checkAd

    Wenn Bodo Schnabel redet - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.11.02 09:09:27 von
    neuester Beitrag 21.11.02 09:40:23 von
    Beiträge: 5
    ID: 663.111
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 475
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 09:09:27
      Beitrag Nr. 1 ()
      Wenn Bodo Schnabel redet

      Der zweite Tag des Strafprozesses gegen den Ex-Comroad-Chef bot skurrile Dialoge


      Von Daniela Kuhr
      München – Im Prozess um den bisher größten Bilanzfälschungsskandal am Neuen Markt hat der angeklagte Bodo Schnabel auch am zweiten Prozesstag kein Geständnis abgelegt. Der erste Zeuge, ein Wirtschaftsprüfer von Rödl & Partner, belastete den Gründer und früheren Vorstandschef von Comroad schwer.


      Trotz hartnäckiger Nachfragen des Gerichts blieb Schnabel auch am Mittwoch vor dem Münchner Landgericht bei seiner Version: Er sei damals fest davon ausgegangen, dass er richtig gehandelt habe. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Kursbetrug, Insiderhandel und gewerbsmäßigen Betrug vor. Schnabel soll jahrelang die Umsätze der Neuen-Markt-Firma Comroad durch Geschäfte mit einer angeblich in Hongkong sitzenden Firma aufgebläht haben. Im Jahr 2001 seien 96,4 Prozent der insgesamt 93,6 Millionen Euro Umsatz frei erfunden gewesen. Schnabels ebenfalls angeklagte Ehefrau Ingrid hatte vergangene Woche ihre Beihilfe zu den Taten gestanden.

      Bevor das Gericht am Mittwoch in

      die Beweisaufnahme eintrat, versuchten Richter und Staatsanwalt noch ein letztes Mal, den Angeklagten ebenfalls zu einem Geständnis zu bewegen. „Haben sie uns etwas mitzuteilen?“, begann der Vorsitzende Richter Wolf-Stefan Wiegand die Sitzung. Doch die Antworten des Angeklagten blieben auch diesmal ausweichend.

      Jeff Liu verzweifelt gesucht

      Stattdessen überraschte Schnabel mit der Ankündigung, seinen angeblichen Geschäftspartner aus Hongkong, der laut Anklage gar nicht existiert, präsentieren zu können. „Wir haben Jeff Liu mittlerweile erreicht, er kann als Zeuge aussagen.“ Auf die erstaunte Nachfrage des Richters sagte Schnabel: „Ich bin sehr sicher, dass wir die Adresse haben.“ Das klinge ja nun schon etwas anders, meinte der Richter, doch Schnabel erwiderte, dass „wir erst noch Personen fragen müssen, die den auch kennen“. „Und das war seit März nicht möglich?“, fragte Wiegand. Schnabels Antwort: „Es wurde nicht direkt als notwendig erachtet.“

      Im Laufe der weiteren Befragung reagierten Richter und Staatsanwalt zunehmend genervt. „Können Sie eine Frage eigentlich mit Ja oder Nein beantworten oder ist Ihnen das persönlichkeitsmäßig untersagt“, fragte der Richter, als Schnabel erneut zu einer ausholenden Rede angesetzt hatte. Selbst Ingrid Schnabels Verteidiger, Wolfgang Dingfelder, platzte irgendwann der Kragen. „Herr Schnabel, bevor es mich hier zerreißt, Sie sind kurz davor, als Clown des Neuen Marktes in die Geschichte einzugehen. Denken Sie mal daran, dass Sie eine sechsjährige Tochter haben. Und die soll dann irgendwann zu diesem Clown aufsehen?“

      Doch Schnabel blieb ungerührt. Er hielt an seiner Darstellung fest, dass es Verträge gegeben habe, die von den angeblichen Geschäftspartnern aber letztlich nicht erfüllt wurden. Teilweise kam es dabei zu skurrilen Dialogen. „Haben Sie eigentlich mal auf Erfüllung geklagt“, fragte Richter Wiegand. „Die Verträge waren nicht so formuliert, dass man Schadensersatz hätte verlangen können.“ „Ach, dann waren das eher unverbindliche Absichtserklärungen?“, fragte Wiegand nach. „Das ist bei Verträgen so üblich“, sagte Schnabel, sie seien aber „ernsthaft“ gewesen. „Ich will wissen, ob sie verbindlich waren“, stellte der Richter klar. „Ja, aber nicht so, dass eine Strafe erfolgt wäre, wenn sie nicht eingehalten wurden.“

      Lieblingssatz des Richters

      Staatsanwalt Peter Noll hielt dem Angeklagten erneut eine Passage aus seinem im April abgelegten, aber mittlerweile widerrufenen Geständnis vor. Schnabel reagierte empört: „Sie sollten hier nicht einzelne Passagen zitieren, sondern wenn, dann alles vorlesen.“ Zwischenbemerkung des Richters: „Vielleicht auch die Passage ,Ich war selbst erstaunt, wie lange das gut ging‘, die hat mir am besten gefallen.“

      Als die Bemühungen erkennbar nichts bewirkten, rief das Gericht den ersten Zeugen auf: Andreas Schacht von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner. Diese war Ende Februar mit der Sonderprüfung von Comroad beauftragt worden. Laut Schacht habe man vergeblich nach der Hongkonger Firma gesucht. Auch Recherchen vor Ort halfen nicht weiter. Im dortigen Handelsregister sei die Firma im fraglichen Zeitraum nicht eingetragen und auch unter der auf Rechnungen angegebenen Adresse nicht zu finden gewesen.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 09:20:04
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ich hasse diese dreisten Typen, die meinen sie könnten die ganze Welt verarschen, und wenn mann ihnen auf die Schliche kommt, auch noch ihre Richter. Bei offenkundlicher Beweislage sollte es Möglichkeiten geben, solche Verfahren abzukürzen, um diesem Schwachkopf kein Forum bieten. Unsere Richter haben weiß Gott was besseres zu tun. :mad:
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 09:27:42
      Beitrag Nr. 3 ()
      COMROAD-PROZESS

      Breitseite gegen KPMG

      Im Betrugsprozess gegen ComRoad-Gründer Bodo Schnabel hat die Verteidigung den Wirtschaftsprüfer KPMG attackiert. Dem Angeklagten wird das Manöver kaum helfen - ihm drohen mehr als zehn Jahre Haft.


      AP

      Angeklagter Schnabel: "Clown des neuen Marktes"


      München - Thomas Pfister, der Anwalt des Angeklagten, ging am Mittwoch in die Gegenoffensive. Während die Lage seines Mandanten immer haltloser erscheint, warf Pfister der Prüfgesellschaft KPMG massives Versagen vor. Sie hatte jahrelang Bilanzen testiert, in denen fiktive Umsätze mit der ebenfalls fiktiven Hongkonger Firma VT Electronics gebucht waren.
      KPMG habe in den Jahren 1998 bis 2001 nie ein einziges Dokument verlangt, aus dem sich Näheres über den angeblich wichtigsten ComRoad-Geschäftspartner ergeben hätte, so Pfister. "Das ist doch wohl das kleine ABC der Wirtschaftsprüfer." Erst Anfang 2002 hatte die Gesellschaft den Vertrag mit ComRoad wegen Zweifeln an der Geschäftsleitung und der Existenz der Partnerfirma gekündigt.

      Daraufhin wurde die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner mit einer Sonderprüfung beauftragt. Nach Darstellung des zuständigen Mitarbeiters suchte sie vergeblich nach der Hongkonger Firma. Rödl & Partner habe Schnabel vergeblich um die Herausgabe von Visitenkarten, Verträgen und Schreiben aus Hongkong gebeten. Im Hongkonger Handelsregister sei die Firma nicht eingetragen gewesen, unter der auf Rechnungen angegebenen Adresse sei nur eine asiatische ComRoad-Tochter zu finden gewesen.

      Schnabel ist wegen Kursbetrugs, Insider-Handels und gewerbsmäßigen Betrugs angeklagt. Zusammen mit seiner Ehefrau Ingrid soll er durch Verkäufe von Aktien, deren Kurs er durch die fiktiven Meldungen nach oben trieb, rund 30 Millionen Euro eingenommen haben.

      Während Schnabels Verteidiger andere beschuldigte, scheint sein Mandant jegliche Chance auf ein mildes Urteil zu verspielen. So nahm er ein teilweises Schuldeingeständnis vom ersten Prozesstag wieder zurück. Schnabel hatte damals bereits eingeräumt, von falschen Umsatzangaben in den Ad-hoc-Meldungen von 1999 bis 2001 gewusst zu haben.

      Nun sagte er, er wisse lediglich aus seiner momentanen Sicht, dass die Zahlen unrichtig gewesen seien - zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sei ihm das nicht klar gewesen. Es sei für ihn auch "kein großer Unterschied, ob da Umsätze oder Aufträge gemeldet wurden". Auf die Frage des Richters Wolf-Stefan Wiegand, was er unter Umsatz verstehe, antwortete Schnabel: "Da müssen sie einen Buchhaltungsspezialisten fragen".

      Wiegand verlor daraufhin endgültig die Geduld. Schnabel könne nun nicht mehr auf ein mildes Urteil hoffen, "der Zug ist abgefahren". Mit seiner sturen Haltung mache Schnabel "unheimlich viel kaputt". Am ersten Prozesstag hatte der Richter noch angekündigt, Schnabel könne mit einer Haftstrafe unter sieben Jahren rechnen, wenn er schnell ein volles Geständnis ablege.

      Staatsanwalt Peter Noll drohte, ein möglichst hohes Strafmaß beantragen zu wollen. Er wolle "von Ihnen nachher kein Klagen und Jammern hören", sagte er in Schnabels Richtung. Dem Angeklagten seien genug goldene Brücken gebaut worden. Noll sagte zu Journalisten, er werde wahrscheinlich mehr als zehn Jahre fordern.

      Zu turbulenten Szenen kam es, als der Anwalt von Schnabels Ehefrau die widersprüchlichen Ausführungen des Angeklagten unterbrach: "Sie sind kurz davor, als der Clown des Neuen Marktes in die Geschichte einzugehen", rief Dingfelder, "es ist fürchterlich, was Sie hier inszenieren." Bodo Schnabels Frau hat sich bereits in sämtlichen Anklagepunkten schuldig bekannt.









      © SPIEGEL ONLINE 200
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 09:35:35
      Beitrag Nr. 4 ()
      #2
      Im Strafprozess kann und darf es nie eine "offenkundige Beweislage" geben. Es zeichnet unseren Rechtsstaat (das einzige, was Rot-Grün noch nicht kippen konnte) aus, dass jeder Angeklagte Anspruch auf ein faires Verfahren hat. Das kann und muss der Staat sich leisten.
      Avatar
      schrieb am 21.11.02 09:40:23
      Beitrag Nr. 5 ()
      Na ja, die Verteidigung wird wohl
      auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren.
      Hat sie nicht mal so unrecht.
      Einfach Schizo, das Schnabeltier.

      W :D


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Wenn Bodo Schnabel redet