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    USA bombardieren Konvoi und richten ein Blutbad an : 65 Tote ! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.12.01 22:47:08 von
    neuester Beitrag 08.03.02 00:05:37 von
    Beiträge: 22
    ID: 525.893
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      schrieb am 21.12.01 22:47:08
      Beitrag Nr. 1 ()
      BLUTBAD

      Amerikaner bombardieren Konvoi

      US-Bomber haben einen Konvoi angegriffen, in dem sie fliehende al-Qaida-Kämpfer vermutet haben. Von 65 Toten ist die Rede - zumeist afghanische Würdenträger.


      EPA/DPA

      Angriff auf Konvoi: Rumsfeld gibt sich wortkarg


      Washington/Islamabad - Der Angriff der US-Luftwaffe ereignete sich im Osten Afghanistans. Der Konvoi bestand aus mehreren Autos. Dabei seien zahlreiche Menschen getötet worden, berichtete Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am Freitag in Washington. Rumsfeld wollte sich nicht näher zu dem Vorfall äußern.
      Nach Angaben der privaten afghanischen Nachrichtenagentur AIP kamen 65 Menschen ums Leben, doch gab es dafür zunächst keine offizielle Bestätigung. Laut AIP handelte es sich um Stammesälteste und frühere Mudschahidin-Kommandeure, die auf dem Weg zur Amtseinführung der Übergangsregierung am Samstag in Kabul waren.

      Der Konvoi war von Gardes, der Hauptstadt der Provinz Paktia, aufgebrochen. Der stellvertretende US-Generalstabschef Peter Pace deutete in Washington an, der Angriff habe führenden Funktionären der Taliban und des Terrornetzwerks al-Qaida gegolten. "Ich möchte nicht auf die spezifischen Hinweise eingehen, die uns dazu veranlasst haben, diesen Konvoi anzugreifen", sagte Pace. "Aber die Geheimdienstinformationen, die wir zu diesem Zeitpunkt hatten, wiesen darauf hin, dass es sich um die Führung handelte, und wir haben die Führung angegriffen, wie wir es auch beim nächsten Mal wieder tun werden." spiegel.de

      Toll und wir kämpfen an deren Seite !

      Klasse ! :(

      Nach amerikanischen Quellen belaufen sich die Opfer unter der afghanischen Zivilbevölkerung auf über 3500 !
      Avatar
      schrieb am 21.12.01 23:03:05
      Beitrag Nr. 2 ()
      http://www.cnn.com/2001/US/12/21/gen.war.against.terror/inde…

      Pentagon: U.S. warplanes strike convoy of al Qaeda leaders
      December 21, 2001 Posted: 4:18 p.m. EST (2118 GMT)



      U.S. strikes convoy of al Qaeda leaders (CNN) -- U.S. forces struck a convoy southwest of Tora Bora, Afghanistan, Friday, which Pentagon officials said was carrying al Qaeda leaders.

      "Intelligence we gathered at the time indicated that this was in fact leadership and we struck the leadership," said Marine Gen. Peter Pace, vice chairman of the Joint Chiefs of Staff.

      Defense Secretary Donald Rumsfeld said, "It was a large convoy, and there were a lot of people killed and a lot of vehicles damaged, or destroyed, I should say."

      Pace said the strike -- against 10 to 12 vehicles -- was around the town of Khwost, southwest of Tora Bora, an area struck before because of al Qaeda training camps." target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.cnn.com/2001/US/12/21/gen.war.against.terror/inde…

      Pentagon: U.S. warplanes strike convoy of al Qaeda leaders
      December 21, 2001 Posted: 4:18 p.m. EST (2118 GMT)



      U.S. strikes convoy of al Qaeda leaders (CNN) -- U.S. forces struck a convoy southwest of Tora Bora, Afghanistan, Friday, which Pentagon officials said was carrying al Qaeda leaders.

      "Intelligence we gathered at the time indicated that this was in fact leadership and we struck the leadership," said Marine Gen. Peter Pace, vice chairman of the Joint Chiefs of Staff.

      Defense Secretary Donald Rumsfeld said, "It was a large convoy, and there were a lot of people killed and a lot of vehicles damaged, or destroyed, I should say."

      Pace said the strike -- against 10 to 12 vehicles -- was around the town of Khwost, southwest of Tora Bora, an area struck before because of al Qaeda training camps.
      Avatar
      schrieb am 21.12.01 23:04:19
      Beitrag Nr. 3 ()
      @MBS

      Nach amerikanischen Quellen belaufen sich die Opfer unter der afghanischen Zivilbevölkerung auf über 3500 !

      Welche Quellen sind das denn ?
      Avatar
      schrieb am 21.12.01 23:04:34
      Beitrag Nr. 4 ()
      in deutschland, wenn ich mich nicht irre,
      waren es paar menschlein mehr.
      nicht nur tote, auch fliehende.
      elend über elend. viele kennen es nur noch aus geschichtsbüchern.
      an leib und leben erfahren zu haben kann nicht vergessen werden.
      lang is her,............. so wirds betrachtet, aber nicht
      für unsere generation.
      Avatar
      schrieb am 21.12.01 23:10:20
      Beitrag Nr. 5 ()
      M_B_S will halt noch etwas den weihnachtsfrieden stören, wahrscheinlich kommt er jetzt in die depressive phase.

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      Avatar
      schrieb am 21.12.01 23:15:53
      Beitrag Nr. 6 ()
      @ sense
      @micha..
      Ist ja weit weg also was solls?? ODER????

      Wir wünschen ein frohes Fest..

      Die Töpfe
      Avatar
      schrieb am 21.12.01 23:24:27
      Beitrag Nr. 7 ()
      In der amerikanischen Universität von New Hampshire wurden jetzt alle verfügbaren Quellen über die zivilen Opfer des Krieges zusammengetragen und penibel ausgewertet. Berichte von Augenzeugen, Journalisten und Hilfsorganisationen wurden untersucht und mit den wenigen offiziellen Daten abgeglichen, Tag für Tag, Ort für Ort. Das Ergebnis ist erschreckend hoch: Rund 3800 Zivilisten sind demnach vor allem durch die Luftangriffe der US-Bomber in Afghanistan getötet worden.
      Prof. Marc Herold, University of New Hampshire: "In meiner Untersuchung habe ich immer die niedrigere Zahl genommen. Wenn ich also verschiedene Berichte mit unterschiedlichen Zahlen bekam, habe ich stets die niedrigste Zahl verwendet. Und deshalb würde ich sagen, dass die Zahlen der Untersuchung äußerst niedrig angesetzt sind - verglichen mit dem, was tatsächlich geschehen ist."

      Reporterin: "Also liegt die Zahl der Zivilopfer viel höher?"

      Prof. Marc Herold, University of New Hampshire: "Viel höher. Ich denke, dass eine realistischere Zahl wahrscheinlich 5000 wäre."

      5000 tote Zivilisten. Doch über die amerikanischen Fernsehschirme flimmern 3D-Animationen wie diese, Bilder eines glatten und sauberen Krieges, der keine Opfer, nur Erfolge kennt.

      Quelle Monitor !
      Avatar
      schrieb am 21.12.01 23:30:33
      Beitrag Nr. 8 ()
      @michaoj
      Leider wissen das die wenigsten was für ein totales Elend in Deutschland geherrscht hat zu dieser Zeit.
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 09:38:31
      Beitrag Nr. 9 ()
      Die Amis sind tollwütige Mörder.
      Schweine !!

      SONJA
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 11:01:13
      Beitrag Nr. 10 ()
      Ach Sonja, arme Irre!
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 12:08:46
      Beitrag Nr. 11 ()
      5000 getötete Zivilisten - die Zahl kann stimmen.

      Allerdings bezieht sich die Zahl nicht auf die amerikanischen Bombardements. Vielmehr sind hier auch die Bodenkämpfe inkludiert. Jeden Toten den Amis zuzuschreiben wäre Unfug.

      Davon abgesehen: Ist das nicht eine ungeheuer geringe Anzahl?

      Wenn man sich überlegt, dass in Afghanistan vorher jeden Monat zwischen 10.000 und 20.000 Zivilisten umgekommen sind? Teils durch Massaker der Taliban, teils durch die fortwährenden Bürgerkriegshandlungen, teils durch Hunger.

      Der Lohn für die gebrachten Opfer ist ein weggefegtes Terrorregime, welches ungeheuerliche Verbrechen begangen hat. Und natürlich die in ihrem Heimatland terminierte El Kaida.

      Jetzt haben die Afghanen erstmals die Riesenchance, die letzten 25 Jahre Bürgerkrieg hinter sich zu lassen und ein Leben in Frieden zu führen. Ob sie die Chance nutzen?

      Meine Gratulation an die Amerikaner für eine perfekte Konfliktstrategie!!!

      Carlo
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 13:31:20
      Beitrag Nr. 12 ()
      Mal was Besinnliches.

      ......



      Der irre Traum vom Frieden

      "Nur die Toten werden das Ende der Kriege sehen", schrieb Platon. Hatte er Recht?


      Von Hannes Stein

      Wir haben das Kriegführen gelernt, noch ehe wir lesen und schreiben konnten. Es muss irgendwann nach einer Eiszeit passiert sein, als die Jagdgründe knapp wurden, dass wir haarigen Kerls einander in die Quere kamen; danach bekämpften wir einander mit Steinschleudern, scharf zugespitzten Keilen und Knüppeln. Archäologen gruben in Oberägypten ein Grab mit 59 Skeletten aus; sie hatten gebrochene Arme, eingedrückte Brustkörbe, zerschmetterte Schädel. Ein kleines Massaker in der älteren Steinzeit. Die Verletzungen zeigen, dass die Angreifer auf ihre Opfer einschlugen und einstachen, als sie längst wehrlos waren.

      Später domestizierten wir Tiere und erfanden das erste Massenvernichtungsmittel (das zugleich auch die erste Maschine war): Pfeil und Bogen. Wir lernten, Metalle zu bearbeiten. Wir schmiedeten Schwerter und Lanzen, stellten uns auf Pferdewagen und rissen Stadtmauern nieder. Wir plünderten und brannten und weihten die Feinde unseren Göttern. Heute gilt es nicht mehr als gentlemanlike, wenn ein Soldat Wehrlose niedermetzelt; damals wäre als schwachsinnig angesehen worden, wer Frauen und Kinder verschont hätte.

      Der Heros der Bronzezeit war der Krieger, der heilige Töter. Achilleus, der Held der "Ilias", richtet am Flusse Skamandros ein Blutbad an, um den Tod seines Freundes Patroklos zu rächen; ihm zum Gedenken opfert er zwölf trojanische Jünglinge und schleift den Leichnam seines Feindes Hektor drei Mal um Patroklos` Grab. Natürlich gibt es auch in der hebräischen Bibel solche Heldengeschichten. Am bekanntesten ist vielleicht die von Samson, einem jugendlichen Rabauken mit übermenschlicher Körperkraft. Samson fängt 300 Schakale, bindet sie an den Schwänzen zusammen - immer zwei und zwei -, steckt ihnen brennende Fackeln dazwischen und hetzt sie so in die Felder der Philister. Die sind nicht amüsiert; sie fordern die Herausgabe des Missetäters. Die Israeliten tun ihnen den Gefallen und laden den Helden als gefesseltes Paket ab. Samson aber zerreißt seine Stricke wie nichts, findet den Kinnbacken eines Esels und erschlägt damit tausend Feinde.

      Leider verrät er seiner Geliebten Delilah später bei einem Schäferstündchen, welches Geheimnis sich hinter seiner Kraft verbirgt: Noch nie ist ein Schermesser über seinen Schädel gegangen. Delilah sorgt prompt dafür, dass er im Schlaf frisiert und den Philistern ausgeliefert wird. Die stechen ihm beide Augen aus und verschleppen ihn nach Gaza, wo er im Gefängnis eine Mühle antreiben muss. Dort wächst aber mit seinem Haarschopf seine Kraft wieder nach. Als er bei einem Fest zu Ehren des Philistergottes öffentlich vorgeführt wird, reißt der blinde Heros den Palast nieder und begräbt alle, auch sich selbst, unter den Trümmern: "Möge meine Seele mit den Philistern sterben!" Die Bibel meldet mit Stolz, dass Samson bei diesem heldischen Selbstmord mehr Feinde umbrachte als vorher in seinem ganzen Leben.

      Hüten wir uns, diese blutigen Erzählungen allzu moralisch zu beurteilen. Denn hinter den Menschen, die sie aufzeichneten, erstreckten sich Schlachtfelder; und vor ihnen lag nur die Aussicht auf weitere Schlachten. Gewiss gab es immer wieder Zeiten, in denen die Krieg führenden Mächte miteinander paktierten, aber das waren Verschnaufpausen, Verträge auf Zeit. Eine Geschichte ohne Blutopfer und Ausrottungsfeldzüge war ganz und gar außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft. Und so prägte der Philosoph Platon ein dunkles Wort, er schrieb: "Nur die Toten werden das Ende der Kriege sehen."

      Hier dürfen wir noch einmal an das Massengrab in Oberägypten denken: an die 59 verwitterten Skelette mit ihren gebrochenen Rippen und den zerschmetterten Oberarmen. An ihre Schädel mit den blinden Augenhöhlen. Die sehen keinen Achilleus, der seinen Speer schleudert; keinen Odysseus, der gerade das Schwert hebt; keinen Philister mordenden Samson. Auch keinen Schützengraben in Flandern. Keinen Atompilz über Hiroshima. Aus schwarzen Löchern starren diese Totenschädel ins Nichts - und so schauen sie durch uns hindurch in die Zukunft.

      Damit könnte nun alles gesagt sein. Aber es gibt in der hebräischen Bibel ja nicht nur Heldengeschichten. Wir lesen dort auch eine Vision, die uns den Atem nimmt: Mitten in der Eisenzeit - eingekeilt zwischen waffenstarrenden Imperien wie Ägypten und Assyrien - redeten die Propheten Israels vom kommenden Frieden. Für diese Vision gab es keinen Anknüpfungspunkt in der Erfahrung, deshalb wurde sie als Umkehrung der natürlichen Ordnung der Dinge beschrieben: "Wolf und Lamm weiden zusammen, und der Löwe frisst Stroh wie ein Rind, und die Speise der Schlange ist Staub. Sie schaden nicht und sie verderben nicht auf meinem heiligen Berg, spricht der Ewige." Denn: "Er wird richten zwischen vielen Völkern und entscheiden über mächtige Nationen bis in die Ferne, und sie werden ihre Schwerter stumpf machen zu Sicheln und ihre Lanzen zu Rebmessern. Kein Volk wird wider das andere das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen."

      Noch einmal: Diese Prophezeiung stammt aus der Eisenzeit, als Krieg die einzige Verkehrsform zwischen den Stämmen und Großreichen war, als ein Menschenleben so viel galt wie eine Träne im Ozean. Nichts in der geschichtlichen Wirklichkeit hatte die geringste Ähnlichkeit mit diesem irren, schönen Traum. Babylon, Assyrien, später die Griechen und Römer gingen über das kleine Duodezfürstentum Israel hinweg. Und doch hat diese Prophetie das jüdische Denken nie mehr losgelassen. Anders als ein besonders dummes Vorurteil behauptet, ist das Judentum keine Stammesreligion; es hatte immer eine universale Perspektive. Am Ende, heißt es beim Propheten Jesaiah, werden auch die heidnischen Nationen, die das Wort Gottes zurückgewiesen hatten, sich dem Ewigen und Unbegreiflichen zuwenden - ganz von selber!

      Eine verweltlichte Variante dieses Gedankens finden wir in Theodor Herzls zionistischem Roman "Altneuland" aus dem Jahr 1900. Herzl dachte sich seinen utopischen Judenstaat als bürgerliche Sozietät, der auch Nichtjuden angehören können. ("Und die Söhne der Fremde, die sich dem Ewigen anschließen . . ., werde ich bringen nach meinem heiligen Berge, und sie erfreuen in meinem Bethaus", heißt es bei Jesaiah.) Den Kindern Israels gehört bei Herzl eine große Reformsynagoge an der Stelle, wo früher der Tempel stand. Und weil sie wieder in ihrem eigenen Land leben und sich nützlich machen, fliegen den Juden endlich, endlich die Herzen der gesamten Menschheit zu. Niemand will ihnen mehr etwas Böses tun, am wenigsten die moslemischen Ureinwohner des Landes; deshalb brauchen sie auch keine Armee.

      Einen Vorgeschmack des Traumes der Propheten erleben wir heute in den westlichen Demokratien. Zwar müssen auch die Völker des Westens das Kriegführen lernen (und Soldat-Sein ist auch als "Staatsbürger in Uniform" kein Spaß). Aber noch nie haben zwei demokratische Länder das Schwert gegeneinander erhoben. In den Fußgängerzonen Westeuropas sind mittlerweile mehrere Generationen herangewachsen, die gar nicht wissen, was das ist: Krieg. Ausgerechnet in Israel aber, der Heimat der Propheten, scheint der Traum vom Frieden so weit weg von den Fernsehbildern wie noch nie. Wir Heutigen können nur höhnisch lachen über Theodor Herzls herzensgute Naivität: Ein Judenstaat ohne Armee, der von der ganzen Welt geliebt wird! Araber, die von der zionistischen Einwanderung profitieren und sich über sie freuen!

      Jisraél und Falaschtín, die beiden verfeindeten Cousins, sind so heillos ineinander verbissen, dass sie nie mehr voneinander los kommen. Platons entsetzlicher Satz - hier wirkt er wie ein Daueruntertitel zur aktuellen Berichterstattung auf CNN: "Nur die Toten werden das Ende der Kriege sehen." Nur die von den Selbstmörderbomben der Hamas Zerfetzten. Nur die arabischen Kinder, die eine israelische Kugel in den Kopf bekommen haben. Nur die Terroristen, nur die Jugendlichen vor der Disko in Tel Aviv. Die Unschuldigen und die Schuldigen. Die Propheten aber glaubten mit vollkommener Zuversicht, dass weiche, lebendige Augen den Frieden sehen werden: Augen in Schädeln, die von Blutgefäßen und verletzlichem Fleisch und Haut und Haaren umgeben sind.

      Das ist freilich nur ein Traum. Also nichts. Also alles.





      ........


      Schön, gell ??!!??!!



      @Carlo Disargio

      DITO !!!



      @Sonja01
      Ein bisschen mehr Nachdenklichkeit in dieser Jahreszeit, bitte.
      Soviel Groll haben die Amerikaner dann doch nicht verdient.Denn das afghanische Volk ist über die politische und gesellschaftliche Entwicklung, wie man in der Glotze sehen kann, recht glücklich.




      Hohohoho




      Ein verschneiter
      H_Schotter
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 13:57:27
      Beitrag Nr. 13 ()
      Carlo, die Zahl von 10000 bis 20000 toter Zivilisten während des Taliban-Regimes por MONAT ist grober Unfug, schlimmstenfalls eine dreiste Lüge deinerseits !

      Übereinstimmende Berichte sprechen von wenig Hungertoten während der Talibanzeit, das Land war (und ist) arm, aber es herrschte kein Hunger (jedenfalls nicht in dem von dir kolportierten Ausmaß-(Quelle CNN ?). Überdas Ausmaß der Kampfhandlungen gegen die damalige Nordallianz kann ich nichts sagen, allerdings denke ich die waren abgesehen von temporär intensiven Kampfphasen relativ gering.

      Die Übel des Taliban-Regimes basierten weniger auf lebensbedrohenden Terror mit Massenhinrichtungen und wahlosen Massakern, sondern die rigide Unterdrückung der banalsten Freuden des Alltages (wenn von den Erungenschaften der "Neuen Zeit" die Rede ist geht es meist um Fußball, Sexheftchen, Kino, Musik u.ä.) - während des Taliban-Regimes herrschte eine penible Fixierung auf die Einhaltung (pseudo)-religiöser Vorschriften, die der allgemeinen Bevölkerung verhaßt waren, aber es war kein auf Willkür ausgerichtetes Terrorregime.

      Wie dem auch sei, die Taliban sind Geschichte und der imperialistische US-Terror geht weiter !
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 15:31:23
      Beitrag Nr. 14 ()
      Entsetzliche Schreie

      Ein deutscher Helfer beschreibt die katastrophale medizinische Versorgung Afghanistans.

      An viel Blut ist der Mann gewöhnt. Verstümmelte Gliedmaßen, offene Wunden - alles Routine für Miernasrodien Rafizada, Operationspfleger der Universitätsklinik Ulm.
      Doch was Rafizada, 49, in den vergangenen Wochen in den Krankenhäusern der afghanischen Hauptstadt Kabul erlebt hat, lässt ihn noch heute schaudern. Dort müssen Ärzte und Helfer fast immer ohne Narkose und ohne Hygienemaßnahmen ihre Patienten in verdreckten Räumen operieren.
      Seit die Taliban in Afghanistan herrschen, gibt es kaum Geld mehr für Medikamente, fast alles wird für Waffen und Moscheen ausgegeben. Nur bei Tumor-Operationen am Kopf oder auch bisweilen bei Kindern verabreichen Mediziner Ketanest, ein Narkosemittel, das zwar betäubt, doch furchtbare Alpträume verursacht.
      Seit zwei Jahren bringt der gebürtige Afghane Rafizada, der seit 1979 in der Bundesrepublik lebt und längst einen deutschen Pass hat, Medikamente und Ausrüstung in seine gepeinigte Heimat. Er war in Kabul, als in New York das World Trade Center einstürzte. Er konnte das Land am 19. September gerade noch verlassen - einer der letzten internationalen Helfer.
      Dabei hätte das unter der Knute der Taliban lebende Volk vor allem medizinische Hilfe dringend nötig. Seit die Gotteskrieger sein Land unterjochen, erkennt selbst Rafizada es kaum wieder: Männer dürfen sich nicht rasieren, Frauen erhalten nur selten eine Ausbildung - ohne männlichen Verwandten dürfen sie sich nicht auf den Straßen zeigen.
      Die Taliban wandeln viele Schulen in Koranschulen um. In den regulären Schulen lassen die Fanatiker aus den Bergen derweil das Mobiliar zerschlagen - ohne Bildung sind die Menschen leichter beeinflussbar. "Die erzeugen eine Nation von Analphabeten", empört sich Rafizada.
      Nur 20 Prozent der Bevölkerung haben sauberes Trinkwasser. Nun droht eine Hungersnot. "Afghanistan ist wie ein großes Konzentrationslager, die Taliban sind die Wächter, und die anderen sind drin", sagt Egon Köstner. Der Narkosearzt arbeitet auch an der Uniklinik in Ulm. Er ist Vorsitzender des Vereins "Ulmer Initiative - Ein Krankenhaus für Kinder und Frauen in Kabul e. V.". Seit 1999 organisiert der Verein Hilfstransporte nach Afghanistan.
      Als Köstner vor zwei Jahren das erste Mal mit Rafizada nach Kabul reiste, war er von der Gastfreundschaft der Afghanen überwältigt und "von allem anderen geschockt". Die Zunge eines Mannes wurde ohne Narkose genäht, entzündete Mandeln bei vollem Bewusstsein aus dem Hals geschabt. "Es ist grauenhaft", sagt Rafizada, immer wieder seien auf den Fluren der Krankenhäuser entsetzliche Schreie zu hören.
      Mädchen dürfen ab ihrer ersten Menstruation nicht mehr von Männern behandelt werden. Ärztinnen gibt es aber kaum noch. Die Folge: Patientinnen sterben an Krankheiten, die in anderen Ländern behandelt werden könnten. Nun, ohne die ausländischen Hilfsorganisationen im Land, dürfte die Todesrate schnell ansteigen, glaubt Rafizada.
      Monatelang hatte er seine Tour vorbereitet, sich einen Bart wachsen lassen, damit er wie ein Einheimischer aussah. Den gespendeten alten Lastwagen belud Rafizada mit drei Tonnen medizinischer Ausrüstung, mit OP-Lampen, Narkosegerät, Operationsfäden und Spritzen.
      Am 10. August ging er allein auf die 5000-Kilometer-Reise, und am 2. September kam Rafizada an. Jeder Faden, jede Kompresse, alles wurde im Indira-Gandhi-Kinderkrankenhaus in Kabul gezählt und weggesperrt. Drei Personen haben einen Schlüssel, doch nur alle zusammen können das Lager öffnen. "Wenn wir das nicht verlangen, können wir unsere Hilfsgüter in einer Woche auf dem Basar kaufen", weiß Rafizada.
      Am 11. September hörte er über seinen Weltempfänger von den Anschlägen in Amerika. Als er Tage später das Land verlassen wollte, verweigerten ihm die Taliban die Ausreise. Zwei Tage lang wurde Rafizada verhört - angeblich um zu klären, ob er missioniert habe. Nur mit Hilfe seiner Familie, die in Afghanistan noch immer Ansehen genießt, und mit Schmiergeld-Dollars schaffte er es, acht Tage nach den Anschlägen, zur pakistanischen Grenze.
      Bis heute, so Rafizada, hätten die Menschen in Afghanistan wohl weder Fotos noch Fernsehbilder von den grauenhaften Anschlägen gesehen. Viele im einfachen Volk ahnten allenfalls, dass draußen in der Welt etwas Schreckliches passiert sein musste, weil plötzlich alle westlichen Helfer verschwunden waren.
      FELIX KURZ







      Kurzmeldungen Afghanistan 2001
      Afghanistan: Anfang März waren schon mehr als 260 Personen in nördlichen Landesteilen infolge Kälte und Hunger gestor- ben (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v. 5.3 2001, M0088). Le Monde spricht unter Berufung auf den Führer der Opposition Massoud von mehr als 1.000 Hungertoten (13.3.2001, M0114).
      Eine eindrückliche, achtseitige Reportage über die katastrophalen humanitären Bedingungen enthält die Washington Post v. 18.3.2001 (M0290).
      Ein Minister der Taliban-Regierung wurde durch ein Bombenattentat leicht verletzt (BBC v. 18.3.2001, M0269).
      Im Februar sind ca. 10.000 afghanische Flüchtlinge von pakistanischen Behörden an der Grenze abgewiesen worden (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs vom 22.3. 2001, M0277).
      130 afghanische Flüchtlinge wurden aus Pakistan nach Afghanistan abgeschoben (UN Of fice for the Coordination of Humanitarian Affairs vom 29.3. 2001, M0340). Der Gouverneur einer nord-westlichen Provinz Pakistans hat angekündigt, meh rere tausend afghanische Flücht linge, die weniger als zwei Jahre im Land seien, abzuschieben (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs vom 28.3.2001, M0329).
      Einen Bericht über die Lage in verschiedenen Provinzen enthält UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v. 18.3.2001, M0346.
      Afghanistan: Nachdem in dem von den Taliban neu eroberten Gebiet Yakaolang / Yakawlang westlich der Stadt Bamyan mehrere hundert Hazaras willkürlich getötet worden sind, befürchtet Human Rights Watch weitere Strafaktionen der Taliban gegen diese Bevöllkerungsgruppe (Presseerklärung v. 20.2.2001, L9953; v. 21.2.2001, L9970).
      Die Truppen von Shah Masud von der Nord-Allianz haben zwischenzeitlich die strategisch wichtige Stadt Bamyan zurückerobert (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v. 16.2.2001, L9958).
      In Kabul gab es erneut mehrere Bombenattentate, für welche die Taleban die Opposition verantwortlich machen (BBC v. 1.2.2001, L9911).
      Die NZZ sieht 1,1 Millionen Afghanen vom Hungertod bedroht (NZZ v. 11.2.2001, M0036). Das Welternährungsprogramm der UN hat davor gewarnt, dass in den nächsten Monaten ohne Hilfe von außen 500.000 bis 1.000.000 Menschen verhungern könnten; nach Angaben einer Zeitung sind in den Flüchtlingslagern um die Stadt Herat bei Temperaturen um die minus 25 Grad mehr als 500 Binnenvertriebene gestorben (afp/taz 3.2.2001, L9790). Allerdings korrigierte der Koordinator der UN für Afghanistan die Zahl der Kältetoten im Raum Herat wenig später auf bis zu 150 (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v. 5.2.2001, L9873).
      Mindestens 111 sich illegal im Iran aufhaltende Flüchtlinge wurden nach Afghanistan abgeschoben (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v 14.2.2001, L9906).
      Auch Pakistan schiebt teilweise neu ankommende afghanische Flüchtlinge zurück, wie sich u.a. aus einem Interview mit dem pakistanischen Innenminister ergibt (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v. 1.3.2001, M0016).
      Afghanistan: Nach der Einnahme eines von Hazaras bevölkerten Gebiets im Bezirk Yakaolang im Dezember 2000 wurden 100 bis 300 männliche Zivilisten zwischen 13 und 70 Jahren erschossen; daneben gab es - ebenfalls wie bei früheren Geländegewinnen - Massenverhaftungen (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs 22.1.2001, L9708; ai-Presseerklärung v. 23.1.2001, L9706).
      Drei Besatzungsmitglieder der im Februar 2000 auf einem Inlandsflug entführten Passagiermaschine sind nach ihrer Rückkehr nach Afghanistan einem Zeitungsbericht zufolge verhaftet und gefoltert worden (afp/taz v. 12.12.2000, L9289).
      Der Chef der Taliban hat ein Dekret erlassen, das für Konvertiten die Todesstrafe vorsieht (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs 9.1.2001, L9594; Le Monde v. 8.1.2001, L9491; ap/taz 9.1.2001, L9574).
      Wegen der Dürre sterben laut UN-Angaben die ersten Menschen an Unterernährung (dpa/ taz v. 30.11.2000, L9239). Ein etwas ausführlicher Bericht mit besonderer Erwähnung der höhen Kindersterblichkeit publizierte das UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs am 11.1.2001 (L9576) sowie am 23.1.2001 (L9705). Die Economist Intelligence Unit prognostiziert für 2001 eine hohe Zahl von Hungertoten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v. 16.1.2001, L9719). Infolge der Hungersnot und des Bürgerkrieges haben mehrere zehntausend Afghanen in wenigen Tagen in Pakistan Schutz gesucht (NZZ 27.1.2001, L9737). Einige unter ihnen wurden sofort wieder nach Afghanistan zurückgeschickt (BBC 26.1.2001, L9748). Mindestens 110 Flüchtlinge sind in Ermangelung ausreichender Zelte und anderer elementarer Überlebensgüter erfroren (BBC 31.1.2001, L9777).
      6 Menschen wurden im Gebiet der Nord-Allianz hingerichtet, weil sie einen örtlichen Kommandanten umgebracht hatten (BBC 6.12.2000, L9372).

      Kurzmeldungen Afghanistan 2000
      Afghanistan: Aufgrund geringer Zuwendungen von Geldgeberländern rechnet das World Food Programme mit bis zu 1.000.000 Hungertoten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v. 27.10.2000, L8983).
      Immer mehr Menschen fliehen aus dem Nord-Osten (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v. 7.11.2000, L9126). Pakistan hat im Nord-Westen wegen des wachsenden Zustroms von Flüchtlingen die Grenze für diese geschlossen (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs v. 10.11.2000, L9114) und später Schutz suchende Flüchtlinge aus den Nord-Gebieten an Taliban-Sicherheitskräfte überstellt (idem v. 22.11.2000, L9178). Auch die anderen Nachbarländer haben ihre Grenzen für Flüchtlinge geschlossen (ai, UA v. 14.11.2000, ASA 33/016/2000, L9169).
      Afghanistan: Eine Serie von Bombenanschlägen in Kabul im Juli führte zu der Verhaftung einiger Dutzend Verdächtiger (Südasien 5/2000, L8742 zu einem Anschlag Im Oktober: siehe BBC 15.10.2000, L8887).
      Im Rahmen einer regionalen Konsultationskonferenz der UN-Sonderberichterstatterin gegen Gewalt gegen Frauen berichtete eine afghanische Frauenrechtlerin, dass manche Frauen nur deshalb gesteinigt wurden, weil sie Kosmetika benutzt, nicht konforme Kleidung getragen, Sport getrieben, Filme und Fernsehen gesehen hätten; Frauen könnten nicht ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit erscheinen; Witwen würden verhungern, zur Bettelei oder Prostitution gezwungen; verzweifelte Mütter setzten ihre Kinder auf der Straße aus (Inter Press Service v. 1.9.2000, L8599).
      Das Vorrücken der Taliban gegen die Oppositionsenklave im Nord-Osten (NZZ 29.9.2000, L8812) führt zu einem Flüchtlingsstrom gen Pakistan (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs vom 3.10.2000, L8781). Die Vereinten Nationen erwarten aufgrund der zu Hungersnot führende Dürre sowie der Kämpfe in den nächsten Monaten 170.000 zusätzliche Binnenvertriebene (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs vom 1.9.2000, L8585; idem v. 3.10.2000, L8781; idem v. 6.10.2000, L8761; idem v. 17.10.2000, L8932). Trotz dieser und anderer die Rückkehrer gefährdenden Umstände beteiligt sich UNHCR an der groß angelegten Zwangsrepatrierung afghanischer Flüchtlinge aus dem Iran, kritisiert ai in seiner Presseerklärung vom 26.9.2000 (MDE 13/028/2000, L8696; zur Größenordnung siehe auch UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs vom 18.10.2000, L8947). UNHCR macht in einem Brief an die hierzu ebenfalls kritisch eingestellte Organisation Médecins sans Frontières deutlich, dass es das Kooperationsprogramm zwischen der iranischen Regierung und UNHCR trotz einiger Defizite für eine Verbesserung im Verhältnis zum bisherigen Zustand hält (UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs vom 3.10.2000, L8781). Am Ende eines Artikels des britischen Observer findet sich - freilich bezogen auf Pakistan - eine andere Erklärung: "We are under pressure from the host country," a UN source said (Observer v. 17.9.2000, L8830). Die desolate Lage der Flüchtlinge in Pakistan beschreibt BBC (v. 20.9.2000, L8833).
      Afghanistan: Eine Frau ist wegen angeblichen Ehebruchs am 1. Mai gesteinigt worden (Südasien 4/00, S.60, L7631).
      Sieben afghanische Frauen sind zusammen mit einer Helferin aus den USA im Rahmen einer Kampagne gegen die Beschäftigung von Frauen durch ausländische Hilfsorganisationen verhaftet worden (ai, Presseerklärung vom 14.7.2000, L7536; s. auch Alert Net, 11.7.2000, L7306).
      Hunderte von Akademikern und frühere Politiker sind nach Angaben der pakistanischen Menschenrechtskommission selbst in Pakistan durch islamische Extremisten gefährdet (The Guardian, 6.7.2000, L7326). Die Pakistanische Regierung ist an die Taliban herangetreten, um die Urheber der terroristischen Aktivitäten zur Ausreise zu bewegen (The News International (Pakistan), 25.7.2000, L7629). Afghanistan verlangt im Gegenzug von Pakistan die Auslieferung afghanischer Oppositioneller, die in Pakistan als Flüchtlinge leben (BBC, 26.7.2000, L7707).
      Im Norden ist ein "war lord", welcher früher zu den Taliban übergelaufen war, wegen mutmaßlicher Konspiration mit der Gegenseite verhaftet worden (dpa-NZZ, 28.7.2000, L7711; dpa-taz, 28.7.2000, L7649).Den Taliban ist es erstmals gelungen, die für die Truppen Masood lebenswichtige Verbindungsstraße nach Tadschikistan an einer Stelle einzunehmen (BBC 29.7.2000, L7762).
      Ein Bericht über die Auswirkungen der Dürre enthält: UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, 28.7.2000, L7674).
      Afghanistan: Die Dürre führt langsam zu einer landesweiten Hungersnot (Environment News Service v. 6.6.2000, L6965). Hierüber zeigt sich auch UNHCR besorgt (BBC 2.6.2000, L7204).
      Ein Publizist und führendes Mitglied der Partei "Afgan Mellat" ist nach der Veröffentlichung eines Buches, in dem er die Bildung eines föderalen Staates vorschlägt, im pakistanischen Exil Opfer eines Anschlags geworden (ai UA ASA 33/ 003/2000 v. 7.6.2000, L6982).
      Ein afghanischer Intellektueller ist aus seinem pakistanischen Exil nach Afghanistan ausgeliefert worden, andere Intellektuelle fühlen sich nicht mehr sicher (ai-Presseerklärung v. 29.6.2000, L7238).
      Mit der komplexen Aufteilung staatlicher Funktionen zwischen den Taliban, der alten post-kommunistischen Bürokratie, den ländlichen Clan-Strukturen und den internationalen Hilfsorganisationen beschäftigt sich ausführlich die NZZ. V. 7.6.2000, L7209).
      Afghanistan: Ein Kommandeur der Hezb-e-Islami, der Partei des früheren Premierministers Hekmatyar, ist in Peshawar (nördliches Pakistan) als zweiter prominenter Afghane auf offener Straße erschossen worden (BBC 24.4.2000, L6501).
      Afghanistan: Ein Angehöriger der afghanischen Opposition soll mit Hilfe eines Mitglieds der Taliban aus dem Gefängnis in Kandahar geflohen sein (AP/taz 28.3.2000, L6147). Iran hat damit begonnen, willkürlich afghanische Flüchtlinge auf der Strasse zu verhaften, um sie in Bussen nach Afghanistan zu transportieren (ai MDE 13/06/00 v. 17.3.2000, L6196).
      Afghanistan: Eine eindrucksvolle Reportage über die Überlebensumstände in Kabul enthält die New York Times vom 25.2.2000, L5765). Über die totale gesellschaftliche Kontrolle und ihre Folgen berichtet ausführlich die SZ vom 22.2.2000 (L5768). Der UN-Sonderberichterstatter Kamal Hossain sieht in seinem neuesten Bericht die Frauen als die am ärgsten leidtragenden Personen an: Sie hätten weiterhin kaum Bewegungsfreiheit, kaum Zugang zu Arbeitsplätzen und Schulen, würden häufig von Taliban-Milizionären entführt, vergewaltigt und ohne Anklage in Frauengefängnisse gesteckt; auch würden Taliban-Milizen bei Haus-Razzien Mädchen zu einem "Heiratskontrakt" zwingen (FR 16.3.2000, L5982).
      Afghanistan: Nach der Landung der afghanischen Verkehrsmaschine in London sind am Flughafen Kabul mindestens 4 Bedienstete des Flughafens unter dem Verdacht festgenommen worden, den Entführern geholfen zu haben (The Guardian 10.2.2000, L5515). Der britische Innenminister Straw will sich persönlich dafür einsetzen, dass die afghanischen Flugzeugentführer, die in Großbritannien um Asyl nachgesucht haben, kein Asyl erhalten (BBC 10.2.2000, L5646).
      Iran will die 1,5 Millionen afghanischen Flüchtlinge teilweise regularisieren und teilweise repatriieren (Le Monde 19.2.2000, L5700).
      Afghanistan: Die Taliban haben Angehörige der Ethnien, die überwiegend die Opposition stellen, aus den Gebieten nördlich von Kabul vertrieben (BBC 20.12.99, L5202). Am 19.12.99 (L5201) berichtete BBC von einem Gefangenenaustausch sowie der Praxis des Freikaufens von Kriegsgefangenen.
      Das Leben in Kabul am Rande oder unterhalb des Existenzminimums beschreibt eindrücklich ein Artikel in der International Herald Tribune v. 21.12.99, L5076.
      Ein wichtiger Befehlshaber des aufständischen General Massud ist zu den Taliban übergelaufen (BBC 10.1.2000, L5256).


      Kurzmeldungen Afghanistan 1999
      Afghanistan: Die Taliban haben rund 130.000 Menschen (überwiegend Tadjiken) aus dem Puffergebiet zwischen Kabul und dem von Masud kontrollierten Gebiet vertrieben und die dortige landwirtschaftliche Lebensgrundlage zerstört (NYT / The Guardian 20.9.99, L4389); diejenigen, die nicht geflohen sind, wurden angeblich in Lager bei Jalalabad oder Kabul deportiert, wenn sie nicht - wie die meisten jungen Männer - in "konzentrationslagerähnlichen" Gewahrsam genommen wurden (FAZ 4.10.99, L4448).
      Die humanitäre Situation im von Masud kontrollierten Panshir-Tal spitzt sich zu; mehr als 350 Flüchtlinge, mehr als die Hälfte davon Kinder, sollen in den letzten drei Wochen gestorben sein (AP 12.10.99, 10 Uhr 43, L4356; zuvor schon NZZ 5.10.99, L4263).

      Afghanistan: Die UN-Sonderbeauftragte für Gewalt gegen Frauen, Radhika Coomaraswamy, beklagte nach einer mehrtägigen Reise durch Afghanistan die in allen Bereichen zu beobachtende Verletzung der Rechte der Frauen. Diese offizielle Politik betreffe ihre Gesundheit, Ausbildung, Bewegungsfreiheit und ihre körperliche Unversehrtheit. Aufgrund des Arbeitsverbots steige die Zahl der Frauen, die sich aus Not prostituierten oder bettelten, wobei ersteres öffentliches Auspeitschen zur Folge habe (Synopse der jeweils unvollständigen Meldungen: FR 14.9.99, L4004; BBC 12.9.99, L3875; The Guardian 13/14.9.99, L3871). Ein königstreuer prominenter Politiker ist am 15.7. von zwei unbekannten Motorradfahrern erschossen worden (Südasien S. 68, L3881). Die beste Hintergrundanalyse zu der Sommeroffensive der Taliban fand sich ebenfalls in der Fachzeitschrift Südasien (S. 69f; L3882). Unterdessen geraten afghanische Flüchtlinge im Iran zunehmend unter Druck: sie sollen ungeachtet des angespannten Verhältnisses des Iran zu den Taliban zur Rückkehr bewegt werden (FR 16.8.99, L3883).

      Afghanistan: Nach dem in allen Printmedien ausführlich dokumentierten Wiederaufflammen der Kämpfe bleibt weiter ungewiß, ob es den Taliban gelingen wird, das Gebiet von General Massud zu erobern (FR 9.8.99, L3630).

      Afghanistan: Bei Unruhen im schiitisch besiedelten Herat sollen nach Angaben der pakistanischen Nachrichtenagentur AIP innerhalb von zwei Tagen 5 Taliban-Kämpfer und 50 andere Personen getötet sowie 200 weitere Personen festgenommen und an einen unbekannten Ort verbracht worden. (Südasien 3-4/1999, S.80f., L3350)

      Afghanistan: Wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs sind bzw. sollen zwei Menschen öffentlich ausgepeitscht werden. (ai UA Extra 44/99 ASA 11/06/99 v. 15.3.99, N561).

      Afghanistan: Rund 10.000 Flüchtlinge sind aus dem Iran in das Taliban-Gebiet abgeschoben worden. (Südasien 1/99, N313)


      Afghanistan: Innerhalb der Taliban soll es in den letzten Monaten zu zwei Putschversuchen gekommen sein, die auch zu Razzien geführt haben sollen. (Südasien 6/1998 S. 43 - N42 aus 1-3/1999) Ein Schwager Najibullahs wurde ermordet. (Südasien 6/1998 S. 44 - N42 aus 1-3/1999)

      Afghanistan: Sprengung der Buddhastatuen ist terroristischer Akt gegen Minderheiten
      Göttingen, den 2. März 2001
      Die geplante Sprengung der jahrhundertealten Buddhastatuen von Bamiyan ist nach Auffassung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nicht nur ein Anschlag auf das kulturhistorische Erbe Afghanistans, sondern auch ein terroristischer Akt der radikal - islamistischen Taliban gegen die ethnischen und religiösen Minderheiten des Landes. "Die totalitäre Ideologie dieser Bewegung hat ein verbrecherisches Potential, das die Ausmaße der "Kulturrevolution" in China und Kambodscha erreichen könnte", warnte der Afghanistan-Referent der GfbV, Andreas Selmeci, am Freitag in Göttingen. Bamiyan sei der bedeutendste Ort im Hazarajat, dem Gebiet der Hazara. Die Buddhastatuen seien für sie zu einem respektierten Wahrzeichen ihrer Region geworden. Die Hazara sind mongolischen Ursprungs und stellen mit knapp vier Millionen Angehörigen rund 19 Prozent der Gesamtbevölkerung Afghanistans. Sie sprechen heute einen persischen Dialekt und bekennen sich mehrheitlich zur schiitischen Glaubensrichtung des Islam. Die Taliban rekrutieren sich aus der größten Volksgruppe des Landes, den mehrheitlich sunnitischen Paschtunen.
      "Trotz der derzeitigen Hungersnot in Afghanistan setzen die Taliban ihre Militäraktionen in den Gebieten der Minderheiten fort und behindern die humanitäre Hilfe", sagte Selmeci. In der Provinz Bamiyan waren Berichten internationaler Menschenrechtsorganisationen zufolge zuletzt Anfang Januar 2001 im Anschluss an Kämpfe mehr als 500 Hazara - Zivilisten von den Taliban exekutiert worden, unter ihnen 15 Mitarbeiter von afghanischen Hilfsorganisationen und 30 Dorfälteste.
      Die Zahl der Binnenvertriebenen in Afghanistan werde auf mehr als eine halbe Million geschätzt. Die Grenze nach Pakistan hätten in diesem Winter rund 170.000 Flüchtlinge überschritten. "Wir appellieren dringend an die Bundesregierung, die politischen Sanktionen der Vereinten Nationen gegen die Taliban jetzt konsequent umzusetzen und gleichzeitig zusätzliche Nothilfe des Entwicklungsministeriums für die leidende Bevölkerung zur Verfügung zu stellen."


      Afghanistan: Krieg im Verborgenen
      von Pierre Salignon,
      Programmdirektor Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen - Frankreich

      In den vergangenen Monaten war Afghanistan häufig in den Schlagzeilen. Meist wurde die Diktatur der Taliban, die Diskriminierung der Frauen und die Zerstörung des afghanischen Kulturerbes (insbesondere die Zerstörung der Buddhas von Bamiyan) angeprangert. Gleichzeitig wurden die westlichen Nationen aufgerufen, die Hilfsleistungen für die afghanische Bevölkerung zu erhöhen. Nach Ansicht der Vereinten Nationen leiden die Afghanen an der "schlimmsten Dürre seit 30 Jahren" und sind von einer "Hungersnot unbeschreiblichen Ausmaßes bedroht".
      Wir begrüßen das momentan große Medieninteresse an diesem Konflikt, der viel zu lange vernachlässigt wurde, aber wir missbilligen die Art, wie Bericht erstattet wird. Zeitungs- und Fernsehbeiträgen zufolge stehen Hilfsorganisationen in Afghanistan einer Naturkatastrophe (die Dürre) und ihren schrecklichen Folgen gegenüber: Nahrungsmitteldefizite von mehr als zwei Millionen Tonnen, die Zerstörung von Viehbeständen und massive Flüchtlingsbewegungen infolge der Hungerkatastrophe.
      Die Kämpfe zwischen den Taliban und den Oppositionskräften des Kommandanten Massud im Norden und im zentral gelegenen Hazarajat nehmen zu. Dennoch werden die Afghanen, die aus ihren Dörfern fliehen, als Hunger- und Armutsflüchtlinge beschrieben. Durch die Medienberichterstattung werden zwar die verheerende Nahrungsmittelknappheit und die Diskriminierung afghanischer Frauen ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Aber die Auswirkungen des Krieges und insbesondere die Verfolgung vieler Afghanen (vor allem von Angehörigen religiöser Minderheiten wie den Hazara, Uzbeki und Tajiki) werden demgegenüber kaum benannt.
      Die Afghanen benötigen sowohl im eigenen Land als auch in den Nachbarländern, in denen sie Zuflucht gesucht haben (es gibt mehr als zwei Millionen afghanische Flüchtlinge im Iran und in Pakistan), Schutz und Beistand. In dem Bild, das die Medien entwerfen, kommt das nicht vor. Es gehört zu den grundlegenden Aufgaben der Vereinten Nationen und ihrer Mitgliedsstaaten, für einen solchen Schutz und entsprechende Hilfe zu sorgen.
      Wer also sind diese Flüchtlinge und warum verlassen sie ihr Zuhause? Ärzte ohne Grenzen sprach vor kurzem mit einigen der Menschen, die Hilfe von einem unserer Teams in der iranischen Stadt Mashhad erhielten. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Angehörige der schiitischen Hazara-Gemeinschaft. Sie berichten von Krieg, religiöser Verfolgung und der Zerstörung ihrer heiligen Stätten. Sie berichten auch, dass sie in die Berge geflohen sind, um der Gewalt und dem Hunger zu entkommen. Die Trockenheit, die das Land seit nunmehr drei Jahren ausgedörrt hat, hat die Lebensbedingungen der Menschen zusätzlich verschlechtert. Der wichtigste Grund für ihre Flucht (in 70 Prozent der Fälle) ist jedoch die Gewalt. Das erklärte uns auch eine Frau, die vor kurzem in den Iran geflohen war und von ihren beiden Töchter und ihrem jüngsten Sohn begleitet wurde.
      "Ich verließ die Stadt Mazar-i-Sharif Ende März, nachdem uns die Taliban erneut damit gedroht hatten, uns umzubringen", erzählte sie uns. "Viel haben wir nicht mitgenommen. Zu Tode geängstigt nahmen wir einen Bus nach Herat und an die iranische Grenze. Das Leben ist zu einer Hölle auf Erden geworden. Mein Mann konnte die Familie nicht mehr ernähren und wir wurden ständig von den Taliban bedroht."
      "Als wir in Herat ankamen, wurde mein Mann von den Taliban umgebracht. Sie beschuldigten ihn, auf Seiten der Oppositionskräfte gekämpft zu haben. Aber er war nur ein Bauer." Sie sagte weiterhin, dass sie die iranische Grenze vor zwei Wochen mit Hilfe eines Schleusers in der Nähe von Zabul überquert habe.
      Es scheint kaum eine Rolle zu spielen, für welchen Fluchtweg sich die Menschen entscheiden. Sollen sie den Norden Afghanistans oder Hazarajat verlassen, um vor Verfolgung und Hungersnot zu fliehen? Sollen sie in die Lager nach Herat, Mazar-i-Sharif oder in die Städte Kabul, Ghazni oder Kandahar aufbrechen, in der Hoffnung, dort Erleichterung zu finden? Sollen sie die Richtung nach Pakistan oder den Iran einschlagen? Sollen sie dem Schicksal vertrauen, dass sie auf dem Weg dahin nicht von den Taliban umgebracht werden? Sollen sie darauf hoffen, sich tagsüber verstecken zu können und in der Dunkelheit der Nacht vorwärtszukommen? Sollten sie dem Menschenhändler vertrauen, der ihnen ihr letztes Geld abnimmt, um sie sicher über die Grenze zu bringen? Der überdies ein Mitglied der Familie so lange als Geisel benützt, bis der Rest der ausstehenden Summe für die Fluchthilfe bezahlt ist? Sollen sie einfach nur beten, dass sie nicht festgenommen und zurück nach Afghanistan geschickt werden?
      Die immensen Flüchtlingsströme aus Afghanistan haben den Iran und Pakistan zu einer Verstärkung ihrer Grenzkontrollen und der Abweisung neuer Flüchtlinge veranlasst. Da die meisten westlichen Geberländer überhaupt nicht reagieren, werden immer mehr Flüchtlinge wieder nach Afghanistan abgeschoben. Was macht das schon, wenn sie bei ihrer Rückkehr verhaftet werden? Was bedeuten schon Verfolgung und Gewalt, die Verschlechterung der Lebensbedingungen der Bevölkerung und ihre Flucht innerhalb des Landes? Von den Schwierigkeiten der internationalen Hilfsorganisationen, die weiterhin in Afghanistan tätig sind, wollen wir hier gar nicht erst sprechen.
      Die meisten westlichen Länder haben dieselbe Asylpolitik. Die für die Afghanen geltenden Asylregelungen sind jedoch restriktiv. Die Gemeinschaft der westlichen Staaten bevorzugt - entweder aus Bequemlichkeit oder aus Angst - eine Strategie des `Krisenmanagements`. Das besteht darin, in Afghanistan selbst Vertriebenenlager einzurichten und die Kontrolle der Flüchtlingsströme zu verstärken. Unter dem Druck der Aufnahmeländer plant der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) sogar, die in den Iran oder nach Pakistan geflohenen Afghanen zurückzuschicken, obwohl sich die Situation in Afghanistan verschlimmert hat. Mit anderen Worten heißt dies, dass die Flüchtlingskonvention von denen verletzt wird, die eigentlich dafür zuständig sind, für ihre Durchsetzung einzutreten.
      Die Vereinten Nationen reagieren lediglich mit wiederholten Aufrufen zur Verstärkung internationaler Hilfslieferungen auf die Schutz suchenden Afghanen. So wird der Eindruck erweckt, die Krise könnte gelöst werden, wenn nur die Geberländer zu mehr Hilfe bereit wären. Wir müssen uns aber die Schwierigkeiten vergegenwärtigen, denen Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen ausgesetzt sind, wenn sie sich um Zugang zur afghanischen Bevölkerung bemühen, um uneingeschränkt helfen zu können. Vor allem ist es schwer, gegen die Beschränkungen anzukommen, die die Taliban dem Leben der Menschen hier auferlegt haben. Viele Gebiete sind wegen der Kämpfe und der generell unsicheren Lage unzugänglich (Yawkowland and Bamiyan). In die notdürftig ausgestatteten Vertriebenenlager, die in Herat und Mazar-i-Sharif errichtet wurden, kommen täglich mehr und mehr Afghanen. Die Lager werden von den Taliban streng kontrolliert, die die Hilfslieferungen und die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen oftmals behindern.
      Die Bedüftigkeit der afghanischen Bevölkerung ist immens und die Nahrungsmittelkrise ist ohne Beispiel. Sogar zu einem Ausbruch von Skorbut (Vitamin-Mangelerkrankung) ist es bereits gekommen. Aber die Möglichkeiten der Hilfe, die wir leisten können, sind begrenzt; zum einen, weil wir die Lage in den Vertriebenenlagern und die Lebensumstände in den entlegenen Gebieten des Landes nicht ungehindert analysieren können; zum anderen, weil wir die Menschen nicht angemessen versorgen können. Humanitäre Hilfslieferungen werden sehr oft blockiert oder sogar illegal beschlagnahmt. Die Menschen werden einfach ihrem Schicksal überlassen. Die wenigen ausländischen Organisationen, die Hilfe leisten, müssen dabei machtlos zusehen.
      Wie können wir unter diesen Umständen überhaupt in Afghanistan arbeiten? Hierbei handelt es sich um eine zentrale Frage. Allein mit einer Erhöhung der Hilfsleistungen für die afghanische Bevölkerung kann man der Krise, die das Land gegenwärtig erschüttert, nicht angemessen begegnen. Wie in Nordkorea müssen wir die Grenzen erkennen, an die Hilfsorganisationen während ihrer Einsätze stoßen können. Noch kann man in Afghanistan unabhängige Hilfseinsätze durchführen, aber mit jedem Tag wird es schwieriger. Dennoch ist es unsere Aufgabe, der gefährdeten Bevölkerung mit Hilfe zur Seite zu stehen. Wenn wir uns der Realität in Afghanistan wirklich stellen wollen, müssen wir die Ebene der Beschreibung verlassen. Denn in Afghanistan ist die Dürre tatsächlich dabei, die ihr zugrunde liegende Realität des Krieges in den Schatten zu stellen.
      Zeugenaussagen von Flüchtlingen
      Eine schiitische Familie aus der Gemeinschaft der Hazara:
      Ein Mann, dessen Mutter und seine drei Kinder
      "Wir leben in Tibir, ungefähr sechs Stunden von Mazar-i-Sharif, in der Provinz von Balkh. Vor acht Monaten kamen die Taliban und forderten mich auf, eine `Steuer` zu zahlen, die noch höher war als im Jahr zuvor. Da ich kein Geld hatte, warfen sie mich ins Gefängnis. Als ich dann entlassen wurde, zwangen sie mich in ihre Armee. Fast 200 von uns waren in der gleichen Situation wie ich - nahezu alle gehörten zu den Hazara. Die Taliban forderten uns dazu auf, die Häuser der Schiiten anzuzünden, wir könnten sie töten und würden sogar einen Lohn dafür erhalten, wenn wir ihnen den Kopf eines leitenden Militärs brächten."
      "Wir wurden mit dem Auto nach Haikalang gebracht, das vier Autostunden von Tibir entfernt ist. Hier sind wir geflüchtet. Es waren 45 unserer Leute. Zunächst bin ich nach Hause ins Dorf gegangen, um meine Familie zu holen, denn ich hatte Angst, dass die Taliban an ihnen Vergeltung üben würden. Außerdem ist es sicherer, als Familie zu reisen als alleine. Einem Hazara-Mann, der alleine unterwegs ist, wird leicht unterstellt, er sei ein Kämpfer. Wir trafen eine Gruppe von 18 Familien. Zehn der Männer waren zwangsrekrutiert worden wie ich. Der Schleuser brachte uns nach Isfahan."

      Eine schiitische Familie: Ein Paar und ihre vier Kinder
      "Wir haben wie 165 andere Familien in den Vororten von Mazar gelebt, nahe bei El Marab, in Paghami. Zwei Jahre nachdem Mazar gefallen war, setzten die Taliban die Dorfverwaltungen ab und verlangten, dass die Bewohner Vertreter benennen, die die Taliban fortan über die Ereignisse im Dorf, über die täglichen Gänge der Menschen, über Gäste und Hochzeitszeremonien auf dem Laufenden halten sollten. Wenn die Dinge nicht so liefen, wie die Taliban es wünschten, holten sie die Leute und schlugen sie mit einem Kardom, eine Art Peitsche, die aus elektrischen Kabeln gemacht ist. Ich wurde zu einem ihrer Informanten gewählt."
      "Als im Dezember letzten Jahres die Kämpfe in Bamiyan wieder ausbrachen, sperrten die Taliban alle Straßen in Mazar ab und durchsuchten alle Hazara, sowohl die Männer als auch die Frauen. Anfang März inhaftierten die Taliban einen weiteren Informanten, er war ein Freund von mir. Im Gefängnis haben sie ihn verhört und geschlagen. Weil ich fürchtete, dass sie auch mich einsperren würden, floh ich in ein anderes Dorf nahe bei Mazar. Ich bat meinen Vater, unseren Besitz zu verkaufen. Einige Tage später kam meine Familie nach und wir alle verließen das Dorf auf einem Laster. Wir fuhren bis Shagali, das nahe an der iranischen Grenze liegt. Ich glaube, es waren fast 500 Leute dort, die über die Grenze gelangen wollten."
      17.08.01
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 16:03:36
      Beitrag Nr. 15 ()
      @Eiermopser


      "Wie dem auch sei, die Taliban sind Geschichte und der imperialistische US-Terror geht weiter"



      Ja, die Taliban sind Geschichte...........Dank des imperalistischen US-Terrors.
      Was hast du dann also gegen US-imperalistischen Terror ???:):):)




      H_Schotter:)
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 16:08:29
      Beitrag Nr. 16 ()
      eierdieb,

      um die Tatsache einer Hungersnot zu dokumentieren, habe ich im letzten Posting ein paar Quellen zitiert.

      Im Einzelnen sind dies "Ärzte ohne Grenzen", "Spiegel" und die "Gesellschaft für bedrohte Völker".

      Es wird auch geschildert, wie furchtbar die Zustände in der medizinischen Versorgung machen.

      Bist Du mir böse, wenn ich auf die Opferzahlen diejenigen gestorbenen Frauen aufaddiere, die krank wurden, aber nicht behandelt werden konnten, weil dies Männern verboten war und weil Frauen nicht als Ärztinnen arbeiten durften?

      Und die afghanischen Flüchtlinge, die im indonesischen Meer bei der Flucht aus diesem Land ertrunken sind?

      Übrigens liebe auch ich "imperialistischen" Terror, wenn er den Menschen soviel Nutzen bringt wie in Afghanistan.
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 16:28:48
      Beitrag Nr. 17 ()
      Taliban bleibt Taliban, die einen hat`s früher getroffen, die anderen eben erst jetzt.
      Wo waren diese Oberpopen als das Volk geknechtet wurde? Jetzt sind auch Sie
      bei Ihren toten Allahbrüdern, na und? Wer vermisst diese Allahspinner?
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 17:02:29
      Beitrag Nr. 18 ()
      DIE ZEIT

      Politik 36/1998

      Im Reich der Taliban


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      In Afghanistan regiert die Angst. Die Religionspolizei ist überall, Scharia und Armut bestimmen den Alltag

      von Michael Lüders


      Kabul Es geht hektisch zu und laut, aber Maulavi Abdurrahman Agha, einer der ranghöchsten Richter der Taliban, hat die Lage im Griff. "Du behauptest also, daß der Angeklagte deine Tochter entführt und gegen ihren Willen zur Ehe gezwungen hat", sagt der Richter, an den Kläger gewandt. "So ist es", entgegnet dieser. "Ich bin Händler, und als ich einige Tage verreist war, hat dieser Hund" - er deutet auf den Angeklagten, seinen Schwiegersohn wider Willen - "meine Tochter entführt, einen Ehevertrag aufgesetzt und die Ehe vollzogen." Seine Tochter ist also keine Jungfrau mehr und somit entehrt, sollte die Ehe tatsächlich erzwungen worden sein. Folgt das Scharia-Gericht, ein islamisches Zivilgericht, der Sichtweise des Klägers, droht dem vielleicht achtzehnjährigen Angeklagten, der teilnahmslos auf den Boden starrt, die Todesstrafe.
      Der etwa dreißigjährige Richter - die wenigsten Afghanen kennen ihr Geburtsjahr - lüftet seinen Turban und fährt mit der Hand durch die schulterlangen Haare, massiert seinen Vollbart. Ein Laufbursche bringt Tee, anschließend führen Wärter des anliegenden Gefängnisses die Braut in den Gerichtssaal - nachdem ihr Vater gegen ihren Mann Klage erhoben hatte, wurde das junge Paar erst einmal verhaftet. Im Gerichtssaal gibt es keine Stühle und Tische, die etwa zwanzig Anwesenden, bis auf das eine Mädchen nur Männer, sitzen zu ebener Erde im Schneidersitz. Wie früher der Prophet Mohammed und seine Gefährten, erklärt mir Shehabuddin (deutsch: der "Meteor der Religion" ), ein Iraker, der vor drei Jahren an einem Attentatsversuch gegen Saddam Hussein beteiligt gewesen sein will. Anschließend floh er nach Afghanistan, um sich den Taliban anzuschließen. Hier ist er einer der Gefängniswärter.
      Das Gericht selbst besteht im wesentlichen aus drei Personen: dem Richter, dem Beisitzer Nizamuddin (die "Ordnung der Religion" ), der gleichzeitig einer der Polizeichefs von Kabul ist, und einem Protokollführer. Die Urteile des Scharia-Gerichts sind nicht anfechtbar, Rechtsanwälte gibt es nicht. Kläger und Beklagte werden vom Richter nach ihrer Glaubwürdigkeit beurteilt, sofern keine Aussagen von Augenzeugen vorliegen. Als Zeichen seiner Autorität liegt zu Füßen des Maulavi eine Kalaschnikow.
      "Christ, du sprichst arabisch, also bekenne dich zum Islam!"
      Die Strafen sind drakonisch. Verheiratete Ehebrecher beispielsweise werden gesteinigt, unverheiratete erhalten hundert Peitschenhiebe, ob Mann oder Frau. Dieben, die Waren im Wert von mehr als zehn mohammedanischen Dirham stehlen, wird die rechte Hand amputiert. Zehn Dirham aus dem 7. Jahrhundert entsprechen heute, so der Wechselkurs der Taliban, ungefähr hundert Dollar. In den letzten zwölf Monaten wurden in Kabul Dieben achtmal die Hand amputiert sowie einmal die rechte Hand und der linke Fuß - die Strafe für Wegelagerei.
      Man versteht, warum das Mädchen vor Angst zittert. Wie alle Frauen im Herrschaftsbereich der Taliban ist sie verpflichtet, einen Ganzkörperschleier zu tragen, der nur in Augenhöhe von einer Art Fliegengitter unterbrochen wird. Männer sind gezwungen, eine Kopfbedeckung zu tragen, möglichst einen Turban, einen Bart und wallende Gewänder. Der Richter spricht besänftigend auf das Mädchen ein und versucht, es zu beruhigen. "Sprich", gebietet er dann, "bist du gegen deinen Willen zur Ehe gezwungen worden?"
      Das Mädchen redet leise, mit vielen Pausen. Nein, sie habe ihren Mann freiwillig geheiratet. Sie kennen sich schon seit vier Jahren. Sie liebe ihn, und er liebe sie. Sie habe sich in die Obhut ihrer künftigen Schwiegereltern begeben, weil ihr Vater sie anderweitig verheiraten wollte.
      Der Richter lehnt sich zurück und scheint erleichtert. "Der Fall ist eindeutig", sagt er. "Es ist ungewöhnlich, daß eine Frau ihren Mann selber aussucht, aus der Sicht der Scharia aber spricht nichts dagegen. Eure Ehe ist rechtlich gültig, ihr könnt beide das Gefängnis verlassen. Alles Gute für euch." Der Vater des Mädchens will Einspruch einlegen, aber der Richter fährt ihm über den Mund. "Sollte ich hören, daß du deine Tochter oder deinen Schwiegersohn bedrohst, bringe ich dich persönlich ins Stadion von Kabul." Dort finden gewöhnlich die Hinrichtungen und Amputationen statt.
      Bevor der nächste Fall verhandelt wird - ein Fahraddiebstahl -, richtet Nizamuddin, der Beisitzer, das Wort an mich.
      "Christ! Du sprichst arabisch, du kennst den Islam und hast doch den wahren Glauben nicht angenommen. Erkläre dich."
      "Ach Gott - kommt Zeit, kommt Rat."
      "Blödsinn", entgegnet Nizamuddin scharf. "Du hast Zeit genug gehabt zum Nachdenken. Bekenne dich zum Islam."
      "Wenn Gott wollte, daß wir alle das gleiche Gesicht trügen, hätte er es gefügt."
      "Er hat nur deswegen verschiedene Gesichter geschaffen, damit die Ungläubigen das einzig wahre Gesicht erkennen: die Religion Mohammeds."
      "Weil das so ist, bin ich hier. Und weil ihr Taliban das Reich Gottes so vorbildlich gestaltet, werdet ihr nichts dagegen haben, daß ich eurem Gefängnis einen Besuch abstatte, diesem Paradies für Missetäter."
      Langes Palaver, dann stimmen die Anwesenden dem nobel vorgetragenen Anliegen zu, sehr zum Leidwesen Nizamuddins. Shehabuddin führt mich in die überfüllten Zellen, zehn bis vierzehn Männer auf sechs Quadratmeter. Die Atmosphäre ist erstaunlich gelassen, die meisten scheinen sich in ihr Schicksal gefügt zu haben. Wer hier einsitzt, wartet in der Regel auf seinen Prozeß. 175 Männer, 25 Frauen. Die Mehrzahl sind Diebe, einige Mörder.
      "Und warum seid ihr hier?" frage ich zwei schiitische Hazara, eine ethnische Minderheit in Afghanistan, die leicht an ihren mongolischen Gesichtszügen zu erkennen sind. "Nun, wir waren bei der Feldarbeit", sagen sie. "Dabei haben uns die Taliban verhaftet." Die Hazara sind erbitterte Kriegsgegner der Taliban, die sich überwiegend aus dem Mehrheitsvolk der Paschtunen rekrutieren. Regelmäßig nehmen die neuen Machthaber Zivilisten aus den Reihen der Minderheiten als Geiseln, um sie gegen gefangene Taliban ihrer Kriegsgegner zu tauschen - so auch diese beiden.
      Nizamuddin stürmt ins Gefängnis und verlangt kategorisch, daß ich das islamische Glaubensbekenntnis aufsage. Shehabuddin ermahnt ihn, nicht gegen die Gebote der Gastfreundschaft zu verstoßen. Nizamuddin wird wütend. "Am Tag des Jüngsten Gerichts werde ich gefragt werden, was ich getan habe, um diesen Ungläubigen zu bekehren. Soll ich mir den Weg ins Paradies erschweren, weil der Bursche da keine Einsicht zeigt?"
      Solcher religiöser Furor, der schnell in Gesinnungsterror umschlägt, ist ideologisch vor allem im Ministerium für die Förderung der Tugend und die Unterdrückung des Lasters angesiedelt. Hinter diesem poetischen Etikett, abgeleitet von einem Koranspruch, verbirgt sich die Religionspolizei. Sie sorgt für die Ausführung der Taliban-Verordnungen: das Verbot von Fernsehen, Musik, Tanz und auch Kinderspielzeug, die Entrechtung der Frau in der Öffentlichkeit, die Einhaltung der angeblich prophetischen Bekleidungsvorschriften, inklusive der genau geregelten Bart- und Haarlängen.
      Wie die meisten Ministerien in Kabul ist auch der Sitz der Tugend-Förderer ein stark zerstörtes, nur notdürftig ausgebessertes Gebäude; im Vorhof rosten Autowracks und ein ausgebrannter Panzer. Im Arbeitszimmer des Ministers Qalamuddin (die "Schreibfeder der Religion" ) dient ein ausgemusterter Fernseher als Teetisch. Der gestrenge Deklamator wäre die Hollywood-Idealbesetzung eines alttestamentarischen Fürchtegotts: Widerspruch ist Blasphemie. Fernsehen, Musik, Tanz, das alles lenke nur ab vom wahren, unverfälschten Wort Gottes, wie offenbart im Koran. Der Platz der Frau sei im wesentlichen das Haus, das sie nur in Begleitung eines männlichen Verwandten zu verlassen habe - bei Witwen freilich seien Ausnahmen möglich.
      Es gelte, "das Gute zu tun und das Böse zu meiden. Böse ist es zu stehlen. Dieben erteilen wir eine Lektion. Da muß die Hand ab", betont Qalamuddin.
      Und was ist das Gute?
      "Frag nicht so dumm. Bete, und du findest die Antwort."
      Auffallend ist, daß weder die Zeloten noch die Pragmatiker unter den Taliban - letztere sind vor allem im Finanzministerium, im Ministerium für Bodenschätze und Industrie sowie im Außenministerium zu finden - genaue Vorstellungen haben. Die Armut der Bevölkerung nehmen sie zur Kenntnis, mehr nicht. Ihre Außenpolitik ist auf den militärischen Mentor Pakistan begrenzt, ein Programm für den Wiederaufbau haben sie nicht. Das einzige greifbare Anliegen der Taliban scheint die rigide Anwendung der Scharia, des islamischen Gesetzes, wie sie es verstehen. Ihr Rigorismus geht einher mit der Unfähigkeit zum Dialog, zum Kompromiß und zur Versöhnung mit ihren Gegnern.
      Aus westlicher Sicht gelten die Taliban als mittelalterlich, aber dieses Attribut trifft das Problem nicht. Afghanistan war auch schon vor dem Aufstieg der Taliban ländlich und religiös-traditionalistisch. Die sozialen Strukturen haben sich seit Jahrhunderten kaum verändert, abgesehen von den wenigen Städten. Analphabetismus, Stammesdenken, ethnische Rivalitäten und archaische Moralvorstellungen prägen das Land. Neu ist allerdings, daß die Taliban Rückständigkeit in den Rang einer Ideologie erheben.
      Ihr Aufstieg ist phänomenal. Vor vier Jahren erst entstand die Bewegung, heute kontrolliert sie neunzig Prozent des Landes, der Rest ist nur noch eine Frage der Zeit. Ihr Aufstieg verdankt sich dem Niedergang der Mudschahidin, der ehemaligen Glaubenskämpfer gegen die sowjetische Besatzung. Nach dem Sturz des letzten kommunistischen Präsidenten Nadschibullah im April 1992 führten die Mudschahidin untereinander Krieg, zerstörten Kabul, überzogen Afghanistan mit Terror und Anarchie. Die Taliban versprachen Frieden und eine gerechte islamische Ordnung. Die Bevölkerung glaubte ihnen, vor allem auf dem Land. Doch ihre soziale Basis haben die Taliban hauptsächlich unter den fast vier Millionen afghanischen Flüchtlingen in Pakistan. Schaltstellen sind die konservativen Koranschulen (Madrasas), die besonders aus armen Familien Zulauf erhalten, weil sie ihre Schüler - auf Paschtu "Taliban" - kostenlos mit Essen und Kleidung versorgen.
      In den Städten sind die überwiegend bäuerlichen und wenig gebildeten Taliban alles andere als beliebt. Hohn und Spott sind die häufigste Form der Kritik. Um jeden offenen Protest schon im Ansatz zu unterbinden, sorgen die allgegenwärtigen Religionspolizisten in Kabul für Ruhe und Ordnung - leicht zu erkennen an ihren Peitschen aus Gummistreifen. Politischer Aufruhr ist allerdings kaum zu erwarten, den Bewohnern fehlt dafür die Kraft. Ihr Alltag ist ein Kampf ums Überleben. Eine städtische Ökonomie gibt es nicht mehr, sie wurde längst abgelöst von Tauschhandel und Subsistenzwirtschaft.
      Unweit der berühmten Blauen Moschee, in den weitläufigen Ruinenfeldern des ehemaligen Teppichbasars, reiht sich ein Holzkarren an den nächsten. Unter den Verkäufern, die hier für dreißig bis vierzig Pfennig Tagesumsatz ein paar Tomaten oder Zwiebeln feilbieten, sind ehemalige Hochschullehrer, Beamte oder Angestellte ebenso zu finden wie der letzte Justizminister Nadschibullahs. Mein afghanischer Übersetzer kennt sie, weil er hier auch schon Zigaretten verkauft hat. "Es lohnt sich nicht", sagt er. "Auf den Märkten sind mehr Bettler als Käufer." Und niemand mag mit einem Fremden reden, alle haben Angst.
      Kabul ist zerschossen oder geplündert, die Fabriken, die Geschäfte, die Museen, das Nationalarchiv, die Universität, die Schulen. "Zu Zeiten der Mudschahidin hatten wir Krieg und Zerstörung, aber es gab immerhin noch eine städtische Verwaltung, die Löhne zahlte. Jetzt haben wir Frieden, aber es gibt keine Arbeitsplätze mehr", sagt der Übersetzer.
      In der Tat ist die Wirtschaftslage ausweglos. Internationale Finanzhilfen für den Wiederaufbau liegen angesichts der rigorosen Politik der Taliban in weiter Ferne. Das Arbeitsverbot für Frauen und das Schulverbot für Mädchen sorgen zusätzlich für ein verheerendes Image im Ausland. Ein Viertel der etwa eine Million Einwohner Kabuls lebt von den Lebensmittelhilfen der Vereinten Nationen und des Internationalen Roten Kreuzes.
      Die einzigen Deviseneinnahmen in Kabul sind gegenwärtig jene siebzig Dollar, die eine Übernachtung im heruntergekommenen und teilweise zerstörten Hotel "Intercontinental" kostet. Zahlende Kunden sind allein ausländische Journalisten, von denen in den letzten zwei Monaten insgesamt vier an der Rezeption gezählt wurden.
      Die übrigen Gäste sind Taliban, gerade angekommen aus Koranschulen in Pakistan. In diesen Tagen dient das Hotel als Anlaufstelle für Freiwillige, die nach ein bis zwei Tagen weiterziehen an die Front. Junge Burschen, keine zwanzig Jahre alt. Zu Dutzenden sitzen sie auf dem Boden, trinken Tee und diskutieren. Sie sind sehr freundlich und bitten sogleich zum Gespräch. Haben sie keine Angst vor dem Tod?
      "Wir sind hungrig nach dem Tod", meint Taj Mohammed Achakzay, und seine Mitschüler nicken. "Der Prophet Mohammed und seine Gefährten hatten doch auch keine Angst vor dem Tod. Sich für die Religion zu opfern ist eine Ehrenpflicht."
      Ist das Jenseits denn besser als das Diesseits?
      "Gott sei gepriesen, so ist es. Das Diesseits besteht aus Elend, Entbehrung und Not. Das Jenseits aber ist vollkommen, es kennt nur Gerechtigkeit, Harmonie und Frieden."
      ( Auch wenn`s zynisch klingt, da haben ihnen die "US-Terroristen" ja praktisch sozusagen einen Gefallen mit ihrer Bombadierung gemacht.Obwohl, viele sind wie die Hasen geflohen.Hatten wohl doch nich so viel Bock auf`s jenseitige Paradies )
      Dieses Weltbild mag erklären, warum die Taliban-Führer sich mehr für die Scharia interessieren als für die wirklichen Probleme Afghanistans: Das irdische Leben hat ja ohnehin keinen Wert. Die subjektive Redlichkeit der hier versammelten Koranschüler ist kaum zu bestreiten. Sie sind keine Söldner, sie glauben aufrichtig an eine göttliche Mission. Ihr naiver Utopismus läßt allerdings die Grundzüge einer totalitären Gesinnung erkennen, die jede abweichende Meinung zur Gotteslästerung erklärt. Als Außenstehender ist man hin- und hergerissen zwischen der erstaunlichen Herzlichkeit vieler Taliban und dem Wissen, daß ihre Politik, vorsichtig ausgedrückt, nicht in die Zukunft weist.
      "Sie sind da viel zu pessimistisch", behauptet Mullah Abdallah, der sich abends zu mir an den Tisch setzt. Gemeinsam verscheuchen wir die Fliegen vom Kebab, und es stellt sich heraus, daß Mullah Abdallah Minister für Höhere Erziehung ist. "Für uns sind Religion und Politik dasselbe. Ein religiöser Mensch, der aufrichtig handelt, macht eine ehrliche Politik. Und umgekehrt. Wir machen Fehler, gewiß. Aber wir haben dem Land Frieden gebracht. Durch die Scharia-Strafen gibt es kaum noch Verbrechen. Kabul ist sicherer als New York."
      Wir sitzen im Bamian-Saal, der ehemaligen Brasserie, die jetzt als Restaurant dient. In der Provinz Bamian - eine von zwei Provinzen, die den Taliban noch Widerstand leisten - steht ein fast 2000jähriger buddhistischer Stupa aus vorislamischer Zeit. Ein Fresko hier im Saal zeigte Alltagsszenen aus Bamian, darunter auch den Stupa. Vor einiger Zeit allerdings stürmten aufgebrachte Taliban das Kunstwerk und zerstörten den Buddha im Fresko.
      Ein heidnischer Götze, den es zu vernichten galt. Sagt Mullah Abdallah, der Minister für Höhere Erziehung.




      .....



      :)
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 19:38:07
      Beitrag Nr. 19 ()
      Carlo und Harry die eingestellten Berichte untermauern meine These - 80 % der geschilderten Zustände haben in abgewandelter Form für ca. 80 % sämtlicher Staaten auf der Erde Gültigkeit - z.B. unzureichende medizinische Versorgung wegen unzureichender finanzieller Mittel des Patienten sind weltweit gang und gäbe (mal ehrlich gibt es etwas widerwärtigeres ?).

      Aber mir solls recht sein - die Taliban haben hoch gepokert und sind mit eingerollter Fahne untergegangen - ich weine ihnen keine Träne nach - gerade bigotte Frömmelei in jeglicher Form ist mir zuwider - allerdings berausche ich mich auch nicht an Berichten über angebliche oder tatsächliche Greuel, sei es in Afghanistan, Tscheschenien oder Sierra Leone, auch Interviews mit Todeskandidaten in texanischen Knästen sind nicht mein Fall - im Bewußtsein einer infationösen Lawine der medialen Gehirnwäsche messe ich diesen "facts" nur eine untergeordnete Rolle zu - individuellen Scheußlichkeiten trüben den Blick für das tatsächliche Geschehen.
      Avatar
      schrieb am 24.12.01 15:10:01
      Beitrag Nr. 20 ()
      Ich weiß, eierdieb.

      Zivilpersonen und Soldaten, die Regierungen sämtlicher demokratischen Länder, Politologen, Ärzte und Geistliche - alle Opfer der manipulativen Gehirnwäsche von CIA und CNN..............

      Nur Du und ein paar andere - Ihr blickt da noch durch............
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 08:22:43
      Beitrag Nr. 21 ()
      zu #19


      "mal ehrlich gibt es etwas widerwärtigeres "

      Ja, gibt es.:)

      Wenn nämlich die "Zustände", ua. medizinische Versorgung,
      nicht wegen zuwenig an vorhandenen, oder nicht vorhandenen finanziellen Mitteln ihre Ursache finden, sondern weil
      die "Zustände" deshalb verursacht werden, weil ein Mensch eine andere Hautfarbe hat, an eine andere Religion glaubt, eine andere Überzeugung vertritt, einer anderen sozialen Herkunft oder Stellung zugehörig ist, oder schlicht und einfach dem falschen, daß heißt dem weiblichen Geschlecht angehört.Unter dem Talibanregime war Frau sein, im Krankheitfall, faktisch ein Todesurteil.Das, Eierdieb, emfinde ich als noch etwas Wiederwärtigeres.




      H_Schotter:)
      Avatar
      schrieb am 08.03.02 00:05:37
      !
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