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    Die (partikulare) Tabuisierung des Extremismusbegriffs - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.02.02 17:55:03 von
    neuester Beitrag 07.02.02 17:35:23 von
    Beiträge: 57
    ID: 545.440
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      schrieb am 04.02.02 17:55:03
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die Gefahr von rechts wird vielfach hochgespielt, die von links hingegen verharmlost


      Von Eckhard Jesse

      Für die Diskussion über die NPD und ihr mögliches Verbot ist charakteristisch, dass kaum jemand einen Vergleich zu einer anderen Variante des politischen Extremismus zieht. Dieser ist der Gegenbegriff zum demokratischen Verfassungsstaat. Was in der Publizistik und der (Politik-)Wissenschaft den Anfang nahm, setzt sich allmählich in der Politik fort: die Tabuisierung des Extremismusbegriffs. Dass die PDS im Grundgesetz eine „antifaschistische Klausel“ (Bundestagsdrucksache 14/5127 vom 22. Januar 2001) verankern will, darf bei der Herkunft dieser Partei nicht wundern. Hingegen muss es Erstaunen hervorrufen, dass der Deutsche Bundestag im letzen Jahr einen Antrag gegen „Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt“ angenommen hat (allerdings nicht mit den Stimmen der Union). Der Extremismus von rechts wird vielfach hoch-, der von links hingegen heruntergespielt. Das politische Koordinatensystem verschiebt sich. Folgende Aussage scheint in Vergessenheit zu geraten: Jeder Rechtsextremist ist ein Antidemokrat, aber nicht jeder Antidemokrat ein Rechtsextremist.

      Das DDR-Regime ist lange dafür gelobt worden (und wird es zuweilen heute noch), dass es die Überbleibsel des Nationalsozialismus konsequent beseitigt habe – intensiver als die Bundesrepublik. Tatsächlich ging es der kommunistischen Diktatur um eine Ausschaltung missliebiger Positionen, mögen sie nun demokratisch oder antidemokratisch gewesen sein. Die Behauptung, die Nationalsozialisten hätten immerhin den Kommunismus bekämpft, zeigt im Umkehrschluss die Absurdität des „Antifaschismus“-Arguments. Der Nationalsozialismus würde nicht ein Deut besser, ließe sich zeigen, dass er in erster Linie antikommunistisch (und nur in zweiter Linie antisemitisch) gewesen sei.

      In der Berliner Koalitionsvereinbarung von SPD und PDS steht der bemerkenswerte Satz: „Die Koalition will das geplante Denkmal für Rosa Luxemburg nach einem künstlerischen Wettbewerb auf dem gleichnamigen Platz in Mitte realisieren.“ Rosa Luxemburg, eine heftige Gegnerin der parlamentarischen Demokratie, bekommt ein Denkmal, nicht aber Friedrich Ebert, einer ihrer Begründer. Kaum einer bezeichnet heute die PDS oder Teile von ihr noch als extremistisch, obwohl die Fakten offenkundig sind, wie die kürzliche Antwort der Bundesregierung (Bundestagsdrucksache 14/7968 vom 8. Januar 2002) auf eine kleine Anfrage der CDU zeigt: „Einzelne Vertreter der PDS arbeiteten in Aktionsbündnissen auch mit gewalttätigen Linksextremisten zusammen. Es werden Räumlichkeiten für Treffen oder technisches Gerät zur Verfügung gestellt, Materialkosten von der PDS übernommen und Demonstrationen angemeldet.“ Im jüngsten „Extremismusbericht“ des Landes Mecklenburg-Vorpommern dagegen heißt es lakonisch: „Die Beobachtung der Kommunistischen Plattform (KPF) der PDS wurde eingestellt.“

      Die Verwendung des Extremismusbegriffs im antifaschistischen Sinne ist Bestandteil nicht nur linksextremer Sprachpolitik. Im Kampf um Wörter findet das Streben nach kultureller Hegemonie seinen Ausdruck. Die streitbare Demokratie basiert auf dem Grundsatz, dass nicht nur Methoden, sondern auch Ziele verfassungsfeindlich sein können. Damit ist die Vorverlagerung des Demokratieschutzes gerechtfertigt.

      Offenkundig wird mit zweierlei Maß gemessen. Als linksextremistisch gilt vielfach nur noch eine gewalttätige Variante, als rechtsextremistisch hingegen bereits jede Form der „neuen Rechten“. Wer im „Neuen Deutschland“ einen Artikel schreibt, kommt „ungeschoren“ davon; wer der „Jungen Freiheit“ ein Interview gibt, provoziert eine Kampagne. Die Erosion der Abgrenzung zwischen demokratisch und extremistisch geschieht am linken, nicht am rechten Rand, wie gemeinhin behauptet.

      Der paradoxe Befund: Der Zusammenbruch des realen Sozialismus bildete die Voraussetzung für die Renaissance einer weichen Form des Extremismus. Die desaströse Hinterlassenschaft des real existierenden Sozialismus hat die Äquidistanz gegenüber Rechts- und Linksextremismus weit(er)hin geschwächt. Wer die PDS mit den Republikanern vergleicht, die Autonomen mit Skinheads, macht sich verdächtig. Es ist unerträglich, wie die PDS bei der NPD-Verbots-Diskussion den Gralshüter des demokratischen Verfassungsstaates spielt – als sei gerade sie dazu berufen.

      Der grundlegende Gegensatz zwischen extremistisch und demokratisch ist häufig durch den von rechts und links ersetzt worden – mit fatalen Konsequenzen für die Liberalität der politischen Kultur. Der Eindruck einer antiextremistischen Vorgehensweise wird erweckt, obwohl die Art und Weise des Vorgehens faktisch den Antiextremismus aushebelt. Dafür waren seinerzeit die Proteste der zahlreichen Komitees gegen „Berufsverbote“ ein anschauliches Beispiel. Die von der DKP beherrschten Komitees entstanden als Folge des Extremistenbeschlusses, der dem „Marsch durch die Institutionen“ einen Riegel vorschieben wollte und der sich am 28. Januar zum 30. Mal jährte. Sie suchten zu suggerieren, Duckmäusertum und Gesinnungsschnüffelei hätten um sich gegriffen.

      Niemand dürfe wegen seiner politischen Einstellungen benachteiligt werden. Das klang freiheitlich, doch die Wirklichkeit sah anders aus. In dem Maße, wie man sich gegen die Ausgrenzung von linken Positionen wandte, galt die Abgrenzung gegenüber solchen von rechts gleichsam als selbstverständlich. Kritikwürdig erschienen mithin nicht die Abwehrmaßnahmen des Staates an sich, sondern nur die Art der Richtung, gegen die diese zielten. Eine selektive politische Moral ist nicht glaubwürdig. Aber die Ablehnung des viel gescholtenen Extremistenbeschlusses zeichnete sich eben dadurch aus. Heute ist Einäugigkeit in Medien, Parteien und gesellschaftlichen Gruppierungen verbreitet, am wenigsten in der Justiz.

      Es ist in einem doppelten Sinne merkwürdig, wie sich in den letzten Jahren die Positionen angesichts der Gewalt einer rechtsextremistischen Subkultur verkehren: Wurde von links – nach dem Zusammenbruch des realen Sozialismus – die Abschaffung des Verfassungsschutzes gefordert, so heißt es nun, dieser müsse energisch die extreme Rechte bekämpfen. Die Doppelbödigkeit einer solchen hintergründigen Argumentation dient der Delegitimierung des demokratischen Verfassungsstaates, jedenfalls nicht seinem Schutz.

      Der Extremismusforscher Professor Eckhard Jesse lehrt Politikwissenschaften an der TU Chemnitz.

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 21:22:04
      Beitrag Nr. 2 ()
      guter beitrag...:) der mal wieder im nirwana verschwindet... :(
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 21:28:15
      Beitrag Nr. 3 ()
      wir kriegen euch alle...
      gommerödschoft...
      ein fölg...
      ein schdööht...
      ein hönneggoh...



      MfS...
      löhengriehn
      eugen schnippköwaltz
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 21:35:00
      Beitrag Nr. 4 ()
      Tja, und wenn man bedenkt daß wir im Herbst eine rot/tiefrot/bisschengrün Regierung bekommen, weil Stoiber laut SPD ein Nazi ist. :(
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 21:59:07
      Beitrag Nr. 5 ()
      ja, also wirklich schlimm, wieviele nazis es urplötzlich wieder gibt..... :rolleyes:

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      Avatar
      schrieb am 04.02.02 22:12:06
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ich glaube bei w-o kann man keine richtigen Politik-Sräds führen. Da quatschen einfach zuviele Chaoten dazwischen, die neben ihrer eigenen Meinung keine andere dulden können und nur auf Randale aus sind.
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 22:44:20
      Beitrag Nr. 7 ()
      Stimmt. Zu viele Hausbesetzer, SED-Anhänger und RAFler hier.
      Avatar
      schrieb am 04.02.02 22:48:31
      Beitrag Nr. 8 ()
      :mad:

      Genau solche Leute wie dich meine ich.
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 02:46:56
      Beitrag Nr. 9 ()
      Kein Wort von der Gefahr der debilen, opportunen Mitte!!! :D
      Pizzen faulen auch vom Innenteil in Richtung Rand.
      Und wenn der Innenteil fault, klappt der Rand halt hoch.

      So, jetzt gehe ich in die Heia. Nacht ;)
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 10:45:02
      Beitrag Nr. 10 ()
      Die debile Mitte interessiert sich nur für Politik wenn das Benzin mal wieder teurer geworden ist. Und dann wird richtig Randale gemacht! (Aber trotzdem mit Vollgas zur nächsten Ampel gefahren.) Ansonsten gepflegtes Desinteresse.
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 10:55:23
      Beitrag Nr. 11 ()
      ich dachte immer, rechts und links sind veraltete kategorien. allerdings ist der verfasser in seiner dumpfbackigkeit wenigstens ehrlich: Für die Diskussion über die NPD und ihr mögliches Verbot ist charakteristisch, dass kaum jemand einen Vergleich zu einer anderen Variante des politischen Extremismus zieht. Dieser ist der Gegenbegriff zum demokratischen Verfassungsstaat. also nicht die rechte :laugh::laugh::laugh:

      äußerste mittelmässigkeit ist das gebot der stunde.
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 15:24:55
      Beitrag Nr. 12 ()
      @day_sleeper

      Die debile Mitte zahlt dir die Stütze!
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 15:38:47
      Beitrag Nr. 13 ()
      Na Tribune, wieder mal von W:O verwarnt worden. ;)Aus "dick" mach "dünn". :D
      Und hetz hier nicht so rum. :mad: Du als Gewerkschaftler hast doch die grösste Schuld am Pleitenrekord. ;)
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 20:13:02
      Beitrag Nr. 14 ()
      antigone, ich bin enttäuischt! Was du hier mit deinem Staatement versuchst, schreit schon weider nach einer sandern Debatte, nämlich wie man durch aus dem Zusamemnhang Herausreißen und Zitate verfälschen jemanden in ein schlechtes Licht ürcken kann.

      Du hast Hier das Zitat durch krusive Schrift gekennzeichnet! Der letzte Teil "also nicht die rechte" stellt aber viel weniger ein Zitat dar sondern deine völlig abstruse und falsche Interpretation da! Ein Schelm, wer böses dabei denkt ;)

      Mit Sprachbedeutung scheinst du es jedenfalls nicht so zu haben!

      Variante ist wohl weniger das Gegenteil sondern viemehr ein komplementäres Element! Wie du da auf den Zusatz "also nicht die Rechte" kommen kannst, ist mir schleierhaft!

      Nur noch mal kurz ein anderes Zitat aus dem Artikel:

      "Folgende Aussage scheint in Vergessenheit zu geraten: Jeder Rechtsextremist ist ein Antidemokrat, aber nicht jeder Antidemokrat ein Rechtsextremist."

      MfG
      Ingmar (KCD)
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 21:58:31
      Beitrag Nr. 15 ()
      @ mr.bucket
      das tut mir ja ausserordentlich leid, wenn ich dich enttäusche :) ich glaube aber, damit wirst du leben können.

      in der tat ist es, wie du sagst. aber es handelt sich um ein versehen meinerseits, nicht um vorsatz, wie du interessanterweise nahelegst. wäre erstens unredlich und zweitens blödsinnig, zumal der text ja drüber steht, und jeder, der gucken kann, sich darüber klar werden kann.

      nachdem wir schon mal beim nahelegen sind, wäre in dem zusammenhang zu sagen: redlicher ist es auch, wenn man zumindest die quelle nennt, aus der der text stammt - und wenn möglich das datum. beides ist nicht ersichtlich, so nehme ich mal vom tenor her an, bei der quelle handelt es sich wohl um die faz oder ein ähnliches presseorgan.


      so, und nun zum inhaltlichen bzw. einem aspekt der für das ganze steht:
      dass ebert fürs denkmal vorgeschlagen wird und nicht rosa luxemburg passt dann auch ins konzept. die deutsche tradition an demokraten besteht aber nun mal in einem spektrum von rechts bis links - wohlgemerkt, an demokraten. womit ich ausdrücken will, dass manche leute für mich allerdings nicht denkmalwürdig sind, die hocken aber da und dort auf dem hohen ross oder irgendwelche kasernen sind in sehr undemokratischer tradition nach ihnen benannt bzw. straßen sind ihnen gewidmet und was weiß ich noch. wohl aber rosa luxemburg. sie gehört nämlich - nur als beispiel - zu den wenigen, die den kriegskrediten im ersten weltkrieg nicht zugestimmt hat. und das halte ich für eine höchst mutige tat. wohl aber haben andere demokraten mit entschieden weniger zivilcourage gedacht, durch ihre zustimmung dienten sie dem heiligen vaterland am besten. es gehört in solche zeiten tausend mal mehr mut dazu, gegen die massen sich zu stellen, als all die anderen bewiesen haben. das weiß dann manchmal wenigstens die nachwelt zu schätzen.

      und wenn ebert als ein rechter demokrat bezeichnet werden kann, dann rosa luxemburg als linke demokratin. nur leider kann das in deutschland bis heute niemand aussprechen, ohne dass er als extremist eingestuft wird. dabei kennen die herrschaften, die sich dazu äußern nichts von rosa luxemburg und sie wissen auch in der regel nicht viel über sie. was sie aber mit löffeln gefressen haben, sind die alten urteile, die schon die militärs des ersten weltkriegs über sie fällten. die die nazis über sie fällten. die die frühe deutsche adenauerrepublik über sie fällte, die der gute deutsche hansel über sie fällen muss, unter anderem weil sie eine säulenheilige des real existierenden sozialismus der ddr war. die gute rosa hätte sich das letztere wahrscheinlich verbeten.

      diese deutsche einfallspinseltradition genügt aber, um jeden deppen - entschuldigung, aber es ist so - glauben zu machen, er wisse, wovon er spreche. und ich lasse mir auch nicht von einem herrn jesse, der sich geriert wie ein selbsternannter "demokrat" die entscheidung darüber abnehmen. herr jesse hat nämlich nicht zu entscheiden, wer hier demokrat genannt werden darf und wer nicht.

      in einem politischen klima, in dem eine mehr oder weniger dramatische entwicklung hin zu einem autoritären weltweiten polizeistaat im gange ist, in dem ernsthaft ein bush als friedensnobelpreisträchtig vorgeschlagen wird, dessen reden eher verschärftes nachdenken auslösen sollten als minutenlange ovationen, die jedem chef der ehemaligen kpdsu freudenröte ins gesicht getrieben hätte, in dem ein massenmörder als staatschef israels unverblümt weitermorden lassen darf und unvertretbare (weil durch wegbomben gerade ad absurdum geführt) forderungen an einen arafat stellt, der sicher selbst einigen dreck am stecken hat, aber offizieller vertreter einer volksgruppe ist, die offensichtlich vor den augen der weltöffentlichkeit zum abschuss freigegeben ist, halte ich es auch für absolut unabdingbar, dass die fragen, die herr jesse in den raum stellt, zuallererst geklärt werden müssen.

      mein fazit ist: wer über einen derartigen text in diesen zeiten allzu grosse worte verliert, der hat nicht begriffen, in welcher situation wir uns befinden. herrn jesses interessen kann ich allerhöchstens als akademische einordnen. und dort soll er sich meinetwegen damit rumschlagen, der geist, der meint, im zentrum der zeitfragen sich zu befinden.

      vor dem hintergrund sei mir meine flapsigkeit verziehen.
      oder auch nicht.
      Avatar
      schrieb am 05.02.02 22:08:44
      Beitrag Nr. 16 ()
      Tribune du krankes Hirn hast wieder Freigang?
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 08:24:04
      Beitrag Nr. 17 ()
      Es ist schade, daß Menschen an partikulären Dingen heroisiert werden, wie etwa Rosa Luxemburg. Was die Kriegskredite angeht, konnte nur Karl Liebknecht ihnen widersprechen, denn nur er saß im Parlament. Rosa Luxemburg zählte damals als Frau sozusagen zur APO. Damit ist aber noch nichts üebr eine Person ausgesagt, denn damals gehörte es zum gesellschaftlichen Konsens in den Nationalstaaten, patriotisch zu sein und bei dem eigenen Staat zu stehen, wenn ein Krieg auszufechten ist. Daß es nicht zu unserem heutigen Zeitgeist paßt, daß der erste Weltkrieg ein Wahnsinn war, das sind Maßstäbe, die auch aus der Kriegserfahrung entwickelt wurden.

      Bei allem Engagement Luxemburgs für die Sache der Arbeiter stimmt aus heutiger Sicht einiges kritisch. Die Teilnahme am Putsch gegen eine entstehende, demokratische, durch Wahlen legitimierte Regierung ist dabei ein wichtiger Punkt. Er gewinnt an Dringlichkeit, wenn man den Vergleich mit der UdSSR anstellt. Luxemburg hat Lenin kritisiert, aber letztlich hätte ein kommunistischer Putsch in Deutschland genau diese Machtkonzentration bei einer Partei erzeugt, die zu einer kommunistischen Diktatur geführt hätte. Harmlos mag einem das Erscheinen, wenn man an das Hochkommen der Nazis später denkt. Aber so wenig, wie Arm ab oder Bein ab einem als eine attraktive Wahlmöglichkeit erscheint, kann einem die Wahl zwischen kommunistischer Diktatur oder Nationalsozialismus befriedigend vorkommen. Ein Haufen Scheiße stinkt nicht weniger, weil er kleiner ist als ein anderer.

      Zum Glück haben wir aber eine ganz andere Wahl: extreme politische Richtungen oder gemäßigte Richtungen, die Demokratie und individuelle Freiheit verbriefen. Die Wahl zwischen Faschismus und radikaler Linke ist nur eine scheinbare Wahl, die so tut, als wäre unsere Gesellschaft in rechts oder links gespalten. Sie ist aber viel stärker in gemäßigt und radikal gespalten. Deshalb ist Rosa Luxemburg kein Vorbild. Deshalb können sich fast nur Kommunisten für sie begeistern oder Menschen, die Lücken in der politischen Bildung haben. Und deshalb müssen wir den Gegensatz zwischen der Demokratie einerseits zeichnen und den radikalen Parteien andererseits, ob es nun NPD, REPs, DVU, PDS, MLPD oder andere sind - über die Schill-Partei wird man auch noch sprechen müssen, wenn sie sich verfestigt hat.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 10:51:03
      Beitrag Nr. 18 ()
      zu deiner notorischen erbsenzählerei, der es entschieden am blick fürs wesentliche mangelt, noch ein paar worte:

      liebknecht und luxemburg waren in der sache eins, beide stellten sich gegen die zustimmung zu den kriegskrediten. dass luxemburg dies nicht im parlament konnte, schmälert ihren beitrag nicht, ganz im gegenteil. es belegt nur, welche tatkraft, welchen mut rosa luxemburg hatte, sich als frau in einer zeit, in der frauen politisch den mund nicht aufzumachen hatten - das ist schon der erste extremismusvorwurf - , so entschieden gegen eine kriegstreiberische meute zu stellen - das ist der zweite extremismusvorworf -. und es belegt, wie wichtig es ist, in zeiten, in denen alle mit den wölfen heulen, eine wirkliche politische außerparlamentarische opposition auf die beine zu stellen, weil es sonst nämlich weit und breit keine gibt, denn alle politischen erbsenzähler, die nicht über den tellerrand des gegenwärtigen hinausszuschauen in der lage sind, sind - symbolisch gesprochen - mit dem winden von siegerkränzen beschäftigt. zugespitzt gesagt: dass menschen wie luxemburg in den geschichtsbüchern dann als extremistisch bezeichnet werden, liegt daran, dass die wirklichen extremisten, die millionen in den tod führten, es immer ganz gerne haben, wenn die gegner mundtot sind. und dazu findet man, wie im falle luxemburg und liebknecht, gerne bestialische wege. so lassen sich nämlich die millionenfachen mordtaten der wirklichen extremisten besser als unabdingbar für die entwicklung des heiligen vaterlandes verkaufen.


      Daß es nicht zu unserem heutigen Zeitgeist paßt, daß der erste Weltkrieg ein Wahnsinn war, das sind Maßstäbe, die auch aus der Kriegserfahrung entwickelt wurden.

      eben in ihrem ausserordentlichen politischen weitblick unterscheidet sie sich unter anderem vom gewöhnlichen politischen menschen. mit deinem denken wirst du, wenn überhaupt, erst ein einsehen gewinnen, wenn hunderttausende gestorben sind und in relation gesehen in etwa neunzig jahren. das wesentliche und schliesslich bewundernswerte an luxemburg ist aber, dass sie mit ihrer sensibilität und intelligenz im blick auf die zeitläufte die richtigen schlüsse zog, indem sie die entwicklung, die eintreten würde, richtig beschrieb. dass sie das ihren gegnern, die andere polítische absichten hegten, sie ermorden liessen und sich dann auch durchsetzten, absolut verhasst machte, liegt auf der hand. nur rechtfertigt das kein zerrbild von ihr bis in die gegenwart, wie du es zum beispiel zeichnest. deine differenzierungsfähigkeit tendiert hier gegen null, sie ist nichts als eine leere worthülse. man wird aber die fragen dürfen, die bis heute daran interessiert sind, dieses zerrbild weiterzuzeichnen, ob sie ähnliche motive wie ihre vorgänger haben.

      auf das wesentliche bist du nicht eingegangen, nämlich auf die parallelitäten zur heutigen situation. aber wie könntest du auch ;) stattdessen deine übliche art, die möglichkeitsform - bis hin zur nur noch als verweste leiche existierenden mlpd :laugh: - so lange anzuwenden, bis es für dich wieder passt. scheisse ist übrigens immer braun. bei dir allerdings glaube ich langsam auch an die mutation der scheisse.

      ich zitiere das wesentliche.
      in einem politischen klima, in dem eine mehr oder weniger dramatische entwicklung hin zu einem autoritären weltweiten polizeistaat im gange ist, in dem ernsthaft ein bush als friedensnobelpreisträchtig vorgeschlagen wird, dessen reden eher verschärftes nachdenken auslösen sollten als minutenlange ovationen, die jedem chef der ehemaligen kpdsu freudenröte ins gesicht getrieben hätte, in dem ein massenmörder als staatschef israels unverblümt weitermorden lassen darf und unvertretbare (weil durch wegbomben gerade ad absurdum geführt) forderungen an einen arafat stellt, der sicher selbst einigen dreck am stecken hat, aber offizieller vertreter einer volksgruppe ist, die offensichtlich vor den augen der weltöffentlichkeit zum abschuss freigegeben ist, halte ich es auch für absolut unabdingbar, dass die fragen, die herr jesse in den raum stellt, zuallererst geklärt werden müssen.
      du gerierst die lediglich als stellvertreter dieses herrn.


      und for4zim - du verschweigst das wesentliche. die nazis sind an die macht gekommen, weil die herrschende klasse es wollte, weil das zentrum als vorläufer der cdu dem ermächtigungsgesetz zustimmte, weil industrielle begehrlichkeiten entwickelten, für die ihnen hitler als der geeigneter pappkamerad erschien, die nazis hätten sich nicht durchsetzen können, wenn sie nicht jede menge heimliche, vor allem aber unheimliche und mächtige helfer im in- und ausland (zum beispiel grossvater bush) gehabt hätten. und millionen lämmer, denen eine hugenberg-presse die richtige meinung verpasst hatte und die dann brav auch den schlächter wählten, den hugenberg als heilsbringer gepriesen hatte. die scheisse entsteht nicht am rand und sie beginnt in der mitte zu stinken. aber es bestehe natürlich bei den ganz grossen scheissern ein absolutes interesse daran, die eigenen scheisshaufen an den rand zu schieben und sie anderen zuzuweisen. tatsache ist, dass die allgemeine frustration an der politischen situation, an massloser korruption, die neuerdings wieder mit begriffen der ehre (!!!) in verbindung gebracht und zugedeckt wird, aus dem beispiellosen zynismus der mächtigen entsteht.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 10:59:58
      Beitrag Nr. 19 ()
      Antigone, Deine eigenwillige Sicht der Geschichte nehme ich so zur Kenntnis. Zum Glück gibt es ja Geschichtsbücher, da kann man sich dann informieren. Für Dich ist es natürlich weniger interessant, Du hast ja die Wahrheit gepachtet ;). Irgendwie findet sich für Dich immer ein Weg, CDU und Nazis miteinander zu verknüpfen ;) und Linksradikale zu verklären.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 11:06:01
      Beitrag Nr. 20 ()
      for4zim,
      sind das jetzt nich zweierlei Maße? :confused:

      "Daß es nicht zu unserem heutigen Zeitgeist paßt, daß der erste Weltkrieg ein Wahnsinn war, das sind Maßstäbe, die auch aus der Kriegserfahrung entwickelt wurden."

      "Luxemburg hat Lenin kritisiert, aber letztlich hätte ein kommunistischer Putsch in Deutschland genau diese Machtkonzentration bei einer Partei erzeugt, die zu einer kommunistischen Diktatur geführt hätte."


      Wie also?
      Einerseits: Der Opportunismus gegen das, was der Nationalstaat seinerzeit so in die Wege leitete, zählt nicht viel, weil die gesunde Skepsis gegen ihn erst heutzutage infolge der Erfahrungen als Maßstab anerkannt werden kann.
      Andererseits: Die fehlende Skepsis gegen den kommunismus ist anzurechnen, obwohl auch hier erst heute infolge der Erfahrungen eine gesunde Skepsis (und etwas mehr ;) ) infolge der Erfahrungen als Maßstab anerkannt werden kann.

      Ahemm, sie hatte in einem Recht, was nicht zählt, weil es seinerzeit kein Grundkonsnes war, irrte im anderen, was aber anzukreiden ist, obschon es ebensowenig vorherzusehen war. Mich hätte schon interessiert, welche Entwicklung sie genommen hätte mit allen Erfahrungen danach. Ulbricht oder Wehner? Letzteren halte ich auch für eine denkmalwürdige gestalt im Nachkriegsdeutschland, trotz des Hintergrunds seiner Irrtümer in jungen Jahren. Bei Rosa Luxemburg weiss man es nicht, sie hatte keine Zeit in der Zeit danach.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 11:11:21
      Beitrag Nr. 21 ()
      for4zim
      für einen stromlinienförmigen opportunisten ist alles eigenwillig, was gegen den strom schwimmt, schon klar.
      der lachs aber muss, will er überleben, zurück :)
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 11:34:38
      Beitrag Nr. 22 ()
      Neemann, das ist nicht zweierlei Maß. Der Putsch war auch nach damaligem Maßstab anrüchig oder gar kriminell. Nur radikalisierte Menschen konnten ihn gut heißen. Die Weimarer Republik trug schwer daran, daß sie zu wenig ernst genommen wurde. Die Putsche, es gab ja auch einige von Rechts, waren ein Ausdruck dafür, daß es Menschen gab, die Demokratie für eine "englische Marotte" hielten und lieber direkte, schnelle, einfache "Lösungen" anstrebten. Wenn Luxemburg nicht den Putsch unterstützt hätte, sondern für das Erreichen ihrer Ziele auf demokratischem Wege gekämpft hätte, könnte über sie aus damaliger und heutiger Sicht positiver geurteilt werden.

      Was die SPD anging: hätte sie 1914 gegen die Kriegskredite gestimmt, wäre das lediglich politischer Selbstmord gewesen. Am Krieg hätte das sicher nichts geändert. 1918, da brauchte man die intakte, gleichzeitig reformorientierte, aber auch staatstragende SPD.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 12:56:48
      Beitrag Nr. 23 ()
      @for4zim,
      ist noch gar nicht so lang her, daß wir die Luxemburg-Diskussion hatten. Doch selbst die Dir dort mitgeteilten Fakten hast Du nicht zur Kenntnis genommen.

      Oder woran liegt es, daß Du schon wieder fälschlich behauptest, es hätte im Januar 1919 eine demokratisch legitimierte Regierung gegeben und vom Putsch der Spartakisten redest? Es gab die sich selbst ernannte Regierung des "Rates der Volksbeauftragten"; es gab den "Vollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte", der quasi als Kontrollorgan und Volksvertretung installiert wurde, sich jedoch gegen die Regierung nicht durchsetzen konnte. Bezeichnend für den Vollzugsrat ist ein mit den Stimmen der SPD-Mitglieder gefasster, erfolgloser Beschluss vom 16.11.1918. Danach war eine proletarische, auf sozialistischer Grundlage beruhende Republik zu errichten, in der die Staatsgewalt bei den Arbeiter- und Soldatenräten liegen sollte. Letztlich hat sich die Regierung nur durchgesetzt, weil sie mit den Generälen des alten Regimes paktierte. Wahlen gab es erst nach dem Spartakusaufstand, die Weimarer Verfassung ist erst im Sommer/Herbst 1919 entstanden.
      Soviel zu den Fakten, wenn auch in stark verkürzter Form. Es wäre schön, wenn Du dies bei Deinem nächsten Ausflug in diese Epoche der deutschen Geschichte berücksichtigen würdest.

      P.S.: Wenn es nach Ebert gegangen wäre, würden wir immer noch in einer Monarchie leben. Insofern hätte er sich sein Denkmal natürlich redlich verdient:laugh:
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 13:11:11
      Beitrag Nr. 24 ()
      Achje, jetzt hab ich über den Luxemburg-Ausflug glatt das ursprüngliche Thema vergessen.:D
      Laut SZ von heute ist der Herr Jesse ein notorischer Verharmloser rechtsextremistischer Umtriebe.

      Bundesverfassungsgericht macht Bock zum Gärtner

      Die vom Karlsruher Gericht bestellten Gutachter sind durch Bagatellisierung rechtsextremer Umtriebe aufgefallen
      Von Heribert Prantl



      (SZ vom 06.02.2002) - Der Unstern über dem NPD-Verbotsantrag leuchtet immer greller - und das ist, wie sich nun herausstellt, nicht nur die Schuld der V-Leute und der Geheimdienstbürokratie in den Innenministerien. Auch das Bundesverfassungsgericht in Gestalt seines Richters Hans-Joachim Jentsch agiert recht unglücklich.

      Jentsch, früherer CDU-Justizminister von Thüringen, ist Berichterstatter des 2. Senats des Bundesverfassungsgerichts für das NPD-Verbotsverfahren. Zwei der drei Gutachter, die er für dieses Verbotsverfahren bestellt hat, sind politisch äußerst umstritten.

      Es handelt sich um Professor Eckhard Jesse, Politikwissenschaftler an der Technischen Universität Chemnitz, und Uwe Backes, stellvertretender Direktor des Hannah-Arendt-Instituts in Dresden. Ihnen wird ein ziemlich unkritisches Verhältnis zur rechten politischen Szene nachgesagt. Sie sind nach Paragraf 27 a des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes als „sachkundige Dritte“ geladen worden. Der einschlägige juritische Großkommentar definiert das so: „Sachkunde ist objektiver Sachverstand“.

      Der objektive Sachverstand der vom Gericht bestellten Gutachter sieht im vorliegenden Fall wie folgt aus. Eckhard Jesse ist durch Verharmlosung rechtsextremer Umtriebe aufgefallen. 1990 schoss er sich in einem Aufsatz auf Heinz Galinski, den früheren Vorsitzenden des Zentralrates der Juden ein und meinte: „Auf Dauer dürfte Judenfeindlichkeit nicht zuletzt gerade wegen mancher Verhaltensweisen von Repräsentanten des Judentums an Bedeutung gewinnen“.

      Kritik an groben Antismetismen beklagte ere als „hysterische Reaktion“. Der genannte Aufsatz Jesses erschien in dem von ihm gemeinsam mit Uwe Backes und Rainer Zitelmann herausgegebenen Sammelband „Die Schatten der Vergangenheit. Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus“, das als Standardwerk des gemäßigten Geschichtsrevisionismus gilt.

      In diesem Buch werden „moralisiernde Gesinnungsstatements“ der Historiker ebenso gegeißelt wie deren „Pose des Anklägers gegenüber den Akteuren des Dritten Reiches. In einem Artikel, den Jesse am Montag auf Seite 3 der „Welt“ publiziert hat, behauptet er, das die Gefahr von rechts hochgespielt, die von links verharmlost würde: „Die Erosion der Abgrenzung zwischen demokratisch und extremistisch geschieht am linken, nicht am rechten Rand“.

      Uwe Backes ist dadurch bekannt geworden, dass er sich vehement für die Veröffentlichung eines äußerst sonderbaren Textes über den Hitler-Attentäter Johann Georg Elser eingesetzt hat. Am 8. November 2000 druckte die Frankfurter Rundsschau diesen Aufsatz des am Hannah-Arendt-Instituts lehrenden Privatdozenten Lothar Fritze, in dem dieser die moralische Legitimität des gescheiterten Attentats von Elser auf Hitler am 8. November 1939 in Frage stellte.

      Der Streit über diesen Aufsatz eskalierte zu einem Eklat in der Führung des Hannah-Arendt-Instituts: Der damalige Direktor Klaus-Dietmar Henke distanzierte sich, sein Stellvertreter Backes dagegen fühlte sich als „Anwalt Fritzes“. Der angesehene US-Holocaust-Forscher Saul Friedländer forderte die Entlassung von Backe.

      Das sächsische Kultusministerium reagierte trotzig - und ließ stattdessen den Vertrag von Henke auslaufen. Es galt als offenes Geheimnis, dass man der Meinung war, das Institut habe sich unter Henkes Leutung zu viel mit dem Nationalsozialismus und zu wenig mit der SED-Diktatur beschäftigt. Jüngst hat Backes „vergangenheitsfixierte Warner vor neuem Nationalismus“ angeprangert, die „vollmundige Bekundungen vom rechten Rand nicht selten für bare Münze“ nähmen und einen „Alarmismus“ gegenüber rechtsextremistischem Gedankengut beklagt.

      Wie aus dem Bundesverfassungsgericht verlautet, bleibt die Benennung der beiden Gutachter auch nach Aufhebung des Termins zur mündlichen Verhandlung erst einmal bestehen. In Karlsruher Kreisen hieß es sarkastisch: Es handele sich „ohne Zweifel um Sachverständige“.
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      schrieb am 06.02.02 13:28:24
      Beitrag Nr. 25 ()
      @ kpk
      na, dann lag ich ja nicht daneben mit meiner einschätzung, was die intellektuelle dumpfbackigkeit eines herrn jesse anbelangt. das manöver war doch auch zu durchsichtig. auf die einzelheiten genauer einzugehen lohnt nicht. dank dir für das reinstellen diese artikels.

      @ for4zim
      um dein, sagen wir mal etwas grobzeichnerisches schulbuchwissen noch etwas zu ergänzen. in der weimarer zeit war es umstandslos möglich, rosa luxemburg ein denkmal zu errichten. das nach einem entwurf von mies van der rohe errichtet wurde und von den nazis 1941 abgebrochen. die herren demokraten, die heute bejammern, dass die erste deutsche republik unter einem mangel an demokraten gelitten habe, sollten sich das hinter die ohren schreiben, wobei diese angesichts dieses fakts zumindest rot sein sollten ;)
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      schrieb am 06.02.02 13:29:16
      Beitrag Nr. 26 ()
      Wie schön, Hannah-Arendt-Institut. :rolleyes: Die Streitigkeiten sind mir noch in Erinnerung.

      "Die Erosion der Abgrenzung zwischen demokratisch und extremistisch geschieht am linken, nicht am rechten Rand“.

      Sind es seine eigenen Schreibereien, die er meint, wenn er schreibt: "Eine selektive politische Moral ist nicht glaubwürdig" ???



      Es läuft auf die bekannte Moralkeulen-Keule hinaus.

      "A": Scheiss Nazis, die prügeln feige auf Wehrlose ein."
      "B": Zwischen Rechts- und Linksextremismus darf man nicht differenzieren - beide sind abzulehnen.
      "A": Ja, sicher, aber derzeit prügeln die rechtsextremen recht massiv herum.
      "B": Mag ja sein, aber wir sind doch GEGEN Extremisnus, oder? DU scheinst das selektiv wahrzunehmen, immer die Rechten.
      "A": Bist Du bescheuert? Die hetzen gegen Minderheiten, sind gealttätig, verunsichern ganze Landstriche. Linksextremismus ist auch Scheiße, aber derzeit begnügen die sich mit Scheibeneinschlagen. Wenn hier einer sekeltiv wahrnimmt, dann doch wohl Du! Wieso verharmlost Du das mit Vergleichen zwischen Äpfel und Birnen?
      "B": Aaah, da ist sie ja, die Moralkeule der Gutmenschen. Typisch, immer nur die eine Seite verdammen.

      Eben Moralkeulen-Keule. Scheiße stinkt, ob als großer oder kleiner haufen. Aber wehe, es regt sich einer maßgeblich über den großen Haufen auf. ;)
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 13:44:00
      Beitrag Nr. 27 ()
      kpk, Du vergißt völlig, daß im Kaiserreich, also eben auch vor 1918, im Deutschen Reich freie und gleiche (abgesehen vom fehlenden Frauenwahlrecht) Wahlen möglich waren. Der Prozentsatz der wählenden Bevölkerung war weitaus größer als im "demokratischen" Großbritannien. (Wohlgemerkt, im Reich, in den Ländern war es teilweise wieder anders.) Ich kann nicht glauben, daß jemand einen Reformprozeß, bei dem eine durch das Parlament legitimierte Regierung handelt und der von Neuwahlen begleitet wird, nicht sofort als besser ansieht, als daß sich Gremien, die auf nicht gesicherte Weise aus einzelnen Gruppen heraus besetzt wurden, über einen Putsch der Staatsgewalt bemächtigen, um dann eine Machtkonzentration bei einigen Räten zu erwirken, ohne Wahlen, ohne Bindung an bestehende Gesetze. Hier ziehe ich ganz bewußt die Parallele zur UdSSR, denn sie hatte genauso ihren Anfang genommen.

      Wieviele Deutsche hatten den die Chance, "ja" oder "nein" zu Liebknecht und Luxemburg zu sagen? Die gaben doch sich schon als Ergebnis vor.

      Was den Kommentar von Prandtl angeht, bin ich, wie so oft, nicht seiner Meinung. Hätte man nur Gutachter bestellt, die der rechten Szene besonders kritisch gegenüber gestanden hätten, hätten doch interessierte Kreise gleich von einem getürkten Urteil gesprochen. Und wie definiert Prandtl eigentlich ein "unkritisches Verhältnis zur rechten Szene"? Nach dem, was ich hier geschrieben habe, könnte ich womöglich auch schon unter den Verdacht der Sympathien mit Rechtsextremen fallen. Vielleicht stehen Jesse und Backes ja wirklich der radikalen Rechte nach, aber dafür liefert Prandtl keine Belege. In seinem Kommentar überzeugt mich jedenfalls nichts. Und den angesprochenen Artikel kann man hier nachlesen. An dem finde ich nichts auszusetzen.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 13:52:34
      Beitrag Nr. 28 ()
      for4zim
      die fortsetzung des ersten absatzes hätte konsequenterweise lauten müssen.... unter vorsätzlicher ausserachtlassung der massiven kritik luxemburgs am leninistischen zentralismus.

      was deine selbsteinschätzung anbetrifft, überlasse ich dir das selbst
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 14:01:39
      Beitrag Nr. 29 ()
      antigone, es gibt schon eine ganze Reihe von Luxemburg-Denkmälern in Deutschland, mehr als zu Weimarer Zeiten. Was also wolltest Du beweisen?

      Die Weimarer Republik war imemr in sich unsicher und schwankte zwischen laissez-faire und Verordnungsstaat. Manchmal gab sie den Staatsfeinden alle Möglichkeiten, dann wieder verbot sie etwa Stahlhelm, SA und anderen Gruppen Aufmärsche in Uniform. Gruppen, deren Sympathisanten zu einer Zeit geputscht hatten, wie NSDAP und KPD, konnten trotzdem im Parlament Politik machen. Und weil man sich genau in den Gegensatz hineinreden ließ, der so unsinnig war, nämlich mit der NSDAP gegen die KPD oder mit der KPD gegen die NSDAP, gingen demokratische Parteien zum Schluß den Pakt mit den Nazis ein, der die Republik in den Untergang führte. Mit der KPD wäre es ebenfalls der Untergang gewesen, eine Erfahrung die man in der DDR nachholen konnte. Genau aus dieser Erfahrung heraus darf der Demokrat sich eben nicht darauf einlassen, mit einer extremen Gruppe (die "antifaschistische" PDS biederte sich dafür ja an) gegen die andere zu paktieren, sondern er muß alle extremen Gruppen ablehnen.

      Neemann, Du hast recht, wenn Du über Leute wie z.B. Tribune redest. Da ist der Verweis auf die Linksextremen Vorwand. Bei vielen anderen aber, wie bei mir, nicht. Die radikale Linke und die radikale Rechte bieten unterschiedliche Gefahrenbilder. Ich hatte in einigen Threads zur PDS dargestellt, wo die spezielle Gefahr hier liegt - eben nicht in der sehr direkten, dumpfen, aber eben politisch aussichtslosen Gewalt der Rechtsextremen, die mit dem Polizeistaat bekämpft werden können, wenn man nur will (inzwischen will man, behaupte ich). Die PDS ist ein Zwitter aus demokratischer Partei mit extremistischen Plattformen, institutionell im Osten recht stark, was sonst nie eine radikale Partei im demokratischen Deutschland nach 1945 war. Das macht sie schwer kalkulierbar und leider immer wieder zum Objekt naiv wirkender Verharmlosungen. Du siehst bei Deiner Darstellung nur die, die rechtsextreme Gewalt verharmlosen wollen. Tut mir leid, aber ich sehe hier genauso oft solche, die die Union als nahezu faschistisch einstufen, die überhaupt keine Probleme be ider PDS sehen und die folglich ein gestörtes politisches Koordinatensystem haben.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 14:11:14
      Beitrag Nr. 30 ()
      for4zim,

      mein "Dialog" war auch nicht auf Dich gemünzt - was Du in #29 dazu schreibst, seh ich weitgehend genauso.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 14:21:46
      Beitrag Nr. 31 ()
      @ for4zim
      muss ich was beweisen? jesse und die aufgeregtheiten, die im board sich dazu wiederspiegelten, sprechen ihre eigene sprache. sie stehen für ein stimmungsbild an feindbildern, die zu ablenkungsmanöver von wesentlicherem dienen. was uns trennt, hatten wir an anderer stelle mehrfach abgenudelt.

      wenn einer momentan nicht erkennt, woher die gefahren wirklich kommen und stattdessen die pds bemühen muss, ist er meiner meinung nach nicht auf der höhe der zeit. ironischerweise steht die pds nun in der verantwortung, einen - um im jargon zu bleiben - scheisshaufen auszumisten, der wesentlich zur staats- bzw. politikverdrossenheit beiträgt und dessen dimensionen gestern sich mal eben verdoppelt haben. dass dieser haufen mittig gesetzt worden ist, darüber dürftest selbst du mit mir einig sein.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 14:25:59
      Beitrag Nr. 32 ()
      ... vielleicht missverständlich... aufgeregtenheiten bezieht sich auf das geplante luxemburg-denkmal und einen thread hier im board dazu.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 15:10:43
      Beitrag Nr. 33 ()
      @for4zim,
      hab ich das richtig verstanden: die Regierung Ebert hat nach der Ausrufung der Republik ihre Legitimation aus einem frei gewählten Parlament der Kaiserzeit bezogen?
      Na dann.

      Zu Jesse: Das Zitat zu den Gründen der Judenfeindlichkeit ist m.E. schon ein interessanter Beleg. Er hat ungefähr das gleiche Stammtischniveau wie die Behauptung, leicht bekleidete Frauen seien selbst schuld, wenn sie vergewaltigt würden.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 15:26:57
      Beitrag Nr. 34 ()
      Ja, kpk, das hast Du richtig verstanden. Der Kaiser war nicht gewählt, den konnte man einfach in die Wüste schicken. Das Parlament war gewählt. Es aufzulösen bedurfte es einer neuen Entscheidung des Souveräns, d.h. des Volkes, insbesondere nach der Ausrufung der Republik. Der Witz war ja, daß Vertreter des Parlaments aufgrund ihrer aus der Wahl gewonnenen Legitimität auch in der Lage waren, den Kaiser abzusetzen. Nicht legal, denn natürlich war die Ausrufung der Republik ein Verfassungsbruch, aber eben gestützt auf die Tatsache, daß das Parlament nicht vom Kaiser bestimmt war, sondern vom Volk gewählt. Wäre es nur ein Club honoriger Herren gewesen, die da die Republik ausriefen, hätte man natürlich auch fragen könnten, ob die Soldaten- und Arbeiterräte nicht genauso viel wert wären.

      Zu Jesse: Du hättest recht, wenn die Äußerung so isoliert gefallen wäre, wie sie Prandtl uns anbietet. Sollte sie aber in einem Kontext gefallen sein, dann könnte der erheblich beeinflussen, wie diese Äußerung eigentlich zu verstehen ist. Sie könnte dann auch anders gemeint sein. Da ich den Kontext nicht kenne, wage ich auch kein Urteil dazu.
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 21:04:40
      Beitrag Nr. 35 ()
      das ist halt deutsche revolution, wie sie im buche steht... die legalistischen überlegung, ob man nicht eventuell einen verfassungsbruch begeht, wenn man ein reaktionäres regime in die wüste schickt, das millionen ohne mit der wimper zu zucken oder sich gar gedanken über die legalität des eigenen verhaltens zu machen, in den tod geschickt hat aus keinem anderen grunde, als der erhaltung der eigenen kriegerkaste mitsamt ihrer privilegien.

      und das ist keine sozialistische legende, sondern unter anderem nach einsicht in akten, die erst 1990 nach öffnung des potsdamer militärarchivs zugänglich geworden sind, durch den schweizer historiker förster abgesichert. förster bestätigt damit nur, was luxemburgs rede damals schon war.

      aber sie war nicht die einzige. schon der greise feldmarschall moltke (der ältere) hatte im reichstag dazu aufgerufen, krieg als politisches mittel zu streichen. "es sind die größten mächte europas, welche, gerüstet wie nie zuvor, gegeneinander in den kampf treten. keine derselben kann in ein oder zwei feldzügen vollständig niedergeworfen werden. meine herren, es kann ein siebenjähriger oder dreißigjähriger krieg werden."

      förster belegt anhand seiner archivfunde, dass sich auch die nachfolger moltkes vollkommen im klaren darüber waren,
      dass es im zeitalter der massenproduktion und des volkskrieges keine kurzen feldzüge mehr geben könne. der schlieffenplan war, nach studien, die den militärs bereits 1910 vorlagen und natürlich damals nicht an die öffentlichkeit gelangten, reif für den papierkorb.

      wider besseres wissen also setzte der deutsche generalstab auf ein untaugliches vorhaben. förster fragt nun, wie es zu diesem selbstmörderischen vorhaben kommen konnte.

      hinter der politik des generalstabes steckte vor allem die angst um die eigene herausragende stellung im kaiserreich, um die eigenen privilegien, um die dominierende macht, die man in händen hielt. insofern ist die inszenierung dieses krieges unter bewußter inkaufnahme eines unermesslichen blutzolls ein kapitel aus dem lehrbuch der ignoranz einer staatstragenden gruppe, die vor nichts zurückscheut, um sich selbst zu erhalten. hätten nämlich schlieffen oder moltke alternativen bedacht, um von der überholten militärdoktrin wegzukommen, wäre all das gefährdet gewesen. der krieg als lebenszweck der armee hätte in frage gestanden.

      gleichzeitig aber wurde der öffentlichkeit erstens ein verteidigungskrieg eingeredet, zweitens von einer maximalen dauer von sechs wochen gefaselt und drittens die legende von der verantwortung vor gott, volk und vaterland in die welt gesetzt. vor dem hintergrund des tatsächlichen wissens der herren im uniform nichts als beschwörerische rituale verbrecherischer verantwortungslosigkeit.

      in seinem 1916 erschienen antikriegsroman le feu läßt der französische schriftsteller barbusse einen französischen soldaten sagen: "sieh, da ist ein mensch, der sich über den krieg erhoben hat, und sein name wird voranleuchten, weil dieser mut so selten ist und so gross... liebknecht!"

      dass sie bekannt waren bis in den letzten winkel europas und mit ihrem feldzug gegen den krieg ein fanal gegen den ungeist der zeit gesetzt hatten, der widerstand gegen diesen krieg der verbrecher im militärischen rock hat rosa luxemburg und karl liebknecht letztlich das leben gekostet.

      herrn jesse dummheiten vor augen, in erwartung der bombardements gegen den irak mit dieser geschichte im hintergrund, wer da noch nach krieg schreit.....
      Avatar
      schrieb am 06.02.02 22:16:05
      Beitrag Nr. 36 ()
      Hoffentlich bringt Dich Deine Einstellung zum Verfasungsbruch hier an anderer Stelle nicht irgendwann in Schwierigkeiten, for4zim:laugh:
      Ansonsten halte ich Deine Argumentation für an den Haaren herbeigezogen: Faktisch hat seit ca. 1916 die OHL geherrscht, das kaiserliche Parlament war nicht viel mehr als eine Laberbude, das sich kaum gegen Reichskanzler und Kaiser durchsetzen konnte (seit 1914 schon gar nicht mehr). Das wir es nicht mit einer parlamentarischen Monarchie zu tun hatten und die SPD auch nicht die absolute Mehrheit besaß, um mir nichts, dir nichts nach dem Kaisersturz den Regierungschef stellen zu können, sei dann nur noch am Rande bemerkt.

      P.S.: Selbst in dem linksradikaler Umtriebe sicherlich unverdächtigen dtv-atlas zur Weltgeschichte kennt man die Bezeichnung "Putsch" nur für die späteren, rechtsgerichteten Umsturzversuche. Genausowenig fallen mir halbwegs seriöse Historiker ein, die den Spartakusaufstand als Putsch oder gar als kriminell bezeichnet haben - ich wäre Dir dankbar, wenn Du mal eine Quelle dafür nennen könntest (dann müssten wir uns auch nicht alle zwei Wochen darüber streiten ;) ).
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      schrieb am 06.02.02 23:23:47
      Beitrag Nr. 37 ()
      ... oder beschönigt, wie der abgeordnete landsberg, der ein vorfahr von for4zim gewesen sein könnte ;) in der reichstagssitzung vom 11. mai 1916 erklärte:

      "meine herren, sie haben es in liebknecht mit einem manne zu tun, der durch appell an die massen die regierung zum frieden zu zwingen suchte, eine regierung, die wiederholt ihre friedensbereitschaft vor aller welt ausgesprochen hat... (dieser krieg) ist für uns ein kampf um die heimat... wie grotesk ist diese ganze unternehmung (liebknechts)! ... wie kann sich jemand einbilden, durch eine demonstration auf dem potsdamer platz, durch ein flugblatt hohe politik zu machen, in die geschicke der welt eingreifen zu können? wenn wir der krankhaften nervosität, von der dieses ganze vorgehen.... zeugnis ablegt, unsere klare nüchterne ruhe entgegenstellen, dann dienen wir dem reiche am allerbesten...."

      so viel ehrerbietung, mein lieber for4zim, die - wie wir heute wissen könnten, wenn wir nur wollten - den krieg und die machenschaften der wirklichen extremisten nur unterstützen, so viel geschichtsklitterung, nur um die wahrheit auszublenden ist auch heute wieder weit verbreitet.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 08:30:28
      Beitrag Nr. 38 ()
      kpk, die Quelle, die Du gerne hättest, bin ich. Ichbezeichne es als Putsch, wenn eine bestimmte Gruppe versucht, die Macht in einem Staat zu übernehmen, wenn es bereits eine legitimierte Regierung gibt, und ihre Abwahl auf demokratischem Weg möglich ist. Die Genossen vom Spartakusbund konnten sich Wahlen stellen. Sie wollten den Weg aber nicht gehen. Und genau das war der Fehler. Aufstand oder Errichten geordneter Verhältnisse und dann demokratische Wahl: Luxemburg und Liebknecht hatten die Wahl und haben sich falsch entschieden - daran messe ich sie. Und das Wahlergebnis der KPD zeigte dann, wie wenig Rückhalt der Spartakusbund hatte. Wenn Du, kpk, es richtig findest, daß jemand nicht durch Wahlen an die Macht kommt, sondern durch einen Aufstand, wenn andere Möglichkeiten bereits gegeben sind, dann bist Du kein Demokrat. Dann sehe ich auch keine Basis, auf der wir diskutieren können.

      Daß die Oberste Heeresleitung in der zweiten Hälfte des 1. Weltkrieg praktisch als Diktatur regierte, habe ich auch schon gelesen. Das ändert aber nichts daran, daß ein gewähltes Parlament vorhanden war. Natürlich wäre es besser, es hätte früher eingegriffen. Ich weiß nicht, ob es sich schon hätte durchsetzen können. Andere sagen, es hätte besser später eingegriffen, damit die OHL nicht die Verantwortung für die Kapitulation auf die zivilen Politiker abschieben konnte, wie es dann in der Dolchstoßlegende ja geschah. Es ist geschehen, wir können über Alternativen nur spekulieren.

      antigone, Du hast offensichtlich nicht verstanden, was ich geschrieben habe. Tut mir leid, kann ich aber nicht ändern.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 10:00:57
      Beitrag Nr. 39 ()
      @ for4zim
      sofern du selbst verstehst, was du glaubst verstanden zu haben, bin ich ja beruhigt. ich glaub dir gerne, dass du es nicht ändern kannst, verquaste absonderungen zu produzieren, die in ihrer mischung aus banalität und wahnsinn schon fast wieder komisch wären, wenn sie als satire gedacht wären. ich zitiere:
      Der Witz war ja, daß Vertreter des Parlaments aufgrund ihrer aus der Wahl gewonnenen Legitimität auch in der Lage waren, den Kaiser abzusetzen. ??? dass parlamentäre ihre legitimität aus wahlen gewinnen, dürfte allgemein bekannt sein. sie hätten können, sie haben aber nicht, wie wir wissen. es musste allerhand druck auf den alten widerborstigen herrn angewandt werden, damit er sich dann schliesslich trollte. sein elitärer snobismus hätte wohl parlamentäre, die ihn zur vernunft hätten bringen wollen, noch weniger achtung geschenkt, als er den herren "seines ranges" entgegenbrachte... was also will uns der verfasser mitteilen?

      aber weiter im text
      Nicht legal, denn natürlich war die Ausrufung der Republik ein Verfassungsbruch muhahaha, klar, deutsche revolutionäre lösen ja bekanntlich bahnsteigkarten, bevor sie einen bahnhof besetzen. aus sicht eines überzeugten monarchisten lag hier wirklich ein skandalöser verfassungsbruch vor, so geht das aber nicht, das werden wir vor gericht bringen und rückgängig machen :D

      und noch weiter
      aber eben gestützt auf die Tatsache, daß das Parlament nicht vom Kaiser bestimmt war, sondern vom Volk gewählt. ja, potz bomben und gewitter, auch das noch? im ernst, for4zim, das ist nichts als die aneinanderreihung von unsäglichen banaliäten...Wäre es nur ein Club honoriger Herren gewesen, die da die Republik ausriefen, hätte man natürlich auch fragen könnten, ob die Soldaten- und Arbeiterräte nicht genauso viel wert wären. soweit ich informiert bin, hat scheidemann die republik, zwei stunden später liebknecht die sozialistische republik ausgerufen. scheidemann trat also nicht als club auf, sondern als einzeltäter sozusagen, also hätte man sich bzw. darf man sich dann fragen... ja, was eigentlich? und wie ist das mit dem wert? und genausoviel? im verhältnis zu was?

      ich bitte um aufklärung :D:D:D:D:D ich habs wirklich nicht verstanden :laugh: fürchte aber, dass dieses posting - sofern der singular bestehen bleiben kann - ohne die zuhilfenahme geeigneten fachpersonals in der tat unverständlich ist. und ich verstehe in diesem falle weder politologen noch historiker unter dem begriff fachpersonal.

      womit wir beim nächsten punkt wären. der lautet, wer bestimmt, wie ein begriff zu definieren ist. die antwort ist:
      Ich bezeichne es als Putsch, wenn eine bestimmte Gruppe versucht, die Macht in einem Staat zu übernehmen, wenn es bereits eine legitimierte Regierung gibt, und ihre Abwahl auf demokratischem Weg möglich ist.

      also, ich, und gemeint sind ihro merkwürden. wer so selbstsicher allgemeingültige definitionen von kurzer hand ein für alle mal für nichtig erklärt und sie in einem handstreich neu besetzt, bei dem frag ich mich .... und womöglich bin ich da nicht allein. das allerdings löst nicht die dringliche frage, die dann immer noch ungelöst bleibt. was in aller welt ist dann eine revolution?

      aber for4zim, bitte verschone mich mit deiner definition. einmal glaube ich es schon definieren zu können, zum zweiten bin ich nach deinem putschversuch an der sprache an weiteren óffenbarungen über deine umstürzlerischen neigungungen nicht interesssiert :laugh::laugh:


      sofern du verstanden hast, was ich meine, woran ich allerdings zweifel hege.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 10:11:49
      Beitrag Nr. 40 ()
      Liebe antigone, der Thread entwickelt sich um die Frage, daß es in unserem Land leichter ist, den Übergang zum Extremismus am rechten Rand zu definieren als am linken Rand. Die Bewertung von Rosa Luxemburg gibt ein Beispiel dafür. Das Beispiel ist, daß sie es vorzog, einen Aufstand zu unterstützen, als ein Wandel durch Wahlen möglich war.

      Scheidemann hat die Republik ausgerufen, weil ihn Kollegen aus dem Parlament dazu drängten, weil bekannt war, daß Liebknecht eigenmächtig gleiches plante und man ein Chaos befürchtete. Und diese Befürchtung war berechtigt, weil man das Vorbild der Oktoberrevolution vor Augen hatte, die bereits zur Abschaffung demokratischer Institutionen und zum Bürgerkrieg geführt hatte.

      Weder kpk noch Du könnt sagen, was denn so toll daran ist, statt über demokratische Wahlen durch einen Aufstand einen neuen Staat festzulegen.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 10:38:33
      Beitrag Nr. 41 ()
      statt über demokratische Wahlen durch einen Aufstand einen neuen Staat festzulegen...
      es geht weiter wie gehabt, for4zim, du kannst einfach nicht anders, gell? es erübrigt sich, die frage zu stellen, ob das dein ernst ist.


      du glaubst im ernst, angesichts dessen, was in meinen postings aus der wirklichkeit der herren militärs berichtet wird, angesichts der tatsache, dass der verblendete kaiser nochmals tausende in den tod schicken wollte, um - so seine wahnvorstellung - bessere waffenstillstandsbedingungen zu erlangen, das kanonenfutter so einfach hätte wahlen abwarten sollen, in einem vom krieg zerrütteten, tief gespaltenen land, in dem der hunger grassierte, die ordnung vollständig zusammengebrochen war und die herren, die den krieg angezettelt hatten auf dem sprung waren in dieses vakuum zu stossen, da also forderst du die politik der ruhigen hand .... sag mal, for4zim, denkst du eigentlich gelegentlich, bevor du schreibst?

      es geht in der tat um extremismus. meine these steht unwidersprochen: der wirkliche extremismus ist nicht an den rändern zu suchen, sondern im zentrum. das zentrum war in diesem falle die militärclique des kaiserreichs. von dort führt ein direkter weg zu den mördern von rosa luxemburg und karl liebknecht. und wenn wir den weg weiter beschreiten, führt er direkt in das grauen des nationalsozialimus.

      was deine beiträge anbelangt: ich hab selten jemanden erlebt, der so extrem viel wortgeklüngel produziert, um zu solch extrem sträflich-naiven schlussfolgerungen zu gelangen.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 10:52:59
      Beitrag Nr. 42 ()
      antigone, als die Republik ausgerufen wurde, gab es keinen Grund mehr, einen Aufstand zu veranstalten. Der Kaiser fuhr nach Holland, die OHL hatte nichts mehr zu sagen. Worüber tönst Du also herum? Der Aufstand ging eben nicht gegen Kaiser und OHL, sondern gegen die gerade entstehende Republik.

      Und natürlich ist der Extremismus nicht im Zentrum, sondern an den Rändern. Gefährlich wird, wenn das Zentrum einen der Ränder umarmt, um den anderen Rand zu bekämpfen. Dann wird das Zentrum leicht vereinnahmt. Dabei rede ich nicht über die faktische Militärdiktatur unter Ludendorff und anderen, denn im Krieg herrschen noch ganz andere Verhältnisse, sondern über die Politik unter Von Papen und Schleicher.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 11:44:04
      Beitrag Nr. 43 ()
      @ for4zim
      tönen? ich lach mich kaputt, ausgerechnet von dir, dessen windige "argumentation" ich gerade aufgezeigt habe. du bist ein kleiner maulheld, dessen "überzeugungsarbeit" vor allem katholisch geprägt ist, nach dem motto: gott denkt für uns, die inhalte sind gestanzte formeln, die wiederholung machts.

      meine these ist dagegen ziemlich unempfindlich. auch überzeugt mich nicht recht, was du sonst so vorbringst:

      was so ein starker rand alles zustandebringen kann! :laugh::laugh: da muss sich das schwache zentrum ganz schön in acht nehmen bei umarmungen jeder art! vor allem liebesverhältnisse entfalten ausserordentlich bedrohliche kräfte :laugh::laugh::laugh:
      tja, da nimmt der eigentümlich starre blick und nicht weiter wunder ;)
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 11:59:48
      Beitrag Nr. 44 ()
      1932 hatte die NSDAP ein Drittel der Stimmen und war stärker als jede der bürgerlichen Parteien. SPD müßte ich erst nachgucken.

      "Maulheld", "starrer Blick","Überzeugungsarbeit katholisch geprägt","for4zim, denkst du eigentlich gelegentlich, bevor du schreibst?". Diese Art der Diskussion sollten wir nicht fortführen, ja?
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 12:20:00
      Beitrag Nr. 45 ()
      Wenn für eine Frau, die für die Einführung einer "Räterepublik" (= Sowjetrepublik) gekämpft hat und dabei Gewalt gegen eine entstehende Demokratie als Mittel angewendet hat, ein Denkmal errichtet wird, verstehe ich die Welt nicht mehr.
      Hätte Hitler je eine Chance gehabt, wenn sich die Kommunisten unter Thälmann nicht quasi mit ihm gegen die sogenannten "Sozialfaschisten" von der SPD verbündet hätten? Kaum.

      Ob Rosa Luxemburg in ihren berühmten Briefen an Lenin einzelne Aspekte seiner Diktatur kritisiert hat oder nicht, ist kaum von Relevanz.
      Respekt allerdings vor ihrer Verweigerungshaltung zum Krieg.
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      schrieb am 07.02.02 12:57:11
      Beitrag Nr. 46 ()
      Auch im Verein mit der KPD wäre Hitler auf Dauer kaum zu verhindern gewesen. Schon im ersten Reichstag 1932 hatten NSDAP und DNVP zusammen gut 275 Sitze von 608. Es hätten SPD, KPD, Zentrum, Deutsche Staatspartei und Bayerische Volkspartei koalieren müssen, um noch eine parlamentarische Mehrheit außerhalb der extremen Rechten zustande zu bringen. Das war illusorisch. Von da ab folgte eine Wahl der nächsten, da es nie gelang, ein Parlament mit irgendeiner Mehrheit hervorzubringen. Im letzten gewählten Reichstag März 1933 hatten NSDAP und "Schwarz-weiß-rot" die Mehrheit, selbst unter Berücksichtigung der KPD-Abgeordneten, die man gar nicht erst ihr Amt antreten ließ. Das tragische war: schon 1932 fielen die Erwerbslosenzahlen, die Presse (außer natürlich die Blätter des Hugenbergimperiums) schrieb mutig gegen Hitler, aber es half nichts. Die Wähler waren zu ungeduldig. Nach der Ablösung Brünings durch Hindenburg war eigentlich jedem klar, daß man die NSDAP auf Dauer nicht aus der Regierung fernhalten könnte. Der letzte Versuch war, über Strasser die NSDAP zu spalten, aber das schlug fehl. Strasser flog raus und Hitler bekam seine Partei noch fester in den Griff. Die Machtergreifung der NSDAP war in erster Linie ein kollektives Wählerversagen.
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      schrieb am 07.02.02 14:11:28
      Beitrag Nr. 47 ()
      Der erste Reichstag 1932?? Das war doch schon im Endstadium der Weimarer Republik.
      mir geht es um die Frage, wie stabil eine Demokratie sein kann, die von starken linken und rechten Kräften gemeinsam in die Zange genommen wird. Da war eine Tendenz zu erkennen, dass demokratische Parteien von Wahl zu Wahl weniger Stimmen bekommen haben.
      Angesichts der Tatsache, dass für die KPD nicht die Nazis, sondern die "Sozialfaschisten" die Hauptgegner waren, ist das nicht besonders verwunderlich.
      Und in Anbetracht der dauernden Straßenkämpfe kann man es durchaus nachvollziehen, dass viele Wähler eine "starke Hand" wollten. Dass sie damit einem Massenmörder zur Macht verhalfen, war zwar erkennbar, ist aber leider tatsächlich von vielen nicht erkannt worden.
      Es ist unter Historikern weitgehend unbestritten, dass die KPD eine nicht geringe Mitschuld am Scheitern der Weimarer Republik hatte. Dass die Kommunisten dann zu den ersten Opfern der Nazi-Schlächter gehört haben, macht sie noch lange nicht zu Helden.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 14:28:54
      Beitrag Nr. 48 ()
      Rainer6767, die KPD war meistens in einem 15-20% Stimmenbereich. Wenn es auf sie angekommen wäre, wäre der Staat ohnehin im Endstadium. Tatsächlich repräsentierte die KPD Menschen, die die Weimarer Republik nicht wollten, genauso, wie auch NSDAP und DNVP die Republik nicht wollten, nur aus verschiedenen Gründen. Selbst wenn die KPD z.B. Brüning gestützt hätte, wären ihr dafür nur die Wähler davongelaufen. Es reicht zur Verurteilung der KPD aus, daß sie antidemokratisch war. Ihr noch den Untergang der Weimarer Republik anlasten zu wollen, geht zu weit. Der Kampf der demokratischen Parteien für die Republik war oft halbherzig. Z.B. wurde zeitweilig der nationalsozialistische Stürmer verboten, an andere Hetzblätter oder gar an die Partei selbst wagte man sich nicht heran. Einen Verfassungsschutz gab es nicht. Mitte 1932 war die Lage für die Republik aussichtslos, aber bis dahin führten Wahlen, die den Demokraten die Mehrheit nahmen. Die Mehrheit der Wähler hatte die eigene Demokratie aufgegeben, ohne daß eine nennenswerte Gruppe verstanden hätte, welche Alternative man wollte.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 14:46:11
      Beitrag Nr. 49 ()
      @for:

      Ich sprach von "Mitschuld", nicht von alleiniger Schuld.
      Aber genau das ist das Thema: Weder Kommunisten noch Nazis (zwischen denen ich moralisch nur in Nuancen differenziere) wollten die Demokratie, beide wollten einen totalitären Staat. Sollen wir jetzt für eine Kommunistin ein Denkmal errichten? Niemals! Aber das sehen wir ja ähnlich.

      @Neemann #20: Was aus Rosa Luxemburg geworden wäre (Wehner oder Ulbricht) weiß keiner. Sicher ist, dass sie bis zu ihrem (gewaltsamen) Tod mit Gewalt gegen die Demokratie gekämpft hat. Daher verachte ich sie. Das Feigenblatt ihrer Kritik an Lenin (die Briefe habe ich vor vielen Jahren mal gelesen) zählt für mich nicht.
      Die Tatsache, dass die PDS Liebknecht und Luxemburg verehren zeigt für mich, von welcher Richtung die echte Gefahr für unsere Freiheit ausgeht. Sollten rechtsextreme Parteien bei Landtagswahlen ähnliche Ergebnisse erzielen wie heute die PDS, bin ich gerne bereit, die Bedrohungslage nochmal zu analysieren.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 14:49:03
      Beitrag Nr. 50 ()
      @for:
      Nachtrag:
      Was würde es heute wohl für die Stabilität unserer Demokratie bedeuten, wenn die SED/PDS 15 bis 20% bundesweit bekommen würde?
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 15:04:35
      Beitrag Nr. 51 ()
      PDS bei 20% auf Bundesebene muß an sich noch keine Gefahr bedeuten. Es hängt sehr von den Umständen ab. Unser Staat ist schon weitaus gefestigter, als die Weimarer Republik. Bei den rechstradikalen Parteien stört auch nicht so sehr gelegentlich hoher Stimmenanteil, sondern die Gewaltbereitschaft einiger Anhänger. Wie ich schon sagte, die PDS ist ein Zwitter aus demokratischer Partei und extremistischen Gruppen und daher nicht kalkulierbar. Wenn nötig, kann sie sich bis zur Selbstverleugnung staatstragend gebährden. Das bekommen wir noch in Berlin zu sehen, wo dann alle sagen werden "Ist ja gar nicht schlimm, eine ganz normale Partei."
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 15:07:23
      Beitrag Nr. 52 ()
      @for: Nicht alle werden das sagen. Ich bswp. nicht.

      Die Gewaltbereitschaft der Rechten ist eigentlich kein Problem. Dagegen gibt es genügend Gesetze. Wenn man hart durchgreift, hört das von selbst wieder auf.
      Aber solange jugendliche Skins, die einen Schwarzen halbtot schlagen, mit kurzen Bewährungsstrafen oder Erlebnispädagogik davonkommen, müssen wir uns nicht wundern. Eine Gefahr für unsere Demokratie sehe ich jedoch nicht.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 15:55:42
      Beitrag Nr. 53 ()
      @ for4zim
      auch wenn ich gelegentlich lust habe, auf deine traktate einzugehen, so muss ich gestehen, dass mir in der regel auch ganz schnell wieder die lust vergeht. wie deine neuerlichen beiträge erneut belegen, fehlen sämtliche voraussetzungen, um eine vernünftige diskussion zu führen. dazu gehörte für mich vor allem, dem anderen nicht irgendwelche daten in verbindung mit angeblichen allerweltweisheiten um die ohren zu schlagen, sondern gewisse strukturelle überlegungen anzustellen. es ist einfach albern, kurzerhand den wähler für die machtergreifung der nazis schuldig zu sprechen. etwa so albern, wie den normalverbraucher für die preiserhöhungen im zusammenhang mit der einführung des euro verantwortlich zu machen. du gehst offensichtlich nicht genügend oft und umfangreich einkaufen, sonst hätte sich da längst was ändern müssen. wer nicht begreifen will, dass politische zusammenhänge ohne sagen wir mal anfängerkenntnisse von machtstrukturen nicht erklärbar sind, der wird ewig im nebel stochern. dein business as usual aber bringt mir keinen erkenntniszuwachs und zur wiederholung des ewig selben ist mir meine zeit zu schade.

      @ rainer
      na ja, vielleicht liegt es daran, dass dein welthorizont etwas eng ist, wenn bei dem gedanken schon deine kleine welt zusammenbricht. dein statement läßt jedenfalls einen tiefen einblick in den umfang deines wissens über rosa zu. vielleicht liest du erst mal ein buch, bevor du dich wie in # 49 äußerst. die wahrheit ist, dass sie von gewalt nichts hielt und selbst wenn sie es getan hätte, sie gar keine gelegenheit dazu gehabt hätte, weil sie nämlich zum beispiel während des ersten weltkrieges fast ununterbrochen wegen ihres engagements gegen den krieg im gefängnis saß. tatsache ist darüber hinaus, dass die an ihr vollzogene gewalt bis heute als vernachlässigenswert, wenn nicht gar zynisch (wie die nie zur rechenschaft gezogenen täter es ja auch sahen) als gerecht eingestuft wird. weltfremd war sie allerdings nicht. dass eine revolution, die ja in wirklichkeit nie stattgefunden hat, allerdings auch opfer kosten würde, war ihr klar. was stattdessen stattgefunden hat, war vom ergebnis her eher ein putsch, dessen opfer übrigens bis heute in ähnlicher weise behandelt werden wie der mord an rosa luxemburg. es ist schon sehr erstaunlich, dass dagegen die erkenntnisse, die förster uns präsentierte weder von dir noch von for4zim mit irgendeinem wort erwähnung finden. millionenfachen geplanten mord am eigenen volk scheint niemand weiter aufzuregen, damit lebt man offensichtlich gut, verachtung darüber auszudrücken kommt einem nicht in den sinn, das scheint als selbstverständlich hingenommen zu werden. vor dem hintergrund solltest du nicht so hochtrabend von "analyse" schwafeln, sie ist nämlich deinerseits zu keinem zeitpunkt erfolgt.

      diese blödsinnige legendenbildung, die durch wiederholung nicht besser wird, die tatsache, dass man nur zur kenntnis zu nehmen gewillt ist, was man eh und je schon zu wissen glaubt, ist es, was mir die "diskussion" unter anderem so verleidet. darüber hinaus zeugt es von ausserordentlicher arroganz und unredlichkeit, entwicklungen, die der mensch, der in dieser zeit lebte, überhaupt nicht übersehen konnte, ihm anzulasten oder zum vorwurf zu machen.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 16:16:31
      Beitrag Nr. 54 ()
      @antigone:

      Deine Aussage "millionenfachen geplanten mord am eigenen volk scheint niemand weiter aufzuregen, damit lebt man offensichtlich gut". Bezieht sich das auf Stalin oder auf Hitler? Wenn Hitler, dann lies (und diesmal bitte verstehe auch) nochmal meine #47. Oder meinst Du doch Lenin und Stalin?

      Noch ein Zitat von Dir: "weltfremd war sie allerdings nicht. dass eine revolution, die ja in wirklichkeit nie stattgefunden hat, allerdings auch opfer kosten würde, war ihr klar." Also war doch Rosa Luxemburg für eine gewaltsame Beseitigung der gerade erst entstehenden Demokratie?

      Als ehemaliger Juso habe ich durchaus Schriften von R.L. gelesen. Damals fand ich das sogar gut. Heute allerdings ist mein Horizont deutlich erweitert. Menschen, die ihre Auffassung mit Gewalt durchsetzen wollen, widern mich an. Insofern hat Rosa Luxemburg tatsächlich den Tod verdient, den sie gefunden hat. Die Tatsache, dass einige Jahre später der zweitgrößte Massenmörder aller Zeiten an die Macht kam, macht die verbrecherische, demokratiefeindliche Gesinnung Luxemburgs keinen Deut besser.
      Soll ich Kommunisten etwa bewundern, nur weil ich Nazis noch etwas mehr verachte?
      Warum hat die USPD nicht einfach bei den Wahlen kandidieren können? Warum dieser Versuch, die Macht mit Gewalt an sich zu reißen? Weil ihnen eben klar war, dass sie mit einer Mehrheit nicht rechnen können und sie daher eine Diktatur errichten müssen. Erzähl mir doch nicht, dass Luxemburg das nicht gesehen hat. Oder hat sie etwa auch nicht gesehen, wie Lenin gegen die demokratische Regierung Russlands geputscht hat? Glaubst Du etwa noch an das Märchen von der Oktoberrevolution?

      Nun nochmals die bereits vor einiger Zeit an Dich gestellte Frage: Womit rechtfertigst Du Dein offensichtlich pseudointellektuelles Überlegenheitsgefühl? Wenn es in Diskussionen für Dich argumentativ eng wird, weichst Du auf Allgemeinplätze aus. Geh doch mal auf die Argumente ein, statt gleich beleidigend zu werden. Ich wiederhole auch gerne mein früheres Angebot zum Bildungsvergleich per Boardmail.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 16:44:26
      Beitrag Nr. 55 ()
      @ rainer
      deine beurteilung meiner wenigkeit ist mir, mit verlaub gesagt, gänzlich schnuppe :)
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 16:54:30
      Beitrag Nr. 56 ()
      @antigone:

      Deine Postings sprechen für sich. Deine Gedanken sind offensichtlich so wirr wie Dein unausgegorenes, unreifes Geschreibsel. Das legt sich aber, wenn Du in Deinem Leben ein paar Erfahrungen gemacht hast.
      Eine abschließende Frage: Wie erklärst Du Dir, dass die Rechtsextremen ausgerechnet dort ihre Hochburgen haben, wo 40 Jahre lang eine sozialistische Diktatur die Menschen unterdrückt hat? In Ostdeutschland?

      Vielleicht wegen der dort völlig fehlenden Erfahrungen mit der Demokratie? Weil die Leute dort in einem System aufgewachsen sind, das sich nur in Nuancen von der Nazi-Diktatur unterscheidet? Ich meine dabei nicht Krieg und Judenvernichtung, sondern die Behandlung / Bespitzelung / Verfolgung des eigenen Volkes.
      Und die dafür verantwortliche Partei ist jetzt in Berlin an der Regierung. Also die Partei, durch die der ganze braune Sumpf erst wieder aufgelebt ist. Zum Kotzen.
      Avatar
      schrieb am 07.02.02 17:35:23
      Beitrag Nr. 57 ()
      rainer, aber nicht wirklich? mein wirres geschreibsel könnte dich in noch tiefere wirrnis stoßen, als die, in der du dich ohnehin schon befindest. und dann? dann würde dir womöglich das, was du, auch ohne mich gefragt zu haben,
      schon weißt, möglicherweise der verwirrung anheimfallen und ich müßte asche auf mein unreifes haupt streuen :cry:

      deine sumpfblütentheorie jedenfalls müsste ich schon wieder zerpflücken. sie ist die ausgeburt eines schlichten geistes. aber das wiederum hatte wir ja schon. :)


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