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    Die Folgen der Gesundheitsreform oder - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.12.02 12:54:55 von
    neuester Beitrag 17.12.02 13:02:13 von
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      schrieb am 17.12.02 12:54:55
      Beitrag Nr. 1 ()
      Operieren Sie selbst!
      Ein Schnellkursus zum Heimchirurgen

      Dieser Kursus ist all denen gewidmet, die schon immer medizinische Ambitionen hatten, aber diese Laufbahn aus welchen Gruenden auch immer nicht einschlagen konnten.
      Sei es der Numerus Clausus, der ihnen den Zugang zum Studium verwehrte, sei es, dass sie das zeitaufwendige Medizinstudium ganz einfach abschreckte. Mein Vorschlag
      an alle - Do it yourself - Maenner und Frauen: Machen Sie diesen interessante und spannenden Beruf zu Ihrem Hobby. Dieses Betaetigungsfeld verspricht kurzweilige
      Stunden im trauten Heim, spart hohe Arztkosten und bringt Ihnen hoechste Anerkennung im Freundes- und Bekanntenkreis.

      1.) Voraussetzungen

      Medizinische Kenntnisse sind nicht vonnoeten, sie erleichtern Ihnen aber das Verstaendnis der nun folgenden Anleitung. Vorausgesetzt wird hingegen, dass Sie einige Operationsszenen aus der "Schwarzwaldklinik", dem
      "Krankenhaus am Rande der Stadt" oder aehnlichenSendungen gesehen haben. Schauen Sie den dort praktizierenden Fachleuten genau auf die Finger. Bei Ihrer spaeteren Arbeit werden Ihnen die in diesen lehrreichen Sendungen gezeigten Tricks und Kunstgriffe sehr zustatten kommen. Pruefen Sie sich bei der folgenden Frage genau und ehrlich: Wird Ihnen beim Anblick von Blut flau im Magen, loest es bei Ihnen Brechreiz oder Schwindelgefuehle aus? Wenn Sie diese Frage bejahen müssen, brauchen Sie nicht weiterzulesen. Sammeln Sie lieber Briefmarken. Selbstverstaendlich setze ich bei Ihnen handwerkliches Geschick und Freude an praktischer Arbeit voraus. Doch nun soll es endlich losgehen.

      2.) Die Raeumlichkeiten

      Wichtig ist die Wahl des richtigen Arbeitsraumes fuer Ihren Heim-OP. Die Erfahrung vieler Hobby-Chirurgen spricht gegen die Nutzung von Schlaf- oder Wohnzimmern, da Blut unschoene Flecken auf Bettwaesche oder in Perserteppichen hinterlaesst. Als geeignete Raeume haben sich hingegen das Bad oder die Kueche erwiesen. Beide sind leicht zu reinigen und vermitteln durch gekachelte Waende eine professionelle Atmosphaere (wichtig, wenn Sie Zuschauer eingeladen haben!). Vorteile der Kueche: - Operationsbesteck liegt zum Teil in den Schubladen bereit. - Instrumente koennen auf dem Herd abgekocht werden. Vorteil des Bades: - Zu besonders blutigen Eingriffen kann der Patient in die Badewanne gelegt werden (Abfluss kein Problem).

      3.) Was man alles braucht

      An Hand der folgenden Aufstellung werden Sie vielleicht ueberrascht feststellen, dass man mit geringem Aufwand an Material und Personal bereits recht huebsche und eindrucksvolle Eingriffe vornehmen kann.

      Sie benoetigen:
      - OP-Tisch (Tapeziertisch, Sperrholzplatte auf der Badewanne)
      - Skalpelle (scharfe Kuechenmesser oder Allzweckmesser)
      - diverse Zangen (finden sich im Werkzeugkasten)
      - Narkotika wie starke Schlafmittel oder Chloroform
      - Desinfektionsmittel (Brennspiritus, Domestos)
      - Weisse oder besser gruene OP-Schuerze, dazu passende Haube
      - Gummihandschuhe (finden sich in jedem Haushalt unter der Spuele)
      - verschiedene Nadeln und starkes Naehgarn
      - 1 Schere
      - 1 Fuchsschwanz (fuer Amputationen)
      - 1 Schlagbohrmaschine mit Bohrern verschiedener Staerke
      - 1 Assistenten oder 1 Krankenschwester (vielleicht uebernimmt ein Freund oder die Ehefrau diese Rolle)
      - 1 guter Anwalt fuer missglueckte Erstlingswerke (Fachterminus: Kunstfehler)
      - 2-3 Freiwillige zum Ueben (nicht die besten Freunde verwenden)

      Bevor wir voll einsteigen sollten Sie sich noch einige Fachausdruecke aneignen. Fuer die eigentliche Arbeit ist ihre Bedeutung unerheblich, es hebt aber Ihr Image, wenn Sie hin und wieder einen anwenden. Fraktur, Hydronephrose, Amputation Hypotonie, Nekrose, Embolie, Infusion, Incubation, Hypochondrie, Kastration, Exitus, Metamorphose usw. Auch hier sind die lehrreichen Arztserien im Fernsehen sehr zu empfehlen. An Hand einer einfachen Blinddarmoperation (besonders geeignet fuer Anfaenger) will ich Sie in die hohe Schule der Chirurgie einfuehren. Halten Sie sich bitte zunaechst genau und Schritt fuer Schritt an die Anweisung. Spaeter, mit wachsender Erfahrung, koennen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf lassen (Hirnchirurgie, Transplantationen...). Haben Sie stets Geduld und lassen Sie sich von unvermeidlichen Rueckschlaegen nicht entmutigen. Merke: "Uebung macht den Meister".
      Sauerbruch soll schon gesagt haben: "Chirurgen sind eigentlich auch nur Handwerker".

      4.) Die Operation
      4.1. Operationsvorbereitung und Narkose
      ---------Vor Beginn der Operation sollte
      Ihr OP-Raum kurz gereinigt werden. Legen Sie bei dieser Gelegenheit auch gleich Ihre Instrumente bereit. Besprechen Sie mit dem Patienten kurz die Operation, erlaeutern Sie ihm, was Sie vorhaben und erklaeren Sie ihm die Instrumente, die Sie benutzen wollen. Achten Sie auf einen stets serioesen Gesichtsausdruck (siehe Dr. Brinkmann), Ihr Patient wird dann unbegrenztes Vertrauen zu Ihnen haben. Bitten Sie jetzt den Patienten, sich soweit wie fuer den Eingriff noetig freizumachen und sich mit dem Ruecken auf den OP-Tisch zu legen. Mit Brennspiritus (ein Allzweckreiniger tut`s auch) desinfizieren Sie
      die Haut in der Umgebung der geplanten Schnittstelle. Wir schreiten jetzt zur Narkose. Welche Narkotika Sie einsetzen bleibt Ihnen ueberlassen. Bewaehrt, weil jederzeit zugaenglich, sind Schlaftabletten und Chloroform. Bevor Sie den ersten Schnitt vornehmen, ueberzeugen Sie sich bitte davon, dass Ihr Patient auch wirklich im Land der Traueme ist. Lassen Sie Ihn bis hundert zaehlen. Versagt ihm die Sprache, ist es soweit. Wer ganz sicher gehen will, piekt den Patienten mit einer Nadel in die Fussohle. Stellen
      Sie unbedingt fuer die Gesamtdauer der Operation ausreichende Betaeubung sicher.
      Nichts ist so unangenehm, wie ein geoeffneter Patient, der ploetzlich vom Tisch springt.
      Jetzt noch schnell die Haende und Arme gewaschen und Gummihandschuhe uebergestreift.


      4.2. Der Eingriff ----------------- Sind Sie soweit, kann es losgehen? Erklaeren Sie Ihren Zuschauern auf unterhaltsame Weise die Schritte, die Sie vornehmen.
      (Vor Zuschauern sollten Sie allerdings erst nach etwas Praxis auftreten.) Wenn Sie nicht genau wissen, wo Sie den Schnitt ansetzen sollen, dann lassen Sie sich von einem
      am Blinddarm operierten Bekannten seine Narbe zeigen. Sie wissen dann auch, wie eine gut verheilte Naht aussehen soll. Setzen Sie Ihren Einschitt ungefaehr oberhalb der
      rechten Leistenbeuge an. Achten Sie unbedingt auf die richtige Seite! Einige Hobbychirurgen waren schon hoechst verwirrt, weil Sie den Blinddarm nicht finden konnten. Sie hatten den Patienten auf der falschen Seite geoeffnet. Wenn Sie mit dem Messer nicht mehr weiterkommen, lassen Sie sich von Ihrem Assistenten eine Gefluegelschere reichen. Damit ist das Durchtrennen der Bauchdecke ein Kinderspiel. Irgendwann wird Sie das bei dieser Prozedur anfallende Blut stoeren. Lassen Sie es von Ihrem Assistenten mit einem Schlucksauger entfernen.
      Auf Grund der hohen Saugleistung dieser vielseitigen Geraete muss darauf geachtet werden, dass vom Patienten noch benoetigte Organe nicht mit aufgesaugt werden. Mit einigen Krokoklemmen oder Waescheklammern halten Sie die frische Wunde offen. Vor Ihnen tut sich die geheimnisvolle Welt der Anatomie auf, die bisher den Halbgoettern in Weiss vorbehalten war! Nach einer Schweigeminute zu diesem denkwürdigen Augenblick machen Sie sich auf die Suche nach dem Appendix (Fachterminus fuer Blinddarm). Richtig, es ist die kleine unscheinbare Verlaengerung des Dickdarms! Binden Sie den Appendix so nahe wie möglich am Dickdarm ab (Bindfaden). Jetzt schnell die Beisszange anfordern, und den Wurmfortsatz so nahe wie moeglich am Dickdarm (aber oberhalb der Abbindung!) abkneifen. Perfekt! Der Rest ist ganz einfach. Bevor Sie die Wunde zunaehen, ueberpruefen Sie bitte, dass Sie nichts im Bauch des Patienten zurueckgelassen haben (gutes Werkzeug ist teuer). Falls Sie mit Nadel und Faden nicht gut umgehen koennen, lassen Sie sich das von Frau oder Freundin zeigen.

      4.3. Nachsorge -------------- Das schwierigste haben Sie jetzt geschafft. Achtung! Brennen Sie die Wunde nicht aus! So was gibt es nur in billigen amerikanischen Western. Wenn der Patient nach einiger Zeit wieder aufwacht, sagen Sie ihm dass alles gut gegangen ist, und er nach Hause gehen darf. Weisen Sie ihn darauf hin, dass er sich noch ein paar Tage schonen sollte. Falls Sie die Moeglichkeit haben, zeigen Sie Ihr Werk einem erfahrenen Chirurgen, er wird Ihnen gerne wertvolle Tips geben, was Sie beim naechsten Mal noch besser machen koennen. Uebrigens, der leidenschaftliche Heimchirurg legt seinen ersten Blinddarm in Spiritus und stellt ihn zur Zierde und Erinnerung in eine Vitrine oder auf den Fernseher. Sollte der Patient auch nach laengerer Wartezeit nicht erwachen, rufen Sie Ihren Anwalt an. Er wird den Rest fuer Sie regeln.


      Schlusswort ----------- Nach diesem Kurs duerfen Sie sich zum erlauchten Kreis grosser Hobby- Chirurgen zaehlen. Nehmen Sie jede Herausforderung an, die sich Ihnen bietet, Ruhm und Anerkennung sind Ihnen gewiss! Der Autor erlaubt ausdruecklich die Weitergabe dieses Kurses an interessierte Freunde und Bekannte, Kindern unter 10 Jahren sollte er jedoch vorenthalten werden. Ihnen fehlt fuer solch diffiziler Taetigkeit die notwendige Reife.

      *Der Autor ist fuer Schaeden durch Kunstfehler seiner Leser nicht haftbar.*
      **************************************************************************
      Aber bitte dran denken, was der liebe Onkel im Fernsehen immer sagt: "Bitte liebe Kinder, probiert das jetzt zu Hause *nicht* aus!!"


      :laugh: :lick: :cool:
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 13:02:13
      Beitrag Nr. 2 ()
      :laugh: :laugh:


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