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    ANALYSE – KirchMedia: Matt in wenigen Zügen? - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

    eröffnet am 04.02.02 15:24:30 von
    neuester Beitrag 04.02.02 19:09:13 von
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      schrieb am 04.02.02 15:24:30
      Beitrag Nr. 1 ()

      Zwischen München und Hamburg wird gerade auf höchster Ebene Schach gespielt. Am Brett sitzen sich Springer-Chef Mathias Döpfner und Medienzar Leo Kirch gegenüber. Momentan sieht es so aus, als könnte Döpfner seinen Kontrahenten in wenigen Zügen matt stellen.

      Die Meldung hat in der vergangenen Woche eingeschlagen wie eine Bombe: Der Axel Springer Verlag zieht seine Verkaufs-Option auf den 11,5-Prozent-Anteil an dem zur Kirch-Gruppe gehörenden Fernsehsender ProSiebenSat.1. Festpreis 767 Mio. Euro, zahlbar bis spätestens April – Ratenzahlung oder Anteilstausch ausgeschlossen. Springer schlägt (Kirch-)Turm und bietet dem König Schach. Das Matt in wenigen Zügen liegt in der Luft. Schachexperten hätten ihre wahre Freude an der taktischen Meisterleistung des Verlags.

      Es sieht ein wenig aus wie späte Rache der Hamburger. Dabei will Mathias Döpfner bestenfalls gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen kann er die 767 Mio. Euro derzeit sehr gut gebrauchen. Schließlich hat der Verlag jüngst zum ersten mal in seiner 50-jährigen Geschichte einen Verlust ausweisen müssen. Hinzu kommt, dass der vereinbarte Festpreis rund siebenmal so hoch ist, wie der eigentliche Wert des Aktienpaketes. An der Börse sind 11,5 Prozent an ProSiebenSat.1 nur noch 110 Mio. Euro wert. Döpfner wäre dumm, wenn er diese Chance nicht wahrnimmt.

      Auf der anderen Seite kann sich der Verlag nun endlich an Leo Kirch für den teilweise klammheimlichen Einstieg Ende der 80er Jahre rächen. 1987 hatte Kirch dem damaligen Aufsichtsrat des Springer-Verlages mitgeteilt, dass er nunmehr 26 Prozent an der Gesellschaft halte. Im Laufe der Jahre stockte der Medienzar seinen Anteil Stück für Stück auf 40 Prozent auf; übte ab und an seine Macht aus, indem er – wie der Spiegel in seiner heutigen Ausgabe berichtet – schon einmal die Demission eines Chefredakteurs der Springer-Blätter forderte, weil ihm „ein Kommentar nicht passte“.

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      Nun steht Kirch auf der anderen Seite der Front. Nun ist es an Döpfner, seine Macht auszuspielen. Da wäre vor allem die Möglichkeit, die im Juni angestrebte Verschmelzung der KirchMedia mit ProSiebenSat.1 zu torpedieren. Sollte sich Kirch auch weiterhin weigern, die 767 Mio. Euro zu zahlen, ist der rechtliche Weg bereits vorgezeichnet. Dass die Verschmelzung dann wie geplant vorgenommen werden kann, ist mehr als fraglich. Kirch indes droht Springer – scheinbar aus Verzweiflung – weiter. Einige Punkte des Vertrages, die im Zusammenhang mit der Verkaufs-Option stehen, seien „bis heute noch nicht geklärt“, heißt es aus München. Deshalb betrachte man die gesamte Vertragsklausel als unwirksam. Das soll nun auch ein Gutachten belegen, das Kirch gegen das Springer-Begehren in die Schlacht führen will. In Hamburg bleibt man indes gelassen und wähnt sich „juristisch auf der sicheren Seite“. Denn selbst wenn ein Gericht entscheiden sollte, dass die Klausel unwirksam ist, hat Döpfner ein Ziel erreicht: Er hat Banken, Politik und die übrige Medienlandschaft wachgerüttelt. Nun wird erstmals ernsthaft die finanzielle Situation des Medienzaren beleuchtet.

      Und gerade das dürfte es sein, was Leo Kirch um jeden Preis verhindern wollte. Jetzt kommen Stück für Stück die pikanten Details der Kirch’schen Finanzierungsstrategie zu Tage. Denn es sind nicht nur die horrenden Verluste des Milliardengrabs Premiere world und die rückläufigen Werbeeinnahmen im Fernsehgeschäft, die dem 75-jährigen Kirch zu schaffen machen. Vielmehr sind es die Milliarden schweren Kredite, die nun so langsam aber sicher fällig gestellt werden sollen.

      Den Anfang machte einst die Dresdner Bank, die gegen Ende des Jahres 2001 ihre 450 Mio. Euro von Leo Kirch zurück haben wollte. Nach zähen Verhandlungen wurde die Kreditlinie zunächst bis Januar und jüngst bis April gestundet. Besichert ist der Kredit mit einem Großteil des Aktienpaketes, das Kirch an dem spanischen Fernsehsender Telecinco hält. Die HypoVereinsbank ist ebenfalls mit rund 460 Mio. Euro bei Kirch „engagiert“, wie es offiziell heißt. Den größten Gläubiger der Kirch-Gruppe stellt allerdings die Bayerische Landesbank dar. Schätzungsweise 2,2 Mrd. Euro hat die naturgemäß unter politischem Einfluss stehenden Landesbank bislang in den Medienkonzern gepumpt. An dieser Stelle wird das Medien-Schachspiel zum politischen Pulverfass. Schließlich gaben die Landesbanker in der Vergangenheit immer noch weitere Kredite an Kirch, weil sich die Bayerische Staatskanzlei freundschaftlich an die Seite des für die Landes-Wirtschaft wichtigen Kirch-Konzerns geschlagen hat. Diese Zeiten sind nun vorbei. Schließlich ist Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber nun Kanzlerkandidat für den Wahlkampf der CDU/CSU. Was er nun rein gar nicht gebrauchen kann, ist ein möglicher Skandal um zu freundschaftliche Kreditvergaben an Leo Kirch. Und was er außerdem überhaupt nicht gebrauchen kann, ist ein Pleite des Medien-Konzerns.

      Genau die steht allerdings möglicherweise bald bevor. Springer beharrt auf seiner Option, will spätestens im April den Rubel rollen sehen. Die Dresdner Bank wird wohl auch nicht bis zum Nimmerleinstag auf 450 Mio. Euro verzichten wollen und dürfte den Kredit im April ebenfalls fällig stellen. Sobald das geschehen ist, werden die übrigen Gläubiger kommen, zu denen neben der HypoVereinsbank auch die Deutsche Bank zählt, bei der Kirch seinen Anteil am Springer-Verlag als Sicherheit hinterlegt haben soll. Eine Zahlungsunfähigkeit wäre somit unausweichlich.

      Davon geht mittlerweile scheinbar auch Leo Kirchs Partner Rupert Murdoch aus. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ schreibt, hat er in einem Brief an Kirch rechtliche Schritte für den Fall angekündigt, dass Kirch insolvent (zahlungsunfähig) wird. Schließlich müsste sich Murdoch dann möglicherweise in der Gläubigerschlange hinten anstellen. Denn seine Verkaufs-Option auf den Anteil am PayTV-Sender Premiere wird erst im Oktober dieses Jahres fällig. Erst dann kann er sich mit seiner 2-Mrd.-Euro-Forderung zu Wort melden. Ist Kirch vorher insolvent, mahlt der zuerst, der zuerst kommt. Und das wären in diesem Fall Springer und die Banken.

      So ist es durchaus denkbar, dass Murdoch nun genussvoll seine Option ausspielen wird, um eine frühzeitige Insolvenz der Kirch-Gruppe zu verhindern. Einen Weg hat Murdoch Leo Kirch bereits vor wenigen Tagen aufgezeigt. Er wäre bereit, auf die Ausübung der Option zu verzichten, hieß es. Er könne sich sogar vorstellen, seinen Anteil an Premiere aufzustocken. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die BskyB, über die Murdoch 22 Prozent an Premiere hält, die unternehmerische Führung übernimmt. Ob das allerdings für Kirch reicht, um den Kopf aus der Schuldenschlinge zu ziehen, ist mehr als fraglich. Denn an den anderen Teilen des Imperiums hat Murdoch kein Interesse.

      Das sieht bei anderen Branchenriesen ein wenig anders aus. Mittlerweile wird bereits munter darüber spekuliert, dass sich zum Beispiel Holtzbrinck oder Burda auf das 40-prozentige Springer-Paket freuen würden. Auch dem Essener WAZ-Konzern könnte man mit der Springer-Beteiligung eine Freude machen, heißt es. Die Rechte an der Formel1 werden überdies schon munter an große Automobilhersteller wie BMW oder DaimlerChrysler verteilt. Scheinbar geht niemand mehr von einer Rettung der Gruppe aus.

      König Leo gibt sich indes beharrlich. Noch ist er nicht matt gesetzt und kämpft seinem Namen entsprechend wie ein Löwe. Während alle Welt von einem Scheitern der Verschmelzung von KirchMedia und ProSieben redet, lässt er eine Pressemitteilung ausgeben. „Claus Larass, Vorstand für Nachrichten, Informationen und politische Sendungen bei ProSieben, soll nach der Fusion als Geschäftsführer für publizistische Inhalte in die Geschäftsführung der TaurusHolding (ebenfalls Unternehmen der Kirch-Gruppe - d. Red.) wechseln“, heißt es dort. Alles in Ordnung bei Kirch, könnte man meinen. Allerdings dürfte das ein letzter Versuch der Verantwortlichen sein, um den Schein zu wahren.

      Autor: Robert Sopella (© wallstreet:online AG),15:24 04.02.2002

      Avatar
      schrieb am 04.02.02 16:38:48
      Beitrag Nr. 2 ()
      Demnach muss Kirch etwa 33,50 Euro je Pro7 Aktie zahlen.
      Ob der Preis auch für Kleinaktionäre gilt ?
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      schrieb am 04.02.02 17:27:32
      Beitrag Nr. 3 ()
      Deutsche Sprache-schwere Sprache ?

      Was denn nun scheinbar oder anscheinend oder nur ein frühes PISA?

      "Kirch indes droht Springer – scheinbar aus Verzweiflung – weiter. "

      "Davon geht mittlerweile scheinbar auch Leo Kirchs Partner Rupert Murdoch aus. "

      "Scheinbar geht niemand mehr von einer Rettung der Gruppe aus. "

      Anscheinend sieht es doch ganz gut aus für Kirch, seine Verzweiflung ist nur gespielt oder scheint es nur so, oder was ?



      Zum Nachschlagen:
      http://www.werbelyrik.de/nota.html
      "Besonders meine süddeutschen Landsleute werden toben, allein es hilft nichts:

      Mit anscheinend drückt der Sprecher aus:
      Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß es sich so verhält wie mitgeteilt, genaueres weiß niemand.

      Scheinbar dagegen sagt uns: Es sieht nur so aus, verhält sich aber in Wirklichkeit andersrum.

      Beispiel: Mit Scheinbar hatte er damit Erfolg. sagt uns der Sprecher, daß es nach Erfolg aussah, letztendlich aber keiner war. In der Folge wird er uns füglich die Hintergründe dazu vortragen. Selbst RTL-Nachrichtensprecher tun das nicht, weil sie nämlich anscheinend gemeint hatten"



      :O Armes (Süd-) Deutschland :O
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 19:09:13
      Beitrag Nr. 4 ()
      schein|bar <Adj.> [mhd. schnb¿re, ahd. scnbâre = leuchtend, sichtbar]: 1. nur dem äußeren Eindruck nach, aber nicht in Wirklichkeit: mit -er Ruhe, Gelassenheit; ein -er Widerspruch; die Zeit stand s. still. 2. (ugs.) anscheinend;
      Quelle: DUDEN - Deutsches Universalwörterbuch
      :rolleyes:


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