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    Warum die Indizes fallen werden. - 500 Beiträge pro Seite (Seite 5)

    eröffnet am 12.03.02 01:46:04 von
    neuester Beitrag 07.08.05 13:04:25 von
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      schrieb am 14.02.03 01:39:04
      Beitrag Nr. 2.001 ()
      Ölpreis steigt auf neuen Höchststand
      EU-Kommission: Versorgung ist gesichert – Benzin noch teurer – Ökonomen warnen vor Rezession


      Berlin - Der Rohölpreis ist auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren gestiegen. In New York wurde ein Barrel (159 Liter) für 36 Dollar gehandelt. Neben den Sorgen wegen eines Irak-Krieges treiben vor allem niedrige Rohöllagerbestände in den USA die Notierungen hoch. Börsenhändler sagten, die Lagerbestände seien auf den niedrigsten Stand seit dem arabischen Ölembargo in den 70er Jahren gefallen.


      In London wurde das traditionell etwas billigere Nordseeöl mit 32,45 Dollar je Barrel gehandelt.


      Die Benzinpreise in Deutschland erreichten zugleich ein neues Rekordhoch. Nach der dritten Preiserhöhung innerhalb einer Woche müssen die Autofahrer für einen Liter Normalbenzin im Bundes-Durchschnitt 1,14 bis 1,15 Euro bezahlen. Die Sorte Super kostet 1,16 bis 1,17 Euro.


      Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt in ihrem jüngsten Monatsbericht, weitere Turbulenzen an den Ölmärkten könnten sich negativ auf die weltweite Wirtschaftsentwicklung und somit auch auf die Beschäftigung im Euroraum auswirken. Die Anleger seien vor dem Hintergrund „anhaltender geopolitischer Spannungen“ nach wie vor risikoscheu. Entscheidend für den Beginn und das Tempo der erwarteten Konjunkturbelebung sei, „dass die derzeitige Unsicherheit über die Wirtschaftsaussichten abklingt.“ Die EU-Kommission machte Spekulanten an den internationalen Rohstoffbörsen für die steigenden Ölpreise verantwortlich. Trotz der Krise im Irak sei die Versorgung gesichert, sagte ein Sprecher von Energiekommissarin Loyola de Palacio. „Es gibt heute kein Risiko


      der Lieferunterbrechung“, betonte er. Statt 32 Dollar pro Barrel Öl wären 20 Dollar angemessen. Der Grund für die höheren Preise seien „spekulative Bewegungen“.


      Die Ölversorgung der Europäischen Union hängt nur zu rund drei Prozent von Lieferungen aus dem Irak ab. Die USA wären von einem Ausfall irakischer Öl-Lieferungen mehr betroffen, meine Palacio-Sprecher Gilles Gantelet. Ein Ausgleich dafür könnte jedoch aus Saudi-Arabien kommen. Zudem dämpfe der starke Euro den Preisanstieg für europäische Ölkäufer. „Was die Ölpreise angeht, sehen wir keine unmittelbare Bedrohung“, sagte Gantelet.


      In den volkswirtschaftlichen Abteilungen großer Banken werden dem Optimismus der EU-Kommission zum Trotz düstere Preisszenarien für den Fall eines Golfkrieges entworfen. Andreas Rees von der Hypo-Vereinsbank rechnet im schlimmsten Fall mit einer Ausweitung des Irak-Kriegs auf den gesamten Nahen Osten und mit schweren Produktionsausfällen. Der Ölpreis könnte dann auf 70 Dollar steigen. Deutschland würde nach diesem Szenario in eine tiefe Rezession rutschen. Sandra Ebner von der Dekabank erwartet bei einem Kriegsausbruch einen Ölpreis von 40 bis 45 Dollar. Selbst bei einem raschen Sieg der Amerikaner werde der Ölpreis aber nicht wieder unter die 30-Dollar-Marke fallen. svb




      Artikel erschienen am 14. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 01:40:14
      Beitrag Nr. 2.002 ()

      Handwerk hat über 300. 000 Stellen abgebaut
      Das Handwerk hat im vergangenen Jahr den schlimmsten Einbruch der Nachkriegszeit verkraften müssen


      von Stefan von Borstel und Christoph B. Schiltz

      Berlin - „Die Talfahrt hat sich noch einmal beschleunigt“, sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Dieter Philipp, der WELT. Laut Philipp ging der Umsatz im Handwerk im Jahr 2002 um mehr als 4,5 Prozent zurück (2001: minus 2,3 Prozent). Mehr als 300 000 Stellen mussten abgebaut werden. „Für 2003 sehen wir keine Erholung, die Handwerkswirtschaft bleibt pessimistisch“, sagte Philipp.


      Der ZDH-Präsident begründete seine Erwartungen für 2003 mit dem „Kaufkraftentzug zu Jahresbeginn“, der gestiegenen Arbeitslosigkeit und der geringen Investitionsneigung der Unternehmen. „Zudem ist die Kostenbelastung gerade für kleinere und mittlere Unternehmen in diesem Jahr erneut deutlich gestiegen“, kritisierte der Handwerkspräsident. Für das erste Quartal 2003 erwarteten die Handwerksbetriebe weitere Auftrags- und Umsatzeinbußen. Philipp: „Kann diese Entwicklung nicht gestoppt werden, müssen wir für 2003 mit ähnlich schlechten Zahlen wie in den vergangenen beiden Jahren rechnen.“


      Der Handwerkspräsident stellte weitere Protestaktionen seines Verbandes in Aussicht. „Die sich immer weiter verschlechternde Situation der Betriebe hat in den vergangenen beiden Wochen das Handwerk erstmals auf die Straße gebracht“, sagte Philipp. Die Politik nehme diese Entwicklung durchaus wahr. „Wenn notwendig, werden wir diese Form des Protestes noch intensivieren,“ kündigte Philipp an.


      Zehntausende von Handwerkern hatten in dieser Woche in Berlin und München gegen die rot-grüne Mittelstandspolitik protestiert. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) wurde auf einer Kundgebung von erbosten Handwerkern ausgepfiffen.


      Für das Handwerk ist 2002 bereits das dritte Jahr in Folge in dem der Umsatz zurückgegangen ist. Die Krise hat den Wirtschaftszweig breit erfasst: Alle Gewerbegruppen seien mittlerweile von dem anhaltenden Nachfrageeinbruch betroffen, heißt es im jüngsten Konjunkturbericht des Handwerks. Auch seien kaum noch gravierende Entwicklungsunterschiede in den Regionen festzustellen.


      Viele westdeutsche Kammerbezirke beschrieben die aktuelle Konjunkturlage „als so schlecht wie nie zuvor“. Besonders betroffen seien nach wie vor die Betriebe des Baugewerbes.


      Artikel erschienen am 14. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 01:47:23
      Beitrag Nr. 2.003 ()
      Gastkommentar
      Der Irakkonflikt ist eine tickende Zeitbombe
      Von Peter Luxton, S&P MMS

      13. Februar 2003 Je länger die Kriegsvorbereitungen gegen den Irak andauern, desto angespannter werden die Nerven. Benchmark-Anleihen, Devisen und Gold dürften weiterhin als „sichere Häfen“ im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.

      Die Anleihen-, Devisen-, Währungs- und Rohstoffmärkte sind weltweit weiterhin äußerst angespannt. Wenn es zum Bruch kommt, könnten sich sowohl die Konjunktur als auch die Anleihen- und Währungsmärkte deutlich anders entwickeln als derzeit von der Mehrheit der Beobachter erwartet wird.

      Kurzatmigkeit bestimmt momentan den Markt

      Das erhöhte weltweite Risiko vernebelt den Ausblick. Langfristig orientierte Anleger sehen sich mit einem in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht äußerst fragmentierten Bild konfrontiert. Zahlreiche an langfristigen und dauerhaften Anlagen interessierte Anleger warten lieber ab und handeln nur dann, wenn es gar nicht anders geht. Damit werden kurzfristige Spekulanten und Anleger, die nach dem Idealportfolio streben, zur treibenden Kraft an den Märkten, was zu einer gewissen Kurzatmigkeit führt.

      Größere Aktivitäten sind jedoch bei den traditionell als sichere Häfen geltenden Benchmark-Anleihen und bei Gold sowie bei Hedging-Aktivitäten gegenüber US-Vermögenswerten festzustellen. Die jüngsten Daten zu US-Treasuries für den November zeigten, dass die Nachfrage nach Treasuries hoch war. Mit über 19 Milliarden US-Dollar wurde eine der stärksten Wachstumsraten der vergangenen fünf Jahre verzeichnet. Darin könnten sich erste Hedging-Bemühungen ausländischer Anleger widerspiegeln. in der Zwischenzeit bekannt gewordene Daten deuten darauf hin, dass insbesondere Anleger aus Euroland zu Nettoverkäufern geworden sein könnten.

      Uneinheitliche Einschätzungen über den Kriegsverlauf

      Je lauter zum Angriff geblasen wird, desto stärker wird die Unsicherheit an den Märkten. Wie weit sich dies messen lässt und in welchem Umfang es sich bemerkbar machen wird, lässt sich jedoch nur schwer abschätzen. Unsicherheit können die Märkte qua definitionem im Gegensatz zu Risiken nicht effektiv einpreisen. Selbst über mögliche Aussichten besteht Uneinigkeit. Der Krieg zwischen den USA und dem Irak muss nahezu ideal verlaufen, damit es nach dem Krieg nicht zu Rückschlägen im Verhältnis zwischen Amerika und den islamischen Ländern oder Amerika und einigen seiner Verbündeten kommt.

      An den US-Märkten scheint mit einem solchen Verlauf gerechnet zu werden. In anderen Ländern besteht jedoch die Befürchtung, dass das Ergebnis nicht so eindeutig sein wird und dass es zu größeren Schäden kommen wird (ein „schmutziger Krieg“). Möglicherweise könnte nach Auffassung dieser Beobachter der Krieg länger anhalten und schwieriger verlaufen als 1991. Zunehmende Instabilität im Nahen Osten und die langfristigen Auswirkungen auf die Ölpreise stellen dabei nur einen wichtigen Gesichtspunkt dar.

      Hohes Risiko negativer Schocks

      Auf kurze Sicht dürfte der Bericht des Chefs der UN-Waffeninspekteure unter der Führung von Hans Blix am 14. Februar im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Die Märkte haben das Kriegsszenario eingepreist; es herrscht jedoch beträchtliche Uneinigkeit über die Art und Dauer des Konflikts sowie über die Lage nach einem Krieg. Bei einer friedlichen Lösung könnte es zu einer deutlichen Kursrally kommen, sobald die Stimmung umschwenkt. Wir veranschlagen die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios jedoch lediglich auf rund 15 Prozent.

      Es besteht eher das Risiko negativer Schocks, wodurch eine bereits geschwächte Weltwirtschaft, die sich gerade aus der Rezession nach einer Blase emporarbeitet, noch stärker in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Dies steht ebenfalls im Gegensatz zur Situation in den Jahren 1990 und 1991. Damals hatten die wichtigsten Volkswirtschaften gerade einen konjunkturellen Höhepunkt hinter sich, und staatliche Stellen - insbesondere die Zentralbanken - verfügten über reichlich Munition. Heute ist die Weltkonjunktur praktisch bereits zum Stillstand gekommen. Das Polster, das zum Abfangen weiterer schlechter Nachrichten im Zusammenhang mit einem „schmutzigen“

      Text: @cri
      Bildmaterial: Peter Luxton
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 01:50:35
      Beitrag Nr. 2.004 ()
      Tanken

      Hoch, höher, am höchsten, Benzinpreise [/b ]

      Der Superlativ reicht dieser Tage nicht mehr aus, die Preispolitik der Ölkonzerne zu beschreiben: Drei Tage nach dem höchsten Benzinpreis aller Zeiten verlangen die Multis jetzt noch mehr.




      Unter Führung der Esso haben die Mineralölkonzerne zum zweiten Mal innerhalb einer Woche die Preise auf Rekordhöhe angehoben. Nach Angaben eines Esso-Sprechers betrug die Erhöhung rund 2,2 Cent pro Liter. Normalbenzin kostet nun nach den Angaben 114,6 Cent, Super 116,7 Cent und Super plus 120,7 Cent. Für Diesel werden fast 96 Cent fällig.

      Esso-Sprecher Karl-Heinz Schult-Bornemann verwies zur Begründung für die Preiserhöhung auf die hohen Rohölpreise und die ebenfalls hohen Produktpreise in Rotterdam.

      Erst am Montag hatten die Ölmultis den Liter um etwa drei Cent verteuert. Damit beträgt die Summe der Preisanhebungen in dieser Woche bisher mehr als fünf Cent pro Liter.

      Stolpe: Erhöhungen haben etwas Zynisches an sich

      Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe warf den Mineralölkonzernen Zynismus vor: „Ich habe das Gefühl, hier wird spekuliert mit dem Krieg.“ Er sagte, es sei genug Öl im Angebot. Auch gebe es keine erkennbare Knappheit oder einen Sturm auf die Tankstellen.

      Rohöl ist unterdessen so teuer wie seit knapp zweieinhalb Jahren nicht mehr: In New York wurde ein Barrel (159 Liter) für 36 Dollar gehandelt. Neben den Sorgen wegen eines Irak-Krieges trieben vor allem untypisch niedrige Rohölbestände in den USA die Notierungen hoch.

      An der New Yorker Rohstoffbörse wurde Rohöl zur Lieferung im März am Mittwoch zu Handelsschluss mit 35,77 Dollar notiert, 33 Cent höher. In London wurde die traditionell etwas billigere Nordseesorte Brent acht Cent höher für 32,45 Dollar gehandelt.

      (sueddeutsche.de/AP)
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 01:53:06
      Beitrag Nr. 2.005 ()
      Arbeitslosigkeit steigt, Lohnquote sinkt
      In Rezession steigt Einkommensanteil der Unselbstständigen, bei steigender Konjunktur sinkt er.


      APA/ch
      Wirtschaft online
      13.02.2003, 11:48:27

      Wien - In Zeiten steigender Arbeitslosigkeit wie derzeit geht der Anteil der Unselbständigen am Volkseinkommen, die Lohnquote, zurück. Die Veränderung erfolgt genau symmetrisch: Einer um einen Prozentpunkt höheren Arbeitslosenquote entspricht ein Rückgang der strukturell bereinigten Lohnquote ebenfalls um etwa einen Prozentpunkt. In den siebziger Jahren ist die bereinigte Lohnquote gestiegen, in den achtziger und neunziger Jahren ist sie wieder gesunken, umgekehrt zum Trendverlauf der Arbeitslosenrate, geht aus einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo) hervor, die drei Jahrzehnte von 1970 bis 2000 untersucht hat. Die Extremwerte der Arbeitslosenrate liegen im Untersuchungszeitraum zwischen 1,5 Prozent (1974) und 7,2 Prozent (1998). Die bereinigte Lohnquote war 2000 mit 61,2 Prozent am niedrigsten und 1978 mit 73,0 Prozent am höchsten.

      Auch die Konjunktur hat entscheidenden Einfluss auf die Lohnquote, ermittelte die Studie, die im Wifo-Monatsbericht 2/2003 veröffentlicht wird. In Aufschwungphasen geht die bereinigte Lohnquote zurück, da die Steigerung der Reallöhne zunächst hinter den Produktivitätssteigerungen zurückbleibt. In allen Rezessionsjahren (1975, 1981/82, 1993 und 2001) ist hingegen die Lohnquote gestiegen, da die Unternehmergewinne stärker von einer Verringerung der Kapazitätsauslastung betroffen sind als die Löhne und Gehälter.

      EU-weiter Trend

      Ein vergleichbares Bild zeigen die realen Lohnstückkosten (Arbeitskosten je Produktionseinheit), eine Messgröße für Produktivitätsvergleiche und damit die Standortbedingungen. Während die bereinigte Lohnquote seit Ende der siebziger Jahre in Österreich um durchschnittlich 0,8 Prozentpunkte pro Jahr gesunken ist (ein EU-weiter Trend), sind die realen Lohnstückkosten seit 1980 um 15 Prozent gesunken und seit 1990 um neun Prozent. Dass dieser Rückgang in Österreich kräftiger ausfiel als in Deutschland (minus 13 Prozent und minus sieben Prozent) und auch gegenüber dem EU-Durchschnitt (minus zwölf und minus sechs Prozent), weist auf eine Wettbewerbsverbesserung des Standortes Österreich hin. Die Steigerung der Realeinkommen der Arbeitnehmer blieb dafür in beiden Jahrzehnten deutlich hinter dem Fortschritt der Arbeitsproduktivität zurück.

      Teure Beamten

      Der Lohnanteil am Gesamteinkommen differiert deutlich zwischen den verschiedenen Sektoren und Branchen. Im Bereich öffentlicher Dienstleistungen ist er mit rund 80 Prozent am höchsten, im Bereich privater Dienstleistungen liegt er dagegen nur bei 45 Prozent. In der Sachgütererzeugung ist der Lohnanteil in den letzten zwei Dekaden deutlich gesunken, bis auf 58 Prozent im Jahr 2000.


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      schrieb am 14.02.03 16:51:44
      Beitrag Nr. 2.006 ()
      Uhhh Baby !!!!!:eek: :eek: :eek: :eek: :eek: :D
      Avatar
      schrieb am 14.02.03 16:53:37
      Beitrag Nr. 2.007 ()
      :eek: :eek: :eek: :eek: :eek:
      Avatar
      schrieb am 16.02.03 22:34:07
      Beitrag Nr. 2.008 ()
      #2002,

      sicherlich ist der Ölpreis in Dollar gestiegen. In Euro sieht das allerdings etwas anders aus.

      Da der Euro in den letzten 12 Monaten fast 30% gegenüber dem Dollar gestiegen ist, haben sich die Rohölpreise für den europäischen Markt nicht sonderlich erhöht.

      Wo bleiben eigentlich unsere Dödel, die damals gewarnt hatten, daß ein hoher Ölpreis die Wirtschaft abwürgt?

      Wenn der Euro weiter steigt und wir das Öl weiterhin in Dollar bezahlen, dann haben wir in der nächsten Zeit doch ein schönes kosenloses Konjunkturprogramm.
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 17:05:51
      Beitrag Nr. 2.009 ()
      Montag, 17. Februar 2003

      Die Verbraucher sind sehr beunruhigt ...
      von Martin Weiss

      Eine weitere schwankungsintensive Woche an den Weltbörsen liegt hinter uns. Kein Wunder, denn die politischen Irritationen hinsichtlich der Irak-Krise lasten schwer auf den Märkten. Und, es scheint auch so zu sein, dass sich nicht zuletzt auch aufgrund der Terror- und Kriegsgefahr die Stimmung unter den Konsumenten weltweit mehr und mehr eintrübt. Ja, speziell die US-Verbraucher machen mir dabei große Sorgen!

      Seit mehr als zwei Jahren versuchen die Privathaushalte, sich mehr recht als schlecht durch die Wirtschaftsflaute zu hangeln. Inzwischen haben viele Privatanleger große Buchverluste in ihren Wertpapierdepots hinnehmen müssen. Im übrigen rein numerisch die größten Verluste, die es in der Geschichte der Menschheit je gab.

      Am Arbeitsmarkt ist auch keine nachhaltige Wende hin zum Besseren erkennbar. Zwar ist die offizielle (!!!) Arbeitslosenquote wieder unter die 6 %-Marke gefallen, jedoch tun sich Millionen Amerikaner mehr denn je schwer, eine neue Arbeitsstelle zu finden. Zudem schießen die Benzinpreise selbst für amerikanische Verhältnisse in ungeahnte Höhen. Dies führt dazu, dass ein nicht zu unterschätzendes Maß an Kaufkraft an der Tankstelle "verloren" geht und den Einzelhandel weiter schwächt.

      Überdies spürt man gerade in diesen Zeiten im ganzen Land, dass der 11.9.01 für die meisten Amerikaner eine große Zäsur war, zumal die USA zum ersten mal seit Pearl Harbour auf eigenem Boden angegriffen wurden! Dies merkt man speziell jetzt im Vorfeld des möglichen Krieges gegen den Diktator aus Bagdad.

      Es ist also alles andere als verwunderlich, dass das Verbrauchervertrauen nunmehr auf einem 9-Jahres-Tiefstand angelangt ist. Inzwischen gehen bereits die Ausgaben der Konsumenten und die Neuaufnahme von Verbraucherkrediten merklich zurück. So fielen die Einzelhandelsumsätze im Januar um 0,9 %, wobei vor allem die nachlassenden Automobilverkäufe besonders auffielen. Die ausstehende Verbraucherkredite gingen im Dezember 2002 ebenfalls um beachtliche 4 Milliarden $ zurück.

      Zudem ist auch kein Land in Sicht, was die Investitionsausgaben der Unternehmen angeht. Eine große Investmenbank geht davon aus, dass es im Jahr 2003 zu einem gewaltigen Investitionsrückgang von 10 % kommen wird. Insbesondere der wichtige Technologiesektor wird davon schwer getroffen werden. Eine Erholung und wirklich nachhaltige Aufhellung des Investitionsklimas wird sich also noch einige Jahre hinauszögern!

      Es ist also fast schlechterdings unausweichlich, dass sich die Stimmung unter den Verbrauchern eher noch weiter verschlechtern dürfte, bis es zu einer wirklichen Trendwende kommen kann.

      Folglich ist es auch unter "antizyklischen" Gesichtspunkten viel zu früh, sich am Aktienmarkt auf der Käuferseite zu positionieren. Gewiß mag es kurzfristige Gegenbewegungen nach oben geben. Diese bekräftigen und bestätigen aber letztlich nur den langfristigen Abwärtstrend!

      Aber unter mittel- und langfristigem Blickwinkel ist eines vollkommen klar: die Risiken sind im Verhältnis zu den Chancen immer noch viel zu hoch!

      _____________________________________________

      Montag, 17. Februar 2003

      Big Macs und eine "1 %"-Währung

      von Steve Sjuggerud

      Sie wissen, dass die Rede des Fed-Gouverneurs Ben Bernanke von meinen Freunden vom Investor`s Daily schon in allen Einzelheiten analysiert worden ist. Es ist ziemlich eindeutig, dass diese Rede sehr wichtig und richtungsweisend für die weitere Politik der US-Zentralbank war. Ein "Wendepunkt", wenn man so will.

      Dennoch war die Rede von Ben Bernanke nicht die Erste ihrer Art. Von Zeit zu Zeit zeigen Regierungen ihre Bereitschaft, die eigene Währung zu zerstören, um ihre Schulden zu entwerten. Das war in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg der Fall. Die Schulden gegenüber der eigenen Bevölkerung fielen weg, als es zu der Mega-Inflation kam ... bis Ende 1923 hatten sich die Preise um das 20-Milliardenfache erhöht!! Die Ersparnisse einer ganzen Nation waren vernichtet.

      Eine solche Zerstörung sehen wir auch heute, überall auf der Welt. Nehmen wir zum Beispiel Indonesien ... während der Asienkrise 1998 wollte ich dort an einem Automaten für 20 Dollar einheimische Währung abheben ... und ich erhielt dafür 250.000 indonesische Rupien. Ich brauchte dafür fast eine Schubkarre. Während dieser Zeit fiel der Reichtum eines Indonesiers um mehr als 80 % in zwei Jahren, weil die indonesische Rupie so viel an Wert verlor. Heute verdient ein Indonesier durchschnittlich ungefähr 200 Dollar pro Monat.

      Auch in Venezuela bräuchte man eine Schubkarre. Ich war vor ungefähr 10 Jahren dort ... damals bekam man für einen US-Dollar ungefähr 100 venezuelanische Bolivar. Heute, nachdem dort die Druckerpressen fleißig gearbeitet haben, bekommt man 1.300 Bolivar für einen Dollar. Das bedeutet, dass die Gelddruckerei der Regierung daran schuld ist, dass die Venezuelaner heute 13 Mal soviel Geld wie vor 10 Jahren verdienen müssen, um einen Dollar zu kaufen.

      Der Wert des Dollar – und damit auch der akkumulierte Reichtum der in Dollar nominierten Investments – sieht sich heute mit der gleichen Bedrohung konfrontiert. Ich sage nicht, dass die Fed die Druckerpresse so wild anwirft, wie es in den gerade genannten Staaten der Fall war. Aber es ist klar, dass der Fed-Gouverneur Ben Bernanke dazu bereit ist, den Wert des Dollar zu opfern, um seine Ziele zu erreichen.

      Der Dollar könnte die Hälfte seines Wertes verlieren. Man könnte es auch so formulieren: Der in Dollar gemessene Reichtum der Amerikaner würde sich halbieren. Die meisten Amerikaner würden das noch nicht einmal realisieren ... oder auch nur verstehen, was passiert ist.

      Nehmen wir ein Beispiel. Stellen Sie sich vor, ein Amerikaner landete im März 1985 in Europa, genauer gesagt in der Schweiz, um dort ein Jahr zu arbeiten. Für 10.000 Dollar bekam man damals 28.000 Schweizer Franken, und der Amerikaner fühlte sich wie ein reicher Amerikaner. Er kaufte sich umgehend eine Rolex. Nach seiner Rückkehr in die USA schickte ihn seine Firma im März 1988 wieder in die Schweiz. Diesmal bekam er für 10.000 Dollar nur 14.000 Schweizer Franken. "Sie müssen einen Fehler gemacht haben", sagte er zu dem Banker. "Kein Fehler", so die Antwort. "Der Dollar hat in drei Jahren rund die Hälfte an Wert verloren." Der Amerikaner war sprachlos. Er konnte nur noch halb so viele Sachen für seine Dollar kaufen wie vor 3 Jahren. Alles war in Dollar doppelt so teuer geworden. Die Preise selbst waren nicht gestiegen. Eine Rolex kostete in Schweizer Franken noch genau so viel wie drei Jahre vorher. Man brauchte nur plötzlich doppelt so viele Dollar, um eine Rolex zu kaufen.

      Das passierte wirklich von 1985 bis 1988. Die Kaufkraft des Dollar halbierte sich. Der Reichtum vieler Amerikaner wurde zerstört.

      Aber was wäre passiert, wenn sich dieser Amerikaner im gleichen Zeitraum Gold gekauft hätte? Der Goldpreis verdoppelte sich fast, er stieg von weniger als 300 Dollar pro Feinunze auf knapp 500 Dollar. In Wirklichkeit stieg der Goldpreis nicht – es war der Dollar, der fiel. Man brauchte mehr Dollar, um eine Unze Gold zu kaufen. Deshalb blieb der Goldkurs in Schweizer Franken fast unverändert. 1988 – das ist doch schon antike Geschichte, oder?

      Die Wahrheit ist – die Amerikaner mussten sich lange Zeit keine Sorgen über den Wert des Dollar machen. 7 Jahre lang nicht. 1995 erklärte der US-Finanzminister Robert Rubin, dass er eine "Politik des starken Dollar" verfolgen werde. Und der Dollarkurs stieg.

      Der Dollar stieg 7 Jahre lang, aber jetzt hat er wahrscheinlich die Spitze überschritten. Es wäre nicht unrealistisch, wenn die Kaufkraft des Dollar jetzt wieder signifikant zurückgehen würde. Das ist ja auch bereits passiert. Vor einem Jahr war ein Dollar 1,7 Schweizer Franken wert. Jetzt sind es nur noch 1,4 Schweizer Franken. Also was passiert da?

      Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich zwei Faktoren ansehen. Meine Abschlussarbeit an der Uni schrieb ich über internationale Währungen. Damals fand ich heraus, dass es nur zwei Dinge gibt, die den Wert der Währung eines "reichen Landes" wirklich beeinflussen. Zunächst einmal die Kaufkraft gegenüber den anderen Währungen. Dann, die Zinsdifferenz (Differenz der realen Zinssätze zwischen den verschienen Volkswirtschaften).

      In der aktuellen Diskussion hört man viel über Haushaltsdefizite und Leistungsbilanzdefizite. Aber die sind nicht entscheidend. Zumindest nicht in dem Maße, wie es die Kaufkraft und die Zinsdifferenzen sind.

      Das Konzept der Kaufkraft ist einfach. Stellen Sie sich das so vor ... der Preis für einen Big Mac sollte überall auf der Welt ungefähr gleich sein. Die Zutaten sind die gleichen, günstig, und weithin verfügbar. Deshalb sollte es keinen preislichen Unterschied machen, ob man einen Big Mac in den USA oder in Kanada kauft. Aber manchmal sieht man trotzdem so einen preislichen Unterschied.

      Derzeit ist ein Big Mac in Kanada für US-Bürger 37 US-Cents billiger als in den USA. Warum ist das der Fall? Macht eine solche Diskrepanz bei den Preisen in reichen Ländern Sinn? Langfristig nicht. Langfristig streben die Preise zur Kaufkraftparität (gleiche Kaufkraft). Natürlich kann "langfristig" bedeuten, dass es sich um einen wirklich langen Zeitraum handelt. Aber irgendwann ist es der Fall.

      Der zweite Faktor, die man beachten sollte, sind die Zinsdifferenzen. Geld fließt dahin, wo es am besten behandelt wird. Wenn man in einem Land 5 % Zinsen bekommt und in einem anderen 1 % und alle anderen Faktoren identisch sind, dann wird das Geld in das Land mit den 5 % Zinsen fließen. Dieser Geldzufluss wird dazu führen, dass der Wert der Währung des Landes mit den 5 % Zinsen steigen wird, da diese Währung verstärkt nachgefragt wird. Es ist das einfache Gesetzt von Angebot und Nachfrage.

      Wenn man diese zwei Faktoren – Kaufkraftparität und Zinsdifferenzen – betrachtet, dann merkt man, dass der Dollar wahrscheinlich Probleme haben wird. Die Big Macs sind in den USA teurer als in anderen "reichen Ländern", und die USA sind eines von diesen "1 % Zinsen"-Ländern.

      Schauen Sie sich nur an, was der Dollarkurs in den letzten Monaten gemacht hat. Seit der Rede von Ben Bernanke ist der Dollar gegenüber den anderen großen Währungen und gegenüber den Rohstoffpreisen wie dem Goldpreis gefallen. Der Goldpreis steht gegenüber dem Dollar auf einem 6-Jahres-Hoch.

      Es ist einfach logisch ... der Goldpreis sollte steigen. Wenn die Fed weiter fleißig Geld druckt, dann schafft sie dadurch eine "Geld"-Inflation. Das bedeutet, dass es mehr Dollar in der Welt geben wird, aber das Güterangebot wird ungefähr gleich bleiben. Auch die Menge, die es an Gold gibt. Deshalb wird der Golpreis weiter steigen.

      Wenn die US-Wirtschaft in eine Deflation fällt, dann wird der Goldpreis auch steigen. Die Fed hat aus verschiedenen Gründen Angst vor einer Deflation. Wenn die US-Wirtschaft deshalb in eine Periode fallender Preise fällt, dann kann man erwarten, dass die Fed fleißig Geld drucken wird, um diese Deflation abzuwenden. Alleine die Erwartung dieses Gelddruckens wird ausreichen, um den Goldpreis steigen zu lassen.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 18:04:48
      Beitrag Nr. 2.010 ()
      Kommentare

      Hurra, wir machen Schulden

      Von Claus Vogt
      Die US-Regierung stellte Anfang des Jahres ihre Version eines geplanten Konjunkturprogramms vor. Dieser Vorschlag wurde in den Medien weithin positiv kommentiert und löste eine kleine euphorische Episode an den Börsen aus. Die von uns durchaus geschätzte Börsen-Zeitung verstieg sich am 8. Januar 2003 zu folgendem Titel: „Bush senkt US-Steuern um 670 Milliarden US-Dollar“. Im Text erfahren die erstaunten Leser dann doch die etwas bescheidenere Wahrheit: Der Kongreß muß diesem Vorschlag erst noch zustimmen und die genannte Summe würde dann über einen Zehnjahreszeitraum wirksam. In einem Leitkommentar heißt es: „Die Maßnahmen sind, sofern sie nicht durch eine ausufernde Staatsverschuldung finanziert werden, im Prinzip zu begrüßen.“ Hat sich die Situation des US-Staatshaushaltes bei der Börsen-Zeitung etwa noch nicht herumgesprochen?

      Im vergangenen Sommer berichteten wir unter der Überschrift „Am Anfang war der Konsum auf Pump?“ über den Beschluß des US-Kongresses, die Schuldenobergrenze von 5,95 auf 6,4 Billionen US-Dollar zu erhöhen. Bereits Anfang Februar wurden diese zusätzlichen 450 Milliarden Dollar ausgeschöpft und ausgegeben. Eine neuerliche Anhebung der Schuldenobergrenze steht also unmittelbar bevor. Das Schuldenwachstum ist atemberaubend und beängstigend. Wir zeigen unseren Lesern hier ein paar Zahlen des Bureau of the Public Debt, um das Ausmaß dieser Entwicklung zu verdeutlichen:



      Datum Staatsschulden in US-Dollar
      30. September 1987 2.350.276.890.953
      29. September 1989 2.857.430.960.187
      30. September 1991 3.665.303.351.697
      30. September 1993 4.411.488.883.139
      29. September 1995 4.973.982.900.709
      30. September 1997 5.413.146.011.397
      30. September 1999 5.656.270.901.615
      28. September 2001 5.807.463.412.200
      30. September 2002 6.228.235.965.597
      15. Januar 2003 6.386.957.326.682
      Quelle: Bureau of the Public Debt




      Weitgehend vermißt haben wir in der öffentlichen Diskussion dieser geplanten Steuersenkungen den Hinweis auf die prekäre finanzielle Lage der US-Bundesstaaten. In typischer Politikermanier wurden die in den Bubble-Jahren reichlich sprudelnden Steuereinnahmen großzügig und kurzsichtig zum „Kauf“ von Wählerstimmen verteilt. Die selbst von Keynes empfohlene Zurückhaltung in guten Zeiten wurde wie üblich in den Wind geschlagen. Nun klaffen teilweise riesige Haushaltslöcher, die die Bundesstaaten im jetzt eingetretenen Abschwung zu prozyklischem Verhalten zwingen. Einsparmaßnahmen, Neuverschuldung und Steuererhöhungen sind in großem Stil zu erwarten und werden das von Bush vorgeschlagene Konjunkturprogramm wahrscheinlich neutralisieren.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


      [ Montag, 17.02.2003, 15:31 ]

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 20:08:23
      Beitrag Nr. 2.011 ()


      Wie man sieht, war das "Smartmoney" in den letzten Tagen richtig auf Einkaufstour.


      H_S;)
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 20:39:48
      Beitrag Nr. 2.012 ()
      Euro-Sentiment:

      Chance zur Neuorientierung

      Zwischen Bullen und Bären bleibt alles wie gehabt


      gol Frankfurt - Mittelfristig orientierte Akteure mögen sich von der jüngsten Kursentwicklung des Euro bestätigt gefühlt haben. Mit 1,0700 notierte er am Montagmorgen lediglich 1 % niedriger als vor Wochenfrist. Somit erhielten diejenigen, die zuletzt auf eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung gesetzt hatten und deshalb ins neutrale Lager abgewandert waren, eine Chance zur Neuorientierung - und sie nutzten sie.
      Allerdings gingen die Meinungen über die künftige Entwicklung etwas auseinander, denn sowohl Optimisten als auch Pessimisten konnten jeweils um drei Prozentpunkte zulegen. Damit wurde ziemlich genau der Zustand wiederhergestellt, der schon vor zwei Wochen vorherrschte. Im von Cognitrend ermittelten Bull/Bear-Index kam es somit zu keinen wesentlichen Verschiebungen.

      Interessant ist es aber zu beobachten, dass der Abfluss aus dem neutralen Lager überwiegend von Exporteuren initiiert wurde. Gerade diese Gruppe von Marktteilnehmern hatte auch überdurchschnittlich stark unter dem vorangegangenen Kursanstieg des Euro gelitten. Nachdem viele von ihnen zunächst eine Auszeit genommen hatten, scheinen sich einige nun wieder positionieren zu wollen. Dabei könnte die Polarisierung darauf zurückzuführen sein, dass Optimisten und Pessimisten gleichermaßen Einstiegschancen geboten wurden. Jeder konnte sich somit ein wenig bestätigt fühlen.



      Börsen-Zeitung, 18.2.2003
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 20:40:58
      Beitrag Nr. 2.013 ()
      Brüssel bei Irak-Krieg für konzertierte Zinsaktion

      Solbes: Notenbanksignal für mehr Vertrauen nötig


      cr/buc Brüssel/Frankfurt - Die EU-Kommission spricht sich im Fall eines Irak-Krieges für eine konzertierte Aktion der internationalen Notenbanken aus. Um die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zu minimieren und um ein Signal zur Vertrauensstabilisierung auszusenden, könnten die Zentralbanken der großen Währungszonen gegebenenfalls mit abgestimmten Interventionen einschreiten, heißt es in einem internen Papier der Behörde, das EU-Währungskommissar Pedro Solbes am Montagabend den Euro-Finanzministern präsentieren wollte. In dem Papier, das der Börsen-Zeitung vorliegt, rechnet Solbes vier Szenarien durch, die vor allem auf die wirtschaftlichen Auswirkungen in der Eurozone durch höhere Ölpreise infolge eines Irak-Konfliktes eingehen. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, stellte unterdessen klar, dass trotz der anhaltenden geopolitischen Unsicherheit kein unmittelbarer Zinsschritt der EZB bevorsteht. Vor dem EU-Parlament sagte er, solange die Entwicklung des Irak-Konflikts und dessen ökonomische Folgen völlig unklar blieben, sei mit Entscheidungen des EZB-Rats nicht zu rechnen. Duisenberg warnte zugleich davor, wegen eines drohenden Konjunkturrückschlags infolge eines Irak-Krieges voreilig den Stabilitätspakt außer Kraft zu setzen.

      - Bericht Seite 7


      Börsen-Zeitung, 18.2.2003
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 20:42:56
      Beitrag Nr. 2.014 ()
      Pensionskassen fahren Aktienquoten runter

      Degussa und Hoechst erhöhen Arbeitgeberbeiträge


      ak/cra Düsseldorf/Frankfurt - Das verheerende Aktienjahr 2002 hat nicht nur den am freien Markt operierenden Lebensversicherern, sondern auch den betrieblichen Pensionskassen stark zugesetzt. Viele der derzeit von der BaFin registrierten 158 Kassen, die in der Regel als Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit konzipiert sind und Ende 2001 rund 70 Mrd. Euro verwalteten, haben ihre Aktienquoten im vergangenen Jahr zum Teil kräftig reduzieren müssen. So hat die Münchener Rück den Aktienbestand in ihrer Pensionskasse nach eigenen Angaben fast komplett verkauft. In den vergangenen Jahren hatte der Aktienanteil unverändert 29 % der Kapitalanlagen ausgemacht.
      Droht eine Unterdeckung in einer betrieblichen Pensionskasse, muss der Mutterkonzern einspringen. Einige Arbeitgeber haben ihre Beiträge deshalb hochgefahren. Hoechst und Degussa räumen eine Aufstockung ihrer Prämienzahlungen an die betriebseigene Pensionskasse ein. Die Konzerngewinne sind davon jedoch höchstens marginal betroffen - die Effekte sind längst nicht so dramatisch wie bei aktienunterlegten Pensionsfonds. Wirkliche Schieflagen bei Pensionskassen sind äußerst selten. Zuletzt erwischte es in den 80er Jahren die Kassen von Coop und Maxhütte. Doch auch deren Probleme wurden letztlich gelöst.


      - Berichte Seite 17


      Börsen-Zeitung, 18.2.2003
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 20:45:23
      Beitrag Nr. 2.015 ()
      Empire State Manufacturing Index bricht ein
      Dienstag 18. Februar 2003, 15:34 Uhr


      Die Federal Reserve Bank of New York ermittelte Index für die allgemeine Geschäftstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe des Distrikts für Februar. Demnach brach der Index von 20,7 im Vormonat auf 1,1 Zähler ein. Volkswirte hatten durchschnittlich nur einen Rückgang auf 16,2 Zähler erwartet.
      Im einzelnen sank der Teilindex der Aufträge von 18,8 auf 12,3 Punkte und der Index der Beschäftigung von 0,6 auf 0,1 Punkte. Dagegen verbesserte sich der Subindex der Lagerbestände von minus 7,4 auf minus 3,8 Punkte.

      Dieses Hauptindex gilt neben dem entsprechenden Index der Federal Reserve Bank of Philadelphia als Signal für den Verlauf des ISM-Index, der die weitere Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe anzeigt.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 20:57:24
      Beitrag Nr. 2.016 ()
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 21:10:26
      Beitrag Nr. 2.017 ()
      Stabilität statt Stabilitätspakt

      Die "flexible Handhabung" oder Abschaffung der Maastrichtkriterien allein reichen nicht aus, um der Wirtschaftskrise Herr zu werden. Vielmehr müssen Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Weltwirtschaft geschaffen und umfassende Investitionsprogramme angestoßen werden.


      --------------------------------------------------------------------------------
      Notprogramm der G-7
      Lieber ohne Krieg!
      --------------------------------------------------------------------------------

      Seit mehr als einem Jahrzehnt strangulieren die Bestimmungen des Maastrichter Vertrages die europäische Wirtschaft. Dramatische Einsparungen bei den öffentlichen Sachinvestitionen - in Deutschland um rund ein Drittel - haben zum einen ganz unmittelbar die wirtschaftliche Aktivität heruntergebremst. Zum anderen hatte die selbstverordnete Schrumpfkur katastrophale Auswirkungen auf die infrastrukturelle Ausstattung der europäischen Volkswirtschaften und ließ auf diese Weise noch zusätzlich die Wirtschaftskraft erlahmen. Das Ergebnis sind Millionen neuer Arbeitslose, sinkende Steuereinnahmen, höhere Sozialausgaben und damit auch höhere Lohnnebenkosten.

      Weil dies schon in den frühen 90er Jahren absolut voraussehbar war, hatte der damalige Präsident der Europäischen Kommission Jacques Delors verlangt, die Folgen der Ausgabenbeschränkungen abzumildern, indem man außerhalb der offiziellen Regierungshaushalte dreistellige Milliardenbeträge für den Bau transeuropäischer Infrastrukturnetze bereitstellt. Bekanntlich erlitt Delors mit diesen Vorschlägen Schiffbruch.

      Inzwischen schreiben wir das Jahr 2003, und trotz oder besser wegen der öffentlichen Sparpolitik laufen die europäischen Regierungshaushalte vollends aus dem Ruder. Ob die Regierungschefs es nun wollen oder nicht: Der 1997 in Anlehnung an den Maastrichter Vertrag beschlossene Stabilitätspakt ist mausetot und wird sich auch durch noch so viele Beschwörungen der Finanzminister und Notenbankchefs nicht wiederbeleben lassen. Sollte es zu allem Überfluß auch noch zu einem Krieg gegen den Irak kommen, ist ohnehin bald mit einer offiziellen Todesanzeige für den Stabilitätspakt zu rechnen.



      Notprogramm der G-7
      Bereits am 10.Februar meldeten die Agenturen unter Berufung auf "G7-Kreise", die sieben führenden Industriestaaten der Welt - zumindest waren sie das einmal in der Vergangenheit - bereiteten ein gemeinsames ökonomisches Notfallprogramm für den Fall eines Irakkrieges vor. Weil man dann von einem weiteren Einbruch bei den Unternehmensinvestitionen ausgehen müsse, könnten unter diesen Umständen nur staatliche Ausgabenprogramme den Absturz in eine schwerwiegende Wirtschaftskrise verhindern.

      Beim nächsten Treffen der G7-Finanzminister in Paris am 21. und 22.Februar, so hieß es, würde man die Details des Notfallprogramms, an dem bereits seit Monaten gebastelt wird, festlegen. Weil der Stabilitätspakt der Europäischen Union eine derartige Stabilisierung der Volkswirtschaften verbietet, müsse er zumindest vorübergehend auf Eis gelegt werden. Bei der Sitzung des SPD-Vorstands in Berlin am 10.Februar bestätigte Kanzler Schröder, entsprechende Verhandlungen mit Frankreich und Großbritannien seien in Vorbereitung. Die "sehr formale Auffassung" des Defizitkriteriums für die europäischen Regierungshaushalte - maximal 3% des Bruttoinlandsproduktes - sei ja ohnehin schon "von der EU-Kommission aufgegeben worden", bemerkte Schröder in einem Zeitungsinterview. Man werde also in jedem Fall zu einer "flexiblen Handhabung" der Defizitbestimmungen übergehen. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering erklärte im Bundestag: "Es ist wichtig, daß europäische Länder besprechen, was im Fall der Fälle zu tun ist."



      Lieber ohne Krieg!
      Nun stellt sich die Frage, warum wir unbedingt erst auf einen Krieg warten sollen, um von einer gescheiterten Wirtschaftspolitik Abschied zu nehmen. Ist die Lage nicht auch jetzt schon dramatisch genug, um unverzüglich die Weichen für eine Wiederbelebung der Volkswirtschaften auf der Grundlage öffentlicher Infrastrukturprogramme zu stellen?

      Die Defizitkriterien des Maastrichter Vertrages, die später in den Stabilitätspakt übernommen wurden, stammen aus der Hochphase der neoliberalen Erweckungsideologien der 80er und 90er Jahre, welche die Welt lehrten, staatliche Schulden seien das größte Übel auf Erden, während die ungehemmte Kreditaufnahme seitens der privaten Haushalte und Unternehmen als Ausdruck wirtschaftlicher Stärke galt. So wurden in den 90er Jahren, insbesondere in den angelsächsischen Ländern, gigantische private Schuldenberge angehäuft, die schon längst den Bestand der globalen Bankensysteme gefährden. Auch in Deutschland betragen die privaten Schulden ein Vielfaches der öffentlichen Verbindlichkeiten. Nicht zur Refinanzierung von Staatsschulden, sondern zur Rettung der durch private Verschuldung entstandenen Finanzblasen müssen die Zentralbanken der G7-Staaten ihre Geldschleusen seit einigen Jahren beständig weiter öffnen, ohne dabei Rücksicht auf die langfristige Geldwertstabilität zu nehmen.

      Der zentrale Glaubenssatz der neoliberalen Lehren, wonach gerade staatliche Investitionen zu sog. Fehlallokationen von Kapital führen, ist heutzutage auch nur noch schwer vermittelbar, nachdem an den weltweiten Börsen seit dem Platzen der "New-Economy"-Blase rund 16 Billionen Dollar an Anlagegeldern vernichtet wurden. Hierbei gehörten gerade die frisch privatisierten Unternehmen des Telekom- und Energiesektors mit riesigen Fehlinvestitionen zu den eifrigsten Kapitalvernichtern.

      Damit ist nicht gemeint, daß der öffentliche Sektor oder seine Verschuldung nun unbedingt ausgeweitet werden müßten. Aber es ist klar festzustellen, daß die ideologische Grundlage der europäischen Finanzpolitik im allgemeinen und von Konstrukten wie dem Stabilitätspakt im besonderen durch die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit zusammengebrochen ist. Eine neue wirtschaftspolitische Grundlage muß her, die von ideologischen Altlasten befreit ist und sich statt dessen den entscheidenden wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Tage stellt:

      Arbeitsplätze werden nicht durch Einsparungen geschaffen, sondern durch Investitionen. Rund 40 Milliarden Euro an jährlichen Investitionen sind erforderlich, um eine Million zusätzlicher Arbeitsplätze zu schaffen. Was muß also geschehen, um das Volumen der Anlageinvestitionen in Deutschland, ob nun von privater oder öffentlicher Hand, massiv auszudehnen? In welche Anlagen, Infrastruktureinrichtungen oder Technologien muß investiert werden, um den größtmöglichen Schub für Produktivität und Wirtschaftsleistung zu erzielen? Reichen die bestehenden Kreditinstitute und Kreditinstrumente als Finanzierungsquelle für die erforderlichen Investitionen aus? Welche bilateralen und internationalen Vereinbarungen sind erforderlich, um die finanziellen, monetären und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau der Weltwirtschaft zu schaffen?

      Kaum ein anderes Land der Welt würde davon mehr profitieren als Deutschland als der führende Exporteur von Investitionsgütern aller Art. Wie kommt es, daß die hiesigen Arbeitgeberverbände zu diesen Fragestellungen dennoch kaum etwas beizutragen haben und sich statt dessen allein auf die Forderung nach Reformen der Sozialsysteme und Arbeitsmärkte versteifen? Warum fällt den Gewerkschaften nicht viel mehr ein, als die bestehenden Systeme und Regulierungen zu verteidigen? Eine klammheimliche Beerdigung des Stabilitätspaktes ist nicht genug. Jetzt ist die Zeit für offensive Antworten.

      Lothar Komp
      neue solidarität
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 21:14:45
      Beitrag Nr. 2.018 ()
      15.02.2003

      Entwicklung auf Kurs ...


      - Entwicklung entspricht der Vorausschau
      - Krieg ändert nichts am Grundsätzlichen
      - 2003 wird Jahr der Deflation



      1. Finanzmärkte

      Die seit Beginn des Jahres eingetretene Entwicklung an den Finanzmärkten entspricht bisher der Vorausschau, die ich am 30.11.02 hier publiziert habe, dann am 8.12.02 konkretisiert und am 3.1.03 nochmals ergänzt habe.

      Auch der Goldpreis hat gedreht, etwas oberhalb der von mir angegebenen Marke. Ich habe dazu am 27. 1. 03 Stellung genommen. Es bestand keine Notwendigkeit, die grundsätzliche Beurteilung der Goldsituation zu ändern, obwohl es ein paar Tage lang recht spannend war. Die professionellen Goldhändler halten ein Alltime-High an Shortpositionen, rechnen also mit sinkenden Preisen; die Gegenposition der sogenannten Small Traders und der spekulativen Fonds war ebenfalls rekordhoch long. Typischerweise liegen sie immer falsch. Es gab im Goldmarkt historisch noch nie eine Kapitulation der professionellen Goldhändler - was natürlich nicht heisst, dass das nicht doch passieren kann.
      Der Goldpreis hat bei rund 375$ einen Höchststand zum Tagesschluss erreicht und ist seither rund 25$ gefallen. Es bleibt nun abzuwarten, wie weit der Rückgang geht.

      Zur Zeit ist somit alles auf Kurs.

      2. Kriegsauswirkungen

      Im Augenblick sieht es eher danach aus, als würde die internationale Position der USA schwächer. Auch in Amerika selbst regt sich stärkerer Widerstand. Der Dean der demokratischen Senatoren, Robert Byrd, hat am 11. Februar eine Rede im Senat mit dem Titel "Reckless Administraiton May Reap Disastrous Consequences" gehalten, (siehe http://www.commondreams.org/views03/0212-07.htm) in der er mit bewegenden Worten die Politik der Regierung anprangert. Nicht Deutschland hat sich isoliert, sondern schon bald wird sich zeigen, dass die USA isoliert sind. Und nicht Deutschland gefährdet internationale Bündnisse, die UNO und das Völkerrecht, sondern die US-Regierung tut es. Dass Saddam ein totalitäterer Diktator ist, muss nicht betont werden, aber eine Doktrin des "preemptive strikes", wie sie von Bush erfunden wurde, bedeutet das Ende völkerrechtlicher Rechtsstaatlichkeit.

      Wie auch immer die Entwicklung weitergehen wird, es wird meines Erachtens nichts am Grundsätzlichen ändern. Kurzfristig kann es allerdings massive Turbulenzen an allen Finanzmärkten geben, massive Ausschläge nach oben und nach unten. Das kann man nach meiner Auffassung nicht voraussagen. Meine Position ist aber, dass das nicht an den prinzipiellen Trends ändern wird, die ich in den oben genannten Kolumnen dargestellt habe, und dass nach Abflauen der Turbulenzen sich die Trends fortsetzen werden.

      Es wird sich auch bald zeigen, wie die Ratings von Präsident Bush zerfallen werden. Es ist gut möglich, dass seine Kriegstreiberei letztlich nur den Zweck hat, die desaströse Wirschaftslage Amerikas zu verschleiern.

      Das laufende Jahr wird deutliche Deflation bringen, eine scharfe Rezession und wohl das Ende der Schönrednerei durch Oekonomen und Wallstreet-Verkäufer. Ich habe dazu in der schweizerischen Zeitschrift "Cash" am 7.2.03 einen Artikel veröffentlicht, den ich hier zum Download (PDF-File) für alle Leser bereitstelle.


      http://www.mom.ch/cgi-bin/mhsnews/titel/news.pl?FUNC=SHOW&RE…[/b]
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 21:31:04
      Beitrag Nr. 2.019 ()
      Sparerfreibetrag soll eingeschränkt werden

      Ministerium will Freistellungsaufträge abschaffen –Sparer müssen sich zwischen Abgeltungs- und Einkommenssteuer entscheiden


      von Cornelia Wolber

      Berlin - Im Zuge der geplanten Einführung einer Zinsabgeltungssteuer will die Bundesregierung die Freistellungsaufträge abschaffen. Den Sparerfreibetrag sollen nur noch diejenigen in Anspruch nehmen können, die auf die Nutzung der 25-prozentigen Steuer auf Zinserträge verzichten. Das verlautete gestern aus Kreisen des Finanzministeriums.


      Bislang gilt für Ledige ein Freibeitrag von 1550 Euro. Verheiratete müssen ihre Zinseinkünfte erst ab einem Betrag von 3100 Euro versteuern. Diese Beträge werden mittels Freistellungsauftrag, den der Bankkunde bei seinem Kreditinstitut stellt, gewährleistet. Führt er bei mehreren Banken Konten, kann der Freistellungsauftrag gesplittet werden. Für alles was über dem Freibetrag liegt, ziehen die Banken automatisch 30 Prozent Steuern ein und leiten diese an den Fiskus weiter. Im Rahmen der Einkommensteuer wird der gezahlte Betrag dann geltend gemacht. Für den Fall, das der persönliche Steuersatz unter 30 Prozent liegt, erhält der Steuerpflichtige eine Rückerstattung. Liegt er drüber, muss der Betreffende nachzahlen. Um letzteres zu vermeiden, hat so mancher in der Vergangenheit auf eine Erklärung seiner Zinseinkünfte verzichtet, vermutet das Bundesfinanzministerium. „Das wollen wir ändern“, hieß es gestern in Ministeriumskreisen.


      Um das zu erreichen, sollen die Freistellungsaufträge abgeschafft und statt dessen flächendeckende Kontrollmitteilungen eingeführt werden. Diese werden von den Banken an das Bundesamt für Finanzen gemeldet. Von dort sollen sie an die Oberfinanzdirektionen der Länder weitergeleitet und schließlich an die 650 Finanzämter verteilt werden.


      Gleichzeitig soll dem Steuerpflichtigen die Option eingeräumt werden, entweder die Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent zu wählen, oder seine Zinseinkünfte im Rahmen der Einkommensteuererklärung mit seinem persönlichen Satz zu versteuern. Entscheidet er sich für die Abgeltungssteuer, kann er jedoch nach den Plänen des Ministeriums in Zukunft keinen Sparerfreibetrag mehr geltend machen. Dieser wird nur im Rahmen der Einkommensteuervariante gewährleistet. Die entsprechenden Angaben, die der Steuerpflichtige in seiner Erklärung macht, werden mit den Kontrollmitteilungen abgeglichen. Bei möglichen Abweichungen, kann das Finanzamt dann sofort nachhaken. Welche Variante die günstigere ist, soll der Steuerpflichtige selbst für sich herausfinden. Die dafür notwendige Software werde überall erhältlich sein, hieß es im Ministerium.


      Das Problem: Die Opposition sowie auch Teile der Grünen sind strikt gegen die Einführung von Kontrollmitteilungen. Das heißt, die Pläne von Bundesfinanzminister Hans Eichel haben kaum Chancen, den Bundesrat zu passieren.


      Noch immer ungeklärt ist zudem, ob mit der 25-prozentigen Abgeltungssteuer tatsächlich alle Verpflichtungen – inklusive Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag – abgegolten sind oder ob diese noch oben drauf kommen. Bislang, so hieß es gestern im Ministerium, gebe es noch keinen Referentenentwurf.


      Artikel erschienen am 19. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 21:35:10
      Beitrag Nr. 2.020 ()
      Deutschland vor Stagnation
      DIHK-Umfrage: „Frust und Skepsis“ bei den Unternehmen

      von Peter Hahne

      Berlin - Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet in diesem Jahr kein Wirtschaftswachstum und ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit auf 4,4 Millionen Menschen im Jahresdurchschnitt. Nach seiner traditionellen Frühjahrsumfrage bei 25 000 Mitgliedsunternehmen senkte der Dachverband der Kammern seine Konjunkturprognose für 2003 drastisch von zuletzt einem auf jetzt null Prozent.


      Im Februar oder März sei darum mit bis zu fünf Millionen Arbeitssuchenden zu rechnen, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des DIHK: „Frust und Skepsis bestimmen das Bild, Deutschland steckt tief in der Konjunkturflaute.“ Bei einem längeren Irak-Krieg sei sogar zu befürchten, dass sich die noch verhältnismäßig guten Exporterwartungen weiter eintrübten und Deutschland auf eine Rezession zusteuere. Die prognostizierte Stagnation sei „die optimistische Variante“, betonte Wansleben.


      Einziger Lichtblick sei zurzeit der Export, hier haben sich die Erwartungen der Firmen leicht verbessert. Unterstellt werde allerdings von den meisten Betrieben, dass der Irak-Konflikt ihre Ausfuhrtätigkeit nicht belastet. Laut DIHK haben die Unternehmen ihre Investitions- und Beschäftigungspläne gegenüber der letzten Erhebung im Herbst noch einmal deutlich und damit auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren gesenkt. 45 Prozent der befragten Firmen wollen weniger investieren, nur 15 Prozent planen eine Aufstockung ihrer Budgets.


      „Die Investitionen bleiben damit die entscheidende Bremse für Beschäftigung und Wachstum im Inland“, sagte Wansleben. Hinzu kämen Finanzierungsengpässe und zurückhaltende Kreditvergabe der Banken. Allein in der Industrie blieben die Investitionskürzungen moderat. Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes hat die Industrie jedoch bereits 2002 Umsatzeinbußen von 1,5 Prozent hinnehmen müssen und knapp drei Prozent der Stellen abgebaut.


      Ebenso düster sehen die Beschäftigungspläne der Kammerunternehmen aus: Knapp vier von zehn wollen Personal abbauen, nur noch acht Prozent denken über Neueinstellungen nach. Ein derart schlechter Wert wurde zuletzt während der Rezession 1993 gemessen. Aus Sicht des DIHK bieten nur kurzfristige Reformen auf dem Arbeitsmarkt einen Ausweg. Wansleben regte betriebliche Bündnisse für Arbeit, Mehrarbeit ohne Lohnerhöhungen, Abschläge beim Weihnachtsgeld und eine Lockerung des Kündigungsschutzes an. Für die hohe Arbeitslosigkeit von gegenwärtig rund 4,6 Millionen Menschen sind nach Ansicht des DIHK an erster Stelle die „zu hohen Tarifabschlüsse“ des vergangenen Sommers verantwortlich.


      Ein etwas hoffungsvolleres Bild bietet der aktuelle Konjunkturindikator des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). 322 befragte Bankanalysten und institutionelle Anleger beurteilen die Konjunkturerwartungen im Februar etwas besser als im Januar. „Die Lage bleibt aber weiterhin labil, wir bewegen uns zwischen Hoffen und Bangen“, sagte der ZEW-Präsident und designierte Wirtschaftsweise Wolfgang Franz.


      Artikel erschienen am 19. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 21:43:05
      Beitrag Nr. 2.021 ()

      Düsseldorf


      „Setzen Sie sich, es kommt sowieso kein Kunde!“

      Traditionsläden machen dicht, Türsteher sortieren Preisschilder — wie die Düsseldorfer Kö auf die Kaufverweigerung reagiert.


      Von Michael Kläsgen





      Wer will schon in leeren Läden einkaufen? (dpa )






      (SZ vom 18.02.2003) — Sein edelstes Stück ist ein Ladenhüter. Es liegt separat hinter Panzerglas auf einer schwarzen Marmorkugel. Das Perlmuttweiß der murmelgroßen Perlen schimmert im Licht der Halogenstrahler. Doch das Collier für 175.000 Euro zieht kaum Blicke auf sich, geschweige denn, dass jemand auf die Idee käme, es zu kaufen. Die Passanten laufen einfach daran vorbei. Manche wollen zur Sparkasse ein paar Meter weiter. Andere bleiben vor dem Geschäft nebenan stehen und machen wieder kehrt. Vor kurzem war da noch das Bürofachgeschäft Winter. Jetzt stehen Schuhe von Görtz in der Vitrine.

      Winter ist nicht das einzige Geschäft, das verschwunden ist. Schräg gegenüber ist zwischen den Pullovern von Lo Stile auf einem handgeschriebenen Schild zu lesen: „Wir schließen.“ Es herrscht eine bedrückende Stimmung in der Gold und Silber funkelnden Kö-Galerie, als habe sich ein Virus in die Nobel-Passage der Düsseldorfer Königsallee gefressen und eine Art Boutiquensterben ausgelöst.

      Exquisite Leere

      Karl Heinz Hestermann tut so, als könne Zorn ihn dagegen impfen. Seit 16 Jahren betreibt er hier sein Schmuckgeschäft. Doch so schlecht wie im Moment sei es ihm noch nie gegangen. „Setzen Sie sich“, sagt er, „es kommt sowieso kein Kunde“.

      Und dann fängt der 70-Jährige an zu schimpfen, über die „Neid-Steuer“, die Politik im Allgemeinen und Rot-Grün im Besonderen. Irgendwann unterbricht sich der weißhaarige Mann und entscheidet, einen Rundgang durch die Passage zu machen. Um zu beweisen, dass er nicht der Einzige ist, der leidet. Überall leere Geschäfte.

      Er zeigt nach rechts. „Schauen Sie da, die feilt sich die Nägel.“ Und links? „Das gibt’s ja nicht: Ein Kunde. Ach nein, das ist die Verkäuferin.“ Fünf Schritte weiter. „Die putzt die Regale. Wahrscheinlich vor Langeweile.“ Bei Aigner nutzen drei Verkäuferinnen die Zeit für ein Pläuschchen. Bei Jil Sander knetet der Türsteher lustlos die Finger. Es ist Mittwoch. Am Dienstag starrte er versunken auf die Straße. Am Montag sortierte er am Boden Preisschilder. Und bei Gucci, Armani und Escada ist das einzig wirklich Exquisite die Leere.

      Die Kö – Mythos, Legende, Hass- und Vorzeigeobjekt. 800 Meter ist sie lang, mehr als 150 Jahre alt, aber nun kränkelt sie. Dabei tut sie alles, um sich schön und begehrenswert zu machen. Viele Geschäfte auf ihrer Ostseite schreien geradezu nach Kunden.

      Preise gesenkt — ohne Erfolg

      Sie haben die Preise gesenkt, teilweise um mehr als die Hälfte, und zwar schon lange bevor der Winterschlussverkauf begann. Aber es scheint nichts zu helfen. Viele Kaufwillige sind nicht unterwegs, an Werktagen jedenfalls nicht. Sonntags dagegen füllt sich die Kö. Zobel, Nerz und Persianer sind dann zu sehen. Menschen flanieren über den breiten Gehweg vorbei an den kahlen Kastanienbäumen, bleiben stehen und mustern Chinavasen bei Franzen oder Anzüge bei Joop. Am Sonntag, wenn die Geschäfte geschlossen haben.

      Karl Heinz Hestermann schüttelt den Kopf. Er ist inzwischen in seinem zweiten Laden direkt an der Kö angekommen und hält eine schwere Eisenstange in der Hand. Hier sei im vergangenen Dezember schon zum zweiten Mal eingebrochen wurde, erzählt er, ein Mercedes raste wieder und wieder mit Karacho in die Vitrine, bis das Panzerglas splitterte.

      An den Eisenstangen, die man in den Boden an der Fensterfront einlassen kann, soll nun kein Auto mehr vorbeikommen. Da klingelt es. „Mein Gott, ein Kunde droht mit Auftrag“, sagt Hestermann und legt die Stange zu Seite. Die erste Sicherheitstür öffnet sich, ein Mann in den Vierzigern erscheint, bleibt vor der zweiten Glastür wie in einer Duschzelle stehen, dann macht es brrrrrt, und er öffnet die zweite Tür.

      „Ich muss ja liquide bleiben“

      Die Novecento aus dem Schaufenster hat es ihm angetan. Er nimmt die Uhr in die Hand, begutachtet sie, legt sie an, findet sie aber zu klobig für sein schmales Handgelenk.

      Hestermann gibt sich vollkommen einverstanden, versäumt aber nicht, ein anderes Modell zu empfehlen, herabgesetzt auf 14 000 Euro, ein Schnäppchen geradezu, was der Kunde auch zu erkennen vorgibt, aber trotzdem. Aus dem Geschäft wird nichts. „Ich muss ja liquide bleiben“, sagt der Mann. Und Hestermann sagt: „Sehen Sie, das ist der typische Kö-Kunde. Der hat zwar Geld, will aber liquide bleiben.“

      Über „den Kunden“ wird derzeit viel geredet auf der Kö, manches davon ist wenig schmeichelhaft, anderes widersprüchlich. Axel Leysieffer, Inhaber einer Konditorei mit Ablegern in Berlin, Hamburg und Paris, sagt: „Der Düsseldorfer hat kein Verhältnis zum Geld, er ist ein besonderer Klient. Auch wenn er nichts hat, hat er das Feinste an.“ Er kaufe Kleidung, die jeder sofort erkenne, ergänzt die Verkäuferin der italienischen Boutique am Ende der Kö, denn es gehe ihm vor allem um die Wahrnehmung.

      Nur fehlt im Moment das Geld. Weil die Arbeitslosigkeit steigt, Geschäftsführer auf Provisionen verzichten müssen und die Börse das Geld vieler verschlungen hat. „Die Zeiten, in denen einer zwei, drei Anzüge kaufte und noch ein Sakko dazu, sind vorbei“, sagt Eckhard Reimer, Filialleiter des Herrenausstatters Herbert Stock. Seine Kollegen von Gucci und Jil Sander meinen allerdings, die Leere sei normal, ihre Kunden seien rar, man könne sie nur selten sehen, sie würden sich vorher anmelden, und manchmal werde der Laden für sie geschlossen, weil dann mehrere zehntausend Euro ausgegeben würden.

      Kleine Zeichen der Krise

      Es gibt aber auch Kundinnen wie Frau Schrader aus Mülheim an der Ruhr, verheiratet, Mutter erwachsener Kinder. Sie müsse nicht arbeiten, erzählt sie, aber sie wolle es. Deswegen pendelt sie fast täglich nach Düsseldorf. Sie ist eine derjenigen, von denen manche behaupten, sie würden die Mehrheit des Kö-Publikums ausmachen. 90 Prozent kämen von außerhalb, brächten aber nicht „das richtige Geld“ mit, meint Konditorei-Inhaber Leysieffer.

      Neulich, sagt Frau Schrader, stand sie mit einer Freundin vor Armani. Da lag ein Schal, den sie toll fand. Aber ohne Preisschild. Sie überlegte hin und her, traute sich dann aber doch nicht, hineinzugehen, weil niemand sonst im Laden gewesen sei und sie sich die Schmach ersparen wollte, schnöde abgewiesen zu werden. Wie schon einmal bei Eickhoff, dem Vorzeige-Modehaus auf der Kö. „Auf solche Kunden wie Sie können wir verzichten“, habe eine Verkäuferin zu ihr gesagt.

      Dass so etwas in seinem Hause geschehen sei, kann sich Albert Eickhoff beim besten Willen nicht vorstellen. Er sitzt im neunten Stock eines Bürohauses hoch über der Kö und gibt sich überrascht.

      Versace in Lippstadt

      Allerdings habe er seine Angestellten kürzlich darauf eingeschworen, dass es in erster Linie auf sie ankomme. „Wir müssen aufhören, alles auf die Politik zu schieben, sondern bei uns selber anfangen“, sagt der 66-Jährige. Und wer sonst, wenn nicht der selbst ernannte König der Kö, sollte einen Ausweg aus der Krise wissen? Eickhoff gilt als einer der einflussreichsten Modehändler Deutschlands.

      Er war es, der Gianni Versace vor 25 Jahren nach Lippstadt ins Stadttheater holte und bekannt machte. Ohne die Gelegenheit zu verpassen, selber davon zu profitieren. Seitdem sonnt er sich im Licht von Sternchen und Stars. Inzwischen leidet aber auch Eickhoffs Klientel an Kaufhemmungen. Deswegen hat er reagiert.

      Zwar amüsieren sich draußen auf der Straße zwei Mädchen über den Preis des ausgestellten Zobels, herabgesetzt auf knapp 30.000 Euro. Sie sahen aber nicht, dass Eickhoff drinnen erstmals auch für sie etwas im Angebot hat: Pullover für 29,80 Euro. Bunt, gescheckt, meist in Tigermuster, liegen sie auf Kante in den Regalen direkt neben dem Eingang. Es sind kleine Zeichen der Krise.

      Angst vor der Leere

      „Ein Test“, sagt Stefan Asbrand-Eickhoff, Schwiegersohn des Patrons, und schlägt vor, sich lieber den zweiten und dritten Stock des 1000 Quadratmeter großen Kaufhauses anzuschauen. Hier stehen vereinzelt Gläser halb gefüllt mit Champagner, was den Damen offenbar die Kaufentscheidung erleichtern soll.

      Der „Test“ im Erdgeschoss dient dazu, mehr Kundinnen in den Laden zu locken, auch solche wie die beiden Mädchen oder Frau Schrader, die dann von einem geschulten Personal empfangen würden. Die Pullover verkaufen sich sehr gut, sagt Eickhoff. Kleinvieh macht auch Mist.

      Das Prinzip ist einfach. „Leere Läden laden nicht zum Kaufen ein“, sagt Einzelhandelspräsident Hermann Franzen, Inhaber des gleichnamigen Geschäfts auf der Kö. „Die Ärsche müssen sich reiben“, dann werde auch Geld ausgegeben. Warum das Sparfieber so extreme Ausmaße angenommen habe, verstehe er auch nicht mehr.

      „Aber damit muss man leben“, sagt er. Wie man die Läden innovativer gestalten und so Käufer anziehen könnte, so wie das zum Beispiel die Pariser Kult-Boutique Colette oder der 10Corso Como in Mailand machen, wo sich in einem Gebäude ein Modegeschäft, ein Restaurant, ein Buchladen und eine Galerie befinden, das sagt er nicht.

      Machtlos muss Franzen zusehen, wie einstige Düsseldorfer Institutionen nach und nach verschwinden. Der Benrather Hof, wo einst Frikadellen und Bier serviert wurden, wich Cartier und Kenzo. Das stilvolle Pendant dazu, Müllers und Fest, machte schon vor langem zu, ebenso wie das Restaurant Van Eicken. Das frühere Nobelhotel Breidenbacher Hof ist seit Jahren verwaist.

      Die Seele genommen

      Und die Lichtburg, das älteste Kino der Stadt, muss wohl bald schließen. Mit den Familienunternehmen droht die Straße das Rheinische und die Bodenhaftung zu verlieren. „Damit ist die Seele weg“, sagt Axel Leysieffer. Es bliebe ein Laufsteg für Dame mit Hündchen in rosa Partnerlook.

      Die in Messingplatten auf dem Kö-Galerieboden eingravierten Namen von Heinrich Heine, Gustaf Gründgens oder Robert Schumann nimmt kaum ein Besucher wahr. Auch wie am Eingang der Passage auf der Anzeigetafel immer mehr Namensschilder wegfallen, scheint sich unbemerkt zu vollziehen.

      Nur Kö-Peter hat ein Auge dafür. Er steht direkt davor, trägt eine rote Wollmütze, unter der seine angegrauten Haare hervorquellen. Seit neun Jahren nimmt der Clochard jeden Morgen vor der Galerie Platz. Oder besser gesagt: Er bettet seine beiden Hunde, Frieda und Laika auf einer Iso-Matte und zieht los, durch die Passage, plaudert mit den Verkäuferinnen, grüßt den Hausmeister und solidarisiert sich mit dem ausländischen Lampenputzer.

      Kö-Peter weiß, was hier läuft. „Ist alles tot“, sagt er. Wo Glenfield jetzt dekoriert, war vor kurzem noch Façonnable. So fällt der Leerstand weniger auf. Der Pelzladen nebenan mache auch zu: „Räumungsverkauf“ steht dort. Ebenso wie der Friseur am Ende des Ganges, der Italiener Va Bene und die Kaffee-Bar sind schon zu. Und Feinkost Käfer ist auch nicht mehr. Kö-Peter glaubt, den Schuldigen zu kennen: „das Management“. Hans Meijers, Chef der Galerie, hält die Selektion dagegen für einen normalen Prozess.

      Es fehlt ein Magnet

      Axel Leysieffer, der sein Café in der Passage ebenfalls schließen will, sagt, der Galerie fehle ein Magnet, es gebe zu wenig Events, die Mall sei zu breit, die Passage zu unübersichtlich und der Platz für Restaurants so groß, dass man sich darin verliere. Filigrane Bronzekugeln, mit Tauben verzierte Pilasterköpfe und güldene Leuchter seien Verschwendung, die nicht mehr in die Zeit passen würde. „Da haben die Kunden das Gefühl, sie müssten das mitbezahlen.“ Im Moment aber gelte: „Geiz ist geil.“ Der Werbespruch habe es auf den Punkt gebracht.

      So hinterlässt das Sparfieber seine Spuren. Der Clochard sagt, die Passanten würden ihm nur noch die Hälfte dessen geben, was er früher bekommen habe. Und aggressiver seien sie geworden, manche würden ihm zuraunen, dass man damals ganz anders mit Typen wie ihm verfahren sei. Dann werde er böse und würde sie anschreien. Das Organ dafür hat er. Hestermann ist diskreter. Er sitzt hinter zwei Panzerglastüren, als wolle er sich vor dem grassierenden Virus schützen. Sein Collier wird er nicht los, hat aber den Mut, darüber zu sprechen. Im Gegensatz zu anderen. „Wer beim Umsatz strunzt, der lügt“, sagt er.

      Natürlich gibt es auch solche, die ein wenig vom Dahinsiechen der anderen profitieren. Der Herrenausstatter Herbert Stock gehört dazu. Heißt es. Zu ihm kämen diejenigen, die früher zu Selbach gingen, der es auf der Kö ebenfalls nicht mehr durchhielt. Und auch bei den Schuhputzern floriert das Geschäft. Drei Euro kostet das Paar. Das ist nicht viel Geld, und es gibt der Stadt, was sie braucht: den schönen Schein.

      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 22:00:48
      Beitrag Nr. 2.022 ()
      Bundesrepublik Deutschland: Souveräner Staat oder noch immer mit Besatzungsrecht?


      http://www.hackemesser.de/thietz1.html
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 22:03:43
      Beitrag Nr. 2.023 ()
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 16:01:28
      Beitrag Nr. 2.024 ()
      Editorial: Was treibt die Märkte derzeit um? (19.02.2003)

      Was feiern die Märkte in diesen Tagen? Die Lösung des Irak-Konflikts? Die konjunkturelle Wende? Das Ende der deflationären Tendenzen in der westlichen Hemisphäre? Oder das Ende aller Ungewissheiten? Mitnichten. Sie feiern offenkundig den Umstand, dass die nun doch immer wahrscheinlicher werdende Militäraktion gegen den Irak noch nicht begonnen hat.

      Gegen die Märkte kann man nicht argumentieren. Sie sind wenigstens für den jeweiligen Augenblick die letzte Instanz. Aber man kann durchaus zu dem Schluss gelangen, dass sie sich irrational verhalten und dass sie dieses Verhalten eher früher als später wieder korrigieren.

      Als repräsentativ kann das, was die Märkte in letzter Zeit geboten haben, ohnehin nicht bezeichnet werden. Dazu mangelte es schon an den Umsätzen. Folglich besteht der Verdacht, dass die Kurse vor allem an den Finanzmärkten das Resultat sehr kurzfristiger spekulativer Manöver sind.

      Bis zur letzten Minute, sprich: bis zum Ausbruch konkreter militärischer Aktionen gegen den Irak, kann dies so weitergehen. Dann aber kommt es zum Schwur, und es sieht im Augenblick ganz danach aus, als würden sich viele Märkte zu diesem kritischen Zeitpunkt technisch in einer Situation befinden, die heftige Reaktionen auf die einsetzende Realität erwarten lassen.

      Aus allem folgt, dass sich in diesen Tagen und Wochen nur jene an den Märkten bewegen sollten, die nicht anders können. Wer die Chance hat, das Treiben aus sicherer Distanz zu beobachten, kann wenigstens nicht verlieren.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de
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      schrieb am 19.02.03 17:07:46
      Beitrag Nr. 2.025 ()
      Schweiz/Jede zweite Pensionskasse mit Unterdeckung

      Bern (vwd) - Jede zweite Pensionskasse in der Schweiz weist eine Unterdeckung auf, wie eine am Dienstag veröffentlichte Vorabklärung des Bundesamts für Sozialversicherung (BSV) ergibt. Annnähernd die Hälfte aller autonomen Pensionskassen - bei ihnen ist die Hälfte aller Arbeitnehmer versichert - weise Unterdeckungen auf, sagte BSV-Vizedirektor Jürg Brechbühl am Dienstag in einem Fernsehinterview. Allerdings warnte er vor Dramatisierungen. Der Bundesrat will bis zum Frühling eine Botschaft für eine Revision des Berufsvorsorgegesetzes vorlegen. Bis die Revision in Kraft treten kann, sollen Verordnungen die Praktiken der Versicherer vereinheitlichen.

      Die Zahlen des BSV stützen frühere Erkenntnisse. PricewaterhousCoopers (PWC), die wichtigsten Revisoren in der Branche, schätzten ebenfalls, dass jede zweite Kasse eine Unterdeckung aufweist. Eine Studie der Gesellschaft BGI (Bearbull Gestion Institutionnelle) malt ein noch düstereres Bild: 71 Prozent der Pensionskassen weisen demnach einen ungenügenden Deckungsgrad aus.
      vwd/AWP/19.2.2003/hab
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 17:11:18
      Beitrag Nr. 2.026 ()
      DÜSTERE AUSSICHTEN

      Investitionen auf 25-Jahres-Tief


      Für den Deutschen Industrie und Handelskammertag sind die Anzeichen für eine weitere Abschwächung der Konjunktur alarmierend. Die Summen, die Unternehmen für Investitionen bereithalten, seien auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren gesunken.


      DDP

      Sorgenkind Baubranche: Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück


      Berlin - "Deutschland steckt tief in einer Konjunkturflaute", fasste DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben das Ergebnis der traditionellen Konjunkturumfrage am Dienstag in Berlin zusammen. Nicht allein die Investitionspläne der mehr als 25.000 befragten Unternehmen seien zusammengestrichen worden; auch die Beschäftigungspläne sanken auf das niedrigste Niveau seit der Rezession 1993.
      Der einzige Konjunkturmotor sei zurzeit der Export. "Sollten die Exporthoffnungen - gefährdet durch einen längeren Irak-Konflikt - trügen, muss in Deutschland eine Rezession befürchtet werden", sagte Wansleben.

      Der seit zwei Jahren andauernde Abwärtstrend der Lageeinschätzung durch die Unternehmen sei zwar gestoppt. "Von einer Bodenbildung kann aber mit Blick auf die Erwartungen keine Rede sein", heißt es in der Umfrage. Nur noch 18 Prozent der Unternehmen beurteilten ihre Geschäftserwartungen optimistisch, 40 Prozent blickten dagegen pessimistisch in die Zukunft. Weiterhin düster sehe es vor allem im Handel und der Bauwirtschaft aus. Im vergangenen Herbst hatten noch 26 Prozent der befragten Firmen optimistisch und 29 Prozent pessimistisch in die Zukunft geblickt.

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0%2C1518%2C236598%2C00.html
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 17:25:38
      Beitrag Nr. 2.027 ()
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 17:48:39
      Beitrag Nr. 2.028 ()
      Lebensversicherungen - Gerangel um den Garantiezins

      Das Finanzministerium dementiert zwar — doch der Garantiezins für Lebensversicherungen soll offenbar gesenkt werden.

      Das Bundesfinanzministerium hat Berichte dementiert, wonach der Garantiezins für Lebensversicherungen von derzeit 3,25 Prozent ab dem kommenden Jahr gesenkt werden soll.

      Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte dagegen am Mittwoch einen Bericht des Wirtschaftsmagazins Capital bestätigt, wonach die Behörde sich mit dem Thema befasse.

      Künftig wohl weniger als drei Prozent

      „Wir erarbeiten eine Einschätzung, die wir dem Ministerium vorlegen werden“, sagte BaFin-Sprecher Peter Abrahams. Die Entscheidung über eine Absenkung der garantierten Verzinsung treffe jedoch das Ministerium.

      „Die Frage einer Senkung des Garantiezinses bei Lebensversicherungen liegt konkret auf dem Tisch“, zitiert das Magazin den BaFin-Präsidenten Jochen Sanio. Die hochverzinslichen Kapitalanlagen der Versicherer liefen nach und nach aus und ließen sich nicht durch neue auf gleichem Zinsniveau ersetzen, sagte er.

      Manfred Poweleit, Herausgeber des Branchenblattes map-Report, sieht für das Finanzministerium Handlungsbedarf. Der Garantiezins wird nach der durchschnittlichen Rendite zehnjähriger Staatsanleihen berechnet. 60 Prozent dieses Wertes ergeben den Zins für Lebensversicherungen.

      „Nach unserer Berechnung liegt der Wert derzeit bei 3,24 Prozent - die Grenze ist also unterschritten“, sagte Poweleit. Der Experte hält einen Garantiezins von 2,75 Prozent für realistisch.

      Rückwirkung hätte eine Zinssenkung nicht. Wer also noch zu einem höheren Kurs unterschrieben hat, bekommt diesen am Ende der Laufzeit weiterhin ausbezahlt.

      http://www.sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 17:54:28
      Beitrag Nr. 2.029 ()
      18. Februar 2003

      Die Baisse dauert an!

      Eine kleine Rally seit zwei Handelstagen glättet die überverkaufte Lage. Es besteht die Meinung, daß ein Krieg vorerst aufgeschoben sei. Die Demonstrationen von Millionen Menschen am vergangenen Wochenende und das klare “Nein” des UN-Sicherheitsrates hat die amerikanische Regierung zum Nachdenken gezwungen. Der Generaltrend ist jedoch weiter abwärts gerichtet und jede Rally sollte zum Verkauf genutzt werden.

      Die schlechten fundamentalen Daten sind die eigentliche Ursache für den bestehenden Abwärtstrend.

      Gold konnte in den letzten Tagen ebenfalls weiter abgeben. Hoch war 388 $. Fast 45 $ niedriger heute bei 343 $. Der Euro hat seinen Beartrend fortgesetzt.

      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 18:44:30
      Beitrag Nr. 2.030 ()
      IM HINTERGRUND
      Geld aus dem Nichts

      Auswege aus der Finanznot


      Angesichts der katastrophalen Finanzlage der Kommunen haben viele deutsche Stadtkämmerer das Cross-Border-Leasing als Wunderwaffe entdeckt. Die Idee ist einfach zu verlockend, weil gleichsam aus dem Nichts Geld gewonnen werden kann. Mittlerweile mehren sich aber auch die kritischen Stimmen.



      Klär- und Wasserwerke, Talsperren, Müllverbrennungsanlagen und öffentliche Gebäude im Eigentum der Kommunen werden im Osten und Westen Deutschlands mittlerweile mittels Cross-Border-Leasing zu Geld gemacht. Das Prinzip ist immer dasselbe. Eine Kommune vermietet das Objekt an einen großen US-Unternehmen für 99 Jahre und mietet es wieder zurück. Das US-Unternehmen, oft eine Bank oder ein Trust, kann Steuervorteile in seinem Land geltend machen. Ein Gesetz fördert die Bildung von Eigentum im Ausland, auch langfristige Mietverträge fallen darunter. Für die Kommunen ergibt sich ein nicht geringer so genannter Barwertvorteil. Die Frankfurter Messe hat bei einem solchen Geschäft, bei dem ein kleiner Teil des Messegeländes vermietet und wieder zurückgemietet wurde, bereits 13 Millionen Euro eingestrichen - und möchte dies gerne wiederholen. Die Stadtwerke-Holding plant, das gesamte U-Bahn-Netz der Stadt, also Tunnel plus Schienen, dessen Wert auf sechs Milliarden Euro geschätzt wird, mittels Cross-Border-Leasing zu Geld zu machen. Auf den ersten Blick sieht es verlockend aus, eigentlich totes Kapital auf diese Weise nutzbar zu machen. Die Gefahren aber stecken in den Details.

      So muss in den Verträgen der Bestand exakt festgeschrieben werden. Mögliche Veränderungen, die sich beispielsweise durch Kapazitätsverringerungen ergeben würden, sind Vertragsbruch. Eine Änderung des Vertrages wäre frühestens nach 28 Jahren möglich. An dieser Stelle setzen auch die Kritiker an, die zudem davor warnen, man setze sich der Gefahr aus, dass der US-Investor in Konkurs gehe und Gläubiger die kommunale Anlage in Deutschland verwerten wollten. Bei Veränderungen an den Liegenschaften sei zudem mit "horrenden Regressforderungen" aus den USA zu rechnen. ox

      http://www.fr-aktuell.de/ressorts/frankfurt_und_hessen/frank…
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 18:54:27
      Beitrag Nr. 2.031 ()
      Japanische Anleihen: Renditen auf Tiefstständen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die USA sind nicht Japan, oder? "Die Rendite der 10jährigen japanischen Anleihen ist so niedrig wie nie zuvor, inklusive den 1930ern und der Deflation der 1880er", so der Fondsmanager Peter Tasker in der Financial Times. Das sind keine schönen Nachrichten, die ich nach der Rückkehr aus meinem Urlaub (Nicaragua) lesen musste.

      So musste ich zum Beispiel lesen, dass die Zahl der Pleiten in den USA im letzten Jahr um 5,7 % auf den Rekordwert von 1,5 Millionen gestiegen ist. Die Einzelhandelsumsätze sind im Januar zwar um robuste 2 % angezogen (erheblich besser als die erwarteten 0,6 %) ... aber der größte Teil dieses Anstiegs war nur den explodierenden Spritpreisen und den niedrigsten Ölreserven in den USA seit 28 Jahren zu verdanken.

      Wie soll die Welt weiter wachsen, wenn der amerikanische Konsument nicht weiterhin Sachen, die er nicht braucht, mit Geld, das er nicht hat, kauft? Der Irakkrieg könnte das Wachstum noch weiter beeinträchtigen – er könnte das Wachstum laut IWF sogar halbieren ...

      Aber zumindest sind die USA nicht Japan. In Japan ist die Rendite der 10jährigen Anleihen trotz einiger anti-deflationärer Reden des Premierministers Koizumi auf 0,75 % gefallen. Mit anderen Worten – der japanische Bondmarkt schätzt die Chance für eine Inflation oder eine wirtschaftlichen Erholung in Japan für die nächsten Jahre sehr niedrig ein.

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      Und wo sind die Yachten der Kunden?"

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Auch wenn sich die Stimmung an der Wall Street derzeit etwas verbessert – die Stimmung in der realen Wirtschaft bleibt weiterhin schlecht. Die Unternehmen und die Konsumenten halten ihre Brieftaschen jetzt relativ verschlossen. Wenn sich die Investitionen der Unternehmen nicht bald erholen, dann werden die Konsumausgaben der privaten Haushalte noch wichtiger für die Entwicklung der gesamten Wirtschaft werden. Leider stimmen die jüngsten Umfragen über das Verbrauchervertrauen nicht gerade zuversichtlich. Was noch mehr Ärger macht: Der Refinanzierungsboom am Hypothekenmarkt – der beste Freund der Konsumenten – hat begonnen, etwas zurückzugehen. Die amerikanischen Unternehmen spüren die zunehmende Zurückhaltung der Konsumenten. Nehmen Sie nur die Yacht-Industrie ... da sind die Käufer sehr selten geworden. Wie zum Beispiel auf der internationalen Boot-Show in Miami vor wenigen Tagen. Wieso ich auf Yachten komme?

      1940 schrieb Fred Schwed einen Klassiker: "Wo sind die Yachten der Kunden?" Worauf der Titel zurückzuführen ist: Ein Broker zeigte einem auswärtigen Besucher während der schweren Jahre der Weltwirtschaftskrise stolz die Yachten seiner Kollegen, und sein Gesprächspartner stellte eben diese Frage. Aber immerhin konnten sich einige Broker damals Yachten leisten.

      Heute, 2003, kaufen weder Kunden noch Broker noch Investmentbanker Yachten. "Die Kriegsangst drückt auf die Umsätze der Boots-Industrie, die im Vorjahr 29 Milliarden Dollar umsetzte", so ein Reuters-Bericht von der Internationalen Boot-Show in Miami. "Besonders am oberen und am unteren preislichen Ende dieses Marktes. Die Zahl der Leute, die Boote auf Einstiegsebene kaufen, geht zurück", so Reuters, "und auch das Luxus-Ende des Marktes zeigt Schwäche ... 2001 wurden 541.000 Boote verkauft, nach 574.000 im Jahr zuvor."

      Letzte Woche hat der amerikanische Onlinebroker Charles Schwab mitgeteilt, dass das tägliche durchschnittliche Handelsvolumen im Januar um 23 % unter dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen hat. Damit ist das Niveau von 1998 erreicht.

      Die Kunden der Broker haben natürlich noch größere Verluste als ihre Broker hinnehmen müssen. Nach drei Börsenjahren mit Verlusten im zweistelligen Prozentbereich könnten nur noch wenige Kunden genug Geld zusammenkratzen, um sich eine kleine Yacht kaufen zu können. Ich könnte mir vorstellen, dass das einzig interessante Schiff für den typischen Wall Street-Anleger derzeit ein Rettungsboot ist.
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      Mittwoch, 19. Februar 2003

      China wird immer attraktiver

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Auch wenn sich die japanische Sonne weiter senkt, muss das nicht notwendigerweise das Schicksal ganz Asiens widerspiegeln. Während die weltweit größten Aktienmärkte noch immer mit den Nachwirkungen der Spekulationsblase zu kämpfen haben und die Kriegsangst groß ist – sieht China immer attraktiver aus. Ob die USA, Europa oder Japan es mögen oder nicht: China wird in der Zukunft ein großer Mitspieler werden.

      Stephen Roach von Morgan Stanley schreibt dazu: "Die Welt war lange skeptisch in Bezug auf die chinesische Wachstumsstory." Die Skeptiker glauben immer noch, dass Chinas große Wachstumsdynamik nicht von Dauer sein kann. "Ich widerspreche, und erwarte, dass sich die chinesische Wirtschaft auch 2003 stark entwickeln wird. Wir rechnen mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 7,5 %, womit China auf dem soliden Wachstumspfad der letzten Dekade bleiben würde."

      "Die chinesische Volkswirtschaft ist zwar immer noch relativ klein, aber Chinas Wachstum ist jetzt stark genug, um größere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zu haben. Derzeit hat China einen Anteil von nur rund 4 % an der Weltwirtschaft von 32 Billionen Dollar. Angesichts des schwachen weltweiten Wachstums erreicht das Wachstum des chinesischen BIPs einen Anteil von 17,5 % am gesamten Wachstum der Weltwirtschaft. Dieser Wert wird nur noch von den USA übertroffen. Gleichzeitig betrug der chinesische Anteil an den weltweiten Exporten im letzten Jahr nur 5 %, gleichzeitig betrug der chinesische Anteil am weltweiten Exportwachstum satte 29 %."

      "Kurz gesagt: China ist jetzt für einen großen Teil des weltweiten Wachstums verantwortlich. Das hat die Welt darauf aufmerksam gemacht, dass man den Einfluss Chinas auf die Weltwirtschaft jetzt ernst nehmen sollte."

      investorverlag.de
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      Avatar
      schrieb am 19.02.03 18:55:52
      Beitrag Nr. 2.032 ()
      Gerüchte über Notfallplan zurückgewiesen


      Schröder schaltet sich in Bankenkrise ein



      Der Kanzler traf sich zu einem vertraulichen Gespräch mit Spitzenmanagern der Kreditinstitute. Gemeinsam wurde darüber diskutiert, wie die Branche die schwierige Lage meistern kann.




      HB BERLIN/FRANKFURT/M. Die Krise der deutschen Banken ruft jetzt die Bundesregierung auf den Plan. Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundesfinanzminister Hans Eichel suchten bei einem Treffen mit den Spitzen der deutschen Kreditwirtschaft nach Wegen, die überaus schwierige Lage der Branche zu meistern. Das erfuhr das Handelsblatt aus Bankenkreisen.

      Regierungssprecher Bela Anda bestätigte, das Treffen habe stattgefunden. Über den Inhalt des Spitzengesprächs wollte er jedoch nichts sagen. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wies Gerüchte zurück, Regierung und Banken arbeiteten bereits an einem konkreten Notfallplan bei Bankenkonkursen.

      Nach Informationen des Handelsblatts nahmen an dem Treffen neben Schröder und Eichel Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, Dresdner-Chef Bernd Fahrholz, DZ-Bank-Chef Ulrich Brixner, Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller, Hypo-Vereinsbank-Chef Dieter Rampl und West-LB-Chef Jürgen Sengera teil.

      Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) bemühte sich, die Bedeutung des Treffens herunterzuspielen: „Es gibt keinen Anlass, über eine Krise der Banken in Deutschland zu spekulieren. Das deutsche Bankensystem ist – ungeachtet aktueller Ertrags- und Kostenprobleme – im Kern stabil. Diese Auffassung teilt der Bankenverband mit der Deutschen Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, die dies mehrfach öffentlich bekundet haben. Es wäre unverantwortlich, jenseits der Fakten eine Krise herbeizureden“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Manfred Weber dem Handelsblatt.

      Die Kreditinstitute kämpfen mit massiven Ertrags- und Strukturproblemen. Hohe Wertberichtigungen auf faule Kredite, die Börsenflaute und massive Kostenprobleme belasten die Bilanzen der meisten Institute. Erst gestern schockte die Hypo-Vereinsbank (HVB) mit einem überraschend hohen Verlust für das Jahr 2002. Sie schreibt damit erstmals in ihrer Geschichte rote Zahlen. Das Minus vor Steuern erreichte 821 Mill. Euro und fiel damit doppelt so hoch aus wie von Analysten befürchtet. Bankchef Rampl sprach vom „schwierigsten und schlechtesten Geschäftsjahr in der Geschichte der Bank“. Allein im vierten Quartal verbuchte die HVB Sondereffekte wie Risikovorsorge und Sanierungsrückstellungen von über einer Mrd. Euro. Die Börse geht offenbar davon aus, dass damit das Gröbste geschafft ist: Die Aktie legte gestern zu.

      Auch die Commerzbank war 2002 in die roten Zahlen gerutscht. Die Deutsche Bank wies zwar einen Gewinn aus, konnte aber auf hohe Gewinne aus Beteiligungsverkäufen zurückgreifen.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 19. Februar 2003, 18:21 Uhr
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 18:59:54
      Beitrag Nr. 2.033 ()
      Inside Wall Street - Die Börsenkolumne aus New York


      Der Schneesturm und die Konjunktur


      Von Lars Halter, WSC Correspondents


      New York schippt und schaufelt. Seit am späten Sonntagabend die ersten Schneeflocken fielen, haben zahlreiche Truckfahrer an der Ostküste nicht mehr geschlafen.



      NEW YORK. Sie steuern Schneepflüge durch Städte und Dörfer, durch den Central Park und über die Autobahn. Das ganze kostet eine Menge Geld, und so ist die Weiße Pracht aus ökonomischer Sicht eine mittlere Katastrophe.

      Dabei sind die Opfer des Schneesturms nicht einmal da zu suchen, wo am lautesten geschrieen wird. Überall klagen Einzelhändler über dramatische Gewinneinbrüche. Die gab es wirklich, und tatsächlich ist ein Unwetter umso bitterer, wenn es ausgerechnet an einem der wichtigsten Einkauf-Feiertage der Nation kommt. Doch sind sich Analysten am Dienstagmorgen einig: Die meisten Einzelhändler werden ihre Verluste bis in wenigen Monaten wett gemacht haben.

      „Wer am Wochenende eine Waschmaschine kaufen wollte, der kauft diese eben nächste Woche“, meint Richard P. Clinch, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Baltimore. Damit hat er wohl recht. Mehrere Analysten weisen darauf hin, dass sich die Umsätze von President’s Day wohl höchstens verschieben dürften. Beim letzten Schneesturm in 1996 hatte der Einzelhandel nach Berechnungen der Branche in weniger als drei Monaten wieder aufgeholt. Das Unwetter war abgehakt.

      Für die Kommunen dürfte das indes nicht so leicht sein. In Städten und Bundesstaaten sind die Budgets knapp wie lange nicht mehr, und der Schneesturm kostet Millionen. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg beziffert die Kosten der Aufräumarbeiten mit 20 Mio. $, das ist 1 Mio. $ pro Inch (2,54 cm) Schneehöhe.

      Mit Kosten zwischen 20 und 30 Mio. $ rechnet auch Robert Ehrlich, Gouverneur von Maryland, dessen Budget für Straßen- und Aufräumarbeiten in diesem Winter sowieso schon um 14 Mio. $ überschritten war. Ehrlich weiß noch nicht, wie er sein riesiges Haushaltsloch stopfen soll.

      Ein erster Schritt dürfte sein, dass geplante Anschaffungen weiter aufgeschoben werden. Das gilt für den Bundesstaat Maryland ebenso wie für die Stadt New York, für andere Kommunen und schließlich auch für den Otto Normal-Schneeschipper. Wer sich gerade eine Schneefräse gekauft hat, um den Hof nicht mehr mühsam und unter Kreuzschmerzen freischaufeln zu müssen – in den USA haben viele Hausbesitzer einen Sprit betriebenen Gehilfen –, der wird andere Anschaffungen erst einmal ein wenig aufschieben müssen.

      Das wiederum kommt die Konjunktur teuer zu stehen. Die US-Industrie lahmt ohnehin, Investitionen sind schwach wie lange nicht mehr. Doch in ihnen liegt der Schlüssel zur Trendwende, die von Anlegern herbeigesehnt, von Kriegsangst, hoher Arbeitslosigkeit und nun auch noch vom Wetter allerdings in immer weitere Ferne geschoben wird.

      Dass der Schneesturm ausgerechnet am President’s Day kam, kommt der Industrie indes gelegen – so sehr der Einzelhandel jammert. Denn die meisten Betriebe, eigentlich alle außer dem Einzelhandel, waren am Montag anlässlich des Feiertags ohnehin geschlossen. Produktionsausfälle gab es entsprechend keine.

      Die wären indes immens gewesen. In den USA ist es üblich, dass bei schlechter Witterung – es muss kein Schneesturm sein, auch einfaches Glatteis auf den Straßen genügt – ganze Werke einfach zu machen. Das kann die Produktionsstätten von General Motors ebenso treffen wie die Zentrale des Pharmazeuten Merck. Schuld daran ist die in den Staaten ebenso typische wie eigenwillige Verteilung von Schuld und Verantwortung. Wenn einer auf dem Weg in die Firma verunfallt, dann haftet der Arbeitgeber. Der meidet ein solches Risiko an besonders harten Tagen natürlich und verbucht lieber den kalkulierbaren Verlust eines Arbeitstages.

      Ganz verlustfrei geht die Industrie indes nicht durch den Schneesturm. Denn das Aufräumen dauert eine Weile, und nicht jeder Arbeitsgeber weiß, wo jeder Angestellte wohnt. Mancher wird sich darauf berufen, dass die Straße noch nicht frei oder das Auto unter Schneebergen von alpinem Ausmaß verschüttet sei – und einfach blau machen.

      Analysten gehen davon aus, dass aber angesichts eines schwachen und hart umkämpften Arbeitsmarktes weniger Arbeitsnehmer als sonst auf eine solche Finte verfallen. Doch eine Umfrage des Internet-Anbieters AOL am Dienstagmorgen zeigt, dass eine solche Tendenz doch existiert. Auf die Frage, was am Schnee denn das Schönste sei, antworten 48 % der Befragten: „..., dass ich nicht zur Arbeit gehen muss. Weitere 36 % finden die Weiße Pracht an sich schön, und 14 % freuen sich darüber, im Schnee zu spielen.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 18. Februar 2003, 19:18 Uhr
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 19:09:32
      Beitrag Nr. 2.034 ()
      D I E S T E U E R - K O L U M N E

      Thema verfehlt - ungenügend!



      Von Hartmut Fischer

      Die Bauabzugssteuer hat neben einer (ungerechtfertigten) Entlastung der Finanzämter und noch mehr unnützer Bürokratie nichts gebracht - auch keinen einzigen Arbeitsplatz, der zuvor von einem Schwarzarbeiter blockiert wurde.

      Mit dem am 01.01.2002 in Kraft getretenen "Gesetz zur Eindämmung illegaler Betätigung im Baugewerbe" wurde uns die neue Bauabzugssteuer beschert. Das Ziel der Steuer wird im Namen des Gesetzes eindeutig definiert - doch hat die Bauabzugssteuer den gewünschten Zweck erfüllt?


      Um es gleich vorweg zu sagen: Wäre dieses Gesetz der Aufsatz eines Schüler, würde der Lehrer vermerken: Thema verfehlt - ungenügend. Denn die proklamierte Absicht, die Schwarzarbeit abzubauen, wird mit der Bauabzugssteuer nicht erreicht. Eher das Gegenteil.

      Zur Abführung der Bauabzugssteuer in Höhe von 15 Prozent der Gesamtrechnung eines Dienstleisters sind alle Unternehmer verpflichtet - wobei auch jeder Vermieter, der mehr als zwei Wohneinheiten vermietet, als Unternehmer gilt. Wenn Sie also ein Vierfamilienhaus Ihr Eigen nennen, eine Einheit selbst bewohnen und die anderen drei vermieten, müssen auch Sie dieses Gesetz beachten.

      Von dem Steuerabzug sind nur Bauleistungen betroffen

      Da der Auftraggeber den Betrag von der Rechnung des Leistungserbringers abzieht, entsteht für ihn zumindest kein finanzieller Mehraufwand. Dem Rechnungssteller wird allerdings die Liquidität erschwert. Ein fehlendes Finanzpolster wird aber kaum der Grund sein, dass auf dem Bau billige Schwarzarbeiter gegen lohnintensive reguläre Arbeitskräfte ausgetauscht werden.




      Hartmut Fischer, Chefredakteur des Portals steuer-sparbuch.de, befaßt sich fortan regelmäßig für manager-magazin.de mit aktuellen Steuerthemen. Einen Überblick über seine Kolumnen finden Sie hier.


      Von dem Steuerabzug sind ausschließlich Bauleistungen betroffen. Der Gesetzgeber versteht hierunter alle Leistungen, die der Herstellung, Instandhaltung, Änderung oder Beseitigung von Bauwerken dienen (§ 48 Abs. 1 EstG).

      Bleibt die Frage, wie es mit anderen Bereichen ist, in denen die Schwarzarbeit verbreitet ist. Sicherlich schießt das Baugewerbe in der so genannten "Schattenwirtschaft" mit rund 146 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr den Vogel ab. Aber was ist beispielsweise mit dem Hotel- und Gaststättengewerbe, das immerhin rund 63 Milliarden Euro am Fiskus vorbei schwarz erwirtschaftet?

      Dabei geht es nicht darum, dass bestimmte Branchen angeprangert werden sollen. Zu hohe Lohnnebenkosten, eine nicht mehr nachvollziehbare Schere zwischen Kosten des Unternehmers und dem, was beispielsweise ein Maurer netto verdient, treiben die Unternehmen in vielen Fällen geradezu in die Schattenwirtschaft.

      Die Tücken der Freistellungsbescheinigung

      Nun kann der Bauunternehmer zur Vermeidung des Abzugs von der Rechnung eine so genannte Freistellungsbescheinigung des Finanzamtes vorlegen, die (bei zeitlicher Befristung) in Kopie oder (bei auftragsbezogener Befristung) im Original zu seinen Akten nehmen muss.

      Aber auch diese Möglichkeit birgt einige Tücken. Was wird aus den Unternehmen, die - aus welchen Gründen auch immer - die Bescheinigung vom Finanzamt nicht erhalten? Die Vertrauensbasis zwischen Bauunternehmer und Auftraggeber dürfte hier beträchtlichen Schaden nehmen.

      Die Freigrenzen sind schnell erreicht

      Der Bauherr ist von der Abführung befreit, wenn die gesetzlichen Freigrenzen nicht überschritten werden. Diese belaufen sich derzeit auf 15.000 Euro, wenn ausschließlich umsatzsteuerfreie Umsätze aus Vermietung und Verpachtung getätigt werden und in allen anderen Fällen 5.000 Euro pro Jahr.

      Doch diese Freigrenzen sind schnell erreicht. Außerdem handelt es sich um Freigrenzen und keine Freibeträge: Werden die Kosten höher muss von der gesamten Summe - sogar inklusive Mehrwertsteuer - 15 Prozent abgezogen werden, nicht etwa nur von dem Betrag, der über der Freigrenze liegt.

      Wie befreit man sich aus der Verantwortungsfalle?

      Für die ordnungsgemäße Zahlung an das zuständige Finanzamt haftet der Leistungsempfänger. Damit wird hier die Verantwortung für die Steuerzahlung des Bauunternehmers vom Finanzamt auf einen Dritten abgewälzt, der seine Verpflichtung doch mit der Zahlung an den Lieferanten erfüllt hat.

      Selbst bei vorliegender Befreiungsbescheinigung ist man noch nicht aus der Verantwortungsfalle heraus: Die Haftung entfällt erst, wenn man der Rechtmäßigkeit der Bescheinigung vertrauen konnte. Sollten Sie betroffen sein, ein Tipp: Prüfen Sie die Bescheinigung via Internet auf der Homepage des Bundesfinanzministeriums.

      Auch Experten sind skeptisch

      Neben der aufgesplitteten Zahlung (15 Prozent Finanzamt, 85 Prozent Leistungserbringer) ändert sich für den betroffenen Unternehmer nichts. Die Bestimmungen, ob die komplette Leistung im Rahmen der AfA abgeschrieben wird oder ob es sich um sofort abziehbare Werbungskosten handelt bleiben ebenso unberührt, wie die Regelungen für den Vorsteuerabzug. Allerdings bedeutet die 15 Prozent - Klausel für die Unternehmen ein nicht unterschätzender bürokratischer Mehraufwand.


      Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Bauabzugssteuer neben einer - ungerechtfertigten - Entlastung der Finanzämter und noch mehr unnützer Bürokratie nichts gebracht hat - auch keinen einzigen Arbeitsplatz, der zuvor von einem Schwarzarbeiter blockiert wurde.

      Im Gegenteil: Experten prognostizieren zwar ein mageres Gesamtwirtschaftswachstum von einem Prozent, erwarten aber im Bereich Schwarzarbeit ein Wachstum von 5,6 Prozent auf knapp 17,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Und die Bauwirtschaft und das Handwerk beanspruchen vom Markt der Schattenwirtschaft einen Anteil von knapp 40 Prozent

      © manager-magazin.de 2003
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 19:27:53
      Beitrag Nr. 2.035 ()
      Insolvenz bevorzugt


      Banken schrecken vor Sanierungen zurück


      „Die schlechte wirtschaftliche Situation zieht sich wie eine Blutspur durch die Kreditportfolios aller Bankensektoren.“



      Das deutsche Kreditgewerbe setzt bei angeschlagenen Firmen zunehmend auf Insolvenz statt Sanierung. Das sagte Christopher Pleister, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) am Dienstagabend in Frankfurt.

      „Die schlechte wirtschaftliche Situation zieht sich wie eine Blutspur durch die Kreditportfolios in allen Bankensektoren.“ Die „Rezession in den Kreditbüchern“ ändere das Verhalten, erläuterte er im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten.

      Die Institute hätten oft schlechte Erfahrungen mit gescheiterten Sanierungen gemacht, die auf zu optimistischen Konzepten basierten.

      Spezialinstitut gefordert

      Bei gefährdeten Krediten käme es mittlerweile häufiger zu Ausfällen.
      Deshalb habe die Bereitschaft, solche Rettungsmaßnahmen zu begleiten, übergreifend bei Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken abgenommen. Schwierig seien vor allem die Verhandlungen kritischer Fälle, an denen mehrere Geldhäuser beteiligt seien. Bei den Gesprächen dominiere das Misstrauen. Die Devise laute immer häufiger ’Rette sich wer kann’ statt ’Lasst uns gemeinsam kämpfen’.

      Abhilfe könne eine Spezialbank schaffen, an die Problemkredite abgegeben werden könnten. Mit einer ähnlichen Einrichtung hätten die Institute des Genossenschaftssektors gute Erfahrungen gemacht. „Für den verbleibenden Teil der Bank ist es gut, das kranke Geschäft herauszunehmen.“ Die Fusion der genossenschaftlichen Spitzeninstitute DG- und GZ- Bank zur heutigen DZ Bank bezeichnete Pleister als „Glücksfall“.

      Durch den Zusammenschluss habe es 2002 höhere Einsparungen gegeben als vorgesehen. Bei den Planungen wäre man mittelfristig von Sparmöglichkeiten in Höhe von 250 Millionen Mark (etwa 128 Mio Euro) ausgegangen. Doch allein 2002 seien die Kosten dadurch um rund 200 Millionen Euro niedriger ausgefallen.
      Eine Fusion zwischen Volksbanken und Sparkassen oder Privatbanken lehnte Pleister kategorisch ab.

      In Bereichen, die für den Wettbewerb nicht entscheidend wären, sei er jedoch „zu jeglichen Kooperationen“ bereit. Das gelte beispielsweise für den Zahlungsverkehr. Bei der Auslagerung von Geschäftsbereichen und Kooperationen hätten die Genossenschaftsbanken mehr Erfahrung als alle anderen Bankgruppen.

      (sueddeutsche.de/dpa)
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 19:30:37
      Beitrag Nr. 2.036 ()
      Konjunktur
      DIW befürchtet Rezession


      19. Februar 2003 Deutschland droht nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in eine Rezession abzugleiten. “Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2003 allenfalls stagnieren; gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal bedeutete dies einen Anstieg um gut einen halben Prozentpunkt“, heißt es in dem aktuellen, am Mittwoch in Berlin veröffentlichten DIW-Konjunkturbericht.

      Gegenwärtig sei die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland kraftlos. “Bleiben Impulse weiterhin aus, dann besteht die Gefahr, dass die stagnativen Tendenzen in eine Rezession münden“, warnen die Konjunkturexperten des DIW. Binnenwirtschaftlich dominierten Stillstand und Unsicherheit über die Tragfähigkeit der eingeleiteten und angekündigten Reformen.

      Keine Impulse vom privaten Konsum zu erwarten

      Hinzu kämen gestiegene Abgaben und Erhöhungen bei der Mineralöl- und Tabaksteuer, die die verfügbaren Einkommen belasteten. Werde die Sorge der Verbraucher um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes mit ins Bild genommen, “dürften Konsumzurückhaltung und Vorsorgesparen weiter vorherrschen“.

      Vom Privaten Konsum seien auf Grund der ungünstigen Rahmenbedingungen daher keine Impulse zu erwarten. Gleichzeitig schwächten sich die außenwirtschaftlichen Impulse wegen der Gefahr eines Irak-Kriegs ab. Die Auftragseingänge in den Monaten November und Dezember 2002 ließen deutliche konjunkturelle Abschwächungstendenzen erkennen. Die Auslandsaufträge seien spürbar um 0,5 Prozent gesunken, während die Inlandsaufträge auf gedrücktem Niveau verharrten. Die Auslandsbestellungen für Investitionsgüter seien in dieser Zweimonatsbetrachtung noch deutlicher um 1,9 Prozent zurückgegangen.

      Viertes Quartal bereits rückläufig

      “Dies lässt darauf schließen, dass die Ausrüstungsinvestitionen sich noch nicht gefangen haben oder gar auf einen Erholungskurs eingeschwenkt sind“, heißt es im DIW-Wochenbericht. Auch für die Bauindustrie deuteten die Auftragseingänge im November und Dezember “kaum auf eine Besserung von Grund auf hin“, schreiben die DIW-Experten. Im vierten Quartal 2002 ist die gesamtwirtschaftliche Produktion nach ersten vorläufigen Berechnungen des DIW gegenüber dem Vorquartal um real 0,2 Prozent gesunken.

      Bankenverband: Keine Chance auf baldige Erholung

      Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) sieht in seinem aktuellen Konjunkturbericht keine Chance für eine baldige Erholung der Wirtschaft in Deutschland. Der Verband rechnet wegen der wirtschaftlichen Misere im Jahresschnitt mit 4,3 Millionen Arbeitslosen - 100.000 mehr als die Bundesregierung. Mit einem Stillstand des saisonbereinigten Beschäftigungsabbaus sei frühestens gegen Ende des Jahres zu rechnen.

      Die Wirtschaftspolitik stehe der derzeitigen Lähmung durch den drohenden Irak-Krieg hilflos gegenüber. „Überlegungen, im Falle eines Krieges den europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt auszusetzen, sind äußerst fragwürdig", erklärte der BdB. Erst ein spürbarer Einbruch der Weltkonjunktur mache diesen Schritt vertretbar. Die psychologische Wirkung einer Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte in der gegenwärtigen Phase wirkungslos verpuffen, befürchtet der Verband.

      Auch das RWI senkt seine Prognose um mehr als die Hälfte

      Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) wird seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum 2003 deutlich senken. „Wir werden unsere Prognose Anfang März in Richtung 0,5 Prozent senken", sagte RWI-Volkswirt Ullrich Taure. Im Dezember hatte das Institut noch ein Wachstum von 1,1 Prozent erwartet. Es sei nicht ausgeschlossen, dass Deutschland derzeit in einer technischen Rezession - also zwei aufeinander folgende Quartale mit schrumpfender Wirtschaftsleistung - stecke, sagte Taureg.



      vwd
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 19:33:38
      Beitrag Nr. 2.037 ()
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 19:37:22
      Beitrag Nr. 2.038 ()
      Pensionskassen brauchen Kapitalinjektion
      EU-Richtlinie fordert höhere Eigenmittel.



      Kurier Printausgabe
      19.02.2003, 16:35:44

      Österreichs Pensionskassen dürften ihren Eigentümern (Banken, Versicherungen, Großkonzerne) in den nächsten Jahren einiges abverlangen: Mehr als 800 Mio. € an frischem Kapital benötigen die Kassen, um die gesetzlich vorgeschriebene Mindestverzinsung des verwalteten Vermögens und neue Eigenmittelvorschriften zu erfüllen. Bleiben die Börsen schlecht und verändern die Pensionskassen ihre Veranlagung kaum, werden 2004 nur mehr zehn Prozent der Kassen die Mindestverzinsung schaffen, schätzt Paul Kocher, Vorstand der Bundespensionskasse (BPK). Bis zu 600 Mio. € an Kapitalnachschüssen allein für die Mindestverzinsung seien zu erwarten. Dazu kommen noch 240 Mio. € für die neuen EU-Eigenmittelvorschriften.

      Helmut Kapl, einer der Väter des Pensionskassengesetzes und Aufsichtsratschef der BPK hält angesichts dieses riesigen Kapitalbedarfs, den niemand decken könne, eine Gesetzesänderung für dringend nötig. „Der Zeitraum für das Erreichen der Mindestverzinsung muss von fünf auf zehn Jahre ausgedehnt werden. Sonst drohen katastrophale Auswirkungen“, warnt Kapl, der auch Pleiten von Pensionskassen nicht ausschließt. Für die Arbeiterkammer ist das Anlassgesetzgebung zum Nachteil der Pensionisten und Leistungsberechtigten.


      trend.at
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 20:02:41
      Beitrag Nr. 2.039 ()
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 20:05:09
      Beitrag Nr. 2.040 ()
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 20:42:57
      Beitrag Nr. 2.041 ()
      In Österreich formiert sich Widerstand gegen GATS

      hep. Weder vor noch nach der Nationalratswahl haben unsere Politiker davon gesprochen. Auch Österreich muss bis Ende März bekannt geben, welche bisher öffentlichen Bereiche - im Rahmen des GATS-Abkommens der WTO - zur Privatisierung freigegeben werden. Es geht um öffentliche Einrichtungen, die unserem demokratischen Staat gehören und auf die wir als steuerzahlende Bürger Anspruch haben. Es geht um unsere Schulen, unsere Krankenhäuser, unsere Strassen, unser Wasser und 150 andere sogenannte Dienstleistungsbereiche.

      Österreich steht vor dem Ausverkauf seiner wertvollsten Lebensgrundlagen, um die uns viele Länder der Welt beneiden.

      Geheime Verhandlungen der Regierung bis Ende März 2003
      Bis Ende März 2003 sind in der sogenannten «offer-Phase» der GATS-Verträge von Österreich all jene Bereiche zu nennen, die zur Liberalisierung freigegeben werden.

      Als die Initiative für mehr direkte Demokratie im mit der Verhandlungsführung beauftragten Wirtschaftsministerium angefragt hat, wurden wir zuerst mit dem Hinweis hingehalten, dass nicht «Dutzende Lkws voll Papier» versendet werden könnten. Als wir nicht locker gelassen haben, war die Antwort: «Die Verhandlungen sind geheim. Wir dürfen den Stand der Verhandlungen nicht weitergeben.» Wir haben mittlerweile die wesentlichen Punkte erfahren, und da versteht man plötzlich, warum die Bürger nichts wissen sollen. Es geht um Wasser, Bildung, um das Gesundheitswesen - alles Bereiche, in denen Österreich Spitzenqualität liefert und das für den Steuerzahler gratis oder zu geringen Kosten. Das soll sich nun gründlich ändern.

      Schlimme Folgen beim Ausverkauf der öffentlichen Dienste
      Erfahrungen anderer Länder haben gezeigt, dass in privater Hand viele Bereiche kaputtgespart werden, sich unendlich verteuern und zu guter Letzt nicht mehr funktionieren.

      In England sind die Wasserpreise nach der Liberalisierung um 50% gestiegen. 19000 Haushalten wurde sprichwörtlich der Hahn abgedreht, weil sie die hohen Wasserrechnungen nicht mehr bezahlen konnten. Weiters wurden die Versorger 128mal wegen Vernachlässigung der Infrastruktur und minderer Wasserqualität verurteilt. Die Hepatitisfälle haben sich um 200% erhöht. Ferner wurde das Gesundheitssystem im Namen der «Eigenvorsorge» so kaputtgespart, dass immer mehr Patienten zum Operieren nach Deutschland ausgeflogen werden.
      In der privaten Krankenversicherung müssen alte und kranke Menschen die höchsten Prämien zahlen.
      In den USA sind knapp 20% der Bevölkerung nicht krankenversichert - weil sie es sich nicht leisten können. Die Lebenserwartung ganzer Bevölkerungsschichten ist bereits nachweislich gesunken.
      Private Kranken- und Pensionsversicherungen suchen junge, gutverdienende und gesunde Vollerwerbsarbeitnehmer. Die Versorgung der Menschen mit geringem Einkommen bleibt immer mehr auf der Strecke. Der Sozialstaat wird schrittweise zerstört.
      Das GATS kommt nicht von ungefähr: Die grossen Dienstleistungskonzerne der USA und der EU sind gut organisiert und betreiben systematisches Lobbying. Neben Banken und Versicherungen zählen grosse Wasserversorger (Vivendi, RWE), Energie- und Gesundheitskonzerne zu den Gewinnern des GATS.

      Das schlimmste daran ist, dass einmal eingegangene «Liberalisierungsverpflichtungen» nicht rückgängig gemacht werden können! Geplant ist die permanente Weiterliberalisierung.

      Der ehemalige Direktor der WTO, Renato Ruggiero, urteilt: «Die Konsequenzen sind kaum absehbar. Ich vermute, dass die Regierungen die volle Reichweite der eingegangenen Verpflichtungen nicht erkannt haben.»

      Zahlreiche Organisationen haben sich in Österreich zur «Stopp GATS»-Kampagne zusammengeschlossen (Gewerkschaften, Jugendorganisationen, Umweltschutzgruppen und andere). Ziel ist es, die Bevölkerung zu informieren und so die dringend nötige öffentliche Diskussion zu diesen zentralen Fragen in Gang zu bringen.

      Die Kernforderungen der Plattform «Stopp GATS» (www.stoppgats.at) sind:

      1. Verhandlungsstopp. Die schleichende Preisgabe der öffentlichen Dienste, die Aushöhlung der Gestaltungsfähigkeit von Nationalstaaten, die geheimen Verhandlungen machen diesen Ausverkauf unzumutbar.

      2. Verfassungsmässige Garantie des Rechts auf Wasser, Bildung, Gesundheitsvorsorge, Pension, öffentlichen Verkehr, Postdienste, Energie und Kommunikationsanschluss sowie die Sicherung der dafür notwendigen Mittel.

      3. Vorrang von Allgemeininteressen vor privaten Profitinteressen. Regionalpolitik und Nahversorgung müssen möglich bleiben.



      Artikel 18: Zeit-Fragen Nr.6 vom 17. 2. 2003, letzte Änderung am 17. 2. 2003
      ___________________________________________________

      Die Gier nach Profit hat wahrlich keine Grenzen!:eek:
      Woher nimmt man sich das Recht, das Recht des Volkes (Allgemeingut) zu versilbern.
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 20:45:39
      Beitrag Nr. 2.042 ()
      Argentinien im Griff der internationalen Schattenregierung
      von Dr. Maria Isabel de Pio, Argentinien*

      Die Entwicklungsländer haben viele Beweise für die Existenz einer weltweiten Schattenregierung, die auf Grund eines Plans Entscheidungen trifft und diese umsetzt. Argentinien ist ein solches Land, das vor den Augen der Weltöffentlichkeit zugrunde gerichtet wurde. Die Umsetzung der Pläne des Internationalen Währungsfond (IWF) zerstörte die argentinische Wirtschaft durch wahllose Privatisierungen, sogar von sehr erfolgreichen Betrieben, wie zum Beispiel denjenigen, die mit der Ölförderung zu tun haben. «Flexible Arbeit» oder Schwarzarbeit führten dazu, dass die Arbeiter keinen sozialen Schutz hatten, und machte sie zu einfachen Sklaven des Systems. Das öffentliche Gesundheits- und Bildungswesen sind verschwunden. Die Regierung holt nur Mittel ein für die Weltmacht Uno und ihre Unterorganisation, und die nationale Souveränität ist in die Hände einer Schattenregierung übergegangen. Die Industrie wurde zerstört durch eine künstliche Währungsparität, die inländische Produkte teuer und die Importe billig machte.

      Die argentinische Verfassungsreform von 1994 (Art. 75, 22) lieferte das Land dieser Schattenregierung aus. Darin wurde festgesetzt, dass die internationalen Verträge den nationalen Gesetzen übergeordnet sind. So ist es jetzt nicht mehr nötig, Gesetzesreformen im Parlament zu behandeln. Was diese Weltregierung, das heisst, die verschiedenen Organe der Uno, die den Ministerien dieser Schattenregierung entsprechen, beschliesst, wird direkt übernommen (in diesen weltweiten Plänen der Uno spielt der Club of Rome der 70er Jahre eine grosse Rolle, siehe unten). Die vom IWF auferlegte Rezession, unterstützt durch wilde Privatisierungen, die Arbeitslosigkeit und die fehlende soziale Absicherung hat zum Tod der ärmsten Bevölkerungsschicht des Landes geführt. Ein Teil dieser Menschen verhungerte, und dies in einem an Nahrungsmitteln reichen Land! Andere starben an Krankheiten, die gemäss dem neuen Gesundheitsparadigma der World Health Organisation (WHO), das seit 1992 befolgt wird und das ganze Bevölkerungsgruppen von der medizinischen Grundversorgung ausschliesst, nicht mehr behandelt werden (siehe unten). Trotz dieser prekären Situation fordert der IWF von den argentinischen Provinzen noch höhere Einsparungen. Es handelt sich klar um einen geplanten Völkermord, um die Menschen in armen Ländern zu dezimieren.

      Ohne Zweifel bestehen in dieser Weltregierung starke Interessen an den Territorien der Länder (insbesondere der Entwicklungsländer), nicht aber an deren Bevölkerung, die dezimiert wird. Denn alle weltweiten Pläne, sei es im Bereich der Gesundheit oder der Politik, haben die Zerstörung der Menschen zum Ziel. Oder sind die Pläne dieser neuen Weltordnung etwa für eine andere Bevölkerung gedacht, als wir es sind?

      Das neue Gesundheitsparadigma der WHO
      Argentinien und viele Entwicklungsländer befinden sich in einer äusserst prekären Situation, insbesondere im Bereich der Gesundheit und Bildung. Dies ist zum grossen Teil auf ein politisches Abkommen der Länder zurückzuführen, die der WHO angehören. Es wurde 1992 ratifiziert und bildete seither den «Neuen Orientierungsrahmen bezüglich der Gesundheit», der die weltweite Gesundheitspolitik der WHO bestimmte. Dieses Paradigma ist unerlässlich für das Funktionieren gewisser wirtschaftlicher Modelle, die den armen Ländern von der Weltbank und dem IWF aufgezwungen werden. Es strebt die autoritäre Kontrolle über die Bevölkerung der armen Länder an. In ihm wird ein doppelter Standard der Gesundheitsnormen geschaffen: Es wurden verschiedene Empfehlungen abgegeben, je nach dem, ob es sich um reiche oder arme Länder handelt. Für die reichen Länder wurden die Empfehlungen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen abgegeben. Bei den armen hingegen hielt man sich an die vor Ort vorhandenen Ressourcen. Es wurden Prioritäten gesetzt, die Aussicht auf Erfolg hatten. Diese Ressourcen werden vom IWF festgelegt, der von den Ländern immer stärkere Einsparungen in den Bereichen Gesundheit und Bildung verlangt. Der Hippokratische Eid wird umgangen; die Euthanasie wird für den Patienten, für seine Angehörigen und vor allem für die Wirtschaft positiv bewertet. Es wird ein Wandel der ethischen Werte des Pflegepersonals angestrebt; das menschliche Leben soll nicht mehr erste Priorität haben. Der Begriff der öffentlichen Gesundheit wird umgedeutet: Es interessiert nicht mehr die Gesundheit der Menschen, sondern nur noch deren Nutzen für die Gesellschaft. Da die christlich-abendländischen Werte offensichtlich nicht mehr angewendet werden sollen, versammelte sich das Parlament der Weltreligionen im Jahre 1993 in Chicago, um ein «Manifest einer Neuen Planetarischen Ethik» zu verfassen. Der Plan des Paradigmas entspricht den Vorschlägen des Club of Rome der 70er Jahre und wird über die Uno und deren Organe ausgeführt. Diese wird von den grossen Ländern, angeführt von den USA, beherrscht und bildet die «neue Weltordnung». Obwohl die Auswirkungen des Paradigmas momentan vor allem in den armen Ländern offensichtlich sind, ist es zur weltweiten Anwendung bestimmt.



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      * Frau Dr. Maria Isabel de Pio berichtet uns regelmässig von den Zuständen in ihrem Land. Sie ist Juristin und beschäftigt sich mit sehr vielfältigen Themen. Als Argentinierin hat sie die Misere ihres Landes genau verfolgt und weiss einiges über die Rolle der USA und des IWF zu berichten. Kritisch beobachtet sie die Entwicklungen in der Landwirtschaft, zum Beispiel den Einsatz von genmanipuliertem Saatgut. Von 1990 bis 1995 war Frau Dr. Pio technische Assistentin der Botschaft des Heiligen Stuhls in der WHO in Genf. Während dieser Zeit wurde das neue Gesundheitsparadigma der WHO präsentiert, dass sie untersucht und analysiert hat. Nach ihrer Rückkehr nach Argentinien hat sie ihre Tätigkeit an der Universität aufgenommen. Zuerst arbeitete sie in Buenos Aires am Institut für Biomedizinische Ethik an der Katholischen Universität Argentinien. Jetzt arbeitet sie an der katholischen, aber unabhängigen Universität FASTA in Mar del Plata. Sie hält Vorlesungen an der Fakultät der Gesundheitswissenschaften und am Institut für Rechtsphilosophie.



      Artikel 17: Zeit-Fragen Nr.6 vom 17. 2. 2003, letzte Änderung am 17. 2. 2003
      Zum Artikel-Anfang: auf den roten Balken klicken!
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 20:50:07
      Beitrag Nr. 2.043 ()
      Deutsche Organisationen fordern

      Transparenz der GATS-Verhandlungen und Demokratisierung der Handelspolitik


      Die umfassende Liberalisierung der Dienstleistungsmärkte - einschliesslich elementarer öffentlicher Aufgaben wie Bildung, Gesundheits- und Wasserversorgung, öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Kultur - ist das Ziel der Verhandlungen über das Dienstleistungsabkommen GATS (General Agreement on Trade in Services) im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO.

      Bis Ende März 2003 müssen die WTO-Mitgliedstaaten ihre Marktöffnungsangebote für Drittstaaten vorlegen. Der Abschluss der Verhandlungen ist für den 1.1.2005 geplant.

      Die deutsche und europäische Handelspolitik zum GATS wird in enger Abstimmung mit Industrievertretern abgewickelt; diese erhalten Zugang zu Originaldokumenten und dominieren mit ihren Partikularinteressen die EU-Strategie. Die Öffentlichkeit und die Parlamente auf nationaler und europäischer Ebene werden nur unzureichend informiert. Auf Grund des aufkommenden gesellschaftlichen Protestes begann die EU-Kommission im November 2002 zwar GATS-Konsultationen mit der Zivilgesellschaft; diese Konsultationen bleiben aber - ebenso wie die noch bescheideneren Ansätze des Wirtschaftsministeriums in Deutschland - völlig unzureichend (unvollständige Infos, kein Zugang zu Originaldokumenten, Wirkung auf EU-Politik nicht erkennbar).

      Wir fordern die Bundesregierung und besonders den für die Verhandlungen zuständigen Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement auf, sowohl Marktöffnungsforderungen im GATS-Prozess als auch geplante Angebote (Ðrequestsð und Ðoffersð) sowie deren Konsequenzen unverzüglich bekannt zu machen.
      Von den Abgeordneten des Deutschen Bundestages aller betroffenen Ausschüsse - nicht nur des Wirtschaftsausschusses - fordern wir, rechtzeitig vor dem 30.3.2003 eine öffentliche parlamentarische Anhörung über die Folgen des GATS - hier und in den Ländern des Südens - unter Einschluss aller betroffenen Gruppen durchzuführen. Diese Anhörung soll anschliessend in eine Debatte und verbindliche Entscheidung des Deutschen Bundestages einfliessen.GATS-Politik darf nicht weiter von Bürokraten und Lobbyisten entschieden werden.
      Wir ermuntern alle Bürgerinnen und Bürger sowie alle Organisationen der Zivilgesellschaft, sich in die Debatte um das GATS und die WTO einzumischen - sie ist zu wichtig, um sie den Mächtigen in Wirtschaft und Politik zu überlassen. Für ein Moratorium bei den GATS-Verhandlungen und Demokratie statt Geheimdiplomatie!

      Weitere Informationen zum GATS und diese Unterschriftenliste zum Ausdrucken finden Sie unter www.gats-kritik.de.

      Name, Unterschrift:

      Name, Unterschrift:

      Bitte schicken Sie Ihren Unterschriftenbogen bis spätestens 28.2.2003 an: GEW-berlin, Ahornstrasse 5, D-10787. Die Unterschriftenaktion ist eine Aktion der «Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft» und sechs weiterer Organisationen.



      Artikel 14: Zeit-Fragen Nr.6 vom 17. 2. 2003, letzte Änderung am 17. 2. 2003
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 19:38:32
      Beitrag Nr. 2.044 ()
      20.02. 18:36
      US: Philly Fed Index schwächer
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die herstellende Industrie im Raum um Philadelphia wuchs im vergangenen Monat nur schwach, meldet die Federal Reserve Bank of Philadelphia am Donnerstag. Der Philly Fed Index fiel von 11.2 im Januar auf 2.3 im Februar. Positive Zahlen deuten auf Wachstum hin. Die Auftragseingangskomponente fiel von 17.3 auf 14.1, während die Auftragsausgangskomponente von 21.3 auf Null zusammenfiel. Die Erwartungskomponente fiel leicht von 32.6 auf 24.7. Ungefähr ein Viertel der Unternehmen gaben an, dass sie in den nächsten sechs Monaten Einstellungen und Investitionserhöhungen planen. 40% der Unternehmen geben an, dass der Irakkonflikt gegenwärtig die Investitionsbereitschaft lähme, und viele gaben auch an, dass aber auch eine Lösung des Irakkonfliktes keine Änderung herbeiführen würde.
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 20:41:50
      Beitrag Nr. 2.045 ()
      Editorial: Der japanische Yen ist eine tickende Zeitbombe (20.02.2003)

      Dies ist die Jahreszeit, in der japanische Industrieunternehmen, Banken und Versicherungen, aber auch institutionelle Investoren, im Ausland angelegtes Kapital ins Land zurückzuholen zu beginnen. Der Zweck der Aktion ist immer der gleiche: Sie wollen ihre Bilanzen quantitativ und qualitativ aufbessern, indem sie zum Ende des japanischen Fiskal- und Geschäftsjahres (April/März) eine möglichst hohe Liquidität in der heimischen Währung ausweisen.

      Diesmal scheinen sie besonders darauf bedacht zu sein, Kapital aus dem Euroraum zurückzuholen, denn hier hatten sie sich zuletzt besonders stark engagiert. Dies erklärt den in den letzten Tagen beobachteten Rückschlag des Euro gegenüber dem Yen.

      Doch diese Repatriierungsbemühungen überdecken nur die gravierenden Probleme, die die Verantwortlichen in Tokio mit dem US-Dollar haben. Sie wollen eine deutliche Abwertung des Yen, während die Administration in Washington inzwischen aus konjunkturellen Gründen eine Abwertung des Dollar anstrebt.

      Am Freitag treffen sich die Finanzminister der sieben führenden Industrieländer (G-7) in Paris. Japan wird nach Meinung nach so gut wie aller Beobachter ein herausragendes Thema sein. Es soll gedrängt werden, endlich wirksame Schritte gegen die tief verwurzelte Deflation im Lande zu ergreifen.

      Doch in Tokio herrscht seit längerem ein massiver Streit zwischen der Regierung und der Notenbank darüber, wie das Problem zu lösen sei. Die Regierung fordert Aktionen von der Notenbank, weil sie sich die Hände nicht schmutzig machen will. Und die Notenbank will sich nicht zum Handlanger politischer Interessen machen.

      Der Streit wird von der bevorstehenden Ernennung des neuen Notenbankpräsidenten nicht gelöst werden können. Eher dürfte es Herbst werden, bis sich die politische Seite nach Wahlen innerhalb der die Regierung tragenden Liberaldemokratischen Partei in Fragen der Deflationsbekämpfung vielleicht freier bewegen kann.

      Was sagt dies alles? Der Yen ist und bleibt eines der gravierendsten monetären Probleme in dieser Welt. Dies ist seit Jahren bekannt. Aber durch ständige Wiederholung wird das Thema nicht stumpfer, sondern eher schärfer. Schlimm ist nur, dass sich die Welt an dieses Problem gewöhnt hat und nicht mehr hinhört, wenn es, von immer neuen Hinweisen untermauert, diskutiert wird.

      Das Desinteresse gegenüber diesem Problem schafft ein Klima, aus dem höchst unangenehme Überraschungen erwachsen können. Merke: Japan ist der mit Abstand bedeutendste Kapitalgeber für die Welt. Ohne japanisches Kapital ginge nichts.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de

      (21425)
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      schrieb am 20.02.03 20:46:10
      Beitrag Nr. 2.046 ()
      Eichel brechen die Einnahmen weg

      Für Finanzminister Hans Eichel (SPD) ist kein Ende der Einnahmekrise in Sicht. Nach den guten Dezemberzahlen blieben die Steuereinnahmen im Januar um 9,9 % hinter denen des schwachen Januar 2002 zurück. Das erfuhr das Handelsblatt aus Steuerschätzerkreisen.

      asr DÜSSELDORF. Damit haben sich Eichels Hoffnungen auf eine rasche Trendwende bei den Steuereinnahmen zerschlagen. In der Statistik nicht enthalten sind die Gemeindesteuern, die gesondert erfasst werden.

      Während die Länder im Januar mit einem Minus von 6,2 % noch eher glimpflich davongekommen sind, nahm der Bund 22,1 % weniger Steuern ein als ein Jahr zuvor. Ursache dafür ist vor allem der Einnahmeeinbruch bei der Mineralöl-, Tabak- und Umsatzsteuer. Sollte sich der Negativtrend fortsetzen, wird Eichel große Mühe haben, die Neuverschuldung wie geplant auf 18,9 Mrd. Euro zu begrenzen. Seinem Haushaltsentwurf liegen nur Mindereinnahmen des Bundes von rund 1 Mrd. Euro gegenüber der Steuerschätzung vom November 2002 zu Grunde. Die Steuerschätzer hatten Eichel für das laufende Jahr 9 Mrd. Euro Mehreinnahmen gegenüber 2002 vorhergesagt. Darüber hinaus basiert Eichels Etatentwurf auf einem Wachstum von 1 %. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung revidierte seine Prognose am MIttwoch „in Richtung 0,5 %“. (Handelsblatt.com, 19.2.03)

      Kommentar: Für den Staat brechen wegen der Rezession die Steuereinahmen immer mehr weg, während die Zinslasten steigen. Darauf reagieren die Verantwortlichen mit Steuererhöhungen - und würgen damit die Wirtschaft komplett ab. In solch einem System gibt es keinen Ausweg mehr, alle Maßnahmen sind nur noch Kurpfuscherei, solange nicht endlich dieses System geändert wird.
      K.v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
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      schrieb am 20.02.03 20:48:53
      Beitrag Nr. 2.047 ()
      Versteckte Deflation

      Gestern im Supermarkt um die Ecke: Ein großes Schild – an jedem Tag 10 Prozent Preisnachlass. Montags für Strümpfe, Dienstag für Cola und Erfrischungsgetränke ... Ich bin gespannt, wie die amtliche Preisstatistik das erfassen will? Genauso wie die ganzen Pay-Back-Karten, die mittlerweile ja eher die Regel als die Ausnahme geworden sind.

      Ich tippe einmal: Das wird gar nicht erfasst. In der amtlichen Statistik bleibt die Welt damit in Ordnung – in der Wirklichkeit ist sie jedoch aus den Fugen geraten. Natürlich gelingt es einigen Unternehmen – und natürlich dem Staat – bestimmte Preise auch weiterhin hoch zu halten und noch weiter zu erhöhen. Doch in der Summe schleicht sich die Deflation langsam in unser noch von inflationären Zeiten geprägtes Augenlicht. Wohl dem, der heutzutage nichts verkaufen muss, völlig egal was: Aktien, Güter, Arbeitskraft ...


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
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      schrieb am 20.02.03 20:51:33
      Beitrag Nr. 2.048 ()
      Schlechte Konjunkturdaten belasten die Stimmung

      Schwache Konjunkturdaten aus den USA belasten am Donnerstagmittag die Stimmung an den Aktienmärkten. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in der vergangenen Woche auf 402.000 gestiegen. In der Vorwoche hatte die Zahl bei 381.000 (revidiert) gelegen.

      Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 385.000 Anträgen gerechnet. Die hohe Zahl deutet darauf hin, dass sich die Firmen weiter mit Einstellungen zurückhalten, was nicht für eine Erholung der Wirtschaft spricht.

      Negativ ist auch das Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten im Monat Dezember zu werten. Die Importe überstiegen die Exporte um 44,2 Milliarden Dollar. Finanzexperten hatten lediglich ein Defizit von rund 39 Milliarden Dollar erwartet.

      Die USA finanzieren ihren hohen Lebensstandard damit weiter durch die Aufnahme von Schulden im Ausland. Experten mahnen schon seit langem an, dass dieses Ungleichgewicht irgendwann abgebaut werden müsse, ansonsten drohe der Dollar noch stärker unter Druck zu kommen.


      Erzeugerpreise steigen deutlich stärker als erwartet

      Die Erzeugerpreise für den Monat Januar wurden wie die anderen beiden Daten ebenfalls um 14.30 Uhr veröffentlicht und fielen deutlich höher als erwartet aus. Sie stiegen im Vergleich zum Vormonat um 1,6 Prozent. Experten hatten einen Anstieg um lediglich 0,5 Prozent erwartet.

      In der Kernrate, also ohne die volatilen Preise für Lebensmittel und Energie, betrug der Anstieg 0,9 Prozent. Analysten hatten hier einen Zuwachs von 0,1 Prozent vorhergesagt.

      Zumindest das Thema Deflation dürfte damit erst einmal vom Tisch sein. An den Aktienmärkten kommen die Daten dennoch nicht besonders gut an: Der DAX hat im Anschluss an die Veröffentlichung den Großteil seiner bis dahin erzielten Gewinne eingebüßt.

      © 20.02.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 20.02.03 20:58:19
      Beitrag Nr. 2.049 ()












      Avatar
      schrieb am 20.02.03 21:05:18
      Beitrag Nr. 2.050 ()
      US-Handelsbilanz erreicht im Dezember und 2002 neue Rekordwerte

      Weniger Investitionsgüter exportiert, mehr Konsumgüter importiert und so ein Handelsbilanzdefizit auf Rekordhöhe erreicht. Das US-Handelsministerium präsentierte die Dezember- und Jahreszahlen.



      Höhere Einfuhrzahlen frassen ein noch tieferes Loch in die Handelsbilanz. (keystone)

      Das Defizit habe im Dezember 44,2 Milliarden Dollar betragen nach revidiert 40 Milliarden Dollar im Vormonat (Erstschätzung: 40,1), teilte das US-Handelsministerium am Donnerstag in Washington mit.

      Defizit innert Jahresfrist ein Fünftel grösser
      Das Handelsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten ist nach Angaben des US-Handelsministeriums im Dezember um 10,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Damit habe die USA auch bezogen auf das Gesamtjahr 2002 ein neues Rekorddefizit verbucht. Nach Angaben des Handelsministeriums haben die USA im vergangenen Jahr für 435,2 Milliarden Dollar mehr Waren eingeführt als exportiert. Im Vergleich zum Vorjahr, als das Handelsbilanzdefizit nur 358,3 Milliarden Dollar betragen habe, sei dies ein Anstieg von 21,5 Prozent gewesen.

      Zweitgrösster Exportrückgang der US-Geschichte
      Im Jahresvergleich seien dabei die Exporte um 35,6 Milliarden Dollar zurückgegangen. Dies sei der zweitstärkste Rückgang überhaupt. Der Export von Investitionsgütern war nach Ministeriumsangaben im Jahr 2002 der niedrigste seit sechs Jahren.

      Mehr Autos und Landwirschaftsgüter importiert
      Im Dezember sind die Importe um 2,7 Prozent auf 125,4 Milliarden Dollar gestiegen, während die Exporte um 2,6 Prozent auf 81,2 Milliarden Dollar zurückgegangen sind. Dies sei der stärkste Exportrückgang seit September 2001. In den Dezemberzahlen hätten sich vor allem hohe Importzahlen bei Autos, Konsumgütern und Landwirtschaftsprodukte bemerkbar gemacht. In allen drei Bereichen hätten die Daten im Dezember Rekordwerte erreicht.

      Massiv weniger Flugzeuge exportiert
      Der starke Rückgang bei den Exporten sei vor allem auf schwache Ausfuhren von Investitionsgütern zurückzuführen. Hier habe es im Dezember mit 22,19 Milliarden Dollar den niedrigsten Wert seit Januar 1997 gegeben. Bei den Investitionsgütern war vor allem der starke Rückgang beim Export von zivilen Flugzeugen deutlich ausgefallen. Er erlitt einen Einbruch von 35,9 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar. (awp/scc/slo)
      moneycab.de
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      schrieb am 20.02.03 21:34:15
      Beitrag Nr. 2.051 ()
      Von Winterstürmen und Immobilienpreisen


      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Ein déjà vu. Aber dieses Mal könnte es schlimmer sein. Vor einer Dekade versuchten die USA, aus einer Rezession zu kommen, und es gab verheerende Winterstürme. Die Einzelhandelsumsätze fielen damals um 1 %.

      Heute haben wir genau das gleiche Bild. Die Effekte der Winterstürme dürften allerdings zeitlich begrenzt sein. Aber sie haben auch Auswirkungen auf die Finanzen der Kommunen: Der New Yorker Bürgermeister schätzt, dass für das Reinigen der Gehwege (vom Schnee) 20 Millionen Dollar notwendig sein werden – dabei explodiert die Neuverschuldung in New York bereits ohne Winterstürme. Tja, man kann auch die Stürme für die schlechte finanzielle Lage der US-Kommunen verantwortlich machen – so lange, bis man das nächste Allheilmittel findet.

      Ein Krieg der USA gegen den Irak könnte das weltweite Wachstum halbieren – so eine Studie des Internationalen Währungsfonds IWF. William Rees-Mogg, Mitglied des britischen House of Lords, meint dazu: "Das globale Wirtschaftssystem basiert auf der amerikanischen Wirtschaft und dem Dollar. Die USA haben derzeit ein Handelsbilanzdefizit von 5 % des Bruttoinlandsproduktes, das hauptsächlich durch die Asiaten finanziert wird. Der Dollar stand zuletzt deutlich unter Druck. Eine Trennung zwischen Europa und den USA wäre für die Struktur der gesamten Weltwirtschaft gefährlich. Besonders für die Briten wäre eine solche Trennung katastrophal, da wir enge Verbindungen zu beiden Seiten haben. Das ist eine große, große Krise für die Welt." Meiner Meinung nach bleibt das dominierende wirtschaftliche Problem weiterhin der Schuldenberg, den wir der Spekulationsblase der 1990er zu verdanken haben. In den USA stehen die Schulden der privaten Haushalte auf Rekordniveau – sowohl der absoluten Höhe nach als auch im Verhältnis zu den verfügbaren persönlichen Einkommen.

      Irwin Keller von CBSMarktetWatch.com nennt Zahlen, die die US-Zentralbank veröffentlich hat: "Vor 10 Jahren lag die Summe der Konsumentenschulden bei 85 % der jährlichen Einkommen, vor 20 Jahren bei ca. 65 %." In den letzten 20 Jahren – einem Zeitraum, der weithin als ein Zeitraum großer ökonomischer Expansion der USA angesehen wird – ist der Anteil der Konsumentenschulden am verfügbaren Einkommen um mehr als 40 Prozentpunkte gestiegen! Keller weiter: "Heute ist es so, dass die Schulden eines durchschnittlichen privaten Haushalts höher sind als das Einkommen, das dieser Haushalt in einem Jahr erzielt."

      Und das ist das Problem. Wenn die Fed jetzt die Zinssätze erhöhen würde ... dann würde das den "durchschnittlichen Haushalt" an den Rand des Ruins treiben. Keller erklärt, warum: "Die Leute müssen schon jetzt 14 % ihres verfügbaren Einkommens für den Schuldendienst verwenden – dieses Verhältnis konnten sie in der Vergangenheit gut bewältigen." Wenn die Zinsen steigen, steigt aber auch dieser Prozentsatz. Alan Greenspan, Ben Bernanke und ihre Freunde halten die Zinssätze weiterhin künstlich niedrig – egal, ob das zu weiterer unerwünschter Verschuldung führt oder nicht.

      Am US-Immobilienmarkt hat sich das Wachstum der Immobilienpreise zuletzt deutlich beschleunigt. USAToday schreibt dazu: "Der Median der Preise für Einfamilienhäuser stieg in den USA im vierten Quartal 2002 um 8,8 % auf Jahresbasis, auf 161.600 Dollar. Das ist der größte Quartals-Anstieg seit 1981. Und der Anstieg ist weitverbreitet: In 39 Regionen gab es sogar zweistellige Wachstumsraten." David Lereah, Chefökonom der "National Association of Realtors", meint dazu: "Dieser große Preisanstieg spiegelt die niedrigen Hypothekenzinsen von weniger als 6 % wider – dem niedrigsten Wert seit 4 Jahrzehnten."

      Wir vom Investor`s Daily haben gemerkt, dass immer dann, wenn eine Spekulationsblase platzt, das übriggebliebene Geld umgehend bei einer neuen Anlagekategorie zu einem Boom führt. Besonders bei Immobilien. Da die US-Zentralbank die Zinsen für eine lange Zeit niedrig lassen wird, könnte es durchaus sein, dass sich die Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt vor dem Platzen noch fleißig weiter aufblähen wird. Das Gold steht weiterhin im Mittelpunkt des Anlegerinteresses, hat aber weiter auf gut 340 Dollar verloren. Andrew Kashdan hat im "Resource Trader Alert" dazu Folgendes geschrieben: "Wie ein lange ruhig gebliebener Vulkan, der plötzlich ausbricht, überraschte das gelbe Metall fast jeden vor kurzem, als der Goldpreis auf fast 400 Dollar pro Feinunze nach oben schoss. Der Goldpreis verlor danach kräftig und fiel auf 350 Dollar pro Feinunze. Aber die Investoren behalten diesen `Pele` der Rohstoffmärkte im Auge, weil jederzeit ein neuer Ausbruch erfolgen kann. Jedem Rückschlag folgte bis jetzt eine neue explosive Rally."

      _investorverlag.de___________________________________________________
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      schrieb am 20.02.03 21:35:52
      Beitrag Nr. 2.052 ()
      Studie "Diagnose Mittelstand"


      Sparkassen sehen schwarz für Mittelstand



      Die Ertragslage der mittelständischen Unternehmen in Deutschland wird sich nach Einschätzung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) 2003 weiter verschlechtern und zu deutlichem Personalabbau und Firmenpleiten in diesem Sektor führen.



      Reuters BERLIN. „Für das Jahr 2003 wird von einem weiteren Arbeitsplatzabbau und einer Verringerung der Zahl der Unternehmen in der Region ausgegangen“, heißt es in der am Donnerstag in Berlin veröffentlichten „Diagnose Mittelstand“ des DSGV.

      Außerdem zeigten Daten aus Unternehmens-Bilanzen des Jahres 2001, dass das Eigenkapital der Betriebe bezogen auf die Bilanzsumme bei durchschnittlich höchstens sechs Prozent liege. Dieser Wert werde nach Auswertung aller Firmenbilanzen in der Sparkassen-Gruppe noch drastisch sinken.

      „Die Eigenkapitaldecke der Unternehmen ist noch dünner geworden. Mehr als ein Drittel aller mittelständischen Betriebe weist in der Bilanz kein Eigenkapital aus - bei den kleineren bis 500 000 € Umsatz sind es sogar mehr als die Hälfte“, sagte das geschäftsführende DSGV-Vorstandsmitglied Holger Berndt bei der Vorstellung der Studie. Für das laufende Jahr stehe zu befürchten, dass die Zahl der Insolvenzen auf dem für 2002 geschätzten Rekordniveau von 40 000 verbleibe.

      Eine Umsatzrentabilität von durchschnittlich lediglich drei Prozent bei den mittelständischen Unternehmen und die Tatsache, dass fast jedes dritte Unternehmen keinen Gewinn oder sogar Verluste realisiere könne „keine Basis für eine dauerhafte Positionierung im immer härteren Wettbewerbsumfeld sein“.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 20. Februar 2003, 12:27 Uhr
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 21:38:12
      Beitrag Nr. 2.053 ()
      In diesem Jahr könnten Anlegern Börsengänge erspart bleiben


      Bitte keine Neuemissionen!



      Von Christian Schnell


      Gab es selbst im ersten Quartal des von Experten als miserabel eingestuften Emissionsjahres 2002 noch zwei Börsengänge am Deutschen Aktienmarkt, so deutet nun vieles darauf hin, dass sich im ersten Quartal dieses Jahres überhaupt niemand an die Börse wagt.


      FRANKFURT/M. Bisher hat kein Unternehmen hier zu Lande entsprechende Pläne geäußert, und es sieht auch nicht danach aus, als würde demnächst irgendetwas in diese Richtung passieren. Zwar sprechen Banken und Emissionsberater stets „von dem guten halben dutzend Unternehmen“, die bei ihnen „in der Pipeline stehen“, fügen aber sofort hinzu, dass sie bei diesen Kandidaten frühestens 2004 mit einem Börsengang rechnen.

      Müssen also Anleger in diesem Jahr auf Neuemissionen verzichten? Möglich ist es. Das wäre vor allem auch gut so, möchte man in deren Interesse hinzufügen. Denn was sie im vergangenen Jahr mit den ohnehin nur sechs Börsengängen ertragen mussten, unterbot in vielem sogar qualitativ die Auswüchse, die es zu Hoch-Zeiten des Neuen Marktes gegeben hatte. Das Ergebnis ist vernichtend: Weniger war 2002 nicht etwa mehr; gar nichts wäre am besten gewesen.

      Nun sei hier die Aktie des Hamburger Windkraftspezialisten Repower ausdrücklich ausgenommen. Erstens waren die Zahlen für das Jahr 2002 in Ordnung, und zweitens ist die Aktie künftig im Tec-Dax gelistet. Trotzdem hat sie im Vergleich zum Ausgabepreis von 42 Euro knapp die Hälfte ihres Werts verloren.

      Bei anderen sah es noch trüber aus. Die Krone setzte allem aber Uniprof Real Estate auf. Bei dem Altbau-Sanierer aus Stuttgart lagen zwischen Börsengang Ende März 2002 und der Insolvenz im Januar nur knapp zehn Monate. Zwar ahnten viele Anleger wohl schon bei der Emission, dass hinter dem Unternehmen mit der niedrigen Eigenkapitalquote von 6,6 % kaum Substanz stecken konnte, denn es wurde nicht einmal alle 670 000 Aktien gezeichnet. Für die Anleger wäre es wohl besser gewesen, Uniprof wäre gleich zum Insolvenzrichter gegangen und hätte nicht erst den Umweg über die Börse gewählt.

      Aber auch, wer vermeintlich solidere Titel wählte wie beispielsweise die Aktie der Freiburger Solar-Fabrik, wurde bitter enttäuscht. Der Hersteller von Solarmodulen brachte mit, was am Kapitalmarkt gewünscht war: Produkte mit Zukunft, zahlreiche Referenzen, dazu ein Saubermann-Image. Trotzdem hat die Aktie seit der Emission im Juli gut drei Viertel an Wert verloren. Nicht mal ein Vierteljahr nach der Emission wurden bereits Umsatz- und Gewinnziele drastisch nach unten geschraubt. Der Aktie fiel wie ein Stein.

      Gesetzt den Fall, es würde im derzeit miserablen Umfeld tatsächlich ein Unternehmen den Börsengang wagen, man würde es am Kapitalmarkt sicherlich nicht für seinen Wagemut loben. Vielmehr würde zu Recht die Frage gestellt, ob nicht – siehe Uniprof – dringend Geld benötigt wird, um überhaupt weiter existieren zu können. Wer solide finanziert und in seiner Branche gut positioniert ist, der wagt sich im Moment sowieso nicht an die Börse. Zumal beim Ausgabepreis mit erheblichen Bewertungsabschlägen zu rechnen wäre. „Gute Unternehmen haben es nicht nötig, sich derzeit an der Börse unter Wert zu verkaufen“, heißt der lapidare Kommentar von Emissionsberatern.

      Für Anleger lautet die Konsequenz daraus: Wenn sich im Moment tatsächlich ein Unternehmen an die Börse wagen würde, sollte er die Papiere schon aus Prinzip nicht kaufen. Die Chancen, auf einen Qualitätstitel mit Substanz zu stoßen, sind in etwa so groß, wie die berühmte Nadel im Heuhaufen zu finden. Denn nicht zeichnen heißt für den Anleger inzwischen Geld sparen. Das belegen vor allem die Erfahrungen aus den nur sechs Emissionen des Jahres 2002.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 20. Februar 2003, 07:08 Uhr
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 22:09:38
      Beitrag Nr. 2.054 ()
      Zweifel an einer erneuten Kriegsrallye wachsen

      Immer mehr Strategen erwarten selbst bei einer kurzen militärischen Auseinandersetzung keinen wirklichen Kursaufschwung


      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Wiederholt sich Geschichte? Diese Frage ist für hochtrabende Historiker nicht mehr als ein intellektuelles Glasperlenspiel, für Börsianer ist die Antwortsuche dagegen fast schon eine Frage der Existenz. Schließlich setzen die meisten Strategen mit Haut und Haaren darauf, dass es nach dem Beginn einer militärischen Auseinandersetzung im Irak mit den Kursen genauso rasant aufwärts geht wie im Golfkrieg 1991.


      Doch mit dieser Einschätzung könnten die Marktvirtuosen dieses Mal böse danebenliegen. „2003 ist nicht 1991“, sagt Stephen Lewis, Stratege des unabhängigen Londoner Research-Hauses Monument Securities. Die Vorzeichen hätten sich sowohl politisch als auch wirtschaftlich geändert. „Parallelen mit dem Golfkrieg 1991 können heute irreführend sein“, sagt Lewis. Daran ändern auch die vergleichbaren Bilder vom US-Truppenaufmarsch am Golf und fast wortgleiche Ultimaten wenig.


      Lewis ist einer der Ersten, der – von einem kurzen Aufbäumen einmal abgesehen – nach dem Ausbruch eines Krieges nicht mit einer generellen Trendumkehr an den Märkten rechnet. Seiner Meinung nach ist die Rallye-Hypothese zum Allgemeinplatz geworden – was in der Regel darauf hindeutet, dass das genaue Gegenteil eintritt. Auch die fundamentalen Daten stützen nicht die Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung.


      Da wären zum einen die politischen Unsicherheiten. Während sich die Amerikaner 1991 kaum vor Unterstützung retten konnten, gehen viele ehemalige Alliierte jetzt auf Distanz. Für eine militärische Auseinandersetzung fehlt insbesondere der Rückhalt aus der arabischen Welt. Das Risiko von Terroranschlägen ist damit ungleich höher als im ersten Golfkrieg zu Beginn der neunziger Jahre.


      Die Zerstrittenheit der Staaten birgt überdies ein weiteres Risiko. Selbst wenn sich der Krieg als schnelle und erfolgreiche Operation herausstellen sollte, müssen sich die Investoren mit der Frage auseinander setzen, welch politischer Flurschaden der vorherige Streit innerhalb supranationaler Organisationen wie der Nato, der EU oder der UNO angerichtet hat. Je nachhaltiger die internationalen Beziehungen nach einem Krieg gestört sind, desto schwieriger wird es für global agierende Konzerne, weltweit Geschäfte und damit Gewinne zu machen. Die politische Zerstrittenheit könnte sich nämlich nach Ansicht der Pessimisten schnell auf wirtschaftliches Terrain ausweiten. Die Folgebelastungen wären dann ungleich höher, als die unmittelbaren monetären Kosten eines Irak-Krieges, die Experten jetzt schon auf bis zu einer Billion Dollar beziffern. „Instinktiv spüren viele Anleger, dass die Unwägbarkeiten über eine längere Frist anhalten können“, sagt Lewis nicht nur mit Blick auf mögliche Handelskonflikte, sondern auch Terroranschläge.


      Eine anhaltende Unsicherheit könnte die Märkte weiter in die Bredouille bringen. Denn in Zeiten größerer wirtschaftlicher und politischer Gefahren fordern Anleger für Aktien eine höhere Risikoprämie. Im Klartext: Dividendenpapiere werden mit einem Bewertungsabschlag abgestraft, der nach Berechnungen von Experten zwischen zehn und 20 Prozent liegen könnte. Damit wäre dann ein weiteres Argument der Optimisten vom Tisch gefegt, die gerne auf die billigen Bewertungen verweisen. Geschichte wiederholt sich eben nicht. Oder doch?


      Artikel erschienen am 21. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 22:11:09
      Beitrag Nr. 2.055 ()
      Finanzen

      Dollar-Schwäche setzt sich fort

      Devisenexperten halten das Vertrauen dauerhaft für gestört
      Frankfurt/Main - Für die nahe Zukunft des Dollar verheißt der Blick in die Geschichtsbücher wenig Gutes. Schließlich geriet der Greenback mit dem Beginn des Golfkrieges Anfang der neunziger Jahre zunächst einmal unter Druck. Rund zwölf Prozent verlor die US-Währung damals gegenüber den wichtigsten europäischen Währungen an Wert. Erst nach dem Ende des Konflikts erholte sich auch der Kurs des Dollar wieder. Allerdings nur langsam: Bis zum Beginn der fulminanten Dollar-Rallye Mitte der neunziger Jahre bewegte sich die Leitwährung eher seit- denn aufwärts.


      Diesmal dürfte es sogar noch schlimmer kommen. Denn anders als damals steht der Dollar nun schon seit knapp einem Jahr unter Druck. Allein seit Beginn dieses Jahres hat der Greenback gegenüber dem Euro knapp zehn Prozent an Wert verloren. Zwar schließen Devisenexperten nicht aus, dass die US-Währung nach einem kurzen Irakkrieg zeitweise wieder bis auf die Parität zur Gemeinschaftswährung steigen könnte. Aber diese Erholung werde nicht lange Bestand haben, meint Stephen Jen von Morgan Stanley. „Die Abwärtskorrektur des Dollar bleibt das dominierende Thema an den Märkten.“


      Mehrere Faktoren trüben nach Meinung der Devisenstrategen den Ausblick für den Dollar. Dazu gehöre das Ende der New Economy-Euphorie, die früher wesentlich zur Dollar-Stärke beigetragen habe genauso wie das erschütterte Vertrauen der Anleger und die Furcht vor dem wachsenden Defizit in Haushalt und Leistungsbilanz der Vereinigten Staaten, zählt Matthias Rubisch von der Commerzbank auf. „Die Mehrzahl der Investoren an den Devisenmärkten neigt dazu, sich auf wenige Variablen zu fokussieren“, meint der Experte. Derzeit seien dies vor allem die für den Dollarraum negativen Größen. „Nach einer Erholungsphase ausgelöst durch das Ende des Krieges dürfte der Dollar deshalb bereits ein oder zwei Monate später wieder unter Abwertungsdruck geraten“, sagt Rubisch. Schließlich werde auch nach dem Wegfall der geopolitischen Risken das Wachstum der US-Wirtschaft erneut enttäuschen.


      Für den Euro bedeutet das im Umkehrschluss allenfalls eine kurze Verschnaufpause, bevor die einst als „Schwächling“ unter den Währungen verspottete Devise ihren Höhenflug weiter fortsetzt. Die Mehrzahl der Experten traut dem Euro bis zum Jahresende Kurse von rund 1,12 Dollar zu. Doch eine erneute Korrektur dieser Prognosen nach oben ist nicht ausgeschlossen. as




      Artikel erschienen am 21. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 22:13:09
      Beitrag Nr. 2.056 ()
      Der Ölpreis bleibt hoch

      Experten: Engpässe auch bei kurzem Krieg – Rekordtiefstände in Lagern


      Berlin - Je näher ein möglicher Krieg gegen den Irak rückt, desto stärker konzentrieren sich die Ölexperten auf die Zeit danach sowie auf andere Preisfaktoren. Rohöl kostet zwar immer noch deutlich über 30 Dollar pro Barrel (159 l), doch der Anteil der Irak-Krise daran schrumpft. „Ich schätze den Risikoaufschlag nur noch auf drei bis vier Dollar pro Barrel“, sagt Ölanalyst Steve Turner von Commerzbank Securities.


      Turner bezeichnet das Szenario eines kurzen, regional begrenzten Krieges nach wie vor als das „beste“ für die Märkte. „Der Effekt auf den Ölpreis wird aber meines Erachtens als zu positiv eingeschätzt.“ Turner verweist auf das kalte Wetter in Europa und den USA, das zu einem erhöhten Verbrauch geführt hat. Hinzu kommt der Streik in der Ölindustrie Venezuelas. Ein Ende sei abzusehen. „Aber so lange Hugo Chavez das Land regiert, bleibt die Lage angespannt.“ Der fünftgrößte Ölexporteur der Welt will langsam zu seiner Förderquote von 3,2 Mio. Barrel pro Tag (bpd) zurückkehren. „Das könnte jedoch aus technischen Gründen schwierig und teuer werden“, befürchtet Turner. In Nigeria (Förderquote zwei Mio. bpd) ist die Ölindustrie ebenfalls durch einen Streik lahm gelegt.


      Auch die Experten von Goldman Sachs glauben nicht an eine Wiederholung des Szenarios vom Golfkrieg 1991, als der Ölpreis kurz in die Höhe schoss und dann stark sank. Im Vergleich zu 1991 habe der Markt weniger Überkapazitäten und kaum Möglichkeiten, die bestehenden Kapazitäten auszuweiten, so Analyst Binit Patel. Die Opec-Länder haben ihre Quote schon um 6,5 Prozent erhöht, unter anderem um die Ausfälle aus Venezuela auszugleichen. Patel: „Der Streik in Venezuela ist einer der größten Schocks in der Geschichte der Ölmärkte.“


      Zudem sinken die weltweiten Lagerbestände. In den USA sind sie auf dem tiefsten Stand seit 27 Jahren, in Europa reichen sie laut Internationaler Energie-Agentur nur 51 Tage. Die Ölvorkommen im Irak – die zweitgrößten der Welt – versprechen vorerst keine Hilfe. Turner schätzt, dass es mindestens zwei bis drei Jahre dauert, bis die Anlagen voll laufen. jay




      Artikel erschienen am 21. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 22:15:12
      Beitrag Nr. 2.057 ()
      Wirtschaft

      Keine Hoffnung für den Mittelstand
      Studie: Immer weniger neue Firmen – Nur jedes vierte Unternehmen investiert – Kaum Innovationen


      von Carsten Dierig

      Frankfurt/Main - Der deutsche Mittelstand wird auch dieses Jahr nicht den Weg aus der Krise schaffen. Das ist das Ergebnis der gemeinsamen Studie „Mittelstandsmonitor“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) und mehrerer Forschungsinstitute. Zwar werde sich die wirtschaftliche Lage kleiner und mittlerer Unternehmen stabilisieren, nicht aber nennenswert verbessern.


      Zum gleichen Ergebnis kam eine Analyse des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Die Sparkassen sehen ihre mittelständischen Firmenkunden in einer dramatischen Lage. „Die Ertragslage im Mittelstand ist alarmierend. 30 Prozent der Mittelständler erzielen keinen Gewinn oder weisen sogar Verluste aus“, sagte DSGV-Präsident Dietrich Hoppenstedt. Er befürchtet daher weitere Pleiten, Gewinneinbrüche und Personalabbau. „Die Erwartungen für 2003 stimmen nicht hoffnungsfroh.“


      Bei den Mittelständlern ist die Stimmung entsprechend schlecht. Laut einer Kurzumfrage der KfW zum Jahreswechsel sind sowohl die Beschäftigungszahlen als auch die Bereitschaft für Investitionen rapide gesunken. Nur noch knapp 25 Prozent der befragten Unternehmen wollen der Studie zufolge in nächster Zeit überhaupt investieren. Besonders tief in der Krise steckt die Baubranche. Wollten im Sommer 1999 noch 55 Prozent der Baubetriebe investieren, sind es mittlerweile nur noch 15 Prozent.


      Parallel zu der seit drei Jahren anhaltenden Konjunkturschwäche geht auch die Zahl Unternehmensgründungen weiter zurück. Zwar ist der Saldo aus Gründungen und Geschäftsaufgaben noch immer positiv, die Zahl der neuen Unternehmen hat sich im vergangenen Jahr aber bundesweit um rund 5000 Betriebe verringert. In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sei der Saldo sogar erstmals negativ ausgefallen.


      Grund für den Rückgang ist der Studie zufolge aber nicht nur eine unsichere Finanzierung, sondern auch fehlende Innovationskraft. Neuentwicklungen hätten Seltenheitswert, die meisten Neugründungen konzentrierten sich stattdessen auf bekannte Technologien. „Das Innovationssystem in Deutschland ist steigerungsfähig“, sagt Jürgen Egeln vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Der Mittelstand müsse seine Innovationsanstrengungen deutlich verstärken, vor allem in Spitzentechnologien wie Pharma oder Biotech. Bislang konzentrierten sich die Innovationsaktivitäten überdurchschnittlich stark auf das verarbeitende Gewerbe.


      Eine gute Idee allein reiche aber nicht aus, auch das nötige Startkapital für eine solide Finanzbasis müsse vorhanden sein, schreiben die Experten. Angesichts des Strukturwandels an den Finanzmärkten müsse sich der Mittelstand daher auf weit reichende Veränderungen in seiner Finanzstruktur einstellen. „Die gerin-


      ge Eigenkapitalquote hat für einen Mittelständler früher ausgereicht. In Zukunft ist das anders“, warnt Joachim Heidebrecht von der KfW.


      Da die Kreditvergabe der Banken künftig stärker risiko- und kostenorientiert ausfalle, werde der klassische Bankkredit für die Unternehmen deutlich teurer. Zudem müssten die Firmen künftig offener und transparenter gegenüber den Kreditinstituten werden, sagt der Experte: „Um eine Verbesserung seiner Eigenkapitalausstattung kommt der Mittelstand nicht umhin.“ Laut DSGV arbeiten derzeit gut 38 Prozent der mittelständischen Betriebe ohne jegliche bilanziellen Eigenmittel.


      Artikel erschienen am 21. Feb 2003
      welt.de
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      schrieb am 20.02.03 22:17:57
      Beitrag Nr. 2.058 ()
      Höchste Arbeitslosigkeit seit Schröders Amtsantritt

      Nach Informationen der WELT sind im Februar mehr 4,66 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos gemeldet - der höchste Stand seit September 1998


      Berlin - Die Zahl der Arbeitslosen steigt im Februar weniger stark als erwartet. Nach Informationen der WELT sind in diesem Monat 4,66 Millionen Menschen ohne Arbeit. Das ist der höchste Stand seit Amtsantritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder im September 1998.


      Gegenüber dem Vormonat (4,62 Millionen) steigt die Arbeitslosigkeit im Februar um rund 40 000. Dafür sind saisonale Gründe verantwortlich. Weitaus aussagekräftiger als Vormonatsvergleiche sind Vorjahresvergleiche. Und hier zeigt sich: Die Zahl der Erwerbslosen ist um 370 000 gestiegen. Das ist die höchste Februararbeitslosigkeit seit vier Jahren. Arbeitsmarktexperten nennen als Ursache für diese Entwicklung die anhaltende Konjunkturkrise.


      Bereits Mitte dieser Woche hatte der Chef der Bundesanstalt für Arbeit (BA), Florian Gerster, erklärt, die Arbeitslosigkeit werde im Februar steigen. Die BA-Arbeitsmarktexperten erwarten, dass die Arbeitslosigkeit im Falle eines Irak-Krieges im Jahresdurchschnitt deutlich über der prognostizierten Zahl von 4,2 Millionen liegen könnte.


      Ohne Mittel wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Strukturanpassungsmaßnahmen, wäre die Zahl der Arbeitslosen noch weitaus höher gewesen. cbs




      Artikel erschienen am 21. Feb 2003
      welt.de
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      schrieb am 20.02.03 22:24:37
      Beitrag Nr. 2.059 ()
      US-Handelsdefizit erreicht neuen Rekord
      Von Mark Schieritz, Berlin

      Das Defizit in der US-amerikanischen Handelsbilanz ist im vergangenen Jahr auf ein Rekordniveau gestiegen. Damit steigt das Risiko einer scharfen Abwertung US-Währung.

      Wie das US-Handelsministerium am Donnerstag mitteilte, lag der Fehlbetrag bei 435 Mrd. $. Am Jahresende weitete sich das Minus dabei noch einmal kräftig aus. Alleine von November auf Dezember stieg es um 10,6 Prozent. Die Importe legten dabei um 1,7 Prozent zu; die Exporte fielen um 2,6 Prozent. Mit der jüngsten Beschleunigung droht eines der zentralen Probleme der US-Wirtschaft noch einmal an Schärfe zu gewinnen. Der hohe außenwirtschaftliche Fehlbetrag gilt als Risikofaktor für die Weltkonjunktur, weil seine Korrektur mit einem Dollar-Absturz einhergehen könnte.

      Ökonomen schätzen auf Basis der Daten zum Warenhandel, dass das Defizit in der gesamten US-Leistungsbilanz 2002 auf knapp 500 Mrd. $ oder fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen sein dürfte; hierin werden neben Waren auch Dienstleistungen und Transferleistungen berücksichtigt. Das wäre ebenfalls ein Rekordwert. "Die Nachfrage in den USA übertrifft die der Handelspartner", sagte Michael Rosenberg von der Deutschen Bank.


      Zudem seien US-Produkte im internationalen Vergleich noch immer sehr teuer. "Die US-Währung ist weiter überbewertet", so der Experte. Zwar habe der Dollar zum Euro stark abgewertet, gegenüber den Währungen der anderen Handelspartner habe er aber kaum an Wert verloren.



      "Eine Abwärtsbewegung wird wahrscheinlicher"


      Rosenberg zufolge steigt mit dem Defizit das Risiko einer scharfen Abwertung der US-Währung. "Eine Abwärtsbewegung wird wahrscheinlicher", sagte auch David Milleker, Amerika-Experte bei der Dresdner Bank.


      Nach Einschätzung der meisten Volkswirte wird das US-Defizit in der Handels- wie in der Leistungsbilanz in den kommenden Monaten noch zunehmen. "Mit einem merklichen Exportwachstum ist wegen der globalen Konjunkturschwäche nicht zu rechnen. Das wird die Ungleichgewichte im Welthandel noch verstärken", sagte Patrick Franke von der Commerzbank.


      Verstärkt wird der Trend zum höheren Außendefizit laut Deutsche-Bank-Ökonom Rosenberg dadurch, dass in den USA schon schwaches Wachstum die Importe deutlich steigen lässt. Eine Erholung der US-Wirtschaft könnte so ein Leistungsbilanzdefizit von bis zu sechs Prozent des BIP nach sich ziehen, so der Experte.



      Frühindikatoren deuten auf Abschwächung


      Auf verhaltene Konjunkturaussichten in den USA deutet allerdings der vom US-Forschungsinstitut Conference Board veröffentlichte Sammelindex der Frühindikatoren hin. Der Index verharrte im Januar auf dem Niveau des Vormonats und unterbrach damit einen seit drei Monaten anhaltenden Aufwärtstrend. Der Konjunkturindikator der regionalen Notenbank Philadelphia fiel im Februar von 11,2 auf 2,3 Punkte, was darauf deutet, dass die Industrieaktivität in der Region stagniert hat.


      Auch die Lage am Arbeitsmarkt hat sich weiter eingetrübt. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg in der vergangenen Woche von 381.000 auf 402.000. Der weniger schwankungsanfällige Vier-Wochen-Schnitt stieg von 390.000 auf 395.000.


      Kräftig gestiegen sind im Januar auch die US-Erzeugerpreise mit plus 1,6 Prozent zum Vormonat. In den drei vorherigen Monaten waren die Preise jeweils gefallen. Stark gestiegen sind vor allem die Energiekosten. Doch auch ohne Energie und Nahrungsmittel legten die Preise um 0,9 Prozent zu. Angesichts der weiter niedrigen Kapazitätsauslastung in der US-Wirtschaft interpretieren die Commerzbank-Experten den Preisschub allerdings nicht als Zeichen einer steigenden Inflationsgefahr.



      © 2003 Financial Times Deutschland


      http://www.ftd.de
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      schrieb am 20.02.03 22:44:18
      Beitrag Nr. 2.060 ()
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      schrieb am 21.02.03 16:58:01
      Beitrag Nr. 2.061 ()
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      schrieb am 21.02.03 17:25:33
      Beitrag Nr. 2.062 ()
      Editorial: Die Finanz- und die Rohstoffmärkte müssen auf eine baldige Militäraktion gegen den Irak gefasst sein (21.02.2003)

      US-Verteidungsminister Rumsfield meldet Vollzug. Der Aufmarsch der amerikanischen und der britischen Armada rund um den Irak herum sei abgeschlossen.

      Ob dies wirklich so ist oder nur wieder eine der zahllosen Desinformationen darstellt, die Vorbereitungen auf einen militärischen Schlag zwangsläufig mit sich bringen, kann schwer beurteilt werden.

      Sicher ist hingegen, dass die Zeit nun eine immer wichtiger werdende Rolle spielt. Es gibt einen idealen Zeitpunkt, um offensive militärische Aktionen einzuleiten. Dies ist der Moment, in dem Aufmärsche kurz vor ihrem Abschluss stehen, die militärischen Kräfte aber noch in Bewegung sind. Aus solchen Bewegungen heraus können neue Dynamiken erzeugt werden, die Kräfte und Zeit sparen. Dies ist ein wichtiger, vielfach erprobter Grundsatz der Militärstrategen.

      Es ähnelt der Situation, in der man mit einem Auto auf eine rote Ampel zufährt. Erreicht man sie noch mit hohem Tempo und muss dann bis zum Stillstand bremsen, geht viel Energie verloren, und bei dem gesamten Prozess bis zum erneuten Anfahren muss auch mechanisch einiges Hinderliche unternommen werden. Dies alles entfällt weitgehend, wenn man langsam auf die Ampel zurollt und die Grün-Phase noch in Bewegung erreicht.

      Nach Lage der Dinge ist anzunehmen, dass der Aufmarsch gegen den Irak kurz vor seinem Abschluss steht, die Dinge also noch in Bewegung sind. Das Fenster für den idealen Zeitpunkt zum Losschlagen dürfte also noch offen sein, doch es beginnt sich bereits zu schließen.

      Wir schildern die Situation so ausführlich, weil wir nun davon überzeugt sind, dass sich die Finanz- und die Rohstoffmärkte auf den Ausbruch militärischer Aktionen nicht in Wochen, sondern in Tagen einstellen müssen. Und es ist aus fundamentalen und aus technischen Gründen nicht zu erwarten, dass sich die Dinge ähnlich entwickeln wie im Januar 1991 als der erste Golfkrieg (Desert Storm) begann. Vieles spricht für höchst unangenehme Reaktionen dieser Märkte, wenn es tatsächlich losgeht.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de
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      schrieb am 21.02.03 17:30:07
      Beitrag Nr. 2.063 ()
      S&P stuft ThyssenKrupp auf "BB+" ab

      (Instock) Die Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) senkt die Kreditwürdigkeit des Stahlkonzerns ThyssenKrupp um zwei Stufen. Das Langfristrating wurde von "BBB" auf "BB+" , das Kurzfristrating von "A2" auf "B" herabgesetzt. Während Thyssen scharf protestierte, verwies S&P auf mögliche Löcher in der Pensionskasse des Konzerns, die durch weiter sinkende Aktienkurse auftreten könnten.

      [ Freitag, 21.02.2003, 09:06 ]

      instock.de
      _____________________________________________________--
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      schrieb am 21.02.03 17:31:37
      Beitrag Nr. 2.064 ()
      Gewagte Begründungen

      Von Claus Vogt
      In der Begründung ihrer letzten Zinssenkung schrieb die US-Notenbank, sie diene der Überwindung des gegenwärtigen „Soft Spot“. Wir argwöhnten bereits im Dezember, das könne der wahre Grund nicht sein, da Zinssenkungen ihre Wirkung mit erheblicher zeitlicher Verzögerung entfalten. Wir mutmaßten also, die Notenbank befürchte nicht nur einen harmlosen „Current Soft Spot“, sondern eine weitere deutliche ökonomische Abschwächung. Das von Bush vorgeschlagene Konjunkturprogramm bestärkt uns natürlich in dieser Vermutung. Wenn die US-Wirtschaft bereits im vergangenen Jahr so stark war wie das veröffentliche Bruttosozialprodukt glauben macht, und wenn die Konsensus-Prognose für 2003, die wieder einmal einen Aufschwung kommen sieht, realistisch sein sollte, dann ist ein kreditfinanzierter staatlicher Ankurbelungsversuch schlicht und einfach nicht nötig, sondern kontraproduktiv. Nachdem die Notenbank mit ihrem Latein am Ende ist, macht sich in der US-Regierung offensichtlich verzweifelter Aktionismus breit. An dem von uns immer wieder genannten Vermächtnis der Spekulationsblase, den bisher noch immer nicht korrigierten Ungleichgewichten wie Fehlinvestitionen, Überkapazitäten, geringe Sparquote, Außenhandelsbilanzdefizit und Verschuldung werden „auf Pump“ finanzierte Staatsausgaben nichts ändern. Vielleicht können sie den Beginn eines schmerzlichen, aber notwendigen und unvermeidlichen Korrekturprozesses noch etwas hinauszögern. Verhindert werden kann er unserer Meinung nach nicht.

      Starker Zuwachs bei Drohnen

      Unser unabhängiger britischer „Kollege“ Sean Corrigan machte uns vor diesem Hintergrund in einer seiner neuesten Analysen auf eine sehr interessante Statistik aufmerksam. In den USA gingen im verarbeitenden Gewerbe seit dem zyklischen Hoch von 1998 sage und schreibe 2,4 Millionen Arbeitsplätze verloren. Im gleichen Zeitraum entstanden 1,7 Millionen neue Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst. Im Bienenstock USA wurden also massiv produktive Arbeiterinnen durch Drohnen ersetzt. An Deutschland möchten wir in solchen Zusammenhängen erst gar nicht denken


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.



      [ Freitag, 21.02.2003, 15:08 ]
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      schrieb am 21.02.03 18:22:19
      Beitrag Nr. 2.065 ()
      Die Geldverrückten
      ++ Tod der Inflation ++

      Von Bernd Niquet
      Nicht einmal infolge der Liebe sind so viele Menschen verrückt geworden wie infolge des Nachdenkens über das Wesen des Geldes. Dieses schöne Bonmot wird gemeinhin dem britischen Politiker und Philosophen William Gladstone zugeschrieben. Und es ist heute sicherlich nicht weniger aktuell als zu Gladstones Zeit. Eines muss dabei jedoch auf jeden Fall noch hinzugefügt werden: Während die Liebenden gemeinhin um ihre Verrücktheit wissen, sehen die über das Geld Nachdenkenden hingegen keineswegs ihren eigenen Wahnsinn, sondern halten sich vielmehr für sehr wissend. Das macht das Geld ungleich gefährlicher als die Liebe!

      Und so wird uns denn auch in diesem Jahr – genauso wie in den vorausgegangenen zwanzig Jahren – in einem ewig gleichen Ritual ein deutlicher Kursrückgang am Rentenmarkt prophezeit, weil mit einem deutlichen Wiederanstieg der Inflation zu rechnen sei. Und der Grund hierfür ist ebenfalls schnell ausgemacht: Weil die Geldmengen weltweit enorm angestiegen sind.

      Damit stehen sich in diesem Jahr am Bondmarkt auf der Faktenseite zwei Gegner gegenüber, die an Schlagkraft nicht unterschiedlicher sein könnten: Einerseits der deflationäre Druck in einer völlig globalisierten Welt, in der neue Anbieter wie China mittlerweile auch Qualitätsprodukte zu Bruchteilen der Herstellungspreisen bei uns zu Lande anbieten können. Und andererseits eine gestiegene Geldmenge, die nach Ansicht unserer Geldverrückten zu einem neuen inflationären Druck führen soll.

      Wie dieser Kampf ausgehen wird, können wir an Japan beobachten. Würde die Geldmengenentwicklung tatsächlich den realwirtschaftlichen Deflationsdruck in den Schatten stellen können, dann lägen die Renditen der Staatstitel dort über 10 Prozent – und nicht wie gegenwärtig unter 1 Prozent. Es ist jedoch nicht nur ein empirischer, sondern auch ein theoretischer Irrtum, der Geldmengenentwicklung einen kausalen Einfluss auf die Wirtschafts- und Preisentwicklung zuzuerkennen. Gespeist ist dieser Irrtum durch die Irrlehre des Monetarismus und der Quantitätstheorie.

      Doch ein Mehr an Geld muss keineswegs von der Wirtschaft verausgabt werden, es kann – und wird! – ebenfalls aus schlichten Vermögenssicherungsaspekten heraus gehalten werden. Denn wie sollte auch eine Wirtschaft auf eine gestiegene Geldmenge mit höheren Ausgaben reagieren, wo sie über diese Geldmengenentwicklung doch stets erst aus der Zeitung erfährt? Oder können Sie, lieber Leser und liebe Leserin, etwa anhand der Beobachtung ihres Kontoauszuges und ihres Geldbeutels etwas darüber wissen, wie die gesamtwirtschaftliche Geldmengenentwicklung gegenwärtig ausschaut?

      Natürlich können Sie das nicht! Denn über die Höhe des Geldbetrages, über den Sie verfügen und zu Ausgaben nutzen können, entscheiden einzig und alleine die Höhe ihres Einkommens sowie ihre Anlagestrategie. Die Notenbank und die gesamtwirtschaftliche Geldmenge kommen hierbei überhaupt nicht vor.

      Deswegen sollten wir uns auch nicht irre machen lassen von den Geldverrückten, die sich selbst im Winter hartnäckig wie die Fliegen in allen Medien tummeln und jedes Jahr von Neuem gebetsmühlenartig das verkünden, was letztlich jedoch in unserer Zeit so schnell nicht wieder passieren wird, nämlich eine Wiedergeburt der Inflation.


      ++ Geschichte reimt sich ++

      Dass der Bondmarkt dennoch mittlerweile anfällig für eine heftige Korrektur ist, führt diese Sichtweise keineswegs ad absurdum. Denn letztlich ist es an den Märkten völlig egal, was passiert. Entscheidend ist immer nur, was die Mehrheit der Marktteilnehmer denkt, so beschränkt sie auch immer ist. Referenzbeispiel für 2003 könnte daher durchaus das Jahr 1994 werden, denn auch damals glaubte man an eine Inflation, löste einen Crash am Bondmarkt aus, musste sich dann jedoch sofort korrigieren, was im Folgejahr zur größten Hausse am Bondmarkt der Nachkriegszeit mutierte.

      Doch Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich nur. Heute sind wir nämlich aus meiner Sicht in einer wesentlich fataleren Lage als 1994. Denn deflationäre Entwicklungen haben die Eigenschaft, zu einem Verfall aller (!) Vermögenspreise zu führen – mit einer Ausnahme: dem Wert des Geldes! Der Realwert der Geldhaltung ist das einzige, was gemeinhin in einer deflationären Entwicklung zulegt. Eine deutliche Korrektur am Bondmarkt passt daher durchaus in die gegenwärtige Landschaft, aber nicht, weil die Inflation zurückkehrt, sondern weil die Zähigkeit des deflationären Szenarios die Risikoscheu ansteigen lässt.

      Ein langsames Umschichten von Bonds in Geldmarktfonds oder Termingelder scheint mir also gegenwärtig durchaus angeraten zu sein. Und der beste Kompass, dem man sich dabei bedienen kann, ist die Entwicklung der heimischen Güterpreise. Niemals jedoch die Geldmengenentwicklung. Denn wie sagte der Ökonom Henry Wallich einmal so unübertrefflich: Inflation und Deflation sind ebensowenig ein monetäres Phänomen, wie es ein ballistisches ist, einen Menschen zu erschießen.

      In diesem Sinne kann also den Vermögensanlegern weltweit das Schlimmste noch bevorstehen. Nach den deutlichen Rückgängen an den Aktienmärkten nun auch entsprechende Rückschläge bei den Bonds und beim Gold. Es scheint also nicht verkehrt zu sein, gegenwärtig nicht nur bei den Aktien, sondern ganz generell etwas vorsichtiger zu treten. Wobei die Aktien von allen Anlageformen vielleicht bereits schon jetzt wieder die besten Aussichten haben.


      Bernd Niquets neuer Roman heißt " Das Orwell-Haus. Aus dem Innenleben der Erbengeneration", Allitera Verlag, München 2002, 122 Seiten, 11 Euro, ISBN 3-935877-67-6. Er schildert das Milieu und die Brutstätte der Entwicklungen, die aufgrund einer gigantischen demografischen Verschiebung sowie parallel wirkender Vermögenseffekte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht bald entscheidend (nicht nur) unser wirtschaftliches Schicksal prägen werden.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      ____________________________________________________-
      Wie heißt es doch " Tot gesagte leben länger"
      Der Innenwert einer Währung wird steigen, wenn das Geld in andere Länder ausweichen kann, was passsiert aber, wenn die Rendite in andereren Ländern genauso wenig bringt, wie im eigenen Land.? Das Geld fließt zurück und mit der vorhandenen Geldmenge die schon Im Wirtschaftskreislauf ist, kommt es zu einem Geldüberfluss.
      Geldmenge ist mehr als Waren und DL= Inflation
      Die Ursache von Inflation ist die Geldmengenausweitung und nicht die Wirkung. Die Geldmengeausweitung führt eben z.Bsp. zu höheren Lohnforderungen,Rohstoffpreisen usw.
      Um die Exporte anzukurbeln und die Weltmarktanteile zu erhalten oder zu erhöhen werden die Länder (USA , JAPAN, EU) einen Abwertungslauf beginnen um den Außenwert der Währung zu schwächen.Wenn die Menschen Ihr Vertrauen in das Fiatmoney verlieren, wie soll das Geld dann an Wert gewinnen.
      Ich glaube eine Deflation wird von kurzer Dauer sein , die von einer (Hyper)Inflation abgelöst wird.
      ___________________________________________________________
      http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kennedy/kap1.html
      Auszug
      Während die Einnahmen des Bundes, das Bruttosozialprodukt sowie Löhne und Gehälter zwischen 1968 und 1982 auf ungefähr das Dreifache (300%) anstiegen, erhöhten sich die Zinslasten des Bundes auf mehr als das Elffache (1160%). Die Tendenz wird deutlich - die Schulden und Schuldenzinsen in den Volkswirtschaften nehmen schneller zu als die Einkommen, was früher oder später zum Kollaps führen muß, selbst in den industrialisierten Nationen. Wenn ein Kind zwischen seinem 1. und 10. Lebensjahr um das dreifache wächst, seine Füße im selben Zeitraum jedoch um das 11-fache wachsen, würde jeder es krank nennen. Das Problem ist, daß nur sehr wenige Menschen die Zeichen der Krankheit im Geldsystem erkennen und daß noch weniger ein Heilmittel kennen. Denn bisher war niemand in der Lage, ein gesundes Geldsystem aufzubauen, welches Bestand hatte.

      Inflation wirkt wie eine andere Form von Besteuerung, mit der die Regierungen eine Möglichkeit haben, die schlimmsten Probleme der ansteigenden Schulden zu bewältigen. Es ist offensichtlich, daß die benötigte Inflation umso größer sein muß, je größer die Lücke zwischen nationalem Einkommen und Schulden ist. Die Regierungen können ihre Schulden vermindern, indem sie den Notenbanken gestatten, Geld zu drucken. Abbildung 6 zeigt den Wertverlust der DM zwischen 1950 und 1985. Diese Abwertung trifft jene Leute am härtesten, die ihr Vermögen nicht in "inflationsbeständigem" Grundbesitz oder anderen Investitionen anlegen können, wie jene, die zu dem kleinen Bevölkerungsteil mit dem höchsten Einkommen gehören.

      Abbildung 6

      Der Wirtschaftshistoriker John L. King zieht eine Parallele zwischen Inflation und den Zinszahlungen für den "US-Kreditballon". In einem Brief vom 08. Januar 1988 schrieb er mir:

      "Ich habe bisher hinlänglich über den Zins als die wichtigste Ursache der steigenden Preise geschrieben, da er in den Preisen für alle Dinge, die wir kaufen, versteckt ist, jedoch wurde dieser Gedanke, obwohl er wahr ist, bisher nicht recht akzeptiert. 9 Billionen US-Dollar Inlandsschulden ergeben bei 10% Zins 900 Milliarden US-Dollar, die in steigenden Preisen bezahlt werden, und dies entspricht genau dem 4%-igen Anstieg der Preise, welche die Experten als Inflation bezeichnen. Ich habe den Zins und Zinseszins stets als eine unsichtbare Zerstörungsmaschinerie betrachtet, die gerade jetzt hart am Werk ist. Wir müssen versuchen, uns von dieser sinnlosen finanziellen Besessenheit zu befreien."

      Während der letzten 33 Jahre stiegen die privaten und öffentlichen Schulden in den U.S.A. um 1000%, wobei der größte Anteil auf die privaten Haushalte entfällt. Alle Mittel der Regierung wurden eingesetzt, um dieses Wachstum weiteranzuheizen: Garantien bei der Vergabe von Zinsen, subventionierte Hypothekenraten, niedrige Eigenanteile beim Kauf von Häusern und Konsumgütern, erleichterte Konditionen bei der Kreditvergabe, Steuervorteile, Sekundär-Märkte, Auszahlungsversicherungen usw. Die Erklärung für diese Politik ist, daß nur auf diese Weise die Konsequenzen des Zinssystems für die große Mehrheit der Bevölkerung erträglicher gemacht werden konnten. Durch das Erzeugen eines schnellen wirtschaftlichen Wachstums, das dem exponentiellen Wachstum des Geldes folgt, bleiben die sozialen Konsequenzen noch eine Weile unsichtbar. Der Teufelskreis, der sich ebenfalls immer schneller dreht, heißt nun: mehr Inflation, mehr soziale Ungleichheit und immer schlimmere Auswirkungen auf unsere Umwelt. Viele Gesichtspunkte sprechen also dafür, diesen zerstörerischen finanziellen Zinsmechanismus durch eine andere Umlaufsicherung zu ersetzen.

      Der Zins muß jedoch nicht die einzige Ursache für Inflation sein. Rohstoffverknappung (wie zur Zeit der Ölkrise), übermäßige Rüstungsausgaben oder Krieg (wie in Ländern des nahen Ostens) können inflationäre Tendenzen natürlich ebenso verursachen. Doch unter normalen Umständen und mit einer vernünftigen Geldpolitik der Notenbank wäre ein wesentlicher Grund für die ständige Inflation mit der Abschaffung des Zinses als Umlaufsicherung beseitigt
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 18:27:34
      Beitrag Nr. 2.066 ()
      Tödliche Kombination

      Die am Donnerstag vorgelegten Zahlen für die US-Erzeugerpreise für den Monat Januar hatten es in sich. Der Anstieg von 1,6 Prozent bedeutet den größten Zuwachs seit 13 Jahren. Mit den Daten hat ein neues Gespenst an den Börsen Einzug gehalten: Die Stagflation.

      Unter Stagflation versteht man eine Stagnation der Wirtschaftsleistung bei einem gleichzeitigen Anstieg der Preise (Inflation). Bekannt ist dieses Phänomen aus den 70er Jahren, als es zum ersten Mal auftrat. Auslöser war damals der extreme Anstieg des Ölpreises nach dem Embargo der arabischen Länder.

      In den Jahren 1973 und 1974 kam es beim Ölpreis nahezu zu einer Vervierfachung. Die Explosion der Energiekosten trieb die Inflation in die Höhe. In Deutschland kletterte die Preissteigerungsrate 1973 auf 7 Prozent, in den USA gar auf über 10 Prozent. Gleichzeitig ging das Wirtschaftswachstum rapide zurück, 1975 gab es in der BRD sogar einen Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt.


      Inflationären Tendenzen können die Notenbanken mit höheren Zinsen entgegentreten, eine Deflation kann durch höhere Staatsausgaben bzw. Steuersenkungen und niedrigen Zinsen bekämpft werden. Eine Stagflation ist dagegen eine tödliche Kombination: Öffnet der Staat bzw. die Notenbank die Geldschleusen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, steigt die Inflation weiter. Wird gegen die Preissteigerung angekämpft - etwa mit hohen Zinsen oder weniger Staatsausgaben - belastet das die ohnehin schon schlappe Wirtschaft zusätzlich. Ein Dilemma, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt.

      Die Stagflation wird daher auch als die Ursache für die extrem schwache Aktienmarktentwicklung in den siebziger Jahren betrachtet. Von 1970 bis 1982 schwankte der Dow Jones zwischen 600 und 1.000 Punkten. Am Ende dieser verlorenen 12 Jahre stand der Weltleitindex wieder auf dem Niveau von 1970.

      "Viele der heutigen Anleger lagen während der großen Stagflation der 70er Jahre noch in den Windeln. Alle anderen werden die dunkelste Periode in der modernen Geschichte der Finanzmärkte nie vergessen", sagt Stephan Roach, Chefanalyst bei Morgan Stanley Dean Witter, über diese Zeit.


      Tödliche Kombination Noch kein Grund zur Panik

      Grund zur Panik gibt es für die Anleger vorerst aber nicht. Die Erzeugerpreise waren bislang nur ein Hinweis auf Tendenzen hin zu einer Stagflation. Hauptgrund für die hohe Steigerungsrate war wie in den 70er Jahren der starke Anstieg beim Ölpreis. Sollte die Irak-Krise friedlich gelöst oder ein möglicher Krieg schnell beendet werden, ist mit einem raschen Verfall des Ölpreises zu rechnen. Finanzexperten erwarten dann fast übereinstimmend eine anziehende Konjunktur bei leicht anziehender Inflation.

      Richtig gefährlich wird es erst bei anhaltend hohen Ölpreisen. Konsumenten müssen dann die höheren Energiekosten an anderer Stelle einsparen - eine Gefahr für die Konjunktur, gerade in den USA, wo die Verbraucher rund zwei Drittel zum BIP beitragen.

      Auch in den Unternehmen schrillen dann die Alramglocken. Wenn die Produktionskosten steigen, werden diese über höhere Verkaufspreise in der Regel an die Verbraucher weitergegeben. Damit steigt zum einen die Inflation, zum anderen fällt die Kaufkraft der Konsumenten.

      Einige Finanzexperten bezweifeln allerdings, dass die Konzerne im derzeitigen Umfeld überhaupt in der Lage sind, höhere Preise durchzusetzen. Wegen der billigen Importe aus asiatischen Staaten sei die Marktmacht dazu nicht vorhanden, so das Argument.

      Das Problem der Inflation wäre dann weniger stark, allerdings würden die Ergebnisse der Firmen wegen der höheren Kosten einbrechen - ebenfalls ein wenig erbauliches Szenario für die Finanzmärkte.

      © 21.02.2003 www.stock-world.de

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      Avatar
      schrieb am 21.02.03 19:44:49
      Beitrag Nr. 2.067 ()
      Freitag, 21. Februar 2003

      ThyssenKrupp auf "Ramsch-Status" – zu Recht ?

      von Jochen Steffens

      Ich bin wirklich überrascht. Bekannt war, dass Standard&Poors (S&P) das Rating von ThyssenKrupp (WKN 750000) überprüfen und neu bewerten wollten. Ich hätte mit einer Herabstufung um eine Stufe gerechnet. Aber nein, S&P stuft ThyssenKrupp direkt um 2 Stufen herab – Ramsch-Status.

      Das tut weh. Immerhin 20 Mio Euro jährlich dürfte die zusätzliche Belastung durch höhere Finanzierungskosten betragen. Sie fragen sich sicherlich, warum S&P das gemacht hat, da muss es doch einen Grund für geben. Das Problem hierbei ist viel komplizierter als man zuerst ahnen sollte. Es geht um verschiedene Berechnungsmethoden der Analysten. Hier besonders darum, wie man die Rückstellungen für Pensionen und Gesundheitsvorsorge-verpflichtungen behandelt.

      In diesem Fall hat die Ratingagentur wohl zumindest kritisierbare Bewertungsmaßstäbe angesetzt. So verwundert es auch nicht, dass der Konzernchef Ekkehard Schulz dieses Rating scharf kritisiert und daran festhält, dass ThyssenKrupp gut aufgestellt sei. Kein Wunder, immerhin haben sie ihre Schulden von 8,7 Mrd auf 4,7 Mrd Euro gesenkt. Auch rechnet das Unternehmen im laufenden Jahr weiter mit einer Verbesserung des Ergebnisses.

      Und so dürfte es Sie auch nicht verwundern, dass ich an meiner Einstellung festhalte: ThyssenKrupp bleibt interessant. Nun sollte man noch ein wenig abwarten und dann einsteigen ... Abwarten deswegen, weil einige Fonds das Papier nun nicht mehr halten können. Es ist ihnen nicht erlaubt, in ihren Portfolios Aktien mit Ramsch-Status zu halten. Sollte hier das Schlimmste vorbei sein, sollte ein Einstieg lohnenswert sein.

      ThyssenKrupp sinkt um verhaltene 4,3 % auf 9,5 Euro.
      ___________________________________________

      Zwei Überraschungen


      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Die große Überraschung: Der amerikanische Produzentenpreisindex ist im Januar um 1,6 % gestiegen – das ist der größte monatliche Anstieg seit 1990! Es ist natürlich klar, dass die steigenden Ölpreise (und Energiepreise allgemein) für einen großen Teil dieses Anstiegs verantwortlich sind. Insgesamt sind die Energiepreise im Januar um 4,8 % gestiegen, bei den Lebensmitteln betrug der Preisanstieg 1,6 %.

      Und was ist das? Überraschung, Überraschung. Es gibt noch einen Rekord. Die USA konsumieren das Kapital der Welt mit Rekordraten. Im Dezember betrug das Außenhandelsbilanzdefizit der USA satte 44,2 Milliarden Dollar. Das sind noch 10,5 % mehr als im November, als es bereits mit 40,0 Milliarden Dollar einen Rekord gegeben hatte.

      Insgesamt erreichte das Außenhandelsdefizit der USA im letzten Jahr 435,2 Milliarden Dollar, ein Plus von 21,5 % gegenüber dem Vorjahreswert von 358,3 Milliarden Dollar.

      Und es sieht so aus, als ob die Amerikaner nicht nur das Kapital der Welt konsumieren, sondern auch das Essen der Welt. Im letzten Jahr kauften die Amerikaner mehr Cabernet Sauvignon, Brie und Barley, als Amerikas Farmer im Ausland verkauften. Das zweite Mal in der amerikanischen Geschichte gab es auch im landwirtschaftlichen Bereich ein Außenhandelsbilanzdefizit. Aufmerksame Leser(innen) des "Investor`s Daily" wird es nicht wundern, dass die USA im Handel mit China das größte Defizit erzielten. Im letzten Jahr kauften die Amerikaner für 103 Milliarden Dollar mehr Waren in China, als sie dorthin exportierten. Damit ist das amerikanische Defizit im Handel mit China das dritte Jahr in Folge gestiegen. China hat damit Japan überholt.

      Es gibt aber ein wichtiges Exportgut der USA: Hypothekenschulden. Laut Roberston Morrow (der einen Artikel im "American Conservative" darüber geschrieben hat) werden fast 20 % der amerikanischen Hypotheken an ausländische Investoren verkauft. Das schafft eine Verbindung zwischen den zwei amerikanischen Sektoren mit den größten Ungleichgewichten: Hypotheken und Handelsbilanz.

      "Ein notwendiger Aspekt der Schuldenblase ist die Bereitschaft der Ausländer, uns Geld zu leihen", so Morrow. "Es geht nicht nur um die 20 % der Hypotheken, die an ausländische Banken und Investoren verkauft werden, sondern auch um andere Bereiche. Wenn man die ausländischen Käufer wegnehmen würde, dann würde der amerikanische Hypothekenmarkt kollabieren, und die zahlreichen billigen Hypotheken wären für die Amerikaner nicht mehr verfügbar."

      "Ohne ausländische Käufer", so Morrow weiter, "würde sich die Welle der tilgungsfreien Hypotheken umdrehen, und wir würden zum normalen Modus des langsamen Abbezahlens von Hypotheken zurückkehren. Die Spekulationsblase am Hypothekenmarkt ist eine notwendige Konsequenz des amerikanischen Handelsbilanzdefizits."

      _______________________________________________

      Der goldene Weg

      von Paul van Eeden

      1992 litt die brasilianische Wirtschaft unter einem Schuldenberg und einer galoppierenden Inflation, was zu einem kompletten Kollaps der brasilianischen Währung – des Real – führte. Der Real wurde praktisch wertlos und wurde durch den "neuen Real" ersetzt.

      In Krisen flieht das Kapital in die sichersten Häfen. Die brasilianische Krise führte dazu, dass sehr viel Kapital aus Brasilien in die USA floh. Die Statistik zeigt, dass von 1992 bis 1994 deutlich mehr Geld aus Brasilien in die USA floss als zuvor (+10 %) – was den Kursanstieg des Dollar in diesem Zeitraum unterstützte.

      Im nächsten Jahr –1995 – gab es die "Tequila-Krise". Mexiko erlebte den größten ökonomischen Kollaps seit der Revolution. Der Peso verlor 50 % seines Wertes. Das führte dazu, dass weiteres Kapital in die USA floss, diesmal aus Mexiko, was den Dollar weiter stärkte. Zu diesem Zeitpunkt legte die US-Wirtschaft ein sehr ordentliches Wirtschaftswachstum von 5 % hin, verglichen mit 3 % in Europa. Da die Wirtschaft in den USA so kräftig wuchs und am Aktienmarkt hohe Renditen anfielen, war es keine Überraschung, dass weiterhin ausländisches Kapital in die USA floss.

      Aber der amerikanische Aktienmarkt war bereits damals überbewertet. Dabei stand der Dow Jones damals erst bei 3.500 Punkten. 1996 kam es dann zur Asienkrise. Es kam zu einem erstaunlichen Kapitalfluss in die USA: Alleine in den beiden Jahren 1996 und 1997 flossen 356 Milliarden Dollar dorthin. Es ist kein Zufall, dass der Goldpreis im Februar 1996 bei 415 Dollar pro Unze seinen Höchststand erreichte.

      Die Welt litt noch unter den Nachwirkungen der asiatischen Gruppe, als Russland sich 1998 weigerte, seine Schulden zu bezahlen. Im Januar 1999 startete der Euro, und er fiel umgehend gegenüber dem Dollar – in 2 Jahren verlor er 35 % seines Wertes. Die "New Economy" sorgte dafür, dass weiter sehr viel Kapital in die USA floss. Die Gewinne am US-Aktienmarkt sorgten dafür, dass immer neues Kapital angezogen wurde. Und natürlich hatten die USA das Image eines "sicheren Hafens".

      Von 1992 bis 1999 flossen netto mehr als 1,2 Billionen Dollar in die amerikanische Volkswirtschaft. Zu Beginn wurde dieses Geld hauptsächlich in US-Anleihen investiert, was zu einem Boom in diesem Sektor führte, aber auch zu einem Kursanstieg der Anleihen und damit zu einem Absinken der Rendite führte.

      Niedrigere Zinsen bedeuteten auch, dass die Kosten für Kapital fielen. Das erhöhte die Gewinne der Unternehmen. Höhere Gewinne führten wiederum zu höheren Aktienkursen, und höhere Gewinne erlaubten den Gesellschaften, ihre Investitionen und Forschungsausgaben zu erhöhen. Das wiederum stimulierte die Volkswirtschaft, da die Zahl der Jobs stieg.

      Auch der einzelne Konsument profitierte von dieser Entwicklung. Die Arbeitslosigkeit ging zurück, und auch die Zinsen, die für Kredite und Hypotheken bezahlt werden mussten. Die günstigen Kredite verführten sowohl die Unternehmen als auch die Konsumenten zu neuen Schulden. Von 1992 bis 2002 erhöhten sich die Schulden der Konsumenten um 119 % und die Schulden der Unternehmen um 95 %.

      Es ist wichtig, festzustellen, dass weder Bill Clinton noch Alan Greenspan die Väter dieser "guten Zeiten" waren. Sie waren eher Beobachter als Akteure. Die Märkte hörten 1996 nicht auf Alan Greenspan, als er vor "irrationalen Übertreibungen" warnte. Er wurde ignoriert, weil er den gewaltigen Zustrom von Kapital nicht aufhalten konnte. Und genau so wenig, wie er damals den Aufbau der Spekulationsblase verhinderte, wird er jetzt die Probleme, die nach dem Platzen der Spekulationsblase entstanden sind, selbständig bewältigen.

      Wie bereits erwähnt, begann der Dollar 1992 seinen Aufstieg. Aber erst 1996 ging es richtig los. Und der stärkere Dollar hatte Konsequenzen. Die amerikanischen Exporte verteuerten sich, was die Exportindustrie traf. Die Importe wurden billiger, was die Nachfrage nach importierten Gütern steigen ließ. Dadurch geriet die Handelsbilanz völlig aus dem Lot. 1992 lag das amerikanische Außenhandelsbilanzdefizit bei 36 Milliarden Dollar; 2002 bei 420 Milliarden Dollar.

      Eine negative Handelsbilanz führt zu einer negativen Zahlungsbilanz. Der Zufluss von Kapital in den 1990ern und das explodierende Handelsbilanzdefizit sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Die ausländische Nachfrage nach Dollar wurde durch die amerikanische Nachfrage nach importierten Gütern aufgefangen. Das Problem mit dem riesigen Außenhandelsdefizit ist Folgendes: Niemals zuvor in der Wirtschaftsgeschichte folgte einem solchen Defizit KEINE Rezession, die dieses Ungleichgewicht korrigierte. Die Stärke einer solchen Rezession hängt von der Größe des Außenhandelsdefizits ab. Das Problem ist, dass das amerikanische Außenhandelsbilanzdefizit derzeit besonders groß ist – egal, welchen Maßstab man nimmt. Nominal gesehen ist dieses Defizit ohnehin das Größte, das die Welt je gesehen hat.

      Die Größe des amerikanischen Außenhandelsdefizits signalisiert, dass den USA eine lange und harte Rezession bevorsteht.

      investorverlag.de
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      schrieb am 21.02.03 20:02:34
      Beitrag Nr. 2.068 ()
      US-Finanzwerten stehen düstere Zeiten bevor
      Experte: Dominanz im S&P-500 folgt der Absturz – Verweis auf Schicksal der Tech-Titel


      New York - Banken, Brokerhäuser und Versicherungen beherrschen den US-Aktienmarkt mehr denn je. Für Steve Leuthold, Chairman von Leuthold Group, gilt dies als deutliches Signal dafür, dass ihre Aktienkurse fallen werden. Gemessen an der Marktkapitalisierung ist die Gruppe der Finanzwerte die größte im Index Standard & Poor’s 500. Sie kommen dieses Jahr auf 21 Prozent – das ist ein Rekord. Zu den zehn wertvollsten Index-Mitgliedern gehören Citigroup, der weltgrößte Finanzdienstleister, und American International Group, der größte Versicherungskonzern.


      Leuthold, dessen Research- und Investmentgesellschaft zwei Drittel der 100 größten Vermögensverwalter in den Vereinigten Staaten betreut, rät von Finanzwerten ab. Die Aussichten der Branche haben sich trotz ihrer Größe verschlechtert, heißt es im Februar-Bericht. Der Finanzdienstleistungssektor ist zum „Liebling der Börse“ geworden, beschreibt Andy Engel, Senioranalyst bei Leuthold Group in Minneapolis, die Situation. „Sobald eine Gruppe den Index dominiert, dürfte es mit ihr schon bald darauf deutlich bergab gehen.“


      Als Technologiewerte vor drei Jahren ihren Höchstwert erreichten, machten sie mehr als ein Drittel vom S & P 500 aus. Seitdem ist ihr Branchenindex 78 Prozent eingebrochen. Energiewerte, 1982 noch mit 30 Prozent vertreten, haben in den darauf folgenden 20 Jahren auf ein Gewicht von 6,1 Prozent abgespeckt. Die Leuthold-Vermögensverwaltung hat Finanzwerte weder im Leuthold Core Investment Fund noch im Leuthold Select Industries Fund, betont Engel. Mit einem Anlagekapital von 140 Mio. Dollar brachte es der Core Investment Fund in den vergangenen fünf Jahren auf ein Plus von jährlich 4,9 Prozent. Damit hat er nicht nur den S & P 500 geschlagen, sondern auch mehr als 95 Prozent aller vergleichbaren Fonds, zeigen Bloomberg-Daten.


      Am Donnerstag dieser Woche waren Finanzwerte mit 20,4 Prozent im S&P 500 vertreten. In den vergangenen 25 Jahren kam die Gruppe auf eine durchschnittliche Gewichtung von 9,2 Prozent, heißt es im Leuthold-Bericht. Die Banken haben am nicht vorhandenen Kreditwachstum zu knapsen, Broker dürften Jahre bis zur Wiederbelebung des Aktienhandels warten müssen, und für Sachversicherer wird der Wettbewerbsdruck stärker, fasst der Bericht die Risiken zusammen.


      Einigen Investoren ist Leuthold jedoch zu pessimistisch. Finanzwerte seien vergleichsweise günstig zu haben und werden vom Aufschwung der Börse profitieren, erläutert David Katz, für die Investments bei Matrix Asset Advisors in New York verantwortlich. „Wir finden, dass viele Finanzunternehmen sehr gut positioniert sind“, meint Katz, der Aktien von Morgan Stanley, Merrill Lynch, J.P. Morgan Chase und Citigroup im Matrix Advisors Value Fund verwaltet.


      „Leuthold ist ein sehr cleverer Bursche und wir mögen seine Analysen, aber in diesem Punkt sind wir anderer Meinung“, betont Katz. Die im S & P 500 Financial Index aufgeführten Aktien kommen auf ein durchschnittliches Kurs-Gewinn- Verhältnis von 13,7. In den vergangenen zwölf Monaten lag ihr Schnitt noch bei 18.


      Ganz auf Finanzwerte zu verzichten, ist eine Entscheidung, gegen die sich viele institutionelle Investoren sträuben, beobachtet Allen Ashcroft, Fondsmanager bei Allied Investment Advisors in Baltimore. Vermögensverwalter, die sich auf die größten US-Unternehmen konzentrieren, werden häufig an der Performance vom S & P 500-Index gemessen. Ohne Finanzwerte riskiert der Anleger, gegenüber der Benchmark zurückzufallen, wenn es zu einer Rallye der Finanztitel kommt. „Liegst Du richtig, bist Du der Held, liegst Du falsch, bist Du der Idiot“, so Ashcroft. Der S & P 500 Index ist in den vergangenen zwölf Monaten um 24 Prozent gefallen. Der S & P 500 Financials Index, dem 81 Werte angehören, gab in dieser Zeit 16 Prozent ab. Spitzenreiter waren die Aktien der Kreditkartengesellschaft Providian Financial mit plus 52 Prozent.


      Vor diesem Hintergrund sollten die Investoren von Finanzwerten lieber ganz die Finger lassen, rät Engel. „Wenn sich alle auf eine bestimmte Gruppe stürzen, wird es Zeit, aus dieser Gruppe auszusteigen.“ Offenbar wird es Zeit, diesen Rat zu befolgen, denn einige Investoren scheinen schon Finanztitel abzustoßen. So verloren die Aktien von Unum Provident, dem größten US-Berufsunfähigkeitsversicherer, in den vergangenen zwölf Monaten 54 Prozent an Wert. Bloomberg




      Artikel erschienen am 22. Feb 2003
      welt.de
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      schrieb am 21.02.03 20:05:50
      Beitrag Nr. 2.069 ()
      Der Markt für Risikokapital ist am Boden
      Studie: Investitionen in Deutschland gehen um 70 Prozent zurück – Experten rechnen mit einer Welle von Zusammenschlüssen

      von Carsten Dierig

      Frankfurt/Main - Der deutsche Markt für Risikokapital ist in den vergangenen Monaten regelrecht eingebrochen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Stuttgarter Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young und des amerikanischen Forschungsinstituts Venture One. Risikokapitalgeber investierten im vergangenen Jahr nur noch 575 Mio. Euro nach 1,9 Mrd. Euro im Jahr 2001 – ein Rückgang um fast 70 Prozent. Damit fielen die Investitionen um gut zwölf Prozent mehr als im europäischen Durchschnitt. „Deutschland droht im Markt für Risikokapital den Anschluss zu verlieren“, schreiben daher die Autoren der Studie. Die Gesellschaften hätten als Reaktion auf die Flops der vergangenen Jahre die Bremse zu stark angezogen. Der Branchenkrise folge nun eine Konsolidierungsphase.


      Ernst & Young rechnet mit mehreren Fusionen und Insolvenzen bei den Risikokapitalgebern. „Durch Zusammenschlüsse können die Unternehmen die Risiken und Verluste in ihren Portfolios ausgleichen“, sagt Julie Teigland, bei Ernst & Young zuständig für die Risikokapitalgesellschaften. Marktbeobachter bestätigen diese Entwicklung. Betroffen seien vor allem Emittenten, die in den Boomjahren von 1998 bis 2001 auf den Markt gedrängt sind. Gleichzeitig ziehen sich die Großen der Branche aus dem deutschen Markt zurück und gehen beispielsweise nach Amerika, wo Risikobeteiligungen eine deutlich längere Tradition haben und mit Krisen besser umgegangen werden könne.


      Wird Risikokapital zur Mangelware, ist der deutsche Mittelstand einmal mehr der Verlierer. Durch den Strukturwandel an den Finanzmärkten und im Bankensektor bekommen mittelständische Unternehmen nach eigenen Angaben ohnehin nur schwerlich einen Bankkredit. Nun scheint auch die Möglichkeit der außerbörslichen Beteiligung weitgehend wegzubrechen. Denn nach Julie Teigland ist der Markt für Venture Capital am Boden. Venture Capital sind Investitionen in der Gründungs- oder sehr frühen Unternehmensphase.


      Nach den Übertreibungen in der Boomzeit wird nun in entgegengesetzter Richtung übertrieben. „Damals wurde jedes Unternehmen finanziert, das ein dot.com im Namen hatte“, sagt Thomas Etzel, Leiter Private Equity bei der ING-BHF-Bank. Das gäbe es heute nicht mehr. Denn während im Jahr 2000 noch rund 1,4 Mrd. Euro in Unternehmen aus der Informationstechnologie investiert wurden, waren es im vergangenen Jahr nur noch gut 180 Mio. Euro. Ähnlich sieht es bei Einzelhändlern und Dienstleistern aus. Hier schrumpfte die Investitionssumme im gleichen Zeitraum von 1,05 Mrd. Euro auf nur noch 47 Mio. Euro.


      Grund sind die wegen der schlechten Erfahrungen gestiegenen Anforderungen der Risikokapitalgeber. „Von den Unternehmen wird erwartet, neben einem perfekten Businessplan auch ein erstklassiges Management und eine schnellstmögliche gewinnbringende Ausstiegsmöglichkeit zu haben“, sagt Julie Teigland. Die beste Chance auf Risikokapital hätten daher solche Unternehmen, die bereits die Anfangsphase erfolgreich überstanden haben.


      Der Markteinbruch hat aber nicht nur Folgen für die kapitalsuchenden Unternehmen. Aufgrund des enger werdenden Marktes wird es auch für private Anleger schwerer, ihr Kapital außerbörslich gewinnbringend anzulegen. Denn einige Gesellschaften bieten nicht nur institutionellen Anlegern, sondern auch Privatanlegern derlei Investmentmöglichkeiten noch vor dem Börsengang eines Unternehmens. Bei der ING-BHF-Bank liegt die Mindestsumme allerdings bei rund 100000 Dollar.


      Artikel erschienen am 22. Feb 2003
      welt.de
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      schrieb am 21.02.03 20:18:08
      !
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      schrieb am 21.02.03 20:22:47
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      schrieb am 21.02.03 20:28:21
      Beitrag Nr. 2.072 ()
      usa

      George W. Pump

      Mit massiven Steuersenkungen treibt der amerikanische Präsident sein Land in die Verschuldung – und schafft sich eine neue Opposition im Volk


      Von Thomas Fischermann



      © Charles Ommaney/Contact Press Images/Agentur Focus
      Endlich eine Hilfe für die Arbeitslosen in den USA: Die Bum Card ist da. Patrick Kuharic, 27 Jahre alt und Datenanalyst aus Cambridge/Massachusetts, hat im November seinen Job verloren. Seitdem unterbreitet er seinen Leidensgenossen ein ungewöhnliches Angebot im Internet. Unter www.bumcard.com verkauft er Ausweise, dass man arbeitslos und damit fortan zu den bums zu rechnen ist – den Nichtsnutzen in der amerikanischen Gesellschaft. Ladeninhaber mögen gegen Vorlage der Karte bitte einen Preisabschlag einräumen. „Tausende solcher Ausweise habe ich ausgestellt“, sagt Kuharic. „Jeder will plötzlich ein bum sein.“

      Für Amerikas Präsidenten George W. Bush könnte die Flut der nicht ganz freiwilligen Taugenichtse zum größten Risiko seiner Karriere werden. Seit März 2002 pendelt die amerikanische Arbeitslosenquote zwischen 5,7 und 6 Prozent, obwohl sich die Konjunktur allmählich erholt. Zusätzlich verabschiedet sich eine unbekannte Zahl von Amerikanern ganz vom Arbeitsmarkt und damit aus der Statistik. Jared Bernstein vom Economic Policy Institute in Washington sieht für die kommenden Monate keine Besserung voraus: Jobless growth werde es geben, eine Art des Wirtschaftswachstums, die kaum Arbeitsplätze schafft.

      Nach wie vor vergeht kaum eine Woche, in der nicht Konzerne neue Massenentlassungen melden. Etliche Unternehmen haben zum Jahresbeginn ihre Gewinnerwartungen zurückgeschraubt. Investitionen sind im ganzen Land für die Zeit nach einem möglichen Krieg am Golf zurückgestellt. Dean Baker und Mark Weisbrot vom Washingtoner Center for Economic and Policy Research haben sogar ausgerechnet, dass in einem Golfkrieg 1,6 Millionen weitere Jobs verschwinden könnten – wenn der Konflikt ungünstig verläuft und sich Monate hinzieht.

      Die ganze Welt starrt auf die Konjunkturlokomotive Amerika, aber sie muss sich wohl auf weitere Verspätungen einstellen.

      Für Bush selbst bleibt allerdings nicht mehr viel Zeit. Die nächste Präsidentschaftswahl ist auf November 2004 terminiert, und die meisten Amerikaner müssen die Wirtschaftsflaute deutlich ernster nehmen als der selbst ernannte Nichtsnutz Kuharic. „Die Krise hat eine gewaltige Abwärtsspirale in Gang gesetzt“, sagt Jonathan Rosen vom New York Unemployment Project, einer Hilfsorganisation für Arbeitslose. „Ganz normale Mittelklassefamilien lösen ihre Altersrücklagen auf, junge Arbeitslose ziehen zu den Eltern zurück, die Ehefrau wird zum Arbeiten zu Starbucks geschickt.“

      Schon jetzt bekommt der Präsident in Umfragen immer schlechtere Noten für seine Wirtschaftspolitik. Selbst aus Unternehmerkreisen schallt ihm laute Kritik entgegen. „Die Arbeitslosenquote muss bei der Wahl nahe fünf Prozent liegen, sonst gerät Bushs Wiederwahl in Gefahr“, meint Roger Kubarych, Ökonom am Council on Foreign Relations in New York. „Dafür braucht er im kommenden Jahr vier Prozent Wirtschaftswachstum. Reichlich ehrgeizig.“

      Ehrgeiz freilich hat Bush, nicht nur im Kampf gegen das Böse in der Welt. Nach zwei Stimulierungsprogrammen für die Wirtschaft und drei Budgetentwürfen seit seiner Wahl im Jahr 2000 sind klare Konturen von Bushonomics zu erkennen. Der Präsident will der schwachen Wirtschaft mit einer Radikalkur auf die Beine helfen und orientiert sich dazu an Rezepten aus der Ära Reagan. Damals hatten die so genannten supply side economics Konjunktur, und Bush folgt ihren Verschreibungen bis ins Detail. Im kommenden Jahrzehnt soll der Staat auf drei Billionen Dollar Steuereinnahmen verzichten, das wäre fast ein Drittel eines jährlichen amerikanischen Bruttoinlandsprodukts. Damit würde Bush Parteifreund Reagan übertrumpfen – und findet den Beifall konservativer Ökonomen. „Es ist sinnvoll, Reagans Erfolg zu wiederholen und unser Steuersystem freundlicher zu gestalten“, meint Robert Barro, Wirtschaftswissenschaftler an der Harvard-Universität.

      Ein weiteres Indiz für die neue, alte Zeit: Arthur Laffer ist wieder in Mode, der ehemalige Berater Reagans. Die Konservativen in Washington nutzen seine berühmte „Laffer-Kurve“ erneut als theoretische Unterfütterung: Steuersenkungen können die Wirtschaft so stark anfeuern, dass der Staat am Ende mehr Steuern einnimmt als zuvor. In den ökonomischen Lehrbüchern zählt die Kurve zu den Klassikern – allerdings als eine Theorie, die sich in der Praxis nicht bewiesen hat. In den Reagan-Jahren lebte Amerika in großem Stil auf Pump. Erst Mitte der Neunziger fegten der New-Economy-Boom und die Sparsamkeit der Clinton-Ära die gewaltigen Defizite weg, die sich zuvor aufgetürmt hatten.

      Fürs Erste rechnet die Bush-Administration sogar selbst mit saftigen Defiziten. Allein im Jahr 2004 könnten die jüngsten Budgetvorschläge des Präsidenten ein Loch von 300 Milliarden Dollar in die Kassen reißen, also knapp drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts – europäische Verhältnisse in Amerika, wo man vor wenigen Jahren noch das Ende der Staatsverschuldung debattierte. Günstigere Projektionen der Regierung für die Jahre danach gelten als überoptimistisch, zumal noch niemand die Kosten eines Irak-Krieges einkalkuliert hat. „Binnen eines Jahrzehnts könnten die USA mit einer ähnlichen Haushaltslage dastehen wie Brasilien vor einem Jahr“, wettert der Ökonom Paul Krugman. Doch im Weißen Haus gelten rote Zahlen nicht mehr als Problem. Sogar Bushs neuer Finanzminister John Snow, der früher als scharfer Kritiker von Haushaltsdefiziten galt, erklärte gerade der Business Week: „Wir könnten ein Defizit von zwei Prozent (des Bruttoinlandsprodukts) in alle Ewigkeit laufen lassen und würden die Finanzmärkte damit nicht aus der Ruhe bringen.“

      Muss Amerika – und der Rest der Welt – also den Atem anhalten, während die Bush-Regierung ein wirtschaftspolitisches Experiment aus der Reagan-Ära wiederholt? Einen Aufschwung auf Pump, mit gefährlichen Folgen für die amerikanische Staatsverschuldung, für Inflation und Zinsen? Eine Gruppe von 400 Ökonomen, darunter zehn Nobelpreisträger, glaubt das jedenfalls. Die Experten wandten sich vergangene Woche mit einem geharnischten Protestbrief an die amerikanische Presse. Bushs Pläne dienten einer „permanenten Veränderung der Steuerstruktur“, hieß es darin, „und nicht der kurzfristigen Schaffung von Arbeitsplätzen und Wachstum“. Die Folge seien „chronische Defizite“.

      Tatsächlich ist sich eine beachtliche Zahl von Ökonomen einig: Bushonomics sei ein besonders ineffizientes Rezept für die Rettung der amerikanischen Konjunktur. Krisenzeiten brauchten massive und schnell wirkende Konjunkturspritzen, am besten durch Ausgabenprogramme. Die auf lange Frist angelegte Senkung der Steuern hätte im Augenblick keine Priorität, auch wenn man sie aus anderen Gründen sinnvoll finden könne. Extrageld vom Staat solle vor allem ärmeren Amerikanern und Arbeitslosen vom Schlage Kuharics zugute kommen. Nicht wegen der Gerechtigkeit, sondern aus ökonomischen Gründen: Ärmere Leute stecken neues Geld größteneils in den Konsum und heizen ihrerseits die Wirtschaft an.

      Von den Plänen des Präsidenten profitieren dagegen vor allem Großverdiener. Besonders entlasten sie diejenigen, die Bush zur „Investorenklasse“ zählt. Zu den Eckpunkten seiner Steuerpolitik gehören die Abschaffung der Dividendensteuer und großzügige Steuerbefreiungen für private Ersparnisse. Mittelfristig wollen manche Berater des Präsidenten sogar noch einen Schritt weiter gehen: hin zu einem Steuersystem, das nur noch Abgaben auf den Verbrauch erhebt und alles andere unbesteuert lässt.

      Inzwischen bekommt sogar mancher Partei-freund Bushs im Senat und Abgeordnetenhaus kalte Füße, weil die Bürger in den Wahlkreisen murren oder weil sie selbst unkontrollierbare Defizite fürchten. Notenbankchef Alan Greenspan, der in weiten Teilen des Finanzestablishments immer noch als Quasigott verehrt wird, verurteilte in der vergangenen Woche die Pläne des Präsidenten. Noch ein Ankurbelungsprogramm für die Wirtschaft sei „verfrüht“, sorgte sich der Notenbankchef in rarer Offenheit, es drohe eine Abwärtsspirale in immer neue Defizite. Andere Kritiker verweisen auf die möglichen hohen Kosten eines Irak-Krieges und darauf, dass gegen Ende des Jahrzehnts die Kohorte der Babyboomer in den Ruhestand tritt. Dafür müsse vorgesorgt werden. Doch Bush gibt erst mal den Reichen. „Allein die Steuerkürzungen im diesjährigen Budget sind schon größer als das Rentendefizit der kommenden 75 Jahre“, sagt William Gale von der Brookings-Institution in Washington.

      Auf Dauer wird die Lage der amerikanischen Haushaltskassen davon abhängen, wie weit Bush seine Reform in den kommenden Jahren noch treibt. Will er mit dreistelligen Milliardendefiziten leben, zumindest für die Zeit der Wirtschaftsflaute? „Dieser zusätzliche Stimulus würde sogar Keynesianern gefallen“, sagt Willi Semmler, Ökonom an der New School University in New York, „auch wenn man dafür plädieren würde, das Geld zielgerichteter auszugeben.“ Oder will er einen anderen Trick aus der Ära Reagans wiederholen? Der hatte sich die wachsenden Defizite später zunutze gemacht, um massive Einsparungen bei den Ausgaben – vor allem in den Sozialetats – zu begründen.

      Bush selbst hat sich bislang nicht gerade als Sparkünstler hervorgetan. Die Ausgaben für das Militär und die Innere Sicherheit sind nach oben geschnellt. Und Beobachter in Washington rechnen in den kommenden Monaten noch mit der Verteilung von reichlich pork – weiteren politischen Gefälligkeiten für Wahlkreisabgeordnete und Interessengruppen, die schon im Budget des vergangenen Jahres großzügig bedient wurden.

      Derart funktioniert das politische Spiel in Washington: George W. Bush ist als ein harter Verhandlungsführer bekannt, der frei nach der Art arabischer Basare erst eine Maximalforderung vorlegt. Danach lässt er sich herunterhandeln. Diesmal rechnen Beobachter mit einem besonders harten Kampf – schon weil es Skepsis in den eigenen Reihen gibt. Außerdem muss der Präsident das Programm zügig durchpeitschen, wenn es noch vor den Präsidentschaftswahlen Erfolge zeigen soll.

      So kommt es, dass Bushs Pläne schon jetzt etliche vorbeugende Zugeständnisse an die Demokraten enthalten, die sein Paket andernfalls blockieren könnten – mehr Geld für Schulen zum Beispiel, Hilfen für Arbeitslose, Mittel für die Aids-Forschung. Neue werden hinzukommen, mit anderen Worten: zusätzliche, direkte Staatsausgaben. Genau das also, was es sich Bushs Kritiker zum Ankurbeln der Wirtschaft wünschen. Das Schließen der Haushaltslöcher geschieht dann eben später. Vielleicht.


      (c) DIE ZEIT 09/2003

      ZUM ARTIKELANFANG
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 20:38:38
      Beitrag Nr. 2.073 ()
      Tarifpolitik
      Erste Eckpunkte für einen Tarifvertrag der Zeitarbeitsbranche

      Erstmals haben sich Gewerkschaften und Zeitarbeitsunternehmen auf Eckpunkte eines Branchentarifvertrags verständigt. Die Vereinbarung soll auch den Rahmen für Personal-Service-Agenturen schaffen, mit denen Arbeitslose wieder in Beschäftigung gebracht werden sollen.

      Ungelernte und angelernte Zeitarbeitskräfte sollen danach einen Regelstundensatz von 8,40 Euro und Facharbeiter von 10,60 Euro erhalten. Für Facharbeiter mit Erfahrung und Hochqualifizierte sollen zwei weitere Entgeltgruppen eingerichtet werden, deren Bezahlung aber noch offen ist. Ein konkreter Tarifvertrag werde bis Ende Mai ausgehandelt, teilten die Verhandlungsführer Jürgen Uhlemann vom Bundesverband Zeitarbeit (BZA) und Reinhard Dombre vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) am Freitag in Berlin mit.

      Abschläge bei Vermittlungshemmnissen

      Weisen die Arbeitnehmer Vermittlungshemmnisse auf, kann der Regelstundensatz unterschritten werden. Für die beiden unteren Entgeltgruppen sind mindestens 6,85 Euro zu zahlen. Dies entspräche einem Abschlag von 18,5 Prozent. Auch für Facharbeiter mit Vermittlungshemmnissen seien Abschläge denkbar; über deren Höhe muß aber noch verhandelt werden. Wie lange das Tarifniveau auf den Mindeststundensatz gesenkt werden kann, um die Reintegration von Problemgruppen in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, ist noch offen. Das Gesetz sieht eine Frist von sechs Wochen vor, von der tarifvertraglich abgewichen werden kann.

      Um die vom Gesetzgeber geforderte Gleichbehandlung (equal pay) zu verwirklichen, sollen Zeitarbeitskräfte während ihrer Entleihzeit zusätzlich eine branchenabhängige Einsatzzulage erhalten. Deren Höhe muß vom BZA noch separat mit den acht DGB-Einzelgewerkschaften ausgehandelt werden. Für "Schwervermittelbare", die nur den Mindeststundensatz erhalten, wird kein Branchenzuschlag gewährt. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit für Vollzeitbeschäftigte soll 35 Stunden betragen. Da in den einzelnen Entleihbetrieben unterschiedliche Arbeitszeitregimes gelten, sind auch längere Arbeitszeiten möglich; die entsprechenden Guthaben sollen auf Zeitkonten angespart und zur Überbrückung verleihfreier Zeiten genutzt werden.

      Gewerkschaften streben Allgemeinverbindlichkeit an

      Eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung wird von den Gewerkschaften angestrebt. Nach Uhlemann fehlen dafür die Voraussetzungen, da der BZA nur knapp 37 Prozent der Branche und selbst unter Einschluß der von der Interessengemeinschaft Zeitarbeit (IGZ) vertretenen Betriebe nur 42 Prozent der Branche vertrete; für eine AVE sind dagegen mindestens 50 Prozent erforderlich.

      "Wir haben unsere Schulaufgaben gemacht und eine neue Ära begonnen in der Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaften und der Zeitarbeitsbranche", sagte Dombre. Ziel der Gewerkschaften sei es, auch mit den nicht im BZA organisierten Firmen Tarifverträge zu schließen. "Wir machen keine Billiglösung mit." Uhlemann betonte, die Regelungen müßten auch für die Personal-Service-Agenturen gelten. Die Arbeitgeber hätten versucht, "die Flexibilität, die die Politik nicht zur Verfügung stellt, zu sichern und keinen zusätzlichen Kostenschub zu verursachen".

      Clement jubelt, der Mittelstand protestiert

      Bundesarbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) begrüßte die Einigung. „Es geht um eine der wichtigsten Veränderungen am Arbeitsmarkt“, sagte Clement am Abend in Berlin. Die Personal-Service-Agenturen, die jetzt im ganzen Land entstünden, bekämen mit der sich abzeichnenden Lösung eine gute Grundlage, um viele Erwerbslose über Zeit- und Leiharbeit wieder in Lohn und Brot zu bringen.

      Protest kam indes von den Vertretern der mittelständischen Zeitarbeitsunternehmen. "Die Zeitarbeit als Jobmotor wird damit abgewürgt", sagte der IGZ-Sprecher der Tarifkommission, Holger Piening. Der Verband, der die Verhandlungsrunde bereits am Tag zuvor verlassen hatte, werde den Eckpunkten nicht zustimmen. "Wir halten die Konditionen für unsere Unternehmen für nicht umsetzbar, sie sind viel zu kompliziert." Die IGZ suche aber weiterhin das Gespräch mit dem DGB. (nf./clb.)

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.02.2003, Nr. 45 / Seite 12
      Bildmaterial: dpa
      _______________________________
      Der IGZ-Sprecher will wohl Sklaven und nicht Arbeiter.
      Soll man etwa, um jeden Preis arbeiten?
      Man arbeitet um zu leben und nicht umgekehrt.
      Avatar
      schrieb am 21.02.03 21:05:05
      Beitrag Nr. 2.074 ()
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 16:05:29
      Beitrag Nr. 2.075 ()
      24.02. 22:54
      US Wertpapierkredite - Starke Abnahme
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Verlaufsdarstellung seit 1986.



      Avatar
      schrieb am 25.02.03 16:06:50
      Beitrag Nr. 2.076 ()
      25.02. 16:01
      US: Verbrauchervertrauen bricht zusammen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der Index zum Verbrauchervertrauen des US-Conference Board lag im Februar zuletzt bei 64 (Prognose: 76.5), nach revidierten 78.8 im Januar. Das ist der größte Rückgang des Verbrauchervertrauens seit dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001. Die Erwartungskomponente fiel von 81.1 auf 65.6, während die Lagekomponente von 75.3 auf 61.6 zurückging. Das Conference Board führte den deutlichen Rückgang auf den schwachen Arbeitsmarkt, die steigenden Spritpreise und auf die wachsende Gefahr vor Terroranschlägen und vor einem Irakkrieg zurück.
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 16:18:13
      Beitrag Nr. 2.077 ()
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 16:31:20
      Beitrag Nr. 2.078 ()
      Die zwei Wochen Kriegs-Frist

      von Jochen Steffens

      Die USA und Großbritannien haben der UN nun eine zwei Wochen-Frist gegeben. Innerhalb dieser zwei Wochen soll die UN über eine neue Irakresolution entscheiden. Die Resolution soll zu einem Krieg gegen den Irak ermächtigen und dabei festhalten, dass die Auflagen der UN nicht erfüllt seien. Der Resolutionsentwurf soll noch heute vorgelegt werden. Unterdessen bemüht sich Außenminister Colin Powell um Unterstützung der Chinesen. Powell drohte bei einem Besuch in China, wenn der Irak seine Verpflichtung nicht erfülle und die UN sich weiterhin weigere zu handeln, werde das zu "einem schwarzen Tag" für die UN. Klingt das ein wenig nach Erpressung?

      Deutschland: Die Gerüchte bezüglich des Treffens zwischen der Regierung und Banken reißen nicht ab: So soll ein Notfall-Plan zur Gründung einer Auffang-Bank für Kreditwesen existieren. Es geht hierbei um die vielen faulen Kredite der Banken. In den Medien wurde darüber spekuliert, dass dies doch nur ein Hinweis auf die sehr schlechte Verfassung der Banken sein könne. Natürlich wurde auch dieses Gerücht unterdessen seitens der Regierung dementiert. Bei dem Treffen sei es vielmehr darum gegangen, dass angespannte Verhältnis zwischen der Regierung und den Banken zu entspannen.

      Zu einem anderen seltsamen Fall: Die Herabstufung des Kreditratings von ThyssenKrupp durch S&P. Es gibt viele Stimmen, die dieses eigenartige Rating von S&P skeptisch betrachten ... Sehr häufig ist zu lesen, dass S&P aufgrund der amerikanischen Großpleiten und anderer Gründe Äpfel mit Birnen verglichen habe. Denn man könne die aktuellen Pensionsrückstellungen bei ThyssenKrupp nicht mit den amerikanischen Pensionsprobleme vergleichen. Viel interessanter finde ich hingegen, dass sogar Vermutungen laut wurden, die Rating-Agentur würde deutsche Unternehmen mit Blick auf die aktuelle Irak-Politik der deutschen Regierung absichtlich herabstufen. Ich will das hier mal so stehen lassen. Das alles zeigt zumindest eins: Dieses Rating war überzogen. Hier stimmte was nicht.

      Heute litt der europäische Markt neben der normalen Kriegsangst auch unter dem Finanzskandal von Ahold, dazu gleich mehr. Insgesamt hält sich der Dax in einer Seitwärtsbewegung auf. Seitwärts bedeutet Unentschlossenheit. Die Bullen und Bären sind gleich stark. Alles wartet auf eine Kriegs-Rallye. Die Frage ist: Kommt sie? Die Amerikaner zeigen im frühen Handelsverlauf auch deutlich negative Tendenzen. Kein Wunder. Die Nachrichten und die Wirtschaftsdaten aus Amerika sind mehr als schlecht.

      Hier muss man sich allerdings fragen: Sind sie nur deswegen so schlecht, weil aufgrund des drohenden Irak-Krieges das Verbrauchervertrauen sinkt – die Investitionen zurückgehalten werden – keine neuen Arbeiter mehr eingestellt werden – keine Lagerbestände aufgebaut werden – deswegen die Produktion gedrosselt ist, auch weil die Verbraucher aufgrund des geringen Vertrauens nicht kaufen, etc. Mit anderen Worten, die entscheidende Frage ist: Geht es der Wirtschaft generell so schlecht, oder liegt das Verschlechtern der Wirtschaftsdaten an der Hasenstarre vor einem möglichen Irakkrieg?

      Sie sollten sich fragen: Würden Sie als Unternehmer jetzt investieren, neue Arbeiter einstellen, oder auf Lager produzieren? Das alles, obwohl sie nicht wissen, ob der Krieg einen Flächenbrand auslöst? Was mit den Ölpreisen, den Rohstoffpreisen geschieht? Wie sich daraufhin die Weltwirtschaft entwickelt? Nein, sie würden nicht! Jeder vernünftige Unternehmer wird versuchen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Das kann nur heißen: Sicherungsmaßnahmen! Sind also nun die Wirtschaftsdaten schlecht? Oder sind sie nur ein Zeichen des Wartens? Ich kann es Ihnen nicht sagen. Wäre nicht dieses wirklich schlechte Außenhandelsdefizit, diese Immobilienblase in Amerika und das Schulden- und Pensionsproblem, ich würde darauf tippen, dass sich schlagartig alles bei Beginn eines Kiegs verbessern würde.

      Als Trader hat man es natürlich einfach: Man reagiert auf den Markt. Sollte es zu einem Anstieg unter hohem Volumen kommen, der nicht allzu steil ist, dann kann man sich langsam aufbauend im Markt positionieren. Entdeckt man weiter fallende Kurse, dann ebenfalls, nur in die andere Richtung. Aber als Trader sitze ich auch 14 Stunden am Tag vor meinen Bildschirmen. Ich kann schnell reagieren und meine Positionen glattstellen oder drehen. Als Anleger sollten sie auf die fundierten Analysen in unseren Börsenbriefen zurückgreifen, die auch in diesen Zeiten immer wieder interessante Aktien ausgraben.

      Fast alle guten Trader beherzigen den Grundsatz, sich nicht gegen den Markt zu stellen. Der Markt hat immer Recht und der Markt gibt die Richtung vor. Die eigene Meinung ist für den Einstiegspunkt interessant, danach gibt der Markt den Ton an. Es gilt: Niemals gegen den Markt an der eigenen Meinung festhalten.

      Doch genau das passiert immer wieder. Jedem von uns. Gerade heute ist mal wieder einer meiner "Traderkollegen" pleite gegangen. Mit Ahold, völlig verspekuliert, nachgekauft, nachgekauft und heute auf dem Tief verkauft. Ein Anfängerfehler, und das Einem, der sicher zu den Besten gehörte, aber wir sind alle nur Menschen. Gier frisst Hirn? Ich weiß es nicht. Aber es erschüttert mich immer wieder, so etwas zu hören
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      Ahold schockt mit Bilanzskandal


      von Jochen Steffens

      Ein weiterer Bilanzskandal erschüttert heute die Börse. Beim früheren Vorzeigeunternehmen, dem niederländischen Einzelhandelskonzern Ahold (851287), soll es zu Bilanzmanipulationen gekommen sein. Der Konzernchef und der Finanzvorstand sind zurückgetreten. Es geht um die Bilanzen der US-Foodservice. Das Unternehmen hat bekanntgegeben, dass Unregelmäßigkeiten aufgefallen seien und dass die Geschäftszahlen sowohl für 2000 und 2001 erneut erstellt werden müssten. Insgesamt wird vermutet, dass die Betriebseinnahmen um 500 Mio $ zu hoch angesetzt worden. Aber auch die Zwischenergebnisse für 2002 scheinen nicht korrekt zu sein. Des weiteren werden noch die Geschäfte der Tochter Disco untersucht

      Die Aktie des Unternehmens brach zeitweise um fast 70 % ein. Kein Kauf. Unter dieser Nachricht litten auch andere Einzelhandelsunternehmen und ein paar Banken. Die ohnehin gedrückte Stimmung verstärkte sich noch.

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      Der Druck auf den Gewinnen

      von Martin Weiss

      Weitgehend richtungslos verlief die vergangene Woche an den Märkten. Dies dürfte sich auch noch eine Weile fortsetzen. Denn die Krise um den Irak lenkt momentan fast jegliche Aufmerksamkeit von der eigentlichen "Agenda" ab. Und bevor diese Unsicherheit nicht wieder verschwunden ist, wird sich dies auch nicht ändern.

      Eines aber ist klar: die Ausgangslage vor dem Golfkrieg 1991 ist eine vollkommen andere als die heutige! 1991 war vor der Jahrhundert-Hausse an den Aktienmärkten, 2003 ist nach dem Platzen der Blase und vor allem auch nach dem 11.9.01! Dies sollte nie vergessen werden. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass die Nachrichten, die uns tagtäglich aus Nordkorea erreichen, alles andere als beruhigend sind. Hier könnte uns allen weit mehr Unheil drohen als bei einem Krieg gegen den Irak. Verfolgen sie also die Neuigkeiten um Nordkorea sehr aufmerksam.

      Für sie bleibt indes klar: dies ist gewiss kein Markt, in dem sich mittel- und langfristig ausgerichtete Investoren tummeln! Denn, das fundamentale Gerüst für die Aktien wird immer zerbrechlicher. Letzte Woche wurde nämlich bekannt, dass im Januar diesen Jahres die Produzentenpreise überraschend hoch, um genau 1,6 % anstiegen. Im Dezember 2002 konnte noch ein Rückgang von 0,1 % festgestellt werden. Die Folge dieses unerwartet hohen Anstiegs ist klar. Es kostet den Unternehmen schlicht und einfach mehr, ihre Produkte herzustellen. Aber der Punkt ist eben, dass es immer schwerer gelingt, diese Preissteigerungen auf die Endpreise aufzuschlagen. Dies kommt daher, dass die Verbraucher sich eben bei ihren Ausgaben mehr und mehr zurückhalten. Zurückhalten, weil ihnen angesichts der Job-Misere und ständig steigenden Benzin- und Heizkosten kaum etwas anderes übrig bleibt. Ein immer größer werdender Anteil des Einkommens muß eben dafür ausgegeben werden! Es verwundert kaum, dass die Konsumenten immer preisbewusster agieren. Gekauft wird nur dann, wenn es billig genug ist. Nicht umsonst werden mittlerweile schon Waren aus dem Reich der Mitte im Wert von über $ 125 Milliarden eingeführt.

      Was dies für die Gewinne und die Margen der Unternehmen bedeutet, ist klar. Der Druck steigt zusehends, die Margen schwinden und Preisanhebungen sind am Markt kaum durchzusetzen.

      Dies wird auch durch den sehr moderaten Anstieg der Verbraucherpreise, die im Januar nur um 0,3 % zulegten, eindrucksvoll untermauert. In diesem Kontext sei aber wiederum auf die steigenden Öl- und Gaspreise verwiesen, die diesen Anstieg "fütterten". Ja, die Firmen wissen sehr wohl, dass das Vertrauen der Verbraucher sehr, sehr schwach ist und große Einkommenszuwächse bei den Privathaushalten nicht in Sicht sind. Die Verbraucher sind eben nicht in einer hervorragenden Ausgangsposition, um ihnen weitere Preisanhebungen zumuten zu können.

      Inzwischen sind die Unternehmen jedoch dazu übergegangen, gigantische Kostensenkungs- und Restrukturierungsprogramme vorzunehmen, um die Margenerosionen halbwegs wieder auszugleichen. Zusätzlich ist es jetzt aber so, dass auch von der Produktivitätsseite her keine wesentlichen Steigerungen mehr zu erwarten sind. Ja, wir sind genau an dem Punkt, wo die steigenden Produzentenpreise die Gewinnmargen mehr denn je unter Druck bringen! Seit geraumer Zeit "trompeten" sämtliche Bullen an der Wall Street, dass die Aktienmärkte von einer Gewinnerholung angetrieben sich wieder nachhaltig erholen und ansteigen werden. Ich fürchte, dass genau das Gegenteil dessen passieren wird. Denn, die Rahmenbedingungen für steigende Aktienmärkte sind alles andere als gut.

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      "Von nichts kommt nichts"

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ich war ja knapp 2 Wochen in Urlaub, in Nicaragua – und das Zurückkommen war wie das Aufwachen aus einem Koma. Ich bin ausgeruht, erholt ... aber komplett uninformiert. Was ist in den letzten 2 Wochen passiert, fragte ich mich?

      Nicht viel. Die Kurse der US-Anleihen stehen immer noch in der Nähe ihrer jüngsten Höchstkurse. Die Rohstoffpreise signalisieren eine bevorstehende Inflation ... aber die Anleihenbesitzer scheint das nicht zu kümmern. Sie versuchen weiterhin, ihr Kapital vor dem Bärenmarkt am Aktienmarkt zu schützen. Das Risiko einer Inflation scheint im Vergleich zu einem weiteren 20 %-Verlustjahr am Aktienmarkt gering zu sein.

      Die internationalen Investoren ermöglichen es den Amerikaner weiterhin, über ihre Verhältnisse zu leben; das US-Handelsbilanzdefizit hat im letzten Monat einen neuen Rekordstand erreicht. Aber die internationalen Investoren werden in Bezug auf den Dollar zunehmend skeptischer – stattdessen rücken der Euro und das Gold als "sicherer Hafen" immer mehr in den Vordergrund. Der Euro ist weiter gestiegen und steht jetzt bei über 1,08 Dollar.

      Der Goldpreis ist inzwischen etwas zurückgekommen, aber noch immer verhält er sich so, als ob er in einem neuen langfristigen Bullenmarkt wäre. Ich persönlich bin ja froh, dass der Goldpreis derzeit fällt. Ich kaufe derzeit schließlich Gold; und je billiger es ist, desto mehr bekomme ich für mein Geld. Natürlich hätte man vor einem Jahr noch deutlich günstiger einsteigen können ... aber selbst die heutigen Kurse werden in einigen Jahren wie Schnäppchenkurse aussehen.

      Während die US-Zentralbank immer neue Dollar drucken lässt – "praktisch kostenlos" – muss jede Unze Gold, die auf dem Markt ankommt, durch das Blut, den Schweiß und die Tränen von Millionen von Minenarbeitern, Geologen, LKW-Fahrern und Spekulanten produziert werden.

      "Von nichts kommt nichts", seufze ich. Ich bevorzuge den Wert eines seltenen Metalls gegenüber dem nichts von Geld in elektronischer Form. Deshalb hoffe ich, dass der Goldpreis heute noch etwas fällt, damit ich mehr "etwas" mit "nichts" bekommen kann.

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      US-Einkommen stagnieren

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Fast alle Analysten – im Fernsehen, Radio, in den Zeitungen, im Internet – führen als Grund für die wirtschaftliche Misere der USA die "geopolitische Unsicherheit" an. (Als ob "geopolitische Unsicherheit" die Unternehmen davon abhalten würde, neue Computer zu kaufen, Kabel zu legen, etc.)

      Ich meine, dass es da schon eher eine Rolle spielt, dass die US-Wirtschaft in Krediten ertrinkt. Die Fed, die eine Inflation zur Verhinderung einer Deflation fördern will, hält die Zinssätze künstlich niedrig. So stehen zum Beispiel die Hypothekenzinsen auf dem tiefsten Stand seit 1971. Die Immobilienpreise steigen weiterhin.

      Heute möchte ich auf einen Polypen hinweisen, der derzeit in der US-Wirtschaft heranwächst: Die Inflation auf der Ebene Großhandelspreise und ihre Auswirkungen auf die Aktienkurse. "Natürlich hat der Anstieg bei der Verbraucherpreisinflation bereits Gerede über eine drohende Inflation provoziert", so CNNMoney. "Aber die Investoren sollten sich vielmehr Sorgen über die Kosten, die ihre Profite auffressen, machen." Also über die steigenden Großhandelspreise.

      Das Problem ist, dass die Unternehmen bereits unter zurückgehenden Gewinnen leiden, und sie stehen wegen der sich abschwächenden Konsumausgaben der privaten Haushalte unter Druck Deshalb können sie die steigenden Kosten nicht einfach an die Konsumenten weitergeben. "Die Gewinnmargen schrumpfen", so Paul Kasriel gegenüber CNN. "Höhere Preise sind in der Pipeline, aber sie sind noch nicht angekommen."

      Die Unternehmensgewinne werden zwischen dem Fels der fallenden Konsumentenausgaben und der harten Realität der Fed-Politik eingeklemmt. Der Index der Rohstoffpreise (CRB-Index) ist zuletzt auf über 250 Zähler gestiegen – dem höchsten Niveau seit 5 Jahren. Im derzeitigen harten Konkurrenzkampf um die Konsumenten müssen die Unternehmen diese Kosten schlucken und sie mit ihren angestrebten zukünftigen Gewinnen verrechnen.

      Für die amerikanischen Arbeiter gibt es Sorgen, die konkreter und plötzlicher auftretend sind. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg letzte Woche um 402.000 – was die Analysten "überraschte". Auch die Zahlen für die Woche davor wurden nach oben revidiert, womit es 3 Wochen in Folge zu einem Anstieg gekommen ist. "Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich nicht", meint dazu passend Economy.com. Gleichzeitig sind die Reallöhne im Dezember und im Januar unverändert geblieben.

      Eine der Legenden des großen Bullenmarktes von 1982 bis 2000 war, dass steigende Aktienkurse der gesamten Gesellschaft Reichtum bringen würden. Im Gegenteil! Das habe ich gemerkt, als ich für mein neues Buch recherchierte.

      Von 1947 bis 1973 stiegen das Einkommen und die Produktivität der US-Haushalte stetig. Aber von 1973 bis 1993 – den Jahren, die die Presse als "Jahrzehnte der Gier" bezeichnet – ist das Familieneinkommen real überhaupt nicht gewachsen. In diesem Zeitraum begannen mehr Frauen, zu arbeiten. Aber das hatte eine unvorhersehbare Konsequenz: Die realen Löhne der Männer fielen. 1970 verdiente ein Mann im Durchschnitt 677 Dollar pro Woche, und im Jahr 2000 waren es real 33 Dollar weniger. Auf der anderen Seite stieg der Wochenlohn der Frauen im gleichen Zeitraum um real 47 Dollar – aber trotz dieses Anstiegs bleiben die Löhne für Frauen in den USA immer noch unter denen für Männer.

      "Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden pro amerikanischer Familie ist gestiegen", so Gary North. Aber der Median des Einkommens-Wachstums zeigt, dass "das Familieneinkommen insgesamt stagnierte, mit Ausnahme des reichsten Fünftels der Amerikaner."

      Die reichsten Familien arbeiteten im Zeitraum seit 1979 auch am meisten, aber den höchsten Anstieg bei der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden gab es bei den anderen Einkommensgruppen. Dennoch sind die Familieneinkommen dort real nicht gestiegen. "Für dieses Phänomen gibt es keine Erklärung, die alle Volkswirte akzeptieren würden", so North. "Diese Statistiken gehören zu den entmutigendsten Statistiken der jüngsten Wirtschaftsgeschichte."

      _investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 16:42:51
      Beitrag Nr. 2.079 ()
      Über Macht und Wirtschaft: 23.02.2003
      DIESE WOCHE(spatzseite)
      Diese Woche untersucht der Spatz, wie lange man die Leute nasführen kann und wann das nicht mehr geht. Er spürt in gewohnt staatsferner Art fern jeder politischer Korrektheit den wirtschaftlichen Dimensionen des drohenden Krieges nach und untersucht ohne Rücksicht auf Denkverbote, wie man das alte Gesetz umgehen will, daß von nix bekanntlich nix kommt. Interessant für alle außer denen, die gar nix mehr merkeln...


      Wer waren die Indianer?


      Die selbständige US-Politik beginnt mit der Boston Tea Party: Indianer überfielen ein Schiff der englischen Ost-Indien Gesellschaft und warfen die Ladung Tee-Ballen über Bord. Damit begann der Aufstand eines Teiles der Siedler gegen die Kolonialmacht oder - wie man es nimmt - das Mutterland England. Auslöser war der Streit, wer die Kosten für den Teil des siebenjährigen Kriegs zu tragen hat, der den englischen Kolonialisten den Besitz von französisch Louisiana eingebracht hatte. Dieser Besitz war für sie wichtig, weil sie mit ihren Anbaumethoden den Boden in Virginia ausgelaugt hatten und neue Gebiete für den Tabakanbau nur in Louisiana zu finden waren. Der Aufstand, vor allem sein Sieg, brachte den wirklichen Indianern in der Folge weitgehend (bis auf einige traurige Reservatsbewohner. Den Palästinenser wird wohl jetzt das gleiche Schicksal zubereitet) den Untergang. Aber wer waren die Indianer in Bosten?

      Die Frage ist inzwischen geklärt, doch wer waren die Islamisten, welche die Jumbos von Bosten aus in das World Trade Center und ins Pentagon geflogen haben? Diese Frage ist nicht geklärt, (sie wird es erst, wenn ihr Ziel erreicht ist). Es ist gefährlich, sich über die wirklichen Geschehnisse Illusionen zu machen. "Freiheit und Demokratie" klingt schön, kaum einer, der sie je gekannt hat, möchte sie missen. Aber wer hätte sie denn je kennen gelernt, außer in seinen Träumen. Daß die Masse einer Maßnahme zujubelt, heißt doch nicht, daß sie das ist, was sie wirklich will. Sie bejubelt nur das Etikett. So sieht es auch der US Präsident, jedenfalls dann, wenn die Masse ihm wegen des schlechten Marketings nicht mehr zujubelt.

      Die Millionen, die weltweit gegen den Irakkrieg demonstriert haben, hält Bush nur für eine "focus group". Darunter kann man so etwas wie Leute mit einem Röhrenblick verstehen, die nur eines sehen aber rechts und links davon nichts. Krieg ist das letzte Mittel, aber "nichts zu riskieren, ist genau so schlimm", meint er und, er lasse sich durch focus-Gruppen nicht beeinflussen. "Die Aufgabe des Führers ist seine Politik auf der Grundlage von Sicherheit zu entscheiden - in diesem Fall - die Sicherheit der Leute". Hat er nicht Recht? "Manche können in Saddam kein Sicherheitsrisiko für den Frieden entdecken - bei allem Respekt, ich sehe das nicht so". Die Beweise ist uns Powell trotz hochtrabender Versprechen schuldig geblieben. Wer hatte Powell reingelegt? Sein Kollege in England? Und wer hat dem die Weisheiten eines Studenten als letzten Schrei zugespielt? Das war ein Jewish Institute for National Security Affairs (JINSA), eine israelische Organisation mit besten Verbindungen in das US Militär, die im wesentlichen solche Militärs zu Spionagezwecke für Israel anwirbt aber trotzdem in den höchsten Kreisen der USA Deckung und Unterstützung findet.

      Bushs Sprecher Ari Fleischer macht dann deutlicher, wie sein Boß seine Worte verstanden haben will. Fleischer erinnert an die Friedensdemonstrationen gegen die Pershing Raketen in den 80er Jahren. "Es ist nicht das erste Mal, daß es Massenproteste gab - wie früher steht Amerika zu seinen Prinzipien (die Indianer in Bosten) und als Ergebnis seiner Prinzipientreue verweist er auf den "dadurch bewirkten Sturz der Berliner Mauer." Er erwähnte auch Roosevelts Widerstand gegen die Isolationisten, die die USA aus dem Zweiten Weltkrieg heraushalten wollten, der dann doch zu der so vorteilhaften Neuordnung der Welt geführt und sich voll ausgezahlt habe. Diese Neuordnung der Welt ist noch nicht abgeschlossen und darum, sie abzuschließen, geht es letztendlich.

      Das zeigt sich an der Kriegsvorbereitung. Die israelische Zeitung Ha`aretz deckte auf, daß der Mann, den Rumsfeld als den neuen freiheitlich-demokratischen Herrscher für den Irak - jedenfalls zeitweise - vorgesehen hat, General Gay Garner, ein Anhänger der Jobotinsky-Juden ist; das sind die militantesten Ostjuden mit engen Verbindungen zum wohlhabenden organisierten Verbrechen. Garner ist auch Mitglied beim JINSA und hat sich damit hervorgetan, Herrn Sharon zum Vorgehen der israelischen Truppen gegen die Palästinenser in den besetzten Gebieten zu gratulieren und dieses voll zuwürdigen. Man bekommt so eine Ahnung von der Art Freiheit und Demokratie, die den Irakis nach dem Krieg versprochen wird. Lawrenz Kaplan ist nur ein wenig einfallsloser, wenn er die Gegnerschaft gegen den Irakkrieg nach bewährter Nachkriegsmasche mit "Antisemitismus" gleichsetzt. Was läßt sich mit der Metapher denn noch alles verkaufen - Dolphin U-Boote an Israel etwa, oder die neuen handlichen Atomwaffen, über deren Anschaffung man in den USA zur Zeit lebhaft diskutiert?

      Aber es geschehen auch Wunder. In der gleichen Zeitung, der Washington Post, nur einen Tag nach Kaplans intelligenter Bemerkung erschein am 19.2. ein Aufsatz von Brezezinski. Er hatte in den 80er Jahren in Afghanistan die Taliban für die USA mit Saudi-Geld aufbauen lassen und verkündete in seinem Schachbrett-Buch als erster den hemmungslosen Alleinherrschaftsanspruch der USA. Nun rät er Herrn Bush schon in der Überschrift: "Akzeptiere Abrüstung als Ergebnis!" Im Artikel kritisiert er die imperiale Kriegsdoktrin, das "biblische Mumbo-jumbo" hinter dem Krieg, die uneingeschränkte Unterstützung Bushs für Sharon im israelisch-palästinensischen Konflikt und den Anspruch auf Regierungswechsel im Irak. Der Schlagabtausch mit den Verbündeten habe schon zu viel Porzellan zerschlagen, meinte er. Seine Schülerin Condolezza Rice, schrie kürzlich in einer Kabinettssitzung Dough Feith vom US-Kriegsministerium wütend an, wenn sie die Position Israels wissen wolle, wisse sie, wo sie anzurufen habe. Sie sagte damit: "dazu brauche ich dich Agenten nicht".

      Wacht in den USA jemand auf? Strategen der Großmacht sind über die Risse in der Fassade besorgt. Die Demonstrationen blieben nicht wirkungslos. Wie sagte Lincoln? "Man kann alle Leute eine Zeit lang nasführen, man kann einige Leute immer nasführen aber man kann nicht alle Leute immer nur an der Nase herumführen" - außer Frau Merkel und einige bei der CDU, die vor lauter Linientreue gar nichts mehr merkeln.

      Die New York Times erinnert Bush am 19.2. auch daran, daß er sich von der Koalition der Wollenden, den 8 europäischen und den 10 osteuropäischen Parteigängern der USA kaum die Zahlungen erwarten kann, die sein Vater 1991 von den Verbündeten bekommen hatte. Es waren immerhin 50 Mrd. (und 18 davon kamen allein von Herrn Kohl - natürlich nicht persönlich). Diese Länder sehen in Europa nur den Geldtopf, aus dem sie sich bedienen können, weil Amerika hinter ihnen steht. Die hat nun Chirac und Schröder etwas verprellt, der eine, weil er sich die bloße Schnorrerei verbietet, der andere, weil er sein Land weitgehend zahlungsunfähig gemacht hat und nicht mehr weiß, woher nehmen.

      Gleichzeitig entbrannte in den US-Medien ein neuer Streit über die Kriegskosten und wer da wem falsche Zahlen füttert. Die Kostenvoranschläge bewegen sich zwischen 127 und 680 Mrd. US$. Dies und vor allem die Aussicht, wie das Geld wieder hereinkommen soll, hat die in London versammelten irakischen Oppositionsführer aufgeregt. Sie sehen sich - wie Ahmad Chalabi nach Wall Street Journal vom 19.2. schon in die Rolle bloßer Dolmetscher und Hilfskräfte beim freiheitlich demokratischen Ausräumen des Landes gedrängt: "Ich bin sehr enttäuscht, daß unser Freund Amerika so vorgeht". Auch er hätte sich die Indianer von Bosten besser näher angeschaut oder wollte er selbst einer sein.

      Inzwischen läuft den Westlern die Zeit davon. Die Hypovereinsbank machte allein im letzten Quartal 2002 satte 926 Millionen € Verlust. Wie viel davon auf das Konto von Firmenpleiten und Flutopfer geht, wie behauptet, und wie viel auf das Konto von Spielschulden im Derivate-Roulett, bleibt Betriebsgeheimnis. Die Meldung, daß demnächst 9100 Jobs eingespart werden, ist eindeutig und soll die Anleger versöhnen.

      In den USA tickt die Hypothekenbombe immer lauter. Die Vereinigung der Immobilienmakler meldet, daß die durchschnittlichen Wohnungspreise im letzten Jahr wieder um 8,8% nämlich von 148.500 US$ Ende 2001 auf 161.600 US$ Ende 2002 gestiegen seien. In den 12 größten Ballungsgebieten seien sie sogar durchschnittlich um 17% gestiegen (da kann in anderen Wirtschaftsbereichen der Ertrag schon etwas einbrechen, ohne daß sich das im Bruttosozialprodukt zu auffällig niederschlägt). Die Wertsteigerung geschah meistens nicht über den Markt, sondern dadurch, daß Banken den Hausbesitzern mit dem Versprechen, ihren Hausbesitz entsprechend aufzuwerten, mehr Kredit aufschwätzten. Jetzt bekommt das Wall Street Journal kalte Füße. Die beiden halbstaatlichen Hypothekenabsicherungs-Gesellschaften seien nicht nur mit 11 Billionen ("trillion"!) überverschuldet, sie seien zudem noch unverhältnismäßig hoch mit Derivat-Wetten belastet. "Beide genießen eine AAA Bewertung, obwohl sie einen Schuldenüberhang zum Eigenkapital zwischen 29:1 und 31:1 schultern". Das ist weit höher als die 12,5:1 die den Banken allenfalls erlaubt sind. "Handelte es sich um Privatfirmen, müßten sie ihr Eigenkapital verdoppeln. Die Bedeutung der Sache ist, daß diese beiden Gesellschaften, die im Zentrum des amerikanischen Finanzsystems stehen, mit hoher Schuldenlast, großen Derivatverpflichtungen und unangemessener Bucheinsicht laufen und die Wirtschaft einem systemischen Risiko aussetzen." Deutlicher Worte, oder nicht?

      Die Stadt New York ist Pleite, weil die Bonuszahlungen an Börsenbroker in 2 Jahren um 60% von 19,4 Mrd. im Jahr 2000 auf 7,9 Mrd. im Jahr 2002 zurückgegangen sind und dem entsprechend die Steuerzahlungen der Begünstigten. San Francisco schließt aus Kostengründen Gefängnisse und schickt die Insassen nach Hause. Ventura County spart statt dessen die öffentliche Bibliothek ein und die Suppenküchen für die Arbeitslosen ohne Arbeitslosenunterstützung, San Diego ist sozialer und dafür risikobewußter, es schließt die Feuerwache. Forbes meinte am 18.2. daß die beiden Luftfahrtgesellschaften United and American Airlines demnächst aufgelöst und ihr Material von Billigfluglinien übernommen wird. Die Financial Times sieht die Energiewirtschaft der USA mit 477,6 Mrd. US$ überverschuldet. Zumal die Aktienkapitalisierung der größten Firmen von 103 im Dezember 2001 auf 28 Mrd. US$ im Dezember 2002 gesunken ist. Man habe (wie bei der deutschen Bundesregierung) sonstige Firmen und Sicherheiten verkauft, um das Jahr 2002 durchzustehen. Jetzt fehlt den Firmen einfach das Einkommen, um nur die Zinsen zu bezahlen.

      Von nix kommt bekanntlich nix, und wo nix geschafft wird, läßt sich auch nix verteilen. Zum Schaffen bräuchte man heutzutage (wenn man nicht rot-grün ist) neben Energie noch Maschinen, insbesondere Werkzeugmaschinen. Der Maschinenbau ist im letzten Jahr weltweit um 16%, in Deutschland um 17% zurückgegangen. Trotzdem bleibt Deutschland an der Spitze, weil er in den USA um 37% und in Japan um 31% eingebrochen ist. Ein Hinweis auf das, daß etwas geschafft wird, ist vor allem der Verbrauch solcher Maschinen. Er ging in Deutschland um 20% und in den USA um 40% zurück. Das einzige Land, das im letzten Jahr mehr Maschinen zukaufte als im Jahr davor war China. Der deutsche Maschinenexport nach China stieg um 32%, der einzige Lichtblick im seit Jahren stark gebeutelten Sektor. Man fragt sich, wie die Amerikaner eigentlich die Waffen für ihre Kriege und Besatzungstätigkeit herstellen - mit der bloßen Hand, oder kaufen sie die auch auf Pump, oder wie Israel, das sich seine U-Boote zum Abfeuern seiner Atomraketen von Deutschland schenken läßt?

      Jedenfalls ist China der einzige Lichtblick in der Weltwirtschaft, wahrscheinlich weil das Land sich noch nicht so ganz der Führung durch den freien Markt überlassen hat. Hier stieg die Industrieproduktion um 14,8%, vor allem beim Fahrzeugbau und im Bereich der Elektronik. Bloomberg Magazine stellt auch steigende Investitionen des Auslands in China fest, nämlich + 18,2%. Allein im Januar 2003 sollen es 3,59 Mrd. US$ gewesen sein. Das Geld geht dort nicht an die Börse, um Wertpapierchen aufzuwerten, sondern zu 70% in die Schwerindustrie. Trotzdem hat China aus vergangenen Tagen noch immer einen Überhang an Arbeitslosen, aber das Land gibt sich alle Mühe, diese sinnvoll zu beschäftigen, denn Bummelei ist, wie das Sprichwort sagt, aller Laster Anfang. Während man hier auf Befehl von oben schon beim Wort Kernenergie in die Hose macht, baut man in China neue Kernkraftwerke (am 19.11.2002 ging das siebte ans Netz, im Oktober wird ein weiteres fertig und ein weiteres ist im Bau, das 2004 fertig werden soll), China bereitet die bemannte Raumfahrt vor, betreibt die höchste und die schnellste Eisenbahnen der Welt darunter auch den Transrapid und lebt deshalb gefährlich - bis die Indianer kommen.
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 16:53:16
      Beitrag Nr. 2.080 ()
      24.2.03 Banken wollen Staatshilfe für Kreditausfälle

      Die Finanzbranche möchte nach einem Zeitungsbericht Hilfe der Bundesregierung bei der Bewältigung ihrer enormen Kreditrisiken. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ soll der Staat für Darlehen haften, deren Rückzahlung ungewiss ist. Dieser Wunsch sei bei einem Treffen von Bundeskanzler Gerhard Schröder, Finanzminister Hans Eichel und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement mit Spitzenvertretern von Banken und Versicherungen vorgetragen worden.

      HB/dpa FRANKFURT. Dieses Auffanggesellschaft werde unter dem englischen Schlagwort „bad bank“ diskutiert, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Teilnehmer des Treffens. In dieser Gesellschaft sollen die Banken ihre Not leidenden Kredite bündeln. Zur Entlastung der Banken solle der Staat für die Risiken einstehen, sagte Ackermann Beteiligten zufolge. ... (Handelsblatt.com, 23.2.03)

      Kommentar: Wieder eine Meldung, welche die Brisanz der Bankenkrise dokumentiert. Wenn schon der Staat in Zukunft einspringen muß, um faule Kredite abzudecken, dann muß es wirklich ernst um das Banknesystem bestellt sein. Dabei würde selbst diese Maßnahme in einer Krise nichts helfen, dan dann auch der Staat im Handumdrehen bankrott wäre. Niemand kann das gewaltige Geldvermögen von sieben Billionen (7.000.000.000.000) Euro mehr irgendwie absichern.
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      Der finale Ausverkauf droht

      Stratege erwartet Flucht der Privatinvestoren. Dax könnte auf Sechs-Jahrestief fallen

      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Nicht nur im Irak warten Bankstrategen auf die Kapitulation, sondern auch an den Märkten. Schließlich wäre ein kräftiger schlagartiger Ausverkauf eine Art Katharsis für die Börsen und damit das beste Fundament für einen nachhaltigen Aufschwung. Vor allem sei ein reinigender Ausverkauf einer monatelangen Hängepartie mit stark schwankenden Kursen klar vorzuziehen.

      Mit einem Paukenschlag bringt James Montier, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, das Szenario eines raschen Sell-Off ins Spiel. „Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem die Privat-Anleger genervt von immer neuen Kursverlusten keinerlei Risiken mehr akzeptieren. Der wahre Ausverkauf steht kurz bevor“, ist sich der Experte sicher.

      Montier stützt seine Argumentation vor allem auf die Investments privater Anleger in Aktienfonds. In den 90-er Jahren seien die Zuflüsse regelrecht explodiert. Mit der Liquidität sei zum großen Teil die Jahrhundert-Blase an den Börsen aufgepumpt worden. Trotz des mittlerweile dreijährigen Bärenmarktes hätten die Anleger jedoch weitgehend die Ruhe behalten und keine größeren Geldbeträge abgezogen. Doch dies dürfte sich demnächst schlagartig ändern. Denn wer seit 1990 regelmäßig in Fonds eingezahlt habe, dessen Gewinne seien nun weitgehend aufgezehrt – ein Punkt, an dem Anleger die normalerweise die Notbremse ziehen.

      Erste Anzeichen einer Kapitulation hat Montier bereits im Januar beobachtet. Verzeichneten die Fondsgesellschaften zu Jahresbeginn in der Regel kräftige Zuflüsse in Höhe von rund 15 Mrd. Dollar, seien Anfang 2003 8,3 Mrd. Dollar aus Aktienprodukten abgezogen worden. „Anleger sind psychologisch in einer ähnlichen Situation wie Casino-Spieler. Wer in der ersten Stunde in der Spielbank dicke Gewinne einfährt, wird spätere Verluste erst einmal mit großer Gelassenheit wegstecken“, erklärt Montier. Erst wenn sich das Minus zu einer Katastrophe ausweite und die frühen Gewinne mehr als aufgezehrt seien, tendierten die Spieler dazu, den Büttel hinzuwerfen und mit dem verbliebenen Geld das Casino zu verlassen. Genau an diesem Punkt seien jetzt die Anleger angekommen. „Der Bärenmarkt ist noch nicht vorbei“, resümiert Montier. ... (Welt, 24.2.03)
      Kommentar: In der Tat ist der Crash noch lange nicth voirbei, sondern steht erst noch bevor. Den kleinanlegern wurde in den letzten Jahren immer geraten “abzuwarten” uhnd Verluste “auszusitzen”. Dabei wurden die Verluste immer größer und die Hoffung auf einen “Boom” immer kleiner. Sehr trügerisch ist es anzunehmen, daß nach dem nächsten Ausverkauf wieder eine Aufwärtsentwicklung langfristig in Gang kommen könnte. Das ist nahezu ausgeschlossen, weil allein die Überschuldung der Wirtschaft einen Aufschwung verhindert. Wer damals Aktien kaufte muß sich wohl oder übel eingestehen, auf einen Betrug hereingefallen zu sein und sein ganzes Geld nie wieder zu sehen. Leichtgläubigkeit und lemminghaftes Nachlaufen hinter der Masse, oftmals verbunden mit Denkfaulheit, kann eben teuer zu stehen kommen.
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      Keine Hoffnung für den Mittelstand

      Studie: Immer weniger neue Firmen - Nur jedes vierte Unternehmen investiert - Kaum Innovationen

      von Carsten Dierig

      Frankfurt/Main - Der deutsche Mittelstand wird auch dieses Jahr nicht den Weg aus der Krise schaffen. Das ist das Ergebnis der gemeinsamen Studie „Mittelstandsmonitor“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) und mehrerer Forschungsinstitute. Zwar werde sich die wirtschaftliche Lage kleiner und mittlerer Unternehmen stabilisieren, nicht aber nennenswert verbessern.

      Zum gleichen Ergebnis kam eine Analyse des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Die Sparkassen sehen ihre mittelständischen Firmenkunden in einer dramatischen Lage. „Die Ertragslage im Mittelstand ist alarmierend. 30 Prozent der Mittelständler erzielen keinen Gewinn oder weisen sogar Verluste aus“, sagte DSGV-Präsident Dietrich Hoppenstedt. Er befürchtet daher weitere Pleiten, Gewinneinbrüche und Personalabbau. „Die Erwartungen für 2003 stimmen nicht hoffnungsfroh.“

      Bei den Mittelständlern ist die Stimmung entsprechend schlecht. Laut einer Kurzumfrage der KfW zum Jahreswechsel sind sowohl die Beschäftigungszahlen als auch die Bereitschaft für Investitionen rapide gesunken. Nur noch knapp 25 Prozent der befragten Unternehmen wollen der Studie zufolge in nächster Zeit überhaupt investieren. Besonders tief in der Krise steckt die Baubranche. Wollten im Sommer 1999 noch 55 Prozent der Baubetriebe investieren, sind es mittlerweile nur noch 15 Prozent.

      ... Angesichts des Strukturwandels an den Finanzmärkten müsse sich der Mittelstand daher auf weit reichende Veränderungen in seiner Finanzstruktur einstellen. „Die gerin-

      ge Eigenkapitalquote hat für einen Mittelständler früher ausgereicht. In Zukunft ist das anders“, warnt Joachim Heidebrecht von der KfW.

      Da die Kreditvergabe der Banken künftig stärker risiko- und kostenorientiert ausfalle, werde der klassische Bankkredit für die Unternehmen deutlich teurer. Zudem müssten die Firmen künftig offener und transparenter gegenüber den Kreditinstituten werden, sagt der Experte: „Um eine Verbesserung seiner Eigenkapitalausstattung kommt der Mittelstand nicht umhin.“ Laut DSGV arbeiten derzeit gut 38 Prozent der mittelständischen Betriebe ohne jegliche bilanziellen Eigenmittel. (Welt, 21.2.03)
      K: Die Entwicklung beim Mittelstand zeigt deutlich, wohin sich unsere Wirtschaft entwickelt: Auf einen großen Bankrott zu, verbunden mit Massenarbeitslosigkeit und Armut. Die schwache Eigenkapitalbasis der mittelständischen Industrie wird dort selbst bei kleinen Marktschwankungen - erst Recht in einer Krise - sofort zu Firmenpleiten führen. Dann steht ein Großteil der deutschen Arbeitsplätze auf Messers Schneide.


      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
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      schrieb am 25.02.03 17:01:20
      Beitrag Nr. 2.081 ()
      Lukrative Geldmarktfonds

      Na bitte, es lässt sich ja doch noch Geld verdienen in diesen schlechten Zeiten. Allerdings weniger für die Anleger als für die Banken. Ich habe mir gerade einmal die Geldmarktfonds der großen Institute angesehen. Der DIT Geldmarktfonds hat gegenwärtig ein Volumen von 4,651 Milliarden Euro. Die jährliche Verwaltungsgebühr dafür beträgt 0,35 Prozent. Macht schlappe 16,27 Millionen Euro fürs Jahr. Beim DWS sind es gar 34,16 Millionen Euro im Jahr. Dafür kann man schon einmal einen Fondsmanager bezahlen.

      Die Renditen liegen derzeit knapp unter 3 Prozent im Jahr. Das ist schlecht, könnte sich aber als beste Geldanlage des Jahres erweisen. Viel schlimmer dran sind die Anleger in den USA. Denn dort erzielten die Geldmarktfonds in den vergangenen zwei Jahren durchschnittlich nur 0,78 Prozent pro Jahr. Bei einer Inflationsrate von 2,4 Prozent ein deutliches Verlustgeschäft also. Und ein Bild, das es in den Büchern der Ökonomen eigentlich gar nicht geben dürfte. Extreme Niedrigzinsen und trotzdem Inflation. Ob hier tatsächlich immer richtig gemessen wird?


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
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      schrieb am 25.02.03 17:03:19
      Beitrag Nr. 2.082 ()
      Dow Jones, Dax und Nikkei unter der Lupe

      Von Claus Vogt

      Nachdem unsere Prognose eines Tests der Oktober-Tiefs im Dax bereits eingetreten ist und der S&P 500 sich in der Spitze bis auf 5 Prozent an diese Marke herangewagt hat, stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob damit das Ende dieser Abwärtsbewegung erreicht ist. Typische Anzeichen einer Bodenbildung wie beispielsweise sehr hohe Umsätze sind bislang ausgeblieben. Die meisten der von uns beachteten Indikatoren lassen eine Fortsetzung und sogar eine Beschleunigung der Baisse problemlos zu. Wir geben dem Szenario, das ein Unterschreiten der Oktober-Tiefs vorsieht, weiterhin den Vorzug. Sollte es allerdings in den nächsten Wochen zu einem dynamischen Kursanstieg, also mit sehr hohen Umsätzen und einer extrem positiven Advance-Decline-Statistik, kommen, dann würden wir das als den Beginn einer mindestens mittelfristigen Aufwärtsbewegung interpretieren.

      Dow Jones

      Der Dow Jones näherte sich seinen Oktober-Tiefs bis auf 6 Prozent. Damit besteht charttechnisch die Möglichkeit, daß wir Zeugen einer Schulter-Kopf-Schulter-Bodenbildung werden. Für dieses Szenario müßte es allerdings wie oben beschrieben zu einem Kursanstieg kommen, der an Dynamik keine Wünsche offen läßt. Solange diese Bedingung nicht erfüllt ist, betrachten wir den Abwärtstrend als prinzipiell intakt. Widerstand sehen wir bei 8200 bis 8400 sowie bei 8900 bis 9100 Punkten. Das Kursziel der von uns favorisierten Fortsetzung der Abwärtsbewegung bleibt bei rund 6500.

      S&P 500

      Die Widerstandszone beginnt bei etwa 870 und erstreckt sich über den ganzen Bereich bis rund 950. Eine Abwärtstrendlinie verläuft bei rund 930. Wir halten an unserem im Januar genannten Kursziel von 680 bis 650 Zählern fest.

      Dax

      Der Dax hat seine Oktober-Tiefs im Februar bereits zweimal getestet, ohne überzeugende Anzeichen einer tragfähigen Bodenbildung. Widerstand sehen wir in der Zone 2800 bis 3000 Zähler. Die Rallye von Mitte Februar ist bisher von schwachen Umsätzen und mangelnder Dynamik geprägt, typisch für eine Bearmarket-Rallye. Wir halten weiterhin ein Unterschreiten der Oktober-Tiefs für sehr wahrscheinlich. Kursziel: 2200 bis 2000.

      Nasdaq

      Die Nasdaq hat in den vergangenen Wochen relative Stärke gezeigt und sich bisher 14 Prozent oberhalb der Oktober-Tiefs gehalten. Noch ist es zu früh, um diese Entwicklung als bedeutend zu interpretieren. Widerstände beginnen bei 1350, erwähnenswert ist dann der Bereich 1400 bis 1420. Wir erwarten auch an der Nasdaq mindestens einen Test der September-Tiefs und halten einen Kursrückgang bis auf die massive Widerstandszone bei rund 1000 Punkten für wahrscheinlich.

      Nikkei

      Auch in Japan sehen wir keine Anzeichen einer Bodenbildung. Die Marke von rund 8200 Zählern wurde in den vergangenen fünf Monaten bereits viermal angelaufen. Mit jedem Test wird der Widerstand geschwächt, so daß wir verstärkt mit dem Unterschreiten dieses Niveaus rechnen.

      Gold

      Wir wiederholen unsere Januar-Einschätzung: „Einen jederzeit möglichen Test der jetzt als Unterstützung fungierenden Ausbruchslinie bei 340 US-Dollar würden wir als klare Kaufgelegenheit ansehen.“


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.



      [ Dienstag, 25.02.2003, 16:04 ]
      instock.de
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      schrieb am 25.02.03 17:06:56
      Beitrag Nr. 2.083 ()
      Das große Experiment
      ++ Streit der Theorien ++

      Von Claus Vogt
      Wie wir alle wissen, ist Alan Greenspan, der Präsident der US-Notenbank, ein ausgesprochen kluger und gebildeter Mann. Beispielsweise stammt aus seiner Feder ein Artikel über Gold, Geld, Staat und Freiheit, der auch heute, mehr als 35 Jahre nach seiner Niederschrift, außerordentlich lesenswert ist. Er tritt hier als kompromißloser Verfechter einer goldgedeckten Währung und der dadurch erzwungenen geld- und fiskalpolitischen Disziplin auf („Gold and Economic Freedom“, abrufbar unter www.321gold.com/fed/greenspan/1966.html). Dieser Artikel liefert eine vorzügliche Einführung in einige wichtige Aspekte der Österreichischen Wirtschaftstheorie und in eine Streitfrage, die seit der Großen Depression der 1930er Jahre trotz des Siegeszuges keynesianischen Gedankengutes als ungeklärt gelten muß: die Problematik ungedeckten Geldes und staatlicher Konjunktursteuerung.

      Grob gesprochen gibt es zwei widerstreitende Erklärungen für die traumatische Wirtschaftskrise, die auf den großen Aktiencrash von 1929 folgte. Die Mainstream-Variante besagt, daß die massiven geld- und fiskalpolitischen Eingriffe des Staates, die in den 1930ern stattfanden, zwar prinzipiell richtig waren, aber zu spät erfolgten und nicht ausreichend dimensioniert waren. Der vorangegangene kreditfinanzierte Boom der 1920er Jahre spielt bei dieser Argumentation keine Rolle. Ganz anders hingegen sieht das die von Vertretern der Österreichischen Wirtschaftstheorie vorgebrachte Außenseitermeinung: Sie sieht in dem durch eine falsche Notenbankpolitik angestoßenen Boom der 1920er die eigentliche Ursache für die folgende Katastrophe. Der Boom führte zu Fehlinvestitionen und ökonomischen Ungleichgewichten, deren notwendige Korrektur eine Rezession herbeiführte. Die daraufhin eingeleiteten massiven staatlichen Interventionen, deren gutgemeintes Ziel es gewesen sein mag, „gegenzusteuern“, verschlimmerten nach dieser Lesart die Situation erheblich, verhinderten die notwendigen Anpassungsprozesse und verursachten zusätzliche Ungleichgewichte. Das Eingreifen des Staates habe somit die notwendige Bereinigung der im kreditfinanzierten Boom der 1920er entstandenen Exzesse und Ungleichgewichte nur verschoben und dabei für die Entstehung neuer Fehlentwicklungen gesorgt. Erst aufgrund dieser staatlichen Interventionen habe sich aus einer notwendigen Anpassungsrezession eine langanhaltende schwere Depression entwickelt.

      Aus der persönlichen Interessenslage von Politikern, die selbstverständlich mehr Macht weniger Macht vorziehen und dem Wähler durch Aktionismus Kompetenz vorgaukeln wollen, erklärt sich zwanglos die Popularität der pro-interventionistischen Variante und die nahezu weltweite Implementierung von sogenannten konjunktursteuernden Wirtschaftspolitiken in den vergangenen Jahrzehnten.

      ++ Warten auf das Ergebnis ++

      Im Unterschied zu den Naturwissenschaften leiden die Wirtschaftswissenschaften unter einem den Erkenntnisfortschritt hemmenden Mangel. Es lassen sich kaum Experimente durchführen, um ihre Theorien zu testen. Dank Greenspan wurde dieser Malus hinsichtlich der oben beschriebenen Fragestellung beseitigt. Er hat uns die gewissermaßen experimentelle Wiederholung der 1920/30er Jahre beschert: zunächst einen gewaltigen kreditfinanzierten Boom mit der dazugehörenden Spekulationsblase, dann das unvermeidliche Platzen derselben. Nach dem Platzen der 1990er-Blase wurden und werden weiterhin in den USA alle konjunktursteuernden Register zügig und beherzt gezogen: schnelle und deutliche Zinssenkungen auf der geldpolitischen Seite, flankiert von einer ausufernden Neuverschuldung. Selbst die von uns jederzeit favorisierten und immer freudig begrüßten Steuersenkungen kommen hinzu, wenn auch in vergleichsweise bescheidenem Umfang. Damit ist der Aufbau des Experimentes abgeschlossen und sichergestellt, daß das Argument „zu spät und zu wenig“ dieses Mal nicht vorgebracht werden kann. Es besteht in diesem Streit der Schulen also endlich die Möglichkeit einer Entscheidung. Jetzt heißt es nur noch: Warten auf das Ergebnis.

      Da auch wir maßgeblich und unaufhaltsam durch faustische Neugier durchs Leben getrieben werden, können wir die Bedeutung und Schönheit dieses Experimentes durchaus nachvollziehen und auch den Genuß, den der Meister dabei empfinden mag. Wir würden uns allerdings erheblich wohler fühlen, wenn lediglich die arme Seele des Experimentators aufs Spiel gesetzt worden wäre statt unser aller ökonomisches Wohlergehen. Aus den luftigen Höhen der Herrscher über die Banknotenpresse herab betrachtet erscheinen wir mit diesem Einwand aber sicherlich als Kleingeister, die das materielle Wohlergehen des gemeinen Volkes über den Erkenntnis- und Lustgewinn der Machtelite stellen wollen.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.
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      schrieb am 25.02.03 17:14:01
      Beitrag Nr. 2.084 ()
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:12:55
      Beitrag Nr. 2.085 ()
      Dramatische Kursverluste bei Bayer


      Dax rutscht auf tiefsten Stand seit Juli `96



      Ungebremste Kursverluste bei den Aktien der Bayer AG sowie verstärkte Ängste der Anleger vor einem Irak-Krieg haben den Deutschen Aktienindex (Dax) am Dienstag auf den tiefsten Stand seit Ende Juli 1996 gedrückt.



      Reuters FRANKFURT. Deutschlands wichtigster Börsenindex verlor bis zum Nachmittag 3,6 Prozent auf 2 478 Punkte, nachdem er zeitweise bei 2 451 Punkten den tiefsten Stand seit Ende Juli 1996 erreicht hatte. Seit den Höchstständen des Dax im März 2000 hat der Index damit am Dienstag zeitweise rund 665 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung verloren. „Ich würde keinen Cent auf eine friedliche Lösung in Irak setzen, und der Markt macht dies auch nicht“, erklärte Aktienstratege Matthias Jörss von Sal. Oppenheim die schlechte Stimmung an der Börse.

      Skeptisch äußerte sich auch der charttechnische Analyst Holger Galuschke von der SEB: „Im Grunde gibt es jetzt keine wirklichen Unterstützungen mehr für den Dax. Es macht keinen Sinn, solche aus den 90er Jahren herzuleiten, damals waren die Rahmenbedingungen ganz andere.“ Ein Londoner Händler sagte: „Viele institutionelle Investoren haben sich um die Marke von 2 500 Punkten eine Grenze gesetzt und verkaufen jetzt mit dem Durchbrechen der Marke.“

      Auf den Dax drückten besonders die spektakulären Kursverluste der Bayer-Aktien, die sich um rund zehn Prozent auf 12,86 Euro verbilligten. Die Papiere hatten bereits am Montag fast zehn Prozent eingebüßt und damit auf Presseberichte reagiert, wonach der Pharma- und Chemiekonzern schon Jahre vor der Rücknahme des Medikaments Lipobay von dessen möglicherweise tödlichen Nebenwirkungen gewusst haben soll.

      Eine nachhaltige Trendwende an der Börse verhindern nach der Einschätzung von Händlern noch immer die Ängste der Anleger vor den konjunkturschädigenden Wirkungen eines Irak-Krieges. „Dazu kommen jetzt auch noch Sorgen vor den Folgen einer politischen Spaltung der wichtigsten Industrieländer“, sagte ein Händler. Angesichts der Unstimmigkeiten im Uno-Sicherheitsrat um die US-Pläne für eine neue Irak-Resolution hatten die Börsen bereits am Montag weltweit nachgegeben.

      Dagegen trieben die Kriegsängste die Anleger weiterhin in sichere Anlagen wie Renten und Gold. So stieg der Bund-Future 33 Ticks auf 116,83 Punkte. An den Ölmärkten legte der Preis der Nordseesorte Brent um 0,30 Dollar auf 33,45 Dollar je Barrel zu und stieg zeitweise sogar auf den höchsten Stand seit 27 Monaten.

      Bayer-Aktie im freien Fall

      Im Frankfurter Handel fielen Bayer-Aktien zeitweise über zehn Prozent auf unter 13,00 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 1992. „Lipobay ist hier noch immer die treibende Kraft. Die Leute machen sich Sorgen, dass Bayer vor großen Kosten steht, auf die es noch nicht vorbereitet ist“, sagte ein Händler in Frankfurt.

      Auf den Index drückten zudem die Abschläge der Dax-Schwergewichte Deutsche Telekom, Münchener Rück und Allianz. Diese Titel verloren zwischen vier und fast sechs Prozent.

      An der schlechten Börsenstimmung änderte auch der im Februar überraschend gestiegene Ifo-Geschäftsklimaindex nichts. Händlern zufolge überschatteten die Ängste vor einem Irak-Krieg den positiven Impuls des Konjunkturindikators, der auf 88,9 Zähler von 87,4 Zählern im Januar gestiegen war.

      FMC-Aktien nach guten Zahlen gefragt

      Gegen den schwachen Dax-Trend legten die Titel des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care (FMC) deutlich zu. Sie verteuerten sich um 5,58 Prozent auf 41,60 Euro. Das Bad Homburger Unternehmen hat im vierten Quartal 2002 sein operatives Ergebnis (Ebit) vor Sonderaufwendungen auf 184 Millionen Dollar gesteigert und lag damit über den Schätzungen der Analysten. Händler sagten, auch die geplante Dividendenerhöhung stütze den Kurs.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 25. Februar 2003, 17:27 Uhr
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:18:01
      Beitrag Nr. 2.086 ()
      Euro-Sentiment:


      Warten auf Euro-Schwäche

      Baissiers wollen Positionen verlustfrei glattstellen


      gol Frankfurt - Seitdem der Euro zu Beginn dieses Monats seinen Höchstkurs markierte, hat er sich gerade einmal um 2,5 % abgeschwächt. Den meisten Marktteilnehmern reicht dies nicht, denn sowohl Bullen als auch Bären hatten sich mehr erhofft. Für die einen brachte die Korrektur zu wenig, um ansehnliche Gewinne einzustreichen. Für die anderen war der Kurs nicht attraktiv genug, um den vor Wochen verpassten Einstieg in den Aufwärtstrend nachzuholen. Stattdessen verweilte die Gemeinschaftswährung in einer engen Seitwärtsbewegung. Die Stimmung, gemessen am Bull/Bear-Index, hat sich seit drei Wochen nicht mehr verändert.
      Nun ließe sich argumentieren, dass die Marktteilnehmer auf eine Auflösung des Irak-Konflikts warteten. Bislang ist jede Unsicherheit, ob es zu einem Krieg komme, dem Dollar angelastet worden. Ein schneller Schlag sollte demnach zu einer Befestigung des Greenback führen. Doch an dieser Logik scheint sich etwas geändert zu haben. Obwohl seit vergangenem Freitag die Verzögerung eines möglichen Waffengangs im Irak immer wahrscheinlicher wird, scheint dies ein Negativfaktor für den Euro zu sein. Genauso wenig haben andererseits die ungünstigen US-Wirtschaftsdaten der US-Währung geschadet. Es scheint, als ob mittelfristig agierende Händler lediglich auf eines schauten: den Marktpreis selbst.

      Unter dem Strich bleibt somit erkennbar, dass viele Marktteilnehmer den größten Aufwärtstrend des Euro in dessen noch junger Geschichte verpasst haben. Aber auch der Anteil der Baissiers liegt immer noch auf dem Niveau vom Dezember 2002. Damit alleine Letztere ohne Verlust ihre Engagements glattstellen können, müsste die Gemeinschaftswährung mindestens auf 1,0545 Dollar fallen. Ein Grund, dass dies noch nicht geschehen ist, mag darin liegen, dass zu viele sehnsüchtig genau auf eine solche Entwicklung warten.




      Börsen-Zeitung, 25.2.2003
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:22:07
      Beitrag Nr. 2.087 ()
      USA drohen der EU im Genfood-Streit
      Washington will Gegenmaßnahmen zum Importverbot ausarbeiten
      lou Washington - Die amerikanische Landwirtschaftsministerin Ann Veneman hat erneut die Diskussion um gentechnisch manipulierte Lebensmittel entfacht. Die USA planten weiterhin, gegen das europäische Einfuhrverbot von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) vorzugehen. Die Geduld der Regierung in dieser Angelegenheit nehme "stark ab", sagte Veneman auf dem jährlichen US-Landwirtschaftsforum in Arlington. Sie habe deshalb mehrere Gespräche mit dem amerikanischen Handelsbeauftragten Robert Zoellick geführt. "Wir sind beide der Meinung, dass wir sehr starke Maßnahmen ergreifen sollten, und wir arbeiten mit unseren Behörden daran, die Art dieser Maßnahmen und den Zeitpunkt festzulegen" ...
      _boersen-zeitung

      _________________________________
      die sollen Ihren "Scheiß" Genfood selber essen_____________________
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:23:58
      Beitrag Nr. 2.088 ()
      Kommentar:



      Mit Zitronen gehandelt

      Von Walther Becker

      Der Anfang vom Ende? Was der niederländische Einzelhandelsmulti Ahold den Investoren zu Wochenbeginn aus heiterem Himmel aufgetischt hat, ist ein starkes Stück, auch für Hartgesottene. Bilanzmanipulationen über Jahre und eine nochmalige Ergebniswarnung für 2002 trieben die Anleger in Scharen aus dem einstigen Börsenliebling. Angesichts solcher Vorkommnisse bei dem nach Wal-Mart größten Lebensmittelhändler auf dem Globus sind die Rücktritte des CEO und seines Finanzchefs nur ein logischer Schritt. Auch der Kurssturz der Aktie, die in der Spitze um 70 % nachgab, erscheint in den Zeiten nach Enron als allzu verständlich. Schließlich ist eine Herabstufung der Verbindlichkeiten auf Junk-Status durch die Rating-Agenturen ebenfalls nur konsequent.
      Es geschah in Amerika: Das Desaster geht vor allem auf Manipulationen der Ahold-Tochter in der Neuen Welt zurück. In der Heimat von Worldcom und Xerox deckten die Niederländer Manipulationen auf, die den Konzern in die Existenzkrise gestürzt haben. Dort hatte Ahold auf dem Höhepunkt des Bullenmarkts für nach heutigem Verständnis horrende 3,6 Mrd. Dollar das Catering-Unternehmen US Food-Service erworben, der selbst aus diversen Akquisitionen entstanden war. Dazu sind Unregelmäßigkeiten in Argentinien aufgeflogen, wo Ahold stark engagiert ist.

      Analysten sind spätestens hellhörig, seit der Konzern im November erneut eine Ergebniswarnung für 2002 schickte. Im zweiten Quartal war die Gruppe wegen der Peso-Krise in die roten Zahlen gerutscht. Die Verschuldung geriet in den Fokus.

      Im Nachhinein sind alle schlauer, auch Analysten und Rating-Agenturen, die wieder einmal zu spät kommen. Heute liest sich der sagenhafte Aufstieg und tiefe Fall als ein Abschnitt aus einem Lehrbuch für M & A, und zwar im Kapitel fehlgeschlagener Transaktionen. Die 1887 gegründete Gruppe mit Sitz in Zaandam hat in der vergangenen Dekade rund 19 Mrd. Dollar für Akquisitionen lockergemacht und sich im Einzelhandel als globaler Spieler positioniert. Da geht die Übersicht leicht verloren. Nun wird die Gruppe von ihrem märchenhaften Siegeszug eingeholt. Möglich machte ihn die hohe Bewertung der eigenen Aktie, die die Kreditaufnahme erleichterte. Diese Tour bricht Ahold, wie manchem aus der Bubble-Economy zuvor, das Genick. Die an Ahold glaubenden Investoren jedenfalls haben mit Zitronen gehandelt. Nun könnte es sein, dass der Konzern für ein weiteres M & A-Kapitel herhalten muss, das unter der Überschrift Skelettierung, Filetierung oder Zerlegung steht. Denn die Summe der einzelnen Konzernteile dürfte - Kaufinteresse vorausgesetzt - mehr wert sein als die Company heutiger Gestalt.


      Börsen-Zeitung, 25.2.2003
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:26:12
      Beitrag Nr. 2.089 ()
      Verspätete Erkenntnisse
      Kommentar
      von Thomas Exner

      Die Börse gilt als Frühindikator – als Markt, der die Zukunft vorwegnimmt. Doch die Akteure erweisen sich immer wieder nur als Trendfolger, die der Entwicklung in der Realität hinterher rennen.


      Die Strategen, die noch vor wenigen Wochen einen raschen Krieg als probates Heilmittel gegen die tiefe Verunsicherung der Aktienmärkte gepriesen haben, sehen im immer näher rückenden Waffengang nun den Auslöser neuerlicher Kurseinbrüche. Erst jetzt dämmert ihnen offenbar, dass der Irak nicht zwangsläufig binnen weniger Tage besiegt ist und mit dem militärischen Erfolg sämtliche ökonomischen Probleme beseitigt sein müssen. Die Analysten ziehen aus ihren vermeintlich intimen Kenntnisse über Ahold erst dann Konsequenzen, wenn der Bilanzskandal auch für Laien offensichtlich geworden ist. Und die Bundesregierung legt ihren Zehn-Punkte-Plan zum Anlegerschutz zu einem Zeitpunkt vor, wo der Schaden für viele Sparer bereits irreparabel geworden ist. Gäbe es eine Karnevalisten-Vereinigung der Finanzmarktexperten, sie müsste sich als Narren-Schlachtruf ein dreimal fröhliches „Zu spät“ wählen.


      Den meisten Anlegern dürfte angesichts ihrer Verluste das Lachen jedoch im Halse stecken bleiben. Schlimmer noch: Die Aussichten auf eine baldige, durchgreifende Erholung sind gering, auch wenn Strategen angesichts der neuen Tiefstände einmal mehr zum Einstieg blasen. Auf absehbare Zeit dürfte jede Kursrallye durch Verkäufe von Investoren, die nur auf eine Ausstiegsmöglichkeit warten, ein rasches Ende finden. Für die Hoffnung auf eine Trendumkehr ist es schlicht noch – zu früh.


      Artikel erschienen am 26. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:44:09
      Beitrag Nr. 2.090 ()
      Ahold-Skandal diskreditiert Analystenzunft weiter
      Auch Kreditexperten verlieren immer mehr das Vertrauen der Anleger – Fondsmanager bauen auf eigene Expertise

      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Vertrauen ist der Anfang von allem. Mit diesem Spruch ging die Deutsche Bank einst auf Kundenfang. Mit dem Gegenteil verspielen Analysten derzeit das letzte bisschen Renommee. Denn der Bilanzskandal beim Einzelhändler Ahold traf die Zunft einmal mehr wie ein Blitz. Dem Ansehen der Aktienanalysen dürfte dies einen weiteren Schlag versetzen. Kurz vor dem Einbruch des Aktienkurses um fast 70 Prozent waren die meisten Analysten noch voll des Lobes für den holländischen Einzelhändler. Von den 48 Experten, die Ahold beobachten, rieten nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg bis zum letzten Freitag gerade einmal neun zum Verkauf der Aktie. Der Rest empfahl, das Papier zu halten oder zu kaufen. Auch das durchschnittliche Kursziel von rund 18 Euro erscheint bei heutigen Kursen von 3,21 Euro astronomisch.


      Doch nicht nur den Aktienanalysten war das Glück nicht (a)hold. Auch die Kollegen der Ratingagenturen, die dafür zuständig sind, die Kreditwürdigkeit der Gesellschaften unter die Lupe zu nehmen, wurden von dem Skandal um aufgeblähte Bilanzen kalt erwischt. So sah sich Standard & Poor’s zu Wochenbeginn gezwungen, die Ahold-Bonität gleich zwei Stufen zurückzunehmen. Mit BB+ notieren die langfristigen Verbindlichkeiten nun auf Schrott-Niveau (Junk-Niveau). Auch die Konkurrenz von Fitch und Moody’s brach erst nach Bekanntgabe der Bilanzfälschung in Aktivismus aus. Fitch stufte die Bonität bereits herab, Moody’s kündigte eine Abwertung um mindestens zwei Stufen an.


      „Kreditanalysten kommen wie ihre Kollegen von der Aktienanalyse meistens zu spät“, moniert Gottfried Heller, Fondsmanager bei Fiduka in München. „Ich nehme die Ratings nicht mehr ernst.“ Heller erinnert nicht nur an die Skandalfälle Enron und Worldcom vom vergangenen Jahr, bei denen die Kreditanalysten kein gutes Bild abgegeben hätten. Bereits während der Asienkrise 1997/98 hätten die Experten mit der Bewertung von Länderbonitäten völlig danebengelegen. „Die Abstufungen kommen meistens erst dann, wenn das Kind bereits im Brunnen ist.“ Auch bei Ahold mit der hohen Verschuldung hätte man das Risiko viel früher sehen können. „Ich habe die Ahold-Papiere trotz des relativ guten Ratings nie ins Auge gefasst“, so Heller. Auch bei Union Investment gelten Kreditanalysten nicht als die omnipotenten Halbgötter der Finanzmärkte, zu denen sie zwischenzeitlich gemacht wurden. „Wir sind nicht ratinggläubig“, sagt Fondsmanagerin Claudia Pampel. „Man kann sich nicht blind darauf verlassen, was Analysten ob von der Aktien- oder Kreditseite sagen. Wir müssen unseren Job schon selber machen.“ Nicht nur bei Aktien, auch bei Unternehmensanleihen setze Union Investment daher auch auf eigene Experten.


      Mit Ahold hat damit auch das Ansehen der Kreditanalysten einen weiteren kräftigen Schlag bekommen. Immer mehr Anleger sehen keinen großen Qualitäts-Unterschied mehr zwischen beiden Expertengruppen. „Die gesamte Analysezunft unterliegt einem Herdentrieb“, so Heller. „Kein einzelner Aktienanalyst wird sich mit einer gewagten Prognose zu weit vom Konsens entfernen, kein Kredit-Experte wird sein Rating weit neben dem Durchschnitt platzieren.“ Auch bei der Qualifikation sehen Kenner der Materie keinen großen Unterschied mehr, zumal inzwischen in den Ratingsagenturen immer mehr Analysten angeheuert haben, die vor kurzer Zeit noch auf der Gehaltsliste von Investmentbanken Aktien durchleuchtet haben. Zumindest einen Vorteil haben die Kreditanalysten aber doch. Sie geraten nicht in den klassischen Interessenkonflikt wie die Bankenkollegen. Klassische Aktienexperten dürfen mit ihren Expertisen oftmals nicht gegen die Geschäftsinteressen ihrer Arbeitgeber. Solche Konflikte gibt es bei den Ratingagenturen in der Regel nicht. Doch das hat die Kreditstrategen auch nicht auch nicht davor bewahrt, bei Ericsson oder Alcatel schlechte Analysen abzulegen.


      Artikel erschienen am 26. Feb 2003
      welt.de
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      Kreditratingagenturen taugen genau soviel , wie der Hahn für die Wettervorhersage taugt.
      Kräht der Hahn auf dem Mist, scheint die Sonne oder es bleibt so wie es ist.
      Die Ratings sind nicht mehr wert, als auf dem sie gedruckt sind und werden dazu noch als politische Werkzeuge missbraucht,wie geschehen bei ThyssenKrupp.
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:45:35
      Beitrag Nr. 2.091 ()
      Finanzen

      Gewinn von Fondsgesellschaft Fidelity bricht ein
      „Talfahrt bei US-Aktien dürfte sich 2003 fortsetzen“


      Boston - Amerikas größte Fondsgesellschaft Fidelity Investments hat für das vergangene Jahr einen Gewinneinbruch um fast 40 Prozent verzeichnet. Zudem schrumpfte das verwaltete Vermögen in den über 150 Fonds, nachdem Anleger das zweite Jahr in Folge Kapital aus den Aktienfonds von Fidelity abgezogen haben. Der Finanzkonzern hat mit Kostensenkungen reagiert: Die Zahl der Mitarbeiter wurde um mehr als sieben Prozent auf 29 100 verringert. Fidelity rechnet in diesem Jahr mit „generell stabilen“ Mitarbeiterzahlen. Es werde aber voraussichtlich keine Gehaltserhöhungen geben, weil sich die Talfahrt am Aktienmarkt auch ein viertes Jahr in Folge fortsetzen dürfte.


      Die Fidelity-Muttergesellschaft FMR hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 808,2 Mio. Dollar erzielt, verglichen mit 1,33 Mrd. Dollar im Jahr zuvor (minus 39 Prozent). Die Einnahmen sind um 8,9 Prozent auf 8,94 Mrd. Dollar zurückgegangen. Das verwaltete Vermögen verringerte sich um zwölf Prozent auf 773,7 Mrd. Dollar. Aus den Fidelity-Aktienfonds flossen 2002 netto 4,5 Mrd. Dollar ab, berichtete Fidelity-Sprecherin Anne Crowley. Im Jahr 2001 haben Anleger nach ihren Angaben erstmals seit mindestens 1993 eine nicht näher bezeichnete Summe aus den Fidelity-Fonds abgezogen.


      Aktienfonds mit Anlageziel USA mussten Abflüsse von 3,6 Mrd. Dollar hinnehmen, zeigt eine Berechnung von Financial Research. US-Anleihefonds verzeichneten dagegen Zuflüsse von 11,8 Mrd. Dollar, bei international anlegenden Anleihefonds beliefen sich die Zuflüsse auf 2,7 Mrd. Dollar. Das verwaltete Vermögen von Fidelity verteilt sich auf mehr als 60 Prozent Aktienfonds, elf Prozent Anleihefonds und 29 Prozent Geldmarktfonds.


      Fidelity habe die Baisse bisher mit weniger Entlassungen als manche anderen Finanzdienstleister überstanden, sagt Eric Kobren, Vermögensverwalter und Herausgeber des Newsletters „Fidelity Insight“. So habe Merrill Lynch seit dem dritten Quartal 2000 mit rund 22 000 fast ein Drittel der Stellen abgebaut. Bei Fidelity fielen 5000 Arbeitsplätze oder 15 Prozent von 35 000 dem Rotstift zum Opfer. Bloomberg




      Artikel erschienen am 26. Feb 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:52:15
      Beitrag Nr. 2.092 ()
      Die erfundene Kostenexplosion treibt das Gesundheitswesen in den Globalisierungskrieg

      Bisher gelang es noch niemandem, die gesuchte Kostenexplosion im Gesundheitswesen ausfindig zu machen. Um so lauter wird deren Behauptung von der Politik quer durch die Länder getrieben. Der Sinn dieses nachhaltigen Ablenkungsmanövers ist offenkundig. Kaum jemand soll die Zeit finden, über die Zusammenhänge der kriegerischen Globalisierungspolitik nachzudenken. Die Folgen solch bürgerferner Politik führen zum Zusammenbruch unserer Demokratie, sie führt zum Ende der rechtsstaatlichen Schutzpflicht von Leben und Gesundheit der Bürger. Jeder von uns findet im Bedarfsfall nur dann noch medizinisch adäquate Hilfe, wenn er als Kunde diese Firmenleistung zahlen kann.

      s.h. Der Unmut aus dem Volk über die systematische Desinformation und wirtschaftliche Erpressung durch die Politik lässt sich jetzt in Deutschland nicht zurückhalten. Er wird durch Ärzte und Patienten vorgebracht, weil es nicht mehr anders geht. Jüngst wurde selbst von regierungspolitischer Seite zwischen den Zeilen zugestanden, dass das Problem nicht bei den Ausgaben für überhöhte Kosten, sondern vielmehr bei den Defiziten auf der Einnahmenseite liegt. Dieses Eingeständnis will die sich herumsprechende Erkenntnis der tatsächlichen politischen Umstände beschwichtigen und wirft ein Schlaglicht auf das Dogma der knappen Kassen. Vielmehr sind die Gesamtausgaben für die medizinische Versorgung im Vergleich mit anderen Dienstleistungsbereichen im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt nicht überdurchschnittlich gestiegen.

      Die verschwiegenen Zahlen
      Allerdings müssen die Krankenkassen mit weniger Einnahmen auskommen, da heute weniger Nachkommen da sind, die in die Beitragskassen einzahlen. Immer mehr Menschen sind arbeitslos oder haben zum Beispiel das Rentenalter erreicht. Der Schwund der einzahlenden Erwerbstätigen kann auch nicht mehr die nötigen Abgaben für die Rentenversicherung aufbringen. Die Krankenkassen benutzen nach Gutdünken die Mitgliederbeiträge für versicherungsfremde Aufwendungen von insgesamt 30 Milliarden Euro seit 1995. Tatsächlich sind die Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen zwischen 1975 und 1998 nach Angaben von Wirtschaftsforschern nur um 0,3 Prozent von 5,7 auf 6 Prozent des Bruttoinlandproduktes gewachsen. Ihre Beitragssätze stiegen dagegen seit 1970 um 75 Prozent, von 8,2 auf 14,4 Prozent der Gehälter. «Das ist Betrug am Beitragszahler», so der Präsident des Deutschen Ärztetags und der Bundesärztekammer, Professor Hoppe. Doch nicht genug. Dem staatlichen Haushalt fehlen die nötigen Steuergelder für die Finanzierung der Sozialversicherungen. Seine Steuereinnahmen brechen gegenüber dem Vorjahr um fast 10 Prozent ein.

      Die GATS-Verträge
      Die Folgen der umgedrehten Alterspyramide mit mehr älteren Menschen wäre durch eine angepasste Politik ausgleichbar. Es gehört von nationalökonomischer Seite einmal für alle Bürger nachvollziehbar ausgeleuchtet, wie etwa Grosskonzerne ihre Steuerschuld umgehen und ihre finanziellen Mehrgewinne infolge Produktivitätszuwachses, zum Beispiel durch Einsatz neuer Techniken, statt dessen dazu benutzen, den wirtschaftlichen Mittelstand und die Souveränität der Nationalstaaten herunterzureissen, wie die politische Globalisierung die Märkte in den Nationalstaaten destabilisiert und nationale Infrastruktur durch Privatisierungen zunehmend entleert.

      Insbesondere die Rolle der GATS-Verträge gehört unter die Lupe genommen. Jeder Staat ist mit seiner Unterzeichnung verpflichtet, alle öffentlichen Einrichtungen dem Markt zu überlassen und zu verkaufen. Deswegen müssen die medizinischen Einrichtungen, Krankenhäuser und Unikliniken auch der weltbesten Gesundheitswesen auf ihre neue Fähigkeit vorbereitet werden: nämlich gegeneinander konkurrierend Patienten abzuwerben und Gewinne abzuwerfen. Deshalb rentieren kleine Spitäler für die ortsnahe Allgemeinversorgung nicht mehr und werden wegrationalisiert. Damit die zukünftige Rendite dieses vom Solidarprinzip befreiten Marktes nicht behindert wird, muss der Rest des Gesundheitswesens auf ein niedriges Niveau zentralistisch herunterverwaltet werden. Von ihm ist dann keine Konkurrenz für den angestrebten «freien» Markt zu befürchten. Auf diesem Weg wird die Zwei-Klassen-Medizin etabliert. Die Politik ist auffälligerweise in der Lage, die erheblichen Kosten für den Aufbau der entsprechenden obrigkeitlichen Verwaltungs- und Kontrollinstitute aufzubringen. Ein solches «Deutsches Zentrum für Qualität in der Medizin» soll entstehen, geeignet als Rätesysteme nach Sowjetmuster. Es wird die bestehende hohe Versorgungsqualität drastisch absenken und auf diesem Weg die Nachfrage für die dann besseren Leistungen des freien Gesundheitsmarktes schaffen für die Patienten, welche zahlen können.

      Die Qualitätsdebatte - ein Luftzirkus
      Mit der Qualitätsdebatte erleben wir Bürger gegenwärtig einen makaberen Luftzirkus, in welchem wir als die gutgläubigen Teilnehmer aus Gesundheitswesen und Patientenschaft am Nasenring durch den Reformparcours gezogen werden. Das wirkliche Programm läuft im Hintergrund: Die Errungenschaft unserer Gemeinwohleinrichtungen, das soziale Sicherungssystem, muss dem globalisierten Kapital eines Wirtschaftskrieges weichen. Der gegenwärtige Krieg um Öl und Vormachtstellung gegen den Irak verdeutlicht, wie die materielle Macht des Stärkeren sich durchzusetzen anhebt. Es ist das militärisch gewalttätige Vordringen von weltweit sich bereichernden Firmen nebst neuen Stiftungen nach amerikanischem Vorbild, die im Verein mit dem Programm der zentralistischen Umverteilung alles und jeden für ihre Machtzwecke instrumentalisieren (Public-Private-Partnership).

      Neue Lenkungsmethoden im verdeckten Krieg der permanenten Revolution, die Bertelsmannstiftung investiert im Bildungs- und Gesundheitssektor. Der Staat wird in seinen Kernaufgaben zunehmend handlungsunfähig. Die existentiellen Folgen bekommen die Bürger heute hautnah zu spüren. Die Grundfesten unserer rechtsstaatlichen Demokratie und unserer sozialen Marktwirtschaft drohen in sich zusammenzubrechen. Bedroht ist die wesentliche Aufgabe einer Republik, nämlich den Entschluss eines Volkes zu verwirklichen, für die allzu grossen Lebensrisiken wie Krankheit, Krieg und soziale Not füreinander einzustehen, und dies in Gewaltenteilung durch das Rechtswesen, die gewählte politische Vertretung und die beauftragten Einrichtungen, dazu gehört auch der Gesundheitsbereich, zu ermöglichen.

      Die Politik erzeugt die Probleme
      Die politische Klasse weigert sich beharrlich, die tatsächlichen Umstände der Rede von den leeren Kassen zu benennen. «Ohnehin sind die meisten Probleme im Gesundheitswesen politisch erzeugt», stellte Professor Hoppe vor dem ausserordentlichen Deutschen Ärztetag Mitte Februar in Berlin fest. Bereits in ausserstaatlichen Absprachegremien vorgedacht und entschieden. Denn wenn die Hintergründe bekannter wären (siehe auch Agenda 21), könnte man heute die Bürger nicht in eine künstlich erzeugte Notsituation treiben und zur Geisel der weiteren Globalisierungsvorhaben machen. Statt dessen spielt die politische Klasse Schicksal, schiebt dem Volk die Schuld in die Schuhe und wirft ihm mangelnde Auffassungsgabe vor. Das Volk hat sich zu ergeben und zu sparen, «Geizig sein ist geil», untermalt die angeschlossene Werbebranche. Berufsgruppen im Volk werden gegenseitig ausgespielt, damit kein Widerstand entsteht. Deshalb haben die Patienten angeblich zu teure Krankheiten, deshalb behandeln die Ärzte angeblich zu teuer.

      Nehmen wir Bürger das Allgemeinwohl in die Hand
      Es gehört dazu, einst relativ unabhängige und orientierungsgebende Berufsgruppen wie Lehrer und Ärzte zu demontieren. Für das Allgemeinwohl tätige Bürger sollen in die Knie gezwungen werden, ihre Aufgaben stören den seelenblinden Materialismus der Globalisierung. Deshalb wird uns vorgelogen, die Kosten explodierten im Gesundheitswesen, denn wir sollen uns fügen. Das lang angelegte Ablenkungsmanöver wird inzwischen von vielen Bürgern durchschaut. Bringen wir es untereinander zur Sprache, treten wir ein für eine Friedensordnung auch im Inneren unserer Länder, für unsere rechtsstaatliche Demokratie. Erhalten wir uns ein vertrauenswürdiges und gut arbeitendes Gesundheitswesen.

      Artikel 18: Zeit-Fragen Nr.7 vom 24. 2. 2003, letzte Änderung am 24. 2. 2003
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:56:36
      Beitrag Nr. 2.093 ()
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 20:58:55
      Beitrag Nr. 2.094 ()
      Charttechnik
      Kursbewegungen nach oben überzeugen nicht

      Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

      25. Februar 2003 Der Marktanstieg in der vergangenen Woche spiegelte einen Mangel an Verkäufen, aber keine Nachfragesteigerung wider, die gemeinhin am Beginn einer anhaltenden Aufschwungphase zu beobachten ist. Der mittelfristige Trend kann bestenfalls als neutral bezeichnet werden, trotz der kürzlich gesehenen Marktstärke.

      Auch wenn es aus technischer Sicht einige Verbesserungen der gesamten Marktlage gegeben hat, reichen die Signale nicht, um von einem dauerhaften zwischenzeitlichen Tief auszugehen. Das gesamte Handelsvolumen ist extrem schwach. Das heißt: Die kürzlich zu beobachtende Stärke ist einzig auf das „Short-Covering“ der Anleger zurückzuführen, die plötzlich reagiert haben, als sich der S&P 500 der kritischen Unterstützungslinie bei 800 Zählern näherte.

      S&P 500 trifft auf eine Reihe von Widerständen

      Es existiert eine ganze Reihe an Widerstandszonen, auf die sich der S&P 500 zu bewegt. Bei dem niedrigen Handelsvolumen ist es aber zweifelhaft, ob genug Antrieb vorhanden sein wird, um den Markt kräftig genug nach oben zu treiben. Die nächste Widerstandszone liegt zwischen 870 und 875 Zählern und markiert die Region des letzten Breakdowns. Sie ist daher von größter Bedeutung. Denn sollte der „500“ diese Zone erneut nehmen können, dann wäre der letzte Ausbruch nach unten gescheitert. Dies hätte eine aufbauende Wirkung für den Markt.

      Sollte das tatsächlich passieren, dann müsste der Index sich mit einer fast dreimonatigen Kurskonsolidierung auseinandersetzen, die von 870 bis auf 954 Zähler reicht. Diese breite Kurszone wird gewaltig sein. Wenn das nicht genug ist, liegt der Widerstand durch die Trendlinie bei 910 Punkten.

      Nur gut ein Fünftel in „Bullenstimmung“

      Es hat nur bescheidene Verbesserungen bei den Sentiment-Indikatoren gegeben. Die kurzfristigen Investment-Polls, die sich sehr viel schneller verändern als die bekannte Umfrage des Investor`s Intelligence, haben äußerst positive Anzeichen hervorgebracht. Dies ist eine recht typische Entwicklung, wenn sich der Markt einem möglichen Tiefpunkt nähert. Die Consensus-Umfrage zeigt derzeit 25 Prozent Bullen an - der niedrigste Wert seit Juli. Anfang Dezember hatte der Bullenanteil dieser Umfrage noch 52 Prozent betragen.

      Bei vielen dominanten Tiefpunkten nähert sich dieses Umfrageergebnis einem Anteil der Bullen bei rund 20 Prozent oder sogar noch weniger. Die MarketVane-Umfrage ist auf einen Bullenanteil von 24 Prozent gesunken, der niedrigste Stand seit vergangenem Oktober. Auch diese Umfrage fällt bei vielen Markttiefs auf einen Wert von ungefähr 20 Prozent ab. Die Umfrage der American Association of Individual Investors zeigt, dass nur 21,9 Prozent der Befragten in „Bullenstimmung“ sind. Auch dies ist ein extrem niedriger Wert und stellt zudem einen massiven Einbruch seit Anfang Dezember dar, als der Bullenanteil noch 52,9 Prozent betragen hatte.

      Die einzige Umfrage, die keine Annährung an eine marktpositive technische Konfiguration anzeigt, ist die des Investor`s Intelligence, welche eher als mittelfristig ausgerichteter Indikator zu bewerten ist. Auch wenn hier einige Börsenbriefautoren Korrekturen vorgenommen haben, ermittelt diese Umfrage bei dominanten Tiefständen normalerweise ein pessimistischeres Ergebnis. Die Umfrage des Investor`s Intelligence ergab einen Bullenanteil von 41,6 Prozent und einen Bärenanteil von 33,7 Prozent. Zum Vergleich, Anfang Dezember bezeichneten sich noch 51,1 Prozent der Befragten als Bullen. Im November gab es 24,7 Prozent Bären.

      Handelsvolumen eindeutig zu gering

      Die wichtigste Komponente, die für das Entstehen einer kräftigen dauerhaften Rally noch fehlt, ist ein hohes Handelsvolumen. Der Beginn der meisten langfristigen Aufwärtsbewegungen wird von dem Erreichen eines sehr hohen Niveaus des gesamten Handelsvolumens eingeläutet. Der erste Tag des letzten Versuchs einer Kursrally war der 14. Februar. An diesem Tag erreichte das Handelsvolumen erbärmliche 1,37 Milliarden Aktien an der NYSE und 1,3 Milliarden Aktien an der Nasdaq. Am ersten Tag der Rally im Oktober wechselten an der NYSE zwei Milliarden Aktien ihren Besitzer und an der Nasdaq 1,8 Milliarden. Im Juli war die erste Rally mit einem Handelsvolumen in Höhe von 2,7 Milliarden Aktien an der NYSE und 2,5 Milliarden Aktien an der Nasdaq gestartet.

      Auch wenn es sicherlich verständlich ist, dass das gesamte Handelsvolumen schwach bleibt, weist dies doch darauf hin, dass der Marktanstieg der vergangenen Woche aus einem Mangel an Verkäufen und nicht aus einer gigantischen Erhöhung der Nachfrage - wie es eigentlich zu Beginn einer dauerhaften Aufwärtsbewegung der Fall sein müsste - resultierte.

      @thwi
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 21:01:15
      Beitrag Nr. 2.095 ()
      Fondszuflüsse
      US-Aktienfonds selbst im Januar mit Kapitalabfluss

      25. Februar 2003 US-Aktienfonds verzeichneten erstmals seit 1990 im Monat Januar einen Nettokapitalabfluss, das ist das Ergebnis einer Schätzung des Marktforschungsinstituts Lipper Inc.

      Normalerweise ist der Januar der Monat, in dem Investoren ihre Jahresprämien investieren und ihre Rentenfonds aufstocken, erklärten die Vermögensverwalter. Vor einem Jahr flossen 21 Milliarden Dollar in US-Aktienfonds, gab Lipper an.

      Anleger ziehen per saldo eine Milliarde Dollar ab

      Die Investoren haben für eine Milliarde Dollar mehr Aktien verkauft, als sie kauften. Dahinter steckt die Talfahrt der Aktienbörsen: Der S&P 500 Index verlor im Januar 2,7 Prozent. Für einige Vermögensverwalter ist dies ein Signal, dass es an den US- Aktienmärkten das vierte Jahr in Folge bergabgehen dürfte.

      "Es ist sehr bedenklich, dass die Leute im Januar Mittel aus den Aktienfonds abziehen", kommentierte Russ Koesterich, US- Aktienstratege bei State Street Corp. in Boston. "Das sagt aus, dass sich die Leute von Aktien abwenden. Es ist unwahrscheinlich, dass sich das Bild in den nächsten Monaten ändern wird."

      Schlechtes Omen für das Gesamtjahr

      Schon das Jahresergebnis 2002 hat zu denken gegeben: Insgesamt flossen im vergangenen Jahr 27,1 Milliarden Dollar aus Aktienfonds ab, seit 1988 überwogen damit die Aktienverkäufe. Wie schon im vergangenen Jahr, haben Investoren in Anleihefonds Zuflucht vor fallenden Aktienkursen gesucht. Im Januar flossen 13 Milliarden Dollar in Anleihefonds. Lipper zufolge hatten sie bereits 2002 einen Rekordzuwachs verzeichnet.

      Für den Aktienstrategen William Julian von Salomon Smith Barney Inc . kann der Januar als Indikator für das gesamte Jahr gewertet werden. Seit 1961 folgten die elf darauffolgenden Monate mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent dem Anlegerverhalten im Januar, so sein Berechnungen "Es hat den Anschein, als hätte das dritte Minusjahr der Börsen viele Anleger überrascht", erklärte Treadway. "Sollten die Märkte ein viertes Jahr in Folge enttäuschen, dürften wir sie für eine ganze Weile verlieren."

      Bloomberg
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 25.02.03 22:07:46
      Beitrag Nr. 2.096 ()
      Avatar
      schrieb am 26.02.03 23:40:41
      Beitrag Nr. 2.097 ()
      25. Februar 2003

      Die Baisse dauert an!

      Das US Verbrauchervertrauen ist wieder stark gesunken. Es bahnt sich ein weiterer Verfall der Aktienmärkte seinen Weg. Der drohende Irak-Krieg sorgt für steigende Ölpreise über USD 40/Barrel. Gold hat auch wieder etwas angezogen. Hier ist allerdings Vorsicht angesagt. Nach der starken A-Welle bildet sich eine B-Welle heraus. Danach kann es wieder abwärts gehen.

      Der Euro/USD verfällt in einen Seitwärtstrend mit volatilen Oszillationen.

      Der IFO Geschäftsklima Index soll angeblich den 2. Monat in Folge angestiegen sein. Eins Schwalbe macht noch keinen Sommer. Der Krieg ist nicht der Auslöser der Rezession, er verstärkt allerdings den Abtrend mit verheerenden Folgen für die Weltwirtschaft.
      evotrade
      Avatar
      schrieb am 26.02.03 23:45:01
      Beitrag Nr. 2.098 ()
      26.2.03 Dax fällt auf den tiefsten Stand seit Juli 1996

      Gute Nachrichten gehen unter – Fall unter 2000 Punkte möglich


      von Jens Wiegmann und Holger Zschäpitz

      Berlin - Stell dir vor, der Deutsche Aktienindex fällt auf den tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren und kein Börsianer bekommt es mit. Fast so geschehen am Dienstag in Frankfurt. Während das Gros der Marktprofis auf der Investorenkonferenz der Deutschen Bank führenden Konzernlenkern der heimischen Industrie lauschte, rauschte der Dax bereits am Vormittag unter die wichtige Unterstützungsmarke von 2519 Punkte. Um exakt 11.04 Uhr, als Adidas-Finanzvorstand Robin Stalker sein Unternehmen auf der „German Corporate Conference“ im Hotel Hilton präsentierte, rutschte der Index unter das alte Tief vom vergangenen Oktober.

      Und damit nicht genug. Der Dax bekam erst bei 2448 Punkten Boden unter den Füßen – Notierungen, die Anleger das letzte Mal im Juli 1996 zu sehen bekamen. ... (Welt, 26.2.03)
      ________________________________________________________


      Wie leben die Reichsten der Reichen?

      Obwohl schon jetzt privilegiert, profitieren die US-Millionäre am meisten von Bushs geplanten Steuersenkungen - und bauen wie einst Fürsten und Könige.


      Von Marc Hujer
      ... Mittelstand kollabiert

      Paul Krugman, der New-York-Times-Kolumnist, hat in einem viel beachteten Aufsatz im Herbst das Ende des Mittelstands in Amerika prophezeit. Während die Durchschnittslöhne in den vergangenen 29 Jahren um zehn Prozent auf knapp 36000 Dollar pro Jahr stiegen, rechnet Krugman vor, kletterten die Gehälter der 100 führenden Vorstandsvorsitzenden um 2800 Prozent, von 1,3 Millionen Dollar auf 37,5 Millionen Dollar pro Jahr.

      Ein Firmenchef verdient danach heute 1000 mal so viel wie ein normaler Arbeiter, eine Tatsache, die den Publizisten Kevin Phillips in seinem knapp 500 Seiten starken Bestseller „Wealth and Democracy“ zu der Warnung verleitete, Amerika drohe die „Plutokratie“.

      Der Zusammenbruch der New Economy hat den Reichsten Amerikas kaum geschadet. Sie haben ihr Geld rechtzeitig abgezogen, bevor die Aktienkurse in New York in sich zusammenbrachen. Und wie die Jaegers haben sie das Geld in Immobilien angelegt. ... (SZ, 24.2.03)
      Kommentar: Während jetzt die Kleinanleger durch die zusammenbrechenden Börsen ständig weitere Verluste einfahren müssen, sind die Reichen in am Höhepunkt des Booms ausgestiegen und haben aus diesem Grund den Mittelstand in Aktien getrieben. Mit einem Schlag wurde dadurch Vermögen in großen Beträgen von der breiten Masse zu wenigen Superreichen umgeschichtet. Die meisten Leute sind leider so mediengläubig und so dem Massenverhalten verbunden, daß sie lieber Verluste in Kauf nehmen, als einmal sich unabhängig zu informieren und zu denken.
      _____________________________________________________

      Es gibt keine Bankenkrise


      Meister: Institute können Kredit-Probleme selbst lösen - EU-Finanzsystem gut gerüstet gegen Schocks

      Frankfurt/Main - Die Deutsche Bundesbank und das Bundesfinanzministerium haben am Montag Spekulationen über eine Bankenkrise in Deutschland entschieden zurückgewiesen. „Es gibt keine Bankenkrise, ein Vergleich mit Japan ist unsinnig“, sagte Bundesbank-Vorstand Edgar Meister bei der Präsentation eines EZB-Berichts über die Stabilität des EU-Bankensystems. „Es steht außer Frage, dass das deutsche Finanzsystem stabil und die Banken liquide sind.“

      Angebliche Regierungspläne zur Gründung einer Auffanggesellschaft für Kreditrisiken deutscher Großbanken seien ihm nicht bekannt, sagte Meister. „Vor allem aber sind die deutschen Banken nicht in einer Situation, dass sie so etwas bräuchten.“ Ähnlich äußerten sich auch Aufsichtskreise bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

      Zuvor war darüber spekuliert worden, dass führende Bankmanager bei einem Treffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel eine so genannte Bad Bank als Auffanglösung für notleidende Kredite vorgeschlagen haben könnten. Das Bundesfinanzministerium dementierte diese Gerüchte.

      Trotz des schwachen Bankenjahres 2002 und des schwierigen Ausblicks für 2003 könnten die Banken ihre Probleme nach wie vor selbst lösen, sagte Meister. Die Institute hätten auf das verschlechterte Umfeld längst mit starken Kostensenkungen und einer vorsichtigeren Kreditvergabepolitik reagiert. Anzeichen für eine Kreditklemme, die die Konjunktur belasten würde, gebe es trotzdem nicht, ergänzte Direktoriumsmitglied Tommaso Padoa-Schioppa von der Europäischen Zentralbank (EZB). Beide Zentralbanker äußerten sich zuversichtlich, dass der Bankensektor in der gesamten Europäischen Union das Potenzial habe, negative Schocks, wie sie etwa von einem Irak-Krieg ausgehen könnten, zu überwinden. „Es ist daher jetzt nicht angebracht, über die Verwendung von Steuerzahlergeldern zu diskutieren“, sagte Meister. ... (Welt, 25.2.03)
      Kommentar: Es ist schon erstaunlich, mit welcher Vehemenz eine Bankenkrise verneint wird, obwohl alle Fakten dafür sprechen. Wie bei den Aktien wird hier wieder der Kleinanleger an der Nase herumgeführt, um ihn in langfristige Investments, Anleihen, Lbensversicherungen oder sonstige Geldversprechen zu treiben. Während die Reichen dann liquide Mittel haben, welche sie schnell im Crash verschieben können, verliert die breite Masse durch gebundenes Kapital.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 26.02.03 23:47:02
      Beitrag Nr. 2.099 ()
      26.2.03 Lafontaine nennt hohe Managergehälter „organisierte Kriminalität“

      Menschen und Märkte

      Der frühere SPD-Parteichef Oskar Lafontaine hat die hohen Gehälter deutscher Spitzenmanager als „organisierte Kriminalität“ kritisiert. „Die Gehälter und Abfindungen in den Vorstandsetagen sind, wie das Beispiel Mannesmann zeigt, organisierte Kriminalität. Dass dies noch mit sinkenden Spitzensteuersätzen belohnt wird, ist ein Skandal“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Er forderte, dass Vorstandsmitglieder großer Unternehmen jederzeit gefeuert werden können und Millionenabfindungen verboten werden. AP (Welt, 25.2.03)
      Kommentar: Lafontaine hat recht, übersieht jedoch das Grundproblem: Während Manager noch selbst arbeiten und dafür einen (überhöhten) Lohn bekommen, bringen Superreiche überhaupt keine Leistung mehr und kassieren wesentlich höhere Zinserträge als jeder Top-Manager. Nicht die Höhe von Arbeitsentgeld sollte Diskussionspunkt sein, sondern der Unterschied zwischen Arbeitseinkommen (Arbeiter, Angestellte, Unternehmer, Landwirte, Manager) und leistungslosem Einkommen (Zins) muß herausgestellt werden. Alles andere lenkt nur vom Problem ab.

      K.v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 26.02.03 23:51:43
      Beitrag Nr. 2.100 ()
      Editorial: Der Ölmarkt und Desinformationen (26.02.2003)

      Erstmals seit Beginn der laufenden Haussephase am Markt für Rohöl ist am Dienstag in Washington offiziell angedeutet worden, dass die Strategische Reserve (SPR) der USA binnen Stunden geöffnet werde, wenn sich Störungen bei der Ölversorgung im Lande einstellen sollten. Eine endgültige Entscheidung über einen solchen Schritt hänge jedoch davon ab, ob die Opec in der Lage wäre, bei einem Ausfall irakischer Lieferungen die dem Markt dann fehlenden Mengen auszugleichen.

      Diese Erklärung hat die Preise in New York prompt sinken lassen. In den gängigen Kommentaren wird die Äußerung als Grund für die Schwäche dargeboten. Gewiss, wenn der Markt nach einer Ursache oder nach einer Entschuldigung für einen Rückschlag gesucht hat, dann konnte die Erklärung durchaus reichen.

      Doch wer tatsächlich an eine solche Sequenz von Ursache und Wirkung glaubt, kann in die Irre gehen. Wenn die SPR erst einmal geöffnet würde, wäre dies die offizielle Bestätigung für eine Knappheit, der die Regierung in Washington mit einem solchen Schritt zu begegnen versuchte. Er wäre also eher ein Argument für die Haussiers.

      Auf die Opec kann man zudem in einem solchen Fall nicht mehr setzen. Selbst wenn sie wollte, könnte sie nicht sehr viel mehr Öl fördern, als dies jetzt bereits geschieht. Die freien Produktionskapazitäten sind einfach schon zu stark zusammengeschmolzen.

      Eine inzwischen fast sicher gewordene Militäraktion gegen den Irak ist und bleibt vor diesem Hintergrund ein enormes Risiko für den Ölmarkt. Rekordpreise sind daher wohl keine Frage des Ob mehr, sondern nur noch des Wann.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de

      (22304)
      Avatar
      schrieb am 26.02.03 23:59:25
      Beitrag Nr. 2.101 ()
      Finanzmarkt
      Finanzmärkte sind vieles, nur nicht effizient


      Gab es schon im 19. Jahrhundert verschiedene Kursblasen an den Finanzmärkten, so waren die im Jahr 1929 und die im Jahr 1965 gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 21 wesentlich ausgeprägter. Verglichen mit den Jahren 1995 bis 2000, war das allerdings noch harmlos. Denn in dieser Zeit lag das KGV in der Spitze mit 37 beinahe doppelt so hoch. "Wahrlich eine neue Ära", schreibt Jeremy Grantham als Chefstratege von GMO in Boston.

      Ließen sich die "älteren" Ereignisse noch mit Gier, Leichtgläubigkeit und Hysterie erklären, so war die theoretische Basis der vergangenen Jahre eine völlig andere: Eine große Zahl der Marktteilnehmer glaubte auf Grund ihrer akademischen Ausbildung an die Effizienz der Finanzmärkte. Die besagt nichts anderes, als dass die Märkte neu bekannt werdende Informationen immer sofort und richtig bei der Preisbildung berücksichtigen.

      Damit bestände so gut wie keine Chance, den Markt zu schlagen. Auch Kursblasen könnten nach dieser Theorie keine entstehen. Heute noch an vielen Business Schulen verbreitet, wird die Theorie gestützt von bekannten Namen wie Sharpe, Fama, Merton oder auch Ibbotson. Wer dagegen argumentierte, galt lange Zeit als Exot und legte sich Steine in den Weg der eigenen Karriere.

      Theorie von der Markteffizienz versagt

      Schon Keynes sagte allerdings, dass sich ein gutes ökonomisches Modell dadurch auszeichnet, dass es die Fakten trifft. Daran gemessen versagt die Theorie von der Markteffizienz. Ein Beispiel dafür ist das Preismomentum. Setzt ein Anleger längerfristig jedes Jahr auf die zehn Prozent der Aktien, die in den vergangenen zwölf Monaten am besten abgeschnitten haben, so schlägt er den Markt um 4,2 Prozent pro Jahr. Mit einem modifizierten Modell erzielt GMO eine Trefferquote von 68 Prozent und eine durchschnittliche "Überperformance" aller Fonds von drei Prozent pro Jahr, nach Kosten!

      Auch die Aktienauswahl mittels eines Dividenden-Diskontierungs-Modells führt zu überdurchschnittlichen Renditen. Und das, obwohl das resultierende Portfolio von der fundamentalen Qualität mit dem S&P 500 vergleichbar ist und sogar ein leicht geringeres Beta aufweist.

      Der dritte Gegenbeweis ist die Beobachtung, dass Märkte langfristig immer zu einer Art von Trend zurückkehren (siehe: ). Grantham und Kollegen untersuchten die verfügbaren Daten und fanden in der Vergangenheit insgesamt 27 Beispiele für eine "Blasenbildung". Alle kehrten nach größeren Abweichungen auf ihren Trend zurück. Der Auf- und Abbau der Blasen war dabei zeitlich bemerkenswert symmetrisch. Das heißt, es dauerte jeweils in etwa gleich lang - plus-minus ein Jahr.

      Neuer Markt als Beispiel für eine perfekte Kursblase

      Grandhams Favorit in diesem Zusammenhang ist der Neue Markt (siehe: ). Der hatte sich innerhalb von gerade einmal drei Jahren verzwölffacht und in weiteren zweieinhalb Jahren alles wieder aufgegeben. „In einer Welt der effizienten Märkte hätte man auf so etwas so lange warten müssen, wie darauf, dass ein Affe im Zoo plötzlich Hamlet zu Papier bringen würde“, kommentiert Grantham ironisch.

      Er stellt sich die Frage, wieso sich die Hypothese von der Markteffizienz so lange halten konnte und findet dafür verschiedene Begründungen. Erstens seien die Techniken, mit der These getestet wurden, nicht dazu geeignet. Zweitens würde unterstellt, die Marktteilnehmer verhielten sich rational. Dabei mache der aktuelle Dschungel von Verhaltensweisen jedes ökonometrische Modell zum Gespött. Drittens hält er die meisten Akademiker, die über die These geschrieben haben, für blutige Amateure. Sie hätten noch nie das Phänomen der Massenpsychologie zu spüren bekommen. Sie wüssten nicht, wie es sich fühle, wenn eine Vermögensverwaltungsfirma auf Grund einer falschen Wette existenzgefährdet sei.

      Beruhigend sei lediglich, dass bekannte Leute wie Modigliani und Robert Shiller immer mehr Löcher in das Theoriegebäude brechen würden. Gerne zitiert er Larry Summers: „Die Theorie von den effizienten Märkte ist der größte Irrtum in der Geschichte der Ökonomie“. Damit wird klar, dass an den Finanzmärkten mit Theorien allein kein Blumentopf zu gewinnen ist.


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      [Druckversion]
      26.02.2003 16:50
      FAZ.net
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 00:10:28
      Beitrag Nr. 2.102 ()
      MOBILFUNK
      Gericht verbietet Klauseln für Lastschrift




      KARLSRUHE (rtr). Mobilfunk-Anbieter dürfen ihre Kunden nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) nur unter bestimmten Voraussetzungen zur Zahlung der Gebühren per Lastschriftverfahren zwingen. So müsse sichergestellt sein, dass zwischen Rechnungszugang und dem Einzug des Geldes mindestens fünf Werktage liegen. Der BGH verbietet der Telekom-Tochter T-Mobile die Verwendung einer Klausel ihrer Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Sie zwingt Kunden mit einem Telly-Local-Tarif zur Teilnahme am Lastschriftverfahren und erlaubt den Einzug des Betrags sofort bei Fälligkeit. Der Kunde müsse Zeit haben, die Rechnung zu prüfen und gegebenenfalls sein Girokonto auszugleichen, so die Richter.

      Das Gericht kassierte zudem eine Bestimmung, die T-Mobile die Überprüfung der EC- oder Kreditkarten der Kunden erlaubte (Aktenzeichen: III ZR 54/02). Dies war möglich, weil sie verpflichtet wurden, ihre Hausbank von der Schweigepflicht zu entbinden. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hatte gegen die Klauseln geklagt, weil die Mobilfunk-Teilnehmer dadurch benachteiligt würden. Landgericht und Oberlandesgericht (OLG) Köln hatten die Klage abgewiesen. Das BGH hob das OLG-Urteil teilweise auf.


      frankfurter rundschau
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 00:26:43
      Beitrag Nr. 2.103 ()
      Kein Wachstum der deutschen Wirtschaft im vierten Quartal 2002
      von Jochen Steffens

      Die deutsche Wirtschaft ist nach Angaben des Statistischen Bundesamts im vierten Quartal 2002 nicht mehr gewachsen – das Bruttoinlandsprodukt stagnierte. In den Quartalen davor war es zumindest noch zu einem geringen Wachstum gekommen. Aber auch das gesamtwirtschaftliche Jahreswachstum betrug nur 0,2 %. Das ist das schwächstes Wachstum seit immerhin zehn Jahren. Im europäischen Vergleich ist die Bundesrepublik damit Konjunktur-Schlusslicht. Ein kleiner Lichtblick im Dunkeln: Erstmals nahmen die bislang rückläufigen Investitionen wieder zu. Sie verbesserten sich real um 0,8 %.

      Trotzdem, nach Angaben von Volkswirten ist eine Rezession aufgrund des besseren Ifo-Index in Deutschland unwahrscheinlicher geworden. Ich hatte bereits davon berichtet. So soll es nach einem schwachen Start ins Jahr in den nächsten drei Quartalen wieder zu einem Wachstum kommen. Allerdings soll dieses Wachstum deutlich geringer als von der Bundesregierung prognostiziert ausfallen. Ganz vorbei ist die Gefahr einer Rezession jedoch nicht. Viel wird natürlich auch vom Ausgang des Irak-Konflikts abhängen.
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      Das Ende einer Illusion ...

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Der Dow Jones stand Ende 1999 bei 11.497 Punkten. Seitdem hat er jedes Jahr niedriger beendet – letzte Woche ging er mit 8.018 Zählern ins Wochenende.

      Wir sind damit im 4. Jahr eines größeren Bärenmarktes. Aber die Leute sind insgesamt immer noch ziemlich optimistisch. In Südflorida machen die Restaurants, Bars und Theater noch gute Umsätze. Es werden immer noch neue Apartment-Komplexe gebaut. Die Leute hoffen, dass der große Bärenmarkt dieses Jahr enden wird. Sie sagen, dass die Aktien NIEMALS 4 Jahre in Folge gefallen sind. Aber das durchschnittliche KGV liegt nun einmal bei fast 30, und deshalb sind die Aktien immer noch zu teuer. Man sollte in den nächsten Monaten deshalb eher niedrigere als höhere Kurse erwarten.

      Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, dass es derzeit sogar um mehr geht als um die Fortsetzung eines Bärenmarktes. Ich denke, dass sich die Struktur der gesamten Weltwirtschaft ändern könnte.

      Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat die Welt darauf gesetzt, dass die Amerikaner immer mehr Geld ausgeben. Das System schien zu funktionieren ... je mehr die Amerikaner ausgaben, desto reicher fühlten sie sich.

      Aber das war eine Illusion. Die Einkommen sind nur moderat gestiegen, während der Konsum explodierte. Die Kreditindustrie hat innovative Wege gefunden, um die Amerikaner zu immer neuen Schulden zu verführen, weshalb der durchschnittliche Hausbesitzer in den USA heute einen geringeren Teil seines Hauses besitzt als in den 1950ern ... ein größerer Teil dieses Hauses gehört heute den Gläubigern. Dieser Trend kann nicht für immer so weitergehen, denn die Schuldner können sich nicht unbegrenzt verschulden. Und die Leute können sich nicht mit einem riesigen Schuldenberg zur Ruhe setzen; sie brauchen Einkommen, Vermögen, und reales Bargeld, um ihre Rechnungen bezahlen zu können. Irgendwann werden die Schuldner aufhören, soviel Geld auszugeben ... sie werden aufhören, zu kaufen ... sie werden aufhören, neue Schulden zu machen. Und die Gläubiger werden irgendwann höhere Zinssätze fordern, um ihre Risiken angemessen bezahlt zu bekommen ... dann wird das gesamte System implodieren.

      Die größten Kreditgeber sind Ausländer. Es sind Leute in Asien und Europa, die es den Amerikaner ermöglichen, neue Fernseher mit riesigen Bildschirmen zu kaufen. Und diese Ausländer haben bereits begonnen, den Wert des Dollar zu hinterfragen – weshalb der Dollar in den letzten 12 Monaten 20 % an Wert verloren hat. Die Amerikaner haben das bis jetzt noch kaum bemerkt. Aber dieser Wertverlust könnte das Ende einer Illusion ankündigen – und den Beginn einer neuen Illusion ...

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      Ungerechtfertigter Optimismus

      von Marshall Auerback

      Der heutige Ölmarkt ist heute geopolitisch bedrohter als je zuvor ... und den Märkten scheint das relativ egal zu sein. Die Investoren glauben, dass das Angebot schon irgendwie stabil bleiben wird, und sie glauben, dass der bevorstehende Irakkrieg genauso leicht gewonnen werden kann wie der Golfkrieg 1990 oder der Afghanistan-Krieg. Sie glauben, dass die großen Ölgesellschaften nach dem Krieg sofort wieder investieren werden, und sie glauben, dass die irakische Ölproduktion explodieren wird, nachdem US-Fallschirmjäger Saddam Hussein ausgeschaltet haben.

      Aber Tatsache ist, dass die Kapazitätsauslastung der Ölindustrie derzeit so hoch ist wie nie zuvor. Das Angebot an Rohöl ist relativ zum Verbrauch so niedrig wie nie zuvor in den letzten Dekaden. Und in drei der sechs größten ölproduzierenden Staaten ist die Ölförderung wegen geopolitischer Risiken gefährdet.

      Im Fall des Irak ist diese Gefährdung offensichtlich. Aber auch in Saudi Arabien, dem weltgrößten Produzenten, bleibt die politische Lage weiterhin instabil. Die ölabhängige Wirtschaft Venezuelas stöhnt unter den Streiks, die auch die Ölexporte getroffen haben. In diesem Umfeld könnte der Irakkrieg durchaus zu einem stark steigendem Ölpreis führen, was dann der Sargnagel der bereits schwächelnden Weltwirtschaft sein könnte.

      Die Aussichten für einen globalen "Öl-Schock" sind so hoch wie nie zuvor in den letzten Dekaden. Laut einer aktuellen Studie von Goldman Sachs ist der Ölpreis seit Ende November um 30 % gestiegen – alleine die Streiks in Venezuela haben 125 Millionen Barrel Ölproduktion gekostet. Das ist bereits der fünftgrößte "Öl-Schock" der Geschichte, was laut der Studie "das derzeitige Preisniveau fast völlig erklärt." Wenn der Streik in Venezuela noch zwei Monate so weitergeht und der Irakkrieg auch ungefähr so lange dauern wird, dann wird sich der Produktionsausfall auf 600 Millionen Barrel belaufen – erheblich mehr als die 400 Millionen Barrel, die im israelisch-arabischen Krieg wegfielen.

      Nach der Veröffentlichung der Goldman Sachs-Studie hat sich die Lage in Venezuela entspannt. Aber die weltweit angespannte Lage an den Ölmärkten bleibt ungefähr so, wie sie von Goldman Sachs beschrieben wurde. Die Regierung von Venezuela hat ungefähr 10.000 streikende Arbeiter ausgesperrt, und die Bemühungen, die Ölförderung und Raffinerie wieder zu reaktivieren, sind nur begrenzt erfolgreich gewesen.

      Zusätzlich zu den Problemen in Venezuela gibt es auch in Saudi Arabien weiterhin Probleme: Die Stellung des Herrscherhauses der Saudis wird immer unsicherer. Die herrschende königliche saudische Familie, die einen Großteil des Ölreichtums für sich in Anspruch nimmt, wird als korrupt wahrgenommen – und die Unzufriedenheit der Untertanen ist groß. Die saudische Ölproduktion ist deshalb wegen möglicher drohender sozialer Konflikte – wie in Venezuela – gefährdet. Und auch, weil die globale fundamental-muslimische Bewegung in Saudi Arabien zu Hause ist.

      Manche Investoren glauben, dass der Ölpreis derzeit eine künstlich hohe "Risikoprämie" beinhaltet. Einige würden deshalb sogar den Ausbruch des Irakkriegs begrüßen, weil sie dann denken, dass diese "Risikoprämie" wieder wegfallen würde. Aber diese Einschätzung ist unbegründeter Optimismus. Was heute im Ölpreis "eingepreist" ist, ist ein kurzer, aus Sicht der USA erfolgreicher Krieg – und kein blutiges, chaotisches Experiment, das Kriege normalerweise sind.

      Aber der drohende Irakkrieg lässt sich nicht mit dem von 1990 vergleichen. Es gibt bedeutende Unterschiede: Die USA werden durch Terroranschläge von bisher unbekannten Ausmaßen bedroht, die transatlantischen Beziehungen sind in einer Krise, und auch die amerikanischen Beziehungen zur gesamten islamischen Welt haben gelitten. Nichts davon war 1990/91 der Fall. Und auch das wirtschaftliche Umfeld ist nicht vergleichbar: Die Konsumenten in den USA haben heute Rekordschulden angehäuft – und das war bereits der Fall, bevor sich ein neuer Irakkrieg abzeichnete.

      Es ist diesmal weniger wahrscheinlich, dass der Ölpreis bei Kriegsausbruch explodieren wird, um danach gewaltig zu fallen (wie das 1991 der Fall war). Wenn die Streiks in Venezuela endgültig aufhören würden UND im Irakkonflikt alles gut gehen würde, dann könnten die vorübergehenden Produktionsausfälle durch die strategischen Reserven aufgefangen werden. Die irakische Ölproduktion würde sich dann wahrscheinlich ein Jahr lang stabilisieren, und dann würde sie in den nächsten zwei Jahren vielleicht um 1,0 bis 1,5 Millionen Barrel Öl pro Jahr steigen.

      Aber es ist unrealistisch, langfristig damit zu rechnen, dass die zusätzliche irakische Produktion den Ölmarkt überschwemmen wird. Ein aktuelles Arbeitspapier vom "Council on Foreign Relations" schreibt dazu: "Es ist unwahrscheinlich, dass sich die irakische Ölproduktion sofort erholen wird. Abhängig von den Schäden, die die Produktion in den Kampfhandlungen nehmen wird, wird auch die Menge der möglichen Ölexporte reduziert werden."

      Kurz gesagt: Es gibt kein einfaches Mittel gegen die hohen Ölpreise, auch wenn man einen "Öl-Schock" abwenden kann. Im besten Fall stabilisiert sich der Ölpreis, oder vielleicht werden wir einen moderaten Rückgang sehen. Aber ein Rückgang bis auf 20 Dollar pro Barrel – auf dieses Niveau fiel der Ölpreis nach dem Ende des Golfkriegs 1991 – ist unwahrscheinlich. Schließlich gibt es noch das Problem mit Venezuela, das den Ölpreis auf Messers Schneide einer Preisexplosion stehen lässt. Für viele bleibt der Irak ein relativ unberührtes Juwel in der Krone des Mittleren Ostens. Aber dieses "Juwel" könnte sich als Dornenkrone entpuppen, wenn sich die Invasionspläne nicht mit den optimistischen Erwartungen des Marktes decken.

      Der heutige Markt betrachtet den drohenden Krieg als so etwas wie eine Maschine. Wohnzimmer-Strategen vernachlässigen das menschliche Element. Nur die wirklichkeitsfremdesten Optimisten können erwarten, dass Sicherheit und gute Zeiten wiederkehren, sobald die erste Cruise Missile gegen den Irak abgefeuert wurde.


      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 00:40:46
      Beitrag Nr. 2.104 ()
      General Electric enttäuscht die Investoren
      Von Dieter Kuckelkorn
      Geld oder Brief


      Die Aktie des gemessen an der Börsenkapitalisierung einstmals größten Industriekonzerns der Welt, General Electric (GE), macht ihren Eigentümern gegenwärtig nicht sehr viel Freude. Gegenüber seinem absoluten Höchstkurs von 60,50 Dollar, der im August 2000 erreicht worden war, hat das Papier nicht weniger als 60 % an Wert verloren. Der Kursverlust hat damit fast schon ein Ausmaß, wie es für die Technologiebranche oder gar die Internetwerte typisch ist. Für ein als solide geltendes Industriekonglomerat, das über viele Jahrzehnte als ein Witwen- und Waisenwert betrachtet worden war, ist dies jedenfalls höchst ungewöhnlich. Inzwischen hat GE die Position als der weltweit von der Börsenkapitalisierung her schwerste Konzern an Microsoft abgeben müssen. GE kommt gegenwärtig auf rund 230 Mrd. Dollar, der neue Spitzenreiter Microsoft dagegen auf knapp 260 Mrd. Dollar. Die enttäuschende Kursentwicklung der Aktie spiegelt die Schwierigkeiten wider, denen sich der Konzern operativ gegenübersieht. In dem überaus freundlichen Umfeld der neunziger Jahre ist der Konzern träge geworden ...

      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 00:42:20
      Beitrag Nr. 2.105 ()
      Bush will für Irak-Krieg bis zu 95 Mrd. Dollar

      Nur für Militärschlag - Zusätzliche Folgekosten


      lou Washington - Die US-Regierung will den amerikanischen Kongress bitten, 60 Mrd. bis 95 Mrd. Dollar für einen möglichen Krieg gegen den Irak zu genehmigen. Dies verlautete aus dem US-Verteidigungsministerium. In der Summe sind die Kosten für die Kriegsführung sowie die unmittelbare Phase nach dem Waffenstillstand enthalten. "Die Ausgaben für die anschließende Kontrolle des Landes sowie den Wiederaufbau werden vermutlich noch höher sein", meint Charles Schultze von der linksliberalen Denkfabrik Brookings Institution. Bereits der Golfkrieg 1991 hat inflationsbereinigt knapp 83 Mrd. Dollar gekostet. Damals übernahmen die Verbündeten der USA 80 % Kosten. Jetzt sieht es so aus, als müssten die USA den größten Teil selbst zahlen. "Jetzt müssen sie Alliierten wie der Türkei großzügige Finanzspritzen geben, um sie überhaupt mit ins Boot zu holen", gibt Christian Weller vom Economic Policy Institute zu bedenken. "Das treibt die Kosten zusätzlich nach oben." Der ehemalige Chefökonom des Weißen Hauses, Lawrence Lindsey, hatte im vergangenen Jahr die Kosten eines Irak-Kriegs mit 100 Mrd. bis 200 Mrd. Dollar beziffert und war für diese vergleichsweise hohe Schätzung vom US-Kongress scharf kritisiert worden. Wie hoch die Ausgaben tatsächlich ausfallen werden, lässt sich nur schwer vorhersagen und hängt nach Ansicht von Beobachtern vor allem von der Dauer und der Art der Kriegsführung ab ...





      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 00:44:58
      Beitrag Nr. 2.106 ()
      Kommentar:


      Depressivum Bayer


      Von Claus Döring

      Über Jahre hinweg hieß es unter Analysten, bei der Bayer-Aktie zahle man nur für das Pharmageschäft, die übrigen Aktivitäten bekomme man quasi zum Nulltarif dazu. Heute ist es umgekehrt: Die Bayer-Aktie repräsentiert bestenfalls noch den Wert des Chemie- und des Polymergeschäfts, die Bayer-Pharma gibt`s umsonst - vom kürzlich für gut 7,2 Mrd. Euro erworbenen Pflanzenschutzgeschäft der Aventis ganz zu schweigen. Betrachtet man den Wert der einzelnen Konzernaktivitäten, springt die Irrationalität der Marktreaktion auf die Lipobay-Prozesse ins Auge. Bis auf 11 Euro je Aktie bzw. 8 Mrd. Euro Marktkapitalisierung ist Bayer gestern abgeschmiert. Selbst vorsichtige Schätzungen kommen nach der Summe-aller-Teile-Methode auf einen Wert von Bayer nach Abzug der Schulden und Pensionsverpflichtungen von 18 bis 20 Mrd. Euro. Nach den Modellrechnungen der Analysten hat damit der Markt in die Bayer-Bewertung einen Lipobay-Schadenersatz von mehr als 10 Mrd. Euro eingepreist.
      Bei allen Unwägbarkeiten der bevorstehenden Prozesse - auf eine solche Summe wird man kaum kommen. Bei den ersten (und für die Kläger aussichtsreichsten) 450 Fällen hat Bayer 125 Mill. Dollar berappen müssen. Würde selbst der letzte Trittbrettfahrer noch ähnlich hoch entschädigt wie jene Fälle mit schweren Nebenwirkungen bis hin zur Todesfolge, hätte Bayer bei heute 7 800 bekannten Klagen eine Summe von 2,2 Mrd. Dollar aufzubringen. Doch für solche Rechnungen ist der unter dem Einfluss des Depressivums Bayer stehende Aktienmarkt nicht empfänglich.

      Die gefährlichen Nebenwirkungen dieser Marktübertreibung sind nicht zu unterschätzen. Neben der demotivierenden Wirkung im Unternehmen - Mitarbeiter halten 2,1 % des Grundkapitals - wirft die eklatante Unterbewertung die Frage nach der Zukunft des Konzerns auf. Selbst wenn die feindliche Offerte eines Raiders keine Erfolgschance hätte, der "freundschaftlichen" Umarmung durch einen Konkurrenten könnte sich Bayer kaum erwehren. Die Zweifel der Aktionäre, dass Bayer jemals aus eigener Kraft zu früherer Stärke zurückkehren könnte, sind mit der Zuspitzung des Lipobay-Falls weiter gewachsen.

      Noch steht Bayer finanziell stabil da, hat die vorübergehend durch den Aventis-Cropscience-Kauf auf 15 Mrd. Euro angeschwollenen Nettoschulden plangemäß unter 10 Mrd. Euro gedrückt. Doch die finanzielle Solidität werden die Märkte erst wieder honorieren, wenn es Klarheit über die Zukunft im Healthcare-Geschäft gibt. Bayer wird in den sauren Apfel beißen und die Juniorrolle in einer Pharma-Allianz akzeptieren müssen, solange noch jemand eine solche Frucht feilbietet.


      Börsen-Zeitung, 27.2.2003



      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 00:52:37
      Beitrag Nr. 2.107 ()
      Die "Stürzt-den-Kanzler-Kampagne" 1931 und heute

      Zeitgeschichte. Wer aus der Geschichte lernt, braucht sie nicht zu wiederholen. Schröder muß nicht enden wie Reichskanzler Müller 1930 und Brüning zwei Jahre später - wenn er das tut, was die Regierung 1931 gegen die Massenarbeitslosigkeit hätte tun sollen.



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      Eine neue Harzburger Front?
      Schröder ist nicht Brüning
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      Das Volk, welches Arnulf Baring im November 2002 "auf die Barrikaden" rief, muß seinen theatralischen Aufruf irgendwie falsch verstanden haben: Die Bürger versammelten sich zwar am letzten Samstag in der Hauptstadt Berlin zur riesigsten Demonstration seit 1989 - aber nicht aus Solidarität mit den Kriegsplanern in Washington oder um gegen die Bundesregierung zu revoltieren und die Einführung eines Notstandsregimes zwecks drastischer Senkung des Lebensstandards zu fordern, wie Baring es in seinem eloquenten Pamphlet angeregt hatte.1

      Im Gegenteil! Im Einklang mit aller Welt unterstützten eine halbe Million Bürger die Auffassung der Bundesregierung, daß dieser Krieg verhindert werden müsse. Die dahinter stehende Überzeugung der vielschichtig zusammengesetzten Demonstrantenschar läßt sich nicht auf platten Ohne-mich-Pazifismus reduzieren. Ausschlaggebend für die Ablehnung dieses "Präventivkrieges" gegen den Irak sind vor allem zwei Erfahrungen: "Old Europe" und besonders die Deutschen haben den Krieg hautnah erlebt - einen verbrecherischen Angriffskrieg, der 1945 mit dem völligen Zusammenbruch des Aggressors endete; und zum anderen wurden wir vor gut einem Jahrzehnt Zeuge, wie ein brutales Imperium trotz aller militärischen Hochrüstung an seiner eigenen Morbidität zugrunde ging: Die Sowjetunion löste sich - ganz ohne dritten Weltkrieg - selber auf, und die Berliner Mauer wurde nicht von amerikanischen Panzern eingerissen. So endete das 20. Jahrhundert viel erfreulicher und zivilisierter, als seine erste Hälfte hoffen ließ. Vor diesem Hintergrund sagt man sich: Warum sollte man wegen des Diktators Saddam Hussein das 21. Jahrhundert mit der Katastrophe eines "Kriegs der Zivilisationen" beginnen?

      Herrn Baring muß dies alles natürlich sehr frustrieren. Und besonders ärgert ihn das Einverständnis zwischen der deutschen, französischen und russischen Regierung, im UN-Sicherheitsrat Widerstand gegen die amerikanisch-britischen Irakkriegspläne zu leisten. "Schröder tauscht die Amerikaner kurzerhand gegen die Russen", zitierte ihn die Welt am Sonntag am 16.Februar. Der Artikel bezeichnet den "deutsch-französisch-russischen Schulterschluß" als "Machtdreieck", womit Rußland die europäische Hegemonie erringen wolle, und zieht Parallelen zu Rapallo 1922 und sogar zum Hitler-Stalin-Pakt. Dies ist sozusagen das nächstbeste Argument, nachdem der Einwand, Schröder habe Deutschland mit seiner Ablehnung des Irakkrieges weltweit isoliert, bei den verschiedenen UNO-Debatten wie durch die weltweiten Kundgebungen offenkundig widerlegt worden ist. In "Bürger, auf die Barrikaden!" hatte Baring dem Kanzler noch vorgeworfen: "Er isoliert uns, das Schlimmste, was uns international zustoßen kann!"



      Eine neue Harzburger Front?
      Damit könnte der Kanzler nun 1:0 für sich verbuchen und seinen Sparminister Eichel weiter am Budget knapsen lassen - wenn da außer leeren Kassen nicht noch die Wirtschaftskrise wäre. Natürlich war die Wirtschaftskrise auch schon vor der Bundestagswahl da, aber im Wahlkampf wollte keine der großen Parteien etwas davon wissen. Das hat für berechtigten Unmut gesorgt, genauso wie die Flickschusterei immer neuer Sparbeschlüsse, die Leistungskürzungen und neue finanzielle Belastungen für die Bürger bedeuten.

      An diesen Unmut knüpfte Baring in seinem Revoltenaufruf trickreich an und schrieb: "Nicht von ungefähr wird Schröder in diesen Tagen immer wieder mit Brüning verglichen." Dem aufmerksamen Leser fiel jedoch sogleich ins Auge, daß Herr Baring ja nicht weniger, sondern mehr und noch weit drastischere Sparmaßnahmen und Streichung von Sozialleistungen aller Art fordert: "Es geht... um die Einsicht, daß Deutschland schon lange chronisch krank ist, daß wir seit drei Jahrzehnten über unsere Verhältnisse gelebt haben und daher kräftig sparen, die Ansprüche aller Gruppen und Schichten eine Zeitlang reduzieren müssen." Es folgen Ausfälle gegen Sozialstaat ("westliche DDR light"), Gewerkschaften, öffentlichen Dienst und Bundestag ("drohnenhafte Herrschaftskaste") und die Ermunterung zu "massenhaftem Steuerboykott" und "empörten Revolten" - Stichworte, die seither auf Dutzenden von Internetseiten (www.aktionletzteshemd.de bis www.stuerzt-den-kanzler.de) verbreitet und von einfallslosen FDP-Politikern dankbar aufgegriffen werden.

      Was soll das eigentlich, die Bürger mit markigen Worten gegen die Regierung auf die Barrikaden rufen, damit sie Schröder und dem Sozialstaat den Garaus machen? Baring ist Historiker, welchem Vorbild folgt er hier eigentlich? Denkt er an eine Neuauflage der Harzburger Front, in der sich 1931 die rechten Gruppen und Parteien zusammentaten, um die Regierung Brüning zu stürzen? Arnulf Baring in der Rolle eines reinkarnierten Geheimrat Hugenberg?

      Unter Führung des Medienmagnaten und Vorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei, Alfred Hugenberg, schlossen sich die republikfeindlichen Rechtsparteien und -organisationen - NSDAP, DNVP, Stahlhelm u.a. - am 11. Oktober 1931 bei einer großen Tagung in Bad Harzburg zur sog. "Harzburger Front" gegen die ihnen verhaßte Weimarer Republik zusammen. Das taktische Bündnis zum Sturze der Regierung Brüning erreichte sein Ziel zunächst nicht, Brüning blieb Reichskanzler bis Sommer 1932.

      Hugenberg hatte in seiner Eröffnungsrede zwar den "Willen zur Einigkeit" und den "Willen zur Macht" beschworen, aber Hitler gab sich bei der Tagung wenig koalitionsfreudig, und Anhänger von SA und Stahlhelm lieferten sich am Rande der Tagung Schlägereien. Die eigentliche "Sensation" in Bad Harzburg war jedoch der Auftritt des ehemaligen Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht.

      Schacht begann seine Rede mit einer vermutlich kaum übertriebenen Schilderung der desolaten Wirtschaftslage in Deutschland: "Eine Schrumpfung der Produktion um ein Drittel, eine Arbeitslosigkeit, die mit ihren hohen Ziffern zur Dauererscheinung wird, eine Verschuldung im Inland, die in täglich wachsenden Konkurszahlen zum Ausdruck kommt, eine Verschuldung an das Ausland, die eine Rückzahlung bei Fälligkeit ausschließt, eine Währung, die nicht mehr dem regulären Warenverkehr dient, sondern nur noch dazu, die Illiquidität unserer Finanzinstitute und der öffentlichen Hand zu verbergen, das ist der Zustand Deutschlands."2

      Die Lage war wirklich verzweifelt, und die Zahl der Arbeitslosen hatte soeben 4355000 erreicht. Aber Schacht forderte nun keineswegs Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit oder ein Ende der Brüningschen Totsparpolitik! Ein Programm vorzuschlagen sei sinnlos: "Auch das beste Programm, dessen sich die jetzt Maßgebenden bemächtigen würden, müßte sich in ihren Händen zum Unheil auswirken", sagte Schacht, und es war klar, daß er auf "Regimewechsel" hinauswollte.

      Kurz vor der Schlußsentenz vom "nationalen Sturmwind, der durch Deutschland fegt" und bis zur Machtergreifung "nicht ermatten möge", formulierte er das Konzept, das als "Schachtsche Austerität" bekannt ist: "Das Programm, das eine nationale Regierung durchzuführen haben wird, beruht einzig in wenigen Grundgedanken:... aus dem heimischen Boden herausholen, was nur irgend herauszuholen ist, und im übrigen sich für eine Generation bescheiden, sparen und arbeiten."2

      Ähnlich tönt Baring: "Selbst Kinder wissen inzwischen, daß Deutschland seit langem im steten Niedergang ist, der sich 2002 gewaltig beschleunigt hat und große Unruhe auslöst, weil keinerlei Aussicht besteht, unter den herrschenden Verhältnissen unserer Konsensgesellschaft die zunehmende Stagnation zu überwinden... Es geht um... eine Befreiung der bis zur Unkenntlichkeit deformierten Sozialen Marktwirtschaft... Wir brauchen dringend mehr Wettbewerb, überall und allenthalben..." Fordern sollen die Bürger ein System, "in dem der Staat nur noch eine Grundsicherung für Gesundheit und Rente garantiert", die Steuern gesenkt und die Staatsausgaben drastisch gedrosselt werden: "Die Sozialausgaben sind bekanntlich der bei weitem größte Posten im Etat des Bundes."

      Aus dem Rahmen der üblichen neoliberalen Litanei fällt allerdings Barings Angriff auf das Grundgesetz, das derlei "durchgreifende Lösungen" erschwere: "Die heutige Lage zeigt, bei einigen Verschiedenheiten Ähnlichkeiten mit der Krise Anfang der 30er Jahre... Aber anders als damals kennt das Grundgesetz keinen Artikel48... Es scheidet heute die Möglichkeit aus, mit Hilfe präsidialer Notverordnungen erforderliche, schmerzliche Reformen ohne das Parlament in die Wege zu leiten... Wir müssen ernsthaft darüber nachdenken, ob die Verfassung von 1949 mit ihrer vorsichtig ausgeklügelten Machtverteilung nicht jede energische Konsolidierung Deutschlands verhindert... Nicht nur das Parteiensystem, auch die Verfassung muß jetzt endlich auf den Prüfstand."



      Schröder ist nicht Brüning
      Die Parallele zur Lage von 1931 ist lehrreich, hoffentlich auch für Schröder. Brüning schaufelte sich durch seine deflationäre Sparpolitik, die er auf dem Wege der Notverordnungen gegen das Parlament durchsetzte, sein eigenes Grab. Und Eichel scheint ihm darin nachzueifern. Von Quartal zu Quartal stieg die Massenarbeitslosigkeit weiter an. Zum Zeitpunkt der Harzburger Tagung waren 4,3Millionen Deutsche ohne Arbeit, heute sind es offiziell über 4,6Millionen.

      Aber der springende Punkt ist, auch Brüning bot sich 1931 eine Alternative zur Deflationspolitik: der Lautenbach-Plan. Im September hatte der im Reichswirtschaftsministerium tätige Ökonom Dr. Wilhelm Lautenbach bei einer Konferenz der Friedrich-List-Gesellschaft sein Konzept zur Überwindung der Depression vorgestellt. Die normalen Marktmechanismen griffen in der Krise nicht mehr. Deshalb müsse der Staat eingreifen. Vorrangiges Ziel müsse die Überwindung der Massenarbeitslosigkeit sein. Der Staat müsse für die Anschubfinanzierung von Infrastrukturprojekten sorgen, in die auch investiert würde, wenn es der Wirtschaft gut ginge.3 "Die direkten und indirekten Folgen einer solchen Kreditvergabe hätten einen so belebenden Effekt auf die Gesamtwirtschaft, daß nicht nur der volkswirtschaftliche Kostenfaktor für die Arbeitslosigkeit beseitigt würde, sondern das Steueraufkommen letztlich größer sei als die ursprünglich ausgegebenen Kredite", erläuterte die BüSo-Vorsitzende Helga Zepp-LaRouche in einem Flugblatt vom Oktober 2002.4

      Lautenbachs Konzept fand sein Gegenstück auf der Gewerkschaftsseite im Woytinsky-Tarnow-Baade-Plan, dem Arbeitsbeschaffungsprogramm des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB). In öffentlichen Eisenbahn- und Straßenprojekten, die durch Reichsbankkredite finanziert würden, sollte mindestens eine Million Menschen Arbeit finden.5

      Es ist nicht schwer zu entscheiden, welche von den drei Vorgehensweisen, die 1931 wie heute als Alternativen auf dem Tisch liegen, die vernünftige ist und von der Regierung Schröder schon aus Gründen der Selbsterhaltung ergriffen werden sollte:

      1. Zerstörung des Sozialstaates mit einem Ruck, wie Baring und die neoliberale Meute es fordern, nach dem Motto: Wenn man das Arbeitslosengeld abschafft, verschwindet über Nacht auch die Arbeitslosigkeit. Dies ist Schachtsche Austerität, und hier liegt die Parallele zur Harzburger Front. So etwas ist unter demokratischen Verhältnissen nicht durchzusetzen, und wenn es durch eine Diktatur erzwungen wird, führt es zum Zusammenbruch der Gesellschaft - meist begleitet von einem Krieg.

      2. Auf Eichel/Brünings Sparkurs weiterwursteln wie bisher. Die sozialen Systeme werden diese Salamitaktik der sukzessiven Leistungskürzungen genauso wenig überleben wie den neoliberalen Ruck. Der Bundesregierung droht in diesem Fall dasselbe Schicksal wie der Regierung des sozialdemokratischen Reichskanzlers Müller 1930 und Brüning 1932; sie wird stürzen.

      3. Jetzt die breite Unterstützung der Bürger in der Irakfrage nutzen, um beherzt mit einer Infrastrukturinvestitionsoffensive gegen die Massenarbeitslosigkeit vorzugehen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau existiert bereits und hat genügend Kapital, um diese Projekte zu finanzieren. Nur wenn die Zahl der Arbeitslosen in allernächster Zeit mindestens halbiert wird, kann eine Implosion der sozialen Systeme aufgrund des depressionsbedingten Einnahmenschwunds verhindert werden.

      Die Wirtschaftskrise und unser Grundgesetz läßt nur einen Ausweg zu: die dritte Option. Und nie war die Gelegenheit günstiger, sie zu ergreifen. Eine breite Mehrheit unterstützt die Regierung in der Irakfrage und ist froh über das Einverständnis zwischen Frankreich, Deutschland, Rußland, China und mehreren Dutzend anderer Länder gegen den Irakkrieg. Eine eurasische Koalition gegen den Krieg ist bereits da, die konkrete Aufbauperspektive der eurasischen Landbrücke ließe daraus ein Friedensbündnis für Entwicklung werden. Daraus ergeben sich die eurasischen Infrastrukturprojekte zur Überwindung der Wirtschaftskrise fast von selbst.

      Gabriele Liebig
      Aus der Neuen Solidarität Nr. 9/2003
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 01:28:17
      Beitrag Nr. 2.108 ()
      http://www.bremerlandesbank.de/index1.cfm?Bereich=1&Unterber…

      Der nächsten Krise folgt die nächste (Energie)
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 01:39:42
      Beitrag Nr. 2.109 ()
      B Ö R S E N - N E W S
      `Handelsblatt`: HypoVereinsbank plant Zwangswandelanleihe


      Die HypoVereinsbank (HVB) erwägt nach "Handelsblatt"-Informationen eine milliardenschwere Zwangswandelanleihe. Wie das Blatt (Donnerstagausgabe) unter Berufung auf Bankenkreisen schreibt, arbeitet Vorstandschef Dieter Rampl zurzeit an entsprechenden Plänen, um den dringenden Kapitalbedarf der Bank zu befriedigen. Die HVB habe dies nicht kommentieren wollen. "Zu Marktgerüchten und Spekulationen nehmen wir grundsätzlich keine Stellung", habe es geheißen.

      Die HVB müsse ihre Kapitalbasis stärken, vor allem, um die internationalen Rating-Agenturen zu beruhigen, hieß es. Moody`s und Standard & Poor`s hatten die Bewertung der HVB im vergangenen Jahr bereits nach unten korrigiert. Eine weitere Herabstufung würde die Refinanzierung der Bank erheblich verteuern.

      Um dies zu verhindern, verhandele das Institut mit Investmentbanken über eine Zwangswandelanleihe mit einem Volumen von etwa 3 bis 4 Milliarden Euro, verlaute es aus Finanzkreisen. Mit einer Platzierung sei frühestens im zweiten Quartal zu rechnen. Rampl wolle zunächst den Geschäftsverlauf der ersten drei Monate abwarten. Außerdem spreche die starke Verunsicherung an der Börse gegen eine schnellere Platzierung.

      Eine Zwangswandelanleihe werde auf jeden Fall in Aktien zurückgezahlt. Bei üblichen Wandelanleihen könnten die Anleger wählen, ob sie das eingesetzte Kapital in bar oder zu einem vorher festgesetzten Umtauschverhältnis in Aktien des Konzerns erhalten wollen./ari/sh




      26.02.2003 - 22:20
      Quelle: dpa-AFX
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 14:48:13
      Beitrag Nr. 2.110 ()
      US: Zahl der Erstanträge steigt weiter
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung stieg in der vergangenen Woche zum 22. Februar um 11,000 auf 417,000 (Prognose: 390,000). Der Vierwochendurchschnitt der Erstanträge stieg um 4,000 auf 399,750. Die Zahl der Erstanträge ist die höchste seit 10 Wochen.
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 14:58:09
      Beitrag Nr. 2.111 ()
      Editorial: Die Aktien-Baisse ist kein isoliertes Phänomen (27.02.2003)

      Die Aktienmärkte sind wieder eindeutig auf Talfahrt gegangen. An den bedeutenderen Börsen haben die Indizes ihre im Juli beziehungsweise Oktober 2002 verzeichneten zyklischen Tiefs teils fast wieder erreicht, teils aber auch schon unterschritten. Obgleich sich die Märkte bereits in einer unter kurz- sowie mittelfristigen Aspekten "überverkauften" Lage befinden und die Stimmungsindikatoren zunehmend positive Werte erreichen, bedeutet dies nicht, dass eine entscheidende Wende unmittelbar bevorsteht. Es können zwar immer wieder einmal Zwischenerholungen einsetzen, doch ist die entscheidende Voraussetzung für eine dauerhafte Wende bisher nicht zu erkennen: die Kapitulation der letzten Aufrechten und eine weit verbreitete Abscheu gegenüber Aktien.

      Das Gefährliche an der gegenwärtigen Situation ist, dass die Baisse nur mit dem Irak-Konflikt und anderen missliebigen geopolitischen Entwicklungen in Zusammenhang gebracht und dass dies auch weithin geglaubt wird. Gewiss, diese Aspekte spielen eine Rolle, doch die eigentliche Misere ist wirtschaftlicher Natur. Die konjunkturellen Bedingungen sind allerorten derart schlecht geworden, dass die Unternehmen immer mehr um ihre Ertragsmargen fürchten müssen.

      Folglich sind die Analysten gezwungen, ihre Prognosen zu den Unternehmensergebnissen Schritt für Schritt zu senken. Doch dabei scheinen sie zu langsam zu sein. Die Aktienkurse fallen schneller, als die Prognosen zu den Ergebnissen zurückgenommen werden. Damit stellt sich die Frage, ob die Märkte oder die Analysten richtig liegen. Wir glauben in diesem Fall daran, dass die Märkte den rechten Weg weisen, zumal sie schneller als die Analysten in der Lage sind, die Folgen des unaufhaltsam steigenden Ölpreises in den Kursen zu berücksichtigen.

      Es wäre blauäugig, zu glauben, dass die Baisse an den Aktienmärkten ein isoliertes Phänomen ohne gesamtwirtschaftliche Konsequenzen sei. Auch für die Märkte für Industrierohstoffe setzt sie Zeichen. Wer sie nicht erkennt und den die Realität verfälschenden Aktionen der spekulativen Fonds aufsitzt, wird dies wohl teuer bezahlen müssen.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de

      (22388)
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 15:08:14
      Beitrag Nr. 2.112 ()
      26.02.2003
      HypoVereinsbank noch Land in Sicht?
      Prior Börse

      Die Experten der "Prior Börse" fragen sich, ob die HypoVereinsbank (WKN 802200) noch zu retten ist.

      Die Kernkapitalquote des Unternehmens sei im schlechtesten Jahr der Geschichte auf 5,6 Prozent gesunken. Sollte dieses Verhältnis des bereinigten Eigenkapitals zu den risikogewichteten Aktiva auf weniger als vier Prozent fallen, werde der Bank gesetzlich verboten, neue Kredite zu vergeben. Die HypoVereinsbank sei möglicherweise nicht mehr weit vom Abgrund entfernt.

      Das Unternehmen habe mit 341 Mrd. Euro mehr Kredite im Umlauf als jede andere europäische Bank. Der Schwerpunkt der Kreditportfolios liege fatalerweise auf dem Mittelstand, welcher einem neuen Pleiterekord entgegen schaue. Weitere Wertberichtungen seien daher sehr wahrscheinlich. Die Spitze des Eisberges könnten die vergebenen Kredite an Kirch, Dornier, Holzmann und Babcock sein.

      Für Fälle wie die der HypoVereinsbank ventiliere die Bundesregierung schon die Idee einer Art Auffanggesellschaft. Dieter Rampl, Chef der HypoVereinsbank, wolle es allerdings erst gar nicht so weit kommen lassen. Um etwa 100 Mio. Euro wolle er den wackeligen Kreditberg abtragen. Doch wer werde an seiner Stelle die unguten Risiken übernehmen?

      Rampl denke über eine Abstoßung der großen Beteiligungen der Allianz (4,6 Prozent) und der Münchener Rück (13,3 Prozent) nach. Doch die beiden Pakete hätten allein im letzten Jahr rund 11 Mrd. Euro eingebüßt. Dies entspreche mehr als dem doppelten des aktuell noch übrig gebliebenen Börsenwertes in Höhe von 5,3 Mrd. Euro der gesamten Bank. Der Kursverlust tauche jedoch durch ein Bilanzierungskunststück erst gar nicht im Zahlenwerk auf.

      Kurzerhand habe Rampl die Engagements vom Umlauf- ins Anlagevermögen gebucht und habe so, in der eh schon grotten schlechten Bilanz, die Buchwerte einfach höher stehen lassen. Desweiteren werde bei der missratenen On-line-Tochter DAB, nach Meinung der Experten, ein Abschreibungsbedarf in dreifacher Millionen Höhe vermutet. Ohne Zweifel rutsche das deutsche Banksystem in eine tiefe Krise.

      Um die HypoVereinsbank scheine es bei den Großbanken am schlechtesten bestellt. Die Kursentwicklung spreche Bände. Die HypoVereinsbank-Aktie habe sich gegenüber ihrem Top im Sommer 1998 gezehntelt.

      Aktuell notiert die HypoVereinsbank-Aktie gerade mal noch 9,54 Euro, der tiefste Stand sei mehr als 20 Jahren, so die Experten der "Prior Börse".
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 15:15:02
      Beitrag Nr. 2.113 ()
      ftd.de, Do, 27.2.2003, 7:23
      Wirtschaftsberater von US-Präsident Bush tritt zurück

      Der Vorsitzende des Wirtschaftsberaterstabes des US-Präsidialamtes, Glenn Hubbard, ist am Mittwoch überraschend zurückgetreten. Ein Nachfolger steht schon fest.



      Gregory Mankiw


      Als Nachfolger Hubbards habe Präsident George W. Bush den Wirtschaftsexperten Gregory Mankiw von der Universität Harvard nominiert, teilte das Präsidialamt mit. Der Rücktritt Hubbards komplettiert eine personelle Neuordnung in finanz- und wirtschaftspolitischen Führungspositionen der Regierung von Präsident Bush, der im vergangenen Jahr die beiden führenden Köpfe seines Wirtschaftsteams aus dem Amt gedrängt hatte. Der Bahnmanager John Snow löste dabei Finanzminister Paul O-Neill ab. Der Investmentbanker Stephen Friedman wurde als Führender Wirtschaftsberater im Präsidialamt Nachfolger von Lawrence Lindsey. Der Rücktritt Hubbards werde am Freitag wirksam, teilte das Präsidialamt mit.

      Hubbard gilt als Architekt des von Bush angekündigten Konjunkturpakets im Volumen von 695 Mrd. $. Gegen das Paket hat sich allerdings im US-Kongress sowohl bei den oppositionellen Demokraten als auch bei gemäßigten Republikaner Widerstand geregt. Zudem hatte Notenbankchef Alan Greenspan die Notwendigkeit des Konjunkturprogramms angezweifelt.



      Rücktritt aus familiären Gründen




      Bushs Wirtschaftsberater Glenn Hubbard


      In seinem Rücktrittsschreiben bezeichnete Hubbard seine Entscheidung als schwierigen Schritt, zu dem er sich aus familiären Gründen entschlossen habe. Hubbard hatte den Wirtschaftsberaterstab Bushs seit Mai 2001 geführt. Seinen Dienstsitz hatte er in Washington, während seine Familie weiter in New York lebte. Das Präsidialamt hatte bereits im Januar mitgeteilt, dass Hubbard im Laufe des Jahres von seinem Amt zurücktreten wolle, um seine Lehrtätigkeit an der Columbia-Unversität wieder aufzunehmen.


      In Presseberichten war Mankiw, der bereits dem Wirtschaftsberaterstab von Präsident Ronald Reagan Anfang der 80er Jahre angehört hatte, als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge Hubbards gehandelt worden. Während Mankiws Forschungen sich vor allem auf Preisangleichung, Verbraucherverhalten, die Finanzmärkte sowie die Währungs- und Steuerpolitik konzentrieren, sind Hubbards Spezialthemen unter anderem öffentliche Finanzen, Volkswirtschaft und Unternehmensfinanzen.



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      Avatar
      schrieb am 27.02.03 15:24:44
      Beitrag Nr. 2.114 ()
      Microsoft´s Gates: Weiterer Aktienverkauf
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Microsoft Mitbegründer und jetziger Chairman Bill Gates hat am Montag 2 Millionen Aktien seines Unternehmens zu Kursen zwischen $23.85 und $24.23 verkauft. Erst in der Vorwoche verkaufte Gates 2 Millionen Aktien seines Unternehmens (mehr dazu hier).
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 15:29:28
      Beitrag Nr. 2.115 ()
      DAX-Sentiment: Anleger immer "bullisher"


      Die Anleger-Schar wird trotz fallender Kurse am deutschen Aktienmarkt tendenziell immer optimistischer. Das ist das Ergebnis der neuen Umfrage von cognitrend im Auftrag der Deutschen Börse AG zur Stimmung am deutschen Aktienmarkt. Die Anzahl der neutral eingestellten Anleger ging stark zurück, und zwar um elf Prozentpunkte auf nun nur noch elf Prozent. Sieben Prozentpunkte wanderten in das Lager der "Bullen", das nun auf 57 Prozent anschwoll, vier Prozentpunkte in das Lager der "Bären", das auf 32 Prozent wuchs. Damit zeige sich auch eine "selten" extreme Polarisierung der Meinungen, so cognitrend. Nun sei davon auszugehen, dass die "Bären" spätestens bei 2.250 bis 2.275 im Punkten im DAX Gewinne mitnehmen und so die Kurse wieder stützen könnten. Demgegenüber lägen die Einstandspreise der neuen "Bullen" vermutlich bei 2.675 bis 2.700 Punkten. Bei einem Rebound könnten sich die neuen Optimisten "mit einem blauen Auge" verabschieden, so cognitrend. Solange der Bereich zwischen 2.675 und 2.700 Punkte nicht überwunden werde, bleibe der DAX anfällig für weitere Verluste.

      Herbert Rude vwd/27.2.2003/hru/reh
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 15:35:35
      Beitrag Nr. 2.116 ()
      Der Anfang vom Ende des amerikanischen Imperiums:

      „China wird die USA aus dem asiatischen Markt verdrängen“
      Wirtschaftswissenschaftler und Börsenfachmann Dr. Marc Faber, Hongkong, über den Aufstieg eurasischer Mächte und den Niedergang des amerikanischen Imperiums.


      Marc Faber
      Eurasisches Magazin: Müssen die USA in absehbarer Zeit tatsächlich mit dem Niedergang ihrer Wirtschaft und ihrer Währung rechnen, wie Sie ihn kürzlich als typisch für das Ende von Weltreichen beschrieben haben? *

      Marc Faber: In der Geschichte haben immer neue dynamische Ökonomien die dominierenden Mächte verdrängt. Im jetzigen Fall ist besonders das wirtschaftliche Emporkommen Chinas und Vietnams in der Herstellung von Gütern und das von Indien im Dienstleistungsbereich zu beachten. Deshalb wird meine Voraussage vom Niedergang des US-Imperiums auch zutreffen.

      „Es ergibt sich eine gewaltige Verschiebung des Reichtums von den USA nach Asien“
      EM: Was sind die Hauptgründe dafür?

      Faber: Die USA haben ein wachsendes Haushaltdefizit, das - wenn man die Finanzsituation der einzelnen Bundesstaaten mit einschließt - bereits ein beängstigendes Ausmaß erreicht hat. Zudem erwirtschaften die USA ein gewaltiges Handels- und Leistungsbilanzdefizit, das von ausländischen Geldern finanziert werden muß. Damit sind die USA wirtschaftlich sehr stark von der Bereitschaft dieses ausländischem Kapitals abhängig, seine schwache Wirtschaft zu stützen. Falls ausländische Kapitalgeber eines Tages ihren Appetit auf amerikanische Anlagen verlieren sollten, so hätte dies einen wesentlich schwächeren US-Dollar zur Folge, oder der Konsum in den USA müßte drastisch eingeschränkt werden. Noch ein weiterer Aspekt: In den USA wird Geld gedruckt, werden Schulden aufgenommen, aber die Industrieproduktion wächst nicht. Dagegen steigt sie in Ländern wie China enorm an – letztes Jahr um schier unglaubliche 19 Prozent. Damit ergibt sich eine gewaltige Verschiebung des Reichtums von den USA nach Asien, welches zur Zeit eindrucksvolle Handels- und Leistungsbilanzüberschüsse verzeichnet, die ihrerseits die asiatischen Währungsreserven stark erhöhen.

      EM: Was werden die Folgen sein?

      Faber: Falls die vom Ausland in die USA fließenden Kapitalströme eines Tages verebben, wird der Dollar fallen, oder wie bereits gesagt, die amerikanische Wirtschaft muß entsprechend schrumpfen, da es eben die Ausländer sind, die in den letzten Jahren das amerikanische Wirtschaftswachstum finanziert haben. In beiden Fällen wird sich der Lebensstandard in den USA gegenüber anderen Ländern verringern. Dies gilt insbesondere gegenüber Asien, wo die Wachstumsraten der Volkswirtschaften dieses Jahr in vielen Ländern um sechs Prozent liegen werden. Ich möchte anfügen, daß die Größe der Märkte in Asien vielfach unterschätzt wird. China hat weit mehr Motorräder, Kühlschränke, Fernseher, Radios, Mobiltelephone als die USA und produziert mehr Stahl als die USA und Japan zusammen. Nun nehmen Sie noch Indien mit einer Milliarde Menschen dazu und es wird klar, wie groß die asiatischen Wirtschaften bereits sind.


      Marc Faber
      „Amerikanische Politiker verstehen von der Welt so wenig wie meine Rottweiler Hunde“
      EM: Haben die US-Finanzstrategen sich im Euro getäuscht, als sie ihn bei seiner Einführung mitleidig belächelten?

      Faber: Den US-Finanzstrategen sollte man mit ganz wenigen Ausnahmen besser keine Beachtung schenken. Von der Welt haben sie ebensowenig Ahnung wie amerikanische Politiker, welche nicht einmal einen Reisepaß besitzen und somit von den Weltereignissen soviel wie meine vier Rottweiler Hunde verstehen. Der Euro und Euroland haben Probleme, aber welche Währung hat keine? Die einzige Währung mit Integrität ist zur Zeit Gold, weil der Wert des Goldes nicht von ignoranten und unehrlichen Zentralbankiers zerstört werden kann. Ich glaube außerdem, daß die Eingliederung osteuropäischer Länder für den Euroraum sehr positiv sein wird, weil sie die Macht der Gewerkschaften brechen und eine neue Dynamik mit sich bringen dürfte.

      EM: Die „Financial Times Deutschland“ schreibt, es werde „Zeit, daß sich Europa von der Wall Street emanzipiert.“ Die Paranoia, mit der etwa Frankfurt auf jedes Indexpünktchen in New York gleich doppelt und dreifach reagiere, spotte jeglicher Beschreibung. Wie sehen Sie das?

      Faber: Grundsätzlich hat die FTD recht, aber nicht in Bezug auf Deutschland, nachdem die deutsche Wirtschaft kaum wächst und die Bewertungen der deutschen Unternehmen nicht besonders billig sind. In Asien und in Osteuropa haben wir dagegen schon eine Abkoppelung von der Wall Street erlebt, nachdem ihre Börsen im Jahre 2002 gestiegen sind. Die enge Korrelation der europäischen Börsen mit den USA hat mit dem Prozeß der Indexierung zu tun und mit der Tatsache, daß in den neunziger Jahren die multinationalen Unternehmungen sich börsenmäßig sehr gut hielten. Ferner erlebten Europa und die USA die Technologie-, Media- und Telekommunikations-Manie zur gleichen Zeit.

      „Europa bleibt wichtig, wenn Rußland, Osteuropa und Mittelmeerländer sich eingliedern"

      EM: Ist Europa überhaupt in der Lage, allein noch einmal eine führende Rolle in der Welt einzunehmen, oder geht das nur im Zusammenhang mit der Entwicklung in ganz Eurasien, inklusive Rußland, Indien, China?

      Faber: Meiner Meinung nach wird in Zukunft vor allem Asien wirtschaftlich eine führende Rolle spielen. Mit rasch wachsenden Wirtschaften werden die Asiaten dann aber auch politisch mehr Macht ausüben. Europa wird wichtig bleiben, wenn Rußland, Osteuropa und die das Mittelmeer umgebenden Länder, vor allem die Türkei und Marokko, sich eingliedern.
      EM: Kann der riesige eurasische Kontinent, dessen Beherrschung amerikanische Geopolitiker wie Brzezinski als Voraussetzung für die Dominanz der einzigen Weltmacht betrachten, insgesamt von einer Schwäche des US-Imperiums profitieren?

      Faber: Die USA sind völlig unfähig irgend etwas zu beherrschen, weil sie Bodentruppen haben, die keine Verluste in Kauf nehmen wollen oder können. Sie können den Luftraum kontrollieren, aber nicht den Boden. Im Allgemeinen glaube ich aber, daß eine amerikanische Wirtschaftsschwäche eher negativ für die Welt zu beurteilen ist, weil die USA doch ein guter Kunde von den Exportländern waren.

      EM: Welche Regionen Eurasiens werden durch den Niedergang der USA schließlich profitieren?

      Faber: Die Küstenregionen Chinas, einige Metropolen in Indien wie Bangalore oder Hyderabad. Außerdem Vietnam, Rußland, und die an der Peripherie von Europa liegenden osteuropäischen Länder.

      EM: In der US-Zeitschrift „Foreign Affairs“ haben zwei Politologen im Sommer 2002 eingeräumt, eine Allianz von Deutschland, Japan, China und Rußland könnte das „Imperium“, als das sich die USA immer mehr verstehen, noch herausfordern. Eine solche Allianz wäre in der Lage, die Weltherrschaft der USA zu gefährden. Ist das auch Ihre Einschätzung?

      Faber: Ich nehme nicht an, daß die gegenwärtige Freundschaft zwischen China und Rußland lange andauern wird. Dagegen bin ich der Ansicht, daß China sich zum besten Abnehmer der andern asiatischen Länder entwickelt und es daher mit der Zeit auch geopolitisch eine stärkere Rolle spielen wird. China wird in Asien mehr und mehr an Einfluß gewinnen und somit die USA aus diesem Raum verdrängen.

      EM: Claus Koch von der Süddeutschen Zeitung schrieb über das Verhältnis zwischen Europa und den USA: „Die Probe wird bald gewagt werden müssen: Man sollte sich schon jetzt darauf einstellen, daß das amerikanische Imperium zum Gegner deklariert werden muß.“ Ist das auch Ihre Einschätzung?

      Faber: Ich betrachte die USA nicht als Gegner sondern als einen dummen Geschäftspartner, welcher somit von Zeit zu Zeit das „Geschäft“ gefährden kann.

      „Niemand auf der Welt wird die Beherrschung der Ölquellen durch die USA tolerieren“
      EM: Wird der bevorstehende Irak-Krieg die von Ihnen beschriebene Entwicklung eines Niederganges des US-Imperiums bremsen oder verstärken?

      Faber: Der Krieg im Irak wird ganz neue Probleme mit sich bringen, welche die Amerikaner natürlich nicht durchdacht haben. Für mich ist offensichtlich, daß niemand auf der Welt die völlige amerikanische Beherrschung der Ölquellen im Mittleren Osten tolerieren wird. Vor allem nicht die Russen, und schon gar nicht die Chinesen, die zunehmend von Öleinfuhren abhängen, weil ihre Wirtschaft gewaltig wächst. Außerdem wird sich darüber hinaus die gesamte islamische Welt dagegen stellen. Dabei ist der Irak wahrscheinlich ein „kleines“ Problem, wenn man es mit Saudi Arabien vergleicht, einem Land, welches Frankreich unter Ludwig dem XVI. Gleicht - eine Woche vor der französischen Revolution.

      EM: Vielen Dank für dieses Gespräch.

      Das Interview führte Hans Wagner.

      * „Der Anfang vom Untergang des amerikanischen Reiches“, DIE WELT, 27.01.2003, S. 17

      Marc Faber ist Autor und Herausgeber des monatlich erscheinenden „Gloom, Boom & Doom Report“. Er leitet seit 1990 sein privates Unternehmen „Marc Faber Limited“. Die Firma ist spezialisiert auf Anlageberatung, Börsenhandel und Fondsmanagement. Marc Faber schreibt Beiträge für nationale und internationale Finanzpublikationen. Zum Beispiel eine regelmäßige Kolumne im Finanzteil der deutschen Tageszeitung „Die Welt“. Weitere Medien in denen Marc Faber publiziert sind „Swisscontent“, „moneyCap“, „Fonds, die Schweizer Finanzmesse“, das Web-Tagebuch „aktienpower“, das Schweizer-Wirtschaftsmagazin „Bilanz“, „Time Asia“, Hongkong, „Financial Sense“, Kalifornien. Er ist gefragter Gast in den Finanz-Talk-Runden von „Cash TV“ in der Schweiz und hält Referate auf Anlageseminaren. Seine Themen reichen von Anlageberatung über Globalisierung bis Wirtschaftskreislauf.

      Faber wurde in Zürich (Schweiz) geboren. Er studierte an der dortigen Universität und erlangte schon im Alter von 24 Jahren den Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften. Zwischen 1970 und 1978 war er bei White Weld & Company in New York, Zürich und Hongkong tätig. Seit 1973 lebt er in Hongkong. Von 1978 bis 1990 war er Managing Director bei Drexel Burnham Lambert (HK). 1988 veröffentlichte Marc Faber seinen Bestseller „The Great Money Illusion – The Confusion of the Confusions“, der ins Japanische und Chinesische übersetzt wurde. Faber gilt als pessimistischer Börsenguru, hat die zurückliegenden Crahs als einer der wenigen richtig prognostiziert, und wird deshalb als „Dr. Doom“ bezeichnet.

      Sein neuestes Buch "Tomorrow`s Gold. Asia`s Age of Discovery" beschreibt, wie sich in der Vergangenheit Anlagetrends herausbildeten und welche neuen Anlagemuster entstehen könnten.
      Die heutige Welt erlebt seiner Ansicht nach einen gewaltigen Umbruch, vergleichbar mit der Entdeckung Amerikas und der Industriellen Revolution. In diesem Szenario dramatischen Wandels identifiziert Faber die Anlagehits von morgen. Asiens Bevölkerung von 3,6 Milliarden werde die Wirtschaftsgeographie der Welt umkrempeln - neue Regionen in Asien und Osteuropa würden aufsteigen, während andere, wie die USA an wirtschaftlichen Einfluß verlören. Entscheidend sei es jetzt, auf die richtigen Pferde zu setzen.
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 15:46:15
      Beitrag Nr. 2.117 ()
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 16:02:04
      Beitrag Nr. 2.118 ()
      In Argentinien verhungern die Kinder

      Eine argentinische Bürgerin beschreibt uns die Zustände in ihrem Land
      mip. «Gestern wurden die neuesten Statistiken der Situation des Landes veröffentlicht. Sie sind mehr als alarmierend, was bereits `normal` ist; es werden keinerlei wirtschaftliche Massnahmen getroffen. Wenn irgendein amerikanischer Funktionär oder einer vom IWF ins Land kommt, sieht er nur, `ob wir gut sterben`. Und die Antwort wird bejaht.

      Die Krise hat bewirkt, dass von den 36 Millionen Einwohnern des Landes viele verarmten. Im Ganzen befinden sich nun etwa 19 Millionen in dieser Situation. In der Umgebung von Buenos Aires beträgt die Arbeitslosigkeit 32,2%; im Norden des Landes, der besonders unter der Krise leidet, beträgt sie 70%. Bei den Bedürftigen (das sind diejenigen, die zuwenig Geld haben, sich Grundnahrungsmittel, Wasser und eine Wohnung leisten zu können) sind es 44%. Die Minderjährigen sind am stärksten benachteiligt: 70,3%, das sind 5713380 Kinder unter 14 Jahren, sind arm. Und all dies bei einem inexistenten öffentlichen Gesundheits- und Bildungswesens!» An dieser prekären Situation ist der Internationale Währungsfonds (IWF) massgeblich beteiligt, denn er verlangt immer mehr Kürzungen der öffentlichen Gelder, um weitere Kredite zu sparen.



      Artikel 16: Zeit-Fragen Nr.7 vom 24. 2. 2003, letzte Änderung am 24. 2. 2003
      Zum Artikel-Anfang: auf den roten Balken klicken!
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 16:08:20
      Beitrag Nr. 2.119 ()
      Österreich zum Schleuderpreis

      Wie die Krake GATS ein Land nach dem anderen frisst




      Dieser Artikel ist in der Februar-Ausgabe 2003 des Mitgliedermagazines der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, Wir Gemeindebedienstete, erschienen. Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion druckt Zeit-Fragen den Artikel ungekürzt. Weitere Informationen zu diesem Magazin, zum Thema GATS und über die Tätigkeit der Gemeindebediensteten erhalten Sie auch auf der Homepage der Gewerkschaft derGemeindebediensteten unter www.gdg.at.

      Im Regal: die ganze Welt. Besonderes Schnäppchen: Österreich. Hinter verschlossenen Türen wird zurzeit der grösste Ausverkauf der Geschichte vorbereitet. Der Name des gigantischen Sonderangebot-Katalogs, der gerade Form annimmt: GATS. Offizielle Infos darüber - hartnäckiges Schweigen.

      GATS - die Mutter aller Geheimverhandlungen?
      Verhandelt wird hinter dicken, geschlossenen Türen. Beim Stichwort GATS scheuen Politiker die Öffentlichkeit wie der Teufel das Weihwasser. Warum? Fakt ist: Die EU hat alle Mitgliederstaaten angehalten, die Öffentlichkeit nicht zu informieren. Die österreichische Regierung schweigt sich aus. Das Parlament wird übergangen. Verhandlungsführende Beamte haben einen Maulkorb verordnet bekommen - Lizenz zum Reden entzogen.

      Österreich zum Ausverkauf
      Eigentlich merkwürdig. GATS möchte doch nur Dienstleistungen weltweit liberalisieren - klingt nicht so dramatisch. Und sieht auch auf den ersten Blick gar nicht schlecht aus: Wettbewerb will man schaffen, Handelshemmnisse beiseiteräumen. Aber jetzt kommt das dicke Ende: Die «Liberalisierung» macht erstmals auch vor öffentlichen Dienstleistungen nicht halt.

      Im Klartext: Zum Verkauf steht ganz Österreich. Der öffentliche Verkehr, die Bildung, das Wasser, die Gesundheit, Wohnbau, Post, Energie - alle möglichen öffentlichen Einrichtungen, von den Bädern bis hin zum Friedhof. Den Zuschlag bekommt der Meistbietende …

      Die Bombe tickt bis März - dann zündet die erste Stufe. Vorläufige Verhandlungsdeadline: 31. März 2003. Zu diesem Datum müssen die EU-Länder ihre Angebotslisten abgeben. Bis dahin muss Österreich festlegen, welche Sektoren feilgeboten werden sollen. Dann beginnt das grosse Feilschen wie am sprichwörtlichen Basar.

      Ausstieg aus einmal Beschlossenem nicht möglich
      Bahn frei für weltweite Gewinne: Statt staatlich geführter Betriebe entstehen weltweite Monopole in unterschiedlichsten Dienstleistungssektoren. Jede Branche bekommt ihren Potentaten. Eine private Firma, die einen Grossteil des Marktes beherrscht, Preise diktiert und entscheidet, wer versorgt wird - und wer nicht. Der Haken: Ist GATS einmal ausverhandelt, kann kein Staat mehr wieder aussteigen. Und: Österreich verhandelt da in vielen Punkten oft nicht einmal selbst - das übernehmen Technokraten aus Brüssel. Was auch immer dabei rauskommt, ist für die EU bindend. Und gilt für alle Mitglieder, auch für Österreich. Unbefristet. Ausstieg faktisch unmöglich.

      ÖGB fordert Verhandlungsstopp
      Höchste Eisenbahn, jetzt etwas dagegen zu tun. Einzige Rettung wäre ein vorläufiger Verhandlungsstopp. Den fordert der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) und auch Thomas Kattnig, Leiter des GdG-Referats (Gewerkschaft der Gemeindediensten) für Humanisierung der Arbeitswelt: «Es muss Schluss sein mit der Geheimdiplomatie. Öffentliche Dienstleistungen kann man nicht wie eine Ware betrachten - es geht ja um soziale Einrichtungen!» Genau aus diesem Grund startet eine Grossaktion: Die ÖGB-Kampagne «STOPP GATS», unterstützt von zahlreichen Organisationen, einer breiten Gesellschaftsfront und - von den Österreicherinnen und Österreichern, wie die jüngste Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft zeigt: 85 Prozent der Wiener sind gegen Privatisierung von Spitälern, 82 Prozent gegen die Privatisierung des Wassers, 78 Prozent gegen die Privatisierung der Verkehrsbetriebe.

      Warum 20000 Gemeindebedienstete gehen sollen
      Wohin die Reise führt, lassen Testballons aus jüngster Zeit erahnen: Die Post braucht einen internationalen Partner, die ÖBB (Österreichischen Bundesbahnen) sollen in verschiedene Unterfirmen filetiert werden, das Gesundheitssystem ist durch neue Selbstbehalte zu stützen. Zusätzliche Brisanz gewinnen diese Massnahmen, wenn man eine zweite Front betrachtet. Thomas Kattnig: «Es liegen konkrete Pläne auf dem Tisch, laut denen im gesamten kommunalen Dienstleistungssektor rund 30000 Bedienstete, darunter 20000 Landes- und Gemeindebedienstete, eingespart werden sollen.» Also: GATS-Geheimverhandlungen auf der einen Seite, Einsparung von 20000 Gemeindebediensteten auf der anderen Seite. Das Bild ist durchaus schlüssig, wenn auch denkbar düster. Aber gänzlich schwarz vor Augen kann jedem werden, der sich die Liberalisierungs-«Erfolge» im Ausland ansieht: eine Parade von Pleiten, Pech und Pannen:

      Teureres Angebot
      Schlechterer Service
      Infrastruktur verfällt, Investitionen werden hintangestellt, dafür Gewinne ausgezahlt
      Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wird scharenweise gekündigt
      Einige wenige Weltkonzerne diktieren binnen kürzester Zeit die Marktpreise
      Soziale Spannungen verstärken sich
      Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entsteht
      Was sich die grossen Weltkonzerne von der Liberalisierung erwarten, führt eindrucksvoll der Chef des führenden französischen Versicherungskonzerns Axa vor. Zu den Plänen seines Unternehmens, die Prämien für Behinderte zu verdoppeln, erklärte er: «Ich bin eine Versicherungsgesellschaft, mir geht es um Gewinn, nicht um Solidarität». Österreich stellt gerade seine Sonderangebote für die Welt ins Regal. Der Ausverkauf kann beginnen. Falls er nicht in letzter Minute per Notbremse gestoppt wird.

      Das bringt GATS
      Bahn

      Beispiel England: Bahn in 100 Unterfirmen zersplittert. Seit der Privatisierung jagt ein Unfall den anderen. 80 Prozent aller Züge kommen zu spät an. Keine Investitionen mehr in Infrastruktur. Signalübertretungen an der Tagesordnung, die Hälfte aller Gleisarbeiter wurde eingespart. Zu wenige Garnituren, Waggons hoffnungslos veraltert, ständig überfüllt. Preise steigen in Stosszeiten auf das Dreifache des Normalpreises.

      Der Bürger hat ein Recht auf Mobilität - allein 30 Prozent aller Österreicher besitzen keinen Führerschein. Die ÖBB in mehrere Unternehmen à la England zu zerteilen, klingt nicht sehr ermutigend. Wer will schon in drei verschiedenen Fahrplänen nachsehen, um von Wien nach St. Pölten zu kommen. Bahn bedeutet aber auch Verkehrspolitik, die gerade im Transitland Österreich sehr wichtig ist. Einmal privatisiert, lässt sich ein Unternehmen nicht mehr vorschreiben, wo es wann zu fahren hat. Will der Staat das dennoch, so muss er das private Unternehmen kräftig subventionieren. Ob ein unabhängiges, subventioniertes Privatunternehmen die Vision von freiem Wettbewerb sein soll?

      Auswirkungen für Österreich

      Phase1 (abgeschlossen):

      Eisenbahnnetz für andere Anbieter geöffnet
      Einrichtung einer Eisenbahn-Regulierungsbehörde, die Wettbewerb überwacht
      Stillegung von unrentablen Nebenstrecken

      GATS-Szenario:

      Fatale Unfälle mit Toten und Verletzten häufen sich
      Verspätungen sind die Regel
      Pendler zahlen voll drauf - zu Stosszeiten kostet die gleiche Strecke das Dreifache, nur mittags zahlt man den «normalen» Tarif
      Der Kunde braucht drei verschiedene Fahrpläne, weil die Strecke von unterschiedlichen Gesellschaften gemanagt wird
      Unprofitable Strecken werden ersatzlos gestrichen
      Züge und Busse werden nicht mehr erneuert - ausgemusterte Garnituren aus den 70er Jahren fahren wieder
      Bahnhöfe und Schienenabschnitte werden nach dem Franchisesystem vergeben: Jeder Unternehmer kann seinen eigenen Bahnhof betreiben.
      Öffis

      Beispiel England: Öffentliche Busse in London privatisiert. Linien wurden eingestellt, Wartungen schlechter, Arbeitsbedingungen miserabel, unrentable Buslinien eingestellt, gewinnbringende Strecken werden gleich von mehreren Unternehmen gleichzeitig angefahren. Aktuellster Plan: Die U-Bahn soll privatisiert und auf mindestens drei Unternehmen aufgeteilt werden. Die Wiener Linien versorgen nicht nur das ganze Stadtgebiet, sondern leisten einen hochqualitativen Service, wie er bei keinem Privaten zu finden ist: Vollwertiger Wartungs- und Reperaturdienst, hohe Frequenz aller Linien, sicherer Service zu gutem Preis.

      Auswirkungen für Österreich
      GATS-Szenario:

      Privatisierung der Wiener Linien
      Chaos bei Anbietern: Beim Umsteigen von der U1 auf die U6 muss man zweimal bezahlen, da die Linien von verschiedenen Firmen betrieben werden
      Fahrpreise steigen: plus 25%. Die 24-Stunden-Karte kostet dann statt ¤ 5,- stolze ¤ 6,25 und gilt nur für einen Bruchteil der Wiener Linien
      Unrentable Bus- und Strassenbahnlinien werden eingestellt, Aussenbezirke gar nicht mehr versorgt
      Verschärfter Schichtdienst für Mitarbeiter - jeder Pause wird von der Arbeitszeit abgezogen
      Immer weniger Fahrgäste - 22% in 5 Jahren
      Eigenständige Verkehrspolitik der Städte und Gemeinden wird unmöglich (Stichwort: Öffis statt Auto)
      Schulen und Unis

      Beispiel: England, USA, Frankreich. Staatliche Schulen für sozial Schwache, hoher Anteil an Migranten. Eliteschulen mit Weltklasseniveau nur für Menschen mit dicker Brieftasche. Staatliche Schulen können keine guten Lehrer bezahlen, Stellen bleiben unbesetzt, Schulen brauchen Sponsoren, Schulbücher sind gespickt mit Anzeigen, Firmen managen Schulen. Extrem auch Frankreich: Abgänger von Privatunis landen in Spitzenjobs, Absolventen von staatlichen Unis haben nur wenig bis gar keine Aussicht auf Top-Jobs.

      Bildung als Ware? Vor allem die USA fordern von den EU-Staaten vehement den freien Zugang zu den europäischen Bildungsmärkten. Private Unis in Österreich existieren bereits und geben ein eindrucksvolles Bild dessen, was auf uns zukommen könnte. So rechnet eine Wiener Privat-Uni auf ihrer Website vor, was Bildung kostet: Ab ¤10250,- pro Jahr (ohne Bücher und Nebenkosten) ist man dabei. Hinzu kommt, dass in Österreich bereits eine schleichende Privatisierung der Bildung stattfindet: So sind manche Unis gezwungen, derart bei Personal und Unterricht zu sparen, dass reguläre Vorlesungen oder Seminare den Lernstoff nicht mehr vermitteln können. Die Folge: Vor allem rund um Wirtschaftsunis und juridische Fakultäten spriessen private Paukerinstitute wie Pilze aus den Böden.

      Auswirkungen für Österreich

      Phase1 (abgeschlossen)

      Die Studiengebühren sind da. Staatliche Unis kosten bereits ¤ 377,22 pro Semester
      Privatunis, Fachhochschulen & Co. bieten Fächer an, die sich rechnen: Jus, Wirtschaft, Informatik. «Orchideenfächer» überlässt man den staatlichen Unis
      Schleichende Privatisierung findet statt: Ohne private Paukerkurse sind Schlüsselprüfungen auf Unis nicht mehr zu schaffen, ohne Nachhilfe viele höhere Schulen nicht
      GATS-Szenario:

      Nach Studiengebühren kommen Schulgebühren
      Studiengebühren kosten mindestens ¤ 1000,- pro Semester, private Unis sind bis zu fünfmal so teuer
      Konzerne sponsern Schulen oder Unis: bis zur McDonald`s Uni ist es nicht weit
      Bunte Inserate in Schulbüchern, um Schulbücher zu finanzieren
      Lehrer werden drastisch eingespart, verbleibende Lehrer müssen doppelt so viel unterrichten, doppelt so viele Schüler betreuen
      Uni-Professoren wandern zu Privat-Unis ab, staatliche Unis verwahrlosen langsam
      Wasser

      Beispiel: England und Frankreich. Tarife um 50 Prozent erhöht, 20000 Haushalte ohne Wasser, weil sie die Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten. Wasserqualität verschlechtert, immer mehr Keime im Wasser entdeckt. Strafen und Verurteilung wegen schmutzigen Wassers kommen billiger als Instandhaltung der Infrastruktur. England und Frankreich werden hauptsächlich privat versorgt. Beim Thema Wasser geht es nicht darum, dass spanische Grosskonzerne österreichisches Wasser in Lateinamerika verkaufen könnten. Es geht um die Infrastruktur - anlog zu Strom und Gas soll auch Wasser wie eine Ware verkauft werden. Wasserleitungen, Wiederaufbereitungsanlagen, Kanalisation, Kläranlagen sollen nach GATS privatisiert werden. Die Folgen sind verheerend: Denn Wasser ist keine Ware, sondern lebenswichtig für die Grundversorgung. Private investieren weniger, um die Gewinne zu maximieren. Das Thema ist übrigens keinesfalls «vom Tisch», wie Geheimverhandler und Minister Bartenstein gerne vorgibt. Denn die EU kann nur einheitlich beschliessen. Und die stärksten Befürworter für eine Wassermarktliberalisierung sind die französischen Weltkonzerne Vivendi und Suez, die zusammen 40% des Weltwassermarktes kontrollieren … Bürger in Ländern mit liberalisiertem Wassermarkt kaufen hauptsächlich Mineralwasser, weil die Qualität von Leitungswasser zu wünschen übriglässt. Interessantes Detail am Rand: Das qualitativ exzellente Mineralwasser verkaufen die gleichen Grosskonzerne, die lausiges Leitungswasser anbieten.

      Auswirkungen für Österreich

      GATS-Szenario:

      Wasser muss nur unter den gesetzlichen Richtlinien liegen - ob das Wasser rein ist oder mit Chlor gesäubert wurde, spielt keine Rolle
      Keine Investitionen mehr in Infrastruktur - nur das Notdürftigste wird repariert
      Krankheitsfälle steigen dramatisch an: plus 200% Hepatitis-A-Fälle, plus 600% Dysenterie
      Die Wasserpreise steigen um die Hälfte, Wasserqualität verschlechtert sich zusehends
      Die Österreicher steigen vom Leitungswasser auf das sichere Mineralwasser um
      Gesundheit

      Beispiel: England, USA. Staatliche und private Krankenhäuser existieren nebeneinander. Jeder, der es sich irgendwie leisten kann, geht in ein privates Spital, denn: Wartezeiten an staatlichen Krankenhäusern sind legendär lang, Behandlungen schlecht, Ärzte chronisch unterbezahlt. Eine Zwei-Klassen-Medizin: beste medizinische Versorgung nur für Wohlhabende. Für alle anderen herrschen in England schon fast Dritte-Welt-Zustände. In den USA sind 15 Prozent der Bevölkerung überhaupt nicht krankenversichert, weil sie sich die Prämien nicht mehr leisten können.

      Beispiel Schweiz. Zahnarztpflege ist rein privat. Eltern schicken ihre Kinder nur in Notfällen zum Arzt. Dafür gibt es sechsmal im Jahr Unterricht an den Schulen im Zähneputzen …

      Spitäler sind defizitär. Warum? Weil für Spitäler bisher nicht das Erzielen eines höchstmöglichen kaufmännischen Gewinnes oberstes Prinzip war, sondern die bestmögliche medizinische Versorgung. Leistung kostet. Modernste Medizin will bezahlt werden. Inzwischen diskutiert man schon öffentlich darüber, kleinere Spitäler zu schliessen und noch zusätzliche Selbstbehalte einzuführen.

      Auswirkungen für Österreich

      Phase 1 (abgeschlossen)

      Ambulanzgebühr eingeführt
      Rezeptgebühr erhöht
      Selbstbehalt bei Rehabilitation
      Selbstbehalt bei Kur
      Österreich hat bereits die fünfhöchsten Selbstbehalte in der EU
      GATS-Szenario:

      Selbstbehalt bei jedem Arztbesuch
      Jede Krankheit muss bezahlt werden. Bei dem derzeit diskutierten Selbstbehalt von 20 Prozent könnte das sehr bald so aussehen: Kopfschmerzen ¤ 129,-; Bluthochdruck ¤ 174,-; Beinbruch ¤ 42,-, Blinddarm ¤ 230,-; Bypassoperation ¤ 5378,-.
      Spitzenpersonal wandert zu privaten Krankenhäusern ab
      Wartezeiten auf Operationen: bis zu einem halben Jahr
      Staatliche Krankenhäuser sind wesentlich schlechter ausgerüstet als private
      Energie

      Beispiel: USA/Kalifornien. Nach Liberalisierung liefern sich Energiekonzerne ein tödliches Duell um die Kunden. Die vermeintlichen Sieger am Markt sind pleite, können nicht liefern. Haufenweise Stromausfälle, Versorgungsengpässe. Der Staat greift wieder helfend ein. Beispiel Schweden. Privatisierer sparen Reparaturtrupps ein. Folge: Zehntausende Menschen waren im Winter wegen geknickter Leitungen tagelang ohne Strom. Früher war Wasserkraft führend - jetzt dominieren Kohle und Atomstrom. Die Strommarkt-Liberalisierung hat in Österreich geklappt, freuen sich die Liberalisierer. Tatsächlich spielt man vorläufig Vogelstrauss und beglückwünscht sich zu einer österreichischen Stromlösung, die nach massivem politischem Druck zustande kam. In Wahrheit arbeiten jedoch grosse internationale Konzerne geduldig daran, auch den österreichischen Strommarkt zu beherrschen. Aktuelles Beispiel: Die EDF, Frankreichs grösster Stromkonzern, kauft über eine deutsche Beteiligung massive Anteile österreichischer Stromfirmen auf. Unabhängigen Anbietern kann man nicht vorschreiben, woher sie ihren Strom beziehen.

      Auswirkungen für Österreich

      Phase 1 (abgeschlossen):

      Strommarkt liberalisiert, aber aus gutem Grund will fast niemand den Betreiber wechseln
      «Österreichische Stromlösung» verhindert in letzter Sekunde Dominanz ausländischer Konzerne
      GATS-Szenario:

      Internationale Stromgiganten treten am Markt auf
      Dumpingpreise verdrängen heimische Konzerne
      Ausländische Konzerne kaufen Strom dort, wo er am billigsten ist. Die mächtige EDF ist etwa selbst einer der weltgrössten Atomstromproduzenten, auf der Suche nach Absatzmärkten
      Umweltfreundliche Wasserkraft spielt nur noch untergeordnete Rolle, Atomstrom dominiert
      Post

      Beispiel: Japan. Die staatliche Post wird 2003 privatisiert, Markt komplett freigegeben. Nur: Kein privater Paketdienst interessiert sich für das verlustträchtige Briefgeschäft. Die nunmehr private Post muss weiter vom Staat subventioniert werden, um die öffentliche Versorgung zu gewährleisten. Auch Österreich will seine Post privatisieren - oder besser gesagt, dem Meistbietenden überlassen. Konkrete Pläne: Verkauf an die Deutsche Post. Mittelfristig können nur einige wenige Grosskonzerne im Postgeschäft Gewinne schreiben. Bisher war das Ziel der Post: maximal versorgen, nicht maximaler Gewinn.

      Auswirkungen für Österreich

      Phase 1:

      Personaleinsparungen bei der Post
      Mindestens 650 Postämter zugesperrt
      Arbeit der Post übernehmen Private: Greissler, Supermärkte
      Teilweise übernehmen Gemeinden die Arbeit der Post
      GATS-Szenario:

      Verkauf der Post ins Ausland
      Ein Fünftel der Belegschaft wird eingespart
      Postfilialen werden massenhaft stillgelegt
      Schliessung von unrentablen Briefkästen
      Kunden müssen zu speziellen Annahmestellen (Greissler, Gemeinde) fahren, um ihre Post aufzugeben
      Private Paketdienste dominieren den Markt


      Artikel 14: Zeit-Fragen Nr.7 vom 24. 2. 2003, letzte Änderung am 24. 2. 2003 :( :( :confused:
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 16:14:54
      Beitrag Nr. 2.120 ()
      27.02. 16:01
      US: Eigenheimabsatz bricht ein
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Verkaufszahlen von neuen Eigenheimen fielen im vergangenen Monat um 15% auf saisonal angepasste 914,000 (Prognose: 1.03 Millionen). Das ist das niedrigste Niveau seit Januar 2002, als 870,000 neue Eigenheime verkauft wurden (annualisiert). Die Verkaufszahlen für Dezember wurden nicht revidiert und lagen unverändert bei 1.08 Millionen. Im Mittleren Westen der USA lies die Nachfrage um 42.2% nach. In allen Regionen der USA, bis auf Ausnahme des Nordostens, wurden Rückgänge bei den Verkaufszahlen gemeldet. Die zum Verkauf stehenden Eigenheime reichen zuletzt für 4.5 Monate – das ist der höchste Stand seit Juni 2000 (4.8). Im Dezember lag dieser Wert noch bei 3.8.

      :eek: :eek:
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 17:13:20
      Beitrag Nr. 2.121 ()
      Die Oberlehrer

      Wie erklären eigentlich die Befürworter freier Kapitalmärkte die gegenwärtig zu beobachtende Tatsache, dass an diesen "freien" Märkten die Preise der einzelnen Aktien und Anleihen überhaupt nicht von den millionenfachen Kauf- und Verkaufsentscheidungen verschiedener Anleger bestimmt werden, sondern letztlich in der Tendenz von den Oberlehrern der Rating-Agenturen vorgegeben werden?

      Sie können es natürlich gar nicht erklären – und müssen vielmehr ihrem Traum eines ausgeglichenen Konkurrenzmechanismus abschwören. Wenn die Aktien und Anleihen von ThyssenKrupp in den Keller gehen, nur weil die Angelsachsen das System rückstellungsfinanzierter Pensionsverpflichtungen nicht verstehen, dann hat das nichts mehr mit atomistischen Märkten, sondern nur noch mit Macht zu tun. Erstaunlich auch, dass gerade jetzt, wo die Stimmung zwischen der Bundesrepublik und den USA am Tiefpunkt ist, die Bayer-Aktie mediengerecht regelrecht geschlachtet wird. Mit Fakten, die schon sehr lange auf dem Tisch liegen.

      Die Kurse werden also kurzfristig bewusst "gemacht". Für den Langfristanleger sollte das kein Grund zum Verzweifeln sein. Denn nirgendwo anders als an der Börse ist die Hehlerei ein völlig straffreies Unterfangen.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 17:14:43
      Beitrag Nr. 2.122 ()
      Dummheit soll bestraft werden!
      Von Lars Weide
      So hatte es sich der distinguierte und um keine Phrase verlegene Herr Esser wohl nicht vorgestellt: Der Staatsanwalt ergriff das Wort. Auf einer Pressekonferenz leuchtet er in die Abgründe der Mannesmann-Vodafone-Abfindungsaffäre hinein und es taten sich monströse Krater auf. Für insgesamt etwa 57 Millionen Euro haben sich die Top-Manager des deutschen Traditionsunternehmens Mannesmann ihren Widerstand gegen die Firmenübernahme durch die britische Vodafone abkaufen lassen. Alle teilweise theatralisch vorgetragenen Einwände und Widerspenstigkeiten waren wie weggewischt, als Chris Gent die Hände von Klaus Esser schüttelte. Und was waren das für Handschläge! Man kann sich richtig hineinversetzen: 15,2 Millionen Euro als einfache Vertragsabfindung – hat ja gar nicht weh getan! 16,4 Millionen Euro als Sonderabfindung – auch das fühlte sich ganz gut an! Vielleicht noch Sonderpensionszahlungen? Her mit der Hand! Lebenslanges Büro mit persönlicher Sekretärin und ein schicker Dienstwagen? Na klar! Wo soll ich schütteln?

      An jene, die den Glauben an ein bisschen Gerechtigkeit in dieser Welt langsam verlieren, seien ein paar Worte der Aufmunterung gerichtet: Wenn Herr Esser gut geplant hat, dann hat er seine Millionen-Boni verdient! Gönnen wir sie ihm! Wer von uns hätte nicht gepokert? Wenn er aber schlecht geplant hat – ein paar Ungereimtheiten bei Auszahlungs- und Unterschriftsterminen scheinen dem Staatsanwalt aufgefallen zu sein – dann schüttelt er bald seinem persönlichen Vollzugsbeamten die Hand. Und Dummheit soll von mir aus ruhig bestraft werden...



      [ Donnerstag, 27.02.2003, 16:03 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 17:20:04
      Beitrag Nr. 2.123 ()
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 17:24:43
      Beitrag Nr. 2.124 ()
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 21:55:24
      Beitrag Nr. 2.125 ()
      Donnerstag, 27. Februar 2003

      Kanadischer und australischer Dollar steigen

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Letzte Woche stieg der kanadische Dollar gegenüber dem "großen Bruder" US-Dollar. Zu Beginn dieser Woche zog der australische Dollar kräftig an, auf das höchste Niveau seit Juni 2000.

      Wen kümmert das schon?

      "Ein kleiner Zinsanstieg oder eine Abwertung des US-Dollar könnten zu katastrophalen Konsequenzen führen", so ein Artikel bei Finance Asia.com.

      Der Dollar hat an Wert verloren, seit die US-Zentralbank (Fed) gegründet wurde, um das zu verhindern. Aber der jüngste Abschwung ist der Offenbarung des Fed-Gouverneurs Ben Bernanke zu verdanken: "Wir haben eine Technologie, die man die Druckerpresse nennt ... (was uns erlebt, das weltweite Angebot an Dollar zu erhöhen)."

      Ein moderater Abschwung des Dollar könnte kaum bemerkt werden ... aber ein starker Einbruch könnte dazu führen, dass die ausländischen Investoren nach Alternativen suchen würden. Zum Beispiel hat vor kurzem der International Herald Tribune gemeldet, dass russische Geiselnehmer das Lösegeld in Euros und nicht in Dollar forderten.

      Für die US-Wirtschaft sind die Investitionen der Ausländer in den USA extrem wichtig. Diese Investoren finanzieren sowohl einen großen Teil des Booms am Hypothekenmarkt als auch einen großen Teil der staatlichen Haushaltsdefizite. Wenn die Ausländer sich aus dem Dollarraum zurückziehen, dann reduziert das die Summe des verfügbaren Kapitals – und das zwingt die Zinsen nach oben.

      Finance Asia.com berichtet, dass der durchschnittliche amerikanische Hausbesitzer in der zweiten Hälfte 2002 40 % seines Einkommens für die Bedienung seiner Hypothekenschulden benötigte. Der für das Wohnen notwendige Einkommensanteil steht auf dem höchsten Prozentsatz der US-Geschichte, und das Vermögen der Hausbesitzer steht auf dem niedrigsten Stand.

      "Das ist unhaltbar", so der Artikel weiter, "und das wird genauso schlecht oder sogar noch schlimmer enden als die Spekulationsblase am Aktienmarkt."

      Aber wie? Bis jetzt haben die neuen Hypotheken die US-Wirtschaft gerettet – denn die Konsumenten haben das zusätzliche Geld in den Konsum gesteckt. Früher oder später wird durch diesen neuen Schuldenberg aber jemand ruiniert werden – entweder derjenige, der den Kredit aufgenommen hat, oder der, der ihn gewährt hat. Vielleicht beide. Entweder wird die Schuldenlast durch eine Inflation erleichtert ... oder die Schuldner werden zusammenbrechen, wenn in einer Deflation die realen Zinssätze steigen. Ich warte ab, was der Fall sein wird.
      _______________________________________________________

      Lösung zur Haushaltskonsolidierung: Glücksspiel und Pornographie

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Der arme amerikanische Konsument hat derzeit kaum Zeit, Luft zu holen. Zuerst brechen die Kurse seiner Technologie-Aktien ein, dann verliert er seinen Job, dann fallen die Kurse seiner Technologie-Aktien weiter ... und die ganze Zeit über muss er mit ansehen, wie sein "idiotischer" Nachbar, der Goldaktien gekauft hat, reicher wird! Das ist einfach zu viel, um es ruhig ertragen zu können.

      Nicht überraschend ist der Index des Verbrauchervertrauens (Conference Board) im Februar weiter gefallen. Auf 64,0 Punkte (Januar: 78,8 Zähler), ein neues 9-Jahres-Tief. Sowohl die Komponente der Einschätzung der "aktuellen Situation" und die Komponente der "zukünftigen Erwartungen" sind ungefähr gleich gefallen.

      Lynn Franco, die Vorsitzende der Research-Abteilung (Conference Board) begründet dies damit: "Die schwierige Situation am Arbeitsmarkt und an den Finanzmärkten, die steigenden Benzinkosten, die zunehmende Bedrohung durch Krieg und Terrorismus haben ihren Preis gefordert". Lynn Franco muss den einfachsten Job in Amerika haben. Einmal im Monat erscheint sie auf der Bildfläche und leiert ihre Botschaft vom schwindenden Konsumentenvertrauen runter.

      Nicht nur den US-Konsumenten geht es schlecht – auch die finanzielle Situation vieler US-Bundesstaaten und Kommunen ist katastrophal. Im Forum einer Finanz-Homepage habe ich gelesen, dass eine kleine Stadt von 10.000 Einwohnern sich mit einer zusätzlichen, überraschenden Haushaltslücke von 1 Million Dollar (2004) konfrontiert sieht. Wo soll das Geld herkommen? Bereits jetzt liegt die Grundsteuer in dieser Stadt bei fast 4.000 Dollar für ein Grundstück im Wert von 100.000 Dollar. Der durchschnittliche Hausbesitzer muss für sein Haus alleine für Steuern und Versicherung bereits 350 Dollar bezahlen – und damit hat er noch keinen einzigen Dollar Zinsen auf seine Hypothek bezahlt.

      Die Erfahrung dieser "kleinen Stadt" mag extrem sein, aber sie ist nicht einzigartig. Überall in den USA wachsen die fiskalischen Probleme der Bundesstaaten und Kommunen. Und harte Zeiten erfordern harte Maßnahmen:

      "Die lokalen Regierungen ermutigen alles, was Steuern und Arbeitsplätze bringt, von Kasinos bis Pornographie", so CBS Marketwatch. Der Gouverneur von Maryland will durch die Installation von 10.000 Glücksspiel-Automaten ("einarmige Banditen") 500 Millionen Dollar pro Jahr an Steuern einnehmen. 17 US-Bundesstaaten haben das Glücksspiel legalisiert. Andere Bundesstaaten setzen auf die wachsende Porno-Industrie. CBS Marketwatch schreibt dazu: "Viele US-Bundesstaaten profitieren von der stillschweigenden Tolerierung von Strip-Clubs und sonstigen Lokalitäten. Offiziell stehen dazu nur wenige Regierungsvertreter (zumindest außerhalb von Nevada), aber schließlich lässt sich damit Geld machen ..."

      Tatsache! Pornographie ist eine Branche, die schnell wächst und rezessionssicher ist. Die Lösung für die nationalen Budgetprobleme ist also offensichtlich, oder? Man sollte alle McDonald`s Filialen in "Erwachsenenunterhaltungs-Kiosks" umwandeln. Dann kann man sich zurücklehnen und zusehen, wie die Staatskassen übersprudeln.

      _________________________________________________________



      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 22:01:25
      Beitrag Nr. 2.126 ()
      Hypo-Vereinsbank


      Analyse: Der Teufelskreis



      Von Caspar Busse

      Dieter Rampl ist derzeit wahrlich nicht um seine Aufgabe zu beneiden. Der Chef der Münchener Hypo-Vereinsbank hat seinem Konzern eine Radikalkur verordnet, um aus der Krise zu kommen. Es sollen nicht nur erneut 1 000 Stellen gestrichen werden, die Mitarbeiter bei Deutschlands zweitgrößter Bank müssen sich auch auf deutliche Einschnitte bei ihren Gehältern einstellen. Alle Sonderleistungen und Bonuszahlungen werden ausgesetzt. Rampl will bis Jahresende auch erhebliche Teile des Geschäfts verkaufen, abspalten oder aufgeben. Alles steht auf dem Prüfstand, heißt es in der Konzernzentrale.

      Der Kurs Rampls – auch intern offenbar nicht unumstritten – birgt große Risiken. Denn der Konzern könnte in einen gefährlichen Teufelskreis geraten. Um an frisches Kapital zu kommen, will Rampl Tochtergesellschaften verkaufen. Angesichts der allgemein schwierigen Marktlage wird er aber – wenn überhaupt – nur profitable Firmen an den Mann bringen können. Gibt er aber jetzt in der Not diese gewinnträchtigen Töchter zu Schleuderpreisen ab, beschneidet er die künftigen Ertragschancen des Konzerns. Es geht an die Substanz, es wird mehr als Tafelsilber losgeschlagen. Das ist bitter, denn ohnehin hat die HVB in den vergangenen Jahren operativ nur wenig verdient. Die Renditeziele wurden mehrmals verfehlt und nach unten revidiert.

      So steht die „Ertragsperle“ Norisbank in Nürnberg, die mit Privatkundenkrediten gute Gewinne schreibt, auf der Verkaufsliste. Auch die Hamburger Vereins- und Westbank, die bisher als strategisch unverzichtbar galt, soll möglicherweise verkauft werden. Damit würde die HVB-Strategie von der „Bank der Regionen“ bereits erste Löcher bekommen. Immerhin gilt es als ausgeschlossen, dass sich die Münchener auch von der Bank Austria in Österreich und den Beteiligungen in Osteuropa trennen. Dann wäre die HVB wieder eine bayerische Regionalbank – die Expansion der vergangenen zehn Jahre von Rampls Vorgänger Albrecht Schmidt wäre grandios gescheitert.

      Auch mit Blick auf die Ratingagenturen steht die HVB vor einer Besorgnis erregenden Abwärtsspirale. Das Problem ist hausgemacht, denn die Bank widmete dem Thema „Kernkapitalquote“ zu spät die nötige Aufmerksamkeit. Die Kapitalausstattung der HVB war noch nie sehr gut. Und die hohen Verluste zehren weiter an der Kapitalbasis. Sollte nicht bald die Wende geschafft werden, könnte das eine Herabstufung des Ratings nach sich ziehen. Damit würde die Refinanzierung deutlich teurer, der Druck auf die Gewinne stiege, das Rating geriete erneut in Gefahr – und so weiter.

      Dass Rampl ungeachtet der Risiken den harten Schrumpfkurs einschlägt, hat einen einfachen Grund: Er hat keine Alternative. Die Lage am Bankenmarkt ist schlecht, das spüren auch Deutsche Bank, Commerz- und Dresdner Bank. Das Standing der HVB an den Kapitalmärkten hat sich verschlechtert. Die Mehrzahl der Analysten rät zum Verkauf der HVB-Aktie. Eine Kapitalerhöhung schließt Rampl deshalb aus.

      Hinzu kommt das interne Problem, dass Rampls Vorgänger Schmidt als neuer Aufsichtsratschef genau über die Sanierung wacht. Schmidt, der den Konzern zwölf Jahre führte, könnte als Bremser bei allzu radikalen Einschnitten in sein Erbe auftreten. Das macht Rampls Aufgabe wahrlich nicht einfacher.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 27. Februar 2003, 07:29 Uhr
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 22:13:04
      Beitrag Nr. 2.127 ()
      Barrel kostet 37,70 Dollar


      Rohölpreis steigt ungebremst



      Die Irak-Krise treibt die Rohölpreise immer weiter in die Höhe. In New York war Öl am Donnerstag so teuer wie seit Oktober 1990 nicht mehr. Die eskalierende Kriegsgefahr im Irak habe zu einer Hysterie geführt, sagten Marktbeobachter. Daneben ließen auch immer noch zu geringe Öllieferungen aus Venezuela sowie das extrem kalte Winterwetter im Nordosten der USA die Preise steigen. Die Opec bekräftigte, dass sie Produktionsrückgänge im Falle eines Irak-Kriegs ausgleichen will.


      HB/dpa NEW YORK/WIEN. An der New Yorker Warenterminbörse Nymex war der Preis für Rohöl zur April-Auslieferung bereits zum Mittwochabend (Ortszeit) um 4,6 Prozent auf 37,70 Dollar je Barrel (159 Liter) in die Höhe geschossen. Am Donnerstag kletterte der Preis im elektronischen Handel weiter um 5,17 Prozent auf 39,65 Dollar, berichtete die Wirtschaftsagentur Bloomberg. Das war der höchste Preis seit Oktober 1990 als der Irak das benachbarte Kuwait besetzt gehalten hatte. Rohöl hatte am 10. Oktober 1990 einen Rekordpreis von 41,15 Dollar verbucht.

      Opec-Generalsekretär Alvaro Silva-Calderon sagte am Donnerstag in Wien, das Kartell könne bei Bedarf bis zu vier Millionen Barrel täglich zusätzlich auf den Markt bringen. Er zeigte sich über die andauernd hohen Ölpreise besorgt. Am Mittwoch notierte der Opec- Korbpreis mit 32,49 Dollar je Barrel weit von der angestrebten Höchstgrenze von 28 Dollar entfernt. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete in London 33,66 Dollar, 1,78 Prozent mehr als am Vortag.

      Der Preisanstieg liege aber nicht an der am Markt verfügbaren Ölmenge, sondern an den Kriegsängsten, betonte Silva-Calderon. Die Opec-Ölminister werden daher beim bevorstehenden Treffen am 11. März in Wien auch keine Ausweitung der Produktion beschließen, sollte es bis dahin zu keinem Irak-Krieg kommen.

      Die Rohölpreise sind in den vergangenen drei Monaten in New York um 45 Prozent in die Höhe geschossen. Heizöl hatte allein am Mittwoch um 2,88 Prozent und Erdgas sogar um 12,3 Prozent zugelegt.

      Der Preisanstieg sei in erster Linie politisch getrieben, betonte der Rohstoffexperte bei der Dresdner Bank, Wolfgang Wilke. „Die Märkte sind zur Zeit paralysiert.“ Sollte der Ölpreis über seine bisherige Höchstmarke steigen, seien weitere Höchststände denkbar. Zugleich zeigten die Terminmärkte, dass auf Sicht von einem Jahr die Marktteilnehmer mit einem Zusammenbrechen des Ölpreises rechnen.

      Zuletzt hätten vor allem die rückläufigen US-Lagerbestände bei Rohöl, Heizöl, Benzin und Dieseltreibstoff zu einem zusätzlichen Anstieg der Ölpreise geführt, sagte Analyst Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank. Die amerikanischen Rohölbestände sind nach Angaben des US-Energieministeriums auf das niedrigste Niveau seit fast 28 Jahren gefallen. Die amerikanischen Heizöl- und Dieselreserven befinden sich auf dem niedrigsten stand seit Mai 2000.

      Die Opec hatte im Januar mit Wirkung vom 1. Februar einer Produktionssteigerung von 6,5 Prozent oder 1,5 Millionen Barrel pro Tag zugestimmt, um die Preise zu drücken und um den Lieferausfall durch den Streik in Venezuela auszugleichen. Venezuela liefert momentan wieder zwei Millionen Barrel pro Tag gegenüber einem Normalniveau von drei Millionen Barrel.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 27. Februar 2003, 18:12 Uhr
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 22:14:42
      Beitrag Nr. 2.128 ()
      Unsicherheit beschleunigt M 3-Wachstum im Januar

      Volkswirte: Dynamik spricht nicht gegen Zinssenkung
      sak Frankfurt - Die anhaltende Unsicherheit an den Finanzmärkten hat im Januar zu einer deutlichen Beschleunigung des Wachstums der Geldmenge M 3 in der Eurozone geführt. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag mitteilte, stieg die Jahresrate von 6,8 auf 7,4 %. Besonders deutlich wird die Dynamik an der Monatsrate, die im Januar mit 1 % sehr hoch ausfiel. Dass hinter dem starken M 3-Wachstum vor allem Umschichtungen der Anleger in liquide Mittel stehen, zeigt die von 8,5 auf 11 % gestiegene Jahreswachstumsrate der marktfähigen Finanzinstrumente. Da zudem das Kreditwachstum verhalten blieb, sehen Volkswirte in den veröffentlichten Zahlen keinen Hinderungsgrund für eine baldige EZB-Zinssenkung ...


      boersenzeitung
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 22:16:52
      Beitrag Nr. 2.129 ()
      Deutsche Konsumenten fassen kein Vertrauen

      GfK-Index gibt erneut etwas nach - Geschäftsklima in Frankreich unverändert


      ks Frankfurt - Die Konjunkturdaten, vor allem die Frühindikatoren, die derzeit veröffentlicht werden, führen eher zu kleinen Wechselbädern der Gefühle, als dass sie klare Orientierung böten. Auf eine Trendwende in der Wirtschaftsentwicklung Eurolands lassen sie nicht eindeutig schließen. Nachdem das Ifo-Klima für Deutschland und die Wirtschaftsstimmung in Italien überraschend positiv ausgefallen waren (vgl. BZ vom 26. Februar), blieb nun das Geschäftsklima in Frankreich mit 97 Indexpunkten auf dem geringfügig nach unten revidierten Stand des Vormonats. Die Verbraucherstimmung in Deutschland ist weiter gedrückt. Nach den Angaben des Statistikamts Insee verschlechterte sich der Saldo für die Auftragslage bei den französischen Unternehmen auf - 24 von revidiert - 18 im Januar, wobei allerdings der Bestand an Exportorders nicht schlechter eingestuft wurde mit unverändert - 14. Vor dem Hintergrund der schwachen Nachfrage wurden die Produktionsaussichten noch negativer eingeschätzt. Der entsprechende Saldo gab von - 31 auf - 33 weiter nach. Der Saldo für die Lagerbestände verringerte sich auf + 11 von + 13 im Januar. Dabei bleibt der Spielraum für Preisanhebung begrenzt. Denn die Zunahme der Erzeugerpreise im Januar um 0,6 % gegenüber dem Vormonat beruhte vor allem auf höheren Energiekosten ...


      boersenzeitung.de
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      schrieb am 27.02.03 22:24:38
      Beitrag Nr. 2.130 ()
      Bilanz-Reparaturen hinterlassen tiefe Spuren

      Börsen reagieren allergisch auf Kapitalmaßnahmen

      von Thomas Exner und Holger Zschäpitz

      Berlin - Schuldenabbau und Eigenkapitalstärkung stehen derzeit auf der Tagesordnung vieler Unternehmen ganz oben. Denn die schwache Konjunktur und die Dauer-Baisse hat die Bilanzen der meisten Dax-Unternehmen verschlechtert. Nimmt man die Relation von Verschuldung zu Eigenkapital konnten im vergangenen Jahr nur wenige Firmen, darunter Adidas, TUI, Thyssen und Henkel, ihre Position verbessern. Die anderen müssen handeln. Doch für die Aktienmärkte hat diese Rosskur oft schmerzhafte Folgen, zumal wenn frisches Kapital gesucht wird. Allein die Spekulation um die Kapitalbeschaffung durch eine Pflichtwandelanleihe reichte im Fall der Hypo-Vereinsbank am Donnerstag aus, um die Aktie auf ein Allzeittief zu drücken. „Die Nervosität an den Märkten grenzt schon an Hysterie“, so Peter Dombeck, Stratege bei der Berenberg Bank.


      Bei dieser Entwicklung gibt es nur einen Gewinner: die Besitzer von Anleihen. Sie profitieren von dem Bilanz-Putz, weil die Bonität ihrer Unternehmen steigt oder sich zumindest nicht verschlechtert. Aktionäre sind dagegen zunächst einmal die Gekniffenen. Egal ob Kapitalerhöhung durch die Ausgabe von Aktien oder Zwangswandelanleihen, Dividendenkürzung, Investitionsverzicht oder Notverkäufe von Firmenteilen – die Kurse rauschen kurzfristig meist in die Tiefe. Denn bei einer Ausweitung der Kapitalbasis kommt es zu Verwässerungseffekten; in den anderen Fällen bleibt die erhoffte Verzinsung des Kapitals aus oder die Wachstumschancen in der Zukunft werden zurückgeschnitten.


      „Es wird nur noch geschaut, wer ebenfalls Geld brauchen könnte, um ihn schon auf Verdacht abzustrafen“, schildert Dombeck die Stimmungslage. Als erste Anhaltspunkte dienen dabei die Kreditratings. Viele Unternehmen sind daher ängstlich bemüht, ja nicht vom Bannstrahl der Herabstufung getroffen zu werden. Ein Anstieg der Verschuldungsrate und zu viele kurzfristige Kredite gelten den Investoren als Alarmsignale. Deshalb haben beispielsweise die Telekom-Unternehmen im vergangenen Jahr mit massiven Restrukturierungen ihrer Kreditportefeuilles begonnen. „Wir stehen aber erst am Anfang dieser Konsolidierung“, ist Jörg Krämer, Chefvolkswirt bei Invesco, überzeugt. „Die Märkte müssen sich darauf einstellen, dass dieser Prozess noch mehrere Quartale andauert.“


      Ins Visier der Börsianer geraten vor allem die von der andauernden Aktienbaisse und der Konjunkturschwäche gebeutelten Finanzkonzerne. „Allein Allianz und Münchener Rück bräuchten zur ausreichenden Kapitalisierung fünf bis zehn Mrd. Euro frisches Geld“, meint Simon Fössmeier von Julius Bär. „Solange diese Probleme nicht gelöst sind, würde ich einen Bogen um diese Aktien machen.“ Aber auch Infineon wird mit Skepsis betrachtet. Experten halten eine Kapitalerhöhung des Chip-Herstellers für unvermeidbar, sollte es nicht innerhalb der nächsten drei Quartale zu einer Erholung des Halbleiter-Geschäftes kommen. Vorerst Entwarnung gibt es dagegen bei TUI, da der Verkauf von Ruhrgas-Anteilen die Verschuldung drücken wird.


      Doch auch wenn die Bilanz-Reparaturen den Aktionären im Gegensatz zu den Anleihebesitzern kurzfristig Nachteile bringen, müssen auch sie ein vitales Interesse an deren konsequenten Umsetzung haben. Börsen-Professor Wolfgang Gerke: „Ein Unternehmen, das pleite geht, nützt auch den Aktionären nicht. Kapitalmaßnahmen sollten aber immer die letzte Option sein.“


      Artikel erschienen am 28. Feb 2003
      welt.de
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      schrieb am 27.02.03 22:27:39
      Beitrag Nr. 2.131 ()
      Private Anlagestrategien: Investieren nach der Bubble

      Die Spekulationsblasen der Börsengeschichte lehren: Anleger müssen grundlegend umdenken - WELT-Report

      von Holger Zschäpitz

      Bekanntermaßen fliegen geplatzte Luftballons allenfalls mäßig. Nachdem auch am Aktienmarkt die Luft herausgelassen wurde, sind andere Ideen für neue Investment-Höhenflüge gefragt. Denn die Erfahrungen aus der Börsenhistorie lehren, dass nach dem Platzen einer Spekulationsblase die Märkte über eine längere Zeit nicht zur normalen Tagesordnung zurückkehren, sondern völlig andere Gesetze gelten. „Investieren nach der Bubble“, heißt nun die Disziplin für Anleger. Die vorliegende Beilage soll ein erster Wegweiser für das neue Investment-Zeitalter sein.


      Dabei fällt eines auf: der Anlagekategorie Aktie kommt nur ein geringer Stellenwert zu. Zu Recht: Ob nach dem Eisenbahn-Boom zum Ende des 19. Jahrhunderts, den goldenen Zwanzigern 1929 oder der japanischen Banken- und Immobilienblase in den 1980ern – Aktien benötigten nach dem Platzen der Blase mehrere Jahre, oft sogar Dekaden, um wieder auf die Beine zu kommen. Vor allem illustriert der Blick in die Börsengeschichte: Nach einem ersten scharfen Einbruch starteten die Dividendenpapiere nicht gleich wieder durch, sondern dümpelten mehrere Jahre vor sich hin. Mit anderen Anlageformen wie Anleihen ließ sich während dieser Übergangszeit oft mehr verdienen.


      Die fundamentalen Gründe waren stets die Gleichen. In der Boomphase glaubten die Unternehmenslenker an ewiges Wirtschaftswachstum und investierten Unmengen an Kapital in neue Maschinen, Mitarbeiter oder Büroraum. Dabei wurden stets viel zu große Kapazitäten aufgetürmt. Denn die euphorischen Annahmen der Boomjahre über einen stetig zunehmenden Konsum erwiesen sich im Nachhinein als falsch. Es dauerte jeweils Jahrzehnte bis diese Überkapazitäten vom Markt verschwunden waren und die Unternehmen wieder neu investierten und so einen neuen Wirtschaftszyklus lostraten.


      Fast schon lehrbuchhaft zeigt sich dieses Muster in der vorletzten Bubble der Neuzeit: Japan. In den 80er Jahren trieben spekulative Käufe den Nikkei-Index auf immer neue Höhen. Innerhalb einer Dekade konnte sich das Kursbarometer aus Nippon mehr als verachtfachen, koppelte sich aber immer stärker von der Realwirtschaft ab. Ende 1989 kam die Rallye bei exakt 38 915,87 Punkten zum Stoppen, ein Jahr später notierte der Index fast nur noch halb so hoch. Doch wer zu diesem Zeitpunkt eingestiegen ist, hatte wenig zu lachen. Von kleineren Zwischenrallyes abgesehen, ging es mit dem Index weiter nach unten bis heute auf 8565 Zählern. Damit ist selbst 13 Jahre nach dem Platzen der Blase für Aktienanleger in Japan kein Land in Sicht. Noch heute laboriert Nippon an den Überkapazitäten der Banken. Dagegen wurden Rentenpapiere die neuen Stars. Japanische Staatsanleihen erklommen immer neue Kurshöhen. Nicht viel anders die Situation 1929: Vom schwarzen Montag hatte sich die Wall Street erst 25 Jahre später wieder erholt. Exakt am 3. November 1954 stand der Dow Jones bei 361 und damit etwas über dem Niveau vom Höchststand 1929 bei 381,17.
      Immerhin spricht einiges dafür, dass sich die Kurse heutzutage schneller von der jüngsten Blase erholen werden. Denn die Internet-Manie ist am ehesten vergleichbar mit dem Eisenbahn-Boom 1870 in den USA. Statt wie im letzten Boom mit Telefonleitungen wurde das ganze Land mit Eisenbahnschienen überzogen. Entlang der Strecken boomten die Einzelhändler, welche die Bauarbeiter versorgten. Wo die Schienen verlegt wurden, florierte das Grundstücksgeschäft. Begleitet wurde die Expansionswelle – ähnlich im Internetzeitalter – von diversen Skandalen und finanziellen Schieflagen. 1872 kam bei Union Pacific Railroad der erste große Schwindel an die Oberfläche, ein Jahr später brach das gesamte Finanzsystem zusammen. Aber 1880 wurden dann doch die Segnungen sichtbar. Güter aller Art konnten von Küste zu Küste billig transportiert werden, der Handel blühte, ebenso die Börse.

      Nimmt man den Eisenbahnboom zum Maßstab, folgt der große Aufschwung erst 2007, in Antizipation dessen könnten die Börsen bereits 2006 wieder anziehen. Bis dahin sollten Anleger zwar nicht vollständig auf Aktien verzichten, jedoch das Portfolio ausgewogener strukturieren. Das heißt: Neben Aktien sollten Staatsanleihen ein größeres Gewicht im Portfolio bekommen. Strategen empfehlen darüber hinaus auch Investments in wahre Werte wie Rohstoffe. Öl, Gold und Immobilien sollten in einem gut strukturierten Depot ebenfalls nicht fehlen.


      Artikel erschienen am 28. Feb 2003
      welt.de
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      schrieb am 27.02.03 22:30:51
      Beitrag Nr. 2.132 ()
      Wirtschaft

      Gefährliche Zeiten
      Kommentar
      von Jörg Eigendorf

      Wer es sich leicht machen will, der bezeichnet die derzeitigen Auswüchse am Rohstoff- und Aktienmarkt als eine vorrübergehende Übertreibung. Mit Blick auf mehrere Jahre wird das wohl stimmen. Allerdings sind die derzeitigen Kurse an den Finanzmärkten, die Ausdruck einer Krise sind, nun zum Krisenkatalysator geworden. Banken und Versicherungen haben keine Reserven mehr, sondern milliardenschwere Lasten in ihren Büchern. Diese prekäre Lage der Finanzbranche droht zu einem Kreditengpass in der mittelständischen Industrie zu führen. Und schließlich schmälern die hohen Rohstoffpreise – soweit sie von Dauer sind – die Unternehmensgewinne und schaffen einen Preisdruck, der es den Notenbanken erschwert, die Zinsen zu senken.


      Viel schlimmer noch wirkt sich allerdings die Verunsicherung in der Bevölkerung aus. Wenn der Vorstandschef einer Großbank auf Grund eines Medienberichtes seinen Mitarbeitern schreiben muss, dass „das Geld unserer Kunden...bei uns absolut sicher“ sei, dann ist eine gefährliche Abwärtsspirale nahe.


      So sehr das internationale Wirtschaftsumfeld von der Irakfrage dominiert wird, so wichtig ist nun die nationale Wirtschaftspolitik. In Zeiten, in denen von der Nato bis hin zum Bankensystem nichts mehr stabil scheint, kommt es darauf an, die Kräfte im eigenen Land zu bündeln. Jegliche Häme über das Versagen der Bundesregierung ist fehl am Platz. Vielmehr müssen Opposition, Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften kompromissbereit sein, damit Deutschland nicht eine tiefe Rezession rutscht. Dazu gehört vor allem, sich vom provinziellen Klüngeldenken zu verabschieden und nicht aus jedem Fehler des Gegners politischen Profit zu schlagen. Das wird vor allem denen schwer fallen, die immer noch Geld verteilen wollen, obwohl dies auf Kosten künftiger Generationen geht. Gefährliche Zeiten erfordern außergewöhnliches Handeln.


      Artikel erschienen am 28. Feb 2003

      welt.de
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      schrieb am 27.02.03 22:36:17
      Beitrag Nr. 2.133 ()
      Bankenkrise


      Im Bann der roten Zahlen

      Die Kapitalmärkte sind zusammengebrochen, die Wirtschaft schwächelt, und einst lukrative Einnahmequellen sind versiegt. Hausgemachte Probleme erschweren den Geldhäusern die Bewältigung der Wirtschaftsflaute.
      von Helga Einecke und Lothar Gries



      (SZ vom 28.2. 2003) - Erst gab es Spekulationen, die Banken in Deutschland seien inzwischen schon auf finanzielle Hilfe des Staates angewiesen; einige Tage später folgte der nächste Schock. Die HypoVereinsbank (HVB) wolle eine Anleihe begeben, hieß es am Donnerstag, brauche also dringend frisches Geld.

      Die Meldung wurde zwar umgehend dementiert. Doch bei negativen Nachrichten aus dem Bankensektor schrillen an den Börsen sofort die Alarmglocken. Der Kurs der HVB brach ein.

      Tatsächlich knirscht es im deutschen Bankensystem an allen Ecken und Enden. Zum ersten Mal seit Gründung der Bundesrepublik sind sowohl die Commerzbank als auch die HVB und die Dresdner Bank tief in die roten Zahlen gerutscht.

      Am schlimmsten hat es die HVB getroffen. Sie ist mit 450 Milliarden Euro der größte Kreditgeber unter den europäischen Banken und leidet deshalb besonders stark unter der Pleitewelle der Unternehmen.

      Selbst der Branchenprimus Deutsche Bank konnte sich dem Negativtrend nicht entziehen.

      Nur dank eines massiven Verkaufs von Beteiligungen ist es dem Konzern gelungen, im vergangenen Jahr einen ordentlichen Gewinn auszuweisen.

      Im eigentlichen Bankgeschäft konnte die Bank lediglich ein bescheidenes Plus von knapp 30 Millionen Euro erzielen. Dabei sind es nicht nur die Großbanken, die unter Ertragseinbrüchen leiden.

      Auch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken kämpfen gegen sinkende Renditen und rückläufige Einnahmen.

      2000 war noch ein goldenes Jahr

      Noch im Jahr 2000 glänzte die Kreditwirtschaft mit goldgeränderten Bilanzen. Der ungeheure Boom an den Aktienmärkten in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre hatte die Gewinne der Kreditwirtschaft sprudeln lassen – und die seit langem bestehenden strukturellen Probleme überdeckt.

      Nun sind die Kapitalmärkte zusammengebrochen, die Wirtschaft schwächelt, und die einst lukrativen Einnahmequellen sind versiegt. Die hausgemachten Schwierigkeiten kommen dadurch umso deutlicher zum Vorschein.

      Natürlich sind auch die ausländischen Banken vom allgemeinen Abschwung betroffen. Doch die deutsche Kreditwirtschaft leidet ganz besonders unter der derzeitigen Flaute.

      Die Ursachen für die Misere sind vielfältig. Jahrzehntelang mussten Banken und Sparkassen die Unternehmen mit frischem Geld versorgen, weil die mangels Eigenkapital nur mit Hilfe immer neuer Darlehen überleben konnten.

      Aufgrund der Zersplitterung des deutschen Bankenmarktes, auf dem tausende Filialen meist öffentlich-rechtlicher Institute um Kunden buhlen, war es den Banken verwehrt, ihre Preise zu erhöhen und in profitable Größenordnungen vorzustoßen.

      Um dieses Problem zu umgehen, sind vor allem die Großbanken in das damals gewinnträchtige Investmentbanking eingestiegen, was gewaltige Investitionen erforderlich machte. Zudem haben sie dadurch ihre Abhängigkeit von den Kapitalmärkten erhöht.

      Nun müssen sich die Banken neu aufstellen, unrentable Geschäftszweige schließen und sich von allzu riskanten Engagements trennen. Die Folge ist der Abbau von mehreren zehntausend Arbeitsplätzen. Eine spektakuläre Bankenpleite oder gar der Zusammenbruch des Bankensystems ist allerdings nicht zu befürchten.

      Jochen Sanio, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin), hält nichts von den Spekulationen über eine Krise der deutschen Geldinstitute.

      „Wenn wir über Bankenkrisen in Deutschland reden wollen, dann müssen wir zurück in den Sommer 1931 gehen, als ein run der Einleger auf das deutsche Bankensystem einsetzte“, sagt er.

      Keine „bad bank“ in Sicht

      Überlegungen zur Gründung einer bad bank, die „faule“ Kredite von insolventen Kunden übernehmen und mit Hilfe staatlicher Bürgschaften bezahlen könnte, weist er strikt zurück. „Das würde bedeuten, dass der Steuerzahler die Zeche für Geschäftsbanken zahlen muss.

      Ich sehe nicht, dass in Deutschland eine solche Zeche auf dem Tisch liegt“, erklärte er am Mittwochabend in Frankfurt. Edgar Meister, Vorstandsmitglied der Bundesbank, sieht das ähnlich: „Ich bin sicher, die deutschen Banken werden in der Lage sein, ihre Schwächen selbst zu überwinden“, sagt er.

      Das BAFin und die Bundesbank kontrollieren gemeinsam, ob sich die Kreditinstitute korrekt verhalten. Große Bankpleiten sind den Aufsehern in Deutschland bisher erspart geblieben.

      Die spektakulärsten Fälle waren im Jahr 1974 die Pleite der Kölner Herstatt Bank und 1983 die Insolvenz der Privatbank Schröder, Münchmeyer Hengst (SMH) mit dem gestrauchelten Privatbankier Ferdinand Graf von Gahlen.

      sueddeutsche.de
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      schrieb am 27.02.03 22:42:36
      Beitrag Nr. 2.134 ()
      Markteinschätzung
      „Irak-Krieg kein Kurs-Katalysator“


      27. Februar 2003 Das Schlimmste am deutschen Aktienmarkt ist nach Ansicht der Jens Ehrhardt Kapital AG, München, erst einmal vorbei. “So schlimm wie in 2002 wird es in diesem Jahr auf keinen Fall werden“, äußerte sich Fondmanager Jens Ehrhardt auf einer Pressekonferenz in Frankfurt am Donnerstag.

      Denn in Deutschland sei angesichts der extrem schlechten - auch politisch bedingten - Stimmung einerseits und der sehr niedrigen Aktienbewertungen andererseits eine neue Baisse im Ausmaß des vergangenen Jahres sehr unrealistisch.

      Darüber hinaus hätten sich die Versicherer in der Zwischenzeit von einem großen Teil ihrer Bestände getrennt, was für Entlastung am Aktienmarkt sorgen dürfte. Damit solle allerdings nicht gesagt sein, dass die Tiefs der Börsenbaisse bereits erreicht worden sind. Im Gegenteil, die Unsicherheit der Investoren und die tendenzielle Überbewertung des US-Aktienmarktes, die abgebaut werden könnte, stellten weiter Belastungsfaktoren dar.

      Kurzfristig noch keine Signale für einen Aufschwung

      Klar negativ dürfte sich zudem ein Krieg im Irak auswirken. Ehrhardt ist nicht der Meinung, dass ein Ausbruch der Kriegshandlungen starke Börsengewinne wie im Fall des ersten Golfkriegs Anfang der 90er Jahre zur Folge haben wird. Die Märkte hätte damals bereits Anzeichen einer Aufwärtsbewegung erkennen lassen. Dies sei aktuell aber überhaupt nicht der Fall, vielmehr sei eine ausgeprägte Baisse zu konstatieren. Besonders nachteilig auf die Märkte dürfte sich ein Irak-Krieg auswirken, wenn dessen Verlauf auf unerwartete Schwierigkeiten stößt.

      Dennoch hält Ehrhardt nachhaltige technische Gegenbewegungen am Aktienmarkt in diesem Jahr für sehr wahrscheinlich. Hier sei besonders wichtig, das richtige Timing und die richtigen Aktien zu wählen. Nach Ansicht des Fondsmanagers wird das Renditedenken in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Interessante Anlagekandidaten seien in einem solchen Zusammenhang etwa eine Bayer, eine Royal Dutch aber auch eine DaimlerChrysler. Insbesondere Öltitel hätten Potenzial. Denn an einen Verfall des Ölpreises nach einem erfolgreichen Irakkrieg glaubt Ehrhardt nicht. Mittelfristig sollte der Ölpreis auf erhöhtem Niveau verbleiben oder gar noch zulegen.

      Der Fondsmanager verweist zur Begründung auf eine Reihe von Faktoren. In den vergangenen Jahren seien die Produktionskapazitäten immer stärker zurückgefahren worden. Auch ein Anstieg der saudischen Produktion werde nicht ausreichen, den Ölpreis nachhaltig zu senken. Bei anziehender Weltwirtschaft werde sich der Lieferengpass noch deutlicher auswirken. Es werde aber Jahre dauern, um die Ölproduktion deutlich hochzufahren. Ehrhardt ist der Meinung, dass es nur mittels der Öl-Ressourcen des Iraks möglich wäre, den Ölpreis nachhaltig zu senken. Die volle Erschließung werde allerdings auch dann Jahre auf sich warten lassen.

      Zuversichtlich für Gold

      Positiv ist Ehrhardt auch für die Entwicklung des Goldpreises gestimmt, auch wenn er kurzfristig von einer Konsolidierung ausgeht. Einerseits dürften Anleger wegen der schwächelnden Aktienmärkte verstärkt in das Edelmetall investieren. Bislang seien weltweit lediglich 0,4 Prozent des Asset-Vermögens in Gold angelegt. Hier gebe es noch reichlich Nachholpotenzial. Andererseits dürfte auch die Schwäche des Dollars verstärkt Umschichtungen in Gold-Anlagen zur Folge haben.

      Keinen Druck auf den Goldpreis sieht Ehrhardt durch mögliche Verkäufe der Notenbanken. Weltweit hielten diese lediglich Goldreserven von 300 Milliarden Dollar - eine viel zu geringe Summe, um den Markt nachhaltig zu beeinflussen.

      vwd
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 17:05:06
      Beitrag Nr. 2.135 ()
      Editorial: Der "vergessene" Dollar (28.02.2003)

      Der US-Dollar ist in seiner Beziehung zum Euro wegen all der Turbulenzen um den Irak-Konflikt und der Schwäche an den Aktienmärkten in den Hintergrund des Interesses getreten. Manche, die alles ganz schnell ablaufen sehen und/oder von Wunschdenken besessen sind, meinen sogar, seine Hausse gegenüber dem Greenback sei beendet. Doch das wird sich als gravierender Irrtum erweisen. Die amerikanische Währung hat auf ihrem langen und weiten Weg nach unten nur eine Verschnaufpause eingelegt.

      Wir wissen inzwischen angesichts der jüngsten Außenhandelszahlen der USA, dass die konjunkturelle Schwäche dort die Einfuhren bisher nicht gedämpft hat. Das Handelsdefizit ist auf einen neuen Rekord geklettert. Es muss finanziert werden. Auch das Haushaltsdefizit der Regierung in Washington schnellt nicht nur vorübergehend wieder in die Höhe. Auch das muss finanziert werden.

      Das Leistungsbilanzdefizit der USA hat bereits die Marke von 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschritten, und strebt auf 6 Prozent zu. Die Erfahrung sagt, dass die Währung eines Landes, das sich auf diese Weise verschuldet, vor einer erheblichen "Anpassung", also Abwertung, steht.

      Bemerkenswert ist nun, dass die Strategen nahezu aller Investmentbanken ihre Prognosen zum Euro/Dollar in den zurückliegenden Wochen angehoben haben. Die Ziele liegen auf Sicht von zwölf Monaten inzwischen teilweise bei bis zu 1,20 Dollar je Euro.

      Seit es als sicher gilt, dass der als Kandidat für den Posten des japanischen Notenbankpräsidenten angeblich favorisierte "monetäre Betonkopf" Fukui in drei Wochen die geldpolitische Regie übernimmt, droht der Greenback auch noch vom Yen in die Zange genommen zu werden. Eine nachhaltige Aufwertung der japanischen Währung wird also immer wahrscheinlicher.

      Immer wieder vergessen die Dollar-Optimisten, dass zahlreiche Zentralbanken, darunter besonders asiatische, bereits früh im vergangenen Jahr beschlossen haben, ihre bedrohlich dollar-lastigen Devisenreserven zu streuen. Unter dem Aspekt der zur Debatte stehenden Volumina ist der Euro die einzige Währung, die eine konsequente Diversifizierung ermöglicht. Also ist er das Ziel der Streuung.

      Hier handelt es sich um einen strategischen Beschluss der Zentralbanken, dem sich mehr und mehr auch die Privatwirtschaft in allen Teilen der Welt anschließt. Selbst auf die Gefahr hin, dass dieses Argument gegen den Dollar inzwischen langweilt: Es wird durch Wiederholung nicht falsch, sondern es nimmt mit fortschreitender Zeit sogar an Gewicht zu.

      Die brutale Kehrseite dieses Prozesses für den Euroraum darf aber auch nicht übersehen werden: Der Euro wird bis zur Strangulierung der Wirtschaft im Euroraum aufgewertet, und die deflationären Tendenzen verstärken sich hier.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 17:07:32
      Beitrag Nr. 2.136 ()
      US-Geschäftsberichte in der Kritik

      Die US-Börsenaufsicht SEC geht mit den Fortune-Top-500-Unternehmen, die 500 größten Unternehmen der USA, hart ins Gericht. Nach einer Überprüfung ihrer Geschäftsberichte für das Jahr 2002 hat die SEC ein vernichtendes Urteil über deren Qualität gefällt, berichtet der US-Sender CNN. Die Kritik richtet sich dabei hauptsächlich an die Bereiche "Kommentare des Managements" und die Analysen. Diese würden großteils nur aus Standardfloskeln und oberflächlichen Berechnungen bestehen.

      Von den untersuchten 500 Geschäftsberichten werden 350 einer genaueren Prüfung unterzogen. "Wir glauben, auch in Zukunft die Bilanzen diese Unternehmen genauer unter die Lupe nehmen zu müssen", hieß es in dem SEC-Bericht, der als Folge der Bilanzskandale der vergangenen Jahre initiiert wurde. Namen von Unternehmen wurden in dem Bericht keine genannt. In den Kommentaren des Managements sollten normalerweise die Highlights des Geschäfstjahres abgehandelt und ein Ausblick auf die Zukunft gegeben werden, um die oftmals "undurchsichtige Anzahl von dichtgedrängten Tabellen und Zahlen" zu erläutern. In vielen Fällen würden Unternehmen dabei lediglich die Zahlen rezitieren ohne auf Details einzugehen oder Standardfloskeln formulieren, die keinerlei wirkliche Einsicht in den Geschäftsbericht bieten.

      Die Börsenaufsicht habe bereits die entsprechenden Unternehmen kontaktiert, um ihre Vorstände zu motivieren, künftig mehr als "bloße Zahlen und prozentuelle Veränderungen" garniert mit "08/15-Analysen über unwesentliche Änderungen" zu liefern. Ein weiterer Kritikpunkt richte sich an die Praxis zwar "bedenkliche Bilanzierungsmethoden" anzuwenden, auf diese in den Erklärungen aber mit keinem Wort eingegangen wird. "Wir haben eine Vielzahl von Unternehmen geortet, die so agieren", meinte die SEC.



      [ Freitag, 28.02.2003, 12:43 ]

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 17:24:41
      Beitrag Nr. 2.137 ()
      Ein Land, ja eine ganze Welt im Stillstand
      ++ Niemand weiß etwas ++

      Von Bernd Niquet
      Ein Mann kommt zum Arzt. Dieser untersucht ihn und sagt: "Mit 20 Prozent Wahrscheinlichkeit werden Sie in den nächsten Wochen sterben. Mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit werden Sie wieder gesund, und mit 30 Prozent sind Sie gar nicht krank. Ansonsten können wir derzeit gar nichts tun." Für diese Diagnose berechnet der Arzt anschließend ein Prozent des Nettovermögens des Patienten.

      So in etwa sieht die Situation an den Weltbörsen derzeit aus. Lauter kluge Worte, doch wenig Wissen – und schon gar keine Geduld. Dafür allerdings schöne Provisionen und noch mehr Verluste.

      Doch gegenüber der Politik ist die Welt der Finanzmärkte derzeit das pure Gold. Der letzte Freitag sollte in der Bundesrepublik der Stichtag für die Neubesteuerung der Zinsen und des (veräußerten) Kapitalvermögens sein. Ab diesem Termin sollen die neuen Beschlüsse rückwirkend in Kraft treten. Die Union hat jedoch bekannt gegeben, dass sie die Gesetze der Regierung im Bundesrat scheitern lassen wird. Und was nun? Was wird – und vor allem, ab wann?

      Wird derjenige, der jetzt der Hausse an den Bondmärkten den Rücken kehrt, seine Zinsen nun mit 25 Prozent versteuern müssen, wie es das Konzept der Abgeltungssteuer vorsieht, oder vielmehr mit seinem individuellen Grenzsteuersatz, der bis zu 48 Prozent gehen kann? Und was ist bei den An- und Verkäufen von Aktien? Was ist hier zu versteuern? 48 Prozent? 15 Prozent? 7,5 Prozent? 1,5 Prozent? Oder vielleicht gar nichts? Der Unterschied ist beträchtlich. Alles ist möglich, aber auch das genaue Gegenteil davon. Wie hätten Sie es denn gerne?

      Niemand weiß etwas – und dennoch müssen viele gerade jetzt handeln. Handeln bei völliger Unwissenheit, nicht nur über die Zukunft der Märkte, sondern auch über die Besteuerung. Das Gravitationszentrum einer der größten Volkswirtschaften der Welt, nämlich die bundesdeutschen Kapitalien, sind aus der Bahn geworfen und driften in unbekannte Richtung. Herzrhythmusstörungen sind daher das Mindeste, was zukünftig zu erwarten ist.


      ++ Tomaten und Tulpenzwiebeln ++


      Ein Land, ja eine ganze Welt im Stillstand
      ++ Tomaten und Tulpenzwiebeln ++

      Doch im Vergleich zur Weltpolitik sind auch diese Zustände noch paradiesisch. Die ganze Welt wird derzeit von einem Diktator in Atem gehalten. Er ist es, der gegenwärtig vorgibt, was passiert. Und niemand anders. Man kann über einen Krieg denken, was man mag. Doch an der Erkenntnis, dass dem Westen das Heft des Handelns vorerst aus der Hand geglitten ist, kann sich niemand vorbei mogeln. Bizarre neue Bündnisse tun sich auf. Deutschland, Russland und China, Länder mit der größten Geschichte an Massenmord und Diktatur, stellen sich gegen die Vereinigten Staaten von Amerika, die älteste Demokratie. Was das wohl zu bedeuten hat?

      (:( .:cry: Ich glaube eher eine Plutokratie und die Indianer wurden wohl durch einen Kometeneinschlag vernichtet und die Unterstützung von Diktatoren ist Geschichte für das Land USA Way of life)


      Derweil drohen weltweit die Märkte und Volkswirtschaften einzubrechen. Der Ölpreis führt zu einem Preissprung und beutelt die ohnehin angeschlagenen Konsumenten, die anlässlich der täglichen Horrorszenarien verständlicherweise ihre Konsumlust weiterhin zügeln. Und die Märkte spielen die passende Musik dazu. Ein Bild wie auf der Titanic, mit dem einzigen Unterschied, dass in der Hitze der Wortgefechte weit und breit kein Eisberg auszumachen ist.

      Gut, dass wenigstens noch einige von uns durchblicken. "So einfach wie in den letzten Monaten war die Arbeit der Aktienmarktstrategen schon lange nicht mehr", frohlockt Gertrud R. Traud von der Bankgesellschaft Berlin in der "FTD" und traut sich damit endlich einmal ein Stück Selbstreflexion: "Es war absehbar, dass die entscheidende Variable die Entwicklung in Irak sein würde. Auf dieser Basis konzipierten wir vier Szenarien für 2003: "kein Krieg" (20%), "Unsicherheit" (20%), "kurzer Krieg" (50%) und "langer Krieg" (10%)."

      Ich bin geneigt, demütig auf die Knie zu fallen. Endlich fällt der Schleier der Unwissenheit von der Zukunft ab. Und plötzlich wissen wir genau, was wir zu tun haben. Aber natürlich auch, was wir zu unterlassen haben. So wusste mein Lieblings-Fondsmanager, Gottfried Heller von der Fiduka, natürlich bereits im Vorfeld, wie die "Welt" berichtete, dass man von den Ahold-Aktien die Hände lassen musste. Ich weiß nicht, ob das hier richtig "rüberkommt", aber mein Respekt wächst anlässlich dieser Worte langsam beinahe ins Grenzenlose. Warum bin ich im Vergleich dazu nur so klein und nichtig?

      Sofort habe ich natürlich nachgeschaut, was Hellers "Fiduka Universal Fonds" denn gerade so macht: In der vergangenen Woche minus 8,5 Prozent, auf einen Monat minus 13,3 Prozent, auf sechs Monate minus 20 Prozent, auf ein Jahr minus 40,5 Prozent, auf drei Jahre minus 44 Prozent und auf fünf Jahre minus 27 Prozent. Und das für einen gemischten Fonds und keinen reinen Aktienfonds. So ganz hat der schlaue Gottfried also doch nicht alle Fettnäpfchen ausgelassen. Aber wahrscheinlich findet sich selbst hier noch ein Vergleichsindex, gegenüber dem man eine Outperformance aufweisen kann: Einen Korb mit Tomaten beispielsweise, den man in der brennenden Sonne stehen lässt. Sie werden ganz gewiss noch schneller verfaulen als Gottfrieds Fondsvermögen.

      Doch ersetzt man die Tomaten durch Tulpenzwiebeln, dann wird es schon schwierig. Meine Güte, was das für Zeiten sind, wenn Tulpenzwiebeln schon in den Verdacht geraten, besser zu performen als Investmentfonds.


      Bernd Niquet ist Börsenkolumnist und Buchautor. Gerade neu erschienen von ihm ist die aktualisierte Taschenbuchausgabe des Buches mit dem provokanten Titel “Keine Angst vorm nächsten Crash“. Ein wenig gewagt sicherlich, doch was für ein Timing des Verlags!


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 17:28:46
      Beitrag Nr. 2.138 ()
      Wir zeigen es den Amis!

      Die meisten Super-Reichen gibt es weiter in den USA. Aber trotz der verheerenden Konjunkturlage - die Deutschen holen auf.

      Wie aus der aktuellen Liste des US-Magazins Forbes für das Jahr 2003 hervorgeht, ist die Zahl der Milliardäre im abgelaufenen Jahr um 21 auf 476 gesunken. In Deutschland gibt es dagegen mit 43 acht Milliardäre mehr als vor Jahresfrist. Mit 222 (Vorjahr: 243) stellt die USA fast die Hälfte der Super-Reichen.

      Die Nummer 1 ist unverändert Bill Gates, dessen Vermögen auf 40,7 Milliarden Dollar geschätzt wird. Damit hat der Microsoft-Gründer im Jahresvergleich über 12 Milliarden Dollar verloren, führt die Liste aber weiter unangefochten an.

      Platz 2 geht wie schon im Vorjahr an Warren Buffett, der laut Forbes auf 30,5 Milliarden Dollar kommt. Auch an dem Besitzer der Firma Berkshire Hathaway ging die Krise nicht spurlos vorbei. Vor Jahresfrist wurde das Vermögen der Investment-Legende noch auf 35 Milliarden Dollar geschätzt.

      Zwei Deutsche auf Platz 3

      Ihren dritten Rang auf der Liste konnten die Gebrüder Albrecht mit 25,6 Milliarden Dollar verteidigen. Der Erfolg ihres Discounters Aldi spiegelt sich im relativ geringen Verlust gegenüber dem Vorjahr (26,8 Milliarden Dollar) wider.

      Neben den bekannten deutschen Adressen wie Friedrich Karl Flick (5,9 Milliarden Dollar), der Oetker-Familie (5,5 Milliarden Dollar) oder der Quandt-Familie (Stefan Quandt: 4,3 Milliarden Dollar, Johanna Quandt: 3,4 Milliarden Dollar) haben es auch ein paar neue Namen aus Deutschland auf die Hitliste geschafft. So etwa die Mitglieder der Herz-Familie (Tchibo) mit 1,7 Milliarden Dollar oder Hans und Paul Riegel von Haribo (1,6 Milliarden Dollar).

      Dagegen ist Leo Kirch, dessen Medienimperium im letzten Jahr Insolvenz angemeldet hat, nicht mehr unter den Superreichen zu finden.

      © 28.02.2003 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 17:33:35
      Beitrag Nr. 2.139 ()
      28.02. 14:11 USA - Neubauverkäufe - 27.02.03

      Verlaufsdarstellung seit 1980

      Avatar
      schrieb am 28.02.03 17:35:48
      Beitrag Nr. 2.140 ()
      DOW Jones - "Wochen-/Monatskerzen Faking"
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Heute ist der letzte Tag im Februar. Mit den heutigen Tagesschlußkursen werden die fertigen Wochen- und Monatskerzenkörper bestimmt.

      Die bullish eingestellten Marktteilnehmer werden nochmals ihr ganzes Gewicht in die Waagschale werfen, um direkt am Ende der maßgeblichen Zeitintervalle die Kurse hochzuziehen.



      Wochenchart mit der aktuellen bisherigen Kerze dieser Woche.



      Monatschart. (1 Kerze = 1 Monat). Es wird versucht die Kerze nochmals "hochzukaufen". S. langer unterer Schatten der bisherigen Kerze.

      Avatar
      schrieb am 28.02.03 17:37:08
      Beitrag Nr. 2.141 ()
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 17:38:40
      Beitrag Nr. 2.142 ()
      Mobilcom will UMTS-Lizenz verschenken

      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Das Mobilfunkunternehmen Mobilcom will sich von seinen UMTS-Lizenzen trennen. Laut einem Bericht von Spiegel Online hat der Konzern die Lizenz den Konkurrenzunternehmen angeboten. Doch nicht einmal für den symbolischen Kaufpreis von 1 Euro hat Mobilcom einen Abnehmer gefunden, so das Blatt. Als einzige Bedingung müsste der Käufer garantieren, das Netz auszubauen.

      Im Sommer 2000 wurden noch mehrere Milliarden Euro für diese Lizenz bezahlt. Doch nun scheint es so, als ob die Mobilfunkunternehmen das Vertrauen in die UMTS-Technologie verloren hätten.
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 18:13:24
      Beitrag Nr. 2.143 ()
      28.02. 13:20
      US-Aktienfonds zuletzt mit Mittelabflüssen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Aktienfonds, die primär auf dem US-amerikanischen Markt investieren, verloren in der vergangenen Woche $5.6 Milliarden an finanziellen Mitteln, während Kunden in der Vorwoche $200 Millionen investiert hatten. Dies melden die Fondsspezialisten von Trim Tabs. Anleihenfonds gewannen $2.8 Milliarden, nach $1.9 Milliarden in der Vorwoche.
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 19:19:33
      Beitrag Nr. 2.144 ()
      Freitag, 28. Februar 2003

      HypoVereinsbank Teil II

      von Jochen Steffens

      Da waren die bankinternen Informationen der FTD, von denen ich gestern berichtete, wohl nicht ganz korrekt. Aber so ist das, wenn es um Gerüchte geht. Die HypoVereinsbank bestätigte nun, dass sie eine Platzierung einer umfangreichen Anleihe erwäge. Derweil versucht der Konzern die Zweifel an finanziellen Position der Bank zu zerstreuen.

      Was steckt dahinter? Im Moment verfügt die HypoVereinsbank nach letzten Angaben über eine Kernkapitalquote von 5,6 %: Die Mindestquote liegt bei 1,6 %. So gesehen liegt ihre Eigenkapitalquote über dem erforderlichen Minimum. Das bestätigten auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen und die deutsche Bundesbank.

      Trotzdem denkt die Bank über einen Zwangsanleihe nach, so der Vorstandssprecher Dieter Rampel. Noch sei jedoch keine Entscheidung gefallen. Hintergrund sind die schwachen Aktienmärkte, die viele faulen Kredite und die steigende Zahl der Firmeninsolvenzen – das bringt die Banken in Bedrängnis.

      Im Moment hat die HypoVereinsbank nur die Zustimmung für eine Anleihe in Höhe von 1 Mrd Euro. Sollte die Anleihe darüber liegen, müssen zunächst die Aktionäre zustimmen. Insgesamt wird eine solche Anleihe zwiespältig gesehen. Die einen behaupten, es sei vielleicht gar nicht so schlecht, dass die HypoVereinsbank als einer der ersten Bank damit anfange, viele andere Banken würden dann eventuell nachziehen. Die anderen sehen dies als erstes deutliches Zeichen für größere Probleme der Hypovereinsbank.

      Frei nach dem bekannten Prinzip: Eine Baisse endet in und mit der Bankenkrise – eine der großen Banken wird daran glauben müssen. Noch ist dieses Spiel nicht entschieden.

      Trotzdem immer noch mein Rat: Meiden Sie die Banken. Auch wenn eine bekannte Börsen-Zeitschrift diese Woche betont: die Deutsche Bank sei auf dem Niveau preiswert, das will ich auch gar nicht bestreiten. Trotzdem in den Sog einer Bankenkrise werden auch die Banken geraten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Krise überleben werden, wie z.B. die Deutsche Bank.

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      Goldmünzen in der Rue Vivienne

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Sie wissen ja, dass ich seit einigen Jahren in Frankreich lebe und arbeite. Deshalb kenne ich mich auch etwas in Paris aus. Wenn man in Paris Goldmünzen kaufen will, dann muss man in die "Rue Vivienne" gehen. Das ist die Straße, die von der Börse zum Rotlichtbezirk führt. Man kauft die Goldmünzen dann, indem man sich vor einem kleinen Fenster anstellt und gegen Bargeld die gewünschten Münzen erhält. Man kommt sich vor wie in einem Schnapsladen in einem Ghetto.

      Gold zu kaufen ist nicht so leicht wie Aktien zu kaufen. Nachdem der Goldpreis um 25 Dollar zurückgekommen war, hatte ich mich entschlossen, noch mehr Gold zu kaufen. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade in den USA. Aber ein Anruf bei einer amerikanischen Münzgesellschaft blieb unbeantwortet. Eine andere US-Münzgesellschaft informierte mich, dass die Krügerrands (südafrikanische Goldmünze) derzeit knapp seien und deshalb nicht sofort geliefert werden könnten.

      Deshalb musste ich die USA enttäuscht und ohne Goldmünzen verlassen. Aber mein Vertrauen in das Gold war bestätigt worden. Es war schließlich noch nie der Fall, dass Aktien "knapp" waren. Wenn man Geld hat, kann man immer Aktien kaufen – bei Goldmünzen ist dies nicht so einfach.

      Wenn die Krügerrands weiter knapp bleiben, dann werden die Südafrikaner weiteren herstellen. Aber es ist nicht möglich, diese Münzen "praktisch kostenlos" herzustellen (wie die Fed laut Ben Bernanke Dollar drucken kann). Derzeit kostet ein Krügerrand ca. 364 Dollar (wenn man ihn denn erhält). Da sich in dieser Münze eine Feinunze Gold befindet, liegt alleine schon der Goldwert dieser Münze bei rund 350 Dollar. Bedenken Sie, dass das Prägen und Verteilen der Münze auch Geld kostet.

      "Es ist hauptsächlich das Kriegsgerede, das den Goldpreis höher zieht", so ein Report in der Detroit Free Press. Gold wird als letzte Zuflucht der Paranoiden, der Hysterischen und der Desillusionierten gesehen.

      Wird der Goldpreis kollabieren, wenn der Irakkrieg schnell und aus Sicht der USA erfolgreich auflaufen wird? Ich weiß es nicht. Aber vorgestern hat die Bush-Administration vom US-Kongress 95 Milliarden Dollar zur Finanzierung des Kriegs beantragt. Das bedeutet, dass das Bundesdefizit auf über 1 Milliarde pro Tag erhöht werden muss. Und dann gibt es ja noch das amerikanische Handelsbilanzdefizit, das auch bei über 1 Milliarde Dollar pro Tag liegt. Woher soll das ganze Geld kommen? Nicht von den Krügerrands. Aber vielleicht wird die Fed dieses Geld einfach drucken ... was sie selbst kaum etwas kosten wird. Aber die Dollar-Investoren werden dafür teuer bezahlen müssen.

      Am 10. September 2001 konnte man für 271,50 Dollar eine Unze Gold kaufen. Die Zentralbanken der Welt – also die Institutionen, die eigentlich in die Zukunft schauen sollten – verkauften ihre Goldreserven tonnenweise. Bis Februar 2003 stieg der Goldpreis dann um 100 Dollar. Das müssen sogar Zentralbanker bemerkt haben. 75 % ihrer Reserven sind in Dollar – und verlieren derzeit kräftig an Wert –, während das Gold, das sie verkauft haben, deutlich gestiegen ist. Wie lange wird es noch dauern, bis ich Ben Bernanke, Wim Duisenberg oder den japanischen Zentralbanker Hayami in der Rue Vivienne sehen werde?

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      Merkwürdige Bilanzierungspraxis bei Hewlett Packard

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die amerikanischen Staatsanleihen haben in den letzten Tagen kräftig zugelegt, die Rendite der 10jährigen Bonds fiel auf 3,77 % (Mittwoch). Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass die Anleihen trotz der steigenden Ölpreise und der steigenden Staatsdefizite so stark steigen können. Aber wann waren die Finanzmärkte schon jemals rational? Vielleicht sehen wir hier einfach die letzte Spekulationsblase, die Alan Greenspan geschaffen hat.

      Dienstag Nachmittag präsentierte Hewlett Packard Quartalszahlen, die die Erwartungen des Marktes übertrafen. Leider half das der Aktie nichts – sie brach nach Bekanntgabe der Zahlen um über 15 % ein. Zwar hatte Hewlett Packard beim Gewinn besser als Erwartet abgeschnitten. Nicht allerdings bei den Umsätzen, die unter den Erwartungen blieben. Und darauf legten die Investoren offensichtlich besonders Wert.

      Hewlett Packard hat (HP) ein neues Wort geschaffen: Die "non-GAAP earnings". Sie wissen, dass es sich bei "GAAP" um eine US-Bilanzierungsmethode handelt (GAAP = "Generally Accepted Accounting Principles"). Frei übersetzt handelt es sich bei der neuen Wortschöpfung von HP also um "nicht nach der US-Bilanzierungsmethode GAAP errechnete Gewinne". Normalerweise sind es die nach GAAP errechneten Gewinne, die von den Unternehmen angeben werden.

      Was für einen Sinn haben denn "non-GAAP earnings", von denen der gewöhnliche Aktionär gar nicht weiß, wie sie zustande gekommen sind? Könnten solche Gewinne nicht die tatsächliche Gewinnsituation bewusst verschleiern? Und das ist genau das, was HP damit bezwecken will.

      Es handelt sich nicht nur um eine neue Wortschöpfung. Der Quartalsbericht von HP zeigt eindeutig, dass das Spiele spielen an der Wall Street weitergeht. Auch jetzt noch, nach Bilanzskandalen wie dem von Enron.

      Das Barron`s Magazin schreibt dazu: "David Bianco von UBS Warburg berichtet, ... dass die nach US-GAAP berechneten Gewinne im Zeitraum von 1991 bis 2000 für 84 % der operativen Gewinne verantwortlich waren. Oder anders gesagt: Ein Sechstel der operativen Gewinne kam aus Quellen, die laut GAPP keine `realen Gewinne` produzieren. Dann kam die Saison der extrem hohen Abschreibungen und Gewinnrückgänge 2001–2002, als nur noch wenig mehr als die Hälfte der operativen Gewinne – die von den Analysten prognostiziert werden – laut GAAP als Gewinne anerkannt wurden."

      "Nur 8 der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen präsentierten `pro forma`-Gewinne, die mit den laut US-GAAP berechneten Gewinnen der letzten 12 Quartale übereinstimmten. Und 85 Gesellschaften betonten zwar in ihren Pressemitteilungen, dass ihre Bilanzierungsmethoden mit US-GAAP konform gehen – was aber nicht einmal der Fall war."

      "Bianco meint, dass ohne die hausgemachten Bilanzierungspraktiken die prognostizierten Gewinne der S&P 500-Gesellschaften um 10 % niedriger ausfallen könnten. Bianco geht sogar noch einen Schritt weiter: Wenn man auch die Kosten für Aktienoptionspläne und Pensionsrückstellungen berücksichtigt, dann würden die für den S&P 500 insgesamt prognostizierten Gewinne von 52 Dollar (für das laufende Jahr) um 10 Dollar niedriger ausfallen."

      Mit anderen Worten: Wenn der für das laufende Jahr prognostizierte Gewinn für den S&P 500 bei 42 und nicht bei 52 Dollar liegt, dann errechnet sich ein KGV, das eher an 20 als an 16 liegt. Beides sind keine Werte, die man normalerweise am Ende eines Bärenmarktes sieht.


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      Alan Greenspan mit klaren Worten

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Alan Greenspan scheint keine weitere Verlängerung seiner Amtszeit anzustreben. Er sagte dem US-Kongress letzte Woche, dass Defizite WICHTIG seien, ... und dass die Steuern nicht gesenkt werden sollten – womit er sich gegen die Bush-Clique gestellt hat, was seinen planmäßigen Ruhestand abgesichert haben dürfte.

      Greenspan ist mit diesen Gedanken nicht alleine. "Es ist schlimm genug für die Steuersenkungs-Anhänger, dass sich Greenspan gegen sie gestellt hat", so Dan Denning, "aber jetzt verlässt auch der Mann, der den Steuersenkungsplan entworfen hat – Glenn Hubbard – die Regierung, um an die Universität zurückzukehren. Ab nächster Woche wird Hubbard nicht mehr der Vorsitzende der Wirtschaftsberater des Präsidenten sein."

      "Ich weiß nicht, ob das bedeutet, dass aus den Steuersenkungsplänen nichts wird ... aber die doppelten Defizite (Handelsbilanzdefizit und Staatshaushaltdefizit) sind nicht mehr nur theoretische Probleme. Diese Probleme können jetzt sogar Karrieren in Washington beenden. Vielleicht sind Defizite doch gar nicht so schlecht ..."

      *** Der Ruf von Alan Greenspan entwickelt sich genau entgegengesetzt zur Entwicklung des Goldpreises. Als der Goldpreis auf einem Tief stand – in den späten 1990ern – klebten die Märkte an den Lippen von Alan Greenspan. Aber jetzt haben wir schon 3 Jahre Bärenmarkt hinter uns, und die Zahl der Pleiten und die Arbeitslosigkeit steigen. Warum hat Alan Greenspan die Spekulationsblase nicht verhindert, als er die Chance dazu hatte? Das fragen sich die Leute. Der Goldpreis steigt, während das Ansehen Alan Greenspans weiter fällt.

      "Warum bin ich nicht zurückgetreten, als ich an der Spitze der Welt stand? Das muss sich Alan Greenspan selber fragen. Er hätte dem (seltenen) Beispiel des römischen Kaisers Diocletian folgen können, der auf dem Höhepunkt der römischen Macht freiwillig zurücktrat ... und danach ein ruhiges Leben genoss.

      *** Wie wird es mit Amerika in der Welt nach dem Platzen der Spekulationsblasen weitergehen? Oft wird die Entwicklung in Japan auch den USA vorausgesagt. Aber die Japaner hatten große Ersparnisse ... und sie hatten dem Rest der Welt netto Geld geliehen. In den Jahren nach dem Zusammenbruch der japanischen Aktienkurse stieg der Wert des Yen, und die Japaner lebten weiterhin gut.

      Vielleicht ist Argentinien ein besseres Beispiel. Im letzten Jahr ging das argentinische Bruttoinlandsprodukt um 10 % zurück. Der Peso verlor 70 % an Wert. Und die Konsumentenpreise stiegen um 40 %. Die Hälfte der Bevölkerung lebt laut Presseberichten in Armut. Die Kriminalität steigt. Aber es gibt nicht nur schlechte Nachrichten. Man kann jetzt ein Apartment in Buenos Aires, das eigentlich 300.000 Dollar wert ist, für 100.000 Dollar kaufen. Das hat mir mein Freund Lief Simon erzählt, der gerade südlich des Rio de la Plata nach Schnäppchen sucht. Und in sehr guten Restaurants kann man für weniger als 10 Dollar so viel essen, wie man kann.

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      Die Fehler der Kleinanleger

      von Dan Denning

      Die Investmentwelt und die Politik haben – um mit einem Zitat aus dem "Herrn der Ringe" zu sprechen – "Vernunft für Wahnsinn aufgegeben." Das sollte niemanden überraschen. Die Politik und das Investieren werden von Emotionen und nicht durch Logik gemacht.

      Wenn ich mir die Investoren ansehe, die immer wieder die gleichen Fehler machen, dann erinnert mich das daran, wie ich früher meinen alten Hund beobachtete. Er war ein "Golden Retriever". Das sind großartige Hunde, die normalerweise ziemlich intelligent sind. Aber wenn Sie älter werden, dann bekommen sie oft Probleme mit den Knochen, besonders mit der Hüfte. Es wird dann schwer für sie, sich zu bewegen – besonders Treppen kommen sie kaum noch hoch.

      Als mein Hund noch jung war (er hieß übrigens Riven), konnte er den ganzen Tag hinter einem Tennisball hinterherlaufen. Als er älter wurde, wurde er auch langsamer. Das war aber nicht wirklich ein Problem, bis ich dann in ein zweistöckiges Haus in Colorado einzog. Mein Schlafzimmer war oben, und die Treppe war relativ rutschig ... Riven musste das schmerzvoll erfahren. Ich wachte eines Morgens auf und fand ihn am Fuß meines Bettes, schlafend. Ich ging nach unten, um mir einen Kaffee zu machen, und er folgte mir die Treppe runter. Ich hörte, dass er ausrutschte und dass seine Krallen von Stufe zu Stufe rutschten, ohne Halt zu finden. Ich sah ihn dann immer schneller werden und gegen die gegenüberliegende Wand donnern. Da er sich dabei nicht verletzte, war es eigentlich ganz witzig, weil es lustig aussah.

      Aber von da an versuchte ich, ihn vom Treppensteigen abzuhalten. Aber Hunde sind loyal ... und wenn die Loyalität von Riven seine Erinnerung (an die Treppe) übertraf, dann musste er dafür jedes Mal schmerzvoll bezahlen.

      Ich muss einfach an Riven denken, wenn ich sehe, dass Investoren wieder Technologie-Aktien kaufen. Diese Investoren haben nichts gelernt. Diese Aktien mögen in den besten Zeiten der Spekulationsblase "hip" gewesen sein ... aber die Geschichte hat gezeigt, dass es keinen Sinn macht, weiter in Aktien zu investieren, die im VORIGEN Bullenmarkt zu den Aktien mit der besten Performance gehört haben. Besonders dann nicht, wenn es sehr viel bessere Alternativen gibt.

      Nehmen wir das Beispiel Öl. Es besteht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass die irakische Ölproduktion in einem Irak nach Saddam Hussein steigen wird. Eine steigende irakische Ölproduktion führt – wenn sich nichts anderes ändert – zu niedrigeren weltweiten Ölpreisen. Den großen amerikanischen Ölgesellschaften wird es dann nicht mehr ganz so gut gehen. Aber die Öl-Service-Gesellschaften könnten davon profitieren.

      Das ist ein simpler Teil der geopolitischen Investment-Analyse. Dennoch handeln die meisten Investoren genau falsch. Die Investoren denken meistens, dass es gut für die US-Wirtschaft ist, wenn die Ölpreise fallen ... und wenn es gut für die Wirtschaft ist, dann ist es auch gut für die Aktienmärkte ... und wenn es für die Aktienmärkte gut ist, dann muss es ja wohl die beste Zeit sein, um Technologie-Aktien zu kaufen!!!

      Deshalb kaufen die armen Kleinanleger jetzt wieder die populärsten Aktien des letzten Bullenmarktes: AOL, Lucent und General Electric, um nur ein paar Namen zu nennen.

      Das offensichtliche Problem dieser Strategie: Man ist dem Risiko eines weiter fallenden Marktes ausgesetzt, während die Chancen auf die Entwicklung des breiten Marktes begrenzt sind. Anders gesagt: Wenn man auf die großen Namen setzt, weil die angeblich "sicher" sind, dann geht man die Risiken ein, die das Halten eines Einzeltitels heute mit sich bringen: Betrug, enttäuschende Ergebnisse – während man die potenziellen Gewinne auf die Gewinne des breiten Marktes begrenzt. Also: Die Risiken sind höher als beim Gesamtmarkt, die Chancen die gleichen.

      Dennoch kaufen die Investoren derzeit die größten Namen am Markt. Die Fidelity-Fonds, eine der größten Fondsgruppen für amerikanische Standardaktien, haben immer noch 700 Milliarden Dollar unter Management (auch wenn es 2001 noch eine Billion Dollar waren, ist dies immer noch bemerkenswert). Diese Investoren zu beobachten, erinnert mich an meinen alten Hund: Und zwar an die Augenblicke, als ich ihn beobachtete, wie er mir die Treppe hinauf folgte – und dann realisierte, dass er ein Problem hatte. Wenn Sie in den heutigen Markt mit den Techniken von gestern investieren, dann gibt es keinen einfachen Weg raus.

      Statt das zu tun, was das offensichtlich Richtige zu sein scheint – Aktien zu kaufen –, macht es mehr Sinn, auf ein Investment zu setzen, das im Erfolgsfall ordentliche Gewinne verspricht und das Risiko bei einem Fehlschlag minimiert. Ein einfaches Ziel. Und es gibt heute genügend neue Anlagekategorien, die einem das Erreichen dieses Ziels erleichtern.

      Mit der neuen Generation der Investment-Instrumente haben Sie eine sehr große Flexibilität. Wenn Sie sich mit Optionsscheinen, Powercalls, Hebelzertifikaten und Range-Warrants nicht näher beschäftigen (bzw. einen entsprechenden Börsenbrief lesen), dann schränken Sie dadurch Ihre Chancen ein. Nehmen wir nur das Beispiel Irak: Sie können jetzt problemlos Optionsscheine bzw. Hebelzertifikate auf den Ölfuture handeln. Wenn ich bullish für eine Anlagekategorie gestimmt bin, dann suche ich normalerweise nach kurzfristigen Call-Optionsscheinen, die im Geld liegen. Wenn ich für eine Anlagekategorie pessimistisch gestimmt bin, wähle ich langfristige Put-Optionsscheine, die aus dem Geld liegen.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 19:34:08
      Beitrag Nr. 2.145 ()
      Pessimismus bei Unternehmen und Verbrauchern im Euro-Raum
      Von Patrick Welter

      28. Februar 2003 Die Konjunktur im Euro-Raum kommt nicht in Schwung, im Gegenteil: Eine neuerliche Abschwächung ist angesichts zahlreicher Risiken nicht auszuschließen. Diesen Schluss erlauben eine Reihe von Konjunkturdaten, die zum Ende der Woche veröffentlicht wurden.

      Nach Angaben der EU-Kommission blickten im Februar sowohl die Industrieunternehmen (ohne Bau) als auch die Verbraucher skeptischer in die Zukunft. Die entsprechenden Indikatoren des Industrie- und Verbrauchervertrauens gingen zurück. Allein im Einzelhandel wurde die Stimmung im Euro-Raum deutlich weniger schlecht eingeschätzt.

      Aufgeteilt nach Ländern sticht im Februar besonders Frankreich hervor: Industrie- und Konsumentenvertrauen ließen in der zweitgrößten Wirtschaft des Euro-Raums stärker nach als in den anderen Euro-Staaten.

      Zinssenkung der EZB erwartet

      Die Erwartungen von Bankvolkswirten richten sich nun auf die Europäische Zentralbank (EZB), die am Donnerstag der kommenden Woche mit einer Zinssenkung neue Hoffnung sähen soll. Mehrere Geldpolitiker aus dem obersten Führungsgremium der EZB haben in den vergangenen Tagen verbal ein geringeres Vertrauen in die Stärke der erwarteten wirtschaftlichen Erholung gezeigt. Ausweislich der Zukunftssätze an den Geldmärkten erwarten die Händler für kommende Woche eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent.

      Bundesbank-Präsident Ernst Welteke betonte in Bombay, die Inflation im Euro-Raum werde in diesem Jahr unter zwei Prozent bleiben; damit bleibe Raum für geldpolitische Maßnahmen. Das Wachstum im Euro-Raum werde nur knapp über ein Prozent erreichen, sagte Welteke. Der Internationale Währungsfonds wird seine Wachstumsprognose für den Euro-Raum von 2,3 auf 1,3 Prozent zurücknehmen, hieß es vor einer Woche beim Treffen der G7-Finanzminister.

      Aktuelle Schwäche belastet das gesamte Jahr

      Die europäischen Vertrauensindikatoren der Industrieunternehmen und vor allem der Verbraucher gelten als vergleichsweise parallel zur Konjunktur laufend. Der aktuelle Fall der Indikatoren deutet damit eher auf eine wirtschaftliche Abschwächung im ersten Quartal als auf eine schlechtere Einschätzung der künftigen Aussichten hin.

      Fachleute warnen aber davor, dass eine aktuell stagnierend-schwache Wirtschaftsentwicklung das gesamte Jahr belasten werde. Andreas Scheuerle, Volkswirt bei der Deka-Bank, sagte: „Nach einem schwachen Winterhalbjahr wird die Belebung ab der Jahresmitte nur gemäßigt ausfallen.“

      Schwaches Wachstum zum Jahresschluss

      Und bislang deutet alles auf ein sehr schwaches Winterhalbjahr hin. In Italien, der drittgrößten Volkswirtschaft im Euro-Raum, wuchs die Wirtschaft laut am Freitag veröffentlichten Daten um 0,4 Prozent, immerhin leicht stärker als die 0,3 Prozent im dritten Quartal. Im Gesamtjahr aber legte das italienische Bruttoinlandsprodukt real nur um 0,4 Prozent zu - so schwach wie zuletzt 1993.

      In Deutschland hat die Volkswirtschaft zum Jahresschluss 2002 stagniert. Frankreich hatte ein Wachstum von 0,2 Prozent im vierten Quartal gemeldet, Spanien von 0,3 Prozent.

      Für den Jahresbeginn sieht es nicht viel besser aus. Beispiel Deutschland: Die Auftragseingänge in der Industrie sind zuletzt deutlich gesunken. Der Maschinenbau sieht auch die Auslandsaufträge wackeln. Über dem Außenhandel schwebt drohend die Euro-Aufwertung.

      Ölpreise drücken Inflationsrate nach oben

      Belastend wirkt neben der Unsicherheit über die Irak-Krise auch der steigende Ölpreis, der die Realeinkommen und damit den Konsum drückt. Schon zeigt sich das Ölpreisplus, aber auch die Belastung durch Energiesteuern in der Inflationsrate. Für den Euro-Raum hat Eurostat, das statistische Amt der EU-Kommission, die Teuerungsrate im Februar auf 2,3 Prozent geschätzt, nach 2,2 Prozent im Januar. Das wäre zwar ein leichtes, aber doch das erste Plus seit Oktober 2002.

      Verbrauchervertrauen rauscht in den Keller

      Steigende Ölpreise würden vor allem den privaten Verbrauch belasten. Ohnehin ist besorgniserregend, dass die Stimmung unter den Verbrauchern im Euro-Raum weiter fällt. Der entsprechende Indikator rauscht seit September 2002 in den Keller.

      Ein politischer Grund dafür sind Kriegsängste, ein wirtschaftlicher Grund aber ist die zunehmende Arbeitslosigkeit. In Deutschland ist nach einer Meldung der „Bild“-Zeitung vom Freitag die Zahl der Arbeitslosen im Februar um 25.000 auf 4,648 Millionen gestiegen. Üblicherweise liegen die Bild-Vorabveröffentlichungen recht nahe an den offiziellen Zahlen, die die Bundesanstalt für Arbeit erst am 6. März veröffentlichen wird.

      Frankreich meldete am Freitag, dass die Zahl der Arbeitslosen im Januar um 17.000 auf 2,324 Millionen gestiegen ist. Das war der dritte monatliche Anstieg in Folge. Gerade in Frankreich fiel der Indikator des Verbrauchervertrauens im Februar besonders stark.

      Gespaltene Entwicklungen

      Im Gegensatz zum Fall des Verbrauchervertrauens erstaunte am Freitag der Rutsch des Industrievertrauens im Euro-Raum. Umfragedaten aus den einzelnen Mitgliedstaaten im Euro-Raum hatten noch vor wenigen Tagen eine Verbesserung angezeigt. Vor allem der Anstieg des deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex im Februar hatte viele überrascht; aber auch in Italien und Belgien hatte sich das Klima gemäß nationaler Indikatoren verbessert. Die nun veröffentlichten Daten für den gesamten Euro-Raum weichen davon zum einen aus methodischen Gründen ab.

      Zum anderen aber zeigen die von der EU-Kommission bereitgestellten Daten, dass die Stimmung in Europa geteilter kaum sein könnte. In vier Ländern ging der Indikator des Industrievertrauens nach oben, in vier Ländern nach unten und in drei Ländern blieb er konstant.

      Die Unterschiedlichkeit der Entwicklungen lässt manche Volkswirte dann doch wieder hoffen, dass die Talfahrt gerade in der Industrie ihren Boden gefunden haben könnte. Nicht mehr zu fallen heißt aber noch lange nicht, dass die Wirtschaft schnell und mit kräftigem Schwung wieder aufsteht.

      @pwe
      Bildmaterial: ap
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 28.02.03 19:36:57
      Beitrag Nr. 2.146 ()
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 15:02:46
      Beitrag Nr. 2.147 ()
      Es bleibt schwierig ...

      von Martin Weiss

      Mit einem Paukenschlag begann die vergangene Handelswoche: der niederländische Einzelhandelskonzern Ahold mußte Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung bei seiner amerikanischen Tochter einräumen. Vorstand und Finanzchef traten zurück, nachdem bekannt wurde, daß offenbar die Gewinne für die Geschäftsjahre 2001 und 2002 um 500 Millionen $ zu hoch ausgewiesen wurden. Es scheint so, als ob die "Enronitis" nun auch bis nach Europa, sogar in den Blue-Chip-Index-EuroStoxx, vorgedrungen ist.

      Obwohl es schon verwundert, daß diese Fehler einem solch großen und weltweit etablierten Konzern wie Ahold, immerhin dem drittgrößten Einzelhändler der Erde, nunmehr wiederum unterliefen, zumal ja schon für das Jahresergebnis 2001 im April letzten Jahres Ungereimtheiten auftraten. Noch verwunderlicher ist es aber, daß auch nach den neuen "corporate governance"-Regeln scheinbar munter weiter falsch bilanziert und getrickst wird.

      Dies alles zum Schaden der Anleger, zumal nicht nur der Börsenwert der Aktie regelrecht abstürzte, sondern auch die Unternehmensanleihen von Ahold auf "junk-bond-status" von S&P degradiert wurden. Ja, für Sie als Anleger heißt dies, sich am Aktien- und Unternehmensanleihenmarkt mehr denn je vorsichtig zu verhalten, um derartige Kapitalvernichtungen zu vermeiden. Denn, wer weiß, wer die nächste Ahold ist? Und, eines scheint fast sicher: es ist kaum anzunehmen, daß Ahold nunmehr endgültig der letzte Skandalfall ist und bleibt. Also, auch deshalb gibt es momentan überhaupt keinen triftigen Grund, sich massiv an den breiten Aktienmärkten zu engagieren.

      Das Grundproblem unserer Zeit ist eben, daß Vertrauen fehlt. Nicht nur an den Kapitalmärkten, sondern auch das für die weitere Entwicklung enorm wichtige Vertrauen der amerikanischen Verbraucher befindet sich auf Talfahrt. Der vom "Conference Board" ermittelte Stand für den Februar diesen Jahres ergab einen drastischen Verfall auf den tiefsten Stand seit Oktober 1993. Zum dritten mal in Folge sank nunmehr der Index, der das Vertrauen der amerikanischen Konsumenten bemißt.

      Es scheint fast so, als ob sich eine Abwärtsspirale insoweit abzeichnet, die schwerlich wieder zu durchbrechen ist. Denn die Verbraucher agieren besorgter und demzufolge zurückhaltender, vor allem was künftige Ausgabepläne angeht. Zwar ist es immer noch so, daß Vorhaben, Wohnraum zu erwerben oder selbst zu bauen, immer noch nicht nachhaltig zurückgestellt werden, aber bei anderen größeren Anschaffungen, wie zum Beispiel Autokäufen, ist eine deutliche Kaufzurückhaltung schon jetzt abseh- und spürbar.

      Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr, zumal unter den Verbrauchern die Zukunftserwartungen für private Einkommen, die Aussichten am Arbeitsmarkt und für die weitere allgemeine Entwicklung der Wirtschaft auf ein 11-Jahres-Tief abgerutscht sind!

      Unter diesen Bedingungen eine Trendwende hin zu mehr Wachstum und Investitionen zu erwarten, ist wohl ziemlich unrealistisch. Denn die Wirtschaft leidet nicht nur unter einer zunehmenden Nachfrageschwäche der Verbraucher, sondern auch unter einer Vielzahl von Belastungsgrößen, die kurzfristig kaum verbessert werden können. Noch immer beträgt bspw. die Kapazitätsauslastung der Fabriken magere 76 %. Investitionen werden nur dann getätigt, wenn diese den Geschäftsablauf effizienter gestalten. Dadurch erklärt sich nämlich der leichte Anstieg hinsichtlich der gesteigerten Firmennachfrage nach Computern.

      Aber, der Hauptpunkt ist und bleibt, daß die Unternehmen gerade nicht in den Bereichsfeldern investieren, welche auf Expansion und Arbeitsplatzaufbau ausgelegt sind! Und, so lang dies nicht wirklich geschieht, so lang wird und kann es keine wirklich dauerhafte und vor allem gesunde Wirtschaftserholung geben. Zwar mag das Wachstum für das Bruttoinlandsprodukt letzte Woche nochmals auf 1,4 % nach oben hin revidiert worden sein, der Ausblick ist und bleibt ernüchternd. Es liegt also noch ein sehr langer, harter und steiniger Weg vor uns, ehe wir uns alle wieder auf den nächsten wirklichen Wirtschaftsaufschwung freuen können!

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      Der Trade der Dekade

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Der Goldpreis hat letzte Woche weiter verloren. Die Aktien sind etwas gestiegen. Damit haben Sie mit meinem "Trade der Dekade" (kaufen Sie Gold, verkaufen Sie Aktien) in den letzten Tagen Geld verloren. Aber die Dekade ist noch lang ... und die aktuelle Entwicklung gibt uns die Möglichkeit, zu noch besseren Konditionen einzusteigen; jetzt bekommt man noch mehr Metall für sein Geld.

      Drüben in der Pariser Rue Vivienne, wo ich meine Goldmünzen kaufe (ich lebe und arbeite seit ein paar Jahren in Frankreich) habe ich bis jetzt weder Alan Greenspan noch Wim Duisenberg noch Masura Hayami (japanischer Notenbankchef) gesehen. Aber es kam mir so vor, als ob ich Sergey Ignatiev gesehen hätte – den Vorsitzendenden der russischen Zentralbank. Das Wall Street Journal berichtet, dass die russische Zentralbank einen Teil ihrer Währungsreserven von Dollar in Euro umschichtet. Jeden Tag importieren die USA für 1,5 Milliarden Dollar mehr Waren, als sie exportieren. Und jeden Tag macht die US-Regierung 1 Milliarde neue Schulden. Wie lange das noch so weitergehen kann, muss jeder selbst einschätzen. Aber die individuellen Investoren und die Zentralbanker scheinen zunehmend nach Wegen zu suchen, wie sie sich vor einem Dollarkursverfall schützen können. Und genauso wie ich an Gold denke, wird dies wahrscheinlich auch Mr. Ignatiev tun.

      Ich denke auch an die Nachrichten zur US-Wirtschaftslage. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe schoss letzte Woche nach oben. Und der Ölpreis steht auf einem 12-Jahres-Hoch. Das macht das Leben der amerikanischen Konsumenten schwerer.

      Und die "Umsätze mit neuen Einfamilienhäusern sind auf den tiefsten Stand seit 9 Jahren gefallen", so Bloomberg. Die Leute haben Angst um ihre Jobs ... und ihre Finanzen werden durch die steigenden Energiekosten mehr in Anspruch genommen. Solche Leute kaufen keine neuen Häusern. Sie erhöhen hingegen weiter ihre Hypotheken auf ihre bereits vorhandenen Häuser, um dadurch mehr Cash zu erhalten. Deshalb boomt das Geschäft mit den Hypotheken-Refinanzierungen weiterhin.

      Die US-Automobilbauer wollen ihre Umsätze unbedingt erhöhen. Deshalb bieten Sie jetzt auch Finanzierungen über 6 Jahre an – obwohl es Studien gibt, die sagen, dass sich die Kreditausfallrate verdoppelt, wenn die Laufzeit von 5 auf 6 Jahre verlängert wird.

      Als ich noch im Urlaub in Nicaragua war, da kamen mir solche Dinge nur sehr selten in den Sinn. Abgeschnitten von den modernen Informationsquellen war ich gezwungen, darüber nachzudenken, wie die Welt funktioniert. In dieser Zeit habe ich übrigens auch die Einleitung zu meinem neuen Buch geschrieben (das voraussichtlich im September 2003 erscheinen wird). Leser(innen) mit Zeit und masochistischen Tendenzen können dazu mehr leisen, im nächsten Beitrag von mir, weiter unten ...

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      Wie die Welt funktioniert ...

      von unserem Korrespondenen Bill Bonner

      *** Es schien alles so logisch, offensichtlich und zustimmungsfähig zu sein, in der zweiten Hälfte de 1990er Jahre. Die Aktien stiegen Jahr für Jahr. Der Kalte Krieg war von der westlichen Welt gewonnen worden. Es gab das neue "Informationsalter", das alles und jeden smarter machte ... und reicher.

      Die Welt war ein glücklicher Platz, und die Amerikaner waren die glücklichsten Leute. Der amerikanische Konsumentenkapitalismus war die Krone der Schöpfung, und Frieden und Freiheit waren garantiert – wenn nicht durch den amerikanischen guten Willen und die Voraussicht, dann durch das amerikanische Militärarsenal ... das jeden möglichen Gegner hinwegpusten konnte (und immer noch kann). Francis Fukuyama, der seiner Zeit ein bisschen voraus war, kündigte das "Ende der Geschichte" an. Fukuyama war natürlich nicht der Erste, der glaubte, dass die Perfektion erreicht war. Bereits 200 Jahre vorher hatte Hegel das Ende der Geschichte proklamiert, nachdem Napoleon die Wohltaten der französischen Republik dem widerwilligen Europa übergestülpt hatte.

      Aber "es ist eine verrückte alte Welt", wie Maggie Thatcher einmal meinte. Was die Welt "verrückt" macht, ist die Tatsache, dass die Welt nicht kooperiert; sie tut nicht das, was die Menschen von ihr erwarten. Genauer gesagt tut sie oft sogar das genaue Gegenteil davon.

      Auch die Menschen tun nicht immer das, was sie tun "sollten". Und andere Menschen handeln nicht "rational", besonders die, die anderer Meinung als ich sind. Und auch ich folge nicht immer einem logischen und vernünftigen Kurs. Stattdessen werden wir alle von Zeit zu Zeit von Emotionen erfasst ... und gelegentlich von ihnen fortgerissen.

      Die Welt ist verrückter, als man annehmen könnte. Und je mehr man darüber nachdenkt, desto verrückter wird die Welt. Durch genaue Inspektion offenbaren sich die Ironien und Widersprüche, die das Leben interessant machen – aber auch frustrierend. Männer der Tat denken nicht gerne – zu Recht, denn je mehr sie denken, desto mehr werden ihre Taten durch Zweifel in Frage gestellt. Je mehr ein Mann denkt, desto moderater wird er, weil er die Grenzen seiner Pläne genauer sieht. Wenn er die Möglichkeiten durchdenkt, dann sieht er mehr und mehr potenzielle Probleme ... und er merkt immer mehr, wie wenig er eigentlich weiß. Wenn er immer weiter nachdenkt, dann wird er praktisch paralysiert ... er ist kein Mann der Tat mehr.

      Werden die Aktienkurse steigen?

      "Ich weiß es nicht", erwidert der nachdenkliche Fondsmanager.

      Können wir den Krieg gewinnen?

      "Das hängt davon ab, was Sie mit `gewinnen` meinen", antwortet der nachdenkliche General.

      Je mehr ich nachdenke, desto weniger weiß ich sicher. Wenn ich so weitermache, dann werde ich bald gar nichts mehr wissen (es gibt natürlich auch Leute, die denken, dass ich schon heute weniger als nichts weiß). Ich habe ehrlich gesagt zu viel Ehrfurcht vor der Welt ... und sie unterhält (im Sinne von Entertainment) mich zu gut ... als dass ich mir anmaßen würde, sie zu verstehen oder Morgen voraussagen zu können. Wie seine attraktivsten Komponenten – Liebe und Geld – ist auch das gesamte Leben zu komplex, um es vorhersagen zu können. Dennoch kann ich nicht widerstehen, einen Versuch abzugeben.

      Falls Sie den "Investor`s Daily" schon etwas länger lesen, dann werden Sie festgestellt haben, dass wir etwas anders an die Sachen herangehen als die typischen Investmentberater. Wir denken, dass die Metaphern (bildliche Ausdrücke) sehr wichtig sind. Die Leute verstehen die Welt durch Metaphern, nicht durch Fakten. Norman Mailer schrieb in der New York Times letzte Woche, dass "in einer Metapher viel mehr Wahrheit ist als in einem Faktum."

      Ich weiß nicht, wie die Welt funktioniert. Aber ich bilde mir ein, zu wissen, wie sie nicht funktioniert. Sie ist zum Beispiel keine einfache Maschine wie ein Geldautomat, in den man eine Nummer eingibt und dann Geld erhält.

      Die Welt funktioniert auch nicht so, wie die Leute das erwarten. Das heisst nicht, dass jede Idee – oder Metapher – über die Welt falsch ist, sondern dass sich jede Idee, die zur allgemeinen Überzeugung geworden ist, als falsch herausstellen wird.

      Das Problem mit Metaphern ist, dass sie abgenutzt und falsch werden, wenn sie von der Menge aufgegriffen werden. Die ganze Wahrheit ist immer zu komplex, auch für die größten Genies der Welt. Nur einfache Ideen können von großen Menschengruppen verstanden werden – deshalb werden die großen gemeinsamen Ideen so vereinfacht, bis sie praktisch Lügen geworden sind ... und oft gefährliche Lügen. Und sobald große Menschenmassen dieser Lüge glauben, passen sie ihr Verhalten dieser Idee an – was die Welt verändert. Bald ist die Welt nicht mehr die gleiche, die das Entstehen dieser Idee veranlasste, und es entwickelt sich eine Krise. Die Leute, die durch eine Lüge geführt wurden, leiden dann unter den Konsequenzen. Sie bekommen dann nicht das, was sie erwarten, sondern das, was sie verdient haben. Dann halten sie nach einer neuen Metapher Ausschau.

      Bei den Finanzmärkten ist dieses Muster wohlbekannt, und oft beschrieben worden.

      Nachdem die Bewertungen an den Aktienmärkten Ende der 1990er absurd hohe Niveaus erreicht hatten, glaubten die Investoren, dass die Aktien immer steigen würden. Es gab viele Gründe, die für diese Überzeugung angeführt wurden, aber der Hauptgrund war einfach: Das war der Weg, wie die Welt funktionierte. Aber nachdem sehr viele Leute ihr Geld in Aktien investiert hatten, gab es nur noch weniger Käufer ... und die Kurse waren so hoch gestiegen, dass die zugrundeliegenden Unternehmensgewinne und deren Wachstum diese Kurse nicht mehr unterstützen konnten.

      Als die Kurse dann 3 Jahre fielen, waren die Investoren schwer enttäuscht. Wie konnte das passieren, fragten sie sich. Was passiert, wollten sie wissen.

      Die Standard-Ökonomen hatten keine Antworten auf diese Fragen. Der Volkswirt Paul Samuelson gab zu, dass er und seine Kollegen noch nicht einmal Wörter hätten, die die aktuelle Wirtschaftslage beschreiben könnten.

      Und auch Alan Greenspan war keine große Hilfe. Im Spätsommer 2002 hielt der meistgefeiertste Ökonom der Welt eine Rede in Wyoming. Er erklärte, dass er nicht wisse, was falsch gelaufen sei. Er würde eine Spekulationsblase nicht erkennen, wenn sie direkt vor seiner Nase entstehen würde. Aber selbst wenn er sie rechtzeitig erkannt hätte – er hätte ohnehin nichts machen können (so seine Rede sinngemäß).

      Plötzlich wurde Alan Greenspan zur Lachnummer. Er hatte neben Hilary Clinton bei Reden von US-Präsident Clinton gestanden; er hatte ihm zur Wiederwahl verholfen durch seine Politik des leichten Geldes. Er wurde mit einem Orden der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet ... und er wurde von der Queen von England zum Ritter geschlagen.

      Und jetzt wird Greenspan in der Presse wie ein Idiot behandelt. Es hätte es wissen müssen, sagen sie. Er hätte etwas tun sollen. Zumindest hätte er den Boom nicht loben sollen, und er hätte nicht vorgeben sollen, dass dieser Boom ewig so weitergehen könne.

      Aber ich schreibe nicht, um mich zu beschweren. Stattdessen will ich konstruktive Kritik anbieten. Ich weiß auch nicht besser als Alan Greenspan, was die Zukunft bringen wird. Ich schätze allerdings, dass wir an einem der Krisenpunkte der Geschichte sind – wo die Metaphern von gestern nicht mehr beschreiben, wie die Welt heute funktioniert. Die Finanzmärkte sind doch nicht die genialen Geldautomaten der Investorfantasien. Und die politische Welt ist auch nicht so sicher und komfortabel, wie die Leute gedacht haben.

      Das Leben ist immer kompliziert, oft pervers, und gelegentlich absurd. Aber das bedeutet nicht, dass die Ereignisse komplett zufällig ablaufen; obwohl unerwartet, kommen die Überraschungen des Lebens nicht immer ungerechtfertigt.

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      Eine neue Führungsklasse

      von Marc Faber

      Robert Prechter, ein in den USA berühmter Finanzbuchautor, meint, dass die Aktienmärkte überbewertet sind. Und er glaubt, dass der Rohstoffpreisindex (CRB Index) und der Goldpreis zurückkommen werden.

      Ich meine dazu: Nach dem scharfen Anstieg seit Ende 2001 könnten sowohl der CRB Index als auch der Goldpreis tatsächlich durch Gewinnmitnahmen gefährdet sein. Aber ich bezweifle es doch sehr stark, dass wir neue Tiefs bei den Rohstoffpreisen sehen werden: Schließlich steigt die derzeitige Nachfrage in Asien – und besonders in China – schnell.

      Hinzu kommt, dass die Wirtschaftspolitik der US-Regierung – die die bestehenden Ungleichgewichte noch verschlimmert, anstatt sie zu verringern – wahrscheinlich eher zu Inflationsdruck als zu einer Deflation führen wird. Die Tatsache, dass die amerikanischen Importpreise im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um mehr als 5 % gestiegen sind, unterstützt diese These.

      Aber es gibt einen Punkt, auf den die Goldbären tatsächlich verweisen können: Während der Goldpreis seine Hochs vom Sommer 2002 übertroffen hat, haben die Goldminenaktien diese Hochs noch nicht wieder überschritten. Diese Nichtbestätigung des steigenden Goldpreises durch steigende Kurse der Goldminenaktien wird aus technischer Sicht sehr negativ bewertet (übrigens genauso wie die Tatsache, dass sich auch der Silberpreis während der letzten Goldrally kaum bewegt hat).

      Zwar beunruhigt auch mich dies ein wenig, aber man sollte drei Beobachtungen machen. Zunächst einmal ist auch der Ölpreis deutlich gestiegen, und die Aktien der Ölfirmen haben eine miserable Performance hingelegt. Sie sind dem Ölpreisanstieg nicht gefolgt. Deshalb haben wir im Fall von Öl sogar eine noch größere Nicht-Bestätigung.

      Deshalb sollten Investoren verstehen, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn die Kurse eines Anlageobjekts zu Beginn eines neuen Bullenmarktes (in diesem Fall: Gold) vorübergehend deutlich zurückkommen und vielleicht sogar ihre alten Tiefs noch einmal testen.

      Aber viele Investoren spielen immer mit den "alten Spielregeln", d.h. sie kaufen jetzt Standardaktien und High Techs, aber sie beachten nicht, welche "neuen Spielregeln" eingeführt worden sind. Nach dem Platzen der Spekulationsblase haben diese "neuen Spielregeln" zu einem massiven Wechsel der Führungsklasse geführt. Und Gold gehört jetzt zu der neuen Führungsklasse.

      Aber so ein Führungswechsel geht nicht immer glatt vor sich. So schoss der Goldpreis auch in den frühen 1970ern schon einmal nach oben und erhob den Anspruch auf die neue Führungsklasse, aber dann kam es zwischen 1974 und 1976 zu einer Korrektur von fast 50 %, bevor der Goldpreis dann ab Januar 1980 wieder deutlich anzog. Ähnlich war es bei den US-Anleihen, die zwischen 1981 und 1983 kräftig stiegen, aber 1984 fast noch mal ihre Tiefs von 1981 testeten.

      Fazit: Investoren mit einem langfristigen Horizont sollten sich über die jüngsten Kursverluste beim Gold nicht allzu viele Sorgen machen. Ein weiterer Kursrückgang ist zwar nicht wahrscheinlich, sondern nur eine Möglichkeit, die nicht ausgeschlossen werden kann – die Investoren sollten das bedenken.

      Der Goldpreis ist seit seinem Tief im April 2001 (rund 255 Dollar) um über 40 % gestiegen. Selbst ein Fall auf 280 Dollar würde das langfristig signifikante Aufwärtspotenzial des Goldpreises nicht ändern.

      investorverlag.de
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      schrieb am 04.03.03 15:07:13
      Beitrag Nr. 2.148 ()
      Editorial: Am Markt für Rohöl besteht kein Raum für Hoffnungen mehr (03.03.2003)

      Rohöl in New York (West Texas Intermediate oder WTI) hat in der vergangenen Woche die Marke von 40 $ je Barrel gestreift. Damit ist er um Haaresbreite an das im Oktober 1990 verzeichnete Rekordhoch von knapp 41,50 $ herangekommen. Seinerzeit, also etwa drei Monate vor Beginn des ersten Golfkrieges, fiel er rasch wieder auf etwa 15 $ zurück.

      Es gibt Dutzende von Gründen, die sehr plausibel darlegen, dass die Situation heute völlig anders ist als seinerzeit. Wer unbesehen glaubt, dass die Situation von 1990/91 das Drehbuch für das in den kommenden Monaten zu Erwartende sein könnte, liegt völlig falsch.

      Den wirklich bedeutenden, über den Tag hinaus geltenden Unterschied macht Venezuela aus. Auch wenn es schon langweilig wird: Der Weltbilanz fehlen als Folge des Generalstreiks in diesem Land inzwischen rund 100 Millionen Barrel. Und die Defizit-Uhr an dieser besonders für die USA wichtigen Ölquelle tickt weiter.

      Dazu eine kleine Anmerkung: Ein früherer Leitender Angestellter des staatlichen venezolanischen Ölkonzerns, der aus seiner vormaligen Tätigkeit über exzellente Informationsmöglichkeiten verfügt, schätzt die laufende Förderung auf rund 1,6 Millionen Barrel am Tag. Der Ölminister gibt sie hingegen mit etwa 2,1 Millionen Barrel an. Allein die Differenz zwischen diesen beiden Mengen ist schon beachtlich. Noch eindrucksvoller wird sie, wenn man bedenkt, dass die Produktion vor dem Ausbruch des Streiks bei 3,2 Millionen Barrel lag, aber aus technischen Gründen unter Verwendung der bisherigen Quellen wohl nie wieder über 2,8 Millionen Barrel hinausgehen kann.

      Und noch ein Punkt: Die Opec hat inzwischen eingeräumt, dass sie nahe an ihrer Kapazitätsgrenze fördert. Offiziell klang das noch vor einer Woche ganz anders. Da wurde eine freie Tageskapazität von 3 bis 4 Millionen Barrel genannt.

      Doch bei einer ausgewogenen Beurteilung der Lage muss auch die Gegenmeinung zu Wort kommen. Wir wählen hier Credit Suisse First Boston (CSFB). Die Investmentbank meint, der gegenwärtige Preis enthalte eine beträchtliche Risikoprämie für den Fall eines Krieges gegen den Irak. Tatsache sei aber, dass die Förderung außerhalb der Opec wachse, dass sich die Förderung in Venezuela normalisiere und dass die Nachfrage stagniere. Falls der Krieg im Irak kurz und erfolgreich verlaufe und falls die US-Regierung ihre Strategische Ölreserve wie versprochen für den freien Markt öffne, würde ein beträchtlicher Teil dieser Kriegsprämie schwinden.

      Unter Abwägung aller derzeit erkennbaren Umstände sind wir der Ansicht, dass Prognosen wie die von CSFB auf so nicht verifizierbaren Annahmen und Hoffnungen beruhen. Wir neigen wie immer dazu, das Schlimmste anzunehmen und auf das Beste zu hoffen. Doch die nachweisbare Realität ist in diesem Fall bereits schlimm genug, um Hoffnungen ganz gering zu halten.

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      Editorial: Von der Unbekümmertheit mancher Ökonomen und der Gefahr scheiternder Prognosen (04.03.2003)

      Es ist schon bemerkenswert, mit welchem Mut manche Ökonomen und Strategen an den Finanz- und den Rohstoffmärkten in diesen Tagen an ihre Prognosen herangehen. In einer Zeit, in der die Zukunft wegen des auf die ultimative Entscheidung zutreibenden Irak-Konflikts und des zunehmend provokativen Verhaltens Nordkoreas völlig unberechenbar geworden ist, geben sie fast unbekümmert ihre Voraussagen zum künftigen Wirtschaftswachstum sowie zur Entwicklung der Zinsen und der Wechselkurse bekannt. Natürlich bieten sie als Beilage "worst cases" an, doch geschieht dies mit der klar zutage tretenden Haltung, es werde schon gut gehen.

      Uns missfällt an diesen eher unbekümmerten Prognosen vor allem, dass sie sich überwiegend auf Annahmen zur Entwicklung des Ölpreises stützen, die mit jedem Tag unwahrscheinlicher werden. Die Vision, der Preis werde sofort nach Beginn der immer wahrscheinlicher werdenden Militäraktion gegen den Irak sofort steil fallen und dann dauerhaft auf einem wesentlich niedrigeren Niveau bleiben, erscheint mehr als Wunschdenken denn als realistisches Szenarium. Wenn aber Prognosen auf so unsicherem Boden stehen, gehören sie gar nicht erst veröffentlicht.

      Merrill lynch, London, ist die vielen unbeantworteten offenen Fragen etwas mutiger angegangen. In einem strategischen Ausblick hat die Investmentbank theoretisch durchgespielt, was geschähe, wenn der Ölpreis auf 60 Dollar je Barrel stiege und längere Zeit auf einem Niveau bliebe, das jedenfalls höher wäre als das gegenwärtig herrschende. Die klare Folgerung: eine weltweite Rezession.

      Stephen Roach von Morgan Stanley sieht die Weltwirtschaft bereits mit einem Bein über den Klippen. Er erklärt, die Ursachen dafür seien schon vor der heißen Phase des Irak-Konflikts gesetzt worden. In der inzwischen erreichten Situation überträfen die Risiken die Chancen für die Weltwirtschaft im Verhältnis drei zu eins.

      Die Skeptiker in einer kritischen Lage zu Wort kommen zu lassen und deren Argumente sorgfältig abzuwägen, ist allemal besser als den professionellen Optimisten zu folgen, die ihre Argumente schlagartig auszuwechseln pflegen, wenn sie nicht mehr gehalten werden können. Durchhalteparolen sind diesmal jedenfalls nicht gefragt.




      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 15:14:21
      Beitrag Nr. 2.149 ()
      Finanznachrichten:


      1.3.03 Eine Deflation ist in Deutschland unwahrscheinlich

      Kolumne

      von Otto Graf Lambsdorff

      Seit einigen Monaten wird die deutsche Volkswirtschaft von einigen Makroökonomen mit zuvor unbekannten Attributen belegt. Sie sprechen vom kranken Mann Europas – und befinden sich damit in guter Gesellschaft mit vielen Politikern und Experten. Allerdings machen sie ihre Diagnose an Parallelen fest, die sie im Vergleich mit Japan zu erkennen glauben und die sie zu dem Schluss kommen lassen: Die deutsche Volkswirtschaft steht kurz vor dem Absturz in eine Deflation.

      Die Therapie wird sofort mitgeliefert: schnelle Zinssenkungen der EZB nach dem Vorbild der amerikanischen Notenbank ohne allzu viel Rücksicht auf die zwei Säulen der EZB-Geldpolitik und Schluss mit der sklavischen Finanzpolitik der Konsolidierung unter dem Joch des starren Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Diese Rezepte sind bekannt und haben seit 1974 in immer neuen Varianten immer wieder versagt. Neu ist die Diagnose „Deflation“ und neu sind die makroökonomischen Rahmenbedingungen, wie sie die Wirtschafts- und Währungsunion vorgibt.

      Die öffentliche Aufregung über die an die Wand gemalte Deflationsgefahr hält sich in Grenzen, weil sich kaum noch jemand an die Ereignisse von 1929 erinnert. Bei den Deutschen dürfte die Angst vor Inflation noch immer eindeutig dominieren.

      Deflation ist die Unterversorgung einer Volkswirtschaft mit Geld, die eine nachhaltige Schrumpfung des Kredit- und Einkommenskreislaufs nach sich zieht. Das Produktionspotenzial wird immer weniger ausgeschöpft; eine deflatorische Lücke entsteht. Der sich anschließende Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus macht Geldhaltung („Horten“) rentabler als den Kauf von Gütern oder Investitionen in Sachkapital. Eine Abwärtsspirale im realen Sektor entsteht dadurch, dass sich die Faktoren gegenseitig verstärken. Dabei ist diese „bösartige“ Deflation noch zu unterscheiden von einer „gutartigen“ Deflation, bei der der Preisrückgang auf breiter Front durch einen höheren autonomen Produktivitätszuwachs oder verbesserte Terms of Trade zustande kommt. Zur Zeit liefert China ein Beispiel.

      Unerlässliche Voraussetzung für eine bösartige Deflation ist außerdem, dass das Bankensystem seine Scharnierfunktion von der Geldpolitik hin zur Realwirtschaft nicht mehr erfüllt.

      Wenn ich diese Voraussetzungen einmal prüfe, so kann ich eine Deflationsgefahr nicht erkennen. Von einem Rückgang der Erzeugerpreise auf breiter Front kann nicht die Rede sein. Weder sind alle Komponenten gesunken noch gibt die Kerninflationsrate, bei der die Inflation um besonders schwankungsanfällige Komponenten bereinigt wird, hier etwas her. Vielmehr zeigt sich eine langfristige Tendenz zu sinkenden Inflationsraten, bedingt durch den intensiveren Wettbewerb und offenere Märkte. ... (Welt, 1.3.03)
      Kommentar: Es ist völlig verkehrt nur auf die Inflationsrate zu sehen, wenn man klären möchte, ob eine Wirtschaft in der Deflation ist oder nicht. Die inflationsrate wird durch Steuererhöhungen, steigende Energiepreise, Einmaleffekte wie die maul- und Klauenseuche etc. verfälscht. Alles Faktoren, welche mit einer Inflation (Ausweitung der Geldmenge) rein gar nichts zu tun haben. Viel verlässlicher ist es hier, sich die Entwicklung der Netto-Löhne anzusehen: Diese stagnieren seit langer Zeit und fallen heute immer heftiger. Daraus muß sich zwangsläufig eine Deflation entwickeln, da immer weniger kaufkraft da ist, folglich die Umsätze der Unternehmen fallen müssen und diese die Preise reduzieren werden. Daß Steuererhöhungen die Preissenkungen verwässern hat rein gar nichts mit inflation zu tun, sondern verstärkt die Deflation noch weiter, weil die kaufkraft noch schneller abnimmt.
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      Drei Jahre Bärenmarkt - und kein Ende?

      Seit dem Höchststand am 7. März 2000 haben sich fast 400 Mrd. Euro Anlegergelder in Luft aufgelöst – Streit um Wiedereinstieg ist voll entbrannt


      von Holger Zschäpitz

      Berlin - Drei Jahre können eine Ewigkeit sein. So kommt es zumindest den meistern Anlegern vor. Denn seit nunmehr 36 Monaten erleben sie eine der schlimmsten Krisen der Börsengeschichte. Vom Hoch im März 2000 büßte der Dax 68,3 Prozent ein. Exakt am 7. März vor drei Jahren kletterte das deutsche Marktbarometer bis auf 8136 Punkte und ging dann bei 8064,97 Zählern aus dem Handel. Über der 8000-er Marke schloss der Index später nie wieder. Was folgte, war ein Absturz wie aus dem Bilderbuch. Dabei traf es einige Einzelwerte besonders hart. MLP-Aktien knickten seit März 2000 um fast 94 Prozent ein, die Volksaktie Deutsche Telekom verlor fast 90 Prozent. Selbst die als Witwen- und Waisenpapier bekannte Allianz-Aktie raste um 83 Prozent in die Tiefe.

      Zwar waren sich alle Marktteilnehmer in der Analyse schnell einig: Die lange Blütezeit bis zum März 2000 war eine absolute Übertreibung – vielleicht handelte es sich sogar um die größte Investmentblase der Geschichte. Doch die Länge des Ausnüchterungsprozesses haben nicht nur die Strategen sondern sogar alte Börsenfüchse unterschätzt. Beim Unterschreiten jeder neuen Tausender-Marke stimmten die unverwüstlichen Optimisten Durchhalteparolen an, deklamierten das Ende des Bärenmarktes und bliesen zum Wiedereinstieg. In letzter Zeit wurde der Chor freilich ein wenig leiser, was aber auch darauf zurückgeführt werden kann, dass die überwiegend pessimistischen Arbeitgeber die Optimisten vor die Tür gesetzt haben.

      Auch jetzt verweist die Mehrzahl der Strategen wieder unverdrossen auf die günstige Bewertung von Aktien. Gerade im Vergleich zu den Staatsanleihen seien Dividendenpapiere auf ein Rekordtief gepurzelt. „Bei der Betrachtung der Bewertungen legt die Mehrzahl der Strategen Kennzahlen aus den 80ern und 90er Jahren zugrunde. Doch in einem Bärenmarkt gelten die Gesetze aus den Aktienhochzeiten nicht mehr“, warnt Philip Manduca, Partner bei Titanium Capital in London. „Die Kurse werden weiter fallen. Jede Rallye würde ich zum Ausstieg nutzen.“

      Tatsächlich sind die Dax-Unternehmen auch nach dem Kurssturz nicht wirklich billig. Im Schnitt werden die 30 Gesellschaften aktuell mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 gehandelt. In den zurückliegenden Bärenmärkten Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre waren einstellige KGVs zwischen acht und neun üblich.

      Auch ein Blick in die Vergangenheit müsste die Strategen eigentlich lehren, dass nach dem Platzen einer Spekulationsblase die Märkte nicht sofort wieder zur Tagesordnung zurückkehren. So kamen nach der Südsee-Bubble im 18. Jahrhundert (jedes Unternehmen, was sich damals auf die neu entdeckten Wachstumsmärkte im Südatlantik stürzte, wurde ungeachtet des konkreten Geschäftsmodells mit gewaltigen Kursgewinnen belohnt) und dem Eisenbahn-Boom etwa 150 Jahre später – beide Ereignisse sind am ehesten mit der Internet-Manie vergleichbar – die Kurse an den Weltmärkten erst wieder nach acht bis zehn Jahren auf die Beine. Nimmt man dies heute zum Maßstab, folgt der nächste große Aufschwung frühestens 2006.

      Doch auch jene vier Fünftel der Bundesbürger, die keine Aktien haben, sollte die Dauer-Baisse nicht kalt lassen. Schließlich sind die Notierungen inzwischen so weit gefallen, dass darunter die Gesamtwirtschaft leidet. Der Einbruch von März 2000 bis heute löste 380 Mrd. Euro an Anlegergeldern in Luft auf – Geld, das nun beim Konsum fehlt. Und auch der Markt für Neuemissionen kam völlig zum Erliegen, was Unternehmensinvestitionen erschwert. Nach Berechnungen von Dieter Wermuth, Ökonom der UFJ Bank, hat der Aktienmarktcrash das Wachstum der deutschen Ökonomie in drei Jahren um 0,4 Prozentpunkte gebremst. ... (1.3.03) Kommentar: Wer heute davbon redet, daß die Aktienkurse wieder langfristig steigen werden, der hat unser System nicht verstanden. Das Zinssystem führt automatisch zu einer explodierenden Verschuldung, welche immer weniger real zu erarbeiten ist. Deshalb werden die unternehmensgewinne zunehmend durch Kapitalkosten aufgefressen und die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt. Folge: Bei sinkenden gewinnen müssen die Aktien immer weiter einbrechen

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      Mexiko legt erste Anleihe mit Umschuldungsklausel auf

      Mexico City - Mexiko hat als erstes lateinamerikanisches Land eine Anleihe mit einer Spezialklausel für den Fall eines Zahlungsausfalls begeben. Die Bonds im Volumen von einer Mrd. Dollar mit Fälligkeit 2015 rentieren mit 6,91 Prozent, das liegt 3,125 Prozentpunkte über vergleichbaren US-Staatspapieren. Die USA hatten Mexiko gedrängt, die neue Klausel in die Anleihe-Bedingungen aufzunehmen, um ein Beispiel für andere Schwellenländer zu geben. Die USA gehen davon aus, dass die Klausel internationale Rettungsaktionen bei Zahlungsausfällen begrenzt.

      Die „Collective Action Clause“ sieht vor, dass im Falle eines Zahlungsverzugs nicht alle Anleihegläubiger einer Umschuldung zustimmen müssen. Die Klausel dürfte Mexiko einen Viertelprozentpunkt zusätzliche Rendite gekostet haben, weil viele Anleger einen Bogen um solche Papiere machen, sagen Investoren.

      Mit den Klauseln soll verhindert werden, dass einzelne Investoren Verhandlungen über eine Umschuldung zum Scheitern bringen. Bisher verlangen Anleihe-Bedingungen meist die Zustimmung aller Anleihegläubiger zu einer Umschuldung. Mexiko will die nötige Mehrheit auf 75 Prozent festsetzen. Verfechter der neuen Bedingungen sind auch der Auffassung, dass die Umschuldung in Argentinien mit einer entsprechenden Klausel schneller gegangen wäre. ... (Welt, 28.2.03)
      Kommentar: Für Käufer von Anleihen haben die neuen Klauseln drastische Folgen: Nun kann eine Bankenmehrheit einfach eine Umschuldung mit Vermögensverlust beschließen, ohne daß der Kleinanleger dagegen etwas tun könnte. Die Einführung dieser Klauseln zeigen schon, daß in Zukunft mit deutlichen Verlusten zu rechnen ist.

      Kommentare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 15:15:51
      Beitrag Nr. 2.150 ()
      1.3.03 Abgeordnete wollen auf Sterbegeld nicht verzichten

      Die Berliner Parlamentarier wollen an ihrer Regelung für das Sterbegeld festhalten. Die Abgeordneten erhielten „ja auch kein Weihnachts- und Urlaubsgeld“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Eckart von Klaeden, dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

      HB/dpa BERLIN. Der Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Schmidt, verwies auf die Zuständigkeit der Bundestagsverwaltung.

      Für Kassenmitglieder war das Sterbegeld zum 1. Januar dieses Jahres auf 525 Euro halbiert worden. Die Hinterbliebenen von verstorbenen Abgeordneten haben je nach Dauer der Parlamentszugehörigkeit Anspruch auf ein Sterbegeld in Höhe von rund 7 000 bis 10 500 Euro (einfache oder eineinhalbfache Diät). Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) will in etwa vier Wochen seinen regelmäßigen Diätenbericht vorlegen, in dem er auch Änderungen an bisherigen Leistungen von Abgeordneten anregen kann. Darüber müsste aber das Plenum entscheiden. ... (Handelsblatt.com, 28.2.03)
      Kommentar: Während bei der Bevölkerung immer eiter “gespart” und “gekürzt” wird, genehmigen sich die Verantwortlichen ausgiebige Zulagen. In diesen Kreisen scheint man inzwischen jeden Sinn für das Leben der normalen Bevölkerung verloren zu haben.





      Kommentar v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 15:23:49
      Beitrag Nr. 2.151 ()
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten
      So oder So: 02.03.2003 Spatzseite.de
      DIESE WOCHE

      Diese Woche faßt der Spatz wichtige wirtschaftliche Grundtatsachen zusammen: warum ein Krieg dem Finanzsystem hilft und daher stattfinden muß, welche Auswege aus der Krise die produktive Wirtschaft bietet, weshalb das nicht sein darf und warum die angebliche Klimakatastrophe als Mittel zur weiteren Abzocke installiert wird. Rechtzeitig zum Karneval sind das wenig fröhliche Aussichten, aber wer heute den Kopf in den Sand steckt knirscht morgen mit den Zähnen...


      Wie lange hat man noch Alternativen?


      Glenn Keßler berichtet in der Washington Post vom 24.2. auf der ersten Seite: US Botschaften rund um in der Welt stellen fest, daß die Menschen in den Straßen zunehmend meinen, daß Präsident Bush eine größere Bedrohung für den Weltfrieden darstellt als Iraks Präsident Saddam Hussein. An anderer Stelle wird ein Capital Hill Blue Report erwähnt, der Bush vorschlägt, sich nach einem "gesichtswahrenden Ausweg aus seiner Kriegspolitik" umzusehen "Die Kriegspläne des Präsidenten sind in Schwierigkeiten, da gibt es keinen Zweifel." Ob er selbst es so sieht, ist eine andere Frage und solange sind die Pläne nicht in Schwierigkeiten - denn wer wollte ihm Schwierigkeiten machen? Aber welchen Plänen sollte er nach Meinung der Kritiker verfolgen? Alles scheint auf die Völkergemeinschaft, UNO zu hoffen - Bush selbst, der Propaganda wegen?

      Der antike Geschichtsschreiber Thukydides wird als "groß" gelobt, weil er als erster (bei der Darstellung des Untergangs seiner Nation) zwischen "Kriegsgrund, Kriegsvorwand und Kriegsanlaß" unterschieden hat. Die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert hat der Öffentlichkeit diese Unterscheidungsmühe abgenommen. Wenn noch unterschieden werden sollte, ist es propagandistischer Durchfall: kurz er muß stinken.

      Das gegenwärtige politische Weltsystem ist bankrott. Das gilt nicht nur aber vor allem wirtschaftlich, dann auch völkerrechtlich, moralisch und kulturell. Dazu bedarf es keiner Beweise mehr, auch sie stinken zum Himmel. Bleiben wir bei dem, was nicht stinkt, dem Geld und das Land, wo alles sauber ist, Deutschland - über die USA haben wir uns wegen der Funktion als "Führungsmacht" bisher vorwiegend ausgelassen. Unser Staat erzeugt seit Ende der fünfziger Jahre ausschließlich Verluste. Sie haben sich zu einem zurückhaltend geschätzten Schuldenberg von rund 1,5 Billionen € angehäuft. Zusätzlich stehen Verbindlichkeiten über künftige Zahlungen von rund 500 Mrd. € schon fest. Eine weitere Billion wurde über einen Fonds Aufbau Ost abgewickelt, da ihr keine nennenswerten Vermögenswerte entgegenstehen, müßte sie (noch als Guthaben gegengerechnet) abgeschrieben werden. Dieser Staat betreibt ganz offen und schamlos Wechselreiterei, er finanziert seine alten Schulden durch neue, größere.

      Die Kosten des Staatsapparats steigen seit den 50er Jahren im Jahr um durchschnittlich 9% und übertrafen das volkswirtschaftliche Wachstum jedes Jahr um mindestens 1%, meistens um mehr. Die Staatsquote, das heißt der Anteil der öffentlichen Haushalte am volkswirtschaftlichen Gesamthaushalt hat sich von 30 während der sogn. "schlechten Zeit" als es Millionen Flüchtlinge, Kriegsversehrte und Verwundete zu versorgen galt, auf über 50% erhöht. Von jeder müden Mark zwackt der Staat sich also schon 50 Pfennige ab. Mehr als die Hälfte vom Rest schlucken die Kosten des Finanzsystems (offene und versteckte Kapitaldienste zur Finanzierung der Spekulation und ihrer Verluste) was übrig ist, ist dann Volkswirtschaft. Die Firma Deutschland AG ist überschuldet, arbeitet unproduktiv, und somit im wesentlichen bankrott.

      Aber bei den Aktiva ist noch was zu holen! Aber zu welchem Preis? Straßen, Brücken und Eisenbahnstrecken haben nur einen Wert, wenn für ihre Benutzung abkassiert wird. Der Wegezoll wurde nach dem Mittelalter abgeschafft, weil er der wirtschaftlichen Entwicklung im Wege stand. Jetzt kommt er wieder. Mit ausländischen LKWs geht es los. Die Beteiligungen der öffentlichen Hand an den Sparkassen und Landesbanken dürfte sich auf wenige 100 Mrd. € belaufen. Dann gibt es noch Firmenbeteiligungen, meistens lokale und regionale Versorgungsunternehmen. Dem Verkauf geht die Sanierung voraus und die Kostet Geld - man sollte sich durch das Lausbubenstück Telecom nicht täuschen lassen. Und die Bodenflächen. Die meisten werden verschenkt, um irgendwelche Betriebe mit Arbeitsplätzen anzulocken.

      Die Deutschland AG ist pleite, die Gesamthaftung tragen die Staatsbürger mit ihrem Eigentum oder ihrer Leistungskraft. Der Staat beginnt nun Leistungen (Kosten) abzubauen oder bittet die Bürger direkt und indirekt zur Kasse bitten bis die Schmerzgrenze erreicht ist. Dann ließe sich noch die Renten und Pensionskassen (also Ihre Altersversorgung) versilbern. Aber sind Sie sicher, ob das Geld nicht schon längst von international anerkannten Experten an den internationalen Börsen verspielt worden ist?

      Was - meinen Sie - hatte die Spitzen der deutschen Finanzwirtschaft beim "Notstandstreffen" am 16.2. mit dem Kanzler zu besprechen? Meinen Sie wirklich, Sie könnten das in der "freien" Presse nachlesen? Aber etwas konnten sie lesen. Der wegen Vorteilbeschaffung zu Lasten der Aktionäre angezeigte Chef der Deutschen Bank, Ackerman, schlägt vor, alle schlechten Kredite zahlungsunfähiger Schuldner bei einer "bad bank" zu sammeln, für die dann der Steuerzahler einzustehen hat. Der Vorschlag wollte nur die Stimmung zu testen.

      Bleibt die soziale Revolution? Wer sollte revoltieren? Voraussetzung wäre ein wirtschaftspolitisches Wiederaufbauprogramm. Das duldet die "Völkergemeinschaft" nicht. Außerdem handelt es sich oft um transnationale Auslandsschulden, deren Beitreibung Institutionen der Völkergemeinschaft "nachdrücklich" besorgen. Wo eine "Revolution" wie z.B. im Irak, Iran und anderswo, die Heiligkeit der Zahlungsverpflichtung (also des Geldes) in Frage stellt, entstehen Schurkenstaaten, die zeitweise schurkisch für andere Zwecke (wie der Irak mit dem durch die CIA an die Macht gemordeten Saddam "he is a son of a bitch, but he is our son of a bitch" o-Ton eines hochrangigen Behördensprechers) mißbraucht oder gleich geächtet werden. Früher durften "linke Befreiungsbewegungen" ihre Regierungen so unter Druck zu setzen, daß sie brav taten, was die "Völkergemeinschaft" von ihnen will.

      Deutschlands Finanzen sind nur ein Beispiel, in den anderen Industrieländern sieht es nicht besser aus. Nehmen Sie England als Beispiel. Nach Financial Times vom 26.2. läßt das britische Finanzamt sich neue Vollmachten angesichts einer zu erwartenden Krise geben: "Die neue Vollmacht soll der Regierung erlauben, den Handel auszusetzen und alle Transaktionen an allen wichtigen Austauschplätzen zu unterbinden." Oder "Wird es schlimmer, bekämen die Minister das Recht to direct financial infrastructure at the heart of the system". Die Zeitung bezieht sich auf ein "Grünbuch" des Schatzamtes für die Hand der "Praktiker", d.h. des Finanzestablishments um ihre Urteile und Vorschläge abzufragen. An sich nicht schlecht - wüßte man nicht, zu welchem Zweck es geschieht.

      Denkbar wäre eine Clearing-Stelle (wie beim Bretton Woods System nur mit anderem Vorzeichen), die alle wechselseitigen zwischenstaatlichen Verbindlichkeiten herausrechnen und auflösen könnte - wenn nicht seit Versailles (1919) der private Finanzsektor als der eigentliche Gläubiger und Souverän hinter dem Geschehen akzeptiert würde. Dazu müßte ein Aufbauprogramm treten, das die Herstellung der nützlichen Güter und Versorgungsleistungen gewährleisten kann. Vorschläge gibt es, wer will sie umsetzen, solange der Bürger sich mit dem zufrieden gibt, was gerade vor die Wand gefahren wird, und jede Alternative mediengerecht als Links- oder Rechtsextremismus verteufelt?

      Operativ sind seit längerem zwei Lösungsprogramme, die sich gegenseitig stützen sollen. Der eine sieht die Neuordnung der Welt im Sinne des IWF und der FED als Leitstellen der "privaten Finanzwirtschaft" mit Hilfe US-amerikanischer Bajonette vor. Die Sorge, bei dieser Neuordnung möglicherweise übergangen zu werden, nötigt Staatsoberhäupter, bestochen oder freiwillig, sich hinter den sogenannten Irak-Krieg zu stellen. Die Alternative heißt Klimakatastrophe. In diesem Falle soll die "Völkergemeinschaft", eine internationale Bürokratie, der Weltbevölkerung auf "friedlichem Weg" die Wurst vom Brot nehmen, um damit die "private Finanzwirtschaft" wieder rentabel zu machen.

      Wie das gehen soll? Schauen Sie wieder nach England. Die Regierung hat soeben ein Weißbuch zur Energiepolitik vorgelegt, das bis zum Jahr 2050 die CO2 Emissionen um 60% gesenkt haben will. Nach dem Ausstieg aus der Kernenergie ist das Verbrennen von Kohlenwasserstoff die einzig nennenswerte Energiequelle zur Herstellung lebenswichtiger Versorgungsgüter. Was als Alternative angeboten wird, klingt nicht nach dem Jahr 2020 sondern 1820: Energiequellen, die so unzuverlässig und so wenig energiedicht sind, daß der Energieernteertrag trotz aller erträumten technologischen Fortschritte gegen Null geht. Im Grunde weiß jeder - auch die Regierungen - daß das "wissenschaftliche" Gerede von dem vom Mensch gemachten Klimawandel Kokolores ist, wenn da nicht die zahlungskräftige Propaganda der Völkergemeinschaft wäre und sich die Leute darin treiben ließen. Im zweiten Fall besorgt der Hunger das, was im 1. mit Operation Irak und der anschließende 30 jährige Krieg der Kulturen besorgen werden: Die Abschaffung der Armut durch die (Selbst)Liquidierung der Armen - ist das Wesen der "sogenannten freien Marktwirtschaft" (deren Alternative nicht "Plan-Stalinismus" sein muß), wenn ein bestimmtes Niveau der Vermögenskonzentration unterschritten ist. Damit haben Sie den ideologischen Kern des "ideologiefreien Westens".

      Vor diesem Hintergrund sollte man sehr vorsichtig sein, wenn als Alternative zum Irakkrieg immer die UNO ins Spiel gebracht wird, schließlich kennen wir ja deren Umgang mit Resolutionen, ihr Embargo im Irak oder die Versprechungen nach dem Serbienkrieg. Wie dort Diplomatie gemacht wird, zeigt sich daran wie die Türkei in den Irakkrieg hineingezogen wird.

      Noch steht nicht fest, welchen Weg die UNO einzuschlagen gedenkt. Blix schreibt seine Berichte so, daß alles damit zu rechtfertigen ist und das gleiche gilt für das Entscheidungskriterium die "Kooperationsbereitschaft des Irak". Wie sagte doch Konfuzius: Sind erst die Wörter korrumpiert, ist es bald auch das ganze Gemeinwesen.
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 15:24:50
      Beitrag Nr. 2.152 ()
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 16:10:49
      Beitrag Nr. 2.153 ()
      Deutsche Regierung verlangt europäische Ratingagentur

      Schätzen Moody`s und Standard & Poor`s die Kreditwürdigkeit deutscher Unternehmen richtig ein? Die Regierung von Gerhard Schröder hat da ihre Zweifel - und will Maßnahmen ergreifen.


      Berlin (bloomberg). Die Regierung Schröder hat den Wunsch nach einer renommierten europäischen Kreditrating-Agentur geäußert, um dem Einfluss der beiden Platzhirschen Moody`s und Standard & Poor`s (S&P) entgegenzutreten. Vorausgegangen war die Herabstufung der Bonität großer deutscher Konzerne wie ThyssenKrupp durch die beiden Gesellschaften.


      Die Entscheidung von S&P, die Kreditwürdigkeitseinschätzung von ThyssenKrupp, dem größten deutschen Stahlhersteller, gleich um zwei Stufen hinunterzusetzen (auf "Junk"-Niveau, also jenes von Hochrisiko-Anleihen), unterstreiche die Notwendigkeit, die Arbeit der Ratingagenturen genauer zu kontrollieren, hieß es aus Regierungskreisen. "Da ist zuviel Macht in zuwenig Händen", erklärte Dietrich Jahn aus dem Finanzministerium. "Eine europäische Agentur von der Statur von S&P wäre wünschenswert."


      Die Regierung plant für heuer oder spätestens für Frühjahr 2004, per Gesetz die "Verlässlichkeit" der Ratings "zu sichern", hieß es in einer Aussendung der Vorwoche. Details wurden allerdings nicht genannt. Handlungsbedarf hat hier auch das internationale Abkommen "Basel II" ausgelöst, das voraussichtlich 2008 in Kraft treten wird und ab dann professionelles Kreditwürdigkeits-Rating auch für größere Bankkredite vorschreibt. Man erwartet dann eine Ausweitung der Rolle der Ratingagenturen.


      Der Sprecher der SPD-Fraktion, Joachim Ross, erklärte in einem Interview: "Die Macht der Ratingagenturen in diesem Land ist ein Problem. Sie verstehen Deutschlands ökonomische Kultur nicht." Die Wirkung der Bonitäts-Urteile ist jedenfalls beträchtlich: Nach der Entscheidung von S&P fielen die ThyssenKrupp-Aktien auf ein Rekordtief. Der Konzern hat nun einen unabhängigen Gutachter beauftragt, festzustellen, ob die Einschätzung der Ratingagentur gerechtfertigt ist (S&P hatte die Zurückstufung vor allem damit begründet, dass Zweifel an der Finanzierbarkeit der Pensionsverpflichtungen von ThyssenKrupp bestünden).

      Thyssen-Sprecher Klaus Pepperhoff erklärte, er hoffe, dass auch andere Unternehmen sich gegen die Agentur wehren würden. Neun große deutsche Konzerne - unter ihnen Deutsche Post und Linde - stehen bei S&P auf der Liste jener Konzerne, deren Rating möglicherweise bald herabgestuft wird. Die Regierung Schröder führt sogar aktuelle politische Aspekte ins Treffen: "Ich kann nicht ausschließen, dass auch die Spannungen in der transatlantischen Diplomatie indirekt die Rating-Entscheidungen beeinflussen."


      Standard & Poor`s hat jedenfalls erklärt, "sehr besorgt" über die Vorwürfe zu sein.



      04.03.2003 Quelle: Print-Presse
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 16:18:52
      Beitrag Nr. 2.154 ()
      «Derivate sind Zeitbomben für Finanzsystem»

      04. Mär 11:33


      Der Über-Investor Warren Buffett schlägt Alarm: Finanzwetten werden so kompliziert, dass sie niemand mehr versteht. Damit könnten diese Derivate ganze Volkswirtschaften ruinieren.

      Um klare Worte zu den Finanzmärkten war Warren Buffett nie verlegen. Seit 1965 veröffentlicht der Chef der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway jährlich einen Brief an seine Aktionäre, in dem er darlegt, warum er diese oder jene Firma gekauft hat, wie er die Märkte einschätzt und was ihm sonst noch so aufgefallen ist.



      Schlechtwetter- Versicherung ist im Kommen


      In diesem Jahr konnte Buffett offenbar gar nicht warten, seine Botschaft unters Volk zu bringen - fünf Tage vor dem offiziellen Termin erschienen Auszüge des Aktionärsbriefs schon am Montagabend im Internet. Und die haben es in sich: Buffett warnt vor «Zeitbomben» und «Massenvernichtungswaffen im Finanzsektor», die in den Büchern von großen Banken, Händlern und Versicherungen stünden.

      Was Buffett so nervös macht, sind Derivate - Finanzwetten auf das Eintreten beliebiger Ereignisse, etwa einen Dax-Stand von 4000 Punkten Ende dieses Jahres oder aber auch die Temperatur in New York am nächsten Samstag. In ihrer einfachen Form dienen diese Instrumente dazu, Risiken zu minimieren. In ihrer heutigen, hochkomplexen Form, können sie die Vertragsparteien und mit ihnen ganze Volkswirtschaften in den Abgrund reißen, warnt Buffett.



      Gewinne und einstürzende Dächer


      Auf Unternehmensebene sieht Buffett das Problem, dass die komplizierten und oft über viele Jahre laufenden Derivate kaum mit ihrem wahren Wert verbucht werden können. Das habe die Tür für riesige Betrügereien geöffnet: «Im Energiesektor haben Unternehmen Derivate und den Handel dazu genutzt, tolle »Gewinne« zu berichten. Als sie die Derivate-Positionen in ihren Büchern in Geld umwandeln wollten, ist das Dach eingestürzt.»

      Betrügerische Firmen fliegen früher oder später auf - siehe Enron. Doch fast überall, versichert Buffett, werden Bewertungsspielräume legal so genutzt, dass dabei ein höherer Bonus für den zuständigen Händler oder seinen Chef herauskommt. Selbst hochseriöse Firmen können Probleme bekommen, wenn ihre Derivate-Gegenpartei plötzlich ausfällt. Das wiederum könnte das nächste Derivatehaus beeinträchtigen, so dass immer mehr Finanzfirmen fallen. «Die Geschichte lehrt uns», mahnt Buffett, «dass eine Krise oft zu Wirkungsketten führt, von denen man in ruhigeren Zeiten nicht mal geträumt hätte.»



      Zentralbanken und Politik hilflos

      Das Risiko einer Kettenreaktion hält Buffett für so hoch, dass er sich entschieden hat, das Derivate-Geschäft einer Tochtergesellschaft abzuwickeln - kaufen wollte es niemand, schreibt er. Heute, zehn Monate später, habe sie noch immer 14.384 offene Derivate mit 672 Partnern weltweit und Außenstände von 6,5 Milliarden Dollar.

      Weil der Markt intransparent und unreguliert ist, fehlt es an Zahlen. Aber klar ist, dass es um viele Milliarden Dollar geht, die obendrein bei manchen Häusern durch Kredite noch gestreckt werden. Buffett verweist auf das Jahr 1998, als mit LTCM ein wenig bekannter Hedge Fonds das US-Finanzsystem an den Rand des Kollaps geführt hatte - natürlich mittels Derivaten. Bis heute hätten Zentralbanken und Regierungen keinen Weg gefunden, solche Risiken zu steuern oder auch nur zu messen.



      «Mega-Katastrophen-Risiko»

      In seinen Augen seien Derivate «Massenvernichtungswaffen für den Finanzsektor», schreibt Buffett. Sie trügen Gefahren in sich, die zurzeit nur latent, aber trotzdem potenziell tödlich seien. Vielleicht, räumt Buffett ein, sei er übertrieben sensibel für mögliche Probleme, weil seine Berkshire Hathaway eine «Festung der finanziellen Stärke» sein soll. Aber er versuche eben, gegenüber «Mega-Katastrophen-Risiken» wachsam zu sein. (nz)


      http://www.netzeitung.de/servlets/p...n=5&item=229245
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 16:23:43
      Beitrag Nr. 2.155 ()
      Slow Economy statt New Economy

      Trübe Aussichten für eine Gesellschaft, die sich zum Vorbild stilisiert und die der Rest der Welt immer noch um ihre Dynamik beneidet.

      Amerika durchlebt nicht nur eine heikle konjunkturelle Phase. Für die größte Volkswirtschaft und einzige globale Supermacht beginnt eine neue Ära.



      Arbeitslose in einem New Yorker Arbeitsamt


      Zwei Jahrzehnte lang regierte in Amerika der Glaube an den Segen des Marktes. Seit Ronald Reagan 1981 begann, "Big Government" von oben zu bekämpfen, standen die wirtschaftspolitischen Leitplanken fest: fort mit Regulierungen, runter mit Steuern und staatlichen Leistungen, den Börsen größtmögliche Freiheit und den Weltmärkten offene Grenzen.

      Lange war das amerikanische Modell äußerst erfolgreich: Kein anderes großes westliches Land wuchs so schnell, nirgends wurde mehr Wohlstand geschaffen.

      Aber Amerika ging noch weiter. Eine liberale, offene Wirtschaft reichte nicht mehr aus. Nun musste es eine "New Economy" sein. Die alten Regeln, so glaubten Ende der 90er Jahre viele, würden in den USA nicht mehr gelten: Rezessionen seien ein für alle Mal überwunden; Aktienkurse könnten immer weiter steigen; das Internet beschere der Wirtschaft eine beispiellose Effizienzrevolution.
      Die späten 90er Jahre seien "die beste aller Zeiten" gewesen, schreibt der US-Autor Haynes Johnson. Als die Amerikaner immer wohlhabender wurden, hätten sie unermessliches Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und in die Weisheit von CEOs und Fondsmanagern entwickelt.

      Vorbei. Der Kurssturz an den Börsen und die Machenschaften der Schurkenmanager haben den Glauben an die Wirtschaft zerstört. Vielleicht auf Jahrzehnte. "Die Skandale treffen tiefere Schichten der amerikanischen Seele als die Terroranschläge", sagt der Historiker Harold James, Professor in Princeton .

      "Dies ist einer der Momente in der Geschichte, in dem die Menschen gegen Big Business aufbegehren. Wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Rockefellers und andere am Pranger standen. Die Bürger wenden sich an die Regierung. Sie fordern mehr Regulierung. " Und Präsident George W. Bush, der - ironischerweise - als marktliberaler Ultra angetreten war, gibt dem Volk, was es wünscht.

      Die Prioritäten haben sich verschoben: mehr Staat (die öffentlichen Ausgaben sind in den vergangenen zwölf Monaten drastisch angestiegen) ; weniger Interesse an Freihandel (ohne Rücksicht auf Europäer und Asiaten schützt die Regierung heimische Stahlproduzenten mit Zöllen); Vorbehalte gegen Einwanderung (seit Herbst 2001 liegt ein Abkommen mit Mexiko über den erleichterten Zuzug von Arbeitskräften auf Eis). "In gewisser Weise", sagt James, "wendet sich Amerika von der Welt ab."

      Der neue Geist, der durch die USA weht, wird die Wirtschaft bremsen. Und zwar dauerhaft. Bis voriges Jahr rechneten die meisten Ökonomen mit einem Trendwachstum von 4 Prozent jährlich. Mindestens. Jetzt gehen sie noch von knapp 3 Prozent aus. Weitere Korrekturen nach unten sind wahrscheinlich.
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 16:26:13
      Beitrag Nr. 2.156 ()
      Slow Economy (6)
      Von Henrik Müller

      Die enttäuschten Deutschen




      Dass die US-Wirtschaft mitten in einem Strukturbruch steckt, ist für viele deutsche Unternehmen eine bittere Erkenntnis. Nicht nur, weil die Exportchancen schrumpfen - mit einem Anteil von 11 Prozent an der Ausfuhr sind die USA zweitwichtigster Auslandsmarkt Deutschlands -, sondern auch, weil deutsche Firmen US-Beteiligungen im Wert von 217 Milliarden Euro besitzen. Nirgends haben deutsche Manager mehr Geld investiert als im Land des vermeintlich unbegrenzten Wirtschaftswunders. Zwischen 1995 und 2000 verfünffachten sie ihre US-Engagements.
      Nun geht es nicht mehr um stürmisches Wachstum, es geht um Durchhalten. "Das Geschäft läuft zäh, sehr zäh", sagt Matthias Grossmann, US-Geschäftsführer des Software-Mittelständlers IBS. Die Expansionspläne hat er erst einmal gestrichen, ein paar Stellen auch. Aber so viel sei klar: IBS müsse auf jeden Fall in den USA präsent bleiben. "Dies ist der wichtigste Markt mit dem größten Potenzial für uns." Nur wird dort leider momentan kaum Geld verdient.

      Dürre Zeiten. Chrysler hat Daimler Milliarden gekostet. Die Telekom sucht eine Lösung für die defizitäre Tochter Voicestream. Um nur zwei prominente Beispiele zu nennen .



      Großansicht


      Klaus Kleinfeld, Chef von Siemens USA


      Auch Klaus Kleinfeld, CEO von Siemens USA, hatte sich den Job einfacher vorgestellt, als er im Herbst 2000 seinen Vertrag unterschrieb. Schon als er im Januar 2001 sein Büro in Manhattan bezog, spürte er, dass es ernst würde. "Mir war klar: Nun ist der Zeitpunkt gekommen, zu sichern, was wir in den vergangenen Jahren erreicht hatten."

      Satte acht Milliarden Dollar hat Siemens seit 1998 in den USA investiert. Um durchschnittlich 23 Prozent wuchs das US-Geschäft jährlich. Heute ist Amerika für Siemens der wichtigste Markt, er steuert ein Viertel des Umsatzes bei: 21 Milliarden Dollar.

      Das Erreichte sichern - das bedeutet Kosten senken, unrentable Firmen loswerden, die Renditen steigern. Dieses Jahr, sagt Kleinfeld, sähen die Zahlen gut aus. "Aber können wir das Ergebnis 2003 halten?" Die Aussichten seien nicht gerade rosig: "Das wird hart."
      Die Frage ist nur: wie hart?
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 16:48:17
      Beitrag Nr. 2.157 ()
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 17:27:18
      Beitrag Nr. 2.158 ()
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 17:29:14
      Beitrag Nr. 2.159 ()
      Ist ein Krieg bullish für die Börse?

      Von Claus Vogt
      In Analogie zu der Erfahrung des letzten Irakfeldzuges wird weithin die Meinung vertreten, ein Krieg sei bullish für die Börse und positiv für die US-Wirtschaft. Diese Sichtweise greift unserer Meinung nach zu kurz. Erstens befinden sich sowohl die Börse als auch die Wirtschaft in einem völlig anderen zyklischen Stadium als das 1990/91 der Fall war. Eine Wiederholung der Marktreaktionen von damals erscheint uns deshalb eher unwahrscheinlich. Zweitens wird die Frage nach den Kosten des Krieges gewöhnlich nur sehr oberflächlich behandelt. Sehr häufig werden nur die direkten, unmittelbaren Kosten kalkuliert. Diese zahlt der Staat mit dem Geld seiner Bürger, das er aus Steuern erhält, oder durch die Aufnahme neuer Schulden, womit die Rechnung erst zukünftigen Steuerzahlern präsentiert werden wird.

      Larry Lindsay, der ehemalige Berater des US-Präsidenten, nannte eine Schätzung in Höhe von 200 Milliarden US-Dollar, die ihn bekanntlich seinen Job gekostet hat. Wir wollen und können diese Größenordnung nicht beurteilen. Aber wir können auf die regelmäßig vergessenen Opportunitätskosten eines Krieges hinweisen. Statt eines per Definition vollkommen destruktiven und den Tod bringenden Krieges könnten die Milliarden natürlich alternativ einer produktiven Verwendung zugeführt werden, die langfristig positive ökonomische Wirkungen entfalten würde. Unter Beachtung dieses Gesichtspunktes wird das Argument, ein Krieg sei positiv für die Wirtschaft, natürlich schnell als oberflächlich und falsch offensichtlich. Hinzu kommen natürlich noch die ökonomisch nicht erfaßbaren Kosten, die durch die mit der Kriegsvorbereitung einhergehende Einschränkung der Bürgerfreiheiten und der Ersetzung der Wahrheit durch Patriotismus oder Schlimmeres entstehen.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.



      [ Montag, 03.03.2003, 16:03 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 17:30:14
      Beitrag Nr. 2.160 ()
      US-Autoabsatz im Februar stark rückläufig

      (Instock) Der Pkw-Absatz auf dem US-Automarkt im Februar ist deutlich zurückgegangen. Branchenweit ging der Absatz um 7 Prozent zurück. Einelne Player wurden jedoch besonders stark von der Kaufzurückhaltung der Amerikaner getroffen: Während bei General Motors (NYSE: GM) der Absatz um 19 Prozent einbrach, gingen die Verkäufe beim Konkurrenten Ford (NYSE: F) nur um 0,1 Prozent zurück. Die Daimler-Tochter Chrysler setzte im Februar 2003 rund 4 Prozent weniger Automobile ab als im Vorjahresmonat. Der Sportwagenhersteller Porsche hat ein Minus von 37 Prozent verzeichnet.

      [ Dienstag, 04.03.2003, 10:05 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 17:35:48
      Beitrag Nr. 2.161 ()
      Warren Buffett über Zeitbomben für die Wirtschaft

      Seit 1965 schreibt Warren Buffett jährlich einen Brief an die Aktionäre seines Unternehmens Berkshire Hathaway. Neben Aussagen zum abgelaufenen Geschäftsjahr spricht das vielgepriesene "Orakel von Omaha" in dem Brief auch allgemeine Wirtschafts- und Börsenthemen an. In diesem Jahr hat das Magazin Forbes vorab Auszüge aus dem Schreiben veröffentlicht, dass den Anteilseignern am 8. März zugesandt wird.

      Warren Buffett berichtet unter anderem über seine Erfahrungen im Derivategeschäft. Durch den Kauf von General Re im Jahre 1998 kam Berkshire Hathaway automatisch mit Futures in Kontakt, weil die Tochter General Re Securities ein Derivatehändler ist. Buffett wollte sich von dem Bereich trennen, konnte jedoch keinen Käufer finden. Ein anderer Ausstieg sei praktisch ausgeschlossen. "Das ist ungefähr wie mit der Hölle. Man kommt relativ leicht herein, aber niemals mehr raus", so Buffett.

      Dem Berkshire-Management gefällt das Derivategeschäft nicht, weil es schwer berechenbar ist und Bilanzen manipulierbar macht. Auf jeden Blödsinn ließen sich Wetten für die Zukunft abschließen. Sie werden sogar einen Vertragspartner finden, der darauf spekuliert, wie viele Zwillinge in Nebraska im Jahr 2020 geboren werden." Beide Parteien, die Wetten auf Entwicklungen in der Zukunft eingingen, hätten die Möglichkeit, Gewinne aus den Geschäften in der Zukunft zu verbuchen, indem unrealistische Annahmen über die Entwicklung des jeweiligen Basiswertes getroffen werden.

      Gefahr für die Wirtschaft

      Zwar kontrolliere die SEC Termingeschäfte, doch sei es kaum möglich in dem Wust an Derivaten den Durchblick zu behalten. Buffett nennt als Beispiel die eigene General Re Securities: "Wir hielten am Jahresende 2002 genau 14.384 offene Kontrakte mit 672 verschiedenen Handelspartnern. Und das obwohl Berkshire Hathaway alles Menschenmögliche getan hat, um die Zahl an offenen Kontrakten zu reduzieren."

      In dem Geschäft komme es immer wieder zu Schieflagen, wie beispielsweise in der amerikanischen Energiebranche mit Enron als dem prominentesten Fall. Buffett nennt Derivate deshalb Zeitbomben, welche die jeweiligen Vertragspartner aber auch die gesamte Wirtschaft gefährden könnten.

      Für besser berechenbar hält der Investmentguru die sogenannten Junk Bonds (Anleihen niedriger Bonität). Im vergangenen Jahr hat Berkshire Hathaway die Engagements in diesem Bereich auf 8,3 Milliarden Dollar versechsfacht. "Investitionen in Junk Bonds lassen sich mit Investitionen in Aktien vergleichen. "Es gilt, eine Vielzahl an Bonds zu durchleuchten, um die wenigen Papiere zu finden, die ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen."

      Der Unterschied zu Aktienkäufen: "Junk Bonds werden häufig von Unternehmen mit hohen Schulden und zweifelhaftem Management emittiert. Deshalb kalkulieren wir eine höhere Ausfallrate bei den Investitionen ein." Bisher habe Berkshire aber mit den gekauften Bonds gut gelegen.

      Aktien nicht attraktiv bewertet

      Die zunehmende Beschäftigung mit Anleihen hängt auch mit den mangelnden Alternativen bei Aktien zusammen. "Wir sind zwar zufrieden mit den Beteiligungen die wir halten, stocken jedoch nicht auf und kaufen am Aktienmarkt auch sonst kaum etwas. Die Bewertungen sind zwar gesunken, aber nicht verlockend."

      Was für die Beteiligungen von Berkshire gelte, lasse sich auf den gesamten Markt übertragen. "Dass Aktien auch nach drei Jahren Baisse noch nicht unterbewertet sind, ist ein Beleg dafür, wie verrückt der Kursanstieg bis zum Jahr 2000 war."

      Warren Buffett hält seine derzeitige Aversion gegen Aktien keinesfalls für einen Dauerzustand. "In den 61 Jahren, die ich am Markt handle, habe ich bestimmt in 50 Jahren Chancen aktiv genutzt. Wenn Käufe aber keinen ordentlichen Ertrag versprechen, muss ein Investor eben an der Seitenlinie warten."

      © 04.03.2003 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 18:41:47
      !
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      schrieb am 04.03.03 18:46:38
      Beitrag Nr. 2.163 ()
      Bankenkrise spitzt sich zu: Notstandspläne für den GAU

      In London plant das Finanzministerium, "im Ernstfall" Börse und Banken zu schließen. In Berlin gab es einen Krisengipfel im Kanzleramt, wo über Rettungspläne für angeschlagene Banken gesprochen wurde. Wir sagen: Eine umfassende Neuordnung des Weltfinanz- und Währungssystems wäre die vernünftige Alternative zum Systemkollaps - und zum Krieg.


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      Leere Schubladen

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      Wenn in der jüngeren Vergangenheit Regierungsvertreter oder Bankenexperten mit den LaRouche-Vorschlägen für eine globale Finanzreform konfrontiert wurden, gab es von liberal geprägten Zeitgenossen zumeist zwei zentrale Einwände: Erstens sei die Lage doch überhaupt nicht so schlimm, daß irgendein ordnender Eingriff erforderlich wäre, und zweitens sei es in heutigen Zeiten völlig unvorstellbar, daß sich Regierungen über die gewöhnlichen Aufsichtsfunktionen hinaus in das Geschehen auf den Märkten einschalteten und beispielsweise im Rahmen eines neuen "Bretton Woods" ein Bankrott- und Sanierungsverfahren für den globalen Finanzsektor durchführten. Diesen Vertretern wurde dann häufig vorgehalten, daß es vermutlich nicht mehr lange dauern werde, bis die privaten Banken selbst in höchster Not nach der rettenden Hand des Staates rufen. Es hat den Anschein, als sei dieser Zeitpunkt nun erreicht.

      Kein Geringerer als Josef Ackermann, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, schlug auf dem Berliner Krisengipfel zur Lage des Bankensektors am 16.Februar im Beisein des Kanzlers die Schaffung einer staatlich finanzierten Auffanggesellschaft für die notleidenden Kredite der privaten Banken vor. Insbesondere die Mittelstandskredite von Dresdner Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank sollten nach Ackermanns Vorschlag in eine solche "Bad Bank" ausgegliedert werden (der Terminus "bad" steht hier natürlich für die englische Übersetzung von "schlecht, faul" und hat nichts mit der deutschen Redewendung "baden gehen" zu tun). Der Staat würde Garantien für die gefährdeten Kredite abgeben und müßte dann also, käme es zur Insolvenz des jeweiligen Kreditnehmers, dem Steuerzahler in die Tasche greifen. Auf diese Weise wären jedenfalls die privaten Großbanken aus dem Schneider und könnten sich milliardenschwere Rückstellungen und Abschreibungen ersparen. Teilnehmern des Gipfels zufolge hat sich die Bundesregierung bereit erklärt, den Ackermann-Plan unter Einbeziehung der Bundesbank zu erörtern.

      Einiges deutet darauf hin, daß es sich bei Ackermanns "Bad Bank" zunächst einmal nur um einen Testballon handelt. So beeilte sich Ackermann festzustellen, daß es die Deutsche Bank selbst natürlich gar nicht nötig habe, sich an dem Vorhaben zu beteiligen: "Wir wollen uns mit diesem Virus nicht infizieren." Schließlich hat die Deutsche Bank schon frühzeitig das Kreditgeschäft mit dem hiesigen Mittelstand heruntergefahren, und im übrigen will man in Zukunft alle Kreditrisiken mit Hilfe von "Credit Default Swaps", bestimmten Kreditderivaten, absichern. Einige besonders angeschlagene Banken sollen sich dem Vernehmen nach positiv zu Ackermanns Vorstoß geäußert haben. Andere lehnten ihn rundherum ab, da man damit das Eingeständnis einer existenzbedrohenden Bankenkrise abgäbe. Der Präsident des Sparkassenverbandes Dietrich Hoppenstedt sprach von einem "Stück aus dem Tollhaus, wenn diejenigen, die sich bisher immer strikt gegen Einflußnahme der öffentlichen Hand gewandt haben, jetzt den Staat zu Hilfe rufen würden."

      Der Präsident des Bundesamtes für Finanzdienstleistungen (BaFin) Jochen Sanio meinte, der Begriff "Bad Bank" sei ohnehin unsinnig, denn eigentlich ginge es hier doch wohl um die Schaffung einer "Bail Out Bank". Sanio fügte hinzu: "Das heißt, daß der Steuerzahler die Zeche zahlen soll. Ich sehe im Moment nicht, wo in Deutschland eine solche Zeche auf dem Tisch liegt." Edgar Meister vom Vorstand der Bundesbank meinte, es sei "jetzt nicht die Zeit, das Geld der Steuerzahler zu nutzen."

      Unternehmensberater Roland Berger, der sich selbst als Initiator des Krisengipfels vom 16.Februar bezeichnet, hat ohnehin andere Pläne. Er fordert, im Einklang mit Vertretern angelsächsischer Finanzplätze, man müsse endlich Schluß machen mit dem deutschen Drei-Säulen-Modell aus Sparkassen, Privat- und Genossenschaftsbanken, das nicht mehr in die heutige Zeit passe.



      Leere Schubladen
      Genau genommen haben weder Regierung noch Banken irgendeinen Plan. Während die globalen Finanzmärkte mit jedem Tag mehr im Morast versinken, hat unter den Akteuren vielmehr ein heftiges Hauen und Stechen jeder gegen jeden eingesetzt. Hinzu kommen die schwersten transatlantischen Auseinandersetzungen in der Nachkriegszeit, die nicht zuletzt auch auf dem Feld der Banken- und Unternehmenswelt ausgetragen werden. Einige Beispiele:

      Credit Suisse Group, die zweitgrößte schweizerische Bank, berichtete am 25.Februar den bisher größten Jahresverlust irgendeiner europäischen Bank, 3,3 Mrd. Schweizer Franken (SFr), und senkte zum ersten Mal seit Gründung im Jahre 1856 die Dividende. Am Tag darauf meldete Swiss Re, der zweitgrößte Rückversicherer der Welt nach der Münchener Rück, man müsse infolge von 3,4 Mrd. SFr Verlusten im Aktienvermögen erstmals seit dem Erdbeben von San Francisco im Jahre 1906 die Dividende kürzen. Am gleichen Tage erklärte auch der zweitgrößte britische Hypothekenkreditgeber Abbey National, man müsse erstmals seit 1849 die Dividende zusammenstreichen. Am 27.Februar stellte Zurich Financial Service mit 3,4 Mrd. Dollar einen neuen europäischen Rekord bei Jahresverlusten auf.

      In den gleichen Tagen stürzte der deutsche Aktienindex DAX-30 auf den tiefsten Stand seit Sommer 1996, auf weniger als ein Drittel seines Höchststandes vom Frühjahr 2000. Größter Verlierer am 24. und 25.Februar waren die Aktien von ThyssenKrupp, nachdem zuvor die US-Ratingagentur Standard & Poor`s die Kreditwürdigkeit des führenden Stahlherstellers und Transrapidbetreibers auf "Ramsch" herabgestuft hatte. S&P begründete die Aktion mit einer neuartigen Betrachtungsweise hinsichtlich der Pensionsverpflichtungen von Unternehmen. In den USA und Großbritannien schaffen die Unternehmen zu diesem Zweck spezielle Pensionsfonds, die dann in Aktien oder andere Finanzwerte investieren. Solche Unternehmen, die nicht in das orthodoxe angelsächsische Schema passen, und dies sind insbesondere deutsche, werden künftig mit dem zumindest teilweisen Verlust ihrer Kreditwürdigkeit bestraft. Viele Fonds weltweit dürfen keine Aktien oder Anleihen von "Ramsch"-Unternehmen in ihrem Portfolio haben und müssen Papiere von ThyssenKrupp nun zwangsläufig abstoßen. Das Management von ThyssenKrupp bezeichnete die Entscheidung von S&P als völlig unverständlich, zumal das Unternehmen seine Nettoschulden in den letzten zwei Jahren von 7,2 auf 4,9 Mrd. Euro gesenkt hatte. Konzernchef Ekkehard Schulz hat S&P den Kampf angesagt und will in einem unabhängigen Gutachten die Methoden von S&P untersuchen lassen: "Die Amerikaner maßen sich vom hohen Roß ein Urteil an."

      Wenige Tage später erwischte es den Bayer-Konzern. Neue Vorwürfe von US-Anwälten in Zusammenhang mit dem wegen Nebenwirkungen vom Markt genommenen Cholesterinsenker Lipobay ließen die Bayer-Aktien regelrecht einbrechen, um 20% innerhalb von zwei Tagen, auf ein Fünftel des Standes vom Sommer 2001. Bayer spricht von gezielter "Stimmungsmache" und der Anwalt der deutschen Lipobay-Kläger von den Nebenwirkungen der Schröder-Position im Falle Irak.

      Offenbar stellt die beispiellose Bankrottwelle im deutschen Mittelstand mit all ihren Folgen nur eine von vielen Mega-Katastrophen dar, welche die weltweite Banken- und Wirtschaftswelt gegenwärtig erschüttern. Im Finanzsektor wären hier zu nennen: die Kernschmelze an den Aktienmärkten, der fast vollständige Zusammenbruch des Geschäfts mit Börsengängen und Firmenübernahmen, die größte Bankrottwelle aller Zeiten bei den Anleihen von Großunternehmen, die tickende Zeitbombe eines fünfzehnstelligen Dollarbetrags an ausstehenden Finanzwetten, die abzusehende Implosion der Blasenbildungen auf den Immobilienmärkten und bei Regierungsanleihen. Mit ein paar Milliarden an Steuergeldern lassen sich diese Probleme nicht aus der Welt schaffen.

      Die britische Regierung weiß jedoch einen anderen Ausweg: Am 25.Februar präsentierte das britische Finanzministerium Notstandspläne für die City of London zur Vermeidung einer wirtschaftlichen und finanziellen Kernschmelze im Falle von "extremen Situationen" wie einem schweren Terrorangriff. Die Regierung selbst würde dann die vollständige Kontrolle über Aktienmärkte, übrige Wertpapierbörsen sowie die Systeme zum Zahlungsausgleich übernehmen. Die gewöhnlichen Handelsregeln und sonstigen Regularien, so das "Konsultationspapier", würden außer Kraft gesetzt. Beispielsweise, heißt es in dem Papier, könnten die Clearingstellen gezwungen werden, bestimmte Zahlungsanweisungen nicht auszuführen, wenn diese zum Schutze von Unternehmen nötig ist, die keine Löhne mehr zahlen können, weil die Bankensysteme zusammengebrochen sind. Freilich sollen die Notmaßnahmen nur unter "extremen Bedingungen", nicht bei herkömmlichen Finanzkrisen, eingesetzt werden. Ruth Kelly, Staatsekretärin im Finanzministerium, erklärte: "Wir würden dies nur tun, wenn das Risiko für das gesamte Finanzsystem und die übrige Wirtschaft die Kosten rechtfertigen."

      Lothar Komp
      Aus der Neuen Solidarität Nr. 10/2003
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 18:51:29
      Beitrag Nr. 2.164 ()
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 19:42:26
      Beitrag Nr. 2.165 ()
      Ist die kleine Zwischenerholung wieder vorbei?

      von Jochen Steffens

      Der Dax scheiterte gestern an der 2600er Marke. Dort bildete sich ein Doji (ein Kerze im Candlechart, die wie ein Kreuz aussieht) Diese Kerze kann auf ein vorläufiges Hoch hinweisen. Ist die kleine Zwischenerholung hiermit schon zu Ende? Noch kann man es nicht mit Sicherheit sagen. Sollte sie jedoch zu Ende sein, dann wäre das eine schwache Vorführung gewesen. Diese geringe Aufwärtsdynamik ließe darauf schließen, dass keine Käufer im Markt zu finden sind, noch nicht. Der Dax fiel folgend direkt wieder unter die 2500 Punkte Marke. Nein, es sieht nicht gut aus.

      Die Autobranche verliert heute nach schlechten amerikanischen Absatzzahlen deutlich. BMW zum Teil über 8 %. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht oft genug vor der Autobranche gewarnt.

      Auch die amerikanischen Indizes geben erste Signale für weiter fallende Kurse. Ganz so schlimm wie im Dax sieht es hier jedoch nicht aus. Der Dow scheiterte gestern kurz bevor er ein Kaufsignal generierte an einem kleinen Abwärtstrend, der im Bereich 7890 lag. Er befindet sich damit in einem kleinen Dreieck, eigentlich ein Fortsetzungsformation. Fortsetzungsformation heißt hier: Die Fortsetzung des vorherigen Abwärtstrends. Auch der Nasdaq100 sieht nicht gut aus. Der Nasdaq100 scheiterte erst einmal an einer Widerstandslinie, die im Bereich 1022–30 Punkte liegt. Im Nasdaq100 sieht es noch nicht ganz so schlimm aus, ein weiterer Anlauf auf diese Marke ist denkbar.

      Diese gerade genannten Marken sind jetzt insofern wichtig, als dass ihr Bruch nach oben zumindest eine Fortführung der kleinen Zwischenerholung erkennen ließe. Doch im Moment haben die Bären den Bullen das Zepter aus der Hand genommen und rennen gen Süden. (Wenn Sie in den Medien häufiger hören: "An den Börsen ging es nach Norden oder nach Süden", stellen Sie sich einfach einen Kompass vor. Norden liegt oben, also rauf. Süden liegt unten, also runter.)

      Zur Weltpolitik: Heute zeigte sich Saddam Hussein unbeeindruckt von der amerikanischen Bedrohung – zumindest seinem Volk gegenüber. Zum islamischen Neujahrsfest prophezeite der Diktator in einem Brief an sein Volk, dass die USA bei einem Angriff auf den Irak eine Niederlage erleiden werden.

      Unterdessen versucht Amerika weiter Stimmung im Sicherheitsrat für die neue Resolution zu machen. Im Moment sieht es dabei nicht so aus, als würde die neue Resolution eine Mehrheit finden. Neun von den 15 Mitgliedern müssten sich für eine solche Resolution entscheiden. Eine Entscheidung wird aller Voraussicht nach wenige Tage nach dem erneuten Waffenbericht der UN-Inspektoren am Freitag fallen.

      Der Bericht wird mit Spannung erwartet. Wird er die Mitglieder des Sicherheitsrates umstimmen können? Die Fakten, die im Moment bekannt sind, weisen immer mehr auf eine sich ausweitende Kooperation der irakischen Regierung mit den UN-Inspektoren hin. Sollte sich das auch in dem Bericht niederschlagen, dürfte es für die Amerikaner schwer werden, ihre Resolution durch zu bringen. Die Börsen werden vor der Resolution kaum wirklich Dynamik entwickeln, es sei denn, dass sich neue unerwartete Umstände ergeben.

      Eins noch: Ich hatte gestern berichtet, dass es Informationen gibt, der Krieg sei im Prinzip schon im Gange. Heute kam über den Ticker, dass sich offenbar bereits mehrere tausend amerikanische und britische Soldaten im Irak befinden. Es unterstützt das, was ich gestern bereits betonte: Dieser Aufwand weist nicht darauf hin, dass die Amerikaner den Krieg absagen werden
      (auszug)
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      Deutsche Bauwirtschaft baut weiter ab

      von Jochen Steffens

      Insbesondere die deutlich sinkenden Auftragszahlen und die ungünstigen Wetterbedingungen ließen die deutsche Bauwirtschaft im Februar noch weiter abrutschen. So sank der NTC-Bauindex saisonbereinigt im Februar auf 30,2 Zähler nach 33,5 Punkten im Januar. Das ist der bisherige Tiefstand in der über dreijährigen Umfragegeschichte des Forschungsinstitut NTC.

      Wie bei vielen anderen Indizes auch, signalisieren Werte unter 50 Punkten eine Geschäftsabnahme. Besonders die Dynamik des Abwärtstrend in der Baubranche ist erschreckend hoch.

      Aber auch der Ausblick ist wenig erfreulich. Die deutschen Baufirmen blicken überwiegend pessimistisch in die Zukunft. Begründet wird dies mit den geringen öffentlichen Investitionen und der allgemeine Wirtschaftsentwicklung. Gerade der Wohnungsbau verzeichnete die höchsten Einbußen.

      Wie Sie wissen, ich bin auf Wohnungssuche in Köln. Überall hört man, dass bald in Köln der Wohnraum knapp werden wird, da es an Neubauten fehlt. Anderseits ist gerade dies ein Investitionsgrund für Immobilien in Köln. Die Mieten sind auf mehrere Jahre auf hohem Niveau gesichert.

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      Haare schneiden in China


      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Zu viel von Allem", so ein Artikel in der Business Week, der auf die Überkapazitäten der US-Industrie verwies. Diese Überkapazitäten führen zu Preissenkungen, zu fallenden Gewinnen und zu abnehmender Beschäftigung. Aber wenn sogar die Business Week plötzlich negative Artikel bringt – ist das nicht ein guter Kontra-Indikator, was bedeuten würde: Der Durchhänger ist vorbei?

      Die Preise der meisten "Dinge" fallen in den USA. Die Preise für Fernseher gingen im letzten Jahr um 10 % zurück. Neue Autos wurden 2 % billiger. Möbel 1 %.

      Aber die Preise für Dienstleistungen steigen. Die Beerdigungskosten stiegen um 4,3. Die Ausbildungskosten fürs College kletterten um 7 %. Die Benzinkosten um 25 % (der Rohölpreis hat sich schließlich in den letzten 14 Monaten verdoppelt).

      Warum steigen die Preise der Dienstleistungen, während die Preise der "Dinge" fallen? Die Antwort ist einfach: Die Amerikaner können sich ihre Haare nicht in China schneiden lassen.

      (Als ich letztens in Granada, Nicaragua war, bemerkte ich, dass dort ein Haarschnitt nur 1,35 Dollar kostet. Mir gefiel der Preis so gut, dass ich wünschte, ich könnte mir die Haare zweimal schneiden lassen, um Geld zu sparen.)

      In Asien leben über 3 Milliarden Menschen – und 60 % von ihnen sind jünger als 30 Jahre. Fast alles, was in Amerika (und Europa) produziert werden kann, kann in Asien billiger und schneller produziert werden. Das ist der Grund dafür, dass die amerikanischen Importpreise generell fallen.

      Aber kann Asien die neuen Gütern schneller produzieren, als die Fed neue Dollar drucken kann? Das US-Handelsbilanzdefizit geht Richtung 600 Milliarden Dollar. Das US-Haushaltsdefizit wird dieses Jahr wahrscheinlich etwa 400 Milliarden Dollar erreichen. Hey ... zusammen sind das rund 1 Billion Dollar ... oder ungefähr 10 % des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes. Und die amerikanische Sparrate liegt bei nur 3 %. Sogar wenn man diese gesamten Ersparnisse zur Finanzierung der Defizite verwenden würde, dann würde das noch lange nicht reichen. Das Geld muss woanders herkommen. Vielleicht aus de Luft? Die ausländischen Geldgeber beginnen, sich Sorgen zu machen. Sie haben ihre Dollar verkauft (was zu dem Kursverlust gegenüber dem Euro führte) ... vielleicht werden sie im laufenden Jahr weiter verkaufen.

      Jimmy Rogers schreibt dazu: "Der Dollar fällt nicht nur – wir haben es mit einem richtigen Problem zu tun. Wenn nicht bald etwas getan wird, dann könnte der Dollar seinen Status als DIE Weltreserve-Währung verlieren. Das würde zu einem Rückgang des Lebensstandards der US-Bürger führen. Etwas, das wir seit der Weltwirtschaftskrise nicht mehr gesehen haben."

      Rogers weiter: "Immer, wenn es eine ökonomische Krise wie diese gab, dann trat ein neuer Spieler auf die wirtschaftliche Bühne. Vor 100 Jahren glaubten nur wenige Leute, dass der Dollar die dominierende Weltwährung werden würde. Es gibt immer einen Phönix, der aus der Asche steigt. Wer wird es im 21. Jahrhundert sein? Ich glaube, dass der chinesische Yuan eventuell seinen Platz an der Sonne erhalten wird. Die Nation hat die Grundlagen für eine starke Währung: Eine große Bevölkerung, große Handelsbilanzüberschüsse und ein wachsendes BIP. China ist de weltweit zweitgrößte Gläubiger (Japan steht an erster Stelle). Derzeit ist die chinesische Währung nicht konvertibel, was sich bald ändern wird (das wurde der WTO zugestanden). Es gibt noch kulturelle Barrieren – die Angst vor kapitalistischen Interessen z.B. – aber nichts wirkt so gut gegen Angst wie stetige Geldströme."


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      US-Aktienmarkt zwischen Schlaf und Koma


      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      Man sollte nicht gegen einen "schlafenden" Markt setzen. Oft "schläft" ein Markt, bevor er eine explosive Bewegung gen Norden hinlegt. In den letzten Wochen bewegten sich die US-Aktien zwischen "Schlafen" und "Koma". Seit Ende Januar gab es eine enge Trading-Range, und die Trading-Aktivitäten waren relativ gering. "Die meisten langfristigen Investoren halten sich wegen mangelnder Zuversicht zurück", so Michael Santoli vom Barron`s Magazin.

      Ich weiß natürlich nicht, wie es weitergeht an der Wall Street. Aber ich liebe es, zu raten. Deshalb rate ich mal: Der Dow Jones wird bald aus seiner Trading-Range von 7.700 bis 8.100 Punkten nach oben ausbrechen und eine Rally von ein paar Hundert Punkten hinlegen ... bedenken Sie, dass ist keine Vorhersage, sondern nur geraten.

      Meine langfristige pessimistische Einstellung zu den US-Aktien bleibt davon unberührt. Mit anderen Worten: Es ist hart, langfristig reich zu werden, wenn man überteuerte Aktien kauft in der Hoffnung, dass sie noch überteuerter werden.

      Auch das Gold und der Dollar haben in der letzten Woche "geschlafen": Der Goldpreis im Bereich 350 Dollar pro Feinunze, der Dollar im Bereich 1,08 Dollar pro Euro.

      Im Gegensatz dazu gab es an den Rohstoffbörsen eine richtige Party. Der Rohölpreis stieg vorübergehend um 28 %, am Wochenende gab es noch einen soliden Gewinn auf 36,60 Dollar.

      Niemand weiß derzeit so recht, was mit den Rohstoffpreisen los ist. Steigen die Kurse wegen eines kurzfristigen Trends, oder ist da etwas Ernsteres dahinter? Die breiten Schichten der Aktionäre glauben nicht so recht, dass uns an den Rohstoffmärkten ein massiver Bullenmarkt bevorsteht.

      Das US-Verbrauchervertrauen fällt weiter. Aber das ist nur ein Teil der Geschichte. Viel interessanter ist es, sich die Teilkomponenten genau anzusehen. Beispiel: "Nur 42,0 % der US-Konsumenten geben an, dass sie in den nächsten 6 Monaten in Urlaub fahren wollen", beobachtet Greg Weldon, ein Makro-Analyst mit Adleraugen. "Dieser Prozentsatz markiert ein neues Tief, das das bisherige Tief vom August 2002 mit 42,2 % noch unterbietet."

      Ich glaube schon, dass einige Leute diesen Sommer viel reisen werden – allerdings nur deshalb, um einen neuen Job zu finden. Laut der Umfrage wird die Situation am amerikanischen Arbeitsmarkt zunehmend ungemütlicher.

      Nur 11,2 % der Befragten sagen, dass es zahlreiche Jobs gibt. Vor einem Jahr sagten dies noch 18,2 %. Auf der Gegenseite sagen 30,1 % der Befragten, dass es schwer ist, einen Job zu bekommen. Vor einem Jahr sagten das 22,6 %. Weldon meint dazu: "Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Zahl der Leute, die meinen es sei schwer, einen Job zu finden, dreimal so hoch ist wie die Zahl der Leute, die meinen, es sei leicht, einen Job zu finden."

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      USA: Japanischer oder argentinischer Weg?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Was wird mit der amerikanischen Wirtschaft in den nächsten Jahren passieren? Wir haben zwei Modelle – Japan und Argentinien. In Japan ist die Arbeitslosigkeit 14 Jahren nach dem Platzen der dortigen Spekulationsblase auf den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg gestiegen. Aber die Probleme Japans wurden durch das Kissen der Ersparnisse gedämpft. Und auch die schlimmste japanische Arbeitslosenrate seit 50 Jahren sieht immer noch besser aus als eine durchschnittliche nordamerikanische oder europäische Arbeitslosenrate.
      (Auszug)
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      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 19:46:14
      Beitrag Nr. 2.166 ()
      Die Doppel-Defizite

      von Dr. Kurt Richebächer

      Ein wirtschaftlicher Abschwung kommt meist durch eine Verknappung des Geldangebots zustande, was wiederum die Antwort auf steigende Inflationsraten ist. Offensichtlich war dies nicht der Grund für den derzeitigen Abschwung in den USA. Stattdessen kam es dort zum Abschwung, obwohl die Geldmenge kräftig gewachsen ist und die Zinsen stark gefallen sind.

      Dieser Abschwung hatte also andere Gründe. Der wichtigste Grund war der Einbruch der Gewinne, was auch die Unternehmens-Investitionen nach unten zog.

      Vor 2 Jahren fiel die US-Wirtschaft in die Rezession. Und das erste Mal überhaupt haben die Investitionen – der Schlüssel zum Wirtschaftswachstum – während der gesamten Rezession über weiter abgenommen. Normalerweise kommt es irgendwann zu einem Rebound.

      Die Standardpresse meint, dass die derzeit schwachen Investitionen durch die schwache Nachfrage und die geringe Kapazitätsauslastung begründet sind. Aber es ist offensichtlich, dass der 1997 begonnene Einbruch bei den Gewinnen der ursprüngliche Grund ist.

      Das führt zu der nächsten Frage: Was hat die Gewinne der US-Unternehmen einbrechen lassen?

      Diese Malaise der amerikanischen Unternehmensgewinne ist nichts Neues; diese Entwicklung begann bereits in den späten 1970ern. Bis dahin betrug der Anteil der Unternehmensgewinne (ohne Finanzsektor) rund 8 % am US-Bruttoinlandsprodukt (BIP). In den folgenden Jahren fiel dieser Anteil um die Hälfte. Danach gab es einige kleinere Erholungen. Jedenfalls waren die 1980er die kritische Phase der Entwicklung der US-Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg.

      Aber was ist nun der Grund für den rapiden Abfall der Unternehmensgewinne? Der Grund sind die strukturellen Veränderungen der 1980er, die das gesamte Wachstumsmuster signifikant geändert haben.

      Die größte und am heißesten diskutierteste Veränderung war die Zunahme des amerikanischen Handelsbilanzdefizits. 1982 betrug dieses Defizit 11,4 Milliarden Dollar. Im Vorjahr war es noch ein Überschuss von 5 Milliarden Dollar gewesen. 1987 hatte das Defizit den Rekordwert von 167,4 Milliarden Dollar (das waren 3,5 % des BIP) erreicht.

      Genauso imposant waren die explodierenden Haushaltsdefizite. 1981 betrug das Defizit 85,5 Milliarden Dollar, 1982 waren es schon 161,3 Milliarden Dollar. 1985 wurde de Wert von 225,7 Milliarden Dollar erreicht, was 5,3 % des BIP entsprach.

      Diese "doppelten Defizite" waren in der öffentlichen Diskussion sehr publik. Aber es gab auch andere Veränderungen, die weniger Aufmerksamkeit erweckten. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1980 hatten die amerikanischen Konsumenten einen Schuldenberg von 1,4 Billionen Dollar angehäuft. In den folgenden 10 Jahren explodierte dieser Schuldenberg um 158 % auf 3,6 Billionen Dollar. Die Unternehmensschulden schossen im gleichen Zeitraum um 153 % nach oben, von 1,47 Billionen Dollar auf 3,7 Billionen Dollar.

      Dieser Konsumenten-Schuldenberg hatte wichtige makroökonomische Folgen. In den späten 1980ern war der Konsum für 70 % des BIP-Wachstums verantwortlich, was ein Rekordwert war. Die Kehrseite der Medaille war ein Zurückgehen der Sparrate, die in diesem Jahrzehnt von 10 % auf 7,5 % des verfügbaren Einkommens fiel. Die Netto-Sparrate (Ersparnisse abzüglich Haushaltsdefizite) – die angibt, wie viel investiert werden kann – fiel auf ein Rekordtief von wenig mehr als 2 %. Das war weniger als ein Drittel des historischen Durchschnitts von 7,5 %.


      Im Fall der Unternehmen sind die drastisch wachsenden Schulden Hand in Hand mit einer neuen Verwendung der durch Schulden erhaltenen Mittel gegangen. Die Unternehmen verschuldeten sich zunehmend für finanzielle Transaktionen – Übernahmen, Aktienrückkäufe – und immer weniger für Investitionen in neue Fabriken und Ausrüstungen. Weil das Wachstum der Neu-Investitionen hinter dem Wachstum des BIP zurücklieb, fiel der Anteil des amerikanischen Kapitalstocks am BIP scharf zurück.

      Die Unternehmensgewinne (ohne Finanzsektor) stiegen von 1981 bis 1991 um 37,6 % auf 219,6 Milliarden Dollar. Weil das BIP aber deutlich stärker stieg, fiel der Anteil der Unternehmensgewinne am BIP deutlich (von 5,1 % auf 3,7 %).

      In den 1980er hatte die US-Wirtschaft schon viele Merkmale einer Spekulationsblase (allerdings noch viel bescheidener als in den späten 1990ern). Die Gewinnmargen fielen, die Aktienkurse verdreifachten sich. Dennoch schauten die amerikanischen Ökonomen damals hauptsächlich auf das "Produktionswunder", das als Erklärung für den Boom angeführt wurde.

      Ich habe nie verstanden, wie jemand mit ökonomischem Wissen diesen Wechsel weg von Investitionen in Anlagegüter hin zu Investitionen und Spekulationen in Finanzinstrumenten gutheißen konnte.
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 19:52:40
      Beitrag Nr. 2.167 ()
      @bluemoons >#2148/sterbegeld

      der abgeordnete hat betreffend des weihnachtsgeldes gelogen (wahrscheinlich). in den abgeordnetengesetzten der länder ist festgelegt,daß das 13.(weihnachtsgeld) auf die 12 monate des jahres umgelegt/ausgezahlt wird.
      bei den bundestagsabgeordneten wird es nicht anders sein.
      der vorteil, die pensionen erhöhen sich.
      das macht sich der beamtenbund bei seinen jetzt vorgelegten "sparplänen" ebenfalls zu nutze, indem sie ca. 80%des weihnachtsgeldes auf das 12./jahresgehalt verteilen wollen (fließt dann ebenfalls in die pensionsberechnung). die länder wollen den vorschlag wohlwollend prüfen.
      soviel zu unseren "sparern" und den unterbezahlten beamten und mein verständnis zu ihren sparwünschen bei dem normalbürger.
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 20:07:37
      Beitrag Nr. 2.168 ()
      Streit um Zinspolitik ist entbrannt

      Skeptiker bezweifeln Wirksamkeit - Befürworter sehen billiges Geld als vertrauensstiftende Maßnahme

      von Holger Zschäpitz


      Notenbanker konnten Brände an den Märkten bisher nicht löschen
      Foto: ddp
      Berlin - Egal was die europäischen Zentralbanker auf ihrer Sitzung am morgigen Donnerstag beschließen: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Börsen weiter fallen werden. Denn das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Macht der Notenbanker schwindet immer weiter. Konnten zwölf US-Zinssenkungen bislang den Abwärtstrend an den Börsen nicht aufhalten, erwartet kaum ein Experte, dass die europäischen Währungshüter mit einer möglichen sechsten monetären Lockerung in Folge die Konjunktur und die Börsen in Euroland wieder in Fahrt bringen können.


      "Eine Zinssenkung der europäischen Notenbank um 50 Basispunkte auf 2,25 Prozent gilt an den Märkten inzwischen als ausgemachte Sache", sagt Stephen Lewis, Stratege bei Monument Securities in London. Selbst wenn die Börsen einen großen Zinsschritt bekämen, würden sie kaum nachhaltig klettern. "Ich erwarte weitere Unwägbarkeiten und neue Tiefstände", so Lewis.


      Tatsächlich ist kurz vor der Ratssitzung der Europäischen Notenbank (EZB) die Diskussion um die Wirkung beziehungsweise Nicht-Wirkung von Zinssenkungen voll entbrannt. Die Skeptiker finden beiderseits des Atlantiks gute Argumente für den Machtverlust der Geldhüter. Ob Konsumentenvertrauen, Kreditwachstum der Unternehmen oder Wirtschaftswachstum - bei den meisten Daten steht Amerika wirtschaftlich heute genauso schlecht oder gar schlechter da als vor der ersten Zinsreduktion im Januar 2001. Auch in Europa ist die Lockerung der monetären Zügel weitgehend verpufft. Sowohl das Vertrauen der Unternehmen als auch der Konsumenten ist parallel mit den Zinssätzen gefallen und nicht gestiegen. "Der klassische Transmissionsmechanismus von billigerem Geld und mehr Investitionen ist außer Kraft gesetzt", so Lewis. "Die Unternehmen litten noch immer unter den Überkapazitäten der Boomjahre und würden unabhängig von den Zinssätzen keine Kredit aufnehmen. "Da mag das Geld noch so billig sein."


      Auch ein Blick an die Börsen stützt die These der Skeptiker von der Wirkungslosigkeit der Geldpolitik. Kein billigeres Geld konnte verhindern, dass der US-Index S&P500 seit Januar 2001 um über ein Drittel abgestürzt ist, der Dax sogar noch wesentlich kräftiger.


      Zweifel machen sich an den Märkten auch breit, dass die EZB mit einer Zinssenkung gemäß der Lehrbuchmeinung den Euro-Anstieg stoppen kann und damit der hiesigen Exportwirtschaft einen Gefallen tut. "Wenn die Märkte meinen, dass tiefere Euro-Zinsen die Wachstumsperspektiven gegenüber den USA verbessern, könnte der Euro sogar noch weiter steigen", sagt Holger Schmieding von der Banc of America. Trotzdem hält er einen kräftigen Zinsschritt für sinnvoll. "Damit könnte das Vertrauen der Börsianer, der Konsumenten und der Unternehmenslenker stabilisiert werden."


      Das Vertrauensargument führen die meisten Notenbankgläubigen ins Feld. "Wo würden wir heute stehen, wenn es keine Zinssenkungen gegeben hätte?", fragt Robert Lind, Stratege bei ABN Amro. So sei momentan das beste das die Notenbanken tun könnten, durch billigeres Geld die Unsicherheit aus dem Markt zu nehmen. "Wenn sich die schlechte Stimmung erst einmal in konkretes Handeln niederschlägt, rauscht die Weltwirtschaft in den Keller", so Lind.


      In das gleiche Horn stößt Adolf Rosenstock, Stratege bei Nomura. "Die Notenbanker haben Schlimmeres verhindert. Sie haben eine Brücke gebaut, mit der wir nach der größten Spekulationsblase der Börsengeschichte über den Abgrund kommen. ldquo Auch die Outperformance der US-Börsen, die mit insgesamt zwölf und damit doppelt so vielen Zinssenkungen wie in Europa unterstützt wurden, zeige, dass die Geldpolitik nicht vollständig ins Leere laufe, so Rosenstock.


      Artikel erschienen am 5. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 20:10:09
      Beitrag Nr. 2.169 ()
      Dem Handel wird es noch lange nicht besser gehen
      Analyse

      von Hagen Seidel

      Der deutsche Einzelhandel muss weiter auf den Konsumfrühling warten. Daran ändern auch die überraschend positiven Zahlen nichts, die das Statistische Bundesamt jetzt über den Januar-Absatz veröffentlicht hat. Das Konsumklima in Deutschland bleibt frostig.


      Umsatz sinkt weiter Für das Jahr 2003 erwartet der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) einen weiteren Umsatzrückgang von 1,5 Prozent, das Ifo-Institut rechnet mit einem Minus von einem Prozent. Und auch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) sieht die Stimmung bei den Konsumenten in Deutschland immer noch in der Nähe eines 20-Jahres-Tiefs.


      Das ermittelte Umsatzplus vom Januar bedeutet vor allem deshalb keine Trendwende, weil sich an den schlechten Rahmenbedingungen für den Handel nichts Grundlegendes geändert hat. 4,5 Millionen Arbeitslose können kein Konsumwunder vollbringen. Und Hunderttausende anderer, die um ihren Arbeitsplatz fürchten, geben ebenfalls nur das Nötigste aus. Die Abgabenlast steigt weiter: Selbst ansehnliche Tariferhöhungen werden von den gestiegenen Steuern größtenteils wieder aufgefressen. Die Bundesregierung verunsichert die Bürger derzeit in mehrfacher Hinsicht. Mal ist es die Eigenheimzulage, bei der die Kürzungspläne mehrfach verändert wurden. Dann sollen Wertpapiergewinne besteuert werden. Unklar ist auch noch immer die Höhe, in der künftig Dienstwagen besteuert werden sollen. Wirklich verlässliche Rahmenbedingungen, ohne die auch Privatpersonen finanzielle Risiken freiwillig eingehen, gibt es derzeit nicht.


      Die Verunsicherung angesichts eines möglichen Irak-Kriegs kommt hinzu. Zusätzliche Kosten durch gestiegene Benzinpreise werden viele Verbraucher anderswo wieder einzusparen versuchen - vor allem beim Einkauf. Die Folgen dürften sich bereits in den Statistiken für die kommenden Monate zeigen. Dadurch wird eine Entwicklung beschleunigt, die den Handel besonders hart trifft: Schon seit 2001 steigen die privaten Konsumausgaben weniger stark als die Einkommen. Das bedeutet: Die Deutschen legen mehr Geld zur Seite, statt es auszugeben. Die Sparquote stieg 2002 von 10,1 auf 10,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das Spar-Buch schlägt den Spar-Markt.


      Schaut man sich die Januar-Statistik genauer an, erweist sich selbst das deutliche Umsatzplus bei den Lebensmittelhändlern nur als weiteres Indiz für schmerzhafte Branchentrends: Denn das Statistische Bundesamt registriert unter der Rubrik "Nahrungsmittel" alle Umsätze, die bei "Nahrungsmittel"-Händlern getätigt werden. Und dazu gehören zunehmend so genannte "Non-Food-Produkte" - etwa Fernseher, Kameras oder Computer aus dem Supermarkt. Das mag die Umsätze in diesem Segment stabilisieren oder gar steigern - auf der anderen Seite entzieht es den klassischen Fachhändlern ihr Geschäft.


      Diese Verschiebung vollzieht sich vor dem Hintergrund von deutlich zu viel Verkaufsfläche im Handel und sinkender Gesamtumsätze. Die Folge: Immer mehr Läden werden vom Markt verschwinden - sei es per Insolvenz oder durch schlichte, stille Schließung. Die Entwicklung dürfte in den kommenden Monaten und Jahren massiv Arbeitsplätze kosten. Das Ausmaß, in dem dies geschehen wird, ist nicht abzusehen. Pessimisten befürchten gar, dass der Umfang des Arbeitsplatzabbaus dem in der Banken- und Versicherungsbranche nahe kommt. Noch allerdings ist der Handel mit fünf Millionen Beschäftigten nach der Industrie und dem Handwerk der drittgrößte Arbeitgeber im Land.


      Gegenmittel bekannt Ein Ende der Abwärtsspirale ist nicht abzusehen. Das ist umso dramatischer, als die Gegenmittel bekannt sind: Die Bürger müssen wissen, woran sie sind. Und sie brauchen mehr verfügbares statt abgabenpflichtiges Einkommen. Ein Konjunkturprogramm, das die Bauwirtschaft abkurbelt, wird den Einzelhandel und seine Arbeitsplätze nicht retten.


      Artikel erschienen am 5. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 20:15:54
      Beitrag Nr. 2.170 ()
      Lehrstellenmarkt


      Dramatischer Rückgang an Ausbildungsplätzen

      Industrie und Handwerk beschäftigen immer weniger Lehrlinge. Der deutschen Wirtschaft droht immenser Schaden.

      Von Jonas Viering


      (SZ vom 04.03.03) - Im Vergleich zum Vorjahr sind im Jahr 2002 43.000 Lehrverträge weniger abgeschlossen worden: Ein Minus von 7,1 Prozent. Zwar ist auch die Nachfrage gesunken, dies aber vor allem, weil Jugendliche in Warteschleifen ausweichen, meint Ingrid Sehrbrock, Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB):„Der demografische Knick kommt erst in ein paar Jahren“. 2003 beträgt der Rückgang an Lehrstellen laut der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nun sogar 13,6 Prozent.

      Normalerweise spreche man so früh im Jahr nicht über Zahlen, aber die aktuelle Entwicklung sei „dramatisch“, erläutert Barbara Dorn, die im BDA-Stab für Ausbildung zuständig ist.

      „Fatale Auswirkungen“

      Bricht die Ausbildung ein, hat dies langfristig „fatale Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaftskraft“, erklärt Walter Brosi vom Bundesinstitut für Berufsbildung. „Etwa die Hälfte aller Betriebe in Deutschland könnte ausbilden, aber nur ein Viertel tut es tatsächlich“, sagt Brosi. „Da wären Reserven“.

      In Arbeitgeberkreisen wird geschworen, statt drei Viertel sei es in Wahrheit nur ein Drittel, das noch für die Ausbildung zu mobilisieren wäre. Vor allem aber habe die Zurückhaltung ihre Gründe in der Wirtschaftskrise: „Wenn Unternehmen vor der Notwendigkeit stehen, entweder vorhandenes Personal abzubauen oder auf die Neueinstellung von Azubis verzichten, wird oft hier der Rotstift angesetzt“, sagt Dorn. Zum Anderen seien heute viele Jugendliche nicht mehr ausbildungsfähig.

      Ruf nach dem Gesetzgeber

      Die Gewerkschaften fordern gesetzliche Konsequenzen, sollten die Arbeitgeber nicht jedem Jugendlichen eine Lehrstelle anbieten. Gedacht ist an eine Umlagefinanzierung durch eine Ausbildungsplatzabgabe oder ein Bonus-/ Malus-System.

      Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hatte hierfür mit seinem Angebot sogar erstmals Offenheit angedeutet, als er von der Finanzierung überbetrieblicher Ausbildung sprach: Eine kleine Sensation. Prompt bezog er intern Dresche von BDA-Mitgliedern. Die Gewerkschaften setzen in der Praxis nicht unbedingt auf den Staat: „Wir könnten das mit branchenbezogenen Ausbildungsquoten lösen, etwa auch tarifvertraglich“, heißt es bei der IG Metall.

      Schlanke Ausbildungsberufe

      Die BDA fordert, „um auch leistungsschwächeren Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen, dringend schlanke Ausbildungsberufe mit niedrigeren tariflichen Einstiegsregelung“, erklärt Dorn. Gedacht ist etwa an eine zweijährige Ausbildung.

      Offiziell hält der DGB dagegen: Gerade die Schwachen bräuchten eine lange Ausbildung, und die Wirtschaft brauche hochqualifizierte Kräfte. Tatsächlich wird aber auch in den Gewerkschaften über Baukastensysteme und Teilzertifizierung nachgedacht.

      Die rot-grüne Koalition hatte Ähnliches in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Bildungsministerin Edelgard Bulmahn will nun eine „Ausbildungs-Offensive“ starten.

      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 20:21:25
      Beitrag Nr. 2.171 ()
      Avatar
      schrieb am 04.03.03 20:26:48
      Beitrag Nr. 2.172 ()
      Fondsmittel
      Abflüsse aus US-Fonds deuten nicht auf Bodenbildung


      03. März 2003 Auch nach drei Jahren mit Kursverlusten am US-Aktienmarkt halten Anleger den Aktienfonds die Treue, zeigen Statistiken der Fondsbranche. Im letzten Jahr haben sie lediglich 0,9 Prozent ihres Kapitals aus Aktienfonds abgezogen, berichtet das Investment Company Institute. In den 70er Jahren flossen dagegen bis zu zwölf Prozent jährlich aus Aktienfonds ab. Für einige Investoren ist dies ein Anzeichen, dass die Talsohle am Aktienmarkt noch nicht erreicht ist, weil die Anleger sich noch nicht aus dem Markt zurückgezogen haben.

      Die Geschichte zeige, dass die Anleger dazu neigen, aus Aktien auszusteigen und damit die Kurse noch weiter drücken dürften, bevor eine Baisse zu Ende geht, sagen Investoren. "Wenn wir Abflüsse von fünf Prozent haben, und das ist das Minimum, dann hat das ernste Auswirkungen auf den Markt", warnt Jay Compson, Fondsmanager bei dem Bostoner Hedgefonds Abington Capital LP. "Das zeigt das Risikoniveau im Markt."

      Der US-Benchmarkindex Standard & Poor`s 500 hat in der letzten Woche 0,8 Prozent eingebüßt. Das Börsenbarometer hat drei Monate in Folge Verluste verzeichnet und steht 45 Prozent niedriger gegenüber dem Höchstwert vom März 2000.

      Warten auf die Kapitulation

      Compson wird nach eigenen Angaben die Lage erst wieder optimistisch beurteilen, wenn er die sogenannte "Kapitulation" beobachten kann, wenn nämlich Aktionäre die Hoffnung verlieren und ihre Aktien abstoßen, um in andere Anlagekategorien wie beispielsweise Anleihen zu wechseln. Wenn das passiert, sagen Analysten, wirft der Markt auch den letzten Rest Überschwang aus der vorherigen Hausse ab und drückt die Aktienkurse unter ihr durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis. Damit ist der Markt bereit für Kursgewinne, die durch Unternehmensgewinne gestützt werden und nicht durch Trends.

      Ein Beispiel dafür liefern die 70er Jahre. Der Dow erklomm 1973 mit 1.051,69 Punkten sein Hoch und fiel bis Ende 1974 um 45 Prozent. Fast fünf Jahre später hatte der Leitindex die 900-Punkte-Marke immer noch nicht wieder überschritten. Das Magazin Business Week erklärte in einer Titelgeschichte im August 1979 den "Tod der Aktien". Erst im November 1982 kam das Börsenbarometer wieder über den Höchststand vom Jahr 1973 hinaus.

      Bewertungen noch zu hoch

      In den 70er Jahren haben Anleger in jedem Jahr Geld aus Aktienfonds abgezogen, berichtet das ICI. Auch 1980 und 1981 verzeichneten die Fonds Kapitalabflüsse. 1988, nach dem Crash von 1987, zogen Investoren acht Prozent des Anlagekapitals aus Aktienfonds ab.

      In der laufenden Baisse konnte bisher kein entsprechender Rückzug der Anleger aus Aktien beobachtet werden. "Die Einstellung der Investoren zu Aktien mag sich verändert haben, aber die Kapitulation ist noch nicht da", bekräftigt Kari Bayer Pinkernell, leitende US-Strategin bei Merrill Lynch & Co. in New York. Und Aktien seien im Moment nicht günstig bewertet, fügt sie hinzu. Die Mitglieder des S&P 500-Index notieren im Schnitt beim 29fachen ihres Gewinns der letzten zwölf Monate, verglichen mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 seit 1960, merkt sie an. Nach Aussagen der Merrill-Strategen dürften sich die Börsenbarometer in den nächsten Jahren nur wenig bewegen.

      Verharren in alten Denkmustern

      Die Kapitalflüsse der Fonds deuten darauf hin, dass es eine Diskrepanz zwischen dem gibt, was private Investoren sagen und dem, was sie tun. Im November haben Anleger 6,95 Milliarden Dollar in Aktienfonds gepumpt, zeigen Statistiken des ICI. Im Dezember flossen 8,3 Milliarden Dollar ab, im Januar waren es weitere 466 Millionen Dollar.

      Die Erholung des Marktes nach dem Crash von 1987 hat die Investoren gelehrt, bei fallenden Kursen zu kaufen, berichtet Steve Lanzendorf, Leiter quantitative Analyse bei Independence Investment LLC in Boston. Damals erreichte der Dow sein Vor-Crash-Niveau in weniger als zwei Jahren. „Die große Botschaft 1987 war, dass Anleger bei Kursverlusten kaufen sollten, und das ist seitdem jedes Mal passiert", konstatiert er.

      Analysten gehen davon aus, dass Investoren auf eine einige Wochen oder Monate andauernde Kursrallye setzen, damit sie bei einem Verkauf einen Teil ihrer Verluste ausgleichen können. "Einige Anleger ziehen sich aus Aktien zurück, aber bis jetzt verläuft der Rückzug langsam und im geordneten Rahmen", beschreibt Philip Roth, Leiter technische Analyse bei dem New Yorker Broker Miller Tabak & Co. „Wenn es nicht zu einer großen Verkaufsbewegung kommt, wird es lange dauern, bis wir einen Boden erreicht habe", so Roth. Er rechnet mit einer Entwicklung, die den 70er Jahren vergleichbar ist.

      „Wenn wir noch ein Jahr mit schweren Kursverlusten am Aktienmarkt bekommen, dürfte es Abflüsse wie in den 70er Jahren geben", erwartet Lanzendorf. Das würde eine Kapitulation signalisieren - und noch niedrigere Kurse.

      Bloomberg
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 00:10:54
      Beitrag Nr. 2.173 ()
      Karl Baßler
      Diplomvolkswirt


      --------------------------------------------------------------------------------

      Der Marshallplan-Schwindel und die Zukunft Europas

      Richtigstellungen zum 50. Jahrestag



      http://www.staatsbriefe.de/1994/andbeitr/bassler.htm
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 17:11:04
      Beitrag Nr. 2.174 ()
      Editorial: Wie sie fallen, wie sie stürzen ...
      Der Automarkt bricht ein, und der Immobilienmarkt wird folgen (05.03.2003)


      Die Automobilbranche bot sich lange Zeit so dar, als wäre sie unverletzbar und würde alle konjunkturellen Widrigkeiten umschiffen können. Jedenfalls sah dies in der Wahrnehmung der Berufs-Optimisten und vieler Anleger so aus. Wir haben an dieser Stelle mehrfach vor der Vorstellung gewarnt, dass sich dieser Wirtschaftszweig und auch die Immobilienwirtschaft dem allgemein abwärts gerichteten Sog entziehen könnten.

      Jetzt zeigen sich also auch in der Autobranche tiefe Einbrüche. Einige Hersteller haben, als hätten sie sich gewundert, dass dies erst so spät geschah, überraschend prompt reagiert und Produktionssenkungen angekündigt. Sie wissen, dass die Verbraucher dies- und jenseits des Atlantik das Handtuch nun endgültig werfen.

      Mit dem Einbruch in der Autobranche, die sehr rasch schmerzhafte Überkapazitäten zutage treten lässt, fällt einer der beiden letzten Pfeiler der Konjunktur in sich zusammen. Der andere ist der Immobilienmarkt besonders in den USA und in Großbritannien. Beide Märkte glühen weiß. Viele sprechen von spekulativen Exzessen oder spekulativen Blasen, von denen wir inzwischen wissen, dass ihre peinvolle Beseitigung keine Frage von Tagen, Wochen oder Monaten, sondern von Jahren ist.

      Was müssen wir aus dem Abgang des Auto- und des Immobiliensektors als Konjunkturstütze folgern? Der wirtschaftliche Niedergang gewinnt an Dynamik, und die deflationären Kräfte nehmen weiter zu, ganz zu schweigen von den Nöten, vor denen die Banken mit Ausfällen im Bereich der Hypothekenkredite stehen, was wiederum deflationär wirkt.

      Mit Blick auf die Rohstoffmärkte bleibt festzustellen, dass beide Branchen zusammen die bedeutendsten Verbraucher von Industriemetallen sind. Wäre da nicht China mit seinem ungebrochen starken Bedarf, gäbe es für die Baissiers hier kein Halten mehr.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      Terminmarktwelt.de

      (23233)
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 17:25:24
      Beitrag Nr. 2.175 ()
      Wann wird die Inflationsblase platzen?

      Gold und die Inflation


      April 2002 hb

      Vielen Ökonomen des konservativen Lagers schwebt das Gespenst der "Deflation" vor den Augen herum. Deflation hatten wir in den Jahren zwischen 1929 und 1933. Damals fielen die Preise um 27,17% innerhalb von 4 Jahren. Seit Mai 1933 ist der US-CPI immer nur gestiegen und steht heute im März 2002 bei 178,60. (US-CPI by Economagic.com).

      Das Bild der Inflation könnte sich bald in eine große "Deflation" verwandeln. Die Aussagen verschiedener Ökonomen stehen allerdings noch im Widerspruch, da niemand zuversichtlich sagen kann, wann dieser ökonomische Wandel stattfinden wird.

      Hier wenden wir das "mathematische Naturgesetz" an, denn dieses Instrument ist das allein verlässliche Werkzeug, um präzise Voraussagen machen zu können. Wie man auf dem US-CPI Chart ersehen kann, haben wir den 69 Jahres Zyklus unmittelbar in diesem Jahr ankommen. Dieser Zyklus hat eine signifikante Bedeutung, wie wir im Jahr 2001 erlebt haben.





      Im zweiten Halbjahr 2002 müssten sich die Preise allmählich reduzieren, was man schon jetzt an der Performance des US-CPI erkennen kann. Die Preissteigerungen werden langsamer.

      Nachfolgend sieht man auf der Tabelle die verschiedenen Zeitabschnitte, in denen es mehr und weniger Inflation gegeben hat. Zwischen 1974 und 1982 waren die größten Inflationssprünge zu registrieren...................

      http://www.evotrade.de/Glossar/Kontrakt-Specs/Desaster_in_20…
      Avatar
      schrieb am 05.03.03 17:41:52
      Beitrag Nr. 2.176 ()
      Schwarzarbeit auf Rekordniveau

      NÜRNBERG (dpa). Die illegale Beschäftigung hat in Deutschland weiter zugenommen. Im vergangenen Jahr wurden in 315 000 Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet, teilte die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg am Dienstag mit. Das waren 4000 Fälle mehr als ein Jahr zuvor und damit das höchste je gemessene Volumen an Schwarzarbeit in Deutschland. An Verwarnungs- und Bußgeldern wurden 127,5 Millionen Euro festgesetzt, ein Plus von 8,5 Millionen Euro.

      Den größten Zuwachs gab es auf dem Bau. Dort führten im vergangenen Jahr Verstöße gegen den im Arbeitnehmer-Entsendegesetz festgelegten Mindestlohn zu Geldbußen von mehr als 67 Millionen Euro (Vorjahr: 53 Millionen). 25 Millionen Euro mussten wie im Vorjahr wegen Unregelmäßigkeiten mit der Arbeitserlaubnis gezahlt werden, zehn Millionen Euro (Vorjahr: 14 Millionen) wegen unerlaubter Arbeitnehmerüberlassung. Wegen Leistungsmissbrauch wurden 13 Millionen Euro (2001: 14 Millionen) an Geldbußen verhängt.

      Gerichte in Deutschland verhängten auf Grund von Ermittlungen der Hauptzollämter Geldstrafen in Höhe von 2,9 Millionen Euro sowie Freiheitsstrafen, die sich auf insgesamt 227 Jahre summierten. Dabei wurde ein Schaden von 195 Millionen Euro an nicht geleisteten Abgaben und Sozialversicherungsbeiträgen aufgedeckt (Vorjahr: 180 Millionen). Der öffentlichen Hand und der Sozialversicherung würden dadurch hohe Summen vorenthalten. Auch die Wirtschaft leide darunter, da sich der Wettbewerb verzerre. Neben dem Bau kontrollierten die Behörden verstärkt in der Personen- und Güterbeförderung, im Reinigungsgewerbe, in Schlachthöfen und Fleisch verarbeitenden Betrieben.

      Aktualisiert: 05.03.2003, 05:15 Uhr
      http://www.stuttgarter-zeitung.de/s...tail.php/376558
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 15:41:28
      Beitrag Nr. 2.177 ()
      06.03. 14:30
      US: Erstanträge steigen weiter an
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung lagen in der vergangenen Woche bei 430.000 (Prognose: 404.000). Der Vierwochendurchschnitt der Erstanträge stieg um 8,750 auf 408,750 und erreicht damit ein Neunwochenhoch. Die Marke von 400,000 wird von Volkswirten als wichtig angesehen – erst darunter könne man von einer Entspannung sprechen. Die Zahl der anhaltenden Unterstützungsempfänger stieg um 180,000 auf 3.52 Millionen.
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 15:57:40
      Beitrag Nr. 2.178 ()
      US: Produktivität im vierten Quartal
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Im vierten Quartal wuchs die Produktivität in den USA um nachträglich revidierte 0.8% (Prognose: 0.5%). Ursprünglich war gemeldet worden, dass die Produktivität im vierten Quartal um 0.2% sank. Die Produktion wuchs um 1.7% - was doppelt so viel ist, wie ursprünglich gemeldet wurde. Die Zahl der Arbeitsstunden wuchs um 0.9%. Die Produktivität in der produzierenden Industrie wuchs um 0.1%. Ursprünglich wurde hier ein Anstieg um 0.7% gemeldet. Im Gesamtjahr 2002 wuchs die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft um 4.8% und damit so stark, wie seit 1950 nicht.
      ______________________________________________
      Ohne Investition , wird es kein Wachstum geben.
      Produktivitätssteigerungen ,(wenn sie überhaupt vorhanden sind)dienen dazu , die Kosten zu senken und
      führen meistens zu mehr Arbeitslosen.
      Die Ausgaben der einen Seite sind die Einnahmen der Gegenseite
      Wenn jeder kürzt um seine Gewinne zu steigern, und das geht nur bis zur einer Grenze,und nicht investiert (Der Markt ist gesättigt)kann es leider nur nach unten gehen.
      Ohne Fundament(investition)bleiben Gewinnsteigerungen nur ein Strohfeuer
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 16:00:15
      Beitrag Nr. 2.179 ()
      Eiszeit am deutschen Arbeitsmarkt
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Externe Quelle :

      Deka - Eiszeit am deutschen Arbeitsmarkt

      Die erschütternden Meldungen am Arbeitsmarkt gehen weiter. Nach den frostigen Januarzahlen rutscht der Arbeitsmarkt im Februar in die Eiszeit ab. Mit der zweithöchsten Anzahl an registrierten Arbeitslosen für einen Februar seit 1991 (nur im Februar 1998 wurden mehr Arbeitslose gemeldet: 4,819) geht die Krux am Arbeitsmarkt weiter. 4,706 Millionen registrierte Arbeitslose (nicht saisonbereinigt) bedeuten einen Anstieg um 410 Tausend Personen gegenüber dem Vorjahr und betonen verstärkt die Notwendigkeit von Reformen auf dem Arbeitsmarkt. Nach dem Scheitern des "Bündnis für Arbeit" richten sich die naheliegenden Hoffnungen auf die Regierungserklärung am 14. März. Das Anpacken drängender Probleme und deren Lösung muss jetzt durch die Politik ohne falsche Rücksicht auf die Tarifvertragsparteien auf den Weg gebracht werden. Angesichts der bedrohlichen Lage auf dem Arbeitsmarkt im Speziellen und der wirtschaftlichen Lage im Allgemeinen werden Reformen auch da anzusetzen sein, wo es "weh" tut. Gerade weil das Bündnis für Arbeit gescheitert ist, ist es umso wichtiger, dass sich ein parteiübergreifender Konsens bildet, der die Akzeptanz in der gesamten Gesellschaft herbeiführen und Ressentiments abbauen kann. Regierung und Opposition müssen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und dürfen auch vor unpopulären Maßnahmen nicht Halt machen.

      Saisonbereinigt erhöhte sich die Anzahl der Arbeitslosen im Februar - nach dem schon im Januar kräftigen Anstieg um (nach oben korrigierten) 68 Tausend - um rund 67 Tausend auf 4,355 Millionen Personen (Bloomberg: 30 Tsd; DekaBank: 35 Tsd.). Um diese wahrlich negative Entwicklung umzukehren bedarf es eines kräftigen, lang anhaltenden Aufschwungs. Dieser ist bei den momentanen wirtschaftlichen Verwerfungen aber nicht abzusehen.

      Nichtsaisonbereinigt stieg die Arbeitslosenquote von 11,1 % im Januar auf 11,3 % im Februar an; saisonbereinigt stieg sie ebenfalls um 0,2 %-Punkte auf jetzt 10,5 %. Die saisonbereinigte Erwerbslosenquote in der Berechnungsweise der EU-Kommission erhöhte sich von 8,6 % auf 8,7 %.

      Bei der um zwei Monate verzögert verfügbaren Erwerbstätigenstatistik bestätigt sich im nachhinein die katastrophale Entwicklung der Arbeitslosenstatistik. Für Dezember ergibt sich ein nichtsaisonbereinigter Rückgang der Erwerbstätigen gegenüber dem Vorjahr von gut 396 Tausend Personen und gegenüber dem Vormonat um rund 179 Tausend Personen (auf 38,743 Millionen Personen). Saisonbereinigt befinden sich 38,484 Millionen Personen in Lohn und Brot.

      Quelle: Deka


      Das Nachrichtenportal rund um das Thema Fonds und Versicherungen :

      http://www.fonds-reporter.de
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 16:03:14
      Beitrag Nr. 2.180 ()
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 18:54:24
      Beitrag Nr. 2.181 ()
      Die russische Geldpolitik im Dollar-Dilemma
      Zentralbank stützt den Dollar und schafft billiges Geld


      Die wegen der Irak-Krise hohen Erdölpreise und das gesunkene Vertrauen in den US- Dollar führen in Russland zu einem chronischen Überangebot an «Greenbacks». Um die Bevölkerung nicht mit einem abrupten Kurszerfall ihrer Referenzwährung zu verunsichern, tätigt die Notenbank expansive Stützungskäufe und gefährdet so ihr Inflationsziel. Das viele Geld hat bereits zu negativen Realzinsen geführt.


      pfi. Moskau, 5. März

      In Russland ist der US-Dollar die Referenzwährung schlechthin. Seit Beginn der ökonomischen Transition haben Hyperinflation und Währungskrisen das Vertrauen der Russen in ihren Rubel weitgehend unterminiert. Gespart und gerechnet wird in Dollars und seit neuestem vereinzelt in Euro. Auch der grösste Teil der russischen Exportgüter (Rohstoffe) wird in Dollars gehandelt. Die russische Zentralbank hatte ihre Geldpolitik deshalb unter der vor einem Jahr abgelösten alten Führung praktisch ausschliesslich auf die Pflege eines Wechselkursziels ausgerichtet, bei der ein «managed floating» dazu beitragen sollte, das Vertrauen in eine vorhersehbar stabile Kursentwicklung des Rubels wiederherzustellen. Die neue Notenbankführung hat seither mehr Gewicht auf die Inflationsbekämpfung gelegt und sich einer restriktiveren Geldpolitik verschrieben. Im letzten Jahr sank die Inflationsrate von 19% auf 15%, für dieses Jahr hat sich die Zentralbank das Ziel gesetzt, die Teuerung zwischen 12% und 14% zu halten. Doch die Folgen der Irak-Krise haben in den letzten Wochen in Russland zu einem strukturellen Überangebot an Dollars geführt, das die Zentralbank zu Eingriffen veranlasste, welche die geldpolitische Disziplin zu unterminieren drohen.

      Mehrere Milliarden Dollar in vier Wochen
      Wegen der im Inland noch immer deutlich höheren Teuerung als in den USA ist der nominale Wert des Dollars in Rubeln in den letzten Jahren praktisch nie gefallen, auch wenn sich der Dollar 2002 real gegenüber dem Rubel um 6% abgewertet hat. Das weltweit schwindende Vertrauen in den Greenback hat nun aber seit Mitte Januar zusammen mit den rekordhohen Erlösen aus Erdölverkäufen, welche von den Exporteuren zumindest zum Teil zurück in Rubel gewechselt werden (müssen), am hiesigen Geldmarkt zu einem rapide zunehmenden Überangebot an Dollars geführt. In der Folge sank erstmals auch der nominelle Rubelkurs spürbar, nämlich von Rbl. 31.82 pro 1 $ am 24. Januar um 0,85% auf Rbl. 31.55 am 21. Februar. Dass der Dollar bisher nicht unter die symbolische Marke von Rbl. 31.50 fiel, ist nur der Zentralbank zu «verdanken», welche einen tieferen Fall des Dollars offenbar der bereits verunsicherten Bevölkerung nicht zumuten wollte, wie ein Blick auf die neuesten Statistiken über die Entwicklung der Zentralbankreserven zeigt. Ungeachtet grösserer Rückzahlungen von Fremdwährungs-Staatsschulden stiegen die Zentralbankreserven zwischen dem 24. Januar und dem 21. Februar um 4,5 Mrd. auf 52,7 Mrd. $. - Wenn die Zentralbank netto 4,5 Mrd. $ kauft, um den Greenback zu stützen, so muss sie dafür natürlich einen entsprechenden Betrag an Rubel ausgeben, der in seiner Grösse und bei der immer noch geringen Tiefe des russischen Finanzmarktes schwerlich zu sterilisieren ist. Zum Vergleich: Die gesamte zirkulierende Rubel-Geldmenge M0 hatte Anfang 2003 den Wert von bloss 24 Mrd. $, das Volumen des inländischen Marktes für Unternehmens-Obligationen betrug etwa 2 Mrd. $ und dasjenige sämtlicher Kredite von Finanzinstituten an Unternehmen rund 50 Mrd. $. Die Dollar- Stützungsmassnahmen der Notenbank drohen den russischen Markt mit neu gedrucktem Geld zu überschwemmen, welches mittelfristig kaum ohne einen merklichen Inflationsanstieg «verdaut» werden könnte (womit die stärkere reale Aufwertung des Rubels nicht ausbliebe, welche hätte verhindert werden sollen).

      Negative Realzinsen . . .
      Das viele Geld hat in den letzten Wochen eine Tendenz verstärkt, die in Russland bereits seit einem halben Jahr zu beobachten ist: Die Zinsen fallen deutlich. So ist etwa die Rendite auf in Rubel denominierte inländische Regierungs-Obligationen mit einer verbleibenden Laufzeit von 900 Tagen zwischen September 2002 und Februar 2003 um nicht weniger als 6 Prozentpunkte auf 9,6% gefallen. Die Rubel-Papiere kosten die Regierung heute praktisch gleich viel wie der vergleichbare Dollar-Eurobond und verhelfen dem Staat zu noch vor einem Jahr undenkbar billigem Geld, welches aus russischer Sicht (bei einer erwarteten Inflationsrate von 14%) negative Realzinsen abwirft. Dieselbe Entwicklung zeigt der Markt für Interbanken-Kredite: Der Preis für Gelder mit Laufzeiten von 180 bis 360 Tagen ist seit September 2002 von knapp 15,4% auf am Mittwoch 9,9% gesunken, derjenige für 2- bis 7-tägige Ausleihungen von 6,3% auf 3,0%.

      Der Trend zu fallenden Zinssätzen war abgesehen von den internationalen Entwicklungen bisher primär auf fallende Risikoprämien bzw. das steigende Vertrauen der Anleger in Russlands Stabilität zurückzuführen. Während die Zinskurve noch vor einem Jahr am langfristigen Ende deutlich steigend war, verlief sie zu Beginn des laufenden Jahres weitgehend flach; die Märkte scheinen nicht mehr mit mittelfristig steigenden Teuerungsraten oder höherem Risiko zu rechnen. Die Notenbank steckt damit in einem Dilemma. Entweder lässt sie dem Wechselkurs des Dollars stärker freien Lauf und verunsichert so das bezüglich nominaler Währungsstabilität sensible Volk, oder sie droht das errungene Vertrauen der Märkte in ihre Stabilitätspolitik aufs Spiel zu setzen.

      . . . mit beschränkten realen Folgen
      Letztere Gefahr wiegt umso schwerer, als allem Anschein nach die expansivere Geldpolitik kaum Auswirkungen auf den Zugang des Unternehmenssektors zu Kapital hat. Dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Russland kaum günstiges Kapital kriegen, hat eben weniger damit zu tun, dass es an Geld mangelt, sondern damit, dass die Banken und Anleger den häufig wenig transparenten Firmen nicht trauen. So verlangen hiesige Finanzinstitute von KMU auch heute noch für Rubelkredite 20% bis 25%, selbst wenn sie Spareinlagen mit weniger als 5% verzinsen. Die tiefen Zinsen beeinflussen damit zwar die Liquiditätshaltung, bisher aber kaum die Kreditportfolios.


      http://www.nzz.ch/2003/03/06/wi/page-article8PUEI
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 18:58:02
      Beitrag Nr. 2.182 ()
      06.03.2003, 09:53 Uhr
      Euro, Squeeze vorprogrammiert

      Cognitrend
      Der Euro (EUR/USD) konnte sich gestern weiter befestigen und erreichte mit 1,1005 einen neuen 4-Jahres Höchststand, so berichten die Devisenexperten bei Cognitrend.

      Kassahändler mögen gestern wohl zuerst ungläubig auf ihre Bildschirme geschaut haben, nachdem die Kollegen aus Fernost der Einheitswährung eine derartige Steilvorlage verpasst hatten. Bei den wenigsten wäre allerdings Freude über die gestiegenen Kurse aufgekommen, eher habe es lange Gesichter gegeben. Dass der Euro am Montag an der Oberseite seiner mehrwöchigen Konsolidierung ausgebrochen wäre, wäre schon als schlimm genug empfunden worden – und nun auch noch Kurse von 1,1000.

      Bären klammerten sich vor allem an eine mögliche Zinssenkung seitens der EZB, dass Kurse über 1,10 für den deutschen Export abträglich wären und an mögliche negative Kommentare nach dem „Eurogroup Treffen“. Nach Ansicht der Cognitrend-Experten fehlt da nur noch, dass jemand psychologische Unterstützungen in USD/DEM aus der Mottenkiste wiederbelebt.

      Aber auch mittelfristige Akteure hätten ihre liebe Not mit dem festen Euro. Mehrheitlich hätte man in der letzten Woche verstärkt auf eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung gesetzt und auf diese Art durch sogenannte „Range Bets“ versucht, etwas Geld in die Kasse zu spülen. Jetzt stünde man auf einmal vor zwei Problemen: Zum Einen habe man die Aufwärtsbewegung verpasst und zum Anderen stiegen die Volatilitäten. Unter diesen Voraussetzungen sei ein erneuter Squeeze vorprogrammiert. Das Kursziel sei bei 1,1040 ausgewiesen, aber man solle sich schon auf höhere Kurse (1,1150/1,1310) einstellen.

      Auf der Unterseite würden Händler versuchen bei 1,0920/30 und bei 1,0835/40 aus alten Short-Positionen auszusteigen. Das Limit im Rahmen des bullishen Szenarios sei bei 1,0805 anzusetzen.


      http://www.derivatecheck.de/Analyse...alysenID=270837
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      schrieb am 06.03.03 19:41:54
      Beitrag Nr. 2.183 ()
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 19:44:06
      Beitrag Nr. 2.184 ()
      Dax schlechter als andere große Indizes

      06. März 2003 Auch im tiefen Bärenmarkt zählen ab und an noch fundamentale Daten neben dem allgemeinen Sentiment. Dies lässt sich aus der Februar-Bilanz deutscher Aktien ablesen. Im kalten Monat hat die Deutsche Börse AG am besten abgeschnitten, während TUI, Bayer und die Hypovereinsbank das Ende der Tabelle zierten.

      Börsenbetreiber verdient auch im Bärenmarkt

      Ein Plus von gut 7,7 Prozent konnte der führende deutsche Börsenbetreiber bis zum 28. Februar verbuchen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Das Unternehmen hat unerwartet gute Zahlen vorgelegt. Außerdem verdient es, egal, ob Aktien gekauft oder abgestoßen werden und ob die Börse haussiert oder getrieben von schlechten Konjunkturnachrichten und Kriegsangst neue Tiefs auslotet. Ganz anders verhält es mit TUI. Der Reisekonzern spürt es in der Kasse, wenn Sorge vor einem Feldzug gegen den Irak und Terror herrschen. Die Flaute in der Tourismusbranche drückt seit längerem den Kurs der TUI-Aktie, die im Februar 21,6 Prozent eingebüßt hat. Solange Reisen nicht wieder beliebter wird, dürfte TUI kaum Auftrieb erhalten, eher ist das Gegenteil wahrscheinlich.

      Mit 22,3 Prozent im Minus lag das Papier von Bayer. Der Konzern hat an neuen Gerüchten um den vom Markt genommenen Blutfettsenker Lipobay zu knabbern, nachdem das Medikament als einstiger Top-Umsatzbringer ohnehin mit Todesfällen in Verbindung gebracht wird und Bayer erhebliche Entschädigungssummen kosten dürfte.

      Die „rote Laterne“ trug am Monatsende die Hypovereinsbank, die im Jahr 2002 erstmals einen Verlust ausgewiesen hatte und der nachgesagt wird, eine Zwangswandelanleihe zur Kapitalbeschaffung auflegen zu wollen. Trotz aller Dementis rauschte der Kurs des Titels um fast 26 Prozent in den Keller. Kursbelastend wirkt und wirkte zudem die hohe Summe der ausstehenden Kreditrückflüsse nebst Zinsen, auf die die Bank wartet.

      Dax halbierte sich binnen Jahresfrist

      Auffällig beim Zwölfmonatsvergleich im Dax: Mit Adidas-Salomon ist nur ein einziger (!) Titel im Plus - und das mit ganzen 0,17 Prozent. Dagegen haben sieben große deutsche Aktien 70 Prozent oder mehr an Wert eingebüßt, darunter auch TUI und Hypovereinsbank, vor allem aber der Finanzdienstleister MLP. Und: Binnen Jahresfrist hat sich der Dax glatt halbiert.

      Da schaut der Dow Jones Industrial besser aus: „Nur“ minus 38,7 Prozent stehen zu Buche. Top im Februar war die Baumarktkette Home Depot mit einem Kursaufschlag von 12,7 Prozent. Das Unternehmen hatte mit den jüngsten Jahres- und Quartalszahlen die Erwartungen von Analysten übertroffen; J.P. Morgan hat daraufhin seine Schätzung für den Gewinn je Aktie erhöht und empfiehlt, den Titel im Depot überzugewichten. Mittlerweile befindet sich die Aktie aber wieder leicht im Sinkflug.

      Dow Jones: Monatsgewinner der Jahresverlierer

      Und die Aussichten sind gedämpft, weil das eingetrübte Verbrauchervertrauen belastend wirkt. Wie fragil die Baumarkt-Konjunktur ist, zeigt die Tatsache, dass sich Home Depot im Jahresvergleich am Ende der Dow Jones-Liste wiederfindet (minus 62,4 Prozent).

      Ähnlich wie Home Depot hat Intel von einem positiven Analystenkommentar profitiert: Lehman Brothers erhöhten die Gewinnerwartung. Das Papier konnte sich von seinem Jahrestief aus um zehn Prozent berappeln. Zuvor hatte der Chip-Hersteller eine Investition in Irland bestätigt und einen neuen Handy-Prozessor vorgestellt. Da auch Intel am Konsum hängt und zudem im langfristigen Abwärtstrend weiter gefangen ist, sind nachhaltige Kursgewinne eher unwahrscheinlich.

      Turbulenzen belasten zwei große holländische Werte

      Beim Blick auf den Euro Stoxx, der binnen Jahresfrist 39 Prozent eingebüßt hat, fallen drei Unternehmen auf. Zum einen Getronics. Europas drittgrößter Anbieter von Computernetzen kürzte in Februar seine Gewinnprognose, zudem verabschiedete sich der Vorstand. Die Folge: Die Aktie des holländischen Unternehmens kippte weg und verzeichnete ein Minus von 48 Prozent. Allerdings sind die Probleme nicht aus heiterem Himmel gekommen. Dies zeigt die Zwölfmonatsbilanz mit einem Kursabschlag von sage und schreibe 96 Prozent.

      Die „rote“ Euro Stoxx-Laterne trug im Februar mit minus 70 Prozent aber der Einzelhandelskonzern Ahold, der mit Bilanzfälschungen auf sich aufmerksam machte. Auch hier traten sowohl der Vorstandschef als auch der Finanzchef zurück. Nun sucht die Aktie ihren Boden. Tendenz: negativ.

      Chiphersteller profitierten von Analystenstimmen - kurzfristig

      An der Technologiebörse Nasdaq - minus 43,3 Prozent in zwölf Monaten - ging der Chiphersteller Nvidia im Februar als Bester durch mit einem Kursplus von 22,8 Prozent. Das Unternehmen hatte ein Umsatzplus bei einem Gewinnrückgang gemeldet und ist von Analysten von Thomas Weisel auf Kaufen und von Merril Lynch auf Übergewichten hochgestuft worden. Seitdem waren sie stark gefragt. Inzwischen scheinen weitere Kursgewinne unwahrscheinlich, da die Aktie seit Tagen sich kaum nach oben oder unten bewegt, sondern bodennah fliegt. Für dieses Papier gilt das gleiche wie für Intel.

      faznet.de
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      schrieb am 06.03.03 19:46:16
      Beitrag Nr. 2.185 ()
      OPEC hat ihre Grenzen erreicht
      Förderung bereits hart an der Kapazitätsgrenze. Und die Förderquoten sind angeblich auch passé.


      APA/vwd/RicAPA/Ric
      Wirtschaft Online
      06.03.2003, 10:56:58

      New York - Die Pumpen arbeiten mit Hochdruck: Die Mitgliedsländer der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) haben nach Angaben aus Branchenkreisen in Reaktion auf den starken Ölpreisanstieg ihre Förderquoten bereits über Bord geworfen und fördern am Rande ihrer Kapazitätsgrenze. Daher sei es auch unwichtig, ob die OPEC-Ölminister bei ihrem Treffen am 11. März in Wien eine Aussetzung der Förderbegrenzung für den Fall eines Irak-Kriegs beschlössen, hieß es am Donnerstag. Saudiarabien habe Vertreter der westlichen Regierungen und der Ölindustrie darüber informiert, dass die Förderung des Landes mit rund 9,2 Millionen Barrel je Tag (bpd) das Limit erreicht habe. Eine Steigerung sei auch im Falle eines Krieges nicht möglich. Saudiarabien hat offiziell bisher daran festgehalten, dass die maximale Förderkapazität rund 10,5 Millionen bpd betrage.

      Rückgriff auf strategische Ölreserven

      Um diese zu erreichen, seien aber umfangreiche Investitionen erforderlich, hieß es nun. Saudiarabien sei nicht bereit, in eine Steigerung der Förderung zu investieren, da dieses zusätzliche Öl nicht benötigt werde. Bei einem Krieg gegen Irak sei ein Rückgriff auf die strategischen Ölreserven der Verbraucherländer erforderlich. Saudiarabien sei der Ansicht, dass die Freigabe von Reserven der Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur (IEA) und die bereits hohe Förderung der OPEC-Mitgliedsländer ausreichen werde, um die Ölpreise wieder sinken zu lassen. Abgesehen von einer möglichen leichten Fördererhöhung durch Venezuela und einer Steigerung von maximal 200.000 bpd durch die Vereinigten Arabischen Emirate ist nach Einschätzung von Branchenvertretern daher im Falle eine Krieges nicht mit einer deutlichen Erhöhung der OPEC-Förderung zu rechnen.

      trend.at
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 20:07:11
      Beitrag Nr. 2.186 ()
      Kommentar vom 06.03.2002

      Riskante Neuregelung

      Nachdem seit einem Jahr bereits Firmen, die nach US-GAAP bilanzieren, keine regelmäßigen Goodwill-Abschreibungen mehr vornehmen müssen, zieht IAS jetzt nach. Es ist vorgesehen, ab 2003 auch Konzerne, die die internationalen Bilanzierungsstandards nutzen, von den kontinuierlichen Goodwill-Abschreibungen zu verschonen. Im Gegenzug soll es eine verschärfte jährliche Überprüfung der Goodwill-Positionen in der Bilanz geben (sog. Impairment-Test).

      Kurz- bis mittelfristig dürften die Auswirkungen der vorgesehenen Neuregelung positiv sein. Auch wenn sich am operativen Geschäft nichts ändert, durch den Wegfall der Firmenwertabschreibungen klettern die Nettogewinne. Die niedrigeren Kurs-Gewinn-Verhältnisse dürften die Aktienkurse stützen.

      Auf lange Sicht könnte der Schuss aber nach hinten losgehen und es sind negative Auswirkungen zu befürchten: Zumindest die Kursschwankungen am Aktienmarkt dürften noch einmal zunehmen.

      Das Risiko steigt

      Denn so lange die Geschäfte der Unternehmen gut laufen, werden Wirtschaftsprüfer kaum eine Wertberichtigung auf den Goodwill verlangen. Der höhere Gewinnausweis treibt die Kurse nach oben. Die höheren Goodwill-Positionen in der Bilanz werden erst kritisch, wenn die Geschäfte nicht mehr rund laufen und die Aktienkurse ohnehin schon belastet sind. Dann drohen zusätzlich außerordentliche Abschreibungen aus dem Impairment-Test.

      Das Risiko für die Sonderbelastungen wird durch den Verzicht auf die regelmäßigen Abschreibungen auf alle Fälle steigen. Für die Anleger bedeutet die Neuregelung, dass sie vor einem Investment noch genauer die Bilanzen der Unternehmen unter die Lupe nehmen müssen.

      Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die USA sich dieses eine Mal an den internationalen Gepflogenheiten ausgerichtet hätten.

      In diesem Sinne

      Wolfgang Braun

      © 06.03.2002 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 20:23:00
      Beitrag Nr. 2.187 ()
      Malvenfarbiger Alarm."

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ich war so beeindruckt von den neuen Farbcodes des Anti-Terror-Systems der Bush-Regierung (mehr dazu weiter unten), dass ich beschloss, das Farbspektrum zu erweitern.

      Ich hätte Schwarz oder Blau wählen können, was mehr meinen eigenen Erwartungen entsprochen hätte, aber ich habe versucht, nicht so depressiv zu sein. Deshalb ist heute malvenfarbiger Alarm. Was nicht so gefährlich wie fuchsienfarben ist, aber erheblich tückischer als, sagen wir mal, scharlachrot.

      Es gibt viele Gründe für meinen Alarm. Der Dow Jones ist am Dienstag auf ein neues Jahrestief gefallen. Und ich glaube, dass wir in der zweiten Phase eines großen Bärenmarktes sind. Die Aktienkurse sind auf dem Weg nach unten ... bis sie endlich ein attraktives Niveau erreicht haben ... und die Leute nichts mehr mit Aktien zu tun haben wollen. Ich weiß nicht mehr als die Bush-Administration ... aber ich finde den malvenfarbigen Alarm passend.

      Normalerweise haben in dieser Jahreszeit die Bullen das Sagen. Die Aktienkurse steigen normalerweise im Winter und fallen im Sommer. "Go away in May" war mehrere Generationen lang ein guter Rat an der Wall Street.

      Aber der Dow Jones steigt nicht – er fällt. Genau wie das Konsumentenvertrauen. Und die Konsumausgaben der privaten Haushalte. Und die Beschäftigtenzahlen. Und die Anleihenrenditen. Und die Autoverkäufe. Und der Dollar.

      Währenddessen rückt der Kriegsbeginn näher ... und vielleicht auch der größte wirtschaftliche Rückschlag der US-Geschichte ... das Ende der Welt, wie wir sie kennen ... wenn der Dollar kollabiert und die Ausländer aufhören, die amerikanischen Defizite zu finanzieren. Plötzlich müssten die Amerikaner selber sparen ... und die amerikanische Volkswirtschaft hätte mit einer schweren, langen Krise zu kämpfen, die wahrscheinlich durch kostspielige, aufzehrende militärische Abenteuer im Mittleren Osten verschärft würde.

      Ups ... das klingt nicht gerade zuversichtlich, oder?

      Michael O`Higgins erwartet den Beginn einer Depression ... wenn diese Depression nicht schon begonnen hat. Am Wochenende wurde im Miami Herald ein Interview mit ihm veröffentlicht: "Vielleicht wird das dir größte Deflation und Depression aller Zeiten." Wer ist Michael O`Higgins, werden Sie vielleicht fragen. Er ist der Autor von "Dogs of the Dow", und er hat vor 3 Jahren prognostiziert, dass sich die Aktienkurse halbieren würden. Seitdem hat der S&P 500 41 % verloren. O`Higgins sagt, dass das Schlimmste noch nicht überstanden ist. Es könnte schlimmer werden als 1929–31, denn die "heutige Depression würde dem größten spekulativen Boom aller Zeiten folgen."

      "Der Abschwung könnte proportional zur vorherigen Spekulationsblase sein", fügt Warren Buffet hinzu. Also was macht man, wenn es "malvenfarbigen Alarm" gibt? Man kauft Gold. Denn Gold ist laut O`Higgins "reales Geld, weil es seit Tausenden von Jahren seinen Wert gehalten hat, weil es nicht durch Zentralbanker oder kriminelle Unternehmensbosse manipuliert werden kann."

      Sogar während der Weltwirtschaftskrise (in den USA von 1929 bis 1939) stieg der Goldpreis um 69 %. O`Higgins hält derzeit nur eine einzige Aktienposition: Newmont Mining.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 20:27:50
      Beitrag Nr. 2.188 ()
      Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Derzeit fallen an den amerikanischen Börsen die Aktien aus dem Immobiliensektor besonders stark. Der S&P Homebuilding Index verlor am Dienstag satte 7 %, unbeeindruckt von der Tatsache, dass Alan Greenspan einer Gruppe von Bankern versicherte, dass es keine Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt geben würde.

      Greenspan erklärte: "Die großen Zuflüsse der Immobilienfonds in den letzten 2 Jahren sind von einigen Analysten als Beleg für das Entstehen einer Spekulationsblase angeführt worden, nicht unähnlich wie bei der vorigen Spekulationsblase am Aktienmarkt, deren Platzen in den letzten Jahren soviel Ärger gemacht hat." Aber laut Greenspan sei jede Analogie zu der Entwicklung am Aktienmarkt wirklich weit hergeholt ...

      Und weiter: "Natürlich könnten die Immobilienpreise nach dem scharfen Anstieg der letzten Jahre etwas zurückkommen. Aber ein regelrechter Preiseinbruch, was die Folge einer platzenden Spekulationsblase wäre, scheint mehr als unwahrscheinlich."

      Das ist eine Erleichterung! Der gleiche Bürokrat, der das Entstehen einer Spekulationsblase am Aktienmarkt übersehen hatte, versichert jetzt der Nation, dass die sogenannte Spekulationsblase am Immobilienmarkt nur ein Produkt kollektiver Phantasie sei! Interessanterweise gibt Alan Greenspan zu, dass das Platzen dieser angeblich nicht existierenden Spekulationsblase am Immobilienmarkt zu Problemen führen würde.

      "Auch moderat fallende Immobilienpreise würden das Niveau der nicht realisierten Kapitalgewinne vermindern. Der Refinanzierungsboom (Erhöhung der Hypotheken, um das zusätzliche Geld in den Konsum stecken zu können) würde bei fallenden Immobilienpreisen zurückgehen ... der Wachstumspfad der letzten Jahren dürfte im laufenden Jahr abflachen, womit auch die Unterstützung der Konsumausgaben der privaten Haushalte nachlassen wird."

      Sollten wir uns Sorgen über eine Spekulationsblase am Immobilienmarkt machen? Die meisten der Geschöpfe Gottes machen sich über solche Dinge keine Sorgen. Sie kümmern sich nicht um den Marktwert ihrer Schlafplätze. Aber Menschen, die ihre Hypotheken erhöhen wollen, um mehr Geld für den Konsum zu haben, kümmern sich schon um solche Dinge.

      Glücklicherweise hat der starke Immobilienmarkt vielen Menschen jahrelang die Erfüllung von Konsumwünschen ermöglicht. Dank der fallenden Zinssätze und der Refinanzierungen bekam der "homo erectus consumerus" weiterhin Geld, das ihm nicht gehörte, um damit Dinge, die er nicht brauchte, kaufen zu können.

      Aber der robuste Immobilienmarkt zeigt Zeichen der Schwäche. Nur 1 % der vom Conference Board zur Ermittlung des Konsumentenvertrauens Befragten will in den nächsten 6 Monaten ein Haus kaufen. Das Angebot an Häusern, die zum Verkauf stehen, steigt, während die Preise fallen. Der durchschnittliche Preis für ein Einfamilienhaus ist seit Mitte 2002 um rund 3 % zurückgegangen.

      Diese Daten sind noch nicht furchtbar schlimm, aber man sollte sie im Auge behalten.

      _______________________________________________________

      Gold als Versicherung

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Mist. Der Goldpreis ist wieder gestiegen. Ich habe zwar noch rechtzeitig zum jüngsten Tief von knapp unter 350 Dollar Goldmünzen gekauft, aber ich hatte gehofft, noch mehr kaufen zu können.

      *** Vielleicht wird der Goldpreis gar nicht steigen. Vielleicht wird er sogar fallen. Aber ich kaufe Gold als Absicherung. Niemand beschwert sich, wenn seine Frau – für die eine Lebensversicherung abgeschlossen wurde – nicht stirbt. Genauso ist es mit dem Gold. Wenn der Goldpreis nicht steigt, dann muss sich die US-Wirtschaft stark erholt haben. Dann haben wir noch immer unsere Jobs ... unsere Häuser ... unsere großen Autos ... unsere teuren Weine ...

      *** Und dann werde ich auch noch meine "Savile Row"-Jacke haben. Vor Monaten hatte ich diese Jacke bei meinem Schneider in London in Auftrag gegeben. Jetzt habe ich sie endlich abgeholt, bei meinem letzten Trip an die Themse. Sie sieht gut aus ... nun, immerhin so gut wie eine Jacke, die ich für ein Drittel des Preises in einem guten Bekleidungshaus hätte kaufen können. Aber jetzt ist diese Jacke mein Schatz ... vielleicht werde ich sie versichern ... oder sie in den Safe tun – denn sie ist zu kostbar, um sie zu tragen. Oder ich werde sie jeden Tag tragen, damit ich für mein Geld auch Nutzen erhalte.

      "Dad, die Jacke sieht blöd aus", so die Einschätzung meines 9jährigen Sohnes.

      "Sehr spießig, sehr britisch", so der Kommentar meiner Tochter (die als Model arbeitet) zu der Jacke.

      ___________________________________________________
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 22:51:45
      Beitrag Nr. 2.189 ()
      Gegen die US-Investmentbanken rollt eine Klagewelle an
      Experten rechnen mit Milliarden-Entschädigung


      von Martin Halusa

      New York - Am kommenden Montag vor drei Jahren war die Welt für die Anleger an der Nasdaq noch in schönster Ordnung. Der Index der High-Tech-Börse notierte bei 5048,62 Punkten auf seinem Allzeithoch. Die Zukunft schien rosarot. Inzwischen ist die Zeit der Börseneuphorie und der New-Economy-Fantasie für viele Investoren jedoch beinahe schon ferne Historie. Nicht so für Wall Street und ihre Investmentbanken. Denn in den kommenden Wochen und Monaten müssen die Institute mit einer Welle von Sammelklagen rechnen. Ihnen drohen Zahlungen in Milliardenhöhe an enttäuschte Privatanleger. Der New Yorker Anwalt Melvyn Weiss spricht gar vom bisher "größten Fall an Betrug und Marktmanipulation".


      Den Banken, die angesichts von Börsenbaisse und Konjunkturflaute ohnehin unter Druck stehen, drohen damit weitere finanzielle Belastungen. Erst vor drei Monaten hatten sich die Geldhäuser mit dem Staatsanwalt von New York, Eliot Spitzer, auf die Zahlung einer Buße von 1,5 Mrd. Dollar geeinigt. Für die nun erwarteten Zivilklagen geprellter Aktionäre haben die Banken bereits hohe Rückstellungen gebildet. Allein 600 Mio. Dollar hat Credit Suisse First Boston (CSFB) zur Seite gelegt, um die eventuellen Entschädigungszahlungen leisten zu können. Bei Citigroup sind es 1,3 Mrd. Dollar und JP Morgan Chase soll 900 Mio. Dollar bereit halten.


      Die beklagten 55 Banken und über 300 Unternehmen hatten zwar kürzlich beantragt, die Klagen abzuweisen. Die New Yorker Bezirksrichterin Shira Scheindlin lehnte diesen Vorstoß jedoch rundweg ab. Seither läuft die Justizmaschine auf Volldampf. Nach amerikanischem Recht haben die Kläger nun die Möglichkeit, alle nur denkbaren Dokumente - von E-Mails bis zu Vertragsnotizen - bei den Banken anzufordern, um ihre Vorwürfe belegen zu können.


      Ähnlich agierte im vergangenen Jahr Staatsanwalt Spitzer, durch dessen Ermittlungen E-Mails bekannt wurden, die den Fall "United States versus Wall Street" erst richtig ins Rollen brachten. So hatte Merrill-Lynch-Analyst Henry Blodget einst Aktien öffentlich empfohlen, die er privat als "Schrott" bezeichnete. Der als Internet-Guru gefeierte Blodget ist seinen Job inzwischen längst los, ebenso wie der "King of Telecom", Jack Grubman von Salomon Smith Barney, der Aktien von AT&T pries, um den lukrativen Auftrag für den Börsengang von AT&T Wireless zu erlangen. In dieser Woche musste auch Frank Quattrone seinen Dienst bei CSFB quittieren. Dort war er während des High-Tech-Booms zum Star avanciert, der unter anderem Amazon und Cisco Systems an die Börse brachte. Die Bank hofft nun, durch den erzwungenen Abgang Quattrones Verantwortung abzuwenden. Quattrone soll während seiner Tätigkeit bei der CSFB mehr als 500 Mio. Dollar verdient haben. Kläger könnten sich an Quattrone selbst statt an seinen ehemaligen Arbeitgeber wenden, so das Kalkül.


      Die Klagen, die von der auf Schadenersatzklagen spezialisierten New Yorker Kanzlei Milberg Weiss federführend betrieben werden, richten sich gegen mehrere Aspekte der Tätigkeit der Investmentbanken. Einerseits geht es um die Interessenskonflikte der Analysten. Zum anderen wird den Banken aber auch ganz offen Betrug vorgeworfen. Die Preise für Neuemmissionen seien künstlich erhöht und Kunden gezwungen worden, Aktien nachzukaufen, um den Preis zu treiben. Derzeit sind bereits fast 1000 Sammelklagen gegen rund 200 Börsengänge aus den Jahren 1998 bis 2000 anhängig.


      Rechtsexperten schätzen, dass es im Falle einer außergerichtlichen Einigung zu Zahlungen zwischen einer und sechs Mrd. Dollar kommen könnte. James Newman von der Researchfirma Securities Class Action Services etwa veranschlagt den Schaden auf zehn bis 60 Mrd. Dollar. Und bei Wertpapierklagen sei eine Einigung auf zehn Prozent dieses Wertes üblich. Gespräche zwischen Klägern und Beklagten haben nach Angaben von Insidern bereits begonnen, auch wenn es bei Milberg Weiss offiziell noch "no comment" heißt.


      Artikel erschienen am 7. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 06.03.03 22:56:17
      Beitrag Nr. 2.190 ()
      DAX - Kein 2.500er Boden - Tageschart Update
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      DAX

      Kursstand : -2,42% auf 2.437,51 Punkte

      Tageschart Kurzupdate.

      Im Bereich der charttechnischen Key Supportmarke bei 2.519 Punkten war es zu einer mehrwöchigen Verzögerung des übergeordneten kurz/mittelfristigen Abwärtstrends gekommen. Wir hatten zunächst eigentlich einen kurzen "schmerzhaften", dafür aber schnellen Kursverfall erwartet, mußten unsere charttechnischen Zeitziele nachjustieren. Die Kursziele blieben und bleiben bestehen.

      Die Frage aller Fragen, die sich in den letzten Wochen geestellt hat, war jene, ob es bei dem Kursgeschehen im Bereich der 2.500er Punktemarke um eine bullishe oder aber um eine bearish einzustufende Konsolidierung handelte. Die Antwort muß ganz klar, - und zwar nicht nur angesichts der heute nachgebenden Notierungen, NEIN heißen, keine bullishe. Im Gegenteil hat sich in dem in dem Chart markierten Bereich a) ein inverses Dreieck ausgebildet, b) eine bereits getriggerte kleine S-K-S und c) eine zweite S-K-S ...

      Aber wie immer sei ein Warnhinweis angebracht! Aus dem charttechnischen Vakuum kann sich sogar sehr schnell einen gegensätzliche Signallage aufbauen! Wir bewegen uns in Tradingmarkets! Das charttechnische Set Up muß ständig aufs neue sorgfältig ausgewertet werden.

      Avatar
      schrieb am 07.03.03 18:37:31
      Beitrag Nr. 2.191 ()
      USA: Unerwarteter Beschäftigungseinbruch
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Externe Quelle :

      DEKA

      USA: Unerwarteter Beschäftigungseinbruch

      Der Arbeitsmarktbericht für Februar hat eine deutliche Überraschung parat gehalten. Bei der Beschäftigungsentwicklung gab es einen unerwarteten Einbruch um 308.000 Beschäftigte (Bloomberg-Umfrage: +10.000 Personen; DekaBank: +10.000 Personen). Diesmal war der Personalabbau in der Industrie um 53.000 Stellen beinahe vernachlässigbar (Bloomberg-Umfrage: -30.000 Personen; DekaBank: -20.000 Personen) verglichen mit dem, was im Dienstleistungsbereich geschehen ist. Dort, sich sonst eher die Jobmaschine der Volkswirtschaft befindet, wurden im Februar 204.000 Dienstleistungsstellen quasi über alle Segmente hinweg gestrichen. Die Aufwärtsrevisionen der beiden Vormonate um insgesamt 51.000 Personen sind grundsätzlich beachtenswert, sie werden aber natürlich von der negativen Entwicklung im Februar überschattet.

      Anders als der Beschäftigungsrückgang war der Anstieg der Arbeitslosenquote von 5,7 % auf 5,8 % erwartet worden (Bloomberg-Umfrage: 5,8 %; DekaBank: 5,8 %). Die wöchentlichen Daten der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hatten diese Entwicklung nahegelegt. Bei den Stundenlöhnen hat es mit einer Erhöhung um 0,7 % gegenüber dem Vormonat einen kräftigen Schub gegeben, der über den Erwartungen lag. Was aus Unternehmersicht als Kostenfaktor ungünstig zu vermerken ist, bietet aber bei der Einkommensentwicklung Unterstützung für anhaltende Konsumausgaben.

      Insgesamt ist der Arbeitsmarktbericht für Februar schlecht ausgefallen. Der kräftige Beschäftigungsrückgang muss aber nicht als der Beginn eines neuen Abwärtstrends interpretiert werden, denn neben der verhaltenen konjunkturellen Expansion spielen drei Sonderfaktoren eine Rolle: Erstens ist es naheliegend, dass die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen angesichts des potentiell unmittelbar bevorstehenden Irak-Kriegs gebremst ist. Zweitens hat die Regierung etwa 150.000 Reservisten mobilisiert. Davon sollen bereits über 90.000 Personen in den Zeitraum der Beschäftigungserhebung fallen, die dann von ihren Arbeitgebern freigestellt werden müssen und damit aus der Beschäftigungsstatistik herausfallen. Drittens sind die Schneestürme im Nordosten der Vereinigten Staaten anzuführen, die dort das öffentliche Leben zum Erliegen gebracht haben. Vor diesem Hintergrund sind die Beschäftigungszahlen zwar als negativ hinzunehmen, aber insofern zu relativieren, als dass es sich zu einem Teil um die Vorwehen des Irak-Kriegs handelt.

      Quelle: Deka

      Weitere Einschätzungen und Marktberichte prominenter Fondsgesellschaften finden Sie auf dem Fondsreporter.

      Das Nachrichtenportal rund um das Thema Fonds und Versicherungen :

      http://www.fonds-reporter.de
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 18:39:42
      Beitrag Nr. 2.192 ()
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 18:48:09
      Beitrag Nr. 2.193 ()
      DAX - 2.300, 1.900...

      Der Kampf um die 2.500-Punkte-Marke im DAX ist nach einem Monat zähem Ringen verloren gegangen. Mit dem gestrigen Schlusskurs bei 2.437 Zählern und der heutigen schwachen Eröffnung kann von einem signifikanten Bruch der Unterstützungszone zwischen 2.450 und 2.500 Punkten gesprochen werden. Der DAX hat am Donnerstag ein frisches 7-Jahres-Tief markiert.

      Es sind auch kaum Ereignisse vorstellbar, die den DAX schnell wieder über die Unterstützungszone hieven könnten. Hans Blix wird dem UNO-Sicherheitsrat am Nachmittag erneut über den Verlauf der Inspektionen berichten. Anschließend ist mit weiteren Hinweisen seitens der USA auf einen bevorstehenden Krieg zu rechnen. Präsident Bush hat schon am Donnerstagabend die Entschlossenheit der Amerikaner bekräftigt.

      Etabliert sich der DAX unter 2.450/2.500 Punkten, muss aus charttechnischer Sicht mit weiteren Verlusten gerechnet werden. Die nächste wichtige Haltemarke liegt bei ungefähr 2.300 bis 2.270 Punkten. Fällt auch dieser Support, müssen DAX-Stände unter 2.000 einkalkuliert werden.

      Damit wäre bei den Kursen ein Niveau erreicht wie zuletzt Anfang der 90er Jahre. Fundamental scheint diese Entwicklung auf den ersten Blick nicht begründbar, auf den zweiten Blick ist der Verfall jedoch mit guten Argumenten untermauert.

      Gründe für den Verfall

      Die Lage in der Wirtschaft ist katastrophal, gerade in Deutschland, das zeigen die täglichen Nachrichten. Auf Unternehmensseite schlägt sich die Baisse bei vielen DAX-Mitgliedern direkt oder indirekt auf die Ergebnisse nieder. Direkt betroffen sind Versicherungen, denen weitere gigantische Abschreibungen auf das Wertpapierportfolio drohen. Sämtliche Finanztitel sind indirekt betroffen, weil die Geschäfte schlecht laufen, die Kreditrisiken steigen usw.

      Gerade bei diesen Branchen sehen auch die Charts gruselig aus. Die Allianz-Aktie hat die Tiefs vom letzten Herbst klar unterboten und kostet nur noch 62 Euro. Bei HypoVereinsbank und Commerzbank herrscht ebenfalls "Land unter". Komplett abgesoffen ist das MLP-Papier, dass hoffentlich bald aus dem DAX genommen wird - hier hätte die Deutsche Börse schneller handeln sollen. Nur eine handvoll Papiere befindet sich noch in technisch akzeptabler Lage, beispielsweise FMC und adidas-Salomon.

      Kurzfristig ist in Anbetracht des fundamentalen und technischen Umfelds ein Kursanstieg kaum mehr vorstellbar. Im Staud Report hat sich der Chartexperte Wieland Staud auch Gedanken darüber gemacht, wie es mit den deutschen Aktien mittel- bis langfristig weitergehen kann. Die aktuelle Ausgabe des Börsenbriefes widmet sich ganz dem DAX und wichtigen Aktien aus dem Index. Den Report können Sie hier abrufen.

      © 07.03.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 07.03.03 19:11:42
      Beitrag Nr. 2.194 ()
      Stagnation treibt Arbeitslosigkeit auf Rekordhöhe

      Zahlreiche Erwerbslose fallen aus der Statistik / Kündigungen nehmen zu / Vermittlungsoffensive kommt kaum voran.





      rb FRANKFURT A. M. Mit gut 4,7 Millionen Erwerbslosen ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland nicht mehr weit von ihrem Anfang 1998 erreichten Rekordniveau (4,8 Millionen) entfernt. Nimmt man noch die seither gestiegene Zahl der nicht registrierten Jobsuchenden hinzu, dürfte bereits ein neuer historischer Höchststand realisiert sein. Diese Zunahme der so genannten Stillen Reserve verbirgt sich im Zahlenwerk der Bundesanstalt für Arbeit (BA) hinter dem Posten "Abgänge in sonstige Nichterwerbstätigkeit", der seit Jahresbeginn über eine halbe Million aus der Statistik verschwundener Arbeitslose verbucht - 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Die "Abgänge in Arbeit" waren im Februar dagegen weniger zahlreich, stellt die BA fest, "wohl auch infolge der außergewöhnlich kalten Witterung".

      "Ohne die Vermittlungsoffensive der Ämter", betont BA-Chef Florian Gerster, wäre dieser Abgang aus der Kartei in neue Jobs "vermutlich noch schwächer ausgefallen". Dabei milderten die zuvor erwerbslosen Existenzgründer (32 000 allein im Februar) "den Mangel an passenden Angeboten abhängiger Beschäftigung". Während die Mehrzahl von ihnen Überbrückungsgeld kassiert, läuft die neue Ich-AG-Förderung als Zuschuss-Alternative mit bisher 1600 Beziehern erst langsam an.

      Vor allem dämpfen die "höheren Anforderungen an die Mitwirkung der Arbeitslosen bei der Jobsuche" den Anstieg, so Gerster. Viele Betroffene zögen sich dadurch vom Arbeitsmarkt zurück. Möglicherweise kehren sie aber auch nur dem Arbeitsamt den Rücken. In den Vermittlungszahlen schlägt sich Gersters Offensive im Übrigen noch nicht nieder: 106 000 Frauen und Männer fanden im Februar durch seine "Kundenberater" eine Stelle. Das ist ein Drittel weniger als im Vorjahr. Der vor genau zwölf Monaten ausgebrochene Skandal um die manipulierte Nürnberger Erfolgsstatistik hat allerdings dazu geführt, dass hier inzwischen reeller gezählt wird.

      Die Stagnation der Wirtschaft und die unsichere Perspektive der Unternehmen macht sich aber nicht nur in zurückhaltender Einstellungspraxis bemerkbar, sondern auch in einer Welle von Kündigungen. In den ersten beiden Monaten traf es rund 800 000 Arbeitnehmer, eine Zunahme um zwölf Prozent. Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland lag zuletzt um knapp 400 000 oder ein Prozent unter dem Vorjahresniveau, ergänzt das Statistische Bundesamt.

      Im Durchschnitt dauert die Arbeitslosigkeit 8,4 Monate, erläutert Gerster. Knapp 1,5 Millionen Menschen sind allerdings schon länger als ein Jahr ohne Job. Bisher standen diese Langzeiterwerbslosen im Visier der Arbeitsmarktpolitik. Das dürfte sich nun durch die neu eingeführten "Mindeststandards" für die Förderung ändern. Sie erhält nur noch ein Arbeitsloser, der mit einer 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit nach sechs Monaten (vom Ende eines Fortbildungskurses an gerechnet) nicht mehr arbeitslos ist. Diese per "Verbleibsquote" definierte Qualität einer Qualifizierung ist für Gerster "unabdingbar", denn "wir wollen keine Instrumente, die nur beschönigen".

      Derzeit wird nur etwa jeder fünfte Erwerbslose gefördert. Für diesen Zweck stellt Nürnberg 21,5 Milliarden Euro zur Verfügung, 600 Millionen weniger als im vergangenen Jahr. In dezentraler Eigenverantwortung können die örtlichen Ämter davon 13,5 Milliarden ausgeben. Deutlich an Gewicht verloren hat dabei die berufliche Weiterbildung, das Jugendsofortprogramm sowie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Zugelegt haben Lohnzuschüsse
      fr-aktuell.de
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      schrieb am 07.03.03 19:24:07
      Beitrag Nr. 2.195 ()
      US-Arbeitslosenzahl steigt

      von Jochen Steffens

      Die Zahl der Arbeitslosen ist in den USA im Februar erneut gestiegen. Sie erhöhte sich von 5,7 % im Januar auf nun 5,8 %. Damit sind im Februar 2003 8,5 Mio. Menschen in den USA ohne Arbeit gewesen. Das ist der größte Beschäftigungsrückgang seit dem 11. September 2001.

      Aber auch die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt ging zurück. Im Februar 2003 gingen 308.000 Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft verloren. Hier hatten Analysten einen Stellenzuwachs erwartet.

      Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die amerikanische Wirtschaft wieder in eine Rezession zurückfällt.

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      Vivendi mit höchstem Verlust in der französischen Firmengeschichte


      von Jochen Steffens

      Jetzt überbieten sich schon die Firmen mit ihren Verlusten: Gestern trumpfte France Telekom mit dem höchsten Verlust in der französischen Firmengeschichte auf. Es war nicht nur ein trauriger, sondern auch ein kurzer "Triumph". Nur einen Tag später wurde France Telekom bereits von dem Mischkonzern Vivendi Universal übertroffen. Vivendi hat heute einen neuen Rekordverlust von über 23 Mrd. Euro gemeldet. Unglaublich ...

      Grund für diesen Verlust sind wieder einmal die höher als erwartetet ausgefallenen Abschreibungen. Analysten hatten nur mit einem Nettoverlust von 13 Mrd. Euro gerechnet. Die Höhe der Abschreibungen gab Vivendi mit insgesamt 18,4 Mrd Euro. an. Darin enthalten: Die Unterhaltungssparte mit 6,5 Mrd Euro, der Abosender Canal+ mit 5,4 Mrd. und die Musiksparte Universal Music Group (UMC) mit 1,2 Mrd. Euro.

      Der operative Gewinn erreichte 3,2 Mrd. Euro, das Ebit sank von 2,11 Mrd. auf 2,04 Mrd Euro. Der Cash Flow belief sich auf 2,63 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg auf 28,729 Mrd. Euro nach 27,73 Mrd. Euro.

      Beim Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr zeigt sich Vivendi jedoch zuversichtlich. So soll es bei stagnierenden Umsätzen zu einem deutliches Wachstum beim Ebit und beim Cash Flow kommen. Vor Sonderposten soll beim Nettogewinn wieder eine positives Ergebnis erreicht werden.

      Weiterhin sollen die Schulden auf unter 11 Mrd Euro gedrückt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, seien weitere Verkäufe geplant.

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      Wirtschaftserholung lässt auf sich warten

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Alles schien so simpel zu sein, so einfach. Nachdem der Aktienmarkt im März 2000 den Zenit erreicht hatte, kam ungefähr ein Jahr später eine Rezession.

      Aber Alan Greenspan stand bereit. Er begann im Januar 2001 mit Zinssenkungen; die Ökonomen erwarteten für das zweite Halbjahr eine Erholung der Wirtschaft.

      Das zweite Halbjahr welchen Jahres? 27 Monate und 11 Zinssenkungen von insgesamt 475 Basispunkten später frage ich mich das immer noch.

      Der Wirtschaft geht es ganz gut, so schrieb die Gastautorin Lynn Carpenter gestern im "Investor`s Daily". Aber wo sind dann die Gewinne? Die Jobs? Die gesunden Konsumenten, die Geld in der Hand haben und einkaufen wollen?

      Wo ... in China! Die Wachstumsraten sind in Asien doppelt so hoch wie in den USA und Europa, so der Internationale Währungsfonds IWF (mehr dazu weiter unten ...).

      Die amerikanische ökonomische Aktivität sei "gedämpft", so die Fed im aktuellen "Beige Book". Die Zahl der Pleiten steht auf Rekordniveau, und die Konsumenten verlieren ihren Mut. Nichts scheint so zu funktionieren, wie es sollte. Der 25jährige Wirtschaftsboom hätte die Leute eigentlich reicher machen sollen ... aber die Lohnsätze pro Stunde sind real so gut wie gar nicht gestiegen ... und eine Studie der Universität Michigan vom Februar 2000 fand sogar heraus, dass der "Netto-Reichtum der Amerikaner unter 60 Jahren zurückgegangen ist." Das war im Februar 2000 – auf dem Höhepunkt der Euphorie am Aktienmarkt! John Bogle, Gründer der Vanguard-Fondsgruppe, sagte in einem Interview, dass der durchschnittliche Fondsinvestor seiner Meinung nach von 1984 bis Ende 2002 wenig mehr als die Inflationsrate verdient habe (Quelle: FORTUNE-Magazin).

      Die Rezession von 2001 hätte die Konsumausgaben und die Konsumentenschulden verringern sollen. Aber im Gegensatz zu jeder vorigen Rezession sind diese beiden Größen weiter gestiegen.

      Ist es da ein Wunder, dass auch die Erholung nicht in der Form eintrat, in der sie es eigentlich hätte tun sollen? Von was sollte sich die Lage erholen?

      Normalerweise haben die Konsumenten nach einer Rezession eine aufgestaute Konsumnachfrage ... und die Regale der Einzelhändler sind leer. Nicht so dieses Mal. Die Leute haben die ganze Zeit über weiterhin fleißig eingekauft. Jetzt haben sie weder eine aufgestaute Konsumnachfrage noch aufgestaute Ersparnisse. Sie haben nur aufgestaute Schulden.

      Die Erholung wird kommen, eines Tages ... aber nicht einfach ... denn ohne reale Ersparnisse werden wir vorher eine reale Rezession sehen. Vielleicht mehrere, à la Japan. In der Zwischenzeit wird vielleicht ein kleiner Krieg dem Land gut tun. Die Amerikaner glauben mittlerweile, dass der Irak ein Feind ist ... und die Amerikaner lieben es, ihre Feinde sterben zu sehen. Vielleicht hat Lynn Carpenter (die gestrige Gastautorin) Recht; vielleicht werden die Feiern zur Beendigung des Krieges animalische Gefühle erwecken, die den Aktienmarkt nach oben schießen lassen werden.

      Wenn das der Fall sein wird, dann würde ich das als eine gute Gelegenheit zum Verkauf von Aktien sehen.

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      US-Anleihen gefährdet

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Der Dollar fiel weiter ab, nachdem der US-Finanzminister John Snow Reportern mitgeteilt hatte, dass er nicht "besonders beunruhigt" sei über die "jüngste Schwäche" des Dollars.

      Später versuchte er zurückzurudern, indem er sagte: "Wo ich gerade von der Währung spreche, lassen sie mich nochmals betonen, dass ich einen starken Dollar unterstütze ..." Aber der Schaden war da. Die Äußerungen von Snow hatten es für die Devisenhändler weltweit klar gemacht, dass es ihm egal wäre, wenn der Dollar noch ein bisschen tiefer fallen würde.

      Mittlerweile sollte es jedem klar sein, dass Alan Greenspan Blasen mag – sowohl in der Wirtschaft als auch in seiner Badewanne (seine Leidenschaft für stundenlanges Baden ist genauso bekannt wie seine Neigung zum Schaffen von Spekulationsblasen). Er erinnert mich an einen 5jährigen, der riesige Seifenblasen beobachtet: "Wow! Sieh Dir die an! Und die da!"

      Die Spekulationsblase am Aktienmarkt war natürlich sein Meisterstück, aber auch die Spekulationsblasen am Anleihenmarkt und am Immobilienmarkt sind nicht schäbig ... wenn ich so mutig sein darf, und hier von "Spekulationsblasen" sprechen kann. Vielleicht handelt es sich bei den letzten beiden Fällen auch nur um lange – aber harmlose – Bullenmärkte. Ich würde diese Möglichkeit nicht ausschließen.

      Der endlose Verfall der Aktienmärkte hat die Kleinanleger so traumatisiert, dass sie jetzt in den Anleihenmarkt drängen ... und dort so etwas wie eine Spekulationsblase geschaffen haben. Nach drei Verlustjahren am Aktienmarkt fragen die Investoren weniger, wie viel sie mit ihrem Geld verdienen können – wichtiger ist ihnen mittlerweile, dass sie wenigstens ihr Kapital erhalten. Deshalb lieben sie jetzt die Anleihen.

      T-Bonds sind schließlich von der Regierung garantiert – das sagen sich diese Kleinanleger derzeit. Sie wissen, dass eine 10jährige Anleihe über nominal 10.000 Dollar in 10 Jahren vom Staat zum Nominalwert zurückgezahlt wird. Was sie allerdings nicht wissen (und was niemand weiß), ist, wie viel diese 10.000 Dollar in 10 Jahren wert sein werden. Niemand weiß, wie viele Brote oder wie viele Packungen Viagra man 2013 für 10.000 Dollar kaufen kann. Wenn sich die Inflation beschleunigt, dann wird man 2013 mit diesen 10.000 Dollar deutlich weniger Güter kaufen können als heute. Mit anderen Worten: Wenn man eine 10jährige Anleihe kauft, kann dies trotz des Zinssatzes von 3,64 % pro Jahr ein Verlustgeschäft werden. Paul Stuka von Osiris Partners schrieb diese Woche im Barron`s-Magazin, dass Anleihen seiner Meinung nach derzeit ein schlechtes Geschäft sind:

      "Beim Bondmarkt wundert es mich, dass die Anleihen weiter fallen. Die Rendite liegt am langen Ende bei 3,8 %, trotz der jüngsten Zahlen von der Inflationsfront, die auf ein Anziehen der Inflation hinweisen. Aber niemand kümmert sich derzeit um eine mögliche Inflation. 2002 konnte man mit langlaufenden Anleihen zwischen 13 % und 14 % verdienen (inklusive Kursgewinne), während die Indizes der Rohstoffpreise um 20 % bis 25 % anzogen. Ich kenne kein anderes Jahr, in dem so etwas passiert ist. Das passt einfach nicht zusammen."

      Deshalb sagt Stuka: "Ich sehe nicht, dass das Kaufen von Anleihen derzeit eine gute Idee sein sollte. Wenn man das tut, dann muss man daran glauben, dass sich die Wirtschaftslage noch verschlechtern wird; dass der Dollar nicht weiter fallen wird und dass hohe Defizite keine Rolle spielen. Wenn man Anleihen kauft, muss man diese drei Punkte glauben ..." Ich finde, dass der Mann Recht hat!
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      investorverlag.de
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      schrieb am 07.03.03 19:27:32
      Beitrag Nr. 2.196 ()
      Drei Jahre Baisse II


      Japan ist nicht so weit weg



      Von Ulf Sommer, Handelsblatt


      Steigen die Börsen bald? Schließlich gab es noch nie vier schlechte Börsenjahre in Folge, sieht man von den Kriegsjahren ab. In Japan fallen die Börsen zwar seit fast 14 Jahren. Doch das ist etwas ganz anderes – so lautet die herrschende Meinung bei Analysten. Japan wird als Sonderfall abgetan. Als Land, das zu spät und halbherzig auf Krisen reagiert. Doch so einfach ist es leider nicht. Noch spricht wenig für ein rasches Ende der Baisse.


      DÜSSELDORF. Tatsächlich hat die Bank of Japan kräftig die Zinsen gesenkt, als die Krise 1989 ihren Lauf nahm und die Börse nach dem Platzen der Immobilienblase einbrach. Deflation begegnet der Staat mit Konjunkturprogrammen, die es sogar mit der amerikanischen Wirtschaftsoffensive aufnehmen können. Unternehmer und Verbraucher sollen zum Investieren und Konsumieren animiert werden. Zugegeben, Japans Umgang mit der Bankenkrise befriedigt nicht, um es vorsichtig auszudrücken. Doch ergreift Deutschland notwendige Reformen? Kaum jemand behauptet das ernsthaft.

      Nein, Japan und seine Dauer- Baisse als Einzelfall abzutun, ist töricht. Es gibt kein Gesetz dafür, dass eine Börsentalfahrt in Europa und Amerika nach 36 Monaten endet, nur weil das immer so war. Die Risiken und Ungleichgewichte bestehen fort. Das US-Leistungsbilanzdefizit erfordert immer mehr Kapital von außen. Bleibt dies aus, gerät der Dollar unter Druck. Die Verschuldung der Unternehmen und Verbraucher behindert Investitionen und Konsum. Notenbanken reagieren folgerichtig mit Zinssenkungen, verschieben damit aber das Problem in die Zukunft. Denn ewig lassen sich Hypotheken- und Anschaffungskredite nicht weiter verbilligen. Der amerikanische Verbraucher reagiert bereits: Sein Vertrauen in die Wirtschaft ist so niedrig wie seit der letzten Rezession vor zehn Jahren nicht mehr.

      Bei allen Risiken sollten Investoren aber auch Chancen – und Unterschiede zu Japan – nicht ignorieren. Aktien im Nikkei sind auch nach dem Einbruch von 80 % überbewertet. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) liegen oft über 40. Amerikanische und europäische Titel haben mit KGV von 15 (Europa) bis 20 (USA) Bewertungen erreicht, die im langjährigen Mittel liegen. Im Deutschen Aktienindex ist das KGV für die 2003 erwarteten Gewinne sogar auf unter zehn gefallen. Deutlich niedrigere Niveaus gab es noch nie.

      Der Haken liegt allerdings im Detail: Erstens endete eine lange Baisse nie, sobald die Bewertungen wieder auf den Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte gefallen waren. Zweitens basieren die Berechnungen auf erwarteten Gewinnsteigerungen von zum Teil gigantischer Höhe. So fließt beispielsweise in das Dax-KGV ein, dass die Allianz nach einem Verlust von 3,21 Euro 2002 den Investoren für 2003 ein Plus von 7,70 Euro präsentieren wird. Zugegeben, Allianz ist ein Extrembeispiel. Doch sicher ist: Viele Vorhersagen basieren darauf, dass sich Konjunktur und Börsen rasch und nachhaltig erholen. Das ist noch nicht zu erkennen.


      HANDELSBLATT, Freitag, 07. März 2003, 07:05 Uhr
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 19:32:28
      Beitrag Nr. 2.197 ()
      Drei Jahre Baisse



      Die Voraussetzungen für eine Trendwende an den Börsen fehlen. Das meinen Analysten. Viele Ungleichgewichte in der Wirtschaft, etwa die hohe Verschuldung der Verbraucher, drücken auf die Kurse.




      DÜSSELDORF. Die Baisse steckt an. Kaum jemals zuvor beurteilten Investmentbanken die Aussichten für die künftige Börsenentwicklung skeptischer als derzeit. Und das bei Kursen, die zwischen 35 % im Dow-Jones und 70 % im Deutschen Aktienindex unter dem Niveau von März 2000, dem Höhepunkt des vergangenen Booms, liegen.

      Noch Anfang 2003 sprach aus Sicht fast aller Analysten die scheinbar niedrige Aktienbewertung für steigende Kurse. Merrill-Lynch-Stratege Richard Bernstein, der ein viertes Baisse-Jahr in Folge vorhersagte, gehörte zu den Ausnahmen. Doch nach einem miserablen Jahresstart stehen die Risiken im Vordergrund. Einschätzungen wie die von Morgan Stanley sind die Ausnahme: Das Investmenthaus stemmt sich gegen den Pessimismus und meint, dass der drohende Irak-Krieg die Sichtweise negativ beeinflusse. Als Beispiel hebt Morgan Stanley die Trendwende bei den Unternehmensergebnissen hervor. Diese bessern sich immerhin schon seit dem dritten Quartal des vergangenen Jahres, ohne dass Anleger dies honorierten.

      Für die meisten Analysten ist der drohende Irak-Krieg zwar ein Hindernis für steigende Kurse, aber längst nicht das größte. Als Hauptbelastungen gelten Ungleichgewichte wie das hohe US-Leistungsbilanzdefizit, der Dollar-Verfall und dadurch bedingt der Euro-Boom samt Exportschwierigkeiten für Europa. Der Münchener Vermögensverwalter Jens Erhardt setzt noch ein Problem oben drauf: „Das Verschuldungsproblem bei Verbrauchern und Unternehmen wird unterschätzt.“ Weil jeder spare anstatt zu investieren, gehe die Volkswirtschaft auf Talfahrt. „Konsolidierung löst das Problem nicht. Ebenso wenig aber die Flucht der Amerikaner nach vorn, indem sie sich weiter verschulden“, sagt Erhardt.

      Der seit Jahrzehnten erfahrene Vermögensverwalter sieht in dieser Baisse Parallelen zur Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren und zur Talfahrt 1973/74 während der Ölkrise. In allen drei Fällen habe die Notenbank erst die Inflation gebremst, dann mit massiven Zinssenkungen die Wirtschaft angekurbelt und dadurch eine „Verschuldungsbaisse“ an den Märkten ausgelöst. „Wir bleiben auf dem Leidensweg. Eine Wende an den Börsen steht nicht vor der Tür“, sagt Erhardt schwierige Zeiten voraus. Mehr als eine „Bärenmarktrally“, in der die Kurse beispielsweise bei einem für die Amerikaner erfolgreich verlaufenden Irak-Krieg kurzzeitig steigen, sieht er nicht.

      Ganz oben auf der Pessimisten-Rangliste steht Merrill Lynch. Das Investmenthaus sieht als Voraussetzung für ein Ende der Baisse niedrige Aktien-Bewertungen und steigende Firmenergebnisse. Beides sei nicht vorhanden. Hinsichtlich der zu erwartenden Gesamtrendite – also Dividenden und Kursveränderungen – hält Merrill die Situation sogar für schlimmer als in den dreißiger Jahren. Damals war der Dow-Jones-Index in 34 Monaten um 87 % gefallen und anschließend in nur zwölf Monaten um 50 % gestiegen. Um nicht schlechter abzuschneiden, müssten US-Aktien bis 2009 eine Gesamtrendite von 6,5 % pro Jahr bringen. Das erwartet Merrill nicht.

      Pessimismus versprüht auch Credit Suisse First Boston (CSFB). Ungewissheit und damit eine hohe Risikoaversion beständen auch nach einer Lösung des Irak-Konflikts fort. Dafür dürften die Angst vor Terror-Gegenschlägen, aber auch konjunkturelle Unwägbarkeiten sorgen. Ebenso wie bereits die europäischen Indizes könnte dann auch die US-Börse auf neue Tiefs fallen, meint CSFB. In ihrem Szenario schätzen sie den deutschen Markt am schlechtesten ein, obwohl der Dax unter allen großen Indizes mit 70 % am meisten verloren hat. So seien Bank-Aktien immer noch zu teuer, weil die Konzernergebnisse schneller als die Kurse fielen. Wegen niedriger Bewertung empfiehlt CSFB aus dem Dax nur VW und SAP.

      Der dritte große Pessimist im Bunde, Dresdner Kleinwort Wasserstein, hat Aktien aus Kontinentaleuropa „stark untergewichtet“. Als herausragendes Problem sieht DKW immer größere Pensionsrisiken der Unternehmen. Während der Hausse brauchten die Firmen ihre Pensionskassen kaum aufzufüllen, weil Aktienbestände an Wert gewannen. Nun müssen laufende Einnahmen abgezweigt werden, um den Verpflichtungen gegenüber den Betriebspensionären gerecht zu werden. Auf Grund solcher Befürchtungen hatte Standard & Poor’s Thyssen-Krupp vor einigen Tagen heruntergestuft. Anleihen und Aktien des Konzerns brachen daraufhin ein. Mit negativen Pensionsüberraschungen rechnet DKW bei Degussa, Henkel, Infineon, Lufthansa, Commerzbank und bei der ohnehin stark gebeutelten Hypo-Vereinsbank.

      Charttechniker beobachten den Pessimismus mit Interesse. Sie setzen darauf, dass noch mehr Finanzhäuser und Investoren die Nerven verlieren und kapitulieren. Das würde den notwendigen Ausverkauf an den Börsen hervorrufen. Idee dabei ist, dass Pessimisten abseits der Börse stehen und deshalb als potenzielle Verkäufer nicht in Frage kommen. „Alle, mit denen wir sprechen, sind schlechter Stimmung. Keiner rechnet mit steigenden Kursen“, meint Uwe Wagner von der Deutschen Bank. Die zuletzt stark gesunkenen Börsenumsätze deutet Wagner als ein Ausdorren der Angebotsseite und meint: „All das sind Indizien dafür, dass wir in der letzten Phase der Baisse angekommen sind.“ (die letzte Phase, führt dich an der Nase:D )


      HANDELSBLATT, Freitag, 07. März 2003, 08:07 Uhr
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 19:41:41
      Beitrag Nr. 2.198 ()
      Strategen setzen auf Prinzip Hoffnung

      Weltweit fallen die Aktien auf Langzeittiefs - Dax auf dem Stand von März 1996 - Optimisten uneinig über Ende der Baisse

      von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz


      Der Leitindex DAX war im frühen Handel am Freitag auf ein Sieben-Jahres-Tief gefallen
      Foto: dpa
      Berlin - Nacht ohne Morgen? Nach drei Jahren Bärenmarkt kommt den meisten Anlegern langsam der Glaube abhanden, dass es irgendwann wieder aufwärts geht. Pünktlich zum dritten Geburtstag der Baisse markierte der deutsche Aktienindex neue Langzeittiefs. Zwischenzeitlich rutschte der Dax auf 2393,59 Punkte - Kurse, die Anleger zuletzt im Februar 1996 sahen. Am 7. März 2000 hatte das deutsche Börsenbarometer mit 8064,97 Zählern sein Allzeithoch erreicht. Seither geht nahezu kontinuierlich nach unten.


      Alle 30 Dax-Gesellschaften zusammen bringen mit 329 Mrd. Euro inzwischen weniger auf die Börsenwaage als ehedem die Deutsche Telekom, die in ihren besten Zeiten über 400 Mrd. Euro wert war. Der Dax war aber nicht der einzige Index mit Minusrekorden. Das europäische Marktbarometer Euro-Stoxx-50 durchbrach die wichtige 2000-Punkte-Marke nach unten. Der japanische Nikkei-Index fiel sogar auf ein 20-Jahrestief.


      Nach drei Baissejahren sind selbst einige der pathologischen Optimisten geheilt. Wie eine Umfrage der WELT unter zehn führenden Investmentstrategen ergab, rechnet nur noch eine knappe Mehrheit der Experten mit Trendwende in diesem Jahr. Viele Profis prognostizieren eine Seitwärtsbewegung oder gar weiter fallende Notierungen. "Die Börsen brauchen für einen Aufschwung entweder eine konzertierte Hilfsaktion der Politik oder aber einen reinigenden Ausverkauf", sagt James Montier, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein. Bis es soweit sei, könnten die Märkte aber noch 20 Prozent oder mehr fallen.


      Aber die meisten Analysten halten an ihrem optimistischen Szenario fest. Danach beendet eine Lösung des Irak-Konflikts die momentane Unsicherheit an den Märkten und damit auch die Baisse. "Sind die geopolitischen Risiken aus dem Markt, dann hat der Dax auf Sicht von zwölf Monaten Luft bis 3200 Punkte", sagt Christian Stocker, Stratege der Hypo-Vereinsbank. Getrud Traud von der Bankgesellschaft Berlin hält für diesen Fall sogar 4000 Punkte beim Dax für erreichbar. Eine zentrale Rolle kommt dem Ölpreis zu. Mit dem Ende eines Irak-Konfliktes könnten die Notierungen kräftig ins Rutschen kommen. Dies würde Konsumenten und Unternehmen mehr Geld in der Tasche lassen, die globale Konjunktur und die Börsenkurse stimulieren. Die Optimisten lassen sich bei ihren Projektionen auch wenig von historischen Erfahrungen stören. So lehrt die Börsengeschichte, dass die Kurse nach dem Platzen von Spekulationsblasen über bis zu zehn Jahre abwärts oder seitwärts tendierten. "Wir haben es heute mit einer Zeitrafferbaisse zu tun", sagt Matthias Jörss, Stratege bei Sal. Oppenheim. In Zeiten globaler Informationssysteme und vernetzter Terminmärkte würden Nachrichten schneller in Kursbewegungen umgesetzt.


      Zumindest die Verlusthöhe beim Dax scheint Jörss recht zu geben. Vom Hoch hat der Index 70 Prozent eingebüßt. Das ist fast soviel wie in der großen Depression nach 1929, als der deutsche Markt 73,5 Prozent einbüßte.


      Auch bei den Bewertungen des deutschen Marktes sind mittlerweile Stände erreicht wie selten zuvor. Doch auf Bewertungen wollen die Pessimisten nichts geben. Zumal amerikanische Papiere immer noch äußerst teuer sind. "Der Dow Jones hat vom Allzeithoch gerade einmal etwas mehr als 30 Prozent verloren. Von dieser Seite ist mit weiteren Unbilden zu rechnen", sagt Peter Dixon, Stratege der Commerzbank, der nicht glaubt, dass sich Deutschland vom US-Trend abkoppeln kann. Auch die inzwischen zum Allgemeinplatz gewordene Überzeugung, ein Irak-Krieg heile alle Wunden, stößt bei Pessimisten auf Skepsis. "Vielleicht werden die Kurse kurzfristig nach oben schießen. Aber spätestens wenn die Realwirtschaft wieder in den Blick kommt, ist es mit der Erleichterungsrallye vorbei", sagt Stephen Lewis, Stratege bei Monumentum Securities. Behält er Recht, werden Börsianer noch zwei weitere Geburtstage Bärenmarkt feiern können.


      Artikel erschienen am 8. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 19:42:40
      Beitrag Nr. 2.199 ()
      Käufer für Aktien gesucht
      Kommentar
      von Holger Zschäpitz

      Das einzige was bei Börsianern aktuell hoch im Kurs steht, sind Sündenböcke. Bestes Beispiel ist die Irakkrise. Mit ihr wird fast alles Übel der Aktienmärkte erklärt. Positiver Nebeneffekt: Mit dem Ende der Krise müsste auch die Börsenmisere vorüber sein. Diese Ansicht ist - wie eine aktuelle WELT-Umfrage zeigt - zum Allgemeinplatz geworden.


      Doch was alle für selbstverständlich halten, tritt dummerweise meist nicht ein. Denn wenn alle darauf hoffen, dass der andere den Markt nach oben kauft, kauft am Ende niemand. Mit Verweis auf die günstigen Bewertungen wurde diese Hoffnung schon mehrfach in den letzten 36 Monaten geäußert, in denen der Dax immer weiter nach unten fiel. Beim Durchbrechen jeder Tausendermarke trommelten die Experten zum Einsteigen.. Doch es fand sich kaum jemand bereit, um die angeblich so günstigen Aktien ins Portfolio zu heben. So dürfte es auch heute sein. Die Versicherer haben andere Sorgen als Aktien zu kaufen. Und auch Lieschen Müller dürfte der Spaß an Aktieninvestments so gründlich vergangen sein, dass sie mutmaßlich nicht in der Stimmung ist, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. So spricht also wenig für dauerhaft steigende Kurse.


      Artikel erschienen am 8. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 19:50:47
      Beitrag Nr. 2.200 ()
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 19:54:58
      Beitrag Nr. 2.201 ()
      Charttechnik
      "Der Bärenmarkt ist erst 2018 zu Ende"


      Die Technische Analyse findet immer mehr Anhänger. Dies mag daran liegen, daß technische Analysten sich in der Baisse besser geschlagen haben als viele, die Kursziele mit prognostizierten künftigen Gewinnen der Unternehmen zu untermauern suchen. Viele Analysten haben ein Glaubwürdigkeitsproblem. Sie haben die Leistungsfähigkeit der Unternehmen nicht nur in der Baisse regelmäßig überschätzt; sie wollten auch auf dem Höhepunkt der Hausse ihr Handwerkszeug über Bord werfen.

      Mit traditionellen Bewertungskennziffern wie Kurs-Gewinn-Verhältnissen und Dividendenrenditen ließen sich die hohen Kurse nicht rechtfertigen. Deshalb mußten neue erfunden werden. Dies hat dem Berufsstand den Ruf von "Gesundbetern" eingetragen.

      Damit haben technische Analysten nicht zu kämpfen; sie gelten als Außenseiter. Ihre Grundregel (“der Trend ist dein Freund") war in der Baisse erfolgreich. Der Dax ist seit Monaten im intakten Abwärtstrend - entsprechend ließ sich mit Wetten auf fallende Kurse Geld verdienen.

      Elliott-Wellen gewinnen an Bedeutung

      Vom Grundrezept abweichend, haben viele Techniker den Ehrgeiz, Trendwenden vorherzusagen. Die Wahrscheinlichkeit für Wenden erhöht sich aus technischer Sicht, wenn Kurse sich sogenannten Unterstützungen nähern. Inzwischen ist der Dax so tief gefallen, daß die horizontalen Unterstützungen aus den Jahren 1993 bis 1995 stammen, als er zuletzt auf dem derzeitigen Niveau lag. Ihre Aussagekraft gilt als begrenzt, weil diese Unterstützungen ihre tiefere Bedeutung daraus gewinnen, daß sich Anleger daran erinnern, daß sie zum damaligen Kurs gekauft oder verkauft haben. Die meisten haben ihren Einstandskurs aber inzwischen vergessen (siehe Interview auf dieser Seite.)

      Da die Prognose von Trendwenden mit Unterstützungen immer schwieriger wird, erhält ein Werkzeug der Technischen Analyse immer größere Bedeutung: die Theorie der Elliott-Wellen und die Berechnung von Wendepunkten mit Hilfe sogenannter Fibonacci-Retracements (siehe Erklärung im Kasten). Ein Experte auf diesem Gebiet ist Heribert Müller, der sich nach zehn Jahren als Geschäftsführer bei der damaligen Salomon Brothers Kapitalanlagegesellschaft selbständig gemacht hat. Er hat die Kursentwicklung des deutschen Aktienmarktes zurückgerechnet bis zum Jahr 1850.

      Erst seit 1988 gibt es den Dax, für die vorangehenden Jahre mußte sich Müller mit Vorgängerindizes und Daten des Statistischen Bundesamtes behelfen, was die Genauigkeit und Aussagekraft der nebenstehenden Graphik einschränkt. Dennoch ist Müller verblüfft, glaubt er das Gesetz der Elliott-Wellen (fünfteiliger Aufwärtstrend von 1922 bis 2000; siehe Graphik) bestätigt zu sehen und genaue Prognosen ableiten zu können.

      Drei Hauptszenarien

      Erstens: Der seit März 2000 laufende Abwärtstrend endet im Jahr 2018. Bis dahin stürzt der Dax auf 1.806, möglicherweise sogar bis auf 1.026 Punkte. Von 1922 bis 2000 war ein nach der Elliott-Theorie kompletter Aufwärtstrend, der jetzt korrigiert wird. Das prognostizierte zeitliche Ausmaß des Abwärtstrends von 18 Jahren ergibt sich, indem 78 Jahre mit dem Fibonacci-Retracement von 23,6 Prozent multipliziert werden. Das erste Kursziel (Unterstützung) von 2.921 Punkten (61,8-Prozent-Retracement auf den 78 Jahre langen Aufwärtstrend nach Fibonacci) hat der Dax schon durchstoßen. Nächstes Ziel (für die immer noch laufende erste Korrekturwelle (A) ist 1.806 Punkte (76,4-Prozent-Retracement).

      Zweitens: Ab 2005 kommt es zu einer Erholung im Abwärtstrend (B-Welle). Müller macht die zeitliche Prognose an den Fibonacci-Zahlen 55 (im Oktober 2004 sind so viele Monate seit März 2000 vergangen) und 5 (im ersten Quartal 2005 jährt sich die Baisse) fest. Die Aufwärtsbewegung könnte den Dax im optimistischen Falle bis auf rund 5.400 Punkte führen (den Abstand zwischen März-2000-Hoch und erstem Kursziel multipliziert mit 0,618 und dem ersten Kursziel von 1.800 Punkten hinzuaddiert).

      Drittens: Auf diese Erholung folgt eine letzte Abwärtswelle (C), die im Jahr 2018 endet. Sollte das erste Kursziel von 1.806 im Zuge dieser dritten Abwärtswelle durchstoßen werden (das Durchstoßen dieses Niveaus könnte auch schon in der A-Welle passieren, allerdings mißt Müller diesem Risiko eine geringe Wahrscheinlichkeit bei), sagt Müller für den Dax einen Sturz bis auf 1.026 Punkte voraus. Mit Gewichtung vom Februar 2003 ergibt sich dieses Dax-Niveau, wenn alle Aktien des Dax 89 (Fibonacci-Zahl) Prozent ihres historischen Höchststandes verlieren, wie es bereits einige Werte vollzogen haben.



      faznet.de
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      schrieb am 07.03.03 19:59:10
      Beitrag Nr. 2.202 ()
      Strategie
      Interventionsindikator zeigt keine Dollarwende an



      06. März 2003 Das Leistungsbilanzdefizit der USA ist mit mehr als 40 Milliarden Dollar monatlich gigantisch. Da es auf Grund der laschen Wirtschaftsentwicklung und der nachlassenden Attraktivität der US-Börsen von den internationalen Kapitalströmen nicht mehr automatisch gedeckt wird und der Dollar in Folge immer weiter abgleitet, blickt der Markt auf den Umfang, in dem internationale Notenbanken amerikanische Wertpapiere kaufen, um den Dollar zu stützen.

      Diese Interventionen deuten allerdings oft nicht auf eine Dollarstärke hin, sondern zumindest zu Beginn eher auf dessen Schwäche. Denn die Notenbanken versuchen, sich antizyklisch zu verhalten und ausbleibende Kapitalströme in die USA zu ersetzen. Sie kaufen dann, wenn der Dollar besonders zur Schwäche neigt. So hat im Jahr 2002 beispielsweise die Notenbank von Japan öffentlich interveniert, die von Korea, Taiwan, Singapur, Indonesien und Thailand verdeckt, die Zentralbanken von China, Hong Kong und Malaysia intervenieren automatisch, um ihre Währungen nicht zu stark gegen den Dollar zulegen zu lassen.

      Interventionsindikator deutet Dollarentwicklung an

      Die Währungsanalysten Mansoor Mohi-uddin und Christian Bruner von UBS Warburg haben einen so genannten Interventionsindikator entwickelt, der extreme Interventionen herausfiltert. Sie berechnen einen gleitenden Vier-Wochen-Durchschnitt der offiziellen Wertpapierkäufe und die Streuung um einen Mittelwert in Form einer Standardabweichung. Auf dieser Basis lassen sich nun „Interventionsregeln“ definieren, die mit Ausnahme weniger Fehlsignale funktionieren.

      Immer wenn der gleitende Durchschnitt über dem „Gleichgewichtsband“ von Plus-Minus einer Standardabweichung liegt, deutet das auf eine bevorstehende Dollarstärke hin. Immer wenn er auf der unteren Seite das Gleichgewichstband überschreitet, deutet das auf eine kommende Dollarschwäche hin. Liegt der Durchschnitt dagegen innerhalb des Bandes, so lässt er sich als Kontraindikator nutzen. Zunehmende Wertpapierkäufe deuten einen schwächeren Dollar an.

      Wertpapierkäufe nehmen zu, können allerdings den Dollar nicht drehen

      Was bedeutet das für die aktuelle Situation? In der vergangenen Woche erreichte der Durchschnitt der Wertpapierkäufe ein Niveau von knapp sechs Milliarden Dollar je Woche. Das ist deutlich mehr, als noch die eine Milliarde je Woche Anfang Februar. Das deutet darauf hin, dass die Käufe amerikanischer Wertpapiere durch ausländische Zentralbanken bedeutender werden. Sie reichen allerdings nicht, das amerikanische Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren oder gar den Dollar zulegen zu lassen.

      faznet.de
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      schrieb am 07.03.03 20:00:47
      Beitrag Nr. 2.203 ()
      Anlegerverhalten
      Fondsanleger folgen der Marktentwicklung


      Die deutschen Fondsanleger haben sich in den drei Jahren des Kursabschwungs an den Aktienbörsen ausgesprochen zyklisch verhalten und damit teilweise auch trendverstärkend gewirkt.

      Das ist die Schlußfolgerung aus einem Vergleich der monatlichen Zuflußstatistik von Aktienfonds mit der Entwicklung des Deutschen Aktienindex Dax. So legten etwa die Nettomittelzuflüsse in Aktienfonds von März - nach dem absoluten Dax-Höchststand - bis April 2000 sogar noch einmal von 5,9 Milliarden Euro auf 6,4 Milliarden Euro zu. In den darauffolgenden Monaten des Jahres 2000 sammelten Aktienfonds immer noch konstant um die vier bis fünf Milliarden Euro zusätzliches Geld von den Anlegern ein. Daß der Dax schon in Richtung 6.000-Punkte-Marke marschierte, blieb zunächst unbeachtet.

      Fondsanleger reagieren zeitverzögert auf die Marktentwicklung

      Erst im Dezember 2000 war ein spürbarer Vertrauensverlust unter den Fondsanlegern zu verzeichnen, als die Nettomittelzuflüsse auf 2,6 Milliarden Euro zurückfielen. Es dauerte aber noch bis März 2001, ehe erstmals mehr Geld abgezogen als gleichzeitig eingezahlt wurde. Zu diesem Zeitpunkt näherte sich der Dax erstmals dem Niveau von 5000 Punkten. Die darauf folgende frühlingshafte Kurserholung, die dem Dax vorübergehend auch wieder über die 6000-Punkte-Marke verhalf, sahen zahlreiche Anleger als Einstiegsmöglichkeit an.

      Auf die ausgeprägten Kursverluste an den Aktienmärkten im August und September 2001 - wo vor allem die Terroranschläge von New York und Washington einen tiefen Eindruck hinterließen - reagierten die Fondsanleger mit einem Rückzug in bis dahin noch nicht gekannten Dimensionen. 1,3 Milliarden Euro ließen sich die Anleger im August und 1,6 Milliarden Euro im September 2001 zurückzahlen. Ähnliches wiederholte sich noch einmal über einen längeren Zeitraum hinweg zwischen Juni und September 2002. Ein Ausdruck des zusammenbrechenden Vertrauens in die Aktie, während gleichzeitig auch der Dax bis auf 2.500 Punkte zurückfiel. Weil die zwischenzeitlichen Kurserholungen 2002 immer kürzer wurden, schlugen sie sich auch nicht mehr in den monatlichen Zuflußzahlen der Aktienfonds nieder. Der Trend zeigt jedoch eindeutig nach unten. Aktienfonds sind nicht gefragt.

      Die Baisse führt zu Zuflüssen bei „sicheren“ Anlagen

      Nahezu spiegelbildlich verlief die Entwicklung der Zuflußzahlen bei den als vergleichsweise sicher geltenden Geldmarktfonds und offenen Immobilienfonds. Gerade bei letzteren fiel der Stimmungsumschwung besonders ausgeprägt aus. Mußten die Anbieter über das gesamte Jahr 2000 Mittelabflüsse hinnehmen, verzeichnen sie seither konstant Monat für Monat Zuflüsse. Das Geschäft nahm eine solche Eigendynamik an, daß sich der Nettomittelzufluß von 2001 auf 2002 von 7,3 Milliarden auf 14,9 Milliarden Euro sogar verdoppelte.
      faznet.de
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      schrieb am 07.03.03 20:03:17
      Beitrag Nr. 2.204 ()
      Devisen
      Der Euro profitiert weiter von der „Anti-Dollar“-Stimmung


      07. März 2003 Mit Notierungen von bis zu 1.1066 Dollar je Euro reagiert der Devisenmarkt nicht nur auf die sich immer stärker verdichtenden Irak-Kriegspläne der USA, sondern auch auf die unerwartet schwache Entwicklung des amerikanischen Arbeitsmarktes. Dort ist die Arbeitslosenquote im Februar leicht von 5,7 auf 5,8 Prozent gestiegen, die Zahl der gewerblichen Jobs ist um etwas mehr als 300.000 gefallen.

      Das ist nicht nur für die allgemeine Konjunkturentwicklung ein bedenkliches Zeichen., sondern auch für den Konsum. Der ist für zwei Drittel der wirtschaftlichen Aktivitäten in verantwortlich. Wie sollen die Leute aber das sowieso schon hohe Konsum-Niveau halten, wenn immer mehr ihre Jobs verlieren?

      Verminderte Attraktivität der USA für Investitionen

      Dazu kommt das auf Grund eines zögerlichen Wachstums, Gewinneinbrüchen, Pensionsproblemen, Bilanzmanipulationen und extrem tiefer Realzinsen verloren gegangene Flair internationaler Anleger für amerikanische Wertpapiere, die es immer schwieriger werden lassen, Kapital anzuziehen. Damit wird aber das Leistungsbilanzdefizit, das im Jahr 2003 sehr wahrscheinlich mit 570 Milliarden Dollar auf mehr als fünf Prozent des Sozialproduktes steigen wird, zu einem riesigen Problem. Bedeutend ist dabei nicht nur die absolute Höhe, sondern vor allem auch der Trend. Denn die Bilanz verschlechtert sich bisher stetig.

      Dieses Phänomen konnte man nur so lange vernachlässigen, solange steigende Börsen und eine boomende Wirtschaft genug ausländisches Kapital angezogen haben. Sei es in Form von Rentenmarkt- und Aktienanlagen oder von Direktinvestitionen. Inzwischen sind die Direktinvestitionen auf ein „Normalmass“ von weniger als zehn Milliarden Dollar pro Monat zurückgegangen, der Nettozufluss in Aktien ist ebenfalls deutlich unter fünf Milliarden gefallen, während die Nettozuflüsse in Anleihen massiv zugenommen haben und beinahe den gesamten Kapitalbedarf decken.

      Dollar wird noch von Anleihekäufen gestützt

      Damit stellt sich automatisch die Frage, was passieren wird, wenn die amerikanischen Anleihen auf Grund steigender Renditen an Attraktivität verlieren und ausländische Investoren nicht mehr so stark anziehen. Dann kann eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale aus fallenden Anleihen, fallenden Kapitalzuflüssen und fallendem Dollar nicht ausgeschlossen werden. Der Nettozufluss von Kapital in die USA hat sich auf jeden Fall in den vergangenen Monaten abgeschwächt. Auf dieser Basis könnte der Dollar gegen den Euro noch bis auf 1,2 Dollar je Euro fallen, wenn die USA nicht plötzlich wieder attraktiver für ausländisches Kapital werden sollten.

      Begrenzte Gegenbewegungen sind immer denkbar - beispielsweise wenn ein Irakkrieg schnell und deutlich entschieden werden sollte -, allerdings erscheint es eher unwahrscheinlich, dass an der Wall Street von heute auf morgen plötzlich wieder ein „Megaboom“ ausbricht. Die Zinsdifferenz spricht eher gegen den Dollar und die Wachstumsraten dürften sich in Europa und den USA wohl kaum zu stark unterscheiden, um den aktuellen Trend drehen zu können. So dürfte der Dollar gegen den Euro auch weiterhin eher zur Schwäche neigen. Europäische Anleger werden sich aus diesem Grund mit dem Kauf amerikanischer Wertpapiere zurückhalten oder ihre Positionen absichern. Beides dürfte den Dollar ebenfalls nicht beflügeln.





      Chart zeigt die Kursentwicklung des Euro gegen den Dollar in den vergangenen Jahren

      @cri

      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 07.03.03 21:15:14
      Beitrag Nr. 2.205 ()
      Im Automobilsektor sorgt ein Artikel des "Daily Telegraph" für Wirbel. Darin wird ein Analyst zitiert, der den Bankrott des Autoriesen Ford für möglich hält. Unter anderem verwies der Experte auf acht Punkte die einen Gang vor den Konkursrichter auslösen könnten, darunter die enorme Pensionslücke des Konzerns. Auch um den Barbestand im Hause Ford sei es nicht zum Besten bestellt, meint er. Daher taucht die Aktie 4,2 Prozent auf 7,14 Dollar ab, Kollege General Motors notiert derzeit mit 30,56 Dollar (-2,1 Prozent).

      auszug
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:24:07
      Beitrag Nr. 2.206 ()
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:33:19
      Beitrag Nr. 2.207 ()
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten

      Über Fortschritt und Demokratie: 09.03.2003
      DIESE WOCHE (spatzseite)
      In gewohnt staatsferner Art und Weise untersucht der Spatz die Hintergründe der "westlichen Demokratie". Er findet die wirtschaftlichen Mächte hinter der oberflächlichen Ordnung und spekuliert über die Politik der einzigen verbliebenen Weltmacht seit Ende des Kommunismus. Und das alles setzt den nunmehr wohl bevorstehenden Krieg in ein ganz neues Licht.


      Vorwärts, aber wohin?

      Bei aller Tragik, die Kriege nun mal an sich haben, das Hickhack um den Irak-Krieg sticht so manchen grauen Star. Wenn schon nicht die Wahrheit auf den Tisch kommt, so wird doch die allgemeine Verlogenheit offenbar. In Israel gehen die ethnischen Säuberungen in immer unverhohlener Form weiter, 76 Tote, ein Drittel davon Frauen und Kinder, unzählige Verwundete, zahllose gesprengte Häuser allein in den letzten Wochen ohne einen Selbstmordanschlag. Doch das ist kein Terrorismus, weil von Gutmenschen begangen. Jetzt setzen wieder Selbstmordanschläge ein, und noch immer weiß man nicht, wer sie ursprünglich inszeniert hatte, wer eigentlich die Terrorbanden auf den Weg brachte. Während des Kalten Kriegs waren das natürlich nur die "Kommunisten". Doch wissen wir seit wir nicht mehr Kinder sind, wer den Knecht Ruprecht entlohnt hat.

      Was es auch war, für UNO und westliche Ordnungsmacht ist das kein Thema. "Islam" heißt der neue Rundumschuldige. Dabei bekommen nicht nur die Araber in Israel vorgeführt, was und wie der Westen "Demokratie und Freiheit" anzubieten hat. Nun sollen sie dem Irak aufgenötigt werden, dann dem Iran, gefolgt von Syrien, Ägypten, Sudan, Libanon und vielleicht sogar in Ghaddafis Libyen (dem hilft dann auch der Frieden nicht, den er mit dem Westen gemacht hat) doch dann geht`s weiter, da ist noch China, Rußland, Indien und mit Indonesien und den Philippinen ist man auch noch nicht ganz da, wo man sie hinhaben will. Und jeder hofft, vielleicht nicht der nächste zu sein. Man lese noch einmal "Biedermann und die Brandstifter"!

      In der Türkei sieht man Demokratie "at work": 10 Mrd. US$ nichtrückzahlbares Schmiergeld und über 30 Mrd. US$ als weitere "Kredite" zur Verstärkung der westlich-demokratische Sklavenleine - wer kann da schon "Nein!" sagen? Sogar in Afrika sieht man das nüchtern. Die Zeitung "The Post" in Lusaka (Zambia) schreibt: "Das türkische Parlament hat gegen die Erlaubnis für die USA, 62.000 Soldaten im Land zu stationieren, gestimmt. Aber wird die USA die Entscheidung respektieren? Sie bestechen die türkische Regierung. Ist das die Art von Demokratie, sind es diese Werte, die die Welt übernehmen soll?" Man bewundert den Mut der türkischen Parlamentarier und sieht nüchtern den Druck der USA (Kurdistan und Staatsbankrott). Aber warum sollten sich Türken nicht in der Welt, besonders auf dem Balkan umgesehen haben, und dabei bemerken, was solche Zusagen wert sind, was von den Versprechungen wirklich herüberkommt. Nur die Strafen folgen prompt: Kaum hatte sich das Parlament verweigert, fallen türkische Aktien um 11,3% und wird das Land wie seine Währung um 5% billiger. Das macht keiner mit Absicht, sondern der Markt und überzeugt diejenigen, auf die es in der westlichen Wertordnung allein ankommt, die Geldbesitzer.

      Die türkische Regierung weiß noch nicht, wen sie mehr fürchten soll, ihr Volk oder die Schutztruppe der Geldmafia aus Übersee. Auch demokratischere Regierungen "des Westens" sind sich da nicht so sicher und Geldbesitzer lieben ihr Geld überall mehr als ihre Heimat. Vorerst sucht die Türkei wenigstens mit dem IWF ihren Frieden zu machen und fügt sich den bisher vehement abgelehnten und - wie immer - verheerenden IWF-Konditionalitäten. "Finanziell gibt es für die Türkei keinen Ausweg ohne das US Geld", sagte selbstsicher ein Ökonom der Deutschen Bank am 4. 3. laut Magazin Bloomberg. Das alles hat mit dem Irak wenig, aber alles mit der neuen Weltordnung zu tun, die wir dabei sind, uns zuzulegen.

      Auch in der UNO wird Demokratie "at its best" vorgeführt. Der britische Observer veröffentlicht das vertrauliche Papier eines hochrangigen NSA-Agenten, Frank Koza, der damit wahrscheinlich seine Kariere beendet haben dürfte. Danach haben Bush und Condi Rice der Firma NSA befohlen, die Telefone, Post und Computer der UNO-Delegierten zu überwachen, vor allem derer aus Angola, Kamerun, Chile, Guinea und Pakistan, auf deren Stimme die US Regierung und die, die zu den Reichen zählen wollen, dieses Mal den Popanz ihrer Gerechtigkeit gründen will. Man will auf die Minute genau abverfolgen, wie die Bestechungsangebote oder Drohungen ankommen und aufgenommen werden. Der Mitarbeiter hatte Bedenken, denn selbst in den USA gibt es Leute, für die Geld allein noch nicht alles ist.

      Worum es wirklich geht? Im "New Republic" erschienen die ersten Anzeichen der neuen amerikanischen Propaganda Kampagne. Am 3.3. ließ dort ein Martin Pretz verlauten: "Die Debatte über den Irak ist in Wirklichkeit eine Debatte über Amerikas Stellung in der Welt. Die gegenwärtige internationale Ordnung hat keine Bedeutung mehr, was zählt, ist nur noch die alles überragende Rolle der USA. Das vergangene Jahrhundert war noch nicht das amerikanische Jahrhundert. Dieses erst wird das amerikanische Jahrhundert sein. Das weiß jeder und jeder ist entweder dafür oder dagegen". So ist es. Das werden auch bald unsere Gewählten begreifen und wieder im Chor singen und sagen: "Es geht um die Frage: mit den Islamisten zurück ins Mittelalter oder mit unseren Verbündeten (und ihrem wiedergeborenen Regierungsoberhaupt) ins Reich des Fortschritts, der Freiheit und Demokratie. Gibt es da noch eine Wahl? Wer noch wählen will, sollte sich die Realität dieser Führungsmacht ansehen und nicht nur ihre alle Gehirne vernebelnde, zweihundertjährige Propaganda. Wie sah dieses Reich des Fortschritts in den letzten 200 Jahren wirklich aus, wie und mit welchen Mitteln machte es seinen Weg und für wen und auf wessen Kosten und mit welchen kulturellen und moralischen Errungenschaften für die abhängig gemachten Völker und sogar für die unteren 80% der Einkommensbezieher.

      Doch solche Fragen führen nur zu Entrüstung. Entrüstung, das Wegwerfen der Rüstung, ist immer gefährlich (denn es lenkt ab). Die eigentliche Frage lautet: Auf welche Herausforderung glaubt die USA mit dem propagandistisch riskanten Irakkrieg antworten zu sollen - riskant für ihre Außenpolitik, ihre Macht, die eigentliche Grundlage des Geldwertes (terms of trade). Es geht um die Pistole, die dafür sorgt, daß der Zahlungsverpflichtung auch nachgekommen wird. Die Zahlungsverpflichtungen des Irak sind dabei unerheblich. An dem Land soll nur anderen nachdrücklich vorgeführt werden, was geschieht, wenn man aus der Reihe tanzt und überlegt, nicht zu zahlen, weil man nicht kann. Es muß schon um etwas gehen, wenn man bereit ist, dafür den ganzen schönen und so billigen Betrug von Freiheit, Demokratie, Verbündete, Freunde und so weiter, zu opfern und in Zukunft auf nackte Unterwürfigkeit zu setzen.

      Die amerikanische Elite kann rechnen und tut nichts, was sich nicht auszahlt. Das haben wir in zwei mit erhabenen Zielen vermarkteten Kriegen erlebt, die sich in erster Linie auszahlten und auch deshalb in erster Linie zustande kamen. Sie waren geradezu unanständig rentabel. Aber solche Renditen sind die amerikanischsten aller Renditen. Das Weideland der "westlichen Hemisphäre" ist inzwischen sehr weitgespannt. Was bleibt noch vom Rest der Welt?

      Man kann einwenden, die USA seien pleite, überverschuldet und in Zahlungsschwierigkeiten geraten und verlören damit die Vorbildfunktion. Doch das ist nichts Neues. Imperien waren meistens pleite, hatten aber die schneidigeren Schwerter. Sie wurden zu Imperien, weil die anderen deren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr durchsetzen konnten. So führten Pleiten schon immer zum Krieg. Wo keine Forderung dort auch keine Zahlung. Aber - der Einwand - die Kosten müssen getragen werden, auch die Kriegskosten, sonst wird kein Geschäft daraus. Das irakische Öl kann kaum für die Militärkosten aufkommen - wo wäre der Gewinn? Nun, die Einschüchterung der übrigen Welt. Aber - so der Einwand - ist denn die Zwangsjacke billiger als die säuselnde Verführung mit den Träumen von "Freiheit und Demokratie". Schließlich blieben diese Träume der Großmacht verbunden, trotz aller Entlarvungen und Enttäuschungen - (man denke an Wilsons 14 Punkte und seinen Versailler Vertrag, den Geschichtsbücher gerne anderen in die Tasche schieben).

      Vielleicht geben 4 Risse im Damm der heutigen Weltordnung mehr Aufschluß. Mit dem Ende des Kalten Krieg wurden viele aufwendige Zugeständnisse verzichtbar. Der Abbau des "Sozialen" begann beim Japanischen Kapitalismus und greift nun auf den Rheinischen über (Sozialleistungen werden zu teuer, wollen wir uns nicht mehr leisten - wer ist "wir"). Das begann sofort nach dem Fall der Mauer. Der Druck auf die japanische Wirtschaft wurde immer stärker. Dann hat die Spekulation von 1997/98 die aufstrebenden Südostasiaten aufgeweckt. Sie sehen nun klarer und halten das japanische Modell nach ihren Vorstellungen vom Menschen für menschlicher als das globalisierte amerikanische. Dann kam es zur wirtschafts- und sicherheitspolitischen Annäherung zwischen China, Rußland und Indien. Der Afghanistankrieg hat nach anfänglichen "erfolgreichen" Irritationen die Dringlichkeit einer solchen Zusammenarbeit in den Augen der Beteiligten nur gestärkt. Dann begannen ostasiatische Länder das dieser Annäherung zugrunde liegende wirtschaftspolitische Konzept in nordasiatischen Eisenbahn- und Flußprojekten umzusetzen. Und nun kommt als Viertens noch eine vorsichtige russisch, deutsch, französische Annäherung hinzu. Entsteht da nicht Handlungsbedarf. Was würden Sie tun, wenn sie die Welt bisher finanzpolitisch fest im Griff hatten?

      Doch noch sind die Beteiligten sich nicht so sicher, ob sie sich und ihrer neuen Annäherung trauen können und auf dieser Verunsicherung wird viel "wissenschaftliche Mühe" verwandt. Aber es kracht im Gebälk der Dollarfiktion. Wie, wenn der Dollar nicht mehr als Zahlungsverpflichtung der anderen (Währungsreserve) benutzt wird sondern an die zurückgegeben wird, die ihn gedruckt haben, wenn sich die Wirtschaftenden auf andere Formen und Mittel des Austauschs einigten. Wo bleibt da die FED, wo der IWF. Wer will denen freiwillig folgen, die für das so offensichtliche wachsende Elend und die unübersehbare Unterentwicklung der Welt letztlich die Weichen gestellt haben und weiter stellen wollen? Da hilft kaum mehr die lang bewährte "Strategie im Reich der Wünsche", da muß eine solidere her.

      Der Krieg reißt Illusionen fort, er "ent-täuscht", und das ist das einzig Gute an ihm. Aber die Enttäuschung reißt auch das bisherige politische System auseinander. Das betrifft die politischen Parteien, das Rechts- und das Staatswesen. Wird das müde, dumm und faul gewordene Europa sich der Herausforderung stellen, oder werden wir an der Hand des Großen Bruders weiter wursteln wollen wie bisher und nach dem bewährten Motto: Vorwärts von Fall zu Fall! Entrüstung über die USA ist eine zu billige Bemühung und vor allem kein Ausweg.
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:55:20
      Beitrag Nr. 2.208 ()
      März 2003: Der Monat der Rekordverluste

      von Jochen Steffens

      Erst France Telekom, dann Vivendi und der guten Dinge sind immer drei: Nun auch die Deutsche Telekom. Natürlich schafft die Telekom als letzte dieser drei Firmen es, auch noch die Verluste von Vivendi zu überbieten. Ganze 24,6 Mrd. Euro – das ist der höchste Verlust in der deutschen Firmengeschichte überhaupt (zu den genaueren Zahlen weiter unten).

      Trotz all dieser Zahlen, der Markt reagiert verhalten. Ähnlich wie Bill Bonner (siehe weiter unten) vermisse ich den Sell-Off, die Verkaufspanik. Davon keine Spur. Wahrscheinlich wenden viele Anlegern mittlerweile die Vogel-Strauss-Taktik an: Der Kopf ist tief im Sand, die Augen geschlossen und der Verstand hofft, dass in 5, 10 oder 15 Jahren die verlustreichen Aktien im Depot wenigstens den Kindern noch Freude bereiten können. Sicherlich auch ein Grund, warum keine Verkaufspanik aufkommt. Darüber hinaus war das letzte Jahr bereits so schlecht, dass man sich fragen kann: Wer soll überhaupt noch verkaufen?

      Leider konnten die europäischen Indizes heute die kleinen Umkehrsignale vom Freitag nicht durch steigende Kurse bestätigen, sie sind damit hinfällig. Aber wir nähern uns immer deutlicher dem angedachten Umkehrbereich 2000/2300 Punkte im Dax. Es wird langsam interessant – ich bin gespannt, ob wenigstens die Amerikaner heute ihre Umkehrsignale durch steigende Kurse bestätigen. Ansonsten: Weiter abwarten.

      Alles sähe an den Börsen ganz anders aus, wenn nicht dieser Krieg auf uns warten würde. Ein Krieg der beschlossene Sache ist. Ein Krieg für den gelogen, erpresst, erfunden und dementiert wird. Die Welt schaut ungläubig zu, wenn Waffeninspektor Blix der US-amerikanischen Regierung vorwirft, sie hätten Beweise gefälscht. Muss nun eine Drohne (eine Defensivwaffe), über die der Irak angeblich verfügt, als "smoking gun" herhalten? Zumindest berichtet davon die Londoner "Times".

      Ganz ehrlich, kommt Ihnen das nicht langsam auch immer grotesker vor, oder geht es mir nur so? Noch viel abstruser wird es, wenn man in den Hintergründen kramt. So schreibt "Spiegel-Online" heute, dass die USA eine wichtige Aussage des EX-Schwiegersohns Saddam Husseins, Hussein Kamal, einfach verschwiegen habe. Hussein Kamal, Chef der irakischen Rüstungsindustrie, hatte 1995 als Überläufer den Amerikaner detailliert von den biologischen und chemischen Kampfstoffen berichtet. Auf diese Aussagen berufen sich die Amerikaner bis heute.

      Das Problem dabei ist wohl, so das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek", dass eine Aussage von Hussein Kamal unterschlagen wurden. Nämlich die, dass er selbst die Zerstörung all dieser Massenvernichtungswaffen angeordnet habe und diese auch durchgeführt wurde. Die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst. Anscheinend bewahrheitet sich dieser Satz ein weiteres Mal auf zynische Weise.

      Aber, wie ich bereits mehrfach berichtete, 70 % aller EU Bürger sind fest davon überzeugt, dass es in diesem Krieg nur um Öl geht. Mich würde diesbezügliche Umfrageergebnisse aus Amerika interessieren, ich werde mal nachforschen. Doch zurück zu den Börsen:

      ____________________________________________________

      Die verschiedenen Szenarien des Krieges und die Auswirkung auf die Börsen und den Euro

      Heute erhielt ich eine Mail, in der eine, von den verschiedenen und sich widersprechenden Analysteneinschätzungen irritierte Leserin Fragen zum Verlauf des Euros stellte.

      Sie wies darauf hin, dass es ihr scheine, als seien die Meinungen noch nie so konträr und unsicher gewesen wie in der aktuellen Vorkriegsphase. Da muss ich ihr auf jeden Fall Recht geben. Das schwierige im Moment ist, alle Eventualien des Irak-Konflikts abzudecken. Ich denke es lohnt sich, die verschiedenen Szenarien noch einmal kurz darzustellen:

      Kommt es zu einem kurzen und für die Amerikaner erfolgreichen Krieg, mit einem schnellen Ende, dann werden die Aktien auf Sicht von 3–5 Monaten kräftig ansteigen. Danach wird es darauf ankommen, wie sehr sich durch diesen Anstieg die US-Wirtschaftsdaten verbessert haben. (Zuerst dürfte sich das Verbrauchervertrauen verbessern, dann die Einkaufsmanagerindizes, die Arbeitslosigkeit nimmt ab, da die Firmen ihre vor dem Krieg zurückgehaltenen Investition tätigen etc.) Der Dollar wird wieder stärker notieren und der Euro somit wieder in Richtung der ein Dollarmarke zurücklaufen.

      Die zweite Möglichkeit: Es kommt zu einem langen Krieg unter hohen Verlusten, der immense Kosten verursacht. Vielleicht kommt es auch zu einer Ausweitung des Krieges auf andere benachbarte Länder (Hier sollte man die Türkei nicht vergessen, die unter allen Umständen verhindern will, dass die Kurden im Nordirak einen eigenen Kurdenstaat ausrufen). Die Folge: Die Börsen werden nach einer kurzen Rallye in sich zusammenbrechen. Der Dollar wird dann ebenfalls schnell verlieren. Folglich steigt der Euro.

      Die letzte Möglichkeit ist, dass es zu keinem Krieg kommt. Dann rechne ich im Prinzip mit einer ganz kurzen Erholungsphase. Folgend sollten die Börsen in eine Seitwärtsbewegung einmünden, mit leicht fallender Tendenz. Eventuell verstärkt sich diese fallende Tendenz zunehmend. Der Dollar wird weiter schwach bleiben, der Euro kann weiter zulegen.

      Je nachdem wie ein solcher Krieg verlaufen wird, sollten Sie sich positionieren. Langfristig (auf Sicht von mehreren Jahren) ist allein schon wegen der immensen und wachsenden Staatsverschuldung der USA mit einem weiter schwachen Dollar zu rechnen. Stichwort "Inflation". Diese langfristige Tendenz sehen viele Analysten, so erklärt sich auch der derzeit schon erstaunlich starke Euro.

      Dass sich die Börsen vor diesem Krieg so schwach darstellen ist auch einfach erklärt: In den ersten Tages des Krieges wird abzusehen sein, wie sich dieser entwickelt. Kommt es zu Schwierigkeiten (zweites Szenario), dann sollte man lieber kein Geld in Aktien investiert haben, oder seine Aktienpositionen über Put-Optionsscheine oder Shortpositionen abgesichert haben. Deswegen wurden im Vorfeld viele Aktienpositionen verkauft, andere durch Shortpositionen abgesichert. Beides, der Verkauf von Aktien und der Aufbau von Shortpositionen führt zu fallenden Kursen.

      Deswegen kann es auch zu einer Kriegsrallye kommen, sobald sich ein schneller erfolgreicher Krieg abzeichnet. In diesem Fall werden nämlich die Sicherungspositionen abgebaut und die ersten Aktienpositionen aufgebaut. Beides führt zu Kurssteigerungen. Soweit die Theorie ...

      ___________________________________________________-

      Die deutsche Telekom mit Rekordverlust

      von Jochen Steffens

      Die Deutsche Telekom (WKN 555750) hat im Geschäftsjahr 2002 einen Konzernfehlbetrag von 24,6 Mrd. Euro zu verbuchen. Das ist der größte Fehlbetrag in der deutschen Firmengeschichte. Ein Jahr zuvor hatte der Verlust nur 3,5 Mrd. Euro betragen. Die Telekom begründete die Höhe des Fehlbetrages mit hohen außerplanmäßigen Abschreibungen. Allerdings hatte die Deutsche Telekom bereits nach 9 Monaten des letzten Jahres am 14. November 2002 einen Verlust von 24,5 Mrd. Euro ausgewiesen. So gesehen waren die heutige Zahlen keine wirklich negative Überraschung.

      Die anderen Konzern-Zahlen zeigen zudem ein besseres Bild: So konnte die Deutsche Telekom den Konzernumsatz im Jahr 2002 deutlich um 11 % auf 53,7 Mrd. Euro steigern, nach 48,3 Mrd. Euro im Vorjahr. Das Konzern Ebitda ohne Sondereinflüsse konnte im Gesamtjahr um 7,8 % auf 16,3 Mrd. Euro gesteigert werden, nach 15,1 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Zahl übertraf die von den Analysten erwarteten 16,12 Mrd. Euro. Der Free-Cash-Flow ist zugleich auf 4,8 Mrd. Euro nach 1,1 Mrd. Euro im Vorjahr gestiegen.

      Währenddessen konnte der Konzern die Netto-Finanzverbindlichkeiten im Vergleich zum dritten Quartal 2002 von 64,3 Mrd. Euro auf 61,1 Mrd. Euro reduzieren, immerhin um 3,2 Mrd. Euro. Sollte dies in dem Rahmen weiter gehen, sind die angepeilten 50 Mrd. Euro Ende des Jahres durchaus wahrscheinlich.

      Allerdings betonte Telekomchef Ricke, dass er zwar mit Druck den Sparkurs fortsetzen wolle, aber dabei nicht den Fehler begehen werde, sich kurzfristig gesund zu sparen und mittelfristig zu Tode zu schrumpfen. Vielleicht ein kleiner erster Hinweis darauf, dass die 50 Mrd. Euro doch nicht geschafft werden? Ich denke, dass ist zuviel hineingedeutelt.

      Ein wichtiger Umstand: Die Telekom hat die Schulden in Dollar. So hat die anhaltende Schwäche des Dollars sich auch positiv auf den Schuldenabbau ausgewirkt. Hier drängt sich natürlich die Überlegung auf, dass eine langfristige und heftige Inflation des US-Dollars der Telekom nur zu Gute kommen würde.

      Beim Ausblick auf 2003 hielt sich die Deutsche Telekom bedeckt.

      Die Tochtergesellschaften entwickelten sich im Geschäftsjahr 2002 unterschiedlich. Der Mobilfunk-Bereich T-Mobile und der Internet-Anbieter T-Online konnten Zuwächse beim Ebitda verzeichnen, während die Festnetz-Sparte T-Com und der IT- und Telekom-Dienstleister T-Systems Rückgänge zu verbuchen hatten.

      Besonders deutlich war das Wachstum bei T-Mobile Das Ebitda stieg um über 60 % auf 5,0 Mrd. Euro. Auch der Umsatz legte um knapp 35 % auf 19,7 Mrd. Euro zu. Schlusslicht war die Festnetz-Sparte, hier brach das Ergebnis um 8,9 % auf 9,9 Mrd. Euro ein.

      Eigentlich erfreuliche Zahlen, die meine These, dass der Telekommunikationssektor zunächst einmal die Tiefs hinter sich hat, bestätigen. Beachtlich ist, dass die Telekom angesichts der allgemeinen Flaute den Umsatz steigern konnte. Sie wissen, die meisten Firmen steigern ihre Gewinne durch Kostensenkungen, müssen aber Umsatzeinbußen hinnehmen. Hier zeigt sich, dass die Telekom durchaus das Potential hat, sich von der Schuldenlast zu befreien. Ende des Jahres werden wir wissen, wie weit dieses Ziel dann erreicht ist.

      Die heutigen Kursabschläge sind den Analysten ein Rätsel. Begründet wird dieser Abschlag damit, dass vielleicht einige doch mit noch besseren Zahlen gerechnet haben. Die Deutsche Telekom verliert 7,18 % auf 9,40 Euro. Ich bleibe dabei, spätestens mit Beginn eines Irakkriegs kaufenswert. Im Moment genau beobachten und abwarten.

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      Die Arbeitslosigkeit steigt und steigt ...

      In der vergangenen Woche dominierten erneut die Bären das Geschehen an den Weltbörsen. Einige europäische Indizes, wie der schweizer SMI oder Hollands AEX befanden sich nahezu im freien Fall. Dahingegen war die andauernde Talfahrt im Dax mit einem zwischenzeitlichen Absacken auf unter 2400 im Verhältnis noch relativ milde. Auch der britische Top-Index, der FTSE 100, mußte ebenfalls herbe Verluste hinnehmen, nicht zuletzt gerade deswegen, weil am Anfang der Woche in den Massenmedien erstmals über die gigantischen Verluste bei den Pensionsfonds berichtet wurde. Hier ticken nicht nur in den USA gigantische "Zeitbomben" in Form von dramatischen Verlusten und Kapital-Unterdeckungen, welche -sollten sich die Märkte nicht bald nachhaltig erholen- zu drastischen Kürzungen der Auszahlungen und folglich starken Wohlstandsverlusten bei Pensionären führen werden.

      Insofern ist es wohl kaum verwunderlich, daß die Finanz- und vor allem die Versicherungswerte, ohnehin schon durch den Ahold-Skandal zusätzlich ins Gerede geraten, nur noch eine Richtung kennen, und zwar nach unten. Seien es englische, seien es französische, holländische, schweizer oder deutsche Versicherungswerte, allesamt gibt es kein Halten mehr. Einstige Lieblinge der Analysten wie Aegon, Allianz oder ING sind mittlerweile längst unter die Tiefstände des vergangenen Oktobers gefallen. Zudem gibt es sowohl fundamental als auch technisch wenig Anzeichen – mit Ausnahme einer möglichen scharfen Aufwärtskorrektur im Zuge eines raschen Sieges der USA im möglichen Irak-Krieg – dafür, daß eine rasche und vor allem dauerhafte Wende zum Besseren ansteht. Sollten Sie sich folglich noch immer nicht von diesen Papieren getrennt haben, so wäre die eventuell anstehende "Irak-Rallye" die letzte Gelegenheit dazu!

      Denn, eines muß mehr denn je betont werden: die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dies- und jenseits des Atlantiks sind alles andere als "aktien-freundlich". Im Gegenteil, die "Trieb-Federn" der Baisse verstärken sich in einem Ausmaße, welches selbst für Pessimisten überraschend ist.

      Vor allem die düsteren Nachrichten vom Arbeitsmarkt bereiten immer größere Kopfschmerzen. Obwohl die Wall Street Analysten nicht nachlassen, von einem Wirtschaftsaufschwung zu sprechen, ist es aber in der harten Realität so, daß allein im Monat Februar diesen Jahres die amerikanische Wirtschaft die dramatisch hohe Zahl von 308000 Stellen verlor. Die meisten Volkswirte gingen zuvor davon aus, daß es zu einem Stellenaufbau von 20000 kommt!

      Hier hilft kein Schönreden mehr, diese Zahlen sind mehr als nur beunruhigend. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, daß es überhaupt keine Anzeichen für eine wirklich starke Erholung der Weltwirtschaft gibt. Inzwischen sorgt sich auch die US-Notenbank Fed um den Zustand der Wirtschaft. Im Beige-Book wurde bekannt, daß es keine Indikationen dafür gibt, daß sich die Investitionsausgaben der Unternehmen und die Ausgaben der Verbraucher verbessern. Ich kann es nicht oft genug sagen, ohne eine Trendwende bei den Investitionen wird es keinen Aufschwung geben!

      Aber nicht nur die amerikanische Zentralbank ist besorgt, sondern auch die bundesdeutsche. Erstmals wurde eine Vertrauens- und Wachstumskrise der deutschen Wirtschaft eingeräumt. Diese führe dazu, daß unter den "Status-quo-Bedingungen" der deutschen Wirtschaft nurmehr ein Potenzial-Wachstum von 1 % zugebilligt wird. Wohl gemerkt, dies sind die Aussagen der deutschen Zentralbank, welche sich in der Art und Weise historisch nur sehr, sehr selten zu Wort meldet.

      Aber, ehrlich gesagt, angesichts der gigantischen Strukturproblemen der Bundesrepublik war es wohl für die Bundesbank an der Zeit, "Tacheles" zu reden. Denn mittlerweile sind es im Lande mehr als 4 700 000 in der offiziellen Statistik registrierte Menschen, die nach Arbeit suchen. Wobei manche Wirtschaftsinstitute davon ausgehen, daß die wahre Zahl der Arbeitslosen rund 8 Millionen beträgt.

      Gar nicht auszudenken, was passiert, wenn der drohende Irak-Krieg sich schwieriger als erwartet gestaltet und der Ölpreis weiter nach oben schießt. Von dem möglichen Konflikt mit Nord-Korea ganz zu schweigen.

      Wie dem auch sei, die momentane Lage ist alles andere als gut und spricht mehr denn je gegen Aktien! Seien Sie auf der Hut!

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      Dem Markt fehlt die Panik

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Heute ändere ich die Alarmstufe von malvenfarbig auf scharlachrot. Denn schließlich ist die Investmentwelt seit dem malvenfarbigen Alarm (den ich vor ein paar Tagen an dieser Stelle gab) gefährlicher geworden.

      Warum? Habe ich plötzlich irgendwelche Insider-Informationen erhalten? Hat mein makro-ökonomisches Computerprogramm über Nacht neue Erkenntnisse geliefert?

      Nein ... ich habe nur so ein Gefühl. Wenn Sie eine Million Dollar in Aktien investiert hätten ... würden sie dann ruhig den Kriegsbeginn abwarten?

      Es scheint allgemein akzeptiert zu sein, dass Aktien "langfristig" die beste Anlageform sind. Aber in den letzten 3 Jahren hat der Dow Jones fast 40 % verloren. Der DAX schnitt noch deutlich schlechter ab. Die gesamten Kursgewinne seit 1997 sind damit ausgelöscht worden. Kann man den Investoren da vorwerfen, wenn sie etwas nervös werden?

      In den USA stieg die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf den höchsten Stand des Jahres. Die Konsumenten konnten das Niveau ihrer Konsumausgaben nur durch die Erhöhung ihrer Hypotheken halten. Die Erholung scheint niemals zu kommen.

      Was dem Markt bis jetzt gefehlt hat: Eine gute Panik. Die Investoren halten an ihren Positionen fest wie gute Soldaten, die Stück für Stück zurückgetrieben werden. Aber sogar die Ordnung der römischen Legionen brach dann und wann zusammen, und die Soldaten flohen in wilder Panik. Und es ist äußerst selten in einem Bärenmarkt von den derzeitigen Ausmaßen, dass wir nicht von Zeit zu Zeit etwas Panik haben. Vielleicht wird heute so ein Tag sein.

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      Überlegungen zu den US-Technologieaktien

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Warren Buffet geriet letzte Woche in die Schlagzeilen, als er Derivate als die "finanziellen Massenvernichtungswaffen" bezeichnete, "die Gefahren in sich bergen, die derzeit latent, aber potenziell tödlich sind."

      Vielleicht hat er Recht. Aber die zahlreichen Anhänger der Derivate könnten sie auch "Verteidigungswaffen" nennen. Beide Seiten haben auf ihre Weise Recht. Aber lassen Sie uns einmal annehmen, dass Warren Buffet Recht hat. Was sollten wir mit diesem Massenvernichtungswaffen tun?

      Michael Martin, ein guter Freund von mir, der Broker in New York ist, schlägt vor, dass wir die "Bush-Doktrin" auch für den Finanzmarkt anwenden. Er meint: "Lass uns `Waffeninspektoren` zu JP Morgan und der Citibank schicken, die deren Derivate-Positionen überprüfen. Und dann sollte man diese Finanz-Regime zur völligen Entwaffnung zwingen. Und wenn JP Morgan und die Citibank nicht freiwillig abrüsten – dann werden wir es für sie tun!" Wenn wir das jetzt nicht tun, dann werden wir später umso mehr Ärger haben, oder?

      Der Aktienmarkt legt eine armselige Performance hin, keine Frage. Aber einige Segmente weisen eine weniger armselige Performance vor als andere. Besonders die Technologieaktien haben zuletzt relativ gut abgeschnitten, während besonders die Blue Chips deutlicher verloren. Interessanterweise hat der Dow Jones seit Jahresbeginn 8 % verloren, während der Nasdaq 100 unverändert dasteht.

      Diese Divergenz zwischen Dow Jones und Nasdaq 100 reflektiert zwei Dinge: Technologieaktien sind bei den "Leerverkäufern" (Trader, die auf fallende Kurse setzen) derzeit sehr beliebt. Das ist aus antizyklischen Gesichtspunkten ein positives Signal für diese Aktien. Mehr dazu gleich.

      Dann zeigt dies, dass die großen amerikanischen Gesellschaften derzeit unter Druck auf ihre Gewinne leiden müssen. Die meisten der Blue Chips haben mit rapide steigenden Kosten zu kämpfen – z.B. explodieren die Lohnnebenkosten –, zudem steigert sich der Konkurrenzdruck, und die Nachfrage bleibt schwach. Das Ergebnis ist ein harter Druck auf die Gewinne. Hinzu kommen substanzielle und weiter wachsende Verpflichtungen für die hauseigenen Pensionspläne – alles zusammen ergibt einen ziemlich giftigen Mix.

      Wer will schon Aktien von solchen Unternehmen? Ich bin der Ansicht, dass es nur die "großen Namen" sind, die dazu führen, dass der Dow Jones noch bei 7.700 und nicht bei 3.700 Punkten steht. Es ist schließlich für die meisten amerikanischen Kleinanleger emotional nicht leicht, Aktien von so großen Gesellschaften wie General Electric, IBM oder General Motors zu verkaufen.

      Wenn man die Namen allerdings nicht berücksichtigen würde, dann stünde der Dow Jones derzeit wahrscheinlich bei der Hälfte des aktuellen Standes.

      Nur sehr wenige Technologieaktien können sich auf einen solchen "Namensbonus" stützen. Im Gegenteil, Namen wie "Gateway Computer" sind sogar ein Negativ-Faktor.

      Dabei hat gerade diese Aktie einiges zu bieten: Die Aktie steht bei ca. 2,25 Dollar, und sie hat in ihren Büchern einen Netto-Bargeldbestand von über 3 Dollar pro Aktie. Mit anderen Worten: Wenn Sie eine Aktie kaufen, dann erhalten Sie praktisch 75 Cents und den entsprechenden Anteil an der Gesellschaft umsonst!

      Theoretisch ist das natürlich billig. Aber: Wenn die Geschäfte von Gateway weiterhin so einbrechen, wie sie es bis jetzt getan haben, dann ist auch ein Kurs von 2,25 Dollar zu viel.

      Gateway ist nur ein Beispiel dafür, wie tief einige Technologieaktien gefallen sind. Besonders dann, wenn man sie mit den Titeln des Dow Jones vergleicht. Heute verachten die meisten Wall Street-Analysten Gateway. Vor drei Jahren haben sie diese Aktie geliebt – dabei stand sie damals bei über 80 Dollar!

      Der gesamte Technologiesektor wird derzeit so negativ bewertet. Die meisten Leerverkäufe gibt es derzeit bei Technologie- und Telekomaktien. Das könnte auch bedeuten, dass gerade diese Aktien sich in den nächsten Monaten BESSER als der Rest des Marktes entwickeln werden. Natürlich kann "besser entwickeln" auch bedeuten, dass sie nur weniger als der Rest des Marktes fallen werden.

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      Sitzung des US-Kongresses

      von unserem Korresponten Bill Bonner

      Der Tag der Entscheidung naht. Die Franzosen, Deutschen, Russen ... sogar das britische Volk ... sagen, dass sie nichts mit dem Krieg von Bush zu tun haben wollen. Amerikas Zukunft, seine Ehre, seine Integrität stehen auf dem Spiel ... nicht zu erwähnen das Leben von Tausenden Menschen und die Milliarden Dollar Kosten.

      Und jetzt kommen die demokratisch gewählten amerikanischen Volksvertreter in einer feierlichen Sitzung zusammen, um sich mit den Fragen zu befassen, die die Seele der Nation bewegen. Die amerikanische Verfassung schreibt vor, dass einige Dinge nur vom US-Kongress beschlossen werden können. Entscheidungen über Krieg und Frieden, zum Beispiel. Jetzt, wo die Bush-Administration einen Wechsel der amerikanischen Militärstrategie vorschlägt – weg von der Landesverteidigung, hin zur Attacke –, könnte es da eine klarere oder unmittelbarere Gefahr geben?

      Ja, sagt die Senatorin von Kalifornien, Barbara Boxer – man muss die Bilanzierungsvorschriften ändern! Schließlich habe der Kongress bereits vor Monaten über die Militärstrategie debattiert, und die Mittel für einen Irakkrieg seien freigegeben worden. Da diese Dinge jetzt ja auf den Weg gebracht worden seien, könne man wieder ans echte Geschäft denken – und den Forderungen der Interessengruppen im eigenen Bundesstaat Nachdruck verleihen. Sie führt sogar den "Amerikanischen Traum" als Begründung für diese Notwendigkeit an.

      Es spielt für sie keine Rolle, dass die gewünschten Änderungen der Bilanzierungsvorschriften von ihr gar nicht geändert werden können (eine Privatorganisation ist zuständig). Und was die Behandlung von Aktienoptionsplänen mit dem "Amerikanischen Traum" zu tun haben soll, wird mir auch nicht klar.

      Die Geschichte nimmt ihren Lauf ... wie in einer Theatersaison ... mit Komödien, Tragödien und Farcen
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      Die Wiedergeburt der Defizite

      von Andrew Kashdan

      In seiner jüngsten Rede vor dem US-Kongress hat Alan Greenspan einige Binsenweisheiten von sich gegeben: Dass Defizite Auswirkungen auf Zinssätze haben. Aber dann begann er, über Buchungspraktiken zu reden, und jeder hörte auf, zuzuhören.

      Was er gesagt hat, ist mehr oder weniger das: Die Regierung muss irgendwann eine Menge Geld zurückzahlen, und die jetzige Neuverschuldung wird sich bemerkbar machen. In ungefähr 10 Jahren wird laut Greenspan die "relative Ruhe des Budgets" zu Ende sein. Was wird dann passieren? Es sieht so aus, dass dann irgendwann – und nicht so weit in der Zukunft, wie viele denken mögen – die Schulden einfach durch eine Inflation entwertet werden.

      Bereits heute zeigen sich die ersten Anzeichen einer Inflation. Die steigenden Energiepreise spiegeln sich bei den Großhandelspreisen wider, die im Januar so stark wie noch nie in den letzten 13 Jahren anzogen. Natürlich ist es noch kein Grund für eine allgemeine Inflation, wenn die Preise einer bestimmten Gütergruppe anziehen. Aber die Fed wird schon dafür sorgen, dass es zu einer allgemeinen Inflation kommen wird: Der Grund ist die gewaltige Zunahme der amerikanischen Geldmenge.

      Hinzu kommt die ausufernde amerikanische Staatsverschuldung. Die Regierung könnte ja die Steuern erhöhen. Aber der Fed-Gouverneur hat ja uns alle zuletzt daran erinnert, dass die Fed helfen könnte: Indem sie einfach die Notenpresse anwirft. Würden Sie nicht auch einfach Geld drucken, wenn Sie es könnten? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die US-Regierung sich diese Möglichkeit nicht entgehen lassen wird.

      Der direkte Vorgänger von Greenspan, Paul Volcker, verstand die indirekten Auswirkungen von Haushaltsdefiziten. Ein paar Jahre nach der Inflation der 1970 sagte Volcker in einer Rede vor dem US-Kongress, dass "die aktuelle Größe des Haushaltsdefizits ... die Skepsis über unsere Fähigkeit, das Geldangebot und die Inflation zu kontrollieren, vergrößert." Bedeutet das, dass die "unabhängige" US-Notenbank manchmal unter Druck gesetzt wird, damit sie die Schuldenlast der Regierung erleichtert (d.h., einfach Geld druckt)?

      Bitte sagen Sie, dass das nicht so ist, Mr. Volcker!

      Das derzeitige Haushaltsdefizit ist wahrscheinlich nur der Beginn eines neuen Trends, und die Regierung könnte durchaus der Versuchung erliegen, die Fed um das Drucken von mehr Geld zu bitten.

      Die Budgetabteilung des US-Kongresses prognostiziert, dass das Defizit im laufenden Jahr seinen Höhepunkt erreichen wird, danach soll es wieder fallen. 2007 sollen dann wieder Überschüsse drin sein. Ich werde das erst glauben, wenn ich es sehen werde. Aber die Budgetabteilung hat sich eine Hintertür offengelassen: "Dieser sich verbessernde Ausblick ... ist unter der Annahme getroffen worden, dass sich die Politik nicht ändern wird. Deshalb sollte diese Prognose mit Vorsicht genossen werden." Keine Änderungen der Politik sind erlaubt? Vielleicht sollte sich die Budgetabteilung mal darüber Gedanken machen, wie wahrscheinlich eine solche Annahme ist.

      Der Volkswirt Hal Varian zitiert in der New York Times eine Studie, die von realistischeren Annahmen ausgeht (z.B. wird in dieser Studie davon ausgegangen, dass auslaufende Steuervergünstigungen verlängert werden). Und diese Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die amerikanischen Haushaltsdefizite in den nächsten 10 Jahren auf 5,4 Billionen Dollar (!) summieren werden! Ups!

      Varian räumt das wahrscheinliche Ergebnis dieser Entwicklung ein: "Eine Inflation ist ein zu verlockender Ausweg, weil dadurch die politischen Schmerzen vermieden werden können, die mit Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen verbunden sind."

      Währenddessen ist es erstaunlich, dass die Konsumausgaben immer noch stark bleiben. Aber was wird passieren, wenn sich die Schuldenlast der Konsumenten endlich auswirken wird und ihr Netto-Reichtum zurückgehen wird? "Die Konsumausgaben zeigten im letzten Monat unerwartete Stärke." So eine Schlagzeile im Wall Street Journal. Aber der Volkswirt Paul Kasriel betont gleichzeitig, dass die Umsätze im Einzelhandel im Januar um 0,9 % zurückgingen. Wieso kommt das Wall Street Journal trotzdem zu seiner Schlagzeile? Nun, wenn man die Autoverkäufe herausrechnet, dann kommt man auf einen Anstieg von 1,3 %.

      Aber man sollte vorsichtig damit sein, bestimmte Komponenten einfach wegzulassen. Beispiel Energiepreise: Warum sollte man sie aus der Berechnung des Konsumentenpreisindexes rausnehmen, wenn sie gestiegen sind und weiterhin hoch bleiben? Und die Autoumsätze sind ja auch nicht in den Jahren rausgerechnet worden, als es in diesem Sektor extrem gut lief.

      Die ungewöhnlich großen Auswirkungen des Auto-Sektors spiegeln sich auch bei den Zahlen zur Produktion wider. Die Industrieproduktion ist im Januar in den USA um 0,7 % gestiegen – das ist der höchste Wert seit 6 Monaten. Gleichzeitig haben die Unternehmen ihre Lagerbestände im Dezember das achte Mal in Folge erhöht. Das größte Wachstum bei der Produktion gab es bei den Auto-Komponenten, wo wir ein 4,4 %iges Wachstum sahen.

      Das Wachstum in diesem Sektor war auch die treibende Kraft des gesamten Wachstums in zwei der letzten 6 Monate. Aber was werden wir tun, wenn jeder Amerikaner sein drittes Auto mit einer Finanzierung zu 0 %-Zinsen gekauft hat?

      Was derzeit passiert, ist eine andere Geschichte. Es sieht so aus, als ob die durchschnittlichen Amerikaner die Tugend des Sparens wiederentdeckt haben. Ich finde, das ist keineswegs schlecht – aber es gibt viele Leute, die nervös werden, wenn die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt keinen Anstieg der Konsumausgaben zeigen. Die Ökonomen senken bereits ihre Prognosen für das diesjährige amerikanische Bruttoinlandsprodukt, da die höheren Ölpreise und die temporären "geopolitischen" Probleme wohl doch nicht so temporär sind.

      Es gibt kaum einen Analysten, der über die Unternehmensmeldungen zum vierten Quartal richtig begeistert ist. Dennoch bleibt es unter den Bullen weiterhin Konsens, dass der Markt ohne die Irakkrise nach oben tendieren würde. Das überzeugt mich nicht. "Wenn man sich die aggregierten Zahlen ansieht, dann springen einem drei Dinge ins Auge", so Chuck Hill von der Research-Abteilung von First Call. "Die Art und Weise, wie die Prognosen für das erste Quartal gesenkt wurden, die Art und Weise, wie die Prognosen für das zweite Quartal gesenkt wurden und (die Tatsache), dass die Zahl und Schärfe der Gewinnwarnungen in den letzten 3 Wochen überdurchschnittlich war."

      So wie es jetzt aussieht, konnten die Unternehmen des S&P 500 im letzten Quartal ein Wachstum von 4 % erzielen. Das ist natürlich besser als die –4 % vom letzten Jahr, aber es ist immer noch nicht sehr inspirierend. Es könnte vielleicht so sein: Die Zeiten bessern sich langsam, aber da die Bewertungen und die Unsicherheit immer noch so hoch sind, reicht das einfach nicht aus für steigende Kurse.

      Die Unternehmen merken zudem, dass zahlreiche Kostenblöcke hartnäckig gestiegen sind. Sollte man es nicht eigentlich mit einer kleinen Deflation und damit mit fallenden Preisen zu tun haben? Richard Berner und Shital Patel von Morgan Stanley bemerken dazu, dass sich die amerikanischen Unternehmen in Bezug auf den Kostendruck einem "perfekten Sturm" gegenübersehen. Während die Löhne – der Großteil der Kosten – in den letzten Jahren relativ stabil gehalten haben, sind die Lohnnebenkosten und die Kosten für Energie und Material kräftig gestiegen.

      Berner und Shital betonen zwei Faktoren, die diese Entwicklung bedenklich machen: Zunächst einmal hängen die Kostensteigerungen nicht von der Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden ab – es sind stattdessen fixe Kosten. Und wenn das Wachstum weiter schwach bleibt, dann müssen diese Fixkosten auf eine kleinere Produktion verteilt werden, was zu Druck auf die Margen führt. Dann kommt hinzu, dass die Kostensteigerungen in einigen Bereichen wirklich signifikant sind. Zum Beispiel steigen die Ausgaben für Krankenversicherungsbeiträge bei den großen Unternehmen derzeit mit 13 % Jahresrate. Die Energiepreise im Großhandelssektor stehen um 75 % über Vorjahresniveau, und die Ausgaben für Pensionspläne werden laut Berner im laufenden Jahr rund 20 Milliarden Dollar der operativen Gewinne auffressen.

      Meine einfache Denkweise (Gewinne = Umsätze minus Kosten) sagt mir, dass sich da ein Problem zusammenbrauen könnte.

      Wenn man das zusammen mit den fiskalischen Problemen betrachtet, dann sieht es nicht so aus, als ob die US-Wirtschaft – oder die US-Börsen – schon bald Kurs auf eine richtige Erholung nehmen würden.
      :eek: :eek:
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 15:58:10
      Beitrag Nr. 2.209 ()
      Die Baisse dauert an!

      Die Finanzmärkte liegen im Sog der Ungewissheit über einen bevorstehenden Irak-Krieg. Fundamentale Indikatoren geben widersprüchliche Signale.

      Jedenfalls wird in den nächsten Tagen eine wichtige Entscheidung fallen müssen. Es wird eine fatale und für die Weltwirtschaft miserable Entscheidung sein.

      Die von vielen Analysten erwartete Erholung nach dem ersten Schlag wird natürlich nicht stattfinden. Wir sind in einem “Bärenmarkt” !

      Die Märkte werden weiter notleidend Verluste produzieren.

      Ein neuer “Donnerschlag” steht bevor! Sinkflug mit 30% Verlust?!


      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 16:11:57
      Beitrag Nr. 2.210 ()
      Nikkei fällt auf tiefsten Stand seit 20 Jahren

      Nordkoreanischer Raketentest lastet schwer auf den Börsen in Tokio und Seoul - Sorgen um Bankbilanzen


      von Bernd Weiler

      Tokio - Auf einem 20-Jahres-Tief finden selbst unverdrossene Trostspender keine Argumente mehr. An der Aktienbörse in Tokio wagt keiner mehr den banalen Zuspruch, schlimmer könne es gar nicht mehr kommen. Zu tief sitzt der Pessimismus, zu viele Unsicherheitsfaktoren lasten auf den Kursen, als dass eine baldige Erholung prophezeit werden könnte.

      "Ganz gleich, was kommt, eine Finanzkrise werden wir nicht zulassen", beschwor Premierminister Junichiro Koizumi, als der Nikkei-Index Ende vergangener Woche auf 8144 Punkte gefallen war. Das Aktienbarometer lag zu diesem Zeitpunkt so tief wie seit 19 Jahren, 11 Monaten und 23 Tagen nicht mehr. Jetzt ist der tiefste Stand seit zwei Dekaden perfekt. Denn am Montag verlor der Index nochmals 1,3 Prozent, schloss mit 8042,26 Zählern. Für kurze Zeit lag der Nikkei im Tagesverlauf sogar unter 8000 Punkte. ... (Welt, 11.3.03)
      Kommentar: Überall auf der Welt erreichen die Börsen Tiefststände, welche zum letzten mal vor vielen Jahren gesehen wurden - damals war die Börse noch im Aufstieg. Jetzt entlarvt sich der ganze Aktienrummel der letzten Jahre als großes Täuschungsmanöver, um das Geld der Kleinanleger umzuverteilen. Trotzdem ist es kaum zu glauben, wie weiterhin die Entwicklung verharmlost wird: Da fährt die Telekom den größten Verlust in der deutschen Unternehmensgeschichte ein und das ganze wird noch als harmloser Sanierungsfall abgetan. Deutlich werden müßte, daß Aktien immer noch weit überbewertet sind, der Crash geht also weiter.
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      Kunden großer Versicherer tragen nur geringes Risiko

      Fitch warnt vor hohem Abschreibungsbedarf der Assekuranzen - Experten halten Eigenkapital meist noch für ausreichend



      von Michael Fabricius

      Berlin - Die Aktienmärkte sinken dahin und mit ihnen der Wert der Portfolios der Versicherungsgesellschaften. Nach Schätzungen der Ratingagentur Fitch stehen den deutschen Assekuranzen daher Wertberichtigungen in Milliardenhöhe bevor. Ende dieses Jahres könnte die Aktiv-Seite in den Bilanzen der Versicherer durch den Dax-Rückgang auf mittlerweile 2400 Punkte überproportional in Mitleidenschaft gezogen werden. Denn nach wie vor schleppen die Gesellschaften stille Lasten aus der Vergangenheit mit. So wurde bei der Bewertung der Geldanlagen in den Bilanzen 2002 ein Dax-Jahresdurchschnitt von 4193 Punkten zugrunde gelegt, plus zehn Prozent - also insgesamt rund 4600 Punkte -, da der Rückgang am Aktienmarkt Ende 2002 als nur vorübergehend gewertet werden durfte. Zwischen den jetzt von den Versicherern vorgelegten Bilanzen und der Realität am Aktienmarkt klafft also eine Lücke von fast 50 Prozent.

      Für die Experten von Fitch ist die Situation dramatisch: "Die absehbare Realisierung der Abschreibungen ist für eine Vielzahl der Lebensversicherer existenzbedrohend", lautet ihre Schlussfolgerung. Lege man die Bilanzdaten von 2001 zugrunde, erreichten zwei Drittel der Gesellschaften angesichts der Kapitalverluste nur noch eine schwache Sicherheitsmittelausstattung. ... (Welt, 11.3.03)

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      Eklatante Kapitalschwäche bei vielen Lebensversicherern

      Ratingagentur Fitch schließt Insolvenzen nicht aus

      Hamburg - - Zwei Drittel aller Lebensversicherer sind nach einer neuen Studie der Ratingagentur Fitch wegen ihrer schwachen Kapitalausstattung schlecht für den Ernstfall eines weiteren Kursverfalls an den Finanzmärkten gerüstet. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Bis Ende März müssten erstmals alle Versicherer die Ergebnisse eines Stresstests bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) abgeben. "Die Hälfte der Versicherer wird den Test nicht bestehen", so der Ratingspezialist Marco Metzler. Diese müssten dann dem Aufsichtsamt darlegen, welche Maßnahmen zur Wiederherstellung der Risikotragfähigkeit geplant seien.

      In der Studie heißt es, spätestens für 2003 würden Abschreibungen in einer Höhe fällig, die für eine "Vielzahl" von Assekuranzen "existenzbedrohend" seien. Es sei eine "massive Zuführung" von frischem Geld notwendig, um Zahlungsfähigkeit und Stabilität zu garantieren. Falls dies nicht geschehe, seien Insolvenzen möglich.

      Die Studie prognostiziert zudem, dass die Überschussbeteiligung 2004 "sehr nahe an das gesetzliche Mindestniveau" fallen werde. Dieses Niveau liege, je nach Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, zwischen 3,25 und vier Prozent.

      Fitch, die weltweit drittgrößte Ratingagentur, begründet diese Vorhersagen damit, dass sich die Aktienmärkte wohl nicht durchgreifend erholen würden und die Zinsen auf Talfahrt blieben. Beides lasse die Reserven der Lebensversicherer immer weiter schrumpfen. Nach Schätzungen der Studie waren bereits Ende 2002 die Summen der Lasten und Abschreibungen mit 45 bis 50 Mrd. Euro größer als das Volumen der Reserven (zehn bis 15 Mrd. Euro). ... (Welt, 10.3.03)
      Kommentar: In den letzten Jahren wurde der Bevölkerung Angst vor dem Alter gemacht und diesen geraten, verstärkt Lebensversicherungen zu kaufen. Nun stellt sich heraus, daß genau diese Gelder gefährdet sind und die Versicherungen letztlich auch nur Schneeballsysteme waren, welche nur solange wirtschaften konnten, solange die Aktienmärkte stiegen. Gerade weil viele Leute ihre Ersparnisse den vErsicherungen anvertrauten, werden viele im Alter nichts mehr haben. Es ist unbegreiflich, warum man seine Ersparnisse einer anonymen Institution anvertrauen und warum das besser sein soll, als selbst zu sparen?

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      Bundesregierung will Arbeitslosengeld kürzen

      Drastische Senkung der Bezugsdauer geplant - Ziel sind niedrigere Versicherungsbeiträge - Union uneins


      von Christoph B. Schiltz

      Berlin - Die Bundesregierung plant drastische Einschnitte beim Arbeitslosengeld. Nach WELT-Informationen soll die maximale Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes von derzeit 32 Monate auf 18 Monate gekürzt werden - möglicherweise sogar auf 12 Monate. Die Bundesregierung erhofft sich davon mittelfristig niedrige Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Zudem soll verhindert werden, dass Unternehmen ältere Arbeitnehmer auf Kosten der Beitragszahler vorzeitig in den Ruhestand schicken. ... (Welt, 11.3.03)
      Kommentar: Die Kürzung von Arbeitslosengeld wird dazu führen, daß die immer schneller wachsende Zahl von Arbeitslosen immer weniger Kaufkraft haben werden. Damit sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung insgesamt und damit in Folge auch die Unternehmensumsätze. Das ganze erinnert an die dreißiger Jahre, als in der Weltwirtschaftskrise ebenfalls die Arbeitslosenbezüge gekürzt wurden und die Wirtschft weiter in die Deflation trieben. Man hat eben aus der Geschichte nichts gelernt.
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      Minister Eichel will in Not geratenen Banken helfen

      Mit Hilfe einer „Kreditfabrik" sollen faule Kredite staatlich abgesichert werden. Banken-Vorstände trafen den Kanzler. Schröder wird am Freitag in seiner Rede einen genauen Zeitplan für Reformen vorlegen


      Berlin/Frankfurt - Die Bundesregierung will nun doch den durch milliardenschwere, faule Kredite geschwächten Banken helfen. Nach Informationen von WELT am SONNTAG kursieren im Finanzministerium weit reichende Pläne, den krisengeschüttelten Kreditinstituten unter die Arme zu greifen.

      Einem Gesetzesentwurf des Finanzministeriums zufolge, der dieser Zeitung vorliegt, soll künftig kleineren und mittleren Unternehmen mit Hilfe einer „Kreditfabrik" die Aufnahme von Fremdkapital erleichtert werden. Mit diesem Institut, das von der staatseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eingerichtet werden soll, „sollen die hohen Bearbeitungskosten vor allem bei kleinvolumigen Krediten gesenkt und die Banken und Sparkassen dadurch entlastet werden", heißt es in dem vertraulichen Papier.

      Darüber hinaus gibt es Gedankenspiele, die „Kreditfabrik" zu einer „bad bank" auszubauen. Diese hatten jüngst die Vorstandschefs der Banken während eines Treffens mit Bundeskanzler Schröder gefordert. Dann würden auch bereits bestehende „faule" Kredite der Banken abgesichert. Ob für die Nothilfe an die Banken, die in der Vergangenheit in guten Jahren Milliarden-Gewinne eingefahren hatten, Steuergelder verwendet werden, ist derzeit noch unklar. ... (Welt, 9.3.03)
      Kommentar: Wenn jetzt schon überlegt wird, wie man bankrotte Banken durch staatliche Hilfe retten könnte, dann zeigt das, wie bedrohlich die Zustände bei den Banken bereits sein müssen. Dabei kann selbst eine staatliche Hilfe das Desaster nicht aufhalten: Der Staat, die Wirtschaft, die Privathaushalte, alle sind faktisch bankrott!
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      Jetzt der Zukunft ein Zuhause geben?

      Dank niedriger Zinsen erscheint Wohneigentum attraktiver denn je. Doch gerade als Altersvorsorge hat die Immobilie auch ihre Tücken

      von Frank Stocker

      Die Neubaupreise fallen. Gebrauchte Immobilien werden günstiger. Und Banken werben mit Monatsraten von unter 500 Euro für 100.000-Euro-Kredite. Ist jetzt also die richtige Zeit, seinen Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen?

      ... Traditionell werden Baukredite mit einer Rate von einem Prozent getilgt. Weiser empfiehlt derzeit zwei oder drei Prozent. Ein Beispiel zeigt, warum. Wer jetzt einen Kredit über 100.000 Euro zu 4,75 Prozent Zinsen mit zehnjähriger Laufzeit aufnimmt, zahlt bei einprozentiger Tilgung monatlich rund 480 Euro. Das können sich viele leisten. Am Ende der Laufzeit beträgt die Restschuld jedoch noch immer 87.231 Euro. Zahlt man für den Anschlusskredit dann sieben Prozent Zinsen, steigt die Monatsrate plötzlich um über hundert Euro. Da wird es dann eng, zumal dann vielleicht die Kinder zu Jugendlichen herangewachsen sind und die Haushaltsausgaben dadurch eher steigen.

      Tilgt man dagegen von Anfang an mit drei Prozent, zahlt man jetzt monatlich 646 Euro. Nach zehn Jahren sind aber nur noch 61.695 Euro an Schulden übrig. Den Anschlusskredit kann man dann weiter mit drei Prozent tilgen und zahlt dennoch bei einem Zinssatz von sieben Prozent monatlich nur noch 514 Euro. ... (Welt, 9.3.03) Kommentar: Deutlich wird an dem Beispiel, wie das Zinssystem den Immobilienerwerb drastsich verteuert. Ohne Zins könnte sofort getilgt werden. Mit Zins müssen am Ende für den Kredit zwei bis drei Häuser insgesamt mit Zins- und Zinseszins zurückgezahlt werden! Kommt dann noch eine Krise mit Zinserhöhung, dann droht sogar der Bankrott.
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      „Es ist ja nur Geld"

      Viele Aktienclubs stehen vor den Trümmern ihrer Investment-Ideen. Eine Achterbahnfahrt aus dem Blickwinkel vereinter Kleinaktionäre

      von Nikos Späth ... Dann kommt Manfred Krug. Er wirbt für ein rosarotes Unternehmen, das eine rosarote Zukunft verspricht. Millionen Deutsche glauben ihm und kaufen Aktien der Deutschen Telekom. 28,50 Mark das Stück - ein Schnäppchen für eine Anlage, die, wie der damalige Chef Ron Sommer orakelt, so sicher sein soll „wie eine vererbbare Zusatzrente". ... Es ist kalt Mitte Oktober 1999, als der Neue-Markt-Index anfängt, von 2900 Punkten kerzengerade nach oben zu sausen. Warum, weiß keiner. So genannte Experten hatten aus Befürchtungen eines Millennium-Crashs eigentlich sinkende oder stagnierende Kurse erwartet. Doch das Gros der Anleger wird von der Gier regiert. Drin bleiben, solange die Kurse klettern. Die Hausfrauen-Hausse, so Spötter später, hat begonnen. ... (Welt, 9.3.03)
      Kommentar: Es ist eine Unverschämtheit, wie die Kleinanleger in den letzten Jahren in Aktien getrieben wurden. Dabei wurden absichtlich noch Unwahrheiten verbreitet und die Gier richtig angeheizt.
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      Der Brandbrief der Bundesbank

      Eindringlicher Appell für Wirtschaftsreformen - Furcht vor langer Wachstumsschwäche

      Frankfurt/Main - - Die Bundesbank hat in ungewöhnlich eindrucksvoller Form einschneidende Reformen gefordert, um eine dauerhafte Wirtschaftskrise zu verhindern. "Notwendige Maßnahmen dürfen nicht durch ein überzogenes Konsensdenken oder durch Partikularinteressen verwässert werden", fordert die Bundesbank in ihrem Papier "Wege aus der Krise". Mit diesem ungewöhnlichen Schritt will die Bundesbank eine Woche vor der mit Spannung erwarteten Regierungserklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Notwendigkeit von Veränderungen unterstreichen.

      So heißt es: "Die deutsche Wirtschaft befindet sich offensichtlich in einer Vertrauens- und Wachstumskrise." Haushalte und Unternehmen vermissten angesichts des "Problembergs" eine klare Perspektive. Nach zwei Jahren einer "Beinahe-Stagnation" werde auch für 2003 nur geringes Wachstum erwartet. "Zwar stellt sich aus heutiger Sicht nicht das Risiko einer Deflation in Deutschland, doch kann eine lang anhaltende Schwächephase mit niedriger Kapazitätsauslastung und steigender Arbeitslosigkeit nicht ausgeschlossen werden." Wenn sich nichts ändere, drohe das potenzielle Wachstum von derzeit etwa anderthalb auf ein Prozent zu sinken. Deutschland sei bereits weit gegenüber den europäischen Partnern zurückgefallen.

      Kritisiert werden die Überforderung der Sozialsysteme, Rigiditäten auf dem Arbeitsmarkt, zu viel Regulierung und Bürokratie. "Die verbändestaatlichen und exekutiv-konsensualen Formen der Politik verhindern vielfach notwendige Reformen. Die Folgen sind Beharrung und Besitzstandsdenken", geht die Bundesbank mit den Politikern ins Gericht. "Der Weg aus der Wachstumskrise führt über die Entfesselung der Marktkräfte", heißt es weiter.

      ... Zur Sicherung des Konsolidierungskurses schlägt die Bundesbank Einschnitte vor: - Eigenheimzulage streichen - Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammenlegen - Leistungen bei nicht angenommenen Stellen kürzen - die "häufig ineffiziente" aktive Arbeitsmarktpolitik einschränken. - Subventionen überprüfen und zunächst pauschal um zehn Prozent kürzen.

      Die Bundesbank spricht sich zudem für dezentrale Lohnverhandlungen und eine Lockerung des Kündigungsschutzes aus. Die Tarifparteien werden aufgefordert, die Reallöhne weniger als die Produktivität zu steigern. ... (Welt, 8.3.03)

      Kommentar: Die Warnung vor einer Krise ist berechtigt, allerdings ist die Ursachenforschung mehr als dilletantisch. Gerade von Notenbanken sollte erwartet werden, daß sie mehr über das Geld und seie Funktion wüßten. Nicht die Sozialsysteme sind für den Niedergang verantwortlich, sondern die zwangsweise durch das Zinssystem verursachte Verschuldung von Staat, Wirtschaft und PRivathaushalten. Da hilft kein “sparen” oder “streichen”, sondern nur eine Änderung des Systems als ganzes.
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      Kommentare v.Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 16:20:51
      Beitrag Nr. 2.211 ()
      Der nächste "Big Bang" im US Immobiliensektor?
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Kopie der gestrigen Meldung aus dem US newsfeed von Boerse-go.de

      10.03. 15:24
      Fed´s Poole: Krise am Finanzmarkt?


      St Louis Fed President William Poole weist auf Schwierigkeiten im Immobiliensektor der USA hin. Der Markt sei nicht mehr wie in der Vergangenheit sehr stark diversifiziert, vielmehr würden drei Unternehmen - Fannie Mae, Freddie Mac und Ginnie Mae – den Markt für Hypothekenkreditvergabe kontrollieren. Während Ginnie Mae finanziell von der US-Regierung unterstützt werde, hätten Fannie Mae und Freddie Mac nicht einen solchen Rückhalt. Die Kapitaldeckung sei weit geringer, als dies von Banking Institutionen gefordert werde, so Poole. Sollte eines der beiden Unternehmen einen Fehltritt wagen oder von einem unvorhersehbaren Schock beeinträchtigt werden, so würde dies eine Finanzmarktkrise an den US-Börsen auslösen und beträchtlichen Schaden verursachen, sagte Poole in einer Rede in den USA am Montag.


      Gestriger Trendcheck von einer ganz prominenten Aktie aus dem Immobiliensektor :

      Schwäche im US Immobliensektor - FANNIE MAE ()
      10.03. 20:52

      Nach negativen Kommentaren steht die Aktie von Fannie Mae (FNM) heute unter sehr hohem Volumen unter Abgabedruck.
      Der Kurs war bereits im September aus dem seit 1990 bestehenden Uptrend nach unter ausgebrochen nachdem sich in der Spitze ein Bearkeil gebildet hatte.

      Es erfolgte noch ein den Trendbruch bestätigender Pullback. Das dabei gebildete mittelfristige relative Doppeltop wird heute unter nach unten aufgelöst.
      Neben dem aktuell erreichten Jahrestief bieten sich wichtige langfristige Supports im Bereich um 49,7 und 35,8 Dollar.
      Als maßgebend ist zunächst der Downtrend seit Mitte 2002 anzusehen.

      "....."
      Vollständige Meldung in der GodmodeTrader Member Area.

      Avatar
      schrieb am 11.03.03 16:34:11
      Beitrag Nr. 2.212 ()
      GE versteckt 5,25 Milliarden Dollar

      Pensionsfondsverlust in den Fußnoten


      Diskussion um Rechnungslegung der
      Unternehmensverpflichtungen bekommt in den USA neue Nahrung - Zweitgrößter Konzern der Welt weist Kritik zurück

      Fairfield - Die Börsianer in Amerika haben wieder einmal Diskussionsstoff in Sachen Bilanzen. In seinem Geschäftsbericht weist General Electric aus, dass der Pensionssparplan im vergangenen Jahr 806 Mio. Dollar zum Vorsteuergewinn beigetragen habe. Dabei legte der, gemessen an der Marktkapitalisierung, weltweit zweitgrößte Konzern einen erwarteten Ertrag von 8,5 Prozent zugrunde. Tatsächlich büßte der Pensionsfonds aber 5,25 Mrd. Dollar oder 11,67 Prozent ein, das entspricht 29 Prozent vom Vorsteuergewinn des Industriegiganten. Diese Nachricht findet sich auch im Geschäftsbericht - allerdings nur in einer Fußnote, 37 Seiten später.


      Erst in der vergangenen Woche hatte die US-Börsenaufsicht SEC noch einmal gefordert, die Unternehmen sollten ihre Pensionsverpflichtungen eindeutig aufführen und erläutern. "GE hält sich zwar an die Buchstaben der Bilanzvorschriften, aber nicht an den Geist der Geschäftsberichterstattung", resümiert nun Frank Partnoy, Professor an der University of San Diego Law School.


      Nach den US-Bilanzrichtlinien von 1985 sollen die Unternehmen die erwarteten Gewinne aus Pensionsfonds statt der tatsächlichen Gewinne oder Verluste bilanzieren. Ziel dieser Regelung ist es, dass die Schwankungen an den Börsen über die Jahre geglättet werden. Doch angesichts der lang anhaltenden Baisse kommt diese Regelung immer mehr in Verruf. "Die Informationen zu den Pensionsverpflichtungen müssen der finanziellen Realität entsprechen und so transparent wie möglich sein", forderte SEC-Kommissar Harvey Goldschmidt im Februar. Und Alan Beller, Direktor Unternehmensfinanzen bei der SEC, plädiert offen dafür, die tatsächlichen Pensionserträge zu verwenden.


      GE-Sprecher David Frail betont hingegen, dass die Informationen zu dem Pensionsplan des Unternehmens vollständig seien: "Wir haben den tatsächlichen Jahresverlust an geeigneter Stelle, nämlich in den Fußnoten, veröffentlicht." In seinem Aktionärsbrief hat Konzernchef Jeffrey Immel gerade erst jüngst darauf hingewiesen, dass GE seine Berichterstattung verbessert habe. Zudem hat GE die erwartete Ertragsrate bei den Anlagen von 9,5 Prozent im letzten Jahr auf nun 8,5 Prozent zurückgenommen. Allerdings ist im Lagebericht des Konzerns nicht zu lesen, dass der Überschuss des Pensionsplans seit dem 1. Januar 2000 von 24,7 Mrd. Dollar um 82 Prozent auf 4,5 Mrd. Dollar abgeschmolzen ist. Diese Nachricht findet sich in den Fußnoten.


      Ethan Kra, leitender Versicherungsmathematiker bei dem Pensions-Consultant Mercer Human Resources Consulting, bezweifelt zudem, dass die Pensionsfonds der US-Unternehmen in Zukunft einen Ertrag von 8,5 bis neun Prozent erzielen werden. Er rechnet langfristig mit 6,5 bis 7,5 Prozent. Und Investmentguru Warren Buffett rät schon seit Dezember 2001, dass die Unternehmen eine erwartete Rendite von 6,5 Prozent ansetzen sollten. Aber bei den meisten Unternehmen fiel dieser Ratschlag nicht auf fruchtbaren Boden. Die durchschnittliche geschätzte Ertragsrate für 2002 liegt bei den S&P-500-Unternehmen bei neun Prozent. Bloomberg




      Artikel erschienen am 11. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 16:35:37
      Beitrag Nr. 2.213 ()
      Zentralbanken planen für den Notfall
      Von Andreas Krosta, Frankfurt

      Die Zentralbanken Europas reagieren mit einem Interventionsprogramm auf mögliche Krisen des Banken- und Finanzsystems. Sie wollen mit der von 15 Notenbanken und weiteren Aufsichtsbehörden unterzeichneten Absichtserklärung einen Notfallplan aufstellen und rasch in Krisen eingreifen können.




      Die Zusammenarbeit solle die Stabilität des Finanzsystems gewährleisten. Dies teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag mit. Die Zentralbanken kommen in der Erklärung zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit für multinationale Krisen des Bankensystems höher geworden ist. Das Memorandum ziele darauf ab, die praktischen Vorkehrungen zur Krisenbewältigung auf EU-Ebene zu verbessern.

      Die schwierige Situation, in der sich einige europäische Banken derzeit befinden, unterstreicht die Bedeutung der Absichtserklärung. Die Kreditinstitute kämpfen mit Gewinnrückgängen oder Verlusten. Versicherungen haben wegen der Börsenflaute Werte in Milliardenhöhe an den Aktienmärkten verloren. Die Nationalbanken reagieren allerdings nicht auf die aktuelle Krise, denn das Papier ist das Ergebnis zweijähriger Verhandlungen.



      Meister sieht keine Bankenkrise


      Das Vorstandsmitglied der Bundesbank, Edgar Meister, sagte am Montag jedoch vor Journalisten, er sehe keine Bankenkrise in Europa. "Das Bankensystem ist robust." Meister leitet die zuständige EZB-Arbeitsgruppe. Auch ein möglicher Golfkrieg werde nicht automatisch zu einer Krise des Bankensystems führen.


      In einem Krisenfall könnten die Zentralbanken die gesamte Palette der geldpolitischen Instrumente ziehen. Auch kurzfristige Zinssenkungen schließen die Geldpolitiker je nach Ausmaß der Krise nicht aus. Zudem könnte einzelnen Instituten bei Liquiditätsproblemen mit Geld geholfen werden. Damit kann eine Bankschließung vermieden werden. Bei Liquiditätsproblemen können Banken etwa die Spareinlagen ihrer Kunden nicht mehr auszahlen.



      Pläne für den Ernstfall


      Nach den US-Terroranschlägen am 11. September 2001 hatten sich die Zentralbanker weltweit per Telefon abgestimmt. Die EZB pumpte Dollar-Reserven in den Markt, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden. Zudem senkten sie zusammen mit der US-Notenbank Fed die Leitzinsen.


      In der Erklärung seien Kontaktlisten von Ansprechpersonen aufgeführt. Man könne sich innerhalb von vier Stunden an zentralen Orten in Europa treffen, um Krisen zu beraten. "Im Ernstfall können weitere Aufsichtsbehörden wie die Finanzministerien oder die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eingeladen werden", sagte Meister. "Das Abkommen schließt eine Lücke in der Zusammenarbeit zwischen Zentralbanken und Aufsichtsbehörden." Die Finanzmarktaufsicht teilen sich derzeit noch nationale Behörden, Zentralbanken und die EZB.


      Deka-Bank-Volkswirt Carsten Junius sagte, die Zentralbanken zeigten, dass sie das Problem auf dem Radarschirm haben. "Es stärkt das Vertrauen in das Finanzsystem. Keiner kann sicher sagen, wann das nächste Unternehmen Konkurs geht."



      Kontrollsystem für Kreditwürdigkeit


      Zudem einigten sich sieben Zentralbanken auf ein Kontrollsystem für die Kreditwürdigkeit von Bankkunden. Kreditinstitute sollen möglichst in zwei Jahren über Kredite ihrer Unternehmenskunden im Ausland von den Zentralbanken informiert werden. Meister sagte, das System erhöhe die Transparenz über die Verbindlichkeiten von Unternehmen. "In Einzelfällen führt es zu einer besseren Risikoabschätzung."


      Viele Banken mussten wegen fauler Kredite ihre Risikovorsorge erhöhen. Sie hatten etwa Firmen im Börsenboom unterstützt, die nun in finanziellen Schwierigkeiten stecken. "Ob es zu einer Änderung der Kreditvergabe kommt, muss man abwarten", sagte Meister. "Ich meine, nicht." Die Banken untersuchen bereits bei Großkrediten die Bonität ihrer Kunden. Zum anderen können sie bei den Rating-Agenturen Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch Analysen einkaufen. Das Kreditregister ist ein weiteres Informationssystem.



      © 2003 Financial Times Deutschland


      http://www.ftd.de/pw/eu/10470318326...l?nv=cd-divnews
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 16:36:42
      Beitrag Nr. 2.214 ()
      WSJ": Aussagen von Buffett verunsichern Versicherungsbranche

      New York (vwd) - Aussagen von Warren Buffett haben am Montag die Versicherungsbranche verunsichert. Im Aktionärsbrief für die Berkshire Hathaway Inc heißt es laut "Wall Street Journal" (WSJ/Dienstagausgabe), ein führender Rückversicherer habe die Schadenzahlungen eingestellt. Das Unternehmen schulde hunderten von Erstversicherungen viele Milliarden Dollar. In den vergangenen zwei Jahren habe eine Reihe von Rückversicherern hohe Verluste erlitten, darunter die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, München, und die Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft AG/Swiss Reinsurance, Zürich.

      Auf diese beiden Unternehmen bezögen sich die Aussagen von Buffett nicht hieß es. Analysten und Investoren vermuten laut der Zeitung, dass die Gerling-Konzern Globale Rückversicherungs-AG, Köln, gemeint sein könnte.
      vwd/DJ/11/11.3.2003/mi/nas
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 16:39:33
      Beitrag Nr. 2.215 ()
      Ehemalige Postbeamte kosten Bund 560 Milliarden Euro

      (Instock) 560 Milliarden Euro werden dem Bund, sprich Steuerzahler, die Pensionen und Versorgungswohltaten für ehemalige Beamte der inzwischen privatisierten Bundespost kosten. Insgesamt beliefen sich die Aufwendungen auf 580 Milliarden Euro, wovon lediglich 20 Milliarden von den Nachfolgern der Bundespost – Deutsche Telekom und Deutsche Post – getragen werden, berichtet die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ unter Berufung auf entsprechende Berechnungen des Bundesfinanzministeriums. Ursprünglich sollten diese Ausgaben aus dem Verkauf von Telekom- und Post-Aktie gedeckt werden. Der Kurszerfall habe das Depot-Volumen allerdings auf nur noch 22 Milliarden Euro zusammenschmelzen lassen, heißt es.


      [ Dienstag, 11.03.2003, 07:53 ]

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 17:00:01
      Beitrag Nr. 2.216 ()
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 20:27:02
      Beitrag Nr. 2.217 ()
      Gerhoch Reisegger

      Die wahren Ursachen des drohenden Irak-Krieges


      “Wenn eine Lüge nur groß genug ist und ständig wiederholt wird, werden sie die Menschen schließlich glauben.“


      In den US-Medien wird der wahre Grund des geplanten Irak-Krieges gänzlich verschwiegen: es geht um die Währung im Öl-Geschäft. Die US-Regierung will um jeden Preis verhindern, daß andere OPEC-Länder dem Beispiel des Irak folgen und den Euro als Standard einführen. Dies würde das Ende der US-Vorherrschaft bedeuten. Da der Irak über die zweitgrößten Ölreserven verfügt,






      wollen die USA aus strategischen Gründen sich in den Besitz dieser Ölvorkommen setzen, damit das OPEC-Kartell mit einer sehr stark hochgefahrenen Ölförderung im Irak gebrochen werden kann. Jede andere Lösung würde die US-Wirtschaft massiv gefährden, da sie allein auf der Vorherrschaft des Dollars als Reserve-Währung beruht, mit der die USA faktisch ihren ungeheuren Öl-Hunger gratis stillten: das Privileg der USA seit 1945 besteht ja darin, daß sie „Dollar produzieren“ – eben „fiat-money“* – und der Rest der Welt Güter, die gegen diese „Petro-Dollar“ getauscht werden.

      Inzwischen muß ja aufgefallen sein, daß es keine internationale Unterstützung für den Sturz Saddam Husseins gibt. Auch die ständigen Wiederholungen der USA werden nicht mehr ernst genommen, daß “Saddam die Welt täusche”, obwohl er bisher alle UN-Forderungen zu erfüllen bereit war, und die Tatsache, daß 300 Waffeninspektoren nichts fanden, was irgendwie mit den behaupteten „Massenvernichtungs-Waffen“ (MVW) zu tun hätte. Trotz aller Rhetorik konnte Bush bzw. sein CIA die Welt auch nicht überzeugen, daß Saddam Hussein und Al Qaeda etwas miteinander zu tun haben. – Warum wohl?

      Weil der einzige Grund Saddam zu stürzen seine Entscheidung vom November 2000 ist, statt Dollar in Zukunft Euro zu nehmen. Damit hatte er sein Schicksal besiegelt. Bush – als der Öl-Industrie verpflichtet – hat sozusagen deren geo-strategische Sicht[1] bezüglich des Öls, womit ein „fabrizierter“ zweiter Golfkrieg seither in der Luft liegt, darüber hinaus droht der ohnedies schwerstens angeschlagenen US-Wirtschaft der tödliche Stoß, wenn der Euro zur Öl-Währung avancieren sollte. Daß der Irak auch seine 10 Mrd.$ Reserven bei der UNO (vom Programm „Öl-für-Nahrung“) in Euro umwandelte, war eine Draufgabe. In diesem Krieg geht es eben nicht um Saddam oder MVW, sondern auch darum, die OPEC einzuschüchtern (auch den anderen Regierungen könnte das Schicksal Saddams drohen) bzw. direkt zu hindern, dem Beispiel des Iraks zu folgen. Dieser hatte sich zum Euro entschlossen, als er bei 80 Cents lag, um wie viel eher liegt ein Umstieg nahe, nachdem der Dollar an die 20% seines Wertes gegenüber dem Euro seit Ende 2002 einbüßte?[2]

      Was wäre wenn … die OPEC plötzlich – statt geordnet (d.h. schrittweise) - auf Euro umstiege? – Nun, alle Öl-verbrauchenden Staaten und deren Zentralbanken müßten die „Währungs-Reserven“ von Dollar auf Euro umstellen. Der Dollar würde sofort bis zur Hälfte seines Wertes verlieren – mit den entsprechenden Folgen (u.a. ungeheurer Inflation) für die US-Wirtschaft, die ein derartiger Zusammenbruch der Währung nach sich zöge. Eine Flucht aller ausländischen Anlagen aus dem Dollar – den Aktien und Dollar-bezogenen Wertpapieren – würde einen Sturm auf die Banken wie in den 30-er Jahren auslösen, das Außenhandelsdefizit wäre nicht mehr aufrechtzuerhalten und der Staatshaushalt würde faktisch bankrott sein, usw. Die Krise Rußlands, Lateinamerikas, mit einem Wort der „Dritten Welt“, das Schicksal der Ersten[3].

      Vor dem Öl-Problem, das weit über den Irak hinausgeht – und Iran, Saudis, Venezuela inkludiert - und der Aufrechterhaltung des Reserve-Währungs-Status des Dollars ist wohl alles andere nebensächlich. Die Gefahr für den Dollar ist so groß, daß selbst kurzfristige Probleme für die US-Wirtschaft – ein Euphemismus angesichts der Lage - in Kauf genommen werden, um den drohenden Crash des Dollars abzuwenden, der mit einem Umstieg der OPEC auf Euros unvermeidlich wäre. Die Rolle Rußlands, Indiens, Chinas im „Großen Spiel“ scheint klar zu sein, wie ja mit dem Ausbau der „Landbrücken“ hinreichend gezeigt wurde.




      DOW-Nasdaq-Crash

      Die Kurven zeigen den Kurssturz 1929, wobei der DOW (schwarz) 89% seines Wertes verlor, der etwa dem Verlauf des Nasdaq (blau) in 2000 (Verlust ca. 70% seines Wertes) entspricht. Der DOW (violett) ist hier immer noch nahe den historischen Höchstständen; heute (2/2003) erst ca. minus 30% abgebaut. Damit scheint immer noch ein 30 – 50% Minus-Potential möglich, wenn sich 1929 wiederholt.


      Bisher beherrschten die USA die anderen Länder durch ihre Währung, sie monopolisieren den Welthandel. Man kann darauf wetten, daß der „Militärisch-industrielle Komplex“ der USA die bisherigen Abweichungen vom „Pfad der Tugend“ wieder rückgängig machen wird / will: zurück zum Dollar. – Wenn ...

      Eine weitere in US-Medien nicht kolportierte Geschichte über die „Achse des Bösen“ ist der Umstand, daß auch der Iran daran denkt, Öl gegen Euros zu verkaufen[4]. Die Iranische Zentralbank ist dafür, überhaupt jetzt, wo der Euro stärker geworden ist. Im Jahr 2002 hat sie übrigens den Großteil ihrer Reserven in Euros umgetauscht[5]. Das ist ein starkes Indiz für den Wechsel zum Euro als Öl-Währung[6]. Wen wundert es also, daß der Iran das nächste Ziel in „Kriege gegen den Terror“ ist?

      Venezuela, viertgrößter Öl-Produzent und ebenfalls OPEC-Mitglied, könnte dem Beispiel Iraks folgen. Hugo Chavez hatte auch bereits begonnen, Bartergeschäfte mit den Nachländern zu schließen, Öl gegen dringend benötigte Güter, wobei der (dem Lande mangelnde) Dollar aus dem Transaktions-Zyklus effektiv ausgeschaltet wurde. Auch er braucht sich keine Sorgen machen, daß die US-Regierung weiter gegen ihn konspirieren wird. Wegen der laufenden Ereignisse hatte Bush ohnehin schon im April 2002 den gescheiterten Militär-Putsch gutgeheißen, bei dem gewiß die CIA aktiv als Drahtzieher beteiligt war.[7] Aber das könnte Venezuela schneller dazu bringen, auf Euro umzusteigen – und damit gerade das bewirken, was die USA am meisten zu verhindern trachteten.

      Alarmierend und in den US-Medien ebenfalls völlig totgeschwiegen sind die Umschichtungen – vom Dollar zum Euro - bei den Währungsreserven ausländischer Regierungen: China, Venezuela, wie erwähnt Iran und einige andere OPEC-Länder und kürzlich auch Rußland![8]

      Nord-Korea entschied sich ebenfalls am 7. Dezember 2002, offiziell anstelle des Dollars den Euro als Handelswährung einzuführen[9]. Neben gewiß politischen Ursachen dürfte dies auf das US-Öl-Embargo zurückzuführen sein, welches das Land hart getroffen hat. Man erhofft sich vielleicht einen „Handel“ mit den USA: wieder die benötigten Güter zu bekommen, wenn man die jüngsten Entscheide zurücknähme. (Was das Atomprogramm Nord-Koreas betrifft, erwies sich damit einmal mehr die amerikanische Verlogenheit in Bezug auf die MVW-Vorwürfe an den Irak.)

      Javad Yarjani, Chef des Öl-Markt-Analyse-Departments der OPEC, hielt im April 2002 in Spanien eine sehr beachtete Rede[10]. Sie setzte sich mit der Frage der Öl-Währung der OPEC in Bezug auf Dollar und Euro auseinander. (Auch diese Rede wurde in den US-Medien zensuriert.)

      Er erwähnt u.a.:

      „In den späten 90-ern gehen mehr als 4/5 der Währungstransaktionen und die Hälfte der Welt-Exporte auf Dollar-Rechung. Daneben stellt die US-Währung 2/3 der offiziellen Welt-Währungsreserven. Die Abhängigkeit der Welt vom US-Dollar für ihren Handel sah die Länder an Dollarreserven gefesselt, die völlig außerhalb jedes Verhältnisses zu Amerikas Anteil an der Weltproduktion stehen. Der Anteil des Dollars am Welthandel ist viel höher, als der Anteil des US-Welthandels. ... Die Euro-Zone hat einen größeren Anteil am Welthandel als die USA, und während die USA ein riesiges Außenhandelsdefizit haben, hat die Euro-Zone eine ausgeglichene Position. ... Im übrigen ist zu bemerken, daß die Euro-Zone auch ein viel größerer Öl- und Ölprodukte-Importeur als die USA ist.“ ... „Kurzfristig werden die Mitgliedsländer der OPEC weiterhin Dollarzahlungen akzeptieren. Die OPEC wird aber die Möglichkeit einer Fakturierung und Bezahlung in Euro in Zukunft nicht ausschließen. ... Sollte der Euro die Stärke des Dollars herausfordern, was im wesentlichen bedeutete, ihn als Zahlungsstandard für Öl-Rechungen mit einzubeziehen, dann könnte dies bedeuten, daß ein System entstünde, das langfristig vielen Ländern dient. Mit einer erweiterten europäischen Integration und einer starken europäischen Wirtschaft könnte dies vielleicht Realität werden.“ ...

      Diese grundlegende Rede und die kommende EU-Erweiterung im Jahr 2004 – 450 Millionen Menschen und ein BIP von ca. 9,5 Billionen – könnte ein Anstoß für die OPEC sein auf den Euro umzusteigen. Hier ist aber noch nicht einmal das Potential von England, Norwegen, Dänemark und Schweden als Mitglieder der Währungs-Union inkludiert, die sie ja derzeit noch nicht sind. Seit April – als diese Rede gehalten wurde – hat sich die Dollar-Euro Relation umgekehrt, und wie es aussieht, wird der Dollar weiter fallen.

      Sollte sich Norwegen entschließen, sein Brent-Öl in Euros zu fakturieren und England tatsächlich den Euro einführen, wären dies die Wendepunkte für die OPEC, ebenfalls zum Euro zu wechseln. Für Norwegen könnte das schwedische Votum einen Vorbildcharakter haben, dem sich Dänemark nicht entziehen würde. Der springende Punkt ist also – wieder einmal – England, ob der Euro international Reserve-Währung werden könnte. Nichtsdestoweniger ist einiges in Bewegung, was der Dominanz des Dollars entgegenwirkt. Bereits Mitte des Jahrzehnts könnte die OPEC so weit sein zu wechseln.

      Dies würde die US-Wirtschaft hart – um nicht zu sagen: tödlich - treffen, da sie auf´s Engste mit der Rolle des Dollars als Reserve-Währung verbunden ist. Insbesondere dann, wenn sie nicht endlich ihre strukturellen Anpassungen macht, wofür die Zeit und Umstände inzwischen eigentlich zu knapp bemessen erscheinen. Das Ergebnis eines Zusammenbruchs des Dollars würde schließlich bewirken, daß die USA und die EU die Rollen in der Welt-Wirtschaft tauschen, was wohl nicht im Sinne der USA ist. – So könnte die massive US-Drohung mit der militärischen Macht die Ereignisse in den OPEC-Staaten doch eher bestimmen.

      Es ist aber so, daß die egoistische US-Politik - "America first" -, die Mißachtung von Völkerrechts-Verträgen, der aggressive Militarismus, den Bogen überspannt haben. Die offene Kriegshetze von Bush hat die USA gezeigt, wie sie tatsächlich sind: Kriegstreiber seit eh und je, die sich nun erklärterweise auch nicht mehr um eine Zustimmung des UN-Sicherheitsrats kümmern und nach eigenem Gutdünken losschlagen.

      Das Ende der US-Vorherrschaft wird aber schließlich kommen. Mit dem Militär alleine ist sie nicht aufrechtzuerhalten. Im Gegenteil, dies ist das Zeichen der Schwäche und des Niederganges. Der französische Historiker Emmanuel Todd, der den Untergang des sowjetischen Imperiums 1976 voraussagte hat dies in ähnlicher Weise für das amerikanische getan. Hauptgründe werden also – aus oben Gesagtem – sein: ein zu hoher Ölpreis und eine starke Abwertung des Dollars.

      Außer den bereits erwähnten politischen Risiken, bedeutet insbesondere die angeschlagene Wirtschaft Japans eine große Gefahr. Japan könnte – wegen eines Krieges – einen über längere Zeit anhaltenden höheren Ölpreis (45$/barrel) nicht verkraften. Würden Banken krachen, und wegen ihrer außerordentlichen (100%-igen) Abhängigkeit vom Öl die Wirtschaft zusammenbrechen, hätte dies eine Kettenreaktion in Südostasien und in weiterer Folge in Europa und Rußland zur Folge. Und das würde die USA in derselben Weise treffen.

      Wie sind einige der Rahmenbedingungen?

      Der US-"war on terrorism" hat, soweit man sieht, bereits jetzt riesige Defizite zur Folge – und dazu ein historisch höchstes Handelsbilanz-Defizit.


      Viele Entwicklungsländer folgen dem Beispiel Venezuelas und Chinas (und anderer Länder), ihre Dollar-Währungsreserven gegen Euros (und Gold) zu tauschen.


      Die OPEC könnte auf Euro umsteigen – oder eine eigene Öl-gedeckte Währung schaffen. Die anderen Aktivitäten in der islamischen Welt bezüglich eines Gold-Dinars – von Malaysias Premier Mahathir sehr gefördert - sind noch nicht einmal ausgelotet.


      Entwicklungsländer mit geringen Dollar-Reserven beginnen ihren Handel auf Barter-Geschäfte umzustellen, indem sie mit Computer-unterstützten Tauschgeschäften ihre unterbewerteten Grundstoffe handeln (Venezuelas Präsident Chavez hat dreizehn solcher Öl-Barter-Verträge geschlossen).


      Die USA könnten nicht länger ihr Handels-Defizit (5% vom BIP) finanzieren und auch den angeblichen, weltweiten Krieg ohne Ende „gegen den Terror“ nicht fortsetzen.

      Über die Probleme der US-Wirtschaft haben wir schon so viel gesagt, daß es hier nicht nötig ist darauf nochmals einzugehen.

      Was die (US-)Eliten ja verstehen, aber sonst nicht allgemein bekannt sein dürfte, ist der Umstand, daß die Stärke des Dollars per se nicht auf der Leistung der US-Volkswirtschaft beruht. In Wahrheit beruht sie seit 1945 auf dem Privileg, internationale Reserve-Währung zu sein - und als fiat-Währung für die weltweiten Öl-Transaktionen (Petro-Dollar) verwendet zu werden. Die USA drucken Hunderte Milliarden dieser fiat-Petro-Dollar, die dann von den Nationalstaaten zum Kauf von Öl/Energie bei den OPEC-Produzenten (mit Ausnahme des Irak und einiger noch zaghafter Versuche Venezuelas und demnächst wohl des Iran) verwendet werden. Diese Petro-Dollar werden dann von der OPEC zurück in die USA über Treasury-Bills oder andere Dollar-bezogene Werte wie US-Aktien, Immobilien, etc. rezykliert. Dieses Rezyklieren der Petro-Dollars ist der Preis, den die Ölproduzenten zu bezahlen und den sich die USA für ihre bisherige Duldung des OPEC-Kartells ausbedungen haben.

      Der Dollar war und ist das globale Instrument der USA schlechthin, und nur der USA[11], die per „fiat!“ produzieren konnten. Der Dollar, eine fiat-Währung, ist trotz des US-Handelsbilanz-Rekorddefizits und der gigantischen Schulden (die USA sind die am meisten verschuldete Nation) auf einem 16-jährigem Hoch. Der Welthandel ist also ein Spiel, bei dem die USA Dollars „produzieren" und der Rest der Welt erzeugt Güter, - die man mit dem Dollar kaufen kann!


      Dollar-Hegemonie

      Per definitionem müssen die Dollar-Reserven in US-Anlagen investiert werden, womit ein Überschuß im Kapital-Verkehr für die US-Wirtschaft entsteht. Sogar nach einem Jahr scharfer Korrekturen sind die US-Aktien immer noch auf einen 25-Jahres-Hoch, wobei sie mit einer Prämie von 56% im Vergleich zu aufstrebenden Märkten gehandelt werden. Der Überschuß der US-Kapital-Bilanz (von ausländischen Investitionen) finanziert damit das Defizit der Handelsseite. Darüber hinaus ist jeder in Dollar geführte Wert, unabhängig von seiner Lokation, effektiv ein US-Wert. Wenn Öl also aufgrund der staatlichen Aktionen in Dollar gehandelt wird, und der Dollar ein fiat-Geld ist, besitzen die USA effektiv die Welt-Ölvorräte zu ihrer freien Verfügung. Und je mehr die USA „greenbacks“ (Dollar) produzieren, umso höher steigt der Preis für US-Werte. Somit bedeutet eine Politik des starken Dollars in doppelter Weise für die USA einen Gewinn.

      Diese gegenwärtige ungerechte Situation mit der US-Wirtschaft ist aber nur so lange aufrechtzuerhalten, als:

      die Völker das nötige Öl und andere Lebensnotwendigkeiten weiter auf Dollarbasis nachfragen und bezahlen,


      die fiat-Reserve-Währung für weltweite Öl-Geschäfte der Dollar – und nur der Dollar - bleibt.

      Die Einführung des Euro ist aber ein neuer wesentlicher Faktor, und er erscheint als die hauptsächlichste Bedrohung der wirtschaftlichen US-Hegemonie.

      Angesichts dieser Lage wird Amerika den Irak-Krieg führen, Saddam stürzen und dann eine gigantische Ausweitung der irakischen Ölproduktion beginnen, um den Ölpreis nach unten zu drücken, womit man das OPEC-Kartell zu zerstören hofft - und damit die Möglichkeit das Ölgeschäft auf Euros umzustellen unterbindet. Darum geht es also beim „Kriege gegen den Terrorismus“. Wie das inszeniert wird ist auch klar: die USA sagten es ja bereits. Eine US-Militärregierung im eroberten Irak wird dies sicherstellen und als erstes den Irak wieder zum Dollar zurückführen. Dann kann eine Marionetten-Regierung wie in Afghanistan „regieren“. Selbstverständlich werden die Ölfelder vom Militär „geschützt“, damit die Bush-Junta die Förderung bis zur fünffachen der heutigen hochfahren kann, womit alle OPEC-Länderquoten (für den Irak insgesamt 2 Millionen Fässer pro Tag) gesprengt würden. (Wer würde – und könnte aus wirtschaftlichen Gründen - freiwillig seine Quote reduzieren?)

      Während des Programmes „Öl-für-Nahrungsmittel“ hat der Irak in 5 Jahren für 60 Mrd.$ Öl verkauft, das sind weniger als 1 Mio. Faß/Tag. Nach entsprechenden Investitionen in die Förderanlagen könnte das auf 7 Mio. pro Tag (2,5 Billionen barrel/Jahr) gesteigert werden. Bei einer Weltproduktion von 75 Millionen/Tag und OPEC 25 Mio./Tag ist klar, daß dies die OPEC vernichten, und weiters daß der Ölpreis auf vielleicht 10$/b. sinken würde, Damit sparten sich die Öl-importierenden Länder 375 Mrd.$ pro Jahr bei ihrer Ölrechnung.

      So heißt es auch: "The Iraq war is not a moneymaker. But it could be an OPEC breaker." (Der Irak-Krieg ist kein Geschäft, aber der Zerstörer der OPEC.)

      Diese Überlegungen werden natürlich auch von den Betroffenen angestellt. Was die USA betrifft, so wäre in diesem gefährlichen Spiel das die „beste Möglichkeit“, die dabei herauskommen könnte, wenn alles glatt liefe. Ob aber die OPEC tatenlos zusieht, wenn die USA das irakische Öl auf Teufel-komm-raus zu fördern planen, was ihrem Selbstmord gleichkäme, ist mehr als fraglich. Daß dies nicht der Fall sein dürfte, zeigen auch die weltweiten Widerstände gegen das US-Vorgehen (wobei den Menschen in den Massendemonstrationen diese Zusammenhänge kaum bewußt sind), die praktisch die politischen Initiativen bis hin zu den Erpressungsversuchen der USA de facto scheitern ließen.

      Die OPEC wird also aus Selbsterhaltungsgründen das Öl auf Euros umstellen. Diese Entscheidung wäre das Ende der US-Dollar-Hegemonie, - und das Ende des Supermacht-Status.

      Der Economist schrieb vor einem Jahr vom Paradox der amerikanischen Macht[12], die zwar auf lange Sicht nicht ernsthaft gefährdet werden könne, aber vor Herausforderungen stünde, die es geraten erscheinen ließen, „Koalitionen“ mit anderen Staaten einzugehen, um nicht mit bloßer Gewalt, sondern mit „soft power“ die Welt dazu zu bringen, das zu tun, was Amerikas Wille ist. Die Argumentation ist eine Mischung aus Wahrheit und Desinformation, Analyse und Drohung.

      Interessant ist aber die Betrachtung der „drei Arten der Macht“. Es sind dies:

      die militärische Ebene,


      die wirtschaftliche und


      die „transnationalen Beziehungen jenseits der Kontrolle der Regierungen[13]“

      Das ist gewiß richtig, aber doch kaum neu, denn Carl Clausewitz oder Sun-Tsu im frühen China, haben wohl ihre Beurteilung der Lage nicht bloß auf die zahlenmäßige Stärke der Streitkräfte ausgerichtet, und schon die Feststellung Clausewitz´, daß der Krieg die Fortsetzung der Politik unter Beimischung anderer – militärischer – Mittel sei, zeigt dies deutlich.

      Nye sieht die militärische Macht der USA als „unipolar“ an; sie allein sind in der Lage, atomare und konventionelle Streitkräfte weltweit zu „projizieren“, d.h. damit zu drohen – und Krieg zu führen. Das mag heute so erscheinen, aber noch funktioniert die „Rote Armee“ mit ihren Atomraketen, und China ist einfach zu groß, als daß es von der US-Militärmacht besiegt werden könnte. Die diesbezügliche Ungewißheit liegt wohl darin, daß sowohl Rußland als auch China, als Kulturvölker, es kaum auf eine Probe auf´s Exempel ankommen lassen; womit die amerikanische Drohung[14] – noch – wirkt.

      Bei der zweiten Dimension, der wirtschaftlichen – räumt Nye ein, daß sie multipolar sei: Europa, Japan und die USA stünden für 2/3 der Welt-BIP. – Dies ist aber bereits eine verzerrte Sicht mit monetaristischen Größen und einem fiat-Geldsystem. Amerika ist wie wir gezeigt haben – entgegen der Darstellung Nyes – in Wahrheit bankrott. Es lebt von den nicht bezahlten Importen vom Rest der Welt. Obwohl hier „Multi-Polarität“ eingeräumt wird, ist Amerika gerade hier am tödlichsten bedroht.

      Die dritte Dimension, die transnationalen Beziehungen, sind ebenfalls ein eigener Fall. Die Rolle der Banken wird geradezu bescheiden neben Hacker und Internet gestellt. Sie ist aber überwältigend und in Quasi-Friedenszeiten das bevorzugte US-Kriegsmittel zur Destabilisierung fremder Länder. Hier erzählt Nye von einer „weitgestreuten Macht, und es hat keinen Sinn, hier überhaupt von Unipolarität, Multipolarität oder Hegemonie zu sprechen“. Nun, dieses Herunterspielen einer anonymen Macht (des Dollars), die natürlich eine eindeutige Adresse hat, gehört zu den Arkana der US-Politik. Wo man nicht weiß, wo oder von wem man angegriffen wird, ist die Gegenwehr schwierig, wenn nicht unmöglich. Aber hier spielen die USA, oder sollte man präziser sagen: die „Ostküste“, eine dominante Rolle. Sehen wir z.B. die Lage in Japan an. Um seine Finanz- und Schuldenprobleme zu lösen, müßte Japan nur etwa eine Billion Dollar (1.000 Mrd. $) an amerikanischen Werten – die es besitzt! - auflösen. Dies würde die USA in den Abgrund stürzen, – und daher machte auch der (inzwischen zurückgetretene) US-Finanzminister O´Neill klar, daß den Japanern diese Option nicht offensteht!

      Aber gerade diese Ebene funktioniert nur so lange als Machtfaktor, als der Rest der Welt sich die US-Regeln aufoktroyieren läßt: d.h. den Dollar als Reservewährung akzeptierte. Auch dann noch, als 1971 Nixon die Golddeckung des Dollars widerrief, und der Dollar seither nur noch Papiergeld der Art ist, wie es John Law auch zur Zeit der Französischen Revolution „erfand“, also legales Falschgeld ohne jegliche Deckung.

      Nyes spricht also sehr genau die Schlüsselbereiche an, vernebelt sie aber auch mit Desinformation. Er sagt uns, „daß die internationale finanzielle Stabilität von vitaler Bedeutung für das Wohlergehen der Amerikaner sei, aber die Vereinigten Staaten hier die Kooperation anderer benötige, um dies sicherzustellen.“ – Nur das ist nun zu Ende. Daher stürzt das Gebäude ein, dem eine seiner tragenden Säulen weggebrochen ist.

      Eines der kleinen schmutzigen Geheimnisse der „Weltordnung“ ist also, daß der „Rest der Welt“ die USA vom Thron stürzen könnte, wann immer man sich zum Sturz des Dollar-Standards entschlösse. Diesem Dilemma kommt Amerika in nächster Zukunft nicht mehr aus. Daß dies noch nicht in Gang gesetzt wurde, hängt mit den damit verbundenen tiefgreifenden Erschütterungen aller „westlichen“ Nationen zusammen, die sie fürchten. Das könnte sich aber ändern, je mehr sich die USA selbst als „super-rogue“ (größter Schurke) vor der ganzen Welt gebärden. Es könnte also gerade dazu kommen, was die USA mit ihrer Politik verhindern wollen.

      Japans Wirtschaft könnte bei einem Krieg – und zeitweilig hohen Ölpreisen – kippen, Iran, Venezuela und all die erwähnten anderen Länder könnten sich zum Euro als Handelswährung wenden, womit die OPEC-Entscheidung für den Euro als fiat-Währung (die auch der Euro ist!) nur beschleunigt würde. Darüber hinaus ist die US-Regierung in der konkreten Politik bei ihren Untugenden geblieben:

      massive Ausweitung des Defizits,


      Mangel an einer durchgreifenden Durchsetzung wirksamer Börsenaufsicht (SEC),


      gescheiterte Wirtschafts- und Steuerpolitik.

      Die Amerikaner haben davon kaum eine Ahnung, da dies aus den US-Massenmedien ausgeblendet wird. Sie werden – wie auch Europa – mit Konsum und Unterhaltung (panem et circenses) abgefüttert. Nur im Internet und „Samisdat“-Veröffentlichungen stehen noch „echte Informationen“.

      Résumé

      Es ist wahrscheinlich, daß jeder Versuch von OPEC-Staaten, zum Euro überzugehen – im Mittleren Osten oder Lateinamerika – von den USA mit offener militärischer Intervention oder verdeckter Geheimdienst-Operation bekämpft wird. Unter dem Vorwand des andauernden „Krieges gegen den Terror“ manipuliert die US-Regierung die Amerikaner – und über die US-beherrschten Medien – die ganze Welt, und täuscht sie über die wirtschaftlichen Gründe des drohenden Irak-Krieges. Dieser hat nichts mit irgend welchen Bedrohungen durch Saddam Husseins MVW-Programm zu tun. Es ist ausschließlich ein Krieg um die weitere Vorherrschaft des Dollars als Öl-Währung. Diese Situation ist nicht erst eine, die sich in den letzten Monaten entwickelt hätte, sondern stand schon vor dem Regierungsantritt Bushs – als Lobbyist der Öl-Konzerne – fest, wie auch die bankrotte Lage der USA schon lange so ist wie sie ist. Der 11. September war daher – wie viele dies klar erkannten – das „zweite Pearl Harbour“, mit dem die Kriegspropaganda angeworfen wurde.

      Die Auseinandersetzung des Dollars mit dem – von den USA eigentlich miterfundenen - Euro wird unvermeidlich sein. Damit wird zu den „Religions-“ und „ideologischen“ eine neue Kategorie von Kriegen kommen: Währungs-Kriege. Die hatte man ja noch nicht 1945 abgeschafft.


      --------------------------------------------------------------------------------

      * Auf die Hervorbringung von Geld bezogene Anspielung aus dem Schöpfungsbericht des Alten Testaments: "Fiat lux!" (lat.) - "Es werde Licht!"

      [1]Man erinnere sich des IHT-Artikels von William Pfaff über den „gekauften Präsidenten“. International Herald Tribune vom 24. 1. 2002, „The American Problem is Domination of Politics by Money”.

      [2] Diese Informationen sind in den US-Medien völlig totgeschwiegen; nur ein Radio Free Europe-Artikel vom 6. Nov. 2000 besprach dieses Quasi-Staatsgeheimnis, von dem auch der Spiegel hier berichtete. Recknagel, Charles, Iraq: Baghdad Moves to Euro, http://www.rferl.org/nca/features/2000/11/01112000160846.asp

      [3] Auch hier der Hinweis auf Ch. Goodhart, der bezogen auf die Euro-Einführung auch hier die Möglichkeit des Staatsbankrotts sah.

      [4] Gutman, Roy & Barry, John, Beyond Baghdad: Expanding Target List (Über Bagdad hinaus: Erweiterung der Liste: Washington denkt über eine Reorganisation der arabischen und islamischen Welt nach), 11. August 2002

      http://www.unansweredquestions.net/timeline/2002/newsweek081…

      [5] „Mehr als die Hälfte der Devisenreserven des Landes wurden in Euro getauscht“, erklärte Mohammad Abasspour von der Entwicklungskommission des Parlaments. `Forex Fund Shifting to Euro`, Iran Financial News, 25. August 2002. http://www.payvand.com/news/02/aug/1080.html .

      [6] `Economics Drive Iran Euro Oil Plan, Politics Also Key` (Die Wirtschaft ist für den Euro-Öl-Plan ausschlaggebend, aber auch die Politik spielt eine Schlüsselrolle), August 2002

      http://www.iranexpert.com/2002/economicsdriveiraneurooil23au…

      [7] Birms, Larry & Volberding, Alex, `U.S. is the Primary Loser in Failed Venezuelan Coup`, (Die USA sind die Hauptverlierer des gescheiterten Putsches in Venezuela), Newsday, 21. April 2002

      http://www.coha.org/COHA%20_in%20_the_news/Articles%202002/n… .

      [8] `Euro continues to extend its global influence` (Der Euro dehnt seinen globalen Einfluß weiter aus), 7. Januar 2002

      http://www.europartnership.com/news/02jan07.htm

      [9] Gluck, Caroline, `North Korea embraces the Euro` (Nord-Korea schließt sich dem Euro an), 1. Dezember 2002

      http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/2531833.htm .

      [10] `The Choice of Currency for the Denomination of the Oil Bill,` (Wahl des Währungs-Standards für Öl), Rede von Javad Yarjani, OPEC Marketing Analysis Department, April 2002

      http://www.opec.org/NewsInfo/Speeches/sp2002/spAraqueSpainAp… .

      [11] Um genau zu sein, sind es nicht die Vereinigten Staaten, sondern es ist eine private Bank in jüdischem Besitz! Das Federal Reserve System ist keine staatliche Behörde wie z.B. die Deutsche Bundesbank oder das US-State Department, sondern ein privates Bankenkonsortium, das aus folgenden Geldhäusern besteht:

      - Rothschild Bank of London

      - Rothschild Bank of Berlin

      - Lazard Brothers of Paris

      - Israel Moses Seif Banks of Italy

      - Warburg Bank of Hamburg

      - Warburg Bank of Amsterdam

      - Lehman Brothers New York

      - Chase Manhattan Bank of New York

      - Kuhn-Loeb Bank of New York

      Goldman Sachs Bank of New York

      [12] The Economist vom 23. März 2002 „The new Rome meets the new barbarians“ (Rom trifft auf die neuen Barbaren) von Joseph Nye, Dekan von Harvards Kennedy School of Government und früherer „Assistent Secretary of Defense“ (1994-95), steht gemeinsam mit Samuel Huntington als Herausgeber von „Global Dilemmas“ im Zentrum der Ideologie-Schmiede, die die heutige US-Politik de facto bestimmt.

      [13] Beispielsweise die elektronischen Transfers gigantischer Summen durch das Bankensystem, die (unvermeidlichen) terroristischen Netzwerke, die weltweit Waffen und Drogen verschieben, das Internet(!), oder Computer-Hacker(!).

      [14] Madeleine Albright: „... we have the means and the will to use it!“ (… wir haben die Mittel, und den Willen sie einzusetzen!)

      ________________________________________-

      © 2003 / V.i.S.d.P. Gerhoch Reisegger

      [4.3.2003]
      http://www.staatsbriefe.de/1994/2003/kriegsgruende1.htm
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:25:16
      Beitrag Nr. 2.218 ()
      Wohin wird das führen?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Die Zahl der Beschäftigten ist im Februar (in den USA) um 308.000 zurückgegangen", so ein Reuters-Bericht. "Hunderte von Gesellschaften könnten die ihren Angestellten zugesicherten Pensionen kürzen", so CNN. "Die Pensionen der Piloten könnten wegen Flugzeugverlusten gefährdet sein", so die Washington Post.

      Die US-Wirtschaft "könne zurück in eine Rezession rutschen", so ein anderer Artikel.

      "Die Prognosen sagen chronische Haushaltsdefizite voraus", so die Washington Post ...

      Mal sehen ...

      Rekord-Handelsbilanzdefizite ... Rekord-Haushaltsdefizite ...

      Die Aktien sind immer noch lächerlich hoch bewertet, während die Gewinne und die Investitionen einfach nicht in Fahrt kommen ...

      Und obwohl die US-Konsumenten ihre Hypotheken furios erhöhen (um die niedrigsten Zinsen seit den 1950ern auszunutzen), gehen die Konsumausgaben zurück – und die Sparrate steigt ...

      Wo wird das hin führen?

      In den letzen 3 Jahren habe ich immer nach Osten gezeigt ... in den Fernen Osten ... auf das Land der aufgehenden Sonne. Wenn die Entwicklung in den USA wirklich den japanischen Weg gehen sollte, dann haben die Amerikaner Grund zur Sorge – aber keinen Grund, sich eine Pistole an den Kopf zu halten.

      Zwar liegt die Arbeitslosenrate in Japan bei aktuell 5,5 % – dem höchsten Wert seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Aber in den USA liegt die Arbeitslosenrate bei 5,8 %, in Europa noch deutlich darüber.

      Der japanische Nikkei-Index war zuletzt in den Schlagzeilen: er ist letzten Freitag auf 8.144 Zähler gefallen, den niedrigsten Stand seit 1983. Wenn die USA dem japanischen Beispiel mit einer Zeitverzögerung von 10 Jahren folgen, dann wird der Dow Jones im März 2013 bei 3.355 Punkten stehen.

      Aber in Japan muss die Kirche kein Geld sammeln, um die Armen zu füttern. Die Japaner leben immer noch gut – trotz 13 Jahren Stagnation, kleineren Rezessionen, Bärenmarkt, Deflation. Wenn auch die Amerikaner soviel Glück hätten! Aber nachdem ich mein Buch zu diesem Thema fast beendet habe, bin ich davon überzeugt, dass die USA nicht dem Weg Japans folgen werden. Aus zwei Gründen:

      Zunächst einmal begann die Krise in Japan, als sich das Land in einer eigentlich sehr guten wirtschaftlichen Position befand. Die Japaner hatten ein dickes Kissen an Ersparnissen, auf das sie fallen konnten. Und Japan hatte keine geopolitischen Ambitionen.

      Die ganzen Amerika im 20. Jahrhundert begünstigenden Umstände haben sich im 21. Jahrhundert gegen die USA gewendet. Die Amerikaner sind tief verschuldet, viele US-Bürger kommen ins Rentenalter – und haben kaum etwas gespart. Die amerikanische Währung schwächelt. Und die USA beginnen teure militärische Kampagnen ... zu einer Zeit, in denen sich die USA auf das Geld der Ausländer verlassen müssen. Wie werden die USA das managen? Amerika muss die ausländischen Gläubiger sicherlich betrügen, indem der Dollar zerstört wird (durch das einfache Drucken von Dollar). Aber wie? Und wann?

      Wir werden warten müssen, um das herauszufinden ...

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      Bärenmarktrally ist drin

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Trotz der diversen Alarmmeldungen von Bill Bonner ("malvenfarbiger Alarm") glaube ich, dass der Dow Jones eine kleine Rally bis auf 8.100 Punkte einlegen wird, bevor er seinen Abwärtstrend fortsetzen wird. (Auch wenn es diese Rally nicht geben wird, bin ich mir ziemlich sicher, dass die Kurse fallen werden).

      Es gibt natürlich absolut keinen Grund, warum die Aktien jetzt eine solche Rally hinlegen sollten – außer dem Grund, dass jeder mit einem weiteren Kursverfall rechnet. Das ist der Standpunkt eines antizyklischen Investors.

      Dafür, dass es nach einer solchen Rally weiter abwärts geht, spricht viel. Alan Abelson schrieb im gestrigen Barron`s Magazin: "Die letzte Woche brachte frische Beweise dafür, dass die Wirtschaftslage im Keller ist ... Die Arbeitslosenzahlen waren – mild ausgedrückt – ein Desaster: Im Februar gingen 308.000 Arbeitsplätze verloren."

      Der Markt ist schon oft in harten Zeiten gefallen, keine Frage. In den späten 1990er erreichte der Aktienmarkt den Status eines Rockstars. Er besaß ein gut aussehendes Profil, und er warf mit Geld wie mit Konfetti um sich. Wer würde einen solchen Kerl nicht mögen? Aber dann fiel sein Stern. Nur drei Jahre, nachdem er DAS Gesprächsthema gewesen war, war er total am Boden. Seine früheren Fans und Groupies verleugneten ihn, hatten ihn angeblich niemals gekannt. Und auch die Analysten, die ihn früher so sehr gemocht hatten, sagen jetzt, dass sie ihn nie wirklich gemocht haben.

      Wir sind alle traurig, dass der Aktienmarkt so tief gefallen ist. Leider ist Einsicht der erste Weg zur Besserung. Und es gibt wenig Anzeichen dafür, dass sich die Investoren von ihren früheren Sünden abgewendet haben.

      Die meisten Investoren hören nicht damit auf, immer noch die Bewertungen eines Bullenmarktes für Aktien zu bezahlen – in einem Bärenmarkt. Sie betrachten ein KGV von 30 immer noch als "vernünftig", anstatt es als überteuert zu bezeichnen.

      Mit anderen Worten: Die Investoren müssen ihre früheren Fehler erkennen, um den Weg für einen neuen Bullenmarkt freizumachen. Noch mehr Weinen und zusammengebissene Zähne – Sack und Asche erwähne ich gar nicht erst – könnten notwendig sein, bevor die Besserung an der Wall Street eintreten wird
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      Jubiläum: Nasdaq-Top 3 Jahre alt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Ende letzter Woche ist der Goldpreis gefallen. Das sind gute News für die Käufer wie mich ... aber es irritiert. Wie konnte der Goldpreis einem Tag, an dem der Dollar gefallen ist, auch fallen? Und wie haben es die Aktien an diesem Tag geschafft, zu steigen – angesichts so vieler schlechter Nachrichten und Risiken? Sie glauben doch nicht, dass jemand die Aktienmärkte manipulieren würde? Ich weiß es nicht, aber das Letzte, was die Bush-Administration kurz vor Kriegsausbruch wollen würde, wären einbrechende Aktienkurse und ein steigender Goldpreis.

      *** Gestern vor drei Jahren hatte der Nasdaq seinen absoluten Höchststand erreicht. Wird er noch ein Jahr fallen? Vielleicht ... Bärenmarkte dauern normalerweise so lange, bis sie alle Gewinne des vorigen Bullenmarktes ausgelöscht haben. Dieses Datum ging in den News fast unter. Aber ich habe gestern Abend ein Glas auf die "Neue Ära" getrunken.

      *** Was für ein verrückter Krieg! Die Zeitungen berichten, dass der Irak seine Waffen aktiv zerstört. Ich habe nie die Kriegsziele der Bush-Administration verstanden, aber einen Gegner zu erschießen, der seine Pistole gerade auf den Boden gelegt hat, scheint mir nicht sehr sportlich zu sein. Auch dann nicht, wenn dieser Gegner noch ein Messer im Stiefel versteckt hat. Aber wahrscheinlich ist der Drang zum Imperium unwiderstehlich.

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      Nutzen Sie möglichst viele Quellen

      von Dan Denning

      Zuletzt ist ja Khalid Sheik Mohammed, ein wichtiges "al Qaeda"-Mitglied, gefasst worden. Das sah wie ein großer Erfolg der US-Geheimdienste aus. Mit etwas Glück könnte US-Präsident Bush bald ein großes rotes Kreuz über das Gesicht von bin Laden auf einer Liste der "Most Wanted" malen.

      Trotz des derzeitigen Momentums bei der Terroristenjagd wäre es ein Fehler, anzunehmen, dass die US-Geheimdienste gut arbeiten. Sie tun es nicht. Und die Probleme, mit denen die Geheimdienste zu tun haben, sind bemerkenswerterweise ziemlich ähnlich wie die Probleme, mit denen die Investoren konfrontiert werden.

      Nehmen wir ein Beispiel. Vor dem 11.9.2001 wusste die CIA, dass zwei mögliche Terroristen, Khalid al-Mihdhar und Nawaf al-Hazmi, unter ihren richtigen Namen in Los Angeles lebten.

      Interne Regeln schreiben der CIA vor, dass sie eine "watch list" mit möglichen Terroristen hat, die in einer Datenbank mit Namen "TIPOFF" gespeichert wird. Die CIA hat diese beiden Namen nicht auf die TIPOFF-Liste gesetzt. Im März 2000 bemerkte die CIA die Präsenz dieser beiden Männer, aber der Kommentar damals hieß: "Kein Eingreifen notwendig."

      Die US-Geheimdienste machten zahlreiche Fehler wie diesen, was die Ereignisse vom 11. September 2001 ermöglichte. Es gab einen gemeinsamen Grund für die meisten ihrer Fehler: Die recht erfolgreiche Sammlung von Informationen schien nie richtig ausgewertet zu worden sein – es gab niemals jemanden, der die möglichen Verbindungen sah. Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass diese Verbindungen auch tatsächlich gefunden worden wären. Aber dieses System – in dem Analysten einfach nicht das ganze Bild sehen – ist zum Scheitern verurteilt.

      Hier ist die Brücke zur Investmentwelt. Beim Auswerten von Geheimdienstinformationen geht es wie bei der Investmentanalyse nicht um offensichtliche Dinge. Wenn es so einfach wäre, dann gäbe es keine Terroristen mehr, und wir würden niemals schlechte Aktien kaufen. Nein, eine gute Geheimdienstinformations- oder Investmentanalyse bedeutet, dass aus einer Vielzahl von Quellen die richtigen Schlüsse gezogen werden. Ein guter Investor analysiert alle Daten, die er hat, um Muster oder Signale zu entdecken, die ihm sagen, was er erwarten kann ... und wie er sich darauf vorbereiten soll.

      Das ist eine nicht gerade exakte Wissenschaft. Man wird nicht immer die richtigen Schlüsse ziehen. Aber es gibt drei Dinge, die zum Erfolg führen: Das Nutzen aller Informationsquellen, die man hat; das Erkennen von Mustern, und das konstante Überprüfen der Erkenntnisse, wenn sich das Umfeld ändert.

      Nehmen wir ein Beispiel aus der Investmentwelt. Letzte Woche wurde im Miami Herald der Finanzbuchautor Michael O`Higgins interviewt. In diesem Interview sagte er, dass der Dow Jones selbst im besten Fall noch weitere 25 % auf 6.000 Punkte fallen wird. Dann fügte er halb scherzhaft hinzu: "Wenn Sie sagen, dass die jetzige Situation nicht mit der von 1929–31 vergleichbar ist (damals brachen die US-Aktien um 89 % ein), dann haben Sie Recht. Es könnte dieses Mal schlimmer sein."

      O`Higgins sieht den Dow Jones im schlimmsten Fall bei 3.100 Punkten. Genau dieses Kursziel habe auch ich dem Dow Jones schon vorher gegeben. Ich nutze dieses Beispiel, um die Methode des Ausnutzens aller Informationsquellen zu demonstrieren.

      Diese Methode beginnt damit, indem man historische Bewertungen und die alten Muster von Boom und Abschwung untersucht. Das liefert den historischen Hintergrund. Dann geht man in die Gegenwart, und analysiert die Hintergrund"geräusche" ... das sind die aktuelle Situation am Aktienmarkt und die wirtschaftlichen News. Indem ich die Quellen, die mir zugänglich sind, nutze, komme ich zu folgendem Ergebnis: Die wirtschaftlichen Fundamentals der USA sind schlecht, und sie werden noch schlechter. Das ist offensichtlich schlecht für die Aktienkurse.

      Wenn man zu einer solchen Bären-Prognose für den Gesamtmarkt kommt, dann sollte man sich fragen: "Wer hat am meisten zu verlieren?" Das ist natürlich nicht immer die beste Frage. Auch in Bärenmärkten gibt es Ausnahmen. In diesem Fall wäre die Frage aber genauso einfach: "Wer hat am meisten zu gewinnen?"

      In diesem Fall stimmt die Prognose von O`Higgins (für den Dow Jones) mit meiner Prognose überein: Die Anführer des letzten Bullenmarktes sind niemals die Anführer eines neuen Bullenmarktes. Der nächste Bullenmarkt wird nicht von Cisco, Microsoft, Dell, Intel oder Oracle angeführt werden. An erster Stelle wird eine völlig neue Anlageklasse stehen.

      Aber die Investoren mögen es, auf die alten Gewinner zu setzen – das ist so, als ob man irgendwann doch noch die alte Jugendliebe bekommt. Eine bessere Strategie ist es, die alten Anführer des Bullenmarktes zu meiden, oder mit Put-Optionsscheinen von ihrem weiteren Verfall zu profitieren.

      Man könnte also Put-Optionsscheine auf die Titel des Dow Jones kaufen. Aber ich bin einen Schritt weiter gegangen. Ich empfehle, Put-Optionsscheine auf die 10 Titel mit der höchsten Dividendenrendite zu kaufen. Denn wenn die Dividendenrendite der Dow Jones-Titel wieder steigt (und das ist sie bis jetzt immer, bevor die Aktien endlich vernünftig bewertet sind), dann werden die jetzigen Top-Dividenden-Aktien viel von ihrer Anziehungskraft verlieren. Dann werden sie viele Konkurrenten haben.

      Ist das eine erfolgversprechende Strategie? Natürlich gibt es auch hier keine Garantie – wie bei jeder Strategie. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

      Aber bitte bedenken Sie, dass das Nutzen von allen Informationsquellen bedeutet, dass Sie nicht nur Bilanzen studieren, sondern eben auch die politische Lage und die Großwetterlage am Aktienmarkt miteinbeziehen. Versuchen Sie, soviel wie möglich vom Gesamtbild zu verstehen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

      Dann hat man natürlich immer noch keine Garantie dafür, dass eine solche Analyse akkurat ist. Die Informationen können falsch sein, und auch die besten Informationen sind in der Hand eines schlechten Analysten nutzlos. In der Hand eines Analysten mit einem gesunden Wissen der Wirtschafts- und Finanzmarktgeschichte, der auch Zugang zu Echtzeit-Marktdaten hat, sind die Chancen, den kommenden Crash zu überleben, hingegen deutlich besser.
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:30:05
      Beitrag Nr. 2.219 ()
      Bei Irak-Krieg 70 000 Arbeitsplätze auf dem Spiel


      US-Luftfahrt befürchtet massive Stellenverluste



      Ein Irak-Krieg könnte nach Angaben der US-Fluggesellschaften bis zu 70 000 Arbeitsplätze in der Branche vernichten, wenn die Regierung keine weitere Finanzhilfen gewährt.


      Reuters WASHINGTON. Die Fluggesellschaften schätzten, dass ein 90 Tage dauernder Irak-Krieg zusätzliche Einnahmeverluste in diesem Jahr in Höhe von vier Milliarden Dollar zu den bereits erwarteten Umsatzausfällen über sieben Milliarden Dollar verursachen würde, erklärte die US-Luftfahrt-Vereinigung am Dienstag. Sie vertritt die Interessen der großen Fluglinien. Die Unternehmen würden drastische Maßnahmen ergreifen, um die steigenden Flugbenzinpreise und die Steuerlast abzufangen. 2002 hatte die Branche Verluste in Höhe von zehn Milliarden Dollar verbucht.

      Die Fluggesellschaften rechnen für den Fall eines Irak-Krieges mit einem stärkeren Rückgang des Verkehrsaufkommens als während des Golfkriegs 1991. Damals hatten sie einen Rückgang von acht Prozent zu verzeichnen.

      An den Aktienmärkten mussten US-Fluggesellschaften am Dienstag deutliche Einbußen hinnehmen. So brachen die Aktien von Delta Air Lines Inc um bis zu 22 Prozent ein. Auch AMR-Corp-Aktien gaben 23 Prozent ab, nachdem berichtet worden war, das Unternehmen bemühe sich um zwei Milliarden Dollar zur Finanzierung eines Konkursverfahrens. Unter Gläubigerschutz stehen bereits die US-Gesellschaften US Airways Group Inc und UAL Corps United Airlines.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 11. März 2003, 19:48 Uhr
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:35:03
      Beitrag Nr. 2.220 ()
      IfW: Deutsche Wirtschaft in der Stagnation
      Keine Deflationsgefahr - Industrieproduktion überrascht positiv - Arbeitslosigkeit steigt weiter


      lz Frankfurt - Nach Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) befindet sich Deutschland derzeit in einer Phase der Stagnation. Bisher gebe es auch keine Anzeichen für eine Besserung. Selbst die neuesten positiven Zahlen zur deutschen Industrieproduktion im Januar sind nicht dazu geeignet, Hoffnung zu säen. Denn bei dem überraschend hohen Plus von 1,6 % gegenüber dem Vormonat handelt es sich nur um eine technische Reaktion nach dem Einbruch im Dezember. Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, lag die Produktion in Deutschland insgesamt rund 0,2 % unter dem Vorjahresniveau. Während die Industrie deutlich mehr herstellte, produzierten Bau und Energiewirtschaft weniger. Dass sich die Industrieproduktion nach wie vor in einer Schwächephase befindet, kann am gleitenden Dreimonats-Durchschnitt abgelesen werden (siehe Grafik). Die Volkswirte der Dekabank verweisen auch auf die bereits vorliegenden Stimmungsindikatoren, die letztlich kein Startsignal für einen konjunkturellen Aufbruch darstellen. Auch mit Blick auf die ökonomischen Rahmendaten sei zu einer vorsichtigen Interpretation zu raten, denn eine hohe und steigende Arbeitslosigkeit, eine hohe und gestiegene Steuer- und Abgabenbelastung, hohe Energiepreise, die zögerliche Erholung der Weltwirtschaft, ein starker Euro und nicht zuletzt der drohende Irak-Krieg bremsten die konjunkturelle Entwicklung ...

      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:46:02
      Beitrag Nr. 2.221 ()
      ein anderes Thema

      Künftig nur noch Minimalbehandlung?
      Die neuen Reformvorschläge für das Gesundheitssystem laufen darauf hinaus, den Ärzten eine Senkung der Behandlungsstandards aufzuzwingen.


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      Senkung der medizinischen Standards

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      Für die Politiker, die an der "Reform" des deutschen Gesundheitswesens basteln, ist der Bürger offenbar nur noch ein Kostenfaktor. Und die Kosten will man senken. Besonders deutlich wird das an den Sparplänen, die ab Januar 2004 in Kraft treten sollen. Dem Bürger bleibt, wie dem Arzt und dem Pflegepersonal, nur der Blick ins Leere. Warum schafft man dann nicht gleich das ganze Gesundheitswesen ab - und die Krankenkassen gleich mit - , wenn eh nur alles zuviel Geld kostet? Dann zahlt jeder alles selbst und auch nur für sich und nicht etwa auch noch für den Nachbarn - wie früher! Die neusten Vorschläge reichen von Zuzahlungen zu bestimmten Arztleistungen über eine private Versicherung von Zahnbehandlungen, die "Einengung" des Leistungkataloges der Krankenkassen bis hin zur Einführung einer privaten Pflichtversicherung für private Unfälle. Diskutiert wird auch die Erhebung einer Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch - als ginge man nicht zum Arzt, weil man krank ist und Hilfe braucht, sondern ins Varietétheater, um Spaß zu haben. Auch auf die Ärzte sollen noch härtere Zeiten zukommen. Sie müssen sich auf weitere Honorareinbußen einstellen.

      Schon jetzt sind die Honorare so eng bemessen, daß Praxen allein mit Kassenpatienten praktisch gar nicht existieren können. Manche Zusatzleistungen werden gar nicht mehr vergütet. Und sie werden auch ohne die neuen Reformen weiter schrumpfen. In Hamburg z.B. werden die Krankenversicherungen, die derzeit erhebliche Einnahmeverluste verzeichnen, wohl deutlich weniger Geld an die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in der Hansestadt zahlen, was sich wiederum auf die Honorare der niedergelassenen Ärzte auswirkt. Konkret liegt der Punktwert für das dritte Quartal 2002 um 8% unter dem Punktwert des gleichen Quartals 2001. Dies ist jedoch lediglich eine Durchschnittszahl, in Einzelfällen könnten die Honorarminderungen noch deutlicher ausfallen. Der Grund für diese Entwicklung ist vor allem der Wechsel vieler Versicherter zu billigen Krankenkassen.



      Senkung der medizinischen Standards
      Niedergelassene Ärzte sollen künftig - ähnlich wie ab 2004 alle Krankenhäuser - für bestimmte Behandlungsleistungen pauschal bezahlt werden können. Es wird dann nicht der tatsächliche Arbeitsaufwand abgegolten, sondern ein Festbetrag für jede Diagnose gezahlt. Der Patient hat somit keine Aussicht mehr auf eine individuelle Behandlung. Die Ärzte werden nicht mehr das tun können, was nach dem medizinischen Fortschritt geboten ist. Die Medizin soll schematisiert und standardisiert werden. Aber die Medizin ist nicht nur eine Naturwissenschaft, sondern vor allem auch eine Erfahrungswissenschaft. Sie läßt sich in kein Schema F pressen - und eine Garantie für Qualität ist so ein Schema F ohnehin nicht.

      Nach dem Willen der Gesundheitsministerin sollen die Hausärzte als "Lotsen" eine bevorzugte Stellung im Gesundheitswesen einnehmen. Andererseits sollen sie für die Standardbehandlung eines Patienten nur noch eine Jahrespauschale bekommen. Erhöhter Betreuungsaufwand würde zwar berücksichtigt, aber das heißt noch lange nicht, daß der tatsächliche Mehraufwand auch in vollem Umfang erstattet wird. Durch schärfere Kontrollen soll sichergestellt werden, daß in einem Quartal nur ein einziger Arzt einen Patienten mit ein und derselben Krankheit behandelt. Damit soll das "Doktor-Hopping" verhindert werden, denn Mehrfachuntersuchungen gelten als Kostentreiber in der Medizin.

      Aber es ist verrückt, von vornherein Mehrfachuntersuchungen auszuschließen. ("Sie haben Schmerzen in der Brust?... Beim letzten Röntgen vor einem Vierteljahr war nichts zu sehen. Den nächsten Röntgentermin können wir erst dann und dann machen!... Und die Schmerzen?... Ob es was Schlimmes ist?... Na, nun machen sie sich mal nicht verrückt, denken sie nicht mehr daran und schlafen sie ein bißchen, dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!") Manchmal muß man einfach eine Untersuchung wiederholen, und wenn man damit einer Krankheit auf die Spur kommt und sie heilen oder das Leiden lindern kann, dann hat sich der Aufwand allemal gelohnt! Was würden Sie sich in einem solchen Fall denn wünschen? Einen Arzt, dem das Wohl des Patienten das Wichtigste ist - oder einen Arzt, der sich nur an die "Vorschriften" hält? Wer klärt denn, was medizinisch notwendig ist? Richtet sich das medizinisch Notwendige nicht auch immer nach dem Patienten und dem medizinischen Fortschritt? Ist ein Patient alt oder jung, hat er auch noch andere Krankheiten? Künftig soll dies ein neuer Bewertungsausschuß von Ärzten und Kassen regeln. Ob es damit einfacher wird, ist zu bezweifeln.

      Da dies offenbar noch nicht genug ist, sollen die Auffälligkeitsprüfungen ausgeweitet werden, womit geklärt werden soll, ob ein Arzt richtig abgerechnet hat. Die Ärztefortbildung soll strenger gehandhabt werden. Der Arzt soll alle fünf Jahre einen Fortbildungsnachweis erbringen, andernfalls wird ihm die Zulassung entzogen. Dabei ist es sehr fraglich, ob man mit Zwangsmaßnahmen Qualität verordnen kann, denn es suggeriert nur eine trügerische Sicherheit für den Patienten. Zudem ist es fraglich, was eine Fortbildung bewirken soll, wenn der Arzt im Endeffekt nichts von dem Gelernten anwenden kann, da seine Budgets begrenzt sind oder weil das Gelernte nicht von den Kassen bezahlt wird.

      Darüber beschweren kann sich der Arzt dann auch nicht mehr, da er befürchten muß, daß ihm in diesem Fall die Kassenzulassung gekündigt wird. Denn die Kassen sollen mit jedem niedergelassenen Facharzt über Arztleistungen und deren Vergütung unter Umgehung der bislang zuständigen 23 regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen einen Einzelvertrag abschließen können. Wörtlich heißt es: "Ein Anspruch (für Ärzte) auf Vertragsabschluß besteht nicht." Das heißt in erster Linie, daß die Kassen den Preis bestimmen können und die Ärzte ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Es bedeutet aber auch das Ende der freien Arztwahl, denn die Kassen wählen dann ja schon ihre Ärzte, und das Netz würde zudem wohl noch dünner, da noch mehr Ärzte ihre Praxen einfach schließen werden.

      Wie weit diese Ideen schon vorangekommen sind, zeigte sich kürzlich in Hessen. Dort schlossen der Deutsche Hausärzteverband (BDA) und verschiedene hessische Krankenkassen eine "Rahmenvereinbarung zu einem Chronikerprogramm Diabetes mellitus". Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) kritisierte diesen Vertrag, da die medizinischen Qualitätsvorgaben des Vertrages lediglich einen Mindeststandard abbilden. Schon heute würden die Ärzte in Hessen ihre Diabetes-Patienten umfassender und nach einem höheren Standard behandeln. Der Vertrag läuft also auf eine Senkung des Standards hinaus. Das kommt eben dabei heraus, wenn die Gesundheitspolitik von Buchhaltern bestimmt wird.

      Frauke Richter

      Aus der Neuen Solidarität Nr. 11/2003
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:57:40
      Beitrag Nr. 2.222 ()
      Deutsche finanzieren den Konsum zu Lasten ihrer Sparbücher

      Wiesbaden - Die Bundesbürger konsumieren offenbar zunehmend zu Lasten ihrer Sparbücher und legen immer weniger auf die hohe Kante. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte in Deutschland sind zwischen den Jahren 1991 und 2002 um immerhin 44 Prozent gestiegen. Dagegen wuchs das verfügbare Einkommen nur um 39 Prozent. Diese Entwicklung ging eindeutig zu Lasten der Ersparnisse. Die Sparquote verringerte sich in diesem Zeitraum von 13 Prozent auf nur noch 10,4 Prozent. Im Jahr 2002 gaben die privaten Haushalte insgesamt 1,2 Billionen Euro aus. Das seien etwa 14 500 Euro je Einwohner, berichtete das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden. dpa




      Artikel erschienen am 12. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 22:58:58
      Beitrag Nr. 2.223 ()
      Experten erwarten US-Zinssenkung unter die Marke von einem Prozent
      New York - Die Federal Reserve wird nach Ansicht von Ökonomen in den kommenden Wochen die Zinsen senken. Einige Volkswirte glauben, dass Alan Greenspan und Kollegen schon bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses am kommenden Mittwoch die Federal Funds Rate senken werden; die Mehrheit erwartet einen solchen Schritt spätestens im Mai.


      Goldman Sachs rechnet damit, dass die Zentralbank die Zinsen um 50 Basispunkte absenken wird - dies wäre der tiefste Stand seit 45 Jahren. Derzeit steht der Kurzfristzins bei 1,25 Prozent. Unterhalb der Marke von einem Prozent stand die Rate zuletzt unter Präsident Dwight Eisenhower mit 0,68 Prozent im Juli 1958. Zuletzt hatte die Fed den Zinssatz am 6. November 2002 gesenkt.


      Ursache für neuerliche Zinsfantasie ist vor allem der Arbeitslosenbericht vom vergangenen Freitag: Die Quote war zwar nur von 5,7 auf 5,8 Prozent gestiegen. Doch werten Ökonomen dies als Hinweis, dass die wirtschaftliche Erholung deutlich an Fahrt verloren hat. "Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung hat sich dramatisch erhöht", sagt Kenneth Hackel von Merrill Lynch. J. P. Morgan senkte seine Wachstumserwartung für das erste Halbjahr von drei auf 1,5 Prozent. Auch im "Beige Book", das die Federal Reserve in der vergangenen Woche vorgelegt hatte, war von enttäuschenden Monaten Januar und Februar die Rede.


      Seit Wochen ziehen sich die Anleger von der Börse zurück, der Dow Jones ist seit Mitte Januar um mehr als tausend Punkte gefallen. Immer mehr Investoren wenden sich wegen des drohenden Krieges gegen den Irak dem sicheren Hafen festverzinslicher Papiere zu. Viele Ökonomen glauben, dass die Fed zwar noch nicht am 19. März, vielleicht aber vor der übernächsten Sitzung - die am 7. Mai auf der Tagesordnung steht - die Zinsen senken wird. Wie es heißt, gibt es nur eine Möglichkeit, dass die Fed die Zinsen nicht senkt: Wenn die USA einen Blitzsieg gegen den Irak erringen. usa.




      Artikel erschienen am 12. Mär 2003
      welt.de
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      schrieb am 11.03.03 23:06:07
      Beitrag Nr. 2.224 ()
      Interview
      "Aktien sind nicht immer die beste Anlageform"


      11. März 2003 Robert J. Shiller hat ein Buch über die Narrheit der Anleger geschrieben. Als Professor für Finanzen an der Yale University ist Shiller überzeugt, dass am Aktienmarkt eine lang andauernde Periode niedriger Renditen und hoher Risiken begonnen hat.

      Seine Ansichten sollte man nicht ignorieren, denn Shiller ist der Autor eines Bestsellers über die Maßlosigkeiten des Aktienmarktes mit dem Titel „Irrational Exuberance“. In diesem Buch prophezeite er im Wesentlichen den Marktzusammenbruch, der kurz nach der Veröffentlichung Anfang 2000 tatsächlich eintrat.

      In seinem Buch „Irrational Exuberance“ beschreibt Shiller, wie sich Aktionäre in etwas verfangen, was er als naturgemäß auftretendes Ponzi-Schema (exponentielles Pyramidensystem) beschreibt: an der Börse notierte Unternehmen, Emissionsbanken an der Wall Street, die Medien und die Anleger steigern gegenseitig ihren Enthusiasmus und treiben die Aktienkurse so weit in die Höhe, dass sie unvermeidlich zusammenbrechen müssen.

      Shiller ist nicht der Überzeugung, dass sich Aktien im Vergleich zu anderen Anlageformen immer überdurchschnittlich entwickeln. Marcia Vickers, Redakteurin bei BusinessWeek, hat vor kurzem Shiller interviewt, um seine Gedanken über den heutigen und zukünftigen Markt zu erfahren. Es folgen einige überarbeitete Auszüge aus ihrem Gespräch:

      Herr Shiller, sind die Anleger in Hinsicht auf den Aktienmarkt immer noch zu vertrauensselig?

      Es scheint, als ob das Vertrauen abnimmt. Die Anleger sind gerade dabei, eine harte Lektion zu lernen, nämlich dass Aktien nicht immer die beste Anlageform darstellen und sich konsistent überdurchschnittlich entwickeln.

      Aber auch wenn das Vertrauen der Anleger schwindet, sobald eine Blase zerplatzt, braucht das ganze doch seine Zeit. Das ist teilweise darauf zurückzuführen, dass die Leute gewöhnlich ihre Meinung nicht eigenständig ändern, bevor sie nicht wahrgenommen haben, dass andere ihre Ansichten ebenfalls geändert haben. Beschreiben wir es so: Ein Investor muss erst auf eine Grillparty gehen, bei der drei seiner oder ihrer Freunde sagen, dass sie vom Markt und den Aktienanalysten genug haben - das ist der Moment, wenn ein Anleger wirklich damit beginnt, den Markt zu überdenken.

      Die Leute reden immer noch die ganze Zeit über Kapitulation. Ich glaube nicht, dass wir diesen Punkt bereits erreicht haben. 80 Prozent der Leute sind nach wie vor sicher, dass der Markt in diesem Jahr steigen wird. Die Ansicht, dass Aktien immer die beste Anlageform darstellen, ist bis jetzt noch nicht ersetzt worden. Es klingt zwar ironisch, aber in Anbetracht der Tatsache, dass das Anlegervertrauen schwindet, sagen die Experten, dies sei erst recht ein Grund dafür, in Aktien zu investieren. Die Analysten streuen diese optimistischen Prognosen. Aber zumindest sagen die Anleger mittlerweile: „Sag mir warum!“

      Warum ist das Anlegervertrauen für den Markt so wichtig?

      Länder, in denen viel Misstrauen herrscht, sind tendenziell wirtschaftlich weniger erfolgreich. Denn Vertrauen erleichtert das Geschäft. Ist kein oder nur wenig Vertrauen vorhanden, denken die Leute „Was bringt mir das?“ und die gesamte Wirtschaft verlangsamt sich. Ende der Neunzigerjahre hat es zu viel Vertrauen gegeben. Die Menschen haben die Geschäftseliten nicht mehr genau genug unter die Lupe genommen, da alle dachten, sie seien ein Haufen Genies, der für sie Geld machen würde. In den letzten paar Jahren hat sich dieses Vertrauen abgeschwächt, und es dürfte sich so schnell auch nicht wieder herstellen lassen.

      Sie glauben also nicht daran, dass Aktien langfristig die überlegene Anlagekategorie sind?

      Ich sage immer, das 20. Jahrhundert war wahrscheinlich ein glückliches Jahrhundert. Die Anleger sollten nicht davon ausgehen, dass das 21. Jahrhundert genauso gut wird. Die Menschen lassen sich von Geschichte immer so sehr beeindrucken. Es gibt aber keine Theorie, nach der der Markt das genauso tun wird.

      Wir haben den Einfluss der Globalisierung und der Technologie, um nur eine Sache zu nennen. China beispielsweise pirscht weiterhin sehr schnell nach vorne und beginnt, mit Unternehmen in den Wettbewerb zu treten, die im Moment noch keine Konkurrenz haben. Die Lohnkosten sind in diesen Ländern sehr niedrig und es gibt dort sehr kluge Leute.

      Was ist mit den akutellen geopolitischen Spannungen? Welchen Einfluss werden sie auf den Markt haben?

      Die Irak-Problematik scheint sich ganz anders darzustellen, als zu Zeiten des Golfkriegs von 1990/91. Damals wurde der Aktienmarkt nur in einem sehr geringen Ausmaß beeinflusst, da wir keinen grundlosen Angriff auf ein muslimisches Land durchgeführt haben. Nun besteht die Gefahr, dass der Terror dieses Mal viel größere Ausmaße annimmt.

      Wann wird sich der Aktienmarkt also erholen? Niemals?

      Die Menschen müssten dazu bereit sein, 100 Dollar für etwas wegzuwerfen, von dem sie glauben, dass es sich letztlich gut entwickeln wird. Aber wenn es nur wenig Optimismus gibt, sind die Leute dazu eben nicht bereit. Der psychologische Wandel, der in Japan (nach dem Zusammenbruch des Aktienmarktes Ende der Achtzigerjahre) stattgefunden hat, könnte auch hier eintreten. Und wie in Japan dürfte es auch hier eine lange Zeit dauern, bis eine Marktbereinigung vollzogen ist.

      Das Gespräch führte Marcia Vickers, Redakteurin bei BusinessWeek

      @JüB
      Bildmaterial: Yale University
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 23:08:06
      Beitrag Nr. 2.225 ()
      Charttechnik
      Dax marschiert weiter abwärts


      11. März 2003 Mit dem Absturz des Dax um weitere 1,70 Prozent auf 2.289 Zähler und damit unter die Marke von 2.300 Zählern scheint die Lage an den Börsen am Dienstag Morgen immer hoffnungsloser zu werden.

      „Der schwächelnde Dollar, die Zuspitzung des Irak-Konflikts, wenig überzeugende Unternehmensdaten, kontinuierliche Absicherungstransaktionen verbunden mit entsprechendem Verkaufsdruck und der permanente Aufbau von Shortpositionen sorgen bei den Indizes nach dem Motto “die Baisse nährt die Baisse“ für neue Tiefs und die Bestätigung der kurzfristigen Verkaufssignale der vergangenen Tage“, beschreiben die Analysten von Commerzbank Securities die aktuelle Entwicklung.

      Hinweise auf einen Stimmungsumschwung fehlen

      Hinweise auf einen Stimmungsumschwung fehlten weiterhin. Aus technischer Sicht hat sich im Dow Jones Euro Stoxx 50-Future nach dem neuen Trading-Sellsignal - das heißt nach dem Verlassen der Trading-Box mit einer Unterstützungszone zwischen 2.037 und 2.089 Punkten- ein zusätzlicher, kurzfristiger Abwärtstrend entwickelt. Solche Trends mit einem hohen Abwärtsmomentum laufen im Regelfall auf einen „Mini-Sell-Out“ hinaus. Auch im Dax-Future, der eine vergleichbare, technische Lage aufweist, hat sich der kurzfristige Abwärtstrend beschleunigt. Auch hier fehlt bisher der Sell-Out zum Abschluss des Abwärtstrends.

      “Es gibt überhaupt keinen Grund, warum die Kurse fester sein sollten“, sagt eine Marktteilnehmerin. Auch die Verschiebung einer neuen Irak-Resolution auf das Ende der Woche sehen die Händler nicht als Hoffnungszeichen. Vielmehr deute jetzt immer mehr auf einen Alleingang der USA hin, der am Markt als “Worst-Case-Szenario“ bezeichnet wird, heißt es.

      Indizes sind praktisch nach unten „frei“

      Nach Einschätzung der Markttechnikers Klaus Tafferner von Concord Effekten hat sich der Dax Future am Montag massiv schwächer als prognostiziert und fiel natürlich erneut auf ein neues Jahrtausendtief. Damit sei die Idee eines Übergangs in eine Seitwärtsbewegung zunichte gemacht worden. Die technischen Indikatoren auf Tagesbasis seien nun stark negativ. Insgesamt nähert sich der Dax-Index immer mehr einer massiven Unterstützung aus den Jahren 1993/1995 von 2.284 bis 1.891 Punkten. Wobei ein bedeutender Supportpunkt bei 2.094 Zählern zu erwarten sei.

      Nach Uwe Wagner von der Deutschen Bank werden die europäischen Aktienindizes sowohl kurz- als auch mittelfristig von übergeordneten Abwärtstrends dominiert. Die Bewegungsdynamik habe in den vergangenen Handelstagen zugenommen und stabilisiere die Trends in ihrer Richtung. Aus analytischer Sicht seien die Indizes praktisch nach unten frei, potenzielle Kursziele oder Impulse, die zu einer Wende führen könnten, seien nicht mehr zu bestimmen.

      Es sei lediglich möglich, aus dem Jahr 1995 „Orientierungsniveaus“ herzuleiten, bei denen auf Grund des Zuflusses von „neuem“ Geld neue Nachfrageüberhänge entstehen könnten. Dies sei jedoch ein Fakt, der charttechnisch nicht mit einer akzeptablen Erwartungshaltung unterlegt werden könne. Das nächste „Niveau“ dieser Art liege bei 2.094 Zählern, das nächst Tiefere folge im Bereich von 1.890 Zählern.

      Das dürfte vor dem Hintergrund enttäuschender Unternehmensmeldungen (siehe: VW warnt und stürzt ab)die Optimisten nicht gerade beflügeln. Denn die angedeutete Dynamik wird wohl nur dann gebrochen werden können, wenn es einen außerordentlichen positiven Impuls geben sollte. Der ist allerdings im Moment nicht absehbar.
      faznet.de
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      schrieb am 11.03.03 23:11:31
      Beitrag Nr. 2.226 ()
      Derivate
      Transparenz beim Handel mit Derivaten ist bedenklich


      10. März 2003 Bärenmärkte sind nicht nur an sich eine Bürde für Anleger und Unternehmen, sondern zu den fallenden Kursen kommen auch jede Menge spezifischer oder auch weniger spezifischer Gerüchte. So gerieten beispielsweise die Aktien von Rückversicherern nicht nur auf Grund der zunehmenden Schadensfälle oder wegen der mit fallenden Kursen schmelzenden Bewertungsreserven unter Druck. Die Rede ist auch von Risiken im Zusammenhang mit Kreditderivaten.

      Das sind in den vergangenen Monaten und Jahren aufgekommene Produkte, mit deren Hilfe sich institutionelle Anleger, Banken oder auch andere gegen die Änderung der Bonität von Unternehmen absichern. Dabei wird das Ausfallrisiko, also die Gefahr, Verbindlichkeiten nicht oder nicht pünktlich erfüllen zu können, von Produkten wie Anleihen abgetrennt und gegen eine Prämie weitergegeben. Das allein unterscheidet sie nicht von vielen anderen Finanzderivaten.

      Derivative Produkte sind an sich sinnvoll ...

      Sie erfüllen an sich eine nützliche Funktion, da Risiken auf diese Weise neu verteilt werden können. Wer ein Risiko erkannt hat und es nicht tragen möchte, kann es einfach gegen Zahlung einer Art von Versicherungsprämie weitergeben - wenn es Käufer dafür gibt. Und in einem heterogenen Markt mit unterschiedlichem Appetit wird es immer Marktteilnehmer geben, die bereit sind, ein bestimmtes Risiko für eine anständig Prämie zu übernehmen. Manche Marktteilnehmer machen sogar ein richtiges Geschäft aus der Bewertung und der Vermittlung von Kreditrisiken. Wenn die Börse schon nicht läuft, wollen sie auf dieser Art und Weise an der schwachen Konjunktur verdienen.

      Allerdings haben sich in jüngster Zeit auch prominente Stimmen zu dieser Entwicklung geäußert. Dazu gehört beispielsweise der „Anlageguru“ Warren Buffet oder auch der Manager des weltgrößten Rentenfonds Bill Gross. Im Gegensatz zu vielen anderen kritisieren sie nicht etwa die geradezu explosionsartige Entwicklung dieser Art von Geschäften, sondern in erster Linie die Transparenz. Denn sie haben Bedenken, dass sich die Risiken bei einigen wenigen Adressen konzentrieren und dann zu einem Problem werden für die Finanzwelt, wenn einer dieser Marktteilnehmer in Schwierigkeiten geraten sollte.

      ... bergen aber bei mangelnder Transparenz Risiken

      Die meisten dieser Produkte sind freie Übereinkünfte in Form so genannter „Over-The-Counter-Verträge“ zwischen zwei Parteien. Sie unterliegen nur bedingt der Aufsicht und werden oft nicht einmal in den Bilanzen der beteiligten Unternehmen verbucht. Wer also soll bei regem Handel zwischen den verschiedenen Markteilnehmern wissen, wo welche Positionen liegen und welchen Wert sie haben? Es stellt sich auch die Frage der Bewertung. In der Regel werden komplexe Modelle verwendet, die nicht nur an sich zu unterschiedlichen Resultaten kommen können, sondern die sensibel auf die Verwendung unterschiedlicher Daten reagieren. Vor allem, wenn es sich um große Nominalbeträge handelt.

      Nicht umsonst musste die DZ-Bank noch vor Kurzem Rückstellungen in dreifacher Millionenhöhe für Swaps vornehmen, die sie die längste Zeit falsch berechnet hatte. Und ähnliche „Leichen“ könnten sich auch in den Kellern anderer Marktteilnehmer verbergen. Einzelne Problemfälle könnte das Finanzsystem vielleicht noch verkraften. Aber was würde passieren, wenn es zu einer Kettenreaktion kommt? Wenn ein großer Marktteilnehmer ein Problem hat und reihum die Handelspartner damit infiziert?

      Untersuchung zeigt starke Risikokonzentration

      Ganz von der Hand zu weisen dürfte das Risiko nicht sein. Denn nach einer Untersuchung der Rating-Agentur Fitch sind beispielsweise europäische Banken bei Kredit-Absicherungen überraschend aktiv. „Die allgemeine Ansicht ist, dass Banken eher als Käufer von Absicherung auftreten. Fast drei Viertel der untersuchten europäischen Banken sind netto aber Verkäufer", teilte Fitch mit. Das wäre an sich noch nicht problematisch. Aber „bestimmte Unternehmen waren nicht in der Lage oder nicht gewillt, die angeforderten Angaben zu machen“, schreibt die Agentur. Dies deute entweder auf unzureichende Informationssysteme oder auf fundamentale Kredit-Probleme hin. Und „die Risiken scheinen bei nur wenigen Instituten konzentriert zu sein.“ Viele „Versicherungsnehmer“ müssen sich also darauf verlassen, dass relativ wenige Verkäufer in der Lage sind, mögliche Verpflichtungen daraus zu erfüllen. Als die drei größten „Gegenparteien“ weltweit nennt Fitch die US-Institute JP Morgan Chase, Merrill Lynch - und die Deutsche Bank.

      Als Fazit dürfte sich festhalten lassen, dass derivative Produkte an sich eine Bereicherung für die Finanzmärkte sind. Zum Problem werden sie allerdings dann, wenn die Transparenz fehlt. Wenn also Marktteilnehmer nicht abschätzen können, welche Positionen ihr Gegenüber tatsächlich in der Bilanz stehen hat. Dann können Gerüchte wie die über Rückversicherungen entstehen. Und - Warren Buffet dürfte sich nicht einfach nur so geäußert haben. Denn er ist dabei, die Positionen einer übernommenen Versicherungsgesellschaft aufzulösen. Dabei wird er entsprechende Einblicke gewonnen haben.

      faznet.de
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      schrieb am 11.03.03 23:14:20
      Beitrag Nr. 2.227 ()
      Reform des Sozialstaats nimmt Gestalt an


      Den Deutschen stehen harte Zeiten bevor


      Besonders ältere Arbeitslose und Krankenversicherte müssen sich auf Einbußen einstellen. Dies zeigen die Pläne der beiden Volksparteien im Vorfeld der Regierungserklärung von Bundeskanzler Schröder.
      höl/hoff/roj/swn



      (SZ vom 12.03.2003) — Schröder erwägt, in seiner Regierungserklärung am Freitag Änderungen beim Arbeitslosengeld vorzustellen. Im Gespräch ist, die Dauer des Bezugs von Arbeitslosengeld, die heute bis zu drei Jahren beträgt, zu verkürzen, wie SPD-Fraktionschef Franz Müntefering mitteilte. Die genaue Frist ist noch offen.

      Diskutiert wird ein Rahmen von zwölf bis 18 Monaten. Für eine Änderung beim Arbeitslosengeld braucht Rot-Grün laut Wirtschaftsministerium vermutlich nicht die Zustimmung des unionsdominierten Bundesrats. Die Koalition kann aber auf Unterstützung der Union rechnen.

      Abschied vom Meisterbrief

      Zum Unmut der Sozialpolitiker von CDU und CSU spricht sich auch Stoiber für eine Verkürzung des Arbeitslosengeldes. In seinem Entwurf für ein „Akutprogramm“, das die CSU nächste Woche beschließen soll und das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, heißt es, in den nächsten fünf Jahren soll „die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes auf zwölf Monate befristet werden“. Ziel sei es, damit die Lohnnebenkosten zu senken.

      Dagegen formiert sich in der CDU und auch der CSU Widerstand. Der CSU-Vize Horst Seehofer sagte, er lehne eine solche drastische Kürzung für Ältere ab. Korrekturen seien zwar möglich, prinzipiell müssten aber ältere Arbeitslose länger unterstützt werden als solche, die erst kurz Beiträge gezahlt hätten.

      CDU-Chefin Angela Merkel lehnt ebenfalls eine pauschale Kürzung ab. Sie favorisiert gestaffelte Änderungen beim Arbeitslosengeld. Im seinem Programm fordert Stoiber auch die Sozialhilfe für Arbeitsfähige auf 75 Prozent des bisherigen Niveaus zu senken und höhere Abschläge für Frührentner einzuführen.

      Nach den Informationen aus Regierungskreisen plant Schröder auch, die Handwerksordnung weitgehend zu lockern. Der Meisterbrief soll in der Regel nicht erforderlich sein, um einen Handwerksbetrieb zu führen. Ausgenommen werden sollen einzelne Branchen, wie etwa Elektro-, Gas- und Wasserinstallation. Grund sei ein höheres Risiko für die Verbraucher bei mangelhaften Arbeiten.

      Schnellere Entscheidungen im Arbeitsrecht

      Beim Kündigungsschutz will Schröder offenbar den Plänen von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) folgen. So soll das Arbeitsrecht schnellere Entscheidungen zulassen.

      Clement brachte mehrere Änderungen beim Kündigungsschutz in Gespräch. So soll es Ausnahmen für Betriebe ab fünf Beschäftigte geben, auch die Sozialauswahl bei Kündigungen und die Regeln für Abfindungen will der Wirtschaftsminister ändern.

      Bei der geplanten Gesundheitsreform will Schröder die Bürger auf eine größere Eigenbeteiligung einstellen. So ist geplant, private Unfälle verstärkt privat abzusichern, eventuell über eine eigene Versicherungspolice. Die Details sind noch offen.

      Einschränkungen beim Krankengeld

      Ebenfalls wird in Regierungskreisen erwogen, dass Krankengeld einzuschränken. Dagegen soll der Zahnersatz weiter von den Kassen übernommen werden. Übergeordnetes Ziel sei es, die Sozialbeiträge 2004 auf unter 40 Prozent zu senken. Noch ist unklar, in wie weit sich der Kanzler in seiner Regierungserklärung konkret festlegen wird.

      Daneben will Schröder für Kommunen und die Bauwirtschaft ein Investitionsprogramm auflegen, das zwischen zehn und 15 Milliarden Euro umfassen soll. Geplant sind vor allem zinsverbilligte Kredite für Städte und Gemeinden sowie Betriebe und Privathaushalte.

      Das Programm soll über die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau abgewickelt werden, wodurch der Etat kaum belastet werde, hieß es. Neue Schulden will Rot-Grün nicht aufnehmen, Müntefering gab aber zu, dass im Falle eines Irak-Krieges konjunkturstützende Maßnahmen möglich seien. Auch Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) argumentierte ähnlich und traf auf Kritik von Finanzminister Hans Eichel (SPD).
      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 16:12:02
      Beitrag Nr. 2.228 ()
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 17:30:48
      Beitrag Nr. 2.229 ()
      Presse: Untersuchungen bei AOL Time Warner ausgeweitet

      von -mj- – Wie die Washington Post am Mittwoch berichtet, haben US-Ermittler ihre Untersuchungen beim weltgrößten Medienkonzern AOL Time Warner Inc. und zweier ehemaliger Hauptvorstände ausgeweitet, um Vorwürfe bezüglich der Unterstützung und Anstiftung zur Bilanzfälschung einzubeziehen.
      Der Zeitung zufolge konzentriert sich die Börsenaufsicht SEC auf vermeintliche "quid pro quo"-Vereinbarungen, in deren Rahmen AOL und andere Unternehmen Bargeld über vorgetäuschte Transaktionen ausgetauscht haben sollen.

      Nach Angaben der Washington Post können durch die umfassendere Untersuchung sowohl der Konzern als auch Individuen nun nicht nur für eigene Bilanzierungsunregelmäßigkeiten zur Verantwortung gezogen werden, sondern auch für bilanzielle Verfehlungen anderer.

      © WELT.de
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      schrieb am 12.03.03 18:31:06
      Beitrag Nr. 2.230 ()
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      schrieb am 12.03.03 19:58:16
      Beitrag Nr. 2.231 ()
      Von der Ölkrise zur OPEC-Krise und zur nächsten Ölkrise

      "Von der Ölkrise zur OPEC-Krise" lautete 1998 die Überschrift eines Artikels. Nur zwei Jahre später scheint die Situation völlig verändert: Der Benzinpreis steigt und steigt und bringt das schwarze Gold fast täglich in die Schlagzeilen. Doch angesichts der komplexen ökonomischen und politischen Zusammenhänge rund um den Rohstoff Öl sind Prognosen mit Vorsicht zu geniessen.

      Von Detlev Bruggmann*

      Die Erklärung dafür, was mit den Ölpreisen in den letzten beiden Jahren los war, scheint auf den ersten Blick einfach: Im Dezember 1997 begann sich in Asien eine Krise bemerkbar zu machen, die mehr als 20 Jahre ungebrochenes Wirtschaftswachstum beendete. Zur gleichen Zeit befand sich auch die weltweite Erdölfördermenge auf dem bisher höchsten Stand, nachdem einerseits die OPEC-Staaten aufgrund einer kontinuierlich gestiegenen Nachfrage ihre Fördermengen angehoben und andererseits die UNO die sogenannte ´Öl für Nahrung-Quote des Irak erhöht hatte.

      Das übergrosse Angebot, der plötzliche Nachfragerückgang in Asien und ein ungewöhnlich milder Winter in der nördlichen Hemisphäre liessen den Erdölpreis in den folgenden Monaten von 23 (Dezember 1997) auf 10 US-Dollar pro Barrel (Februar 1999) fallen. In der Folge gerieten verschiedenen OPEC-Staaten, deren Wirtschaft völlig vom Ölpreis abhängt, in eine akute Finanzkrise. Doch erst im März 1999 konnten sich die zwölf OPEC-Mitglieder auf eine Senkung der Erdölförderung einigen. Der Ölpreis begann im April 1999 zu steigen und alles schien wieder ins Lot zu kommen. So jedenfalls glaubten die meisten ExpertInnen im Westen: Die Förderdisziplin der OPEC würde — wie in den vorangegangenen Jahren — bald wieder zerfallen, und der Ölpreis sich irgendwo zwischen 10 und 15 Dollar pro Barrel einpendeln, nahmen sie an.

      Zwei Faktoren führten dazu, dass so ziemlich das Gegenteil geschah:
      konnte die OPEC ihre Einigkeit praktisch das ganze Jahr 1999 über aufrecht erhalten, d.h. kein Mitglied brach aus und erhöhte z. B. eigenmächtig die Förderquote.
      erholten sich die asiatischen ´Tigerstaaten rascher als erwartet von der Wirtschaftskrise: Bereits im Sommer 1999 begann die Nachfrage nach Öl — dem ´Haupttreibstoff des asiatischen Wirtschaftswachstums — wieder markant zu steigen.
      Bis Ende des Jahres stieg der weltweite Erdölverbrauch 1999 um 1,6% auf den neuen Höchststand von über 75 Millionen Barrel pro Tag. Gleichzeitig drosselte die OPEC ihre Fördermenge bis Dezember 1999 auf 75%. Das Ergebnis: Es wurde weltweit mehr Öl verbraucht als gefördert. Die Industriestaaten mussten im Herbst 1999 ihre eisernen Reserven anbrauchen, während der Ölpreis innert Kürze auf 30 Dollar pro Barrel kletterte. Zum Jahreswechsel 1999/2000 tauchte plötzlich das Gespenst der Ölkrise wieder auf, das alle für immer in der Versenkung geglaubt hatten.

      Ende März 2000 dann endlich die Entwarnung: Die OPEC-Staaten einigten sich auf eine Erhöhung der Erdölproduktion, der Rest der Welt konnte aufatmen — oder doch nicht? Nein, denn die nächste Ölkrise wird kommen, die Frage ist nur, wann. Um den Zeitpunkt voraussagen zu können, müssten wir die Antwort auf drei Fragen kennen.

      Wieviel Öl gibt es auf dieser Erde?

      Die meist diskutierte Frage im Ölbusiness kann nach wie vor niemand beantworten: Wieviel Erdöl gibt es überhaupt? Nur schon die Zahlen, welche für die Reserven der bereits entdeckten Ölvorkommen existieren, beruhen auf groben Schätzungen. Darüber, wieviel Öl noch unentdeckt irgendwo auf dem Globus versteckt liegt, können auch ExpertInnen nur mutmassen.

      Und die Vermutungen gehen zum Teil sehr weit auseinander: Während die grössten OptimistInnen davon ausgehen, dass uns das Erdöl in den nächsten 100 Jahren nicht ausgehen wird, rechnen PessimistInnen höchstens bis Mitte des Jahrhunderts. Dies immer ausgehend vom Stand des gegenwärtigen Erdölkonsums — und damit kommen wir zur zweiten Gretchenfrage…

      Wieviel Erdöl verbrauchen wir in welchem Zeitraum?

      Geht man vom heutigen Verbrauch aus (rund 75 Mio Barrel pro Tag), so reichen die Ölreserven je nach Prognose zwischen weniger als 50 und mehr als 100 Jahre. Das Problem besteht darin, dass der weltweite Erdölkonsum in den vergangenen Jahrzehnten laufend gestiegen ist — und dies ohne radikale Umkehr in der Energiepolitik auch weiterhin tun wird. Selbst eine moderate Zunahme von 1,5-2% (was in etwa dem Anstieg der vergangenen Jahre und dem Wachstum der Weltbevölkerung entspricht) würde bedeuten, dass sich der Erdölkonsum innert 35 Jahren verdoppelt. Mit anderen Worten: Auch die Reserven der grössten Erdöl-OptimistInnen können plötzlich sehr schnell schrumpfen.

      Wieviel Öl lässt sich real überhaupt fördern?

      Die Antwort darauf ist entscheidend dafür, ob es bereits in naher Zukunft zu einer Ölkrise komm: Wieviel Öl lässt sich zurzeit real auf der Erde fördern? Ein Erdölvorkommen kann nicht beliebig schnell ausgebeutet werden, auch wenn die Förderkapazitäten in der Vergangenheit dank technischer Verbesserungen laufend gesteigert wurden. Vielmehr weiss man aus Erfahrung, dass die Förderkurve eines Ölfeldes glockenähnlich verläuft: Bis zur Abschöpfung der Hälfte des Öls steigt die maximale tägliche Fördermenge an, um nachher bis zum letzten Tropfen in gleichem Mass wieder zurückzugehen.

      Bereits Ende der 60er Jahre seinen Erdölzenit überschritten hat der Erdöl-Pionier USA: Die eigenen Reserven gehen seither unerbittlich zur Neige und die einstige Selbstversorgerin muss heute bereits mehr als die Hälfte des benötigten Erdöls importieren. In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends werden nach Ansicht vieler ExpertInnen weitere grosse Erdölvorkommen des Westens (z. B. Nordsee) und Russlands (Sibirien) ihren Förderhöhepunkt erreichen; und dort, wo dies noch nicht der Fall ist (z. B. Mexiko, Venezuela, Nigeria und China), sind in den kommenden Jahren immense Investitionen Voraussetzung dafür, dass die Förderkapazitäten noch einige Zeit auf dem heutigen Niveau gehalten werden können. Noch nicht so rasch zur Neige gehen werden einzig die Erdölvorkommen rund um den persischen Golf, wo rund zwei Drittel des weltweiten Erdöls vermutet wird.

      Die Ölförderung ausserhalb des persischen Golfes wird also in absehbarer Zukunft ihren Höhepunkt bei etwa 55-56 Millionen Barrel pro Tag erreichen, wovon rund 10 Millionen Barrel von den OPEC-Mitgliedern Venezuela, Nigeria, Algerien, Libyen und Indonesien stammen werden. Bereits für das laufende Jahr prognostiziert die Internationale Energie-Agentur IEA (in der sich die Erdölabnehmerländer zusammengeschlossen haben) einen weltweiten Erd-ölverbrauch von 77 Millionen Barrel pro Tag. Das heisst, die Staaten am persischen Golf müssen dieses Jahr rund 20-22 Millionen Barrel Öl fördern, ansonsten bereits im kommenden Winter ein Lieferengpass entsteht. Ende 1999 produzierten die Golfstaaten gut 19 Millionen Barrel pro Tag, zu denen nach dem OPEC-Beschluss vom März 2000 rund 2 Millionen Barrel dazu kommen dürften.

      Das Öl wird wieder zum Politikum
      Damit ist das Problem allerdings nur für den Moment respektive dieses Jahr gelöst, liegt doch das technische Fördermaximum aller Golfstaaten zusammen heute bei etwa 23 Millionen Barrel pro Tag. Mit anderen Worten: Hält der Anstieg des weltweiten Erdölverbrauchs an, wird es schon bald eng. Und mit der auseinandergehenden Förderschere wird die Macht der OPEC-Kartells respektive der Golfstaaten Jahr für Jahr wachsen — und mit ihr der persische Golf wieder in den Mittelpunkt der Weltpolitik rücken.

      Hauptverantwortlich für die gegenwärtig vergleichsweise niedrige Förderkapazität am persischen Golf ist die Situation des Irans und des Iraks: Nicht nur, dass die beiden Länder von 1980-89 fast ein Jahrzehnt lang einen Krieg gegeneinander geführt haben, der die Produktionsanlagen beider Länder empfindlich traf. Sowohl der Iran wie der Irak sind ausserdem seit Jahren durch internationale Boykotte und Sanktionen auch vom Import dringend benötigter Ersatzteile für ihre Förderanlagen und Pipelines abgeschnitten. Das diplomatische Tauwetter, das in den Industriestaaten gegenüber dem Iran seit einigen Monaten herrscht, dürfte also ebenso mit der Sicherung der Erdölversorgung des Westens zusammenhängen, wie auch die jüngste Bereitschaft seitens der USA, die UNO-Sanktionen gegen den Irak zu überdenken. Ohne schleunigste ´Wiederflottmachungª der beiden Ölsuper-mächte Iran und Irak ist eine baldige Öl-krise nicht abzuwenden.

      * Der Text stützt sich im wesentlichen auf: ´Oil supply: The crunch has arrived! Publiziert im Internet auf: www.hubbertpeak.com/editorials/20000313.htm (unabhängige us-amerikanische Website zum Thema Erdöl).

      1 Richard Mably: ´The arab embargo — from oil crisis to OPEC crisisª, in: Middle East Times, Nr. 42/1998

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      Politische und militärische Konflikte ums Öl

      1914 Das Streben nach Öl (und anderen Rohstoffen) war mit ein Grund, weshalb Deutschland an der Seite Österreichs in den Ersten Weltkrieg eintritt.

      1918-39 Der Kampf ums Öl zwischen den führenden Industrienationen wird in der Zwischenkriegszeit ökonomisch und politisch fortgeführt; Hauptakteure sind die britisch-niederländischen (BP, Shell) und die amerikanischen (Standard Oil) Erdölkonzerne. Zu Beginn dominiert Grossbritannien, das zunächst den Anteil der von ihm kontrollierten Erdölvorkommen weltweit von 9% (1914) auf 75% (1920) steigern kann. Die robustere und weniger kriegsgeschädigte US-Industrie holt aber kontinuierlich auf: Bis 1939 sichern sich die fünf grössten amerikanischen Erdölfirmen die Rechte für grosse Ölvorkommen in Irak, Bahrain, Saudiarabien und Kuwait; damit kontrollieren die USA zu Beginn des Zweiten Weltkriegs rund die Hälfte des Öls im Nahen Osten (Grossbritannien und Niederlande: 40%; Frankreich: 6%).

      1932-35 Paraguay annektiert einen Teil Boliviens, in dem es (fälschlicherweise) Erdölvorkommen vermutet (Chaco-Krieg).

      1935-38 In und um die Erdölgebiete Mexikos kommt es zu Aufständen und bewaffneten Auseinandersetzungen, in die auch die USA und Grossbritannien verwickelt sind; als die mexikanische Regierung 1938 die Erdölindustrie verstaatlicht, bricht Grossbritannien die diplomatischen Beziehungen ab.

      1939-45 Auch im Zweiten Weltkrieg spielt der Streit um die Rohstoffe eine Rolle:
      1939 beherrschen die Achsenmächte (v.a. Deutschland, Italien und Japan) rund 3 Prozent der Erdoberfläche und 5% der weltweiten mineralischen Rohstoffe.

      Bis 1942, dem Wendepunkt des Krieges, steigen diese Zahlen auf 13% (Landfläche) respektive 33% (mineralische Rohstoffe). Während Italien und Japan ihre Erdölversorgung vor allem durch eine Vergrösserung ihrer Kolonien (Nordafrika, respektive Pazifik) zu sichern versuchen, setzt Deutschland alles auf die Karte ´Sowjetunionª; dessen Wirtschaft hatte sich zwar nur langsam vom Bürgerkrieg und dem Ersten Weltkrieg erholt, profitierte aber entscheidend von den weltweit zu den grössten Erdölvorkommen zählenden sibirischen Quellen.

      1945-50 Der Zweite Weltkrieg macht deutlich, welch entscheidende militärische Rolle die Erdölversorgung spielt (als Treibstoff, zur Herstellung von Sprengstoffen, Gummi, Kunststoffen und anderen chemischen Gütern). Die USA setzen zum entscheidenden Sprung an und nützen die Nachkriegsjahre politisch geschickt aus, um ihre härtesten Konkurrenten im Ölgeschäft sowohl im pazifischen Raum wie im Nahen Osten auszuschalten. Während sie die britischen Erdölfirmen dafür zumindest finanziell entschädigen müssen, wird die Compagnie Française de Pétrol (CFP) als ´Kollaborateurinª der Deutschen gebrandmarkt und zur Kriegsverliererin. Nach dem Zweiten Weltkrieg kontrollieren die USA 65% (1939: 57%) der Erdölvorkommen ausserhalb der kommunistischen Staaten, während der britisch(-niederländische) Anteil von 36% auf unter 30% fällt. Noch eindrücklicher sind die Zahlen ohne die grossen einheimischen Ölvorkommen der USA: Nach dem Krieg haben sich die US-Firmen die Förderrechte für rund die Hälfte der weltweiten Vorkommen (ausser USA und UdSSR) gesichert, was einer Verdoppelung gleichkommt.

      1951-53 Im Iran kommt es zu einem Machtwechsel und das bis dahin britisch (durch die Anglo-Iranian Oil Company, AIOC) kontrollierte Ölgeschäft wird in der Folge verstaatlicht. Die USA verzichten zunächst auf ein Eingreifen zugunsten Grossbritanniens (des nachwievor härtesten Konkurrenten im Kampf ums weltweite Öl). Erst 1953 wird die neue iranische Regierung mit britischer und amerikanischer Hilfe gestürzt und die Erdölindustrie wieder privatisiert. Hauptprofiteure sind die US-Konzerne, denen 40% der iranischen Ölrechte zugeschanzt werden, während die AIOC nur noch 40% erhält; die restlichen 20% teilen sich britisch-niederländische Shell (14%) und die französische CFP (6%).

      1967 Nach dem 6-Tage-Krieg verhängen die arabischen Öl-Länder ein erstes Ölembargo gegen die OECD-Staaten.

      1967-70 In Nigeria schlagen Regierungstruppen den Versuch der Ibo im Osten des Landes, einen eigenen Staat Biafra zu gründen, nieder. Der Krieg, der schliesslich mehr als eine Million Tote fordert, eskaliert jedoch erst richtig, als Shell sich bereit erklärt, die Konzessionsgelder für das nigerianische Öl an Biafra zahlen zu wollen.

      1973/74 Als Folge der einseitigen Unterstützung Israels durch die USA während des Yom-Kippur-Krieges kommt es zum grossen Ölschock: Die OPEC-Staaten unter Führung der arabischen Länder drehen den Ölhahn zu, der Ölpreis vervierfacht sich innert eines Jahres und die Industriestaaten, deren praktisch gesamte Wirtschaft vom schwarzen Gold abhängig ist, werden von der heftigsten Rezession seit den 30er Jahren erschüttert.

      1973-76 Die Entdeckung von Erdöl in der Ägäis (vor der griechischen Insel Thassos) führt 1973 zu einer Verschärfung der ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei. Als Griechenland Verhandlungen ablehnt, beginnt die Türkei kurzerhand mit der Suche nach Öl rund um die (griechische) Insel Lesbos. In der Folge tauschen beide Länder (auch militärische) Drohungen aus, die

      1976 beinahe eskalieren. Seither wird über das Öl in der Ägäis nur noch am Verhandlungstisch gestritten — allerdings bis anhin ohne grosse Fortschritte.

      1974 Zwischen China und Vietnam kommt es zum Konflikt um die Para-cel-Inselgruppe, wo grosse unterseeische Erdölvorkommen vermutet werden; das Ganze endet mit der Eroberung der dortigen vietnamesischen Garnison durch China.

      1974-80 Der Nahe und Mittlere Osten avanciert zum Nabel der Weltpolitik, was in der Drohung von US-Präsident Carter gipfelt, dass die USA künftig den Zugang zu den Ölreserven am persischen Golf mit allen, also auch militärischen Mitteln verteidigen würden. Mit dem Camp David-Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten haben sich die USA 1978 das Recht für die Stationierung von Truppen auf der Sinai-Halbinsel gesichert und beginnen mit dem Aufbau ihrer Über-wachungskapazitäten; gleichzeitig wird eine ´Schnelle Eingreiftrup- peª für den Nahen Osten aufgebaut; zusammen mit anderen Nato-Staaten sichern sich die USA ausserdem die militärische Kontrolle über den Suezkanal. Gleichzeitig vervielfachen sich die Anstrengungen des Westens, sich aus der Abhängigkeit vom arabischen Öl zu lösen: durch Energiesparmassnahmen, Produktivitätssteigerungen und die Ausbeutung eigener Erdölvorkommen (Nordsee, Alaska). Während die USA 1977 noch einen Drittel ihres Erdölbedarfs im Nahen Osten decken, sinkt dieser Anteil bis 1984 auf 4%.

      89-89 Fast zehn Jahre lang führen der Iran und der Irak Krieg (1. Golfkrieg) gegeneinander, ohne dass eine der beiden Parteien entscheidende Vorteile erringt. Erfolgreich sind beide nur im gegenseitigen Bemühen, die Erdölproduktion des Gegners (die Haupteinnahmequelle beider Länder) zu zerstören. Damit fallen zum einen zwar zwei der ganz grossen Öllieferländer aus, gleichzeitig führt dieser ´interneª Konflikt aber auch zu einer Lähmung und Schwächung der OPEC. Ähnliche militärische ´Erfolgeª werden zur gleichen Zeit aus dem Süden Afrikas gemeldet: Zum einen vom ANC, der immer wieder die südafrikanische Erdölindustrie angreift, wie auch vom Apart-heidsregime, das u.a. Jonas Savimbis UNITA bei der Sabotage der angolanischen Erdölförderung unterstützt.

      1988 In Nigeria schlagen reguläre Truppen und paramilitärische Kräfte den Kampf der Ogoni gegen die Zerstörung ihres Lebensraums durch die Erdölförderung von Shell blutig nieder; ihr Wortführer, der Schriftsteller Ken-Saro Wiwa wird mit acht weiteren Oppositionellen hingerichtet.

      1990/91 Sich in falscher Sicherheit bezüglich der us-amerikanischen Haltung wiegend (´Der Feind meines Feindes ist mein Freundª), überfällt der Irak Kuwait und rückt mit einem Schlag zur neuen Öl-Supermacht auf. Mit noch nie dagewesener Schärfe und militärischem Aufwand reagiert der Westen und stellt unter us-amerikanischer Führung die alten Herrschaftsverhältnisse wieder her (2. Golfkrieg). Die fast schon traditionellen innerarabischen Spannungen (Libyen — Ägypten, Syrien — Irak, Irak — Iran) werden durch die Spaltung der OPEC in prowestliche und revolutionäre Kräfte ergänzt.

      1998/99 Die zunehmenden politischen Spannungen führen zum Sturz des Suharto-Regimes in Indonesien. Der Vielvölker-Staat kommt aber nicht wirklich zur Ruhe. Die reichen Erdölvorkommen des zur OPEC gehörenden Archipels sind mit ein Grund, weshalb sich auch die neue Zentralregierung in Djakarta weiterhin jeglicher Unabhängigkeitsbestrebung mit allen Mitteln widersetzen wird.

      20XX Eine allfällige Entdeckung grosser Erdölvorkommen im letzten, noch nicht völlig erforschten Teil der Erde — der Antarktis — wird im Fall eines Konflikts (mindestens) 20 Staaten involvieren.
      __________________
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      schrieb am 12.03.03 20:16:25
      Beitrag Nr. 2.232 ()
      Warum steigen Aktien?
      ++ Fundamental überbewertet ++


      Von Claus Vogt
      Anstatt händeringend im Sand der arabischen Wüste nach Erklärungen für fallende Aktienkurse zu suchen, bleiben wir lieber bei naheliegenden und bewährten Methoden. Langfristig bestimmen die Gewinne den Wert eines Unternehmens, kurz- und mittelfristig können andere Einflußfaktoren überwiegen. Dieser Erkenntnis tragen wir in unserem aus drei umfangreichen Komponenten bestehenden Gesamtmodell Rechnung. Seit Jahren beginnt unsere Besprechung dieses Modelles mit der Feststellung, US-Aktien seien fundamental überbewertet. Dieser Satz ist außerordentlich wichtig, aber undankbar. Er eignet sich so gar nicht als Aufhänger einer aufregenden und womöglich wild-bullishen Story.
      Was läßt Aktienkurse aus dieser fundamentalen Sichtweise betrachtet steigen? Es gibt genau zwei Möglichkeiten. Entweder führen steigende Unternehmensgewinne zu steigenden Aktienkursen. Dann reden wir von einem gesunden und tragfähigen Aufwärtstrend. Oder die Anleger sind bereit, für gegebene Gewinne höhere Preise zu zahlen. Dann führen die steigenden Aktienkurse zu höheren Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV).

      Unter großen zyklischen Schwankungen sind die Unternehmensgewinne langfristig erstaunlich konstant um knapp 6 Prozent per annum gestiegen. Aktien haben langfristig eine Rendite von knapp 11 Prozent per annum erzielt. Davon entfielen knapp 4 Prozentpunkte auf Dividendenzahlungen. In dieser groben analytischen Betrachtung werden also von den 11 Prozent per annum 10 Prozentpunkte durch Dividenden und Gewinnsteigerungen erklärt und 1 Prozentpunkt durch höhere KGV.

      Wenn wir die Bubble-Jahre der 1990er unberücksichtigt lassen, aber die Bubble der 1920er einbeziehen, dann schwankten die KGV für den S&P 500-Index zwischen 7 und 23. Aktuell beträgt diese fundamentale Kennzahl 28, wenn die Unternehmensgewinne nach US-GAAP (United States Generally Accepted Accounting Principles) berechnet werden, oder sogar 45 nach der „Core Earnings“-Methode von Standard & Poor‘s.


      ++ Fundamental überbewertet ++

      Lautes Triumphgeheul ++

      Da die Finanzmärkte in der Vergangenheit immer wieder von einem Extrem ins andere verfallen sind, können wir dieses bisher typische Verhalten auch in diesem Zyklus nicht leichtfertig ausschließen. Von dem aktuell noch immer sehr hohen KGV-Niveau aus auf dauerhaft steigende KGV zu setzen, halten wir für eine sehr riskante Wette. Wahrscheinlicher scheint uns ein Rückgang der KGV in den unteren Bereich der historischen Bandbreite zu sein. Dazu bedarf es fallender Aktienkurse oder steigender Unternehmensgewinne oder einer Kombination der beiden Varianten. Aber vielleicht rechtfertigt die Entwicklung der Unternehmensgewinne steigende Aktienkurse?

      Wie so häufig in den vergangenen drei Jahren sind die Analysten auch jetzt wieder fleißig dabei, ihre Gewinnschätzungen für das kommende Jahr nach unten anzupassen. Laut Thomson First Call sahen die im August 2002 abgegebenen Schätzungen der Unternehmensgewinne für das jetzige erste Quartal im Durchschnitt Zuwächse von mehr als 20 Prozent voraus, im Oktober noch 13 Prozent, im Dezember 12 Prozent und per Anfang Februar dieses Jahres nur noch gut 7 Prozent. Die Zeitreihe für das zweite Quartal 2003 ist nahezu identisch. Wir sind zuversichtlich, daß die Gewinnschätzungen unmittelbar vor Publikation der dann tatsächlichen („Pro forma“-) Gewinne so weit reduziert sein werden, um anschließend aufgrund der über den Erwartungen liegenden Ergebnisse lautes Triumphgeheul anstimmen zu können. Steigende Aktienkurse rechtfertigen diese Zahlen jedoch kaum.

      Im vierten Quartal 2002 belief sich das Wirtschaftswachstum in den USA auf 0,7 Prozent, dazu trug der Staat mit seinen Ausgaben 0,85 Prozent bei - ohne Staatsausgaben wäre es also negativ gewesen. Ökonomen der Österreichischen Schule sind übrigens der Ansicht, Staatsausgaben dürften korrekterweise nicht nur nicht zum Wirtschaftswachstum addiert werden, sie müßten vielmehr subtrahiert werden. Außerdem überzeichnet bei den EDV-Ausrüstungen die Methode des „Hedonic Adjustment“ weiterhin das Wachstum. John Mauldin (www.frontlinethoughts.com) beziffert den dank dieses statistischen Taschenspielertricks nur auf dem Papier erzeugten Wachstumsschub für das dritte Quartal 2002 auf stattliche 174 Milliarden US-Dollar – eine signifikante Größenordnung. Kurzum: Das Wirtschaftswachstum ist schwach und stützt die auch dieses Jahr wieder ursprünglich sehr optimistischen Schätzungen zukünftiger Unternehmensgewinne nicht.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


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      schrieb am 12.03.03 20:19:21
      Beitrag Nr. 2.233 ()
      DAX und Dow - Unaufhaltsam gen Süden

      Es gehört schon eine Portion Masochismus dazu, sich in diesen Tagen mit der Börse zu beschäftigen. Und vielleicht auch ein Schuss Sarkasmus á la "Wie tief geht`s heute wohl?". Beim DAX ist die Frage berechtigt. Seit nunmehr drei Jahren fällt dieser unaufhaltsam. Getrieben durch schwache Konjunkturdaten und die Angst vor einem Irak-Krieg beschleunigte sich die Talfahrt Anfang des Jahres nochmals deutlich.

      Dass der DAX seit dem Jahr 2000 nicht mehr als sechs Handelstage hintereinander gefallen ist, hinderte den Index auch nicht daran am Mittwochnachmittag am siebten Minus-Tag in Folge mit 2.198,74 Punkten ein neues Acht-Jahrs-Tief zu markieren. Wer jetzt denkt, dass der deutsche Leitindex bei 2.200 endlich Halt finden könnte, läuft Gefahr wie schon bei 3.500, 3.000, 2.800 oder 2.500 Punkten daneben zu liegen. Für eine Trendwende sind die Rahmenbedingungen einfach zu schlecht und das negative Marktsentiment zu hoch. Die Anleger nutzen derzeit jede kleinere Erholung zum Abbau ihrer Positionen, lautet der Tenor auf Händlerseite.

      Daher gilt es, so weh es auch tut, den Blick nach unten zu richten. Die neuen Tiefs aus den letzten Tagen bestätigten einmal mehr die intakte Abwärtsdynamik des DAX. Charttechnische Unterstützungen sind nicht in Sicht. Bei etwa 2.090 Punkten verläuft eine Orientierungsmarke, die aus der Kurshistorie abgeleitet werden kann. Sie zeichnet sich jedoch nicht durch ihren Unterstützungscharakter im klassischen Sinne aus. Auf nachhaltige Unterstützung trifft der Index erst bei 2.000 Punkten. Schlimmsten Falls könnte der DAX bis in den Bereich um 1.600 Punkte abrutschen, ausgelöst durch einen langwierigen Krieg im Irak.

      Auch NASDAQ und Dow in Gefahr!

      Beim NASDAQ Composite Index sieht es zwar nicht ganz so düster wie beim DAX aus, allerdings könnte sich die Situation schnell verschlechtern. Durch den Fall unter die wichtige Marke von 1.300 Punkten eröffnete sich im NASDAQ weiteres Abwärtspotenzial bis ungefähr 1.220 Punkte. Hält die Unterstützung nicht, droht ein Test des Oktober-Tiefs bei 1.108,49 Zählern. Im Kriegsfall ist eine Rückschlag in diesen Bereich wahrscheinlich.

      Kommt es zum Schlag der Amerikaner gegen Saddam Hussein könnte auch der Dow Jones, bisher noch der relativ stärkste Index, weiter in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein Rückfall in den Bereich des Oktober-Tiefs bei 7.197,49 Punkten ist dann vorstellbar. Wie weit es danach abwärts geht hängt maßgeblich von Erfolgsmeldungen an der Front oder deren Ausbleiben ab.

      Bereits jetzt kämpft der Dow Jones mit der wichtigen 7.500er-Marke. Wird diese nachhaltig auf Schlusskursbasis nach unten durchbrochen, sind weitere Kursverluste vorprogrammiert. 7.000 bzw. sogar 6.500 bis 6.300 Punkte sind für das wichtigste Börsenbarometer der Welt im Worst Case-Szenario durchaus denkbar.

      Für Anleger scheint es fast so, als kennen die Aktienmärkte nur noch eine Richtung: Gen Süden. Trotzdem sollten sie den Kopf nicht in den Sand stecken, denn gerade der Dow Jones erwies sich in der Vergangenheit oftmals als Retter in höchster Not und präsentierte sich in Börsenkrisen äußerst widerstandsfähig.

      © 12.03.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 12.03.03 20:23:58
      Beitrag Nr. 2.234 ()
      Sorgen über die Zeit danach

      Der offensichtlich bevorstehende Irak-Krieg ist ohne Zweifel eine Belastung, vor allem für die Vereinigten Staaten. Für Politik und Wirtschaft des Landes gibt es aber ein noch gravierenderes Problem zu bewältigen, lautet die Kernaussage einer Analyse der renommierten Anderson School. Der Ökonom Ed Learner sagt darin, dass die ausufernde Verschuldung des Landes und seiner einzelnen Bundesstaaten das Land in eine neue Rezession führen könnte. Allein Kalifornien wird in 2003 wahrscheinlich 35 Milliarden Dollar Defizit anhäufen.

      Hohe Staatsausgaben für den Irak-Krieg und sinkende Steuereinnahmen reißen in rasender Geschwindigkeit Löcher in den Haushalt. Zusammen mit dem Außenhandelsdefizit ergibt sich heuer voraussichtlich ein Fehlbetrag von 600 Milliarden Dollar, das ist absoluter Rekordstand in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Volkswirte haben errechnet, dass das addierte Defizit in Haushalt und Außenhandel damit über 8 Prozent des Brutto-Inland-Produktes beträgt.

      Geht die Entwicklung so weiter - und es ist noch nichts Gegenteiliges zu erwarten - wird aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten ein durch Schulden gefesseltes Land, mit schlimmen Folgen für die Wirtschaftsentwicklung

      Belebung abgewürgt

      "Die Gesundung der Wirtschaft hängt davon ab, wie mit der Budget-Krise umgegangen wird", schreibt Learner. Sollten die hochverschuldeten Bundesstaaten ihre Ausgaben drastisch kappen (viele andere Möglichkeiten stehen nicht zur Wahl), könnte die Konjunkturbelebung abgewürgt werden.

      Schon jetzt geht Learner nur von einem Wachstum beim Brutto-Inlandsprodukt in Höhe von 2,3 Prozent in 2003 aus. "Wenn Sie auf eine kräftige Erholung warten, vergessen Sie es besser" lautet die wenig ermutigende Prognose des Wirtschaftswissenschaftlers. Für die Schaffung neuer Arbeitsplätze seien 2,3 Prozent Wachstum zu wenig und somit drohe neben den staatlichen Investitionen auch noch der private Konsum zurückzugehen.

      Ed Learner rät dazu, die Steuern anzuheben. Die negativen Auswirkungen auf den Konsum wären seiner Meinung nach begrenzt, dafür hätten Land und Bundesstaaten wieder ausreichend Handlungsspielraum. Steuererhöhungen sind in den USA jedoch noch viel unpopulärer als in Europa und der Vorschlag klingt utopisch.

      Andere Volkswirte äußern sich etwas zuversichtlicher und glauben, die Probleme könnten sich mehr oder weniger in Wohlgefallen auflösen. Sollte die Irak-Krise schnell zu Ende gehen, der Ölpreis fallen und die Wachstumsrate anziehen, würde sich das Defizit wieder auf halbwegs erträglichem Niveau einpendeln. Es bliebe nur ein schwacher Dollar.(:laugh: träumen darf man ja!)

      © 12.03.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 12.03.03 20:36:31
      Beitrag Nr. 2.235 ()
      Die Lage am US-Immobilienmarkt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Na also – gestern stand der Aktienmarkt kurz vor einer Panik. McDonald`s fielen auf den tiefsten Stand seit 10 Jahren: 12,42 Dollar. Und auch der Telekomriese SBC fiel auf ein frisches 9-Jahres-Tief.

      Die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac fielen um 7 % und um 6 %, nachdem der lokale Fed-Präsident von St. Louis sich laut gefragt hatte, ob diese Gesellschaften genug Kapital hätten, um einen Schock im Hypothekenmarkt zu überleben.

      Es mag sein, dass diese beiden riesigen Hypothekenbanken einen größeren Abschwung beim amerikanischen Immobilienmarkt überleben – aber ganz bestimmt werden viele ihrer Kunden das nicht. Fannie und Freddie wurden gegründet (mit staatlicher Unterstützung), um Leuten, die sich das eigentlich nicht leisten konnten, die Finanzierung von Häusern zu erlauben. Sie gewannen nach und nach Marktanteile, und ihr Geschäft boomte wegen der niedrigen Zinssätze. So wurden sie die größten Anbieter im größten Boom der Hypothekenindustrie.

      Wenn Häuser in den USA gekauft und verkauft werden, dann passiert etwas Kurioses: Der Netto-Level der Schulden steigt. Man könnte denken, dass es wirtschaftlich neutral ist, ob ein gewisser Mr. Jones umzieht. Sein altes Haus bleibt schließlich unverändert; kein neuer Reichtum wurde geschaffen.

      Aber der Käufer für das alte Haus bezahlt typischerweise für dieses Haus mehr als sein Vorgänger, was zum größten Teil von einer Hypothekenbank wie Fannie Mae finanziert wird. Auf diese Weise sind die Hypothekenschulden in den USA im letzten Jahr um 350 Milliarden Dollar angestiegen.

      Manchmal steigen die Schulden auch, ohne dass es zu einem Wohnungswechsel kommt: Die Hypotheken werden schließlich bei steigenden Preisen einfach erhöht, um das zusätzliche Geld in den Konsum zu stecken. Statt die Schulden langsam abzubezahlen, haben viele Amerikaner sie weiter erhöht.

      Das ist das Geld, das die Wirtschaft am Wachsen halt (gerade so). Aber der Preis ist hoch. Denn wenn die Amerikaner ihre Schuldenlast immer weiter erhöhen, wird ihnen bald gar nichts mehr von dem Haus, in dem sie wohnen, gehören. Dann werden sie alle wieder Mieter sein – und der Vermieter ist Fannie Mae!

      Die jüngsten Signale deuten auf einen Turnaround hin. Den Leuten gefällt es nicht mehr, sich immer tiefere Gruben zu graben. Viele gehen jedes Jahr Pleite. Die Kosten für Gesundheit und Energie steigen stark (eine Schlagzeile in der Washington Post meint dazu: "Steigende Gaspreise ändern Lebensstile"). Es ist immer schwieriger geworden, gute Jobs zu finden. Die Leute erhöhen ihre Hypotheken zwar immer noch, sie brauchen das Geld. Aber sie geben das Geld nicht mehr so schnell aus der Hand, wenn sie es einmal haben.

      Walmart, der große Einzelhändler, meldet sich abschwächende Umsatzzahlen. Sogar die Sparrate steigt wieder – zuletzt auf rund 4 % (des verfügbaren Einkommens), nach einem Tief von unter 2 % in den späten 1990ern.

      Solange sie Jobs haben und die Immobilienpreise weiter steigen, werden die Leute den Schuldendienst für ihre Hypotheken schultern können. Aber wenn die Immobilienpreise einmal fallen sollten (der durchschnittliche Preis für Einfamilienhäuser ist im Januar gegenüber dem Vorjahreswert um 2,6 % zurückgegangen) ... oder die Leute ihre Jobs verlieren sollten ... dann werden Fannie & Freddie ernste Probleme haben. Sie könnten einen solchen Schock natürlich überleben – aber nicht mit dem heutigen Aktienkurs.

      Es gibt einen Weg, wie Sie davon profitieren können. Michael Vaupel, Redakteur vom "Optionsschein-Profits", meint dazu Folgendes: "Die US-Immobilienblase steht kurz vor dem Platzen. Das richtige Investment ist jetzt ein strategisches Zertifikat, mit dem man den amerikanischen Immobilienmarkt `shorten` (auf fallende Kurse setzen) kann. Mittlerweile wird auch an deutschen Börsen ein solches Anlageinstrument gehandelt, das sich derzeit perfekt anbietet." (Für mehr Informationen: www.optionsschein-profits.de)

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      Lage am US-Arbeitsmarkt verschlechtert sich

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Während sich der Goldpreis in den letzten Wochen bis auf minimale Abtaucher solide über der Marke von 350 Dollar pro Feinunze gehalten hat, haben die meisten Goldminenaktien deutlich verloren. Der XAU Index (der den Kursverlauf von Goldminenaktien widerspiegelt) ist seit Jahresbeginn 15 % gefallen – während der Goldpreis per saldo in diesem Jahr 2 % zugelegt hat.

      Niemand kann genau sagen, warum sich die Goldminenaktien so schwach entwickeln. Eine mögliche Erklärung ist, dass Goldminenaktien kurzfristig durchaus einfach als Aktien und nicht als Surrogat für Gold betrachtet werden. Viele Investoren verkaufen – wenn sie Geld brauchen – zuerst die Anlagen, mit denen sie einen Gewinn erzielt haben (die Verlierer werden sich wieder erholen, oder?). Und Goldminenaktien sind so ziemlich die einzigen Aktien, mit denen die Anleger in den letzten Monaten Gewinne erzielen konnten. Also werden diese Aktien jetzt zuerst verkauft ...

      Aber sobald diese Verkäufe einmal abgeschlossen sind, sollten sich die Goldminenaktien schön erholen (natürlich nur unter der Annahme, dass der Goldpreis fest bleibt). Das ist zumindest das positive Szenario ...

      Die "Gewinne" der Pensionspläne von General Electric (GE) trugen im letzten Jahr 806 Millionen Dollar zum Vorsteuergewinn der Gesellschaft bei. Dabei mussten die Pensionspläne im letzten Jahr in Wirklichkeit einen VERLUST von 5,25 Milliarden Dollar hinnehmen – das sind 29 % des Vorsteuergewinns von GE!

      Das ist wieder einmal ein Beispiel für die Trickserei und die "finanzielle Alchemie". Wenn so etwas immer möglich wäre, dann könnten wir sofort einen neuen Bullenmarkt genießen. Aber solche Gewinne sind nichts weiter als eine Buchungsfiktion. Die Gesellschaft hat sich einfach auf legale Buchungspraktiken bezogen, die es erlauben, einen Gewinn zu vermelden, der auf den ERWARTETEN Pensionsplan-Gewinnen basiert – und nicht auf dem TATSÄCHLICHEM Ergebnis der Pensionspläne.

      Bilanzielle Tricksereien und Betrug waren ein Merkmal des Bullenmarktes der späten 1990er. Leider muss sich jede Fiktion irgendwann an der Realität messen lassen. Und im Fall der Pensionspläne tut die Realität weh!

      Wenn die Gesellschaften des S&P 500 ihre tatsächlichen Pensionsplan-Verluste bei der Berechnung ihrer Unternehmensgewinne 2001 berücksichtigt hätten (und nicht ihre fiktiven Pensionsplangewinne), dann wären die Ergebnisse um 69 % niedriger ausgefallen :eek: :eek: (Quelle: Credit Suisse First Boston)! Mit anderen Worten, ohne diese fiktiven Pensionsplangewinne hätten die Gesellschaften des S&P 500 einen Gewinn von 68,7 Milliarden Dollar und nicht von 219 Milliarden Dollar vermelden müssen.

      Die Kursverluste am Aktienmarkt haben bei den Gesellschaften des S&P 500 zu Pensionsfonds-Verlusten von 200 Milliarden Dollar geführt (Quelle: Die eben zitierte CSFB-Studie). Unglaublicherweise sind fast gar keine dieser Verluste in den Gewinnberechnungen der entsprechenden Unternehmen aufgetaucht (der riesige Verlust bei den eigenen Pensionsplänen erschien bei General Electric nur in einer Fußnote auf Seite 27 des aktuellen Jahresberichtes). Aber diese Multi-Milliarden Dollar Verluste sind real.

      Auch wenn sich die Wirtschaftslage ab morgen dramatisch verbessern würde: Diese angesammelten Fiktionen lasten signifikant auf den Gewinnen, dass sie sich nicht schnell verflüchtigen werden. Im Gegenteil, es ist viel wahrscheinlicher, dass die Unternehmensgewinne und damit auch die Aktienkurse in der Zukunft fallen werden.

      David Tice sagte in einem aktuellen Interview mit Newsday: "Wir befunden uns in einem Bärenmarkt, der noch einen weiten Weg vor sich hat. So gerne ich Reichtum in den USA sehen würde – ich sehe, dass die Exzesse und Ungleichgewichte des letzten Booms noch aus dem System herausgewrungen werden müssen."

      Tice ist der Manager des "Prudent Bear Fund", also eines Fonds, der auf fallende Aktienkurse setzt. Er meint: "Wir haben eine harte Party hinter uns, und jetzt haben wir den Kater." Tice empfiehlt den Investoren, Aktien zu verkaufen und Gold zu kaufen. "So gehen wir damit um", sagt er.

      Es mangelt in den USA nicht an Gründen für die gesamtwirtschaftliche Vorsicht. Der negative Trend bei der Beschäftigung könnte einer der besten Gründe dafür sein, dass die Unternehmensgewinne weiterhin unter Druck stehen werden.

      USA Today berichtet: "Der Prozentsatz der Amerikaner, die seit 6 Monaten oder mehr keine Arbeit haben, steht auf dem höchsten Niveau seit über einer Dekade und könnte bald den Höchstwert der Rezession von 1990 übersteigen. Der stetige Anstieg bei der Zahl der Langzeit-Arbeitslosen – die im Februar einen Anteil von 22,1 % an den gesamten Arbeitslosen hatten – ist ein deutliches Signal dafür, dass es der Wirtschaft schlechter geht, als die Arbeitslosenrate von 5,8 % signalisieren mag."

      Arbeiter, die arbeitslos werden und nicht schnell wieder Arbeit finden, werden zu Konsumenten, die nicht konsumieren ... und wir wissen alle, wozu das führt.
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      Ein moderner Barbar

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Warren Buffett: "Gelegentlich erfordert erfolgreiches Investieren in Inaktivität." Buffet denkt, dass gerade eine solche Zeit ist. Nun, ja ... wenn man seine Aktien bereits verkauft hat. Wenn nicht, dann erinnere ich Sie daran, dass ich "fuchsienfarbenen Alarm" gegeben habe. Verkaufen Sie Ihre Aktien. Kaufen Sie Gold und in Euro notierte Anleihen. Dann können Sie so passiv sein wie ein US-Kongressabgeordneter.

      *** Oh là là ... wird der japanische Nikkei-Index jemals einen Boden finden? Jetzt ist er schon unter 8.000 Punkte gefallen ... und bereits vor 10 Jahren haben die Investoren gedacht, dass er einen Boden gefunden hätte.

      *** Meine Tochter Maria arbeitet ja als Model – und diese Woche kann man sie im Frauenmagazin "Madame Figaro" sehen. Mit der Insel Mauritius im Hintergrund.

      *** Krieg, Krieg, Krieg ... es scheint, als ob jeder nur noch darüber redet. Letzte Nacht war ich in Paris bei einem amerikanischen Stammtisch (wie Sie wissen lebe und arbeite ich seit ein paar Jahren mit meiner Familie in Frankreich), und das Gesprächsthema war natürlich Krieg.

      "Habt Ihr gesehen, was sie mit diesen Gefangenen machen ... Wisst Ihr, diese Leute werden als mögliche Terroristen verdächtigt und verhaftet. Sie müssen sich lange hinknien, und sie dürfen nicht schlafen ... ich weiß nicht ... aber das klingt barbarisch." Es ging um Gefangene in amerikanischen Gefängnissen.

      "Den Leuten in den USA scheint das zu gefallen ... sie denken, dass sie den Krieg gegen den Irak unterstützen."

      "Aber ich verstehe es nicht ... die sind drüben wohl alle ein bisschen verrückt geworden. Habt Ihr mitbekommen, dass sie einen Typen verhaftet haben, der in einer Shopping-Mall mit einem Anti-Kriegs T-Shirt rumgelaufen ist? Und dass sie an Flughäfen jetzt auch alte Großmütter kontrollieren? Ich meine, glaubt wirklich jemand, dass meine Oma eine Terroristin sein könnte?"

      "Tja, das ist eine Art Hysterie ... eine Hexenjagd ... wie das in der McCarthy-Zeit der Fall war." (In dieser Zeit Ende der 1940er, also relativ kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, kam es zu der sog. "Kommunistenjagd" in den USA).

      Da griff ich ins Gespräch ein: "Jetzt wartet mal eine Minute. Jeder vergleicht die McCarthy-Zeit mit einer Hexenjagd. Aber man sollte sich auch einmal in die damalige Lage versetzen. Die Sowjetunion hatte damals gerade die deutsche Armee besiegt, sie hatte Atombomben und an der Spitze stand Josef Stalin, ein schlimmerer Diktator als Saddam Hussein. McCarthy suchte nicht nach Hexen; die gibt es nicht. Er suchte nach Kommunisten, von denen es in den USA immerhin ein paar gab. Auch wenn es überzogen war, in den späten 1940ern in Hollywood nach Bolschewisten zu suchen – das war wahrscheinlich weniger dumm, als heute davon auszugehen, dass jede Großmutter und jedes Mädchen in einem Flugzeug eine potenzielle Terroristin sind."

      *** Sogar in der Bar, in der ich gestern zu Mittag einen Imbiss zu mir nahm, war der Krieg das Gesprächsthema Nummer 1. Zwei ältere Gentlemen kamen mit einem Schachspiel herein. Sie setzten sich an einen Tisch in meiner Nähe, bauten das Spiel auf und bestellten jeder ein Bier. Einer hatte einen kleinen Hut auf, und er hatte seine Augen immer auf das Spielbrett gerichtet. Der andere redete ohne Unterlass und stand manchmal auf.

      "Mist ..." sagte er, nachdem er eine Figur verloren hatte.

      "Sie Dir das an ... meine Seite des Spielfelds sieht aus wie ein Schlachtfeld ... sieh Dir all die gefallenen Soldaten an ..." sprach er zu sich selbst.

      "Das erinnert mich an die Schlachten von Chlodwig (Frankenkönig von 466 bis 511). Ich weiß nicht, warum ... aber ich habe gerade an Chlodwig gedacht ... wir denken, dass er ein großer König war. Aber in Wirklichkeit war er nur ein Barbar."

      "Aber Bush ... weißt Du, er ist auch ein Barbar ... ein moderner Barbar."

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      Der "Karibu-Faktor"

      von Dan Ferris

      In den 1970ern konnte man in den USA hören, dass der Bau einer Pipeline durch Alaska die Wanderungsmuster und die Nahrungsgewohnheiten der dortigen Karibu-Herden stören würde. Umweltschützer verzögerten mit diesem Argument den Bau der Pipeline um rund 8 Jahre. Das führte dazu, dass Atlantic Richfield, der Besitzer der Pipeline, Geld verlor.

      Seitdem nennt man in den USA überraschend auftretende Kosten und Verzögerungen bei einem großen Projekt den "Karibu-Faktor".

      Wenn man darüber nachdenkt, merkt man, dass der "Karibu-Faktor" nicht nur für große Finanzprojekte gültig ist. Wenn man den "Karibu-Faktor" anerkennt, bedeutet das nichts anderes, als dass man sich selbst eingesteht, dass man keine Kristallkugel hat und nicht in die Zukunft sehen kann. Das ganze Leben dreht sich darum, dass man den "Karibu-Faktor" möglichst vermeiden will. Es gibt überall Karibus: Von Inflation, Krieg, bis hin zu eisigen Straßen, betrunkenen Autofahrern und freien Parkplätzen spät in der Nacht.

      Auch beim Investieren. Denken Sie mal an all die Variablen, die die meisten Investoren beobachten. Umsätze, Gewinne, Eigenkapitalrendite, Schulden und Dividenden. Dann noch Handelsvolumina der Aktien, intra-day Kursentwicklungen und Schlusskurse. Die Liste wird länger und länger ...

      Und nichts von diesen Dingen kontrolliert man.

      Alle diese Dinge sind potenzielle Karibu-Herden, die darauf warten, in Ihr Depot zu wandern. Mit anderen Worten: Sie verlieren die Kontrolle über Ihr Geld, wenn Sie Aktien und Anleihen kaufen.

      Marty Whitman von "Third Avenue Funds" nennt Kleinanleger "OPMIs" (Outside Passive Minority Investors). Und das klingt nach keiner machtvollen Position.

      Wenn eine Gesellschaft Pleite geht, dann erhalten die OPMIs normalerweise nichts vom Restwert des Unternehmens. Die Gläubiger sind vorrangig.

      Auch die sogenannten "Investment-Profis" können Ihnen nicht viel helfen. Es ist bekannt, dass über 90 % der Fonds es nicht schaffen, den Gesamtmarkt zu schlagen. Sie schaffen es nicht, die Karibu-Herden zu vermeiden. Sie sollten sich besser "finanzielle Safari-Führer" nennen. Denn sie scheinen diese Karibus immer wieder zu finden.

      Es gibt allerdings einen Hoffnungsschimmer für die Investoren.

      Man kann es Timing nennen. Egal, wie viel man über Bilanzen weiß, egal, ob man Warren Buffet heisst oder nicht ... Investieren hängt immer von einer Sache ab, die man selbst bestimmen kann: Dem Einstiegskurs.

      Wenn etwas wichtig ist, dann der Preis, den man zahlt. Ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis ist offensichtlich ein guter Weg, um billig einzusteigen. Ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist ein anderer guter Weg.

      Wenn man eine Aktie zum Kurs von 10 Dollar kauft, deren Buchwert bei 20 Dollar liegt, dann kann man auch dann einen Gewinn erzielen, wenn die Gesellschaft dicht machen sollte. Aber wenn man diese Aktie zum Kurs von 40 Dollar kauft, dann können Sie darauf wetten, dass ein Karibu den Geruch Ihres Geldes nicht mag.

      Wenn man den S&P 500 zu einem durchschnittlichen KGV von 20 kauft, und das KGV dann auf den historischen Durchschnittswert von 16 zurückfällt ... und dann weiter fällt ... sollte man nicht überrascht sein. Ein hoher Preis ist eine Einladung für alle Karibus. Aber wenn der S&P unter ein KGV von 16 fällt, dann wird das Nahrungsangebot für die Karibus knapp, und die Herden wandern woanders hin.

      Wenn Sie in eine Gesellschaft investieren, die eine Marktkapitalisierung von 177 Millionen Dollar hat, aber gleichzeitig Grundstücke im Wert von mehreren Milliarden Dollar besitzt, dann könnte immer noch eine Karibu-Herde vorbeikommen. Aber die Chancen dafür sind sehr gering. Aber wenn man die gleiche Gesellschaft kauft, wenn ihre Marktkapitalisierung über dem Wert der Grundstücke liegt, dann spielt man in einem Karibu-Kasino.

      Bei Aktien kann man seinen eigenen Kaufkurs so kontrollieren, dass man die Chancen auf seiner Seite hat. Das ist das Beste, das man tun kann. Wenn man Aktien mit niedrigem Kurs-Buchwertverhältnis gekauft hat und diese alle 2 Jahre verkauft hat, dann konnte man zwischen 1930 und 1980 durchschnittlich 22 % pro Jahr verdienen. Das sind natürlich keine garantiert Karibu-freien Gewinne – aber sie sind ziemlich nah dran.

      Zu extrem niedrigen Kursen zu kaufen ist die verlässlichste Methode, Karibus abzuhalten. Vielleicht riechen sehr günstig bewertete Aktien nach Eskimos. Teure Aktien hingegen riechen wohl wie weibliche Karibus in der Paarungszeit.

      Glücklicherweise haben Sie es in der Hand, welchen Geruch sie Ihren Aktien geben wollen – indem Sie selbst bestimmen, wie viel Sie für eine Aktie zahlen wollen.


      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 20:48:37
      Beitrag Nr. 2.236 ()
      Gesundheit wird für Arbeitnehmer künftig deutlich teurer

      Privatisierung von Risiken würde Durchschnittsverdiener nach ersten Schätzungen 40 Euro zusätzlich im Monat kosten

      von Thomas Exner

      Berlin - Keiner weiß genau, was kommt. Doch alle wissen, dass in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) etwas passieren muss, will man die Lohnnebenkosten spürbar senken. Und so unklar noch ist, welche Leistungen tatsächlich gestrichen werden, so sicher ist schon jetzt: Die Arbeitnehmer werden künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn sie den bisherigen Standard der gesundheitlichen Versorgung beibehalten wollen. Nach Berechnungen der WELT müsste ein Beschäftigter mit einem Bruttogehalt von 2000 Euro in Zukunft monatlich rund 40 Euro mehr ausgeben, falls die zahnärztliche Versorgung, die Behandlung von privaten Unfällen sowie das Krankengeld aus dem Leistungskatalog der GKV gestrichen und durch private Pflichtversicherungen ersetzt werden. Bei einem Verdienst an der Beitragsbemessungsgrenze von 3450 Euro würden die Mehrkosten etwas geringer ausfallen.


      Nach Expertenschätzungen ließe sich durch die Ausgliederung dieser drei Leistungsbereiche der Beitragssatz in den gesetzlichen Krankenversicherungen von derzeit im Schnitt 14,4 Prozent um etwa drei Prozentpunkte mindern. Die Arbeitgeber würden auf diese Weise um 1,5 Prozentpunkte bei den Lohnnebenkosten entlastet. Die Arbeitnehmer, denen die andere Hälfte der Absenkung zu Gute käme, müssten im Gegenzug aber die private Absicherung der Risiken voll aus eigener Tasche zahlen. Und auch die sonst mit Privatisierungen verbundene Hoffnung auf Kostensenkungen wird sogar von der Versicherungswirtschaft selbst gedämpft. "Die Möglichkeit, dass die privaten Versicherer diese Leistungen billiger als die gesetzlichen Kassen anbieten können, sehe ich nicht", konstatiert der Vorstandsvorsitzende der Allianz Privaten Krankenversicherungs-AG, Ulrich Rumm. "Wenn nur bestimmte Leistungen ausgegliedert werden, werden diese für den Einzelnen zwangsläufig teurer." Schließlich fielen durch die Aufteilung in eine neu definierte Grundversorgung bei der GKV und der privaten Absicherung der übrigen Risiken unter anderem zusätzliche Verwaltungs- und Vertriebskosten an.


      Für die privaten Krankenversicherer wäre eine solche Umstrukturierung der gesetzlichen Krankenversicherung ein hochinteressantes, neues Geschäftsfeld. So wird allerorten in den mathematischen Abteilungen fleißig gerechnet. Und eine Arbeitsgruppe beim Branchenverband PKV hat sogar immerhin schon überschlägige Beitragsgrößen für den Fall ermittelt, dass die ausgegliederten Leistungen aus der GKV per Gesetz in private Pflichtversicherungen übergeleitet werden. Unterstellt wird dabei, dass individuelle Risiken nicht berücksichtigt werden und Kinder kostenlos mitversichert sind. Demnach würde die Versicherung gegen private Unfälle monatlich pauschal pro Person mit 20 bis 25 Euro zu Buche schlagen und eine Police zur zahnärztlichen Versorgung mit 25 Euro. Eine private Krankengeld-Versicherung, bei der das Lebensalter und das Einkommen des Versicherten eine maßgebliche Rolle spielen, kostet nach diesen Schätzungen für Arbeitnehmer bis 35 Jahre je nach Einkommen bis zu 25 Euro im Monat. Ältere müssten mit rund 40 Euro rechnen.


      Unter dem Strich müsste ein Durchschnittsverdiener mit 2000 Euro brutto für die private Absicherung dieser Leistungen schätzungsweise mindestens 70 Euro pro Monat aufbringen. Dem stünden Ersparnisse in der GKV von etwa 30 Euro gegenüber, so dass ein Mehraufwand von rund 40 Euro entsteht. Für ein Ehepaar mit nur einem Verdiener kämen mindestens weitere 45 Euro monatlich hinzu - ohne entsprechende Minderausgaben für den mitversicherten Partner in der gesetzlichen Kasse. Etwas günstiger stehen sich Besserverdienende, weil ihre Ersparnis in der GKV stärker ins Gewicht fällt und das höhere Einkommen nur in der Krankengeld-Versicherung beitragssteigernd wirkt.


      Artikel erschienen am 13. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 20:50:08
      Beitrag Nr. 2.237 ()
      IEA: Iraks Ölexporte könnten nicht ausgeglichen werden
      London - Im Falle eines Irak-Kriegs können die Opec-Mitgliedsstaaten nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) einen Ausfall der Ölexporte nur rund zur Hälfte ausgleichen. Der starke Anstieg der Ölförderung in den vergangenen beiden Monaten habe die freien Kapazitäten der Opec auf 900 000 Barrel pro Tag und damit deutlich unter die vom Irak täglich geförderte Menge von 1,7 Mio. Barrel sinken lassen, teilte die IEA in ihrem Monatsbericht mit. "Der Markt steht vor einer Phase hoher Unsicherheit angesichts geringer Ölvorräte und begrenzter Förder- sowie Lieferkapazitäten", schreibt die IEA. Die OECD beobachtet für 26 Industrienationen die Entwicklung des Ölmarkts. Das weltgrößte Ölförderland Saudi-Arabien hatte am Vortag am Rande der Sitzung der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) betont, sein Land werde sicherstellen, dass es im Falle eines Irak-Kriegs zu keinen Engpässen komme. Saudi-Arabien verfügt über die größten freien Opec-Förderkapazitäten. Nach IEA-Angaben hat das Land bei einer Fördermenge von 9,5 Mio. Barrel pro Tag zusätzliche Kapazitäten von 400 000 Barrel. Die Ankündigung Saudi-Arabiens hatte an den Ölmärkten bereits am Dienstag zu einer Beruhigung geführt. Der Preis stieg am Mittwoch bis zum späten Nachmittag um 0,54 Prozent auf 33,47 Dollar pro Barrel. Der Mineralölwirtschaftsverband bescheinigte der Opec eine "verantwortungsvolle Politik". Das Angebot auf dem Weltmarkt sei ausreichend, so eine Sprecherin. Die Opec habe dass in den vergangenen Monaten bereits zwei Mal die Förderung erhöht. rtr




      Artikel erschienen am 13. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 20:52:32
      Beitrag Nr. 2.238 ()
      Rente steht vor neuem Beitragsschub

      Anstieg auf 19,9 Prozent möglich - Ministerium gegen Panikmache

      Hamburg - In der Rentenversicherung droht erneut eine Erhöhung des Beitragssatzes. Offenbar rechnen die Träger der Rentenversicherung mit einem Anstieg um 0,4 Punkte auf 19,9 Prozent des Bruttoeinkommens. Erst zum Jahresbeginn war der Beitrag von 19,1 auf 19,5 Prozent erhöht worden.


      Experten der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) stellen heute eine Studie vor, wonach der Beitrag im nächsten Jahr auf 19,9 Prozent steigen müsse, um das Defizit in der Rentenkasse auszugleichen, meldet die "Financial Times Deutschland". Laut "Hannoversche Allgemeine Zeitung" hat die Berechnung ergeben, dass der Beitragssatz wegen der verschlechterten Wirtschaftsdaten "in den nächsten zwei Jahren" auf 19,9 Prozent erhöht werden muss. Die Rentenversicherung sei bei ihrer Berechnung von einem Wirtschaftswachstum von nur noch 0,5 Prozent und von einer anhaltend hohen Zahl von Arbeitslosen ausgegangen, was der Schätzung der Wirtschaftsinstitute entspricht.


      Das Bundessozialministerium sprach von "Panikmache". Zwar bestünden für die Entwicklung der Rentenbeiträge zahlreiche Risikofaktoren wie die konjunkturelle Lage oder die Folgen eines Irak-Krieges. Es sei aber noch zu früh, einen derartigen Anstieg der Beitragssätze zu prognostizieren, sagte ein Sprecher. Erst im Herbst sei die Entwicklung für 2004 seriös abzuschätzen.


      Unions-Sozialexperte Andreas Storm (CDU) warf Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD) vor, das Ausmaß der Finanzkrise der Sozialkassen zu verschleiern. Der Rentenbeitrag 2004 drohe auf mehr als 19,9 Prozent zu steigen.


      "Um die Renteneinnahmen zu stabilisieren, muss die Bundesregierung vor allem die Voraussetzungen für ein höheres Wachstum und mehr Beschäftigung schaffen", sagte DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun der WELT. dpa/AvG




      Artikel erschienen am 13. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 20:57:45
      Beitrag Nr. 2.239 ()
      "Washington setzt Dax bewusst unter Druck"


      Von Lutz Reiche

      Sind Bush und Blair für den dramatischen Kurssturz der deutschen Aktien mit verantwortlich? Chefanalyst Folker Hellmeyer vermutet im Interview mit manager-magazin.de, dass amerikanische und britische Hedgefonds den Dax im politischen Auftrag in den Keller prügeln.

      mm.de: Der Dax zeigt nicht die Spur einer Erholungstendenz. Wann haben Sie das letzte Mal so eine lang anhaltende Talfahrt erlebt?



      Der Kurssturz hat auch politische Wurzeln - Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank


      Hellmeyer: Das war meines Wissens der Fall, als wir die Tiefststände im vergangenen Jahr bei 2500 markiert hatten. In einer Situation, wie sie sich derzeit darstellt, halte ich die Kursverluste allerdings nicht für überraschend. Die Märkte leiden unter großen geopolitischen Risiken.

      Die Grundlagen unseres westlichen Systems, wie etwa der Weltsicherheitsrat, stehen zur Disposition. Die Weltwirtschaft gleitet in eine Rezession ab. Das Weltfinanzsystem ist so fragil, wie seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr. Insofern ist die derzeitige Entwicklung an den Börsen konsequent. Was nicht ins Bild passt, ist die Tatsache, dass der deutsche Aktienmarkt, der am meisten gebeutelte Markt ist.

      mm.de: Der weltweite Bankenmarkt ist angelsächsisch dominiert. Halten Sie es mit Blick auf die sich zuspitzenden Positionen im Irak-Konflikt für möglich, dass hier US-Banken und britische Institute quasi in einer Trotzreaktion Druck auf den deutschen Aktienmarkt ausüben?






      Hellmeyer: Gesprächspartner der Londoner Bankenwelt haben mir gegenüber angedeutet, dass genau dies derzeit passiert. Die meisten Hedgefonds sind in London ansässig oder wickeln ihre Geschäfte über London ab. Dort ist der Dax derzeit der beliebteste Index, der geshortet wird.

      mm-online: Sind es ausschließlich Hedgefonds, die den Dax drücken?

      Hellmeyer: Hedgefonds spielen eine wesentliche Rolle. Doch nicht nur sie sind daran beteiligt. Es erscheint als eine politisch gewollte Aktion seitens Londons und Washingtons, die ihren jüngsten Ursprung in dem Dissens zwischen "Old Europe" und den USA sowie England bezüglich des Irakkonflikts hat.

      Dies lässt sich nicht auf einzelne Banken oder Institute herunter brechen. Tatsache ist aber, dass es insbesondere in den USA eine sehr große Nähe zwischen Administration und den Banken gibt. Ich erinnere daran, dass die US-Banken Eigentümer der Federal Reserve sind. Auch vor diesem Hintergrund liegt der Schluss nahe, dass über Washington und London der Dax bewusst unter Druck gesetzt wird.

      mm.de: Bereits jetzt wird über eine kräftige Nachkriegs-Rallye spekuliert. Was spricht aus Ihrer Sicht gegen eine Nachkriegs-Euphorie an den Aktienmärkten, wie wir sie 1991 erlebten?




      Hellmeyer: Wer die Situation von 1991 oder vorhergehender Krisen auf gegenwärtige Verhältnisse überträgt, macht es sich in meinen Augen zu einfach. Wir haben ökonomisch und politisch betrachtet eine andere Situation als 1991. Die USA, Spanien und Großbritannien befinden sich in einer isolierten Rolle.

      Das bedeutet, die Kosten dieses militärischen Abenteuers müssten sich diese Länder teilen. Darüber hinaus ist, wie gesagt, das Weltfinanzsystem so fragil wie noch nie. Wir beobachten einen gleichlaufenden Abschwung in der Weltökonomie. Das unterscheidet den aktuellen rezessiven Zyklus ganz wesentlich von all den anderen. Insofern ist eine Spiegelung der Situation von 1991 auf die aktuellen Verhältnisse nicht zulässig und sogar leichtfertig.

      Von daher erwarte ich, dass bei einem Kriegsausbruch, bestenfalls kurzfristige technische Reaktionen zu einer Entlastung der Aktienmärkte und des Dollar führen werden sowie zu einer Belastung des Goldpreises. Aber die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung steht nicht nur in Frage, sie wird sich nicht ergeben.

      mm.de: Sie teilen demnach das weltweite Rezessions-Szenario des Chefökonomen Stephen Roach von Morgan Stanley?

      Hellmeyer: Ich halte Roach für einen der realistischsten Analysten und Ökonomen, die sich derzeit am Markt zeigen.

      mm.de: Am Freitag wird Bundeskanzler Schröder seine mit Spannung erwartete Rede halten. Kann sie den Aktienmarkt beflügeln?

      Hellmeyer: Die Rede kann die Märkte psychologisch unterstützen, beflügeln eher nicht. Dies könnten nur konsequente Reformen und Gesetze. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch kommen, halte ich allerdings für gering. Der Bundeskanzler, so sehr er sich auch nachhaltige Reformen wünscht, ist auch Gefangener seiner Parteidoktrin. Das wird ihm einen mutigen Schritt nicht erleichtern.

      mm.de: Welche Schritte fordern Sie?

      Hellmeyer: Mutige Schritte sind meiner Meinung nach Steuersenkungen, das Vorziehen der Steuerreform von 2004/2005 am besten noch in das laufende Jahr, drastische Abgabensenkungen, wesentliche Einschnitte in das soziale Netz und Aufhebung des Flächentarifvertrages zu Gunsten flexibler Regelungen auf Betriebsebene. Geht die Bundesregierung diese Themen aggressiv an und liefert sie dafür auch nachhaltige Lösungsvorschläge, dann haben die deutschen Investoren und Bürger wirklich Grund, optimistischer in die Zukunft zu blicken.

      Bleibt es dagegen bei kosmetischen Maßnahmen, wie sie derzeit in Rede stehen, dann ist dies der japanische Weg, der kurzfristig zu Entlastung führt aber keine Nachhaltigkeit in sich birgt. Wir brauchen Multiplikatoreffekte, die den Menschen wirklich mehr Raum für Konsum und Investition geben. Alles andere wäre eine Fehlallokation des Produktionsfaktors Kapital durch die Bundesregierung.

      manager-magazin.de, 12.03.2003, 18:46 Uhr
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 21:14:09
      Beitrag Nr. 2.240 ()
      US-Handelsbilanz-Defizit weiter auf Rekordhoch

      Das US-Handelsdefizit ist im Januar nur leicht gesunken und beträgt über 41 Milliarden Dollar. Als Folge sinkt der Dollar immer weiter. Experten gehen von einem weiteren Anstieg des Defizits aus.



      US-Bürger interessieren sich weniger für ausländische Autos. (keystone)

      Das US-Handelsdefizit ist nach dem Rekordhoch vom Dezember 2002 im Januar 2003 nur leicht zurückgegangen und erreichte den zweithöchsten Wert der US-Geschichte.
      Wie das Handelsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte, kauften die Amerikaner weniger ausländische Produkte und die Exporte zogen an. Das daraus resultierende Handelsbilanz-Defizit betrug 41,1 Millarden Dollar nach 44,9 Milliarden Dollar im letzten Dezember.




      Dollar im Sinkflug
      Nach Analysteneinschätzung wird das geringere Handelsbilanzdefizit in den USA den Euro-Anstieg allerdings nicht bremsen. "Es gibt nach wie vor keine Entwarnung bei der US-Leistungsbilanz. Das Defizit dort wird weiter hoch ausfallen", sagte Commerzbank-Volkswirt Patrick Franke. Dies wird nach Ansicht von Experten neben dem schwelenden Irakkonflikt den Dollar nach unten drücken.




      Wachsende Import/Export-Differenz
      Die US-Leistungsbilanz ist seit Jahren defizitär. Im vergangenen Jahr wies die amerikanische Leistungsbilanz einen Rekordfehlbetrag von rund 500 Milliarden Dollar auf. Die Differenz zwischen Import und Export von Waren und Dienstleistungen hat damit schon fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erreicht. Allianz-Analyst David F. Milleker geht davon aus, dass die Differenz im laufenden Jahr bis auf 5,2 bis 5,3 Prozent des BIP ansteigt.


      Defizitwachstum eventuell etwas gebremst
      Volkswirte rechnen angesichts der schlechten Wachstumsprognosen damit, dass die US-Konsumenten weniger ausländische Produkte kaufen. Das Defizit würde so in diesem Jahr nicht weiter wachsen. Das Verbrauchervertrauen war im Februar auf den tiefsten Stand seit neun Jahren gefallen. Gleichzeitig gingen in dem Monat mehr Arbeitsplätze verloren als in jedem anderen Monat seit Beginn der Rezession im Frühjahr 2001. Die Ausnahme bildet die Zeit direkt nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.


      Zwei Prozent weniger Importe
      Die Importe gingen nach Angaben des Ministeriums im Januar um zwei Prozent auf 123 Milliarden Dollar zurück. Betroffen waren unter anderem ausländische Fernsehgeräte, Videorecorder, Autos und Autoteile sowie Flugzeuge. Wegen der steigenden Ölpreise wuchsen die Ölimporte von 7 auf 7,4 Milliarden Dollar. Die Exporte zogen um 1,6 Prozent auf 81,9 Millarden Dollar an. Stark war vor allem der Bereich Pharmazeutika. (awp/dpa/afx)

      moneycab.de
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      schrieb am 12.03.03 21:18:02
      Beitrag Nr. 2.241 ()
      Mindestlöhne in Europa


      ÖVP uneins über 1.000-Euro-Regelung
      Wirtschaftskammer skeptisch: Man muss höhere Löhne auch verdienen



      Wien - In der Frage der Einführung eines Mindestlohns von 1.000 Euro monatlich gibt es unterschiedliche Stimmen innerhalb der ÖVP. So meinte der ÖVP-Abgeordnete Michael Spindelegger vom ÖAAB im Radio-Morgenjournal von Ö1, "im Großen und Ganzen müsste das in Österreich verwirklichbar sein". Dagegen zeigte sich der stellvertretende Generalsekretär der Wirtschaftskammer, Reinhold Mitterlehner, skeptisch. "Man muss höhere Löhne auch verdienen, im betriebswirtschaftlichen Prozess. Ich möchte die Betriebe nicht gefährden". Derzeit gibt es rund 70.000 Österreicher, die trotz Vollzeitarbeit weniger als 1.000 Euro monatlich verdienen.

      Im Regierungsprogramm von ÖVP und FPÖ ist im Kapitel 8 (Arbeit und Soziales) die Einführung eines Mindestlohns von 1.000 Euro enthalten. Dabei heißt es: "Wir sind der Auffassung, dass jedem Arbeitnehmer und jeder Arbeitnehmerin für Vollzeitarbeit ein Mindestlohn von 1.000 Euro im Monat zustehen soll. Wir fordern daher die Sozialpartner als Kollektivvertragsparteien auf, entsprechende Bestimmungen in den Kollektiverträgen zu verankern. Dabei soll sichergestellt werden, dass insbesondere in sensiblen Branchen die Arbeitsplätze gesichert bleiben".

      In sechs EU-Staaten über 1000 Euro

      In neun der 15 EU-Staaten ist der Mindestlohn gesetzlich geregelt. In sechs dieser Länder liegt der Lohn, wenn auch teilweise nur knapp, über 1.000 Euro, geht aus einer Zusammenstellung von Eurostat (EU-Amt für Statistik) vom Februar 2002 hervor. Während in Griechenland, Portugal und Spanien der Mindestlohn nur zwischen 406 und 516 Euro lag, waren es in Irland, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Niederlande und Luxemburg zwischen 1.009 und 1.290 Euro brutto pro Monat. Zum Vergleich: In den USA gilt ein landesweiter gesetzlicher Mindestlohn von 1.011 Euro.

      Unterschiedlich wichtig ist der Mindestlohn in den einzelnen Staaten, geht aus dem Eurostat-Vergleich hervor. In Spanien, Großbritannien und den Niederlanden verdienten nur etwa 1,4 bis 2,2 Prozent der Vollzeitbeschäftigten nicht mehr als den Mindestlohn, in Portugal waren es hingegen 6,2 Prozent, in Frankreich 13,6 Prozent und in Luxemburg 15,5 Prozent. Im Schnitt erhielten Frauen doppelt so oft wie Männer lediglich den Mindestlohn.

      Mindestlöhne in Europa

      Aus den siebziger Jahren stammt der verpflichtende gesetzliche Mindestlohn in Frankreich, Luxemburg Portugal und Belgien, erstes Land mit diesem Prinzip waren die Niederlande 1969. Spanien folgte 1980, Griechenland 1991, Großbritannien 1999 und Irland 2000.

      Während in Belgien und Griechenland die Sozialpartner den Mindestlohn festlegen, ist der Wert in den anderen Staaten staatlich bestimmt, teilweise aber nach Verhandlungen mit den Sozialpartnern. In Belgien gilt er nur für die Privatwirtschaft, in vielen Staaten gilt er erst ab einem Mindestalter. Während in Irland und Großbritannien der Staat die Anpassung vornimmt, ist diese in den anderen Ländern automatisch, meist an die Inflation gekoppelt. Auch werden jeweils Stunden-, Tages- oder Monatssätze für den Mindestlohn festgelegt, aus denen Eurostat seine Vergleichswerte errechnete. (APA)
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      schrieb am 12.03.03 21:21:17
      Beitrag Nr. 2.242 ()
      US-Notenbank warnt vor Krise

      Probleme bei großen Hypotheken-Finanzierern befürchtet



      WASHINGTON (rtr/fr). Vor Problemen bei den beiden größten US-Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac warnt der Präsident der Notenbank-Niederlassung von St. Louis, William Poole. Die Aktien beider Unternehmen gaben nach seinen Äußerungen deutlich nach.

      "Sollte eine der beiden Firmen durch einen Fehler oder einen unvorhersehbaren Schock erschüttert werden, könnten die US-Finanzmärkte ohne massive Vorsorgen für einen Notfall in eine Krise geraten, die dem Immobilienmarkt und der US-Wirtschaft beträchtlichen Schaden zufügen würde", sagte der Fed-Gouverneur.

      Überraschungen, die die Finanzmärkte destabilisieren könnten, seien gelegentlich möglich. Wegen des Umfangs der kurzfristigen Verbindlichkeiten von Fannie Mae und Freddie Mac könnte sich ein Problem bei einer der beiden Firmen rasch ausbreiten. "Eine Marktkrise könnte in ein paar Tagen oder sogar Stunden akut werden", meinte Poole.

      Die beiden Firmen sind zwar börsennotiert, haben aber eine amtliche Zulassung vom US-Kongress. Sie kaufen Hypotheken, die in Form von Wertpapieren an Investoren weitergegeben werden. Beobachter warnen vor einer Preis-Blase am US-Immobilienmarkt, die bald platzen könnte. Viele Eigenheim-Besitzer haben wegen der niedrigen Zinsen neue Darlehen aufgenommen und sind mittlerweile hoch verschuldet.

      Die Verbindungen der beiden Unternehmen zur US-Regierung könne an den Finanzmärkten die falsche Erwartung wecken, der Staat werde im Krisenfall als Retter einspringen, obwohl die Regierung für die Schulden der Firmen nicht bürge, sagte Poole. Das US-Finanzministerium solle den beiden Unternehmen keine Darlehen gewähren, um keine falschen Erwartungen zu wecken, forderte er. Fannie Mae und Freddie Mac sollten außerdem mehr Kapital vorhalten. "Ich denke, dass die Firmen für nicht kalkulierbare Risiken anfällig sind, weil ihre Kapitalpositionen so niedrig sind".

      Die Unternehmen wiesen diese Vorwürfe zurück. Ihre Verpflichtungen seien durch Grundbesitz abgesichert. Der Vice-Chef von Fannie Mae, Chuck Greener, bezeichnete die Äußerungen Pooles als weder neu noch den Tatsachen entsprechend
      fr-aktuell.de
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      schrieb am 12.03.03 21:37:45
      Beitrag Nr. 2.243 ()
      Ist «Globalisierung» kapitalistisch oder sozialistisch?
      oder Was waren die Triebkräfte des «dritten Weges»?


      von Dr. Joachim Hoefele

      Der Münchner Soziologe Ulrich Beck erzählt folgende Geschichte: «In den Archiven des Kreml hat sich ein Abschiedsbrief Josef Stalins gefunden. Darin steht: Genossen, seid zuversichtlich! Sollte - wider Erwarten - nicht der Kapitalismus, sondern der Kommunismus an seinen Widersprüchen zerbrechen, dann löst die Sowjetunion auf, vereinigt Deutschland und betreibt den Eintritt Moskaus in die Nato. Von diesem Schlag wird sich der Westen niemals erholen.»1

      «Sicher, eine Legende», so bewertet Beck diese Geschichte, «aber eine, [...] die im Realkabarett der Geschichte gerade aufgeführt wird.» Und er fährt fort: «Allmählich dämmert die dialektische Ironie, dass mit dem Osten auch der Westen verschwunden ist», mit seinen sozialen Marktwirtschaften und Demokratien. Verschwunden? Natürlich nicht. Aber wir sind dabei, unsere demokratischen Rechtsstaaten mit ihren sozialen Marktwirtschaften einer rücksichtslosen Globalisierung zu opfern.

      Nehmen wir die Geschichte von Ulrich Beck als hypothetischen Ausgangspunkt. Was ist daran fiktiv und was real? Immerhin können wir heute feststellen, dass der «Fall» der Sowjetunion wirtschaftlich die Einverleibung der ehemaligen sozialistischen Staaten ins kapitalistische System brachte, politisch deren Aufnahme in die EU und militärisch ihre Integration ins transatlantische Bündnis der Nato, unter der Führung der einzig verbliebenen Weltmacht der Vereinigten Staaten von Amerika.

      Die Frage stellt sich tatsächlich: Ist die sogenannte «Globalisierung» mit ihren Folgen und Gefahren - Ruinierung der mittelständischen Wirtschaft, weitgehende Entmachtung der nationalen Volkswirtschaften, Bedrohung der Souveränität der Völker, der demokratischen und sozialstaatlichen Rechte der Menschen -, ist diese «Globalisierung» kapitalistisch oder - wie es die Geschichte von Ulrich Beck nahelegt - von sozialistischer Seite auch geplant und vorangetrieben worden?

      Sozialismus im Kapitalismus
      Der deutsche Soziologe Beck muss es ja wissen! Er zählt neben seinem englischen Freund Anthony Giddens, mit dem er des öfteren durch Londoner Pubs tingelt, zu den Begründern des sogenannten «dritten Weges», der Ende der achtziger Jahre zum politischen Programm der europäischen Sozialisten geworden ist. «Dritten Weg» haben sie ihr politisches Programm genannt, weil sie Sozialismus mit Kapitalismus vereinen wollten; sie wollten eine Politik der «neuen Mitte» schaffen zwischen Kapitalismus und Sozialismus oder - um es dialektisch zu formulieren - eine Synthese herstellen zwischen Kapitalismus und Sozialismus; denn nach ihrer Auffassung war die Zeit gekommen, die bestehenden Systemgegensätze zu überwinden.

      Ziel des Ganzen war es, so Giddens, den Sozialismus in den Kapitalismus hinüberzuretten.2

      Der Plan war bereits Ende der siebziger Jahre gefasst, als sich abzeichnete, dass der real existierende Sozialismus abgewirtschaftet hatte und nicht mehr zu halten war. Dass der Sozialismus allerdings so schnell an seinen «inneren Widersprüchen» zugrunde gehen würde, das hatte selbst Giddens nicht erwartet. Denn er hatte sein Buch auf drei Bände geplant und ist beim zweiten schon von der Geschichte überholt worden.3

      Fest steht: Der Plan, eine Synthese zwischen Sozialismus und Kapitalismus zu schaffen, hatte bereits Ende der siebziger Jahre bestanden; er musste Ende der achtziger nur aus der Schublade gezogen werden, um das politische Programm der Sozialisten in Europa zu werden.

      Wie wir wissen, zählen Giddens und andere, so etwa der ehemalige Journalist und Trotzkist Alastair Campbell, zum engsten Beraterstab Tony Blairs; und Gerhard Schröders damaliger Chefideologe der «neuen Mitte», Bodo Hombach, arbeitete eng mit ihnen zusammen.

      Man wollte einen sozialistischen Umbau Europas, und zwar - gemäss Trotzki - nicht nur in einem Land, sondern in mehreren Ländern gleichzeitig, und dazu brauchte man die Synthese zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Dazu passte auch Hombachs Konzept von einem «neuen Korporatismus»,4 wonach alle wichtigen Entscheidungen nicht von den Bürgern und den gewählten Vertretern der Bürger im Parlament, sondern von Korporationen gefällt werden sollten, den Arbeitgeberverbänden, den Gewerkschaften, der Regierung u.a. Eine Art Rätesystem, das die parlamentarische Demokratie hätte beiseite schieben sollen und das teilweise auch getan hat.

      Das war und ist zum Teil noch das politische Programm der Sozialisten im Westen Europas.

      Gorbatschows Plan
      Was sich im Osten abspielte, haben wir in lebendiger Erinnerung: Das Zentralkomitee der KPdSU wählte Michail Gorbatschow, weil der auf die Intellektuellen seines Landes grossen Einfluss hatte, mit den Medien gut umgehen konnte und auch im Westen gut ankam.5 So geht es jedenfalls aus einem geheimen Dokument des ZK hervor.

      Am 27.1.1987 hielt Gorbatschow im Zentralkomitee der KPdSU eine bemerkenswerte Rede, die aus heutiger Sicht aufschlussreich ist: Die sozialistische Entwicklung, so führt er aus, habe begonnen «an Entwicklungstempo zu verlieren», «Schwierigkeiten und ungelöste Probleme» hätten sich gehäuft.

      Dann folgt eine Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung nach den Lehrbüchern des Marxismus-Leninismus: «Objektiv» sei in der Wirtschaft und auch auf anderen Gebieten «die Notwendigkeit von Veränderungen» herangereift, «aber in der politischen und praktischen Tätigkeit der Partei und des Staates» habe sie «keine Realisierung» gefunden. Unter Verweis auf Lenin stellt er fest, dass die daraus entstandenen «Widersprüche» «zum Teil einfach ignoriert» worden seien. Die Vorstellungen vom Sozialismus seien daher «auf dem Niveau der 30er bis 40er Jahre» geblieben. Die «Dialektik seiner Triebkräfte» sei vernachlässigt worden. 6

      Und so liess man, als sich mehr und mehr Unzufriedenheit in der Bevölkerung aufgestaut hatte, der «Dialektik der Triebkräfte» ihren Lauf. Man liess die Unzufriedenen gewähren, öffnete die Grenzen, der Eiserne Vorhang fiel. Deutschland wurde wiedervereinigt, Gesamtdeutschland integrierte sich in die EU. Andere Länder des ehemaligen Ostblocks sollen folgen, in die EU und in den Kreis der europäischen Nato-Staaten. Oder, um ein Wort Gorbatschows von damals(!) zu gebrauchen: in das «gemeinsame europäische Haus».

      Nur gut, dass Geschichte sich nicht so einfach planen lässt - weder nach den Lehrbüchern des Marxismus-Leninismus noch nach Brzezinskis «einziger Weltmacht» Amerika7. Da sind immer noch die Menschen, die Bürger des «alten Europa», die sich heute zu Wort melden, weil sie sich nicht verplanen, ausbeuten, in Kriege treiben lassen wollen.

      Dennoch muss festgestellt werden: Ost und West sind dabei, sich im «gemeinsamen europäischen Haus» zu vereinigen, im Militärbündnis der Nato und im kapitalistischen Weltmarkt. Keine fiktive Geschichte also, sondern Realgeschichte!

      Allerdings zeigen sich in der Realgeschichte heute Brüche und Friktionen, die sich ganz offenbar zwischen der englischen Linie Blairs und der Schröder-Linie auftun. Zeigen sich darin Brüche und Friktionen zwischen den europäischen Sozialisten? Was als gemeinsamer Weg begonnen hatte, steht heute am Scheideweg?

      «Dritter Weg» am Scheideweg
      Warum setzte ein Grossteil der sozialistischen Linken in Europa auf Privatisierung, Liberalisierung und Globalisierung? Und warum tut es ein Teil heute noch?

      1. Zunächst einmal aus historischen Gründen: Weil - wie gezeigt - in den siebziger Jahren deutlich wurde, dass der real existierende Sozialismus nicht mehr zu retten war und man dringend Kapital und Investitionen brauchte.

      2. Weil nach marxistischer Lehre der Aufbau einer neuen Weltordnung nur durch das Endstadium eines auf die Spitze getriebenen Kapitalismus möglich ist.

      Das würde auch erklären, warum Giddens, Beck und andere Theoretiker die Globalisierung beschreiben, als ob sie mit historisch-dialektischer Notwendigkeit kommen müsste und kommen sollte. Und um die angebliche historisch-dialektische Notwendigkeit der Globalisierung zu beweisen, greifen sie tatsächlich auf das «Kommunistische Manifest» von Marx zurück.8

      Daher lohnt sich ein Blick in die Lehrbücher des dialektischen Materialismus, um zu verstehen, wohin uns die Theoretiker dieses «dritten Weges» führen wollen.

      Neue Weltordnung
      Nach marxistisch-dialektischer Auffassung ist das in letzter Instanz treibende Moment in der Geschichte die Entwicklung von Wissenschaft und Technik. Während im 19. Jh. die Entwicklung von Dampf und Maschinerie zur industriellen Revolution geführt habe, habe in der zweiten Hälfte des 20. Jh. die Entwicklung der Computer- und Kommunikationstechnologie zur elektronischen bzw. digitalen Revolution geführt und so eine neue Epoche der Produktion eingeleitet. Die Produktion der wichtigsten Güter sei dank der neuen Computer- und Kommunikationstechnologie weltumspannend - eben global - geworden.

      Demnach ist es die Entwicklung der Produktivkräfte, die Kommunikations- und Computertechnologie, die eine neue globale Produktionsweise hervorbringe; diese wiederum lasse neue, globalisierte Produktionsverhältnisse entstehen. Die bisherigen Produktionsverhältnisse, durch nationalstaatliche Grenzen beschränkt, erweisen sich als Fesseln und müssen gesprengt werden. Die Nationalstaaten verlieren dabei ihre Macht und müssen einer neuen, globalen Weltordnung Platz machen.9

      Und so folgt heute ein Grossteil der Sozialisten Europas der Globalisierung, weil sie ihrer Meinung nach mit «historisch-dialektischer Notwendigkeit» zum Absterben des Nationalstaates und schliesslich zum Aufbau einer neuen Weltordnung führen wird. - Und wie sieht diese neue Weltordnung aus? Sie bringt uns

      die ungezügelte Macht transnationaler Monopole,
      die Vernichtung selbständiger Bauern und anderer mittelständischer Unternehmen,
      die Auflösung der nationalen Volkswirtschaften,
      das Absterben der Nationalstaaten, denen die Gestaltungskraft geraubt wird,
      den Verlust der nationalen Unabhängigkeit und der Souveränität der Völker,
      den Abbau der bürgerlichen Freiheiten und Rechte,
      die Verarmung und Verelendung breiter Schichten der Bevölkerung und schliesslich:
      eine verstärkte Militarisierung der Welt.
      Das sind - und darin ist sich die Mehrzahl der Experten einig - die schrecklichen Folgen der Globalisierung.10

      Waren das nicht schon immer die Ziele beider grossen Triebkräfte: der Wall Street und der Sozialistischen Internationale? Die Nationalstaaten absterben zu lassen, kleine und mittelständische Unternehmen zu enteignen, die selbständige Bauernschaft zu ruinieren, statt dessen planwirtschaftliche Monopole aufzubauen, das Prinzip nationaler Unabhängigkeit zu unterminieren, ebenso das Prinzip der Nichteinmischung, die Volkssouveränität wie auch die bürgerlichen Freiheiten und Rechte der Menschen? Und schliesslich als letztes Ziel: Aufbau einer «internationalistischen» Weltordnung?

      Wall Street-hörig oder sozialistisch?
      Zur Frage, ob die Globalisierung kapitalistisch oder sozialistisch ist:

      Sozialistisch ist sie insofern, als sie von einem Grossteil der europäischen Sozialisten vorangetrieben wurde und auch noch wird, um das dialektische Rad der Geschichte voranzudrehen mit dem Ziel einer neuen Weltordnung, in der die Nationalstaaten abgestorben seien.
      Wall Street-hörig ist sie, da sie unter dem Druck grosser transnationaler Unternehmen, wie Microsoft, Hewlett Packard, Bertelsmann, Siemens, Coca-Cola, von verschiedenen Banken und Finanzorganisationen, dem militärisch-industriellen Komplex sowie von Öl- und Energiegiganten und anderen vorangetrieben wird, und vor allem von den USA, dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und der Welthandelsorganisation (WTO) rücksichtslos durchgesetzt wird.
      Und hier noch eine historische Anmerkung: Es gilt heute als erwiesen, dass Ronald Reagan, der Anfang der 80er Jahre auf die Liberalisierung und Deregulierung der Märkte setzte, unter dem Einfluss neokonservativer Intellektueller stand; das waren ehemalige Marxisten und Trotzkisten, die sich, wie ihr Wortführer Irving Kristol berichtet, enttäuscht aus der Demokratischen Partei zurückgezogen hatten, weil diese eine übertriebene staatliche Regulierung bevorzugte und sich auch (insbesondere in der Frage Israels) aus ihrem militärischen Engagement im Ausland zurückziehen wollte.11 Deshalb seien sie zur Republikanischen Partei übergelaufen, weil sie, als Trotzkisten und Marxisten «von der Realität düpiert», dort eher eine Chance zur Verwirklichung ihrer politischen Ziele gesehen hätten - und zwar durch die Liberalisierung und Deregulierung der Märkte und den Einsatz militärischer Mittel im Ausland, wofür Reagan und die Reaganomics standen.12

      Globalisierung also ein «joint venture» von Kapitalismus und Sozialismus?
      Das würde auch erklären,

      warum sich die sozialistischen Parteien, die sich heute zwar von Land zu Land in der Frage des Krieges und - damit zusammenhängend - auch der Globalisierung zu unterscheiden beginnen, lange Zeit in den entscheidenden wirtschaftlichen, politischen und militärischen Fragen von den konservativen Parteien kaum unterschieden,
      wieso sich der erzkonservative Republikaner Bush junior und Tony Blair, der Sozialist, so gut verstehen, nicht nur in der Frage der Globalisierung von Wirtschaft und Politik, sondern auch in der Frage der Militarisierung und des Krieges.
      Das mag auch erklären, warum so viele Bürger, enttäuscht von der Politik der konservativen und sozialistischen Parteien, auf die Strassen gehen, um ihre Meinung kundzutun.

      Bürgerbewegung für den Frieden
      Anders als in den grossen Friedenskundgebungen der sechziger und siebziger Jahre manifestiert sich heute der Bürgerwille jenseits konservativer oder sozialistischer Partei- und Regierungspolitik, und es formiert sich eine Bewegung durch alle Generationen, Bevölkerungsschichten und Parteien der Linken und Rechten hindurch: gegen die Verarmung und Enteignung der Völker und gegen den Krieg.13

      Denn wieder soll zerstört werden, was Menschen in liebevoller Arbeit über Jahre und Jahrzehnte aufgebaut haben. Wieder sollen Existenzen vernichtet werden. Wieder sollen unschuldige Menschen, Frauen, Kinder, Alte, ihr Leben lassen, sollen jenen Kräften geopfert werden, die Ideologie, Macht und Gier über den Wert des Menschen und über das Gemeinwohl stellen. Das aber lassen die Bürger Europas, die in ihrer übergrossen Mehrheit den imperialistischen Feldzug gegen den Irak ablehnen, offenbar nicht zu - weil sie wissen, dass Globalisierung von rechts und von links Entrechtung und Unterjochung, Armut und Krieg bedeutet.

      1 Beck, Ulrich, Die feindlose Demokratie. Ausgewählte Aufsätze. Stuttgart 1995 (Reclam 9340), S. 104

      2 Giddens, Anthony, Jenseits von Links und Rechts. Die Zukunft radikaler Demokratie. Frankfurt am Main 1997, S. 9

      3 vgl. ebd., S. 9 ff.

      4 Hombach, Bodo, Aufbruch. Die neue Mitte. München 1998, S. 115 ff.

      5 vgl. Bukowski, Vladimir, Abrechnung mit Moskau. Bergisch Gladbach 1995, S. 225 ff.

      6 Gorbatschow, Michail, «Wir brauchen die Demokratie wie die Luft zum Atmen». Referat vor dem ZK der KPdSU am 27.1.1987. Reinbek 1987 (rororo aktuell 12168), S. 15

      7 Brzezinski, Zbigniew, Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der Vorherrschaft. Frankfurt am Main 1999

      8 vgl. Beck, Ulrich, Was ist Globalisierung? 6. Auflage. Frankfurt am Main 1999, S. 15

      9 vgl. dazu die auf Willi Brandt, Olof Palme, Gro Harlem Brundtland und andere zurückgehende Initiative für «eine neue Weltordnung»: Nachbarn in Einer Welt: Der Bericht der Kommission für Weltordnungspolitik, Hrsg. von der Stiftung Entwicklung und Frieden. [aus d. Engl. von Jobst Ellerbrock] Mit einem Vorw. von Kurt Biedenkopf. Bonn 1995 (Eine Welt, Bd. 14), S. 9

      10 Chossudovsky, Michael, Global brutal. Der entfesselte Welthandel, die Armut, der Krieg. Franfurt am Main 2002

      11 vgl. Yergin, Daniel/Stanislaw, Joseph, Staat oder Markt. Die Schlüsselfrage unserer Zeit. Frankfurt am Main 1999, S. 416-418

      12 ebd., S. 416 f.

      13 vgl. Haffner, Peter, Eine Bewegung, die alle Generationen eint. In: «Tages-Anzeiger» vom 18.2.2002, S. 53



      Artikel 18: Zeit-Fragen Nr.9 vom 10. 3. 2003, letzte Änderung am 11. 3. 2003
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      Avatar
      schrieb am 13.03.03 14:41:22
      Beitrag Nr. 2.244 ()
      13.3.03 IWF: Deflation in Japan dauert noch lange an

      Von Michael Backfisch, Handelsblatt
      Der Konjunktur- Himmel über Japan bleibt düster. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt stecke 2003 und 2004 weiter in der Deflationsfalle, schreibt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem „World Economic Outlook“, der dem Handelsblatt vorliegt und Mitte April offiziell vorgestellt wird.

      WASHINGTON. Der IWF bescheinigt Japan ein weiterhin schwaches Wirtschaftswachstum, das zudem mit erheblichen Abwärtsrisiken belastet sei. Der Fonds verweist auf die Gefahr einer sich verschärfenden Banken-Krise, falls die Börsen nochmals einbrechen.

      ... Insgesamt kommen die Ökonomen zu dem Schluss, dass die Weltwirtschaft 2003 auch ohne einen Irak-Krieg weniger stark wachsen werde als noch in ihrem letzten Outlook im Herbst erwartet. Erst für 2004 seien die Aussichten etwas rosiger: Die Weltwirtschaft wachse dann um 4,2 % nach 3,3 %. Für die USA erwartet der IWF 2004 3,9 % nach 2,4 %, für den Euro-Raum 2,4 % nach 1,3 %. Auch die deutsche Wirtschaft dürfte 2004 mit einem Wachstum von 2,0 % nach 0,7 % 2003 wieder mehr Fahrt aufnehmen, erwartet der Fonds.

      Bei den Schwellen- und Entwicklungsländern rechnet der IWF mit weiteren Turbulenzen. „Lateinamerika erlebte 2001 und 2002 den schlimmsten Einbruch der beiden vergangenen Jahrzehnte – die Aussichten sind weiterhin unsicher“, heißt es in dem Bericht. Die Wirtschaftskrise in Venezuela dürfte sich verschärfen, in Argentinien sei der Aufschwung noch schwach.

      Wenig vielversprechend sind die Aussichten auch für die Türkei. Dort habe sich die Lage seit Beginn des Jahres verschlechtert – wegen des Irak-Konflikts, aber auch wegen einer „unzureichenden Finanz- und Bankenpolitik“. Auch die GUS-Staaten müssen sich laut IWF 2003 auf ein langsameres Wachstum einrichten. So könne Russland für das laufende Jahr mit einem Plus von 3,5 % rechnen, 2004 jedoch nur mit 3,0 %.

      Nur zwei Regionen können sich aus Sicht des IWF von der schwachen Weltkonjunktur abkoppeln: Die mittel und osteuropäischen Staaten (MOE) sowie Asien ohne Japan. In beiden Gebieten werde die Konjunktur wohl 2003 weiter Tritt fassen. Aber auch hier sieht der Fonds Risiken. Denn der Aufschwung hänge in beiden Fällen stark vom Export ab – und damit von den Industrieländern, in Asien vor allem von den USA, in den MOE-Staaten von Westeuropa. (Handelsblatt.com, 11.3.03)
      Kommentar: Der IWF ist bei seinen Prognosen vorsichtiger geworden: Gab es früher fast ausschließlich optimistische Vorhersagen, so kommt nun immer wieder eine Einschränkung und ein Verweis auf “Risiken”.
      _________________________________________________________

      Kanzlerrede wird zum letzten Strohhalm

      Dax fällt auf niedrigsten Stand seit Herbst 1995 - Börsianer setzen all ihre Hoffnung auf Reformimpulse

      von Holger Zschäpitz

      Frankfurt/Main - Freitag ist Strohhalmtag. Denn ganz Wirtschafts-Deutschland klammert sich daran, dass von der morgigen Kanzlerrede zur Lage der Nation Bahnbrechendes oder gar Hilfreiches für den sklerotischen Standort und damit die Börse herauskommt. Wie groß die Hoffnungen insbesondere auch der Börsianer sind, zeigt das wilde Treiben in den Bankentürmen der Republik. Bereits im Vorfeld der Schröderrede haben Analysten in zahlreichen Studien das Großereignis filletiert, seziert und analysiert. Schließlich setzen viele Marktbeobachter darauf, dass der Politikabschlag, der für den deutschen Markt nicht unerheblich ist, endlich abgebaut wird. Erst gestern wieder knickte der Dax in der Spitze um fast fünf Prozent und damit so stark wie kein anderer Index in Europa ein. Mit vorübergehend unter 2200 Punkten notierte das deutsche Marktabarometer als einziger Index der westlichen Welt auf dem Niveau von November 1995. "Deutschland ist neben Japan der einzige Industriestaat, der nicht wächst", macht der Frankfurter Marktbeobachter Robert Halver klar. "Hier muss endlich was passieren."

      Die Erwartungen an die Regierungserklärung sind immens. Denn nach Analyse der Experten leidet Deutschland nicht in erster Linie unter einer Konjunkturkrise, sondern einer Strukturkrise. Auf nahezu allen Politikfeldern erhoffen sich die Börsianer Reform-Anstöße von Schröder. Das Augenmerk richtet sich dabei vor allem auf Veränderungen am Arbeitsmarkt, dem Gesundheitswesen, dem Renten- und Steuersystem. "Ein weiteres Durchwurschteln führt langfristig in die Katastrophe", sagt Gunnar Hamann, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein. ... Die Pessimisten haben weitere Argumente auf ihrer Seite. So hat Schröder keinerlei Einfluss auf die Geldpolitik der Notenbank, die gerade für Deutschland viel zu restriktiv ausfällt. Und auch der europäische Stabilitätspakt engt den Kanzler in seiner Finanzpolitik ein. Etwaige Steuersenkungen, die das Staatsdefizit erhöhen, sind damit kaum möglich. ... (Welt, 13.3.03)
      Kommentar: Wer heute noch an Maßnahmen von Politikern glaubt, der hat das System nicht begriffen: Es kann gar nicht mehr besser werden, weil die durch Zinseszins explodierenden Schulden alles im Keim ersticken. Politiker, welche hier keine Währungshoheit besitzen, also aktiv in das Geldsystem eingreifen können, die haben letztlich überhaupt keine Handlungsmöglichkeiten. Warum haben sich die Verantwortlichen die Währungssouveränität nehmen lassen, als dies an eine “unabhängige” Notenbank und später sogar an eine übernationale EZB gegeben wurde?

      Kommentare v.Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 14:42:38
      Beitrag Nr. 2.245 ()
      13.3.03 Helft uns, sonst droht der Kollaps!

      Berlin - Sie machten traurige Gesichter, hielten ihre Schlapphüte und Sammelbüchsen den Touristen am Reichstag hin, dazu spielte der Leierkasten ein trauriges Lied. Sieben Oberbürgermeister und Landräte aus dem Bergischen Land haben vor dem Reichstag im Bettelgewand gegen die Finanznot der Kommunen protestiert. "Wir kommen uns vor wie Bettler", sagte der Landrat des Kreises Mettmann, Thomas Hendele (CDU). Die Einnahmen der Kommunen seien weggebrochen, trotzdem werde den Kommunen von Bund und Ländern immer mehr aufgebürdet. Wuppertals Oberbürgermeister Hans Kremendahl (SPD) sagte: "Wir brauchen ein Investitionsprogramm, was schnell abgerufen werden kann." Allein zinsgünstige Kredite zu vergeben, mache keinen Sinn. (Welt, 13.3.03)
      Kommentar: Die Entwicklung bei den Kommunen zeigt ganz deutlich, auf welchem Abwärtstrend wir uns befinden. Dabei beginnt die Krise gerade erst. Es wird in Zukunft noch viel, viel schlimmer werden.
      K.v.Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 14:47:52
      Beitrag Nr. 2.246 ()
      Der provozierte Krieg ist der Anfang vom Ende.
      Die Weltwirtschaft stürzt in die größte Krise seit Menschengedenken..


      Lesen Sie hier den Grund




      März 2003 hb@Evotrade.de

      Carl Friedrich Gauß (1777-1855) entwickelte die sogenannte "Normalverteilungskurve"!

      Gauß war ein brillianter Mathematiker und Wissenschaftler seiner Zeit.

      Seine Berechnungen und Thesen haben heute die gleiche Gültigkeit, wie vor 200 Jahren. Dieser Wissenschaftler hat mich seit meiner Studienzeit fasziniert.

      Leider sind seine Darlegungen in der heutigen Zeit in Vergessenheit geraten.

      Studenten der Fachrichtung Naturwissenschaften kennen die Gauß-Lehre.

      Seit dem Jahr 2000 habe ich auf das mathematische Naturgesetz im World Wide Web hingewiesen, welches uns in allen Lebenslagen begleitet. Die Normalverteilungskurve von Gauß fällt in dieses Gesetz.

      Unsere alte Deutsche Mark hatte das Konterfei von Gauß und die Normalverteilungskurve auf dem 10 DM Schein. Heute leider alles vergessen.

      Die Normalverteilungskurve von Gauß gibt uns deshalb mit 99%igem Konfidenzniveau die weitere Entwicklung der Ökonomie. Diese Entwicklung steht auf töneren Füssen.

      Parallel mit dieser Entwicklung läuft eine katastrophale Einschätzung der wirklichen Weltlage. Menschen sind auf dem "falschen Dampfer"!

      Der IMF (International Monetary Fund) hat kürzlich bekanntgegeben, daß ein Krieg mit dem Irak, die Weltökonomien mit einem 50%igen Rücksatz in den Ruin treiben wird.

      Das ist bereits offensichtlich in der Gauß`schen Normalverteilungskurve integriert.

      Unsere Annahme, daß eine "deflationäre Depression" ihren Lauf nehmen wird, bestätigt sich von Tag zu Tag.

      Sie können täglich sehen, wie hilflos Politiker um "Atem ringen", eine krebsartige Tuberkulose hat sie alle befallen. Sie wollen das Naturgesetz nicht wahr haben. Das glänzende Beispiel hierfür ist die Aktie der Deutschen Telekom.

      Der "Große Meister" Carl Friedrich Gauß sollte uns alle einsichtig machen.

      Gauß sollte allen Menschen in dieser ungewissen Welt, ein Maßstab und Richtung sein. Danke Carl Friedrich Gauß! Dein Gesetz ist mir Befehl!

      Und hier ein Beispiel aus dem Universum:











      Dieses Gesetz hat Gültigkeit bis in alle Ewigkeit!

      evotrade.de
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      schrieb am 13.03.03 14:59:02
      Beitrag Nr. 2.247 ()
      US: Zahl der Erstanträge fällt (korr.)
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung fiel in der vergangenen Woche um 15,000 auf 420,000, während der glättende Vierwochendurchschnitt um 9,750 auf 419,750 zulegte. Das ist das höchste Niveau seit der letzten Woche im Dezember. Der Durchschnitt legte in den vergangenen fünf Wochen um 35,000 zu, was als sehr deutlich zu bezeichnen ist, so Volkswirte. Die Zahl der anhaltenden Anträge stieg um 50,000 auf 3.43 Millionen. Diese Zahlen umfassen jedoch nicht jene 800,000 Arbeitslosen, die Unterstützung seit mehr als sechs Monaten empfangen.
      _______________________________________________--

      US: schwache Daten zum Einzelhandelsumsatz
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Wie das Commerce Department berichtet, leidete der Einzelhandelssektor in den Vereinigten Staaten im Februar an einer schwachen Nachfrage nach Automobilen, Kleidern und Gartengeräten, was hauptsächlich auf das schlechte Wetter zurückzuführen sei.(für was das Wetter alles herhalten muss :laugh: ) Der Einzelhandelsumsatz fiel um 1.6%. Selbst der starke Preisanstieg bei Petroleum konnte den Umsatzrückgang nicht aufhalten – der Umsatz ohne Petroleum fiel um 1.9%. Der Kernwert des Einzelhandelsumsatzes, der Benzin und Automobile ausklammert, fiel um 1.4% - das ist der größte Rückgang seit September 2001. Der Einzelhandelsumsatz stieg dagegen im Vergleich zum Vorjahr um 2.6%. Die Zuwachsrate für Februar wurde von ursprünglich gemeldeten 0.9% auf 0.3% revidiert.

      ______________________________________________

      US: Importpreise durch Petroleum steigend
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der niedrigere Dollar schlug sich zuletzt in höheren Importpreisen nieder, berichtet das Labor Department in den USA. Der Importpreisindex stieg um 1.3%, nachdem er im Januar bereits um 1.6% angewachsen war. Der Großteil des Preisanstieges sei auf steigende Petroleumpreise zurückzuführen. Sie kletterten um 8.2% und legten innerhalb der vergangenen 12 Monate um 75% zu. Ohne den Zuwachs bei Petroleum stiegen die Importpreise um 0.4%. In einer Stellungsnahme teilte das US Labor Department mit, dass sich die Importpreise parallel zum schwächeren Dollar verhalten. Das Preisniveau, das amerikanische Unternehmen für exportierte Güter ansetzen konnten, stieg im Februar um 0.4%. Waren aus der Landwirtschaft ausgeklammert stiegen die Exportpreise um 0.5%.
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 15:06:45
      Beitrag Nr. 2.248 ()
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 15:22:36
      Beitrag Nr. 2.249 ()
      Steigender Optimismus trotz Kurseinbruch Alle Nachrichten

      13.03. / 11:58



      Wie das Researchunternehmen Cognitrend berichtet, ist der Dax in der vergangenen Woche um mehr als 11 Prozent eingebrochen. Damit fiel der Deutsche Blue-Chip-Index auf ein Siebenjahrestief. Trotz einiger negativer Nachrichten hat sich der Optimismus der Anleger jedoch erhöht, dies ergab die aktuelle Umfrage von der Deutschen Börse unter 150 institutionellen Investoren. Wie die Sentimentanalyse von Cognitrend ergab, ist die Zuversicht der Anleger so hoch wie seit Mitte Dezember des vergangenen Jahres nicht mehr.

      57 Prozent der befragten Investoren sind optimistisch für die Entwicklung des Dax in den kommenden 30 Tagen. Das sind 8 Prozentpunkte mehr als vor einer Woche. Bearish sind dagegen nur noch 24 Prozent (-8 Prozentpunkte).

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 15:37:46
      Beitrag Nr. 2.250 ()
      Volkswirte sehen erste Anzeichen für eine Kreditklemme


      Bankenkrise wird zur Gefahr für die Realwirtschaft



      Vpn P. Otto, P. Schwarz und O. Storbeck, Handelsblatt


      Die Wirtschaftsflaute beschert den deutschen Banken immer mehr faule Kredite und auch die Börsenbaisse bringt die Bilanzen in Schieflage. Die Folge: Die Banken verleihen immer weniger neues Geld, die Unternehmen haben Probleme, Investitionen zu finanzieren. Es droht ein Teufelskreis.


      DÜSSELDORF/FRANKFURT/M. In der deutschen Wirtschaft riecht es immer stärker nach japanischen Verhältnissen: Die Banken sitzen auf einem rasant wachsendem Berg fauler Kredite, der Börsencrash bringt ihre Bilanzen in Schieflage – und vor allem Mittelständler haben es zunehmend schwer, Geld für rentable Investitionsprojekte zu bekommen.

      „Noch sind die Banken in Deutschland nicht so krank wie in Japan – aber sie werden immer kränker“, sagt Holger Schmieding, Europa-Volkswirt bei der Bank of America. Durch die stetig steigenden Firmenpleiten wüchsen derzeit die faulen Kredite pro Jahr um rund 30 %. „Wenn diese Entwicklung über mehrere Jahre weitergeht, dann bekommen wir ein echtes Problem“, sagt Schmieding. Und sogar die meist zurückhaltende Bundesbank warnt: Dauert die wirtschaftliche Stagnation an, werde sich die Lage weiter verschärfen. Deutschland drohe eine „langanhaltende Schwächephase“ – dann würden „Anspannungen im Banken- und Finanzsystem zunehmen“, schrieb die Notenbank jüngst in einem Brandbrief an die Bundesregierung.

      Schon heute legen die Finanzhäuser immer mehr Geld für potenziell platzende Kredite zur Seite. Die Risikovorsorge hat in den vergangenen Jahren dramatische Ausmaße angenommen: 2002 stellten die Kreditinstitute rund 28 Mrd. Euro für ausfallbedrohte Kredite und Beteiligungen zurück, schätzt der Bundesverband deutscher Banken – gegenüber 2001 ein Plus von 51 %. Noch 1995 summierte sich die Risikovorsorge nur auf 10,5 Mrd. Euro. „Die Zahlen für 2002 übertreffen alles, was selbst große Pessimisten erwartet hatten“, sagt Hans-Werner Sinn, Chef des Münchener Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung.

      Das Problem zieht sich durch alle Gruppen der deutschen Kreditwirtschaft. Spitzenreiter ist die Hypo- Vereinsbank (HVB), die 3,8 Mrd. Euro wertberichtigen musste (Grafik). Doch auch anderswo schoss die Risikovorsorge auf neue Rekorde – zum Beispiel bei der Bayerischen Landesbank mit 2,2 Mrd. Euro und der DZ Bank mit rund 1,2 Mrd. Euro. Diese Entwicklung hat gleich mehrere Ursachen: Das drastisch verschlechterte wirtschaftliche Umfeld in Deutschland führt zu immer mehr Insolvenzen – betroffen sind zunehmend auch Groß-Firmen wie Kirch. Zudem zahlen die Banken die Zeche für die starke Expansion im Ausland – Mega-Pleiten wie Enron, Worldcom und Swissair hinterlassen tiefe Spuren in den Bilanzen.

      Die Folge: Die Finanzhäuser verleihen immer weniger frisches Geld an Unternehmen. Die Kreditvergabe der Banken ist nominal so gering wie seit Mitte der 70er-Jahre nicht mehr, real ist sie sogar negativ. „Seit dem ersten Quartal 2001 gibt es einen klaren Strukturbruch in der Kreditvergabe“, sagt Sinn.

      Ein mageres Kreditwachstum ist in einer wirtschaftlichen Schwächephase per se nicht ungewöhnlich. Denn wenn die Konjunktur stottert, halten sich Unternehmen mit Investitionen zurück und leihen sich daher weniger Geld. Gefährlich wird es für die Gesamtwirtschaft erst dann, wenn nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Angebot an Krediten sinkt – Ökonomen sprechen von einem „Credit Crunch“.

      Eine solche Kreditklemme kann zu einem gefährlichen Teufelskreis führen: „ Insbesondere kleinere Unternehmen kommen dann in Finanzierungsnot“, betont Ifo-Chef Sinn. „Sinnvolle Investitionen unterbleiben. Dies verhindert, dass neue Jobs entstehen und führt zu einer weiterhin schwachen Nachfrage.“ Im schlimmsten Fall geraten dadurch andere Unternehmen in Not und bescheren den Banken noch mehr faule Kredite.

      Inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass es in Deutschland eine Kreditklemme zumindest ansatzweise gibt. Eine im März veröffentlichte Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau zeigt: 45 % der deutschen Unternehmer hatten es 2002 schwieriger als früher, an Kredite zu kommen. 2001 waren es nur 32 %. Vor allem Mittelständler beklagten sich.

      Selbst die Bundesbank, die noch im Herbst 2002 wie auch der Sachverständigenrat keine Signale für einen „Credit Crunch“ sah, räumte im Februar-Monatsbericht ein: „Verschiedentlich scheint auch die größere Zurückhaltung der Banken im Neugeschäft zu der schwachen Kreditentwicklung beigetragen zu haben“ – in den Finanzhäusern sei es zu einem „verschärften Risikobewusstsein“ gekommen. „Die Bundesbank formuliert betont vorsichtig“, erklärt Ulrich Hombrecher, Chefvolkswirt der WestLB. „Ich lese die Monatsberichte seit 30 Jahren: Wenn die Bundesbank einen solchen Satz schreibt, dann ist an dem Argument was dran.“

      Kein Wunder, dass Volkwirte die Entwicklung mit wachsender Sorge beobachten: „Deutschland droht wie Japan in einen Teufelskreis zu geraten“, warnt Robert Prior, Ökonom bei der Bank HSBC. Andere Volkswirte sehen es nicht ganz so dramatisch: „Die größere Risikoaversion der Banken könnte sich in einem Aufschwung als Bremse erweisen – aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie einen weiteren Abwärtssog auslöst“, sagt Jens Weidmann, Generalsekretär des Sachverständigenrates.

      Noch werten die Ökonomen die restriktivere Kreditvergabe als Signal, dass die Banken versuchen, ihre Profitabilität zu retten. „Es geht um die Verbesserung der Margen und noch nicht um die Sicherung der Liquidität“, sagt Schmieding von der Bank of America. Die Gewinnspanne der deutsche Finanzhäuser gilt im internationalen Vergleich als niedrig – vor allem wegen der Strukturprobleme der Branche. „Deutschland ist mit 2 500 Banken over-banked“, betont Prior.

      Möglicherweise verschäft die Regierung die Struktur-Probleme der Banken aber – mit der Gründung der Mittelstandsbank, warnen Volkswirte. Das neue Institut soll Kredite zu Vorzugskonditionen an den Mittelstand vergeben. HVB- Ökonom Julian von Landesberger befürchtet: „Damit könnte das gesamte Preisniveau und die Margen weiter ins Rutschen kommen.“


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 13. März 2003, 09:16 Uhr
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 18:06:54
      Beitrag Nr. 2.251 ()
      Dow Jones 6000?

      Wie die Zeiten sich doch ändern – und vor allem: vergehen. Gestern habe ich auf der Suche nach der Frage, was der gute André Kostolany wohl heute denken würde, in einem Buch von 1995 geblättert. "Kostolanys Bilanz der Zukunft" – André Kostolany antwortet auf Fragen, gestellt von Stefan Riße.

      Auf Seite 64 ein wirkliches Prachtstück: "Ist es möglich, dass der Dow Jones noch in den Neunziger Jahren die Marke von 6000 Punkten erreicht?" Kostos Antwort darauf: "Möglich ist es ohne Frage. Ich sage aber nicht, dass es so kommt. Nicht dass meine Kritiker im Jahre 2000 angelaufen kommen und erzählen, ich hätte mich geirrt, weil der Dow-Jones-Index nur beispielsweise bei 4500 steht. Der Dow Jones wird 6000 Punkte erreichen, davon bin ich überzeugt."

      Die 6000-Punkte-Frage muss damals eine ungeheure Frage gewesen sein. "Ist es möglich ...?" Mich hat neulich ein Bekannter angesprochen und gesagt: "Erinnerst du dich noch an die Zeit, als wir gedacht haben, der Dax könne gar nicht über 1000 Punkte gehen?" Ja, ich weiß es noch. Doch dann passiert es plötzlich – und die Zeiten werden ganz abrupt andere. Und dann passiert wieder etwas, und die Zeiten ändern sich erneut. Es passiert eben in der Wirklichkeit viel mehr – und vor allem anders – als der kleine Kopf eines durchschnittlichen Börsianers an Phantasie hervorbringen kann.


      Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 18:08:31
      Beitrag Nr. 2.252 ()
      @bluemoons
      #2241

      ich habe ja selten einen solch grandiosen unfug gelesen!

      offensichtlich ist sich der verfasser und mit ihm die große zahl derer, auf deren veröffentlichungen er sich bezieht, nicht im geringsten darüber im klaren, was der eigentliche inhalt der gesellschaftsform sozialimus sein sollte. schon alleine die inflationäre verwendung des begriffes sozialisten im text untermauert die annahme, daß der verfasser grundsätzlich etwas anderes meint, denn sozialisten im sinne der wissenschaftliche herleitung von marx und engels ist heutzutage eigentlich keiner.

      sozialimus wird im wesentlichen durch den umstand charakterisiert, daß während dieser periode hin zur entwicklung zum kommunismus die grundlagen für ebenwelchen gelegt werden, was insbesondere die umwandlung privaten besitzes an produktionsmitteln in gesamtgesellschaftlichen besitz beinhaltet. es ist deswegen ein absoluter schwachsinn, auch nur andeutungsweise davon auszugehen, nur weil gerade globalisierung so etwas ähnliches wie weltrevolution sein könnte, eine gesellschaft aus globalmonopolistischen strukturen hätte etwas mit kommunismus zu tun. mit verlaub, es ist das blanke gegenteil! dieses monopol wird von wenigen betrieben und bringt nur einer kleinen gruppe den profit, während die übergroße masse ausgebeutet wird bei erarbeiten desselben profites. im sozialismus/kommunismus hingegen, wird der mehrwert der arbeit im sinne von profit über die geplante verteilungshoheit des gesellschaft dem erbringer der arbeit und des mehrwertes wieder zugänglich gemacht, daß heißt, alle partizipieren am gewinn des "monopols".

      einzige, wenn auch nicht ernstgemeinte möglichkeit für eine gewinnbeteiligung an privaten monopolen wäre der gedanke, ausnahmslos alle hätten anteilsscheine an den monopolen, welche gleichmäßig verteilt unter der gesamten weltbevölkerung kursieren würden - dann hätte man spaßigerweise wieder gesamtgesellschaftliches eigentum an produktionsmitteln und der monopolkapitalismus hätte sich mittels börse praktisch selber verschluckt. 100% freefloat vorausgesetzt, sowie festgesetzte maximale anzahl von anteilen pro erdenbürger. aber, es wird ja wohl nicht im ernst jemand glauben, daß es so gehen wird.......???

      gruß
      zar
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 18:25:54
      Beitrag Nr. 2.253 ()
      Werden sich die europäischen Indizes von den amerikanischen ablösen?

      Gestern kam es zu einem Bruch in der Kriegskoalition. Die Briten und Amerikaner sind sich uneins. Der innenpolitische Druck auf Tony Blair scheint einfach zu groß, er muss darauf reagieren. Das einzige Land, dass irgendwie immer noch nicht so ganz bemerkt, dass es sich immer mehr isoliert, ist Amerika. Das Problem, Amerika hat als einzige übrig gebliebene Supermacht kein gleichwertiges Gegengewicht. So fühlt sich die Regierung recht sicher.

      Doch man sollte nicht aus den Augen lassen, dass der außenpolitische Schaden für Amerika sehr groß ist. Noch wirkt sich das nicht so aus, aber das weltweite Vertrauen in die amerikanische Regierung sinkt. Das wird Folgen haben. Ich versuche es mal zu erläutern: Eine umsichtige Außen- wie Innenpolitik steht für Stabilität. Die aktuelle Politik der Amerikaner kann man beim Besten Willen nicht als "umsichtig" bezeichnen. Amerika ist aber sehr abhängig von dem Vertrauen ausländischer Investoren.

      Sollten diese immer mehr anfangen, das Vertrauen in die amerikanische Politik, die Wirtschaftskraft und in den Dollar zu verlieren, werden sie ihr Geld aus Amerika abziehen und sich neuen Märkten zuwenden. Im Moment scheint es fast so, als setze Amerika alles daran, genau das zu erreichen.

      Ich werde nun eine sehr gewagte These aufstellen: Diese Investoren werden sich Märkte suchen, die Stabilität versprechen. Ein Teil des Geldes wird sicherlich auch in den risikoreichen asiatischen Raum, hier speziell China, eventuell Japan, fließen. Was aber wird passieren, wenn der Koreakonflikt sich ausweitet?

      Dann wird eigentlich nur noch das alte Europa bleiben. Ein sicherer Hafen? Vielleicht dauert es nicht mehr lange und die Investoren entdecken, dass hier einige Aktien wirklich "billig" sind. Ich frage mich schon seit geraumer Zeit, wie folgendes zusammengeht: Viele amerikanische Aktien sind immer noch sehr hoch bewertet. Viele europäische Aktien, speziell deutsche, hingegen eher unterbewertet. Die amerikanischen Indizes haben also noch ein großes Abwärtspotential. Aber was macht der Dax dann? Auf 1000 Punkte gehen? Eine Allianz unter 25 Euro?

      Denkt man obiges Szenario weiter, dann könnte man zu dem Schluss kommen: Investoren werden irgendwann die europäischen Märkte entdecken. Die Folge: Die europäischen Märkte werden sich von dem amerikanischen Aktienmarkt abkoppeln.

      Sie kennen mich mittlerweile, ich mache immer sehr früh auf solche Dinge aufmerksam. Vielleicht zuweilen etwas zu früh. Aber ich denke, das ist ein mögliches Szenario. Man sollte es zumindest im Hinterkopf halten. Viel hängt natürlich von den weiteren politischen Ereignissen ab. Also beobachten und wenn man Tendenzen in diese Richtung erkennt, agieren. Der starke Euro ist übrigens bereits eine dieser Tendenzen.

      Morgen sollte Sie sich mal anschauen, was denn das Konjunkturprogramm von Bundeskanzler Gerhard Schröder so alles beinhaltet. Es wird sicherlich interessant. Leider ist die aktuelle politische Situation mehr als unbefriedigend. Eigentlich bräuchte Deutschland im Moment eine handlungsfähige Regierung, die sowohl im Bundestag wie auch im Bundesrat eine Mehrheit hat. In der aktuellen Situation scheinen mir wirklich einschneidende Reformen kaum möglich.

      Zur Börse: Gestern entwickelte sich dann im Dax doch noch ein deutliches Reversal-Zeichen. Leider natürlich etwas zu spät. Ich konnte im gestrigen Newsletter zwar noch drauf hinweisen, es aber nicht mehr bestätigen. Als Ersatz ein kleiner Hinweis: Schauen Sie sich den Tageschart vom Dax an und achten sie mal auf das Tages-Volumen. Immer wenn das Volumen so deutlich aus dem umliegendem Durchschnittsvolumen heraussticht wie gestern, war dies in den letzten Jahren ein Zeichen für eine zumindest kurzfristige Wende der Marktrichtung. Zumeist ein sehr verlässliches Anzeichen. Aber natürlich heißt das noch nicht, dass unbedingt eine längere Rallye anfängt. Häufig ging es nur 1–3 Tage danach hoch. Für einen kurzfristigen Zock aber immer gut. Ob der heutige Anstieg in eine Rallye mündet, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen.

      Gestern zwischen 19.00 und 20.00 Uhr haben dann auch die ersten erfahrenen Trader größere Positionen gekauft. Aufgrund dieser Beobachtung war ich davon ausgegangen, dass der Dax in der Schlussauktion noch einmal hochschießt, dem war nicht so. Zu groß sind die Zweifel.

      Noch mal zurück zum Irak-Konflikt: Die Amerikaner haben ein weiteres Problem: die Moral der US-Truppen sinkt. Man kann es kurz zusammenfassen: Sollte in der nächste Woche der Krieg nicht beginnen, dann wird dieser Krieg von Tag zu Tag unwahrscheinlicher.

      Ich möchte eigentlich gar nicht auf diese Gerüchte eingehen, dass Teile des irakischen Militärs bereit wären in einem Fall eines US-Angriffs, nicht zu den Waffen zu greifen. Auch Kapitulationsvermutungen sollte man nicht allzu ernst nehmen. Das fällt zumeist unter üsychologische Kriegsführung, Kategorie: Demoralisierung der irakischen Armee.

      Die Devisenhändler zeigten sich über Nacht ziemlich wenig erfreut über den Bruch in der Kriegskoalition und Gerüchte über Kapitulationenvermutungen. So brach der Euro heute Nacht weg. Sie werden verstehen, dass mich das ein wenig erleichtert ... Aber auch die Rohstoffe zeigen Tendenzen, die auf weiter sinkende Kursen hinweisen. Gut, umso bessere Einstiegskurse – das hat aber noch Zeit. Langfristig bleiben sowohl Gold als auch der Euro sehr interessante Invests.

      _________________________________________________________

      Überlegungen zum Irakkrieg

      Krieg ... Öl ... schlechtes Wetter ...

      Es gibt viele Gründe für die verhaltene Entwicklung der US-Wirtschaft und ihren Aktienmarkt. Der bevorstehende Krieg steht normalerweise an erster Stelle dieser Liste mit Gründen.

      Wer will jetzt schon einen größeren Betrag am Aktienmarkt investieren? Wer will sein Geld festlegen ... oder sein Unternehmen? "Ich denke, dass ich warten werde, bis der Krieg vorbei ist ..." – das ist zurzeit ein Standardsatz.

      Ich habe niemals das Streben nach Krieg verstehen können. Nicht dass ich Krieg nicht mögen würde; im Gegenteil, ich mag Krieg so gerne wie irgendjemand. Was ist erfreulicher, als zu sehen, wie die Feinde in die Luft gesprengt werden?

      Aber es gibt ein Problem; ich habe nie verstanden, wieso der Irak der Feind des Tages geworden ist. Ich dachte, Osama bin Laden wäre der Feind Nummer 1 ...

      Aber nach und nach hat sich der Nebel verflüchtigt, und wir beginnen, die Dinge klarer zu sehen. Ein Artikel im Esquire-Magazin hat mir die Kriegsziele der Bush-Administration klar gemacht. Wie ich vermutet hatte, ist der Irak nicht zum Ziel geworden, weil Saddam ein Monster ist, oder weil er angeblich den Terrorismus unterstützt. Und welche Nation hat keine "Massenvernichtungswaffen"?

      Thomas P.M. Barnett vom Naval War College erklärt: "Der wirkliche Grund, warum ich einen Krieg wie diesen unterstütze, ist die resultierende langfristige militärische Festlegung, die Amerika schließlich dazu zwingen wird, sich mit der Lücke (den Teil der Welt, der nicht pro-westlich ist) als einer strategischen Bedrohung zu befassen."

      Also, jetzt wissen wir es. Und jetzt möchte ich den Ökonomen Stephen Roach zitieren, um zu zeigen, warum ich auf dieses Thema komme:

      "Trotz dem Wunsch, die amerikanischen Truppen nach dem wahrscheinlichen Sieg im Irak wieder schnell nach Hause zu bringen, ist das Risiko einer verlängerten Präsenz im besiegten Irak ziemlich wahrscheinlich. Eine längere amerikanische militärische Präsenz im Mittleren Osten könnte weitere terroristische Aktivitäten fördern."

      "Ohne eine entschiedene Resolution zur Nachkriegsentwicklung wird sich die Dynamik der Weltwirtschaft wahrscheinlich nicht verbessern. Der Ölpreis würde wahrscheinlich nur wenig fallen. Der Unsicherheitsfaktor würde weiter bestehen – was die Unternehmen zurückhaltend machen würde, wenn es um die Einstellung neuer Arbeiter geht. Und die Konsumenten zurückhaltend, wenn es ums Geld ausgeben geht. Während dieser Krieg mit der angeblichen nationalen Sicherheit begründet wird, habe ich wenig Zweifel, dass auch diese wirtschaftlichen Themen in Washington diskutiert werden."

      Roach weiter: "Ja, es gibt auch logistische Überlegungen. Das Wetter im Mittleren Osten und die Moral der Truppen, die in den Kampf ziehen (zum Beispiel). Aber es gibt auch wirtschaftliche Überlegungen: Je länger die Verzögerung, desto größer die Chance einer Rezession – und die würde eventuell eine zweite Amtszeit von Bush verhindern."

      Roach hat Recht ... und auch wieder nicht. Er liegt falsch, wenn er über den Wunsch spricht, die US-Truppen schnell aus Bagdad zurückzuholen. Wenn sie einmal da sind, wird erwartet, dass sie da bleiben – ein mehr oder weniger dauerhafter Außenposten des amerikanischen Imperiums. Ob das gut oder schlecht sein wird, weiß ich nicht. Aber das wird den Amerikanern nicht die saubere, glückliche Nachkriegslösung geben, die sie wollen. Und es wird Geld kosten. Wer wird dafür zahlen?

      ________________________________________________________


      Dow Jones versus Nikkei

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin

      Mein Kollege Eric Fry ist auf dem Weg zu einem Treffen des "Supper Clubs" auf den Bahamas, deshalb übernehme ich heute seinen Part. Doch zur Sache:

      Der Dow Jones und der Nikkei sind derzeit in einem Wettbewerb: Wer fällt schneller? Der Nikkei hat derzeit eindeutig die Nase vorn. Aber man sollte den Dow Jones noch nicht völlig abschreiben. Denn schließlich fällt der Dollar weiter, die ausländischen Investitionen in den USA sind in den letzten 2 Jahren um 85 % zurückgegangen und die wiederholten "die USA können auch alleine gegen den Irak vorgehen"-Sprüche könnten sich auswirken ... und eine Panik würde dazu führen, dass der Dow Jones den Nikkei in seinem Abwärtstrend wieder überholt.

      Aber das "Rennen zum Boden" der beiden Mammut-Indizes könnte auch ein langes, langweiliges Absacken werden ... der Dow Jones könnte z.B. im Jahr 2013 ein neues 23-Jahres-Tief von 2.365 Punkten erreichen. Gähn. Wenn die US-Wirtschaft und deren Börsen weiterhin den Weg gehen, den Japan bereits vor 13 Jahren vorgegeben hat, dann werden wir in den USA nicht nur noch tiefer fallende Kurse sehen, sondern in naher Zukunft auch eine Rezession. Die Volkswirte haben ihre Wachstumsprognosen reduziert ... aber vielleicht noch nicht genug: "Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession ist hoch und weiter steigend", so Stephen Roach.

      Roach weiter: "Ich kann mir nicht helfen, aber ich denke, dass der Wirtschaftsplan des US-Präsidenten in Schwierigkeiten steckt. Wenn die Arbeitslosigkeit jetzt steigt, während die Wirtschaftslage stockt, dann könnten Steuererleichterungen für die reicheren Amerikaner (z.B. der Wegfall der Besteuerung von Dividenden) im US-Kongress einfach nicht durchkommen. Diese Pläne werden dann zurückgenommen werden müssen – eine bittere Pille, die das Weiße Haus schlucken müsste."

      Und man sollte nicht überrascht sein, wenn die Fed die Leitzinsen nochmals senken sollte. Die Fed folgt dem japanischen Weg – sie reduziert die Zinsen, um die Wirtschaft wiederzubeleben. In den USA sinken sowohl die Leitzinsen als auch die Zinsen am Markt. Die Renditen der langjährigen US-Anleihen sind zuletzt auf ein neues 45-Jahres-Tief gefallen.

      Aber das scheint so zu sein, in den Zeiten nach dem Platzen einer Spekulationsblase. In früheren Zeiten kamen und gingen Spekulationsblasen – wie die von John Law "Mississippi" begründete – innerhalb von Monaten, aber die heutigen Massenmärkte verlängern die Phase der wirtschaftlichen Expansion ... und deshalb auch die Phase des wirtschaftlichen Abschwungs danach.

      ___________________________________________________________

      US-Haushaltsdefizit explodiert

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Paul Krugman schreibt in der New York Times, dass sich die Haushaltsschätzungen der Budgetabteilung des US-Kongresses in den letzen zwei Jahren um 7,4 Billionen Dollar geändert haben. Vor 24 Monaten rechnete diese Abteilung damit, dass die US-Bundesregierung in den folgenden 10 Jahren einen Überschuss von 5,6 Billionen Dollar einfahren würde. Jetzt sollen es 1,8 Billionen Dollar Defizit werden. Krugman schreibt, dass selbst diese 1,8 Billionen Dollar Defizit zu optimistisch sind. Wahrscheinlich wird sich das Defizit für diesen Zeitraum seiner Meinung nach auf mindestens 3 Billionen Dollar belaufen. Ein großer Teil davon ist das Ergebnis der erhöhten "Sicherheits"- und Verteidigungsausgaben.

      *** Nach dem Lesen dieses Artikels kam ich zu dem Schluss, dass die US-Regierung Pleite gehen wird. Sie wird Schulden haben, die sie nicht bezahlen kann. Die Ausländer, von deren Krediten die US-Regierung abhängt, werden – symbolisch gesehen – die Straßenseite wechseln, wenn sie die US-Regierung auf der Straße sehen sollten. Aber wenn sich die US-Regierung nicht mehr genug Geld leihen kann, dann wird sie der Lösung des Fed-Gouverneurs Ben Bernanke folgen: Sie wird Geld "aus der Luft" schaffen, d.h. einfach drucken.

      Das Problem ist: Den Investoren wird dieses Geld nicht so gefallen, wie ihnen das alte Geld gefallen hat. Der Dollar wird einbrechen (mehr dazu im Beitrag Jimmy Rogers, weiter unten ...). Die Kurse der langlaufenden US-Anleihen – die gerade neue Rekordstände erreicht haben – werden ebenfalls fallen. Die amerikanischen Aktien werden weitere Kursverluste hinnehmen müssen – vielleicht werden sie auch ein Niveau erreichen, das Japan nach einem 13jährigen Bärenmarkt erreicht hat.

      Was für eine verrückte und bemerkenswerte Sache! Da übernehmen die USA großzügigerweise und selbstlos die Rolle des "Polizisten der Welt" – und die undankbaren Ausländer weigern sich, dafür zu bezahlen. In den USA werden das einige geopolitische Illusionisten unfair und vielleicht auch nicht hinnehmbar finden. In ihren Augen bieten die USA ein notwendiges und wertvolles Gut – Sicherheit.

      Einer dieser Leute, ein gewisser Mr. Barnett, sagt über den bevorstehenden Krieg: "Das ist die richtige Sache. Und jetzt ist die Zeit dafür richtig, und wir sind das einzige Land, das diesen Krieg führen kann. Die Freiheit kann im Mittleren Osten nicht ohne Sicherheit blühen, und Sicherheit ist das einflussreichste Exportgut unseres Landes."

      Das Problem habe ich bereits weiter oben identifiziert. Die Bush-Regierung mag Sicherheit exportieren – ob die Welt das mag oder nicht. Aber wer wird dafür bezahlen? Vielleicht denkt die US-Regierung, dass die Ausländer weiterhin Dollar akzeptieren werden – egal, wie viele davon gedruckt werden. Aber die ausländischen Investoren sind nicht dauerhaft dumm, nur zeitweise – genau wie die amerikanischen Investoren.

      Meine Prognose kennen Sie: Kaufen Sie Gold.

      Aber wer weiß, was kurzfristig passieren wird. Vielleicht wird der Krieg aus Sicht der US-Regierung besser laufen, als jeder erwartet (obwohl die Erwartungen in den USA bereits sehr hoch sind). Und vielleicht wird der Goldpreis dann auch fallen, und die Aktienkurse werden steigen. Wenn das der Fall sein sollte ... sollte man noch mehr Gold kaufen.

      *** Ich habe noch etwas Interessantes für Sie: Eine Liste mit allen Ländern, die die USA seit dem Zweiten Weltkrieg bombardiert haben:

      China 1945–46 Korea 1950–53 China 1950–53 Guatemala 1954 Indonesien 1958 Kuba 1959–60 Guatemala 1960 Kongo 1964 Peru 1965 Laos 1964–73 Vietnam 1961–73 Kambodscha 1969–70 Guatemala 1967–69 Grenada 1983 Libyen 1986 El Salvador in den 1980ern Nikaragua in 1980ern Panama 1989 Irak 1991–99 Sudan 1998 Afghanistan 1998 Jugoslawien 1999

      Nun, alle diese Episoden hatten ein gutes Ende ... oder nicht?

      ____________________________________________________-




      Die Abwärtsspirale

      von Jim Rogers

      Ende Januar bestätigte der US-Senat John Snow als neuen amerikanischen Finanzminister – den 73. Finanzminister in der über zweihundertjährigen Geschichte der USA. Snow hat wie seine beiden Vorgänger versprochen, eine Politik des starken Dollar zu verfolgen und außerdem Schritte für eine wirtschaftliche Erholung einzuleiten, die langfristiges Wachstum sichern soll.

      Nun, ich weiß, dass Mr. Snow gerade erst seinen neuen Job angetreten hat, aber ich habe direkt ernüchternde Nachrichten für ihn. Er kann so lange er will über seine angebliche "Politik des starken Dollar" reden – solange er nicht damit beginnt, die Währung verantwortlicher zu managen, wird das alleine nichts nützen. Der Dollar fällt nicht nur mal eben; er befindet sich in einem neuen Abwärtstrend. Wenn nicht bald etwas getan wird, dann glaube ich, dass der Dollar seinen Status als DIE Reservewährung der Welt verlieren könnte. Und seinen Status als weltweites Zahlungsmittel. Das würde zu einem großen Rückgang des Lebensstandards der US-Bürger führen, zu einem Rückgang wie nie zuvor seit der Weltwirtschaftskrise.

      Einige werfen mir vor: "Oh, Jim, du bist nur extrem. Das würde nie passieren. Der Dollar steht schließlich seit Dekaden an der Spitze."

      Das stimmt, aber mir scheint, dass die Leute vergessen, dass auch eine Vormachtstellung nicht von Dauer sein muss. Eine starke Währung spiegelt solide wirtschaftliche Fundamentals wieder: Wenig oder keine Schulden, einen Überschuss in der Außenhandelsbilanz, eine stabile Zahlungsbilanz und wachsende Devisen- und Goldreserven.

      Wenn man sich die USA ansieht, dann sieht das Bild ein klein wenig anders aus. Die amerikanische Auslandsverschuldung liegt bei 6,4 Billionen Dollar (!), alleine die Zinszahlungen belaufen sich auf jährliche 333 Milliarden Dollar. Die USA importieren weit mehr, als sie exportieren. Die Devisen- und Goldreserven liegen konstant bei ca. 60 Milliarden Dollar. Jedes Jahr ziehen die USA weniger direkte ausländische Investitionen an. Das Zahlungsbilanzdefizit liegt bei 500 Milliarden Dollar pro Jahr. Mit anderen Worten: Es kostet die USA pro Tag etwa 1,3 Milliarden Dollar, den Dollar lebendig zu erhalten. Wenn die Ausländer begännen, ihre Investitionen in den USA abzuziehen, würden die 60 Mrd. Dollar-Reserven für gerade einmal 3 Minuten reichen. Die USA sind wie ein unglaubwürdiger Schwager, der sich immer weiter Geld leiht, dabei verspricht, die Schulden bald zurückzuzahlen – aber das niemals tut. Irgendwann drehen die Leute so jemandem den Geldhahn zu.

      Als Ergebnis davon fällt der Dollar weiterhin. Im letzten Jahr hat er gegenüber dem Euro 18 % und gegenüber dem Yen 10 % verloren. Das war noch keine Katastrophe, aber immerhin ein substanzieller Rutsch. Angesichts eines Krieges, einer nur schleppenden wirtschaftlichen Erholung und der zukünftigen Terrordrohung gibt es wenig Hoffnung, dass sich die Dinge für den Dollar verbessern. Was noch schlimmer ist: Die Leute in Washington tun wenig, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern. Der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan ist der erste, der Geld in die Wirtschaft pumpt und den Investoren die Illusion gibt, dass die Dinge nicht so schlecht sind, wie sie wirklich sind. Aber Greenspan gibt das Signal dazu, den Dollar zu verkaufen. Manchmal frage ich mich, ob die Zentralbank einfach so lange Geld drucken will, bis es in den USA keine Bäume mehr gibt. Die Leute sagen, dass eine Inflation kein Thema sei, aber wenn man in den USA einkaufen geht, dann merkt man, dass dies nicht unbedingt der Fall ist.

      Die Geschichte lehrt uns, dass ein so unkluges monetäres und fiskalisches Verhalten immer zu einem wirtschaftlichen Desaster geführt hat. In den frühen 1920ern hatte eine gewaltige Inflation die deutsche Währung zerstört. Die deutschen Arbeiter wurden zweimal pro Tag bezahlt, da der Kaufkraftverlust innerhalb weniger Stunden gewaltig war. Man brauchte am Ende fast eine Schubkarre voll Geld, um ein Brot zu kaufen. In Großbritannien wurde in den 1970ern die Geldmenge gewaltig vergrößert, bis die Schulden außer Kontrolle gerieten. Plötzlich wollte niemand im Ausland mehr britische Anleihen kaufen. Schließlich musste der Internationale Währungsfonds einspringen. Ein ziemlicher Abschwung für ein Land, das 50 Jahre vorher noch das reichste Land der Welt gewesen war.

      Sie wollen ein aktuelleres Beispiel? Nehmen wir Argentinien. Die argentinische Währung hat zuletzt so viel Wert verloren, dass die Regierung den Bürgern verboten hat, Geld von Konten abzuheben. Man könnte auch auf einige asiatische "Tiger" blicken, deren Währungen in den 1990ern kollabierten ... oder nach Malaysia, wo die Regierung 1997 alles den "bösen Ausländern" anlastete und die Bankkonten blockierte.

      Also weshalb unternimmt die US-Regierung nichts gegen den fallenden Dollar? Einerseits hat ein fallender Dollar kurzfristig gewisse Vorteile. Ein fallender Dollar ist gut für die amerikanische Exportindustrie, die mit ausländischen Gesellschaften konkurrieren muss. Wenn der Dollar fällt, dann fallen ihre Herstellungskosten (die in Dollar abgerechnet werden), und der Wettbewerb ist für diese Gesellschaften einfacher. Die globale Weltwirtschaftslage läuft schleppend, und der fallende Dollar macht die US-Exporteure wettbewerbsfähiger. Durch den fallenden Dollar wird wieder einmal die Illusion geschaffen, dass die Dinge besser seien, als sie wirklich sind.

      Bedenken Sie auch Folgendes: Auch wenn es den amerikanischen Exporteuren bei einem fallenden Dollar besser gehen sollte – den ausländischen Exporteuren geht es dann schlechter. Die Welt insgesamt profitiert nicht. Und was den amerikanischen Exporteuren hilft, muss nicht notwendigerweise gut sein für die amerikanischen Konsumenten. Denn schließlich steigen die Kosten für importierte Güter. Wenn die ausländischen Güter teurer werden, dann werden die Preise in den USA steigen.

      Das größere Problem für die amerikanische Wirtschaft wäre es, wenn die ausländischen Investoren und Regierungen ihren Appetit auf den Dollar verlieren würden. Die amerikanischen Zinssätze – die jetzt absurd tief sind – müssten wieder steigen, um den Ausländern einen Anreiz zu geben, wieder im Dollarraum zu investieren. Sonst werden sie ihr Geld woanders anlegen. Historisch gesehen haben die Investoren ihr Geld immer in sichere Häfen gebracht, wenn sie bemerkt haben, dass die Währung, in der sie ihr Geld angelegt haben, vor weiteren deutlichen Verlusten steht. Ein solcher sicherer Hafen ist seit Jahren der Schweizer Franken, ein Synonym für monetäre Stabilität.

      Währungen wie der Schweizer Franken, der japanische Yen oder die dänische Krone – ich habe übrigens in diesen drei Währungen Geld angelegt – sind zwar in besserer Verfassung als der Dollar, aber ich habe trotzdem kein großes Vertrauen in diese Währungen. Diese drei Länder haben schließlich die gefährliche amerikanische Gewohnheit übernommen, ihre Währungen zu manipulieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Warum das so ist: Wenn die Währung eines Landes stark ist und die Währungen der anderen Länder gegenüber dieser Währung fallen, dann werden die Exporte dieses Landes teurer, und die Wettbewerbsposition dieses Landes verschlechtert sich. Deshalb wird dieses Land wahrscheinlich die Geldmenge erhöhen, die Zinssätze anpassen, um den Höhenflug der eigenen Währung zu stoppen, damit die eigenen Produkte wettbewerbsfähig bleiben.

      Und was ist mit dem Euro? Er ist offensichtlich stärker als der Dollar, der im letzten Jahr 18 % gegenüber dem Euro verloren hat. Ich glaube, dass der Erfolg oder das Scheitern des Euro eine der wichtigsten Fragen des 21. Jahrhunderts ist, eine mit gewichtigen Implikationen für die Weltwirtschaft. Die Welt braucht den Euro, weil sie eine Alternative für den Dollar braucht. Es gibt derzeit nur zwei Währungen, die liquide genug sind, um eine Reservewährung für die Welt sein zu können: Den Dollar und den japanischen Yen (der Schweizer Franken mag eine gesunde Währung sein, aber es gibt einfach nicht genügend Schweizer Franken).

      Die Europäische Union hat alles, was den Aufstieg des Euro zu einer Reservewährung der Welt unterstützen würde: Eine große Bevölkerungsbasis, einen Handelsbilanzüberschuss. Die meisten Staaten der Europäischen Union sind Gläubiger, nicht Schuldner. Wenn der Euro Erfolg hat, dann könnten die Leute damit aufhören, den Dollar als Reservewährung und weltweites Zahlungsmittel zu nutzen.

      Dennoch glaube ich, dass der Euro eine Währung mit Fehlern ist. Viele der 12 Staaten der Eurozone haben Probleme. Deutschland, das in der Mitte des letzten Jahrhunderts der Musterknabe des fiskalisch verantwortungsbewussten Handelns wurde, hat mittlerweile einen riesigen Schuldenberg aufgetürmt (erinnert sich in Deutschland niemand mehr an die Schubkarren voll Geld während der Mega-Inflation der 1920er?). Die Portugiesen haben ein hohes Defizit in der Staatskasse. Die Franzosen wollen sich nicht an den EU-Stabilitätspakt halten. Was passiert, wenn diese Länder ihre Staatsfinanzen nicht in den Griff bekommen? Wird Brüssel dann Panzer nach Lissabon schicken? Ich bezweifle das. Es könnte Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern, bis diese Probleme gründlich beseitigt worden sind. Erinnern Sie sich, was der Euro alles geändert hat: Die Banksysteme haben sich geändert. Die Bilanzierungspraktiken haben sich geändert. Sogar die Parkuhren mussten umgestellt werden. Wenn der Euro scheitern sollte oder auch nur ernsthafte Probleme bekommen sollte, dann könnte es große wirtschaftliche Verluste geben.

      Deshalb ist der Euro eines der wichtigsten Themen der Welt: 1. Wenn er Erfolg haben wird, dann wird er den Dollar als Welt-Reservewährung ersetzen, was Auswirkungen für uns alle haben wird. 2. Wenn er scheitert, dann werden Hunderte Milliarden Dollar/Euro verloren sein.

      Bis zur Entscheidung investiere ich auch in Euro, denn der Euro hat weniger Fehler als der Dollar.

      Wie lange wird sich der Dollar noch halten können? Ein Jahr? Eine Dekade? Ich bin mir da nicht sicher. Solange keine andere Währung eindeutig auf den Plan tritt – und die EU hat mit dem Euro noch ihre Probleme – wird die US-Regierung wahrscheinlich in der Lage sein, weiterzuwursteln. Aber die Geschichte hat gezeigt, dass kein Land der Welt aus so einer verfahrenen Situation herausgekommen ist, ohne zumindest eine teilweise Krise zu erfahren.

      Aber erinnern Sie sich: Immer, wenn es eine solche Krise gab, trat eine neue Macht auf die Weltbühne. Vor 100 Jahren hätten nur wenige Leute geglaubt, dass der Dollar die dominierende Währung der Welt werden würde. Aber es gibt immer einen Phoenix, der aus der Asche steigt. Wer wird dieser Phoenix im 21. Jahrhundert sein? Ich schätze, dass der chinesische Yuan seinen Tag in der Sonne haben wird – und ganz bestimmt dann, wenn der Euro scheitern sollte.

      China erfüllt die Voraussetzungen für eine starke Währung: Eine große Bevölkerung, einen großen Zahlungsbilanzüberschuss. China ist jetzt der größte Importeur der Welt, und der zweitgrößte Gläubiger der Welt (Japan steht an erster Stelle). Die chinesische Währung ist noch nicht konvertibel, aber das wird sich bald ändern, da China der WTO beigetreten ist. Es gibt noch jede Menge kultureller Barrieren – u.a. die Angst vor den kapitalistischen Interessen –, aber nichts beseitigt Angst so gut wie ein stetiger Geldfluss in die eigenen Koffer.

      In den USA sprechen wir vom "Gresham`s Law", wenn wir meinen, dass schlechtes Geld dazu tendiert, gutes Geld zu verdrängen. Nun, ob es uns gefällt oder nicht: Der Dollar ist schlechtes Geld geworden. Trotz der Proklamationen aus Washington ("Politik des starken Dollar") sehe ich keinen Grund, warum der Dollar nicht weiter fallen sollte. Die USA werden Ihre Defizite weiterhin vom Ausland finanzieren lassen – bis zu dem Tag, wenn die Gläubiger sagen, dass es reicht. Und dieser Tag könnte nicht weit entfernt sein.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 20:06:51
      Beitrag Nr. 2.254 ()
      Airline-Aktien sind Risikopapiere
      Experten: Flugzeugtitel bergen große Gefahren - Aber interessante Chancen für Trader

      von Daniel Eckert


      Wohin geht die Reise?
      Foto: ddp
      Berlin - Über den Wolken herrscht derzeit alles andere als eitel Sonnenschein und Unbekümmertheit. Im Gegenteil, selten zuvor war die Stimmung in der Luftfahrtindustrie so schlecht. Hauptgrund ist die sich hinziehende Irak-Krise. Der steigende Ölpreis verteuert den Treibstoff Kerosin, gleichzeitig verdirbt die Angst vor möglichen Terroranschlägen den Menschen die Lust am Reisen. Folge: Die Einnahmen sinken, die Kosten steigen. Die Gewinne der Airlines geraten gleich von zwei Seiten unter Druck. Da wundert es nicht, dass sich die Aktien großer US-Fluggesellschaften seit Anfang des Jahres um bis zu 50 Prozent verbilligt haben.


      Wie ernst die Lage der Branche ist, wurde Mitte der Woche durch eine Studie des US-Luftfahrtbandes ATA unterstrichen. Darin prognostizieren Experten, dass die amerikanischen Fluggesellschaften selbst im günstigsten Verlauf der Irak-Krise wohl weitere 70 000 Stellen abbauen müssen. Die Verluste, die sich bereits auf 6,7 Mrd. Dollar belaufen, würden auf mehr als zehn Mrd. Dollar steigen. Bei einem länger dauernden Krieg, der mit Terroranschlägen einhergeht, könnte das Minus sogar auf 13 Mrd. Dollar anschwellen. Dann stünden in den USA bis zu 100 000 Jobs auf der Kippe. Nach Veröffentlichung der Studie knickten die Kurse großer US-Flugverkehrsunternehmen wie Delta oder AMR (American Airlines) um mehr als zwanzig Prozent ein.


      Auch wenn sich die Notierungen inzwischen wieder etwas erholen konnten, sind die Aussichten düster. Den ATA-Analysten zufolge besteht eine nicht zu vernachlässigende Gefahr, dass es bei einem ungünstigen Kriegsverlauf zu Konkursen sogar bei großen Fluggesellschaften kommt. Im schlimmsten Fall, resümiert die Studie, sei sogar das Überleben der privaten Luftfahrtbranche in den USA Frage gestellt. Am Ende könnte die Verstaatlichung mehrerer Carrier stehen.


      Auch in Europa wird die Luft für die Fluggesellschaften dünn. Nach Auffassung der Analysten der Investmentbank Credit Suisse First Boston sind zumindest die großen drei Airlines des Kontinents - Air France, British Airways (BA) und Deutsche Lufthansa - für Anleger allesamt "nicht besonders attraktiv". Besonders kritisch sehen sie die BA-Aktie. Einen negativen Ausblick gibt auch Stratege Andrew Light von Schroder Salomon Smith Barney. Er nahm eben erst die Gewinnschätzungen für BA zurück und hält die Aktie nunmehr für ein Hochrisiko-Papier.


      Doch nicht alle Experten sehen derart schwarz. "Im Vergleich zu ihren amerikanischen Konkurrenten haben die europäischen Fluggesellschaften eine gesunde Bilanzstruktur", betont Hans Huff, Stratege bei der Bankgesellschaft Berlin. Die Risiken durch höhere Kerosin-Preise seien weitgehend abgefedert, und der Rückgang der Passagierzahlen werde vorübergehend sein. "Der langfristig Wachstumstrend der Luftverkehrsbranche wird durch einen Irak-Krieg nur zeitweise unterbrochen." Langfristig orientierten Investoren empfiehlt Huff vor allem die Lufthansa-Aktie.


      J.P. Morgan betrachtet die Airline-Aktien dagegen eher als kurzfristige Spekulationschance. Anleger sollten den enormen Kursverfall der Werte ausnutzen und vor Kriegsausbruch einsteigen, rät die Investmentbank. Eine Erholungsrallye und rückläufige Ölpreise könnten die Kurse um 100 bis 150 Prozent nach oben treiben.


      Artikel erschienen am 14. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 20:09:02
      Beitrag Nr. 2.255 ()
      US-Aktionäre wehren sich: Immer mehr Unternehmen müssen vor Gericht

      Zahl der Anzeigen um mehr als 30 Prozent gestiegen - Bilanzskandale stehen im Mittelpunkt - Beklagte Gesellschaften verlieren fast zwei Billionen Dollar an Marktkapitalisierung


      New York - Die Klagen von US-Aktionären gegen Unternehmen sind im letzten Jahr dramatisch um über 30 Prozent gestiegen. Die beklagten Gesellschaften haben die Rekordsumme von immerhin 1,9 Billionen Dollar an Marktwert verloren.


      In einem Jahr, das durch Bilanzskandale und aufgeblähte Gewinne erschüttert wurde, müssen sich 224 Unternehmen vor Gericht wegen des Vorwurfs des Aktienbetrugs verantworten, geht aus einer Studie von Cornerstone Research hervor. "Bei den Klagen, die heutzutage eingereicht werden, geht es in erster Linie um die Bilanzierung", berichtet Joseph A. Grundfest, früher Kommissar bei der US-Börsenaufsicht SEC und heute Professor an der Stanford Law School: "Vor fünf bis sechs Jahren sah das noch anders aus." Drei Prozent der an den US-Börsen notierten Unternehmen wurden 2002 des Wertpapierbetrugs angeklagt, unter anderem AOL Time Warner, Vivendi Universal, Adelphia Communciations, Bristol-Myers Squibb, Tyco International, Citigroup und Martha Stewart Living Omnimedia. Das ist ein Anstieg von 2,3 Prozent gegenüber 2001 und ein Rekordwert seit 1995, als das US-Recht für Wertpapierklagen überarbeitet wurde. "Ich bin überrascht, dass es nur zu so wenigen Klagen gekommen ist, bei all den Skandalen, die ans Licht gekommen sind", konstatiert Melvyn I. Weiss, Partner bei Milberg Weiss Bershad Hynes & Lerach. In den siebziger Jahren, als die Gesetze noch nicht so restriktiv waren, gab es pro Jahr 150 bis 200 Klagen von den Aktionären. Seine Kanzlei, die mit 205 Juristen die größte Sozietät im Bereich Wertpapierbetrug ist, vertritt die führenden Aktionärskläger bei den Sammelklagen gegen Enron, Global Crossing und Martha Stewart. Bei den Prozessen geht es um größere Kursverluste als in der Vergangenheit. Der Wertverlust von 1,9 Billion Dollar bei den angeklagten Unternehmen liegt 24 Prozent über dem Vorjahreswert von 1,5 Billionen Dollar. 1996 ging es bei den wegen Wertpapierbetrugs angeklagten Unternehmen nur um 45 Mrd. Dollar an verlorenem Marktwert. "Andere Kräfte außer dem Unternehmensbetrug sind für die Aktienkursrückgänge verantwortlich", beispielsweise die allgemeine Talfahrt an den Börsen, erläutert Koji F. Fukumura, Anwalt bei Cooley Godward in San Diego. Drei Branchen standen im Zentrum der Betrugsklagen im letzten Jahr. Das waren die Bereiche Kommunikation, nicht-konjunkturabhängige Konsumgüter und Finanzen. Der Technologiesektor, zu dem die Segmente Computer, Software und Halbleiter gehören, wurde am vierthäufigsten verklagt. 20 Prozesse wurden angestrengt nach 26 im Jahr 2001. "Wenn wir uns die Branchen anschauen, sind es nicht die High-Tech-Unternehmen, die verklagt werden, sondern traditionelle, alteingesessene Konzerne", berichtet Grundfest. Bei den Unternehmen, die an der American and New York York Stock Exchange notiert sind, war Rückgang des Börsenwerts im Fall einer Klage im Schnitt doppelt so hoch wie bei Nasdaq-Werten.


      Bei knapp drei Fünftel der Klagen wird den Firmen vorgeworfen, gegen die Bilanzregeln verstoßen zu haben. In der Hälfte der Fälle behaupten die Kläger, dass die Unternehmen Einnahmen unkorrekt verbuchten.


      Die federführenden Konsortialbanken und die Wirtschaftsprüfer wurden in sieben Prozent der Fälle angeklagt. Nach dem US-Wertpapierrecht ist es schwieriger, Wirtschaftsprüfer und Juristen sowie andere Berater zu verklagen als die Unternehmen. Nicht in der Studie enthalten sind über 300 Sammelklagen, bei denen den Konsortialführern vorgeworfen wird, dass sie Aktien bei Neuemissionen bevorzugt zugeteilt haben. Bloomberg




      Artikel erschienen am 14. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 20:11:23
      Beitrag Nr. 2.256 ()
      Die Spekulation auf eine Trendwende ist riskant

      Hohe Dividendenrendite spricht für Erholung der Börse - Aber viele Dax-Unternehmen müssen Ausschüttung kürzen


      von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz

      Berlin - Folgen auf sieben schlechte Börsentage auch sieben gute Börsentage? Diese Frage stellten sich am Donnerstag viele Anleger, nachdem sich der Dax mit einem Plus von zeitweise rund fünf Prozent eindrucksvoll zurückmeldete. Das deutsche Aktienbarometer beendet damit seine längste Negativserie seit 1999. Der Knackpunkt ist nun, ob die Erholung lediglich eine technische Gegenreaktion auf die katastrophalen Abschläge zuvor oder Zeichen für die Bildung eines tragfähigen Bodens ist.


      Zumindest beim Blick auf die Dividendenrenditen stellt sich verhaltener Optimismus ein. Denn mit den Ausschüttungen der Dax-Unternehmen lässt sich derzeit eine Durchschnittsrendite erzielen, die nur knapp unter der von zehnjährigen Bundesanleihen liegt. Während die Dax-Titel derzeit mit 3,4 Prozent rentieren, erbringen die Staatsanleihen rund 3,8 Prozent. Und erfahrene Börsianer wissen: Immer wenn sich die Renditen von Aktien und Festverzinslichen in der Vergangenheit annäherten, kündigte sich damit eine Rallye an den Aktienmärkten an. "Viele Werte sind durch ihre Dividenden so attraktiv, dass ein weiterer Kursverfall extrem unwahrscheinlich ist", erklärt ein Frankfurter Händler seine Zuversicht.


      Ganz oben auf der Hitliste der Dividendenrendite steht etwa TUI. Der Luftfahrt- und Reisekonzern zahlte zuletzt 77 Cent pro Aktie. Beim aktuellen Kurs von 8,99 Euro errechnet sich daraus eine fast zweistellige Dividendenrendite. Doch die Hoffnung auf eine "Wende durch Dividende" hat einen entscheidenden Haken. Für die Berechnung werden immer die im vergangenen Jahr gezahlten Ausschüttungen herangezogen. Inwieweit es sich die Gesellschaften leisten können, ihre Aktionäre dieses Jahr mit einer gleich hohen Dividende zu beglücken, ist in vielen Fällen fraglich. Das verdeutlicht auch das Beispiel TUI. Hier rechnen Analysten im laufenden Jahr nur noch mit einem Gewinn von rund einem Euro pro Aktie. Will heißen: Wollten die Hannoveraner die Höhe der Dividende beibehalten, würde dies fast den gesamten Gewinn absorbieren. Angesichts der hohen Verschuldung und einer möglichen Abstufung durch die Ratingagenturen wäre dies betriebswirtschaftlicher Unfug.


      Viele Unternehmen haben daher schon angekündigt, dieses Jahr die Dividende ausfallen zu lassen, darunter die Deutsche Telekom und die Hypo-Vereinsbank. Sie nutzen das Geld lieber, um ihre Schulden zurückzuzahlen oder Kreditrisiken abzusichern.


      Experten warnen daher, blind auf hohe Dividendenrenditen zu setzen. Vielmehr müssen Anleger die Gewinnentwicklung der Unternehmen im Blick behalten. Hilfreich ist dabei der Dividendenschutzfaktor. Diese Kennzahl setzt die Dividende ins Verhältnis zum prognostizierten Ergebnis und gibt so Auskunft, inwieweit die Ausschüttung durch die Geschäftsentwicklung abgesichert ist.


      Mit einem Faktor von rund eins befinden sich Bayer, MLP, RWE, TUI, Metro und BASF im problematischen Bereich. Europas größter Versicherer, die Allianz, hat gar einen Dividendenschutzfaktor von unter eins. Im Klartext: Die Zahlungen müssten komplett aus der Substanz geleistet werden. Einzig das hohe Gut der Dividendenkontinuität spricht dafür, dass die Ausschüttung nicht ins Wasser fällt. Auf der sicheren Seite scheinen dagegen Deutsche Börse, Adidas, BWM, SAP, Volkswagen, Fresenius und Altana zu stehen, da sie einen Dividendenschutzfaktor von drei oder mehr aufweisen.


      Nach Schätzung von Experten dürfte die "sichere" Dividendenrendite beim Dax insgesamt somit nicht bei 3,4 Prozent, sondern lediglich bei etwas über zwei Prozent liegen. Eine durch hohe Dividendenrenditen ausgelöste Trendwende dürfte also noch auf sich warten lassen.


      Artikel erschienen am 14. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 20:21:33
      Beitrag Nr. 2.257 ()
      Devisen
      „Dollarerholung“ dürfte begrenzt bleiben


      13. März 2003 Die Finanzmärkte sind hypernervös. Das zeigt sich nicht nur an teilweise dramatischen Kursbewegungen einzelner Aktien, sondern auch am Devisenmarkt. Auch dort hatten Gerüchte, die über den US-Sender CNN bekannt wurden, den Handel dominiert, dass die USA in geheimen Kapitulationsverhandlungen mit den irakischen Militärs stünden. Das würde auf ein schnelles Ende eines militärischen Irakkonfliktes schließen lassen.

      Das führte dazu, dass in den vergangenen Stunden nicht nur einige spekulative Europositionen abgebaut wurden und die Gemeinschaftswährung bis auf ein Tagestief von 1,0852 Dollar führten, sondern auch bei anderen Währungen kam es kurzfristig zu deutlichen Reaktionen. So sind beispielsweise nur noch 59,17 US-Cents notwendig, um einen australischen Dollar zu erwerben - noch vor zwei Tagen waren dafür in der Spitze 61,80 Cents nötig gewesen, sondern auch der Neuseelandollar und der Kanadadollar gaben gegen den Greenback deutlich nach.

      Fundamentalfaktoren sprechen gegen den Dollar

      Das sind allerdings kurzfristige, vor allem spekulativ getriebene Bewegungen. Sie dürften an der langfristigen Entwicklung kaum etwas ändern. Und dort sprechen die bekannten Faktoren - Leistungsbilanz- und Budgetdefizit, hohe Verschuldung, geringe Sparquote, industrielle Überkapazitäten et cetera, nach wie vor gegen den Dollar. Auch charttechnisch sind die Kursverluste bisher kein Beinbruch. Solange sich der Euro über der Marke von 1,0840 Dollar hält, bleibt der kurzfristige, seit Dezember des vergangenen Jahres etablierte Trend bestehen. Und selbst wenn der doch gebrochen werden sollte, wäre ein weiterer Rückgang bis auf 1,07 Dollar je Euro nicht dramatisch.

      Bhanu Baweja geht als Währungsstratege bei UBS Warburg davon aus, dass einige Marktteilnehmer die Gerüchte genutzt haben könnten, um „überdehnte“ Positionen abzubauen. In dem Moment jedoch, in dem der Krieg wieder zum Thema werde, würde sich der Dollar weiter nach oben bewegen. Auf Sicht eines Monats werde der Euro bei 1,11 Dollar liegen.

      Marktteilnehmer „neutralisieren“ spekulative Positionen

      Ein ähnliches Szenario entwickelt auch Sonja Marten von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Die stärksten spekulativen Positionen seien in der jüngeren Vergangenheit im Euro-Dollar, Dollar-Yen, Dollar-Kanadadollar und Aussiedollar-Dollar aufgebaut worden. Jetzt, da sich der militärische Teil des Irakkonflikts offensichtlich immer mehr nähere, neutralisierten einige Marktteilnehmer ihre Positionen, um nicht auf falschen Fuß erwischt zu werden.Im Verhältnis von Euro zu Dollar sieht sie eine starke Unterstützung bei 1,0826, beim australischen Dollar bei 0,5885. Sollte Dollar-Yen die Marke von 118,42 überwinden, sei der Weg bis auf 119 Yen je Dollar offen. Kurzfristig könne der Dollar zwar unter Umständen noch etwas zulegen, aber mittelfristig würden sich die fundamentalen Faktoren durchsetzen. Und die sprächen gegen den Dollar.

      Insgesamt betrachtet dürften aus diesen Gründen weitere Kurserholungen des Dollars als günstige Gelegenheiten darstellen, die Währung günstig loszuwerden. Da das viele Firmen und institutionelle Anleger genau so sehen dürften und die Gelegenheit für Kurssicherungsmaßnahmen nutzen könnten, dürfte die „Dollarerholung“ relativ begrenzt bleiben.

      Der Chart zeigt die Entwicklung des Euro gegen den Dollar auf Sicht eines Jahres

      @cri
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 13.03.03 20:40:25
      !
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      Avatar
      schrieb am 14.03.03 14:14:23
      Beitrag Nr. 2.259 ()
      Trim Tabs: US-Aktienfonds mit massiven Abflüssen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Aktienfonds, die primär auf dem US-amerikanischen Markt investieren, verloren in der vergangenen Woche Kundenkapital von $4.3 Milliarden, nachdem bereits in der Vorwoche ein Mittelabfluss von $1.8 Milliarden festgestellt werden konnte. Dies berichten die Fondsspezialisten von Trim Tabs. Anleihenfonds gewannen $2.3 Milliarden nach $2.7 Milliarden in der Vorwoche.
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 14:17:56
      Beitrag Nr. 2.260 ()
      WSJ: Volkswirte senken BIP-Prognose
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Wie das Wall Street Journal (Freitagsausgabe) berichtet, rechnen Volkswirte durchschnittlich mit einem Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten im ersten Quartal 2003 von 2%, nachdem die Konsensschätzung im Februar noch von 2.5% ausging. Die Senkung der Prognosen wurde auf die Kriegsangst, den steigenden Ölpreis und der angespannten Lage am Arbeitsmarkt zurückgeführt.
      _______________________________
      Das 2 % Wirtschaftswachstum findet auf dem Papier statt.
      Papier ist halt geduldig.
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 14:34:58
      Beitrag Nr. 2.261 ()
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 14:39:25
      Beitrag Nr. 2.262 ()
      14.03. 14:30
      US: Erzeugerpreise steigen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der Produzentenpreisindex stieg um 1% (Prognose: 0.7%), während die Kernrate ohne den Nahrungsmittel- und Energiesektor um 0.5% (Prognose: -0.2%) fiel. Die Energiepreise kletterten um 7.4% an. Das ist der größte Anstieg der Energiepreise seit Oktober 1990, als die Operation „Wüstensturm“ im Irak begann. Die Preise auf der Großhandelsebene wuchsen um 18.8% und damit so stark wie seit April 1999 nicht mehr.
      _____________________________________________________

      14.03. 14:30
      US: Erzeugerpreise steigen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der Produzentenpreisindex stieg um 1% (Prognose: 0.7%), während die Kernrate ohne den Nahrungsmittel- und Energiesektor um 0.5% (Prognose: -0.2%) fiel. Die Energiepreise kletterten um 7.4% an. Das ist der größte Anstieg der Energiepreise seit Oktober 1990, als die Operation „Wüstensturm“ im Irak begann. Die Preise auf der Großhandelsebene wuchsen um 18.8% und damit so stark wie seit April 1999 nicht mehr.
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 18:00:55
      Beitrag Nr. 2.263 ()
      US: UoM Verbrauchervertrauen geht zurück
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der Index zum Verbrauchervertrauen der University of Michigan lag zuletzt bei 75.0(Prognose: 78) nach 79.9 im Februar. Die Erwartungskomponente fiel von 69.9 auf 67.2, während die Lagekomponente von 95.4 auf 87.1 zurückging.
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 18:24:48
      Beitrag Nr. 2.264 ()
      Wussten Sie schon, dass... ?
      (14.03.2003)

      Die landläufige Ansicht, eine starke Volkswirtschaft bewirke auch eine starke Währung, ist bei genauerer Betrachtung empirischer Zahlen nicht zu halten.

      (Quelle: Merrill Lynch)

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 18:46:43
      Beitrag Nr. 2.265 ()
      US-Wirtschaftsdaten

      von Jochen Steffens

      Der US-Erzeugerpreisindex ist um 1,0 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,6 bis 0,8 % nach zuletzt 1,6 %. Die Kernrate ist um 0,5 % zurückgegangen. Erwartet wurde sie mit 0,0 bis +0,1 % nach +0,9 %. Dass die Erzeugerpreise immer weiter steigen, dürfte zum einen Folge des schwachen Dollars und zum anderen Folge des hohen Ölpreises sein.

      Die US-Lagerbestände im Januar sind um 0,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,2 % nach zuvor noch +0,7 % (revidiert von +0,6 %).

      Die US-Industrieproduktion ist um 0,1 % gestiegen. Erwartet wurden –0,1 bis +0,1 % nach zuvor noch +0,8 % (revidiert von +0,7 %).

      Die US-Kapazitätsauslastung ist bei 75,6 % geblieben. Erwartet wurde eine Auslastung von 75,5 bis 75,7 % nach zuvor 75,6 % (revidiert von 75,7 %).

      Diese drei Werte stagnieren im Prinzip. Eine Entwicklung ist hier demnach nicht abzulesen.

      Die US-Leistungsbilanz für das vierte Quartal weist ein Defizit in Höhe von 136,9 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Defizit in Höhe von 136,1 bis 136,5 Mrd. US-Dollar nach zuvor 126,3 Mrd. (revidiert von 127,0 Mrd.).

      Das US-Leistungsbilanzdefizit weitet sich weiter aus. Die US-Wirtschaft wandelt auf ungesunden Pfaden. Hier ist keine Entspannung in Sicht.

      Mit Spannung wurden der Index zur Verbraucherstimmung der Universtät Michigan für März 2003 erwartet.

      Der Verbraucherstimmungsindex ist auf 75,0 zurückgegangen. Erwartet wurde der Index bei 78,0 bis 78,5 nach zuletzt 79,9.

      Die Verbraucherstimmung ist ein Hinweis auf den zukünftigen Konsum. So schlechter die Stimmung, um so weniger werden die Verbraucher konsumieren. Konsum ist für die amerikanischen Wirtschaft der wichtigste Wachstumsfaktor. Im Moment sollte man jedoch angesichts des Irakkriegs diese Werte etwas mit Vorsicht betrachten. Trotzdem ein schlechtes Ergebnis.


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      Inflation steigt auf 1,3 Prozent

      von Jochen Steffens

      Es war natürlich zu erwarten. Hauptgrund für den Anstieg sind die hohen Preise für Benzin und Heizöl. Dadurch sind die Lebenshaltungskosten im Februar in die Höhe geschossen.

      So stiegen die deutschen Verbraucherpreise im Vormonatsvergleich um 0,5 Prozent an, das teilte das Statistischen Bundesamtes heute mit. Im Januar waren die Verbraucherpreise noch konstant geblieben. Damit ist die Jahresinflation im Februar auf 1,3 nach zuletzt 1,1 % gestiegen.

      Im Vorjahresvergleich ist leichtes Heizöl um 27,8 % und Kraftstoffe um 14,4 % gestiegen. Rechnet man Heizöl und Kraftstoffe raus, ergäbe sich ein Wert für die Jahresinflation von nur 0,6 %.

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      Einen Scheck vom Desaster entfernt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Zwei Meldungen vom Mittwoch fand ich besonders aufschlussreich:

      Eine Umfrage von ABC/Money kam zu dem Ergebnis, dass sich die Amerikaner unwohl fühlen – das "Komfortniveau" der Konsumenten steht bei 9-Jahres-Tiefs, so die Umfrage.

      Währenddessen haben die Refinanzierungen (also das Erhöhen bestehender Hypotheken) im Gegensatz zu den Hauskäufen einen neuen Rekordwert erreicht.

      Wie passt das zusammen? Warum sollten Leute, die Angst vor der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung haben – und vielleicht auch Angst um ihren Job – sich noch mehr verschulden wollen? Die Antwort: Sie brauchen das Geld.

      Fast die Hälfte der amerikanischen Kreditkartenbesitzer leistet auf ihre Schulden nur die Minimalzahlung. Und 44 % von ihnen rutschen immer weiter in die Schuldenfalle, weil sie nicht genug Geld haben, um die laufenden Zinsen bezahlen zu können.

      Letzten Freitag meldete die Fed, dass die Konsumentenschulden derzeit mit einer Jahresrate von 9,1 % wachsen – das ist drei Mal so schnell wie das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes, und es ist das schnellste Wachstum seit November 2001.

      Viele dieser amerikanischen Konsumenten sind "nur einen Scheck vom Desaster entfernt".

      Vielleicht ist das der Grund, warum McDonald`s – diese Gesellschaft ernährt viele dieser Leute – für Februar erneut zurückgehende Umsätze vermelden musste. Den 12. Monat in Folge. Und auch Walmart – dieses Unternehmen bekleidet diese Leute – teilte mit, dass die Umsätze zurückgehen.

      Wenn es dem Konsumenten schlecht geht, geht es auch der gesamten Wirtschaft schlecht. Was könnte sonst zu einer Verbesserung der Wirtschaftslage führen? Antwort: Unternehmensinvestitionen. Aber warum sollten die Unternehmen neue Projekte beginnen und neue Arbeiter einstellen? Die Konsumenten fahren ihre Ausgaben zurück. Die Energiekosten steigen deutlich. Die Defizite der unternehmenseigenen Pensionsfonds fressen die Gewinne der Unternehmen auf.

      Dr. Richebächer, der gelegentlich Beiträge für den Investor`s Daily schreibt, meint dazu: "Aus der gesamtwirtschaftlichen Perspektive gesehen können höhere Gewinne nur durch steigende Investitionen zustande kommen – oder durch ein Zurückfahren der Sparraten der Konsumenten. Ich sehe keins von beiden. Die Investitionen zeigen kein Lebenszeichen. Und auf der anderen Seite steigen die Sparraten der Konsumenten sogar wieder, da die für die Konsumenten negativen Vermögenseffekte des Aktienmarktes die positiven Effekte der Spekulationsblase am Immobilienmarkt übertreffen." Ich bleibe bei meinem "fuchsienfarbenen Alarm": Die gesamte US-Wirtschaft und ihr Aktienmarkt sind nur einen Scheck vom Desaster entfernt. Die Investoren könnten jeden Tag in Panik verfallen. Und auch die Konsumenten werden nervös. Der Dollar könnte kollabieren – ohne Vorwarnung.

      *** Aber was für eine verrückte und wundervolle Welt, in der wir leben. Der Dollar stieg gestern, als Berichten über Kapitulationsverhandlungen zwischen dem CIA und irakischen Generälen.

      Mein Freund Michel fragte mich beim Mittagessen: "Hast Du das in den Nachrichten gesehen? Angeblich soll eine irakische Division an der Grenze versucht haben, sich dem britischen Kommandeur auf der anderen Seite der Grenze zu ergeben."

      "Der britische General sagte demnach: `Es tut mir leid, aber wir nehmen noch keine Kapitulationen an. Aber wir werden darauf zurückkommen ...` Das ist erstaunlich. Das ist das erste Mal in der Geschichte, dass eine Armee kapituliert hat, bevor der Krieg überhaupt begonnen hat."

      *** Aber man kann diesen Irakern nicht trauen. Sie könnten etwas Teuflisches planen. So könnten sie versuchen, zu verhindern, dass sie in Stücke gebombt werden. Danach erhöhen Sie vielleicht die Hypotheken auf ihre Häuser, um Starbucks-Filialen eröffnen zu können.

      *** "Liebe Freunde von Saddam", so begann eine Email, die mir ein Leser schrieb. Meine Antwort dazu: Moment Mal. Ich habe Saddam Hussein niemals getroffen. Und was den Krieg betrifft ... dazu habe ich keine Meinung. Wird die Welt dadurch ein besserer Ort ... oder ein schlechterer? Ich weiß darüber nicht mehr als der amerikanische Oberbefehlshaber. Alles was ich weiß, ist, dass der Krieg genauso wahrscheinlich ein komplettes Desaster wie ein Triumph werden kann.

      Aber jetzt, wo ich die wirklichen Kriegsziele der USA besser verstehe, beginnt das alles ein bisschen mehr Sinn zu machen. Wenn das Ziel sein sollte, überall auf der Welt amerikanische Truppen zu verteilen, um sich in die Angelegenheiten von Staaten einmischen zu können, die manche noch nicht einmal auf der Weltkarte finden würden und in die man nicht reisen will ... dann ist der Irak sicherlich ein besserer Anfang als, sagen wir einmal, Frankreich.

      Ich beginne auch zu sehen, wie der Krieg ins gesamtwirtschaftliche Bild passt. Schließlich ist die Wirtschaft mein Thema, auch wenn ich immer wieder abschweife. Und obwohl ich auch nicht mehr über die Wirtschaft weiß als der Fed-Vorsitzende, habe ich eine oder zwei Meinungen.

      Der Krieg gegen den Irak ist in den Augen von Leuten wie Thomas Barret (vom "Naval War College"; ich habe ihn gestern zitiert) ein Weg, der sicher macht, dass das Ende der Geschichte besiegelt ist. Sie werden sich vielleicht an die Proklamation von Francis Fukuyama vom "Ende der Geschichte" nach dem Fall der Berliner Mauer erinnern. Schließlich war der amerikanische Konsumentenkapitalismus fast überall auf der Welt angekommen. Und da man sich keine Verbesserung mehr vorstellen konnte ... war das "Ende der Geschichte" gekommen.

      Tja, dann kam allerdings an den Weltbörsen das größte Debakel aller Zeiten ... und die Anschläge vom 11. September 2001 ... und plötzlich sah es so aus, als ob die "Geschichte" wieder im Geschäft sein könnte.

      Und jetzt komme ich auf die Ansicht von Mr. Barnett zurück. Ich sage gelegentlich: Es gibt für jeden Fehler unter dem Himmel eine Zeit. Der besondere Fehler von Mr. Barnett scheint zu sein, dass ihm die Bush-Administration so gut gefällt; und deren Zeit ist gekommen.

      Die Grundidee von Barnett: Um sicher zu gehen, dass der amerikanische demokratische Konsumentenkapitalismus weiterhin triumphiert und abgesichert wird, sollten die USA ihre militärische Macht nutzen, um eben dieses System den Staaten, die es nicht wollen oder damit nicht umgehen können, aufzuzwingen. Er nennt das "den Export von Sicherheit". Sobald diese Staaten "sicher" geworden sind, werden die Leute dort wahrscheinlich die Republikaner wählen und Konten bei Fondsgesellschaften eröffnen.

      Natürlich wird dies laut Barnett nicht über Nacht geschehen. Es wird eine Menge Geld kosten ... und einige Leben. Aber hey, auch Rom wurde nicht in einem Tag gebaut.

      Aber wer wird das bezahlen? Ich kann nur raten, wie die Antwort von Mr. Barnett lauten würde: Natürlich sollten die Leute, die von diesem Export von "Sicherheit" profitieren, dafür bezahlen. Die meisten von ihnen haben zwar kein Geld. Aber der Irak hat zum Beispiel Öl.

      Amerika produziert nicht genug Güter, um das derzeitige Konsumniveau aus eigener Kraft halten zu können. Von neuen geopolitischen Kraftakten ganz zu schweigen. Aber Amerika hat eine neue boomende Exportindustrie – Sicherheit –, die die Bilanz verbessern könnte, wenn man die Leute dazu zwingen kann, diese Sicherheit zu "kaufen".

      Das ist natürlich alles irgendwie Unfug. Aber diese Art von Unfug regiert die Welt ... und macht Geschichte.

      Verkaufen Sie den Dollar. Kaufen Sie Gold.

      *** In den Nachrichten kam, dass die Amerikaner französische Güter boykottieren und französischen Wein auskippen, um zu zeigen, was sie von Chiracs Haltung zum Irakkonflikt halten. Ich weiß eine bessere Lösung. Leser, die französischen Wein auskippen wollen, können mir ungeöffnete Flaschen französischen Weins – am liebsten einen `86er Bordeaux – senden. Ich garantiere, dass diese Flaschen geleert werden.

      _______________________________________________________
      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 19:03:41
      Beitrag Nr. 2.266 ()
      Pensionsrückstellungen
      Deutsche Unternehmen sollen Pensionsrückstellungen aufstocken


      14. März 2003 Die Bundesregierung will deutsche Unternehmen wie Deutsche Lufthansa und RWE dazu verpflichten, ihre Pensionsrückstellungen aufzustocken, um die Unterfinanzierung zu stoppen. Die Pensionsrückstellungen der deutschen Unternehmen belaufen nach Berechnungen des Beratungsunternehmens Towers Perrin auf 330 Milliarden Euro.

      Nach der Gesetzesvorlage des Justizministeriums müssten die Unternehmen ihre Pensionsverpflichtungen um dynamische Faktoren wie Inflation, Lohnerhöhungen und demographische Entwicklung bereinigen, erklärt Christoph Ernst, der für den Gesetzentwurf zuständig ist. Damit würde die Regierung von dem so genannten "Stichtagsprinzip" (der geschätzten Verpflichtungen) zum "Barwertprinzip" (der tatsächlichen Verpflichtungen) übergehen.

      Neue Regelung könnte deutliche Spuren in den Bilanzen hinterlassen

      Die gegenwärtige Gesetzeslage ermutigt die Unternehmen, ihre Steuern niedrig zu halten, indem sie die Pensionsverpflichtungen nach dem Stichtagsprinzip bewerten. "Bei einigen Großkonzernen würde die geplante neue Regelung kräftig zu Buche schlagen," schätzt Christoph Küppers, Wirtschaftsprüfer bei der Sozietät Lovells.

      Auch bei den Ratingagenturen sind die Pensionsverpflichtungen ein Thema. Standard & Poor`s stufte letzten Monat die Bonität von ThyssenKrupp wegen der Pensionsproblematik auf Ramsch-Niveau herab. Der Aktienkurs des größten deutschen Stahlkonzerns brach an dem Tag um 7,6 Prozent ein. Zwölf weitere deutsche Unternehmen stehen wegen der Pensionsverpflichtungen auf der Beobachtungsliste, unter anderem Linde, der größte deutsche Hersteller von Industriegasen, und die Deutsche Post.
      Weltweit büßten die Pensionsfonds im letzten Jahr 1,4 Billionen Dollar ein, berichtet Watson Wyatt. Die Aufsichtsbehörden rund um den Globus sind besorgt, wie die Unternehmen ihre Pensionsverluste verbuchen. In den USA forderte Harvey Goldschmidt, Kommissar der Börsenaufsichtsbehörde SEC, mehr "Realität" bei den Informationen zu den Pensionsverpflichtungen der Unternehmen.

      Die Suche nach einer Übergangslösung hat bereits begonnen

      Der Vertreter des deutschen Justizministeriums, Christoph Ernst, erklärte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die Regierung nach einer "Übergangslösung" suche, um bei den Unternehmen einen plötzlichen Rückgang beim Kapital zu vermeiden. "Das kann man von keinem Unternehmen verlangen, dass es von heute auf morgen zig Millionen, wenn nicht Hunderte von Millionen in die Bilanz einstellt," führte Ernst aus.

      Sollte die Vorlage nächstes Jahr Gesetz werden, müssen die Unternehmen ihre zukünftigen Verpflichtungen realistischer einschätzen, um die internationalen Bilanzierungsstandards zu erfüllen, erläuterte Ernst. Das Gesetz würde sie außerdem ermutigen, separate Pensionsfonds zu gründen. "Natürlich hätte es Auswirkungen auf die Bilanz, wenn die Unternehmen nicht mehr die Pensionsverpflichtungen nach dem Stichtagsprinzips ansetzen dürfen," konstatiert Günter Thies, Bereichsleiter bei Lufthansa in Köln. "Wir finanzieren unsere Pensionsverpflichtungen intern. Die Gelder kommen aus dem Tagesgeschäft."
      Deutschland will sich verstärkt den internationalen Bilanzierungsregeln anpassen, die eine genauere Verbuchung von Verbindlichkeiten wie Pensionen verlangen. Ab 2005 sind die IAS Pflicht in der Europäischen Union.

      Pensionen sind Verpflichtungen, keine Eigenkapitalreserve

      Einige Unternehmen aus dem Dax-Index sind schon weiter und wären von der Gesetzesänderung nicht betroffen. DaimlerChrysler, Siemens, Deutsche Bank und E.ON haben bereits die Pensionsverbindlichkeiten aus ihren Bilanzen herausgenommen und Fonds eingerichtet, für die sie haften. Siemens kündigte im November an, 2,6 Milliarden Euro in den Pensionsplan einzuschießen, weil der Wert der Investments gesunken ist.

      Auch die Ratingagenturen betrachten die Pensionen zunehmend als Belastung für den Cashflow der deutschen Unternehmen. "Pensionen sind ein Verpflichtung, es ist falsch, sie als Teil der Eigenkapitalreserven auszuweisen," konstatiert Maria Bissinger, Analystin bei Standard & Poor`s in Frankfurt. Börsennotierte Unternehmen, die keine externen Pensionsfonds eingerichtet haben, laufen zunehmend Gefahr, eine Herabstufung ihrer Bonität erleben zu müssen.

      "Wir bilanzieren unsere Pensionsverpflichtungen ohne dynamische Komponenten wie die Inflation," berichtet Otger Wewers, Steuerexperte bei dem Versorger RWE. Das Unternehmen kam im letzten Jahr auf Pensionsverpflichtungen von 13,9 Milliarden Euro, was das Eigenkapital von 11,1 Milliarden Euro überstieg. "Ein Übergang zu den neuen Vorschriften würde uns wahrscheinlich Probleme bereiten."

      Bloomberg
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 19:12:53
      Beitrag Nr. 2.267 ()
      Interview: "35 Lebensversicherer auf der Kippe"

      Den deutschen Lebensversicherern steht eine umfassende Konsolidierung bevor. Nahezu jeder vierte Anbieter der etwa 120 Anbieter stehe vor dem Aus. Das erklärte Marco Metzler, Versicherungsanalyst von Fitch Ratings in einem Interview mit EURO am Sonntag. EURO sprach mit Metzler über die jüngste Fitch-Studie zu den Lebensversicherern, den Abschreibungsbedarf und die Verbandskritik an den Zahlen

      EURO: Herr Metzler, der Ausverkauf an den Börsen geht weiter. Viele Versicherer stehen vor massiven Abschreibungen. Droht der deutschen Versicherungswirtschaft eine Pleitewelle?

      Metzler: Noch nicht. Auf Basis der 2002er-Abschlüsse nach HGB ist bei vielen Lebensversicherern die Welt noch in Ordnung. Viele nutzen die 2002 eingeführte Regelung nach Paragraph 341b des HGB. Danach sind Abschreibungen auf Wertpapiere nur bei dauerhaften Kursverlusten zwingend. Das heißt, sofern eine Aktie länger als sechs Monate 20 Prozent unter ihrem Buchwert notiert. Für viele ist das ein Hintertürchen, über das sie bislang um Abschreibungen herumgekommen sind und stattdessen Stille Lasten gebildet haben.

      EURO: Aber die Kursverluste sind doch dauerhaft, der Dax fällt weiter.

      Metzler: Eben. Daher werden spätestens in den 2003er Bilanzen satte Abschreibungen fällig und dann kommt’s knüppeldick.

      EURO: Wieso?

      Metzler: Wir gehen alleine für 2002 von Abschreibungen und Stillen Lasten von 45 bis 50 Milliarden Euro aus, nur für die deutschen Lebensversicherer. Dem stehen Stille Reserven in Immobilien und festverzinslichen Wertpapieren von 10 bis 15 Milliarden gegenüber. Die lassen sich im Notfall aber kaum realisieren.

      EURO: Bei den Abschreibungen gehen die Schätzungen weit auseinander. Andere Experten rechnen eher mit zehn bis 30 Milliarden. Woher diese Diskrepanz?

      Metzler: Wenn Sie von den 45 bis 50 Milliarden die noch vorhandenen Stillen Reserven abziehen, kommen Sie auf ähnliche Ergebnisse.

      EURO: Einige Versicherer gelten bereits jetzt als angeschlagen. Werden die das überleben?

      Metzler: Wohl kaum.

      EURO: Wer ist am stärksten bedroht?

      Metzler: Vor allem kleinere und mittelgrosse Versicherer ohne starken Mutterkonzern. Für die dürfte es Ende 2003 ganz eng werden.

      EURO: Wieviele wären das?

      Metzler: Von den rund 120 Lebensversicherern in Deutschland dürften spätestens mit den Jahresabschlüssen 2003 und den bereits heute absehbaren Abschreibungen rund 35 auf der Kippe stehen.

      EURO: Nun wirft Ihnen der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV „Panikmache“ vor. Ihre Studie hätte methodische Schwächen. Sie operierten mit veralteten Zahlen, heißt es.

      Metzler: Der GDV hat bereits im November 2002 unsere Studie offiziell angefordert und auf der Mitgliederversammlung 2002 die Ergebnisse und Methodik geprüft. Von Vorständen, mit denen wir gesprochen haben und die auf dieser Sitzung anwesend waren, haben wir erfahren, dass die Methodik nicht in Frage gestellt wurde. Im Gegenteil, der von Fitch vorgestellte Stress-Test scheint als Vorlage für den im Dezember 2002 veröffentlichten GDV-Stress Test gedient zu haben. Beide beruhen auf Bilanzdaten, obwohl der GDV auch interne Daten der Mitglieder für einen derartigen Test verwenden könnte. Der GDV-Test greift darüber hinaus zu kurz. Es werden keine Schwankungen auf den Immobilienmärkten berücksichtigt. Ein grosser Teil der noch vorhandenen Stillen Reserven der Versicherer liegt jedoch im Immobilenbesitz.

      EURO: Außerdem würden Sie bei der Hochrechnung auf mögliche Abschreibungen Verluste von Investment-Anteilen in Ihre Berechungen miteinbeziehen. Dabei seien nur rund ein Drittel der Investmentfonds in Aktien investiert. Wieso?

      Metzler: Auch auf Investmentfonds sind Abschreibungen fällig. Wir haben jedoch bei unseren Berechnungen berücksichtigt, dass 60 Prozent der unter Aktien und Investmentanteilen ausgewiesenen Bestände bereits in festverzinslichen Wertapieren investiert sind. Das heißt nur auf 40 Prozent der Aktien und Investmentanteile haben wir einen 35prozentigen Kursverfall unterstellt. Der Dax ist bekanntlich 2002 um 44 Prozent gefallen. Daher sind unsere Annahmen sehr konservativ. Der tatsächliche Abschreibungsbedarf im Jahr 2002 könnte daher noch viel höher ausfallen. Die bisherigen Berichte über das Geschäftsjahr 2002 der AMB und der Mannheimer zeigen dies bereits.

      EURO am Sonntag/Thomas Schmidtutz
      Avatar
      schrieb am 14.03.03 20:06:43
      Beitrag Nr. 2.268 ()
      und wieder .....
      :) Merci
      Lyserg
      Avatar
      schrieb am 16.03.03 20:25:16
      Beitrag Nr. 2.269 ()
      BUSH-REDE

      "Montag wird Tag der Wahrheit für die Welt"

      Die Zeit für eine diplomatische Lösung des Irak-Konfliktes läuft nach den Worten von US-Präsident George W. Bush ab. Wenn Saddam Hussein nicht umgehend alle Forderungen nach Abrüstung erfülle, könne die Entscheidung in den kommenden Tagen fallen.

      Paris/Washington - Nach dem Gipfel der Kriegsbefürworter auf den Azoren sagte der US-Präsident, Saddam Hussein habe die Forderungen nach Abrüstung lange genug ignoriert. Montag werde ein "Moment der Wahrheit für die Welt sein", ihr stünden entscheidende Tage bevor. Der Irak müsse entweder abrüsten oder er werde entwaffnet. Die Entscheidung liege nun ganz allein bei Saddam Hussein. Er könne mit der Abrüstung beginnen oder das Land verlassen.
      Der Montag sei der letzte Tag, an dem die Vereinten Nationen über eine zweite Resolution des Sicherheitsrates entscheiden können, sagte Bush nach dem Gipfeltreffen mit dem britischen Premier Tony Blair und dem spanischen Ministerpräsidenten José Maria Aznar auf den Azoren.

      Bisher sind die USA mit dem Versuch, eine solche Resolution zu verabschieden, gescheitert. Bush kritisierte, die Uno habe ihre Aufgabe beim "Krieg gegen den Terrorismus" bisher nicht erfüllt.

      Zwar seien die "Kriege des 21. Jahrhunderts" nur mit einem "unglaublichen Maß internationaler Zusammenarbeit" möglich, doch sei fraglich, ob die Uno noch relevant sei. Sollte militärische Gewalt aber nötig sein, würden die USA sich schnell um eine neue Uno-Resulution bemühen, "die dem irakischen Volk zum Aufbau eines freien Irak verhelfen soll".

      Bush sagte weiter, der Irak habe das Potenzial, eine "große Nation" zu werden. Es gehe nun darum, eine demokratische Regierung zu etablieren. Man wolle so schnell wie möglich eine Interimsregierung etablieren, um die "Talente des iakischen Volkes" für den Wiederaufbau zu nutzen.

      Zugleich erinnerte Bush daran, dass Saddam Hussein vor genau 15 Jahren Giftgas gegen seine Bevölkerung eingesetzt habe. Der Reichtum an "natürlichen Ressourcen" des Irak sollte wieder den Bürgern des Iraks zu Gute kommen.

      Auch Großbritanniens Premier Tony Blair sagte, Saddam Hussein habe seine "letzte Chance" gehabt und sie nicht genutzt. Es sei nötig, ein "glaubwürdiges Ultimatum" zu setzen. Ansonsten drohten weitere Diskussionen, weitere Verzögerungen, so dass das "mörderische Regime" mit Massenvernichtungswaffen sich an der Macht halten könne. Blair kritisierte, unter der Herrschaft Saddam Husseins sei die Bevölkerung des Iraks in die Armut abgerutscht, obwohl das Land von Natur aus wohlhabend sei.

      Zuvor hatten die USA einen letzten französischen Kompromissvorstoß abgelehnt. Staatspräsident Jacques Chirac hatte sich erstmals bereit gezeigt, ein Ultimatum zu akzeptieren, das Saddam Hussein nicht mehr 120, sondern nur 30 Tage zur Abrüstung einräumt.

      Ausschlaggebend sei, so Chirac, was die Waffenkontrolleure als Zeitraum angeben, um ihre Kontrollziele im Irak zu erreichen, sagte Chirac nach Angaben seines Amtes in Paris. "Alles, was die Inspekteure auf diesem Gebiet vorschlagen werden, scheint mir akzeptiert werden zu müssen". Die Uno-Inspekteure würden in ihrem Bericht am Dienstag sagen, "dass es eine Möglichkeit gibt, das Ziel (einer Abrüstung des Irak) zu erreichen, ohne einen Krieg zu führen."

      US-Vizepräsident Dick Cheney sagte im Interview des Fernsehsenders NBC, es falle ihm schwer zu glauben, dass Saddam Hussein die Forderungen nach Abrüstung erfüllen werde - egal, ob er 30 oder 60 Tage oder noch länger dafür Zeit habe. Der US-Präsident stehe unmittelbar davor, eine schwere Entscheidung zu treffen.





      ............................


      Wie hieß es noch........"Kaufen, wenn die Kanonen donnern".......????? ;) ;) ;)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 16.03.03 22:15:19
      Beitrag Nr. 2.270 ()
      Schon gesehen?

      www.kitco.com/ind/vaughn/mar142003.html

      "Banking System Catastrophe looms"

      ...given the current state of uncertainty that has engulfed the world`s financial markets, all we need is yet another crisis...BUT ONE IS DEFINITELY BREWING IN JAPAN...

      MfG:eek:
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 19:38:25
      Beitrag Nr. 2.271 ()
      Die Baisse dauert an!

      Die Finanzmärkte liegen im Sog der Ungewissheit über einen bevorstehenden Irak-Krieg. Fundamentale Indikatoren geben widersprüchliche Signale.

      Jedenfalls wird in den nächsten Tagen eine wichtige Entscheidung fallen müssen. Es wird eine fatale und für die Weltwirtschaft miserable Entscheidung sein.

      Die von vielen Analysten erwartete Erholung nach dem ersten Schlag wird natürlich nicht stattfinden. Wir sind in einem “Bärenmarkt” !

      Die Märkte werden weiter notleidend Verluste produzieren.

      Ein neuer “Donnerschlag” steht bevor! Sinkflug mit 30% Verlust?! Der Uni Michigan Verbraucher-Vertrauensindex ist auf den niedrigsten Stand seit 8 Jahren gefallen.

      Viele Marktteilnehmer nutzen die kurze Erholung, um erneut “Short” zu gehen. Ein Großer Rückschlag steht noch bevor. Das wird der verlustreichste “Bombeneinschlag” sein. Wer jetzt glaubt, daß es wieder aufwärts geht, wird sein “letztes Hemd” verlieren!

      Der Markt steht vor einer regelrechten Katastrophe. Nicht nur Mensch und Material wird zerstört, auch Kapital und Vertrauen.

      Die Rede von Bundeskanzler Schröder hatte wenig Gehalt. Diese Regierung ist viel zu schwach, um etwas bewirken zu können. Vor allen Dingen sind die angepeilten Veränderungen “mangels Masse” nicht durchführbar. Den Sozialstaat mit Kürzungen aufrecht erhalten zu wollen, ist vergleichsweise phantasielos wie die Massenentlassungen bei Unternehmen. Wenn ein hochbezahlter Manager saniert, werden in erster Linie Menschen aus ihre Bahnen geworfen. Dafür kassiert der Manager hohe “exorbitante” Tantiemen. Der Manager sägt an seinem eigenen Stuhlbein. Hier sieht man die “Schizophrenie” moderner Wirtschaftslehre.




      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 19:47:57
      Beitrag Nr. 2.272 ()
      Anstößige Texte zum Runterladen und Weiterverbreiten
      Der Westen pfeift aus dem letzten Loch: 16.03.2003 spatzseite
      DIESE WOCHE
      Überraschende Parallelen zieht der Spatz, zwischen dem Ende der Sowjetunion und dem Taumeln des amerikanischen Imperiums, beispielsweise, und weshalb Karl Marx die derzeitige Krise des Finanzsektors auch vorhergesagt hat. Und warum die gegenwärtige Politik um 2500 v.Chr. schon einmal versucht wurde. Aber lesen Sie selbst...

      "O Gott, was wird aus meinem Geld?"


      Die uns bekannte Weltgeschichte kennt viele tiefgreifende Umbrüche. Es sieht so aus, als steckten wir inzwischen in einem solchen. Nichts läuft mehr wie gewohnt. In der International Harold Tribune klagte am 11.3. ein William Pfaff, was auch geschehen mag, die Irak-Frage hat die Beziehungen der USA zu den Staaten des fernen und nahen Ostens und zu Europa verändert, um "den USA in vielen wirtschaftlichen und machtpolitischen Fragen etwas entgegenzusetzen oder sie sie einzudämmen". "Washington entdeckt erst jetzt, daß seine Bemühungen, über den Widerstand gegen das, was es gegen den Irak vor hat, einfach hinwegzugehen oder aufzusplittern, eine festgefügte Opposition geschaffen hat, die es vorher nie gegeben hat. Das hat ihre alte internationale Führungsrolle eher geschmälert als bestätigt". Als Reaktion darauf wurden in der Kantine des US-Repräsentantenhauses einige Speisen umbenannt: "French Fries" heißen dort nun "Freiheitsfritten". Ob sie damit auch freiheitlich schmecken?

      Noch deutlicher wurde ein Michel Ledeen aus dem gleichen Intellektuellen Schuppen wie Perle, Wolfowitz und dergleichen im National Review Online am 10.3. Er warf Frankreich und Deutschland nichts weniger vor, als mit den Islamisten und den arabischen Radikalen nach dem Ende des russischen Imperiums gemeinsame Sache zu machen im Sinne von: "Ihr stellt den USA nach und wir tun, was wir können, um Amerika zu schwächen". Dabei habe man sich auch der Vereinten Nationen als Zwangsjacke bedient. Die Hauptschuld trügen die Franzosen. Chirac tue das nicht für Geld (was verständlich und verzeihlich wäre) "er kämpft dafür, die gefürchtete amerikanische Vorherrschaft, bevor sie sich festigen konnte, zu beenden". Ledeen fährt fort: "Wenn das aber so ist, dann müssen wir den Krieg gegen den Terror weit über die Grenzen des Nahen Ostens hinaus in das Herz Westeuropas vortragen". Ganz anders sieht das ein Tarnopolsky in der Jerusalem Post vom 11.3.: Er verweist auf die aufgebauschte Berichterstattung über Saddam Hussein hin, spielt die Rolle Frankreichs herunter, um zu schließen "Die US-Position ist fragwürdig, unangemessen und möglicherweise gefährlich".

      Es geht nicht mehr nur um eine Vormachtstellung, die "aus Dummheit" verspielt wird, und ebenso wenig bringen wütende Abänderungen auf dem Speisezettel. Ein System taumelt - und das nicht erst seit 1990 - seinem Zusammensturz entgegen. Der Irak-Krieg soll vom eigentlichen Krisenherd ablenken und einen Ausweg aus einer untragbar gewordenen Situation anbieten. Daran ist der Zusammenbruch der UdSSR nicht ganz unbeteiligt. Denn als Buhmann half sie die Verbündeten und Unterworfenen trotz wachsender Zumutungen bei der Stange zu halten. Der vom CIA zum Iraner-Umbringen an die Macht gehievte Saddam Hussein kann den Buhmann ebenso wenig ersetzen wie die ebenfalls in Ungnade gefallenen früheren Zöglinge unter den Befreiungs- und Terrorgruppen.

      Einer der meist zitierten und wohl auch besten Sprüche Karl Marxens lautete sinngemäß. In der Geschichte ereignet sich alles zwei Mal, zuerst als Tragödie und dann als Farce. Gut für uns, daß wir die Farce-Phase erleben. Die Tragödie war der 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit. An einen verdrängten aber doch wichtigen Punkt dieser Epoche erinnerte der gleichnamige Enkel Winston Churchills im Wall Street Journal vom 10.3. treffend: "Im Bewußtsein der drohenden Gefahr (der einstige "Verbündete" UdSSR arbeitete an seiner ersten Atombombe) glaubte Churchill, daß die USA noch im Alleinbesitz der Atombombe von der Sowjet Union verlangen sollten, die Entwicklung dieser Waffen aufzugeben, andernfalls sollte sie mit ihrem Einsatz drohen." Das war 1948. Die Regierung Truman hielt das noch nicht für nötig. Der gewonnene Krieg eröffnete ungeahnte Möglichkeiten, denen ein Kalter Krieg nur weiter förderlich sein konnte.

      Nun wirft Churchill junior, ohne es selbst zu verstehen, den Amerikanern vor, über den Anfangprofiten nach der Krisenbereinigung durch den Krieg, die Neuordnung der Welt versäumt zu haben. Was sie für eine Neuordnung gehalten hatten, war lediglich eine kurze Entspannung aufgrund der wirksamen Ausschaltungen der Konkurrenz. Was aber geschieht mit dem Markt, wenn die Konkurrenz marginal wird und sich auflöst? Wie soll er noch regeln und anfeuern, wenn die während des Krieges angedachten neuen technologischen Möglichkeiten realisiert worden sind? Dann bleibt nur die absichtsvolle, erst psychologischen dann physische Verknappung der Versorgungsgüter, die wir zur Zeit erleben.

      Adam Smith hat das grob, Ricardo und Marx etwas genauer vorausgedacht: Der Markt läßt auf Dauer das Einkommen der Produzenten (Arbeiter und Industrielle) geht gegen Null gehen und das Vermögen sich bei den Geldbesitzern sammeln. Doch die besitzen schließlich nur Geld als nichts anderes als die "Zahlungsverpflichtungen anderer". Wie soll man deren Zahlungsverpflichtung durchsetzen, wenn sie tendenziell zahlungsunfähig geworden sind? Mit fortschreitender Entwicklung wächst der Druck des Systems und werden die Druckmittel gröber (von der Polizeipistole bis zur Atombombe). Das größte Druckmittel war aber immer schon die Angst vor dem Schlag, den man erst bekommen könnte: "Tu mir bitte nicht das Schreckliche an, was du dem angetan hast?" In dem Sinne geht es im Falle des Irak nicht um Bedrohungen, die von Saddam ausgehen. Sie stammen aus der Zahlungsunfähigkeit aller, heute selbst der Rückversicherer und aus den nicht genehmen Lösungsvorstellungen, die sich Leute ausdenken und den herrschenden Verhältnissen entgegensetzen.

      Im Wirtschaftsbericht von Merrill Lynch vom 7.3. äußert sich ihr Chefökonom David Rosenberg sehr besorgt über die US-Wirtschaft: Daß im Februar wieder 308.000 Leute arbeitslos geworden sind, läßt sich nicht "auf schlechtes Wetter oder Einberufungen" zurückführen. Die Wirtschaft krankt und zwingt die Federal Reserve Bank zu "unüblichen Maßnahmen". Die FED müsse sich darauf einstellen, daß sie der "insurer of last resort" (also noch hinter den inzwischen weitgehend bankrotten Rückversicherern) werden würde. Das macht ein Zinsniveau von 0%, den Ankauf langfristiger US-Staatsanleihen oder gar nötig "vom Hubschrauber aus Geld zu verteilen". Das heißt aber wieder nur, es kommen bei scheinbar kurzzeitiger Zahlungsfähigkeit noch mehr Zahlungsverpflichtungen in Umlauf.

      Die Zentral- und Großbankiers Europas verabschiedeten am 10.3. ein "Memorandum of Understanding" mit den letzten Prinzipien, die es auf jeden Fall zu wahren gelte. Es wurde die "Zusammenarbeit in Situationen des Krisenmanagements" vereinbart, um die "Stabilität des Finanzsystems" abzusichern. So etwas wird in der Regel vereinbart, wenn das Kind im Brunnen liegt. Daher beschwört das Dokument auch "die Wahrscheinlichkeit systemischer Turbulenzen, die mehrere Mitgliedsstaaten heimsuchen" könnten. Könnten? Auch verlangen nun die lautesten Verehrer der freien Marktwirtschaft von der Japanischen Regierung und Zentralbank, gegen den Zusammenbruch des Nikkei zu intervenieren, der mit 7.862 Punkten den niedrigsten Stand seit 20 Jahren erreicht hat und dabei den "privaten" Großbanken 20 bis 30% Verlust beschert hat. Der unbeliebt gewordene japanische Prime Minister Koizumi versprach brav, die Amerikaner im Irak zu unterstützen und "unter allen Umständen eine finanzielle Systemkrise zu vermeiden". Das erste kann er zweifellos, aber auch das zweite?

      Bei Krisen geht es tatsächlich um Geld, nur wird das im Reich der Lüge und Heuchelei immer mißverstanden. Es geht um die Durchsetzung von Zahlungsverpflichtungen, um Gewalt also. In Systemkrisen fällt der Boden heraus, die Zahlungsfähigkeit und mit ihr natürlich auch die Zahlungsbereitschaft. Systemkrisen werden daher zu Glaubenskrisen und Legitimationskrisen. Sie stellen die Frage, wie, auf welcher Grundlage und in welchen Formen wollen/können wir (die Menschen, von deren Zusammenarbeit der einzelne lebt) noch zusammenarbeiten und uns verständigen, was wir für uns gemeinsam zuwege bringen wollen. Dazu gehört die Einigung darauf, wer anschafft und wer folgt und das mit welchem Recht.

      Im alten China war der Kaiser die letzte Instanz, über ihm stand unmittelbar "der Himmel". Solange sich auf Erden alles in geregelten Bahnen bewegte, hielt der Himmel die Hand über ihn, war er "legitimer" Sohn des Himmels. Kam es zu Krisen, Unwettern und "Klimakatastrophen" (wie aktuell!), dann wußte man, daß nun ein Usurpator an der Spitze saß, der möglichst schnell zu stürzen war. Auch in der uns näher liegenden altsemitischen Welt des Zweistromlandes war der König die Schnittstelle zwischen der hierarchischen Ordnung im Himmel und der auf Erden. War die auf Erden wenig himmlisch, erkannten die Führenden, daß der "Gottessohn" keiner war, und gestürzt werden mußte. Doch fand der bald einen Ausweg. Schuld war nicht die vom Großkönig zu verantwortende politische Ordnung sondern andere, die zur Verantwortung zu ziehen, sprich zu bekämpfen waren. So wurde schon früh, 3000 Jahre vor unserer Zeit, das Legitimationsproblem gelöst. Eine globale Lösung bot der früher schon einmal erwähnte Lugazaghisi (2500 vor Chr.) an. Es könne - ließ er verkünden - auf Erden keine Ruhe und Ordnung geben, solange Chaos-Völker das Reich in Unordnung brächten. Erst wenn alle Stämme und Völker der einen richtigen Weltordnung unterworfen sind, würden sich das göttliche Heil und die offensichtliche Legitimation des Herrschers erweisen. Wir kennen nicht alle Kriege, die der Herr seinem inzwischen vom Winde verwehten Reich zugemutet hat. Ersetzen Sie Chaos-Völker durch Terrorismus und Sie sind ganz aktuell.

      Die Perser versuchten es später mit einer ersten Trennung von Religion und politischer Herrschaft. Jedes Volk könne seine Religion behalten, solange es dem Großkönig Soldaten stellt und Tribut zahlt. Die hellenistischen Könige versuchten es, in dem sie den Himmel als Maßstab abschafften und sich selbst als Gott an seine Stelle setzten. Julius Cäsar versuchte es zuerst persisch mit der "Clementia Caesaris" und als die nichts brachte, hellenistisch. Das kostete ihm in Rom das Leben. Augustus war mit Brutalität erfolgreicher, weil er sie propagandistisch als ihr Gegenteil verkaufen konnte, wofür er in großem Stil geeignete Intellektuelle und "Künstler" eingekauft hatte.

      Das Christentum stellte die herrschende Regierungsdoktrin auf den Kopf und wurde deshalb von allen Machthabern mehr oder weniger verdrängt oder verfolgt. Erst Konstantin verstand es in Zusammenarbeit mit dem Theologen Eusebius daraus einen brauchbaren Kompromiß zu machen und den Zerfall des Reiches eine kurze Zeit lang aufzuhalten. Der Kompromiß sah das Reich als irdischen Vorbereiter eines in der Geschichte zu realisierenden Gottesreiches vor, in dem das Heil schrittweise verwirklicht würde. Die Reiche der Völkerwanderung behielten den Kompromiß weitgehend als Ideologie bei, mußten aber unmittelbar Grund und Boden verteidigen, so daß die Militärordnung weitgehend unangefochten die innere Ordnung bestimmte. Als der Verteidigungsdruck nachließ, entbrannte der Streit zwischen Kaiser und Papst an der Legitimationsfrage und zerstörte beides: Reich und Regierungslegitimität.

      In dieser Situation begannen die Menschen umzudenken. Man erwartete von der politischen Ordnung nicht mehr das Heil sondern in erster Linie von wirtschaftlichen Erfolgen des Einzelnen. Eine Neue Ordnung bildete sich auf der Grundlage von Deismus und anonymen Marktautomatismus (was einander, was heute übersehen wird, bedingte). Sie mußte zunächst gegen die alte Ordnung durchgesetzt werden, wobei die eigenen Fehler meist nicht auffallen. Danach schälten sich einige besonders erfolgreiche Marktteilnehmer heraus, die sich zur übergreifenden Preisgestaltung (terms of trade) und um den Zahlungsverpflichtungen anderer Nachdruck zu verleihen (und möglicherweise auch, um soziale Reibungsflächen notdürftig zu glätten) den umfunktionierten Staatsapparates mehr und mehr anzueignen und sich seiner zu bedienen verstanden. Das hieß dann erst Imperialismus, später Neue Weltordnung und funktioniert offensichtlich nicht mehr.

      Gefahr geht für die Macht- und Geldhaber von Regelungsalternativen für das zusammenwirken der Menschen aus, wenn sie mehr sind als Traumtänzerei wie allerlei anarchistische Siedlungsprojekte und vieles dergleichen. Gefährlich wurden, wenn man spezifischen ideologischen Überbau und der blöden Verehrung von Zwangsmaßnahmen an sich absieht, die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik. Sie legte der Zusammenarbeit der einzelnen gemeinsame "völkische" Zielsetzungen zugrunde, erwies sich zunächst als recht effektiv und für viele in Abhängigkeit geratene Staaten als nachahmenswert - das war der Hauptkriegsgrund. Ähnlich gefährlich für die etablierten Mächte erweist sich heute die islamische ummah, die ihre gemeindliche Verständigung und Planung nicht - wie das sich weitgehend entleerte und verblassene Christentum auf religiöse Gegenstände beschränkt sondern neuerdings vor allem auf brennende gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Fragen bezieht.

      Man kann sich von den Macht- und Geldhabern gegen solche, sie "terrorisierende" Ansätze aufwiegeln lassen (Wer rettet mein Geld?) oder den Zusammenbruch des bestehenden Systems vor Augen sich um vernünftige Alternativen und neue Regelungsansätze bemühen. Die Geldhaber benutzen das Wort "Reform" deshalb so gerne, wenn sie uns erneut und noch mehr zur Kasse bitten, weil in der Tat wieder eine "Reform" an Haupt und Gliedern ansteht, eine Wirtschaftsreform, eine Demokratiereform, eine Kulturreform und mehr dergleichen. Ihr Grund ist eine gültige und befriedigende Vorstellung dessen, was der Mensch ist und sein sollte. Auf diese Frage kann der Nihilismus "des Westens" keine befriedigende Antwort mehr geben. Wir können uns aber nur bei Strafe des Untergangs an diesen Fragen und der entsprechenden Lösungsarbeit auf Dauer herumdrücken - auch wenn es schwer fällt.
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      schrieb am 17.03.03 19:53:58
      Beitrag Nr. 2.273 ()
      17.3.03 Aussteigen oder Nerven behalten?

      Mit der Talfahrt des Dax schmelzen die Reserven der Lebensversicherer. Experten warnen Kunden dennoch vor überhasteten Reaktionen

      von Ulrich Reitz

      So viel Panik war selten. Gerade erst hatten die Bosse der deutschen Lebensversicherer eine brisante Studie der Rating-Agentur Fitch verdaut: Bei einer weiteren Börsenflaute sagten die Analysten in dem Papier für die Branche Abschreibungen in existenzbedrohender Höhe voraus. Kaum verschwand die heikle Postille in den Archiven, stürzte der Dax diese Woche auf ein Acht-Jahres-Tief. Und es könnte noch schlimmer werden: Bis die Irak-Krise nicht entschärft ist, schließen Börsianer einen weiteren Kursverfall nicht aus. Das hätte den Versicherungsbossen gerade noch gefehlt.

      Dabei ging es so lange gut. In der Vergangenheit hatten sich die Lebensversicherungen zur solidesten Sparform gemausert. Trotz Börsen-Hype und Aktien-Rausch setzten sich die Policen vor allem bei Sparern mit konservativem Anlageprofil durch. Diese wollten einen Börsen-Crash vermeiden. Doch jetzt trifft es auch sie: Weil sich die Versicherer mit Kundengeldern an der Börse verspekuliert haben, ist bei immer mehr Assekuranzen die in Aussicht gestellte Rendite in Gefahr. Für die Unternehmen wird es zunehmend schwerer, ihre großzügigen Renditeversprechen an die Kunden zu erfüllen. Sogar der garantierte Mindestzins von 3,25 Prozent wackelt. „Der Zinssatz ist nur für das Jahr 2003 sicher", heißt es beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungsindustrie. Auf Grund der schwächelnden Kapitalmärkte sei es nicht auszuschließen, „dass sich da in Zukunft was tut". Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums, das für eine Senkung des Garantiezinses zuständig ist, übt sich in Schadensbegrenzung: „Eine Zinsabsenkung ist zurzeit nicht geplant."

      Die Kunden werden trotzdem nervös: „Wir können uns vor Nachfragen verängstigter Versicherungsnehmer kaum retten", sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Vor allem die Angst vor einem Totalausfall des angesparten Kapitals sei groß. ... Viele Unternehmen können die in Aussicht gestellten Renditen nur noch durch die Auflösung von Bewertungsreserven zahlen. Doch der Puffer schrumpft.

      Außerdem drücken Altlasten auf die Bilanzen. Branchen-Insider gehen davon aus, dass die Lebensversicherer im vergangenen Jahr Abschreibungen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro aufgeschoben und damit stille Lasten angesammelt haben.

      „Das Drama wird noch viel schlimmer als bislang befürchtet", orakelt auch Manfred Poweleit vom Branchendienst map-Report: „Die Auswirkungen für Sparer, deren Police kurz vor der Fälligkeit steht, sind am größten." Vor allem für Anleger, deren Lebensversicherung bereits über einen hohen Kapitalstock verfügt, wirkten sich sinkende Zinsen stärker aus. Für Häuslebauer, die die in Aussicht gestellte Ablaufleistung fest in ihre Finanzierungspläne eingeplant haben, ist das ein Problem. Bei jüngeren Verträgen, bei denen noch wenig Kapital angespart worden ist, schlage die derzeitige Krise der Lebensversicherung nicht ganz so stark durch. „Zieht der Dax endlich an, steigen auch die Renditen der Lebensversicherungen wieder", hofft Poweleit. Der Super-GAU für die Branche bleibe dann aus.

      ... „Die Kündigung eines bestehenden Vertrages macht keinen Sinn", warnt die Düsseldorfer Verbraucherschützerin Elke Weidenbach. Grund: Der Rückkaufswert, der dann ausgezahlt wird, verringert sich um Provisionen, Verwaltungskosten und Stornoabzüge.

      „Will ein Versicherungsnehmer keine weiteren Beiträge in eine bestehende Lebensversicherung investieren", so die Verbraucherschützerin, „empfiehlt es sich mit dem Versicherer eine Beitragsfreistellung zu vereinbaren." Am Ende der Laufzeit werde dann das bereits eingezahlte Deckungskapital ausgezahlt.

      Und Sparern, die vor dem Abschluss eines Lebensversicherungsvertrages stehen, rät die Verbraucherschützerin: „Man sollte sich über die Qualität des Versicherungsunternehmens informieren und nicht mehr die ganzen Ersparnisse in eine Lebensversicherung stecken." Künftig gelte die gleiche Grundregel wie an der Börse: Risikostreuung erhöht die Sicherheit. (Welt, 16.3.03)
      Kommentar: Der Abschluß einer langlaufenden Lebensversicherung in einem exponentiell immer instabileren System kann nur aus Unwissenheit kommen. Wer heute eine solche Investition macht, der muß mit einem hohen Ausfallrisiko rechnen und das für eine Mini-Rendite und der völligen Aufgabe der Kontrolle über sein Vermögen.

      _________________________________________________________


      17.3.03 Kolumne: Rückfall ins Jahr 1913

      Ein Krieg gegen Saddam Hussein könnte den Prozess der Globalisierung aufhalten - und die wichtigsten Wirtschaftsmächte gegeneinander aufbringen.

      Ein Dritter Weltkrieg ist heute für die meisten unvorstellbar. Dazu scheint die Welt zu stark vernetzt, die Volkswirtschaften zu sehr voneinander abhängig. Doch ein ähnliches Bild bot sich schon 1913. Damals wurden bereits 8,7 Prozent aller weltweit produzierten Güter und Dienstleistungen exportiert. Auslandsinvestitionen machten sogar neun Prozent der Gesamtproduktion aus - eine Größenordnung, die selbst Anfang der 90er nicht erreicht wurde. Handel und Investitionen sorgten für eine immer engere Verflechtung der Staatengemeinschaft.
      Irrtum eines Nobelpreisträgers

      Vor diesem Hintergrund rechnete niemand mit einem Weltkrieg. Die meisten Ökonomen hielten eine Umkehr der wirtschaftlichen Integration für ausgeschlossen. Nicht zuletzt ein aufgeklärtes Eigeninteresse sei eine sichere Garantie gegen den Ausbruch eines Kriegs zwischen den Weltmächten, schrieb 1910 der spätere Friedensnobelpreisträger Sir Norman Angell: "Es ist eine ökonomische Unmöglichkeit, dass eine Nation den Reichtum der anderen an sich reißt oder zerstört - oder dass sich eine Nation durch die Unterwerfung einer anderen bereichert." Aller ökonomischer Theorie zum Trotz brach der Erste Weltkrieg aus und brachte die wirtschaftliche Vitalität zum Erliegen. Die folgenden 20 Jahre waren geprägt von internationalen Spannungen, die in einem weiteren verheerenden Weltkrieg ihren traurigen Höhepunkt fanden. Noch zu Beginn der 50er Jahre lag der Außenhandelsanteil an der Weltwirtschaft mit 7,0 Prozent unter dem Niveau von 1913. Dass es trotz Integration zum Weltkrieg kommen konnte, wird heute oft als Warnung vor einer zu schnellen Globalisierung angeführt. Zugleich warnen Befürworter einer raschen Globalisierung davor, dass die Weltwirtschaft erneut um Jahrzehnte zurückgeworfen werden könne, wenn man die globale Integration nicht mit aller Konsequenz unterstütze. In der Öffentlichkeit spielen diese Thesen indes kaum eine Rolle. Der Erste Weltkrieg ist für die meisten ein Ereignis aus längst vergangenen Zeiten. Zumindest eines jedoch hat die Geschichte gelehrt: Krieg ist mächtig genug, um die scheinbar unbezwingbaren Kräfte der Integration überwinden. Zwar lassen sich die Ereignisse vor 1914 nicht unmittelbar mit den aktuellen Konflikten in Afghanistan und Irak vergleichen. Doch letztlich war es auch damals nur eine "Dummheit auf dem Balkan", die der Integration der Weltwirtschaft für die nächsten 50 Jahre einen Riegel vorschieben sollte. Ähnlich offenbart heute der vermeintliche Nebenschauplatz im Nahen Osten die tiefe Kluft zwischen den führenden Mächten der Staatengemeinschaft. Nationalistische und religiöse Sirenengesänge drohen die Instinkte der Menschen in aller Welt umzuleiten: von der Suche nach dem gemeinschaftlichen Wohl zur Ablehnung des Andersdenkenden. Damals wie heute gibt es überschwängliche Prognosen über die Dauer des Konflikts. Die Soldaten rückten 1914 aus, um binnen zwei Monaten zurückzukehren. Als ähnlicher Pustekuchen mögen sich Annahmen des US-Militärs herausstellen, Irak nach einem Sieg über Saddam Hussein schnell verlassen zu können. Ein Krieg könnte den Prozess der Globalisierung zweifellos aufhalten, wenn nicht gar umkehren. ...Stephan-Götz Richter ist Herausgeber von TheGlobalist.com. (FTD, 17.3.03)
      Kommentar: Der Vergleich mit 1913 ist durchaus gerechtfertigt. Damals war ebenfalls das Zinssystem am Ende, alle Staaten hoffnungslos überschuldet. Globalisierung ist dabei immer ein Zeichen dafür, daß das System mit aller Gewalt expandieren muß. Ist dies nicht mehr möglich, so kommt es zum Krieg. Heute haben wir wieder eine ähnliche Konstellation: Alle Länder sind überschuldet, die Wirtschaft am Boden - der Schritt ins Kriegszeitalter wird nun folgerichtig beschritten. Man hat aus der Geschichte überhaupt nichts gelernt, alle Fehler werden von neuem begangen!

      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 19:57:29
      Beitrag Nr. 2.274 ()
      Noch verdeckt der Irak-Konflikt sehr unangenehme ökonomische Realitäten
      (17.03.2003)

      Die Märkte haben am Donnerstag und Freitag massive Korrekturen im Rahmen der im Einzelfall etablierten Bewegungen vollführt. Aus rein technischen Gründen waren sie dafür mehr als reif. Aber es sind nur Korrekturen gewesen, mit denen eingetretene Exzesse etwas bereinigt worden sind. Macquarie Research drückt es so aus: Es hat mit Gewinnmitnahmen eine massive Attacke auf alle Märkte gegeben, die als sicherer Hort galten – Gold, Staatsanleihen und Schweizer Franken.

      Interessanterweise waren es –wieder einmal- Gerüchte, die den Stein am späten Mittwoch ins Rollen brachten. Sie wollten von Überläufern aus dem Kreis hoher irakischer Militärs wissen. Daran hat sich sogleich die Vorstellung geknüpft, der Irak-Konflikt könne womöglich ohne massive Gewalt gelöst werden. Inzwischen klingt es anders, und es ist wohl auch anders. Die Ereignisse vom Sonntag lassen vermuten, dass die Zeit bis zum Beginn offensiver Militäraktionen nur noch in Stunden zu messen ist. Die Märkte hätten also durchaus Grund, wieder auf die eingefahrene Schiene zurückzukehren. Und am Montag haben sie sich in der Tat dafür entschieden.

      Was über dem Irak-Konflikt viel zu kurz kommt, die Märkte aber sehr beschäftigt, ist die weltweite wirtschaftliche Entwicklung. Sie verschlechtert sich zunehmend. Dies bedeutet weiteren Druck auf die Aktienkurse, die Rohstoffpreise und die Zinsen.

      Wenn sich der Schlachtenrauch verzogen hat, wird der Blick frei auf ökonomische Verwüstungen, die nichts mit dem Irak-Konflikt zu tun haben. Wohl dem, der seine Schulden solide unter Kontrolle hat und über ausreichend liquide Mittel verfügt, die ihm Flexibilität für eine lange, sich noch verschärfende Durststrecke gewähren.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 20:02:13
      Beitrag Nr. 2.275 ()
      Die alte und die neue Welt
      Gestern Abend, die Talkshow mit Klaus Bresser bei n-tv. Eingeladen der Journalist Peter Scholl-Latour und ein US-Sicherheitsexperte, dessen Namen ich nicht kannte und mir leider auch nicht gemerkt habe. Doch selten zuvor hat man aus meiner Sicht in derart konzentrierter Form die Unterschiede zwischen alter und neuer Welt besser erleben können als dort.

      Die positive Seite Europas – unglaublich faktenreich und versiert in den Strukturen regionaler Besonderheiten, wohingegen die Amerikaner viel eher schablonenhaft und in groben Umrissen denken. Doch dann die negative Seite Europas – bis in die Haarspitzen überzeugt von den eigenen Vorstellungen, keine auch nur leise Spur davon, Kritikpunkte von anderen zu berücksichtigen. Dogmatisch bis hin zum Altersstarrsinn.

      Kein einziges Mal ließ Scholl-Latour, diese geniale Verkörperung des alten Europa, seinen Gegenpart ausreden. Und jedes Mal wusste er sofort alles besser, hatte die Weisheit nicht nur mit Löffeln, sondern regelrecht direkt aus dem Topf gefressen. Und dann dieses dauernde Denken in Idealgrößen: ein selbstgewisses Lächeln und das Statement, der Afghanistan-Krieg sei ja noch nicht zu Ende, der Kosovo-Konflikt noch nicht gelöst. Peter Scholl-Latour weiß stets im Vorhinein, warum etwas nicht funktionieren wird.

      Dagegen sagt der Amerikaner nur: Aber es ist besser geworden! Gegen den europäischen Idealismus der amerikanische Pragmatismus. Man kann gespannt sein, welches Konzept letztlich überlebensfähiger sein wird.

      instock.de
      _____________________________________________--
      bestimmt nicht die amerikanische, die schon im Koma liegt.
      Lug und Betrug hat noch nie überlebt.:cry:
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 20:03:54
      Beitrag Nr. 2.276 ()
      Alan Greenspan - Wird Ostern vorverlegt?

      Am Dienstag tritt der Offenmarktausschuss (FOMC) der amerikanischen Notenbank zusammen, um über die zukünftige Geldpolitik zu beraten. Keine leichte Aufgabe, bedenkt man das gegenwärtig negative weltpolitische und konjunkturelle Umfeld.

      Nach den katastrophalen Arbeitsmarktdaten im Februar verlangten die Investoren laut nach weiteren Zinssenkungen. Vor allem der massive Stellenabbau im Produzierenden Gewerbe trieb den Anlegern den Schweiß auf die Stirn. Im Februar wurden von der US-Wirtschaft insgesamt 308.000 Arbeitsplätze abgebaut, so viel wie zuletzt während der Rezession im November 2001.

      Zwar ging die Hälfte der verloren gegangenen Stellen auf das Konto von Reservisten, die wegen des drohenden Irak-Krieges eingezogen wurden. Die andere Hälfte lag jedoch ebenfalls meilenweit über den Prognosen der Analysten. (erw.: +20.000) und spiegelt die negative Stimmung in den Unternehmen wider.

      Chancen für kurzfristige Zinssenkung stehen schlecht

      Die Finanzexperten hoffen nun, dass Alan Greenspan zumindest die Einstellung ("bias") der Notenbank zur Zinspolitik auf "easing" ändert. Diese Maßnahme ließe den Zentralbankern ein Hintertürchen für eine Leitzinssenkung im Mai (oder früher) offen.

      Die Chancen für eine Zinssenkung am morgigen Dienstag werden eher gering eingestuft. Basierend auf den letzten Bewegungen an den Terminmärkten, wird die Wahrscheinlichkeit einer Senkung auf 24 Prozent geschätzt. Anders stellt sich die Situation für die kommende Sitzung am 6.Mai dar. Hier sehen die Investoren eine 75-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Senkung voraus.

      Alan Greenspan wird den Investoren vermutlich kein vorösterliches Geschenk in Form einer Zinssenkung bereiten. Vielmehr wird er sein Pulver – das wenige, das ihm nach einer ganzen Reihe von Zinssenkungen noch übrig geblieben ist – trocken halten und die weitere konjunkturelle und geopolitische Entwicklung abwarten.

      © 17.03.2003 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 20:06:13
      Beitrag Nr. 2.277 ()
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 20:12:17
      Beitrag Nr. 2.278 ()
      Gary Shilling, Bill Gross und Warren Buffett sind sich einig - jedenfalls teilweise


      Die Gurus lassen Aktien links liegen



      Von Ingo Narat


      Endlich stoppt die Börsen-Talfahrt. An den letzten Handelstagen konnten sich die Aktionäre entspannt zurücklehnen. Die wichtigen Indizes stiegen. Aber das ist auch schon das Ende der guten Nachrichten.


      FRANKFURT/M. Während die Mehrheit der Analysten und Bankstrategen die Aktienkurse bald wieder nach oben laufen sieht, hält das „Smart Money“ sein Pulver trocken. In den letzten Wochen meldeten sich gleich drei Gurus zu Wort – und alle bleiben ihrer Skepsis treu. Die Wortmeldungen kommen von dem Ökonom Shilling sowie den Super-Investoren Bill Gross und Warren Buffett. Dem Trio sind Aktien immer noch zu teuer.

      Buffett, der als Kopf der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway schon seit langem einen legendären Ruf genießt, konzentriert sich jetzt lieber auf Hochzinsanleihen. Ökonom und Forbes-Kolumnist Shilling ist ein angesehener Mann an der Wall Street und gibt einen eigenen Börsenbrief heraus. Seiner Meinung nach sind mit Anleihen auch in den kommenden Jahren viel höhere Erträge als mit Aktien zu erzielen, weil die Zinsen weiter kräftig fallen werden. Er prognostiziert für amerikanische Staatsanleihen sogar Jahreserträge von über 20 Prozent in den kommenden Jahren.

      Gross tanzt ein wenig aus der Reihe. Der Anleihe-Guru von Pimco, einem zur Allianz-Gruppe gehörenden Asset-Manager, macht aus seiner Aktienskepsis zwar keinen Hehl. Er schockte seine Fangemeinde vor einiger Zeit mit einer Dow-Jones-Prognose von 5 000 Punkten. Im Gegensatz zu Shilling fühlt sich der Pimco-Mann aber bei amerikanischen Staatsanleihen nicht gut aufgehoben, weil er mit steigenden Zinsen rechnet. Gross kauft deshalb lieber Euro-Bonds und Hochzinstitel aus den Schwellenländern.

      Es ist schon auffällig, wie weit die Mehrheitsmeinung der Marktteilnehmer und die Einschätzung der Börsengurus auseinander liegen. Doch die Aktienskeptiker können gewichtige Argumente zu ihren Gunsten in die Waagschale werfen. In den achtziger und vor allem den neunziger Jahren haben die Börsianer eine historisch einmalige Spekulationsblase aufgepustet. Schon der gesunde Menschenverstand legt nahe, dass das Aufplatzen dieser Blase ähnliche Dimensionen erreichen muss. Davon kann aber noch keine Rede sein. Mancher mag sich an das Japan-Beispiel erinnern. Nach der Jahrhunderthausse der Achtziger dümpeln die Kurse in Tokio jetzt auf einem 20-Jahres-Tief. Die Talfahrt in Amerika und Europa hat erst drei Jahre auf dem Buckel.

      Auch wenn Experten immer wieder von überverkauften und unterbewerteten Märkten reden: An den amerikanischen Börsen liegt einiges im Argen – und Wall Street gibt den Takt für den Rest der Welt vor. Die traditionellen Bewertungsrelationen sind trotz der Kursverluste immer noch aus den Fugen, weit von historischen Durchschnittswerten oder gar typischen Ständen an Baisse-Tiefpunkten entfernt. Dazu kommen noch gefährliche Ungleichgewichte, die sich in Amerika konzentrieren: Verschuldung des Staates, der Unternehmen und Haushalte sowie der extrem überbewertete Dollar.

      Auch Psychologen betrachten die aktuelle Lage mit Skepsis. Sie warten noch auf die „Kapitulation“ der Anleger, eine durch Frustration ausgelöste breit angelegte Verkaufswelle, die den Markt bereinigen und den Boden für den nächsten Aufschwung bereiten könnte. Das wäre ein typisches Verhaltensmuster am Ende einer Baisse. Eine passende Statistik zu diesem Gedanken kommt einmal mehr aus Amerika. In typischen Kapitulationsphasen gaben die Privatanleger netto zehn Prozent des Aktienfondsvermögens zurück. Im letzten Jahr lag diese Rücklaufquote unter einem Prozent. Eine oft gepredigte Börsenregel aus den neunziger Jahren hat sich in den Köpfen festgesetzt: Aktien sind auf längere Sicht immer die überlegene Anlageform – Rückschläge gilt es auszusitzen. Daran haben die Anleger bis heute festgehalten.

      Eine geballte Ladung Skepsis muss Anleger nicht entmutigen. Auch wenn die Aktienkurse an den großen Börsen weiter fallen: Irgendetwas steigt immer und bietet damit Möglichkeiten zum Geld verdienen. Seit geraumer Zeit klettern die Rohstoffpreise. Nach Meinung einiger Experten ist in diesem Bereich eine rund 20-jährige Baisse abgeschlossen. Außerdem gewinnt der Euro gegenüber dem Dollar an Wert. Und wenn Shilling recht behält, können die Anleger auch mit Staatsanleihen weiter gutes Geld machen. Wer wie Gross oder Buffett etwas skeptischer ist, dürfte auf Hochzinstitel ausweichen.

      Es bleibt die bange Frage: Wann ist die Aktienbaisse beendet? Die Vertreter der verhaltenspsychologisch orientieren Zunft warten auf Panikverkäufe. Sie haben aber auch eine pointierte Antwort parat: Die Talfahrt dürfte dann gestoppt sein, wenn die Frustration der Börsianer so groß ist, dass erste Spekulationen über die Umwandlung des Finanzsenders Bloomberg TV in einen Wrestling-Kanal aufkeimen.


      HANDELSBLATT, Montag, 17. März 2003, 07:52 Uhr
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 20:47:52
      Beitrag Nr. 2.279 ()
      Jetzt ist der "Crash" offiziell

      Finanzdebakel. Seit 31 Monaten geht es an den Börsen bergab. Im Durchschnitt hat seit März 2000 jeder Amerikaner, vom Kleinkind bis zum Greis, 70000 Dollar an der Börse verloren.


      Jetzt ist es gewissermaßen amtlich: Laut Norbert Walter, dem Chefökonomen der Deutschen Bank, kann man die Vorgänge an den internationalen Finanzmärkten nur noch als "Crash" bezeichnen. Aber auch dieses Etikett hat verharmlosenden Charakter. Denn bei den letzten beiden weltweiten "Crashs" an den Aktienmärkten, im Herbst 1987 und im Herbst 1998, ging es schon nach wenigen Wochen wieder aufwärts und in der langjährigen Entwicklung erscheinen sie lediglich als kräftige, aber kurzfristige Ausrutscher.
      Diesmal ist alles ganz anders. Schon seit 31 Monaten geht es an den Börsen, von ein paar fehlgeschlagenen "Minirallies" abgesehen, nur bergab. Eine derart langanhaltende Schrumpfung der Finanzwerte hat es zuletzt zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gegeben, in den Jahren 1939 bis 1941. Und das Tempo des Kursrutsches nimmt beständig zu. Das Jahr 2000 war bereits ein Katastrophenjahr. Dann kam der ausgedehnte Sommercrash 2001, der nur durch den Beginn des Afghanistan-Krieges unterbrochen werden konnte. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2002 stürzten die Aktienmärkte dann ohne Wenn und Aber in die Tiefe. Ergebnis: das schlechteste Börsenhalbjahr seit 1998.

      Doch das war alles noch gar nichts im Vergleich zum dritten Quartal 2002: Sowohl der Dow Jones (-18%) als auch der S&P-500-Index (-18%) amerikanischer Aktien erlebten ihr schlimmstes Quartal in 15 Jahren. Nimmt man das zweite Quartal mit hinzu, so handelte es sich um die schlimmste Sechsmonatsperiode für den S&P-500 (-29%) seit 28 Jahren. Noch heftiger erwischte es den deutschen Aktienmarkt. Verstärkt durch Zwangsverkäufe großer Versicherungen und den massiven Kapitalabzug amerikanischer Investoren verlor die Frankfurter Börse (-37%) binnen drei Monaten mehr als ein Drittel ihres Wertes, der stärkste Einbruch in irgendeinem Quartal seit 1959. Rund 200 Milliarden Euro gingen allein bei den 30 DAX-Werten in diesem Zeitraum in Rauch auf. Neun der 30 DAX-Titel wurden im dritten Quartal (noch einmal) halbiert bis geviertelt: Epcos (-78%), MLP (-74%), Infineon (-65%), Allianz (-58%), HypoVereinsbank (-57%), Münchner Rück (-55%), Commerzbank (-55%), SAP (-55%), Fresenius (-52%). Vier DAX-Titel (Deutsche Telekom, Infineon, Epcos und MLP) waren am Ende des dritten Quartals 2002 nicht einmal mehr ein Zehntel dessen wert, was sie auf dem Höchststand im Jahre 2000 kosteten.

      In Japan fallen die Aktienkurse schon seit zwölf Jahren und sind auf ihrer Zeitreise in die Vergangenheit inzwischen im August 1983 angekommen. In den USA verlor jeder US-Bürger, Kleinkinder eingeschlossen, seit März 2000 im Durchschnitt 70000 Dollar an der Börse. Die Technologiebörse Nasdaq gab in diesem Zeitraum 75% ihres Wertes ab, der größte Kursverfall irgendeines amerikanischen Aktienindexes seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

      Je länger der systemische Zusammenbruch an den Finanzmärkten anhält, desto katastrophaler die Folgen für die Volkswirtschaften. Vernichtete Ersparnisse und Renten lassen den privaten Konsum einbrechen - da helfen auf Dauer auch die größten Exzesse bei den Verbraucherkrediten nicht.

      Die führenden Unternehmen in Amerika, Europa und Asien stecken alle bis zur Nasenspitze in einem Meer von Schulden. Jetzt, wo sie an den Aktienmärkten kein neues Kapital mehr bekommen und an den Anleihemärkten horrende Risikozinsen zahlen müssen, schränken ihnen nun auch die Banken, denen wegen explosiv anwachsender fauler Schulden selbst das Wasser bis zum Hals steht, die Kredite ein. Die Folge: die Investitionen der Großunternehmen, längst nicht nur im Telekomsektor, brechen ein und damit auch die Auftragseingänge in der gesamten mittelständischen Industrie.

      Zugleich treiben Massenentlassungen die Arbeitslosenraten und die sozialen Kosten der Regierungen in die Höhe. In den vergangenen zwölf Monaten haben allein die großen börsennotierten Unternehmen Westeuropas - unter anderem Alcatel, Ericsson, Deutsche Telekom, Siemens - den Abbau von rund 570000 Arbeitsplätzen angekündigt. So schrumpften die Steuereinnahmen Deutschlands im ersten Halbjahr 2002 um 6,6%, während die Ausgaben um 2,2% anstiegen. Daraus resultiert ein Defizit allein für das erste Halbjahr in Höhe von 58 Milliarden Euro, 20 Milliarden Euro höher als erwartet.

      Besserung ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Die letzten Zahlen über den Industriesektor in Amerika, Europa und Japan sind allesamt alarmierend. Weltweit geht die industrielle Aktivität drastisch zurück. Der amerikanische Einkaufsmanager-Index (ISM) ist im September in die Kontraktionszone abgerutscht. Die US-Autoverkäufe von General Motors gingen im September um 13% zurück, obwohl das Unternehmen die Null-Zins-Finanzierungen weiter aufrecht erhielt. Nach dem "Tankan"-Bericht der japanischen Zentralbank wollen die japanischen Unternehmen ihre Investitionen erneut drastisch senken. Auch beim Reuters-Einkaufsmanager-Index für die Euro-Zone ging es im September steil nach unten. Der Wert für Deutschland erlebte sogar den stärksten Einbruch seit der Index im Februar 1996 geschaffen wurde.

      Wie jüngst die National Science Foundation in den USA berichtete, sind in den USA nun auch die Forschungsausgaben der Unternehmen zum ersten Mal seit 1960 rückläufig. Auch die Kultstätte der "New Economy", das Silicon Valley im US-Bundesstaat Kalifornien, bekommt dies zu spüren. Larry Ellison, der Chef des weltweit zweitgrößten Software-Herstellers Oracle, kommentierte am 29. September in einem Interview: "Silicon Valley wird nie wieder sein, was es war." Er fügte hinzu: "Diejenigen, die glauben, dies sei nur ein zyklischer Niedergang, sind verrückt. Sie können nicht sehen, was vor ihren Augen geschieht."

      Lothar Komp
      Aus der Neuen Solidarität Nr. 41/2002
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      schrieb am 17.03.03 20:50:16
      Beitrag Nr. 2.280 ()
      Nettokapitalinvestitionen in den USA auf Rekordtief

      In der September-Ausgabe seiner Richebächer Letters bemerkt der ehemalige Chefökonom der Dresdner Bank Dr. Kurt Richebächer, daß auch schon in den vergangenen Jahren die Investitionen der US-Unternehmen im Vergleich zur Verfallsrate des Maschinenparks äußerst mickrig ausfielen.


      Zwar sei auch "heute noch der Eindruck weit verbreitet", Amerikas "New Economy" hätte auf einem "ungewöhnlich starken Investitionsboom" aufgebaut. Diesen angeblichen Investitionsboom habe es jedoch nie gegeben - er sei nur eine "statistische Illusion". Vielmehr habe die "Fusions- und Übernahmemanie" der späten 90er Jahre dazu geführt, daß "neue Kapitalinvestitionen vernachlässigt wurden. Da es leicht war, neue Kapazitäten zu kaufen und zu nutzen - warum sollte ein Unternehmen dann neue Fabriken bauen, was Jahre dauert? Tatsächlich verschwanden die neuen Kapitalinvestitionen der Unternehmen fast völlig."
      Die "statistische Illusion", so Richebächer, beruhte weitgehend auf der Verwendung der "hedonischen Methode", womit die Investitionen insbesondere in Computer künstlich inflationiert wurden. Es gebe jedoch noch einen weiteren wichtigen Faktor: In den letzten Jahren hätten sich "die Kapitalinvestitionen zunehmend in kurzlebige Werte mit hohen Abschreibungsraten" verschoben, d.h. "ein wachsender Anteil der Kapitalausgaben hat nur den Verschleiß von Fabriken und Ausrüstung ersetzt".

      Deshalb müsse man die Nettoinvestitionen betrachten, also die Bruttoinvestitionen abzüglich der Abschreibungen. Richebächer schreibt: "Von 1995-2001 wuchsen die Bruttoinvestitionen der Unternehmen in fixe Anlagen, ohne Wohnungsbau, nach heutiger Kaufkraft um 376,5 Mrd. Dollar, im Schnitt also um 7,6% pro Jahr. Davon entfielen jedoch 311,5 Mrd. Dollar auf Abschreibungen zum Ersatz abgenutzter Geräte." Das heißt, die Nettoinvestitionen wuchsen in dieser Zeit nur um "miserable" 65 Mrd. Dollar - oder 11 Mrd. Dollar pro Jahr. Das sei "Amerikas niedrigste Nettoinvestitionsrate der Geschichte, wenn man von der Großen Depression 1930-1933 absieht. Erinnern wir uns: In den gleichen Jahren wuchsen die Unternehmensschulden um 2,8 Billionen Dollar."

      Richebächer schließt, daß angesichts der "beispiellosen Depression der Gewinne", der resultierenden "Depression der Kapitalausgaben der Unternehmen" und des "Blutbads an der Wall Street" sowie der Rekordhöhe der Schulden der Firmen und Privathaushalte "finanzielle Turbulenzen in einem Ausmaß bevorstehen, das in der gesamten Nachkriegszeit beispiellos ist". Der vielleicht einzige Präzedenzfall sei die Große Depression der 30er Jahre. Damals seien die USA jedoch "das größte Gläubigerland der Welt" gewesen, heute seien sie "der größte Schuldner der Welt, der ein monströses Leistungsbilanzdefizit einfährt und Billionen an Auslandsschulden aufhäuft".

      Aus der Neuen Solidarität Nr. 41/2002
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 21:25:25
      Beitrag Nr. 2.281 ()
      MALIK AKTUELL

      17.03.2003

      Kursrally bedeutungslos


      - keine längere Erholung
      - Börsenfolklore



      Der Kursanstieg der letzten paar Tage ist meines Erachtens nicht, wie viele glauben, der Beginn einer längern Erholung. Er ist eher ein kurzes Zögern vor einem möglicherweise dramatischen Sturz. Nur eine Minderheit rechnet damit; nur wenige können es sich überhaupt vorstellen.

      Was man so im allgemeinen über die Börse hört, halte ich für Folklore. Drei Beispiele:

      1. Der Markt ist so weit gefallen, dass er nicht weiter fallen kann:

      Das ist schierer Unfug. Dasselbe Märchen wurde in allen Bearmarkets verbreitet - Japan anfangs 90er Jahre; der Silber- und Goldmarkt anfangs 80er und der Dow Jones 1929 und 1930. Es hat noch nie gestimmt. Das Gegenteil stimmt: Nach jedem Bullmarket gehen die Preis in die Nähe des Niveaus zurück, von dem aus die Hausse gestartet ist.


      2. Der Dow Jones Index kann gar nicht so weit fallen wie der japanische Nikkei-Index, weil die USA die stärkste Wirtschaftsnation sind:

      Der Nikkei ist 80% unter seinem Höchststand. Zum Neujahr 1989/90 stand er kurz unterhalb von 40.000 Punkten. 1990 galt Japan wirtschaftlich als unbesiegbar. Die Japaner waren in allen Märkten, in denen sie tätig waren, in der Offensive. Sie lehrten die anderen Nationen das Fürchten. Jumboladungen von Managern machten Wallfahrten nach Japan, um dortiges Management zu lernen. Die Management-Gurus predigten fernöstliche Transzendentalmystik, weil sie darin die Geheimnisse des japanischen Erfolges sahen. Nichts davon ist übriggeblieben.

      Heute gilt Amerika als unschlagbar. Aber es gibt keine unschlagbaren Wirtschaftsnationen; man muss sie gar nicht schlagen, weil sie sich selbst besiegen. Schon in der Antike hiess es: Wen die Götter ruinieren wollen, dem schicken sie 20 Jahre Erfolg ... Aber natürlich sagt jeder sofort, man könne Japan und die USA gar nicht vergleichen. Das ist richtig - insofern, als die USA heute in wesentliche schlechterem Zustand sind, als es Japan damals war.


      3. Die schlechten Nachrichten drücken auf die Kurse:

      Nicht die Nachrichten machen die Kurse, sondern - umgekehrt - die Kurse machen die Nachrichten. Ich weiss, dass das eine schwer akzeptable Aussage ist, und ich brauchte meine Zeit, bis ich sie verstand und nutzen konnte.
      Es gibt Dutzende von Ereignissen und Nachrichten darüber, die - scheinbar - steigende oder fallende Kurse "erklären". Das ist die Methode der meisten Reporter und Journalisten. Sie wählen jene Nachrichten für ihre Berichte, die ihrer Auffassung zu den gerade beobachteten Kursbewegungen passen. Das ist der Grund, weswegen die Börsenberichte immer widersprüchlich sind - und daher völlig bedeutungslos.


      http://www.mom.ch/
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      schrieb am 17.03.03 21:29:49
      Beitrag Nr. 2.282 ()
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 21:48:02
      Beitrag Nr. 2.283 ()
      Rürup-Kommission


      Lebensversicherungen sollen besteuert werden



      Die Vorschläge der Regierungskommission zur Rentenbesteuerung werden unterschiedlich beurteilt. Während die Regierungsparteien sowie Vertreter der Wirtschaft die Pläne begrüßten, kam Kritik von den Versicherern. hoff/tö



      (SZ vom 18.03.2003) — Der Chef der Kommission, Bert Rürup, übergab das Gutachten am Montag dem Finanzministerium. Wie es im Hause Eichel heißt, soll die Expertise zunächst genau geprüft werden, bevor ein Gesetzentwurf entstehen soll. Die Pläne regeln, wie der Fiskus künftig mit Beiträgen zur Altersvorsorge und den Alterseinkünfte umgehen soll.

      Dazu schlägt die Kommission einen Umstieg auf die „nachgelagerte Besteuerung“ vor. Das heißt: Die Beiträge für Altersvorsorge sollen steuerfrei gestellt werden, im Alter wird dagegen die Rente besteuert. Vorgesehen sind Übergangsfristen. So soll die völlige Rentenbesteuerung erst 2040 erreicht sein, der völlige Steuerabzug der Beiträge 2025.

      Für die Rentner heißt das: Von 2005 an müssen sie mehr Steuern zahlen. Zunächst soll der Anteil bei 50 Prozent der Rente liegen, bis er stufenweise auf 100 Prozent steigt. Derzeit wird bei Rentnern etwa 30 Prozent der Rente besteuert. Die Steuerfreiheit der Beiträge soll bei 60Prozent beginnen und sich schrittweise aufbauen. Für den Staat bedeutet dies Steuerausfälle knapp acht MiIlliarden Euro bis Ende 2010. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen kleinere und mittlere Renten nicht belastet werden. Betroffen seien Rentner mit Zusatzeinkünften wie Betriebsrenten.

      Keine Vorzugsbehandlung von Lebensversicherungen mehr

      VDR-Chef Ruland hält die Rürup-Pläne für nicht ausgereift. Nach seinen Berechnungen führt die Umstellung auf die nachgelagerte Besteuerung „zu einer verfassungswidrigen Doppelbesteuerung“. Außerdem würden Rentner gegenüber den Pensionären benachteiligt.

      Denn Selbstständige würden bald doppelt besteuert. Sie hätten in ihrer aktiven Zeit, Beiträge aus versteuerten Einkommen geleistet und müssten später erneut an den Fiskus zahlen. Auch für einzelne Arbeitnehmer könnte es zu Härten kommen. „Das liegt vor allem daran, dass die schrittweise Freistellung der Beiträge einerseits und der stufenweise Übergang zur Vollbesteuerung andererseits zeitlich nicht angemessen aufeinander abgestimmt sind“, sagte Ruland.

      Als politisch brisant gilt ein weiterer Vorschlag. Die Experten sprechen sich dafür aus, Lebensversicherungen für die Altersvorsorge künftig zu besteuern und so mit anderen Kapitalanlage-Produkten gleich zu stellen.

      Bislang sind Lebensversicherungen nicht zuletzt wegen ihres Steuerprivilegs attraktiv: Bei ihnen sowie bei fondsgebundenen Policen und Direktversicherungen fallen am Ende der Laufzeit bei Auszahlung der gesamten Summe auf einen Schlag keine Steuern an. Voraussetzung: Der Vertrag muss mindestens über zwölf Jahre laufen, und der Kunde muss zumindest fünf Jahre lang regelmäßig eingezahlt haben.

      Dieses Privileg will die Kommission kippen. „Der Sonderausgabenabzug für Beiträge zu kapitalbildenden Lebensversicherungen in der Ansparphase wie auch die Steuerfreiheit der Erträge im Zeitpunkt der Kapitalauszahlung ist zu beseitigen“, heißt es. Dies soll aber nur für Neu-Verträge gelten.

      Versicherer empört

      Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft hat bereits seinen Widerstand angekündigt. In einer Stellungnahme weist er darauf, dass Lebensversicherungen nicht nur der Altersvorsorge, sondern auch dem Hinterbliebenenschutz dienten: „Auch der besonders wichtige Schutz bei Berufsunfähigkeit wird in Deutschland häufig mit einer Lebensversicherung verbunden.“

      Einschnitte soll es laut Kommission auch bei den Beamten geben. Da Pensionen und Renten in der Endstufe der Reform steuerlich gleich zu behandeln sind, empfehlen die Gutachter, den Versorgungs-Freibetrag für Beamtenpensionen und Werkspensionen sowie den Altersentlastungsbetrag schrittweise zu verringern. Außerdem soll der Arbeitnehmerpauschbetrag bei Pensionären von derzeit 1044 Euro langfristig auf den Werbungskosten-Pauschbetrag von derzeit 102 Euro sinken, der den gesetzlichen Rentnern zusteht. Der Deutsche Beamtenbund wollte sich zu den Plänen zunächst nicht äußern.

      sueddeutsche.de
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      schrieb am 17.03.03 21:53:25
      Beitrag Nr. 2.284 ()
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 21:54:37
      Beitrag Nr. 2.285 ()
      Wiederaufbau im Irak
      Kriege folgen aus Rechenfehlern


      Die Geschichte des Krieges ist auch eine Geschichte der Fehlkalkulationen. Das Schatzamt des amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln schätzte, der amerikanische Bürgerkrieg würde die Nordstaaten nicht mehr als 240 Millionen Dollar kosten, was 7 Prozent des damaligen Bruttosozialproduktes entsprach. Am Ende waren die Kosten 13mal so hoch. Beim Vietnam-Krieg verrechnete sich das Pentagon um 90 Prozent, vor allem weil der Krieg statt bis Ende 1967 bis 1973 dauerte.

      Offenbar fehlt es den Regierungen zuweilen an ökonomischem Verstand, der ein nüchternes Kosten-Nutzen-Kalkül ermöglicht. Hätte Englands König Georg III. so sturköpfig darauf bestanden, in Amerika eine Steuer auf Tee zu erheben, und damit sein Imperium riskiert, wenn er mit ökonomischen Nutzen-Kosten-Kalkülen vertraut gewesen wäre? fragt der Yale-Ökonom William Nordhaus. Seine Vermutung: „Vielleicht wird Krieg von jenen geführt, die nicht rechnen können, die sich weigern zu rechnen, die schlecht rechnen oder die die Kosten verniedlichen."

      Saddam gehört zweifelsohne zu den größten Fehlkalkulatoren nach zwei verlorenen Kriegen, und kurz vor dem dritten steht das eigentlich reiche Land vor dem Abgrund. Doch auch westliche Demokratien sind vor Fehlrechnungen nicht gefeit. Nordhaus beklagt, daß weder die Bush-Regierung noch der US-Kongreß eine seriöse Schätzung der Kriegskosten vorgelegt hätten. Der Grund, warum Budget-Ansätze häufig zu falsch sind, liegt nahe. Kriege sind voller schwer kalkulierbarer Risiken, die unvorhersehbare Kosten nach sich ziehen. Daß die Haushaltsansätze häufig zu niedrig sind, wird auch klar: Sie sind der Bevölkerung dann leichter zu vermitteln. Später wird niemand aus Kostengründen den Nachschub und Entsatz verweigern.

      wvp., Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 16.03.2003, Nr. 11 / S. 35
      Bildmaterial: F.A.Z.
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:17:42
      Beitrag Nr. 2.286 ()
      Anlagestrategie
      Der Dax ist noch nicht aus dem Schneider

      Von Jürgen Büttner

      17. März 2003 Ist dem Dax in der Vorwoche nun der Befreiungsschlag gelungen oder nicht? So lautet natürlich momentan - wieder einmal - die spannendste Frage, welche sich die Börsianer stellen. Nach den in der zweiten Wochenhälfte verbuchten fulminanten Kursgewinnen meldeten sich jedenfalls bereits wieder etliche Beobachter zu Wort, die auf bessere Zeiten setzen.

      Hoffnungen wie diese sind nach drei Jahren Bärenmarkt nur zu verständlich. Ob sie allerdings auch der Realität entsprechen, ist fraglich. Aktuell sollte hinter den Gewinnen vom vergangenen Donnerstag und Freitag noch nicht mehr gesehen werden als eine normale technische Erholung auf die zuvor gesehenen schweren Verluste. Die langfristigen Abwärtstrends sind deswegen jedenfalls noch lange nicht geknackt.

      Drohender Irak-Krieg bleibt eine Kursbremse

      Kurzfristig wird den Aktienmärkten auch ein nachhaltiger Ausbruch nach oben vermutlich verwehrt bleiben. Denn US-Präsident George W. Bush hat erklärt, dass an diesem Montag die “Stunde der Wahrheit für die Welt schlägt“. Die Entscheidung im Irak-Konflikt rückt damit immer näher, und ein Krieg scheint fast unausweichlich zu sein. Sollte den Amerikanern dabei ein schneller Krieg gelingen, wäre zwar anschließend kurzfristig eine erneute Erleichterungsrally denkbar. Friede, Freude, Eierkuchen dürfte deswegen aber noch immer nicht angezeigt sein. Dafür sind die konjunkturellen Risiken und die strukturellen Ungleichgewichte einfach immer noch zu groß.

      Hinzu kommt eine noch immer gemessen an der trüben Ausgangslage zu hoch bewertete Wall Street. Sollte es dort zu einer Bewertungskorrektur kommen, dürfte sich dem auch der Dax nicht entziehen können, auch wenn hierzulande mitunter bereits jetzt schon günstig bewertete Titel zu finden sind. Aber dabei ist zu bedenken, dass es ebenso, wie es im Bullenmarkt zu Übertreibungen nach oben gekommen ist, jetzt vermutlich zu Übertreibungen nach unten kommen wird.

      Intakte langfristige Abwärtstrends

      Gleichzeitig ist es natürlich so, dass der Dax mit einem zwischenzeitlichen Minus von über 73 Prozent gemessen an seinen alten Rekordständen schon stärker gefallen war als zu Zeiten der Großen Depression 1929. Alleine dieser Vergleich zeigt, dass der deutsche Aktienmarkt das Schlimmste hinter sich haben sollte. Allerdings stellt sich gleichzeitig die Frage, woher die Käufer kommen sollen, die eine längerfristige Aufwärtsbewegung tragen. Die meisten potenziellen Kandidaten für derartige Käufe fallen derzeit nämlich aus.

      Zu konstatieren ist vielmehr, dass weiterhin per saldo mehr Gelder aus den Aktienmärkten abgezogen als neu hineingepumpt werden. Und Besserung ist nicht in Sicht. Die Gewinne am Ende der Vorwoche sollten deshalb nicht überinterpretiert werden. Vielmehr sind sie zunächst nur als Reaktion auf einen stark überverkauften Zustand einzuordnen.

      Die charttechnische Ausgangslage vieler Einzeltitel ist jedenfalls so hoffnungslos, dass sich zu viel Optimismus von vorneherein verbietet. Mehr als der Versuch einer langfristigen Bodenbildung scheint deshalb noch immer nicht drin zu sein. Sollte bei diesem Versuch allerdings das jüngste Tief beim Dax bei knapp unterhalb von 2.200 Punkten unterschritten werden, würde sich das Bild erneut eintrüben.

      Insgesamt gibt es somit für die gefrusteten Anleger noch immer kaum Gründe, um auf den baldigen Beginn eines neuen Bullenmarktes zu setzen.




      Im Chart sehen Sie die Entwicklung des Dax.
      Text: Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      @JüB
      Bildmaterial: dpa
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:19:38
      Beitrag Nr. 2.287 ()
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:22:26
      Beitrag Nr. 2.288 ()
      Märkte setzen zur Kriegs-Rallye an

      Hoffnung auf Entscheidung in der Irak-Frage treibt Börsen weltweit in die Höhe - Viele Strategen zeigen sich aber skeptisch

      von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz

      Berlin - Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass ein Krieg am Golf nicht mehr abzuwenden ist, dann kam er gestern. Zu Wochenbeginn riefen verschiedene Staaten ihre im Irak lebenden Bürger dazu auf, dass Land zu verlassen. Und nicht nur das. Auch die UN-Waffeninspekteure wurden kurz vor einer wichtigen Bush-Rede zum Abzug aufgefordert. Auch an der Börse gab es erste Vorboten einer Kriegs-Rallye. Der Dax, noch am Vormittag vorübergehend über drei Prozent im Minus, drehte am Nachmittag ins Plus und stand gegen 17 Uhr knapp fünf Prozent höher.


      Spiegelbildlich dazu verloren die als sichere Häfen geltenden Anleihen, das Edelmetall Gold oder der Euro kräftig an Wert. Die europäische Gemeinschaftswährung rutschte sogar unter die Marke von 1,07 Dollar. Damit hat der Euro innerhalb von drei Handelstagen fast vier Prozent an Wert eingebüßt. Dramatisch waren die Verluste auch am Rentenmarkt, wo die Kurse zehnjähriger Bundesanleihen nahezu vier Prozent einknickten. Damit ist eine gesamte Jahresrendite verraucht. Bei Marktbeobachtern machte die These von einer rapide sinkenden Risikoaversion die Runde.


      Viele Strategen wollten aber nicht der schnellen Bewegung an den Börsen folgen. Von einer größeren Transparenz mit Blick auf die weitere Entwicklung der Irak-Krise könne nicht die Rede sein. "Der Markt wird von Börsianern bestimmt, die offenbar nicht die negativen Konsequenzen eines Krieges überblicken können", sagt Stephen Lewis, Stratege bei Monumentum Securities in London.


      Keine Frage, der Faktor Angst wurde gestern neu definiert. Angst herrschte nun nämlich davor, die nächste Aufwärtsrallye zu verpassen. Die Angst vor den unmittelbaren Folgen eines Krieges, die Angst aber auch vor den längerfristigen, strukturellen Folgen eines nicht von der UNO sanktionierten Militärschlages rückte dabei in den Hintergrund. Eines zeigt das Muster an den Kapitalmärkten allerdings sehr wohl: Das Szenario einer Erleichterungs-Rallye in Reaktion auf einen möglichen Kriegsbeginn bleibt nach wie vor wahrscheinlich. Nun stellt sich die Frage nach der Tragfähigkeit eines solchen Aufschwungs. Denn die These von der Erleichterungs-Rallye mutet in den Augen vieler Experten wie das sprichwörtliche Pfeifen im Walde an. Das einzige wirklich fundamentale Argument, das für deutliche höhere Kurse spricht, ist das Bewertungsargument. Für den Markt ist dies aber momentan viel zu abstrakt, um ernsthaft wahrgenommen zu werden.


      "Ich würde in jede Rallye hinein Aktien verkaufen", rät Richard Bernstein, Stratege von Merrill Lynch. Er führt hierfür gleich mehrere Gründe an: So seien Anleger bezüglich Aktien immer noch zu optimistisch und die Bewertungen von US-Titeln viel zu hoch. Die Gefahr eines Rückfalls in die Rezession bestehe weiterhin. Und die heutige US-Notenbanksitzung könne ans Tageslicht bringen, dass die Wirtschaft die Talsohle noch nicht durchschritten hat.


      Tatsächlich vertraten die amerikanischen Notenbanker bisher die Ansicht, dass nach der Lösung des Irak-Konfliktes die US-Wirtschaft wieder wachsen könne. Sollten die Währungshüter nun weitere Zinssenkungen signalisieren, wäre dies gleichzeitig das Eingeständnis, zu optimistisch gewesen zu sein.


      "Der Krieg löst nicht alle Probleme. Anleger sollten auch dem Frieden danach mit Vorsicht entgegensehen", sagt Roger Nightingale, Stratege bei Sarasin Investors in London. Dann werden die realwirtschaftlichen Probleme wieder in den Vordergrund treten. Und auch die Befriedung des Nahen Ostens dürfte neue Fragezeichen aufwerfen. Nightingale erwartet, dass es nach Ende des Irak-Krieges zu dauerhaften Guerilla-Aktionen kommen könnten und dies die Kosten des US-Engagements in die Höhe treibt. Und auch die Gewinnentwicklung der Unternehmen gebe längst noch keinen Anlass wieder optimistisch in die Börsenzukunft zu schauen. Die Überproduktion in vielen Sektoren sei weiterhin groß. Nach den politischen Verwerfungen zwischen den USA und einigen europäischen Staaten drohe in Zukunft nun auch noch ein Handelskrieg, der vielen Unternehmen schaden werde. Nightingale: "Es wird noch manche böse Überraschung geben."


      Artikel erschienen am 18. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:23:26
      Beitrag Nr. 2.289 ()
      Bargeld ist Trumpf

      "Cash is king - Bargeld ist Trumpf." Diese Devise muss für alle Anleger gelten, die absolut auf Nummer Sicher gehen wollen. Denn in unsicheren Zeiten können alle anderen Anlageklassen unter die Räder kommen. Bei Aktien ist man das schon gewohnt, bei Anleihen scheint es noch neu. Doch die herben Verluste bei Staatsanleihen in der vergangenen Woche waren bereits ein Vorgeschmack, dass die Luft auch hier dünner geworden ist. Erinnerungen an den Herbst 1998 werden wach. Damals folgte dem Crash am Aktienmarkt ein scharfer Einbruch bei den Renten. Gegen ein Engagement in Bonds spricht auch, dass explodierende Kriegskosten die Staatshaushalte aus den Angeln heben und damit eine Flut neuer Anleihen den Markt kaputt machen könnte.


      Auch bei Immobilien dürfen sich Anleger keiner Illusion hingeben. Im letzten Jahr flossen so viele Gelder wie noch nie in die wieder entdeckte Anlageklasse. Ein Absturz ist nicht auszuschließen.


      Doch Cash zu halten heißt nicht, dass man Münzen und Scheine im Sparstrumpf verstecken muss. Mit Geldmarktkonten können Investoren immer noch bis 3,5 Prozent pro Jahr risikolos verdienen. dde/hz.




      Artikel erschienen am 18. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:31:04
      Beitrag Nr. 2.290 ()
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:36:14
      Beitrag Nr. 2.291 ()
      Merkwürdig, im Frühjahr und auch im restlichen Jahr 2000, waren Aktien Trumph, so zumindest die damalige Einschätzung fast aller Experten.
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:49:37
      Beitrag Nr. 2.292 ()
      KRIEGSHAUSSE

      Börsianer wetten auf den schnellen Sieg

      Die dramatische Zuspitzung des Irak-Konflikts hat für Schwung an den internationalen Börsen gesorgt. Die Investoren setzen offenbar darauf, dass Saddam Hussein nach kurzer Zeit ausgeschaltet ist.


      Frankfurt am Main/London/New York - Für eine kurze Pause des Handels sorgten lediglich einige Anti-Kriegs-Demonstranten, die am Montag die Internationale Warenterminbörse (IPE) in London erstürmt hatten, an der die europäischen Öl-Terminkontrakte gehandelt werden.
      Ansonsten schien die unmittelbar Kriegsgefahr den Handel an den Börsen nur zu beflügeln. Bis zum späten Nachmittag stieg der Dax zeitweise um mehr als vier Prozent auf mehr als 2507 Punkte. Auch die Wall Street drehte kurz nach Handelsbeginn ins Plus. Nach einem kurzem Minus unmittelbar nach Eröffnung ging es um 1,6 Prozent auf 7989 Punkte aufwärts. Der Technologie-Index Nasdaq zog um gut zwei Prozent auf 1369 Punkte an. Händler begründeten den Aufschwung damit, dass die Anleger nach den dramatischen Verlusten der Vorwochen nun den idealen Zeitpunkt zum Einstieg suchten. "Wer im richtigen Moment einsteigt, kann jetzt viel Geld zurückgewinnen", sagte ein Händler.

      "Da wird jetzt am Markt ein kurzer - für die Amerikaner erfolgreicher - Krieg durchgespielt. Und auch wenn es zynisch klingt: Ein Krieg ist besser für den Markt als die Unsicherheit der vergangenen Wochen", sagte etwa Peter Lüdke von Merck Finck mit Blick auf die allgemeine Stimmung. Die Einschätzung teilt auch der Chefvolkswirt der Hamburger Privatbank M.M. Warburg, Carsten Klude: "Die meisten spekulieren auf eine ähnliche Reaktion wie zu Beginn des Golfkriegs 1991, also auf eine Reflex-Rallye, weil sich die Unsicherheit auflöst", sagte er, "Das ist das plausibelste Szenario, das man derzeit unterstellen kann."

      Optimisten glauben inzwischen gar, dass sich die Erholung des Dax noch bis zur 2800-Punkte-Marke fortsetzen wird. Seit Donnerstag hat sich der Dax damit bereits um rund 13 Prozent erholt, nachdem er zuvor auf den tiefsten Stand seit November 1995 gestürzt war. Sollte es im Kriegsverlauf allerdings zu Terroranschlägen in den USA oder Europa kommen, könne es aber genauso schnell wieder nach unten gehen. "Dann können wir auch bis auf 2000 Punkte fallen", sagte ein Händler.

      Besonders gefragt waren im Frankfurter Handel die Titel der Commerzbank, die um rund 8,6 Prozent auf 6,57 Euro stiegen. Händler machten dafür neben der allgemeinen Dax-Erholung Spekulationen über weitere Kostensenkungsmaßnahmen verantwortlich. Im MDax legten die ProSiebenSAT.1-Papiere um knapp drei Prozent auf 5,75 Euro zu. Medienunternehmer Saban übernehme fast drei Viertel der Stimmrechte an der Sender-Gruppe, teilte die insolvente Muttergesellschaft KirchMedia mit. Damit findet ein rund einjähriges Tauziehen um die Fortführung der Kerngeschäfte des zusammengebrochenen Medien-Imperiums von Leo Kirch ein Ende.

      Der Ölpreis stieg ungeachtet Zuspitzung der Krise nur leicht. In London kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 30,50 Dollar (Freitag: 30,13 Dollar). Die Benzinpreise dagegen gaben zu Wochenbeginn nach. Ein Liter Normalbenzin koste im bundesweiten Durchschnitt rund 1,10 Euro, sagte ein Shell-Sprecher am Montag in Hamburg. Er liegt damit vier Cent unter dem Rekordhoch von Mitte Februar.



      ..........................................


      @#2289 von F50

      F50, du bist fiffig.......:) :)


      H_S
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:51:53
      Beitrag Nr. 2.293 ()
      Hehehey.......und der ARMS sieht supergut aus.....:)


      Avatar
      schrieb am 17.03.03 22:54:50
      Beitrag Nr. 2.294 ()
      Die Woche des Krieges

      von Jochen Steffens

      Immer weniger Zweifel gibt es an einem baldigen Kriegsbeginn. Mitte bis Ende dieser Woche wird er aller Wahrscheinlichkeit nach anfangen. So werden bereits die Inspekteure abgezogen. Das deutsche Außenministerium hat alle Deutschen dringlich dazu aufgefordert, den Irak zu verlassen. Die deutsche Botschaft wird bald geschlossen werden. Alle Zeichen stehen auf Krieg. So oder so, er wird kommen. Ob mit UN-Unterstützung oder ohne, ob mit England oder ohne. Ein wenig seltsam zu Mute wurde mir schon, als ich heute morgen eine Vielzahl von Anrufen erhielt, wann man denn genau investieren soll. Auch wenn ich der Meinung bin, dass wir Trader auf jedes Ereignis, dass die Börsen beeinflusst reagieren müssen: Es geht immerhin doch noch um einen Krieg ...

      Und ob es wirklich ein schneller, begrenzter Krieg wird? Es gibt auch eine Vielzahl von Risiken. Ich will mal einige davon aufzählen, die deutlich negative Auswirkungen auf die Börse haben könnten. Einige von diesen Szenarien könnten zudem auch sehr erhebliche und direkte Auswirkungen auf unser alltägliches Leben haben:

      Es kommt zu Unruhen in der Region. Die Bevölkerungen einiger arabischen Staaten lehnen sich gegen die eigenen Regierungen auf. Der Krieg weitet sich in der Golf-Region aus. Stichwort: Flächenbrand.

      Der Irak greift Israel an. Israel schlägt zurück. Andere Länder greifen Israel an. Auch in diesem Fall weitet sich der Krieg aus: Flächenbrand.

      Der Irak greift die Türkei an. Verteidigungsfall Nato? Einbeziehung vieler Länder in einen Krieg. Flächenbrand?

      Es kommt tatsächlich zu weltweiten Anschlägen. Je nachdem wie stark solche Anschläge die Wirtschaft beeinflussen, könnte auch das erheblichen Einfluss auf die Börsen haben.

      Nordkorea nutzt die "Gunst der Stunde", um Amerika noch deutlicher zu provozieren oder sogar anzugreifen. Ersteres halte ich für wahrscheinlich, einen Angriff schließe ich jedoch aus.

      Der Krieg zieht sich in die Länge, es kommt zu verlustreichen Bodenkämpfen. Die irakische Armee verzieht sich ins Hinterland und beginnt einen Partisanenkrieg. Die Kosten für den Krieg steigen ins Uferlose.

      Noch ein paar "abwegige" Szenarien: Der Iran kommt auf die Idee doch mitzumischen. In Pakistan kommt es zu einer Revolte in deren Folge Indien in einen Krieg involviert wird. Russland besinnt sich auf seine ehemalige Stellung als Weltmacht und droht Amerika in einem Fall eines Krieges. Letzteres kann ich mir zwar auch kaum vorstellen. Aber immerhin hat Russland heute Amerika bereits vor den schweren weltpolitischen Folgen eines Krieges gewarnt.

      Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten für eine Eskalation in die ein oder andere Richtung. Aber im Ganzen halte ich diese Szenarien für eher unwahrscheinlich.

      Apropos Eskalation: Gerade kommt über die Ticker, dass Anti-Kriegsdemonstranten die Londoner Ölterminbörse gestürmt haben. Der Handel wurde unterbrochen.

      Öl: Der Verkauf des Puts am Freitag hat sich als durchaus richtig erwiesen. Nun sollte man abwarten, was passiert und bei höheren Kursen gegebenenfalls wieder einsteigen, kurz nach Kriegsanfang, falls der Ölpreis dadurch explodiert.

      Ich gehe immer noch davon aus, dass es ein schneller, kurzer Krieg wird. Zu groß erscheint mir die militärische Überlegenheit.

      Zu den Börsen: Die Gewinne der Wochenmitte konnten am Freitag nicht fortgesetzt werden. Hier heißt es also erneut: Abwarten. Insbesondere, da man nicht weiß, wie der Irak nun reagieren wird. Einige rechnen bereits damit, dass der Irak nicht friedlich abwartet bis er angegriffen wird, sondern selbst die Initiative ergreift. Vielleicht ein Angriff auf Kuwait, das Festhalten von Diplomaten oder Inspektoren oder ähnliche Szenarien? Im Moment ist also alles möglich und darum ist es eigentlich zu früh in den Markt zu gehen.

      Gerade sehe ich, dass eine Rallye startet, beziehungsweise eine Shortsqueeze. Hm, eigentlich zu früh. Der Grund für diese Squeeze ist, dass die Amerikaner, Engländer und Spanier ihren Resolutionsentwurf zurückgezogen haben. Zudem soll heute Nacht Bush reden und Saddam Hussein zum Verlassen des Landes aufforden.

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      Worldcom und ein neuer, trauriger Rekord

      von Jochen Steffens

      Der insolvente US-Telefonkonzern Worldcom hat am Freitag bekannt gegeben, dass fast das komplette weltweite Daten- und Telefonnetz abgeschrieben werden soll. Es geht um einen Wert von 80 Mrd. $. Dieser Betrag ist der zweitgrößte den je in amerikanisches Unternehmen abgeschrieben hat. Spitzenreiter ist, Sie erinnern sich, AOL Time Warner, mit 110 Mrd $.

      Dieser Betrag ist wesentlich höher als von den Analysten erwartet. In der Branche wird die Meldung von Worldcom als mögliches Signal für andere amerikanische Telefongesellschaften gesehen, ihrerseits ihre Abschreibungen auch wesentlich höher anzusetzen.

      Diese hohe Abschreibung hat aber aufgrund der Insolvenz von Worldcom kaum nennenswerten Einfluss auf das Unternhemen. So bleibt ein eher positiver Aspekt: Worldcom muss nun geringere Abschreibungen im laufenden Geschäft vornehmen. Das wirkt sich positiv auf den Gewinn aus.

      Trotzdem schreibt Worldcom noch Verluste. So sind die Analysten gespannt, wie der Sanierungsplan des neuen Konzernchefs Michael Capellas aussehen wird. Bis Mitte April soll der Plan dem Insolvenzgericht vorgelegt werden.

      Ein positives Zeichen: Der Umsatz zeigt sich stabil und konnte sogar leicht zulegen. Ein Zeichen dafür, dass die Großkunden nicht, wie zuvor erwartet, zur Konkurrenz abwandern.

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      Korrekturen nutzen ...

      von Martin Weiss

      Mitte letzter Woche unterschritt der deutsche Blue-Chip Index Dax zwischenzeitlich die 2200-Punkte-Marke. Seit den Iden des März 2000 stellten sich Verluste von knapp 75 % ein! Wahrlich, eine gigantische Kapitalvernichtung, die historisch in der Dramatik nahezu einzigartig ist. Momentan werden angesichts der extrem brisanten Entwicklung selbst in den Massenmedien die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts als Vergleichsmuster herangezogen. Von einem "goldy-lock-Szenario" spricht niemand mehr. Im Gegenteil, selbst ehemals optimistische Auguren sind sehr vorsichtig und zurückhaltend gestimmt, was die künftige Entwicklung angeht.

      Denn nicht nur an den Kapitalmärkten, sondern auch in der ökonomischen und politischen Wirklichkeit ist das von einigen weisen Köpfen bereits vor Jahren vorhergesagte "Ende der Spaßgesellschaft" mehr denn je sichtbar. Jüngstes Beispiel hierfür ist die Regierungserklärung des deutschen Kanzlers, der herbe Einschnitte ins Sozialsystem ankündigte. Auch die hohe Politik scheint nunmehr die Folgen des Salami-Crashs an den Aktienmärken begriffen zu haben. Denn angesichts einer gigantischen Kapitalvernichtung von rund 700 Milliarden Euro allein in Deutschland in den letzten drei Jahren ist es gewiß keine große Überraschung, daß Investitionen und Konsumausgaben drastisch zurückgingen.

      Ja, 700 Milliarden Euro, knapp die Hälfte des Volkseinkommens der Deutschen sind buchstäblich "verbrannt". Diese Baisse ist wahrlich mehr als eine bloße Korrektur vorheriger Übertreibungen nach oben. Oder, wie es ein kluger technischer Analyst erst jüngst pointierte, deutet dieser gewaltige Niedergang von Aktien von Unternehmen, die Produkte wie Aspirin weltweit vertreiben, auf kommende "tiefe realwirtschaftliche Einschnitte" hin. Anders formuliert, die Talfahrt an den Märkten wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit gewisser Zeitverzögerung in der Lebenswirklichkeit der Menschen widerspiegeln. Unabänderlich, schlechterdings unvermeidbar. Wie geht es weiter?

      Sowohl fundamental als auch charttechnisch ist eine Trendwende, ein Ende der Jahrhundert-Baisse nicht zu erkennen. Zwar setzten am Mittwoch, angeführt von den amerikanischen Börsen die Märkte zu einer heftigen Aufwärtsbewegung, die bei einzelnen Dax-Werten zu bisweilen zweistelligen prozentualen Kursgewinnen führten, an, jedoch ist diese Rallye wiederum nur als technisch bedingte Korrektur innerhalb des vollkommen intakten Abwärtstrends zu sehen. Also, selbst wenn diese Aufwärtsbewegung auch noch im Zuge des möglicherweise bald beginnenden Irak-Krieges länger anhalten sollte, nutzen sie diese Gelegenheit, ihre Restpositionen endgültig zu "versilbern".

      Denn realwirtschaftlich rückt eine Erholung in immer weitere Ferne. Das Verbrauchervertrauen in den USA ist nunmehr auf den tiefsten Stand seit Oktober 1992 gefallen. Und dieses "Mißtrauen" läßt sich auch immer mehr an diversen Wirtschaftsdaten festmachen, seien es fallende Autoabsätze, rückläufige Einzelhandelsumsätze oder eine stagnierende Industrieproduktion. Zudem ist die Bewertung der breiten amerikanischen Märkte im historischen Kontext alles andere als wirklich "günstig".

      Eine durchschnittliche Dividendenverzinsung im S+P 500 von unter 2 % ist vor dem Hintergrund der gewaltigen Risiken, auch in geopolitischer Hinsicht, alles andere als verlockend. Zwar locken mittlerweile einige Dax-Firmen wie Tui oder Bayer für das Jahr 2002 mit relativ hohen Ausschüttungen, aber die Frage der Fragen bleibt: Können die Unternehmen auch in den Folgejahren ihre Dividenden stabil halten, oder müssen sie angesichts der sich rasant verschlechternden wirtschaftlichen und sonstigen (siehe bei Bayer die Klagerisiken) Rahmenbedingungen diese drastisch kürzen?!

      Am Rande sei erwähnt, daß das sogenannte "Krisenmetall" Gold in jüngster Vergangenheit ebenfalls zur Korrektur ansetzte, jedoch zur Korrektur im Aufwärtstrend. Zudem ist der aktuelle Preis des Goldes, in Euro bewertet, wahrlich keine "irrationale Übertreibung"! Auch diese Chance gilt es zur langfristigen Vermögenssicherung zu nutzen.

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      "Wir Amerikaner handeln. Wir verschwenden unsere Zeit nicht mit Gerede."

      von unserem Korrespontenten Bill Bonner

      In den letzten Tagen haben mir einige Leser des Investor`s Daily per Email geschrieben, dass Ihnen meine Einstellung gegenüber dem Thema "Irak" nicht gefällt und dass Sie deshalb den Investor`s Daily abbestellen.

      Einige Ausschnitte aus den Emails, die ich erhalten habe:

      "Hoffentlich werden die Amerikaner auf ihrem Weg in den Irak ein paar Bomben über ihrem Büro abwerfen ..."

      "Sie sollten besser zurück in die USA gehen (ich arbeite und lebe seit ein paar Jahren in Frankreich) ... die Sozialisten haben ihr Gehirn beeinflusst ... Sie Linker!" (Ich bin noch nie zuvor so betitelt worden ...)

      Zurzeit passieren verrückte und gefährliche Dinge. In der Vergangenheit sind die Amerikaner widerwillig in den Krieg gezogen; jetzt scheinen sie sich auf den Krieg zu freuen. Und fast der gesamte Rest der Welt scheint gegen Krieg zu sein.

      Der Dollar ist zuletzt wieder gestiegen ... und der Goldpreis fiel deutlich zurück.

      Die Aktien sind abgehoben. Die Investoren sind in Panik verfallen – aber in die falsche Richtung! Es gab Kaufpanik, Dow Jones und Nasdaq zogen letzte Woche deutlich an.

      Die Entwicklung des Dow Jones hängt letztlich von der Wirtschaftslage ab. Und die Wirtschaftslage hängt vom Dollar ab ... und dem Vertrauen, das der Rest der Welt in den Dollar hat. Zumindest kurzfristig scheint der Dollarkurs an das Thema "Irakkrieg" geknüpft zu sein, weshalb es kurzfristig durchaus etwas aufwärts gehen kann. Ich denke allerdings, dass der Dollar langfristig fallen muss ... und auf lange Sicht untergehen wird. Schließlich sind alle Papierwährungen früher oder später in der Wertlosigkeit untergegangen.

      Kurzfristig mag es überraschende Kurssprünge geben. Die Kriegsnachrichten scheinen jetzt die Stimmung der Investoren zu bestimmen. An einem Tag können schlechte News den Dollar und den Dow Jones in den Keller schicken ... am nächsten Tag können Gerüchte dazu führen, dass beide nach oben schießen.

      Ob es uns gefällt oder nicht – wir haben einen Krieg vor uns, den man bei der Analyse der Finanzmärkte berücksichtigen muss.

      Vertrauen in den Dollar zu haben, bedeutet, Vertrauen in die Zukunft der USA zu haben ... und Zukunft in die amerikanische Wirtschaft und das amerikanische Wirtschaftssystem. Vor drei Jahren hatten die Amerikaner fast unbegrenztes Vertrauen in diese Dinge und in den Aktienmarkt; mir hingegen gefiel die Spekulationsblase am Aktienmarkt schon vor ihrem Platzen nicht. Die Aktienkurse basierten damals auf Illusionen und Lügen – das schrieb ich damals. Viele Investoren wollten damals davon nichts hören.

      Auch damals bekam ich viele Beschwerdebriefe.

      Jetzt erhalte ich diese Beschwerdebriefe, weil die Investoren nichts davon hören wollen, wenn man ihr grenzenloses Vertrauen in die amerikanische militärische Überlegenheit, den Dollar oder den amerikanischen Konsumentenkapitalismus ankratzt. Die Zuversicht der Leute hat sich vom Aktienmarkt zu Waffen bewegt ... von der Komödie der Märkte zur Tragödie der Politik. Die Leute reden jetzt so gerne über Krieg, wie sie vor 3 Jahren über Aktien geredet haben. Die Amerikaner scheinen zu denken, dass die US-Militärmacht nicht nur ihr Land beschützen kann, sondern auch den Dollar und ihre Volkswirtschaft.

      Wird das Kriegsende zu einem Anstieg des Dollarkurses führen? Wird die Welt ohne Saddam Hussein ein besserer Platz sein? Die Leute, die sich jetzt bei mir beschweren, scheinen die Antworten zu wissen. Für sie ist es offensichtlich, dass der Krieg gegen den Irak erfolgreich sein wird – genauso wie es vor 3 Jahren offensichtlich zu sein schien, dass die Aktienkurse immer steigen werden.

      Ich wünschte, auch ich könnte in die Zukunft sehen ... aber bis jetzt bin ich nicht hinter dieses Geheimnis gekommen. Deshalb muss ich mich auf die Geschichte berufen, um Beispiele für vergleichbare Entwicklungen zu finden ... und alte Regeln und Richtlinien für mein eigenes Verhalten aufstellen zu können. Die habe ich gefunden: Ich kaufe keine Aktien, wenn sie hoch bewertet sind; ich sage bitte und danke; und ich greife niemals als erster an.

      Aber wir leben in verrückten Zeiten. Sogar diese drei Richtlinien werden von vielen Leuten derzeit als Verrat bezeichnet.

      Ein Amerikaner schrieb mir: "Wir Amerikaner handeln. Wir verschwenden unsere Zeit nicht mit Gerede, wie die Franzosen."

      Aber die Bevorzugung von schnellem Handeln gegenüber "Gerede" ist wahrscheinlich nicht genetisch bedingt, sondern temporär. Auch die Franzosen gaben einmal dem sofortigen Handeln den Vorzug – in der Napoleonischen Ära. "Kühnheit, mehr Kühnheit, immer Kühnheit", so Danton zu den französischen Generälen 1792. Innerhalb weniger Jahre waren die Leichen kühner französischer Soldaten überall in Europa verstreut. Dann kam der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 – und die Franzosen bevorzugten immer noch das "schnelle Handeln". Es waren die Franzosen, die angriffen – nicht die Preußen. Und wieder einmal lagen ihre schönen Leichen verstreut auf dem Weg von Paris bis zur belgischen Grenze. Die Preußen umzingelten innerhalb relativ kurzer Zeit Paris; die Pariser mussten Katzen, Hunde und Ratten essen, bevor sie schließlich kapitulierten.

      Was haben die Franzosen daraus gelernt? Die Doktrin des "Elan" kam auf. Colonel Granmaison schrieb dazu: "In der Offensive ist die Dummheit die beste Versicherung."

      Zu Beginn des 1. Weltkriegs konnten die Franzosen diese neue Taktik ausprobieren. Ich habe vor ein paar Monaten mit einem alten Franzosen zu Abend gegessen – Monsieur Junot –, der von seinem Onkel erzählte:

      "Er attackierte hoch zu Pferd mit gezogenem Säbel ... die deutschen Reihen mit Maschinengewehren!"

      Alistair Horne schrieb über die Geschichte dieser Periode: "Niemals zuvor hielten die Maschinengewehre so reiche Ernte. Die französischen Schlachtfelder tränkten sich blutrot. Die imposanten Kürassiere zu Pferd, mit golden glänzenden Brustplatten, wurden einfach hoffnungslos niedergemäht. Es war fürchterlich, und fürchterlich vorhersehbar ... dieser grandiose, wahnsinnige Mut von 1914 ..."

      Im ersten Kriegsjahr verloren die Franzosen mehr Soldaten als die USA in beiden Weltkriegen zusammen. Die Franzosen begannen nachzudenken ... und zu reden ...

      Eines Tages werden das auch die Amerikaner tun. Natürlich werden bis dahin noch viele Jahre vergehen ...

      *** George Soros schrieb in der Financial Times:

      "Ich sehe eine Parallele zwischen dem Machtstreben der Bush-Administration und dem Boom und Untergang der Spekulationsblase am Aktienmarkt. Spekulationsblasen wachsen nicht nur durch Luft. Sie haben in der Realität eine solide Basis, aber diese Basis wird durch Fehleinschätzungen überbewertet. In diesem Fall ist die Realität die dominante Position der USA, aber das Streben nach umfassender Weltherrschaft ist das falsche Konzept. Die Realität kann die Fehleinschätzung korrigieren, aber genauso kann auch die Lücke zwischen der Realität und der Fehleinschätzung untragbar werden. Je später die Korrektur der Fehleinschätzung kommt, desto verheerender sind die Konsequenzen."

      "Dieser Ablauf der Ereignisse scheint unausweichlich zu sein, ( ...) aber je früher dieser Prozess der Korrektur der Fehleinschätzungen beendet wird, desto besser. Präsident Bush kam an die Macht, und bis zum 11. September 2001 hatte er keinen klar definierten Feind. Die Attacke vom 11. September veränderte alles. Terrorismus ist der ideale Feind. Er ist unsichtbar und kann deshalb niemals verschwinden. Ein Feind, der eine ernste und anerkannte Bedrohung darstellt, kann eine Nation zusammenhalten. ( ...) Die Bush-Administration fördert diese Angst noch, weil sie die Nation hinter dem Präsidenten zusammenreiht. Seit Franklin D. Roosevelt hat sich viel geändert. Roosevelt meinte: `Wir haben nichts zu fürchten als die Furcht selbst.`"

      *** Willkommen in der Zukunft. Ein argentinischer Präsidentschaftskandidat hat vorgeschlagen, den argentinischen Peso weder an den Dollar noch an den Euro zu koppeln – sondern ans Gold.

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      Rohstoffpreise, Wachstum und Inflation

      von Andrew Kashdan

      Die US-Wirtschaft, einst der Wachstumsmotor der Welt, stottert. Das führt dazu, dass die meisten Ökonomen ihre Prognosen einer starken, selbstlaufenden Erholung (die schon hätte beginnen sollen) revidieren. Die Frage, die ich stelle, lautet: "Können die Rohstoffpreise in diesem Umfeld weiter steigen?" Um meine Antwort vorwegzunehmen: Ja.

      Es ist klar, dass langfristig die Rohstoffpreise bei starkem Wirtschaftswachstum steigen und bei schwachem Wirtschaftswachstum fallen. Aber der der Index der Rohstoffpreise folgt eher dem nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) als dem realen BIP. Das ist nicht allzu überraschend, denn der Rohstoffpreisindex misst ja den Preis eines Korbs von Rohostoffen. Mit anderen Worten: Die Inflation bestimmt die Rohstoffpreise stärker als das eigentliche Wirtschaftswachstum.

      So hatten die steigenden Rohstoffpreise im letzten Jahr nur wenig mit dem Wirtschaftswachstum zu tun. In den letzten Quartalen hat sich das Wirtschaftswachstum laut dem "Economic Cycle Research Institute" abgeschwächt. Dennoch sind die Rohstoffpreise weiter angezogen, unabhängig von den Wachstumsaussichten der Wirtschaft. Seit Jahresbeginn hat der Rohstoffpreisindex fast 30 % zugelegt. Gleichzeitig sind sowohl die tatsächliche als auch die erwartete Inflationsrate gestiegen. Steigende Inflation scheint die Botschaft der steigenden Rohstoffpreise zu sein.

      Eine einzige Zentralbank hat auf die Gefahren einer drohenden Inflation bereits reagiert. Übrigens seit längerem: Die kanadische Zentralbank hat ihre Leitzinsen bereits um 1/4 Prozentpunkt erhöht, auf 3,25 %. Anfang 2002 standen sie noch bei 2,00 %. Die kanadische Inflationsrate liegt bei 4,5 % und damit auf 12-Monats-Hoch, größtenteils dank der gestiegenen Öl- und Gaspreise.

      Die derzeitige Rally bei den Rohstoffpreisen scheint eher das Wiederauferstehen der Inflation als das Wiederanziehen der Weltwirtschaft widerzuspiegeln. Und wenn sich der Fed-Gouverneur Ben Bernanke mit seinen Ansichten durchsetzen kann – er will die "Notenpresse" anwerfen, um die Deflation zu bekämpfen – dann kann die Rally bei den Rohstoffpreisen noch weit laufen. Ein Aspekt der derzeitigen Rohstoffpreis-Rally ist von vielen gar nicht wahrgenommen worden: Es ist nicht nur der Ölpreis, der steigt. Fast alle Rohstoffpreise ziehen deutlich an.

      Merkwürdigerweise haben nur wenige Rohstoffaktien diesen Preisanstieg nachvollzogen. Und diese bizarre Divergenz könnte eine außergewöhnliche Investmentgelegenheit sein, sogar für die Vorsichtigsten unter den Rohstoffpreis-Bullen. Wenn man der Rohstoffpreis-Rally vertrauen kann, dann gibt es zahlreiche Rohstoffaktien, die man kaufen sollte.

      Nehmen wir nur einmal die Aktien aus dem Sektor Erdgas. Die Erdgas-Preise sind in den letzten 18 Monaten um 260 % explodiert – im gleichen Zeitraum ist der Index der Erdgas-Aktien um 8 % gefallen! Ein ähnliches Muster sieht man am Ölmarkt. Seit Ende 2001 ist der Index der Ölaktien per saldo gefallen, trotz des deutlichen Ölpreisanstiegs.

      Auch der Index der Goldminenaktien hat seit seinem Top im Mai 2002 mehr als 14 % abgegeben, während der Goldpreis seitdem trotz des jüngsten Rückgangs immer noch 7 % zugelegt hat. Der Fondsmanager Paul Stuka schrieb dazu im Barrons-Magazin: "Das ist eine reale historische Anomalie, denn die Goldminenaktien sollten eigentlich sogar 2 bis 3 Mal so schnell wie das Edelmetall selbst steigen." Leider ist der Goldpreis im letzten Monat oder so um 5 % gefallen, während der Index Goldminenaktien um 12 % zurückgekommen ist.

      Die Underperformance der Rohstoff-Aktien diskontiert das "worst-case"-Szenario. Das ist witzig; denn ich denke, dass das "best-case"-Szenario für die Rohstoffe wahrscheinlicher ist. Ein temporärer Rückgang der Gaspreise wäre angesichts der jüngsten Rally nicht überraschend. Aber ich denke, dass wir es hier mit einem richtigen Bullenmarkt zu tun haben. Deshalb denke ich, dass die Erdgas-Aktien zu billig sind, da sie das "worst-case"-Szenario einpreisen. Das "worst-case"-Szenario hingegen ist meiner Meinung nach höchst unwahrscheinlich.

      Die schlechte Performance dieser Aktien ist deshalb eine goldene Gelegenheit. Die Investoren haben die Chance, mit großen Discounts in einen boomenden Bullenmarkt einzusteigen. Angesichts der niedrigen Bewertungen der Rohstoffaktien und der inflationären Gefahren sowie einer langfristig abzusehenden Knappheit an Rohstoffen sollte die "Rohstoff-Party" erst beginnen ...

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 23:00:05
      Beitrag Nr. 2.295 ()
      Finanzmärkte


      Analyse: Zeitalter der Zitterbörse



      Von Holger Nacken


      An den Märkten herrscht pure Hektik: Liegen die Aktien gerade noch zwei Prozent im Plus, notieren sie schon bald darauf wieder vier Prozent im Minus, nur um am nächsten Tag wieder mit deutlichen Kursgewinnen in den Handel zu starten. Ähnliches gilt mit umgekehrten Vorzeichen für den Euro und den Ölpreis. Die Kursausschläge an den Märkten für Wertpapiere, Devisen und Rohstoffe sind extrem hoch.


      Beispiel Deutscher Aktienindex: Das Messinstrument für die Schwankungsbreite bei heimischen Standardwerten – der VDax – signalisierte vergangene Woche tägliche Schwankungen von rund drei Prozent. Der langjährige Normalwert liegt etwa bei der Hälfte.

      Die Nervosität der Akteure liegt natürlich in erster Linie am möglichen Irak-Krieg. Hauptsorge der Anleger ist, dass ein langwieriges Nahost-Abenteuer der USA die konjunkturelle Lage in der Welt und damit auch die Unternehmensgewinne nachhaltig belastet. Mit Kaufaufträgen reagieren Investoren derzeit auf jede Meldung, die eine bewaffnete Auseinandersetzung ein klein wenig unwahrscheinlicher werden lässt oder darauf hindeutet, dass der Krieg zumindest schnell ein Ende findet. Nachrichten über neue Raketenfunde im Irak oder Äußerungen der Kriegsfraktion schicken die Märkte dann wieder in den Keller. Derzeit wäre es wohl angebracht, Blix, Blair, Bush & Co. übermittelten ihre Statements nur noch als Ad-hoc-Nachricht. Denn die politischen Statements beinhalten zumindest momentan ebenso kursbeeinflussende Informationen wie die Quartalsberichte der Unternehmen.

      Verstärkt werden die Ausschläge an den Aktienmärkten noch dadurch, dass das Handelsvolumen in vielen Werten eher gering ist. Die große Masse der Anleger hält sich angesichts der unsicheren Lage derzeit an der Börse zurück und ist nicht engagiert. Momentan reichen daher schon relativ kleine An- oder Verkaufsorders aus, um die Kurse zu bewegen.

      Gleichzeitig schichten die noch vorhandenen Aktienbesitzer ihre Portfolios immer häufiger um. Verständlich: Mit der alten Kaufen-und-vergessen- Strategie ist schon lange keine Performance mehr zu machen. Ob das heftige Hin-und-Her-Traden zu besseren Ergebnissen führt, sei freilich dahingestellt. Die Folge sind jedenfalls starke Kursausschläge.

      Wenig spricht derzeit dafür, dass die Schwankungen an den Börsen demnächst geringer ausfallen werden. Selbst im Falle eines schnell beendeten Irak-Kriegs dominieren die geopolitischen Unsicherheiten: Die latente Gefahr weiterer Terroranschläge, die explosive Lage in Nordkorea und die unklare künftige Weltordnung werden Investoren in Atem halten.

      Und selbst wenn nicht mehr die Politik, sondern die Wirtschaft wieder das Geschehen an den Märkten bestimmte: Ruhe würde auch dann nicht einkehren. Schnell würden wieder die diversen hausgemachten Skandale in den Vordergrund rücken: Bilanzfälschungen und unsaubere Managementpraktiken wie bei Enron, Worldcom oder jüngst bei Ahold sind noch längst nicht vergessen, sondern sie werden im Moment nur von der Politik überlagert. Sie tragen jedoch mit dazu bei, dass die Investoren verunsichert sind und daher nur noch kurzfristig handeln. Das Zeitalter der Zitterbörse hat gerade erst begonnen.


      HANDELSBLATT, Montag, 17. März 2003, 08:24 Uhr
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 23:01:22
      Beitrag Nr. 2.296 ()
      War sonst noch was ?????.......ach ja !!!........:D;)



      .......


      Von #2286 von bluemoons

      "Ich würde in jede Rallye hinein Aktien verkaufen", rät Richard Bernstein, Stratege von Merrill Lynch................"


      Jaja, früher nannte man "Strategen" noch "Analysten". Na ja, lang ist`s her........ und was Anal.... äh, Strategen sagen, dass sollte man natürlich bedenkenlos glauben, dennn sie meinen es nur gut mit uns Kleinanlegern und freuen sich immer, wenn unsereins auch mal `nen Euro verdient, gell ?!?!?! :D :)
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 23:03:51
      Beitrag Nr. 2.297 ()
      Buffet sieht Derivate als „finanzielle Massenvernichtungswaffen“


      Terminbörsen wehren sich



      Von Udo Rettberg, Handelsblatt


      Anlegerguru Warren Buffet hat mit seinem Weckruf über die Risiken von Derivaten die Finanzwelt in Aufruhr versetzt. Die organisierten Derivatebörsen setzen sich vehement zur Wehr. Nach ihrem Urteil haben etwa „börsengehandelte Derivate die Welt sicherer gemacht“.


      Warren Buffet


      BOCA RATON. Über die Notwendigkeit und die Risiken von Derivaten gibt es seit vielen Jahren unterschiedliche Auffassungen. Die lebende Anlegerlegende Warren Buffet hat jetzt erneut Öl ins Feuer gegossen, als er Derivate als "finanzielle Massenvernichtungswaffen" bezeichnete. Derivate sind künstliche Finanzinstrumente, die von traditionellen Anlageformen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffen abgeleitet sind. Warren Buffets kritische Aussagen über die Risiken von Derivaten galten nach Ansicht von Eurex-Vorstandschef Rudolf Ferscha vor allem dem außerbörslichen Swapmarkt (OTC) und weniger dem Markt für börsengehandelte Derivate. Nach Angaben des Office of the Comptroller of the Currency (OCC) – einer Behörde des US-Finanzministeriums - entfallen rund 87 % der von US-Banken gehaltenen Derivaten auf Zinskontrakte.

      „Buffet hat in dieser Hinsicht wirklich gute Gründe, besorgt zu sein“, sagte Ferscha. Dass Derivate Zeitbomben sind, wie Buffet erklärte, kann nach Ansicht der Manager organisierter Terminbörsen nicht unwidersprochen hingenommen werden. Man müsse bei Derivaten sehr wohl zwischen OTC-Produkten – im Freiverkehr gehandelten Instrumenten – und börsengelisteten Produkten unterscheiden, sagte Terry Tuffy, Chairman der Chicago Mercantile Exchange (CME) am Rande der 28. Jahrestagung der Futures Industry Association (FIA).

      Bei bilateral zwischen zwei Banken oder Finanzinstitutionen ausgehandelten OTC-Derivaten liegt das Kontrahenten- und damit das Kreditrisiko offen auf der Hand. Beim Börsenhandel von Derivaten tritt in der Regel ein von allen Börsenmitgliedern getragenes Clearinghaus als Gegenpartei in Erscheinung, so dass das Ausfallrisiko erheblich reduziert, wenn nicht sogar eliminiert wird. Führende auf Derivate spezialisierte Clearinghäuser wie die Board of Trade Clearing Corporation (BOTCC) oder die Options Clearing Corporation (OCC) haben von den Ratingagenturen die Einstufung „AAA“ (höchste Bonität) erhalten. „Börsengehandelte Derivate haben die Welt sicherer gemacht, weil sie der Wirtschaft ein effizientes Risikomanagement ermöglichen“, sagte Bernard W. Dan, Präsident des Chicago Board of Trade.

      Unterstützung erhielten die Akteure an den Derivatemärkten von prominenter Seite. Alan Greenspan, Chairman der US-Notenbank, wies auf den positiven Einfluss von Derivaten auf das Finanzsystem hin. Derivate hätten dazu beigetragen, das globale Finanzsystem flexibler, effizienter und widerstandsfähiger zu machen. „Im Hinblick auf Derivate erkennen wir im Bankensystem ein gut gemanagtes Geschäft“, sagte auch die für die Bewertung von Risiken beim OCC zuständige Kathryn Dick.:laugh::laugh:


      Andere Finanzmarkt-Akteure hätten in der Vergangenheit bereits ihre Sorgen über die an den OTC-Derivatemärkten bestehenden Kreditrisiken und die damit für die gesamte Finanzszene bestehenden Systemrisiken geäußert, sagte Ferscha. Er wies jedoch in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es auch an diesen Freiverkehrsmärkten nur einige wenige schwarze Schafe gebe; diese könnten jedoch einen erheblichen Schaden anrichten.

      „Die Börsen sind transparente, zentralisierte und liquide Märkte, die dem Anleger auf einfache Art und Weise den Kauf und Verkauf von Derivaten ermöglichen“, sagte CME-Chairman Terry Duffy. Die Clearinghäuser würden jede einzelne Transaktion garantieren und das Kontrahentenrisiko übernehmen. „Für die Derivatebörsen und ihre Clearinghäuser entstehen durch die jüngsten Diskussionen große Chancen“, sagte Ferscha. Man könne jetzt zeigen, wo die zusätzliche Wertschöpfung liege.

      Die tägliche Abwicklung und Abrechnung von Derivate-Kontrakten durch die Clearinghäuser der Börsen reduziere das Systemrisiko erheblich. Nichts könne bei den Finanzmarkt-Akteuren mehr Vertrauen über das ihren Derivatekontrakten anhaftende Kreditrisiko schaffen wie die tägliche Information einer liquiden und anerkannten Börse über die aktuelle Bewertung ihrer Positionen. Wenn z.B. ein Futureskontrakt an der Eurex eine positive Wertentwicklung aufweise - sich also in der Gewinnzone befinde -, erhalte der Kunde diesen Gewinn vom Eurex Clearinghaus täglich gutgeschrieben. Auf diese Weise sei das Kreditrisiko im Gegensatz zu den Gepflogenheiten am OTC-Markt lediglich auf einen Tag beschränkt


      HANDELSBLATT, Montag, 17. März 2003, 07:57 Uhr
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 23:19:13
      Beitrag Nr. 2.298 ()
      @harry_schotter


      was scheren mich eigentlich die Anal....ten
      sie liegen nicht immer , aber immmer öfters falsch.
      hier in dem Fall, ist es wohl das erste.

      Wenn du meinst, kaufe in jede Rally ein, damit du der Gewinner von morgen bist.:D
      Der Bärenmarkt ist noch lange nicht zu Ende, der Bär braucht halt ab und zu eine Pause.
      Sei es Ihm gegönnt.
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 23:23:19
      Beitrag Nr. 2.299 ()
      Aktuelle Wirtschaftszahlen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Vor wenigen Minuten wurde der National Association of Home Builders Index bekannt gegeben, welcher über die Lage auf dem Immobilienmarkt in den USA Aufschluss gibt. Danach ist dieser von 62 im Februar auf 52 Indexpunkte im März zurückgegangen, was darauf hin deutet, dass sich auch in diesem Bereich ein Attentismus durchgesetzt hat und eine Schwäche zu erwarten ist. Analysten führten die Entwicklung auf die Kriegsängste, die steigende Arbeitslosigkeit und das Wetter zurück.

      _______________________________________________
      Ja, Ja das Wetter ist eben für alles gut.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 23:25:17
      Beitrag Nr. 2.300 ()
      Applied Materials: Radikale Entlassungen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Unmittelbar nach Börsenschluß hat der Halbleitergigant Applied Materials angekündigt, 14% seiner Beschäftigten entlassen zu wollen. Das würde 2000 Arbeitsplätze betreffen, die dem wirtschaftlichen Abschwung zum Opfer fallen würden. Darüber hinaus würden einige Fertigungsstellen geschlossen. Damit sollen Kostensparprogramme angefahren werden. AMAT Aktien konnten 6,8% auf knapp 47$ gewinnen.
      _______________________________________________

      Die Wirtschaft ist am wachsen, und die machen solche Faxen
      Unglaublich:D
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 23:49:43
      Beitrag Nr. 2.301 ()
      von Anfang 2003, aber immer noch aktuell

      http://www.zeit.de/2003/02/G-B_9arsenausblick
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 00:14:17
      Beitrag Nr. 2.302 ()
      Aus der FTD vom 18.3.2003 www.ftd.de/kapital
      Das Kapital: Die Parallelen zu 1991 sind an der Börse frappierend

      Überraschenderweise gibt es Krieg. Und weil das keiner ahnen konnte, sind die Börsen durch die Decke geschossen. Immerhin haben wir Klarheit. Ein kurzes Gefecht, vielleicht garniert mit einer Zinssenkung der Fed, und alles wird gut.



      Geschichte wiederholt sich - nicht



      Die politische Weltordnung ist restauriert, sämtliche Unsicherheit passé. Firmen und Verbraucher, denen es ohne die Irak-Krise ach so gut gehen würde, schöpfen frischen Mut und profitieren von fallenden Ölpreisen. Alles schon gehabt. Am 17. Januar 1991, dem Tag der ersten Luftangriffe, ist der S&P 500 um 3,7 Prozent gestiegen, um dann für ein paar Tage zu verschnaufen - und schließlich binnen vier Wochen um gut zehn Prozent zuzulegen. In den Folgemonaten schnitten die Branchen Software, Pharma, Konsum, Einzelhandel und Kapitalgüter am besten ab, während der Ölsektor unter die Räder kam. Warum sollte es diesmal anders kommen? Schließlich wird die arabische Welt die alliierten Befreier feiern, während Nord-Korea oder Iran Muffensausen kriegen und unverzüglich von jedweden Atomprogrammen ablassen.

      Auch sind die Aktien im S&P 500 mit dem 16fachen 2003er KGV kaum teurer als 1991, als sie laut CSFB mit dem 11,2fachen geschätzten Gewinn notierten. Und wen kümmert’s, dass die operativen Gewinne je Aktie laut S&P im vierten Quartal um 20 Prozent zulegten, während sie nach der Flow-of-Funds-Analyse der Fed um 6,1 Prozent unter dem Vorjahr lagen? Was soll’s, dass die Unternehmen außerhalb des Finanzsektors nach den unzuverlässigen Zahlen der US-Notenbank den 26fachen abgelaufenen Gewinn kosten. Vor allem ist ja beruhigend, dass der Marktwert des Finanzsektors mittlerweile auf 33,5 Prozent aller restlichen Branchen hochgeschnellt ist - was ein einsamer Rekord ist und sich mit einem Nachkriegsschnitt von 16 Prozent vergleicht.


      Harmlos auch, dass die Schulden der privaten US-Haushalte seit Anfang 1991 von 82 auf 106 Prozent der verfügbaren Einkommen explodierten - und im Unternehmenssektor um 91 Prozent zulegten. Unbedeutend zudem, dass das Leistungsbilanz von plus 0,8 Prozent des BIP auf minus 5,2 Prozent gerutscht ist. Die paar zusätzlichen Auslandsschulden kann die US-Wirtschaft locker bedienen. Schließlich haben sich die industriellen Hochtechnologie-Kapazitäten seit Januar 1991 laut Fed nahezu verzweiundzwanzigfacht. Die Gebrauchsgüteraufträge werden auch bestimmt wieder über den Stand von Mitte 1997 steigen, sobald die US-Truppen kurzen Prozess gemacht haben. Da ist es schon sehr überraschend, dass Warren Buffett in ganz Amerika nicht eine Aktie finden kann, die er als kaufenswert erachtet.


      ftd.de
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 17:41:13
      Beitrag Nr. 2.303 ()
      Deutsche Aktienfonds mit Abflüssen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die deutschen Anleger haben ihr Kapital im Februar verstärkt aus Aktienfonds abgezogen, dies ergab die aktuelle Statistik vom Fondsverband BVI. Die Nettomittelabflüsse betrugen 740,4 Mio Euro. Bereits im Januar wurden 690,4 Mio Euro aus Aktienfonds abgezogen.

      Insgesamt verzeichneten die Publikumsfonds Zuflüsse in Höhe von 4,07 Mrd Euro. Davon entfielen rund 2 Mrd Euro auf offene Immobilienfonds, 1,7 Mrd Euro auf Rentenfonds und 1,6 Mrd Euro auf Geldmarktfonds.

      Quelle: Fonds-Reporter.de
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 17:44:53
      Beitrag Nr. 2.304 ()
      Im Irak-Konflikt sind die Würfel gefallen – aber nur die ersten
      (18.03.2003)

      Die Würfel sind gefallen, und an der Wall Street konnten sie offenkundig nicht anders, als es so zu machen, wie sie es immer machen. Kurz: Sie taten es wieder.

      Der amerikanische Aktienmarkt hat mit einem gewaltigen Sprung auf die Ankündigung reagiert, dass Präsident Bush am Montag nach Börsenschluss in New York eine Rede zum Irak-Konflikt halten werde. Es war so gut wie alles, was er tatsächlich sagte, im voraus bekannt.

      Für die Wall Street steht fest, dass nun die Stunde der Militärs gekommen ist. Da, wie als sicher angenommen wird, die amerikanische Überlegenheit erdrückend sein soll, wird dort mit einem harten, aber sehr kurzen Kampf gerechnet. Auf einen Nenner gebracht: Der Irak-Konflikt gilt in den Augen der Börsianer schon als gelöst, bevor der erste Schuss gefallen ist.

      Gegen diese Deutung ließe sich einiges einwenden. Über die Aktienmärkte hinaus zeigen sich andere Märkte, die wegen der Zusammensetzung ihrer traditionellen Akteure als sehr viel professioneller gelten, bei weitem nicht so euphorisch wie die Wall Street. Ihnen werden die tatsächlichen Ereignisse in den nächsten Tagen und Wochen wahrscheinlich Recht geben.

      Wir haben in letzter Zeit wiederholt die Auffassung vertreten, dass der publizistisch regelrecht ausgeweidete Irak-Konflikt verdeckt hat, was sich an Gefahren an der konjunkturellen und der monetären Front zusammenbraut. Selbst wenn jetzt bei den offensiven militärischen Aktionen alles gut gehen sollte, werden sich die wirtschaftlichen Probleme bald in den Vordergrund drängen und Schocks rund um den Erdball senden. Bei allen Dispositionen ist daher extreme Umsicht am Platz.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 17:54:13
      Beitrag Nr. 2.305 ()
      Nie um eine Ausrede verlegen
      ++ Teure Weisheiten ++

      Von Claus Vogt
      Obwohl diese Überschrift prinzipiell natürlich auch auf uns zutrifft, verschonen wir unsere Leser mit einer Nabelschau in eigener Sache. Stattdessen wenden wir uns wie so häufig den unangefochtenen Größen in der Branche der Hellseher, Propheten und Gaukler zu, deren ubiquitäre Medienpräsenz selbst hartgesottene Ignoranten, wie wir es sind, erreichen muß.
      Die überwältigende Mehrheit der Wall Street-Strategen und anderer Börsen- und Wirtschaftsexperten hat bekanntlich den großen Bärenmarkt der vergangenen drei Jahre nicht vorhergesehen. Ganz im Gegenteil wurden und werden beharrlich mehr oder weniger unmittelbar bevorstehende Kurssteigerungen prognostiziert. Die meisten der üblichen Verdächtigen waren und sind unangemessen optimistisch und haben ihren Lesern, Zuschauern und Kunden damit einen sehr schlechten und teuren Dienst erwiesen.

      Als die Bubble im Jahr 2000 zu platzen begann, hieß es zunächst, lediglich die Übertreibungen im Internetaktienbereich würden korrigiert. Der Rest des Marktes und auch des Technologiesektors seien gesund und ein klarer Kauf. Zwar können wir uns nicht an vorangegangene Warnungen aus diesen Quellen hinsichtlich der Übertreibungen bei Internetaktien erinnern, sondern nur an klare Kaufempfehlungen, gekoppelt mit abenteuerlichen Kurszielen, aber vielleicht waren diese Botschaften ja zu subtil, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen, oder nur für den internen Gebrauch bestimmt, wer weiß. Als die deutlichen Kursrückgänge dann mehr oder weniger die gesamte Nasdaq betrafen, hörten wir ähnliche Argumente. Nur die Übertreibungen im Technologiesektor würden jetzt korrigiert, der Rest des Marktes bleibe weiterhin attraktiv. Ende 2000 schließlich mußten die Schwierigkeiten, die in den USA beim Zählen der Wahlzettel auftraten und die die Welt in ungläubiges Staunen versetzten, als Erklärung für fallende Börsen herhalten.

      Obwohl der Nasdaq Composite-Index bereits im April 2001 rund 2/3 seines Wertes verloren hatte, hören wir bis zum heutigen Tag immer wieder, die Terroranschläge vom September 2001 seien verantwortlich gewesen für den Großteil der Misere. Im November 2001 haben wir bereits auf die wichtige Sündenbockfunktion hingewiesen, die die Terroranschläge für die Cheerleader um Alan Greenspan zu erfüllen haben. Die fundamentale Überbewertung der Aktienmärkte und das überbordende Geld- und Kreditmengenwachstum scheinen in der Wahrnehmung dieser Marktbeobachter nie eine Rolle gespielt zu haben.




      ++ Neue Sündenböcke ++

      Mit fortschreitender Zeit wird selbst die beste Ausrede schal und eignet sich immer weniger, um auch die neuen Fehlprognosen zu entschuldigen. Neue Sündenböcke wurden also händeringend gesucht und unter dem Stichwort „Enron-Skandal“ gefunden. In unserem Beitrag „Der Vater der Wirtschaftsskandale heißt Greenspan“ haben wir unsere Einschätzung dieser Ausrede bereits im August 2002 ausführlich dargelegt. Jede Spekulationsblase liefert einen fruchtbaren Nährboden für skandalöse Verhaltensweisen, die aber erst später, nach dem Platzen der Blase, als Skandale offensichtlich werden beziehunsgweise Eingang in die öffentliche Wahrnehmung finden. Die Skandale und die sogenannte Vertrauenskrise sind also keineswegs ursächlich für fallende Kurse, sondern Folgen der Fehlentwicklungen und Exzesse, die während der Bubble dank des fast jeden Unsinn scheinbar rechtfertigenden Konzeptes der „New Economy“ stattfinden konnten.

      Jetzt also sei der Irak an allem schuld, selbst an der krisenhaften Entwicklung in Deutschland. Laut einer Reuters-Meldung vom 7. Februar, „Irakkrise und schwacher Dollar belasten“, hat eine Gruppe von zehn befragten deutschen Banken ihre Dax-Prognose nach unten revidiert. Statt der noch zum Jahreswechsel vorhergesagten 4000 Zähler rechne diese Gruppe jetzt nur noch mit 3660 Punkten. Wir lesen und staunen ob der unterstellten weitreichenden Folgen, die das Säbelrasseln in der Wüste haben soll.

      Journalisten sind bekanntlich mit der undankbaren Aufgabe betraut, täglich spannende Stories zu finden und möglichst einfache Antworten zu geben. Letztere müssen idealerweise den Vorstellungen und Vorurteilen ihres Publikums entsprechen, da sich hohe Einschaltquoten oder große Auflagen sonst kaum erzielen lassen, und neuerdings müssen sie sogar „politisch korrekt" sein und damit gewissermaßen den Vorgaben einer imaginären Gedankenpolizei gerecht werden. Für ersteres haben wir durchaus Verständnis. Andernfalls wäre beispielsweise die Börsenberichterstattung der vergangenen Jahre einfach zu langweilig ausgefallen und sie hätte den optimistischen Wünschen des Publikums nicht entsprochen. Wer will sich schon täglich anhören, daß Aktien überbewertet sind und einen langfristigen Abwärtstrend begonnen haben? Daß Aktien nicht immer steigen? Wer will schon hören, daß die Wirtschaftsskandale die Folge der Spekulationsblase sind und nicht die Ursache der laufenden Baisse? Wer will daran erinnert werden, daß Regierungen einen Aufschwung nicht per Dekret beschließen können? Daß sie lediglich Wohlstand umverteilen, aber nicht schaffen können? Daß es einen Zusammenhang zwischen hohem Staatsanteil und geringer ökonomischer Vitalität eines Landes gibt? Daß Gelddrucken und Schuldenmachen keinen Wohlstand schaffen? Kurz, daß Eigenverantwortung und unternehmerische Initiative der Bürger, gekoppelt mit einem möglichst zurückhaltenden Staat die Mutter aller Wirtschaftswunder und tragfähiger Börsenaufschwünge sind? Wo es doch so viel einfacher ist, Verantwortung an den Staat abzugeben und ganz generell andere für die eigenen Probleme und Fehler verantwortlich zu machen.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.

      instock.de
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 18:17:20
      Beitrag Nr. 2.306 ()
      US: Rückgang bei Baubeginnen

      ©BörseGo
      Die Baubeginne gingen im Februar gegenüber Januar um 11% auf eine annualisierte Rate von 1.622 von 1.822 Millionen zurück. Dies berichtet das Commerce Department. Das ist der niedrigste Wert seit April 2002. Die Baubeginne von Einfamilienhäusern fielen um 14% auf 1.295 Millionen, das sind der niedrigste Wert seit August 2002 und der größte prozentuale Rückgang seit 12 Jahren. Die Behörden vergaben im Februar 1.786 Baugenehmigungen, was gegenüber Januar einer Stagnation gleichkomme.
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 18:20:54
      Beitrag Nr. 2.307 ()
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 18:34:19
      Beitrag Nr. 2.308 ()
      18.03.2003



      B Ö R S E N S K A N D A L

      Härteste Strafe in Japan



      Nikko Salomon Smith Barney ist wegen Marktmanipulation für 20 Tage vom Aktienhandel verbannt.

      Tokio - Das Investmentbankhaus Nikko Salomon Smith Barney muss wegen Aktienpreis-Manipulation 20 Tage seinen Aktienhandel aussetzen. Die am Dienstag von Japans Finanzaufsichtsbehörde FSA gegen das Investmentbanking-Joint-Venture von Nikko Cordial und der amerikanischen Citigroup verfügte Verbannung vom Handel ist die bisher längste Strafe, die jemals in Japan gegen einen Broker wegen "künstlichen Aktienhandels" verhängt worden ist.

      Die Aktien von Nikko Cordial, Japans drittgrößtes Brokerhaus, hatte bis zu einem Viertel seines Wertes verloren, seit die Kommission für Wertpapieraufsicht Anfang des Monats eine Bestrafung von Nikko Salomon empfohlen hatte.

      Das Unternehmen stand im Verdacht, Preise von Aktien, die in einen Fonds aufgenommen werden sollten, nach oben gedrückt zu haben. Japans Finanzaufsicht führt in letzter Zeit verschärfte Inspektionen durch. In den beiden vergangenen Jahren waren 20 ausländische und sieben einheimische Wertpapiergesellschaften wegen Verstoßes gegen die Wertpapierregeln bestraft worden. Die meisten Firmen waren bisher für zwei Wochen oder weniger vom Aktienhandel ausgeschlossen worden.


      http://www.manager-magazin.de/geld/...40715%2C00.html
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 18:49:53
      Beitrag Nr. 2.309 ()
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 20:32:23
      Beitrag Nr. 2.310 ()
      Das Recht des Stärkeren – eine Kriegserklärung ohne Legitimation

      von Jochen Steffens

      Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht? Mir ist ein wenig unwohl. Amerika hat nun endgültig etwas erklärt. Nein, nicht nur den Krieg, sondern auch, dass ihm die Meinung oder Haltung der Mehrheit der anderen Länder dieser Erde egal ist. Amerika hat damit implizit sehr deutlich gemacht, dass seiner Ansicht nach nur ein Land diese Welt regiert: die USA. Der Rest der Welt darf an der Seitenlinie stehen und zuschauen, wobei gilt: Entweder mit uns oder gegen uns. Ich möchte die Worte von Bill Bonner zitieren: Die Natur bevorzugt das Gleichgewicht und die Geschichte hat gezeigt, dass das Gleichgewicht irgendwann immer wieder hergestellt wird. Denken Sie daran. Denn genau das ist ein wichtiger Faktor für den weiteren Werdegang Amerikas. Ein wie auch immer geartetes Gleichgewicht wird früher oder später wieder hergestellt werden.

      Ich hatte bisher noch nicht so deutlich darauf hingewiesen, da ich mir noch nicht ganz sicher war, aber es kristallisiert sich immer deutlicher heraus: Amerikas Wirtschaft wird auch durch diesen Krieg nicht wieder auf die Beine kommen. Zumindest nicht nachhaltig. Denn Amerika hat mit diesem Krieg den ersten deutlichen Schritt in die falsche Richtung getan. Die Geschichte hat nämlich noch ein Weiteres gezeigt: Das Miteinander ist weitaus produktiver als das Gegeneinander oder die Isolation. Diese Welt kann in Zeiten der Globalisierung nur funktionieren, wenn die Länder dieser Erde zusammenarbeiten, wirtschaftlich und politisch. Amerika isoliert sich. Aber kaum ein anderes Land ist mehr auf das Geld ausländischer Investoren angewiesen als Amerika. Kann das gut gehen?

      So wird immer deutlicher, dass diese Hochkultur Amerika nun Gefahr läuft ein ähnliches Schicksal zu erleiden, dass schon viele andere Hochkulturen erleiden mussten, die zu unipolar wurden. Auch hier stimme ich mit unserem Korrespondenten Bill Bonner überein: Das Ende der Welt wie Sie es kennen. Zumindest in Amerika. Aber nein, so schnell wird es nicht gehen. Hochkulturen sterben langsam, denken Sie an Rom.

      Doch lassen wir die traurige Weltpolitik und wenden uns der Börse zu. Mich verwundert der so steile Anstieg, der bereits im Vorfeld des Krieges stattfindet. Da wird etwas vorweggenommen, das noch gar nicht eingetreten ist. Der Grund für eine Kriegsrallye ist nicht, wie es in den Medien heute zu hören ist, dass die Unsicherheit aus dem Markt ist. Das ist Quatsch. Nein, eine Kriegsrallye ist eine "Wette" auf einen schnelles Ende des Krieges! Und zwar nachdem sich diese Tendenz abzeichnet. Eine solche Wette bereits vor einem Krieg einzugehen ist also Unsinn.

      1991 stieg die Börse dadurch, dass ein relative schnelles Ende der Besetzung Kuwaits sich abzeichnete. Im Moment haben wir eine gänzlich andere Situation. Zunächst zur damaligen Situation: Kuwait war klein, und die Iraker hatten sich dort noch nicht festgesetzt. Zudem fanden sie keine Unterstützung in der Bevölkerung. Einfacher war es da, sich hinter die eigenen Linien zu verziehen. Kuwait wurde verlassen. Diese Tendenz zeichnete sich schnell ab. Die Rallye konnte starten.

      In dem aktuellen Krieg geht es um etwas anderes: Ein ziemlich großes Land soll unter Kontrolle gebracht werden. Ein Land in dem sich die irakische Armee wesentlich besser auskennt als die amerikanische. Ein Land, in dem sich die irakische Arme verschanzen kann und die Infrastruktur dafür dürfte vorhanden sein.

      Nein, mir gefällt diese zu frühe Rallye nicht. Ich mache mir Sorgen, dass diese Rallye schneller endet als die meisten Anleger glauben.

      Auch aus meiner Erfahrung ist ein zu früher Anstieg von Kursen häufig ein Zeichen dafür gewesen, dass folgend die Erwartungen der Marktteilnehmer nicht erfüllt werden. Deswegen sehen Sie mich sehr zweifelnd. Ich muss ehrlich gestehen, ich bin zum ersten Mal seit September 2002 wirklich unsicher, was den Kriegsverlauf und die Börsenreaktion anbetrifft.

      Als Trader habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn ich so unsicher bin, ich lieber die Finger aus dem Markt lassen sollte. Die intuitive Unsicherheit hat mich schon manches Mal vor Verlusten bewahrt und das, obwohl mein Verstand ganz anderer Ansicht war. Aber als Daytrader ist ein nicht getätigter Trade auch eher unwichtig. Es gibt jeden Tag unzählige Einstiegssignale. Bei längerfristigen Positionen ist es etwas anderes. Wenn Sie noch in diese Rallye investieren wollen, würde ich zu einem vorsichtigen Einstieg raten: Eine erste kleine Position, die man bei den nächsten wichtigen Marken ausbaut. So sind sie auf der "sicheren" Seite, egal was passiert. Brechen die Märkte weg, bleiben die Verluste gering, steigen sie, sind Sie daran beteiligt und können ihre Position später ausweiten.

      Wenn sie noch nicht investiert sind: Die folgenden Marken des Dax können Sie als neue Einstiegsignale nutzen: Beim Bruch der 2660 die erste Position, dann beim Bruch der 2750 /2800 Marke die Position ausbauen. Die letzte Position beim Bruch der 2985/3000er Marke. Zielbereich ist die 3500 Punkte Marke im Dax. Bis dorthin hat der Dax theoretisch Platz. Jedoch nur, wenn alles wirklich extrem gut läuft. D.h. wenn es zu keinem Flächenbrand kommt und zu keinen langwierigen Kriegshandlungen. Ein schneller, kurzer, erfolgreicher Krieg, dessen Ende sich schnell abzeichnet. Andernfalls können die Gewinne schneller wegschmelzen als ein Eisberg in der Sahara.

      Vielleicht werden einige von Ihnen denken, dieses Vorgehen sei zu vorsichtig und wollen lieber direkt voll investieren. Doch denken Sie daran, auch eine technische Reaktion kann jederzeit kommen. Zumal dieser Anstieg bis jetzt viel zu steil war. Gesunde Anstiege sehen anders aus. Deswegen kauft man in eine Rallye, sofern man das Tief nicht erwischt hat, langsam ein. Denn eins bleibt an den Börsen immer gleich: Es gibt keine Sicherheit. Jede Investition stellt ein Risiko dar. Keiner kann vorhersehen, was morgen passiert. Oder wusste von Ihnen jemand am 10. September 2001, dass am nächsten Tag die Welt anfangen würde sich anders zu drehen?

      _______________________________________________________

      Gold und der schwache Dollar – zwei sichere Investitionen nach einem Krieg

      von Jochen Steffens

      Ich schrieb oben: Es gibt keine Sicherheit? Wirklich? Oh doch! Zwei Dinge sind (fast) sicher: Der Dollar wird in die Inflation abdriften und Gold wird langfristig steigen. Und zwar nachdem der Krieg zu Ende geht oder im Falle eines langen Krieges. Der Euro stand heute im Tief bei 1,054 Dollar!!! Sie sehen wie gut es war, dem Euro nicht hinterherzulaufen und abzuwarten. Aber ich befürchte, er kann auch noch etwas weiter runter kommen. Hier gilt immer noch abwarten.

      Aber auch Gold kann noch viel preiswerter werden. Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich Ihnen Anfang des Jahres empfohlen habe, dichte Stopps beim Gold zu setzen und immer nachzuziehen. Je nachdem wie sie das gemacht haben, dürften Sie zwischen 360 und 375 Dollar ausgestoppt worden sein. Also fast am Hoch. Gold steht nun bereits wieder unter 340 Dollar. Der Goldchart wirkt dabei immer bearisher. Er steht kurz davor seinen steilen kurzfristigen Aufwärtstrend nach unten zu brechen (ca. 330 Dollar) und würde dann in Richtung des langfristigeren Aufwärtstrends bei 310 Dollar zu laufen. Auch hier gilt also noch abwarten.

      _____________________________________________________

      Zahl der US-Baubeginne überraschend stark gefallen

      von Jochen Steffens

      Die Zahl der Baubeginne in Amerika ist um 11 % auf 1,622 Mio. zurückgegangen. Erwartet wurden 1,728 bis 1,780 Mio. Hausbaubeginne nach zuvor 1,822 Mio. Sollte hier ein erstes Anzeichen für ein Platzen der Immobilienblase zu finden sein? Natürlich hat der kalte Winter dazu beigetragen. Trotzdem, das sollte man beobachten. Sollte sich diese Tendenz fortsetzen, kann der erfahrene Trader natürlich über Zertifikate auch davon profitieren.

      Allerdings stieg die Zahl der Baugenehmigungen auf 1,786 Mio ... Erwartet wurden hier 1,745 bis 1,800 Mio. Genehmigungen nach zuletzt 1,779 Mio. Ein Hinweis, dass doch nur der Winter den Einbruch verschuldete.

      Hier heißt es also beobachten. Ein schnelles Kriegsende könnte sich zwar auch hier kurz positiv auswirken, aber irgendwann bald wird die Immobilienblase in Amerika platzen. Wenn sie das tut, wird sich das sehr negativ auf die amerikanische Wirtschaftsentwicklung zurückschlagen.

      Ich bin gespannt, wie die amerikanischen Anleger diese Zahlen bewerten. Der Erfahrung nach reagieren sie ein wenig zeitversetzt. Hm, die amerikanischen Börsen fallen. Sollte das mit diesen Zahlen zu tun haben oder sind das Gewinnmitnahmen vor der Fed Sitzung oder nur eine technische Gegenreaktion? Wahrscheinlich alles zusammen.

      _______________________________________________________


      Kriegsangst

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Die US-Wirtschaftslage wird schwach bleiben, wenn die Situation im Irak nicht bald gelöst wird", so eine Schlagzeile bei MSNBC.

      "Die Kriegsangst" drückt laut Nachrichtenberichten die Verbraucherausgaben und die Unternehmensinvestitionen. Statt neue Projekte zu starten, eliminieren die amerikanischen Unternehmen alte – und sie entlassen die Leute, die an diesen alten Projekten beteiligt waren. Die Konsumenten wiederum erhöhen noch immer ihre Hypotheken, um das dadurch erhaltene Geld in den Konsum zu stecken – heroisch oder verzweifelt –, aber sie werden immer zurückhaltender, wenn es darum geht, dieses Geld auch auszugeben. Die US-Einzelhandelsumsätze sind bereits zurückgegangen, so stark wie noch nie in den letzten 1 1/2 Jahren (mehr dazu von Dr. Kurt Richebächer, unten ...)

      Ich bezweifle nicht, dass George Bush ein großer Staatsmann ist. Aber ich habe auch keinen Zweifel daran, dass er realisiert hat, dass es die Rezession von 1993 war, die die Wiederwahl seines Vaters verhinderte.

      Nachdem Bush die Kriegsangst geweckt hat, muss er sie jetzt beruhigen ... indem er den Krieg startet und schnell beendet, so meine Einschätzung. Eine Frage von Tagen ... vielleicht Wochen ... und dann können wir einen "Regimewechsel" im Irak erwarten. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob das auch die gewünschten wirtschaftlichen Effekte an der "Heimatfront" haben wird.

      Der Dollar vereinigt in den USA sowohl die Befürworter als auch die Gegner von Bushs Krieg. Beide Seiten haben Dollar.

      23 % der amerikanischen Unternehmensanleihen werden von Ausländern gehalten ... 13 % der Aktien und 35 % der US-Staatsanleihen. Es gibt auch Billionen Dollar in den Safes ausländischer Zentralbanken, Unternehmen und Privatleute, überall auf der Welt.

      Ein Sieg gegen Saddam mag die Ausländer dazu verleiten, noch mehr von der Währung des Siegers halten zu wollen. Andererseits muss das nicht der Fall sein. Auch ein kurzer, süßer Krieg könnte die Welt nicht sicherer machen ... und auch nicht glücklicher. Ein solcher Sieg wird die US-Güter auf den Weltmärkten nicht wettbewerbsfähiger machen. Ein solcher Sieg wird das Angebot an Dollar (die US-Geldmenge) nicht reduzieren ... und auch nicht die Dollar-Nachfrage.

      "Ein teurer Krieg könnte mehr ausländische Investoren zur Flucht aus den USA treiben", so ein Artikel bei MSNBC, "was den amerikanischen Lebensstandard und Einfluss verletzten würde."

      Max Fraad Wolff von Prudent Bear meint dazu: "Wenn die Risiken steigen, fließt das Geld ab. Der Wechsel in die sicheren Häfen beginnt dann. Und wir stellen uns darauf ein, einen kleineren Anteil von einem kleiner werdenden Kuchen zu erhalten. Die US-Flugindustrie leidet, weil Airbus Boeing ersetzt. Mecca Cola ersetzt Coca Cola. Der Dollar fällt, weil die Ausländer riesige Ausgaben und weitere Militärkonflikte befürchten. Die Anlagen in den USA werden zunehmen liquidiert, während die Aktienkurse und auch die Anleihenkurse fallen, was zu steigenden Zinsen führt. In einem solchen Umfeld kann es keine nachhaltige Erholung geben."

      " ... Zig Milliarden Dollar werden für eine langwierige und unpopuläre Besetzung des Irak ausgebeben werden. Im Ausland und in den USA selbst wird sich die Opposition formieren und stärker werden. Proteste, Boykotte und Flüsterkampagnen werden an der Tagesordnung sein. Konflikte in Übersee werden in den USA ein Echo hervorrufen. Terroristen werden Chancen zur Attacke nutzen. Auch wenn der Krieg militärisch gut laufen sollte, wird er massive und dauernde Kosten verursachen. Der `Council on Foreign Relations` schätzt, dass die Besatzungskosten bei 20 Milliarden Dollar pro Jahr liegen werden. Gleichzeitig sagen die Schätzungen, dass die Steuereinnahmen der USA zurückgehen werden. Woher sollen diese Milliarden kommen? Die Angst vor der Antwort lastet schwer auf uns."

      "Die weltweite Zusammenarbeit unter der Führung Amerikas wird durch eine neue Teilung der Welt abgelöst. Das `alte Europa` und die Weltmeinung werden sich auf die amerikanischen Exporte, Aktien und den amerikanischen Reichtum auswirken. Amerika hat Probleme mit der massiven Verschuldung, den schwachen Unternehmensgewinnen, dem sich ständig verschlechternden Staatshaushalt. ( ...) Wenn die Welt weiterhin die amerikanischen Handelsbilanz- und Haushaltsdefizite finanzieren soll, dann ist Harmonie notwendig. Die Entwicklung des Dollar hängt teilweise vom guten Willen ab ..."

      Eine Entwicklung, die vom "guten Willen" abhängt, ist gut, wenn dieser gute Wille da ist. Aber möglicherweise ... ändert sich das einmal.

      ___________________________________________________-

      Die Amerikaner wissen, wie man konsumiert

      von unserem Korrespondenten Eric Fry auf den Bahamas

      Ich bin immer noch auf den Bahamas. Letzte Woche bin ich hier eingetroffen, um an einem Treffen des "Supper Club" teilzunehmen. Ein interessantes Treffen, über das ich Morgen mehr berichten werde.

      Aber ich bin noch nicht zurück nach New York geflogen, weil ich einen Strand mit Palmen nicht so schnell gegen eine eiskalte Metropole eintauschen will. Ich bin ein regelrechter Strand-Fan, und ich kenne viele Strände. Und ich muss sagen: Ich hätte nicht gedacht, dass die Strände auf den Bahamas so gut sind! Ich bin wirklich beeindruckt, es ist großartig.

      Weniger großartig sind allerdings die Touristen hier. Eins ist mir besonders aufgefallen: Die Amerikaner hier essen ... und essen und essen. Sie vermissen keine Mahlzeit, und sie vermissen auch selten eine Mahlzeit zwischen den Mahlzeiten. Wir Amerikaner wissen halt, wie man konsumiert, und niemand kann das besser als wir.

      Aber unterscheiden sich die amerikanischen Essgewohnheiten von den Finanzgewohnheiten der Amerikaner? Oder ist die Tendenz zu Exzessen – sei es mit Kreditkarten oder mit Kalorien – ein Teil unserer nationalen DNA? Wir begraben uns unter Schulden und Donuts. Deshalb sieht unser finanzielles Profil genauso wie unser physisches Profil oft nicht gut aus. Aber dieses Profil wieder auf Stand zu bringen, ist in beiden Fällen schwierig und "so unspaßig". Man sollte nicht erwarten, dass sich beide Profile schnell verbessern werden. Im Gegenteil, so wie die Schulden gerade expandieren, muss man die finanziellen Gürtel noch etwas weiter stellen.

      Doug Noland von Prudent Bear hat Folgendes beobachtet: "Im vierten Quartal sind die gesamten Schulden (Privat- und Staatssektor, aber ohne Finanzsektor) um aufs Jahr hochgerechnete 1.563 Milliarden Dollar gestiegen, auf 20,7 Billionen Dollar insgesamt (plus 7,7 %). Die Schulden der privaten Haushalte sind um annualisierte 10,7 % gestiegen. Seit 1987 hat dieser Sektor kein Jahr erlebt, in dem die Schulden nicht um einen zweistelligen Prozentsatz gewachsen sind. In 5 Jahren sind die Schulden der privaten Haushalte um 52 % gestiegen."

      Ein großer Grund für die explodierenden Schulden der privaten Haushalte sind die expandierenden Hypotheken, die jetzt schon mehr als 6,05 Billionen Dollar betragen. Noland meint dazu: "Sehen Sie sich die Entwicklung der Hypotheken an. Alleine das jährliche Wachstum der Hypotheken liegt derzeit satte 60 % über dem Rekordwert von 2001 (530,9 Mrd. Dollar) ... im vierten Quartal 2002 stiegen die Hypotheken viermal so schnell wie vor 5 Jahren ..."

      Eine der alarmierendsten Beobachtungen von Noland ist, dass die Schulden gemacht werden, um in den Konsum zu fließen (Noland nennt Konsumschulden einen "Käsekuchen" – schmeckt gut, ist aber sehr ungesund).

      "Extra Käse auf die Pizza, bitte!"

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      Eine Art Fortschritt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Am Wochenende habe ich weiter an einer Mauer bei meinem Landhaus gearbeitet, ... und habe dabei über die Natur der Dinge nachgedacht.

      Die Amerikaner "gehen nicht ins Ausland, um dort Monster zu vernichten", schrieb John Adams zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Aber zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind weltweit amerikanische Truppen stationiert, die unter jedem Stein nach Monstern suchen.

      Das ist eine Art Fortschritt. Und vielleicht ist es notwendig. Jetzt, wo die USA die einzige Supermacht der Welt sind, haben die USA vielleicht mehr Verantwortung als zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als sie nur eine kleine Republik waren. Einige argumentieren, dass die USA jetzt eine Pflicht dazu haben, den Polizisten der Welt zu spielen. Das mag eine schmutzige Arbeit sein, aber irgendjemand muss es doch machen, oder? Aber ist das die Art und Weise, wie die Welt funktioniert, liebe(r) Leser(in)? Reagieren Leute ... und noch viel weniger, ganze Nationen ... immer vernünftig, wenn man rationale Pflichten und Verantwortung auf sie übertragen will? Oder drehen sie von Zeit zu Zeit nicht etwas durch?

      Menschenmassen entwickeln besondere Gedanken über sich selbst, was Gustave le Bon das "allgemeine Selbstbild", nannte. Dieses Selbstbild kann harmlos sein ... (z.B. die Idee des britischen Imperiums: "Die Sonne geht im britischen Imperium nie unter") ... oder sehr gefährlich (wie Hitlers Idee, dass die Deutschen eine Herrenrasse seien und mehr "Lebensraum" bräuchten). Zu bestimmten Punkten der Geschichte beginnen Leute zu denken, dass sie etwas Besonderes seien ... so überlegen ... so nach Gottes Geschmack ... dass die normalen Regeln für sie nicht mehr gelten.

      Während einer Spekulationsblase am Aktienmarkt beginnen die Investoren zu denken, dass es "dieses Mal anders sei", weshalb man KGV`s, Dividendenrenditen usw. ignorieren könne. Und in der Politik beginnen sie zu denken, dass sie fast alles machen können.

      Und vielleicht können sie das auch. Die Geschichte zeigt, dass ein Land einen militärischen Vorteil und ein allgemeines Selbstbild über Generationen beibehalten kann.

      Aber die Natur ist gegen Monopole und Vakuen. Wenn ein Vakuum entsteht, füllt sie es. Wenn ein Monopol entsteht, zerstört sie es. Und wenn eine Spekulationsblase entsteht, dann wird sie bald von scharfen Objekten umzingelt sein.

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      Vergessen Sie den Irak

      von Dr. Kurt Richebächer

      Aus dem, was man über die US-Wirtschaft lesen kann, habe ich geschlossen, dass die strukturellen, enormen Probleme, die Folgen des Platzens der Spekulationsblase sind, immer noch wenig verstanden werden.

      Leider besitzen in den USA zu viele Volkswirte eine außergewöhnliche "Genialität", die sie die größten Ungleichgewichte der Volkswirtschaft als "irrelevant" abtun lässt. In ihren Augen spielen das auf Rekordhöhe stehende Außenhandelsdefizit, die rekordtiefen Ersparnisse und die rekordtiefen Unternehmensgewinne kaum eine Rolle. Sie denken, dass die US-Wirtschaft per Definition keine ernsthaften Probleme haben kann.

      Mir gefällt das Statement, dass der Republikaner Bernard Sanders im US-Kongress nach einer Rede des Fed-Vorsitzenden Alan Greenspan abgab: "Mr. Greenspan, ich genieße immer ihre Präsentationen, weil ich mich – ehrlich gesagt – frage, in was für einer Welt sie eigentlich leben." Das ist eine Frage, die ich gerne den zahlreichen Ökonomen und Analysten der Wall Street stellen würde.

      Nicht nur Alan Greenspan, sondern auch die meisten US-Volkswirte bewerten die Rolle der "Kriegsangst" über. Gleichzeitig bewerten sie die Implikationen der Verschuldung und der Ausgaben-Exzesse und die Implosion der Unternehmensgewinne unter. Es gibt keine Debatte, keine Diskussion, keine Fragen darüber – man lamentiert nur über die steigenden Ölpreise und den bevorstehenden Irakkrieg, der Unternehmen und Konsumenten dazu veranlasst, Ausgaben zu verschieben. Diese Erklärung hat natürlich große Überzeugungskraft, und sie impliziert, dass die Märkte wieder boomen werden, sobald die Unsicherheit – Krieg oder kein Krieg – beendet ist.

      Für die großen Volkswirte der Vergangenheit war es klar, dass ein gesundes Wirtschaftswachstum von drei Schlüsselfaktoren abhängt: Einer hohen Sparrate, einem großen Investitionsanteil und einem großen Gewinnanteil. Aber das US-Wirtschaftswachstum hat im letzten Jahr keines dieser drei Attribute gezeigt.

      Sehen wir uns die Daten der letzten Jahre mal genauer an: 2002 war der private Konsum für 87 % des Wachstums des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verantwortlich und die Staatsausgaben für 32 %. Auf der anderen Seite führten die Unternehmensinvestitionen zu einem Rückgang des BIP-Wachstums von 23,6 %, und weitere 20,2 % Minus kamen durch das sich verschlechternde Handelsbilanzdefizit zustande. Übrigens waren die Staatsausgaben im vierten Quartal 2002 für 39,4 % des BIP-Wachstums verantwortlich. Wenn das also eine Erholung war, dann eine sehr kranke – der alles fehlte, was für Nachhaltigkeit notwendig ist.

      In den vier Jahren von 1997–2001 wuchs das nominale BIP um 1.763,8 Milliarden Dollar (Plus 21 %). Der Konsum wuchs um 1.457,7 Milliarden Dollar –82,6 % der Gesamtsumme. Dieser Anteil lag etwa 15 Prozentpunkte über dem langfristigen Durchschnittswert. Der Anstieg der Staatsausgaben lag bei 370 Milliarden Dollar, was 20,9 % entsprach.

      Ein ungewöhnlich kleiner Beitrag kam von den Unternehmensinvestitionen (202,2 Milliarden Dollar oder 11,4 % der Gesamtsumme). Das explodierende Außenhandelsdefizit führe dazu, dass zusätzliche 259,6 Milliarden Dollar ins Ausland flossen.

      Laut der offiziellen Interpretation, die der allgemeinen Wahrnehmung entspricht, wurde das US-Wirtschaftswachstum in diesen Jahren durch starke Investitionen und ein starkes Produktivitätswachstum angeführt. Die hässliche Realität sieht etwas anders aus: Das Wachstum war Konsum-geführt – wie es normal ist, aber mit einem großen Unterschied; dieses Mal haben sich die US-Konsumenten extrem verschuldet, um ihre Konsumausgaben finanzieren zu können. Hinzu kam der Vermögenseffekt des in den Himmel schießenden Aktienmarktes.

      Per Definition führen in einer "Spekulationsblasen-Volkswirtschaft" steigende Aktienkurse zum Anstieg bestimmter Schulden und zu Konsum-Exzessen. Im Fall von Japan gab es diese Exzesse hauptsächlich beim Bau von Geschäftshäusern und bei den Investitionen (auch hier kann man es übertreiben!). Im Fall der amerikanischen "Spekulationsblasen-Volkswirtschaft" traten die großen strukturellen Fehlallokationen bei der Verschuldung ein – und bei der Ausgaben-Orgie der Konsumenten.

      Die Zunahme des Anteils der Konsumausgaben am gesamten BIP muss zwangsläufig auf Kosten anderer Komponenten gehen. Im Fall der USA waren diese Opfer die Unternehmensinvestitionen und der Handel mit dem Ausland.

      Es gibt die weitverbreitete, hoffnungsvolle Ansicht, dass die Ungleichgewichte, die durch die Spekulationsblase hervorgerufen worden waren, schnell korrigiert werden können. Dieser Ansicht nach sind das größte Problem der US-Wirtschaft die Überkapazitäten, die durch angeblich zu hohe Unternehmensinvestitionen zustande kamen. Da das Angebot demnach im Verhältnis zur Nachfrage zu hoch ist, wird dies auch als Grund für den Rückgang der Unternehmensgewinne und den Verlust der Preisgestaltungskraft der Unternehmen gesehen. Aus dieser Perspektive ist der Rückgang der Unternehmensinvestitionen eine sehr willkommene Korrektur der zuvorigen Investitions-Exzesse.

      Das ist eine weitverbreitete Ansicht. Aber sie ist völlig lächerlich.

      Zu viele Investitionen könnte es in Asien geben, aber definitiv nicht in den USA. Wie ich bereits erklärt und dokumentiert habe: Die überwältigende strukturelle Fehlallokation Amerikas kam in den letzten Jahren durch den übermäßigen Konsum zustande, der die Unternehmensinvestitionen verdrängte und auf Kosten der Handelsbilanz ging.

      Aus dieser Perspektive – meiner Perspektive – ist der Rückgang der Unternehmensinvestitionen keineswegs wünschenswert, sondern dieser Rückgang verringert die US-Investitionen, die bereits chronisch niedrig waren, weiter. Der Rückgang der Unternehmensgewinne ist dafür verantwortlich.

      Was die US-Wirtschaft vor einer schweren Rezession bewahrt hat, war die Blase Immobilien- und Hypothekenmarkt, die sich durch die immer stärker steigende Verschuldung der Konsumenten bildete. Im dritten Quartal 2002 wuchsen die Konsumentenschulden mit aufs Jahr hochgerechneten 770,7 Milliarden Dollar (!), nach 661,3 Milliarden Dollar im entsprechenden Vorjahresquartal. Und nach 571,4 Milliarden Dollar noch ein Jahr früher. Fast jeder in den USA begrüßt diesen Anstieg der Konsumentenschulden, weil das eine tiefe Rezession verhindert. Aber auch dieser stetige Anstieg repräsentiert eine sich ständig vergrößernde Fehlallokation der Konsumausgaben.



      investorverlag.de
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      schrieb am 18.03.03 20:39:56
      Beitrag Nr. 2.311 ()
      Kolumne: Nostalgie-Rally am Aktienmarkt
      Von Lucas Zeise

      Die Börsen reagieren jetzt genau so wie beim ersten Golfkrieg. Dennoch kommt diesmal alles anders.





      Was wir im Moment an den Aktienmärkten erleben, ist eine Nostalgie-Rally. Im Gedenken an die schönen Kriegstage von 1991 schnellen die Kurse nach oben - leider nur für kurze Zeit. Schon bald werden die Anleger wieder in die harte Schule des Bärenmarktes zurückkehren müssen.

      Aktuell läuft alles so, wie es sich Strategen und Händler in ihren kühnen Analogieträumen zum ersten Irak-Krieg ausgemalt haben. Seit Monaten hören wir von den Anlageratgebern, dass der Kriegsbeginn einen scharfen Kursanstieg zur Folge haben würde. Dementsprechend stimmte sich die global agierende Finanzgemeinde auf diesen Eventualfall ein.


      Die Händler hatten ihre Kaufprogramme längst installiert und konnten sie jetzt auf Knopfdruck aktivieren. Da eine schnelle Rally zu erwarten war, bestand das entscheidende Element des Kalküls darin, nicht zu spät auf die Kauftaste zu drücken. Wer nur zehn Minuten gezögert hat, hat die Hälfte der Gewinnmöglichkeiten bereits verpasst. So erklärt es sich, dass die Kriegsrally im Golfkrieg des Jahres 2003 früher einsetzt als die von 1991. Vor zwölf Jahren sprang der Aktienmarkt erst an, als tatsächlich die ersten Bomben auf Bagdad fielen. Dieses Mal ging es schon los, als die letzte Entscheidung für Krieg - endlich - gefallen war.



      Sturm auf die Risikopapiere


      Da sage noch jemand, der Markt habe kapituliert. Nichts davon: Anleger und Händler haben sich lediglich geduckt, bis der ganze Ärger vorbei war. Die am Geld- und am Rentenmarkt geparkten Gelder strömen mit Macht zurück in die Risikopapiere. Die "Börsen-Zeitung" betitelte ihren Bondmarktbericht am Dienstag mit der überaus treffenden Überschrift "Das Kriegsende wird gefeiert, bevor der Krieg begonnen hat." Alles läuft wie 1991, und auch der Dollar wird wieder stärker.


      Noch vor einer Woche sah es so aus, als fürchteten die Anleger nichts so sehr wie eine definitive Entscheidung für Krieg. Seit Jahresanfang war aus den Marktreaktionen eine eindeutige Präferenz für bestimmte geopolitische Szenarien herauszulesen, die - beginnend mit den erfreulichsten Perspektiven - wie folgt aussah. Erstens: Saddam Hussein geht ins Exil und verhindert damit den Krieg.


      An zweiter Stelle steht das Szenario, dass sich die Uno darauf einigt, die Waffeninspektionen fortzusetzen, und an dritter Stelle steht der Krieg mit einer Unterstützung durch die Uno. Besonders heftig fielen die Kurse immer dann, wenn sich die Aussichten dafür verstärkten, dass die USA den Krieg gegen Saddam und gegen den Widerstand der meisten anderen Staaten führen würden.


      Genau das passiert jetzt, die schlechteste aller Welten tritt ein. Die diplomatischen Bemühungen sind gescheitert, und die Bush-Regierung hat nur wenige Verbündete. Der Krieg in Irak wird ohne breiten Konsens geführt.


      Die Reaktion an den Aktienmärkten scheint paradox. Just in dem Moment aber, als US-Außenminister Colin Powell offiziell die zweite Resolution für den Sicherheitsrat zurückzog und damit das Scheitern seiner Diplomatie öffentlich eingestand, jagten die Kurse an den Börsen hoch. So widersprüchlich diese Entwicklung erscheint, so typisch ist sie für den Markt. Zermürbt vom Hin und Her der vergangenen Wochen sehen die Akteure jetzt endlich eindeutige Verhältnisse und können das Muster von vor zwölf Jahren wie eine Schablone auf die Gegenwart pressen.



      Mutter aller Haussen


      Saddams Wort von der "Mutter aller Schlachten" wurde 1991 von Börsenhändlern zur "Mutter aller Haussen" umdefiniert. Der Mann in Bagdad ist älter geworden, doch sonst hat sich anscheinend nichts geändert. Vertraute, schöne Erinnerungen kehren zurück. Die Hausse wird zur Nostalgie.


      Dennoch wird diesmal alles anders kommen als 1991. Damals mündete die kräftige Rally in eine stabile Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt, die von einer Erholung der Weltkonjunktur getragen wurde. Aktien waren mäßig bewertet. Für viele europäische Aktien trifft dies auch heute zu, nicht aber für US-Titel. In ihnen steckt noch immer der alte Optimismus, alles könnte ähnlich gut weitergehen, wie wir es bis 1999 gewohnt waren.


      Schon deshalb wird sich auch diese Rally als Episode herausstellen. Die ökonomischen Probleme sind die alten, und selbst wenn dieser Krieg schnell und für den Angreifer schmerzlos zu Ende geht, wird Amerika politisch und ökonomisch nur scheinbar zu alter Stärke zurückfinden. Ökonomisch führt kein Weg in die heile Welt zurück, die durch Kapitalzufluss aus dem Ausland Konsum, Gewinne, Investitionen, Produktivität und die Währung des Landes in einem hochdynamischen Gleichgewicht halten kann.


      Am Devisen- und Aktienmarkt hat sich diese Erkenntnis 2002 durchgesetzt. Der Dollar wurde schwach, die Aktienkurse fielen - in Europa wesentlich stärker als in den USA. Die Märkte reflektierten die Tatsache, dass das Führungsland ökonomisch schwach geworden ist. Sie erkannten aber auch, dass Europa und Japan damit noch schwächer wurden.


      Eine politische Parallele drängt sich auf: Einige europäische Länder haben sich als Gefolgsstaaten der USA abgemeldet. Sie sind sogar zu einem begrenzten Konflikt mit der Führungsmacht bereit. Weil es nur einige sind, tritt die Uneinigkeit und Handlungsunfähigkeit Europas umso stärker hervor. Auch politisch haben wir es mit einer Umbruch- oder Krisenphase zu tun. Der Aktienmarkt wird das sehr genau zur Kenntnis nehmen.



      © 2003 Financial Times Deutschland

      http://www.ftd.de/bm/bo/10478193781...l?nv=cd-divnews
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 20:44:59
      Beitrag Nr. 2.312 ()
      Die Börse nimmt den Krieg bereits vorweg

      Investoren setzen auf schnelles Ende des Irak-Konflikts - Situation aber nicht mit 1991 vergleichbar

      von Holger Zschäpitz


      Der Krieg erschüttert auch den Dax
      Foto: dpa
      Berlin - Die Börse kennt keine Moral. Während im letzten Golfkrieg 1990/91 Börsianer ein Kursfeuerwerk zündeten, als die ersten Bomben fielen, können die Marktteilnehmer dieses Mal den Beginn des Krieges gar nicht erst abwarten. Schon vor der militärischen Auseinandersetzung treiben sie die Kurse kräftig nach oben. Deutschlands wichtigster Börsen-Index stieg am Dienstag in der Spitze um 5,5 Prozent auf 2625 Punkte. Damit hat der Dax seit vergangenem Donnerstag rund 19 Prozent an Wert gewonnen und sich deutlich von seinem zuvor markierten Siebeneinhalbjahrestief entfernt.


      "Offenbar erinnern sich viele Marktteilnehmer an den letzten Golfkrieg und wollen die Rallye nicht verpassen", mutmaßt Anais Faraj von Nomura. Doch in der jetzigen Situation sei so ziemlich alles anders als vor zwölf Jahren. "Spätestens wenn das Ultimatum gegen den Irak ausgelaufen ist, werden die Kurse - anders als 1991 - wieder kräftig einbrechen", ist sich der Londoner Stratege sicher.


      Bereits am Nachmittag wurde einigen Börsianern schon wieder mulmig zumute. Die Dax-Rallye verlor angesichts bedrohlicher Nachrichten aus dem Irak deutlich an Schwung. Diktator Hussein soll für den Kriegsfall die Zerstörung der Ölfelder vorbereiten und überdies die republikanische Garde möglicherweise mit biologischen Waffen ausgerüstet haben. Dies kratzt an der Vorstellung eines kurzen und reibungslosen Militäreinsatzes, der so viele Aktienhändler anhängen. Auch der Ölpreis, am Mittag mit 26,40 Dollar je Barrel noch auf dem tiefsten Stand des Jahres, kletterte am Nachmittag wieder bis auf 28 Dollar.


      Gleich mehrere Punkte stimmen an der jetzigen Kursrallye skeptisch. Da ist zum einen der kräftige Dax-Anstieg um 19 Prozent. Selbst 1991 kletterten die Kurse nach Kriegsausbruch zunächst einmal nur um 20 Prozent. Damit scheint das Potenzial begrenzt, wenn der Krieg wie erwartet noch diese Woche beginnen sollte. "Zudem taugt 1991 nicht als Vorlage für heute", sagt Stephen Lewis, Stratege bei Monumentum Securities. Damals sei die kriegerische Auseinandersetzung bereits nach 43 Tagen zu Ende gegangen. Heute seien mit einem Regimewechsel im Irak die militärischen Ziele wesentlich anspruchsvoller als damals. "Ein Krieg wird sicher länger dauern", meint Lewis.


      Auch politisch und wirtschaftlich liegen zwischen 1991 und heute Welten. Zwischen Januar und Dezember 1991 begleitete die US-Notenbank die Marktrallye mit Zinssenkungen von insgesamt 250 Basispunkten. Da heute die Sätze nur noch bei 1,25 Prozent stehen, sind solche monetären Hilfestellungen gar nicht mehr möglich.


      Faraj und Lewis raten daher, die Rallye zum Ausstieg zu nutzen. "Anleger sitzen einmal mehr einer Illusion auf, wie schon so oft nach dem Platzen der Spekulationsblase 2000", sagt Lewis. Und Faraj ergänzt: "Bis zum Jahresende braucht man keine Aktien mehr."


      Artikel erschienen am 19. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 18.03.03 20:50:20
      Beitrag Nr. 2.313 ()
      Seoul will nach dem SK-Skandal bei den "Chaebol" aufräumen

      Südkoreas neuer Präsident nimmt Familienunternehmen unter die Lupe - Schulden verheimlicht und den Gewinn aufgebläht - Börse und Won unter Druck

      von Bloomberg

      Seoul - Ernst mit seinem Wahlkampfversprechen, die Geschäftspraktiken der 43 mächtigen Konglomerate, der "Chaebol", unter die Lupe zu nehmen, macht Südkoreas Präsident Roh Moo Hyun. Diese Konzerne kommen zusammen auf Aktiva von 600 Mrd. Dollar, das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt des Landes im letzten Jahr.


      Der jüngste Bilanzskandal bei SK Group, dem drittgrößten Chaebol Südkoreas, erschütterte vergangene Woche den Finanzmarkt Südkoreas. SK hatte Schulden verheimlicht und den Gewinn aufgebläht: Südkorea erlebt ein Debakel à la Enron. Verunsicherte Anleger zogen bei den Investmentfonds 16,5 Billionen Won (zehn Mrd. Euro) ab. Die südkoreanischen Aktienkurse und der Won sackten ab und wurden zu weltweiten Performance-Schlusslichtern. Die Kurse der Anleihen brachen ebenfalls ein. Damit versiegen die Finanzquellen für die Kreditkartengesellschaften.


      Südkorea will weiter Druck auf die großen, im Familienbesitz befindlichen Konzerne ausüben, selbst wenn das Reinemachen am Vertrauen der Investoren rüttelt. "SK dürfte nicht die letzte Bombe bleiben, die hochgeht", prognostiziert Namuh Rhee, geschäftsführender Direktor bei Rhee Capital Advisers. Roh, ehemals Anwalt für Menschenrechte, erhält Unterstützung durch die führende Aktionärsvereinigung Solidarität des Volkes für Demokratiebeteiligung, die seit 1997/98 darauf drängt, bei den Unternehmen aufzuräumen. Damals brachte die Finanzkrise in Asien die Korruption, die Schuldenberge und manipulative Überkreuzbeteiligungen bei den größten Konzernen zum Vorschein.


      "Es heißt jetzt oder nie", konstatiert Kim Sang Jo, geschäftsführender Direktor bei der Aktionärsvereinigung: "Wir könnten um der Wirtschaft wegen die Augen verschließen, aber es gibt Fälle, wo das einfach nicht geht. SK ist einer davon, Samsung ein weiterer."


      Der koreanische Benchmark-Index Kospi hat seit dem 1. Januar 18 Prozent eingebüßt. Der koreanische Won fuhr nach der norwegischen Krone die schlechteste Performance unter den 17 wichtigsten Weltwährungen ein. Die Rückflüsse bei Anleihefonds haben die Anleiherenditen zehn Prozent in die Höhe getrieben, der stärkste Anstieg seit zwei Jahren. Außerdem stiegen dadurch die Fremdkapitalkosten für LG Card, Kookmin Credit Card und andere Kreditkartengesellschaften, die Kapital am Anleihemarkt beschaffen. Acht Kreditkartengesellschaften erklärten am Dienstag, sie wollten nun 2,4 Billionen Won über Kapitalerhöhungen beschaffen.


      Moody`s senkte am Dienstag die Ratingperspektiven für SK Telecom, die profitabelste Sparte der SK Group, von positiv auf stabil und begründete dies mit den Bilanzbetrügereien bei SK Global. Am Vortag hatte die Ratingagentur bereits die Bonität der Öltochter SK Corp. um immerhin zwei Stufen auf "Ramsch" zurückgenommen.


      SK ist der jüngste Fall seit die Chaebol nach der dramatischen Finanzkrise in Asien in Ungnade gefallen sind. Daewoo Group brach 1999 unter einem geschätzten Schuldenberg von 80 Mrd. Dollar zusammen.


      Artikel erschienen am 19. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 15:32:18
      Beitrag Nr. 2.314 ()
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 15:42:09
      Beitrag Nr. 2.315 ()
      Aktien: Billig oder teuer? Eine Berechnungsmethode für den Gesamtmarkt

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Ok, Saddam Hussein hat 48 Stunden bekommen, um das Land zu verlassen.

      Die Investoren wetten wie Spieler bei einem Hinterhof-Straßenkampf darauf, wie lange es dauert, bis der Mann am Boden liegt.

      Das intelligente Geld steht wahrscheinlich abseits. Aber der durchschnittliche Investor scheint bei dieser Prügelei auf den Sieger setzen zu wollen. Der Dow Jones stieg kräftig, die Käufer glaubten, dass der Schlächter von Bagdad schnell zu Boden gehen wird.

      Gott segne diese durchschnittlichen Investoren.

      Was mich bei diesen Leuten am meisten beeindruckt, ist nicht ihr Optimismus; es ist ihre kindliche Maßlosigkeit. Warren Buffet kann am amerikanischen Markt derzeit keine günstig bewerteten Aktien finden, aber diese Leute denken, dass sie es können!

      Die Aktien sind weit davon entfernt, billig zu sein, so Warren Buffet. Das durchschnittliche KGV des S&P 500 liegt für die letzten 50 Jahre bei rund 18. Jetzt sind es etwa 29 ... und wenn man die "Kernergebnisse" als Basis nimmt (also die Ergebnisse ohne die ganzen Tricksereien), dann errechnet sich ein Wert von über 40.

      Buffet meint, dass der Aktienmarkt kurzfristig eine gigantische "Wählmaschine" sei. Der Aktienmarkt gibt den Investoren kurzfristig das Ergebnis, das sie gewählt haben, wie eine Wahl den Wählern das gibt, was sie gewählt haben.

      Aber langfristig sieht das laut Buffet anders aus. Langfristig ist der Aktienmarkt wie eine "Waage", die Gerechtigkeit abwiegt. Basierend darauf, was die Aktien wirklich wert sind und was die Investoren wirklich verdienen.

      Die Investoren können nicht mit garantiertem Erfolg rechnen. Aber sie können den Erfolg zumindest verdienen. Ben Graham, von dem Warren Buffet das Traden lernte, beschrieb einmal die Art von Aktien, die ihren Käufern wahrscheinlich Gewinne bringen werden. Solche Titel haben 20 Jahre lang ununterbrochen Dividenden gezahlt, ihr KGV liegt nicht über 15 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt nicht über 1,5.

      Damit können Investoren berechnen, ob ein Aktienmarkt teuer oder billig ist: Man muss einfach schauen, wie viele Aktien diese Kriterien von Graham erfüllen. Im Oktober 1974 – der Dow Jones hatte einen Boden erreicht – qualifizierten sich 85 der im S&P 500 enthaltenen Titel (Quelle: Grant`s Interest Rate Observer). Im Tief vom August 1982 waren es 62.

      Und im Tief vor der jüngsten Rally, also im Februar 2003? Die meisten Kleinanleger denken, dass dies der Boden gewesen sein könnte. Sie kaufen wieder Aktien. Aber wie viele Aktien verdienen ihr Geld? Die Antwort: Nur 2! Limited Brands und Scientific Atlanta.

      Und ich schätze mal, dass die Investoren, die das "Saddam-Spiel" mitmachen, nicht diese beiden Gesellschaften kaufen.

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      Venture Capital – eine Alternative?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry back in New York

      Ja, ich bin wieder in New York. Und die "Invasions-Rally" ist mir ein bisschen zu schön und glatt ausgefallen, als dass sie der Beginn eines neuen Bullenmarktes sein könnte. Wir sind derzeit höchstwahrscheinlich Zeugen einer Bärenmarktrally – schwungvoll, stark und kurzlebig. Wie die zuvorigen Bärenmarktrallys der letzten drei Jahre fing auch diese an, als die Stimmung der Investoren besonders schlecht wurde. Das Problem mit diesen Bärenmarktrallys ist, dass sie so schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind. Und auch diese Rally wird nicht anders sein ...

      Ich hatte gestern ja schon geschrieben, dass ich in den Tagen zuvor auf den Bahamas war. Deshalb bin ich derzeit besser in der Lage, über Cocktails als über Rumsfeld zu diskutieren ... oder über Präsident Bush und sein neues Ultimatum. Aber keine Sorge: Ich bin gerade dabei, mich mit den Schlagzeilen vertraut zu machen, damit ich schnell wieder mitreden kann ...

      Auf den Bahamas war ich beim Treffen des "Supper Club". Das ist ein Investment-Club mit eng begrenztem Mitgliederkreis, der sich auf den Bereich "Venture Capital" spezialisiert hat. "Venture Capital" ist ein Begriff, der in den letzten Jahren das Bild von mit Hunderten von Millionen Dollar um sich werfenden Fonds aufgebaut hat, die in riskante High Tech-Gesellschaften investieren. Ganz sicher gibt es auch beim "Supper Club" die Möglichkeit, im "Venture Capital"-Bereich Geld zu verlieren. Aber der Supper Club ist anders – denn er weist immer wieder auf Investitionsmöglichkeiten hin, von denen ich in New York nie etwas hören würde. Und nebenbei: Die Treffen des Clubs machen immer jede Menge Spaß ... was einen kleinen Kommentar wert ist.

      Beim jüngsten Treffen des Supper Clubs auf den Bahamas wurden zum Beispiel Investitionsmöglichkeiten in Pizzaketten in Los Angeles bis hin zu einem innovativen Elektromotor in Nordkalifornien vorgestellt. Und zwar von den jeweiligen Gesellschaften selbst. Nachdem sich die Unternehmen vorgestellt hatten, begann der Spaß. Die Mitglieder des Supper Clubs begannen, die Unternehmensvertreter erbarmungslos auszufragen und auf Herz und Nieren zu testen.

      Mit jedem Treffen scheint sich die Qualität der beim Supper Club vorgestellten Unternehmen zu verbessern. Offensichtlich werden die "Venture Capital"-Investoren umso ängstlicher, je tiefer die Kurse am Aktienmarkt fallen. Desto mehr müssen sich die Unternehmen um Risikokapital bemühen.

      Wenn man sich auch die gute Seite von schlechten Sachen ansieht – wie wir das beim Investor`s Daily machen –, dann könnte man bemerken, dass dieser Bärenmarkt nicht nur schlecht ist. Es ist nicht nur einfacher, in guten Restaurants in New York ohne Reservierung einen Tisch zu bekommen, sondern es ist auch einfacher für Investoren geworden, attraktive Deals im Bereich "Venture Capital" zu finden ... was potenziell profitable Investmentideen sind – außerhalb des Aktienmarktes.


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      Mittwoch, 19. März 2003

      Zwei Patentrezepte

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** "Es gibt nur zwei Patentrezepte für eine schlecht geführte Regierung", so Hemingway. "Das erste Patentrezept ist eine Inflation. Das zweite ist ein Krieg. Beide bringen vorübergehend Reichtum. Und beide bringen langfristig den Ruin."

      Ich bin kein Verehrer von Hemingway. Meiner Meinung nach kann man sein gesamtes Leben auf einen Satz reduzieren: "Mist, ich fühle mich scheußlich; lass uns einen trinken." Aber wenn man viel schreibt, dann muss man etwas sagen, das Sinn macht (ups, damit habe ich mein Geheimnis verraten).

      Nachdem die Fed von Alan Greenspan die US-Wirtschaft in die größte Spekulationsblase der Geschichte fehlgeleitet hat, inflationiert sie jetzt den Dollar sehr stark. Die Geldmenge explodiert, mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. In den letzten 3 Monaten lag das Wachstum bei fast 12 % – was ungefähr 5 Mal so schnell wie das Wirtschaftswachstum war.

      Aber Inflation ist nicht immer das Patentrezept, das Hemingway meinte. Es gibt Zeiten, wenn die Leute sehr zurückhaltend sind, wenn es ums Verschulden und ums Konsumieren geht. Und es gibt Zeiten, wenn steigende Kapazitäten die Konsumentenpreise drücken. Trotz der heroischen Anstrengungen der Fed hat sich die US-Wirtschaft immer noch nicht deutlich erholt –3 Jahre nach dem Top am Aktienmarkt. Das Konsumentenvertrauen steht laut den jüngsten Umfragen auf einem 10-Jahres-Tief.

      Was kann die Fed tun? Sehr wahrscheinlich wird sie fleißig weiter Dollar drucken. Und eine weitere Zinssenkung ist zu erwarten.

      Aber die Investoren haben ihr Vertrauen in Zinssenkungen verloren. Jetzt setzen sie ihre Hoffnung auf den Krieg.

      Gott segne sie – ich sage das noch mal.

      *** Ein Leser hat mir einen interessanten Kommentar zu einem meiner Artikel hier geschrieben:

      "Da Sie Bush akkurat mit Napoleon verglichen haben, habe ich für Sie ein Zitat von Alexander Campbells "Adress on War" von 1848: `Napoleon erklärte auf seinem Sterbebett, dass er niemals in seinem Leben einen Angriffskrieg begonnen hätte – alle seine Kriege seien Verteidigungskriege gewesen. Dennoch betrachteten ihn die Europäer damals als einen der aggressivsten Krieger der gesamten Geschichte.`"

      _____________________________________________________

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 15:44:38
      Beitrag Nr. 2.316 ()
      Die Baisse dauert an!

      Die Finanzmärkte liegen im Sog der Ungewissheit über einen bevorstehenden Irak-Krieg. Fundamentale Indikatoren geben widersprüchliche Signale. Es ist ein “Spielermarkt” mit hoher Volatilität. Keinesfalls ein Feld für Witwen und Waisen.

      Die kurze Erholung war durch “Shortcovering” geprägt. Der Markt war überverkauft. Inzwischen petert die Rally schon wieder aus. Das Momentum lässt nach. Vermutlich wird noch am Ende dieser Woche der Kriegsbeginn gegen den Irak stattfinden. In der kommenden Woche könnte der Markt wieder den Rückwärtsgang einlegen. Krieg ist Zerstörung von Mensch, Material und Kapital. Die Finanzierung eines Krieges und die Zeit danach stellt die USA vor ungeahnte Probleme. Ausländer ziehen ihr Kapital aus USA ab. Die riesigen Defizite auf allen Gebieten lassen den Amerikanern wenig Spielraum für großartige Kapriolen.

      George W. Bush wird persönlich unangenehme Erfahrungen machen müssen. Er wird von dem Rest der Welt in “die Ecke gestellt.” Ignoranz und Arroganz kommen vor dem Fall”!


      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 15:51:18
      Beitrag Nr. 2.317 ()
      20.03. 14:30
      US: Zahl der Erstanträge auf 10-Monatshoch
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung fielen in der Woche zum 15. März um 4,000 auf 421,000 (Prognose: 415.000). Die Zahl der anhaltenden Anträge auf Arbeitslosenunterstützung lag in der Woche zum 8. März bei 3.46 Millionen. Der glättende Vierwochendurchschnitt stieg in der Woche zum 15. März um 3,750 auf 424,750 und damit auf ein 10-Monatshoch.
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 16:03:02
      Beitrag Nr. 2.318 ()
      Die Bomben fliegen ...
      (20.03.2003)

      Die Militäraktion gegen den Irak hat in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag offiziell begonnen. Wie auch immer sie verlaufen wird, militärisch ist der Ausgang klar. Es ist aber alles andere als klar, wie sich die Finanz- und die Rohstoffmärkte letztlich verhalten.

      Bisher galt der Verlauf des ersten Golfkrieges, der im Januar 1991 begann, weithin als Drehbuchvorlage für das, was jetzt zu erwarten ist. Konsequententerweise haben sich jene, die daran glaubten und noch glauben, schon im Vorfeld der ersten wirklichen militärischen Attacke so positioniert, dass sie Nutzen aus der vermuteten Reaktion der Masse ziehen könnten.

      Für die Aktienmärkte bedeutete dies: Vor allen anderen kaufen, um ihnen dann nach Ausbruch der Aktion zu höheren Kursen verkaufen zu können. Der Pferdefuß an der Sache ist, dass diese frühen Käufer in dem alles andere als liquiden Marktklima für sich schon eine Mehrheit bildeten.

      Abgesehen von der alten Erkenntnis, dass bei Militäraktionen selten alles wie geplant läuft, erfüllen die Märkte die Erwartungen der Mehrheit nicht oder wenigstens nicht sehr lange. Daher muss man sich auf einige Überraschungen gefasst machen, ob es nun die Aktien, die Anleihen, der Dollar, das Gold oder krisenempfindliche Rohstoffe sind.

      Das Beste ist nach wie vor, in dieser Situation nur dann an die Märkte heranzugehen, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 16:04:50
      Beitrag Nr. 2.319 ()
      Wussten Sie schon, dass...?
      (20.03.2003)

      Die Netto-Verschuldung der US-Unternehmen mit Ausnahme des Finanzsektors ist 2002 von 4,84 Billionen auf 4,9 Billionen Dollar gestiegen. 1993 lagen die Schulden noch bei 2,5 Billionen Dollar.

      (Quelle: Federal Reserve, Washington)

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 16:09:14
      Beitrag Nr. 2.320 ()
      USA: Systemkrise durch Kollaps der Hypothekengesellschaften
      Fannie Mae und Freddie Mac?

      (EIR)

      Der Gouverneur der Federal Reserve von St. Louis, William Poole, warnte jetzt eindringlich, daß ein unerwarteter, von den Hypothekengesellschaften Fannie Mae und Freddie Mac ausgehender Finanzschock verheerende Schäden im US-Finanzsystem und in der US-Wirtschaft anrichten würde. Bekanntlich dominieren diese beiden Hypothekengesellschaften die spekulative Blase auf dem amerikanischen Wohnungsmarkt. Poole äußerte seine Warnung auf einem Washingtoner Symposium des Bundesaufsichtsamts für Wohnungsunternehmen (OFHEO), dem Fannie Mae und Freddie Mac unterstellt sind. Anfang Februar hatte OFHEO-Direktor Falcon einen 115-seitigen Bericht mit dem Titel "Systemrisiken: Fannie Mae, Freddie Mac und die Rolle des OFHEO" veröffentlicht, in dem er in überzeugender Weise das Szenario für den "schlimmsten Fall" darstellte, in dem diese beiden US-Hypothekengesellschaften gezwungen wären, ihre Schuldendienste einzustellen, was eine Kettenreaktion von Schocks auslösen würde, die zu einer Systemkrise führen würden. Einen Tag später hatte die Regierung Bush - offensichtlich auf Druck der führenden Banken im Derivat- und Hypothekengeschäft - Falcon gefeuert.

      Auf dem Symposium goß Poole weiter Öl ins Feuer und begann seine Rede folgendermaßen: "Ich will insbesondere dem OFHEO mein Lob für seinen Bericht [vom 4. Februar] aussprechen." In seiner Rede kam er dann mehrfach auf diesen Bericht zurück. Poole warnte ausdrücklich vor "nicht quantifizierbaren Risiken", die man nicht "studieren oder modellieren" könne, wie es sie in den letzten 30 Jahren häufig gab: "Ich möchte mich auf die nicht quantifizierbaren Risiken konzentrieren. Es hilft, diese Frage zu konkretisieren, wenn man... Beispiele aufzählt. Das Scheitern oder Beinahescheitern von Penn Central [Eisenbahn], Continental Illinois [Bank], Long Term Capital Management [Hedge Fond], Enron [Energiehändler] und WorldCom [Informationstechnologie] kam vielleicht für kenntnisreiche Insider nicht völlig überraschend, aber diese Schocks waren mit Sicherheit ,Neuigkeiten? für die Märkte, die Aufsichtsbehörden und die Öffentlichkeit... Es ist wohlbekannt, daß der große Yale-Ökonom Irving Fisher von dem Krach von 1929 völlig überrascht wurde."

      Poole fuhr fort: "Sollte ein Managementfehler oder ein unvorhersehbarer Schock eines der beiden Unternehmen treffen, könnte das eine Krise an den US-Finanzmärkten mit ernsten Schäden für den Wohnungsbau und die US-Konjunktur auslösen." Aufgrund der enormen Verbindlichkeiten von Fannie Mae und Freddie Mac kämen die Kreditmärkte dann in massive Schwierigkeiten. Poole: "Was würde geschehen? Ich weiß es nicht. Niemand weiß es." Poole machte jedoch deutlich, daß "eine Krise der Märkte innerhalb von Tagen oder sogar Stunden akut werden" könne. Hintergrund von Pooles Bemerkungen, der Entlassung Falcons und seiner Ablösung durch den Morgan-Banker Brickell ist, daß eine Krise bei Fannie und Freddie kein künftiges Ereignis ist - diese Krise ist vielmehr schon jetzt sichtbar! Jederzeit akut werden könnte sie aufgrund der enormen Schuldenlast und den riesigen Verlusten bei Derivaten und Hypotheken-besicherten Wertpapieren beider Hypothekengesellschaften. Anfang 2003 gab Fannie bekannt, daß es 2002 im Derivatgeschäft 4,54 Mrd.$ verloren hat, was den Gewinn halbierte. Nach Pooles Rede schlossen Fannie Maes Aktien mit einem Minus von 6% auf dem tiefsten Stand seit September 2000. Freddie Macs Aktien fielen um 6% auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2000.

      Quelle: http://www.bueso.de vom 18.03.2003
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 16:11:43
      Beitrag Nr. 2.321 ()
      Wer reorganisiert nun das kollabierende Finanzsystem?


      Wegen des fortdauernden Dramas um den Irakkrieg nahm die Weltöffentlichkeit nur nebenbei Notiz von der nicht weniger dramatischen "Todespirale", in welche die Finanzmärkte von Tokio, London, Frankfurt bis New York eingetreten sind. Die Zentralbanken bereiten sich auf den Notstand vor.


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      Haben die Zentralbanken einen Plan?

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      Tokio, 11. März. Zum ersten Mal seit Januar 1983 schließt der Nikkei-Index auf einem Niveau unterhalb von 8000 Punkten. Gut 13 Jahre nach dem Platzen der Immobilien- und Aktienblase ist der japanische Aktienindex damit bei weniger als einem Fünftel seines Höchstwertes angekommen.

      Für die führenden Banken des Landes, einst die größten der Welt, bahnt sich eine Katastrophe an: Am 31. März müssen sie erstmals unter leicht verschärften Bedingungen ihre Bilanzen vorlegen. Während man bei der Bewertung der faulen Schulden immer noch anderthalb Augen zudrückt, müssen die Aktienportfolios der Banken neuerdings zum aktuellen Marktwert angegeben werden. Es wird befürchtet, daß das Eigenkapital einiger japanischer Banken aufgrund der Kernschmelze auf dem Aktienmarkt bereits unter die gesetzlich vorgeschriebene Mindestgrenze gefallen ist.

      Regierung und Zentralbanken werden bedrängt, unverzüglich zu intervenieren. Die Regierungspartei LDP schlägt vor, das Inkrafttreten der verschärften Bilanzvorschriften noch einmal um vier Jahre zu verschieben, so daß die Banken den Wert ihrer Aktienpakete weiterhin zu den Phantasiepreisen längst vergangener Zeiten angeben können. Andere fordern, die Regierung solle über die staatlichen Rentenfonds verstärkt Aktien aufkaufen. Hiroshi Okuda, Chef von Toyota Motors und zugleich des Japanischen Industrieverbandes, drängt, die Zentralbank selbst müsse sich als Käufer letzter Instanz am Aktienmarkt betätigen.

      Die Bank von Japan versucht, die Panik auf den Märkten erst einmal zu dämpfen, und gibt bekannt, sie habe innerhalb von zwei Tagen zusätzlich rund 17Mrd. Dollar an kurzfristigen Geldern in das Bankensystem gepumpt. Mit einem ähnlich hohen Betrag hatte die Bank von Japan bereits im Januar und Februar an den Währungsmärkten - gegen den Yen und für den US-Dollar - interveniert. Am 12. März beruft Regierungschef Koizumi Minister und Zentralbankvertreter zu einer Notstandssitzung zusammen. Zu außergewöhnlichen Maßnahmen kann man sich noch nicht durchringen. Aber Koizumi gibt bekannt, man werde alles tun, "um eine Finanzkrise zu verhindern".

      London, 12. März. In der City herrscht Panik. Das Schicksal von Tony Blair scheint inzwischen genauso gefährdet wie das der führenden Lebensversicherungen. Der FTSE-100-Index stürzt erneut um 5% nach unten und erreicht den tiefsten Stand seit April 1995. Die Lebensversicherer, die bis zu 70% der Einzahlungen ihrer Kunden in Aktien angelegt hatten, stehen vor dem Untergang und sind zu weiteren Notschlachtungen ihrer Aktienpakete gezwungen.

      Die oberste Finanzaufsicht FSA betont, sie verfolge die Lage intensiv und stehe Gewehr bei Fuß zur Rettung des Versicherungssektors. Robert Buckland von der Citigroup London beschreibt die Stimmung folgendermaßen: "Wir befinden uns auf unerforschtem Terrain. Dies sind historische, beispiellose Vorgänge - zumindest für die letzten 40 Jahre. Niemand in der City kann behaupten, jemals zuvor so etwas erlebt zu haben. Dies ist eine Art nach unten sausender Todesspirale."

      Frankfurt, 12. März. Erstmals seit November 1995 fällt der DAX-30-Index unter die Marke von 2200 Punkten. Er hat damit 73% seines Höchstwertes vom 10. März 2000 eingebüßt - der größte Aktiencrash in Deutschland seit 1929. In diesen drei Jahren ist der DAX-30 von 8136 Punkten auf zeitweise 2189 Punkte zusammengeschrumpft. Allein der Marktwert der 30 führenden deutschen Aktien schmolz in diesem Zeitraum von gut einer Billion Euro auf 320Mrd. Euro zusammen, d.h. rund 700Mrd. Euro haben sich hier in Luft aufgelöst, ein Betrag, mit dem man alle Haushaltsdefizite der Regierung über mehr als ein Jahrzehnt hinweg begleichen könnte.

      Dabei handelt es sich schon lange nicht mehr um eine Korrektur der "New Economy"-Blase, welche etwa die Kurse der Deutschen Telekom von einst 103 Euro auf nunmehr 9 Euro herunterdrückte. Seit Anfang 2002 trifft der Aktiencrash in Deutschland insbesondere die großen Banken und Versicherungen und hat inzwischen sämtliche Sektoren erfaßt. Dennoch kamen Anleger beim DAX noch deutlich besser weg als auf dem "Neuen Markt": Dort verloren die Kurse in den letzten drei Jahren bis zu 97%.

      Kursverluste von DAX-Unternehmen
      Unternehmen Höchststand Stand 12.03.03 Veränderung
      MLP 168,0 5,8 -97%
      Infineon 92,5 6,0 -94%
      HypoVereinsbank 89,4 7,4 -92%
      Deutsche Telekom 102,9 9,1 -91%
      Allianz 433,5 57,0 -87%
      Commerzbank 44,0 5,6 -87%
      TUI 58,2 7,9 -86%
      Müchener Rück 388,0 64,6 -83%
      Bayer 56,9 10,6 -81%
      ThyssenKrupp 33,5 7,0 -79%
      Metro 75,0 15,9 -79%
      DaimlerChrysler 101,5 23,9 -76%
      Siemens 127,0 32,6 -74%
      SAP 262,0 68,1 -74%
      Deutsche Lufthansa 27,7 7,4 -73%



      Der deutsche Finanzsektor wurde vom dreijährigen Aktiencrash besonders schwer getroffen. Zu allem Überfluß haben sich die amerikanischen und britischen Ratingagenturen nun auch noch auf die Banken und Versicherungen des europäischen Kontinents eingeschossen.

      So erklärte die britische Ratingagentur Fitch Anfang März, eine "Vielzahl" von Lebensversicherungen in Deutschland werde ohne "massive Zuführung" von neuem Kapital im Verlaufe des Jahres 2003 in eine "existenzbedrohende" Lage geraten. Die Zahlungsunfähigkeit einiger größerer deutscher Lebensversicherungen könne daher nicht mehr ausgeschlossen werden. Zu den am meisten gefährdeten Instituten zählt laut Fitch die Mannheimer Lebensversicherung.

      Zugleich schockte der amerikanische Großinvestor Warren Buffett den weltweiten Versicherungssektor mit der Warnung, ein führendes Rückversicherungsunternehmen könne den Zahlungsverpflichtungen gegenüber seinen Kunden, dabei handelt es sich um Dutzende ohnehin angeschlagener Versicherungen, schon seit geraumer Zeit nicht mehr nachkommen. Schnell machten Gerüchte die Runde, Buffett könne nur die Rückversicherungssparte des Kölner Gerling-Konzerns gemeint haben. Diese schließt in der Tat seit einem halben Jahr keine neuen Geschäfte mehr ab und soll nach Möglichkeit verkauft werden, kommt aber nach Darstellung von Gerling sämtlichen Verpflichtungen nach.

      Fitch entdeckte sodann ein weiteres Problem europäischer Banken und Versicherungen: Kreditderivate. Mit diesen neuen Finanzinstrumenten - das weltweite Volumen ist in den vergangenen drei Jahren geradezu explosionsartig angewachsen und beträgt nunmehr rund 2 Billionen Dollar - können Banken ihre Kreditrisiken an andere Finanzinstitute abtreten, zumeist an Versicherungen oder risikofreudige Fonds. Die Banken zahlen der Gegenpartei dabei einen vereinbarten Betrag.

      Wenn der Kreditnehmer zahlungsunfähig wird, muß die Gegenpartei des Kreditderivatgeschäfts für den vollen Schaden geradestehen. Fitch hat herausgefunden, daß viele europäische Banken Kreditderivate nicht nur zur Minderung ihres Kreditrisikos einsetzen, sondern umgekehrt gezielt die Kreditrisiken anderer Banken übernehmen, um auf diese Weise, sofern alles gut geht und der Kreditnehmer nicht pleite geht, in trüben Zeiten etwas nebenbei zu verdienen.



      Haben die Zentralbanken einen Plan?
      Wie sehr die europäischen Regierungen und Zentralbanken über die Lage auf den Finanzmärkten und insbesondere bei Banken und Versicherungen alarmiert sind, belegt die am 10. März verkündete Einigung auf entsprechende Notfallpläne. Die Aufsichtsbehörden und Zentralbanken aller Mitgliedsstaaten der Europäischen Union unterzeichneten eine Absichtserklärung, in der konkrete Vorbereitungen und Notmaßnahmen für den Fall einer systemgefährdenden Finanzkrise in Europa festgelegt werden. Die Einzelheiten des Memorandums wurden nicht veröffentlicht. Aber Edgar Meister, Vorstandsmitglied der Bundesbank, versicherte, durch die Einigung sei sichergestellt, daß nationale und internationale Aufsichtsbehörden und Notenbanken binnen vier Stunden nach dem Ausbruch eines grenzüberschreitenden, finanziellen Notfalls auf koordinierte Weise in das Geschehen eingreifen könnten.

      Bankenkrisen sind natürlich kein europäisches oder japanisches Privileg. Dies unterstreicht die überraschende und dramatische Stellungnahme eines Vorstandsmitglieds der US Federal Reserve vom 10. März. William Poole, Gouverneur der Federal Reserve von St. Louis, warnte eindringlich vor den Gefahren des Platzens der amerikanischen Immobilienblase, insbesondere für die beiden Giganten des Hypothekenkreditgeschäfts, Fannie Mae und Freddie Mac.

      Die beiden Institute - die zwar vom Staat geschaffen wurden, aber über keine explizite Regierungsgarantie verfügen - haben ausstehende Hypothekenkredite in Höhe von zusammen 3,1 Billionen Dollar in ihren Büchern. "Sollte ein Managementfehler oder ein unvorhersehbarer Schock eine der beiden Firmen treffen, könnte das eine Krise an den US-Finanzmärkten mit ernsten Schäden für den Wohnungsbau und die US-Konjunktur auslösen," betonte Poole. Innerhalb von "wenigen Tagen oder sogar Stunden", fügte er hinzu, könne dann eine die gesamte Volkswirtschaft bedrohende Krise losbrechen. Aufgrund der enormen Verbindlichkeiten von Fannie Mae und Freddie Mac kämen die Kreditmärkte in massive Schwierigkeiten. Poole: "Was würde geschehen? Ich weiß es nicht. Niemand weiß es."

      Lothar Komp

      Aus der Neuen Solidarität Nr. 12-13/2003
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 17:25:34
      Beitrag Nr. 2.322 ()
      Komplementäre Währungen entstehen auch in Deutschland
      Regiogeld statt Globalisierung


      Vom 8. bis 10. März fand in Priem am Chiemsee der «1. Kongress Regiogeld» statt. Unter dem Motto «Jenseits der Globalisierung» kamen 120 Tagungsteilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik zusammen. Anlass war der Start des Chiemgauers, der sich als Modellprojekt für die Entwicklung von regionalen Komplementärwährungen in Deutschland versteht.

      Komplementärwährungen ersetzen nicht das gesetzliche Zahlungsmittel, sondern sind ein nichtstaatliches Geld, das in begrenztem Umfang das offizielle Geld ergänzt. Weltweit gibt es schon mehrere tausend komplementäre Geldsysteme. Die Zahl wächst rasant. Die grössten Regiogelder gibt es zurzeit in Argentinien, nachdem dort die offizielle Währung den Geist aufgegeben hat. «Regiogelder sind die Rettungsboote» für den Fall, dass die offizielle Währung durch überbordende Geldspekulation und wachsenden Umverteilungsdruck durch den Zins und Zinseszins ins Schwanken kommt, führte Margrit Kennedy, eine der Hauptrednerinnen der Tagung aus. Obwohl immer mehr Geld vorhanden ist, fehle es. Der Staat und die Kommunen werden von einer Schuldenlast erdrückt, die Kluft zwischen Arm und Reich wird grösser. Nur noch 2% des internationalen Geldverkehrs dienen dem Handel, 98% dienen der Spekulation. «Das Geld ist nicht naturgegeben, die Spielregeln sind gestaltbar. Regiogelder bieten die Chance, den Rahmen für eine nachhaltige und kooperative Wirtschaft zu schaffen», sagte Christian Gellerie, Initiator der Tagung und Geschäftsführer von «Chiemgau-regional». Der Chiemgauer, der im Rahmen eines Schülerunternehmens der Waldorfschule Priem herausgegeben wird, will die regionale Wirtschaft stärken, die Kaufkraft binden und gemeinnützigen Initiativen in der Region bei der Finanzierung helfen. Damit der Chiemgauer im Fluss bleibt, unterliegt er einer laufenden Wertminderung. Man kann mit Chiemgauern ganz normal in Geschäften bezahlen. Rücktausch in Euro ist gegen einen Abschlag von 5% jederzeit möglich. Das Interesse an Regiogeldern ist erwacht. In ganz Deutschland gibt es inzwischen Initiativen, die ein Regiogeld herausgeben wollen. Doch alles ist noch ganz am Anfang. Nur die Diakonischen Werke in Bethel benutzen schon seit über hundert Jahren ihr «internes Geld», den «Bethel-Euro».

      Thomas Mayer (Geschäftsführer Omnibus für Direkte Demokratie)

      Weitere Informationen unter: www.freigeld.de und www.chiemgauer-regional.de



      Artikel 21: Zeit-Fragen Nr.10 vom 17. 3. 2003, letzte Änderung am 18. 3. 2003
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 17:32:37
      Beitrag Nr. 2.323 ()
      Wirtschaft aus den Fugen

      Mehr als vierzig Jahre nach dem ersten Erscheinen des Buches von Ludwig Erhard ist das soziale und wirtschaftliche System der Bundesrepublik Deutschland aus den Fugen geraten:

      Die Arbeitslosigkeit ist seit Jahren hoch und droht in den kommenden Monaten so zu steigen, dass Zahlen wie zurzeit der Weltwirtschaftskrise erreicht werden.
      Die Preisstabilität ist nur eine scheinbare, künstlich geschaffene. Mit dem Abbau der sozialen Dienste erwachsen dem Bürger neue Kosten, die enormen Summen des Spekulationskapitals können das Preisgefüge jederzeit aus den Angeln heben. Mit der Einführung des Euro hat sich die deutsche Wirtschafts- und Finanzpolitik gegen das magische Viereck des Stabilitätsgesetzes gewandt, das Preisstabilität, angemessenes Wirtschaftswachstum, ausgeglichene Handelsbilanz und Vollbeschäftigung als zusammengehöriges Ganzes festgelegt hatte.
      Es gibt keinen funktionierenden Wettbewerb mehr. International agierende Konzerne drängen den regional verwurzelten und dem Wettbewerb verpflichteten Mittelstand, der bislang noch die Stütze der Volkswirtschaft ist, immer mehr an den Rand, vor allem auch, weil die Konzerne von der Politik bevorzugt behandelt werden.
      Die Konzerne sind nicht mehr ihren nationalen Volkswirtschaften, sondern einem internationalen Grosskapital verpflichtet.
      Billionenbeträge von Kapital fliessen nicht mehr in produktive Investitionen, sondern sind Bestandteil einer weltweiten Spekulationsblase, die zu platzen droht.
      Die Sozialprinzipien werden ausgehöhlt, weil die Politik im Rahmen einer weltumspannenden Privatisierung öffentlicher Güter und Dienstleistungen (GATS) den Sozialstaat, die sozialen Dienste und die Sicherung der Grundversorgung aufgeben will.
      Die Verursacher von Schäden haften nicht mehr dafür. Konzerne in Deutschland nutzen zwar intensiv die vom Steuerzahler bezahlte Infrastruktur des Landes, entziehen sich aber der Verantwortung für einen eigenen Beitrag zu den Kosten, indem sie selbst die Steuerzahlungen umgehen.
      Freiheit und Verantwortung stehen nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis zueinander. Mit der Zerstörung der Familien ging einher, dass die Regeln des sozialen Miteinanders immer weniger eingeübt werden konnten und deren hoher Wert immer weniger erlebt werden konnte. Wenn Freiheit nur noch heisst, auf Kosten anderer möglichst viel privaten Gewinn zu erzielen, dann bricht das soziale und wirtschaftliche Leben zusammen. Erziehung und Bildung sind immer weniger daran orientiert, dass der einzelne sich als Persönlichkeit entfaltet, in Kooperation mit anderen zum Gemeinwohl beiträgt und hierdurch Genugtuung und Erfüllung findet.


      Artikel 20: Zeit-Fragen Nr.10 vom 17. 3. 2003, letzte Änderung am 18. 3. 2003
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 19:49:33
      Beitrag Nr. 2.324 ()
      Sehr schöner Artikel........:)


      ....................................


      Börse

      Und sie zittern auf der Stelle

      Großanleger halten sich zurück, Analysten verstehen die Aktienwelt nicht mehr, Tagesspekulanten und Trendjäger beherrschen die Börse. Eine echte Erholung wird noch Jahre dauern

      Von Marc Brost und Robert von Heusinger


      Als die Börse so tief gefallen war wie seit acht Jahren nicht mehr, gab Andreas Utermann eine ungewöhnliche Anweisung: Der Chefinvestor der Allianz Dresdner Asset Management (Adam) ließ die Computerschirme ausschalten. Mehr als 350 Milliarden Euro steuert Utermann von seinen Büros in London, Frankfurt oder New York aus, mehr als 330 Portfolio-Manager der Allianz berichten ihm täglich, in welchen Aktien sie das Geld der Versicherten oder Fondskunden anlegen. Ihr wichtigstes Hilfsmittel sind die Kursinformationen der Computerterminals, ihre wichtigste Aufgabe ist es, ruhig zu bleiben. Doch von Ruhe kann an der Börse in diesen Tagen keine Rede sein.

      Rot, rot, rot, meldeten die Computer in der vergangenen Woche, sieben Tage hintereinander krachten die Börsen weltweit – und niemand wusste, warum. „We can’t bear watching these screens anymore“, stöhnten die Londoner Adam-Manager, „wir können es einfach nicht mehr sehen“. Ungläubiges Erstaunen über den Absturz der Kurse, fassungsloses Bangen, wie tief die Aktien noch fallen werden. Wenn selbst Finanzprofis den Mut verlieren, muss eine Entscheidung her. Also: Computer aus. Und wenn es nur symbolisch ist. Das war am Mittwoch.

      Grün, grün, grün, melden die Terminals seit Donnerstag vergangener Woche. Die Kurse steigen, und zwar rasant. Der europäische Aktienindex EuroStoxx 50 gewann binnen vier Tagen mehr als 20 Prozent, der deutsche Dax mehr als 15. Gut möglich, dass die Börse auch in den kommenden Tagen zulegt. Zu tief sind vor allem die deutschen Aktien gefallen.

      Allerdings: Nichts spricht dafür, dass es nach einem schnellen Anstieg genauso schnell weitergeht. Im Gegenteil. Die Aktionäre werden sich an magere Jahre gewöhnen müssen.

      Schon ein einziges Gerücht lässt die Spekulanten umschwenken

      Es gibt zwei unterschiedliche Erklärungen für das Jojo der Kurse. Die erste: Die Angst vor einem Krieg im Irak hat die Kurse zu stark abstürzen lassen. Nun sehen die Börsianer, wie tief die Aktien vor allem in Europa stehen, sie spekulieren auf die Zeit nach einem Krieg. Die Dividendenrendite der Unternehmen in den großen europäischen Indizes übersteigt die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen, das gab es zuletzt in den fünfziger Jahren. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Analystenschätzungen für 2004 liegt für den Dax bei neun – so niedrig wie seit Anfang der Achtziger nicht mehr. Würde man die großen deutschen Unternehmen in ihre Einzelteile zerlegen und verkaufen, wären sie mehr wert, als sie als Ganzes derzeit an der Börse kosten. Günstige Bewertungen locken Börsianer immer. Also werden jetzt Aktien gekauft. Also steigen jetzt die Kurse.

      Es ist das Szenario der Optimisten.

      Die zweite Erklärung für das dramatische Ab und Auf: Selbst die Finanzprofis haben den Überblick verloren. Sie haben resigniert und wissen nicht, worauf sie sich verlassen sollen. Der Markt ist in der Hand von Spekulanten. Diese haben auf einen langwierigen Konflikt gewettet, mit steigenden Ölpreisen und wirtschaftlichen Verwerfungen. Deshalb krachten die Kurse, deshalb erreichte der Index der Investmentbank Credit Suisse First Boston, die wöchentlich den Risikoappetit der globalen Investoren misst, zuletzt fast Panikniveau.

      Schon ein einziges Gerücht lässt die Spekulanten umschwenken – dann steigen die Kurse plötzlich kräftig. Vergangenen Donnerstag hieß es, die Vereinigten Staaten stünden in Geheimverhandlungen mit irakischen Generälen. Es war das Zeichen zum Kauf. Langfristig orientierte Investoren dagegen, die sonst die hektischen Kursausschläge ausgleichen – also Versicherer, Fondsgesellschaften oder Privatanleger –, bleiben dem Aktienmarkt fern. So wie nach der Ölkrise 1973/74: Damals brauchte die Börse fast eine Anlegergeneration, um sich zu erholen. Wegen des niedrigen Handelsvolumens schwankten die Kurse heftig, starken Einbrüchen folgten regelmäßig kräftige Gewinne. Bis die Kurse wieder krachten.

      Es ist das Szenario der Pessimisten. Und es ist ziemlich nah an der Realität.

      An der Börse herrscht eine Situation wie in den letzten Tagen vor dem Platzen der großen Spekulationsblase am Aktienmarkt – nur unter umgekehrten Vorzeichen. Im Frühjahr 2000 schwärmten die Ökonomen von den Segnungen der New Economy mit ihrem unendlichen Wachstum. Die Kurse kletterten und kletterten, obwohl sie schon so hoch waren wie nie zuvor. Fondsmanager und Analysten starrten auf ihre Computerschirme und verstanden die Welt nicht mehr. Drei Jahre später sind sie ebenso ratlos.

      Die Fondsmanager und Analysten haben den Glauben an die Bewertungsrelationen verloren. „Die haben Ende der neunziger Jahre als Richtschnur versagt, warum sollte man sich jetzt auf sie verlassen?“, fragt Conrad Mattern, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Activest. Die Aktienanalysten von ABN Amro stellen ihren verunsicherten Kunden gar die provokante Frage, ob Aktien überhaupt noch fundamental zu bewerten seien. Die meisten Anleger handelten nur noch nach schnell entworfenen Taktiken, wie Währungsspekulanten.

      „Seit 1997 können Investoren mit Trendfolgemodellen die Aktienindizes schlagen“, sagt Jürgen Callies, Leiter Research bei der Fondsgesellschaft MEAG. Während früher die Unternehmensgewinne die Hauptrolle spielten, seien seit sechs Jahren prozyklische Strategien immer erfolgreicher. Das heißt: Man kauft, wenn die Kurse steigen, und verkauft, wenn die Kurse fallen. Damit ähneln Aktien tatsächlich Devisen: Bis heute gibt es keine Theorie, die erklärt, warum sich Währungen über Jahre anders entwickeln, als volkswirtschaftliche Daten vorgeben.

      Vor allem mit deutschen Aktien wird gern gezockt. „Wenn große Investoren schnell Aktien verkaufen wollen, suchen sie sich den deutschen Markt aus“, sagt Peter Knacke, Wertpapierstratege der Commerzbank. Das hat verschiedene Gründe: In Deutschland haben die Verkäufer nach zwei Tagen das Geld auf dem Konto, in anderen Ländern gelten zum Teil längere Fristen. Und: Die deutsch-schweizerische Terminbörse Eurex ist mittlerweile der größte Handelsplatz für Optionsgeschäfte, mit denen sich die Finanzprofis gegen Kursschwankungen absichern. Je größer das Handelsvolumen an der Terminbörse, desto größer sind auch die Kursschwankungen am normalen Aktienmarkt.

      Das Ratespiel heißt: Wer kauft auf Dauer überhaupt noch Aktien?

      Mehr als 70 Prozent hat der Dax seit dem Höchststand vor drei Jahren verloren. Der japanische Topix, der ebenfalls 70 Prozent verlor, hat dafür 13 Jahre gebraucht. Der britische Footsie wiederum ist seit dem Hoch vom März 2000 um 50 Prozent gefallen, der amerikanische Dow Jones gar nur um 30.

      Die kräftigen Kurssteigerungen der vergangenen Tage haben im besten Fall die Wende markiert. Im schlechtesten Fall waren sie nur die fünfte Gegenbewegung in dem seit drei Jahren gültigen Abwärtstrend. Auf alle Fälle sind sie kein Aufbruchsignal, dafür bleiben die Rahmenbedingungen zu schlecht – ganz unabhängig vom Ausgang des Irak-Konflikts.

      So sind die krisengeschüttelten Banken und Versicherer im Dax – im Gegensatz zu anderen Indizes – überproportional vertreten. Die Banken aber leiden unter der Rekordzahl an Firmenpleiten, sie müssen so viele Kredite abschreiben wie selten zuvor. Die Versicherer wiederum leiden, weil sie so viele Aktien besitzen, speziell Bankwerte. Die Verflechtung der Geldhäuser ist ein Teufelskreis. Kein Wunder, dass drei der vier schlechtesten Dax-Werte der vergangenen zwölf Monate Finanzwerte sind: HypoVereinsbank (minus 80 Prozent), Allianz (minus 80 Prozent), Münchener Rück (minus 75 Prozent).

      Nur mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen. Dann steigen die Gewinne der Unternehmen, gehen die Pleiten zurück und schreiben die Banken weniger Kredite ab. Dann steigen die Gewinne der Geldhäuser, und damit steigt der Aktienmarkt insgesamt. Doch danach sieht es nicht aus.

      „Warum fallen die Renditen der Staatsanleihen auf ein 40-Jahres-Tief und die der Unternehmensanleihen auf ein 35-Jahres-Tief, während gleichzeitig die Aktienkurse krachen?“, fragt Michael Hartnett, Aktienstratege bei Merrill Lynch. „Weil alle die Deflation erwarten“ – also fallende Preise, gepaart mit Rezession. Es sind die Nachwehen der gigantischen Aktienblase: Das wachsende Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten und der Verfall des Dollarkurses, die Zurückhaltung der amerikanischen Verbraucher und der überteuerte US-Immobilienmarkt. All das spricht nicht gerade für Impulse aus Amerika. Und dass Europa aus sich heraus Wachstum entfalten könnte, wagt niemand zu hoffen.

      So lautet das beliebteste Ratespiel unter den Geldmanagern derzeit: Wer kauft auf Dauer überhaupt noch Aktien? Die Privatanleger sind immer nur Trendverstärker, nie Initiatoren einer Wende. Und institutionelle Investoren wie Versicherer oder Pensionsfonds überdenken im Augenblick ihr Engagement an der Börse. So ist die Aktienquote der latent aktienbegeisterten britischen Lebensversicherer auf 50 Prozent gesunken, das niedrigste Niveau seit zwei Jahrzehnten. „Wahrscheinlich wird der Gesetzgeber in einigen Ländern künftig für Altersvorsorgeprodukte sogar niedrigere Quoten vorschreiben“, vermutet Adam-Chefinvestor Utermann. Viele Unternehmen hätten einen zu großen Teil ihrer Reserven in Aktien angelegt. „Jetzt gibt es bei den Pensionsverpflichtungen große Deckungslücken.“ Wenn die langfristigen Investoren fehlen, fällt es den Hegdefonds leichter, mit ihren Wetten den Markt zu dominieren.

      Selbst ohne diese Probleme müssten sich Altaktionäre lange gedulden. Langfristig wachsen die Gewinne der Unternehmen nicht schneller als die Volkswirtschaft an sich – im Schnitt der vergangenen Jahrzehnte um drei bis vier Prozent jährlich. Rechnet man noch die Inflation und eine Zitterprämie hinzu, die jeder Käufer verlangt, um überhaupt in riskante Aktien zu investieren und nicht in sichere Staatsanleihen, kommt eine Rendite von sieben bis acht Prozent im Jahr heraus. Jedoch: Selbst bei Steigerungen von acht Prozent jährlich würde der Dax 16 Jahre benötigen, um sein Allzeithoch von 8136 Punkten überhaupt wieder zu erreichen.

      Anderthalb Jahrzehnte hat es in der Vergangenheit im Schnitt gedauert, bis die Aktienkurse nach großen Crashs wieder ihr altes Niveau erreichten. Nach dem Crash 1929 waren es sogar fast 30 Jahre.


      (c) DIE ZEIT 13/2003

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      Avatar
      schrieb am 20.03.03 22:31:26
      Beitrag Nr. 2.325 ()
      Notenbanken warten aktionsbereit ab
      EZB verspricht "Maßnahmen" bei extremen Entwicklungen - "Erhöhte Wachsamkeit" bei der Fed


      Von Christian Burckhardt, Frankfurt - "Abwarten, schauen, was der Ölpreis macht, und für den Ernstfall gewappnet sein." Dies ist die Verhaltensmaxime praktisch aller Notenbanken in den führenden Industriestaaten zu Beginn des Irak-Kriegs. Wie Unternehmen und Kreditinstituten bleibt auch ihnen nichts anderes übrig, als die Auswirkungen des Militärschlags am Golf auf Finanzmärkte und Wirtschaftstätigkeit erst einmal genau zu beobachten und zu analysieren. Dabei dürfte ihr Blick besonders scharf auf den Ölpreis und die Finanzmarktkurse gerichtet sein. Denn von deren Volatilität und Richtung hängt es vor allem ab, ob Liquiditätsengpässe im Finanzsystem oder Rückschläge für die weltweit schwache Wirtschaftstätigkeit drohen und ob deshalb dann die Notenbanken den Geldhahn aufdrehen und/oder die Zinsschraube lockern müssen ...

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      Allianz startet größte Kapitalerhöhung Europas

      Gegenseitige Beteiligung mit Münchener Rück sinkt


      mic/sck München - Die Allianz AG will im laufenden Jahr bis zu 5 Mrd. Euro an den Kapitalmärkten einsammeln. Dabei sollen 3,5 bis 4 Mrd. Euro in Form einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht platziert werden. Der designierte Allianz-Vorstandsvorsitzende Michael Diekmann sagte, die Mittel sollten vor allem in die Wachstumsmärkte Osteuropa und Asien, den Ausbau des rentablen Schaden- und Unfallgeschäfts und den Altersvorsorgemarkt Europa fließen.
      Die Börse quittierte den Vorstoß mit einem Kursabschlag im späten Geschäft von 7 % auf 60,30 Euro. Die Ratingagentur S & P senkte die Bonitätsbewertung angesichts der Ertragsentwicklung um 1 Notch auf "AA -", Moody`s bestätigte "Aa2" (jeweils negativer Ausblick).

      Die Deutsche Bank (Anteil 3,4 %) kündigte die Zeichnung der Kapitalerhöhung an, während die HypoVereinsbank ihren Anteil (4,6 %) verwässern lässt. Im Verhältnis zur Münchener Rück wird die Gelegenheit genutzt, die gegenseitige Beteiligung auf 15 % zu verringern.

      Ihre Prognose 2003 beschränkte die Allianz auf die Aussage, es sollten deutliche operative Ergebnisverbesserungen erreicht werden. Im vergangenen Jahr stiegen die Beiträge im Versicherungsgeschäft um 9,9 % auf 82,6 Mrd. Euro. Die Belastung durch die Dresdner Bank führte zu einem Jahresverlust von knapp 1,2 Mrd. Euro. Mit Blick auf den Amtsantritt von Herbert Walter bei der Dresdner erklärte Schulte-Noelle, es gebe keinen Strategiewechsel. Walter verfüge über eine breite berufliche Erfahrung nicht nur im Retailgeschäft. Diekmann bekannte sich zur Dresdner. Er bezeichnete es zugleich als oberste Priorität, den Investmentbereich profitabel zu machen. Darüber hinaus halte man sich alle Optionen offen.

      Die Münchener Rück kündigte eine nachrangige Schuldverschreibung in nicht genannter Höhe an.


      Börsen-Zeitung, 21.3.2003
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      schrieb am 20.03.03 22:33:59
      Beitrag Nr. 2.326 ()
      Konjunkturflaute und Abhängigkeit von ausländischem Kapital bedrohen die US-Börsen


      Die Kriegsrally ist schon vorbei



      Von Tobias Moerschen, Handelsblatt


      Mal rein theoretisch betrachtet: Angenommen, ein Land X gibt überraschend schlechte Zahlen zum Arbeitsmarkt bekannt. Ein paar Tage später droht der Präsident von X, in den nächsten Tagen einen feindlichen Staat anzugreifen.


      NEW YORK. Er setzt sich damit über den Willen der meisten Mitglieder im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hinweg. Dabei ist unser Land X finanziell völlig vom Ausland abhängig, weil es seinen riesigen Kapitalbedarf nur durch tägliche Milliardenzuflüsse von außen decken kann.

      Wie reagieren die Finanzmärkte in X? Die Aktienkurse sprangen in die Höhe, und die Währung kletterte ebenfalls rasant. Nicht gerade das, was man auf Grund der Faktenlage erwartet hätte.

      Doch bei X handelt es sich eben nicht um irgendein Land, sondern um die USA – die stärkste Macht, mit einem riesigen militärischen Vorsprung und der größten, dynamischsten Volkswirtschaft. Die Drohung von US-Präsident George W. Bush, militärisch gegen den Irak vorzugehen, wurde an der Börse mit extremen Kurssprüngen begrüßt. Der Dollar stoppte seinen Abwärtstrend und holte in wenigen Tagen die Verluste aus mehreren Monaten auf. Die Anleihemärkte brachen dagegen ein, nachdem konjunkturelle und politische Sorgen dieser als „sicherer Hafen“ geltenden Anlageform zuvor geholfen hatten.

      Die meisten Bankstrategen hatten eine Erholungsreaktion erwartet, sobald sich ein schneller, wenig blutiger Irakkrieg abzeichnet. Denn damit würde ein großer Risikofaktor wegfallen. Viele Investoren positionierten sich für die erwartete Erholungsbewegung – und lösten sie damit vorzeitig aus. Wer auf fallende Kurse spekuliert hatte, musste seine Positionen oft mit Verlust auflösen und trieb die Kurse dadurch zusätzlich an.

      Wie geht es weiter? Langsam schwindet die Schubkraft, die am Montag die Börsen nach oben katapultierte. Und mittel- bis langfristig werden die ökonomischen Fundamentaldaten wieder stärker in den Vordergrund treten. Und da sieht es für die USA nicht gut aus. „Wenn es Brasilien wäre, würde dort niemand investieren“, sagt David Bowers, Chefstratege der US-Investmentbank Merrill Lynch. Er sorgt sich vor allem um das Doppel-Defizit der Vereinigten Staaten beim Staatshaushalt und in der Außenwirtschaftsbilanz. Beides zusammen macht die Amerikaner besonders abhängig von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland. Sollten die internationalen Investoren sich von den USA abwenden, dann droht ein erneuter Kursverfall an den Aktienmärkten, aber auch bei Staatsanleihen, über die das Haushaltsdefizit finanziert wird. Der Dollar würde von seinem jüngsten Höhenflug in einen Sturzflug wechseln.

      Im Zusammenhang mit dem Irakkonflikt wird viel debattiert über die Risiken für die französischen und deutschen Exporte. Beide Länder, so die Sorge, könnten unter Boykotten leiden, weil sie sich gegen einen Irakkrieg stellten. Doch auch die USA sind verletzbar – durch ihre Abhängigkeit von Zahlungszuflüssen aus dem Ausland.

      Während des High-Tech-Booms der 90er Jahre erschienen die USA als konkurrenzloser Investitionsstandort. Die Internetfirmen im Silicon Valley, die riesigen Produktivitätsgewinne, die rasant wachsende Wirtschaft – all das sprach für Amerika. Doch zuletzt ging die Zahl der Arbeitsplätze überraschend deutlich zurück. Die Zahl der Grundsteinlegungen im wichtigen Hausbausektor brach im vergangenen Monat ein. Und die US-Konjunktur verharrt in einer Schwächephase.

      Hinzu kommen die politischen Risiken durch den Irakkonflikt. Vielleicht leisten die Iraker mehr Widerstand als erwartet. Militärstrategen erinnern sich mit Schrecken an die überraschende Zähigkeit der Serben während des Kosovokonflikts. Vielleicht brechen auch alte Konflikte im Vielvölkerstaat Irak auf – zwischen Kurden im Nordirak, der Türkei, den Schiiten und dem Nachbarn Iran. Vom Risiko neuer Terroranschläge in den Industrieländern ganz zu schweigen.

      Fazit: Wer die jüngste Kursrally verpasst hat, sollte nicht mehr einsteigen. Und wer kräftig mitverdient hat, sollte darüber nachdenken, Gewinne mitzunehmen.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 20. März 2003, 08:27 Uhr
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      schrieb am 20.03.03 22:39:25
      Beitrag Nr. 2.327 ()
      Wirtschaftliche Aktivität in den USA


      US-Frühindikatoren sacken wieder ab



      Der Index der Frühindikatoren für die wirtschaftliche Aktivität in den USA ist im Februar um 0,4 Prozent gesunken.

      Reuters WASHINGTON. Das Konjunkturbarometer, das Hinweise für die Entwicklung der weltgrößten Volkswirtschaft in den kommenden Monaten gibt, habe im vergangenen Monat bei 111,1 Zählern gelegen, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board am Donnerstag mit. Analysten hatten im Durchschnitt einen Rückgang um 0,4 Prozent prognostiziert, nachdem der Index im Januar um revidiert 0,2 Prozent gestiegen war.

      Berechnet wird der Index aus verschiedenen Indikatoren, darunter Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, Baugenehmigungen, Aktienkurse, Verbrauchervertrauen und Industrieaufträge. Der Index der gleichlaufenden Indikatoren, der die derzeitige Wirtschaftsentwicklung widerspiegeln soll, blieb den Angaben zufolge im Februar unverändert nach plus 0,2 Prozent im Januar.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 20. März 2003, 16:27 Uhr
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      schrieb am 20.03.03 22:41:31
      Beitrag Nr. 2.328 ()
      Private Anleger halten sich zurück


      Das Parkett gehört den Profis



      Von Tobias Moerschen, Handelsblatt


      Ob langweilige Konjunkturdaten wie Wohnungsbaubeginne oder entscheidende Fragen wie Krieg oder Frieden – die Profis analysieren kühl und handeln schnell. Privatanleger kommen da längst nicht mehr mit.





      NEW YORK. Paul Calvetti hatte am Montag, als die Aktienmärkte nach oben und die Anleihekurse nach unten sprangen, allen Grund zur Freude. Aber so würde der Chefhändler von US-Staatsanleihen bei der Deutschen Bank in New York das nie ausdrücken. „Wir versuchen, uns nach unseren Modellen zu richten und die Emotionen möglichst rauszulassen“, sagt Calvetti, der nicht für Kunden handelt, sondern auch auf Rechnung der Deutschen Bank (so genannter Eigenhandel).

      Das Bewertungsmodell des Profihändlers signalisierte seit Wochen, dass Anleihen zu teuer und Aktien zu billig waren. Deshalb baute er schrittweise eine Short-Position bei US-Bonds auf, das heißt, er wettete auf fallende Bondkurse. Gleichzeitig kaufte Calvetti Indexzertifikate, die den US-Aktienindex S & P 500 abbilden. Während der S & P 500 von 850 fast auf 800 Punkte fiel, kaufte Calvetti weiter zu. Als US-Aktien dann am Mittwoch zu einer rasanten Rally ansetzten, zahlte sich die Wette aus. Der scharfe Einbruch bei den Anleihekursen bescherte Calvetti zusätzliche Gewinne.

      Hinter den heftigen Marktbewegungen steckte die wachsende Wahrscheinlichkeit eines schnellen Angriffs der USA auf den Irak. Die Profihändler an der Wall Street analysieren die Frage von Krieg und Frieden ebenso nüchtern wie die neuesten Zahlen zum US-Wohnungsbau. „Es spielt keine Rolle, ob ich für oder gegen den Krieg bin. Wichtig ist nur, wie der Markt reagiert“, sagt Ted Weisberg, Chef und Gründer des Handelshauses Seaport Securities mit Sitz an der New York Stock Exchange.

      Weisberg beobachtet in den vergangenen Tagen verstärkte Aktivitäten von Profihändlern. Sie versuchen, die Kursschwankungen durch quasi-automatische Computerprogramme, ausgeklügelte Marktmodelle oder auch Bauchentscheidungen in Gewinne umzumünzen. „Das schnelle Handeln der Profis verstärkt die Kurssprünge“, sagt Weisberg. Am „Big Board“, der New Yorker Börse, sind die Eigenhändler der Banken, Hedge Funds und noch ein paar Aktienfondsmanager derzeit unter sich. „Privatanleger haben sich völlig zurückgezogen“, sagt Weisberg.

      Nicht alle trauen der Kriegsrally an den Aktienmärkten. Der legendäre Hedge-Fund-Manager George Soros glaubt, dass US-Präsident George W. Bush mit seiner unilateralen Politik einen schweren Fehler macht. Kurzfristig könne ein erfolgreicher Irakkrieg zwar die Märkte weiter treiben, schrieb der Gründer der milliardenschweren Quantum-Hedge-Fund-Familie kürzlich. Doch in diesem Fall werde die unvermeidliche Gegenbewegung später um so schärfer ausfallen. Richard Bernstein, Chef-US-Stratege der Investmentbank Merrill Lynch, rechnet jederzeit mit einem Rückschlag für die Börse. „Wir bleiben bei unserer Einstellung, dass man in die Rally hinein verkaufen sollte“, sagt Bernstein.

      Die Strategien der Profis sind – naturgemäß – unterschiedlich. Für jeden Käufer muss es schließlich an der Börse einen Verkäufer geben. Seaport-Chef Weisberg beobachtet, dass viele Händler ihre Aktienbestände in die Rally hinein verkaufen. „Sie rechnen mit einem Rückschlag, der nach solch extremen Sprüngen eigentlich normal ist“, sagt er.

      Deutschbanker Calvetti hat seine Position long-Aktien/short-Bonds indessen weitgehend behalten. Er spekuliert ganz bewusst auf eine sehr unwahrscheinliche politische Wendung – eine Flucht Saddam Husseins ins Exil. „Er muss sich jetzt sehr schnell entscheiden“, sagt Calvetti, „und wenn er flieht, dann brechen die Anleihemärkte erst richtig ein“. In diesem Fall gewinnt er weit mehr als er verliert, falls es doch zum Krieg kommt. „Deswegen lohnt sich die Wette trotz der geringen Wahrscheinlichkeit“, sagt Calvetti. So sieht der Irakkonflikt durch die Brille der Profihändler aus.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 20. März 2003, 08:31 Uhr
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      schrieb am 20.03.03 22:55:54
      Beitrag Nr. 2.329 ()
      Und jetzt? Doch keine Rallye?

      von Jochen Steffens

      Wie erwartet, heute Nacht begann der Krieg. Und trotzdem eine kleine Überraschung: Es gab keinen großen Luftschlag, sondern es kam nur zu einem kleinen begrenzten Luftangriff. Ziel war anscheinend Saddam Hussein selbst: Ein kleiner gezielter "Enthauptungsschlag". Anscheinend meinte der amerikanische Geheimdienst zu wissen, wo sich Saddam Hussein befand. Kurze Zeit später meldete sich Saddam Hussein per Fernsehen, wobei nicht sicher ist, ob es sich dabei um eine Aufzeichnung handelte. Mit größeren Luftangriffen ist somit wohl erst in 2–3 Tagen zu rechnen. Also die Bomben fielen und keine Rallye. Wo geht es nun hin?

      Charttechnisch verhält es sich im Moment so: Der Euro Stoxx 50 ist genau an der oberen Begrenzung seines seit Anfang Dezember gebildeten Abwärtstrends abgeprallt. Normalerweise ist das ein Zeichen für weiter fallende Kurse. Der Dax hat genau diesen zwar nach oben gebrochen, betrachtet man sich jedoch den logarithmischen Dax-Chart, prallte auch der Dax an seiner oberen Begrenzung des Abwärtstrends ab.

      Die 2660 Punkte, die ich als Widerstand angedeutet habe, zeigen sich im Dax härter als erwartet. Einmal nur, im Zuge der Nachrichten-Rallye gestern, ist diese Marke kurz überwunden worden. Insgesamt ist der Dax nun bereits vier Mal an dieser Marke gescheitert. Dieser kleine Hüpfer über den Widerstand zeigt wieder einmal, dass ein Bruch nachhaltig sein sollte. Am "sichersten" ist dabei ein Bruch, der die gebrochene Marke noch einmal testet. Trotzdem, auch so ein kurzer Bruch ist zumeist ein Zeichen, dass der Kursverlauf zumindest irgendwann später diese Marke überwinden wird.

      Der Nasdaq100 generiert ein Umkehrsignal. Nur der Dow hält sich noch einigermaßen, obwohl die letzten beiden Tage unter deutlichen Umsatzrückgang gelitten haben. Auch ein erstes Indiz für fallende Kurse.

      Was geschieht also gerade? Ich hatte es angedeutet, der Kriegsstart ist vorweggenommen worden. Jetzt hängt alles davon ab, wie sich der Krieg weiter entwickelt. Charttechnisch sieht es so aus, als würde nach diesem Anstieg der Dax mindestens bis zur 2500(19)er Marke zurückkommen. Dazu kommt, dass morgen dreifacher Hexensabbat ist. Ein Tag an dem die Optionen und Future März Kontrakte verfallen. Diese großen Verfallstage sind bekannt für starke Kursschwankungen. Im Moment befürchte ich, dass morgen versucht wird, den Markt nach unten zu drücken. Allein um einen Ausgleich zu dem starken Kursanstieg zu schaffen. Das passt zu dem charttechnischen Bild, dass der Dax auf die 2500 Punkte zurückkommen will. Diese ganzen Überlegungen gelten indes nur, wenn es bis dahin ruhig bleibt. Denn wir sind im Krieg, reine politische Börsen, eine Nachricht und alles wird anders ...

      Für den weiteren Ausblick favorisiere ich folgendes Szenario: Es kommt nach einer kurzen Konsolidierung zu einem weiteren Anstieg in den Indizes und zwar nachdem die großen Luftangriffe gestartet sind. Die US-Medien werden diese Angriffe natürlich als großen Erfolge feiern, so oder so. Das ist Teil der Kriegspropaganda. Die Anleger werden diese Medienberichte nutzen, um zu kaufen. Soweit kann ich das noch überblicken. Aber was dann passiert?

      Das Schwierige ist: Konjunkturdaten auszuwerten, Branchenentwicklungen zu beurteilen, Firmennachrichten zu bewerten ist das eine. Aber die Bilanzskandale haben gezeigt, auch hier wird gelogen, vertuscht und beschönt. Jedoch den Fortgang eines Krieges zu beurteilen, in dem Nachrichten in Gänze der Zensur der amerikanischen Regierung unterliegen, ist nahezu unmöglich. Aus dem letzten Irakkrieg 1991 wissen wir, wie falsch die meisten Nachrichten waren, die über die Ticker kamen. Der einzig wichtige Maßstab bleibt somit die Dauer des Krieges. Daraus folgt, nach diesen ersten Angriffswellen wird sich herauskristallisieren, wie lange der Krieg dauern wird. Und ausschließlich das wird entscheiden, wohin die Märkte schließlich gehen werden.

      Aber wenn selbst Busch nun schon einräumt, dass der Krieg länger dauern könne, als man bisher angenommen hat, dann macht mich das hellhörig – mehr als hellhörig. Auch wenn mir bewusst ist, dass diese Aussage nur ein strategischer Zug war, um alle Eventualien abzudecken.

      Leider hat sich auch der Ölpreis anders entwickelt, er fiel weiter. Die von Ihnen, die kurzfristig die Gewinne mitgenommen haben, sehen sich nun etwas enttäuscht. Doch Gewinn ist Gewinn. Die, die gehalten haben, werden sich freuen. Aber auch diese sollten so langsam überlegen ihre Positionen mit dichten Stopps abzusichern. Zu unsicher ist die weitere Entwicklung. Was macht der Ölpreis, wenn z.B. die Ölfelder angezündet werden?

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      Gut gegen Böse

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Geben Sie dem Krieg eine Chance.

      Die Aktienkurse sind gestern schon wieder gestiegen und haben dabei die ersten Bombardements nur um wenige Stunden vorweggenommen. Die Investoren rechnen offensichtlich mit einem schönen kleinen Krieg, einen Krieg mit wenigen amerikanischen Toten, wenigen Komplikationen und wenigen Überraschungen.

      Was eine "Nachkriegsrally" werden sollte, ist eine "Vorkriegsrally" geworden. Was wird passieren, wenn der Krieg zu Ende ist? Wird die Vorkriegsrally dann zum Nachkriegsabschwung werden?

      Alles, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es in Bagdad bald einen großen Knall geben wird. Und nicht nur einen. Ob das für die Investoren gut sein wird, ist eine offene Frage.

      Die Welt ist voller Fragezeichen.

      Nehmen wir einmal an, der Krieg ist kurz und süß. Und nehmen wir an, dass auf diesen Krieg ein neuer Bullenmarkt an der Wall Street, ein Wirtschaftsboom und die Wiederwahl von George W. Bush folgen werden. Wäre das wirklich gut? Oder wäre das nur das Vorspiel für ein noch größeres Desaster – wie der Bärenmarkt im Jahr 2000? (Wieder ein Fragezeichen!) Wer hat schon jemals davon gehört, dass ein Bärenmarkt seinen Boden gefunden hätte, wenn das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 40 liegt (Kern-Ergebnisse)? Irgendwie, irgendwann müssen die Aktien noch tiefer fallen ... würde ein Aufschieben die Sache nicht nur noch schlimmer machen?

      Und was wäre, wenn der Krieg für die US-Wirtschaft gut wäre? Wenn ein kleiner Krieg so schöne Ergebnisse bringen würde, warum sollte man dann "Nein" zu einem großen Krieg sagen? Würde das nicht das nächste Land der Achse des Bösen zu einem unwiderstehlichen Ziel machen?

      Das ist das Problem mit der Geschichte, liebe(r) Leser(in); die Geschichte ist immer komplizierter, perverser und überraschender als die meisten Leute denken wollen.

      In einem Bullenmarkt verschwinden die Fragezeichen. Die Investoren hören auf, nach Pensionsrückstellungen, Aktienoptionsplänen, Kurs-Gewinn-Verhältnissen etc. zu fragen. Sie hören auf, sich überhaupt Sorgen zu machen. Alles was zählt, ist, dass sie "im Markt sind." Weil jeder denkt, dass er die Spitze des Bullenmarktes erkennen würde, schlägt nichts den Kauf und das Halten von Aktien.

      Später fallen dann die Aktien, und die Fragezeichen kommen wieder.

      "Was habe ich mir bloß dabei gedacht?" wird dann eine oft gestellte Frage. "Ich habe überhaupt nicht nachgedacht", ist meistens die ehrlichste Antwort.

      In den heutigen Finanzmärkten beginnen die Fragezeichen erst langsam aufzutauchen. Die meisten Leute glauben immer noch "langfristig" an Aktien. Aber nach drei Jahren fallender Kurse beginnen sie sich zu fragen, wie lange "langfristig" sein wird.

      Währenddessen befindet sich die amerikanische Stärke immer noch in einem Bullenmarkt. Und in den Beraterstäben der US-Entscheidungsträger sind Fragezeichen so selten wie Touristen in der Innenstadt von Basra. Diese Leute versuchen es, ärgerliche Zweifel und Fragezeichen zu vermeiden. Wenn ich mir die zahlreichen Emails von Lesern des Investor`s Daily ansehe, denen meine Zweifel auch nicht gefallen, dann merke ich, dass diese Beraterstäbe mit dieser Ansicht nicht alleine stehen. Ihrer Ansicht nach ist die Situation sehr einfach: Auf der einen Seite steht das Böse, auf der anderen das Gute.

      Und jetzt werden die guten Kräfte die bösen Kräfte konfrontieren ... und sie zur Hölle bomben. Dann wird die Welt ein besserer Ort sein.

      Ich hoffe, dass sie Recht haben werden. Bis dahin werde ich weiter meine Zweifel äußern und Sätze mit Fragezeichen enden lassen.

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      US-Anleihen: Renditen ungewöhnlich tief

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Die Neubeginne von amerikanischen Einfamilienhäusern fielen im Februar um 11 % zurück, der größte prozentuale Rückgang seit 9 Jahren. Aber warum soll man sich über so etwas Gedanken machen, wenn im Irak die Bomben in solchen Quantitäten wie seit 12 Jahren nicht mehr fallen? Stellen Sie sich nur einmal vor, wie die Hausneubauten in Bagdad boomen werden, wenn die Bombardements vorbei sind!

      Das Gegenstück zu der paradoxen Rally am Aktienmarkt ist der Selloff beim Ölpreis. Die Ölhändler scheinen zu glauben, dass die angelaufene Invasion eines Landes, das einer der größten Ölproduzenten der Welt ist, ein Grund für fallende Ölpreise ist. Alleine am Dienstag ist der Rohölpreis (April-Lieferung) um 3,26 Dollar auf 31,67 Dollar pro Barrel gefallen.

      Wo wir gerade von Paradoxen sprechen – wer kauft all unsere US-Anleihen? Verglichen mit dem Kauf von Aktien, die KGVs zwischen 30 und 40 haben, scheint der Kauf einer langfristigen amerikanischen Anleihe mit weniger als 4 % Zinssatz ein geringes Risiko mit sich zu bringen. Aber ein geringeres Risiko hat man auch, wenn man aus dem 5. Stock eines Hochhauses springt, statt aus einem Flugzeug über den Wolken ohne Fallschirm. Aber das Ergebnis könnte ähnlich sein.

      Fakt ist, dass die Investoren weder teure Aktien noch teure Anleihen kaufen müssen. Warren Buffet meinte letztens: "Manchmal erfordert erfolgreiches Investieren Inaktivität." Bargeldhaltung ist angesagt, wenn die Alternativen dazu zu riskant sind. Nichtsdestotrotz tendieren die meisten Investoren zur Hyperaktivität, weil sie das Gefühl brauchen, dass sie IRGENDETWAS immer machen. Wie sonst könnte man die starke Nachfrage nach niedrigverzinslichen US-Anleihen erklären?

      "Ich kann keinen Grund sehen, warum man irgendetwas anderes als US-Staatsanleihen kaufen sollte", so Kornelius Purps, Rentenanalyst bei der HVB in München gegenüber Bloomberg. Ich kenne Herrn Purps nicht persönlich. Aber dem Mann scheint es an Vorstellungskraft zu fehlen. Ich kann mir viele Gründe denken, warum ein Investor US-Staatsanleihen vermeiden sollte – die niedrigen Zinsen sind nur der offensichtlichste Grund. Die Rendite der 10jährigen Anleihen steht bei rund 3,9 % – das ist so niedrig wie noch nie seit den 1950ern.

      Diese niedrigen Renditen führen zu einem Phänomen, das professionelle Investoren "asymmetrisches Risiko" nennen. Mit anderen Worten: Wenn man langlaufende US-Staatsanleihen zu solchen Renditen kauft, dann muss schon sehr viel gut laufen, damit diese Anleihen ein gutes Investment werden. Aber es muss nur wenig schief laufen, damit sie zu schlechten Investments werden.

      Ein anderer Grund dafür, warum ein Investor vielleicht nicht sein gesamtes Kapital in langlaufende US-Anleihen investierten sollte, ist die Tatsache, dass die Neuemissionen von Anleihen zunehmen. Die US-Regierung erhöht ihre Neuverschuldung drastisch. Und das bedeutet, dass die Zahl der Bonds immer weiter zunehmen wird.

      Noch vor einigen Jahren gab es eine Karikatur im "Grant`s Interest Rate Observer": Ein Mann wachste nachts schweißüberströmt auf und sagte: "Ich habe geträumt, dass die Bonds ausgehen würden." Eine Zeitlang schien dies angesichts wachsender Budgetüberschüsse gar nicht so abwegig.

      Viele der heutigen Anleihenkäufer scheinen eine vergleichbare irrationale Angst vor einer Knappheit an Anleihen zu haben. Aber die Investoren sollten sich darüber keine zu großen Sorgen machen. Das wachsende US-Haushaltsdefizit wird für stetigen Nachschub an Staatsanleihen sorgen. Und die Regierung wird sicherstellen, dass jeder Bürger, der eine Anleihe kaufen will, auch eine Anleihe kaufen kann.

      Dazu die Dow Jones News: "Die US-Regierung hat sich am Kapitalmarkt im Januar und Februar 52,3 Milliarden Dollar frischer Mittel langfristig besorgt – das ist ein Zuwachs von 22,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum."

      Also warum bleiben die Renditen so niedrig, obwohl das Angebot steigt? Zwei Worte als Antwort: Angst und Ausländer.

      Weil sie beim Aktienmarkt weitere Verluste fürchten, haben die individuellen Investoren ihre Aktienfonds in den letzten Monaten verkauft und Rentenfonds gekauft. Merrill Lynch schätzt, dass die privaten Haushalte im Januar für 466 Millionen Dollar netto Aktienfonds verkauft haben und für 12,7 Milliarden Dollar Rentenfonds gekauft haben. Dieser Trend ging im Februar weiter. Aber die privaten Haushalte sind nicht die einzigen, die Bonds gekauft haben und weiter kaufen. Auch die Ausländer waren große Käufer von US-Staatsanleihen. "Der Rest der Welt (also das Ausland, aus Sicht der USA) hat im letzten Jahr für 416,9 Milliarden Dollar amerikanische Anleihen gekauft", so Doug Noland von Prudent Bear. "Im Jahr 2001 waren es 320,6 Milliarden Dollar ... an dem Tag, an dem die Ausländer diese Anleihen verkaufen sollten, werden wir mit verheerenden Auswirkungen konfrontiert werden."

      Die gute Nachricht: "Verheerende Auswirkungen" treten nicht sehr oft ein.

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      Was für ein schöner Tag für einen Kriegsbeginn

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Der Bullen/Bären-Zyklus eines Aktienmarktes lässt sich nicht mit Logik und Vernunft erfassen. Ein Dollar Unternehmensgewinne wird auf dem Boden eines solchen Zyklus mit nur 8 Dollar bewertet (entspricht einem KGV von 8) ... und mit 200 Dollar auf dem Top. Von Furcht zu Gier ... von Zuversicht zu Verzweiflung ... die Märkte gehen ihren Weg.

      Und wer bin ich, dass ich mich darüber beschweren würde? Wenn das der Weg ist, wie Gott es will, nun ... dann soll es so sein. Ich versuche nur, meinen Spaß dabei zu haben.

      *** Dank den Kriegen gegen den Terrorismus und den Irak wird das US-Haushaltsdefizit laut Bill Gross dieses Jahr auf 400 bis 500 Milliarden Dollar steigen. Das Leistungsbilanzdefizit der USA liegt bereits jetzt in ungefähr dieser Größenordnung. Das bedeutet, dass die USA pro Jahr fast 1 Billion Dollar finanzieren müssen.

      Bereits jetzt brauchen die Amerikaner 80 % der Weltersparnisse, um ihren Konsum finanzieren zu können. Vielleicht will die Welt in der Nachkriegszeit, dass die Amerikaner noch mehr der Weltersparnisse konsumieren. Aber vielleicht wird die Welt das auch nicht wollen.

      *** In Paris ist heute ein heller, schöner Tag. Die Straßencafés füllen sich bereits. Verliebte gehen Arm in Arm spazieren. Aus den Bäckereien kommt der Geruch von "pain au chocolat". Was für ein schöner Tag für einen Krieg.

      Die Franzosen scheinen sich keine Sorgen über den Krieg zu machen ... aber sie sind stolz darauf, dass sie an diesem Krieg nicht teilnehmen. Die Zeitung LIBERATION hat sogar vorgeschlagen, dass man Präsident Chirac für den Friedensnobelpreis vorschlagen sollte, wegen seiner entschlossenen Haltung gegen den Krieg.

      Im Gegensatz zu dem, was meine Kritiker denken mögen, gebe ich mich über Chirac keinen Illusionen hin. Ich habe diesen Mann zwar nie getroffen, aber ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass er weiser ist ... oder ehrenhafter ... als, sagen wir mal, George W. Bush!

      Damit habe ich es geschafft, sowohl die Amerikaner als auch die Franzosen gleichzeitig zu beleidigen. Was für eine Leistung ...

      ________________________________________________________-

      GOLD versus DOLLAR

      von Hans Sennholz

      Überall auf der Welt ist Gold ein begehrenswertes ökonomisches Objekt. Man kann Gold zur Herstellung von Schmuck und Ornamenten nutzen. Gold ist auch ein sehr dehnbares Metall, ideal für jede Menge elektrische und mechanische Produkte. Gold ist ein guter elektrischer Leiter. Es ist dauerhaft und lagerbar, kann leicht versteckt und leicht verschifft werden. Gold ist sehr leicht verkaufbar. Gold könnte der am leichtesten zu verkaufende Rohstoff auf dem Globus sein.

      Der Goldpreis wird von den gleichen Faktoren bestimmt, die für alle anderen wirtschaftlichen Güter gelten. Die Individuen bestimmen den Wert eines Gutes abhängig davon, wie viel Spaß und Befriedigung sie durch den Besitzt dieses Gutes erhalten. Die Ökonomen bestimmen den Preis abhängig vom Nutzen und von der Verfügbarkeit. Wie der Preis jedes anderen Gutes ändert sich der Goldpreis bei wechselnden Wahrnehmungen und Situationen.

      Man muss dies betonen, besonders gegenüber den Gold-Anhängern, die von einem "ewigen, fixen Wert des Goldes" sprechen. Sie haben offensichtlich nie erfahren, dass grundsätzliche Dinge, die das menschliche Leben erhalten, manchmal jemandem mehr wert sein können als Gold. Ein Verdurstender in der Wüste würde einen Eimer Wasser einem Kilobarren Gold vorziehen.

      Das Goldangebot ist groß. Tausende Jahre lang ist Gold aus der Erde geholt und angesammelt worden; sehr wenig ist konsumiert worden oder verloren gegangen. Das existierende Angebot an Münzen, Juwelen und Dekorationen ist erheblich größer als die derzeitige Produktion. Egal, wie viel Gold derzeit in Südafrika oder Russland produziert wird – das sind vernachlässigbare Größen im Vergleich zum derzeitigen individuellen Besitzt weltweit. Dieses Charakteristikum – das Gold von allen anderen Metallen unterscheidet – reduziert das Risiko plötzlicher Angebots- und Preiswechsel. Sogar Silber, das viele ähnliche Charakteristika wie das Gold hat, ist großen Wechseln bei der Produktion und beim Verbrauch unterworfen, die den Wert beeinflussen können.

      Die besonderen Charakteristika, die man dem Gold zuschreibt, haben es zum populären Zahlungsmittel gemacht; Gold ist zum Geld der Menschheit geworden. Seit über 2.500 Jahren – vom alten Griechenland bis hin zu den modernen USA – haben Goldmünzen als Geld und als Kalkulationsstandard gedient.

      Jahrhunderte lang haben Regierungen eine Art Hassliebe gegenüber dem Gold gehabt. Die meiste Zeit über strebten sie danach, das Gold in ihren Schatzkammern anzuhäufen und den Gebrauch von Gold zu monopolisieren. Zu anderen Zeiten wurde wegen Gold Krieg geführt, und es wurde versucht, den Gebrauch von Gold zu verbieten – mit angedrohten Strafen bis hin zur Todesstrafe. Während der Französischen Revolution starben Hunderte Geschäftsleute unter der Guillotine, weil sie es gewagt hatten, ihre Preise in Gold anzugeben und nach Gold zu fragen. In den USA war es von 1933 bis 1975 ein Verbrechen, Standard-Goldmünzen zu besitzen.

      Wir leben in einem Zeitalter, in dem alle Regierungen – egal ob interventionistisch, sozialistisch, demokratisch oder diktatorisch – gleichzeitig auch einen Kommandoposten für die Wirtschaft übernommen haben. Die meisten Regierungen arbeiten durch ihre Zentralbanken, die Geldscheine drucken. 1971 gaben die USA den Goldstandard auf und ließen die wichtigste und stabilste Währung – den US$ – den Platz des Goldes übernehmen. Die Welt hat seitdem keinen Goldstandard mehr, sondern einen Dollarstandard.

      Für die US-Regierung war der Dollarstandard der magische Schlüssel zum fröhlichen Geldausgeben und Schuldenmachen. Die US-Zentralbank wurde dadurch von der Pflicht zur Golddeckung der Währung entbunden, und sie war deshalb frei, die Staatsdefizite finanzieren zu können. 1971 lag das US-Haushaltsdefizit bei rund 23 Mrd. Dollar, und der Gesamtschuldenstand des Bundes bei 409,5 Mrd. Dollar.

      Seit 1971 hat der Dollar fast 70 % seiner Kaufkraft verloren – und er verliert fast jeden Tag weitere Kaufkraft. Es ist schwierig, die zukünftigen Schulden und Defizite zu prognostizieren, aber es ist wahrscheinlich, dass der Dollar kollabieren wird, wenn die ausländischen Investoren jemals ihr Vertrauen in den Dollar verlieren sollten.

      Der Dollarstandard hat es der US-Zentralbank ermöglicht, den Dollar jedes Jahr de facto abzuwerten und den Zuwachs der staatlichen Aufgaben und der staatlichen Ausgaben zu finanzieren. Der Dollar hat seit 1971 70 % seiner Kaufkraft verloren, während die Zahl der Gesetze und Regulierungen wahrscheinlich um einen ähnlichen Prozentsatz gestiegen ist.

      Viele Volkswirte sind davon überzeugt, dass das derzeitige System der Haushaltsdefizite und gleichzeitigen Geldmengen- und Kreditexpansion auf Dauer nicht tragbar ist. Sie fordern große Steuererhöhungen oder drastische Ausgabenkürzungen, die es der Fed erlauben würden, ihre Geld-Fabrikation herunterzufahren. Aber diese Volkswirte wissen auch, dass Steuererhöhungen in Zeiten der wirtschaftlichen Stagnation und der steigenden Arbeitslosigkeit die wirtschaftliche Aktivität noch weiter belasten würden. Ausgabenkürzungen würden der Gesamtwirtschaft wahrscheinlich helfen, aber sie wären zweifellos nicht akzeptabel für die Gruppierungen, die von diesen Ausgaben profitieren. Und genau diese Gruppierungen würden dann Staatsausgaben auf Kredit als Patentrezept gegen alle wirtschaftlichen Schwierigkeiten anführen.

      Die großen Staatsdefizite könnten auch auf eine andere Weise verringert werden: Die Fed könnte die Geldmenge so erhöhen, dass es zu einem Wiederanstieg der Inflation kommen würde, was die reale Schuldenlast senken würde. Eine 5 %ige Inflation verringert die Kaufkraft der 7 Billionen Dollar Staatsschulden (nur der Bund) um jährlich 350 Milliarden Dollar. Wenn die Inflationsrate auf das Niveau der 1980er steigen würde –12,5 % –, dann würde die Kaufkraft der Staatsschulden um 875 Milliarden Dollar pro Jahr abnehmen. Aber eine solche "Lösung" könnte eine Vertrauenskrise hervorrufen und der Anfang vom Ende des Dollarstandards sein.

      Seit Jahrzehnten steht der allmächtige Dollar für Vertrauen und Zuversicht. Er hat den USA in der Welt Ehre, Freunde, Einfluss und Besitz gebracht. Er ist ein Symbol der Macht und des Prestiges. Obwohl wir nicht wissen, was die Zukunft bringen wird, fürchten wir Amerikaner uns davor, dass eines Tages das Ende des Dollarstandards kommen könnte. Hohe Staatsdefizite und eine durch die Fed bewusst hervorgerufene Inflation könnten den Dollar zerstören. Die Defizite könnten die Fed dazu bewegen, immer mehr Dollar zu drucken, was die Vertrauenswürdigkeit des Dollar in den Augen der Welt schwächen würde. Die derzeitige Dollarschwäche gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken ist ein frühes Symptom dieser Erosion.

      Keine andere Währung könnte den Platz des Dollar übernehmen. Denn alle Währungen haben den gleichen Geburtsfehler: Sie sind die Schaffung von Politikern, die diese Währungen immer manipulieren können. Was immer man vom Gold halten mag: Es lässt sich nicht manipulieren, und es ist die ganze Zeit seit dem Beginn der Zivilisation als Geld genutzt worden. Gold war im Hintergrund immer da.




      investorverlag.de
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      schrieb am 20.03.03 23:01:15
      Beitrag Nr. 2.330 ()
      Handel

      Irak-Krieg bedroht Handelsbeziehungen
      / Strengere Kontrollen in Europas Häfen


      Der Streit zwischen den Vereinigten Staaten und zahlreichen Verbündeten wegen des Kriegs im Irak droht auch die Handelsbeziehungen zu belasten. Im Kongreß in Washington werden die Stimmen lauter, die in Handelsfragen eine härtere Haltung Amerikas gegenüber jenen Ländern fordern, die eine Unterstützung im Feldzug gegen den Irak versagen.

      Europa muß sich nach den Worten des Vorsitzenden des Finanzausschusses im Senat, Charles Grassley, auf eine Klage Amerikas vor der Welthandelsorganisation (WTO) wegen des Einfuhrverbots für zahlreiche gentechnisch veränderte Lebensmittel einstellen. "Die Frage ist nicht ob, sondern wann die Klage eingereicht wird", sagte Grassley. Schon im Januar hatte der Handelsbeauftragte der amerikanischen Regierung, Robert Zoellick, mit einer Klage gedroht und den Europäern vorgeworfen, sie handelten "unmoralisch", in dem sie viele Entwicklungsländer ebenfalls zur Ablehnung gentechnisch veränderter Lebensmittel wie Mais und Sojabohnen drängten.

      WTO-Beitritt Rußlands könnte amerikanische Unterstützung verlieren

      Rußland, das einen Feldzug gegen den Irak wie Deutschland und Frankreich ablehnt, drohen nach dem Willen zahlreicher Senatoren ebenfalls Handelssanktionen. Sie forderten Präsident George Bush angesichts russischer Zölle auf Geflügel, Rind- und Schweinefleisch zum Schutz heimischer Produktion zu "Vergeltungsmaßnahmen" auf. Zweifelhaft erscheint darüber hinaus, ob die Vereinigten Staaten weiterhin die Aufnahme Rußlands in die WTO noch in diesem Jahr unterstützen werden.

      Auf zusätzliche Schwierigkeiten in Handelsfragen müssen sich wohl auch Mexiko und Kanada einstellen, die sich ebenfalls gegen einen Krieg ausgesprochen haben. Zwischen den drei Partnern des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta) bestehen bereits zahlreiche ungelöste Dispute. Unmut herrscht unter einigen Kongreßmitgliedern zudem über Chile, das noch vor wenigen Tagen einen Kompromißvorschlag zum Irak im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eingebracht hatte. Derzeit ist gleichwohl nicht abzusehen, ob die Ratifizierung des Freihandelsabkommens gefährdet ist, das Amerika und Chile Ende vergangenen Jahres geschlossen haben. Umgekehrt wird im Senat darüber diskutiert, jenen Ländern, die den Vereinigten Staaten zur Seite stehen, besondere Handelsvorteile zu gewähren.

      Zum Schutz vor Terroranschlägen wird die Europäische Kommission mit den Vereinigten Staaten Verhandlungen über eine strengere Kontrolle von Containern aufnehmen, die aus europäischen Häfen nach Amerika verschifft werden. Ein entsprechendes Mandat hat ihr der EU-Ministerrat erteilt. Um Wettbewerbsverzerrungen und eine Verlagerung des Handels zu vermeiden, strebt die EU ein einheitliches System für die gesamte Gemeinschaft an. In den Verhandlungen mit Amerika geht es darum, für beide Seiten akzeptable Kontrollvorschriften festzulegen und den Austausch der Informationen zu regeln.

      ctg./bü. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2003, Nr. 67 / Seite 13
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      schrieb am 20.03.03 23:02:40
      Beitrag Nr. 2.331 ()
      Mittelstand
      Stimmung deutscher Unternehmer ist auf dem Tiefpunkt


      Die Stimmung unter den deutschen Unternehmern ist so schlecht wie nie. Das geht aus der jüngsten internationalen Mittelstandsumfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton hervor. Mit der Einschätzung ihrer Zukunftsaussichten sind deutsche Unternehmer auf dem Tiefststand seit Beginn dieser umfangreichsten Befragung der Welt vor zehn Jahren angekommen. Zugleich liegen sie in ihrer negativen Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb Europas an der Spitze. Mit minus 37 Prozentpunkten fällt die Balance zwischen jenen, welche die Lage optimistisch beurteilen, und denen, die vergleichsweise pessimistisch sind, in Deutschland deutlich schlechter aus als im Durchschnitt der Europäischen Union (minus 12 Prozentpunkte). Pessimistischer als die Deutschen sind nur noch die Unternehmer in der japanischen Wirtschaft - mit einem Rekord von minus 71 Prozentpunkten.

      Die Studie von Grant Thornton reiht sich in eine Fülle schlechter Nachrichten über den deutschen Mittelstand ein. Vor kurzem hatte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) in einer Umfrage wachsende Finanzierungsprobleme in den Betrieben festgestellt. "Für rund 45 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben sich die Finanzierungsbedingungen im vergangenen Jahr verschlechtert. Rund ein Drittel dieser Unternehmen hat Probleme, überhaupt noch an Kredite zu kommen", hieß es bei der KFW.

      Auch in der EU ist die Stimmung schlecht. Nach Angaben von Thornton liegen die Umfrageergebnisse hinsichtlich Umsatz, Export und Beschäftigung insgesamt auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Sie unterschreiten sogar noch die Werte aus dem vergangenen Jahr - zu einer Zeit, in der die Wirtschaft unmittelbar unter dem Schock des 11. September stand.

      Die Balance zwischen Optimismus und Pessimismus hat sich bei allen drei Schlüsselgrößen deutlich verschlechtert. Eher an Wachstum als an einen Rückgang des Umsatzes glauben in der EU für das laufende Jahr nur 33 Prozent (Vorjahr: 46 Prozent), beim Export sind es 19 (24) und bei der Beschäftigung nur noch 5 Prozent (20). Deutschland hinkt hinsichtlich des Umsatzes selbst diesen Durchschnittswerten weit hinterher, kommt aber beim Export immerhin noch auf 21 Prozent. In der Aussage zur Beschäftigungslage spiegelt sich die angespannte Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt wider. Mit 24 Prozentpunkten stellen diejenigen deutschen Unternehmer die Mehrheit, die eher mit einer Verschärfung der Situation rechnen.

      Mit Blick auf die Werte der Vergangenheit überraschend ist das deutliche Ost-West-Gefälle in Deutschland: Im Osten zeigt man sich wesentlich weniger pessimistisch in der Einschätzung der Zukunft der deutschen Wirtschaft.

      Die erstmals in die Untersuchung einbezogenen amerikanischen Unternehmer zeigten sich trotz der Folgen des Terrors in der Befragung genau ein Jahr nach dem 11. September 2001 nicht pessimistischer als ihre europäischen Kollegen. Allerdings weist die wirtschaftliche Entwicklung mit minus 12 Prozentpunkten auch in Amerika nach unten.

      Aus den Bilanzskandalen der vergangenen Monate haben international offenbar auch die Unternehmen mittlerer Größe ihre Lehren gezogen. Zwei von drei Befragten gaben an, ihre internen Kontrollen verstärkt zu haben.

      Web./hap. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2003, Nr. 67 / Seite 15
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      schrieb am 20.03.03 23:04:09
      Beitrag Nr. 2.332 ()
      Konjunktur
      Elektroindustrie rechnet mit deutlichem Stellenabbau


      In der deutschen Elektroindustrie könnten in diesem Jahr weitere 15 000 bis 20 000 Arbeitsplätze wegfallen. Bereits im vergangenen Jahr ist die Zahl der Beschäftigten im zweitgrößten deutschen Industriezweig um knapp 35 000 auf 831 000 gefallen. "Das ist der niedrigste Stand seit 1960. Seit August 2001, dem Höchststand im letzten Konjunkturzyklus, mußten die Unternehmen unserer Industrie bereits 52 000 Beschäftigte abbauen", sagte Dietmar Harting, Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), in Frankfurt.

      Der Grund für die schwache Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sieht Harting in einem Geschäftseinbruch: "2002 gingen die Umsätze der deutschen Elektrotechnik- und Elektronikindustrie um fast 4 Prozent auf 154,1 Milliarden Euro zurück. Zusammen mit dem Rückgang des Jahres 2001 ist dies der kräftigste Einbruch, den unsere erfolgsverwöhnte Branche seit 1945 hinnehmen mußte." In diesem Jahr sei bestenfalls ein Umsatz auf Vorjahresniveau zu erreichen. Ein langer Irak-Krieg könne die Nachfrage aber zusätzlich belasten.

      Ausbau der Investitionen im Ausland

      Entscheidend für die Schwäche seien der hartnäckige Investitionsstau und eine massive Verunsicherung der Verbraucher, vor allem in Deutschland, sagte Harting weiter. Die Inlandsaufträge brachen im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent ein, während die Auslandsorders mit minus 0,6 Prozent fast stabil blieben. Entsprechend nehmen die Direktinvestitionen im Ausland kräftig zu. "Unsere Unternehmen investieren dort, wo sie wegen positiver Rahmenbedingungen das größte Wachstum erwarten können."

      Nach einer Umfrage planen die Unternehmen der Branche den Ausbau ihrer Investitionen im Ausland, während die Inlandsinvestitionen stagnieren. "Immer mehr größere mittelständische Unternehmen verlagern Teile ihrer Wertschöpfung ins Ausland", erklärte der Verbandspräsident. Vor allem arbeitsintensive Standarderzeugnisse und Produkte in hohen Stückzahlen könnten im Ausland gefertigt werden.

      Forderung nach raschen Reformen

      Um die strukturellen Probleme in Deutschland zu lösen, müsse das von Bundeskanzler Gerhard Schröder angekündigte Reformkonzept rasch umgesetzt werden. Die "Agenda 2010" gehe prinzipiell in die richtige Richtung, müsse aber weiterentwickelt werden. Dazu gehörten die Bereiche Technologie und Innovation, Infrastrukturentwicklung und Bildung sowie die längerfristige Positionierung Deutschlands im internationalen Wettbewerb. Die Befürchtungen, die politische Diskussion um den Irak-Konflikt könne die Geschäftsbeziehungen mit amerikanischen Unternehmen beeinträchtigen, sei bisher nicht zu beobachten. Die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen verzeichne bislang "keine meßbaren Auswirkungen".

      ht. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2003, Nr. 67 / Seite
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      schrieb am 20.03.03 23:08:47
      Beitrag Nr. 2.333 ()
      Interview
      „Kursgewinne sind eine Chance zum Ausstieg“


      20. März 2003 Mit seinen Prognosen in den mit FAZ.NET früher geführten Interviews (siehe Links) hat Christian Plenz, Leiter der technischen Analyse bei der auf mittlere und kleinere Nebenwerte spezialisierten Investmentbank Equinet, bewiesen, dass er den Bärenmarkt gut im Griff hat. Seine Vorhersagen haben sich bisher weit gehend bewahrheitet. Nach der jüngsten Kursrally stellt sich die Frage, ob das Szenario für den Dax neu geschrieben werden muss.

      Doch Plenz sieht keinen Anlass zum Umdenken. Schon zu Jahresbeginn hat er für das Frühjahr eine Erholungsbewegung angekündigt. Diese Entwicklung habe sich jetzt eingestellt, doch dabei handele es sich nicht um generelle Trendwende, sondern um eine letzte Chance zum Ausstieg. Im nachfolgenden Interview begründet Plenz seine anhaltend skeptische Grundhaltung.

      Herr Plenz, markieren die jüngsten Kursgewinne beim Dax das Ende des Bärenmarktes?

      Meine Meinung ist ganz klar: Das ist keine Trendwende. Es handelt sich nur um eine heftige Zwischenkorrektur, aber diese Bärenmarktrally wird am grundsätzlich abwärts gerichteten Trend nichts ändern. Das ist mir ganz wichtig, das zu sagen. Denn in ein bis zwei Wochen wird das Ganze wieder ganz anders aussehen. Davon bin ich felsenfest überzeugt.

      Allerdings werden vermutlich diejenigen, die sich die ganze Zeit geärgert haben, und gesagt haben, hätte ich nur verkauft, jetzt vermutlich überhaupt nicht mehr verkaufen wollen, weil sie denken, dass es noch weiter läuft. Aber jetzt ist die Chance gekommen, noch einmal auszusteigen

      An welchen Chartmarken orientieren Sie sich derzeit?

      Mein bisheriges Szenario bleibt bestehen. Wir werden in den kommenden Tagen wieder nach unten drehen. Wir werden ein Hoch im Bereich von 2.700 bis 2.900 Punkten sehen. Das ist dann die letzte Chance, sich aus dem Bärenmarkt zu verabschieden. Nach unten rechne ich für die kommenden Monate mit fallenden Kursen und damit, dass wir das Tief erst im Herbst sehen werden. Das dürfte in der Nähe des bisherigen Tiefs sein, wahrscheinlich aber sogar noch darunter. Das hängt aber davon ab, wo jetzt der Hochpunkt markiert wird. Leider sieht es so aus, als ob sich der Bärenmarkt noch über längere Zeit fortsetzen wird. Die Frage ist nur, ob diese Tiefs noch in diesem Jahr oder erst Anfang kommenden Jahres unterboten werden. Unter den Einzeltiteln dürfte die Deutsche Telekom der Anführer des nächsten Abschwungs sein. Hier habe ich ein Kursziel von acht Euro.

      Was spricht noch gegen eine Wende zum Besseren?

      Beim Vergleich mit dem ersten Golfkrieg 1991 zeigt sich, dass wir da in zwei Monaten 23 Prozent beim Dax gewonnen haben. Das haben wir jetzt fast in fünf Tagen gemacht. Da muss man sich schon fragen, ob eine solche Bewegung schon den Beginn eines neuen Bullenmarktes bedeuten kann. Schnelle und heftige Bewegungen sind aber eher typische Zeichen für eine Bärenmarktrally.

      Mit Schrecken habe ich auch erfahren, dass viele Anleger bereits wieder wissen wollten, ob man jetzt kaufen muss. Das sind genau die Leute, die vor zwei Wochen überhaupt nichts mehr von Aktien wissen wollten. Daraus schließe ich, dass die Stimmung viel zu schnell wieder euphorisch wird. Um das Ende eines Bärenmarktes anzuzeigen, scheint mir die Stimmung jedenfalls noch immer viel zu gut zu sein.

      Zur Kriegshausse gibt es auch Folgendes zu sagen. Bisher war der Konsens, dass es nach Kriegsbeginn ein Kursplus zwischen 20 und 40 Prozent geben wird. Unseren Kunden habe ich aber gesagt, so wie sich das alle vorstellen, wird es mit Sicherheit nicht kommen. Entweder wird es erst nach Kriegsende richtig nach oben gehen oder schon vor Kriegsbeginn. Jetzt ist die Bewegung halt schon im Vorfeld abgelaufen. Bei Kriegsbeginn kann alles schon wieder gelaufen sein. Bis dahin haben alle gekauft. So haben sich die von uns verfolgten Fonds zuletzt sehr stark mit Aktien vollgesaugt, sodass die Liquidität fast auf Null gesunken sein dürfte.

      Welche Rolle spielt bei den jüngsten volatilen Kursbewegungen eigentlich der Verfallstermin am Terminmarkt?

      Der Verfall spielt diesmal eine sehr große Rolle. Wir hatten zuvor extrem viele Leerverkäufe von Aktien. Diese wurden zum Teil deshalb so stark gedeckt, weil der Verfall bevorsteht. Wenn der Verfall durch ist, werden wir wieder in einige vernünftige Bahnen kommen. Signifikante Hoch- und Tiefpunkte entstehen historisch betrachtet oft zum dreifachen Verfallstermin.

      Warum halten sich die Kurse an Wall Street eigentlich vergleichsweise gut, obwohl der dortige Markt als überbewertet gilt?

      Es gibt in den USA seit dem 87er Crash ein von der US-Regierung geründetes Plunge Protection Team. Dieses soll zum Schutz der Wirtschaft starke Kursverluste am Aktienmarkt in kritischen Phasen verhindern. Laut unseren Kontakten ist dieses mit enormen Summen ausgestattete Team seit ein bis zwei Wochen aktiv am Markt tätig. Wir wissen, dass dieses Team einen Fall unter die Oktober-Tiefs mit allen Mitteln verhindern will. Denn man befürchtet, dass dies charttechnisch gesehen katastrophale Konsequenzen haben könnte. Eingriffe dieser Art lassen sich im Intraday-Handel sehr gut beobachten. Wir wissen auch, dass dieses Team bei Kriegsausbruch noch einmal massiv intervenieren wird. Das ist einer der Gründe, warum der Dax weitaus stärker als die Wall Street gefallen ist. Das Team wird die eingegangenen Positionen irgendwann aber wieder abbauen. Dann dürfte auch in den USA der Hochpunkt markiert werden. Denn auf Dauer kann man eine faire Bewertung des Marktes durch solche Eingriffe nicht verhindern. Ich gehe jedenfalls weiterhin von neuen Tiefs an der Wall Street aus.

      Wo muss die Reißleine gezogen werden, wenn Ihr Szenario nicht aufgeht?

      Entscheidend ist, wie der Aktienmarkt bei Kriegsausbruch reagiert. Es dürften bereits fast alle engagiert sein, die auf eine Kriegshausse gesetzt haben. Wenn es um den Kriegsbeginn herum innerhalb eines Handelstages zu einem Intraday-Reversal kommen sollte, wäre dies das beste und klarste Verkaufssignal. Denn, wer schon länger engagiert ist, wird dann Positionen glatt stellen und die andern bekommen daraufhin auch bald kalte Füße. Wenn der Dax aber wider Erwarten wieder über 3.100 Punkte steigt, dann hat sich das Thema erledigt. Dann muss man die Reißleine ziehen.

      Das Gespräch führte Jürgen Büttner

      @JüB
      Bildmaterial: Equinet AG
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 23:12:14
      Beitrag Nr. 2.334 ()
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 23:14:36
      Beitrag Nr. 2.335 ()
      Finanzmärkte
      Strategen sehen kein Ende des Bärenmarkts


      20. März 2003 Auf den „Enthauptungsschlag“ der amerikanischen Armee im Irak haben Aktienbörsen in Fernost mit Kursgewinnen reagiert. Die Preise für Öl und den zuletzt „sicheren Hafen“ Gold sind dagegen gefallen. Auch am deutschen Aktienmarkt herrscht nach den Aufschlägen der vergangenen fünf Tage eine gute Grundstimmung.

      Vor diesem Hintergrund und erwarteten raschen Erfolgen der „Koalition der Willigen“ gegen den Irak sehen Anlagestrategen zumindest mit Blick auf die nächsten Wochen weiteres Kurspotenzial bei Aktien. Mittelfristig sind sie dagegen eher pessimistisch gestimmt: Wenn der Irakkrieg zu Ende sein werde oder Misserfolgsmeldungen einliefen, würden Marktteilnehmer wieder stärker auf fundamentale Wirtschaftsdaten schauen. Und die sprächen gegen den erhofften nachhaltigen Aufschwung nach dem Waffengang am Golf, sagten Anlagestrategen im Gespräch mit FAZ.NET. Denn die Lage stelle sich ökonomisch heute anders dar als beim Irak-Krieg vor zwölf Jahren.

      Risiken: Steigende Schulden Amerikas und Ölpreis

      Stefan Schilbe vom Bankhaus HSBC Trinkaus & Burghardt sieht die Märkte in diesen Tagen mit Blick auf den Irak „einseitig positioniert“. Die Mehrheit der Marktteilnehmer gehe von einem raschen und erfolgreichen Krieg gegen den Irak aus. Das erscheine auf den ersten Blick plausibel. Denn die militärische Übermacht Amerikas und seiner Verbündeter sei überdeutlich. Doch habe Präsident George W. Bush seine Landsleute auf einen sich möglicherweise hinziehenden Waffengang vorbereitet.

      Sollte es kein rasches Kriegsende geben, müssten die Amerikaner noch höhere Kosten gewärtigen und schultern, als es ohnehin schon der Fall sei. Dies zöge nicht nur mehr Schulden nach sich, auch erhielte die gegenwärtige Hochstimmung an den Aktienmärkten einen Dämpfer. „Die Euphorie wird nicht dauerhaft sein“, meint Schilbe.

      Niedriger Ölpreis als „kleines Konjunkturprogramm“

      Der deutsche Aktienmarkt könne zwar „noch ein paar Prozentpunkte“ hochlaufen, weil viele Investoren in jüngster Zeit einfach zuviele Aktien verkauft hätten. Auch ein vergleichsweise günstiger Ölpreis, der monatelang um die 25 Euro je Barrel betrage, könnte als „kleines Konjunkturprogramm“ in Deutschland, Amerika und andernorts wirken, da Unternehmen und Konsumenten entlastet würden, was wiederum zu vermehrten Aktienkäufen führen könnte.

      Dem Anlagestratege Richard Zellmann von Helaba und Helaba Trust hingegen wäre dieser Preis noch zu hoch: Dieser Rohstoff müsse auf unter 20 Dollar sinken, wenn es zu einem kurzfristigen Aufschwung kommen solle. Allerdings sprächen die niedrigen Lagerbestände, die aufgefüllt werden müssten, vorerst gegen einen nachhaltig sinkenden Ölpreis.

      Vorzeichen anders als beim ersten Golfkrieg

      Aber grundsätzlich sind sich Schilbe und Zellmann einig: Eine deutliche Verbesserung der fundamentalen Daten sei nicht zu erkennen. „Mir fehlt einfach ein treibender Wachstumsfaktor“, hebt Schilbe hervor.

      Solange die Alliierten gegen den Irak keine Rückschläge erleiden, halten beide einen Anstieg des Dax um weitere zehn bis 15 Prozent auf 2.800 bis 2.900 Punkte für möglich. Auch beim ersten Golfkrieg seien die Kurse um etwa 25 Prozent gegenüber den Tagen vor dem Kriegsausbruch geklettert. Doch im Gegensatz zu 1990/91 sprächen die anderen Vorzeichen gegen eine nachhaltige Erholung der Aktienmärkte. Mehr noch als die Lage in Deutschland bereitet Zellmann dabei Amerika Sorgen.

      Schlechte Voraussetzungen für bessere Binnenkonjunktur

      Die Konsumenten hätten dort anders als sonst in Rezessionen Schulden aufgehäuft statt abgebaut sowie gleichzeitig von niedrigen Zinsen und Abgaben profitiert. Die Folge: Obwohl das Verbrauchervertrauen schwach sei, hätten viele Amerikaner sich mit langlebigen Konsumgüter eingedeckt. Dies sei im Verbund mit hohen Schulden ungünstig für eine Belebung der Binnenkonjunktur in den Vereinigten Staaten. Gleiches gelte für Kostensenkungsprogramme. Denn diese erhöhten zwar die Gewinne der betroffenen Unternehmen. Sie seien jedoch vielfach mit Entlassungen verbunden - und Arbeitslose hätten weniger Geld für den Konsum übrig als zuvor.

      Zudem bestünden die Investitionskrise und Überkapazitäten weiter, während vor zwölf Jahren die Wirtschaft gut gelaufen sei und die Auftragsbücher der meisten Unternehmen voll gewesen seien. Hinzu komme die steigende Arbeitslosigkeit in Amerika wie in Deutschland. Und nicht zuletzt hätten 1990/91 die Aktienmärkte haussiert, während sie sich heute in einer Baisse befänden.

      Bären dürften weiter das Sagen haben

      Dies alles spricht aus Sicht von Schilbe und Zellmann nicht für einen dauerhaften Aufschwung an den Aktienmärkten. Zum Jahresende sieht der Heleba-Stratege den Dax zwar bei 3.000 bis 3.200 Punkten - einen Sieg der Amerikaner und Briten am Golf vorausgesetzt. „Der Bärenmarkt bliebe dabei aber noch intakt“, gibt zu bedenken. Und Schilbe resümiert: „Als Investor muss man ein glückliches Händchen haben, um zu profitieren.“

      @thwi
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 23:21:00
      Beitrag Nr. 2.336 ()
      Anlagestrategie
      Faber: Zeit für Aktien noch nicht gekommen

      19. März 2003 Die jüngsten Kursgewinne können Marc Faber nicht aus der Reserve locken. Der mit dem Status eines Anlage-Gurus versehene Chef der von ihm gegründeten Fondsgesellschaft Marc Faber Limited bleibt skeptisch, was die Aussichten für die Aktienmärkte angeht.

      Die jüngsten Kursaufschläge an der Wall Street werden nicht von Bestand sein, so seine Annahme. Zur Begründung verweist er darauf, dass es bisher keinen klaren Hinweise auf eine wirtschaftliche Erholung gebe. Eine derartige Konstellation sei aber eine ungünstige Zeit, um Aktien zu kaufen und Anleihen zu verkaufen.

      Optimistischer für Anleihen

      „Für Anleihen kann ich derzeit nicht richtig bärisch sein“, lautet sein Urteil. Einige Anleger hätten zuletzt zwar Kapital von Anleihen in Aktien umgeschichtet, was möglicherweise auch einige Wochen lohnend sein könne. Aber danach werde sich das Kräfteverhältnis vermutlich wieder umdrehen, vermutet Faber.

      In diesem Jahr haben es zehnjährige amerikanische Anleihen auf ein Plus von 0,6 Prozent gebracht, während der S&P 500 Index um 1,5 Prozent gefallen ist. Die skeptische Haltung von Faber in Sachen Konjunktur wird durch Meldung wie die vom Vortag untermauert, wonach der Baubeginn neuer Häuser in Amerika im Februar so stark wie seit neun Jahren nicht mehr gefallen ist.

      Keine einfache Lösung im Irak

      Faber zweifelt auch daran, ob die Rechnung aufgeht, dass ein schnelles Kriegsende im Irak die negativen Auswirkungen auf die Konjunktur gering ausfallen lässt. „Die Konsensmeinung geht derzeit von einer Widerholung der Ereignisse des Jahres 1991 aus: Die Amerikaner ziehen in den Krieg, Saddam wird abgelöst, die Ölproduktion steigt, der Ölpreis kollabiert und alles ist in Ordnung“, fasst er die Grundhaltung der Anleger zusammen. Doch er ergänzt: „Dies sehe ich anders. Bush hat keine Idee wie komplex die Probleme im Nahen Osten sind.“

      Die Chinesen und die Russen wollten nicht, dass die Amerikaner die Ölfelder im Nahen Osten und die Nachbarländern wie die Türkei oder der Iran könnten intervenieren und so den Konflikt noch verschärfen. In den nächsten fünf bis zehn Jahren könnte der Ölpreis steigen, anstatt wie erwartet zu fallen. „Wir sprechen hier nicht über ein Abwärtsrisiko von 20 Prozent beim Öl und ein Aufwärtsrisiko von 20 Prozent. Wir reden über ein Risiko von 20 Dollar nach unten oder über eine Preisverdoppelung oder -verdreifachung.“

      Bloomberg
      Bildmaterial: Faber
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 20.03.03 23:23:09
      Beitrag Nr. 2.337 ()
      Fondsmittel
      Anleger ziehen weiter Gelder aus Aktienfonds ab


      Der Rückzug der Privatanleger aus Aktienfonds hält unvermindert an. Nach der jüngsten Statistik des deutschen Investmentverbandes BVI für den Monat Februar flossen aus den entsprechenden Produkten 740 Millionen Euro mehr ab, als gleichzeitig eingezahlt wurden.

      Damit sind seit Jahresbeginn netto bereits Anteile im Wert von 1,43 Milliarden Euro zurückgegeben worden. Vor einem Jahr waren den Aktienfonds netto noch 2,33 Milliarden Euro zugeflossen. Die jüngste Entwicklung bei den Nettomittelzuflüssen und an den Aktienmärkten schlägt sich unmittelbar im verwalteten Fondsvermögen nieder.

      Derzeit verwalten die im BVI zusammengeschlossenen Fondsgesellschaften in Aktienfonds ein Volumen von 103,8 Milliarden Euro und kommen damit der magischen Grenze von 100 Milliarden Euro immer näher. Innerhalb von drei Jahren hat sich das Fondsvermögen mittlerweile mehr als halbiert. Ende Februar 2002 wurde in Aktienfonds noch ein Vermögen von 212,7 Milliarden Euro verwaltet. Im Gegensatz dazu verzeichneten vergleichsweise sichere Anlageformen wie Renten- und Geldmarktfonds sowie offene Immobilienfonds auch im vergangenen Monat wieder hohe Nettomittelzuflüsse.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.03.2003, Nr. 66 / Seite 25
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      schrieb am 20.03.03 23:28:06
      Beitrag Nr. 2.338 ()
      20.03.2003 17:31

      Konjunktur


      Angst vor einem Ölpreisschock

      Rechnen mit Horrorszenarien: Ökonomen beurteilen die Auswirkungen des Irak-Konflikts auf Konjunktur und Kapitalmärkte.


      Von Martin Hesse



      (SZ vom 21.3.2003) — Ein langfristiger Anstieg des Rohölpreises ist nach Einschätzung von Ökonomen das größte Risiko, das vom Krieg im Irak für die Weltwirtschaft ausgehen könnte. Schon seit dem vergangenen Herbst haben sich Volkswirte und Bankanalysten Gedanken über die wirtschaftlichen Folgen des Krieges gemacht (Tabelle auf dieser Seite).

      Die erste offizielle Analyse der Kriegsfolgen kam im September 2002 von Lawrence Lindsey, dem damaligen Wirtschaftsberater von Präsident George W. Bush. Er taxierte die direkten militärischen Kosten auf 100 bis 200 Milliarden Dollar. Die Regierung distanzierte sich rasch von Lindseys Schätzung und bezeichnete sie als zu hoch.

      Nordhaus` Studie: Ein Schreckensszenario

      Der Yale-Ökonom William Nordhaus kam zu dem entgegengesetzten Schluss. In einer der am meisten zitierten Studien zum Thema schrieb er, nur im günstigsten Verlauf des Krieges würden die volkswirtschaftlichen Kosten bei 99 Milliarden Dollar liegen. Man müsse aber auch die Ausgaben für den Wiederaufbau und eine längere Besatzung berücksichtigen. Der Konflikt könne daher binnen zehn Jahren bis zu 1,9 Billionen Dollar kosten.

      Nordhaus’ grobe Unterscheidung von zwei Kriegsszenarien findet sich in zahlreichen anderen Analysen wieder. Das eine geht von einem schnellen Sieg der Amerikaner aus, das andere von einem langen, opferreichen Krieg. Andere Studien differenzieren weiter und treffen unterschiedliche Annahmen darüber, inwieweit der Konflikt den Nahen Osten destabilisieren wird.

      Während sich die Ökonomen über die Richtung ihrer Prognosen weitgehend einig sind, liegen sie in den Details oft weit auseinander. So hält etwa die HypoVereinsbank im schlimmsten Fall einen Ölpreis-Anstieg auf gut 50 Dollar für möglich, Nordhaus dagegen von weit über 70 Dollar.

      Sollten die irakischen Förderanlagen im Zuge des Krieges komplett zerstört werden, könnten Nordhaus zufolge rund drei Millionen Fass pro Tag weniger gefördert werden. Sollte sich der Konflikt auf andere Golfstaaten ausweiten, drohten auch deren Förderanlagen beschädigt zu werden, so dass bis zu sieben Millionen Fass pro Tag ausfallen könnten.

      Ein höherer Ölpreis würde die Weltwirtschaft in mehrerlei Hinsicht belasten: Die Transportkosten würden steigen, die Verbraucher hätten weniger Geld zur Verfügung. Viele Produkte, in die der Rohstoff Öl einfließt, würden sich verteuern, sollte der Ölpreis dauerhaft hoch bleiben.

      Die Ölpreisschocks der siebziger Jahre lösten Rezessionen aus. Sollte der Irak dagegen rasch besiegt und die Ölförderung nicht beeinträchtigt werden, könnte die „Kriegsprämie“, die jetzt im Preis steckt, wegfallen. Der Preis würde sinken und eine Erholung der Weltwirtschaft begünstigen, wie die Ökonomen von Morgan Stanley schreiben.

      Die Gefahr eines schwachen Dollars

      Zu einer Gefahr für die Konjunktur könnte auch ein schwacher Dollar werden. Da die Vereinigten Staaten ohne UN-Mandat in den Krieg ziehen, dürften sie auch das Gros der unmittelbaren Kriegskosten zu tragen haben, mit entsprechenden Folgen für den amerikanischen Haushalt.

      Ein wachsendes Defizit könnte den Dollar weiter schwächen. Damit sinkt die Kaufkraft der Amerikaner im Ausland. Die Lokomotive der Weltkonjunktur würde an Zugkraft verlieren. Bushs geplante Steuerreform im Volumen von 700 Milliarden Dollar steht im Kongress bereits zur Disposition.

      Experten fürchten zudem, dass eine höhere Staatsverschuldung zu höheren Zinsen führen und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen hemmen könnte.

      Die Psychologie der Märkte

      Schließlich verweisen die Kriegsstudien darauf, dass ein lang anhaltender Krieg, womöglich begleitet von Terroranschlägen, das Verhalten von Unternehmen und Konsumenten beeinflussen würde. Allein die Angst vor den Kriegsfolgen veranlasste Unternehmen dazu, ihre Investitionen zurückzustellen, Verbraucher hielten sich zurück, Banken bremsten die Kreditvergabe.

      Auch die Akteure an den Finanzmärkten haben versucht, mögliche Folgen eines Krieges vorwegzunehmen. Je länger sie Zeit hatten, sich die Konsequenzen auszumalen, desto heftiger schlugen sich die Erwartungen in Kursausschlägen nieder.

      Wochenlang flohen Anleger aus riskanten Anlageformen wie Aktien und kauften festverzinsliche Wertpapiere, spekulierten auf einen höheren Ölpreis oder einen schwächeren Dollar. Geradezu erleichtert reagierten die Anleger, als sich in der vergangenen Woche abzeichnete, dass der Krieg sehr bald beginnen würde und eine friedliche Lösung nicht mehr möglich ist. Der Ölpreis brach ein, der Dollar zog an, die Aktienkurse schnellten nach oben.

      Folgen des Krieges unabsehbar

      All dies zeigt jedoch vor, dass die Marktteilnehmer unsicher sind, welche Folgen der Irak-Krieg tatsächlich haben wird. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind ebenso schwer einzuschätzen wie die militärischen und geopolitischen. Ökonom Nordhaus weist darauf hin, mit wie vielen Unsicherheiten derartige Prognosen behaftet sind.

      Er fürchtet vor allem eins: Dass die ökonomischen Folgen eines Krieges, wie schon so häufig in der Geschichte, unterschätzt werden könnten.

      sueddeutsche.de
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      schrieb am 21.03.03 01:25:32
      Beitrag Nr. 2.339 ()
      Wirtschaftliche Schäden durch Bushs Aussenpolitik

      Längerfristige Einbrüche im US-Aussenhandel erwartet


      Die Aussenpolitik der Bush-Regierung führt die Bevölkerung der USA in grosse Probleme. Die aggressive Politik verschärft konjunkturelle Probleme. Bisher schlägt die US-Administration alle Warnungen in den Wind.

      Rl. Die amerikanische Wirtschaft fusst zurzeit auf einer inländischen Konsumnachfrage und auf den Produktionsaufträgen, die durch den militärischen Aufmarsch am Arabischen Golf im Rüstungssektor für Gewinne sorgen. Doch beide Einnahmequellen sind schuldenfinanziert. Die amerikanischen Privathaushalte sind extrem verschuldet - mit anderen Worten: die Inlandnachfrage ist künstlich auf Pump finanziert. Bekanntermassen müssen Schulden zurückbezahlt werden. So kann ein nur leichtes Abflauen der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung mit einer leichten Steigerung der Zahl der Arbeitslosen zu einer breiten Bankrott- und Konkurswelle führen und damit direkt in eine landesweite Rezession.

      Für die gigantischen Ausgaben im Rüstungssektor - die USA geben für ihren Militärhaushalt so viel aus wie Russland, China, Frankreich, Grossbritannien und Deutschland zusammen - muss die Regierung sich hoch verschulden. Zwar können Rüstungskonzerne wie Martin Marietta, Boeing oder United Technologies grosse Gewinne ausweisen, doch diese bleiben auf eine kleine Gruppe von Aktionären beschränkt.

      Für die Begleichung ihrer Schulden bleiben der Regierung wenige Möglichkeiten:

      Eine Abwertung des Dollars. Dadurch könnte ein Teil der Schulden bedient werden (und alle Staaten und Privatpersonen, die Dollars besitzen, hätten schlagartig weniger).
      Die Plünderung von wirtschaftlichen Ressourcen (Rohstoffe wie Öl usw.) in besetzten Ländern.
      Eine Finanzierung des Krieges durch «Verbündete» und «Willige».
      Bisher - ähnlich wie im Golfkrieg 1991, in Kosovo und Afghanistan - finanzieren Deutschland und andere europäische Staaten die Kriege und den Aufbau einer neuen Infrastruktur. Vermutlich wird die US-Regierung alle drei Möglichkeiten, ihre Staatsschulden zu bezahlen, in Betracht ziehen. Und wenn die Regierung ihren angekündigten 30- bis 40jährigen Krieg führen will, dann muss sie diese drei Möglichkeiten ausgiebig nutzen.

      Historische Analysen haben gezeigt, dass die amerikanische Wirtschaftspolitik sich spätestens seit der Wende ins 20. Jahrhundert stark am Krieg orientiert. Rüstungsgüter werden massenhaft produziert, verkauft und mussten (und müssen) verbraucht werden, denn sonst stockt der Absatz, und die Binnenwirtschaft gerät in eine Stagnation. Durch die gigantischen Militärhaushalte wurden und werden überproportional viele Arbeitsplätze im privaten Rüstungssektor finanziert. Dazu kommen noch Millionen staatlicher Arbeitsplätze im Pentagon, in der Armee, in den Geheimdiensten usw. Bezahlt wurden diese Arbeitsplätze immer wieder über Kriegsgewinne (vgl. Zischka, Anton, Der Dollar. Glanz und Elend einer Währung. München 1986, ISBN 3-7844-7172-2, oder Engdahl, F. William, Mit der Ölwaffe zur Weltmacht. Der Weg zur neuen Weltordnung. 2002. ISBN 3-925725-15-6). Doch diese Kriege brachten und bringen finanziell immer weniger ein. So wurden schliesslich die Schulden aus dem verlorenen Vietnam-Krieg über ein kräftige Abwertung des Dollars finanziert, unter der auch die US-Wirtschaft stark litt.

      Neben den Schulden, die direkt aus der Kriegsführung resultieren, entsteht durch die massive Schädigung des Ansehens der Vereinigten Staaten im Ausland durch die Bush-Administration ein längerfristiger Einnahmeverlust. Denn wer wird noch freiwillig Produkte aus einem Land beziehen wollen, das die Rechte und die Achtung anderer Menschen mit Füssen tritt? Schon heute müssen bestimmte Nahrungsmittelkonzerne Umsatzeinbrüche verzeichnen. Es ist sogar zu befürchten, dass es zu einem unbewusst schleichenden Boykott von amerikanischen Waren im Ausland kommen wird, wenn nicht sogar zu einem offenen Boykottverhalten der Bevölkerungen, das von den jeweiligen Regierungen nicht zu beeinflussen sein wird.

      Hatte die US-amerikanische Politik während des Ersten und Zweiten Weltkrieges noch die ungebrochene Sympathie einer vom Krieg gekennzeichneten europäischen Bevölkerung genossen, so verspielt das arrogante heutige Verhalten der Regierung jede Sympathie. Es steht zu befürchten, dass sich nur noch Staaten von Diktatoren, die die Meinung ihrer Bevölkerung nicht achten müssen, offen mit der Bush-Administration solidarisieren können, andere Regierungen würden riskieren, nicht mehr wiedergewählt zu werden. So verlieren Aznar, Berlusconi und Tony Blair wegen ihrer Bush-freundlichen Politik massiv an Zustimmung in ihrer eigenen Bevölkerung und riskieren ihre Wiederwahl.

      Diese aussenpolitische Einengung wird wirtschaftliche Konsequenzen haben. Alle Globalisierungstendenzen, von denen hauptsächlich die Wirtschaft der Vereinigten Staaten profitierte, werden ins Stocken geraten. Viele Märkte werden sich US-Firmen verschliessen.

      Es bleibt nur zu hoffen, dass die wirtschaftspolitische Vernunft im Weissen Haus Einzug hält und eine Politik der Kooperation die Kriegspolitik ablöst.



      Artikel 8: Zeit-Fragen Nr.10 vom 17. 3. 2003, letzte Änderung am 18. 3. 2003
      Avatar
      schrieb am 22.03.03 00:03:59
      Beitrag Nr. 2.340 ()
      Avatar
      schrieb am 22.03.03 00:23:13
      Beitrag Nr. 2.341 ()
      Emmanuel Todd

      Weltmacht USA. Ein Nachruf (2003)

      Ich habe seit langem Zweifel an der angeblichen wirtschaftlichen Dynamik der Vereinigten Staaten. Die Affäre Enron und mehr noch die Affäre Andersen, die sich daraus entwickelte, haben bei mir den Ausschlag für eine Meinungsänderung gegeben. Durch den Zusammenbruch des Energiekonzerns Enron wurden 100 Milliarden Dollar Umsatz vernichtet, eine magische, virtuelle, mythische Zahl, die in der Presse immer wieder auftauchte. Da die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersen in die Bilanzfälschung verstrickt war, kann man heute nicht mehr sagen, welcher Teil dieser Summe tatsächlich »Mehrwert« war und insofern in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung hätte eingehen müssen. 100 Milliarden Dollar sind ungefähr 1 Prozent des amerikanischen BIP [Bruttoinlandsprodukts]. Wie viele Unternehmen haben wohl noch mit Hilfe von Arthur Andersen und anderen Buchhaltungs- und Wirtschaftsprüfungsfirmen ihre Bilanzen gefälscht? Die immer neuen Skandale, die in jüngster Zeit ans Licht kamen, lassen vermuten, daß die Mehrheit der Unternehmen betroffen ist. Was sollen wir von einer Volkswirtschaft halten, in der der Finanzdienstleistungssektor, die Versicherungs- und Immobilienbranche zwischen 1994 und 2000 doppelt so schnell gewachsen sind wie die Industrieproduktion bis auf einen »Wert«, der 123 Prozent des Wertes der Industrieproduktion ausmacht? Ich habe den Begriff Wert in Gänsefüßchen gesetzt, weil der Unterschied zwischen dem Wert dieser Dienstleistungen und dem Wert von Industrieerzeugnissen darin besteht, daß die erstgenannten größtenteils nicht auf internationalen Märkten gehandelt werden können - mit Ausnahme natürlich des Teils dieser Wirtschaftsaktivitäten, der die Versorgung der amerikanischen Volkswirtschaft mit Kapital sicherstellt, mit dem frischen Geld, das Amerika braucht, um seine Importe zu bezahlen. Aufgebläht durch die von den Wirtschaftsprüfern abgesegneten Fehlbuchungen der Privatunternehmen sind die Zahlen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung in den Vereinigten Staaten mittlerweile ungefähr so zuverlässig wie einst in der Sowjetunion. (S. 91-93)......

      ...................

      http://www.staatsbriefe.de/1994/literatur/todd.htm
      Avatar
      schrieb am 22.03.03 00:33:33
      Beitrag Nr. 2.342 ()
      Gerhoch Reisegger

      Die wahren Ursachen des drohenden Irak-Krieges



      http://www.staatsbriefe.de/1994/2003/kriegsgruende1.htm
      Avatar
      schrieb am 22.03.03 00:50:53
      Beitrag Nr. 2.343 ()
      Kriegsberichterstatter

      von Jochen Steffens

      Manchmal verwundert der eigene Werdegang doch ein wenig. Im Moment habe ich fast das Gefühl ich mutiere von einem Börsenberichterstatter zu einem Kriegsberichterstatter. Die Börsennachrichten, die über den Ticker laufen, nehmen ab: Vielleicht finde ich sie auch nur nicht, weil sie unter den unzähligen Kriegsnachrichten, Spekulationen, Thesen und Richtigstellungen einfach nicht auffallen. Das Thema "Börse" rückt in den Hintergrund.

      In diesem Brief geht es um Börse und nicht um Krieg. Der Krieg selber wird bereits in den Medien ausgeschlachtet wie die erste Kuh nach Hungerjahren. Ich werde weiterhin versuchen, mich auf die entscheidenden Momente zu beschränken und "Hintergrundüberlegungen" anzustellen. Den Rest überlasse ich den anderen Medien.

      Dabei weiß ich nicht, wie es Ihnen geht. Mich nervt bereits diese 24 1/2 Stunden Berichterstattung. Diese Hatz von Gerücht zur Spekulation, von Sensation zu Katastrophe. Normalerweise höre ich nebenher ein wenig N-TV oder CNN. Eher so aus Gewohnheit. Im Moment schweigt mein Fernsehen.

      Erfreulich finde ich, dass sich ein weltweiter Protest gegen den Krieg formiert. Unabhängig davon, ob Sie den Krieg befürworten oder nicht, zeigt dies nämlich eins: Die Völker dieser Erde lassen nicht alles mit sich machen, sie fordern ihr Recht zu Mitbestimmung. Vielleicht führt die Politik Amerikas, den UN-Sicherheitsrat zu ignorieren, doch dazu, dass genau das Gegenteil eintritt: Nicht eine Schwächung, sondern eine Stärkung des UN-Sicherheitsrates. Aber auch das wird von der Länge des Krieges abhängen.

      Ein latenter Antiamerikanismus macht sich breit. Wobei dieser sich weniger gegen die amerikanische Bevölkerung richtet, sondern gegen ihre Administration. Es ist interessant und beruhigend zu beobachten, dass auch heute noch viele Menschen über ein sehr ausgeprägtes Demokratie- und Gerechtigkeitsempfinden verfügen. Und genau in dieser Hinsicht hat Bush viele Menschen dieser Erde vor den Kopf gestoßen. Es sind die, die auf den Straßen gegen einen Krieg demonstrieren. Wenn dieses sinkende Vertrauen in die amerikanische Administration die Anleger erreicht, dann kann das nachhaltige Folgen für die amerikanischen Börsen haben.

      Kommen wir zur Börse: Die Börse sollte eigentlich heute von Hexensabat bestimmt sein. An diesem Tag verfallen Optionen und Futurekontrakte. Verschiedene Institutionelle versuchen, aus den unterschiedlichsten Interessen den Kurs bis zu bestimmten Uhrzeiten in die oder andere Richtung zu drücken. Heute passierte nicht sehr viel, die Börse stieg überraschenderweise einfach nur kontinuierlich an.

      Das hatte zwei Gründe. Der entscheidende war die Aussage eines britischen Generals, der sagte, der Krieg laufe zwar nicht planmäßig aber besser als erwartet. Die Aussicht auf ein schnelles Kriegsende führte zu Kurssteigerungen. Offensichtlich stellten heute aus diesem Grund auch Institutionelle ihre Short-Positionen glatt.

      Zwei Dinge dazu: Erstens, der Krieg ist die Mutter der Lüge. Wie ich gestern bereits gesagt habe, Amerika und die Briten werden natürlich alles tun, um den Eindruck zu vermitteln, es laufe alles besser als erwartet. Dienlich sind auch Hinweise, dass die irakische Armee aufgibt und es keinen Widerstand gibt etc. Damit soll nicht der Fernsehzuschauer getäuscht werden, sondern lediglich die irakische Armee demoralisiert werden. Also glauben Sie Nichts. Wobei ich auch nicht den Eindruck erwecken möchte, es sei nicht so. Es bleibt bei meiner Haltung: Ich weiß es nicht. Im Zusammenhang mit "Demoralisierung" könnten natürlich auch die Gerüchte stehen, dass Saddam Hussein verletzt, oder tot sei.

      Die zweite viel wesentlichere Überlegung: Stellen Sie sich vor, was Sie an der Stelle eines Befehlshabers um Saddam Hussein machen würden. Sie würden natürlich nicht die besten Teile ihrer Truppen vorne an die Front schicken, in die ungesicherte Wüste. Sie würden die unsichersten und schlechtesten Truppen zuerst verheizen. Und die Elite-Truppen um sich herum scharen, zur eigenen Sicherheit. Mit anderen Worten, ich glaube sogar es stimmt, dass es kaum Widerstand bisher gab und auch, dass sich viele ergeben. Aber ich glaube auch, dass der "richtige" Krieg erst um Bagdad herum stattfindet.

      Bis dahin können die Börsen weiter steigen. Vielleicht sollte man sich schon mal ein paar Bear-Zertifikate heraussuchen. Nur so, falls irgendetwas nicht so läuft, wie viele Anleger es erwarten. Denn dann könnten die Kurse sehr schnell wegbrechen.

      Neben den traurigen Kriegsnachrichten mal etwas ganz anderes:

      Erfreulich sind die vielen Leserbriefe. Darunter einige kritische und viele positive Statements. Dafür möchte ich mich auch im Namen unserer Korrespondenten bedanken. Auch bedanken möchte ich mich für die Briefe zu einzelnen Themen, die ergänzende und weiterführende Texte, Literatur und Informationen enthalten.

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      Wohin wird das führen?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Es hat begonnen: Die Bomben fallen auf Bagdad, und die gesamte Welt hält den Atem an.

      Wird der Krieg kurz und süß sein, wie die Leute glauben? Berichte aus dem Irak melden, dass dort erstaunlich wenige Kriegsvorbereitungen stattgefunden hatten. Haben Sie nicht an einen Krieg geglaubt? Oder war es ihnen egal? Die Iraker führen ihr Alltagsleben fast normal weiter. Dabei müssen sie sich denken, dass für ihre Nation nun eine neue Epoche anbricht ... und nicht notwendigerweise eine schlechtere Epoche.

      Wer weiß, vielleicht hat die irakische Führung noch einige Überraschungen parat. Vielleicht haben sie einen geheimen Deal mit dem amerikanischen Geheimdienst CIA gemacht und jede Menge Call-Optionsscheine auf Aktien gekauft. Ich weiß es nicht. Alles ist möglich.

      Die Investoren haben die Aktienkurse jedenfalls nach oben gepusht, weil sie denken, dass auf den Krieg ein Boom folgen wird – wie es beim letzten Irakkrieg der Fall war. Wird das auch diesmal der Fall sein? Ich weiß es nicht. Alles ist möglich.

      Aber einige Dinge sind wahrscheinlicher als andere. Die amerikanischen Truppen sind waffentechnisch so überlegen ... dass es höchst wahrscheinlich ist, dass sie ihren Gegner leicht überwinden werden. Die Fragezeichen beginnen später. Was wird passieren, wenn der Krieg vorbei ist? Wird die Welt dann sicherer sein ... oder gefährlicher? Was werden die USA mit dem Irak tun? Wie viel wird der Krieg kosten? Wer wird das bezahlen? Wie werden die Aktienmärkte ... und die US-Volkswirtschaft reagieren? Ich weiß es nicht. Und auch sonst weiß es niemand auf der Welt.

      Alles was ich weiß, ist, dass die Aktien immer noch teuer sind (ich werde schon fast müde, das immer zu sagen). Sehr wahrscheinlich werden sie noch billiger werden. Aber eine Nachkriegsrally könnte die Kurse lange genug steigen lassen, dass die meisten Leute den langfristigen Abwärtstrend vergessen.

      Ich weiß auch, dass die Geschichte von Gruppen von Menschen gemacht wird, die einem kollektiven Wahn verfallen sind, der von den einzelnen Mitgliedern einer solchen Gruppe nur selten wahrgenommen wird. Ein Investor, der 1999 Technologieaktien kaufte, sah nicht, dass er verrückt handelte.

      Nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Kalten Krieges erklärte Francis Fukuyama das "Ende der Geschichte". Aber nur ein Dutzend Jahre später ist die Geschichte wieder ganz gut im Geschäft. Die USA machen Geschichte, und zwar mit dem ehrgeizigsten außenpolitischen Programm seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs (der Irakkrieg soll zwischen 27 Milliarden Dollar und 1,92 Billionen Dollar kosten!!). Die USA machen auch mit dem fantastischsten Schuldenfinanzierungsprogramm Geschichte.

      Niemals zuvor ist soviel Papiergeld von so vielen Leuten mit so wenig Zweifeln angenommen worden. Und niemals zuvor konnte sich eine Nation mit so vielen Schulden so lange ohne Schuldenzurückzahlung behaupten.

      Ich weiß nicht, wohin diese Dinge führen werden ... aber ich werde Ihnen weiterhin meine unbequemen Überlegungen geben ... mehr dazu weiter unten.

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      Das sind keine gesunden Trends

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Einigen Investoren wird es schon ein wenig schwindlig. Wenn bereits die "Vorkriegsrally" beim Dow Jones zu 700 Punkten Plus führte – was wird dann erst die "Invasionsrally" bringen! Die Kleinanleger sind so davon überzeugt, dass ein Krieg zu steigenden Kursen führen wird – und dieser Krieg ist besonders bullish –, dass sie die Aktienkurse weiter nach oben bieten. Auch der Dollar wurde dadurch mit nach oben gezogen.

      Gleichzeitig sehen die Investoren keinen Grund, warum man jetzt Öl kaufen sollte. Der Ölfuture ist auf unter 30 Dollar pro Barrel gefallen – den niedrigsten Wert seit Anfang Januar. Die Überlegung ist, dass die USA bald den Irak und das irakische Öl kontrollieren werden, so dass das Ölangebot auf dem Weltmarkt steigen wird. Und für die USA ist es auch ökonomischer, Öl aus dem Irak zu beziehen, als es in Alaska mühsam zu fördern. Vielleicht ist es doch kein Zufall, dass der US-Senat gestern aus Umweltschutzgründen ein neues Ölförderungsprojekt in einem Naturschutzgebiet in Alaska verboten hat.

      Aber sogar wenn der Irak mit seinem Öl ein neuer US-Bundesstaat würde, wären die amerikanischen Wirtschaftsprobleme weiterhin gewaltig. Denn Amerika, das "Land der Freien und Heimat der Tapferen", ist das "Land der unterfinanzierten Pensionspläne und Heimat der explodierenden Haushaltsdefizite" geworden. Der Netto-Effekt dieser zwei Trends ist die Ermunterung eines de facto Sozialismus.

      Zu den Pensionsplänen meint Kevin Wagner von Watson Wyatt Worldwide (einer Unternehmensberatungsfirma): "Wir empfehlen den Gesellschaften, ihre Investitionen zurückzufahren, um genug Geld für die Finanzierung der Pensionspläne zu haben. Diese Kürzungen werden sich allerdings auf gesamtwirtschaftlicher Ebene negativ auswirken." Und man kann darauf wetten, dass die Besitzer bestimmter Aktien mit großem Namen leiden werden, weil sie die massiven Pensionsfonds-Verpflichtungen dieser Firmen ignoriert haben.

      Gleichzeitig explodiert das US-Haushaltsdefizit. Zwischen diesen beiden Trends könnte es eine Verbindung geben. Beispiel Illinois: Dort will der Gouverneur eine Anleihe im Volumen von 10 Mrd. Dollar emittieren, um die massiven Pensionszahlungen seines Bundesstaates finanzieren zu können. Mehr als die Hälfte der staatlichen Pensionssysteme ist unterfinanziert (Quelle: Wilshire Associates Inc.).

      In einer gesunden Volkswirtschaft sind es die Unternehmen und die privaten Haushalte, die sich verschulden und investieren. Die Regierung bedient sich am Kapitalmarkt nur wie ein Vogel, der im Mund eines Nilpferds nach Nahrund sucht. In einer kranken Volkswirtschaft ist die Regierung das Nilpferd. Doug Noland von Prudent Bear schreibt dazu: "Die öffentliche Verschuldung stieg (im letzten Jahr) um 11,4 % – das war der erste zweistellige Anstieg seit 1987. Gleichzeitig sind die Unternehmensschulden nur um 1,3 % gestiegen – das war der schwächste Anstieg seit 1992."

      Das sind keine gesunden Trends.

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      Das Informationszeitalter und die "Old School"

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Vor zwei Tagen schrieb Jim Davidson hier im Investor`s Daily einen Gastartikel, in dem unter anderem stand:

      "Bill Bonner und Eric Fry denken, dass die Aussichten für eine wirtschaftliche Expansion nicht gerade gut sind. Sie meinen, dass sich die Schuldenlasten schwer auswirken, und dass die moralische Notwendigkeit der "Bestrafung" der Investoren für die Exzesse der 1990er besteht. Ich hingegen bin nicht davon überzeugt, dass die Aussichten für Aktien schlecht sind. Vor über einem Jahr schrieb ich: "Wenn die Informations-Revolution das Wirtschaftswachstum so erhöhen würde, wie dies die Industrielle Revolution getan hat, dann würde die Wirtschaft um 18 % pro Jahr wachsen. Ich erwarte das nicht. Aber die Zunahme des Wirtschaftswachstums könnte fast jeden überraschen. Ein Teil dieser Überraschung wäre eine sehr viel schnellere Erholung vom Abschwung, als man das in einem normalen Wirtschaftszyklus erwarten könnte."

      Normalerweise kommentiere ich nicht die Meinung von Gastautoren. Aber dieser Artikel hat mich sehr beschäftigt ... ich machte mir jede Menge Gedanken darüber.

      Auch Paul Krugman äußerte sich zu Beginn der 1990er ähnlich wie Jim Davidson vorgestern: Er meinte damals, dass die "alte Schule" der Ökonomen überholt sei. Diese "alte Schule" sagt, dass Investoren für ihre Fehler bestraft werden müssen.

      Spätestens Ende der 1990er wurde es offensichtlich, dass die Investoren hohe Preise für Unternehmen zahlten, die keine außerordentlich hohen Gewinne erwirtschafteten – schlimmer noch, sie erzielten überhaupt keine Gewinne. Sie erzielten keine Gewinne, weil die angebliche Quelle ihrer Profitabilität – die Informationstechnologie – eine Farce war.

      Denn Information an sich macht die Leute nicht reich. Denn sie steht außerhalb des Systems, das Dingen Wert gibt.

      Der Wert von Informationen hängt davon ab, was man mit ihnen macht. Und das hängt von Weisheit, Regeln und Prinzipien ab. Ohne diese Dinge schafft reine Information keinen Wert. Und diese Dinge sind das Ergebnis von Zeit und Erfahrung. Sie sind wertvoll, weil sie über Generationen aufgebaut wurden ... in langen Jahren in der "alten Schule" ... in Bullenmärkten und in Bärenmärkten ... und vielen Episoden der Weltgeschichte. Was sagt uns die "alte Schule"? Sie sagt uns zum Beispiel, dass man billig kaufen und teuer verkaufen sollte. Wenn die Unternehmensgewinne während der Zeit der Spekulationsblase am Aktienmarkt auch deutlich gestiegen wären, dann hätte mich das gefreut. Dann wären höhere Kurse gerechtfertigt gewesen – aber auch dann hätte es keinen Sinn gemacht, Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 100 und mehr zu akzeptieren. Diejenigen, die solche KGVs akzeptierten, wurden bestraft.

      *** Ein Vertreter der "alten Schule", Warren Buffet, sagt: "Was die Öffentlichkeit wirklich ärgert, ist die Tatsache, dass die Vorstandsvorsitzenden sehr reich werden und sehr reich bleiben, während die Aktionäre sehr arm werden." Es gibt heute nur noch wenige "echte" Kapitalisten wie Warren Buffet. Im heutigen modernen Konsumenten-Kapitalismus mögen sich die Kleinanleger zwar über die Parasiten an den Unternehmensspitzen ärgern – aber was können sie schon dagegen unternehmen?

      *** Im Römischen Imperium war das Volk nicht besonders unglücklich. Auch nicht im ottomanischen Reich ... oder in Österreich-Ungarn ... oder im britischen Imperium. In fast allen Fällen waren die Leute in diesen Imperien reicher und gesünder als unter dem Regime, das jeweils folgte. Imperien tendieren dazu, zivilisiert und friedlich zu sein. Im Gegensatz dazu tendieren unabhängige Staaten mit populistischen Führern dazu, die Steuern zu erhöhen und mit anderen Staaten zu kämpfen.

      Ich sehe nicht, was mit Imperien falsch sein sollte. Ich bin weder für noch gegen sie. Ich frage mich nur, ob die USA sich ein Imperium leisten können ... und ich schreibe darüber, um Sie auf die nächste Epoche der Weltgeschichte vorzubereiten. Ich denke, dass die USA auf eine imperiale Rolle zustreben. Wird das gut oder schlecht sein? Wird das eine neue Form des Imperiums werden? Ich weiß es nicht.

      __________________________________________________-


      Entwicklung der US-Konsumentenschulden


      von David Tice

      Ich wüsste nicht, dass der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan seinen Grundbesitz beleiht, um sein Auto oder seine Kleidung finanzieren zu können. Aber ihm gefällt es sicherlich, wenn das der amerikanische Konsument tut. Im Februar sagte Greenspan, dass der absolute Schuldenstand der Verbraucher nicht so wichtig sei; es seien die monatlichen Zahlungen, die zählen würden.

      Hier sind die Fakten: Laut den Zahlen der Fed hat bei den privaten Haushalten das Verhältnis von Schulden zu Einkommen ein neues Rekordhoch erreicht. Normalerweise zahlen die Verbraucher in wirtschaftlichen Krisen ihre Schulden zurück. Im Rezessionsjahr 1991 zahlten die Amerikaner 11 Mrd. Dollar Schulden (keine Hypothekenschulden) zurück. Aber letztes Jahr erhöhten sie ihre Schulden weiter, um 110 Milliarden Dollar!

      Alan Greenspan gab in seiner Februar-Rede vor dem US-Kongress zu, dass die Relation der Konsumentenschulden zum Einkommen der Konsumenten sehr hoch sei. Trotzdem hielt er daran fest, dass es nicht die Schulden seien, die relevant seien, sondern die monatlichen Belastungen aus diesen Schulden. Und diese monatlichen Belastungen "geben derzeit keinen Grund für signifikante Sorgen." Aber auch das Verhältnis von Schuldendienst zu Einkommen hat die Rekorde der 1980er Jahre erreicht – und das trotz ultra-niedriger Zinsen.

      Ganz bestimmt haben die niedrigeren Zinssätze den Konsumenten erst solche Schuldenlasten ermöglicht. Aber die Konsumenten haben auch die Laufzeiten ihrer Kredite und Hypotheken verlängert. Diese Kombination führte dazu, dass das Verhältnis von Schuldendienst zu Einkommen bis jetzt "nur" das Niveau der 1980er Jahre erreicht hat, ohne es zu übersteigen.

      Meiner Ansicht nach wird die derzeitige Verschuldung der Konsumenten deren Ausgaben in jedem Fall beeinträchtigen – auch im Fall des "best case"-Szenario (kein Einbruch der Immobilienpreise und keine Zinssteigerungen). Warum? Die Konsumenten haben es übertrieben.

      Nehmen wir als Beispiel die Bereitschaft der Konsumenten, für neue Autos Kredite mit 6jähriger Laufzeit aufzunehmen (solche Kredite sind für 21 % der Autofinanzierungen verantwortlich).

      Ein genauer Blick auf die Konstruktion solcher Kredite zeigt, warum die monatlichen Belastungen zunächst niedrig bleiben, obwohl die Summe der Kredite explodierte. Laut den Zahlen der Fed finanzieren die Autohändler durchschnittlich 96,71 % des Kaufpreises eines neuen Autos, und die durchschnittliche Dauer dieser Finanzierungen liegt bei 57,51 Monaten. 1985 lagen diese Zahlen bei 91 % und 51,3 Monaten. Dank der niedrigeren Zinssätze sind die monatlichen Zahlungen heute minimal niedriger als damals. Aber weil der durchschnittlich zu finanzierende Betrag von 9.965 Dollar auf 26.647 Dollar gestiegen ist, ist der Anteil dieses Betrags am Jahreseinkommen von 77 % auf 96 % gestiegen. Das Ergebnis ist eine höhere Schuldenlast ohne höhere monatliche Belastungen.

      Bis jetzt wird der Konsum noch gefördert, indem neue Autos sogar zu mehr als 100 % finanziert werden! Aber irgendwann werden die Konsumenten gezwungen sein, entweder weniger Autos zu kaufen oder woanders zu sparen.

      Der Hypothekenmarkt hat es den Konsumenten leicht gemacht, Wohnungseigentum zusätzlich zu belasten. Laut einer Studie von CIBC World Markets war das Geld, das die Konsumenten dadurch erhielten, für fast 1/3 des Zuwachses der Konsumausgaben im letzten Jahr verantwortlich. Obwohl die Immobilien-Bullen darauf setzen, dass die Immobilienpreise weiter steigen werden, was weiter höhere Hypotheken ermöglichen würde, glaube ich, dass die Immobilienpreise nicht in den Himmel steigen können. Laut CIBC World Markets sind die Immobilienpreise in realen Preisen seit 1995 um 32 % gestiegen. Das ist ungefähr das Doppelte von dem, was wir in früheren Immobilien-Booms gesehen haben. Aber die Ergebnisse der Vergangenheit müssen natürlich kein Indikator für die Ergebnisse der Zukunft sein.

      Auch wenn die Zinsen niedrig bleiben und die Immobilienpreise stagnieren, dann könnten neue Regelungen der US-Hypothekenbanken die Zahl der Refinanzierungen drastisch verringern. Diese Hypothekenbanken haben Pläne, bei neuen Refinanzierungen eine Gebühr von 1/8 % zu erheben, was einige Konsumenten abschrecken könnte. Aber weniger neue Refinanzierungen wirken sich direkt bei den Konsumausgaben aus.

      Von Oktober 2001 bis Ende 2002 ist die Sparrate (Anteil der Ersparnisse am verfügbaren Einkommen) von 0,3 % auf immerhin 4,1 % gestiegen. In diesem Zeitraum sind die Konsumausgaben real gesehen unterdurchschnittlich gewachsen, trotz der Refinanzierungen. Das war auch in den letzten beiden Perioden mit steigenden Sparraten der Fall. Wenn diese neue Sparsamkeit so weitergeht – wovon ich ausgehe –, dann können wir damit rechnen, dass die Konsumausgaben eine Zeitlang unterdurchschnittlich wachsen werden.

      Trotz des Refinanzierungsbooms ist die Zahl der persönlichen Pleiten im letzten Jahr auf einen Rekordwert gestiegen (+6 % gegenüber 2001). Die jüngsten Zahlen: In der Woche, die am 7. Februar 2003 endete, gab es 32.223 persönliche Pleiten – das ist das höchste Niveau seit Anfang November 2002.

      Während die Zahl der persönlichen Pleiten steigt, verlangsamt sich der Zuwachs bei den Konsumausgaben. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im letzten Jahr um nur noch 3,4 %, das ist der niedrigste Anstieg seit 1993. Ich kann daraus nur schließen, dass der Refinanzierungs-Boom nicht ewig anhalten wird, und dass der durch die neuen Hypotheken bis jetzt kräftig sprudelnde Geldfluss irgendwann austrocknen wird. Bereits jetzt scheint die Zahl der Anträge auf Hypotheken-Erhöhungen ihren Höhepunkt erreicht zu haben.

      Man kann nur hoffen, dass die Konsumenten ihre Schuldenlast so leicht managen, wie sie das in den 1980ern getan haben. Aber das sind keine bullishen Aussichten. Es ist schwierig, zu sehen, wie die Bau- und Autoindustrie die Ergebnisse der letzten Jahre wiederholen könnten.

      Aber gerade diese Industrien sind normalerweise in einer Wirtschaftserholung der Wachstumsmotor – und jetzt geht ihnen der Sprit aus. Angesichts der Tatsache, dass ein großer Teil des Zuwachses der Konsumausgaben letztes Jahr durch die Erhöhung der Hypotheken zustande kam, frage ich mich, wie die Konsumausgaben ohne diese Unterstützung aussehen werden. Meiner Meinung nach ist es der Level der Konsumausgaben nach dem Platzen der Spekulationsblase am Immobilienmarkt, der "Grund zur Besorgnis" geben wird.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 22.03.03 00:52:38
      Beitrag Nr. 2.344 ()
      Die Militäraktion gegen den Irak, Kriegskosten und was noch daraus werden kann

      21.03.2003)

      Jeder weiß, dass der Irak-Konflikt und die jetzt angebrochenen Kampfhandlungen viel Geld kosten. Bislang wird weithin davon ausgegangen, dass die USA im Gegensatz zum ersten Golfkrieg von 1991 die Kosten fast ausschließlich tragen. Die Regierung Bush lässt sich zu deren Deckung zunächst 100 Milliarden Dollar zusätzlich vom Kongress bewilligen. Dies klingt alles so selbstverständlich, aber es wird gemeinhin übersehen, dass das Haushaltsdefizit in Washington bereits ohne diese Kosten am Explodieren ist.

      Wer die Mittel bereitstellt, die zum Wiederaufbau des Irak nach den noch zu erwartenden militärischen Schlägen benötigt werden, ist noch offen. Wahrscheinlich wird sie das Land selbst tragen und dafür auf unabsehbare Zeit einen großen Teil seiner Einnahmen aus dem Ölexport bereitstellen müssen. Doch es wird eine Vorfinanzierung erforderlich sein. Die Kapitalmärkte werden dies spüren.

      Professor William Nordhaus von der Yale University hat sich die Mühe gemacht und die Kosten nennenswerter Kriege der USA seit 1775 ermittelt. Um sie vergleichbar zu gestalten, hat Nordhaus die absoluten Kosten auf den 2002 gegebenen Dollar-Wert hochgerechnet. Zudem hat er die Kosten pro Kopf der US-Bevölkerung aufgeteilt und auch in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der USA im jeweiligen Zeitraum dargestellt.

      Der mit Abstand teuerste Krieg der Neuzeit war der Zweite Weltkrieg mit Pro-Kopf-Kosten von 20 388 Dollar oder 130 Prozent des BIP. Es folgt der Koreakrieg (1950 bis 1953) mit 2266 Dollar beziehungsweise 15 Prozent. Der sehr viel längere Vietnam-Krieg (1964 bis 1972) kostete pro Kopf der Bevölkerung 2204 Dollar und 12 Prozent des BIP. Der erste Golfkrieg schließlich, der 1990 vorbereitet und 1991 geführt wurde, belastete jeden Amerikaner mit 306 Dollar oder machte 1 Prozent des BIP aus.

      Was die nun laufende Militäraktion anlangt, so können überhaupt keine Aussagen getroffen werden. Die Dinge pflegen in solchen Situationen meist anders zu laufen, als es geplant war. Durchaus vorstellbar ist daher auch, dass die Kosten noch geringer ausfallen als beim ersten Golfkrieg.

      Doch es muss auch die Frage gestellt werden, ob der Angriff auf den Irak nicht nur der erste Schritt in einer ganzen Serie ähnlicher Aktionen sein könnte, die später vielleicht einmal der "Krieg im Mittleren Osten" genannt werden.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 22.03.03 00:55:41
      Beitrag Nr. 2.345 ()
      Wussten Sie schon, dass...?
      (21.03.2003)

      China war im vergangenen Jahr mit 52,3 Milliarden Dollar der größte Empfänger ausländischer Direktinvestitionen in der Welt. In den beiden ersten Monaten 2003 allein sind dem Land weitere 11,1 Milliarden Dollar zugeflossen

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 22.03.03 00:57:04
      Beitrag Nr. 2.346 ()
      Avatar
      schrieb am 22.03.03 00:59:04
      Beitrag Nr. 2.347 ()
      Auftragsfertiger Solectron entlässt 12.000 Mitarbeiter

      (Instock) Die Hightech-Krise zwingt Solectron (NYSE: SLR), einer der weltweit größten Auftragsfertiger für die Elektronikindustrie, zu weiteren Massenentlassungen. Der Konzern kündigte den Abbau von 12.000 der 74.000 Stellen an. In den vergangenen drei Jahren hatte der Konzern bereits 40.000 Angestellte entlassen. Zusätzlich zum Stellenabbau werde es auch zu einer neuen Welle von Fabriksschließungen kommen, berichtet das "Wall Street Journal". Nach Vorlage schlechter Quartalszahlen gab Solectron-Chef Mike Cannon einen pessimistischen Ausblick: "Die Märkte für unsere Kunden bleiben schwach und der Wettbewerb um das Neugeschäft ist intensiv".
      [ Freitag, 21.03.2003, 14:12 ]
      ____________________________________________
      Die Wirtschaft wächst auf dem Papier
      :D
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:42:27
      Beitrag Nr. 2.348 ()
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:46:07
      Beitrag Nr. 2.349 ()
      Die Baisse dauert an!

      Die Finanzmärkte liegen im Sog der Ungewissheit über den Ausgang des Irak-Krieges. Fundamentale Indikatoren geben widersprüchliche Signale. Es ist ein “Spielermarkt” mit hoher Volatilität. Keinesfalls ein Feld für Witwen und Waisen.

      Die kurze Erholung war durch “Shortcovering” geprägt. Der Markt war überverkauft. Inzwischen ist die Rally schon wieder überkauft. Das Momentum lässt nach. Der Krieg ist in vollem Gange. In der kommenden Woche könnte der Markt wieder den Rückwärtsgang einlegen. Krieg ist Zerstörung von Mensch, Material und Kapital. Die Finanzierung eines Krieges und die Zeit danach stellt die USA vor ungeahnte Probleme. Ausländer ziehen ihr Kapital aus USA ab. Die riesigen Defizite auf allen Gebieten lassen den Amerikanern wenig Spielraum für großartige Kapriolen.

      George W. Bush wird persönlich unangenehme Erfahrungen machen müssen. Er wird von dem Rest der Welt in “die Ecke gestellt.” Ignoranz und Arroganz kommen vor dem Fall”!


      _______________________________________________





      20.3.2003 hb@Evotrade.de

      Auftakt mit der Kriegstrommel

      Die Krise nimmt ihren Lauf


      Der Krieg gegen den Irak hat am 20. März 2003 begonnen. 90 Minuten nachdem das Ultimatum, daß Saddam Hussein den Irak binnen 48 Stunden verlassen sollte. Dieser Aufforderung kam Saddam nicht nach und hatte Vergeltung gegen die USA angedroht.

      Einige Ziele in Bagdad wurden von der US Army ins Visier genommen. George W. Bush verkündete, daß es u.U. länger dauern könnte, um zum Ziel zu gelangen. Heute sollte noch ein kraftvoller Massenangriff aus der Luft gestartet werden. Weltweit finden Massenproteste gegen den Krieg statt. Krieg ist keine Lösung. Jedoch die USA haben sich in eine Doktrin verrannt und sind gewillt, Massensterben und Zerstörung in Kauf zu nehmen. Es ist nicht zu glauben, daß die amerikanische Führung im 21. Jahrhundert noch im mittelalterlichen Stil verharren. Bagdad hat sich vorgenommen Kuweit als erstes in Angriff zu nehmen. Mit Zynismus nehmen die Kriegsgegner “Gottes Hilfe” in Anspruch, nicht wissend, daß Krieg von Gott nicht gutgeheißen wird. Einer wird sterben, Hussein oder Bush? Bush ist ein “Heuchler”! Er ist noch ein “Steinzeitmensch”!

      Die Verantwortlichen der kriegsführenden Parteien scheinen “Psychiatrischen Kliniken” entsprungen zu sein. Man kann sie nicht ernst nehmen. 1933 hatte die ganze Welt ebenfalls zugesehen, wie ein Diktator die Welt in Aufruhr versetzt hatte. Die selbe Geschichte wiederholt sich. Dramatische Ereignisse werden die nahe Zukunft überziehen.

      Die Welt ist wieder einmal in Aufruhr und dieser Zustand wird böse enden!

      Zitat der Woche
      -------------------------------------------------------------------
      <Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen.
      Only the dead have seen the end of war.>
      <Platon, lat. Plato>
      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 15:52:19
      Beitrag Nr. 2.350 ()
      24.3.03 Anleiheschrott bringt Glanz ins Depot

      Hochverzinsliche Anleihen sind nicht immer auch renditeträchtig. Kursverluste drohen. Alternative Anlagestrategie: Fonds. Sie federn die Risiken der Junkbonds ab


      von Torsten Schubert

      Mit Geld kann man alles kaufen, sagt der Volksmund. Auch Anleger. Das nutzen Unternehmen und andere Institutionen, die sich dringend benötigtes Kapital über die Ausgabe festverzinslicher Wertpapiere beschaffen. Immer dann aber, wenn die finanzielle Bonität nicht ausreicht, um sich Geld zu den Konditionen für erstklassige Schuldner zu borgen, müssen die Emittenten noch ein paar Prozent draufpacken. Denn je höher das Risiko, desto mehr Rendite will der Anleger sehen. Gerade der Renditeaspekt ist es denn auch, der nicht wenige Anleger zu Junkbonds, alternativ zu speziellen Fonds für hochverzinsliche Anleihen greifen lässt.

      Doch es gibt noch einen anderen Grund, warum die Renditen etlicher Anleihen bisweilen astronomische Größenordnungen erreichen: die Situation nämlich, wenn wie so häufig in den vergangenen drei Jahren Schuldner in finanzielle Bedrängnis geraten. Woraufhin die Kurse der dann als latent Not leidend geltenden Papiere ins Bodenlose stürzen; die Renditen auf der anderen Seite drastisch ansteigen. Die Börse spricht dann von Junkbonds (Schrottanleihen).

      „Nach dem Zerplatzen der Börsenblase Anfang 2000 ist die Verschuldung bei zahllosen Unternehmen rapide angestiegen, weil viele Firmenmanager meinten, Umsatzwachstum auf Kosten der Kreditqualität generieren zu müssen", erinnert sich Peter Becker, Experte für hochverzinsliche Anleihen bei HSBC Trinkaus & Burkhardt.

      Die Folge: Im Januar 1999 lagen die Renditeaufschläge für BBB-Anleihen gegenüber erstklassigen Bundespapieren bei 70 Basispunkten. Inzwischen ist diese auch Spread genannte Prämie auf 175 bis 180 Basispunkte, entsprechend rund 1,8 Prozentpunkte angestiegen.

      Eine Entwicklung, die nicht unbemerkt geblieben ist; sogar nachhaltige Konsequenzen nach sich gezogen hat. Denn in der Finanzwelt wachen so genannte Rating-Agenturen über die Kreditwürdigkeit der Emittenten und damit über die Qualität der Anleihen. Zu den Top-Adressen in diesem Geschäft gehören etwa Standard & Poor`s und Moody`s Investor Service.

      Dort untersuchen und bewerten Spezialisten die Bilanzen all jener Firmen, die an den internationalen Kapitalmärkten als Schuldner auftreten. Die Palette ihrer Bewertungsnoten reicht dabei von AAA schrittweise über 2fach A, A, BBB, BB, C bis hin zu D. Das 3fache A ist die bestmögliche Note und gleichbedeutend mit einem solide finanzierten und gesunden Unternehmen. Wer mit D eingestuft wird, ist schlicht konkursreif. Je schlechter also die Bonitätseinstufung, desto höher das Ausfallrisiko - aber auch die erzielbare Rendite.

      Entscheidend ist indes nicht allein das augenblickliche Rating, sondern auch mögliche Veränderungen zum Positiven, viel mehr noch zum Negativen. Letztere Richtung hat im vergangenen Jahr nach einer Untersuchung von Diane Vazza, Rating-Expertin für Anleihen bei Standard & Poor`s in New York, fast dramatische Ausmaße angenommen. „Das Jahr 2002 war mit 67 Rating-Abstufungen unter den weltweit großen Unternehmen das negative Rekordjahr in der modernen Geschichte der Finanzmärkte", so ihr Resümee.

      ... Doch nicht genug der schlechten Nachrichten. „Nicht einmal einem Viertel der Fallen Angels im Zeitraum der vergangenen 16 Jahre ist es gelungen, eine Wiederanhebung der Qualitätsnote zu erreichen", berichtet Diane Vazza. Seit Anfang 2000 ist gar nur ein Einziger aus einer Gruppe von 161 Abwertungsopfern wieder in die Liga der Firmen aufgestiegen, deren Schulden die Note „Investmentgrade" aufweisen - und zwar der Betreiber von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, HCA Management Services, aus dem Country-Music-Eldorado Nashville. Der Rest wird vermutlich auf unabsehbare Zeit im Nirwana der Finanzmärkte verschwunden bleiben und allenfalls die Herzen derjenigen beglücken, die auf der Jagd nach Renditen oberhalb des Niveaus einer Bundesanleihe sind.

      Eine Besserung der Lage ist aus Sicht von Diane Vazza zumindest für 2003 nicht zu erwarten. „Nochmals mehr als 60 Unternehmen stehen kurz vor einer Abwertung." Dem mag Peter Becker von HSBC nicht grundsätzlich widersprechen. „Ich glaube aber, dass sich in Europa die Qualitäten in diesem Jahr auf Triple-B-Niveau stabilisieren werden", lautet seine Einschätzung. Für 2004 sieht Becker sogar wieder eine schrittweise Verbesserung der Anleihequalitäten in Richtung A-Rating. ... (Welt, 23.3.03)
      Kommentar: Anstatt aus der Vergangenzheit zu lernen, daß Rendite in einem zerfallenden System völlig unerheblich ist, möchten nun immer mehr Anleger maximale Rendite haben. Dazu kommen zunehmend Schrott-Anleihen ins Visier. Das hohe Ausfall-Risiko wird überhaupt nicht beachtet. Wie es kommen muß: Es wird einen Anleihen-Crash geben, in dem die Schrottanleihen am meisten einbüßen werden. Das Verlustvolumen wird das vom Aktienmarkt bei weitem übertreffen.
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      Verbraucherschützer warnen vor Run auf Lebensversicherungen

      Wegen Steuerpläne übereilte Abschlüsse befürchtet


      Frankfurt/Main - Verbraucherschützer befürchten knapp vier Jahre nach dem letzten Massenansturm auf Kapitallebensversicherungen eine neue Welle unüberlegter Vertragsabschlüsse. Damals stürzten sich Millionen verunsicherter Bürger in die Policen, weil sie Regierungsplänen zur Besteuerung von Zinserträgen noch schnell ein Schnippchen schlagen wollten. Die Steuer kam nie. Aber die Leute saßen in ihren Verträgen fest.

      Jetzt ist wieder die Abschaffung von Steuervorteilen im Gespräch.

      Ruth-Anna Büttner von der Verbraucherzentrale Hessen sagt: "Zehntausende, die um den Jahreswechsel 2000 abgeschlossen haben, sitzen heute bei uns in der Schuldnerberatung. Das Geld reicht hinten und vorne nicht aus und sie wollen aus den Verträgen wieder raus", erzählt die Fachfrau aus der täglichen Praxis und kritisiert: "Mit dem Argument Steuern zu sparen, wird in Deutschland offenbar immer besonders gut verkauft." Der Katzenjammer danach sei jedoch meist groß. Jeder zweite Vertrag wird Büttners Angaben zufolge von den Kunden vorzeitig gekündigt.

      ... Genährt werden die Sorgen der Verbraucherschützer zusätzlich durch folgendes Paradoxum: Obwohl die Branche in einer gewaltigen Krise steckt, Lebensversicherer tief in den roten Zahlen sitzen und ständig Hiobsbotschaften über sinkende Renditen auf die Kunden niederprasseln, boomt zurzeit das Geschäft mit Neuabschlüssen. "Als Reflex auf die schlechte Börse suchen Verbraucher immer noch verstärkt Sicherheit", weiß Grieble.
      ... (Welt, 24.3.03)
      Kommentar: Wer heute noch eine Lebensversicherung abschließt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. In einem Umfeld, in dem zwei Drittel der Versicherer in Problemen stecken noch Geld in ein marodes System investieren zu wollen ist schon mehr als wagemutig. Dabei spielt die angebliche Steuerersparnis in Zukunft überhaupt keine Rolle mehr, weil die Einkommen so weit sinken werden, daß gar keine Steuern mehr gezahlt werden und demnach auch nichts mehr eingespart werden kann.

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      22.3.03 Krieg stellt Anlegern viele Fallen

      Börsenpsychologen warnen vor falschen Schlüssen - Rückblicke nicht hilfreich


      von Jens Wiegmann

      Berlin - Die spinnen, die Anleger. Erst meiden sie wochenlang aus Angst vor einem Irak-Krieg Aktien und investieren massiv in festverzinsliche Wertpapiere und Gold. Und gleich einen Tag nach Beginn der Kampfhandlungen stürzen sie sich wie Lemminge in den deutschen Aktienmarkt. Dieser Schluss lag jedenfalls am Freitag nah, als der Dax in nur wenigen Stunden um 3,7 Prozent auf 2700 Punkte kletterte. Nach Ansicht der Diplom-Psychologin und Börsenexpertin Monika Müller ist der Kursaufschwung jedoch leicht nachvollziehbar: "Für mich wird hier eher ein rationales, gewinnorientiertes Verhalten sichtbar." Die Situation sei völlig anders als nach den Terroranschlägen im September 2001, als Banker und Börsianer selbst direkt betroffen waren: "Da haben viele irrational und emotional gehandelt."

      Schon seit einiger Zeit ist wieder die alte Börsenweisheit im Umlauf, wonach man Aktien kaufen soll, wenn die Kanonen donnern. Nun sei eben das eingetreten, was prognostiziert und erwartet worden war, sagt Müller, die private und institutionelle Investoren berät. "Viele Leute haben das gehört und gelesen, und springen jetzt auf den Zug auf." Die Expertin sieht allerdings weniger Privatanleger am Werk, die auf eine Trendumkehr setzen, als vielmehr professionelle Investoren, die kurzfristige Möglichkeiten nutzen. Der aktuelle Trend ist nach Ansicht Müllers nicht nur im Krieg begründet. "Es ist grundsätzlich eine Menge Kapital vorhanden, das investiert werden will, wie man zum Beispiel gerade an der Kursexplosion der Bayer-Aktie sehen konnte."

      Die Marktteilnehmer hätten sich schon seit geraumer Zeit auf die Stunde X vorbereitet, sagt Joachim Goldberg, Geschäftsführer der auf die Analyse von Anlegerverhalten spezialisierten Firma Cognitrend. "Viele sind schon vorher aktiv geworden aus Angst, den besten Zeitpunkt zu verpassen." ... (Welt, 22.3.03)
      Kommentar: Die alten Grundsätze für Börseninvestments sind nichts mehr wert, weil wir uns nicht in einer normalen Wirtschaftsphase, sondern einem zerfallendem System befinden. Die langfristige Entwicklung kann nun nur noch “abwärts” heißen, da die Kapitalkosten unabhängig von allen angeblichen Kriegserfolgen, jede Entwicklung sofort abwürgt. Es handelt sich also an der Börse nur um ein vorübergehendes Strohfeuer, dem ein baldiger Crash folgen wird. Um aus der Börse auzusteigen, dazu eignet sich dieses Strohfeuer allerdings gut.
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      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:02:31
      Beitrag Nr. 2.351 ()
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      spatzseite
      Was sie eigentlich für wahr halten:

      DIESE WOCHE
      Nachdem wir nun erleben müssen, wie ein Krieg gegen alle Regeln des Völkerrechts auch heute noch möglich ist, befaßt sich der Spatz mit dem Mechanismen der macht und der Propaganda. Er analysiert die menschenverachtenden Machtspiele hinter den Kulissen und der Leser kann sich Gedanken darüber machen, was er da eigentlich als Demokratie bezeichnet...



      Die nackte Gewalt

      "Kriegsverbrecher werden strafrechtlich verfolgt werden" (…) "Ein Weg zum Frieden, das ist es, was wir gewählt haben" (George W. Bush in seiner jüngsten Rede an die Nation)

      Nach Präsident Bush hatte Saddam Hussein und seine Söhne schließlich die Wahl, das Land verlassen oder Invasion. Weil Gefahr bestand, daß sie, wie alles andere auch das erfüllen könnten, schob der freiheitlich Demokrat rasch nach. Wir werden das Land trotzdem erobern. Was er nun auch tut. Wahrheit, Recht, Gesetz - alles Quatsch. Ammenmärchen für Kinder. Aber auch die "Vernunft", und deshalb hatte sich der Spatz geirrt, als er nicht an den Krieg glauben wollte. Wer, außer Vollidioten oder wenn er dafür ordentlich bezahlt wurde, wird den USA noch irgend etwas glauben. Wenn doch, dann ist ihm nicht zu helfen.

      Die Eroberung wurde nach veröffentlichten Dokumenten bereits 1992 geplant. Ebenso wurde mit dem "Clean Break" Konzept des Herrn Wolfowitz schon 1996 der Bruch des ohne den Segen der USA zustande gekommenen Oslo-Abkommens zwischen Israel und den Palästinensern beschlossen, und die Folgen der Sharon Provokation auf dem Tempelberg im Jahr 2000 vorbereitet. Wegen des Oslo-Abkommens wurde General Rabin - durchaus ein Jünger Gideons, aber einer der auch die Interessen des eigenen israelischen Volkes im Kopf hatte - wie viele demokratische Politiker in vielen Ländern des freiheitlichen Westens (seit Lumumba im Kongo, aber im Grunde gehörte Hitler ja auch zu dieser Sorte), die sich nicht an das hielten, was diejenigen, die sie an die Macht gebracht hatten, von ihnen verlangten, durch brauchbare "Terroristen" mit dem Entzug des Lebens abgestraft.

      Die Eroberung des Irak mußte geschäftlich und propagandistisch vorbereitet werden. Dazu wurde das Volk mit Hilfe der UNO-Sanktionen erst ausgehungert und verarmt, um mit ordentlicher Wut auf die eigene Regierung, die Besatzer und ihre freiheitliche Demokraten gebührend zu begrüßen. Wir kennen das in Deutschland aus eigener Erfahrung und sind bis heute noch "dankbar". Der Irak war vorher kräftig aufgerüstet werden, um wie es Truman 1941 im Parlament wörtlich sagte "by that way let them kill as many as possible" (gemeint waren damals Russen und Deutsche) das gleiche mit Irakern und Iraner zu praktizieren. Zu dem Zweck brachten sie "our son of a bitch" dort an die Macht. Was der Irak in zwei Etappen erlebt, geschah im 2. Weltkrieg und dem sich unmittelbar anschließenden Verrat am US-Verbündeten Rußland in einem Zuge.

      Mit Massenvernichtungswaffen, Terroristenunterstützung etc. hat das alles nichts zu tun, wobei nicht ausgeschlossen ist, daß dergleichen aus westlichen Lieferungen noch irgendwo und kaum mehr brauchbar versteckt liegt. Doch ist so gut wie sicher, daß die Invasionstruppen solche Waffen finden werden, vielleicht auch Gaskammern oder wer weiß, was die Medienspezialisten für die Umerziehung der Irakis zu strammen Amerikagläubigen, sonst so bestellt haben.

      Wenn der Sprecher des Vatikan, Joaquin Navarro-Valls, am 18.3. verlauten ließ: "Wer immer entscheidet, daß alle friedlichen Mittel unter internationalem Recht ausgeschöpft sind, übernimmt eine große Verantwortung vor Gott, seinem Gewissen und der Geschichte" hat Herr Bush damit kein Problem. Gott steht so wieso auf seiner Seite, sein Gewissen liegt in der Brieftasche und seine Außenpolitik ist nicht arroganter als die von J.F. Kennedy gegenüber Vietnam and Kuba - und was haben die Medien aus diesem Martyrer, trotz Niederlage gemacht. Bush weiß, daß er siegt, hat er das Land doch im Namen der UNO ausspionieren und entwaffnen lassen. Er ist Amerikaner genug um zu wissen: "Der Erfolg heiligt alle Mittel und den Erfolgreichen". In dem Sinne sieht Bush dem Urteil der Geschichte gelassen entgegen. Das "kreuzige ihn" ist kurz, dann kommt das "Hosianna" wegen der "großartigen Mission" für Freiheit und Demokratie, und den Extragewinn, der dafür zu zahlen ist.

      "Im Vertrauen auf Gott?" Alle Welt weiß, daß Bush ein bekennender Christ ist? Erst kürzlich sagte am 14.3. in CBS News ein Charles Colson, das katholische Gegenstück zu den christlichen Fernsehpredigern, die ihre Zusatzgeschäfte mit blutigen Diamanten aus dem Kongo machen: "Ich kenne ihn seit langem" (...) "über die Jahre habe ich mit ihm über seinen Glauben gesprochen. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß er ein Wiedergeborener ist und seinen Glauben ernst nimmt. Er ist ein wundervoll godly man, der den Tag mit einem Gebet beginnt und der sein Leben voll Christus geweiht hat". Ist Lustmord Sache eines "godly man" oder was ist der Angriff auf ein entwaffnetes Land anderes: Befreiung natürlich. Doch angeblich christliche Fundamentalisten in den USA wollen den Kreuzzug.

      Hören wir Colson weiter: Im gleichen Interview unterstützte er die neuen Polizeistaatsmaßnahmen der freiheitlichen USA, die ja bald auch hier greifen werden: "Wie kann man wissen, daß man alle (Terroristen) ausgeschaltet hat. Wie weiß man, wann die Kinder, die diese unglaublich radikalen islamischen Lehren über sich haben ergehen lassen, zuschlagen. … Diese und die nächst Generation müssen mit dem Terrorismus leben. Das ist in der Natur des Islam." Haben denn die Schüler, die in Jonesboro, Springfiel, Pearl, Paduca, und an anderen Schulen, über die das Fernsehen nicht mehr weltweit berichtete, haben diese Schüler, wenn sie Mitschüler und Lehrer aus computerspielerischem Lustmordgefühl abgeschossen haben, denn islamische Schulen besucht? Wenn man Colson hört, könnte man das meinen. In der 200 jährigen Geschichte der USA wurde das Böse, das man vor hatte, immer auf den Gegner projizierten, weil man die meisten Kriege trickreich gewann, fiel es auch nicht auf.

      Was juckt einen Colson die "Wahrheit", solange das, was gesagt wird, sich auszahlt? Was jucken Bush und Co. Einwände. Sie halten es wie die Roten und Grünen, man mag ihre Behauptungen 100 Mal widerlegt haben, sie werden einfach weiter behauptet, so lange sich das für ihre Zwecke auszahlt. So muß man wohl auch die allmorgendliche Jesus-show für die Medien im Hause Bush sehen. Wiederholen, bis die Wahrheit an der großen Zahl der heuchlerischen Falschmeldungen erstickt ist. Doch siehe Pilatus.

      Das Gedächtnis der Menschen ist kurz, weiß Bush und diejenigen, die für ihn Politik machen. Wer denkt noch an seine Worte im Wahlkampf 2000: "Wenn wir eine arrogante Nation sind, wird man uns nicht mögen, doch wenn wir eine demütige Nation sind und stark, wird man uns willkommen heißen". Das war in guter Medien-Talkmanie gesprochen. Die Hälfte ist werbewirksamer Quatsch, der Rest ein Signal für Eingeweihte. Das mit der Demut war der Quatsch, das Signal hieß "stark". Einzelne erinnern sich, aber einzelne zählen nicht in der außengeleitete Demokratie. "Amerikas Gründer bekämpften ein Imperium, um eine Republik zu gründen, und sie widerstanden fest der Versuchung ein neues Imperium zu gründen…" Taten sie das? Wiederholungen gegen eine 200 jährige ganz andere Geschichte. Doch sind das die Träum aus der politische Werbung die Gewinne einfahren. Denken Sie an Wilsons 14 Punkte im 1. Weltkrieg. Sie brachten den Kriegsgewinn aus gleich zwei Weltkriegen und die Weltherrschaft über die Willigen. Hatte je eine Werbeagentur einen erfolgreicheren Gag?

      Aber keinen Zynismus und auch keine Wut. Die eine verfliegt rasch, der andere vergiftet das Leben. Das weiß auch die gegenwärtige Elite in den USA und rechnet darauf. Sie hat das unter anderem von ihrem Lehrer Leo Strauss in Chicago gelernt, einem "konservativen" Juden aus der Weimarer Republik. Amerika wurde von einigen wenigen, ernüchterten Realisten gegründet, sagte er. (Tatsächlich wurde die Verfassung im kleinen Kreis ausgehegt, darüber wurde nie allgemeinen abgestimmt, sie war wie das meiste Demokratische Politwerbung). Diese Realisten, so Strauss, gingen davon aus, daß es so etwas wie Wahrheit, Gott, Naturrecht und dergleichen nicht gibt. Als Realisten gestanden sie sich das nur in den eigenen Reihen ("esoterisch") ein, sie wußten, daß das den "viel zu Vielen", dem dummen Volk draußen so nicht zuzumuten war. Exoterisch wird dem Volk weiterhin Wahrheit, Gott und Recht verkauft, nur so war es preiswert zu regieren. (Der Lehrer nennt die Elite in Anlehnung an den mißverstandenen Platon gerne Philosophen). Es ist schwer (oder unmöglich), eine Gesellschaft, ohne common sense, ohne gemeinsame Werte und schon gar nicht ohne so etwas wie "Wahrheit" zu regieren. Die "dumme Masse" muß etwas glauben, um von der Elite zu "heroischen" Aufgaben geführt zu werden.

      Wohin soll sie geführt werden, wenn es Wahrheit, Gott und Recht nicht gab? Leo Strauss und seine Jünger, sagen zu "etwas Großem". Was wäre das? Für den Nietzschejaner Strauss waren das ästhetische Werte. Nur diese hielten dem allgemeinen Nihilismus stand, dachte er. Hitler sah das ähnlich, deshalb träumte er am Schluß seiner Tage, als der Endsieg endgültig verspielt war, an den heroischen Untergang des Volkes mit ihm. Das wäre ein einmaliges, in der Geschichte nicht, aber in damals viel gesungenen Liedern wie "nächtlich am Busen zu liegen" geträumtes, "unerhörtes Ereignis" gewesen, und damit durchaus ein würdiges Gesamtkunstwerk moderner Kunst.

      Kollektiver Selbstmord ist zu viel, obwohl das Volk durch die Erfahrungen der Nachkriegszeit nach dem 1., die Forderung der bedingungslosen Kapitulation und die Luftkriegsführung (die sich ja nicht gegen Rüstungsbetriebe sondern gegen Kulturstätten und Wohnungen richtete) im 2. ziemlich weit auf diesen Weg gebracht worden war. Die "viel zu Vielen" lassen sich bedenkenlos für etwas, was Eliten für Großartiges, Heroisches und so weiter halten, opfern, nicht aber für Selbstmord. "Natürlich will das Volk keinen Krieg. Das ist verstanden. Aber es ist immer ganz leicht, das Volk mit sich zu ziehen, ob das nun eine Demokratie tut oder eine faschistische Diktatur, ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur. Abstimmung hin oder her, das Volk kann immer dazu gebracht werden, dem Geheiß des Führers zu folgen. Das ist einfach. Man braucht nur zu sagen, daß sie angegriffen werden und den Pazifisten einen Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und, daß sie das Land einer Gefahr ausliefern. Das funktioniert in allen Ländern" soll Hermann Göring vor dem Nürnberger Gericht gesagt haben (nach G.M. Gilbert Nuremberg Diary aus dem Englischen zurückübersetzt). Bush und sein Team waren und sind der gleichen Meinung.

      Leo Strauß kam aus dem konservativ nihilistischen Europa und hatte gewisse romantische Vorstellungen, was ästhetische Ziele und Zwecke sein könnten. Anders seine amerikanischen Jünger. Sie sind amerikanischer, geschäftstüchtiger und jeder von ihnen, bei Cheny angefangen über Perle bis Wolfowitz repräsentiert nebenbei auch noch eine Firma, die an einem Irakkrieg gut verdient. Ansonsten geht es um das heroische Ziel, der Welt die "exzeptionelle" amerikanische Demokratie zu bringen. Daß dazu einwenige Überbevölkerung geopfert wird, too bad.

      Wenn wir das nicht wollen, was wollen wir statt dessen. Was zahlte sich mehr aus, als trotz anderer Sprüche dabei mitzumachen? Und sind die AWACS, die Fuchspanzer, die "Germans" vor oder hinter US-Kasernentoren und das für den Wiederaufbau versprochene Geld kein "Mitmachen"? Für die billigen anderslautenden Sprüche bekam man die Regierungsverantwortung, um das Soziale an der deutschen Marktwirtschaft abzubauen, was sich mit den Claqueuren für die US-Politik nicht so reibungslos durchführen ließe. Das Hosianna danach kommt bald, wer wollte da außen vor bleiben. Bitte hier keine Entrüstung! Die eigentliche offene Frage lautet, wie ist ohne Wahrheit im nihilistischen Reich der Lüge, Heuchelei und Außenleitung menschliches Zusammenwirken möglich. Können wir ohne Wahrheit, ehrliche und gemeinsame Wahrheit leben auch wenn sich alles andere für diejenigen, die rechtzeitig richtig liegen, besser auszahlen sollte? Also doch Joh. 18, 38?
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:05:44
      Beitrag Nr. 2.352 ()
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 16:22:49
      Beitrag Nr. 2.353 ()
      Wussten Sie schon, dass...?
      (24.03.2003)

      Die Gewinne, die die im Standard & Poor’s 500 Index enthaltenen Unternehmen für 2001 ausgewiesen haben, wären um 69 Prozent geringer ausgefallen, wenn die Firmen die damalige Unterfinanzierung ihrer Pensionszusagen berücksichtigt hätten.

      (Quelle: Credit Suisse First Boston)


      taurosweb.de
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      schrieb am 24.03.03 20:37:40
      Beitrag Nr. 2.354 ()
      „Die Börsen haben das Tief noch nicht gesehen“

      24. März 2003 Hugh Hendry ist nicht nur immer für einen Spruch gut, sondern er hat auch pointierte Ansichten, was die Finanzmärkte anbelangt. Als Hedge Fonds Manager bei Odey Asset Management setzt er sie mit großem Erfolg um.

      In den vergangenen fünf Jahren hat er mit seinem Odey Pan European Fund eine Rendite von etwas mehr als zehn Prozent pro Jahr erzielt. Allein in den vergangenen drei Jahren verbuchte er ein Plus von 42 Prozent. Im FAZ.NET-Interview erläutert er, wie er die jüngsten Entwicklungen einschätzt.

      Was denken Sie über die jüngsten Entwicklungen an den Finanzmärkten?

      Die Lage ist gefährlich. Was mich so bedenklich macht, das ist die Stimmung unter den Anlegern. Normalerweise hassen sie auf dem Tiefpunkt eines Bärenmarktes Aktien, sie haben einfach kapituliert. Wenn man dann Freunden die Nachricht hinterlässt, der Boden sei da, so rufen sie nicht einmal zurück. Aber dieser Punkt ist noch nicht erreicht.

      Woran machen Sie das fest?

      Es wäre wunderbar, wenn man die Emotionen, die die Kapitulation andeuten, kalibrieren könnte. Denn das wäre ein ideales Instrument, um anzuzeigen, wann man einen Markt kaufen kann. Wir beobachten einen Indikatoren, der die Umsätze bei fallenden Aktien analysiert. Danach ist ein Tag dann ein „Paniktag“, wenn 90 Prozent der Umsätze auf fallende Aktien entfallen. An solchen Tagen wollen alle nur aussteigen. Historisch betrachtet haben die Märkte den Boden erreicht, nachdem eine Folge von fünf oder sechs solcher „Paniktage“ zu beobachten war.

      Und das war bisher nicht der Fall?

      Genau. In den Märkten gibt es momentan so gut wie keine Panik. Und wenn es sie gibt, dann ist es die Angst der Anleger, steigende Kurse zu verpassen. Das macht mich nervös. Der einzige „Paniktag“ in jüngster Zeit war am 10. März zu verzeichnen. Typischerweise geht der Markt nach dem ersten „Paniktag“ nach oben. Diese Rally sollte man allerdings zu Verkäufen nutzen.

      Das heißt, sie verkaufen momentan?

      Ja, ich verkaufe. Ich hatte die leer verkauften Positionen vor zwei Wochen geschlossen, nun verkaufe ich, denn der Markt ist technisch betrachtet „überkauft“. Wenn alle dasselbe denken, sollten sie damit beginnen ein neues Buch zu lesen. Als der Golfkrieg vor zwölf Jahren begann, war es für Anleger eine Kaufgelegenheit. Nun glauben alle, diesmal sei es dasselbe.

      Sie sind anderer Ansicht?

      Die Mehrheit glaubt doch, dass wir einen perfekten Krieg sehen werden. Die Risiken werden ausgeblendet. Aus diesem Grund dürfte die aktuelle Rally keinen Bestand haben und innerhalb von wenigen Tagen kann der Markt wieder nach unten drehen.

      Wohin sollen denn die Börsen noch fallen?

      Europäische Börsen haben noch nie ihr Tief erreicht, wenn die Wall Street nicht gleichzeitig unten war. Die amerikanischen Börsen müssen also zuerst technisch einen Boden ausbilden. Das Problem dabei ist, dass Bärenmärkte erst dann zu Ende sind, wenn Aktien im Vergleich mit Anleihen attraktiv bewertet sind. Die Aktien im S&P 500 haben aber auf Basis von Gewinnen, die S&P als „sauber“ betrachten würde, ein Kursgewinn-Verhältnis von 40 und eine Dividendenrendite von weniger als zwei Prozent. Sie sind damit unheimlich teuer. Der Optimismus muss schon sehr groß sein, jetzt an eine Bodenbildung zu glauben. Dafür muss die Dividendenrendite erst über fünf Prozent steigen, der S&P 500 müsste folglich deutlich fallen. In einem mehrjährigen Prozess sogar unter 500 Punkte.
      Es ist immer wieder die Rede davon, dass die amerikanische Administration mit Interventionen die Wall Street stütze. Ändert das etwas am Szenario?

      Das mag sein. Aber Interventionen können einen Bärenmarkt nicht aufhalten . Das beweist allein schon der Blick nach Japan.

      Das heißt, wir werden eine ähnliche Entwicklung wie in Japan sehen?

      Das ist nicht ausgeschlossen. Es könnte allerdings auch ähnlich ablaufen wie in Argentinien. Denn die Amerikaner drucken zu viel Papiergeld und sie sind zu stark abhängig vom Geld ausländischer Anleger. Das macht die amerikanische Währung sehr verwundbar. Der Dollar kann im Extrem gegen den Euro bis auf 1,80 Dollar je Euro fallen, der Goldpreis würde dann bei 800 Dollar je Unze liegen.
      So sind Sie immer noch bullisch auf das Gold und Minenwerte?

      Mein Enthusiasmus ist zwar in den vergangenen Wochen getestet worden, aber ich setze immer noch darauf.

      Im vergangenen August sprachen Sie von einer „Torschlusspanik“ am Rentenmarkt, was ist damit?

      Der Markt ist doch seither ganz gut gelaufen. In den vergangenen Tagen gab es zwar einige Rückschläge, aber ich nutze sie als Kaufgelegenheit im Bund-Future. Denn die USA werden in eine Rezession geraten, Europa befindet sich so gut wie darin. Allerdings sichere ich mich immer mit Stopp-Loss-Orders ab.

      Gibt es so etwas wie eine Asset Allocation und wie sieht die aus?

      20 Prozent Aktienanteil, vor allem Goldminenwerte . 40 Prozent europäische Staatsanleihen und viel Liquidität. Ich setze aber auch auf den Euro gegen den Dollar.

      Wann würden Sie Aktien kaufen?

      Die Märkte liegen alle unter dem abwärts geneigten, 90-tägigen gleitenden Durchschnitt. Das ist eine starke technische Hürde. Sollte sie überwunden werden, würde ich überlegen, Aktien spekulativ zu kaufen. Vorher läuft man nur Gefahr, die Papiere auf einem Dreimonatshoch zu kaufen, nur um danach die Kursverluste einzubuchen.

      Wie müsste mein Portfolio als Kleinanleger aussehen?

      Zehn Prozent in Goldaktien, 60 Prozent in lang laufenden deutschen Staatsanleihen, den Rest in Bargeld. Auf keinen Fall würde ich in den USA investieren .

      Das Gespräch führte Christof Leisinger

      faz.net
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      schrieb am 24.03.03 22:12:30
      Beitrag Nr. 2.355 ()
      Aktienfonds zu verkaufen?

      Von Claus Vogt
      Im Januar haben wir uns etwas ausführlicher der längerfristigen Bedeutung des von Investors Intelligence erhobenen Sentiment-Indikators gewidmet. Leider mußten wir zu dem Schluß kommen, dieser Indikator deute noch immer nicht auf das Ende des langfristigen Abwärtstrends hin. Diesen Monat betrachten wir die Mittelflüsse US-amerikanischer Aktienfonds, da für das Jahr 2002 erstmals seit sehr langer Zeit Mittelabflüsse zu verzeichnen waren. Zu diesem Thema schrieben wir im Juli 2001: „Der letzte säkulare Bärenmarkt begann Ende der 1960er Jahre und endete 1982. Die Phase der Mittelabflüsse begann jedoch erst mit einigen Jahren Verzögerung, also Anfang der 1970er und hielt bis Anfang der 1980er Jahre an. Im Anschluß an die Weltuntergangsstimmung, die die veröffentlichte Meinung nach dem Crash von 1987 ergriffen hatte, kam es dann noch einmal zu einer etwa 1 1/2jährigen Phase enormer Mittelabflüsse. Erst Anfang der 1990er und in geradezu gigantischen Größenordnungen dann zum Ende jener Dekade wurden hohe Mittelzuflüsse scheinbar zur Normalität. Wir gehen davon aus, daß im Laufe der nächsten Jahre auch die Mittelabflüsse wieder zum „Business as usual“ zurückkehren werden. Die Erfahrungen japanischer Investmentfonds verliefen nach ähnlichem Muster.“

      Im zweiten Halbjahr 2002 kam es jetzt also zu Mittelabflüssen, bezogen auf das Gesamtjahr in Höhe von gut 27 Milliarden US-Dollar. Diese 27 Milliarden entsprechen weniger als 1 Prozent der gesamten Aktienfondsvermögen. 1973 wurden 4 Prozent und 1974 3,5 Prozent des Fondsvermögens liquidiert. Der Rückzug der Anleger aus Aktienfonds kam damit aber nicht etwa zu einem Ende, sondern hielt auch während der Jahre 1975, 1976, 1977, 1978 und 1979 an. Während der letztgenannten vier Jahre wurden jeweils zwischen 10 und 12 Prozent des gesamten Fondsvermögens liquidiert. (Quelle: Comstock Partners, www.comstockfunds.com). Ein neuer langfristiger Bullenmarkt begann knapp drei Jahre später.

      Weder der nicht zuletzt von Alan Greenspan immer wieder hochgelobte und auch von uns sehr geschätzte technische Fortschritt noch die von uns so vehement bestrittene „New Era“ haben unserer Meinung nach die menschliche Natur nachhaltig verändert. Grenzenloser Optimismus und Gier in guten Zeiten weichen niedergeschlagenem Pessimismus und Vorsicht in schlechten Zeiten. Wir befürchten, erst den Anfang von Aktienfondsverkäufen gesehen zu haben. Auch dieser Indikator deutet noch lange nicht auf ein Ende des langfristigen Abwärtstrends hin.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


      [ Montag, 24.03.2003, 16:03 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 22:20:16
      Beitrag Nr. 2.356 ()
      Vor allem US-Fondsmanager ziehen in Krisenzeiten Geld aus dem Ausland ab


      Investoren bevorzugen heimischen Markt



      Von Christian Schnell, Handelsblatt


      Home Bias nennen Kapitalmarktexperten den Effekt, dass Investoren gerne im eigenen Land Geld anlegen. Vor dem Irak-Krieg schichteten gerade US-Investoren gewaltig um. Sie haben inzwischen mehr Geld in US-Aktien angelegt als nach den Anschlägen vom September 2001. Ein Ende dieser Entwicklung scheint aber in Sicht.


      FRANKFURT/M. Die Zahlen sind eindeutig: Hatten US-Investoren im Januar noch 50,3 % ihres Aktienportfolios in US-Werten angelegt, so waren es im Februar bereits 55,8 %. Der Trend zur Anlage im eigenen Land erreichte damit einen neue Dimension, lag doch der Schnitt von Inlandsanlagen in den letzten beiden Jahren bei 46,7 %. Selbst nach den Anschlägen vom 11. September 2001 stieg er lediglich auf 50 %. Home Bias nennen Kapitalmarktexperten diesen Effekt, dass Investoren ihr Geld am liebsten im eigenen Land und damit im vermeintlich sicheren Hafen anlegen. Dies ist bereits in Friedenszeiten spürbar, in Krisenzeiten verstärkt sich der Effekt umso mehr.

      Müssen die Aktienmärkte nach dem Ausbruch des Irak-Kriegs deshalb mit weiteren Verschiebungen in institutionellen Portfolios in Richtung US-Aktien rechnen, wie sie bereits seit den Anschlägen vom September 2001 zu erkennen sind? „Die Investoren haben sich vorher bereits positioniert und warten nun erstmal ab“, sagt Hendrik Garz von West LB Panmure. Der Home-Bias-Effekt könnte sich seiner Ansicht nach in den nächsten Tagen und Wochen höchstens verstärken, wenn es zu Anschlägen in der westlichen Welt käme, oder wenn der Krieg länger dauern würde als erwartet. Erst dann erscheint es möglich, dass US-Investoren, die traditionell besonders gerne im eigenen Land anlegen, noch einmal in Richtung Heimat aufstocken. Generell gilt jedoch weiterhin, dass der Trend der letzten anderthalb Jahre bei Investoren aus USA, Europa und Japan hin zu US-Aktien und weg von kontinentaleuropäischen Werten geht. Strategen interpretieren dies so, dass den US-Aktienmärkten der Status als sicherer Hafen zugebilligt wird.

      Einen nachhaltigen Schaden für den Aktienmarkt in Deutschland oder im Euroraum sehen sie aber noch nicht. „Das ist im Moment bestenfalls ein kurzfristiger Effekt“, sagt Werner Bader von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Generell werden Fondsmanager auch in Zukunft dort investieren, wo sie die beste Performance erzielen können. Für den deutschen Aktienmarkt ist ihm deshalb auch bei einem anhaltenden Krieg in den kommenden Wochen nicht bange. „Die US-Investoren spielen hier zu Lande nicht die Rolle, die ihnen gerne zugebilligt wird“, sagt auch Hendrik Garz. Eine größere Gefahr besteht umgekehrt für die USS-Börse, wenn es zu einem exzessiven weltweiten Home Bias kommt, und zwar wegen des hohen Leistungsbilanzdefizits, sind sich die meisten Strategen sicher. Dass sich Investoren aus Deutschland oder dem Euroraum wegen des Irak-Kriegs hingegen in eigene Gefilde zurückziehen, erscheint ihnen unwahrscheinlich.

      Die teilweise angespannten politischen Beziehungen in den letzten Monaten zwischen Deutschland und den USA betrachten die Strategen indes nicht als Indiz für den Rückzug der US-Investoren. Im Gegenteil: Diese haben im Februar sogar ihren Anteil an deutschen Aktien erhöht, die Quote an Papieren des treuen Bündnispartners Großbritannien hingegen verringert. „Es kann sich kein US-Kollege leisten, in Europa nur noch auf Großbritannien, Spanien und Italien zu setzen, und Deutschland und Frankreich einfach außen vor zu lassen“, heißt es von einer großen deutschen Fondsgesellschaft. Eine Daimler-Aktie sei nun einmal international angesehener als Fiat-Papiere. Nur bei Bauwerten sei die Präferierung einiger Länder möglich.

      Schon jetzt befassen sich Strategen indes damit, ob sich die Verhältnisse in Anlageverhalten zwischen den USA und Euroland nach dem Irak-Krieg wieder verschieben werden. Dann nämlich werden sich institutionelle Investoren wieder verstärkt innenpolitischen und konjunkturellen Problemen zuwenden, die derzeit nur eine Nebenrolle spielen. Deswegen kommt es für die einzelnen Volkswirtschaften im Moment darauf an, trotz des Irak-Kriegs weiter an der Lösung ihrer Hausaufgaben zu arbeiten. „Die fundamentalen Probleme sind in den USA und in Deutschland im Moment gleich groß“, sagt Garz. Wer von beiden anschließend besser aufgestellt sein wird, dazu will sich unter Strategen aber niemand festlegen.

      HANDELSBLATT, Montag, 24. März 2003, 13:13 Uhr
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 22:26:22
      Beitrag Nr. 2.357 ()
      Hier droht Gefahr für Ihr Geld!

      Die Anleger sind in Schampuslaune. Die internationalen Börsen klettern mit jedem Handelstag weiter in die Höhe, der Kriegsbeginn im Irak – so hat es den Anschein – hat dem Handel jene Sicherheit geliefert, die er so dringend benötigte. Die Geschichte wiederholt sich also, denn schon im ersten Golfkrieg waren die Kurse rasant gestiegen.

      Auf den ersten, den schnellen Blick, zeigen sich tatsächlich Parallelen, wenngleich sie zeitlich ein wenig auseinanderliegen. Der Dow Jones Index ist in den letzten zehn Handelstagen um 1.000 Punkte oder 13,3 Prozent gestiegen, am Freitag betrug die Schlussnotiz 8.522 Punkte. Der marktbreite Standard & Poor`s verbuchte in der gleichen Periode einen Gewinn von 95 Zählern (+12 Prozent) und der Nasdaq Composite einen von 150 Punkten (+12 Prozent).

      "Beamen" wir uns nun zurück ins Jahr 1991. Am 17.Januar begann der erste Golfkrieg. In den beiden Tagen vor Kriegsausbruch und in den darauffolgenden sechs Wochen kletterte der Dow Jones Index von 2.483 Punkten auf 2.973 Punkte, ein prozentuales Plus von 19,7 Prozent. Benutzt man den Weltleitindex von damals als Gradmesser für die Zukunft, dann hätte der Dow Jones des Jahres 2003 ein Kurspotenzial bis auf 9.000 Punkte.

      Wir befürchten, dass die Kriegs-Rallye vorüber ist

      Wir befürchten allerdings, dass der größte Teil der aus einem zweiten Golfkrieg zu erwartenden Gewinne bereits erzielt wurde. Diese Einschätzung beruht im wesentlichen darauf, dass die fundamentalen Rahmenbedingungen im Jahr 2003 deutlich schwächer sind, als sie es damals waren.

      Ein Beispiel: 1991 betrug das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im 500 Unternehmen umfassenden Standard & Poor`s Index 16, 2003 liegt dieser Wert bei 27 (!). Die Attraktivität dieses Segments hält sich somit in Grenzen.

      Ebenfalls interessant ist, dass der Anteil von Aktien an den Gesamtvermögen der Privathaushalte Anfang der 90er-Jahre nur knapp 18 Prozent ausmachte, während er heute bei 30 Prozent lieg. Die potenzielle Nachfrage nach Unternehmensanteilen ist also geringer. Bei den institutionellen Anlegern zeigt sich im historischen Vergleich mit 24,4 Prozent (1991) zu 34,6 Prozent (2003) ebenfalls eine starke Verschiebung hin zu Aktien.

      Anleger sind viel zu optimistisch

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      Nicht zu unterschätzen ist auch die Erwartungshaltung der Investoren. Als Grundlage zur Bewertung der Stimmung dient die Annahme, dass die Chancen auf steigende Kurse höher sind, wenn die Mehrzahl der Anleger negativ gestimmt ist. Die Gefahr von Verlusten steigt hingegen mit der Zahl der positiv eingestellten Investoren.

      Spätestens jetzt sollten die Alarmglocken schrillen, denn die so genannte "Bullishness" beträgt 46,6 Prozent gegenüber 33,6 Prozent 1991. Die "Bearishness" notiert bei nur 35,2 Prozent verglichen mit 54,1 Prozent 1991.

      Geht man davon aus, dass sich positiv eingestellte Investoren entsprechend positionieren, dann wird klar, dass das Käuferpotenzial 2003 deutlich geringer ausfällt als 1991 – die Mehrzahl der Anleger sind nämlich schon im Markt.

      Fazit: Die Zukunft ist immer schwer zu prognostizieren und selbst historische Parallelen taugen höchstens, um eine grobe Vorstellung von der möglichen Entwicklung zu bekommen. Die Situation an den Märkten mag sich im ersten und zweiten Golfkrieg ähneln, eine Deckungsgleichheit wird es unserer Einschätzung nach aber nicht geben. Dagegen sprechen fundamentale und psychologische Unterschiede. Wir raten unseren Lesern daher, zumindest einen Teil ihrer Positionen glatt zu stellen und dadurch Gewinne abzusichern.

      © 23.03.2003 www.stock-world.de

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      Avatar
      schrieb am 24.03.03 22:30:49
      Beitrag Nr. 2.358 ()
      Neues von den Bilanzierungs-Spielen

      Presse: HealthSouth könnte 1 Mrd. Dollar benötigen, Aktie -86 Prozent

      Montag, 24.03.03, 15:00


      Wie das Wall Street Journal am Montag berichtet, könnte der Gesundheitsdienstleister HealthSouth Corp., der momentan der Bilanzfälschung beschuldigt wird, von den Banken eine Finanzierung von bis zu 1 Mrd. Dollar benötigen, um einen Antrag auf Gläubigerschutz zu vermeiden.


      Vergangenen Mittwoch hat die Börsenaufsicht SEC dem Unternehmen und seinem Gründer und CEO Richard Scrushy Bilanzfälschung vorgeworfen. Zudem hat das US-Justizministerium bekannt gegeben, dass der ehemalige CFO von HealthSouth Weston Smith bezüglich dieser Anklagen auf schuldig plädiert hat.


      Im Rahmen der Klage beschuldigt die SEC das Unternehmen, seinen Cash-Bestand im zweiten Quartal 2002 um über 300 Mio. Dollar und seine Assets im dritten Quartal 2002 um mindestens 800 Mio. Dollar zu hoch ausgewiesen zu haben.


      Die Aktie von HealthSouth bricht an der NYSE derzeit erdrutschartig um 86,45 Prozent auf 0,53 Dollar ein.



      Quelle: Finanzen.net
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 22:46:11
      Beitrag Nr. 2.359 ()
      Ein schmutziger, langer Krieg – Anfang vom Ende?

      von Jochen Steffens

      Nun ist es also auch zu den Anlegern durchgedrungen, dieser Krieg wird nicht so schnell vorbei gehen wie allgemein angenommen. Das Wochenende hat eins gezeigt: So leicht wie in Afghanistan wird es im Irak nicht. Saddam Hussein gibt sich kämpferisch. Die Gegenwehr der irakischen Armee scheint sogar im Pentagon einige zu überraschen. Nein, es wird kein leichter Krieg und es wird kein leichter Sieg.

      Viel schlimmer für Amerika sind Bilder von gefangenen US-Soldaten. Der Spielkonsolenkrieg wurde von der Wirklichkeit eingeholt. Dabei ist bekannt, dass Bilder von gefangenen und eventuell gefolterten US-Soldaten in Amerika auf einen gefährlichen Boden fallen können. Schnell kann die Kriegeuphorie in Friedenseuphorie umkippen. Die Amerikaner neigen dazu in Allem immer ein wenig "extrem" zu reagieren. Dieser Wandel ist schon oft genug vorgekommen. Aber auch der weltweite Widerstand formiert sich. Dann sind da noch die arabischen Länder, die sich einer zunehmenden Gewaltbereitschaft der eigenen Bevölkerung ausgesetzt sehen. So länger der Krieg dauert, um so mehr ist dort mit Unruhen zu rechnen. Sollte der Irak-Krieg zu scheitern drohen?

      Das Problem dabei: Amerika darf nicht scheitern. Zum einen kann es sich Bush jun. politisch nicht erlauben. Aber das ist gar nicht mal das Problem. Dieser Krieg findet ohne die UN- Unterstützung statt. Das bedeutet aber, dass Amerika die alleinige Verantwortung für diesen Krieg inne hat. Sollte dieser Krieg nun scheitern, dann würde Amerika empfindlichen Schaden nehmen – innen- wie außenpolitisch.

      Innenpolitisch, da die Amerikaner seit dem 11. September und aufgrund der dreijährigen Baisse sowieso schon angeschlagen sind. Wenn jetzt nun auch noch dieser Krieg fehlschlägt, könnte sich das erheblich auf das Investitionsverhalten der Unternehmen, wie auch auf das Konsumentenverhalten der amerikanischen Verbraucher auswirken.

      Viele Investitionen wurden zurückgehalten, um im Falle eines schnellen sauberen Krieges in den dadurch erhofften Konjunkturschub zu investieren. Sollte es zu einem langen Krieg oder sogar zu einem Kriegsabbruch kommen, dürften die Unternehmen eher in Sicherungsmaßnahmen investieren: Kosteneinsparungen, Arbeitzplatzabbau etc.

      Beim Konsumverhalten ist es etwas komplizierter. Der amerikanische Konsum lebte schon immer auch von dem sehr optimistisch orientierten Bewusstsein der Amerikaner: Das wird schon wieder, es geht immer weiter, wir sind die Größten, Besten etc. Der 11. September und die Folgen der Baisse haben hier bereits nachhaltigen negativen Einfluss ausgeübt. Wird der Krieg gewonnen, dann wird diese innere Haltung wieder eine Stärkung erfahren. Folgend wird wieder in die Zukunft investiert, neue Schulden gemacht etc. Frei nach dem Motto: "Es wird schon weiter gehen, wir sind die Größten". Sollte jedoch der Krieg scheitern, dann dürfte der genau gegenteilige Effekt eintreten.

      Zudem würde ein Abbruch des Krieges den bereits eingetretenen internationale Schaden wesentlich ausbauen und zu einem weiteren Vertrauensverlust der Anleger in die amerikanische Regierung, die Wirtschaft und den Dollar führen, mit all den bekannten Folgen.

      Aber, der Krieg wird nicht scheitern. Denn der amerikanischen Administration sollten die höchst negativen Folgen mehr als bewusst sein. Denken Sie zum Beispiel auch an Russland und Afghanistan. Es gibt Historiker die einen engen Zusammenhang zwischen dem gescheiterten Afghanistankrieg und dem Ende der Sowjetunion sehen.

      Die Folge dieser gesamten Überlegungen: Amerika wird, koste was es wolle, diesen Krieg durchstehen müssen. Und genau da wird es kritisch: Koste es was es wolle. Wenn dieser Krieg aus den Fugen gerät, dann wird er Milliarden um Milliarden Dollar verschlingen. Im Moment werden die Kosten für diesen Krieg auf 50–100 Mrd. Dollar geschätzt, wenn er schnell geht. Es gibt aber auch weitaus höhere Schätzungen. Ich weiß nicht, wo die Deadline liegt. Mit anderen Worten, ich weiß nicht welche Summe die amerikanische Gesellschaft verdauen kann, bevor sie endgültig kollabiert.

      Also es bleibt dabei: Amerika braucht dringenst ein schnelles Kriegsende, ansonsten sieht es mehr als finster aus. Diese "schnelle Kriegs Idee" hat am Wochenende einen schweren Dämpfer erhalten. Kein Wunder, dass der Dax gerade über 4 % im Minus ist.

      Wie geht es nun weiter? Die Amerikaner werden Bagdad erreichen und dort auf eine starke Gegenwehr stoßen. Ich denke da an bekannte Situationen aus dem zweiten Weltkrieg, die mich Übles ahnen lassen. Was soll man auch gegen Einzel-Straßenkämpfer machen, gegen Selbstmordsoldaten? Bagdad in Grund und Boden bomben?

      Wie lange würde die amerikanische Bevölkerung, die Menschen dieser Erde, die Bevölkerungen der anderen arabischen Staaten das mitmachen? Genau das ist der einzige Trumpf, den Saddam Hussein noch in der Hand hat. Und spätestens seit seiner Rede heute dürfte klar sein, dass er das genau weiß. So wird er alles in seiner Macht stehende tun, damit der Krieg so schmutzig und blutig wie möglich wird. Dabei geht es darum, das Kriegende so lange wie es eben nur geht herauszuzögern. Er hat nichts mehr zu verlieren. Einen "schmutzigen" Krieg kann Amerika jedoch nicht allzu lange durchstehen. Die Zeit ist also das eigentliche Schlachtfeld dieses Krieges.

      Die Börsen werden nach den Gewinnmitnahmen folgend in eine abwartende Seitwärtsbewegung mit leicht fallender Tendenz unter hoher Volatilität übergehen.

      Der Euro steigt und Gold steigt, allerdings sind Gold und Euro leider noch nicht auf Kaufniveau. Da heißt es abwarten. Obwohl ich überlege meine (kleine) Longposition Dax durch eine Longposition im Euro und Gold abzusichern.

      Das hat folgenden Vorteil: Sollte der Dax wegbrechen, wird der Euro steigen, der Euro Call deckt meine Verlust ab. Geht der Krieg doch schneller zu Ende, kann ich die Longpsotion teuer verkaufen und daraufhin abwarten, bis viel später der Euro Call wieder Verkaufsniveau erreicht hat. Sie wissen, ich rechne nach einem Krieg mit einer zunehmenden Inflation des Dollars. Mit diesen beiden Positionen besteht die relativ große Chance, egal was passiert, mit Gewinn abzuschließen.

      ___________________________________________________--

      Hinter der Irak-Kriegsrallye ...


      von Martin Weiss

      "Kaufen, wenn die "Kanonen" donnern", diese Börsenweisheit scheint sich auch mit dem Beginn des Irak-Krieges wieder zu bewahrheiten. Einzig die Tatsache, daß die Wende hin zur aktuellen Aufwärtsbewegung schon einige Tage vor dem Kriegsausbruch erfolgte, stellte einen fast schon zu vernachlässigenden Unterschied zum Verhalten der Aktienmärkte beim Ausbruch von Kriegen in früheren Zeiten dar. Wie dem auch sei, der deutsche Standardwerteindex Dax konnte innerhalb weniger Handelstage von 2188 auf über 2700 Punkte zulegen. Eine scharfer Kursanstieg, eine Korrektur nach oben, die vom Tiefpunkt her bemessen bisher Kursgewinne von knapp 25 % ermöglichte.

      Wie ich schon letzte Woche andeutete, dies ist gewiß nicht der Beginn eines neuen und vor allem nachhaltigen Bullenmarktes. Es kann nicht oft genug betont werden, die aktuelle Entwicklung ist eine völlig normale Gegenbewegung innerhalb eines vollkommen intakten Baisse-Marktes! Insofern wäre ein scharfer Kursanstieg -rein markttechnisch bedingt- auch ohne Irak-Krieg an der Zeit gewesen.

      Aber, lassen Sie mich eines noch hinzufügen: die "schwärzeste" Stunde dieses Bärenmarktes ist bei weitem noch nicht erreicht. Momentan schaut zwar die ganze Welt auf die Ereignisse im Irak, aber die Tatsache, daß sich an der "Heimatfront", in den USA, die wirtschaftlichen Aussichten alles andere als verbessern, scheinen nur wenige zur Kenntnis zu nehmen. Verständlich, wenn tagtäglich in sämtlichen Medien das Geschehen am Golf zum alles beherrschenden Thema wurde.

      Schaut man sich jedoch die jüngsten Wirtschaftsberichte etwas genauer an, stellt man fest, daß das Fundament für einen von der Wall Street für die Zeit nach dem Krieg vorhergesagten Wirtschaftsaufschwung alles andere als stabil scheint. Zwar mögen die Verbraucher durch einen möglicherweise stark nachgebenden Ölpreis ein wenig entlastet werden, die Lage am Arbeitsmarkt, bei den Unternehmensgewinnen und vor allem bei den Unternehmensinvestitionen bleibt nach wie vor sehr, sehr schwierig, vorsichtig formuliert. Selbst ein extrem kurzer, für die USA in allen Belangen erfolgreich geführter Krieg ändert daran nichts! Denn diese Schwierigkeiten lassen sich eben nicht über Nacht lösen. Wenn sich die Kriegsnebel erst einmal verzogen haben, werden die Investoren feststellen müssen, daß diese Krankheiten weder den Krieg gegen den Irak als Ursache hatten, noch durch einen schnellen Erfolg im Krieg gelöst werden können. Richtig, diese Krankheiten stammen noch immer aus der Zeit der gigantischen Exzesse der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts! Und gegenwärtig befinden wir uns noch immer inmitten der Abbauphase dieser "irrationalen Übertreibungen". Dieser Prozess wird uns noch sehr, sehr lange beschäftigen, ein baldiges Ende dieser Bereinigung ist sehr, sehr unwahrscheinlich.

      Insofern, lassen Sie sich nicht durch die scharfen Aufwärtsbewegungen an den Aktienmärkten blenden. Sicherlich besteht die Möglichkeit, daß die Rallies auch noch in den nächsten Tagen und Wochen anhalten. Aber, und dies ist der entscheidende Punkt, solche Anstiege wird es immer wieder geben, ohne daß dadurch der langfristig angelegte Baisse-Trend berührt wird. Apropos Trend, der kurzfristige (!!!) Trend beim Preis des Goldes zeigt eindeutig nach unten. Vom Hoch im Februar diesen Jahres korrigierte der Goldpreis um knapp 20 % und fiel im Zuge des Beginns der Kampfhandlungen im Krieg mittlerweile auf ein Niveau von unter 330 $ pro Feinunze zurück. Rein charttechnisch betrachtet besteht die Gefahr, daß in nächster Zeit mit weiter nachgebenden Notierungen zu rechnen ist. "Nachrichtentechnisch" könnte diese Bewegung auch durch einen schnellen US-Erfolg untermauert werden. Wie auch immer, lassen Sie sich auch davon nicht blenden. Denn in langfristiger Sicht gibt es kaum ein gewichtiges Argument, welches gegen ein Engagement in Gold spricht. Es gilt also, sich antizyklisch zu verhalten und in diesen Phasen als "starke Hand" auf der Käuferseite zu stehen.

      Zum Schluß, noch folgende Bemerkung: sollte der Irak-Krieg, speziell eine mögliche Schlacht um Bagdad, sich schwieriger bzw. länger gestalten, so dürfte die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten sehr, sehr schnell beendet sein, ebenso die Korrektur beim Gold. Dasselbe gilt bei hoffentlich nicht eintretenden terroristischen Attacken von großem Ausmaß!

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      Was wird sich nach dem Irakkrieg ändern?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      "Verdammte Amerikaner, ich hasse diese Bastards ..."

      Raten Sie mal, wer das gesagt hat? Osama bin Laden? Saddam Hussein? Jaques Chirac?

      Nein, Carolyn Parrish, eine kanadische Parlamentsabgeordnete, die in ein Mikrofon sprach, von dem sie dachte, es sei abgestellt.

      Sogar die nächsten Nachbarn Amerikas, die eigentlich die engsten Freunde sind, sind derzeit etwas irritiert. Hier in Paris (wie Sie wissen, arbeite und lebe ich seit ein paar Jahren in Frankreich) gab es am Wochenende große Demonstrationen. Die US-Botschaft wurde geschlossen. Bei einem McDonald`s in der rue de Rennes wurde eine Fensterscheibe eingeschlagen.

      Auf den Schildern der Demonstranten stand "Bush ist ein Terrorist" und "Kein Blut für Öl!" Die Demonstranten riefen "No War!"

      Hey, Moment mal ... einige dieser Demonstranten sprachen Englisch ... es waren Amerikaner! Das französische Fernsehen zeigte Gruppen von Amerikanern, die gegen den Krieg protestierten.

      "Ich schäme mich derzeit, eine Amerikanerin zu sein", sagte eine junge Frau im Fernsehen. "Auch ich will Saddam Hussein loswerden", so ein alter Mann. "Aber das ist nicht der richtige Weg."

      Ist es nicht interessant, liebe(r) Leser(in), dass sich die Leute immer ihrem jeweiligen Umfeld anpassen? Die Amerikaner in den USA unterstützen den Krieg mehrheitlich. Die Amerikaner in Übersee sind mehrheitlich gegen den Krieg, zusammen mit 87 % der französischen Bevölkerung (in anderen Ländern sind die Zahlenverhältnisse ähnlich).

      Die Leute denken, dass sich ihre Meinungen durch Nachdenken bilden. Aber warum denken die Leute auf der einen Seite des Atlantiks so anders als die auf der anderen Seite? Meinungen scheinen doch nicht durch unabhängiges Nachdenken zu entstehen ... sondern durch ansteckende Infektionen ... wie Herpes. Normalerweise richten Massenmeinungen keinen Schaden an. Aber gelegentlich produziert eine solche Infektion ein Fieber ... und die Massen drehen etwas durch.

      Die Bush-Administration nennt den derzeitigen Krieg "Iraqi Freedom" ("irakische Freiheit"). Die meisten Amerikaner glauben, dass dieser Krieg irgendetwas mit dem Schutz ihrer eigenen Freiheit zu tun hat. Natürlich sind Leute, die an Flughäfen die Schuhe ihrer Großmütter durchleuchten, fähig, alles zu glauben ...

      Auch ich liebe die Freiheit. Allerdings nicht von einem ideologischen oder theoretischen Punkt aus gesehen; ich mag es einfach nicht, wenn mir jemand sagt, was ich tun soll. Deshalb bin ich etwas skeptisch, wenn man die Regierung eines ausländischen Staates austauscht, ohne die Bevölkerung zu fragen. Wer weiß; vielleicht ist das eine der guten Taten, für die man kein ehrliches "Danke" hören wird. Wenn man keinen Erfolg damit hat, ist man der Idiot. Wenn man Erfolg hat, dann beginnen die Nachbarn, nervös oder neidisch zu werden. Sogar die eigenen Freunde beginnen dann zu hoffen, dass man einen Dämpfer bekommt.

      Das größte amerikanische Kriegsziel muss es sein, den Terrorismus zu bekämpfen. Aber werden nach dem Irakkrieg die Franzosen und Deutschen – ganz zu schweigen von den Russen und den Pakistaner – noch mehr mit den USA kooperieren, um gegen Terroristen vorzugehen? Oder werden sie den USA dann die kalte Schulter zeigen ...

      Aber zumindest in den USA selbst hält die Mehrheit der Bevölkerung den Irakkrieg für einen heroischen und nicht für einen schmutzigen Krieg ... und diese Mehrheit glaubt auch, dass dieser Krieg das Ende des langen, nervenaufreibenden Bärenmarktes sein wird.

      Ich bin mir da nicht so sicher. Meine eigenen Überlegungen dazu: Wenn Saddam Hussein schnell und hart besiegt wird, dann wird das ausreichen, um die US-Aktienkurse für Wochen nach oben zu katapultieren. Für Wochen ... oder Monate ... und wer weiß, vielleicht sogar für Jahre. Aber was wird sich wirklich geändert haben? Das Öl könnte billiger sein ... aber es müsste noch weitere 50 % fallen, um das Niveau von Januar 2002 zu erreichen – und das war damals keine besonders gute Zeit für die US-Wirtschaft. Die Wirtschafts-Wachstumsraten sind immer noch unter 2 %. Es werden immer noch Arbeitsplätze abgebaut, die Unternehmen sind immer noch widerwillig, wenn es ums Investieren geht ... nicht wegen des Krieges, sondern weil sie nicht herausfinden können, wie ihnen das mehr Gewinne bringen könnte. Ohne Jobs – und mit Schulden, die auf Rekordniveau stehen – können die Konsumenten ihre Ausgaben nicht sehr stark erhöhen. Sie brauchen dafür mehr Geld. Woher können sie es bekommen? Vom Aktienmarkt? Nein. Vom Anleihenmarkt? Nein. Von ihren Häusern – aha! Ja, sie erhöhen ihre Hypotheken weiterhin sehr stark, um sich den Lebensstandard zu erhalten, den sie sich eigentlich nicht leisten können. Wie wird der Ende des Krieges für die irakische Freiheit diese Dinge ändern?

      Wir werden es sehen ...

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      Anekdote vom US-Arbeitsmarkt

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Nun, George W. Bush hat seine große, Texas-typische Invasion begonnen, und die arbeitslosen Oberste und Generäle der Nation könnten nicht glücklicher sein. Plötzlich wagt es kein Fernsehmoderator mehr, ohne ein paar pensionierte Militärs auf dem Bildschirm zu erscheinen. Ich hoffe, dass der Krieg bald endet, damit all diese pensionierten Militärs bald wieder nach Hause gehen können, und dort weiterhin ihre Frauen mit ihren einschläfernden Ansichten langweilen können.

      Sind die fallenden Rohstoffpreise (z.B. beim Öl und beim Gold) eine gute Kaufgelegenheit? Bei ausgesuchten Rohstoffen definitiv, so Greg Weldon, Herausgeber eines Börsenbriefes über Investitionsmöglichkeiten im Rohstoffsektor. Weldon meint, dass der jüngste Selloff im Energiesektor zumindest eine gute Trading-Möglichkeit bietet.

      Wie rau ist der US-Arbeitsmarkt geworden? Ein Freund von mir, der bei "Grant`s Interest Rate Observer" arbeitet, erzählte mir eine interessante Anekdote. Am 2. März hatten Sie eine 4zeilige Anzeige, ein Stellenangebot, in der New York Times veröffentlicht. Mit der Bitte um eine Bewerbung per Fax.

      Das erste Fax kam bereits Samstagabend, als die Zeitung auf den Straßen verkauft wurde. Und bis Mittwoch arbeitete das Faxgerät die ganze Zeit ... und es wurden mindestens 3.000 Seiten geschickt! Das verbrauchte zwei Faxpatronen.

      Trotz dieser gewaltigen Zahl von Bewerbungen meinte mein Freund, dass die Qualifikationen der zahlreichen Bewerber nicht schlecht seien ... und dass es ihm nach dem Lesen einiger Bewerbungen dämmerte, dass dies immer noch die Nachwirkungen des Platzens der Spekulationsblase seien.

      Der amerikanische Arbeitsmarkt ist hart geworden, keine Frage. Aber zumindest die Fernsehsender stellen noch ungelernte Arbeitskräfte ein.

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      Freiheit!

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Es gibt eine Sache, die die Amerikaner, ihre Freunde, Alliierten und ihre Feinde gemeinsam haben – den Dollar. Billionen von Dollar. Freunde und Feinde mögen die amerikanische Militärmaschine verehren ... aber nach dem Krieg könnten sie die amerikanische Währung verachten.

      *** Argentinien ...! Ich behalte die Entwicklung im Land südlich des Rio de la Plata im Auge ... nur um zu sehen, wie es den USA gehen könnte, den der Dollar endlich dahin fällt, wo er hingehört. Letztes Jahr fiel der argentinische Peso gegenüber dem Dollar um 70 %. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte um 10,9 % – die schlechteste Performance "in 100 Jahren", so Presseberichte. 60 % der argentinischen Bevölkerung leben in Armut – und ehemalige Regierungsangestellte durchwühlen jetzt Mülltonen, um etwas Essbares zu finden.

      Kaufen Sie Gold.

      *** "Freiheit" ist das Wort, das Menschen nutzten, um das zu beschreiben, was Amerika für sie bedeutet. Freiheit war ein Hauptgrund für die Einwanderer. Die Freiheit soll durch die amerikanische Verfassung geschützt werden ... und gewählte und ernannte Staatsbedienstete müssen schwören, die Freiheit zu schützen. Freiheit ist auch das Wort, das jetzt benutzt wird, um den amerikanischen Krieg gegen den Irak zu erklären.

      Vor mehr als einem Jahr begann ich, mir Gedanken über die Freiheit und Amerika zu machen. Kämpfen die heutigen Freiheitskämpfer der Bush-Administration wirklich für die Freiheit? Oder sind sie nicht eher mit den Kreuzrittern des Mittelalter vergleichbar – die Heiden im Namen des Friedensfürsten töteten? Ist der Begriff "Freiheit" in den USA nicht auch zu einer Art religiösen Reliktes geworden – verehrt, aber im täglichen Leben nur selten genutzt?

      Diese Überlegungen führen zu einem Buch – The Idea of America –, eine Sammlung von Texten zu diesem Thema. Dieses Buch ist gerade erst herausgekommen, und es wird sicher ein Klassiker werden ... oder ein totaler Reinfall.

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      Die Probleme der Pensionsfonds

      von unserem Korrespondenten Eric Fry

      An der Wall Street veröffentlichen die Unternehmen derzeit die Ergebnisse ihrer Pensionsfonds – wir sprechen von der "10-K Season". Dieses Mal dürfte es spannender als sonst werden – denn die Unterfinanzierungen der Pensionspläne explodieren! Das ist für viele Gesellschaften ein ernstes Problem geworden ... und die Veröffentlichung der Pensionsfondsergebnisse deckt viele hässliche Wahrheiten auf.

      Einige bekannte Gesellschaften wie General Electric haben die Zahlen für ihre Pensionsfonds bereits veröffentlicht. Aber es werden noch jede Menge Veröffentlichungen folgen bis zum 31. März, dem gesetzlich vorgeschriebenen spätesten Termin. Und es dauert nun einmal länger, die Bücher so zu manipulieren, dass sie nicht nur die ungeschminkte Wahrheit wiedergeben.

      In diesem Jahr könnte aber auch die manipulierte Wahrheit den Investoren nicht gefallen. Der Grund sind die horrenden Unterfinanzierungen der Pensionsfonds. Normalerweise verändert sich der Gesundheitszustand der Pensionsfonds in 12 Monaten nicht besonders. Aber 2002 war nicht "normal" – das bedeutet, dass die Aktienkurse fielen und die Gesundheitskosten explodierten, was die Pensionsfonds doppelt negativ traf.

      Ron Ryan, Präsident einer Beratungsfirma für Pensionsfonds, meint, dass 2002 das "schlimmste Jahr in der Geschichte" dieser Branche gewesen sei. Seine Firma schätzt, dass das Vermögen der Pensionsfonds um 11 % abgenommen hat, während die Verpflichtungen gleichzeitig um 19 % nach oben schossen. Bei General Electric (GE) zum Beispiel gab es einen Rückgang des Vermögens um 10 Milliarden Dollar!

      Dank des langen Bullenmarktes der 1990er hat General Electric an seinen Pensionsplänen seit 1987 nichts mehr geändert. Die Gesellschaft geht weiterhin optimistisch davon aus, dass sie auch zukünftig keine Zuschüsse leisten muss. Und das GE-Management erwartet von seinen Pensionsfonds eine Rendite von rund 8,5 % pro Jahr.

      Ich bin da skeptisch. Genauso wie Warren Buffet, der vor kurzem meinte, dass die Gesellschaften ihre Zielvorgaben besser auf 6,5 % absenken sollten (wie er es mit seiner eigenen Gesellschaft, Berkshire Hathaway Inc., getan hat). Nicht überraschenderweise wurde diese Anregung weithin ignoriert.

      Besonders problematisch: Selbst wenn GE die unrealistische Zielvorgabe von 8,5 % erreichen sollte, laufen die explodierenden Gesundheitskosten außer Kontrolle. Das ist besonders für Gesellschaften wie GE ein Problem, weil die Pensionspläne zu 75 % den eigenen Arbeitern im Ruhestand zugute kommen – und diese Zielgruppe ist für medizinische Behandlung nun einmal anfälliger als aktive Arbeiter.

      Die schlechte Nachricht für die amerikanische Unternehmenslandschaft – und für den US-Aktienmarkt – ist, dass die Situation bei GE typisch für die anderen amerikanischen Großunternehmen ist. Im Endeffekt könnte GE für seine Pensionäre und nicht mehr für seine Aktionäre arbeiten. Natürlich sind Verpflichtungen für Pensionspläne "softe" Verpflichtungen: Sie basieren auf unbekannten zukünftigen Entwicklungen wie zukünftigen Kosten, Diskontierungssätzen und Renditen. Trotzdem können "softe" Verpflichtungen zu sehr harten Kosten im hier und jetzt werden – Kosten, die einen großen Teil des Aktionärsvermögens auffressen können.

      Leider ist das für Aktionäre nicht offensichtlich – sie müssen schon lange graben, um die Fakten über die Pensionsfondsverpflichtungen eines Unternehmens ausfindig zu machen. General Electric z.B. versteckt diese Zahlen in den Fußnoten des aktuellen Geschäftsberichtes.

      Hinzu kommt, dass die amerikanischen Bilanzierungsvorschriften ein Verschleiern der Wahrheit erleichtern. Die volle Größe der Verluste der Pensionsfonds wurde nicht offenbart, weil die Vorschriften Tricksereien erlauben.

      "Bloomberg meint dazu: "Die Gesellschaften des S&P 500 haben in den letzten zwei Jahren mit ihren Pensionsfonds über 200 Mrd. Dollar verloren ... 12 Gesellschaften, darunter General Motors und IBM, haben gesagt, dass sie das Vermögen ihrer Aktionäre um 40 Mrd. Dollar reduziert haben, um die Defizite ihrer Pensionsfonds auffüllen zu können." Das ist auch reales Geld!

      IBM z.B. hatte angenommen, dass die eigenen Pensionsfonds eine Rendite von 10 % erwirtschaften würden. In den offiziellen Berichten wurden für 2000 und 2001 Pensionsfondsgewinne von 12,2 Mrd. Dollar ausgewiesen – obwohl im Jahresbericht von IBM in den Fußnoten mitgeteilt wurde, dass die Pensionsfonds in diesen Jahren real 2,8 Mrd. Dollar Verlust machten. Das ergibt eine Differenz von 15 Mrd. Dollar! Am 31.12. sagte IBM, dass sie 3,95 Mrd. Dollar Cash und Aktien in die Pensionsfonds stecken würden, um die Unterfinanzierung auszugleichen."

      Man kann IBM eine solche Vorgehensweise nicht vorwerfen – das ist legal!

      :eek: :eek:

      Einige Leute werden von Heroin oder Kokain abhängig. Die amerikanischen Vorstandsvorsitzenden hingegen werden langsam davon abhängig, solche illusorischen "Zuwächse" der Pensionsfonds als Gewinne zu buchen.

      Ein Nachtrag: Die Entziehungskur wird eine schmerzhafte Erfahrung sein.
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 22:47:04
      Beitrag Nr. 2.360 ()
      #2356 Quelle investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 22:50:12
      Beitrag Nr. 2.361 ()
      Gericht: Kein Strafprozess gegen die Haffas

      Frühere EM.TV-Spitze muss sich nur wegen Ordnungswidrigkeit verantworten


      München - Das Landgericht München geht im Prozess gegen die wegen Kursbetrugs angeklagten früheren Medienunternehmer Thomas und Florian Haffa nicht von einer Straftat, sondern lediglich von einer Ordnungswidrigkeit aus. Somit dürfte eine Haftstrafe für die beiden ehemaligen EM.TV-Vorstände endgültig vom Tisch sein - die Erfolgschancen ziviler Schadensersatzklagen werden dadurch aber nicht geschmälert.


      Die Kammer lehnte einen Antrag der Staatsanwaltschaft ab, wonach ein neuer Börsengutachter bestellt werden sollte und schloss sich unter Verweis auf eine vorangegangene Expertise der Argumentation der Verteidigung an. Diese hatte im Februar eine Richtungsentscheidung gefordert und geht davon aus, dass die ehemaligen Stars des Neuen Marktes nicht wegen einer Straftat verurteilt werden können. Die Vorsitzende Richterin Huberta Knöringer begründete die Auffassung damit, dass es keine begründeten Zweifel an dem bereits erstellten Gutachten gebe. Diese Expertise des Börsenexperten Bernd Rudolph war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Nachweis, eine Ad-Hoc-Mitteilung von EM.TV habe den Aktienkurs des Unternehmens beeinflusst, nicht zu führen sei.


      Knöringer deutete an, dass Gericht werde auch den Antrag der Anklage, weitere Zeugen zu vernehmen, ablehnen. Staatsanwalt Peter Noll hatte gefordert, sechs Kleinanleger, die Verantwortlichen von rund einem Dutzend Bank- und Wertpapierhandelshäusern und den Leiter der Frankfurter Handelsüberwachungsstelle zu befragen. Zugleich kündigte die Vorsitzende Richterin ein Ende des Prozesses an und nannte als vorläufigen Termin für die Plädoyers den 7. April.


      "Die Staatsanwaltschaft hat diesen Antrag gestellt, da sie die Rechtsauffassung möglicherweise von der nächsten Instanz überprüfen lassen muss", begründete Noll seinen Antrag. Er gehe davon aus, "dass der Fall von der einen oder der anderen Seite zum Bundesgerichtshof getrieben" werde.


      Kurz zuvor hatte sich Verteidiger Rainer Hamm scharfe Kritik des Staatsanwalts zugezogen, nachdem er ausgeführt hatte, die Order eines Kleinanlegers über 20 EM.TV-Aktien von Ende August 2000 hätten nicht Kurs bewegend gewesen sein können. Hamm gieße Hohn und Spott über Kleinanleger aus, so Noll. Für die Verteidiger seien 2500 Euro vielleicht keine Größe, für die Kleinanleger sei es viel Geld. Daraufhin äußerte sich Thomas Haffa seit langem wieder persönlich: "Es berührt uns sehr wohl, wenn der Kleinanleger viel Geld verloren hat." rtr:( :cry:




      Artikel erschienen am 25. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 22:57:11
      Beitrag Nr. 2.362 ()
      Börsen
      Montana stößt französische Aktien ab


      24. März 2003 Die Pensionsfonds des amerikanischen Bundesstaates Montana wollen den Großteil ihrer Aktien an französischen Unternehmen abstoßen. Sie befürchten, dass amerikanische Verbraucher wegen der Opposition Frankreichs gegen den Irakkrieg französische Produkte meiden werden. Die Pensionsfonds wollen französische Aktien im Wert von 14,6 Millionen Dollar auf den Markt werfen, darunter Titel des Ölproduzenten Total Fina Elf SA und der größten französischen Bank, BNP Paribas SA.

      „Ich mache mir Sorgen um diese Positionen. Natürlich war ich auch nicht mit der starren Haltung Frankreichs einverstanden," sagte Karen Fagg, im Anlageausschuss beim Montana Board of Investments.

      Anleihen nicht betroffen

      Das Anlagevolumen der Pensionsfonds von Montana beläuft sich auf 4,5 Milliarden Dollar. Etwa 80 Prozent werden vom Staat selber und nicht von Fondsgesellschaften verwaltet, sagt Carroll South, Vorsitzende des Anlageausschusses. Die Fonds, die von externen Gesellschaften verwaltet werden, müssen keine Aktien verkaufen. Die Maßnahme gilt außerdem nicht für französische Anleihen, teilte sie weiter mit.

      Ein Regimewechsel in Bagdad dürfte die Interessen von französischen Unternehmen beeinträchtigen, die Geschäfte mit dem Irak machen, lautete die Einschätzung des Ausschussmitgliedes Jay Klawon. „In unseren Augen lohnt es sich nicht, dieses Risiko einzugehen,“ jetzt, wo die amerikanischen Aktien unbewertet sind.

      Die Montana-Fonds halten unter anderem Positionen in Air Liquide SA, dem weltgrößten Hersteller von Industriegasen. Sie haben in den Aluminium-Produzenten Pechiney SA investiert sowie in Alstom SA, die Anlagen zur Stromerzeugung und Eisenbahnen herstellen. Weiter stehen in den Büchern Aktien des Pharmakonzerns Sanofi-Synthelabo SA, der Bank Société Générale SA und des Autoherstellers PSA Peugeot Citroen SA.

      „Keine politische Entscheidung“

      Klawon betonte, dass es sich bei der Entscheidung, die Aktien zu verkaufen, um eine Vorsichtsmaßnahme und nicht „um die politische Meinung“ der Ausschussmitglieder handele. „Wenn sie ihrer Treuhänderpflicht nachgekommen sind, ist das in Ordnung,“ ist der Kommentar von Fred Nesbitt, Direktor beim Verband der Pensionsfonds des öffentlichen Dienstes, der National Conference on Public Employee Retirement Systems. „Wenn jedoch Ressentiments gegenüber Frankreich die Entscheidung bestimmten, ist das keine gute Maßnahme.“

      Vier von neun Ausschussmitgliedern stimmten gegen den Schritt. „In meinen Augen ist es eher eine politisch-motivierte Entscheidung, deswegen habe ich mit Nein gestimmt,“ sagte Ausschussmitglied Dennis Beams.

      Unternehmensverband in Paris bleibt gelassen

      Frankreichs Großunternehmen sehen keine Gefahr, einen Rückschlag einstecken zu müssen, sagte Ernest-Antoine Seilliere, Leiter des Unternehmerverbandes Mouvement des Entreprises de France. Nesbitt führte aus, es sei angesichts der vielen multinationalen Konzerne schwer, die Nationalität eines Unternehmens zu bestimmen.

      Die meisten Aktionäre von Total Fina beispielsweise sitzen außerhalb Frankreichs, der Ölkonzern beschäftigt Mitarbeiter in über 120 Ländern. „Wir sind ein weltweiter Konzern,“ betonte Total Fina-Sprecherin Sarah Wachter. „Wir erzielen den Löwenanteil unseres Umsatzes außerhalb Frankreichs.“ Total Fina hat seit 1972 kein Öl im Irak produziert, erläuterte sie. In den vergangenen Monaten habe Total „winzige“ Mengen irakisches Öl im Rahmen des UN-Programms „Öl gegen Lebensmittel" gekauft.

      Bloomberg
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 24.03.03 23:10:19
      Beitrag Nr. 2.363 ()
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 00:18:34
      Beitrag Nr. 2.364 ()
      Unabsehbare Kosten


      Abgerechnet wird am Schluss

      Ökonomen rechnen mit Kriegskosten von bis zu 1,9 Billionen Dollar.

      Von Andreas Oldag






      (SZ vom 25.03.2003) — Fragen über die Kosten eines Irak-Krieges blockt der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in seiner schnodderigen Art meistens ab.

      Es gebe wichtigere Dinge, beschied der politische Hardliner seinem Publikum in einer Pressekonferenz. Während die US-Kriegsmaschinerie gegen Bagdad vorrückt, interessiert sich die amerikanische Öffentlichkeit ohnehin mehr für die TV-Bilder aus der Kampfzone. Da gilt es in diesen Tagen schon als unpatriotisch, nach den Kosten zu fragen.

      Zehntausende Dollar allein für den Hubschrauber-Versand

      Am Ende dürfte den amerikanischen Steuerzahlern eine saftige Rechnung präsentiert werden. Bisher gehen Planer aus Pentagon und Weißem Haus von 60 bis 95 Milliarden Dollar aus.

      Berücksichtigt werden nur Kosten für Kampfhandlungen und nicht für Kriegsfolgen. Die Buchhalter sind penibel: Ein Tag in der Wüste kostet pro Soldaten zwölf Dollar inklusive Verpflegung. Die Zerlegung, Verpackung, Verschiffung und Montage eines Chinook-Hubschraubers schlägt mit einigen zehntausend Dollar zu Buche. Der Abschuss einer Cruise Missile kostet eine Million Dollar.

      Doch lässt sich ein Krieg am Schreibtisch berechnen? Wohl kaum. Zwar können die Amerikaner bisher ihre technologische Überlegenheit ausspielen. Doch schon nach den ersten Tagen wird deutlich, dass der Widerstand der irakischen Soldaten heftiger ist als erwartet.

      Und der schwierigste Part steht noch bevor: die Eroberung Bagdads. Kommt es zu einem auch für die US-Armee verlustreichen Häuserkampf, könnten die Schätzungen in Washington rasch Makulatur werden. „Solange es sich um einen kurzen Krieg handelt, mag die Rechnung des Pentagons aufgehen. Doch die US-Regierung hat ein Problem, wenn es nicht nach Plan läuft“, meint Robert Reich, Ex-Staatssekretär des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton.

      Beim ersten Golfkrieg 1991 kamen die USA vergleichsweise glimpflich davon. Damals übernahmen die engsten Verbündeten, darunter Deutschland und Frankreich, einen erheblichen Teil der Gesamtkosten von 61 Milliarden Dollar. Doch wegen des transatlantischen Zwists werden sich die USA diesmal nicht auf die Zahlmeister Berlin und Paris verlassen können.

      William Nordhaus, Ökonomieprofessor an der renommierten Yale-Universität, kritisiert, dass sich die Bush-Regierung um die Folgekosten des Krieges nicht gekümmert habe. Ein besiegter Irak werde den USA noch lange Zeit auf der Tasche liegen, ist Nordhaus überzeugt. Für die humanitäre Hilfe für Flüchtlinge müssten ebenso Finanzmittel eingeplant werden wie für den Wiederaufbau und die Besetzung des Landes mit mehreren zehntausend Soldaten.

      Teurer Wiederaufbau

      Der Ökonom Nordhaus rechnet bei einem langen Krieg mit Kosten von bis zu 1,9 Billionen Dollar über zehn Jahre. Die eigentlichen Kriegskosten seien relativ gering. Der Löwenanteil entfällt auf Wiederaufbau und die Folgen für Börsen und Ölmärkte.

      Die 1,9 Billionen setzen sich wie folgt zusammen: 140 Milliarden Dollar Militärkosten, 500 Milliarden Dollar für Friedenseinsätze, 105 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau, zehn Milliarden Dollar humanitäre Hilfen, 778 Milliarden Dollar Verluste an den Ölmärkten, 391 Milliarden Dollar für den Schock an Börsen und in Unternehmen.

      Ein kurzer Krieg würde laut Nordhaus immer noch mehr als 150 Milliarden Dollar verschlingen, davon 50 Milliarden für den Krieg selbst und 100 Milliarden für Wiederaufbau und wirtschaftliche Folgen. Allerdings würden positive Effekte an der Börse und den Ölmärkten diese Kosten auf rund 99 Milliarden Dollar senken. Um den Irak in einen demokratischen Staat zu verwandeln, sind laut Nordhaus mindestens zehn Jahre nötig.

      Lehren aus Vietnam

      Die australischen Ökonomen Warwick McKibbin und Andrew Stoeckel rechnen bei einem langen Krieg mit fünfjähriger Besatzung und ebenso langem Wiederaufbau mit Kosten von 1,47 Billionen Dollar für die US-Wirtschaft und 3,57 Billionen für die Weltwirtschaft. Ein kurzer Krieg mit einjähriger Besatzung und zweijährigem Wiederaufbau würde die US-Wirtschaft bis zum Jahr 2010 insgesamt 491 Milliarden Dollar kosten.

      Lehrreich ist ein Blick zurück in die amerikanische Geschichte: Der Vietnam-Krieg (1964 bis 1972) wurde rund zehnmal so teuer wie geplant. Er verschlang zwölf Prozent des amerikanischen Sozialprodukts oder 495 Milliarden Dollar, umgerechnet auf das aktuelle Preisniveau. Und darin sind noch nicht einmal die Behandlungskosten für verletzte Vietnam-Veteranen berücksichtigt.

      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 17:23:05
      Beitrag Nr. 2.365 ()
      US: 1. Kriegstag - schwacher Einzelhandelsumsatz
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Laut Bank of Tokyo-Mitsubishi und der UBS Warbug hat der US-Einzelhandel aufgrund des Beginns des Irakkriegs am Donnerstag letzter Woche ein deutlich schwächeres Geschäft erlebt, als noch in der Vorwoche. In der Woche zum 22. März wuchs der Einzelhandelsumsatz jedoch um moderate 0.1%. Die Umsatzlage wurde als „gemischt“ bezeichnet. Besonders saisonal gefragte Produkte wurden aufgrund des freundlicheren Wetters stärker gekauft.
      __________________________________________________________

      US: CB Verbrauchervertrauen März
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der Index zum Verbrauchervertrauen des Conference Board (CB) fiel im März auf 62.5 (Prognose:62,5) nach 64.8 im Februar. Die Erwartungskomponente fiel von 65.7 auf 62.5, während die Lagekomponente von 63.5 auf 62.4 zurückging.
      ____________________________________________________


      25.03. 16:14
      US: Eigenheimverkäufe fallen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Zahl der Verkäufe bestehender Eigenheime fiel im Februar um 4.3% auf annualisiert 5.84 (Prognose:5,75) Millionen. Zuvor wurden aus den USA Daten zum Verbrauchervertrauen gemeldet (mehr dazu hier).
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 17:23:45
      Beitrag Nr. 2.366 ()
      Bush: Kongress muss schnell handeln
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      US-Präsident George W. Bush sagte in einer Rede vor wenigen Minuten, dass der Kongress schnell und entschieden handeln müsse, was das $74.7 Milliarden schwere Finanzierungspaket für den Irakkrieg anbelange. „Business as Usual auf dem Capitol Hill gibt es zu Zeiten des Krieges nicht“, sagt Bush, der den Kongress auffordert, möglichst weitere Verzögerungen zu vermeiden. Das Finanzierungspaket bestehe aus $63 Milliarden für den Irakkrieg, $8 Milliarden für internationale Operationen, Hilfsprojekte und Wiederaufbaumaßnahmen und $4 Milliarden für die Behörde für Heimatschutz und soll bis zum Ende des Geschäftsjahres (Ende September) anhalten. Kritiker gehen jedoch davon aus, dass es nur bis Ende Mai reichen werde (BörseGo.de berichtete).
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 17:29:44
      Beitrag Nr. 2.367 ()
      Über Erwartungen und Enttäuschungen als Zeichen der Zeit
      (25.03.2003)


      Wo steht eigentlich geschrieben, dass die Militäraktion gegen den Irak ein Spaziergang wird? Es scheint, als könnten es die Märkte nicht abwarten, dass sich ein durchschlagender Erfolg einstellt.

      In der vergangenen Woche und schon zuvor hatten sie den erhofften raschen Erfolg bereits über Gebühr in den Kursen und Preisen vorweggenommen. Jetzt geschieht das, was jeder vernünftige Mensch vermuten musste: Es wird schwieriger, als es über die meist willfährigen und damit verantwortungslosen Medien transportiert wurde.

      Hinter diesem Druck zur Eile und zum Erfolg, den die Märkte auch beim Irak-Konflikt offenbaren, steht ein Phänomen: Es müssen rasch Lösungen her. Das zeigt sich auch in einer anderen, die Märkte unmittelbar berührenden Frage. Es ist die hohe Verschuldung besonders von Unternehmen. Diese Schulden sind neben den mit ihnen finanzierten Überkapazitäten die Trümmer der zurückliegenden Exzesse.

      Nicht nur an den Finanz-, sondern auch an den Rohstoffmärkten wird nichts sehnlicher erwartet als eine Verringerung der Schulden auf ein akzeptables, also aus operativen Erträgen finanzierbares Niveau. Vielerorts werden schon Erfolge vermeldet, die den Eindruck erwecken sollen, dass von einem Schuldenproblem keine Rede mehr sein kann. Wenn dem doch nur so wäre!

      Wie gesagt, es kann den Märkten nicht schnell genug gehen, weder beim militärischen Teil des Irak-Konflikts, noch beim Schuldenabbau. Die Zahl der Felder, in denen noch viel Arbeit zu leisten ist, bis alles wieder gut ist, ließe sich beachtlich erweitern.

      Erwartungen zu wecken, die die nun einmal unabdingbare Zeit und Geduld bis zur Lösung der einzelnen, vielfach miteinander verwobenen Probleme ignorieren oder überflüssig erscheinen lassen, sind bestenfalls naiv. Diese Erwartungen bergen häufig schon in dem Moment, in dem sie geweckt werden, den Keim massiver Enttäuschungen in sich. Daher wieder einmal die alte, vielleicht trivial erscheinende Erkenntnis: Das Gute kommt nur zu dem, der warten kann.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber

      _______________________________________________________

      Devisen
      (25.03.2003)

      Der Euro müsste nach dem fairen Wert seines realen Wechselkurses 1,31 US-$ kosten, hat Merrill Lynch errechnet.

      Zum US-Dollar erklärt Bill Gross von Pimco, man müsse sich fragen, wie lange die Welt wohl noch rund 80 % ihrer Ersparnisse zur Finanzierung des exzessiven Konsums in den USA bereitstellen werde.

      Der US-Dollar kann gegenüber dem Yen in den nächsten Wochen weiter anziehen, wenn die Militäraktion gegen den Irak zügig und erfolgreich verläuft, meint Credit Suisse First Boston

      ________________________________________________________--


      Wussten Sie schon, dass...?
      (25.03.2003)

      Der weltweite Markt für Derivate hat gegenwärtig einen Wert von etwa 105 Billionen Dollar.


      (Quelle: International Swaps & Derivatives Association)



      Taurosweb.de
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      schrieb am 25.03.03 17:32:27
      Beitrag Nr. 2.368 ()
      Dow, S&P 500 und Nasdaq unter der Lupe

      Von Claus Vogt

      Dow Jones Industrial Average

      Der Dow Jones näherte sich seinen Oktober-Tiefs bis auf 3 Prozent, nah genug, um von einem Test dieser Marke zu sprechen. Danach kam es zu einer schnellen Gegenbewegung von bislang 11 Prozent. Damit befindet sich der Index im Bereich der auch letzten Monat genannten Widerstandszone bei 8200 bis 8400 Zählern. Die fallende 200-Tage-Durchschnittlinie verläuft aktuell bei knapp 8500. Sollte der Index doch mehr Kraft entwickeln, als von uns zur Zeit erwartet, und diese Widerstände überschreiten, wartet bei 8900 bis 9100 der nächste technisch erheblich wichtigere Widerstand. Nur ein Ausbruch über dieses Niveau würde aus charttechnischer Sicht eine Trendwende signalisieren, eine Entwicklung, die wir für sehr unwahrscheinlich halten. Wir rechnen statt dessen mit einem baldigen Ende der aktuellen Rallye und einer Wiederaufnahme des Abwärtstrends in den nächsten Wochen. Wir halten weiterhin an unserem Kursziel von rund 6500 Punkten fest.

      S&P 500

      Unsere Lesart dieses Charts ist analog zu dem für den Dow Jones Gesagten. Die Widerstandszone beginnt bei etwa 870 und erstreckt sich über den ganzen Bereich bis rund 950. Die fallende 200-Tage-Durchschnittlinie befindet sich bei knapp 900. Kursziel bleibt der Bereich von 680 bis 650.

      Nasdaq Composite

      Die relative Stärke, die dieser Index in den vergangenen Wochen gezeigt hat, ist beachtlich und könnte durchaus der Vorbote einer Trendwende sein. Die fundamentale Bewertung und unser Gesamtmodell sprechen allerdings gegen diese Möglichkeit. Aktuell befindet sich der Index unterhalb der Widerstandszone von 1400 bis 1420 Zählern aber noch oberhalb seiner 200-Tage-Durchschnittlinie.


      Fazit: Der am 12. März begonnenen Aufwärtsbewegung ging keine tragfähige Bodenbildung voraus. Die Rallye selbst ist bisher nicht ausreichend dynamisch verlaufen, um von uns als der Beginn einer mittel- oder gar längerfristigen Bewegung interpretiert werden zu müssen. Folglich gehen wir davon aus, es wiederum nur mit einer Bearmarket-Rallye zu tun zu haben, die ihre Hochs wahrscheinlich noch im März erreichen wird. Eine geringere Wahrscheinlichkeit geben wir dem Szenario, daß wir das Ende dieser Bearmarket-Rallye erst Ende April oder gar Anfang Mai sehen werden. Aus unserer Analyse ergibt sich jedenfalls nicht die Notwendigkeit, auf diesen Zug aufzuspringen, da wir das Chance/Risiko-Verhältnis für unattraktiv halten. Wir rechnen weiterhin auch in den USA mit einem Unterschreiten der Oktober-Tiefs.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


      [ Dienstag, 25.03.2003, 16:04 ]
      instock.de
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      schrieb am 25.03.03 17:35:51
      Beitrag Nr. 2.369 ()
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      schrieb am 25.03.03 17:38:01
      Beitrag Nr. 2.370 ()
      Geplatzte Träume

      An den Kapitalmärkten dreht sich alles um den Irakkrieg. Der Politiker hat dies gesagt, der General jenes. Kein Sender kann es sich erlauben, nicht in epischer Länge über den Konflikt am Golf zu berichten.

      In den kommenden 14 Tagen dürfte sich das Interesse sowohl der Anleger als auch der Finanzdienste aber verschieben – zumindest für kurze Zeit. Das erste Quartal 2003 nähert sich seinem Ende und das bedeutet, dass die Geschäftsberichte zur Veröffentlichung anstehen. Die Vorzeichen für die Ergebnissaison stehen dabei so schlecht wie seit 1 1/4 Jahren nicht mehr.

      Das Verhältnis zwischen negativen und positiven Vorankündigungen beträgt zurzeit 2,8, d.h., dass jeder positiven Vorankündigung 2,8 negative gegenüberstehen. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2002 betrug das Verhältnis 1,6.

      Hohe Energiekosten belasten Ergebnisse

      Auslöser für die Vielzahl an Warnungen ist der dramatische Anstieg beim Ölpreis. Während der Aufmarschphase der Alliierten war das Barrel Rohöl zeitweise auf 40 Dollar geschnellt. Historisch gesehen versuchen die Erzeugerstaaten ein Preisniveau im Bereich um die 25 Dollar/Barrel zu etablieren. Die Kursexplosion beim Öl treibt die Energiekosten der Unternehmen in die Höhe und frisst mögliche Einsparungen, beispielsweise durch die Streichung von Stellen, auf.

      502 Firmen haben bisher vor einem Verfehlen der Prognosen gewarnt, dass sind 38 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die Zahl der positiven Vorankündigungen – jene Gesellschaften, die ihre Schätzungen erhöhen – sank im Vergleichszeitraum um 18 Prozent auf 182.

      Und es sind keineswegs nur kleinere Unternehmen, die für negative Schlagzeilen sorgen. So beträgt das Verhältnis zwischen negativen und positiven Ankündigungen im Standard & Poor`s 500 Index 2,9. Im ersten Quartal 2002 hatte der Wert 1,7 betragen.

      Ein kleiner Lichtblick

      Aber es gibt auch einen Lichtblick: Der Krisen geschüttelte Technologiesektor weist gegenwärtig ein Ratio von 2,0 auf und damit nur marginal mehr, als noch vor einem Jahr (1,9).

      Fazit: Die Ergebnissaison im ersten Quartal wird kaum für Begeisterungsstürme an den Börsen sorgen. Solange der Krieg im Irak andauert und der Ölpreis nicht in seine historische Preisspanne zurückfällt, werden die Bemühungen der Firmen Kosten zu sparen ins Leere laufen und auf die Ergebnisse drücken. Wenn Sie auf mögliche Kursausschläge im Vorfeld der Quartalsberichte spekulieren, suchen Sie nach Nischenplayern, deren Entwicklung nicht allzu sehr von den Energiekosten abhängt.

      © 25.03.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 25.03.03 17:40:47
      Beitrag Nr. 2.371 ()
      63 Milliarden Dollar für 30 Tage Kampf

      Am Montagabend hat US-Präsident George Bush Jr. einer Delegation führender Kongressabgeordneter im Weißen Haus eine erste Rechnung für den Irak-Krieg vorgelegt. Die direkten militärischen Kosten des Krieges werden darin mit etwa 63 Milliarden Dollar aufgelistet.

      Diese Zahl basiert auf einer Schätzung des Pentagon, dass dabei eine 30tägige Kampfdauer zugrunde legt. Einige Experten zweifeln diese Prognose jetzt schon an und verweisen auf den hartnäckigen Widerstand der Iraker. Nach 6 Tagen Krieg ist es von außen freilich schwer zu beurteilen, wie viel Optimismus in der Berechnung des Pentagon steckt.

      Der Wiederaufbau des Irak nimmt mit 2,5 Milliarden Dollar einen auffällig bescheidenen Betrag in der Planung des Präsidenten ein. Das ist ungefähr die Summe, die Amerikaner und Briten in zwei Tagen mit Bomben und Marschflugkörpern verschießen, um Militäreinrichtungen und Infrastruktur im Irak in Schutt und Asche zu bomben.


      Sehr knapp kalkuliert

      Jordanien, Türkei, Israel, Ägypten und weitere indirekt betroffene Länder dürfen sich Hoffnung auf 5,5 Milliarden Dollar Unterstützung machen, um die Folgen des Krieges zu bewältigen. 4,2 Milliarden Dollar hat George Bush für die innere Sicherheit der Vereinigten Staaten vorgesehen.

      Das "Irak-Paket" enthält zudem noch Folgekosten für die Sicherung des Friedens im Irak nach einem siegreichen Krieg. Alles in allem beläuft sich die Rechnung auf 75 Milliarden Dollar. Bis zum 11. April soll der Kongress diese Summe bewilligen.

      Wie die "New York Times" berichtet, handelt ist bei diesem Betrag sehr knapp kalkuliert worden. Das Pentagon alleine soll 90 Milliarden Dollar gefordert haben, so die Zeitung. 75 Milliarden Dollar ist aber trotzdem schon mehr Geld als ursprünglich berechnet wurde. Anfang Februar kalkulierte der Finanzchef des Weißen Hauses, Mitchell Daniels, noch mit Gesamtkosten von 50 bis 60 Milliarden Dollar.

      Alternative Szenarien

      Läuft der Feldzug nicht wie erwartet, könnten die Kriegskosten explodieren. Für den Fall der Fälle hat das Congressional Budget Office bereits Kosten von 270 Milliarden Dollar veranschlagt. Bei diesem Szenario würde sich der Krieg über drei Monate hinziehen und eine anschließende Besatzungsdauer von fünf Jahren erfordern.

      Und selbst diese Aufstellung ist nur "Peanuts", verglichen mit der Rechnung, die William Nordhaus von der renommierten Universität Yale der US-Regierung aufmacht. Unter Berücksichtigung verschiedener negativer Einflussfaktoren kommt der Experten zu dem Ergebnis, dass ein Krieg Kosten von bis zu 1,9 Billionen Dollar verursachen könnte.

      Nordhaus setzt alleine die Kosten für die Besetzung des Landes und friedenserhalten Maßnahmen auf 75 bis 500 Milliarden Dollar an. Wiederaufbau und humanitäre Hilfeleistungen könnten weitere 110 Milliarden Dollar verschlingen. Im günstigsten Fall, so ist sich Nordhaus sicher, wird der Krieg 99 Milliarden Dollar kosten.

      Gegenwärtig sieht es so aus, als seien die Chancen auf eine kurze Kriegsdauer nach wie vor hoch. Am Dienstagnachmittag stehen die Truppen der Alliierten schon 100 Kilometer vor Bagdad. Der Worst-Case mit monatelangen Bombardements erscheint deshalb eher unwahrscheinlich.:rolleyes:

      © 25.03.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 25.03.03 22:38:37
      Beitrag Nr. 2.372 ()
      Die ersten Rückschläge an der Börse ließen lange auf sich warten


      Investoren fahren mit Gewinnmitnahmen gut



      Von Ulf Sommer, Handelsblatt


      Gingen die Anleger wirklich von einem schnellen Sieg der Amerikaner im Irak aus? Die Kursgewinne seit Kriegsbeginn und die gestrigen Verluste nach ersten militärischen Rückschlägen der Alliierten deuten auf so viel Leichtgläubigkeit hin.


      DÜSSELDORF. Doch man braucht kein militärisches Genie zu sein, um auch für die Börsen Rückschläge vorherzusagen – zumindest solange den Visionen auf eine bessere Zukunft keine Fakten folgen.

      Über eine Woche dauerte es, bis die „Erleichterungsrally“ – nach Monaten der Unsicherheit über einen möglichen Krieg – neuen Unsicherheiten gewichen ist: Wie lange dauert der Krieg? Was kostet er – und vor allem: Bringt er mehr Stabilität?

      Wer im Vorfeld des Kriegs Aktien verkaufen wollte, hatte dies bis zum Zeitpunkt des Ausbruchs längst getan. Der Kriegsbeginn war deshalb für viele Investoren Anlass, sich mit Aktien einzudecken, die zuvor leer verkauft waren. Dabei verdienen Anleger an der Differenz zwischen dem Preis zum Zeitpunkt der Aktienleihe und dem des Rückkaufs. Vor allem Hedge-Funds profitieren davon. Sobald aber Investoren die geliehenen Aktien zurückkaufen, steigen die Börsen. Ein Großteil des 23-prozentigen Zuwachses im Deutschen Aktienindex ging auf das Konto solcher Eindeckungen.

      „Echte“ Käufe, das heißt strategische Investitionen von Kleinanlegern, Fonds, Versicherungen und Pensionsfonds, blieben dagegen in der „Erleichterungsrally“ weitgehend aus. Darauf deuten Umsätze und Aussagen vieler Händler hin. Diese Zurückhaltung ist angesichts der unsicheren militärpolitischen, aber auch konjunkturellen Situation verständlich. Die bislang defensive Strategie vieler Investoren birgt Chancen und Risiken.

      Variante eins: Setzt sich der Kursanstieg der vergangenen Tage fort, dürften Anschlusskäufe der längerfristig engagierten Anleger für eine nachhaltige Wende an den Börsen sorgen. Vor allem in den ersten Wochen sollten die Kurse weiter stark steigen. Denn Spekulanten, die bislang erfolgreich auf fallende Kurse gesetzt hatten, würden erkennen, dass sich diese Wette nicht mehr lohnt, und stattdessen auf den Börsenzug nach oben aufspringen.

      Doch vieles spricht für Variante zwei: Die Anschlusskäufe bleiben aus, weil die militärische Lage unübersichtlich und die Weltkonjunktur schwach ist. Überproduktion der Firmen, Verschuldung der Unternehmen und Verbraucher bestehen auch nach einem Krieg fort. Ein rascher Frieden würde immerhin die Stimmung bessern, wodurch die „weichen“ Konjunkturindikatoren, also das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen in die wirtschaftliche Zukunft, ansprängen.

      Doch solch hoffnungsfrohe Signale haben Investoren bereits gierig aufgesogen und mit Kurssteigerungen belohnt, wie es sie in so kurzer Zeit noch nie gegeben hat. Solange den Visionen keine Fakten folgen, ist eine neue Hausse in weiter Ferne.


      HANDELSBLATT, Dienstag, 25. März 2003, 07:57 Uhr
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      schrieb am 25.03.03 22:55:32
      Beitrag Nr. 2.373 ()
      Hohe Volatilität und kein Ende in Sicht

      von Jochen Steffens

      Was ein Tag. Erst stürzte der Dax ab, erreicht die 2500er Marke, um sich dann wieder bis zur 2600er Marke aufzuschwingen. Hohe Volatilität – das ist es, was uns in den nächsten Tagen und Wochen weiterhin begleiten wird. Für Daytrader natürlich ein Paradies. Sofern man richtig liegt. Eigentlich kann ich Ihnen jedoch nur empfehlen, bleiben Sie aus dem Markt und beobachten Sie. Keiner kann beurteilen was morgen passiert oder wie lange der Krieg dauern wird. Die Wirren des Krieges werden an den Börsen nachgezeichnet. Meine kleine Longposition rutschte in Minus, ist aber abgesichert durch Gold und den Euro. Diese beiden Investitionen konnten heute wieder deutlich zulegen. Dabei bleiben Gold und der Euro immer noch meine Favoriten – langfristig gesehen. Der Dollar wird abstürzen, so oder so. Nur ein schneller Krieg könnte diesen Absturz einige Zeit verzögern.

      Mittlerweile werden die Kosten des Krieges von der amerikanischen Regierung auf bis zu 75 Mrd. Dollar geschätzt. Wenn es denn schnell geht. 100 Mrd. Dollar sind bereits vorsorglich aus Bushs Konjunkturprogramm, das mit 695 Mrd. Dollar angesetzt war, gestrichen worden. Das Geld wird also direkt aus dem Programm abgezogen, dass eigentlich die Wirtschaft stützen sollte. So wird die Wirtschaft von zwei Seiten getroffen. Einerseits durch den Ölpreis, der bei einem längeren Krieg wieder drastisch steigen dürfte und andererseits nun durch die Verkleinerung des Konjunkturprogramms. Eigentlich frage ich mich sowieso, woher der ganze Optimismus kommt, der an den Märkten in letzter Zeit wieder häufiger zu finden ist. Aber vielleicht täusche ich mich. Vielleicht wird ein schneller Krieg der Wirtschaft doch den entscheidenden Impuls geben.

      Aber wenn Sie sich das gigantische Haushaltsdefizit anschauen, mit dem die amerikanische Regierung rechnet: 1,8 Billionen Dollar sollen in den nächsten 10 Jahre anfallen. Es gibt auch weitaus höhere Schätzungen. Eine Defizit, dass eigentlich nur noch über ein Inflation ausgeglichen werden kann. Zu weiteren Zahlen lesen Sie weiter unten bei Bill Bonner den Artikel: "Wer soll das bezahlen?" Es passt alles nicht zusammen. Ein erneuter Aufschwung würde allein durch die enorme Verschuldung abgewürgt werden.

      Ich hatte vorige Woche darauf aufmerksam gemacht, dass vielleicht sogar die europäischen Aktienmärkte von der Schwäche der amerikanischen Wirtschaft profitieren können. Heute las ich, dass immer mehr weltweit anlegende Fonds ihr Positionen in Amerika abbauen, um das Geld in europäische Aktien zu investieren. Das bestätigt meine Vermutung. Es bestätigt aber auch, dass das Vertrauen in die amerikanische Politik und Wirtschaft anfängt größeren Schaden zu erleiden. Sollte sich diese Tendenzen nun fortsetzten und verstärken, werden immer mehr ausländische Investoren Geld aus Amerika abziehen und in Europa investieren. Dieser Prozess dürfte für die amerikanische Wirtschaft verheerende Folgen haben.

      Ich hatte auch erwähnt, dass viele der großen amerikanischen Aktien noch überbewertet sind, während in Deutschland und Europa bereits viele als unterbewertet gelten. Gäbe es nicht den Irakkrieg, würde ich somit folgende Investition vorschlagen: Einen Put auf den Dow und einen Call auf den Dax. Damit kann man von diesem Unterschied, sofern er sich den ausgleicht, profitieren. Aber mit solchen Taktiken sollten Sie auch noch das Ende des Irakkriegs abwarten.

      Ich bin wirklich gespannt wie dieser Krieg weiter verlaufen wird. Angesichts der zum Teil zensierten und sich widersprechenden Berichterstattung ist ein objektives Bild leider kaum möglich.

      Für den Dax gehe ich nun davon aus, dass wir in einen Seitwärtsbewegung einschwenken. So zwischen 2400 und 2700 Punkte. Charttechnisch entwickelt sich eine große inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS) im Dax. Ich hatte schon einmal kurz darauf aufmerksam gemacht. Dabei ist interessant zu beobachten, dass diese SKS im Prinzip deutlich widerspiegelt, was im Moment politisch passiert. Denn bricht die SKS nachhaltig ihre Nackenlinie, dann wird es zu einem weiteren Kursanstieg kommen. Das wird allerdings nur passieren, wenn sich dieser Krieg schnell und erfolgreich entwickelt.

      Scheitert der Kursverlauf an dieser Nackenlinie, dann ist das häufig ein Hinweis für stark fallende Kurse. (siehe z.B. den Kursverlauf der Deutschen Post, Hinweis weiter unten) Dieses Szenario passt zu der Gefahr eines langen verlustreichen Krieges.

      Es gibt im Moment also keine klaren Hinweise wohin die Märkte letzten Endes tendieren werden. Doch wen wundert das. Ich vermute, nicht einmal die amerikanischen Militärstrategen können im Moment abschätzen, wie dieser Krieg weitergehen wird. Der Markt wird also weiterhin unsicher, volatil und schwer vorhersehbar bleiben. Hier ist noch kein Ende in Sicht.




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      Wer soll das bezahlen?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      In den letzten Tagen hat die Welt nur ferngesehen und Wetten platziert.

      "Das ist verblüffend – jedes Mal wenn es einen Luftangriff auf Bagdad gibt, steigt der Dow Jones", so meine Freund und Kollege Dan Denning, der simultan CNN und den Indexverlauf des Dow Jones verfolgt.

      Die Aktienkäufer könnten Glück haben – die Aktienkurse könnten ewig weitersteigen. Aber sie könnten das auch nicht. Letzte Woche ist der Dow Jones wieder über den Jahresendstand 2002 gestiegen. Der Goldpreis hingegen fiel zurück.

      Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Es scheint möglich, dass das Kriegsfieber die Aktienkurse eine Zeitlang steigen lassen könnte, vielleicht sogar eine lange Zeitlang. Aber es ist auch möglich, dass die realen Belastungen für den Aktienmarkt und die amerikanische Volkswirtschaft durch den Krieg nur verstärkt werden.

      Der Schuldenstand ist im letzten Quartal so schnell wie noch nie in den letzten 15 Jahren gestiegen. Die privaten Haushalte erhöhten ihre Schulden um 10,7 % – so etwas hat es seit 1987 nicht mehr gegeben.

      Insgesamt sind die gesamten US-Schulden auf 20,7 Billionen Dollar gesteigen, davon 6,05 Milliarden Hypothekenschulden. Die Haushalte haben ihre Hypotheken im letzten Quartal 5 Mal so schnell wie vor 5 Jahren erhöht.

      Gleichzeitig ist das Haushaltsdefizit des Bundes auf 96,3 Milliarden Dollar im Februar gestiegen. Damit beläuft sich das US-Haushaltsdefizit für die 5 Monate bis Februar (einschl.) auf 196,3 Milliarden Dollar (+50 % gegenüber dem Vorjahreswert).

      Die Konsumenten müssen ihre Rechnungen bezahlen – egal, wie erfreut sie durch die News von der irakischen Front sind. Und im Gegensatz zur US-Notenbank können sie nicht einfach die Notenpresse anwerfen und neue Dollar drucken.

      Aber auch den Regierungen der Bundesstaaten fehlt so etwas wie eine Notenpresse. Jeder scheint Geld zu brauchen. Woher soll es kommen? "Von den Steuerzahlern", wäre eine mögliche Antwort. Die Bürger müssten einfach einen niedrigeren Lebensstandard akzeptieren, während sie ihre Schulden zurückzahlen ... und die Kriegskosten begleichen.

      Aber vielleicht haben George Bush und seine Administration auch darüber nachgedacht, den Irak selbst für den jetzigen Krieg bezahlen zu lassen.

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      Nachhaltiges Wachstum nicht zu erwarten

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan

      Wenn man sich die Performance der US-Aktien ansieht, dann waren die ersten Bombardierungen von Bagdad das positivste Ereignis für die Aktien seit 20 Jahren. Der Dow Jones hat letzte Woche 661 PUnkte zugelegt, der Nasdaq-Composite legte 6 % zu.

      Die selben Investoren, die vor 3 Wochen Angst hatten, Aktien zu kaufen, haben jetzt Angst, KEINE Aktien zu kaufen. Michael Santoli vom Barron`s Magazin schrieb, dass der Begriff "Kaufpanik" wieder die Runde machte.

      Aber Sie sollten nicht vergessen, dass die großen Indizes trotz der zuvorigen Verluste immer noch bei KGVs von 30 stehen ... und ich bezweifle, dass die Ergebnisse bald deutlich anspringen werden.

      Nun, es könnte sein, dass es zu einer Welle der "Erleichterungs-Ausgaben" bei Privaten und Unternehmen kommen wird, wenn der Irakkrieg positiv verläuft. Das könnte im kommenden Quartal zu einem schönen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes führen. Aber NACHHALTIGES Wachstum ist eine andere Sache. Die US-Wirtschaft leidet schließlich immer noch unter einem hohen Schuldenberg, Überkapazitäten und zu geringer Nachfrage ...

      _____________________________________________________--


      investorverlag.de
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      schrieb am 25.03.03 23:04:38
      Beitrag Nr. 2.374 ()
      Krieg gibt an der Börse den Takt an

      Sorgen um langwierigen Verlauf und explodierende Kosten für die USA verleihen europäischem Rentenmarkt neuen Schwung

      von Beatrix Wirth

      Berlin - Wohl selten sind Militär, Politik und Wirtschaft so eng verwoben wie zu Kriegszeiten. Das gilt auch für die Börse. Die Analysen vom Parkett, die viele TV-Sender zwischen Nachrichten und Sondersendungen ausstrahlen, muten oftmals wie eine Fortsetzung der politisch-militärischen Berichterstattung zum Irak-Krieg an - und müssen es auch. Denn alle Erschütterungen von der Front, alle Neuigkeiten oder Mutmaßungen über den Verlauf der Auseinandersetzung am Golf wirken sich nahezu ungefiltert an den Kapitalmärkten aus.


      So lässt sich erklären, dass der europäische Rentenmarkt nach den kräftigen Einbußen der Vorwoche am Montag und Dienstag den größten Zwei-Tages-Gewinn seit Jahresanfang verzeichnete, während der Aktien-Boom verebbte. Der Bund-Future erreichte gestern in der Spitze fast wieder die Marke von 114 Zählern, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fiel auf 4,15 Prozent. "Dies spiegelt die veränderte Stimmungslage in Sachen Krieg wider", sagt Stefan Schilbe, Rentenanalyst bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. "Nach den anfänglichen Erfolgsmeldungen, die die Anleger in Aktien trieb, steigt nun die Nervosität wieder an und die Risikofreude geht zurück." Dies zeige sich auch in der Erholung des Euro-Kurses und des Goldpreises. Für Ulrich Beckmann, Leiter Global Markets Research bei der Deutschen Bank, greift nach den jüngsten Übertreibungen - "zuviel Pessimismus vor Kriegsbeginn, zuviel Optimimus bei Kriegsbeginn" - nun "ein realistischerer Blick" an der Börse um sich. "Viele dachten offenbar zu Anfang, dass der Irak-Krieg ein Sonntagnachmittag-Spaziergang würde. Die neuesten Meldungen zeigen, wie trügerisch diese Vorstellung war."


      Die Experten prognostizieren, dass die Märkte weiter am Tropf des Nachrichtenflusses hängen werden, was extreme Ausschläge nach oben oder unten wahrscheinlich macht. Mehr und mehr Raum gewännen jedoch auch Besorgnis erregende Fundamental-Analysen über die ökonomischen Auswirkungen des Konflikts, heißt es - insbesondere angesichts der Kosten, die bereits nach wenigen Kriegstagen nach oben korrigiert werden mussten. Für einen sechsmonatigen Krieg, den Wiederaufbau des Irak und Sicherheitsmaßnahmen in den USA kalkuliert das US-Verteidigungsministerium nun 75 Mrd. US-Dollar ein. Dieser Betrag liegt aber immer noch weit unter den Schätzungen von Volkswirten. Die Deutsche Bank taxiert allein die unmittelbaren Kriegskosten auf bis zu 121 Mrd. Dollar. Hinzu könnten noch weitaus höhere Milliardenbeträge für Maßnahmen nach dem Krieg kommen, so Analyst Cary Leahey - insgesamt bis zu 724 Mrd. Dollar. Darüber hinaus bestünden enorme ökonomische Risiken. Eine Explosion des Ölpreises könnte die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen. Der damit einhergehende Rückgang des Bruttoinlandsprodukts könnte auf Sicht von fünf Jahren schlimmstenfalls nochmal zu einem Ausfall von 350 Mrd. Dollar führen, rechnet Leahey vor. "Es besteht die Gefahr, dass das US-Haushaltsdefizit durch die Belastungen noch in diesem Jahr auf 400 Mrd. Dollar anschwillt", warnt auch HSBC-Analyst Schilbe. Dies könnte eine gefährliche Spirale aus einer massiven Dollar-Abwertung, steigender Inflation und Kapitalabflüssen aus den USA in Gang setzen, die auch in Europa ihre negative Wirkung zeigen würde.


      Noch klammern sich die meisten Strategen zwar an das Positiv-Szenario, dass die US-Wirtschaft letztlich vom Krieg profitiert und eine Klärung des Konflikts endlich den Weg für den lange erwarteten Konjunkturaufschwung frei macht. Doch angesichts der vielen Unwägbarkeiten, die mit jedem Kriegstag deutlicher werden, räumen die Experten dem sicheren Rentenmarkt weiterhin Chancen ein. Analyst Schilbe: "Ich sehe den Bund-Future zwar nicht auf dem Weg zu neuen Hochs. Die zehnjährigen Anleihen dürften aber bald wieder unter vier Prozent rentieren."


      Artikel erschienen am 26. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 23:08:14
      Beitrag Nr. 2.375 ()
      Fitch warnt vor Aufweichung der Abschreibungsregeln

      Bei Versicherern drohen "japanische Verhältnisse"

      von Michael Fabricius

      Berlin - Aus Sicht der Rating-Agenturen würde eine Aufweichung der Abschreibungsregeln für deutsche Lebensversicherer die stillen Lasten in den Bilanzen nur verschleiern. "Einfach im Nachhinein die Spielregeln zu ändern, ergibt wenig Sinn und ändert an den Zahlen nichts", sagt Marco Metzler, Versicherungs-Analyst bei der Rating-Agentur Fitch. Eine gesetzliche Änderung der Abschreibungsregeln, die den Versicherern mehr Spielraum für die Verbuchung der Aktien-Kursverluste aus den vergangenen Jahren geben würde, schaffe "japanische Verhältnisse" in den Bilanzen.


      Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatte am Montag in Leipzig mehr Zeit für seine Mitglieder bei der Verarbeitung der Börsenbaisse gefordert. Ansonsten drohten die Ergebnisse für dieses Jahr und das Eigenkapital einiger Gesellschaften aufgrund der anhaltenden Kursverluste am Aktienmarkt erheblich unter Druck zu geraten, hieß es. "Für Änderungen sind wohl gesetzliche Regelungen notwendig", so GDV-Präsident Bernd Michaels.


      Bislang haben Versicherer die Möglichkeit, den Ende 2001 eingeführten "Armutsparagrafen" 341b HGB zu nutzen, um Abschreibungen hinauszuzögern. Demzufolge muss der Verlust einer Aktie nur dann auf den aktuellen Marktwert abgeschrieben werden, wenn dieser als "dauerhaft" gilt. Und aus Sicht der Wirtschaftsprüfer ist dies dann der Fall, wenn der Marktwert eines Papiers zwölf Monate lang durchschnittlich zehn Prozent unter dem Buchwert in der Bilanz des Versicherers notiert. Bei einem Verlust von 20 oder mehr Prozent reicht der Sechs-Monats-Durchschnitt. Doch selbst dann müssen die Assekuranzen nicht zwangsläufig abschreiben. Denn es gibt noch einige bilanzschonende Schlupflöcher. Wenn beispielsweise eine Analystenaussage vorliegt, der zufolge der Wert einer Aktie grundsätzlich höher einzuschätzen ist, kann der Versicherer diesen Wert zugrunde legen. Ansonsten können für die Bilanz pauschal einfach zehn Prozent auf den Zwölf-Monats-Durchschnitt geschlagen werden.


      Doch selbst diese Zugeständnisse scheinen nicht mehr auszureichen. Die gegenwärtige Regelung des 341b "greift noch immer zu kurz", sagte Michaels in Leipzig. Zwar bekräftigen die Versicherungen, dass auch weiterhin Überschüsse erwirtschaftet und den Policen gutgeschrieben werden. "Aber es gibt definitiv weitere Probleme, sonst wäre der Vorschlag einer Gesetzesänderung nicht gemacht worden", steht für den Fitch-Experten Metzler fest.


      Doch selbst wenn die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht mitspiele und den Versicherern ermögliche, das Kursminus weiter vor sich herzuschieben, ließen sich die Rating-Agenturen nach seiner Einschätzung nicht davon beeindrucken. "Wir werden gesetzliche Änderungen einfach herausrechnen", sagt Metzler.


      Auch aus Sicht der Aktionäre von Allianz oder Münchener Rück mache eine Änderung der Abschreibungsregeln wenig Sinn, da hierdurch "die Transparenz noch weiter verschlechtert wird", sagt Metzler. "Am Ende wird noch mit negativem Kapital Versicherungsgeschäft gemacht", warnte er.


      Artikel erschienen am 26. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 23:09:55
      Beitrag Nr. 2.376 ()
      Finanzen

      Tokios Zentralbank stützt Banken mit drei Billionen Yen

      Währungshüter kämpfen gegen weitere Börsenabstürze - Nikkei fällt trotzdem weiter - Analyst: Japan steckt im Schlamassel


      Tokio - Die japanische Zentralbank will die angeschlagenen Geschäftsbanken mit zusätzlichen milliardenschweren Aktienabkäufen vor weiteren Börsenstürzen angesichts der Unsicherheiten durch den Irak-Krieg bewahren. Die Bank von Japan (BoJ) entschied deshalb am Dienstag, das laufende Aufkaufprogramm für Aktien der Banken um eine Billion Yen (acht Mrd. Euro) auf drei Billionen Yen aufzustocken.


      Man habe die Ausweitung der Aktienkäufe beschlossen, da das Einpumpen zusätzlicher Liquidität angesichts der Irak-Krise allein nicht ausreiche, die Stabilität des Markts zu sichern, begründete die Bank von Japan ihre Entscheidung. Das für Notenbanken ungewöhnliche Vorgehen zeige, wie sehr Japan im Schlamassel stecke, wenn jeder auf die Zentralbank angewiesen sei, dem Aktienmarkt auf die Beine zu helfen, sagte ein Analyst . Der neue Gouverneur der BoJ, Toshihiko Fukui, wies jedoch Darstellungen zurück, die Maßnahme diene dazu, die Aktienkurse mit Blick auf den Bilanzschluss für das am 31. März ablaufende Geschäftsjahr nach oben zu drücken.


      Die unter massiven Problemkrediten ächzenden japanischen Banken verfügen über hohe Aktienbestände und sind damit der Volatilität am Aktienmarkt stark ausgesetzt. Fukui warnte angesichts der fragilen Wirtschaftslage Japans vor einem Absturz in eine Deflationsspirale. Seit langem leidet die zweitgrößte Wirtschaftsnation unter einem stetigen Preisverfall. Es habe der Funktion einer Schockabsorbierung bedurft vor allem angesichts des Irak-Krieges, wurde Fukui zitiert. Es gebe jederzeit die Möglichkeit, dass sich die Wirtschaft und das Finanzsystem einem unerwarteten Schock ausgesetzt sehe, hieß es.


      Angesichts der dramatischen Börsentalfahrt hatte die Zentralbank bereits im vergangenen Jahr angekündigt, den Banken unter die Arme zu greifen und im November begonnen, bis zum kommenden September Aktien von Banken aufzukaufen, deren Aktienbestände ihr Kernkapital übersteigen. Bis Dienstag belief sich die Summe bereits auf gut eine Billion Yen. Fukui stellte jedoch nach der ersten Ratssitzung unter seiner Führung klar, dass es für die BoJ unmöglich sei, das Aktienkaufprogramm über die nun beschlossenen drei Billionen Yen hinaus auszuweiten. Ein Analyst warnte, die Zentralbank riskiere ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Investoren.


      Die Bank von Japan stand angesichts der jüngsten Börsenstürze unter politischem Druck zu verstärktem Handeln. An den Märkten sorgte der Beschluss, die Aktienaufkäufe auszuweiten, am Dienstag für keine Überraschung. Die Anleger hätten dies erwartet, manche auch gehofft, die BoJ werde noch mehr Aktien kaufen, hieß es. Die Aufmerksamkeit habe sich mehr auf das Vorgehen des neuen Zentralbank-Gouverneurs gerichtet. Seine Ankündigung konnte jedoch nicht verhindern, dass die Tokioter Börse im Sog der Wall Street weiter absackte. dpa




      Artikel erschienen am 26. Mär 2003

      welt.de
      Avatar
      schrieb am 25.03.03 23:23:06
      Beitrag Nr. 2.377 ()
      Afrika


      Ölkrieg im Nigerdelta treibt die Preise

      Im Schatten des Irakkonflikts schwappt in Nigeria eine Welle der Gewalt über das Land.





      Der Ölkrieg im Nigerdelta kommt nicht nur Nigeria teuer zu stehen. Er kostet das westafrikanische Land derzeit knapp 40 Prozent seiner Rohölproduktion. Kämpfe zwischen verfeindeten Stämmen und der Armee haben internationale Ölgiganten aus dem Delta vertrieben.

      Der weltweit sechstgrößte Ölproduzent sorgte für weitere Verunsicherung und Preisanstieg auf Ölmarkt, der durch den Irak-Krieg ohnehin angeschlagenen ist. Die Gewaltwelle bedroht auch die für den 19. April angesetzte Präsidentschaftswahl in Nigeria.

      Fast alle Deviseneinnahmen stammen aus dem Ölgeschäft

      Davor hatte bereits Präsident Olusegun Obasanjo gewarnt, der das Land erstmals seit 20 Jahren von einer zur nächsten Zivilregierung führen will. Doch in seiner vierjährigen Amtszeit versäumte er wie seine Vorgänger den Dauerkonflikt im Nigerdelta zu lösen.

      97 Prozent der Deviseneinnahmen Nigerias stammen aus der Ölproduktion des Südens. Doch die Schatzkammer des Staates ist das Armenhaus des Landes. Die Bewohner des Nigerdeltas haben nichts von dem Geld, das der Staat durch die normalerweise täglich geförderten 2,2 Millionen Barrel Rohöl einnimmt. Seit jeher kämpfen Bewohner des Deltas für mehr Mitspracherechte und um einen Anteil an den Einnahmen.

      Nun rief der mächtige Stamm der Ijaw zum „Krieg gegen Regierung und Ölkonzerne“ auf. „Wenn die Regierung nicht auf unsere Anliegen eingeht, werden wir die Region unregierbar machen“, drohte ein Ijaw-Führer. Die Spirale der Gewalt schraubte sich hoch, als Jugendliche vor zwei Wochen drei Soldaten töteten, die in Kämpfe zwischen Ijaw und Angehörigen des Stammes der Itsekiri eingegriffen hatten.

      Präsident Obasanjo schickte daraufhin mehr Truppen.
      „Die Armee ist nicht neutral“, kritisiert Ijaw-Aktivist Oronto Douglas. „Sie kämpft auf Seiten der Ölfirmen und der Itsekiri.“ Die Soldaten hätten zahlreiche Ijaw getötet und Dörfer niedergebrannt.

      Wackliger Boden

      „Sie missachten alle Menschenrechte“, sagt Douglas. „Wir wissen nicht, wo wir hin sollen, also kämpfen wir für unsere Existenz.“ Nach Drohungen der Aktivisten, notfalls auch Ölförderstationen in die Luft zu jagen, haben die Konzerne Shell, Chevron Texaco und TotalFinaElf ihre Mitarbeiter aus dem Westen des Nigerdeltas in Sicherheit gebracht. „Leben und Sicherheit der Arbeiter waren bedroht“, erklärte Chevron Texaco-Manager Jay Pryor. Allein sein Konzern büßt nun täglich 440 000 Barrel Rohöl ein.

      Armeechef Alexander Ogomudia hingegen verlegte sein Quartier in die Hafenstadt Warri, aus der die Ölfirmen normalerweise ihr schwarzes Gold exportieren.

      Der unterbrochene Ölfluss reißt kurz vor der Wahl tiefe Löcher in Nigerias Staatskasse. Landesweit ist die Stromversorgung unterbrochen. Die Krise, warnen Ökonomen, schrecke neue Investoren ab. Ein westlicher Diplomat sagt unbeeindruckt: „Nigeria ist selbst in seinen besten Zeiten immer ein wackeliger Boden für Investoren.“

      (sueddeutsche.de/dpa)
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 21:56:41
      Beitrag Nr. 2.378 ()
      26.03. 20:09
      Wirtschaftsdaten - Überblick
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Nachfolgend eine Zusammenfassung der heutigen US Wirtschaftsdaten aus dem BörseGo US NewsFeed:


      Die Zahl der Aufträge für langlebige Güter fiel im Februar um 1.2% (Prognose: -1.5%). Dies berichtet das Commerce Department. Auslöser für die Rückgänge war eine fallende Nachfrage nach Elektronikgütern, Metallen, Flugzeugen, Automobilen und Computern. Im Januar fiel die versendete Menge langlebiger Güter bereits um 1.6%. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Auftragslage im Februar um 1.4%. Die Auftragslage den Transportsektor ausgeklammert fiel um 2.1%, bei Ausklammerung des Verteidigungssektors wurde gar ein Rückgang um 2.7% gemeldet. Im Januar wurde hier noch ein Anstieg von 2.2% gemeldet. Die Bestellmenge für zivile Flugzeuge fielen um 26%.



      Die Zahl der im Februar verkauften neuen Eigenheime fiel um 8.1% auf eine saisonal angepasste annualisierte Rate von 854,000, nach revidierten 929,000 im Januar. Dies meldet das Commerce Department. Damit war die Absatzlage die dünnste seit August 2000. Der Rückgang im Februar folgt einem 12.6 prozentigen Einbruch im Januar. Im Nordosten der Vereinigten Staaten fiel der Umsatz aufgrund des kalten Winterwetters gar um 37%. Auch im Süden beeinträchtigte das kalte Wetter die Umsätze und liesen sie um 8.6% zurückgehen. Im Westen stagnierte der Umsatz, während er im Mittleren Westen um 6.3% fiel.
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:00:08
      Beitrag Nr. 2.379 ()
      Die Baisse dauert an!

      Die Finanzmärkte liegen im Sog der Ungewissheit über den Ausgang des Irak-Krieges. Fundamentale Indikatoren geben widersprüchliche Signale. Es ist ein “Spielermarkt” mit hoher Volatilität. Keinesfalls ein Feld für Witwen und Waisen.

      Die Verschuldung der USA wuchs im letzten Quartal mit der schnellsten Geschwindigkeit in 15 Jahren. Haushaltskredite schossen um 10,7% hoch, etwas was es seit 1987 nicht gegeben hat.

      Zusammengenommen, die U.S. Gesamtschulden stiegen auf 20,7 Billionen USD; 6,05 Billionen USD sind Hypothekenschulden. Hauseigentümer verschuldeten ihr Eigentum mit einer 4fach höheren Rate im letzten Quartal als vor 5 Jahren auf USD 3,37 Billionen Neuverschuldung in der 5-Jahresperiode.

      Inzwischen schoss das US-Regierungs Budgetdefizit auf 96,3 Milliarden USD im Februar. Für die ersten 5 Monate des Fiskaljahres 2003 auf USD 193,3 Milliarden, 50% höher als letztes Jahr.

      Am Montag hatte der Aktienmarkt wieder reversiert und befindet sich wieder auf dem Rückzug. Der Krieg geht in die unangenehmste Phase und das Rohöl steigt wieder an. Es ist ein schmutziger Krieg!

      George W. Bush und Tony Blair werden persönlich unangenehme Erfahrungen machen müssen. Sie werden von dem Rest der Welt in “die Ecke gestellt.” Ignoranz und Arroganz kommen vor dem Fall”!


      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:03:30
      Beitrag Nr. 2.380 ()
      Geschäftsklima in Deutschland trüber

      Vor allem die Erwartungen der Firmen geben nach
      ks Frankfurt - Wer auf die dritte Verbesserung des deutschen Geschäftsklimas in Folge gehofft hatte, sah sich enttäuscht. Denn der Ifo-Geschäftsklimaindex gab im März deutlicher von 88,9 auf 88,1 Punkte nach. Die Konsensschätzung der Ökonomen hatte dagegen auf eine marginale Verbesserung gelautet. Insgesamt dürfte die deutsche Wirtschaft nach diesen Stimmungsdaten zu urteilen auch in den kommenden Monaten in der Stagnation verharren. Eine deutliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland geht mit den neuesten Umfrageergebnissen allerdings auch nicht einher. Die Urteile der Unternehmen zu ihrer derzeitigen Situation fielen nicht viel schlechter aus als im Vormonat. Der entsprechende Teilindex lag mit zuletzt 79,7 Punkten trotz des leichten Rückgangs um knapp einen halben Punkt noch immer in seinem seit etwa einem Jahr ganz sachte nach oben zeigenden Grundtrend (siehe Grafik), allerdings auf sehr niedrigem Niveau. Der Saldo aus den positiven zu negativen Umfrageantworten im März von - 28,6 Prozentpunkten, nach - 27,7 im Februar, zeigt denn auch nach wie vor die große Unzufriedenheit der Unternehmen mit der aktuellen Geschäftsentwicklung ...

      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:09:27
      Beitrag Nr. 2.381 ()
      Quo vadis Dax, Nikkei...

      Von Claus Vogt

      Dax

      Der Dax hat im Berichtszeitraum mit einem Tief von 2.189 Punkten den oberen Bereich unserer Zielzone von 2.200 bis 2.000 bereits gesehen. Die prozentual erhebliche Gegenbewegung hat ihn anschließend in die von 2.520 bis 2.800 reichende Widerstandszone geführt, an die sich nahtlos der nächste Widerstandsbereich zwischen 2.800 und 3.000 Zählern anschließt. Die 200-Tage-Durchschnittlinie verläuft sogar noch höher. Da wir mit erneut deutlich fallenden Kursen in den USA rechnen, erwarten wir für den Dax ein abermaliges Eintauchen in unsere oben genannte Zielzone.

      Nikkei

      Nach dem erwarteten Ausbruch nach unten gilt der Bereich von 8.200 bis etwa 8.500 Punkten jetzt als massiver Widerstand. Wir können noch immer keine Anzeichen einer Bodenbildung ausmachen.

      Gold

      Gold ist in den Bereich der langfristig wichtigen Ausbruchszone von 330 bis 340 US-Dollar zurückgefallen und nähert sich der steigenden 200-Tage-Durchschnittlinie. Wir beurteilen dieses Niveau als Kaufgelegenheit.



      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


      [ Mittwoch, 26.03.2003, 16:06 ]
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:11:49
      Beitrag Nr. 2.382 ()
      US-Experten: Fundamentaldaten werden bald aus dem Schatten des Irak-Kriegs heraustreten


      Neue Welle von Gewinnwarnungen droht



      Von Tobias Moerschen, Handelsblatt


      Vor der Quartalsberichtssaison senken viele US-Konzerne ihre Gewinnausblicke. In dieser und in der nächsten Woche erwarten Experten von den Unternehmen noch so manche böse Überraschung.





      NEW YORK. Andrew Lapthorne, Leiter der Abteilung quantitative Analyse bei Dresdner Kleinwort Wasserstein spricht aus, was viele Marktteilnehmer über die derzeitige Korrelation von Unternehmensdaten und Aktienkursen denken: „Ich überfliege die Gewinnschätzungen nur, der Markt ignoriert das sowieso.“

      Momentan reagieren die Finanzmärkte vor allem auf die Frontnachrichten aus dem Irak. Doch ein genauerer Blick auf die Fundamentaldaten lohnt. Denn in den USA läuft die Vorberichtssaison an. Darin geben die Unternehmen erste Hinweise auf das laufende Geschäft. Und hier droht manch böse Überraschung. „Die Ausblicke sind so negativ wie seit fünf Quartalen nicht mehr“, sagt Chuck Hill, Researchdirektor des Finanzdatenanbieters Thomson First Call.

      Bei den Firmen im S&P 500-Index überwiegen negative Vorberichte die positiven Äußerungen im Verhältnis von 2,9 zu 1. Das heißt, fast drei Unternehmen senken ihre Prognosen für jeden Konzern, der sich optimistisch äußert. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2002 war das Verhältnis 1,7.

      „Wir stehen womöglich erst am Anfang einer neuen Welle von Warnungen bekannter Konzerne“, sagt Hill. Erfahrungsgemäß korrigieren die Unternehmen ihre Ausblicke kurz vor Bekanntgabe der Quartalszahlen. Sie wollen so böse Überraschungen bei Bekanntgabe des endgültigen Ergebnisses vermeiden.

      Laut Hill dürfte sich der Trend verstärken, je näher die Quartalsberichte rücken. In dieser und nächster Woche erreicht die US-Vorberichtssaison ihren Höhepunkt. Die endgültigen Zahlen folgen ab dem 14. April. Bislang gab es 218 Vorberichte von Unternehmen im S&P 500-Index. Davon fielen 117 negativ aus, 60 neutral, 41 positiv.

      Kurzfristig treiben viele Faktoren die Kurse, wie der Krieg im Irak, die Debatten im UNO-Sicherheitsrat und die Lage in Nordkorea. Aber letztlich beruhen die Aktienkurse auf den Unternehmensgewinnen. Die Berichtssaison könnte nun den Blick der Investoren wieder stärker auf die fundamentalen Daten lenken. „Die Gewinnschätzungen der Analysten für das Gesamtjahr sind geradezu lächerlich überhöht“, sagt Andrew Lapthorne, Leiter der Abteilung quantative Analyse bei Dresdner Kleinwort Wasserstein. Für die USA erwarten die Bankexperten ein Gewinnplus von 16 % in 2003.

      Daran glauben heute allerdings selbst Optimisten nicht mehr. Abhijit Chakrabortti, Chefstratege der Investmentbank JP-Morgan, hat etwa seine Prognose auf ein Plus von 8,5 % gesenkt. Zudem reagieren die Analysten oft erst zeitverzögert auf Warnungen von Unternehmen. Daher könnten die jüngsten negativen Ausblicke zu niedrigeren Prognosen führen.

      Seit Jahresbeginn verzeichnet nur eine Branche sprudelnde Gewinne – die Energiebranche. Das Gewinnwachstum in diesem Quartal kommt fast ausschließlich von diesen Unternehmen. Die Förderfirmen profitieren kräftig von steigenden Öl- und Gaspreisen, trotz des jüngsten Rückgangs: Analysten erwarten einen Ertragssprung um 167 % im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr.

      Dem Rest der US-Wirtschaft geht es weitaus schlechter. Das gilt besonders für konjunktursensible Konsumbereiche wie Einzelhandel, Zeitungen und Touristik.

      Negative Ausblicke kamen zuletzt vom Handelskonzern Sears Roebuck, den Hotelketten Marriott International und Hilton sowie vom Medienkonzern Dow Jones.

      Optimistisch äußerten sich dagegen der Haushaltsgeräte-Hersteller Whirlpool und der Einzelhändler Best Buy. Im Schnitt überwogen gestern die negativen Meldungen im Verhältnis 3,2 zu 1 im Sektor zyklischer Konsum. „Die Warnungen im Konsumbereich sind alarmierend“, sagt Thomson-Direktor Hill. „Denn die Verbraucherausgaben müssten die US-Konjunktur noch mindestens einige Monate tragen, bis die Unternehmensinvestitionen wieder anspringen.“


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 26. März 2003, 09:35 Uhr
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:20:35
      Beitrag Nr. 2.383 ()
      HealthSouth brechen nach Bilanzskandal fast auf Null ein

      Aktionäre fürchten zweites Enron - Möglicherweise seit
      1986 keine verlässliche Bilanz mehr - SEC friert Vermögenswerte ein


      von Bloomberg

      New York - Die Aktie von HealthSouth hat im Over-the-Counter-Handel in New York fast den gesamten Wert verloren. Gegen den Krankenhausbetreiber sowie Vorstandschef Richard Scrushi läuft ein Strafverfahren wegen Betrugs. Die US-Börsenaufsicht beschuldigt Scrushi, die Gewinne seit 1999 um mindestens 1,4 Mrd. Dollar aufgebläht zu haben.


      Die SEC hat Vermögenswerte des Unternehmens eingefroren und auch Aktionäre haben Klagen eingereicht. Die New Yorker Börse hat den regulären Handel mit der Aktie ausgesetzt und will sie ganz ausschließen. Im Freiverkehr brach der Aktienkurs am Dienstag um 3,80 Dollar auf 11 Cent ein. Es war das erste Mal, seit die SEC den Handel am vergangenen Mittwoch ausgesetzt hatte, dass die Aktie zumindest im Freiverkehr wieder gehandelt wurde.


      Der heftige Kurssturz legt nahe, dass Investoren mit einem ähnlichen Insolvenzverfahren rechnen, wie es auch gegen Enron und Worldcom eingeleitet wurde, die beide ebenfalls in Bilanzskandale verwickelt sind. HealthSouth versucht, bis zum 1. April Deckung für Anleihen im Volumen von 345 Mio. Dollar zu bekommen. Das Unternehmen gab an, es gebe Fortschritte in den Verhandlungen mit Kreditgebern.


      "Das ist wirklich eine unerhörte Situation", kommentierte Sherry Reser, eine Sprecherin des California State Teachers` Retirement System, des drittgrößten US-Pensionsfonds. Der Pensionsfonds hält immerhin 1,3 Millionen HealthSouth-Aktien und ist Gläubiger bei zwei Unternehmensanleihen. Reser schätzt, dass der Fonds bei den Aktien 10,6 Mio. Dollar verlieren wird und bei den Anleihen 600.000 Dollar.


      Als Grund für die Suspension vom Handel gab die New Yorker Börse die Untersuchungen der SEC und des US-Justizministeriums an. Es ist das erste Mal seit März 2002, dass die New Yorker Börse (Nyse) Schritte unternimmt, um eine Aktie ganz vom Handel auszuschließen, erkläret Börsensprecherin Diana DeSocio.


      HealthSouth erklärte am Dienstag, die Unregelmäßigkeiten könnten schon 1986 begonnen haben. Das würde bedeuten, dass es seit dieser Zeit keine verlässliche Bilanz von HealthSouth mehr gegeben hat.


      "Man kann einfach nicht darauf vertrauen, dass sich auf der Haben-Seite der Bilanz irgendwelche Werte befinden", betonte Frank Morgan, Analyst bei Jefferies & Co, der die Aktie des Krankenhausbetreibers mit "Underperform" bewertet. "Die Marktteilnehmer sind skeptisch, ob das Unternehmen in der Lage ist, schnell genug zu handeln, ein Konkursverfahren abzuwenden."


      Artikel erschienen am 27. Mär 2003
      welt.de

      ____________________________________________________---
      Das ist nur die Spitze vom Eisberg
      Wieviele Unternehmen noch?:(
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:23:36
      Beitrag Nr. 2.384 ()
      Die Baisse macht auch die sehr Reichen ärmer
      Kapitalabflüsse bei den Vermögensverwaltern

      von Peter Herkenhoff

      London - Die Börsenbaisse ist auch an den Superreichen, den so genannten High Net Worth Individuals, nicht spurlos vorüber gegangen. Nach Berechnungen der Vermögensberatungsfirma Scorpio Partnership sind die verwalteten Vermögen der 26 größten Banken, die sich auf diese besonders wohlhabende Klientel spezialisiert haben, im vergangenen Jahr um durchschnittlich acht Prozent gesunken. Scorpio macht dafür den lang anhaltenden Bärenmarkt aber auch hohe Abflüsse verantwortlich. Die Folge seien merkliche Verschiebungen unter den großen Vermögensverwaltern, heißt es im Fazit der jetzt vorgelegten Studie.


      Mit weitem Abstand an der Spitze der Private-Banking-Anbieter steht demnach allerdings weiterhin die Schweizer Großbank UBS, die als besonders gute Adresse für große Vermögen gilt. Ende 2002 verwalteten deren Töchter UBS Wealth Management und Paine Webber ein Vermögen von 920 Mrd. Dollar. Dies ist gegenüber 2001 zwar ein leichter Rückgang, doch dieser ist allein auf die schlechte Entwicklung der Börsen zurückzuführen. Denn entgegen dem Markttrend erhielten die Eidgenossen im vergangenen Jahr von ihren Kunden mehr neues Kapital als abgezogen wurde. Dies gilt auch für die Nummer der Branche, Merrill Lynch. Auch hier blieb unter dem Strich aber ein kleiner Rückgang beim verwalteten Vermögen - von 804 auf 778 Mrd. Dollar. Den dritten Platz belegt die Credit Suisse First Boston (CSFB). Die "Assets under Management" sind hier im vergangenen Jahr zwar um knapp 97 auf 644 Mrd. Dollar gesunken. Doch auch CSFB verzeichnete unterm Strich mehr Zu- als Abflüsse.


      Aufsteiger des Jahres ist die Citigroup, die nun auf Platz vier rangiert. Die Amerikaner haben das Kunststück fertig gebracht, das verwaltete Vermögen trotz hoher Kursverluste an den Weltbörsen von 159 auf 164 Mrd. Dollar zu steigern. Die Deutsche Bank ist dafür von der vierten auf die fünfte Position abgerutscht. Nach den Berechnungen von Scorpio musste der einzige deutsche Vertreter in dieser Studie einen Abfluss von drei Mrd. Euro verkraften. Insgesamt fiel das Vermögen binnen Jahresfrist von 167 auf 148 Mrd. Dollar.


      Auch im Geschäft mit den Superreichen haben die Banken laut Studie zunächst einmal mit Entlassungen auf das schwieriger gewordene Marktumfeld reagiert. Im vergangenen Jahr wurden vier Prozent der Arbeitsplätze im Private Banking abgebaut. Und Besserung ist nicht in Sicht. "Weitere Entlassungen sind wahrscheinlich", so Adam Green, Personalberater bei TMP Worldwide.


      Daneben erwarten Experten eine umfassende Konsolidierung der Branche. "Das auf hohen Managementgebühren basierende traditionelle Modell der Vermögensverwaltung hat sich als untauglich erwiesen", konstatiert Bruce Weatherill, Partner bei Price Waterhouse Coopers. Es funktioniere nur bei steigenden Kursen und permanenten Kapitalzuflüssen.


      Besonders die vielen kleinen Schweizer Privatbanken stehen unter Druck. Nachdem im vergangenen Jahr bereits Lombard Odier mit Darier Hentsch und Union Bancaire Privée mit Discount Bank & Trust Company fusioniert haben, rechnet Weatherill für das laufende Jahr mit weiteren Zusammenschlüssen. UBS-Chef Peter Wuffli hatte Anfang März durchblicken lassen, dass sein Haus ständig auf der Suche nach kleineren "Geldboutiquen" sei.


      Und auch die Ratingagentur Moody s rechnet mit einer Konzentration in der bislang zersplitterten Branche. Überlebenschancen hätten insbesondere die kleineren Anbieter nur dann, wenn sie verstärkt Finanzprodukte von Dritten anbieten und das Beratungsgeschäft intensivieren würden.


      Artikel erschienen am 27. Mär 2003
      welt.de
      ______________________________
      Das ist aber trauig ,
      Die haben noch genug, um zu verlieren.
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:25:15
      Beitrag Nr. 2.385 ()
      Ausschuss des US-Kongresses prüft Rolle der Ratingagenturen
      von Bloomberg

      Washington - Der amerikanische Kongress will überprüfen, ob Ratingagenturen wie Moody`s, Standard & Poor`s oder Fitch die Kreditwürdigkeit von Unternehmen tatsächlich akkurat und neutral bewerten. Sollten Interessenkonflikte bestehen, sei mehr staatliche Aufsicht nötig, warnte das für den Kapitalmarkt zuständige House Financial Services Subcommittee. Für den 2. April wurde eine Anhörung beantragt.


      Hintergrund für diesen Vorstoß ist der Vorwurf an die Ratingagenturen, den Kollaps von Enron nicht vorhergesehen zu haben. Die Bonität des US-Energiehändlers war noch vier Tage vor seinem Konkursantrag mit Investment Grade beurteilt worden.


      Der Kongress wolle "sicherstellen, dass eine der Hauptinformationsquellen, die den Investoren zu Verfügung stehen, integer, unabhängig und professionell ist, so wie es der durchschnittliche Anleger auch erwartet", erläuterte Richard Baker, Abgeordneter der Republikaner aus Louisiana und Vorsitzender des Capital Markets Subcommittee. Die Politiker wollen wissen, ob bei der Vergabe von Ratings möglicherweise auch die Aussicht auf weitere Dienstleistungsaufträge von Seiten der Unternehmen eine Rolle spielen.


      Bereits im Januar hatte die US-Börsenaufsicht SEC erklärt, sie werde die Arbeit der Ratingagenturen unter die Lupe nehmen, um festzustellen, ob Interessenkonflikte vorliegen und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen oder Regeln notwendig sind. So stelle sich beispielsweise die Frage, ob die Ratingagenturen mehr Informationen über ihre Ratingentscheidungen veröffentlichen sollten. Dies vor allem auch deshalb, weil sie die Bonitätseinstufung den Unternehmen in Rechnung stellen.


      Auch in Deutschland gibt es eine Diskussion um die Rolle der Ratingagenturen. So hat sich jüngst Caio Koch-Weser, Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, für eine bessere Aufsicht ausgesprochen.


      Artikel erschienen am 27. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:26:02
      Beitrag Nr. 2.386 ()


      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:28:22
      Beitrag Nr. 2.387 ()
      Luftfahrt
      Einigen Flugzeugaktien droht der Absturz


      26. März 2003 Zu einem der prominentesten Opfer eines Irak-Krieges könnte die Luftfahrtbranche werden. Speziell dann, wenn der Krieg länger dauert als anfänglich erhofft und sich über mehrere Wochen oder Monate hinziehen sollte, sind weitere Pleiten unter den Fluglinien sehr wahrscheinlich.

      Zumal es zu bedenken gilt, dass die Branche seit den Anschlägen vom 11. September 2001 mit addierten Verlusten von rund 30 Milliarden Dollar auch ohne der zusätzlichen Belastung eines Krieges sich schon in einem sehr schlechten Zustand befand.

      So war der Branchenverband Air Transport Association (ATA) bisher für die amerikanische Flugindustrie von einem Verlust von 6,7 Milliarden Dollar ausgegangen. Nun sagt die ATA einen zusätzlichen Verlust von vier Milliarden Dollar voraus, der aber je nach Kriegsverlauf noch einmal deutlich höher ausfallen könne. Der Internationale Verband der Fluglinien (IATA) beziffert die weltweit drohenden zusätzlichen Verluste auf zehn Milliarden Dollar.

      Eine Hiobsbotschaft jagd die nächste

      Um sich auszumalen, was das bedeutet, muss man nur an die Zeit während des ersten Golfkrieg Anfang der 90er Jahre zurückdenken. Dieser Krieg brachte den Fluglinien einen Verlust von 13 Milliarden Dollar, was mehrere Gesellschaften in die Insolvenz gestürzt hat. Dabei seien die Fluggesellschaften vor Beginn des damaligen Krieges in deutlich besserer wirtschaftlicher Verfassung gewesen als heute.

      Angesichts dieser trüben Lage ist es kein Wunder, dass sich die Hiobsbotschaften aus dem Sektor häufen. So machen zu American Airlines nicht erst seit gestern Insolvenzgerüchte die Runde. Angesichts der Tatsache, dass die größte Fluglinie der Welt im Januar jeden Tag ein Minus von fünf Millionen Dollar eingeflogen hat, kommen diese Spekulationen nicht überraschend.

      Abgerundet werden die negativen Nachrichten durch die an diesem Mittwoch bekannt gegebene Meldung, wonach UAL, die Mutter der unter Gläubigerschutz stehenden zweitgrößten amerikanische Fluggesellschaft United Airlines, im Februar einen Verlust von 367 Millionen Dollar verbucht hat. Diese Summe kommt zwar nicht überraschend, verstärkt aber den Handlungsdruck auf die ohnehin taumelnde Gesellschaft.

      Mit British Airways hat sich zudem die größte europäische Fluglinie dazu entscheiden, wegen dem Irak-Krieg in den kommenden beiden Monaten das Flugangebot um vier Prozent zu reduzieren und der Personalabbau soll beschleunigt werden. Auch die Deutsche Lufthansa hatte schon einen Tag vorher Kapaztitätskürzungen angekündigt und dies mit einem deutlichen Nachfragerückgang im Zuge des Irak-Krieges begründet. Zwischenzeitlich hatte die Ratingagentur Standard & Poor´s angedeutet, möglicherweise die Einstufung der Kreditwürdigkeit für die Deutsche Lufthansa zu senken.

      Finger weg von Flugzeugaktien

      Auch aufgeschreckt durch negative Nachrichten wie diese denken Politiker über erneute Beihilfen vom Staat nach. In Amerika scheint alles auf eine Entschädigung für die durch den Irak-Krieg erlittenen Einbußen hinauszulaufen. Derzeit heißt es aber noch, es werde in keinem Fall zur Zahlung der von der Branche geforderten Summe von neun Milliarden Dollar kommen. Und in Europa wird in Sachen Beihilfen vor allem über Staatsgarantien für die Versicherung zur Haftung bei Schäden aus Krieg und Terror diskutiert.

      Alle diese Hilfen werden langfristig aber nicht verhindern können, dass es in der Branche zu einem Konsolidierunsprozess kommen muss. Nachdem United Airlines und US Airways bereits im Vorjahr Gläubigerschutz beantragt haben, American Airlines kurz vor dem Aus zu stehen scheint und auch andere Fluglinien angeschlagen erscheinen, dürfte es nur eine Frage der Zeit bis zu weiteren Konkursen sein.

      Solange nicht eindeutig klar ist, wer diesen noch zusätzlich durch den Kampf gegen die forschen Billig-Fluglinien verschärften Ausleseprozess letztlich übersteht, sollten Anleger besser die Finger von den traditionellen Flugzeugaktien lassen. Denn selbst wer dabei schon jetzt auf die richtigen Pferde tippt, setzt sich der Gefahr aus, dass auch diese Titel im Abwärtssog der Verlierer noch einmal mit nach unten gezogen werden. Erst wenn der Markt irgend wann bereinigt ist, dürfte es sich nachhaltig lohnen, auf die Sieger zu setzen, da deren dann vermutlich wieder höhere Margen ansehnliche Gewinne versprechen.

      Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.

      @JüB
      Bildmaterial: AP
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:35:17
      Beitrag Nr. 2.388 ()
      Charttechnik
      S&P sieht noch keinen Bullenmarkt[
      /b]Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst für Standard & Poor´s

      26. März 2003 Trotz der jüngsten ermutigenden Kursanstiege ist der S&P 500-Index nach wie vor mit erheblichen Widerständen konfrontiert. Die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Irakkrieges führte nun schon die zweite Woche in Folge zu beeindruckender Marktaktivität.

      Nach unserem Dafürhalten befindet sich der Markt inmitten einer weiteren Bärenmarkt-Rally - vergleichbar mit denen, die von den Tiefständen im Juli und Oktober aus einsetzten. Der S&P 500 erholte sich um 20,7 Prozent während der im Zeitraum von Juli bis August zu beobachtenden Kursanstiege und um 20,9 Prozent während der Rally im Oktober und November. Das Potenzial des aktuellen Aufwärtstrends wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Bereich von 950 bis 965 Punkten bzw. die im August und Anfang Dezember markierten Zwischenhochs beschränken.

      Irak-Krieg wird dem Bärenmarkt kein Ende setzen

      Der S&P 500 befindet sich gegenwärtig in einem sehr starken Widerstandsbereich von 875 bis 965 Punkten. Auf kurze bis mittlere Sicht dürfte dieser Chart-Widerstand für den Markt eine gewaltige Barriere darstellen. Innerhalb dieser Spanne liegt der exponentiell gleitende 200 Tage-Durchschnitt bei 910 Punkten und die von den Höchstständen Anfang Dezember und Mitte Januar abgeleitete negative Trendlinie bei 900 Punkten.

      Ungeachtet der Kursgewinne, die der Einmarsch in den Irak und die bisherigen Kriegserfolge mit sich brachten, war die Irakkrise nicht verantwortlich für eine Aktienbaisse, und sie wird dem Bärenmarkt aller Wahrscheinlichkeit nach auch kein Ende setzen können.

      In einem Artikel vom vergangenen Dezember schrieben wir über einige der technischen Komponenten, die den Beginn eines neuen Bullenmarktes bestätigen würden. Bei den meisten Bärenmärkten vollzieht sich der Übergang zu einem Bullenmarkt über ein größeres Hausse-Reversal. In einem solchen Fall beginnt der Markt, kontinuierlich höhere Höchst- und Tiefstände zu markieren, um es ganz einfach auszudrücken.

      Dow Jones mit umgekehrter Head-and-Shoulders-Formation

      Aktuell besteht die Möglichkeit, dass der S&P 500 eine seltene Triple-Bottom-Formation (untere Umkehrformation) auszieht, die zuletzt 1982 bis zu einem gewissen Grad beobachtet werden konnte. Um diese Formation zu vervollständigen, müsste der Index über der Marke von 965 Punkten schließen. Beim Dow Jones Industrial Average scheint sich hingegen eine umgekehrte Head-and-Shoulders-Formation abzuzeichnen, wofür er die Marke von 9050 Punkten durchbrechen müsste.

      Zum gegenwärtigen Zeitpunkt fällt es uns schwer zu beschreiben, an welcher Formation sich der Nasdaq versucht. Von einer längerfristigen Perspektive aus betrachtet wären wir gewiss beeindruckt, wenn der Index das Anfang Dezember markierte Zwischenhoch von 1520 Punkten nehmen könnte.

      Ein weiteres Indiz für das momentane „Ruhen“ des Bären ist das Durchbrechen der größeren Baisse-Trendlinie, die von den markantesten Höchstständen der letzten Jahre abgeleitet wurde. Beim S&P 500 tritt diese Trendlinie bei 975 Punkten ein, wodurch den Höchstständen der aktuellen Handelsspanne eine noch größere Wichtigkeit beigemessen wird. Beim Nasdaq-Index liegt die größere Baisse-Trendlinie bei 1550 Punkten.

      In den frühen Phasen der meisten Bärenmärkte sind viele technische Indikatoren für gewöhnlich kurz- bis mittelfristig mit extremen Überhängen an Kaufpositionen konfrontiert. Auf einer 50- bis 100-Tage-Basis kann daher eine sehr hohe Umsatztätigkeit verzeichnet werden.

      Indikatoren für Bullenmarkt fehlen noch

      Der Beginn eines Bullenmarktes ist geprägt von einem sehr großen Gesamtvolumen und Kursgewinnen, die im Vergleich zu den Verlusten eindeutig überwiegen. In einigen Wachstumssektoren werden dabei neue Spitzenwerte geboren. Die Stimmung wird bei Erreichen eines Tiefpunktes extrem pessimistisch sein und so für viele Wochen, wenn nicht sogar Monate, verharren. Die Rally vollzieht sich sodann in fünf und nicht in drei Schüben, wie es für den Bärenmarkt so charakteristisch gewesen ist. Auch wenn der Markt mit seinem erneuten Versuch, das Rückrat des Bären zu brechen, noch am Anfang steht, so konnte doch keines dieser Merkmale bisher beobachtet werden.

      Mit Blick auf die jüngsten Marktereignisse gibt es viele Gründe anzunehmen, dass die Rally ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat. Ein ziemlich lebhafter Handel und Anzeichen für ein starkes Engagement von Seiten Institutioneller waren Begleiter kräftiger Kursbewegungen. Eine anfängliche Marktschwäche hat sich zudem in vielen Fällen gegen Börsenschluss in Stärke verwandelt, was als sehr optimistisches Zeichen zu werten ist.

      Kurse verfügen aber über Aufwärtspotenzial

      Die Schwäche im Anleihe-Markt, der sich konträr zum Aktienmarkt entwickelt hat, ist ebenfalls ein gutes Zeichen. Die Dollar-Rallye sowie der von Schwäche geprägte Öl- bzw. Goldpreis und CRB-Index sind deutliche Anzeichen dafür, dass die Kurse noch über weiteres Aufwärtspotenzial verfügen. Darüber hinaus gab es auch an ausländischen Aktienmärkten kräftige Kursbewegungen zu verzeichnen.

      Der Markt befindet sich aktuell inmitten einer ziemlich kraftvollen Rally, die denen der letzten acht Monate durchaus ähnelt. Obwohl wir nicht an einen neuen nachhaltigen Bullenmarkt glauben, werden wir nach den oben beschriebenen Merkmalen eines solchen sicherheitshalber Ausschau halten. Für den Moment jedenfalls scheinen weitere Kursgewinne auf uns zu warten.
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:38:18
      Beitrag Nr. 2.389 ()
      S&P-Analyse
      Trendumkehr für Dollar nicht in Sicht
      Von Will Rugg, Analyst bei S&P MMS

      26. März 2003 Auch wenn der Dollar seit dem Ausbruch des Krieges kräftig zulegen konnte, so reichen die Geldströme bislang noch nicht aus, um die Dollar-Schwäche entsprechend umzukehren.

      Massive Spekulationsverkäufe - Shorts - wurden aus dem Dollar wie auch aus Aktien herausgepresst, wobei das Bestreben der Fondsmanager, auf gar keinen Fall eine Nachkriegsrally zu versäumen, zusätzliche Impulse lieferte. Ob diese Korrektur allerdings eine Trendumkehr signalisiert, wird in erster Linie davon abhängen, inwieweit die Nachfrage nach US-Wertpapieren nach dem Krieg wieder anzieht und bis zu welchem Umfang dann solche Positionen abgesichert werden.

      Stützung des Dollars durch kurzfristige Spekulanten und Zentralbanken

      Daten des Chicago International Monetary Market („IMM“) sprachen von einem generell massiven Abbau spekulativer Dollar-Verkäufe in der Woche vor dem vergangenen Dienstag, dem jüngsten Erhebungszeitraum. Dies passt zu anderen anekdotischen Beweisen zur Zeit des Dollar-Anstiegs, die darauf schließen lassen, dass ein Großteil der Gewinne von kurzfristigeren spekulativen Deckungskäufen getragen wurde. Obwohl auch einige längerfristig orientierte Dollar-Käufer registriert werden konnten, scheint der größte Teil der Dollar-Eindeckungen doch auf das Konto spekulativer Short-Sellers gegangen zu sein.

      Während des jüngsten Schwächeanfalls des Dollar, der ihn Anfang des Monats auf ein Vier-Jahres-Tief gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken sinken ließ, konnte der Rückgang der US-Währung mit Hilfe groß angelegter Zentralbankinterventionen verlangsamt werden, die möglicherweise auch zur Verstärkung des Short-Squeeze beigetragen haben. Wir können mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, dass die Zentralbanken in Japan und China maßgeblich zu dem enormen Anstieg an offiziellem Auslandsengagement in US-Wertpapiere beigetragen haben, der durch die jüngsten, von der Federal Reserve veröffentlichten Zahlen belegt wird. Eine Reserveaufstockung von Seiten der Reserve Bank of Australia dürfte hierbei eine geringere Rolle gespielt haben; hingegen stand die Schweizer National Bank ebenfalls im Verdacht, größere Stützungskäufe vorgenommen zu haben, nachdem der Greenback sein Vier-Jahres-Tief erreicht hatte.

      Japan reduzierte Stützung erst nach kriegsbedingtem Dollar-Anstieg

      Vor zwei Wochen flossen über zehn Milliarden Dollar an ausländischen Zentralbankgeldern in US-Wertpapiere. Der gleitende Vier-Wochen-Durchschnitt lag bei über acht Milliarden Dollar, was allein schon genug gewesen wäre, um die Lücke in der US-Leistungsbilanz einer Woche zu schließen. Die am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Daten der letzten Woche zeigten mit einem Abfluss in Höhe von einer Milliarde Dollar allerdings eine Trendumkehr. Grund hierfür dürfte der durch den Kriegsoptimismus ausgelöste starke Anstieg des Greenback gewesen sein, der zu einer Lockerung der Dollar-Stützungskäufe von Seiten der Bank of Japan und anderer Zentralbanken führte.

      Fondsmanager verhielten sich in den ersten Monaten des Jahres entweder abwartend oder haben ihr US-Engagement entsprechend reduziert oder abgesichert, während spekulative Fonds massive Leerverkäufe tätigten. Die erste Phase der Dollar-Korrektur scheint auf einer Auflösung spekulativer Short-Positionen zu beruhen, was allein nicht ausreicht, um eine Trendwende herbeizuführen.

      Von hier an wird es ausschlaggebend sein, inwieweit ausländische Investoren gewillt sind, ihr Engagement am US-Aktienmarkt zu erhöhen. Eine Fortsetzung der Vorliebe für die relative Sicherheit festverzinslicher Papiere würde den Druck auf den Dollar aufrechterhalten - unter der Voraussetzung, dass das Dollar-Engagement zu über 50 Prozent für Anleihen abgesichert wird.

      Kontinuierlicher Rückgang bei Investitionen

      Die jüngsten Geldstromdaten des US-Schatzministeriums lassen nicht nur einen kontinuierlichen Rückgang der Gesamt-Auslandsinvestitionen in US-Wertpapiere erkennen, sondern belegen auch, dass lediglich fünf Prozent der Zuflüsse in Aktien investiert wurden. 31 Prozent entfielen auf Anleihen, während sich der Rest auf sonstige staatliche und private Schuldtitel verteilte (alle diese Papiere werden in der Regel zu über 50 Prozent abgesichert, Aktien hingegen nur zu 15 Prozent). Wenn überhaupt, so dürften sich diese negativen Dollar-Trends im neuen Jahr und während der Kriegsvorbereitungen fortgesetzt haben.

      Es bedürfte schon einer eher unwahrscheinlichen Kombination aus erheblichem Anstieg der Nettokapital-Gesamtzuströme einerseits und deutlicher Verschiebung in Richtung einer wieder stärkeren Aktiengewichtung andererseits, um das Blatt für den Dollar zu wenden. Auch bei einem schnellen Ende des Krieges dürften Unsicherheiten über die Nachkriegsbesetzung und andere wirtschaftliche Probleme wie Überkapazität, schwache Preismacht und steigende Arbeitslosigkeit die Kapitalströme in ihrer Gesamtheit derart beeinträchtigen, dass eine Trendumkehr beim Dollar vorerst nicht möglich sein wird.


      faznet.de



      Der Chart zeigt die Kursentwicklung des Euro gegen den Dollar in den vergangenen KJahren

      @cri
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:48:43
      Beitrag Nr. 2.390 ()
      60-Millionen-Mark-Mann

      Esser kann auf Schmerzensgeld hoffen

      Das Rechtsempfinden vieler Bürger wird auf eine harte Probe gestellt: Der wegen Abfindungs- und Anerkennungszahlungen von knapp 60 Millionen Mark ins Gerede gekommene Klaus Esser erhält womöglich Schmerzensgeld.


      Von Stefan Weber




      (SZ vom 27.03.03) - Der wegen Untreue angeklagte frühere Vorstandsvorsitzende des Mannesmann-Konzerns hat Chancen, wegen Rufschädigung durch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ein Schmerzensgeld zugesprochen zu bekommen.

      Nach Auffassung einer Zivilkammer des Landgerichts Düsseldorf sind die Persönlichkeitsrechte Essers durch Äußerungen der Anklagebehörde verletzt worden. Der ehemalige Mannesmann-Chef hatte wegen Rufschädigung und Amtspflichtverletzung geklagt und ein Schmerzensgeld von mindestens 100.000 Euro sowie Übernahme der Anwaltskosten in Höhe von weiteren 100.000 Euro verlangt. Er sieht sich als Opfer einer „Diffamierungskampagne“.

      Spende angekündigt

      Zwei Jahre sei er von der Behörde als „unehrenhafter Mann“ dargestellt worden, sagte Esser am Mittwoch vor Gericht. Ein mögliches Schmerzensgeld will er spenden.

      Die Kammer will ihre Entscheidung am 30. April verkünden. Die Vorsitzende Richterin Ellen Stockschlaeder-Nöll deutete an, dass Esser mit dem Vorwurf der Amtspflichtverletzung vor Gericht keinen Erfolg haben wird.

      Die Ermittlungen seien keineswegs rechtswidrig gewesen, betonte sie. Sobald ein Anfangsverdacht bestehe, könne ermittelt werden.

      sueddeutsche.de

      _____________________________________________
      das hat noch gefehlt!:mad:
      moderne Raubritter?
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 22:54:14
      Beitrag Nr. 2.391 ()
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 23:09:54
      Beitrag Nr. 2.392 ()
      Hi @bluemoons,

      bei dem Bremer Landesbank Link, funktioniert irgendwas nicht. Aus was für einen Artikel verweist Du da?:confused:

      Gruss Mic :)
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 23:33:32
      Beitrag Nr. 2.393 ()
      uups


      http://www.bremerlandesbank.de/index1.cfm?Bereich=1&Unterber…

      und dann Forex-report als PDF Datei
      Avatar
      schrieb am 26.03.03 23:44:22
      Beitrag Nr. 2.394 ()
      Danke. :)
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 00:29:39
      Beitrag Nr. 2.395 ()
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 16:45:30
      Beitrag Nr. 2.396 ()
      IMF warns uncertainty could persist post-war

      A longer-than-expected war in Iraq could weaken investor confidence around the globe and reinforce "the headwind against global economic recovery," the International Monetary Fund warned Thursday. While investors are keeping a "large pool" of cash on the sidelines, "markets may not have focused on the possibility that uncertainty could persist for some time," the fund said. The fund said banks are well-capitalized, but some European insurance companies remain weak. Further, the IMF warned of "the potential for sizable losses" from significant unhedged fixed-income positions owing to the very steep yield curve.

      Quelle: bigcharts.com
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 16:50:10
      Beitrag Nr. 2.397 ()
      Die Fonds kehren den Rohstoffmärkten den Rücken
      (27.03.2003)

      Immer wieder muss darauf hingewiesen werden, dass die Publizität, die der Irak-Konflikt in diesen Tagen und Wochen erhält, Entscheidendes überdeckt: Die Lage der Weltwirtschaft verschlechtert sich auf drastische Weise.

      An den Finanz- und den Rohstoffmärkten drückt sich dies bei weitem nicht angemessen aus. Sie sind zum Spielball technischer Kräfte geworden, die vorübergehend verbiegen und verfälschen, was sich wirklich ereignet. Wenn sich der Staub legt und die Märkte wieder die fundamentalen Gegebenheiten widerzuspiegeln beginnen, kann dies Schocks auslösen, denn kaum jemand wird sich dort wiederfinden, wo er zu sein glaubte.

      Doch etwas Bemerkenswertes ist bereits geschehen: Die Hedge-Fonds haben den Rohstoff-Terminmärkten den Rücken zu kehren begonnen, als die eindrucksvolle Hausse an den Aktienmärkten einsetzte. Barclays Capital zum Beispiel hat dies jetzt in einer Betrachtung eindrucksvoll dargestellt.

      Die Risikoscheu, die auch die Fonds schon vor geraumer Zeit von den Wertpapiermärkten abziehen ließ, hat sich kurz vor dem Ausbruch der Kampfhandlungen im Irak messbar gelegt. Dies war offenbar das Signal für die Fonds, von den Rohstoff-Terminmärkten abzulassen und ihr Glück an den Wertpapiermärkten zu suchen.

      Dieses Umsteigen hat neben den ohnehin schon vorhandenen technischen Verwerfungen weitere Turbulenzen dieser Natur ausgelöst, und es wird einige Zeit dauern, bis sich die Bedingungen normalisiert haben. Doch es kann durchaus sein, dass das Spiel dann von vorne beginnt, denn das, was sich an Tendenzen jetzt bei den Wertpapieren herausgebildet hat, dürfte nicht Bestand haben. Wenn die Fonds dies bemerken, werden sie wieder zu den Rohstoffen zurückkehren.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber


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      Devisen
      (27.03.2003)

      Der Euro kostet im Juni nächsten Jahres 1,25 US-$ und Ende nächsten Jahres 1,20 $, sollten die USA in eine Rezession zurückfallen, sagt Merrill Lynch voraus.

      Das britische Pfund kostet in drei Monaten 1,61 US-$, erwartet Salomon Smith Barney.

      Der US-Dollar wird gegenüber den anderen führenden Valuten um weitere 10 bis 15 % abwerten, meint Morgan Stanley mit Hinweis auf die internen und externen Defizite der USA, einen Wandel in der Währungspolitik des US-Schatzamtes, die geopolitischen Verhältnisse sowie Veränderungen in den internationalen Kapitalströmen.



      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 17:11:15
      Beitrag Nr. 2.398 ()
      27.03. 16:22
      US: Help Wanted Index - keine Besserung
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Wie das Conference Board berichtet, dass der so genannte „Help Wanted Index“ im Februar auf 40 von 41 im Januar gefallen ist. Im Vorjahr lag der Index bei 46. Das Conference Board untersucht für die Erstellung des Index die Zahl der Stellenangebote in über 50 Zeitungen in den Vereinigten Staaten. Die mittel- bis langfristige Trendrichtung des Index kann auf eine Besserung bzw. Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt hindeuten. In den letzten Monaten war der Trend jedoch seitwärts gerichtet. Seit den späten 90er Jahren fiel der Index jedoch steil ab. Eine Besserung ist von Seiten der Volkswirte des Conference Board im Februar-Report nicht prognostiziert worden.
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 17:12:12
      Beitrag Nr. 2.399 ()
      IWF: Hohe Summen Cash in Wartehaltung
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der Internationale Währungsfonds warnt heute davor, dass ein langer Irakkrieg und erneute Terroranschläge die schon schwache Weltwirtschaft weiter aus der Bahn werfen könnte. Die Hauptaufgabe der Politiker sei es, das Investorenvertrauen zu heilen. Zudem könnte eine deutliche Entwertung des Dollarkurses die Weltwirtschaft stark negativ beeinflussen, die noch an den Folgen der Spekulationsblase aus den späten 90er Jahren leidet. Große Mangen an Cash würden auf den Warteplätzen verharren, doch scheint es den Analysten des IWF, dass sich die Märkte noch nicht ausreichend auf die Möglichkeit eines mehrere Monate lang andauernden Kriegs im Irak eingestellt.
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 17:27:43
      Beitrag Nr. 2.400 ()
      Zwischentöne

      von Jochen Steffens

      Vielleicht sollten man sich doch einmal kurz auf die Zwischentöne konzentrieren: Eine erstaunliche Nachricht kam heute Nacht über die Ticker. Angesichts der 24 1/2 Stunden Kriegsberichterstattung wurde ihr jedoch nur kaum Beachtung geschenkt. In Amerika passiert etwas, dass nicht ganz leicht zu deuten ist:

      Nachdem die amerikanische Regierung die Kosten für den Krieg auf 75 Mrd. Dollar bezifferte, hat der Senat nun Präsident Bush eine Abstimmungsschlappe beschert. Bush wollte bis 2013 über 726 Mrd. Dollar für ein Steuersenkungsprogramm zur Verfügung stellen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Gestern hat der Senat jedoch dieses Programm abgelehnt und nur die Hälfte der Summe genehmigt: 350 Mrd. Dollar. Obwohl es ein knappes Abstimmungsergebnis war, 51 zu 48 Stimmen, verwundert es doch sehr. Die Republikaner verfügen eigentlich über eine knappe Mehrheit von einer Stimme.

      Sollte da die Unterstützung der eigenen Partei wegbrechen? Sollte vielleicht auch die über die Medien verbreitete intensive Zustimmung der Amerikaner vielleicht doch nur Teil der Kriegspropaganda sein? Oder, und das ist eigentlich die naheliegenste Vermutung, sollte einigen Republikanern langsam Angst und Bange aufgrund der zunehmenden Verschuldung werden? Es kriselt in der Regierung. Und es kriselt zu Recht. Dieser Krieg könnte zum tödlichen Dolchstoß für die amerikanische Wirtschaft werden. Dieser Krieg könnte auch wesentlich teuerer werden als 75 Mrd. Dollar. So kann man verstehen, dass der Senat die Ausgaben verringern will.

      Aber das war nicht das einzige, was mich heute stutzig gemacht hat: Der Krieg verändert sein Gesicht. Der chirurgisch saubere Krieg ist spätestens heute zu Ende gegangen. Zivilisten werden angegriffen, Fernsehsender bombardiert. Unmerklich wird aus dem sauberen Krieg der schmutzige Krieg, den keiner wollte. Noch hat Bush die Unterstützung der eigenen Bevölkerung. Noch, aber auch das kann schneller kippen. Wenn schon in der eigenen Partei Zweifel aufkommen. Ich denke, dieser Krieg befindet sich gerade in der entscheidenden Phase. Doch was wird passieren, wenn er in Richtung "schmutzig, lang und teuer" ausufert?

      Kann es sein, dass die amerikanischen Generäle (wiedereinmal) den Schein der eigenen Überlegungen, Planspiele und Computersimulation anhand der Realität eines Krieges korrigieren müssen? Die Abkehr vom chirurgisch sauberen Krieg lässt es vermuten. Dann hätten die Militärstrategen einen dramatischen Fehler begangen, der kaum abzuschätzende Folgen für die amerikanische Wirtschaft, die amerikanische Bevölkerung und nicht zuletzt für Präsident Bush haben wird. Es wäre nicht das erste Mal.

      Der Dax konnte sich heute kurz ins Plus retten – trotz all dieser Nachrichten. Doch einen nachhaltigen Eindruck macht dieser Anstieg aufgrund der schwachen Umsätze nicht. Die Kurse werden über die Futures gezogen. Wahrscheinlich schauen die meisten Händler nur zu. Ich habe mein Daytrading auch zurückgefahren. Im Moment im Future unterwegs zu sein, erscheint mir doch etwas heikel. Jederzeit kann die ein oder andere Nachricht den Kurs in die ein oder andere Richtung katapultieren und erheblich Verluste verursachen.

      Meine Long-Positionen hingegen entwickeln sich rauf und runter und ich schaue zu. Nein, der Krieg ist im Moment kein guter Zeitpunkt, um Aktien zu kaufen oder zu traden. Das haben sich einige wohl auch anders vorgestellt. Wenn mein Urlaub nicht schon geplant wäre ...

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      Ifo-Index zeigt keine Wende an

      von Jochen Steffens

      Heute wurde der IFO-Index veröffentlicht. Beim Ifo Index handelt es sich um einen Index der aus der Befragung von ca. 7000 Unternehmen ermittelt wird. Die befragten Unternehmen beurteilen die Geschäftsaussichten für die nächsten sechs Monate.

      Schon zweimal war der Index nun angestiegen. Ein dreimaliger Anstieg gilt als deutliches Indiz für eine Wende des Geschäftsklimas und damit für die wirtschaftliche Entwicklung. Doch der Wert sank diesmal auf 88,1 Punkte nach 88,9 Punkten im Vormonat. Die Hoffnung auf eine Wende ist damit ersteinmal zunichte gemacht. Analysten hatten im Schnitt mit einem unveränderten Wert gerechnet.

      Dieser Rückgang ist beachtlich. Eigentlich hätte sich vor diesem Irakkrieg (der schlechtere Verlauf des Krieges ist noch nicht in diesem Index enthalten) die Stimmung weiter aufhellen müssen. Dass dies nicht geschah kann wohl nur damit erklärt werden, dass die Unternehmen auch schon im Vorfeld des Krieges skeptisch bezüglich der weiteren Entwicklung der Wirtschaft gewesen sind. Das ist interessant und bedenklich.

      Also auch hier verbreitete Skepsis. Ein weiteres Mosaiksteinchen, welches meine Thesen nur unterstützt.

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      Perfekte Finanzmärkte?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Haben die Investoren am Freitag Recht gehabt ... oder am Montag?

      Letzte Woche sind die amerikanischen Truppen vorgerückt ... und die Aktienkurse stiegen. Die Leute sagen, dass sie den Krieg hassen, aber so lange es für die US-Truppen gut lief, stiegen die Aktienkurse. Dann plötzlich begannen die Leute, die eigentlich getötet werden sollten, sich zu verteidigen ... und wupps ... fiel der Dow Jones direkt um 300 Punkte.

      Das passierte am Montag. Die Investoren verfielen in Panik. Letzte Woche gab es Kaufpanik. Sie hatten Angst, dass sie die Nachkriegsrally verpassen würden. Aber am Montag fragten sie sich, ob die Vorkriegsrally bereits zu Ende war.

      Laut Universitätsprofessoren hatten die Investoren sowohl am Freitag als auch am Montag Recht; denn die Theorie der perfekten Finanzmärkte geht davon aus, dass der Markt immer Recht hat; er reflektiert den Willen der Mehrheit ... die Wählerstimmen der Kleinanleger. Alan Greenspan sagte im Juni 1999:

      "Spekulationsblasen nimmt man erst wahr, wenn sie geplatzt sind. Um eine entstehende Spekulationsblase erkennen zu können, braucht man die Einschätzung, dass Hunderttausende Investoren falsch liegen."

      Laut der Theorie der Finanzmärkte können die Märkte und damit die Mehrheit nicht falsch liegen. In offenen Märkten eines demokratischen politischen Systems gibt es keine höhere Autorität als die Mehrheit. Wenn die Mehrheit denkt, dass ein Krieg ehrenhaft ist, dann muss das so sein. Und wenn die Mehrheit glaubt, dass ein Dollar Gewinn mehr wert wird, wenn Saddam Hussein getötet wird, dann muss das wohl auch so sein. Das Problem ist, dass derzeit etwas offensichtlich falsch läuft, und die Mehrheit ändert sich! Was könnte falsch sein an einer Nachkriegsrally?

      Was ist das Wort, das die Stabilität der US-Währung bedroht? Schulden! Und zwar Hypotheken, Kreditkartenschulden, Staatsschulden.

      "Mein Instinkt, der durch 50 Jahre Erfahrung im Finanzsektor verfeinert worden ist, sagt mir, dass wir erst im dritten Akt eines Dramas mit 5 Akten von Shakespeare sind, das ein schlimmes Ende hat." So Leon Levy in seinem Werk "The Mind of Wall Street". Die Aktienkurse mögen zwar deutlich gefallen sein, aber weder die Konsumenten noch die Investoren haben bereits das Damoklesschwert der Schulden realisiert, das über der Finanzwelt hängt."

      Aber könnten die Konsumenten nicht einfach weiter fleißig einkaufen, egal, auch wenn in den USA 20 Billionen Dollar Schulden (!) bestehen? Und könnten die Anleger nicht einfach Aktien kaufen, was einen neuen Bullenmarkt begründen könnte – egal, wie hoch die Schulden sind? Und wenn sich alle gegenseitig versichern, dass die amerikanischen Truppen im Irak die Welt zu einem besseren Platz machen werden – wird das dann nicht wirklich der Fall sein?

      Ach, wenn das nur so wäre! Ich war aber nicht bei der Schöpfung der Welt dabei ... und keiner hat mich nach meiner Meinung gefragt, wie ich die Welt geschaffen hätte. Vielleicht würde ich dann Folgendes vorschlagen: Eine Welt, in der die Mehrheit das bekommt, was sie sich wünscht – und nicht das, was sie verdient hat.

      Hm ... aber das ist nicht der Weg, wie die Dinge normalerweise funktionieren. Und solange ich es nicht geschafft habe, in die Zukunft zu schauen, empfehle ich Ihnen weiterhin Vorsicht.

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      "Gelegentlich erfordert erfolgreiches Investieren Inaktivität"

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      "Volatil" ist nicht unbedingt das Wort, das die derzeitige Situation an den Börsen beschreibt. Nach 8 Handelstagen mit Kursgewinnen in Folge (der Dow Jones legte in diesem Zeitraum fast 1.000 Punkte zu!) gab es plötzlich eine Flut von Kaufordern, die schwere Verluste verursachten.

      Die meisten Investoren wissen nicht, ob sie fliehen sollen oder ob sie sich dem Kampf stellen sollen. Wenn man flieht, also jetzt seine Aktien verkauft, geht man die Gefahr ein, eine größere Rally zu verpassen. Allerdings erscheint es auch nicht gerade klug, jetzt teure Aktien zu kaufen, nur weil sie ein paar Tage lang deutlich gestiegen sind. Was sollte man als Investor jetzt tun? Aus dem Markt zu bleiben ist keine schlechte Idee. Warren Buffet sagt, dass Nichtstun manchmal die beste Handlung ist: "Gelegentlich erfordert erfolgreiches Investieren Inaktivität."

      Ich stimme mit Mr. Buffet überein. Und dennoch könnte es ein oder zwei Aktien geben, bei denen man über einen Einstieg nachdenken könnte. Das sind solche Aktien, die wahrscheinlich mit dem Markt nach oben laufen werden, wenn es aufwärts geht – aber die sich wahrscheinlich stabil halten werden, wenn der Gesamtmarkt fällt.

      Unter den amerikanischen Öl- und Erdgasaktien finden sich einige Titel, bei denen dies der Fall sein könnte. Greg Weldon schreibt dazu in der aktuellen Barron`s Ausgabe: "Langfristig geben die Rohstoffaktien die Preistrends der jeweiligen Rohstoffe wieder. Aber zuletzt war das nicht mehr der Fall. Der Ölpreis stieg bis kurz vor den Beginn des Irakkriegs auf knapp 40 Dollar pro Barrel – gleichzeitig waren die Ölaktien im letzten Jahr rund 15 % gefallen."

      Das könnte eine Investitionsmöglichkeit bieten. Im Barron`s Magazin steht weiter: "Der Ölpreis könnte sich dieses Jahr zwischen 25 und 30 Dollar pro Barrel einpendeln, das höhere Ende dieser Range könnte wahrscheinlicher sein." Und trotzdem kann man derzeit Ölaktien mit einem KGV von 7 kaufen.

      Hm ... das könnte doch etwas sein ... ich werde die Fakten genauer unter die Lupe nehmen.

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      "Schock und Ehrfurcht"


      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Was machen die Insider? Das Barron`s Magazin berichtet, dass die Vorstandsmitglieder der 10 führenden amerikanischen Technologie- bzw. Wachstumsgesellschaften – Unternehmen wie Microsoft, Intel, Dell und Oracle – auf der Bärenseite stehen. Während die Kleinanleger Technologieaktien kaufen, verkaufen die Leute, die ihre Firmen am besten kennen, die Aktien eben dieser Firmen. Barron`s schreibt dazu: "Seit Jahresbeginn hat von den Insidern nur ein Einziger Aktien gekauft, und zwar 3.600 Aktien. Auf der anderen Seite haben 112 Insider verkauft, insgesamt 33,9 Millionen Aktien. Anders gesagt: Das Verhältnis von Verkäufen zu Käufen liegt bei den 10 größten Technologie- und Wachstumsgesellschaften bei 9.407 zu 1."

      *** Während die US-Truppen im Irak Gewalt anwenden, ist die Waffe für die amerikanische "Heimatfront" der Betrug. Die Reporter sollen den Krieg gegen den Irak nicht Krieg gegen den Irak nennen. Sie sollen auch nicht von einer "Invasion" des Irak sprechen. Es ist kein Krieg oder keine Invasion, natürlich nicht, denn das würde eine Kriegserklärung des US-Kongresses erfordern! Stattdessen sind die US-Truppen lediglich dabei, den Irak zu "entwaffnen" und den irakischen Bürgern Freiheit zu bringen.

      Nichts ist in der Politik so unterhaltsam wie Lügen mit einem Pokergesicht. Clinton war darin ein Meister. Aber dieser Bush-Clan ist darin auch nicht schlecht.

      *** Die Bush-Adminstration hat den Beginn des Irakkriegs unter das Motto "Shock and awe", zu Deutsch "Schock und Ehrfurcht" gestellt. Eigentlich hätte Bush nach seiner Meinung passender "Blitzkrieg" sagen sollen.

      Und hier greife ich wieder auf die Militärgeschichte zurück, mit einer vorgestellten Warnung: Die Geschichte wiederholt sich nicht. Das wäre zu einfach. Ich liefere Ihnen einfach nur ein historisches Beispiel, und jede Ähnlichkeit mit anderen lebenden oder toten Personen ist rein zufällig. Und – wie man oft in Börsenprospekten lesen kann: Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Gewähr. Also:

      Die "Schock und Ehrfurcht"-Kampagne der Wehrmacht gegen Frankreich (Beginn: Juni 1940) lief besser an, als irgendjemand erwartet hatte – das galt besonders für die Franzosen. Das ermutigte Hitler, und er richtete seinen Blick nach Osten und wollte die Sowjetunion auch in einem Blitzkrieg besiegen. Seine Angriffskräfte waren technologisch überlegen ... und man glaubte weithin, dass die sowjetischen Streitkräfte schnell zusammenbrechen würden. Die Sowjetunion wurde damals von einem Monster regiert, das schlimmer als Saddam Hussein war, einem Monster, das für den Tod von Millionen eigener Staatsbürger verantwortlich war. Die Wehrmachtsdenker sagten, dass die Russen bestimmt nicht kämpfen würden, um ihn zu verteidigen.

      Hitlers "Schock und Ehrfurcht"-Kampagne gegen die Sowjetunion begann zunächst gut. Aber spätestens in Stalingrad zeigte sich, dass der Blitzkrieg in großen Städten nicht funktioniert. Man musste die Sowjets im Häuserkampf aus jedem einzelnen Haus vertreiben ... zu fürchterlichen Kosten. Schließlich waren die Deutschen durch den Häuserkampf so beschäftigt, dass die Sowjets die ganze Stadt umzingelten – das war der Kessel von Stalingrad. Die Armee von von Paulus, die 300.000 Mann zählte, wurde von ihrem Nachschub abgeschnitten; von Paulus musste kapitulieren, und die meisten Soldaten starben bei den Kämpfen und in der Gefangenschaft.

      *** Die Amerikaner können im Irak nicht verlieren. Aber es wird erwartet, dass sie sehr leicht gewinnen ... die Erwartungen sind sehr hoch. Und wenn sie in Bagdad aufgehalten werden, dann wird es auch Verluste der anderen Art geben. Billionen von Dollar stehen auf dem Spiel – die von Freund und Feind gewissermaßen als Geisel gehalten werden. Und sie könnten liquidiert werden – wenn das Vertrauen in diese Dollar verloren geht.



      investorverlag.de
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      schrieb am 27.03.03 21:41:19
      Beitrag Nr. 2.401 ()
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      schrieb am 27.03.03 21:48:23
      Beitrag Nr. 2.402 ()
      Roland Leuschel

      Das Universum und die Dummheit der Menschen …


      Auch die Leser der boerse.de Kolumnen dürften mit grosser Wahrscheinlichkeit die Augen, Ohren und Nasen voll haben mit Bildern der Fernsehkanäle, auf denen geschossen und gebombt wird, auf denen explodierende Raketen und schreiende Kinder zu sehen sind, von Experten die eine Erfolgsmeldung nach der anderen geben und uns die Kriegstaktiken erklären, und wir sind erstaunt, dass anscheinend die ganze Welt von Nahost-Militärexperten wimmelt. Die TV-Zuschauer dürften aber vor allem die Nase voll haben von dem Gestank, den all die Lügen verbreiten, die auf uns einprasseln. Einer der wenigen Augenblicke der Wahrheit : Im ZDF wurde der wohl bekannteste Nahost-Spezialist, Peter Scholl-Latour, gefragt, wie er erklären kann, dass die Amerikaner wohl tatsächlich daran geglaubt hatten, sie würden bei den Schijten in Basra willkommen sein, nachdem sie vor 12 Jahren von den Amerikanern im Stich gelassen worden waren ? Scholl-Latour antwortete : « Die Dummheit der Menschen kennt keine Grenzen. » Eine klare und präzise Antwort, sie erinnert an einen Ausspruch eines der intelligentesten Wesen, das die Menschheit hervorgebracht hat, Albert Einstein, der sagte : « Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die Dummheit der Menschheit, wobei das erste noch nicht endgültig bewiesen ist. » Diese Antwort hätte Albert Einstein auch heute gegeben, wenn jemand ihn nach dem Sinn und der Berechtigung dieses Krieges gefragt hätte.

      Die Aktienbörsen haben am 12. März dieses Jahres einen neuen Tiefstpunkt erreicht (Dax 2.198), und als der Kriegsbeginn für jeden Anleger sichtbar wurde, setzte eine allgemeine Kursrallye ein, da die « Unsicherheit aus dem Markt war » (auch hier scheinen Einsteins Worte zu gelten). Ich würde sagen, mit Kriegsbeginn entstanden enorm viele neue Unsicherheiten, die auch die Wirtschaft und damit die Börsen belasten werden. Viele Experten sahen in der fulminanten Börsenerholung (in einer Woche stiegen Dax um 23%, Dow Jones um 9% etc.), bereits das Ende der dreijährigen Baisseperiode und animierten die Investoren, auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Daueroptimist Heiko Thieme schrieb in der FAZ vom 24.3. : « Eine solche achttätige Rekordsträhne ohne Unterbrechung hat es in der fast 107 Jahre alten Geschichte des Dow Jones bisher noch nie gebeben. »… und er las den Realisten unter den Experten die Leviten : « Die jüngste Entwicklung hat die Pessimisten, die drei Jahre lang die Oberhand hielten, in ihre Schranken verwiesen. », gerade Heiko Thieme, der den Anlegern und der Börsenwelt bewiesen hat, wohin blinder Daueroptimismus bei Aktien führen kann. Still und leise hat er seinen in Luxemburg aufgelegten Fonds, den Thieme Fonds International, geschlossen. Er war im vergangenen Jahr der schlechteste globale Aktienfonds. « Heiko Thieme gilt in Branchenkreisen als einer der schlechtesten Fondsmanager der USA. 2002 verlor sein Fonds fast 70%. Das ist doppelt so viel wie der MSCI World. », so der Originalton von BoerseOnline Nr : 12/2003.

      Auch eine der grössten amerikanischen Investmentbanken, Morgan Stanley, trompetete mit Vehemenz ins optimistische Horn : « Der Beginn der Kampfhandlungen hat die zuvor verzeichnete Ungewissheit über die Entwicklung des Irak-Konflikts beseitigt. Die Risikoscheu der Anleger sinkt, und der Ölpreis fällt. » Nach dem eigenen MS-Modell sollte das Kursniveau in Europa noch um weitere 20% steigen, auch wenn die Rendite von Staatsanleihen im Euroraum auf 4,75 anziehen sollte. Ich könnte die Liste der Techniker und Volkswirte weiterführen, die in ihrer ersten Etappe eine Erholung des Daxes bis mindestens 3.500 erwarten (gegenüber dem Tiefstpunkt vom 12.03 wären das immerhin +60% !).

      Ich schlage vor, in solch unsicheren Zeiten sollte der Anleger sich an einige fundamentale Fakten halten und versuchen mit Hilfe seines gesunden Menschenverstandes eine Anlagepolitik zu finden, die sein Kapital erhält, und wenn er etwas Glück hat, um 4 bis 6% per annum erhöht. Die Fakten :

      Weltweit wurden seit dem Frühjahr 2000 Aktienvermögen von über 12.000 Milliarden Dollar vernichtet (entspricht einem Drittel des augenblicklichen, weltweiten Jahres-Bruttosozialproduktes). Wir haben die grösste Aktienbaisse erlebt, seitdem es Aktien gibt, und sie ist mittlerweile auch die Längste, sie dauerte 36 Monate, gegenüber 34 Monaten in den Jahren 1929 bis 1932. Wer glaubt, eine derartige Kapitalvernichtung hätte keine realwirtschaftlichen Folgen, der irrt gewaltig, zumal aufgrund der Medien und der Banken die Aktienanlage in den 90er Jahren als die rentabelste Anlageinvestition überhaupt angepriesen wurde, und die Anleger nicht nur im Privatsektor sondern auch bei Versicherungen und Pensionskassen die Aktienbestände auf nie gekannte Höhen getrieben hatten. Der renommierte amerikanische Broker, Goldman Sachs, fasste in seiner Studie « Lessons from the Boom and Bust » fünf Schlussfolgerungen zusammen, deren vierte heisst : « Börse und Realwirtschaft wirken so aufeinander zurück, dass es sowohl zu positiven, selbstverstärkenden Prozessen, als auch zu Teufelskreisen kommt. Übertreibungen an den Märkten und in der Realwirtschaft in beide Richtungen sind die Folge. » Sie kennen die von mir in dieser Kolumne schon öfters vertretene Meinung, dass die Weltwirtschaftskrise II droht. Auch Goldman Sachs schreibt, dass diese Börsenbaisse eine Grössenordnung erreicht hat, die eine ernsthafte Gefahr für die gesamte Weltwirtschaft darstellt.

      Der Anleger hat in den drei Jahren der Aktienbaisse eine Risikoaversion gegenüber Aktien und im Gegensatz dazu ein völlig fehlendes Risikobewustsein bei Anleihen entwickelt, sodass er jetzt Gefahr läuft, bei einem Rentenmarktcrash ein zweites mal auf die Nase zu fallen, so schreibt der Chefredakteur von BoerseOnline Johannes Scherer in der letzten Ausgabe : « Deshalb schichten Aktienanleger bereits seit Monaten ihr Kapital in Rentenwerte um und kommen jetzt womöglich vom Regen in die Traufe ; denn die Flucht in länger laufende Zinspapiere hat deren Kurse dermassen nach oben gejagt, dass die Blase zu platzen droht. »

      Fazit für den Anleger : Die augenblickliche Kurserholung ist eine zeitlich begrenzte (2 bis 3 Wochen ?) in einem Baissemarkt, der noch einige Jahre andauern wird (2000 bis 2012). Wer seine Kauflimite bei Qualitätsaktien im vergangenen Monat gelegt hat, hat diese Aktien bekommen und kann sie mit 20 bis 30% Kursgewinn verkaufen. Er sollte also nach wie vor Trading mit Aktien machen, aber schon heute die nächsten Kaufkurse in den Markt legen. Insgesamt sollte aber der Anteil der Aktien eines Portefeuilles nicht 20 bis 30% überschreiten, der Rest sollte wie gehabt in Triple A Kurzläufern angelegt sein, und vergessen Sie nicht 5 bis 10% in Gold zu legen. Die jetzige Kursschwäche (330 Dollar) ist ein günstiger Einsteigspreis, da die nächste Inflationswelle mit Sicherheit kommt. Schliesslich kostet der Krieg viel viel Geld.

      Wieweit die Aktienkrise in Japan bereits fortgeschritten ist, zeigt der in einer einberufenen Krisensitzung der Bank of Japan in Tokio beschlossene Aktienkauf von 24 Milliarden Euro aus dem Beteiligungsbesitz finanziell angeschlagener Banken. Es steht sehr schlecht um das Bankensystem in Japan, und ein Kollaps würde mit Sicherheit Rückwirkungen auf das gesamte internationale Bankensystem haben.

      Roland Leuschel

      27.03.2003
      boerse.de
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      schrieb am 27.03.03 22:40:28
      Beitrag Nr. 2.403 ()
      Hohe Löhne, viele Arbeitslose
      Deutschlands Lohnpolitik ist an der hohen Arbeitslosigkeit schuld.


      wien (ju). Die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland sei überwiegend eine Folge der falschen Lohnpolitik seit den achtziger Jahren. Diese Ansicht vertrat der Chef des Mannheimer Zentrums für Wirtschaftsforschung, Wolfgang Franz, bei einem Vortrag Mittwoch abend in Wien. Während die Arbeitslosigkeit in den USA nach jeder Konjunkturkrise immer wieder auf den Sockel von rund fünf Prozent zurückfalle, bleibe sie in Deutschland jeweils auf dem erreichten Niveau stehen - und diene so als erhöhter Sockel für weitere Anstiege in der nächsten Krise.

      Dieser "Sperrklinken-Effekt" sorge für eine stetige Zunahme des deutschen Arbeitslosenheeres.

      Schuld daran seien freilich nicht unbedingt die jeweiligen Regierungen, sondern die Tarifpartner, die zu wenig Zurückhaltung in Lohnfragen gezeigt hätten. Wenn man etwa wie zuletzt bei Produktivitäts- und Preissteigerungen zwischen zwei und 2,5 Prozent die Löhne um drei Prozent anhebe, dann überreize man damit den Verteilungsspielraum.

      Außerdem sei die Koppelung der Sozialleistungen an die Löhne (Sozialbeiträge sind Teil der Lohnkosten) äußerst arbeitsmarktfeindlich. Wenn Sozialleistungen die Lohnkosten erhöhen, dann sei weiterer Stellenabbau vorprogrammiert. Sinnvoller, so Franz, wäre es, den Arbeitnehmern durch Entlastungen bei den Sozialbeiträgen höhere Nettoeinkommen zu zu gestehen, ihnen dafür auf der anderen Seite aber auch deutlich mehr Eigenverantwortung bei ihrer sozialen Absicherung zu übertragen.

      28.03.2003, http://www.diepresse.at/default.asp...rt=ei&id=345403
      ______________________________________________-



      Das(Zins) System ist schuld und nicht die " hohen ? "Löhne, die sogar real gesunken sind.
      Die Vergleiche mit Amerika hinken ein wenig(1 Stunde Arbeit in der Woche und schon gilt man nicht als arbeitslos) und ist Amerika wirklich ein Vorbild für Europa.?
      Wollen die Leute auch die Kriminalitätsrate von Amerika haben?
      Wo die Schere zwischen Arm und Reich am sichtbarsten ist,
      und das Wort "sozial" nur vom Wörterbuch kennen.






      _______________
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 22:58:55
      Beitrag Nr. 2.404 ()
      US-Dollar: Vor dem Krieg = nach dem Krieg?

      Selbst ein schneller militärischer Erfolg der USA im Irak wird die Abwärts-Risiken für den US-Dollar nicht beseitigen. Die Sorgen über die Finanzierung der US-Defizite für Haushalt und Leistungsbilanz könnten sogar eher zunehmen, als dass sie zurückgehen. "Der Dollar wird für längere Zeit unter Druck bleiben. Dafür werden die weiterhin enttäuschenden Gewinne der US-Unternehmen sorgen, aber auch Politiker, die mit Hilfe eines schwachen Dollars das Wachstum ankurbeln wollen", meint WestLB-Währungsexperte Michael Klawitter.

      Nachkriegs-Szenarien so genannter Dollar-Bullen gehen davon aus, dass die Entspannung der geopolitischen Lage sowie ein deutlicher Verfall der Energiepreise das Verbrauchervertrauen und die Aktienmärkte beflügeln könnten. Unterstützt durch eine expansive Geldmarktpolitik der Fed sollte sich die US-Wirtschaft dann nachhaltig erholen. In der Folge dürften US-Anlagen wieder an Attraktivität gewinnen, aus dem Ausland nach Amerika fließendes Geld verhelfe dem Dollar zu einer Rally. Klawitter: "Leider enthalten diese Modelle keine Antwort auf die Frage, wie das gigantische Zwillings-Defizit zu finanzieren ist." Per Ende Februar habe allein das rollierende Budgetdefizit auf 12-Monats-Basis 285 Milliarden US-Dollar betragen. Rechne man Kriegskosten sowie geplante Steuersenkungen hinzu, könnte es zum Jahresende auf bis zu 450 Milliarden US-Dollar klettern. Klawitter: "Angesichts der engen positiven Korrelation zwischen der Entwicklung des Haushaltssaldos und des Dollars, wird sich die aktuelle Lücke als schwere Belastung für den Greenback erweisen." Weil das infolge der Refinanzierung wachsende Angebot an Staatsanleihen die Renditen erhöhen werde, verteuerten sich auch die Kosten für private Finanzierungen. Dies werde das Produktivitätswachstum dämpfen und somit die Attraktivität des Dollar für Auslandsinvestitionen schmälern.

      Dem Argument der Aufschwung-Gläubigen, dass die Auslandsnachfrage nach Anlagen in US-Unternehmen den Anstieg im Leistungsbilanzdefizit finanzieren könnte, erteilen die Experten eine klare Absage. "US-Aktien sollten wohl profitieren können. Aber die Nachfrage nach Unternehmensanleihen wird wegen der steigenden Renditen für Traesurys zurückgehen." Das zusätzliche Angebot an US-Staatsanleihen könnten selbst die asiatischen Zentralbanken nicht absorbieren, die sich in den vergangenen 15 Jahren als besten Zeichner für Treasurys erwiesen haben.
      [ Donnerstag, 27.03.2003, 16:14 ]
      instock.de
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      schrieb am 27.03.03 23:02:14
      Beitrag Nr. 2.405 ()
      Börsenkrise geht an Substanz


      Finanzriesen brauchen frisches Geld



      Die Börsenkrise geht den großen deutschen Finanzkonzernen an die Substanz. Vor allem durch Abschreibungen auf Aktien ist das Eigenkapital der Konzerne im vergangenen Jahr massiv zusammengeschmolzen.




      HB/dpa MÜNCHEN. Sowohl die beiden Versicherungsriesen Münchener Rück und Allianz als auch die HypoVereinsbank müssen sich nun frisches Kapital in Milliardenhöhe beschaffen. Der Zeitpunkt dafür könnte schlechter kaum sein: Angesichts der Unsicherheit über die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten haben Investoren und Anleger wenig Lust auf den Kauf neuer Aktien oder Anleihen. Der Erfolg der Kapitalmaßnahmen ist daher ungewiss.

      Die Finanzkonzerne begründeten den Schritt vor allem mit den strengen Kriterien der Rating-Agenturen, die die Bonität der Konzerne bewerten und dabei vor allem die Eigenkapitalbasis prüfen. Bei einer schlechten Bewertung müssen die Unternehmen höhere Zinsen für die Aufnahme von Krediten zahlen. „Die Kapitalanleger verlangen deutlich höhere Eigenkapitalausstattungen, als das früher der Fall war“, sagte HVB-Chef Dieter Rampl am Donnerstag in München.

      Den Anfang hatte bereits in der vergangenen Woche die Allianz gemacht. Sie will sich an den Aktien- und Anleihemärkten bis zu fünf Milliarden Euro besorgen. Bei der geplanten Ausgabe neuer Aktien entschied sich der Konzern für eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht der Aktionäre. Dies bedeutet, dass die Anteilseigner zwar eine Verwässerung ihrer Beteiligung hinnehmen müssen, im Gegenzug aber zumindest auch einige der neuen Aktien zu einem niedrigeren Kurs erwerben können.

      Auch die HypoVereinsbank hat lange über eine Kapitalerhöhung nachgedacht. Nach Angaben von Rampl braucht das Kreditinstitut etwa 1,7 Milliarden Euro. Berichte über Pläne für eine Zwangswandelanleihe prügelten aber vor einigen Wochen den Kurs nach unten. „Eine solche Kapitalerhöhung würde allerdings zu einer erheblichen Verwässerung künftiger Ergebniserwartungen je HVB-Aktie führen“, meinte Rampl am Donnerstag. Daher entschied sich das Unternehmen nun für eine Kapitalerhöhung durch die Hintertür. Die Tochter Bank Austria wird wieder an die Börse gebracht. 25 Prozent der Anteile will die HypoVereinsbank abgeben. Dazu wird nun die Bank Austria eine entsprechende Kapitalerhöhung vornehmen.

      Auch wenn Rampl den geplanten Börsengang als effizient und im Sinne der Aktionäre pries, zeigt der Schritt, wie groß die Probleme im Finanzsektor sind. Denn die HypoVereinsbank trennt sich von Teilen einer Tochtergesellschaft, die zum absoluten Kerngeschäft gehört und ausgesprochen profitabel ist. Mit dem Verkauf rentabler Teile komme zwar Kapital in die Kassen, kommentierte das „Handelsblatt“. „Der Nachteil liegt aber auf der Hand: Die gesamte Rentabilität wird geschwächt, und damit letztendlich auch wieder die Kapitalbasis.“

      Hinzu kommt im Fall der HypoVereinsbank, dass der Verkauf eines Viertels der Bank Austria nach optimistischsten Analystenschätzungen bestenfalls bis zu eine Milliarde Euro bringt. Dies bedeutet, dass die HVB sich nach weiteren Geldquellen umschauen muss.

      Die Münchener Rück will in der kommenden Woche auf einer Roadshow die Werbetrommel für die Ausgabe einer Anleihe rühren. Um welches Volumen es dabei geht, ließ Vorstand Jörg Schneider noch offen. In Finanzkreisen war über ein Volumen von rund drei Milliarden Euro spekuliert worden. Im vergangenen Jahr war das Eigenkapital der Münchener Rück um mehr als fünf Milliarden Euro auf 14,5 Milliarden Euro zusammengeschmolzen.

      Auch wenn Münchener Rück, HypoVereinsbank und Allianz jetzt binnen weniger Tage die Karten auf den Tisch gelegt haben, wird die Ungewissheit bleiben. Die Probleme könnten nicht über Nacht gelöst werden und man sorge sich, dass bei der Allianz noch nicht alle Löcher gestopft seien, schrieb beispielsweise die Investmentbank Merrill Lynch am Donnerstag. Die Experten empfahlen daher weiterhin, die Allianz-Aktie zu verkaufen.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 27. März 2003, 14:58 Uhr
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 23:07:14
      Beitrag Nr. 2.406 ()
      USA gehen in Berufung


      WTO erklärt US-Stahlzölle für illegal



      Der Stahlstreit zwischen Europa und den USA hat sich am Donnerstag zugespitzt, nachdem das WTO- Schiedsgericht die US-Schutzzölle für illegal erklärt hatte. Die US- Regierung will gegen diese Entscheidung Berufung einlegen, sagte ein Handelsbeamter in Washington am Donnerstag. Zuvor war der WTO-Schiedspruch aus EU-Kreisen in Brüssel an die Öffentlichkeit gelangt. Offiziell wurde er noch nicht mitgeteilt.


      HB/dpa BRÜSSEL/WASHINGTON/ESSEN. Die vor einem Jahr von Washington verhängten Stahlzölle blieben bis auf weiteres in Kraft, betonte der US-Beamte, der namentlich nicht genannt werden wollte. „Wir sind der Auffassung, dass Schutzmaßnahmen unter den WTO-Regeln erlaubt sind.“ Der Beamte bedauerte, dass die vertrauliche Entscheidung des Schiedsgerichts an die Presse durchgesickert sei.

      Die EU-Kommission, die für die Europäische Union in Handelsfragen auftritt, gab keine offizielle Stellungnahme ab. Sie habe zwar einen WTO-Entscheidungsentwurf vertraulich erhalten, wolle diesen jedoch nicht kommentieren, sagte ein Sprecher. Nach Expertenauskunft haben die USA nach einer offiziellen WTO-Entscheidung die Möglichkeit, Berufung einzulegen. Eine Verhängung von EU-Sanktionen stehe derzeit nicht an.

      Der endgültige Beschluss des WTO-Schiedsgerichts dürfte erst im Mai öffentlich gemacht werden, hieß in den EU-Kreisen. Die EU hält die US-Stahlzölle zum Schutz der dortigen Branche für illegal und hatte deswegen bei der WTO geklagt. Die Urteile werden immer zunächst den betroffenen Parteien zugestellt und nicht veröffentlicht.

      In dem Konflikt hatte die Union im vergangenen Jahr den USA mit Strafzöllen von 378 Mill. € gegen US-Textilien oder Stahlerzeugnisse gedroht. Wegen zahlreicher Ausnahmegenehmigungen von den Zöllen zu Gunsten europäischer Exporteure waren diese Sanktionen aber bisher nicht verhängt worden.

      Die deutsche Stahlindustrie sah ihre bisherige Auffassung durch die WTO bestätigt. „Die amerikanische Stahlkrise ist hausgemacht und nicht durch Importe verursacht“, betonte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Dieter Ameling, in Düsseldorf. Die amerikanische Regierung solle nun auf ein Berufungsverfahren verzichten und umgehend die Schutzzölle außer Kraft setzen.

      Der Chef des amerikanischen Stahlkonzerns US Steel, Thomas Usher, übte heftige Kritik an dem WTO-Schiedspruch. „Die Integrität des US- Stahlprogramms und die Möglichkeit für die amerikanischen Stahlkonzerne, die nötige Restrukturierung zu vollziehen (...), stehen auf dem Spiel.“ Das Büro des Handelsbeauftragten in Washington wollte die WTO-Entscheidung zunächst nicht kommentieren.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 27. März 2003, 17:26 Uhr
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 23:14:51
      Beitrag Nr. 2.407 ()
      EBay - In luftiger Höhe

      Um es vorweg zu nehmen: Wir sind Fans von eBay [Nasdaq: EBAY Kurs/Chart ]. Und das gleich in doppelter Hinsicht. Die Auktionsplattform ist das Ü-Ei der Neuzeit: Spannung, Spiel und Sport. Es macht einfach Laune, über eBay Sachen zu er- und versteigern.

      Der riesige Erfolg des Geschäftsmodells lässt zudem die Herzen der Börsianer schneller schlagen. Während Internetaktien in den letzten Jahren immer wieder richtig derb von der Korrektur erwischt wurden, fielen die Verluste bei eBay in der Regel erträglich aus. Besser noch: jedem Rückschlag folgte postwendend eine knackige Erholung.

      Am Mittwoch stiegen die Titel erneut um 1,6 Prozent und schlossen bei 90,10 Dollar auf einem neuen 52-Wochen-Hoch. Seit Anfang Oktober 2002 ist der Kurs von 50 Dollar um 80 Prozent auf 90 Dollar gestiegen. Da reicht ein einziges Wort: Wow!

      Das Erfolgsrezept

      Ebay ist in den letzten Jahren zum Blue Chip des Internets herangereift. Lange Zeit übertraf die Firma selbst die kühnsten Schätzungen der Analysten und verwöhnte die Anleger mit geradezu unverschämten Wachstumsraten. Die Folge: Ob Privatanleger oder Institution, wer im Hightech-Segment bei überschaubarem Risiko investieren wollte, griff zu eBay.

      Das Erfolgsrezept des Konzern erscheint so simpel wie logisch: konzentriere dich auf deine Stärken. Genau das hat eBay getan. Statt wie das Gros der Internetfirmen das Geld für fragwürdige Übernahmen aus dem Fenster zu werfen, hat das Management vor allem auf organisches Wachstum gesetzt und das Geschäftsmodell international durch wenige gezielte Zukäufe transferiert.

      Die anhaltende Popularität der Aktien wirft aber nun massive Probleme auf, denn schon lange ist die Bewertung der Titel der Realität davongeeilt. Einfacher ausgedrückt: eBay ist teuer. So teuer, dass eine Korrektur schon fast unausweichlich erscheint und wir deshalb zum Platzieren eines engen Stopps raten.

      Aktien sind teuer

      Für das aktuelle Geschäftsjahr erwarten die Analysten im Schnitt einen Gesamtumsatz von 1,9 Milliarden Dollar, 2004 sollen 2,7 Milliarden durch die Bücher gehen. Das unterstellte Wachstum von 42 Prozent ist zwar noch immer beeindruckend, vor allem wenn man die Basis berücksichtigt. Im Verhältnis zur Marktkapitalisierung von derzeit 27 Milliarden Dollar aber sind die Umsätze bescheiden, die Umsatzvielfachen mit 14 bzw. 10 entsprechend hoch. Die KGVs, wichtige Kenngrößen bei der Bewertung von Aktien, betragen für die genannten Zeiträume 68 (03e) und 48 (04e).

      Wir halten auf mittlere Sicht ein KGV von 35 für angemessen, wobei die außerordentliche Marktstellung des Unternehmens bereits berücksichtigt ist. Umgesetzt auf den Aktienkurs bedeutete dies einen Wert von um die 65 Dollar basierend auf der Gewinnerwartung für 2004.

      Fazit: Ebay ist toll, keine Frage. Um den aktuellen Kurs zu rechtfertigen, ist die Firma aber nicht nur zur Perfektion bei den Quartalsergebnissen verdammt, sondern auch dazu, die hohen Wachstumsraten beizubehalten. Das aber halten wir für unwahrscheinlich. Lassen Sie die Gewinne laufen, solange der Trend anhält, platzieren Sie enge Stopps und ziehen Sie diese kontinuierlich nach.

      © 27.03.2003 www.stock-world.de

      ___________________________________________________
      das ist ein Beweis, dass der Bärenmarkt noch lange nicht zu Ende ist.
      Wieso soll ein KGV von 35 (aus Sicht von Stock-world) angemessen sein? Die Erwartungshaltung ist noch einfach zu optimistisch.
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 23:30:30
      Beitrag Nr. 2.408 ()
      Konsolidierungsformationen – der Krieg zwischen Bullen und Bären

      von Jochen Steffens

      Die Kriegsberichterstattung klemmt ebenso, wie der Vormarsch ins Stocken geriet. Es geschieht kaum etwas Neues. Außer, dass der Krieg schmutziger und schmutziger wird. Die Mähr eines sauberen Krieges wird endgültig in das Reich der Phantasie abgetan. Wenn einige Militärstrategen gehofft haben, ihre Computerspiele auf die Realität übertragen zu können, sehen diese sich enttäuscht. Die Verluste auch bei der Kriegskoalition der Amerikaner und Briten nehmen zu. Die 24 1/2 Stunden Kriegsberichterstattung kaut jedes Thema bis zur Unkendlichkeit durch. Da kann ich die Zeit nutzen, um auf die Phase der Konsolidierung in/nach einer Rallye einzugehen und diese mit dem aktuellen Kriegsgeschehen zu vergleichen.

      Nahezu jeder steilen Rallye ist es eigen, dass sich genau in der Mitte der Aufwärtsbewegung eine Phase der Konsolidierung einstellt. Wie Sie vielleicht noch aus dem vorherigen Jahr wissen, vergleiche ich den Kampf zwischen Bullen (Optimisten, die auf steigende Kurse setzen) und Bären (Pessimisten, die auf fallende Kurse setzen) gerne mit einem Krieg. Auch hier kommt man an diesem Thema nicht vorbei. Bei einer Rallye passiert folgendes: Die Bullen in einer großen Übermacht durchbrechen die Verteidigungslinien der völlig verdutzten Bären und preschen weit ins Land vor. Die Bären werden weit zurückgedrängt. Das Problem bei diesem Vorpreschen: Die Bullen befinden sich in ungesichertem "Feindesland", der Nachschub kommt schleppend nach. Immer mehr Bullen bleiben zurück, um das eingenommene Land zu sichern, so dass die kämpfende Spitze ausdünnt. Das geht soweit, bis die zurückweichenden Bären sich sammeln können und der geschwächten Spitze der Bullen entgegentreten. Der Vormarsch gerät ins Stocken. Die Phase der Konsolidierung beginnt.

      Die Bullen weichen zurück um auf nachfolgenden Kameraden zu warten und auf den wichtigen Nachschub. Die Bären nutzen die Gelegenheit, um selber wieder anzugreifen. Zeichnen Sie doch diesen Kampf einmal in einen Chart nach oder schauen Sie sich einfach den aktuellen Dax-Chart an. Ein steiler Anstieg kommt irgendwann zum stoppen, die Kurse brechen daraufhin schnell und stärker ein. Nun kommt es zur entscheidenden Konsolidierungsphase. Es kommt zu Scharmützeln, einem Hin und Her. Meistens von der Tendenz eher zu ungunsten der Bullen. D.h. die Bullen weichen lieber etwas mehr zurück, um sich zu sammeln und auf den Nachschub zu warten. Sie schaffen es so nicht mehr den Hochpunkt des ersten Vormarsches zu erreichen. In einem Chart bildet sich eine sogenannte "Flagge" oder ein "Konsolidierungsdreieck". Die letzten Hochs werden nicht mehr erreicht, es kommt zu immer niedrigeren Hochs. In der Charttechnik ist diese Phase zudem von sinkenden Umsätzen begleitet. In einem Krieg wären dies vergleichbar mit geringeren Kämpfen. Ähnlichkeiten mit einem aktuellen Krieg sind natürlich völlig zufällig und haben auch wirklich nichts mit den Börsen zu tun ... überhaupt nichts ... oder doch?

      Jetzt kommt es darauf an. In der Charttechnik zieht man eine Linie durch die oberen Hochs, die aufgrund der immer niedrigeren Hochs natürlich abwärtsgerichtet ist. Bricht der Kursverlauf nun unter steigenden Umsätzen diese Linie nach oben, dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Rallye noch einmal genauso weit voranschreitet, wie der erste Teil der Rallye bis zur Konsolidierungsphase. Auf den Krieg übertragen: Die Bullen waren ja am Anfang so stark, dass sie die Bären überrennen konnten. D.h. da ist ein großes Potential vorhanden, dass sich nur sammeln muss. Nachdem das eingenommene Land gesichert und der Nachschub organisiert wurde, steht ein großer Teil der anfänglichen Streitmacht wieder zur Verfügung. Die Bären könnten ein zweites Mal überrannt werden. Dann natürlich noch einmal genauso weit, wie beim ersten Mal.

      In dieser Phase befinden wir uns gerade. Und der weitere Fortgang an den Aktienmärkten wird tatsächlich darauf ankommen, ob dieser Irak-Krieg sich erfolgreich entscheidet oder nicht. Denn wenn die Bullen Schwierigkeiten bekommen sich neu zu formieren, dann werden die Bären stärker und unter stärkeren Scharmützeln werden die Bullen immer weiter zurückgedrängt. Habe ich hier Bullen mit Amerikanern verwechselt? Auf die Charttechnik übertragen würde das bedeuten, der Chart durchbricht die untere Begrenzungslinie (durch die verschiedenen Tiefs in der Konsolidierungsphase gezogen) und die Kurse fallen unter zunehmenden Umsätzen weiter. Natürlich gibt es auch die Grabenkriege. Beide Seiten setzen sich auf dem hohen Niveau fest und graben sich ein. Dann kommt es zu einer längeren Seitwärtsbewegung.

      In diesem Fall ist es interessant, wie ähnlich sich die Börse und der aktuelle Kriegsverlauf verhalten. Aber die Charttechnik, so sehr sie auch vor Jahren mal unter den fundamental orientierten Anleger verschrien war, ist eigentlich nichts anderes als die Psychologie des Kampfes in Formen gepresst. Versteht man diese Zusammenhänge, kann man auch die Charttechnik viel besser begreifen und besser anwenden.

      Also werden die Amerikaner nun in Bagdad einmarschieren und rasche Fortschritte machen, dann würde es zu einem schnellen Ende des Krieges kommen. Die Bullen würden einen erneuten Angriff starten – eine Rallye wäre die Folge. Würden die Amerikaner sich aufgrund des zunehmenden weltpolitischen Drucks zurückziehen müssen, dann werden auch die Bären die Bullen zurückdrängen und die Kurse wegbrechen. Werden die Amerikaner Bagdad einkesseln und es kommt zu einem langen Krieg, wird es an den Börsen zu einer Seitwärtsbewegung mit leicht fallender Tendenz kommen. Vielleicht verstehen Sie, warum ich im Moment (noch) von einer Seitwärtsbewegung ausgehe ...

      Nach diesem kleinen Ausflug in die Welt der Charttechnik und des Krieges nun aber zu den Börsen:

      Moment, eins noch, ich hoffe Ihre Stopps beim Ölput haben mittlerweile gezogen und sie konnten einen netten Gewinn einsacken.


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      HypoVereinsbank in der Krise

      von Jochen Steffens

      Die HypoVereinsbank will nun nicht durch eine Kapitalerhöhung sondern durch Verkauf der Anteile an der österreicherischen Tochter Bank Austria ihre Situation retten. So soll nach dem Verlust im letzten Jahr von 821 Mio. Euro, 2003 ein Vorsteuerergebnis zwischen 300 und 600 Mio. Euro erreicht werden. Zudem sollen auch weitere 2000 Stellen abgebaut werden. Auch soll die Risikovorsorge für faule Kredite von 3,3 Mrd. Euro auf 2,6 Mrd. Euro zurückgefahren werden.

      Wie gesagt, sehr wahrscheinlich wird eine der großen Banken straucheln. Das Ende einer Baisse signalisiert die Bankenkrise. Bei der HypoVereinsbank sieht es im Moment nicht gut aus. Aber es ist zu früh, um solche düsteren Prognosen abzugeben. Aber Sie kennen meine Meinung: Meiden Sie die Bankenbranche ... Auch wenn sowohl die Hypovereinsbank wie auch die Deutsche Bank auf einen guten Start in dieses Jahr hinweisen. Das Risiko ist zu groß.



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      Eins ist sicher – der Sieg

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Es gibt von amerikanisch/britischer Seite aus angeblich keinen "Zeitplan" für den Irakkrieg. Bei BBC wurde gestern Morgen ein zuversichtlicher amerikanischer Soldat gezeigt, der meinte, dass die militärischen Operationen nicht von vorher festgelegten Zeitplänen abhingen. Das einzige, was bei diesem Krieg "sicher" sei, sei der Sieg.

      Kurzfristig hat das Fehlen eines definierten Zeitplans jedoch auch Investoren und Analysten verwirrt.

      Die New York Times schrieb gestern in einer Schlagzeile mit dickgedruckten Lettern: "Der Krieg im Irak könnte die US-Wirtschaft in eine Rezession werfen oder Wirtschaftswachstum bringen." Was für eine präzise Prognose.

      Das Problem ist meiner Meinung nach, dass es höchstwahrscheinlich nicht der Irakkrieg ist, der der Grund für die Wirtschaftsprobleme ist. Jim Grant schrieb dazu in einem Editorial, das auch in der New York Times stand: "Die Wahrheit über den dreijährigen Rückgang der Aktienkurse und über den ( ...) Zustand der US-Wirtschaft ist, dass sie ihre Wurzeln im vorherigen Reichtum und nicht im Krieg haben."

      "Dieses Paradox ist leicht erklärt", so Grant weiter. "Die hohen Aktienkurse führten zu hohen Investitionen. Ultra hohe Aktienkurse führten zu ultra hohen Investitionen. In der manischen Phase des Bullenmarktes war das Kapital praktisch frei, und in der Folge lösten sich die Ersparnisse der Amerikaner buchstäblich in Luft auf. Das passierte unabsichtlich, durch das Investieren in den folgenden Bereichen: Im Telekommunikationssektor, bei den Halbleitern, Computerservern, Internet-Konzepten, usw. Wir investierten mehr, als wir hätten tun sollen – und mehr, als wir hatten. Wir liehen uns Geld, um zu investieren, sowohl von inländischen als auch von ausländischen Kreditgebern."

      Obwohl die Investoren sahen, dass sich ihre Ersparnisse in Luft auflösten, und ihre Kreditkartenschulden Alarm schlugen, hielten sie weiter an ihren Konsumgewohnheiten fest. Im Jahr 2002 erhöhten die Hausbesitzer bestehende Hypotheken um 130 Milliarden Dollar – fast doppelt so viel wie 2001.

      Dieses Geld wurde in den Konsum gesteckt. So lange die Immobilienpreise stiegen ... war das kein Problem. Aber an den Fundamenten zeigen sich Risse. Die Zahl der durch die Banken erfolgten vorzeitigen Kreditkündigungen hat im 4. Quartal 2002 ein neues Rekordniveau erreicht (Quelle: American Mortgage Association).

      Grant erinnert uns daran, dass "man den Krieg nicht als Sündenbock für Ereignisse nehmen kann, die vor dem 11. September 2001 in Bewegung gesetzt wurden. Aber die Kosten dieses Krieges (und zukünftiger Kriege, Befriedungen und Besetzungen) könnten eine Last sein, über die die Amerikaner bis jetzt noch nicht nachdenken mussten."

      Es gibt Parallelen zum Bärenmarkt. Der "Sieg" des Marktes über den viel zu hohen Schuldenberg ist – historisch gesehen – so gut wie sicher. Es ist nur die Tatsache, dass es keinen "Zeitplan" gibt, die so verwirrend ist.

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      Es ist schwer, durch Schrumpfen zu wachsen

      von unserem Korrespondenten Eric Fry an der Wall Street

      (Eine Anmerkung in eigener Sache: Wenn Sie CNNfn`s empfangen sollten, dann können Sie mich morgen von 9:30 Uhr bis 11:30 Uhr New Yorker Zeit dort sehen – ich werde die Morgenshow moderieren.)

      Das Pentagon versichert der Nation weiterhin, dass die Kampagne zur Befreiung des Irak gut vorankomme ... und wer bin ich, als dass ich die Expertenmeinung der Top-Militärs in Frage stellen könnte? Aber der Kampf um eine wirtschaftliche Erholung an der Heimatfront ist weiterhin schwer. Die Opfer sind zahlreich, und die Gegner haben sich gut eingegraben.

      Dieser Kampf wird wahrscheinlich noch eine Zeitlang weiterlaufen. So erleiden z.B. die amerikanischen Beschäftigten heftige Verluste. Der Pessimismus über die Aussichten am Arbeitsmarkt wächst. Der Anteil der Konsumenten, der meint, dass Jobs "schwierig zu bekommen sind", ist von 30,0 % auf 32,3 % gestiegen (Quelle: Conference Board Consumer Confidence Index).

      "Das Ende des Golfkriegs 1991 führte zu einem Anstieg des Verbrauchervertrauens, aber die Situation am Arbeitsmarkt zerstörte diesen Anstieg wieder schnell", so Lynn Franco von der Research-Abteilung des Conference Board. "Wenn sich die Geschichte wiederholt, dann wird die derzeitige Situation am Arbeitsmarkt einen Nachkriegsanstieg des Verbrauchervertrauens nicht unterstützen."

      Fakt bleibt, dass die meisten Unternehmen immer noch mehr daran interessiert sind, ihre Kosten herunterzufahren, als neue Leute einzustellen. Im Epizentrum der vorherigen Spekulationsblase – im Silicon Valley – steigt die Arbeitslosigkeit weiter.

      Die Los Angeles Times berichtet: "Michael Rolle, ein Oracle- und Cisco-Veteran, der schon in Stanford einen Lehrauftrag hatte, hat einen neuen Job: Er ist jetzt Schiedsrichter für Softball-Spiele ( ...) und bekommt 20 Dollar pro Spiel. Es gibt Tausende solcher Leute wie Michael Rolle, die nicht mehr auf Anzeigen für Internet-Jobs antworten, sondern niedrig bezahlte Gelegenheitsjobs annehmen. Und Tausende besuchen Workshops, in denen das Schreiben einer richtigen Bewerbung geübt wird."

      Silicon Valley gehört zum Santa Clara County – und in diesem Bezirk sind seit dem Jahr 2000 rund 175.000 Jobs oder 16 % der gesamten Arbeitsplätze abgebaut worden. Die Times bemerkt dazu: "Diese Entwicklung im Silicon Valley ist in der kalifornischen Geschichte seit der Weltwirtschaftskrise einzigartig. Die neuen Statistiken zeigen, dass die Zahl der Leute, die im Silicon Valley arbeiten, auf das Niveau von 1996 zurückgefallen ist, als der dot.com-Boom noch neu war. Der Umfang der Katastrophe zeigt, dass die Erholung einen langen Weg gehen muss."

      Leider baut der Technologiesektor weiterhin Arbeitsplätze ab. Laut CNN/Money zeigt eine aktuelle Studie, dass die Zahl der High Tech-Jobs Ende 2002 um 560.000 unter dem Wert von Anfang 2001 lag. (Optimisten mögen sagen, dass sich der Job-Abbau verlangsamt. Das lässt sich in positive klingende Nachrichten verwandeln. Beispiel Challenger, Gray & Christmas: Diese Gesellschaft hat berechnet, dass die Entlassungen in der Telekomindustrie in den ersten beiden Monaten 2003 gegenüber dem Vorjahreswert um 78 % zurückgegangen sind.)

      Trotz der weiter fehlenden Aussichten einer Erholung im Technologiesektor kaufen die Investoren wieder Technologieaktien. Der Nasdaq hat seit seinen Oktober-Tiefs rund 25 % zugelegt, und er ist jetzt mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 30 bewertet (Basis: Optimistische Gewinnschätzungen für 2003).

      CNN/Money: "Die Analysten prognostizieren für den S&P Technologie-Sektor ein Gewinnwachstum von 28 %. Aber die Umsätze in diesem Sektor sollen um nur 2 % wachsen. Deshalb basiert das starke prognostizierte Gewinnwachstum auf niedrigeren Ausgaben, und nicht auf einer Erhöhung der Nachfrage. Und viele Technologiegesellschaften haben nicht mehr viel Kostensenkungspotenzial."

      Ein durchschnittliches Index-KGV von 30 ist selbst unter besten Umständen relativ teuer. Und wenn die Aussichten für Gewinnwachstum eher auf Kostensenkungsmaßnahmen als auf Umsatzwachstum beruhen, dann scheint mir eine solche Bewertung noch teurer zu sein ...

      Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Sache klar sein dürfte: Es ist ziemlich schwer, durch Schrumpfen zu wachsen.



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      Japanische Zentralbank: 3 Billionen Yen für Aktienkauf

      von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in London

      *** Es gibt immer mehr Hinweise, die darauf hindeuten, dass der Zeitplan für den Schuldenabbau (in der Zeit nach dem Platzen der Spekulationsblase) alles andere als vorhersehbar ist. Die Japaner (die übrigens gerade ihre Gesetze geändert haben, um die Entsendung einer kleinen Expeditionsstreitmacht in den Irak zu erlauben) haben ihren eigenen Kampf mit dem Schuldenberg ... und dieser Kampf dauert jetzt schon länger als eine Dekade.

      In Japan sind die Immobilienpreise das 12. Jahr in Folge gefallen. Und die Bank of Japan hat angekündigt, dass sie die für den Kauf von japanischen Bankaktien vorgesehenen Gelder verdreifachen will. Für diesen Zweck will sie jetzt bis zu 3 Billionen Yen ausgeben – unter anderem, "um die Finanzinstitute weniger verletzlich gegenüber fallenden Aktienkursen zu machen".

      *** Der US-Kongress hat im Zusammenhang mit dem Thema "Kriegskosten" vorgeschlagen, auch ein Hilfsprogramm für die amerikanischen Fluglinien zu starten. Die Theorie ist, dass die amerikanischen Steuerzahler für die sich verschlechternde Gewinnsituation der US-Fluggesellschaften verantwortlich sind, weil sie nicht mehr soviel fliegen, aus Angst vor neuen Terroristenattacken, die durch die Invasion des Irak provoziert werden könnten. Hmmmm ...

      *** Einige Senatoren aus Nevada sollen vorgeschlagen haben, die beim Verkauf anfallenden Steuern auf Edelmetalle zu senken. Das würde das Gold betreffen. Bis jetzt wird es als "Sammlergegenstand" besteuert, was höhere Steuern bedeutet, als wenn es als "Investment" besteuert würde. Noch haben sich die anderen Senatoren dazu nicht geäußert.
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      Donnerstag, 27. März 2003

      Eine große Illusion

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Bitte beachten Sie: Es handelt sich um einen alten Beitrag von mir, der zuerst am 4. April 2002 veröffentlicht wurde. Irgendwie finde ich aber, dass er auch heute passt – urteilen Sie selbst:

      "1910 wurde ein Buch, das in England sehr erfolgreich war, übersetzt und in 11 verschiedenen Staaten verkauft", so Philippe Simonnot, französischer Ökonom. Der Autor war Norman Angell, ein Volkswirt mit einer weltweiten Reputation und einer heißen Idee.

      Der Krieg, schrieb Angell, sei nichts als eine "große Illusion". Diese Illusion war laut Angell "der Glauben, dass Stahl und Feuerkraft alleine die Menschen schützen könnten, dabei kann die Kraft des weltweiten Kredits eine viel größere friedenserhaltende Macht sein." Vergessen Sie nicht, der Mann war ein Wirtschaftswissenschaftler. Aber wie kam Angell zu dieser These?

      Krediten ist schon viel Gutes zugesprochen worden. Derzeit sagt man, dass die US-Wirtschaft durch Kredite davor bewahrt worden ist, das zu bekommen, was sie verdient hat ... und nicht nur die US-Wirtschaft, sondern die gesamte Weltwirtschaft ... Aber vor einem Jahrhundert glaubte Angell, dass Kredite auch das schaffen könnten, was Macht, Technologie oder Verträge nicht konnten: Den Frieden bewahren.

      Das Buch von Angell wurde ein Bestseller. Er war, wie die folgenden Ereignisse gezeigt haben, entweder seiner Zeit 100 Jahre voraus ... oder er lag mit seiner Idee völlig daneben.

      Seine Argumentation war logisch, vernünftig ... und lächerlich. Er dachte, dass die Leute aus ökonomischen Gründen Krieg führten. Sie strebten seiner Meinung nach danach, reicher zu werden, indem sie anderen etwas wegnehmen konnten. Aber die modernen Volkswirtschaften wären zu komplex und abhängig voneinander geworden, so seine Ansicht; deshalb würde sich eine solche Strategie nicht mehr länger lohnen.

      Er schrieb: "Der Reichtum der zivilisierten Welt beruht auf Geld und wirtschaftlichen Verträgen." Wenn diese durch einen Sieger weggenommen würden, so würde ihm das überhaupt nichts bringen, sondern ihn im Gegenteil sogar zusammen mit dem besiegten Land runterziehen. Angell weiter: "Es ist für eine Nation unmöglich, sich dadurch zu bereichern, dass sie ein anderes Land unterwirft." Denn der wirtschaftliche Rückgang im besiegten Land würde sich auch negativ auf den Sieger auswirken. Warum sollte man deshalb einen Krieg riskieren?

      Mr. Angell war eine Ausnahme – sogar für einen Volkswirt; er war ein so guter Denker, dass er gefährlich war.

      Wenn man in ein durchschnittliches Gehirn sehen könnte, dann würde man eine Sammlung von leeren Phrasen finden – die zusammenhängen würden wie eine Weihnachtsbaum-Lichterkette. Jemand kann sagen, dass er "für Freihandel" sei, oder dass er nicht "politisch korrekt" sei, oder dass er an die Demokratie oder an den Kauf von niedrig bewerteten Aktien glaubt. Die Gefahr, dass damit nur Phrasen gemeint sind, ist gegeben. Ein Beispiel: Umfragen zeigen, dass fast 100 % der Amerikaner für "Bildung" sind, und fast genauso viele wollen, dass für "Bildung" mehr Geld ausgegeben wird. Aber nur sehr wenige Leute nehmen sich wirklich die Zeit, etwas zu lernen. Wenn die amerikanische Bevölkerung die Wahl zwischen Lernen und Fernsehen hat ... dann werden 99,9 % der Bevölkerung das Fernsehen wählen.

      Niemand glaubt, dass man reich werden kann, wenn man sich verschuldet ... aber fast jeder glaubt, dass niedrigere Leitzinsen die Wirtschaft ankurbeln werden und die Leute reicher machen werden. Und sogar starke Unterstützer des "Freihandels" finden Dutzende Gründe für "Ausnehmen".

      Es gibt Leute, die nur mit Standardphrasen ohne tieferen Sinn Karriere machen ... in Redaktionen, in der Politik, bei der Fed. Das bedeutet nicht, dass diese Menschen aufgehört hätten, zu denken. Aber es ist eine andere Art, zu denken ... diese Leute denken über Dinge nach, von denen sie überhaupt nichts verstehen.

      Natürlich tue auch ich das gerade ein bisschen – denn ich schreibe über Dinge, die man nicht sehen und nicht wirklich wissen kann. Aber zumindest habe ich vor langer Zeit gelernt, mit meinen Erwartungen gemäßigt zu bleiben. Ich kann die Ereignisse der Zukunft schließlich nicht voraussagen. Aber ich gebe zu, dass es Spaß macht, es zu versuchen.

      Ganz bestimmt hat es auch Mr. Angell Spaß gemacht. Sein internationaler Bekanntheitsgrad stieg gewaltig – weil er den Leuten einen Grund dafür lieferte, warum es keinen Grund mehr für Militärausgaben geben würde. "Der moderne Reichtum braucht nicht verteidigt werden, da er nicht konfisziert werden kann", schrieb er.

      Er betonte, dass selbst dann, wenn Deutschland die Niederlande ohne Zerstörungen besetzen würde, "nicht ein einziger deutscher Bürger – außer den Bürokraten – auch nur einen einzigen Pfennig verdienen würde."

      Aber was ist mit den Tributzahlungen, die man von besiegten Ländern fordern konnte? Angell verwies auf den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 – als Folge dieses Krieges musste Frankreich dem neugegründeten Deutschen Reich relativ hohe Reparationen zahlen. Was war das Ergebnis? Das Geld konnte praktisch nur dazu genutzt werden, Güter aus Frankreich zu kaufen. Deshalb "erlaubte der Krieg den Franzosen letztlich, ihren Export nach Deutschland zu erhöhen ... auf Kosten der deutschen Industrie", so Simonnet.

      Kriege hatte es immer gegeben – was hatte sich laut Angell im Vergleich zu früher geändert? "Der unglaubliche Fortschritt der Kommunikation", so seine Antwort. Und die Globalisierung! Er erklärte, dass erst seit kurzem die Briefe schnell zugestellt würden, und finanzielle und wirtschaftliche News konnten in Sekundenschnelle per Telegraph übertragen werden, was die Welt verändert hatte. Plötzlich konnten die Leute produzieren, kaufen und verkaufen ... mit Geschäftspartnern überall auf der Welt. Von Kapstadt bis nach Borneo. Tee, Tabak, Textilien, Eisenbahnen – die Produkten kamen überall her, und fast jeder schien reicher zu werden.

      Wer würde diesen Frieden und diesen Reichtum schon stören wollen?

      Der deutsche General Bernhardi beschwerte sich darüber. Der Pazifismus wuchs. Die Leute schienen nicht mehr in den Krieg ziehen zu wollen ... oder darüber überhaupt nur nachdenken zu wollen. Er schrieb: "Der wachsende Reichtum führt dazu, dass wir in der Gegenwart leben; wir haben nicht mehr den Mut, Opfer zu bringen, um große Ideen verwirklichen zu können."

      Angell sagte Frieden voraus. Er schrieb, dass es für Krieg keinen Grund mehr geben würde. Aber der Krieg hat – wie die Liebe und die Märkte – eine ganz eigene Logik. "Der Krieg braucht kein besonderes Motiv", schrieb Kant. "Er scheint seine Wurzeln tief in der menschlichen Natur zu haben."

      Vier Jahre nachdem das Buch von Angell in Europa erschienen war, begann der schlimmste Krieg, den die Menschheit bis dahin gesehen hatte.



      investorverlag.de.
      Avatar
      schrieb am 27.03.03 23:52:59
      Beitrag Nr. 2.409 ()
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 16:36:52
      Beitrag Nr. 2.410 ()
      28.03. 14:34
      US: Pers. Einkommen & Ausgaben fallen
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Verbraucherausgaben fielen inflationsbereinigt im Februar den zweiten Monat in Folge. Das letzte Mal, an dem die Verbraucherausgaben an zwei aneinanderfolgenden Monaten fielen, war während der Rezession, die vor zwei Jahren begann. Dies meldet das Commerce Department. Die inflationsbereinigten Verbraucherausgaben fielen im Februar um 0.4% (Prognose:-0,3%) – der größte Rückgang in fünf Monaten. Annualisiert stagnierte das Investitionsvolumen der Konsumenten in den USA auf $7.49 Billionen. Die persönlichen Einkommen wuchsen um 0.3%, während das inflationsbereinigt frei verfügbare Einkommen um 0.2% fiel – der größte Rückgang in 7 Monaten. Die Abschwächung der persönlichen Ausgaben und der persönlichen frei verfügbaren Einkommen könnte das Wirtschaftswachstum in den USA deutlich ausbremsen.
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 16:44:02
      Beitrag Nr. 2.411 ()
      Aktuell größte US Insiderkäufe/-verkäufe
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Liste der Aktien, bei denen in den letzten 4 Wochen die größten Käufe von Insidern getätigt wurden.

      SIRI SIRIUS SATELLITE RADIO INC $90.24 Mil
      ORH ODYSSEY RE HOLDINGS CORP $78.05 Mil
      ARDM ARADIGM CORP $63.14 Mil
      ACGL ARCH CAPITAL GROUP LTD BERMUDA $45.56 Mil
      WMI WASTE MANAGEMENT INC NEW $35.67 Mil
      TIMBZ U S TIMBERLANDS CO L P $20.73 Mil
      PQE PROQUEST CO $20.26 Mil
      URI UNITED RENTALS INC NEW $17.39 Mil
      FGRI FAR GROUP INC $14.67 Mil
      ENH ENDURANCE SPECIALTY HOLDINGS LTD $14.15 Mil





      Liste der Aktien, bei denen in den letzten 4 Wochen die größten Verkäufe von Insidern getätigt wurden.

      NXTL NEXTEL COMMUNICATIONS INC NEW $335.50 Mil
      DELL DELL COMPUTER CORP $280.93 Mil
      UTSI UTSTARCOM INC $278.16 Mil
      MSFT MICROSOFT CORP $161.24 Mil
      SSD SIMPSON MANUFACTURING CO INC $76.97 Mil
      GGG GRACO INC $51.88 Mil
      CMO CAPSTEAD MORTGAGE CORP $42.68 Mil
      KSS KOHL S CORP $42.16 Mil
      PWR QUANTA SERVICES INC $38.38 Mil
      DNR DENBURY RESOURCES INC $27.37 Mil
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 17:36:32
      Beitrag Nr. 2.412 ()
      Wussten Sie schon, dass...?
      (28.03.2003)

      Die Volksrepublik China repräsentiert derzeit 25 Prozent des Weltverbrauchs an Rohstoffen.

      (Quelle: Credit Suisse First Boston)
      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 17:41:44
      Beitrag Nr. 2.413 ()
      28.3.03 IWF fürchtet weiteren Kursverfall an Börsen durch langen Irak-Krieg

      Druck auf die Versicherungen hält an - Globales Bankensystem ist bisher robust - Dollar könnte weiter an Wert verlieren



      von Anja Struve

      Frankfurt/Main - Ein längerer Krieg im Irak und die Unsicherheit über die Folgen des Konflikts könnten nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) eine Erholung der weltweiten Wirtschaft gefährden. "Wichtiger noch als die Dauer des Krieges ist, was danach kommt", sagte Gerd Häusler, IWF-Direktor für Internationale Kapitalmärkte bei der Vorlage des ersten "Global Financial Stability Reports".

      Das 150 Seite starke Dossier, das der IWF alle sechs Monate aktualisieren will, soll helfen, die Stabilität des weltweiten Finanzsystems zu überwachen und Schieflagen rechtzeitig zu erkennen.

      Derzeit seien jedoch alle Prognosen von großer Unsicherheit überschattet, sagte Häusler. Wenn sich die Golfregion nach Kriegsende rasch stabilisiere und weitere Terroranschläge ausblieben, dürfte dies die Zuversicht von Verbrauchern und Unternehmen stärken. Umgekehrt könnte jede Abweichung von diesem Szenario das angeschlagene Vertrauen der Anleger schwächen und einen erneuten Rückgang in der privaten Konsum- und Investitionsbereitschaft sowie Kurseinbrüche an den Aktienmärkten auslösen.

      Besorgt äußerte sich der IWF über die Folgen, die ein weiterer Kursverfall an den Börsen besonders für einige europäische Versicherer haben könnte. Nach drei Jahren Börsenschwäche bestehe die Gefahr, dass die Versicherer erneut Aktienpositionen in einen fallenden Markt verkaufen müssten, um ihre Liquidität zu sichern.

      Insgesamt habe das Finanzsystem die Belastungen aber gut verkraftet. Vor allem weltweit operierende Großbanken seien weiterhin ausreichend gut kapitalisiert. Trotz hoher Abschreibungen sei es nicht sehr wahrscheinlich, dass von ihnen ein Risiko für das gesamte Finanzsystem ausgehe. "Ein weiterer Abschwung der Wirtschaft oder zusätzliche Verluste könnten diese Widerstandskraft allerdings schwinden lassen", heißt es in dem Bericht.

      ... Sorge bereitet dem IWF auch die Gefahr eines starken Kursverfalls des Dollar. Im Vergleich zu früher habe sich die Zusammensetzung der Anlagegelder in die USA als größtem Kapitalimporteur weltweit stark verändert.

      ... Doch auch im Fall einer Trendwende an den Finanzmärkten nach dem Ende des Irakkrieges mahnt der IWF zur Vorsicht. Denn mit einer Erholung der Wirtschaft werde auch der Risikohunger der Anleger wachsen. Neben den Aktienkursen dürfte dies auch die Renditen an den Bondmärkten wieder steigen lassen. Investoren, die in langfristige Staatstitel investiert hätten und nicht gegen Zinsänderungsrisiken abgesichert seien, könnten bei einer überraschenden Wende an den Finanzmärkten hohe Verluste drohen, warnte der IWF. (Welt, 28.3.03)
      Kommentar: Wie alle IWF-Studien so ist auch diese weitaus zu optimistisch. Die Gesamtentwicklung des Systems wird gar nicht beachtet, daß die schnell explodierende Verschuldung zwangsläufig in der Depression enden muß und die Kriege nur Folgeerscheinungen davon sind. Der überbewertete Dollar muß in diesem Szenario deutlich abwerten und der nächste Crash wird ein Anleihen-Crash sein, bei deutlich steigenden Zinsen.

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      Steuer für EU gefordert

      Die EU-Kommission hat in einem Beitrag für den EU-Reformkonvent ihre Forderung nach einer „EU-Steuer“ erneuert. „Der Kommission geht es nicht um eine zusätzliche Einnahme, sondern um eine Umstrukturierung bei der Finanzierung“, sagte EU-Haushaltskommissarin Michaele Schreyer am Donnerstag in Brüssel.

      HB/dpa BRÜSSEL. Die Bürger zahlten bisher schon für die Union, die Beiträge gingen jedoch meist über die nationalen Haushalte nach Brüssel. ... (Handelsblatt.com, 27.3.03)
      [b9 Kommentar: Da wird zwangsweise ein Eieitswährung in Europa eingeführt und dann wundert man sich, warum gerade die schwchen Länder plötzlich Probleme bekommen, weil sie ihre Wirtschaft nicht mehr mit Währungsabwertungen stablilisieren können. Dann der Ruf nach einer EU-Steuer, die man dann beliebig erhöhen kann, um die Spannungen durch den Euro zu bekämpfen. Solch ein System kann nicht langfristig funktionieren.[/b]

      Kommentare v. Günter Hannich

      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 17:44:46
      Beitrag Nr. 2.414 ()

      Standard & Poor`s senkt Rating der Münchener Rück

      (Instock) Der Münchener Rückversicherung (Dax) bläst der Wind kräftig ins Gesicht. Mit Blick auf die jüngste Jahresbilanz senkt die Rating-Agentur Standard & Poor`s (S&P) die langfristige Kreditwürdigkeit des Versicherers von „AA+“ auf „AA-“. Den Ausblick gab S&P mit negativ an. Somit könnte in den nächsten 12 bis 18 Monaten eine weitere Abstufung folgen, die die Aufnahme von Krediten weiter erschweren würde.

      Zudem sorgen Details aus der Telefonkonferenz auf dem Frankfurter Parkett für große Verunsicherung: Am Donnerstagabend war der Nettovermögenswert des Konzerns auf 38 Euro je Aktie taxiert worden. Nachfolgend sollen die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley den fairen Wert der Aktie auf 40 Euro zurückgeschraubt haben. Derzeit notiert die Münchener Rück-Aktie knapp über 60 Euro.
      [ Freitag, 28.03.2003, 10:13 ]

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      SEC entlarvt "Zeitreisenden"

      (Instock) Die US-Börsenaufsicht SEC ist offenbar einem "Zeitreisenden" auf die Schliche gekommen. An der Wall Street wurde ein bekannter Händler des Insiderhandels bezichtigt und verhaftet. Er hatte es innerhalb von zwei Wochen geschafft, aus einem ursprünglichen Investment von 800 US-Dollar eine Summe von rund 350 Millionen Dollar anzuhäufen. Der 44jährige Andrew Carlssin kaufte den Behörden zufolge 126 höchst riskante Aktien und erzielte stets große Gewinne. Die Aktien stiegen binnen kürzester Zeit wegen einer Fusion oder einer technologischen Neuerung.

      Zu seiner Verteidigung behauptete Carlssin, aus dem Jahr 2256 in die heutige Zeit gereist zu sein. Den SEC-Beamten genügte diese Begründung offenbar nicht. Vielmehr wird er des Insiderhandels verdächtigt. Bis er die Quellen für seine illegalen Insiderinformationen preisgibt, sitzt Carlssin in einem Gefängnis in Rikers Island.

      Ob es sich um einen vorgezogenen Aprilscherz handelt, ist bislang nicht bekannt.
      [ Freitag, 28.03.2003, 15:06 ]


      instock.de
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 17:58:15
      Beitrag Nr. 2.415 ()
      Kommt jetzt doch der Double Dip?

      Das Schreckgespenst "Double Dip" ist wieder in das Bewusstsein der Börsianer zurückgekehrt. Nach Ansicht vieler Analysten könnte ein unerwartet langer Irak-Krieg die USA erneut in die Rezession stürzen lassen.

      Führende Konjunkturexperten, darunter auch die amerikanische Notenbank, halten ein Ende des Investitionsstaus bei den Unternehmen und ein Anziehen der Konjunktur erst nach Beendigung des Irak-Konflikts für möglich. So lange der Krieg andauert, herrscht in der Wirtschaft Unsicherheit, halten sich die Firmen mit Investitionen zurück.

      Der Optimismus, dass das Regime von Saddam Hussein quasi über Nacht beseitigt werden könne, ist inzwischen aber verflogen. Der Marsch der Alliierten auf Bagdad läuft zögerlicher als erwartet, das Wetter spielt nicht mit, die irakischen Truppen leisten zähen Widerstand. Und die Hoffnung, dass die Alliierten von der Bevölkerung als "Befreier" gefeiert werden, hat sich zumindest bislang auch nicht erfüllt.

      Angeblich halten führende US-Offiziere inzwischen eine Kriegsdauer von mehreren Monaten für wahrscheinlich. Bis dahin könnte die US-Konjunktur wieder in der Rezession stecken, denn die Auswirkungen der Nahost-Krise machen sich inzwischen deutlich bemerkbar. Die im Februar gemeldeten Konjunkturdaten und Stimmungsindikatoren waren zum großen Teil lausig, für das erste Quartal 2003 haben deutlich mehr US-Firmen vor einem Verfehlen der Prognosen gewarnt als noch vor Jahresfrist.


      Es drohen neue Tiefstände an den Börsen

      Unterstützung von den Verbrauchern, die mit ihrer anhaltenden Konsumfreude bislang die US-Konjunktur noch einigermaßen am Laufen gehalten haben, ist kaum zu erwarten. Die Entlassungswelle der letzten Jahre und die ohnehin schon hohe Verschuldung der Privathaushalte zwingen zum Sparen. Dazu will der US-Kongress die von Präsident Bush geplanten Steuersenkungen um die Hälfte zusammenstutzen. Über die langfristigen Auswirkungen der geringeren Steuernachlässe streiten sich die Experten, kurzfristig fehlt den Konsumenten aber Geld, also werden sie weniger ausgeben.

      Der von den Börsianern lang ersehnte nachhaltige Aufschwung an den Aktienmärkten könnte sich in Anbetracht der ungünstigen Konjunkturlage also wieder einmal verschieben. Derzeit prognostizieren Analysten für das zweite Halbjahr noch kräftige Gewinnanstiege bei den US-Unternehmen: Während die durchschnittlichen Ergebniszuwächse im S&P 500 im Jahresvergleich für das zweite Quartal auf 7,1 Prozent taxiert werden, sollen es im dritten Quartal schon 13,2 Prozent und im vierten Quartal gar 21,3 Prozent sein.

      Ohne Konjunkturaufschwung sind diese Steigerungsraten völlig unrealistisch. Gewinnrevisionen der Analysten sind zu befürchten mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Börsen. Nach Ansicht von Bill Sullivan, Volkswirt bei Morgan Stanley, wären bei einer erneuten Rezession in den USA sogar neue Tiefs an den Aktienmärkten weltweit nicht auszuschließen.

      © 28.03.2003 www.stock-world.de

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      Jetzt muss der Irak für die Rezession herhalten., die schon längst im Gange ist . Durch Statistikfälschungen hat man Wirtschaftaufschwünge , die mehr Schein als Sein sind.
      Wer noch nicht aufgewacht ist, darf ruhig weiter schlafen.
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 18:01:13
      Beitrag Nr. 2.416 ()
      Allianz und Münchener Rück - Der Untergang

      Die einstigen Strippenzieher in der deutschen Wirtschaft sind zu notleidenden Großkonzernen mutiert - oder treffender gesagt, notleidenden Konzernen, von groß kann keine Rede mehr sein. Der Deutschen Bank [ Kurs/Chart ] geht es noch halbwegs gut, der Allianz [ Kurs/Chart ] steht das Wasser bis zum Hals, Branchenkollege Münchener Rück [ Kurs/Chart ] säuft langsam aber sicher ab.

      Die Problemlage ist bekannt und wurde auch auf Stock-World schon vielfach dargelegt. Auf den Nenner gebracht lässt sich sagen, dass Allianz und Münchener Rück praktisch keine Chancen auf steigende Kurse haben, so lange sich die Lage an den Börsen nicht entspannt.

      Für das erste Quartal haben beide Unternehmen wieder Abschreibungen auf Wertpapiere in dreistelliger Millionenhöhe angekündigt. Das Management der Münchener Rück will einen Verlust im ersten Quartal nicht mehr ausschließen.

      Neue Unsicherheiten

      Über die bekannten Probleme hinaus belasten neue Unsicherheiten die Kurse der Versicherungstitel. Die Kapitalerhöhung der Allianz mit einem möglichen Bezugskurs von nur 30 Euro warf die Frage auf, weshalb man die alte Aktie zu 60 Euro halten sollte. Es fanden sich keine guten Argumente und nun notiert das Papier bei 50 Euro. Ein Pluspunkt ist immerhin der Chefwechsel bei der Dresdner Bank. Bernd Fahrholz wird von Herbert Walter abgelöst, der die Restrukturierung in dem Bankhaus hoffentlich schneller vorantreiben wird.

      Bei der Münchener Rück hinterlässt der Vorstand einen unsicheren Eindruck und kann definitiv keine Pluspunkte sammeln. Offenbar hat der Konzern keine konkreten Konzepte, wie er sich aus der Misere zu befreien gedenkt, falls sich das wirtschaftliche Umfeld nicht wesentlich verbessert. Bekannt ist nur, dass eine Anleihe frisches Geld bringen soll. Bisher hat das Management unverständlicherweise nicht mitgeteilt, welches Volumen die Anleihe hat.

      Die Allianz ist bislang verschont geblieben, bei der Münchener Rück hat jetzt die erste Ratingagentur zugeschlagen. Standard & Poor`s senkt das für Versicherungen wichtige Finanzstärke-Rating von AA+ auf AA-. Der Ausblick bleibt auf negativ, die Einstufung könnte noch weiter fallen.

      Prinzipiell unterbewertet

      Zu guter letzt haben die beiden "Schwächlinge" ausgerechnet jetzt angekündigt, ihre Überkreuzbeteiligungen abzubauen. Das bedeutet, Aktien beider Unternehmen werden auf den Markt kommen und unter Umständen weiter auf den Kursen lasten. Wegen der neuen Probleme fallen die Aktien seit kurzer Zeit selbst wenn der Gesamtmarkt freundlich tendiert.

      Fazit: Stock-World hält beide Konzerne zwar prinzipiell für unterbewertet. Die Allianz hat inzwischen ein Börsengewicht unter 15 Milliarden Euro, der Kurs steht auf dem Niveau von 1988, die Münchener Rück ist unter 14 Milliarden Euro wert. Damit sind beide zusammen in etwa bewertet wie Ebay [Nasdaq: EBAY Kurs/Chart ]. Doch wird sich an der Situation kurzfristig nur wenig ändern.

      Bei der Allianz muss die Kapitalerhöhung erfolgreich abgewickelt werden, bevor man einen Kauf in Erwägung ziehen kann. Bei der Münchener Rück ist eine Verbesserung der Stimmung an den Finanzmärkten vonnöten.

      © 28.03.2003 www.stock-world.de

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      schrieb am 28.03.03 18:04:18
      Beitrag Nr. 2.417 ()
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      schrieb am 28.03.03 21:02:39
      Beitrag Nr. 2.418 ()
      Ein Krieg läuft aus dem Ruder

      von Jochen Steffens

      Das sieht ja noch weniger gut aus, als ich dachte. Die Amerikaner haben sich anscheinend völlig verhauen. Nun deutet sogar Donald Rumsfeld an, dass es beim Kampf um Bagdad zu einer Belagerungstaktik kommen könnte. Das Invasionsheer solle die Stadt umzingeln und die in den Außenbezirken verschanzten Elitetruppe der Republikanischen Garde angreifen. Dann übte er sich in dem bekannten Optimismus und sagte: Wenn die Einheiten von Präsident Saddam Husseins Elitetruppe zerschlagen seien, könnte sich die schiitische Bevölkerungsmehrheit zu einem Aufstand ermutigt fühlen und das Regime stürzen. Auch sollen weitere 100.000 Soldaten in die Region beordert werden. Das Problem: Das Feindesland muss gesichert werden und der Nachschub macht Probleme. Hatten diese Probleme gestern nicht auch die Bullen?

      Das hört sich überhaupt nicht mehr danach an, als ob ein baldiges Kriegsende in Sicht ist.

      Ich hatte letztens auch darüber geschrieben, dass Chaos Chaos anzieht. Dieser Krieg darf nicht zu lange dauern. Denn sonst könnte er zu einer weltweiten Destabilisierung führen, die nun wirklich keiner will. Amerika, selbsternannte Weltpolizei, ist anscheinend zu beschäftigt, um seinen stabilisierenden Aufgaben nachzukommen. Zudem sinkt das Vertrauen in die Stärke Amerikas. Die Folgen: Nordkorea baut seine Provokationen gegen Amerika aus und auch zwischen Indien und Pakistan brodelt es wieder stärker. Ich hatte damit gerechnet. Wenn man dann sieht, dass im Moment auch noch die Gefahr einer Seuche über unseren Köpfen hängt: SARS ... Chaos zieht Chaos an. Obwohl ich bei SARS im Moment noch nicht von einer allzu großen Gefahr für unsere Zivilisation ausgehe – beängstigend ist diese Entwicklung trotzdem.

      Eine Bekannte von mir rief mich letztens an und beichtete mir, dass sie zur Zeit keine Nachrichten und Zeitungen mehr hören/lesen könne und wolle. Zu sehr belasteten sie diese ganzen Themen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es vielen so geht, es aber vielleicht nur wenige zugeben. Menschen die nicht in der Lage sind, all diese Nachrichten einfach wegzustecken.

      Was machen die Börsen in solchen Situationen? Sie fallen und reagieren damit auf den zunehmenden Pessimismus. So verliert der Dax heute mal wieder 3,10 %. Zu sehr darf er nicht mehr fallen, dann könnte er eine Eigendynamik in Richtung Süden entwickeln. Bis 2400 hat er aber noch Platz, dann sollte er langsam wieder drehen, um in seiner Seitwärtsbewegung zu bleiben.

      Die Münchener Rück wird heute weiter verkauft, sie verliert 10 % auf 60,24 Euro. Ich bin froh, dass ich gestern geschrieben habe: "Noch etwas abwarten". Aber so langsam ist sie zumindest für einen kleinen Rebound gut. Vielleicht bei 56 Euro ... alles aber natürlich hoch spekulativ.

      Es gibt einen alten Spruch: Man soll das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor man ihn erlegt hat. ... Übrigens resultiert aus diesem Spruch wohl auch der Begriff "Bär" an den Börsen.

      Genau das machen aber gerade die Amerikaner. Ungeachtet der Probleme im Irak wird das irakische Fell bereits verteilt. Es ist ein großes Wiederaufbauprogramm geplant. Natürlich sollen ausschließlich US-Firmen Aufträge erhalten. Natürlich scheinen die Firmen bevorzugt zu werden, die den Republikanern am nächsten stehen. Auch so kann ein gigantisches Konjunkturprogramm für die eigene Wirtschaft aussehen. Wundert es da noch, dass besonders texanische Ölausstatterkonzerne von diesem Programm profitieren sollen?

      Mich wundert es angesichts solcher Nachrichten zumindest nicht, dass die Menschen dieser Erde immer ablehnender auf diesen Krieg reagieren ...




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      Wie laufen die Geschäfte?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Die amerikanischen Wirtschaftsnachrichten bleiben schlecht. Die Zahl der Kreditkartenpleiten steht auf einem neuen Rekordhoch. Und viele Konsumenten können ihre Hypothekenzahlungen nicht mehr bringen. Kein Wunder: Je mehr die Verbraucher ihre Hypotheken erhöhten, desto härter wurde es für sie, die Zahlungen auf diese Hypotheken leisten zu können. Aber weder Schuldner noch Gläubiger schienen das zu bemerken ... die Einfamilienhäuser der Konsumenten wurden teilweise zu über 100 % beliehen (im Vertrauen auf weiter steigende Immobilienpreise).

      In den letzten zwei Wochen scheinen die Schuldner sehr stark von den Kriegsnachrichten abgelenkt worden zu sein ... oder sie sind endlich doch zur Besinnung gekommen. Vielleicht hat die Erhöhung der Gebühren für Hypotheken-Refinanzierungen auch einiges dazu beigetragen. Was auch immer – Fakt ist, dass die Refinanzierungs-Aktivitäten in den letzten Wochen abgenommen haben. Die jüngsten Daten zeigen einen Wochenrückgang von 9 % gegenüber der Vorwoche.

      Das Verbrauchervertrauen steht auf einem 10-Jahres-Tief. Und die Schulden wachsen derzeit so schnell wie noch nie seit 15 Jahren.

      Und wie laufen die Geschäfte? TheStreet.com beschreibt die jüngsten Quartalsergebnisse als "grimmige Ergebnis-Saison".

      Auch die News von der irakischen Front sind etwas grimmig. Natürlich könnte sich die Lage bis zu den Abendnachrichten schon wieder geändert haben – Fakt ist aber, dass die Iraker bis jetzt ihre Befreier nicht gerade mit offenen Armen begrüßt haben. Wenn diese Undankbarkeit so weitergeht, dann könnte der Preis, den man für das Installieren einer Marionettenregierung bezahlen muss – ups, ich meine natürlich, den Preis für das Bringen der Freiheit zum irakischen Volk – deutlich über die von US-Präsident Bush geforderten 75 Mrd. Dollar steigen.

      Ich habe keinerlei Zweifel an der Ehrenhaftigkeit der Sache; aber ich frage mich schon, ob das Verpflanzen von Demokratie in die Wüste nicht ein bisschen so ist, als ob man ein teures Opernhaus im Dschungel bauen würde: Es mag zwar eine Weile gut aussehen, aber bald würden Lianen wuchern und Vögel dort brüten. Gleichzeitig müsste für die Anleihen, die zur Finanzierung des Objektes ausgegeben wurden, weiterhin der Schuldendienst geleistet werden.

      Nicht, dass ich eher als George Bush oder Alan Greenspan wüsste, was die Zukunft bringen wird. Es ist nur so, dass ich mir derzeit ungewöhnlich viel Sorgen mache. Vielleicht wird der Krieg gut ausgehen ... vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wird der Dollar sein Niveau halten ... aber vielleicht auch nicht. Vielleicht werden die Wirtschaft und der Aktienmarkt einen neuen Boom erleben ... vielleicht aber auch nicht.

      Wenn es im Irak einen schnellen und leichten amerikanischen Sieg geben wird, dann kann man auf einen moderaten Boom am Aktienmarkt hoffen ... denn dann werden die Kleinanleger das feiern, was sie erwartet haben. Wenn das passieren sollte, dann empfehle ich Ihnen, liebe(r) Leser(in), dies als Verkaufsgelegenheit für eventuell noch vorhandene Aktienpositionen zu nutzen. Denn dieser Rally wird höchstwahrscheinlich ein Abschwung folgen, der die Korrektur, die im März 2000 begann, weiterführen wird. Und im Vergleich zum März 2000 ist die Situation wegen der höheren Schulden noch schlimmer.

      Wenn der Krieg allerdings schlecht laufen sollte ...

      Die USA können den Irak-Krieg zwar nicht verlieren, aber sie können ihn zu einem schmutzigen, wirren Krieg machen. Wenn das passiert, dann könnte der Dollar unter den größten Verlierern sein. Und wenn der Dollar fällt, dann könnte das weitere, sehr negative Folgen haben ...

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      Freitag, 28. März 2003

      Ein Gewinner: Der Goldpreis

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Ein Bombardement durch feindliche wirtschaftliche Daten hat die Kräfte der Wirtschaftserholung in die Bunker gejagt. Die US-Auftragseingänge für dauerhafte Güter fielen im Februar das dritte Mal in vier Monaten, und die Verkäufe neuer Häuser fielen auf das niedrigste Niveau seit über zwei Jahren.

      Laut dem Handelsministerium fielen die Auftragseingänge für dauerhafte Güter insgesamt um 1,2 %, während die Auftragseingänge für nicht-defensive Güter ohne Flugzeuge sogar mehr als doppelt so stark fielen. Mit anderen Worten: Der private Sektor bleibt sehr zurückhaltend ... und potenzielle Hauskäufer warten ab.

      Die Verkäufe neuer Häuser gingen im Februar um 8,1 % zurück, und das bestehende Angebot an neuen Häusern stieg auf ein 5-Monats-Hoch. Das ist das höchste Angebot an Häusern auf dem Markt seit 1996, was darauf hinweist, dass der US-Immobilienmarkt abkühlt. Vielleicht läuft es sogar auf eine Tiefkühlung hinaus.

      Die meisten amerikanischen Ökonomen machen den Irakkrieg für die schleppende Performance der US-Wirtschaft verantwortlich. Vielleicht werden sie irgendwann entdecken, dass es für die Wirtschaftslage nicht gerade förderlich ist, wenn 75 Mrd. Dollar (oder vielleicht auch 175 Mrd. Dollar) dafür ausgegeben werden, dass Häuser in der irakischen Wüste in die Luft gepustet werden. Allerdings könnte dies für den Goldpreis förderlich sein.

      In den Monaten vor Beginn des Irakkriegs schien es für viele Leute eine gute Idee zu sein, sich ein paar Goldbarren zuzulegen. Von Anfang Dezember bis Anfang Februar stieg der Goldpreis um rund 20 %, nur um diese Gewinne in den folgenden Wochen komplett wieder abzugeben.

      Als die amerikanischen Kriegsvorbereitungen an Momentum gewannen und ein schneller amerikanischer Sieg wahrscheinlich schien, fiel der Goldpreis deutlich zurück. Zuerst wollte uns der US-Verteidigungsminister weismachen, dass die "Shock and Awe"-Kampagne das irakische Regime schneller stürzen würde, als man "Udai Hussein" sagen könnte. Aber zuletzt hat er seinen Ausblick revidiert, um nicht das Gesicht zu verlieren, falls die irakische Kampagne sogar ein paar Monate dauern würde. Angesichts der unsicheren Dauer und Schwere des Irakkriegs könnte das Gold bald wieder an Attraktivität gewinnen. In diesem Fall würden die Leute wieder gerne ein paar Goldbarren unter ihren Betten stapeln.

      Und man sollte den US-Dollar nicht vergessen. Auch ohne den teuren Krieg im Irak würde der Dollar unter dem riesigen amerikanischen Leistungsbilanzdefizit leiden. Der Dollar ist seit Monaten auf dem Weg nach unten, und, wie jeder Goldanhänger weiß: Die Schwäche des Dollar ist die Stärke des Goldes.

      Der Grund, warum man Gold haben sollte, ist nicht die Schlacht um Bagdad, sondern der angeschlagene US-Dollar. So John Hathaway, Manager des Tocqueville Gold Fund. Er ist der Ansicht, dass die ausländischen Investoren die riesigen US-Defizite nicht auf Dauer finanzieren werden. Und wenn sie sich von ihren US-Anlagen trennen wollen, dann wird der Dollar fallen, was den Goldpreis steigen lassen wird.

      Mein Freund Jay Shartsis sagte mir am Mittwoch, dass die Goldminenaktien seiner Meinung nach vor einem deutlichen Anstieg stehen würden. Jay tradet seit Jahren erfolgreich mit Optionen, und gelegentlich schreibt er für eine Kolumne im Barron`s Magazin. Er sagte mir, dass die Leute verstärkt Put-Optionen auf Goldminenaktien kaufen. Das spiegelt seiner Meinung nach einen verbreiteten Pessimismus gegenüber diesen Titeln wider, was er als Kontra-Indikator auffasst und deshalb als Kaufsignal bewertet.

      Normalerweise geht ein extremer Pessimismus einer starken Aufwärtsbewegung vor. Shartsis zeigte mir, dass die Umsätze mit Put-Optionen Ende Oktober 2002 ihr höchstes Niveau erreicht hatten – unmittelbar danach ging die Rally los. Und er sagte mir, dass besonders auf Newmont Mining sehr viele Put-Optionen gekauft würden – "so viele wie seit mehreren Jahren nicht mehr." Goldinvestoren, aufgepasst!


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      Freitag, 28. März 2003

      Gold, quo vadis?

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Der Goldpreis ist wieder über die Marke von 330 Dollar gestiegen. Ein schneller und leichter amerikanischer Sieg im Irak könnte den Goldpreis wieder absacken lassen ... denn die Investoren könnten militärische Stärke mit finanzieller Stärke verwechseln. Wahrscheinlicher ist es, dass das gelbe Metall einen relativ sicheren Boden gefunden hat und da eine Weile bleiben wird. Natürlich kann alles passieren. Viele Dinge können passieren ... aber nicht viele Dinge würden dazu führen, dass der Goldpreis deutlich absinken würde. Aber ziemlich viele Dinge würden dazu führen, dass der Goldpreis steigen würde.


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      Freitag, 28. März 2003

      - Schicksal Demografie

      von John Mauldin

      In den USA kommt jetzt bald die Generation der "Baby Boomer" (ein besonders geburtenstarker Jahrgang) ins Rentenalter. Man kann prognostizieren, dass das durchschnittliche Ruhestands-Eintrittsalter steigen wird. Steigen wird auch der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt. Was man nicht übersehen sollte: Die Baby Boomer werden tendenziell die Aktien in ihren Depots verkaufen, um ihren Ruhestand finanzieren zu können.

      Heute will ich mich aber nicht auf die USA konzentrieren, sondern auf den Rest der Welt. Wenn man die amerikanischen demografischen Probleme als ernst bezeichnen kann, dann ist der Rest der Welt mit einer demografischen Krise konfrontiert. In den nächsten Dekaden wird die demografische Entwicklung zu weitreichenden Änderungen führen.

      Martin Barnes und sein Team vom Credit Analyst, einer kanadischen Bank, haben einige traurige Punkte zu diesem Thema herausgearbeitet: "Die Bevölkerungszahl der `entwickelten Länder` wird in den nächsten 50 Jahren rapide abnehmen, während die Bevölkerung der Entwicklungsländer – besonders islamischer Länder – dramatisch steigen wird. Die Bevölkerung Deutschlands wird bei 80 Millionen Menschen stagnieren, während der Jemen von 18 Millionen Einwohnern auf über 84 Millionen wachsen wird."

      "In Russland wird die Bevölkerung von 145 Millionen auf knapp über 100 Millionen zurückgehen. Im Iran wird es einen Zuwachs von 66 Millionen auf 105 Millionen geben. In Japan wird die Bevölkerung auf 109 Millionen Menschen fallen, während der Irak und Saudi-Arabien auf 110 Millionen wachsen werden. In Italien wird die Bevölkerung von 57 Millionen auf 45 Millionen Menschen fallen, während die Bevölkerungszahl in Afghanistan von 21 Millionen auf 70 Millionen steigen wird."

      Diese Zahlen unterstützen einen 100seitigen CIA-Bericht, der im Juli 2001 veröffentlicht wurde. In diesem Report wurde u.a. festgestellt, dass "die dramatischen Bevölkerungsrückgänge Kraftvakuen schaffen würden, die neue ethnische Gruppen ausnutzen würden. Unterschiedliche Bevölkerungs-Wachstumsraten zwischen benachbarten Staaten haben historisch gesehen die Machtbalancen geändert ... Unsere Alliierten in der industrialisierten Welt werden mit der nie gesehenen Herausforderung einer alternden Bevölkerung konfrontiert werden. Sowohl Europa als auch Japan werden globale Macht und Einfluss verlieren ..."

      "Ein Scheitern bei der Integration der großen jungen Bevölkerung im Nahen bzw. Mittleren Osten und im Afrika südlich der Sahara wird wahrscheinlich zu einem Kreislauf von politischer Instabilität, ethnischen Kriegen, Revolutionen und Rebellionen führen, die bereits jetzt in vielen dieser Länder stattfinden. Arbeitslose Jugendliche sind für radikale Bewegungen und terroristische Organisationen sehr empfänglich, besonders im Nahen bzw. Mittleren Osten."

      Und eine Studie vom BCA meint dazu: "Die wachsende Zahl junger Leute in instabilen Ländern könnte sich auf zwei Arten auswirken. Zum Beispiel gibt es Zeichen dafür, dass die jungen Leute im Iran weg vom Fundamentalismus wollen, hin zu einem weniger strengen Regime. Die wachsende Kraft der Jugend kann auch eine Kraft für einen positiven Wechsel sein. Allerdings ist es eine große Herausforderung, die Demokratie in Länder zu bringen, die keine historische Erfahrung mit Demokratie haben. Das wird besonders dann der Fall sein, wenn es der Weltwirtschaft nicht gut geht, denn die schlechte Demografie wird die Nachfrage in der industrialisierten Welt unterminieren."

      Die Weltwirtschaft wird derzeit von den USA, Europa und Japan dominiert. Diese gerade zitierten Studien zeigen, dass Europa und Japan zum Wachstum keinen oder nur noch einen geringen Beitrag liefern werden. Die Welt ist bereits zu stark auf die USA zentriert; jeder will den US-Konsumenten etwas verkaufen. Das amerikanische Handelsbilanzdefizit – das alleine im Januar bei 41 Mrd. Dollar lag – kann nicht auf Dauer so hoch bleiben.

      Das BCA meint, dass die japanische Staatsverschuldung in den kommenden Jahrzehnten auf 300 % des Bruttoinlandsproduktes steigen wird (zum Vergleich: Die Obergrenze, die der Maastricht-Vertrag vorgibt, liegt bei 60 %). Auch bei Zinssätzen von 0 % wäre dies eine gewaltige Summe.

      Die japanische Volkswirtschaft kann solche Schulden nicht bewältigen, ohne die Druckerpresse anzuwerfen und einfach Geld zu drucken. Es ist schwer, sich den schon schwachen Dollar gegenüber einem solchen Yen fallend vorzustellen.

      Europa wird in Zukunft in der Welt eine kleinere Rolle spielen. Die Rolle von Asien, besonders die von China und Indien, wird in der Welt unserer Kinder deutlich signifikanter sein.

      Die Probleme, die gerade dargelegt wurden, werden demnach in erster Linie Europa und Japan betreffen. Sie werden Probleme mit den Rentenzahlungen haben, und es wird schwierig werden, ihre Volkswirtschaften am Wachsen zu erhalten. Sie werden nicht gleichzeitig ihre Rentner bezahlen können und gleichzeitig Wachstum erzielen können – sie müssen sich für das Eine oder das Andere entscheiden. Wenn sie sich dazu entschließen, die Steuern zu erhöhen, wird das der jüngeren Generation nicht gefallen. Aber ist es alternativ dazu möglich, dass die Mehrheit einer gealterten Bevölkerung dafür stimmt, ihre eigenen Renten zu kürzen? Kurz gesagt: Damit die Weltwirtschaft wachsen kann, müssen die Entwicklungsländer nach eigenen Wachstumsquellen suchen. Die entwickelten Länder mit alternden Bevölkerungen werden nicht mehr der Wachstumsmotor sein können, der sie in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren.

      Für Investoren, die nach vorne schauen, bedeutet dies, dass es in den sogenannten Emerging Markets reale Wachstumschancen gibt.

      1945 dachten viele, dass es unmöglich sei, in Japan eine erfolgreiche Demokratie zu installieren. Heute sehen wir, wie sich China auf eine kapitalistische Volkswirtschaft und Demokratie zu bewegt. Welcher Aktienmarkt legte im letzten Jahr den höchsten Zuwachs hin? Es war der russische, und Russland hat – nicht zufälligerweise – sehr niedrige Steuersätze.

      Nennen Sie mich naiv, aber ich denke nicht, dass der Hauptgrund für den Irakkrieg Öl ist, oder die amerikanische Hegemonie oder die Etablierung einer Demokratie im Irak. Ich denke, dass die derzeitige US-Administration beabsichtigt, die Gelegenheit zu nutzen, eine funktionierende islamische Demokratie zu schaffen, die weit ausstrahlen könnte.(irren ist menschlich:D :D )

      Die Iraker sind gebildet, unternehmungsfreudig und geschäftsorientiert. Wenn sie die Chance dazu haben, könnten sie viele in der Welt mit einer schnellen Erholung überraschen. Angesichts ihrer explodierenden Bevölkerung könnten sie ein Wachstumsmotor für die Region werden. Wenn Bush dem Irak ernsthaft helfen will, dann sollte er alle Handelshemmnisse für das neue Regime beseitigen, und er sollte die Kräfte des freien Marktes wirken lassen.

      Vor ein paar Jahren hatten die Amerikaner vor den chinesischen Horden und ihrer Armee Angst. Das war der Feind. Heute sind die beiden Volkswirtschaften so vernetzt, dass es im beiderseitigen Interesse liegt, die Probleme friedlich zu lösen. Die USA und China hängen jetzt voneinander ab. Wenn die USA mit dem Irak und der arabischen Welt Frieden finden wollen, dann müssen sie Wege finden, auch mit ihnen wirtschaftliche Verflechtungen einzugehen.

      Ich hoffe, dass das jetzt der Beginn dazu ist. Wenn nicht, dann werden die demografischen Entwicklungen, die ich dargelegt habe, sehr negative Konsequenzen für uns, unsere Kinder und Enkel haben.


      investorverlag.de
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      schrieb am 28.03.03 21:10:55
      Beitrag Nr. 2.419 ()
      Ein Bullenmarkt ist noch lange nicht in Sicht

      Internationale Aktienmärkte können den Abwärtstrend nicht stoppen - Strategen bleiben skeptisch

      von Jens Wiegmann

      Berlin - Als die Baisse an den Aktienmärkten am 7. März drei Jahre alt wurde, kochte die Diskussion um das Ende der Krise noch höher als sonst. Optimisten verwiesen auf den vermutlich bevorstehenden Krieg, der kurz und siegreich für die USA und damit gut für die Börsen sein würde. Und tatsächlich starteten die weltweiten Indizes kurz vor Kriegsausbruch eine Rallye. Doch dem Bärenmarkt konnten sie damit nicht entkommen, wie ein Blick auf das erste Quartal zeigt: Der Abwärtstrend setzte sich sich weltweit mit wenigen Ausnahmen fort - und wird nach Ansicht vieler Experten auch erst einmal weiter anhalten. "Wir können eine kleine Beruhigung erwarten, aber noch keinen Bullenmarkt", sagt Rolf Elgeti, Leiter Aktienstrategie bei der Commerzbank.


      Der Dax hat seit Jahresbeginn knapp elf Prozent verloren. Mit einer gehörigen Portion Sarkasmus könnte man sich immerhin darauf verweisen, dass er damit knapp an der Liste der schlechtesten zehn der weltweit wichtigsten Indizes vorbei geschrammt ist. Und dass das europäische Börsenbarometer Dow Jones Stoxx50 mit einem Minus von knapp zehn Prozent auch nicht viel besser abgeschnitten hat. Dieser Betrachtungsweise mag sich Elgeti aber nicht anschließen. Er sei wohl mit seinen Prognosen zu Beginn des Jahres ein wenig zu optimistisch gewesen, sagt der Stratege. "Ich hatte schon gehofft, dass der Dax sich fünf bis zehn Prozentpunkte besser schlägt als er es bis jetzt getan hat."


      Als besondere Belastung für den Dax entpuppten sich Versicherungswerte wie Allianz und Münchner Rück, die beide um mehr als 40 Prozent einbrachen. Die Aktie des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer verlor 36 Prozent an Wert. Das gleiche Bild auf europäischer Ebene: Der DJ Stoxx Insurance brach um mehr als 20 Prozent ein, der DJ Stoxx Chemicals um knapp 18 Prozent. Dass der niederländische Index im ersten Quartal unter den Großen am schlechtesten abschnitt, ist auf die Papiere des Handelskonzerns Ahold zurück zu führen, der um gut 70 Prozent abstürzte. Lichtblicke gab es nur in Lateinamerika, wo die Börsen ihre Erholung allerdings von extrem niedrigen Niveaus starteten, sowie in China. Ansonsten sah es in Asien nicht gut aus: Die japanischen Aktienmärkte erreichten zwischenzeitlich ein 20-Jahrestief, und der Kospi-100 in Südkorea litt massiv unter der wachsenden Bedrohung durch Nordkorea.


      Auch Richard Zellmann, Leiter Aktienresearch bei Helaba Trust, ist mit der Performance des Dax und der anderen europäischen Börsen in den ersten drei Monaten dieses Jahres alles andere als zufrieden. Vor allem im Vergleich mit den USA: "Die Märkte dort haben gut abgeschnitten - viel zu gut." Der Dow Jones Industrial gab nur 1,7 Prozent ab, der Nasdaq Composite legte um 3,7, der Nasdaq 100 um 4,7 Prozent zu. Die konjunkturellen und strukturellen Risiken in den USA würden völlig unterschätzt, warnt Zellmann. Das Verbrauchervertrauen sei stark gefallen, was auf ein hohes Rezessionsrisiko schließen lasse. In Europa enttäuschten der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex und der belgische. Letzterer gilt als Frühindikator, da Belgien sehr viele Vorprodukte herstellt und zum Großteil in den Euroraum exportiert.


      Commerzbank-Stratege Elgeti beschreibt die Entwicklung der vergangenen Monate in Europa als doppelten Bärenmarkt: Sowohl die Bewertung der Aktien als auch die Erträge der Unternehmen hätten sich negativ entwickelt. Das Preisniveau sei nun nicht mehr das Problem. Was der Markt jetzt brauche sei eine Unterstützung durch gute Unternehmenszahlen, so Elgeti. "Aber bis sich die Ertragssituation nachhaltig bessert, wird es wohl noch einige Quartale dauern."


      Artikel erschienen am 29. Mär 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 21:16:02
      Beitrag Nr. 2.420 ()
      Geldpolitik
      Geldmenge M3 im Februar unerwartet stark gestiegen


      28. März 2003 Das Wachstum der Geldmenge M3 hat sich in der Euro-Zone im Februar wegen der schwachen Aktienmärkte überraschend stark beschleunigt. Da dies nur die Vorliebe der Anleger für verzinsliche Wertpapiere widerspiegele und keine Inflationsgefahr bedeute, sehen Volkswirte darin kein grundsätzliches Hindernis für eine weitere Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB).

      Dennoch ist mit einer Änderung der Leitzinsen bei der nächsten Ratssitzung der EZB in der kommenden Woche in Rom nicht zu rechnen. Nach den Worten von Bundesbankpräsident Ernst Welteke am vergangenen Mittwoch anlässlich der Vorstellung des Jahresabschluss der Bundesbank, sei die internationale Situation nach wie vor nicht klar zu erkennen. "Wenn sich das nicht ändert, werden wir in Rom zwar die Lage analysieren, aber möglicherweise keine Entscheidung treffen", hatte Welteke erklärt.

      Jahresrate auf Höchststand

      Wie die EZB am Freitag in Frankfurt mitteilte, stieg M3 im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um bereinigt 8,1 Prozent nach revidiert 7,2 Prozent im Januar. Die Jahresrate erreichte damit wie schon im Dezember 2001 den höchsten Stand seit Beginn der Währungsunion. Das Wachstum im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt (Dezember bis Februar) lag mit 7,4 Prozent weiter deutlich über dem EZB-Referenzwert von 4,5 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten für die Jahresrate nur 7,7 Prozent und für den Dreimonatsdurchschnitt 7,4 Prozent vorausgesagt. Die Ökonomen erklärten den M3-Anstieg im Februar erneut mit der Unsicherheit an den Aktienmärkten, die zu verstärkten Umschichtungen in liquide, in M3 enthaltene Anlageformen führe.

      Starkes Geldmengenwachstum kann zu steigender Inflation führen und ist für die EZB, deren oberstes Ziel ein stabiles Preisniveau ist, normalerweise ein Zeichen für die Notwendigkeit von Zinserhöhungen. Die Geldmenge wächst aber bereits seit Mitte 2001 übermäßig stark, weil viele Investoren Geld in sicheren Anlagen parken. Die EZB weist deshalb schon länger darauf hin, dass angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums in der Euro-Zone der Liquiditätsüberschuss wahrscheinlich nicht die Inflation beschleunigen wird.

      Kreditwachstum nur mäßig

      M3 umfasst nach Definition der Zentralbank Bargeld, Einlagen auf Girokonten bei Banken, Einlagen und Schuldverschreibungen bis zu zwei Jahren, Repogeschäfte, Geldmarktpapiere und -fonds sowie Spareinlagen mit bis zu dreimonatiger Kündigungsfrist.

      Die EZB richtet ihre Geldpolitik an einer umfassenden Beurteilung der Inflation und am Geldmengenwachstum aus. Dass die Konjunktur schwach und die Inflationsgefahr deshalb gering ist, verdeutlicht den Analysten zufolge das mäßige Kreditwachstum. Die Kreditvergabe in der Euro-Zone nahm im Februar um 4,3 Prozent nach revidiert 4,1 Prozent im Vormonat zu. An den privaten Sektor seien 4,8 (Januar 4,8) Prozent mehr Kredite vergeben worden als vor einem Jahr.

      Reuters
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 21:18:58
      Beitrag Nr. 2.421 ()
      Kommunen
      Rekorddefizite machen das Wirtschaften immer schwerer


      In Frankfurt spiegelt sich die kommunale Haushaltskrise in einer neuen Zahl wider: Der gerade verabschiedete Etat 2003 sieht ein Rekorddefizit von rund 361 Millionen Euro vor. Schon im vorigen Jahr hatte das hessische Innenministerium die Haushaltslücke von 250 Millionen Euro nur unter strengen Auflagen genehmigt. Den Etatentwurf im vergangenen Herbst ließ die Kommunalaufsicht nicht durchgehen, sondern zwang die Stadtväter abermals, Leistungen zu kürzen und Gebühren zu erhöhen.

      Im Frankfurter Verwaltungshaushalt, aus dem die laufenden Kosten (ohne Investitionen) bezahlt werden, stehen Einnahmen von rund 2,34 Milliarden Euro Ausgaben von rund 2,70 Milliarden Euro gegenüber - damit werden rund 10 Millionen Euro weniger ausgegeben als im Jahr zuvor. Als vornehmlichen Grund für die Finanzmisere nennen die Stadtväter den Einbruch der Gewerbesteuereinnahmen.

      „Am Rande des Ruins"

      Dieser Kummer eint die Frankfurter mit fast allen deutschen Kommunen: Per Saldo sind die Einnahmen aus der Gewerbesteuer, die wichtigste städtische Einnahmequelle, in den vergangenen drei Jahren um 3,8 auf 23 Milliarden Euro gesunken. Die Frankfurter Oberbügermeisterin Petra Roth, zugleich Präsidentin des Deutschen Städtetages, sagt: "Viele Kommunen befinden sich am Rande des Ruins."

      Die Haushaltsdefizite werden in diesem Jahr, obwohl überall Konsolidierungsprogramme wirken und freiwillige Aufwendungen für Soziales, Kultur und Sport spürbar gekürzt werden, wohl den negativen Rekord von fast 10 Milliarden Euro erreichen.

      2002 waren es noch 6,65 und 2001 knapp 4 Milliarden Euro. Auch für die Bundesländer und ihre Etats ist das ein Problem: Sie können ihre Zuweisungen an die Kommunen im Rahmen ihrer eigenen Sparbemühungen nicht so reduzieren wie gewünscht.

      Deckungslücke von 216 Millionen Euro

      Die Kommunen vertragen ihre Defizite unterschiedlich gut. Auch aus München war kürzlich der Ruf des Bürgermeisters Christian Ude (SPD) zu vernehmen: "Wir sind pleite." So weit sei es noch nicht gekommen, beruhigte zwar der Sprecher der Stadtkämmerei, Felix Gertkemper, aber auch für die bayerische Ladeshauptstadt seien die guten Zeiten vorbei. Der Verwaltungshaushalt, der am kommenden Mittwoch verabschiedet werden soll, weist eine Deckungslücke von 216 Millionen Euro auf; den Einnahmen von 3,54 Milliarden Euro stehen 3,75 Milliarden Euro Ausgaben gegenüber.

      Schon im vergangenen Jahr konnte der Verwaltungshaushalt lediglich durch Zuführungen aus dem Vermögenshaushalt, in dem die Investitionen geregelt werden, ausgeglichen werden. Dies ist eigentlich nur vorübergehend gestattet. Bei der Gewerbesteuer wird nur noch mit rund 860 Millionen Euro kalkuliert, 2001 waren es noch fast 1,1 Milliarden Euro. Bis 2006 sollen nun die Ausgaben um 200 Millionen Euro verringert werden.

      Ausgeglichener Haushalt nach bayerischem Recht Pflicht

      Die Bezirksregierung von Oberbayern hat den Münchnern im Haushalt des laufenden Jahres eine Nettoneuverschuldung von 854 Millionen Euro zugebilligt, die für Investitionen verwendet werden. In München liegt die Investitionsquote zwar noch bei fast 20 Prozent, in vielen anderen Städten aber geht sie gegen Null. In Frankfurt etwa betrug sie jüngst gut 7 Prozent.

      Ein ausgeglichener Haushalt ist nach bayerischem Recht Pflicht, das gilt nicht in allen Bundesländern. Die Kommunen müssen sich ihre Kredite aber generell genehmigen lassen - was selbst in Bayern angesichts der dramatischen Lage zuweilen nicht mehr geschieht. Die Stadt Würzburg etwa, deren Defizit "nur" einen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen sollte, durfte keine neuen Schulden machen. Investiert werden kann hier nicht mehr, von den notwendigsten Reparaturen abgesehen.

      Was in Bayern eine neue Erfahrung ist, ist in vielen Ruhrgebietsstädten gang und gäbe. Die Mehrzahl von ihnen steht unter Haushaltsaufsicht. Viele Kommunen können selbst ihre Pflichtausgaben - etwa für Sozialhilfe oder Personal - nur noch über Kassenkredite finanzieren. Diese Kredite erreichten 2002 ein Volumen von 11,7 Milliarden Euro, zehnmal mehr als vor zehn Jahren. Die Bauinvestitionen der Kommunen liegen heute um mehr als ein Drittel niedriger als 1992.

      „Noch nicht unter Haushaltsaufsicht“

      In Leipzig wird derzeit noch gerechnet. Seit Wochen wandert der Haushaltsentwurf, der schon längst verabschiedet sein sollte, zwischen Stadt und Regierungspräsidium hin und her. "Wir sind noch nicht unter Haushaltsaufsicht, sondern noch in der Abstimmung", sagt die Sprecherin der Stadt, Kerstin Kirmes. Der Gesamthaushalt soll einen Umfang von 1,25 Milliarden Euro haben, davon entfallen 896 Millionen Euro auf den Verwaltungshaushalt. Der Spielraum für Investitionen geht auch hier zurück, aber immerhin sind noch 223 Millionen Euro dafür eingeplant, 48,6 Millionen werden davon kreditfinanziert.

      An Kassenkrediten wird ein Höchstbetrag von 100 Millionen Euro genehmigt. Das Haushaltsdefizit wird in diesem Jahr voraussichtlich 12 Millionen Euro ausmachen. Die Hälfte der Lücke begründet die Sprecherin mit den Tarifabschlüssen im öffentlichen Dienst vom Januar, die die Kommunen stark belasteten. Verglichen mit Frankfurt oder München erscheint das Finanzloch in Leipzig gering.

      Allerdings lebt die Stadt wie die meisten anderen ostdeutschen Kommunen kaum von eigenen Einnahmen, sondern fast ausschließlich von Mitteln des Bundes und der Länder. "Den Etat aufzustellen, werde immer schwieriger, stellt Kirmes fest: "Wir brauchend dringend die Gemeindefinanzreform."

      enn. / Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2003, Nr. 75 / Seite 14
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 21:50:05
      Beitrag Nr. 2.422 ()
      -


      KOMMENTAR
      Manager-Krise



      Steckt das deutsche Geldgewerbe in einer Krise? Führende Vertreter der Branche bis hinauf in die Bundesbank bestreiten dies. Einige Institute befänden sich zwar derzeit nicht bester Verfassung, von einer existenziellen oder gar systemischen Bedrohung könne aber keine Rede sein. Wohl war: Tatsächlich wäre es angebracht, nicht von einer Banken- , sondern von einer Manager-Krise zu reden.

      An wohlfeilen Erklärungen, warum einzelne große - private - Adressen so tief in den Schlamassel geraten sind, herrscht kein Mangel: Mal müssen die widerwärtigen Strukturen, sprich die Konkurrenz vor allem der öffentlich-rechtlichen Sparkassen und Landesbanken, als Sündenbock herhalten. Mal ist es die weltweite Konjunkturflaute oder die Baisse an den Börsen. Unbestritten ist, dass diese Einflüsse in den Bilanzen negativ zu Buche schlagen. Sie erklären allerdings nicht das Ausmaß der Probleme, in denen Häuser wie Dresdner, Hypo-Vereinsbank (HVB), Commerzbank und - zu einem geringeren Grad - Deutsche Bank stecken. Das ist vielmehr gravierenden Fehlern der Führungskräfte geschuldet.

      Das Versagen hat jeweils seine individuelle Note. Die HVB respektive ihre Vorgängerin Hypo-Bank verhob sich an ebenso gigantischen wie riskanten Immobiliengeschäften. Die Verantwortlichen der Dresdner, die gelegentlich an ein Duodez-Fürstentum erinnerte, hatten nicht nur bei der Auswahl ihrer Vorstandssprecher - um es vorsichtig auszudrücken - alles andere als eine glückliche Hand. Sie stürzten sich zudem mit ihrem Ausflug ins Investment-Banking in ein Abenteuer, das mal eben mehrere Milliarden Euro vernichtete und das traditionsreiche Institut an den Rand des Abgrunds führte. Mit den großen Hunden bellen wollte eine Zeitlang auch die Commerzbank, die nach einer schweren Krise Anfang der 80er Jahre nur mühsam wieder auf die Beine gekommen war und seitdem der Meute hinterherhechelt. Und selbst die einst nüchterne Deutschen ließ sich vom Fieber der Gigantomanie anstecken, taumelte dann von einer "strategischen" Richtung in die andere und hat es nur dem Ausverkauf ihrer Beteiligungen zu verdanken, dass sie noch relativ stabil dasteht.

      Ausbaden müssen dies, wie immer, die Beschäftigten. Die Verantwortlichen kommen, wie immer, mit einem dicken Scheck davon. mrm



      Wirtschaft: 6,9 Millionen für den Chef

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      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 27.03.2003 um 17:56:26 Uhr
      Erscheinungsdatum 28.03.2003
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      schrieb am 28.03.03 21:53:28
      Beitrag Nr. 2.423 ()
      -


      Finanzkrise in den USA


      28.03.2003 - 09:18 Uhr
      Sir John Templeton: US-Verschuldung könnte Finanzkrise auslösen
      New York (vwd) - Die Verschuldung der öffentlichen und privaten Haushalte in den USA könnte nach Einschätzung von Sir John Templeton, Gründer der gleichnamigen Fondsgesellschaft, zu einer Finanzkrise führen. "Keine Nation hat jemals eine höhere Verschuldung verzeichnet als es derzeit in den USA der Fall ist, sagte Templeton in einem Interview mit Dow Jones Newswires. Die Gesamtschulden des Staates, der Unternehmen und der Konsumenten lägen bei über 30 Bill USD, was "wahrscheinlich" eine Krise auslösen werde.

      Konkrete Probleme seien etwa im Bereich der Immobilienkredite zu erwarten, sagte Templeton weiter. Bei einem durchaus realistisch einzuschätzenden Rückgang der Immobilienpreise um 30 Prozent würden Millionen von Privatpersonen in den Bankrott getrieben. Dann könnten auch die Hypothekenagenturen Fannie Mae und Freddie Mac Schwierigkeiten haben, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Die mögliche Schieflage bei Hypothekenkrediten sei jedoch nur eines der "zahlreichen" Probleme der US-Wirtschaft, sagte Templeton weiter, der 1992 die Fondsgeselschaft Templeton an Franklin Resources verkauft hatte.

      finanztreff.de
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 21:56:57
      Beitrag Nr. 2.424 ()
      American Airlines vor der Pleite

      Das Schicksal der Fluggesellschaft scheint besiegelt, kommt nicht in letzter Sekunde doch noch eine rettende Finanzspritze von einer Großbank.


      apa, afp
      28.03.2003, 11:17:40

      Washington - Auf Schleuderkurs. Die weltgrößte Fluggesellschaft American Airlines ist nach einem Bericht der "New York Times" kurz vor der Pleite. Bereits in der kommenden Woche könne die Airline Gläubigerschutz beantragen, berichtete das Blatt in seiner Freitagsausgabe unter Berufung auf zwei an der Restrukturierung beteiligte Banker. Demnach bräuchte American Airlines kurzfristig 1,5 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro), um den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können. Über die Finanzspritze verhandele die Fluggesellschaft derzeit mit drei Banken: der Citibank, J.P. Morgan Chase und der CIT-Gruppe.

      Die Luftfahrtgesellschaft führt bereits seit Wochen Gespräche mit ihren Mitarbeitern, um durch drastische Gehaltseinschnitte 1,8 Milliarden Dollar pro Jahr einsparen zu können. Allein die Piloten müssten auf 600.000 Dollar verzichten. Am Donnerstag erzielte die Airline nach eigenen Angaben ein Grundsatzabkommen mit dem Wartungspersonal, ohne aber Details bekannt zu geben. Zwei Gesellschaften fliegen bereits unter Gläubigerschutz: Die Nummer zwei, United Airlines, und die Nummer sieben, US Airways. Um weitere Pleiten abzuwenden, beantragte die Branche erst am Donnerstag vier Milliarden Dollar in Washington.

      http://www.trend.at/
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 22:20:47
      Beitrag Nr. 2.425 ()
      Recht ohne Hebel

      Marcus Hammerschmitt 28.03.2003
      Das Spiel mit der Völkerrechtskarte


      Seit dem Beginn des neuesten Golfkriegs erfreut sich eine Argumentation großer Beliebtheit, die mit dem Topos argumentiert, dass der Krieg zu enden habe, weil er völkerrechtswidrig ist. Das ist er zweifellos, aber er endet deswegen nicht, und die Beschwörungsformel vom Völkerrecht ist auch sonst problematisch.



      Das sich entwickelnde Völkerrecht nach dem Zweiten Weltkrieg und sein ausführendes Organ, die UNO, hatten die Aufgabe, ein Wiedererstehen der Konstellation, die zum Zweiten Weltkrieg geführt hatte, zu verhindern - genauso wie einen dritten, dessen Möglichkeit sich aus dem Gleichgewicht des Schreckens zwischen nuklear bewaffneten Großmachtblöcken ergab. Nun hatte diese Möglichkeit, wie wir heute wissen, etwas für sich, denn nur weil sie existierte, mussten die beiden Supermächte überhaupt miteinander verhandeln. Dem endlosen Gekakel um die Details diente die UNO sehr gut, abgesehen von den Fällen, die eine ständige Telefonkonferenz der Supermächte ohne große Umwege über das Plenum notwendig machte, wie zum Beispiel die Kuba-Krise ( Granaten auf ein Atom-U-Boot).





      Die Anstrengungen der UNO, über ihre Rolle als Mediationsagentur hinauszuwachsen und wenigstens rudimentär als Regierung über den Regierungen zu fungieren, waren zahlreich und in Grenzen auch erfolgreich. Niemand wird wohl leugnen, dass UNICEF, WHO und auch die UN- Friedenstruppen teilweise sinnvoll agiert haben und agieren. Aber die Kernaufgabe der Mediation zwischen den Riesen und ihrem jeweiligen Gefolge erlitt einen tödlichen Schlag mit der Vaporisierung des staatsozialistischen Blocks. Aus machtpolitischer Perspektive völlig folgerichtig sah der verbleibende Riese, die USA, keine Notwendigkeit mehr zur Verhandlung und verhielt sich auch dementsprechend.

      Im Kern war die UNO Geschichte, als die Sowjetunion zur Geschichte wurde. Die zunehmende Tendenz der USA zu Alleingängen, vom Rückzug aus internationalen Abkommen bis zum neuesten Golfkrieg, legen davon beredtes Zeugnis ab. Wer jetzt glaubt, eine auch militärisch erstarkende EU solle in machtpolitischer Hinsicht die Sowjetunion als Gegengewicht der USA ersetzen und dadurch weltpolitische Mediation im Sinne des Völkerrechts und der UNO neu begründen, der flirtet erst recht mit dem Desaster: Nichts wäre der Idee einer Verhütung des Schlimmsten durch Verhandlung abträglicher als eine offensive Konfiguration neuer imperialistischer Kerne, die sich untereinander und mit den USA im Endkampf um die Ressourcen der Welt wähnen.

      Und die Tatsache, dass das Völkerrecht bei der bestehenden Weltlage keinen Hebel hat, weil die Antagonisten fehlen, ist nicht das einzige Problem. Wie Dominic Johnson in einem bemerkenswerten Artikel in der taz ausgeführt hat ("Das Völkerrecht gilt nicht"), war ein Völkerrecht, das den Krieg abschaffen wollte, indem es die Souveränität der Staaten zu seinem Kernpunkt machte, ohnehin mit einem schwerwiegenden Makel behaftet - nämlich dem, regelmäßig mit einem anderen "heiligen" Rechtsgut, den Menschenrechten, in Konflikt zu geraten. Interessanterweise macht Johnson das an einem wenig bekannten und diskutierten Beispiel deutlich: dem Ende des Pol Pot-Regimes in Kambodscha, das durch einen Einmarsch vietnamesischer Truppen hervorgerufen wurde.




      --------------------------------------------------------------------------------

      Vor fast einem Vierteljahrhundert führte ein vom Ausland per Militärschlag erwirkter Regimewechsel zu einer weltpolitischen Krise. Vietnam besetzte zu Weihnachten 1978 Kambodscha und stürzte das Völkermordregime der Roten Khmer unter Pol Pot. Der "freie Westen" war empört, China marschierte in Vietnam ein, der UN-Sicherheitsrat forderte den Abzug aller ausländischen Truppen aus Kambodscha und erkannte die neuen Machthaber nicht an. Treibende Kraft hinter der diplomatischen Schützenhilfe für die kambodschanischen Völkermörder waren die USA, frisch von Vietnam militärisch besiegt und daher fanatisch gegen alles eingestellt, was von Hanoi ausging.





      Diese überraschende Diagnose macht die Probleme einer Verabsolutierung des Völkerrechts mit einem Schlag deutlich: Die USA spielten damals aus genau den machtpolitischen Gründen die Völkerrechtskarte, aus denen sie heute am liebsten das ganze Spiel vom Tisch haben wollen, und sie taten das ohne jede ideologische Berührungsangst. Die Sowjetunion massiv durch den Aufbau eines bewaffneten Islamismus zu bedrohen, und danach den Einmarsch der Sowjettruppen in Afghanistan mit allem gehörigen Theaterdonner als völkerrechtswidrig zu verurteilen, war ein anderes Beispiel für diese ausgefeilte Form der Völkerrechtsheuchelei, der sich natürlich nicht nur die USA schuldig machten. Johnson weist zu Recht darauf hin, dass kein Angriff gegen einen "souveränen" afrikanischen Diktator, der in seine eigenen Taschen oder zum Nutzen irgendeiner Kolonialmacht wirtschaftete, völkerrechtlich gedeckt gewesen wäre.

      Idi Amin würde seine Souveränität wahrscheinlich noch heute auf das Völkerrecht beziehen, hätte ihn die Armee Tansanias 1979 nicht gestürzt. Das Völkerrecht wirkt aus afrikanischer Sicht extrem abstrakt, um nicht zu sagen, absurd.


      Noch absurder sind die Aufrufe der neuesten Friedensbewegung in Deutschland, die deutsche Regierung solle nun endlich offiziell den neuesten Krieg am Golf als völkerrechtswidrige Aggression der USA und ihrer Verbündeten verurteilen. Zwar hält Außenminister Fischer salbungsvolle Reden, die in Tonfall und Duktus denen des Papstes Konkurrenz machen könnten, und selbstverständlich werden als Begründung für die moralische Luftüberlegenheit der Deutschen in diesen Dingen auch wieder die Prüfungen der Vergangenheit bemüht ("Verdun", "Auschwitz), aber mit einer klaren, völkerrechtlich argumentierenden Verurteilung des Krieges gegen den Irak hält er sich verständlicherweise zurück. Der Krieg gegen Restjugoslawien 1999, an dem die jetzigen Friedensstars der Berliner Regierung gerne teilnahmen, war so völkerrechtswidrig, wie er völkerrechtswidriger nicht sein konnte ( Die Bedrohung der kollektiven Sicherheit).

      Bezeichnenderweise gab der damalige Bürgerkrieg im Kosovo so wenige Gründe für einen kriegsbegründenden "übergesetzlichen Notstand" her, dass die meisten davon erfunden werden mussten, während das Massakerregime Saddam Husseins viel eher den Part des Bösen in den Scharpingschen Gräuelmärchen von damals hätte spielen können. Zudem ahnt man in Berlin auch, dass man das ohnehin schon beschädigte Völkerrecht in Zukunft auch wieder selbst wird beschädigen müssen, wenn man es mit dem neuen Kampf Deutschlands um einen Platz an der Sonne ernst meint.

      Das Völkerrecht gilt nicht. Das zu konstatieren und es zu bejubeln, wie das Richard Perle neulich getan hat, ist zweierlei ( "Dank sei Gott für den Tod der UN"). Oliver Tolmein weist in der Jungle World zu Recht auf die Zivilisierungspotenziale des Völkerrechts hin, auch wenn ihm das Aquarell angesichts der grundlegenden konzeptuellen Probleme etwas zu freundlich gerät. Für den neuesten Golfkrieg gilt, dass er nicht deswegen abzulehnen ist, weil er das Völkerrecht verletzt, sondern weil sich die Befreiungsversprechen, mit denen er begründet wird, schon in Afghanistan als schöne Märchen herausgestellt haben.

      Es geht um Geostrategie, nicht um die Belange der Iraker. Für die Zukunft des Völkerrechts gilt: Es wird erst in einer Welt wieder von Bedeutung sein, in der einerseits die Entropie der Macht bedeutend zugenommen hat, während gleichzeitig eine starke übernationale Kraft nicht das Recht der Völker, sondern das des Menschen gegen partikulare (also auch nationale) Interessen durchsetzen kann.

      heise.de
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 22:30:29
      Beitrag Nr. 2.426 ()
      -

      Der Krieg und der Ölpreis
      Autor: Frank Frenzel




      Erdöl ist noch die meist genutzte Energiequelle in der Welt. In Europa beträgt sein Anteil am gesamten Energiebedarf mehr als ein Drittel. Angesichts des Irak-Krieges machen sich vor allem die westlichen Staaten Sorgen: Die Konjunktur der Industrieländer kann von einem hohen Rohölpreis stark beeinträchtigt werden Das erklären Wirtschaftsexperten immer wieder. Verbraucher spüren die Auswirkungen des Krieges auf den Ölpreis vor allem an der Tankstelle. Jetzt, da der Konflikt wohl doch länger dauern könnte, macht der Benzinpreis Berg- und Talfahrten. Doch sind es wirklich nur Kriege, die einen so großen Einfluss auf den Ölpreis haben? [plusminus ist dieser Frage nachgegangen und hat bei zwei Experten nachgefragt: Jörg Schindler, Wirtschaftswissenschaftler und Geschäftsführer der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, Mitglied der Enquetekommission des Bayerischen Landtages "Neue Energie für das neue Jahrtausend", Vorstandsmitglied des Global Challenges Network, einer internationale Organisation, die sich mit Umwelt- und Energiefragen beschäftigt und Dr. Werner Zittel, Physiker, Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH. (Beide haben zusammen mit Colin J. Campell und Frauke Liesenborghs das Buch "Ölwechsel - das Ende des Erdölzeitalters" geschrieben.)

      Unabhängig vom Irak-Krieg und möglichen anderen Konflikten wird der Ölpreis schon in den kommenden Jahren immer weiter steigen. Das erwarten die Münchner Wissenschaftler Jörg Schindler und Werner Zittel, die jahrelang Fördermengen, Ölreserven und vieles mehr analysiert haben. Sie meinen: Die Welt steht vor ihrer letzten großen Ölkrise.

      Hintergrund der Prognose
      Der Ölpreis, der an internationalen Börsen ermittelt wird, reagiert stark auf Veränderungen in Angebot und Nachfrage. Weil der Bedarf in der ganzen Welt ständig steigt, das Angebot wegen begrenzter Fördermöglichkeiten und Ressourcen aber nicht adäquat erhöht werden kann, wird es laut Schindler und Zittel bald zu einem Ungleichgewicht kommen, das sich in immer höheren Preisen niederschlägt.

      Die Theorie der beiden Wissenschaftler
      Zunächst steigt die Produktion bis zum Fördermaximum an. Wenn die Hälfte des Öls "verbraucht" ist, sinkt weltweit die Förderkapazität. Kritisch für die Welt wird es also nicht erst, wenn alles Öl gefördert wurde, sondern schon dann, wenn die wachsende Nachfrage nicht mehr gestillt werden kann.
      "Wir stehen kurz vor diesem Punkt. ", sagen die Münchner Experten.

      Frühere Ölkrisen und große Konflikte
      Anfang der 70er Jahre überschritten die USA, der damals größte Ölproduzent, ihr Fördermaximum. Die Folge: Als 1973 die OPEC ihre Förderung gerade um fünf Prozent reduzierte, kam es zur 1. Ölkrise. Benzin war rationiert. Autos mussten langsam fahren. In Deutschland gab es die ersten autofreien Sonntage.

      1980 gab es die 2. Ölkrise. Die Ölförderung der ehemaligen Sowjetunion überschritt ihren Zenit - der wachsende Bedarf konnte nicht mehr gedeckt werden. Das bekam auch die DDR zu spüren, für die sich die Rohölpreise innerhalb von nur 15 Jahren um das 13fache erhöhten. Nebeneffekt: Die Ölkrise beschleunigte den wirtschaftlichen Niedergang der DDR.

      1991 dagegen kam es nicht zu einer Ölkrise. Die Preise stiegen zwar kurzfristig, doch Engpässe konnten die anderen Staaten noch problemlos ausgleichen.

      Das aktuelle Szenario
      Inzwischen können auch Mexiko, China, Großbritannien und Norwegen ihre Ölproduktion nicht mehr erhöhen. Und auch die OPEC wird schwächer. Nach Expertenmeinungen sind nur noch die Golfstaaten Saudi-Arabien, Kuwait und Irak in der Lage, ihre Ölproduktion zu erhöhen, arbeiten aber teilweise auch schon "hart an der Kapazitätsgrenze", wie Schindler und Zittel meinen.

      Dazu kommt noch, dass nach Meinung der beiden Experten auch nach einem Irak-Krieg nicht die allseits prophezeite grundlegende Entspannung eintreten wird.
      "Auch wenn im Irak bald mehr Öl produziert werden sollte. Schon in wenigen Jahren wird die wachsende Nachfrage nicht mehr gestillt werden. Die Preise werden steigen, die Endlichkeit des Rohstoffes Öl wird sich endlich ins Bewusstsein der Menschen fressen. Industrie und Verbraucher werden umdenken müssen. Verbraucher sollten bei größeren Anschaffungen auf Alternativen setzen, wie z.B. verbrauchsärmere Autos".

      Fazit:
      Sinkende Öl- und Benzinpreise können in nächster Zeit zwar für niedrigere Kosten sowohl für den privaten Autofahrer als auch für die Wirtschaft sorgen, werden allerdings nicht dauerhaft sein.


      http://www3.mdr.de/plusminus/4_250303.html
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 22:32:11
      Beitrag Nr. 2.427 ()
      -
      Krieg im Irak:
      Gefahren für die Wirtschaft


      Autoren: Frank Farenski
      Stephan Grafen




      Die Vorsitzende des Bundestagsfinanzausschusses, Christine Scheel (Bündnis90/Grüne), schloss in [plusminus aus, dass sich die Bundesrepublik wie schon beim ersten Irak-Krieg mit Milliardenbeiträgen an den Kriegsfolgekosten beteiligen werde. Damals wurden im Nachgang des Krieges rund acht Milliarden Euro an die Alliierten überwiesen: "Das wird sich nicht wiederholen, sondern wir werden jetzt im Haushalt humanitäre Hilfe bereitstellen in einer Größe von 40 Millionen Euro, die eventuell auch verdoppelt werden kann." Das sei bereits im Budget vorgesehen, deshalb "können wir für humanitäre Hilfen auf jeden Fall Steuererhöhungen ausschließen", so Scheel weiter. Die grüne Finanzexpertin warnte davor, mit Hinweis auf den Irak-Krieg an den Euro-Stabilitätskriterien zu rütteln, auch wenn derzeit nicht klar sei, wie lange sich der Krieg hinziehen werde: "Um so länger er dauert, um so größer ist das Risiko für die deutsche Wirtschaft. Aber wir müssen unsere Hausaufgaben machen, was die wirtschaftliche Situation angeht. Denn der Irak-Krieg darf nicht Grund sein, die Stabilitätskriterien auszuhebeln."

      Der Leiter des Instituts für europäische Wirtschaft, Professor Rudolf Hickel, dagegen schätzt, dass die Folgen des Irakkrieges den Bundeshaushalt mit Milliardenbeträgen belasten werden. Im Auftrag von [plusminus berechnet der Bremer Finanzwissenschaftler die wirtschaftlichen Folgen des Krieges - sein Fazit: "Der Haushalt der Bundesrepublik wird in eine totale Krise kommen. Alles, was an Sparoperationen durchgeführt worden ist - vor allem im Sozialsystem -, wird weggespült durch den Krieg." Durch einen hohen Ölpreis, die Verteuerung der Exporte durch Aufwertung des Euros und die anhaltende Schwäche der Börsen werde das Wirtschaftswachstum um ein bis zwei Prozentpunkte zurückgehen. Die ohnehin schon stagnierende gesamtwirtschaftliche Entwicklung werde dadurch in eine Rezession abgleiten und die Arbeitslosigkeit deutlich über 4,5 Millionen im Jahresverlauf bleiben. Belastungen ergäben sich aber auch durch eine zu erwartenden Beteiligung der Bundesrepublik am Wiederaufbau des Irak.





      Dieser Text gibt den Fernseh-Beitrag vom 25.03.03 wieder. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.

      http://www3.mdr.de/plusminus/1_250303.html
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 15:44:35
      Beitrag Nr. 2.428 ()
      Die Baisse dauert an!

      Die Finanzmärkte liegen im Sog der Ungewissheit über den Ausgang des Irak-Krieges. Fundamentale Indikatoren geben widersprüchliche Signale. Es ist ein “Spielermarkt” mit hoher Volatilität. Keinesfalls ein Feld für Witwen und Waisen.

      Die Kriegs-Koalition hat mittlerweile erkennen müssen, daß die eingeschlagene Strategie an ihre Grenzen gelangt ist. Es läuft keineswegs alles nach Plan, der von unwissenden nichtmilitärischen Leuten ausgeheckt wurde. Je länger der Krieg dauern wird, desto gefährlicher wird es für Bush und Blair. Wenn die Amerikaner erst einmal hohe Verluste an Menschenmaterial hinnehmen mussten, wird die öffentliche Meinung in USA sehr schnell umschlagen.

      Die Aktienmärkte bleiben weiter im unsicheren Fahrwasser auf dem grundsätzlichen Weg nach unten. Die hohe Volatilität macht es den Akteuren schwer, die richtige Einschätzung zu treffen.

      Der Senat in USA hat das Steuersenkungsprogramm beschnitten, da im Zuge des Krieges die notwendigen Mittel nicht vorhanden sind.

      USA läuft in eine wirtschaftliche Katastrophe. Bundesaußenminister Fischer hat der Welt gesagt, daß Deutschland sich nicht finanziell beim Wiederaufbau des Irak beteiligen wird. Klar, wer alles kurz und klein schlägt, der muß auch bezahlen.

      George W. Bush und Tony Blair werden persönlich unangenehme Erfahrungen machen müssen. Sie werden von dem Rest der Welt in “die Ecke gestellt.” Ignoranz und Arroganz kommen vor dem Fall”!


      evotrade.de
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 15:48:30
      Beitrag Nr. 2.429 ()
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 15:50:44
      Beitrag Nr. 2.430 ()
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 15:57:16
      Beitrag Nr. 2.431 ()
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      spatzseite.de

      Wofür die Lüge gut ist: 30.03.2003

      DIESE WOCHE
      Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst, und nach zehn Tagen Krieg im Iraq ist die Wahrheit mausetot. Daher berichtet diese Woche der Spatz über Techniken der Manipulation und die Rolle der Lüge in der Politik. Das kennen Sie vielleicht schon, aber damit sich das Lesen auch lohnt, finden Sie am Schluß ein besonders perverses Beispiel.

      Was ist Wahrheit?


      Im Halifax Herald, in Kanada, einem der Mitglieder der sogenannten "Koalition der Willigen", erschien von ihrem Korrespondent aus der Türkei ein Bild. Es zeigte zwei schwerbewaffnete Britische Soldaten, die in einen Schützengraben schauen, in dem die Leichen zweier Irakischer Soldaten lagen. Das Aufregende an dem Bild war, daß neben den beiden Leichen eine verdreckte weiße Fahne lag. Der Text dazu lautete: "Es ist möglich, daß die beiden Irakis von ihren Kameraden erschossen wurden, die ihren Versuch sich zu ergeben als Verrat empfanden… doch ist der erste Eindruck, den man bekommt, daß die beiden Briten keine Gefangenen machen wollten". Und dann: "In der Türkei, deren Bevölkerung überwiegend gegen den Krieg eingestellt ist, habe diese Bilder weitere wütende antiamerikanische und antibritische Demonstrationen ausgelöst". Eine Tatsache, zwei "Wahrheiten". Welche ist nun wahr?

      Lügen muß gekonnt sein, darauf bestand der französische Unterhändler beim Wiener Kongreß, Talleyrand, und nicht nur weil er stolz darauf war, in dieser Zunft für sein Land einer der größten zu sein. Die Herren der modernen außengeleiteten Gesellschaft scheinen die Bedeutung dieses Satzes zu verkennen. Sie meinen, man müsse eine Behauptung trotz aller Gegenbeweise, trotz Widerlegungen nur immer wieder massenwirksam (und leider auch kostspielig), also über die Medien wiederholen - und früher oder später wird sie geglaubt. Der Beweis: Die Mehrheit glaubt inzwischen, Kernenergie sei so gefährlich, daß ihre Nutzung nicht mehr zu verantworten sei, oder daß das Verbrennen von Kohle und Öl für eine nahende Klimakatastrophe sorge, oder FCKW Löcher in eine Ozonschicht nage. Alles Meinungen, die dafür sorgen, daß die Preise "tatsächlich" steigen und diejenigen, die die Meinung in Auftrag gegeben haben, bei geringerem Aufwand einen größeren Gewinn machen. Letzteres ist nachweislich ein "Fakt". Was aber ist an den Ängsten "wahr"?

      Die Herren Meinungsmacher übersehen dabei etwas, was Ober-Amerikaner jetzt leidvoll erfahren (Kriegstreiber Perle ist das erste Opfer): Wer seine Lügen wieder und wieder vortragen läßt, beginnt allmählich selbst an sie zu glauben. Das Geschwätz, daß es ja nur darum gehe, das Irakische Volk von seinem blutrünstigen Tyrannen zu "befreien", macht glauben, man würde mit Blumen und Kränzen empfangen. Daß dies nicht der Fall ist, überrascht jetzt das US-Militärs und seine Machtpolitiker. Das irakische Volk verteidigt sich, trotz 12 Jahre Aushungern durch die Auflagen der "Völkergemeinschaft" und die Aussicht auf ein paar Bonbons oder Kaugummi für Kinder aus Soldatenhänden (die auch der Spatz seinerzeit genossen hat). Es kämpft, obwohl ihm das Kriegsmaterial fehlt, das ihm die Völkergemeinschaft in den letzten 10 Jahren entwendet und zerstört hatte, mit Klauen und Zähnen. Der US-Kriegsplan, dessen Unzulänglichkeiten immer stärker diskutiert werden, litt am Selbstbetrug. Doch die Folgen tragen die kleinen Leute, das Irakische Volk und die Soldaten, die dafür bezahlt werden, daß sie - ja, was eigentlich? Die kleinen Leute zahlen für den Selbstbetrug der teuren. Ist das gerecht? Ich denke ja, die kleinen Leute sollten nicht aus Bequemlichkeit klein bleiben wollen und hätten sich und die anderen nicht betrügen lassen sollen. Ob die Irakis dabei eine Wahl hatten, kann man bezweifeln. Aber Recht hat offensichtlich nichts mit Wahl und Auswahl zu tun - wie viele teure Leute glauben.

      Eine Lüge, die nicht gelingt, zieht sofort die nächste nach sich. Natürlich sind, wenn in den USA etwas nicht wie geplant verläuft, immer andere Schuld (das soll auch anderswo so sein). Wer? Bedrängten Ober-Westlern fällt natürlich sofort ein altbekannter Ober-Schuldiger ein, der Russe. Ein hoher US-Beamter gab bei einem Briefing des Außen- und Verteidigungsministeriums am 24. 3. an, es gäbe glaubhafte Beweise, wonach russische Firmen die Irakis aufrüsten (schließt man da von Cheneys Firma auf andere?). Außenminister Iwanow wies die Vorwürfe in Moskau zurück. Wer will ihm glauben? Er wäre überzeugender gewesen, hätte er dabei an die Rede Powells vor der UNO erinnert, in der ebenfalls "Beweise" vorgelegt worden waren, Beweise, die man sich aus Kostengründen aus einer alten Seminarsarbeit entliehen hatte, die der Student vor 12 Jahren zur üblichen Pflege der Vorurteile seiner Professoren geschrieben hatte. Wegen dieses Fehlers bekamen Iwanow und Präsident Putin Anrufe von den Garanten westlicher Wahrheit, Powell und Bush, bei denen sie sich angeblich über solche Waffenlieferungen an den Irak beschwert haben. Bei der Pressekonferenz am 24. sagte der US Sprecher Fleischer: "Ich bin mir sicher, daß die Verantwortlichen in Rußland nach diesen Anrufen besser darauf achten, was russische Firmen tun". Bei der nachfolgenden Pressekonferenz im Kreml, sagte der Sprecher, Putin habe Rußlands Position hinsichtlich des Irak noch einmal bestärkt und darauf hingewiesen, daß eine humanitäre Katastrophe in der Region unbedingt vermieden werden müsse. Von Waffen und besonders von solchen aus Rußland sei nicht die Rede gewesen. Wem wollen Sie glauben?

      Glauben sie denen, die den Krieg eigentlich befohlen haben: Nach dem die internationalen Börsen den Krieg mit großem Aufstiegsjubel begrüßt hatten, setzte nun die Ernüchterung ein: Überall geht es wieder bergab. Auch die üblichen Geldspritzen aus den Greenspan`schen Druckanstalten helfen kaum mehr. Nur das Gold verbesserte sich wieder um 5 US$ die Unze und seltsamerweise auch das Öl um 1,78 US$ das Faß. Das sind doch Fakten, oder nicht? Ein Fernfahrer in Seattle brachte es auf dem Punkt "Wir quatschen hier nur über den Krieg, aber wir denken nur an die Wirtschaft" und eine Bankkundenberaterin der Stadt drückte sich so aus: "Terrorismus ist für mich nicht real, aber meine Ersparnisse zu verlieren, ist es leider sehr".

      Wem soll man trauen, wem kann man glauben, wenn Wahrheit nur noch das ist, was die Mehrheit für wahr hält. Und wie kommt die dazu, etwas für wahr zu halten? Diese Wahrheit hat ihren Preis und der Markt regelt alles - und jeder soll können, wie er kann. Ist das die einzig verbliebene Wahrheit als Grundlage für "Gott, Recht und Gesellschaft"?

      Wie das geht zeigt folgende Anzeige. Darauf gründet sich unser Wohlergehen und das unserer Kinder in der wirklich "freien Welt", oder wollte das jemand bestreiten. Aber soll das so bleiben. Wahrheit ist nicht nur, was der Fall war, sondern wird auch dadurch bestimmt, was der Fall einmal sein soll (sollte). Wollen wir es so oder anders? Doch hier die Anzeige, die mir auf englisch zuging:

      Setzen Sie auf Saddam?

      Glauben Sie, daß Amerika Saddam Hussein beseitigen wird? Wie lange wird es dauern? Die Meinungsumfragen deuten an, daß Amerika glaubt, die Tage des irakischen Diktators seien gezählt. Diese Meinung spiegelt sich in Daten der Online-Handelsbörse, "Trade Sports".

      Im Krieg bieten die Vereinigten Staaten einen erstaunlich hochgradigen Patriotismus auf. Präsidenten machen bei Umfragen viele Punkte. Jüngste Umfragen behaupten, 48 Prozent der Amerikaner billigen den Einsatz von Streitkräften, um Saddam Hussein zu stürzen, auch wenn das zu Tausenden von US Opfer führen sollte. 36% sind dagegen.

      Diese Umfragen werden allerdings von allerlei Faktoren verzerrt. Leute, die auf der Straße von Demoskopen angehalten werden, sagen das, was sie ihrer Meinung der Demoskop hören will oder was sie sagen sollten und höchst wahrscheinlich nicht das, was sie wirklich meinen. Doch Meinungen, die von schwer verdientem Geld unterfüttert werden, sind so echt, wie nur irgend möglich.

      Trade Sports ist eine Online-Börse, die sich bis jetzt auf Wetten im Bereich Sport beschränkt hat und war besonders bei Wetten der neuen NFL-Saison erfolgreich, in der sie Tausende von Wettverträgen pro Spiel verkaufen konnte. Mit über 3,5 Millionen Verträgen seit Firmenbeginn bewegte die Firma eine Risikosumme von 36 Millionen US$.

      Wie an der New Yorker Börse gibt es hier Käufer und Verkäufer. Der eine setzt auf die Arizona Giants, der andere auf die Kardinäle. Die Börse bietet einen Wettvertrag auf den Sieg der Giants an. Der steht gerade bei 59 US$ (von 100). Das heißt der Markt glaubt, die Giants hätten eine 59%-Siegeschance. Der eine kauft eine 100ter Giants-Wette, der andere verkauft sie zu diesem Preis. Wenn die Giants gewinnen, wertet die Börse die Wette auf 100 auf und der Käufer gewinnt 41 (100 abzüglich 59), wenn sie verlieren, verliert der Käufer seinen Einsatz nämlich 59 US$.

      Die jüngste Entwicklung ist, daß Händler auch mit Politik-Wetten handeln können. Ein günstiger Wettvertrag setzt auf die Möglichkeit, daß Saddam Ende März 2003 oder Juni 2003 noch an der Macht sein wird. Kursschwankungen zeigen deutlich, daß die Händler hinsichtlich des Erfolgs des Militärschlags skeptisch werden. Interessanterweise, lag die Wette, daß Saddam am 31. März nicht mehr an der Macht sei im September 02 bei 60. Für 3 Monate später, für Ende Juni 03, lag die Wette bei 80. Das heißt, der Markt sagt, er habe dann nur noch eine Chance von 20%, im Irak zu regieren. Wie Fußballfans oft gegen besseres Wissen dazu neigen, auf ihrer Mannschaft zu setzen, besteht auch in diesem Markt die Möglichkeit, daß einige Händler von patriotischen Gefühlen überwältigt werden.

      Tatsache ist, Saddam Hussein war seit 1979 Präsident und Diktator von Irak. Im August 1990 fielen irakische Kräfte in Kuwait ein. Eine Koalition unter US-Führung warf diese Kräfte im Februar 1991 aus Kuwait heraus. Nach dem im Februar 1991 beendeten Krieg war Saddam noch an der Macht und regierte über 11 Jahre weiter. Inzwischen ist sich die Welt außerhalb Amerikas nicht mehr sicher, ob man deshalb wieder einen Krieg beginnen solle. Unserer Erkenntnis nach, hat der Markt Saddams Chancen zu sehr unterbewertet … Was auch eintritt, es wird interessant sein zu sehen wie sich diese Wetten bei Trade Sports in den kommenden Wochen entwickeln wird. 112711366-8722@rapiddealsbyemail.com oder Trade Sports, Customer Service, 3236 Grand Avenue, Ste. I - #669 Laramie, WY 82070



      Pilatus wäscht sich inzwischen seine Hände in einer Schüssel voll Geld. Doch ob ihm das viel bringt?
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 15:59:57
      Beitrag Nr. 2.432 ()
      Vom Krieg und der Ahnungslosigkeit der Märkte
      (31.03.2003)

      Jetzt werden die Märkte doch langsam nervös. Ihrer Einschätzung nach scheint im Irak-Konflikt vieles zu schief zu laufen, um ruhig bleiben zu können.

      Das liegt aber zunächst nur an der Ungeduld der Märkte. Sie wollen rasche und klare Ergebnisse, um zum nächsten Thema übergehen zu können. Man muss sich aber fragen, ob sie in der gegenwärtigen Phase wirklich so gute Indikatoren mit vorauslaufender Aussagekraft sind, wie es immer behauptet wird. Zum einen ist der Handel wegen der geringen Umsätze nicht repräsentativ. Die Hauptakteure, nämlich die Fonds sowie die Eigenhandelsabteilungen von Banken, Brokern und sonstigen Händlern, versuchen mit computer-gestützten Aktivitäten einen „schnellen Dollar“ zu machen. Das hat mit der Beachtung der gegebenen fundamentalen Verhältnisse nichts zu tun.

      Zum anderen behaupten wir ganz einfach einmal, dass die Märkte nichts vom Krieg verstehen. Jene, die etwas davon verstehen, bilden einen exklusiven Club. Gottlob, könnte man sagen, wenn da nicht die Erwartung wäre, dass die Märkte eben doch Künftiges, und damit auch militärische Entwicklungen, angemessen in den Kursen und Preisen vorwegnehmen.

      Was wir von den Kampfhandlungen im Irak wissen, ist so gut wie nichts. Wir wissen aber, dass wir mit dem, was wir an Nachrichten aufnehmen, Opfer einer gezielten, umfassenden Desinformation sind. Man kann von niemandem erwarten, von diesen Desinformationen unbeeindruckt zu bleiben und sie bei Dispositionen an den Märkten nicht zu berücksichtigen. Selbst beim besten Willen fließen die wahrgenommenen Nachrichten in die Entscheidungen ein.

      Vor diesem löchrigen Hintergrund ist und bleibt es ratsam, sich nur dann in die Märkte zu begeben, wenn es nicht verhindert werden kann. Alles bleibt im Fluss und im Nebel. Wenn sich der Nebel eines Tages lichtet, kann es durchaus sein, dass sich viele Märkte und noch mehr Wagemutige auf dem falschen Fuß wiederfinden.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 16:20:07
      Beitrag Nr. 2.433 ()
      31.03. 11:56
      US Verbrauchervertrauen - Uni Michigan und CCI
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      In der Rubrik "Sentiment / Indikatoren / COT / Shortinterest", die Sie unten auf der Startseite vom Godmode-Trader.de finden, veröffentlichen wir eine ganze Reihe von wichtigen Sentimentdaten. Dort werden auch regelmäßig die aktuellen Daten und Charts der beiden US Verbrauchervertrauen Indizes veröffentlicht.




      In den USA gibt es mehrere bekannte regelmäßige Datenerhebungen bzgl. des Verbrauchervertrauens. Die beiden bekanntesten Indizes sind a) die wöchentlich festgestellten und veröffentlichten Verbrauchervertrauensdaten der University of Michigan und b) die monatlich festgestellten Verbrauchervertrauensdaten des US Conference Boards. (CCI)

      Der Verlauf beider Indizes spielt in der sentimenttechnischen Analyse eine wichtige Rolle. Die Daten haben ganz maßgebliche kurstechnische Wirkung.


      a) US Verbraucherstimmung University Michigan - Verlauf

      Verlaufsdarstellung seit 1979




      b)

      US Verbraucherindex CCI

      Verlaufsdarstellung seit 1980

      Avatar
      schrieb am 31.03.03 16:37:57
      Beitrag Nr. 2.434 ()
      WIRTSCHAFTS-KRISE
      Regierung plant Nachtragsetat, Loch von 10 Milliarden Euro


      Die Finanz-Krise spitzt sich weiter zu. Im Bundesetat öffnet sich ein gefährliches Loch, ein Nachtragshaushalt ist nötig. IWF und EU senken ihre Wachstumsprognose für Deutschland auf 0,4 Prozent. Die Experten rechnen mit einer deutlichen Verfehlung der Maastricht-Kriterien, attestieren ein "düsteres Gesamtbild" und große "Abwärtsrisiken".

      Hamburg - Die Bundesregierung will nach Informationen aus Regierungskreisen schon im Frühjahr einen Nachtragshaushalt vorlegen. Bereits jetzt beträgt das Loch im aktuellen Bundesetat den internen Hochrechnungen des Finanzministeriums zufolge rund 10 Milliarden Euro. Spätestens nach der Steuerschätzung im Mai will Finanzminister Hans Eichel deshalb zusätzliche Kreditlinien beantragen. Der Grund für die Haushaltslöcher liegt vor allem in den Mehrausgaben für den Arbeitsmarkt und in einem erhöhten Zuschussbedarf für die Rentenversicherung; hinzu kommen die schwachen Konjunkturdaten. Das Bundesfinanzministerium geht intern deshalb inzwischen davon aus, dass das Staatsdefizit in der Abgrenzung des Maastricht-Vertrags auf mindestens 3,5 Prozent ansteigen wird.
      "Düsteres Gesamtbild"

      Entlastung durch eine bessere Konjunktur ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission werden ihre Wachstumsprognosen für Deutschland drastisch reduzieren: In diesem Jahr erwarten IWF und EU nur noch ein Wachstum von 0,4 Prozent; der IWF rechnet auch für das kommende Jahr mit einem Plus von weniger als einem Prozent. In ganz Europa sei "das Gesamtbild eher düster", schreibt die Kommission in einem vertraulichen, 15-seitigen Bericht für den EU-Wirtschafts- und Finanzausschuss, der die vorläufigen Daten der EU enthält. Dauert der Krieg länger an, müsse die Prognose nochmals um einen halben Prozentpunkt reduziert werden. Ein langer Konflikt, warnt die EU-Kommission, könnte zudem die "Abwärts-Risiken" an den Finanzmärkten vergrößern: Das internationale Finanzsystem ist "durch weitere Schocks verwundbar".

      "Abwärtsspirale aus fallenden Vermögenswerten"


      Es sei zudem "unklar, welche zusätzlichen Spannungen das EU-Bankensystem noch absorbieren kann". Insbesondere die deutschen Geldhäuser bedürften einer "besonderen Aufmerksamkeit". Risiken sehen die EU-Ökonomen aber auch bei den Versicherungen und Pensionsfonds, die - wenn die Börsenkurse weiter fallen - gezwungen wären, ihre Beteiligungen zu verkaufen: Ein möglicher ".re sale", heißt es in dem Papier, "könnte ernsthafte Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben und eine Abwärtsspirale aus fallenden Vermögenswerten und weiteren Verkäufen in Gang bringen". Der Spielraum, den die Politik im Falle einer echten Vertrauenskrise hätte, wäre dabei angesichts der historisch niedrigen Zinsen und der massiv ausgeweiteten Staatshaushalte gering: "Die Abwärtsrisiken", warnt die EU-Kommission, "sind vor allem deswegen so Besorgnis erregend, weil unklar ist, wie viel Unterstützung in diesem Fall überhaupt noch von der klassischen Wirtschaftspolitik zu erwarten ist."
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 18:08:42
      Beitrag Nr. 2.435 ()
      31.03. 17:49
      US: schwacher Chicago PMI
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die herstellende Industrie zeigte im Raum Chicago im März erneute Schwäche. Wie der Einkaufsmanagerindex für den Raum Chicago zeigt, gab es sogar eine Verlangsamung der Aktivität. Der Index fiel von 54.9 im Februar auf 48.4 (Prognose: 51.0) im März. Die Produktionskomponente fiel von 62.4 auf 49.1. Werte unter 50 deuten auf eine Verlangsamung der Aktivität hin.
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 20:15:52
      Beitrag Nr. 2.436 ()
      Tabakindustrie
      Philip Morris: durch Schadensersatz überlastet


      31. März 2003 Philip Morris, die Tabaksparte der Altria Group, sieht sich durch die ihr auferlegten Schadensersatzzahlungen als Folge der Schädigung von Rauchern überfordert. Am Wochenende teilte das Unternehmen der Staatsanwaltschaft mit, es sei “unsicher, ob es die nächste Rate aus einem im Jahr 1998 geschlossenen Vergleich an die Bundesstaaten entrichten könne. Als Grund nannte Philip Morris die hohen Belastungen aus dem jüngsten Urteil gegen das Unternehmen.

      Am 12. März hatte ein Richter des Madison County den Zigarettenhersteller zu einem Schadensersatz von 7,1 Milliarden Dollar sowie einem Strafschadensersatz von drei Milliarden Dollar verurteilt, weil er es für erwiesen hielt, dass Philip Morris Verbraucher mit dem Label “Light“ getäuscht habe.

      Bonitätsherabstufung droht

      Um gegen dieses Urteil Einspruch einzulegen, muss Philip Morris eine Anleihe von zwölf Milliarden Dollar aufbringen. Standard & Poor`s hat dem “Wall Street Journal“ zufolge vor diesem Hintergrund bereits mit einer Herabstufung von Altria, Philip Morris Capital Corp und der zu dieser Gruppe gehörenden Kraft Foods auf Junkstatus gedroht.

      Momentan verfügen alle drei Konzerne noch über ein Langfristrating im einstelligen “A“-Bereich. Die Ratingagentur hält eine Insolvenz von Philip Morris USA nicht für ausgeschlossen, sollte die gerichtliche Auflage für den Widerspruch nicht gemildert werden.

      Verbraucherverbände sind argwöhnisch und wittern Trick

      Da die amerikanischen Bundesstaaten mittlerweile von den Ratenzahlungen des 1998 mit den Tabakkonzernen geschlossenen Vergleichs abhängig seien, schreibt die Zeitung, sei ein Einlenken des Gerichts nicht unwahrscheinlich. So hat Philip Morris bereits gedroht, sie werde eine Mitte April fällige Ratenzahlung von 2,5 Millionen Dollar nicht mehr leisten können, sollte das Volumen der Anleihe für den Widerspruch nicht verringert werden. Im Gespräch sei eine generelle Begrenzung derartiger gerichtlich verfügter Anleihen auf 25 Millionen Dollar, schreibt die Zeitung. Allerdings seien nicht alle Bundesstaaten damit einverstanden, im Fall Philip Morris einzulenken.

      Auch Verbraucherverbände wollten keine Milderung der Auflagen für den Tabakkonzern, berichtet das “WSJ“. Sie würden die Drohung des Konzerns, er sei zahlungsunfähig, für einen “schmutzigen Trick“ halten. Auf diesem Weg wolle Philip Morris lediglich die generelle Begrenzung von Anleihen durchsetzen, die Gerichte zur Voraussetzung für die Einreichung eines Widerspruchs machen.

      vwd
      Bildmaterial: dpa

      http://www.faz.net/s/Rub87822AFAE16...n~Scontent.html
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 20:27:11
      Beitrag Nr. 2.437 ()
      US-Hightech - Knüppel aus dem Sack

      Fred Hickey, Analyst und Herausgeber des Börsenbriefs "High Tech Strategist", ist in der Branche als Dauerpessimist bekannt. Am Sonntag wurde Hickey seinem Ruf wieder einmal gerecht, als er in einem Artikel des Anlegermagazins Barron`s das Technologieglas nach wie vor als halb leer, denn als halbvoll bezeichnete.

      Hautargument des Skeptikers sind die immer noch hohen Lagerbestände vieler Hightech-Firmen. Diese resultieren vor allem aus der der im Vorfeld des Irak-Kriegs gesunkenen Nachfrage. Angesichts der weiterhin "furchtbaren Konjunkturdaten" empfiehlt er Intel [Nasdaq: INTC Kurs/Chart ] zum Verkauf, da eine Umsatzwarnung für das zweite Quartal höchstwahrscheinlich sei. Dies könnte den Kurs des Chipriesen im schlimmsten Fall bis in den einstelligen Bereich fallen lassen, sagte der Analyst.

      Ebenfalls nicht ungeschoren davon kamen IBM [NYSE: IBM Kurs/Chart ] und KLA Tencor [Nasdaq: KLAC Kurs/Chart ]. Laut Hickey droht beim weltgrößten IT-Konzern bzw. beim Halbleiterausrüster in der nächsten Zeit eine Kurshalbierung. Im Falle von IBM argumentiert er, dass der Vorstand nicht ewig die eigene Aktie durch Rückkäufe stützen könnte, da auch Big Blue irgendwann das Geld ausgehe.

      Schelte auch für eBay

      Besonders absturzgefährdet ist den Augen von Hickey "Every Bodies Darling" eBay [Nasdaq: EBAY Kurs/Chart ]. Zwar sei der Internet-Auktionator ein "großartiges Unternehmen", jedoch sind die Titel bei einem Kurs von 89,29 Dollar viel zu teuer. Ein plötzlicher Kursrutsch von bis zu 20 Dollar ist daher nicht auszuschließen, zitiert ihn Barron`s.

      Einziger Wert, den Hickey zum Kauf empfiehlt, ist 3Com [Nasdaq: COMS Kurs/Chart ]. Der Anbieter von Netzwerkzubehör sitzt auf Barreserven von 4,13 Dollar je Aktie – aktueller Kurs: 4,49 Dollar. Der Konzern habe in der Vergangenheit seine Hausaufgaben gemacht und könnte daher zu einem ernsthaften Konkurrenten von Netzwerkriese Cisco Systems [Nasdaq: CSCO Kurs/Chart ] avancieren.

      Die Reaktionen der Anlagergemeinde auf Hickeys teils dramatische Einschätzungen werden sich insgesamt wohl in Grenzen halten. Im Falle eBay könnte es allerdings zu deutlicheren Abschlägen kommen, da das Papier charttechnisch stark überkauft und fundamental gesehen sehr teuer ist. 3Com sollte hingegen von der Empfehlung profitieren und seinen positiven Trend aus der letzten Woche fortsetzen.

      © 31.03.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 31.03.03 20:31:29
      Beitrag Nr. 2.438 ()
      Konjunktur

      Verbrauchersorgen belasten die Konjunktur



      Die Vertrauenskrise im Euro-Raum hält an und vertieft sich. Die Zuversicht der Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung ist im März so schwach wie seit neun Jahren nicht mehr. Auch die Unternehmer und vor allem die Einzelhändler blicken skeptischer in die wirtschaftliche Zukunft. Das zeigen die monatlichen Konjunkturumfragen der Europäischen Kommission.

      Die Umfragen bestätigen, wie fragil die derzeitigen Konjunkturaussichten sind. Wirtschaftsforscher haben ihre Prognosen schon deutlich nach unten gesetzt. So erwartet der Internationale Währungsfonds im Euro-Raum nur noch ein Wachstum von 1,3 Prozent - Tendenz weiter fallend. Im Herbst 2002 hatte er noch auf 2,3 Prozent getippt.

      In den aktuellen EU-Umfragen fiel der Index für das Verbrauchervertrauen von minus 19 auf minus 21 Punkte und lag damit so tief wie seit der Rezession 1993/94 nicht mehr. Der Klimaindex für die Industrie fiel um einen Punkt auf minus zwölf Punkte und damit zum dritten Mal in Folge. Besonders kräftig rutschte das Vertrauen im Einzelhandelssektor in den Keller: Es fiel um fünf Punkte auf minus 18 Punkte. Die Umfragen wurden weitgehend in den ersten beiden Märzwochen durchgeführt und geben den Stand vor Beginn des Irak-Kriegs wieder.

      Exportorders fallen - als Folge der Euro-Aufwertung
      Nach einem relativ guten Start ins neue Jahr hat die Konjunktur im Euro-Raum wieder an Dynamik verloren, wertet Ökonom Ralph Solveen von der Commerzbank. Die Industrieunternehmen werteten sowohl die Produktionserwartungen als auch die Auftragsbücher schlechter. Vor allem die Auslandsorders ließen nach - eine Folge auch des erstarkenden Euro.

      Wenn auch der Vertrauensindikator für die Industrie nun zum dritten Mal in Folge gefallen ist, hält sich die Stimmung in der Industrie seit Sommer 2002 in einem vergleichsweise engen Rahmen. Das Risiko eines weiteren Vertrauensverfalls ist indes angesichts des Irak-Kriegs groß.


      „Deutliches Warnsignal“

      Noch beunruhigender ist freilich auch aus Sicht der Europäischen Zentralbank, dass die Zuversicht der Verbraucher seit Herbst 2002 auf Talfahrt gegangen ist. Seit Jahresbeginn hat sich der Vertrauensverlust weiter beschleunigt, geht aus den EU-Umfragen hervor. Andreas Scheuerle von der Deka-Bank spricht angesichts der aktuellen Daten von einem „deutlichen Warnsignal“. Der aktuelle „Nachrichtencocktail“, der den Verbrauchern serviert werde, hemme jede Konsumlust. So haben die Verbraucher im März ihre Neigung zu langfristigen Anschaffungen deutlich zurückgeschraubt. Im Gegensatz zur Entwicklung in der Industrie zeigte sich der Vertrauensverfall der Verbraucher im März auch in nahezu allen Staaten des Euro-Raums.

      Damit sinkt die Hoffnung, dass die zu Jahresbeginn europaweit zu beobachtende leichte Aufwärtsentwicklung des privaten Verbrauchs anhält. Auch in den Vereinigten Staaten ist das Verbrauchervertrauen zuletzt auf Talfahrt gegangen.Ein wichtiger, wenn auch nicht der einzige Grund sind in Amerika wie in Europa die Unsicherheiten über den Irak-Krieg.

      Ölpreise treiben Inflationserwartungen in die Höhe

      Mit den steigenden Ölpreisen im Vorfeld des Irak-Kriegs sind auch die Inflationserwartungen der Verbraucher gestiegen. Der entsprechende Umfragewert kletterte im März von zwölf auf 16 Punkte. Im September lag der Wert noch bei sechs Punkten; das war der niedrigste Wert seit Beginn der neunziger Jahre. Noch freilich liegen die Inflationserwartungen auf niedrigem Niveau, wertet Julian Callow von Credit Suisse First Boston. Im März verharrte die Inflationsrate im Euro-Raum laut Schätzungen von Eurostat, dem statistischen Amt der EU-Kommission, auf 2,4 Prozent.

      Neben den steigenden Ölpreisen drückt vor allem die schlechte Lage am Arbeitsmarkt auf die Stimmung der Verbraucher, aber auch eine allgemeine schlechtere Einschätzung der wirtschaftlichen Zukunft. Entscheidend für einen konjunkturellen Umschwung ist hier nach Wertung von Volkswirten privater Banken, ob mit einem Ende des Irak-Kriegs die Ängste und Unsicherheiten zurückgehen. Nimmt man den ersten Golf-Krieg Anfang der neunziger Jahre zum Vergleich, war das Verbrauchervertrauen diesseits wie jenseits des Atlantiks zunächst eingebrochen. Eine durchgreifende Erholung wurde aber nach Ende des Golf-Kriegs durch eine sich verschlechternde Lage am Arbeitsmarkt verhindert.

      Hoffnung auf Nachholbedarf der Verbraucher

      Scheuerle von der Deka-Bank sieht gerade bei längerfristigen Anschaffungen einen „Nachholbedarf“,der sich vor allem in Deutschland als „Vorsichtssparen“ aufgestaut habe. Andere Volkswirte betonen dagegen, dass ein Ende des Irak-Kriegs nicht die individuelle Unsicherheit klären helfe, die aus den Inflationserwartungen und vor allem aus dem Anstieg der Arbeitslosigkeit herrühren. Die Umfragen im Einzelhandel zeigen eine schlechtere Bewertung der Beschäftigungsperspektiven; in der Industrie sind diese Erwartungen zumindest stabil geblieben - wenn auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

      Üblicherweise reagiert der Arbeitsmarkt erst sehr spät auf einen konjunkturellen Aufschwung, so dass selbst bei einer allmählichen Konjunkturwende im Sommer eine durchgreifende Besserung am Arbeitsmarkt frühestens für 2004 zu erwarten ist.


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      31.03.2003 17:40
      FAZ.net
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 20:39:54
      Beitrag Nr. 2.439 ()
      Inside Wall Street


      Kolumne: Der Krieg, die Medien und die Börse

      Von Lars Halter, Wall Street Correspondents


      Zoff an allen Fronten. Während der Krieg im Golf weiter nicht so läuft, wie sich die Strategen dies erhofft hatten, während sich Kriegsminister Rumsfeld an der Heimatfront harscher Kritik ausgesetzt sieht, und während sich Reporterlegende Peter Arnett nach einem neuen Job umsieht, verliert erneut die New Yorker Börse.





      NEW YORK. Dass Peter Arnett nicht mehr für NBC und den Partner MSNBC – ein gemeinsames Projekt von Microsoft und General Electric – berichten darf, spricht Bände. Das Bildschirm-Aus für den prominenten Reporter, der für seine Reportagen aus dem Vietnamkrieg den Pulitzerpreis und für seinen Einsatz im ersten Golfkrieg („Hinter mir brennt Bagdad“) weltweites Aufsehen gewann, bringt das Dilemma der Amerikaner auf den Punkt. Denn Arnett ist ein Interview zum Verhängnis geworden, in dem er ausgesprochen hatte, was alle wussten, und in dem er die wichtigste aller Pentagon-Regeln verletzt hatte: Das Schweigegebot für Kritiker.

      Sicher, es war äußerst ungeschickt von Arnett, den Kollegen vom staatlich kontrollierten Iraker TV ein Interview zu geben. Dass ein solches für Propaganda missbraucht werden würde, war abzusehen. Und dass vielleicht unabhängige – freie – Medien dies zwar dulden würden, die Nachrichtenkonglomerate von Corporate America mit ihren engen Verbindungen nach Washington und ins Weiße Haus allerdings nicht, auch das war abzusehen.

      Die Strategie der Amerikaner sei nicht aufgegangen, kritisierte Arnett im Iraker TV. Der Krieg verzögere sich, da Washington nicht mit dem erbitternden Widerstand des geknechteten Volkes gerechnet, sondern sich darauf verlassen habe, als Befreier gefeiert zu werden. Nun schreibe man an einem neuen Kriegsplan. Das ist ohne Zweifel richtig. Doch untergräbt es die Moral zuhause, und es stärkt die Moral der Iraker, die nach der Expertise von Arnett doch eine echte Chance sehen könnten, den Feind aus der Neuen Welt zu besiegen.

      Arnetts Offenheit könnte viele Menschen das Leben kosten – in erster Linie den alliierten Soldaten. Schuld daran ist natürlich das US-Militär, das einen wesentlichen Teil dazu beigetragen hat, Reporter in den Krieg mit einzubeziehen und aus Journalisten Helden zu machen. Nach Kräften wird gefördert, dass sich einfache Textaufsager in der Wüste Schutzanzüge anziehen, dass sie dem Nachrichtenpublikum das Aufsetzen von Gasmasken vorführen, und dass sie mit staubverklebtem Gesicht live von der Panzerfahrt auf Basra berichten.

      So groß ist der Drang zum Heldentum, dass sich jüngst sogar die CNBC-Finanzredakteurin Suze Orman ins Tarnfleck hüllte, als sie die Planung eines Rentenfonds für Soldaten erläuterte.

      Die Berichte von der Front lassen, während sie an Dramatik gewinnen, an wahren Informationen zu wünschen übrig. Das hat psychologische Gründe. Es erzeugt Euphorie in einem Land, dessen Fernsehzuschauer sich sicher wähnen. Doch es hat auch eine Kehrseite: Die Euphorie führt unweigerlich zu einem steilen Stimmungsabsturz, wenn sich bereits gefeierte Erfolge nicht einstellen.

      Tatsächlich gibt es nicht vieles, was die Alliierten in ihrem Krieg gegen den Irak bislang als Erfolg verkaufen könnten. Dafür gab es allerlei Pannen. Die beschädigen nicht zuletzt das Image der Raubeine in Washington, wo mittlerweile sogar Kriegsminister Rumsfeld offen dafür kritisiert wird, dass er eine Strategie implementiert habe, die gegen die Ratschläge seiner Militär-Experten bei der Armee aufgebaut war.

      Die Öffentlichkeit bekommt das mit – langsam. Die Proteste von Millionen Amerikanern gegen den Krieg ließen sich zumindest auf den großen Networks noch ausblenden, die Zahl der Opfer im Irak lässt sich nicht mehr beschönigen. Die ersten toten Soldaten haben Namen, ihre Divisionen sind bekannt, und Eltern beschimpfen US-Präsident Bush, weil der das Leben ihrer Kinder genommen habe. Vieles läuft schief in diesem so sicher geglaubten Krieg.

      Und so werden auch die Zweifel der Wall Street an dem Treiben im Irak lauter. Und daran, dass sich nach einem schnellen Ende der militärischen Auseinandersetzung eine Erholung einstelle. In der kranken Euphorie vor dem Krieg hatte sich der Markt eben dieser Vision hingegeben – jetzt erkannt man, dass das Konzept nicht aufgeht.

      Dass der Markt zu Beginn der neuen Woche zeitweise um mehr als 200 Punkte abgeben musste, zeichnet ein wahres Bild von der aktuellen Verfassung der Märkte. Sie dürften weiter fallen.


      HANDELSBLATT, Montag, 31. März 2003, 19:41 Uhr
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 20:41:53
      Beitrag Nr. 2.440 ()
      Umfrage


      Verbraucher misstrauen Lebensversicherungen


      68 Prozent der deutschen Verbraucher sind laut einer aktuellen Umfrage durch die aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen bei den Versicherungsgesellschaften verunsichert.


      HB/fgh FRANKFURT. Bei 42 Prozent ist das Vertrauen in ihre eigene Lebensversicherung erschüttert. 29 Prozent haben ein „ungutes Gefühl“ bei ihrer Lebensversicherung. Dies sind Schlüsselergebnisse einer Umfrage unter 225 Deutschen durch Policencheck.com, einer Gesellschaft für Analyse von Anlage- und Versicherungsprodukten. Demnach sind 39 Prozent der Verbraucher fest davon überzeugt, dass sie am Ende der Laufzeit nicht die bei Abschluss der Versicherungspolice versprochene Ausschüttung erhalten werden. Weitere 52 Prozent hegen zumindest Zweifel, ob der warme Geldregen im vereinbarten Umfang auf sie zukommen wird.

      So scheint es wenig verwunderlich, dass 42 Prozent der befragten Verbraucher einer Lebensversicherung für die Altersvorsorge misstrauen. Davon betroffen sind mehr als die Hälfte aller Haushalte in Deutschland (55 Prozent), die eine Lebens- oder Rentenversicherung abgeschlossen haben. Die Überschuss- und Gewinnbeteiligungen dieser rund 88 Millionen Versicherungspolicen gelten als gefährdet und vielen Verbrauchern droht eine Versorgungslücke im Alter.

      Policencheck.com bietet die Analyse von Lebensversicherungen auf Grundlage der Studien über deutsche Lebensversicherung der Rating-Agentur Fitch an.


      HANDELSBLATT, Montag, 31. März 2003, 11:54 Uhr
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 21:05:02
      !
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      Avatar
      schrieb am 31.03.03 21:14:21
      Beitrag Nr. 2.442 ()
      31.03.2003 16:44

      USA


      „Je stärker, desto zynischer die Handelspolitik“


      Die USA lassen ihre Muskeln spielen und schüchtern systematisch kleine Staaten ein – so sieht Jagdish Bhagwati, einer der führenden Welthandelstheoretiker, die Folgen des US-britischen Alleingangs gegen den Irak.
      Interview: Michael Bauchmüller



      (SZ vom 01.04.2003) — Zwar werde die US-Wirtschaft vom Krieg profitieren. Doch die Vormachtstellung der USA gefährde die aktuelle Welthandelsrunde, die so genannte Doha-Runde. Sie soll besonders Entwicklungsländern zugute kommen.

      SZ: Professor Bhagwati, welche Auswirkungen hat der Irak-Krieg auf den Welthandel?
      Bhagwati: Ich denke, keine direkten. Es gibt einige Gründe, sich Sorgen zu machen, aber die hängen nicht mit dem zusammen, was die USA gerade machen. Es gibt sogar einen positiven Faktor.

      SZ: Nämlich welchen?
      Bhagwati: Die USA arbeiten gerade stark an ihren bilateralen Beziehungen. Im Augenblick zeigen sie im Irak ihre Muskeln, und eigentlich verwischen sie die internationalen Regeln. Das heißt aber auch, dass der Zugang der USA auf Märkte der kleinen Staaten leichter wird. Die denken sich: Die USA handeln ganz schön brutal und tödlich. Wenn wir nicht an Bord kommen, handeln sie mit anderen. Das ist die Koalition der Willigen: Die Unwilligen werden eingeschüchtert oder verführt. Damit sind die USA in einer besseren Position, die WTO-Runde voranzutreiben, zumindest was kleine Staaten angeht.

      SZ: Bilaterale Beziehungen für die große Politik?
      Bhagwati: Genau. Schon seit dem 11.September ist die US-Strategie: Unser Markt ist offen für euch, vorausgesetzt, ihr tut, was wir wollen. So musste das Nafta-Mitglied Mexiko das WTO-Abkommen über den Schutz intellektueller Eigentumsrechte unterzeichnen, damit es den US-Markt nicht verliert. Aber das war eben Teil des Preises, den sie für den Handel mit den USA zahlen mussten. Das eigentliche Problem ist, dass dieses Abkommen im Welthandel nichts zu suchen hat. Es ist ein Fremdkörper, als würde man sich einen Virus auf den Computer laden.

      SZ: Missbrauchen die USA da ihre Macht?
      Bhagwati: Sie haben diese Macht im Augenblick einfach. Schauen Sie sich den jordanischen König an. Er hätte beide Großmütter verkauft, oder wenn er zwanzig hätte, alle zwanzig, nur um engere Beziehungen zu den USA zu haben. Je stärker die USA sind, desto mehr können sie einfordern. So haben sie Jordanien dazu gebracht, Arbeitsstandards in die Handelsgespräche aufzunehmen. Dies war Teil von Washingtons Verhandlungspaket und hat wieder Druck auf die Doha-Runde gemacht. Und so machen die USA das mit einem Land nach dem anderen.

      SZ: Kann das denn im Interesse der kleinen Länder sein?
      Bhagwati: Natürlich nicht! Amerika verfährt nach der Methode „teile und herrsche“. Je stärker die USA werden, desto zynischer wird ihre Handelspolitik. In vielen Fällen steckt dahinter eine Agenda, die mit dem freien Welthandel nichts zu tun hat.

      SZ: Zeigt sich da die Macht der großen Lobbygruppen in den USA?
      Bhagwati: Ja, die setzen systematisch ihre Ziele um. Die Gewerkschaften wollen Arbeitsstandards, um ihre Jobs zu sichern. Frauen wollen, dass die WTO ihre Rechte durchsetzt. Jede dieser Lobbys sitzt im westlichen System. Das ist gefährlich. Entweder die USA gewinnen mit ihrer Strategie und erobern die WTO, um ihre eigenen Interessensgruppen zu befriedigen. Oder die Entwicklungsländer sperren sich, weil sie nicht wollen, dass große Länder ihren Müll ins System kippen und ihnen damit Chancen am Weltmarkt nehmen. Ich sehe nicht, wie man da multilateral zu einer Einigung kommen kann.

      SZ: Als die größten Freihändler haben sich die USA zuletzt ja nicht profiliert.
      Bhagwati: Nein. Immer mehr Forderungen, die nicht wirklich mit Handel zu tun haben, kommen derzeit in die Doha-Runde. Die USA machen jetzt wieder mehr Druck, um Arbeitsstandards und intellektuelle Eigentumsrechte einzubeziehen. Das war bei der Ministerrunde in Katar 2001 noch anders. Da mussten die USA dafür sorgen, dass die Doha-Runde vorwärts kommt. Das war für Zoellick (der US-Handelsbeauftragte, die Red.) sehr wichtig, so kurz nach dem 11. September. Deswegen hat er zugestimmt, Arbeitsstandards und diese Forderungen ziehen zu lassen. Aber jetzt fallen sie wieder auf alte Standpunkte zurück.

      SZ: Das muss die Entwicklungsländer alarmieren.
      Bhagwati: Ja, das tut es schon. Doch die Koalition der Entwicklungsländer, die in Doha noch stark war, wird durch die bilaterale Politik Amerikas immer weiter geschwächt. Die WTO steht an einem Wendepunkt. Die USA verwässern im Augenblick alle Regeln. Sie agieren wie Fundamentalisten. Wenn ich Karikaturist wäre und den typischen Amerikaner zeichnen müsste, dann hätte er eine Bibel in der einen Hand und Kartoffelchips in der anderen, und dabei schaut er sich den Krieg an, als wäre es ein Nintendo-Spiel.

      SZ: Wird der Krieg die WTO-Verhandlungen zusätzlich überschatten?
      Bhagwati: Das ist eine Frage seiner Dauer und hängt davon ab, ob und wie man Saddam loswerden kann. Trotz des Krieges wollen die Länder ja eine Einigung in der Doha-Runde erzielen. Sie werden versuchen, die Differenzen zu überbrücken. Sei es nur, um zu zeigen, dass die Welt in bestimmten Punkten übereinstimmt und eine vernünftige Ordnung etablieren kann. Der Vorteil der WTO ist ja, dass sie multilateral funktioniert. Da werden die USA nicht unilateral vorgehen können.

      SZ: Droht durch den Krieg ein neuer Graben – zwischen der Koalition der Willigen und dem „Alten Europa“?
      Bhagwati: Die Tony-Blair-Herangehensweise wird sich durchsetzen, aber einen Handelskrieg wird es nicht geben. Über diese Möglichkeit wird viel und gern geredet. Doch am Ende wird es keinen totalen Kollaps der Beziehungen geben. Es gibt da zwar ein ziemlich großes Problem zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten, aber das ist nicht der Krieg, sondern die Landwirtschaft.

      SZ: Dennoch gibt es auch in den USA Leute, die nach Handelsboykotten rufen.
      Bhagwati: Ja, aber die werden sich nicht durchsetzen. So dumm sind die Leute nicht. Es wird keine Rache an denen geben, die nicht mitmachen. Übrigens ist es eine gute Zeit, um in New York ein französisches Restaurant zu besuchen: Man bekommt freien Wein, manchmal sogar Champagner.

      SZ: ... die Wirte haben eben Angst...
      Bhagwati: Aber das geht vorüber. 1973, als wegen des arabischen Embargos die Ölpreise explodierten, habe ich in Berkeley gearbeitet und auf der anderen Seite der Bucht von San Francisco auf einem Hügel gewohnt. Ich konnte herüber sehen auf die Stadt, die nachts aussieht wie ein Juwel, mit all ihren Lichtern. Am Tag als das Ölembargo kam, war die ganze Stadt dunkel, weil die Leute Energie sparen wollten. Eine Woche später waren alle Lichter wieder an. Die Amerikaner haben keine sehr lange Gedächtnisspanne. Die sind wie Kinder.
      SZ: Deutsche Autobauer sorgen sich dennoch um ihren Absatz.
      Bhagwati: Das ist unbegründet. Amerikaner werden immer versuchen, die größtmöglichen Preisvorteile für die beste Qualität herauszuschlagen. Warum sollten sie aufhören, französische Restaurants zu besuchen? Das ist lächerlich. Es gibt ja auch hier viele, die mit dem Krieg nicht einverstanden sind. Natürlich haben alle Leute Sympathien für unsere Soldaten. Das heißt aber nicht, dass sie Bush bewundern. Ich kenne kaum Leute, die wirklich hinter diesem Krieg stehen. Die Leute werden alle weiter deutsche Autos fahren und französisch essen.

      SZ: So gut wie vor zwei Jahren noch geht es der amerikanischen Wirtschaft derzeit nicht. Welche Auswirkungen wird der Krieg auf die weitere Entwicklung haben?
      Bhagwati: Das hängt wiederum wesentlich von der Dauer ab. Aber ich glaube, für die USA ist der Krieg eine profitable Operation. Das Budget war bisher in sozialen Belangen so ausgerichtet, dass es nur die Reichen belohnt. Es gab keinen wirklichen Stimulus, keine Anregung für die Wirtschaft. Durch den Krieg kommen nun zusätzliche Ausgaben hinzu, die im Budget bisher nicht eingeplant waren. Bis vor kurzem hat die Regierung sich nur nach den extremen Republikanern gerichtet und die Wirkung auf die Konjunktur vernachlässigt. Sie hofften, dass Greenspans Zinssenkungen die Konjunktur beleben würden. Aber jetzt sind wir ja fast in einer japanischen Situation: Wie viele Zinssenkungen sind denn noch möglich? Deshalb braucht die Wirtschaft eine fiskalische Anregung. Eine Menge amerikanische Firmen werden die Aufträge im Irak bekommen, die werden nicht an Europäer gehen. Das hilft Halliburton, Boeing, den Ölfirmen. Der Krieg ist der große keynesianische Stimulus, auf den sie alle gewartet haben.

      SZ: Ein ziemlich zynischer Stimulus.
      Bhagwati: Dies ist eine zynische Regierung. Der letzte Golf-Krieg hat die USA wenig gekostet, weil alle anderen bezahlt haben. Jetzt ist die Doktrin eine andere: Man macht einen Präventivschlag und lässt das Opfer bezahlen. Kurzfristig belebt der Krieg die Wirtschaft, mittelfristig erwarten die USA große Rückzahlungen. Sie werden Reparationen einsammeln, das ist sicher. Am Ende wird der Irak für Saddams Sünden zahlen müssen. Nach dem Fall der Berliner Mauer hatten wir gedacht, wir könnten jetzt die Friedensdividende kassieren. Aber wenn die Welt Amerika für einen Schurkenstaat hält, fürchte ich, werden viele ihre Kürzungen rückgängig machen und wieder mehr Geld in die Rüstung stecken. Das ist es, was mich beunruhigt.


      http://www.sueddeutsche.de/index.ph...datei=index.php
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      schrieb am 31.03.03 22:03:01
      Beitrag Nr. 2.443 ()

      Anleger verlieren Glauben an Blitz-Krieg

      Aktienmärkte mit großen Verlusten - Szenarien der Strategen auf dem Prüfstand - Neue Gefahr durch Protektionismus

      von Jens Wiegmann


      Sieht nicht glücklich aus: Ein Kursmakler der Deutschen Börse AG
      Foto: dpa
      Berlin - Der Countdown läuft: Knapp zwei Wochen nach Beginn des Irak-Krieges wird das Zeitfenster für einen schnellen Sieg der USA und Großbritanniens immer kleiner. Am Sonntag hatte der Oberbefehlshaber der US-Truppen am Golf, General Tommy Franks, ein Andauern der Kämpfe bis zum Sommer nicht ausgeschlossen. Damit schmilzt die Hoffnung auf das Szenario "Kurzer Krieg" dahin, von dem die Mehrheit der Finanzexperten in ihren Prognosen ausgeht. Die Aktienmärkte reagierten prompt, zusätzlich geschockt durch die Selbstmordattentate im Irak und in Israel. Bis zum Nachmittag fiel der Dax um mehr als vier Prozent und näherte sich der 2400-Punkte-Marke. Auch die US-Börsen starteten mit Verlusten in die Woche.


      Bei der Hypo-Vereinsbank (HVB) wird bereits über eine Neugewichtung der Szenarien diskutiert. Es fehle an verlässlichen militärischen Fakten, sagt der leitende HVB-Aktienstratege Gerhard Schwarz. Aber die vorhandenen Informationen ließen darauf schließen, dass es für die Koalitionstruppen nicht so glatt laufe. "Und je länger die Kämpfe dauern, desto unwahrscheinlicher wird das Szenario eines kurzen Krieges", sagt Schwarz.


      Mit unterschiedlichen Szenarien und Wahrscheinlichkeiten versuchen Strategen seit Monaten, den Anlegern ein wenig Orientierung zu verschaffen. Die lähmende Unsicherheit, ob es überhaupt zu einem Krieg kommt, ist zwar verschwunden. Auch die Option "Friedliche Lösung" ist vom Tisch. Doch die Ungewissheit an den Börsen sinkt damit nicht. Denn die meisten Strategen gehen in ihren Schätzungen für die weitere Entwicklung der Finanzmärkte davon aus, dass der Krieg etwa vier Wochen dauert. Vielleicht sei der Optimismus im Vorfeld des Krieges zu groß gewesen, vielleicht habe man zu sehr an einen "Spaziergang nach Bagdad" geglaubt, sagt Aktienstratege Roland Ziegler von der ING BHF Bank. "Die Märkte haben mit ihrer Erholung bei Ausbruch der Kämpfe das Ergebnis des Krieges gleich als Fakt mit einbezogen."


      Der entscheidende Faktor bleibt das Öl. Falls der Krieg länger dauern und der Ölpreis hoch bleiben sollte, hätte dies gravierende Auswirkungen, vor allem auf den Konsum, sagt Ziegler: "Dann würde sich die für das zweite Halbjahr erhoffte Konjunkturerholung erst mal verschieben." Der Preis für ein Fass Opec-Öl (159 l) sank vergangene Woche auf 25,91 Dollar, lag aber am Montag schon wieder über 27 Dollar. Der blutige Konflikt in Nigeria treibt den Preis zusätzlich. Andererseits gibt es nach Ansicht Zieglers auch positive Signale, zum Beispiel die Verstärkung der US-Truppen: "Die Situation kann in ein bis zwei Wochen schon besser aussehen."


      Für die Privatanleger bleibt es also kompliziert. Bei der nächsten Übertreibung der Kurse nach unten bietet sich zwar die Chance, nachzukaufen. Aber das sei nur etwas für flexible Investoren, sagt Schwarz. Die Horizonte würden immer kürzer, die Volatilität immer größer: "Der VDax liegt zurzeit etwa bei 46 - der historische Durchschnitt liegt bei 20." Auch ING-BHF-Stratege Ziegler warnt Privatanleger vor den enormen Schwankungen europäischer Aktien: "Da kann es mit den Kursen schon noch mal zehn bis 20 Prozent runter gehen."


      Eine neue Gefahr sieht Gertrud Traud, Leiterin Aktienstrategie bei der Bankgesellschaft Berlin (BGB), in dem weltweit zunehmenden Protektionismus. Selbst wenn die Kampfhandlungen im Irak bald enden sollten, könnten die Wirtschaftsbeziehungen der USA zu Ländern wie Frankreich und Deutschland längerfristig leiden und den Welthandel belasten. Spannungen mit Saudi-Arabien, Syrien und anderen Ländern der Region könnten zu einem anhaltend hohen Ölpreis führen und die Konjunktur schwächen. Sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte gingen in eine Seitwärtsbewegung über, Kapital würde deshalb verstärkt im Geldmarkt "geparkt" werden. Traud: "Dieses Szenario würde seine volle Wirkung aber wohl erst im Jahr 2004 zeigen."


      Artikel erschienen am 1. Apr 2003



      welt.de
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 22:06:38
      Beitrag Nr. 2.444 ()
      -

      Geldanlage-Klassiker verliert seinen Glanz

      Mit dem Wegfall des Steuervorteils und sinkendem Mindestzins verliert die Lebensversicherung Pluspunkte

      von Michael Fabricius

      Berlin - Der Anlage-Klassiker Kapital-Lebensversicherung verliert seinen Reiz und könnte schon bald in der Bedeutungslosigkeit versinken. Jahrzehntelang rangierte die Lebens-Police bei den bevorzugten Spar- und Vorsorgeprodukten der Deutschen auf Platz eins. Die Kombination aus Risikoabsicherung für die Familie, Kapitalerhaltungsgarantie und Renditechance durch hohe Überschüsse erschien den meisten als perfekt. Doch spätestens seit dem vergangenen Wochenende ist klar, dass in ein oder zwei Jahren nur noch ein Bruchteil früherer Abschlussraten erzielt werden wird. Denn mit der geplanten Absenkung des gesetzlich garantierten Mindestzinses von 3,25 auf 2,75 Prozent fällt die Verzinsung des Sparanteils - auf den ohnehin nur 80 bis 85 Prozent der Beiträge entfallen - auf ein Niveau, dass derzeit selbst mit relativ risikoarmen Fonds am Geldmarkt erwirtschaftet werden kann.


      Vor allem die großen Versicherer zahlen derzeit zwar noch eine Überschussbeteiligung, die teils deutlich über dem Mindestzins liegt. So legte sich etwa der Marktführer Allianz Leben für 2003 auf eine Gesamtverzinsung von 5,3 Prozent fest. Doch Anlageexperten betonen, dass angesichts der Lage an den Kapitalmärkten selbst die Versicherungs-Riesen mit hohen Rückstellungen nicht ausschließen könnten, in einigen Jahren doch auf das niedrige gesetzliche Auszahlungs-Niveau herunter gehen zu müssen. "Und wenn die Überschüsse weiter sinken, stehe ich am Ende sogar mit einem einfachen Tagesgeldkonto besser da", sagt Peter Grieble, Anlage-Experte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.


      Noch stärker jedoch fällt ein zweiter geldwerter Vorteil ins Gewicht, der bald gänzlich wegfallen könnte: Die vom Darmstädter Professor Bert Rürup geleitete Kommission zur "Neuordnung der steuerlichen Behandlung von Altersvorsorgeaufwendungen und Altersbezügen" plant eine steuerliche Gleichbehandlung von Produkten, die für die Altersvorsorge geeignet sind. Dazu gehören natürlich auch Kapital-Lebensversicherungen. Diese haben jedoch derzeit noch zwei wesentliche Steuervorteile: Zum einen werden die erzielten Zinsgewinne nach zwölfjähriger Vertragslaufzeit steuerfrei ausgezahlt. Zum anderen können Selbstständige oder Freiberufler ihre Prämien als Vorsorgeaufwendungen von der Steuer absetzen. Auch in betrieblichen Varianten - beispielsweise bei der Direktversicherung - sind Lebensversicherungen im Vorteil. "Wenn aber die Steuervorteile wegfallen, so wie es derzeit in der Rürup-Kommission geplant ist, bedeutet das ein endgültiges Aus für die Kapital-Lebensversicherung", sagt Verbraucherschützer Grieble.


      Für Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Verbraucher-Managzins "Finanztest", ist der Steuervorteil sogar ausschlaggebend: "Die Absenkung des Garantiezinses verschlechtert die Konkurrenzfähigkeit der Lebensversicherung nicht unbedingt, da die Überschüsse deutlich über 2,75 Prozent liegen. In dem Steuervorteil aber lag fast der einzige Reiz dieser Form der Geldanlage."


      Wegen der immer schlechteren Renditeaussichten befindet sich das Leben-Geschäft bereits jetzt im Rückwärtsgang. Im vergangenen Jahr fiel die Zahl der Neuabschlüsse um 1,4 Prozent, während vor allem klassische Rentenversicherungen einen Boom erlebten. Der Sprecher des Finanzdienstleisters AWD, Stefan Suska, erwartet allerdings noch eine Torschluss-Rallye, falls die steuerlichen Änderungen durchgesetzt werden sollten. "Dann werden sicher noch einige Anleger versuche, die bisherigen Vorteil noch schnell mitzunehmen", sagt Suska. Danach jedoch fällt die steuerbedingte Verzerrung des Marktes weg.


      "Aus Verbrauchersicht wäre das toll", sagt Anlage-Experte Grieble. Dann nämlich würden sich viele Sparer nicht mehr unter steuerlichen Gesichtspunkten zum Abschluss des vermeintlich günstigen Gesamt-Pakets Kapital-Lebensversicherung verführen lassen, sondern sich für entsprechende Einzel-Produkte entscheiden. So hält Grieble bereits heute den Abschluss einer reinen Risiko-Lebensversicherung für sinnvoller: "Die Leistungen im Todesfall sind in der Regel bei einer solchen Spezial-Variante viel höher als bei der gemischten Lebensversicherung", sagt er. Und für die Altersvorsorge seien reine kapitalbildende Produkte ohne Todesfallschutz viel besser geeignet.


      Artikel erschienen am 1. Apr 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 22:37:31
      Beitrag Nr. 2.445 ()
      Gastbeitrag
      Die Angst vor Aktien lähmt Europas Privatanleger
      Von David Fairlamb, BusinessWeek online

      28. März 2003 Der Durchschnittseuropäer ist ängstlich - und das ist schlecht für Europa. Die europäischen Aktienkurse zogen am 18. März deutlich an, nachdem US-Präsident George W. Bush durch sein Ultimatum an Saddam Hussein die letzte Ungewissheit hinsichtlich eines Kriegs mit dem Irak ausräumte.

      Aber Klaas-Jan Veerman, ein holländischer Bauunternehmer im Ruhestand, war davon keineswegs beeindruckt. „Ich habe meine Lektion zum Thema Aktienanlage gelernt“, sagt er bei einem Glas Malzbier im `t Goude Hooft, einer der ältesten Gaststätten in Den Haag. „Wie lang diese Erholungsphase auch dauern mag, ich werde keine Aktien mehr kaufen.“

      Wie viele seiner Landsleute hat sich Veerman schwer die Finger verbrannt, als die Aktien des Lebensmittelriesen Royal Ahold, die am weitesten verbreiteten Aktien in Holland, am 24. Februar einbrachen, nachdem das Unternehmen eingeräumt hatte, die Gewinne einer seiner Tochtergesellschaften in den USA zu hoch angesetzt zu haben.

      Darüber hinaus verlor Veerman Anfang März weitere Tausende Dollar als die Aktien des anglo-holländischen Stahlherstellers Corus abstürzten, weil im Vorstand Uneinigkeit über eine mögliche Umstrukturierung der Verluste einfahrenden Unternehmensgruppe herrschte. „Diese Skandale und Unstimmigkeiten machen einem wirklich klar, wie gefährlich es sein kann, Aktien zu besitzen“, sagt er.

      Anleger fielen mit den Privatisierungen von Staatsunternehmen auf die Nase

      Erinnern Sie sich an die sogenannte „Tulip Mania“? Das war jene verrückte Episode im 17. Jahrhundert, als die Holländer und andere Europäer mit Tulpenzwiebeln spekulierten und damit die Preise in die Höhe trieben bis der Markt zusammenbrach. Händler, Hausfrauen, Seeleute - alle mussten große Verluste hinnehmen. Es dauerte lange, bis die Holländer überhaupt wieder Geschmack an Investitionen fanden.

      Eine ähnliche Angst macht sich heute unter den Privatanlegern in Europa breit. Der Grund dafür ist offenkundig. Viele Anleger sind erst im letzten Jahrzehnt erstmals auf dem Markt tätig geworden und haben ihre Ersparnisse und ihre Rente in privatisierte staatliche Unternehmen gesteckt, die konservativ und sicher schienen.

      Die Liste solcher Unternehmen, die seitdem auf Grund von Pech, riskanten Akquisitionen oder schlechtem Management verloren haben, ist weitreichend: Deutsche Telekom, France Télécom, Britain`s Railtrack, British Airways und Air France, um nur einige zu nennen. Und selbstverständlich besaß beinahe jeder italienische Aktionär Fiat-Aktien und jeder holländischen Anleger Aktien von Ahold - letztere konnte man mit Coupons kaufen, die man beim Lebensmitteleinkauf mitnahm.

      Jüngere Aktionäre leiden unter dem Neuen Markt

      Jetzt sind die Aktien der meisten dieser Unternehmen 20 Prozent oder weniger von dem wert, was sie im Jahr 2000 einbrachten. „Ich habe mehr als 20.000 Pfund mit Railtrack verloren“, sagt Alan Macdonald, ein Lehrer aus Glasgow. „Und meine Aktien von anderen privatisierten Unternehmen stehen auch wirklich schlecht. Ich wünschte, ich hätte sie nie gekauft.“ Aktien von British Energy PLC, die vor sieben Jahren für 3,16 Dollar in Umlauf gebracht wurden, stehen nun bei acht Cent.

      Dann sind da noch die jüngeren Aktionäre, die dachten, sie könnten das Geschäft ihres Lebens machen, wenn sie sich in Deutschland in die High-Tech-Unternehmen am Neuen Markt und an anderen Technologiebörsen einkaufen. Der Neue Markt selbst existiert nicht mehr. Er wurde aufgelöst nachdem seine Marktkapitalisierung von 233 Milliarden Dollar Anfang 2000 am Schluss auf 20 Milliarden Dollar im letzten Jahr gesunken war. „Millionen von Menschen haben Milliarden verloren“, sagt Christopher Watts, ein Aktienanalyst bei der Frankfurter Privatbank Metzler.

      Schwerer Schaden für die Aktienkultur

      Als Folge dieser Ereignisse droht die Aktienkultur in Europa, die noch in den Kinderschuhen steckt, zusammenzubrechen. Von Spanien, wo Alberto Cortina und Alberto Alcocer am 14. März wegen Anlagebetrugs bei einem Grundstücksgeschäft in Madrid ins Gefängnis wanderten, bis Schweden, wo die Kurse der von vielen gehaltenen Aktien der Skandia Insurance Co. aufgrund von unbesonnenen Auslandsinvestitionen einbrachen, drehen die Privatanleger den Aktien den Rücken zu. Das Handelsvolumen an den europäischen Börsen ist heute um fast zehn Prozent niedriger als vor einem Jahr.

      Die Privatanleger verkaufen vielleicht nicht die Aktien, die sich schon besitzen: Sie sind diszipliniert genug, um nicht gerade in einem möglichen Kurstief zu verkaufen. Aber, so sagt ein Londoner Fondsmanager, sie kaufen keine neuen Aktien oder Investmentfondsanteile. Er glaubt, dass vor allem Hedge Fonds und ähnliche für den jüngsten Anstieg verantwortlich sind. „Die Privatanleger sind von der Bildfläche verschwunden“, sagt er.

      Ohne frisches Kapital bleiben Unternehmensgründungen und Fusionen aus

      Wenn die Aversion gegen Aktien anhält, könnte das schlecht für Europa sein. Die europäische Wirtschaft braucht robuste Aktienmärkte zur Finanzierung von wachstumsfördernden Unternehmenszusammenschlüssen und Unternehmensgründungen. Darüber hinaus gibt es noch immer Hunderte von staatlichen Unternehmen mit Privatisierungsplänen und viele Familienbetriebe, die an die Börse gehen werden.

      Außerdem müssen die Regierungen, denen das Geld ausgeht, ihre Bürger aus den staatlichen Rentensystemen hin zu privaten Rentenplänen zu bewegen, bei denen ein Teil des Kapitals in Aktien angelegt wird. Andernfalls droht die Wirtschaft unter der Steuerlast zusammenzubrechen. Aber die jüngsten Versuche, deutsche und italienische Arbeiter für private Pensionspläne zu interessieren, waren nicht erfolgreich. „Was meine Rente angeht, vertraue ich dem Staat mehr als dem privaten Sektor“, sagt Heide Wagener, die ein kleines Hotel in Frankfurt führt.

      Viele Finanzdienstleistungsunternehmen wurden von der Zurückhaltung bei Aktienkäufen hart getroffen. Am 14. März gab das Frankfurter Unternehmen Fritz Nols Global Equity Services seine Schließung bekannt. Damit war es nur das letzte Unternehmen in einer langen Reihe von Broker-Häusern, die im letzten Jahr gezwungen waren, ihre Geschäfte einzustellen. „Wir glauben nicht, dass die Dinge in absehbarer Zeit besser werden, und daher ist es unsere einzige Alternative“, sagt Rudolf Reil, leitendes Vorstandsmitglied.

      Auch Asset-Management-Unternehmen sind geschwächt, weil weniger neues Kapital hereinkommt. Thomas S. Marsh, Consultant in der Londoner Zweigstelle von Cerulli Associates, der Trends bei Vermögensverwaltern untersucht, sagt, eine wachsende Zahl könnte in diesem Jahr vor dem Aus stehen. In Großbritannien gab es einen noch nie da gewesenen Rückgang der Zahl von Privatanlegern, die ihr Geld in Individual Savings Accounts (ISAs), steuerfreien Aktiensparplänen, anlegen. „Sogar bei derart niedrigen Kursen haben die Leute Angst vor der Anlage in Aktien“, sagt Leslie Coleman, ein Londoner Anlagenberater.

      EU-Regelungen sollen Anlegervertrauen zurück bringen

      Analysten sagen, dass Politiker und Aufsichtsbehörden auf nationaler und auf EU-Ebene handeln müssen, wenn der Trend zur Aktie wiederkommen soll. Zunächst sind Verbesserungen der Standards in den Bereichen Rechnungslegung und Corporate Governance sowie eine verbesserte Transparenz erforderlich, vorzugsweise auf europaweiter Ebene. Dann müssen die Länderregierungen radikalere Rentenreformen durchsetzen und den Bürgern stärkere steuerliche Anreize für den Wechsel zu privaten Systemen bieten.

      Der EU-Binnenmarkt-Kommissar Frits Bolkestein hat eine Menge strenger neuer Regelungen versprochen, unter anderem in den Bereichen verstärkte Offenlegung, elektronische Wahlverfahren und Kontrolle der Vorstandsgehälter. Und die EU hat bereits verfügt, dass alle börsennotierten Unternehmen bis 2005 die International Accounting Standards erfüllen müssen. Kritiker fragen sich jedoch, ob die neuen Regelungen der Aufgabe gerecht werden können. „Wir brauchen aktive Kontrolle und neue Regelungen“, sagt Peter Paul F. de Vries, Vice-President von Euroshareholders, einer Lobbyistengruppe in Brüssel.

      Wilhelm Rasinger, der Vorsitzende der Austrian Shareholders Association, sagt: „Ich bin relativ optimistisch, dass die Anleger zurückkehren werden und die Aktienkultur sich wieder weiterentwickeln wird.“ Aber der holländische Ruheständler Veerman ist da nicht so sicher. „Ich habe beim letzten Mal auf die Finanzexperten gehört und eine Menge Geld verloren“, sagt er. „Jetzt habe ich zu viel Angst vor Aktien.“ Millionen Europäer empfinden das genauso.

      @JüB
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 22:46:05
      Beitrag Nr. 2.446 ()
      Dramatische Kursverluste

      Der Absturz der Münchener Rück

      Die Aktien des Rückversicherers haben am Montag erneut mehr als zehn Prozent ihres Wertes verloren. Fachleute sehen Baisse-Spekulanten am Werk.


      Von Karl-Heinz Büschemann und Martin Hesse






      Die weltwirtschaftliche Lage kann nicht die alleinige Ursache für den Kursverfall der Münchener Rück sein. Denn die Aktien des Wettbewerbers Swiss Re halten sich vergleichsweise gut.

      Für einen Kurschart der beiden Titel auf das Bild klicken (dpa )






      (SZ vom 1.4.2003) — Die Münchner Rück ist seit Dienstag der vergangenen Woche im freien Fall und hat seitdem 25 Euro oder ein Drittel ihres Wertes verloren. Am Montag schloss die Aktie des weltgrößten Rückversicherers mit einem Minus von 11,20 Prozent bei 52,50 Euro. Damit fiel das Papier bereits am dritten Handelstag in Folge mit zweistelligen Prozentsätzen. Die Titel kosten heute so wenig wie zuletzt vor elf Jahren.

      Ein historisches Tief markierte auch die Aktie der Allianz AG, mit der die Münchener Rück überkreuz verflochten ist. Das Allianz-Papier verbilligte sich bis zum Ende des Handelstages um 9,20 Prozent auf 45,40 Euro – zuletzt notierte sie im Januar 1988 so niedrig. Die Münchner Rück hatte ihren Höchststand im November 2000 mit 391 Euro. Das Unternehmen, das einst als ein Kernstück der Deutschland AG galt, hat seitdem 85 Prozent seines Wertes verloren.

      Der Kursrutsch bei den Finanztiteln trug erheblich dazu bei, dass auch der Dax zeitweilig um über vier Prozent verlor und sich wieder den Tiefständen nähert, die er eine Woche vor Beginn des Irak-Krieges markiert hatte. Marktteilnehmer sagten, die Hoffnung auf ein rasches Kriegsende weiche zunehmend pessimistischeren Szenarien.

      Schlechte Zahlen sorgen für schlechte Stimmung

      Die Münchener Rück hatte in der vergangenen Woche eine enttäuschende Jahresbilanz vorgelegt und gewarnt, ein Verlust sei im ersten Quartal nicht auszuschließen. Anleger spekulieren zudem seit Wochen, der Konzern werde nicht umhin kommen neue Aktien ausgeben, um die Kapitalbasis zu stärken, die sich den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert hat.

      Das Eigenkapital der Rück, dass Ende 2000 noch bei 43,6 Milliarden Euro gelegen hatte, betrug Ende 2002 nur noch knapp 14 Milliarden Euro. Ein Grund für das starke Abschmelzen ist der drastische Verfall der Aktienanlagen des Konzerns.

      Um die Kapitalsituation zu verbessern wird die Rück bis Mitte April eine nachrangige Euro-Anleihe in herausgeben, über dessen Details sie schweigt. In Finanzkreisen ist von drei Milliarden Euro die Rede, die die Anleihe bringen soll. Fachleute werten diesen Schritt als Versuch, die Finanzmärkte zu beruhigen.

      Ein Sprecher der Rück sagte, der Kursverfall der letzten Tage sei nicht nachvollziehbar. „Da laufen offenbar Spekulationen, die unsere positiven Zahlen nicht berücksichtigen.“ Auch Frank Stoffel, Anlayst bei der WestLB Panmure hält den starken Kurststurz für übertrieben. „Das ist fundamental nicht begründet“.

      Gerüchte über Leerkäufe

      An der Börse kursieren indessen Gerüchte, sogenannte Hedgefonds spekulierten massiv gegen die Aktie des Rückversicherers, um so Profite einzustreichen.

      „Ich halte es für plausibel, dass Hedgefonds die Aktie mit Leerverkäufen drücken“, sagte Fidel Helmer, Leiter des Wertpapierhandels beim Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Leerverkäufer (short seller) spekulieren auf fallende Kurse, indem sie sich bei Fonds oder Banken Aktien gegen eine Gebühr leihen, diese am Markt zum aktuellen Kurs verkaufen, um sich später zu einem niedrigeren Preis einzudecken und die Papiere an den Verleiher zurück zu geben.

      Möglich ist aber auch, dass institutionelle Anleger die Münchener Rück noch immer für zu hoch bewertet halten. Erst vor wenigen Tagen hat die Rating Agentur Standard & Poors wegen enttäuschender Zahlen ihre Bewertung für die Rück nach unten korrigiert. Goldman Sachs setzte die Gewinnerwartung herab.

      Die US-Bank J. P. Morgan Chase stufte das Kursziel zurück. Auch Sy Schlüter, Managing Partner beim Hedgefonds-Anbieter CAI hält die Aktie der Münchener Rück verglichen mit dem größten Konkurrenten Swiss Re immer noch für hoch bewertet.

      Zudem richte sich jetzt alles, was in den 90-er Jahren für die Münchener Rück gesprochen habe, gegen den Konzern: Die 20 prozentige Überkreuzbeteiligung mit der Allianz führe dazu, dass sich die beiden Riesen in Zeiten allgemein schwacher Börsen gegenseitig nach unten zögen. Das einst hoch bewertete Beteiligungsportfolio belaste die Bilanz mit jedem weiteren schwachen Börsentag.

      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 31.03.03 22:54:55
      Beitrag Nr. 2.447 ()
      Das Kreditkartenhaus
      Text: Gerhard Waldherr

      Nirgendwo ist die Kreditkarte so allgegenwärtig wie in den USA. Das Land und sein Leben basieren auf einem Haufen bunter Karten mit großen Versprechungen. Die große Kunst des schnellen Schuldenmachens wird von den Kreditkarten-Konzernen mit allen Tricks und Mitteln unterstützt. Das Ende ist oft bitter: viele Schulden und zerbrochene Existenzen.


      ----- Wie der amerikanische Traum aussieht? Am besten Marilyn fragen. Sie hat laut Guinness Buch der Rekorde den höchsten jemals gemessenen IQ und zerschlägt in ihrer Kolumne „Ask Marilyn“, die in hunderten von US-Tageszeitungen erscheint, von Berufs wegen gordische Knoten. Marilyn vos Savant sagt: „Der amerikanische Traum umfasst heute ein Haus in der Vorstadt mit einer Allee davor und einem Garten dahinter, eine Veranda für Barbecues, Campingausflüge, Angeltouren, zwei Autos, schlaue, folgsame Kinder und Internetanschluss.“
      Eine gute Antwort. Aber was ist mit den vier Fernsehern, drei Computern, zwei Mobiltelefonen, Videospielen für die Kids, Restaurantbesuchen, Kinoabenden, Shopping am Wochenende und dem Kurztrip auf die Bahamas? Was ist mit dem Diamantring zum Hochzeitstag, dem Klavier für die Tochter, den Baseball-Tickets für den Sohn, der privaten College-Ausbildung für beide, der neuen Polstergarnitur alle zwei Jahre? Und was ist, wenn der Nachbar plötzlich den größeren Chevy Suburban fährt?
      Amerika glaubt an Freiheit und Individualismus, an zweite Chancen und daran, dass es dort allen besser geht als anderswo. Hier kann jeder alles haben, und deshalb glaubt Amerika vor allem an Konsum. Lendol Calder sagt: „In dieser Kultur ist der ideale Mann, die ideale Frau ein Konsument. Und beim Konsumieren fühlen sie sich lebendiger und menschlicher als am Arbeitsplatz, im Gebet, auf einem Berg oder bei einem Akt der Nächstenliebe.“ Calder hat das Buch „Financing the American Dream – A Cultural History of Consumer Credit“ geschrieben und meint: „Der amerikanische Traum ist ein Paradox, das so tief in das alltägliche Leben dieses Landes eingegraben ist, dass eines völlig übersehen wird: Er ist fabelhaft teuer und dennoch erschwinglich für jedermann.“ Wie? Mit Kredit und mehr noch Kreditkarten.

      Was mit verlockenden Angeboten beginnt, endete in den USA im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Mal in der privaten Pleite.

      So fing alles an bei Michael und Cynthia P., beide Ende 20 und beschäftigt bei der Gefängnisverwaltung in Huntsville, Texas. »Money Magazine« hat ihren Fall exemplarisch nacherzählt. Das Ehepaar P. verdiente zusammen 40000 Dollar im Jahr und finanzierte mit insgesamt 60 Kreditkarten derart ungehemmt seine Wünsche und Michaels Fortbildung, dass es nach drei Jahren nicht mehr in der Lage war, die monatlich geforderten Mindestbeträge mit dem gemeinsamen Einkommen zu bestreiten. Am Ende standen 34500 Dollar Ausstände zu Buche, und Michael sagt heute: „Wir wollten alles und möglichst sofort. Dabei haben wir das Geld, das wir noch gar nicht verdient hatten, ausgegeben für Dinge, die wir längst benutzt hatten.“ Endstation Konkursrichter. Keineswegs ein tragisches Einzelschicksal.
      1,4 Millionen Pleiten von Privatleuten wurden in den USA vergangenes Jahr registriert, statistisch gesehen doppelt so viele wie in Kanada, zwölfmal mehr als in Großbritannien. Und die meisten beginnen wie bei Familie P. mit verlockenden Angeboten. Sie kommen meistens per Post, zwei- bis dreimal pro Woche. Sie versprechen Kredit von 5000, 10000, sogar 100000 Dollar zum Einführungszins von 1,9 Prozent, freie Flugmeilen, Gratisreisen, sie locken mit Rückzahlungen und Verlosungen für häufige Benutzung, manchmal mit Krimskrams, manchmal mit Pfandbriefen. Was viele dabei ignorieren, ist das Kleingedruckte: bis zu 25 Prozent Zinsen nach der Startphase, Strafgebühren für verspätete Rückzahlung des Mindestbetrages oder Überziehung des Limits, Androhung von Gerichtsverfahren und Pfändung. Wer kapiert schon, dass die Bonusmeile pro ausgegebenen Dollar nur zwei Cents wert ist, aber 2,17 Cents Zinsen kreiert? Und wer denkt schon daran, dass es 47 Jahre dauert, mit den vorgeschriebenen Mindestbeträgen 8000 Dollar abzubezahlen?
      Ein Dollar produziert in diesem Fall drei Dollar Zinsen. Doch wer will das schon wahrhaben?

      Kreditkartenregel Nummer eins: Don’t leave home without it – aber wenn du das tust, pass auf dich auf.

      Nichts prägt das tägliche Leben in Amerika so sehr wie das kleine bunte Stück Plastik. 1,5 Milliarden sind derzeit im Umlauf, benutzt von 158 Millionen Personen. Sie kommen in normierter Form und allerlei Farben, werden ausgestellt von Firmen wie Visa, Mastercard, American Express und allen Bankunternehmen, aber auch von Großfirmen wie General Electric, Mineralölkonzernen, Großhandelsketten und Kaufhäusern. Kein Hotel lässt sich ohne sie buchen, kein Mietwagen bestellen, kaum ein größerer Einkauf tätigen. Denn Bargeld hat im Land der unbegrenzten Möglichkeiten den Ruch des Bankrotteurs, dem niemand Kredit gewährt. Selbst Kioskbesitzer sind bewaffnet mit braunen Filzstiften, die jede Banknote über 20 Dollar auf ihre Echtheit überprüfen. „Aber haben Sie erst einmal ein oder zwei dieser Plastikdinger, dann sind Sie zum Schuldenmachen nachgerade berechtigt“, schreibt der Psychotherapeut Paul Watzlawick in seinem Bestseller „Gebrauchsanweisung für Amerika“, „die Art und Weise, wie dabei aus nichts etwas (Ihr Kredit) entsteht, ist … sozusagen ein Akt der Urzeugung.“
      Die Kreditkarte entspringt dem Bedürfnis der Amerikaner nach bequemen, schnellen Lösungen und ist überdies Ausdruck ihres Unternehmergeistes. Just do it, formuliert es der Sportartikelhersteller Nike. Just charge it, lautet die abgewandelte Losung, die zahlreiche Kreditkartenfirmen ausgeben in pausenlosen Werbekampagnen, mit 3,5 Milliarden Postwurfsendungen jährlich, 37 pro Haushalt. Fast eine Milliarde verschlingt die Werbeschlacht pro Jahr mittlerweile, niemand entgeht der Berieselung, keiner den Verlockungen.
      Visa verspricht: „Have it your way with Visa.“ American Express garantiert: „Your key … opens doors for you all over the world.“ Discover lockt mit: „It pays to Discover.“ Eine Einladung zum Geldausgeben ohne Rücksicht auf den nächsten Tag. Im Schnitt hat jeder Amerikaner derzeit 11 575 Dollar Kreditkartenschulden.
      Eric Simons betreut mit seiner New Yorker Firma Simons Financial Network etwa 70 Privatkunden, denen er bei der Planung und noch öfter der Reparatur ihrer Finanzen beisteht. Er sagt: „Mit Geld umgehen bedeutet mathematisch denken, der menschliche Kosmos wird hingegen dominiert von Gefühlen.“ Weshalb, wie Simons meint, die Leute mehr von Fitness und Rosenzucht verstünden als von ihren eigenen Finanzen. „Kredite gibt es seit Menschengedenken“, sagt Simons, „aber hier sind sie längst tägliche Routine, ohne dass sie nachvollziehbar wären. Wir haben keinen Kontakt mehr zu dem, was passiert.“ Das liegt nicht zuletzt am elektronischen Zeitalter, das auch eine amerikanische Erfindung ist. Simons: „Heutzutage können Sie im Internet ein Vermögen ausgeben.“ Bezahlen mit etwas, das nicht da ist im virtuellen Niemandsland. Die perfekte Illusion.
      „Think of it as Money“, fordert Mastercard seine Kunden auf. Denk an die Konsequenzen, steht nicht dabei. Deswegen hat der leitende Redakteur Vince Passaro von »Harper’s Magazine« einen Essay zu Papier gebracht, in dem sich der Satz findet: „Interessant an meiner Art und Weise des Verschuldens war, dass ich keine realistische Vorstellung davon hatte, wie ich das alles jemals wieder abzahlen wollte.“ Passaro hatte über 63000 Dollar Schulden angehäuft, 28000 davon auf Kreditkarten. Das ist insofern bemerkenswert, weil er und seine Frau über ein Jahreseinkommen von 110000 Dollar verfügten. Doch die Schulgebühren für die Töchter, die Dinners in eleganten Lokalen, die Prada-Schuhe für Mrs. Passaro – der Wunsch nach einem gehobenen Lebenswandel war stärker als die Vernunft des hoch begabten Denkers, der kein Sparbuch besaß. Wer hat das in den USA schon? Wozu auch? Passaro: „Amerikaner leben für den Moment, die spirituellen und psychologischen Kosten dieses endlosen Kreislaufs von ständig steigenden Ausgaben sind ihnen nicht bewusst.“

      Die meisten Kreditkartenopfer sind keine Shopaholics, keine verrückten Schuldenmacher – sondern biedere Bürger.

      1958 betrug die Gesamtverschuldung der US-Bürger 45 Milliarden Dollar, 30 Jahre später 666 Milliarden, und inzwischen sind es 6,5 Billionen. Zwei Drittel davon wurden geborgt für Eigenheime, der nächstgrößere Posten sind Darlehen für Autos. Jeder Amerikaner träumt zunächst von den eigenen vier Wänden und kann ohne seine vier Räder nicht leben. Da das aber schon einen Großteil seines Einkommens verschlingt, liegt Amerikas Obsession für Kreditkarten geradezu auf der Hand. Sie schaffen Abhilfe, wo immer das Verlangen zu konsumieren groß ist. „In einem System, das soziale Verantwortung nie gewollt hat und die Freiheit des Individuums über alles stellt“, sagt Mary Johnson, „hat das dazu geführt, dass 80 Prozent aller Amerikaner inzwischen nur einen Notfall vom wirtschaftlichen Kollaps entfernt sind. Krankheit, Totalschaden, Arbeitslosigkeit – und das Kreditkartenhaus bricht in sich zusammen.“
      Johnson ist Sprecherin des gemeinnützigen Consumer Credit Counseling Service (CCCS) in New Jersey. 1200 Büros betreibt der CCCS in den USA, er stellt Entschuldungsprogramme zusammen und Verbindungen her zu karitativen Organisationen, die Kleidung, Nahrungsmittel und billige Wohnungen anbieten, er vermittelt auch Kinderkrippenplätze, damit Mütter dazuverdienen können. „Am schlimmsten trifft es die Mittelklasse und die unteren Einkommensschichten“, sagt Johnson, „für die geht es nur mit harten Einschnitten.“ Sie hat in ihrem Büro in Cedar Knolls alles vor dem Schreibtisch gehabt: erfolgreiche Geschäftsleute, Priester, Schauspieler, sogar Politiker. Allesamt verantwortungsbewusste Eltern, keineswegs dumm, selten Shopaholics. „Amerikaner können nicht mit Geld umgehen“, sagt Johnson, „denken Sie nur an Donald Trump.“ Der hätte beinahe das vom Vater ererbte Immobilien-Imperium verzockt.

      Es ist leicht, ein Kartenlimit von 5000 Dollar zu erreichen – auch dann, wenn man erst drei Jahre alt ist.

      Sicher, Trumps Problem waren nicht Kreditkarten. Auf Leute wie ihn hat es die Branche auch nicht abgesehen. Wer Geld hat, für den ist Plastik eine wunderbare Sache. Bei pünktlicher Rückzahlung in voller Höhe, kommt man zinsfrei davon. Solvente Klienten werden „Deadbeats“ genannt. Penner.
      Lukrativ sind einzig „Revolver“. Es handelt sich dabei um Menschen, die sich quasi um die eigene Achse drehen, weil sie nie mehr Geld haben, als sie brauchen und dadurch auf hohen Schuldständen sitzen bleiben. Die perfekten Opfer sind mittlere Angestellte, Arbeiter, Beamte, Kleinunternehmer, Senioren und immer häufiger Studenten. Visa und Konsorten mogeln sich mit Spenden in die Hörsäle der Universitäten, ihre Verkaufs-Shows tarnen sie als Crash-Kurse für den vernünftigen Einstieg in die Welt des Geldes. „In Wahrheit ist es verantwortungslos, Jugendliche zu ködern“, meint Johnson. „Sie haben nie gelernt, Finanzen zu managen und bürden sich oft Belastungen auf, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten.“ Was man so gesehen von Visa Buxx zu halten hat, der neuesten Kreditkarte für Teenager, muss einem tatsächlich Angst machen.
      Nicht selten bedient sich die Branche noch dreisterer, teils sogar illegaler Methoden. Das Unternehmen Providian wurde unlängt zu 105 Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt, weil es schamlos unberechtigte Strafgebühren – 29 Dollar ist die Regel – verhängte und Zinssätze manipulierte. Überhaupt ist das Geschäft von einer Aura aus Skrupellosigkeit und Chaos umgeben. Alessandra Scalise erhielt von der Charter One Bank eine Karte mit 5000 Dollar Limit. Alessandra war zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Die Finanzexpertin Terry Savage, oft zu Gast in Talkshows zu diesem Thema, befürchtet angesichts der aufziehenden Rezession in Amerika nun eine weitere Flut von privaten Pleiten: „Der Wohlstand des vergangenen Jahrzehnts beruht auf Kredit, unsere Schulden werden uns irgendwann beerdigen.“ Passaro meint: „Ich kann den Firmen nur viel Glück wünschen. Dass wir überhaupt noch etwas zurückzahlen, wundert mich.“
      Wie? Ganz einfach. Das Spiel heißt „Credit Card Shuffle“. Mit anderen Worten, wie auf einem beliebten Autoaufkleber zu lesen steht: „I pay my Visa with Mastercard.“ Daniel C. war ein Meister im Credit Card Shuffle. Es fing an mit 600 Dollar, als er noch studierte. Er bekam seine erste Kreditkarte ohne Sicherheiten und gegen Vorlage des Studentenausweises, der in jedem Kopierladen hätte gefälscht sein können. Als das Geld ritsch, ratsch verbraucht war, stellte sich Daniel auf magere Zeiten ein. Und wurde für seine Unbedarftheit mit einem neuen Limit belohnt: 5000 Dollar.
      Er benutzte das Geld für seine Ausbildung zum diplomierten Buchhalter, gönnte sich ein paar Vergnügungen, was man so braucht. Man ist schließlich nur einmal jung. Vier Jahre später hatte er fünf Kreditkarten und 15000 Dollar Schulden. „Ich dachte mir“, sagt Daniel, „ich zahle das ab, wenn ich einen Job finde.“ Er fand keinen. Seine Plastiksammlung und seine Ausstände wuchsen auf 20000 Dollar. Längst bezahlte er mit neuen Karten alte Rückstände. Das Karussell dreht sich. Der Berg wächst. Die Karte triumphiert immer.
      Als Daniel endlich eine Anstellung fand mit 50000 Dollar Jahresgehalt, kaufte er sich ein Apartment. „Ich betrachtete es als lukratives Investment, die Zinsen für das Darlehen konnte ich von der Steuer absetzen.“ Er erwarb ein Auto auf Kredit. Ein Träumer auch er. Kassensturz: 30000 Dollar minus. „Am Schluss konnte ich mit meinem Gehalt nur noch die Kosten für die Wohnung und die Mindestbeträge der Kreditkarten bezahlen. Für den Supermarkt, das Kino, an der Tankstelle benutzte ich Kreditkarten.“ Die logische Folge: Konkurs, Apartment weg, Auto weg, alles weg.
      Daniel hat während dieses ganzen Schlamassels gearbeitet, er hat auch jetzt wieder einen passabel dotierten Job und will erneut Kreditkarten beantragen, wenn der Vermerk über seinen Finanz-Crash nach sieben Jahren aus dem Credit Report getilgt ist. Den Kollegen hat er nichts davon erzählt: „Ich will nicht, dass jemand glaubt, ich sei nicht vertrauenswürdig oder Geldprobleme würden meine Arbeit beeinflussen.“

      Amerikanische Kreditkarten-Logik: Die Bank verweigert die Ausstellung einer Karte, weil das Konto nicht im Minus ist.

      Als ich im Oktober 1996 nach Amerika zog, war es mir anfangs nicht möglich, eine Kreditkarte zu bekommen. Mein Name war auf dem Credit Report nicht verzeichnet, ich hatte keine Credit History. Meine Bank weigerte sich trotz einer Bareinlage von 15000 Dollar, mir ihre Karte auszustellen. Anträge, deren Formulare jeder Zeitschrift beiliegen, wurden stets mit der grotesken Begründung auf den fehlenden Nachweis von Verschuldung in Amerika abgelehnt. Mein erstes Plastik amerikanischer Prägung kam von Providian. Deren Werbeslogan: „No Credit, bad credit, no problem“. 300 Dollar Limit, 24,99 Prozent Zinsen plus monatlich sieben Dollar Pflichtversicherung, falls ich zahlungsunfähig werden sollte. Nach meinen ersten drei vollständigen Rückzahlungen, erhielt ich innerhalb der nächsten zwei Monate 17 Kreditkartenangebote. Ich nahm einige an, wenngleich ich die Offerte von First USA ausschlug, ein Foto meines Haustieres in die Karte einarbeiten zu lassen.

      Kreditkartenunternehmen und ihre Schuldner – wer nichts mehr hat, wird mit Schecks gefüttert.

      Neulich klingelte das Telefon. Dran war ein gewisser Randy von Integrated Credit Solutions in Florida und bot mir Hilfe an, da ich „zu den vielen Amerikanern gehöre, die eine harte Zeit haben, ihre Rechnungen zu bezahlen“. Randy eröffnete mir, dass die ausstehenden Beträge auf meinen US-Karten das Guthaben auf meinem New Yorker Bankkonto um 4000 Dollar überstiegen, ich über keine Ersparnisse, kein Haus, kein Auto und damit keine Sicherheiten verfüge. Woher er das wüsste? „Wir haben Ihre Daten wohl gekauft, vielleicht auch von Ihren Kreditkartenfirmen bekommen, keine Ahnung.“ Von meinem Bankkonto, Sparbuch, Aktienportfolio und meiner Lebensversicherung in Deutschland konnte Randy natürlich nichts wissen. Er sagte: „Sie passen in das Muster unserer Fälle.“ Ich sagte, er solle am nächsten Tag wieder anrufen.
      Auf der Website der Firma fanden sich keine brauchbaren Hinweise, was sich hinter dem Unternehmen verbirgt und mit wem es kooperiert.
      Ein Bankgeheimnis wie in europäischen Ländern gibt es in den USA nicht. Zugang zum Credit Report, einer Auflistung von Schulden, Zahlungsgewohnheiten, Konkursen, Offenbarungseiden und dergleichen, hat praktisch jeder, der sich für die finanzielle Situation eines x-beliebigen US-Bürgers interessiert: Arbeitgeber, Vermieter, Banken, Behörden, Geschäftspartner. Randy bot mir anderntags einen Kredit über 10000 Dollar an, rückzahlbar in sechs Jahren, mit dem ich meine Ausstände tilgen und „ganz von vorn anfangen“ könne. Integrated Credit Solutions arbeite mit den Ausstellern meiner Kreditkarten zusammen und habe bereits deren Einverständnis eingeholt. Der Zinssatz lag bei knapp über zwölf Prozent, sechs Prozent unter dem durchschnittlichen Zinssatz meiner Kreditkarten und deutlich über dem gängigen Zinssatz der Banken. „Ich bin stolz, hier zu arbeiten“, sagte Randy, „ich rette lieber das Leben von Menschen, als es zu zerstören, wie die Kreditkartenfirmen es machen.“
      Randys Anruf machte Sinn. In den Augen meiner Kreditkartenfirmen war ich ein Problemfall geworden, einen Verdienstausfall, kostspieligen Krankenhausaufenthalt oder eine unüberlegte Anschaffung vom Pleitegeier entfernt. Man wollte mich loswerden. Was weniger Sinn machte, war die Post, die in den folgenden zwei Wochen in meinem Briefkasten lag. Ein Angebot für eine Delta Sky Miles Gold Card von American Express, obwohl ich bereits selbige, allerdings in Platinum, besitze; eine Gold AAdvantage World Mastercard der Citibank, obwohl ich exakt dieselbe schon habe und mir für diese von der Citibank gleichzeitig ein Gutschein über zehn Dollar zuging; dieser würde bei Einlösung eine Versicherung gegen Liquiditätsprobleme nach sich ziehen. Dazu erhielt ich Antragsformulare für eine Business Card von Mastercard, bis zu 100000 Dollar Limit, Zinssatz je nach Höhe zwischen 9,99 und 24,99 Prozent; und Discover lud mich ein, die Privilegien seiner Gold Card zu testen.
      Überraschende Vertrauensbeweise für einen Problemfall. Doch damit nicht genug. Die Household Bank schickte einen Scheck über 5000,31 Dollar, rückzahlbar in 60 Monatsraten, insgesamt 7858,80 Dollar. Als ich dort anrief und fragte, wie ich denn dazu käme, sagte eine nette Dame: „Sie sind uns als verantwortungsvoller Schuldner empfohlen worden.“ Eine charmante Lüge. Wenig später erreichte mich ein Scheck von H.C.G. Financial Services in Höhe von 29500 Dollar, wofür ich mir bei einem Autohändler in New Jersey einen Toyota hätte kaufen können, monatliche Belastung 600 Dollar. Johnson: „Es ist, als gäbe man einem Alkoholiker eine Flasche und sagte: ,Betrinke dich nicht‘.“ Terry Savage sagt: „Kreditkartenschulden bringen einen um, es ist die bittere Wahrheit.“
      Erst kürzlich hat ein Mann in einem Postamt in New Jersey mehrere Menschen und dann sich selbst erschossen, weil er seinen Job als Briefträger wegen persönlicher Finanzprobleme verloren hatte.

      Kreditkarten können ihre Beziehung verändern – money can’t buy you love – aber Kreditkarten möglicherweise schon.

      Das ist er also, der amerikanische Traum. Geborgt, gepumpt, geliehen. Ein endloses Konsumfestival bis zum bösen Erwachen. Eric Simons erzählt: „Als ich 21 war, dachte ich, ich werde Millionär, das Glück liegt nur um die Ecke.“ Auch er ist ein Opfer des Wohlstandswahns Amerikas. Als seine erste Firma Pleite machte und er wegen ausstehender Kreditkartenschulden vor dem Nichts stand, verließ ihn seine Frau. „Sie sagte, weil ich ihr meine Vermögensverhältnisse nicht korrekt offenbart hätte, sei die Grundlage unserer Ehe nicht mehr gegeben.“ Er hat nie wieder geheiratet. Simons: „Heute weiß ich, wahrer Reichtum bemisst sich nicht in Dollars und Dingen.“
      Zwischen den Kontaktanzeigen des »Washington City Paper« fand sich vor einiger Zeit eine Annonce. Sie war von einer Kreditkartenfirma. Der Text: „Money can’t buy you love, but a Credit Card can get you started.“ -----|


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      schrieb am 31.03.03 23:51:46
      Beitrag Nr. 2.448 ()
      Euro-Sentiment:



      Gelungenes Comeback

      Bull/Bear-Index wieder nahe Jahreshoch


      gol Frankfurt - In den vergangenen beiden Handelstagen ist dem Euro ein Comeback gelungen, das sowohl im Ausmaß als auch im Tempo überraschte. Wie schnell sich die Händler an die neuen Gegebenheiten anpassen konnten, ist ebenfalls erstaunlich. Standen in der vergangenen Woche Euro und Handel noch schwer unter Druck, lassen sich die Akteure in dieser Woche wieder zu einer optimistischen Sichtweise hinreißen. Nun ist das Umdenken der Marktteilnehmer an und für sich nicht außergewöhnlich. Für Verwunderung aber sorgt das Tempo, mit dem die Händler ihre Meinung anpassen.
      Die jüngsten Verschiebungen haben dazu geführt, dass sich der Bull/Bear-Index, ähnlich wie der Euro, nun wieder in der Nähe seines Jahreshochs befindet. Das derzeitige Verhalten der mittelfristig agierenden Akteure spiegelt eher eine Seitwärtsphase wieder - als wäre im März praktisch nichts passiert. Man könnte fast meinen, dass keiner von ihnen vor drei Wochen gezwungen war, in neue Höchstkurse hineinzukaufen, geschweige denn, diese Positionen in dem anschließenden Kurssturz wieder aufzulösen. Wie dem aber auch immer sei, es bedarf eines schlagkräftigen Arguments, um solch eine neue, völlig andere Meinung bzw. Positionierung zu rechtfertigen.

      Fundamentale Daten aber wurden in der Berichtswoche kaum berücksichtigt. Und sie als Grund für die Bewegungen im Wechselkurs anzuführen, hat erst gar keiner versucht. Lediglich die Sorge um einen langen Irak-Krieg und die damit verbundenen wirtschaftlichen Belastungen standen im Blickpunkt.

      Sollten die neuen Euro-Longpositionen auf die jüngsten Probleme im Irak-Krieg zurückzuführen sein, könnte eine plötzliche Wende im Irak viele Akteure erneut zum Umdenken zwingen. Ob sie dann aber wieder genauso schnell reagieren, wird davon abhängen, ob sich der Euro über oder unter ihrem Einstandspreis befindet.

      Link zur Cognitrend-Graphik




      Börsen-Zeitung, 1.4.2003




      Avatar
      schrieb am 31.03.03 23:53:02
      Beitrag Nr. 2.449 ()
      Aktie des Tages:



      Bei der Münchener Rück baut sich Erholungspotenzial auf

      38 Prozent Kursverlust in vier Tagen - "Überverkauft"


      md Frankfurt - Dass "Buy and Hold" in Baisse-Phasen nicht die beste Anlagestrategie bei Aktien ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Daraus aber den Schluss zu ziehen, Papiere in einem sehr negativen Umfeld zu jedem Preis abzustoßen, wäre fatal. Genau das tun aber derzeit die Aktionäre der Münchener Rück.
      Technische Analysten sprachen schon am Freitag von einer "überverkauften" Aktie, bei der eine Gegenbewegung unmittelbar bevorstehe. Der Grund ist die jüngste Entwicklung: Der Kurs erreichte am vergangenen Mittwoch noch ein Tageshoch von 81,72 Euro. Das war immerhin bereits ein Wertverlust von 28 % seit Jahresbeginn. Was jedoch seither geschieht, hat nichts mehr mit Strategie, sondern nur noch mit Panik zu tun. Gestern rutschte der Kurs bis auf 50,37 Euro; das ist ein Minus seit dem Mittwochshoch von 38,4 % und der tiefste Stand seit September 1992. Die Differenz in der Marktkapitalisierung der vier Handelstage (rund 5,25 Mrd. Euro) ist höher als das Bruttoinlandsprodukt von Malta.

      Der Allianz-Kurs rutschte am Montag auf das Niveau von 1988, HypoVereinsbank lagen so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr. Solche Kurseinbrüche kratzen wegen der gegenseitigen Beteiligungen an der Substanz. An der Allianz hält die Münchener Rück 20 % und an der HVB 25,6 %. Abschreibungen auf die Aktienbestände haben das Eigenkapital inzwischen so sehr reduziert, dass bei vielen Finanzkonzernen, etwa der Allianz, Kapitalerhöhungen erwogen werden. Die Münchener Rück will in Kürze Details zu der geplanten Milliardenanleihe bekannt geben. Solche Maßnahmen werden am Kapitalmarkt aber mit Skepsis gesehen und haben Kurseinbußen zur Folge, auf die mit neuen Abschreibungen reagiert werden muss; ein Teufelskreis.


      Börsen-Zeitung, 1.4.2003




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      Avatar
      schrieb am 31.03.03 23:56:30
      Beitrag Nr. 2.450 ()
      EM.TV droht die Insolvenz
      Vorstand will daher Wandelanleihe umstrukturieren - Auch 2003 Verlust in Sicht
      sck München - Die ums Überleben kämpfende EM.TV & Merchandising AG steht nach der Totalabschreibung ihrer Formel-1-Beteiligung mit der Tilgung einer Wandelanleihe vor einer Hürde, die die finanzielle Tragfähigkeit des Unternehmens dramatisch belasten wird und zur Insolvenz führen könnte. Um den Knock-out zu verhindern, will der Vorstand die 2005 fällig werdende Anleihe umstrukturieren. Nach weiteren tiefroten Zahlen im vorigen Jahr rechnet EM.TV auch 2003 mit einem Defizit. Der einstige Börsenstar des Neuen Marktes will jetzt das Problem der Wandelanleihe, die das Unternehmen spätestens bei der Fälligkeit im Februar 2005 in arge Bedrängnis bringen wird, angehen. In der Bilanzpressekonferenz machte Vorstandschef und Großaktionär Werner E. Klatten unverhohlen klar, dass EM.TV nach derzeitigem Stand nicht in der Lage sei, die sich aus der Rückzahlung der Anleihe ergebende Belastung von 469 Mill. Euro zu bedienen ...

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      Investitionsgüterhersteller in der Klemme

      Hannover Messe im Zeichen der konjunkturellen Zitterpartie - Spätzyklische Branche braucht dringend Impulse

      Von Daniel Schauber, Frankfurt
      Ohne Maschine kein Produkt. Derzeit spüren die Hersteller von Investitionsgütern allerdings, dass die Logik dieser Binsenweisheit auch umgekehrt gilt: Ohne höhere Nachfrage nach Produkten keine höhere Nachfrage nach Maschinen.

      Vor allem im Inland sind die Perspektiven für die deutschen Investitionsgüterhersteller düster. Die Exportmärkte, die zwei Drittel der deutschen Produktion aufnehmen, haben sich dagegen bislang robust gezeigt und die Branche gestützt. Vor allem auf China, dem inzwischen viertwichtigsten Auslandsmarkt, ruhen die Hoffnungen.

      Die Hannover Messe, die in der kommenden Woche beginnt, wird genau wie im Vorjahr im Zeichen der konjunkturellen Zitterpartie stehen. Die Risiken eines erneuten Rückschlags werden mit jedem Tag, den der Irak-Krieg dauert, größer. Die schwache Investitionsneigung der Unternehmen lähmt die Maschinen- und Anlagenbauer. Deren Kapazitätsauslastung ist branchenweit inzwischen auf 84,6 % gesunken, als optimal gelten 86 bis 88 %. Die durchschnittliche Reichweite des Auftragsbestands liegt mit 4,6 Monaten so niedrig wie zu Zeiten der Rezession Anfang der 1990er Jahre.

      Zeichen einer schnellen Besserung sind auch mit Adleraugen nicht in Sicht, vor allem nicht auf den Inlandsmärkten. Die Investitionsbereitschaft dürfte eher weiter nachlassen. Im März hat der Ifo-Geschäftsklimaindex wieder nachgegeben. Die meisten Ökonomen hatten dagegen fest mit einer weiteren Verbesserung gerechnet, nachdem das Stimmungsbarometer im Januar und Februar gestiegen war. Damit haben sich die Anzeichen auf eine Wende beim Geschäftsklima in Deutschland vorerst nicht bestätigt. Insbesondere die Erwartungen für die nächsten sechs Monate haben sich wieder eingetrübt.

      Selbst wenn sich das Geschäftsklima bald etwas aufhellen sollte, würde es lange dauern, bis die Investitionsgüterhersteller davon profitieren: In der Regel vergehen sechs Monate, bis sich eine bessere Stimmung in wachsenden Ordereingängen niederschlägt. Bis die Aufträge bei den Unternehmen zu Umsätzen werden, kann es wegen der teils hohen Durchlaufzeiten viele weitere Monate dauern. Im Anlagenbau manchmal sogar Jahre.


      USA wichtigster Exportmarkt

      Für die kommenden Monate kommt die Landesbank Baden-Württemberg für die Maschinen- und Anlagenbauer zu einer "neutralen bis leicht negativen Einschätzung". Man gehe jedoch "tendenziell von einer Verbesserung der Perspektiven aus", schreibt die Bank. Allerdings hänge die weitere Entwicklung in hohem Maße vom Fortgang der Irak-Krise ab, wird eingeschränkt. "Eine erhöhte Investitionstätigkeit dürfte erst einsetzen, wenn eine - wie auch immer geartete - Lösung des Konflikts in Sicht ist." Als beflügelnde Einflussfaktoren werden die niedrige Inflation und das niedrige Zinsniveau angeführt, als bremsende Determinanten die schwache Industrieproduktion, die niedrige Kapazitätsauslastung, das gesunkene Konsumentenvertrauen und der starke Euro.

      "Die aktuelle Lage ist extrem störanfällig", hat Diether Klingelnberg, Präsident des Branchenverbandes VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau), kürzlich beklagt. Bestenfalls rechnet die Branche im laufenden Jahr mit einer Stagnation der Produktion. Falls sich der Krieg im Nahen Osten weiter hinzieht, dürfte diese Prognose allerdings zur Makulatur werden. Zwei Drittel der im USA-Geschäft tätigen deutschen Maschinen- und Anlagenbauer blicken zudem wegen der politischen Spannungen sorgenvoll in die Zukunft. Mit einem Anteil von knapp 12 % am gesamten Exportvolumen sind die USA traditionell mit Abstand der wichtigste ausländische Abnehmer deutscher Investitionsgüter.


      China stützt die Branche

      Gäbe es nicht den boomenden chinesischen Markt, sähen die deutschen Investitionsgüterhersteller alt aus. Die Volksrepublik rollt das Feld stetig auf und hat inzwischen Großbritannien auf den fünften Rang abgedrängt. Mit einem Ausfuhrvolumen von 4,6 Mrd. Euro kaufen die Chinesen schon rund halb so viele Investitionsgüter aus Deutschland wie die Amerikaner.


      Börsen-Zeitung, 1.4.2003

      boersenzeitung.de
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 16:36:40
      Beitrag Nr. 2.451 ()
      Die Deflationsgefahren schwelen in Europa munter weiter – Ist die Schweiz als erstes Land dran?
      (01.04.2003)

      Die wohl gefährlichste Begleiterscheinung des Irak-Konflikts für die Märkte ist, dass seine immense Publizität verdeckt oder davon ablenkt, was sich an ihnen wirklich ereignet. Es vergeht inzwischen kaum noch ein Tag, an dem schlechte Nachrichten von der Konjunkturfront nicht von noch schlechteren überboten werden.

      Vergessen ist anscheinend vor allem die Deflationsgefahr. Dazu hat der Umstand mit beigetragen, dass die zurückliegende Hausse des Rohöls und seiner Nachprodukte die Teuerungsraten auf breiter Front steigen lässt. Dies wirkt den schwelenden Deflationstendenzen entgegen und maskiert diese. Abgesehen davon, dass der Ölpreis fürs erste einen Gipfel überschritten hat und dass sich sein Rückschlag natürlich auch in wieder sinkender allgemeiner Inflation ausdrückt, bleiben die deflationären Kräfte bestehen: Im Kern sind es die extrem hohen Schulden der Unternehmen und der privaten Haushalte.

      Die Schulden der Unternehmen sind aus dem Aufbau überzogen hoher Produktionskapazitäten in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre entstanden. Ein Teil der privaten Schulden rührt ebenfalls von der Schaffung von Kapazitäten im Immobilienbereich her, die an sich nicht überzogen hoch, sondern zunächst nur zu teuer sind. Doch wenn sie nicht mehr finanziert werden können, werden sie eben auch zu Überkapazitäten.

      Alle diese Schulden müssen auf ein erträgliches, also ein aus operativen Unternehmensergebnissen beziehungsweise Einkommen finanzierbares Maß abgebaut werden. Das bedeutet den Verkauf von Aktiva oder der zur dinglichen Sicherung hingegebenen Sachwerte. Dies lässt sich nur zu sinkenden Preisen bewerkstelligen, da dem Angebot zu wenige Käufer gegenüberstehen. Somit entsteht eine Deflationsspirale.

      Mit Sorge blicken die Experten besonders auf die Schweiz, die noch mehr als Deutschland von Deflation bedroht zu sein scheint. Merrill Lynch zum Beispiel vermutet, dass der Schweizerischen Nationalbank bereits die geldpolitischen Optionen zur Bekämpfung des hässlichen Phänomens auszugehen beginnen.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
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      Wussten Sie schon, dass...?
      (01.04.2003)

      Die Ergebnisse europäischer Aktiengesellschaften müssten 2003 und 2004 im Mittel um 53 Prozent steigen, um die Prognosen der Analysten erfüllen zu können.

      (Quelle: Merrill Lynch)



      Taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 16:40:07
      Beitrag Nr. 2.452 ()
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 17:16:52
      Beitrag Nr. 2.453 ()
      01.04.2003 - 07:40 Uhr
      Broaddus: Fed ist bereit, Zinsen notfalls auf Null zu senken

      Baltimore (vwd) - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist nach den Worten des Präsidenten der Fed-Filiale Richmond, Alfred J. Broaddus, notfalls bereit, die Zinsen auf null Prozent zu senken. Die Chancen für eine "graduelle Erholung" im Jahresverlauf stünden trotz des Irak-Krieges nicht schlecht, und die Fed sei bereit, diese Chancen noch zu verbessern, sagte das stimmberechtigte Mitglied des Offenmarktausschusses (FOMC) am Dienstagmorgen in einer Rede vor der Johns Hopkins University. Selbst bei Leitzinsen bei oder nahe null Prozent blieben der Fed noch ausreichend andere Möglichkeiten, Wirtschaftswachstum zu unterstützen, sagte Broaddus.
      vwd/DJ/1.4.2003/hab
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 17:25:21
      Beitrag Nr. 2.454 ()
      Irak-Krieg hinterlässt erste Spuren in der Wirtschaft

      Von Sebastian Dullien und Thomas Fricke, Berlin

      In den ersten Kriegstagen herrschte noch Zuversicht unter den Auguren. Von den ökonomischen Szenarien, die in den Monaten zuvor entwickelt worden waren, schienen jene einzutreffen, die auf schnelle militärische Erfolge und rasche Besserung bei Aktien, Ölpreisen, Wechselkursen und wirtschaftlichen Stimmungswerten gesetzt hatten.


      Doch die Entwicklungen der letzten Tage lassen an diesen optimistischen Prognosen zweifeln. Der Vormarsch der Alliierten stockte, die USA müssen Verstärkung einfliegen, Fernsehbilder zeigen Tumulte überall in der arabischen Welt. Nach dem ersten Selbstmordattentat auf einen US-Checkpoint deutet noch wenig darauf hin, dass die USA Irak problemlos besetzen und befrieden können. Jetzt berechnen nicht nur die Militärs neue, ernüchterndere Szenarien, sondern auch die Ökonomen. Die Angst vor der Rezession geht um.

      An warnenden Stimmen mangelt es plötzlich nicht mehr. "Der Optimismus der Märkte zum Kriegsbeginn war naiv", sagt Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Die Besetzung und Befriedung Iraks werde viel schwerer, als es einige gehofft hätten. Die EU-Kommission wird in Kürze eine deutlich revidierte Wachstumsprognose abgeben. Und Horst Köhler, Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), räumte ein, bei einem längeren Krieg sei eine globale Rezession nicht auszuschließen.

      Noch am ersten Kriegswochenende beteuerte Frankreichs Finanzminister Francis Mer: "Der Großteil der negativen wirtschaftlichen Konsequenzen der Irak-Krise ist hinter uns." Gestern polterte Mers Chef, Premier Jean-Pierre Raffarin, der Krieg trage eine Mitschuld daran, dass Frankreichs Wirtschaft derzeit den schlimmsten konjunkturellen Absturz der jüngeren Geschichte erlebe. Folgt der naiven Zuversicht jetzt eine ebenso voreilige Panik? Oder sind die Sorgen berechtigt?


      Revidierte Prognose

      Fest steht, dass zumindest die günstigsten Szenarien überholt sind. "Nicht erfüllt" habe sich die Annahme, dass die Irak-Krise "bis zum Frühjahr überwunden" sei, gestehen die Ökonomen der Commerzbank ein. Ihre Prognose für das deutsche Wachstum revidierten sie für 2003 von 0,75 auf 0,5 Prozent. Begründung: Die negativen Kriegswirkungen würden "länger spürbar bleiben und die Weltwirtschaft auch im zweiten Quartal beeinträchtigen".

      Überholt scheint auch das viel zitierte Best-Case-Szenario des renommierten amerikanischen Center for Strategic and International Studies (CSIS), dem Fachleute eine Wahrscheinlichkeit von 40 bis 60 Prozent zugebilligt hatten. Demnach müsste der Konflikt nach insgesamt vier bis sechs Wochen ohne große Widerstände vollständig beendet sein. Das wird immer unwahrscheinlicher. Damit schwindet aber auch die Hoffnung, dass sich aus Erleichterung die Finanzmärkte rasch erholen, der Ölpreis stark fällt und weltweit schon ab Jahresmitte ein kräftiger Aufschwung beginnt.

      Wie schnell der Krieg je nach Verlauf ganz unmittelbar hiesige Firmen und Verbraucher belasten kann, zeigt das Auf und Ab an den Ölmärkten. Nach dem Bush-Ultimatum an Saddam Hussein und in den ersten Kriegstagen fiel der Ölpreis von mehr als 30 auf knapp 25 $ je Barrel - jetzt steuert er wieder auf die 30-$-Marke zu. Das kostet Wachstum.


      Zurückhaltung bei Firmen

      Mindestens so gefährlich ist nach Ansicht von Experten die kriegsbedingte Unsicherheit über die nahe wirtschaftliche Zukunft. "Wenn Firmen nicht wissen, wie sich Wechselkurs, Ölpreis und Welthandel entwickeln, halten sie sich mit Investitionen erstmal zurück", sagt Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise.
      Erste Spuren sind davon bereits erkennbar. "Wir wissen, dass die Firmen für dieses Jahr bereits umfangreiche Investitionspläne ausgearbeitet hatten", sagt Gernot Nerb vom Ifo-Institut in München. Die Pläne würden aber derzeit nicht verwirklicht, sondern aufgeschoben. Aufträge für Maschinen, Gebäude und Ausrüstung bleiben aus. Das Geschäftsklima in den deutschen Firmen war laut Ifo im März deutlich schlechter als noch im Februar.
      Ähnliches scheint für die Verbraucher zu gelten. Die Angst vor Arbeitslosigkeit steigt, die Menschen schieben Anschaffungen auf. "Das setzt eine negative Kettenreaktion in Gang", sagt Rolf Bürkl, Forscher bei der GfK Konsumforschung. Der Konsumklimaindex für März lag ebenfalls unter Vormonat.


      Schwierige Zeiten

      "Wir spüren Zurückhaltung - auch auf unseren Hauptmärkten in Europa. Wir haben uns auf schwierige Zeiten einzustellen", sagt Volkswagen-Personalvorstand Peter Hartz. Auch Nissan-Chef Carlos Ghosn verkündete, er rechne damit, dass die Nachfrage nach Autos in den USA und Europa wegen des Kriegs zurückgehe.
      Besonders hart getroffen sind Fluggesellschaften und die Tourismusindustrie. Die US-Airlines verzeichnen nach Angaben der Air Transport Association (ATA) wegen des Kriegs Buchungsrückgänge um 20 Prozent. International liege das Minus in einigen Regionen sogar bei 40 Prozent, so ATA-Präsident James May. In der US-Regierung wird bereits über Hilfspakete für Not leidende Airlines diskutiert.

      Je länger der Krieg dauert, desto größer werden auch die Kosten für den US-Staatshaushalt. Der stattliche Nachtragshaushalt von 75 Mrd. $, den George W. Bush vergangene Woche für die Kriegs- und Wiederaufbaukosten vorlegte, reicht nur bis September. Experten rechnen damit, dass selbst bei relativ günstigem Kriegsverlauf mindestens 25 Mrd. $ hinzukommen. Immer deutlicher wird, dass das US-Staatsdefizit 2003 auf rund 400 Mrd. $ oder fast vier Prozent der Wirtschaftsleistung steigen wird - mehr als der Maastricht-Vertrag den Europäern erlaubt.


      Kapitalströme können kippen

      "Wenn der Eindruck entsteht, die USA leben über ihre Verhältnisse, könnten die Investoren das Vertrauen verlieren", sagt Michael Heise von der Allianz. "Sollte sich der Krieg über ein halbes Jahr hinziehen und mit entsprechend höheren Staatsausgaben einhergehen, könnten die Kapitalströme kippen", warnt auch Rudolf Besch von der Deka-Bank. Dann fiele eine weitere wichtige Stütze für den US-Dollar. Die Währung droht abzustürzen, die Zinsen würden in die Höhe schnellen, so Heise.

      Noch muss nach Einschätzung der meisten Experten all das nicht bedeuten, dass der Krieg in die Rezession führt. Gute Chancen gibt es noch, dass der ganz große Ölpreisschock ausbleibt - wenn es gelingt, größere Zerstörungen an den Ölfeldern der Region wie bislang zu verhindern. Als wenig wahrscheinlich gilt mittlerweile aber eine Annahme aus dem Best-Case-Szenario des CSIS: dass die globale Unsicherheit völlig verschwindet, sobald der Krieg in Irak - wann und wie auch immer - vorüber ist.

      "Die Iraker sind nicht begeistert über die Befreiung durch die USA", sagt Deutsche-Bank-Ökonom Walter. Das mache es schwierig, Frieden zu schaffen. Ähnlich sieht es der renommierte US-Ökonom David Hale: "Anders als 1991 geht es diesmal nicht darum, dass die USA ein kleines Land befreien. Die Lösung des Konflikts wird weit weniger eindeutig ausfallen."

      "Die Angst vor Terror wird nach Ende des Irak-Kriegs bleiben", sagt Thomas Hueck von der HypoVereinsbank. "Ein einziger Anschlag etwa in einem Einkaufszentrum würde US-Verbrauchervertrauen und Konsum sofort einbrechen lassen", so der Ökonom. David Hale geht noch weiter. Auf Grund der neuen unilateralen Militärdoktrin der USA sei bald ein neuer Krieg absehbar, etwa gegen Nordkorea. "Die Märkte müssen sich auf das Risiko von mindestens zwei Kriegen einstellen", so Hale - mit entsprechenden Folgen für die Weltwirtschaft.

      FTD.de - 1.4.2003
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 17:29:47
      Beitrag Nr. 2.455 ()
      hier noch einige Hinweise
      wenn die Fed die Zinsen weiter senken will
      dann muss die Fed US-Staatsanleihen zurückkaufen
      so einfach ist die Sache nicht.

      But when the Fed tried to manipulate long-term rates in 1961 in a move called " Operation Twist", it hat
      little success, because its bond purchases wern´t that big.

      Operation Twist 1961
      http://www.msnbc.com/news/890583.asp?cp1=1



      market-research--- Trends im Visier (Goldstudie)
      hier Seite 3 die Zinsen 1941-1951
      http://www.hsbctrinkaus.de/Wpt/cms_tub_01.nsf/Fo-CMS-WEB-Fra…
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 18:04:36
      Beitrag Nr. 2.456 ()
      01.04. 17:20
      US: ISM Index deutlich schwächer
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Der nationale ISM (Institute for Supply Management) Index fiel im März auf 46.2 (Prognose: 48.8) von 50.5 im Februar. Das ist der niedrigste Stand seit November 2001. Werte unter 50 deuten auf eine Verlangsamung der Aktivität hin, während Werte unter 44 deutlich auf eine rückläufige Aktivität hinweisen
      ____________________________________________-


      01.04. 17:28
      US: Bauausgaben fallen, Wohnhäuser gefragt
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Bauausgaben fielen in den USA im Februar um 0.2% (Prognose: -0.7%) und zeigte damit die erste Kontraktion seit August 2002, doch fiel der Rückgang geringer aus, als erwartet, da die Bauherren besonders in den Bau von Wohnhäusern investierten. Das Volumen der Bauausgaben lag im Februar bei $872.2 Milliarden, während die Ausgaben für Wohnhäuser auf $454.4 Milliarden und damit auf ein Rekordhoch stiegen.
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 18:41:21
      Beitrag Nr. 2.457 ()
      Softwarefirma i2 räumt falsche Bilanzen seit 1999 ein
      Von Oliver Wihofszki, Hamburg

      Die Investoren des amerikanischen Herstellers von Firmensoftware i2 Technologies stehen vor einem Scherbenhaufen. Am Montag meldete i2, dass neben den Bilanzen 2000 und 2001 auch der Abschluss 1999 sowie die bisher veröffentlichten Zahlen für 2002 fehlerhaft sein könnten.




      In einer Mitteilung schreibt i2 über die eigenen Quartalsberichte der vergangenen vier Jahre: "Investoren sollten den Informationen nicht vertrauen." Zudem kündigte i2 an, dass wegen der Prüfung der Zahlen für 2002 eine Frist der amerikanischen Börsenaufsicht SEC nicht eingehalten werden kann. Deshalb erwartet i2, dass "es dem Verfahren eines Börsenausschlusses unterzogen wird". Die US-Technologiebörse Nasdaq hat die Aktie am Montag bis auf weiteres vom Handel ausgeschlossen. Der Kurs lag bei 0,79 $.

      Damit erreicht der Niedergang des einstigen Börsenstars einen Tiefpunkt, den das schwer angeschlagene Unternehmen kaum überstehen wird. Zu besten Zeiten im März 2000 notierte die i2-Aktie bei über 110 $. Damals meldete das Unternehmen Quartalsumsätze von bis zu 320 Mio. $ und Wachstumsraten von über 100 Prozent. Für das vierte Quartal 2002 gibt i2 bisher einen Umsatz von 120 Mio. $ an. I2 ist ein Spezialist für Software zur Steuerung der Lieferkette und galt während der Dotcom-Euphorie als ernsthafter Herausforderer etablierter Softwarekonzerne wie etwa SAP oder Oracle.



      Gründe für den Absturz


      Den katastrophalen Absturz erklären Analysten mit der Krise der IT-Branche und Managementfehlern. Zudem gilt i2-Software als teures, geschlossenes Paket, das sich in Zeiten sparsamer Firmen kaum noch verkaufen lässt. Zahlreiche Wechsel im Topmanagement, Stellenkürzungen und Sanierungen haben i2 immer wieder aus der Bahn geworfen.


      Die Zukunft der Firma ist unsicherer denn je. Zwar verfügt i2 über renommierte Kunden, nach eigenen Angaben zum Beispiel Siemens. Trotzdem wird sich wohl kein Käufer für einen Konzern finden, der wegen möglicher Bilanzfälschungen mit Klagen rechnen muss.



      © 2003 Financial Times Deutschland
      http://www.ftd.de/tm/it/10489315310...l?nv=cd-divnews
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 18:43:25
      Beitrag Nr. 2.458 ()
      01.04. 10:56
      WorldCom - Bilanzbetrug erreicht $11 Mrd.?
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)



      Die Summe des Bilanzbetrugs bei dem US-Telko WorldCom könnte laut dem Wall Street Journal (Dienstagsausgabe) ein Volumen von $11 Milliarden erreichen. Dies hätten situationsbetraute Personen dem Wall Street Journal mitgeteilt. Ursprünglich hatte Worldcom mit einer Summe von $3.7 Milliarden Insolvenz angemeldet. Auslöser für die Erhöhung der Summe, die illegal in den Bilanzen erfasst wurde, könnte einer geplante erneute Prüfung der Bücher Worldcoms sein, so das Wall Street Journal. Die letztendlich zur Revidierung stehende Summe könne jedoch nicht vor Sommer bekannt gegeben werden.
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 19:14:53
      Beitrag Nr. 2.459 ()
      Die größten US-Firmen

      Die Kaufhauskette Wal-Mart [NYSE: WMT Kurs/Chart ] ist wie schon im Vorjahr auch in 2002 das bezogen auf den Umsatz mit weitem Abstand größte US-Unternehmen. Das geht aus der am Sonntag veröffentlichten Fortune 500 hervor, eine Liste, die die nach Umsatz größten 500 US-Firmen erfasst.

      Mit Erlösen von 246,5 Milliarden Dollar führt Wal-Mart mit deutlichem Abstand vor dem Autobauer General Motors [NYSE: GM Kurs/Chart ], der es im abgelaufenen Jahr auf einen Umsatz von 186,8 Milliarden Dollar gebracht hat. An dritter Stelle liegt Exxon Mobil [NYSE: XOM Kurs/Chart ] mit Erlösen von 182,5 Milliarden Dollar.

      Die schwache Konjunktur hat auch bei den Unternehmensriesen ihre Spuren hinterlassen. Die Gesamtumsätze der in der Liste erfassten Firmen ging im Jahresvergleich um sechs Prozent zurück. Seit der erstmaligen Veröffentlichung der Fortune 500 im Jahr 1955 war das erst der sechste Rückgang. Die veröffentlichten kumulierten Ergebnisse der 500 Unternehmen brachen gar um 66 Prozent ein und erreichten mit 69,6 Milliarden Dollar das niedrigste Niveau seit 1993.

      Zwei prominente Absteiger

      Unterhalb der Medaillenränge tummeln sich Ford (Umsatz: 163,6 Milliarden Dollar), General Electric (131,7 Milliarden Dollar) und die Citigroup (100,8 Milliarden Dollar). Microsoft, die nach Börsenwert größte Firma der Welt, findet sich bei den Umsätzen erst auf Rang 47 wieder (28,4 Milliarden Dollar).

      Die dramatische Börsen- und Konjunkturentwicklung in 2002 hat auch zu ein paar prominenten Absteigern geführt. Der Energiehändler Enron, der im letzten Jahr noch Platz 5 belegte, taucht in der aktuellen Fortune 500-Liste nicht mehr auf. Das selbe gilt für den insolventen Telekom-Konzern Worldcom, der es in 2001 immerhin noch auf Rang 42 geschafft hat.

      Wal-Mart ist nach Exxon Mobile und General Motors erst der dritte Konzern, der den Spitzenplatz der Fotune 500 belegt - und vermutlich in den nächsten Jahren nicht wieder räumen wird. In den vergangenen Jahren fünf Jahren ist der Handelsriese durchschnittlich um über 15 Prozent gewachsen. Selbst in der Konjunkturflaute der letzten beiden Jahre ging es weiter aufwärts. Wer soll so den ohnehin schon großen Vorsprung aufholen?

      © 01.04.2003 www.stock-world.de

      _____________________________________
      Wieviele Leichen sich da noch tummeln?:confused:
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 19:26:44
      !
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      Avatar
      schrieb am 01.04.03 19:32:12
      Beitrag Nr. 2.461 ()
      01/04/2003 18:56
      Ifo - Weite Teile der Wirtschaft planen weiteren Stellenabbau~

      - Frei zur Veröffentlichung Dienstag, 24.00 Uhr -
      München, 01. Apr (Reuters) - Große Teile der deutschen
      Wirtschaft erwarten nach einer Umfrage des Münchener ifo
      Instituts weitere Stellenstreichungen in der nahen Zukunft.
      In der Industrie werde sich in Westdeutschland der
      Personalabbau nur wenig verlangsamen, in den neuen Bundesländern
      werde er sich sogar eher noch verstärken, hieß es in einer am
      Dienstag veröffentlichten Umfrage des ifo Instituts für
      Wirtschaftsforschung. Auch in der Bauwirtschaft und im
      Einzelhandel habe sich in den alten Bundesländern der Anteil
      jener Unternehmen, die Arbeitsplätze streichen wollten, im März
      erhöht. Eine Verlangsamung des Stellenabbaus hingegen zeichne
      sich am Bau und im Einzelhandel Ostdeutschlands ab.
      In der westdeutschen Industrie verstärkten sich im März die
      bisherigen Signale für eine Verbesserung der Lage nicht. Mehr
      Betriebe als im Vormonat schätzten ihre aktuelle Situation
      wieder als schlecht und die Erwartungen an die Zukunft als eher
      skeptisch ein, hieß es. Insbesondere im Auslandsgeschäft werde
      in den kommenden Monaten mit nachlassender Nachfrage gerechnet.
      Auch in Ostdeutschland habe sich das Geschäftsklima im
      verarbeiteten Gewerbe eingetrübt. Die Orderbestände seien
      vielfach zu klein.
      Dagegen hat sich die Stimmung sowohl im ost- als auch im
      westdeutschen Einzelhandel der Umfrage zufolge verbessert. Auch
      wenn die Unternehmen in den alten Bundesländern nach wie vor
      pessimistisch für das kommende halbe Jahr seien, würden die
      Bestellungen nicht mehr so häufig wie zuvor gekürzt. Dies gelte
      ebenso für die neuen Bundesländer, wo zudem vereinzelt höhere
      Preise durchgesetzt worden seien.
      Am Bau sei im März zumindest in Westdeutschland die Skepsis
      hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung spürbar
      zurückgegangen, zudem habe sich die Bautätigkeit belebt. Anders
      als im Osten, wo die Baufirmen für die nächsten Monate von
      stabilen Preisen ausgingen, halte der Preisdruck im Westen aber
      an.
      Das ifo Institut befragt für seinen Konjunkturtest jeden
      Monat mehrere Tausend Unternehmen. Der so ermittelte, an den
      Finanzmärkten viel beachtete Geschäftsklima-Index war im März in
      Westdeutschland auf 88,1 Zähler nach 88,9 Punkten im Februar
      gesunken. Weil die Entwicklung in Ost- und Westdeutschland zum
      Teil unterschiedlich verläuft, weisen die Wirtschaftsforscher
      die Ergebnisse getrennt aus.
      hgn/kad
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 21:29:37
      Beitrag Nr. 2.462 ()
      01.04. 20:06
      Umsatzwarnung bei Sun Microsystems?
      (©GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de)




      JP Morgan weisen darauf hin, dass Sun Microsystems (WKN: 871111, US: SUNW) zwar aller Voraussicht nach den Erwartungen im Aprilquartal gerecht werden könne, doch seien die Prognosen für das Juniquartal in Gefahr. Sie könnten aufgrund eines schwächer werdenden Geschäftsumfeldes gesenkt werden. Auch das laufende Quartal sei bereits schwierig gewesen und Sun habe den Konkurrenzdruck von International Business Machines (WKN: 851399, Nasdaq: IBM) und Hewlett-Packard (WKN: 851301, US: HPQ) deutlich zu spüren bekommen, so die Analysten. Zudem gebe es einen Trend hin zu Industriestandardservern. Die Analysten bestätigen ihr „Underperform“ Rating, da die Aktien mit einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 60 basierend auf den EPS (Gewinn je Aktie)-Prognosen für 2004 bewertet seien. Diese hohe Bewertung stehe im scharfen Kontrast zu dem schwachen Geschäftsumfeld.
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 22:22:58
      Beitrag Nr. 2.463 ()
      Wirtschaft



      01.04.2003 17:04

      Kommentar


      Weltmarkt in Gefahr

      Seit Wochen lastet die Angst vor dem Irak-Krieg und dessen Folgen über der Weltwirtschaft.

      Von Nikolaus Piper



      (SZ vom 02.04.2003) — Man mag Börsengeschäfte verabscheuen, wenn gleichzeitig die Bomben fallen, doch sind Aktien- und Devisenkurse gerade in Kriegszeiten ein unerlässliches Frühwarnsystem für die Wirtschaft.

      Die Finanzmärkte stehen schon lange unter Druck, weil die Anleger sichere Häfen für ihr Geld suchen, ein Gradmesser dafür ist der sinkende Dollarkurs. Zwischenzeitlich gab es eine kurze Spekulation auf einen kurzen Krieg, doch der Pessimismus ist längst zurückgekehrt. Wirtschaftsexperten versuchen Militärexperten zu werden, sie stellen sich auf einen langen Krieg ein.

      Muster internationaler Zusammenarbeit gründlich verändert

      In der zweiten Kriegswoche werden dessen Risiken in Art und Umfang deutlicher. Dabei sieht das scheinbar Nächstliegende am wenigsten dramatisch aus: die Versorgung der Welt mit Erdöl. Der Ölpreis liegt seit Beginn des Krieges deutlich niedriger als erwartet, am Dienstag waren es etwas über 28 Dollar pro Fass. Das ist weit entfernt von den Schreckensszenarien, in denen mit Preisen von 40 oder 50 Dollar gerechnet wurde.

      Doch dies kann niemanden beruhigen. Mehr und mehr beginnen die Ökonomen die mittel- und langfristigen Kosten zu kalkulieren, wobei sich politische und wirtschaftliche Faktoren kaum auseinander halten lassen: Schürt der Krieg den Terrorismus? Wer trägt die Kriegskosten? Wer finanziert den Wiederaufbau, und wer profitiert dabei?

      Besorgnis erregend ist vor allem, wie schnell und gründlich der Irak-Krieg die Muster der internationalen Zusammenarbeit verändert hat. Nach dem ersten Ölpreisschock hatten die westlichen Industrieländer 1975 beschlossen, in Fragen der Wirtschaftspolitik enger zu kooperieren, und veranstalteten zu diesem Zweck bei Paris den ersten Weltwirtschaftsgipfel; aus diesem entstanden dann die heutigen G-8-Treffen.

      Der zweite Golfkrieg zur Befreiung Kuwaits wurde 1991 von einer breiten Koalition geführt, an der Finanzierung beteiligte sich der gesamte Westen, auch die Bundesrepublik.

      Tiefes Misstrauen

      Heute herrscht tiefes Misstrauen zwischen den Verbündeten. Niemand hat ein genaues Bild von den weiteren Absichten der Regierung Bush, wenn der Krieg erst einmal vorbei ist; niemand weiß, wie die Vereinigten Staaten ihre Rolle in der Weltwirtschaft künftig sehen.

      Der Krieg im Irak bedeutet auch eine Abkehr Amerikas vom Multilateralismus, also von der Einbindung der Supermacht in internationale Regeln und Institutionen. In der Kriegsfrage ist die entsprechende Institution der Weltsicherheitsrat, in Wirtschaftsfragen ist dies die Welthandelsorganisation WTO. Wird sich die US-Regierung auch künftig Schiedssprüchen der WTO beugen, wenn sie für das eigene Land unbequem sind?

      Und was machen die anderen, wenn nicht? Die Liberalisierungsverhandlungen in der WTO („Doha-Runde“) drohen zu scheitern. Das hat zwar vor allem die EU zu verantworten, die sich weigert, den Entwicklungsländern besseren Zugang zu ihren Agrarmärkten zu gewähren. Aber die latente Drohung mit dem amerikanischen Unilateralismus macht den Agrarprotektionismus der Europäer erst richtig brisant. Je größer die Spannungen zwischen Europa und den USA, desto größer die Gefahr von Kollateralschäden im empfindlichen Geflecht der internationalen Handelspolitik.

      Die Globalisierung sei ernsthaft in Gefahr, behauptet Stephen Roach, der Chefvolkswirt der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley. Das mag übertrieben sein, doch bleibende Schäden für den Welthandel sind nicht auszuschließen, wenn das weiter wachsende Handelsdefizit in den USA mit einer sinkenden Bereitschaft zur Rücksichtnahme zwischen den Handelsblöcken zusammenfällt. Die Konsequenzen sollte niemand unterschätzen, schließlich setzen besonders die Europäer bei ihren Aufschwungshoffnungen auf steigende Exporte und damit auf einen blühenden Welthandel.

      Amerika denkt und handelt zunehmend unilateral

      Die politischen Implikationen der Kriegswirtschaft liegen auf dem Tisch. Kurzfristig muss die Bundesregierung mit einer weiter bedrückten Konjunktur rechnen. Wenn sie in diesem Jahr ein halbes Prozent Wachstum erreichen, können die Deutschen froh sein. Die Hoffnung, das Haushaltsdefizit auf die Grenzen des europäischen Stabilitätspakts begrenzen zu können, ist schon heute illusorisch; die Regierung sollte dies also auch gar nicht erst anstreben, sondern ihre Energie auf die Umsetzung der begonnenen Sozialreformen setzen.

      Mittelfristig ist es für Deutsche, Franzosen und alle Europäer von vitalem Interesse, die Schäden im System der internationalen Wirtschaftszusammenarbeit zu begrenzen. Sie müssten sich mit besonderer Energie dafür einsetzen, dass der Prozess der Handelsliberalisierung wieder in Gang kommt und die Vereinigten Staaten in die WTO eingebunden bleiben.

      Und langfristig sollten sie lernen, dass Amerika auf absehbare Zeit nicht mehr den Rest der Welt mit seiner ökonomischen Dynamik nach vorne ziehen wird. Amerika hat genügend eigene Wirtschaftsprobleme, die Nation denkt und handelt zunehmend unilateral. Den Europäern bleibt daher nichts anderes übrig, als selbst Wirtschaftswachstum zu produzieren. Auch dies sollte niemand vergessen, wenn heute um Reformen in Deutschland gestritten wird
      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 22:28:04
      Beitrag Nr. 2.464 ()
      Devisenhandel sieht steigenden Euro

      Hohes US-Leistungsbilanzdefizit setzt den Dollar massiv unter Druck

      von Bloomberg

      London - Marktteilnehmer erwarten, dass die US-Währung zum Jahresende bei 1,10 Dollar je Euro notiert, das ergab eine Umfrage von Bloomberg News unter 52 Händlern, Strategen und Analysten. Seit Jahresbeginn verlor der Dollar gegenüber dem Euro bereits vier Prozent. Händler und Analysten begründeten ihre Erwartung mit dem anhaltend hohen Leistungsbilanzdefizit und den Kosten für den Krieg im Irak.


      "Es gibt keinen Grund dafür, mit einer Erholung des Dollars zu rechnen", erklärte Tony Dolphin, Währungsinvestor bei Henderson Global Investors. Dolphin hält weniger Dollar, als seine Benchmark empfiehlt und hat im Gegenzug den Euro übergewichtet. Er könne sich durchaus einen Rückgang des Dollars auf 1,15 Dollar je Euro bis Jahresende vorstellen, sagte Dolphin.


      Im Mittel rechnen die Befragten mit einem Kurs von 1,08 Dollar gegenüber dem Euro bis Ende Juni und einem weiteren Rutsch des Greenback auf 1,10 Dollar bis Jahresende. Am 11. März war die US-Währung mit einem Kurs von 1,1083 Dollar je Euro auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gerutscht.


      Der Rückgang des Dollars bedeutet, dass Investoren aus der Euro-Zone, die in US-Staatsanleihen investiert haben, in den vergangenen drei Monaten einen Verlust von 2,7 Prozent gemacht haben. Im Gegenzug wird ein amerikanischer Investor, der deutsche Bundesanleihen in sein Portfolio gelegt hat, auf ein Plus von 4,6 Prozent kommen.


      Die Kosten für den Feldzug am Euphrat und den Wiederaufbau des Irak werden US-Aktien und die zu ihrem Kauf benötigte US-Währung in den kommenden Monaten deutlich weniger attraktiv erscheinen lassen, erklärte Dolphin. US-Präsident George W. Bush hatte vergangene Woche erklärt, der Krieg sei "noch lange nicht vorbei".


      Bush hat beim amerikanischen Kongress zusätzliche Mittel von immerhin 75 Mrd. Dollar für dieses Jahr beantragt. Mit dem Geld sollen Kosten für die Kriegsführung, humanitäre Hilfe und verstärkte Sicherheitsmaßnahmen in den USA gedeckt werden. Diese Sonderausgaben werden das Defizit der USA im laufenden Haushaltsjahr auf den Rekordwert von 400 Mrd. Dollar treiben, erklärte ein Regierungsmitglied.


      Die weltweit größte Volkswirtschaft benötigt einen täglichen Kapitalzufluss von 1,5 Mrd. Dollar aus dem Ausland, um das Defizit in der Leistungsbilanz - das umfassendste Maß für den Außenhandel - decken zu können. Wenn sich das Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamt, werden aber Investments für ausländische Investoren weniger attraktiv.


      Unter allen Teilnehmern der Umfrage gab der Finanzdienstleister UBS Warburg LLC die pessimistischste Prognose ab. Shahab Jalinoos, Direktor für den Devisenhandel bei UBS Warburg, erwartet bis zum Jahresende einen Verfall des Greenback bis auf 1,20 Dollar je Euro. "Selbst wenn der Irak-Krieg bald vorüber sein sollte, bleiben immer noch fundamentale Gründe für einen schwachen Dollar", sagte Jalinoos. "Die USA werden verstärkt von ausländischem Kapital abhängig sein", und es gibt keine Anzeichen dafür, dass ausländische Investoren dieses Jahr vermehrt in US-Wertpapier investieren wollten.


      Der Dollar ist im Verhältnis zum Euro in den letzten zwölf Monaten um 25 Prozent gefallen und hat gegenüber dem Yen und dem Pfund elf Prozent eingebüßt.


      Im Tauschverhältnis des britischen Pfunds zum Euro rechnen die Händler und Beobachter mit keiner großen Veränderung. Die Konsensprognose für das Pfund bis zur Jahresmitte liegt bei 68 Pence je Euro, bei einem aktuellen Kurs von 69,02 Pence. Auf dieses Niveau dürfte das Pfund Sterling nach den Prognosen bis Ende des Jahres wieder zurückfallen.

      Laut der Umfrage von Bloomberg News dürfte die europäische Gemeinschaftswährung im Laufe des Jahres sowohl gegenüber dem Schweizer Franken als auch gegenüber dem Yen gewinnen. Die Händler und Analysten rechnen beim Schweizer Franken, der aktuell bei 1,4762 Franken je Euro notiert, mit einem Kurs von 1,48 Franken bis Jahresmitte und bis Ende Dezember mit einem Tauschverhältnis von 1,50 Franken je Euro. Der Yen, der derzeit bei 128,68 Yen je Euro notierte, dürfte auf 129,85 Yen bis Ende Juni und auf 133,39 Yen bis Jahresende fallen.


      Artikel erschienen am 2. Apr 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 22:33:33
      Beitrag Nr. 2.465 ()
      Luftverkehrs-Aktien weltweit im Sturzflug
      Krieg, Konjunkturflaute und Lungenseuche setzen Airlines zu

      von Daniel Eckert


      Ein Flugzeug im Landeanflug
      Foto: ddp
      Berlin - "Dieses Jahr ist mein schlimmster Alptraum." Solche Stoßseufzer werden derzeit so manchem Aktionär von Fluggesellschaften entfahren. Hohe Kerosinpreise, Wirtschaftskrise, Kriegs- und Terrorängste und nun auch noch die Lungenseuche SARS - diese und andere Sorgen belasten die Bilanzen der großen Airlines. Entsprechend niederschmetternd fällt der Blick auf den Kurszettel aus: Wer vor genau einem Jahr 10.000 Euro in Lufthansa-Aktien steckte, hat jetzt nur noch knapp 4800 Euro. Wer den gleichen Betrag in die Papiere der American-Airlines-Mutter AMR investierte, dem bleiben gerade einmal 900 Euro.


      "Vor allem für die amerikanischen Gesellschaften ist wahrlich keine gute Zeit", sagt Uwe Weinreich, Analyst bei der Hypo-Vereinsbank. Abgesehen von allen aktuellen Problemen schleppten sie ungelöste Strukturprobleme mit sich herum. "Nach dem 11. September nutzten die US-Airlines die staatlichen Hilfen nicht, um Überkapazitäten abzubauen", erklärt Michael Benedikt, Stratege beim Bankhaus Julius Bär. Vielmehr hätten sie die Ticketpreise gesenkt und damit eine Preiskampfspirale ausgelöst. Ergebnis: Viele Airlines schreiben tiefrote Zahlen, zwei von ihnen suchten bereits Schutz unter dem Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechts. Die weltgrößte Fluggesellschaft AMR (American Airlines) entging der Pleite Anfang der Woche nur durch weit reichende Zugeständnisse der Belegschaft. Folglich wechselten bei den Aktienkursen starke Steil- und Sinkflüge einander ab. "Für den privaten Anleger kann das im Moment nur bedeuten: Finger weg von diesen Aktien", rät Nils Machemehl von M.M. Warburg.


      Die asiatischen Fluggesellschaften weisen zwar solidere Bilanzen auf als ihre amerikanischen Konkurrenten. Sie sind jedoch unmittelbar von den wirtschaftlichen SARS-Folgen betroffen. Die Seuche grassiert vor allem in Hongkong, Singapur, Vietnam und Südchina. "Niemand kann vorhersagen, wie dramatisch die Situation dort noch wird", sagt Weinreich. Er glaubt, dass Fluggesellschaften wie Cathay Pacific, Qantas oder Singapore Airlines noch unruhige Zeiten bevorstehen. Man brauche nur daran zu denken, welche Buchungsrückgänge British Airways nach dem Ausbruch der der Maul- und Klauenseuche zu verkraften hatte. Zwar gaben die Notierungen von Cathay und Singapore in den vergangenen Tagen schon um zehn bis zwanzig Prozent nach. Sollte sich SARS weiter ausbreiten und das öffentliche Leben zum Erliegen bringen, dürften die Tiefpunkte aber noch lange nicht erreicht sein.


      Nicht ganz so schwarz sehen die meisten Analysten für die europäische Luftverkehrsindustrie. "Zwar hat die Lufthansa zum Beispiel ein relativ starkes Asiengeschäft, alles in allem dürften sich die SARS-Effekte hier aber im Grenzen halten", meint Benedikt. Auch Hans Huff von der Bankgesellschaft Berlin setzt weiter auf die Kranich-Linie. "Die Lufthansa ist extrem niedrig verschuldet, flexibel und hat ein gutes Krisenmanagement: sie wird sich behaupten können", ist er überzeugt. Das Ausmaß des jetzigen Kursrückgangs hält er für eine Übertreibung. Huff glaubt sogar, dass die Lufthansa aus der Krise verglichen mit den Konkurrenten gestärkt hervorgehen könnte und nennt als mittelfristiges Kursziel zwölf Euro.


      Benedikt traut der Aktie sogar 15 Euro zu und empfiehlt darüber hinaus die Wettbewerber Air France und Iberia zum Kauf. Bei British Airways (BA) lautet seine Einschätzung dagegen "Halten". BA sei mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von rund sechs zwar günstig bewertet. Gegen die britische Fluggesellschaft sprächen aber eine recht hohe Verschuldung sowie besondere Risiken als Hauptcarrier eines Krieg führenden Landes.


      Artikel erschienen am 2. Apr 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 22:35:31
      Beitrag Nr. 2.466 ()
      SARS-Virus bedroht die Weltkonjunktur
      Asien: Unternehmen schließen Werke - Touristen bleiben fern - Deutsche Post verbietet Dienstreisen

      von erl/kest/as


      Mit Mundschutz und Schrecken verfolgen die Chinesen in Hongkong den Verlauf des Aktienindex
      Foto: dpa
      Berlin - Die in Asien grassierende Lungenkrankheit SARS droht die Weltwirtschaft zu schwächen. Kein Wirtschaftszweig bleibt von der Epidemie verschont. Nilesh Jasani, Asienstratege der weltgrößten Bank, HSBC in Hongkong, sagte der WELT: "Für die weltweite Konjunkturentwicklung sind das keine guten Nachrichten. Wenn sich die Krankheit mit derselben Geschwindigkeit weiter ausbreitet, könnte das zu einer großen Belastung für die Weltwirtschaft werden". Besonders stark litten bereits die Flug- und Tourismusbranche Auf die Handelsströme habe SARS bisher "aber noch keinen messbaren Einfluss gehabt".


      Der weltgrößte Chiphersteller Intel hat allerdings Teile seiner Niederlassung in Hongkong geschlossen und rund ein Drittel der Belegschaft nach Hause geschickt. Der Handyhersteller Motorola schloss am Wochenende vorübergehend seine Fabrik in Singapur, nachdem ein Fließbandarbeiter Symptome der gefährlichen Krankheit zeigte. Die ersten deutschen Unternehmen untersagen ihren Mitarbeitern mittlerweile Reisen in die betroffenen Regionen.


      Allein zwischen Hongkong und Neuseeland ist das Passagiervolumen im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent eingebrochen. Die Menschen meiden Restaurants und Einkaufszentren. Regierungen erlassen gegenseitige Reisewarnungen. Was immer zur Ansammlung von Menschen führt, wird abgesagt.


      Alle asiatischen Staaten melden den Virus im Vormarsch und die Touristen auf dem Rückzug. Taiwan rief dazu auf, vorläufig nicht aufs Festland zu fahren. Auch die Ströme der reiselustigen Festlandchinesen, von denen 2002 noch fast sieben Millionen Hongkong besuchten, werden immer dünner.


      Noch zu Jahresanfang hatten sich Analysten in ihren optimistischen Hochrechnungen über das Wirtschaftswachstum, Touristenzahlen und Auslandsinvestitionen in China gegenseitig überboten. Die Anrainerstaaten schätzten, um wie viel Prozent die Lokomotive China ihre Wirtschaften mit sich ziehen könnte. Nun rechnen Mitarbeiter von Morgan Stanley mit Massenbankrotten in Hongkong und fallenden Immobilienpreisen. In China könnten die Direktinvestitionen zurückgehen, in Singapur der Handel einbrechen


      Als einer der ersten deutschen Großkonzerne verhängte die deutsche Post für ihre Mitarbeiter ein Reiseverbot in die SARS-gefährdeten Regionen. Das Unternehmen habe Geschäftsreisen nach China, Vietnam, Hongkong und Singapur untersagt, sagte ein Sprecher. Auch von Privatreisen in die Region sollten die Post-Beschäftigten absehen, hieß es. Für Gespräche mit dem Management in der Region sollten verstärkt Videokonferenzen genutzt werden.


      Andere, in Fernost aktive Konzerne aus Deutschland warnen zumindest vor Reisen nach Asien oder geben ihren Beschäftigten besondere Verhaltensregeln mit auf den Weg. So rät der Volkswagen-Konzern seinen Mitarbeitern, die Region bis auf Weiteres zu meiden. Ähnliches gilt für den Düsseldorfer Handelskonzern Metro und die Allianz.


      Artikel erschienen am 2. Apr 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 22:42:40
      Beitrag Nr. 2.467 ()
      Anlagestrategie
      Anlagestratege Roche so pessimistisch wie nie


      01. April 2003 Geopolitische Faktoren sind für die Einschätzung der Börsenaussichten oftmals nicht alles entscheidend. Meistens sind diese Entwicklungen vergänglich und Fundamentaldaten wichtiger. Doch dieses Mal ist alles anders. Denn jetzt sind die geopolitischen Faktoren die entscheidenden Fundamentaldaten.

      Auf diese veränderte Ausgangslage macht der bankenunabhängige Analyst David Roche in seiner neuesten Studie aufmerksam. Für den Gründer und Leiter der Research-Gesellschaft Independent Strategy steht jedenfalls fest: Die Weltpolitik bestimmt, wann und wie schnell es zum Kollaps der doppelten Blasen kommt und wann die Deflation negativ auf den Lebensstandard, die Verschuldung der Verbraucher und den Immobilienboom in den reichen Ländern durchschlägt.

      Berücksichtige man zudem die volkswirtschaftlichen Kosten der neokonservativen Politik der Vereinigten Staaten, dann scheint es nur eine Frage der Zeit, bis das doppelte Defizit in Amerika beim Staatshaushalt und der Leistungsbilanz zum aktuellen Dollar- und Zinsniveau unfinanzierbar wird. Zudem rechnet Roche wegen der unstabilen politischen Verhältnisse mit negativen Auswirkungen auf den freien Handel und die Kapitalflüsse. Von der lange Zeit den Wohlstand mehrenden Friedensdividende werde viel in Form von produktivitätshemmenden Ausgaben für Sicherheit und Verteidigung Preis gegeben werden müssen.

      Immense Gefahrenmomente

      Am Aktienmarkt werde dies selbst dann jeden Rallyansatz letztlich wieder ersticken, wenn sich beim Irak-Krieg und dem Südkorea-Konflikt alles zum Guten wenden sollte. Unter dem Strich macht Roche diese Bestandsaufnahme so pessimistisch wie noch nie in seiner nun 34-jährigen Karriere.

      Skeptisch gibt sich Roche insbesondere für den Fall, dass sich die Amerikaner dazu entschließen sollten, die Welt im Alleingang regieren zu wollen. Dies könnte speziell bei einer Eskalation im Konflikt mit Nordkorea in eine von Isolationismus geprägten multipolaren Welt münden. Die damit verbundene Konsequenz fallender Kurse an den Finanzmärkten könne nur dann ins Gegenteil verkehrt werden, wenn es zu einer multilateral vereinbarten Nachkriegsordnung ohne zusätzliche Nordkorea-Krieg kommt.

      Kritisch würde es laut Roche bei einer tripolaren Welt werden, die aus den Machtblöcken USA und Japan, Europa und Russland sowie China und den asiatischen Satelittenstaaten besteht. Und zwar insbesondere dann, wenn die Amerikaner eine neokonservative Politik fahren sollten. Das könnte das jährliche Budgetdefizit auf fünf bis acht Prozent des Bruttoinlandsprodukt und das jährliche Außemnhandelsdefizit auf sieben bis neun Prozent anschwillen lassen. Als Folge dieses Szenarios würde es laut Roche zu einem Kollaps beim Dollar kommen.

      Rohstoffreiche Länder als Profiteure

      Als Verlierer einer solchen Entwicklung hat Roche amerikanische, britische und südkoreanische Aktien ausgemacht. Im Zinsbereich würde dies Probleme für Anleihen aus Amerika, Japan und den Schwellenländern bedeuten. Auf der Währungsseite fürchtet er Schwierigkeiten für den Dollar, das Pfund, den Yen und den koreanischen Won.

      Allerdings würde es auch in dieser Krise laut Roche Gewinner geben. Dazu zählt der Analyst die Aktienmärkte der rohstoffreichen Länder Australien, Neuseeland, Südafrika und Russland. Gute Kursaussichten bescheinigt er auch Rüstungsaktien, Titeln aus China und Energiewerten. Unter den Währungen verspricht er sich Gewinne vom Gold, dem Öl, Nahrungsmitteln und ausgewählten industriellen Rohstoffen.

      Zu seinen Favoriten auf der Anleihenseite zählt Roche bei dieser Konstellation kontinentaleuropäische Staatsanleihen sowie Staatsanleihen aus Australien, Neuseeland und Südafrika. Zuversichtlich ist er auch für die Währungen dieser drei Länder sowie für den Euro, den kanadischen Dollar, den Schweizer Franken und den chinesischen Renmimbi.

      Im günstigsten Fall ist eine markante Bärenmarktrally denkbar

      Aber Roche wäre kein waschechter Börsianer, wenn er sich als grundsätzlich optimistischer Mensch nicht auch überlegen würde, was passieren könnte, wenn sich sein negatives Szenario entgegen seiner Erwartungshaltung doch noch in Wohlgefallen auflösen sollte. Zwar rechnet er auch dann wegen zu vieler struktureller Probleme in der Weltwirtschaft nicht mit dem Beginn eines neuen mehrjährigen Bullenmarktes. Aber immerhin kann er sich in diesem Fall eine große, weltweite angelegte Kursrally vorstellen, welche den Aktienmärkten in wenigen Monaten ein Plus von vielleicht 30 Prozent beschert.

      In Abänderung seiner grundsätzlich eingeschlagenen Anlagetaktik würde Roche auf einen fallenden Goldpreis setzen. Stattdessen dürften dann amerikanische und britische Aktien sowie koreanische und andere asiatische Aktienmärkte (unter Ausklammerung Japans) ebenso steigen wie die Kurse ausgewählter Anleihen aus den Schwellenländern.

      Unverändert würde Roche aber auch bei diesem Ausgang eine Übergewichtung von Rohstoffen, von Rüstungs- und Energieaktien sowie von australischen und chinesischen Aktien empfehlen. Auch den amerikanischen Dollar würde er in Verbund mit dem Yen gegenüber den Dollarwährungen aus Australien, Neuseeland und Kanada auf dem absteigenden Ast wähnen. Allerdings sollte sich dann der Kursverfall in zeitlich gestreckter Form einstellen.

      @JüB
      Bildmaterial: Independet Strategy
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 23:07:38
      Beitrag Nr. 2.468 ()
      Auch wenn ich hier wenig poste.

      Ich lese täglich mit.



      Gruß paule2
      Avatar
      schrieb am 01.04.03 23:49:41
      Beitrag Nr. 2.469 ()
      Ich übrigens auch. ;)

      Gruss Mic :)
      Avatar
      schrieb am 02.04.03 00:47:31
      Beitrag Nr. 2.470 ()
      hihi, da sind wir ja alle wieder... danke @bluemoons, immer interessante texte hier :).

      uns harry könnte sich aber trotzdem mal ab und zu melden wg. lageeinschätzung und so... :cool:
      Avatar
      schrieb am 02.04.03 00:48:57
      Beitrag Nr. 2.471 ()
      Noch ein stiller Mitleser.

      Danke für Euer Engagement.

      Gerardo
      Avatar
      schrieb am 02.04.03 08:50:26
      Beitrag Nr. 2.472 ()
      @ bluemoons
      Füge mich in den Reigen der Danksagungen ein
      Grüße
      Lyserg;)
      Avatar
      schrieb am 02.04.03 09:26:19
      Beitrag Nr. 2.473 ()
      :)
      Ich schliesse mich dem an.
      @bluemoons hat sich ein bisschen Schulterklopfen für seine Fleissarbeit verdient!
      Auch von mir: Dankeschön!

      Gruß
      qwasy
      Avatar
      schrieb am 02.04.03 10:32:28
      Beitrag Nr. 2.474 ()
      ich natürlich auch. gehört zur täglichen pflichtlektüre.

      das er tolle arbeit macht hab ich ihm schon gesagt.

      DUF:D
      Avatar
      schrieb am 02.04.03 11:31:34
      Beitrag Nr. 2.475 ()
      @#2468 von cabinda


      Hallo,

      ich verweise auf den Thread:http://www.wallstreet-online.de/ws/community/board/threadpag…

      Dort gebe ich meine wesentliche Einschätzung für den mittel- bis langfristigen Zeitraum wieder.


      Schöne Grüße
      H_S
      Avatar
      schrieb am 02.04.03 17:00:23
      Beitrag Nr. 2.476 ()
      Toller-Service-Thread - Danke!
      Avatar
      schrieb am 02.04.03 17:20:30
      Beitrag Nr. 2.477 ()
      DUF, heißt das: Deutschland - USA - Freundschaft ?:D
      Avatar
      schrieb am 03.04.03 18:45:42
      Beitrag Nr. 2.478 ()
      Alarmsignale für die Zentralbanken: Sie müssen die Zinsen weiter senken – und zwar rasch und kräftig
      (02.04.2003)

      Täglich hagelt es aus allen Ecken der Welt alarmierende Zahlen über den Zustand der Wirtschaft. Die einzige Ausnahme bildete zuletzt Japan, wo, entgegen allen Erwartungen, nun doch Anzeichen für eine leichte Besserung der Konjunktur zu erkennen sind. Doch mit Japan hat der Rest der Welt so seine Erfahrungen. Es kann dort über Nacht auch wieder schlechter aussehen. Und, was nicht zu vergessen ist, von welch niedrigem Niveau aus könnte sich die japanische Wirtschaft wohl erholen!

      Den jüngsten Hammer hat der ISM Manufacturing Index für die USA am Dienstag beschert. Er ist für Februar weit über die Prognosen hinaus gesunken. Gleiches gilt für den Index der Purchasing Managers (PMI) sowohl aus Chikago als auch für zwölf europäische Länder.

      Die Notenbanken sind wieder einmal akut gefragt. Sie haben ihren Kopf zuletzt in den Sand gesteckt. Wohlgefällige Standardausrede für ihre Untätigkeit ist der Irak-Konflikt. Als wäre dieses Phänomen die Ursache für die allgemeine Wirtschaftsschwäche! Die Ökonomen weisen gleich reihenweise nach, dass die Wurzeln für den konjunkturellen Verfall bereits lange vor dem Zeitpunkt zu erkennen waren, zu dem sich der nun militärisch gewordene Konflikt abzeichnete.

      Was denken sich wohl die Notenbanken? Glauben sie, allen voran die Europäische Zentralbank, im Ernst, dass ein militärischer Sieg der Alliierten im Irak die wirtschaftliche Lage herumreißen würde? Etwa 100 Milliarden Dollar allein an Kriegskosten und viele Wochen nach dem Zeitpunkt, zu dem sie bereits konzertiert entschiedene geldpolitische Signale hätten aussenden können!

      Die zweite Standardausrede, die aber zu Recht nur zaudernd geäußert wird, ist die Inflation. Wo ist wirklich eine sich hartnäckig ausbreitende Inflation zu erkennen? Nirgends. Gewiss, Öl ist tendenziell teurer geworden, doch stellt dies nicht das eigentliche Problem dar. Es liegt darin, dass die stark verteuerte Energie der Weltwirtschaft das Wasser noch weiter abgräbt, weil die höheren Kosten nur in Ausnahmefällen abgewälzt werden können.

      Fazit: Vor allem die EZB muss ihren Leitzins rasch weiter senken, und zwar noch sehr viel stärker, als es sich die meisten heute vorstellen können oder wollen. Dies folgt schon daraus, dass die Aufwertung des Euro die monetären Bedingungen im Euroraum in den zurückliegenden Monaten so verschlechtert hat, als hätte die EZB ihren Leitzins um bis zu 75 Basispunkte erhöht!


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      ____________________________________________


      Irak-Konflikt hin, Irak-Konflikt her: Für die Märkte ist alles beim alten geblieben
      (03.04.2003)


      Wie sich die Dinge gleichen. Es ist nun drei Wochen her, als die Märkte kurz vor dem Ausbruch der Kampfhandlungen im Irak eine publizistisch als positiv gewertete Kehrtwende vollzogen haben: Die Kurse der Anleihen, Gold und Rohöl brachen ein, während der US-Dollar und die Aktien emporschossen. Damit beendeten diese Märkte zunächst einmal solide eingefahrene Trends.

      Es hat aber nicht einmal zwei Wochen gedauert, bis die neuen Trends zu scheitern begannen und sich an den meisten dieser Märkte die ursprünglich gegebenen Tendenzen wieder einstellten. Begleitet wurde dieses Umschwenken von Spekulationen und Mutmaßungen über einen geradezu massenhaftes Scheitern taktischer Operationen im Irak-Konflikt. Ja, es wurde sogar die Strategie der Alliierten in Frage gestellt.

      Vor wenigen Tagen fand ein neuer Umschwung statt, ausgelöst (was wir aus markttechnischen Gründen bezweifeln) oder flankiert von der wachsenden Überzeugung, dass der militärische Teil des Irak-Konflikts nun doch nicht so erfolglos verlaufe, wie es kurz zuvor noch behauptet worden war.

      Rein markttechnisch betrachtet, zeigt sich eine Sequenz von Korrektur/Gegenbewegung/Korrektur, ohne dass im Einzelfall die zugrunde liegenden mittel- bis langfristigen Tendenzen gebrochen worden sind.

      Diese Sequenz sorgt für starke Irritationen unter jenen, die unter dem Eindruck der Ereignisse das große Bild aus den Augen verloren haben. Die Verwirrung kann sich durchaus noch steigern, doch stellt sich jenen, die ernsthaft nach einer Antwort suchen, die einfache Frage: Was hat sich für die Märkte grundlegend verändert? Die Antwort: nichts.

      Alles lässt sich auf eine Aussage kondensieren: Die Nachrichten stiften Verwirrung. Doch wenn man die alte Erkenntnis berücksichtigt, dass die Nachrichten grundsätzlich den Bewegungen der Märkte folgen, nicht aber die Märkte den Nachrichten, so kann sich jeder seinen Reim auf das Geschehen bilden und wieder durchblicken. Alles ist beim alten geblieben.



      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber


      _____________________________________________________--


      Wussten Sie schon, dass...?
      (03.04.2003)

      Rund 80 Prozent der im März 2003 erschienenen Konjunkturzahlen in den USA sind schlechter ausgefallen, als es die „herrschende Meinung“ (consensus) unter den privaten Prognostikern erwartet hatte.

      (Quelle: Merrill Lynch)



      Taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 03.04.03 22:39:56
      Beitrag Nr. 2.479 ()
      Alle reden vom Krieg – wir nicht
      ++ Langfristiger Abwärtstrend ++


      Von Claus Vogt
      Stattdessen widmen wir uns einigen jener Themen, die wir hinsichtlich der langfristigen Beurteilung der Leitbörse USA für wichtig halten. Damit mag zwar der Unterhaltungswert unserer Analyse sinken, nicht aber der Mehrwert für unsere Leser.
      Wir haben in unserer Arbeit immer wieder auf die außergewöhnliche Situation hingewiesen, in der sich die US-amerikanischen Börsen und in deren Gefolge auch die europäischen befinden. Speziell die US-Notenbank hat in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre die Entstehung der wahrscheinlich größten Spekulationsblase aller Zeiten ermöglicht - durch ihre jahrelange Politik des leichten Geldes, die bis zum heutigen Tag ungebremst anhält. Damit wurde ein Prozeß entfesselt, der sowohl die Finanzmärkte als auch die Realwirtschaft noch viele Jahre lang beherrschen wird.

      An den Börsen wurde mit dem Platzen der Blase ein langfristiger oder säkularer Abwärtstrend begonnen, in dessen Verlauf das am Top absurde und derzeit noch immer sehr hohe fundamentale Bewertungsniveau abgebaut wird. Da die Finanzmärkte in beide Richtungen zu Übertreibungen neigen, rechnen wir damit, irgendwann in den nächsten Jahren nicht nur historisch gesehen moderat bewertete Aktienmärkte zu erleben, sondern deutlich unterbewertete. Letzteres war in der Vergangenheit bei im Durchschnitt einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) der Fall. In den USA sind wir mit einem KGV des S&P 500 von 27 selbst von einer moderaten Bewertung noch sehr weit entfernt. Der bereits deutlich stärker gefallene Dax hat unter Ausschluß der beiden oberen Extremwerte derzeit ein KGV von rund 13 auf Basis der für 2003 geschätzten Gewinne (Quelle: Hoppenstedt) und kann somit wenigstens als moderat bewertet bezeichnet werden. Ob sich die zumeist zu optimistischen Gewinnschätzungen in 2003 tatsächlich realisieren werden, ist allerdings zumindest fraglich


      ++ Übeltäter Greenspan ++

      Die massive Kapitalfehlallokation der Bubble-Jahre hat zu deutlichen Ungleichgewichten geführt, die während der nächsten Jahre korrigiert werden müssen. Für Deutschland mag die Episode „Neuer Markt“ als extremes und bleibendes Beispiel einer Massenpsychose und in großem Stil fehlgeleiteten Kapitals genügen, um zukünftige Generationen von Wirtschaftswissenschaftlern und Finanzmarktexperten in Erstaunen zu versetzen. Speziell in den USA kommen neben dem Neuemissionsboom, der dem Phänomen Neuer Markt in nichts nachstand, weitere augenfällige Ungleichgewichte hinzu. Sowohl während der Boomjahre selbst als auch in den Jahren seit dem Platzen der Blase nahm die Verschuldung aller drei Wirtschaftssektoren, also private Haushalte, Unternehmen und Staat, teilweise dramatisch zu. Haushalte und Unternehmen, die im Aufschwung leichtfertig Schulden aufgetürmt haben, werden dafür im Abschwung bestraft. Es kommt zu Insolvenzen, die in einen sich selbst verstärkenden Zirkel münden können.

      Durch den Bankrott eines Unternehmens fällt dieses als Käufer von Produkten anderer Unternehmen aus und bewirkt damit einen Nachfragerückgang bei Investitionsgütern. Gleichzeitig gehen natürlich Arbeitsplätze verloren und somit Kaufkraft der betroffenen privaten Haushalte. Diese sehen sich plötzlich gezwungen, ihren Konsum einzuschränken und fallen damit als Käufer von Konsumartikeln teilweise aus. Dieser doppelte Nachfragerückgang wiederum kann zu weiteren Konkursen der davon betroffenen Unternehmen führen, insbesondere wenn diese einen hohen Verschuldungsgrad aufweisen. Zusätzlich übt eine Pleitewelle durch die mit ihr verbundenen Kreditausfälle unter Umständen erheblichen Druck auf den Finanzsektor aus. Die Banken- und Versicherungskrise in Deutschland zeugt von diesem Effekt.

      Unserer Meinung nach wird es noch Jahre dauern, bis diese auf das Konto Alan Greenspans und der durch seine Geldpolitik ermöglichten Spekulationsblase gehenden Fehlentwicklungen bereinigt sein werden.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank
      instock.de
      Avatar
      schrieb am 03.04.03 22:42:42
      Beitrag Nr. 2.480 ()
      Auf einem Auge blind

      Die Aussichten auf ein schnelles Ende des Irak-Kriegs haben die Börsen in den letzten Tagen nach oben getrieben. Viele Anleger hoffen darauf, dass die Unternehmen ihre Investitionszurückhaltung nach einem Sieg der Alliierten beenden und damit die Weichen für eine wieder anziehende Konjunktur stellen. Mit Alan Greenspan können die Optimisten dabei auf einen prominenten Anhänger dieser These verweisen: Der Chef der amerikanischen Notenbank hat zuletzt ebenfalls ein Anziehen der Konjunktur nach einem Ende des Nahost-Konflikts in Aussicht gestellt. Die Risiken für die Aktienmärkte dürfen aber nicht unterschätzt werden.

      Zahlreiche Ökonomen sind weitaus pessimistischer als Greenspan und sehen auch nach einem Sieg im Irak-Krieg noch erhebliche Gefahren für die weitere Entwicklung der Konjunktur. Zum einen verweisen sie darauf, dass immense finanzielle Mittel benötigt werden, um das besiegte Land wieder aufzubauen. Doch Geld ist derzeit überall knapp. Erste Meinungsverschiedenheiten über die Verteilung der Folgekosten zwischen Amerikanern und Europäern gibt es bereits.

      Die Vereinigten Staaten dürften kaum in der Lage sein, sämtliche Ausgaben alleine zu tragen. Schon jetzt droht das Staatsdefizit auszuufern. Der hohe Fehlbetrag in der Handelsbilanz zeigt, dass die USA bereits in den letzten Jahren auf Kosten anderer Staaten gelebt haben.

      Weitere Hemmnisse für den Aufschwung

      Doch Geld alleine ist nicht das einzige Hemmnis für einen Aktienaufschwung nach einem Irak-Krieg: Das Risiko für Terroranschläge bleibt auch nach einem Sieg. Dazu befürchten Experten, dass die Kämpfe zwischen verfeindeten irakischen Gruppierungen auf Jahre hinaus anhalten und den Aufbau des Landes erschweren könnten.

      Dabei gibt es auch ohne die Irak-Krise genug Probleme für die Konjunktur. Nach Ansicht vieler Ökonomen sind die Überkapazitäten, die während der New Economy-Bubble aufgebaut wurden, noch nicht beseitigt. Unabhängig von der Entwicklung im Nahen Osten seien daher kaum Investitionen von Unternehmen zu erwarten.

      Und ob die Konsumenten wie in den letzten Jahren in die Bresche springen, ist mehr als fraglich. Die steigenden Arbeitslosenzahlen in den letzten Monaten laden nicht zum unbeschwerten Konsum ein, zumal die US-Haushalte ohnehin hoch verschuldet sind. Bislang profitierte der Konsum noch von den fallenden Zinsen: Durch die Refinanzierung der Kredite zu günstigeren Konditionen wurde der finanzielle Spielraum erweitert. In Anbetracht der hohen Staatsverschuldung drohen mittelfristig aber steigende Zinsen. Diese Einnahmequelle fiele dann weg.

      Gefahr einer weltweiten Rezession

      Ebenfalls stimulierend für die US-Konjunktur wirkte bislang der starke Immobilienmarkt. Wegen der höheren Preise für Häuser und Gründstücke waren die US-Bürger zumindest auf dem Papier reicher. Doch auch im Immobiliensektor wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Experten warnen schon seit langem vor einer neuen Spekulationsblase, zuletzt hat es erste Anzeichen für eine Abschwächung gegeben.

      Zu allem übel droht durch die SARS-Seuche jetzt auch noch das Wachstum in den asiatischen Ländern unter Druck zu geraten, der einzigen noch verbliebenen Wachstumsregion. Wie weit sich die Krankheit ausbreiten wird und welche Auswirkungen sich daraus auf die Konjunktur ergeben, lässt sich derzeit kaum abschätzen. Stephen Roach, Chefökonom bei Morgan Stanley, hält aber ein recht düsteres Szenario für denkbar: Seiner Ansicht nach könnte SARS eine globalen Rezession verursachen.

      Fazit: Zunächst dürften Erfolgsmeldungen von der Irak-Front die Kurse noch weiter beflügeln. Ist der Krieg erst einmal gewonnen, droht der Aufschwung an den Börsen aber zumindest ins Stocken zu geraten.

      © 03.04.2003 www.stock-world.de
      Avatar
      schrieb am 03.04.03 22:58:50
      Beitrag Nr. 2.481 ()
      Vor dem Straßenkrieg

      von Jochen Steffens

      Nach dem gestrigen Kursfeuerwerk wird es jetzt wieder etwas schwierig – politisch wie charttechnisch. Wird die kleine Rallye weitergehen und zu einer großen mutieren oder wird sie schnell wieder in sich zusammenbrechen? Für ein Weitergehen spricht das hohe Volumen gestern. Ein langsames gefühlvolles Ansteigen wäre mir indes wesentlich lieber gewesen. Aber es bleibt dabei: Achten Sie auf die 2750 Punkte. Erst in diesem Bereich wird es spannend. Aktuell rechne ich (nach diesem Anstieg von gestern) zumindest mit einer kleinen Konsolidierung.

      Politisch kommt es natürlich darauf an, was nun im Irak passiert. Die Amerikaner haben die sogenannte "rote Zone" erreicht. Nach amerikanischen Angaben eine Zone, bei deren Überschreitung die irakische Regierung Chemiewaffen einsetzen will. Ein solcher Einsatz könnte die Börsen kurzfristig zum Wegbrechen bringen, je nach Ausmaß und Folge. Ich glaube jedoch nicht an den Einsatz von Chemiewaffen. Saddam Hussein würde damit die Unterstützung, die er bisher hatte, verspielen. Auch dürfte klar sein, dass er sich mit solchen Maßnahmen auch in der arabischen Welt keine Freunde macht. Ein viel wesentlicheres Argument ist allerdings: Ein Chemiewaffenangriff würde das Handeln der Amerikaner im Nachhinein rechtfertigen. Die Amerikaner könnte dann argumentieren: Seht her, wir haben von Anfang an Recht gehabt, wie gut, dass wir diesen Krieg angefangen haben. Ich glaube deswegen kaum, dass die irakische Regierung den Amerikanern diesen Triumph einräumen wird. Aber wer weiß. Angesichts des Krieges ist alles möglich.

      Im Moment rechne ich mit verlustreichen Straßenschlachten, die in den nächsten Tagen beginnen. Noch ein paar Erfolgsnachrichten vorher und dann wird es ernst. Das würde zumindest zu dieser von mir zurzeit favorisierten Seitwärtsbewegung an den Indizes führen. Der Dax würde noch ein wenig hoch hüpfen, bis ihm die Puste ausgeht und er sich wieder in Wartestellung mit Kursziel 2400 Punkte begibt.

      Sollte sich hingegen der Widerstand in Bagdad als gering erweisen, könnten die Amerikaner schnell Bagdad besetzen. Damit wäre faktisch die irakische Regierung inklusive Saddam Hussein entmachtet und der Irak "befreit". Die Börsen würden mit einem kleinen Kursfeuerwerk reagieren. Der Dax würde auf sichere 3100 Punkte und im besten Fall sogar bis 3500 Punkte steigen.

      Das sind die Szenarien und ihre Auswirkungen auf die Börsen. Ein Umstand habe ich noch vergessen. Ein Umstand, den Sie an den Börsen immer im Hinterkopf behalten sollten: Das Unvorhersehbare. Natürlich kann jederzeit irgendetwas passieren, womit wirklich keiner rechnet. Deswegen denken Sie immer daran, sichern Sie ihre Position Stopps ab.

      Die Münchener Rück hat nun auch ihr erstes Kursziel von 64 Euro erreicht. Wenn Sie sich den heutigen Tageschart der Aktie ansehen, sehen Sie wie diese Aktie mit dieser Marke gekämpft hat. Jetzt hat die Münchener Rück diese Marke mit 65,10 Euro im Hoch gebrochen. Das bedeutet, es kann auch noch weitergehen. Trotzdem ist nach diesem Anstieg auch jederzeit eine (größere) Konsolidierung möglich, denn mit heftigeren Gewinnmitnahmen ist zu rechnen.

      Interessant sind die Ratings zur Münchener Rück. In den letzten Wochen wurde die Münchener Rück vielfach herabgestuft, jetzt wird sie von anderer Seite wieder raufgestuft. Ich kann diesen seltsamen Ratings der großen amerikanischen Banken und Analysten zurzeit wirklich kaum noch etwas Sinnvolles abgewinnen, zumindest was deutsche Werte anbetrifft. Das wirkt alles für mich nur noch ziemlich wirr. Sorry ... Zurück zur Münchener Rück: Natürlich können Sie diese nun mit Gewinn verkaufen oder aber Ihren dichten Stopp nachziehen. Dann fällt der Gewinn vielleicht etwas geringer aus, falls es jedoch weiter geht, sind Sie dabei.

      Der Euro fällt natürlich weiter, aber moderat mit 0,4 %. Ein verräterisches Zeichen der Stärke! Ich bleibe dabei, sobald die Kriegsdynamik aus den Börsen raus ist, wird der Dollar in sich zusammenbrechen. Gold hat seinen Widerstand bei 326 Euro nach unten gebrochen. Die Verkaufsempfehlung knapp am Hoch Anfang des Jahre hat sich also als wirklich ausgesprochen guter Zeitpunkt erwiesen. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass, wenn wirklich der letzte Analyst "kaufen" brüllt und bereits im Fernsehen Werbung gemacht wird, der Zeitpunkt gekommen ist, seine Positionen glatt zu stellen.

      Langfristig bleibt allerdings die bullishe Prognose bestehen. Aber rechnen Sie damit, dass Gold auch noch weiter runter kommen kann. Die 310 Euro will ich noch sehen. Das Problem: Charttechnisch sieht Gold nun gar nicht mehr gut aus. Auch hier könnte ich mir eine Seitwärtsbewegung zwischen 300 und 325 vorstellen
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      Arbeitslosenzahlen auf Rekordniveau

      von Jochen Steffens

      Wirklich unschöne Zahlen vom Arbeitsmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist auf den höchsten Stand in einem Märzmonat seit der Wiedervereinigung gestiegen. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit waren 4,608 Mio. Menschen arbeitslos. Immerhin zwar 98300 weniger als im Februar, trotzdem wurden die Analystenerwartungen verfehlt. Die Arbeitslosenquote sank damit im Monatsvergleich von 11,3 auf 11,1 %. Vergleicht man die Zahl der Arbeitslosen mit März 2002 so ist ein Anstieg von 451900 zu verzeichnen.

      Begründet wird diese hohe Zahl der Arbeitslosen mit der anhaltend schlechten Konjunkturlage und der weltpolitischen Unsicherheiten. Zwar erwartet der Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, eine Stagnation im Anstieg in der zweiten Hälfte dieses Jahres, allerdings eine nachhaltige Verbesserung sei frühestens in 2004 zu erwarten.

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      Vergleich Japan – USA

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Japan ist wieder in den Nachrichten. Vielleicht erinnern Sie sich, dass Japan in den späten 1980ern seine "Neue Ära" erlebte, als die Investoren den Nikkei auf fast 40.000 Punkte nach oben schießen ließen. Ab Januar 1990 fielen die Aktien, und die "Neue Ära" war vorbei. Aber fast jeder war sich damals sicher, dass sich die "Wunderwirtschaft" schnell wieder erholen würde. So brachte z.B. "The Economist" einen großen Artikel, der erklärte, warum eine ernsthafte Rezession in Japan außer Frage stehe.

      Seitdem hat das Land nur Rezessionen und Stagnation erlebt ... mit fallenden Aktienkursen. Und mittlerweile ist der Nikkei unter 8.000 Punkte gefallen ... was effektiv 20 Jahre Kursgewinne des Aktienmarktes vernichtet hat.

      Ich fragte mich bereits vor 3 Jahren, ob das Schicksal Japans – der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt – nicht auch die USA – die größte Volkswirtschaft der Welt – treffen könnte. Ich sah diese Möglichkeit, und zwar nicht, weil ich wusste, was die Zukunft bringen würde; sondern genau deshalb, weil ich es nicht wusste. Wenn in einer modernen Volkswirtschaft nach einer Spekulationsblase ein langer, langsamer Bärenmarkt auftritt – warum sollte das nicht auch in den USA der Fall sein?

      Die Spekulationsblase am amerikanischen Aktienmarkt begann exakt 10 Jahre nach dem Start der Spekulationsblase am japanischen Aktienmarkt. Und beide erreichten vergleichbare, absurde Proportionen. Das Top wurde in den USA fast genau 10 Jahre nach dem japanischen Top erreicht. Und auch in den USA war zunächst fast jeder sicher, dass sich die Wunderwirtschaft schnell erholen würde. Aber hier sind wir, Anno Domini 2003, und die jüngsten News sind schlecht.

      Eine Geschäftsumfrage von USAToday sagt, dass 43 % der Befragten ihre Geschäftslage als schlechter als erwartet bezeichnen. Nur 26 % der Befragten sehen die aktuelle Lage besser als zuvor erwartet. Im Februar waren nahezu alle Indikatoren negativ. Die Auftragseingänge für dauerhafte Güter, die Einzelhandelsumsätze, die Beschäftigtenzahlen, die Unternehmensaktivität – alle Werte fielen.

      General Motors bietet für seine Autos Finanzierungen zu 0 % für bis zu 5 Jahre an.

      Und die Gewinne? Die Gewinne verschwinden. Die Unternehmensgewinne als Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lagen 1997 bei 6,7 %, dann fielen sie auf 4,3 % im Jahr 2000 ... und jetzt sind wir bei rund 3 %, dem niedrigsten Wert der gesamten Nachkriegszeit.

      Und jetzt fragen sich die Volkswirte, ob sich die USA nicht schon wieder in einer Rezession befinden. Wird es einen zweiten Fall in die Rezession geben?

      Ich weiß es nicht. Aber es sieht für mich so aus, als ob die USA immer noch dem japanischen Vorbild folgen. In Japan ist das BIP-Wachstum 1993 auf fast Null gefallen. 1995 wurde es negativ. 1996 sah es so aus, als ob das Land wieder auf Wachstumskurs sei ... aber dann fiel Japan 1998 in eine ernste Rezession, mit fallenden Preisen und negativen Wachstumsraten von fast 5 %.

      Wenn in Amerika das gleiche Schicksal drohen sollte, kann man sicher sein, dass die Fed die Leitzinsen noch weiter senken wird ... was von einer weiteren Hypotheken-Erhöhungs-Welle gefolgt werden könnte. Und was schließlich auch am Anleihenmarkt zu einem letzten Top führen könnte. Sie kennen meine Meinung: Kaufen Sie Gold.

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      Große Risiken für den US-Bondmarkt

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Was hat die Bullen dazu inspiriert, gestern Aktien zu kaufen? War es der Krieg? Einige Experten sagen uns ja, dass Krieg gut für die Aktienkurse sei. Vielleicht haben die Bullen aber auch nur deshalb Aktien gekauft, weil sie mit einer weiteren Zinssenkung der Fed rechnen (da es der Wirtschaft weiterhin nicht gut geht, wird es als zunehmend sicher angesehen, dass die Fed die Leitzinsen noch einmal senken wird).

      Die News von der volkswirtschaftlichen Front fallen weiter bedrückend aus. Der ISM-Index fiel im März auf 46,2 %, nach 50,5 % im Februar. In einer gesunden Volkswirtschaft steigt dieser Wert über 50 % und bleibt dort. Entscheiden Sie selbst, was ein Wert von 46,2 % bedeuten kann.

      Wenn die Aktien steigen, müssen die "sicheren Häfen" leichte Rückschläge hinnehmen. Das war beim Gold, beim Öl und auch bei den Anleihenkursen der Fall. Die Rendite der 10jährigen US-Anleihen stieg von 3,80 % auf 3,84 %. Wann werden die Investoren mehr als 3,84 % pro Jahr dafür verlangen, dass sie der US-Regierung für 10 Jahre Geld leihen?

      Jim Grant schreibt dazu: "Die neue Konsensmeinung am Bondmarkt lautet, dass taktische Rückschläge der amerikanischen Truppen (im Irak) für die Anleihenkurse gut sind, denn dann wird der Irakkrieg länger als erwartet dauern, die Energiepreise werden nicht wie erhofft kollabieren und die US-Regierung wird sich mehr leihen müssen, als geplant. In diesem Fall würde die Fed mit ihrer Offenmarktpolitik mehr Staatsanleihen aufkaufen. Mit anderen Worten – wenn ich dieser Konsensmeinung korrekt gefolgt bin – bedeutet das: Eine steigende öffentliche Verschuldung und hohe Rohstoffpreise sollen demnach nicht-inflationär sein. Ich hatte eigentlich an das Gegenteil geglaubt ..."

      Ich hatte auch an das Gegenteil geglaubt ... und tue es immer noch. Was ich sehe, ist eine weitreichende Militärkampagne, ein außer Kontrolle laufendes Haushaltsdefizit, ein steigendes Leistungsbilanzdefizit und ein fallender Dollar. Ich frage mich, welcher dieser Trends einem Anleihenbesitzer zu ruhigem Schlaf verhilft?

      Sie wissen, dass ich die langfristigen US-Anleihen als finanzielle Landminen betrachte ... eine Waffe, die entweder das geplante Ziel trifft, oder den Minenleger selbst.

      Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, dass man US-Staatsanleihen derzeit meiden sollte. Zunächst einmal sind die Budgetüberschüsse der Clinton-Ära heute nur noch eine entfernte Erinnerung. Derzeit läuft der Irakkrieg, und je länger er läuft, desto höher wird der Preis, den die US-Regierung zu zahlen hat. Präsident Bush hat für die "Befreiung des Irak" Kosten von 75 Mrd. Dollar genannt. Aber diese Zahl wird wahrscheinlich wachsen. Ironischerweise wird die Befreiung des Irak den amerikanischen Steuerzahler ziemlich sicher mehr als 100 Mrd. Dollar, wenn nicht mehr als 200 Mrd. Dollar, kosten ...

      Der US-Kongress, der seine patriotische Pflicht tut, ist bereit, alle nötigen Ausgaben für den Irakkrieg zu bewilligen. Auch die US-Zentralbank ist dazu bereit, die amerikanische Flagge um ihre Geldpolitik zu wickeln ... wenn es nötig sein sollte.

      "Die altertümliche Rolle der Zentralbank ist es, Fehlern der nationalen Regierung entgegenzuwirken", so Jim Grant. "Aber die Fed, die sich Sorgen um eine Deflation macht, hat vor der US-Invasion die amerikanische Geldmenge drastisch erhöhe. Und die `geopolitischen Unsicherheiten` haben die monetären Tendenzen nur noch verstärkt. Die steigenden staatlichen Ausgaben können ein Ansteigen der Inflationsrate (und damit ein Abwenden der Deflationsgefahr) nicht garantieren. Auch die niedrigen Zinssätze können das nicht. Aber die Kombination der beiden macht den US-Anleihenmarkt für Witwen und Waisen noch mehr zum verbotenen Platz ..."

      Grant weiter: "Vielleicht wird der Irakkrieg sich weniger auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte auswirken als das noch nicht beendete Geschäft des Bärenmarktes. Wie auch immer – der Irakkrieg (zusammen mit der inflationären Tendenz der Geldpolitik) erhöht das Risiko einer Inflation, das schon bestand, bevor die ersten Bomben fielen."

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      Die Frage der Kriegskosten
      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      *** Warum ist der Dollar noch nicht eingebrochen? Dass er einbrechen wird, scheint mir mehr als wahrscheinlich zu sein. Senkt die US-Regierung nicht die Steuern, während sie gleichzeitig einen Krieg gegen den Terror führt ... und einen Krieg gegen den Irak ... und einen Krieg gegen die Rezession – alles gleichzeitig?

      Oh, wie ich Amerika vermisse! Sie erinnern sich doch an dieses großartige Land, oder? Das war das Land, in dem die gewählten Repräsentanten des Volks zusammenkommen sollten, um über wichtige Dinge wie Kriegserklärungen zu beraten. Das steht in der amerikanischen Verfassung ... ich scherze nicht. Die Repräsentanten sollten Pro und Contra mit ernstem Ton diskutieren ... und dann darüber abstimmen. Und wenn sie für einen Krieg stimmen sollten, dann hätten sie auch die Verantwortung für die Finanzierung dieses Krieges, was normalerweise zu steigenden Steuern führen sollte.

      Aber das ist die Vergangenheit bzw. die Theorie. Der heutige US-Kongress ist mit dem römischen Senat zur Zeit des beginnenden Abstiegs des römischen Imperiums vergleichbar – feige und irrelevant. Die heutigen Kongressabgeordneten verstecken sich lieber in der Toilette, als über den Krieg zu diskutieren. Und wie soll der Krieg finanziert werden? Keiner kümmert sich darum, das zu fragen.

      Ich weiß nicht, wie hoch die Kriegskosten letztlich sein werden. Aber ich habe eine ungefähre Idee davon, wie die Rechnung bezahlt werden wird. Derselbe Kongress, der jetzt nicht den Mut aufbringt, das Geld für den noch jungen Krieg zusammenzubringen, ... wird nach Kriegsende noch viel weniger Mut für Steuererhöhungen und/oder Ausgabenkürzungen haben. Stattdessen wird die Macht einspringen, die die Fähigkeit hat, aus dem Nichts Dollar zu machen – die US-Zentralbank. Die Fed, die immer dazu bereit ist, die Geldmenge zu erhöhen – egal, ob es angemessen ist oder nicht – wird wie ein guter Soldat durch den Krieg kommen. Die Fed wird ihre Pflicht tun und Dollar produzieren, als ob es sich um Nachschub für den Krieg handeln würde. Und früher oder später wird die Welt mehr Dollar haben, als sie gebrauchen kann.

      *** Arme Fannie Mae. Dieser amerikanische Hypothekenbank-Riese hatte eine so große Chance – und hat so wenig daraus gemacht. Die Hypotheken sind ja fleißig erhöht worden – im letzten Jahr lag die Summe der Refinanzierungen m 9.300 % (!) über dem Wert von 1990. Und dennoch hat es Fannie Mae geschafft, für ihre Aktionäre Geld zu verlieren. Das Nettovermögen der Gesellschaft ist im letzten Jahr um 2 % zurückgegangen (Quelle: TheStreet.com).

      _investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 03.04.03 23:12:29
      Beitrag Nr. 2.482 ()
      Zahlungsmoral


      Knapp eine Million Offenbarungseide

      Die Zahlungsmoral der Deutschen ist so schlecht wie nie: Die Zahl der Offenbarungseide lag im Jahr 2002 bei 900.000.




      Leere Geldbörse - das Los vieler Deutscher. (dpa )






      Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der gerichtlichen Zwangsmaßnahmen gegen säumige Schuldner um 7,2 Prozent auf 1,4 Millionen Fälle. Offenbarungseide wurden 900.000 Mal geleistet - was einem Plus von 6,3 Prozent entsprach. Gegen 471.000 Schuldner ergingen Haftanordnungen, ein Plus von 5,3 Prozent. Diese Zahlen veröffentlichte die Wirtschaftsauskunftei Bürgel am Donnerstag in Hamburg. Nach Angaben von Bürgel-Sprecherin Iris Stadie sind das die höchsten Werte seit Beginn der Statistik im Jahr 1996.

      Sie hält die hohen Raten von Nicht-Zahlern für eine Nachwirkung der Boomjahre 1999 und 2000. „Das ist die Nachwelle der guten Jahre“, sagte sie.

      Ratenkäufe

      Damals hätten viele Deutsche Ratenkäufe abgeschlossen oder anderweitig auf Pump gekauft, nun könnten sie bei geänderten wirtschaftlichen Bedingungen oft ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Auch die hohe Arbeitslosigkeit fordere ihren Preis.

      Sie erwarte aber, dass die Zahl der Zwangsmaßnahmen gegen Schuldner zurückgehe, weil die Bürger angesichts der Krise schlicht weniger kauften, sagte Stadie.

      Besonders kräftig stiegen die Zahlen der Zwangsaktionen gegen Schuldner in Brandenburg (plus 25 Prozent), Bayern (plus 17 Prozent) und Berlin (plus 16 Prozent).

      Schwaben wurden zahlungswilliger

      Zahlungswilliger als im Vorjahr waren dagegen die Schuldner nur in den Ländern in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

      Die Auskunftei Bürgel profitiert von der schlechten Zahlungsmoral: „Unser Umsatz ist gestiegen“, sagte Stadie, nannte aber keine Zahlen. Bürgel hat nach eigenen Angaben Informationen über zwölf Millionen Privatpersonen gespeichert, die aus Schuldnerregistern, Gerichtsentscheidungen und anderen Quellen zusammengetragen worden sind.

      Privatleute können sich nach Firmenangaben kostenlos informieren, ob sie bei Bürgel verzeichnet sind.

      (sueddeutsche.de/AP)
      Avatar
      schrieb am 03.04.03 23:15:33
      Beitrag Nr. 2.483 ()
      Victoria Leben fällt bei Stress-Test der BAFin durch
      Versicherung macht Aktienmarktkrise zu schaffen - Rating-Agentur Fitch: Kein Grund zur Panik
      :confused:
      von Alexander Antonoff


      Das Hochhaus der Victoria-Versicherung
      Foto: dpa
      Frankfurt/Main - Die Krise an den Aktienmärkten setzt die Versicherungsgesellschaften immer stärker unter Druck. Mit der Victoria Lebensversicherung hat jetzt ein erster großer Lebensversicherer eingestanden, bei dem so genannten Stress-Test der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) durchgefallen zu sein. Mit diesem Test prüft das Aufsichtsamt, ob Versicherungen weitere Schocks an den Kapitalmärkten verkraften können. "Da besteht allerdings kein Grund zur Panik", sagt Marco Metzler von der Rating-Agentur Fitch. Ein Durchfall bei dem Stress-Test bedeute ja nicht, dass der Versicherer pleite ist. "Das Eigenkapital und die Reserven sind aber derart abgeschmolzen, dass beispielsweise ein Rückgang bei den Aktien um 35 Prozent nicht mehr verkraftet werden kann", erklärt Metzler. Die siebtgrößte deutsche Lebensversicherung verfügt über eine überdurchschnittlich hohe Aktienquote von 12 Prozent. "Bei der Victoria darf nicht übersehen werden, dass da die große Münchner Rück dahinter steht", sagt Manfred Poweleit, Chefredakteur des Göttinger Informationsdienstes "Map-Report". Nach einer Studie der Rating-Agentur Fitch dürften jedoch zwei Drittel der deutschen Versicherungen den Stress-Test der BAFin nicht bestehen, beziehungsweise nicht bestanden haben. Den Kapitalbedarf nur bei den deutschen Lebensversicherern schätzt die Rating-Agentur insgesamt auf 45 bis 50 Mrd. Euro.


      Für das Geschäftsjahr 2002 verzeichnet die Victoria Leben ein Beitragsplus von 13,2 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,2 Mrd. Euro). Wegen der Kapitalmarktkrise sank das Nachsteuerergebnis auf 17 Mio. Euro (Vorjahr: 27 Mio. Euro). Das Kapitalanlageergebnis schrumpfte auf 1,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,5 Mrd. Euro).


      Artikel erschienen am 4. Apr 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 03.04.03 23:19:20
      Beitrag Nr. 2.484 ()
      Kompromiss zur Körperschaftsteuer steht
      Wirtschaft wird mit bis zu 4,4 Milliarden Euro zusätzlich belastet - Abbau von Subventionen geplant


      Mit dem von NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück ausgehandelten Kompromiss ist auch die von Kanzler Schröder ungeliebte Dienstwagensteuer vom Tisch
      Foto: dpa
      Berlin - Im Streit um das Gesetz zum Abbau von Subventionen und Steuervergünstigungen zeichnet sich eine Einigung ab: Nach Angaben ihrer Landesregierungen verständigten sich die Ministerpräsidenten von Hessen und Nordrhein-Westfalen, Roland Koch (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) auf einen gemeinsamen Vorschlag für die nächste Sitzung der Vermittlungsausschusses am 9. April. Demnach sollen kurzfristig Korrekturen bei der Körperschaftssteuer umgesetzt werden, die nach Angaben aus Verhandlungskreisen bis zu 4,4 Mrd. Euro zusätzlich für die öffentlichen Kassen bringen sollen. Ursprünglich war von bis zu 10,4 Mrd. Euro die Rede. Während SPD, Grüne und die Union den Kompromiss begrüßten, übten FDP und die Spitzenverbände der Wirtschaft deutliche Kritik.


      Mit dem Einigungsvorschlag wären die meisten der 42 Gesetzesvorschläge aus dem Steuerpaket der Bundesregierung vom Tisch. Dazu zählen eine höhere Besteuerung von Dienstwagen, die Einführung der allgemeinen Steuer auf Aktiengewinne, Einschnitte bei der Eigenheimzulage, eine Mindestbesteuerung von Unternehmen sowie der Wegfall des halben Mehrwertsteuersatzes etwa für Schnittblumen. Im laufenden Jahr sollten dadurch Mehreinnahmen von 3,5 Mrd. Euro und letztendlich jährlich rund 15,6 Mrd. Euro erzielt werden.


      Einzelheiten ihres Kompromisses wollten Koch und Steinbrück den Mitgliedern des Vermittlungsausschusses am heutigen Freitag zuleiten. Zur Begründung für ihren Vorstoß gaben die Länderchefs an, dass die derzeitige Regelung bei der Körperschaftssteuer dazu geführt habe, dass die großen Unternehmen statt wie bislang rund 22 Mrd. Euro pro Jahr inzwischen keine Körperschaftssteuer mehr zahlten. Weitere Vorschläge für Steuerrechtsänderungen sollen in einer gemeinsamen Resolution von Koch und Steinbrück für den Vermittlungsausschuss "lediglich angesprochen und dann im Zusammenhang mit den Steuersenkungen für 2004 besprochen werden", hieß es in der Erklärung der beiden Landesregierungen. Dazu zählen etwa die bereits diskutierten Abschreibungsänderungen für bewegliche Wirtschaftsgüter, die rund 2,5 Mrd. Euro Mehreinnahmen bringen würden. Zudem sollen Steuerverrechnungsmöglichkeiten von Großunternehmen eingeschränkt werden. Bei diesem Punkt gebe es jedoch noch europarechtliche Probleme zu klären, hieß es in Koalitionskreisen.


      Bestandteil des von Koch und Steinbrück verabredeten Konzeptes ist zudem der schrittweise Abbau von Subventionen um zehn Prozent binnen der nächsten drei Jahre. Dafür soll eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden, die entsprechende Vorschläge ausarbeiten soll.


      Ob ein Kompromiss im Vermittlungsausschuss auf Basis des Kompromissvorschlages gelingt, ist noch offen. Die SPD-Länder trügen ihn vermutlich mit, heißt es in Fraktionskreisen. Fraglich ist aber, ob ihn auch die Unionsseite geschlossen befürworte. Zusätzlicher Unsicherheitsfaktor sei die Haltung der Bundesregierung. Grund: Die Einnahmen aus dem Gesetzpaket sind mit Vorrausetzung dafür, dass Deutschland in diesem Jahr die Vorgaben des Stabilitätspaktes einhält. Dafür ist das Volumen des Kompromissvorschlages aber zu gering.


      Protest kam von der FDP. Bundesvize Walter Döring, nannte eine "Steuererhöhung in der jetzigen konjunkturellen Lage eine Katastrophe für den Arbeitsmarkt". Auch die Wirtschaftsverbände sprachen sich gegen "Steuererhöhungen jeglicher Art" aus. cw




      Artikel erschienen am 4. Apr 2003
      welt.de
      Avatar
      schrieb am 03.04.03 23:20:31
      Beitrag Nr. 2.485 ()

      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 03.04.03 23:24:23
      Beitrag Nr. 2.486 ()
      Anleihemarkt
      Sparer in Japan müssen bald Zinsen bezahlen


      03. April 2003 Die Entwicklung am japanischen Rentenmarkt ist schon skurril. Denn wenn sich die seit Jahren anhaltende Entwicklung weiter fortsetzt, dann werden die Sparer die Banken bald dafür bezahlen müssen, dass diese ihr Geld in Obhut nehmen.

      Am Donnerstag sind die Rendite der japanischen Staatsanleihe jedenfalls den vierten Tag in Folge auf ein neues Rekordtief gefallen. So ermäßigten sich die Renditen der Zehnjährigen um drei Basispunkte auf nur noch 0,665 Prozent. Bei den Zwanzigjährigen verringerte sich die Rendite um drei Basispunkte auf 1,035 Prozent. Zur Erinnerung: Am 1. April 2002 betrug dieser Wert noch 2,03 Prozent.

      Schwache Konjunkturaussichten stützen

      Als Kursstütze erwies sich eine stärker als erwartete Nachfrage bei der Auktion von Staatsanleihen, und dass, obwohl es sich dabei mit Papieren im Wert von umgerechnet 16 Milliarden Dollar um die umfangreichste Auktion aller Zeiten handelte. Die Nachfrage überstieg das Angebot aber trotzdem um das 3,5fache.

      Ausgelöst wurde das Interesse vermutlich von der Aussicht auf eine auch weiterhin schwache Konjunkturentwicklung. Der in dieser Woche veröffentliche Tankan-Bericht, der die Geschäftserwartungen in Japan wider spiegelt ist nämlich schlechter ausgefallen als erwartet. Und auch die Weltbank sagt dem Land in einer neuen Studie eine anhaltende Deflation voraus.

      Die Rechnung, welche die Anleger trotz der nominal niedrigen Renditen anstellen, ist dabei so einfach wie es Yuuki Sakurai, Fondsmanager bei Fukoku Mutual Life kommentiert: „Anleihen könnten bis auf weiteres die Anleiheklasse bleiben, die keine negativen Renditen bringen und so sind wir gezwungen, die Bestände weiter zu erhöhen.“ Und er ergänzt: „Unseren Aktienanteil müssen wir dagegen weiter verringern.“

      Anhaltender Mittelzufluss erwartet

      Dieser Taktik liegt die Annahme zu Grunde, dass sich die Rendite der Zwanzigjährigen in den nächsten zwei Monaten bis auf 0,9 Prozent verringert. Trifft diese Entwicklung ein, verspricht ein Engagement am Anleihemarkt Kursgewinne, während die Anleger natürlich gleichzeitig nicht vergessen haben, dass der Aktienmarkt in den vergangenen zwölf Monaten um 29 Prozent gefallen ist und die Preise für Bauland sich nun schon seit zwölf Jahren auf dem Rückzug befinden.

      Diese Rahmenbedingungen dürften dazu führen, dass „für das neue Fiskaljahr vorhandene Mittel in den Rentenmarkt gelenkt werden“, wie Eiji Dohke, Anleihestratege bei UFj Tsubasa vermutet. Der größte staatliche Pensionsfonds hat jedenfalls bereits angedeutet, dass er die Bestände an Staatsanleihen im neuen Fiskaljahr um 7,9 Billionen Yen erhöhen will. Dies spricht dafür, dass sich die Renditen weiter der Nulllinie annähern werden.



      Im Chart sehen Sie die Entwicklung der Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen.

      @JüB
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 20:32:09
      Beitrag Nr. 2.487 ()
      8.4.03 VDI: Arbeitslosen Ingenieuren fehlt häufig nötige Qualifikation

      von dpa/DW

      Hannover - Die deutsche Technologiebranche klagt auch in der Konjunkturkrise über akuten Fachkräftemangel und hofft weiterhin auf Spezialisten aus dem Ausland. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) berichtet von 20.000 fehlenden Fachkräften in den Technologiebereichen. In der Elektroindustrie wird nach Einschätzung des Fachverbands VDE in diesem Jahr jeder zweite Arbeitsplatz für Berufseinsteiger unbesetzt bleiben.

      Laut VDI gibt es in Deutschland derzeit zugleich 64.000 arbeitslose Ingenieure. Ihnen mangele es aber an den für die High-Tech-Branchen erforderlichen Fachkenntnissen, sagte VDI-Direktor Willi Fuchs. Etwa 60 Prozent seien älter als 50 Jahre und hätten kaum Gelegenheit gehabt, sich weiterzubilden.

      Einer am Montag auf der Hannover Messe vorgestellten VDE-Umfrage zufolge glaubt jedes dritte Unternehmen, gegen den Expertenmangel nur mit ausländischen Kräften ankämpfen zu können. Mit bundesweit rund 6000 Absolventen der Elektro- und Informationstechnik werde 2003 ein Tiefstand erreicht. "Der Ausbildungsstand an deutschen Schulen entwickelt sich zu einer Innovationsbremse für die Technologiebranche", betonte VDE-Präsident Klaus Wucherer, der auch Siemens-Vorstandsmitglied ist. Die Begeisterung für die Technik sei verloren gegangen.

      Zugleich hatte der Branchenverband ZVEI erst vor kurzem vor dem befürchteten Verlust weiterer 20.000 Arbeitsplätze wegen der weiterhin schwachen Konjunktur in diesem Jahr gewarnt. 2002 war die Mitarbeiterzahl in der Elektroindustrie bereits um 35.000 auf gut 830.000 eingebrochen, den niedrigsten Stand seit 1960. Die vor zwei Jahren von Bundeskanzler Gerhard Schröder ausgerufene Green-Card-Initiative zeigte bisher nicht den erwarteten Effekt. ... (Welt, 7.4.03)

      Kommentar: Schon seit Jahren wird immer wieder ein angeblicher “Fachkräftemangel” behauptet. In der Realität allerdings sieht es völlig anders aus: Motivierte, gut ausgebildete Studienabgänger finden keine Arbeitsstelle. Den angeblichen Fachkräftemangel wird möglicherweise nur deshalb ständig vorgeschoben, um die Zuwanderung weiterer Ausländer zu rechtfertigen, mit dem Ziel, die Löhne in Deutschland zu drücken.
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      Analysten tippten mächtig daneben

      ZEW: Aktien entwickelten sich bis zu 40 Prozent schlechter als prognostiziert


      von Michael Schröder

      ... In der Tat sind die Aktienkursprognosen dieses Mal noch wesentlich schlechter als üblich. Die Kurse der europäischen und deutschen Aktien am 31. März lagen um gut 30 bis 40 Prozent unter den vor drei Monaten prognostizierten Werten. Hier lässt sich nicht mehr mit der generell zu optimistischen Sicht argumentieren, mit der die Banken zukünftige Aktienkurse betrachten. Die an der Umfrage teilnehmenden 13 Banken wurden ganz einfach von den politischen und militärischen Ereignissen der letzten Monate überrascht. ... (Welt, 8.4.03)

      Kommentar: Es ist ja bekannt, daß Analysten in der Regel immer falsche Prognosen abgeben. Wer würde anderes erwarten, wenn man berücksichtigt, daß diese Leute weder über die Funktionen von “Geld”, noch über die Fehlentwicklungen im System etwas wissen. Zudem vertreten diese Leute keine eigene Meinung, sondern bringen nur die zweckoptimistischen Meldungen ihrer Auftraggeber in die Öffentlichkeit.
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      7.4.03 Pro-Markt-Kette will die Discounter unterbieten

      Berliner Elektronik-Kette kommt mit neuem Marketing-Konzept. Alteigentümer kaufen die Wegert-Filialen von Kingfisher zurück

      von Norbert Schwaldt

      Berlin - Die Berliner Elektronik-Kette Pro Markt zieht gegen die Discounter Media Markt und Saturn in die Preisschlacht. Auch Aldi und Lidl sollen das neue Marketing-Konzept der Berliner fürchten. Mit neu gestalteten Filialen, Preissenkungen und einer Anzeigenkampagne wollen die alten und neuen Eigentümer, die Gebrüder Wegert, verlorenes Terrain wieder zurückerobern. ... (Welt, 7.4.03)

      Kommentar: Die Deflation mit fallenden Preise ist voll im Gange: Bei einer sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung versuchen die Unternehmen Konkurrenten in einem ruinösen Wettbewerb auszuschalten. Folge: Immer weiter sinkende Preise, Unternehmenszusammenbrüche, Massenarbeitslosigkeit, Depression...
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      Maßgeschneiderte Geldanlage jetzt auch für kleine Depots

      Vermögensverwalter suchen neue Kundschaft


      Hamburg - Bei den Vermögensverwaltern ist die Jagd nach den Millionären vorbei. "Viele sind nun bereit, auch kleinere Summen ab 125.000 Euro aktiv zu managen", sagt Kai Arne Jordan vom Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VUV): Denn "Verwalter und Banken haben Schwierigkeiten, überhaupt noch Kunden zu finden." Nach Angaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist die Zahl der Finanzportfolioverwalter zwischen 1998 und 2002 von knapp 1500 auf rund 500 gesunken. ... Den Kurseinbrüchen an den Börsen können allerdings auch die Profis nicht entgehen, wie aus einer Untersuchung des Finanzdienstleisters "Firstfive" hervorgeht. Er untersuchte die Depots von 70 Banken und Vermögensverwaltern im deutschsprachigen Raum zwischen 1. Februar 2002 und 31. Januar 2003. Mit einem ernüchternden Ergebnis: Die fünf bestplatzierten Institute musste bei ihren "dynamischen" Depots mit bis zu 100 Prozent Aktienanteil einen Verlust zwischen rund 23 und 31 Prozent hinnehmen. ... (Welt, 7.4.03)

      Kommentar: Man fragt sich, warum man überhaupt einen Vermögensverwalter braucht? Die meisten dieser Leute haben das Grundprinzip unseres Systems überhaupt nicht begriffen und verspielen entsprechend das ihnen anvertraute Geld. Wer sich mit dem System beschäftigt, kommt schnell selber dazu, sein bester Anlageberater zu werden.
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      Milton Friedman: Der Euro ist heute deutlich überbewertet

      "Ich bezweifele, dass er ein dauerhafter Erfolg wird, denn die Mitgliedsländer können kaum auf wirtschaftliche Störungen reagieren."

      München - Die europäische Gemeinschaftswährung ist nach Ansicht des amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers Milton Friedman viel zu hoch bewertet. In einem Interview des Nachrichtenmagazins "Focus" sagte Friedman, "der Euro ist nach wie vor deutlich überbewertet und wird im Jahresverlauf wieder verlieren". Zuletzt hatte der Euro mit 1,0720 Dollar notiert. Ein Jahr zuvor hatte der Kurs 0,8818 Dollar betragen. "Ich bezweifele, dass er ein dauerhafter Erfolg wird, denn die Mitgliedsländer können kaum auf wirtschaftliche Störungen reagieren." Er nannte es "grotesk", dass der Stabilitätspakt den Euroländern verbiete, diejenige Haushaltspolitik zu betreiben, die am besten für sie wäre: "Für mich ist der Euro ein Experiment für die nächsten 10 bis 15 Jahre." dpa (Welt, 7.4.03)

      Kommentar: In der Tat wird das Euro-Experiment scheitern, allein weil die aufkommenden inneren Spannungen ihn zerreißen werden. Nich zu vergessen ist allerdings, daß gerade der US-Dollar massiv überbewertet ist. Welche Währung wird gewinnen, wenn der Dollar fällt und der Euro zerrissen wird? Der Schweizer Franken!
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      Spiegel: DWS hat viele Fonds jahrelang falsch bewertet

      Die Deutsche Bank wies die Meldung als "nicht nachvollziehbar" zurück

      Frankfurt/Main - Deutschlands größte Fondsgesellschaft, die Deutsche-Bank-Tochter DWS, soll einem Bericht des "Spiegel" zufolge über Jahre hinweg Wertpapiere in Renten- und Geldmarktfonds falsch bewertet haben. Es soll keine unabhängigen Kontrollen für die Bewertung von Wertpapierkursen gegeben haben und auch keine durchgängige Dokumentation vorhanden sein. Außerdem sollen Weisungen nicht eingehalten worden sein und Brokerbestätigungen fehlen. Die Deutsche Bank wies die Meldung als "nicht nachvollziehbar" zurück: "In dem Bericht steht, dass die überprüften Geldmarktfondsanteile der DWS marktgerecht bewertet wurden." Der Bericht liege der Aufsichtsbehörde vor, ohne dass diese einen Anlass gesehen habe, tätig zu werden. AP (Welt, 7.4.03)

      Kommentar: Wenn schon die größte Fondsgesellschaft in Deutschland falsch bewertete, was soll man dann erst von kleineren Anbietern halten?
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      6.4.03 Stresstest für Anleger

      Die Börsenkrise hat die Assekuranz fest im Griff. Jetzt fiel der erste deutsche Lebensversicherer bei der Prüfung durch die Finanzaufsicht durch

      von Ulrich Reitz

      ... Der siebtgrößte deutsche Lebensversicherer fiel bei dem von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) geforderten Stresstest durch.

      Diese Prüfung soll zeigen, ob ein Lebensversicherer seine Verbindlichkeiten noch bedienen kann, falls es an den Börsen zu einem weiteren deutlichen Einbruch kommt. Ergebnis: Die Victoria könnte es nicht. Die Aktienquote des Lebensversicherungsunternehmens ist mit mehr als zwölf Prozent im Marktvergleich zu hoch. Die „stillen Lasten" der Victoria Leben sind es auch. Durch den Kursrutsch an den Märkten weist die Bilanz, die zum Ergo-Konzern des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück gehört, stille Lasten bei Aktien von rund 1,5 Milliarden Euro aus - der höchste Wert, den ein Lebensversicherer bis dato ausgewiesen hat.

      Wird das Desaster des Düsseldorfer Lebensversicherers ein Einzelfall bleiben? In der Analystengemeinde schüttelt man den Kopf: „Es ist zu befürchten, dass noch mehr Lebensversicherer mit dem Stresstest Probleme haben werden", heißt es bei der Rating-Agentur Standard & Poor`s. Und Ralf Dibbern, Finanzanalyst beim Hamburger Bankhaus M.M. Warburg, sagt ebenfalls weitere Stresstest-Durchfälle voraus: „Die Victoria Leben ist nicht die schlechteste Gesellschaft am Markt. Bei anderen Assekuranzen erscheint die Lage viel schwieriger." Weitere Horror-Meldungen erwartet er spätestens im Mai. „Dann präsentieren die meisten Versicherer ihren Jahresabschluss für 2002."

      ... Die Strauchelbörse setzt nicht nur den Lebensversicherern, sondern allen deutschen Assekuranzen derzeit mächtig zu. Und die größten Schreckensmeldungen stehen noch aus: Weil die Versicherer auf steigende Börsen gehofft und deshalb notwendige Abschreibungen in den letzten beiden Jahren zum Teil verschoben haben, wirken sich die Bewertungsverluste in den Bilanzen der Jahre 2002 und 2003 aus. 2001 haben die deutschen Assekuranzen „stille Lasten" von rund 2,5 Milliarden Euro aufgebaut. Der im Jahr 2002 eingefahrene Verlust dürfte noch wesentlich größer sein. Die Rating-Agentur Fitch schätzt die stillen Lasten und Abschreibungen der deutschen Assekuranz auf 45 bis 50 Milliarden Euro. Die Branche will davon nichts wissen. Laut einer Mitgliederbefragung geht der Versicherungsverband GDV von 15 bis 20 Milliarden Euro aus. Immer noch zu viel.

      Zusätzlich kommen die Unternehmen auch durch die Flaute ihrer eigenen Börsenkurse immer stärker unter Druck. Der Kurs des weltgrößten Rückversicherer Münchener Rück taumelt bei knapp über 60 Euro umher. Die Allianz-Aktie fand diese Woche nicht einmal bei der 50-Euro-Marke halt. ... (Welt, 6.4.03)

      Kommentar: Immer deutlicher wird nun, daß ein Investment in eine Lebensversicherung eines der schlechtesten ist, was man tun kann. Im Sprichwort heißt es: “Bei Geld hört die Freundschaft auf” - man soll also bei Geldangelegenheiten nicht einmal seinen Freunden vertrauen. Wer in eine Lebensversicherung einzahlt, gibt jemandem sein Geld, den er gar nicht kennt, wo er weder weiß, wie konkret investiert wird, wie kompetent der Manager ist usw. Wer dann dringend sein Geld wieder haben möchte, der kommt nicht ohne große Verluste ran. Jetzt wird deutlich, daß es auch um die Bonität vieler Anbieter nicht zum besten bestellt ist und möglicherweise einige Anbieter das einbezahlte Geld in Zukunft gar nicht mehr auszahlen können. Warum das meiste Ersparte der Deutschen gerade in solche Investments fließt bleibt schleierhaft.
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      Taugen Immobilienaktien als Alternative?

      Flucht in Sachwerte - nach diesem Motto verfahren derzeit viele Anleger, die sich das tägliche Zittern um den Börsenverlauf nicht mehr zumuten wollen

      Hamburg - So verzeichnen auch Immobilienfonds starke Zuflüsse, nicht zuletzt wegen relativ stabiler Renditen. Doch Ausgabeaufschläge von in der Regel fünf Prozent und die geringe Transparenz halten so manchen Anleger vom Kauf ab. ... (Welt, 6.4.03)

      Kommentar: Immobilien als Sicherheit? Das Gegenteil ist der Fall: Mit dem Zusammenbruch der Geldanlage-Märkte werden auch die Immobileinmärkte zusammenbrechen. Über Jahrzehnte wurden die Immobilien im Preis hochspekuliert auf ein heute völlig unrealistisch hohes Niveau. In der kommenden Deflation werden diese Bewertungen allein durch die folgenden Zwangsversteigerungen drastisch korrigiert. In der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre verfielen Immobilien um über 90% im Wert! Also Vorsicht!
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      5.4.03 Uruguay will seinen Anleihe-Gläubigern herbe Verluste bei Wertpapiertausch zumuten

      Längere Laufzeit bei gleich bleibenden oder niedrigeren Zinsen angestrebt - Ratingagenturen bewerten solche Transaktionen als Zahlungsausfall

      von Bloomberg

      Montevideo - Uruguay will nächste Woche die Gläubiger von Anleihen im Wert von 6,5 Mrd. Dollar bitten, diese Bonds gegen neue Wertpapiere zu tauschen, die weniger wert sind. Mit einer derartigen Umschuldung will Uruguay einen Wirtschaftskollaps wie beim Nachbarn Argentinien vermeiden.

      Uruguay will Anleihen mit einer Laufzeit von einem Jahr oder länger in neue Papiere tauschen, die im Schnitt fünf Jahre später fällig werden und die gleichen oder sogar niedrigere Zinsen bieten, berichtet Fabian Ibarburu, Finanzdirektor bei Union-Capital AFAP. Er gehört zu den Anleihegläubigern, mit denen das Land über einen Anleihentausch verhandelt. Der Pensionsfonds hat Uruguay-Anleihen im Volumen von 735 Mio. Dollar in seinem Portefeuille.

      Uruguay hat versprochen, den Nominalbetrag vollständig zurückzuzahlen, allerdings über einen längeren Zeitraum.

      ... Die Verlängerung der Laufzeit senkt den so genannten Nettogegenwartswert einer Anleihe, weil die Gläubiger länger auf ihr Geld warten müssen. S&P stufte im Februar Uruguays langfristige Fremdwährungsverbindlichkeiten von "B-" auf "CCC" herab.

      Für Uruguay, ein Land mit drei Millionen Einwohnern, ist es schwierig geworden, seine Anleihen zu bedienen, nachdem Argentinien, der größte Handelspartner und die Hauptquelle für Tourismuseinnahmen, zahlungsunfähig wurde. Aus Argentinien kommt auch der größte Teil der Bankeinlagen in Uruguay.

      Uruguay hat letztes Jahr seine Währung abgewertet, das hat die Kosten für den Schuldendienst nach oben getrieben. Die Gesamtschulden von 11,3 Mrd. Dollar entsprechen etwa 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes des Landes. ... (Welt, 5.4.03)

      Kommentar: Am Beispiel Uruguays wird deutlich, wie unsinnig die Annahme ist, daß Staaten “es sich nie erlauben könnten, die Bedienung von Anleihen auszusetzen”, daß also Staatsanleihen “immer” sicher seien. Eine Anleihe ist auch nur ein Versprechen auf die Rückzahlung von Geld. Wird der Schuldner zahlungsunfähig, so verliert das Versprechen an Wert. Langfristig sind alle Staaten der Welt vom Bankrott bedroht, da niemand mehr die explodierende Verschuldung je zurückzahlen kann.
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      Analysten sehen jetzt bei Aktien historisch niedrige Preise

      Deutscher Markt am stärksten unterbewertet


      Frankfurt/Main - Egal welchen Maßstab man anlegt - die Aktienmärkte sind nach Aussagen von Volkswirten und Börsenexperten derzeit deutlich unterbewertet.

      Allerdings sei es unmöglich, schon von einer Bodenbildung zu sprechen und dem Anleger damit wieder zum Kauf von Aktien zu raten. Die noch unklaren Folgen des Irak-Kriegs für die Weltwirtschaft und die Preisschwankungen beim Öl machten Prognosen kaum möglich und überlagerten an den Aktienmärkten aktuell auch grundsätzliche Bewertungsansätze. Ohnehin hatten zahlreiche Experten schon kurz nach Beginn des historischen Kursrutsches an den Märkten in Deutschland vor nun rund drei Jahren immer wieder vergeblich das Ende der Talfahrt beschworen.

      ... Soll der Anleger jetzt also einsteigen? Roland Ziegler, Aktienstratege bei der ING BHF-Bank gibt ein warnendes Beispiel: "Vor einem Jahr stand der Dax bei 5200 Punkten und galt als historisch niedrig bewertet." rtr (Welt, 5.4.03)
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      Herdentrieb an Finanzmärkten so stark wie seit 1987 nicht mehr

      Berlin - Der Irak-Krieg hat zu einem extremen Herdentrieb an den Finanzmärkten geführt. Je nach Nachrichtenlage wird im großen Stil umgeschichtet: Schließt ein US-General eine längere Dauer des Krieges nicht aus, werden Aktien abgestraft, das Geld fließt in Renten und Gold, Ölpreis und Euro klettern. Sichern die US-Truppen zwei Tage später eine Brücke, machen die Investoren auf dem Absatz kehrt und gehen massiv in Aktien - die Waage schlägt in die andere Richtung aus. Nach einer Analyse von Credit Suisse First Boston (CSFB) in den USA haben sich Aktien zuletzt beim Börsencrash 1987 so stark im Gleichklang bewegt wie jetzt. ... (Welt, 5.4.03)

      Kommentar: Die ganze Börsenentwicklung der letzten 20 Jahre war fast ausschließlich vom Heerdentrieb getrieben. Eigentlich hätte jedem klar sein müssen, daß wenn die Aktien 30 mal schneller steigen als die Wertschöpfung, daß es sich dabei um eine reine Spekulationsblase handelt. Dabei sind Aktien auch heute keineswegs niedrig bewertet, sondern immer noch weit überbewertet. Berücksichtigt werden muß hier auch, daß in Zukunft die Gewinne der Unternehmen aufgrund der hohen kapitalkosten und sinkender Kaufkraft der Bevölkerung stark einbrechen werden. Das muß sich in sinkenden Aktienkursen bemerkbar machen.

      Kommentare von Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 20:37:43
      Beitrag Nr. 2.488 ()
      8.4.03 US-Pläne für neuen Irak schockieren Opposition

      Die Gegner des irakischen Machthabers Saddam Hussein im Exil sind sichtlich schockiert. Nicht nur Fernsehbilder der verstümmelten Zivilisten in überfüllten Krankenhäusern Bagdads sorgen bei ihnen für Entsetzen, sondern auch die bisherigen Informationen über die Pläne für ihr Land nach Fall des Regimes .

      HB/dpa KAIRO. Viele Regimegegner fühlen sich von den Amerikanern verraten, die im Irak nun nach eigenem Bekunden selbst eine „dominierende Rolle“ spielen wollen und die Entscheidungsgewalt zumindest in der Anfangszeit weder den Vereinten Nationen noch den irakischen Oppositionsgruppen übertragen wollen. Eine von amerikanischen Generälen geleitete Militärverwaltung ist für fast alle Iraker ein „rotes Tuch“. ... Die jüngsten Berichte über eine möglicherweise bis zu zwei Jahre im Irak operierende US-Militärverwaltung, die den Irakern nur beratende Funktionen zubilligt und über die Verwendung der Öleinnahmen und die Aufträge für die Behebung der Kriegsschäden alleine entscheiden soll, übertreffen selbst die schlimmsten Befürchtungen der Opposition. Nach Informationen der saudischen Zeitung „Al-Watan“ soll die US-Regierung einem Konsortium von zwölf Firmen aus Saudi-Arabien, Jordanien, den USA, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten bereits Aufträge mit Wert von 50 Mill. $ versprochen haben.

      Bei arabischen Staaten stößt unterdessen die geplante Rolle des ehemaligen US-Generals Jay Garner als mutmaßlicher künftiger Chef einer irakischen Militärregierung auf heftige Kritik. Vor allem wegen seiner Sympathien für isralische Likud-Politiker sei Garner für die Araber nicht akzeptabel, schrieb die regierungsnahe Kairoer Tageszeitung „Al-Akhbar“ am Montag. „Die Auswahl Garners, um den Irak zu regieren, hat in vielen Kreisen für eine Menge Erstaunen und Ablehnung gesorgt, denn normal wäre es, wenn die Iraker ihre eigenen Angelegenheiten nach einer Übergangszeit unter UN-Aufsicht selbst in die Hand nehmen würden. Doch es scheint, dass nun die Wahrheit (über die amerikanischen Absichten) an den Tag kommt.“ ... (Handelsblatt.com, 7.4.03)
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      Geld für die Nach-Saddam-Ära ist schon gedruckt

      Neue Dinare für den Irak nach dem Sturz Saddams – ohne Portrait des Diktators – sind bereits gedruckt. Sobald die USA die Herrschaft in Bagdad erkämpft haben, sollen sie die neue irakische Währung werden. Damit setzt das Weiße Haus seinen Alleingang im Mittleren Osten fort.

      mbr MOSKAU. Denn die neue irakischen Banknoten, die wie die alten Dinare heißen, seien auf Bestellung der USA hergestellt worden. Das sagten gut informierte arabische Quellen der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass.

      Als Vorbild für die neuen Scheine dienen in den 1980er Jahren aus dem Verkehr gezogene Scheine. Druckstöcke dafür lagern noch in Syrien und Jordanien. Die bisher gültigen Dinare sind seit 1985 im Umlauf. Die Hussein-Portraits dafür waren von sowjetischen Künstlern gezeichnet worden und die Banknoten in der Sowjetunion gedruckt worden – wie auch das Geld für das Afghanistan der Nach-Taliban-Ära. Diese Afghani waren zuerst nur für die von der so genannten oppositionellen Nord-Allianz gehaltenen Territorien des Landes gedacht. Sie gelten seit dem Sturz des islamistischen Taliban-Regimes in Kabul aber landesweit.

      Russland wirft derweil den USA vor, allein – und wie im Krieg ohne Kooperation mit den Vereinten Nationen – über das weitere Schicksal des Irak entscheiden zu wollen. So fürchten russische Ölfirmen, ihre unter Saddam vereinbarten Förderabkommen nicht realisieren zu können, wenn ein amerika-freundliches Regime in Bagdad ans Ruder komme. (Handelsblatt.com, 7.4.03)
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      Rice versucht wütende Russen zu beruhigen

      von Manfred Quiring

      Hinter verschlossenen Türen hat Russlands Außenminister Igor Iwanow die Sicherheitsberaterin von US-Präsident George W.Bush, Condoleezza Rice, empfangen. Beide wollten sich im Anschluss an das über einstündige Treffen im Ministerium gestern nicht über den Inhalt ihres Gesprächs äußern. Rice beschränkte sich auf die Bemerkung, es sei "sehr gut" gewesen.

      Aus diplomatischen Quellen war zu erfahren, man habe unter anderem über den Zwischenfall vom Sonntag gesprochen, bei dem die Autokolonne des russischen Botschafters in Bagdad beschossen worden war. Ein ursprünglich ebenfalls geplantes Treffen mit Verteidigungsminister Sergei Iwanow werde nicht stattfinden, sagte eine Sprecherin der US-Botschaft.

      Im Zusammenhang mit dem Beschuss des russischen Diplomatenkonvois im Irak hatte Moskau sich in harschen Worten sowohl bei den Amerikanern als auch bei den Irakern beschwert. Der Konvoi von Botschafter Wladimir Titorenko, der Bagdad mit einigen Mitarbeitern in Richtung Syrien verlassen wollte, war am Stadtrand unter Beschuss geraten. Dabei wurden fünf Botschaftsmitarbeiter zum Teil schwer verletzt.

      Titorenko warf den US-Streitkräften vor, den Konvoi absichtlich angegriffen zu haben. Die Schüsse seien absichtlich auf seine Fahrzeugkolonne mit Diplomaten und Journalisten abgegegeben worden, zitierte ihn die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Montag an der irakisch-syrischen Grenze, die der Konvoi passierte. Vier der Fahrzeuge seien getroffen, in ihrem Innern seien Patronenhülsen aus amerikanischen M-16-Sturmgewehren gefunden worden. US-Einheiten hätten die Kolonne zudem mehrfach stoppen wollen, was jedoch von den Diploamten verhindert worden sei. (Welt, 8.4.03)

      Kommentar: Wenn der Irak von einer US-Militärregierung gesteuert werden soll und zudem die Währungsspouveränität auf dieser Seite liegt, dann ist der Irak in Zukunft ein besetztes Land, welches völlig unter der Kontrolle der USA steht. Damit wird schon der Grundstein für neue Konflikte gelegt, die in neuen Kriegen und Bürgerkriegen enden müssen. Der Beschuß russischer Diplomaten zeigt wiederum Parallelen zum Beschuß der chinesischen Botschaft unter dem Kosovo-Krieg. Beide sind angeblich zufällig erfolgt, wurden jedoch von den betroffenen Regierungen als beabsichtigt bezeichnet. Damit werden ebenfalls Konflikte angefacht, die in Zukunft zu einem regelrechten Weltkrieg führen könnten.
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      6.4.03 Das Steuerrecht ist eine Zumutung für die Bürger"
      Durchschnittlich jeden Tag eine neue Vorschrift



      Berlin - Seit die rot-grüne Koalition unter Kanzler Schröder (SPD) regiert, haben sich die steuerlichen Regelungen fast jeden Arbeitstag geändert. 853 neue Vorschriften sind allein in der Legislaturperiode von 1998 bis 2002 offiziell registriert worden. Aus der Bundestagsdrucksache 14/9993 geht hervor: 84 Gesetze wurden verkündet, die 58 Gesetze des Steuerrechts teils mehrfach geändert haben. Ferner wurden 33 Rechtsverordnungen erlassen, die 49 Rechtsverordnungen des Steuerrechts wiederum teils mehrfach geändert haben. Die „mehrfachen" Änderungen sind in der Auflistung nicht einmal konkret beziffert worden. Zusätzlich seien 629 steuerrechtliche Verwaltungsvorschriften des Finanzministeriums ergangen.

      Der Bund der Steuerzahler spricht angesichts dieser Änderungsflut von einem „Steuerchaos" in Deutschland. Sein Präsident Karl Heinz Däke: „Ein Steuerrecht, das die betroffenen Laien nicht verstehen, das den fachkundigen Angehörigen der steuerberatenden Berufe und den Bearbeitern in den Finanzämtern kaum vertretbare Anstrengungen abverlangt, wollen sie die Vorschriften weitgehend fehlerfrei handhaben, ist eine Zumutung für die Steuerbürger."

      Der Steuerzahler habe nach Auffassung des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Kirchhoff einen verfassungsrechtlichen Anspruch auf einfache und überschaubare Steuerrechtsvorschriften. „Eine Steuerpolitik, die sich darüber hinwegsetzt, und eine Regierung, die nichts dagegen tut, missachtet die Bürger als Steuerzahler", so Däke. Auch Bundesverfassungsrichter Rudolf Mellinghoff prangert an, in der Gesetzgebung seien „die Sitten verwildert". JK (Welt, 6.4.03)

      Kommentar: Das ausufernde Steuerrecht ist ein Indiz dafür, wie marode die Staatsfinanzen bereits sind. Die Verantwortlichen kennen offenbar gar keine andere Möglichkeit mehr, die explodierenden Zinskosten zu finanzieren, als dem Bürger durch immer unverständlichere Steuergesetze in die Tasche zu greifen. Damit wird jedoch die Kaufkraft und letztlich die Wirtschaft vollends abgewürgt.
      kommnetare v. Günter Hannich
      Geldcrash.de
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 20:46:10
      Beitrag Nr. 2.489 ()
      Der Krieg und die Folgen: 06.04.2003

      DIESE WOCHE spatzseite.de

      Aus aktuellem Anlaß denkt der Spatz diese Woche darüber nach, welche Folge ein Sieg der Amerikaner im Irak hätte - oder was bei einer Niederlage zu erwarten wäre. Er macht sich Gedanken über die neue Weltordnung, und darüber, was in Gefahr geriete, wenn die Hypermacht USA ein neues Vietnam erleben sollte. Wie immer ein staatsferner aber unzensierter Spatz mit einer frischen, unkorrumpierten Sicht auf die Dinge!

      Und was kommt danach?


      Als die Regierung Bush merkte, daß sie im UNO-Sicherheitsrat eine Mehrheit weder kaufen noch erzwingen konnte, begann sie den Krieg. Länder, die sich an die "feierlich" vereinbarten Abmachungen halten wollten, begannen zu protestieren, einige wie Rußland, Frankreich und Deutschland vor der Invasion andere danach. Nachdem die Menschheit trotz wilder Medienlügen ihre Vorstellungen über das, was im Irak abgelaufen ist und wie sich das Volk gegen den "Tyrannen, schlimmer als Hitler" aufgelehnt hat, revidieren mußte, beginnt ein Prozeß des Aufwachens. Aber nicht nur das, es zeigt sich, daß fast alles, was vorher über den Irak gesagt wurde, um den Krieg zu rechtfertigen, bewußt zusammengedrechselte und absichtlich ausgestreute Lüge war. Dafür (die Irreführung der Weltöffentlichkeit und nicht des Gegner, oder ist die Weltöffentlichkeit der Gegner) wurde im Pentagon bekanntlich eine eigene Abteilung unter Abram Shulsky eingerichtet, von ihr stammten zum Beispiel die "Belege", daß der Irak versucht habe, aus Niger Uran zu importieren - gefälschte "Beweise".

      Die Weltöffentlichkeit zwar nicht, aber immer mehr Menschen beginnen sich zu fragen, ob denn all das andere stimmt, was man gutgläubig denen da oben und ihren anerkannten Sprachrohren abgenommen hatte, oder ob es so ist, wie das, was man über den Irak zu hören bekommt. Geht es um Freiheit und Demokratie (was ist das?) und Wiederaufbau (wie einst bei den Kindern, erst einschmeißen dann aufbauen?) oder doch nur um Abzockverträge für die Hauptkriegstreiber in den USA wie Cheneys Halliburton etc. Das Empire der Lüge und Heuchelei wird nach diesem Krieg nicht mehr so funktionieren wie früher.

      Die Aussicht auf einen Wandel in den Grundlagen des Empires ist nicht für jedermann erfreulich. Besonders diejenigen, die hervorragend mit der Lüge leben konnten, bekommen Zweifel, ob sie hernach noch ebenso bequem werden leben können wie jetzt. Daher ist es nicht ganz verwunderlich, wenn man selbst von den Gegnern des Irak-Krieges hört, sie wünschten sich jetzt einen möglichst schnellen "Sieg der Demokratie". Am meisten überraschte Präsident Chirac und sein Sonderbotschafter Jean-Pierre Raffarin aber auch J.M. Ayrault, der sozialistische Oppositionsführer in Nationalversammlung. Chirac nannte bei einem Essen mit Senatoren am 2.4. nicht nur die Amerikaner (gemeint ist hier die Regierung) "unsere Freunde und Alliierten", sondern stellte auch fest, daß man "im selben Boot" sitze. Es sprach sich für einen schnellen militärischen Sieg der USA aus, damit sie dann "ihre Reformpolitik durchsetzen" könne. Unsere Regierung will schon das Bärenfell vor dem Sieg verteilen (Bitte nicht alles Öl rauben, die UNO soll verteilen, wir wollen nämlich auch etwas haben). Wäre der Wunsch ehrlich, müßten sie mitkämpfen. Aber schon Frau Merkel hatte sich trotz solcher Tönen nicht freiwillig zur Front gemeldet. Für die Dreckarbeit hat man seine Leute.

      Auch in Belgien fand ein bemerkenswerter Gesinnungswechsel statt. Dort konnten seit 1993 ausländische "Kriegsverbrecher" vor Gericht gestellt werden. Aufsehen erregte die Anzeige gegen Sharon wegen seiner Massaker in palästinensischen Flüchtlingslagern im Jahr 1982 (und jetzt, glaubt man der Zeitung "Ha-aretz" vom 2.4, wieder in den Lagern Tul Karm auf dem Westufer und einem anderen bei Rammallah) oder die Anzeige vom 18. 3. gegen Colin Powell wegen militärisch ungerechterfertigter Massenmord an Irakis im 1. Golfkrieg. Jetzt wird verlautbart "Es war nicht die Absicht des Gesetzes, gegen demokratische Länder eingesetzt zu werden". Die Verfahren gegen Sharon und Powell wurden eingestellt. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es nicht das Gleiche. Es kommt auf das Land an, aus dem sie stammen, ob die Führungsmacht ihm das Etikett "demokratisch" oder diktatorisch aufklebt und ihr Urteil der Weltöffentlichkeit, notfalls mit gezinkten Karten, erfolgreich glaubhaft machen kann.

      Dieser "ungerechte und durch nichts zu rechtfertigende" Krieg soll nach Auffassung selbst seiner Gegner möglichst schnell siegreich für die USA und damit elend für die Irakis enden. Denn nur ein schneller US-Sieg würde dafür sorgen, daß bald (in wenigen Jahren) wieder alles so weitergeht wie bisher. Und das wäre: die schleichende intellektuelle und vor allem moralische Entmündigung (andere sprechen von Verblödung) der Menschen (vor allem derer, die als Namhaft und Anerkannt gehandelt werden), die Zerrüttung der öffentlichen Moral, die Verarmung der Menschen der unteren 80% auf der Einkommensskala, die Verwüstung der Welt trotz oder eigentlich infolge des sogenannten Umweltschutzes und damit zusammenhängender internationaler Vereinbarungen, die zunehmende Konzentration der Wirtschaft auf das bloße Börsen- und Wertpapiergeschäft, die Bereitschaft der Wähler, keine andere als die anerkannten Parteien zu wählen obwohl oder weil ihre Vertreter immer hornochsiger werden. Nur ein schneller Sieg der USA garantiert, daß diese Entwicklung der letzten dreißig oder vierzig Jahre weiter ihren Lauf nehmen kann. Nach einem schnellen Sieg der militärischen Hypermacht sieht es aber nicht mehr aus. Dafür ist man dem Widerstandswillen und der Opferbereitschaft der Irakis zum Dank verpflichtet.

      "Dieser Krieg muß schnell gestoppt werden". Das ist eine ganz andere Formel und der wäre im Interesse der betroffenen einfachen Leute im Irak aber auch in den Panzern und LKW der Alliierten zuzustimmen. Wer könnte ihn schnell stoppen. Nun, die UNO sollte. Das fordern immer mehr Länder, die aufgrund der Medienberichte den Glauben an den raschen Endsieg der westlichen Supermacht verloren haben. Am 4. April wollen sich auf Initiative des französischen Präsidenten vier Außenminister, neben dem russischen, französischen und deutschen auch der spanische (aus der Koalition der Wollenden) in Paris treffen. Was dabei herauskam, ist noch unbekannt. Im besten Fall wollen sie eine UNO Initiative starten - möglicherweise auf der Grundlage der Resolution 377 "Vereint für den Frieden". Sie stammte aus dem Jahr 1950 und konnte schon am Koreakrieg nichts wenden. Was könnte auf so wackeligem Grund wie der UNO gedeihen (möglicherweise so gar viel Unheil, doch davon ein anderes Mal)? Keiner zweifelt daran, daß der Krieg nicht zu stoppen ist, wenn die USA es nicht will - so viel zur Völkergemeinschaft.

      Will sie oder will sie nicht? Wenn man in die Straßen der USA schaut, will sie schon; schaut man ins Weiße Haus oder ins TV, dann will sie nicht. Wie steht es aber mit der Machtclique, die hinter dem Bühnenbild die Fäden zieht? Mußte nicht schon Perle den Hut nehmen, weil er Saudi Prinzen erpressen wollte, 100 Millionen Dollar in seine private Firma Trireme zu investieren, damit er seine Angriffe auf Saudi Arabien als Unterstützer der Terroristen zurücknehme? Kommt nicht Rumsfeld wegen seiner "hitler-artigen" inkompetenten Eingriffe in die Kriegsplanung und deren Sabotage ins Gerede. In der Financial Times schrieb - keineswegs als Aprilscherz - ein Joshua M. Marshall: "Sie (Rumsfeld, Cheney und Co) brachten über die modernistische Theorie der Kriegsführung zwei weitere Prioritäten in die Kriegsplanung ein. 1. Sie sind von ihrer Vision über die militärische Weltherrschaft der USA überzeugt. Danach sollten die USA rasch gegen ihre Opposition, eine Reihe von Schurkenstaaten, rings in der Welt vorgehen. Im Zuge dessen wollten sie Saddam auf eine Weise wegputzen, damit die Welt gezeigt bekomme, daß sie (die USA) ebenso gegen andere vorgehen könnten. Der Angriff auf den Irak, ohne das gesamte Kriegsarsenal der USA einzusetzen, gehörte zu diesem Plan, um der Drohung Nachdruck zu verleihen. 2. Gingen sie ihrer eigenen Interpretation der Politik der Arabischen Welt auf den Leim, die darauf hinzudeuten schien, daß die US Truppen als Befreier und nicht als Invasoren empfangen würden". Zu deutsch, sie fielen 2. auf ihre eigene zynische Mißachtung der "einfachen" (einfach zu manipulierenden) Menschen herein.

      Aber wer sagt Ihnen denn, daß die Meldungen vom wachsenden Widerstand der Irakis nicht auch auf dem Mist der psychologischen Kriegsplaner gewachsen sind. Vielleicht soll den bekannten Schurkenstaaten und denen, die neuerdings dazu erhoben werden, gezeigt werden, wie man selbst mit dem Widerstand der Bevölkerung fertig wird. Die Herrschaft des Westens beruht noch immer auf der "Strategie im Reich der Wünsche" der "Viel zu Vielen", derer, die sich die Meinung von den "stets kritischen Medien" zuschneidern lassen.

      Aber Marshall und viele ähnliche Aussagen in den führenden Presseorganen der USA könnten erkennen lassen, wie eine nicht unerhebliche Machtgruppe hinter den Kulissen denkt. Wenn dort einer der politischen Handlanger "seinen Weg hatte" (he had his way) und gescheitert ist, gilt er bald als Looser und wird ersetzt. Ob das mit dem ehemaligen Säufer und religiös runderneuerten Präsidenten geschieht, oder ob man sich zum Wegräumen dessen Herrn Papa bedient, der früher schon auf die "Gröfaze" im Kapitol nicht so gut zusprechen war, läßt sich von hier aus kaum entscheiden. Auch über den Zeitpunkt, wann das geschieht und wie (möglichst ohne Gesichtsverlust - und die militärische Dominanz gehört zum Gesicht) darüber kann man vor den Kulissen nur spekulieren.

      Weniger spekulativ ist eine andere Bemerkung die Marshall hier ohne es zu sagen oder sogar selbst zu merken, macht. Die Herren Gröfaze gingen unter Umständen von falschen "Axiomen" aus und falsche Axiome führen zu einer falschen Geometrie, in diesem Fall zu einer falschen Einschätzung im "Kriegstheaters". Die falschen Axiome schienen aber vor Kriegsbeginn gar nicht so falsch gewesen zu sein. Jedenfalls hatte sie da niemand angegriffen. Vielmehr waren sie logische aus den Axiomen abgeleitet, nach denen unser gesamtes wirtschaftspolitisches Regime mit all den oben angedeuteten verheerenden Folgen in den letzten 20 bis 30 Jahren funktioniert.

      Manche sagen, der Spatz sei zynisch, wenn er selbst in der guten Intention noch schlechte Absichten riecht. Was aber bliebe einem im Reich der Lüge und Heuchelei übrig, wenn man nicht genau so verlogen funktionieren will? Andere halten so etwas für klug und durchaus für "westlich". Der Spatz mißtraut nicht nur den Axiomen, weil er andere bevorzugt, er mißtraut der Axiomatik. Was aber sind die gesellschaftspolitischen Axiome des Westens? Ist denn nicht für den modernen Westen typisch, daß er alle Axiome abgewiesen hat? Dabei nennt man dann gerne alte Axiome wie die Realexistenz eines Gottes, der Wahrheit oder eines Naturrechts. Die hat man im modernen Westen tatsächlich abgeschafft, auch wenn das die Kirchen nicht gemerkt haben, weil man ihre Botschaften zur bloßen Bedürfnisbefriedigung derer, die ihrer bedürfen, noch duldet. Doch die drei genannten Bezeichnungen sind eigentlich keine Axiome. Dazu müßten sie selbstevident und eindeutig sein, was sie offensichtlich nicht sind. Sie können allerdings von axiomatisch denkenden Geistern dazu gemacht werden. Wie aber sieht es mit dem "Deismus" des mechanistischen Gesellschaftsbildes mit der "Freiheit des Wirtschaftsindividuums" und dem alles regelnden "freien Markt" aus?

      Um die Sache abzukürzen hier nur ein abstraktes Beispiel. Im Zeitalter uneingeschränkten Oligarchismus hatte man nicht nur ein geozentrisches Weltbild, es herrschte auch ein gesellschaftliches Grundaxiom in dessen Mitte der Besitz an Grund und Boden, also die Fähigkeit, Grund und Boden gegen andere mit Macht zu behaupten, stand. Das geozentrische Weltbild kam als Folge überprüfbarer Überlegungen in Verruf. Doch wurde es über Jahrhunderte durch immer komplexere theoretische Konstruktionen am Leben gehalten. Was war der treibende Grund dieser theoretischen (und praktischen, nämlich allerlei Religionskriege) Erhaltungsversuche? Wunschdenken und Angstdenken! Was bricht los, wenn das Grundaxiom, nach dem die Gesellschaft funktioniert, nicht mehr gelten sollte? Chaos, Anarchie und Schlimmeres. Trotzdem war das alte Axiom nicht zu halten, 1. weil es falsch war und 2. weil es unmenschlich war. Wie steht es mit dem derzeitig hochgehaltenen? Dazu müßte man erst wissen (und nicht nur gesagt bekommen), was es ist. Die Frage wird uns noch lange erhalten bleiben.

      Für heute nur ein Rat, wie Sie zu einer Antwort finden könnten. Schauen Sie nicht auf das, was Sie an dem, was zur Zeit abläuft, ärgert, was Sie zu kritisieren haben, was Sie entrüstet. Überlegen Sie sich, worauf Sie in Ihrem tiefsten Inneren ihre Hoffnung gründen, das kommende Chaos - z.B. das Finanz- und Wirtschaftschaos, das jeder ohne Parteibrille nur allzu deutlich sich heranwälzen sieht - durchstehen können, was Ihnen hierbei noch Sicherheit verspricht, worauf Sie ohne Quatsch bauen. Wenn Sie ehrlich mit sich sind und sich nicht ereifern, kommen Sie dem geltenden Axiom je länger Sie nachbohren immer näher. Versuchens Sie es einmal, wenn Sie mutig sind! Vielleicht verstehen Sie dann auch, warum so viele Menschen sich trotz aller Entrüstung über den ungerechtfertigten Krieg einen möglichst raschen militärischen Sieg der "Amerikaner" (wer ist gemeint?) wünschen - auch wenn es den nicht geben wird, trotz militärischer Überlegenheit, obwohl sie das Land wahrscheinlich bald besetzt haben werden. Wie die geozentrische geht auch diese Gesellschaft an ihren Grundannahmen zu Grunde. Kennen Sie richtigere, haben Sie sich nach Ihrem jugendlichen Idealismus je wieder darum bemüht?
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 20:48:46
      Beitrag Nr. 2.490 ()
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      Wundersame Geldschöpfung

      Von Claus Voigt
      Dank der dramatischen Zinssenkungen der US-Notenbank läuft in den Vereinigten Staaten seit einiger Zeit eine Hypothekenrefinanzierungswelle, die alles bisher Dagewesene weit in den Schatten stellt und zu ungesunden Preissteigerungen bei nichtgewerblichen Immobilien führt. Im Unterschied zu den in Deutschland gängigen Usancen sind Hypothekenkredite in den USA üblicherweise mit einer Refinanzierungsoption versehen. In Zeiten fallender Zinsen hat der Schuldner das Recht, seine bestehende Hypothek zu dem jetzt günstigeren Zinssatz umzuschulden. Davon wurde in den vergangenen beiden Jahren ganz massiv Gebrauch gemacht. In etwa 3/4 aller Umschuldungen wurde dabei die Höhe der Hypothek an den durch Inflation gestiegenen Preis der Immobilie angepaßt, die monatliche Belastung ungefähr gleich gelassen und der „überschüssige“ Betrag für Konsumausgaben oder zur Rückzahlung höherverzinslicher Konsumentenkredite entnommen. Die US-Notenbank spricht von knapp zehn Millionen Hypotheken in einem Gesamtvolumen von 1,75 Billionen US-Dollar, die 2002 refinanziert wurden. Das entspreche fast 1/3 des Volumens aller ausstehenden Hypotheken. Die Fed schätzt den auf diese Weise generierten Betrag auf netto 200 Milliarden Dollar. Die Bedeutung dieser Summe wird augenfällig, wenn man ihn mit der von Präsident George W. Bush vorgeschlagenen Steuersenkung vergleicht, die auf zehn Jahre verteilt eine Größenordnung von 670 Milliarden Dollar ausmachen soll.

      Ein Ende des Hypothekenbooms wird möglicherweise ein potentiell sehr gefährliches Ungleichgewicht in das Zentrum öffentlichen Interesses rücken: Fannie Mae (Federal National Mortgage Association) und Freddie Mac (Federal Home Loan Mortgage Corporation). US-Analysten zufolge vereinigen diese beiden Hypothekenbanken 45 Prozent der Risiken des auf 6,2 Billionen Dollar geschätzten Marktes für private Immobilienkredite auf sich. Im August 2002 wiesen wir unsere Leser auf das deutliche und wahrscheinlich auch bedeutende technische Verkaufssignal hin, das wir damals in den Charts der beiden Aktien erkannten. Beide Kandidaten haben ihren seinerzeit vermuteten Abwärtstrend fortgesetzt und geben uns damit weiterhin Grund, das bevorstehende Ende des Immobilienbooms zu erwarten.


      Claus Vogt leitet das Research der Berliner Effektenbank.


      [ Dienstag, 08.04.2003, 15:56 ]
      instock.de
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      schrieb am 08.04.03 20:50:55
      Beitrag Nr. 2.491 ()
      Die Stimmung an Wall Street ist gut - zu gut

      Der Dow Jones hat es am Montag nicht fertiggebracht, einen 240-Punkte-Anstieg aus der Eröffnungsphase auch nur ansatzweise über die Schlussglocke zu retten. Vielmehr blieben am Tagesende von dem imposanten Gewinn lediglich 23 Pünktchen übrig. Eine Überraschung? Nicht wirklich, denn die Stimmung im Handel war nach Einschätzung von Mark Hulbert einfach viel zu gut.

      "Die Stimmung zum Handelsbeginn stieg viel zu schnell viel zu hoch", so Hulbert. Probleme sieht der Analyst auch für den Dienstag voraus, denn am Abend war die Stimmung sogar noch besser als vor dem Handelsbeginn. "Das ist nicht das, was wir zum Auftakt einer nachhaltigen Kursrallye sehen wollen."

      Die Aussagen Hulberts zu der Stimmung im Markt basieren auf dem Hulbert Stock Newsletter Sentiment Index. Dieser Index misst, in welchem Maße verschiedene Börsenbriefe im Aktienmarkt investiert sind. Um auch kurzfristige Schwankungen erkennen zu können, werden nur solche Börsenbriefe verfolgt, die ihren Lesern eine tagesaktuelle Einschätzung anbieten.

      Die Autoren sind viel zu gut gelaunt

      Der Index schloss am Montag bei 43,0 Punkten, ein Plus von 4,6 Prozent. Im Vergleich zum 10.März beträgt der Zuwachs im Index 62 Prozent. Hulbert hat festgestellt, dass der Index in den vergangenen 4 Wochen so stark gestiegen ist wie seit dem Beginn des Bärenmarktes im März 2000 nicht mehr.

      Würde sich die kommende Entwicklung an den geschichtlichen Vorgaben orientieren, dann endete der Bärenmarkt mit einer weit verbreiteten Skepsis. Am Boden dieses Abschwungs angelangt, wäre – das lehrt die Historie – der durchschnittlich Börsenbriefautor zudem äußerst pessimistisch.

      Der Umstand, dass die Autoren so schnell in das Bullenlager gewechselt sind, deutet nach Einschätzung Hulberts darauf hin, dass es sich bei dem aktuellen Aufschwung nur um eine Korrektur innerhalb eines Bärenmarktes handelt.

      © 08.04.2003 www.stock-world.de
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      schrieb am 08.04.03 21:06:08
      Beitrag Nr. 2.492 ()
      Eine Einschätzung des Nobelpreisträgers Milton Friedman

      von unserem Korrespondenten Bill Bonner

      Was wird passieren, wenn Bagdad fällt?

      Milton Friedman sagt, dass die US-Wirtschaft dann durchstarten wird. Der Nobelpreisgewinner glaubt, dass das Ende des Krieges Reichtum bringen wird. Wie er das wissen kann, ist für mich ein Rätsel ... aber wer bin ich, dass ich mit ihm darüber diskutieren könnte?

      Andererseits – was weiß Milton Friedman wirklich? Das letzte Mal, das Bagdad erobert wurde, war im 13. Jahrhundert, als ein Enkel von Dschingis Khan der Wüstenhauptstadt einen Regimewechsel brachte.

      Das ist das Problem, liebe(r) Leser(in); solche Dinge passieren nicht jeden Tag ... deshalb ist es unmöglich, zu sagen, was als nächstes passieren wird. Wann sind die Aktien das letzte Mal drei Jahre in Folge gefallen? Wenn ist die Zahl der Arbeitsplätze im amerikanischen Industriesektor das letzte Mal 32 Monate in Folge zurückgegangen? Wann ist der Anteil der Unternehmensgewinne am US-Bruttoinlandsprodukt das letzte Mal 4 Jahrzehnte lang gefallen?

      Wann hat die Fed das letzte Mal die Leitzinsen 12 Mal in Folge gesenkt ... ohne eine ernsthafte Wirtschaftserholung zu produzieren?

      Wann waren die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt (Japan) – und vielleicht auch die drittgrößte (Deutschland) – das letzte Mal in einer Deflation? Und wann erreichte das Haushaltsdefizit der USA das letzte Mal 500 Milliarden Dollar ... und weitere 500 Milliarden Dollar Defizit in der Handelsbilanz? Und wann war der US-Konsument das letzte Mal so verschuldet – mit Schulden in Höhe von 200 % des Bruttoinlandsproduktes –, dass er der Weltwirtschaft keine positiven Impulse mehr geben konnte?

      Ich habe so etwas noch nie vorher erlebt. Und wo wir morgen stehen werden, ist reine Spekulation. Die Einschätzung von Friedman ist genauso gut wie jede andere Einschätzung. Aber wahrscheinlich nicht besser.

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      Wie lange können die Kleinanleger die Wirtschaftslage ignorieren?

      von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York

      Ein Schritt vorwärts für die US-geführten Streitkräfte im Irak – zwei Schritte zurück für die US-Wirtschaft. Das einzige, was in der amerikanischen Volkswirtschaft derzeit zunimmt, ist die Zahl der Arbeitslosen. Die jüngsten Arbeitsmarktzahlen (von letztem Freitag) zeigen, dass im letzten Monat 108.000 Arbeitsplätze abgebaut wurden. Und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe kletterten auf 445.000 letzte Woche – die achte Woche in Folge über der von Volkswirten als wichtig bezeichneten Marke von 400.000.

      Aber der Aktienmarkt kümmert sich derzeit nicht um solche Kleinigkeiten – gestern ging es zunächst wieder deutlich nach oben, auch wenn es in der zweiten Handelshälfte zu einer gewissen Ernüchterung kam. Ich frage mich, wie lange die Kleinanleger die schlechte Lage der US-Wirtschaft noch ignorieren können? Das Barron`s Magazin schreibt: "Die derzeitige Ertragssaison (Zeitraum, in dem die Unternehmen ihre Quartalsberichte präsentieren) war bis jetzt ziemlich negativ. Auf jede Erhöhung der Prognosen kamen drei Senkungen der Prognosen. Es wird davon ausgegangen, dass die Gewinne der S&P 500 Gesellschaften im ersten Quartal um 8,7 % über dem entsprechenden Vorjahreswert liegen. Aber wenn man die Energiegesellschaften herausrechnet – die von den steigenden Öl- und Gaspreisen profitiert haben –, dann kommt man auf einen Anstieg von nur 4 %. Für das gesamte Jahr wird jetzt mit einem Wachstum von 12 % für alle Unternehmen gerechnet; zu Jahreswechsel lag diese Schätzung noch bei 14 %. Und der größte Teil dieses Zuwachses wird für das zweite Halbjahr mit einer schnellen Verbesserung der Profitabilität prognostiziert."

      Der Aktienmarkt scheint derzeit besseres als ein Ertragswachstum von 4 % einzupreisen. Auf dem derzeitigen Niveau gibt es nur noch minimalen Raum für Enttäuschungen. Barron`s weiter: "Pip Coburn, Technologie-Analyst bei UBS Warburg, errechnet für den US-Technologiesektor ein durchschnittliches KGV `03 von 29, verglichen mit einem durchschnittlichen KGV von 26 in der Phase unmittelbar vor der Spekulationsblase, also für die Jahre 1992–1996. Und das KGV von 29 basiert auf Gewinnen, die dieses Jahr um 34 % steigen sollen."

      Das "Ertragswachstum" resultiert allerdings aus Kostensenkungsmaßnahmen und weniger aus Umsatzwachstum. Mit anderen Worten: Die wachsende Zahl der Arbeitslosen ist eine direkte Konsequenz der "Wachstumsbemühungen" der amerikanischen Unternehmenswelt. Dow Jones News berichten, dass die amerikanischen Arbeitgeber seit Anfang 2001 (als die Rezession begann) mehr als 2 Millionen Jobs abgebaut haben. Seit Juli 2002 betragen die Arbeitsplatzverluste in der Industrie durchschnittlich 50.000 pro Monat.

      Wenn sonst alles gleich wäre, dann würde ein Investor lieber sehen, dass seine Gesellschaft wegen eines boomenden Geschäfts und nicht wegen Entlassungen wachsen würde. Obwohl sich der Aktienmarkt derzeit gut hält, beginnt die US-Wirtschaft mit jedem Tag mehr wie ein Hitchcock-Film auszusehen ...

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      Einfach Angebot und Nachfrage


      von James Boric

      Im College war ich noch nicht sicher, was ich einmal werden wollte. Ich begann, meinen Schwerpunkt bei Politik und Geschichte zu legen. Ich dachte, dass ich vielleicht ein Richter werden könnte. Dann dachte ich etwas später, dass ich ein Lehrer werden würde.

      Meine Eltern unterstützten alles, was ich tun wollte. Sie gaben mir allerdings zwei Vorgaben. Ich sollte in 4 Jahren mit dem Studium fertig sein (in den USA ist dies durchaus möglich). Und ich sollte 100 % selbstsicher und zufrieden sein, wenn ich die wundervolle Universität Bloomington/Indiana verlassen würde.

      Unnütz zu sagen, dass ich einige schlaflose Nächste hatte. Ich fragte mich, was ich am Ende wohl werden würde ... und was ich in dieser "Hund-frisst-Hund"-Welt machen könnte? Dann hatte ich meinen ersten Kurs in Volkswirtschaftslehre. Und irgendetwas klickte. Die ganzen Charts, Formeln und Theorien machten Sinn. Es war so, als ob sich in meiner Gedankenblase die berühmte Glühbirne zeigen würde.

      Die Volkswirtschaftslehre ist logisch. Wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, dann stiegen die Preise ... und umgekehrt. Wenn das Angebot größer ist als die Nachfrage, dann fallen die Preise. Das ist eine so einfache Idee. Aber wie oft nutzen wir diese Logik für die Investments, die wir tätigen?

      Wahrscheinlich nicht so oft, wie wir sollten. Aber wenn Sie den Investor`s Daily regelmäßig aufmerksam lesen, dann wissen Sie, dass die Nachfrage nach Gold das Angebot deutlich übertrifft. Als Ergebnis davon ist der Goldpreis im letzten Jahr stetig gestiegen, und die Goldminenaktien dominierten den Markt. Das machte wirtschaftlich perfekt Sinn. Aber 2003 ist anders ... so sieht es zumindest oberflächlich aus. Das gelbe Metall ist vom Top bei 382 Dollar pro Unze am 5. Februar auf aktuell gut 320 Dollar gefallen. Der Index der Goldminenaktien hat rund 20 % verloren.

      Aus entfernter Sicht sieht es so aus, als ob das ultimative Wertaufbewahrungsmittel out ist. Aber wenn man sich die Sache näher ansieht, dann könnte man überrascht sein, von dem, was man sieht.

      Die Welt konsumiert jedes Jahr ungefähr 120 Millionen Unzen Gold – das meiste für Schmuck. Aber die Goldminen produzieren nur 80 Millionen Unzen pro Jahr – was ein Defizit von 40 Millionen Unzen oder 50 % der Produktion bedeutet. Die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot. Also warum fallen der Goldpreis und die Kurse der Goldminenaktien?

      Nichts steigt ohne Pause. Auch in einem großen Bullenmarkt gibt es einige Korrekturen. Nehmen Sie z.B. den größten Bullenmarkt für Gold der letzten 100 Jahre – den es in den 1970ern gab. Nachdem der Goldpreis 1970 einen doppelten Boden ausgebildet hatte, stieg er von 35 Dollar pro Unze auf 65 Dollar pro Unze im Sommer 1972. Dann konsolidiert der Goldpreis für ungefähr 6 Monate, und er wurde in der Range von 50 bis 60 Dollar gehandelt.

      Die Investoren, die damals verkauften (weil sie dachten, dass der Bullenmarkt vorbei sei), verpassten den nächsten explosiven Anstieg. Im Januar 1975 stand der Goldpreis schon bei 180 Dollar pro Unze. Und wir alle wissen, dass dies nicht das Ende der Fahnenstange war. Der Goldpreis explodierte bald über die Marke von 800 Dollar je Feinunze.

      In den gesamten 1970ern blieb die Nachfrage nach Gold hoch – was alleine schon die Tatsache von 9,9 Millionen Unzen verkaufter Goldmünzen im Jahr 1979 zeigt (das war damals Rekord). Dennoch stiegen der Goldpreis und die Kurse der Goldminenaktien nicht ohne Pause; die Leute nahmen von Zeit zu Zeit Gewinne mit. Und das passiert heute auch wieder. Die Nachfrage nach Gold übertrifft das Angebot um 50 %. Und solange dies der Fall sein wird, wird der Bullenmarkt nicht vorbei sein. Wenn ich Recht habe, dann können Sie sich auf zwei Dinge verlassen. Zunächst einmal darauf, dass die derzeitige Korrektur wirklich nur eine Korrektur und kein neuer Abwärtstrend ist. Und dann darauf, dass man am besten dann kauft, wenn alle anderen verkaufen – also jetzt.

      Also ... welche Goldminenaktien sollte man jetzt kaufen? Den besten Weg zu hohen, dafür aber auch riskanteren Gewinnen bieten die kleineren Goldminenaktien. Überlegen Sie mal, warum ...

      Um nur die Nachfrage decken zu können, müssen die Goldminen weltweit 80 Millionen Unzen pro Jahr mehr abbauen. Das meiste Gold wird durch die großen Goldminengesellschaften abgebaut. Das denken zumindest die meisten Leute. Aber auch die größten Minen sind irgendwann ausgebeutet. Die großen Goldminengesellschaften werden dann in ihren vorhandenen Minen nicht mehr neue Goldvorräte finden können.

      Deshalb werden sie dann kleinere Goldminen mit frischeren Minen übernehmen. Nehmen Sie zum Beispiel Newmont Mining. Newmont ist der weltgrößte Goldproduzent. Letztes Jahr übernahm Newmont zwei kleinere Goldminengesellschaften – Franco-Nevada und Normandy Mining. Das ist der Schlüssel.

      Die großen Goldminengesellschaften können ihre erschöpften Minen nicht ersetzen. Deshalb sind sie gezwungen, nach kleineren Gesellschaften zu suchen, die sie übernehmen können. Und das ist der Grund, warum man die Aktien dieser kleineren Gesellschaften jetzt kaufen sollte – in Antizipation der folgenden Akquisitionen und Konsolidierungen. Wenn eine kleinere Gesellschaft von einer größeren gekauft wird, dann profitieren die Aktionäre der kleineren normalerweise mit einem Aufschlag auf den Aktienpreis. Beispiel Franco-Nevada: In den Monaten vor der Übernahme durch Newmont stieg der Aktienkurs um fast 40 %.

      Ich erwarte bei den Goldminengesellschaften eine weitere Konsolidierung – besonders angesichts der Tatsache, dass die Nachfrage nach Gold das Angebot weiterhin übertreffen wird. Die großen Gesellschaften werden weiterhin kleinere Gesellschaften übernehmen wollen, damit sie ihr Produktionsniveau zumindest halten können und von den hohen Goldpreisen von über 300 Dollar pro Unze profitieren können.

      Wenn ich mit meiner Einschätzung richtig liege, dann gibt es keinen besseren Kaufzeitpunkt für die Aktien von kleinen Goldminengesellschaften als jetzt. Viele dieser Aktien notieren 50 % unter den Tops vom letzten Jahr. Die Nachfrage nach Gold bleibt hoch. Und die Masse der Kleinanleger verkauft seit 2 Monaten Gold und Goldminenaktien.

      Wenn Sie ein antizyklischer Anleger mit einer gewissen Risikotoleranz sind, dann ist es jetzt Zeit, zu kaufen.

      investorverlag.de
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 21:12:47
      Beitrag Nr. 2.493 ()
      Nichts ist, wie es einmal war
      (08.04.2003)

      Es ist schon merkwürdig, was die Märkte in diesen Tagen vollführen. Aktien und US-Dollar herauf, Anleihekurse, Öl und Gold herunter. Also genau das Gegenteil dessen, was sich schon lange im Vorfeld des militärischen Teils des Irak-Konflikts ereignet hatte.

      Offenkundig glauben die Märkte, mit den zuletzt verzeichneten militärischen Erfolgen der Alliierten sei alles wieder klar, und das Spiel könne von neuem, diesmal aber unter als positiv empfundenen Voreichen beginnen.

      Wenn sie sich da aber nicht täuschen! Der einzige Faktor, der ihr Verhalten theoretisch zu einem geringen Teil rechtfertigen könnte, ist der Einbruch des Ölpreises. Hebt er doch die Quasi-Steuer auf, die während seines Anstiegs auf allen Wirtschaftssubjekten lastete. Theoretisch haben die Unternehmen und die privaten Haushalte damit mehr „Geld in der Tasche“. Ob sie aber mehr investieren beziehungsweise konsumieren, ist mehr als fraglich.

      Besonders wundert uns der Einbruch der Anleihekurse beziehungsweise der Anstieg der Renditen hier. Dies ist jetzt schon ein Gegengewicht zum gesunkenen Ölpreis. Sollten die Kapitalmarkzinsen weiter anziehen oder sich länger auf dem gegenwärtigen Niveau halten, wäre dies ein Schlag für die überhitzten Immobilienmärkte besonders in den USA und in Großbritannien.

      Dies sind derzeit die beiden größten, zum Platzen verurteilten spekulativen Blasen. Da die Immobilienmärkte faktisch und psychologisch eine bedeutende volkwirtschaftliche Rolle spielen, kann man sich unschwer ausmalen, was ihr Zusammenbruch für die USA und das UK bedeuten würde.

      Übersehen wird in der gegenwärtigen Euphorie, dass die Grundprobleme der Weltwirtschaft, nämlich zu hohe Schulden, mit denen zu hohe Kapazitäten finanziert wurden, noch immer nicht bereinigt sind. Dieses Thema wird sich eher früher als später wieder in Erinnerung bringen, und mit ihm werden sich auch die offenbar für erledigt gehaltenen deflationären Tendenzen zurückmelden.

      Fazit: Nichts ist, wie es einmal war. Irak-Konflikt hin, Irak-Konflikt her.


      Arnd Hildebrandt

      Herausgeber
      ___________________________________________-

      Wussten Sie schon, dass...?
      (08.04.2003)

      „In unsicheren Zeiten denkt so mancher Marktteilnehmer nicht mehr über den nächsten Tag oder die nächsten Stunden hinaus. Dies machte sich jüngst auch im Verhalten der amerikanischen Investmentfonds bemerkbar. 2002 wälzten sie 114 Prozent des ihnen anvertrauten Kapitals um. 1960 hatte dieser Wert bei nur 14 Prozent gelegen.“

      (Quelle: Merrill Lynch Investment Management)

      taurosweb.de
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 21:15:19
      Beitrag Nr. 2.494 ()
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 22:11:49
      Beitrag Nr. 2.495 ()
      Anleihen
      Reihe von Unternehmensanleihen ausfallgefährdet


      08. April 2003 Die Anleihen des südkoreanischen Halbleiterherstellers Hynix Semiconductor Inc. und des amerikanischen Verlags Ziff Davis Holdings Inc. sind ausfallgefährdet. Das gleiche gilt für weitere Unternehmensanleihen im Gesamtvolumen von 38 Milliarden Dollar, so die Ratingagentur Standard & Poor`s.

      Die Unternehmen haben mit sinkenden Gewinnen zu kämpfen, die Banken werden zögerlicher bei der Kreditvergabe. "Die Emittenten haben mit einem Umfeld zu kämpfen, in dem die Banken die Kreditbedingungen verschärfen," berichtet Diane Vazza, Leiterin des Analysebereichs Festverzinsliche bei S&P in New York. "Das gefährdet eine wichtige Finanzierungsquelle für die Emittenten, die am Rande des Zahlungsausfalls stehen. Denn für sie dürfte auch der Kapitalmarkt dicht sein."

      Außer Telekomkonzernen auch Kekshersteller betroffen

      Die weltweite Konjunkturabschwächung hat zu Umsatzeinbrüchen bei Unternehmen in Branchen wie Telekom, Werbung und Unterhaltung geführt. Diese hatten während der Boom-Phase, die im Jahr 2000 auslief, Ausgaben und Personal aufgestockt. Hynix hat für 4,9 Milliarden Dollar Anleihen im Umlauf, Ziff Davis kommt auf ein Volumen von 108 Millionen Dollar. Aber nicht nur in diesen Branchen haben Unternehmen Probleme, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

      Mrs. Fields Original Cookies Inc., ein amerikanischer Keks- und Bretzelhersteller, hat Anleihen im Volumen von 195 Millionen Dollar umlaufen, die er möglicherweise nicht bedienen kann, befürchtet die Ratingagentur. Besonders stark sind Telekom- und Medienunternehmen betroffen, aus diesen Sektoren kommen nach den Daten von S&P 40,7 Prozent der ausfallgefährdeten Anleihen. Auf solche Unternehmen entfallen 24 der 58 Anleihen mit den schwächsten Ratingeinstufungen, das heißt CCC, oder niedriger oder abstiegsgefährdet eingestuft.

      Europäische Jungbonds riskanter als amerikanische

      Die Telekomunternehmen "müssen ihren Cash Flow in einer schwachen Wirtschaftslage bzw. mit einer bereits hohen Mobilfunkdeckung verbessern", sagte Vazza. "Das Volumen der Medien- und Unterhaltungskonzerne auf der Liste ist auf die schwache Tourismusbranche und die flauen Werbeausgaben zurückzuführen." Die weltweiten Zahlungsausfälle dürften 2003 hoch bleiben, 2004 dürfte sich eine deutliche Besserung einstellen.

      Die Zahlungsausfallquote für Anleihen der Investment Grade-Stufe ist in den zwölf Monaten bis zum 31. März auf 0,37 Prozent gesunken, von 0,5 Prozent im Jahr 2002. Für spekulativ eingestufte Papiere, mit einem Rating von BB+ oder niedriger, ist die Ausfallquote in dem Zeitraum von 9,15 Prozent auf 6,89 Prozent gefallen. Europäische Junkbonds bleiben weiterhin risikoreicher als amerikanische Ramschanleihen.

      Die Ausfallquote für Hochzinsanleihen schrumpfte zwar in der Europäischen Union von 13,48 Prozent im Jahr 2002 auf 12,24 Prozent in den zwölf Monaten bis Ende März. Sie ist immer noch doppelt so hoch wie die derzeitige US-Quote von 6,81 Prozent, die von 7,24 Prozent im Vorjahr sank.

      Bloomberg
      faznet.de
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 22:51:37
      Beitrag Nr. 2.496 ()
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 23:13:55
      Beitrag Nr. 2.497 ()
      Kommentar
      Die Büchse der Pandora
      Von Andreas Ranke


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      Die irakische Strategie
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      Der Lyderkönig Krösus bestieg 560 v.Chr. den Thron und unterwarf die kleinasiatischen Griechenstädte sowie das Innere Kleinasiens bis zum Halys. Der delphische Orakelspruch, er werde ein großes Reich zerstören, wenn er den Halys überschritte, erfüllte sich an ihm selbst: Der Krieg gegen den Perserkönig Kyros II. endete 546 v.Chr. mit Krösus` Niederlage und Gefangennahme bei Sardes.

      Am 19. März 2003 trat George W. Bush vor die Weltöffentlichkeit und erklärte, die Tage des Regimes von Saddam Hussein seien gezählt und der Ausgang des Krieges gewiß. Kurz darauf berichtete Kriegsminister Rumsfeld der erstaunten Öffentlichkeit über vielfältige Kontakte - z.B. via E-Mail - zu hochrangigen Offizieren der irakischen Armee und sogar der Republikanischen Garde. Diese Offiziere hätten signalisiert, daß sie unmittelbar nach Beginn der Kampfhandlungen zu den Amerikanern überlaufen und dem "verhaßten" Regime den Rücken kehren würden. Um noch eins draufzusetzen, gab man bekannt, einen Agenten aus dem engsten Umfeld Saddams angeworben zu haben. Dank dessen ungemein präzisen Informationen habe man erfahren, wo sich Saddam und seine Führungsclique zu einem gewissen Zeitpunkt aufhalten würden. Um das Regime zu "decapitieren", habe man diesen betreffenden Ort zur angegebenen Zeit gezielt mit Marschflugkörpern beschossen.

      Dies ist jetzt zwei Wochen her; und auf den Pressekonferenzen des Pentagon hört sich das mittlerweile ganz anders an. Rumsfeld betont immer öfter, dieser tolle Plan stamme gar nicht von ihm, sondern sei die geniale Idee des Oberbefehlshabers Tommy Franks. Je weniger es funktioniert, desto weniger scheint Rumsfeld an der Planung des Krieges beteiligt gewesen zu sein.

      Der amerikanische "Kriegsplan" läßt sich kaum trennen von der allgemein vorherrschenden Weltanschauung der heute tonangebenden politischen Elite in den USA, die man als "Utopisten" bezeichnen kann. Diese Leute vertreten schon seit Jahren in der Wirtschaft die Überzeugung, mittels Wertpapierspekulation oder "neuer Technologien" könne man unter Umgehung der Realwirtschaft Reichtum sozusagen aus dem Nichts schaffen. Diese Leute machten die Welt glauben, Nasdaq und Dow Jones würden immer weiter steigen und eine Art "goldenes Zeitalter" herbeiführen. Dieser Traum ist ausgeträumt.

      Aber wie sollten Leute, die eine völlig wahnwitzige Wirtschaftspolitik vertreten, eine vernünftige Militärdoktrin hervorbringen? Genauso wie sie in der Wirtschaft an das Wunder der Informationsgesellschaft und der neuen Technologien glaubten, meinten sie auch, ein Krieg fände in dieser neuen Dimension statt. Der "Gott" dieser neuen Militärdoktrin ist die "Information", möglichst in Echtzeit. Mit anderen Worten: Wenn man weiß, wann und wo Saddam Hussein auf die Toilette geht, ist der Krieg schon gewonnen.

      Die Grundzüge des sogenannten amerikanischen Kriegsplans basierten auf folgenden Annahmen:

      1. Araber sind feige und korrupt.
      2. Die meisten Iraker warten nur auf die amerikanische Befreiung.
      3. Der Krieg muß kostengünstig sein, weil man ihn diesmal selbst bezahlen muß. (Im Golfkrieg 1991 hatten die sogenannten Alliierten der USA 90 Prozent der Kriegskosten übernommen.)
      4. Die modernen Waffensysteme und der Informationsvorsprung lassen alle Risiken gegen Null schrumpfen.
      Daraus folgt, daß gar kein Krieg, sondern eine "Art Polizeiaktion" mit geringen eigenen Verlusten durchgeführt würde, nach deren raschem Ende man die Erdölreserven und andere Rohstoffe übernähme.

      Dies wäre der erste Streich in dem von Samuel Huntington beschriebenen "Kampf der Kulturen". Dabei würde Saudi-Arabien vermutlich als US-Stützpunkt verloren gehen, aber nun wäre ja der Irak die neue Drehscheibe einer amerikanisch beherrschten Welt und zugleich das Sprungbrett, um eventuell später gegen den Iran, China und andere Staaten vorzugehen.



      Die irakische Strategie
      Interessant ist aber auch die Frage, ob es einen irakischen Kriegsplan gab und gibt. Die Iraker analysierten ihr militärisches Debakel von 1991 und stellten logischerweise fest, daß man den Amerikanern auf keinen Fall waffentechnologisch Paroli bieten könne. Versuche, sich den Amerikanern über massierte Panzer- oder Luftangriffe entgegenzustellen, würden nur zu einer Wiederholung der Katastrophe von 1991 führen. Da die Iraker seit dem Amtsantritt von George W. Bush davon ausgehen mußten, daß Amerika wahrscheinlich gegen sie Krieg führen würde, suchten und fanden sie eine entscheidende Schwäche in der amerikanischen Militärdoktrin.

      Ähnlich wie die Wehrmacht bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges von der Unmöglichkeit überzeugt war, daß der Dechriffiermechanismus der Enigma je geknackt werden könnte, glauben die Amerikaner felsenfest, daß die von ihnen gewonnenen Informationen immer richtig seien. Man mußte von irakischer Seite nur die amerikanischen Vorurteile immer wieder bestätigen - siehe oben - und natürlich jede Menge E-Mails und andere Informationen über den nahen Zusammenbruch des Regimes durchsickern lassen, um die "Utopisten" in den USA darin zu bestärken, sie könnten diesen Krieg mit einer geringen Mannschaftsstärke gewinnen. So schaffte die irakische Seite sich gleich von Beginn des Kriegs an einen Großteil der potentiellen Angreifer vom Hals.

      Die zweite irakische Feststellung besagte: Einen High-Tech-Krieg kann man nur mit Low-Tech und durch Ausflankieren in der geographischen Tiefe gewinnen. Die irakische Taktik mußte also bei zwei zu erwartenden alliierten Angriffskeilen, von denen der eine den Euphrat und der andere den Tigris entlang marschieren sollte, auf folgende Elemente der Abwehr setzen: Der eine Keil muß so lange wie möglich aufgehalten werden, die andere Angriffsspitze muß, so weit es geht, im Vormarsch beschleunigt werden. Das erklärt auch, warum die Iraker - für die Amerikaner ein Zeichen besonderer Dummheit - sogar eine Brücke über den Euphrat intakt ließen.

      Der Flügel über den Euphrat kam in wenigen Tagen mehr als 400 Kilometer weit voran. Bei einer Gesamtzahl von Soldaten aller Waffengattungen von 300000 Mann bleiben höchstens 50000 Mann eigentliche Kampftruppen am Boden übrig, wenn man Marine, Luftwaffen und Logistik abrechnet. Das wiederum bedeutet, daß ein so schneller Vorstoß bei einer so geringen Zahl an Kampftruppen, die zudem noch durch sogenannte Widerstandsnester gebunden sind, den Irakern enorme Möglichkeiten eines geschickt geführten Kleinkrieges eröffnet. Dabei kann man mit kleinen, unabhängig operierenden und leicht bewaffneten Einheiten große Unruhe und hohe Verluste beim Gegner erzielen. Der schnelle Vormarsch machte den Alliierten aber überhaupt keine Sorgen, weil man ähnlich wie Hitler beim Feldzug gegen die Sowjetunion annahm, man brauchte nur einmal fest gegen die Tür zu treten, und das ganze Haus bräche zusammen.

      Das dritte taktische Ziel der Iraker muß sein, die Frontlinien sich so ineinander verzahnen zu lassen, daß für Luft- oder Artillerieunterstützung keine Möglichkeit mehr besteht - wegen der Gefahr von "friendly fire".

      In dieser Situation zeigen sich natürlich die eklatanten Schwächen in der Moral und Ausbildung der amerikanischen Infanterie. Wenn amerikanische Soldaten in Interviews erklären, sie täten das, wofür sie bezahlt würden, reicht das vielleicht für einen Söldner, aber bei weitem nicht für eine republikanische Armee, die "Werte" verteidigen will.

      Ein viertes Kalkül auf irakischer Seite besteht wohl darin - und das ist Saddam Hussein ohne weiteres zuzutrauen - , unter Inkaufnahme möglichst hoher Verluste unter der eigenen Zivilbevölkerung möglichst hohe Verluste bei den Alliierten zu erreichen. Damit will man die ohnehin geschwächte "Moral" der amerikanischen Heimatfront - viele Amerikaner sind ohnehin gegen diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg - zum Kippen bringen.

      Man merkt natürlich jetzt schon auf alliierter Seite, in welche Lage man sich begeben hat. Doch damit wächst zugleich die Gefahr, daß die Oberste Heeresleitung in Washington völlig durchdrehen könnte. Schon jetzt wird Syrien und dem Iran gedroht und werden Nuklearschläge in Erwägung gezogen.

      Dieser Krieg ist für die Amerikaner nur dann militärisch zu gewinnen, wenn sie bereit sind, Zehntausende oder sogar Hunderttausende Iraker zu töten sowie alle Bündnissysteme und internationale Verhaltensnormen aufzugeben und durch ein primitives Faustrecht zu ersetzen. Erinnert sei hier nur an Pforzheim, das im Februar 1945 vernichtet wurde, um den Infanterieangriff amerikanischer Truppen zu unterstützen. Dabei kam die Hälfte der Zivilbevölkerung, rund 18000 Menschen, um.

      Als 1956 die Franzosen, Briten und Israelis Ägypten angriffen, um die Verstaatlichung des Suezkanals rückgängig zu machen, war es Eisenhower und Chruschtschow zu verdanken, daß sie mit dem nötigen Druck den Krieg beendeten und damals die Welt vor einer großen Gefahr retteten. Leider ist heute das Regime in Washington Teil des Problems.

      Aber auch aus amerikanischer Sicht muß dieser Krieg sofort beendet werden, denn die USA selbst können letztlich nur als Verlierer aus diesem Krieg hervorgehen.

      Aus der Neuen Solidarität Nr. 15/2003
      Avatar
      schrieb am 08.04.03 23:55:28
      Beitrag Nr. 2.498 ()
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      Falscher Frieden, echte Armut

      Marcus Hammerschmitt 08.04.2003
      Der Zusammenhang zwischen der neuen deutschen Friedlichkeit und dem laufenden Sozialabbau


      Als die damalige Justizministerin Herta Däubler Gmelin kurz vor der Bundestagswahl im Oktober Bush mit Hitler in einem Atemzug nannte, war die Aufregung groß. Der dümmliche Vergleich ging durch die Weltpresse und führte schließlich zum Rücktritt der Ministerin.



      Daneben hatte sie aber auch noch behauptet, Bush wolle mit seinem Kriegskurs von innenpolitischen Problemen ablenken, aber dieser ernstzunehmende Vorwurf wurde wenig diskutiert - wenn doch, dann wurde er gelobt oder verdammt, aber eines geschah auf keinen Fall, nämlich dass er auf die Regierung Schröder zurückbezogen wurde. Es lohnt sich aber, das einmal zu versuchen, denn es macht Erklärungen für das derzeitige Verhalten der deutschen Regierung sichtbar, die sonst verborgen bleiben.


      Derzeit ist Krieg, und im Krieg haben die Nachrichten von der Front Priorität, so dass innenpolitische Probleme unter den Tisch fallen. So finden zum Beispiel die Nachrichten über die einschneidendsten "Reformen" des Sozialsystems in Deutschland seit Jahrzehnten schwerlich die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Die teilweise nur noch bizarren "Reformvorschläge" und -gesetze, die diskutiert und beschlossen werden ("Ich-AGs", Eintrittsgebühren für Arztpraxen) werden, wenn überhaupt, mit einem ungläubigen Kopfschütteln zur Kenntnis genommen und nicht als der Generalangriff auf die bitter verdiente soziale Sicherheit gesehen, der sie sind. Dafür könnte Gerhard Schröder dem Krieg schon dankbar sein, selbst wenn er keine dezidierte politische Position zu ihm einnähme.

      Das tut er aber mit Nachdruck. Seit Monaten versucht er sich in der Rolle des Friedensfürsten, der dem rücksichtslosen Politikstil der Bush-Administration die Weisheit einer geläuterten europäischen Regierung entgegenzusetzen hat - ganz so, als sei der Krieg etwas sehr unfeines, das ihm ganz und gar fern stünde.


      Die Botschaft ist die der Souveränität, nach außen und nach innen. Seht her, sagt Schröder, dies Deutschland lässt sich nicht von Amerika herumkommandieren, und deutsche Soldaten sterben nicht für fremde Interessen. Kleingedruckt steht unter diesen trotzigen Bekenntnissen ein Subtext, der weniger edel ist, und seltener gelesen wird: Für "deutsche Interessen" sterben deutsche Soldaten vielleicht viel eher, und herumkommandiert wird in Deutschlands wie eh und je.

      Die Masche funktioniert. Nicht nur steigen die katastrophalen Umfragewerte für die Regierung wieder, seit sie sich so tapfer für ihre spezielle Form des Friedens engagiert, auch die Tatsachen, dass Deutschland mittlerweile einer der größten Truppensteller für internationale Einsätze ist, dass die Bundeswehr Stück für Stück zu einer schlagkräftigen Eingreiftruppe für alle Fälle und alle Weltgegenden umgebaut wird, dass mittlerweile offen an einer europäischen Armee und einer integrierten europäischen Rüstungsindustrie unter Führung Deutschlands und Frankreichs gearbeitet wird, fallen unter den Tisch - genau wie der stille, fortgesetzte, hartnäckige Kampf gegen Lohnabhängige, Rentner, Kranke und all die Faulenzer, Drückeberger und Schmarotzer, die in einer durchautomatisierten Wirtschaft keine Arbeit finden, weil es keine mehr gibt.

      Während Hunderttausende gegen einen Krieg auf die Straße gehen, an dem Deutschland öffentlich sehr laut nicht teilnimmt (de facto aber ein bisschen doch), interessiert der Sozialabbau nur sehr wenige. Und die Friedensdemonstranten sind, wie soziologische Erhebungen zeigen, mit ihrer Regierung sehr zufrieden. In der Frankfurter Rundschau vom 1.4. berichtete Dieter Rucht, Kopf des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung (WZB) über seine Studien zur neuesten Friedensbewegung folgendes:

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      Ein weiteres, in dieser Deutlichkeit überraschendes Ergebnis ist die allgemeine politische Positionierung der Demonstranten. Unter denen, die an den letzten Bundestagswahlen teilgenommen hatten, nannten lediglich ein Prozent die CDU/CSU und 1,4 Prozent die FDP. Alle übrigen Stimmen konzentrierten sich, teilweise in unterschiedlichen Kombinationen von Erst- und Zweitstimmen, auf SPD, PDS und Grüne sowie - zu einem sehr geringen Anteil - auf Kleinparteien (Tierschutzpartei, Graue Panther, Feministische Partei).



      Noch deutlicher Prof. Klaus Hurrelmann, Soziologe aus Bielefeld, in der taz vom gleichen Tag:


      --------------------------------------------------------------------------------

      taz: Welche Rolle spielt dabei die Haltung der Regierung? Hat der Kanzler bei den Jugendlichen einen Nerv getroffen?
      Prof. Hurrelmann: Zum ersten Mal macht die Politik das, was ich mit meinem Bauch für richtig halte. Da muss ich nicht lange nachdenken, was da nun eigentlich die Logik dabei war, sondern es erschließt sich mir unmittelbar. Das ist natürlich auch ein befreiender Akt. Also einerseits eine sehr starke Rechtfertigung für die Politik von Schröder und Fischer in den beiden Schlüsselrollen und andererseits für die Jugendlichen in dieser Phase der Selbstfindung auch ein Identität bildendes Ereignis, weil sie etwas richtig eingeschätzt haben und das von den Mächtigen auch noch geteilt wird.

      taz: Steckt dahinter auch die Erleichterung, endlich einmal stolz auf sein Land sein zu dürfen?

      Prof. Hurrelmann: Ja, und möglicherweise auch der Wunsch, dass man das in einer Demonstration nach außen naiv und unkontrolliert sagen kann, nicht im Sinne von political correctness, dreimal im Gehirn und mit der Schere im Kopf. Und das geht nur, wenn die eigene Regierung dieselbe Sprache spricht.






      Mit anderen Worten: Angesichts der Fakten könnte man durchaus behaupten, dass Gerhard Schröder mit seinem Friedenspatriotismus im Inneren Kasse macht. Dass ihm sein Kurs zum Irakkrieg überhaupt erst die Wahl vom Oktober gewonnen hat, wird sowieso nur selten bestritten. Und dass er mit dem Thema Irak die Opposition, die zwischen jämmerlicher Anbiederung an die USA und deutschnationaler Distanzierung schwankt, vor sich hertreiben kann, passt ihm gerade ins Konzept. Oder, wie es der Spiegel ausdrückt:

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      Die Friedensdividende hat er eingefahren, wie Schröder an den Umfragen ablesen kann, jetzt muss er sie vernünftig anlegen.





      Viele Intellektuelle und Künstler gehen derweil dem nationalpazifistischen Budenzauber voll auf den Leim. In manchen Redaktionen macht sich Rührung darüber breit, dass man endlich wieder auf Deutschland stolz sein kann.

      Der Bundesvorstand der Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) schlug nicht nur vor, Gerhard Schröder und Joschka Fischer den diesjährigen Friedenspreis des deutschen Buchhandels zu verleihen, der Vorstand des VS in Baden-Württemberg empfahl der Bundesregierung als Speerspitze der Friedensbewegung sogar, die diplomatischen Beziehungen zu allen am Krieg beteiligten Staaten abzubrechen (also auch, genau genommen, zu sich selbst). Ironischerweise ist der VS in der Verdi-Gewerkschaft organisiert, die ja im Zuge der jüngsten "Reformen" des Sozialstaats ebenfalls in den Verdacht gekommen ist, als "Besitzstandswahrer" den alldeutschen Kampf um Konkurrenzfähigkeit im internationalen Rahmen zu behindern.


      Aber die Rhetorik der nationalen Erweckung sowohl in wirtschaftlicher als auch in weltpolitischer Hinsicht ficht die tapferen Friedenskämpfer in Verdi und VS nicht an, noch viel weniger kommt der Gedanke auf, es könne da einen inneren Zusammenhang geben: Hauptsache, man ist irgendwie für den Frieden, auch wenn der Kanzler einen dabei am Nasenring durch die Gegend zerrt.

      Besteht der innere Zusammenhang zwischen Innen- und Außenpolitik allein darin, dass man bei all dem Getöse um Krieg und Frieden die inneren Konflikte bequem vergessen kann? Nein. Oder vielleicht darin, dass die bei aller öffentlichen Friedensliebe konsequent verfolgte Auf- und Umrüstung der Bundeswehr selbstverständlich ihre sozialen Kosten haben wird?

      Auch nicht. Es geht vor allem darum, dass sich das Kapital in Stellung bringt. Im Inneren verbessert man die Verwertungsbedingungen immer weiter, indem man den "Drückebergern Dampf macht" (i.e. durch Kürzung von Sozialleistung den Willen zur Lohnäbhängigkeit um jeden Preis stärkt), "Lohnnebenkosten senkt" (die Verantwortung für die soziale Sicherheit auf die Privatvorsorge der Arbeitnehmer abschiebt), die "Besitzstandswahrer bekämpft" (die gewerkschaftliche Interessenvertretung schwächt), und ganz allgemein ein Klima schafft, in dem der ganze Sozialklimbim die Wertschöpfungskette im Produktionsprozeß nicht belastet.


      Der Mobilmachung im Inneren steht die äußere gegenüber. In Europa und besonders in Deutschland bereitet man sich auf die kommenden Auseinandersetzungen um die Ressourcen der Welt vor, und das schließt eben auch eine massive militärische Komponente ein. Insofern ist der gegenwärtige Umbau der Bundeswehr eine konsequente Umsetzung jener verteidigungspolitischen Richtlinien aus dem Hause Rühe, die schon 1992 feststellten:




      --------------------------------------------------------------------------------

      Auf der Grundlage dieser [deutschen, MH] Werte verfolgt Deutschland seine legitimen nationalen Interessen. Trotz prinzipieller Übereinstimmung werden sich die deutschen Interessen nicht in jedem Einzelfall mit den Interessen der Verbündeten und anderer Partner decken.





      Dieses Papier forderte schon vor über zehn Jahren genau das, woran heute gearbeitet wird, nämlich eine "Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer gerechten Weltwirtschaftsordnung" und die "Einflussnahme auf die internationalen Institutionen und Prozesse im Sinne unserer Interessen und gegründet auf unsere Wirtschaftskraft, unseren militärischen Beitrag und vor allem unsere Glaubwürdigkeit als stabile, handlungsfähige Demokratie."

      Ob das, wie in den Jugoslawienkriegen, mit militärischen Mitteln, oder wie derzeit mit Hilfe von öffentlichem Friedensgesäusel und nichtöffentlichen diplomatischen Anstrengungen vonstatten geht, ist zweitrangig und immer von den jeweiligen Kräfteverhältnissen und Interessenlagen abhängig. Im Irak hatte die BRD durch Krieg nichts zu gewinnen, in Saddam Husseins Massakerfrieden allerdings sehr wohl. In Jugoslawien war es genau anders herum: Die Schaffung eines Hinterhofs, wie ihn jede anstrebende Mittelmacht nun einmal braucht, erforderte einen Krieg, also beteiligte man sich daran.


      Der Zweck ist also der eigentliche innere Zusammenhang zwischen der derzeitigen Friedensheuchelei, dem Umbau der staatlichen Gewaltapparate nach außen und innen und den "Reformen" des Sozialsystems, die eher den Namen "Abriss" verdient hätten: Es geht um die Wahrung der altbekannten "deutschen Interessen". Diesem Zweck und dem eigenen Machterhalt widmet Gerhard Schröder seine ganze Kraft. Wie es George Bush in Bezug auf die "amerikanischen Interessen" und seine eigenen Belange nicht anders macht.


      heise.de
      Avatar
      schrieb am 09.04.03 14:09:39
      Beitrag Nr. 2.499 ()
      Malik Aktuell

      08.04.2003
      Aktienrally vermutlich zu Ende

      - heftige Abwärtsbewegung zu erwarten
      - Gold und Dollar prognoseentsprechend
      - Zinstrend gedreht

      Die Aufwärtsbewegung der Aktienmärkte, die ich am 17. März 03 kommentierte und als vorübergehend und eher bedeutungslos einstufte, dürfte nun zu Ende sein. Der Anstieg war im Vergleich mit den vorangegangenen Kursverlusten insgesamt schwach.

      Der Bearmarket ist intakt. Ich erwarte jetzt eine heftige Abwärtsbewegung. Nur wenn die Kurse den Höchststand vom 7. 4. nochmals überbieten, wird es einen erneuten Zeitgewinn geben und eine weitere Chance zum Glattstellen noch bestehender Long-Positionen.

      Die Prognose für den Dollar ist auf Kurs. Die Erholung kann noch einige Zeit anhalten.

      Der Abwärtstrend bei Gold und Silber entspricht den Beurteilungen seit November 02. Die einhellige Meinung, die zu Beginn des Jahres in den Medien vertreten wurde, hat sich einmal mehr als falsch erwiesen. In den Edelmetallen kann es in der nächsten Zeit eine Aufwärtsbewegung geben. Falls es so ist, wird es eher eine technische Reaktion sein und noch nicht das Ende des Bearmarkets. Ich halte vorläufig an den früher angegebenen Orientierungs-Marken fest.

      Auch die Zinsen zeigen, wie vorausgesagt, eine steigende Tendenz.

      Ich empfehle, die Kommentare in Aktuell seit dem November 02 zu rekapitulieren, um Orientierung für die längerfristige Entwicklung zu haben.
      Avatar
      schrieb am 10.04.03 18:35:13
      Beitrag Nr. 2.500 ()
      10.4.03 Rürup-Kommission will 24 Milliarden sparen

      Gesundheitsministerin Schmidt sagt Prüfung zu - Lohnnebenkosten sollen unter 40 Prozent sinken


      ... Die kurzfristigen Maßnahmen umfassten ein Volumen von 24 Mrd. Euro, was einer Senkung der Versicherungsbeiträge um 2,4 Prozentpunkte entspräche, sagte der Kommissionsvorsitzende Bert Rürup (siehe unten). Die Vorschläge hätten eine große Mehrheit in der Kommission gefunden. Zu dem Paket gehören zum Teil deutliche Mehrbelastungen für die Versicherten. So sollen die Zuzahlungen für Medikamente deutlich ausgeweitet und eine generelle Praxisgebühr eingeführt werden. Außerdem sollen Zahnarztbesuche teurer werden. Nicht beilegen konnte die Kommission den Streit über einen grundlegenden Umbau der Finanzierung der gesetzlichen Kassen in Deutschland. ... Die Arbeit des Gremiums war über Monate dadurch belastet worden, dass Rürup und der Gesundheitsökonom Karl Lauterbach zwei gegensätzliche Modelle für den Umbau der Kassenfinanzierung vertreten hatten. Während Rürup sich für lohnunabhängige Kopfpauschalen ausgesprochen hatte, plädierte Lauterbach für die Einbeziehung von Beamten und Selbstständigen in die gesetzlichen Kassen.

      Rürup sagte, in der Kommission habe es für keines der beiden Modelle eine Mehrheit gegeben. Die Kommission werde nun detaillierte Vorschläge für beide Konzepte vorlegen und dann der Politik die Entscheidung überlassen. ... Schmidt sagte, künftig sollten die Beiträge nicht allein auf der Grundlage von Lohn und Gehalt berechnet werden. In der rot-grünen Koalition plädieren zahlreiche Politiker dafür, auch Miet- und Zinseinnahmen bei der Berechnung der Kassenbeiträge zu berücksichtigen. ... (Welt, 10.4.03) Kommentar: Die ganzen Reformen gehen in die falsche Richtung. Es wird immer versucht zu “sparen” - im Klartext also Kosten auf andere abzuwälzen - anstatt zu fragen, warum eigentlich insgesamt zuwenig Geld vorhanden ist? Dies würde allerdings bedeuten, die Systemfrage zu stellen und man würde erkennen, daß der Zins wie ein großer Staubsauger das Geld “aufsaugt” zugunsten weniger Hände. Dann zu versuchen, den verbleibenden Rest umzuverteilen, ist von vornherein zum scheitern verurteilt.
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      IWF rechnet mit weniger Wachstum



      Weltwirtschaft legt 2003 nur um drei Prozent zu - Größte Korrektur für Deutschland

      von Martin Halusa

      Washington - Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft deutlich nach unten revidiert. Im World Economic Outlook (WEO) spricht der Fonds nun für das Jahr 2003 von einem Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts um 3,2 Prozent. Dies ist zwar mehr als die drei Prozent, die die Weltwirtschaft im Jahr 2002 gewachsen war; doch zugleich liegt der Wert 0,5 Prozentpunkte unter dem noch vor einem halben Jahr erwarteten Zuwachs.

      Gründe für die Korrektur seien sowohl der Krieg gegen den Irak als auch die Folgen der geplatzten Börsenblase; auf die Folgen der Lungenkrankheit SARS ging der Fonds in seinem Bericht noch nicht ein. In mehreren Industrieländern stagniere die Produktion.

      Die größte Revision seiner Prognose nahm der Fonds für Deutschland vor: Dort korrigierten die Ökonomen den Wachstumswert um 1,5 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent nach unten. Für das Jahr 2004 erwartet der IWF in Deutschland ein Wachstum von 1,9 Prozent. Die deutsche Wirtschaft war 2002 um 0,6 und 2002 um 0,2 gewachsen. Für den übrigen Euro-Raum senkte der Fonds die Wachstumsvorhersage um 1,2 Prozentpunkte auf nun 1,1 Prozent.

      Derzeit gebe es weltweit eine große Unsicherheit, schreibt der Fonds in seinem zwei Mal im Jahr vorgelegten WEO. Auf Grund dieser Unsicherheiten könne das Wachstumspendel auch weiter nach unten ausschlagen als bislang gedacht. Zudem basiere das Wachstum auf sehr unsicherem Fundament. In den USA, Kanada und Großbritannien seien auf Grund der konjunkturellen Probleme sowohl die Steuer- als auch die Geldpolitik gelockert worden. Dort habe man deshalb nur noch wenig Spielraum für weitere Erleichterungen. Außerdem vergrößere vor allem das Vorgehen der USA die Abhängigkeit der Weltkonjunktur von der Entwicklung in der amerikanischen Wirtschaft. ... (Welt, 10.4.03)

      Kommentar: IWF Prognosen sind in der Regel immer zweckoptimistisch. Seit sich dieser Fonds allerdings in der Asienkrise blamierte, als man den Tiegerstaaten ein exorbitantes Wachstum vorhersagte und sie zu “Musterländern” erklärte, scheinen die Verantwortlichen vorsichtiger zu werden und formulieren in Nebensätzen immer etwas von einer “unsicheren Situation”.
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      Berater geben Vermögensverwaltung im Private Banking schlechte Noten


      Frankfurt / Main - Die meisten Berater von vermögenden Privatkunden stellen ihrem eigenen Angebot ein schlechtes Zeugnis aus. Die Auswahl an Produkten, die Qualität der Beteiligungen und die Vermögensverwaltung bekamen vorwiegend die Noten "durchschnittlich" und "akzeptabel". Dies ergab eine Umfrage der Bad Homburger Unternehmens- und Personalberatung Stephan GmbH unter 1.200 Private-Banking-Beratern verschiedener Geldinstitute.

      ... Der Markt für Private Banking in Deutschland wird auch in Zukunft wachsen. "Die Kundenzahl wird die Zuwachsraten von bis zu 15 Prozent der vergangenen Jahre halten", sagt Odak. Auch beim Salär der über 2.500 Privatkundenberater in Deutschland seien im variablen Vergütungsanteil noch Steigerungen möglich. Heute verdienen die Berater im Schnitt ein Festgehalt von rund 80.000 Euro und rund 20.000 Euro variable Anteile. ... (Welt, 10.4.03) Kommentar: Es ist schon erstaunlich, daß reiche Leute viel Geld für Vermögensverwalter ausgeben, welche vom System gar keine Ahnung haben. Wer viel Geld hat, der sollte dafür auch selbst die Verantwortung übernehmen.
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      9.4.03 Aufsicht ordnet Schließung von BFI Bank an


      07. Apr 2003 17:59, ergänzt 21:12

      Die Finanzaufsicht greift bei der sächsischen BFI Bank zu harten Mitteln: Sie verhängte ein Moratorium über das Institut, dem damit die Handlungsfähigkeit entzogen ist.
      Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat ein Moratorium über die BFI Bank AG mit Sitz in Dresden verhängt. Dies beinhaltet ein Verbot für die Geschäftsführung. Die Bank darf keine Zahlungen und Veräußerungen mehr vornehmen und ist für den Kundenverkehr geschlossen, wie die Bafin am Montagabend mitteilte.

      Der Schritt sei nötig geworden, weil ungedeckter Wertberichtigungsbedarf mehr als die Hälfte des haftenden Eigenkapitals aufgezehrt habe und vorgeschlagene Maßnahmen zur Verbesserung nicht ausreichend gewesen seien, hieß es weiter. Die Maßnahme eröffne dem Unternehmen die Möglichkeit, seine Sanierungsbemühungen
      fortzusetzen.

      Eingeschränkte Entschädigung

      Zum Februar 2003 wies das Institut den Angaben zufolge Verbindlichkeiten gegenüber Kunden, wie etwa Fest- und Termingelder, in Höhe von rund 216 Millionen Euro aus, davon knapp 27 Millionen Euro Spareinlagen. Das das Institut nicht dem Einlagensicherungsfonds angehört, gibt es nur einen eng begrenzten Entschädigungsanspruch.

      Den Angaben zufolge gehört das Institut der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) in Berlin an. Der Entschädigungsanspruch sei demnach je Kunde auf 90 Prozent der Einlagen und den Gegenwert von maximal 20.000 Euro begrenzt.

      Warten auf Spargelder

      Die Bank arbeitete vor allem im Bereich der Immobilien- und Wohnungsbau-Finanzierung sowie der Provisions-Vorfinanzierung für Vertriebsgesellschaften. Ferner finanzierte die Bank Anteilszeichnern den Erwerb verschiedener geschlossener Immobilienfondsanteile.

      Die Bafin wies darauf hin, dass die Bankkunden sich auch bei sozialen Härtefällen vorläufig kein Geld auszahlen lassen können. Bevor es zu einer Auszahlung der Kundengelder komme, müsse sie selbst den so genannten Entschädigungsfall feststellen. Dies sei dann der Fall, wenn ein Institut nicht mehr in der Lage sei, die Einlagen zurückzuzahlen. Die Kunden müssten ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber der Bank aber weiter nachkommen und etwa ihre Darlehen weiter tilgen. (nz) (Netzzeitung, 7.4.03)

      Kommentar: An diesem Beispiel wird deutlich, wie schnell bei Banken eingelegtes Geld in einer Krise verloren gehen kann. Deutlich wird daran, daß alle Geldanlagen nur Verpsrechen auf Geld sind, nicht selbst Zahlungsmittel darstellen. Wird das Versprechen gebrochen, so hat auch die Einlage keinen Wert mehr. Der Einlagensicherungsfonds kann auch nur dann helfen, wenn es sich um kleinere Krisen handelt. Soabald jedoch das ganze System davon betroffen sind, können wenige Milliarden Euro kaum irgendetwas stützen. Zudem ist in den Klauseln zum Einlagensicherungsfonds explizit ausgeschlossen, daß dieser einspringt wenn “eine allgemeine Finanzkrise” eintritt. Eine Feuerwehr, die nicht löscht, wenn es wirklich brennt.

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      Brüssel: Deutschland am Rande einer Rezession


      Die EU-Kommission meldet alarmierende Zahlen. Die deutsche Wirtschaft stagniert im ersten Vierteljahr - und jetzt droht ein Abrutschen in die Rezession.

      dpa STRASSBURG. Deutschland steht nach Einschätzung der EU-Kommission als einziges Mitgliedsland am Rande einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das im 1. Vierteljahr stagniert habe, könnte im 2. Quartal zurückgehen, teilte die Kommission am Dienstag in Straßburg in ihrer aktuellen Konjunkturprognose mit. Die meisten Ökonomen sprechen von einer Rezession, wenn die Wirtschaft über zwei Quartale hinweg schrumpft. ... (Handelsblatt.com, 8.4.03)

      Kommentar: Daß Deutschland von der Krise besonders betroffen wird liegt nicht zuletzt auch daran, daß Deutschland die ganze EU mitfinanzieren muß und zudem durch den Euro gravierende Einnahmeausfälle durch die ungerechte Verteilung der Notenbankgewinne hat.
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      Haffa-Brüder müssen 1,4 Millionen zahlen

      EM.TV-Gründer wollen Revision einlegen - Aktionärsschützer begrüßen das Urteil


      München - Die Gründer des Medienunternehmens EM.TV, die Brüder Thomas und Florian Haffa, sind zu hohen Geldstrafen verurteilt worden. Ex-Vorstandschef Thomas Haffa muss 1,2 Mio. Euro, der frühere Finanzvorstand Florian Haffa 240.000 Euro Strafe zahlen. Die Haffa-Brüder hätten sich der "unrichtigen Darstellung" der Unternehmensverhältnisse schuldig gemacht, sagte die Vorsitzende Richterin am Landgericht München, Huberta Knöringer. Sie hätten in einer Pflichtmitteilung bewusst falsche Zahlen veröffentlicht.

      Überraschend sah das Gericht darin nun doch eine Straftat, nachdem die Kammer im März noch von einer Ordnungswidrigkeit gesprochen hatte. Die Angeklagten folgten der Urteilsbegründung mit niedergeschlagenen Mienen und verließen das Gericht wortlos im Blitzlichtgewitter der Fotografen.

      ... Die Vorgänge bei EM.TV trugen mit zum Vertrauensverlust der Investoren und zum Niedergang des Börsensegments Neuer Markt bei. Die Aktie des immer noch angeschlagenen Unternehmens ist derzeit knapp 80 Cent wert. Zu ihren besten Zeiten hatte sie mehr als 110 Euro gekostet. Finanzielle Sorgen muss sich Thomas Haffa trotz der Geldstrafe offenbar nicht machen. "Die Vermögensverhältnisse sind sehr gut", sagte Haffas Anwalt Rainer Hamm. Nur beim laufenden Einkommen sehe es schlecht aus.

      Die Gründe für den Absturz der EM.TV-Aktie kann Thomas Haffa nach eigenem Bekunden nicht nachvollziehen. Vielleicht sei es ein Vorbote der Wirtschafts- und Börsenkrise gewesen, sagte der 50-Jährige in seinem Schlusswort im Prozess. Dass Fehler wie korrigierte Ad-hoc-Mitteilungen und überzogene Prognosen das Vertrauen zerstört haben könnten, kann sich der selbstbewusst auftretende Haffa offenbar nicht vorstellen. Auch für seine Aktienverkäufe vor Ablauf der Haltefrist zeigte Haffa keine Reue. Der Prozess habe gezeigt, dass EM.TV "hervorragend" geführt worden sei. DW (Welt, 9.4.03) Kommentar: Die Vorgänge die hier zutage kommen sind unglaublich. Weder zeigen die Angeklagten Reue, noch müssen sie ihren Reichtum irgendwie beschneiden. Solche Leute waren in den Medien sogar noch gern gesehene Gäste - während Systemkritiker außen vor blieben.

      Kommentare v. Günter Hannich
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