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Nato braucht Klarheit

Der Balkan birgt viele Wahrheiten - Kommentar

Von Katja Ridderbusch

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit, heißt es, und nirgendwo gilt das mehr als auf dem Balkan. So war es in Bosnien, im Kosovo und nun in Mazedonien: Hier teilt sich die Wahrheit und mutiert zur Unkenntlichkeit.
Selten seit dem Zweiten Weltkrieg ist mit Bildern so sehr Politik gemacht worden wie hier, mit Legenden und Mythen und Emotionen. Bilder von ausgemergelten Männern hinter den Stacheldrahtzäunen serbischer Konzentrationslager in Bosnien, Bilder von gebeugten Alten und weinenden Kindern, die in einem langen Exodus des Elends das Kosovo verließen. Schließlich das vermeintliche Massaker von Racak - albanische Zivilisten, hingeschlachtet von serbischer Soldateska -, das die Nato zu ihrer Operation bewog. Doch die Untersuchung ließ Zweifel aufkommen: Was, wenn die albanische Guerilla nachgeholfen hatte, um die Nato zu einem militärischen Eingreifen zu bewegen - was, wenn im Massengrab von Racak nicht nur Zivilisten, sondern auch einige Kämpfer lagen?

Während die Nato letzte Vorbereitungen trifft für eine neue Mission auf dem Balkan, jagen sich die Schreckensmeldungen aus Mazedonien: Zuletzt die schaurigen Berichte aus dem Dorf Ljuboten, wo mazedonische Truppen albanische Zivilisten hingeschlachtet haben sollen. Die Geschichten gleichen sich: Was ist wahr, was ist halbwahr, was dient wessen Interesse? Der Balkan birgt viele Wahrheiten. Die Nato sollte sich dessen bewusst sein. Sie braucht jetzt einen klar definierten Auftrag.

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Quelle:www.welt.de

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