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    Scholl-Latour zur EU-Aufnahme der Türkei: Dann gibt es bei uns bosnische Verhältnisse - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.12.04 01:07:07 von
    neuester Beitrag 20.12.04 00:36:46 von
    Beiträge: 19
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      schrieb am 17.12.04 01:07:07
      Beitrag Nr. 1 ()
      Herr Professor Scholl-Latour, seit dem Mord an dem niederländischen Filmemacher Theo van Gogh sind die Themen Einwanderung und Integration wieder auf der Tagesordnung. Allerdings warnte unlängst der Demographie-Experte und ehemalige Regierungsberater Theodor Schmidt-Kaler im Interview mit dieser Zeitung: „Wenn ein EU-Beitritt der Türkei mit voller Freizügigkeit beschlossen wird, hat sich die Diskussion um die Einwanderung sowieso erledigt.“

      Scholl-Latour: Als ich für die Arbeit an meinem Buch „Allahs Schatten über Atatürk“ Soziologen der Universitäten Istanbul und Ankara befragte, ob ein EU-Beitritt ihres Landes nicht zur Folge hätte, daß wir künftig fünf Millionen Türken mehr in Deutschland haben würden, antworteten sie mir: Zehn Millionen!

      Würde ein EU-Beitritt den Wohlstand nicht so weit anheben, daß - nach einer Übergangsfrist mit Freizügigkeitsbeschränkung - kein Grund mehr für Auswanderung aus der Türkei bestünde?

      Scholl-Latour: Das ist eine der Lügen, die unsere Politiker gern dem Volk auftischen. Vor allem die Grünen sind darin geübt, ebenso wie EU-Erweiterungskommissar Verheugen, der ein Meister der Desinformation ist. Ich empfehle diesen Leuten, sich einmal im türkischen Hinterland umzuschauen. Aber die Täuschung der Menschen bei uns ist nur die eine Seite der Medaille, die andere ist, wie man mit den Türken umgeht. Die werden genauso belogen: Einerseits macht man ihnen Hoffnung auf einen EU-Beitritt, andererseits hofft man, daß sie auf dem endlosen Weg dorthin doch noch scheitern.

      Ihre Empfehlung?

      Scholl-Latour: Endlich ehrlich gegenüber den Türken sein! Sie an ihre Ehre und ihren Nationalstolz erinnern. Wenn ihnen die Formel „privilegierte Partnerschaft“ nicht gefällt, sollte man den Ausdruck vergessen, schließlich sind sie die Erben eines großes Reiches und nicht nur das Anhängsel Europas.

      Der Leiter des Zentrums für Türkeistu-dien in Bonn, Faruk Sen, erklärte allerdings erst Anfang des Jahres im Gespräch mit dieser Zeitung: „Die Türken fühlen sich als Europäer“.

      Scholl-Latour: Ich kenne Herrn Sen persönlich, aber Türken wie er sind nicht repräsentativ. Ganz überwiegend wollen die Menschen in der Türkei aus wirtschaftlichen Gründen in die EU - und das ist auch verständlich.

      Sie warnen allerdings, die größte Gefahr droht bei einem EU-Beitritt der Türkei selbst.

      Scholl-Latour: Die Befürworter des Türkei-Beitritts bei uns argumentieren bevorzugt damit, daß dies eine Verwestlichung der Türkei, also die Festigung von Demokratie, Menschenrechten und Laizismus befördern würde. Tatsächlich aber würde ein Beitritt wohl das Gegenteil bewirken und die Türkei in eine Krise stürzen. Denn die Stärkung der Minderheitenrechte etwa zöge unweigerlich das Verlangen der Kurden nicht nur nach kultureller, sondern auch nach politischer Autonomie nach sich. Die Türkei geriete in einen inneren Konflikt und in einen Widerstreit mit den übrigen Europäern. Über die Kurdenfrage könnte die Türkei auseinanderbrechen.

      Ein Beitritt der Türkei soll zudem die instabile geopolitische Südost-Flanke der EU sichern.

      Scholl-Latour: Ein Aufflammen des Kurdenkonfliktes in der Türkei würde die Kurdenkonflikte in den angrenzenden Ländern zweifellos eher anheizen als beruhigen, das Ergebnis wäre nicht Stabilität, sondern Destabilisierung der Region.

      Sehen die Türken nicht, daß sie ihren Staat riskieren?

      Scholl-Latour: In der Türkei ist man gewöhnt, die Kurdenfrage möglichst zu negieren, man verschließt die Augen und glaubt, nach einem EU-Beitritt würde alles weitergehen wie bisher - nur mit EU-Finanzhilfe. Der andere gegenteilige Effekt, den ein Beitritt hervorrufen würde, ist die verstärkte Re-Islamisierung der Türkei. Denn die westliche Orientierung des Landes beruht nicht auf der Aufklärung, sondern auf der Macht der Armee. Es ist die Armee, die den Kemalismus, also die laizistische Ordnung der Türkei garantiert. Noch unlängst wurde ein Offizier aus der Truppe ausgeschlossen, dessen Frau ein Kopftuch trägt. Bei meiner ersten Türkeireise 1951durfte der Koran nicht auf arabisch gebetet werden. Es gab kaum Moscheen und keine Koranschulen. Muezzine waren nicht zu hören - heute rufen sie in der Türkei viel lauter als im Iran. Zigtausend Moscheen sind gebaut worden, die zu den Gebetszeiten voll besucht sind.

      Woher kommt diese Re-Islamisierung?

      Scholl-Latour: Die Türkei ist im Grunde immer ein islamisches Land geblieben. Die Tarikat, der Volksislam in der Türkei, ist sehr stark verwurzelt. Als die Nakschbandyia-Tarikat zum Beispiel 1925 einen Aufstand gegen Atatürk auslöste, wurde vorschnell von einem Kurdenaufstand geredet, weil er von Kurden getragen wurde. Tatsächlich aber war der Beweggrund nicht kurdischer Nationalismus, sondern Empörung über die Vertreibung des letzten Kalifen durch Atatürk.

      Also hat der Kemalismus nie funktioniert?

      Scholl-Latour: Doch, aber nur unter der eisernen Faust Atatürks.

      Atatürk ging es nicht um seine persönliche Herrschaft, sondern um die Modernisierung der Türkei, wenn diese ohne ihn erlahmt, hat sein Prinzip dann nicht versagt?

      Scholl-Latour: Das Problem ist, daß das Prestige Europas seitdem so gesunken ist. Atatürk stand auf dem Standpunkt, daß es „nur eine echte Zivilisation“ gebe, die europäische. Europa aber hat diese Leitfunktion in der Welt eingebüßt. Zudem hat die westliche Orientierung der Türkei nach Atatürks Tod zur Einführung eines Mehrparteiensystems geführt, wie es im Westen üblich ist. Damit kamen aber auch religiöse Parteien auf.

      Wie kemalistisch ist die Türkei also heute noch?

      Scholl-Latour: Allein die Armee hat Atatürk wirklich weltanschaulich in den Griff bekommen und damit die Türkei nach seinen Regeln beherrscht. Trotz des Trends hin zur Religion und der stramm antiislamistischen Ausrichtung der Streitkräfte, bleibt die Armee der Türkei übrigens ausgesprochen beliebt. Auf dem Land etwa - dort, wo gleichzeitig kein Parlamentsabgeordneter gewählt werden kann, wenn er nicht die Unterstützung der lokalen Tarikat genießt - kann ein junger Mann nicht einmal heiraten, wenn er nicht gedient hat. Der Kern des Kemalismus ist also noch intakt, eine Demokratisierung würde das allerdings wohl beenden. Statt Verwestlichung würde Islamisierung einsetzen.

      Demokratie minus Nationalismus gleich Islam?

      Scholl-Latour: Der türkische Nationalismus ist nach wie vor ausgesprochen stark. Das Gerede von den Minderwertigkeitskomplexen der Muslime trifft auf die Türken nicht zu: Ein Türke hat keinen nationalen Minderwertigkeitskomplex! Zu beobachten ist allerdings - parallel zum Niedergang des Kemalismus - eine stärker werdende Identifizierung des türkischen Nationalgefühls mit dem wiedererstarkenden Isalm. Das findet seinen historischen Anknüpfungspunkt übrigens in der Tradition im Osmanischen Reich, wo der Sultan gleichzeitig Kalif und die osmanisch-türkische mit der islamischen Identität verknüpft war. Als Muslim fühlt sich der Türke allen anderen Religionen überlegen, denn er betrachtet den Islam als das Siegel der Offenbarung.

      Ist also der türkische Islam zu zähmen, oder droht auch hier das Umschlagen in Islamismus?

      Scholl-Latour: Es gibt keinen „türkischen“ Islam, der Islam in der Türkei besteht aus zahlreichen örtlichen Tarikat, die man auch Derwischorden oder Sufi-Gemeinschaften nennt. Im übrigen würde ein Türke das Wort „gezähmt“ sofort zurückweisen, da es als unehrenhaft gilt, gezähmt zu sein. Es ist natürlich auffällig, daß Türken ihre Moscheen auch in Deutschland bevorzugt nach Sultan Mehmet II Fatih nennen, dem Eroberer Konstantinopels. Andererseits war das islamische Osmanische Reich im Vergleich zur nationalistisch orientierten Türkei der Kemalisten relativ tolerant gegenüber seinen ethnischen und religiösen Minderheiten.

      Damals spielte allerdings der politische Islamismus noch kaum eine Rolle, ganz anders als heute. Könnte die Türkei zu einem zweiten Iran werden, wenn der Kemalismus verschwindet?

      Scholl-Latour: Die iranische Revolution von 1979 war durchaus gerechtfertigt. Damit haben die Iraner nach langer Zeit westlicher Bevormundung ihr Schicksal selbst in die Hand genommen. Das ist doch eine Voraussetzung, die man diesen Völkern zubilligen muß.

      Was ist mit Folter, Diktatur und Todesurteilen im Iran?

      Scholl-Latour: Die sind dort weniger verbreitet als etwa bei den US-Verbündeten Saudi-Arabien oder Pakistan oder sogar in Tunesien, dem Lieblingsurlaubsland der Europäer in Nordafrika. Dem Iran wirft man vor, daß er die Menschenrechte nicht respektiere, gleichzeitig aber wirft man sich nun dem Oberst Gaddafi von Libyen an die Brust - das ist doch Heuchelei! Im Iran folgte auf die Hitze der Revolution eine Katharsis, und im Moment ist das Land das toleranteste des ganzen Orient.

      Ist die Re-Islamisierung in der Türkei Ihrer Meinung nach also eine Gefahr für uns oder nicht?

      Scholl-Latour: Ich finde es nicht gefährlich, wenn ein Land zu seinen religiösen Wurzeln zurückkehrt. Es ist nicht angemessen, von vornherein eine strenge Auslegung des Islam zu verdammen, nur weil wir im Westen uns die völlige Relativierung der Religion angewöhnt haben und der Bundeskanzler noch nicht einmal mehr ein „So wahr mir Gott helfe“ über die Lippen bringt. Man lacht bei uns über die Jungfrauengeburt Mariae, aber sie steht auch im Koran und gehört deshalb zum festen Glaubensgut des Islam. Die Rückkehr zur Verbindlichkeit des Islam ist kein Islamismus, wie wir das gerne unterstellen, es ist lediglich das Wesen des wahren Islam. Und daß eine Religion ein Grundgesetz als nachgeordnet betrachet, das liegt im Wesen einer jeden Religion, die sich noch selbst ernst nimmt. Ich halte eine gewisse Re-Islamisierung für das gute Recht der Türken, und eine vergleichbare christliche Renaissance würde auch uns Europäern ganz guttun. Aber das Wort „Fundamentalist“ hat bei uns ja bereits eine ausschließlich pejorative Bedeutung angenommen. Natürlich folgt der Islam in der Türkei einem Selbstverständnis, für das viele Zeitgenossen, die sich für besonders aufgeklärt halten, bei uns kein Verständnis haben. Stichwort Kopftuchverbot in Deutschland oder Frankreich, das ich für einen Fehler halte. Islam gleich Islamismus - daß das nicht so einfach ist, zeigt zum Beispiel, daß schon die Refah-Partei, die Vorläuferin der heutigen islamischen Regierungspartei AKP, stets Kontakte zu Israel unterhielt. Andererseits wird natürlich mit der Hinwendung zum Islam auch eine verstärkte Solidarisierung mit den Muslimen in der ganzen Umma, die weltweite Glaubensgemeinschaft, bewirken.

      Also ist doch eine Rückkopplung mit dem Islamismus möglich?

      Scholl-Latour: Die Attentate von Istanbul 2003 sprechen da schon eine deutliche Sprache.

      Während die Beitritts-Befürworter daraus schließen, man müsse die Türkei gerade deshalb aufnehmen, wollen das die Beitrittsgegner „gerade deshalb“ nicht.

      Scholl-Latour: Die Türkei mal als Bollwerk gegen, mal als Sprungbrett für den Terrorismus - oder als Brücke zur islamischen Welt. Jede Seite hat für ihre Zwecke die passenden Schlagworte und Irreführungen parat.

      Joschka Fischer hat den Beitritt der Türkei als „D-Day für den islamischen Terrorismus“ bezeichnet.

      Scholl-Latour: Ganz abgesehen von dem inhaltlichen Unsinn, was für eine ungeheuerliche Formulierung! Für die Alliierten war der D-Day ein großer Sieg, für die Franzosen der Beginn der „Libération“, für die Deutschen war er der Tag der „Invasion“ - ich habe mehrere Klassenkameraden, die in der Normandie gefallen sind.

      Fischer spielt natürlich auf die alliierte Interpretation an.

      Scholl-Latour: Ich glaube, die Politiker wissen einfach nicht mehr, was das Volk denkt. Für den einfachen Deutschen ist der Startschuß für eine solche Einwanderung per EU-Beitritt der Türkei genausowenig ein Glück, wie für den Durchschnittsdeutschen von damals die Landung der Alliierten in der Normandie. Ich persönlich habe kein Problem damit, wenn in Deutschland schließlich Millionen weiterer Türken leben, aber man denke an den einfachen Arbeiter, in dessen Nachbarschaft sich plötzlich alles verändert, um den herum plötzlich lauter Fremde wohnen und ihre islamische Sitten und Gebräuche leben. Was für ein Identitätsverlust! Den Leuten nimmt man doch die Heimat!

      Angenommen, die Türkei wird Mitglied der EU, wie würde sich das konkret auswirken?

      Scholl-Latour: Erstens bekämen die türkischen Abgeordneten ein großer Anteil der Sitze im Europäischen Parlament - denn die Türkei wird bald das mit Abstand bevölkerungsreichste Land der EU sein - und dementsprechend großen Einfluß im Parlament ausüben. Zweitens käme es zu einer enormen wirtschaftliche Belastung für die EU. Drittens würden in Deutschland türkische Parteien entstehen, denn ich glaube nicht, daß die Türken, sich darauf beschränken würden, unsere Etablierten zu wählen. Schließlich käme es - wie schon gesagt - zur millionenfachen Einwanderung nach Deutschland. An Integration ist dann nicht mehr zu denken, dann haben wir hier bosnische Verhältnisse! Eine solche Einwanderung zu tolerieren, wäre eine eklatante Vernachlässigung unserer nationalen Interessen und würde eine verhängnsivolle Kluft zwischen Deutschen und Türken aufreißen.

      Welche Politik würde eine türkische Partei in Deutschland machen?

      Scholl-Latour: Das kann ich nicht vorhersagen, aber sie würde natürlich türkische und nicht deutsche Interesse vertreten, und das ist auch ganz normal. Und sie träte wohl um so selbstbewußter auf, je größer ihre wachsende Volksgruppe wird. Zu befürchten ist sogar, daß der Islam in Deutschland eine neue Dynamik gewinnt. Die Gefahr besteht, daß sich gerade in der schwierigen Situation türkischer Einwandererghettos die „religiöse Welle“ besonders dominant ausbreitet. In den meist verwahrlosten Ghettos, in die sich wie etwa in Frankreich vielfach nicht einmal mehr die Polizei hineintraut, sorgen die Religiösen für Ordnung, Disziplin und Sicherheit.

      Endziel Kalifat Europa, wie manche befürchten?

      Scholl-Latour: Zwar ist eine Zwangsbekehrung von Christen und Juden nicht erlaubt, aber natürlich ist der Islam eine Religion mit dem Anspruch weltweiter Gültigkeit - so wie einstmals auch das Christentum.

      Der ehemalige „FAZ“-Journalist Udo Ulfkotte warnt vor einem „Krieg in unseren Städten“ .

      Scholl-Latour: Den fürchte ich ebenfalls, allerdings kommt dieser Krieg nicht unbedingt aus der Türkei.

      Anders als die Anschläge vom 11. September 2001, die von ausländischen, eingereisten Terroristen verübt wurden, prophezeit er auch Terror durch einheimische, hier aufgewachsene Islamisten.

      Scholl-Latour: Diese Gefahr ist längst offenkundig, denken Sie an den Mörder Theo van Goghs, der ein integrierter, in Amsterdam aufgewachsener Marokkaner mit niederländischer Staatsangehörigkeit war. Man muß aber unterscheiden, daß es sich hierbei nicht um einen Widerstandkampf wie zum Beispiel im Irak handelt. Hier haben wir es mit einer Verfälschung des Islam zu tun und mit einer Verwilderung der Sitten. Früher hätten etwa moslemische Kämpfer niemals eine Frau als Geisel genommen und hingerichtet, wie jüngst die Leiterin von Care im Irak, zumal wenn sie zuvor so viel Gutes getan hat wie Margaret Hassan. Ich erinnere mich noch, wie sich Beate Klarsfeld einmal als Austauschgeisel für im Libanon entführte Juden anbot. Sie wartete und wartete in ihrem Hotel, daß sie jemand abholen würde. Aber keiner kam, weil man eine Frau nicht als Geisel wollte. Denn das ist unislamisch und gilt auch den Muslimen als unehrenhaft.

      Wie wird dieser enthemmte Krieg aussehen?

      Scholl-Latour: Das können wir uns nicht vorstellen. Das Szenario von New York wird sich wohl nicht wiederholen. Ein Anschlag mit Radioaktivität - Stichwort „schmutzige Bombe“ - ist vermutlich recht interessant für Terroristen.

      Wann könnte es zu Anschlägen in Deutschland kommen?

      Scholl-Latour: Jeden Tag! Ich hoffe natürlich, daß sie weder morgen noch zu einem anderen Zeitpunkt kommen, aber möglich ist es bereits heute.

      Haben wir in der Vergangenheit Fehler gemacht, die diese Terrorgefahr für uns erst heraufbeschworen haben?

      Scholl-Latour: Natürlich waren wir den USA eine gewisse Dankbarkeit für ihren Schutz im kalten Krieg und ihre Unterstützung bei der Wiedervereinigung schuldig, und außerdem hatten sie nach den furchtbaren Terroranschlägen vom 11. September 2001 unsere Solidarität verdient, aber die Tatsache, daß die Bundeswehr in Afghanistan steht, kann die Ursache dafür sein, daß wir schließlich auch Anschläge in Deutschland erleben. Denn eines Tages geht auch die Affenliebe der Afghanen für uns Deutsche einmal vorbei.

      Helmut Schmidt nannte unlängst in einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ die Einwanderung „seit Beginn der sechziger Jahre“ einen „Fehler“. Teilen Sie diese Sicht?

      Scholl-Latour: Ja, allerdings betrachten ich auch die Einwanderer als Opfer der Einwanderung.

      Inwiefern?

      Scholl-Latour: Weil die erste Generation von Einwanderern aus blinder Gewinnsucht und ohne Rücksicht auf ihre Bedürfnisse ins Land geholt wurde. Sie verrichteten die schwierigen Arbeiten. Daß das Menschen sind, die ihre Familien, ihre Kultur und ihre Religion haben, daran hat kaum einer gedacht. Auch heute steht hinter der EU-Beitrittslobby die Raffgier der deutschen Wirtschaft.

      Inwiefern sehen Sie die Einwanderung für Deutschland als Fehler an?

      Scholl-Latour: Weil wir dadurch auf der einen Seite eine postchrisliche, weitgehend atheistische, auf der anderen Seite eine fromm-islamische Gesellschaft im Land haben. Das gibt auf lange Sicht Bürgerkrieg, dazu bedarf es keiner Attentate wie in Holland. Wenn schon die Kurden und die Türken nicht zusammenleben können, wie soll das dann zwischen Deutschen und Türken gehen?

      Leiden unsere Politiker also an Realitätsverlust?

      Scholl-Latour: Es herrscht viel Ignoranz, aber auch Heuchelei und Lüge. Die CDU sollte sich da nicht auf das hohe Roß schwingen. Die Erkenntnisse von Frau Merkel kommen reichlich spät.

      Lüge? Warum, glauben Sie, tun sie das?

      Scholl-Latour: Die einen, weil sie nicht zugeben wollen, daß ihre Achtundsechziger-Überzeugungen Lebenslügen sind, die anderen aus Feigheit, weil sie es für bequemer halten, sich dem Zeitgeist anzupassen.

      Bassam Tibi hält immerhin einen Euro-Islam für möglich.

      Scholl-Latour: Bassam Tibi ist mir wirklich ein lieber Freund, aber in diesem Punkt stimmen wir nicht überein. Es hat schließlich auch kein deutsches Christentum gegeben, obwohl die Nazis versucht haben, eines zu schaffen.

      Also ist Multikulti am Ende?

      Scholl-Latour: Was ist das nur für ein unsinniges Modewort? Das ist Popsprache, nichts weiter, überhaupt nicht ernst zu nehmen! Ich nenne Ihnen ein Beispiel für das ganz „alltägliche“ Unheil, das solche Gesellschaftstheorien anrichten können. Der Sohn meiner damaligen türkischen Haushaltshilfe bekam dank eines „gutmenschlich“ veranlagten Prüfers - eben weil er Ausländer war - sein Diplom in Volkswirtschaftslehre. Seine Mutter bat mich, ihn bei Gruner und Jahr, wo ich damals arbeitete, unterzubringen. Er war aber de facto einfach nicht gut genug für die Stelle. Wahrscheinlich glaubt er heute noch, er sei als Türke - trotz Diplom - abgelehnt und also diskriminiert worden. Das Schlimme ist, wie leichtfertig die Politiker heute alles in Gefahr bringen, was wir zum Teil über Jahrhunderte an politischem „Kapital“ angesammelt haben: die europäische Integration durch die Überdehnung der EU-Osterweiterung, die wertvolle, traditionelle deutsch-türkische Freundschaft durch das Wecken von Erwartungen, die nicht erfüllt werden können, unsere gesellschaftlichen Standards wie auch Frieden und Stabilität. Sehen unsere Politiker denn nicht, daß man eine Zivilisation zugrunde richten kann, wenn man ihre Substanz verleugnet? Der französische Schriftsteller und Philosoph Paul Valéry hat vor solcher Selbstaufgabe gewarnt: „Im Abgrund der Geschichte ist Platz für uns alle“.



      Prof. Dr. Peter Scholl-Latour: Der Orient- und Ostasien-Experte besucht seit 1951 immer wieder die Türkei. 1999 erschien sein Buch „Allahs Schatten über Atatürk. Die Türkei in der Zerreißprobe“ (Siedler), in dem er schon frühzeitig auf die Tendenz der Re-Islamisierung des Landes hinwies. Geboren wurde der spätere Fernsehjournalist 1924 in Bochum, er studierte in Mainz, Paris und Beirut. 1969 wurde er Direktor des WDR, 1971 Chefkorrespondent des ZDF, 1983 Herausgeber des Stern. Seine Reisen durch die islamische Welt und seine zahlreichen Publikationen machen ihn derzeit zu einem der gefragtesten Interviewpartner in den deutschen Medien. Zuletzt erschienen: „Weltmacht im Treibsand. Bush gegen die Ayatollahs“ (Propyläen, 2004).
      -----------------------------------------------------------
      Quelle:
      Junge Freiheit vom 17.12.2004
      Avatar
      schrieb am 17.12.04 03:02:52
      Beitrag Nr. 2 ()
      Wohlwollend zur Kenntnis genommen!
      :)
      Avatar
      schrieb am 17.12.04 10:36:19
      Beitrag Nr. 3 ()
      Also nur mal zwei Punkte dazu.

      Ganz Europa, ja jedes einzelne Bundesland
      ist seit jahrtausenden zusammengesetzt
      aus einer Vielzahl von Volksstämmen, Zuwanderern
      und Aussiedlern.

      So kam beisspielsweise die Landwirtschaft durch Einwanderer aus Ägypten über Italien zu uns nach Europa.

      Noch heute lassen sich durch DNA-Analyse Erbanlagen von diesen Zuwanderer von etwa 12% in uns nachweisen. Dieser Prozentsatz ist von Italien Richtung Norden etwas abnehmend.

      Die Angst vor einer Massenzuwanderung gab es auch
      vor der Aufnahme von Ländern wie Tschechien, Polen,
      Lettland, Litauen, etc. Eingetroffen ist diese
      Zuwanderung aber bislang nicht. Für die Masse der
      Bewohner dieser Regionen zählen auch andere Faktoren
      als Einkommen zur Lebensqualität. Es wandern auch
      nicht massenweise Deutsche in wachstumsstarke Regionen
      Europas und der Welt ab, obwohl einige dazu Anlass hätten. So wird das auch in 10!! Jahren bei der Türkei sein. So sehr ich ansonsten den Herr Latour schätze.
      Also fürtet Euch nicht.
      Avatar
      schrieb am 17.12.04 11:06:48
      Beitrag Nr. 4 ()
      Joschka Fischer hat den Beitritt der Türkei als „D-Day für den islamischen Terrorismus“ bezeichnet.

      Und jeder arabischstämmige Muslim, ob jetzt Fundamentalist oder nicht, wird diese Aussage als blanke Aggression werten. Joschka Fischer als "Gottfried von Bouillon" der Neuzeit, aber nicht mit dem Schwert, sondern mit den Wattebäuschchen der verquasten Sozialpädagogik. Darauf werden die Völker des nahen und mittleren Ostens gerade gewartet haben. So etwas nennt man Wunschdenken, oder schlimmer noch, das ist die ahnungslose, akademische und dabei gnadenlos dämliche Arroganz eines deutschen Grünen der die eigene Ideologie über die Realität stellt. Gerade solche Leute wie Fischer haben im Grund ihres Herzens nicht die geringste Achtung vor der Mentalität, der Befindlichkeit, den Traditionen und der Geschichte anderer Völker und schon garnicht vor denen seiner direkten Mitmenschen. Man hat zwar von nichts eine Ahnung, aber man weiß alles besser.

      Das die Amerikaner so vehement für einen Beitritt sind, hat zwei ganz klare Gründe.
      Erstens geostrategische und militärische Gründe die aber, als einzige "echte" Weltmacht, andere Ansätze haben, als die Europäer als
      "nicht/nicht mehr oder noch nicht" Weltmacht.
      Und zweitens, ganz klar, will man Europa als zukünftigen Konkurrenten auf dem Weltmarkt mit einem Wirtschaftsraum von über 450 Millionen Menschen möglichst klein, schwach und begrenzt halten, indem man ihnen möglichst viele Probleme auf den Hals schafft.
      Ich sehe mich eindeutig als Freund der Amerikaner, der vieles befürwortet was hier heftigst attackiert werden würde. Aber auch guten Freunden muss man auf die Finger schauen und berchtigte eigene Interessen wahren.

      Aber gerade die Grünen, die sich so gerne Amerika-kritisch geben, aber angeblich das amerikanische Volk lieben (was für eine Heuchelei dahinter steckt!?) kapieren offenbar nicht, dass sie es sind, die den egoistischen USA-Interessen zu unser aller Nachteil in die Hände spielen.
      Avatar
      schrieb am 17.12.04 11:45:48
      Beitrag Nr. 5 ()
      @Courtier
      Tatsache ist, das die Türkei schon immer diesen Exodus ihrer eigenen sozialen Problemschichten (arneitslos, arm, ungebildet) gefördert hat um sich die sozialen Lasten, die man damit hat, auf elegante Weise vom Leib zu schaffen und daran auch noch zu verdienen. (Rücklauf und Investition, der aus eigener Arbeit und in den letzten Jahren sehr großen Teilen unseren Sozialkassen erhaltenen Gelder)

      Ich sehe nicht den geringsten Anlass aus türkischer Sicht dieses für sie äusserst lukrative System zu andern. Da können sie beteuern was sie wollen.

      Ein türkisches(!)Meinungsforschungsinstitut hat bei ihren Erhebungen fest gestellt, das rund 25% der betreffenden Bevölkerungsgruppe mit dem Gedanken spielen, nach einem EU-Beitritt sich woanders in Europa anzusiedeln, das sind über 20 Millionen Menschen.
      Selbst wenn man davon ausgeht, dass nur ein Viertel davon, das auch in die Tat umsetzt, sind das 5 Millionen Menschen.
      4 Millionen davon landen unter Garantie in Deutschland. Wer jetzt glaubt, die kommen alle, bei ihrem Bildungstand, zumindest als nette Gemüsehändler unter und landen nicht bei unseren Sozialkassen dem kann ich nur die blanke Blauäugigkeit unterstellen. Wenn einer dem Sozialstaat den Rest geben will ist das eindeutig der effektivste Weg

      Und abgesehen davon, an dieser Zuwanderung aus den von dir angesprochenen Ländern (Tschechien, Bulgarien, Rumänien) werden gerade die "kleinen" Leute in Deutschland im sowieso schon unteren Lohnbereich aus Konkurrenzgründen noch genug zu knappsen haben. Da ist doch noch nicht im entferntesten ein Überblick möglich was da schon ist und was da noch kommt. Abgesehen davon liegen diese Länder nun mal in Europa.

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      Avatar
      schrieb am 17.12.04 12:33:52
      Beitrag Nr. 6 ()
      #3
      Völkerwanderungen in dieser Größenordnung und Qualität, sowohl in kultureller als auch religiöser Hinsicht sind bis heute einzigartig und in ihren Folgen nicht abschätzbar. Nach all den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, läßt sich aber sagen, das unsere Zuwanderungspolitik gescheitert ist. Weitere muslimische Einwanderer mit ihrer agressiven Kreuzzugsmentalität wäre der Supergau für den sozialen Frieden und die Sicherheit in Deutschland.
      Übrigens: Jetzt schon Entwarnung bezüglich der Zuwanderungswellen aud Osteuropa zu geben ist schlichtweg naiv. Schließlich fallen die Reisebeschränkungen erst in ein paar Jahren.
      Verhindern ließe sich diese nur durch die komplette Angleichung unserer Sozialsysteme an diese Länder. Der Bürgerkrieg wäre damit vorprogrammiert.
      Avatar
      schrieb am 17.12.04 14:41:35
      Beitrag Nr. 7 ()
      Also ich glaube nicht, dass sich bei nun bald
      7.000.000.000 Menschen die Welt wie in der
      Vergangenheit in zahlreich kleine Einflusszonen
      unterteilen lässt.

      -Die Probleme sind global
      -Die Märkte sind global
      -Die Menschen sind mobil wie nie zuvor

      Da lassen sich alte Grenzen vielleicht noch eine
      Weile, aber nicht dauerhaft halten.

      Die Probleme der Zukunft sind nur als
      Gemeinschaft zu bewältigen, auch wenn Manche
      auf liebgewordene Besitzstände verzichten werden müssen.
      Avatar
      schrieb am 17.12.04 14:55:16
      Beitrag Nr. 8 ()
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 19:01:26
      Beitrag Nr. 9 ()
      Zu#3:
      "Keine Massenzuwanderung"?
      Aus
      http://www.preussische-allgemeine.de/freierInhalt/paz_4.htm

      "Seit Einführung der neuen Freiheit im Juni 2000 wurden in der deutschen Botschaft in Kiew die reiselustigen Erntehelfer, Bauarbeiter, leibeigenen Lustmädchen und Vertreter für Rauschmittelbedarf nur noch durchgewinkt. Draußen vor der Tür verkaufte die Mafia Platzkarten für die vorderen Ränge in der Schlange. An die Stelle der Einladungen aus Deutschland, die man sonst für ein Visum vorlegen mußte, trat der „Reiseschutzpaß“, den eine Privatfirma ausstellte und den die sonst knickerigen Botschaftsangestellten laut Weisung des Außenamts anzuerkennen hatten. Auf die Firma hat sich das Haus Fischer verlassen können, sie war ja kein Neuling im Geschäft. Gegen Mitarbeiter des „Reiseunternehmens“ hatte die Kripo damals bereits ermittelt wegen Schleusung, Betrug und Geldwäsche. Allein 2001 bekamen so 300.000 Ukrainer ihr Visum. Eine stolze Bilanz, findet Ludger Vollmer. Er würde es wieder so machen, denn „vor meinem Erlaß gab es Willkür und Schikane, danach Sicherheit und Freiheit“. Leider nahm die Kripo 2002 dann erneut Ermittlungen gegen den Kopf einer Schleuserbande auf, der Mitarbeiter der vertrauten Reisefirma war. Daher mußte der „Vollmer-Erlaß“ in jenem Jahr zurückgenommen werden. Schweren Herzens, wie der Ex-Staatsminister beklagt."

      -----------------------------------------------------------

      Die deutschen Volksparteien (auch die Union, die ihre unglaubwürdige Kampagne gegen den Beitritt der Türkei kaum gegen den Willen er US-Regierung durchhalten wird-siehe Protest des "Atlantikers" Rühe) betreiben eine Einwanderungspolitik, die die besonders in den Großstädten bestehenden Probleme dadurch "lösen" will, daß sie noch 10 Millionen "Migranten" ins Land holt.
      Wohin das führt, kann man auf Zypern studieren, die alteingesessenen Zyperntürken sind in der nach dem Bürgerkrieg Anfang der 70er Jahre gegründeten "Republik Nordzypern" längst von der türkischen Armee und massenhaft angesiedelten anatolischen Landarbeitern marginalisiert und entmachtet worden. "Ohne die hätten wir längst de Spaltung der Insel überwunden", sagen sie.
      Niemand gibt zu, daß auf Dauer eine multikulturelle Gesellschaft in der Neuzeit bisher nur in Singapur funktioniert, und dort gibt es für Drogenhändler nicht Sozialhilfe, sondern den Strick, und (auch) ausländische Müllsünder werden ausgepeitscht.
      Hierzulande wären solche Methoden wohl kaum umsetzbar.
      In Japan würde jeder Politiker für verrückt erklärt, der die demographischen Probleme des Landes dadurch lösen will, daß er in ein übervölkertes Land noch Millionen unqualifizierte Ausländer einwandern läßt.
      Und in USA sieht man das hinsichtlich der Lateinamerikaner genauso, mit Ausnahme der Schwarzarbeitgeber.
      Aber die hiesigen Meinungskartelle begreifen das wohl erst, wenn Milli Görüs und die PKK in deutschen Parlamenten sitzen.
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 19:06:50
      Beitrag Nr. 10 ()
      Fast nur um die Türkei drehten sich denn auch die Beratungen im Europäischen Rat. Zwar steht die EU seit mindestens zwei Jahren gegenüber Ankara im Wort, Verhandlungen aufzunehmen, sofern die von ihr 1993 in Kopenhagen definierten politischen Kriterien erfüllt seien. Im Urteil der EU-Kommission sind sie es, und so hatten die Staats- und Regierungschefs in Brüssel gar keine andere Wahl, als ihr Versprechen einzulösen. Aber der Handschlag am Gipfeltreffen erfolgte zögerlich.

      Niemand sprach es offen aus, doch die von der EU formulierten Verhandlungsbedingungen und -modalitäten sind klar und unmissverständlich darauf ausgerichtet, einen Beitritt der Türkei möglichst lange hinauszuschieben. Und selbst ein Scheitern der Verhandlungen würde man eher gelassen nehmen. So heisst es im Gipfelcommuniqué, die Aufnahme der Türkei sei das Ziel der Verhandlungen - was denn sonst? -, doch wird angefügt, dass im Falle eines Fehlschlags Ankara in den europäischen «Strukturen» verankert werden soll. Solche Formulierungen der EU hat es bisher nie gegeben.

      Dies weiss natürlich auch die Türkei. Ministerpräsident Erdogan hat entsprechend um Formulierungen mit den EU-Partnern gerungen, die kaschieren sollen, dass sein Land von der EU anders behandelt wird als andere Bewerber. Dies und vor allem das heikle Problem der «indirekten» Anerkennung Zyperns durch Ankara sorgten für eine gewisse Dramatik am Gipfel. Schliesslich müssen ja auch beide Seiten auf innenpolitische Empfindlichkeiten Rücksicht nehmen und mit dem Beweis von Brüssel nach Hause reisen, sich durchgesetzt zu haben. Doch erwartungsgemäss setzte sich schliesslich die Vernunft durch.

      Das Risiko, dass sich die EU mit ihrem Entscheid für Beitrittsverhandlungen auf etwas Unkalkulierbares einlässt, dürfte eher klein sein. Falls Demokratie, Menschenrechte und Minderheitenschutz bloss auf dem Papier gewährleistet bleiben sollten, könnte die Union jederzeit die Beitrittsverhandlungen abbrechen. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht wird die Türkei in den kommenden Jahren gefordert sein. Sie muss bei einem Beitritt zur EU über eine funktionsfähige Marktwirtschaft verfügen, die es ermöglicht, dem Wettbewerbsdruck und den Marktkräften innerhalb der EU standzuhalten. Und schliesslich wird es nach erfolgter Aufnahme noch lange Übergangsfristen geben, und zwar nicht nur bei der Personenfreizügigkeit, sondern auch im Bereich der Brüsseler Subventionen für die Agrar- und Strukturpolitik. Mithin dürften auch die finanziellen Lasten der EU einigermassen kalkulier- und steuerbar sein.

      Die Türkei, die frühestens in zehn Jahren - wenn überhaupt - EU-Mitglied sein kann, wird allerdings bereits beim Beitritt politisch und wirtschaftlich eine andere, «westlichere» sein als die heutige. So hat die türkische Regierung in den vergangenen beiden Jahren einen beeindruckenden Reformprozess in Gang gesetzt, der noch viele Jahre dauern muss. Vermutlich wäre die in zügigem Tempo stattfindende politische und ökonomische Modernisierung des Landes ohne konkrete Beitrittsperspektive innenpolitisch nicht durchsetzbar.

      In diesem Faktum liegt der besondere Charme der EU. Sie ist schon über verschiedene Erweiterungsrunden ihrem Anspruch gerecht geworden, umfassende Stabilität in Europa zu garantieren. Warum soll das Gleiche nicht auch mit Blick auf das muslimische Land gelingen können, das zwischen Europa und Asien liegt?
      rg. (Brüssel) Neue Züricher Zeitung
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 19:41:54
      Beitrag Nr. 11 ()
      Hallo StellaLuna,

      du brauchst wirklich nicht ablenken von den Tatsachen!
      Fakt ist das Joschka Fischer so tut als wäre die Türkei bereits aufgenommen. In Wahrkheit geht es einzig und allen um die tükischen Wählerstimmen und wenn die Grünen mit demn Vizekanzler Fischer weiterhin Deutschland veraschen und verleugnen dann wähle sogar ich lieber gleiche eine andere Partei die Deutschland nicht so verrät wie es Schröder und Fischer tun!
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 19:47:18
      Beitrag Nr. 12 ()
      Albatossa
      und weil Joschka Fischer "so tut" ist die Türkeit bereits EU-Mitglied :laugh:
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 21:39:30
      Beitrag Nr. 13 ()
      #10:
      "eine funktionsfähige Marktwirtschaft...., die es ermöglicht, dem Wettbewerbsdruck und den Marktkräften innerhalb der EU standzuhalten";
      wenn man das auf die rückständige türkische Landwirtschaft anwendet, dann heißt das, daß dort mehrere Mio. Landarbeiter + Familienangehörige von rationelleren Maschinen verdrängt werden; wo werden die wohl hinwandern???
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 22:02:46
      Beitrag Nr. 14 ()
      # 13
      ganz klar, Landvolk bleibt auf dem Lande,
      und mit einer harten Währung in der Tasche
      geht es auf in die Nachbarstaaten,
      Kasachstan, Aserbeidschan, Turkmenistan ...
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 22:35:02
      Beitrag Nr. 15 ()
      Scholl-Latour als Kenner des Nahen Ostens hat auch in einem Interview (ich glaube bei Maischberger) gesagt,
      man sollte die Schiiten und Sunniten im Irak und andere verfeindete Moslemgruppen weltweit sich selbst überlassen und der Westen sollte sich nicht einmischen!
      Ganz meine Rede!
      Ich finde die verfeindeten Moslems im Irak sollten es selbst unter sich ausmachen.
      Waffen haben ja alle genug !
      Die Amis könnte sich dann ja anderen Schurkenstaaten zuwenden. Angriffskriege führen können die aber solche Länder auf dauer besetzten geht nicht!
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 22:43:44
      Beitrag Nr. 16 ()
      Ich glaube, dass Scholl-Latour seine besten Zeiten auch hinter sich hat!
      Wir werden alle nicht jünger... :D
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 23:10:34
      Beitrag Nr. 17 ()
      Ich wander sowieso bald nach KUBA aus:

      - Weit und breit keine einzige Moschee, auf der gesammten Insel

      - Super huebsche Frauen ....sehr temperamentvoll ;)

      - Super Wetter

      - Super billig {( Solange Du dein geld nicht in ein kubanisches Konto verschiebst- Fidel wuerde alles beschlagnahmen)und(solange man nicht abgezogen wird-kann in den ersten tagen durchaus passieren-"alles klar!")]

      -- geile Straende ( Santa Maria- oestlich von Havanna oder Valadero( allerdings Touristenhochburg)

      - Fern ab von den islamischen Staaten :mad:

      - Sollte Fidel an Altersschwaeche sterben , werde ich El Presidente nuevo :D und werde den Islam auf Kuba als verfassungsfeindliche Organisation verbieten lassen :mad:
      Avatar
      schrieb am 19.12.04 23:13:42
      Beitrag Nr. 18 ()
      #17 Wir werden Dich ganz bestimmt seeeeeeeeeehr vermissen und die Kubaner freuen sich auf ihre nueva revolucion! :D
      Avatar
      schrieb am 20.12.04 00:36:46
      Beitrag Nr. 19 ()
      Hasta la victoria siempre :D


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