitete sich eine Missstimmung bei den Matrosen, die bis zu Meuterei und Revolution führen sollte. Skagerrak war damit der Anfang vom Ende des deutschen Kaiserreichs, aber auch der Übermacht der Royal Navy und damit der Existenz des britischen Weltreichs. Im Zweiten Weltkrieg waren die Briten bereits weitgehend von den Amerikanern abhängig. So fällt der Skagerrak-Schlacht eine große Bedeutung zu, obwohl durch sie keine Entscheidung im Seekrieg fiel.

      Alliierte Offensiven im Frühjahr 1917 (Arras, Champagne, Chemin des Dames)

      Im Winter 1916/17 entschloss sich die deutsche Oberste Heeresleitung von der sturen Verteidigung einer Linie zu einer elastischen Raumdeckung überzugehen. Es hatte sich gezeigt, dass die Verteidigung einer Linie wesentlich höhere Verluste mit sich brachte. Die Infanterie wurde jetzt endlich mit einer großen Zahl an leichten Maschinengewehren und Minenwerfern ausgestattet. Auch erfolgte die Versorgung immer mehr über Lastkraftwagen. Ihr Bestand betrug bei Kriegsausbruch 5.000 Lastwagen und versiebenfachte sich bis Kriegsende auf 35.000 Stück. Allerdings mussten sie z.T. mit Eisen bereift werden, da Gummi Mangelware war. Hinter der Front waren großzügig Reservestellungen gebaut worden. An der bedeutendsten, der "Siegfriedlinie" arbeiteten von Arras bis Laon 370.000 Männer. Auf Vorschlag der Oberbefehlshaber der 1. und der 2. Armee wurden die beiden Armeen im März 1917 in diese Stellung zurückgezogen. Dadurch verkürzte sich die Front um 50 Kilometer.

      Deutschland konnte mit der Rüstung des Britischen Reiches und Frankreichs nicht mehr mithalten. Daher war es zu einer Taktikänderung gezwungen. Das Feldheer wurde in die Defensive gedrängt. Die Marine sollte nun die Offensive übernehmen. Aufgabe war es, die Verbindungslinien Englands zu zerschneiden. Dazu wurde am 1. Februar gegen den Willen des Reichskanzlers der uneingeschränkte U-Boot-Krieg mit 111 U-Booten wiederaufgenommen, obwohl die Vereinigten Staaten von Amerika ankündigten, das würde Krieg bedeuten. Deutsche Vorausberechnungen ergaben, dass England zusammenbrechen würde, wenn in fünf Monaten je 600.000 Bruttoregistertonnen Schiffsraum versenkt würden. Tatsächlich wurden in den ersten vier Monaten dreieinhalb Millionen Bruttoregistertonnen Schiffsraum versenkt, doch England schien nicht zusammenzubrechen, obwohl das Ziel schon übertroffen war. Die Oberste Heeresleitung rechnete nun damit, dass im Herbst eine Hungersnot ausbrechen würde. Doch auch dies trat nicht ein. Zwar wurden bis Kriegsende acht bis 15 Millionen Bruttoregistertonnen Schiffsraum versenkt, aber die Lage für England war nie existenzbedrohend, wenn auch ernst. Nachdem die Briten das Geleitsystem eingeführt hatten, stieg auch der Verlust an U-Booten. Als Folge des uneingeschränkten U-Boot-Krieges waren die USA am 6. April 1917 auf Seiten der Alliierten in den Krieg eingetreten.

      Dennoch sah die Lage aus Sicht der Alliierten keineswegs rosig aus. Die deutschen U-Boote brachten den Engländern große Verluste bei, Russland konnte infolge von Meuterei und Revolution die Westalliierten kaum entlasten und die USA würden lange brauchen, bis sie Armee und Industrie mobilisiert hätten.

      Ihre einzige Chance sahen sie in einer Offensive an der Westfront, noch bevor an der Ostfront ein Sonderfrieden zwischen Deutschland und Russland geschlossen werden würde. Auf einen gemeinsamen Oberbefehlshaber konnten sich die Alliierten jedoch nicht verständigen. Immerhin einigten sie sich auf eine kombinierte Offensive. Die Engländer sollten bei Arras und die Franzosen an der Aisne und in der Champagne angreifen.

      Vom 3. bis zum Morgen des 9. April ging ein noch stärkeres Artilleriefeuer auf die deutschen Stellungen nieder als an der Somme. Dann griffen englische Infanterie und Tanks an und brachen durch. Ganze Infanteriebataillone gingen bei den Deutschen verloren, die Reservedivisionen waren zusammen mit den Stellungstruppen überrannt worden, die Artillerie war zerschlagen oder überrannt. Die verbliebene Artillerie hatte vielfach keine Munition mehr. Dennoch vermochte sie es eine Vielzahl der angreifenden englischen Panzer durch direkten Beschuss zu vernichten. Die tief eingebrochenen englische Infanterieeinheiten jedoch hätten weit in das deutsche Hinterland marschieren können, wenn sie nicht auf neue Befehle gewartet hätten.

      Die Ursachen für den Erfolg der Briten lagen v.a. darin, dass das neue elastische Abwehrsystem der Deutschen noch vermischt mit dem alten war. Infolgedessen waren die Abwehrlinien zu dicht aneinander, die Artillerie zu nah an der Hauptwiderstandslinie und die Eingreifdivisionen, die bereits in der Nacht vor dem Angriff alarmiert worden waren, zu weit entfernt.

      Am nächsten Tag, als die deutschen Eingreifdivisionen auf dem Schlachtfeld erschienen, entspannte sich für die Deutschen die Lage. Die Einbrüche wurden beseitigt und alle Tanks von der Artillerie abgeschossen. Die Oberste Heeresleitung konnte sich auch jetzt nicht zum Bau von leichten Panzerabwehrwaffen für die Artillerie bewegen lassen, da ihr die Abschusszahlen der Artillerie völlig genügten. Am 11. April zogen sich die Engländer bei Monchy in ihre Ausgangsstellungen zurück und am 14. April stellte der britische Oberbefehlshaber Marschall Sir Douglas Haig den Angriff ein.

      Die Franzosen hatten unterdessen am 9. April mit ihrem Trommelfeuer für die zu führende Doppelschlacht bereitgestellt. Für den Angriff waren 5.300 Geschütze, 53 Infanteriedivisionen und 80 Tanks bereitgestellt worden. Nach siebentägigen Trommelfeuer griffen die Divisionen der französischen 5. und 6. Armee am 16. April an. Die neue deutsche Raumdeckung zeigte hierbei erste Erfolge. Den Franzosen gelang nur ein Einbruch bei Vailly und Craonne. Der französische Oberbefehlshaber General Robert Nivelle war der Meinung, an dieser Stellung könnte man den endgültigen Durchbruch erzwingen. Daher schickte er seine Reserve, die 10. Armee, über die Einbruchstellen und den Chemin des Dames hinweg, mitten durch die 5. und 6. Armee. Bereits abends, so dachte er, würde Laon erreicht sein und damit die Front wieder in Bewegung gebracht sein.

      Doch das erwies sich als eine ungeheure Fehlrechnung, die Nivelle dem Spitznamen "Blutsäufer" einbrachte. Das deutsche Abwehrfeuer konnte sich auf die dicht geballten Infanteriemassen konzentrieren. Bei den Franzosen brach Chaos aus und Befehle kamen nicht mehr an. Dennoch schickte Nivelle seine gesamten zur Verfügung stehenden Truppen in das Kampfgebiet. Ergebnis war, dass an einem einzigen Tag die drei angreifenden französischen Armeen zerrieben wurden.

      Nivelle wollte nun den Erfolg seines Angriffs zwischen Prosnes und Auberive am 17. April ausnutzen, doch auch hier gelang kein Durchbruch. Sinnloses Trommelfeuer und Anrennen der Soldaten gaben der Schlacht dem Charakter einer weiteren Materialschlacht, die noch bis Mitte Mai dauern sollte. Es gelang ihm, den Marschall Haig eine britische Entlastungsoffensive bei Arras abzuringen. Sie begann am 23. April, kostete jedoch auch nur Opfer.

      Am 15. Mai wurde der "Blutsäufer" von der französischen Regierung als Oberkommandierender der französischen Armee entlassen. Er hatte damit seine Karriere und 130.000 Soldatenleben verwirkt. Nachfolger Nivelles wurde General Philippe Pétain, der Verteidiger Verduns.

      Die Entlassung Nivelles geschah auch unter dem Hintergrund von Meutereien. Am 3. Mai kam es erstmals zu Meutereien bei der 2. Kolonial-Infanteriedivision, die auf dem Chemin des Dames angreifen sollte. Dieser Befehl wurde verweigert. Die Gehorsamsverweigerungen griffen schnell auf die Reserveeinheiten über, jedoch nicht auf die Fronttruppen. Insgesamt wurden 23.000 Soldaten von Kriegsgerichten verurteilt, davon 400 zum Tode. In der französischen Armee wurde nun eine Urlaubsregelung eingeführt, die in der deutschen und britischen Armee bereits eine Selbstverständlichkeit war. Sanitätswesen und Verpflegung der Soldaten wurden deutlich verbessert. Das Auftreten Pétains trug entscheidend zur Beruhigung bei. Er machte ausgedehnte Truppenbesuche und überall konnte er durch Ehrlichkeit und Geduld das Vertrauen der Soldaten gewinnen. Mitte Juli hörten die Meutereien auf.

      Flandern-Offensive und Panzerangriff bei Cambrai

      Die Schlachten von Verdun, Somme und Arras hatten eine Steigerung: Flandern. Seitdem die Schleusen von Nieuport 1914 geöffnet worden waren, stand das Grundwasser nur drei Spatenstiche unter der Erdoberfläche. Gräben, Deckungslöcher und Granatlöcher liefen davon und die Soldaten waren deckungslos dem Feuer der Artillerie ausgeliefert und wurden zudem vom Wasser geplagt. Auch die Artilleriegeschütze hatten keine Deckung, ihre Munition musste herangetragen werden, da Pferde und Wagen im Schlamm versanken.

      Nur bei St. Eloi und Wytschaete, auf einem Hügelgelände von 80 Metern Höhe, war der Boden trocken, An dieser Stelle beulte sich die deutsche Front nach Westen aus. Da die Engländer es nicht schafften die deutschen Truppen aus ihren Stellungen zu werfen, begannen sie damit Minierstollen unter die Stellungen zu graben. Bereits im Winter 1916/17 waren sie fertiggestellt worden.

      Nachdem der uneingeschränkte U-Boot-Krieg wieder eingesetzt hatte, war es für die Engländer noch wichtiger die Höhe zu nehmen. Die Flandern-Offensive wurde langfristig vorbereitet. Die deutschen U-Boot-Basen Ostende und Zeebrugge sollten eingenommen oder zumindest in Feuerreichweite der Artillerie gebracht werden. Um dies zu erreichen, musste die Höhenstellung fallen.

      Dafür setzte im Mai 1917 ein gesteigertes Artilleriefeuer ein, das sich vom 4. bis 6. Juni zu einem noch nie erlebten Feuerorkan ausweitete. Am Abend des 6. Junis verstummte es, um am nächsten Tag gegen sieben Uhr wieder einzusetzen. Zeitgleich wurden auf einer Breite von zehn Kilometern 19 unterirdische Sprengungen ausgelöst. Danach griffen 12 britische Infanteriedivisionen, unterstützt von Tanks und Tieffliegern, an. Die deutschen Stellungen wurden unter hohen Verlusten überrannt und die Reste der Stellungstruppe, 7.000 Mann gefangengenommen.

      Dies war jedoch erst das Vorspiel zur Flandern-Schlacht. Diese setzte beiderseits Ypern mit einem den ganzen Juli anhaltenden Artilleriefeuer ein. Der Angriff der britischen Infanterie erfolgte am 31. Juli. Die Reste der vordersten deutschen Linie wurden schnell zerschlagen und ein Einbruch auf 16 Kilometer Breite erzielt. Die deutschen Eingreifdivisionen im Hinterland konnten die englischen Truppen unter blutigen Verlusten stoppen. Während des ganzen Augusts und Septembers tobte die Schlacht, ohne dass die Briten den Durchbruch schafften. Trommelfeuer, Angriff und Gegenangriff wechselten einander ab. Viele Soldaten erkrankten unterdessen an Darmkatarrh und im November schlief die Offensive ein. Die Engländer hatten insgesamt auf einer Breite von 20 Kilometern acht Kilometer Tiefe gewonnen. Ihr Ziel, die deutschen U-Boot-Basen in Belgien wenigstens in Feuerreichweite zu gelangen war damit trotz großer Opfer misslungen. Die britischen Verluste betrugen 320.000 Tote, Verwundete, Vermisste, Kranke und Gefangene.

      Marschall Haig befahl jetzt, allerdings zögernd, den ersten Massenangriff von Panzern. In der Nacht vom 19. zum 20. November griffen 378 britische Panzer, unterteilt in drei Brigaden zu je drei Bataillonen auf einer Breite von 13 Kilometern bei Cambrai an. Die deutschen Stellungen wurden schnell überrannt, da den Infanteristen jegliche Panzerabwehrmittel fehlten. In 12 Stunden drangen die Panzer auf 13 Kilometer Breite neun Kilometer tief vor. 8.000 Gefangene wurden gemacht und 100 Geschütze erbeutet. Allerdings hatten die britischen Befehlshaber keine Infanterieeinheiten zum Nachrücken bereitgestellt, sodass der Erfolg der Panzer nicht ausgenutzt werden konnte. Vielleicht hätte sich damit der Durchbruch durch die deutsche Front erzielen lassen, so aber schafften es am nächsten Tag eilig herangeführte deutsche Reserven die Engländer zum Stehen zu bringen.

      Die Oberste Heeresleitung entschloss sich nun zum Gegenangriff überzugehen. Nach einem kurzen Trommelfeuer griffen am 30. November 18 Divisionen an. Die Briten waren überrascht und so konnte in zwei Tagen fast das gesamte verlorengegangene Gebiet zurückerobert werden.

      Der neue französische Oberbefehlshaber, General Pétain, wartete unterdessen geduldig auf das für 1918 erwartete Eintreffen der amerikanischen Truppen. Er wollte zunächst die Zuverlässigkeit der französischen Armee wiederherstellen. Sechs französische Divisionen unterstützten die Briten in Flandern und gaben ihnen Flankenschutz. Die Einheiten erwiesen sich dabei als zuverlässig. Also entschied er sich dazu die Deutschen endgültig aus Verdun zu vertreiben, denn noch immer waren die beherrschenden Höhen "304" und "Toter Mann" in deren Hand. Nach einem einwöchigen Trommelfeuer griff im August die 2. Armee, deren Soldaten zu 60 Prozent der Artillerie angehörten, auf einer Breite von 17 Kilometern an, um drei bis vier Kilometer vorzudringen. Unter geringen Verlusten, gelang es den Infanterieeinheiten dieses Ziel zu erreichen und 10.000 deutsche Soldaten gefangen zu nehmen.

      Pétain unternahm noch ein weiteres begrenztes Angriffsunternehmen. Nach sechs Tagen Trommelfeuer, blies die französische 6. Armee zum Angriff bei Malmaison, westlich der Hügelkette des Chemin des Dames. Auf 11 Kilometer Breite gewann die Armee drei Kilometer Tiefe und nahm wiederum 10.000 Soldaten gefangen. Damit hatte sich die wiedergewonnene Zuverlässigkeit der französischen Armee bestätigt.

      Aber auch die Deutschen waren wieder aktiv geworden. Im Osten probten die deutsche Truppen für die Frühjahrsoffensive des Jahres 1918. Nach einem kurzen, nur fünfstündigen Trommelfeuer, griff ein Großverband unter General v. Hutier an und drückte den russischen Brückenkopf bei Riga an der Drina ein.

      Der Durchbruch beschäftigte alle Generalstäbe. Alle suchten sie nach dem richtigen Konzept, den Durchbruch zu erzwingen, denn nur dieser konnte eine schnelles Kriegsende erzwingen.

      Kämpfe an der italienischen Front

      Der Durchbruch an dieser Front schien nur am Isonzo möglich. Doch dort hatten die Italiener dies in zehn Schlachten vergeblich versucht. Die Moral der Italiener hatte sich durch die anhaltenden Misserfolge zusehends verschlechtert und die Desertationen nahmen zu. Allein 20.000 von der Armee geflüchtete Sizilianer verbargen sich in Süditalien und formierten sich zu Räuberbanden. Bei der 10. Isonzo-Schlacht im Mai 1917 hatte die Armee 200.000 Mann verloren, drei komplette Regimenter hatten sich ohne Gegenwehr gefangen nehmen lassen und auch in anderen Verbänden gab es Meutereien.

      Der italienische Oberbefehlshaber General Graf Luigi Cadorna reorganisierte deshalb die italienische Armee nach dem Vorbild Pétains. Am 18. August 1917 trat sie zur 11. Isonzo-Schlacht an. Die Truppen hielten diesmal, stattdessen zeigten sich auf der Gegenseite Auflösungserscheinungen. Ruthenen, Tschechen und Slowenen liefen zu großen Teilen über. Dennoch gelang des den deutsch-österreichischen Truppen standzuhalten und einen Durchbruch zu verhindern.

      Im österreichischen Oberkommando war man sich jedoch nicht sicher, ob die Armee eine weitere Isonzo-Schlacht durchstehen würde und forderte daher eine Offensive. Ludendorff zögerte, doch ließ er aus acht deutschen und einigen österreichischen Divisionen die 14. Armee unter dem Befehl von General Otto v. Below zusammenstellen und an die Front bringen.

      Schnell begannen umfangreiche Täuschungsmanöver um den Aufmarsch zu verschleiern. Dieser wurde vornehmlich in der Nacht vollzogen. Der Transport der Artilleriegeschütze zeigte sich besonders schwierig, da sie zum großen Teil von den Soldaten herangeschleppt werden mussten. Zuletzt gelangte die benötigte Munition an die Front. Ab Mitte Oktober wurden in Nachtmärschen in ihre Bereitstellungsräume gebracht. Die schlechte Witterung beeinträchtigte den Aufmarsch der Truppen. Wieder liefen tschechische, ruthenische und serbische Soldaten über und informierten die Italiener über die bevorstehende Offensive. Diese unterließen jedoch, wohl auf Grund der Witterung, einen Beschuss der Anmarschwege.

      Am 24. Oktober gegen zwei Uhr begannen Tausende Geschütze auf die italienischen Linien zu schießen. Obwohl die Feuerdichte lange nicht so hoch wie an der Westfront war, war die moralische Wirkung auf die Soldaten wesentlich höher. Gegen acht Uhr folgte der Angriff der Infanterie. Die italienischen Gräben wurden fast mühelos überrannt und trotz des schlechten Wetters begann ein, seit dem August des Jahres 1914 nicht mehr erlebter Vormarsch, der sowohl die Mittelmächte selber als auch die Italiener überraschte.

      Im Raum Tolmein griff die k.u.k. 50. Infanteriedivision durch zerklüftetes Gelände an und konnte obwohl italienische Elitetruppen erbitterten Widerstand leisteten, den Vormarsch antreten. Abends hatte sie 7.000 Gefangene gemacht und 90 Geschütze erbeutet.

      Links neben der k.u.k. 50. Infanteriedivision ging die deutsche 12. Infanteriedivision vor. Auch sie stieß schnell links und rechts des Isonzos vor und nahm bereits kurz nach 11 Uhr die zweite italienische Linie in Besitz. An den Abhängen des Kolovrat überrumpelte sie mehre feuernde italienische Batterien. Teile der Division marschierten nun auf Karfreit und machten bei Idersko Hunderte Gefangene und reiche Beute. Gegen 15.30 Uhr war Karfreit erreicht. Die 12. Division war am ersten Angriffstag 27 Kilometer hinter die italienische Front gelangt.

      Südlich des Isonzo hatte am 24. Oktober das Deutsche Alpenkorps angegriffen. Ihr erstes Ziel war die Höhe 1114 auf dem Kolovrat-Kamm. Dort liefen alle italienischen Abwehrstellungen zusammen. Das Deutsche Alpenkorps griff aus dem nördlichen Teil des Brückenkopfes von Tolmein an und brach so schnell durch, dass schon gegen 11.30 Uhr die Stellungen der Artillerie erreicht waren.

      Zwischen 16 und 17.30 Ur wurde der Monte Kolovrat erstürmt, wobei die Kämpfe auf dem Gipfel erst am nächsten Tag beendet wurden. Am Sturm des Kolovrats waren die Oberleutnante Erwin Rommel und Ferdinand Schörner beteiligt, beide Generalfeldmarschälle des Zweiten Weltkrieges. In dieser Schlacht wurden sie mit dem höchsten deutschen Militärorden, den "Pour le Merité", ausgezeichnet. Sie kämpften gegen das IV. italienische Korps unter Generalleutnant Pietro Badoglio, den späteren Marschall Badoglio.

      Aus dem Raum Flitsch war die Gruppe Krauß unter dem k.u.k. General der Infanterie Alfred Krauß, bestehend aus dem k.u.k. I. Korps mit der Edelweiß-Division, der 22. Schützendivision, der 55. Infanteriedivision und der deutschen Jägerdivision, unterstützt von einigen deutschen Artilleriegeschützen und einer Fliegerabteilung, zum Angriff übergegangen. Obwohl die Wetterlage schlecht war, gelang es der k.u.k. 22. Schützendivision die italienischen Flitscher Stellungen zu durchbrechen.

      Am 25. Oktober, dem zweiten Angriffstag drangen die deutsch-österreichischen Truppen an der gesamten Front weiter vor. Die k.u.k. 50. Infanteriedivision erstürmte die für unbezwingbar gehaltene Krn-Spitze. Rommels Abteilung marschierte über die Nordfront des Kolovrat-Kammes in den Rücken der italienischen Einheiten. Zwei Bataillone der k.u.k. 22. Schützendivision nahmen fast ohne Artillerieunterstützung den 1.168 Meter hohen Stol. Dabei mussten die stark verteidigten Stellungen am Hum in 1.109 Meter Höhe und am Prvi Hum in 1.079 Meter Höhe erobert werden. Dazu kamen insgesamt 14 übereinander gestaffelte Stützpunkte der Italiener. Dieses als uneinnehmbar geltende Stellungssystem wurde nach Mitternacht endgültig erobert.

      Am 3. Angriffstag fiel das letzte italienische Bollwerk, der Monte Matajur. Gegen 11.40 Uhr erreichte die Abteilung Rommels den Gipfel nach erbitterten Nahkämpfen mit den italienischen Verteidigern. Dabei wurden über 4.000 Gefangene gemacht und 30 Geschütze erbeutet. Die Verluste der Rommelschen Abteilung hatten in den drei Tagen drei Tote und 29 Verwundete betragen.

      Die italienische Armee leitete nun den Rückzug ein. Sie stand am Rande des Zusammenbruchs. Unterdessen war die Kluft zwischen der Regierung und Cadorna und zwischen Cadorna und seinen Offizieren immer größer geworden. Bis zum Oktober 1917 hatte der Oberbefehlshaber 307 Generale und Oberste ihres Kommandos enthoben. Am 1. November befanden sich im Hinterland der Front 48.000 nicht eingerückte Soldaten und 66.000 Deserteure. Im Jahr 1917 fand täglich mindestens eine Hinrichtung statt. Nach der 12. Isonzo-Schlacht flohen die Soldaten in Massen von der Front und auch ein Großteil der Reserven weigerten sich an die Front zu marschieren.

      Am 27. Oktober gegen 2.30 Uhr erging im italienischen Oberkommando der Befehl, sich über den Tagliamento zurückzuziehen. Am folgenden Tage wurde Udine von den Truppen der Mittelmächte erobert. Die gesamte italienische Front von Görz bis an die Adria brach zusammen. Doch die Flüsse Norditaliens schwollen durch schwere Unwetter an und bei den deutsch-österreichischen Truppen fehlte es an Pioniergerät. Dadurch konnten die Flüsse nicht überquert werden, während die Italiener an der Piave eine neue Widerstandslinie aufbauten. Sie sprengten alle Brücken. Durch auftretende Nachschubschwierigkeiten an Munition bei den Mittelmächten und Ermangelung von Pioniergerät, wurde der Vormarsch nun zum Stehen gebracht.

      Das k.u.k. Oberkommando wollte nun aus Südtirol durch die "Sieben Gemeinden" durchbrechen und die italienischen Front im Rücken fassen. Doch die Kräfte erwiesen sich als zu schwach. Wäre der Durchbruch gelungen, hätte dass das Ende der italienischen Armee bedeutet.

      Da die deutsche Oberste Heeresleitung keine weiteren Divisionen für die Südfront, mit Blick auf die geplante Frühjahrsoffensive an der Westfront, entbehren konnte, musste der Angriff Ende November eingestellt werden. Als Ergebnis der Offensive zogen Engländer und Franzosen zehn Divisionen von der Westfront ab und führten sie der italienischen Front zu. Die italienischen Verluste betrugen 400.000 Mann, größtenteils Gefangene. Österreich-Ungarn hatte zu Kriegsbeginn aus strategischen Gründen 2.240 Quadratkilometer seines Landes geräumt. In 27 Monaten hatten die Italiener weitere 335 Quadratkilometer gewonnen, bei einem Verlust von 5.400 Mann je Quadratkilometer. Jetzt aber, in einer Offensive von drei Wochen, hatten die deutsch-österreichischen Truppen 12.000 Quadratkilometer italienischen Bodens erobert. Für den Kriegsausgang spielte dies jedoch keine Rolle.



      Die Wirtschaft und die Leiden der Bevölkerung

      Der Erste Weltkrieg war, sieht man mal vom Amerikanischen Bürgerkrieg 1861 – 65 ab, das erste Aufeinandertreffen von Millionenheeren. Es zeigte sich schnell, dass die industrielle Überlegenheit den Sieg garantiert.

      In Deutschland bestand der größte Teil der Rüstungsindustrie aus den Firmen Krupp und Rheinmetall sowie den Heereswerkstätten in Spandau und Ingolstadt. Von einer Mobilisierung der Industrie nach Kriegsausbruch konnte keine Rede sein, da jedermann an einen schnellen Sieg glaubte. Noch im Mai 1914 war ein "Beirat", der sich mit der Mobilisierung der Industrie beschäftigen sollte, abgelehnt worden. Unter dem Eindruck drohender Kriegsgefahr wurde er im nächsten Monat gegründet.

      In Frankreich sah die Situation ähnlich aus. Allerdings gab es einen Mobilmachungsplan für die Rüstungsindustrie, die größtenteils aus der Firma Schneider-Creuzot und den Werken de Wendel bestand.

      In Russland war die Industrie kaum auf Höchstleistungen eingestellt. Die meisten Werkstätten befanden sich in Russisch-Polen und somit in der Reichweite der deutschen Armeen. Einzig und allein die Putiloff-Werke und die staatlichen Geschützfabriken befanden sich in Sicherheit, nämlich in der Nähe St. Petersburgs.

      Eine industrielle Mobilmachung und ein Übergang zur Kriegswirtschaft waren im Britischen Weltreich nicht vorgesehen. Großbritannien war nur für einen Kolonialkrieg eingerichtet.

      Die österreichisch-ungarische Rüstungsindustrie bestand lediglich aus der staatlichen "Artillerie-Zeugfabrik des Arsenals" in Wien und Neuburg-Mariazell sowie der erstklassigen Privatfabrik von Skoda in Pilsen.

      Italien konnte zu Kriegsbeginn nicht einmal den Bedarf der eigenen Armee v.a. an Artillerie nicht decken und war vom Import abhängig. Nach dem Kolonialfeldzug gegen Libyen 1911/12 waren Munition, Waffen und Ausrüstung fast vollständig aufgebraucht.

      Nach dem Kriegsausbruch verlor das Deutsche Reich den größten Teil seiner Auslandswerte: Betriebe, Firmen, Waren, Kunden, Handelsschiffe und -niederlassungen. Es konnten kaum noch Waren eingeführt werden. Dadurch verschärfte sich v.a. die Rohstoffsituation weiter. 1913 mussten die Hälfte der verarbeitenden Eisenerze importiert werden. Die heimischen Erze stammten zu zwei Dritteln aus den lothringischen Gruben, also in unmittelbarer Frontnähe. Mangan und fast alle Nichteisen-Metalle mussten eingeführt werden. Gleiches galt für Wolle, Baumwolle und Leder. Völlig abhängig von Auslandslieferungen war man bei Kautschuk, Schwefel, Mineralöl und Salpetersäure. Einzig der Bedarf an Kohle konnte zunächst gedeckt werden. Eisenerze kamen in großen Mengen von Skandinavien über die Ostsee ins Reich.

      Der Präsident der AEG erkannte als erster die Probleme, die aus einem derartigen Rohstoffmangel resultierten. Auf seine Warnung hin richtete die Regierung eine Rohstoffbewirtschaftungsstelle ein. Alle Rohstoffvorräte wurden erfasst, beschlagnahmt und an die kriegswichtigen Industrien verteilt. Mit allen Mitteln versuchte man an Rohstoffe zu kommen. Chrom und Mangan lieferte die Türkei, Kohle kam aus den besetzten Gebiete Belgiens und Nordfrankreichs und Erdöl aus Rumänien. Es fanden große Sammelaktionen statt. Türklinken, Kupferkessel, Firmenschilder und Beschläge von Eisenbahnen sowie Fahrrad- und Autoreifen, alte Wolldecken und Textilien und Goldringe wurden eingesammelt.

      Die Bevölkerung lernte, mit neuen Ersatzstoffen auszukommen. Kleidungsstücke wurden aus Produkten mit den Grundstoffen Papier, Bast, Brennnesseln, Hopfen und Ginster hergestellt. Chemiker erfanden ein Verfahren, um aus Abfällen der Zellstoffindustrie Spiritus, aus Zucker Glycerin und aus Gips Schwefel herzustellen. Nach dem neuen Huber-Bosch-Verfahren gelang die Herstellung von synthetischer Schwefelsäure. Dadurch konnte sich das Reich aus der Abhängigkeit vom Chilesalpeter befreien. Synthetischer Hartgummi bildete den Ersatz für Naturgummi. Erste Kunststoffe, wenn auch in schlechter Qualität, wurden entwickelt.

      Bereits 1915 war jedoch ein dramatischer Rückgang bei der Kohleförderung und der Eisen- und Stahlerzeugung, da zu viele Arbeiter an die Front eingezogen worden waren. Arbeitskräfte waren wie die Rohstoffe knapp. Ende 1914 standen ein Drittel der Industriearbeiter im Dienst der Armee. Daher arbeiteten Jugendliche, Kinder und Kriegsgefangene in Fabriken.

      Doch die Oberste Heeresleitung verlangte im Sommer 1916 im "Hindenburgprogramm" eine enorme Steigerung der Rüstungsproduktion. Dafür wurden neue Werke und v.a. mehr Arbeiter benötigt. Diese wurden durch "Reklamierung", also Zurückstellung vom Wehrdienst den Werken zugeführt. So arbeiteten bereits im Sommer 1916 740.000 kriegsverwendungsfähige Wehrpflichtige in der Industrie. 1918 waren 2,3 Millionen Arbeiter vom Wehrdienst freigestellt, davon 1,2 Millionen Kriegsverwendungsfähige. Dies waren immerhin 15 Prozent aller Wehrpflichtigen. Dennoch war die Zahl der Arbeiter bei weitem nicht ausreichend. Dadurch trat nun eine Kohleknappheit ein.

      Dennoch wurde die Produktion erheblich gesteigert. Betrug die monatliche Produktion an Maschinengewehren 1914 noch 200 Stück, so waren es bereits 1916 2.300 und 1917 9.000. Dazu kamen monatlich 200 Millionen Gewehrpatronen und 2.000 Feldgeschütze. Die Schießpulverproduktion konnte von 200 Tonnen monatlich in Friedenszeiten auf 4.000 Tonnen im Jahr 1915 und 14.000 Tonnen im Jahr 1917 gesteigert werden.

      Die Gewerkschaften mit ihren 2,5 Millionen Mitgliedern forderten nun vor dem Hintergrund dieser Steigerungen höhere Löhne für die Arbeiter. Diese wurden auch bewilligt und somit wurde die Kluft zwischen den Frontsoldaten, die einen täglich nach Pfennigen bemessenen Lohn erhielten und den vergleichsweise gut verdienenden Arbeitern, die zudem die Gefahren und Entbehrungen der Soldaten nicht erleiden mussten, größer. In den ersten Kriegsjahren stieg der Lohn der Arbeiter um über 100 Prozent an. Allerdings nahmen auch die Preise bei Hauswaren und Textilien erheblich zu.

      In Russland war bereits Ende des Jahres 1914 ein erheblicher Mangel an Waffen und Munition aufgetreten. Dieser steigerte sich ins Ungeheure als deutsche Truppen im Sommer 1915 die russisch-polnischen Industriegebiete eroberten. Monatelang gab es keine Munition für die schwere Artillerie und auch die leichte Artillerie hatte nur vier Granaten je Geschütz und Tag. Ersatztruppen wurden ohne Gewehre an die Front angebracht.

      In England wurde der Krieg nach seinem Ausbruch mit allen Konsequenzen unterstützt. Die Werke der Schwerindustrie sowie die Kohlen- und Eisenbergwerke gingen in Staatsbetrieb über. Die allgemeine Industrie wurde auf Heereslieferungen umgestellt. Als der Munitionsmangel an der Front lähmende Züge annahm, wurde 1915 das "Munitionsgesetz" verabschiedet. Nach diesem mussten die sogenannten "kontrollierten Betriebe" unter der Aufsicht des Staats produzieren und die Gewerkschaften mussten jede Agitation gegen den Staat unterlassen. Die Gewinne der Betriebe wurden beschnitten, Streiks und Aussperrungen verboten, ebenso das Wechseln des Arbeitsplatzes.

      Im November 1916 wurde im Deutschen Reich das "Kriegsamt" als alleinige Führungsbehörde der gesamten Wehrwirtschaft anerkannt. Im Dezember wurde vom Reichstag das Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst erlassen. Danach wurden alle Männer zwischen 16 und 60 Jahren, die nicht von der Armee beansprucht wurden, als dienstpflichtig erklärt.

      Der Winter 1916/17 brachte Deutschland neben einer Ernährungskrise auch erhebliche Transportschwierigkeiten und einen verstärkten Kohlemangel. Die veralteten Lokomotiven der deutschen Eisenbahn waren nach jahrelanger Überbeanspruchung verschlissen. Zudem froren durch die außerordentliche Kälte die Wasserstraßen zu. Das Verkehrschaos wurde dadurch so groß, dass der Transport zeitweilig eingestellt werden musste, um die Übersicht wiederzugewinnen. Um die Versorgung mit Kohle wieder in Gang zu bringen, wurde ein Reichskohlekommissar berufen.

      Die Hungerblockade der Engländer kann man sicherlich als eine der stärksten, wenn nicht als die stärkste Waffe, die gegen die Mittelmächte gerichtet war, bezeichnen. Sie war von den Deutschen zwar erwartet, aber stark unterschätzt worden. Anfangs schien sie tatsächlich keine große Wirkung zu zeigen. Die deutsche Landwirtschaft produzierte vor dem Kriegsausbruch 90 Prozent des benötigten Brotgetreides, den gesamten Bedarf an Rüben, Kartoffeln und Schlachtvieh. Allerdings mussten über 50 Prozent der Milchprodukte, 35 Prozent der Eier und fast alle Pflanzenfette sowie Kraftfutter und in großen Mengen Kunstdünger eingeführt werden.

      Doch bald zeigte sich, dass die Ernteergebnisse im Krieg deutlich schlechter waren. Es mangelte an Arbeitskräften, Zugtieren, Dünger, Saatgut und Futtermitteln. Infolgedessen konnte nur der Gemüseanbau gesteigert werden. Bereits im Winter 1914/15 traten erste Mangelerscheinungen auf. Weizen und Roggen mussten stärker ausgemahlen werden, das Mehl wurde mit Kartoffeln verlängert. Zu Beginn des Jahres 1915 musste die Getreidebewirtschaftung eingeführt werden. Brot und Mehl, später auch Kartoffeln, Zucker, Öle, Fette und Futtermittel wurden rationiert. Die Ernte musste sofort an Regierungsstellen übergeben werden. Wegen der Futtermittelknappheit fanden von der Regierung angeordnete Zwangsschlachtungen von Schweinen statt.

      Zunächst konnte Deutschland noch große Mengen an Lebensmitteln aus Holland und Skandinavien importieren. Doch diese Länder gerieten unter verstärkten alliierten Druck, sodass sie ab 1916 nur noch kleine Mengen ausführten.

      1915 wurden schließlich alle Lebensmittel knapp. Die Preise für die wenigen nicht rationierten Lebensmittel, Eier, Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchte, stiegen stark an. Kaffee, Tee und Kakao gab es überhaupt nicht mehr zu kaufen. Daraufhin blühte der Schwarzmarkt auf.

      Im Frühjahr 1916 fanden erste Hungerdemonstrationen statt. Das im Mai 1916 neu gegründete Reichs-Ernährungsamt konnte die Situation nicht verbessern. Im April 1917 musste die tägliche Brotration auf 170 Gramm Mehl festgesetzt werden.

      Auch die Tiere hungerten schrecklich. Wurden 1913 noch vier Millionen Tonnen Kraftfutter importiert, so waren es 1917 nur noch 85.500 Tonnen. Der Bestand an Schweinen schwand während des Krieges von 25,3 Millionen auf etwa zehn Millionen am Kriegsende. Das Schlachtgewicht der Tier betrug jedoch nur noch die Hälfte des üblichen Gewichts. Alle Pferde wurden von der Armee eingezogen, die Haferernten beschlagnahmt und den Heerespferden zugeführt. Doch auch diese waren unterernährt.

      Die Situation der Landwirte war ebenfalls schlecht. Sie kämpften mit dem Mangel an Futtermitteln, Tragetieren und v.a. den mangels Dünger schlechten Bodenverhältnissen. Es ist überraschend, welche Erträge sie dennoch erzielen konnten.

      1916 fanden erste Arbeiterstreiks statt und schon 1917 waren 1,5 Millionen Arbeiter an 561 Streiks beteiligt. Sie forderten mehr Geld und mehr Nahrungsmittel. Doch auch Parolen der Russischen Revolution fanden bald Zulauf. Vielfach wurde ein Frieden ohne Annexionen gefordert, dazu die Freilassung der politischen Gefangenen und ein gleiches Wahlrecht in Preußen. Gewerkschaften und Regierung wurden von allen Seiten attackiert, sowohl von Linksradikalen als auch von rechts, von Unternehmern und Militärs, die ihre Abneigung gegen die Gewerkschaften pflegten.

      Der Hunger zermürbte die Menschen. Sie wurden anfälliger für Krankheiten. In der Vorkriegszeit bekam jeder Deutsche im Schnitt 320 Gramm Mehl, 140 Gramm Fleisch und 56 Gramm Fett pro Tag, im vierten Kriegsjahr standen die Menschen an den Läden stundenlang Schlange um durchschnittlich 116 Gramm Mehl, 18 Gramm Fleisch und sieben Gramm Fett zu ergattern. 1918 erhielt der normale Mensch nur noch 1.000 bis 1.200 Kalorien, der Frontsoldat das Doppelte. Bereits im Jahr 1916 hatte es 121.000 Tote durch die Hungerblockade gegeben und 1918 waren es 297.000. Insgesamt schätzt man die Zahl der Hungertoten auf über 750.000. Die Zahl der an Lungentuberkulose gestorbenen Menschen hatte sich im Vergleich zu 1913 verdoppelt. Doppelt so viele Frauen starben bei der Geburt. Blutarmut, Rachitis, Magen- und Darmerkrankungen nahmen in erschreckendem Maße zu. Lange Zeit waren Kohlrüben das Hauptnahrungsmittel, aus Brombeerblättern brühte man einen Tee auf und die Tiere fraßen Laubblätter.

      Trotz dieser enormen Entbehrungen wurden immer mehr Geschütze und immer mehr Munition hergestellt. Die Artillerie hatte im Vergleich zu den vorigen Kriegen enorm an Bedeutung gewonnen. Starben im Deutsch-französischen Krieg von 1870/71 noch 8,5 Prozent der toten Soldaten an den Wirkungen des Artilleriebeschusses, so waren es im Ersten Weltkrieg 62 Prozent. 26 von 100 fielen durch Maschinengewehr- oder Gewehrfeuer und 12 Prozent durch sonstige Waffen. Um einen Soldaten kampfunfähig zu machen, musste Munition im Wert von 35.000 Mark verbraucht werden.

      Für einen Soldaten an der Front arbeiteten sechs bis acht Zivilisten in den Rüstungsbetrieben. In allen Ländern ersetzten Frauen die Männer an den Arbeitsplätzen. Allein in Deutschland waren 1,7 Millionen Frauen in der Rüstungsindustrie tätig und zusätzlich 2,9 Millionen in anderen kriegswichtigen Industrien. Die Frauen verließen gewissermaßen aus Not den angestammten Platz im Haus. Im Ersten Weltkrieg wurzelte damit die heute so weit verbreitete Frauenarbeit.

      Da immer mehr Kriegsmittel verschlissen und neu produziert wurden, stiegen die Kosten ins Unermessliche. Gab das Deutsche Reich 1913 noch für den gesamten Haushalt 2,6 Milliarden Mark aus, so war im Jahr 1917 der normale Haushalt auf 6,9 Milliarden Mark gewachsen. Dazu kam der außerordentliche Haushalt, der die gesamten Kriegskosten umfasste, mit 45 Milliarden Mark.

      Die Finanzierung des Krieges bereitete allen Regierungen Kopfzerbrechen. England löste das Problem, indem es seine Staatsbürger rigoros besteuerte. Die Einkommensteuer wurde drastisch erhöht, zusätzliche Verbrauchersteuern eingeführt und v.a. eine Kriegsgewinnsteuer geschaffen.

      In Frankreich erlaubte man sich keine derartige Besteuerung der Einwohner. Es deckte die Kriegskosten mit Krediten. Auch in Deutschland wurden die Kosten nur zu einem kleinen Teil durch Steuern gedeckt. Eine Kriegsgewinnsteuer wurde erst zu spät und in verschärfter Form erst 1918 eingeführt. Das Reich beglich die Kosten mit großzügigen Anleihen. Insgesamt gaben die Deutschen im neun Kriegsanleihen 98 Millionen Mark für die Regierung. Bereits am 4. August 1914 hatte der Reichstag einem Gesetz zugestimmt, dass den Bundesrat bemächtigte Wirtschaftsverordnungen zu erlassen und die Reichsbank von der Pflicht befreite ihre Noten in Gold einlösen zu müssen. Damit war die Goldwährung im Reich de facto beseitigt und der Grundstein der Inflation, die 1923 ihren Höhepunkt erreichte, gelegt.

      Alle Regierungen verlegten die Lösung ihrer Finanzprobleme auf die Zeit nach dem Krieg. Sie hofften nach einem Sieg auf großzügige Kriegsentschädigungen durch die Verlierer um die Schulden zu begleichen. Im Falle eines Verhandlungsfriedens, würde den Staaten der Bankrott drohen und somit ging die Chance eines solchen Abkommens gegen null. Dadurch sollten noch Hunderttausende Soldaten an der Front sterben und ein Kampf um Sieg oder Niederlage, Flucht aus der Misere oder Staatspleite beginnen.

      Erste Friedensbemühungen

      In der Mitte des Krieges wurden die ersten Rufe nach einem Frieden lauter. Die Staatsmänner die ihn begonnen hatten, sollten ihn nun auch beenden.

      Den ersten Versuch unternahm der deutsche Reichskanzler v. Bethmann Hollweg. Er beauftragte den deutschen Botschafter in den Vereinigten Staaten von Amerika sich mit dem im Wahlkampf stehenden Präsidenten Woodrow Wilson zu treffen. Der Botschafter meinte jedoch, dies würde vor der Wiederwahl des Präsidenten keinen Sinn machen und somit fiel das Treffen aus.

      Nachdem Rumänien besiegt worden war und an allen Fronten nahezu ein Gleichgewicht geschaffen werden konnte, unternahm v. Bethmann Hollweg am 12. Dezember 1916 einen zweiten Versuch. Er übergab den Botschaftern einiger neutraler Länder eine Erklärung, in der die Deutsche Reichsregierung einen Frieden vorschlug. Doch Frankreich, Großbritannien, Italien und Russland reagierten ablehnend. Sie erblickten in dem Angebot eine Schwäche Deutschlands. Lediglich Woodrow Wilson, Präsident der USA, antwortete in einer Note vom 18. Dezember, man solle sondieren, "wie nahe wohl die Zeit des Friedens sei". Acht Tage später schlugen die Mittelmächte ein Treffen bevollmächtigter Vertreter vor, doch Entente reagierte darauf am 10. Januar 1917 in einer gemeinsamen Note an Wilson ablehnend: "Die alliierten Mächte sind der Ansicht, dass es unmöglich ist, bereits heute einen Frieden zu erzielen, der ihnen die Wiedergutmachungen, Rücksicherungen und Bürgschaften sichert, auf die sie ein Recht haben." In erster Linie forderten sie "die Wiederherstellung von Belgien, Serbien und Montenegro, die Rückgabe der Provinzen und Gebiete, die früher den Verbündeten durch Gewalt und gegen den Willen der Bevölkerung entrissen worden sind, die Befreiung der Italiener, Tschechen, Slawen, Rumänen und Slowaken von der Fremdherrschaft". Weiterhin ging es darum Europa von "der brutalen Gewalt des preußischen Militarismus" zu entziehen. Dennoch bestünde nicht die Absicht "die Vernichtung der deutschen Völker und ihr Verschwinden aus der Politik anzustreben". Auf der anderen Seite forderte die Entente, dass Deutschland nicht als gleichberechtigter Verhandlungspartner zugelassen werden dürfe.

      Dies war gewissermaßen der letzte Anlass für die Oberste Heeresleitung und die Reichsregierung den uneingeschränkten U-Boot-Krieg wiedereinzuführen, was den Kriegseintritt der USA am 6. April 1917 zur Folge hatte. Sofort wurde sämtliches deutsches Privateigentum in den USA beschlagnahmt, ebenso alle in den US-Häfen liegenden deutschen Schiffen. Außer Mexiko, Kolumbien, Venezuela, Argentinien, Chile und Paraguay erklärten alle lateinamerikanischen Staaten dem Deutschen Reich den Krieg. Zuvor war bereits Portugal auf die Seite der Entente getreten, China und Griechenland folgten später.

      Franzosen und Briten erhofften sich nun von den Kriegseintritt der Amerikaner spürbare Hilfe. Hinzu kam eine Hoffnung auf einen Sonderfrieden mit Österreich-Ungarn. Dessen greiser Kaiser Franz Josef war am 21. November 1916 verstorben. Die Gemahlin Erzherzog Karls, der Nachfolger Franz Josefs, Zita stammte aus dem Bourbonen-Geschlecht. Zwei ihrer Brüder, die Prinzen Sixtus und Xaver von Bourbon-Parma dienten in der belgischen Armee. Sixtus unternahm ohne jegliche Vollmacht eine Kontaktaufnahme mit dem französischen Ministerpräsidenten. Er war bereit, fast jede der Bedingungen der Entente anzunehmen, wenn es einen Sonderfrieden geben würde. Der österreichische Außenminister, Graf Czernin, war von diesem Unternehmen nicht unterrichtet worden. Er verfasste dennoch eine Denkschrift mit dem Inhalt, dass Österreich-Ungarn mit seinen Kräften am Ende sei und gab sie dem deutschen Kaiser Wilhelm II. zur Kenntnis. Ende April 1917 überreichte er eine Kopie dem deutschen Reichstagsabgeordneten Matthias Erzberger. Dieser wiederum unterrichtete einige weitere Abgeordnete.

      In Wien fanden unterdessen Geheimgespräche zwischen Czernin und v. Bethmann Hollweg statt. Sixtus kam persönlich in die Stadt und über die Schweiz wurde Kontakt nach Paris aufgenommen. Doch bald zerschlugen sich sämtliche Pläne. Frankreich verlangte weiterhin Elsass-Lothringen für sich und Italien nicht nur die italienischsprachigen Gebiete Österreich-Ungarns, sondern auch große deutsch besiedelte Gebiete. Ohnehin war für die Entente das Deutsche Reich der gefährlichere Gegner. Der Gedanke an einen Kampf bis zum Sieg beherrschte die Politiker und so scheiterte dieser Versuch, so wie auch diejenigen Belgiens, Deutschlands und des Vatikans. Der Krieg sollte weiter gehen.

      Das Ende der Kämpfe im Osten

      Währenddessen konnte sich Russland vorübergehend wieder erholen. Kerenski hatte es geschafft die Macht in der Revolutionsregierung zu übernehmen und entfachte sogleich eine neue Offensive. In Frontreisen konnte er die Soldaten zu einer Offensive überzeugen.

      Nach einem Trommelfeuer mit einem Ausmaß, das bisher nur im Westen erlebt wurde, griffen russische Truppen am 1. Juli 1917 an. Überall wo deutsche und türkische Verbände in den Verteidigungsstellungen saßen, wurde der Angriff abgewiesen, aber an den Stellen, an denen k.u.k. Truppen verteidigten, gelangen den Russen Einbrüche. Doch durch Einmischen der Soldatenräte in die Truppenführung, der nur kurz auflodernden Begeisterung in den russischen Truppen und der Heranführung von sechs deutschen Divisionen von der Westfront waren der Kerenski-Offensive nur anfängliche Erfolge gegönnt. Schließlich erlahmte die Offensive.

      Am 19. Juli gingen deutsche Truppen zum Gegenangriff über. Sie besetzten ganz Ostgalizien gegen schwachen russischen Widerstand. Nur Versorgungsschwierigkeiten verhinderten einen weiteren Vormarsch der Deutschen.

      Das Aufwallen der Kampfbegeisterung bei den russischen Soldaten entpuppte sich als das letzte Zucken vor dem Ende. Nach dem Scheitern der Offensive bildeten sich eigene Truppenteile aus Ukrainern, Finnen und Polen. Die Disziplin der Einheiten nahm stark ab. Offiziere wurden misshandelt und ermordet, Soldaten setzten sich in Scharen ins Hinterland ab. In Petersburg putschten die Bolschewisten erstmalig. Der Versuch misslang und so musste Lenin vorübergehend nach Finnland fliehen. Kerenski wurde Ministerpräsident, musste sich jedoch die Macht mit den Arbeiter- und Soldatenräten teilen.

      Unterdessen erschütterte am 6. Juli auch die Oberste Heeresleitung und die Deutsche Reichsregierung eine Krise. Matthias Erzberger hatte in einer Reichstagsrede verkündet, dass der Krieg militärisch nicht mehr zu gewinnen sei, dass der uneingeschränkte U-Boot-Krieg keine Erfolge erzielte und dass Industrie und Wirtschaft am Ende seien. Nach seinem Willen sollte sich im Reichstag eine Mehrheit für einen Verständigungsfrieden bilden und eine Friedensresolution annehmen.

      Hindenburg und Ludendorff reichten daraufhin nach eiligen Konferenzen ihre Abschiedsgesuche ein. Am nächsten Tag trat auch Reichskanzler v. Bethmann Hollweg zurück, riet aber dem Kaiser Hindenburg und Ludendorff nicht zu entlassen. So geschah es dann auch. Die Besprechungen der beiden Feldherrn mit den Reichstagsabgeordneten der Mitte und der Linken verliefen jedoch ergebnislos. Dennoch wurde die Friedensresolution am 19. Juli durch den Reichstag angenommen. Ein Verständigungsfrieden ohne Annexionen sollte angestrebt werden. Die Reichsregierung bekräftigte dies und dadurch war auch die Oberste Heeresleitung zur Annahme gezwungen.

      Zunächst erstrebten Hindenburg und Ludendorff das Kriegsende im Osten um für die Frühjahrsoffensive des Jahres 1918 genügend Kräfte frei zu haben. Die Offensive war die letzte Chance zum Sieg im Westen, bevor amerikanische Truppen im Sommer im großen Ausmaß an der Front erscheinen konnten. Wie bereits erwähnt, gelang den Deutschen bald die Einnahme Rigas. Die Inseln Ösel, Moon und Dagö wurden im Oktober 1917 besetzt.

      Die innere Situation in Russland spitzte sich unterdessen immer weiter zu. General Kornikow, der Nachfolger General Brussilows als Oberbefehlshaber, unternahm im September einen Putschversuch um die Revolution zu stoppen. Der Putsch scheiterte an dem Widerstand der Arbeiter- und Soldatenräte. Die Regierung Kerenski besaß kaum noch Macht. Es wurde allmählich klar, dass die Bolschewisten die Macht ergreifen und um einen Waffenstillstand mit den Mittelmächten verhandeln würden.

      Noch im April hatten die Deutschen die Bolschewisten unterstützt, da sie hofften, es würde eine Revolution in Russland ausbrechen. In besagtem Monat halfen sie Trotzki zusammen mit 31 weiteren Genossen nach Russland einzureisen. Sie hatten mit den Kommunisten, die sie innenpolitisch immer wieder unterdrückten, gehandelt. Dies sollte sich auszahlen. Am 6. November wurde Kerenski gestürzt und die "Diktatur des Proletariats" errichtet.

      Sogleich begannen die Massaker an sämtlichen politischen Feinden. Lenin erließ in seinem Funkspruch "An Alle" ein Manifest, dass alle Kriegsparteien zum Frieden aufforderte. Gleichzeitig ging er jedoch daran, die Rote Armee an Stelle des alten Zarenheeres aufzubauen.

      Am 26. November fragten russische Vertreter bei der deutschen Obersten Heeresleitung wegen der Möglichkeit eines Waffenstillstandes an. Eine zehntägige Waffenruhe wurde am 15. Dezember in Brest-Litowsk unterzeichnet. Die Friedensverhandlungen waren auf den 23. Dezember festgesetzt worden. Bereits am 9. Dezember hatte Rumänien mit den Mittelmächten einen Waffenstillstand abgeschlossen. Die Oberste Heeresleitung zog sofort einen Großteil der Divisionen von der Ostfront ab und führte diese der Westfront zu. Zugleich wurden erste amerikanische Divisionen im Westen gesichtet.

      Am 23. Dezember trafen sich die Vertreter des Deutschen Reichs, Österreich-Ungarns und Russlands um einen Frieden auszuhandeln. Die Russen kannten den Zeitdruck der Deutschen und stellten immer neue Forderungen um Zeit zu gewinnen. Zwischen Deutschen und Österreichern fanden zudem unzählige Grundsatzdebatten statt, bevor man sich auf eine gemeinsame Linie einigen konnte.

      Währenddessen hatte die Ukraine unter Ausnutzung des von den Russen verlangten Selbstbestimmungsrechts der Völker ihre Unabhängigkeit erklärt. Daraufhin erschien Trotzki höchstpersönlich auf der Friedenskonferenz. Während er dort allerhand propagandistische Reden hielt, marschierte die Rote Armee bereits gegen die Ukraine auf.

      Das aggressive russische Verhalten führte schließlich dazu, dass eine Einigkeit bei den Mittelmächten einkehrte. Sie forderten von Trotzki eine klare Antwort bezüglich ihrer Bedingungen und drohten mit einer Fortführung der militärischen Operationen. Daraufhin reiste Trotzki ab.

      Die Mittelmächte verhandelten daher zunächst mit der Ukraine wegen einer Friedensbestimmung. Am 9. Februar 1918 wurde der sogenannte "Brotfrieden" geschlossen. Er gab Deutschen und Österreichern das Recht das gesamte Staatsgebiet der Ukraine zu besetzen und deren Getreidevorräte zu nutzen.

      Nach 12 Tagen Abwesenheit kehrte Trotzki schließlich an den Verhandlungstisch zurück. Er sagte, Russland verbitte sich eine Vergewaltigung, könne jedoch den Krieg nicht fortsetzen. Weiterhin meinte er, man sehe den Krieg als beendet an, werde aber keinen Frieden schließen. Danach reiste die gesamte russische Delegation ab.

      Wegen der äußerst unsicheren Situation im Osten, entschlossen sich die Mittelmächte, die Kampfhandlungen wiederaufzunehmen. Diesmal wurde gegen die sich noch im Aufbau befindliche Rote Armee gekämpft. Mit nur 40 Divisionen über die gesamte Länge der Ostfront konnten der größte Teil Estlands, ein Teil der Ukraine, Kiew und Odessa besetzt werden. Deutsche Truppen standen nahe vor Petersburg.

      Dadurch erklärten sich die Russen endgültig zu einem Friedensvertrag bereit. Dieser wurde am 3. März 1918 unter überaus harten Bedingungen für Russland in Brest-Litowsk unterschrieben. Russland verlor Polen, Kurland, Litauen, Estland, Finnland und einige Gebiete im Kaukasus. Weißrussland sollte solange von deutschen Truppen besetzt werden, bis alle Bestimmungen erfüllt sein würden. Polen, Finnland und die Ukraine waren als unabhängig anzuerkennen.

      Das Diktat von Brest-Litowsk bildete den ersten Frieden des Ersten Weltkrieges. Zwei Tage später wurde ein Vorfrieden mit Rumänien geschlossen. Doch der Frieden im Osten war keinesfalls solide. Bereits Ende März riefen die Finnen deutsche Truppen zur Hilfe, da die Russen das finnische Territorium vertragswidrig nicht verließen. Eine deutsche Division und die neu aufgestellte finnische Armee kesselten die russischen Truppen ein und zwangen sie zur Kapitulation. Die Deutschen besetzten Charkow und das Donezbecken. Sie erreichten eine Linie, die vom Kaukasus bis nach Narwa und Dorpat im Norden führte.

      Wilsons Vierzehn Punkte

      Am 8. Januar 1918 hatte der amerikanische Präsident Woodrow Wilson dem Kongress sein Konzept zum Friedensschluss vorgelegt, die "Vierzehn Punkte". Hinter diesen stand die Absicht des Präsidenten, als Schiedsrichter der Welt moralische Maßstäbe anzulegen. Idealistische Vorstellungen und Unkenntnis der europäische Verhältnisse wurden miteinander vermischt. Im einzelnen umfassten die Vierzehn Punkte folgendes:

      Öffentlichkeit der Verträge und der diplomatischen Verhandlungen.

      Freiheit der Meere für den Seehandel aller Staaten im Frieden wie im Krieg.

      Aufhebung der wirtschaftlichen Schranken zwischen allen Nationen.

      Kontrollierte Abrüstung.

      Unparteiische, gerechte Lösung der Kolonialprobleme.

      Räumung der besetzten russischen Gebiete.

      Wiedererrichtung Belgiens.

      Räumung Frankreichs und Angliederung Elsass-Lothringens an Frankreich.

      Abtretung der italienischsprachigen Gebiete Österreichs an Italien.

      Weitgehende Autonomie aller Völker Österreichs.

      Wiederherstellung Serbiens, Montenegros und Rumäniens.

      Verkleinerung der Türkei auf den kleinasiatischen Raum.

      Errichtung eines polnischen Staates mit freiem Zugang zur Ostsee.

      Gründung eines Völkerbundes.

      Die Vierzehn Punkte erreichten in keinem Staat ungeteilten Beifall. Der neue deutsche Reichskanzler Georg Graf v. Härtling zeigte sich zwar mit den ersten vier und dem letzten Punkt und einverstanden, wies jedoch eine Einmischung der Westmächte in die Verhandlungen mit Russland und in die Gestaltung Polens zurück. Bei Belgien und Frankreich zeigte er sich immerhin kompromissbereit. Darüber müsse man verhandeln. Diese deutschen Vorstellungen waren freilich für die Entente unannehmbar.

      Vorbereitungen zur Offensive

      Aus dem Großen Generalstab von 1914 hatte sich bis 1918 ein großer, z.T. überorganisierter Apparat entwickelt, dessen Hauptquartier seit 1917 in Bad Kreuznach lag. Viele neue Abteilungen umfasste die Oberste Heeresleitung, so z.B. die Abteilung "Fremde Heere" und die Abteilung IIIb, der militärische Nachrichtendienst. Weiterhin gab es eine "Auslandsabteilung", eine Außenstelle der Obersten Heeresleitung beim Auswärtigen Amt. Dieser unterstand ein für propagandistische Zwecke genutztes Bild- und Filmamt, die "Universal-Film AG", später bekannt geworden als UFA. Hindenburg und Ludendorff führten diesen großen Apparat. Während Hindenburg die Großlage überwachte und in wichtigen Fällen die letzte Entscheidung fällte, hatte Ludendorff als Generalquartiermeister in diesem Rahmen fast unbegrenzte Handlungsfreiheit. Er prägte damit das Gesicht des Generalstabs.

      Seit Monaten plante er eine Offensive, die eine Entscheidung im Westen herbeiführen sollte. Dafür gab es zwei Möglichkeiten: die erste war ein Angriff an der Lys nordöstlich von Lille. Würde der Durchbruch gelingen, hätte man nur 100 Kilometer bis zum Kanal. Dann könnte den Nordabschnitt der britischen Front einkesseln, während der britische Südabschnitt von den Kanalhäfen abgeschnitten wäre. Der Nachteil dieser Operation war jedoch die im Vorfrühling unbeständige Witterung, die dafür sorgte, das sich im Angriffsgebiet Sümpfe bilden konnten.

      Da erschien die zweite Variante als die bessere. Nach ihr sollte zwischen St. Quentin und Cambrai angegriffen werden. Würde der Durchbruch gelingen, wären Engländer und Franzosen voneinander getrennt. Die britischen Truppen könnten nun an die Kanalküste gedrängt und zur Rückkehr auf die Mutterinsel gezwungen werden. Allerdings war von diesem Abschnitt die Entfernung zur Küste wesentlich größer. Dies bedeutete, da
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 14:08:02
      Beitrag Nr. 30 ()
      Bundeswehr abschaffen Hauptseite
      Hier kann die Broschüre "Uran-Geschosse, Eine neue Massenvernichtungstechnologie" downgeloadet werden.
      Hinweis:
      Die Materialien sind im Staroffice 5-Format und mit WinZip "gepackt". Das Programm WinZip gibt`s als unlizenzierte Version unter http://www.winzip.de


      Download
      Bestellen der Broschüre Uran-Geschosse



      --------------------------------------------------------------------------------

      Neue Broschüre zum Downloaden im gepackten rtf-Format:

      Halbe Wahrheiten und ganze Lügen -
      wie die Gesundheitsgefährdung durch Uranmunition kleingeredet wird


      --------------------------------------------------------------------------------
      Brandaktuelle Meldungen zur Uran-Munition
      Ist Plutonium in der Uran-Munition?
      Einsatz von Uranmunition in Deutschland
      Hier noch zusätzliche Infos



      --------------------------------------------------------------------------------

      Kommentar von Karl-Otto Meyer, ehem. Landtagsabgeordneter des SSW in Schleswig-Holstein, in Flensborg Avis, 18.05.2000, über die Folgen des Krieges gegen Jugoslawien

      Im Zusammenhang mit den Urangeschossen kann man auch unter http://www.uranmunition.de/ in folgendem Text etwas über Rheinmetall erfahren:

      "Zur Eröffnung der Ausstellung „Offenes Kriegsatelier“ am 10. April in der Stadtbücherei Flensburg sprach Prof. Dr. Dr. Siegwart Horst Günther.


      --------------------------------------------------------------------------------

      Prof. Dr. Dr. med. habil Siegwart Horst Günther

      Uran-Geschosse


      Deutsche Friedensgesellschaft -

      Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen

      www.bundeswehrabschaffen.de


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      Impressum:

      Herausgeber: Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Postfach 1426, 24904 Flensburg unterstützt durch: Bildungswerk anderes lernen e.V., Fleethörn 23, 24103 Kiel Internetadresse: http://www.bundeswehrabschaffen.de Redaktion: Dr. med. Ralf Cüppers (verantwortlich i. S. d. P.) 2. Auflage, Flensburg, Juli 2000 Wir bitten um Spenden für die Entwicklung, Herstellung und Verbreitung von Informationsmaterial zu „Bundeswehr abschaffen!“ Spendenkonto : 449755-204, Postbank Hamburg, BLZ 20010020
      Über den Autor

      Professor Dr. Dr. med. habil. Siegwart Horst Günther, Professor für Tropenmedizin, ist auch mit 75 Jahren noch wissenschaftlich aktiv. An der Universität Leipzig hält er noch immer seine tropenmedizinischen Vorlesungen.

      Professor Dr. Dr. Günther ist am 24.2.1925 in Halle geboren, war Mitglied der Wider­standsgruppe um Graf Stauffenberg und Häftling im KZ Buchenwald. 1945 bis 1950 Stu­dium der Medizin, Philosophie und Ägyptologie. 1950 bis 1956 Arzt und Wissenschaftler an verschiedenen Kliniken und Habilitation. 1957 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften. Bis 1963 arbeitete Professor Dr. Dr. Günther an den Universitäten Kairo und Damaskus, anschließend im Hospital Lambarene des Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer. Bisher sind von Professor Dr. Dr. Günther oder unter seiner Mitarbeit acht Bücher und 465 Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen. Seit 1992 ist Pro­fessor Dr. Dr. Günther Präsident des Gelben Kreuzes International, einer humanitären Organisation, um kranken Kindern zu helfen. Seit 1998 zweiter Präsident der Albert Schweitzer Akademie in Warschau. Für humanitäre Verdienste erhielt Professor Dr. Dr. Günther hohe nationale und internationale Auszeichnungen.

      Als Präsident der Hilfsorganisation Das Gelbe Kreuz International hat er nach dem zwei­ten Golfkrieg in den Jahren 1991 bis 1995 im Irak Kinder behandelt, die an einer bis dahin unbekannten Krankheit erkrankt und größtenteils verstorben waren. Dabei handelte es sich aber nicht um eine neue tropenmedizinische Krankheit.

      Professor Dr. Dr. Günther hat den wissenschaftlichen Nachweis erbracht, daß diese Ge­sundheitsschädigung durch abgereichertes Uran verursacht wurde, das die Symptome einer Schwermetallvergiftung verursacht und mit akutem Versagen von Leber und Niere zum Tode führt. Wird das akute Vergiftungsstadium überlebt, besteht danach ein hohes Risiko, an Leukämie oder anderen Krebserkrankungen oder AIDS-ähnlichen Syndromen zu er­kranken. Die schwach radioaktive Strahlung des vom Körper aufgenommenen abgerei­cherten Urans schwächt das Immunsystem des Menschen. Durch radioaktive Schädigung der Ei- und Samenzellen gibt es in der Folgegeneration Mißgeburten.







      Einsatz von Munition mit abgereichertem Uran im Kosovo:

      Die markierten Gebiete zeigen die Positionen an, wo eines oder mehrere Flugzeuge mit Uranmunition angegriffen haben. Die Markierungen sind nicht präzise, das Gesamtgebiet, das mit X bedeckt ist, soll die Positionsabweichungen angeben. Die Quelle der Daten für die bezeichneten Gebiete waren Pilotenbesprechungen nach Einsätzen mit flexibler Zielauswahl während der Operation Allied Force.

      X : Gebiete, wo im Jahr 1999 die 30mm-Kanone mit abgereichertem Uran eingesetzt wurde


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      Einsatz der Uranmunition1

      Urangeschosse wurden im Golfkrieg 1991 von den allierten Truppen gegen den Irak ein­gesetzt. Die NATO hat Urangeschosse in ihrem Bombardement gegen die bosnischen Serben 1994 eingesetzt. Auch 1999 während des 78 tägigen Krieges gegen Jugoslawien wurden 31.000 Uran-Projektile mit insgesamt 10 Tonnen abgereichertem Uran, haupt­sächlich über dem Kosovo abgeschossen. Die Geschosse sind vor allem entlang der Grenze zu Albanien, südwestlich von Kosovska Mitrovica, im Nordkosovo und in der Nähe der Stadt Klina eingesetzt worden. Da aber nicht nur die geplanten Ziele angegriffen wurden, sondern auch an anderen Orten von den Piloten willkürlich mit abgereichertem Uran bombardiert wurde, ist eine vollständige Bekanntgabe der Einsatzgebiete in Serbien, Kosovo und Montenegro nicht möglich.

      Spätestens seit 1995 sind die Arbeiten von Professor Günther über die gesundheitlichen Auswirkungen der Uranmunition bekannt. Und bereits am 6.7.1998 hat das US-amerikani­sche National Institute of Health eine Arbeit von Miller et al. veröffentlicht, die die erste (von der US-amerikanischen Regierung zur Kenntnis genommene) sei, die zeigt, daß ab­gereichertes Uran Krebs erzeugt: eine geringe Menge a-Teilchen reichte aus, um aus Knochenzellen (Osteoblasten) Krebszellen entstehen zu lassen.

      Durch den NATO-Krieg ist nun auch der Kosovo mit Uran verseucht. Im Nachbarland Makedonien (FYROM) wurde jedenfalls durch Wissenschaftler der Universität Thessa­loniki festgestellt, daß die radioaktive Belastung seit dem Krieg auf das achtfache ange­stiegen ist. Dieses sei eine schlimmere Umweltkatastrophe, als die durch den Reaktorun­fall in Tschernobyl verursachte. Erkrankungen, wie sie Professor Günther in den Jahren bis 1995 im Irak beobachtet hat, sind in den nächsten fünf Jahren auch im Kosovo zu be­fürchten.

      Nach Presseberichten des Hamburger Friedensforschers Götz Neudeck stammt die Tech­nologie für die panzerbrechenden Projektile aus Deutschland. Die Kanone des amerikani­schen Panzers M-1, der die Uranmunition verschießt, sei dieselbe wie die des deutschen Panzers Leopard II. Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern, der die Kanone für den Leopard II herstellt, besitzt auch die Lizenz für die amerikanische Kanonenfertigung. Das Bundesverteidigungsministerium teilte dagegen offiziell mit, man habe auf die Entwicklung und Beschaffung von Uranmunition verzichtet.

      Naturwissenschaftliche Grundlagen zum Verständnis der neuen „nachhaltigen Kriegsführung“

      Woraus bestehen Urangeschosse?

      Abgereichertes Uran 238 ist das Abfallprodukt, das bei der Herstellung von Brennelementen für Atomkraftwerken übrig bleibt.

      Um in einem Atomkraftwerk Energie zu erzeugen, werden atomare Brennelemente benö­tigt, die aus spaltbarem Uran 235 bestehen. Bei der Kernspaltungsreaktion des Uran 235, die durch ein Neutron ausgelöst wird, ergibt sich beispielsweise:

      ein Atom Barium 139 + ein Atom Krypton 94 + drei Neutronen oder

      ein Atom Cäsium 140 + ein Atom Rubidium 93+ drei Neutronen oder

      ein Atom Xenon 144 + ein Atom Strontium 90 + zwei Neutronen,

      jeweils unter Abgabe von großer Energiemenge: 1 kg Uran 235 ergibt eine theoretische Ausbeute von etwa 20.000 Megawattstunden, das ist etwa der Jahresbedarf für 6000 Haushalte. Da im Ergebnis einer Kernspaltungsreaktion jeweils zwei oder drei weitere Neutronen frei werden, können diese eine Kettenreaktion auslösen, wenn sie auf weitere Uran 235-Kerne treffen.

      Natürliches Uran enthält nur zu 0,7% spaltbares Uran 235, jedoch 99,3% nicht spaltbares Uran 238. Auf ein Atom Uran 235 kommen 140 Atome Uran 238. Dies hat für die Atom­energieerzeugung den Nachteil, daß dieses nicht spaltbare Uran 238 ebenfalls Neutronen anlagert: Uran 238 wird zu Uran 239 und zerfällt dann sofort unter Abgabe von b-Strah­lung zu instabilen Neptunium 239, woraus dann wiederum unter Abgabe von b-Strahlung stabiles Plutonium entsteht. Somit hat man zwar Plutonium gewonnen, die atomare Ener­gieproduktion ist jedoch zum Stillstand gekommen. Eine atomare Kettenreaktion ist nur dann möglich, wenn der Anteil des spaltbaren Uran 235 von 0,7% auf mindestens 3,2% erhöht wurde. Dann werden durch die Spaltung von Uran 235 mehr Neutronen frei als durch Uran 238 verbraucht werden. Für eine kontrollierte Kettenreaktion im Atomkraft­werk will man im Idealfall genau ein freies Neutron pro gespaltenem Urankern behalten. Man wird also für atomare Brennelemente das Uran 235 deutlich über 3,2% anreichern und die überzähligen Neutronen durch eine regelbare Vorrichtung aus neutronenabsorbie­renden Schwermetallstäben (aus Cadmium oder Blei) abfangen. Hochangereichertes Uran kann bis zu 20% Uran 235 enthalten.

      Für einen 1.300 Megawatt Atomreaktor werden jährlich etwa 30 Tonnen atomarer Brenn­elemente gebraucht. Um diese zu erzeugen werden etwa 240 Tonnen natürliches Uran gebraucht. Da Uran 238 schwerer ist als Uran 235, wird es als Uranhexafluorid in gasför­migem Zustand mit einem aufwendigen Zentrifugenverfahren getrennt. Das Uran 235 wird dabei nicht vollständig herauszentrifugiert. Abgereichertes Uran enthält eine geringe Menge spaltbares Uran 235 und ist 40 % weniger radioaktiv als natürliches Uran. Je nach Anreicherungsgrad fallen auf eine Tonne atomarer Brennelemente eine vielfache Menge von abgereichertem Uran ab, am Beispiel des 1.300 Megawatt Atomreaktors sind das in einem Jahr 210 Tonnen. Für die Atomindustrie ist es Abfall und ein teures Entsorgungs­problem. Abgereichertes Uran muß als schwachradioaktiver Sondermüll gelagert werden.

      Wenn nun die Rüstungsindustrie aus dem abgereicherten Uran Munition herstellt, entsteht doppelter Profit.

      Wirkung der Munition aus abgereichertem Uran

      Uran ist eines der Elemente mit dem höchsten spezifischen Gewicht bzw. der höchsten Dichte. Wasser hat definitionsgemäß die Dichte 1, Eisen oder Stahl um 7,9. Blei liegt bei 11,3 und Uran über 19,3 g/cm³. Somit ist es zweieinhalbmal schwerer als Eisen und im­merhin noch 1,7 mal schwerer als Blei. Nur die Edelmetalle Gold (19,3 g/cm³) und Platin (21,5 g/cm³) sowie die seltenen Metalle Wolfram (19,3 g/cm³) Iridium (22,6 g/cm³) und Rhenium (20,5 g/cm³) sind vergleichbar schwer. Das auf der Titelseite abgebildete, fingergroße Geschoß hatte eine Masse von 257 Gramm.



      1 Liter Wasser = 1 kg 1 Liter Uran = 19,3 kg

      Je höher die Masse eines Geschosses, um so höher ist bei gleicher Geschwindigkeit die Energie, also die Durchschlagskraft. Für Munition wird traditionell Blei verwendet. Der Müll der Atomindustrie liefert ein Geschoß, das mindestens 1,7 mal schwerer ist als Blei.

      Urangeschosse erreichen eine Geschwindigkeit von 1000 m/sek = 3600 km/h. Das 275 g schwere Geschoß der 30mm Kanone enthält dann die Bewegungsenergie (½mv²) eines Kraftfahrzeuges von 700 kg bei etwa 72 km/h und die Wucht beim Aufprall ist die gleiche, nur daß es keine Knautschzone gibt und sich die Durchschlagskraft auf eine Fläche von

      unter 1 cm² konzentriert.

      Urangeschosse sind deshalb in der Lage, auch schwere Panzerungen oder Bunker zu durchschlagen. Beim Aufprall wird ihre Bewegungsenergie in Hitze umgewandelt und das Uran verbrennt. Dadurch wird auch das Angriffsziel in Brand gesetzt. Z. B. brennt es im Innenraum des Panzers, wenn die Stahlplatte durchgeschlagen ist und das Uran sich auf­grund der Reibung beim Durchschlag entzündet hat. Das Verbrennungsprodukt Uranoxid besteht aus unsichtbaren Teilchen mit einer Größe von unter 2,5 mm (0,0025 mm), die sich in der Umwelt als feinster Staub verteilen.

      Wenn ein Urangeschoß einen menschlichen Körper durchschlägt, ist die Eintrittsstelle klein. Durch die Hitzeentwicklung dehnt es sich dann aus und hinterläßt beim Austritt ein großes Loch. Das Militär nennt dies eine Wunde vom Explosionstyp.

      Geschosse aus abgereichertem Uran haben eine andere Wirkung als die Uranbombe, wie sie in Hiroshima eingesetzt wurde. Deren Zerstörungskraft beruhte auf der atomaren Kettenreaktion des angereicherten Urans.

      Die beabsichtigte Wirkung der Urangeschosse ist die mechanische, panzerbrechende Wir­kung durch Druck- und Hitzewellen. Für Rüstungsarbeiter und Soldaten, die diese Muni­tion herstellen und einsetzen, ist die schwachradioaktive Strahlung dennoch gesundheits­schädlich.

      Gesundheitsschäden durch abgereichertes Uran

      Erkranken können alle Lebewesen - nicht nur Menschen, - die mit der Uranmuni­tion und dem Uranoxidstaub in Berührung kommen: Rüstungsarbeiter bei der Produktion der Munition, Soldaten beim Transportieren, dem Lagern und beim Verschießen der Munition, alle Lebewesen im Einsatzgebiet und alle Lebewesen, die Nahrungsmittel aus dem Einsatzgebiet konsumieren, weil das Uran auch über die Nahrungskette in die Körper gelangt.

      Uranoxidteilchen von 2,5 µm Größe kann niemand sehen, riechen oder schmecken. Wenn mit der Nahrung Uranpartikel aufgenommen werden, können nur 0,2% durch den Darm in den Körper gelangen, der Rest wird mit den Exkrementen ausgeschieden.

      Hauptsächlich werden Uranoxidteilchen eingeatmet, gelangen in das Lungengewebe und dadurch in das Blut. Sie sind in der Körperflüssigkeiten nur sehr schwer löslich. Sie wer­den überwiegend im Skelett eingelagert, das als Langzeitdepot dient. Die „biologische „Halbwertzeit“ ist die Zeit, in der die Hälfte des aufgenommenen Urans wieder ausge­schieden ist. Sie ist auf jeden Fall länger als ein Jahr. Bei amerikanischen Golfkriegsvete­ranen wurden noch nach acht Jahren die Vergiftungen mit abgereichertem Uran nachge­wiesen. Die atomare Halbwertszeit ist ein vielfaches länger: Uran 238 ist ein a-Strahler, ebenso seine Zerfallsprodukte Thorium, Radium, Radon und Polonium. Nach 14 Zwi­schenschritten steht am Ende der radioaktiven Zerfallsreihe das nicht radioaktive Blei 206. a-Strahlen haben nur ganz geringe Reichweite. Sie haben jedoch eine zwanzigfach höhere biologische schädliche Wirkung als eine gleiche absorbierte Dosis b- oder g-Strahlen.

      Für Arbeiter in Atomanlagen ist die maximale Arbeitsplatzkonzentration auf 0,25 mg/m³ für schwerlösliches Uranoxid und auf 0,05 mg/m³ für wasserlösliche Uransalze festgelegt. das bedeutet nicht, daß diese geringen Mengen unschädlich sind, jedoch dieses Gesund­heitsrisiko wird akzeptiert. Wissenschaftler fanden heraus, daß in einem Zeitraum von 30 Tagen die Aufnahme von 0,14 mg Uran je kg Körpergewicht und Tag zum Tode führt, 0,0085 mg/kgKG/Tag zu genetischen Schäden, d.h. Mißbildungen und Totgeburten, und 0,0032 mg/kgKG/Tag zu nachweisbaren Nierenschäden führt. Zu unterscheiden ist die chemische Giftigkeit (Schwermetallvergiftung) und die Giftigkeit durch radioaktive Strahlung:

      1. Gesundheitliche Schäden durch Schwermetallvergiftung

      Bekannt sind Schwermetallvergiftungen durch bleihaltige Wasserleitungen oder durch Cadmium als Umweltgift im Klärschlamm und in Nahrungsmitteln. Uran ist ebenfalls ein Schwermetall mit vergleichbaren chemischen Eigenschaften.

      Über die Blutbahn gelangt das Uran in die Leber und die Nieren, wo es die Zellen vergif­tet. Die akute Gesundheitsschädigung besteht in einer chemischen Vergiftung durch das Schwermetall Uran, ähnlich wie bei einer Cadmium- oder Bleivergiftung, nur reicht schon eine wesentlich geringere Menge dafür aus. Bei fortgesetzt gleichmäßiger Abgabe von geringen Mengen Uran aus dem Knochenspeicher wird die nierenschädigende Wirkung anderer Umweltgifte, denen wir ausgesetzt sind, verstärkt.

      Die akute Schwermetallvergiftung durch Uran führt zu Funktionsstörungen von Nieren und Leber, bis zum tödlichen Funktionsausfall. Die geschädigte Leber ist nicht in der Lage, die Eiweißsynthese und den notwendigen kolloidosmotischen Druck aufrechtzuer­halten, so tritt das Wasser in den Bauchraum aus. Die geschädigte Niere ist nicht in der Lage, das Wasser auszuscheiden.

      2. Gesundheitliche Schäden durch niedrige Strahlendosis

      Die chronische Uranvergiftung führt zu einem AIDS-ähnlichem Immundefekt oder zu Krebserkrankungen, insbesondere Leukämie. Auch natürliche Radioaktivität verursacht eine gewisse Anzahl von Krebserkrankungen, denn es gibt keine unschädliche Niedrig­strahlung. Da das Uran in den Knochen eingelagert wird, ist dort der Ausgangspunkt der schwachradioaktiven Strahlung. Das Gewebe, das in Reichweite der a-Strahlen am näch­sten liegt, ist das Knochenmark, das Organ, in dem die Blutzellen und die Immunzellen gebildet werden. Wird dieses Immun- und Blutbildungsorgan radioaktiv verstrahlt, kommt es zu einer schweren Form der Blutarmut (aplastische Anämie), zu Krebserkrankungen wie Leukämie oder anderen bösartigen Neubildungen oder zum Immundefekt. Folgen des Immundefektes sind schwerste Verläufe von Masern und Kinderlähmung, Salmonellen- und Wurmerkrankungen, Herpes- und Zosterbildungen.

      Beim Hautkontakt mit abgereichertem Uran kommt es zu schlecht heilenden Wunden mit schmerzlosen Geschwüren. Sie sind deshalb schmerzlos, weil die schmerzempfindenden und -leitenden Sinnes- und Nervenzellen zerstört worden sind.

      Schließlich wird durch das abgereicherte Uran eine genetische Schädigung verursacht. Es kommt zu einer Häufung von Fehlgeburten, Totgeburten und Geburten lebensunfähiger Kinder. Von uranvergifteten Eltern wurden Kinder mit folgenden angeborenen Mißbil­dungen lebend geboren:

      Hydrocephalus (Wasserkopf) mit Hirnnervenstörung und Schwachsinn

      Phokomelie, einer ausgeprägten Mißbildung der Extremitäten wie nach Contergan

      fehlende Knorpelbildung der unteren Extremitäten

      Fehlbildung eines Beines mit Greiffunktion einer Hand

      Fehlbildung, Zusammenwachsen der Finger und der Zehen

      Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

      Abdominalspalt

      Spina bifida, Spaltbildung der Wirbelsäule.

      Im Juni 2000 wurde in der Medizinerzeitschrift „Lancet“ veröffentlicht, daß die Kinder­sterblichkeit im Zentral- und Südirak im Zeitraum 1995-1999 mehr als doppelt so hoch war als im Zeitraum 1985 bis 1989. Im kurdischen Nordirak blieb die Kindersterblichkeit etwa konstant. Hauptsächlich im Südirak wurde 1991 während des Zweiten Golfkrieges Uranmunition eingesetzt, nicht jedoch im Norden.

      Dr. med. Zenad Mohammed, der im Krankenhaus von Basrah arbeitet, veröffentlichte, daß in der südirakischen Region Basrah bei täglich 20 bis 30 Geburten im Dreimonatszeitraum August bis Oktober 1999 insgesamt 10 Kinder ohne Gehirn (Anenzephalus), 8 Kinder mit Wasserkopf (Hydrocephalus) und 6 Kinder mit Extremitätenmißbildung (Phokomelie) geboren wurden. Diese Mißbildungen sind sonst weit seltener als 1:10000 Geburten.







      Zur Abbildung auf der rechten Seite:

      Morbus Günther

      Akute Schwermetallvergiftung durch Uran, Funktionsstörungen von Nieren und Leber. Die geschädigte Leber ist nicht in der Lage, die Eiweißsynthese und den notwendigen kolloidosmotischen Druck aufrecht zu erhalten, so daß es zur Bauch­wassersucht (Ascites) kommt. Wassereinlagerungen in den Gliedmaßen sind nicht zu sehen. Es handelt sich nicht um die Folge einer Eiweißmangelernährung.


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      Bild erkrankter Opfer

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      An Leukämie erkranktes Kind mit starken Blutungen:


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      Bild erkrankter Opfer

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      Fehlbildung des linken Beines mit Greiffunktion einer Hand


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      Bild erkrankter Opfer

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      Hydrocephalus, (Wasserkopf) mit Hirnnervenstörung und Schwachsinn


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      Bild erkrankter Opfer

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      Lippen-Kiefer-Gaumenspalte mit Tumorbildung


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      Bild erkrankter Opfer

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      Prof. Dr. Dr. med. habil Siegwart Horst Günther

      Uran-Geschosse

      Eine neue Massenvernichtungstechnologie2

      Seit längerer Zeit habe ich sehr intensiven Kontakt zum Mittleren Osten. Die erste ärztli­che Lehrtätigkeit im Irak war bereits vor 43 Jahren. Durch fortlaufende humanitäre Hilfe kann ich seit 1990 sehr eingehend die Kriegsfolgen für die Bevölkerung im Irak registrie­ren.

      Die Armut des früher reichen Ölstaates Irak liegt jetzt, durch die Auswirkungen des Zweiten Golfkrieges, bei über 70 %. Bei meinem letzten Aufenthalt in Bagdad sah ich in den Morgen- und Abendstunden völlig abgemagerte, verschmutzte Kinder mit Säcken in den Abfallhaufen der Straßen nach Eßbarem suchen. In den Nachtstunden kommen teil­weise sehr kranke Hunde vom Dickicht des Tigris, die sich unter lautem Gebell auch noch aus den Müllhaufen ernähren wollen und am Morgen sind dann wieder die ausgehunger­ten Kinder mit ihren Säcken da.

      Der größte Teil der Bevölkerung ist ausschließlich auf die staatlichen Lebensmittelratio­nen angewiesen, die im allgemeinen für zwei Wochen reichen. Eiweißreiche Nahrung oder Gemüse ist nur auf dem freien Markt erhältlich. Die Preise für viele Produkte sind um das Tausendfache gestiegen. Das Durchschnittseinkommen der irakischen Familien liegt augenblicklich bei 2.000 bis 3.000 irakischen Dinar. Der Preis für ein Kilogramm Fleisch oder Fisch liegt bei 1.800 Dinar.

      Nach Angaben von UNICEF sind im Irak etwa 860.000 Kinder von unter 5 Jahren unter­ernährt. In dieser Altersgruppe starben im März 1994 11.480 Kinder, zur Zeit liegt die Todesrate bei 5.000 bis 6.000 monatlich. Damit sterben im Irak augenblicklich etwa 200 Kinder täglich.

      Wegen der großen Trockenheit droht dem Irak, nach Angaben des für humanitäre Angele­genheiten tätigen UN-Beauftragten Graf Sponeck, eine Hungersnot größten Ausmaßes: Menschenmassen wanderten bereits in den Norden des Landes. Wegen des Embargos können Bewässerungsanlagen nicht repariert werden.

      Graf Sponeck, mit dem ich vor einiger Zeit ein Gespräch geführt habe, beklagt die verhee­renden Auswirkungen der westlichen Sanktionspolitik. Die vor neun Jahren verhängten Sanktionen zerstören die irakische Gesellschaft. In ähnlicher Form hatte sich auch Spo­necks Vorgänger geäußert, der Ire Dennis Halliday, er wurde dafür vor einem Jahr aus seinem Amt gedrängt. Ähnliche Bestrebungen ist jetzt auch Graf Soneck ausgesetzt; er verdient Dank und Unterstützung.

      Es ist beschämend, daß Hunderte von Anträgen auf Einfuhrgenehmigungen für lebens­notwendige Güter, die unter dem Erdöl-für-Nahrung-Programm erlaubt wären, unbearbei­tet bleiben. Nicht einmal Wasserpumpen aus rostfreiem Stahl werden genehmigt. Dafür wird aber fast täglich bombardiert. Seit den schweren Angriffen Ende 1998 haben Ameri­kaner und Briten fast so viele Einsätze geflogen wie in den 78 Tagen des Kosovokrieges gegen Serbien.

      Das Kinderhilfswerk UNICEF hat meine seit vielen Jahren immer wieder vorgetragene Kritik an der Mortalitätsrate von Kindern unter 5 Jahren inzwischen in einem erschüttern­den Bericht bestätigt. Hiernach hat sich die Todesrate dieser Kinder in den Jahren nach dem Golfkrieg fast verdoppelt: etwa eine halbe Million sind tot, die unter anderen Um­ständen überlebt hätten.

      In den letzten Jahren breiten sich unter irakischen Kindern immer weiter Infektionskrank­heiten aus: es sind besonders Kinderlähmung, Tbc, Hepatitis, Tetanus, Keuchhusten, Diphtherie; selbst Masern haben eine hohe Todesrate. Aus diesem Grund war die Grenze Jordaniens zum Irak auch zeitweise geschlossen.

      Besonders im Süden des Irak werden immer mehr Kinder mit Leukämie oder anderen Krebsbildungen, schwere Form von Blutarmut durch Störungen im Knochenmark und mißgebildet geborene Kinder registriert, für die noch Mutter Teresa zur Betreuung in Bagdad eine Sammelstelle errichtet hatte. Diese Krankheitsbilder werden uranhaltiger Munition zugeschrieben, die von der alliierten Armee im Zweiten Golfkrieg eingesetzt wurde.

      Natürlich vorkommendes Uran hat nur einen Anteil von rund 0,7 % des Isotops 235, der größte Teil ist Uran des Isotops 238. Da nur Uran des Isotops 235 als spaltbares Material für den Einsatz in Atomkraftwerken oder zur Entwicklung von Atomwaffen geeignet ist, muß das Erz mit diesem Isotop angereichert werden. Was bei diesem Verfahren in großen Mengen anfällt, ist sogenanntes abgereichertes Uran oder D.U., Depleted Uranium, das fast nur noch aus dem Isotop 238 besteht.

      Diese Abfälle der Uran-Industrie werden in Europa wegen ihrer großen Giftigkeit und ihrer Radioaktivität unter erheblichem Kostenaufwand in gesicherten Deponien gelagert. Zur Reduzierung des hohen Kostenaufwandes wird das abgereicherte Uran des Isotops 238 gern, zum größten Teil auch kostenfrei, an Interessenten abgegeben.

      D.U., Depleted Uranium, besitzt Charakteristika, welche vor allem für die Rüstungsindu­strie sehr attraktiv sind:

      Es ist praktisch der schwerste Stoff, der natürlich auf der Erde vorkommt.

      Die vermutlich nach einer deutschen Technologie entwickelten D.U. Geschosse haben eine hohe Durchschlagskraft und sind besser als alles andere zum Durchbrechen von Stahlpanzerungen geeignet.

      Es ist zudem ein brennbares Material. Beim Durchschlagen einer Panzerung entzündet es sich und setzt bei der Verbrennung hochtoxische und radioaktive Stoffe frei. Es bil­den sich dabei Partikel von Uranoxid, die eingeatmet werden können oder durch Wun­den in den Körper gelangen. In Körperflüssigkeiten ist Uranoxid löslich und dann durch die giftigen Eigenschaften wirksam, zum Teil aber auch unlöslich, dann sitzt es im Körper fest und kann über lange Zeit die Radioaktivität entfalten.

      Während des Zweiten Weltkrieges war im Oktober 1943 durch Deutschland eine großflä­chige Radioaktivität in die Kriegführung eingeplant. Auf diese Zeit geht wohl auch die Entwicklung „besonderer Geschosse“ zurück. Die US-Spionage hatte hiervon allerdings Kenntnis erhalten.

      D.U.-Geschosse wurden von den alliierten Truppen im Golfkrieg 1991 erstmalig ange­wandt, mit verheerenden Wirkungen und Folgen.

      Wenige Wochen nach Kriegsende fand ich im März 1991 auf einem Kampfgebiet des Irak Geschosse in Form und Größe einer Zigarre, die ungewöhnlich schwer waren und eine Blei-ähnliche Farbe hatten. Etwa ein Jahr später, im März 1992, sah ich im Süden des Irak, außerhalb von Basrah, in der Nähe der Grenze zu Kuwait, Kinder mit derartigen Projektilen spielen. Ein Kind aus dieser Gruppe war an Leukämie erkrankt und verstarb. Dieser Vorfall machte mich mißtrauisch: ich ließ die Projektile von der Polizei einsam­meln. Ich hatte mir vorgenommen, das Geschoß und auch die aufgefundenen Geschoßhül­sen untersuchen zu lassen.

      Bereits seit Ende 1991 diagnostizierte ich im Irak eine bisher unbekannte Krankheit, die auf Funktionsstörungen der Nieren und Leber zurückzuführen war. In einem Artikel hatte ich am 28. Oktober 1991 unter der Überschrift „Wurden irakische Kinder Opfer von ABC-Kampfstoffen?“ darüber berichtet. Im Dezember 1991 entging ich in Jordanien nur knapp einem Mordanschlag, der am 3. Januar 1993 vor meinem Wohnsitz in Deutschland wiederholt wurde: ich erlitt dabei schwere Verletzungen. Nach einer Rückkehr aus dem Ausland wurde mir 1994 eine Tasche mit wichtigen Dokumenten entwendet.

      Die Untersuchung eines dieser ungewöhnlichen Geschosse brachte mich in Deutschland in größte Schwierigkeiten: es war hochtoxisch und zeigte eine Radioaktivität, auch die Geschoßhülsen waren radioaktiv. Das Projektil wurde mit den Geschoßhülsen von einem großen Aufgebot der Polizei beschlagnahmt, unter größten Sicherheitsvorkehrungen von Polizisten in Schutzkleidung in besonderen Behältern abtransportiert und in einer sicheren Deponie gelagert.

      Im Juni 1995 wurde ich verhaftet, inhaftiert und während der Haftzeit mißhandelt. Im Hungerstreik wurde ich nach erheblicher Verschlechterung meines Gesundheitszustandes, nach Zahlung einer Kaution nach 3 ½ Wochen auf die Straße gesetzt. Nach dieser Haft­entlassung stand ich über ein Jahr unter Polizeiaufsicht und mußte mich zweimal wö­chentlich bei der Polizei melden. Hilfssendungen in Notstandsgebiete mußten abgesagt werden: ich bin Präsident des Gelben Kreuzes International mit Sitz in Österreich. Am 4. Januar 1999 wurde ich in das Amtsgericht Husum vorgeladen: mir wurde eröffnet, daß ich gegebenenfalls auch zwangsweise, unter Anwendung von Gewalt, in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt untergebracht werden soll. Post und Telefon wurden überwacht. Mein Reisepaß wurde zunächst nicht erneuert.

      In den letzten 5 Jahren konnte ich im Irak umfangreiche Untersuchungen durchführen. Nach diesen Ergebnissen führt der Kontakt mit D.U.-Munition vor allem bei Kindern:

      Zu einem Zusammenbruch des Immunsystems mit deutlich ansteigenden Infektions­krankheiten.

      Zu ausgedehnter Herpes- oder Zosterbildung (Gürtelrose), auch bei Kleinkindern.

      Zu AIDS-ähnlichen Erscheinungen, auch bei Kleinkindern. Es ist meines Erachtens nicht auszuschließen, daß Umweltschäden durch Radioaktivität, das heißt Einflüsse durch Niedrigstrahlung für ein Auftreten von Viruserkrankungen wie AIDS oder BSE mitverantwortlich sind.

      Durch Funktionsstörungen von Nieren und Leber zu einem bisher unbekannten Krankheitsbild, das inzwischen als Morbus Günther bekannt geworden ist.

      Zu Leukämie oder anderen Krebsbildungen und aplastischer Anämie (Störungen im Knochenmark).

      Zu genetisch bedingten Mißbildungen, die auch bei Tieren auftreten.

      Zu Fehlgeburten oder Frühgeburten bei Schwangeren.

      Meine Untersuchungsergebnisse weisen auf eine Ähnlichkeit, wie sie in letzter Zeit in dem sogenannten „Golfkriegssyndrom“ bei US- und britischen Soldaten und deren Kindern beschrieben werden. Die genetischen Mißbildungen amerikanischer, britischer und irakischer Kinder gleichen sich.

      Nach US-Angaben werden dafür Milzbrand- und Botulismusimpfungen, Malariaprophy­laxe, Benzene zur Entlausung, Pyridostigminbromid gegen Nervengas Soman, Insekten­schutzmittel DEET oder Permethrin sowie die von ihnen verwendete D.U.-Munition verantwortlich gemacht. Giftgase wurden im Golfkrieg nicht eingesetzt.

      Auf die Gefahren der D.U.-Geschosse für die Gesundheit wurden die alliierten Truppen erst neun Tage nach Kriegsende aufmerksam gemacht. Mit Ausnahme der Uranmunition war die irakische Armee den in den USA produzierten Prophylaktika nicht ausgesetzt.

      Uran ist, wie alle Schwermetalle, z.B. Blei oder Cadmium, hochgiftig. Der menschliche Körper darf damit nicht in Berührung kommen.

      Nach inzwischen vorgenommenen Untersuchungen beträgt die Dosisleistung des von mir aufgefundenen Geschosses an der Oberfläche 11 µSv (mikro-Sievert) pro Stunde. Die erträgliche Jahresdosis wird in Deutschland mit 300 µSv angegeben: 300 : 11 = 27,2 Stun­den. Die Jahresdosis von einem Geschoß wird demnach in reichlich einem Tag erreicht. Ich sah ausgehungerte, völlig verschmutzte Kinder mit 12 solchen Geschossen, die als Puppen angemalt waren, spielen. Selbst Seife ist im Irak streng rationiert.

      Nach Angaben der US-Armee wurden allein etwa 14.000 großkalibrige Uran-Granaten im Golfkrieg verschossen. Schätzungen der britischen Atomenergiebehörde zufolge sollen etwa 400 Tonnen dieser Munition im Grenzgebiet zu Kuwait herumliegen, andere Exper­ten gehen sogar von 3000 Tonnen aus. Nur etwa 10 % dieser Geschosse werden gefunden, die Masse ist im Sand verweht oder liegt tief im Erdreich. Da in diesem Wüstengebiet auch Regenzeiten auftreten, gelangt die Toxizität ins Grundwasser und schließlich auch in die Nahrungskette, eine langfristige Gefahrenquelle der dort lebenden ½ Million Men­schen, die nach neueren Untersuchungen wohl auch schon eingetreten ist.

      Aus den Kampfgebieten von Kuwait wurde von Beduinen berichtet, daß in der Wüste Hunderte von Kamelen, Schafen und Vögeln lägen, die von amerikanischen Truppen zu Schießübungen benutzt worden seien. Untersuchungen eines amerikanischen Veterinär­mediziners und Experten für Infektionskrankheiten hätten jedoch ergeben, daß diese Tiere weder Schußverletzungen zeigen, noch an Seuchen verendet sind. Einige dieser toten Tiere waren von Insekten übersät, die nach Angaben US-amerikanischer Medien ebenfalls abgestorben waren.

      Die Nebenwirkungen der D.U.-Geschosse deutscher Technologie waren den Alliierten des Zweiten Golfkrieges unbekannt. Nach Forderungen von Saudi-Arabien mußten alle durch Uranmunition zerstörten Fahrzeuge und Kriegsgeräte eingesammelt und in die USA abtransportiert werden; sie waren zuvor in der Wüste eingegraben worden.

      Von Golfkriegsveteranen aus den USA und Großbritannien wird über Krankheitserschei­nungen berichtet, die u. a. auch in der Form von Schädigungen verschiedener Organe, Zahn- und Haarausfall oder Krebsbildungen auftreten. Schwangeren Militärangehörigen seien mißgebildete Kinder geboren worden. Ein US-Unteroffizier gibt hierzu an, daß viele Golfkriegsveteranen jetzt befürchten, als „Versuchskaninchen“ in einem Strahlenexperi­ment benutzt worden zu sein. Im März 1994 wurde in den USA berichtet, daß in 251 Familien von Golfkriegsveteranen im Bundesstaat Mississippi 67 % der Kinder mit Mißbildungen geboren wurden: mit fehlenden Augen, Ohren, Fingern, Armen, Beinen, oder daß sie an schweren Blutkrankheiten oder Atmungsproblemen leiden.

      Nach Angaben des Präsidenten der US-Golfkriegsveteranen sind vom „Golfkriegssyndrom“ etwa 50.000 bis 80.000 US-Armeeangehörige betroffen, bisher mußten etwa 39.000 von ihnen aus dem aktiven Militärdienst entlassen werden, 2.400 bis 5.000 seien verstorben. In Großbritannien litten etwa 4.000 Golfkriegsveteranen am „Golfkriegssyndrom“, davon sind bisher nach offiziellen Angaben 16 gestorben, nach an­deren Mitteilungen sind aber schon über 100 Todesfälle aufgetreten. Britische Soldaten stellten im Unterhaus mißgebildet geborene Kinder vor und gaben dabei ihre Kriegsaus­zeichnungen zurück. Aber auch Australier, Franzosen und Kanadier sind vom „Golfkriegssyndrom“ betroffen. Selbst in Kuwait stiegen derartige Krankheitsmerkmale immer weiter an.

      Im Irak werden 250.000 Männer, Frauen und Kinder mit derartigen Symptomen angege­ben, deren Mortalität hoch sei. Kinder erkranken dabei vorwiegend an Leukämie. In ei­nem Bagdader Hospital registrierte man 1.050 Fälle: fünfmal so viel wie vor dem Krieg. Die Erkrankten kommen vornehmlich aus dem Süden des Landes. In Basrah markierten die Ärzte die Herkunft der Patienten: 765 Krebserkrankungen stammten aus einem Landwirtschaftsgebiet westlich von Basrah; dort tobte 1991 eine Panzerschlacht.

      Nach Ansicht des amerikanischen Atomwissenschaftlers Leonard Dietz sei die Waffen­technologie der Urangeschosse derartig revolutionierend wie im Ersten Weltkrieg das Ma­schinengewehr. Der Golfkrieg war nach seiner Ansicht aber auch der toxischste Krieg in der bisherigen Kriegsgeschichte.

      Inzwischen hat sich der Präsident der US-Golfkriegsveteranen meinen Vermutungen an­geschlossen, daß zwischen diesen Erkrankungen und den Vorgängen nach dem Reak­torunglück von Tschernobyl im Jahre 1986 Parallelen zu ziehen sind.

      Ähnliche Vorgänge haben sich aber auch in Mitteleuropa abgespielt. In diesem Zusam­menhang erinnere ich an den Absturz des US-Kampfflugzeuges A-10 über Remscheid im Jahre 1988 und den Absturz des israelischen, aus den USA kommenden El Al Transport­flugzeugs über Amsterdam 1992. Beide Flugzeuge sollen radioaktives Material, auch Uranprojektile, an Bord gehabt haben. In der Folgezeit traten in beiden Gebieten vermehrt Hauterkrankungen, Durchfälle, Leukämie bei Kindern und Mißbildungen bei Neugebore­nen auf. An der Unglücksstelle in Amsterdam hatte ein schwedisches Institut 15 Personen untersucht, die nach dem Absturz an der Unglücksstelle gewesen waren. Je länger sie sich dort aufgehalten hatten, desto mehr Uran wurde in ihrem Stuhl festgestellt.

      Im November 1996 wurde darüber berichtet, daß in Ex-Jugoslawien etwa 1.000 Kinder an einem Symptom unbekannter Ursache litten: Kopf-, Unterbauch- und Muskelschmerzen, Atemnot, Schwindel. Über 600 Kinder seien bisher in Krankenhäuser eingewiesen wor­den.

      Im Dezember 1997 und Januar 1998 wurde in bosnischen Medien darüber berichtet, daß es in einigen Gebieten des früheren Jugoslawiens zu einem dramatischen Anstieg von Leukämie, Krebsbildungen und mißgebildeten Neugeborenen gekommen sei. Eine selt­same Massenerkrankung habe auch die Kühe erfaßt. Die Milchproduktion sinke vielfach rapide und versiege teilweise ganz. Der Blutanteil in der Milch sei oft so hoch, daß sie für den menschlichen Genuß nicht mehr zu gebrauchen ist. In einigen Fällen seien bei Kühen Mißgeburten registriert worden: Kälber wurden ohne Haut an den Füßen, ohne Klauen oder Zunge geboren, eine genetisch bedingte Veränderung, die auch bei anderen Säugetie­ren zu beobachten war. In Bosnien zeigten sich zudem Veränderungen in der Vegetation: es gebe sehr wenige Früchte, die zum Teil sogar mißgebildete Formen zeigten, zudem bilde sich ein sehr merkwürdiges Moos.

      Nach Untersuchungen des Nuklearforschungsinstitutes in Vinca hat die radioaktive Strahlung nach den NATO-Bombardierungen durch die Anwendung von D.U.-Munition gefährlich zugenommen Auch bei den Kämpfen im Kosovo wurde von der NATO D.U.-Munition eingesetzt. Bei Kleinkindern dieser Flüchtlinge wurden ausgedehnte Gürtelrose-Bildungen festgestellt: eine bei Kleinkindern ganz ungewöhnliche Erscheinung, die sonst fast nur bei Krebskranken und älteren Menschen auftritt.

      In der Beantwortung einer Anfrage schreibt der Vertreter des deutschen Bundesministeri­ums der Verteidigung in einem Schreiben vom 6. Juli 1999 zum Thema „Verwendung von Munition mit abgereichertem Uran“ unter anderem:

      „Im Rahmen der NATO-Luftangriffe gegen die Bundesrepublik Jugoslawien wurde D.U.-Munition von dem US-Waffensystem A 10 eingesetzt.

      Das Waffensystem A 10 wurde hauptsächlich im Kosovo eingesetzt. Da mit der Bord­kanone keine vorgeplanten stationären Ziele angegriffen werden, sondern solche Ziele, die durch den Piloten während des Einsatzes erfaßt werden, ist eine exakte Gebietsan­gabe nicht möglich.

      Die NATO hat am 01.07.99 auf eine mögliche toxische Gefährdung beim Umgang mit von D.U.-Munition getroffenen Fahrzeugen hingewiesen und vorbeugende Maßnah­men empfohlen, die auch an die im Kosovo befindlichen Hilfsorganisationen weiterge­geben wurden. Eine Dekontaminierungsplanung seitens der NATO gibt es derzeit nicht (...)“.

      In einem radioaktiven sogenannten „Heilbad“ in Deutschland konnte ich bei fast einem Drittel der dort behandelten Patienten schwerwiegende Nebenwirkungen feststellen: In­fekte und Gürtelrose-Bildungen, Anzeichen für einen Zusammenbruch des Immunsy­stems.

      Inzwischen wurde ich von einem deutschen Arzt und Rechtsanwalt wegen der Schadens­ersatzforderungen eines Schwerkranken gebeten, Unterlagen meiner Untersuhungen im Irak zu übersenden, da ein in einer deutschen Fabrik für Kampfpanzer arbeitender Ange­stellter schwer erkrankt sei.

      Als Arzt und Wissenschaftler rufe ich daher immer wieder dazu auf, die Anwendung der D.U.-Munition zu verbieten, über die jetzt schon die Armeen von über 10 Staaten verfü­gen. Mein Aufruf gilt besonders auch für die in letzter Zeit entwickelten Laserwaffen, die bei Anwendung zu irreparabler Erblindung führen.

      Nachwort der Herausgeber

      Die in Kriegen eingesetzten modernen Massenvernichtungsmittel zerstören die Lebens­grundlagen der Menschen nachhaltig. An den Folgen der Kriege leiden und sterben die Menschen noch lange, nachdem die kriegerischen Handlungen längst eingestellt sind. Deshalb ist es notwendig, den Krieg abzuschaffen. Die Aufrechterhaltung des Militärs ist aktive Kriegsvorbereitung und hat immer wieder neue Kriege zur Folge.

      „Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuwirken“, so lautet die Grundsatzerklärung der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgeg­nerInnen. Wir wollen die Kriegsführung unmöglich machen und deshalb das Militär ab­schaffen. In dem Staat, dem wir angehören, wollen wir damit beginnen. Innerhalb der DFG-VK gibt es die Arbeitsgruppe „Bundeswehr abschaffen“. Durch die Herstellung und Verbreitung von Öffentlichkeitsmaterial wollen wir weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen und damit dazu beitragen, daß eine Bundesrepublik ohne Armee verwirklicht werden kann. Deshalb möchten wir gerne auch Sie/Dich mit dieser Broschüre ermuntern, gegen jede Art von Krieg und Kriegsvorbereitung aktiv zu werden.

      Warum wir für die Abschaffung der Bundeswehr sind:




      Militär löst keine Probleme.

      Wir wollen eine Völkergemeinschaft, die Konflikte zivil bearbeitet, nach den Grundsät­zen der Humanität und der Gerechtigkeit, ohne kriegerische Auseinandersetzungen.

      Militär kann nur zerstören

      Die militärische Verteidigung von modernen Industriestaaten ist nicht möglich. Die an­fällige Infrastruktur würde zerstört, Atomkraftwerke und Chemiefabriken bringen den Tod über die eigene Bevölkerung. Militär zerstört im Einsatz genau das, was es zu schützen und bewahren vorgibt.

      Militär ist undemokratisch

      Armeen funktionieren nach dem Prinzip von Befehl und Gehorsam. Das steht im Gegen­satz zu freiheitlichen, selbstbestimmten Lebensformen.

      Abrüstung in Deutschland ...

      ist ein wichtiger Impuls für weitere Abrüstung in Europa und weltweit! Wer wirklich friedliche Konfliktlösung will, muß mit gutem Beispiel vorangehen und mit der Abrüstung beginnen.

      Zu: „Bundeswehr abschaffen“ erhalten Sie Informationen bei folgenden Adressen:

      B.o.A.-Agentur Nord

      der Deutschen Friedensgesellschaft -

      Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen

      Postfach 1426, 24904 Flensburg
      B.o.A.-Agentur Süd

      der Deutschen Friedensgesellschaft -

      Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen

      Alte Allee 48, 81245 München


      und im Internet:

      www.bundeswehrabschaffen.de


      Im Rahmen der Kampagne zur Abschaffung der Bundeswehr sind folgende Informations­broschüren erschienen:



      Bundeswehr abschaffen! - Argumente

      Ein Leitfaden für diejenigen, die gerne wissen wollen, warum die Bundeswehr überflüssig und schädlich ist und eine Argumentationshilfe für diejenigen, die sie immer schon für schädlich und überflüssig hielten.

      Mörder soll man Mörder nennen

      Zur angemessenen Beschreibung der Tätigkeit von Soldaten nicht nur im Krieg.

      Eine Zusammenstellung der wichtigsten literarischen und philosophischen Zitate aus drei Jahrtausenden und eine Zusammenfassung der aktuellen politischen und juristischen Diskussion zum Themenkomplex „Soldaten sind Mörder“.

      Zivil handeln

      Diese Broschüre beschäftigt sich mit den nichtmilitärischen Alternativen. Sie zeigt auf, daß es einfach falsch ist, wenn die Politiker behaupten, es gäbe zur Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen oder Durchsetzung humanitärer Ziele nur Militär.

      Wer keine Nazis mag, darf die Bundeswehr nicht rechts liegen lassen

      Jede Armee ist ausländerfeindlich. Militarismus und Faschismus haben Ähnlichkeiten im Wertesystem. Es ist keine Zufall daß Menschen mit rechtsradikaler Gesinnung gerne zur Bundeswehr gehen, während Demokraten alles tun, die Wehrpflicht zu umgehen. Dies gilt um so mehr, als diese Bundeswehr jetzt zum weltweiten Kampfeinsatz bereit ist.

      Wie Militär Demokratie verhindert

      In dieser Broschüre wird nachgewiesen, daß der Dienst bei der Bundeswehr gegen bei­nahe alle Artikel des Grundgesetzes verstößt und unsere Notstandsgesetze die freiheitlich-demokratische Grundordnung außer Kraft setzen.

      Wie vermeide ich die Wehrpflicht?

      Ein praktischer Ratgeber für alle jungen Männer, die auf keinen Fall Dienst bei der Bun­deswehr ableisten wollen, aber auch den Zivildienst als Zwangsdienst ablehnen.

      Wie Militär zur Gewalt gegen Frauen beiträgt

      Diese Broschüre will aufzeigen, daß Frauen in militärischen Zusammenhängen gleich­zeitig Mitunterstützerinnen, Mittäterinnen und Opfer sind. Darüber hinaus gibt es Infor­mationen über die militärische Verplanung der Frauen in unserer Gesellschaft.

      Wie verweigere ich die Kriegssteuerzahlung?

      Wer nicht gerne bereit ist, Rüstung und Militär durch seine Steuergelder zu finanzieren, findet hier praktische Tips im Umgang mit den Finanzbehörden und konkrete Ratschläge zur Steuerersparnis.

      Wie verweigere ich den Kriegsdienst

      Eine praktische Hilfe für alle, die den Kriegsdienst nach Artikel 4/3 des Grundgesetzes verweigern wollen.

      Ja, ich will





      Ich bestelle das B.o.A.-Infopaket und lege dafür DM 6.-- in Briefmarken bei

      Bitte sendet mir darüber hinaus folgende Broschüre für jeweils DM 2.-- zu

      ¨ „Bundeswehr abschaffen! - Argumente“

      ¨ „Mörder soll man Mörder nennen“

      ¨ „Wer keine Nazis mag, darf die Bundeswehr nicht rechts liegen lassen“

      ¨ „Wie Militär Demokratie verhindert“

      ¨ „Wie vermeide ich die Wehrpflicht?“

      ¨ „Wie Militär zur Gewalt gegen Frauen beiträgt“

      ¨ „Wie verweigere ich die Kriegssteuerzahlung?“

      ¨ „Wie verweigere ich den Kriegsdienst“

      ¨ oBitte schickt mir den B.o.A.-Rundbrief regelmäßig zu, oMit der Speicherung meiner Adresse für diese Zwecke bin ich einverstanden

      ¨ Ich bin bereit, bei Aktionen gegen die Bundeswehr mitzumachen, bitte ruft mich an unter Tel.Nr.:

      _________________________________________________________

      ¨ Ich bin bereit, Aktionen für die Abschaffung der Bundswehr mitzufinanzieren, bis zu DM:

      ____________________________________

      ¨ Ich spende für die Arbeit der B.o.A.-Agentur DM___________________________, Scheck anbei

      Absenderadresse:

      Name:_______________________________________________________________

      Straße: ______________________________________________________________

      PLZ/Wohnort:_________________________________________________________

      Seite kopieren oder heraustrennen, einmal falten, dann paßt sie in jeden Fensterumschlag:










      An die B.o.A.-Agentur Nord

      der Deutschen Friedensgesellschaft -

      Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen

      Postfach 1426,

      24904 Flensburg





      Ja, ich will auch Mitglied der DFG-VK werden:




      "Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten."

      Ich unterstütze diese Grundsatzerklärung der DFG-VK und erkläre meinen Beitritt:

      Vorname_______________________ Name_______________________________

      Geburtsdatum___________________ Berufsziel/Beruf_______________________

      Straße_________________________ PLZ/Wohnort_________________________

      Datum_________________________ Unterschrift__________________________



      ¨ Beitragsstufe 6 Förderbeitrag (40 DM im Monat)
      ¨ Beitragsstufe 5 Förderbeitrag (30 DM im Monat)

      ¨ Beitragsstufe 4 Förderbeitrag (20 DM im Monat)o

      ¨ Beitragsstufe 3 Normalbeitrag (12 DM im Monat)o

      ¨ Beitragsstufe 2 ermäßigter Beitrag ( 6 DM im Monat)o

      ¨ Beitragsstufe 1 Mindestbeitrag ( 3.DM im Monat)o

      Darüberhinaus kann ich DM_______________________________ monatlich spenden.

      Zahlungsart: Wir bitten Dich, uns die Abbuchung der Mitgliedsbeiträge von Deinem Girokonto vornehmen zu lassen. Jede andere Zahlungsart ist teurer. Und wir wollen Geld lieber für politische Arbeit verwenden als für den Versand der Überweisungsformulare und Buchhaltung.

      ¨ Abbuchung (bitte Einzugsermächtigung ausfüllen)

      Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich die DFG-VK bis auf Widerruf, meinen Mitgliedsbeitrag von meinem Konto abbuchen zu lassen:

      Kontonummer___________________ Bankleitzahl____________________________

      Bankinstitut___________________________________________________________

      Name und Vorname

      der Kontoinhaberin:_____________________________________________________

      ____________________________________________________________________

      Ort Datum Unterschrift der Kontoinhaberin
      Zahlungsrhythmus: o¨ jährlich ¨ ohalbjährlich
      Ich bin damit einverstanden, daß meine personenbezogenen Daten bei der DFG-VK ge­speichert werden. Die DFG-VK sichert die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen zu.

      1siehe auch: Hamburger Abendblatt, 12. April 2000

      Unep - Umweltorganisation der Vereinten Nationen, Bericht November 1999

      http://www.ius.bg.ac.yu/apel/du.html

      http://www.peacenet.org/disarm/dupanel.html

      http://ehpnet1.niehs.nih.gov/docs/1998/106p465-471miller/abs…

      2 Der Vortrag wurde von Prof. Dr. Dr. Günther am 10. April 2000 auf einer DFG-VK Veranstaltung in der Stadtbücherei Flensburg gehalten


      --------------------------------------------------------------------------------

      Eine ausführlichere Physikalische Darstellung findet sich imNetzt unter
      der Adresse:
      http://www.physik.uni-oldenburg.de/Docs/puma/radio/Uran_Muni…

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 14:11:13
      Beitrag Nr. 31 ()
      Im Handelsblatt konnte man gestern folgenden Text finden. Es wird nocheinmal betont, dass es dem US-Investor Guy Wyser-Pratte vor allem um die Wehrtechnik geht. Die Deutsche Balaton AG scheint sich mit ihm "verbündet" zu haben. Unter http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil… (oh Gott, ein typischer Handelsblatt Link) findet man folgenden Text:

      "Guy Wyser-Pratte hat Wehrtechnik im Visier


      US-Investor mit Partner bei Rheinmetall


      HANDELSBLATT, 1.3.2001
      wt DÜSSELDORF. Der US-Investor Guy Wyser-Pratte, der sich mit 5 % am Düsseldorfer Wehr- und Elektronikkonzern Rheinmetall beteiligt hat, besitzt einen Verbündeten. Markus Elsässer, Aufsichtsratschef der Deutsche Balaton AG, ist Geschäftspartner des Amerikaners in Deutschland. Das bestätigte er dem Handelsblatt. Die Heidelberger Beteiligungs-Firma hält 35,8 % der Vorzüge der Rheinmetall-Tochter Jagenberg AG, Neuss.
      „Wir haben eine ähnliche Philosophie wie Wyser-Pratte. Wir beteiligen uns an unterbewerteten Unternehmen mit schlechter Börsenperformance, um den Shareholder-Value zu verbessern“, sagte Elsässer. Er betonte, dass er den von Rheinmetall geplanten Verkauf der Jagenberg AG „voll“ unterstütze. Wenn das scheitern sollte, könne er „mit einem Partner Jagenberg kaufen“.
      Wyser-Pratte erklärte unterdessen, bei Rheinmetall interessiere ihn vor allem die Wehrtechnik. Das sei ein Kerngeschäft, das „lächerlich unterbewertet sei“. Er werde jetzt Kontakt zur Familie Röchling aufnehmen, die bei Rheinmetall und Jagenberg die Mehrheit hat.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 01. März 2001"

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 14:12:38
      Beitrag Nr. 32 ()
      So, dass waren erstmal genug Infos.

      Die Frage ist jetzt: würdet Ihr dort investieren?

      Die Diskussion ist eröffnet!

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      philippsteinhauer@yahoo.de
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 14:16:10
      Beitrag Nr. 33 ()
      Sach mal... wen soll denn der ganze Schmarrn hier interessieren. Falscher Ort, Thema verfehlt, setzen!
      rtq
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 14:17:37
      Beitrag Nr. 34 ()
      kn, da hast Du sicherlich recht.

      Würdest Du in Rheinmetall investieren?

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 17:16:54
      Beitrag Nr. 35 ()
      Naja, die haben sicher reichlich Reserven zu heben; der Bernecker meint sogar, die würden den 3-fachen Börsenkurs rechtfertigen (mit seinen gewagteren Schätzungen liegt er aber meist schief). Aber 75 % Kursplus in gut 2 Monaten sind halt für einen MDax-Wert auch nicht von Pappe. Ich hatte die schon auf der Liste, als die die ersten Abwärtstrendlinien durchbrochen haben, hab die dann aber nicht gekauft, weil das zu der Zeit war, als ständig diese Uran-Munition-Geschichten in den Nachrichten waren. Ich frag mich auch, ob nicht jetzt schon das bestmögliche Szenario angenommen wird; bisher hat die Fam. Röchling sich in strategischen Entscheidungen ja keinerlei Lorbeeren verdient. Technisch würd ich auch eher auf eine mehrwöchige Konsolidierung zwischen ca. 9.20 und 11 (Vz.) setzen, dann könnte die Sache nochmal interessant werden. Wenn`s so weitergeht wie die letzten Tage, dürfte die Gefahr, daß die Konsolidierung dann im gleichen Tempo kommt, allerdings recht hoch sein.
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 19:27:26
      Beitrag Nr. 36 ()
      Vielen Dank für Deinen solidarischen Beitrag zur Entrüstung des internationalen Wehrkartells.

      Schwerter zu Pflugscharen und Panzer zu Bierbüchsen!

      Bist Du auch Mitglied einer Friedensinitiative, daß Du auf derart gutes Datenmaterial zugreifen kannst? Welchem Aktionsbündnis bist Du zuzuordnen? GSCastor?

      In unserem Friedensbündnis (Treff: immer Sonntags von 12 bis 16 Uhr, Ahaus) werden wir uns bei selbstgebackenen Plätzchen kritisch mit Deinem sinnvollen Beitrag auseinandersetzen.

      Beste Grüße,
      Frieden schaffen ohne Waffen
      Avatar
      schrieb am 02.03.01 19:40:49
      Beitrag Nr. 37 ()
      Investiert doch einfach in den nichtmilitärischen Teil von Rheinmetall namens ADITRON AG (703510). Diese Aktie ist zudem wohl noch stärker unterbewertet als die Rheinmetall-Titel.
      Avatar
      schrieb am 03.03.01 11:25:03
      Beitrag Nr. 38 ()
      Was soll die Rheinmetall Wehrtechnik bitteschön mit den Atomtransporten zu tun haben?

      Aber Ahaus ist ein gutes Stichwort. Wenn unser "wehrhafter" Investor aus Amerika tatsächlich ein Value Investor ist, und wenn die Deutsche Balaton AG tatsächlich so "eklatant" unterbewertet ist wie immer kolportiert, dann müsste er sich doch eigentlich auch an der Deutsche Balaton AG beteiligen. Oder?

      Was meint ihr?

      Tatsche scheint aber, dass die Rheinmetall Wehrtechnik eine Blutspur durch die Geschichte gezogen hat. Zub diesem Fazit muss man nach Lektüre der Texte hier kommen. Und dies scheint unseren US Investor nicht zu stören.

      Beste GRüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 03.03.01 13:06:00
      Beitrag Nr. 39 ()
      Friedensbewegte und Wehrkraftgegner sind auch Anti-Atomkraft-Aktivisten, ob in Ahaus, Gorleben oder anderswo.

      Die Wehrindustrie und die Atomlobby sind doch eng miteinander verbunden, wie viele Friedensbewegte immer wieder formulieren!

      Kann denn ausgeschlossen werden, daß der Atom-Abfall nicht auch aus einer militärisch-industriellen Nutzung des Wehrkartells stammt?

      Für viele meiner Mitstreiter gilt die Formel Rüstungsindustrie = Atomindustrie.

      Auf folgender Page http://mitglied.tripod.de/paxchristi/erklaerungen/erklaer.ht… findest Du z.B. Informationen, daß die Friedensbewegung PaxChristi sowohl gegen die Rüstungsindustrie (also auch Rheinmetall) wie auch gegen die Atomlobby zu Felde zieht.

      Oder hier: http://www.dfg-vk.de/aktionen/oster12.htm

      Kollege Wimmer ist Mitglied der "Öffentlichen Aufforderung zum gewaltfreien Widerstand gegen Rüstung und Krieg" - einer Friedensgruppierung, die zur "Schienemontage" der Schienen aufrief, über die der Castor-Transport rollte. Helmut Wimmer würde vermutlich auch nicht in Rheinmetall investieren.

      Ist aber auch egal, ob Rheinmetall jetzt unmittelbar beteiligt ist oder nicht: Wehrtechnik ist eben Wehrtechnik.

      Hast Du etwa Dienst an der Waffe geleistet?

      Frieden
      Avatar
      schrieb am 03.03.01 13:06:26
      Beitrag Nr. 40 ()
      Friedensbewegte und Wehrkraftgegner sind auch Anti-Atomkraft-Aktivisten, ob in Ahaus, Gorleben oder anderswo.

      Die Wehrindustrie und die Atomlobby sind doch eng miteinander verbunden, wie viele Friedensbewegte immer wieder formulieren!

      Kann denn ausgeschlossen werden, daß der Atom-Abfall nicht auch aus einer militärisch-industriellen Nutzung des Wehrkartells stammt?

      Für viele meiner Mitstreiter gilt die Formel Rüstungsindustrie = Atomindustrie.

      Auf folgender Page http://mitglied.tripod.de/paxchristi/erklaerungen/erklaer.ht… findest Du z.B. Informationen, daß die Friedensbewegung PaxChristi sowohl gegen die Rüstungsindustrie (also auch Rheinmetall) wie auch gegen die Atomlobby zu Felde zieht.

      Oder hier: http://www.dfg-vk.de/aktionen/oster12.htm

      Kollege Wimmer ist Mitglied der "Öffentlichen Aufforderung zum gewaltfreien Widerstand gegen Rüstung und Krieg" - einer Friedensgruppierung, die zur "Schienemontage" der Schienen aufrief, über die der Castor-Transport rollte. Helmut Wimmer würde vermutlich auch nicht in Rheinmetall investieren.

      Ist aber auch egal, ob Rheinmetall jetzt unmittelbar beteiligt ist oder nicht: Wehrtechnik ist eben Wehrtechnik.

      Hast Du etwa Dienst an der Waffe geleistet?

      Frieden
      Avatar
      schrieb am 03.03.01 13:29:32
      Beitrag Nr. 41 ()
      Friedensbewegte und Wehrkraftgegner sind auch Anti-Atomkraft-Aktivisten, ob in Ahaus, Gorleben oder anderswo.

      Die Wehrindustrie und die Atomlobby sind doch eng miteinander verbunden, wie die Friedensbewegung immer wieder formulierte. Erinnerst Du Dich nicht mehr an die Anti-Pershing II-Demonstrationen anfang der 80er Jahre in Mutlangen? Oskar Lafontaine und Heinrich Böll waren damals übrigens auch unter den "Sitzblockierern"...

      Kann denn ausgeschlossen werden, daß der Atom-Abfall nicht auch aus einer militärisch-industriellen Nutzung des Wehrkartells stammt?

      Für viele meiner Mitstreiter gilt die Formel Rüstungsindustrie = Atomindustrie.

      Auf folgender Page http://mitglied.tripod.de/paxchristi/erklaerungen/erklaer.ht… findest Du z.B. Informationen, daß die Friedensbewegung PaxChristi sowohl gegen die Rüstungsindustrie (also auch Rheinmetall) wie auch gegen die Atomlobby zu Felde zieht.

      Oder hier: http://www.dfg-vk.de/aktionen/oster12.htm

      Kollege Wimmer ist Mitglied der "Öffentlichen Aufforderung zum gewaltfreien Widerstand gegen Rüstung und Krieg" - einer Friedensgruppierung, die zur "Schienemontage" der Schienen aufrief, über die der Castor-Transport rollte. Helmut Wimmer würde vermutlich auch nicht in Rheinmetall investieren.

      Ist aber auch egal, ob Rheinmetall jetzt unmittelbar beteiligt ist oder nicht: Wehrtechnik ist eben Wehrtechnik.

      Hast Du etwa Dienst an der Waffe geleistet?

      Friedensreiche Grüße
      Avatar
      schrieb am 03.03.01 14:09:26
      Beitrag Nr. 42 ()
      Könnte es nicht sein, dass die Castor Transporte früher auch über die Gleise der Ahaus Enscheder Eisenbahn rollten?

      Dann muss man die Geschichte in einem ganz anderen Licht sehen!

      Hat der Balaton "Vordenker" Thomas Zours diese Firma etwa nur übernommen um aus pazifistischen Motien den Zugbetrieb einstellen zu können?

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 05.03.01 10:36:00
      Beitrag Nr. 43 ()
      Im aktuellen Nebenwerte Journal steht übrigens etwas über die Rheinmatall Tochter Aditron. Zu einem Kauf wird nicht empfohlen.

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 05.03.01 12:34:30
      Beitrag Nr. 44 ()
      @ Philipp

      Dies hier ist ein Aktien- und kein Politikforum!!!
      Mir ist die Vergangenheit und die Tätigkeit einer Firma sch***egal, Hauptsache die Zukunft stimmt!
      Wie erklärst Du es Dir selbst, dass zum Beispiel bei Raketenangriffen auf den Irak die Aktie der Firma "RAYTHEON" förmlich explodiert ist?
      Ethische Entscheidungen interessieren an der Börse kaum jemanden.

      PS: Mit Deiner Balaton Paranoia machst Du Dich m. E. auch langsam lächerlich!
      Avatar
      schrieb am 05.03.01 12:50:26
      Beitrag Nr. 45 ()
      Das ethische Entscheidungen an der Börse keine Rolle spielen stimmt so pauschal nicht. Bei Gelegenheit kann ich dazu Beispiele bringen.

      Vielleicht ist ja grade aus diesem Grund Rheinmetall so tief gesunken? Überleg mal!

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      Avatar
      schrieb am 05.03.01 14:16:31
      Beitrag Nr. 46 ()
      @Philipp: Bitte keine Beispiele bringen!

      a) interessieren sie keinen und
      b) sind sie wahrscheinlich wieder so lang und total nichtssagend wie dieser Beitrag.
      c) hast Du seit pre-ipo bei mir ziemlich an Kredit eingebüsst
      d) kannst Du mit Deinem linken Moral-Gefasel keinen Blumnetopf an der Börse gewinnen.

      @maschendrahtzaun

      Stimme mit DIr überein!
      Avatar
      schrieb am 05.03.01 14:47:04
      Beitrag Nr. 47 ()
      Meine Beitrag zu diesem Threat:

      Avatar
      schrieb am 05.03.01 15:52:00
      Beitrag Nr. 48 ()
      Ich habe keinen gezwungen hier mitzudiskutieren, auch braucht Ihr hier gar nicht in den Thread zu schauen.
      Aber Ihr tuts ja...

      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      @AsphaltCowboy: ich glaube kaum, dass ich Dir "vor pre-ipo" bekannt sein konnte.
      Avatar
      schrieb am 04.05.01 21:31:58
      Beitrag Nr. 49 ()
      Investor Wyser-Pratte und Familie Röchling rücken zusammen


      Rheinmetall setzt stärker auf Wehrtechnik


      GEORG WEISHAUPT
      HANDELSBLATT, 4.5.2001

      DÜSSELDORF. Der Düsseldorfer Technologiekonzern Rheinmetall AG wird sich langfristig auf sein Kerngeschäft Wehrtechnik konzentrieren. Diese Überzeugung äußerte Guy Wyser-Pratte gegenüber dem Handelsblatt. „Wir sind damit auf einer Linie mit dem Mehrheitsaktionär, der Familie Röchling“, erklärte der US-Investor, der im Februar überraschend mit fünf Prozent bei Rheinmetall eingestiegen war.

      Vorgestern hatte sich der US-Investor erstmals mit Werner Engelhardt getroffen. Engelhardt, Aufsichtsratschef von Rheinmetall, ist zugleich Sprecher der Familie Röchling, die 66 % am Düsseldorfer Konzern hält. Wyser-Pratte nannte das Gespräch „sehr konstruktiv“. Es werde fortgesetzt. „Unsere Strategien sind sehr ähnlich“, sagte der Amerikaner, der sich weltweit an unterbewerteten Firmen beteiligt, um deren Börsenwert zu heben.

      Rheinmetall-Vorstandschef Klaus Eberhardt betonte indessen gegenüber dem Handelsblatt, dass neben der Wehrtechnik die Bereiche Automotive und Elektronik auch zum Kerngeschäft gehörten. Der Konzern werde die Weltmarktposition auf diesen Gebieten ausbauen. Der Großaktionär Röchling unterstütze diese Strategie „nachhaltig“.

      Rheinmetall hat vor kurzem bekannt gegeben, dass es seine Wehrtechnik-Sparte ausbauen wird. Der Konzern will mit dem US-Unternehmen ATK Alliant Techsystems, Hopkins/Minnesota, ein Joint Venture bilden. In das Unternehmen wollen beide ihr Geschäft mit groß- und mittelkalibriger Munition und den entsprechenden Waffen einbringen. „Sie sind zusammen weltweit die Größten in diesem Markt“, lobt Wyser-Pratte die Allianz.

      Beide Konzerne arbeiten seit Jahren zusammen. ATK erzielte in den Sparten Luft- und Raumfahrt sowie Wehrtechnik mit 10 000 Beschäftigten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,6 Mrd. $. Rheinmetall kam mit der Wehrtechnik-Tochter DeTec AG und 9 000 Beschäftigten auf 1,6 Mrd. Euro Umsatz. . Die Börsenwerte der Konzerne liegen weit auseinander: ATK wird mit rund 1,5 Mrd. Euro bewertet. . Der Rheinmetall-Konzern – einschließlich der Sparten Automotive und Elektronik – nur mit etwa 500 Mill. Euro.

      Wyser-Pratte hat inzwischen seinen Anteil an den Stammaktien von 5 auf 5,6 % erhöht. Ziel sei es, etwa 10 % zu erreichen, sagte er. Die Aktie hat in den letzten Wochen zugelegt. Gestern abend kostete sie 16,40 Euro. Ihr Jahrestief hatte sie bei 9,50 Euro. Rheinmetall will eine Dividende von 0,44 Euro für die Stamm- und 0,50 Euro für die Vorzugsaktie und einen Bonus von 0,20 Euro je Aktie ausschütten.


      HANDELSBLATT, Freitag, 04. Mai 2001
      Avatar
      schrieb am 29.06.01 22:02:03
      Beitrag Nr. 50 ()
      @Philipp

      Ich bin sehr froh, dass ich diesen Thread von Dir entdeckt habe. Das hilft mir Deine Aussagen zu WCM ins rechte (pardon linke) Licht zu rücken.

      Im übrigen beneide ich Dich um Dein geschlossenes Weltbild: Du bist der Gutmensch und die anderen sind die Bösen.

      Gruß

      JLL
      Avatar
      schrieb am 30.06.01 00:36:29
      Beitrag Nr. 51 ()
      Ich sehe zwischen beiden Firmen keinen Zusammenhang.

      In Rheinmetall würde ich allerdings tatsächlich aus ethischen Gesichtspunkten nicht investieren. An der Börse gibt es genug interessante Firmen, so dass man da auch keine Probleme hat.


      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      philippsteinhauer@yahoo.de
      Avatar
      schrieb am 03.07.01 23:59:59
      Beitrag Nr. 52 ()
      Dann laß es halt bleiben. Warum machst Du Dir überhaupt diese Arbeit ?
      Ich bin Rheinmetallaktionär und stolz darauf , daß die Produkte meiner Firma in aller Welt der Sicherung von Frieden und Freiheit dienen.
      Avatar
      schrieb am 04.07.01 00:00:12
      Beitrag Nr. 53 ()
      Dann laß es halt bleiben. Warum machst Du Dir überhaupt diese Arbeit ?
      Ich bin Rheinmetallaktionär und stolz darauf , daß die Produkte meiner Firma in aller Welt der Sicherung von Frieden und Freiheit dienen.
      Avatar
      schrieb am 26.07.01 15:36:07
      Beitrag Nr. 54 ()
      dieses Friedensgejammere hat hier keinen Platz!!!
      Mich interessiert, ob nun die Amis sich dem Leo II geholt haben oder nicht?
      Krieg wird es immer geben, folglich braucht man Waffen und Rheinmetall
      produziert sogar sehr gute!
      Stellt sich nur die Frage, ob nun endlich wieder in Rüstung investiert wird
      und ob Rheinmetall aktionärsfreundlich genug ist, um zu investieren?
      Alles andere ist wurscht!!!!!!

      herzlichst

      ugele
      Avatar
      schrieb am 28.07.01 20:57:50
      Beitrag Nr. 55 ()
      Es sieht so aus, als könnte bei EADS auch was gehen.

      Zumindest haben sie sich in der abgelaufenen Woche mächtig nach vorne geschoben und sie haben ein durchaus nennenswertes Defense-Bein.

      Hat sich hier eigentlich schonmal jemand Gedanken über die historischen Zusammenhänge zwischen Wirtschaftskrisen, Rüstungsausgaben und Kriegen gemacht? Gibt es da welche?

      Mir scheint - das ist vielleicht ein bißchen kurz gegriffen - dass eine nachhaltige Wirtschaftskrise in der Vergangenheit auch mit steigenden Staatsausgaben für den Rüstungssektor verbunden war. Die eine oder andere Regierung versuchte wohl auch mangelnde innen- und wirtschaftspolitische Erfolge durch entsprechende außenpolitsche Abenteuer zu kompensieren und so das Volk bei Laune zu halten.

      Gruß

      JLL
      Avatar
      schrieb am 27.11.01 16:44:34
      Beitrag Nr. 56 ()
      Mannheim, 27. Nov. (Reuters) - Der US-Investor Guy Wyser-Pratte hat nach Angaben des Mehrheitsaktionärs Röchling seine Anteile am Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern an Röchling verkauft. Insgesamt seien 7,07 Prozent aller Rheinmetall-Stammaktien sowie 0,96 Prozent aller Vorzugsaktien gekauft worden, teilte Rheinmetall-Mehrheitsaktionär Röchling Industrie Verwaltungs GmbH am Dienstag in Mannheim mit. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Mit dem Kauf erhöhte Röchling den Angaben zufolge ihren Anteilsbesitz bei Rheinmetall auf 72,7 Prozent bei den Stammaktien und auf 10,5 Prozent bei den Vorzügen
      Avatar
      schrieb am 27.11.01 17:24:23
      Beitrag Nr. 57 ()
      Die Sache war auch zu aussichtslos...


      Beste Grüße, Philipp Steinhauer
      philippsteinhauer@yahoo.de
      Avatar
      schrieb am 27.11.01 17:28:16
      Beitrag Nr. 58 ()
      Verstehe ich ehrlich gesagt nicht, dass die Amerikaner aufgegeben haben. Die sind ja in solchen Sachen normalerweise beinhart. Ich finde es eigentlich schade, dass da nun nix passiert. Da kann dieses Management, für die wohl Aktionäre sehr lästig sein müssen, so weiterwurschteln wie bisher.
      Avatar
      schrieb am 27.11.01 18:05:10
      Beitrag Nr. 59 ()
      Das dürfte auch die weitere Spekulationen um ein Kolbenschmidt-Verkauf unterinteressanter werden lassen ...
      Avatar
      schrieb am 27.11.01 18:15:34
      Beitrag Nr. 60 ()
      Das sehe ich genauso. Werde mich von meinen Aktien trennen. :)
      Avatar
      schrieb am 28.11.01 15:30:17
      Beitrag Nr. 61 ()
      Hallo,

      Oh, Oh, ....... ich hätte fast zugegriffen (vor ca. 2 Monaten).....

      .....und ich habe RHM schon eine ganze Weile auf meiner WL.

      gruß kj
      Avatar
      schrieb am 28.11.01 16:23:10
      Beitrag Nr. 62 ()
      @Syrtakihans

      Hinsichtlich des Kolbenschmidtverkaufs bin ich weiterhin zuversichtlich.

      Gruß
      JS


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