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    Der Wahnsinn von Amerika - Teil 2 - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.12.01 17:33:43 von
    neuester Beitrag 20.02.02 14:07:44 von
    Beiträge: 166
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      schrieb am 22.12.01 17:33:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      Der Alte ist mir jetzt zu lang! :D

      Deshalb auf ein Neues und das man genau so viel findet!

      Den meiner Meinung nach Besten hab ich schon gefunden:

      ________________________________________________________


      Albrecht O. Pfeiffer


      Wer gut essen will, muss Aktien kaufen

      Dieser Spruch hat eine logische Fortsetzung: "Wer gut schlafen will, muss Pfandbriefe kaufen." Er stammt aus einer uralten Börsenzeit, die schon lange verschwunden ist und die wahrscheinlich nie wieder kommen wird. Damals machte der Aktienkauf noch Sinn. Juristisch betrachtet ist der Aktionär Eigentümer einer AG. In gleicher Weise, wie der Hausbesitzer monatlich seinen Mietzins einfordert, konnte der Aktionär seinen ihm zustehenden Gewinnanteil beanspruchen, und zwar in Form eines vierteljährlich zu zahlenden Schecks. Damals waren die Namensaktien schon deshalb notwendig, damit der Finanzvorstand die Adresse wusste, wohin er den Scheck schicken sollte. Haben Sie schon jemals einen Scheck von Ihrer Aktiengesellschaft erhalten? :laugh:

      Üblich war eine jährliche Dividendenauszahlung an die Aktionäre von ca. 7 % des Kapitals. Die Vorstände waren stolz darauf, eine hohe Dividende zu erwirtschaften. Sie wurden an ihren Ausschüttungen gemessen. Selbst in der Weltwirtschaftskrise von 1930 bis 1940 zahlten die großen US-Gesellschaften 7 % Rendite. Am 8. Juli 1932 notierten die 30 größten US-Unternehmen mit 40 (i.W. vierzig) Dow-Jones-Punkten. Heute werden die gleichen 30 größten US-Unternehmen mit 10.000 bewertet.

      Durch die 11. Zinssenkung in diesem Jahr hat die US-Notenbank den tiefsten Stand seit 40 Jahren erreicht. Mit einem Diskontsatz von 1,25 % erreicht sie bereits die Zinstiefe in der Weltwirtschaftskrise. Die Bank of Japan hat die kurzfristigen Zinsen bereits auf NULL gesenkt. In den vergangenen zehn Jahren hat Japan bereits 1800 Milliarden DM in nutzlosen Stimulierungsprogrammen verpulvert. Die Wirtschaftskrise schaukelt sich immer höher. :eek:

      In meiner August-Kolumne erwähnte ich die Geldnöte der Durchschnittsamerikaner, die sich besonders den Supermärkten erkennbar zeigt. Die Lage der riesigen US-Konzerne ist kaum besser. Sogar in der Weltwirtschaftskrise nach dem Crash 1929 hatten sie für jeden Dollar, den sie im nächsten Jahr zahlen mussten, 1 $, 2 $ oder sogar 3 $ in der Kasse, und zwar in Form von Bargeld! Wie ist die Lage heute? : Delta Airlines 38 cents für jeden Dollar Schulden. Northwest 36 cents. Union Pacific 24 cents, Campbell Soup 16 cents, Wal-Mart 12 cents, Kmart 11 cents. Noch schlimmer ist die Lage bei der Schlüsselindustrie Autoproduktion: Chrysler, nur 10 cents pro Dollar Schulden, General Motors 7 cents, und bei Ford sogar nur noch magere 4 cents. Dabei beziehen sich diese Zahlen noch auf die gute Zeit vor dem makaberen 11. September!

      Die Leser meiner Kolumne sollten sich auf interessante Zeiten im Jahr 2002 vorbereiten!

      Albrecht O. Pfeiffer

      18.12.2001

      :D
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      schrieb am 22.12.01 17:57:59
      Beitrag Nr. 2 ()
      Paul C. Martin


      Warum verlieren Kleinanleger immer Geld? (16.08.2000)

      Vor kurzem hat Jürgen Küßner in seine Page elliottwaves.de den Chart von Corel (CORL) gestellt, der nun wirklich ein Desaster zeigt. Der Nasdaq-Wert setzte im vergangenen Frühjahr zu einem Blow-off an, stieg von 3 Dollar auf 44 1/2 und notierte danach wieder bei 3 Dollar. "Jeder", so Küßner, "hat an der Aktie Geld verloren." Was stimmt, denn selbst wer zu 3 Dollar gekauft hatte, verlor zumindest ein Jahr lang die Zinsen, die er bei alternativer Anlage am Geldmarkt hätte erzielen können. Viele aber haben erheblich mehr verloren, 10 Dollar, 20 Dollar, vielleicht sogar 40 Dollar.

      Es ist recht unwahrscheinlich, dass es sich bei den gebeutelten Anlegern um große Fonds handelt; es dürften wohl fast ausschließlich Kleinanleger gewesen sein, die jetzt auf den Trümmern hocken. Der große Börsenkenner Joe Granville, Grand Master der technischen Analyse, nannte die Anleger, die zum Schluss mit den zerbombten Aktien da stehen, einmal die "Bagholder". Das sind jene Leute, die nach einem Börsenfeuer die Säcke mit den Aktien drin halten und sich fragen: Wie konnte das passieren?

      Es passiert so: Der Kleinanleger ist nicht etwa ein wild gewordener Zocker, sondern, da er mit kleinem Geld sich an der Börse versucht, zunächst extrem vorsichtig. Er überlegt lange hin und her, ob er überhaupt das glitschige Parkett betreten soll. Was tut er also, wenn die Kurse rasant in die Höhe gehen? Er sucht Rat. Er fragt jeden, den er erreichen kann, ob es denn richtig sei, mit Aktien. Er fragt Banker, Analysten, seine Bekannten und Freunde, er informiert sich in allen möglichen Publikationen. Überall hört er den gleichen Tipp: Ja, Aktien musst du haben, und konkret eben Corel. Die habe man - Depotauszüge werden vorgelegt - schließlich selbst.

      Schließlich gibt der Kleinanleger seinem Herzen einen Stoß und - kauft auch. Da aber alle, die er gefragt hat, Aktien und speziell Corel bereits haben, kann es anschließend nur eines geben: Die Aktie muss fallen. Denn woher sollten neue Käufer kommen, wenn alle, die die Aktie haben wollten, sie schon hatten?

      Ist dies schon schlimm genug, kommt es meist noch schlimmer. In die fallenden Kurse hinein wird nachgekauft (man kann sich doch nicht so getäuscht haben!) und am Ende sitzt der Kleinanleger da, sieht wie die Kurse immer weiter fallen - und versteht die Welt nicht mehr.

      Ich darf dazu ein Beispiel aus den 20er Jahren anfügen. Damals galt US Steel als ein absolut einwandfreier und todsicherer Wert. Die Aktie notierte 1924, zum Beginn der Mega-Hausse bei 90 $. Die Zahl der Aktionäre: 97.000. Dann hob die Aktie ab. Am ATH von 1929 lag der Kurs bei 250 $ und die Zahl der Aktionäre war auf 110.000 gestiegen. Dann kam es zum Crash und der anschließenden zermürbenden Baisse. 1932 schließlich notierte US Steel bei 20 $. Die Zahl der Aktionäre aber war auf 190.000 gestiegen. Die Kurse waren also in der Mega-Baisse um ca. 90 % gefallen, die Zahl der Aktionäre dagegen um 75 % gestiegen. Und alle Aktionäre, die das Papier durchgehalten oder gar dazu gekauft hatten, waren schwer im Minus.

      Was lehrt: Sich niemals von den Sirenen-Klängen betören lassen, von wegen: "Das sind jetzt aber absolute Einstiegskurse!". Dies sind die üblichen Sprüche, die immer wieder aufgetischt werden, wenn Dumme noch Dümmere suchen, um abzuladen. Geht ein Kurs gen Süden, muss die oberste Maxime lauten: "Never catch a falling knife." Die wirklichen Einstiegskurse werden nicht bekannt gegeben. Die muss sich jeder Anleger nach sorgfältiger Analyse immer selber raussuchen. Und das möglichst ohne Hektik. Denn an der Börse gibt es hunderttausend Chancen. Bloß liegen sie fast immer dort, wo keiner sie vermutet.

      Nächstes Mal: Die Tragödie des Internet-Gurus Henry Blodget

      Dr. Paul C. Martin

      16.08.2000


      :eek:
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 18:02:35
      Beitrag Nr. 3 ()
      Paul C. Martin


      Die Deflationäre Depression beginnt

      Es ist nun gut 15 Jahre her, als mich nach einem Vortrag der alte Fuchs, Chart-Champ und heutiger boerse.de-Kolumnist Hans-Dieter Schulz kritisch angesprochen hat und zum ersten Mal das berüchtigte D-Wort gebrauchte. Er fragte. "Warum sprechen Sie eigentlich immer von Inflation? Denken Sie doch auch mal über die Möglichkeit einer Deflation nach!"

      Lern- und wissbegierig wie ich war, ließ ich mir das nicht zwei Mal sagen. Was ist überhaupt eine Deflation und vor allem: Woher kommt sie?

      Eine Deflation sind auf breiter Front fallende Preise. Die Wirtschaftsgeschichte ist voller solcher Erscheinungen, wie ich alsbald herausfand. Zunächst war da die Weltwirtschaftkrise, in der die deutschen Lebenshaltungskosten zwischen 1929 und 1933 um fast ein Viertel nachgaben. In anderen Ländern war es ähnlich. War dies eine Abirrung, ein Phänomen, das aus der weltweit grassierenden Wirtschaftskrise resultierte? Obendrein "monetär" zu erklären, also mit einem starken Rückgang der "Geldmenge" um ein gutes Drittel wie es mein alter Lehrer Milton Friedman in seiner "Monetary History of the United States" so ausführlich dargelegt hatte (1963)?

      Es schien nahe zu liegen, und die Kausalkette: Weniger Geld = fallende Preise beeindruckte durch ihre Simplizität. Doch dann stieß ich auf immer mehr Material, das mich stutzig machte. In den USA war es 1920/22 zu einer scharfen, kurzen Deflation ohne nennenswerten Rückgang der Geldmenge, gekommen, in England Mitte der Zwanziger Jahre nach der Rückkehr zur Goldparität der Vorkriegszeit nicht minder.

      Immer gab es also andere Ursachen (Kriege, Nachkriegszeiten, Outside-Schocks, Edelmetallmangel) und das Bild wurde nicht klarer.

      Zurück daher zum statistisch verlässlichen Friedman. In seinen Tabellen entdeckte ich, dass die US-Deflation der Großen Krise nicht durch das Geld, das im Publikum vorhanden war, die Deflation verursacht haben konnte. Es war zwischen dem Crash-Monat Oktober 1929 von 3,8 Milliarden Dollar auf 5,5 Milliarden Dollar im März 1933 gestiegen ("Currency held by the Public"). Was in der gleichen Zeit allerdings völlig zusammenbrach waren die "Demand" und die "Time Deposits". Sie fielen im gleichen Zeitraum von 24,4 bzw. 19,9 auf 13,5 bzw. 10,9 Milliarden Dollar. Die Krise war also keine "monetäre" im strengen Sinn des Wortes, sondern es war eine Kreditkrise: Das Publikum hatte schlicht abgehoben und weniger Guthaben bei den Banken unterhalten, die ab September 1930 ohnehin in Kaskaden untergegangen waren.

      Also ist zu fragen, ob nicht mangelndes Vertrauen und vor allem mangelnde Kreditnahme- und Kreditvergabebereitschaft als Deflationsursache anzusehen sei. Die Antwort lautet: Ja. Deflation kommt nicht aus irgendeinem "Money Stock", den es im heutigen Kreditgeldsystem (ohne Gold als Basis) ohnehin längst nicht mehr gibt, auch nicht aus Hortungen", obwohl so etwas durchaus die Kaufbereitschaft hinauszögert, was auch ökonomisch sinnvoll ist, weil jedermann später billiger kaufen kann und Warten also Zinsen bringt. Die Deflation ist ein Kreditphänomen!

      Wer bereits verschuldet ist, muss, um bei Fälligkeit liquide zu sein, in sich zusammen ziehenden, also zunächst rezessiven Märkten, notfalls zu immer tieferen Preisen Absatz suchen, was die Konkurrenz ebenfalls zu Preisnachlässen veranlasst Und wer bisher mit Hilfe von Kredit gekauft hat (Investitionen, Häuser, Autos) hält sich zurück, was ebenfalls nicht zur Stabilisierung des Preisniveaus beitragen kann.

      Die Börsen mögen, getrieben von kurzfristiger "Liquidität", dargestellt durch die Verwandlung längerfristiger Fälligkeiten in "ready cash at hand", noch ein interessantes Eigenleben entwickeln, doch jede "neue Hausse" wird sich à la longue nur als Korrektur in einem anstehenden langen, langen Abwärtstrend entpuppen. Auch in der Baisse kann gutes Geld verdient werden, zumal die Aufwärts-Hikes mit großer Wucht daherkommen.

      Am Ende aber werden alle Kurse wieder dort landen, wo sie vor dem Start der Aktienmanie hergekommen sind und - ähnlich den Titeln der New Economy - in etwa dort landen, wo düster steht: 10 Prozent des All Time Highs.

      Buyers, beware!

      Von Dr. Paul C. Martin, Zürich

      19.11.2001

      Avatar
      schrieb am 22.12.01 18:07:14
      Beitrag Nr. 4 ()
      Paul C. Martin


      Der Unfug mit der "Geldmenge" und der Weg der Aktien in ganz neue Tiefen

      Die gesamte Weltwirtschaft hat eine Schieflage vom Feinsten. Und was wird kommen? Die Schieflage wird noch größer werden. Was vor den noch halbwegs über Wasserlinie driftenden Volkswirtschaften Amerikas und Europas bevorsteht, ist nicht mehr und nicht weniger als das, was Japan seit 1990 erlebt hat. Ein Abschmieren in eine deflationäre Depression.

      Um es ganz, ganz deutlich zu sagen: Vor uns baut sich die schwerste Wirtschaftskrise aller Zeiten auf. Whow!

      Whow - haben wir nicht Hunderttausende von sogenannten "Ökonomen", von "Chefvolkswirten", von "VWL-Professoren" gar? Die arbeiten doch, unterstützt von fleißigen jährlichen Verleihungen von Nobelpreisen, daran, so etwas Schreckliches zu verhindern? Ja, diese "Experten" haben wir, auch Japan hat sie in Massen, denn die "Lehrbücher" der Ökonomie sind auch in diese ferne Sprache übersetzt. Die Ökonomen sind die Hohepriester der Wirtschaftstheorie, und sie beten alle letztlich nur einen Gott an: Die "Geldmenge", bestehend aus - Geld. Geld ist bekanntlich nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts.

      Diese Geldmenge, so geht die arkane Lehre, müsse nur irgendwie "zur Verfügung gestellt" und dann auch "ausgegeben" werden - und schon wären alle Schmerzen verflogen.

      Leider ist das mit der Geldmenge der alles entscheidende Irrtum. Geld scheint es zwar zu geben, wir müssen schließlich bloß in unsere Brieftaschen greifen oder auf unser Kontenauszüge starren - und mehr Geld als heute war sub summa noch nie in der Weltgeschichte vorhanden. Warum wirkt also die "Geldmenge" nicht so wie sie wirken sollte?

      Geld (Sie dürfen gerne lachen!) gibt es nämlich nicht. Jedenfalls nicht in dem Sinne, den die Ökonomen-Kaste uns immer einzureden versucht: Nämlich als "netto". Als "Menge", so wie es eine Menge ieselsteine gibt.

      Nehmen wir als Beispiel nur das Geld "schlechthin", die Banknoten. Die existieren zwar als Scheine physisch netto, aber nicht als etwas, das es netto auch als Summe gäbe. Banknoten sind zwei Mal verbucht. Einmal als Aktiva in unseren Firmen- oder Privatbilanzen und ein zweites Mal als Passivposten in den Notenbanken.

      Die Notenbanken geben neue Banknoten auch nicht etwa "netto" aus, obwohl sie das so gern beteuern: Auf ihren Aktivseiten sehen wir den schönen Posten "Kredite an Finanzinstitute" (MFIs wie das modern heißt), aber keine Bank der Welt verbucht eine Schuld gegenüber irgendeiner Notenbank. Also wer beherrscht die doppelte Buchführung nicht?

      Jede Geschäftsbanken bilanziert im Gegenteil als obersten Bilanzposten unter Kassa Banknoten oder "Forderungen gegen Zentralbanken" und einen Kredit, den man angeblich bei einer Notenbank aufgenommen hat, kann man nicht gleichzeitig als Forderung verbuchen.

      Banknoten werden von den Notenbanken nur vergeben, und dies auf Zeit, indem die Geschäftsbanken (die Bundesbank nennt sie ihre "Geschäftspartner") ihrerseits der Notenbank Sicherheiten (Pfandbriefe, Staatspapiere, Bankschuldverschreibungen, Wechsel usw.) verkaufen, die sie ihr wieder gegen just die Banknoten abkaufen müssen, die sie selbst erhalten hatten. Nirgends lässt sich eine Banknote entdecken, die irgendwo "netto" herumschwirrt.

      Daher gibt es auch so etwas wie einen "Zinssatz" einer Notenbank mitnichten. Denn auf welchen Kredit, welchen Leihvorgang sollte sich dieser Zinssatz wohl beziehen? Auf die Vermietung von Banknoten etwa? Unsinn!

      Alles Hoffen auf "Zinssenkungen" seitens einer Notenbank ist daher auf die Dauer zwecklos. Japan hat es bestens durch dekliniert. Der "Zinssatz" der BoJ lag schon bei 0 % (derzeit 0,25 %), aber Geld kam eshalb nicht "netto" und zusätzliche, sozusagen als neue Kaufkraft, die endlich entfesselt wurde, in Umlauf.

      Die Notenbanken können ihre Sätze, die oft so geheimnisvolle Namen wie "Rate" oder gar "Target Rate" tragen, zwar über die Sätze am Geldmarkt anheben, und dadurch Liquidität verteuern, aber sie können niemals Geld netto schaffen und deshalb einer nach unten driftenden Volkswirtschaft nimmer helfen.

      Was den Sturz in die Tiefe jetzt nur noch verhindern könnte, wäre zusätzliches Schuldenmachen - durch Konsumenten, Firmen oder durch den Staat. Gekauft wird niemals mit "Geld", das immer schon verbucht und ergo verbraten ist, sondern nur mit Hilfe zusätzlicher Kredite.

      Die Verbraucher aber halten sich mit ihren Käufen auf Kredit zurück, ihr Vertrauen schwindet, siehe USA. Die Firmen fahren ihre Investitionen deutlich zurück, die Beispiele gorgonischen Schuldenmachens wie bei der UMTS-Auktion waren schreckliches Beispiel genug. Der Staat bliebe als letzter übrig.

      Um die Weltwirtschaft zu retten, müssten also Konjunkturpogramme, voll auf Pump finanziert, in Billionenhöhe aufgelegt werden. Ob das helfen wird, ist aber durchaus fraglich. Japan hat es trotz mehr als einem Dutzend solcher Konjunkturprogramme nicht geschafft, aus seiner Misere zu finden.

      Anleger müssen sich darauf einstellen, dass es noch viel schlimmer wird, bevor es besser werden könnte. Für den Aktionär heißt dies bei der bewährten Strategie zu bleiben: Alles shorten, was sich noch bewegt, am besten die Aktien direkt (ohne dabei zu hebeln, damit man ruhig schlafen kann) oder Calls auf überhoch bewertete Aktien zu schreiben.

      Dass die Aktien nicht etwa niedrig, sondern geradezu irrwitzig hoch bewertet sind (immer noch!), hat eben erst das "Wall Street Journal" höchstselbst bescheinigt. Die P/E Ratio des S&P 500 liegt, korrekt berechnet, mit über 37 (!!!) höher als jemals zuvor in der Geschichte.

      Ja, jetzt, aktuell! Da ist also noch jede Menge Stoff nach unten. Der auf uns zukommende Ablauf kann durchaus mit einem Crash gewürzt werden à la 1929 oder er verläuft just so wie er in Japan abgelaufen ist - von 39.000 auf fast 10.000. More to come. Kursziel: 1000.

      Ergo: Enough time to make all kind of money. Also mein Rat: Mit ruhiger Hand die Aktien auf ihrem weiteren Weg nach unten begleiten. Und sich von "Ökonomen" nicht mehr den Unfug von wegen "Geldmenge" und "Zinssenkungen der Notenbanken" einreden lassen.

      Paul C. Martin

      30.08.2001
      Avatar
      schrieb am 22.12.01 20:14:27
      Beitrag Nr. 5 ()
      Andre Gunder Frank:
      Überdehnung der US-Ökonomie & Militärisch-Politischer Rückstoß?

      »Wenn der IWF recht hätte, dann könnte irgendwann um die Mitte nächsten Jahres ein globaler ökonomischer Wiederaufschwung beginnen. Aber für die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, Japan, lautet die Prognose viel schlechter. Japan befindet sich jetzt zum vierten Mal in zehn Jahren in der Rezession, und zwar einer verlängerten; sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr wird eine Schrumpfung des BSP erwartet. Die Ökonomen sind sich darüber einig, daß die Probleme Japans (und die anderer >National<-Ökonomien) sehr ernst sind und von den Instanzen der Wirtschaftslenkung weit radikaleres Handeln erfordern als bisher aufgebracht worden ist.« (Zitiert nach einem Bericht des Economist.)
      Die Vorhersagen des IWF und auch jene der OECD und der US-Regierung liegen jetzt nicht richtig und haben nie richtig gelegen, wie jeder Vergleich zwischen ihren veröffentlichten (und auch ihren unveröffentlichten?) Vorausschätzungen und dem anschließenden wirklichen Weltgeschehen beweist. Sie sind immer über-optimistisch gewesen, weil Über-Optimismus in ihre Instrumente der Erhebung und Vorausschätzung eingebaut ist, und sei es deswegen, weil ihnen politisch-ökonomische Gründe die Vermeidung von Realismus und unrealistische Prognosen auferlegen. Denn sie sind dazu bestimmt, einesteils als sich selbst erfüllende Prophezeiungen zu wirken und sollen anderenteils dazu dienen, die politische Unterstützung für die Fortdauer ihrer Existenz zu erhalten. Der IWF - de facto ein Arm des US-Finanzministeriums, aber niemandem gegenüber verantwortlich außer dem US-Finanzministerium selbst - verfügt allerdings über einige Macht, Vorhersagen zu treffen; diese sind zu Teilen self-fulfilling für amerikanische und einige andere Interessen des Big Business: Sie können zum Versenken von Währungen, Wirtschaften und Einkommen insbesondere in der »dritten« und nun auch der einstigen »zweiten« Welt führen, auf deren Kosten sich die Wirtschaften der Ersten Welt - durchaus die erste, doch in einem anderen Sinn - zur Erzielung eines Großteil ihres eigenen relativen Wohlstandes stützen (siehe weiter unten).
      »Noch niemand hat bisher die Vermutung vorgebracht, daß Amerika unter einer Deflation leidet, die eine Abwärtsspirale fallender Preise, schrumpfender Nachfrage und finanzieller Engpässe auslösen kann: ein Teufelskreis, den Amerika zuletzt in den 1930ern erlebte. Policymakers, die weise sein wollen, werden jedoch das Risiko nicht ignorieren.« (Zitiert nach einem Bericht des Economist.)
      Ich und James Tobin (Autor des Vorschlags der >Tobin-Steuer<;) haben schon Mitte der 80er Deflation öffentlich vorhergesagt, »weise« Ideologen haben dieses Risiko ignoriert (nicht wirklich das Risiko, aber dessen notwendige Folge) und ihre Politik zur Bekämpfung der Inflation fortgesetzt. Nichtsdestoweniger sind seitdem die Rohstoffpreise scharf und beständig gefallen. Darüber hinaus wirkt weltwirtschaftlich betrachtet eine Inflation der jeweiligen nationalen Währungen (Pesos, Rubel) und in der Folge deren scharfe Abwertung gegenüber der Weltwährung Dollar de facto im Verhältnis als beträchtliche Deflation im Rest der Welt. Das hat ihre Preise herabgedrückt und ihre Exporte für diejenigen verbilligt, die deren Waren - im Wert der Währungen der Exportländer ausgedrückt - mit Dollars kaufen, also in erster Linie Verbraucher, Produzenten und Kapitalanleger in den Vereinigten Staaten und von (!) den Vereinigten Staaten aus. Diese (Besitzer von Dollarvermögen) können - was kaum je erwähnt wird - den Rest der Welt aufkaufen mit Dollars, die lediglich das Drucken und das In-Umlauf-Bringen »kosten«, was für die in Amerika Ansässigen praktisch eben keine Kosten bedeutet. (Die $100-Dollar-Note ist das weltweit verbreitetste Bar-Zahlungsmittel; die ganze russische Wirtschaft wird damit am Laufen gehalten und es befinden sich zweimal [jetzt?] dreimal so viele außerhalb wie innerhalb der USA in Umlauf.) Der amerikanische Aufschwung, Wohlstand und daran anschließend der »ausgeglichene« Bundeshaushalt der Jahre 1992-2000 während der Regierung Clinton waren entgegen populistischen Behauptungen jener Regierung nur ein zeitliches Zusammenfallen. Der 8 Jahre andauernde Wohlstand der Vereinigten Staaten ruhte ganz auf dem Rücken der schrecklichen Depression, Deflation und merklicher Zunahme der Armut im Rest der Welt (während dieses einen Jahrzehnts sank die Lebenserwartung in Rußland um 10 - zehn - Jahre, die Säuglingssterblichkeit, Trunksucht, Verbrechen und Selbstmord nahmen zu wie nie zuvor in Friedenszeiten. Seit 1997 sank das Einkommen in Indonesien auf die Hälfte herab und war Ursache für die sich seither fortschleppende politische Krise).
      Dies alles führt unter anderem zu folgenden Konsequenzen: Die USA exportieren von hier nach draußen die Inflation, die ansonsten durch die hohe Geldversorgung und -vermehrung im nationalen Kreislauf entstehen würde, weswegen es sich bei der niedrigen Inflationsrate im eigenen Lande keineswegs um das Wunder der »richtig angepaßten« Geldpolitik der FED handelt. Die USA sind in der Lage gewesen, zweierlei zugleich zu erreichen, nämlich einmal ihr Haushaltsdefizit und das Defizit ihrer Handelsbilanz mit billigem Geld abzudecken, während sie zum andern, bedingt durch Deflation/Abwertung anderswo in der Welt, wie ein Magnet spekulatives Finanzkapital - sowohl in amerikanischem als auch in ausländischem Besitz - angezogen haben. Dieses Kapital hat US Treasury Certificates gekauft (und dadurch das Ansteigen des US-Haushaltsdefizits angehalten), ist in die Wertpapiere der Wall Street gegangen und hat damit den Bullenmarkt und zuletzt die Blase der 1990er gefüttert. In der Folge hat dieses Kapital sowohl den spekulativen und auf Vermögensillusionen gegründeten Wohlstand von Amerikanern und anderen Aktienanlegern erhöht, gestützt und verbreitet, was wiederum vermöge dieses illusorischen »Wohlstandseffekts« erhöhten Verbrauch und erhöhte Investitionen angetrieben hat.
      Der darauf folgende und gegenwärtig anhaltende Bärenmarkt ist dennoch ein sattes Profitgeschenk für Unternehmen, die ihre Aktien zu Hausse-Preisen ausgegeben und verkauft haben und nun ihre eigenen Aktien zu Schnäppchenpreisen zurückkaufen können (wenn sie noch genügend Cash Flow haben?). Für sie stellt dies enorme Gewinne auf Kosten der Kleinaktionäre dar, die nun notgedrungen ihre auf Tiefpreise abgesunkenen Anteile verkaufen (müssen?).
      Der Wohlstand in den USA steht jetzt auf des Messers Schneide einer nicht nur im Innern instabilen enormen Unternehmens- und Verbraucherverschuldung (Kreditkarten, Hypotheken und andere). Die Vereinigten Staaten sind auch immens verschuldet gegenüber ausländischen Vermögensinhabern von US Treasury Certificates und Wertpapieren der Wall Street und gegenüber anderen Forderungen und Eigentumstiteln, sowohl bei ausländischen Zentralbanken, die ihre Reserven in US Dollar gehalten haben, als auch bei anderen Inhabern von US-Schuldverschreibungen (wie Fannie Mae und anderen quasi-staatlich garantierten Schuldverschreibungen). Das Fazit dieser Lage ist, daß genau die Politik der USA, die so viel zur Destabilisierung in vielen Bereichen der Welt beigetragen hat (z. B. bei der Destabilisierung Südostasiens, wodurch das japanische ökonomische und finanzielle System noch mehr unterhöhlt wurde als es ohnehin schon vor den Ereignissen des Jahres 1997 war), nun den Moment heraufbeschwört und wahrscheinlich macht, daß besonders die japanischen und europäischen Gläubiger der US-Schuld ihre Eigentumstitel versilbern müssen, um ihre eigenen instabiler werdenden ökonomischen und finanziellen Systeme zu stützen.

      Die Ökonomie der Vereinigten Staaten seit Volcker
      Eine andere größere Folge ist, daß die US- (und mit ihnen die Welt!-)Wirtschaft sich nun in einer Zwangslage befinden, aus der sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit weder durch den Rückgriff auf keynesianische Kreditschöpfung noch auf makroökonomische Wirtschaftspolitik zur Stützung der amerikanischen und westlichen bzw japanischen Wirtschaft in einer Form befreien kann, wie sie Carter und Reagan angewandt haben. Der militärische Keynesianismus, als Monetarismus nach der Methode von Friedman und Volcker und der Angebotsmethode auf Basis der Laffer-Kurve verkleidet, wurde 1977 von Carter begonnen und 1979 mit voller Kraft in Gang gesetzt, als der von Carter ernannte Paul Volcker die FED leitete. Dieser Volcker kehrte im Oktober 1979 die Geldpolitik der Federal Reserve von hoher Geldversorgung und niedrigem Geldzins vollständig um mit dem Versuch einer drastisch verminderten Geldversorgung und hohem Zins (auf 20 Prozent Geldzins!), um den Dollar aus seiner Hinfälligkeit in den 1970ern zu retten und ausländisches Kapital in die armen USA zu ziehen. Damit hatte er dann auch Erfolg. Zur selben Zeit begann Carter dann mit dem militärischen Keynesianismus im Juni 1979 durch Aufhebung der Detente von Nixon und Breschnew und dem zweiten kalten Krieg, der mit der Einführung von um 3 Prozent (inflationsbereinigt) steigenden Militärausgaben für alle NATO-Mitglieder und dem »zweigleisigen« Stationierungsvorhaben von schnellen ballistischen (d.h. hochfliegenden) Pershing-Raketen und langsamen (in niedriger Höhe fliegenden) Cruise Missiles in Deutschland begann und eine stärkere Stellung im Rüstungs(kontroll)wettlauf mit der Sowjetunion bewirken sollte.
      Die angebliche Wiederauslösung des kalten Kriegs durch die sowjetische Invasion in Afghanistan im Dezember 1979 ist von Anfang an ein US-Mythos gewesen, weil Carter diesen bereits im Juni 1979 (gleich nach Paraphierung des SALT-2-Abkommens ) begonnen hatte und die Sowjets erst im Dezember 1979 in Afghanistan einmarschierten. Ich persönlich habe immer die Auffassung vertreten, daß dieser Einmarsch eine sowjetische Reaktion, die sich zum Teil auf die - wie sich herausstellte: falsche - Annahme gründete, daß die USA die Eskalation bereits auf die höchstmögliche Stufe gehoben hätten. Die Hoch-Eskalation der USA kam unerwartet, sollte aber zum Teil (so mein Argument) dazu dienen - wie auch der Schwenk zu einer rechten Wirtschaftspolitik - der Herausforderung durch Ted Kennedy bei der bevorstehenden Kandidatennominerung der Demokratischen Partei den Wind aus den Segeln zu nehmen. Brzezinski enthüllt uns nun, daß er die Lage in Afghanistan bewußt geschürt und umzudrehen versucht hat, um die Sowjetunion zu einer Reaktion zu provozieren und damit eine Gegenvergeltungsmaßnahme der USA zu rechtfertigen, was ihm ja auch gelungen ist.
      In einem Wort, der zweite kalte Krieg und der Militärkeynesianismus wurden von Carter begonnen (im Vereinigten Königreich wurde der Thatcherismus 1976 vom Labour-PM Callaghan eingeführt). Star Wars und Reaganomics waren nur deren Fortsetzung und Eskalation. Das erstere Vorhaben wurde dafür entworfen, die SU in den Bankrott zu zwingen und das Letztere, um nicht nur die USA, sondern auch die ganze westliche - also auch die europäische und japanische - Weltwirtschaft nach der Rezession von 1979-1982 zu stützen. Beide politische Vorhaben waren zwar erfolgreich, doch wurde der Bankrott der USA selbst nur vermieden, weil die Zwillingsdefizite in Handel und Haushalt durch den Kapitalzufluß aus Schuldendiensten ausgeglichen wurden, die den lateinamerikanischen Ländern abgezwungen wurden (ein Ergebnis wiederum der von Volcker durch Heraufschrauben der Geldzinsen von nahezu nichts auf 20 Prozent hervorgerufen worden war). Hinzu kamen massive Kapitalzuflüsse aus Europa und Japan - besonders zum Kauf von Treasury Certificates. Damit erfolgte die Verwandlung der USA vom größten Gläubiger der Welt, die sie noch 1985 waren, in den größten Schuldner seit dem Jahre 1986.
      Ohne diese Entwicklungen wären die Vereinigten Staaten mit einer endlosen Inflation zahlungsunfähig geworden, so wie es der SU widerfuhr, welche allerdings niemanden hatte, der für ihre Zahlungsverpflichtungen Sicherheit leistete. Darüber hinaus wurden die Außenhandelsguthaben der SU in den 1980ern nach dem scharfen Rückgang der Weltmarktpreise für Öl und Gold zunichte gemacht, aus denen die SU 90 Prozent ihrer Deviseneinnahmen bestritt. Als Nettoimporteur von Öl haben die USA - wenngleich auch nicht die dort ansäßigen Ölinteressen - umgekehrt daraus einen Vorteil gezogen.
      Warum erzähle ich diese alte Geschichte jetzt? Weil heute und morgen die USA für sich und ihre Verbündeten dasselbe tun müßten, es jetzt aber nicht können! Die USA könnten (sollten? müssen??) nun versuchen, eine Ausgabenleistung großen Ausmaßes für sich und ihre Alliierten (jetzt abzüglich Japans, aber plus Rußland) zu wiederholen, um mit diesen Aufwendungen die gegenwärtige Rezession, die sich zur Depression zu vertiefen droht, abzuwenden. Die USA würden dann erneut zu einem riesigen keynesianischen Defizit umschwenken und dafür (mit dem 11. September als Vorwand für wahrscheinliche militärische Ausgaben) reflationierende Maßnahmen anwenden. Außerdem könnten die USA, um ihre jetzt enorme und noch wachsende Auslandsverschuldung zu begleichen, auf eine inflationäre Verringerung dieser Belastung durch den anwachsenden Schuldendienst verfallen. Doch auch das letztere Vorgehen könnte - im Unterschied zur oben zusammengefaßten vorangegangenen Periode - nicht die Erzeugung eines weiteren Super-Handelsbilanzdefizits verhindern. Besonders dann nicht, wenn die Binnennachfrage weiter sinkt, dagegen der Druck der Exporteure auf den »Nachfragemarkt der letzten Zuflucht« weiter steigt.
      Jedoch wird es diesmal keine Kapitalzuflüsse aus dem Ausland zur Rettung der US-Ökonomie geben. Der Abwertungsdruck auf den Dollar gegenüber anderen Währungen wird vielmehr im Gegenteil den Zunder für eine Kapitalflucht aus den USA liefern, die Flucht des Anlagekapitals sowohl aus US-Staatsanleihen als auch aus Wall-Street-Papier, mit einschneidenden Kursverlusten an den Aktienbörsen im Gefolge. Das Resultat werden weiterer Preisverfall und Deflation im Weltverhältnis zu Weltbedingungen sein, obwohl die US-Ökonomie im Inland eine Inflation erlebt.
      Der Preis des Öls ist noch eine andere Mücke in der politisch-ökonomischen Salbe, deren Ausmaße und Bedeutung im umgekehrten Verhältnis dazu steht, wie heilsam oder schädlich die Salbe selber ist. Und die ist heute wenig heilsam und bereits am Verderben. Der Weltölpreis ist immer ein zweischneidiges Schwert gewesen, dessen beide Seiten mit Hilfe erfolgreicher alternativer Maßnahmen der Wirtschafts- und Preispolitik stumpfer gemacht werden konnten. Auf der einen Seite benötigen Ölförderländer und ihre Unternehmensinteressen einen Mindestpreis für Produktion und Distribution ihres Öls, statt es unter der Erde zu lassen und weitere produktive Investitionen in die Ölförderung auf bessere Zeiten zu verschieben. Daher ist ein hoher Ölpreis wirtschaftlich und politisch existenzwichtig für Staaten wie Rußland, den Iran und besonders Saudi-Arabien, aber auch für die Ölinteressen in den USA.
      Auf der anderen Seite ist ein niedriger Ölpreis gut für Öl importierende Länder und deren Verbraucher, deren Verbrauch auch die Produkte anderer Öl importierender Länder einschließt, womit zum Beispiel in den USA die makroökonomische Politik gestützt wird. Dieser Tage scheint der Ausgleich von hoch und niedrig bei ungefähr US$ 20 für ein Faß zu liegen - zum gegenwärtigen Dollarkurs! Niemand scheint jedoch zur Zeit in der Lage zu sein, den Ölpreis auf diesem Niveau festzuschreiben. Der gegenwärtig ausgetragene Konflikt um den Ölpreis, seit langem nicht mehr allein eine Sache innerhalb der OPEC, ist entstanden zwischen den OPEC-Staaten, die nur noch etwa 40 Prozent der Weltversorgung verkaufen und anderen Erzeugern, darunter Rußland, die heute 60 Prozent der Weltversorgung bestreiten. Dieser Marktanteil umfaßt aber auch die USA, die sowohl ein bedeutender Erzeuger als auch ein großer Aufnahmemarkt für Öl sind, wenngleich dieser sich immer mehr nach Ostasien verlagert. Eine Rezession in beiden Märkten und ein daraus resultierender Verfall der Nachfrage nach Öl zieht dessen Preis nach unten.
      Aber sowohl reflationierende als auch inflationäre Maßnahmen in den USA mittels keynesianischer Ausgabenmaßnahmen vermögen dem Ölpreis nicht länger, nicht heute und nicht morgen, einen Boden einzuziehen. Nur eine Nachfrage, die von einer echten Erholung gebildet würde, was die Wirtschaftspolitik derzeit nicht leisten kann, ein künftiger Aufschwung der Weltwirtschaft sowie eine Drosselung der Ölförderung könnten den Ölpreis wieder anheben oder wenigstens ein weiteres Fallen des Ölpreises verhindern - und seine deflationäre Sogwirkung auf das Fallen anderer Preise. Eine weitere Deflation hingegen wird die Belastung der ohnehin immens überschuldeten Ökonomien in den USA, Rußland und Ostasien, die einiger europäischer Länder und der Dritten Welt nicht zu erwähnen, vergrößern.
      So geht von der politischen Ökonomie des Öls noch eine zusätzliche deflationäre Wirkung aus. Dies wird - es beginnt bereits - das auf Ölexporte angewiesene Rußland beträchtlich schwächen. Doch dieses Mal werden diese Wirkungen auch die Ölinteressen in den USA und ihre Partner in Übersee erfassen, besonders Saudi-Arabien und den Persischen Golf. Tatsächlich hat auch der niedrige Ölpreis in der saudischen Ökonomie in den 90ern einen Übergang von Boom zu Flaute bewirkt. In der Mittelklasse hat dies bereits zu Arbeitslosigkeit und erheblich fallenden Einkommen geführt, die zur Ausbreitung von Unzufriedenheit geführt hat und sich gerade zu einer Zeit verstärkt, in der die saudische Monarchie mit stabilitätsgefährenden Problemen eines Generationenübergangs konfrontiert ist. Obendrein würde ein niedriger Ölpreis neue Investitionen unattraktiv machen und zur Verschiebung sowohl von Investitionen als auch neuer Ölproduktion führen. Die möglichen Gewinne von Neuerschließungen und neuen Pipelines in Zentralasien würden entfallen.
      All diese gegenwärtigen Schwierigkeiten und Entwicklungen drohen nun, der US-amerikanischen politischen Ökonomie und Finanz im heimischen Bereich wie auf internationaler Ebene den Boden zu entziehen (oder werden es tun?). Schutz bieten den Vereinigten Staaten allein noch die zwei Säulen, die vor langer Zeit mit der »Neuen Weltordnung« von Bush Senior nach seinem »Golfkrieg« gegen den Irak und nach Auflösung der Sowjetunion 1991 errichtet worden sind. Bush Junior versucht sich nun an der Konsolidierung der neuen Weltordnung seines Vaters (ohne Zweifel auch mit dem Letzteren als einer Macht hinter dem Thron). Ein Anfang dazu ist der Krieg gegen Afghanistan (und vielleicht einmal noch gegen den Irak) und die Bemühung von Bush-Putin, nun auch eine Entente USA/Rußland zu bauen - oder eine Achse?

      Zwei Säulen
      Die beiden Säulen dieser neuen Weltordnung bleiben dieselben: 1) der Dollar als internationale Reservewährung und Zahlungsmittel und 2) die stetige Bereitschaft der Militärmacht der USA, dem Rest der Welt zu zeigen, wer der Herr ist. Abgedeckt wird das durch den Vorwand »humanitärer Interventionen«, mit der auf diesem Rest der Welt bis zur Zerstörung herumgetreten wird wie im Krieg der NATO gegen Jugoslawien, und mit der »Verteidigung der Zivilisation« durch die Vernichtung zweier ihrer wertvollsten Errungenschaften, des internationalen Rechts und seiner Institutionen außen und der freiheitlichen Demokratie und der Bürgerrechte innen.
      Freilich steht die Dollarsäule nun unmittelbar vor dem Einsturz, wie schon nach dem Vietnamkrieg, wenngleich sie seither durch drei Jahrzehnte der Ausbesserungsarbeiten standgehalten hat. Wie wir aber gesehen haben, gehen den USA nun die Stützmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Dollarsäule aus. Einziger Notbehelf wäre nun kurzfristiges Geldpumpen und -drucken von immer mehr US-Dollars zur Bedienung der Schulden, womit eine bedrohliche Inflation erzeugt würde. Diese würde zugleich die Standfestigkeit der Säule unterhöhlen und soviele Risse entstehen lassen, daß die Unterstützung, die für diese Säule erzwungen wird, nur noch mehr geschwächt würde.
      Damit bliebe die Militärsäule als einzige zur Stützung der politischen Ökonomie und Gesellschaft der USA übrig. Aber diese und das Vertrauen darauf birgt ihre eigenen Gefahren. Sichtbar demonstriert wurde dies bereits in den Fällen Irak, Jugoslawien und nun Afghanistan, aber auch für alle anderen, denen damit bedeutet wird, wie man nach den Regeln der USA in ihrer neuen Weltordnung zu spielen hat, wenn man nicht dasselbe Schicksal wie jene Länder erleiden will. Nun geht aber die politische Erpressung zur Teilnahme an der neuen Weltordnung nach US-Bedingungen weiter und greift über auf Verbündete, insbesondere der NATO und Japan. So wurde es durchexerziert im Golfkrieg (die andern Staaten zahlten die Aufwendungen der USA, so daß dabei noch ein Nettogewinn heraussprang), im Krieg der USA gegen Jugoslawien, in den die NATO-Mitgliedsstaaten zur Teilnahme hineingeschmeichelt wurden, und nun durch den Krieg gegen Afghanistan als Teil eines »Pronunciamento«, in dem die Ausdrucksweise (von John Foster Dulles aus der Frühzeit des kalten Krieges) verwendet wird: »Ihr seid entweder für uns oder gegen uns«. Dennoch kann dieses Sich-Verlassen auf die Strategie der militärisch-politischen Erpressung die Vereinigten Staaten in den Ruin treiben, wenn die einstürzende Dollarsäule dieser zweiten keine Stütze mehr gewährt. Somit kann dies sehr wohl mit dem Begriff von Paul Kennedy die »Überdehnung« der USA nach sich ziehen oder nach der Bezeichnung von CIA und Chalmer Johnson den »Rückstoß« auslösen.
      In einfachem Deutsch zusammengefaßt sind den Vereinigten Staaten nur noch zwei Vermögen übriggeblieben, zwar beide für die ganze Welt ausschlaggebend, aber vielleicht ebenso ungenügend. Diese beiden Vermögen sind der Dollar und die militärisch-politische Macht. Für das erste Vermögen steht fest, daß die Kettenbriefpyramide der spekulativen Blase und des Ansaugens von Kapital sei es aus dem Ausland oder aus den Kleinanlegerschichten in den USA zusammengefallen ist.
      Die zweite Säule kommt nun verstärkt zur Anwendung, um weltweit der neuen Ordnung Geltung zu verschaffen, am augenfälligsten vielleicht derzeit in dem Versuch einer Entente zwischen Rußland und den Vereinigten Staaten statt (oder zur Erreichung?) einer Verteidigung gegen eine Entente zwischen Rußland/China (und vielleicht Indien?). (Der Krieg der NATO gegen Jugoslawien stieß Bewegungen gegen die letztere Variante an, der Krieg gegen Afghanistan befördert die erste Variante.)
      Gott/Allah möge verhüten, daß irgendeine davon noch ihr heiliger Krieg gegen den Islam uns alle in die Luft sprengt oder andere dazu provoziert, das zu besorgen.
      Wie auch immer, die imperiale politische und militärische Erpressung der USA könnte zum Rückstoß gegen die Vereinigten Staaten selber führen - nicht jedoch wegen deren Stärke, sondern aus Schwäche.
      Dieser Kommentar war zunächst nur als Beitrag zum Forum des World System Network bestimmt. Der Redaktion schien er aber so wichtig, daß wir ihn hier auch deutsch zugänglich machen. Über Andre Gunder Frank und seine letzte große Arbeit “reOrient” findet sich in den SvZ einiges:
      ReOrient - Weltwirtschaft im Asiatischen Zeitalter Lebensreisen eines amerikanisch-deutschen Weltbürgers


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      Avatar
      schrieb am 23.12.01 10:53:23
      Beitrag Nr. 6 ()
      MONITOR Nr. 485 am 20.12.2001

      Bin-Laden-Video: Falschübersetzung als Beweismittel?



      Klaus Bednarz: "Und auch der Propaganda-Krieg geht weiter. In der vergangenen Woche präsentierte die amerikanische Regierung in englischer Übersetzung ein Amateurvideo, das Bin Laden im Kreis von Gefolgsleuten zeigt, und das laut Präsident Bush
      `Ein vernichtendes Schuldeingeständnis` Bin Ladens sein soll.

      MONITOR hat sich vom amerikanischen Außenministerium die arabische Textversion des Videobandes besorgt und von unabhängigen und vereidigten arabischen wie deutschen Sprachwissenschaftlern und Orientalisten analysieren lassen.

      Und siehe da: Die von der US-Regierung der Weltöffentlichkeit präsentierte englische Übersetzung ist nicht nur teilweise manipuliert, sondern enthält sogar Fehler. Ein Bericht von Ekkehard Sieker und Georg Restle."

      Hauptnachrichten des US-Fernsehsenders CBS am 13.12. Topmeldung: Das Video von Bin Laden, verschickt vom Pentagon an Fernsehstationen weltweit. Für den Moderator steht fest: Dies ist der eindeutige Beweis für die Schuld Bin Ladens an den Terroranschlägen vom 11. September.

      Doch in vielen arabischen Staaten machte sich Skepsis breit. Zeigt dieses Video tatsächlich ein Geständnis Bin Ladens, enthält es unbezweifelbar Täterwissen des Al Qaida-Führers? Macht dieses Video den Krieg in Afghanistan zum zweifellos gerechten Krieg gegen einen Massenmörder? Für die US-Regierung ist der Fall eindeutig.

      George W. Bush: "Ich wusste, dass das Videoband ein vernichtendes Schuldeingeständnis für diesen Schurken sein würde."

      Doch was zeigt das Video wirklich? Die englische Übersetzung aus dem Pentagon scheint eindeutig. Hier bezichtigt sich Bin Laden ganz offensichtlich der Tat und behauptet, bereits im Voraus über den Tatablauf informiert gewesen zu sein. Doch ist diese Übersetzung überhaupt korrekt?

      Wir haben zwei Übersetzer unabhängig voneinander über mehrere Tage hinweg die Pentagon-Übersetzung mit dem Videoband vergleichen lassen, Störgeräusche herausgefiltert und jede mögliche Textinterpretation in Erwägung gezogen. Das Ergebnis:

      Dr. Abdel El M. Husseini, Arabist: "Ich habe die Übersetzung des Pentagons sorgfältig überprüft. Diese Übersetzung ist sehr problematisch. Sie ist an den wichtigsten Stellen, die die Täterschaft Bin Ladens beweisen sollten, nicht identisch mit dem arabischen Ton."

      Beispiel 1: Laut Pentagon-Übersetzung, sagt Bin Laden: "Wir haben die Zahl der Toten des Feindes im Voraus kalkuliert." "Im Voraus", auf Englisch: "in advance".

      Dr. Murad Alami, Diplom-Übersetzer: "`Im Voraus` steht nicht drin. Es ist falsch. Wenn man von der Originalfassung des Arabischen ausgeht, und es gibt keine Missverständnisse, das man das im Grunde nicht verstehen kann."

      Darüber hinaus stimmen die Übersetzer darin überein, dass der Satz im Original keinesfalls ein vorausberechnendes Planen oder gar Kalkulieren der Zahl der Toten enthält.

      Beispiel 2: Laut Pentagon-Übersetzung sagt Bin Laden: "Wir hatten eine Nachricht am vorhergehenden Donnerstag erhalten, dass das Ereignis an diesem Tag stattfinden würde." "Vorhergehend": "previous".

      Dr. Murad Alami, Diplom-Übersetzer: "`Vorhergehend` existiert nicht. Der Nachsatz, dass dieses Ereignis an dem Tag beziehungsweise an diesem Tag stattfinden würde, ist in dieser arabischen Originalfassung nicht herauszuhören."

      Beispiel 3: Laut Pentagon sagt Bin Laden: "Wir forderten jeden von ihnen auf nach Amerika zu gehen." "Wir", auf Englisch "we".

      Dr. Murad Alami, Diplom-Übersetzer: "Diese Übersetzung mit `wir` ist falsch.` Es wurde von ihnen verlangt`, heißt es in der arabischen Originalfassung, die ich gehört habe. Was danach kommt, an Satz beziehungsweise Nachsatz ist unverständlich."

      Drei Beispiele von vielen, die die Beweiskraft des Videos in Zweifel ziehen lassen. So sieht dies auch der Hamburger Islamwissenschaftler Professor Rotter.

      Prof. Gernot Rotter, Islamwissenschaftler und Arabist, Asien-Afrika-Institut, Uni Hamburg: "Unabhängig davon, ob Bin Laden selbst, organisatorisch, aktiv in die Anschläge verwickelt war oder nicht: Dieses Band ist von einer so schlechten Qualität, dass es streckenweise überhaupt nicht zu verstehen ist. Und das, was zu verstehen ist, oft aus dem Zusammenhang gerissen ist, dass man daraus kein Beweismittel konstruieren kann. Die amerikanischen Übersetzer, die die Bänder abgehört haben und transkribiert haben, haben offensichtlich an vielen Stellen Dinge hinein geschrieben, die sie hören wollten, die aber so - auch nach mehrmaligen anhören, nicht zu hören sind."

      Schuldig oder unschuldig? Wenn die US-Regierung Bin Laden der Tat überführen will, dann muss sie bessere Beweise vorlegen.




      Klaus Bednarz: "Im Krieg stirbt die Wahrheit als erstes. Dies gilt für alle Seiten."

      Links zum Thema:
      George W. Bush, US-Präsident:
      www.whitehouse.gov/president/


      Prof. Gernot Rotter, Islamwissenschaftler und Arabist, Asien-Afrika-Institut, Uni Hamburg:
      www.3sat.de/3satframe.php3?a=1&url=http://www.3sat.de/neunzehn/sendung/24349/


      Der Monitor-Beitrag auf Video:http://www.wdr.de/tv/monitor/beitraege.phtml
      Avatar
      schrieb am 23.12.01 10:54:46
      Beitrag Nr. 7 ()
      hat einer an der falschübersetzung gezweifelt?

      :D
      Avatar
      schrieb am 23.12.01 18:16:58
      Beitrag Nr. 8 ()
      Versinken in der Depression
      Zehn Zinssenkungen der Federal Reserve in diesem Jahr konnten der US-Wirtschaft kein neues Leben einhauchen. Am 11.12. erfolgte nun die elfte, als die US-Notenbank ihren Zinssatz für die kurzfristigen Zinsen auf 1,75% drückte, den niedrigsten Wert seit 40 Jahren. Der Diskontsatz wurde auf 1,25% abgesenkt, so tief wie seit 1955 nicht mehr. Im November gingen die Einzelhandelsverkäufe um 3,7% gegenüber dem Vormonat zurück. Im Jahr 2001 mußten bisher 231 am Aktienmarkt vertretene Unternehmen Konkurs anmelden, deren Stammkapital zusammengenommen 250 Mrd.$ betrug, mehr als das Zweieinhalbfache der 95 Mrd.$ im Jahr 2000. Und von den zehn größten Unternehmensbankrotten seit 1980 fiel die Hälfte ins Jahr 2001, darunter der größte aller Zeiten, der von Enron mit 63 Mrd.$. Mitte Oktober berichtete die Federal Reserve, daß die US-Industrieproduktion im September den zwölften Monat in Folge fiel; das ist der längste kontinuierliche Niedergang seit 1945. Einen Monat später meldete die Fed erneut einen Rückgang im Oktober, also den 13. in Folge, was es seit 1932 nicht mehr gegeben hat. Am 14.12. mußte die Fed nun wiederum einen Rückgang für November verkünden. Im Vergleich zum Vorjahr schrumpfte die Industrieproduktion um 5,9%. Bei Büroausrüstungen waren es -13,5%, bei Industriemaschinen -11,9% und bei Elektromaschinen sogar -15,2%. Die Kapazitätsauslastung fiel auf 74,7%, den niedrigsten Stand seit 1983. Die Neuaufträge für Werkzeugmaschinen von inländischen Unternehmen in den USA lagen 31,2% unter dem Vorjahr. Der Außenhandel schmilzt zusammen: Im dritten Quartal sanken die US-Exporte um 13,1% gegenüber dem Vorjahr, die Importe sogar um 14,5%. Großunternehmen u.a. im "High-Tech"- und Finanzsektor künden Massenentlassungen an. Das Telekomunternehmen Ciena kündigte einen Nettoverlust von 1,8 Mrd.$ für das vierte Quartal an und rechnet mit einem Absatzverlust von 40%. Der Umsatz von Lucent Technologies sank um 35%. Qwest Communications baut 7500 Arbeitsplätze ab. American Express entläßt 6500 Beschäftigte, zusätzlich zu 7700 früher bekanntgegebenen. Seit Jahresbeginn sind in den USA inzwischen netto 1,2 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. In Japan brechen die Aktien der Spitzenbanken ein. Im November schoß die Zahl der Unternehmensbankrotte in Japan auf 1851 in die Höhe, das ist die höchste monatliche Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Schulden der betreffenden Firmen belaufen sich auf 14,9 Mrd.$, das sind 53,9% mehr als im Vorjahr. Nach Angaben des Wirtschafts- und Sozialforschungsinstituts der Regierung fielen die Aufträge japanischer Unternehmen für Maschinen und Ausrüstung im Oktober gegenüber dem September um 10,1%, und im Vergleich zum Vorjahr sogar um 26,6%, das ist der stärkste Niedergang seit zehn Jahren. Da die Gewinne der japanischen Industrieunternehmen im dritten Quartal um 53,4% sanken - der stärkte vierteljährliche Rückgang seit 1975 - , ist ein weiterer Rückgang der Investitionen in Industrieanlagen und andere Kapitalgüter vorprogrammiert. Auch in Westeuropa stehen Megabankrotte bevor. Die Münchener Kirch-Mediengruppe hat große Schwierigkeiten, im Dezember fällige Bankkredite zu decken. Die Gesamtsumme der Verschuldung der Kirch-Gruppe ist unbekannt, die Schätzungen liegen zwischen 7-16 Mrd. DM. Zum Kirch-Medienimperium gehören u.a. die Privatsender ProSieben und SAT1, die aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage unter dramatisch sinkenden Werbeeinnahmen leiden, und der verlustreiche Pay-TV-Sender Premiere World. Fast 4 Mrd. DM gab Kirch für die europäischen Übertragungsrechte der Fußballweltmeisterschaft 2002 aus, weitere 3 Mrd. DM für die Übertragungsrechte der deutschen Fußball-Bundesligaspiele bis 2004. Das größte italienische Industrieunternehmen Fiat gab am 11.12. eine große "Umstrukturierung" bekannt, was u.a. die Schließung von 18 Fabriken weltweit und den Abbau von mindestens 6000 Jobs umfaßt. Die britische Post, die heute Consignia heißt, meldete am 12.12., die Zahl der Entlassungen werde von 10000 auf 30000 erhöht.


      Argentinien in der wirtschaftlich-finanziellen Agonie
      Die Schuldenkrise in Argentinien ist in ihre Endphase eingetreten. Welche Maßnahmen der IWF oder die Regierung auch immer in den nächsten Wochen präsentieren werden, es wird den größten Staatsbankrott der Nachkriegsgeschichte nicht verhindern können. Der IWF (der weiß, daß eine Zahlungsunfähigkeit ohnehin unausweichlich ist, und der vermutlich auf eine Freigabe des Peso-Kurses drängt) informierte am 5.12. die Regierung, daß er die für Dezember vorgesehene Tranche von 1,26 Mrd.$ aus dem vereinbarten 8 Mrd-$-Rettungspaket nicht auszahlen wird. Er verlangt zuerst von dem wirtschaftlich verheerten Land weitere Haushaltskürzungen. IWF-Sprecher Thomas Dawson dementierte Gerüchte, wonach der IWF für eine Peso-Abwertung sei, und erklärte, Argentinien habe im vierten Quartal die "vereinbarten Haushaltsziele nicht erreicht". Deshalb werde das IWF-Team, das seit November die Haushaltsbücher der Regierung prüft, das Land verlassen, und ohne Buchprüfung könnten keine Gelder freigegeben werden. Die verzweifelte Regierung braucht die Gelder, um die im Dezember fällig werdenden Zinsen zahlen zu können. Bis April 2002 werden monatlich jeweils etwa 2 Mrd.$ fällig, davon 1 Mrd.$ in Schatzanleihen (Letes) am 14.12. Als Reaktion auf die Entscheidung des IWF autorisierte Wirtschaftsminister Cavallo die Regierung, private Rentenfonds zu beschlagnahmen.
      Die Fonds müssen Gelder aus Privatbanken abziehen und in die staatliche Banco de la Nacion einzahlen. Damit hat die Regierung Zugriff auf weitere 3,1 Mrd.$ für den Schuldendienst. Eine weitere Neuregelung verbietet Banken, mehr als 3% ihres Devisenbesitzes in ihren ausländischen Korrespondenzbanken zu halten; alles, was darüber hinaus geht, muß repatriiert werden. Die Staatsfinanzen werden durch die Austeritätspolitik der Regierung immer weiter zerrüttet. Im November sind die Steuereinnahmen um 11,6% gefallen. Die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer fielen sogar um 30%, was auf das Ausmaß der wirtschaftlichen Kontraktion schließen läßt. Die kurzfristigen Zinsen stiegen über 1000%, und die "Risikoprämie" (zusätzliche Zinsen relativ zu US-Staatsanleihen bei Kreditaufnahme im Ausland) schoß auf über 4000 Basispunkte in die Höhe. Am 3.12. stufte die Ratingagentur Fitch Argentiniens Kreditwürdigkeit weiter herab auf DDD (Default - Zahlungsunfähigkeit). Aus Angst vor Währungsabwertung oder einer Begrenzung der Möglichkeit, Gelder abzuheben, haben immer mehr Bürger ihre Sparguthaben abgezogen, allein am 30.11. in der Höhe 1,3 Mrd.$. Am 1.12. verkündete Cavallo Notmaßnahmen, u.a. dürfen Einzelpersonen nur noch maximal 250$ wöchentlich vom Konto abheben. Daraufhin stürzten die Umsätze kleiner und mittlerer Geschäfte im Einzelhandel um 80% ab. Gleichzeitig herrscht an den Wechselstuben in Buenos Aires Hochbetrieb, weil Pesos in Dollars gewechselt werden, und der Wechselkurs (der offiziell 1:1 beträgt) stieg kurzfristig auf 1,25-1,40 Peso zum Dollar.



      Die größte Unternehmenspleite der US-Geschichte.
      Noch vor einem Jahr schien der texanische Energie-"Handels"-Riese Enron an der Weltspitze zu stehen. Enron kontrollierte ungefähr 20% des amerikanischen Energiemarktes, nutzte das Deregulierungschaos in Kalifornien, um gnadenlos spekulative Profite herauszuschinden, und gehörte zu den größten Finanzunterstützern des soeben per Gerichtsbeschluß inthronisierten Präsidenten George W. Bush. Heute ist Enron bankrott - ein Symptom für den Zustand des gesamten Finanzsystems. Ein hochrangiger britischer Finanzanalytiker sagte gegenüber EIR: "Ich bin sicher, daß jetzt wegen der weitergehenden Auswirkungen der Enron-Krise überall im Federal Reserve System die Alarmglocken läuten... Ich betrachte das, was mit Enron geschieht, nicht so sehr als Krise an sich, sondern vielmehr als Vorboten der Dinge, die noch kommen. Die Zahlungsunfähigkeiten werden zunehmen, und das wird neue Probleme aller Art mit systemischen Folgen auslösen." Seit Mitte Oktober ist Enrons Marktwert völlig zusammengebrochen (siehe WI 44/01). Enrons Aktien sanken am 30. November auf 0,36$ pro Stück, was einem Gesamtmarktwert von 272 Mio.$ entspricht - auf dem Höhepunkt am 23. August 2000 lag der Kurs noch bei 90$, und der Marktwert betrug 66,5 Mrd.$. Am 9. November wurde vereinbart, daß der Konkurrent Dynegy Enron übernehmen und "retten" sollte. Dynegy wiederum wird kontrolliert von ChevronTexaco, einem global player im Ölgeschäft. Im November mehrten sich jedoch verstärkt die Indizien dafür, daß Enron gigantische Verluste mit Derivatgeschäften gemacht hat. Nach wahrscheinlich noch untertriebenen Berichten hatte Enron Anfang Oktober offene Derivatverträge im Wert von 200 Mrd.$, nach deren Abwicklung schließlich 10% Verlust verblieben - 20 Mrd.$. Es scheint, daß Enron nicht nur mit Energie-Futures und -Optionen, sondern auch mit reinen Finanzderivaten handelte - also auf Bond- und Aktienkurse sowie noch exotischere Finanzinstrumente wettete. Vor allem bei diesen Finanzwetten scheint Enron große Verluste gemacht zu haben. Offenbar ist das der Grund, warum jetzt die Wertpapier- und Börsenkommission (SEC) gegen Enron ermittelt. Mindestens die Hälfte der Mitglieder des Enron-Aufsichtsrates - darunter auch die Mitglieder der Finanzprüfungskommission - , deren Aufgabe es ist, die Interessen der Aktionäre gegenüber dem Management zu vertreten, hatten unmittelbare Geschäftsbeziehungen zum Konzern. Mitglieder dieser Finanzprüfungskommission sind u.a. die frühere Vorsitzende der US-Kommission für den Warenfutureshandel (CFTC) Wendy Gramm - die Ehefrau des republikanischen Senators Phil Gramm (Texas) - und der "Macher" der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher, Lord John Wakeham. Am 29. November wurde im US-Kongreß gefordert, einen Enron-Untersuchungsausschuß einzuberufen. Am Tag davor, dem 28. November, stufte die Ratingagentur Standard & Poor`s Enrons Kreditwürdigkeit um volle sechs Stufen auf den Status von "Ramschanleihen" herab. Aufgrund von Vertragsklauseln wurden dadurch rund 3 Mrd.$ an Enron-Schulden sofort fällig. Darauf reagierte Dynegy prompt mit der Ankündigung, die geplante "Fusion" sei hinfällig; allerdings werde man jedoch Enrons Tochter, die Northern Natural Gas, die als Sicherheit für Dynegy`s 1,5-Mrd.$-Spritze vom 9. November verpfändet worden war, behalten. Die Kombination dieser Ereignisse brachte das wenige, das von Enrons Handelsgeschäften noch übrig war, ganz zum Erliegen, so daß sich das Unternehmen gezwungen sah, seine Abteilung für den elektronischen Handel EnronOnline stillzulegen - diese Abteilung soll immerhin 90% der angeblichen Profite des ganzen Unternehmens erwirtschaftet haben. Bemerkenswert ist dabei, daß Enrons Kreditgeber an der Wall Street - angeführt von CitiGroup und J.P. Morgan - ihre Versuche, die Firma zu retten, nur recht lustlos betrieben haben. Offenbar ging es ihnen vor allem darum, das gewaltige Netz der Derivatgeschäfte von Enron zu entflechten. Es gilt als unwahrscheinlich, daß sich Enron durch einen Vergleich retten kann, da der größte Teil der verbliebenen greifbaren Werte bereits verpfändet ist. Noch bemerkenswerter ist die völlige Untätigkeit der Regierung Bush, da der Zusammenbruch des Unternehmens, das traditionell enge Beziehungen zum Umfeld der Familie Bush unterhielt, für den jetzigen Präsidenten höchst peinlich ist.
      Andererseits gibt es Anlaß zu Spekulationen, daß sich das Enron-Management - über seine finanziellen Probleme hinaus - möglicherweise auf politische Aktivitäten eingelassen hat, die von der Regierung Bush als inakzeptabel oder unverzeihlich angesehen werden. Zumindest ist die anfängliche Begeisterung der Regierung Bush für die Politik der "Deregulierung", für die Enrons Preistreibereien in Kalifornien im vergangenen Winter beispielhaft sind, entschieden abgekühlt.



      Enron, Argentinien & trilaterale Depression
      Regierungen, Notenbanken und Nachrichtenmedien versuchen zwar, gute Miene zu machen, doch das Weltfinanzsystem wird von einer furchterregenden Doppelkrise getroffen: dem Enron-Bankrott und der faktischen Zalungsunfähigkeit Argentiniens.
      Am 2.12. wurde der Bankrott des Energiekonzerns Enron offiziell, und am gleichen Tag erließ die argentinische Regierung verzweifelte Maßnahmen, um Kapitalflucht und einen Run auf die Banken zu verhindern, während die kurzfristigen Zinsen über 1000% stiegen. Jede der Krisen hat Implikationen für das System, doch nun treffen sie zusammen (siehe auch neue Ausgabe des Washington Insider). Der größte Unternehmensbankrott und der größte Staatsbankrott der Geschichte fallen in eine Zeit, in der alle G-7-Nationen gleichzeitig von der "trilateralen Depression" in USA, Japan und Westeuropa getroffen werden. Diese erfaßt nicht nur die exportorientierten und exportabhängigen "aufstrebenden Märkte" in Ostasien, Lateinamerika oder Osteuropa, sondern auch Energie- und Rohstoffexporteure. Wir erleben eine Rückkopplungsdynamik in eine Abwärtsspirale zwischen G-7, aufstrebenden Märkten und Energie-/Rohstoffexporteuren. Am 29.11. schien es eine kurzfristig Erleichterung zu geben: Die Aufträge für langlebige Güter in den USA wiesen einen Anstieg von 12,8% auf. Aber bei genauerem Hinsehen zeigte sich, daß abgesehen von PKW-Neuwagen (die mit enormen Rabatten oder Nullzinskrediten verkauft wurden) der Löwenanteil der Aufträge auf Rüstungsgüter entfiel - typisch der Auftrag des Pentagons für mehrere tausend Joint-Strike-Kampfflugzeuge bei Lockheed-Martin. Die Aufträge stiegen auch nur gegenüber dem katastrophalen Vormonat September, während sie gegenüber Oktober 2000 um 9% fielen. Gleichzeitig sank der Einkaufsmanagerindex (Chicago Purchasing Managers Index) von 46,2 im Oktober auf 41,1 im November. Mehr als 250 Unternehmen mit Anleihen im Wert von 359 Mrd.$ wurden im 3. Quartal herabgestuft, viele davon aus Sorge vor Zahlungsunfähigkeit, so Standard & Poor`s. 2001 gab es bisher 118 Fälle von Zahlungsunfähigkeit von anleihenausgebenden Unternehmen auf insgesamt 72 Mrd.$, während es im gesamten Jahr 2000 nur 108 Fälle mit 34 Mrd.$ waren. US-Banken mußten ihre Kreditabschreibungen im 3. Quartal gegenüber dem 2. um 64% erhöhen, das ist der größte Quartalsanstieg seit 1990. In diesen Zahlen ist jedoch der Enron-Bankrott noch nicht enthalten! Wegen der Kreditverknappung der Banken müssen Unternehmen vermehrt Anleihen ausgeben. Seit dem 11.9. haben Großunternehmen 181 Mrd.$ an Anleihen ausgegeben - 31,5% mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig stiegen die Neuanträge auf Arbeitslosengeld in der 46. KW um 54000 auf 488000. In der Vorwoche war die Anzahl der Bezieher von Arbeitslosenunterstützung von vorher 3,7 Mio. auf 4 Mio. angestiegen, die höchste Zahl seit 19 Jahren. All dies blieb dem Verbraucher nicht "verborgen". Der am 27.11. veröffentlichte Verbrauchervertrauensindex des Conference Board zeigte einen weiteren Rückgang von 85,5 im Oktober auf 82,2 Punkte, den niedrigsten Stand seit siebeneinhalb Jahren. Infolge dieser Entwicklung sinken die Steuereinnahmen. Am 29.11. mußte der Direktor des Office of Management and Budget (OMB), Mitch Daniels zugeben, daß aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche in der gesamten Amtszeit der Regierung Bush kein Haushaltsüberschuß mehr zu erwarten sei. Am 30.11. wurde bekanntgegeben, daß das BIP der USA im 3. Quartal um 1,1% fiel. In dieser katastrophalen Lage hat die Federal Reserve (Fed) - ähnlich wie andere Notenbanken - große Mengen Geld in Umlauf gebracht. Das Wachstum der Geldmenge M2 in den USA im September war das höchste seit 30 Jahren. Zusätzlich ließ die Fed durchblicken, daß die zehn Zinssenkungen in diesem Jahr - die keine Wiederbelebung der Wirtschaft brachten - nicht die letzten waren. Der Gouverneur der Federal Reserve Bank von St. Louis, William Poole, sagte öffentlich, falls es der US-Wirtschaft hülfe, die Realzinsen bis in den "negativen Bereich" abzusenken, "werden wir es tun". Es gebe kein Gesetz, das es der Fed verbiete, die Zinsen auf Null zu senken, so Poole. Derweil sprechen die Experten schon von bevorstehenden neuen Zinssenkungen im Dezember sowie im Januar. Die Lage in Asien - mit Ausnahme von China und Indien - ist nicht besser. In Japan stieg die Arbeitslosigkeit auf den höchsten Stand seit dem Beginn der Statistik 1953; im Oktober sank die Zahl der Beschäftigten um 1,03 Mio. gegenüber dem Vorjahresmonat. Standard & Poor`s stufte am 28.11. japanische Staatsanleihen und zwölf japanische Großbanken herab. Typisch für die Lage in den ASEAN-Staaten ist Singapur, wo die Industrieproduktion im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 21,4% einbrach. Der wirtschaftliche Niedergang in Europa mag weniger dramatisch aussehen, doch auch hier weisen alle Zahlen für Beschäftigung, BIP und Unternehmervertrauen in die negative Richtung.
      Avatar
      schrieb am 24.12.01 09:09:06
      Beitrag Nr. 9 ()
      hallo gjauch :)

      alles klar?
      Avatar
      schrieb am 24.12.01 09:28:12
      Beitrag Nr. 10 ()
      Hallo Dolby

      klar doch !!! Schöne Weihnachten :-)

      Ich frage mich, was wird die Menschheit, die Jugend im 3.Jahrtausend noch zu erwarten haben, welche Aussichten. Meines Erachtens dürfte man in diese besch...Welt, dass nur noch von Ausbeutung beherrscht wird gar keine Kinder mehr setzen. Ich glaube der wahre Kampf ums nackte Überleben hat schon lange angefangen....

      gjauch
      Avatar
      schrieb am 24.12.01 11:25:36
      Beitrag Nr. 11 ()
      hallo dolby,

      sicher alles sehr interessante und richtige beiträge, aber aus meiner persönlichen erfahrungen, bringt nur eine positive lebenseinstellung einen auch persönlich weiter- zugegeben, mag nicht schlüssig oder überzeugend klingen, ist aber trotzdem so. ich erinnere mich, schon vor 16 jahren verkündete ein crash-prophet p.c. martin seine thesen, nur er persönlich handelte auch nicht danach, im gegenteil, er verkündete schon lange den untergang, seine aktiendispositonen drückten aber das gegenteil aus, nun ging es wirklich runter und er kam sehr ins schleudern und verschwand lange zeit von der bildfläche. sieht man die zeitspanne 1985 bis 2001 so kann in summe festgestellt werden, der optimist hatte die besseren karten!

      einfach mal abschalten und ein besinnliches weihnachten feiern!
      gruss pathfinder
      Avatar
      schrieb am 24.12.01 15:02:02
      Beitrag Nr. 12 ()
      #11 von _Pathfinder_

      so wie du, denken die leute die bei einem dow stand von 10.000 aktien kaufen auch ;)

      ich hatte auch mal einen positiv thread über amerika, der ist aber in díe versenkung geraten :laugh:

      ein wenig läufts wahrscheinlich noch hoch mit den indexes. bis im märz die ernüchterung kommt, das preisnachlässe und rabatt zwar geil für den umsatz ist, aber scheisse für den gewinn.

      les den eröffnungsbeitrag von mir. der sagt alles aus.
      Avatar
      schrieb am 24.12.01 15:07:47
      Beitrag Nr. 13 ()
      Pfandfinder

      Mit einer "positiven Einstellung" kommst du an der Börse nicht weit. Denn damit bist du nur gefundenes Fressen.
      Leute mit solcher Einstellung kaufen blind und naiv ihre Aktien. Ganz nach dem Motto: Wird schon wieder!

      Wenn Börse mal so einfach wäre... Zum Fliegen brauch man auch einen Pilotenschein. An der Börse kann jeder kaufen und verkaufen. Deshalb trennt sich die Spreu vom Weizen, wenn die Profis Gewinne einstreichen und die kleinen fleissig weiter EM.TV einsammeln.

      Mario
      Avatar
      schrieb am 24.12.01 15:23:22
      Beitrag Nr. 14 ()
      US-Einzelhandel – das Hoffen auf die Rallye

      Sie hatten sich viel vorgenommen: Verlängerte Öffnungszeiten, Schokolade für lau und Discount-Preise so weit das Auge reicht. Genutzt haben diese Anstrengungen den amerikanischen Einzelhändlern trotzdem nicht. In der letzten Woche vor Weihnachten haben sich die Umsatzhoffnungen der meisten Geschäftsleute nicht erfüllt, in der Branche wird von niedrigen einstelligen Zuwachsraten oder sogar Stagnation im Jahresvergleich gesprochen. :D

      "Eine Menge Leute haben sich neue Autos gekauft und das hat sich negativ auf die Gesamtausgaben für Weihnachten ausgewirkt", begründete ein Analyst von Deloitte & Touche das flaue Geschäft bei Konsumgütern.

      Die Amerikaner müssen sich in diesem Jahr ihr Budget einteilen, rund zwei Millionen Menschen haben im Laufe der Wirtschaftskrise ihren Arbeitsplatz verloren. Studien zufolge gelten mehr als 40 Prozent der amerikanischen Haushalte als überschuldet.

      Um die Bürger trotz der schmalen Geldbeutel zum Autokauf zu animieren, haben viele Produzenten in den letzten Monaten aggressives Marketing betrieben und die Zinsen für Finanzierungen auf null Prozent gesenkt.

      Einzelhändler hoffen auf Santa-Claus-Rallye – eTailer die strahlenden Gewinner

      Wegen des bisherigen Geschäftsverlaufs setzt der traditionelle Einzelhandel seine Hoffnungen nun auf die Last-Minute-Shopper. Und für die haben sie sich die Handelsriesen einiges einfallen lassen. So ködert die Supermarktkette Sears Roebuck & Co. ihre Kunden mit einem 10-Dollar-Rabatt und kostenlosen Süßigkeiten. :laugh:

      Kmart wiederum setzt auf Marathon-Öffnungszeiten und Preisnachlässe – insgesamt 110 Stunden am Stück sind die Supermärkte über die Weihnachtstage geöffnet, um die Lagerbestände unter das Volk zu bringen.

      Ob sich die Mühen lohnen werden, ist fraglich, denn auch im Internet locken die Geschäfte mit kräftigen Preisnachlässen. Und bei den Öffnungszeiten sind die eTailer unschlagbar – geordert werden kann immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit.

      Den Marktforschern von BizRate.com zufolge sind die virtuellen Supermärkte die großen Gewinner der diesjährigen Holiday Season (Zeitraum von Ende November bis Weihnachten). Bis einschließlich letzten Donnerstag hätten sich die Umsätze in der Branche gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 33 Prozent auf annährend sechs Milliarden Dollar erhöht.

      Verkaufsschlager im Internet seien Computer, Digitalkameras und DVD-Player gewesen, so die Experten.


      24.12.2001 www.stock-world.de


      ++++++++++++++++++++++++++++++


      amerika ist sowas von am arsch - es geht nicht besser

      wen interessiert den noch DVD usw. ? sowas hat man doch seit jahren :D
      Avatar
      schrieb am 24.12.01 15:24:52
      Beitrag Nr. 15 ()
      Ich hab noch kein DVD!!! :cry:
      Avatar
      schrieb am 24.12.01 18:08:58
      Beitrag Nr. 16 ()
      dolbydigital
      börsenmario

      hallo , ihr zwei,
      ihr habt mich da vollkommen missverstanden- ich kaufe in diesen zeiten überhaupt keine aktien, ich beobachte nur-in den nächsten 3 monaten rechne ich mit einem weiteren grossen rückschlag in der wirtschaft. wo andere noch von einer weiche landung den leuten vorgegaukelt haben, war mir längst klar, dass wir zwischenzeitlich in einer deflationären depression hängen. trotzdem und vor allem deshalb macht`s euch, wenn`s geht, noch ein schönes fest, wer weiss ,wie`s nächstes jahr ausfällt.
      gruss pathfinder
      Avatar
      schrieb am 25.12.01 08:44:29
      Beitrag Nr. 17 ()
      na dann is ja alles jut :D
      Avatar
      schrieb am 25.12.01 10:14:35
      Beitrag Nr. 18 ()
      #11

      ich hab noch nie einen Spekulanten getroffen, der nicht
      optimistisch gewesen wäre, das ist Bestandteil des
      Begriffs. Wenn dem nicht so wäre wäre Masochismus im Spiel.
      Sowohl Bullen als auch Bären sind doch optimistisch
      hinsichtlich ihrer Kurserwartungen, oder etwa nicht?!
      Avatar
      schrieb am 25.12.01 13:47:19
      Beitrag Nr. 19 ()
      User "Seza" machte mich aufmerksam auf folgenden Artikel in faz.net:

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      Top-Strategen an der Wall Street lagen 2001 schief

      Von Robert Dieterich, Bloomberg

      24. Dez. 2001 Die Top-Strategen von der Wall Street haben sich dieses Jahr nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ed Kerschner von UBS Warburg, der im letzten Jahr von den Fondsmanagern in einer Umfrage des Magazins Institutional Investor zum besten Strategen gekürt wurde, hatte für 2001 beim S&P 500 einen Anstieg von 30 Prozent vorhergesagt. Abby Cohen, die diesen Titel in den zwei Jahren zuvor inne hatte, rechnete mit Kurssteigerungen von 25 Prozent. Selbst die pessimistischste Prognose von Douglas Cliggott von J.P. Morgan Chase & Co. ging von einer Kurssteigerung von sechs Prozent aus.

      KEINER der klugen Köpfe von der Wall Street hatte jedoch erwartet, dass sich der Index erneut mit einem MINUS aus dem Jahr verabschiedet. Der S&P 500 büßte im Jahr 2001 etwa 13 Prozent ein. "Sie haben alle nicht erkannt, wie schnell sich die ERTRAGSLAGE VERSCHLECHTERT," berichtet John Snyder, Fondsmanager bei John Hancock Sovereign Investors Funds in Berwyn. Ihnen ist es nicht gelungen, vorherzusagen, in welche Richtung sich der Markt bewegt.

      Analysten sehen gerne "ROSAROT"

      Dies bestärkt Anleger, Aufsichtsbehörden und Gesetzesgeber in ihrer Kritik, dass die Analysten die Aktien durch die ROSA BRILLE sehen. Denn die WERTPAPIERHÄUSER MACHEN WENIGER GELD, WENN DIE ANLEGER AKTIEN MEIDEN. "Bei allen Analysten und Strategen herrscht ein Hang zur SCHÖNFÄRBEREI," bemängelt Henry Cavanna, Fondsmanager bei Morgan Fleming Asset Management.

      In Gerichtsprozessen und Kongressanhörungen kritisierten Anleger, dass hochbezahlte und viel gelobte Internet-Analysten wie Mary Meeker von Morgan Stanley Dean Witter & Co. viel ZU OPTIMISTISCH blieben, nachdem die Aktien ins Rutschen gekommen waren. Merrill Lynch & Co. zahlte 400.000 Dollar an einen Anleger, der das Brokerhaus verklagt hatte, von den Empfehlungen seines einstigen Internet-Staranalysten Henry Blodget in die Irre geleitet worden zu sein. Auch der FALL ENRON spricht nicht unbedingt für die Analystenzunft. Noch zwei Monate bevor der Energiehändler Gläubigerschutz anmelden musste, rangierte er auf dem zweiten Platz der Empfehlungslisten der Analysten.

      Was sagen nun die Strategen FÜR DIESES JAHR voraus? Cliggott wird seinem Ruf als Pessimist gerecht und prognostiziert als einziger Stratege der großen Häuser einen Rückgang beim S&P 500 im kommenden Jahr. Im Schnitt sehen die Strategen den Index zum Jahresende zehn Prozent höher. Kerschner, der Top-Stratege aus dem Jahr 2000, bleibt weiter bullish. Während die Weltwirtschaft nach wie vor auf TALFAHRT ist, macht er die "erste synchronisierte KONJUNKTURERHOLUNG weltweit" aus.

      Einige Investoren fürchten, dass die Analysten NICHTS AUS IHREN FEHLERN GELERNT haben. "Die Strategen haben immer noch nicht begriffen, was los ist," kritisiert David Webb, Fondsmanager bei Shaker Investments Inc. in Cleveland. "Seit über einem Jahr verkünden sie jetzt schon eine KONJUNKTURERHOLUNG."

      REZESSION AUCH OHNE ANSCHLÄGE prognostiziert

      Bei den Investoren punkten konnten der Stratege Barton Biggs und der Ökonom Stephen Roach von Morgan Stanley. Sie waren die ersten, die warnten, dass die USA in die Rezession abgleiten werden. Einige Analysten sagen, dass die USA eine Rezession hätte vermeiden können oder diese bereits hinter sich gelassen hätte, wenn es nicht die Terroranschläge vom 11. September gegeben hätte. "In diesem Jahr lagen alle daneben, aber mit einem derartigen Ereignis hatte niemand gerechnet. Ohne die Geschehnisse vom 11. September wäre die Rezession NICHT SO SCHLIMM geworden," führt Jerry Castellini, Präsident von CastleArk Management in Chicago, an.

      Der beste Tipp im Jahr 2001 wäre gewesen, nach dem Ausverkauf an den Aktienmärkten in Folge der Terroranschlägen zum Kauf zu blasen. In der ersten Woche nach Wiedereröffnung der US-Börsen erlebte der Dow Jones Industrial Average den stärksten Kurseinbruch seit der Weltwirtschaftskrise. Alle Leitindizes erreichten am 21. September ihren Jahrestiefstand. Danach folgte die kräftigste Kursrallye in diesem Jahr. "Ruhm gebührt jenen, die im September zugriffen und kauften," sagt Castellini, der aus Furcht vor weiteren Anschlägen dies nicht wagte.

      ÜBERTRIEBENER OPTIMISMUS?

      Ein Stratege, Richard Bernstein von Merrill Lynch, hatte jedoch vergangenes Jahr den Gewinneinbruch kommen sehen. Ihm zufolge dauert eine PHASE NACHLASSENDER GEWINNDYNAMIK mindestens 6 QUARTALE. Den Gipfel erreichte das Gewinnwachstum mit plus 33 Prozent im ersten Quartal 2000, so dass im dritten Quartal 2001 diese sechs Quartale voll wären. Aber Merrills Chefstratege meint, noch ein oder zwei Quartale schlechterer Zahlen seien möglich. Für ihn ist der Optimismus, den seine Kollegen verbreiten, sein liebster "Kontraindikator". Dieser stieg dieses Jahr auf ein Rekordhoch, was er als "Verkaufssignal" wertet.
      Avatar
      schrieb am 25.12.01 15:41:31
      Beitrag Nr. 20 ()
      Tokio schwach - Weihnachtsgeschäft in Amerika äußerst lahm [25.12.2001 - 09:12]

      Seite 1/1

      - Der Dow Jones ging unverändert bei 10.034 Punkte aus dem verkürzten Handel
      - Die Nasdaq verlor geringfügig 0,07 % auf 1944 Zähler
      - Der Nikkei fiel 0,78 % auf 10.254 Dollar
      - Der Euro kostet 0,880 Dollar
      - Die Sorge um Kreditrisiken angesichts einer kränkelnden Wirtschaft drückt an der Tokioter Börse vor allem den Bankensektor nach unten. Am stärksten erwischt es die Fukushima Bank mit einem Minus von 32,6 % auf 62 Yen. Exportwerte verloren ebenfalls; Sony (853687) verliert 1,9 % auf 5,580 Yen und Kyocera (860614) gibt 2,4 % auf 8,200 Yen.

      - Taiwans Aktien können ein wenig zulegen: Powerchip Semiconductor legt z.B. 6,7 % auf NT$19,70 zu.

      - Die Börsen in Seoul, Singapore, Malaysia und Indonesien sind heute Dienstag geschlossen, werden aber am Mittwoch wieder geöffnet sein..
      Die Aktienmärkte in Australien, Neuseeland und Hong Kong haben bis Donnerstag geschlossen..

      - Airlines gerieten nach dem Beinahe-Anschlag auf ein American-Airlines-Flugzeug unter Druck. AMR (850211), die Muttergesellschaft von AA verlor 3,20 % auf 21,19 Dollar. Delta Air Lines (850874) verliert 2,66 % auf 28,20 Dollar, nachdem die Airline am Freitag bekannt gab, dass sich die Veluste im 4. Quartal auf 5,52 bis 6,74 Dollar je Aktie auftürmen werden.

      - Der mutmaßliche Attentäter in der AA-Maschine von Paris nach Miami hatte zwei Sprengsätze in den Sohlen seiner Turnschuhe versteckt.
      Hersteller von Sicherheitssystemen profitierten von der Bombenstimmung: InVision (902144) gewann 14,73 % auf 32,71 Dollar. OSI Systems (909273) kann 11,72 % auf 16,20 Dollar zulegen.

      Die Shopping-Nation Nummer 1, die USA, beklagt, dass die "Holiday shopping season" einen Tag nach Thanksgiving mit Preisnachlässen von 40 Prozent begann, sie letztes Wochenende mit Nachlässen von über 70 Prozent endete. Warmes Wetter, Arbeitlosigkeit und die Ereignisse des 11. September sorgten für das schlechteste Weihnachtsgeschäft der letzten zehn Jahre, meint jedenfalls J. Feiner, der für einen Einzelhandel zuständige Analyst von Lehman Brothers.


      ++++++++++++++++++++++++++++++

      das wird ne geile gewinnwarnungswelle :D
      Avatar
      schrieb am 25.12.01 15:49:06
      Beitrag Nr. 21 ()
      manager-magazin.de, 24.12.2001, 20:30 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/geld/boersenblick/0,2828,11744…

      B Ö R S E N S C H L U S S N E W Y O R K

      Nahezu unveränderte Weihnachtsbörse

      An der Wall Street wurde am 24. Dezember bis zum frühen Nachmittag gehandelt. Die Industriewerte im Dow Jones tendierten unverändert, der Technologieindex Nasdaq schloss mit einem geringen Verlust.

      New York - Am Weihnachtstag bewegte sich an den US-Aktienmärkten wenig, an der Technologiebörse Nasdaq fiel das Handelsvolumen auf ein Jahrestief. Die Börsensitzung dauerte nur bis 13 Uhr New Yorker Zeit. Der Dow notierte behauptet, der Technologieindex Nasdaq fiel um etwas mehr als einen Punkt zurück. Am Dienstag bleiben die Börsen in New York geschlossen.

      Spekulationen um mögliche Förderkürzungen der OPEC verhalfen ölverarbeitenden Unternehmen zu Kursgewinnen. Die Organisation der Erdölexportierenden Länder hatte angekündigt, man werde die Produktionsquoten wahrscheinlich um 1,5 Millionen Barrel pro Tag senken.

      US-Börsen reagieren auf gescheiterten Anschlag

      Sehr fest tendierten Unternehmen, die Geräte zum Aufspüren von Sprengstoffen herstellen: Die Aktienkurse von InVision Technologies und OSI Systems kletterte um mehr als 15 Prozent. Am Freitag hatte ein Passagier an Bord einer American Airlines-Maschine auf dem Flug von Paris nach Miami versucht, einen Sprengsatz zu zünden. Die Aktien der Fluglinien tendierten am Montag deutlich leichter, AMR brach um 3,2 Prozent ein.

      Für die führenden US-Indizes endet das zweite Jahr in Folge mit Verlusten. Seit dem Drei-Jahres-Tief am 21. September hatten sich die Börsen aber deutlich erholt, in der Hoffnung auf eine Kehrtwende der US-Konjunktur im kommenden Jahr.

      "An den US-Aktienmärkten geht es im nächsten Jahr aufwärts", kommentierte Christopher McHugh, Fonds-Manager bei Turner Investment Partners. Nach Ansicht von McHugh ist das "Verhältnis der Risiken zu den möglichen Gewinnen" so gut wie seit langer Zeit nicht mehr, angesichts der niedrigsten Kreditkosten seit 40 Jahren und zunehmender Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung in den Vereinigten Staaten. :laugh:

      Der Dow Jones schloss am Montag nahezu unverändert, auf einem Stand von 10.035 Punkten. Der breiter gefächerte S&P 500 gab um 0,02 Prozent auf 1145 Zähler nach.

      Die Liste der Verlierer im Dow wurde von Eastman Kodak und Intel angeführt. Am besten schnitten American Express und Exxon Mobil ab.

      Schering-Plough profitierte von der Zulassung des neuen Allergie-Medikaments Clarinex durch die US-Arzneimittelbehörde FDA. Die positiven Nachrichten konnten sogar eine Gewinnwarnung des Managements ausgleichen: Das Ergebnis im vierten Quartal und im gesamten Geschäftsjahr soll unter den Markterwartungen ausfallen. Der Konkurrent Merck hatte zu Beginn des Monats eine ähnliche Warnung ausgesprochen. Die Aktie von Schering-Plough kletterte am Montag um 2 Prozent.

      Die Umsätze im Einzelhandel lagen in der letzten Woche vor Weihnachten unter den Schätzungen der Wall Street Analysten. Trotz deutlicher Preisreduzierungen gab es kaum einen Unterschied zum Vorjahr. Die Aktien der meisten Einzelhändler tendierten am Montag leichter, der S&P Retail Index gab um 0,19 Prozent nach.

      Der US-Bierbrauer Adolph Coors übernimmt den Carling-Bereich am britischen Unternehmen Bass vom belgischen Konglomerat Interbrew für 1,7 Milliarden Dollar. Die Aktie von Coors rutschte am Montag um 5 Prozent tiefer.

      Der Technologieindex Nasdaq fiel um 0,07 Prozent zurück, auf 1944 Punkte. Die Liste der Verlierer im Nasdaq 100 wurde von Verisign und Symantec angeführt. Am besten schnitten Sepracor und Comverse Technology ab.

      HotJobs flirtet mit Yahoo!

      HotJobs will das Übernahmeangebot von Yahoo! in Höhe von 436 Millionen Dollar akzeptieren, wenn der Mitbewerber TMP Worldwide sein Anbot bis Donnerstag nicht weiter aufstockt. TMP will bisher nur 348 Millionen Dollar für die Job-Börse im Internet bezahlen. Yahoo fiel um 1,6 Prozent zurück, HotJobs kletterte um 2,5 Prozent.

      Bei Chip-Werten kam es am Montag zu Gewinnmitnahmen, nach der freundlichen Entwicklung vom vergangenen Freitag: Der Philadelphia Semiconductor Index gab um ein Prozent nach.

      Die Zinsen der 10-jährigen Staatsanleihe kletterten um 0,054 auf 5,132 Prozent. Der Dollar tendierte erneut fester, ein Euro kostet zur Zeit 87,69 Cents.

      Von Christian Tempich, New York
      Avatar
      schrieb am 25.12.01 21:30:21
      Beitrag Nr. 22 ()
      @ alle

      Interessanter ... aber auch nutzloser thread!

      Kein Mensch weiß, wo Dow und Nasdaq in 1,3,6 oder 12 Monaten stehen werden. Einige hier tun so als wüßten sie was genaueres. Das einzig Verläßliche an der Börse ist aber seine Unvorhersehbarkeit. Aus den Erfahrungen der letzten 3 Jahre würde ich mal sagen: immer dann wenn alle Welt von einer bestimmten Richtung überzeugt ist, gehts garantiert in die andere Richtung. 1999-2000 war klar, das man mit Aktien schnell reich werden kann, das bittere Ende kennen wir. Jetzt haben anscheinend die Untergangspropheten Oberwasser, die finale Krise wird heraufbeschworen. Ein schlauer Börsenmensch (ich weis allerdings nicht wer) meinte mal, der Spruch "diesmal ist alles ganz anders" wäre für ihn der teuerste gewesen. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, das es weder den endlosen Aufschwung noch eine definitiv finale Krise geben wird. Weiterhin spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, das starke Kursrückgänge bei Standardaktien eher Einstiegsgelegenheiten darstellen. Für mich ist der wichtigste Indikator, der Optimismus/Pessimismus der Marktteilnehmer. Erreicht der Optimismus ein historisch hohes Niveau sollte man sich zum Verkauf bereithalten, erreicht der Pessimismus ein hohes Niveau (z. Bsp Ende Sept.) sollte man sich zum Kauf bereithalten. Das Bewertungsniveau von Aktien ist vermutlich nur zweitrangig. Persönlich fühl ich mich aber mittlerweile mit niedrig bewerteten Aktien wohler.

      Trotzdem schöne Weihnachten

      Ignatz
      Avatar
      schrieb am 25.12.01 22:11:48
      Beitrag Nr. 23 ()
      Schöne Bescherung

      von Markus Koch



      Die amerikanischen Verbraucher sind bis über die Ohren verschuldet. Wer kann da noch kaufen?

      Wie einst als kleiner Junge presse ich meine Nase aufgeregt an die vielen Schaufenster der hübsch geschmückten New Yorker Läden. Meine Finger sind vom vielen Zücken der Kreditkarten schon ganz wund. So ein hochprozentiges Weihnachtsfest gab es in meinen elf Jahren in Big Apple noch nie. Die Rede ist von den tollen Sonderangeboten. Ob Etro, Yves Saint Laurent oder Gucci, mit Preisabschlägen von 40 bis 70 Prozent wollen die Unternehmen mich ködern! Wer Lust auf ein neues Auto hat, sollte wohl bei Mitsubishi zuschlagen. Keine Anzahlung, keine Zinsen und keine Rate bis Anfang 2003!

      Gott sei Dank – mein Handy klingelt. Es ist Bob, mein schlechtes Gewissen von Mastercard. Dem guten Bob geht’s richtig gut, gilt der Job des Krediteintreibers doch als rezessionssicher – vor allem nach der Weihnachtszeit. Dann nämlich stellt sich heraus, dass der liebe alte Weihnachtsmann nicht nur reichlich Geschenke, sondern leider auch Berge von Schulden gebracht hat. Und die wollen abgestottert werden. Ob Konzertkarten, der Frühjahrsbrunch im Plaza oder die vielen Geschenke – Otto Normalverbraucher lässt in der Weihnachtszeit durchschnittlich 1100 Dollar von seinen Kreditkarten abbuchen. Vier Monate gehen ins Land, bis laut Bankenverband genau diese Miesen wieder abgeschmolzen sind.

      Der amerikanische Traum basiert im einundzwanzigsten Jahrhundert auf Hoffnung, harter Arbeit und einem Berg von Schulden. Bis zur Halskrause haben sich Kreditwürdige, aber leider auch Kreditunwürdige überschuldet. Während die nationale Lohnsumme in den zurückliegenden zehn Jahren um 72 Prozent stieg, wuchsen die ausstehenden Kreditkartenschulden gleich um 123 Prozent. Die Gesamtverschuldung der Haushalte, resultierend aus Kreditkarten, Autofinanzierungen, Hypothekenkrediten oder anderen Finanzierungsformen, liegt bei rund 6500 Milliarden Dollar. Allmonatlich, so eine Studie der Notenbank, müssen Verbraucher 11 bis 14 Prozent der verfügbaren Einkommen – also nach Steuern – zur Schuldentilgung abdrücken. In den boomenden Neunzigern mag dies tragbar gewesen sein. Doch mit einer in den Keller rauschenden Konjunktur, steigender Arbeitslosigkeit und einem nachgebenden Verbrauchervertrauen drückt der Schuh. So scheint es dann auch kaum erstaunlich, dass Kreditkartenkonzerne wie American Express oder Einzelhändler wie GAP ihre Ertragsziele nicht erreichen können. GAP, die größte US-Bekleidungskette, hat in der zweiten Dezemberwoche die Anzahl der Sonderangebote im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht. Bleibt die Nachfrage dennoch aus, drohen die Ergebnisse wie so oft zu enttäuschen. Trotz der bereits herben Kursverluste wird die Aktie von Prudential Securities zum Verkauf empfohlen. „Den meisten Einzelhändlern, vor allem im Modebereich, steht das mieseste Weihnachten seit zehn Jahren bevor“, vermutet Carl Steidtmann von Deloitte Research.

      Die große Frage für den heiß ersehnten Wirtschaftsaufschwung ist, wie sich Verbraucher zu Jahresbeginn verhalten werden. Bleibt der Geldbeutel geschlossen, droht nicht nur dem Einzelhandel, sondern der ganzen US-Ökonomie weiter eine sehr schwierige Phase. Sparen sollte der Verbraucher doch lieber in fetteren Jahren.
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 00:27:16
      Beitrag Nr. 24 ()
      @Dolby

      gib auf, dein Thread ist wirklich vollkommen nutzlos.
      Der Beweis: die Experten sehen rosarot, nur der Spiegel
      findet noch was zum Mäkeln( aber das tut der bekanntlich immer).


      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,174309,00.html
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 09:23:10
      Beitrag Nr. 25 ()
      was heisst hier nutzlos? :eek:

      und wenn jeder meint, das dieser thread unbrauchbar ist und wirklich jeder experte von einem aufschwung in zweiten halbjahr 2002 träumt ( nach q3 2001, dann q4 2001, dann q1 2002) ist die welt für mich in ordnung

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 09:30:22
      Beitrag Nr. 26 ()
      #24 von Seza

      solange die wirtschaft nicht anspringt, trotz weihnachstnachlässen von fast 70 prozent, negativer sparrate, zinsen fast auf nullpunkt und subventionierten autoverkäufen hat dieser thread mehr daseinsberechtigung als so mancher Enron thread.

      erst wenn die us-wirtschaft wieder mit den imaginiären 6 prozent wächst, gebe ich mich geschlagen.

      das wird aber noch eine weile andauern. ausser die amis lassen sich wieder ein geschicktes buchungsmanöver einfallen, wie man aus 56 mrd. verlust ein gewinn macht.

      good bless amerika (oder wie man das schreibt)


      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 10:47:25
      Beitrag Nr. 27 ()
      ich hab mir über Weihnachten im Presseladen mal so alle
      Börsenpublikationen durchgeblättert: durch die Bank
      erwarten alle ein Boom-Jahr für Aktien.
      Dank Grünspan, dem Genie.
      Oder, kannst du mir einen Grund nennen, warum der amerikanische Kongress keinen richtigen Bock mehr hat, dass
      vor 3 Monaten so höchst "wichtige" Konjunkturpaket zu verabschieden und sich eher auf wahltaktische Manöver
      konzentriert? AG hat sich nicht einmal blicken lassen, um Druck zu machen. Die Sache ist gelaufen. Dein Thread ist
      anachronistisch!

      Und nicht zuletzt, schau dich mal um hier im Brett. Alle
      scharren mit den Hufen.
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 11:32:29
      Beitrag Nr. 28 ()
      wir wissen doch, das die mehrheit immer falsch liegt!
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 11:33:08
      Beitrag Nr. 29 ()
      p.s.

      niemand zwingt dich hier rein zu schauen
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 11:42:21
      Beitrag Nr. 30 ()
      Hab mir erlaubt von Wolle 4 das hier auszuleihen, weiss nicht wo er es gefunden hat, stand aber im ARD Text, gestern glaub ich.


      Wirtschaft: Düstere Prognose

      Pessimistische Prognose des Chefökonomen der Deutschen Bank für die deutsche Wirtschaft: Das Schlimmste steht der Bundesrepublik noch bevor befürchtet Norbert Walter. Man werde im ersten Quartal 2002 noch "tiefer runter kommen" als derzeit alle glaubten.

      Erst am Ende des nächsten Jahres rechnet Walter mit einer Erholung.

      Der Experte rechnet insgesamt mit einem Nullwachstum für 2002. Auch an den Börsen werde es noch einmal kräftig nach unten gehen.

      Mein Gott Walter.
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 14:11:10
      Beitrag Nr. 31 ()
      Dienstag, 25. Dezember 2001
      Branchenausblick

      Nasdaq vor großem Rückschlag?

      Die Nasdaq fühlte sich in den vergangenen Wochen pudelwohl. Allen Unkenrufen zum Trotz hielt sie sich auf ansehnlichem Aufwärtskurs. Allerdings häuften sich in den vergangenen Tagen die Gewinnwarnungen. Auch sind Massenentlassungen nach einer Ruhepause nun wieder an der Tagesordnung. Ciena beispielsweise belastete den Glasfaserbereich, indem das Unternehmen die Umsatzaussichten für die kommenden Quartale senkte. Auch Applied Materials geht von einer weiterhin schwachen Chipnachfrage aus und reduzierten den Personalstamm um zehn Prozent.

      Doch der ganz große Einbruch ist bisher an der Technologiebörse ausgeblieben. Gleichwohl ist die Gefahr eines Rückschlags gestiegen. Seit den Tiefständen vom 21. September, als der Nasdaq-Composite bei gut 1400 Punkten notierte, hat das Technologiebarometer um rund ein Drittel zugelegt. Zurzeit hadert er mit der 2000er-Marke.

      Nach 18 tiefroten Monaten sind die Hightechs wieder Börsenlieblinge. Auch wenn die einstigen Spitzen weit entfernt sind, seien die meisten Titel zu teuer, sagen die Profis an der Wall Street angesichts der gestutzten Gewinnerwartungen. Mit ausgelöst haben das Strohfeuer die extrem niedrigen Zinsen. Angesichts der kärglichen Rendite bei den Festverzinslichen sind Anleger auf der Suche nach attraktiveren Möglichkeiten und wieder bereit, ein höheres Risiko auf sich zu nehmen. Einige Investoren spekulieren auch auf eine demnächst bevorstehende Erholung der Wirtschaft und wollen sich schon vorher positionieren.

      Steven Milunovich, Analyst beim Investmenthaus Merrill Lynch, weist auf die dünnen Orderbücher der Tech-Unternehmen hin: „Wenn der Auftragseingang auf dem tiefsten Punkt des Zyklus ist, dauert es mindestens ein Jahr, bis sich wieder zweistellige Wachstumszahlen einstellen.“ Der Tech-Guru sagt insgesamt sogar sieben magere Jahre voraus. Begründung: Das Investitionsvolumen ist so stark geschrumpft, dass eine Erholung so lange brauchen werde.

      Zumal derzeit kein revolutionärer, kurstreibender Technologiesprung - wie einst das Internet - in Sicht ist. „Da ist derzeit nichts, was groß genug wäre einen solchen Boom auszulösen“, sagt Chip Morris, Manager des T. Rowe Price Science and Technology Fund. Die Rally, die die Wachstumswerte Ende der 90er bis im Frühjahr 2000 erlebten, wiederholt sich derzeit nicht.

      Genug Gründe für viele Investoren vor Jahresende erst einmal Kasse zu machen. Doch nicht alle Marktbeobachter raten dazu, an der Seitenlinie zu bleiben. „Ich würde nicht unbedingt sagen, dass die Nasdaq überbewertet ist, aber sie ist sich selbst ein bisschen voraus“, sagt Christopher Mortenson, Analyst bei Deutsche Banc Alex. Brown. Lediglich der Chipsektor, der seit dem 21. September rund die Hälfte zugelegt hat, könnte seiner Ansicht nach zu heiß gelaufen sein.

      © Wall Street Correspondents Inc.

      Adresse:
      http://www.n-tv.de/2891497.html
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 14:14:06
      Beitrag Nr. 32 ()
      „Ich würde nicht unbedingt sagen, dass die Nasdaq überbewertet ist, aber sie ist sich selbst ein bisschen voraus“

      :laugh:


      ihr müsst die lustigen sachen markieren!!!!!!!!!!!!!!
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 14:26:11
      Beitrag Nr. 33 ()
      manager-magazin.de, 26.12.2001, 12:40 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,174339,00.…

      W A L L - S T R E E T - A U S B L I C K

      2002 - das Ende aller Sorgen?


      Wie lange dauert die Rezession in den USA? Wo steht der Dow Jones am Ende des Jahres 2002? Die Propheten malen wieder mal ein rosiges Bild. Doch schon dieses Jahr haben sie weit daneben gelegen.


      New York – Börsianer lieben Orientierung. Deshalb geben sie jedem Jahr gerne ein Motto. 1999 war das Jahr des Wahnsinns. 2000 das Jahr der geplatzten Hoffnungen. 2001 das Jahr der Rezession. Und 2002? Das wird das Jahr der Erholung. So sagen sie an der Wall Street, und darauf wetten sie große Summen.

      Nach 18 Monaten des Leidens wurde es ja auch langsam Zeit. Schließlich dauern Bärenmärkte im historischen Durchschnitt nur 15 Monate. Analysten wie Anleger sind heiß auf den Aufschwung. Das zeigen die Börsenrallye und die Prognosen. Laut der jüngsten "Business Week"-Umfrage erwarten 54 Top-Analysten, dass der Dow Jones Ende 2002 bei 11.090 Punkten stehen wird - ein Jahresgewinn von 13 Prozent. Der Nasdaq-Composite soll 14,5 Prozent höher bei 2236 Punkten schließen.

      An der Konjunkturfront sieht der Konsens ähnlich rosig aus: Im ersten Halbjahr soll die US-Wirtschaft um 1,5 Prozent wachsen, im zweiten Halbjahr um 3,5 Prozent. Ergibt zusammen ein jährliches Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent. Besser als der Rest der Welt. Nicht einmal das Scheitern des "Stimulierungspakets“ im US-Kongress kann den herrschenden Optimismus erschüttern. Die Wirtschaft komme auch ohne zusätzliche Unterstützung aus der Rezession, sagt Gail Fosler vom Conference Board. Die Institution veröffentlicht mehrere einflussreiche Stimmungsbarometer zur US-Wirtschaft.

      Die Arbeitslosenrate wird bis zur Jahresmitte auf 6,5 Prozent steigen und dann wieder sinken. Verglichen mit der letzten Rezession, wo sie auf fast zehn Prozent angestiegen ist, ein Klacks. Selbst die Unternehmensgewinne sollen sich rasch wieder erholen: 13 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr sind vorhergesagt. Alle Signale stehen also auf Besserung. Was will man mehr? :laugh: welche gewinne? :laugh:

      Nun sind die so genannten Analysen oft nichts weiter als Wunschdenken. Das laufende Jahr bietet das beste Beispiel: Wäre es nach den Analysten gegangen, stünde der Dow Jones im Moment bei über 12.015 Punkten. Stattdessen bleibt der Index bis zum Jahresende mit etwas Glück über der 10.000-Punkte-Marke. Auch bei den Unternehmensgewinnen lag jeder einzelne Prophet verlässlich voll daneben. Statt wie vorhergesagt um 7,5 Prozent zu wachsen, sind die Gewinne dieses Jahr um 18 Prozent eingebrochen.

      Trotz der optimistischen Prognosen ist daher weiterhin Vorsicht angesagt. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass die Rezession, die offiziell im März begonnen hat, länger als die "normalen“ elf Monate dauert. Oder dass der Aufschwung weit schwächer ausfällt als erwartet. Ebenso kann sich die Rallye immer noch als "Dead Cat Bounce“ entpuppen, so wie die Rallye im Mai. Schon werden Vergleiche zum Jahreswechsel 1999/2000 gezogen, als die Internet-Manie ihren Höhepunkt erreichte. Auch diesmal werde die Blase im März platzen, prognostiziert Fondsmanager Gerald Jordan von Hellman Jordan Funds. Frühestens wenn klar wird, dass sich die Unternehmensgewinne doch nicht erholen, werden die Zweifel zurückkehren.

      Immerhin sind die Anleger etwas vorsichtiger geworden, ergab eine Harris-Umfrage im Auftrag von "Business Week“. Nur 28 Prozent wollen in den nächsten sechs Monaten mehr in Aktien investieren als bisher, 24 Prozent hingegen ihre Depots verkleinern. Auch sind sie bescheidener geworden: 54 Prozent erwarten langfristig nur noch einstellige Renditen. Dennoch glaubt gut die Hälfte der Amerikaner, dass die Aktien 2002 steigen werden. Sie sind damit wesentlicher optimistischer als vor einem Jahr, als nur 33 Prozent an Kursgewinne glaubten.

      2002 sollte auch das Jahr der Erholung des gebeutelten Technologiesektors werden. Die Nasdaq hat in den letzten drei Monaten einen bemerkenswerten Run (plus 37 Prozent) hingelegt, die Anleger haben große Hoffnungen. Sie setzen darauf, dass Unternehmen weltweit ihren Investitionsstopp aufheben und wieder IT-Produkte kaufen werden. Die Analysten glauben, dass die Gewinne im Tech-Sektor um 44 Prozent zulegen werden, nachdem sie dieses Jahr um 62 Prozent gefallen waren.

      Doch die fundamentalen Daten unterstützen dieses Szenario nicht. Im Gegenteil: Die Lager und Kapazitäten der meisten Technologiefirmen sind immer noch zu überdimensioniert für die schwache Nachfrage. Investitionen gehen weiter zurück. Einer jüngeren Umfrage zufolge wollen 47 Prozent der Unternehmen nächstes Jahr ihre Ausgaben weiter kürzen. "Es wird ein Horror-Jahr in der Tech-Welt", sagt Fred Hickey, Herausgeber eines Technologie-Newsletters, der in diesem Jahr einige der akkuratesten Vorhersagen für Tech-Aktien gemacht hat.

      Auch Merrill Lynch ist noch nicht bereit, auf volles Risiko umzuschwenken. "Wir bleiben bei unserem Engagement im defensiven Sektor und warten auf deutlichere Zeichen der wirtschaftlichen Erholung", sagt Merrill-Lynch-Stratege David Bowers. Technologie-Aktien bleiben im Portfolio der Bank untergewichtet.

      Vorhersagen sind schwierig. Auch ist die Vergangenheit in der Regel kein guter Leitfaden. Doch bei allen Prognosen sollte man eines bedenken: 2001 war der Oberpessimist unter den Analysten der Realität am nächsten. Und selbst dessen Brille war noch zu rosa.

      :D
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 20:14:29
      Beitrag Nr. 34 ()
      Arbeitsmarkt, faz.net

      Amerikanische Firmen haben 2001 eine Million Arbeitnehmer gefeuert

      26. Dez. 2001 Seitdem die amerikanischen Wirtschaft schwächelt, haben die Firmen in den USA rund eine Million Arbeitnehmer auf die Straße gesetzt. Das ist ein seit wenigstens 12 Jahren nicht gesehenes Ausmaß. Den traurigen Rekord hält unter den US-Gesellschaften für 2001 Motorola, der zweitgrößte Handyhersteller, mit 42.900 Stellenstreichungen (siehe unten Tabelle).

      Ein "Quantensprung" in Sachen Entlassungen sei das Jahr 2001 gewesen, erklärte John Challenger, Leiter der Personalberatung Challenger, Gray & Christmas. "Einen Arbeitsplatzabbau in dieser Größenordnung gab es zuvor nicht. Die Aufzeichnungen von Challenger reichen bis in das Jahr 1989 zurück. Die Arbeitslosenrate in den USA stieg von vier Prozent im Jahr 2000 auf 5,7 Prozent im November 2001.

      Das Sterben der New Economy

      Die Auswirkungen vom Platzen der Internetblase im Jahr 2000 hielten auch in den letzten zwölf Monaten an. Als Folge verloren Zehntausende von Arbeitnehmern bei Motorola, JDS Uniphase oder Lucent Technologies ihre Jobs. Schaut man nicht auf die absoluten Zahlen, sondern auf die Anteile an der gesamten Belegschaft, hat Glasfaserspezialist JDS Uniphase den größten Schnitt gemacht: fast 60 Prozent der Mitarbeiter mussten 2001 ihre Arbeitsplätze räumen. Im Juli kündigte der Konzern mit 50,6 Milliarden Dollar den höchsten Verlust der US-Geschichte an.

      Die Folgen des 11. September

      Das Tempo der Entlassungen beschleunigte sich nach dem 11. September. Denn nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center verzeichneten einige Branchen, darunter der Flugzeugbau und die Luftfahrt, einen Geschäftseinbruch. Im Zeitraum nach dem 11. Septmber wurden Challenger zufolge mehr Stellenstreichungen angekündigt als in jedem der Jahre 1993 bis 1997.

      "Es hat sich bestätigt, dass der Trend weg von der lebenslangen Beschäftigung zu viel umfangreicheren Entlassungen führt, wenn eine Rezession im Anmarsch ist", erklärte Challenger.

      Avatar
      schrieb am 26.12.01 20:19:22
      Beitrag Nr. 35 ()
      Warren Buffet, Analysten - Ausblick auf 2002


      Der Grossinvestor Warren Buffet sieht in den kommenden 10 Jahren durchschnittliche Returns im Aktienmarkt von 7-8% jährlich. Er merkte auf CNBC auch an, dass er im aktuellem Markt keine unterbewerteten Aktien entdecken könne, was seine Vorsicht bezüglich der momentanen Marktbewertung Ausdruck verdeutlicht.

      Des weiteren erwartet Buffet eine nur zögerliche Erholung der Wirtschaft, wobei das verabschiedete Unterstützungspaket zur Stimulation der Wirtschaft vorteilhaft sei. Einsicht in seine Investitionsstrategie offenbarte das Interview nicht, das Festhalten seines Fonds an Coca-Cola "für immer" bekräftigte Buffet jedoch aufs neue.


      :D
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 20:27:34
      Beitrag Nr. 36 ()
      #34 von nasdaq10.000

      schon komisch, das ausgerechnet die boooooombranchen zwischen 20 und 60 prozent ihrer belegschaft rausschmeissen.

      :cry:
      Avatar
      schrieb am 26.12.01 21:45:05
      Beitrag Nr. 37 ()
      Enron: Das wahre Gesicht der "New Economy"

      Von Nick Beams
      20. Dezember 2001
      aus dem Englischen (6. Dezember 2001)Karl Marx schrieb, dass die Entwicklung des Finanzparasitentums nichts anderes sei als die Wiedergeburt des Lumpenproletariats (halbkrimineller Elemente) an der Spitze der bürgerlichen Gesellschaft. Eine Charakterisierung, an die man unweigerlich denken muss, wenn man den Zusammenbruch des amerikanischen Energiehandelskonzerns Enron untersucht, gegen den Anfang Dezember nach Kapitel 11 des US-Konkursgesetzes Klage erhoben wurde. Mit einem veranschlagten Gesamtvermögen von 49,8 Milliarden Dollar und Schulden in der Höhe von 31,2 Milliarden Dollar ist Enron die größte Insolvenz in der amerikanischen Unternehmensgeschichte.
      Das amerikanische Justizministerium hat eine Untersuchung gegen Enron eingeleitet, um zu klären, welche Rolle Unternehmensvorstand und Firmen-Manager beim Zusammenbruch und den vorangehenden Verschleierungsversuchen gespielt haben.
      Unabhängig von den genauen Ergebnissen einer solchen Untersuchung steht ein weiter reichendes Urteil bereits fest. Enron, das auf Platz 7 der Liste der 500 amerikanischen Spitzenunternehmen Fortune 500 stand und in der Finanzpresse, in Regierungs- und Akademikerkreisen hochgelobt wurde, war ein Pfeiler der sogenannten "New Economy", die sich auf das schrankelose Walten des "freien Marktes" stützt. Der Kollaps des Unternehmens hat den Fäulnisprozess und die Korruption offengelegt, die ihr zugrunde liegen.
      Gegründet wurde Enron Ende der 80er Jahre durch eine Fusion von zwei Gas-Pipeline-Unternehmen. Es verdankte seinen Aufstieg der Deregulierung der Energiemärkte in den 90er Jahren. 1986 konnte das Unternehmen einen Ertrag von 7,6 Milliarden Dollar vorweisen. Im Jahr 2000 war der Ertrag auf 101 Milliarden Dollar angewachsen und die Marktkapitalisierung des Unternehmens betrug 63 Milliarden Dollar.
      Enron hat aber nicht nur die neuen Bedingungen genutzt, die durch die Deregulierung geschaffen wurden. Es hat mittels seiner politischen Beziehungen selbst zu ihrer Entstehung beigetragen. Der Konzernvorsitzende Kenneth Lay soll George W. Bush fast 2 Millionen Dollar gespendet haben und für die Wahlen 2000 gab der Konzern 1 Million Dollar aus. Lay war zwischendurch sogar als Energieminister im Gespräch und galt als wichtigster Berater für Energiepolitik.
      Anfang der 90er Jahre gewann Lay als eine der bekanntesten Figuren Wendy L. Gramm, die Frau des Republikanischen Senators von Texas Phil Gramm, für das Unternehmen. Wendy Gramm war in der Regierung von Bush senior für die Warenregulierung zuständig. 1993, nur fünf Wochen nachdem die von ihr geleitete Commodities Futures Trading Commission Energieverträge von der Regulierung befreit hatte, trat sie dem Vorstand von Enron bei.
      Die Deregulierung der Energiemärkte erschloss neue Bereiche für die Akkumulierung von Gewinnen, jedoch nicht durch den Bau neuer Einrichtungen und die Versorgung mit Energie, sondern durch Käufe und Verkäufe auf dem Energiemarkt. Enron betätigte sich nicht nur als Zwischenhändler, der zwischen einem Käufer und einem Verkäufer vermittelt und dafür eine Provision erhält. Enron war vielmehr das Äquivalent eines Finanzspekulanten auf dem Energiemarkt: Es handelte mit Energiekontrakten, deren Fälligkeitstermin erst in Monaten oder sogar Jahren liegt.
      Innerhalb eines Jahrzehnts war das Untenehmen zu einem der zehn größten US-Unternehmen angewachsen und 20 Prozent des Energiehandels in Europa und der USA lagen in seinen Händen. Der Konzern operierte in etwa 40 Ländern und seine Aktivitäten beschränkten sich nicht nur auf den Energiesektor. Das gleiche Geschäftsmodell übernahm Enron auch für andere Bereiche und ging vom Handel mit Gas und Strom auch zum Handel mit Pulpe, Papier, Wasser und Kommunikation über.
      Für ein Unternehmen wie Enron, das seine Gewinne mit derartigen finanziellen Operationen erwirtschaftet, besteht der Schlüssel zum Erfolg in dem ständigen Zufluss von Geldern von Banken und anderen Finanzinstitutionen, um die Hebelwirkung seiner Operationen und damit auch den Unternehmensprofit zu erhöhen. Die Fähigkeit, Schulden im Umfang von zig Milliarden Dollar anzuhäufen, hängt wiederum vom Vertrauen ab - von Publicity, die an den Finanzmärkten den Eindruck erweckt, dass sich eine Investition in das Kredit suchende Unternehmen lohnt, weil es bestimmte Innovationen eingeführt hat.
      Publicitykampagne
      Enron hätte selbst keine bessere Publicitykampagne organisieren können. Sechs Jahre hintereinander benannte das Magazin Fortune Enron als innovativstes Unternehmen überhaupt und noch im vergangenen August hat es Enron als eine von zehn Wachstumsaktien aufgelistet, die über das ganze Jahrzehnt weitere Wertsteigerung verzeichnen würden. Erst im vergangenen Jahr hat die britische Zeitschrift Economist Enron dafür gelobt, das womöglich "weltweit erfolgreichste Internet-Business aller Unternehmen jeglicher Branche aufgebaut zu haben".
      Die Publicitykampagne ging aber noch weiter. Die Financial Times berichtete am 4. Dezember: "In den Büchern verschiedener Gurus wird das Unternehmen als vorbildliches Beispiel für gutes Management hervorgehoben, es wird als ‚Führer der Revolution` (Gary Hamel, 2000) bezeichnet, das ‚kreative Zerstörung` betreibe (Richard Foster und Sarah Kaplan, 2001), eine ‚Strategie mithilfe einfacher Regeln` entwickle (Kathy Eisenhardt und Donald Sull, 2001), das den ‚Krieg um Talente` (Ed Michaels, 1998) gewinne und ‚auf der Straße navigiert, die zur nächsten Economy führt` (James Critin; das Buch sollte im Februar 2002 veröffentlicht werden und wird nun wahrscheinlich überarbeitet werden)."
      Hamel bringt den großen Rummel, der um das Unternehmen gemacht wurde, auf den Punkt: "Mehr als jedes andere Unternehmen auf der Welt hat Enron die Fähigkeit zur permanenten Innovation institutionalisiert... (Enron ist) eine Organisation, in der sich Tausende von Beschäftigten als potentielle Revolutionäre betrachten."
      Neben guter Publicity sind auch gute politische Verbindungen, die ein günstiges Gesetzesklima schaffen, unbezahlbar. In dieser Hinsicht mangelte es Enron keineswegs. Der Vorsitzende Kenneth Lay hatte enge Kontakte zur Familie Bush und war einer der wichtigsten Leute, um Gelder für George Bush senior in den 80er Jahren aufzutreiben. Als George W. Bush 1994 Gouverneur von Texas wurde, wurde Lay Vorsitzender des Business Council des Gouverneurs.
      Diese Verbindungen gewannen als Stellenwert, als Bush in diesem Jahr US-Präsident wurde. In einem Bericht der New York Times vom 3. Juni heißt es: "Mindestens drei Topberater des Weißen Hauses, die die Energiepolitik von Präsident Bush mit ausgearbeitet haben, waren Aktionäre des Unternehmens Enron oder erhielten Geldzuwendungen von dem großen Energiehandelskonzern mit Sitz in Texas, der eine aggressive Lobby führte, um die Politik der Bush-Regierung in Energiefragen zu beeinflussen."
      Karl Rove, wichtigster politischer Berater von Bush, Lawrence Lindsey, Wirtschaftsberater von Bush und I. Lewis Libby, Leiter des Mitarbeiterstabs von Vizepräsident Cheney, waren alle Aktionäre von Enron. Lindsey erhielt im vergangenen Jahr von Enron 50.000 Dollar für Beraterdienste, während für die Aktien von Rove ein Wert von zwischen 100.000 und 250.000 Dollar veranschlagt wird.
      Wie andere Verfechter des "freien Marktes" war Lay glühender Anhänger der sogenannten "Transparenz". In der obskuren Finanzwelt, in der sich die Bedeutung von Worten so häufig in ihr Gegenteil kehrt, bedeutet Transparenz im Allgemeinen, dass es keine Kontrolle und Regulierungsmaßnahmen von Seiten der Regierung gibt, und dass die wichtigsten Teilnehmer und ihre Machenschaften während ihrer Jagd nach Profit nicht überwacht werden.
      Bei der Bilanzierung von Enron und den veröffentlichen Unternehmenszahlen kann man ganz sicherlich nicht von Transparenz sprechen. In Buchhalterkreisen gibt es ein Sprichwort, dass der Zweck der Bilanzierung häufiger darin besteht, zu verschleiern als aufzudecken. Enron entwickelte sich zu einem wahren Experten in der Kunst des Verschleierns. Wie Lay schließlich selbst zugeben musste, waren die Bilanzen des Unternehmens "undurchsichtig und schwer verständlich."
      Solange ein Gewinnzuwachs berichtet wurde, kamen wenige Fragen über die Methoden von Enron auf, am wenigsten von Seiten des Rechnungsprüfers des Unternehmens Arthur Andersen. Auch die amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) verhielt sich ruhig.
      Telekommunikation-Aktien sacken in den Keller
      Das Rad der Enron-Operationen begann sich erst Anfang dieses Jahres langsamer zu drehen, als die Investitionen sich als Fehlschlag erwiesen. Mit dem Zusammenbruch des Telekommunikationssektors erwiesen sich die Investitionen von Enron in der Faseroptik und anderen Telekommunikationsbereichen als sehr teuer.
      Dann kam es, kaum sechs Monate, nachdem man ihn zum Nachfolger von Lay befördert hatte, zum plötzlichen Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Jeff Skilling. Skilling war am engsten mit der Umwandlung des Unternehmens vom Pipelinebesitzer zum riskanten Teilnehmer an der New Economy verbunden.
      Die finanziellen Probleme erreichten Mitte Oktober einen kritischen Punkt, als das Unternehmen einen Verlust von 638 Millionen Dollar meldete. Aber noch entscheidender war die Offenlegung, dass das Eigenkapital des Unternehmens im dritten Quartal aufgrund von Partnerschaftsabkommen, für die der Finanzchef des Unternehmens Andrew Fastow verantwortlich war, um 1,2 Milliarden Dollar zurückgegangen war.
      Die Alarmglocken wurden durch die Tatsache in Bewegung gesetzt, dass die Abschreibungen aus der Quartals-Ertragsbilanz nicht ersichtlich waren. Der Grund hierfür waren außerbilanzielle Partnerschaften, die man eingegangen war, um die Schulden des Unternehmens zu verschleiern und gleichzeitig sicherzustellen, dass Bonitätsbewertung und Kreditaufnahmefähigkeit nicht beeinträchtigt wurden. Diese Partnerschaften dienten zum einen dazu, den Endgewinn des Unternehmens aufzublähen. Sie waren aber auch für Fastow persönlich, der an die 30 Millionen Dollar an Gebühren- und Provisionszahlungen erhielt, durchaus gewinnbringend.
      Am 8. November reichte Enron eine Berichtigung der Unternehmensbilanzen der vergangenen fünf Jahre bei der SEC-Börsenaufsichtsbehörde ein und meldete einen Verlust von 586 Millionen Dollar.
      Während die Unternehmensstruktur sich nun rapide auflöste, wurde ein letzter Rettungsversuch unternommen, als der Rivale auf dem Energiesektor Dynegy anbot, das Unternehmen für 10 Milliarden Dollar zu kaufen und außerdem 13 Milliarden Dollar der Schulden zu übernehmen. Aber nach genauerer Prüfung beschloss Dynegy, diesen Vorstoß nicht weiter zu verfolgen, und Enron war gezwungen einen Insolvenzantrag einzureichen.
      Zu den unmittelbaren Opfern des Firmenzusammenbruchs zählen in erster Linie die 21.000 Beschäftigten des Unternehmens. Die meisten von ihnen hatten ihre Rente nach dem Rentenplan 401 (k) abgesichert, der an die nun wertlosen Aktienbestände von Enron gekoppelt ist. Diese Beschäftigten verloren praktisch über Nacht einen entscheidenden Anteil ihrer bisherigen Ersparnisse und mussten zusehen, wie ihre Zukunftspläne zunichte gemacht wurden. Neben ihnen gibt es noch viele Tausend andere Kleinanleger, die dem Rat der Finanzmedien und Investment-Analysten gefolgt sind und für ihre zukünftige Absicherung auf Enron-Aktien setzten. Ihr Schicksal wirft die Frage nach den weitreichenderen sozialen Folgen des Zusammenbruchs von Enron auf.
      In den 70er Jahren, als eine Reihe von Zusammenbrüchen und Skandalen die Finanzmärkte in Britannien erschütterten, hat der ehemalige Parteichef der Tories Edward Heath den Begriff "des unakzeptablen Gesichts des Kapitalismus" geprägt. Er wollte die damaligen Ereignisse damit als abnormale Entwicklung und Anomalie abtun und die Aufmerksamkeit von den grundlegenden Prozessen, von denen sie herrührten, ablenken.
      Im Falle von Enron wird es zweifellos Bemühungen in gleicher Richtung geben. Es wird Untersuchungen geben. Möglicherweise wird man auch verlangen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, und es wird Forderungen nach strengeren Bilanzierungsvorschriften geben.
      Aber Enron kann nicht als Anomalie abgetan werden. Als Heath seine Äußerung machte, standen die Prozesse, auf die er Bezug nahm, gerade erst am Anfang und die Behauptung, dass es sich bei diesen Prozessen um eine Anomalie handele, hatte eine gewisse Plausibilität. Heute ist das jedoch nicht mehr der Fall.
      Die Finanzoperationen der Art, wie sie von Enron praktiziert wurden, sind keine Randerscheinung des kapitalistischen Weltwirtschaftssystems, sondern bilden seinen Kern. Täglich zirkulieren Billionen von Dollar auf den Aktien-, Devisen- und Finanzmärkten der Welt auf der Suche nach Profit. Seit Anfang der 80er Jahre wurden rund 75 Prozent aller Anlagenrenditen aus einer Aufwertung von Marktwerten und nicht aus Profiten und Zinsen erzielt.
      Im Interesse des Shareholder Value muss jedes Unternehmen, das nicht untergehen will, Maßnahmen ergreifen, die Anlagekapital anziehen, indem es den Preis der Wertpapiere über das Niveau anhebt, das nach objektiver Bewertung des zugrundeliegenden Vermögenswerte gerechtfertig wäre. Anders ausgedrückt ist Enron nur das deutlichste Beispiel eines "Geschäftsmodells", das heute schon beinahe universellen Charakter hat.
      Auch dominiert diese zunehmend auf Spekulationen beruhende Vermögensbildung mit den ihr eigenen halbkriminellen Machenschaften inzwischen die Gesellschaft als ganze. Keine Schicht der Arbeiterklasse, ob Fabrikarbeiter oder Büroangestellte, ist heute noch in der Lage, die eigene Zukunft, die Ausbildung der Kinder und die Gesundheitsversorgung der eigenen Familie abzusichern, ohne die begrenzten Ersparnisse in Investmentfonds anzulegen, die eine der Hauptkomponenten des Finanzsystems bilden.
      Aber wie die Erfahrung mit Enron zeigt, gleicht das ganze System heute einem Kartenhaus, das jederzeit in sich zusammenfallen und dabei die über ein ganzes Leben angesammelten Ersparnisse über Nacht völlig ausradieren kann. Auch unzählige Kontroll- und Regulierungsmechanismen könnten diese Situation nicht verbessern, denn die Prozesse, die Unternehmen wie Enron hervorbringen, sind nicht mehr die Ausnahme sondern die Regel für die heutige Funktionsweise der kapitalistischen Wirtschaft.
      Die aktuelle politische Aufgabe besteht nicht darin, den sinnlosen Versuch zu unternehmen, die heutige Gesellschaftsordnung zu reformieren, sondern es geht darum, die Gesellschaft von Grund auf zu verändern. Heute ist die gesellschaftliche Existenz der arbeitenden Bevölkerung - der Erzeugerin sämtlicher Vermögenswerte - dem Prozess der Gewinnakkumulierung zu Gunsten einer Minderheit untergeordnet, der zunehmend Charakterzüge des Wahnsinns trägt. Diese Situation muss völlig umgekehrt werden. Die Gesellschaft muss neu organisiert werden. Die Vermögensbildung muss den Wünschen und Bedürfnissen der Produzenten untergeordnet sein und von ihnen kontrolliert und gesteuert werden. Das ist die Lehre aus dem Zusammenbruch von Enron.

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      Avatar
      schrieb am 26.12.01 23:03:04
      Beitrag Nr. 38 ()
      Analysten: Kurssteigerungen völlig ungerechtfertigt! 26.12.01

      Die Analysten von Bridgewater äußerten sich heute sehr bearisch zum Markt, in dem sie die Ansicht vertraten, daß der Optimismus, den der Markt für das kommende Jahr reingepreist habe, völlig fehl am Platze sei. Es seien schon viel zu viele positiven Nachrichten in den Kursen enthalten.

      Noch bevor es irgendwelche Anzeichen einer Wirtschaftserholung geben würde stürzten sich die Anleger bereits auf die Aktien, als ob diese im Ausverkauf seien. Dabei wären Aktien noch immer teuer bewertet, so die Experten.

      "Wir glauben schon, daß die niedrigen Zinsen ihre Auswirkungen haben werden. Auch sollte die Wirtschaft in 2002 wieder zulegen können. Aber nicht so sehr, wie es der Markt aktuell vorweg nimmt", erklärte ein zuständiger Analyst.

      Es gebe noch überhaupt keine Anzeichen dafür, daß der Boden in der Wirtschaft gefunden sei. Man habe es mit einer außerordentlich schlimmen Rezession zu tun, die derzeit aber allem Anschein nach unterschätzt werde, meinen die Experten.

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 27.12.01 03:07:05
      Beitrag Nr. 39 ()
      Ich poste nur eben schnell, damit der neue Thread immer unter "Meine Postings" griffbereit ist. Lass dich nicht stören, Dolby.

      Übrigens wäre ein Link aus dem alten Thread zu Amerika zu diesem Thread ganz günstig. Es haben ihn vielleicht nicht alle gefunden...
      Avatar
      schrieb am 27.12.01 06:19:21
      Beitrag Nr. 40 ()
      #39 von Depotmaster

      der ist drin. wollen wir wetten?
      Avatar
      schrieb am 27.12.01 07:10:21
      Beitrag Nr. 41 ()
      Um was geht es diese Woche im SCN-Flashback ?

      - Die schrumpfenden Bäume
      - Häuptlinge oder Indianer am Bondmarkt ?
      - Die Inflation in Japan steigt !?!
      - Verschwörungstheoretiker, vereinigt euch !
      - Was ein Zentralbanker zu tun hat
      - Sorgen des Aktienmarktes
      - ...... und natürlich noch viel mehr !

      Copyright 2001 www.stock-channel.net

      Mit dem Ende der Woche hat der Aktienmarkt den Anschein erweckt, er scheint von einer schnellen Erholung der US-Wirtschaft nicht mehr so stark überzeugt zu sein. Der Bondmarkt hingegen scheint uns zwei Dinge sagen zu wollen:

      - entweder steht eine schnelle Erholung, oder
      - starke Inflation vor der Tür (vielleicht auch beides)

      Ich habe es gestern zwar schon in dem o.g. Link versucht, aber als Flashback will ich es noch mal untersuchen, ob der Bondmarkt nicht doch etwas weis, wovon die Breite des Marktes noch keine Ahnung hat ...... nämlich ob Inflation die stärkste Bedrohung ist, so dass die Bondmarkt-Häuptlinge ihre Krieger aussenden müssen, um den Kampf aufzunehmen.

      Die schrumpfenden Bäume

      Wo befinden wir uns .... in einem dunklen Wald, voll mit hungrigen Bären, oder auf einer Wiese, auf der die Bullen friedvoll grasen ? ..... schauen wir auf die Daten, um im Wirtschaftswald auch die Bäume zu sehen ! Wenn ich von schrumpfenden Bäumen schreibe, dann hat das seine volle Berechtigung, denn die “Deflation” hat sich mittlerweile voll etabliert ..... selbst die berühmten „Talking Heads“ nehmen das D-Wort ab und an in den Mund (nein ..... nicht Depression !). Die US-Grosshandelspreise sind im November um 0.6% gefallen, nach minus 1.6% im Oktober ..... das hat nichts mit dem 11.09.2001 (mittlerweile das „Wort des Jahres“) zu tun, sondern auch im Jahresvergleich mit 2000 sind die Preise um 1.1% gesunken. Importpreise in den USA sind um 1.6% gesunken, die industriellen Importpreise sogar um 5% …. Im Jahrsvergleich sind die Preise um 9% gesunken und selbst die Exportpreise sind um 2.5% gefallen (Vergleich mit 2000).

      Die Anzahl der Unternehmen, die mit dem Schuldendienst im Rückstand sind, ist in 2001 auf $107 Mrd. gestiegen, ein 10-Jahreshoch .... in absoluten Zahlen ausgedrückt „nie da gewesen“ ! Hinzukommen die Emittenten von Bonds, die nicht mehr „bedienen“ können ..... mittlerweile sind es 196 an der Zahl, 117 im Jahr 2000 (das war damals schon ein Rekord) .... 8.9% der „Junk-Emittenten“ ist mittlerweile im Verzug, „Investment-Grade“ mit 0.6% ...... in der letzten Rezession waren es 12.7% bzw. 0.8%. Einer meiner beobachteten Indikatoren für die Wirtschaft, sind die Junk-Bonds …… diese haben jetzt wieder abwärts gedreht, nachdem sie mit einem “Breakout” geflirtet hatten …… Nebenbei bemerkt, implodierende Schulden wirken im höchsten Masse deflationär ! Aber dieses Problem ist nicht nur lokal auf die USA beschränkt, sondern auch in angrenzenden Nationen, oder auch in Europa, Asien anzutreffen. ....... so exportiert Kanada z.B. 80% der Waren in die USA ...... die Preise dieser Waren sind in den letzten fünf Monaten um 8% gefallen ...... „kiss your profits good-bye !“

      Die EZB sagte, dass die Euro-Wirtschaft im nächsten Jahr nur um 0.7% wachsen wird, was dem schwächsten Zuwachs in den letzten sieben Jahren gleichkäme. Die Inflationsvorhersage der EZB beläuft sich auf 1.1%, obwohl sie sich stur weiterhin weigert, die Zinsen zu senken ...... wie die Generäle, die noch den letzten Krieg kämpfen, bekämpft die EZB die Inflation und unterstützt damit noch die Deflation weltweit ! Man muss darauf hinweisen, dass dies die selbe EZB ist, die letztes Jahr noch gesagt hat, Europa sein immun gegen einen Abschwung im Rest der Welt. ...... mir scheint, die einzige Zentralbank, die noch weniger Ahnung als die EZB hat, ist die japanische !

      Das erste Mal seit 1992 steigt die Arbeitslosigkeit in UK in zwei aufeinanderfolgenden Monaten, so auch im November.

      Die Rohstoffepreise befinden sich auf Mehrjahrestiefsständen. Kupfer, das uns vor ein paar Wochen ein –leider falsches- Signal einer Wirtschaftserholung gegeben hat, hat alle Gewinne wieder eingebüsst und könnte sogar neue Tiefsstände machen.


      Die Inflation in Japan steigt !?!

      Japan implodiert weiter ! Tokio und der Yen „brennen“, weil die Regierung weiterhin nur Ping-Pong spielt. Schon tausendmal geschrieben, die Idioten in der japansichen Regierung sind „unschlagbar“, wenn es um Fehlleistung geht ...... auch diese Woche waren sie wieder sehr gut in Form ! Das einzige was in Japan inflationär ist, ist der Grad an Selbstgefälligkeit der Zentralbanker und der Regierung. Die Auftragseingänge im Maschinenbau für den privaten Sektor sind um 10.1% im Oktober gefallen ..... 14-Jahrestief ..... das Geschäftsvertrauen ist wieder auf dem niedrigsten Niveau seit Jahren, was bedeutet, dass die Dinge schlimmer werden ...... bevor sie vielleicht besser werden ! Der Yen ist auf ein Drei-Jahrestief gegenüber dem Dollar gefallen, nachdem bekannt wurde, dass die Pleiten in Japan in einem Tempo zunehmen, wie man es seit 1984 nicht mehr erlebt hat. Und das sind nicht nur kleine Unternehmen. So geht z.B. Daiei, ein grosser Einzelhändler, mit $18 Mrd. an Schulden unter. Kein Wunder, dass die Japan-Banken ernsthafte Probleme haben. In USA sind viele Aktien unter $1 gefallen, viele Japan-Werte notieren mittlerweile unter Yen 100. Asahi Bank, jetzt bei 59 Yen ..... Asahi Bank ist so gross wie die US Bank One !

      Ich könnte seitenlang so weiterschreiben ..... eines wird aber klar, die Probleme sind GEWALTIG !

      Aber wir sollten uns auch um den Rest der Welt kümmern, denn 25-30% der Gewinne der S&P500 Unternehmen kommen aus Übersee. Hier spielt natürlich ganz gewaltig der weltweite Abschwung rein. Sollten sich die USA erholen und der Rest der Welt –aufgrund der Zeitverzögerung (nein, nicht die sechs Stunden Zeitunterschied)- sich erst verspätet erholen, dann könnte der Dollar weiter zulegen, was dann weiter die Gewinne der Multinational-Companies drücken würde.

      Ich meine, es besteht Grund sich derart zu sorgen ! ..... weiter unten mehr dazu.

      Also, wenn der Bondmarkt uns sagt, dass die Inflation die unmittelbare Gefahr in der Zukunft ist, dann sind es zumindest die Wirtschaftsdaten, die gerade das Gegenteil aussagen. Der Bondmarkt, wie auch die EZB, scheint der General zu sein, der den letzten Krieg kämpft ….. gegen die Inflation ?!? ....... die Geldmenge steigt atemberaubend, Greenspan und sein Team kann das Geld gar nicht schnell genug drucken ....... in der Vergangenheit hat dies immer zu Inflation geführt. Wenn wir die Wachstumsrate der Geldmenge in den 80ern gehabt hätten, Gold stünde bei $3000. Heute kommt man Gold gerade mal so aus dem Bett, ohne gleich zu stolpern. Gold, die Rohstoffmärkte und die Welthandelspreise sagen uns, dass die früher gültige Formel „Starkes Geldmengenwachstum = Steigende Inflation“ nicht mehr länger funktioniert. In dieser Formel gibt es mittlerweile neue Variablen.

      Eine davon könnte das “Angebot” sein. Die Kapazitätsauslastung in den USA liegt im November bei 74.7%, Vormonat 75% .... der niedrgiste Stand sei 1983. Die Märkte waren begeistert, dass die Vorräte um 1% im November gefallen sind, der stärkste Rückgang seit 19 Jahren. Viele sagten, diese Daten bestätigen einen unmittelbar bevorstehenden Wirtschaftsumschwung, denn schliesslich müssen die Unternehmen ihre Lager wieder füllen. Aber wieso sollten sie das tun ? ..... die schlechte Nachricht ist nämlich, dass der Absatz um 1.4% zurückgegangen ist, also schneller als der Lagerabbau ...... die Einzelhandelsumsätze sind um 3.7% gefallen (das letzte Mal 1982 so stark).

      Die Kapazitätsauslastung rund um die Welt fällt, fällt und fällt. Und genau deswegen fallen auch die Import- und Exportpreise rund um den Globus. Die Preise werden gekürzt, um die Fabriken halbwegs auszulasten. So ziemlich jede Fabrik spielt „Last Man Standing“. Und deswegen fallen auch die Gewinne.

      Die zweite Variable ist die esoterische Statistik, die man “Geschwindigkeit des Geldes” nennt. Diese ist die niedrigste in 17 Jahren (kann man bei der Federal Reserve finden). Die Kennzahl zeigt einfach an, wie schnell wir Geld ausgeben. Diese Statistik sagt jetzt ganz klar, dass das Geld gespart wird. Je schneller wir ausgeben, desto inflationärer wirkt es. Langsamere Geschwindigkeit = Deflation. Keine Wunder, dass wir weniger Geld ausgeben. Die Pleiten sind auf Rekordhöhe, die US-Bürger kommen mit den Zahlungen auf ihre Kreditkarten immer mehr in Verzug. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5.7% und steigt fast wöchentlich. Die Hypothekenzinsen liegen wieder bei 7%, was Refinanzierungen ziemlich erschwert. Auch die Banken vergeben immer weniger Kredite; damit haben sie zwar mehr Geld, aber immer weniger Schuldner, und das selbst bei niedrigen Raten. Greenspan kann also weiterhin die Geldmenge aufblasen, ohne sich über Inflation Gedanken machen zu müssen ..... wegen niedriger Kapazitätsauslastung, niedriger „Geldgeschwindigkeit“ und schlechtem Umfeld für Bankkredite. Gibt es einen Level, ab dem weiteres Geldmengenwachstum inflationär wirkt ? ...... oh ja, den gibt es, aber dort sind wir noch nicht !


      Verschwörungstheoretiker, vereinig euch !

      Es gibt Gerüchte, wonach das US-Treasury (US-Schatzamt) dabei ist, einen Deal mit Japan auszuarbeiten. Wenn auch nur Gerüchte, so scheint sehr viel Realität drin zu stecken. Wie schon seit Monaten geschrieben, hat Japan die Absicht, den Yen gegenüber dem Dollar abzuwerten, was japanische Importe für die USA und den Rest der Welt billiger machen würde. Wer schon mal im Wettbewerb mit japansichen Unternehmen gestanden hat, der weiss, dass dies kein Zuckerschlecken ist. Der Yen wird wohl auf 130 und höher zum Dollar steigen, was einer Preissenkung von 10% in den japanischen Preisen bedeutet. Normalerweise würde sich deswegen jeder aufregen, aber das Gerücht sagt, dass die USA dieses Mal still sitzen werden. Das „Quid pro Quo“ wird sein, dass Japan US-Bonds kauft. Die japansichen Banken haben bereits Milliarden an US- Long-Bonds. Und dieses Portfolio sinkt, gerade zu einer Zeit, in der man sich dies am wenigsten leisten kann. Wenn sie ihre Bonds verkaufen, dann würde dies den Yen stärken, und das will die japanische Regierung auf keinen Fall. Denn auch die USA hätten damit ein Problem, wonach die langen Zinsen steigen würden, was wiederum stärkere Implikationen für die US-Wirtschaft hätte, als wenn Greenspan mal nicht überdeutlich senken würde. Was macht also die Welthandelsnation ? ..... man stimmt zu, den Yen fallen zu lassen, wenn man mehr US-Long-Bonds kauft . Damit ist beiden geholfen ..... Japan und seiner Banken, USA und deren Immobilienmärkten. Japan könnte dadurch wirklich einen Boost in der Wirtschaft erfahren, was erstmals wieder zu Wachstum führen könnte. Also ist JEDEM damit geholfen ?!? Jedem ! ..... aber nicht denen, die gegen Japan im Wettbewerb stehen .... und nicht nur Japan, sondern auch Asien im weitesten Sinne. Man sollte bloss nicht glauben, dass der Rest der Welt untätig dasteht und die Amerikaner ihren Weltmarktanteil ausbauen und die Japaner ihre Währung schwächen lässt ..... nein, die eigene Währung wird dann zur Waffe genutzt, indem man sie auch schwächt. Wenn man sich die Währungscharts betrachtet, dann kann man klar sehen, wer die billigste Währung in Asien hat ..... wenn der Yen auf 130 fällt, dann werden alle anderen Währungen in der Region auch fallen. Das ist nicht gut für Unternehmen in den USA, aber auch nicht für jene, die auf Asien als bedeutende Absatzregion setzen.

      Der Stahlmarkt ist der beste Beweis ....... die Bush-Regierung fordert von der EU ihre Stahlproduktion zu reduzieren, denn die US-Firmen haben grösste Probleme mit billigen Importen. Zwar stehen die Chancen für ein Einlenken der EU solala ..... sind wir aber mal optimistisch und die EU stimmt einer Kürzung zu. ....... dann kommt irgendwoher ein „asiatischer Tiger“, kürzt die Preise um 10% und schon haben wir wieder „klare Verhältnisse“ ...... das kann zig Mal passieren. Und das nennt man Deflation.

      Kurzfristig scheint der Bondmarkt total durchzudrehen, was die Inflation angeht .... längerfristig wird er das Dasein eines Taliban-Kämpfers fristen, der sich irgendwo in seine Höhle zurückziehen musste, weil er mit Deflationsbomben permanent bombadiert wird.

      Was kann ein Zentralbanker tun ?

      Es beinhaltet mehr als nur ein kleines Mass an Ironie, dass der Bondmarkt die Versuche von Greenspan mehr oder weniger torpediert …… dies muss A.G. verrückt machen. Die Zinssenkungen zeigen nur eine geringe Wirkung. Wenn Greenspan nicht in diesem Tempo weitermacht (das kann er aber nicht ewig), dann kommt die Deflation erst so richtig ans Tageslicht ! ....... das wäre ein Disaster für die Wirtschaft ..... man schaue auf Japan. Wenn die langen Zinsen nicht fallen, dann kann sich die US-Wirtschaft nicht schnell genug erholen und auch sicherlich nicht für eine längere Periode. Aber die langen Zinsen gehen nicht nach unten, solange der Bondmarkt glaubt, die Inflation lauere an jeder Ecke. Greenspan hat wenige gute Optionen und nur noch wenig Potential für weitere Zinssenkungen. Aber er ist der Mann, an den alle glauben und von dem erwartet wird, dass er den richtigen Hebel zieht. Wo sitzt dieser Hebel für niedrige Langfristzinsen, einer sich erholenden Wirtschaft und keiner Deflation bzw. geringer Inflation ?

      Liebe Leser, er könnte in Japan liegen ! Aber dieser Hebel, wenn er auch der beste zu sein scheint (aus dem Blickfeld eines Zentralbankers), wird dafür sorgen, dass die Erholung zwar lang aber auch sehr schleppend sein wird. Denn er garantiert quasi, dass Gewinne in immer geringeren Masse zu finden sein werden, ohne dass die Kapitalausgaben und die Beschäftigung gekürzt werden. Das ist die Konsequenz, dass sich Regierungen, in die freien Märkte einschalten ..... wie bei so vielen politischen Kampagnen bleiben einem auch hier wenig echte gute Alternativen. Egal welchen Hebel man zieht, das Resultat wird sein ...... ein langer Zyklus langsamen Gewinnwachstums.

      Sorgen des Aktienmarktes !?!

      Wie schon des öfteren festgestellt, notiert der NASDAQ mittlerweile bei einem KGV, das er auch hatte, als er bei 5000 stand. Die Gewinne schmelzen schneller als die Kurse zusammen. Die Gewinnaussichten für die Technologie sind für die nächten Quartale sehr düster. Das sollte einigen schon Sorgen bereiten, bei diesen Kursen. Die Erholung ist immer noch einige Quartale weit weg. Momentan kann der Markt die Probleme vielleicht ignorieren ...... es wäre aber der merkwürdigste Bärenmarkt in der Geschichte, wenn wir den Boden dort sehen würden, wo die Bewertungen am höchsten sind ...... zugegeben, Märkte tun manchmal merkwürdige Dinge, aber so etwas ?!?


      www.stock-channel.net


      :eek:
      Avatar
      schrieb am 27.12.01 16:59:42
      Beitrag Nr. 42 ()
      US/Baugenehmigungen November revidiert +7,4 Prozent

      Washington (vwd) - Die Zahl der Baugenehmigungen in den USA ist für den November auf einen annualisierten Wert von 1,595 Millionen hochkorrigiert worden. Damit belief sich der Zuwachs auf revidierte 7,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat, berichtet das US-Handelsministerium am Donnerstag. Ursprünglich war ein Anstieg der Baugenehmigungen um 5,3 Prozent auf 1,564 Millionen gemeldet worden.


      ++++++++++++

      die bauen wie blöde :eek:

      die sollen doch konsumieren :D
      Avatar
      schrieb am 27.12.01 17:19:30
      Beitrag Nr. 43 ()
      http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,174391,00.…

      I N S I D E R V E R K Ä U F E

      Bill und Larry machten kräftig Kasse


      US-Manager verkaufen alljährlich für zweistellige Milliardenbeträge Aktien ihrer eigenen Unternehmen. Einem Ranking zufolge hat 2001 niemand so viele Papiere auf den Markt geworfen wie die Chefs großer Technologiefirmen.

      Washington - Bill Gates verkauft jedes Jahr Millionen von Microsoft-Aktien. Derzeit hält Gates etwa zwölf Prozent an dem Software-Unternehmen. Im abgelaufenen Jahr stieß Gates Microsoft-Papiere im Wert von 2,6 Milliarden Dollar ab - ein neuer Rekord. Bill Gates steht mit seinem Verhalten nicht allein. Nach Angaben des Unternehmens Washington Service, das die Aktienverkäufe von Unternehmensinsidern untersucht, haben 2001 etliche Chefs führender Technologieunternehmen große Stückzahlen an Aktien verkauft. Anders als in Deutschland müssen in den USA sämtliche "Insider-Verkäufe" unverzüglich öffentlich gemacht werden.

      Zu den Großverkäufern gehört auch Oracle-Gründer Larry Ellison. Er verkaufte im Januar 2001 Aktien sowie Aktienoptionen im Wert von 895 Millionen Dollar. Davor hatte Ellison zuletzt 1996 Anteile veräußert.

      Ein weiterer Top-Manager, der sich im großen Stil von Anteilen getrennt hat, ist Washington Service zufolge Thomas Siebel, Gründer der Firma Siebel Systems. Er verkaufte Aktien im Wert von 377 Millionen Dollar. Auch der Gründer von Siebels Konkurrent Peoplesoft, David Duffield, erleichterte sein Portfolio um ein Peoplesoftpaket von 205 Millionen Dollar. In der Liste der Verkäufer belegt Bill Gates in diesem Jahr den ersten Platz, Larry Ellison besetzt Platz drei.

      +++++++++++++++++++

      und wer hat den schrott gekauft? :D
      Avatar
      schrieb am 30.12.01 19:05:52
      Beitrag Nr. 44 ()




      :D
      Avatar
      schrieb am 30.12.01 19:27:50
      Beitrag Nr. 45 ()
      Von user mrabc:

      Dr. Kurt Richebächer, früher Chefökonom der Dresdner Bank, hielt die folgende Rede auf einem Seminar der EIR-Nachrichtenagentur am 5. November 2001 in Berlin. Wir haben den Text hier etwas gekürzt. Die ganze Rede wird in einem EIRNA-Bericht zusammen mit den anderen Beiträgen veröffentlicht werden.
      Wahn und Wirklichkeit
      Die tatsächliche Lage der amerikanischen Wirtschaft
      Meine sehr verehrten Damen und Herren,

      -- à propos Generationen. Ich bin groß geworden in einer Zeit, als die Volkswirte die Aufgabe hatten, nachzudenken. Sie müssen bedenken: Die alte Generation hatte wenig Statistik zur Verfügung, und schon das zwang zum Denken. Aber besonders unter amerikanischem Einfluß hat die Statistik so sehr um sich gegriffen, ist so überwältigend geworden, daß das Denken vollkommen aufgehört hat. Das intellektuelle Niveau in der ökonomischen Diskussion ist heute für mich das niedrigste seit 200 Jahren (vor etwas über 200 Jahren erschien Adam Smith mit seinem Wealth of Nations). Die Amerikaner haben schon in den 20er Jahren die Theorie aufgegeben. Es gibt nicht einen großen amerikanischen Nationalökonomen; es gibt jede Menge Nationalökonomen aus England, aus Schweden, aus Österreich -- aber nicht einen aus Amerika. Nun zur Sache.

      Nach herrschender Meinung hat die amerikanische Wirtschaft in den vergangenen Jahren eine große Renaissance erlebt, die Wunder der Produktivität und der Gewinne vollbracht hat. Ich habe die Sache immer im Auge behalten, und ich habe festgestellt, daß die Wunder im Grunde nur in der Statistik, aber überhaupt nicht in der Wirtschaft stattgefunden haben.

      Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die Gewinnentwicklung der letzten Jahre ist die mieseste der gesamten Nachkriegszeit. Jetzt werden Sie fragen: "Wie ist denn das möglich?" Das kann ich Ihnen sehr einfach sagen: Es gibt in dieser Sache zwei Zahlenreihen -- "Reihe" ist schon übertrieben: es gibt eine Reihe, und das andere ist Stückwerk. Also: Das worauf jeder schaut, was Schlagzeilen macht, das sind die Berichte der Unternehmen. Und diese Berichte sind in einem Maße frisiert, daß sie keinerlei Beziehung zur Realität haben. Die Amerikaner sind heute an dem Punkte, wo die Unternehmen sogenannte Pro-forma-Gewinne mitteilen. Pro-forma-Gewinne sind errechnete Gewinne, bei denen jede beliebige Kostenart weggelassen wird, vor allen Dingen Zinskosten und Abschreibungen, die ausgegliedert werden nach dem Motto, diese Kosten spiegelten nicht die organische Entwicklung wider. Vodafone machte neulich Schlagzeilen: "Gewinnanstieg 40%." Das war aber nur der "EBITDA-Gewinn", das heißt Einnahmen ohne Zinsen, ohne Steuern, ohne Abschreibungen, ohne Amortisation.

      Außerdem müssen Sie eines bedenken: Warum führen die amerikanischen Unternehmen alle diese Akquisitionen und Mergers durch? Das Ziel besteht darin, Gewinne zu kaufen. Die wollen keine Synergien. Die wollen Gewinne kaufen, und diese werden dann dem eigenen Gewinn zugeschlagen. Das macht man zehn Mal im Jahr. Dann wird das extrapoliert, und Sie erhalten die wunderschönsten Gewinnkurven und bewundern die ungeheure Rentabilität der amerikanischen Wirtschaft. Mich stört, daß nicht ein Mensch aufsteht und sagt: "Das ist doch alles Quatsch."

      Denn es gibt eine andere Zahlenreihe. Und das ist die Zahlenreihe, an die ich mich als Volkswirt halte. Das ist die Zahlenreihe der amtlichen Statistik, der amtlichen Sozialprodukt- und Einkommensstatistik. Die kommt jeden Monat heraus und ist sehr ausführlich. Da können Sie, aufgeteilt nach 20 Branchen, in Details die Zahlen haben -- und dies sind die Zahlen, nach denen ich mich richte.

      Tatsache ist folgende: Die amerikanischen Gewinne sind scharf angestiegen von 1990, der Rezession, bis 1994. Mehr als 50% dieses Gewinnanstiegs von insgesamt 66% kam von Zinssenkungen. Der Rest kam von fallenden Abschreibungen, die ihren Grund darin hatten, daß die amerikanische Wirtschaft Ende der 80er Jahre aufgehört hatte zu investieren. Und das übersetzte sich jetzt in sinkende Abschreibungen, sinkende Zinsen und explodierende Gewinne. Aber der Gewinnanstieg hörte bereits im Jahre 1994 auf.

      In den nächsten fünf Jahren bis 2000 stiegen die Gewinne nur noch um 22%. Wie gesagt, das sind die amtlichen Gewinnzahlen. Und danach hatten die Amerikaner in den vergangenen fünf, sechs Jahren für eine "Hochkonjunktur" die mieseste Gewinnentwicklung aller Zeiten. In den Jahren 1998/99 gab es eine leichte Besserung. Aber seit dem 3. Quartal vergangenen Jahres erleben wir den steilsten Gewinnsturz aller Zeiten -- im übrigen auch bei den Gewinnen, welche die Unternehmen berichten. Denn diese Unternehmen haben in der Vergangenheit, aus ihren Akquisitionen, gewaltige Aktivposten in Form von "Goodwill" gebildet. Sie haben ja alle anderen Fabriken aufgekauft zu Überpreisen. Die mußten sie irgendwie in der Bilanz unterbringen, und das geschah, indem man sie auf die Aktivseite als einen immer größeren Posten "Goodwill" einsetzte. Und da nun die Gewinne einfach verschwinden, muß man den "Goodwill" abschreiben. Sie wissen, Nortel hat 49 Mrd. "Goodwill" abgeschrieben und andere Unternehmen 10 Mrd. Es sind unglaubliche Zahlen, sofern sie sich um die Wahrheit bemühen. Aber es gibt kaum jemanden, der sich um die Wahrheit bemüht.

      Was ist mit dem Produktivitätswunder? Produktivitätswunder und Gewinnwunder sind ja in unseren Vorstellungen eng miteinander verkoppelt. Das eine Wunder fand so wenig statt wie das andere. Mir fiel als erstes auf: Es waren ja immer die Zahlen über den gewaltigen Investitionsboom. In den letzten Jahren lag die Investitionsquote der Amerikaner bei 35% der Wachstumsrate. Auf der anderen Seite gab es Null Ersparnisbildung, zusammenbrechende Ersparnisbildung. Für mich ist es logisch ein Unding, daß man zugleich einen Investitionsboom und zusammenbrechende Ersparnisse haben kann. Das ist nicht möglich, denn ich kann nur investieren, wenn ein anderer spart und mir dadurch die Ressourcen freigibt für meine Investition. Das war also von vorneherein ein totaler Unfug. Aber niemand nahm Anstoß daran, denn, wie gesagt, theoretisches Denken ist völlig abhanden gekommen.

      Als nächstes fielen mir die Computerinvestitionen auf. Es wird dauernd gesagt, gewaltige Computerinvestitionen bringen Produktivität. Ja, das tun sie auch. Aber wie? Ich verglich nominale Ausgaben für Computer und reale Ausgaben in den beiden Sozialproduktrechnungen. In der nominalen Statistik haben die Investitionsausgaben der amerikanischen Unternehmen für Computer in der Zeit von 1997 bis 2000 34 Mrd. Dollar betragen. Das ist gar nichts für eine Volkswirtschaft von 10000 Milliarden Dollar BIP. Aber in der Realrechnung des Sozialprodukts stehen keine 34, sondern 214 Mrd. Dollar. D.h. in der Realrechnung wurden aus einem für Computer ausgegebenem Dollar fast sieben Dollar. Wie ist das möglich?

      Hedonischer Preisindex und andere Operationen
      Die Amerikaner haben in den 80er Jahren beschlossen, bei der Berechnung der Investitionsrate mehr und mehr Qualitätsverbesserungen zu berücksichtigen, und das nennen sie den hedonischen Preisindex. Beim Computer war das nun schon seit Jahren im Gang, aber ab 1995 begann eine förmliche Explosion in den Computerleistungen. Ich bin da ein totaler Laie, aber es geht wohl um Memory (Speicherkapazität) und um Geschwindigkeit und alle diese Dinge. Das explodierte. Und mit der Computerleistung explodierte die Berechnung der Investitions- und Produktionszahlen für Computer: Sie versiebenfachte sich. Aus 34 Mrd. wurden in der Statistik 214 Mrd. Diese 214 Mrd. machten 20% des realen Sozialproduktwachstums aus. Das war also schon ein dicker Posten.

      Der zweite Schlag kam dann vor zwei, drei Jahren. Da beschlossen die amerikanischen Statistiker, daß Software-Ausgaben eigentlich nicht als Kosten, sondern als Investitionsausgaben zu betrachten seien. Das gab noch einmal 70 Mrd. in die Sozialproduktrechnung hinein. Sie müssen bedenken: Kosten gehen nicht ins Sozialprodukt. Ins Sozialprodukt gehen nur Endausgaben. Aber als Investitionsausgaben gehen sie nun ins Sozialprodukt, und insgesamt ergab sich dann aus hedonischem Preisindex plus Kapitalisierung der Software -- auf dem Papier -- ein Investitionsboom von 25% des Wachstums oder 1% des Sozialprodukts.

      Dann gab es eine dritte Operation. Im Jahre 1995 empfahl die Boskin-Kommission Verbesserungen der Berechnung der Inflationsraten unter stärkerer Berücksichtigung etwaiger Qualitätsverbesserungen. Da ging es sehr kompliziert zu. Insbesondere die Mieten wurden plötzlich ganz niedrig. Auf diese Weise kamen weitere 0,8% Sozialprodukt zustande.

      Wenn Sie jetzt diese drei Dinge zusammenrechnen, dann kommen Sie zu dem Ergebnis, daß im Grunde der ganze Investitionsboom überhaupt nicht stattgefunden hat, außer in diesen statistischen Veränderungen.

      Ich persönlich habe vor allen Dingen auch den hedonischen Preisindex abgelehnt. -- Die Idee scheint ja plausibel zu sein: Mehr Leistung muß berücksichtigt werden. Allerdings sind diese hedonischen Dollars, die immerhin eine gute Portion des Wachstums ausmachten, Dollars, die kein Mensch ausgibt, kein Mensch einnimmt und keiner sieht. Es sind Dollars ohne jede Spur von wirtschaftlicher Wirkung. Und deswegen habe ich diese Behandlung immer als groben Unfug betrachtet. Aber es führte zu diesen phantastischen Zahlen, nicht nur beim Sozialprodukt, sondern auch bei der Produktivität. Denn jede statistische Berechnung, die das Sozialprodukt erhöht, geht mit gleicher Menge von Dollars in die Produktivität hinein. Und so hatten sie plötzlich nicht nur ein Wachstumswunder, sondern auch das berühmte Produktivitätswunder.

      Noch ein anderer Punkt: Die Amerikaner bauen keine Fabriken mehr. Der Investitionsboom fand nur auf dem beschriebenen Wege in Computern statt. Das hat nun aber zu einer gewaltigen Veränderung in der ganzen Investitionsstruktur geführt. Es wird immer weniger kurzfristig investiert, und langfristig überhaupt nicht mehr. Das erhöht zwar am Anfang das Sozialprodukt über Bruttoinvestitionen, aber dann kommen die Abschreibungen, und die schießen immer schneller in die Höhe, je länger dieser Prozeß dauert. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo die Abschreibungen in Amerika die Investitionen überholt haben. Amerika hat heute negative Nettoinvestitionen, und das gesamte Sozialprodukt, ohne Abschreibungen, ist längst im Minus. Das amerikanische Sozialprodukt ist in den letzten drei Jahren um 14% gestiegen, aber die Abschreibungen sind um 34% gestiegen. Das heißt, Amerika ist hauptsächlich damit beschäftigt, seine Abschreibungen zu verdienen. Das bringt in der Statistik auch noch Wachstum, obwohl es eigentlich nur darauf hinausläuft, alte Maschinen zu ersetzen.

      Produktivitätswunder hat nie stattgefunden
      Was nun die Gewinne betrifft, so muß man bedenken, daß natürlich der hedonische Preisindex keinen einzigen Dollar in die Kasse bringt. Da kommt kein Gewinn zustande. Die Kapitalisierung der Software dagegen ging voll und ganz in die Gewinne. Denn plötzlich werden Kosten weggenommen und als Investitionsausgaben aktiviert. Das hat die Gewinne erhöht. Bemerkenswert ist, daß die Gewinnentwicklung trotz dieser Verschönerung einfach katastrophal ist.

      Insofern stellt sich die Frage: Wieso verlaufen die Gewinne so schlecht? Eine einfache Antwort ist: Das Produktivitätswunder hat nie stattgefunden. Es hat eben nur in der Statistik stattgefunden, aber nicht in der Wirtschaft. Es gab statistischen Zuwachs, aber keinen echten Produktivitätszuwachs für die Unternehmen.

      Prosperität kommt nicht von Produktivitätswundern, sondern sie kommt vom Sparen und vom Investieren. Die industrielle Prosperität hatte ihren Grund darin, daß man riesige Fabriken bauen mußte, um diese Maschinen herzustellen. Bedenken Sie, was man investieren mußte, um die Elektrizität herzustellen. D.h. die Prosperität kommt vom Investieren, und nicht ohne weiteres von der Produktivität. Wenn ich zusätzlich Produktivität erhalte, dann ist das prima. Aber die Prosperität kommt von der Kapitalbildung, die stattfindet: vom Bau der Fabriken und dem Bau der Maschinen. Es ist die Tätigkeit, die Einkommen entstehen läßt. Die Prosperität kommt von der Einkommensbildung und nicht automatisch von der Produktivität. Die Kapitalausgaben sind somit der Kernpunkt bei all diesen Dingen. Und die sind eben in Amerika minimal, wenn sie diesen statistischen Hokuspokus wegnehmen.

      Der andere Punkt ist der, daß in meinen Augen diese berühmte Shareholder-Value-Kultur die schlimmste Mißkultur darstellt, die es je im wirtschaftlichen Denken gegeben hat. Akquisitionen und Mergers sind schließlich kein Ersatz für Kapitalbildung und Investitionen. Diese Unternehmen haben en masse diese Akquisitionen betrieben, um nicht zu investieren. Ich sage immer: "Restrukturing" und "Downsizing" und all diese schönen Worte sind bloß Synonyme für "Nichtinvestieren". Und aus diesem Grunde fehlt es in den USA an Kapitalbildung. In einem Lande, wo nicht gespart wird, kann es ja auch gar keine Kapitalbildung geben, höchstens auf dem Papier.

      Und daher bin ich der Meinung, daß diese Technik, die so gerühmt wird für ihre Produktivität, gar keine Profite generiert. Wenn Sie heute die Nasdaq-Unternehmen nehmen und all die Abschreibungen berücksichtigen, dann haben diese Unternehmen seit 1995 keinen Pfennig verdient. Sie sind alle in den roten Zahlen. Das waren Scheingewinne in der Vergangenheit, die sie großenteils aus dem Aktienmarkt geholt haben. Sie haben ihre Gewinne im Aktienmarkt gemacht, haben dann andere Unternehmen gekauft, und die Gewinne wurden aufeinandergetürmt. Das waren alles Papiergewinne, Scheingewinne, keine Gewinne aus Produktion und Produktivität. Es war alles Betrug.

      Und insofern sehe ich das Problem in der Technik. Die Amerikaner haben geglaubt, das muß doch eine wunderbare Technik sein, für die man so wenig tun muß. Da kann man 50% mehr produzieren, von heute auf morgen, und dann sind wir alle reiche Leute. Wir haben geglaubt, daß diese Technologie besonders gut sein muß, weil sie so wenig kostet. Aber das ist der Grund, warum sie auch keinen Gewinn bringt. Gewinne können nur über Ausgaben entstehen. Ich sage immer: Die Hauptgewinnquelle sind kapitalisierte Ausgaben. Und wenn ich keine kapitalisierten Ausgaben habe, kann ich keine Gewinne machen. Und diese Quelle fließt nicht bei dieser neuen Technik. Sie fließt auch nicht von dieser neuen Shareholder-Value-Kultur, die ja andere Transaktionen vorzieht.

      Ich lese immer wieder, was die amerikanische Notenbank alles unternimmt: neun Zinssenkungen, demnächst die zehnte Zinssenkung. Und dann sage ich: Aber liebe Leute, allmählich ist es doch Zeit, einmal darüber nachzudenken, warum diese Zinssenkungen überhaupt keine Wirkung haben -- abgesehen davon, daß sie im Moment den Aktienmarkt hochtreiben. Nebenbei gesagt, die Aktien werden immer teurer, da die Gewinne nämlich noch viel schneller als die Aktienkurse gefallen sind. Im Transportsektor zahlen sie das 800fache für die Gewinne, vielfach sind ja gar keine Gewinne mehr da, und bei Utilities (Versorgungsunternehmen für Wasser, Strom etc.) bezahlen sie das 60fache. Bei Dow-Jones-Firmen zahlen sie das 35fache, und das bezieht sich wohlgemerkt auf die frisierten Gewinne.

      Die Gewinne sagen mir, wohin die Wirtschaft geht, nicht der dämliche Index von der Michigan University über die Stimmung der Konsumenten. Nicht der Konsument, wie die Amerikaner glauben, sondern die Gewinne und die Investitionen der Unternehmen sind entscheidend. Der Konsum kommt dann von selber.

      Die andere erstaunliche Sache: Alle Rezessionen der Vergangenheit hatten ein und dieselbe Ursache. Steigende Inflationsraten zwangen die Notenbank, die Bremse zu ziehen, und es kam zu drastischen Kreditrestriktionen. Scharf rückläufige Kredite führten zum Abschwung. Das ist die Ursache einer jeden wirtschaftlichen Rezession der Nachkriegszeit in Amerika und in Europa gewesen. In Amerika hat aber überhaupt keine Verlangsamung der Kreditexpansion stattgefunden. In den Boom-Jahren lag die Kreditexpansion des privaten Sektors in Amerika, also der Unternehmen und der Konsumenten, bei über einer Billion Dollar pro Jahr. Bis 1997 waren die Kredite um etwa 700 Mrd. Dollar gewachsen. Seit 1998 wachsen sie pro Jahr um über 1000 Mrd. Dollar. Aber diese tausend Mrd. Dollar bringen gar nichts mehr. Das Komische ist: Sie haben ein scharf rückläufiges Wirtschaftswachstum, sie haben zusammenbrechende Gewinne, sie haben zusammenbrechende Investitionen, aber sie haben eine Geld- und Kreditexpansion, die alle Rekorde schlägt.

      Die breite Geldmenge wächst um 13,5% -- Kreditwachstum von 1000 Mrd. Dollar im privaten Sektor -- im finanziellen Sektor ist auch noch eine gewaltige Kreditausweitung im Gange. Wir haben die tollste Kreditausweitung aller Zeiten, und dennoch bricht die Wirtschaft einfach zusammen.

      Es wäre nun an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, wie es denn überhaupt zu dieser scharfen Konjunkturabschwächung kommen konnte, während die Kredite und die Geldmengen in unvermindertem Tempo weitergeflossen sind. Wie ist das möglich?

      Ich will Ihnen sagen, warum: durch den Zusammenbruch der Gewinne. Das ist die einzige plausible Erklärung. In Amerika fehlt kein bißchen Geldmenge, kein bißchen Kredit. Früher, also in den normalen Zeiten, kam auf einen Dollar Wachstum des Sozialprodukts 1,6 Dollar Kreditausweitung. Wir waren schon in den Jahren 1998/99 bei vier, fünf Dollar Kreditausweitung pro Dollar zusätzlichem Sozialprodukt. Heute sind wir bei Milliarden Dollar für nichts. Für mich lautet die ganze Frage daher nicht: "Wie können wir die Kredite ankurbeln?" Ja, wohin wollen sie denn noch mit den Krediten? Wir sind heute bei tausend Milliarden. Wollen sie morgen auf 1500 Milliarden gehen?

      Der Punkt ist: Die Kredite gehen nicht in die Wirtschaft. Und sie gehen nicht vom Unternehmen in die Wirtschaft, weil die Unternehmen nichts mehr verdienen. Deswegen sehe ich keine Besserung in dieser Beziehung. Der einzige, der bis jetzt noch immer mehr gepumpt hat und die Konjunktur noch einigermaßen hochgehalten hat, war der Konsument. Und die Amerikaner sind ganz stolz darauf, daß der Konsument sein Haus immer mehr bis zum Schornstein verschuldet. In Amerika ruft man seine Bank an und sagt: Der Wert meines Hauses ist wieder um 10% gestiegen, ich möchte meine Hypothek um 10% erhöhen. Drei Tage später haben Sie 30000 Dollar auf dem Konto. So einfach geht das. Abertausende von Amerikanern haben das in den letzten Wochen und Monaten gemacht. Und darauf sind die Amerikaner auch noch stolz.

      Wo ist die Prosperität, wenn sie darin besteht, daß die Konsumenten ihre Ausgaben nur steigern können, indem sie ihre Haus beleihen? Das ist doch Schwachsinn. Ökonomisch ist das unglaublich. Wenn Sie sich die Statistik ansehen, dann stellen Sie fest, daß der amerikanische Konsument seit 20 bis 30 Jahren eine rapide steigende Verschuldung auf sein Haus besitzt. Ich habe noch die Generation der Amerikaner gekannt, die stolz darauf waren, wenn die Hypothek abbezahlt war. Heute sind sie stolz darauf, wenn sie sie erhöhen können. Und das steigt und steigt und steigt.

      Für mich ist das nun beim besten Willen kein Zeichen von Wohlstand. Es ist das Gegenteil. Greenspan ist im Kongreß gefragt worden: "Sagen Sie mal, ist das nicht problematisch, steigende Häuserpreise, steigende Hypotheken?" Und da sagt Greenspan: "Och, solange die Häuserpreise weitersteigen, steigt ja auch die Equity, das Eigenkapital." Der fand gar nichts dabei. Man muß sich das vorstellen: Die Häuserpreise erlauben steigenden Konsumkredit, und das wiederum soll die Konjunktur retten.

      Heute morgen war von Lösungen die Rede. Ich gehöre zu denjenigen, die sagen: "Die Leute, die uns das eingebrockt haben, sind nicht in der Lage, uns da wieder herauszubringen." Und nebenbei gesagt: Es ist viel schwieriger, als wir glauben. Um nur ein Beispiel zu nennen: Sehen Sie sich Japan an. Da wird immer gesagt, die Japaner weigerten sich, zu restrukturieren. Das Problem Japans besteht darin: Die haben sich in den Bubble-Jahren ihre Investitionsdynamik zerstört. Endgültig zerstört. Aber auf der anderen Seite: Die Konsumenten sparen. Bei Nullzins muß ich ja noch mehr sparen als vorher, um meinen Lebensabend zu sichern. Im Grunde krankt Japan daran, daß es seine Investitionsdynamik nicht mehr in den Griff bekommt. Aber es hat Konsumenten, die noch sparen. Und wir haben sie in gemilderter Form ebenfalls. Wir haben immer noch Sparer, aber immer weniger Investitionen.

      Die Amerikaner und die Angelsachsen im allgemeinen sind in dieser Beziehung der krasse Gegensatz. Die sparen überhaupt nicht, investieren auch nicht, aber sie haben Kreditsysteme, die bis zum Exzeß darauf eingerichtet sind, Konsumkredit zu finanzieren. Die amerikanischen Banken schicken jedes Jahr in Milliardensummen Kreditkarten aus. Jeder Amerikaner bekommt jedes Jahr mindestens 50 Kreditkarten. Und jede Kreditkarte hat eine Kreditlinie.

      Die Besonderheit Amerikas besteht also darin, daß es ein Kreditsystem hat, das voll und ganz auf Konsumkredit ausgerichtet ist. Und die Scheinprosperität der Amerikaner besteht darin, daß sie immer weniger sparen, immer weniger investieren, immer mehr konsumieren. Die alten Ökonomen nannten diesen Prozeß Kapitalkonsum. Und das führt zwangsläufig zum wirtschaftlichen Niedergang. Aber die Amerikaner haben soviel dämliche Europäer und Japaner und andere Asiaten, die ihnen das Geld immer jeden Tag von neuem schicken. Insofern geht das weiter. Wenn Sie genau hinsehen, stellen Sie fest: Der Anstieg des Lebensstandards in den USA hat seinen alleinigen Grund in den Auslandskrediten. Das ist die einzige Möglichkeit, den Lebensstandard zu erhöhen. Denn der Durchschnittslohn des Amerikaners geht seit 1973 beständig zurück, und der Reallohn des Amerikaners liegt heute mindestens 25% unter dem Standard von 1973.

      Quelle: Neue Solidarität Jg.28 Nr.46 21.11.2001
      Avatar
      schrieb am 30.12.01 23:31:13
      Beitrag Nr. 46 ()
      Nur ein alter Mann darf die Wahrheit aussprechen!!!!

      Schon toll der Riche.

      @ Dolby: jetzt weist du warum die Amis Häuser bauen..um mehr

      Kredit von der Bank zu bekommen.

      Fanny Mae und FReddy grüüssen!!!!HaHa.

      In der SZ am Wochenende ein toller Artikel über die Ethik de

      Managervergütung,kann den jemand reinkopieren.

      Eine These für den Niedergang in D war,das etwa seit 68 sic!

      die Amimethoden bei uns eingeführt wurden

      cu DL
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 01:06:48
      Beitrag Nr. 47 ()
      Der Roland Leuschel spricht diese "Wahrheiten" schon seit 10 Jahren aus
      und gilt als der größte Depp überhaupt in der Finanzbranche.

      Der Richebächer kupfert den Leuschel nun ab und soll plötzlich ein Genie sein.....

      Nee, nee, nee, das wird auch nix, wenn es der Dr. Richebächer sagt.

      Theorie und Praxis sind 2 Paar Stiefel.
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 06:28:25
      Beitrag Nr. 48 ()
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 06:36:35
      Beitrag Nr. 49 ()
      #47 von Kostolany4

      Leuschel ist ein Depp? :eek:

      Bloss weil die Indexes was anderes machen?

      Ich hab mich immer auf den Dow konzentriert. Der ist aber die Rente der Amis. Somit wird alles daran gelegt, diese Pflaume oben zu halten, wenigstens nicht fallen zu lassen.

      Dabei ist der S&P 500 viel wichtiger. In dem ist wenigstens der gesamte Schrott enthalten und nicht zu manipulieren.

      Less bitte mein Eingangsposting genau durch. Dieser Artikel sagt im Grunde alles aus.

      S&P 500:



      auch dieser Index geht im Grunde steil bergab. Und wie alle dummen Indexes mit einer schönen dummen V-Formation. Das wird sich früher oder später schliessen. ;)
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 06:41:10
      Beitrag Nr. 50 ()
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 10:07:53
      Beitrag Nr. 51 ()
      @Dolby
      ==Leuschel ist ein Depp?
      == Bloss weil die Indexes was anderes machen?


      "Bloss" ist gut. Der Mensch empfiehlt seit 10 Jahren Gold zu kaufen und
      keine Aktien anzufassen. Ein hochkarätiger Loser. Auf dessen Urteil kann
      man getrost verzichten. Leuschel ist wie die kaputte Uhr: 2 x am Tag zeigt
      sie die richtige Zeit an.

      @Agora-Report
      100% Cash wird da empfohlen! So mag ich es. Ich fühle mich angesichts dieser
      Crashpropheten ausgesprochen komfortabel mit meinen 100% long. Je mehr Experten
      sich einig sind, daß die Kurse fallen, desto wohler fühle ich mich. Denn Angst
      ist der beste Börsenmotor.

      Sollte die Börse aber wider Erwarten schlecht laufen, werde ich ohne mit der Wimper zu
      zucken aussteigen. Im Prinzip sind alle meine Investments durch (virtuelle) Stopkurse
      gesichert. Wenn im Frühsommer gute Kurse vorherrschen, wird auch einfach so
      mal Kasse gemacht.

      Übrigens: Der Januar ist einer der besten Börsenmonate! (aber nur für Bullen,
      nicht für Bären und Angsthasen).
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 10:28:07
      Beitrag Nr. 52 ()
      #51 von Kostolany4

      in jeder Zeitschrift steht, das es im zweiten Halbjahr 2002 besser wird.

      :rolleyes:

      Den Schrott höre ich seit einigen Quartalen.

      Natürlich läuft´s jetzt noch ein Stück hoch. Die Amis haben ja über Weihnachten die Möglichkeit gehabt Preisnachlässe von bis zu 70 Prozent in Anspruch zu nehmen!

      Nicht mal die Amis sind so dumm und lassen sich sowas entgehen.

      Und höre endlich auf, so verdammt verbissen an die Sache ranzugehen. Entweder es steigt oder es fällt.

      Deine Meinung bezüglich der horrenden Bewertungen amerikanischer Aktien würde mich schon interessieren.

      :)
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 10:35:20
      Beitrag Nr. 53 ()
      Krisensitzung in der Wall Street
      Rettungsaktion für Börsenspekulanten in letzter Minute



      Von Martin McLaughlin 29. September 1998

      Aus dem Englischen (25. September 1998)
      Am letzten Mittwoch war die Wall Street Schauplatz eines außergewöhnlichen, sechs Stunden langen Treffens der mächtigsten Bankiers und Spekulanten. Zweck der Zusammenkunft war eine Rettungoperation für die Firma "Long-Term Capital Management", einen sogenannten Hedge Fonds, dessen Zusammenbruch das amerikanische und internationale Finanzsystem bedrohte.

      In der New Yorker Zentralbank trafen sich einige der größten Finanztycoone der Welt, darunter Sanford Weill, der Vorsitzende der Travelers Group, John Corzine, der Hauptteilhaber von Goldman Sachs, David Komansky, der Vorsitzende von Merill Lynch, Douglas Warner, der Vorsitzende von J.P. Morgan & Co., und Vertreter eines Dutzend weiterer Unternehmen, darunter auch der Deutschen und der Dresdner Bank. Sie befürchteten, daß der Ausfall von LTCM, das sich zur Finanzierung seiner Spekulationsgeschäfte von fast allen größeren Banken und Kapitalanlegern der Wall Street Geld geliehen hatte, eine Kettenreaktion von Zusammenbrüchen auf den internationalen Finanzmärkten auslösen könnte. Nach einer veröffentlichten Schätzung hatte LTCM Kontrakte im Gesamtwert von einer Billion (1.000 Milliarden!) Dollar abgeschlossen, bei denen es u.a. um Derivate, Swaps und andere komplexe Finanzierungsinstrumente ging. Am Ende des Tages kamen die Finanzbarone schließlich überein, jeweils etwa 300 Millionen Dollar in die LTCM zu pumpen – insgesamt 3,75 Milliarden – und die Firma zu übernehmen. Die neuen Investoren werden 90 Prozent von LTCM halten und eine neue Geschäftsleitung bestimmen.

      "Long-Term Capital Management" (übersetzt etwa Führung langfristiger Kapitalanlagegeschäfte) , das der breiten Öffentlichkeit praktisch unbekannt ist, hat sich in nur vier Jahren zu einem bedeutenden Spekulationsunternehmen auf den internationalen Finanzmärkten entwickelt. Es hat sich auf komplexe, computergesteuerte "Wetten" auf die Kurse für Obligationen (Schuldverschreibungen) spezialisiert. Seine Geschäfte waren so profitabel, daß sich sein Kapitalwert von 1994 bis 1997 verdreifachte. Gegründet worden war die Kommanditgesellschaft von John Meriwether, einem Obligationen-Händler, der 1991 bei Salomon Brothers seinen Hut hatte nehmen müssen. Er war in einen Skandal verwickelt, bei dem es um Versuche ging, den Markt für bestimmte US-Schatzbriefe (kurzfristige Inhaberschuldverschreibungen des Staates) zu manipulieren. Meriwether tat sich mit einigen anderen ehemaligen Salomon-Händlern zusammen, mit zwei bekannten Wirtschaftswissenschaftlern – Myron Scholes von der Universität Stanford und Robert Merton von Harvard –, sowie mit David Mullins, dem früheren stellvertretenden Vorsitzenden der Zentralbank.

      LTCM machte nur mit den größten Anlegern Geschäfte. Die Minimal-Einlage betrug zehn Millionen Dollar, und die Investoren mußten ihr Geld für mindestens drei Jahre einbringen, wobei sie während dieser Zeit wenig bis keine Informationen über die Art der Geschäfte des Investmentfonds erhielten. Die Gesellschaft war auch nicht rechtlich verpflichtet, ihre Bilanzen irgendeiner Aufsichtsbehörde oder auch nur ihren eigenen Teilhabern gegenüber offenzulegen. Trotz all dieser bedenklichen Geschäftsbedingungen floß soviel Anlagekapital in die Firma, daß sie schon 1995 keine neuen Investoren mehr aufnahm. Ende 1997 zahlte sie sogar 2,7 Milliarden Dollar "überschüssiges" Kapital zurück. Als die zwei Teilhaber Scholes und Merton 1997 für ihre Arbeit über die Preise von Optionen und Derivaten auch noch den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielten, stieg das Ansehen von LTCM in der Finanzwelt noch höher. LTCM nutzte dieses Prestige, um sich praktisch unbegrenzten Zugang zu Krediten zu verschaffen. Es setzte dann das geliehene Kapital als Hebel ein, um mit einem einbezahlten Kapital von nur 4,3 Mrd. Dollar (Anfang 1998) Investitionen im Wert von 125 Mrd. Dollar zu tätigen, hauptsächlich Käufe von Obligationen und davon abgeleiteten Derivaten. Derivate sind Finanzierungsinstrumente, deren Wert von dem Wert einer Obligation bzw. ihrer Notierung an der Börse abhängt. Die Anlagen von LTCM reichten von russischen und amerikanischen Schatzbriefen über dänische Grundstückshypotheken bis hin zu Derivaten, die auf dem Wert des britischen Pfunds basierten.

      Solange die Finanzmärkte immer neue Höhenflüge erlebten, waren die Wetten mit geliehenem Geld eine beinahe sichere Sache. LTCM lieh sich Geld, kaufte damit Obligationen und Derivate und nutzte dann den steigenden Wert dieser Finanzierungsinstrumente, um noch mehr Geld zu leihen. Als jedoch die Asienkrise ausbrach, und besonders als sie diesen Sommer auf Rußland übergriff, gerieten die Geschäfte von LTCM zunehmend unter Druck. Die Hebelwirkung der Geschäfte mit dem geliehenen Geld kehrte sich jetzt um. Als die Preise für Obligationen absackten, sank damit auch der Wert der Sicherung für die von LTCM aufgenommenen Kredite, und seine Gläubiger verlangten größere Sicherheiten. Damit ist 1998 auf dem Obligationenmarkt etwas ganz ähnliches eingetreten wie bei dem Börsenkrach von 1929, bei dem ebenfalls Nachschußforderungen eine wichtige Rolle spielten. LTCM mußte einen großen Teil seines Kapitalbesitzes zu Schleuderpreisen abstoßen, um an Geld zur Befriedigung seiner Gläubiger zu kommen. Jeder neue Verkauf vergrößerte dabei die Verluste der Firma. Anfang September schrieb Meriwether einen Brief an die Anleger, in dem er enthüllte, daß LTCM im vorangegangenen Monat 44 Prozent seines Kapitals verloren hatte. Diese Zahl war zum Zeitpunkt der Sanierung letzten Mittwoch auf 90 Prozent gestiegen. Als finanzielle Grundlage für Anlagen im Wert von 80 Mrd. Dollar waren gerade noch 250 Mio. an einbezahltem Kapital übriggeblieben. Die von der Zentralbank organisierte Rettungsaktion war die erste dieser Art für eine Firma, die sich ausschließlich auf Finanzspekulation konzentriert, und löste an der Wall Street und unter Finanzanalysten weltweit große Besorgnis aus. Während Long-Term Capital Management zwar einer der ehrgeizigsten und am riskantesten operierenden Hedge Fonds ist, ist er doch typisch für Tausende weiterer solcher Firmen, deren Geschäfte legalem Glücksspiel gleichkommen. Wetten in Höhe von Milliarden Dollar werden dabei abgeschlossen, auf winzige, sich von Minute zu Minute ändernde Bewegungen der Preise von Aktien, Obligationen und Währungen, oder auf davon abhängige Notierungen und Finanzierungsinstrumente. Solche völlig unproduktive und parasitäre Manipulationen machen den größten Teil der finanziellen Transaktionen im Kapitalismus aus. Der Gesamtwert der weltweit im freien Verkehr ausgehandelten Kontrakte mit Derivaten wurde 1997 auf etwa 62 Billionen Dollar geschätzt, während es 1992 noch zwanzig Billionen waren. Selbst der gesamte Handel mit Aktien, Obligationen und Währungen nimmt sich dagegen außerordentlich bescheiden aus.

      Die amerikanischen Banken, Anlageunternehmen und Hedge Fonds haben alle Versuche erfolgreich abgeblockt, den Kasino-gleichen Handel mit solchen dubiosen Finanzierungsinstrumenten zu kontrollieren. Letzte Woche gaben der Amerikanische Bankiersverband, der Internationale Verband für Swaps und Derivate, der Wertpapier-Verband und fünf weitere Handelsverbände eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie die Entscheidung der von den Republikanern beherrschten Komitees von Senat und Repräsentantenhaus begrüßten, mindestestens bis nächstes Jahr jede Beschränkung des Derivaten-Handels zu verbieten. Währenddessen erklärte die oberste Kontrollbehörde im Bankwesen, das Bankaufsichtsamt, daß die Banken sich zunehmend auf den Handel mit Derivaten stützten, der noch nie einem ernsthaften Wirtschaftsabschwung ausgesetzt gewesen sei. Julie Williams, die stellvertretende Leiterin der Aufsichtsbehörde warnte, die laschen Kreditrichtlinien vieler Großbanken seien "beunruhigend" und die finanziellen Reserven zur Deckung von Verlusten mit Kreditgeschäften so niedrig wie nie in diesem Jahrzehnt.
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 10:36:20
      Beitrag Nr. 54 ()
      Dr. Kurt Richebächer, früher Chefökonom der Dresdner Bank, hielt die folgende Rede auf einem Seminar der EIR-Nachrichtenagentur am 5. November 2001 in Berlin. Wir haben den Text hier etwas gekürzt. Die ganze Rede wird in einem EIRNA-Bericht zusammen mit den anderen Beiträgen veröffentlicht werden.


      Wahn und Wirklichkeit

      Die tatsächliche Lage der amerikanischen Wirtschaft


      Meine sehr verehrten Damen und Herren,

      -- à propos Generationen. Ich bin groß geworden in einer Zeit, als die Volkswirte die Aufgabe hatten, nachzudenken. Sie müssen bedenken: Die alte Generation hatte wenig Statistik zur Verfügung, und schon das zwang zum Denken. Aber besonders unter amerikanischem Einfluß hat die Statistik so sehr um sich gegriffen, ist so überwältigend geworden, daß das Denken vollkommen aufgehört hat. Das intellektuelle Niveau in der ökonomischen Diskussion ist heute für mich das niedrigste seit 200 Jahren (vor etwas über 200 Jahren erschien Adam Smith mit seinem Wealth of Nations). Die Amerikaner haben schon in den 20er Jahren die Theorie aufgegeben. Es gibt nicht einen großen amerikanischen Nationalökonomen; es gibt jede Menge Nationalökonomen aus England, aus Schweden, aus Österreich -- aber nicht einen aus Amerika. Nun zur Sache.

      Nach herrschender Meinung hat die amerikanische Wirtschaft in den vergangenen Jahren eine große Renaissance erlebt, die Wunder der Produktivität und der Gewinne vollbracht hat. Ich habe die Sache immer im Auge behalten, und ich habe festgestellt, daß die Wunder im Grunde nur in der Statistik, aber überhaupt nicht in der Wirtschaft stattgefunden haben.

      Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die Gewinnentwicklung der letzten Jahre ist die mieseste der gesamten Nachkriegszeit. Jetzt werden Sie fragen: "Wie ist denn das möglich?" Das kann ich Ihnen sehr einfach sagen: Es gibt in dieser Sache zwei Zahlenreihen -- "Reihe" ist schon übertrieben: es gibt eine Reihe, und das andere ist Stückwerk. Also: Das worauf jeder schaut, was Schlagzeilen macht, das sind die Berichte der Unternehmen. Und diese Berichte sind in einem Maße frisiert, daß sie keinerlei Beziehung zur Realität haben. Die Amerikaner sind heute an dem Punkte, wo die Unternehmen sogenannte Pro-forma-Gewinne mitteilen. Pro-forma-Gewinne sind errechnete Gewinne, bei denen jede beliebige Kostenart weggelassen wird, vor allen Dingen Zinskosten und Abschreibungen, die ausgegliedert werden nach dem Motto, diese Kosten spiegelten nicht die organische Entwicklung wider. Vodafone machte neulich Schlagzeilen: "Gewinnanstieg 40%." Das war aber nur der "EBITDA-Gewinn", das heißt Einnahmen ohne Zinsen, ohne Steuern, ohne Abschreibungen, ohne Amortisation. Außerdem müssen Sie eines bedenken: Warum führen die amerikanischen Unternehmen alle diese Akquisitionen und Mergers durch? Das Ziel besteht darin, Gewinne zu kaufen. Die wollen keine Synergien. Die wollen Gewinne kaufen, und diese werden dann dem eigenen Gewinn zugeschlagen. Das macht man zehn Mal im Jahr. Dann wird das extrapoliert, und Sie erhalten die wunderschönsten Gewinnkurven und bewundern die ungeheure Rentabilität der amerikanischen Wirtschaft. Mich stört, daß nicht ein Mensch aufsteht und sagt: "Das ist doch alles Quatsch."

      Denn es gibt eine andere Zahlenreihe. Und das ist die Zahlenreihe, an die ich mich als Volkswirt halte. Das ist die Zahlenreihe der amtlichen Statistik, der amtlichen Sozialprodukt- und Einkommensstatistik. Die kommt jeden Monat heraus und ist sehr ausführlich. Da können Sie, aufgeteilt nach 20 Branchen, in Details die Zahlen haben -- und dies sind die Zahlen, nach denen ich mich richte. Tatsache ist folgende: Die amerikanischen Gewinne sind scharf angestiegen von 1990, der Rezession, bis 1994. Mehr als 50% dieses Gewinnanstiegs von insgesamt 66% kam von Zinssenkungen. Der Rest kam von fallenden Abschreibungen, die ihren Grund darin hatten, daß die amerikanische Wirtschaft Ende der 80er Jahre aufgehört hatte zu investieren. Und das übersetzte sich jetzt in sinkende Abschreibungen, sinkende Zinsen und explodierende Gewinne. Aber der Gewinnanstieg hörte bereits im Jahre 1994 auf. In den nächsten fünf Jahren bis 2000 stiegen die Gewinne nur noch um 22%. Wie gesagt, das sind die amtlichen Gewinnzahlen. Und danach hatten die Amerikaner in den vergangenen fünf, sechs Jahren für eine "Hochkonjunktur" die mieseste Gewinnentwicklung aller Zeiten. In den Jahren 1998/99 gab es eine leichte Besserung. Aber seit dem 3. Quartal vergangenen Jahres erleben wir den steilsten Gewinnsturz aller Zeiten -- im übrigen auch bei den Gewinnen, welche die Unternehmen berichten. Denn diese Unternehmen haben in der Vergangenheit, aus ihren Akquisitionen, gewaltige Aktivposten in Form von "Goodwill" gebildet. Sie haben ja alle anderen Fabriken aufgekauft zu Überpreisen. Die mußten sie irgendwie in der Bilanz unterbringen, und das geschah, indem man sie auf die Aktivseite als einen immer größeren Posten "Goodwill" einsetzte. Und da nun die Gewinne einfach verschwinden, muß man den "Goodwill" abschreiben. Sie wissen, Nortel hat 49 Mrd. "Goodwill" abgeschrieben und andere Unternehmen 10 Mrd. Es sind unglaubliche Zahlen, sofern sie sich um die Wahrheit bemühen. Aber es gibt kaum jemanden, der sich um die Wahrheit bemüht.

      Was ist mit dem Produktivitätswunder? Produktivitätswunder und Gewinnwunder sind ja in unseren Vorstellungen eng miteinander verkoppelt. Das eine Wunder fand so wenig statt wie das andere. Mir fiel als erstes auf: Es waren ja immer die Zahlen über den gewaltigen Investitionsboom. In den letzten Jahren lag die Investitionsquote der Amerikaner bei 35% der Wachstumsrate. Auf der anderen Seite gab es Null Ersparnisbildung, zusammenbrechende Ersparnisbildung. Für mich ist es logisch ein Unding, daß man zugleich einen Investitionsboom und zusammenbrechende Ersparnisse haben kann. Das ist nicht möglich, denn ich kann nur investieren, wenn ein anderer spart und mir dadurch die Ressourcen freigibt für meine Investition. Das war also von vorneherein ein totaler Unfug. Aber niemand nahm Anstoß daran, denn, wie gesagt, theoretisches Denken ist völlig abhanden gekommen. Als nächstes fielen mir die Computerinvestitionen auf. Es wird dauernd gesagt, gewaltige Computerinvestitionen bringen Produktivität. Ja, das tun sie auch. Aber wie? Ich verglich nominale Ausgaben für Computer und reale Ausgaben in den beiden Sozialproduktrechnungen. In der nominalen Statistik haben die Investitionsausgaben der amerikanischen Unternehmen für Computer in der Zeit von 1997 bis 2000 34 Mrd. Dollar betragen. Das ist gar nichts für eine Volkswirtschaft von 10000 Milliarden Dollar BIP. Aber in der Realrechnung des Sozialprodukts stehen keine 34, sondern 214 Mrd. Dollar. D.h. in der Realrechnung wurden aus einem für Computer ausgegebenem Dollar fast sieben Dollar. Wie ist das möglich?

      Hedonischer Preisindex und andere Operationen

      Die Amerikaner haben in den 80er Jahren beschlossen, bei der Berechnung der Investitionsrate mehr und mehr Qualitätsverbesserungen zu berücksichtigen, und das nennen sie den hedonischen Preisindex. Beim Computer war das nun schon seit Jahren im Gang, aber ab 1995 begann eine förmliche Explosion in den Computerleistungen. Ich bin da ein totaler Laie, aber es geht wohl um Memory (Speicherkapazität) und um Geschwindigkeit und alle diese Dinge. Das explodierte. Und mit der Computerleistung explodierte die Berechnung der Investitions- und Produktionszahlen für Computer: Sie versiebenfachte sich. Aus 34 Mrd. wurden in der Statistik 214 Mrd. Diese 214 Mrd. machten 20% des realen Sozialproduktwachstums aus. Das war also schon ein dicker Posten. Der zweite Schlag kam dann vor zwei, drei Jahren. Da beschlossen die amerikanischen Statistiker, daß Software-Ausgaben eigentlich nicht als Kosten, sondern als Investitionsausgaben zu betrachten seien. Das gab noch einmal 70 Mrd. in die Sozialproduktrechnung hinein. Sie müssen bedenken: Kosten gehen nicht ins Sozialprodukt. Ins Sozialprodukt gehen nur Endausgaben. Aber als Investitionsausgaben gehen sie nun ins Sozialprodukt, und insgesamt ergab sich dann aus hedonischem Preisindex plus Kapitalisierung der Software -- auf dem Papier -- ein Investitionsboom von 25% des Wachstums oder 1% des Sozialprodukts. Dann gab es eine dritte Operation. Im Jahre 1995 empfahl die Boskin-Kommission Verbesserungen der Berechnung der Inflationsraten unter stärkerer Berücksichtigung etwaiger Qualitätsverbesserungen. Da ging es sehr kompliziert zu. Insbesondere die Mieten wurden plötzlich ganz niedrig. Auf diese Weise kamen weitere 0,8% Sozialprodukt zustande.

      Wenn Sie jetzt diese drei Dinge zusammenrechnen, dann kommen Sie zu dem Ergebnis, daß im Grunde der ganze Investitionsboom überhaupt nicht stattgefunden hat, außer in diesen statistischen Veränderungen.

      Ich persönlich habe vor allen Dingen auch den hedonischen Preisindex abgelehnt. -- Die Idee scheint ja plausibel zu sein: Mehr Leistung muß berücksichtigt werden. Allerdings sind diese hedonischen Dollars, die immerhin eine gute Portion des Wachstums ausmachten, Dollars, die kein Mensch ausgibt, kein Mensch einnimmt und keiner sieht. Es sind Dollars ohne jede Spur von wirtschaftlicher Wirkung. Und deswegen habe ich diese Behandlung immer als groben Unfug betrachtet. Aber es führte zu diesen phantastischen Zahlen, nicht nur beim Sozialprodukt, sondern auch bei der Produktivität. Denn jede statistische Berechnung, die das Sozialprodukt erhöht, geht mit gleicher Menge von Dollars in die Produktivität hinein. Und so hatten sie plötzlich nicht nur ein Wachstumswunder, sondern auch das berühmte Produktivitätswunder.

      Noch ein anderer Punkt: Die Amerikaner bauen keine Fabriken mehr. Der Investitionsboom fand nur auf dem beschriebenen Wege in Computern statt. Das hat nun aber zu einer gewaltigen Veränderung in der ganzen Investitionsstruktur geführt. Es wird immer weniger kurzfristig investiert, und langfristig überhaupt nicht mehr. Das erhöht zwar am Anfang das Sozialprodukt über Bruttoinvestitionen, aber dann kommen die Abschreibungen, und die schießen immer schneller in die Höhe, je länger dieser Prozeß dauert. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo die Abschreibungen in Amerika die Investitionen überholt haben. Amerika hat heute negative Nettoinvestitionen, und das gesamte Sozialprodukt, ohne Abschreibungen, ist längst im Minus. Das amerikanische Sozialprodukt ist in den letzten drei Jahren um 14% gestiegen, aber die Abschreibungen sind um 34% gestiegen. Das heißt, Amerika ist hauptsächlich damit beschäftigt, seine Abschreibungen zu verdienen. Das bringt in der Statistik auch noch Wachstum, obwohl es eigentlich nur darauf hinausläuft, alte Maschinen zu ersetzen.

      Produktivitätswunder hat nie stattgefunden

      Was nun die Gewinne betrifft, so muß man bedenken, daß natürlich der hedonische Preisindex keinen einzigen Dollar in die Kasse bringt. Da kommt kein Gewinn zustande. Die Kapitalisierung der Software dagegen ging voll und ganz in die Gewinne. Denn plötzlich werden Kosten weggenommen und als Investitionsausgaben aktiviert. Das hat die Gewinne erhöht. Bemerkenswert ist, daß die Gewinnentwicklung trotz dieser Verschönerung einfach katastrophal ist. Insofern stellt sich die Frage: Wieso verlaufen die Gewinne so schlecht? Eine einfache Antwort ist: Das Produktivitätswunder hat nie stattgefunden. Es hat eben nur in der Statistik stattgefunden, aber nicht in der Wirtschaft. Es gab statistischen Zuwachs, aber keinen echten Produktivitätszuwachs für die Unternehmen. Prosperität kommt nicht von Produktivitätswundern, sondern sie kommt vom Sparen und vom Investieren. Die industrielle Prosperität hatte ihren Grund darin, daß man riesige Fabriken bauen mußte, um diese Maschinen herzustellen. Bedenken Sie, was man investieren mußte, um die Elektrizität herzustellen. D.h. die Prosperität kommt vom Investieren, und nicht ohne weiteres von der Produktivität. Wenn ich zusätzlich Produktivität erhalte, dann ist das prima. Aber die Prosperität kommt von der Kapitalbildung, die stattfindet: vom Bau der Fabriken und dem Bau der Maschinen. Es ist die Tätigkeit, die Einkommen entstehen läßt. Die Prosperität kommt von der Einkommensbildung und nicht automatisch von der Produktivität. Die Kapitalausgaben sind somit der Kernpunkt bei all diesen Dingen. Und die sind eben in Amerika minimal, wenn sie diesen statistischen Hokuspokus wegnehmen. Der andere Punkt ist der, daß in meinen Augen diese berühmte Shareholder-Value-Kultur die schlimmste Mißkultur darstellt, die es je im wirtschaftlichen Denken gegeben hat. Akquisitionen und Mergers sind schließlich kein Ersatz für Kapitalbildung und Investitionen. Diese Unternehmen haben en masse diese Akquisitionen betrieben, um nicht zu investieren. Ich sage immer: "Restrukturing" und "Downsizing" und all diese schönen Worte sind bloß Synonyme für "Nichtinvestieren". Und aus diesem Grunde fehlt es in den USA an Kapitalbildung. In einem Lande, wo nicht gespart wird, kann es ja auch gar keine Kapitalbildung geben, höchstens auf dem Papier.

      Und daher bin ich der Meinung, daß diese Technik, die so gerühmt wird für ihre Produktivität, gar keine Profite generiert. Wenn Sie heute die Nasdaq-Unternehmen nehmen und all die Abschreibungen berücksichtigen, dann haben diese Unternehmen seit 1995 keinen Pfennig verdient. Sie sind alle in den roten Zahlen. Das waren Scheingewinne in der Vergangenheit, die sie großenteils aus dem Aktienmarkt geholt haben. Sie haben ihre Gewinne im Aktienmarkt gemacht, haben dann andere Unternehmen gekauft, und die Gewinne wurden aufeinandergetürmt. Das waren alles Papiergewinne, Scheingewinne, keine Gewinne aus Produktion und Produktivität. Es war alles Betrug. Und insofern sehe ich das Problem in der Technik. Die Amerikaner haben geglaubt, das muß doch eine wunderbare Technik sein, für die man so wenig tun muß. Da kann man 50% mehr produzieren, von heute auf morgen, und dann sind wir alle reiche Leute. Wir haben geglaubt, daß diese Technologie besonders gut sein muß, weil sie so wenig kostet. Aber das ist der Grund, warum sie auch keinen Gewinn bringt. Gewinne können nur über Ausgaben entstehen. Ich sage immer: Die Hauptgewinnquelle sind kapitalisierte Ausgaben. Und wenn ich keine kapitalisierten Ausgaben habe, kann ich keine Gewinne machen. Und diese Quelle fließt nicht bei dieser neuen Technik. Sie fließt auch nicht von dieser neuen Shareholder-Value-Kultur, die ja andere Transaktionen vorzieht. Ich lese immer wieder, was die amerikanische Notenbank alles unternimmt: neun Zinssenkungen, demnächst die zehnte Zinssenkung. Und dann sage ich: Aber liebe Leute, allmählich ist es doch Zeit, einmal darüber nachzudenken, warum diese Zinssenkungen überhaupt keine Wirkung haben -- abgesehen davon, daß sie im Moment den Aktienmarkt hochtreiben. Nebenbei gesagt, die Aktien werden immer teurer, da die Gewinne nämlich noch viel schneller als die Aktienkurse gefallen sind. Im Transportsektor zahlen sie das 800fache für die Gewinne, vielfach sind ja gar keine Gewinne mehr da, und bei Utilities (Versorgungsunternehmen für Wasser, Strom etc.) bezahlen sie das 60fache. Bei Dow-Jones-Firmen zahlen sie das 35fache, und das bezieht sich wohlgemerkt auf die frisierten Gewinne. Die Gewinne sagen mir, wohin die Wirtschaft geht, nicht der dämliche Index von der Michigan University über die Stimmung der Konsumenten. Nicht der Konsument, wie die Amerikaner glauben, sondern die Gewinne und die Investitionen der Unternehmen sind entscheidend. Der Konsum kommt dann von selber.

      http://www.tradewire.de/usdata/michigan.php3 :D 500 Leutchen :D

      Die andere erstaunliche Sache: Alle Rezessionen der Vergangenheit hatten ein und dieselbe Ursache. Steigende Inflationsraten zwangen die Notenbank, die Bremse zu ziehen, und es kam zu drastischen Kreditrestriktionen. Scharf rückläufige Kredite führten zum Abschwung. Das ist die Ursache einer jeden wirtschaftlichen Rezession der Nachkriegszeit in Amerika und in Europa gewesen. In Amerika hat aber überhaupt keine Verlangsamung der Kreditexpansion stattgefunden. In den Boom-Jahren lag die Kreditexpansion des privaten Sektors in Amerika, also der Unternehmen und der Konsumenten, bei über einer Billion Dollar pro Jahr. Bis 1997 waren die Kredite um etwa 700 Mrd. Dollar gewachsen. Seit 1998 wachsen sie pro Jahr um über 1000 Mrd. Dollar. Aber diese tausend Mrd. Dollar bringen gar nichts mehr. Das Komische ist: Sie haben ein scharf rückläufiges Wirtschaftswachstum, sie haben zusammenbrechende Gewinne, sie haben zusammenbrechende Investitionen, aber sie haben eine Geld- und Kreditexpansion, die alle Rekorde schlägt. Die breite Geldmenge wächst um 13,5% -- Kreditwachstum von 1000 Mrd. Dollar im privaten Sektor -- im finanziellen Sektor ist auch noch eine gewaltige Kreditausweitung im Gange. Wir haben die tollste Kreditausweitung aller Zeiten, und dennoch bricht die Wirtschaft einfach zusammen. Es wäre nun an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, wie es denn überhaupt zu dieser scharfen Konjunkturabschwächung kommen konnte, während die Kredite und die Geldmengen in unvermindertem Tempo weitergeflossen sind. Wie ist das möglich? Ich will Ihnen sagen, warum: durch den Zusammenbruch der Gewinne. Das ist die einzige plausible Erklärung. In Amerika fehlt kein bißchen Geldmenge, kein bißchen Kredit. Früher, also in den normalen Zeiten, kam auf einen Dollar Wachstum des Sozialprodukts 1,6 Dollar Kreditausweitung. Wir waren schon in den Jahren 1998/99 bei vier, fünf Dollar Kreditausweitung pro Dollar zusätzlichem Sozialprodukt. Heute sind wir bei Milliarden Dollar für nichts. Für mich lautet die ganze Frage daher nicht: "Wie können wir die Kredite ankurbeln?" Ja, wohin wollen sie denn noch mit den Krediten? Wir sind heute bei tausend Milliarden. Wollen sie morgen auf 1500 Milliarden gehen? Der Punkt ist: Die Kredite gehen nicht in die Wirtschaft. Und sie gehen nicht vom Unternehmen in die Wirtschaft, weil die Unternehmen nichts mehr verdienen. Deswegen sehe ich keine Besserung in dieser Beziehung. Der einzige, der bis jetzt noch immer mehr gepumpt hat und die Konjunktur noch einigermaßen hochgehalten hat, war der Konsument. Und die Amerikaner sind ganz stolz darauf, daß der Konsument sein Haus immer mehr bis zum Schornstein verschuldet. In Amerika ruft man seine Bank an und sagt: Der Wert meines Hauses ist wieder um 10% gestiegen, ich möchte meine Hypothek um 10% erhöhen. Drei Tage später haben Sie 30000 Dollar auf dem Konto. So einfach geht das. Abertausende von Amerikanern haben das in den letzten Wochen und Monaten gemacht. Und darauf sind die Amerikaner auch noch stolz.

      Wo ist die Prosperität, wenn sie darin besteht, daß die Konsumenten ihre Ausgaben nur steigern können, indem sie ihre Haus beleihen? Das ist doch Schwachsinn. Ökonomisch ist das unglaublich. Wenn Sie sich die Statistik ansehen, dann stellen Sie fest, daß der amerikanische Konsument seit 20 bis 30 Jahren eine rapide steigende Verschuldung auf sein Haus besitzt. Ich habe noch die Generation der Amerikaner gekannt, die stolz darauf waren, wenn die Hypothek abbezahlt war. Heute sind sie stolz darauf, wenn sie sie erhöhen können. Und das steigt und steigt und steigt. Für mich ist das nun beim besten Willen kein Zeichen von Wohlstand. Es ist das Gegenteil. Greenspan ist im Kongreß gefragt worden: "Sagen Sie mal, ist das nicht problematisch, steigende Häuserpreise, steigende Hypotheken?" Und da sagt Greenspan: "Och, solange die Häuserpreise weitersteigen, steigt ja auch die Equity, das Eigenkapital." Der fand gar nichts dabei. Man muß sich das vorstellen: Die Häuserpreise erlauben steigenden Konsumkredit, und das wiederum soll die Konjunktur retten.

      Heute morgen war von Lösungen die Rede. Ich gehöre zu denjenigen, die sagen: "Die Leute, die uns das eingebrockt haben, sind nicht in der Lage, uns da wieder herauszubringen." Und nebenbei gesagt: Es ist viel schwieriger, als wir glauben. Um nur ein Beispiel zu nennen: Sehen Sie sich Japan an. Da wird immer gesagt, die Japaner weigerten sich, zu restrukturieren. Das Problem Japans besteht darin: Die haben sich in den Bubble-Jahren ihre Investitionsdynamik zerstört. Endgültig zerstört. Aber auf der anderen Seite: Die Konsumenten sparen. Bei Nullzins muß ich ja noch mehr sparen als vorher, um meinen Lebensabend zu sichern. Im Grunde krankt Japan daran, daß es seine Investitionsdynamik nicht mehr in den Griff bekommt. Aber es hat Konsumenten, die noch sparen. Und wir haben sie in gemilderter Form ebenfalls. Wir haben immer noch Sparer, aber immer weniger Investitionen. Die Amerikaner und die Angelsachsen im allgemeinen sind in dieser Beziehung der krasse Gegensatz. Die sparen überhaupt nicht, investieren auch nicht, aber sie haben Kreditsysteme, die bis zum Exzeß darauf eingerichtet sind, Konsumkredit zu finanzieren. Die amerikanischen Banken schicken jedes Jahr in Milliardensummen Kreditkarten aus. Jeder Amerikaner bekommt jedes Jahr mindestens 50 Kreditkarten. Und jede Kreditkarte hat eine Kreditlinie. Die Besonderheit Amerikas besteht also darin, daß es ein Kreditsystem hat, das voll und ganz auf Konsumkredit ausgerichtet ist. Und die Scheinprosperität der Amerikaner besteht darin, daß sie immer weniger sparen, immer weniger investieren, immer mehr konsumieren. Die alten Ökonomen nannten diesen Prozeß Kapitalkonsum. Und das führt zwangsläufig zum wirtschaftlichen Niedergang. Aber die Amerikaner haben soviel dämliche Europäer und Japaner und andere Asiaten, die ihnen das Geld immer jeden Tag von neuem schicken. Insofern geht das weiter. Wenn Sie genau hinsehen, stellen Sie fest: Der Anstieg des Lebensstandards in den USA hat seinen alleinigen Grund in den Auslandskrediten. Das ist die einzige Möglichkeit, den Lebensstandard zu erhöhen. Denn der Durchschnittslohn des Amerikaners geht seit 1973 beständig zurück, und der Reallohn des Amerikaners liegt heute mindestens 25% unter dem Standard von 1973.

      Quelle: Neue Solidarität Jg.28 Nr.46 21.11.2001
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 11:08:02
      Beitrag Nr. 55 ()
      Hi Kostolany 4
      So so,Du bist also ein Bulle ;)
      Der Agora Report spiegelt natürlich nicht meine Meinung wieder.Und dort wird ja unter anderem auch eine Spekulative Varinante mit 50% Aktien 15% Optionen Bonds u.s.w reflektiert.

      Die KGV,s sind vergangenes und dieses Jahr plötzlich in die Höhe geschnellt und Unternehmen waren überbewertet und mußten ansehen wie aus Ihren Gewinnen Verluste wurden!Ich kenne niemanden an Board den das nicht kalt erwischt hat!
      Die Zinsen wurden immer höher geschraubt und die Kapitalbeschaffung einfach zu teuer für Unternehmen,so das sie kein Geld für Investitionen mehr aufgenommen haben.Als erstes hat das die New Economy getroffen,da es hier neue Inovationen am Fließband gibt die enorme Kosten für Entwicklung/Forschung u.s.w aufwenden müssen die bei einigen Unternehmen sogar nicht einmal mehr durch die Umsätze gedeckt waren b.z.w sind(als Bsp. CMRC)
      Die Spirale dreht
      sich denn natürlich weiter und traf früher oder später auch die Old Economy.Investitionen werden zurückgeschraubt oder auf spätere Quartale verlegt,die Industrieaufträge nehmen ab,die Industrieproduktion sinkt dadurch sinken die Unternehmensgewinne und das Karussel fängt an sich zu drehen.
      Und jetzt?
      Geld ist so billig wie seit 1980 nicht mehr und das bei einer Inflation von 1.9%.
      Unternehmen werden anfangen Kapital aufzunehmen und zu investieren.Die privaten machen es ebenso,da Kredite für Häuser,Anschaffungen u.s.w billig sind wie kaum zuvor.
      Dazu noch das Steuersparpaket der AMI,s welches sich zudem positiv auf die Märkte wirkt.
      Aber zurück zu den Unternehmen.Genau das Gegenteil von 2000 wird der Fall sein.Ebenso schnell wie die Gewinne sanken werden sie bei einem Anspringen der amerikanischen Wirtschaft wieder steigen.
      Die Wirtschaft zieht früher oder später an,die enormen Kostenprogramme von Unternehmen packen und werden den Profit zusätzlich mit den neuen Regeln von Goodwill(wo keine Amortisation auf den Goodwill in der Kosten Rechnung auftaucht und belastet) und einem Anziehen der amerikanischen Wirtschaft verbessern,so könnte es schneller als man denkt zu folgendem Szenario kommen.
      Die Umsätze b.z.w Gewinne von Unternehmen steigen und das KGV sinkt urplötzlich ab auf Basis 2002.
      Als Bewertungsmaßstab werden nun schon die Gewinne für das Jahr 2003 als Maßstab genommen und flux sinken die KGV,s schon wieder.
      Alles andersrum als es in der jetzigen Baisse der Fall war wo die Gewinne und Umsätze von Quartal zu Quartal runtergeschraubt wurden und die KGV,s endlos in die Höhe schnellten.
      So ist das Rad der Börse,in der Baisse wird alles immer düsterer und in der Hausse wachsen die Gewinne und dazu kommt früher oder später auch wieder die entsprechende Portion Phantasie(die wir ja von 99-2000 kenengelernt haben)Das ganze überträgt sich dann verspätet auf Europa,besonders Deutschland als Exportland Nr.1.
      Deshalb hat der DAX auch mehr verloren als der DOW,da man in den USA mit einem Anziehen der amerikanischen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte rechnet und in Europa erst in 2003.
      Soweit meine bisherige Idee für 2002.Wobei ich selber davon ausgehe das die Wirtschaft erst frühestens im 3-4 Quartal in Schwung kommt.Wobei die Börse 6-9 Monate vorweg nimmt.

      Zur Technik.Die sieht nämlich sehr interessant aus.Wegen der geringen Umsäte sollte man das Geschehen in der letzten Börsenwoche nicht überbewerten.
      Es hat sich in jedem fall eine Bull-Flag gebildet.Üblicherweise tritt sie in der Mitte eines steilen Aufwärtstrends auf.Das hieße,das wir noch einmal die gleiche Aufwärtsbewegung vor uns haben.Pers. traue ich dem Braten aber noch nicht ganz.Der Kurs ist on der vergangenen Woche etwas überhalb der Flagge ausgebrochen.Allerdings ist der Ausbruch nur nachhaltig zu werten wenn die Umsätze dabei ansteigen was nicht der Fall war.
      Deshalb würde ich pers. für einen Long Einstieg(ich handel fast ausschließlich Index Zertifikate der ABN und PNB Paribas)auf einen Anstieg des Volumens verbunden mit einem Signifikanten Ausbruch aus der Bull-Flagge warten.Dieser sollte durch den MACD/RSI und Momentum u.a Trendindikatoren durch eione positive Divergenz bestätigt werden;)



      Es bleibt zudem abzuwarten wie der markt auf die Q-4 Zahlen reagiert deshalb denke ich,heißt es auf der Hut sein und unbedingt ein Auge auf die Technik werfen und ggfls. tägl. b.z.w wöchentlich die Index Analysen dem aktuellen geschehen anpassen.
      Viele Grüße
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 11:22:23
      Beitrag Nr. 56 ()
      Danke für Beiträge - ehrlich :)

      Aber bitte tut eure Beiträge etwas in Word vorbereiten :cry:

      Wäre wirklich super. Ich und andere benutzen diese Thread´s unter anderem als Archiv.
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 11:32:48
      Beitrag Nr. 57 ()
      Hallo Dolby Digital 5
      Ich schreibe seit 2 Jahren auf der gleichen Tastatur und die Buttons sind schon fast durchgegriffen.Buchstaben sehe ich keine mehr.
      Gibt Zeit das ich mir eine neue Tastatur zulege ;)
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 12:53:08
      Beitrag Nr. 58 ()
      Zu der Flagge:
      Nach einem steilen Aufwärtstrend kurze Konsoldierung wie ein fallendes Parallelogram gegen den Trend gerichtet.Das Volumen trocknet innerhalb der Formation aus und beim Ausbruch steigt das Volumen.Das war nicht gegeben,da in der letzten Börsenwoche das Volumen sehr niedrig war der Kurs aber aus der Flagge ausgebrochen ist.
      Ich bin dabei noch auf folgenden Chart gestoßen(nur die URL,Charteinstellung nicht möglich)Weiß jemand warum?Ich kann die datei auch nicht umformen und über meine HP senden!

      http://futures.tradingcharts.com/chart/ND/W

      Das Open Interest(habe leider keinen besseren Chart gefunden) zeigt eine negative Divergenz zu der Flagge.Der RSI und das Momentum drehen nach oben müssen den weiteren Verlauf aber noch bestätigen.Ich suche nach Indikationen welche einen Aufschluß über den Verlauf der Flagge geben.
      Erfolgt aber in den kommenden Handelstagen ein nachhaltiger Ausbruch unter hohem Volumen nach oben unterstützt durch weitere positive Divergenzen in den Indikationen so kann man denke ich von einem Kaufsignal ausgehen.


      Viele Grüße
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 13:13:12
      Beitrag Nr. 59 ()
      @Dolby
      Ebörse hat es super erklärt, wie die "horrenden" Bewertungen mir nix dir nix sehr billig
      werden. Das nimmt der Markt eben vorweg. In der Krise sind KGV`s immer hoch, daher
      warne ich vor dieser Betrachtungsweise. Die Krise von 2000/2001 ist ein bisschen schärfer
      gewesen als die vorhergehenden kleineren, daher sind die KGV`s besonders hoch, das stört
      mich nicht.

      Als Juniper mit 180 Mio Dollar je Angestelltem bewertet war, das war " horrend", aber kaum
      ein Wallstreet-Online-User nahm damals daran Anstoß. Jetzt ist die Aktie auf 1/25 gefallen,
      jetzt ist sie einigen zu teuer. Na ja. Verstehe das wer will, ich nicht.

      Alle Werte mit einer suspekt hohen Bewertung meide ich wie der Teufel das
      Weihwasser. Es gibt nämlich durchaus immer Erfolgsaktien, das sind aber nicht
      diejenigen, hinter denen die Wallstreet-Online-Leser hinterherhecheln, als
      gäbe es morgen keine Aktien mehr.

      Die "richtigen" Aktien stecken auch Krisen locker weg und wer sie kurz vor dem Crash kaufte,
      verliert auch nichts, wenn er sie eine Zeitlang hält. Daher weise ich nochmal darauf hin, daß Aktie
      nicht gleich Aktie ist und daß die Mehrzahl der Aktien, von denen bei W-O die Rede ist, nicht in
      die Hände dieser Leute gehören. Sie sind aber mit ca. 15% p.a. nicht zufrieden und meinen meistens,
      sie können mit waghalsigen Investments mehr erreichen. Schau die Favoritenliste von W-O an, die
      meistens von Met(a)box angeführt wird, und Du weißt, daß 99% dieser Schlaumeier scheitern. So ist
      es halt, aber ein Lemming würde niemals mit einer so langweiligen Aktie wie McDonalds, Philip
      Morris, Exxon oder Harley-Davidson etwas anfangen wollen. Diese Langweiler-Aktien haben aber meistens
      KGV`s weit unter 20 und eine per-anno-Rendite von 15-30% über Jahre und Jahrzehnte.

      Für Aktien wie Astropower, Garmin oder CREE braucht man etwas Weitsicht und dann Geduld, das ist also
      auch für die Zockerei viel zu langweilig.

      Der lemminghafte Zocker ist daher eine leichte Beute für Manipulation und wird im Endeffekt sein Geld an der
      Börse abliefern. Momentan regiert die Angst, welche die Börsen schön nach oben treibt. Die Lemminge werden
      aber durch Ansgstmache aus der Börse rausgetrieben und in die Puts gescheucht, damit man ihnen das bisschen
      noch abnimmt, was übrig ist. Das schöne ist, daß man es den Lemmingen nur einmal zu erzählen braucht und
      die sagen es untereinander so lange weiter bis es alle glauben. Das ist doch zum Kringeln.

      Für mich war 2001 eines meiner erfolgreichsten Aktienjahre, weil ich nicht (bzw. kaum) an diese Panikmache
      geglaubt habe. Zu 80% steigen Börsen und zu 20% fallen sie. Die Wahrscheinlichkeit, daß Börsen steigen,
      liegt also bei 80%. Die Wahrscheinlichkeit, daß man mit guten Aktien auf Dauer viel Geld verdient, liegt
      bei nahezu 100%. Und schlechte Aktien sollte man auch in guten Börsenzeiten nur mit spitzen Fingern anfassen.

      Daher bin ich bullish as can be, wohlgemerkt aber nur für Qualitätsaktien. Die Gefahr, daß
      mir die Kurse jetzt davonlaufen, würde ich für viel höher einschätzen als die Gefahr eines nochmaligen
      Rückgangs auf die Tiefstwerte. Das ist gelaufen, Leute, an der Börse wird nicht zweimal geklingelt,
      wer im September nicht "auf Hausse umgeschaltet" hat, hat 50-100% verpasst und kann das nicht mehr
      nachholen. Die Börse ist kein Wohlfahrtsinstitut für Leimsieder und Schlafwandler.

      Sollte ich aber mal nicht recht haben, bin ich immer bereit, nachzugeben. Mein (mentaler) Stop Loss ist für
      jede Aktie normalerweise definiert. Denn letztlich hat der Markt immer recht. Da der Markt nach oben will,
      halte ich diejenigen für verbissen, die ihn mit Gewalt nach unten reden wollen.

      Wie sollte das denn gehen? Um auf neue Tiefstände zu kommen, benötigt die Börse etwa ein gutes Vierteljahr,
      wir wären also im Mai da ganz unten. Im Mai unten? Hat es noch nie gegeben. Der Turnaround der Wirtschaft
      müßte dann etwa Anfang 2003 sein. Wieder sorry. 2 Jahre nach der ersten Zinssenkung erst der Turnaround ?
      Diesen Zeitplan kannst Du Deiner Oma erzählen. Das paßt nicht hinten und nicht vorne. Schon deswegen
      dürfte der Bärenmarkt abgesagt sein, zumindest ist dieses Szenario äußerst unwahrscheinlich und käme nur
      im Fall kriegerischer Zwischenfälle infrage, woran ich als Optimist nicht denke.
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 13:39:48
      Beitrag Nr. 60 ()
      @kosto

      > In der Krise sind KGV`s immer hoch, daher
      > warne ich vor dieser Betrachtungsweise.

      In solchen rezessiven Zeiten kann man sich mit Peak-Earnings-KGV behelfen.
      Der jetzige SP500 hat ein Peak-KGV von 21. Das ist Rekordhoch. (1929: 20)

      Interessant wäre auch das Gesamt-KursUmsatzV. Beim Nasdaq ist`s 7. Beeindruckend.
      Vom KursBuchV will ich hier nicht reden.

      Insgesamt vergessen viele Leute, dass die Börse bei starken Kurserholungen aus
      Rezessionen heraus immer auch stark unterbewertet war. Das ist heute
      unbestrittenermassen nicht der Fall.

      Sollte sich eine Inflation (wg. Liquiditätsspritzen, Konjunkturprogramme) schneller
      entfalten als Wachstum (Stagflation?) - die steilen Ansteige am langen Zinsende
      deute ich als verlangte Risikoprämie für dieses Szenario - , dann dürften
      sich die hohen Aktienbewertungen als ziemlich risikoreich erweisen.
      Sinnvolle Dividendenrenditen sind ja ohnehin keine zu erwarten.

      Coubert
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 14:02:43
      Beitrag Nr. 61 ()
      M.E sollte man zwischen den Indices Dow,S&P und Nasdaq unterscheiden.
      Ich kenne keine Nasdaq Aktie welche eine Dividende zahlt dennoch findet man nirgends solche Kurssteigerungen als bei High Techs.Das mag,wenn man nach Bewertungskriterien oder Fundamentalbetrachtung z.B nach Benjamin Graham geht irrelevant für die Fundamentale Strategie sein,aber man wird z.B mit einem Substanzvergleich oder aber anderen Fundamentalen Vergleichen wie z.B Cash Flow Herkunft oder die Einbeziehung von Gewinnen durch Investemnts,Verzinsung und dergleichen zu keiner vernünftigen Bewertung kommen können.
      Die Marktbewegung diskontiert alles!
      Die Fundamentalanalyse versucht alle Marktrelevanten ökonomischen Einflüsse zur Bestimmung des aktuellen inneren Wertes der einzelnen Titel zu bestimmen.Diese ändert sich aber mit dem psychologischen Verhalten der Marktteilnehmer welches die technische Analyse versucht zu erkunden.
      Für mich pers. hängt das nah zusammen wobei ich immer mehr die Technische Analyse bevorzuge da sie besser und auf alle Märkte hin anwendbar sind,da sie das psychologische verhalten und die Reaktion auf Verlautbarungen verdeutlichen.
      Viele Grüße
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 14:08:26
      Beitrag Nr. 62 ()
      #59 von Kostolany4

      ich schaue schon lange nicht mehr auf´s KGV. Ich seh ja keins! :laugh:

      Aber eine MK mit dem Faktor 75 darf man doch in Frage stellen? :cry:
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 14:23:39
      Beitrag Nr. 63 ()
      Dr. Bernd Niquet

      Mausi - oder die Logik des Geldanlegens


      Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, lautet ein bekanntes Sprichwort. Für den Normalbürger ist hier die Geschichte bereits zu Ende. Für den Börsianer hingegen geht sie an dieser Stelle erst richtig los: Denn selbst wenn man niemandem mehr glauben kann, so muss der Handel dennoch immer weiter laufen. Doch wer an den Märkten traut es sich schon, in aller Öffentlichkeit "Mausi" zu rufen?

      Meine Tochter Leonie ist gerade 15 Monate alt und bereits in der Lage, das Anlegerverhalten auf der ganzen Welt bestens zu illustrieren. Als Utensil benötigt sie hierzu nur ein einziges Buch, dessen Text ich ihnen im Folgenden vollständig referieren werde - und welches zudem ein ganz ausgezeichnetes Beispiel für die Globalisierung sowie die internationale Verteilung von Intelligenz und Kreativität liefert.

      Das Buch heißt "Wo ist Mausi?", stammt von der US-Autorin Lucy Collins und ist vom Verlag Sauerländer in Lizenz in Deutschland erschienen, Übersetzer Hans ten Doornkaat, printed in Malaysia. Das Programm des Buches eröffnet sich bereits auf Seite 1. Denn hier steht: "Mausi versteckt sich. Kannst du sie finden?"

      Auf der nächsten Seite dann: "Ist Mausi im Haus?"
      Dazu muss man die Fensterläden aufklappen, sieht ein anderes Tier, und es steht da: "Nein, hier nicht!"

      Weiter geht es: "Ist Mausi im Boot?"
      Leonie klappt das Segel weg: - "Nein!"
      "Ist Mausi im Stall?" - "Nein!"
      "Ist Mausi im Schrank?" - "Nein!"
      "Ist Mausi auf dem Baum?" - "Nein!"

      Ein schönes Spiel für Kinder, nicht wahr? Doch sofort ahnt man natürlich, was als nächstes kommt. Auf der vorletzten Seite steht: "Da klopft´s an die Türe. Wer ist da?" Und was macht meine Tochter - natürlich? Sie kann ja noch nicht lesen (die Zeichen der Zeit nicht lesen!), ahnt daher nicht, was los ist und antwortet auf die Frage, ob Mausi hinter der Tür ist, wie aus der Pistole geschossen: "Nein!"

      Zwei Fragen beschäftigen mich an diesem Spiel sofort vorrangig:

      (1) Warum hat es kein deutscher Autor geschafft, bei einem deutschen Verlag ein derartiges Produkt unterzubringen? Warum müssen unsere Verlage hierzu auf teure anglo-amerikanische Manuskripte zurückgreifen und damit Frevel an unserer Handelsbilanz üben?

      (2) Welchen Unterschied gibt es eigentlich zwischen dem Verhalten meiner fünfzehnmonatigen Tochter und der internationalen Anlegergemeinde?

      Ich fürchte, auf die erste Frage habe ich keine konkrete Antwort. Wahrscheinlich sind Briten und Amerikaner uns wirklich um Längen voraus, weshalb sie auch völlig zu Recht die Führerschaft der westlichen Welt innehaben. Sage deshalb bitte niemand, das Lesen von Kinderbüchern würde einen nichts über das Leben lehren.

      Und in Hinsicht auf die zweite Frage scheint die Antwort für den eigenständigen Geist ebenso desillusionierend auszufallen: Zuerst wundert man sich, wie gut alles funktioniert. Anschließend hält man sein Kind - und damit natürlich auch sich selbst - für ein Genie. Doch ganz plötzlich stellt man dann fest, dass man anstelle von "Nein!" vielmehr "Ja!" oder eben "Mausi!" hätte sagen müssen. Und weil man das nicht getan hat, bricht dann auf einmal alles in sich zusammen.

      Sofort kann der Anleger an dieser Stelle die beinahe unüberwindliche doppelte Schwierigkeit der Aktienanlage erkennen. Erstens: Es ist eben verflixt schwierig, an den Aktienmärkten "Mausi!" zu sagen. Denn was sollte jetzt der Nachbar von einem denken? Und zweitens: Selbst wenn die "Mausi"-Stelle bereits verpasst ist, dann legen, wie empirische Test beweisen, sowohl fünfzehnmonatige Mädchen als auch ausgewachsene Anleger meistens ihr schönstes Lächeln auf.

      Bernd Niquet, Dezember 2001

      Die wirklichen Gründen von Aktienhausse und Aktienbaisse: Lesen Sie dazu Bernd Niquets neuen Roman "Der Zauberberg des Geldes", gerade erschienen im FinanzBuch Verlag, München 2001, mit einem Vorwort von Joachim Bessing, 208 Seiten, DM 34, ISBN 3-932114-69-8. Gleich bestellen im geldbuch-Shop



      11.12.2001
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 14:37:57
      Beitrag Nr. 64 ()
      ftd.de, Mo, 31.12.2001, 11:23

      Börsenausblick: Hohe Kursschwankungen zum Start des Handelsjahres erwartet

      Die erste Handelswoche des Jahres 2002 wird Händlern zufolge von hohen Kursschwankungen und nur leicht steigenden Aktienkursen geprägt sein. Politische Nachrichten könnten die fehlenden kursrelevanten Meldungen ersetzen.

      Für einen freundlichen Beginn des Jahres sprechen nach Ansicht von Börsianern die hohen Cash-Bestände der institutionellen Anleger und die Hoffnung auf eine zügige Erholung der US-Konjunktur. Auch der nach wie vor niedrige Ölpreis trage zu der verhalten-optimistischen Stimmung bei. So rechnet sowohl die DZ Bank als auch die Frankfurter Sparkasse mit steigenden Kursen.

      Allerdings dürften in der erst am Mittwoch beginnenden ersten Handelswoche die Handelsvolumina gering ausfallen. Schon relativ kleine Kauf- oder Verkaufsaufträge könnten so für kräftige Kursausschläge ausreichen. "Daher dürfte sich das stete Auf und Ab der Aktienkurse fortsetzen", hieß es auf dem Parkett in Frankfurt. Bereits in den vergangenen Handelstagen hatten Marktbeobachter von "Zufallskursen" gesprochen. Wie in den Wochen zuvor, fehlen den Anlegern kursrelevante Nachrichten. Zudem herrsche nach wie vor Unklarheit, wann die Weltkonjunktur wieder anspringt.


      Nach Ansicht von Wolfgang Heister, Händler bei der DZ Bank, könnte das Geschehen in Argentinien in das Blickfeld der Anleger geraten. Der neue argentinische Staatspräsident Saa hatte am Sonntag die Aussetzung der Schuldenzahlung verkündet. Heister glaubt allerdings nicht, dass dies negative Auswirkungen auf die Kurse deutscher Banken oder Industrie-Unternehmen haben könnte. Schließlich sei der Schritt "keineswegs überraschend" gekommen. Auch die am vergangenen Donnerstag vorgenommene Umschichtung im MDax, Nemax 50 und SDax sollte nicht zu größeren Kursbewegungen führen, da sie ebenfalls so erwartet worden waren.



      Aufschwung erst im zweiten Halbjahr

      In das verhalten-optimistische Bild passt eine Umfrage der "Börsen-Zeitung". Demnach rechnen die im Deutschen Aktienindex Dax notierten Unternehmen frühestens im zweiten Halbjahr 2002 mit einem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland, Europa und in den USA. Negativer als die übrigen Firmen sehe Bayer die Lage. Der Chemie- und Pharmakonzern halte eine wirtschaftliche Wende eher vom vierten Quartal an für wahrscheinlich. Weitaus weniger von der Rezession betroffen sehen sich nach der Umfrage die Deutsche Telekom, die Deutsche Post und der Touristikkonzern Preussag.


      Zufrieden zeige sich auch der Pharmaspezialist Schering. Dessen Finanzvorstand Klaus Pohle hatte zuvor in einem Interview mit der Zeitung für 2002 eine "Traumbilanz" mit einem Nettoergebnis von 1,1 Mrd. Euro angekündigt.


      Die Veröffentlichung neuer Konjunktur-Indikatoren sollte weiteren Aufschluss über den Zustand der Weltwirtschaft bringen. Der US-Einkaufsmanagerindex NAPM für Dezember wird am Mittwoch veröffentlicht. Der Index gilt als wichtiger Frühindikator für die US-Wirtschaft. Am selben Tag stehen auch die Einkaufmanagerindizes für Deutschland und die Euro-Zone an. Am Freitag könnte die Arbeitlosenquote in den USA und der Euro-Zone für Dezember die Kurse beeinflussen.



      © dpa
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      schrieb am 31.12.01 14:40:50
      Beitrag Nr. 65 ()

      Dr. Hans-Dieter Schulz
      Deutschlands gute Karten in der Rezession - Risiken am Aktienmarkt

      Am 26. November hat das National Bureau of Economic Research offiziell verkündet, dass sich die Wirtschaft der USA seit März 2001 in einer Rezession befinde, also das Bruttosozialprodukt seit mindestens zwei Quartalen schrumpfe. Von diesem Forschungsinstitut wie auch von anderen Sachverständigen wurde darauf hingewiesen, dass in den USA Rezessionen nach dem Kriege im Mittel 11 Monate dauerten. Seitdem hat sich die Hoffnung verbreitet, im Februar 2002 könne ein neuer Aufschwung beginnen.

      Ein verlässlicher Indikator für die Schwungkraft der Wirtschaft ist die Kapazitätsauslastung. Zeigt sie hohe Werte an, so bedeutet dies Wachstum des BSP und Ausdehnung der Arbeitsnachfrage seitens der Unternehmen. Sinkende Kapazitätsauslastungen hingegen indizieren einen Rückgang der Nachfrage, der sich bis ins produzierende Gewerbe fortträgt und dort zu Anpassungen zwingt. In der Vergangenheit ließ sich beobachten, dass Entlassungen, Pleiten und Rezession in den USA dann auftraten, wenn die Kapazitätsauslastung unter 77 Prozent lag. Der vergleichbare Referenzwert liegt in Deutschland höher, was auch an Unterschieden in den jeweils verwendeten statistischen Methoden liegt.



      Im Chart ist deutlich zu erkennen, wie die Kapazitätsauslastungen in den drei Weltwirtschaftsnationen Deutschland, USA und Japan einigermaßen synchron schwingen. Die USA führen bisher jeden Zyklus an, Deutschland und Japan folgen mit einer gewissen Zeitverzögerung, was nur nahe liegt angesichts des jeweils hohen Exportgrades in Richtung USA.

      Die Rezession von 1981/1982 verlief als einzige zeitgleich in allen drei Nationen. Beim Wachstumsrückgang von 1974/1975 war Deutschland den USA mit Verzögerung gefolgt. Noch deutlicher geschah dies in der Rezession 1990/1991. Auch jetzt hat die deutsche Wirtschaft gerade erst begonnen, an Schwung zu verlieren, während die USA bereits ihr viertes rezessives Quartal in Folge betritt. Die Hoffnung, Deutschland könne relativ glimpflich davon kommen, ist demnach nicht unbegründet.

      Um die eingangs aufgeworfene Frage nach der voraussichtlichen Dauer des Abschwungs zu beantworten, genügt ein Griff in die Statistik-Kiste. Nachkriegsrezessionen hatten zwei jeweils typische Zeitrahmen. Entweder sie dauerten 8 bis 11 Monate oder aber 16 Monate, wie ab 1974 und 1981. Im Augenblick rangiert die US-Kapazitätsauslastung unterhalb der 75 Prozent-Marke, was als Indiz auf den 16-Monats Zeitrahmen gewertet werden kann. Nach dieser Logik könnte der neue Aufschwung im August 2002 beginnen. Dennoch gilt es zu bedenken, dass in den hundert Jahren vor dem zweiten Weltkrieg eine US-Rezession im Durchschnitt ca. 19,5 Monate dauerte.

      Bedenklich stimmt bei der US-Kapazitätsauslastung der seit den frühen Siebziger Jahren intakte Abwärtstrend, der insbesondere in den 1990er Jahren nicht mehr gebrochen werden konnte. Offensichtlich wachsen die Kapazitäten stets etwas stärker als die Produktion. Die OECD-Statistik bestätigt dies, weist sie doch für Investitionsgüter in den letzten sechs Jahren ein im Schnitt vier mal höheres jährliches Wachstum als für Konsumgüter aus. Dahinter verbergen sich die Investments in die neuen Technologien, die für die US-Wirtschaft in den vergangenen Jahren wegweisend war. Angefacht von der Kraft des billigen Geldes und niedriger Zinsen kam es in einigen Bereichen zu teilweise unsinnigen Überinvestitionen. So etwa bei den Glasfasernetzen, die zum Großteil bis heute ungenutzt bleiben. Die Kapazitätsauslastung liegt hier bei lediglich 2,5 Prozent. Die Möglichkeit besteht, daß sich jetzt eine Phase der Desinvestitionen anschließt.

      Leider geht eine solche Zeit nach F.A. von Hayek mit der unangenehmen Begleiterscheinung einer zunehmenden Zahl von Unternehmenspleiten einher, da es gilt, Überkapazitäten abzubauen, also Produktionsanlagen oder Dienstleistungsangebote wieder einzustampfen. In diesem Zusammenhang könnten sich die bisher gesehenen Pleiten am Neuen Markt eventuell nur als Vorläufer einer ernst zu nehmenden Entwicklung entpuppen.
      Interessant in diesem Zusammenhang: Als in der deutschen Gründerzeit um 1870 die Mehrzahl der heutigen Großunternehmen entstanden, folgte fünf Jahre später eine Gründerkrise, eine große Pleitewelle, ehe die neuen Branchen in den Folgejahrzehnten ein stabiles Wachstum erreichen konnten.

      Die letzte starke Überinvestitionsphase hat sich Ende der Achtziger Jahre in Japan abgespielt, als auf dem Höhepunkt der Nachfragewelle die Kapazitäten für Automobile, dem nationalen Exportschlager und Motor des Wirtschaftswachstums, signifikant ausgeweitet wurden. Die Spekulationsblase, die sich am Aktienmarkt und bei Immobilien gebildet hatte -ein Grundstück in Tokio kostete soviel wie halb Kalifornien- kam zum Zerplatzen und die übertrieben hohen Preise fielen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Übrig blieben Schulden, faule Kredite und vor allem Überkapazitäten mit der Folge von vier Rezessionen seit 1990. Angesichts eines solchen Szenarios wäre eine Dauer der Rezession in den USA von nur 16 Monaten noch vergleichsweise milde.

      In den Jahren 1974/1975 hatten Aktien ihr Tief rund fünf Monate vor Ende der Rezession. Eine stark vereinfachte Anwendung erfährt diese Statistik dieser Tage desöfteren. Es wird argumentiert, die Börse sei seit dem Tief von September sehr stark gestiegen, woraus ein Ende der Rezession im Februar 2002, also rund fünf Monate nach dem Tief, zu terminieren sei. Dieser Zeitpunkt konizidiert mit dem Beginn des Wiederaufschwungs nach einer 11-monatigen Rezession, entsprechend der Länge einer durchschnittlichen Nachkriegsrezession. Es verwundert, daß sich selbst renommierte Adressen dieser Argumentation anschließen, ist sie doch logisch falsch, da sie so tut, als hänge die Frage des wirtschaftlichen Wachstums alleine von der Börse ab.
      Richtig ist, daß die mittlerweile unter 75 Prozent gefallene Kapazitätsauslastung aufgrund der historischen Betrachtung einen Zeitraum von zumindest16 Monaten für die US-Rezession erwarten lässt. Wegen der Folgen des Investitionsbooms könnte eine wirtschaftliche Erholung sogar noch später einsetzen als im August 2002, wie der geschichtliche Vergleich mit Phasen der Überinvestition in Japan 1990 und Deutschland 1870 zeigt.

      Besorgniserregend sind nach wie vor die hohen Bewertungen amerikanischer Aktien, die sich durch das Bewertungsmodell der Fed alleine deswegen rechtfertigen lassen, weil die Zinsen so niedrig sind. Das KGV des S&P 500 Index liegt derzeit bei ca. 37, also mehr als doppelt so hoch wie der historische Mittelwert von 15 und beinahe so hoch wie am Rekordhoch Anfang 2000.

      Angesichts der geschichtlichen Parallelen, der differenzierteren Betrachtung der statistischen Verteilung der Zeitdauer von Rezessionen und vor allem angesichts der hohen KGV-Bewertung könnten die aktuellen Kurse - Dow bei 10000, S&P 500 bei 1150 - noch verhältnismäßig gute Chancen darstellen, sich von amerikanischen Aktien zu hohen Kursen zu trennen.

      Auch ein Dax von 5000 Punkten bietet trotz niedrigerer Bewertung deutscher Aktien noch keine längerfristige Kaufgelegenheit. Es gibt keinerlei technische Hinweise, dass der Bärenmarkt zu Ende ist. Allerdings besteht aufgrund der Phasenverschiebung zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Wirtschaftszyklus die Chance, dass die deutsche Rezession schwächer ausfällt als ihr US-Pendant.

      Die schon im nächsten Monat wieder stärker in den Fokus rückenden Meldungen über die Unternehmensergebnisse könnten die Kursgewinne, die seit September eingetreten sind, bald wieder dahin schmelzen lassen. Noch im vergangenen Quartal hatte etwa First Call, eine der renommiertesten Adressen an der Wall Street, die Unternehmensgewinne rund doppelt so hoch geschätzt, als sie dann tatsächlich eintrafen. Wie stark die Selbsttäuschung der Anleger wieder geworden ist, zeigen einmal mehr die Stimmungsbilder (etwa bei den amerikanischen Kleinanlegern sowie den US-Börsenbriefen) mit 2 bis 4 mal mehr Bullen als Bären im Aktienbereich während der letzten Wochen.

      Dr. H.-D. Schulz/Felix Pieplow

      19.12.2001
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 14:45:00
      Beitrag Nr. 66 ()

      Montag, 31. Dezember 2001
      US-Angriff in Afghanistan
      Mehr als 100 Tote?


      Berichten von Augenzeugen zufolge sollen mehr als 100 Menschen bei einem Luftangriff der USA auf das ostafghanische Dorf Kalaje Niasi getötet worden sein. Der Angriff soll am Sonntagmorgen stattgefunden haben und von einem B-52-Bomber und zwei Hubschraubern durchgeführt worden sein.

      Die Bewohner des Dorfes sollen amerikanische Soldaten gebeten haben, die Auswirkungen des Bombardements selbst zu begutachten. Zudem berichtete ein Kamerateam der Nachrichtenagentur Reuters, es hätte beobachtet, wie US-Soldaten in Richtung des Dorfes aufgebrochen seien.

      Weiterhin ungewiss ist auch das Schicksal des Moslemextremisten Osama bin Laden. Nach jüngsten Informationen ihrer Geheimdienste gehen die USA davon aus, dass Bin Laden "mit großer Wahrscheinlichkeit" noch lebt. Dies erklärte der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Senat, Bob Graham.

      "Wo er ist, bleibt allerdings die Frage", sagte Graham und räumte ein: "Die Spur hat sich verloren." Momentan sei ungewiss, ob Bin Laden sich noch in der afghanischen Bergfestung Tora Bora verschanzt halte oder nach Pakistan geflohen sei.

      Unterdessen wurden die Verhandlungen über die Entsendung einer internationalen Schutztruppe nach Afghanistan erfolgreich beendet. Dies teilte der afghanische Außenminister, Abdullah Abdullah, am Sonntag in Kabul mit.

      Das Verteidigungsministerium in London bestätigte, dass eine Vereinbarung über militärische und technische Einzelheiten der Entsendung erreicht wurde. Das Abkommen über die Stationierung der internationalen Schutztruppe soll am Montag offiziell in Kabul unterzeichnet werden. Britische Soldaten haben bereits damit begonnen, ein Hauptquartier in der afghanischen Hauptstadt aufzubauen.

      Die Gespräche mit der afghanischen Übergangsregierung waren im Namen aller Teilnehmerstaaten vom künftigen britischen Befehlshaber der Schutztruppe, Generalmajor John McColl, geführt worden. Dabei ging es um die genaue Zusammensetzung und die Aufgaben der Schutztruppe unter UN-Mandat, die von Großbritannien geführt werden soll.

      Nach bislang unbestätigten Informationen soll die Schutztruppe zwischen 5.000 und 6.000 Mann stark sein. Ihre Aufgabe ist es, die afghanische Übergangsregierung zu stabilisieren. Ein Vorauskommando soll nach mehrmaliger Verschiebung nun in der Silvesternacht nach Kabul fliegen.

      Adresse:
      http://www.n-tv.de/2892614.html
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 14:47:40
      Beitrag Nr. 67 ()
      Freitag, 28. Dezember 2001
      US-Ausblick 2002
      Trends nach der Krise



      Ab Mitte des Jahres soll die Wende kommen. Ein Blick auf die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der amerikanischen Unternehmen zeigt: bei vielen Aktien ist der Glaube an bessere Zeiten bereits eingepreist. Investoren sollten auf Anzeichen achten, inwieweit die Terroranschläge am 11. September die Trends langfristig oder eben nur kurzfristig verändert haben.

      Mit großen Aufträgen können Firmen aus dem Bereich Überwachungssysteme rechnen. Ein Beispiel: Visionics. Mit der Technologie von Visionics können gesuchte Personen über Gesichtsmerkmale erkannt und ausfindig gemacht werden. Nach den Terroranschlägen vom 11. September hat sich der Aktienkurs allerdings auch vervierfacht. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei InVision. Das Unternehmen stellt Bombensuchgeräte her. Die Aktie ist in den letzten Monaten über 1.000 Prozent gestiegen.

      Während Visionics und Co. mit dickeren Auftragsbüchern rechnen, steht hinter der Geschäftsentwicklung der Rüstungsindustrie ein größeres Fragezeichen. Laut der Investmentbank Merrill Lynch sind zwar die Rüstungsausgaben seit dem 11. September deutlich gestiegen. Allerdings haben sich Russland und die USA angenähert. Dadurch könnte wiederum die Position der NATO geschwächt werden. Und das Verteidigungsbündnis ist traditionell ein großer Abnehmer der Rüstungskonzerne gewesen.

      Fast schon traditionell wird auch mit Blick auf 2002 Jahr wieder mit der Alterspyramide spekuliert. Finanzdienstleister und Pharmaunternehmen sollten grundsätzlich vom Trend zur älteren Bevölkerung profitieren, heißt es. Allerdings hat die amerikanische Gesundheitsbehörde so manchem Unternehmen die Zulassung für neue Medikamente verweigert. Zudem laufen bei mehreren Firmen wie etwa Merck in 2002 Patente aus, was den Konkurrenzdruck erhöhen dürfte.

      Auf der Übernahmeseite hat in den letzten Wochen vor allem die Biotechnologiebranche von sich Reden gemacht. Amgen und Immunex werden den weltweit größten Biotechnologiekonzern kreieren. Millennium Pharmaceuticals übernimmt COR Therapeutics. Medimmune hat sich mit Aviron geeinigt. Und Cephalon wollen die Group Lafon für 450 Millionen Dollar kaufen. Weitere Zusammenschlüsse sind nicht ausgeschlossen.

      Weitere Konsolidierungen könnten laut Merrill Lynch vor allem in defensiveren Bereichen wie Lebensmittel, Haushaltswaren oder bei Minengesellschaften anstehen. Dabei dürften Zulieferer besonderes Interesse an Firmenzusammenschlüssen haben, nachdem Kunden wie große Einzelhandelsketten ihre Position durch Fusionen in den letzten Jahren deutlich gestärkt haben.

      © Wall Street Correspondents Inc.
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      schrieb am 31.12.01 14:51:10
      Beitrag Nr. 68 ()
      Freitag, 28. Dezember 2001
      Zustandsbericht
      Gefährliche Kursgewinne an der Nasdaq?



      Die Nasdaq fühlte sich in den vergangenen Wochen pudelwohl. Allen Unkenrufen zum Trotz hielt sie sich auf ansehnlichem Aufwärtskurs. Allerdings häuften sich in den vergangenen Tagen die Gewinnwarnungen. Auch sind Massenentlassungen nach einer Ruhepause nun wieder an der Tagesordnung. Ciena beispielsweise belastete den Glasfaserbereich, indem das Unternehmen die Umsatzaussichten für die kommenden Quartale senkte. Auch Applied Materials geht von einer weiterhin schwachen Chipnachfrage aus und reduzierten den Personalstamm um zehn Prozent.

      Doch der ganz große Einbruch ist bisher an der Technologiebörse ausgeblieben. Gleichwohl ist die Gefahr eines Rückschlags gestiegen. Seit den Tiefständen vom 21. September, als der Nasdaq-Composite bei gut 1400 Punkten notierte, hat das Technologiebarometer um rund ein Drittel zugelegt. Zurzeit hadert er mit der 2000er-Marke.

      Nach 18 tiefroten Monaten sind die Hightechs wieder Börsenlieblinge. Auch wenn die einstigen Spitzen weit entfernt sind, seien die meisten Titel zu teuer, sagen die Profis an der Wall Street angesichts der gestutzten Gewinnerwartungen. Mit ausgelöst haben das Strohfeuer die extrem niedrigen Zinsen. Angesichts der kärglichen Rendite bei den Festverzinslichen sind Anleger auf der Suche nach attraktiveren Möglichkeiten und wieder bereit, ein höheres Risiko auf sich zu nehmen. Einige Investoren spekulieren auch auf eine demnächst bevorstehende Erholung der Wirtschaft und wollen sich schon vorher positionieren. :eek:

      Steven Milunovich, Analyst beim Investmenthaus Merrill Lynch, weist auf die dünnen Orderbücher der Tech-Unternehmen hin: „Wenn der Auftragseingang auf dem tiefsten Punkt des Zyklus ist, dauert es mindestens ein Jahr, bis sich wieder zweistellige Wachstumszahlen einstellen.“ Der Tech-Guru sagt insgesamt sogar sieben magere Jahre voraus. Begründung: Das Investitionsvolumen ist so stark geschrumpft, dass eine Erholung so lange brauchen werde.

      Zumal derzeit kein revolutionärer, kurstreibender Technologiesprung - wie einst das Internet - in Sicht ist. „Da ist derzeit nichts, was groß genug wäre einen solchen Boom auszulösen“, sagt Chip Morris, Manager des T. Rowe Price Science and Technology Fund. Die Rally, die die Wachstumswerte Ende der 90er bis im Frühjahr 2000 erlebten, wiederholt sich derzeit nicht.

      Genug Gründe für viele Investoren vor Jahresende erst einmal Kasse zu machen. Doch nicht alle Marktbeobachter raten dazu, an der Seitenlinie zu bleiben. „Ich würde nicht unbedingt sagen, dass die Nasdaq überbewertet ist, aber sie ist sich selbst ein bisschen voraus“, sagt Christopher Mortenson, Analyst bei Deutsche Banc Alex. Brown. Lediglich der Chipsektor, der seit dem 21. September rund die Hälfte zugelegt hat, könnte seiner Ansicht nach zu heiß gelaufen sein.

      © Wall Street Correspondents Inc.

      :D
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 14:54:23
      Beitrag Nr. 69 ()


      Samstag, 29. Dezember 2001
      US-Wochenrückblick
      Gute Wochen-, aber düstere Jahresbilanz



      Kasse gemacht wird noch nicht in den USA. Aber schon jetzt deutet sich an, dass der Dow Jones-Index rund fünf und die Nasdaq rund 30 Prozent niedriger als noch am Jahresanfang notiert.

      Aber am Montag können sich die Börsen noch ein Mal einen Ruck geben. Immerhin hat der Dow Jones-Index im vergangenen Jahr auch noch in den letzten Tagen einen Spurt um 600 Punkte zugelegt.

      Zwei schwächere Jahre für den Dow Jones: Das gab es das letzte Mal vor zwei Jahrzehnten.

      Die Internet-Aktien waren in Bewegung. Insgesamt hat sich die Lage für viele Internet-Unternehmen in diesem Jahr – so sie denn überlebt haben – verbessert. eBay beispielsweise hat sich seit Jahresanfang mehr als verdoppelt. Auch die Wachstumsraten für die kommenden Jahre sind Schwindel erregend. 50 Prozent Zuwachs strebt eBay an. Dabei ist das Online-Auktionshaus marktbeherrschend und hat im Prinzip kaum ernst zu nehmende Konkurrenten. Yahoo und Amazon sorgten fast täglich für eine gute Nachrichtenlage.

      Zunächst zu Yahoo: Das weltgrößte Internetportal ist längst schon nicht mehr nur eine simple Suchmaschine. Inzwischen werden Musikdateien, Aktienkurse und andere Sonderdienste für Gebühren angeboten. Es sieht ganz so aus, als ob sich auch das Werbeumfeld verbessert. Merrill Lynch spricht zumindest von einer Stabilisierung. Analyst Henry Blodget hat die Umsatzschätzung für das laufende Quartal angehoben.

      Was war eigentlich das Wort, das in 2001 am häufigsten in die Suchfunktionsmaske von Yahoo eingeben wurde? Es ist – überraschenderweise – jugendfrei. „Playstation 2“ war der meistgefragte Begriff, gefolgt von „Britney Spears“. Sieh an!

      Auch Amazon machte in positiver Weise von sich reden. In den letzten Wochen vor Weihnachten hat der Online-Verkäufer gegenüber dem Vorjahr ein Drittel mehr verkauft.

      Die Daten zum Verbrauchervertrauen sind überraschend stark ausgefallen. Es gab den größten Zuwachs seit fast vier Jahren. Das macht Hoffnung auf ein baldiges Ende der Rezession. Doch Analysten trauen sich mit allzu optimistischen Prognosen kaum heraus. Auch Tom Van Leuven von J. P. Morgan hält die Unternehmensgewinne für die Achillesferse eines Konjunkturaufschwungs. „Es wird noch einige Zeit brauchen, bis sich die Gewinne wieder erholt haben. Möglicherweise wird sich in der Mitte kommenden Jahres wieder ein Gewinnwachstum einstellen. Aber bis dahin wird es vermutlich eher Enttäuschungen geben.“

      Die meisten Prognosen für 2001 sehen für die Kursbarometer nicht allzu gut aus.

      Der Euro hingegen könnte Aufwind bekommen. Die Einführung von Scheinen und Münzen ist in den USA kein Thema. Nur die Profis, wie Laurence Kantor, Chef-Währungshändler bei J. P. Morgan, befassen sich mit dem Thema. Und er bescheinigt dem Euro zumindest kurzfristig Potenzial: „Im Frühjahr wird es die Parität zwischen dem Euro und dem Dollar geben.“ Allerdings werde sich der Euro auf diesem Niveau nicht lange halten können. Die Wirtschaftserholung werde im Frühjahr oder Sommer 2002 kommen, „zudem glauben wir, dass sich die US-Konjunktur eher erholen wird als die europäische.“

      Der Dow Jones-Index gewann in dieser Woche, in der nur am Dienstag nicht gehandelt wurde, 1,3 Prozent auf 10163 Punkte, die Nasdaq stieg um 2,1 Prozent auf 1987 Zähler.

      © Wall Street Correspondents Inc.
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      schrieb am 31.12.01 15:50:57
      Beitrag Nr. 70 ()
      #59 von Kostolany4

      Als Juniper mit 180 Mio Dollar je Angestelltem bewertet war, das war " horrend", aber kaum ein Wallstreet-Online-User nahm damals daran Anstoß. Jetzt ist die Aktie auf 1/25 gefallen, jetzt ist sie einigen zu teuer. Na ja. Verstehe das wer will, ich nicht.

      Weil die Gewinnaussichten damals geiler waren. Heute stehen diese Unternehmen vor einem Scherbenhaufen. Somit interessiert es mich nicht ob der Kurs auf 1/25 gefallen ist.

      Diese Langweiler-Aktien haben aber meistens KGV`s weit unter 20 und eine per-anno-Rendite von 15-30% über Jahre und Jahrzehnte

      Nenne mal ein paar, bitte. :) Aber dir sollte doch bewusst sein, das eine GE nicht jedes Jahr um 25 Prozent wachsen kann. ;)

      Das ist gelaufen, Leute, an der Börse wird nicht zweimal geklingelt, wer im September nicht "auf Hausse umgeschaltet" hat, hat 50-100% verpasst und kann das nicht mehr nachholen

      Jeder der Aktien gekauft hat, redet so. Aber mal im Ernst. In ein paar Jahren wird jeder sagen: "Schau mal da im Chart, das sind die Flugzeuge ins WTC gecrasht". Keiner wird sagen: "Die Wirtschaft war schlecht". Das kommt alles irgendwie gewollt vor!!! :eek:
      Ausserdem habe ich den Dax punktgenau (bei 3600) zum Kauf empfohlen :D

      Zum Schlusskommentar kann ich eigentlich nur sagen, das ja nicht jedes Jahr gleich laufen muss, oder? ;)
      Avatar
      schrieb am 31.12.01 15:58:53
      Beitrag Nr. 71 ()
      NOAA Digital Surface Models created by the LIDAR system
      September 28, 2001 --- Digital Surface Models created by the LIDAR (Light Detection and Ranging) system provide very accurate 3-dimensional positioning of the building structures and the surrounding area. The 3-D models, in this case, have helped to locate original support structures, stairwells, elevator shafts, basements, etc. When this data is merged with the high resolution aerial photography taken by NOAA`s Citation aircraft, it will create a very accurate image with relative accuracy around three decimeters. Credit: NOAA



      Avatar
      schrieb am 31.12.01 16:00:30
      Beitrag Nr. 72 ()
      WTC



      http://www.globalsecurity.org/eye/wtc.htm



      Ohne DSL kann man es keinem empfehlen!!! :cool:
      Avatar
      schrieb am 01.01.02 18:19:52
      Beitrag Nr. 73 ()
      Gibt es irgendwo eine Seite, wo man nachsehen kann wieviele neue Aktien aus Optionsprogrammen in dennächsten jahren bei amerikanischen Firmen so kommen? Oder muss ich mir dass aus den Geschäfts berichten der Unternehmen besorgen. Ich denk doch mal, dass das jetzt eine grössere rolle spielen müsste, wo die gewinne nicht mehr so schnell steigen bzw. fallen.

      Neonjaeger
      Avatar
      schrieb am 04.01.02 08:25:52
      Beitrag Nr. 74 ()
      Aktionäre wollen Schatzkammer plündern

      Kein Unternehmen der Welt sitzt auf so gigantischen Bargeld-Reserven wie Microsoft. Aktionäre und Analysten schreien immer lauter nach Dividenden. Das aber wäre für den Software-Konzern eine Kulturrevolution.


      Seattle - Was wollen die Konzernchefs Bill Gates und Steve Ballmer nur mit den Unmengen Dollars anstellen? Diese Frage treibt die Börse seit geraumer Zeit, doch sie wird immer dringlicher. Nach den letzten verfügbaren Zahlen besitzt der Software-Konzern 36 Milliarden Dollar Bargeld oder kurzfristig fällige Geldmarkt-Papiere.
      Eine erstaunliche Summe, die durch den Vergleich mit den Konten der Konkurrenz nur noch atemberaubender wirkt. General Electric, der nach Bargeld-Besitz zweitreichste Konzern der Welt, hortet gerade einmal 8,8 Milliarden Dollar Cash und kurzfristige Wertpapiere. Bei IBM sind es vier Milliarden.

      "Sintflut biblischen Ausmaßes"

      Die Reserven bei Microsoft seien weit mehr als eine "Notreserve für regnerische Tage", spottete Patrick McGurn, Vizepräsident der Beratungsgesellschaft Institutional Shareholder Services, jüngst im Interview mit dem "Wall Street Journal". Es sei denn, Microsoft wolle sich für eine "Sintflut biblischen Ausmaßes" wappnen.

      Aktionäre und Analysten wie Rick Sherlund von Goldman Sachs klopfen daher lauter und lauter an die Mauern des Microsoft-Geldspeichers. Ihre Forderung: Lasst uns teilhaben an diesem historischen Reichtum. Zahlt Dividenden - zum ersten Mal in der Konzerngeschichte.

      Hinzu kommt, dass Gates und Ballmer ihren Reichtum in irrsinnigem Tempo mehren. Bei einem freien Cash-flow von einer Milliarde Dollar im Monat könnten in einem Jahr bereits 48 Milliarden auf Microsofts "Girokonto" stehen.

      Dividenden nur für Gruftie-Konzerne?

      Es sei deshalb an der Zeit für eine Revolution in der Software-Schmiede, fordern die Börsianer. Microsoft müsse eingestehen, dass es nicht mehr so rasant wachse wie in früheren Jahren, dass es das Geld unmöglich komplett für neue Investitionen und Unternehmenszukäufe ausgeben könne.

      Bisher haben die Chefs der "Geldmaschine" Microsoft stets auf der These beharrt: Dividenden zahlen nur saturierte, undynamische Unternehmen der Old Economy, die ihre besten Tage hinter sich haben. Microsoft, der träge Riese?

      Milliarden und andere Peanuts

      Tatsächlich könnte die Dividende sogar im großen Stil neue Aktionäre anlocken. Etwa konservative Pensionsfonds, Versicherungen und andere institutionelle Investoren mit riesigen Kundenzahlen. Und ausgeben können Ballmer und Gates ihr Bares sowieso nicht - es sei denn für Verlust bringende Internet-Firmen oder andere Flop-Kandidaten.

      Auch der Kauf von Great Plains Software im letzten Jahr hat Microsoft nur eine runde Milliarde Dollar gekostet. Eine Klecker-Summe, verglichen mit dem Kontostand. Ohnehin hat sich Microsoft bisher darauf spezialisiert, kleine Firmen schon kurz nach der Gründung zu schlucken oder Geschäftsideen zu kopieren. Gerne gibt Microsoft auch große Summen aus, um eigenen Aktien zurückzukaufen. Gut für die Kurspflege. Im letzten Fiskaljahr flossen sechs Milliarden in solche Rückkauf-Aktionen.

      Angst vor der Geldstrafe

      Eine mögliche Erklärung für die Sparsamkeit der Konzernherren aus Seattle könnte aber diese sein: Microsoft muss mit hohen Strafen rechnen, wenn die Kartellverfahren gegen den Konzern zu Ende gehen. Allein die Antitrust-Klagen, die von Privatklägern in den USA vorgebracht wurden, könnten den Konzern eine Milliarde Dollar Strafe in bar oder in Sachmitteln kosten. Auch die Kartellwächter der Europäischen Union drohen Gates & Co. mit einer drastischen Geldstrafe. Da lohnt es sich, Bargeld übrig zu haben.

      Steve Milunovich von Merrill Lynch hat deshalb eine Theorie: In Seattle werde nur darauf gewartet, dass die Kartell-Verfahren abgeschlossen sind. Dann könnte er in Seattle fallen - der Startschuss zur Kultur- und Dividendenrevolution.
      Avatar
      schrieb am 04.01.02 10:25:10
      Beitrag Nr. 75 ()
      Goldman Sachs: Gute Chancen im Aktienmarkt!


      Die Analystin Laura Conigliaro von Goldman Sachs verkündete heute, daß sie eine stufenweise Verbesserung der Wirtschaft erwarte während makroökonomische Indikatoren bereits einen Aufschwung vorwegnehmen würden.

      Obwohl bereits einige Vorschußlorbeeren in den Märkten investiert seien, könne man dennoch von einem "günstigen" Chance-Risiko-Verhältnis über die kommenden 12 bis 15 Monate hingweg gesehen ausgehen.

      Dann bezog sie zu einzelnen Unternehmen Stellung: Die Umsätze und Aufträge des Serverschwergewichts Sun Microsystems würden im letzten Quartal wohl über ihren Erwartungen liegen, dafür rechne sie mit einer Enttäuschung beim Ertrag. Bei EMC erwarte sie ein Übertreffen ihrer Gewinnprognosen und ein Erreichen ihrer Umsatzschätzungen. IBM biete ein gemischtes Bild, insgesamt sei sie zuversichtlich, daß das Unternehmen nicht enttäuschen werde.



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      Merrill sieht keine Inflationsgefahren in 2002


      Die Analysten von Merrill Lynch erklärten heute, daß sie in diesem Jahr nicht von der Gefahr steigender Energie- und Ölpreise für die Wirtschaft ausgehen. Sie senkten ihr Preisziel für das Barrel Öl gar von 23$ auf 19$ bis Jahresende, was auf die "miserabelste Weltwirtschaft seit über 20 Jahren" zurückzuführen sei. Auch Saudi-Arabien erwartet einen Ölpreis von 19$/Barrell bis Jahresende.

      Im Jahr 2003 solle es nach Ansicht von Merrill einen Anstieg auf 24$/Barrell, da man die Wirtschaft dann wieder stärker sehe. Im Ölsektor tätige Unternehmen sehe man aber trotz schwache Ölpreise positiv.

      In den letzten Tagen hatten mehrere Analysten vor einem Anstieg der Öl- und Energiepreise in diesem Jahr und vor einer dann angeheizten Inflation gewarnt (BörseGo berichtete).


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      Analysten: Jahr des Turnarounds in 2002?


      Der Marktstratege Brian Belski von der USB Piper Jaffray taufte das Jahr 2002 heute "das Jahr des Turnarounds" und erklärte, daß sein Haus einen Kursanstieg zwischen 7 und 9% in den wichtigen Aktienindizes im Jahr 2002 erwarte. Die Unternehmen würden infolge eines Wirtschaftsaufschwunges schon bald ihre Gewinnsituation verbessern können, meinte Belski.



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      Chefmarktanalyst sieht neuen Bullenmarkt kommen


      Der Chefmarktanalyst Richard McCabe merkte heute an, daß die Geschichte auf der Seite des Marktes im Jahr 2002 stehe. Die größten Aktienindizes hätten im Jahr 2001 zum ersten Mal seit dreißig Jahren zum zweiten Jahr in Folge negativ abgeschlossen. Im letzten Jahrhundert war es allerdings nur acht Mal so gewesen, daß der Dow zwei oder mehr Jahre in Folge an Wert verloren habe. Dabei war es nur dreimal so gewesen, daß der Markt mehr als zwei Jahre in Folge Verluste einstecken mußte.

      Diese Tatsache in Verbindung mit der überverkauften Lage der Indizes sowie der guten Wirtschaftsaussichten legten den Schluß nahe, daß ein neuer Bullenmarkt in den Jahren 2002 und 2003 heraufbrechen könnte und das endültige Tief am 21.09.2001 erreicht wurde.

      Dennoch könne es kurzfristig zu Kursrückschlägen kommen, meinte der Experte. Er favorisiere im Hightechbereich das Computersegment.



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      Cheftechniker Ralph Bloch zum Markt


      Der Cheftechniker von Raymond James, Ralph Bloch, äußert sich ebenfalls zum aktuellen Marktgeschehen. Der Markt habe außergewöhnliche Nehmerqualitäten bewiesen. Weder die sich zuspitzende Argentinienkrise noch der neue Zwischenfall mit einem potentiellen Attentäter auf einen Flug von Frankreich in die USA hätten wirklich nennenswerte Kurseinbrüche verursachen können. Der DOW Jones bewege sich nunmehr seit 6 Wochen in einer Trading Range zwischen 9.700 und 10.150 Punkten. Der technische Analyst erwartet einen Ausbruch aus dieser Trading Range nach oben. Beeindruckt äußert sich Bloch auch über die stetige Stärke von dem US Halbleiterindex.

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      schrieb am 04.01.02 16:03:01
      Beitrag Nr. 76 ()
      #75 von SUM0RINGER

      was soll ich mit dem analo-schrott ???
      Avatar
      schrieb am 04.01.02 16:05:41
      Beitrag Nr. 77 ()


      W O R L D T R A D E C E N T E R

      Eine reine Platzfrage





      Weder Gedenkstätte noch Wiederaufbau - in New York regieren nicht die Patrioten, sondern Pragmatiker.

      New York - Die durch den Terroranschlag vom 11. September zerstörten Zwillingstürme des World Trade Center in New York sollen nicht durch neue 100-stöckige Wolkenkratzer ersetzt werden. "Ich stelle mir Bürogebäude in der Größenordnung von 40, 50 oder 60 Stockwerken vor", sagte John Whitehead, Vorsitzender der Gesellschaft, die mit dem Wiederaufbau am Ort des ehemaligen World Trade Centers beauftragt ist. Auch New Yorks neuer Bürgermeister Michael Bloomberg ist gegen einen Wiederaufbau des einst höchsten Gebäudes der Stadt.

      Zum einen seien angesichts der Wirtschaftsflaute nur wenige Unternehmen bereit, ausreichend Räume in einem Wolkenkratzer anzumieten. Zum anderen hätten viele Menschen nach dem 11. September wahrscheinlich Bedenken, dort zu arbeiten, lautet die Begründung der Stadtplaner.

      Die Stadt braucht Büros

      Der zum Jahreswechsel aus dem Amt geschiedene frühere New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani hatte vorgeschlagen, den gesamten Platz als Gedenkstätte zu nutzen. Doch sowohl sein Nachfolger Bloomberg als auch Whitehead verwiesen auf den Bedarf an Büroraum.
      Avatar
      schrieb am 04.01.02 16:30:15
      Beitrag Nr. 78 ()


      Allianz geht vor New Yorker Gericht


      Streit um WTC-Versicherung eskaliert


      Der Streit zwischen den Versicherern des zerstörten World Trade Center und dessen Hauptpächter um die Höhe der Versicherungssumme eskaliert. Der Pächter, Larry Silverstein, fordert 7,2 Milliarden Dollar für die beiden Bürotürme, die Versicherungsunternehmen, darunter die Allianz AG, die Schweizer Rückversicherung und Lloyd`s of London, wollen nur die Hälfte zahlen.



      HB NEW YORK/DÜSSELDORF. Um diese Position zu untermauern, hat die Allianz AG an diesem Mittwoch beim Federal Court in New York eine Feststellungsklage eingereicht. Damit will das Versicherungsunternehmen das Gericht dazu veranlassen, offiziell zu bestätigen, dass es sich bei den Anschlägen vom 11. September nur um ein Schadensereignis handelt. Silverstein argumentiert, die beiden Flugzeuge, die in die Zwillingstürme gerast waren, seien "getrennte Vorfälle" gewesen und deshalb habe er Anspruch auf das Doppelte der Policen, die auf 3,6 Mrd. Dollar lauten.

      Dass die Allianz in einem Prozess zur Zahlung der doppelten Versicherungssumme gezwungen werden könnte, hält das Unternehmen jedoch für unwahrscheinlich. "Unsere Policen sprechen ausschließlich von einem Schadensereignis", erklärte dazu Richard Lips, Sprecher der Allianz AG, im Gespräch mit Handelsblatt.com. Mit der Klage will sich der Versicherer offenbar noch einmal zusätzlich absichern. Die Allianz rechnet mit einer Belastung durch den Terroranschlag in Höhe von 1,5 Mrd. Euro. Die Regulierung laufe bereits, sagte Lips.

      Mit dieser Klage schließt sich die Allianz der Schweizer Rückversicherung an. Der Hauptversicherer des Gebäudes war bereits am 22. Oktober 2001 vor Gericht gezogen und hatte ebenfalls verlangt, dass das Gericht die Anschläge vom 11. September zu einem Vorfall erklärt. Silverstein, der damals Gegenklage erhob, hat in der vergangenen Woche Distriktrichter John S. Martin Jr. gebeten, die Klärung des Streitfalls mit der Swiss Re auf 18 weitere Versicherungen, einschließlich der Allianz, auszuweiten.

      Experten uneinig

      "Es ist unglücklich, dass wir zur Klage gezwungen werden, um unsere Rechte durchzusetzen", erklärte Silverstein in einer Stellungnahme. "Wir sind jedoch zuversichtlich, was unsere rechtliche Position angeht."

      Versicherungsexperten sind geteilter Meinung über den Ausgang des Streits. Der Professor für Versicherungsrecht, Mark Geistfeld, von der Universität von New York, erklärt, Silverstein habe nach geltendem Recht durchaus Anspruch auf 7,1 Mrd. Dollar. "Ich sehe keine juristische Basis für einen Vorfall", sagte Geistfeld. Er verweist auf einen Fall, bei dem ein Zug den Einsturz von zwei Gebäuden verursacht habe. Das höchste Gericht in New York habe entschieden, dass es sich um zwei Vorfälle gehandelt habe. Der Versicherungsexperte Todd Bault sagt dagegen, es gebe Präzedenzfälle, nach denen die Gerichte sich für einen einzigen Vorgang aussprechen müssten. "Ein einfaches Beispiel ist das Wetter", erklärte Bault. "Wenn Wetterphänomene sich über mehrere Tage hinziehen, gelten sie doch als ein Ereignis."


      HANDELSBLATT, Freitag, 04. Januar 2002, 11:04 Uhr


      ++++++++++++

      Zu was schliesst man eigentlich eine Versicherung ab?

      Versicherungen beschäftigen mehr Leute zur eigenen Vermögensverwaltung, als für Vertragsangelegenheiten!!!
      Avatar
      schrieb am 04.01.02 16:52:58
      Beitrag Nr. 79 ()



      :D
      Avatar
      schrieb am 04.01.02 20:04:22
      Beitrag Nr. 80 ()
      DER SPIEGEL 1/2002 - 29. Dezember 2001
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,174699,00.html
      USA

      "Machtvoll zur Welt sprechen"

      Drei Monate nach Beginn des Kriegs gegen den Terrorismus scheint Präsident Bush unangreifbar. Seine Berater versuchen, die militärische und politische Vormachtstellung der USA für die absehbare Zukunft zu zementieren: Washington träumt von einem neuen Empire.

      Oppositionsführer zu sein in Washington ist derzeit ein harter Job. Thomas Daschle, Demokrat, Mehrheitsführer im Senat und Zukunftshoffnung seiner Partei, verknotet sich geradezu, fragt ihn jemand, ob der Präsident, hinter dem sich im Afghanistan-Krieg fast 90 Prozent seiner Landsleute versammeln, womöglich Schuld sei an der gegenwärtigen Rezession.

      Dann holt Daschle ganz tief Luft und sagt: "Ich habe den absolut größten persönlichen Respekt für den Präsidenten und bewunderte ihn zutiefst."


      Weltpolizist Amerika

      Ah, und wie war das mit der Rezession? "Also, ich glaube nicht, dass er verantwortlich dafür ist." Aber wer dann? "Ich glaube, dass Bemühungen, die unter seiner Regierung in diesem Jahr gemacht wurden, zum Abschwung beigetragen haben."

      Nicht, dass Freunde und Verbündete des erfolgreichen Kriegsherrn es viel leichter hätten. Da stand im Entwurf für das Schlusskommuniqué des EU-Gipfels von Laeken ein Passus, der eine Ausweitung des Krieges gegen den Terrorismus nur "nach dem Einholen der Zustimmung durch die internationale Gemeinschaft" zulassen wollte.

      Doch Tony Blair, von Spöttern ohnehin schon als US-Vizepräsident geschmäht, Silvio Berlusconi, der immer noch beweisen will, dass eigentlich er der beste Freund des US-Präsidenten in Europa ist, und Gerhard Schröder, der den Amerikanern "uneingeschränkte Solidarität" versprochen hatte, sorgten dafür, dass der aufmüpfige Satz schnell wieder gestrichen wurde - aus Angst, die Amerikaner zu verärgern. Offenbar war ihnen bereits zu Ohren gekommen, dass der Mann im Weißen Haus seinen Allianzpartnern jenseits des Atlantiks noch immer nicht so recht traut. Die Europäer hätten "die Tendenz, dahinzuwelken", ließ er sich vernehmen.

      Fast drei Monate nach ihrem Beginn hat die Operation "Enduring Freedom" den Hauptverantwortlichen für die Anschläge von New York und Washington noch nicht gestellt; dafür aber hat sie immerhin erreicht, dass die von der Gottesknechtschaft der Taliban erlösten Afghanen eine anhaltende Freiheit genießen dürfen. Und dieser Erfolg hat Präsident George W. Bush anscheinend unangreifbar gemacht. Der 55jährige ehemalige Provinzgouverneur, der sein Amt unter dem Gespött von Regierungen in aller Welt begonnen hatte, steht nun der unbestrittenen Führungsmacht im Krieg gegen den Terrorismus vor, als "unglaublich wachsender Präsident" wie das Nachrichtenmagazin "U. S. News & World Report" staunt.

      Da hatte Bush Junior eine ähnlich breite Koalition von Verbündeten auf die Beine gestellt wie sein Vater Bush Senior eine Dekade zuvor im Golfkrieg. Er hatte Lernfähigkeit gezeigt und war, seiner weltweit gefürchteten Wildwest-Rhetorik zum Trotz, behutsam vorgegangen. Gemessen an den Blutopfern in 23 Jahren Krieg und Bürgerkrieg zuvor, führten die US-Streitkräfte einen eher begrenzten Krieg.

      Bewiesen hat der Präsident vor allem eines: dass die einzig verbliebene Supermacht eine Realität ist, mit der sich Freund und Feind in den nächsten Jahrzehnten auseinander zu setzen haben. Was nach dem Golfkrieg und dem Bombenfeldzug gegen Slobodan Milosevic meist unausgesprochen blieb, wird nach dem Afghanistan-Krieg zur Gewissheit: Die von Bush Senior geforderte "Neue Weltordnung" formt sich zur Wirklichkeit, und Amerika bestimmt ihre Gesetze.

      Zwar verkneifen sich Bush und seine Minister jedes öffentliche Jubeln über den Sieg gegen die Taliban und die Zerschlagung von al-Qaida. Intern aber wird in der politischen Klasse der Hauptstadt, vor allen in den Washingtoner Think Tanks, bereits ausgiebig über die Folgen des Triumphs debattiert.

      Das Schlagwort von Amerikas "Neuem Empire" macht die Runde. Die Nation, die im Kampf gegen die imperiale europäische Vormacht England entstand, gibt endlich zu, selber ein Weltreich anzuführen. Es übertrifft an Macht selbst die klassischen Imperien Roms und Großbritanniens, glaubt der Yale-Historiker Paul Kennedy.

      In Washington sei, schreibt die "New York Times", "ein Kampf darum entbrannt, welche Form das amerikanische Empire annehmen soll". Das eine Lager habe seinen Schwerpunkt im Pentagon unter Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und seinem Stellvertreter Paul Wolfowitz.

      Beide seien der Meinung, Amerika müsse durch Stärke führen und zwar "ohne Rücksicht auf bestehende Verträge oder Einwände von Alliierten". Die USA sollten machtvoll, "im muskulösen Ton des Interventionismus zur Welt sprechen".

      Das andere Lager werde vertreten durch Außenminister Colin Powell. Er sei der Überzeugung, Amerika müsse "durch das Beispiel einer großmütigen Macht führen" und deshalb einen außenpolitischen Stil pflegen, der "ohne Ultimaten auskommt und sich pragmatischer Mittel bedient".

      Richtig ist, dass der Afghanistan-Krieg vor allem die militärische und die politische Überlegenheit der USA unterstrichen hat. Der Historiker Kennedy weist darauf hin, dass heute allein die USA 36 Prozent der weltweiten Aufwendungen für das Militär aufbringen. Für ihre Streitkräfte geben sie mehr aus als die nächsten neun Nationen zusammengenommen.

      Diese Dominanz führten die Amerikaner im Afghanistan-Feldzug vor: Über 60 Prozent aller eingesetzten Sprengsätze waren "intelligente Bomben", die es den Amerikanern ermöglichten, sie aus sicherem Abstand einzusetzen. Im Golfkrieg waren es knapp acht Prozent gewesen.

      Der Kampf gegen die Taliban wurde deshalb durch Befehle entschieden, die in Einsatzzentralen Tausende von Kilometern entfernt in Computertastaturen eingetippt wurden. Bitter beklagten sich die Gotteskrieger, dass sie ihren fernen Feind nicht einmal zu Gesicht bekämen.

      Diese angebliche Feigheit, sich zu stellen, machte es dann den Machthabern von Kabul womöglich leichter, selbst zu fliehen, als ihre Lage unhaltbar geworden war. Den afghanischen US-Verbündeten am Boden blieben offenbar nicht viel mehr als Aufräumarbeiten.

      Das war immerhin deutlich mehr, als Amerikas Nato-Partner übernehmen durften. Obwohl die atlantische Nordallianz nach den Anschlägen von New York und Washington erstmals in ihrer Geschichte den Bündnisfall verkündet hatte, machten die Amerikaner deutlich, dass die angebotene Militärhilfe überflüssig sei.

      Das gleiche Instrument, mit dem die USA während des Kalten Kriegs den Rivalen Sowjetunion in Schach gehalten hatten, war über Nacht ähnlich bedeutungslos geworden wie der Warschauer Pakt nach dem Zusammenbruch der östlichen Führungsmacht.

      Die Nato, glaubt Kennedy, "ist als Militärallianz einem Potemkinschen Dorf vergleichbar: Die Amerikaner führen 98 Prozent der militärischen Auseinandersetzung allein, die Briten übernehmen 2 Prozent. Verbündete wie Japan dürfen allenfalls um Mauritius herumschippern".

      Wenn sich die Alliierten über ihre Zweitklassigkeit in Washington beklagten, erfuhren sie, dass sie selbst schuld daran seien. Nichts hatte die amerikanischen Militärbefehlshaber mehr erzürnt als das politische Vetorecht der Verbündeten beim Bombenkrieg gegen Jugoslawien. Die Amerikaner bevorzugen seither bilaterale Abmachungen mit Partnern, die gefügiger sind als die Nato-Staaten, etwa Russland, Usbekistan oder Pakistan.

      Sollten die US-Streitkräfte auch nach dem Sieg über die Taliban ihre neuen Stützpunkte in Zentralasien nicht aufgeben, würden sie die militärische Präsenz rund um den Globus weiter verstärken und damit einen Trend, dem auch das Ende des Kalten Kriegs nichts anhaben konnte. So blieben nach der Rückeroberung Kuweits rund 20 000 GIs am persisch-arabischen Golf stationiert und die USA von West-europa bis Fernost in allen wichtigen Weltregionen vertreten.

      "Die Überwachung der amerikanischen Vorposten in Europa, am Golf und in Ostasien wird noch für Jahrzehnte die Hauptaufgabe des amerikanischen Militärs sein", glaubt Thomas Donnelly, Direktor des Washingtoner "Projekts für das neue Amerikanische Jahrhundert", einem Think Tank, in dem sich die Anhänger der Idee vom amerikanischen Empire versammelt haben.

      Auch politisch hat sich der Handlungsspielraum der Bush-Regierung erheblich vergrößert. Nichts zeigt das so deutlich wie Washingtons einseitige Kündigung des ABM-Vertrags, der den Rahmen für die erlaubte Raketenabwehr der einstigen Supermächte eng begrenzte und der zur Grundlage aller späteren Rüstungskontrollabkommen zwischen den USA und der Sowjetunion wurde.

      Statt mit dem vorhergesagten neuen Rüstungswettlauf zwischen Russland und den USA antwortete der Kreml lediglich mit einem eher matten Protest. Gleichzeitig versicherte Wladimir Putin, die neue Partnerschaft mit Washington im Rahmen des weltweiten Kampfs gegen den Terror nicht gefährden zu wollen. Sogar an dem Vorsatz, das eigene Atom-Arsenal drastisch zu verringern, will der Kreml-Chef weiterhin festhalten.

      Was der russische Präsident für so viel Wohlverhalten erwarten darf, ist weniger klar: Die von Putin verlangten engeren Bindungen an die Nato haben an Bedeutung verloren. Wichtiger könnte eine Unterstützung Washingtons für die Aufnahme Russlands in die Welthandelsorganisation sein, eine Zehn-Milliarden-Dollar-Investition des Energie-Multis Exxon Mobil für das neue Fördergebiet bei Sachalin sowie weitere Schuldenerlasse im Rahmen des Pariser Clubs.

      Hatte etwa die "Washington Post" nach den Anschlägen von New York und Washington noch verkündet, dass "ein Sieg im Kampf gegen den Terror das Ende der amerikanischen Alleingänge nötig" mache, hat sich diese Hoffnung auf Kooperation inzwischen gründlich zerschlagen. Darüber sind besonders viele Europäer empört, die sich nach den Anschlägen vom 11. September vorbehaltloser auf die Seite der USA gestellt hatten als je zuvor.

      So ließen die USA sechs Tage vor der einseitigen Kündigung des ABM-Vertrags sechsjährige Verhandlungen platzen, die zu einem internationalen Abkommen über strengere Kontrollen des Verbots von Biowaffen führen sollten. Zwar wollen auch die USA strengere Überwachungsmechanismen, sind aber nicht bereit, eigene Firmen durchsuchen zu lassen.

      Nirgendwo zeigt sich das Desinteresse der USA an wirklicher internationaler Zusammenarbeit deutlicher als bei der Frage, wie Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit geahndet werden sollen.

      Die Europäer würden Osama Bin Laden, wenn er denn je gefangen werden sollte, am liebsten vor dem geplanten Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag aburteilen lassen. Doch die USA widersetzen sich der Gründung dieses bislang erst von 47 (bei 60 notwendigen) Ländern gebilligten Gerichts. Fast unbemerkt ist es den Republikanern jetzt gelungen, durch Zusätze zum neuen Verteidigungshaushalt weitere Hürden zu errichten.

      Danach wird der Präsident verpflichtet, "alle notwendigen und angemessenen Maßnahmen zu ergreifen", um Amerikaner zu befreien, die sich vor diesem Gericht verantworten müssen. In Zukunft sollen sich die USA nicht mehr an Uno-Friedensmissionen beteiligen, wenn die Weltorganisation den US-Soldaten nicht vorher Immunität garantiert.

      Auch um die Militär-Tribunale, vor denen die USA stattdessen al-Qaida-Terroristen aburteilen lassen möchte, ist transatlantischer Streit programmiert, denn die Europäer werden keinen Verdächtigen ausliefern, dem die Todesstrafe droht. Damit wollen sich die Amerikaner nicht abfinden. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld forderte bereits, alle Länder müssten al-Qaida-Mitglieder ausliefern, "unabhängig davon, ob ihre Gesetze bezüglich der Todesstrafe anders sind als unsere".

      Solche Absagen an internationale Zusammenarbeit werden im Lager der US-Falken derzeit lauthals bejubelt. "Die Quintessenz unserer Alleingänge", schreibt etwa der Kolumnist Charles Krauthammer, "ist es, dass niemand uns abhalten kann, das zu tun, was für die Sicherheit der Vereinigten Staaten und der Freien Welt erforderlich ist. Das ist die treibende Kraft der Außenpolitik von Bush, und deshalb ist sie bisher so erfolgreich."

      Doch die Idee, nach dem überzeugenden Beweis amerikanischer Vormachtstellung im Kampf gegen den Terrorismus müsse der Führungsanspruch nun in aller Welt und unter allen Bedingungen abgesichert werden, hat auch seine Gegner in den USA. Sie weisen darauf hin, dass gerade der Anspruch, weltweit die Nummer eins zu sein, Angriffe auf die Vormacht provoziert.

      Professoren wie Chalmers Johnson aus San Diego und Stanley Hoffmann von der Harvard-Universität sehen einen Riesen auf tönernen Füßen. Die ganze Hochtechnologie ihrer Streitmacht habe bislang den gesuchten Chefterroristen nicht beibringen können.

      Gerade weil die Weltmacht militärisch unangreifbar geworden ist, bleibt sie für Terroristen weiterhin verwundbar. Die Waffen, die das World Trade Center letztlich zum Einsturz brachten, waren keine Raketen, sondern Teppichmesser.

      Und auch die Idee, den imperialen Anspruch der Weltmacht USA offensiv zu vertreten und damit eingestandenermaßen die Nachfolge des britischen Empire anzutreten, stellt einen riskanten Kurs dar:

      Er garantiert geradezu eine auf Dauer konfliktreiche Welt. Denn die meisten der jetzigen Krisenbrennpunkte zwischen Kaschmir und Palästina, Afghanistan eingeschlossen, sind eine Erblast des zusammengebrochenen britischen Weltreichs.

      HANS HOYNG


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      Avatar
      schrieb am 06.01.02 11:34:20
      Beitrag Nr. 81 ()
      Flugzeug in Bankgebäude in Tampa gerast

      15 Jahre alten Flugschüler steuerte die Maschine





      Ein 15-Jähriger ist am Samstag mit einem gestohlenen einmotorigen Flugzeug in das Hochhaus der Bank of America in Tampa im US-Bundesstaat Florida gerast. Wie der US- Nachrichtensender CNN weiter unter Berufung auf die Behörden berichtete, kam der Schüler dabei ums Leben. Zur etwa selben Zeit seien zwei Kleinflugzeuge in den US-Bundesstaaten Colorado und Kalifornien abgestürzt. Nach Worten des stellvertretenden Sprechers des Weißen Hause, Scott McClellan, besteht nach ersten Erkenntnissen der Behörden kein Zusammenhang zwischen diesen drei Zwischenfällen. Es gebe auch keine Hinweise auf einen möglichen terroristischen Hintergrund.

      Der 15-Jährige, der seit zwei Jahren Flugunterricht genommen habe, sei bei einem Besuch des Flugplatzes in St. Petersburg mit seiner Mutter und seiner Großmutter plötzlich in die Cessna 172 gesprungen und ohne Erlaubnis gestartet. Der Kontrollturm habe daraufhin die Küstenwache alarmiert, die einen Hubschrauber hinter der Cessna her geschickt habe. Die Hubschrauberbesatzung habe den Piloten der Cessna erfolglos aufgefordert, auf einem Flughafen südlich von Tampa zu landen. Nach Augenzeugenberichten sei die Maschine direkt in das Gebäude geflogen, ohne dass der Pilot versucht habe, die Kollision zu vermeiden. Nach dem Start der Cessna seien zwei Militärjets vom Typ F-15 von einer Luftwaffenbasis in Miami aufgestiegen. Sie seien erst nach dem Aufprall der Cessna auf den Wolkenkratzer in Tampa gewesen.

      Die Maschine sei in der Höhe des 23. und 24. Stockwerks in das 41 Etagen hohe Gebäude geprallt. Das Heck der Cessna ragte nach dem Aufprall aus der Fassade. Mehrere Fenster wurden zertrümmert. Es sei trotz eines Lecks im Treibstoffsystem der Cessna kein Feuer ausgebrochen. Der Unfall richtete nur wenig Schaden an.

      Die Flugsicherheitsbehörde NTSB begann am späten Samstagabend mit der Untersuchung des Unglücks. Über die anderen beiden Flugzeugunfälle lagen keine Angaben vor. Am 11. September waren mit entführten Passagiermaschine Terroranschläge auf das World Trade Center in New York und das US-Verteidigungsministerium in Washington verübt worden.

      (N24.de, dpa)
      06.01.2002 11:04:06


      :eek:
      Avatar
      schrieb am 06.01.02 17:21:35
      Beitrag Nr. 82 ()
      Passt hier ganz gut hin, oder?

      Verbrannte Investitionen


      FREDMUND MALIK


      Das Platzen der New-Economy-Blase brachte einige alte Wahrheiten zum Vorschein.


      HANDELSBLATT, 4.1.2002
      In der gesamten Wirtschaftsgeschichte gibt es nicht einen einzigen Fall, wo finanzwirtschaftliche Exzesse, wie wir sie in den vergangenen rund fünf Jahren erlebten, gut ausgegangen wären. Es hat niemals eine Stabilisierung auf hohem Niveau oder ein Softlanding gegeben, wie es mit Blick auf die Notenbanken erwartet wird.

      Es gibt auch keinen Fall, in dem die Exzesse, die jeweils auf der Hand lagen und leicht erkennbar waren, nicht damit gerechtfertigt worden wären, dass diesmal alles neu und daher ganz anders ist. Regelmäßig hat sich der Glaube daran als eine Mischung aus geschichtlicher und wirtschaftlicher Unkenntnis sowie Naivität, vielleicht auch Dummheit entpuppt. Zusätzlich haben immer auch drei Turbotreiber an den Finanzmärkten eine entscheidende Rolle gespielt – Schulden, Gier und Angst.

      Alles zusammen ergibt einen Stimmungscocktail, der massenpsychologisch gut erforscht ist, sowohl seine zunächst unmerkliche Entstehung als auch seine Verlaufsdynamik und sein Ende in Kollaps und Panik. Das Grundmuster ist immer dasselbe, nur die Erscheinungsform, die Verpackung, ist jeweils anders. Diese ist es auch – als einziges – was diesmal wirklich neu und anders ist: es ist die mediale Perfektion, die das Geschehen nicht nur begleitet, sondern Teil desselben ist. Es ist schwer vorstellbar, dass die Professionalität des Entertainments, mit der die Börsen- und Finanzszenerie präsentiert wird, noch wesentlich übertroffen werden kann.

      Das Ende solcher Boom- und Blasen-Epochen war, wie erwähnt, immer gleich: Kollaps und Panik, die Vernichtung nicht nur aller Scheinwerte, die vorher als solche nicht erkannt wurden, darüber hinaus auch vieler echter Werte, die in den Malstrom der Übertreibungen hineingerissen werden, und eine lange Zeit wirtschaftlicher Verwüstung.

      Gravierend ist, dass diesmal eine ganze Jugendgeneration zu einem fundamental falschen Wirtschaftsverständnis verführt wurde. Praktisch alles, was wichtig ist für eine gesunde Wirtschaft, wird in solchen Perioden nicht nur ignoriert, sondern als altmodisch und überholt taxiert.

      Drei Beispiele: Ein erstes ist Innovation. Wo von Visionen und Business Models geredet wurde, hätte man wissen müssen, dass richtig verstandene Innovation so gut wie nichts mit Ideen als solchen zu tun hat, sondern ausschließlich mit der Realisierung von Ideen. Das meiste, was in den letzten Jahren bombastisch als Startups bezeichnet wurde, sind noch nicht einmal ausreichend durchdachte Ideen gewesen. Die Moneyburnrate ist somit ein zwar drastischer, aber recht akkurater Indikator für geschäftliche Unerfahrenheit und Managementnaivität.

      Ein zweites Beispiel ist, dass im Gegensatz zur allgemeinen Meinung und Propaganda Leistungskraft und Konkurrenzfähigkeit eines Unternehmens zu keinem Zeitpunkt von den Emissionserlösen und Aktienkursen abgeleitet werden können. Erfahrene Börsianer wissen das. Man kann zwar sagen, dass der Tagesschlusskurs die Erwartungen aller Wirtschaftssubjekte in die Aktie widerspiegelt, was das aber mit dem Unternehmen als solchem zu tun hat, ist eine ganz andere Frage.

      Ein drittes Beispiel für Fehlsteuerung wirtschaftlichen Sachverstandes ist die Meinung, dass Aktienkurse langfristig immer nur steigen und es daher vernünftig sei, an seinem Portfeuille festzuhalten. Selbst wenn es richtig wäre, dass Kurse langfristig immer nur steigen, ist das für die Praxis der Geldanlage völlig bedeutungslos, weil niemand lange genug lebt, um „langfristig“ abzuwarten. Wer 1929 Aktien gekauft hatte, damals im selben naiven Vertrauen auf deren langfristig immerwährendes Steigen, musste immerhin bis 1956 warten, bis sie wieder denselben Wert hatten, falls er nicht ohnehin das Pech hatte, jene Papiere zu besitzen, die das Jahr 1932 gar nicht überlebten, weil die Firmen in den Bankrott gingen. Wer die These vom ewigen Steigen der Kurse mit dem Dow Jones-Index belegen zu können glaubt, sollte sich im Kleingedruckten wenigstens vor der Prospekthaftung schützen, denn der Dow Jones-Index von 1929 war etwas ganz anderes als jener von 1933, weil dazwischen viele der im Index enthaltenen Firmen konkurs und vom Kurszettel verschwunden waren. Dasselbe spielt sich zurzeit in Nemax und Nasdaq ab.

      Was solche Perioden vor allem bringen, ist Kreativität – leider am falschen Ort, nämlich kreative Buchhaltung und zweckgerichtetes Schönen ökonomischer Zahlen. Hätte man die an die Mitarbeiter anstelle von Löhnen ausgerichteten Stock Options ordnungsgemäß verbucht, so wären die Gewinne der Jahre 1998 und 1999 um rund die Hälfte niedriger gewesen; und würden die Informatikinvestitionen in den USA richtig gerechnet, so hätte die Wachstumsrate des Sozialproduktes im selben Zeitraum bestenfalls zwei Prozent betragen. Weder ein Grund, von einem Boom zu reden, noch von einer New Economy. Und nicht der kleinste Grund, Unsinn der anderswo gemacht
      Avatar
      schrieb am 07.01.02 11:52:28
      Beitrag Nr. 83 ()
      15-Jähriger hatte Sympathie für Bin Laden

      Cessna-Absturz in Florida: Junger Pilot hinterließ Abschiedsbrief



      Der 15-jährige Charles Bishop ist aus "Sympathie für Osama bin Laden und die Ereignisse vom 11. September" mit einem gestohlenen Kleinflugzeug in das Bankenhochhaus im US-Bundesstaat Florida gerast. Einen entsprechenden Abschiedsbrief habe die Polizei im Wrack der Cessna im Zentrum von Tampa gefunden, teilte ein Sprecher mit. Der jugendliche Pilot, der bei dem Aufprall am Samstag ums Leben kam, habe in der Notiz angegeben, er habe ohne fremde Hilfe gehandelt.

      "Er war ein verwirrter junger Mann", sagte der Polizeisprecher weiter. Der aus Palm Harbour stammende Schüler hatte die zweisitzige Cessna 172 am Samstag auf dem Flughafen in St. Petersburg entwendet und war ohne Erlaubnis gestartet. Ein Hubschrauber der US-Küstenwache nahm umgehend die Verfolgung auf. Im Zentrum von Tampa raste der junge Mann in ein 42 Stockwerke hohes Gebäude der Bank of America, das am Wochenende aber kaum besetzt war. Dort wurde niemand verletzt und nur geringer Schaden angerichtet.

      Wegen seiner Ähnlichkeit mit den Terroranschlägen vom 11. September alarmierte der Vorfall zahlreiche Ermittlungsbehörden, darunter auch die US-Bundespolizei FBI. Die US-Ermittler schlossen einen terroristisch motivierten Anschlag jedoch zunächst aus.

      07.01.2002 10:14:03
      Avatar
      schrieb am 08.01.02 08:35:13
      Beitrag Nr. 84 ()
      Datum: 07.01. 19:43 Merrill Lynch: Kursrallye im Endstadium?


      Richard McCabe, der Chefmarktanalyst von Merrill Lynch, sieht die Kursstärke nach dem Tiefstand am 21.September als Anzeichen dafür, daß sich die Wirtschaft sich in den kommenden Monaten ebenso deutlich erholen wird.

      Aktuell würden wir uns aber angesichts der Intensität des Aufwärtstrends in einem überkauften Zustand befinden, zunächst müßten fundamentale Nachrichten die Kursanstiege rechtfertigen, dann könne die Rallye ihre Fortsetzung finden.

      Der Chefökonom von Merrill Lynch, Bruce Steinberg, stellte indessen klar, daß es nicht so wichtig sei, wann der Wirtschaftsaufschwung komme- er sollte in den nächsten Monaten ensetzen- sondern wie stark er ausfallen werde.

      Derzeit würden Analysten im Schnitt von einem GDP-Wachstum von 3,5% im zweiten Halbjahr ausgehen, Steinberg selbst rechne aber mit 5% und mit 4% Wachstum im Jahr 2003. Sollte er Recht behalten, billigt er dem Aktienmarkt eine "ordentliche Performance" für dieses Jahr zu, ansonsten sei das Aufwärtspotenzial beschränkt.

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      :laugh:
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      schrieb am 08.01.02 08:35:39
      Beitrag Nr. 85 ()
      Datum: 07.01. 19:23 Morgan Stanley: Rezession kommt zurück!


      Stephen Roach, der Chefvolkswirt von Morgan Stanley, erklärte heute, daß er ein erneutes Abgleiten der US-Wirtschaft in die Rezession erwarte. Die Vergangenheit habe gezeigt, daß die Wirtschaft oftmals dann wieder in eine Rezession gerutscht war, wenn sie den Anschein hatte, aus einer solche sich gerade zu erholen. Während der Jahre 1973 bis 1975, als die US-Wirtschaft zum letzten Mal zwei aufeinanderfolgende Jahre geschrumpft war, habe es gar eine dreiköpfige Rezession gegeben, merkte er an. In den Jahren 1981 und 1982 habe es zwei Rezessionen gegeben.

      Eine der beiden Voraussetzungen für das angesprochene Szenario sei bereits erfüllt, erklärte Roach: Die "massive" Liquidation von Lagerbeständen im vierten Quartal, welche der Experte auf 110 Milliarden $ schätzt. Sollte nun noch ein Nachfrageeinbruch kommen, stehe einem erneuten Abrutschen in die Rezession nichts mehr im Wege. Die Kurse an den Börsen würden dadurch noch einmal beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen.

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      :eek:
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      schrieb am 08.01.02 08:36:03
      Beitrag Nr. 86 ()
      Datum: 07.01. 19:51 Analyst warnt vor Spekulationsblase


      Stephen Massocca, Präsident von Pacific Growth Equities, sieht in dem Zusammenspiel von schneller Liquiditätszufuhr, historisch niedrigen Zinssätzen und den hohen Cashbeständen der Fonds die Hauptursachen für die gewaltige Kursrallye an den Aktienmärkten in den vergangenen drei Monaten. Obowhl diese Faktoren auch weiterhin bestünden habe er doch Zweifel an einem weiteren Aufwärtspotenzial, wenn er sich die mittlerweile erreichten Bewertungsniveaus ansehe.

      So sei das Multiple des Dow Jones auf einem 5-Jahreshoch und der S&P 500 habe hinsichtlich der KGV-Bewertung gar ein All-Time-High erreicht. Selbst wenn dies auf dem Boden einer Rezession nicht überbewertet werden solle, müßten diese Bewertungsrelationen nun dringend durch Fundamentaldaten untermauert werden.

      Sollten die Ergebnismeldungen des Q4 enttäuschen und nicht den Eindruck bestätigen, daß die Gewinne der Unternehmen wieder ansteigen würden, sehe er kurzfristig einen großen Verkaufsdruck auf den Markt zukommen. Mittelfristig dürfte dieser aber durch die expansive Geldpolitik überkompensiert werden.

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      schrieb am 09.01.02 08:42:29
      Beitrag Nr. 87 ()
      US-Verbraucherkredite auf höchstem Stand seit fast 60 Jahren



      19,8 Mrd. Dollar haben die US-Bürger im vergangenen November an Krediten aufgenommen, während es im Oktober (revidiert) noch 11,2 Mrd. Dollar waren. Wirtschaftsexperten rechneten im Schnitt nur mit 5,1 Mrd. Dollar. An der Tendenz der US-Märkte ändern aber auch diese Zahlen nichts. Die Technologie-Börse Nasdaq notiert weiter knapp im Plus, während der Dow Jones leichte Verluste verzeichnet.

      Autor: Björn Junker, 21:14 08.01.02
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      schrieb am 09.01.02 09:02:47
      Beitrag Nr. 88 ()


      Roland Leuschel


      Der Herr der Blasen

      Anfang dieses Jahres wurde dem Regisseur des Filmes "Der Herr der Ringe" der Titel des besten Regisseurs im Jahr 2001 verliehen. Wenn eine weitere Kursblase an den Aktienmärkten noch in diesem Jahr platzen wird, kann die gesamte Anlegerwelt mit ruhigem Gewissen Alan Greenspan den Titel "Der Herr der Blasen" verleihen; denn er hat sich nicht nur um das Entstehen (1996 - 2000) sondern auch um das Platzen (2000 - 2001) der grössten Finanzblase der Geschichte verdient gemacht, trotz seines Alters hat er sich im Herbst letzten Jahres wieder ans Werk gemacht, eine neue Finanzblase zu kreieren.

      DAS JAHR 2001

      Es war ein ganz besonders turbulenter Börsenjahrgang. Mit grossem Optimismus kündigten fast alle Investmentbanken neue Rekordstände an und die Börsengurus waren mit Ralph Acampora einig, als er schrieb: "Thank you, we love you Alan". Und als der Hohepriester der Blasen gleich zu Beginn des Jahres (4.1.) die Zinsen um 50 Basispunkte (von 6,5 auf 6%) senkte, gab es grossen Beifall, und ein bekanntes Wirtschaftsmagazin schrieb auf der ersten Seite: "Do it again Alan", in Anspielung an den berühmten Film Casablanca. Er tat es nochmal und zwar insgesamt 11 mal im Jahr 2001 und eroberte damit einen Ehrenplatz im Guinness Buch der Rekorde.

      Auch unser Bundeskanzler Schröder verkündete und stiess dabei die Rauchringe seiner Havanna selbstzufrieden in die Luft: "Dieser Aufschwung ist mein Aufschwung". Bei seiner Neujahrsansprache verkündete er allen Deutschen: "Auch 2001 werde politisch und wirtschaftlich gesehen ein SEHR GUTES Jahr werden". Jetzt bei der Neujahrsansprache für das Jahr 2002 klingt es etwas anders: "Wir werden den Aufschwung 2002 schaffen", und er meinte damit wohl, die Amerikaner werden ihn schaffen, und damit unsere Exportwirtschaft wieder auf Trab bringen. Wird er am Ende dieses Jahres wiederholen und behaupten, "Das ist mein Aufschwung"?

      Im wirklichen Leben fand an den Börsen im Jahre 2001 die grösste Kapitalvernichtung aller Zeiten statt. Mitte September, im Vergleich zum Höchstpunkt März 1999, wurden insgesamt über 7.000 Milliarden Dollar (rund 70% des amerikanischen BSP) Kapital vernichtet, und der Anleger konnte wie im Jahr 2000 feststellen, dass das von vielen Banken miesgemachte Sparbuch (+1,8%) Aktien in Deutschland (Dax -20%) schlug. Aber auch mit Sparbriefen (+5,0%) oder Bundesanleihen (+5,1%) konnte ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Die beste Anlage waren amerikanische Anleihen, die immerhin 10,5% Return brachten, unter Berücksichtigung des Dollarwertes.

      DAS JAHR 2002

      Die Zinsmärkte signalisieren einen starken Konjunkturanstieg und in den Futures der Fed-Funds ist ein Anstieg von 175 Basispunkten bereits eingepreist. Natürlich spiegeln diese Fakten die Meinungen aller Investmenthäuser und Finanzgurus wieder, die fast ausnahmslos einen steilen Konjunkturanstieg für das zweite Halbjahr 2002 vorhersagen. Erinnern wir uns, dass im Dezember 2000 MIT Professor Rüdiger Dornbusch erklärte: "Streichen Sie das Wort Rezession aus Ihrem Sprachschatz, es wird sie in den USA nicht mehr geben, und Abby Joseph Cohen, Chefstrategin bei Goldmann Sachs noch im Februar letzten Jahres ihre Anleger beruhigte: "Die US-Wirtschaft ist wie ein Supertanker - kaum vom Kurs abzubringen." Noch im selben Monat Februar tönte Peter Canelo, Stratege von Morgan Stanley: "Wenn Sie jetzt keine US-Aktien kaufen, werden Sie es niemals tun. Wir sind in der absolut "bullishen" Phase des Kreditzyklus." Wie letztes Jahr befürchte ich, die Wirklichkeit wird wieder einmal anders aussehen:

      Nach wie vor werden die Unternehmensgewinne die Entwicklung der Aktienbörse bestimmen. Die Erfahrung hat gelehrt, dass diese Tatsache mittel- und langfristig gilt, leider aber nicht kurzfristig, wie die Jahre 1997 bis 2000 uns schmerzlich lehrten. Es kann eine grenzenlose Euphorie entstehen,und die Anleger alle traditionellen Bewertungsmassstäbe bei Aktien vergessen lassen, nur weil die Fed die grösste Geldmengenorgie aller Zeiten bewusst orchestrierte, und die Investmentbanken und Finanzgurus dies brutal zu ihren Gunsten ausnutzten. Vergessen wir nicht, dass Nobelpreisträger Milton Friedmann einmal gesagt hat, man solle alle Notenbanken der Welt abschaffen und einen Mechanismus einsetzen, der jedes Jahr die Geldmenge um 4% wachsen lässt. Wie recht hatte er.

      WIRTSCHAFTSSZENARIO 2002

      Die Risiken einer neuen Konjunkturdelle nach einem vorrübergehenden Mini-Aufschwung sind gross, zumal weitere Terrorattacken und die Ölpreisentwicklung zusätzliche latente Gefahren darstellen. Spätestens dann müsste Alan Greenspan feststellen, dass er alle Pfeile aus seinem Köcher abgeschossen hat.

      Aber selbst bei einer Zwischenerholung der Wirtschaft dürften die Unternehmensgewinne wegen der Globalisierung der Wirtschaft und der deflationistischen Entwicklung in Asien (China!) keine kräftige Erholung aufweisen. Den Unternehmen fehlt einfach die Pricing Power. Damit dürften die Aktienkurse um mindestens 20 bis 25% überhöht sein. Nach Schätzungen der Analysten dürfte der Gewinn des Standard & Poors 500 in diesem Jahr um 16% auf knapp 53 Dollar je Aktie steigen. Auf dieser Basis wäre die P/E bei rund 24 bzw. die Gewinnrendite des Aktienmarktes (Kehrwert des Kurs/Gewinnverhältnisses) bei 4,2%. Da gleichzeitig die Renditen für "risikolose" 10-jährige amerikanische Staatsanleihen 15,2 sind, entspricht dies einer Überbewertung von 23%. Sollten aber die Gewinnschätzungen von +16% nach unten korrigiert werden müssen, dann droht die nächste Blase zu platzen.

      Drei Prognosen möchte ich nicht unerwähnt lassen:

      1. Warren Buffett ist von der Überbewertung der US-Aktien ebenfalls überzeugt. In den Jahren 1920 bis 1998 schwankte der Gesamtwert aller US-Aktien zwischen 40 und 90% des Bruttosozialproduktes. Im März 2000 stieg dieser Anteil auf 190 und ist mittlerweile im Zuge des Börsencrashs auf rund 130% abgefallen. Warren Buffet hält aber eine Bewertung von 70 bis 80% für angemessen.

      2. Die längerfristigen Aussichten der Aktien werden mittlerweile von Anlegern nüchterner betrachtet. Noch vor einem Jahr posaunten Anlagestrategen in die Welt, 15% Jahresrendite wären bei Aktienfonds durchaus realistisch für die nächsten 10 Jahre. Jetzt hat eine Studie der ABN Amro sowie die Autoren Dimson, Marsh und Stanton von der London Business School gezeigt, dass in den vergangenen 101 Jahren die Wirklichkeit in insgesamt 16 Ländern etwas anders aussieht. Was deutsche Aktien anbetrifft, kommen sie zu dem Schluss, dass seit 1900 deutsche Aktien gerade mal 3,6% pro Jahr gebracht haben. Sie zeigen auch, wenn man zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt in Aktien eingestiegen ist, etwa 1973, dann muss der Anleger oft ziemlich lange warten, bevor die Anfangsverluste wieder wettgemacht werden.

      3. In einer Studie des Professors Andrew Oswald von der Universität Warwick wird nachgewiesen, dass der beste Indikator für die mittel- und langfristige Aktienkursentwicklung der Preis des Rohöls ist. Oswald behauptet, die jetzige Rezession findet ihren Ursprung in der Verdreifachung des Ölpreises der letzten 2 bis 3 Jahre. Auch war die starke Rezession in den 70er Jahren die Folge einer Vervielfachung des Ölpreises. Haben sich also die Aktienkurse seit dem letzten Herbst verbessert, weil der Ölpreis eingebrochen war? Wenn ja, dann dürfte der jetzige Anstieg auf über 22 Dollar das Fass der Marke Brentöl darauf hindeuten, dass demnächst das schwache Konjunkturpflänzchen wieder eintrocknet.

      Ich empfehle in diesem Jahr wiederum konservativ anzulegen und täglich das Wirtschaftsgeschehen und die Börse zu beobachten. Sollten sich meine Befürchtungen einer Korrektur bewahrheiten, dann kann ich nur empfehlen, bei den ersten Anzeichen schnell zu reagieren und die Trading-Gewinne aus der Rallye seit Oktober letzten Jahres glattzustellen. Triple A Anleihen und Geldmarktfonds sind in diesen turbulenten Zeiten eine gute Alternative und erlauben dem Anleger bei brutalen Kursabstürzen von Standardwerten zu profitieren und den Anteil der Aktien wieder zu erhöhen. Ich wünsche Ihnen bei dieser Tätigkeit viel Glück und Erfolg.

      Roland Leuschel

      08.01.2002
      Avatar
      schrieb am 09.01.02 11:29:18
      Beitrag Nr. 89 ()
      hi dolby,
      ich muss dich mal loben- immer wieder gut deine "reingestellten beiträge"!
      Avatar
      schrieb am 09.01.02 11:32:51
      Beitrag Nr. 90 ()

      WORLD TRADE CENTER

      Tickets für Ground Zero


      Für einen Blick auf das zerstörte World Trade Center warten täglich mehrere tausend Neugierige stundenlang. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg will jetzt kostenlos Karten zur Besichtigung von Ground Zero ausgeben.


      New York - Mit den Eintrittskarten soll verhindert werden, dass sich Besucher weiterhin stundenlang vor der Aussichtsplattform in Südmanhattan anstellen müssen. Das Gerüst war Ende Dezember errichtet worden und ermöglicht Besuchern erstmals auch einen Blick in den vier Stockwerke tiefen Krater, den die beiden Zwillingstürme beim Einsturz gerissen hatten.

      "Es gab einfach zu viele Leute, die nicht auf die Plattform kamen und zitternd in der Kälte warten mussten", begründete Bloomberg die Einführung des Ticket-Systems. Sie erlaubt jeweils bis zu 100 Besuchern, sich 15 Minuten lang ein Bild von dem Ausmaß der verheerenden Katastrophe durch die Terroranschläge vom 11. September zu machen. Die ersten Tickets werden voraussichtlich am Donnerstag ausgegeben.

      Seit der Eröffnung der vier Meter hohen Plattform am 30. Dezember stellen sich dort täglich mehrere tausend Menschen an und warten teilweise bis zu fünf Stunden bei eisigen Temperaturen.
      Avatar
      schrieb am 09.01.02 11:33:34
      Beitrag Nr. 91 ()
      #89 von _Pathfinder_

      danke :)

      immer schön mitmachen!
      Avatar
      schrieb am 09.01.02 12:35:26
      Beitrag Nr. 92 ()
      D I E - G O L D M A N - S A C H S - K O L U M N E

      Wird Euroland die USA wirtschaftlich überholen?




      Ohne längst überfällige Reformen wird Euroland international kein Vertrauen aufbauen können. Davon profitieren der Dollar und die US-Aktienmärkte, meint Thomas Mayer, Director of Euroland Economic Research bei Goldman Sachs.


      Die Aussichten sind auch dieses Jahr nicht schlecht dafür, dass die Wirtschaft Eurolands mindestens so schnell wachsen wird wie die der USA. Jedoch könnte die relativ gute wirtschaftliche Entwicklung wohl wieder nicht mit dem lang ersehnten Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar oder mit einem besseren Abschneiden des Euro-Aktienmarkts relativ zum US-Markt belohnt werden. Schuld daran sind die Zweifel, ob Euroland auch langfristig mit den USA gleichziehen oder diese gar überholen kann.

      Höheres Wachstum und niedrigere Inflation in Euroland

      Zu Beginn des vergangenen Jahres erwarteten viele Volkswirte und Marktteilnehmer, dass Euroland sich dem Sog der rezessiven Entwicklung in den USA entziehen könnte. Die bessere Wirtschaftsentwicklung sollte zu einer Erholung des Euro beitragen und dem Euroland Aktienmarkt helfen, besser abzuschneiden als der US-Markt. Im Laufe des Jahres machte sich dann aber Enttäuschung breit. Die Euroland Wirtschaft erwies sich innerlich schwächer und daher anfälliger für ungünstige externe Entwicklungen als angenommen. Daher schien es auf den ersten Blick nicht verwunderlich, dass der Euro gegenüber dem Dollar keinen Boden gut machen konnte und der Euroland Aktienmarkt einen noch größeren Verlust (minus 20 Prozent) einfuhr als der US-Markt (minus zwölf Prozent).

      Tatsächlich erwies sich aber die Prognose eines besseren Abschneidens der Euroland Wirtschaft im Vergleich zur US-Wirtschaft als durchaus richtig. Im vergangenen Jahr dürfte das US-BIP um etwa ein Prozent gewachsen sein, während das BIP im Euroland wahrscheinlich um 1,5 Prozent gestiegen ist. Dabei lag die Inflationsrate in Euroland mit 2,6 Prozent unter der US-Rate von 2,9 Prozent. Mit einem 50-prozentigen Wachstumsvorsprung ließ Euroland im Jahr 2001 die USA auch deutlicher hinter sich als die USA Euroland im vorausgegangenen Jahr. Damals wuchsen die USA um rund 20 Prozent schneller als Euroland; 1999 betrug der Abstand zu Gunsten der USA 58 Prozent.

      Folgt man den meisten Vorhersagen, so wird Euroland auch in diesem Jahr die USA hinter sich lassen. Für letztere pendeln die Vorhersagen für das BIP-Wachstum um einen Mittelwert von rund einem dreiviertel Prozent; für Euroland wird etwa ein Prozent Wachstum erwartet. Auch sehen die meisten Prognostiker für Euroland eine niedrigere Inflationsrate als für die USA voraus. Dennoch bleiben die Vorhersagen für wichtige Euroland Finanzmarktvariablen verhalten. Dem Euro wird nur eine leichte Erholung gegenüber dem Dollar zugetraut und der Euroland Aktienmarkt wird tendenziell eher vorsichtiger beurteilt als der US-Markt. Stehen denn diese Einschätzungen nicht im Widerspruch zu der vergangenen und zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklung in Euroland und in den USA?

      Langfristige Wachstumsaussichten besser für die USA

      Bislang scheint mir dies noch nicht der Fall zu sein. Ein wichtiger Grund für die verhaltene Bewertung des Euro und des Euroland Aktienmarkts dürfte sein, dass die meisten Marktbeobachter und Volkswirte noch immer davon überzeugt sind, dass über die längere Zukunft die US-Wirtschaft deutlich schneller wachsen wird als die Wirtschaft Eurolands. Das daraus folgende höhere mittelfristige Gewinnwachstum stützt die Bewertung des US-Aktienmarkts und lässt Anlagen in Dollar auch weiterhin attraktiv erscheinen (was zu anhaltender Nachfrage nach Dollar führt).

      Wirtschaftliches Ungleichgewicht der USA nur vorrübergehend

      Die besseren mittelfristigen Aussichten für die US-Wirtschaft ruhen im Wesentlichen auf der Überzeugung, dass die in den USA bestehenden wirtschaftlichen Ungleichgewichte die Folge eines langen Aufschwungs sind und daher relativ schnell wieder abgebaut werden können, während die Ungleichgewichte in Euroland sozioökonomisch tief verwurzelt sind und deshalb noch lange andauern werden. Die US-Wirtschaft litt und leidet zum Teil immer noch an im wesentlichen vier Problemen:
      - Den Folgen der geplatzten Aktienpreisblase für die Finanzen von Unternehmen und privaten Haushalten
      - Einem ausgeprägten Abschwung der Investitionstätigkeit nach Überinvestitionen während des Technologiebooms
      - Einer auf Dauer zu niedrigen Sparquote der privaten Haushalte, die nur durch Konsumverzicht auf ein angemessenes Niveau gehoben werden kann
      - Einem hohen Leistungsbilanzdefizit, welches das noch anhaltende Ungleichgewicht zwischen Investitionen und gesamtwirtschaftlicher Ersparnis widerspiegelt
      All diese Probleme können zum großen Teil auf Verwerfungen zurückgeführt werden, die während des lange anhaltenden Aufschwungs der neunziger Jahre entstanden sind. Daher ist zu erwarten, dass diese Ungleichgewichte durch die gegenwärtige Rezession abgebaut werden. In der Tat ist nach zwei Jahren Bärenmarkt ein Teil der Überbewertung der Aktienpreise abgeschmolzen. Auch scheint die Rückführung der Investitionstätigkeit auf ein dauerhaft haltbares Niveau schon weit fortgeschritten und ein Anstieg der privaten Sparquote im Gang zu sein. Der damit verbundene Rückgang des Ungleichgewichts zwischen gesamtwirtschaftlichen Investitionen und Ersparnissen wird über kurz oder lang auch das Leistungsbilanzdefizit sinken lassen.

      Wirtschaftliche Ungleichgewichte Eurolands tief verwurzelt

      In Euroland geht von der gegenwärtigen Rezession dagegen keine ähnlich heilsame Wirkung aus. Im Gegenteil: Der Abschwung erhöht die Arbeitslosigkeit, die das schmerzlichste Ungleichgewicht der Region darstellt. Die seit vielen Jahren hohe und in der jüngeren Vergangenheit wieder steigende Arbeitslosigkeit ist eine Folge der ungenügenden Wirtschaftsdynamik Eurolands. Die Ursachen für das schwache Wachstum wiederum liegen in der hohen Regulierungsdichte auf den Güter- und Faktormärkten, dem hohen Staatsanteil mit der daraus folgenden drückenden Steuerlast, den ineffizienten und teuren Sozialsystemen, und den Mängeln im Bildungswesen. Diese Rahmenbedingungen schwächen die Unternehmer und Unternehmen, verteuern die Arbeitskraft und Verringern die Qualität des Humankapitals.

      Die wirtschaftlichen Defizite Eurolands sind nicht neu, wurden in der Vergangenheit aber zum Teil mit Inflation übertüncht. Dies ist heute nicht mehr möglich. Durch die Währungsunion ist Preisniveaustabilität im ganzen Euroland Wirklichkeit geworden. Die Folge ist, dass realwirtschaftliche Mängel nun deutlicher sichtbar sind. Damit schafft die Währungsunion zwar eine wichtige Voraussetzung für die Behebung der Probleme. Selbst beseitigen kann sie die wirtschafts- und bildungspolitischen Mängel aber nicht. Die Verantwortung dafür bleibt bei den nationalen Regierungen.

      Leider gibt es aber wenig Hoffnung, dass die Regierungen in absehbarer Zeit ihrer Verantwortung gerecht werden könnten. Auf dem EU Gipfel von Feira wurden im Frühjahr 2000 zwar wirtschaftliche Reformen versprochen, geschehen ist bisher aber wenig. Für dieses Jahr sind die Erwartungen wegen der Wahlen in Deutschland und Frankreich gar auf den Nullpunkt gesunken. Damit wird das größte wirtschaftspolitische Handicap Eurolands sichtbar: Notwendige aber schmerzhafte Reformen können nicht mit, sondern nur gegen die Wähler durchgesetzt werden. Wie aber soll Vertrauen in die Wachstumsaussichten einer Region entstehen, wenn der politische Souverän sich der Schaffung der Voraussetzungen für gesundes Wachstum widersetzt?

      Wirtschaftspolitisch bedingter Abschlag auf den Euro und Euroland-Aktien

      Es bleibt als Fazit also festzuhalten: Zwar wird die Wirtschaft Eurolands die der USA wahrscheinlich auch in diesem Jahr sowohl beim Wachstum als auch bei der Inflation schlagen, aber das Vertrauen, dass diese Erfolge dauerhaft sein könnten, bleibt gering. Sollten die USA ihre wirtschaftlichen Ungleichgewichte in diesem Jahr zügig abbauen, wird die mangelnde Fähigkeit europäischer Politiker, notwendige Reformen durchzusetzen, nur noch stärker zu Tage treten. Vor diesem Hintergrund sind die verhaltenen Markterwartungen sowohl für den Euro als auch die europäischen Aktienmärkte durchaus verständlich.

      Thomas Mayer, Goldman Sachs
      Avatar
      schrieb am 09.01.02 16:16:52
      Beitrag Nr. 93 ()
      Goodman (Putnam): Kommender Aufschwung wird "sehr lange" dauern
      Frankfurt (vwd) - Bereits im Frühjahr diesen Jahres werden sich nach Einschätzung von Robert Goodman, Managing Director und Senior Economic Advisor bei Putnam Investments, die Zeichen für eine wirtschaftliche Erholung in den USA verdichten. Die Phase des Aufschwungs werde dann "sehr lange" andauern, erklärte Goodman in einem Marktkommentar vom Mittwoch. Er rechne damit, dass die wirtschaftliche Erholung vergleichbar sein wird mit den beiden Aufschwungphasen in den vergangenen 20 Jahren. Die eine habe in den 80-er Jahren rund acht Jahre angehalten, die zweite rund zehn Jahre in den 90-ern.



      Einer der Gründe für die erwartete Wachstumsperiode sei der Stand der Techologien, die den Unternehmen erlaubten, ihr Inventar besser als je zuvor zu verwalten. Zudem sei die Flexibilität des Personals unter dem Druck der Arbeitgeber stark gestiegen. Die Fähigkeit von Unternehmen, auch mit weniger finanziellem Backround über die Runden zu kommen, werde außerdem zu einem langen zyklischen Aufschwung führen. "Ich glaube, dass das Gewinnpotenzial in der kommenden Aufwärtsperiode auf Grund effizienterer Systeme viel größer sein wird, als die meisten erwarten", so Goodman.




      Auf der Verbraucherseite erhöhten die reduzierten Energiekosten und die niedrigen Steuern die Kaufkraft der Privathaushalte. Die US-Notenbank habe zudem für ausreichend Liquidität gesorgt. +++ Simone Apel

      vwd/9.1.2002/sap/maa
      Avatar
      schrieb am 10.01.02 11:14:40
      Beitrag Nr. 94 ()
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 10.01.02 12:36:56
      Beitrag Nr. 95 ()
      .




      Bilanzpolitik
      2002 bringt Rekord bei Abschreibungen an Goodwill



      9. Jan. 2002 US-Unternehmen müssen dieses Jahr voraussichtlich den Rekordwert von über einer Billion Dollar an Goodwill abschreiben, schätzen Analysten. Den Anfang machte in dieser Woche AOL mit der Bekanntgabe, dass sich die Abschreibungen (Afa) im ersten Quartal auf 60 Milliarden Dollar belaufen werden.

      Ein hoher immaterieller Geschäftswert war entstanden, als America Online Inc. Time Warner für 124 Milliarden Dollar gekauft hatte. Die jetzigen Abschreibungen sind somit noch Erblasten aus der Akquisitionstour zu Zeiten der spekulativen Blase an den Aktienmärkten. Jetzt zwingt eine neue Bilanzierungsvorschrift in den USA die Unternehmen aber zu diesen Wertberichtigungen, die bei vielen Konzernen zu Rekordverlusten führen dürften.

      Goodwill-Afa frisst die Gewinne auf

      "Der Damm ist gebrochen", lautet der Kommentar von Alfred King, stellvertretender Vorsitzender bei Valuation Research Corp. "Bis Mitte März werden Hunderte von Milliarden Dollar abgeschrieben werden", so King." Die Abschreibungen könnten so umfangreich ausfallen, dass bei den Unternehmen nichts mehr vom Gewinn übrig bleibt. Der Gewinn für die Gesellschaften aus dem Standard & Poor`s 500-Index wird dieses Quartal 98,5 Milliarden Dollar betragen, schätzt Thomson Financial/First Call. Aber darin sind die meisten Abschreibungen, so auch die Goodwill-Abschreibungen, noch nicht enthalten. Bei AOL Time Warner betragen diese Abschreibungen allein zwei Drittel des Gewinns der anderen 499 Indexmitglieder.

      Zum Verständnis: Goodwill ist ein Bilanzierungsposten, der den Unterschiedsbetrag zwischen dem Übernahmepreis und dem wahren Wert ausweist. Zahlt ein Käufer mehr als den wahren Wert, wird die Differenz in den Büchern aktiviert. In der Vergangenheit wurde der Goodwill in kleinen Beträgen vom Quartalsgewinn abgeschrieben.

      Neue Vorschrift soll Verlustverschleierung vermeiden

      Ab 2002 gelten neue Vorschriften. Die kleinen quartalsmäßigen Abschreibungen sind nicht mehr zulässig. Statt dessen müssen die Unternehmen nun jährlich den Wert ihres Goodwills einschätzen. Wenn der Goodwill sich ihrer Einschätzung nach verringert hat, müssen sie eine einmalige Wertberichtigung vornehmen. Nach den Kursverlusten der vergangenen beiden Jahren ist dieser Bedarf bei vielen Beteiligungen nun vorhanden. Der Ausschuss zur Festlegung der Bilanzierungsgrundsätze in den USA, der FASB, hat diese Änderung eingeführt, damit die Unternehmen keine potenziellen Verluste mehr in ihren Büchern verstecken können, die nicht von den zukünftigen Gewinnen abgefangen werden können.

      Andere Unternehmen, die großen Wertberichtigungsbedarf haben, sind Viacom, AT&T und Qwest Communications Inc. In den jüngsten Meldungen an die amerikanische Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde SEC wies Viacom einen Goodwill von 72 Milliarden Dollar, Qwest rund 34 Milliarden Dollar und AT&T rund 25 Milliarden Dollar aus. "Sie können auf einen Abschreibungsbedarf von einer Billion Dollar kommen, wenn Sie sich nur die Technologie-Übernahmen in den letzten drei bis vier Jahren ansehen", erklärt Robert Willens, Analyst bei Lehman Brothers Holdings in Jersey City.

      Viele Unternehmen dürften sich entschließen, die Wertberichtigungen dieses Quartal vorzunehmen. Wenn nicht, könnten sie gezwungen werden, im späteren Jahresverlust ihre Ergebnisse für das erste Quartal zu korrigieren. "Die cleveren Unternehmen befreien sich im ersten Quartal von ihren Altlasten", konstatiert David Hawkins, Professor an der Harvard Business School.







      :D :p
      Avatar
      schrieb am 10.01.02 16:44:52
      Beitrag Nr. 96 ()
      Wirtschaftsskandal

      Bushs Angst vor "Enrongate"

      Die US-Börsenaufsicht sowie diverse Staatsanwaltschaften und Kongressausschüsse ermitteln im Fall Enron, der größten Unternehmenspleite der US-Geschichte. Für Präsident George W. Bush wird die Lage zunehmend brenzlig: Enrons Manager gingen im Weißen Haus ein und aus, der Chef des Energieunternehmens war ein Bush-Intimus.

      In den frühen Tagen von Watergate warnte Richard Nixons Berater John Dean seinen Chef, die Affäre könne schnell zum "Krebsgeschwür der Präsidentschaft" werden. Ganz so weit ist es im Fall Enron für George W. Bush noch nicht. Aber der Bankrott des Houstoner Energiekonglomerates Enron bereitet dem amerikanischen Präsidenten zunehmend Kopfschmerzen.

      Die Zutaten, die man für einen Washingtoner Politikskandal erster Güte benötigt, liegen schon bereit: die größte Unternehmenspleite der amerikanischen Geschichte, eine enge direkte Verbindung zwischen den Bankrotteuren und dem Präsidenten sowie eine Reihe von Wahlkampfspenden. Als Komparsen treten auf: Tausende geprellter Pensionäre und Investoren, zahlreiche Staranwälte und ein ebenso einflussreicher wie ehrgeiziger Bush-Gegner.

      Die Energie-Kamarilla

      Die Manager des inzwischen unter den Gläubigerschutz des Chapter 11 geflüchteten Energieriesen Enron und die Bush-Administration hatten gute Beziehungen zueinander. Bush nannte Enrons CEO Kenneth Lay häufig "Kenny Boy". Kenny bekam während der Bush-Cheney-Kampagne von seinen Washingtoner Freunden den Titel "Pioneer" verliehen. Zum Club der "Pioneers" durften sich jene zählen, die mindestens 100.000 Dollar für Bushs Wahlkampf gespendet hatten.

      Die Enron-Manager waren auch nach der Wahl häufig bei der Regierung zu Besuch. Wie das Weiße Haus inzwischen bestätigt hat, waren Lay oder andere Enron-Manager im vergangenen Jahr mindestens sechsmal bei US-Vizepräsident Dick Cheney oder dessen Beratern zu Gast. Das Letzte der vom Weißen Haus bestätigten Treffen fand im Oktober 2001 statt, kurz vor Enrons Fall. Über Enrons Finanzlage, die sich zu diesem Zeitpunkt täglich verschlechterte, habe jedoch nicht gesprochen, so die US-Regierung.

      Freunde der Familie

      Im Oktober 2001 hatte das Unternehmen bekannt gegeben, die Jahresabschlüsse der vergangenen vier Jahre seien auf Grund von "buchhalterischen Fehlern" falsch. Enrons Gewinn müsse um mehr als eine halbe Milliarde Dollar nach unten korrigiert werden. Kurz darauf ließen die Geschäftspartner des Energiehändlers das Unternehmen fallen wie eine heiße Kartoffel, der Kurs stürzte von 85 Dollar auf heute 80 Cent.

      Nach Informationen des "Independent" haben mindestens vier Enron-Mitarbeiter für die Bush-Administration gearbeitet und die Ausrichtung von Bushs Energiepolitik maßgeblich beeinflusst. "Kenny Boy" Lay sei zudem häufig als informeller Berater bei verschiedenen energiepolitischen Beratungen zu Gast gewesen.

      Die Futterkrippe der Politik

      Nicht nur Bush muss jetzt zittern. Denn Enron war eine ständige Geldquelle für Washingtons Politiker. Seit 1990 hat das Unternehmen nach Angaben des Center of Responsive Politics, das politische Spenden dokumentiert, insgesamt 5,8 Millionen Dollar für Wahlkampagnen gespendet, davon etwa drei Viertel an die Republikaner.

      Zudem verfuhr der Energiehändler bei seinen Spenden ähnlich wie bei seinen Strom- oder Gasgeschäften: Enron versuchte sich durch eine breite Streuung seines Geldes abzusichern. Nach Angaben der britischen Zeitung "Independent" haben 71 der 100 US-Senatoren Zuwendungen von Enron erhalten, dito die Hälfte der 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Es dürfte sich um ein Investment mit Rendite gehandelt haben. Bei einem im Jahr 2000 verabschiedeten Gesetz, das den Handel mit Rohstoff-Termingeschäften regelt, wurden jene Energiederivate ausgespart, mit denen Enron im vergangenen Quartal etwa 90 Prozent seines Gewinns machte.

      Seit nicht mehr ausschließlich Afghanistan die amerikanischen Medien beherrscht, wird es für den Präsidenten zunehmend ungemütlich. Neben einer Heerschar von Journalisten ermitteln inzwischen verschiedene Behörden im Fall Enron. Gestern gab das amerikanische Justizministerium bekannt, dass eine eigens eingerichtete Task Force untersuchen werde, ob Enron Anleger und Wirtschaftsprüfer vorsätzlich getäuscht habe. Auch die amerikanische Börsenaufsicht SEC untersucht den Fall. Drei verschiedene Ausschüsse des Kongresses befassen sich ebenfalls mit Enron.

      Bushs Nemesis

      Besonders unangenehm für Bush: Die Hauptuntersuchung wird vom Kongressausschuss für Regierungsangelegenheiten durchgeführt: Vorsitzender des Gremiums ist der Demokrat Joe Lieberman, der im vergangenen Wahlkampf als Al Gores Vizepräsident kandidierte. Lieberman, dem für 2004 Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt werden, könnte in den kommenden Monaten zu Bushs schlimmster Nemesis werden. Liebermann hat bereits die Frage aufgeworfen, ob bei der Energieberatung, die Enron für das Weiße Haus durchgeführt ist, alles mit rechten Dingen zugegangen sei.

      Bisher hält sich Lieberman noch an das Skandal-Drehbuch und verspricht, seine Untersuchung werde eine "Suche nach der Wahrheit sein und keine Hexenjagd". Allerdings werde man "gehen, wohin auch immer uns unsere Suche führen mag". Es könnte eine interessante Reise werden.

      Von Thomas Hillenbrand, spiegel.de, 10.1.02
      Avatar
      schrieb am 10.01.02 17:03:10
      Beitrag Nr. 97 ()
      US-WIRTSCHAFT

      Billionen-Grab Internet

      Nach den neuen Bilanzierungsregeln müssen US-Unternehmen offen legen, wie viel Geld sie durch die geplatzen Internet-Träume verloren haben. Diese Monster-Abschreibungen werden offenbar beispiellose Ausmaße erreichen.



      New York - Den Anfang machte AOL Time Warner. 40 bis 60 Milliarden Dollar müsse das Unternehmen nach den neuen Richtlinien abschreiben, sagte Richard Parsons, der im Mai den Chefposten des Medienkonzerns übernimmt.
      Nach Ansicht von Alfred King, Vizechef von Valuation Research und Berater der US-Regierung, öffnet das Eingeständnis von AOL die Schleusentore. Einem Bericht der Londoner "Times" zufolge erwarten er und andere Analysten, das US-Firmen im ersten Quartal insgesamt bis zu einer Billion Dollar abschreiben werden. Eine solch hohe Summe wäre in der Börsengeschichte ohne Beispiel.

      Die neuen Regeln beziehen sich auf den so genannten Goodwill. Dies ist der Teil des Kaufpreises bei einer Firmenaquisition, der über dem fairen Wert der Vermögenswerte des gekauften Unternehmens liegt. Seit dem 1. Januar 2002 müssen amerikanische Unternehmen jedes Jahr den gesamten Wertverfall dieser Goodwill-Prämien abschreiben. Bisher war es möglich, Goodwill-Abschreibungen über 40 Jahre zu strecken, wodurch die entstandenen Verluste in den Bilanzen nur schwer erkennbar waren.

      "Das wird ziemlich peinlich für die Unternehmenschefs", meint Bob Willens, Analyst von Lehman Brothers. Die Auswirkungen auf die Aktienkurse der Unternehmen werden sich seiner Ansicht nach jedoch in Grenzen halten. "Der Markt hat das längst eingepreist", so Willens gegenüber der "Times".

      spiegel.de
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 11:24:05
      Beitrag Nr. 98 ()
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,176467,00.html


      ENRON-SKANDAL

      Bush-Regierung wusste frühzeitig Bescheid

      Aktenvernichtung im großen Stil, ein befangener Justizminister, frühzeitig informierte Kabinettsmitglieder, Millionenspenden und ein nach eigenen Aussagen völlig ahnungsloser Präsident: Die Pleite des Energieriesen Enron weitet sich in Washington zu einer handfesten Regierungskrise aus.


      Washington - US-Regierungsangaben zufolge streckte das Unternehmen im Herbst seine Fühler aus, um Chancen für eine finanzielle Rettung des Unternehmens bei der Regierung Bush auszuloten. Enron-Chef Kenneth Lay habe US-Finanzminister Paul O`Neill und Wirtschaftsminister Donald Evans angerufen und sie auf eine von der damaligen Regierung organisierte, aber privat finanzierte Rettung eines Hedge Funds im Jahr 1998 angesprochen, sagte ein Sprecher Bushs.
      Finanzminister O`Neill wies jedoch Vermutungen zurück, bei dem Gespräch sei es darum gegangen, Enron aus seinen Schwierigkeiten zu helfen. "Absolut nicht", sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Lay habe ihn lediglich über die Lage des Konzerns informieren wollen.

      Damit beginnt sich die Bush-Regierung langsam in Widersprüche zu verwickeln. Noch vorgestern hatte Bushs Sprecher Ari Fleischer gesagt, Vizepräsident Dick Cheney habe bei seinen sechs bestätigten Treffen mit Enron-Managern nie über die Finanzen des Unternehmens gesprochen. Es klingt unwahrscheinlich, dass dieses Thema im Herbst, als sich Enrons Lage stündlich verschlechterte, nicht aufs Tapet gekommen sein soll. Ebenso unwahrscheinlich erscheint die Darstellung, dass weder der Finanz- noch der Wirtschaftsminister ihren Chef Bush über ihre Gespräche mit Enron informiert haben sollen. Dennoch hielt Ari Fleischer, der Sprecher des Präsidenten, auch gestern an der Version fest, die beiden Minister hätten ihrem Chef nichts über die bevorstehende Pleite Enrons gesagt.

      "Enron wird nicht Bushs Whitewater. Es wird viel schlimmer", orakelt der Chefredakteur des Online-Dienstes CBS.MarketWatch.com, David Callaway. "Viele rechnen jetzt damit, zu erfahren, wie man in Texas Geschäfte macht. Wie eine kleine Gruppe von Geschäftsleuten riesigen Einfluss auf Bush und sein Team ausübt und erreicht, dass die Regeln in ihrem Sinne abgeändert werden."

      Präsident Bush bestritt, frühzeitig Informationen über Enrons Finanzinterna erhalten zu haben: "Ich habe nie mit Herrn Lay über die finanziellen Probleme seines Unternehmens gesprochen", sagte Bush und fügte hinzu, er habe Lay letztmals im Frühjahr vergangenen Jahres bei einer kulturellen Sponsoren-Veranstaltung seiner Mutter Barbara Bush getroffen.

      In zwölf Jahren spendete Enron 5,8 Millionen Dollar

      Seit 1990 hat das Unternehmen nach Angaben des Center of Responsive Politics (CRP), das politische Spenden dokumentiert, insgesamt 5,8 Millionen Dollar für Wahlkampagnen gespendet, davon etwa drei Viertel an die Republikaner.

      US-Justizminister John Ashcroft zog sich von den Untersuchungen im Fall Enron zurück, weil er Angaben seines Hauses zufolge von Lay unterstützt wurde, als er 1999 in seinem Heimat-Bundesstaat Missouri 1999 um einen Sitz für den US-Senat kandidierte. Das Unternehmen spendete Ashcroft dem CRP zufolge insgesamt rund 57.500 Dollar, knapp die Hälfte sei von Lay persönlich gekommen. Zuvor hatte der demokratische Abgeordnete Henry Waxman in einem Brief darauf hingewiesen, dass Lays persönlicher Beitrag um ein Vielfaches über die maximal erlaubte Summe von privater Seite hinausgegangen sei.

      Vernichtung der Unterlagen ein "sehr ernstes Delikt"

      Die US-Unternehmensberatung Arthur Andersen teilte mit, sie habe zahlreiche Dokumente zur Bilanzierung des Konzerns vernichtet - bevor die Wertpapier- und Börsenkommission SEC (Securities and Exchange Commission) ihre Untersuchung aufgenommen habe. Mit Beginn der Ermittlungen habe das Haus seine Mitarbeiter angewiesen, alle Dokumente aufzubewahren. Das Unternehmen bemühe sich, die Fakten zusammenzustellen und festzustellen, ob der Anweisung Folge geleistet worden sei.

      Das Verschwinden von Dokumenten sei ein "sehr ernstes Delikt", sagte der SEC-Direktor Stephen Cutler in Washington.

      Bitter: Mitarbeiter-Renten sind an Aktienkurs gebunden

      Das Justizministerium hat einen Sonderstab eingerichtet, um die Ermittlungen mehrerer Parlamentsausschüsse, des Arbeitsministeriums und der Wertpapier- und Börsenkommission SEC wegen krimineller Vergehen im Zusammenhang mit der Enron-Pleite zu bündeln. Bush ordnete an, die Regelungen für betriebliche Renten und die Offenlegungspflichten der Unternehmen landesweit zu prüfen. Bei Enron gingen die betrieblichen Renten der Mitarbeiter praktisch verloren, weil sie an den Kurs der Enron-Aktie gekoppelt waren.

      Das Unternehmen hatte am 2. Dezember Gläubigerschutz nach dem US-Konkursgesetz beantragt. Die Enron-Aktie notierte am Donnerstag mit 70 Cent rund zwölf Prozent fester als am Vortag, im August 2000 hatte sie bei 90,56 Dollar gelegen. Der Konzern war innerhalb weniger Wochen von einem der gefragtesten Unternehmen an der Börse in die Pleite abgerutscht. Er hatte rückwirkend Bilanzen korrigieren müssen, weil Verluste aus Partnerschaften nicht berücksichtigt worden waren. Tausende verloren ihren Arbeitsplatz und Milliarden Dollar Anlegergelder gingen verloren.


      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 11:36:49
      Beitrag Nr. 99 ()
      http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,175177,00.…




      DATENSPIONAGE PER WINDOWS XP

      Geschäft mit der Angst

      Von Richard Löwenstein

      "Big Bill is watching you", wirbt der Ulmer Softwarehersteller S.A.D. und versucht, die Angst davor in klingende Münze umzuwandeln. Brauchen XP-Nutzer Schutz vor Microsoft?


      Der Ulmer Software-Hersteller S.A.D. will herausgefunden haben, dass Windows XP seine Nutzer beschnüffelt und ungefragt Daten an Microsoft verschickt. Zum Schutz vor Bill Gates Neugier bietet S.A.D. seine "Datenschutz-CD" an. Auf dass bei den Usern erst der Angstschweiß, dann der Kaufrausch ausbreche.
      Wie die Weihnachtszeit kommt der Datenspionage-Vorwurf gegen Microsoft alle Jahre wieder. Verdächtig hilflos erscheint der Software-Gigant in seinen Versuchen, solche Verdachtsmomente gegen sich zu entkräften. Das ist auch nicht ganz einfach. Geradezu rührend war das Angebot von Bill Gates, die EDV-Experten des Bundestages den Sourcecode von Windows XP prüfen zu lassen. Der besteht schließlich nur aus ein paar Millionen Zeilen, an denen Hunderte von Experten jahrelang geschrieben haben.

      Ziemlich saft- und kraftlos kommt auch immer wieder das "Nein, tun wir nicht" aus Richtung Microsoft - denn irgend etwas tun sie ja doch. Was genau das ist oder sein könnte hängt davon ab, wen man fragt - und ob der betreffende dem Konzern freundlich oder kritisch gegenüber steht. Brauchen Nutzer also präventiven Schutz gegen Bill Gates Neugier, wie ihn die "Datenschutz CD" von S.A.D. anbietet?

      Äußerlich kommt die "Windows XP Datenschutz-CD" seriös daher. Die handliche Packung im DVD-Format ist in schlichtem Orange gehalten. Auf dem Cover leuchtet das wohlbekannte Vierfarb-Banner, das Symbol für Windows, wohl aus Angst vor dem Rechtsanwalt dezent verfremdet. Über allem signalisiert ein wuchtiges Bügelschloss, welch wirksamen Riegel man hier für nur rund 10 Euro der Neugier des allgegenwärtigen Software-Big-Brother Microsoft vorschieben könnte.

      So richtig tropft der Angstschweiß dem User erst von der Stirn, wenn er den Text auf der Rückseite überfliegt. "Windows XP sendet ungefragt Daten an Microsoft", heißt es da. Und dass die "Anti-Agenten-Software" auf der CD-ROM den eigenen Rechner "vor dem ungebrochenen Informationshunger von Microsoft" schütze.

      Big Bill is watching you

      Noch deutlicher wird S.A.D. im hundertfach verschickten Presse-Papier. Mit der Schlagzeile "Big Bill is watching you" heizt der Ulmer Software-Hersteller die Neugier der Journalisten an, die vom Thema oft genauso unbeleckt sind wie Otto Normaluser.

      Da wird der Leser mit der Behauptung verrückt gemacht, dass Windows XP "wohl bis zu 20 mal pro Stunde (...) unbemerkt und ohne Wissen des Nutzers (...) kleine Datenpakete über das Internet direkt an Microsoft" versende. Das sei belegt. Man solle "davon ausgehen, dass personenbezogene Daten darunter sind".

      Beispielsweise, welche Musikstücke oder Videosequenzen mit dem Mediaplayer abgespielt werden; welche Konkurrenzprogramme der Nutzer anwendet; möglicherweise Hardwaredaten des eigenen PCs. Ein handfester Datenschutz-Skandal!

      Wenn da mal niemand einer Ente aufsitzt

      S.A.D. gibt auf Nachfrage zu, man habe Vermutungen geäußert und wisse nur, dass Daten übertragen werden, aber nicht welche. Es könne auch harmlos sein, natürlich.

      Im Klartext: S.A.D. weiß gar nicht, wogegen seine Software konkret wirkt oder wirken soll. Microsofts deutsche Presse-Referentin Irene Nadler winkt ab: "Hier werden keine Rechner ausspioniert, und keine personenbezogenen Daten an Microsoft verschickt".

      Gar keine? Nadler: "Der Mediaplayer nimmt nur dann Verbindung zum Internet auf, wenn Audio-CDs eingelegt werden und holt sich Titelangaben aus dem Internet".

      Aber wozu?

      Wirklich nur, um in der virtuellen Musikbibliothek Titel, Plattencover und Songinfos abzulagern? Und nicht etwa, um Brandzeichen und Länge der Musikstücke zu vergleichen und Raubkopien zu entlarven? Nadler: "Kann ich nichts zu sagen. Alle zuständigen Mitarbeiter sind aus dem Haus, im Weihnachtsurlaub".

      Manche Antworten findet man auch selbst, wenn man "XP" unter die Lupe nimmt: Es sind die wenig geheimnisvollen "Phone Home"-Funktionen, die S.A.D. zu heißer Luft aufpustet. Deren Existenz ist allerdings fast nur IT-Kennern bewusst: "Phone Home", sagt Microsoft, soll im Stillen die Systemuhr stellen, Updates für das Multimedia-Center suchen und Fehlermeldungen verschicken.

      Komfortfunktionen also, die auf dem Versand, Erhalt und Vergleich von Daten basieren. Was genau da wohin verschickt wird, wissen tatsächlich nur ein paar Eingeweihte bei Microsoft. Für den Nutzer wird die Sache damit zur reinen Vertrauensfrage, für Firmen wie S.A.D. tut sich damit eine Marktlücke auf.

      Doch auch, wer dem Konzern absolut misstraut und nicht "nach Hause telefonieren" mag, ist nicht auf "Anti-Spionage"-Software angewiesen. Man kann "Phone Home" abstellen.

      Fortgeschrittene Nutzer tun dies einzeln von Hand via Registry und in verschiedenen Ordnern der System-Einstellungen, selbst XP-Anfänger schaffen es ganz bequem mithilfe des winzigen Freeware-Tools "XP Antispy". Das kostet nichts und kann alles, was "Datenschutz-CD" und ähnliche Produkte auch können sollen. Für die gesparten 10 Euro gibt`s eine Nice-Prize-CD aus der Ramschkiste, was ja auch mehr Sinn macht - und wenn die im Rechner dudelt, bekommt das keiner mehr mit. Wahrscheinlich.
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 11:40:49
      Beitrag Nr. 100 ()
      http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,174061,00.…



      PEINLICH

      Microsoft warnt vor Sicherheitslecks in Windows XP

      Ziemlich kleinlaut traten am späten Donnerstag Microsoft-Vertreter vor die Presse: Ihr funkelnagelneues Flaggschiff Windows XP entpuppt sich als extrem löchrig. Ohne das neueste Sicherheitspatch sind XP-Rechner ein Sicherheitsrisiko.


      "Wir werden da raus gehen und jeden XP-Nutzer auf diesem Planeten darum bitten, dieses Sicherheits-Update zu installieren", sagte Scott Culp, Chef der IT-Sicherheit bei Microsoft. "Das muss einfach funktionieren." Das klingt dramatisch, ganz so, als sei nun in dunkelster Stunde die rettende Kavallerie unterwegs.
      Doch das wäre eine Analogie, die wohl kaum greifen würde: Ungewohnt kleinlaut und zerknirscht mussten die Microsoft-Vertreter gestern zugeben, dass ihr mit sehr viel Euphorie in den Markt gedrücktes Betriebssystem XP löchrig wie ein Schweizer Käse ist. Zu den von Culp benannten Sicherheitsproblemen zählen beispielsweise einfache Zugriffsmöglichkeiten für Hacker, um Dateien zu löschen oder Rechner unter ihre Kontrolle zu bekommen. XP gemahnt fast an ein Service-Paket für Denial-of-Service-Attacken: Besonders bedenklich sei, dass Windows XP-Systeme in Gefahr stünden, für DoS- und ähnliche Angriffe zu "Zombies" umfunktioniert zu werden.

      Schuld an dieser Misere trägt Microsofts stets heftigst betonter Wille, den Wünschen der Kunden, die Microsoft besser kennt als jedes andere Unternehmen, entgegenzukommen, bevor sie geäußert werden: So gehören Default-Einstellungen der Software, die dem Kunden möglichst jedes Denken abnehmen und es ihm so bequem wie möglich machen sollen, zur Tradition von Microsoft. Tradition hat es auch, dass eben auf diese Weise die gravierendsten Sicherheitsprobleme entstehen. So gehen die bei weitem meisten Virenschäden der letzten Jahre auf eben solche Default-Einstellungen in den Mail-Programmen von Microsoft zurück.

      In diesem Fall ist der kleine Sünder das "universal plug & play" der Software, das es Usern erlauben soll, völlig problemlos externe Geräte auch innerhalb eines Netzwerkes mit dem Rechner zu verbinden. Das Internet entpuppt sich nun auch als Netzwerk, woran anscheinend niemand gedacht hat: Per "universal plug & play" wird der XP-Rechner so zur Dockingstation für suchende Hacker.

      "Das", analysiert Culp die Lage, "ist ein ernstes Sicherheitsproblem"

      Da kann man ja fast von Glück reden, dass Windows XP sich so schleppend verkauft: Microsoft gibt an, weltweit seien immerhin sieben Millionen Kunden betroffen. Und anders als im Fall der massiven Sicherheitslücken zum Beispiel bei Outlook ist Microsoft diesmal in der Lage, die Kunden tatsächlich zu erreichen: Das heftig umstrittene System der Zwangsregistrierung dürfte dazu geführt haben, dass die meisten Kundenadressen bekannt sind. Der Rest wird dann zur Kostenfrage.

      Technisch, sagt Microsoft, habe man wieder alles unter Kontrolle: Als Wundertrunk gegen alle XP-Krankheiten zauberte Culp ein Service-Paket aus dem Mantel, das alle bisher erkannten Probleme lösen soll. Bisher, sagt Microsoft, sei noch kein böswilliger Hacker auf die Idee gekommen, die offenen Scheunentore zu nutzen.

      Die Sicherheitsprobleme sind Microsoft seit etwa fünf Wochen bekannt. Nun, da Microsoft das Problem öffentlich gemacht habe, bestünde höchste Eile, die Sicherheitslecks zu stopfen. Nun müsse man damit rechnen, dass Hacker versuchen würden, die Sicherheitslücken auszunutzen. IT-Sicherheitsexperte Culp: "Verlassen Sie sich darauf".

      Im Gegensatz zu früheren Patches wird man dieses nicht in den notorisch wirren Tiefen der Microsoft-Website suchen müssen. "Wir haben damit begonnen, all unsere Kunden zu benachrichtigen", sagt Microsoft-Sprecher Jim Desler. Dazu stütze sich das Unternehmen auch auf die regionalen Strukturen in den Ländern, in denen XP verkauft werde. Microsoft verfüge über umfangreiche E-Mail-Listen, über die so gut wie alle Kunden erreichbar seien.

      Experten äußerten sich in ersten Reaktionen wenig überrascht von der peinlichen Posse: Auch und gerade große Softwareunternehmen wie Microsoft drückten ihre Produkte immer öfter verfrüht und unausgereift auf den Markt - und begännen dann, an den Problemen herumzukitten.
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 11:43:17
      Beitrag Nr. 101 ()
      Kann ja der Bush dann nach Argentinien. Dort werden ständig Präsidenten gesucht. Und Rindviecher gibts da auch viele.
      Avatar
      schrieb am 11.01.02 11:43:23
      Beitrag Nr. 102 ()
      http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,173237,00.…



      EXPERTENSTREIT

      Wurde der Einsturz des World Trade Center am PC simuliert?

      Von Jochen A. Siegle, San Francisco

      Wurde der katastrophale Terroranschlag von New York am Rechner geplant? Die Experten sind sich uneins - doch das FBI ermittelt.


      Unter amerikanischen Bau- und Softwareexperten ist eine Kontroverse darüber entbrannt, ob das al-Qaida-Netzwerk den Einsturz des World Trade Center am Computer simuliert haben könnte. Die Terroristen sollen dafür spezielle Software zur strukturellen Analyse von Gebäuden eingesetzt haben.
      Auch das FBI ermittelt schon seit Wochen in diese Richtung. Wie erst Ende vergangener Woche bekannt wurde, befragten US-Ermittler bereits unmittelbar nach dem 11. September verschiedene Spezialisten und Softwarehersteller darüber, welche Programme das Kollabieren von Gebäuden im Voraus berechnen können.

      Fachleuten zufolge gibt es Hunderte kommerzielle Softwareprodukte zur Analyse von Gebäudestrukturen sowie Crashsimulationen. Viele dieser Engineering-Programme stehen auch Universitäten zur Verfügung. Einschätzungen von Exponent Failure Analysis zufolge sind jedoch weniger als zwei dutzend Anwendungen komplex genug, um den Einsturz eines Gebäudes durch einen Flugzeugaufprall zu simulieren.

      "Theoretisch ist es sicherlich möglich, den Kollaps des WTC vorab zu berechnen", erklärt Brian McDonald, Ingenieur bei Exponent in Menlo Park. "Den Einsturz jedoch präzise zu planen, erfordert komplexeste Berechnungen und ist daher weniger wahrscheinlich." Die Consultingfirma aus dem Silicon Valley ist darauf spezialisiert, Gebäudeeinstürze oder Naturkatastrophen zu untersuchen. Exponent hatte das FBI bereits nach dem Bombenanschlag auf das Alfred P. Murrah Federal Building in Oklahoma City im April 1995 beraten.

      Zudem müssten den Terroristen detaillierteste Informationen über die Geometrie der Gebäude, die Stahlträgerkonstruktionen und das eingesetzte Baumaterial zur Verfügung gestanden haben. "Selbst wenn das der Fall gewesen sein sollte, wäre ein solches Modell noch sehr hypothetisch", kommentierte Ephraim Hirsch, Bauingenieur und Dozent in San Francisco, die Spekulationen. "Aber dennoch ist es nicht unmöglich, den Kollaps zu berechnen."

      Als eine Software, die derartig aufwendige Modellrechnungen durchführen kann, gilt etwa LS-Dyna der kalifornischen Hightechschmiede Livermore Software Technology Corp. (LSTC). Um dieses Programm allerdings bedienen und die Ergebnisse sinnvoll interpretieren zu können, ist zum einen Experten-Know-how, zum anderen ein Supercomputer vonnöten.

      Expertenstreit: Manche halten die Theorie für plausibel

      Verschiedene Fachleute, darunter auch LSTC-Präsident John Hallquist, gehen davon aus, dass zumindest einige Teilaspekte der Zerstörung des World Trade Center hätten softwaretechnisch modelliert werden können. "Ich denke, das ist gut möglich. Vermutlich haben die Terroristen auch versucht zu analysieren, wie am meisten Energie im Gebäude freigesetzt werden kann", erklärt Hallquist. Programme für solche Teilanalysen sind wesentlich weniger komplex und auch auf konventionellen PCs einsetzbar. "Ich gehe aber davon aus, dass sie nicht damit rechneten, dass das gesamte Gebäude kollabiert, sondern dass nur der obere Teil in sich zusammenstürzt", so Hallquist.

      Hinweise hierauf lassen sich auch aus dem vergangene Woche veröffentlichten Bin-Laden-Video ableiten. Der al-Qaida-Anführer, der aus einer saudi-arabischen Bauunternehmerfamilie stammt, gibt auf diesem Band zu verstehen, dass er, basierend auf seiner Erfahrung im Baugewerbe, zumindest einen partiellen Einsturz erwartet habe.

      Hinsichtlich des Einsatzes von Spezialsoftware wird das Video derweilen sehr unterschiedlich interpretiert. "Bin Laden spricht vom Kollaps des WTC, als sei dieser eine ingeniöse Herausforderung", weist der demokratische Senator Bob Graham etwa in der "Los Angeles Times" auf die Beteiligung hochspezialisierter Experten hin. "Vermutlich hatten die Terroristen die Unterstützung von Bauingenieuren, Maschinenbauingenieuren und Softwareexperten", mutmaßt auch Hallquist.

      ...andere halten die These für Unsinn

      McDonald schließt aus den jüngsten Bin-Laden-Aufnahmen dagegen, dass die Terroristen keine PC-Simulationen eingesetzt haben. "Ich bin eher der Meinung, die Attacken wurden `low tech` geplant", so McDonald. "Bin Laden zeigt sich ja auch positiv überrascht vom Einsturz der Skyscraper. Daher denke ich, die Terroristen haben einfach die vollgetankten Jets als hochexplosive Bombe eingesetzt."

      Nährboden für Spekulationen gibt in Fachkreisen auch der schräge Winkel, in dem die Kamikaze-Piloten in die Twin Tower stürzten. Einige Spezialisten gehen davon aus, dass der Einflugwinkel im Voraus berechnet sein könnte, um in möglichst vielen Etagen die Trägerkonstruktionen zu beschädigen. Außerdem hätten die Entführer die Jets auffällig präzise in die oberen Stockwerke des WTC gerammt. Wissenschaftler verschiedenster Couleur sind sich mittlerweile darüber einig, dass die extreme Hitzeentwicklung durch den Brand des Kerosins die Stahlträgerkonstruktion des Welthandelszentrums zum Schmelzen und dadurch zum Einsturz brachte.

      Exponent zufolge untersucht das FBI nun die Softwareverkäufe der letzten Jahre und versucht, Profile von Experten zu erstellen, die mit derartigen Programmen arbeiten können. Das zuständige FBI-Büro in San Francisco verweigerte bislang jeden Kommentar zu den Ermittlungen. Nach Informationen des amerikanischen TV-Senders CBS hatten die US-Behörden verschiedene Softwarefirmen schon im Vorfeld der Attacken zu erhöhter Aufmerksamkeit bei der Lizenzierung ihrer Spezialprogramme gemahnt.

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 13.01.02 17:44:18
      Beitrag Nr. 103 ()
      Nicht die Zinshöhe, das Chaos zerstört die Ökonomie

      Über die Zinssenkungen der Zentralbanken



      Die Zentralbank der USA tut`s öfter, die europäische Zentralbank eher zögerlich: Zinsen heruntersetzen. Vorige Wochen taten`s beide: um 0,5% wurden die Leitzinsen zurückgenommen. Die Nachricht wird allgemein begrüßt. Die Zinssenkung unterstütze die konjunkturelle Belebung, ermutige unternehmerische Initiativen, beflügeln jene Konsumwünsche, die auf Pump befriedigt werden können. Der Trick: die Zentralbank setzt jene Zinsen herunter, die die Geschäftsbanken ihr zahlen muss, wenn sie sich mit Geld versorgen wollen. Denn die Geschäftsbanken sind es, die das Geld "schöpfen". Geldschöpfung findet statt, wenn die Banken Kredite vergeben. Letzteres tun sie nicht aus Nächstenliebe. Die Geschäftsbanken leben u.a. von der Differenz zwischen den Zinsen, die sie der Zentralbank und Leuten, die ihr Geld bei ihnen angelegt haben, zahlen müssen, einerseits, und den Zinsen, die sie ihren Kreditnehmern abknöpfen, andererseits. Da die Geschäftsbanken unter einander konkurrieren, werden sie die Kreditzinsen nicht nach eigenem Gutdünken festsetzen können. Denn sie konkurrieren nicht nur mit Habenzinsen um Anleger, sondern vor allem um Kreditnehmer, und das mit angeblich attraktiven Kreditzinsen. Die Banken leben von der Tatsache, dass die Neigung, auf Pump zu leben, ausgeprägt ist. Wenn sie all zu schroff geschröpft werden, nehmen diese Neigung rapide ab. Deswegen beflügeln niedrige Zinsen die Pumpneigung bei Produzent und Konsument. Die Zinsen, die die Zentralbank den Geschäftsbanken berechnen, bestimmen die Mimimalhöhe der Zinsen, die die Banken ihren Kreditnehmern berechnen. Deswegen nennt man die Zentralbankzinsen "Leitzinsen." Das sei gesicherte wissenschaftliche Theorie. Es ist aber eher Glaubensdogma.

      Glauben

      Alan Greenspan z.B. glaubt an die steuernde Wirkung der Leitzinsen wie ein Southern Baptist in den USA an den Heiligen Geist - unerschütterlich. Alan Greenspan ist bekanntlich der Chef der "Fed", wie die Amerikaner ihre Zentralbank liebevoll nennen. Geldpolitik ist die einzige Form der staatlichen Wirtschaftspolitik, die die USA seit mehr als zwanzig Jahren kennen und zulassen. "Wir haben keine Krisen, wir haben Greenspan," hieß die Botschaft der neunziger Jahre und diese Botschaft wurde mit enormem Aufwand von allen Medien verbreitet. Wer daran zweifelt, sei ein hoffnungslos veralteter Keynesianer und schlimmstenfalls ein behandlungsbedürftiger sozialistischer Psychopath. Greenspan setzte die Zinsen herauf, um die angeblich überhitzte amerikanische Konjunktur abzukühlen. Ab Anfang 1998 fingen die Löhne an real zu steigen, im Schneckentempo, aber immerhin, und sogar im unteren Lohnbereich. Das sah Greenspan nicht gerne, denn das könnte Inflation bedeuten. Die Unternehmer würden nämlich ihre Gewinnspanne aufrecht zu halten versuchen, indem sie die Preise anheben. Unternehmen sollten daher etwas weniger unternehmen, fand Greenspan, und ihre Unternehmungslust lässt nach, wenn die Zinsen hoch sind. Das hatte wenig Erfolg, aber Greenspan glaubte daran. Dann brach die Konjunktur ein, durchaus von Greenspan gewünscht, aber geordnet: eine "weiche Landung" sollte das werden. Es wurde eine Bruchlandung, die USA steuerten schnurstracks in die Rezession. Es liegt nicht an Bin Laden, das hat sich inzwischen herumgesprochen. Greenspan hatte Anfechtungen. Sollte die Geldpolitik etwa doch nicht das alleinseligmachende Mittel sein? Aber er winkte ab: Zinsmaßnahmen wirken erst längerfristig. Erst "Ende 2001", dann "im Frühjahr 2002", schließlich sogar "vielleicht Mitte 2002" sollte es dank Greenspans Bemühungen zu einer "spürbaren Belebung" kommen. Wim Duisenberg, Greenspans europäischer Kollege, war Geldpolitiker, aber kein bekennender Monetarist. Konjunktur werde nicht von der Zentralbank gemacht, sondern von ganz anderen. Die Zentralbank müsse lediglich darauf achten, dass die Inflation innerhalb akzeptabler Grenzen bleibt. 5% in den Niederlanden und Irland, fast 3% in Deutschland usw. zeigen nicht, dass es der lahmenden Konjunktur an Geld fehle. Duisenberg wurde im konservativen Blätterwald zum best gehassten Geldpolitiker Europas. Wem nutzt also die Zinssenkung? Leute, die ihr Vermögen sowohl in zinstragenden wie auch in börsenotierten Wertpapieren angelegt haben, müssen sich entscheiden, wie sie ihre Portfolios umschichten. Das sind in er Regel große Wertpapierfonds. In der Regel schichten sie bei erwarteter Zinssenkung von Rentenpapieren in Aktien um. Nachdem die Kurse gestiegen sind, verkaufen sie die Aktien und nehmen Kursgewinne mit. Dieses Spielchen war in diesem Jahr wiederholt zu beobachten. Profitiert haben bisher offenbar nur clevere Spekulanten.

      Zinsen helfen, aber wenig oder vor allem Wenigen

      Für die Konjunktur sind Entscheidungen sowohl von Produzenten wie auch Konsumenten von Zinshöhe nur beschränkt abhängig. Konsumenten machen die Anschaffung langlebiger Konsumgüter in erster Linie davon abhängig, ob ihre Einkommen für eine überschaubare Zukunft, d.h. ihre Arbeitsplätze, sicher sind. Sind sie das nicht, sind die Leute, die kaum über Ersparungen verfügen und in der Regel so wenig verdienen, dass sie am Monatletzten rote Zahlen schreiben, eher vorsichtig. Ein oder zwei Prozent Zinsen mehr oder weniger machen zwar etwas aus, beeinflussen die Anschaffungsentscheidungen kaum. Das ist wahrscheinlich anders bei de Entscheidung, ein eigens Haus zu bauen. Aber es sind nicht die Massen, die vor dieser Entscheidung stehen. Dagegen hat die Anschaffung einer Eigentumswohnung zwar viel mit der Zinsbelastung, aber wenig mit der Konjunktur zu tun. In dem Fall wechselt ein bereits bestehendes Gut den Besitzer; hat dieser vorher das Gut, die Käufer das Geld, so haben diese dann das Gut und jener das Geld (wobei Makler, Notare und das Finanzamt mit absahnen). Dass der Immobilienmarkt in den USA in diesem Jahr eher floriert, hat mit dem Umstand zu tun, dass die Reichen ihre Portfolios umschichten: sie flüchten von den Geld- und Papierwerten in die Sachwerten. Für die Konjunktur in den USA brachte das nichts.

      Auch Unternehmen denken erst dann über eine neue Produktionsinitiative bzw. über Produktionserweiterung nach, wenn sie erwarten, neue und mehr Produkte auch verkaufen zu können. Dann denken sie über die damit verbundenen Kosten nach, und diese Kosten sind zunächst einmal Kosten für den Faktor Arbeit, dann Kosten für das anzuschaffende produktive Kapital (Preislage auf dem Markt für Investitionsgüter). Erst dann suchen sie das Gespräch mit der Bank. Es hängt weniger vor der Höhe der Leitzinsen ab als vielmehr von der Einschätzung der Bank über die zu erwartenden Gewinne, ob und zu welchen Konditionen ein Kredit gewährt wird. Ist das Risiko hoch, verlangen sie hohe Zinsen, unabhängig davon, was Duisenberg oder Greenspan tun. Im Ökonomenjargon: die Zinselastizität von Produzenten- bzw. Konsumentenentscheidungen ist eher gering.

      Kommen wir auf einen dritten Faktor. Dem Staat werde durch die letzten Zentralbankentscheidungen geholfen, seine Ausgabenpolitik zu überdenken. Neuverschuldung kostet tatsächlich weniger und ein Prozent weniger an Zinsen bedeutet bei einer Neuverschuldung von 50 Mrd. DM immerhin jährlich eine "Ersparung" von 500 Millionen. Nur hilft das den Finanzministern in Bund und Ländern und den Finanzdezernenten der Städte wenig, solange sie alte Schulden bedienen müssen. Und da diese Schulden immens hoch sind, ist die Greenspans und Duisenbergs Hilfestellung für die öffentliche Hand bescheiden.

      Chaoswirtschaft

      Die Hauptakteure in Politik und Wirtschaft wissen das. Aber sie schwören auf das andere Paradepferd des Neoliberalismus: die Nachfrage ist dem Angebot nachzuordnen. Sie predigen: "Machen wir es den Anbietern von Gütern und Dienstleistungen einfach, durch niedrige Kosten, also niedrige Löhne und niedrige Steuern, ihre Produktionsentscheidungen positiv zu gestalten. Zu dieser Kostenminimierung gehört auch, Einstellung von Leuten leichter zu machen, also das Prinzip hire and fire, heuere und feuere." Sie verweisen auf Länder, die durch drastische Deregulierung des Arbeitsmarktes große "Erfolge" hatten. Die Leute haben dann zwar prekäre Arbeitsverhältnisse ohne Einkommenssicherheit, aber sie verschwinden aus der Arbeitslosenstatistik, die Staat nimmt trotz niedriger Steuern mehr ein, die öffentliche Verschuldung geht zurück. Toll! Die Leute des unteren und mittleren Einkommensbereiches blenden die Einkommensunsicherheit aus, der private Verschuldung nimmt drastisch zu. Folge: irgendwann können die Leute kaum noch etwas kaufen, was über den täglichen Bedarf hinausgeht, die Konjunktur bricht ein. Die Chaoswirtschaft der neoliberalen Form des Kapitalismus zeigt von seiner hässlichen Seite. Nicht die Zinshöhe, sondern das Chaos zerstört die Ökonomie.

      :D
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 04:36:35
      Beitrag Nr. 104 ()
      Ärzte - Bushs Gesundheit trotz kurzer Ohnmacht in Ordnung

      Washington, 14. Jan (Reuters) - US-Präsident George W. Bush hat am Sonntag in seiner Wohnung im Weißen Haus in Washington kurzzeitig das Bewusstsein verloren und stürzte nach Auskunft seines Arztes von einem Sofa, von dem aus er im Fernsehen ein Football-Spiel verfolgt habe. Erste medizinische Tests hätten jedoch keine Auffälligkeiten an Bushs Gesundheitszustand ergeben, sagte Bushs Leibarzt Richard Tubb. Bush habe sich in den vergangenen Tagen bereits darüber beklagt, dass er sich nicht ganz fit fühle. Diese Voraussetzung und die Tatsache, dass er nur eine Brezel gegegessen habe, habe zu der Ohnmacht geführt, sagte Tubb. Sie habe lediglich wenige Sekunden gedauert.

      Bush rutschte den Angaben zufolge während der Bewusstlosigkeit von dem Sofa und prallte mit dem Kopf auf dem Boden auf. Dabei habe er sich eine Schürfwunde am linken Kiefer und einen kleinen Riss an der Unterlippe zugezogen, sagte Tubb.

      ______________________

      Ist die Summe der Belastungen schon zu hoch geworden ?
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 04:40:04
      Beitrag Nr. 105 ()
      kannnst du gemein sein, livetrader!


      :D
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 04:50:07
      Beitrag Nr. 106 ()
      Das Kapital: Die Diagnose von Greenspan greift zu kurz

      Jetzt ist auch die scheußliche These offiziell. Dass die US-Wirtschaft in einer Rezession steckt, wissen wir seit dem Herbst. Dass der laufende Abschwung tückischer ist als normal, hat Alan Greenspan nun amtlich gemacht. Danach ist eine nachhaltig kräftige Erholung so schnell nicht in Sicht.

      Das heißt nicht, dass es keinen Aufschwung geben wird. Nach CSFB sind die US-Lagerbestände in dieser Rezession bisher um 118 Mrd. Euro gefallen, doppelt so stark wie im Schnitt. Da sich die Nachfrage dem NAPM zufolge gleichzeitig stabilisiert und zudem mehr verkauft als produziert wird, ist mit einem Wiederaufbau der Lagerbestände zu rechnen. Allein dieser Effekt könnte einen kräftigen Produktionsanstieg auslösen.

      Aber dauerhaft wäre er nur, wenn die Nachfrage mitzieht. Die Maßnahmen, um sie zu beleben, sind enorm. Nach OECD-Schätzungen bewirkt ein Zinsrückgang von einem Prozent nach zwölf Monaten einen Anstieg des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,6 Prozent. Kumuliert ergeben die Fed-Schritte demnach einen Impuls von knapp drei Prozent des BIP. Dazu kommen die fiskalischen Impulse, die sich bisher auf 1,3 Prozent des BIP belaufen, sowie der Ölpreisrückgang, der die Wirtschaft um 0,5 Prozent des BIP entlastet. Wegen der zeitlichen Verzögerung der Geldpolitik könnten die Stimuli nach Morgan Stanley bis 2003 auf rund zehn Prozent des BIP wachsen. In Europa liegen die kurzfristigen Realzinsen bei rund einem Prozent, ein Niveau, das die Wirtschaft in den 90er Jahren immer beflügelt hatte.


      Wohnungsmarkt und Autoumsätze bemerkenswert robust

      Bei einer solchen Ausgangslage könnte man normalerweise fast blindlings auf Aktien setzen, zumal da Inflation keine Rolle spielt :laugh: . Aber es gibt Fallgruben, und sie sind tief. Vor allem der Wohnungsmarkt und die Autoumsätze sind in der laufenden Rezession bemerkenswert robust geblieben, wozu neben niedrigen Hypothekenzinsen das Wetter und die Kaufanreize der Autobauer beigetragen haben. Aber dieses Wachstum war nur geborgt. Wer gestern ein Auto gekauft hat, ist erst mal versorgt. Und wer um seine Stelle fürchten oder auf den Vorjahresbonus verzichten muss, denkt über neue Autos oder Häuser erst gar nicht nach. Wie Ford oder Merrill Lynch zeigen, ist die Zeit der Entlassungen noch nicht vorbei.

      Der Aufschwung dürfte schon daher gedämpft ausfallen. Dafür spricht auch, dass die langfristigen Zinsen zwischenzeitlich zu stark gestiegen sind. Die strukturellen Ungleichgewichte - massive Verschuldung von Haushalten und Firmen bei gleichzeitigem Sparmangel und Kapazitätsüberhang - hat Greenspan dabei nicht mal angesprochen. Obwohl man die Flexibilität der US-Wirtschaft und die IT-Revolution nicht unterschätzen soll, bleibt es schwer für die Firmen, das mittlere KGV von rund 25 über die nächsten Jahre zu rechtfertigen. Selbst kurzfristige Spielchen mit dem Auf und Ab der Lagerhaltung sind riskanter als gewöhnlich.

      ____________________________

      Meine Rede seit Monaten! :D Bei Preisnachlässen von 40 bis 70 Prozent geht auch der verblödestete Schwachkopf einkaufen, oder etwa nicht?

      Und das zinslose Kredite bei herabgesetzten Waren (Autos) nicht gut für das KGV ist sagte ich bereits bei der ersten solcher Meldung.

      Auch habe ich nie behauptet das es nie wieder einen Aufschwung geben wird. Nur wird es vielleicht länger dauern.

      Mehr als 10 Boomjahre müssen langsam verdaut werden.
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 04:52:27
      Beitrag Nr. 107 ()
      Meine Ferndiagnose: so oder ähnlich reagiert der Mensch auf extreme Probleme/Überforderungen. Als Warnsignal sind Vorfälle dieser Art sehr ernst zu nehmen.

      Livetrader
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 04:56:23
      Beitrag Nr. 108 ()
      Enron-Pleite entwickelt sich zum Politskandal

      Justizminister Ashcroft zieht sich von Untersuchungen zurück - Andersen hat Dokumente vernichtet


      New York / Washington (pte, 11. Januar 02/12:06) - Höchste politische Würdenträger geraten im Zusammenhang mit der Enron-Insolvenz, der mit Abstand größten Unternehmenspleite in der Geschichte der USA, in ein schiefes Licht. Justizminister John Ashcroft zog sich von den von seinem Ministerium (http://www.usdoj.gov/) eingeleiteten Ermittlungen gegen den weltgrößten Energiehandelskonzern wegen Befangenheit zurück. Er hatte von Enron (http://www.enron.com/) 57.499 Dollar Zuwendungen für seine fehlgeschlagene Senatorenkampagne im Jahr 2000 erhalten, berichtete das Center für Responsive Politics (http://www.opensecrets.org/) , das politische Spenden dokumentiert. Allein 25.000 Dollar kamen diesen Angaben zufolge direkt von Enron-Chef Kenneth Lay.

      Lay soll unter anderem auch mit Präsident George Bush gut befreundet sein und seinen Präsidentenwahlkampf kräftig unterstützt haben. Insgesamt hat Enron seit 1990 den Parteien 5,77 Mio. Dollar an Zuwendungen zukommen lassen, 73 Prozent davon der Republikanischen Partei und 27 Prozent den Demokraten. Allein in den Jahren zwischen 1996 und 2000 erhielten die Partein Zuwendungen in der Höhe von insgesamt 4,63 Mio. Dollar.

      71 von 100 US-Senatoren sowie die Hälfte der 435 Abgeordneten des US-Repräsentantenhauses sollen Geld von Enron erhalten haben, berichtet das Manager-Magazin (http://www.manager-magazin.de/) .. Bei einem im Jahr 2000 verabschiedeten Gesetz, das den Handel von Rohstoff-Energiederivaten regelt, wurden jene Energiederivate ausgespart, mit denen Enron 90 Prozent seines Gewinnes machte, heißt es weiter. (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,176…

      Nicht nur politische Entscheidungsträger, sondern auch der Unternehmensberater Arthur Andersen (http://www.andersen.com/) macht im Zusammenhang mit Enron nicht den besten Eindruck. Eine signifikante, aber nicht genau bekannte Anzahl an elektronischen und Papier-Dokumenten sei von mit Enron vertrauten Mitarbeitern vernichtet worden, erklärte Andersen gestern, Donnerstag, in einer Aussendung. Dies sei dem US-Justizministerium (Department of Justice) bereits mitgeteilt worden (http://www.andersen.com/website.nsf/content/MediaCenter)?Ope… .. Gestern, Donnerstag, wurde bekannt, dass das Justizministerium gegen Enron ermittelt (pte berichtete: (http://www.pte.at/pte.mc?pte=020110028 ).

      Besonders tragisch ist, dass die betrieblichen Altersvorsorgen der Mitarbeiter des Energiekonzerns mit den Enron-Aktien gekoppelt sind. Im vergangenen Jahr notierte das Papier bei bis zu 84,88 Dollar, seit dem Insolvenzantrag rasselte der Kurs auf unter einen Dollar in den Keller. Enron meldete am 2. Dezember 2001 bei einem New Yorker Gericht Gläubigerschutz nach Paragraph 11 an. Rund ein Drittel der 21.000 Beschäftigten müssen das Unternehmen verlassen, das sich von allen nicht zum Kerngeschäft gehörenden Sparten trennen will. (Quelle: pte.online)


      11.01.2002 16:17
      © boerse.de

      ____________________________

      Eine schöne Jauchegrube, die da anfängt zu blubern! :D
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 04:59:11
      Beitrag Nr. 109 ()
      #107 von Livetrader

      Kinder und Besoffene sagen immer die Wahrheit!

      Vielleicht sollte man mal Bush einen Ausgeben? Oder mal seine Tochter fragen - bei ihr treffen ja beide Punkte zu! :eek:
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 05:04:35
      Beitrag Nr. 110 ()
      manager-magazin.de, 13.01.2002, 17:54 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,176…
      E N R O N

      Schnelle Führungsriege

      Skandal an der Wall Street: Manager sollen vor Milliardenpleite Insidergeschäfte getätigt haben.


      New York - Manager des in Konkurs gegangenen US-Energiekonzerns Enron sollen unerlaubte Insidergeschäfte getätigt haben. Wie die Zeitung "New York Times" am Sonntag berichtete, sollen 29 Manager von 1999 bis Mitte 2001 mit dem Verkauf von 17,3 Millionen Aktien 1,1 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) erzielt haben, bevor der Kurs der Enron-Aktie an der Wall Street abstürzte.

      Ein Manager habe Aktien im Wert von mehr als 353 Millionen Dollar verkauft, meldete die Zeitung. Unter den mutmaßlichen Insidern soll auch Enron-Chef Kenneth Lay sein, der die Präsidentschaftskandidatur von US-Präsident George W. Bush unterstützt hatte. Noch gebe es "keine Beweise, die den Verdacht unsauberer Aktiengeschäfte des Aufsichtsrats oder des oberen Managements" erhärteten, sagte dagegen Enron-Anwalt Robert Bennett.

      Der Konzern steht im Verdacht, Bilanzzahlen gefälscht zu haben. Enron hatte sich Anfang Dezember unter das schützende Dach des US-Konkursrechts geflüchtet und Gläubigerschutz beantragt. Der größte Energiehändler der Welt steht mit rund 40 Milliarden Dollar (88 Milliarden Euro) in der Kreide. Dabei hatte im Jahr 2000 der Umsatz noch mehr als hundert Milliarden Dollar betragen und der Gewinn eine satte Milliarde. Bush kündigte Anfang Januar eine umfassende Untersuchung der größten Firmenpleite in der Geschichte der USA an.

      ____________________________

      manager-magazin.de, 11.01.2002, 10:39 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,176…
      E N R O N

      "Kennys" Geheimnisse

      Wirtschaftsprüfer Arthur Andersen hat vor der Konzernpleite wichtige Unterlagen vernichtet.


      Washington - Der Zusammenbruch des US-Energie-Konzerns Enron Corp. zieht Kreise bis in die US-Regierung von Präsident George W. Bush hinein. Regierungsangaben zufolge waren zwei Minister vor dem Kollaps des Unternehmens gewarnt worden. Justizminister John Ashcroft zog sich aus den strafrechtlichen Ermittlungen seines Hauses gegen den Konzern aus Befangenheit zurück. Enron-Chef Kenneth Lay hatte den Wahlkampf Bushs großzügig unterstützt.

      Börsenaufsicht spricht von einem "sehr ernsten Delikt"

      Die US-Unternehmensberatung Arthur Andersen teilte mit, sie habe zahlreiche Dokumente zur Bilanzierung des Konzerns vernichtet - bevor die Wertpapier- und Börsenkommission SEC (Securities and Exchange Commission) ihre Untersuchung aufgenommen habe. Mit Beginn der Ermittlungen habe das Haus seine Mitarbeiter angewiesen, alle Dokumente aufzubewahren. Das Unternehmen bemühe sich, die Fakten zusammenzustellen und festzustellen, ob der Anweisung Folge geleistet worden sei.

      Das Verschwinden von Dokumenten sei ein "sehr ernstes Delikt", sagte der SEC- Direktor Stephen Cutler in Washington, werde aber die Behörden nicht von ihren Ermittlungen abhalten. Vor seinem Absturz im Herbst war Enron einer der erfolgreichsten Energie-Handelskonzerne der Welt.

      Wußte Bush von der Pleite-Situation schon Monate früher?

      Den Regierungsangaben zufolge streckte das Unternehmen womöglich im Herbst seine Fühler aus, um Chancen für eine finanzielle Rettung des Unternehmens bei der Regierung Bush auszuloten. Enron-Chef Lay habe US-Finanzminister Paul O`Neill und Wirtschaftsminister Donald Evans angerufen und sie auf eine von der damaligen Regierung organisierte, aber privat finanzierte Rettung eines Hedge Funds im Jahr 1998 angesprochen, sagte ein Sprecher Bushs.

      Finanzminister O`Neill wies jedoch Vermutungen zurück, bei dem Gespräch sei es darum gegangen, Enron aus seinen Schwierigkeiten zu helfen. "Absolut nicht", bekräftigte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Lay habe ihn lediglich über die Lage des Konzerns informieren wollen. Auch Bush distanzierte sich von den Aussagen des Enron-Chefs: "Ich habe nie mit Herrn Lay über die finanziellen Probleme seines Unternehmens gesprochen", sagte Bush und fügte hinzu, er habe Lay letztmals im Frühjahr vergangenen Jahres bei einer kulturellen Sponsoren-Veranstaltung seiner Mutter Barbara Bush getroffen.

      Enron beeinflußte US-Energiepolitik maßgeblich

      Andererseits hatte Bush eine freundschaftliche Beziehung zu Enrons CEO Kenneth Lay, den er häufig "Kenny Boy" nannte. Kenny bekam während der Bush-Cheney-Kampagne von seinen Washingtoner Freunden den Titel "Pioneer" verliehen. Zum Club der "Pioneers" durften sich jene zählen, die mindestens 100.000 Dollar für Bushs Wahlkampf gespendet hatten.

      Die Enron-Manager waren auch nach der Wahl häufig bei der Regierung zu Besuch, berichtet Spiegel-online. Wie das Weiße Haus inzwischen bestätigt hat, waren Lay oder andere Enron-Manager im vergangenen Jahr mindestens sechsmal bei US-Vizepräsident Dick Cheney oder dessen Beratern zu Gast. Das Letzte der vom Weißen Haus bestätigten Treffen fand im Oktober 2001 statt, kurz vor Enrons Fall.

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      manager-magazin.de, 11.01.2002, 09:54 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,176…

      E N R O N - T E I L 2

      "Kennys" Geheimnisse


      71 von 100 US-Senatoren bekamen angeblich von Enron Zuwendungen - und revanchierten sich.

      Fortsetzung - Nach Informationen der britischen Zeitung "Independent" haben mindestens vier Enron-Mitarbeiter für die Bush-Administration gearbeitet und die Ausrichtung von Bushs Energiepolitik maßgeblich beeinflusst. "Kenny Boy" Lay sei zudem häufig als informeller Berater bei verschiedenen energiepolitischen Beratungen zu Gast gewesen.

      Enron versuchte, sich durch eine breite Streuung seines Geldes abzusichern. 71 der 100 US-Senatoren sollen Zuwendungen von Enron erhalten haben - die Hälfte der 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Es dürfte sich um ein Investment mit Rendite gehandelt haben. Bei einem im Jahr 2000 verabschiedeten Gesetz, das den Handel mit Rohstoff-Termingeschäften regelt, wurden jene Energiederivate ausgespart, mit denen Enron im vergangenen Quartal etwa 90 Prozent seines Gewinns machte.

      In zwölf Jahren spendete Enron 5,8 Millionen Dollar

      Seit 1990 hat das Unternehmen nach Angaben des Center of Responsive Politics, das politische Spenden dokumentiert, insgesamt 5,8 Millionen Dollar für Wahlkampagnen gespendet, davon etwa drei Viertel an die Republikaner.

      Der US-Justizminister Ashcroft zog sich von den Untersuchung zurück, weil er Angaben seines Hauses zufolge von Lay unterstützt wurde, als er 1999 in seinem Heimat-Bundesstaat Missouri 1999 um einen Sitz für den US-Senat kandidierte. Das Unternehmen spendete Ashcroft politikwissenschaftlichen Forschern zufolge insgesamt rund 57.500 Dollar, knapp die Hälfte sei von Lay persönlich gekommen. Zuvor hatte der demokratische Abgeordnete Henry Waxman in einem Brief darauf hingewiesen, dass Lays persönlicher Beitrag um ein Vielfaches über die maximal erlaubte Summe von privater Seite hinaus gegangen sei.

      Bitter: Mitarbeiter-Renten sind an Aktienkurs gebunden

      Das Justiz-Ministerium hat einen Sonderstab eingerichtet, um die Ermittlungen mehrerer Parlamentsausschüsse, des Arbeitsministeriums und der Wertpapier- und Börsenkommission SEC wegen krimineller Vergehen im Zusammenhang mit der Enron-Pleite zu bündeln. Bush ordnete an, die Regelungen für betriebliche Renten und die Offenlegungspflichten der Unternehmen landesweit zu prüfen. Bei Enron gingen die betrieblichen Renten der Mitarbeiter praktisch verloren, weil sie an den Kurs der Enron-Aktie gekoppelt waren. Das Unternehmen hatte am 2. Dezember Gläubigerschutz nach dem US-Konkursgesetz beantragt. Die Enron-Aktie notierte am Donnerstag mit 70 Cents rund zwölf Prozent fester als am Vortag, im August 2000 hatte sie bei 90,56 Dollar gelegen. Der Konzern war innerhalb weniger Wochen von einem der gefragtesten Unternehmen an der Börse in die Pleite abgerutscht. Er hatte rückwirkend Bilanzen korrigieren müssen, weil Verluste aus Partnerschaften nicht berücksichtigt worden waren. Tausende verloren ihren Arbeitsplatz und Milliarden Dollar Anlegergelder gingen verloren.


      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 15:58:31
      Beitrag Nr. 111 ()
      GEFANGENEN-VERHÖRE

      Tagesausflüge zum Amerikaner-Töten

      Immer mehr Taliban- und al-Qaida-Gefangene werden in Afghanistan von der US-Armee verhört. Nach eigenen Angaben wollen die Ermittler herausgefunden haben, dass es Pläne für Tagesausflüge in die USA gab, um Amerikaner zu töten.


      New York - Die bisher ermittelten Informationen wiesen darauf hin, dass gefangene al-Qaida-Kämpfer direkt mit geplanten Angriffen auf die USA zu tun hätten, hieß es nach Angaben von CNN aus Kreisen des US-Militärs. Sie fügten hinzu: "Zu einigen geplanten Anschlägen sei es nicht gekommen, aus welchen Gründen auch immer, möglicherweise wegen der Ereignisse vom 11. September."
      Ein Zentrum der Verhöre ist offenbar Bagram, der Flughafen rund 50 Kilometer nördlich von Kabul. Dort werden von den Amerikanern zurzeit etwa 50 Gefangene festgehalten. Kürzlich wurde der hochrangige al-Qaida-Führer Ibn al-Scheik al-Libi von der "USS Bataan" in der Arabischen See nach Bagram verlegt. Der Libyer wird beschuldigt, Terroristenausbildungslager in Afghanistan geführt zu haben. Auch Mullah Abdul Salam Saif, der frühere Botschafter der Taliban in Pakistan, wurde vergangene Woche nach Bagram überstellt.

      Unter den Gefangenen sollen sich mehr Briten befinden als bisher bekannt war. Die "Times" schreibt, mindestens sechs britische Muslime seien in Afghanistan in Gefangenschaft geraten, weil sie der al-Qaida-Terrorgruppe angehören sollen. Auch sie sollen offenbar nach Kuba in das Gefangenenlager auf dem US-Stützpunkt Guantanamo Bay gebracht werden.

      Dort befindet sich bereits ein Brite in Haft. Er gehörte zum ersten Schub von 20 al-Qaida- und Taliban-Gefangenen. Nach Angaben eines Sprechers von Premierminister Tony Blair ersuchte Großbritannien die USA um Zugang zu britischen Gefangenen. Die Briten haben bereits die Zusicherung seitens der USA erhalten, dass die Gefangenen gemäß internationaler Gepflogenheiten behandelt würden.

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 16:01:22
      Beitrag Nr. 112 ()
      BUSHS OHNMACHTSANFALL

      Brezel traf den Vagusnerv

      Die Verringerung der Herzschlagfrequenz hat zu einem Ohnmachtsanfall von US-Präsident George W. Bush im Weißen Haus geführt. Bush hatte sich beim Fernsehen an einer Brezel verschluckt. Das Gebäck hatte daraufhin offenbar den Vagusnerv stimuliert, was den Herzschlag verlangsamt haben könnte.




      Washington - Bushs Leibarzt Richard Tubb sagte, der Präsident sei der Ansicht, nur für einige Sekunden ohnmächtig gewesen zu sein. Als er wieder zu sich gekommen sei, haben die beiden Hunde dagesessen wie zuvor und ihn "komisch angeschaut".
      Der 55-Jährige fiel gegen 17.35 Uhr (23.35 MEZ) durch den Anfall vom Sofa auf den Boden. Dabei verletzte er sich leicht. Er zog sich Abschürfungen an der linken Wange zu und schlug sich die Unterlippe auf. Während des Vorfalls war Bush allein im Zimmer und schaute sich ein Football-Spiel der National League zwischen den Miami Dolphins und den Baltimore Ravens an. Bushs Ehefrau Laura telefonierte gerade in einem anderen Raum.

      Um 17.40 Uhr sei eine im Weißen Haus stationierte Krankenschwester alarmiert worden. Acht Minuten später sei Bushs Leibarzt Tubb verständigt worden, der sogleich ins Weiße Haus eilte, wo er im Behandlungszimmer ein Elektrokardiogramm veranlasste. Dabei sind nach Tubbs Angaben keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Auch der Blutdruck sei für Bush normal gewesen. Allein die Pulsfrequenz sei etwas niedrig, was allerdings aufs Bushs guten Trainingszustand zurückzuführen sei. Er habe ihm keine Medikamente verschreiben müssen, sagte Tubb.

      Nach Angaben Tubbs ist der Ohnmachtsanfall Ergebnis verschiedener Faktoren. Zunächst habe die Brezel, an der sich Bush verschluckt haben soll, den Vagusnerv gereizt. Dieser Nerv signalisiere dann dem Herzen, die Schlagfrequenz zu reduzieren. Dies könne zu einer kurzen Ohnmacht führen. "Vasovagale Ohnmacht", so der medizinische Ausdruck, kann auch durch Angstzustände oder Bauchkrämpfe ausgelöst werden.

      Der Präsident habe sich zudem schon während der vergangenen Tage nicht ganz wohl gefühlt und über eine aufziehende Erkältung geklagt. Zusätzlich habe Bush am Wochenende unter Wetterfühligkeit gelitten. Dennoch habe der Präsident am Samstag trainiert und auch am Sonntag ein leichtes Training absolviert, sagte Tubb.

      Tubb sagte, der Schwächeanfall des Präsidenten scheine nicht mit Stress oder zusätzlicher Arbeit auf Grund des Afghanistan-Krieges in Verbindung zu stehen.

      Vergangenen August bescheinigten Ärzte dem Präsidenten nach einer Routineuntersuchung, "ausgesprochen gesund" zu sein. Was den Zustand seines Kreislaufes angehe, befinde sich Bush unter den besten zwei Prozent aller Männer seines Alters.

      Im Dezember waren Bush allerdings diverse Hautgeschwüre entfernt worden. An den Wangen wurden ihm zwei so genannte Lichtkeratosen mit flüssigem Stickstoff abgefroren. Die Ärzte operierten auch zwei Alterswarzen von Bushs Stirn und Schläfe. Lichtkeratosen können eine Vorstufe von Hautkrebs sein. Sie entstehen durch intensive Sonneneinstrahlung.

      Bushs Gesundheitszustand scheint damit wesentlich besser zu sein als der Dick Cheneys. Der Vizepräsident erlitt in den vergangenen 25 Jahren vier Herzinfarkte. Im Juni vergangenen Jahres wurde ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt.

      Wie Bushs Sprecher Ari Fleischer mitteilte, will der 55-jährige Präsident wie geplant am heutigen Montag zu einer Reise in den Mittelwesten aufbrechen.

      ____________________________

      Die Welt ist eine Scheibe! :laugh:
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 16:03:35
      Beitrag Nr. 113 ()
      .




      Solche Bilder sagen alles über Amerika!





      Avatar
      schrieb am 14.01.02 16:06:25
      Beitrag Nr. 114 ()
      SPIEGEL ONLINE - 14. Januar 2002, 13:22
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,177045,00.html
      Enron-Pleite

      Telefonterror aus Houston

      Im Fall Enron tauchen derzeit täglich neue Bush-Beamte auf, die vor oder während des Enron-Debakels von hochrangigen Managern des Energieunternehmens kontaktiert wurden. Enron versuchte offensichtlich, durch massive Lobbyarbeit in Washington Einfluss auf seine Kreditgeber auszuüben.


      Washington - Im Herbst 2001, als die Aussichten des siebtgrößten US-Konzerns immer düsterer wurden, riefen die Enron-Manager in Washington offensichtlich jeden an, den sie kannten. Das Ziel: Die über lange Zeit und mit Millionenaufwand aufgebauten politischen Kontakte sollten jetzt helfen, den vom Bankrott bedrohten Konzern zu retten.

      Enrons Präsident Greg Whalley rief nach Angaben des US-Finanzministeriums im späten Oktober 2001 sechs bis acht Mal bei Finanzstaatssekretär Peter Fisher an. Zu diesem Zeitpunkt verschlechterte sich Enrons finanzielle Lage täglich. Mehrere Großbanken zögerten bereits, Enron weitere dringend benötigte Kredite einzuräumen. Der Enron-Präsident habe Fisher gebeten, bei den Banken ein gutes Wort für sein Unternehmen einzulegen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. Staatssekretär Fisher habe Whalleys Bitte jedoch nicht entsprochen und keinen von Enrons Kreditgebern kontaktiert.

      Vergangene Woche hatte das Weiße Haus bereits bestätigt, dass Enron-Manager im Herbst 2001 bei US-Finanzminister Paul O`Neill und Handelsminister Donald Evans vorgesprochen hätten um diese von der Notwendigkeit einer staatlich unterstützten Rettungsaktion für das angeschlagene Energieunternehmen zu überzeugen.

      Eine Enron-Sprecherin sagte, die Anrufe bei Fisher hätten "nur der Information" des Staatssekretärs gedient. Es sei ihr nicht bekannt, so die Sprecherin, dass Whalley den Regierungsbeamten um Hilfe gebeten habe.

      Anruf eines alten Bekannten

      Fisher wurde nach Angaben des Finanzministeriums auch von Robert Rubin angerufen, der unter dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton Finanzminister war und heute Vorstandsmitglied bei der Großbank Citigroup ist. Der "New York Times" zufolge hat das Finanzinstitut Enron mindestens 750 Millionen Dollar geliehen.

      Rubin habe Fisher am 8. November 2001 angerufen. An diesem Tag hatte Enron bekannt gegeben, die Unternehmensgewinne der vergangenen vier Jahre seien nicht korrekt bilanziert worden und müssten um mehr als eine halbe Milliarde Dollar nach unten korrigiert werden. Nach Darstellung des US-Finanzministeriums habe Rubin den Staatssekretär gebeten, auf die großen Ratingagenturen wie Standard & Poor`s oder Moody`s einzuwirken. Hintergrund ist, dass die Ratingfirmen zu diesem Zeitpunkt bereits darüber nachdachten, Enrons Kreditwürdigkeit herabzustufen. Fisher, so das Finanzministerium, habe Rubin jedoch erläutert, ein Anruf bei Moody`s oder anderen Agenturen sei keine gute Idee. Rubin habe das eingesehen.

      Houstons langer Arm

      Inzwischen tauchen in den Medien vermehrt Beispiele auf für den weit reichenden Einfluss Enrons auf die US-Energiepolitik im allgemeinen und die Bush-Administration im speziellen. Enron-Chef Kenneth Lay, ein guter Bekannter von US-Präsident George W. Bush und großzügiger Parteispender, besuchte Anfang 2001 den Vorsitzenden der Federal Energy Regulatory Commission, Curtis Hebert. Der "New York Times" berichtete Hebert, dass Lay angeboten habe, ihn weiter zu unterstützen, wenn er seine Position zur Deregulierung des US-Energiemarktes ändere. Hebert sagte, er habe Lays Angebot ausgeschlagen. Im August 2001 war Hebert ohne Angabe von Gründen mehr als zwei Jahre vor Ablauf seiner Amtszeit von seinem Posten zurückgetreten. Kenneth Lay bestreite Heberts Version, so die Zeitung. Nach Lays Darstellung sei es Hebert gewesen, der Enron um Unterstützung gebeten habe.

      Insider-Geschäfte gigantischen Ausmaßes?

      Enrons Topmanager haben in den Monaten vor dem Kollaps Aktienpakete für mehr als eine Milliarde Dollar verkauft. Das berichtet die "New York Times" in ihrer Sonntagsausgabe. Sie bezieht sich auf die Klageschrift einer New Yorker Bank, die Gewerkschaftsgelder in Enron investiert hatte. Die Bank wirft den Managern vor, Insiderwissen über die prekäre Finanzlage des einstigen Börsenlieblings ausgenutzt zu haben. Die Manager bestreiten das.

      Kenneth Lay machte durch den Verkauf von Enron-Aktien zwischen Anfang 1999 und Mitte 2001 insgesamt 101,3 Millionen Dollar, berichtet die Zeitung unter Berufung auf bei der US-Börsenaufsicht hinterlegte Verkaufsmeldungen. Damals seien die Aktien zwischen 31 und 86 Dollar wert gewesen.

      Auch Jeff Skilling, der im August 2001 überraschend vom Posten des Enron-CEOs zurückgetreten war, hat nach seinem Abgang Kasse gemacht. Seit Dezember 2000 habe Skilling pro Woche etwa 10.000 Enron-Aktien abgestoßen berichtet die "New York Times". Insgesamt habe Skilling 1,1 Millionen Papiere im Gesamtwert von 66,9 Millionen Dollar veräußert, so die Zeitung

      Nachdem Enron im Herbst 2001 seine Gewinne der vergangenen vier Jahre um mehr als eine halbe Milliarde Dollar nach unten korrigiert hatte, fiel der Aktienkurs. Vergangene Woche wurde Enron bei 66 Cents gehandelt. Viele der 20.000 Enron-Angestellten hatten ihre Lebensersparnisse im Pensionsfonds des Unternehmens und damit überwiegend in Enron-Papieren angelegt. Das Unternehmen erlaubte ihnen im Herbst, als sich das Debakel abzeichnete und der Aktienkurs im freien Fall war, keine Verkäufe. Tausende haben ihre Ersparnisse dadurch verloren.

      "Das ist der massivste Fall von Insiderhandel, den wir je gesehen haben", zitiert die "Times" den Rechtsanwalt der klagenden Amalgamated Bank, William Lerach. "Die Umfang dieses Falles ist beispiellos."

      Von Thomas Hillenbrand
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 16:10:06
      Beitrag Nr. 115 ()
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 18:14:16
      Beitrag Nr. 116 ()
      USA: Goodwill-Abschreibungen könnten 2002 eine Billion Dollar erreichen

      Ein Großteil könnte auf Grund von buchhalterischen Neuregelungen im ersten Quartal erfolgen


      2002 könnten die Abschreibungen auf Firmenwerte mit rund einer Billion Dollar zuvor nicht erreichte Höhen erklimmen. Neue Buchhaltungsregeln und die Kauf-Wut der amerikanischen Unternehmen 2000 und 2001 könnten zu Rekordverlusten bei den US-Firmen sorgen. Ganz oben auf der Liste: AOL Time Warner, Viacom und AT&T.

      Der so genannte Goodwill ist eine buchhalterische Funktion, die die Differenz zwischen dem bei einer Fusion/Übernahme bezahlten Preis und dem tatsächlichen Unternehmenswert, dem Fair Value beziffert. Zahlt der Käufer mehr als den Fair Value, schlägt sich der Unterschied in der Bilanz nieder. Bisher wurden diese Beträge in kleinen Häppchen gegen die Quartalsergebnisse auf gerechnet, doch mit dem Jahresanfang 2002 hat sich die Regelung geändert. Nun müssen die Unternehmen nach dem Willen des Financial Accounting Standards Board (FASB) einmal jährlich die Höhe des Goodwill berechnen und ihn nötigenfalls auf einen Schlag abschreiben. Mit dieser Neuregelung will die FASB verhindern, dass Unternehmen potenzielle Verluste „verstecken“, die durch zukünftige Gewinne nicht aufzufangen sind, und zudem die Buchhaltungs-Vorschriften bei Fusionen und Akquisitionen verschärfen.

      :D
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 18:16:22
      Beitrag Nr. 117 ()
      US-Minister nach Umfrage: "Es sieht gut aus"


      US Vertreter der Regierung äusserten sich am Sonntag nach der Fox News Opinion Dynamic Umfrage positiv zum bevorstehenden Verlauf der US-Wirtschaft in diesem Jahr. In einer Umfrage bekundeten ausserdem 74% der Befragten, dass sie eine wirtschaftliche Erholung in 2002 erwarten würden, 14% sehen eine andauernde Verschlechterung der Lage.

      Finanzminister Paul O`Neill schliesst sich der Mehrheit an. Die Wirtschaftsdaten würden zwar ein gemischtes Bild vermitteln, doch mit einem Hang zur positiven Seite, so der Minister. O`Neill erwartet in 2002 die Rückkehr zu Realwachstum in den USA.

      Wirtschaftsminister Donald Evans erwähnte in einem NBC Interview, dass man Zeichen für einen Wendepunkt erkennen könne und man sich einer Erholung annähere. Wichtig seien auch weiterhin die Konsumenten, deren Ausgaben für ca. zwei Drittel der US-Wirtschaft verantwortlich sind. Die Lagerbestände würden weiter abgebaut, die Absätze bei Immobilien und Autos würden keinerlei Schwäche erkennen lassen. Wenn dies so bleibe, dann sei es eine Frage der Zeit, wann die Wirtschaftserholung einsetze.

      William Poole, Präsident der FED St. Louis, ist dagegen noch ein wenig vorsichtiger und weist darauf hin, dass man einen Sieg über die ezession noch nicht verkünden könne, eine Bodenbildung sei jedoch in Sicht.

      © Godmode-Trader.de

      ____________________________

      Die Mehrheit ist doof! :D
      Avatar
      schrieb am 14.01.02 18:20:14
      Beitrag Nr. 118 ()
      Nach drei Monaten blinder Rallye an der Wall Street gibt es diese Woche endlich Fakten. Die führenden US-Unternehmen geben ihre Quartalszahlen bekannt. Die Anleger gehen vorsichtshalber in Deckung.

      New York - Intel, Microsoft, Sun, Compaq, Nortel Networks, Yahoo!, Ebay, General Motors, Ford, General Electric, Citigroup - das sind nur einige der Unternehmen, die diese Woche ihre Hosen runter lassen. Von der Bekanntgabe der Quartalszahlen erhofft sich die Wall Street Aufschluss über den Zustand der US-Wirtschaft. Die große Frage lautet: Werden die Zahlen die Kursrallye der vergangenen Monate rechtfertigen?

      In der Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung hatten die Investoren seit dem 21. September die Kurse wild nach oben getrieben, den Dow Jones um 15 Prozent, den Nasdaq-Composite sogar um 35 Prozent. Doch Hoffnung allein reicht auf die Dauer nicht - das scheinen die Anleger gerade zu merken. Der Dow Jones hat vergangene Woche bereits 2,6 Prozent verloren, ist wieder unter die 10.000-Punkte-Marke gefallen. "Die Anleger sind in Abwartestellung", sagt Alan Ackerman, Chef-Stratege bei der Investmentbank Fahnestock. "Sie bleiben jetzt erstmal auf ihrem Cash sitzen. Die neue Devise heißt: Keep cool."

      Vorsicht ist angesagt, denn die Kurse sind den Gewinnen weit voraus. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis vieler Aktien ist bereits wieder auf dem irrationalen Niveau vom März 2000. Das lässt die Anleger innehalten. Und die Zwischenberichte der Unternehmen werden die Unsicherheit noch verstärken. Denn die Gewinne sind unverändert schwach. Zwar werden die meisten Unternehmen wie üblich die Erwartungen der Analysten übertreffen - doch das ist angesichts stark gesenkter Prognosen kein Kunststück. Frühestens im nächsten Quartal sei mit einer deutlichen Verbesserung zu rechnen, sagt Ackerman.

      Langfristig geht es nur seitwärts

      Damit ist die vermeintliche Klarheit, die Euphorie über den schnellen Aufschwung, dahin. Statt des erwarteten Wirtschaftswunders scheint der Aufschwung allenfalls lauwarm zu werden, die Rallyestimmung ist verpufft. Der Dow Jones könnte sich auf absehbare Zeit bei der 10.000-Punkte-Marke einpendeln, sagen Beobachter. Die wieder erstarkten Bären sorgen für verstärkte Kursschwankungen, langfristig geht es nur seitwärts. "Es gibt einen Krieg zwischen denen, die glauben, dass das Kursniveau zu hoch ist, und denen, die sagen, dass der Wirtschaftsaufschwung dieses Niveau rechtfertigt", sagt Ackerman.

      Alan Greenspan hat am Freitag mit seiner Rede in San Francisco die neue Melancholie noch verstärkt. Zwar fand der US-Notenbankchef auch Positives in seinen Daten: "Indikationen einer Stabilisierung tauchen in größerer Häufigkeit auf", sagte er im reinsten Greenspan-Sprech. Die Signale seien von "sehr negativ" auf "gemischt" umgesprungen. Doch zugleich warnte er vor "signifikanten" kurzfristigen Risiken. Dazu zählte er die Gewinnsituation und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen.

      Diese Warnung wird sich in den Märkten widerspiegeln. "Greenspan setzt den Ton für diese Woche", sagt Ackerman. Auch die Ankündigung von neuen Entlassungen bei Ford wird noch nachwirken. "Massenentlassungen könnten die Stimmung der Verbraucher im ersten Quartal trüben", warnt David Wyss, Chef-Volkswirt der Rating-Agentur Standard and Poors. Es gibt also weiterhin genug "Downside risk", wie es im Jargon heißt.

      Die Bullen und die Statistik

      Die Bullen haben jedoch einen starken Verbündeten: die Statistik. Derzufolge kann es in diesem Jahr nur aufwärts gehen. Wieso? Weil alle drei großen Indizes, der Dow Jones, der S&P 500 und der Nasdaq-Composite, in den ersten fünf Handelstagen des Jahres gestiegen sind. In der Vergangenheit war das ein relativ verlässliches Zeichen für ein gutes Jahr, berichtet die "New York Times". Seit Gründung der Nasdaq 1972 zum Beispiel gab es 16 Jahre, in denen alle drei Indizes in den ersten fünf Tagen gestiegen sind. In zehn Fällen legten alle drei Indizes bis Jahresende zu, in weiteren vier Fällen mindestens einer. Das einzige Jahr, in dem die Regel nicht funktionierte, war 1973, das Jahr der Ölkrise.

      Nun lässt sich einwenden, dass die Märkte meistens nach oben tendieren und dass der Indikator daher nicht besonders aussagekräftig ist. Der Einwand ist korrekt, doch es scheint trotzdem eine Verbindung zwischen dem Ergebnis in den ersten fünf Tagen und dem Gesamtjahr zu geben: Der Dow Jones zum Beispiel hat 44 der vergangenen 60 Jahre positiv abgeschlossen. Das ist eine 73-prozentige Wahrscheinlichkeit. In den Jahren, in denen er die ersten fünf Tage zugelegt hat, betrug die Wahrscheinlichkeit jedoch 82 Prozent. Das sind allerdings immer noch keine 100 Prozent, und die New Economy hat schon andere vermeintliche Regeln außer Kraft gesetzt.

      http://www.spiegel.de

      :D
      Avatar
      schrieb am 15.01.02 19:55:49
      Beitrag Nr. 119 ()
      SPIEGEL ONLINE - 15. Januar 2002, 15:51
      URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,177242,00.html
      Vertraulicher CIA-Bericht

      Bin Laden soll übers Meer geflohen sein

      Rückschlag für die Terrorjäger der USA: Der US-Sender ABC will aus CIA-Kreisen erfahren haben, dass Terroristenführer Osama Bin Laden Afghanistan im Dezember verlassen hat. Er soll mit Zwischenstopp in Pakistan über die See entkommen sein.



      Washington - In einem vertraulichen Geheimdienstbericht, der CIA-Direktor George Tenet vergangene Woche zugegangen sei, stehe, Bin Laden habe den Höhlenkomplex Tora Bora bereits in der ersten Dezemberwoche verlassen. Am wahrscheinlichsten sei die Flucht nach Pakistan und von dort aus per Schiff an einen unbekannten Ort, zitiert ABC aus dem Bericht. Amerikanische, deutsche, britische und französische Seestreitkräfte hätten in den vergangenen zwei Monaten Dutzende von Schiffen in der Region kontrolliert - ohne Ergebnis.

      Ein Beamter des US-Geheimdienstes sagte gegenüber ABC, dass einer der gefangen genommenen al-Qaida-Kämpfer bezeugt habe, Bin Laden habe in einer der Höhlen im ostafghanischen Tora-Bora-Gebiet das Kommando an einen Stellvertreter übergeben. ABC zitiert Vince Cannistraro, Terrorismusexperte und früherer Chef der Terrorbekämpfung beim CIA: "Ich denke, die meisten Geheimdienst-Analytiker sind davon überzeugt, dass Bin Laden Afghanistan und Pakistan verlassen hat."

      "Das ist keine gute Nachricht für die USA", sagte Cannistraro weiter, Bin Laden und sein wichtigster Handlanger Aiman al-Sawahri seien nun in der Lage, ihre Kämpfer wieder an Orten zu versammeln, wo sie Lager hätten: in Südostasien oder an der Ostküste Afrikas.

      US-Außenminister Colin Powell sagte gegenüber ABC, er wisse nicht, wo Bin Laden stecke, die US-Streitkräfte seien ihm jedoch auf den Fersen. Und der Sprecher des Pentagon, John Stufflebeem, sagte, wo immer sich amerikanische Streitkräfte befänden, hätten sie den Auftrag, Bin Laden ausfindig zu machen. Die Suche ist damit über Afghanistan hinaus ausgedehnt worden.
      Avatar
      schrieb am 15.01.02 20:10:40
      Beitrag Nr. 120 ()
      Enron - nun ein Fallbeispiel für Bilanzmanipulation

      Houston/Washington (vwd) - Während sich für die wichtigsten Handelsaktivitäten von Enron Corp, Houston, durch die Einigung mit der UBS AG, Zürich, eine Lösung abzeichnet, versuchen der Kongress und das US-Justizministerium in Washington zu ermitteln, warum der ehemals hochangesehene Energiehändler zu einem Fallbeispiel für Bilanzmanipulation und deren Konsequenzen geworden ist. Trotz der Schwierigkeit, Klarheit in das Geflecht von Termingeschäften, Bewertungsfragen und Kontakten zu höchsten politischen Instanzen in Washington zu bringen, hat ein Untersuchungsausschuss in relativ kurzer Zeit bereits Brisantes ans Tageslicht gebracht.

      So wurde am Mittwoch bekannt, dass CEO Kenneth Lay durch ein Schreiben von Sherron Watkins, der Vice President of Communications des Konzerns, bereits im vergangenen August darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass der ehemalige Finanzvorstand Andrew Fastow durch die Gründung zahlreicher Privatgesellschaften versuchte, hohe Verbindlichkeiten des Energiehändlers zu vertuschen. In einem siebenseitigen, dem Ausschuss vorliegenden Papier hatte die Mitarbeiterin Kenneth Lay dargelegt, dass der CFO hochriskante Aktienswaps mit diesen Unternehmen tätigte, um Schulden zu verbergen. "Ich glaube, dass wir in einer Welle von Bilanzskandalen untergehen werden", befürchtete Sherron Watkins schon damals.

      Im Mittelpunkt der Kritik stehen nun die Reaktion von Kenneth Lay sowie das Verhalten von Arthur Andersen, den Wirtschaftsprüfern von Enron: Der CEO ordnete damals keinesfalls eine gründliche Untersuchung der Anschuldigungen an, sondern gab das Papier an die Anwaltskanzlei Vinson & Elkins mit der Maßgabe weiter, die Aussagen zwar zu überprüfen, jedoch "... die Bilanzierungspraktiken von Arthur Andersen dabei nicht zu hinterfragen". Da Enron nicht der erste Fall ist, in dem bedeutende Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Konzernabschlüsse attestierten, obwohl zumindest fragliche Bilanzierungspraktiken angewandt wurden, wird nun in Washington der Ruf nach einer strengeren Kontrolle der Prüfer laut.

      Aber auch andere unbequeme Fragen hat der Fall Enron in Washington auf die Tagesordnung gerufen: Es geht um die Beziehung zwischen Industrie und Politik. Es ist kein Geheimnis, dass Kenneth Lay im Jahr 2000 den Präsidentschaftskandidaten George W. Bush mit mehr als 2,4 Mio USD unterstützt hat. Zwar argumentieren einige Politiker nun, der Konkurs von Enron beweise ja, dass politische Kreise nicht korrumpierbar seien. Allerdings hat die laufende Ermittlung gezeigt, dass es Enron auf Grund intensiver Lobbyarbeit gelungen ist, die Energiepolitik des Präsidenten zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

      So sei es auf die Aktivität von Enron zurückzuführen, dass die Regierung landesweit das Elektrizitätsnetz leichter zugänglich machte, meinen nun kritische Stimmen. Auch seien zwei Mitglieder der einflussreichen Federal Energy Regulatory Commission ohne die Unterstützung des damals noch mächtigen Energiehändlers wohl kaum in diese Position gekommen, heißt es weiter. Ob die Diskussionen in Washington tatsächlich zu Konsequenzen führen werden, scheint zurzeit noch offen zu sein.

      Konkreter dagegen sind am Mittwoch die Zukunftspläne für die wichtigsten Handelsaktivitäten von Enron geworden. Nachdem UBS und der zahlungsunfähige US-Konzern nun einen konkreten Vorschlag präsentiert haben, wie das Handelsgeschäft gerettet werden könnte, hängt nun alles von der Zustimmung der Gläubiger ab. Bis Freitag hat Enron nun Zeit, diese von den Vorteilen der geplanten Vereinbarung zu überzeugen. Dann wird sich zeigen, ob die Einschätzung eines Enron-Sprechers richtig war, der vorgab, die Vereinbarung mit UBS sei ausschließlich zum Vorteil der Gläubiger. Denn nur durch eine möglichst schnelle Wiederaufnahme des Handels, könne wieder Bares in die Kasse kommen, so sein Argument.


      vwd/DJ/15.1.2002/ip/sa
      Avatar
      schrieb am 15.01.02 20:13:29
      Beitrag Nr. 121 ()
      IWF: Argentinische Wirtschaft dürfte im zweiten Halbjahr wachsen

      Buenos Aires (vwd) - Die argentinische Wirtschaft wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr dieses Jahres wieder wachsen. Für das Gesamtjahr sei jedoch ein Rückgang der Wirtschaftsleistung zu erwarten, sagte der beim Internationalen Währungsfonds (IWF) für den Bereich Westliche Hemisphäre zuständige Direktor Claudio Loser der Zeitung "La Nacion". Das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte werde davon abhängen, ob es gelinge, die Importe stabil zu halten und die Exporte zu erhöhen, zitiert die Zeitung "El Cronista" den IWF-Direktor. Eine Rolle spielten auch klare wirtschaftspolitische Vorgaben.

      Wie "El Cronista" unter Berufung auf gut informierte Kreise weiter schreibt, wird der IWF um den 20. Februar herum eventuell ein neues Hilfsprogramm für Argentinien genehmigen. Der IWF wird weitere Unterstützung erst dann gewähren, wenn Argentinien seinen Haushalt für 2002 abgeschlossen und die neue Regierung ihr Wirtschaftsprogramm ausgearbeitet hat. Derzeit befinden sich Vertreter des IWF im Land, um technische Hilfe zu gewähren. Über die Dauer des Aufenthalts und die Aufgaben der Delegation wollte sich der IWF nicht äußern.

      Neben der IWF-Delegation hält sich am Dienstag auch der Gouverneur der brasilianischen Notenbank in Buenos Aires auf, um seine Erfahrungen mit der Abwertung des brasilianischen Real im Jahr 1999 an den argentinischen Wirtschaftsminister Jorge Remes Lenicov und Vertreter der argentinischen Notenbank weiterzugeben.


      vwd/DJ/15.1.2002/cn/apo


      ____________________________

      :rolleyes: Zweite Halbjahr ?

      Das wird das Unwort des Jahres 2002

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 17.01.02 18:44:19
      Beitrag Nr. 122 ()
      .





      Philadelphia Fed – die Wende ist da

      Die amerikanische Landeszentralbank in Philadelphia hat am Donnerstag für den Monat Januar einen deutlichen Anstieg des Philadelphia Fed-Index auf 14,7 Punkte gemeldet.

      Analysten hatten vor der Veröffentlichung im Durchschnitt mit einem Wert von -2,5 Punkten gerechnet. Im Dezember hatte der Indexwert noch -12,6 Punkte (revidiert) betragen.

      Der Philadelphia Fed-Index wird wie der Nationale Einkaufsmanagerindex einmal im Monat veröffentlicht. Er setzt sich wie dieser unter anderem aus Auftragseingängen, Produktion, Auslieferungen und Lagerbeständen zusammen. Ein Wert über Null signalisiert wirtschaftliche Expansion, einer darunter eine Kontraktion.

      Finanzexperten nutzen den Philadelphia Fed-Index in Verbindung mit dem Chicagoer Einkaufsmanager-Index zur Vorhersage des Nationalen Einkaufsmanagerindexes, da beide Regionen zusammengenommen einen Großteil der gesamten nationalen Produktion ausmachen.

      © 17.01.2002 www.stock-world.de




      ____________________________




      Das amerikanische Wirtschaftswunder ist wieder da !!!

      Nix mit zweites Halbjahr 2002!

      Heute

      :D
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 04:56:59
      Beitrag Nr. 123 ()
      Microsoft meldet Rekordumsätze


      Die Konjunkturflaute scheint an Microsoft im vergangenen Quartal vorbei gegangen zu sein. Heute nach Börsenschluss meldete das Unternehmen Rekordumsätze für das vierte Quartal 2001. Den Angaben zufolge lagen die Erlöse bei 7,74 Mrd. Dollar nach 6,55 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum. Auch der Gewinn von 2,28 Mrd. Dollar oder 49 Cents je Aktie liegt sowohl über den Erwartungen von 42 Cents, als auch über dem Vorjahreswert. Inklusive der Einmalaufwände wurde ein Gewinn von 41 Cents je Aktie erzielt.

      Verantwortlich für diese Entwicklung sind vor allem der Start von Windows XP, von dem Microsoft über 17 Mio. Exemplare verkaufen konnte. Und der Launch der Spielekonsole Xbox, die 1,5 Mio. mal verkauft wurde.

      Für das aktuelle Quartal erwartet das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 7,3-7,4 Mrd. Dollar. Der operative Gewinn soll bei 2,8-2,9 Mrd. Dollar liegen.

      Im nachbörslichen Handel verlor die Aktie 1,75 Prozent auf 68,64 Dollar.

      ____________________________


      29,5 Prozent Gewinn vom Umsatz!

      :eek:


      Aktuell 70 Dollar.


      Avatar
      schrieb am 18.01.02 15:57:09
      Beitrag Nr. 124 ()
      ich mach jetzt mal eine umfrage.

      wer liest hier eigentlich überhaupt mit? mehr oder weniger regelmässig?

      :)
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 17:51:23
      Beitrag Nr. 125 ()
      Ich lese relativ regelmäßig mit, da hier viele interessante Artikel gesammelt sind. Vielen Dank für die Arbeit

      Bawer
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 19:44:18
      Beitrag Nr. 126 ()
      http://nachrichten.boerse.de/anzeige.php3?id=2ee2b4df

      Paul C. Martin

      Wozu Investitionen? Die mystische Gestalt des US-Verbrauchers


      Alan Greenspan hat in seiner jüngsten Rede auf die Investitionen als Grundelement jedes Auf- und Abschwungs hingewiesen. Dabei geruhte er zu nuscheln, dass „der Verlauf des aktuellen Zyklus bisher von der Entwicklung der Unternehmensgewinne und der Investitionen bestimmt wurde und auch weiterhin bestimmt sein wird.“

      Die meisten Kommentatoren haben dies wohl überlesen. Im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen steht nur noch eine mystische Gestalt, von der alles Heil der amerikanischen und – mit dem üblichen time-lag – dann der restlichen Welt kommen solle:

      Der amerikanische Verbraucher.

      Es geht in aktuellen Konjunktur-, also Zyklus-Betrachtungen fast nur noch um „consumer spending“ und „consumer sentiments“. Gierig werden alle Zahlen, wie die der Einzelhandelsumsätze, aufgesogen, die eine „Besserung“ verheißen. Probleme, wie sie K-mart meldet, werden als Ausrutscher abgetan, schließlich gibt es noch jede Menge anderer Ketten und die Shopping Malls erwarten selbstbewusst die nächste Springflut von Kreditkarten, die heranrast.

      Investitionen gelten nur noch als so etwas wie eine „Restgröße“. So what! Dass die externe Finanzierung von Investitionen nicht mehr mit dem Kostnix-Kapital der großen Bubble finanziert werden können, weil sich die Anleger geprellt fühlen, spielt keine Rolle mehr.

      Dass die skandalösen Vorgänge bei Enron die Bereitschaft großer Investoren, in den USA mit fresh money zu erscheinen, gemindert haben – na und? Und die Tatsache, dass die Amerikaner offenbar ganz neue Formen der Buchhaltung und Bilanzierung applizieren und ihre Unternehmen jenseits aller Standards aufgepumpt haben, die etwa in Europa gelten – solches „creative accounting“ löst zwar bei notorisch vorsichtigen Fondsmanagern Stirnrunzeln aus, ist aber nicht so wichtig. Auch dass sich der firmeninterne cash-flow, um den es letztlich bei Investitionsentscheidungen geht, in Zeiten rezessionsbedingter harter Preiskämpfe (Autoindustrie!) nicht verbessern wird, macht nichts.

      In seiner Rede wies Greenspan auch auf ein „auffälliges Merkmal der derzeitigen zyklischen Entwicklung gegenüber vielen früheren Zyklen“ hin, das er mit dem „faktischen Fehlen von Spielräumen für Preiserhöhungen in weiten Teilen der amerikanischen Wirtschaft" beschreibt. Es müssten also erst die Kapazitätsüberhänge abgearbeitet werden (in der Autoindustrie ca. 30 Prozent) und dies in Form von Preisschlachten der Sonderklasse, bevor an neue Investitionen gedacht werden kann. Kurzum: Eine US-Investitionskonjunktur scheint doch weit entfernt zu sein („no recovery in sight“ - Intel). Doch damit lässt sich’s leben.

      Es bleibt die mystische Gestalt des US-Verbrauchers. Dieser trägt – getrieben auch von einem All-America-Patriotismus als Ausfluss des 11. Septembers – tatsächlich jedes nur mögliche Scherflein bei, um die Konjunktur zu „beleben“.

      Die Lage am Häusermarkt ist bombig. Der Zuwachs an Hypotheken und Käufen marschierte zuletzt bei Steigerungsraten von um die 30 Prozent (Jahresbasis). Und bei seinen sonstigen Ausgaben lässt sich der US-Verbraucher auch nicht lumpen. Die consumer credits sind zum Jahresschluss um fast 15 % über Vorjahr gemeldet worden, was den höchsten Zuwachs seit Bestehen der entsprechenden Statistik (1943) darstellt.

      Im Forum von elliott-waves.de werden diese (und andere) Zahlen in laufender Reihe von „Cosa“ aufbereitet und in höchst qualitätsvolle Optiken verwandelt, ein Service, den auch boerse.de-User nicht verschmähen sollten.

      Sie zeigt einen völlig „untypischen“, jedenfalls den bisherigen Erfahrungen mit Zyklen widersprechenden Verlauf.

      Die Verschuldung der Konsumenten (Ratio - Total Outstanding to Personal Income) zu den Investitionen (Fixed Investments) jeweils im prozentualen Jahresvergleich zeigt eine noch nie geschaute „Schere“! Ganz abgesehen davon, dass die Verbraucherverschuldung in dieser Konjunkturphase den Investitionen vorausläuft, während sie in der kleinen Rezession zu Beginn der 90er Jahre den Investitionen brav hinterher gedackelt ist – wie es sich auch „gehört“, jedenfalls nach allem, was Theorie und Praxis bisher gelehrt und gezeigt hatten.

      Die ganze Sache könnte man damit abtun, dass man die Verbraucher blindlings in eine „Rezessionsfalle“ tapsen sieht und sich möglichst weit davon entfernt aufhält.

      Es könnte aber auch sein, dass ein „this time it’s different“ zum Zuge käme. Das würde grob umrissen bedeuten:

      In einer „überreifen“ Volkswirtschaft spielen die Unternehmer mit ihren Investitionen keine so wichtige Rolle mehr wie früher, weil die Konsumenten selbst zu Quasi-Unternehmern geworden sind. Entsprechend reizen sie ihre finanziellen Möglichkeiten aus wie dies von jedem Firmen-Boss auch verlangt wird. Nicht mehr die Phänomene „Betrieb“ oder „Fabrik“ stehen im Mittelpunkt, sondern die „privaten Haushalte“, die ihrerseits zu kleinen „Betrieben“ mutiert sind. Schließlich tragen sie ein fast identisches Konkursrisiko, auch wenn ihre Pleiten anders abgewickelt werden als jene nach chapter 11.

      Damit wären sämtliche volkswirtschaftlichen Theorien, die zwischen „Investition“ und „Konsum“ eine klare Trennung ziehen, obsolet. Der Konsum würde selbst zur Investition. Investitionszweck wäre dann ein „Wellness“-Gefühl herzustellen, das den Betreiber eines Haushalts marktfähiger macht: Wer steigert nicht seine Produktivität freudig, wenn er endlich den Zweit-Ferrari in der Garage stehen hat?

      Wer sucht nicht seinen „Umsatz“ (früher: Lohn und Gehalt) zu steigern, und sei’s mit Hilfe von Dritt- und Viertjobs, wenn er täglich in flotten Erinnerungen an seinen letzten Urlaub (fremdfinanziert natürlich) schwelgen kann?

      Der weitere Verlauf der US-Konjunktur wird zeigen, ob es tatsächlich so etwas wie einen säkularen Paradigmenwechsel gibt und wir uns alle flugs umstellen müssen, als Anleger zumal.

      Wenn es schon Staaten gibt, die mehr als einen „Jahresumsatz“ ihrer Volkswirtschaften (BIP) auf ihrer Passivseite haben, ohne unterzugehen, warum sollte nicht auch der US-Verbraucher, und in Folge dann die Konsumenten in anderen Ländern, ein Mehrfaches ihres Turnovers an Krediten haben, Hauptsache, sie werden irgendwie bedient? Von wem spielt keine Rolle. Zum Schluss wird’s eh wieder der Staat sein, der den zahlungsunfähigen Mister Miller so rauspaukt wie er schon ganz andere Kaliber rausgepaukt hat und das weltweit, von den Saving & Loan-Banken bis hin zu Holzmann und der LTU.

      Alles also Mystik – oder was?

      Dr. Paul C. Martin

      18.01.2002

      :D
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 23:21:50
      Beitrag Nr. 127 ()
      Also ich lese auch mit. Erspart mir ein wenig an Recherchezeit. Interessant ist es imo auch in den Threads von Paule2, cabinda und gieristnichtgut.

      NH
      Avatar
      schrieb am 18.01.02 23:32:00
      Beitrag Nr. 128 ()
      Ich auch. Danke, @dolby. Schönes Wochenende.
      Avatar
      schrieb am 19.01.02 10:00:50
      Beitrag Nr. 129 ()
      hallo dolby D
      deine beiträge sind sehr informativ.ich schaue regelmäßig bei dir vorbei.
      vielen dank für deine mühe.

      gruß
      nilrem
      Avatar
      schrieb am 19.01.02 11:49:46
      Beitrag Nr. 130 ()
      sind ja doch ein paar leute.

      :)
      Avatar
      schrieb am 19.01.02 13:19:25
      Beitrag Nr. 131 ()
      ENRON-AFFÄRE

      Die dubiosen Dienste des Vizepräsidenten


      Die Pleite es Energiekonzerns Enron eskaliert zum PR-Gau für die US-Regierung. Umfragen zeigen, dass George W. Bushs Glaubwürdigkeit bei den Bürgern schwer erschüttert ist. Neue Enthüllungen rücken den Vizepräsidenten Dick Cheney ins Zwielicht.

      Washington - Dick Cheney, der mächtige Strippenzieher im Weißen Haus, ist ins Gerede geraten. Das Weiße Haus bestätigte am Freitag, dass Cheney sich im vergangenen Jahr bei einem Treffen mit der indischen Oppositionsführerin Sonia Gandhi bemühte, für Enron 64 Millionen Dollar Schulden aus einem gestoppten Kraftwerkprojekt in Indien einzutreiben. Ari Fleischer, der Sprecher des Weißen Hauses, sagte in Washington, Cheney habe sich lediglich um Schadensbegrenzung für die Steuerzahler bemüht. Das Projekt sei teilweise von der Regierungsbehörde Overseas Private Investment Corporation finanziert worden.

      Wahlkampfspenden und Steuererlass

      Enron und sein Vorsitzender Kenneth Lay hatten enge Beziehungen mit mehreren Mitarbeitern der Regierung von Präsident George W. Bush und dem Präsidenten selber. Sie waren bedeutende Geldgeber für den Wahlkampf des Republikaners, unterstützten aber auch die gegnerischen Demokraten. Nach Angaben der Bürgergruppe Citizens for Tax Justice bezahlte Enron in vier von fünf Jahren bis 2000 keine Einkommenssteuer.

      Der Konzern steht im Verdacht, seine Angestellten und Aktionäre im Unklaren über seine Lage gelassen zu haben. Viele der 20.000 Beschäftigten, die ihr Geld bei Enron anlegten, verloren durch die Anfang Dezember bekannt gewordene Pleite ihre Alterssicherung, während Enrons Topleute ihre Anteile rechtzeitig verkauft haben sollen.

      Mehrheit denkt: Bush verbirgt etwas

      Enron hat inzwischen die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungs-Firma Arthur Andersen aufgekündigt. Hauptgrund seien jüngste Berichte über massive Aktenvernichtungen durch Angestellte der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie die laufenden Disziplinarverfahren gegen Mitarbeiter des Büros von Arthur Andersen in Houston, sagte Vorstandschef Lay. Die Vernichtung der Dokumente war durch Untersuchungen des US-Kongresses ans Tageslicht gekommen.

      Neue Umfragen zeigen unterdessen, dass der Zusammenbruch des US-Energiekonzerns dem Ansehen von Präsident George W. Bush geschadet hat. In einer Umfrage des TV-Senders CBS erklärten fast zwei Drittel der Befragten, die Regierung verberge ihre wahre Beziehungen zu Enron. Der Konzern hatte Geld für den Wahlkampf des Präsidenten und für Politiker der Demokratischen und der Republikanischen Partei gespendet.

      Gratis-Ausverkauf an die Schweizer

      Mehr als die Hälfte der Befragten sagte, das Unternehmen hätte sich angesichts des bevorstehenden Konkurses im vergangenen Jahr nicht bei der Regierung um Hilfe bemühen dürfen. Ebenfalls die Hälfte der Personen glaubte, Enron habe Einfluss auf die Energiepolitik der Regierung genommen. Knapp unter 50 Prozent erklärten, die Ölindustrie habe zu viel Einfluss auf die Regierung von Präsident Bush.

      Die Schweizer Investmentbank UBS Warburg hat inzwischen die offizielle Erlaubnis dafür erhalten, das Handelsgeschäft von Enron zu übernehmen. Dies hat am Freitag ein Konkursrichter entschieden. UBS Warburg muss dafür nichts bezahlen und übernimmt auch keine Schulden, die Gläubiger erhalten dafür ein Drittel der künftigen Gewinne vor Steuern. Richter Arthur Gonzalez sagte, der Verkauf sei im besten Interesse des Unternehmens. Die Bedingungen seien fair und vernünftig.

      Neuer Name, neuer Anfang

      Ein Sprecher von USB Warburg, David Walker, äußerte sich erfreut über die Gerichtsentscheidung. Er hoffe, dass der Geschäftsbetrieb sobald wie möglich wieder aufgenommen werden könne. Das Unternehmen läuft dann auch unter einem neuen Namen, wie der lautet, war noch nicht bekannt.

      UBS Warburg kann Enron vom dritten Jahr an schrittweise auskaufen und parallel dazu die Ausschüttung des Gewinns vor Steuern reduzieren. Ab dem fünften Jahr kann UBS das Geschäft verkaufen.

      spiegel.de
      Avatar
      schrieb am 19.01.02 15:41:02
      Beitrag Nr. 132 ()
      Lese auch immer mit. Gute Infos auf dem neuesten Stand aus guten Quellen, und interessante Theorien. Gute Arbeit.

      Depotmaster
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 06:27:35
      Beitrag Nr. 133 ()
      sonst noch jemand?
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 06:50:34
      Beitrag Nr. 134 ()
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 10:41:39
      Beitrag Nr. 135 ()
      ja , super dolby- mach weiter so ! ich lese deine gesammelten werke immer sehr gerne-stammt vor allem von leuten welche von der sache eine ahnung haben !
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 13:43:17
      Beitrag Nr. 136 ()
      @Dolby

      Klar und Gruss von der "Verschuldungsmaschine".

      Coubert
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 14:25:58
      Beitrag Nr. 137 ()
      paule liest auch mit. Wenn auch nicht täglich.

      gruss und schönes Wochenende.

      paule2
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 20:46:07
      Beitrag Nr. 138 ()
      :kiss:
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 20:47:39
      Beitrag Nr. 139 ()
      #136 von Coubert

      da lese ich auch ab und zu mit.

      nur komm ich manchmal nicht mit. :eek:

      eure kursiv-schreiberei find ich irgendwie .... :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 21:36:20
      Beitrag Nr. 140 ()
      Schuldeneintreiber Cheney

      Das Weiße Haus versuchte für den bankrotten Energiekonzern Milliarden-Schulden in Indien einzutreiben.



      Washington - An der Aktion waren US-Vizepräsident Richard Cheney und weitere ranghohe Beamte beteiligt, hieß es. Das geht aus Dokumenten hervor, die das Weiße Haus am Freitagabend in Washington veröffentlichte. Der Vorgang unterstreicht die enge Verbindung zwischen der Regierung und dem Konzern, der im Dezember in Konkurs gegangen war und im Verdacht steht, Aktionären und Angestellten die schwierige Lage verschwiegen zu haben.

      Cheney für Enron in Indien

      Das Weiße Haus bestätigte, dass Cheney sich im vergangenen Jahr bei einem Treffen mit der indischen Oppositionsführerin Sonia Gandhi bemühte, Schulden aus einem gestoppten Kraftwerkprojekt in Indien einzutreiben. Sprecher Ari Fleischer sagte, Cheney habe sich lediglich um Schadensbegrenzung für die amerikanischen Steuerzahler bemüht.

      Das Projekt sei teilweise von der Regierungsbehörde Overseas Private Investment Corporation (OPIC) finanziert worden. Nach Informationen der "Washington Post" ging es insgesamt um 2,3 Milliarden Dollar an Krediten, Kreditgarantien und Versicherungssummen von OPIC und der US-Export-Import-Bank.

      Lügt die Regierung?

      Enron und Unternehmenschef Kenneth Lay hatten enge Beziehungen zu späteren Mitgliedern der Regierung von Präsident George W. Bush und dem Präsidenten. Sie waren bedeutende Geldgeber für den Wahlkampf des Republikaners, unterstützten aber auch die Demokraten. Nach Angaben der Bürgergruppe Citizens for Tax Justice bezahlte Enron in vier von fünf Jahren bis 2000 keine Einkommenssteuer. In einer am Samstag veröffentlichten Umfrage des Fernsehsenders CBS vertraten 63 Prozent die Meinung, dass die Regierung über ihre Beziehungen zu Enron entweder lüge oder etwas verberge.

      Viele der 20.000 Beschäftigten des Unternehmens, die ihr Geld bei Enron anlegten, verloren durch die Pleite ihre Alterssicherung, während Enrons Topmanager ihre Anteile rechtzeitig verkauft haben sollen. Enron hat inzwischen die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungs-Firma Arthur Andersen aufgekündigt. Hauptgrund seien jüngste Berichte über massive Aktenvernichtungen durch Angestellte von Andersen sowie die laufenden Disziplinarverfahren gegen Mitarbeiter des Büros der Gesellschaft in Houston, sagte Vorstandschef Lay. Die Vernichtung der Dokumente war durch Untersuchungen des US-Kongresses ans Tageslicht gekommen.
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 21:39:30
      Beitrag Nr. 141 ()
      Der Existenzkampf der Hakelmacher

      Das Enron-Debakel ist zum Andersen-Skandal geworden. Die fünftgrößte Wirtschaftsprüfungsfirma versucht alles, um den drohenden Absturz zu verhindern. Doch diesmal könnte es zu spät sein.



      New York - Andersen ist das, was man sturmerprobt nennt. Der Enron-Skandal ist für die Wirtschaftsprüfer aus Chicago bereits das dritte PR-Desaster innerhalb eines Jahres. Erst im Mai gab es eine außergerichtliche Einigung mit Aktionären von Sunbeam, kurz danach eine Zahlung an die Aktionäre der Firma Waste Management. Beide Male ging es um das Absegnen gefälschter Bilanzen, von Kennern auch gerne als "kreative Buchführung" verniedlicht. Beide Male flossen hinterher mehr als 100 Millionen Dollar, um die Episode vergessen zu machen.

      Doch Enron ist ein größeres Kaliber: Dieser Skandal könnte Andersen einigen Beobachtern zufolge die Existenz kosten. Die Chancen stünden Fifty-Fifty, zitiert das "Wall Street Journal" Ramon Weil, BWL-Professor an der Universität von Chicago. Die Vorwürfe sind diesmal gravierender: Zur Duldung der Bilanzfälschung kommt noch die Vernichtung von Dokumenten. Sollte sich der Verdacht kriminellen Handelns bestätigen, kämen auf Andersen erneut Millionenzahlungen zu, diesmal jedoch ungleich höhere.

      Enron kappt die Andersen-Drähte

      Diesmal hat der Kunde, selbst eine Skandalfirma, auch noch einmal nachgetreten: Am Donnerstag abend beschloss die Enron-Spitze, ihre Verbindungen zu Andersen mit sofortiger Wirkung zu beenden: "Wir können es uns im Lichte der zerstörten Dokumente und Disziplinarverfahren gegen Anderson-Mitarbeiter nicht leisten, länger zu warten", sagte Enron-Chef Lay zur Begründung.

      Mark Cheffers von der Beraterfirma AccountingMalpractice.com schätzt, dass die Forderungen jeden Branchenrekord brechen werden. Die Summe dürfte auch Andersens Versicherungs-Reserven, von Cheffers auf 300 Millionen Dollar geschätzt, sprengen. Auch die Börsenaufsicht SEC würde dem Unternehmen wahrscheinlich eine Rekordstrafe und eventuell weitere Sanktionen aufbrummen. Es wäre das zweite Mal: Im Fall von Waste Management hatte die SEC Andersen bereits zu der damaligen Rekordzahlung von sieben Millionen Dollar verdonnert.

      Demütigung am Donnerstag

      Um aus diesem Prozess nicht vollends marginalisiert hervorzukommen, sucht die 85.000-Mitarbeiter-Firma nach Aussage ehemaliger Partner die Fusion mit einem der großen Rivalen. Die Branche, von Medien und Mandanten gern als Hakelmacher abgewertet, ist bereits seit längerem in einer Phase der Konsolidierung - ganz ausgeschlossen ist dieses Szenario daher nicht. Das Problem: Keiner der restlichen Big Five (PricewaterhouseCoopers, Ernst and Young, KPMG, Deloitte and Touche) will sich die Probleme von Andersen aufhalsen. Stattdessen warten sie lieber mit offenen Armen auf die Andersen-Mandanten, von denen mit Sicherheit einige abspringen werden.

      Wenn Andersen keinen Fusionspartner findet, steht die 1913 gegründete Firma vor einer schwierigen Zukunft. In einer Branche, in der Vertrauen alles ist, wird Andersen auf absehbare Zeit das schwarze Schaf sein, sagen Image-Experten. Die ersten Mandanten haben sich bereits distanziert, darunter die Stadtverwaltungen von Seattle und Chicago. Andersen-Mitarbeiter klagen anonym gegenüber US-Medien, dass sie große Probleme haben, neue Mandanten zu akquirieren.

      Und Andersen scheint in diesen Tagen keine Schmach erspart zu bleiben. Die vorerst größte Demütigung kam am Donnerstag, als Enron seinen Wirtschaftsprüfer offiziell feuerte. Die Begründung: Vertrauensverlust. "Wir sind sehr besorgt über die Beratung, die wir bekommen haben", sagte der Anwalt der Bankrottfirma, Robert Bennett. In den Ohren von Andersen-Mitarbeitern muss das wie Hohn geklungen haben.

      Um den Verfall der Traditionsfirma aufzuhalten, hat Andersen-Chef Joseph Berardino US-weit bekannte Krisenmanager an Bord geholt, die Erfahrung mit Washingtoner Skandalen haben. Am Mittwoch startete die Image-Kampagne (Motto: "Wir betreiben brutalstmögliche Aufklärung") mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen und einem offenen Brief von Berardino. Darin verspricht er den Anlegern und Mandanten, "das Richtige zu tun".

      Doch mit ein paar Anzeigen und dem Rausschmiss einiger Mitarbeiter ist es längst nicht getan. "Die Anzeigen sind ein Tropfen in dem Ozean. Andersen wird noch mindestens ein Jahr lang ein Glaubwürdigkeitsproblem haben", sagte Robert Dilenschneider, Chef der gleichnamigen PR-Firma, gegenüber der "New York Times".

      SEC droht mit Konsequenzen

      Ein weiteres Problem wird es sein, die Mitarbeiter zu halten. Auf Message Boards im Internet machen die Mitarbeiter aus ihren Abwanderungsgedanken keinen Hehl. Um die in den verschiedenen Klagen anfallenden Kosten zu bezahlen, sollen Andersens Partner Berichten zufolge sogar Gehaltskürzungen hinnehmen. Das dürfte die Partner, die durchschnittlich 500.000 Dollar verdienen, nicht gerade überzeugen zu bleiben. Zwar hilft es, dass es in der Rezession nicht viele Alternativen gibt, doch gerade für die besten Mitarbeiter stellt das kein Hindernis dar.

      Darüberhinaus wird der Skandal Konsequenzen für die gesamte Branche haben. Der Vorsitzende der US-Börsenaufsicht SEC, Harvey Pitt, kündigte am Donnerstag die Einrichtung eines neuen, strengeren Gremiums an, das mit größeren Vollmachten ausgestattet ist. Die Sanktionen reichen von Geldstrafen bis hin zum Berufsverbot. Das bisherige Gremium hatte sich vor allem durch Wegschauen ausgezeichnet: Seit seiner Gründung 1977 hat keine einzige Untersuchung von Wirtschaftsprüfern zu einem negativen Ergebnis geführt.

      Levitt wittert Morgenluft

      Kritiker bemängeln seit langem die Vermischung von Prüfung und Beratung. Die Big Five arbeiteten viel zu eng mit den Großunternehmen zusammen, als dass man noch von einer wirklichen Prüfung reden könne. Die Honorare für Beratung sind typischerweise höher als die für die Bilanzprüfung. Andersen beispielsweise hat im Jahr 2000 von Enron 25 Millionen Dollar für seine Prüfungstätigkeit erhalten, aber 27 Millionen Dollar für Beratung.

      Die SEC hatte bereits vor zwei Jahren die Beratungsleistungen der Wirtschaftsprüfer erheblich einschränken wollen. Doch die Lobbyarbeit der Big Five, allen voran Andersen, hatte das Vorhaben vereitelt. Der damalige SEC-Chef Arthur Levitt wittert jetzt neue Hoffnung. In einem Artikel in der "New York Times" fordert er Verschärfungen, die noch über die Vorschläge seines Nachfolgers Pitt hinausgehen. Levitt: "Der Kongress sollte diesen Skandal nutzen, um einige überfällige Veränderungen vorzunehmen."

      Carsten Volkery, New York
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 21:44:15
      Beitrag Nr. 142 ()
      SPIEGEL ONLINE - 20. Januar 2002, 18:13
      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,178154,00.html


      Gefangenenlager auf Kuba

      Auf die Knie für die Zivilisation?


      Die USA geraten wegen der Inhaftierung von al-Qaida-Kämpfern auf Kuba zunehmend unter Druck. Nachdem vor Tagen ein Team des Roten Kreuzes zu einer Inspektionsreise in Guantanamo eintraf, haben jetzt auch die Briten Kritik an dem Großgefängnis unter freiem Himmel geäußert.

      London - Noch ist der Ton einigermaßen diplomatisch, doch die bisher feste Bande zwischen den USA und den Briten bekommt Risse. Grund sind die Zustände auf Kuba, wo die USA Kriegsgefangene aus Afghanistan in einem Lager einsperren. Am Sonntag forderte Großbritannien von den USA eine Erklärung zu Fotos, die gefangene Taliban- und al-Qaida-Kämpfer auf dem Boden kniend zeigen. Alle tragen rote Uniformen und sind an den Händen gefesselt. Zusätzlich müssen sie laut den Fotos, die am Sonntag in allen großen Tageszeitungen erschienen, lichtdichte Sichtbrillen und Kopfhörer tragen.

      In London sorgten die Fotos für Unmut. Die konservative britische Tageszeitung "Daily Mail" titelte am Sonntag bereits recht provokativ: "Verteidigen Blair und Bush so unsere Zivilisation?" fragte die Zeitung öffentlich. Und auch der britische Außenminister reagierte. "Gefangene, unabhängig von ihrem Status, sollten menschlich und in Übereinstimmung mit dem völkerrechtlichen Gewohnheitsrecht behandelt werde", sagte Jack Straw. "Ich habe unsere Vertreter in Guantanamo Bay gebeten, zusammen mit den USA zu klären, unter welchen Umständen diese Fotos aufgenommen wurden." Schon seit Tagen kritisieren Menschenrechtsorganisationen die Zustände in dem Lager. "Ich glaube nicht, dass wir im Kampf gegen den Terrorismus erfolgreich sind, wenn wir Leute öffentlich in der Art behandeln, wie die Fotos es nahelegen", kritisierte der außenpolitische Sprecher der britischen Liberaldemokraten, Menzies Campbell.

      Rumsfeld blockt ab

      Donald Rumsfeld blockt die Kritik ab, schließlich seien die Gefangenen ja "schwere Verbrecher"

      US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wies die europäische Kritik an der Behandlung der Gefangenen zurück und sagte, der Umgang mit den Männern sei angemessen. Es sei unfair, davon zu sprechen, dass solche "schweren Terroristen" inhuman behandelt würden, sagte Rumsfeld vor Journalisten. Ohne auf Straws Kritik speziell einzugehen, fügte er hinzu, Kritiker der US-Behandlung wüssten offenbar nicht ausreichend Bescheid. "Meiner Ansicht nach gibt es keinen Zweifel daran, dass sie menschlich und angemessen ist und weitgehend mit der Genfer Konvention übereinstimmt", sagte Rumsfeld.

      Die USA verweigern den festgehaltenen al-Qaida- und Taliban-Kämpfern den Status als Kriegsgefangene, deren Rechte in dem Genfer Abkommen über die Behandlung von Kriegsgefangenen von 1949 ausführlich geregelt sind. Menschenrechtsgruppen hatten die USA unter anderem dafür kritisiert, dass die Gefangenen den langen Flug nach Kuba gefesselt und mit verbundenen Augen verbringen mussten, und in offenen, lediglich überdachten Käfigen eingesperrt wurden.

      ____________________________

      Die Amis machen in der Welt einen riesen Max.

      Gut möglich, das sich der nächste Feind schon auf den Schlips getreten fühlt.

      :(
      Avatar
      schrieb am 20.01.02 21:47:34
      Beitrag Nr. 143 ()
      SPIEGEL ONLINE - 20. Januar 2002, 10:07
      http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,178091,00.html


      Al-Qaida

      Der Terror-Hydra wachsen neue Köpfe


      Osama Bin Laden könnte längst tot sein, glaubt der Präsident Pakistans. Das Terrornetz al-Qaida aber wäre damit lange nicht am Ende, im Gegenteil. Gleich drei Männer gelten als geeignete Nachfolger. Und die US-Geheimdienste wissen nicht, wo sie sich verstecken.

      Aiman al-Sawahiri: "Er hat alle Qualifikationen"

      Washington - Das Terror-Netz al-Qaida zu bekämpfen, das ist noch bedeutend schwieriger, als der Kampf gegen eine Partisanenorganisation. Das Netz ist einfach zu weit verzweigt, hat Mitglieder in vielen Staaten der Erde. Die Struktur ist locker und informell, persönliche Kontakte sind wichtig, eine starre Hierarchie gibt es nicht.

      Das macht auch Prognosen über den Wechsel in der Führung schwierig, geben Mitglieder der US-Regierung und Terrorismusexperten zu. Mit anderen Worten: Die US-Spione tappen höchstwahrscheinlich im Halbdunkel - wenn sie überhaupt etwas sehen. Immerhin aber nennen die amerikanischen Geheimdienste die Namen von drei Männern, die an die Spitze der Organisation aufrücken könnten. Aiman al Sawahiri, Abu Subajdah und Saif el Adil werden von den US-Truppen gesucht, ihre Aufenthaltsorte sind jedoch nicht bekannt.

      Gebildeter Ägypter mit Hass auf die USA

      Offenbar gibt es innerhalb der al Qaida keine Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Flügeln, wie sie andere terroristische oder aufständische Gruppen in der Vergangenheit zerrieben haben. Wie für andere Organisationen gilt auch für die El Kaida: Im Fall des Todes des Anführers übernimmt sein Stellvertreter.

      Damit rückt al Sawahiri in den Blickpunkt des US-Geheimdienstes. Er gilt als wahrscheinlichster Nachfolger an der Spitze der al Qaida, sollte Bin Laden ums Leben kommen oder von den amerikanischen Streitkräften gefasst werden. "Sawahiri hat sehr gute Qualifikationen", erklärte der ehemalige CIA-Terrorismus-Experte Stan Bedlington. "Er ist gebildet, und er hat sich in der Welt des Terrorismus bereits bewiesen." Der 50-jährige al Sawahiri ist Chef des Ägyptischen Islamischen Dschihads, einer Gruppe, die 1998 in der al Qaida aufging.

      Der Geschäftsführer des Terrors

      Sie wird für zahlreiche terroristische Aktivitäten verantwortlich gemacht, darunter die Ermordung des damaligen ägyptischen Präsidenten Anwar el Sadat in den frühen 80er Jahren. Al Sawahiri wurde auf mehreren Videobändern in der Nähe von Bin Laden gesehen. Seine Familie kam bei Bombenangriffen der US-Streitkräfte ums Leben. Wie Bin Laden wählt Sawahiri Ziele für terroristische Angriffe aus, ist aber in deren Ausführung nicht direkt verwickelt. Diese Aufgabe fällt Subajdah zu, nach Ansicht der US-Regierung ein weiterer Kandidat für die Nachfolge an der Spitze der al Qaida. "Sie bestimmen, er führt aus", beschrieb ein Regierungsvertreter die Beziehung zwischen Bin Laden, Sawahiri und Subajdah. Die beiden Anführer forderten ein Attentat auf eine US-Botschaft, Subajdah wähle dann die Botschaft, die Zelle und die Mittel aus.

      Die Spur verloren

      Nach Ansicht der amerikanischen Behörden war Subajdah an den Anschlägen auf US-Botschaften in Ostafrika 1998 ebenso beteiligt wie an dem Attentat auf das US-Kriegsschiff "Cole" 2000 in Jemen und an den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Er wurde auch in Verbindung gebracht mit verhinderten Anschlägen auf die US-Botschaft in Paris, auf Touristenziele in Jordanien und auf den Flughafen von Los Angeles.

      Subajdah, der palästinensischer oder saudiarabischer Herkunft ist, gilt als wichtigster Kontakt- und Verbindungsmann der al Qaida. "Er ist derjenige, der fast alle Führer der terroristischen Zellen persönlich kennt", sagte der ehemalige Leiter der CIA-Abteilung für Terrorismusbekämpfung, Vince Cannistraro. Der amerikanische Geheimdienst hatte Subajdah 1998 in Peshawar in Pakistan ausgemacht, seine Spur aber später verloren. Cannistraro sagte, er sei nach den Botschaftsanschlägen wahrscheinlich nach Afghanistan geflüchtet.

      Bin Ladens persönlicher Bewacher

      Wegen seiner guten Kontakte innerhalb der al Qaida sei Subajdah eine wichtige Quelle, sollte er gefasst werden, verlautete aus US-Regierungskreisen. Sein Verlust wäre für die Organisation ein schwerer Schlag, der die Planung weiterer Anschläge behindern würde. Subajdah steht dennoch nicht auf der Liste der 22 meistgesuchten Terroristen der US-Bundespolizei FBI.

      Die Namen Sawahiri und el Adil finden sich dagegen auf der Liste; die Männer werden in Zusammenhang mit den Botschaftsanschlägen gesucht. Adil gilt als Bin Ladens persönlicher Sicherheitschef. Er übernahm viele Aufgaben von Mohammad Atef, der im November bei US-Bombenanschlägen in der Nähe von Kabul getötet wurde. Atef galt als Bin Ladens Militärchef und weiterer möglicher Nachfolger des mutmaßlichen Terroristenführers.


      ____________________________

      Es ist ein Wespennest, das der verblödete Ami angestochen hat.

      Da fliegt noch ne Menge Scheisse um die Ohren.

      :eek:
      Avatar
      schrieb am 21.01.02 08:15:43
      Beitrag Nr. 144 ()
      Vor allem Deutschland bietet dem Investmentbanking langfristig höhere Wachstumsraten als die USA


      US-Investmentbanken setzen auf Europa



      GERTRUD HUSSLA


      Die großen US-Investmentbanken müssen auch in Europa ihre Top-Teams verkleinern. Sie versuchen jedoch, ihre Position im Investmentbanking zu halten und in anderen Geschäftsbereichen zu expandieren. Deutschland gilt als Schlüsselmarkt. Immer stärker spüren die Amerikaner die europäische Konkurrenz.


      HANDELSBLATT, 21.1.2002

      NEW YORK. John Studzinski, für das internationale Geschäft zuständiger Vize-Vorsitzender bei Morgan Stanley, kann der Konjunktur-Flaute in Europa positive Aspekte abgewinnen: „Solche Phasen sind eine Chance, Marktanteile zu festigen und sich für den nächsten Aufschwung zu positionieren“, sagt er. Die Investmentbanking-Truppe in Europa habe Morgan Stanley zwar um 5 bis 10 % reduziert. „Doch weiter gehen wir nicht, sonst fehlen uns Leute, wenn der Markt wieder besser wird.“

      Personalabbau nur in Maßen und Sparen bei den Boni – das scheint die Strategie der Wall-Street-Firmen in Europa zu sein. Goldman Sachs hat das Top-Team geringfügig reduziert, Merrill Lynch beschäftigt in Deutschland 20 Leute weniger, Lehman Brothers und Morgan Stanley expandieren außerhalb des Investmentbankings (s. Tabelle).

      „Ich glaube immer noch sehr an Europa“, sagt Bankanalyst Richard Strauss von Goldman Sachs, „doch als die vielen Mega-Fusionen im Telekom-Bereich stattfanden, sind die US-Firmen über ihr Ziel hinausgeschossen.“ Er schätzt, dass im klassischen Investmentbanking – ähnlich wie in den USA – etwa 9 % der Stellen abgebaut worden sind. Wer geblieben ist, spürt Einschnitte: „Nur noch die Spitzenkräfte verdienen so viel wie in den Jahren zuvor“, sagt Wertpapieranalyst Henry McVey von Morgan Stanley.

      Nach Daten des Finanz-Informations-Dienstes Thomson Financial ist allein das europäische Fusionsgeschäft (M&A) um 55 % auf 552 Mrd. $ eingebrochen. Ähnlich schwach lief das Aktien-Emissions-Geschäft. Lediglich bei der Emisssion von Anleihen hat es im vergangenen Jahr Zuwachs gegeben.

      Doch es kann wieder aufwärts gehen. „Besonders der deutsche Markt hat ein riesiges Entwicklungs-Potenzial“, glaubt Studzinski. Auch wenn sich das Land in einer Rezession befinde, seien die Wachstumschancen groß. „Deutsche Bilanzen sind beispielsweise immer noch sehr simpel – Vermögen und Schulden“, meint er, „im anglo-amerikanischen Raum gibt es wesentlich raffiniertere Finanzierungsinstrumente.“ Die Ideen und das Fachwissen der US-Profis seien deshalb auch künftig gefragt. Auch die steuerliche Erleichterung von Firmen-Verkäufen und die Privatisierung der Altersvorsorge seien wichtig.

      Schon heute tragen die Investmentbanking-Teams in Europa, die in der Regel aus 200 bis 500 Leuten bestehen, zu etwa 20 bis 35 % der Gesamt-Provisionen ihrer Häuser bei. Der Anteil könnte steigen. Um etwa 15 bis 20 % dürfte das Geschäft in Europa mittelfristig zunehmen, im gesättigten US-Markt liegen die Zuwachs-Raten dagegen nur noch bei 12 bis 13 %.

      So will keines der großen US-Häuser jetzt den Rückzug antreten. Vielmehr weichen sie auf andere Geschäftsbereiche aus. „Der Personal-Zuwachs einiger Firmen kommt vorwiegend aus dem Wertpapier-Handel, einschließlich Derivate“, erläutert McVey. Vor allem der Bondhandel sei sehr gut gelaufen, meint auch Personal-Manager Wolfgang Stern von Merrill Lynch. Sein Haus hat außerdem einen Schwerpunkt in der Vermögensberatung wohlhabender Kunden gesetzt. Morgan Stanley will ebenfalls ein Beratungsnetz für die Reichen aufbauen.

      Zunehmend kämpfen die Amerikaner mit europäischer Konkurrenz. „Im Handel sind die europäischen Firmen unsere Hauptwettbewerber“, sagt Studzinski. Europäische Banken haben außerdem stärkere Investmentbanking-Abteilungen aufgebaut. UBS-Warburg etwa hat sich einen weltweiten Spitzenplatz in der Betreuung von Fusionen erobert. Die Schweizer zeichneten für die 1,6 Mrd.-$-Fusion des australischen Minenkonzerns BHP mit dem britischen Konkurrenten Billiton verantwortlich. Die Deutsche Bank gilt als Aufsteiger im Deutschen Markt.

      Ähnlich wie in den USA stellt sich auch in Europa die Frage, ob Investmentbanken von großen Geschäftsbanken wie der Citigroup überholt werden, weil sie große Firmenkunden nicht nur mit Fusions- und Emissions-Betreuung, sondern auch mit großzügigen Kreditlinien bedienen können. Goldman-Sachs-Analyst Strauss wiegelt jedoch ab: „Am Ende zählt immer noch, wie kreativ und professionell die Investmentbanker sind.“ Henry McVey ist vorsichtiger: „Kein Mensch kann vorhersehen, wer in 10 oder 15 Jahren dominieren wird.“


      HANDELSBLATT, Montag, 21. Januar 2002, 06:02 Uhr

      :p
      Avatar
      schrieb am 21.01.02 10:48:41
      Beitrag Nr. 145 ()
      21.01.2002

      Alan, hättest Du nur geschwiegen

      Alan Greenspan hat es nicht leicht. Jedes Wort des US-Notenbankchefs bewegt die internationalen Finanzmärkte. Ist er oder scheint er pessimistisch, brechen die Aktien ein. Versprüht er Optimismus, schießen die Kurse in die Höhe. Diesmal hat sich der Mann mit der Aktentasche in seinen eigenen Worthülsen verheddert.

      Nach den jüngsten Äußerungen des Fed-Chefs war der Dow Jones unter die wichtige 10.000-Marke gefallen. Die schöne Aufschwungphase war abrupt gebremst. In seiner Rede hatte Greenspan auf anhaltende Konjunkturrisiken hingewiesen. Das hatten Marktobachter als Signal für eine weitere Zinssenkung und für eine extrem kritische Wirtschaftslage gedeutet. Total daneben. Denn Greenspan wollte eigentlich andeuten, dass die Leitzinsen unverändert bleiben. Dazu hatte er zunächst einen optimistischeren Konjunkturausblick in seine Rede eingebaut. Doch plötzlich wurde er von Selbstzweifeln überfallen und strich die positive Einschätzung. Das ging nach hinten los. Aber der Mann hat es ja wirklich schwer. In einem Alter, wo andere längst das Leben genießen, hastet er immer noch ins Büro. Und muß dabei noch aufpassen, wie er die Aktentasche hält, wie der Mantel geknöpft ist oder die Brille sitzt. Aus allen Auffälligkeiten leiten die Marktteilnehmer seine Stimmung ab. Dass er manchmal nur schrullig ist, fällt keinem auf.

      Am Donnerstag hat der Herr der Zinsen nun die Chance, seine tatsächliche Sicht der Dinge unter die Leute zu bringen. Und wir hoffen natürlich, das er eindeutig optimistisch ist. Alan, wir bitten Dich. Das würde die Aktien in Schwung bringen.

      In diesem Sinne: Guten Morgen, Kapitalisten!


      © 2002 sharper.de

      ____________________________

      Dann soll der Alte eben aufhören!

      :p
      Avatar
      schrieb am 21.01.02 12:16:09
      Beitrag Nr. 146 ()
      http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0%2C2828%2…

      DIE BÖRSEN - SPUR

      Wer kassierte mit dem Terror ab?


      Kurz vor dem 11. September spekulierten Anleger im großen Stil auf den Kurssturz - Geschäfte, die ohne Vorwissen wenig Sinn ergaben. Über diesen Ermittlungsstrang wahren die Fahnder strengste Geheimhaltung. Der Ruf einiger Finanzhäuser steht auf dem Spiel.


      Berlin - Die Spur war brandheiß. Schon wenige Stunden nachdem die Twin Towers des World Trade Centers (WTC) in New York eingestürzt waren, berichteten Branchendienste über vorangegangene Finanztransaktionen, die nur mit dem Wissen über die bevorstehenden Anschläge Sinn ergaben und plötzlich große Gewinne abwarfen. Gleich mehrere US-Börsen meldeten noch in derselben Woche die verdächtigen Geschäfte an die zentrale Aufsichtsbehörde, die Securities and Exchange Commission (SEC), die seitdem die Ermittlungen führt. Und voller Zuversicht, auf diesem Weg eine Spur zu den Verwaltern der Kriegskasse von Osama Bin Laden zu finden, versprach SEC-Chef Harvey Pitt Ende September 2001 bei einer Anhörung im US-Kongress, seine Behörde werde "die Käufer finden, wo immer sie sind".

      Fahnder schweigen sich aus

      Gleichwohl konnten oder wollten die Fahnder bis heute keinen der Urheber der Transaktionen ausmachen. Auf Nachfrage teilen die SEC-Beamten nur mit, die Ermittlungen dauerten an. Alles weitere unterliege strikter Geheimhaltung. Das ist erstaunlich. Denn die Indizien dafür, dass Insider des Terror-Plots mit den Konsequenzen ein Vermögen machen wollten, sind erdrückend. Schon am 19. September veröffentlichte das renommierte israelische Institute for Counter-Terrorism eine Studie, die detailliert die verblüffend zielgerichteten Transaktionen auflistete. Demnach verzeichneten die Händler an der Chicagoer Börse am 6. und 7. September den Kauf von 4744 so genannten Put-Optionen für Aktien der United Airlines (UAL), einer der beiden Fluggesellschaften, deren Maschinen für den Anschlag entführt wurden. Der Umsatz betrug ein Vielfaches der an anderen Tagen gehandelten Menge dieses Kontrakts.

      Verdächtige Spekulationen

      Mit den Put-Optionen spekulierte der Anleger auf den Fall des Aktienkurses. Durch die Puts erwarb er das Recht, die Aktien für einen Festpreis zu einem späteren Termin zu verkaufen. Fällt der tatsächliche Kurs der Aktie unter den vereinbarten Festpreis, steigt der Kurs der Put-Option. Auch für Anteile von American Airlines, der anderen betroffenen Fluggesellschaft kauften Unbekannte noch am 10. September 4516 Put-Scheine. Für einen bevorstehenden Absturz der beiden Aktienwerte gab es zu diesem Zeitpunkt keinen Hinweis. Nicht minder verdächtig waren die Spekulationen gegen die Aktienwerte der Investment-Bank Morgan Stanley, die auf 22 Etagen große Abteilungen im World Trade Center unterhielt, sowie den Konkurrenten Merrill Lynch, der in einem der Nachbargebäude untergebracht war. Für beide Papiere schnellten die Verkäufe von ebensolchen Put-Optionen kurz vor dem 11. September um bis zu 2000 Prozent in die Höhe, obwohl keine negativen Unternehmenszahlen oder Prognosen auf dem Markt waren. Der Vorteil des Kaufs von Optionen ist, dass sie nur einen vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz erfordern, aber im Fall der richtig geratenen Kursentwicklung enorme Gewinne abwerfen. Und raten mussten diese Anleger wohl nicht. Denn die Umstände und Volumina dieser Geschäfte, "entsprachen genau dem, was man gewöhnlich von Insider-Geschäften kennt", erklärt Don Radlauer, Börsenexperte und Autor der israelischen Studie. Nicht nur das Timing der Deals passte allzu gut. Zudem waren sie spezifisch auf die vom Anschlag betroffenen Firmen gemünzt. Es gab vielleicht gute Gründe, auf einen Abwärtstrend der Luftfahrt-Industrie zu wetten, aber es gab keinen vergleichbaren Sprung beim Handel mit den Put-Option auf andere Airline-Aktien. Gleichzeitig war der Umfang der Optionskäufe extrem hoch und nur auf die kurze Zeit der fünf Tage vor den Anschlägen beschränkt. "Das widersprach ganz außerordentlich den üblichen Handelsvolumina", urteilte auch Jon Najarian, Mitinhaber der Firma PTI Securities, die selbst täglich im Optionshandel aktiv ist.

      "Die Sache stinkt"

      Insgesamt brachten die vermuteten Insider-Deals mit dem Terror nach Radlauers Kalkulationen den Anlegern über 16 Millionen Dollar ein. Denn die Aktienwerte der betroffenen vier Unternehmen stürzten nach den Anschlägen im freien Fall. Dabei machten die beteiligten Händler an der auf den Optionshandel spezialisierten Börse von Chicago allerdings eine verblüffende Erfahrung: Einer der Kunden löste Kontrakte im Wert von 2,5 Millionen Dollar gar nicht ein, die Optionen verfielen. Insbesondere dieser Umstand stützt den Verdacht, dass es Anleger gab, die vorab von den geplanten Terror-Attacken wussten. Denn nicht vorhersehbar war die Tatsache, dass der Handel für einen Teil der Kontrakte nach den Anschlägen erst einmal ausgesetzt wurde. Zum Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Handels mussten mögliche Insider aber schon mit Verfolgung rechnen. "Normalerweise, wenn jemand einen solchen Profit macht, dann nimmt er das Geld und macht sich aus dem Staub", erklärte ein mit den Transaktionen befasster Ermittler einem Reporter des "San Francisco Chronicle". "Wer immer dies gemacht hat, hat nicht bedacht, dass die Börse für vier Tage schließen würde. Die Sache stinkt."

      Das gilt mittlerweile aber auch für die Ermittlungen.

      Kapital aus zweifelhaften Quellen?

      Während Amerikas Fahnder in Sachen Terror bislang noch beinahe jedes Detail und jeden Verdächtigen sogleich der Öffentlichkeit präsentierten, selbst wenn diese sich später als unschuldig erwiesen, wahren die SEC-Fahnder bei der Börsenspur eisernes Schweigen. Zwar hatte SEC-Chef Pitt schon im September erklärt, es könne schwierig werden, "weil die Leute Strohmänner und ausländische Institute nutzen können". Aber, so versprach Pitt, "wir bekommen diese Information". Daraus wurde allerdings bislang nichts, zumindest nicht für die Öffentlichkeit. Eine Erklärung dafür ist die mögliche Verstrickung renommierter Firmen der US-Finanzindustrie in die Verwaltung von Kapital aus zweifelhaften Quellen.

      Deutsche-Bank-Tochter im Zwielicht

      So wurde bekannt, dass rund die Hälfte der UAL-Optionen über die Investmentbank Alex Brown Bankers Trust geordert wurde, der US-Tochter der Deutschen Bank. Nachfragen bezüglich des dortigen Auftraggebers wehrten Sprecher der Bank mit Verweis auf das Kundengeheimnis ab. Pikant an der Bankers-Trust-Connection ist der Umstand, dass gegen frühere Mitarbeiter der Bank seit langem wegen Verstrickung in Geldwäsche-Delikte ermittelt wird, während gleichzeitig der frühere Chef des Private Banking bei Alex Brown, Alvin Krongrad, heute dem Geheimdienst CIA als Direktor dient. So mancher amerikanische Verschwörungstheoretiker bastelte daraus bereits die These, CIA-Mitarbeiter hätten womöglich Informationen über bevorstehende Anschläge gehabt und versucht, damit Geld zu machen. Plausibler ist jedoch eine viel einfachere These: Die beteiligten Geldhäuser sind vermutlich nicht in der Lage, die wahre Identität der Gewinner des Deals mit dem Terror auszumachen, weil diese im weltweiten Netz der Offshore-Zentren von Cayman Island bis Liechtenstein und den dort registrierten Briefkastenfirmen erfolgreich ihre Spur verwischen konnten. In diesem Fall hätten die beteiligten Geldhäuser aber gegen die Grundregel der Geldwäsche-Bekämpfung verstoßen: "Know your customer" - handele nur mit Kunden, die du kennst.

      Wenn dies die Ursache für den schleppenden Gang der Ermittlungen sei, meint Börsenfachmann Radlauer, gebe es für das Schweigen der SEC über die ursprünglich so heiße Spur zu den Hintermännern des Terrors eine einfache Erklärung: "Sie können nichts sagen, ohne die Reputation der involvierten Banken zu beschädigen."

      Harald Schumann
      Avatar
      schrieb am 22.01.02 07:27:33
      Beitrag Nr. 147 ()
      Roland Leuschel

      Beginnt Greenspans Stern am Börsenhimmel zu verblassen?

      Die Leser meiner Kolumnen wissen, dass ich seit über 6 Jahren ein vehementer, unerbittlicher Kritiker der Greenspanschen Geldpolitik bin, der immer nur ein Mittel gegen Wirtschafts- oder Finanzkrisen zu kennen scheint: niedrigere Zinsen und Liquidität; so als könnten die Eltern alle Schwierigkeiten bei der Erziehung ihrer Kinder mit viel Geld und Schokolade lösen. Jetzt nach der weltweiten Kapitalvernichtung von über 7.000 Mrd. Dollar, befinden sich die USA, Japan und Euroland gleichzeitig in einer Rezession, und Greenspan versucht mit denselben Mitteln der Zinssenkung (11 mal im Jahre 2001) und Liquiditätserhöhung die Probleme zu lösen. Es scheint, als hätte die Fed tatsächlich kein Konzept für ihre Geldpolitik und nur eine Zielgrösse: das Vertrauen des Konsumenten. Die EZB dagegen hat ein klar definiertes geldpolitisches Konzept und wird eine Inflationsrate von höchstens 2% zulassen. Mit anderen Worten, alle Marktteilnehmer in Europa wissen, woran sie sind, während sich bei den aktuellen zweistelligen amerikanischen Wachstumsraten ein beträchtliches Inflationspotential aufbaut.

      Die geldpolitische Zielgrösse der Fed ist also das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher, und kurzfristig scheint Greenspan den Spagat zu schaffen; denn das von der Universität Michigan errechnete US-Verbrauchervertrauen stieg im Januar dieses Jahres auf die neue Rekordhöhe 94,2, nachdem es Ende September auf 82 gefallen war. Nachdem sich auch die amerikanischen und die Weltbörsen erholt haben, scheint der Börsenhimmel blau und die Krise vom letzten Jahr endlich gemeistert. Ich glaube die Anleger unterliegen einem schlimmen Irrtum, der sie noch teuer zu stehen kommen wird. Es stimmt, dass der Konsum zwei Drittel des amerikanischen Bruttosozialproduktes darstellt, und wenn die Amerikaner weiterhin ihre Konsumausgaben steigern, dann sollte auch die Wirtschaft eine kurzfristige Erholung erfahren. Aber dann könnte es schwierig werden. Einmal werden langfristig die Börsenkurse durch die Gewinnentwicklung der Unternehmen bestimmt und nichts anderes. Und da sind erhebliche Zweifel angebracht, dass im Zuge weltweiter, inflationistischer Tendenzen (die Deflation droht) die sogenannte Pricing Power der Unternehmen noch besteht. Steigende Personalkosten können nicht durch Preiserhöhungen überwälzt werden,die Gewinne der Unternehmen dürften damit keine kräftige Erholung erfahren. Nur durch Entlassungen können erhöhte Personalkosten aufgefangen werden, das scheinen die Gewerkschaften übrigens noch nicht kapiert zu haben. Die Arbeitslosenzahlen würden also steigen, und damit sind Zweifel angebracht, dass der Konsum nachhaltig steigen wird. Bisher entwickelte sich der Haussektor in Amerika enorm günstig und hatte Steigerungsraten von bis zu 30% aufzuweisen. Auch gab es keineswegs eine Korrektur bei den Immobilienpreisen. Das könnte demnächst anders sein; denn erfahrungsgemäss setzte nach einem Crash der Aktienkurse die Korrektur im Immobiliensektor erst eins bis zwei Jahre danach ein (in einer umfangreichen Studie warnt die britische Bank HSBC vor dem Platzen der Real Estate Bubble in den USA). Sollte dies der Fall sein (ich erinnere daran, dass diese Bank im August 1999 vor dem Platzen der Börsenblasen an Nasdaq etc. warnte), dann wäre der Konsument in einer gefährlichen Schuldenfalle, und die zuletzt gezeigten Wachstumsraten bei den Konsumentenkrediten (15% Jahresbasis), auf die Paul C. Martin in seiner letzten Kolumne "Die mystische Gestalt des US-Verbrauchers" in aller Deutlichkeit hinwies, kämen zum Stillstand. Dies würde auch bedeuten, dass es sich bei der nächsten Konjunkturerholung nur um ein Strohfeuer handelt, und die Gefahr einer Weltwirtschaftskrise ernst zu nehmen ist. Greenspan hätte dann sein Pulver verschossen, und seine Geldpolitik würde dann ins Leere laufen. Der Stratege von Morgan Stanley, Barton Biggs, hat in einer Kolumne für die Financial Times Deutschland nicht mit deutlichen Worten gespart. Nachdem er Greenspan, wie es sich für einen amerikanischen Investmentbanker geziehmt, für seine geleistete Arbeit lobt (schliesslich haben die Investmentbanken die höchsten Gewinne aller Zeiten einfahren können), schreibt er: "Greenspan hat intellektuell, wie monetär den hochbrisanten Treibstoff geliefert, der einen gesunden Bullmarkt und einen normalen Aufschwung in die grösste Seifenblase aller Zeiten verwandelte; hatte Greenspan noch 1996 eine kalte Dusche verpasst und vor den Risiken irrationalen Überschwangs gewarnt, änderte er seinen Kurs danach gänzlich. In den nächsten 4 Jahren schien er es darauf anzulegen, die zunehmende Extase an der Börse mit extravaganten Theorien über eine neue Ära der Technologie rechtfertigen zu wollen ... Der Hohepriester der Finanzwelt hatte damit der Blase die Absolution erteilt." Am Schluss seines Artikels fasst Barton Biggs zusammen: "Ich glaube nicht, dass Greenspan von der Geschichte für diese Rezession verantwortlich gemacht werden wird. Aber er wird für seine Rolle bei der Bildung der Blase kritisiert werden." Dem ist nichts hinzuzufügen.

      Ich halte meine Bedenken für die augenblickliche Überteuerung der Aktienmärkte aufrecht und empfehle eine äusserst konservative Anlagepolitik: Maximal 30% des Geldvermögens in Value Aktien, der Rest in Triple A Kurzlaufrenten und Cash. Warten Sie geduldig auf Gelegenheiten. Übrigens Gelegenheiten werden Sie auch auf dem Immobilienmarkt in Hülle und Fülle bekommen. Wie heisst ein alter Slogan eines bodenständigen pfälzischen Bauers: "Geduld muss mer habbe",übersetzt ins Hochdeutsch "Zum Börsenerfolg braucht der Anleger Geduld, nicht durch Aufschlagen sondern durch Ausbrüten kann aus einem Ei ein Küken werden".

      Roland Leuschel

      21.01.2002

      :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 22.01.02 12:26:18
      Beitrag Nr. 148 ()
      Aus der FTD vom 22.1.2002 www.ftd.de/andersen

      Andersen: Skandal um geschredderte Akten gerät zur Existenzkrise
      Von Ulrike Sosalla, New York

      Mit der Beseitigung ganzer Papier-Berge wollte Andersen sich aus dem Enron-Skandal heraushalten. Doch jetzt geraten die Wirtschaftsprüfer selbst in den Sog. Und mit ihnen Harvey Pitt - der als Chef der US-Börsenaufsicht gerade erst angetreten ist.

      Liebevoll verzierte Backsteinhäuser mit sorgfältig gepflegten Gärten außenrum. Vor jedem Heim zwei bis drei Autos, meist geräumige Geländewagen. Auf dem Rasen Kinderspielzeug. Es könnte eine heimelige Mittelschichtidylle wie aus dem Bilderbuch des amerikanischen Traums sein. Doch in Memorial, einer Vorstadt des texanischen Houston, ist in diesen Tagen nichts mehr heimelig.

      Die größte US-Pleite aller Zeiten, der Konkurs des Energieriesen Enron ist in Form von Reportern und Fotografen, Übertragungswagen und Fernsehkameras in die Idylle eingebrochen. Zu Dutzenden stehen sie vor dem Klinkerbau von David Duncan. Der war Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersen, der die Aufsicht über die Enron-Prüfung hatte. Vergangene Woche bekam er die fristlose Kündigung. Und Memorial seitdem nicht mehr zur Ruhe.


      David Duncan ist zur Hauptfigur in einem Skandal geworden, dessen wahre Ausmaße erst jetzt, mehr als einen Monat nach dem Insolvenzantrag Enrons, ans Tageslicht kommen. Es ist ein Skandal, der die Existenz der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersen mit ihren 85.000 Mitarbeitern weltweit bedroht und der die Spielregeln der gesamten Branche verändern wird. Vor allem aber ist es die Feuertaufe für Harvey Pitt, den erst seit sechs Monaten amtierenden Chef der US-Börsenaufsicht, dessen Kritiker ihm vor allem eines vorwerfen: eine zu große Nähe zu den Wirtschaftsprüfern.

      Peinliche Erklärungen

      David Duncan war einer der führenden Köpfe im Andersen-Büro in Houston, das jetzt im Zentrum des Skandals steht. Hier prüfte ein Team von mehr als 100 Mitarbeitern die Bücher des größten Kunden vor Ort, des Energiehändlers Enron - und verstieß dabei nach vorläufigen Erkenntnissen grob gegen die Regeln der Branche, möglicherweise sogar gegen das Gesetz. Nur zu gern möchte Andersen-Chef Joseph Berardino den Fall Enron daher zu einem Fall Duncan erklären: Der habe "zumindest eine extrem schwache Entscheidung getroffen", schimpfte Berardino jetzt in einem Fernsehinterview über die Vorgänge in Houston.

      Die Wirtschaftsprüfer, die eigentlich über die korrekte Buchführung wachen sollen, halfen zunächst bei der Ausarbeitung jener Nebenfirmen, in denen Enron viele Milliarden Dollar an Schulden vor den Augen seiner Investoren und Gläubiger versteckte, und deren Offenlegung im Oktober zum Zusammenbruch des gesamten Konzerns führte. Vollends in den Enron-Strudel geriet Andersen dann, als der Konzern jüngst in einer hochnotpeinlichen Erklärung eingestehen musste, dass seine Mitarbeiter in Houston "eine unbekannte, aber bedeutende Anzahl von Dokumenten vernichtet haben", wie es in dem dürren Statement heißt. Besonders pikant: Die Löschaktion stoppte auch nicht, als die Börsenaufsicht bereits Ermittlungen eingeleitet und die Herausgabe aller Unterlagen verlangt hatte. Und laut Darstellung Duncans geschah sie auf ausdrückliche Anweisung der Justizabteilung der Firmenzentrale. Ein Verdacht, den die jetzt bekannt gewordene Mail zu bestätigen scheint - die laut Berardino aber nur versandt wurde, weil "wir sehr viele Dinge haben, die völlig unwichtig sind". Die Erklärungen Andersens sind bislang so dünn, dass nicht wenige Experten befürchten: Nach den einschlägigen Papieren könnte bald die ganze Firma Andersen im Schredder landen.

      Denn noch schwerer als die Untersuchungen der Justizbehörden auf kriminelle Machenschaften wiegen die Zivilklagen, die den Wirtschaftsprüfern drohen. Ob Urteil oder gütliche Einigung - diesmal könnte die Höhe der Strafzahlungen das Unternehmen in die Insolvenz treiben, malt Mark Cheffers den schlimmsten Fall aus. "Es hat in der Branche noch nie einen Fall gegeben, in dem die potenziellen Verpflichtungen einer einzelnen Firma so hoch waren", sagt der Chef von Accountingmalpractice.com, einer Website zur Rechtsberatung von Wirtschaftsprüfern. Falls die Richter bei Andersen auf Fahrlässigkeit erkennen, könnte das Unternehmen nicht nur Klagen der Gläubiger, sondern auch der Investoren am Hals haben - und die haben durch den Enron-Absturz insgesamt 32 Mrd. $ verloren.

      In ganzseitigen Zeitungsanzeigen verspricht derweil Andersen-Chef Joseph Berardino den Konzern wieder auf Kurs zu bringen. In dem Fernsehinterview am Sonntag beteuerte er: "Meines Wissens haben wir bei Enron keine illegalen Praktiken gefunden." Doch das Vertrauen in Andersen ist längst erschüttert, täglich kommen neue Einzelheiten ans Licht, in Kreisen Londoner Wirtschaftsprüfer wird bereits spekuliert, dass die KPMG bald die Geschäfte von Andersen übernimmt.

      Eine Milliarde zu viel

      "Das ist katastrophal für sie", sagt Alan Siegel, Chef der New Yorker Markenberatungsfirma Siegelgale. Denn Andersens Ruf war ohnehin längst angeschlagen - Enron ist bereits der dritte Skandal innerhalb weniger Jahre, und jeder war größer als der vorhergehende. Peinlich zudem: Schon die Bilanzfälschungen des Abfallbeseitigers Waste Management, der von 1992 bis 1996 unter Andersens Aufsicht eine Mrd. $ zu viel an Gewinn auswies, betreute das Büro in Houston.

      Um die Klagen beizulegen, zahlte Andersen den Gläubigern von Waste Management 75 Mio. $, weitere 110 Mio. $ erhielten Gläubiger des bankrotten Küchengeräteherstellers Sunbeam, der ebenfalls zu hohe Gewinne ausgewiesen hatte. In beiden Fällen erkannte Andersen keinerlei Verschulden an. Bei Waste Management wurden die Prüfer dann auch noch von der Börsenaufsicht SEC zu einer Strafzahlung von sieben Mio. $ verdonnert.

      Diesmal allerdings sitzt Andersen nicht allein auf der Anklagebank, das gesamte Gewerbe der Wirtschaftsprüfer ist ins Schussfeld geraten. Der Vorwurf: Die Aufsicht über die für das Wirtschaftssystem zentrale Branche sei zu lasch. Die Kritik an den Wirtschaftsprüfern ist nicht neu. Neu ist aber, dass Harvey Pitt, seit sechs Monaten Chef der US-Börsenaufsicht SEC, sich daran beteiligt. Als er sein Amt antrat, schlug der Staranwalt noch ganz andere Töne an. "Ich bin zuversichtlich, dass die SEC und die Wirtschaftsprüfer zu einer kooperativen und fruchtbaren Zusammenarbeit finden werden", bemühte er sich im Oktober 2001, den Dauerstreit seines Vorgängers Arthur Levitt mit der Profession beizulegen.

      Levitt stritt sich um das gleiche Thema, das nun auch den Enron-Skandal beherrscht: die Abhängigkeit der Wirtschaftsprüfer von ihren großen Kunden, die ihnen neben den Prüfungsgebühren noch wesentlich höhere Beratungshonorare einbringen. Andersen etwa erhielt von Enron pro Jahr 50 Mio. $ Honorar - davon nur allerdings 23 Mio. für die Buchprüfung, den Rest für Beratung. Levitt wollte die Prüfer zwingen, sich vollständig vom lukrativen Beratungsgeschäft zu trennen - doch die Big Five wehrten den Versuch erfolgreich ab.

      Bislang warfen Kritiker Pitt vor, zu nachsichtig gegenüber der mächtigen Lobby der Big Five zu sein. Schließlich gehören die Firmen zu den größten Wahlkampfspendern der republikanischen Partei, deren Mitglied Pitt ist. Allein Andersen spendete von 1999 bis 2001 mehr als eine Mio. $ an die Republikaner und war der fünftgrößte Geldgeber für Bushs Präsidentschaftswahlkampf - noch vor Enron.

      Fall kommt erst ins Rollen

      Doch jetzt will Pitt seine Kritiker Lügen strafen. Ende vergangener Woche legte er einen Plan vor, um die Wirtschaftsprüfer an die Kandare zu nehmen. Kernstück ist ein neues Aufsichtsgremium, das die Arbeit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften überwachen soll.

      Bisher versieht nur der Branchenverband American Institute of Certified Public Accountants (AICPA) diese Aufgabe. Doch Pitts Vorhaben stieß bei allen Seiten auf heftige Kritik. Die AICPA fürchtet, ihre Mitglieder würden von einer neuen Kontrollinstanz unzumutbar gegängelt. Kritiker der herrschenden Praxis dagegen werfen Pitt vor, mit seinem Plan nichts gegen das Grundübel der Wirtschaftsprüfungsbranche zu tun: die Verquickung von Buchprüfung und Beratung, die die Prüfer in Interessenskonflikte stürzt. "Er sucht den Dachs im falschen Loch", kritisiert Professor für Unternehmensrecht and der Duke University in Durham, North Carolina.

      Ob es Pitt gelingt, einen Kompromiss zu finden zwischen der mächtigen Lobby der Wirtschaftsprüfer und dem öffentlichen Drängen nach Konsequenzen, könnte darüber entscheiden, wie lang er sich an der Spitze der SEC halten kann. Noch hat niemand seine Führungsqualitäten angezweifelt. Doch der Enron-Skandal kommt gerade erst ins Rollen - und könnte nach dem Energieriesen bald noch eine weltbekannte Beraterfirma und einen Staranwalt unter sich begraben.



      © 2002 Financial Times Deutschland , © Illustration: AP
      Avatar
      schrieb am 22.01.02 23:25:30
      Beitrag Nr. 149 ()
      dpa-AFX-Nachricht (USA)
      Dienstag, 22.01.2002, 21:07

      Ariba übertrifft im ersten Quartal die Analystenerwartungen
      SAN FRANCISCO (dpa-AFX)

      Das US-Softwareunternehmen Ariba Inc. hat im ersten Quartel des Geschäftsjahres 2001/2002 die Erwartungen die Analysten übertroffen. Der Pro-Forma-Verlust habe bei 3 US-Cent je Aktie gelegen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Analysten hatten mit einem Verlust von 5 Cent je Aktie gerechnet. Im Vorjahr wurde noch ein Gewinn von 5 Cent je Aktie erzielt.

      Im gleichen Zeitraum hat Ariba 55,250 Millionen US-Dollar und damit weniger als ein Drittel des Umsatzes von 170,233 Millionen Dollar im Vorjahr erreicht. Die Analysten hatten jedoch mit niedrigeren Zahlen gerechnet und nur 52,70 Milliarden Dollar Umsatz erwartet. Der Nettoverlust beläuft sich auf insgesamt 6,855 Millionen Dollar; im Vergleichzeitraum des Vorjahres war noch ein Gewinn von 14,018 Millionen Dollar erzielt worden.

      Obwohl das Unternehmen keinen detaillierten Ausblick für die Zukunft gab, zeigte sich Vorstandschef Bob Calderoni zufrieden: Ariba sei gut positioniert und die Pro-Forma-Gewinnschwelle werde wohl im Juni dieses Jahres erreicht sein. /FX/al/js


      ____________________________

      Die Idioten sollen doch Pizza verkaufen!

      :D
      Avatar
      schrieb am 23.01.02 12:58:24
      Beitrag Nr. 150 ()
      E N R O N

      FBI greift ein

      Nun ermittelt auch die US-Bundespolizei wegen der groß angelegten Schredder-Aktion bei dem Pleite-Konzern.



      Houston - Seit Dienstag ist die umfangreiche Aktenvernichtung im Zusammenhang mit der Enron-Pleite ein Fall für das FBI. Wie ein Anwalt des Konzerns mitteilte, hat die Bundespolizei mit Verhören begonnen, um zu klären, auf wessen Veranlassung tausende von Bilanz-Unterlagen vernichtet wurden.

      Nach Angaben des Juristen hat Enron sich selbst an das Justizministerium und an die US-Wertpapieraufsicht SEC gewandt und darum ersucht, aufzuklären, was geschehen ist. Eine ehemalige Enron-Managerin hatte zuvor dem Fernsehsender ABC berichtet, die Vernichtung der Dokumente habe im November - nach Beginn der staatlichen Ermittlungen - begonnen und sei bis letzte Woche weitergegangen.

      Auch Andersen-Angestellte werden vorgeladen

      Ermittler des US-Kongresses kündigten unterdessen in Washington an, dass führende Manager der für Enron tätigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen für eine Anhörung am Donnerstag vorgeladen werden. Ein ehemaliger Wirtschaftsprüfer hatte kürzlich zugegeben, dass Enron-bezogene Akten vernichtet wurden. Außerdem gibt es Vorwürfe, dass die Prüfer trotz Zweifel an den Bilanzpraktiken des Konzerns nicht aktiv wurden.

      Die engen Verbindungen zu Enron könnten auch US-Präsident George W. Bush in Bedrängnis bringen. So hatte der Präsident des Unternehmens, Lawrence Whalley, im Finanzministerium um Hilfe bei den Verhandlungen mit den Banken gebeten. Enron gehörte zu den größten Geldgebern für den Präsidentschaftswahlkampf Bushs. Enron, einst das siebtgrößte Unternehmen der USA, hatte am 2. Dezember Konkurs angemeldet, nachdem Übernahmeverhandlungen mit Dynegy gescheitert waren.

      Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass prominente Vertreter der Bush-Administration versucht hatten, für den bankrotten Energiekonzern Milliarden-Schulden in Indien einzutreiben. An der Aktion waren US-Vizepräsident Richard Cheney und weitere ranghohe Beamte beteiligt, hieß es.

      Das geht aus Dokumenten hervor, die das Weiße Haus am Freitagabend in Washington veröffentlichte. Sprecher Ari Fleischer sagte zur Erklärung, Cheney habe sich lediglich um Schadensbegrenzung für die amerikanischen Steuerzahler bemüht.



      :eek:
      Avatar
      schrieb am 23.01.02 13:33:04
      Beitrag Nr. 151 ()
      AMERIKANER ÜBER CAMP X-RAY

      "Die Schweine sollen kriegen, was sie verdienen"

      Menschenrechtsorganisationen laufen Sturm, Regierungen sind bestürzt: Die Kritik an der Unterbringung der internierten Taliban im Camp X-Ray auf Kuba nimmt zu. Die meisten Amerikaner hingegen finden die Behandlung angemessen und verstehen die ganze Aufregung nicht.


      Washington - Für Donald Rumsfeld ist der Fall klar: Den Taliban- und al-Qaida-Kämpfern in Guantanamo auf Kuba geht es gut. Entschieden wies der US-Verteidigungminister Vorwürfe zurück, die amerikanischen Streitkräfte behandelten die Häftlinge nicht gemäß internationaler Gesetze. Sie hätten warme Duschen, saubere Bettwäsche und Gebetsmatten, erklärte Rumsfeld und unterstrich: "Es kann gar kein Zweifel bestehen, dass die Behandlung der Gefangenen in Guantanamo Bay richtig, human, angemessen und voll vereinbar mit internationalen Konventionen ist."

      Damit steht Rumsfeld international ziemlich allein auf weiter Flur: Die Front derjenigen, die die Unterbringung der Häftlinge in kleinen Maschendrahtverschlägen attackiert, wächst. Unter den Kritikern ist auch die Bundesregierung, die sich - wenn auch nach einigem Zögern, mahnend zu Wort meldete. So forderte Bundesaußenminister Joschka Fischer die USA auf, die Kriegsgefangenen als Kriegsgefangene anzuerkennen und kündigte dazu Gespräche mit den USA an.

      EU: Keine Todesurteile

      Auch die EU macht aus ihrer Ablehnung des US-Vorgehens inzwischen keinen Hehl mehr: Der außenpolitische EU-Beauftragte Javier Solana forderte die USA unisono mit dem Internationalen Roten Kreuz auf, die Häftlinge nach den Vorgaben der Genfer Konvention über Kriegsgefangene zu behandeln. Der EU-Kommissar für Außenbeziehungen, Chris Patten, mahnte, der Westen könne seine moralische Glaubwürdigkeit im Kampf gegen den Terrorismus verlieren, wenn Gefangene misshandelt oder der Todesstrafe ausgeliefert würden. Und auch in Amerika schlagen Bürgerrechtler Alarm. Ein Bezirksrichter in Los Angeles setzte auf ihr Gesuch hin eine Anhörung zu den Gefangenen an. In der Petition verlangen die Bürgerrechtler, dass die Regierung den Status der Gefangenen klärt.

      Die Bürgerrechtsfront

      "Diese Individuen wurden aus ihrem Land in Fesseln weggebracht, betäubt, geknebelt und mit verbundenen Augen, und sie werden auf Kuba unter freiem Himmel in Käfigen festgehalten", sagte der Rechtsprofessor Erwin Chemerinsky, einer der Unterstützer der Petition. Jemand müsse ihre Rechte nach den internationalen Gesetzen vertreten. Nach den Terroranschlägen vom September hatten Menschenrechtler bereits die "Kritiklosigkeit" angeprangert, mit der die breite Masse die Flut von Anti-Terror-Maßnahmen kommentarlos hingenommen hatte. Gruppen wie die American Civil Liberties Union und Amnesty International befürchten, dass der "Terror-Schock" auf längere Sicht das Rechtsempfinden der US-Bürger beeinträchtigen könne. Die in New York ansässige Human Rights Watch ist zudem davon überzeugt, dass diejenigen, die sich in der US-Bevölkerung einen kritischen Geist bewahrt haben, schweigen - aus Furcht, selbst in die Nähe der Terroristen gerückt zu werden. "Wie hat es doch Justizminister Ashcroft so schön formuliert: Wer uns kritisiert, der unterstützt die Terroristen", so ein Sprecher der Organisation. Die US-Regierung bleibt trotz dieser Angriffe gelassen. Denn die Position der Bürgerrechtler ist Amerika allenfalls eine Minderheitenmeinung.

      "Die Regierung wird schon wissen, was sie tut"

      Der weitaus größte Teil der Bevölkerung steht rückhaltlos hinter dem Kurs der Bush-Regierung. Viele Amerikaner betrachten die hitzige Auseinandersetzung über die Behandlung der Gefangenen entweder mit Ungläubigkeit oder mit Gleichgültigkeit. "Gehen Sie auf die Straße und fragen Sie hundert US-Bürger, ob sie sich um darum sorgen, was mit den Gefangenen in Guantanamo Bay geschieht", sagt Alister Hodgett von Amnesty USA. Man werde unter ihnen nicht mal zehn finden, die in irgendeiner Weise Betroffenheit oder auch nur Zweifel zeigten. Äußerungen von Kunden in einem Supermarkt in Washington belegen diese Annahme. "Die Schweine sollen kriegen, was sie verdienen", sagt eine Mitfünfzigerin. Ihr Mann äußert sich zwar weniger drastisch, stimmt aber im Prinzip zu. "Sie (Taliban und al-Qaida) haben sich nicht darum geschert, was sie den Amerikanern antun. Ich habe Besseres zu tun, als mich darum zu sorgen, ob sie in ihren Käfigen nass werden." Ein dritter Supermarktbesucher pflichtet dem Ehepaar bei: "Ich verstehe nicht, warum man sich um die Rechte dieser Verbrecher sorgt. Die Regierung wird schon wissen, was sie tut."

      Zahnlose Medien

      Diese Haltung spiegelt sich auch in den US-Medien wider - vor allem dadurch, was gar nicht erst gedruckt oder gesendet wird. Berichte über die Kontroverse um den rechtmäßigen Status der Häftlinge - in den amerikanischen Blättern und Sendern oft Fehlanzeige. Und auch die von Menschenrechtsorganisationen geäußerte Besorgnisse, dass mit der totalen Sinnausblendung die Gefangenen vor den Verhören "gebrochen" werden sollen, findet die amerikanische Medienlandschaft nicht besonders erwähnenswert. Dieser Mangel an Kritik und Distanz findet sich auch auf der politischen Ebene - sowohl bei Republikanern, als auch bei Demokraten. Politanalytiker führen dies auch darauf zurück, dass in diesem Jahr Teil-Kongresswahlen stattfinden. "Da hütet sich jeder, etwas zu sagen, was als Verständnis für die Terroristen ausgelegt werden könnte", sagt auch Hodgett. Was die Kritik aus dem Ausland betrifft, so sehen Experten darin auch eine Art Retourkutsche. Die USA litten nicht gerade an Bescheidenheit. Sie würden nicht müde, sich als die beste Demokratie und besten Rechtsstaat zu rühmen. Da müssten sie sich nicht wundern, sind die Beobachter überzeugt, wenn sie an ihren eigenen Worten gemessen würden.




      :eek:
      Avatar
      schrieb am 23.01.02 14:22:01
      Beitrag Nr. 152 ()
      Wenn ich mir ueberlege, wie die meisten Afghanen behandelt wurden, allen voran die Frauen, die keine grosse Ausbildung machen durften und draussen immer! mit Schleier rumlaufen mussten, dann geht es denen doch gut. Ich will zwar nicht gleiches mit gleichem vergelten, aber fuer mich gibt es wichtigere Probleme zu loesen, als deren Behandlung!!!
      ??? gismeu
      Avatar
      schrieb am 23.01.02 15:18:51
      Beitrag Nr. 153 ()
      zum beispiel über eine noch bessere us-gap buchungsmöglichkeiten!

      oder ?
      Avatar
      schrieb am 23.01.02 15:19:28
      Beitrag Nr. 154 ()
      ups. hab ich doch glatt mein smilie vergessen.

      da isser


      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 24.01.02 09:19:20
      Beitrag Nr. 155 ()
      dri. NEW YORK, 19. Dezember. Die Ergebnisprognosen amerikanischer Unternehmen für das kommende Jahr sind mit Vorsicht zu genießen. Die neu geregelte Bilanzierung von Firmenwerten (Goodwill) wird die ausgewiesenen Gewinne künstlich inflationieren, nach Schätzungen von Analysten um durchschnittlich nahezu 10 Prozent.

      Die Gesellschaften müssen ihren Goodwill nicht mehr periodisch abschreiben, sondern nur mehr einem jährlichen Werthaltigkeitstest unterziehen. Zwar handelt es sich bei dem Wegfall der Goodwill-Abschreibungen um eine rein buchhalterische Veränderung, die auf den wirtschaftlichen Wert der Unternehmen keinen Einfluß hat. Die Gefahr ist aber groß, daß der Aktienhandel diese Anpassung, die die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Aktien rechnerisch erst einmal sinken läßt, nicht nur als Bilanzkosmetik abtun wird. Vielmehr dürften sich die Anleger bei der Aktienbewertung in der Zukunft an dem aufgeblasenen Gewinn je Aktie ausrichten und den Effekt der veränderten Goodwill-Bilanzierung nicht mehr herausrechnen.

      Die Wall Street würde sich damit - einmal mehr - reicher rechnen, als sie ist. :D

      Zum Hintergrund: Der Firmenwert ist der Teil des Kaufpreises für ein Unternehmen, der den Wert der einzelnen Vermögensbestandteile (Substanzwert) überschreitet. Amerikanische Unternehmen mußten diesen Firmenwert bisher über einen Zeitraum von 40 Jahren abschreiben. Um die Abschreibungen zu umgehen, wichen gerade in den vergangenen Jahren immer mehr Unternehmen auf eine Sonderform der Fusionsbilanzierung, das "Pooling of Interests", aus. Hierbei wurden die Aktiva fusionierender Unternehmen einfach aufaddiert. Ein Goodwill wurde damit nicht aufgeworfen, was entsprechend die Gewinn-und-Verlust-Rechnung begünstigte. Dem amerikanischen Standardsetter im Bilanzwesen, dem Financial Accounting Standards Board (FASB), war diese Zweigleisigkeit in der Fusionsbilanzierung seit längerem ein Dorn im Auge, nicht zuletzt weil sie den Ertragsvergleich zwischen Unternehmen erschwerte. Der FASB schaffte deshalb in diesem Jahr die Pooling-Methode ab und änderte zur Besänftigung der Unternehmen zugleich auch die Goodwill-Bilanzierung. Die Firmen müssen in Zukunft nur mehr einmal pro Jahr die Werthaltigkeit des Firmenwertes prüfen, wobei das FASB die Kriterien für diesen sogenannten Impairment-Test vorgibt.

      Der Wegfall der routinemäßigen Abschreibungen wird die Ertragsrechnungen zahlreicher Unternehmen deutlich aufhellen. Die einzelnen Branchen sind freilich in unterschiedlichem Maße betroffen. Als Nutznießer gelten vor allem die Bereiche Technologie, Telekommunikation, Medien und Transport. In einzelnen Bereichen des Technologiesektors wie etwa dem Internet fokussieren sich die Analysten allerdings schon seit längerem auf die um Goodwill-Abschreibungen bereinigten Gewinne, so daß der Effekt dort nur begrenzter Natur sein wird.

      Bei einem Unternehmen wie AOL Time Warner, das in seiner Bilanz einen Firmenwert von mehr als 120 Milliarden Dollar vor sich her schiebt, wird der ausgewiesene Gewinn dagegen gleich um 6,8 Milliarden Dollar höher ausfallen. Bei Großbanken wie Bank of America oder J. P. Morgan Chase stellt sich der Effekt auf rund 600 Millionen Dollar, womit deren Gewinn im Jahr 2002 nach Analystenprognosen um 8 bis 9 Prozent über der Schätzung nach der alten Bilanzierungsmethode liegen würde.

      Professionelle Anleger sind sich dieser künstlichen Gewinnsteigerung natürlich bewußt. Sie orientieren sich ohnehin oft mehr an Ertragsgrößen wie dem Cash-flow (Ebitda), bei denen die Rechnungslegungsvorschriften für Abschreibungen ohne Belang sind. Der Gewinn je Aktie ist gleichwohl nach wie vor die ausschlaggebende Größe für die Aktienbewertung. Und die Frage liegt nahe, ob sich die professionellen Investoren auch noch in zwei oder drei Jahren die Mühe machen werden, den Effekt der veränderten Goodwill-Bilanzierung herauszurechnen, ganz zu schweigen von den Privatanlegern. Und werden Analysten fortan jedes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) mit der Fußnote kommentieren, daß ein Vergleich mit historischen KGVs wegen der alten Form der Goodwill-Bilanzierung wenig Sinn ergibt? Wohl kaum.

      Schließlich kommt den Analysten und den Unternehmen die neue Bilanzierungsmethode entgegen, macht sie doch Aktien über das rechnerisch sinkende KGV vermeintlich billiger. Schon gibt es Beispiele dafür, daß die Unternehmen nicht mit offenen Karten spielen. Der Pharmariese Merck warnte unlängst, daß der Gewinn des Jahres 2002 mit 3,12 bis 3,15 Dollar je Aktie nur das Niveau von 2001 erreichen werde. Am Ende einer langen Pressemitteilung wird kurz angemerkt, daß die Schätzung für 2002 die neue Goodwill-Bilanzierung einschließt. Bei Merck stellt sich dieser Effekt zwar nur auf 6 Cent je Aktie. Ohne diese 6 Cent würde der Gewinn im nächsten Jahr jedoch fallen.

      Doch selbst Unternehmen, die die Auswirkung der veränderten Bilanzierungsmethode auf ihr Zahlenwerk herausstellen, laufen Gefahr, daß die Botschaft nicht ankommt. General Electric, das größte Unternehmen der Welt, prognostizierte in dieser Woche für 2002 eine Gewinnsteigerung von 17 bis 18 Prozent auf 1,65 bis 1,67 Dollar je Aktie. Ohne den Effekt der Goodwill-Veränderung würde sich nur ein Plus von 13 bis 14 Prozent errechnen, wurde den Analysten vorgerechnet. Doch in den Agenturberichten und Zeitungen war fast nur von den 17 bis 18 Prozent die Rede. Dies sind zwar nur Nuancen. Solche Nuancen entscheiden oft, ob eine Prognose positiv oder negativ aufgenommen wird.

      Der Effekt der veränderten Goodwill-Bilanzierung dürfte in naher Zukunft auch ein Urteil über die angemessene Bewertung des Gesamtmarktes erschweren. Edward Yardeni, der Investmentstratege der Deutschen Bank, schätzt, daß die 500 Unternehmen im Leitindex von Standard & Poor`s im nächsten Jahr einen operativen Gewinn je Aktie von 52 (2001: 45) Dollar erwirtschaften. Auf dieser Basis errechnet sich derzeit ein Markt-KGV von 22. Addiert man aber laut Yardeni den Effekt der wegfallenden Firmenwertabschreibungen, den er auf 5 Dollar je Aktie schätzt, steigt der Gewinn je Aktie für den S&P 500 auf 57 Dollar. Das KGV läge damit nur mehr bei 20.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2001
      Avatar
      schrieb am 24.01.02 09:37:09
      Beitrag Nr. 156 ()
      E N R O N - S K A N D A L

      Der Chef tritt ab

      Kenneth Lay ist in der Nacht zurückgetreten. Der Enron-Chef und Busenfreund von Präsident Bush hinterlässt einen Scherbenhaufen. Banken sitzen auf geplatzten Milliardenkrediten. Auch politisch birgt die größte Pleite der US-Firmengeschichte noch einigen Sprengstoff.




      Houston - "Dies war eine Entscheidung, die der Vorstand und ich in Übereinstimmung mit dem Gläubigerausschuss getroffen haben", hieß es in der in Houston veröffentlichten Erklärung. Die Ermittlungen der Behörden ließen ihm zu wenig Zeit für die Umstrukturierung und Führung des Unternehmens, teilte Lay mit.

      Der Energiehandelskonzern ist in die bisher größte Firmenpleite der US-Geschichte verwickelt. Er steht im Verdacht, Aktionären und Angestellten die schwierige Lage verschwiegen zu haben. Unter Beschuss geriet auch die Wirtschaftsprüfungsfirma Arthur Andersen, weil sie nicht rechtzeitig Alarm geschlagen hat. Andersen-Angestellte sollen ebenfalls Akten vernichtet haben.

      Nutzte Lay Insiderwissen?

      Am Dienstag hatte das FBI Ermittlungen wegen des Verdachts auf Aktenvernichtung aufgenommen. Lay selbst soll am 4. Februar vor zwei Ausschüssen des US-Kongresses aussagen. Justiz- und Arbeitsministerium haben ebenfalls Untersuchungen eingeleitet.

      Bekannt wurde unterdessen außerdem, dass Lay im September und Oktober Aktien seines Unternehmens im Wert von mehreren Millionen Dollar verkaufte, nachdem er seinen Mitarbeitern zum Halten der Anteile geraten hatte. Dies wurde vom ehemaligen SEC-Mitarbeiter Ira Lee Sorkin bestätigt.

      Nachfolge noch offen

      Wer Lay als Vorstandsvorsitzender des einst siebtgrößten US-Unternehmens folgen soll, wurde zunächst nicht bekannt gegeben.

      "Ich will Enron überleben sehen, und dafür brauchen wir jemanden an der Spitze, der sich 100-prozentig auf die Anstrengungen zur Umstrukturierung der Firma konzentrieren kann", hieß es in Lays Erklärung weiter. Nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit Dynegy hatte Enron am 2. Dezember Konkurs angemeldet.

      Im November vergangenen Jahres räumte das texanische Unternehmen ein, dass der Gewinn in den vergangenen vier Jahren um rund 20 Prozent zu hoch angegeben worden war und ein Großteil der Schulden von 15 Milliarden Dollar (17,04 Milliarden Euro) nicht in den Bilanzen ausgewiesen wurde. Die Gläubiger versuchen unterdessen, ihr Geld wieder einzutreiben.

      Banken vor Milliardenverlusten

      Die amerikanische Großbank J.P. Morgan Chase, neben der Citigroup größter US-Gläubiger von Enron, will die Rückzahlung von 2,1 Milliarden Dollar einklagen. Mit Verlusten durch die Enron-Pleite rechnen auch deutsche Großbanken.

      Größter Verlierer ist die Bayerische Landesbank. Nach den Worten ihres Vorstandschefs Werner Schmidt wird das Enron-Debakel mit einem Fehlbetrag von mehr als 100 Millionen Euro zu Buche schlagen. Die HypoVereinsbank beziffert ihr Risiko auf rund 100 Millionen Dollar. Die Deutsche Bank geht von einem maximal zweistelligen Millionen-Dollar-Verlust aus. Die Dresdner Bank hatte die an Enron ausgereichten Kredite auf 100 Millionen Dollar beziffert, rechnet aber mit niedrigeren Wertberichtigungen.

      Enron-Chef ist ein Busenfreund von Präsident Bush

      Politische Brisanz erhält der Fall durch die enge Verbindung Enrons zur Regierung von George W. Bush. So räumte das Weiße Haus ein, dass Lay, ein langjähriger Freund des Präsidenten, kurz vor dem Zusammenbruch des Unternehmens zwei Kabinettsmitglieder anrief: Finanzminister Paul O`Neill und Handelsminister Don Evans.

      Das Justizministerium leitete Ermittlungen ein, die zeigen sollen, ob bei dem Konkurs Investoren betrogen und nicht über die wirkliche Lage des Unternehmens informiert wurden. Justizminister John Ashcroft zog sich allerdings von den Ermittlungen zurück, da Enron für seine Bewerbung um einen Sitz im Senat im Jahr 2000 mehr als 50.000 Dollar gespendet hatte.

      Wie eng die Freundschaft zwischen den Texanern Lay und Bush wirklich war oder ist, steht nicht fest. Bush gab Lay den Spitznamen "Kenny Boy" und bezeichnete ihn als Förderer. Das Weiße Haus und Enron erklärten jedoch, beide hätten sich nicht sehr nahe gestanden.

      Bush erhielt im Verlauf seiner politischen Karriere rund 550.000 Dollar Spenden von Enron. Lay setzte sich für eine Deregulierung des Energiemarktes ein; Bush unterzeichnete 1999 als Gouverneur von Texas ein entsprechendes Gesetz und ebnete Enron damit den Weg in neue Märkte.
      Avatar
      schrieb am 24.01.02 13:17:43
      Beitrag Nr. 157 ()
      Aus der FTD vom 6.12.2001

      US-Börsenaufsicht warnt Anleger vor Pro-forma-Zahlen

      Von Mark C. Schneider, Frankfurt

      Die amerikanische Börsenaufsicht SEC will gegen die Veröffentlichung von Pro-forma-Ergebnissen vorgehen.

      Anleger sollten Daten, die nicht den US-Bilanzierungsgrundsätzen (GAAP) entsprechen, mit einer "gesunden Portion Skeptizismus" betrachten, heißt es in einer Mitteilung der SEC.

      Publiziert ein Unternehmen operative Ergebnisse, die Kosten wie Abschreibungen oder Steuern auf AKTIENOPTIONEN für Mitarbeiter ausblenden, spricht man von PRO-FORMA-ERGEBNISSEN. Solche Unternehmenszahlen sind nicht miteinander vergleichbar, da es keinen einheitlichen Standard gibt. Pro-forma-Zahlen sorgen oft für einen vorübergehenden Anstieg des Aktienkurses, der nach Bekanntwerden der tatsächlichen Ergebnisse wieder sinkt.

      Marktbeobachter werten die SEC-Warnung als Anzeichen, dass die Behörde strengere Vorschriften einführen könnte. Nach Ansicht von Analysten verwenden bis zu fünf Prozent der Unternehmen Pro-forma-Ergebnisse. Dazu gehörten Firmen wie Amazon, Cisco und Procter & Gamble.

      © 2001 Financial Times Deutschland



      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 19:16:13
      Beitrag Nr. 158 ()
      Houston, 25. Jan (Reuters) - Der ehemalige Vice-Chairman des zusammengebrochenen US-Energiehändlers Enron, J. Clifford Baxter, hat nach Polizeiangaben Selbstmord begangen.

      Baxter, der im Mai 2001 von seinem Posten zurückgetreten war, sei mit einer Schusswunde im Kopf in seinem Auto aufgefunden worden, teilte die Polizei in Houston am Freitag mit. Bei ihm sei ein Abschiedsbrief gefunden worden. Hinweise auf Fremdeinwirkung seien nicht zu erkennen, fügte eine Sprecherin hinzu. Anfang Dezember hatte Enron Gläubigerschutz nach Paragraph 11 des US-Konkursgesetzes beantragt. Der Zusammenbruch von Enron, dessen Chef Kenneth Lay am Mittwoch als Chief Executive Officer (CEO) zurückgetreten war, ist der größte Unternehmenszusammenbruch der US-Geschichte.
      "Wir sind über den tragischen Verlust unseres Freundes und Kollegen, Cliff Baxter, tief betroffen", teilte Enron mit. Baxter lebte in Sugar Land, einem Vorort von Houston.

      Verschiedene Ausschüsse des Kongresses, das Justizministerium und die Börsenaufsicht untersuchen derzeit die Umstände, die zu dem Zusammenbruch Enrons geführt haben. Unter anderem geht es um den Verdacht von Bilanzfälschung und von Insidergeschäften.

      Lay hatte den Wahlkampf von US-Präsident Georg W. Bush 2000 großzügig unterstützt. Lay hatte den einstigen Börsenstar seit 1986 geführt. Enron war damals aus der Fusion der beiden Gas-Pipeline-Gesellschaften Houston Natural Gas und Internorth hervorgegangen.

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      ich glaube die brezel geschichte stinkt zum himmel !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

      :p
      Avatar
      schrieb am 25.01.02 19:37:59
      Beitrag Nr. 159 ()
      Bushs Billionen-Spiel


      Dies wäre der perfekte Augenblick, um über die Haltbarkeit, Aussagekraft und Bedeutung von Haushaltsprognosen und Statistiken in den USA ein Wörtchen zu verlieren. Das Wörtchen wäre: wertlos. Präsident George Bush hat nämlich seine Budget-Zahlen für das kommende Haushaltsjahr vorgelegt, und wer es bislang noch nicht glauben wollte, hat es nun schriftlich. Die republikanische Regierung lässt es krachen. Hier ein paar Milliarden, da ein paar Milliönchen – der viel besungene amerikanische Haushaltsüberschuss ist binnen Jahresfrist geschmolzen wie ein Schneehaufen im Föhn-Sturm.

      Bush hat für all dies eine Erklärung parat, die seine Nation billigend zur Kenntnis nimmt: den 11. September. Der Terrorangriff trieb das Land in die Rezession, zog höhere Militärausgaben nach sich und lässt überhaupt alle Haushaltsdisziplin bedeutungslos erscheinen. Bush hat es geschafft, einen Überschuss von prognostizierten 313 Milliarden Dollar in ein Defizit von bis zu 106 Milliarden Dollar zu verwandeln. Da nimmt sich die heftigste Erhöhung des Verteidigungsbudgets seit Ronald Reagans Hochrüstungsphase (um jetzt 48 Milliarden Dollar) fast schon nebensächlich aus.

      Es gehört dieser Tage zum politischen Komment in den USA, die terrorbezogene Politik des Präsidenten nicht zu kritisieren. Noch riskiert die Opposition also den Makel des Vaterlandsverräters, falls sie die Disziplinlosigkeit Bushs rügt. Aber in den nächsten Monaten wird sich das Klima wandeln, wenn die Zahl der Arbeitslosen steigt und die Schar der Bedürftigen wächst. Bis zur Wahl im November wird die Terror-Angst einer Armuts-Furcht gewichen sein. Bush sät gerade Wind – er wird Sturm ernten. eli

      aus der "Südeutschen Zeitung"


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      und da regten sich die leute über bil´s spielchen mit monika auf!


      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 21:30:03
      Beitrag Nr. 160 ()
      Cheney für Geheimhaltung der Enron-Gespräche

      Washington (rpo). Vizepräsident Dick Cheney sprach sich am Sonntag dafür aus, die Unterlagen von Gesprächen mit Enron-Managern über die Energiepolitik der Regierung geheim zu halten. Cheney beruft sich auf die Vertraulichkeit und provoziert damit einen Streit mit dem Kongress.
      Es geht dabei um Gespräche, die Cheney oder führende Mitarbeiter des Vizepräsidenten im Vorfeld der Beratungen über die Energiepolitik der neuen Regierung im vergangenen Jahr mit Enron-Managern führten. Der Leiter des Rechnungsprüfungsamtes des Kongresses, David Walker, prüft derzeit, ob er die Herausgabe der Unterlagen per Gerichtsbeschluss erzwingen soll. Der Stabschef des Weißen Hauses, Andrew Card, stellte sich hinter Cheney. Die Vertraulichkeit derartiger Gespräche müsse entschieden verteidigt werden, sagte er.

      Ungeachtet des Streits um die Gesprächsunterlagen will die Regierung ihre Beziehungen zum Energiekonzern Enron überprüfen. Auch die Geschäftskontakte zur Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen kommen nach einer Entscheidung des Weißen Hauses vom Freitag auf den Prüfstand. Es soll festgestellt werden, ob Enron und das Wirtschaftsprüfungsunternehmen ihre Verträge mit den Behörden eingehalten und einwandfreie Geschäftspraktiken verfolgt haben. Die Geschäftsbeziehungen beider Unternehmen mit der Regierung erreichten den Angaben zufolge ein Volumen von 70 Millionen Dollar (80,8 Millionen Euro).

      Der US-Kongress, die Bundespolizei FBI sowie Justiz- und Arbeitsministerium haben ebenfalls Ermittlungen eingeleitet. Beide Firmen sollen nach der Aufnahme staatlicher Ermittlungen gegen Enron tausende Dokumente und Akten vernichtet haben. Mitte November hatte Enron eingeräumt, den Gewinn in den vergangenen vier Jahren um rund 20 Prozent zu hoch angegeben und einen Großteil der Schulden von 15 Milliarden Dollar nicht in den Bilanzen ausgewiesen zu haben. Nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit Dynegy hatte Enron am 2. Dezember dann Konkurs angemeldet. Das Unternehmen hatte 2000 den Wahlkampf von US-Präsident George W. Bush unterstützt.

      Unterdessen gibt es Hinweise, dass der frühere stellvertretende Enron-Chef Cliff Baxter, der am Freitag Selbstmord beging, offenbar schon vor Monaten eindringlich vor fragwürdigen finanziellen Praktiken gewarnt hatte. Baxter habe sich nachdrücklich über unrechtmäßige Transaktionen beschwert, erklärte Enron-Vorstandskollege Sherron Watkins im August in einem Brief an die Konzernführung, wie jetzt bekannt wurde. Sollte das Unternehmen seine Praktiken nicht ändern, "werden wir in einer Welle von Buchhaltungsskandalen untergehen", warnte Watkins in dem Schreiben.


      ____________________________

      Die Vertraulichkeit derartiger Gespräche müsse entschieden verteidigt werden

      so ein käse! entweder hat bush dreck am stecken oder nicht. wenn ja muss sein kopf rollen - oder die amis verpissen sich auf ihre flugzeugträger und laufen im heimathafen ein.

      im ausland den dicken hecht spielen und daheim sieht´s aus wie die sau! :p
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 21:30:58
      Beitrag Nr. 161 ()
      .



      hat keiner eine meinung zu der brezel-enron-selbstmord-vertraulich geschichte??? :eek:






      .
      Avatar
      schrieb am 27.01.02 21:51:36
      Beitrag Nr. 162 ()
      "DieWelt" Artikel vom 05.01.2002

      Die Welt im Jahr 2011
      Thinktank



      Von Niall Ferguson
      Wie wird New York am 11. September 2011 aussehen? Es ist nicht schwierig, sich eine einigermaßen düstere Zukunft vorzustellen. Man muss nur eine der Städte - Jerusalem oder Belfast - besuchen, die durch Terrorismus und religiöse Konflikte gebrochen sind, um eine Idee davon zu bekommen. Stellen Sie sich eine geteilte Stadt vor, mit einer Art moslemischem Getto in einem Außenbezirk, das Nicht-Moslems nur mit einem besonderen Vermerk auf ihren Ausweisen betreten können - wenn sie sich trauen. Stellen Sie sich Sicherheitskontrollen an jedem Tunnel und jeder Brücke nach Manhattan vor, an denen bewaffnete Anti-Terror-Einheiten jedes Fahrzeug nach Spuren von Sprengstoff und verbotenen Giftstoffen untersuchen.

      Bedeutet das, dass man sich auf noch schlimmere Staus auf dem Van Wyck Expressway einstellen muss?

      Nein, denn man muss sich auch einen Rückgang beim Verkehrsaufkommen vorstellen. Bis zum Jahr 2011 wird die dritte und letzte Ölkrise das Ende der Ära des Verbrennungsmotors eingeläutet haben. Trotzdem wird man in der Innenstadt etwas Trost finden können. Dort wird das glänzende Denkmal für amerikanische Unverwüstlichkeit stehen, das sich wie ein Phönix aus den Trümmern des World Trade Center erhebt: die Zwillingstürme des Nafta Centers. Obwohl der Welthandel nach der großen Depression von 2002-2003 nicht wieder errichtet werden konnte, konnte man wenigstens das geliebte Wahrzeichen der Stadt wieder aufbauen. Und die neuen Türme werden noch höher sein - dank der Flugabwehranlagen auf ihnen. Direkt nach der Zerstörung des World Trade Center dachte man, es sei wie eines der vielen Ereignisse - das Attentat von Sarajevo, der Angriff auf Pearl Harbor -, die den Lauf der Geschichte verändern. Einige aufgeregte Beobachter fingen kurz nach dem 11. September an, vom dritten Weltkrieg zu sprechen. Das mag eine der möglichen Zukunftsvarianten sein. Viel wahrscheinlicher ist jedoch der Albtraum, den ich oben beschrieben habe. Das liegt daran, dass die anfangs skizzierte Entwicklung den Trends entspricht, die man schon seit längerem, jedenfalls weit vor dem 11. September beobachten kann. So tragisch und spektakulär die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon auch waren, sie sind kein Wendepunkt der Politik gewesen. Der 11. September war das historische Äquivalent eines heftigen und unvorhersehbaren Sturmes. Doch der Sturm änderte nichts an der Tatsache, dass sich der Sommer verabschiedet und der Herbst einzieht. In vielerlei Hinsicht wird die Welt im Jahr 2011 nicht so vollkommen anders ausschauen, wie es kurz nach dem 11. September 2001 erschien. Natürlich wird es eine andere Welt sein, beeinflusst durch verschiedene bedrohliche Entwicklungen, die schon seit einiger Zeit zu beobachten sind.

      Die erste dieser Entwicklungen ist die Verbreitung des Terrorismus, das heißt der Einsatz von Gewalt durch nichtstaatliche Organisationen bei der Verfolgung von extremen politischen Zielen. Diese Art des Terrorismus gibt es schon ziemlich lange. Flugzeugentführungen sind nichts Neues: Seit den späten Sechzigern, als diese Taktik zum ersten Mal von der Palästinensischen Befreiungsorganisation und ihren Sympathisanten systematisch benutzt wurde, hat es etwa 500 Entführungen gegeben. Neu an den Anschlägen vom 11. September war, dass sie in dieser Form - Flugzeugentführung und Selbstmordattentat - erstmals die Vereinigten Staaten trafen. Terrorismus ist in Großstädten der Welt seit Jahrzehnten Teil der Realität. Das einzig Überraschende war, dass New York so lange davon verschont blieb. Lassen Sie es mich so sagen: Wenn die Wirtschaft globalisiert werden kann, warum dann nicht auch die politische Gewalt? Tatsächlich sind beide miteinander verbunden. Mit jedem Jahr wird es für kleine Banden von Fanatikern einfacher, Massenzerstörung zu begehen, weil die Mittel der Zerstörung günstiger werden und einfacher erhältlich sind. Als ich das letzte Mal nachsah, konnte man in den USA eine gebrauchte Kalaschnikow für 700 Dollar erstehen. Eine neue kostete 1395, fast genauso viel wie der Laptop, auf dem dieser Artikel geschrieben wurde. Auch der Preis eines Atomsprengkopfes ist heute niedriger als zu jedem anderen Zeitpunkt, seitdem das Manhattan-Projekt sein Ziel erreicht hat. Es erscheint vernünftig, anzunehmen, dass die gleiche Entwicklung die Kosten von biologischen Waffen wie den Milzbranderregern reduziert hat. Die schlechte Neuigkeit also ist, dass kein Krieg gegen Schurkenstaaten künftige Anschläge ausschließen wird. Die westeuropäische Erfahrung bei der Bekämpfung linker und nationalistischer Terroristen zeigt, dass der wahre Krieg gegen den Terror an der Heimatfront geführt werden muss - durch nationale Geheimdienste, Polizeikräfte und die stumpfsinnige Bewachung aller potenziellen Ziele. Also: Willkommen, Amerika, in der Welt täglicher Sicherheitskontrollen, eines Bombenalarms alle 14 Tage und einer Explosion jedes Jahr!

      Der zweite Trend, an dem der 11. September nichts geändert hat, ist die wirtschaftliche Talfahrt. Die Aufblähung der Vermögenswerte der späten Neunziger erreichte, anderthalb Jahre bevor die Terroristen zuschlugen, ihren Höhepunkt. Und trotz ihrer Nähe zur Wall Street haben die wahren Abstürze des 11. September keinen sprichwörtlichen Absturz der Börse verursacht - nur ihre vorübergehende Schließung. Die Deflation der aufgeblähten Vermögenswerte war in den späten neunziger Jahren eine eher sanfte Angelegenheit, wenn man sie mit der verheerenden Katastrophe der zwanziger Jahre vergleicht. Um etwas von der damaligen Katastrophe zu vermitteln: Ein Absturz in der Größenordnung von 1929 bis 1932 würde den Dow Jones von über 11 723 Zählern - wo er zu seinem Höchstpunkt im Januar letzten Jahres stand - auf ungefähr 1266 im November dieses Jahres stürzen lassen. Am 15. November stand er bei 9872 Punkten, weniger als drei Prozent niedriger als am 10. September. Angesichts dessen scheint das Auffälligste an den wirtschaftlichen Konsequenzen des 11. September ihre Belanglosigkeit zu sein. Nichtsdestotrotz leidet die Weltwirtschaft unter zwei ernsthaften ökonomischen Schwächen - die auch vor dem 11. September zu beobachten waren und die man nicht ignorieren darf. Die erste ist die nicht globale Beschaffenheit der Globalisierung. Weit davon entfernt, völlig einheitlich zu sein, scheinen die Märkte der Welt für Waren, Kapital und Arbeit bemerkenswert segmentiert zu sein. Der überwältigende Hauptteil des amerikanischen, kanadischen und mexikanischen Handels findet innerhalb der nordamerikanischen Freihandelszone statt. Genauso läuft der Großteil des europäischen Handels innerhalb Europas ab. 1913 war internationales Kapital wirklich international: Ungefähr 63 Prozent von ausländischen Direktinvestitionen flossen in Entwicklungsländer. 1996 lag das Verhältnis nur bei 28 Prozent. Auch die Mobilität von Arbeitskräften ist verzerrt; die USA holen sich aus Europa und Asien die qualifiziertesten und talentiertesten Arbeiter heraus. Gleichzeitig lassen sie durch die mexikanische Hintertür viel mehr ungelernte lateinamerikanische Arbeitskräfte herein. Das ist ein Hauptgrund dafür, dass die Entwicklung, die wir Globalisierung nennen, zu wachsender Ungleichheit unter den Nationen führt. Und solche Ungleichheiten scheinen geeignet, um in ärmeren Ländern die Verärgerung über die superreichen USA noch zu verstärken. Allerdings sollten wir nicht den Fehler machen, anzunehmen, dass Armut die hauptsächliche Ursache für die Unterstützung von Organisationen wie Al Qaida ist, deren meiste Rekruten aus relativ wohlhabenden Verhältnissen stammen. Noch besorgniserregender sind die Aussichten für die weltweite Energieversorgung. Die zunehmende Beliebtheit des Sportwagens als Statussymbol zeigt, wie selbstgefällig Amerikaner mit ihren Vorräten an Öl umgehen. Der Nahe Osten steht für 31 Prozent der weltweiten Ölproduktion und nur für sechs Prozent des Verbrauchs. Nordamerika steht für ungefähr 18 Prozent der weltweiten Ölproduktion, verbraucht aber 30 Prozent. Noch ernüchternder sind die Zahlen der weltweiten Ölreserven: Nordamerika besitzt nur sechs Prozent von ihnen, der Nahe Osten 65 Prozent. Angesichts dieser Fakten kann einem schon unbehaglich werden: Der gesamte Energieverbrauch der USA ist seit 1972 um etwa 27 Prozent angestiegen, die Ölreserven sind derweil um ungefähr 30 Prozent zurückgegangen. Gegenwärtig beziehen die Amerikaner etwa zwölf Prozent ihres Öls aus der Region um den Persischen Golf - hauptsächlich aus Saudi-Arabien. Diese Zahl aber wird erheblich steigen. Kenneth S. Deffeyes von der Princeton University sagt aber voraus, dass die weltweite Ölproduktion von 2004 an zurückgehen wird. Auf einer Konferenz am Royal United Services Institute in London warnten Experten im Oktober davor, dass von 2008 an die Vorräte an Nicht-Opec-Öl drastisch sinken und 2040 bei null liegen werden. Selbst diese Schätzung könnte noch zu optimistisch sein, etwa wenn es in Saudi-Arabien zu einem Regimewechsel kommt. Die Haltung der saudi-arabischen Dynastie gleicht zunehmend der des persischen Schahs in den späten siebziger Jahren. Niedrige Ölpreise waren vielleicht gut für den Westen, doch sie haben zu einem erheblichen Fall des Pro-Kopf-Einkommens in Saudi-Arabien geführt und eine Reservearmee von enttäuschten jungen Männern geschaffen - den natürlichen Rekruten von Al Qaida. Es kann keinen Zweifel geben: Der radikale Islam - besonders der in Saudi-Arabien anzutreffende Strang der Wahhabiten - ist eine revolutionäre Bewegung, die den Nahen Osten schon zuvor in Flammen gesteckt hat. Eine Revolution in Saudi-Arabien wäre für die Weltwirtschaft genauso ein traumatischer Schlag wie 1979 die Umwälzungen im Iran.

      Die Tage des Sportwagens - und vielleicht sogar die Tage des Verbrennungsmotors - sind gezählt. Amerikanische Autohersteller haben weniger als ein Jahrzehnt, um eine alternative und bezahlbare Energiequelle zu entwickeln. Wenn sie versagen, könnte die Weltwirtschaft die Stagflation der Siebziger noch einmal durchleben.

      Damit nicht genug, gibt es noch einen dritten Trend: der Übergang der amerikanischen Weltmacht von einem verdeckten zu einem offenen Imperialismus. Seit 1945 haben die Vereinigten Staaten sich meistens damit zufrieden gegeben, ihren Einfluss in der Welt indirekt geltend zu machen: durch multinationale Unternehmen und internationale Einrichtungen wie den Internationalen Währungsfonds wirtschaftlich Druck und durch "freundliche" Regime politische Macht auszuüben. Wie Großbritannien jedoch schon im 19. Jahrhundert entdeckte, kann man auf diese Weise nicht alles erreichen. Revolutionen können Marionettenregierungen stürzen; neue Regime können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, Handelsbeziehungen abbrechen, Kriege gegen ihre Nachbarn führen, ja, sogar Terroristen finanzieren. Bislang haben die Vereinigten Staaten auf diese Art von Krisen zu langsam und oft zu unüberlegt reagiert. Washington tendiert eher dazu, solche Probleme unter dem Schleier multinationaler Einrichtungen zu bewältigen: im Namen der Vereinten Nationen etwa oder der Nato. Doch die Präzedenzfälle, die in Bosnien und im Kosovo geschaffen wurden, könnten die kommenden Jahre prägen. Auf dem Balkan wurden internationale Protektorate geschaffen, die durch amerikanische Soldaten und die Macht des Geldes gesichert werden.

      Kommen wir zu einem weiteren Trend, der in den letzten Jahren immer wieder angesprochen wurde: den angeblich unausweichlichen "Konflikt" zwischen einem demokratischen Westen und einem intoleranten Islam. Aus dieser Perspektive kann der 11. September eher als ein Moment der Offenbarung denn der Neuorientierung bewertet werden. Daran freilich glaube ich nicht. Das auffälligste Merkmal des Islam besteht doch in seiner Heterogenität und seiner geographische Verbreitung. Gewalt zwischen ethnischen oder religiösen Gruppen teilt die Welt nicht in große Blöcke. Wie wir bereits auf dem Balkan gesehen haben (wo wir, wie man nicht vergessen sollte, auf Seiten der Moslems standen), neigen bestehende politische Einheiten heute dazu, auseinander zu brechen. Daher wird jeglicher Konflikt von Zivilisationen nicht auf herkömmlichen Schachtfeldern stattfinden, sondern in den Straßen eines multikulturellen Staates wie dem in Bosnien - oder sogar wie im englischen Bradford, wo letzten Sommer moslemische Jugendbanden randalierten. Man könnte es auch die Deglobalisierung nennen. Eines der großen Paradoxa unserer Zeit ist es, dass die wirtschaftliche Integration der Welt einhergeht mit ihrer politischen Desintegration. Ein Beispiel dafür mag genügen: 1871 gab es 64 unabhängige Staaten. 43 Jahre später, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, hatte der Imperialismus die Zahl auf 59 reduziert. Seit dem Zweiten Weltkrieg aber werden es zunehmend mehr. 1946 gab es 74 unabhängige Staaten; 1950 waren es 89. Im Jahr 1995 lag ihre Zahl bei 192. Anstatt einen Konflikt zwischen monolithischen Zivilisationen heraufzubeschwören, sollten wir einen anhaltenden Prozess politischer Desintegration erwarten, wenn religiöse und ethnische Konflikte die Integrität bestehender multikultureller Nationalstaaten infrage stellen. Schließlich ist der Bürgerkrieg seit 1945 die häufigste Form des Krieges gewesen: Ungefähr zwei Drittel aller Nachkriegskonflikte fanden eher innerhalb von Staaten als zwischen ihnen statt. Von Jugoslawien bis zum Irak und Afghanistan ist es nicht ein vereinter Islam, dem die USA gegenübertreten müssen, sondern eine Reihe von zerbröckelnden Regierungsformen, geplagt durch mörderische Kriege. Warum fällt wirtschaftliche Globalisierung auf diese widersprüchliche Art mit politischer Zerstückelung zusammen? Eine mögliche Antwort ist, dass globalisierte Marktkräfte innerhalb von traditionellen Nationalstaaten die regionalen Ungleichheiten verstärken. Eine weitere ist, dass die oberflächliche Homogenisierung der Populärkultur - durch Hollywood, die Musikindustrie und die Anglisierung technischer Kommunikation - als eine Art der Reaktion die Betonung von engstirnigen Identitäten fördern. Aber die beste Antwort lautet: Wenn immer mehr ethnisch heterogene Länder (mit amerikanischer Ermutigung) die Kombination von wirtschaftlicher Offenheit und politischer Demokratie annehmen, verlieren sie gleichzeitig ihre Daseinsberechtigung. Die zentrale Regierung verliert ihre Rechtmäßigkeit als Wirtschaftsplaner, und ethnische Minderheiten wählen separatistische Parteien.

      Das sind also die vier tiefer liegenden Trends, die das frühe 21. Jahrhundert prägen. Erstens die Globalisierung des Terrorismus. Zweitens das Herannahen einer zweiten Energiekrise. Drittens die Formalisierung des amerikanischen Imperialismus. Und schließlich die Zerstückelung der multikulturellen Regierungsform.

      Was bedeutet das also für die Welt des 11. September 2011? Der Terrorismus wird Teil des täglichen Lebens. Gleichzeitig werden amerikanische Truppen sowohl Kabul als auch den Kosovo kontrollieren. Und die Trennung zwischen ethnischen und religiösen Gruppen in den USA - und tatsächlich in der ganzen Welt - wird noch gravierender werden. So weit die schlechten Nachrichten. Die guten Nachrichten lauten: Es wird weniger Sportwagen geben, die unsere Straßen verstopfen.

      © New York Times

      Aus dem Engl. von Pascal Edelmann.


      Der Autor


      Niall Ferguson gehört zu den jüngeren Intellektuellen Großbritanniens, die sich zu Hause wie im Ausland durch originelle Zwischenrufe Gehör verschaffen. Ferguson, 1963 geboren, ist Professor für Politische und Finanzgeschichte am Jesus College in Oxford sowie Gastprofessor an der Stern Business School in New York.

      Früh fiel der Historiker auch in Deutschland durch die thematische Vielfalt seiner Studien auf. Ob über die erste globale Auseinandersetzung des vergangenen Jahrhunderts ("Der falsche Krieg. Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert", DVA) oder über "Die Geschichte der Rothschilds" (DVA), ob über "Virtuelle Geschichte" (Primus-Verlag) oder über den Einfluss der Konzerne im Zeitalter der Globalisierung ("Politik ohne Macht"; DVA), stets überzeugt Niall Ferguson sein Publikum durch scharfsichtige Beobachtungen und gedankenreiche Überlegungen.

      Der Essay über die Welt im Jahr 2011 fügt sich ein in diese Reihe. In ihm geht der Historiker der Frage nach, ob sich die internationale Lage nach dem 11. September tatsächlich verändert oder - von vielen lange Zeit unbemerkt - nicht längst einen verhängnisvollen Weg genommen hat.DW

      Die diplomatische Welt
      Avatar
      schrieb am 28.01.02 04:48:10
      Beitrag Nr. 163 ()
      Enron-Skandal erreicht trotz aller Dementis nun das Weiße Haus

      US-Vizepräsident Cheney droht nach der Pleite des Energiekonzerns Enron nun eine Klage der Kongreß-Ermittler.

      WASHINGTON (apa). Der Skandal um den bankrott gegangenen US-Energieriesen Enron hat jetzt trotz aller Dementis und Distanzierungsversuche von US-Präsident George W. Bush endgültig die US-Administration erreicht. Weil sich Vizepräsident Dick Cheney bisher weigert, Einblick in die Protokolle eines von ihm geleiteten Ausschusses zur Reform des Energiewesens zu geben, droht ihm jetzt ein Gerichtsverfahren. Der Armeeminister und ehemalige Enron-Manager Thomas E. White soll auf Wunsch der Demokraten vor dem Kongreß aussagen. Und US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ließ in einer Presseaussendung erklären: "Entgegen mehrerer Zeitungsmeldungen besitze ich keine Enron-Aktien."


      Cheney, der dem Präsidenten am nächsten stehende Politiker, ist voll ins Visier der Enron-Ermittler geraten. Unter Beschuß ist aber auch Armeeminister White, der vor seiner politischen Karriere elf Jahre lang als Enron-Manager arbeitete. Der ehemalige Vize-Chef von Enron-Energie-Services wollte nach seinem Ausscheiden aus dem Konzern Ende Mai 2001 und seinem Wechsel in die Politik unter anderem die Energieversorgung der Armee privatisieren. Sein ehemaliger Arbeitgeber Enron hätte davon profitieren können. Die Demokraten wollen White nun über seine Rolle bei den dubiosen Finanzgeschäften des Pleite-Unternehmens befragen.


      Die eigentlichen Hintergründe des Skandals versucht ein Kommentar in der "New York Times" mit dem Titel "Enron für Dumme" zu erhellen. Demnach seien die sechs Mill. Dollar (6,9 Mill. €/ 95,4 Mill. S), die Enron für die WAHLKAMPFFINANZIERUNG von Politikern in den vergangenen Jahren aufgewendet habe, eine der besten Investitionen des Unternehmens gewesen. Das Geld habe Enron die Türen in Washington geöffnet und geholfen, seine Forderungen zu verwirklichen - nicht verstohlen durch die Hintertür, sondern offen durch die Propagierung der "freien Märkte" und "Deregulierung" ohne Beachtung der dafür notwendigen unabhängigen Kontrollen.


      28.01.2002 Quelle: diepresse.com



      :D

      :p
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 07:01:51
      Beitrag Nr. 164 ()
      S&P 500 KGV vorletzte Woche drastisch gesunken( laut Barron`s)


      http://www.traders-talk.com/site/featured1.asp
      Avatar
      schrieb am 18.02.02 15:51:28
      Beitrag Nr. 165 ()
      Kommen keine Wahnsinnigen News mehr aus Amerika, Dolby?

      Oder bist du verreist?
      Avatar
      schrieb am 20.02.02 14:07:44
      Beitrag Nr. 166 ()
      ich schreib hier nichts mehr.

      das board nervt!

      bin umgezogen - wie alle anderen auch



      thread nur noch als archiv.


      :)


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