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    Kirch : Das Ende eines Imperiums - 500 Beiträge pro Seite (Seite 2)

    eröffnet am 08.02.02 09:30:33 von
    neuester Beitrag 07.06.04 22:57:52 von
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      schrieb am 06.06.02 07:53:00
      Beitrag Nr. 501 ()
      SPIEGEL ONLINE - 05. Juni 2002, 9:18
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,199360,00.html

      Fußball

      KirchMedia will Bundesligarechte behalten

      Die KichMedia will auch weiterhin die Bundesliga vermarkten und hat nach eigenen Angaben bereits ein Angebot vorgelegt. Sportrechte-Chef Alexander Liegl forderte die Liga auf, schnell Klarheit zu schaffen.

      Düsseldorf - "Wir sind in sehr konstruktiven Gesprächen mit der Deutschen Fußball-Liga und haben ein faires Angebot abgegeben, das auch sehr gut aufgenommen wurde", sagte der Sportrechte-Chef des Münchner Unternehmens, Alexander Liegl, dem "Handelsblatt".

      Das Geschäft mit der Bundesliga lasse sich durchaus profitabel betreiben. "Ob wir allerdings wieder das Risiko der Pay-TV-Rechte aufnehmen, ist noch nicht geklärt. Schließlich haben wir von Premiere schon seit Oktober kein Geld mehr gesehen", sagte der Manager.

      Falls sein Unternehmen die Bundesliga wie geplant weiter vermarkte, werde dafür eine eigene Projektgesellschaft als Teil von KirchSport gegründet. KirchSport bleibe also in der neuen KirchMedia, betonte Liegl: "Das ist ein sehr profitabler Bereich mit viel Sportvermarktungskompetenz. Zusätzlich zum bisherigen Geschäft wollen wir künftig auch die TV-Produktion von Sportereignissen in der KirchSport intensivieren. Das könnte bedeuten, dass wir Teile der Konzern-Tochter Plazamedia eingliedern."

      Zum Streit mit ARD und ZDF über die digitale Satelliten-Ausstrahlung von WM-Spielen sagte der Sportrechte-Chef: "ARD und ZDF haben sich vertraglich verpflichtet, den digitalen Empfang der WM über Satellit auf Deutschland zu beschränken und die Ausstrahlung zu verschlüsseln. Wenn die nun selbst nicht an ihre Verschlüsselung glauben und deshalb die WM nicht ausstrahlen, ist das deren Problem."
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 12:35:47
      Beitrag Nr. 502 ()
      Im Augenblick scheint alles daran interessiert, den Kirch-Konzern gesund zu reden. Mal sehen, wie viel davon letztlich übrig bleibt...
      Natürlich sind die Assets von Kirch eine einmalige Gelegenheit, massiv auf dem Deutschen Medienmarkt Fuß zu fassen - das Problem wird der Preis sein. "Über 60 Interessenten" ist jedenfalls eine eher unseriöse Aussage.
      __________________________________________________________________________________

      HINTERGRUND - Weichen für KirchMedia werden Mitte Juni gestellt

      - Von Sabine Bub - München, 06. Jun (Reuters) - Für die Zukunft der krisengeschüttelten Mediengesellschaft KirchMedia werden Mitte dieses Monats entscheidende Weichen gestellt. Zum einen wird die Eröffnung des Insolvenzverfahrens erwartet - der Start zur ernsthaften Suche nach neuen Investoren. Bis zum 15. Juni will zudem die Fußball-Bundesliga entscheiden, ob sich KirchMedia noch als langfristiger Geschäftspartner empfiehlt und den Zuschlag für die Fernsehrechte an den kommenden Spielzeiten erhält.

      KREISE - ÜBER 60 INTERESSENTEN FÜR KIRCHMEDIA
      KirchMedia hatte als erste Gesellschaft der Kirch-Gruppe von Firmengründer Leo Kirch am 8. April Insolvenz beantragt. Das erklärte Ziel der neuen KirchMedia-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray und Heinz-Joachim Ziems ist es, eine Zerschlagung des Film- und Sportrechtehändlers zu verhindern und KirchMedia inklusive der Mehrheit an der profitablen Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media zu verkaufen. Auf einer Betriebsversammlung hatte sich Betteray zuversichtlich gezeigt, dass diese Rechnung aufgeht - es gebe mehr Interessenten für KirchMedia insgesamt als für die Sendertochter alleine, hatte er erklärt. Die Mehrheit an ProSiebenSat.1 gilt als der wertvollste Teil von KirchMedia. Deshalb hatten Experten befürchtet, Investoren könnten sich nur für den TV-Konzern interessieren. Beauftragt mit der Suche nach Investoren ist die Investmentbank UBS Warburg, die Branchenkreisen zufolge eine Liste mit über 60 Interessenten zusammengestellt hat - alle großen internationalen Medienkonzerne wie News Corp von Rupert Murdoch, AOL Time Warner oder Viacom seien dabei sowie einige Finanzinvestoren. Die potenziellen Investoren hätten mittlerweile ein 40-seitiges Papier erhalten, das die Perspektiven von KirchMedia und die Strategie der neuen Geschäftsführung erläutere. Bis Mitte nächster Woche sollten die Interessenten nun konkrete Angebote abgeben. "Richtig loslegen können wir erst, wenn das Insolvenzverfahren eröffnet wird", hieß es aus KirchMedia-Kreisen. Eine Eröffnung durch das Amtsgericht München werde für Mitte Juni erwartet - unklar sei, ob in der kommenden oder übernächsten Woche.

      STREIT MIT ARD/ZDF ÜBER FUßBALL-WELTMEISTERSCHAFT
      Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens könnte sich auch der Streit von KirchMedia und den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF über die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaften zuspitzen. Die KirchMedia-Geschäftsführung habe die Sender darauf hingewiesen, dass der Insolvenzverwalter dann das Recht habe, unerfüllte Verträge zu kündigen, sagte der Sprecher. Als solchen sieht KirchMedia die Vereinbarung mit ARD und ZDF über die Übertragung der gerade laufenden Fußball-WM in Japan und Korea an, da die Sender eine Rate von 50 Millionen Euro, die allerdings an eine Einigung über die Rechte an der WM 2006 gekoppelt war, noch nicht bezahlt haben. Mit diesem Hinweis wolle man keinesfalls mit dem schwarzen Bildschirm drohen, sondern nur die Rechtslage klarstellen, hieß es bei KirchMedia. Es gebe immer noch die Möglichkeit, die Rechte in die Schweizer Gesellschaft Kirch Sport auszugliedern, und sie somit insolvenzsicher zu machen. "Wir sind weiter an einer konstruktiven Lösung interessiert", sagte der Sprecher. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern fürchtet man offenbar nicht, dass der Bildschirm nach der WM-Vorrunde schwarz bleiben könnte. "Wir sehen das gelassen", sagte ein Sprecher des ZDF. KirchMedia wolle sich in ihrer Lage durch die Kündigung von gültigen Verträgen sicher nicht als Geschäftspartner unmöglich machen. ARD-Chef Fritz Pleitgen hatte den Hinweis von KirchMedia als "leere Drohung" bezeichnet. ARD und ZDF haben ein Vorkaufsrecht für die Rechte der WM 2006, die in Deutschland stattfindet. Die Preisvorstellungen der beiden Parteien liegen aber nach Angaben aus Branchenkreisen noch weit auseinander.

      DFL ENTSCHEIDET ÜBER VERGABE DER BUNDESLIGA-RECHTE
      Ob KirchMedia das Vertrauen genießt, auch nach der Insolvenz ein zuverlässiger Geschäftspartner zu sein, entscheidet sich auch mit der Vergabe der Rechte an der Fußball-Bundesliga für die nächsten beiden Spielzeiten. Ursprünglich hatte KirchMedia die Rechte an der kommenden und der Saison 2003/2004 für insgesamt 820 Millionen Euro erworben. Sie kann diese Preise, die allgemein als überhöht gelten, aber nicht mehr bezahlen. Dem Ligaverband DFL zufolge bietet KirchMedia nun zwischen 290 und 310 Millionen Euro pro Saison - zuzüglich "gewisser Steigerungskomponenten". Ein weiterer Interessent ist der Medienunternehmer und Kirch-Erzrivale Herbert Kloiber, der zusammen mit der Deutschen Telekom für die Rechte bietet. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge hat Kloiber sein Angebot auf über 300 Millionen Euro pro Saison aufgestockt. bub/zap
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 12:46:30
      Beitrag Nr. 503 ()
      Die Deutsche Bank also hat die gesunde Firma Kirch in den Ruin getrieben - lächerlicher geht es wirklich kaum.

      Offensichtlich ist niemand (auch nicht die "F-1-Banken" ) bereit, das Risiko einzugehen, für den Springer-Anteil mehr als 800 Mio zu zahlen. Damit erweisen sich alle früheren (angeblichen) Angebote, die bei 1,1 Mrd oder noch höher lagen, nachträglich als ein (gescheiterter) Rettungsversuch für Kirch - oder eher noch als der Versuch, die Insolvenz zu verzögern.
      Vor diesem Hintergrund gebe ich derzeit auch nicht viel auf die kolportierten Absichtserklärungen für eine Rettung von Premiere.
      ______________________________________________________________________________________

      Leo Kirch will einstweilige Verfügung gegen Deutsche Bank

      München, 06. Jun (Reuters) - Vor dem Münchener Landgericht will Unternehmer Leo Kirch am Donnerstag die weitere Zerlegung seines früheren Medienimperiums verhindern. Nach der Insolvenz der Gesellschaften KirchMedia und KirchPayTV will der 75-jährige Firmengründer eine einstweilige Verfügung gegen die Verwertung eines Aktienpakets am Axel Springer Verlag durch die Deutsche Bank erwirken. Nachdem die Kirch-Gruppe einen Kredit über 720 Millionen Euro der Deutschen Bank nicht zurückzahlen konnte, war das als Sicherheit dienende Springer-Paket an das Kreditinstitut gefallen. Die Deutsche Bank will die 40 Prozent an dem Verlagshaus nach Angaben aus Bankenkreisen nun noch in diesem Jahr an die Börse bringen. Der damalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer habe mit seinen öffentlichen Äußerungen zur Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe Anfang des Jahres den Konzern aber erst zu Fall gebracht und daher kein Recht auf das Springer-Paket, argumentiert Kirch. Breuer hatte Anfang Februar in einem Interview gesagt: "Was man alles lesen und hören kann, ist, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder Eigenmittel zur Verfügung zu stellen." Kirch hat gegen Breuer, der im Mai von Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank abgelöst wurde, in Frankfurt auch Strafanzeige wegen Kreditverleumdung erstattet und auf Schadenersatz geklagt. Die Staatsanwaltschaft prüft nach Angaben eines Sprechers derzeit noch, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.

      KREISE - FORMEL-1-BANKEN STIMMEN VERWERTUNG ZU
      Ein anderes Hindernis auf dem Weg zur Platzierung des Pakets hat die Deutsche Bank dagegen schon überwunden. Wie Bankenkreise am Donnerstag bestätigten, stimmten die so genannten Formel-1-Banken - die Bayerische Landesbank, JP Morgan und Lehman Brothers - der Verwertung der Springer-Anteile zu. Die drei Banken hatten für ihren Kredit über 1,6 Milliarden Dollar für den Einstieg der Kirch-Gruppe bei der Formel 1 das Springer-Paket als nachrangige Sicherheit erhalten, daher war ihre Zustimmung zu der Verwertung notwendig. Bei der Platzierung der Aktien an der Börse erhalten die Formel-1-Banken nun das, was nach der Abgeltung des Deutschen-Bank-Kredits noch an Erlösen übrig bleibt. Das dürfte bei einer Platzierung noch in diesem Jahr allerdings nicht allzu viel sein. Springer hatte im vergangenen Jahr den ersten Verlust seiner Unternehmensgeschichte verzeichnet und leidet wie alle Medienunternehmen weiter unter dem schwachen Werbemarkt, für den auch in diesem Jahr keine Erholung erwartet wird. Nach dem derzeitigen Börsenkurs (58,50 Euro) ist der 40-prozentige Anteil nur rund 800 Millionen Euro wert. bub/zap
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 13:21:53
      Beitrag Nr. 504 ()
      Kirch steht das Wasser bis zum Hals - äh bis zur Nase. Nur die Rettung von Premiere kann ich nicht nachvollziehen. Wer weiss, vielleicht geht es ja um Sicherung der Arbeitsplätze.

      Mit der EV und Deutsche Bank, das wurde ja bereits mehrfach angedroht. Natürlich ist das Schmarrn. Daran kann man ja schon erkennen, wie verzweifelt die Kirchleute sind.

      Interessant ist das Szenario: schwarze Mattscheibe bei ARD und ZDF. Dann wäre die Kacke wirklich am Dampfen.

      ns
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 14:27:41
      Beitrag Nr. 505 ()
      @ ns

      Bei Premiere geht es darum, bis zur Wahl über die Runden zu kommen. Ein Aus bei Premiere (oder eine schwarze WM-Mattscheibe bei ARD und ZDF *g*) würde auch beim letzten Bild-Leser ankommen - anders als das Aus der KirchHolding oder von KirchMedia.
      Sehr hoch verschuldet ist Premiere nicht (750 Mio Euro, davon 500 Mio bei der BayernLB). Dies liegt wohl vor allem daran, dass auch die Bayrischen Banken an Kirch schon lange Kredite nur gegen Sicherheiten gegeben haben - und die hatte Premiere nicht.
      Die jetzt angepeilte Finanzspritze von 100 Mio reicht vielleicht gerade bis zur Wahl (und auch das nur, weil Premiere schon seit Monaten nichts mehr an KirchMedia für die Lizenzen zahlt). Ob sie reicht, bis man neue Investoren hat, ist eher unwahrscheinlich:
      Handelsblatt: "Die Kreditinstitute müssen nach früheren Angaben von Füchsl eine Finanzspritze von `100 Mill. Euro plus x` geben, um das Überleben von Premiere bis Ende 2002 zu sichern."
      Reuters:"Der kurzfristige Finanzierungsbedarf bis zu dem für den Sommer angepeilten Einstieg neuer Investoren liege bei unter 100 Millionen Euro."

      Gruß, rv

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      Avatar
      schrieb am 06.06.02 14:35:35
      Beitrag Nr. 506 ()
      Das hat zwar nur am Rande mit dem Kirch-Konzern zu tun, aber Kofler wird ja derzeit als der Hoffnungsträger hingestellt:
      ___________________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 06. Juni 2002, 13:46
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,199586,00.html

      SPIEGEL ONLINE exklusiv

      Koflers Ausverkauf

      Von Marcel Rosenbach

      Premiere-Chef Georg Kofler bringt seine privaten Finanzen in Ordnung. Er verabschiedet sich vom Geschäft mit Bratpfannen und Heizdecken.

      Hamburg - Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE hat Kofler seinen Anteil von 26,67 Prozent an der Einkaufssender-Kette Hot Networks verkauft. Außerdem ging eine Beteiligung in gleicher Höhe über den Tisch, die bisher Leo Kirchs Sohn Thomas hielt. Käufer ist der amerikanische Medien-Manager Barry Diller und dessen Home Shopping Network, mit dem Kofler und Kirch vor zwei Jahren über die Holding Hot Networks ins internationale Einkaufsfernsehen eingestiegen sind. Der Amerikaner hält bereits 46,7 Prozent an Hot Networks. "Barry Diller hatte seit kurzem eine entsprechende Option und hat diese am Dienstag gezogen", so ein beteiligter Manager.

      Hot Networks betreibt nach einer raschen Expansion im vergangenen Jahr derzeit Einkaufssender in fünf Ländern, in Deutschland hält das Unternehmen neben dem hiesigen Einkaufskanal Home Shopping Europe (HSE) auch eine 48,6-Prozent-Beteiligung an der Euvia Media AG, die unter anderem den Minisender Neun Live betreibt. Dort soll das Home Shopping Network offenbar nicht die volle Beteiligung übernehmen: Drei Prozent der Euvia-Anteile sollen bei Kofler verbleiben.

      In den vergangenen Wochen war es zwischen den Gesellschaftern von Hot Networks zu erheblichen Streit gekommen; sowohl Dillers HSN als auch das Duo Kofler/Kirch hatten im Mai an die Euvia zunächst keine Mittel überwiesen, was das Unternehmen an den Rand der Insolvenz gebracht hatte.

      Schon zuvor hatten die Amerikaner große Bedenken gegen Koflers schnelle Expansionsstrategie vorgebracht: Im vergangenen Jahr hatte Hot Networks Einkaufskanäle in Großbritannien, Belgien, Niederlande, Italien und Frankreich gestartet. Gleichzeitig war beim deutschen Ableger HSE der Gewinn dramatisch eingebrochen - von 23 Millionen Euro im Jahr 2000 auf nur noch 2,6 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

      Barry Diller will, so erfuhr SPIEGEL ONLINE aus Verhandlungskreisen, unter anderem die neuen Shopping-Sender in England und Belgien wieder schließen - sie hatten sich im ersten Jahr weit unter Plan entwickelt. An der deutschen Tochter HSE könnte sich die RTL Group beteiligen, die schon den RTL Shop betreibt. Eine Delegation der Amerikaner weile zu Gesprächen bereits in Köln, so ein Insider.

      Der Verkauf an Barry Dillers Home Shopping Network kommt nach den Gesellschafter-Querelen der Vergangenheit überraschend, nicht zuletzt für andere Mitglieder der Kirch-Familie. Denn auch die ProSiebenSat.1 Media AG, die bereits 48,4 Prozent an der Euvia Media AG hält, wollte ihre Anteile an der Neun-Live-Mutterfirma aufstocken und dort die Mehrheit übernehmen. Vorstandschef Urs Rohner hatte sich diesen Deal bereits von seinem Aufsichtsrat genehmigen lassen und wollte rund 25 Millionen Euro für die Kofler-Kirch-Anteile zahlen. Nun hat sich Georg Kofler, sein Amtsvorgänger bei ProSieben, aber doch nicht für die familieninterne Lösung entschieden.

      Unterdessen gab es bereits erste personelle Konsequenzen: Der Vorstandschef der Home Shopping Europe, Christian Overlack-Baudis, wird das Unternehmen verlassen. Conrad Albert, Justiziar und Sprecher bei Hot Networks, wollte den Verkauf an die Amerikaner "zu diesem Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren". Nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen soll der Deal am Freitag öffentlich gemacht werden.
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 17:51:46
      Beitrag Nr. 507 ()
      Man ahnte es schon, dass in der Schatzkammer nicht nur Schätze sind. Sonst wäre der Inhaber der DVD-Rechte an diesen Schätzen, die Kinowelt, wohl auch nicht wegen ein paar 100 Mio Schulden pleite gegangen. Und Kirch hat es wohl auch schon länger geahnt: Sonst hätte er die Video/DVD-Rechte an seiner gesamten Bibliothek nicht vor 3 Jahren für "einen niedrigen zweistelligen Millionen-DM-Betrag" an Kölmel verscheuert. Wenn die Video/DVD-Rechte vor 3 Jahren keine 10 Mio Euro wert waren, kann man schlecht für die TV-Rechte jetzt Milliarden verlangen.
      Die 60 Interessenten sind sicher nicht bereit, jetzt Sammlerpreise für die knapp 2000 "Z-Movies" zu zahlen...
      Was bleibt bei Kirch eigentlich noch übrig außer den werthaltigen Free-TV-Sendern?

      ________________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 06. Juni 2002, 15:52
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,199615,00.html

      KirchMedia

      Z-Movies im Schlussverkauf

      Auf der Suche nach Investoren für den insolventen Filmrechtehändler KirchMedia zieht die zuständige Investmentbank UBS Warburg offenbar alle Register. In einem streng vertraulichen Papier, das der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt, werden die Karten auf den Tisch gelegt.

      München - Das Prozedere ist vergleichbar mit dem Verkauf eines Ferrari F50, Supersportwagens, der nur an handverlesene Liebhaber verteilt wird. Mit insgesamt 60 möglichen Investoren, darunter 20 ernsthafte Interessenten, nahm UBS Warburg Kontakt auf. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit bekamen sie ein 40-seitiges Dossier ausgehändigt, dass das riskante Engagement bei dem angeschlagenen Stammhaus der KirchGruppe so attraktiv wie möglich erscheinen lassen soll.

      Der Auftrag kam von den neuen KichMedia-Geschäftsführern Wolfgang van Betteray und Heinz-Joachim Ziems. Sie wollen nach Möglichkeit eine Zerschlagung des Film- und Sportrechtehändlers verhindern und KirchMedia inklusive der Mehrheit an der profitablen Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media verkaufen.

      Doch so einfach scheint die Sache nicht zu sein. Seit Wochen ringen die designierten Insolvenzverwalter um eine Lösung für den angeschlagenen Filmrechte-Händler. Doch schon allein wegen der Undurchsichtigkeit des Firmengeflechts gilt die KirchGruppe als heißes Eisen. Mit dem Warburg-Dossier, so hoffen die Beteiligten, wird jetzt alles anders.

      Das wichtigste Lockargument: Die Insolvenz erlaubt dem amtierenden Management der Pleitefirma, die Verträge zu lösen, die KirchMedia bislang nur Verluste einbrachten. "Die Beendigung solcher unvorteilhafter Verträge wird eine substanzielle Neuordnung ermöglichen", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" die Autoren des Papiers. Welche Verträge konkret damit gemeint sind, geht daraus aber offenbar nicht hervor. Jedenfalls, so versichern die UBS-Spezialisten, sollen die Verpflichtungen aus den unzähligen In-Sich-Geschäften der KirchMedia mit den einzelnen Tochtergesellschaften bei der zahlungsunfähigen KirchMedia verbleiben, wenn die Neugründung der Auffanggesellschaft NewCo zu Stande kommen sollte.

      Auch der Zoff mit einigen Geschäftspartnern, der in den vergangen Wochen offen ausgetragen wurde, liefert einige Hinweise. Dazu zählt zum Beispiel die Diskussion um die Übertragung der Top-Spiele der Fußball-WM mit ARD und ZDF. Die neuen KirchMedia-Chefs hatten die Sender beschieden, dass der Insolvenzverwalter im laufenden Verfahren das Recht habe, unerfüllte Verträge zu kündigen. Als solchen sehe KirchMedia die Vereinbarung mit ARD und ZDF über die Übertragung der gerade laufenden Fußball-WM in Japan und Korea an, da noch eine Rate in Höhe von 50 Millionen Euro ausstehe. Deren Bezahlung war allerdings an eine Einigung über die Rechte an der WM 2006 gekoppelt.

      Ein weiteres Beispiel liefert das Geschacher um den Preis für die Rechte an der Fußball-Bundesliga für die nächsten beiden Spielzeiten, die KirchMedia jüngst neu eröffnet hat, obwohl die Verträge bereits abgeschlossen waren. Ursprünglich hatte KirchMedia die Rechte an der kommenden und der Saison 2003/2004 für insgesamt 820 Millionen Euro erworben. Sie kann diese Preise, die allgemein als überhöht gelten, aber nicht mehr bezahlen. Dem Ligaverband DFL zufolge bietet KirchMedia nun zwischen 290 und 310 Millionen Euro pro Saison.

      Mit den Geschäftszahlen tun sich die Autoren des Verkaufsprospekts ein wenig schwerer. Denn auf Grund der vielen In-Sich-Geschäfte lassen sich seriöse Umsatzzahlen nur unter erschwerten Bedingungen ermitteln - und dafür fehlte offenbar die Zeit. Immerhin soll der Gesamtumsatz knapp 3,398 Milliarden Euro betragen, davon entfallen rund 645 Millionen Euro auf den Sportrechte-Handel (Eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 263 Millionen Euro), schreibt die "Süddeutsche Zeitung" unter Bezugnahme auf das Papier. Welchen Anteil daran die zur Kirch gehörende Senderfamilie ProSiebenSat.1 beigesteuert hat, lasse der Prospekt offen. Auch der Anteil der Konzernschwester KirchPayTV könne nur geschätzt werden. Die Analysten der WestLB Panmure gingen von 600 Millionen Euro aus.

      Die Analyse des Filmpakets, dass bisher immer als Schatzkammer der KirchGruppe gepriesen wurde, kommt dagegen eher einem Offenbarungseid gleich. Die Expertise gibt offenbar jenen Kritikern recht, die die Filmbibliothek des Medienmoguls schon immer für ein wertloses Ramschlager hielten. Lediglich 122 der 9801 Filme gelten nach den Informationen des Münchner Blattes als Megaseller, darunter "Der Patriot" mit Superstar Mel Gibson, 213 Filme, etwa "Comedian Harmonists", zählten zur Kategorie "Mega 2".

      52 Prozent der Filme würden dagegen als B- oder gar C-Movies eingestuft und seien entsprechend schwer zu vermarkten. Für 19 Prozent der Filme haben die Experten dagegen eine ganz neue Kategorie kreiert, die die Verkäuflichkeit recht plastisch dokumentiert: Z-Movie - Erlöserwartungen gleich null.
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 23:42:31
      Beitrag Nr. 508 ()
      Vor der deutschen Justiz ist kein Ding unmöglich...
      ________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 06. Juni 2002, 20:39
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,199664,00.html

      Aktien-Gezerre

      Kirch wischt Bankern eins aus

      Im Streit um seine Springer-Aktien hat Leo Kirch überraschend eine Atempause gewonnen: Er bekommt eine neue Frist, um einen Millionen-Kredit an die Deutsche Bank zurückzuzahlen. Gelingt ihm dies, schauen die Banker in die Röhre.

      München - Nach einer gut vierstündigen Verhandlung einigten sich Kirchs Anwälte mit der Deutschen Bank auf einen Vergleich. Demnach darf die Bank frühestens am 30. August über die 40-prozentige Beteiligung am Axel Springer Verlag verfügen, die bisher der KirchGruppe gehört.

      Kirch hatte den Erlass einer Einstweiligen Verfügung beantragt. Ursprünglich wollte er damit erreichen, dass die Bank frühestens am 11. September von ihrem Pfandrecht Gebrauch machen darf, das sie an dem Springer-Paket hält. Dass der Termin laut Vergleich nun nahe am angestrebten Termin liegt, werteten die Anwälte Kirchs als großen Erfolg.

      Die KirchGruppe hat jetzt die Möglichkeit, bis Ende August über das Paket zu verfügen und den fraglichen Kredit bei der Deutschen Bank in Höhe von 720 Millionen Euro zu tilgen. Falls dies nicht gelingt, fällt das Paket wieder der Deutschen Bank zu. In dem Vergleich verpflichtete sich Kirch im Gegenzug, die Pfandrechte der Bank nicht in Frage zu stellen und das Institut bei einer möglichen Verwertung ab September nicht zu behindern. "Wir haben den großen Vorteil, dass wir jetzt wissen, dass keine Behinderung erfolgen wird" sagte dazu ein Rechtsanwalt der Deutschen Bank.

      Nach Einschätzung der Anwälte der Deutschen Bank wird Kirch versuchen, das Paket nun zu einem höheren Preis zu verkaufen und den Kredit zu tilgen. Der Deutschen Bank und ihrem Chef Josef Ackermann entgingen damit vermutlich Gebühren in Millionenhöhe. Die Bank plant, die Springer-Aktien im Herbst breit an der Börse zu platzieren. Dies wäre in Deutschland voraussichtlich der größte Börsengang des Jahres.

      Bei den Vorbereitungen für den Börsengang war die Deutsche Bank trotz des Rechtsstreits zuletzt deutlich voran gekommen. Nach wochenlangen Verhandlungen stimmten die drei Banken, die Kirchs Formel 1-Einstieg mit Krediten finanziert hatten, den Börsen-Plänen Medienberichten zufolge zu. Der Bankenstreit hatte sich daran entzündet, dass mit der Springer-Beteiligung sowohl der Kredit der Deutschen Bank besichert als auch nachrangige Verbindlichkeiten Kirchs bei der Bayerischen Landesbank, Lehman Brothers und JP Morgan Chase gesichert waren.

      Der Kredit der Deutschen Bank war im Mai fällig geworden und konnte nicht rechtzeitig getilgt werden. Daher fiel der Bank das Recht für den Verkauf zu. Die drei "Formel 1-Banken" mussten den Plänen der Bank wegen ihres zweitrangigen Pfandrechts zustimmen. Den drei Kreditinstituten würde im Falle eines Börsengangs der Erlös zustehen, der über die 720 Millionen Euro hinausgeht. Da das Paket derzeit nur rund 800 Millionen Euro wert ist, wäre für das Banken-Trio kaum etwas übrig geblieben.

      Kirch wirft der Deutschen Bank unter anderem Aussagen ihres früheren Vorstandschefs Rolf Breuer über die zweifelhafte Kreditwürdigkeit Kirchs vor. Mit diesen Aussagen habe die Deutsche Bank die Insolvenz seines Kerngeschäfts ausgelöst, um letztlich selbst davon zu profitieren. Leo Kirch hatte außerdem auch Strafanzeige gegen Breuer gestellt und fordert zudem Schadenersatz. Der Streitwert für die Zivilklage wurde auf 100 Millionen Euro festgesetzt.

      Die 40-prozentige Beteiligung am Axel Springer Verlag gilt als ein Filetstück der KirchGruppe. In dem weit verschachtelten Konzern gehört sie zur KirchBeteiligungen, die als einzige der drei wichtigen Kirch-Bereiche bislang keinen Insolvenzantrag gestellt hat.
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 23:59:59
      Beitrag Nr. 509 ()
      Dazu noch Auszüge aus zwei ftd-Artikeln, in denen über ein Interesse des Cobra-Vedder an dem Springer-Paket spekuliert wird:
      ___________________________________________________________________________

      Aus der FTD vom 7.6.2002

      Kirch darf Springer-Aktien noch etwas behalten
      Von Lutz Meier, Berlin und Günther Heismann, Frankfurt

      Die Deutsche Bank bekommt doch noch nicht die Gewalt über die Springer-Aktien der Kirch-Gruppe. Vor dem Münchner Landgericht schloss der Finanzkonzern am Donnerstag einen Vergleich mit Leo Kirch.

      ...
      Konfrontation mit Döpfner möglich
      Was die Käufer der Springer-Aktien angeht, hat aber das Management des Verlags ein Mitspracherecht. Kirch könnte allerdings dennoch eine Konfrontation mit Springer-Chef Mathias Döpfner suchen, dem aus Kirchs Umfeld ebenfalls vorgeworfen wird, die Krise bei dessen Konzern mitverursacht zu haben.
      Clemens Vedder von der Investorengruppe Cobra wollte am Donnerstag sein Interesse an dem Springer-Paket nicht bestätigen. "Dies sind Spekulationen. Dazu nehme ich keine Stellung", ließ Vedder der FTD ausrichten. Im Übrigen betreibe er seit mehreren Jahren nur noch private Finanzgeschäfte, die die Öffentlichkeit nichts angingen, sagte Vedder.
      Enge Beziehungen zwischen Kirch-Imperium und Cobra
      Tatsächlich aber bestehen enge Beziehungen zwischen der Gruppe um Vedder und dem Kirch-Imperium. Zur Gruppe um den Insolvenzverwalter Wolfgang van Betteray, der nach der Insolvenz als Geschäftsführer bei Kirch Media eingesetzt wurde, gehört der Rechtsanwalt Klaus Hubert Görg. Er hat seine Kanzlei in Köln als Firmensitz für die Cobra Beteiligungsgesellschaft bereitgestellt, über die Vedder und sein Kompagnon Klaus-Peter Schneidewind seit langem ihre Geschäfte abwickeln. Betterays Co-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems kennt Schneidewind und Vedder aus dem Aufsichtsrat der Nordag, die ebenfalls zum Interessenkreis der Cobra gehört.
      Der Springer Verlag selbst teilte am Donnerstag mit, er beharre auf einer "breiten Streuung" des Pakets. Ergänzend hieß es im Konzernumfeld, Finanzinvestoren seien zwar willkommen, jedoch nur für kleine Teile des Pakets. Deutsche Bank und Springer hatten ursprünglich vereinbart, dass kein künftiger Einzelinvestor mehr als zehn Prozent der Springer-Aktien halten soll.
      ---
      Aus der FTD vom 6.6.2002

      ´Cobra´-Gründer schielt auf Kirchs Springer-Aktien
      Von Thomas Clark, Hamburg, und Günter Heismann, Frankfurt

      Finanzinvestor im Gespräch um Beteiligung an Großverlag · Gericht entscheidet am Donnerstag über Verkauf verpfändeter Anteile durch die Deutsche Bank.
      Wenn sich am Donnerstag vor dem Münchner Landgericht Leo Kirch mit der Deutschen Bank um das Schicksal von Kirchs Aktienpaket beim Axel Springer Verlag streiten, wird einer der berüchtigtsten Finanzinvestoren Deutschlands den Ausgang dieses Verfahrens gespannt verfolgen: Clemens Vedder.
      Nach Informationen der FTD hat der einstige Eigentümer der Handelskette Spar, Großaktionär der Commerzbank und Gründer der legendären Cobra Beteiligungsgesellschaft seit geraumer Zeit großes Interesse an diesem Paket, in dem insgesamt vierzig Prozent des "Bild"-Verlages Springer gebündelt sind.
      Aus Bankenkreisen ist zu hören, dass Vedder bereits vor der milliardenschweren Pleite des Kirch-Konzerns mehrmals sein Interesse bekundet hat. Nun haben erste Gespräche mit der Deutschen Bank statt gefunden.
      ...
      Noch geht man bei Springer davon aus, dass die Aktien von Kirch schon bald zu einem Großteil für den freien Handel platziert werden. Vedder, der Friede Springer persönlich kennt, hat nach FTD-Informationen anderes vor: Er will große Anteile vorerst bei sich parken, auf bessere Zeiten warten und dann selbst an die Börse bringen. Sein Kalkül: Weil Friede Springer auf ihr Recht besteht, dass jeder Weiterverkauf zustimmungspflichtig ist (so genannte vinkulierte Aktien), wird es für die Deutsche Bank schwer werden, genug interessierte Anleger zu finden. An der Vinkulierung ist bereits ein Angebot der Commerzbank für das Springer-Paket kurz vor Abschluss gescheitert.
      Warten bis das Geld ausgeht
      Vedder würde das Paket - möglicherweise gemeinsam mit seinem Partner von der Cobra Beteiligungsgesellschaft, Klaus-Peter Schneidewind, sowie dem Hamburger Milliardär Karl Ehlerding - trotzdem kaufen und abwarten. Abwarten, bis Springer das Bargeld ausgeht und sich frisches Geld an der Börse besorgen will. Dann würde man schon zu einer Devinkulierung bereit sein.
      Ob es dazu kommt, ist fraglich. Das Springer-Management hat bei der Bilanzkonferenz im Mai deutlich gemacht, dass es derzeit keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung gibt. Eine Sprecherin wollte sich nicht darüber äußern, ob Vedder sein Interesse an einem Einstieg in den Verlag angedeutet hat. Vedders Partner Klaus-Peter Schneidewind wollte Gerüchte über einen solchen Einstieg "weder kommentieren noch dementieren". Man solle bei Vedder selbst nachfragen. Dieser war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.
      Avatar
      schrieb am 07.06.02 23:23:40
      Beitrag Nr. 510 ()
      Etwas seltsam ist das ja schon, dass eine Firma im vorläufigen Insolvenzverfahren Vermögenswerte "insolvenzsicher" verschieben kann...
      _________________________________________________________________________________

      Kirch und ARD/ZDF einigen sich über Fußball-WM-Rechte 2002

      München, 07. Jun (Reuters) - ARD und ZDF können die Spiele der laufenden Fußball-Weltmeisterschaft wie geplant bis zum Ende des Turniers übertragen. Die öffentlich-rechtlichen Sender einigten sich mit der Münchener KirchMedia?KRCH.UL? darauf, den Vertrag über die TV-Rechte an der WM 2002 auf die in der Schweiz ansässige KirchMedia WM AG zu übertragen, um ihn so vor dem Zugriff des Insolvenzverwalters zu schützen, wie die Beteiligten am Freitagabend gemeinsam mitteilten. Bei der Eröffnung des Insolvenzverfahrens von KirchMedia, die für Mitte Juni erwartet wird, hätte der Insolvenzverwalter den Vertrag kündigen können. ARD und ZDF hätten damit die Übertragungsrechte an der WM über die Vorrunde hinaus verloren. "Das Wichtigste: Es bleibt dabei, dass die herausragenden WM-Spiele bis zum Finale live bei ARD und ZDF zu sehen sind", sagte der stellvertretende ARD-Vorsitzende Peter Voß. Bei KirchMedia hieß es, die öffentlich-rechtlichen Sender seien nun einem Vorschlag gefolgt, den KirchMedia schon im April unterbreitet habe, um den WM-Rechte-Vertrag insolvenzsicher zu machen. ARD und ZDF hatten die Fußballrechte an der WM 2002 im vergangenen Jahr nach mühsamen Verhandlungen von KirchMedia erworben, die inzwischen Insolvenz beantragen musste. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben auch eine Kaufoption für die Rechte an der WM 2006, die in Deutschland stattfindet. bub/pag
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      schrieb am 08.06.02 00:33:37
      Beitrag Nr. 511 ()
      HANDELSBLATT, Donnerstag, 06. Juni 2002, 20:12 Uh

      Kirch-Insolvenz
      Kirch Media auf Fernsehen und Filmrechte eindampfen
      ...
      MÜNCHEN. Das Konzept zur Rettung der schwer angeschlagenen Kirch Media liegt gut zwei Monate nach dem Insolvenzantrag auf dem Tisch. Nach Handelsblatt-Informationen sieht es vor, einen großen Teil der Film- und Fernsehproduktion zu verkaufen, aber die Filmrechtebibliothek und die Mehrheitsbeteiligung am TV-Konzern Pro Sieben Sat 1 Media AG in einer Hand zu lassen. Hauptstreitpunkt ist derzeit noch die Bewertung des Filmrechtebestands von Leo Kirch.

      Die Zeit drängt, denn spätestens in der übernächsten Woche soll das Insolvenzverfahren über die Kirch Media eröffnet werden. Gleichzeitig sollen dann eine oder mehrere Auffanggesellschaften gegründet werden, in denen das werthaltige Geschäft gebündelt wird. Der Rest wird einzeln verkauft.

      Das Konzept liegt den beiden Kirch-Media-Chefs Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems sowie dem vorläufigen Insolvenzverwalter Michael Jaffé seit wenigen Tagen vor. Im einzelnen sieht es vor, rund zwei Drittel des Umsatzes in der Film- und Fernsehproduktion aufzugeben.
      Zum Verkauf steht danach auch die NDF Neue Deutsche Filmgesellschaft. Mit in die neue Kirch Media aufgenommen würden nur einige renditestarke Entertainment-Produktionsfirmen. Auch für den Sport-Spartenkanal DSF sowie die Produktionsfirma Plazamedia wäre nach dem Konzept kein Platz in der Auffanggesellschaft.

      Erhebliche Differenzen gibt es derzeit noch über die Bewertung der Filmbibliothek, dem ursprünglichen Kerngeschäft des Filmhändlers Leo Kirch. „Der Wert wird massiv nach unten gehen“, heißt es aus Verhandlungskreisen. Wie verlautet, seien nach einer konservativen Schätzung lediglich ein Drittel bis die Hälfte aller Filmrechte überhaupt werthaltig. In der letzten verfügbaren Kirch-Bilanz wurde der Rechtestock noch mit etwa drei Milliarden Euro bewertet.
      Die Bibliothek dient den Banken als Sicherheit. Eine massive Abwertung hätte also auch für sie schwerwiegende Folgen.
      ...
      Auch über eine Abtrennung des Sportrechtehandels denken die Kirch-Sanierer nach. Ein Szenario sieht vor, diesen in eine eigene Auffanggesellschaft zu überführen. „Der Sport- und Filmbereich kann getrennt werden“, heißt es. Vorstellbar ist bei Sportrechten eine Konzentration auf profitable Großereignisse wie die Fußball-WM oder die Olympischen Spiele. Gerade das Geschäft mit Sportrechten hatte der Konzern zuletzt stark ausgeweitet.
      ....
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 19:39:43
      Beitrag Nr. 512 ()
      Das WAZ-Interesse für die Springer-Beteiligung war also doch nur ein Ablenkungsmanöver: Der Stoiber würde dumm gucken, wenn Kirch in den Pott abwandern würde *lol*
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      Konsortium um WAZ-Gruppe will laut "Spiegel" Kirch-Erbe antreten

      München (dpa) - Für die insolvente KirchMedia interessiert sich laut "Spiegel" nun auch ein Konsortium unter Beteiligung der Essener WAZ-Gruppe. Diese wolle sich zusammen mit der Commerzbank und dem Hollywoodstudio Columbia TriStar um das Erbe der KirchMedia bemühen. Anderen Berichten zufolge haben insgesamt schon mehr als 60 Medienunternehmen und private Finanzgesellschaften aus aller Welt ihr Interesse an den 28 Teilen von KirchMedia bekundet
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 19:45:59
      Beitrag Nr. 513 ()
      Am lustigsten ist der Ausspruch: "... in dieser Branche braucht man keine lange Zeit" - schließlich hatte Schmidt selbst es einige Monate lang vergeblich versucht, den Springer-Anteil zu verwerten. Also hält er wohl Kirch als Investmentbanker für fähiger als sich selbst...
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      HVB-Chef sieht Chancen auf Verkauf von Kirchs Springer-Paket

      München, 08. Jun (Reuters) - HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmidt hält es durchaus für möglich, dass Leo Kirch sein Aktienpaket am Axel Springer Verlag bis Ende August verkaufen kann. "Die Chance ist durchaus da, in dieser Branche braucht man keine lange Zeit", sagte Schmidt am Samstag am Rande des Münchener Wirtschaftsforums. Er sehe auch die Chance, den 40-prozentigen Anteil so zu verwerten, "dass es auch und insbesondere dem Springer Verlag nutzt". Ob die HypoVereinsbank die Verwertung des Pakets noch einmal in die Hand nehmen könnte, wollte Schmidt nicht kommentieren. Kirch und die Deutsche Bank hatten sich am Donnerstag in einem gerichtlichen Vergleich darauf geeinigt, dass der Medienunternehmer noch bis zum 30. August Zeit hat, das Aktienpaket zu verkaufen und mit den Erlösen einen Kredit der Bank über 720 Millionen Euro zurückzubezahlen. Danach fällt das Paket an die Deutsche Bank, die die Aktien dann noch in diesem Jahr an die Börse bringen will. Kirch bemüht sich jedoch schon seit Anfang des Jahres, das Springer-Paket zu verkaufen. Die HypoVereinsbank hatte im Frühjahr angeboten, das Paket für 1,1 Milliarden Euro zu übernehmen und wollte die Aktien dann Gewinn bringend an einen Investor zu verkaufen. Der Axel Springer Verlag wehrt sich aber gegen den Einstieg eines Konkurrenten aus der Medienbranche wie zum Beispiel der WAZ-Gruppe, die als Interessent gehandelt wurde, sondern plädiert für eine breite Streuung am Aktienmarkt, wie sie die Deutsche Bank plant. bub/iws
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 14:09:29
      !
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      Avatar
      schrieb am 09.06.02 21:41:06
      Beitrag Nr. 515 ()
      Verwechselt da vielleicht jemand DM mit Euro?
      "Nach allem was man hört" ist ein Erlös von 1,5 Mrd Euro für das Springer-Paket illusorisch. Wenn Kirch das schafft, sollte er vielleicht eine neue Karriere als Investmentbanker beginnen.

      Ansonsten: Kirch und Gauweiler scheinen ja jetzt vollends durchzudrehen. Natürlich setzt eine Verwertung voraus, dass man im Besitz des zu verwertenden Gegenstandes ist. Aber ist Kirch nicht verpflichtet, ihn (am 1.8.) herauszugeben?
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 21:59:47
      Beitrag Nr. 516 ()
      Ist das tatsächlich ernst? Kirch nach NRW?
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      WAZ, Columbia und Commerzbank vor KirchMedia-Übernahme

      - Von Mirko Wollrab und Sabine Bub -
      Frankfurt, 09. Jun (Reuters) - Ein Konsortium aus WAZ-Gruppe, Commerzbank und dem US-Filmstudio Columbia steht nach Informationen aus Bankenkreisen vor der Übernahme der insolventen Rechtehandels- und Fernsehgesellschaft KirchMedia. "Die Verhandlungen sind aussichtsreich. In der nächsten Woche wird das klar gemacht", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag aus den Kreisen. Die Essener Verlagsgruppe WAZ bestätigte grundsätzliche Überlegungen dazu, wollte aber zu Details keine Stellung nehmen. An der neuen KirchMedia sollen die WAZ-Gruppe und die Commerzbank je 40 Prozent und Columbia 20 Prozent halten. "Dabei wird die WAZ-Gruppe wohl die fachliche Führung übernehmen", sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Manager. Die finanziellen Details würden in den nächsten Tagen endgültig ausgehandelt. Außerdem müsse der Commerzbank-Vorstand noch zustimmen. Bislang gibt es nach Angaben aus Verhandlungskreisen kein anderes ernst zu nehmendes Bieterkonsortium für KirchMedia.

      WAZ: NOCH KEIN BESCHLUSS GEFASST

      Ein Sprecher der WAZ sagte, die Verlagsgruppe habe wie andere auch die Zahlen von KirchMedia geprüft und dabei Chancen und Risiken bewertet. "Eine interne Beschlussfassung über den weiteren Fortgang ist noch nicht erfolgt", fügte er hinzu. Sprecher der Kirch-Gruppe und der Commerzbank wollten zu den laufenden Verhandlungen am Sonntag keinen Kommentar abgeben. Bei der zu Sony Corp gehörenden Columbia Tristar war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. In den Grundzügen sei das Konzept bereits am vergangenen Donnerstag von den drei Interessenten, den übrigen Gläubigerbanken BayernLB, HypoVereinsbank, DZ Bank sowie KichMedia-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray und dem vorläufigen Insolvenzverwalter Michael Jaffe in Frankfurt diskutiert worden, hieß es in Verhandlungskreisen. Die "neue" KirchMedia soll im Kern den Film- und Sportrechtehandel sowie die 52-prozentige Beteiligung an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media umfassen. Der defizitäre Sportsender DSF werde nur im Unternehmen bleiben, falls KirchMedia die TV-Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga für die nächsten zwei Spielzeiten erhalte, hieß es in Kirch-Kreisen. KirchMedia hatte als erste Gesellschaft des Medienimperiums von Leo Kirch am 8. April einen Insolvenzantrag gestellt. Eine Eröffnung des Insolvenzverfahren wird für die nächste Woche erwartet.
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 22:49:58
      Beitrag Nr. 517 ()
      @rv

      Deine Meinung, dass Kirch und Gauweiler jetzt "vollends durchdrehen" kann ich nicht nachvollziehen. Ich glaube eher, dass Breuer zuerst "durchgedreht" ist und jetzt naturgemäss Kirch versucht entsprechend gegenzuhalten (ob im weitesten Sinne erfolgreich wird sich noch zeigen).

      Wir hatten ja im EM.TV Thread schon den Disput, ob Breuer mit seinen Äusserungen klug gehandelt hat oder nicht. Ich meine die Äusserungen von Breuer als schwerer strategischer Fehler zeigen sich immer deutlicher, denn so ganz umsonst wird die Deutsche Bank einem Vergleich auch nicht zugestimmt haben. Wenn Breuer diese Äusserungen nicht getätigt hätte glaube ich nicht, dass Kirch einen Einwand gegen die Verwertung durch die DB gehabt hätte; die DB hätte wertvolle Plazierungsprovisionen einstreichen können um die sie jetzt noch zittern muss.

      Kirch wird m.E. der Deutschen Bank und Springer nach Kräften weiter in die Suppe spucken, denn Breuer (und eingeschränkt Döpfner) sind es, die Kirch öffentlich desavouirt haben.

      Kirch wird versuchen die Gesellschaft in der die Springer Aktien liegen komplett zu veräussern (und somit die Vinkulierung zu umgehen) und somit Springer einen neuen Grossaktionär "reindrücken". Alternativ dürfte er die DB dadurch ärgern, dass sie -wie im Artikel angedeutet- nicht im unmittelbaren Besitz der Aktien ist (kann eventuell an der Vinkulierung liegen?) und eine Verwertung verzögert werden könnte.

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 23:29:27
      Beitrag Nr. 518 ()
      @ K1

      Ich glaube auch, dass die Äußerung Breuers sich negativ für die DeuBa ausgewirkt hat - das sage ich jetzt nicht zum ersten Mal. -
      Trotzdem kann ich die juristischen Winkelzüge Kirchs nicht mehr nachvollziehen. Schon der uralte Streit mit Springer beruhte u.a. darauf, dass Kirch sich in die Firma eingeklagt hatte. Der (Rest-)Reputation Kirchs wird es nicht viel nützen, wenn er immer wieder versucht, sich seinen vertraglichen Verpflichtungen durch Klagen zu entziehen (wie bei der Put-Option gegenüber Springer oder bei den Output-Deals mit den Hollywood-Studios). Aber um die Sache scheint es ihm nicht mehr zu gehen, sondern nur noch um Rache an denjenigen, die ihn angeblich in den Konkurs getrieben haben (wobei wir uns doch wohl einig sind, dass diese Sicht mehr als schief ist).

      Ich würde mich jedenfalls sehr wundern, wenn Kirch tatsächlich über eine Milliarde erlösen könnte (den Trick mit dem kompletten Verkauf der Holding-Gesellschaft um die Vinkulierung zu umgehen hätte doch auch die HVB und die CoBa schon versuchen können...)

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 00:52:08
      Beitrag Nr. 519 ()
      Ich stimme K1 im Wesentlichen zu.

      Breuer hat durch sene Unbeherrschtheit die Deuba rausgekegelt. Das hat u.a. mit den weit ünerspannten Hoffnungen an das Ackermann-Konzept der Verlagerung des Geschäfts zum Investmentbanking zu tun.

      Kirch hat gute Chabcen, mehr zu erlösen als die Deuba.
      Die hatte nämlich kein Interesse an einer optimalen Verwertung des Pakets, eher im Gegenteil. Je weniger sie erlöste, desto billiger wäre der Kirch-Rest an z.B. Murdoch, ihren Spezi, gegangen.

      Das es Prozesshansel gibt, denen ein Streit mit Soringer nichts ausmachen würde, ist anzunehmen, zumal Sonderformen im Aktienbereich total out sind, wie man an der Umwandlung von Vorzügen bei mehreren AGs in letzter Zeit sieht.
      Da Springer gut verschuldet ist, rote Zahlen schreibt und alles nur an Friede hängt, wird die Dauer des Streits den Erfolg für den Herausforderer bringen.

      Der kann aber z.B. ein Asiate sein, der sich gar nicht für eine Einflußnahme interessiert (vorerst) und damit auch kaum Anlass für eine Verweigerungshaltung der Springers bietet.

      Dass Kirch Media an die WAZ Gruppe geht, steht doch sehr infrage.
      Die COBA als Partner ist Impotenz hoch drei. Sollte die Südgruppe über die COBA ihren Einfluss auf die Fernsehsender sichern wollen, muss man nach der Rolle von Columbia fragen. Im "Bundesdeutschen Tabugarten" mag das jeder für sich selbst tun.
      Die WAZ ist durch die Unterstützung ihres maßgeblichen Eigners für Kohl jedenfalls nicht prinzipiell unakzeptabel für die Münchner.
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 09:06:52
      Beitrag Nr. 520 ()
      @ profitgenius

      Breuer hat sich und der DeuBa mit seinen Äußerungen keinen guten Dienst erwiesen (möglicherweise aber den anderen Kirch-Gläubigern, weil es das Siechtum verkürzt hat).

      Kirch erweist sich mit der Prozesswütigkeit aber auch keinen guten Dienst: Jeder wird es sich in Zukunft drei mal überlegen, ehe er mit Kirch Geschäfte macht. Aber vielleicht ist ihm das inzwischen egal.

      Ich sehe es skeptisch, ob Kirch wirklich Chancen für einen höheren Erlös hat. Schließlich hätte er die Verwertung des Pringer-Anteils ja (unter etwas besseren Voraussetzungen) schon früher versuchen können - und die HVB und die CoBa sind auch schon bei dem Versuch gescheitert.

      Dass die DeuBa dem Vergleich zugestimmt hat, kann tatsächlich mit juristischen Problemen bei der Verwertung zusammenhängen. Immerhin hat Kirch sich in dem Vergleich doch ausdrücklich verpflichtet, nach dem 31.8. eine Verwertung durch die DeuBa nicht mehr zu behindern. Deshalb kann der jetzige Hinweis auf faktische Verwertungsprobleme wahrscheinlich nur bedeuten: Äätsch - du bist reingefallen. Wir dürfen dich zwar nicht behindern, aber du bist auf unsere Unterstützung angewiesen, die wir natürlich (auch nach diesem Vergleich) verweigern. Ob diese Sicht juristisch haltbar ist, wird sich im Herbst zeigen (falls Kirch die Verwertung nicht gelingt).

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 10:38:28
      Beitrag Nr. 521 ()
      SPIEGEL ONLINE - 10. Juni 2002, 10:05
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,200103,00.html

      KirchMedia-Ausverkauf

      "Der größte Feind ist die Zeit"

      Die Manager des maroden TV-Riesen KirchMedia drücken aufs Tempo: Am Mittwoch soll das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet werden. Commerzbank, WAZ-Gruppe und Columbia wollen gemeinsam als Bieter auftreten. Doch was ist Kirchs begehrter Filmstock wirklich wert?

      Bis zu diesem Dienstag konzentrieren sich die Zukunftsträume internationaler Medienmanager in einem kleinen Briefkasten in der Londoner Innenstadt. Dort, schräg gegenüber der Bahnstation Liverpool Street, hat das Bankhaus UBS Warburg seinen Sitz. Und an die Adresse der Investmentbank müssen sich bis Dienstag all diejenigen wenden, die auf dem deutschen Medienmarkt ein ganz besonderes Erbe antreten wollen - das des Medienpleitiers Leo Kirch.

      So steht es in einem höchst vertraulichen Papier ("Strictly Private and Confidential" ), das seit gut einer Woche in den Führungsetagen von rund 60 Banken, Kanzleien und Medienkonzernen kursiert und mit dem das Bankhaus im Auftrag der neuen Kirch-Manager möglichen Investoren den Einstieg in Kirchs ehemalige Kernfirma schmackhaft machen will.

      In ihrem "Expression of Interest", so das Papier, müssen Bewerber ihre Strategien und Konzepte offenbaren - und natürlich einen "Überblick über die Ressourcen" mitliefern, die sie in eine noch zu gründende Auffanggesellschaft mit dem Arbeitstitel "NewCo" investieren wollen.

      106 Seiten Grobkonzept

      Dass die Empfänger des 44-seitigen Prospekts, darunter Konzerne wie AOL Time Warner, nur wenige Tage Zeit haben, um den acht Punkte umfassenden Anforderungskatalog zu beantworten, hat seinen Grund: Den Kirch-Geschäftsführern Hans-Joachim Ziems und Wolfgang van Betteray drohen die Felle davonzuschwimmen.

      Jeder Tag, der ohne eine Lösung für das bislang nur vorläufig insolvente Unternehmen vergeht, schmälert die Chancen einer Wiederauferstehung des Medienhauses, dessen wesentliche Bestandteile (Film- und Sportrechtehandel sowie die Mehrheit an der ProSiebenSat.1 Media AG) auch künftig zusammengehalten werden sollen.

      Das jedenfalls ist der Kern eines gerade fertig gestellten zweiten Papiers, mit dem sich die Medienlaien Ziems und van Betteray von der Unternehmensberatung Roland Berger auf 106 Seiten über das "Grobkonzept" einer tragfähigen künftigen KirchMedia aufklären lassen.

      Ab nächstem Jahr 20 Prozent Umsatzwachstum

      Auch die Berater schlagen eine Auffanggesellschaft vor, die "KirchMedia-Gruppe 2.0" heißen soll, als wäre der neue Unterhaltungskonzern eine verbesserte Software-Version. Neben den Bereichen Film, Sport und der Sendergruppe ProSiebenSat.1 soll darin auch das Deutsche Sportfernsehen enthalten sein - allerdings nur, wenn die umkämpften Bundesliga-Rechte im Unternehmen bleiben.

      Außen vor blieben in dem neu konfektionierten Unternehmen weite Teile der bisherigen Produktionssparte und der Bereich "technischer Dienstleistungen". Zudem sieht das Gutachten einen weiteren, einschneidenden Personalabbau vor. Auf diese Weise sei das Unternehmen schnell profitabel zu machen, resümieren die Berger-Berater: Schon bis zum Jahr 2003 sei mit "Ergebnisverbesserungen in den fortgeführten Bereichen von rund 50 Millionen Euro" zu rechnen. Ab 2003 gehen sie gar von einem Umsatzwachstum von rund 20 Prozent pro Jahr aus.

      Die Berger-Truppe drängt zur Eile: Voraussetzung sei, dass die KirchMedia 2.0 "schnellstmöglich" etabliert werde.

      Flucht frustrierter Mitarbeiter

      Mit Hochdruck hat der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé deshalb seine Bewertung des Unternehmens abgeschlossen und damit die Voraussetzung geschaffen für den nächsten Schritt im Dauerdrama Kirch: Die Einleitung des offiziellen Insolvenzverfahrens - mit dem Insider bereits für diesen Mittwoch rechnen.

      "Der größte Feind des Insolvenzverfahrens ist die Zeit", erklärt Kirch-Manager Ziems die plötzliche Hast. "Der Druck wächst von Tag zu Tag." Schon seit einem halben Jahr herrsche bei dem Medien-Handelshaus ein gewisser Stillstand - mit immer fataleren Folgen. Rechtenachschub, Lizenzverkäufe, Produktionsaufträge - alles stockt.

      Nur eines geht ungebremst weiter: die Flucht frustrierter Mitarbeiter, die das Unternehmen wegen der unsicheren Perspektiven verlassen. Eine Zwischenfinanzierung von 100 Millionen Euro reicht laut Ziems nur noch "etwa bis Ende Juli. Wir brauchen dringend eine schnelle Lösung, um für unsere Partner, Investoren und Mitarbeiter wieder interessant und geschäftsfähig zu sein". Wenn nicht bald etwas passiere, sei "das Unternehmen leer, dann sind seine inneren Werte zerstört, das darf nicht sein".

      Entscheidung am Dienstag

      Unabhängig vom Versand der UBS-Prospekte haben Ziems und van Betteray deshalb längst versucht, aussichtsreiche Bewerber auszuloten. Offenbar mit Erfolg.

      Am vergangenen Freitag präsentierten Roland-Berger-Berater ihre Ergebnisse in der Frankfurter Commerzbank-Zentrale ersten Interessenten. Bei dem Bieter-Konsortium handelt es sich nach SPIEGEL-Informationen neben der Bank selbst um die Essener Verlagsgruppe WAZ sowie das Hollywood-Studio Columbia TriStar. Am Dienstag will der Vorstand der Commerzbank über ein Angebot entscheiden.

      Die Konstellation ist nicht ohne Pikanterie: Ziems und van Betteray sind auch auf Empfehlung der Commerzbank zu ihren Top-Posten bei Kirch gekommen; Ziems ist zudem Commerzbank-Aktionär und war einst im Umfeld der dubiosen Investorengruppe Cobra aktiv.

      Nur 122 "Mega1"-Filme

      Der Manager will die Zusammensetzung der Bietergruppe nicht kommentieren, bestätigt aber "konkrete Gespräche in einem fortgeschrittenen Stadium" - wenn den Unternehmen bei Lektüre des UBS-Papiers nicht noch die Lust vergeht.

      Obwohl sich die Banker bei ihrer "vorläufigen Zusammenfassung" ausdrücklich auf Angaben aus dem Unternehmen selbst verlassen und auch wenn wichtige Kennziffern wie das Jahresergebnis für 2001 gänzlich fehlen - in vielen Bereichen präsentiert das Papier ein eher tristes Bild.

      Das gilt besonders für Kirchs sagenumwobenes Filmlager, bei dessen Bewertung die Interessenten nach Eigenauskunft der KirchMedia wohl erhebliche Abstriche machen müssen. Gerade mal 122 der insgesamt rund 9800 in den Unterföhringer Kühlräumen lagernden Spielfilme rangieren demnach in der höchsten Klasse "Mega 1" - darunter verstehen die Banker Filme, die bereits "außerordentlich erfolgreich" gelaufen sind und "maximale Reichweiten im Free-TV" versprechen - wie "The Sixth Sense" mit Bruce Willis oder die "Asterix"-Reihe.

      "Gar nicht lizensierbar"

      Mehr als zwei Drittel der Kirch-Spielfilme fallen indes in die Kategorien "B", "C" oder drunter und sind damit nur jenseits der Hauptsendezeiten brauchbar. 1913 Werke gelten in der Kategorie "Z-Films" als "derzeit gar nicht lizenzierbar". Auch bei den rund 1450 TV-Movies überwiegt das Mittelmaß, hier sind die Verwertungsaussichten gar bei drei Viertel der Ware "durchschnittlich" bis "fragwürdig".

      Für die Zeit nach der Eröffnung der Insolvenz sieht aber auch UBS Warburg erhebliche Chancen. Die Bewerber könnten davon ausgehen, mit den "derzeitigen Verpflichtungen der KirchMedia" nichts mehr zu tun zu haben. Die langfristigen, hoch dotierten Verträge mit den Hollywood-Studios wären sie damit genauso los wie andere Altlasten, etwa die zahllosen ungünstigen Kontrakte mit anderen Unternehmen aus dem Kirch-Imperium.

      Kirch-Manager Ziems gibt sich optimistisch, der bald anstehenden Gläubigerversammlung zustimmungsfähige Angebote machen zu können. "Es gibt Chancen, dass das Thema Ende Juli bis Mitte August erledigt ist" - und damit auch sein Job als Interims-Manager.

      "Fast schon Hehlerei"

      Für ARD-Chef Fritz Pleitgen, der gerade in Sapporo weilt, kann dieser Tag nicht früh genug kommen. Ende voriger Woche eskalierte zwischen ihm und Ziems noch einmal der Streit um die TV-Rechte an der aktuellen Fußball-Weltmeisterschaft. Bei Eröffnung der Insolvenz, hatte Ziems mehrfach gedroht, könne ARD und ZDF der totale Ballverlust drohen: Ausgerechnet vom Achtelfinale an, wenn es bei der WM so richtig spannend wird, würden die Anstalten keine Bilder aus Japan und Korea mehr bekommen - ein Horrorszenario für Pleitgen und seine Intendantenkollegen.

      Es handle sich dabei, rechtfertigte sich Ziems, "nicht um eine Drohung, sondern um eine Feststellung", das Insolvenzrecht lasse ihm keine Wahl. Der Verwalter müsse im Interesse der Gläubiger entscheiden. Und in diesem Fall, so Ziems, sei es rechtlich zwingend, die WM erneut zu verkaufen.

      Das sei "fast schon Hehlerei" schimpfte Pleitgen am Freitag früh noch aus Japan und appellierte eindringlich an die deutsche Medienpolitik. Bei einer nachmittäglichen Schaltkonferenz votierten seine Intendanten-Kollegen dann aber für eine Einigung: Danach wird der WM-Vertrag nun doch auf eine Schweizer Kirch-Tochter transferiert und somit insolvenzsicher gemacht.

      "Absurde Verhältnisse nicht wiederholen"

      Pleitgen nutzt derweil seinen Japan-Aufenthalt, um bei Fifa-Chef Joseph ("Sepp" ) Blatter dafür zu werben, dass ARD und ZDF bei der WM 2006 wieder alle 64 Spiele zeigen können und nicht nur 24 wie beim aktuellen Turnier. Zurück in Deutschland will er sich mit seinen Kollegen für eine Lösung wie in England stark machen.

      Dort ist seit 1996 gesetzlich geregelt, dass alle WM-Spiele im frei empfangbaren Fernsehen laufen müssen, in Deutschland gilt die Regelung bislang für maximal zehn WM-Partien. Falls der Vorstoß gelinge, sei die ARD bereit, in die Verträge mit der Fifa einzutreten und auch RTL und Sat.1 an den Spielen "zum Einkaufspreis" zu beteiligen: "Wir müssen alles dafür tun", so Pleitgen, "dass sich die absurden Verhältnisse aus diesem Jahr nicht wiederholen."

      MARCEL ROSENBACH

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      Kommentar: Zur Bewertung des "sagenumwobenen Filmlagers" habe ich vor ein paar Tagen schon was gesagt.
      Die Auffanggesellschaft sollte man vielleicht vorsichtshalber KirchMedia 2.0 beta nennen - eine endgültige Version dürfte das noch nicht sein.

      Man darf gespannt sein, wie das WAZ/CoBa/Columbia-Angebot konkret aussieht. Schließlich haben außer den Insolvenzverwaltern da auch die Gläubiger ein Wörtchen mitzureden. An die ist wohl in erster Linie die Warnung gerichtet, sie müssten schnell zugreifen, sonst gäbe es gar nix mehr. Vielleicht ist die Bewertung der Firma auch deshalb etwas negativer als nötig ausgefallen: Erstens erleichtert das den Gläubigern die Zustimmung und zweitens schreckt es potentielle Konkurrenzangebote ab. Die Konstellation ist wirklich pikant...

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 10:57:23
      Beitrag Nr. 522 ()
      Auszüge mit einigen neuen Details. Mich wundert die Aussage "Damit [mit 2 Mrd Euro] könnten die Verbindlichkeiten der KirchMedia weitgehend bezahlt werden." War nicht von weit höheren Verbindlichkeiten die Rede?
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      KirchMedia ruft Interessenten auf den Plan

      Frankfurt (vwd) - Das Erbe der vorläufig insolventen KirchMedia GmbH & Co KGaA, Ismaning, ruft nach Presseberichten vom Montag eine Reihe von Interessenten auf den Plan.
      ...
      Bereits am Mittwoch, so sagt ein Insider, sei deshalb mit der Eröffnung des offziellen Insolvenzverfahrens zu rechnen.
      ...
      Nach Informationen des "Handelsblatt" werden die genannten Interessenten noch in dieser Woche gemeinsam ein Angebot für die wichtigsten Teile des Medienunternehmens vorlegen. Für die Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat1 sowie für die Rechte wolle das Bietertrio eine Summe von etwa zwei Mrd EUR auf den Tisch legen. Über die genaue Höhe des Angebots werde noch verhandelt. WAZ und Commerzbank wollen an der neuen Gesellschaft jeweils 40 Prozent übernehmen, 20 Prozent sollen an die Sony-Tochter Columbia gehen, zitiert die Zeitung Kreise, die mit den Verhandlungen vertraut seien.

      "Wenn der Übernahmeplan Wirklichkeit wird, wird die WAZ-Gruppe mit einem Schlag vom Zeitungskonzern zum tonangebenden Medienunternehmen auf dem deutschen Markt", kommentiert die "Financial Times Deutschland". Zwar sei der Essener Konzern bereits jetzt nach Umsatz der viertgrößte der Branche in Deutschland, doch bei elektronischen Medien trete die Gruppe bislang nur als Partner Bertelsmanns mit einem Minderheitsanteil an der europaweiten RTL Group auf.

      vwd/10.6.2002/mr/rio

      -----------------------------------

      ...
      WAZ OFFENBAR AN KIRCHS SPRINGER-ANTEIL INTERESSIERT

      Nach Informationen des "Handelsblatt" (Montagausgabe) will das Konsortium unter Führung der WAZ etwa zwei Milliarden Euro für die Film- und Sportrechte sowie die ProSiebenSAT.1-Mehrheit zahlen. Damit könnten die Verbindlichkeiten der KirchMedia weitgehend bezahlt werden. Dem Zeitungsbericht zufolge gingen 1,4 Milliarden Euro an die Gläubigerbanken, zu denen auch die Commerzbank zählt. Zudem könnten 500 Millionen Euro an Hollywood-Studios fließen, denen Kirch Geld schuldet. Die restlichen 100 Millionen Euro würden sonstige Kreditgeber bekommen.

      Die WAZ-Gruppe ist dem Vernehmen nach auch weiterhin an einer Übernahme der 40-Prozent-Beteiligung Kirchs am Axel Springer Verlag interessiert. Verlegerwitwe Friede Springer lehnt einen Einstieg des Konkurrenten aber ab. Da es sich um vinkulierte Aktien handelt, könnte sie eine direkte Übernahme der Anteile verhindern./ax/DP/jh/
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 12:48:53
      Beitrag Nr. 523 ()
      Im Schnitt seien "alle Gespräche konstruktiv": Einige Gespräche sind also nicht einmal konstruktiv...
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      Kirch: Künftige Struktur von KirchMedia steht noch aus

      Frankfurt (vwd) - Die Zukunft der KirchMedia GmbH & Co KGaA, Ismaning, ist nach wie vor offen. Über die künftige Struktur ist noch keine Entscheidung gefällt worden, sagte Unternehmenssprecher Hartmut Schultz am Montag auf vwd Anfrage. In Medienberichten hatte es zuvor geheißen, es sei eine Auffanglösung namens "KirchMedia-Gruppe 2.0" geplant, welche mit dem Film- und Sportrechtehandel sowie der Mehrheitsbeteiligung an der ProSiebenSat.1 Media AG die wesentlichen Bestandteile der heutigen KirchMedia umfassen soll. Auch das Deutsche Sportfernsehen soll darin enthalten sein - allerdings nur, wenn die umkämpften Bundesliga-Rechte im Unternehmen bleiben.

      Außerdem sollen die bisherigen Produktionssparte sowie der Bereich "technische Dienstleistungen" aufgegeben werden. Zudem sei ein einschneidender Personalabbau vorgesehen. Zu einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", wonach die Commerzbank AG, Frankfurt, die Essener WAZ-Gruppe und das Hollywood-Studio Columbia TriStar sich gemeinsam um das Kirch-Erbe bemühen, wollte Schultz keine Stellung nehmen. "Wir kommentieren derzeit keine Gepräche mit potenziellen Investoren", erklärte er.

      Zur offenbar bevorstehenden Eröffnung des Insolvenzverfahrens von KirchMedia meinte er: "Wir rechnen im Laufe der Woche damit". Ein Sprecher des Amtsgerichts München sagte: Der Beschluss darüber werde erlassen, wenn der Richter fertig ist. Typischerweise dauere dies zwei Monate. Dies bedeute aber nicht, dass zwangsläufig genau nach zwei Monaten entschieden werde. In Presseberichten hatte er geheißen, am Mittwoch sei mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu rechnen.

      Unterdessen hat die KirchMedia ihren Streit mit ARD und ZDF über die Übertragung der Fußballweltmeisterschaft 2002 beigelegt. Die öffentlich-rechtlichen Sender hatten sich auf eine Übernahme ihres Vertrages für die Senderechte der WM durch die KirchMedia WM AG im schweizerischen Zug geeinigt. Diese Einigung bedürfe noch der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters, hieß es. Dadurch soll die Übertragung der WM-Spiele bis zum Finiale in ARD und ZDF gesichert sein.

      Zu den Gesprächen über die Vergabe der Fußball-Bundesligarechte beim zur KirchGruppe gehörenden Abosender Premiere erklärte deren Sprecher: "Die Verhandlungen sind weit fortgeschritten". Allerdings wollte er sich weder zu deren Inhalt äußern noch dazu, bis wann die Verhandlungen abgeschlossen seien. In der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe) hatte es geheißen, Premiere wolle bereits Anfang der Woche einen Vorvertrag für die nächsten fünf Jahre unterzeichnen und für die Saison 2002/03 statt der ursprünglich vereinbarten 200 Mio EUR nunmehr 140 Mio EUR zahlen. Außerdem wird nach Angaben des Premiere-Sprechers mit allen Hollywood-Studios nach wie vor verhandelt. Im Schnitt seien "alle Gespräche konstruktiv".

      Auch die Verhandlungen über die Trennung von den KirchPayTV-Töchtern Discovery und GoldStar TV seien "weit fortgeschritten". Bislang gebe es aber keine Entscheidung. +++Marion Brucker

      vwd/10.6.2002/mbu/mr

      10. Juni 2002, 10:49
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 20:56:45
      Beitrag Nr. 524 ()
      Man muss sehr skeptisch sein bei allen Berichten vom Stand der Kirch-Verhandlungen: Zu oft schon wurden gezielt Gerüchte gestreut, die sich im Nachhinein als falsch herausgestellt haben. Auch wenn der folgende Artikel von dem sehr gründlich recherchierenden Leyendecker stammt - ausgeschlossen ist es nicht, dass auch dies eins der vielen Ablenkungsmanöver in diesem Milliardenspiel ist.
      In jedem Fall scheint eine Entscheidung näher zu rücken - wenn es auch nicht so drängt, wie uns die Insolvenzverwalter aus durchsichtigen Gründen weismachen wollen.
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      Wirtschaft

      10.06.2002 16:36

      KirchMedia-Übernahme

      Ein flotter Dreier löst sich auf

      Der WAZ-Konzern wollte mit dem Hollywood-Studio Columbia bei Kirch einsteigen – doch dann blockte die Commerzbank.

      Von Hans Leyendecker


      Das sagenumwobene Filmlager von Leo Kirch . (AP )

      (SZ vom 11.06.02) - Der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu und Bodo Hombach, Verlagsgeschäftsführer der Essener WAZ-Gruppe, waren in den achtziger Jahren Funktionäre in der Politik. Wiesheu, heute 57, fungierte kurze Zeit als Generalsekretär für die CSU in München, Hombach, heute 49, viele Jahre als Landesgeschäftsführer der SPD in Düsseldorf. Beide haben sich kritisch beäugt, der Jüngere hat von dem Älteren gelernt. Die CSU-Broschüre Wir in Bayern kupferte der Sozialdemokrat von der Ruhr damals etwas schamlos ab und machte eine eigene Kampagne daraus: Wir in NRW.

      Seit ein paar Wochen sitzen Hombach und Wiesheu miteinander am Verhandlungstisch, reden über alte Zeiten und debattieren über die neue Lage auf dem Medienmarkt. Heißt es nun: Wir bei Kirch?

      Die vermögende WAZ-Gruppe hat Interesse, gemeinsam mit der Commerzbank und dem Hollywood-Studio Columbia TriStar die KirchMedia des Pleitiers Leo Kirch zu übernehmen. In der Kernfirma des untergegangenen Kirch-Reiches sind die Mehrheitsbeteiligung an der ProSieben Sat 1 Media AG sowie der Film- und Sportrechtehandel vereinigt. Die bayerische Landesregierung hat sich in die Verhandlungen eingeschaltet, weil der Standort München erhalten werden soll – und weil sehr großzügige Kredite der Bayerischen Landesbank an Kirch notleidend geworden.

      Es begann am 9. Mai

      Einige Male schien es so, als reifte in aller Stille eine schnelle Lösung. Das Konsortium wirkte einigermaßen harmonisch, die Commerzbank war vom möglichen Partner WAZ angetan. Seit 9. Mai ist Bank-Vorstand Wolfgang Hartmann mit den Essenern im Gespräch, wobei sich die Beteiligten kennen: Hartmann war einst als Gebietsfilialenleiter Essen zuständig fürs Firmenkundengeschäft.

      Die Commerzbank sitzt wie Columbia TriStar – eine Sony-Tochter – im Gläubiger-Ausschuss der insolventen Kirch Media. Die Firma aus Hollywood hat ein gewaltiges Problem, da es sich sowohl im werbefinanzierten Fernsehen als auch im Pay-TV an Kirch gebunden hat – der aber nicht mehr wie verabredet zahlen kann. Daher sah Columbia einen Ausweg im Zusammenspiel mit der potenten WAZ.

      Die Zeit drängt – schon Mitte dieser Woche soll das Insolvenzverfahren der Kirch Media offiziell eröffnet werden. Die neuen Kirch-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems und Wolfgang von Betteray basteln an einer Auffanggesellschaft ("NewCo" ), einer neuen KirchMedia, für die mal die Unternehmensberatung Roland Berger, mal das Londoner Bankhaus UBS Warburg Papiere erstellten. Für Investoren läuft am heutigen Dienstag die Frist aus, sich bei der Investmentbank in London zu melden.

      Es geht um viel Geld

      Offiziell wird der Preis für die Kirch Media auf bis zu fünf Milliarden Euro hochgerechnet. Intern
      ist zu hören, dass der Zuschlag bei rund drei Milliarden Euro erfolgt. Es geht also um viel Geld, um hohe Chancen und Risiken in einem unübersichtlich gewordenen Markt. Wer die WAZ kennt, reibt sich die Augen: Wird aus einem eher grauen Zeitungshaus ein bunter Medienkonzern?

      Zwar ist die WAZ-Gruppe zum größten europäischen Regionalzeitungsverlag und drittgrößten deutschem Medienunternehmen aufgestiegen. Doch der Umsatz (rund zwei Milliarden Euro) wurde von den 12.000 Mitarbeitern nach bewährten Essener Rezepturen gefertigt.

      Alte Substanzen, keine Experimente

      Selbst beim Kauf von Blättern in Osteuropa oder Österreich wurden alte Substanzen neu gemixt: Straffstes Kostenmanagement, vom Vertrieb bis zum Druck volle Kontrolle, keine Experimente. Neue Blätter wie etwa Wochen- oder Sonntagszeitungen wurden nicht gegründet, weil "wir solche journalistischen Innovationen nicht können", wie WAZ-Gesellschafter Erich Schumann erklärte.

      Kapitalinvestments hat die WAZ immer abgelehnt. 15 Prozent Rendite plus X war das Ziel, zwanzig Prozent des Gewinns müssen in die Firma gesteckt werden. Und jetzt das mysteriöse Kirch-Erbe? Im Fernsehen hat sich der Ruhr-Riese bisher nur - ökonomisch erfolgreich - mit einer schmalen RTL-Beteiligung an der Seite von Bertelsmann versucht.

      WAZ-Gesellschafter Erich Schumann, der nach dem Ausscheiden seines Partners Günther Grotkamp allein der starke Mann ist, hat früher oft bei Leo Kirch wegen dessen Anteil am Axel Springer Verlag in Höhe von 40 Prozent antichambriert. Der Rest von Kirch interessierte ihn nicht besonders – die WAZ verstand davon ja nichts. Ein Angebot des Alten aus Ismaning, seinem Freund Schumann die Formel 1 zu verkaufen, stieß in Essen auf wenig Interesse.

      Commerzbank überrascht durch Unverbindlichkeit

      Und nun tagten sie mal in München, mal in Frankfurt, mal in Mülheim – und rechneten. Zeitungsverleger Schumann hat eine schlichte Erklärung für den Sinneswandel: Ein Unternehmer, der nur auf ein Produkt (Zeitungen) setze, könne am Ende scheitern. Auf das gut gemischte Sortiment komme es heutzutage an.

      Doch seit dem vergangenen Wochenende sind die Chancen deutlich gesunken, dass das Dreier-Konsortium den Zuschlag bekommt, und das liegt wohl an der Commerzbank. Der Konsortialpartner ließ plötzlich durchblicken, er wolle keine Garantien übernehmen, dass die Fußball-Bundesliga ihr Geld von Kirch Media erhält. Die Profiklubs, die bis 2004 per Vertrag an TV-Partner Kirch gebunden sind, verlangen Sicherheiten für eine Fortsetzung der Geschäfte, am besten eine Bank-Bürgschaft.

      Ohne die begehrten Bundesliga-Rechte wäre Kirch Media für Investoren weit weniger interessant. Doch die Commerzbank will für die vielen hundert Millionen Euro nicht geradestehen und Columbia hat mit dem deutschen Profi-Fußball nichts zu tun – folglich müsste die WAZ alleine ins Risiko gehen. Das behagt dem Verlag nicht.

      WAZ-Manager wollen keine Banken-Führung

      Auch ist derzeit die Commerzbank AG nicht bereit, die unternehmerische Führerschaft durch die WAZ-Gruppe in einem Vertrag förmlich anzuerkennen. Das hatte die WAZ stets zur Bedingung gemacht; Hartmann soll das akzeptiert haben. Ende vergangener Woche schwenkte er, wie aus Frankfurt zu erfahren ist, um: Die Kollegen von der Investment-Abteilung haben Bedenken.

      Nun will die WAZ nicht mehr und in diesem Punkt sind die Essener Manager ganz altmodisch: Sie möchten überall das Sagen haben. Einer Bank trauen sie die unternehmerische Führung nicht zu.

      Am gestrigen Montagabend waren Hombach, Wiesheu und Bankier Hartmann zum vorläufig letzten Gespräch in München verabredet. Es ist wie bei der Fußball-WM: Das Geplänkel ist vorbei, die Tage der Entscheidung sind gekommen.
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      schrieb am 11.06.02 08:53:35
      Beitrag Nr. 525 ()
      Auch wenn der WAZ-Einstieg nach SZ-Angaben schon fast wieder vom Tisch ist: Die Diskussion darüber ist einen Blick wert.

      "Es wird in den nächsten Jahren kaum Geld jenseits der Medienbranche geben, das in die Medienbranche geht." - Das ist (auch) eine Folge des Neuer-Markt-Desaters. Fast alle börsennotierten Medienunternehmen sind/waren am Neuen Markt. Die damit verbundene Spekulationsblase hat die ganze Branche auf längere Zeit verbrannt.
      Abgesehen davon, dass es sich keine Partei leisten kann, parteipolitische Gründe für oder gegen eine Unternehmensentscheidung öffentlich zu verkünden - der WAZ-Gruppe wird zwar Nähe zur SPD nachgesagt, sie hat sich aber stets parteipolitisch zurückgehalten. Unter ihrem Dach tummeln sich (scheinbar) konkurrierende Zeitungen verschiedener Couleur. Schumann selbst hat Kohl letztes Jahr mit einer großen Spende aus der Patsche geholfen und sich damit Ärger mit der SPD eingehandelt.
      Ob eine Übernahme von KirchMedia durch die in NRW verwurzelte WAZ-Gruppe allerdings von der CSU goutiert würde, kann man bezweifeln. Es ist anzunehmen, dass Stoiber (selbstverständlich heimlich) versuchen wird, dies zu hintertreiben.

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      INTERVIEW-CDU sieht möglichen WAZ-Einstieg bei Kirch gelassen

      - von Rene Pfister- Stuttgart, 11. Jun (Reuters) - Die CDU hat nach Angaben ihres medienpolitischen Sprechers Günther Oettinger keine grundsätzlichen Einwände gegen einen möglichen Einstieg der WAZ-Gruppe bei der insolventen KirchMedia. "Es geht ja zuallererst darum, dass die Kirch-Gruppe in ihren bisherigen Aktivitäten und ihren Arbeitsplätzen erhalten bleibt. Und deswegen wird man jeden Bewerber mit Respekt behandeln müssen", sagte Oettinger in einem am Dienstag verbreiteten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Die Union habe kein Recht und letztendlich keine Möglichkeit, ein Engagement der WAZ-Gruppe zu verhindern, betonte Oettinger, der auch Chef der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag ist. WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach war vor seiner Tätigkeit bei der Essener Verlagsgruppe Kanzleramtsminister bei Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Nach Angaben aus Bankenkreisen steht ein Konsortium aus WAZ-Gruppe, Commerzbank und dem US-Filmstudio Columbia vor der Übernahme der KirchMedia. Die WAZ-Gruppe hatte am Sonntag grundsätzliche Überlegungen dazu bestätigt, wollte aber zu Details keine Stellung nehmen. An der neuen KirchMedia sollen die WAZ-Gruppe und die Commerzbank je 40 Prozent und Columbia 20 Prozent halten. Dabei solle die WAZ-Gruppe die fachliche Führung übernehmen, hieß es in den Kreisen. Die neue KirchMedia soll unter anderem auch eine 52-prozentige Beteiligung an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media umfassen. Oettinger äußerte die Erwartung, dass die WAZ-Gruppe KirchMedia bei einem möglichen Einstieg nicht politisch instrumentalisieren wird. "Ich glaube, dass jeder Erwerber klug genug sein wird, mit den Elementen der Kirch-Gruppe nicht Politik zu machen", sagte er. Zwar hätte die CDU am liebsten einen Investor gesehen, der nicht aus der Medienbranche kommt. Dies sei aber in der gegenwärtigen Marktlage nicht zu erwarten, sagte Oettinger. "Es wird in den nächsten Jahren kaum Geld jenseits der Medienbranche geben, das in die Medienbranche geht." Aus kartellrechtlicher Sicht sehe er keine Probleme in einem Engagement der WAZ-Gruppe, weil diese bisher im Bereich der elektronischen Medien nicht aktiv sei. pfi/kad
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      schrieb am 11.06.02 09:26:49
      Beitrag Nr. 526 ()
      Ohne Kommentar zwei Artikel und ein Kommentar aus der ftd. Ist das die Sicht der Bertelsmann-Gruppe?
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      Aus der FTD vom 11.6.2002 www.ftd.de/kirchmedia
      Kirch-Media: WAZ-Gruppe mit guten Aussichten
      Von Lutz Meier, Bertrand Benoit und Günter Heismann

      Die Sanierungsgeschäftsführer der Kirch Media betrachten die Essener WAZ-Gruppe im Verbund mit ihren Partnern als aussichtsreichste Bieterin für die Geschäfte des insolventen Medienkonzerns. Das Konsortium sei der einzige Bieter, mit dem es fortgeschrittene Gespräche gebe.

      Aus dem Umfeld der Geschäftsführung hieß es am Montag, die Gläubiger seien kurzfristig über die Fortschritte der Gespräche der mit dem Konsortium aus WAZ-Gruppe, Commerzbank und dem Hollywood-Studio Columbia-Tristar informiert worden.

      Aber auch unter den Altgesellschaftern der Kirch Media - dazu zählen Rupert Murdoch, Silvio Berlusconi, der saudische Prinz Al Walid sowie die Finanzkonzerne Lehman Brothers und Capital Research - gebe es weiterhin Pläne, den Kernbestand des Konzerns zu übernehmen. Allerdings hatten die Altgesellschafter bei einem Treffen in der letzten Woche den Tagesordnungspunkt einer Kapitalerhöhung vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens wieder von der Tagesordnung gestrichen.

      WAZ bereitet sich vor

      Gleichzeitig bereitet sich die WAZ-Gruppe auf ein mögliches Gebot vor. So hat der Essener Zeitungskonzern bereits seinem langjährigen Partner Bertelsmann signalisiert, dass er mit diesem über den Verkauf des WAZ-Anteils am Bertelsmann-Fernsehkonzern RTL Group verhandeln wolle. Das besagen Informationen aus dem Umfeld des Bertelsmann-Konzerns. Die WAZ hält durchgerechnet 7,4 Prozent an Europas größter TV-Gruppe, die in Deutschland der größte Konkurrent der Kirch-Sender ist. Schon aus kartell- und medienrechtlichen Gründen müsste die WAZ diesen Anteil abgeben, falls sie bei Kirch einsteigt.

      Der Essener Zeitungskonzern selbst ließ am Montag weiterhin mitteilen, er habe noch keine Entscheidung darüber getroffen, ob er sich an einem Gebot beteiligt. In der Vergangenheit hatten Expansionspläne des geschäftsführenden Gesellschafters Erich Schumann zum Streit geführt. So widersetzte sich Petra Grotkamp, die der zweiten Gesellschafterfamilie angehört, im letzten Jahr Schumanns Plänen, die EM.TV-Anteile an der Formel 1 anstelle von Kirch zu übernehmen.

      Allerdings wird bei der Commerzbank betont, dass es noch nicht sicher sei, ob das Konsortium zustande kommt. Der Vorstand der Bank berät am Dienstag turnusgemäß in Frankfurt, dabei geht es auch um das mögliche Gebot für Kirch Media. Es werde aber noch nicht mit einer Entscheidung gerechnet, hieß es am Montag in Bankenkreisen. Den Informationen zufolge wollen sich WAZ-Gruppe und Commerzbank mit jeweils 40 Prozent an dem Konsortium beteiligen, Columbia-Tristar, eine Tochter des Sony-Konzerns, erhielte 20 Prozent. Es werde noch einige Zeit dauern, bis das Konsortium Form annehme, hieß es. Besonders über Bewertungs- und Preisfragen werde noch gesprochen. Dabei gehe es insbesondere um den Wert des Filmstocks der Kirch Media.

      TV- und Rechtegeschäft im Blick

      Die Commerzbank hatte nach der Insolvenzanmeldung eine führende Rolle übernommen und auch die Interimsgeschäftsführer Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems ausgewählt. Den Plänen zufolge würde das Konsortium das Fernsehgeschäft der Kirch Media sowie den Rechtehandel übernehmen. Der Großteil des Produktionsimperiums würde dagegen nicht zu dem künftigen Unternehmen gehören. Lediglich Firmen wie Kirch-Media-Entertainment, die stark mit Kirch-Sendern verbandelt sind, sollen dabeibleiben.
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      Aus der FTD vom 11.6.2002 www.ftd.de/leute
      Erich Schumann: Der Unbekümmerte
      Von Lutz Meier, Berlin

      Noch diese Woche könnten die Weichen für eine Neuordnung der deutschen Medienlandschaft gestellt werden. Ein Konsortium um die Essener WAZ-Gruppe will Branchenkreisen zufolge ein Milliardengebot für die Filetstücke der insolventen Kirch Media abgeben. Mittendrin: der geschäftsführende Gesellschafter der WAZ-Gruppe, Erich Schumann.

      So gibt sich nur einer, der es sich leisten kann: Erich Schumann handelt nach Gutdünken, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Wie ein Traditionsmittelständler ohne Profilsorgen sitzt er in einem lichtarmen Büro am Ende langer Flurmeter in der Zentrale der Mediengruppe Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), die ohne jede Großzügigkeit eine schmuddelige Ecke der Essener Innenstadt ausfüllt. In Essen braucht ein Verlagschef keinen Platz an der Spitze eines Turms. Doch der Mann könnte bald den Ton auf dem weltweit zweitgrößten TV-Markt angeben.

      Allzu viel Rücksichtnahme vermeidet der WAZ-Chef: Wenn ihm danach ist, stößt Schumann Konkurrenten wie Partner vor den Kopf. Mit der unbekümmerten Mine des älteren Herrn, der sich selbst genug ist, verschränkt Schumann die Arme vor der Brust und sagt Dinge, die Mitstreiter wie Bertelsmann oder Gegenspieler wie Springer ungern hören. Er hat keinen Grund für Floskeln. Seine WAZ-Gruppe zählt zu den profitabelsten Medienkonzernen. Geld verdienen genügt in Essen.

      Gelegenheiten nutzen ist die einzige Strategie

      Selbst kleine Firmen der Medienbranche haben inzwischen Kommunikationsabteilungen, lassen Logos entwickeln und Visionen. All das hält Schumann für so entbehrlich, wie die Öffentlichkeit über Geschäftszahlen zu informieren. "Es ist halt unsere Kultur, nicht so sehr in die Öffentlichkeit zu gehen", sagt er. Hinter der Expansion der WAZ in den letzten Jahren sieht Schumann keine Strategie: "Wir nutzen Möglichkeiten", mehr nicht. "Wir haben von Anfang an nie gedacht, dass unser Haus ein Fernsehhaus wird, sondern wir haben Gelegenheiten ergriffen", sagte er vergangenes Jahr über die Partnerschaft mit Bertelsmann bei RTL. Nun gibt es wieder eine Gelegenheit: Kirch Media. Ähnlich wie voriges Jahr, als Schumann Kirch die Formel 1 wegschnappen wollte.

      Die WAZ-Gruppe hat kein gutes Image, aber das stört Schumann nicht. Wertvoller ist es für ihn, dass der Konzern weithin unbekannt ist, obwohl er zu den größten zählt. Das liegt auch an den skurrilen Zügen in der Führungsetage. WAZ-Gründer Erich Brost bestellte Schumann, einst Anwalt Willy Brandts, als Geschäftsführer. 1985 zahlte er seinen Sohn aus und adoptierte Schumann. Der besitzt nun mit der 81-jährigen Adoptivmutter Anneliese Brost die Hälfte der Konzerns.

      Als Kogeschäftsführer holte sich das ehemalige SPD-Mitglied Schumann - vor zwei Jahren flog er wegen einer Spende an Helmut Kohl aus der Partei - den SPD-Politiker Bodo Hombach. Die andere Gesellschafterseite vertritt Lutz Glandt. Im Hintergrund wirkt Schumanns langjähriger Sparringspartner Günter Grotkamp. Der hatte den Formel-1-Kauf verhindert. Er könnte auch diesmal die Bremse ziehen.
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      Aus der FTD vom 11.6.2002
      Leitartikel: Kirchs Retter

      Nicht einmal Erich Schumann hätte sich wohl träumen lassen, dass er einmal als rettender Engel erscheint.

      Die Perspektive, dass der WAZ-Chef und nicht Rupert Murdoch oder Silvio Berlusconi Leo Kirchs Erbe antritt, gibt vielen Anlass zur Erleichterung: Wer so vertraut mit dem deutschen Geschäft - und der deutschen Politik - ist, wird wohl kaum die bösen Dinge tun, die ausländischen Medienkonzernen gern unterstellt werden.

      Schließlich hatten der Bundeskanzler und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident im Kneipenhinterzimmer solch eine Lösung bereits einmal entwickelt. Eine Einigung mit der WAZ könnte demnach Mitarbeiter und Gläubiger aufatmen lassen. Allenfalls Edmund Stoiber müsste die Lösung arg rheinisch vorkommen.

      Doch diese Sicht ist zu schön, um wahr zu sein. Sie zeigt, wie schnell die Aussagen über den Wandel der deutschen Medienbranche nach der Pleite vergessen sind. Kirch ist daran gescheitert, mit mittelständischen Strukturen einen international konkurrenzfähigen Konzern aufbauen zu wollen. Auch die WAZ ist mittelständisch geprägt. Im Fernsehgeschäft hat sie zudem wenig Erfahrungen.

      Zudem stellt sich die Frage, ob sich die Integration von TV-Sendern und dem Rechtegeschäft nicht überlebt hat. Aber die Kirch-Sanierer wollen beides nur zusammen verkaufen.

      Schließlich darf man sich wundern, was aus der Sorge geworden ist, ein Investor wie Murdoch könne die neue Medienmacht missbrauchen. Sie gilt wohl nur bei Ausländern. Doch auch die WAZ-Gruppe, die in der Vergangenheit einen recht nonchalanten Umgang mit Kartellfragen bewiesen hat, muss sich Fragen gefallen lassen.
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 10:40:40
      Beitrag Nr. 527 ()
      Kreise - Erwarten Insolvenzantrag von TaurusHolding am Dienstag

      München, 11. Jun (Reuters) - Die Kirch-Dachgesellschaft TaurusHolding und die Tochter KirchBeteiligungen werden nach Angaben aus Branchenkreisen wahrscheinlich noch am Dienstag einen Antrag auf Insolvenz stellen. Damit ist die Zerschlagung der Münchener Kirch-Gruppe des Firmengründers Leo Kirch endgültig besiegelt. "TaurusHolding und KirchBeteiligungen werden wohl noch heute Insolvenz anmelden", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagvormittag aus den Kreisen. Die TaurusHolding ist die Dachgesellschaft der drei Säulen der Kirch-Gruppe - der Rechtehandelsgesellschaft KirchMedia, der KirchPayTV und der KirchBeteiligungen, in der zum Beispiel die Anteile Kirchs am Axel Springer Verlag und an der Formel 1 enthalten sind. KirchMedia hatte am 8. April, KirchPayTV am 8. Mai einen Insolvenzantrag gestellt. Ein Sprecher des Amtsgerichtes sagte am Dienstagvormittag, es sei noch kein Insolvenzantrag von KirchGesellschaften eingegangen. Ein Sprecher der Kirch-Gruppe lehnte einen Kommentar ab. Mit dem Schritt verliert der 75-jährige Kirch endgültig seinen Einfluss auf sein ehemaliges Medienimperium, das er in den letzten fünf Jahrzehnten aufgebaut hatte. bub/ked

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      Kommentar:

      Wenn es wirklich so weit ist, dann ist das Ende des Kirch-Imperiums endgültig. Damit verliert Kirch auch die Möglichkeit, den Springer-Anteil selbst zu verwerten - dies wird der Insolvenzverwalter erledigen. Man wird sehen, ob er damit eine glücklichere Hand hat als die HVB und die CoBa, oder ob er doch an die DeuBa fällt.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 11:16:48
      Beitrag Nr. 528 ()
      Der Spiegel übernimmt offenbar die Version der SZ, dass der WAZ-Einstieg wieder sehr in Frage steht.
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      SPIEGEL ONLINE - 11. Juni 2002, 11:04
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,200292,00.html

      KirchMedia

      Zwist beim Bieter-Trio bedroht Übernahme

      Ein kurioses Konsortium aus WAZ-Gruppe, Commerzbank und der Sony-Tochter Columbia gilt als Favorit für die Übernahme der KirchMedia. Doch die Commerzbank bekommt kurz vor dem entscheidenden Termin offenbar Angst vor der eigenen Courage.


      Sitz der WAZ-Gruppe in Essen: Der riskante Sprung ins Fernseh- und Rechtegeschäft droht an der Blockade der Banken zu scheitern

      München/Essen/Frankfurt - Es wird langsam ernst, nach einer Phase des unverbindlichen Flirts müssen nun Entscheidungen fallen. Am Montagabend sollen WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach, Commerzbank-Vorstand Wolfgang Hartmann und Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) noch einmal zusammengekommen sein, um den Einstieg bei der insolventen Kirch-Tochter zu besprechen.

      Der Commerzbank-Vorstand will sich laut Branchenkreisen am Dienstag auf einer Vorstandssitzung mit dem Thema beschäftigen. Keine leichte Aufgabe für Vorstand Hartmann: Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" hat er Zusagen, die er der WAZ-Gruppe bereits gemacht habe, wieder zurückgezogen. Die Chancen, dass das Trio in dieser Woche den Zuschlag bekommt, seien damit deutlich gesunken.

      WAZ zweifelt angeblich an Kompetenz der Commerzbank

      Beobachter rechnen damit, dass gut zwei Monate nach dem Insolvenzantrag der KirchMedia noch in dieser Woche das formelle Insolvenzverfahren eröffnet wird. Es hieß bisher, die WAZ-Gruppe, die Commerzbank und das Hollywood-Studio Columbia TriStar würden vorher ein Gebot von vermutlich drei Milliarden Euro für die Filetstücke des Kirch-Kerngeschäftes abgeben. Das Verlagshaus aus Essen und die Bank würden jeweils 40 Prozent, die Amerikaner den Rest erhalten.

      Wie die "Süddeutsche" schreibt, ist die Commerzbank aber nicht mehr bereit, der WAZ-Gruppe die unternehmerische Führung an der KirchMedia-Auffanggesellschaft zu übertragen, die nach ersten Vorschlägen vermutlich NewCo heißen wird. Die Essener hätten es stets zur Bedingung für einen Einstieg gemacht, dass sie die Regie führen dürfen. Bank-Vorstand Hartmann soll seine ursprüngliche Zustimmung revidiert haben, nachdem die Commerzbank-Investmentabteilung Einspruch erhoben habe. Die WAZ-Chefs trauen dem Geldinstitut laut "Süddeutsche" nicht zu, das Medienunternehmen zu führen, zum dem der Sport- und Filmrechtehandel sowie das TV-Unternehmen ProSiebenSat.1 gehören.

      Streitpunkt Bundesliga

      Zugleich gibt es offenbar Streit unter den drei Konsortialpartnern, wer die finanziellen Risiken des Einstiegs ins Bundesliga-Geschäft tragen soll. Die Proficlubs sind vertraglich bis 2004 an KirchMedia gebunden und verlangen Garantien dafür, dass sie bis dahin ihr Geld sehen. Columbia soll keinerlei Interesse daran haben, dafür zu bürgen. Auch die Commerzbank wolle entgegen ursprünglichen Zusagen nicht mehr für die dreistellige Millionensumme gerade stehen, heißt es in der "Süddeutschen". Die WAZ müsste das Risiko alleine tragen, und dies missfalle dem Management.

      Branchenbeobachter wundern sich ohnehin darüber, was die WAZ-Gruppe mit den Fernseh- und Sportrechtebeteiligungen anfangen will. Der vermögende Verlag, der Konkurrenten durch seine hohe Rendite und Sparsamkeit beeindruckt, setzt in Deutschland, Österreich und Osteuropa fast ausschließlich auf das Geschäft mit regionalen Tageszeitungen und hat Experimente bisher stets abgelehnt.

      Zeitungen allen zu unsicher

      Abgesehen von einer 7,4-Prozent-Beteiligung an der RTL Group hat die Gruppe keinerlei Erfahrungen im Fernsehgeschäft. WAZ-Gesellschafter Erich Schumann hatte sich bisher zwar bemüht, Leo Kirchs 40-Prozent-Anteil am Axel Springer Verlag zu übernehmen, bisher aber kein Interesse an anderen Geschäftszweigen der KirchGruppe erkennen lassen - obwohl ihm offenbar die Formel-1-Beteiligung von Kirch angeboten worden ist.

      Schumann hatte traditionell den Einstieg in Geschäftsfelder abgelehnt, von denen sein Unternehmen nichts verstehe. Nun scheint er seine Meinung geändert zu haben: Ein Medienkonzern, der nur auf Zeitungen setze, sei immer krisenanfälliger als ein breit aufgestelltes Haus mit mehreren Segmenten.
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 14:03:38
      Beitrag Nr. 529 ()
      Bleiben doch einzelne Töchter (wie KirchPrintBeteiligungen) von der Insolvenz ausgenommen? Wenn ja, wer hat auf sie Zugriff: Kirch oder der Insolvenzverwalter?
      Seltsam: Auf der Homepage von KirchBeteiligungen ist Springer als direkte 40%-Tochter ausgewiesen. Einen Hinweis auf "KirchPrintBeteiligungen" habe ich dort nicht gefunden. Vielleicht ist diese Gesellschaft ja auch "insolvenzsicher" in der Schweiz lokalisiert?!
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      FOKUS 1-Kreise - Erwarten Dienstag TaurusHolding-Insolvenz

      München, 11. Jun (Reuters) - Die Kirch-Dachgesellschaft TaurusHolding und die Tochter KirchBeteiligungen werden nach Angaben aus Branchenkreisen wahrscheinlich noch am Dienstag einen Antrag auf Insolvenz stellen. ...

      UNKLARHEIT ÜBER KONSEQUENZEN FÜR SPRINGER-PAKET
      Die TaurusHolding ist die Dachgesellschaft der drei Säulen der Kirch-Gruppe - der Rechtehandelsgesellschaft KirchMedia, der KirchPayTV und der KirchBeteiligungen, in der zum Beispiel die Anteile Kirchs am Axel Springer Verlag und an der Formel 1 enthalten sind. Leo Kirch ist bei beiden Unternehmen noch Vorsitzender der Geschäftsführung. Die Verantwortung für die Geschäfte würde nach dem Gang zum Insolvenzgericht jedoch ein vorläufiger Insolvenzverwalter übernehmen. Unklar bleibt damit, ob nun der vorläufige Insolvenzverwalter oder Kirch selbst weiter nach einem Käufer für die 40-prozentige Beteiligung am Springer Verlag sucht, die in einer weiteren Gesellschaft, KirchPrintBeteiligungen, gebündelt sind. Kirch hat eigentlich bis Ende August Zeit, das Paket zu verkaufen, um einen Kredit an die Deutsche Bank zurückzuzahlen, sonst fallen die Anteile an das Kreditinstitut, das das Paket noch in diesem Jahr an die Börse bringen will.

      ERÖFFNUNG DES KIRCHMEDIA-INSOLVENZVERFAHRENS
      Das Amtsgericht München wird das Insolvenzverfahren über die Kerngesellschaft KirchMedia nach Angaben aus Branchenkreisen vermutlich in dieser Woche eröffnen. Langsam kristallisierten sich die Investoren heraus, die ernsthaft eine Übernahme der kompletten KirchMedia oder von Teilen überlegten, hieß es. "Etwa 20 bis 25 sind ernsthaft interessiert", sagte ein mit den Verhandlungen Vertrauter. In dieser Woche wolle die Investmentbank UBS Warburg, die mit der Investorensuche beauftragt wurde, konkretere Angebote einsammeln. Nach Angaben aus Bankenkreisen haben sich bei einer ersten Sondierung insgesamt 82 Interessenten gemeldet. Als aussichtsreichster Bieter gilt derzeit ein Konsortium von Commerzbank, WAZ-Gruppe und dem US-Filmstudio Columbia TriStar. Die endgültige Entscheidung über einen Investor für KirchMedia trifft aber die Gläubigerversammlung, die nach Angaben eines Kirch-Sprechers Ende Juli oder Anfang August einberufen werden soll. bub/ked
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 14:29:40
      Beitrag Nr. 530 ()
      Ich habs jetzt doch gefunden: "Print Beteiligungs GmbH" ist 100%ige Tochter von "Kirch Beteiligungs GmbH & Co. KG" und verwaltet offenbar ausschließlich den Springer-Anteil. Außerdem hat KirchBeteiligungen noch die 100%-Tochter "Art Beteiligungs GmbH", die ausschließlich die 100%-Tochter "Classica Unitel Film- und Fernseh-Produktions-GmbH" verwaltet.
      Allmählich hab ich Verständnis dafür, dass die Banken da nicht mehr durchblicken.

      Ein schönes Diagramm der Kirch-Gruppe findet sich bei der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich:
      http://www.kek-online.de/kek/medien/beteiligung/1kirchkomp.p…
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 21:16:36
      Beitrag Nr. 531 ()
      Auszüge aus einer Reuters-Meldung:
      ________________________________________________________________

      Kreise - Premiere-Finanzspritze mit Vorbehalt genehmigt

      ...
      Premiere-Chef Georg Kofler hatte den beiden Gläubigerbanken, die KirchPayTV Kredite von insgesamt rund 750 Millionen Euro gewährt haben, vergangene Woche Grundzüge seines Konzeptes zur Fortführung des Senders vorgestellt. Mit Kostensenkungen vor allem beim Rechteeinkauf will Kofler Premiere bis 2004 in die schwarzen Zahlen bringen. Teilweise seien die Preisverhandlungen mit den US-Filmstudios schon abschlussreif, hatte Kofler in einem Reuters-Interview angekündigt. Erfolge müsse Premiere auch vorweisen, damit die rund 100 Millionen Euro tatsächlich gezahlt würden, hieß es in Kreisen des Senders. Dazu zähle zum Beispiel der Abschluss der Verhandlungen über die PayTV-Rechte an der Fußball-Bundesliga. "Premiere muss eine Liste an Hausaufgaben erledigen, bevor das Geld fließt. Diese sind lösbar. Die Frage ist - reicht die Zeit?", hieß es. Die Finanzspritze soll Premiere das Überleben zumindest für die nächsten Wochen sichern, in denen Kofler nach neuen Investoren sucht. Als Interessenten gelten in Branchenkreisen unter anderem die US-Filmstudios selbst, wie Warner Bros oder Paramount, aber auch der US-Kabelnetzbetreiber Liberty Media.

      INSOLVENZANTRÄGE VON KIRCH-GESELLSCHAFTEN FERTIG - KREISE
      Unterdessen werden die Kirch-Dachgesellschaft TaurusHolding und KirchBeteiligungen nach Angaben aus Branchenkreisen nun voraussichtlich am Mittwoch beim Münchener Amtsgericht Insolvenz beantragen. Damit wäre die Zerschlagung des Medienimperiums von Gründer Leo Kirch endgültig besiegelt. "Die Insolvenzanträge sind fertig gestellt", hieß es in Branchenkreisen. Eigentlich war die Einreichung der Anträge schon für Dienstag erwartet worden, das Prozedere habe sich aber etwas verzögert, hieß es.

      ...
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 21:25:56
      Beitrag Nr. 532 ()
      Aus der SZ:
      ___________________________________________________________________

      11.06.2002 17:00

      Zerfall

      Bei Kirch stürzt jetzt das Dach ein

      Die TaurusHolding, Überbau des Medien-Imperiums, will offenbar morgen Insolvenz anmelden. Premiere kann dagegen hoffen.


      Der von der Zahlungsunfähigkeit bedrohte Bezahlsender Premiere kann mit einer dringend benötigten Finanzspritze der Gläubigerbanken rechnen.

      Der Vorstand der Bayerischen Landesbank habe der Gewährung eines Überbrückungskredits zugestimmt, erfuhr die dpa am Dienstag aus Finanzkreisen.

      Auch bei der HypoVereinsbank gebe es keine Widerstände. Der verlustreiche Sender soll rund 100 Millionen Euro bekommen. Damit will Chef Georg Kofler die Zeit bis zum Einstieg von Investoren überbrücken.

      Dagegen steht das Medienimperium Leo Kirchs offenbar kurz vor dem endgültigen Zerfall. Die Dachgesellschaft TaurusHolding will nach Informationen aus Branchenkreisen bis zum (morgigen) Mittwoch Insolvenzantrag stellen.

      Dieser Schritt wurde auch für die Konzerntochter KirchBeteiligung erwartet. Kirch-Sprecher Hartmut Schultz lehnte einen Kommentar ab.

      Noch kein Antrag beim Amtsgericht

      Beim Münchner Amtsgericht gingen nach Angaben eines Sprechers bis zum Dienstagmittag keine weiteren Insolvenzanträge des Kirch-Konzerns ein. Die Unternehmenstöchter KirchMedia und KirchPayTV hatten bereits im April und Mai Insolvenz beantragt.

      Die Dachgesellschaft TaurusHolding GmbH & Co. KG ist die Schaltzentrale des Kirch-Konzerns, sie bestimmt die Strategie des Unternehmens. Die Holding bildet den Überbau des Konzerns, der sich in rund 65 Unternehmen und Beteiligungen aufgliedert. Taurus hält 73 Prozent an KirchMedia und 70 Prozent an KirchPayTV.

      Die KirchBeteiligung, in der unter anderem die Anteile am Springer-Verlag und die Mehrheit an der Formel 1 gebündelt sind, ist zu 100 Prozent im Besitz der Holding.

      Situation um KirchMedia verworren

      Unklar ist weiterhin die Situation um das Herzstück der Gruppe, der KirchMedia AG. Die Westdeutsche Allgemeine berichtete, die Verhandlungen über die Neuordnung der KirchMedia gingen "in eine entscheidende Phase".

      Die WAZ-Gruppe erwägt gemeinsam mit der Commerzbank und dem Hollywood-Studio Columbia Tristar den Film- und Sportrechtehandel sowie die Mehrheitsbeteiligung an der profitablen Senderfamilie ProSiebenSAT1 zu übernehmen.

      Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sind die Verhandlungen jedoch ins Stocken geraten, weil die Commerzbank die WAZ nicht als unternehmerische Führung anerkennen wollte.

      Zudem weigert sich die Commerzbank offenbar, beim Kauf der teuren Kirch-Sportrechte mitzumachen.

      Mehrere Angebote denkbar

      Wie das Handelsblatt berichtete, strebt jetzt sowohl der WAZ-Konzern als auch Columbia die Mehrheit an KirchMedia an.

      Aus Unternehmenskreisen erfuhr die Zeitung, Columbia wolle nur dann bei KirchMedia einsteigen, wenn es die Mehrheit bekäme.

      Laut Handelsblatt betrachten die KirchMedia-Geschäftsführer das Trio um den WAZ-Konzern als aussichtsreiche Kandidaten für den Verkauf der Herzstücke. In diesen Tagen läuft die Frist für die Abgabe von Angeboten aus. In Branchenkreisen hieß es, es sei nicht auszuschließen, dass mehrere ernst zu nehmende Angebote eingingen.

      (sueddeutsche.de/dpa/ap)
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 21:36:06
      Beitrag Nr. 533 ()
      .
      Wenn Premiere wirklich gerettet wird, ergibt sich die absurde Situation, dass man aus politischen Gründen die operativ gesunden Teile der Kirch-Gruppe in die Insolvenz schickt, um den eigentlichen Verursacher des Desasters, nämlich Premiere zu retten. Und wieder ist die BayernLB maßgeblich beteiligt.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 23:30:04
      Beitrag Nr. 534 ()
      Sieht so aus, als fiele KirchMedia wirklich an die WAZ
      __________________________________________________________________________________

      Kreise - Commerzbank-Vorstand für KirchMedia-Übernahmepläne

      - Von Mirko Wollrab - Frankfurt, 11. Jun (Reuters) - Der Commerzbank-Vorstand hat am Dienstag nach Informationen aus Bankenkreisen grünes Licht für die geplante Übernahme der insolventen KirchMedia durch ein Konsortium von Commerzbank, WAZ-Gruppe und dem US-Studio ColumbiaTristar gegeben. "Der Vorstand hat das Go-Ahead gegeben. Noch in dieser Woche soll ein Konsortialvertrag unterzeichnet und dann der Bieterprozess eingeleitet werden", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstagabend im Anschluss an die turnusmäßige Vorstandssitzung der Bank. Die drei Parteien hätten der von der Kirch-Gruppe mit der Investorensuche beauftragten Investmentbank UBS Warburg in gleichlautenden Schriftstücken ihr Interesse bekundet. Dem Konsortium werden nach Angaben aus Branchenkreisen die besten Chancen eingeräumt, den Zuschlag für das ehemalige Kerngeschäft der Kirch-Gruppe zu erhalten. Die "neue" KirchMedia soll vor allem den Film- und Sportrechtehandel sowie die gut 52-prozentige Beteiligung an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media umfassen. Der defizitäre Sportsender DSF werde nur im Unternehmen bleiben, falls KirchMedia die TV-Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga für die nächsten zwei Spielzeiten erhält. "Aus heutiger Sicht kann man im optimalen Fall dann 2,5 Milliarden Euro für das neue Unternehmen ansetzen", hieß es aus den Kreisen. KirchMedia hatte als erste Gesellschaft des Medienimperiums von Leo Kirch am 8. April einen Insolvenzantrag gestellt. Eine Eröffnung des Insolvenzverfahrens wird für die nächste Woche erwartet. mwo/rkr
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 11:16:51
      Beitrag Nr. 535 ()
      DSF will 2003 an wieder an die Gewinnschwelle herankommen

      München, 12. Jun (Reuters) - Der Chef des Deutschen Sportfernsehens (DSF), Stefan Ziffzer, will den defizitären Kirch-Sender im nächsten Jahr wieder an die Gewinnzone heranführen. "Nächstes Jahr kommen wir nahe an die Gewinnschwelle heran", sagte Ziffzer in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Handelsblatt. "Voraussetzung ist, dass das Werbevolumen über dem von 2002 liegt", fügte er hinzu. In den ersten vier Monaten dieses Jahres seien die Verluste im Vergleich zum Vorjahr halbiert worden. DSF hatte im Mai angekündigt, rund ein Viertel seiner 400 Stellen abbauen zu wollen. Die Redaktionskosten von 100 bis 120 Millionen Euro pro Jahr sollen in diesem Jahr um zehn bis 15 Prozent verringert werden. "Wir haben noch immer einen Liquiditätsengpass. Aber wir haben im Juni die Gehälter inklusive Urlaubsgeld bezahlt", sagte Ziffzer. DSF ist eine Tochter der Kirch-Kerngesellschaft KirchMedia, die Anfang April Insolvenz anmeldete und nun auf der Suche nach neuen Investoren ist. Das Sportfernsehen solle nur in der neuen KirchMedia enthalten bleiben, wenn die Gesellschaft den Zuschlag für die TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga für die nächsten Spielzeiten erhalte, hatte es bisher in Kirch-Kreisen geheißen. "Für unser weiteres Schicksal sind die Bundesligarechte von großer Bedeutung", bestätigte Ziffzer dem "Handelsblatt". Wie die Zeitung weiter berichtete, haben der TF 1-Sender "Eurosport" und der US-Sender ESPN Interesse am Kauf von DSF angemeldet. bub/ked
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 13:13:05
      Beitrag Nr. 536 ()
      Es ist vollbracht!

      Jetzt wird die WAZ ihr RTL-Paket an Bertelsmann verkaufen und die Federführung bei ProSieben übernehmen (viel Spaß, Edmund :)) und dann ist zumindest für mich die Welt wieder in Ordnung. Auf die Zukunft des PayTV bin ich aber auch gespannt, zumal das deutsche Kabelfernsehen (jedenfalls hier in NRW) auch am Ende ist.

      München, 12. Jun (Reuters) - Nach der Insolvenz von KirchMedia[KRCH.UL] und KirchPayTV haben nun auch die letzten beiden wichtigen Holding-Gesellschaften der Kirch-Gruppe Insolvenz angemeldet.
      Wie ein Sprecher des Münchener Amtsgerichts mitteilte, gingen am Mittwoch wie erwartet Insolvenzanträge der Dachgesellschaft TaurusHolding und ihrer Tochter KirchBeteiligung ein. Damit ist die Zerschlagung des Medienimperiums von Firmengründer Leo Kirch endgültig besiegelt. Bereits am Dienstagabend sei auch ein Insolvenzantrag der Formel 1 Beteiligungs GmbH eingegangen, sagte der Gerichtssprecher weiter.
      Die TaurusHolding war die Dachgesellschaft der drei Säulen der Kirch-Gruppe - der Rechtehandelsgesellschaft KirchMedia, der KirchPayTV und der KirchBeteiligung, in der zum Beispiel die Anteile Kirchs am Axel Springer Verlag<SPRGn.DE> und an der Formel 1[FOON.UL] enthalten sind. KirchMedia hatte am 8. April, KirchPayTV am 8. Mai die Insolvenz beantragt.
      bub/ked


      Wednesday, 12 June 2002 12:58:11
      RTRS [nL12318615]
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 14:02:12
      Beitrag Nr. 537 ()
      @noch-n-zocker

      aha, auch ein NRWL-ler. ish sei Dank geht oft bei mir n-ish-ts.

      Auf payTV können wir getrost verzichten. Die tollen neuen Abozahlen sind doch nur wegen WM und den günstigen Einstiegsangeboten. Das wird sich wieder ändern.

      @rv

      lustige Zeiten kommen auf uns zu. Zwar hiess Bertelsmann gebe eine Wandelanleihe wegen Zombakauf aus, wird aber wohl eher noch andere Gründe haben.
      ~~~~~~~~~~
      Lustig zu lesen, dass einige erst jetzt festgestellt haben, dass in der Library von Kirch Massenschrott ist. Gucken die alle kein Fernsehen oder was?! Das Lesen einschlägiger Fachzeitschriften würde aber auch genügen. Falls hier ein paar Banker sind ... bischen Weiterbildung und Recherche ist immer vorteilhaft ... nicht immer nur auf Abschreibungen setzen gelle?!!

      nichtsteffie
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 14:11:35
      Beitrag Nr. 538 ()
      Allmählich klärt sich der Nebel. Mal sehen, ob nicht auch Premiere Insolvenz anmelden muss, spätestens nach der Wahl ;) - das Abschalten eines Fernsehsenders mit Verlust der bezahlten Abos würde wahrscheinlich von viel breiteren Schichten wahrgenommen als die Insolvenz der KirchGruppe.
      Auch wenn die KirchMedia-Übernahme zwischen Hombach (WAZ) und Wiesheu (bayrische Landesregierung besprochen wurde - gefallen wird das Stoiber sicher nicht. Schließlich wird er einen großen Teil seines Einflusses im Free-TV verlieren. Die WAZ wird sich voraussichtlich neutral verhalten - oder sie betreibt einen Sender mit CDU-Orientierung und einen anderen mit SPD-Orientierung (wie sie es im Zeitungsbereich macht).

      Unklar ist mir immer noch, ob die KirchBeteiligungen-Tochter Print Beteiligungen GmbH auch insolvent ist. Sonst bliebe Kirch möglicherweise im Besitz des Springer-Pakets.
      __________________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 12. Juni 2002, 13:29
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,200469,00.html

      KirchGruppe

      Das Ausschlachten beginnt

      Gemeinsam mit der Verlagsgruppe WAZ und dem Hollywood-Studio Columbia Tristar hat die Commerzbank ein erstes Angebot zur Übernahme der zahlungsunfähigen KirchMedia abgeben. Unterdessen meldete Kirch auch für die Dachgesellschaft TaurusHolding Insolvenz an.


      Schlusstrich: Mit der Insolvenz der Taurus-Holding verliert Leo Kirch den Einfluss auf sein Firmenreich

      München/Frankfurt am Main - Nach Angaben eines Commerzbank-Sprechers wollen sich WAZ und Commerzbank mit je 40 Prozent an der neu geordneten KirchMedia beteiligten, Columbia würde 20 Prozent übernehmen. Die Verträge zur Gründung des Konsortiums seien aber noch nicht unterschrieben. Auch andere Bieter könnten sich beteiligen.

      Nach Informationen aus Bankenkreisen bietet das Trio etwa zwei bis 2,5 Milliarden Euro für KirchMedia. Ein Konsortium aus Commerzbank, WAZ-Gruppe und Columbia gilt in Branchenkreisen als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für eine Übernahme der in einer Auffanggesellschaft neu geordneten KirchMedia. Es soll aber auch noch andere Interessenten für das Herzstücke des Kirch-Konzerns mit dem Film- und Sportrechtehandel sowie der Mehrheitsbeteiligung an der profitablen Senderfamilie ProSiebenSAT1 geben. KirchMedia hatte die Londoner Investmentbank UBS Warburg beauftragt, Kontakte mit potenziellen Investoren zu knüpfen.

      Angeblich zählen auch die Altgesellschafter um den australo-amerikanischen Medientycoon Rupert Murdoch und den italienischen Ministerpräsidenten und Medienunternehmer Silvio Berlusconi weiterhin zu möglichen Übernahme-Interessenten.

      Die Dachgesellschaft der Kirch-Gruppe, die TaurusHolding, hat Insolvenzantrag gestellt. Das bestätigte ein Sprecher des Münchner Amtsgerichts am Mittwoch. Gleichzeitig stellte auch die Konzerntochter KirchBeteiligungs GmbH & CoKG Insolvenzantrag. Die KirchMedia und KirchPayTV hatten bereits im April und Mai Insolvenz beantragt. Das Amtsgericht teilte zu gleich mit, das bereits am Dienstag die auch Kirchs Formel Eins Beteiligung GmbH Insolvenzantrag gestellt hatte.

      Die TaurusHolding GmbH & Co. KG war einst die Schaltzentrale des Konzerns von Leo Kirch, und bestimmte die Strategie des Unternehmens. Die Dachgesellschaft gehört bislang vollständig einer Stiftung Kirchs. Taurus hält 73 Prozent an KirchMedia und 70 Prozent an KirchPayTV. Die KirchBeteiligung ist zu 100 Prozent im Besitz der Holding.
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 14:23:55
      Beitrag Nr. 539 ()
      @ ns

      Sollen wir Wetten abschließen, welcher der Kirch-Sender jetzt die Rolle der Westfalenpost (CDU-orientiert) und welcher die Rolle der WAZ oder der WR (SPD-orientiert) übernimmt?

      Bertelsmann wird sich an dem Spiel kaum beteiligen können, solange die Free-TV-Sender drin sind. Allerdings könnte ich mir schon ein Interesse an einem (aller Verpflichtungen aus Kirch-Zeiten ledigen) PayTV vorstellen. Der Ausstieg war ja vom Kartellamt erzwungen und ein Konkurrenzprogramm zu Premiere wäre mangels Lizenzmasse undurchführbar gewesen. Die ist aber demnächst reichlich und billig verfügbar.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 15:59:47
      Beitrag Nr. 540 ()
      Die Umwandlung in eine AG macht natürlich Sinn - dadurch wird die Firma flexibler, allerdings muss sie auch transparenter werden. Dass die CoBa gerne weitere Partner drin hätte (um den Einfluss der WAZ zu bescgränken) kann man sich vorstellen.
      Der "Wert der neuen KirchMedia" hängt natürlich ganz entscheidend vom Schuldenstand ab. Oder ist hier die angebotene Investitionssumme gemeint?
      ________________________________________________________________________________

      Commerzbank bei KirchMedia offen für weitere Partner

      Frankfurt (vwd) - Die Commerzbank AG, Frankfurt, ist bei der Aufstellung eines Bieterkonsortiums für die insolvente KirchMedia AG offen für weitere Partner. Wie ein Sprecher am Mittwoch sagte, sollen jedoch nicht mehr als fünf Gesellschafter aufgenommen werden. Als Kandidaten wurden der Bauer-Verlag, die Rewe-Gruppe und die Beteiligungsgesellschaft WCM genannt. Eine WCM-Sprecherin wollte sich auf vwd Anfrage nicht dazu äußern. Dem Commerzbank-Sprecher zufolge sollen wesentliche Teile des in KirchMedia gebündelten Kerngeschäfts von Kirch in eine neue AG überführt werden. Auch ein späterer IPO sei möglich, hieß es.

      Zuvor hatte ein Sprecher auf vwd Anfrage bestätigt, ein Angebot zur Übernahme durch ein Konsortium aus Commerzbank, der WAZ-Gruppe und dem US-Studio Columbia Tristar sei an die von Kirch mit der Investorensuche beauftragte Bank UBS Warburg übermittelt worden. Commerzbank und WAZ hielten zunächst etwa je 40 Prozent, Columbia 20 Prozent. Der Wert der neuen KirchMedia wurde auf bis zu 2,5 Mrd EUR geschätzt. Ende Juli bzw bis Mitte August soll nach früheren Angaben von KirchMedia die endgültige Entscheidung seitens der Gläubigerversammlung über das Kirch-Kerngeschäft fallen.

      +++ Christian Streckert

      vwd/12.6.2002/ces/mbu/pal/bb

      12. Juni 2002, 14:23
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 22:52:38
      Beitrag Nr. 541 ()
      Wenn die Angaben stimmen, hat sich Kirch die Verwertung des Springer-Anteils (noch) selbst vorbehalten.
      Ansonsten etwas mehr Klarheit über den "Firmenwert", womit wohl der Wert der Aktiva gemeint ist.

      Aus der SZ vom 13.6.02
      ____________________________________________________________________

      Kirch-Imperium bricht endgültig zusammen

      Weitere Gesellschaften des Medienkonzerns reichen Insolvenzanträge ein / Commerzbank bekräftigt Interesse an Einstieg


      Von Nina Bovensiepen, Hans-Jürgen Jakobs und Klaus Ott

      München – Mit weiteren Insolvenzanträgen aus dem Firmenreich des Münchner Medienhändlers Leo Kirch ist der Zusammenbruch der Kirch-Gruppe endgültig besiegelt. Wie das Amtsgericht München mitteilte, haben die Dachgesellschaft des Konzerns, die Taurus Holding, sowie die Tochter Kirch Beteiligungen am Mittwoch Insolvenzanträge eingereicht. Am Dienstagabend sei zudem ein entsprechender Antrag der Formel Eins Beteiligungs GmbH eingegangen. Als vorläufige Insolvenzverwalter berief das Gericht für die Taurus Holding den Münchner Anwalt Kurt Bruder, für Kirch Beteiligungen Michael Jaffé. Jaffé nimmt diese Aufgabe bereits bei der ebenfalls pleite gegangenen Kerngesellschaft des Medienkonzerns, Kirch Media, wahr. Für Kirch Beteiligungen ist offensichtlich eine Insolvenz in Eigenverwaltung geplant, hieß es im Umfeld des Konzerns.

      Intensive Verhandlungen

      Dieses Modell wird bei der Kirch Media bereits praktiziert. Für diese Gesellschaft wird in den nächsten Tagen mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens gerechnet; an den attraktiven Firmenteilen zeigen rund 60 Medienunternehmen und Finanzinvestoren Interesse. Intensive Verhandlungen laufen derzeit mit einem Konsortium aus der Essener WAZ-Gruppe, dem US- Filmstudio Columbia TriStar und der Commerzbank.

      Mit den neuen Insolvenzanträgen verliert Leo Kirch weiter Einfluss auf das von ihm in knapp 50 Jahren aufgebaute Medienreich. Kirch war zuletzt noch als Geschäftsführer in der Taurus Holding sowie in der Kirch Beteiligungen tätig gewesen. Wenn es hier zu einer Insolvenz in Eigenverwaltung käme, würde er zumindest noch eine Zeit lang mitmischen. Zu den jüngsten Insolvenzen, die seit Wochen erwartet worden waren, kam es, weil Gläubigerbanken Kirchs – wie beispielsweise die Bayerische Landesbank – vor kurzem einen hohen Kredit für das Geschäft der FormelEins fällig gestellt hatten. Diese Last konnten die jetzt pleite gegangenen Firmen nicht begleichen.

      Die Taurus Holding – bis vor einigen Monaten hieß sie noch Kirch Holding – ist die Dachgesellschaft der drei Konzernsäulen der Kirch Gruppe. Sie hält knapp 73 Prozent an der Kirch Media, rund 70 Prozent an Kirch Pay TV und 100 Prozent an Kirch Beteiligungen. In letzterem Unternehmen sind werthaltige Beteiligungen der Gruppe gebündelt, zum Beispiel die Anteile an der FormelEins und am Axel Springer Verlag. Da für die FormelEins Beteiligungen auch ein Insolvenzantrag eingereicht wurde, ist mit einer baldigen Verwertung zu rechnen. Um diese Transaktion kümmert sich Thomas Fischer, früher Vorstandsmitglied der Deutschen Bank. Gespräche mit Automobilherstellern wie Daimler Chrysler und Ferrari, die mit eigenen Teams im Auto-Rennsport aktiv sind, sollen weit gediehen sein.

      Die zu den Kirch-Beteiligungen gehörende Tochter Print Beteiligungen – sie hält das 40-prozentige Springer-Paket – ist von der Insolvenzwelle nicht betroffen. Hierauf hat Leo Kirch weiter Zugriff. Der Firmenpatriarch hatte sich kürzlich vor dem Münchner Landgericht mit der Deutschen Bank darauf geeinigt, dass er bis Ende August Zeit hat, die Springer-Papiere zu verwerten. Danach würden die Aktien als Sicherheit für einen Kredit an das Geldinstitut fallen.

      Unterdessen hat der Vorstand der Commerzbank grünes Licht für die Verhandlungen mit dem WAZ-Konzern und der Hollywood-Firma Columbia TriStar gegeben, um das ehemalige Kirch-Kerngeschäft in eine Aktiengesellschaft zu überführen. Bei den von dem bayerischen Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (CSU) insgeheim moderierten Sanierungs- und Rettungsaktionen für den Kirch-Konzern spielt das Frankfurter Geldinstitut eine tragende Rolle. Mit der Umwandlung in eine AG soll ein späterer Börsengang möglich gemacht werden. Die Commerzbank werde die Transaktion „federführend“ begleiten, sagte Kreditvorstand Wolfgang Hartmann.

      Allerdings gibt es noch keinen Vorvertrag für das angedachte Konsortium aus Commerzbank und WAZ (Anteil: jeweils 40 Prozent) sowie Columbia (20 Prozent). Viele Fragen sind noch ungeklärt, beispielsweise auch der Firmenwert der neuen Kirch Media, den Bankier Hartmann jetzt auf 1,8 Milliarden bis 2,5 Milliarden Euro taxierte. Das weicht von den bisherigen Wertvorstellungen erheblich ab, die bei drei bis über vier Milliarden Euro gelegen hatten. Allein die Filmbibliothek Kirchs soll von der Roland Berger Unternehmensberatung auf 1,9 Milliarden Euro geschätzt worden sein. Die Pro Sieben Sat 1 Media AG, die der Kirch Media zu 52 Prozent gehört, ist an der Börse derzeit rund eine Milliarde Euro wert.
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 23:48:08
      Beitrag Nr. 542 ()
      Aus der WELT vom 13.6.02
      _________________________________________________________

      Commerzbank setzt auf Kirch Media

      Branchenkreise sehen mögliches Milliarden-Engagement kritisch. 82 Interessenten im ersten Bieterverfahren

      Von Jörg Eigendorf

      Frankfurt/Main - Das mögliche Engagement der Commerzbank an der Kirch Media wird in Branchenkreisen mit Skepsis betrachtet. "Das ist ein großes Risiko für diese Bank", sagte ein Branchenvertreter. "Ein größerer Einstieg der Commerzbank ist nur dann sinnvoll, wenn sie einen genauen Plan hat, wie sie die Anteile wieder verkaufen hat."

      Commerzbank-Vorstand Wolfgang Hartmann hatte am Mittwoch im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt, dass sein Haus voraussichtlich gemeinsam mit der Essener WAZ-Gruppe und dem US-Filmstudio Columbia Tristar große Teile der insolventen Kirch Media übernehmen wolle. Den Wert der neuen Kirch-Media, die 52,5 Prozent an Pro Sieben Sat 1 halten sowie über Filmrechte verfügen würde, bezifferte Hartmann auf zwischen 1,8 und 2,5 Mrd. Euro.

      Sollte es bei dem Dreierkonsortium bleiben, würde die Commerzbank laut Hartmann 40 Prozent an der neuen Aktiengesellschaft übernehmen. Auf mittlere Sicht sei geplant, diesen Anteil auf 25 Prozent zu reduzieren. Die Commerzbank sei zudem offen für weitere Partner und nicht "zwingend auf die WAZ-Gruppe angewiesen", sagte Hartmann.

      Bei einem Kaufpreis von zwei Mrd. Euro entsprächen 40 Prozent einem Engagement von 800 Mio. Euro. Hinzu käme ein verbindliches Angebot an die übrigen Aktionäre der Fernsehtochter Pro Sieben Sat 1. Je nach Akzeptanz des Gebots kämen weitere Investitionten von 900 Mio. Euro auf das Konsortium und somit 360 Mio. Euro auf die Commerzbank zu: "Das Ganze wäre ein dicker Brocken, der Eigenkapital bindet", hieß es in Branchenkreisen.

      Innerhalb der Commerzbank wird das Risiko, mit einer größeren Beteiligung an der neuen Kirch-Media Verluste zu machen, als gering angesehen. Ohne die Quersubventionierung des Bezahlfernsehkanals Premiere hätte Kirch Media in den vergangenen Jahren hohe Gewinne abgeworfen, sagte ein Vertreter des Hauses. "Es ist eine hervorragende Chance für die Commerzbank, sich in der Medienindustrie zu verankern", hieß es. Gleichwohl wird auch die Gefahr gesehen, dass das Kreditinstitut mit seinem Angebot erneut scheitert wie kürzlich beim Versuch, Kirchs 40-Prozent-Beteiligung am Axel Springer Verlag zu veräußern: "Wir haben uns sehr weit vorgewagt." Allerdings habe die Commerzbank im Gegensatz zu den anderen Interessenten in dem Auktionsverfahren einen Vorsprung. Insgesamt hatten bis Ablauf der ersten Frist am Dienstag 82 potenzielle Käufer bei der Investmentbank UBS Warburg ihr Interesse an Teilen der Kirch Media bekundet.

      Sollte die Commerzbank mit den Konsortium-Partnern den Zuschlag erhalten, wäre es voraussichtlich der mit Abstand werthaltigste Anteilsbesitz des Hauses außerhalb des Finanzbereichs. Unter anderem ist das viertgrößte deutsche Kreditinstitut an der Heidelberger Druckmaschinen AG, der Linde AG und der MAN AG beteiligt. Der Gesamtwert des Industrieportfolios beläuft sich auf rund 1,5 Mrd. Euro.

      Das Kirch-Engagement könnte über den Verkauf einiger Industriebeteiligungen finanziert werden. Auch die 2,5 Prozent an der spanischen Großbank Banco Santander mit einem Marktwert von derzeit rund eine Mrd. Euro und die 32,5 Prozent an der Korean Exchange Bank stehen offenbar zur Disposition.

      Erscheinungsdatum: 13. 06. 2002
      Avatar
      schrieb am 13.06.02 14:47:01
      Beitrag Nr. 543 ()
      Offenbar hat die CoBa die WAZ noch keineswegsim Boot:
      _____________________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 13. Juni 2002, 14:20
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,200615,00.html

      Kirch-Übernahmepoker

      WAZ greift Commerzbank an

      Die Commerzbank verkündet schon den Kaufpreis, der Zeitungskonzern WAZ hält das für falsch. Die möglichen Käufer von Teilen der KichGruppe tragen ihren Streit mittlerweile öffentlich aus.

      München - Nur einen Tag nachdem die Commerzbank offiziell ein konkretes Übernahmeangebot bestätigt hatte, ging die WAZ-Gruppe am Donnerstag auf Distanz zu dem Geldinstitut. "Aus Sicht der WAZ-Geschäftsführung kann von einem formalen Angebot unter Einschluss konkreter Zahlen überhaupt keine Rede sein", heißt es in der Ausgabe der WAZ vom Donnerstag. Die Commerzbank hatte am Mittwoch davon gesprochen, gemeinsam mit WAZ und dem Hollywood-Studio Columbia Tristar für KirchMedia geboten zu haben. Als möglichen Kaufpreis nannte ein Commerzbank-Sprecher eine Summe von bis zu 2,5 Milliarden Euro.

      Die WAZ-Mediengruppe habe die weit reichenden Äußerungen der Bank "mit Erstaunen zur Kenntnis genommen", berichtete die Zeitung unter der Überschrift: "Bei Kirch-Media bleibt die WAZ zurückhaltend". Der Investment-Bank UBS Warburg, die den Verkauf von KirchMedia steuert, sei lediglich eine "unverbindliche Interessensbekundung" übermittelt worden, wie es auch zahlreiche andere Investoren getan hätten. Auch ein Kaufpreis von bis zu 2,5 Milliarden Euro stehe nicht fest.

      "Zu vieles ist ungeklärt", wurde die WAZ-Geschäftsführung in ihrer Hauszeitung zitiert. Zwar habe der Konzern weiterhin grundsätzliches Interesse, "aber nicht um jeden Preis und zu allen Bedingungen". Weiter umstritten sei für die WAZ eine von der Commerzbank angestrebte unternehmerische Führung und vor allem die Bewertung von KirchMedia. "Auch ein nicht gemachtes schlechtes Geschäft ist eine gutes Geschäft", betonte die WAZ-Führung.

      Die Commerzbank wollte die WAZ-Kritik nicht kommentieren. Ein Sprecher betonte aber, das eingereichte Angebot sei selbstverständlich unverbindlich. Ein verbindliches Angebot könne erst nach einer gründlichen Wertanalyse und eingehender Unternehmensprüfung der KirchMedia erfolgen.

      "In der jetzigen Phase geht es uns darum ein Konsortium auf die Beine zu stellen", erklärte der Commerzbank-Sprecher. Dazu sei die Bank mit mehreren Interessenten im Gespräch. Neben der WAZ und Columbia Tristar gehörten auch der Bauer Verlag, der bisherige Kirch-Aktionär Rewe und die Beteiligungsgesellschaft WCM zu den möglichen Mitgliedern des Übernahmekonsortiums. Nach den Worten des Sprechers sei auch noch nicht entschieden, ob die WAZ-Gruppe überhaupt zum Kreis der Investoren zählen werde.
      Avatar
      schrieb am 13.06.02 18:25:13
      Beitrag Nr. 544 ()
      Commerzbank-Im Grundsatz einig mit WAZ,Columbia über Kirchmedia

      Frankfurt, 13. Jun (Reuters) - Die Commerzbank hat sich am Donnerstag mit der WAZ-Gruppe und dem US-Filmstudio Columbia Tristar darauf geeinigt, ein Konsortium zur Übernahme der insolventen Kirchmedia zu bilden. "Wir haben uns bei einem Treffen in Köln heute über die Eckpunkte verständigt. Die neue Kirchmedia soll als Aktiengesellschaft gegründet werden", sagte Commerzbank-Kreditvorstand Wolfgang Hartmann im Anschluss an das Treffen der Nachrichtenagentur Reuters. Zunächst würden Commerzbank und WAZ jeweils 40 Prozent, Columbia 20 Prozent an der neuen Gesellschaft halten. Dabei sei das Konsortium offen für weitere Partner, darunter auch den Mediaset-Medienkonzern des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi sowie die italienischen Bank Mediobanca. Die WAZ-Gruppe hatte bislang auf der Gründung des neuen Konzerns als GmbH bestanden. Noch am Mittwoch hatte Hartmann gesagt, die im Konsortium federführende Commerzbank sei nicht zwingend auf die Essener Verlagsgruppe angewiesen. mwo/nro
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      schrieb am 13.06.02 22:57:01
      Beitrag Nr. 545 ()
      Einige neue Details in der ftd:
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      Aus der FTD vom 14.6.2002
      Bietergruppe für Kirch Media steht
      von Lutz Meier, Berlin

      Die Kernfirma des Kirch-Medienimperiums hat einen möglichen Käufer. Der Zeitungskonzern WAZ-Gruppe, die Commerzbank sowie das Filmstudio Columbia Tristar unterzeichneten am Donnerstag in den Kölner Räumen der Commerzbank Eckpunkte für ein gemeinsames Gebot für die Kirch Media.

      Das erfuhr die FTD aus Teilnehmerkreisen. Allerdings müssten bei der Columbia-Mutter Sony und auch beim WAZ-Konzern noch die zuständigen Gremien zustimmen. Ein förmlicher Konsortialvertrag soll nächste Woche unterschrieben werden. Die drei Partner wollen demnach rund 1,8 Mrd. Euro für die Kernbestandteile der Kirch Media bieten - im wesentlichen die Mehrheitsbeteiligung an der Fernsehgruppe Pro Sieben Sat 1 sowie den Film- und Sportrechtehandel. Der genaue Preis soll noch in einer förmlichen Unternehmensbewertung (Due Diligence) ermittelt werden, die in mehreren Phasen vorgenommen werden soll und auf mindestens vier Wochen veranschlagt wird. Danach soll es sehr schnell gehen. Möglicherweise könne man noch vor dem Termin fertig werden, den die mit der Käufersuche beauftragte Bank UBS Warburg genannt hatte, Ende August bis Anfang September. Nach der Übernahme sollen die Bestandteile in eine neue AG eingebracht werden.

      Die Partner rechnen sich gute Chancen aus, zum Zuge zu kommen. "Wir wollen jetzt unseren zeitlichen Vorsprung nutzen", hieß es. Dadurch, dass das Konsortium den Gläubigern schnell Liquidität bietet, hofft es, einen guten Preis zu erzielen.

      An dem Übernahmekonsortium sollen die WAZ-Gruppe und die Commerzbank jeweils 40 Prozent halten, Columbia Tristar 20 Prozent. Sowohl Commerzbank wie Columbia Tristar behalten sich vor, weitere Partner in das Konsortium hereinzunehmen. So erhielt die Commerzbank in dem Vertrag die Möglichkeit, ihren Anteil zu Gunsten eines Partners zu reduzieren - sie denkt offenbar an Partner aus der Finanzbranche. Auch Columbia Tristar könnte entsprechend verfahren. Allerdings wurde festgehalten, dass es maximal fünf Konsortiumsmitglieder geben soll.

      Commerzbank-Führung bei Abwicklung der Übernahme

      Zu dem Treffen im Kölner Bankenviertel hatten sich vier Manager getroffen: Commerzbank-Kreditvorstand Wolfgang Hartmann, die WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach und Lutz Glandt sowie John Mc Mahon, Managing Director Europe bei Columbia Tristar. Hartmann nannte der Nachrichtenagentur Reuters als mögliche Partner die italienische Mediobanca und die Medienholding Mediaset des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Für die Abwicklung der Übernahme soll die Commerzbank die Führung übernehmen. Die operative Führung soll später an die WAZ fallen.

      Bei der WAZ-Gruppe selbst wird die Übernahme als einmalige Chance betrachtet, die Print-Umsätze des viertgrößten deutschen Medienkonzerns durch ein elektronisches Mediengeschäft in gleicher Höhe zu ergänzen. Die WAZ würde mit einem Schlag Branchenzweiter und im Inland der mächtigste Konkurrent des Bertelsmann-Konzerns.

      Nach einer Übernahme sucht die WAZ-Gruppe, ihre Managementerfahrung in die Führung der Kirch Media-Geschäfte einzubringen. Es sei ein "rigides Kostenmanagement" vereinbart worden, heißt es. Bei Pro Sieben Sat 1 und den Geschäften der Kirch Media könnten mindestens rund 50 Mio. Euro im Jahr eingespart werden. Da gebe es "Luxus-Strukturen". Man müsse auch darüber nachdenken, ob die Trennung des Rechtegschäfts von der Fernsehgruppe auf Dauer sinnvoll sei.

      Eine unternehmerische oder strategische Verbindung der neuen AG mit den Geschäften der WAZ-Gruppe ist dagegen ausdrücklich nicht geplant. Synergien seien gering.

      Wenn sie zum Zuge kommt, muss die WAZ-Gruppe wahrscheinlich ihre 7,4-Prozent-Beteiligung am Kirch-Konkurrenten RTL-Group abgeben. Trotz möglichen Verkaufsdrucks besteht die WAZ aber gegenüber Mehrheitseigner Bertelsmann bislang darauf, einen guten Preis für das Paket zu erzielen.
      Avatar
      schrieb am 14.06.02 14:24:37
      Beitrag Nr. 546 ()
      Doch noch nicht alles klar für die nächsten Wochen von Premiere?
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      Kreise - BayernLB verschiebt Entscheidung zu Premiere-Gelder

      München, 14. Jun (Reuters) - Der Kreditausschuss der Bayerischen Landesbank hat nach Angaben aus Branchenkreisen die Entscheidung über eine Finanzspritze für den angeschlagenen KirchPayTV-Sender Premiere verschoben. Auf der Sitzung am Donnerstagabend sei noch keine Entscheidung über die geplante Zwischenfinanzierung von rund 100 Millionen Euro gefallen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag aus den Kreisen. Die Vorstände der beiden Gläubigerbanken BayernLB und HypoVereinsbank (HVB) hatten die Finanzspritze bereits Anfang der Woche unter dem Vorbehalt genehmigt, dass Premiere in den Verhandlungen mit seinen Rechtelieferanten über Preissenkungen Erfolge aufzeigen kann. Das Geld soll dem defizitären Sender bis zum Einstieg neuer Investoren das Überleben sichern. Ein Sprecher der BayernLB wollte die Angaben nicht kommentieren. Nach Angaben aus Bankenkreisen soll die Finanzspritze etwa zu zwei Dritteln von der Bayerischen Landesbank, zu einem Drittel von der HVB gezahlt werden. bub/ked
      Avatar
      schrieb am 14.06.02 22:01:45
      Beitrag Nr. 547 ()
      Zwar hat die WAZ keine Erfahrung im Fernsehgeschäft, aber sehr wohl mit effizienten Firmenstrukturen - was im Medienbereich alles andere als selbstverständlich ist.
      Ich bin mal gespannt, ab die Sender nach dem Muster der Zeitungen (und der Konzerneigner) in CDU- und SPD-orientierte aufgeteilt werden ;)
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      HINTERGRUND -Im TV-Geschäft ist die WAZ-Gruppe noch keine Macht

      - Von Rudi Eickeler und Boris Gröndahl -

      Essen, 14. Jun (Reuters) - Außerhalb des Ruhrgebiets ist die Essener WAZ-Gruppe kaum als großer Spieler in der deutschen Medienlandschaft bekannt. Doch sollte der stille Riese aus dem Revier im einem Konsortium unter Führung der Commerzbank die insolvente Fernsehgesellschaft KirchMedia übernehmen, stünde die WAZ-Gruppe im deutschen TV-Geschäft fast auf Augenhöhe mit dem Bertelsmann-Konzern. Den großen Einstieg in das Fernsehgeschäft kommentiert die WAZ-Gruppe bislang zurückhaltend. "Es gibt Verhandlungen mit der Commerzbank und Columbia", bestätigte ein Sprecher. Der Konsortialvertrag soll nach den Worten von Commerzbank-Vorstand Wolfgang Hartmann voraussichtlich in der kommenden Woche unterzeichnet werden. Die neue KirchMedia soll nach den Plänen des Konsortiums als Aktiengesellschaft gegründet werden, um sie mittelfristig an die Börse zu bringen. Mit einem Einstieg bei KirchMedia, die die Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 hält, würde die WAZ-Gruppe auch im Fernsehgeschäft in einem Atemzug mit den Großen der Branche genannt werden müssen. Bislang sind die Essener anders als Bertelsmann im Fernsehgeschäft kaum engagiert. Über ihre Pläne in diesem Markt hat sich die allgemein als medienscheu bekannte Gruppe nie geäußert. Zur Zeit hält sie indirekt einen Minderheitsanteil am Fernsehsender RTL Group von 7,4 Prozent. Dieser Anteil steht bei einem KirchMedia-Engagement möglicherweise zur Disposition. Zudem ist die WAZ-Gruppe beim regionalen Privatfernsehen "tv.nrw" mit 30 Prozent beteiligt. Bertelsmann ist weltweit der fünftgrößte Medienkonzern und kontrolliert die RTL Group.

      FINANZKRAFT DER WAZ IN DER BRANCHE UNBESTRITTEN
      So wenig bekannt die WAZ-Gruppe in der Öffentlichkeit ist, ihre Finanzkraft ist in der Branche unbestritten: "Die kennt zwar keiner, aber wenn man die Gewinnrate nimmt, ist das sicher das bestverdienende deutsche Medienunternehmen," sagt der frühere RTL-Chef Helmut Thoma, der die WAZ in den 80er Jahren als Investor an Bord des Bertelsmann-Senders holte. "Wenn es jemanden gibt, der einen Kirch-Einstieg relativ leicht finanzieren kann, dann die." Den RTL-Einstieg habe sie damals weniger als zehn Millionen DM gekostet. "Der Anteil ist heute ja hunderte von Millionen Euro wert", sagte Thoma. Schon jetzt ist die WAZ-Gruppe mit Titeln wie "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" und der österreichischen "Kronen-Zeitung" einer der größten deutschen Verlage und erzielte 2001 einen Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro. Mit rund 12.000 Mitarbeitern gibt sie 54 Printtitel in Deutschland, Österreich, und mehreren osteuropäischen Staaten heraus. In Berlin, München oder Freiburg wird der WAZ-Konzern bislang kaum zur Kenntnis genommen. Im Ruhrgebiet mit einer traditionell SPD-orientierten Leserschaft gilt die WAZ-Gruppe jedoch als der dominierende Zeitungskonzern. Dort erreicht die Gruppe nach Angaben eines Sprechers eine tägliche Auflage von 1,3 Millionen Zeitungen.

      WAZ VON ZWEI FAMILIEN-STÄMMEN DOMINIERT
      Dass sich die Gruppe im Zeitungsgeschäft bisher insbesondere nach Südost-Europa ausweitet, ist nicht verwunderlich. Schließlich ist diese Region das Spezialgebiet des früheren Kanzleramtsministers und EU-Koordinators Bodo Hombach (SPD). Seit dem 1. Februar dieses Jahres ist Hombach einer von vier Geschäftsführern des Familienunternehmens. Die Geburtsstunde des Konzerns schlug April 1948 mit der Herausgabe der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" vom Sozialdemokraten Erich Brost und dem Konservativen Jakob Funke. Hombach und Geschäftsführer Erich Schumann vertreten im WAZ-Konzern die Brost-Gruppe. Auf der Funke-Seite stehen als Geschäftsführer Lutz Glandt und Detlef Haaks. Der frühere Rechtsanwalt Schuman, der Willy Brandt vertrat, ist seit 1978 strategischer Kopf des Brost-Lagers. 1985 adoptierte ihn der inzwischen verstorbene Erich Brost, nachdem dieser den eigenen Sohn Martin ausgezahlt hatte. Schumann hält 20 Prozent der WAZ-Anteile. Ins Rampenlicht geriet Schumann, als er vor eineinhalb Jahren aus der SPD ausgeschlossen wurde, weil er der von der Spendenaffäre gebeutelten CDU bei der Sammelaktion von Altkanzler Helmut Kohl 800.000 Mark spendete. Zur wirtschaftlichen Lage äußert sich der WAZ-Konzern traditionell nicht. In den vergangenen Jahren hieß es immer wieder, die Renditen seien zweistellig ausgefallen. Im November 2001 kündigte Geschäftsführer Schumann ein Sparprogramm an, das im Februar 2002 konkretisiert wurde. So will die Gruppe wegen der schwierigen Entwicklung im Anzeigengeschäft die Kosten im Konzern um zehn Prozent senken. rer/bub/zap
      Avatar
      schrieb am 15.06.02 14:59:26
      Beitrag Nr. 548 ()
      Das hört sich nicht mehr so gut an für die Zukunft von Premiere.
      Die DFL wird kaum bereit sein, die noch zu rettende KirchMedia mit allzu viel Vertrauensvorschuss zu bedenken. Und so ergibt sich Circulus Vitiosus: Premiere wird nur dann weitergeführt, wenn die Bundesligarechte verfügbar bleiben. Dies ist allenfalls dann möglich, wenn KirchMedia die Free-TV-Rechte weiter erhält. Dies kann aber erst im Zuge einer Übernahme geklärt werden - und das dauert der DFL zu lange.

      Es ist sicher zu früh, daraus das baldige Aus für Premiere zu folgern - aber es steht auf der Kippe.

      Aus der FR von heute:
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      Kirch
      Premiere braucht Fußballrechte

      tma/fw MÜNCHEN/FRANKFURT A.M. Die Zukunft von Kirchs Bezahlsender Premiere hängt offenbar am Erwerb der Senderechte für die nächste Saison der Fußballbundesliga. Banken hätten dem Abosender zwar einen Überbrückungskredit über rund 100 Millionen Euro gewährt, dessen Auszahlung aber an Bedingungen geknüpft, hieß es in Verhandlungskreisen. Die wichtigste sei der Erwerb der Lizenz zum Übertragen der Spiele.

      Premiere-Chef Georg Kofler sieht sich nun mit dem Münchner Medienkaufmann Herbert Kloiber konfrontiert. Dieser hat für die Pay-TV-Rechte 140 Millionen Euro geboten und kann dafür im Gegensatz zu Kirchs Bezahlfernsehsparte auch Bankgarantien vorweisen.

      Um gegenhalten zu können, will Premiere mit Kirch-Media, der Kernfirma des Konzerns, ein gemeinsames Angebot für die Senderechte im Pay-TV und im werbefinanzierten Fernsehen vorlegen. Für beides zusammen werden dem Vernehmen nach 300 Millionen Euro geboten. Bislang fand sich aber keine Bank, die diese Summe garantiert. Die Dachorganisation der Vereine, die Deutsche Fußball-Liga (DFL), besteht aber auf solch einer Sicherheit. Kirch-Media schuldet der DFL für die vergangene Saison noch rund 80 Millionen Euro. Im Gespräch ist nun, den Vereinen Anteile am defizitären Deutschen Sportfernsehen (DSF) anzubieten, das zur zahlungsunfähigen Kirch-Media gehört. Branchenkenner vermuten, dass sich die DFL auf dieses Angebot nicht einlassen wird, da die Zukunft des Sportsenders ungewiss ist. Wer den Zuschlag für die Saison 2002/03 erhält, entscheiden die Fußball- Manager in der nächster Woche.

      Zu Bundesligarechten und zu dem Sportsender könne man derzeit nichts sagen, erläutert ein Commerzbank-Sprecher. Fest stehe aber, dass man Kirch-Media möglichst in seiner Ganzheit erhalten wolle. Das Geldhaus, der Zeitungskonzern WAZ sowie das US-Filmstudio Columbia Tristar haben sich darauf geeinigt, die Kernfirma der Kirch-Gruppe für knapp zwei Milliarden Euro zu übernehmen. Es bestehe aber die Möglichkeit, dass noch andere Investoren ins Boot geholt werden. Im Gespräch sind unter anderem Rewe, der Bauer-Verlag, die Beteiligungsholding WCM, aber auch die vom italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset. Derzeit ist geplant, dass Commerzbank und WAZ jeweils 40 Prozent und Columbia 20 Prozent der Anteile des neuen Unternehmens übernehmen.
      Avatar
      schrieb am 15.06.02 18:26:04
      Beitrag Nr. 549 ()
      Zitat aus der
      ftd.de, Sa, 15.6.2002, 12:42
      Kirch Media: Springer und Bauer möchten mitbieten

      Die Verlage Axel Springer und Heinrich Bauer wollen nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" gemeinsam in den Bieterwettbewerb um die insolvente Kirch Media einsteigen. Zum Commerzbank-Konsortium soll ein Gegengewicht geschaffen werden.

      Darauf hätten sich Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und Heinz Bauer verständigt, berichtet das Magazin in seiner neuesten Ausgabe.
      Es gehe den Verlagen darum, der Bietergruppe aus Commerzbank, WAZ- Gruppe und dem Hollywood-Studio Columbia ein neues Bündnis entgegenzustellen, hieß es den Angaben zufolge in Verhandlungskreisen.
      ...

      Kommentar:
      Eine Bieterkonkurrenz wird dem Kurs der Aktie PSM gut tun.
      Auf den ersten Blick sieht das WAZ-COBA Konsortium potenter aus. Aber Springer hat noch etwas gut durch seine nicht mehr einlösbare Option, mit der er die Pleite von KM ins Rollen brachte. Ausserdem würden Springer/Bauer fachlich und weltanschaulich besser zur PRo7 Gruppe passen als die WAZ.
      Den süddt. pol. Kräften wäre eine Einflussnahme zugunsten Springers über die Südbanken möglich und auch zuzutrauen.
      Über die Finanzierung der Übernahme würde man sich einen hinreichenden Einfluss auf die neue PSM sichern.
      Avatar
      schrieb am 15.06.02 20:14:02
      Beitrag Nr. 550 ()
      Auf jeden Fall: Konkurrenz belebt das Geschäft. Ein Bieterwettstreit dürfte sowohl den Gläubigern als auch den Aktionären der Tochter PSM gefallen.
      Ob Springer allerdings wirklich ernsthaft mitbieten kann (die nachrangig rangierende Put-Option ist wohl nicht mehr viel wert) - da bin ich mir nicht so sicher. Und Bauer hat in letzter Zeit bei seinen Zeitschriftenprojekten auch nicht immer Fortune gehabt; wie da die wirtschaftliche Lage ist, kann ich nicht abschätzen. Ausgeschlossen ist natürlich nicht, dass die Beiden sich einen Geldgeber mit ins Boot holen.
      Mögliche politische Einflussnahmen könnten durch Verhandlungen hinter den Kulissen ausgeräumt sein; es gibt Grund zur Vermutung, dass die Bayern sich eine Zustimmung zu einer WAZ-Übernahme haben abhandeln lassen: Stoiber sähe vielleicht nicht ganz so gut aus, wenn seine Rolle beim Kirch-Desaster im Wahlkampf hochgespielt würde. Eine offene Einflussnahme kann er sich als Kandidat ohnehin nicht leisten.
      Insgesamt sehe ich bisher das WAZ/CoBa-Konsortium noch als den aussichtsreichsten Bewerber.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 15.06.02 21:59:43
      Beitrag Nr. 551 ()
      @ rv

      Sowohl Coba als auch WAZ sind Gernegroß.
      Die Coba kennt ihre Grenzen allerdings besser als die WAZ Gruppe. Wenn die Coba wirklich einsteigt, dann im Einvernehmen und mit Rückendeckung ihrer Hauptaktionäre (u.a. Italiener - welche wohl?).

      Die WAZ wird durch eine Übernahme von PSM so bedeutend, dass sie selbst mangels unternehmerischer Potenz ihre Eigenständigkeit nicht wird behaupten können. Sie muss eine neue Koalition eingehen. Wer dafür wohl infrage kommt..?

      Dass die WAZ sich verhebt, halte ich allerdings für wahrscheinlicher.
      Dann werden Andere auf diese Weise ihren Einstieg in D doch noch schaffen, ohne große Risiken.

      Schönen Sonntag
      Avatar
      schrieb am 15.06.02 22:47:15
      Beitrag Nr. 552 ()
      @ profitgenius

      Dass die WAZ sich überhebt, halte ich auch sehr gut für möglich. Schumann ist jedenfalls alles andere als ein Global Player - und Hombach hat sich schon mal verhoben. Trotzdem: Wenn nur diese beiden Konsortien ernsthaft bieten, würde ich auf einen Zuschlag an WAZ/CoBa/Sony tippen.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 16.06.02 18:52:17
      Beitrag Nr. 553 ()
      Gut sieht es nicht aus um die Zukunft von Premiere...
      Dann wird es für Stoiber richtig unangenehm. Der Vokszorn der geprellten Abonnenten (die z.T. gerade langfristig verlängert haben) wird auch ihn treffen.
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      Wirtschaft 14.06.2002 19:15

      Landesbank setzt Frist bis Montag

      Premiere-Rettung unter Zeitdruck

      Der defizitäre Abosender erhält ohne billigere Fußball- und Filmrechte keine Überbrückungskredite.


      Von Hans-Jürgen Jakobs und Klaus Ott

      (SZ vom 15.06.02) – Der Abosender Premiere braucht schnell einen neuen Vertrag mit der Fußball-Bundesliga, um eine Insolvenz abzuwenden. Die Bayerische Landesbank macht Finanzhilfen vom Zugriff auf die Bundesliga abhängig. Für die bereits insolvente Kirch Media gibt es unterdessen neue Interessenten.

      Der Bezahl-Sender Premiere, einer der vielen Kanäle des zerfallenen Film- und Fernsehimperiums von Leo Kirch, gerät nach der Pleite der Muttergesellschaft Kirch Pay TV vor fünf Wochen nun ebenfalls in Gefahr.

      Geschäftsführer Georg Kofler muss rasch Erfolge bei der Sanierung des hoch defizitären Abofernsehens (Pay TV) vorweisen, sonst bekommt er von den Banken kein Geld mehr und muss ebenfalls Insolvenz anmelden. Dann wären die 2,4 Millionen Abonnements gefährdet.

      Niedrigere Preise aushandeln


      In einem Schreiben an Kofler verlangt die Bayerische Landesbank, dass Premiere bis kommenden Montag bestimmte Auflagen erfüllt. Sonst werden die 100 Millionen Euro, die das halbstaatliche Finanzinstitut mit der Hypo-Vereinsbank als Überbrückungskredit gewähren will, nicht freigegeben.

      Kofler muss neue, deutlich billigere Abkommen mit der Bundesliga und mindestens einem Hollywood-Studio präsentieren, um die hohen Kosten für Fußball und Filme zu senken.

      Premiere will bis Montag mit den Film-Studios Universal oder Fox niedrigere Preise aushandeln. Die Bundesliga kann aber frühestens Dienstag oder Mittwoch entscheiden, wenn sich in Frankfurt der Aufsichtsrat und die 36 Profi-Vereine treffen.

      Eine für gestern angesetzte Aufsichtsratssitzung war kurzfristig abgesagt worden. Insolvenzverwalter Joseph Füchsl von der Kirch Pay TV erwartet, dass die Landesbank eine Rettung von Premiere „nicht an einem Tag Verzögerung scheitern lässt“.

      Bundesliga will Bankbürgschaften

      Laut dem noch gültigen Vertrag der Liga mit ihrem bisherigen TV-Partner Kirch sollte Premiere in der kommenden Saison, die im August beginnt, mehr als 200 Millionen Euro für die Übertragung aller Erstligaspiele zahlen. Nunmehr bietet Kofler 140 Millionen Euro.

      Premiere will die TV-Rechte gemeinsam mit der Kirch Media erwerben, Leo Kirchs insolventem Kernunternehmen. Die Kirch Media offeriert der Liga weitere 150 Millionen Euro für die Spielberichte bei frei empfangbaren Sendern wie Sat 1.

      Die Bundesliga, der die Kirch Media bereits 80 Millionen Euro schuldet, macht eine Fortsetzung der Partnerschaft bislang von Bankbürgschaften abhängig. Premiere und Kirch Media waren bislang aber nicht in der Lage, solche Garantien vorzuweisen.

      Kloiber pokert mit

      Um die Fußball-Rechte bewirbt sich auch der Münchner Film- und Fernsehkaufmann Herbert Kloiber, der nach eigenen Angaben höhere Summen als Premiere zahlen will und über „harte Bankgarantien“ verfügt.

      Die Commerzbank hat sich nach eigenen Angaben mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) und dem Hollywood-Studio Columbia über Eckpunkte für ein Konsortium verständigt, das die Kirch Media für rund 1,8 Milliarden Euro übernehmen will.

      Laut Commerzbank sind auch der Bauer-Verlag sowie die Handelsgruppe Rewe und Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi interessiert, die beide bereits Partner von Kirch waren. In der Kirch Media sind die Sender Sat 1, Pro Sieben und Kabel 1 sowie der Film- und Sporthandel gebündelt.
      Avatar
      schrieb am 16.06.02 22:16:53
      Beitrag Nr. 554 ()
      Und so steht es morgen in der SZ:
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      Montag, 17.6.2002

      Springer und Bauer vor Einstieg in Bieterwettstreit

      Verlage wollen Kirch Media übernehmen

      Führende Rolle im im deutschen TV-Geschäft angestrebt / Konsortium für weitere Bewerber offen

      Von Hans-Jürgen Jakobs und Klaus Ott

      München – Die Großverlage Springer und Bauer wollen gemeinsam das Kerngeschäft des insolventen Medienkonzerns Kirch übernehmen. Sanierer des Konzerns streben einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag mit der Fußball- Bundesliga an, um die Kirch Media für neue Investoren attraktiver zu machen.

      Bei der Kirch Media, der Stammfirma des zerfallenen Film- und Fernsehimperiums von Leo Kirch, melden sich die ersten Übernahmekandidaten. Neben einer Gruppierung von Commerzbank, Westdeutscher Allgemeiner Zeitung (WAZ) und dem Hollywood-Studio Columbia wollen auch die Großverlage Springer (Bild, Welt) und Bauer (Programmzeitschriften und Regenbogenpresse) in die geplante Auffanggesellschaft einsteigen. Beide Konsortien sind für andere Teilhaber offen. In der nächsten Zeit wird mit weiteren Bewerbern für die Kirch Media gerechnet, deren Verkauf an neue Betreiber mehrere Monate dauern dürfte.

      In der Kirch Media sind die Senderfamilie Sat1, ProSieben und Kabel1 sowie der Film- und Sportrechtehandel gebündelt. Der Springer-Verlag ist bereits mit 11,5 Prozent an der Senderfamilie beteiligt und will diese Position ausbauen. Der Verlag hatte ursprünglich mit Kirch vereinbart, seinen Anteil für 767Millionen Euro zurückzugeben. Als Springer Ende Januar eine entsprechende Option ausübte, leitete das den Zerfall der Kirch-Gruppe ein. Nun sieht Springer die Chance, im deutschen TV-Geschäft eine führende Rolle zu spielen. Der Verlag will mindestens eine Sperrminorität bei der Senderfamilie oder der Muttergesellschaft Kirch Media erreichen.

      Insolvenzverwalter Michael Jaffé und die Geschäftsführung der Kirch Media versuchen, das Unternehmen mit einem neuen Bundesliga-Vertrag attraktiver für Investoren zu machen, damit die Stammfirma als Ganzes verkauft werden kann. Das bestehende, bis Mitte 2004 laufende Abkommen mit der Bundesliga kann wegen der darin vereinbarten hohen Preise für die Übertragungsrechte nicht mehr erfüllt werden. Die Kirch Media plant, sich gemeinsam mit dem ebenfalls einst von Kirch betriebenen Abosender Premiere und zum Teil mit Hilfe von Bankgarantien die Bundesliga-Rechte zu einem niedrigeren Preis für die nächsten fünf Jahre zu sichern und in die Kirch Sport AG in der Schweiz einzubringen, die bereits die derzeitige und die nächste Fußball-Weltmeisterschaft im Fernsehen vermarktet.

      Für die Kirch Sport AG gibt es mehrere Interessenten, die das Schweizer Unternehmen getrennt von der Muttergesellschaft Kirch Media erwerben möchten. Dazu zählen die internationalen Sportagenturen IMG und Octagon sowie der Münchner Film- und Fernsehkaufmann Herbert Kloiber. Kloiber bewirbt sich in Konkurrenz zur Kirch Media auch um die Bundesliga-Rechte. Mit diesem Faustpfand will der langjährige Kirch-Rivale offenbar eine Option aushandeln, die ihm einen späteren Einstieg bei Premiere ermöglicht, falls der hoch defizitäre Abosender die Wende schafft. Kloiber könnte dann neben den Bundesliga-Rechten auch Filme aus seinem Bestand an Premiere verkaufen.

      Premiere kämpft gegen die in den nächsten Tagen drohende Insolvenz. Geschäftsführer Georg Kofler muss nicht nur billigere Verträge mit der Fußball- Bundesliga und mindestens einem Filmstudio aus Hollywood aushandeln, um einen dringend notwendigen Überbrückungskredit der Bayerischen Landesbank und der HypoVereinsbank in Höhe von 100 Millionen Euro zu bekommen. Die Landesbank verlangt darüber hinaus, dass Kofler diverse Altlasten beseitigt. Dazu zählen Verbindlichkeiten in Höhe von mehreren 100Millionen Euro gegenüber der Kirch Media für nicht bezahlte Filme und Fußball-Übertragungsrechte sowie die Finanzierung der Empfangsgeräte (Decoder) für das Pay TV.

      Die Premiere-Muttergesellschaft Kirch Pay TV hat bereits Insolvenz angemeldet. Insolvenzverwalter Joseph Füchsl sagte der SZ, wenn der Überbrückungskredit fließe, sei Premiere bis zum Herbst finanziert. Bis dahin müssten dann neue Investoren gefunden werden. Der Bertelsmann-Konzern, mit dem Kofler bereits gesprochen hat, sagte allerdings schon ab. (Medien)
      Avatar
      schrieb am 16.06.02 22:51:12
      Beitrag Nr. 555 ()
      Und noch die Sicht der ftd:
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      Aus der FTD vom 17.6.2002 www.ftd.de/bundesliga
      ARD bestreitet Interesse an Bundesliga
      Von Lutz Meier, Berlin

      Die ARD hat Gerüchten widersprochen, nach denen sie zu den Interessenten für die Bundesliga-Erstsenderechte im Free-TV zählt.

      Programmdirektor Günter Struve, der in dem öffentlich-rechtlichen Verbund für den Sportrechte-Einkauf verantwortlich ist, sagte im Gespräch mit der FTD: "Wir haben unseren Sportrechte-Etat auf Großereignisse fokussiert." Deshalb sei die ARD nicht in der Lage, die Bundesliga-Rechte zu finanzieren. Es gebe keine Pläne, diese Strategie zu ändern.

      In der Kirch Media war vermutet worden, die ARD stecke hinter einem, mit dem eigenen konkurrierenden, Gebot für die Liga-Rechte. Dieses hatte die Firma AIM des Rechtehändlers Herbert Kloiber abgegeben und damit Kirch Media überboten. Struve sagte nun: "Kloiber hat sich nicht an uns gewandt." AIM-Geschäftsführer Bernard de Roos hatte vergangene Woche der FTD gesagt, man sei sicher, die Free-TV-Rechte weiterverkaufen zu können. AIM habe da "verschiedene Optionen".

      Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) berät am Dienstag in einer Aufsichtsratssitzung und am Mittwoch in einer Vollversammlung über die Gebote. Wegen des Zeitdrucks sehen es Beteiligte als schwierig an, die Entscheidung erneut zu verschieben. Die DFL hatte den Bietern ein Ultimatum bis zum Samstag gestellt, ihre Angebote nachzubessern. Kirch Media war es vergangene Woche nicht gelungen, wie gefordert ihr Angebot von rund 300 Mio. E pro Saison für die nächsten beiden Spielzeiten komplett mit einer Bankbürgschaft zu besichern. In einem Gespräch am Freitag bot sie der DFL auch weitere Sicherheiten an. Nur ein Teil davon sind Bankbürgschaften.

      Grundsatzdebatte zum Sportrechtekauf

      Das AIM-Angebot hingegen ist, wie Geschäftsführer de Roos sagte, "vollständig mit Bankbürgschaften besichert". Insbesondere die Absicherung der gut 140 Mio. Euro, die der Pay-TV-Sender Premiere für die Bezahlfernsehrechte zahlen soll, macht Probleme. AIM hat für die Pay-TV-Rechte im Gegensatz zur Kirch Media offenbar Banksicherheiten angeboten. Der Bieterkonkurrent plant die Pay-TV-Rechte wahrscheinlich ebenso wie Kirch Media großenteils an Premiere weiterzuverkaufen.

      Die ARD-Intendanten sprechen am Montag und Dienstag auch über die zukünftige Ausrichtung beim Sportrechte-Einkauf. Was die Bundesliga betrifft, geht es dabei laut Struve aber nur um die Frage, ob die ARD sich für die kommende Saison um weitere der so genannten Drittsenderechte bewirbt, die es ihr etwa erlauben Ausschnitte in der "Tagesschau" zu zeigen. Auch was die Erstsenderechte angeht, lässt Struve noch eine Hintertür offen: "Wer im TV-Business etwas ausschließt, gehört nicht dahin", sagte er. Der Kauf der Free-TV-Erstrechte bleibe gleichwohl "keine realistische Option".

      Sicherheit über die Zukunft der Bundesligarechte im Falle eines Zuschlags für den bisherigen Rechteinhaber könnte der DFL nur der künftige Eigner der Kirch Media bieten. Vergangene Woche hatte sich ein Konsortium aus dem Zeitungskonzern WAZ-Gruppe, der Commerzbank und dem Filmstudio Columbia Tristar formiert, das für die insolvente Firma bieten will. Über die Bildung einer weiteren Bietergruppe verhandeln derzeit die Verlage Springer und Bauer mit weiteren potenziellen Partnern. Springer-Chef Mathias Döpfner hatte bereits vor Wochen die Eigner von Bauer und anderen Verlagen wie dem des Spiegel angesprochen, um ein gemeinsames Gebot abzugeben.

      Springers Geld reicht nicht

      Allerdings müssen die Partner Bauer und Springer versuchen, ein Unternehmen aus der Finanzbranche einzubinden - Springer könnte einen Einstieg bei Kirch Media anders als die WAZ-Gruppe nicht aus eigenen Mitteln finanzieren und müsste sich Geld leihen, etwa von einem Konsortialpartner. Der Verlag beanspruche 25 Prozent an der künftigen Kirch Media und eine Mehrheit für die Verlagsbieter, hieß es am Sonntag in Unternehmenskreisen. Diese Woche fänden weitere Gespräche mit potenziellen Partnern statt. Eine Sprecherin sagte nur: "Zu laufenden Gesprächen nehmen wir keine Stellung."

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 09:17:17
      Beitrag Nr. 556 ()
      Bertelsmann hat kein Interesse an Premiere und plant eigenen Musikkanal

      Auch hier muss man öffentliche Äußerungen strikt trennen von den wirklichen Ambitionen. Middelhoff hat keineswegs generell dem PayTV eine Absage erteilt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass nach einer Insolvenz von Premiere bei Bertelsmann das Interesse am PayTV wieder erwacht - evtl. unter Übernahme der Premiere-Trümmer.

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      München, 17. Jun (Reuters) - ....
      ...
      An einem Einstieg bei dem defizitären Kirch-PayTV-Sender Premiere habe Bertelsmann indes kein Interesse mehr ... Bertelsmann wolle seine Finanzkraft auf die Massenmärkte konzentrieren, "auf das Fernsehen, den Buchverlag Random House, Zeitschriften und die Musik, sowie auf Direktkundengeschäfte bei den Buchclubs und die Media Services", erläuterte der Konzernchef seine Strategie. Daher werde Bertelsmann weitere Randgeschäfte wie das Hotelreservierungssystem Trust oder das Internetportal Daum in Südkorea abgeben....
      MIDDELHOFF GLAUBT NICHT AN PREMIERE-KONZEPT
      Die Entwicklung bei dem in die Krise geratenen Kirch-Konzern sieht Middelhoff nach eigenen Angaben entspannt. Er warte in aller Ruhe, wer bei der Kirch-Tochter ProSiebenSat.1, dem Konkurrent der RTL-Sendergruppe von Bertelsmann, einsteige. An dem von der Insolvenz bedrohten PayTV-Sender Premiere sei Bertelsmann jedenfalls nicht mehr interessiert. "Wir haben geprüft. Unsere Antwort ist eindeutig - Bertelsmann hat kein Interesse an Premiere. Wir glauben nicht an das Konzept, das wir gesehen haben", sagte Middelhoff. Nach der Übernahme der Internet-Musikbörse Napster und dem angekündigten Kauf des US-Plattenlabels Zomba für rund drei Milliarden Dollar will Bertelsmann für das Musikgeschäft auch seine TV-Kompetenz einbringen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass sich das Fernsehen als Promotionmaschine für die Musik gut nutzen lässt", sagte Middelhoff. Deshalb prüfe die RTL Group, einen eigenen europäischen Musikkanal aufzubauen. "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir unsere starken Marken RTL und Napster kombinieren." Bertelsmann werde aber auf jeden Fall nicht bei den Musikkanälen MTV und Viva einsteigen, deren Anteile zu teuer wären. bub/zap
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      schrieb am 17.06.02 13:40:06
      Beitrag Nr. 557 ()
      Das kommt ja nicht ganz unerwartet:
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      Amtsgericht eröffnet Insolvenzverfahren über KirchMedia

      München, 17. Jun (Reuters) - Das Amtsgericht München hat wie erwartet das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Rechtehandels- und Fernsehgesellschaft KirchMedia eröffnet. Die Verantwortung liegt aber weiter in den Händen der KirchMedia-Geschäftsführung und nicht wie üblich bei einem Insolvenzverwalter. Wie das Amtsgericht am Montag mitteilte, wurde das Insolvenzverfahren bereits am Freitag eröffnet. Dabei habe das Gericht dem Antrag auf Eigenverwaltung zugestimmt, so dass die KirchMedia-Geschäftsführung mit den Sanierungsexperten Wolfgang van Betteray und Heinz-Joachim Ziems über das Vermögen verfügen kann. Kontrolliert wird das Management, das mit Hilfe der Investmentbank UBS Warburg nach einem Investor für das Kerngeschäft sucht, aber durch den vom Gericht bestimmten Sachwalter Michael Jaffe und den Gläubigerausschuss. Jaffe hatte bereits als vorläufiger Insolvenzverwalter die Geschäfte bei KirchMedia überwacht. Im Gläubigerausschuss sind unter anderem die vier Kredit gebenden Banken und US-Filmstudios vertreten. KirchMedia, die gut 52 Prozent an der Senderfamilie ProSiebenSat1 Media hält, hatte am 8. April als erste Gesellschaft der Kirch-Gruppe Antrag auf Insolvenz gestellt. Nach der formalen Eröffnung des Verfahrens kann die Suche nach Investoren nun auch offiziell beginnen. "Das Ziel der Eigenverwaltung ist der Erhalt des Geschäftsbetriebs der KirchMedia... die kontrollierte Fortführung und der dauerhafte Erhalt der wesentlichen Unternehmensteile durch geeignete Umstrukturierungsmaßnahmen", hieß es am Montag in einer Mitteilung von KirchMedia.

      SPRINGER UND BAUER BESTÄTIGEN INDIREKT INTERESSE AN KIRCH
      Erklärtes Ziel von Ziems und van Betteray ist es, KirchMedia als Ganzes an einen Investor abzugeben und damit eine weitere Zerschlagung der Gesellschaft zu verhindern. So sollen der Film- und Sportrechtehandel sowie die ProSiebenSat.1-Beteiligung in eine neue Gesellschaft überführt und nur einige Produktions-Aktivitäten und Technikdienstleistungen abgespalten werden. Nach Angaben aus Branchenkreisen haben insgesamt 82 potenzielle Investoren bisher Interesse an KirchMedia oder Teilen des Unternehmens geäußert, darunter alle großen internationalen Medienkonzerne und einige Finanzinvestoren. Neben einem möglichen Konsortium aus Commerzbank, der WAZ-Gruppe und dem Hollywood-Studio Columbia TriStar haben auch der Axel Springer Verlag zusammen mit dem Heinrich Bauer Verlag Interesse signalisiert, das insolvente Herzstück des zusammengebrochenen Medienkonzerns von Leo Kirch zu übernehmen. Sprecher der beiden Unternehmen sagten, sie wollten "laufende Verhandlungen" nicht kommentieren, bestätigten damit aber indirekt, dass Gespräche zumindest stattfinden. Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtete, Springer und Bauer wollten zu gleichen Teilen die Mehrheit bei KirchMedia übernehmen, seien aber noch offen für Dritte wie Finanzinvestoren oder andere Medienunternehmen.

      GLÄUBIGERVERSAMMLUNG FÜR DEN 1. AUGUST GEPLANT
      Über die Zukunft von KirchMedia muss auch die Gläubigerversammlung entscheiden, die das Amtsgericht für den 1. August 2002 einberufen hat. Die Geschäftsführung muss bis dahin einen Bericht über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und die Sanierungschancen abliefern, der Sachwalter eine Stellungnahme. Die Entscheidung der Versammlung aller Gläubiger, die dann auch ihre Ansprüche gegenüber KirchMedia geltend machen müssen, muss vom Insolvenzgericht aber bestätigt werden. Der Gläubigerausschuss mit neun Mitgliedern - darunter die vier Gläubigerbanken HypoVereinsbank, BayernLB, DZ Bank und Commerzbank und US-Filmstudios, wird den Prozess bis dahin begleiten. Besonders bedeutsame Rechtshandlungen der Geschäftsführung bedürfen seiner Zustimmung. bub/zap
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 14:24:27
      Beitrag Nr. 558 ()
      RV, Du schreibst in # 550:

      >>Ein Bieterwettstreit dürfte sowohl den Gläubigern als auch den Aktionären der Tochter PSM gefallen.<<

      Aktionäre, klar! Aber wieso sollte mir als Gläubiger das gefallen? Is t ja schön, wenn sich ProSieben allgemeiner Beliebtheit erfreut, aber die Kohle soll doch nicht an Banken und Aktionäre fliessen, sondern nach dem Kauf für die Verbesserung der Marktposition von ProSieben verwendet werden (oder wegen mir auch für den Rückkauf der Anleihe :))

      Ich fände es besser, wenn nur ein Bieterkonsortium angetreten wäre, die schnell und günstig das ProSieben Paket erwerben. Wenn anschliessend Ruhe eingekehrt ist, kann die Cobank gerne ihren Teil an Berlusconi oder wen auch immer verkaufen.

      Wenn keine schnelle Lösung gefunden wird, dann hoffe ich wenigstens, dass Premiere pleite geht und die Fußballrechte anschliessend an SAT1 gehen, damit Fußball wieder ins Free TV zurückkehrt.
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 15:22:25
      Beitrag Nr. 559 ()
      @ n-n-z

      Das war wohl ein Missverständnis: Ich meinte nicht die Gläubiger der PSM-Anleihen sondern die Gläubiger von KirchMedia (und die Aktionäre von PSM). Und die wird es natürlich freuen, wenn sie eine bessere Quote erhalten...
      Bezüglich der PSM-Gläubiger bin ich deiner Meinung.

      Deim Wunsch nach einer Premiere Pleite wird ja wohl bald in Erfüllung gehen. Es wäre auch zu absurd gewesen, wenn ausgerechnet der Hauptverursacher der Pleite un- oder kaum geschoren davon käme.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 18:58:06
      Beitrag Nr. 560 ()
      Montag, 17.06.2002, 18:32
      WAZ-Geschäftsführung: Kein Angebot für KirchMedia

      ESSEN (dpa-AFX) - Die Geschäftsführung der Mediengruppe WAZ hat sich gegen ein Beteiligung an der insolventen KirchMedia ausgesprochen. Dies teilte die WAZ am Montagabend mit./rö/vd/DP/js

      Kommentar:
      Die WAZ ist klug genug, ihre Grenzen nicht zu überschreiten.
      Nun brauchen Springer und Bauer noch einen König, der ihnen das Schäferstündchen mit der Kirch Media Dame finanziert.
      Aber sie sollten dabei einen Isolator nicht vergessen, denn Insolvenz ist ansteckend und beide sind ja nicht so ganz gesund.
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 21:37:27
      Beitrag Nr. 561 ()
      Vielleicht tut sich CoBa ja mit dem anderen Konsortium zusammen, dem ja noch ein Geldgeber fehlt. Offen für weitere Interessenten haben sich beide gezeigt ...

      Aus Spiegel-Online (ähnlich ist anderswo auch formuliert):
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      WAZ-Gruppe verzichtet

      Die Verlagsgruppe WAZ will sich nicht mehr an der insolventen KirchMedia beteiligen. Die Risiken sind den Zeitungsmanagern offenbar zu hoch.

      Essen - Das WAZ-Management sprach sich am Montagabend gegen eine Beteiligung an der insolventen KirchMedia aus. Nach Prüfung aller Chancen und Risiken habe die Geschäftsführung den Eigentümern einstimmig von einer Beteiligung abgeraten, sagte ein WAZ-Sprecher am Montagabend.

      Der Beschluss der Geschäftsführung beruhe auf der Analyse der gegenwärtigen wirtschaftlichen Daten und Konstellationen bei KirchMedia, teilte der Medienkonzern weiter mit. "Verbreitete Spekulationen über ein Kaufangebot der WAZ-Mediengruppe, Commerzbank und anderer für KirchMedia sind falsch", erklärten die vier Geschäftsführer der Gruppe. Man habe immer betont, dass ein Engagement geprüft werde, aber Entscheidungen nicht gefallen seien.

      In den vergangenen Tagen schien sich ein Bieter-Wettkampf um die Überreste des einstigen Kirch-Imperiums unter anderem zwischen den Verlagsriesen WAZ, Bauer und Springer abzuzeichnen. Bauer-Sprecher Andreas Fritzenkötter sagte am Montag: "Wir sind in Gesprächen mit Springer über die Gründung eines Konsortiums." Nähere Informationen seien im Laufe der Woche zu erwarten. Laut Presseberichten hatte das Konsortium aus WAZ, Commerzbank und dem Filmstudio Columbia-Tristar bereits knapp zwei Milliarden Euro für KirchMedia geboten. Auch nach der Absage der WAZ-Gruppe will die Commerzbank ein Konsortium zur Übernahme der KirchMedia bilden. "Wir bedauern die Absage der WAZ, werden das Projekt aber auch ohne sie weiter verfolgen", sagte Commerzbank-Vorstand Wolfgang Hartmann.

      Nach dem wirtschaftlichen Niedergang der KirchGruppe interessierte sich die WAZ-Gruppe zunächst für eine Übernahme der 40-Prozent-Beteiligung Kirchs am Springer-Verlag. Verlegerwitwe Friede Springer lehnte einen Einstieg des Konkurrenten aber kategorisch ab.

      Am Montag hatte das Amtsgericht München außerdem das Insolvenzverfahrens KirchMedia eröffnet und damit einen Verkauf des zahlungsunfähigen Film- und Fernsehkonzerns formell ermöglicht.

      Nach Angaben aus Branchenkreisen haben insgesamt 82 potenzielle Investoren bisher Interesse an KirchMedia oder Teilen des Unternehmens geäußert, darunter alle großen internationalen Medienkonzerne und einige Finanzinvestoren.

      Eine erste Gläubigerversammlung, die über die Zukunft von KirchMedia entscheidet, hat das Amtsgericht für den 1. August einberufen. Die Geschäftsführung muss dann einen Bericht über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und die Sanierungschancen abliefern, der Sachverwalter eine Stellungnahme. Ein weiterer Termin ist für den 24. Oktober anberaumt. Dann sollen die Ansprüche der einzelnen Gläubiger gegenüber KirchMedia erörtert und festgestellt werden.
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 10:03:11
      Beitrag Nr. 562 ()
      Ich habe auch Interesse ! und schon wieder ein Interessent mehr! LOL

      ns
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 10:10:41
      Beitrag Nr. 563 ()
      Nachträglich noch ein paar Auszüge aus dem ftd-Artikel zum WAZ-Ausstieg mit Zusatzinfos:
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      Aus der FTD vom 17.6.2002
      WAZ lässt die Commerzbank hängen
      Von Lutz Meier, Berlin

      .....
      Noch am Donnerstag hatte die WAZ-Geschäftsführung einen Vorvertrag für das Konsortium unterschrieben. In dieser Woche sollte der Konsortialvertrag geschlossen werden. Zwar hatte die WAZ betont, es hänge vom Votum der Gesellschafter ab, ob die WAZ dabei ist. Doch nun nennt die Gruppe ihre vier Geschäftsführer als diejenigen, die die Entscheidung getroffen hätten.
      Der Einstieg bei Kirch Media hätte den profitablen Regionalzeitungskonzern mit einem Schlag zum größten deutschen Fernsehbetreiber gemacht: Kirch Media ist Haupteigner der Sendergruppe Pro Sieben Sat 1, zudem ist dort der Film- und Sportrechtehandel der Kirch-Gruppe zusammengefasst.

      Das Bieterrennen bleibt aus
      Mit dem Rückzieher der WAZ-Gruppe wird klar, dass das Bieterrennen für die Kirch Media nicht so recht in Gang kommt. Dabei läuft in dem Bieterverfahren seit am Montag die Zeit. ...

      Bei Springer reicht das Geld nicht
      Unklar sind die Aussichten einer Bietergruppe, die derzeit Springer-Chef Mathias Döpfner auf die Beine zu stellen versucht. Anders als die kapitalkräftige WAZ-Gruppe müsste sich der defizitäre Springer Verlag das Geld für einen Einstieg bei Kirch Media leihen. Bislang hat sich der Hamburger Verleger Heinz Bauer ("Bravo", "Praline" ) dem Werben des Springer-Chefs vorläufig aufgeschlossen gezeigt. Es ist wenig wahrscheinlich, dass Döpfner anstelle der WAZ-Gruppe Partner der Commerzbank wird. In den vergangenen Wochen gab es Reibereien zwischen Springer und der Bank, als diese versuchte, Kirchs Springer-Beteiligung gegen die Verlagsinteressen zu verkaufen.
      Während bei Kirch Media die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wenig Einfluss auf laufende Geschäfte hat, wird die Lage beim Pay-TV Premiere intern als "dramatisch" bezeichnet. Eigentlich hatten Gläubigerbanken BayernLB und HypoVereinsbank verlangt, dass Premiere die die Voraussetzungen für eine Überbrückungsfinanzierung von rund 100 Mio. Euro bis am Montag erfüllt. Doch sie bestanden nun nicht mehr auf Einhaltung des Termins. Derzeit kommen jedoch etwa Gespräche mit Filmlieferanten kaum voran, deren Abschluss die Banken für die Finanzierung voraussetzen.
      Eine weitere Bedingung ist, dass Premiere wieder die Bundesliga-Rechte bekommt. Über deren Vergabe will die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Dienstag und Mittwoch beraten. Die DFL zögert, sich für ein Angebot der Kirch Media über rund 300 Mio. Euro zu entscheiden, bei dem Premiere für 140 Mio. Euro einstände. Doch wegen der Finanzkrise kann Premiere anders als der mit Kirch Media konkurrierende Bieter Herbert Kloiber keine Bankbürgschaft beibringen.
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 10:17:07
      Beitrag Nr. 564 ()
      Vielleicht führt das Desaster um Kirch endlich zu einem Umdenken in der gesamten Medien-und Werbebranche.

      Schwachsinnige Preise für ein Fußballtor, eine Hauptrolle
      in einem Film oder garantierte Megasummen für Popstars im
      vornherein zu zahlen, von Schuhmacher-Preisen für ein anerkannt höheres Risiko bei Rennfahrten ganz zu schweigen,
      musste ja notwendig zu dieser Krise führen.

      Vielleicht bleiben die verantwortlichen Herren mal auf dem Teppich und lassen sich nicht von den Managern der Werbeträger erpressen.

      Ein angemessener Lohn ist akzeptiert, eine solche Hype
      führt irgendwann zum Kollaps.

      Das hat mit Neid nichts zu tun, aber zusammen mit den Steuertricks unserer Werbeträger muss sich der Finanzier
      dieser Leute, der Verbraucher, schon veralbert vorkommen.
      Avatar
      schrieb am 18.06.02 10:30:38
      Beitrag Nr. 565 ()
      @ ns

      Du bist die Nummer 83 - bitte hinten anstellen!

      Und die Bankbürgschaft nicht vergessen - oder zahlst du bar?

      Gruß, rv

      ps: Interessieren würd mich das ja auch - aber mir reicht vorerst der Thread hier *g*
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 10:04:02
      Beitrag Nr. 566 ()
      Stimmungen / Stimmen aus der Medien-TV-Welt

      Jaja die liebe Kirch-Krise.

      Keiner weiss was, alles immer nur Spekulationen.

      Aus Branchenkreisen (immer die, die auch nix wissen) hört man, also Springer und Bauer sollen ja interessiert sein, aber so schwachsinning können die doch nicht sein, oder?! Und überhaupt, wieso wird Premiere nicht endlich das Licht ausgemacht?! (TV-Leute über TV)

      Kloiber soll ja heftig für die Bundesliga bieten und dann wird es vielleicht bald die Bundesliga auf Tele 5 geben, damit wäre der kleine Sender dann bald wieder überall im Kabel. (Fussball sei Dank!) Oder wird wieder auf der ARD / ZDF laufen. Die dementieren zwar, aber auch das glaubt keiner (<--- die Petzen in den Branchenkreisen).

      Amüsantes war ja von rtv zu hören. Wegen lumpigen 6 - 7 Mio Euro, sei der Laden hinne. Da kann der alte Leo nur lachen, weniger als 1 % seiner eigener Misere. Also Stoiber, schiebe mal was Geld rüber. Aber wieso RTV ihr eigenes Debakel auf Kirch schiebt, ist schön billig. Gründe liegen woanders. Pannen beim Management. Obwohl sie das Moorhuhn von Phenomedia hatten, hätte auch das Phenomedia-Chaos rtv nicht so schaden dürfen. Was für Deals wären das mal wieder gewesen, das so was passieren konnte, fragen ganz viele aus der Gruppe Keiner-hat-was-gesagt-und-wissen-tun-wir-offiziell-eh-nix.

      Schade wegen H5B5, auch insolvent. Falsche Entscheidung, auch ins Fiction-Geschäft gehen zu wollen.

      Die Industrie rechnet mit zahlreichen Pleiten und noch weiteren Zombies. Als äusserst geschäftstüchtig gelten nach wie vor die Loonies. (TV-Loonland)

      Wirklich bedauert, wird die Schieflage bei Cargolifter. Hat zwar 0 mit der Medienwelt zu tun, aber das hat/te ja Hand und Fuß - während in der Medienwelt, oft nur mit heisser Luft gefächelt wurde.

      So wird lustig über Kirch hergezogen (allen voran Doc Thoma - so berichten keine), schade um die wirklich tollen Mitarbeiter (nicht die oben), und über EM.TV ... wer waren die noch einmal?

      nichtsteffie
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 10:32:03
      Beitrag Nr. 567 ()
      @ ns

      Kaum hast Du`s gesagt, kommt die Meldung: ARD und ZDF erwägen doch Kauf von Bundesligarechten...

      Ansonsten brodelt natürlich die Gerüchteküche.

      Ich rechne mit einem Aus für Premiere in den nächsten Tagen. Eine zu offene Stützung kann sich Stoiber (trotz der momentanen Euphorie) auch nicht leisten. Und je länger gewartet wird, desto größer wird die Gefahr, dass es in die heiße Wahlkampfphase rutscht.

      KirchMedia wird natürlich (ganz oder in Teilen) Käufer finden. Ob aber eine "nationale Lösung" wirklich tragfähig ist? Springer und Bauer allein können das sicher nicht schultern.

      Bei Kloiber wundere ich mich ja, dass der bei allem Hin und Her bei seinen TV-Sendern noch so gute Geschäfte macht. Aber vielleicht ist das ja auch nur die schöne Oberfläche.

      Gruß, rv

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      ARD-Chef - Erwägen nun doch Kauf von Bundesliga-Rechten

      Köln, 19. Jun (Reuters) - Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender erwägen nach den Worten von ARD-Chef Fritz Pleitgen nun doch, Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga zu erwerben. Der Medienunternehmer Herbert Kloiber sei mit einem Angebot an ARD und ZDF herangetreten, sagte Pleitgen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters am Randes des Medienforums in Köln. Das Angebot habe "jetzt ein Niveau erreicht, bei dem einige Leute von uns sagen, das beginnt jetzt interessant zu werden", sagte Pleitgen. In den nächsten Tagen könne es zu einer Entscheidung kommen. Bisher hatten die öffentlich-rechtlichen Sender die Rechte an der Fußball-Bundesliga als zu teuer bezeichnet. Derzeit verhandelt die Deutsche Fußball-Liga (DFL) mit der insolventen KirchMedia sowie mit Kloiber über die Vergabe der Free- und PayTV-Rechten an der Bundesliga für die nächsten Spielzeiten. bub/mik
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 12:54:18
      Beitrag Nr. 568 ()
      Wenn Sony nicht an dem Vertriebsnetz inteessiert ist - woran sind die denn dann interessiert?
      Wenn bei dem Vergleich (Honda/Autobahnen) überhaupt etwas gemeint ist, dann das: Sony will nur das vorhandene Kirch-Vertriebsnetz billig erwerben und nutzen und ist nicht bereit, irgend etwas in den Ausbau (und den Erhalt?) zu investieren.
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      Sony bekundet weiterhin Interesse an insolventer KirchMedia

      Tokio, 19. Jun (Reuters) - Der japanische Medien- und Elektronikkonzern Sony ist weiterhin an einer Übernahme der insolventen KirchMedia interessiert. "Wir sind weiterhin an einem solchen Deal interessiert und überprüfen dies gegenwärtig", sagte Sony-Sprecherin Hiroko Saito am Mittwoch auf Anfrage. Es sei aber noch nichts spruchreif. Sony mache bereits eine ausführliche Unternehmensprüfung (Due Diligence) und bereite ein mögliches Angebot vor. Das zum japanischen Konzern gehörende US-Medienunternehmen Columbia TriStar ist Teil eines möglichen Konsortiums um die Commerzbank, das eine Übernahme der Kirch-Gesellschaft anstrebt. Am Montag hatte die zuvor ebenso eingebundene Essener WAZ-Gruppe mitgeteilt, sie wolle nicht zusammen mit der Commerzbank und Columbia für die insolvente KirchMedia bieten. Die Sony-Sprecherin sagte weiter, es sei möglich, dass noch andere Unternehmen zu dem Bieterkonsortium hinzukommen. Nähere Einzelheiten dazu nannte sie nicht. In der vergangenen Woche hatte Sony-Chairman Nobuyuki Idei gesagt, KirchMedia biete eine große Gelegenheit für den Konzern. Es liege aber an einer Sony-Tochter, über ein mögliches Angebot für die Gesellschaft des Münchener Medienunternehmers Leo Kirch zu entscheiden. Mit einer möglichen Übernahme von KirchMedia wolle Sony aber kein Vertriebsnetz für Inhalte aufbauen, fügte er hinzu. "Wir haben kein Interesse am Inhalte-Vertrieb, so wie Honda auch kein Interesse am Bau von Autobahnen hat", merkte Idei an. Sony wolle nur ein "Nutzer der Autobahn" sein. KirchMedia, die gut 52 Prozent an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media hält, ist das Herzstück des mittlerweile zusammengebrochenen Medienkonzerns von Leo Kirch. Das Unternehmen hatte am 8. April als erste Gesellschaft der Kirch-Gruppe Insolvenz angemeldet. frs/zap
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 13:18:50
      Beitrag Nr. 569 ()
      Lustig der Propagandakrieg um die Bundesligarechte.
      Für Pro7Sat1 sind diese wichtig, aber für Premiere sind sie existenziell notwendig.
      Erstaunlich, wie eine insolvente Firma die "bestmögliche Offerte" machen kann. Wieso spricht Rohner von "wir"? Bürgt etwa Pro7Sat1 für die Offerte von KirchMedia?
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      ProSiebenSat.1 sieht Bundesliga-Fernsehrechte bei KirchMedia

      Köln, 19. Jun (Reuters) - Der Vorstandschef der Kirch-Media-Tochter ProSiebenSAT.1 Media, Urs Rohner, rechnet fest mit dem Zuschlag für die TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga. "Wir haben die bestmögliche Offerte gemacht, ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand überbietet", sagte Rohner am Rande eines Medienforums am Mittwoch in Köln. Kirchmedia sei der Rechteinhaber. "Ich gehe davon aus, dass sie das auch bleibt." Allerdings müsse die Deutsche Fußball-Liga (DFL) noch in dieser Woche über die Rechtevergabe entscheiden, da sonst der Planungsvorlauf zu kurz wäre. Für die Bundesligarechte bietet neben KirchMedia noch der Münchener Medienunternehmer Herbert Kloiber. Die DFL hatte eine für Mittwoch angesetzte Mitgliederversammlung mit der Begründung verschoben, es liege ein besseres Angebot vor. bub/zap
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 16:19:51
      Beitrag Nr. 570 ()
      Springer und Bauer wollen KirchMedia übernehmen

      Hamburg (dpa) - Die Verlage Springer und Bauer wollen gemeinsam die insolvente KirchMedia übernehmen. Dies teilten beide Verlagshäuser in Hamburg mit
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 16:37:32
      Beitrag Nr. 571 ()
      Noch einmal, etwas ausführlicher...
      Ich verstehe nicht ganz, was an dieser Meldung neu ist. Das "Interesse" ist doch seit einigen Tagen bekannt. Ich dachte jetzt käme ein verbindliches Angebot! Statt dessen nur eine Absichtserklärung, ein Konsortium bilden zu wollen, das dann vielleicht ein Angebot abgibt...
      Eine Sache ist allerdings wirklich neu: Die beiden wollen nur 51% von KirchMedia übernehmen - und sind dabei aus noch offen für andere Konsorten.
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      Springer und Bauer wollen Mehrheit an KirchMedia übernehmen

      Hamburg, 19. Jun (Reuters) - Der Axel Springer Verlag und der Bauer Verlag wollen zusammen ein Konsortium bilden, um die Mehrheit an der insolventen KirchMedia zu übernehmen. Springer und Bauer sollten an dem Konsortium zu gleichen Teilen beteiligt sein, teilte Springer am Mittwoch mit. Zusammen wollten sie 51 Prozent an KirchMedia übernehmen. Die Bietergemeinschaft sei für weitere Investoren offen, hieß es. KirchMedia, die gut 52 Prozent an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media hält, hatte am 8. April als erste Gesellschaft der Kirch-Gruppe Insolvenz angemeldet. Neben Springer und Bauer hat auch die Commerzbank zusammen mit dem US-Medienunternehmen Columbia Interesse an einer Übernahme von KirchMedia signalisiert. Die Essener WAZ-Gruppe hatte am Montag erklärt, sich an dieser Bietergemeinschaft nicht beteiligen zu wollen. ked/mit
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 16:50:41
      Beitrag Nr. 572 ()
      Wollen nicht alle die Lösung am liebsten hinter die Bundestagswahl verschieben? Solange die Gefahr besteht, dass uns "Gerd & Pferd" länger erhalten bleiben, traut sich keiner, mit Berlusconi in Verbindung gebracht zu werten.

      Aber das die Zeitungsverlage mal zur Abwechslung Fernsehen machen, klingt für mich auch nicht überzeugend. Hat TimeWarner nicht noch ein paar Millionen für Good Old Germany übrig?
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 17:59:18
      Beitrag Nr. 573 ()
      @ n-n-z

      Das sehe ich im Prinzip auch so. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass die Krise sich mitten in der heißen Wahlkampf-Phase zuspitzt. Das könnte zumindest der südliche Kandidat gar nicht brauchen.

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      Noch ein paar Nachträge von Reuters. Wie wärs, wenn die WAZ bei dem anderen Konsortium einsteigt; vielleicht kommen die ja nur nicht mit der CoBa zurecht?
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      Springer und Bauer wollen KirchMedia übernehmen

      ... Eine entsprechende Vereinbarung hätten die Chefs der beiden Hamburger Verlagshäuser, Heinz Bauer und Mathias Döpfner, bereits unterzeichnet, teilten Springer und Bauer am Mittwoch mit. ... Bei der Suche nach weiteren Partnern sei auch ein Zusammengehen mit dem Commerzbank-Konsortium nicht ausgeschlossen, sagte Bauer-Sprecher Andreas Fritzenkötter. "Wir schließen momentan niemanden aus". ...

      BIETERGRUPPEN NOCH AUF PARTNERSUCHE
      Springer und Bauer prüften nun die wirtschaftlichen Bedingungen für ein Engagement bei KirchMedia, hieß es in der Pressemitteilung der beiden Verlage weiter. "Entscheidende Kriterien dieser Prüfung sind die Attraktivität des Kaufpreises und die endgültige Struktur der neuen KirchMedia." Springer und Bauer leiden aber wie alle Verlage derzeit unter der Krise der Werbemärkte und können nach der Einschätzung von Experten einen Einstieg bei KirchMedia nicht alleine finanzieren. Deshalb seien weitere Partner notwendig. Auch die Commerzbank ist auf der Suche nach weiteren Teilnehmern an einem Konsortium, das die Bank zusammen mit dem US-Filmstudio Columbia TriStar bilden will. Die Essener WAZ-Gruppe hatte am Montag erklärt, sich an dieser Bietergemeinschaft nicht beteiligen zu wollen. Commerzbank-Vorstand Wolfgang Hartmann hatte als möglichen Partner den italienischen Medienkonzern Mediaset genannt, der von der Familie des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrolliert wird. Hartmann schätzt den Wert von KirchMedia auf 1,8 bis 2,5 Milliarden Euro. bub/pag
      Avatar
      schrieb am 19.06.02 23:26:55
      Beitrag Nr. 574 ()
      Döpfner dürfte von der Vorgeschichte (den Rangeleien zwischen Springer und dem "Emporkömmling" Kirch) nicht viel mitbekommen haben. Für Friede Springer dürften daran allerdings einige emotionsbelastete Erinnerungen hängen.
      Wenn allerdings der ganze Deal auf Rache und Genugtuung beruht, dürfte das Fundament etwas schwach sein. Für Springer reicht dieses Engagement (wenn sich sonst niemand beteiligt) ohnehin an die Grenze der finanziellen Möglichkeiten. Die anderen Gläubiger wären sicher nicht einverstanden, wenn Springer nur seine Put-Option einbringt ;). Wer soll eigentlich die restlichen 49% übernehmen? Oder soll das (womöglich mit vinkulierten Namensaktien) an die Börse gebracht werden?
      _______________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 19. Juni 2002, 19:06
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,201661,00.html

      Kirch-Ausverkauf

      Die späte Rache des Axel Springer

      Der Axel Springer Verlag und die Heinrich-Bauer-Gruppe wollen gemeinsam die insolvente KirchMedia übernehmen. Damit würden die beiden Hamburger Zeitungshäuser auf einen Schlag zu Deutschlands größten TV-Anbietern gehören.

      Hamburg - Der Verleger Heinz Bauer und der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner haben sich dazu auf die Gründung eines Konsortiums geeinigt. "Das Bündnis, das eine Beteiligung beider Verlage zu gleichen Teilen vorsieht, prüft die wirtschaftlichen Bedingungen eines derartigen Engagements mit dem Ziel, mindestens 51 Prozent der KirchMedia-Auffanggesellschaft zu übernehmen", teilten die Verlage am Mittwoch in Hamburg mit. "Entscheidende Kriterien dieser Prüfung sind die Attraktivität des Kaufpreises und die endgültige Struktur der neuen Kirch Media." Springer und Bauer erklärten, sie seien bereit, "unter ihrer Führung" weitere Partner in das Konsortium aufzunehmen.

      Das Unternehmen KirchMedia gilt als das Sahnestück des insolventen Medienimperiums von Leo Kirch. In der Tochtergesellschaft sind der Film- und Sportrechtehandel des Konzerns gebündelt, außerdem hält KirchMedia 52 Prozent an Deutschlands größtem TV-Konzern ProSiebenSat.1. Der Preis für die Kirch-Tochter dürfte bei mindestens zwei Milliarden Euro liegen.

      Radikale Neuordnung der Medienlandschaft

      Obwohl auch die Fernsehbranche unter einer hartnäckigen Werbeflaute leidet, zieht das TV-Geschäft die deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage offenbar magisch an. Sollten sich Springer und Bauer gegen andere Interessenten im In- und Ausland durchsetzen, würde das eine radikale Neuordnung der deutschen Medienlandschaft bedeuten: Die Hamburger wären dann zusammen auf einen Schlag einer der größten TV-Anbieter der Bundesrepublik.

      Auch die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) hatte sich für eine Übernahme der KirchMedia im Verbund mit der Commerzbank und dem Filmstudio Columbia interessiert. Der Geschäftsführung des Essener Verlagshauses erschien das Engagement aber letztlich als zu riskant. Sie stimmte am Montagabend gegen eine Übernahme.

      Springer will anscheinend die historische Chance nutzen, auf einen Schlag zwei der größten Fernsehsender Deutschlands zu kontrollieren. Die bisherigen Ausflüge des Verlags im Fernsehbereich gelten als wenig erfolgreich. Branchenexperten weisen darauf hin, dass Springer-Chef Döpfner ein hohes Risiko eingeht. Bei Erfolg könnte er Springer jedoch in einen der führenden integrierten Medienkonzerne Europas verwandeln.

      Bittere Ironie

      Springer und Kirch hatten mit ihren Auseinandersetzungen bereits öfter für Schlagzeilen gesorgt. Leo Kirch hatte jahrelang gegen den erbitterten Widerstand von Verlegerwitwe Friede Springer versucht, sich eine Mehrheit am Springer-Verlag zu sichern.

      Auch der neue Chef Döpfner ging bereits zu Beginn seiner Amtszeit auf Konfrontationskurs mit Kirch. Er übte eine vereinbarte Option aus und wollte Springers ProSiebenSat.1-Beteiligung für 767 Millionen Euro an Kirch verkaufen. Damit beschleunigte er den Niedergang der KirchGruppe. Aus Leo Kirchs Sicht dürfte es besonders ärgerlich sein, wenn ausgerechnet sein Hamburger Nemesis die Filetstücke seines Konzerns aufkauft.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 22:24:03
      Beitrag Nr. 575 ()
      Sehe ich schlecht, oder warum kann ich diesem Artikel kaum Neues und keineswegs die Aussage der Überschrift entnehmen?
      Mir scheint es nicht einmal wahrscheinlich, dass Premiere die Bedingungen für die Auszahlung des in Aussicht gestellten Kredits erfüllen kann, geschweige denn ist das "offenbar".
      _______________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 20. Juni 2002, 19:45
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,201876,00.html

      Geldspritze aus Bayern

      Kirchs Premiere offenbar gerettet

      Der defizitäre Bezahlsender Premiere wird vorerst wohl keinen Insolvenzantrag stellen müssen. Die Banken haben anscheinend grünes Licht für eine dringend benötigte Zwischenfinanzierung gegeben.

      München - Der "Tagesspiegel" berichtete am Donnerstag vorab, HypoVereinsbank und Bayerische Landesbank hätten der stufenweisen Auszahlung eines Überbrückungskredits von rund 100 Millionen Euro zugestimmt, diese allerdings an Auflagen geknüpft. Premiere müsse sich unter anderem mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) über die Senderechte für die kommende Bundesligasaison einigen. Die DFL vergibt die Senderechte Anfang nächster Woche. Mit der Geldspritze könnte der Sender voraussichtlich mehrere Monate überleben.

      Für die Übertragung der Bundesliga bieten die insolvente KirchMedia, die die Free-TV-Rechte an ihren Sender Sat.1 und die Pay-TV-Rechte an Premiere verkaufen will. Daneben hat auch der Medienunternehmer Herbert Kloiber ein Angebot abgegeben und der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt ARD wiederum die Free-TV-Rechte offeriert.

      Die hohen Verluste bei dem Abo-Sender waren ein Hauptgrund für die Pleite der KirchGruppe. Um Kosten zu sparen, hatte Premiere-Chef Georg Kofler bereits den Abbau von 1000 Arbeitsplätzen und umfassende Umstrukturierungen angekündigt.
      Avatar
      schrieb am 20.06.02 22:58:18
      Beitrag Nr. 576 ()
      Etwas differenzierter als im Spiegel klingt es im Schwesterblatt ManagerMagazin.
      Allerdings auch hier: "Unzweifelhaft ist dabei, dass Premiere die Pay-TV-Rechte bekommen wird." Wieso? Wenn Premiere insolvent werden sollte, wird das PayTV wohl von einer Auffang- oder Nachfolgegesellschaft weitergeführt. Diese würde dann wohl auch die Fußball-PayTV-Rechte übernehmen. (Aber vielleicht will Kloiber da dann selbst einsteigen und die Bundesligarechte als Morgengabe mitbringen...)
      Außerdem: Der Anteil von PayTV bzw. FreeTV steht doch nicht fest. Die Bundesliga wird allenfalls darauf achten, dass nicht alles im PayTV verschwindet.
      _________________________________________________________________

      manager-magazin.de, 20.06.2002, 16:47 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/ebusiness/artikel/0,2828,20181…

      P R E M I E R E

      Noch ist der Ball nicht im Tor

      Von Jörn Sucher

      Dem Bezahlkanal läuft die Zeit davon. Ohne eine verbindliche Entscheidung der Deutschen Fußball Liga (DFL) über die Vergabe der TV-Lizenzen bekommt Premiere keine Rettungskredite. Doch die Verhandlungen ziehen sich in die Länge.

      Hamburg – Für Premiere nimmt das Zittern kein Ende. Der angeschlagene Pay-TV-Kanal wartet weiter auf die dringend benötigte Finanzspritze der Gläubigerbanken.

      Zwar hat Senderchef Georg Kofler den Kreditinstituten einen Rettungsplan vorgelegt, von dem der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu sagte, er sei "nicht von schlechten Eltern", doch ein entscheidender Aspekt fehlte in dem Konstrukt: Der verbindliche Vertrag mit dem Dachverband der Profifußballvereine DFL über die Übertragung der Bundesligabegegnungen im Pay-TV. Ohne eine entsprechende Perspektive für diesen Kernbereich des Premiere-Angebots werden die Banken kaum die benötigte Summe in Höhe von 100 Millionen Euro freigeben.

      Hierzu hätte es heute eine endgültige Entscheidung geben sollen. Nach der Insolvenz des ursprünglichen Lizenznehmers KirchMedia wurden Neuverhandlungen nötig, da das Medienunternehmen die ausgehandelten Summen nicht mehr aufbringen konnte. Premiere wiederum ist der Sublizenznehmer der KirchMedia für die Pay-TV-Rechte.

      Überraschungsgast Kloiber

      Lange Zeit sah es so aus, als ob der alte Rechteverwerter auch der neue sein würde – allerdings für deutlich weniger Geld. Ein alternativer Partner war für die DFL nicht in Sicht. Dann betrat der Münchener Rechtehändler Herbert Kloiber die Bühne. Über seine Agentur AIM machte er dem Dachverband der Bundesligisten ein Angebot. Plötzlich sah es so aus, als ob sich tatsächlich noch ein Wettbewerb um die zuvor als Ladenhüter verschmähte Ware Fußball entwickeln werde.

      Beide Konkurrenten bieten der DFL unterschiedliche Vorzüge. KirchMedia besitzt über seine Free-TV-Beteiligung ProSiebenSat.1 Media AG und den Pay-TV-Partner Premiere die nötige Logistik, um allen Vereinen eine entsprechende TV-Präsenz zu garantieren. Herbert Kloiber kann zwar bis auf den Regionalsender Tele 5 keine eigene Abspielstation präsentieren, dafür sind seine Investitionen aber besser besichert. Beim Angebot liegen die Konkurrenten auf ähnlichem Niveau. Medienberichte gehen von Offerten um 300 Millionen Euro für die nächsten zwei Spielzeiten aus.

      Bis gestern waren sich die Beobachter ziemlich sicher, dass KirchMedia mit seinem eingespielten Fernsehsystem den Zuschlag bekommen werde. Doch dann überraschte Kloiber erneut und holte mit der ARD einen schwergewichtigen Partner ins Boot. Plötzlich konnte der gebürtige Österreicher nicht nur die besseren Sicherheiten bieten, sondern auch einen prominenten TV-Partner. Für die DFL war dieser Umstand interessant genug, um die geplante Entscheidung über den Zuschlag zu verschieben.

      Premiere hat keine Zeit zu verlieren

      Für Premiere ist dieses Intermezzo denkbar ungünstig. Dem Sender geht langsam das Geld aus. Zwar war aus Kirch-Kreisen zu erfahren, dass sich die Banken grundsätzlich für den Kredit ausgesprochen haben. Doch eine klare Perspektive für das Kerngeschäft Bundesliga bleibt weiterhin eine Bedingung.

      Unzweifelhaft ist dabei, dass Premiere die Pay-TV-Rechte bekommen wird. Auch wenn Kloiber den Zuschlag für das Rechtepaket erhält, hat er hierzulande im Bereich Bezahlfernsehen mit dem Münchener Sender lediglich einen einzigen Partner. Er muss mit Premiere ins Geschäft kommen. Ansonsten bleibt Kloiber auf seinen teuer erkauften Pay-TV-Lizenzen sitzen.

      Insofern wundern sich die Verantwortlichen bei Premiere über Kloibers aktuelle Initiative. Denn durch die Verzögerung der DFL-Entscheidung bringt er seinen einzigen Geschäftspartner in Sachen Bezahlfernsehen in Schwierigkeiten.

      Ende des Wettbewerbs

      Dennoch könnte der Wettbewerb vorbei sein, noch bevor er richtig ins Rollen kam. Offenbar wurde die ARD von Kloibers Angebot geradezu überrumpelt. Zunächst gaben sich die Intendanten zwar interessiert. Doch am Donnerstag verkündete deren Vorsitzender Fritz Pleitgen, dem bisherigen Erstsender SAT.1 und damit auch KirchMedia den Vortritt zu überlassen. Für Premiere rückt damit die Rettung wieder in greifbare Nähe.
      Avatar
      schrieb am 21.06.02 16:59:15
      Beitrag Nr. 577 ()
      Einen kleinen Fuß hat TimeWarner schon mal in der Tür. Die würden mir als Großaktionär bei ProSieben schon ganz gut gefallen.

      Zu Premiere fällt mir nix mehr ein :confused:

      Köln, 21. Jun (Reuters) - Der Medienkonzern AOL Time Warner<AOL.N> erwirbt ein millionenschweres Viva-Aktienpaket vom britischen Musikkonzern EMI<EMI.L> und wird damit größter Aktionär bei dem Kölner Musiksender Viva.
      Der Viva-Anteil von 15,3 Prozent werde für 52,4 Millionen Euro in bar an AOL verkauft, teilte EMI am Freitagnachmittag mit und bestätigte damit einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). Abzüglich der ursprünglichen Investitionen in Viva ergebe sich ein Gewinn von rund 43 Millionen Euro, teilte EMI weiter mit. Bereits seit Wochen war über einen Aufbau des Anteils von AOL an Viva spekuliert worden.
      AOL Time Warner war bereits an Viva und dem eigenständigen Musikkanal Viva Plus beteiligt. Mit dem Kauf des EMI-Pakets hält der US-Medienriese nun 30,6 Prozent an der Viva Media AG. Eine Sprecherin des Kölner Musiksenders hatte am Freitagmorgen den Bericht nicht kommentieren wollen. Dies betreffe die Anteilseigner und nicht das Unternehmen. Der Kurs der am Neuen Markt gelisteten Viva Medien AG lag am Freitagnachmittag mit 4,73 Prozent im Plus bei 13,72 Euro.
      Ohne Angaben von Quellen schrieb die SZ weiter, der US-Medienriese, der bereits an Viva und dem eigenständigen Musikkanal Viva Plus beteiligt ist, wolle auch die Viva-Anteile von Vivendi Universal<V.N> kaufen. AOL Time Warner würde dann insgesamt 45,9 Prozent an Viva Media halten. Deshalb habe AOL Time Warner bereits Vorgespräche beim Bundeskartellamt geführt und strebe eine Mehrheitsübernahme an, berichtete die Zeitung weiter. Dem Artikel zufolge soll der Musiksender Viva für AOL ein weltweites Musikclip-TV aufbauen und dem Musiksender MTV massiv Konkurrenz machen.
      Seit Monaten wird über eine Übernahmeschlacht um Viva zwischen AOL Time Warner und Viacom<VIA.N>, dem Mutterunternehmen des Konkurrenzsenders MTV, spekuliert. Anfang Juni hatte Viva-Chef Dieter Gorny Gespräche in den USA bestätigt. "Ich war in New York, ich habe geredet, sage aber nicht mit wem", hatte Gorny erklärt.
      Spekuliert worden war, dass neben dem Großaktionär EMI auch der Anteilseigner Vivendi Universal<V.N> seinen ebenfalls 15,3-prozentigen Anteil abgegeben wolle. Nach Angaben aus Branchenkreisen von Anfang Juni sind rund 15 Prozent im Besitz von Unternehmensgründern befindliche Aktien mit den Anteilen von AOL Time Warner in einem Pool gebündelt. Im Streubesitz befinden sich nach früheren Viva-Angaben lediglich 24,2 Prozent.
      rer/ben

      Friday, 21 June 2002 16:44:10
      RTRS [nL21189693]
      Avatar
      schrieb am 21.06.02 20:25:03
      Beitrag Nr. 578 ()
      @ n-n-z

      Zu Premiere fällt mir nur zweierlei ein:
      1. Politische Rücksichtnahmen bis zur Wahl (hab ich schon öfter gesagt)
      2. Man will dem armen Kirch nicht auch das noch antun. Schließlich hat er für Premiere Alles gegeben.

      Ansonsten: AOL wäre mir auch sehr viel lieber als Medienzaren, die mit ihren sendern Politik betreiben (wie Murdoch oder Berlusconi). Eine "nationale" Lösung wird ohnehin möglicherweise von der KEK abgelehnt. Eigentlich fände ich es auch besser, wenn bei dieser Gelegenheit wieder etwas mehr Vielfalt ins Deutsche TV einzöge. Das hiesige Duopol (bzw. incl. den öffentlich-rechtlichen Tripol) ist sicher nicht der weisheit letzter Schluss (und ist ja eigentlich gegen den Willen der Kartellbehörden über Umwege zu Stande gekommen.
      __________________________________________________________________

      ftd.de, Fr, 21.6.2002, 16:22
      Medienwächter besorgt über Springer/Bauer-Einstieg bei Kirch

      Die Übernahmepläne der Verlage Springer und Bauer für die insolvente Kirch Media lösen bei Medienwächtern Bedenken aus: Das von den Zeitungsverlagen gegründete Konsortium „bereitet uns unter medienrechtlichen Gesichtspunkten Sorgen“, sagte der oberste Konzentrations-Wächter Karl Peter Mailänder. Der Präsident der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KeK) sieht durch die Verquickung von Print- und TV-Geschäft die Meinungsvielfalt bedroht.

      Der Axel-Springer-Verlag und der Heinrich-Bauer-Verlag wollen zu gleichen Teilen mindestens 51 Prozent der Kirch Media-Auffanggesellschaft übernehmen. Damit hätten die beiden Konzerne jeweils eine Sperrminorität bei der zahlungsunfähigen Kirch-Tochter. Sie gewännen dadurch entscheidenden Einfluss auf Kirchs Fernsehfamilie um Pro Sieben und Sat 1. Springer ist bereits mit 11,5 Prozent an Pro Sieben Sat 1 beteiligt.

      Beteiligten sich die beiden Verlagshäuser mehrheitlich an Kirch Media, müsste die KeK prüfen, ob sie dadurch nicht zur vorherrschenden Meinungsmacht aufstiegen. Nach den Richtlinien des Rundfunk-Staatsvertrags ist dies zum einen der Fall, wenn ein Medienkonzern mit seinen TV-Programmen 30 Prozent der Zuschauer in Deutschland erreicht. Ab 1. Juli sinkt die Grenze auf 25 Prozent. Von vorherrschender Meinungsmacht gehen die Konzentrations-Wächter zum anderen aus, wenn der Marktanteil zwar leicht unterschritten wird, aber das Unternehmen in einem anderen Mediensektor marktbeherrschend oder besonders stark ist. Springer ist Europas größter Zeitungsverlag, Bauer ist Deutschlands größter Zeitschriftenverlag.

      Nach Angaben der KeK hätte Bauer nach dem Kirch-Einstieg einen Zuschaueranteil von 28 bis 28,5 Prozent. Böte der Verlag jedoch in seinen TV-Sender Regionalprogrammen oder unabhängigen Dritten Platz, würde der Anteil niedriger bewertet. Die KeK prüft solche Fragen erst dann, wenn Springer und Bauer ihren Einstieg bei der für Kirch zuständigen Bayerischen Landesanstalt für Neue Medien angemeldet haben. Ein Nein der Kommission brächte die Übernahmepläne zu Fall.

      Bauer muss sich vermutlich von RTL 2-Beteiligung trennen

      Wie KeK-Präsident Mailänder dem „Handelsblatt“ sagte, müsste sich Bauer vermutlich von seiner Beteiligung an RTL 2 trennen, um bei Kirch einsteigen zu können. Bei beiden Verlagen drohe zudem eine Vermischung von Print- und TV-Interessen. Springer und Bauer besitzen auflagenstarke Programmzeitschriften wie „Hörzu“ oder „TV Movie“. Laut Mailänder droht die Gefahr, dass die Konzerne versuchen, ihr künftiges Fernsehgeschäft mit Hilfe der TV-Zeitschriften anzukurbeln.
      Avatar
      schrieb am 22.06.02 18:44:38
      Beitrag Nr. 579 ()
      SPIEGEL ONLINE - 22. Juni 2002, 16:46
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,202277,00.html

      Bundesliga

      "Infames Spiel"

      Bayer-Leverkusen-Manager Wolfgang Holzhäuser, 52, über das Geschacher um die Bundesliga-Rechte

      SPIEGEL: In dieser Woche will die Deutsche Fußball Liga (DFL) darüber entscheiden, welche Sender in der kommenden Saison die Bundesliga übertragen sollen. Was hat bei den Verhandlungen für Bayer Leverkusen Priorität?

      Holzhäuser: Zwei Dinge: erstens finanzielle Sicherheiten und zweitens eine Sendegarantie im Free-TV.

      SPIEGEL: Ist das auch die einheitliche Meinung unter den 36 Clubs der ersten und zweiten Liga?

      Holzhäuser: Soweit ich die Kollegen kenne, sehen sie das auch so. Wir wollen eine Garantie, dass die vereinbarten Gelder auch bezahlt werden. Aus Erfahrung wird man ja klug. Und wir denken an den Fußballzuschauer, der eben keinen Pay-TV-Anschluss hat.

      SPIEGEL: Wenn Sie mit der insolventen KirchMedia abschließen, laufen Sie Gefahr, dass es ähnlich wie bei Philipp Holzmann nach einem Jahr schon wieder klemmt beim Vertragspartner - und Sie dann vor derselben Situation stehen wie im Mai dieses Jahres: Kirch ist Ihnen noch 80 Millionen Euro aus der vorigen Saison schuldig geblieben.

      Holzhäuser: Natürlich ist das ein Problem. Ich weiß ja nicht, wer die neuen Eigner von KirchMedia sein werden. Deshalb gibt es auf meiner Prioritätenliste einen Punkt drei: Wenn irgendetwas passiert, sollten die Rechte nicht nur zurückfallen an die DFL, sondern wir sollten sie sofort wieder neu vermarkten können.

      SPIEGEL: Das ist auf Grund der Vertragslage derzeit offenbar strittig.

      Holzhäuser: Klar ist: Ein Abschluss mit einem Partner, der nicht KirchMedia heißt, ist juristisch schwieriger. Auf der anderen Seite hat KirchMedia eindeutig erklärt, dass es bestehende Verträge nicht erfüllen will und kann. Das berechtigt uns zumindest, mit anderen zu verhandeln.

      SPIEGEL: Das 300-Millionen-Euro-Angebot von Aim, der Firma von Herbert Kloiber, hat KirchMedia unter Handlungsdruck gesetzt. Die DFL klagte zuletzt, KirchMedia spiele auf Zeit.

      Holzhäuser: Ich halte es für infam, auf dem Rücken der Vereine, die große Liquiditätsprobleme haben, mit den Möglichkeiten des Insolvenzrechts zu spielen. Wir haben jetzt eine komfortable Situation: Es gibt wieder einen Wettbewerb.
      Avatar
      schrieb am 22.06.02 19:05:13
      Beitrag Nr. 580 ()
      Kloiber im Konsortium für KirchMedia-Übernahme? Das könnte Probleme mit der KEK und/oder dem Kartellamt geben...
      Vielleicht akzeptieren Springer und Bauer auch nur andere Schachfiguren. Gibt es vielleicht noch eine zahlungskräftige Dame oder gar einen König? :laugh:
      Und ein Filmproduzent mit einem Barvermögen von 1,45 Mrd USD - da fangen doch Augen der Gläubiger an zu leuchten :cry:

      ___________________________________________________________________________________

      Springer - Keine Entscheidung über weitere Mitbieter gefallen

      München, 22. Jun (Reuters) - Der Axel Springer Verlag hat einen Magazinbericht zurückgewiesen, demzufolge der Münchener Filmhändler Herbert Kloiber zusammen mit den Verlagen Springer und Bauer die insolvente KirchMedia übernehmen will. Springer und Bauer seien wie bereits erklärt grundsätzlich offen für den Einstieg weiterer Investoren in das Konsortium, unabhängig davon, ob es sich um Interessenten aus dem Medien- oder dem Finanzbereich handele, sagte eine Springer-Sprecherin am Samstag mit Blick auf einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus". "Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen." Derzeit würden "viele Gespräche" geführt. In Branchenkreisen hieß es, Kloiber, der über Deutschlands zweitgrößten Filmrechtestock verfügt, habe tatsächlich Interesse bekundet. Es sei aber keineswegs gewiss, ob Kloiber von dem Konsortium als dritter Partner akzeptiert werde. Ein Kirch-Sprecher lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab. Kloiber selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

      MIT KLOIBER WÜRDE EIN ALTER RIVALE VON KIRCH MITBIETEN
      Kloiber gilt seit Jahrzehnten als Erzrivale von Leo Kirch, dem 75-jährigen Gründer des in weiten Teilen zahlungsunfähigen Münchener Medienimperiums, zu dem auch die Sendergruppe ProSiebenSat.1 gehört. Zuletzt hatte Kloiber damit Aufsehen erregt, dass er im Ringen um die Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga gegen ein Offerte von KirchMedia geboten hatte. Medienberichten zufolge will Kloiber rund 300 Millionen Euro zahlen, die Deutsche Fußball Liga (DFL) will bis Mitte nächster Woche eine Entscheidung fällen. Unterdessen sprach sich Bayer Leverkusen-Manager Wolfgang Holzhäuser indirekt dafür aus, Kloibers Offerte ernsthaft zu prüfen. KirchMedia habe Verträge aus der Vergangenheit nicht erfüllt, sagte Holzhäuser dem Magazin "Der Spiegel". "Das berechtigt uns zumindest, mit anderen zu verhandeln." Ein Abschluss müsse auf alle Fälle finanzielle Sicherheit für die Vereine sowie eine Ausstrahlung im Free-TV garantieren.

      FOCUS - HOLLYWOOD-FILMPRODUZENT EBENFALLS INTERESSIERT
      Wie der "Focus" weiter berichtete, hat mit dem in Ägypten geborenen Hollywood-Filmproduzenten Haim Saban ein weiterer potenzieller Investor Interesse an der ehemaligen Kirch-Kerngesellschaft angemeldet. Der frühere Geschäftspartner von Leo Kirch verfüge über ein Barvermögen von etwa 1,45 Milliarden Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) und sei bereits zu Gesprächen in München gewesen, schrieb das Magazin weiter. Allerdings plane er keinen Alleingang sondern suche Partner. KirchMedia hatte am 8. April als erster Teil der Kirch-Gruppe Insolvenz angemeldet und damit den Zerfall des einstigen Medienimperiums eingeleitet. Nun sucht die neue Geschäftsführung mit den Sanierern Wolfgang von Betteray und Heiz-Joachim Ziems mit der Unterstützung von UBS Warburg nach Investoren für die Fortführung. Bauer und Springer hatten am Mittwoch erklärt, als Konsortium die Übernahme von KirchMedia anzustreben. hgn/rkr.
      Avatar
      schrieb am 23.06.02 12:55:15
      Beitrag Nr. 581 ()
      Ob eine Klage gegen Kirch noch etwas nützt? CapitalResearch ist ja nicht der einzige Investor, der jetzt in die Röhre schaut. Am größten dürfte der Ärger bei Murdoch sein: Erhätte seine Ausstiegsoption bei KirchPayTV schon im letzten Herbst ziehen können, hatte sich aber dann breitschlagen lassen, sie gegen weitgehende Zusagen in Bezug auf eine Beteiligung/Übernahem von Kirchs Kerngeschäft (so lauteten jedenfalls Gerüchte) um ein Jahr zu verschieben. Jetzt sieht es wohl gar nichts. Bisher klagt Murdoch m.W. noch nicht. Warum? Sieht er ein, das das nichts bringt oder hat doch noch Pläne bzgl. Kirch?

      Gruß, rv
      _______________________________________________________________________________

      ftd.de, Sa, 22.6.2002, 13:16

      ...

      Capital Research klagt angeblich gegen Kirch

      Nach „Focus“-Informationen klagt der US-Finanzinvestor Capital Research gegen Kirch vor dem Münchner Landgericht. 1999 habe das Unternehmen unter der vertraglich fixierten Voraussetzung, dass Kirch Media bis zum 30. Juni 2002 an die Börse gehen sollte, knapp 260 Mio. Euro investiert. Nachdem der Börsengang scheitert war, verlange Capital Research eine Rückzahlung von 30 Mio. Euro.
      Avatar
      schrieb am 24.06.02 09:56:52
      Beitrag Nr. 582 ()
      Zitate aus:
      http://www.sueddeutsche.de>
      24.06.2002 04:19

      Premiere-Schuldenerlass von Fußballrechten abhängig

      München (Reuters) - Die insolvente KirchMedia will einem Zeitungsbericht zufolge den ebenfalls von der Zahlungsunfähigkeit bedrohten Bezahlfernsehsender Premiere bei Erhalt der Bundesliga-Fußballrechte offenbar Schulden in dreistelliger Millionenhöhe erlassen.

      Premiere-Chef Georg Kofler müsse insgesamt 512 Millionen Euro Altschulden bei KirchMedia sowie der Konzerndachgesellschaft TaurusHolding beseitigen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" am Sonntag vorab aus ihrer Montagsausgabe. Diese Summe wolle KirchMedia erlassen, falls der Konzern weiterhin im Besitz der Bundesligarechte bleibe und diese wie bislang an Premiere sowie den Kirch-eigenen Sender Sat.1 verkaufen könne.

      Ein Premiere-Sprecher wollte auf Anfrage Details des Artikels nicht kommentieren, sagte aber mit Blick auf die Bundesligarechte, es gebe "eine große Interessensidentität" zwischen Premiere und KirchMedia. In unternehmensnahen Kreisen wurde bestätigt, dass die Verhandlungen über Schuldenerlässe mit dem Erhalt der Fußball-Bundesligarechte verknüpft worden seien.
      ...
      Premiere-Chef Georg Kofler schließt der "Süddeutschen Zeitung" zufolge bei den Fußball-Rechten eine Zusammenarbeit mit dem Kirch-Erzrivalen Kloiber aus. "Kloiber ist für Premiere jederzeit ein willkommener Geschäftspartner", sagte er der SZ. "nur bei der Bundesliga kommen wir nicht zusammen - weil Premiere in eine unauflösbare Bietergemeinschaft mit KirchMedia eingebunden ist".

      Weiter berichtet die Süddeutsche Zeitung, Premiere und Sat.1 hätten sich für den Fall eines Zuschlags bei den Bundesligarechten bereits auf ein neues aufeinander abgestimmtes Programmkonzept geeinigt. So solle Premiere wie bisher alle Spiele der Fußball-Bundesliga live übertragen, während die im frei empfangbaren Sender Sat1 am Samstag zu sehende Tageszusammenfassung bei "ran" auf 18 Uhr vorverlegt werden solle. Bei Sat.1 war hierzu niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

      Kommentar:
      Premiere soll offenbar weiterleben. Das Problem liegt nun bei der DFL.
      Avatar
      schrieb am 24.06.02 12:57:15
      Beitrag Nr. 583 ()
      ganz schön viele Schulden, die da erlassen werden sollen.

      ns
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 15:26:02
      Beitrag Nr. 584 ()
      Ohne Worte :confused:

      München, 28. Jun (Reuters) - Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat die Rechte für die TV-Übertragung der Fußball-Bundesliga nach Angaben aus Verhandlungskreisen an die insolvente KirchMedia[KRCH.UL] vergeben.
      Nähere Angaben waren am Freitag zunächst in den Kreisen nicht zu erhalten, die damit aber entsprechende Informationen des Fernsehsenders n-tv bestätigten. Die DFL wollte die Entscheidung um 15.30 Uhr auf einer Pressekonferenz in Frankfurt offiziell bekannt geben.
      Um die Fernsehrechte war ein Bieterstreit zwischen KirchMedia mit dem Bezahlsender Premiere auf der einen Seite sowie dem Medienunternehmer Herbert Kloiber auf der anderen Seite entbrannt. Premiere-Chef Georg Kofler hatte für den Fall eines negativen Entscheids gegen sein Haus ausgeschlossen, die Rechte von Kloiber im Nachhinein zu übernehmen. Die Zukunft des hochdefizitären und ebenso von der Insolvenz bedrohten einzigen deutschen Bezahlsenders Premiere hing nach Branchen-Einschätzung wesentlich vom Erhalt der Fußball-Fernsehrechte ab.
      lae/ban/zap

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      [KRCH.ULc]

      For related price quotes, double click on one of the following codes:
      <KRCH.UL>

      Friday, 28 June 2002 15:12:02
      RTRS [nL28501865]
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 18:02:08
      Beitrag Nr. 585 ()
      Ich melde mich zurück von einem unvorhergesehenen Zwangsaufenthalt ohne Internet.
      Dank an alle, die diesen Thread weitergepflegt haben.

      Dass KirchMedia und Premiere aufeinander und auf die Fußballrechte angewiesen sind, kann ich ja noch nachvollziehen; damit ist die Zustimmung der Insolvenzverwaltung von KirchMedia zu dieser Premiere-Rettungsaktion nachzuvollziehen. Aber
      - Wer veranlasst die DFL, gegen die eigenen Interessen, diese Firmen weiter über Wasser zu halten?
      - Wer veranlasst die Gläubigerbanken, diesen Deal zu decken?

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 29.06.02 19:23:33
      Beitrag Nr. 586 ()
      Noch ein kleiner Nachtrag von der Springer-HV.
      Meint Kirch das wirklich ernst? Verliert er jetzt jeden Realitätsbezug?
      Den Ärger kann ich ja verstehen - aber dieser juristische Amoklauf??
      _______________________________________________________________________________________

      Leo Kirch schürt Konflikt mit Axel Springer Verlag
      Medienunternehmer sorgt für Eklat und verlangt Schadenersatz. Konzernchef Döpfner: Verlag ist im Halbjahr wieder profitabel

      Berlin – Der gescheiterte Medienunternehmer Leo Kirch hat auf der Hauptversammlung des Axel Springer Verlags zum Generalangriff auf Vorstand und Hauptaktionärin Friede Springer geblasen. Die Kirch-Anwälte beantragten eine Sonderprüfung, um mögliche Schadenersatzansprüche gegen Verlagsvorstand und Friede Springer geltend machen zu können. Im Mittelpunkt des Streits steht die Put-Option, mit der der Springer-Verlag im Frühjahr die Kirch-Gruppe zum Rückkauf des Aktienpakets an der Sendergruppe Pro Sieben Sat 1 Media AG aufforderte. Die finanziell angeschlagene Kirch-Gruppe, deren Imperium inzwischen zusammengebrochen ist, hatte die Option für teilweise unwirksam erklärt.

      Der öffentlichkeitsscheue Leo Kirch, der mit seinen Anwälten Ronald Frohne und Peter Gauweiler nach Berlin gereist war, wirft nun dem Vorstand „desaströses Verhalten“ vor. Der Springer-Verlag habe nicht im Sinne des Unternehmens gehandelt, sondern allein im Interesse von Friede Springer. Daher hat Kirch-Anwalt Frohne Schadenersatzforderungen gegen den amtierenden Vorstand und Friede Springer gestellt. Leo Kirch ist mit 40 Prozent am Springer-Verlag beteiligt. Der Vorstand habe mit der Ausübung der Option der Vermögens- und Finanzlage des Verlages nachhaltig geschadet. Die Schadenersatzforderungen wurden in den Springer-Chefetagen als „Störmanöver“ und als „Rache“ Kirchs empfunden.

      Zudem sprachen sich die Kirch-Vertreter gegen eine Entlastung der amtierenden Vorstände sowie Friede Springers als Aufsichtsratsmitglied aus. Der Springer-Verlag wehrte ab: „Der Vorstand sieht keinerlei Anlass für eine Sonderprüfung“, sagte Döpfner. Die Sonderprüfung und die Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen wurden von der Hauptversammlungsleitung am Mittwochabend nicht zur Abstimmung gestellt, da sie nicht rechtzeitig angekündigt waren und sich auf Handlungen bezogen, die nicht im vergangenen Geschäftsjahr lagen.

      Mit dem harschen Auftritt Kirchs und seines Trosses erreichte der seit 13 Jahren schwelende Streit zwischen Europas größtem Zeitungshaus und seinem Großaktionär einen weiteren Höhepunkt. Was sich Friede Springer – die neben Leo Kirch saß – und Mathias Döpfner auf der Hauptversammlung anhören mussten, hatte es in sich: „Desaster“, „Verstoß gegen Anstand und Aktienrecht“ und „Missmanagement“ lauteten die Vorwürfe, die der Kirch-Anwalt Frohne gegen die Verlagsspitze erhob.

      Zuvor hatte Springer-Chef Döpfner den Aktionären erklärt, dass es Ende Januar „keine Alternative zur Put-Option“ gegeben habe. Danach soll Kirch das Paket über 11,5 Prozent an Pro Sieben Sat1 zu einem vertraglich festgelegten Preis von 767 Millionen Euro zurücknehmen. „Wir hatten auch kein Interesse an einer Schwächung der Kirch-Gruppe“, machte Döpfner klar. „Es gab keine andere Wahl“, sagte auch der scheidende Aufsichtsratschef Bernhard Servatius.

      Vorstandschef Döpfner sagte, wegen der teilweisen Kirch-Insolvenz bestünden für Springer keine wirtschaftlichen Risiken. „Ein Abschreibungsrisiko besteht unter keinen Umständen.“ Der Börsenwert des Anteils an der Senderfamilie belaufe sich auf rund 220 Millionen Euro. Der Springer-Verlag habe davon aber nur einen Bruchteil in seinen Büchern stehen. Kirch-Vertreter Frohne hält das Aktienpaket dagegen mittlerweile für „wertlos“.

      Döpfner kam auch auf das Springer-Aktienpaket zu sprechen, das Noch-Eigentümer Leo Kirch bis 30. August selbst verwerten darf und das danach an die Deutsche Bank geht. Der Vorstandschef, der seine erste Hauptversammlung in dieser Funktion absolvierte, erklärte, die Vinkulierung der Aktien, die einen Verkauf nur mit Zustimmung von Vorstand und Aufsichtsrat zulässt, stünde nicht zur Disposition. Döpfner bekräftigte, dass der Verlag an einer Börsenplatzierung des 40-Prozent-Pakets interessiert sei: „Wir würden eine breite Platzierung an der Börse unterstützen.“

      Gleichzeitig plant der Verlag, bei der insolventen Kirch Media einzusteigen. Zu der mit dem Heinrich Bauer Verlag angestrebten Übernahme sagte Döpfner, es werde sich zeigen, ob dies zu wirtschaftlich vernünftigen Konditionen möglich sein werde. Der Springer-Verlag (“Bild“, „Die Welt“) und der Bauer-Verlag (“Bravo“, „TV Movie“) wollen mindestens 51 Prozent der Kirch Media, zu der auch Pro Sieben Sat 1 gehört, übernehmen.

      Verlagschef Döpfner konnte den Aktionären – trotz der anhaltenden Krise im Mediensektor – Hoffnung auf die Zukunft machen. Der Verlag hat nach dem Verlust im vergangenen Jahr wieder Kurs auf bessere Erträge genommen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sei ein positives operatives Ergebnis und ein Überschuss erzielt worden, sagte Döpfner. Für das gesamte Jahr wollte Döpfner keine Prognose abgeben. Sollten sich die Rahmenbedingungen jedoch nicht verschlechtern, sei er überzeugt, dass man am Ende deutlich besser abschneide als im Jahr 2001. Im vergangenen Jahr war Europas größtes Zeitungshaus erstmals mit 198 Millionen Euro in die roten Zahlen geraten.

      Seit dem Verlustjahr sei viel passiert, sagte Döpfner. Seine Kernziele seien: die Kosten zu senken, die Effizienz zu steigern und das Portfolio zu bereinigen. Die Kosten würden vor allem durch den Stellenabbau reduziert werden. Auch durch die Kürzung des Werbebudgets und die behutsame Reduzierung der Blattumfänge will Döpfner weiter sparen. Die Effizienz könne gesteigert werden, indem Ressourcen besser genutzt würden. Zudem müsse das Portfolio weiter bereinigt werden. Döpfner: „Jeder Geschäftszweig steht auf dem Prüfstand.“ DW

      Wechsel im Aufsichtsrat

      Der Rekordhalter unter Deutschlands Aufsichtsratschefs nimmt seinen Abschied: Bernhard Servatius (70), der 18 Jahre lang den Posten beim Axel Springer Verlag („Bild“, „Welt“) inne hatte, räumt den Aufsichtsratsvorsitz für Aufsichtsrat Giuseppe Vita. Zudem sind Gerhard Cromme, bereits Aufsichtsratschef bei Thyssen-Krupp, und Leonhard Fischer, Vorstand der Allianz AG, als neue Mitglieder in das Kontrollgremium gewählt worden. Ausscheiden wird auch Aufsichtsrat Wolfgang Steinriede.DW
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 11:09:30
      Beitrag Nr. 587 ()
      Aus der FTD vom 4.7.2002
      US-Investor Saban gibt Angebot für Kirch-Beteiligungen ab
      Von Bertrand Benoit, Frankfurt, und Peter Thal Larsen, London
      Der US-Milliardär Haim Saban hat ein unverbindliches Angebot für die Beteiligungen von Kirch Media abgegeben. Damit trägt sich Saban in die Liste großer Bieter ein, die etwas von den Überbleibseln des Kirch-Imperiums ergattern wollen.

      Wie aus der Umgebung von Kirch Media zu hören war, haben einige Bieter in dieser Woche damit begonnen, Kirchs Beteiligungen zu prüfen...
      Interessenten hatten bis Montagabend Zeit, sich an die Berater von Kirch Media zu wenden. Aus Kreisen der Bieter hieß es, dass es Gebote von mindestens 2 Mrd. Euro bedurft habe, um Zugang zu den Unternehmensdaten zu erlangen.
      Bislang haben es einige mögliche Käufer abgelehnt, sich an die Frist zu halten. Sie verlangen begrenzten Zugang zu den Daten, bevor sie auch nur einen verhandelbaren Preis für die Beteiligungen nennen.

      Saban hat sich durch den Verkauf seiner 49,5 Prozent an Fox Family Worldwide im vergangenen Jahr 1,4 Mrd. $ gesichert. Die Anteile gingen an Disney. Das Unternehmen hat für Medienbeteiligungen eigens die Saban Capital Group gegründet. Saban hat im vergangenen Monat in Deutschland mit möglichen Partnern darüber verhandelt, ein Bieterkonsortium zu bilden. Er sei darauf aus, die Sender- und Archiv-Anteile von Kirch Media zusammen zu halten, um Synergien auszuschöpfen.

      Zu den deutschen Bietern gehört auch die Commerzbank, einer der größten Kirch-Gläubiger. Sie plant ein gemeinsames Angebot mit dem US-Studio Tristar, das zu Sony gehört. Die Commerzbank hatte andere Anleger aufgefordert, dem Kreis beizutreten, nachdem die Verlagsgruppe WAZ sich daraus zurückgezogen hat.

      Die Verlage Axel Springer und Heinrich Bauer haben sich ebenfalls zusammengetan. Saban soll Springer für den potentesten deutschen Bieter für Kirch Media halten. Springer besitzt 11,8 Prozent an Pro Sieben Sat 1. "Saban braucht einen deutschen Partner, Springer braucht einen US-Partner, aber die großen US-Konzerne, die auf der Suche sind, würden Springers Geschäftsinteressen nie in die Quere kommen, sodass es sinnvoll wäre, wenn die beiden zusammenkämen", sagte ein Beobachter.

      Kommentar:
      Die COBA hat "nix drauf", die schafft es wohl kaum, zuzupacken.
      Springer ist emotional so stark in die Kirch-Machenschaften mit einbezogen, dass ihm der kühle Kalkül für seine Möglichkeiten fehlt. SChon allein deswegen käme er als Übernehmer infrage, mit einem Junior Bauer, der sich auch mal die Finger verbreennen will.
      Nun taucht ein weiterer Interessent auf, der den beiden dazu verhelfen könnte, das Risiko zu begrenzen.

      Saban ist nicht nur im Medienbereich tätig, sondern engagiert sich auch anderen gesellschaftzlichen Bereichen. Er tat sich zur Clinton Zeit als größteer Einzelspender für die Demokrat. Partei hervor und war auch als Berater für Clinton tätig und unterstützte Al Gore`s Wahlkampf.

      Zitat:
      http://www.motherjones.com/web_exclusives/special_reports/mo…
      Saban`s generosity did not go unrewarded. During the Clinton administration, the entertainment executive served on the President`s Export Council, advising the White House on trade issues. He also took an unusual pride in being a top contributor. When Saban learned that another donor had topped his contributions to the Democratic Congressional Campaign Committee by a quarter-million dollars, he immediately sent the DCCC a check for $250,000, with a $1 bill attached to it.
      "I hope this guy doesn`t find out," Saban told The Washington Post. "He may send another two dollars."

      Präsident Clinton beschreibt ihn in einer Rede an der Tel Aviv University vom January 20, 2002 als Selfmade Man und spendierfreudigen Philanthropen:
      Zitat:
      I thank all my fellow Americans who came to share this night with me and with my great friend, Haim Saban, who is now proving his generosity and foresight to Tel Aviv University, as he has to me and to our causes in America for so many years. I was looking at Haim give that introduction and I thought, "You know, it`s difficult not to resent someone who`s as rich as he is." But he started with nothing. He made it the old-fashioned way, he earned it, and he`s devoting his life to sharing with other people for good causes and the future of children who will not be able to know what he has done and I thank him


      Darüber hinaus hat Saban starkes Interesse an den politischen Verhältnissen im nahen Osten, speziell Palästina. Er hat zu diesem Zweck eigens ein Forschungsinstitut im Rahmen der Brookings Institution gegründet und finanziert es.

      Er erinnert in der Spannweite seiner Interessen an Soros. Er ist auf jeden Fall ein Profi im Film- und Fernsehgeschäft.
      Mit Springer würde er wohl trotz seiner klaren Parteipräferenz harmonieren. Er könnte der unternehmersiche Kopf einer Allianz sein und die Finanzierungslücke der Verlage schließen.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 21:27:06
      Beitrag Nr. 588 ()
      Aus der Platow-Börse
      Pro7: Sportliche Verluste

      Die Senderfamilie ProSiebenSat1 verlor im Juni Marktanteile. In einem weiter schwachen Umfeld gehen nun auch noch die Argumente für die Attraktivität der Sendergruppe (inkl. Kabel 1 und N24) als Werbeplatz aus. Bei genauem Lesen der Daten fällt aber auf, dass der Einbruch v.a. Folge der starken Quoten von ARD und ZDF zur WM ist. Während diese kaum Werbeträger gewinnen konnten, lag Sat1 mit „WM-Fieber“ gut im Rennen. Entgegen den Planungen (Platow Börse v. 10.6.) wurden aber Verluste in einstelliger Mio. Euro-Höhe eingefahren, hören wir aus München. Zur HV (9.7.) wird CEO Urs Rohner u.E. dennoch (noch) keine Revision der 02er Prognose (EBITDA auf Vj.-Höhe) vornehmen. Es bleibt die Hoffnung auf Q4. Am Verlustbringer „Sport“ will die Gruppe in jedem Fall festhalten. So konnte sich Mehrheitseigner KirchMedia soeben die Rechte für die Bundesliga-Saison 02/03 zum „Schnäppchenpreis“ von 350 Mio. Euro sichern. Zweitverwerter Sat1 („ran“) spart so 20% beim Einkauf. Ziel hier: Break-even im Jahr 2003. Bis Ende September sollen die Eignerverhältnisse bei KirchMedia geklärt werden. Auch dies nährt Spekulationen. Dabei bleiben mit Stopp bei 8,50 Euro.
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 08:37:57
      Beitrag Nr. 589 ()
      Berlusconi zeigt Interesse - aber nur an Pro7Sat1.

      Von den 80 Bietern für KirchMedia sind nur noch die 10 kleinen Negerlein übrig.
      _______________________________________________________________

      Mediaset schließt Kauf von Kirch-TV-Sendern nicht aus

      Mailand, 04. Jul (Reuters) - Der von der Familie des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Fernsehkonzern Mediaset schließt einem Topmanager zufolge den Kauf von TV-Sendern der insolventen KirchMedia nicht aus. "Im Moment sind die einzig interessanten Teile (des Kirch-Medienimperiums) die frei empfangbaren Fernseh-Kanäle", sagte Mediaset-Vizepräsident Piersilvio Berlusconi - Sohn von Silvio Berlusconi - in einem am Donnerstag vorab veröffentlichten Interview mit dem Magazin "Panorama" (Freitagausgabe). "Ich schließe nicht aus, dass sie verauktioniert werden. In dem Fall werden wir sehen, was passiert." Kirch hat unternehmensnahen Kreisen zufolge die Zahl möglicher Bieter für die insolventen Kirch-Gesellschaften auf mittlerweile zehn reduziert, unter denen sich auch immer noch Mediaset befinde. Bereits im Mai hatte der Mediaset Finanzchef Marco Giordani sein Interesse an Teilen des Kirch-Medienkonzerns für einen angemessenen Preis geäußert. lex/tcs.
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 13:55:50
      Beitrag Nr. 590 ()
      ja, ich wollte ihn ja schon längst wieder einmal erwähnen.

      Saban ... guter Mann. Ich dachte aber immer, er wäre an Israel interessiert. Palästina, ja wie rum man es auch sehen mag.

      Saban und Haffa kenn sich übrigens und sollen im letzten Jahr zusammen - angeblich, nur Hörensagen - ein paar Tage auf Saban Yacht (noch grösser) verbracht haben.

      Kommt Haffa wieder? Au fein, dann wird wieder zurückgeklüngelt.

      ns
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 15:41:00
      Beitrag Nr. 591 ()
      Das wären ja ganz neue Aussichten:

      Haffa übernimmt mit Saban Kirchmedia...

      Noch ist`s ja ein bisschen früh, Bilanz zu ziehen, wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern beim deutschen Mediendesaster gehört. Aber Haffa zählt ebenso wie Ecclestone zu den Gewinner; das ist so sicher wie die meisten Kleinaktionäre zu den Verlierern zählen. War vielleicht mal wieder nötig, eine solche Umverteilung von unten nach oben. Die meisten Leute können ohnehin nichts Gescheites mit ihrem Geld anfangen - es reicht ja nicht mal zu einer mittelgroßen Yacht!

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 02:41:43
      Beitrag Nr. 592 ()
      Aus der ftd.de, Fr, 5.7.2002, 18:26
      Kirch verlangt außerordentliche Springer-HV
      ...
      Eine Sprecherin von Springer bestätigte am Freitag, dass ein entsprechender Antrag von Kirch eingegangen sei. Das hatte die "Süddeutsche Zeitung" vorab berichtet. Eine außerordentliche HV könnte demnach Mitte August stattfinden....

      Auf der Springer-Hauptversammlung (HV) Mitte Juni hatten die Kirch-Vertreter eine Sonderprüfung des Jahresabschlusses 2001 gefordert und mit Schadensersatzansprüchen gedroht. Aus Springer- Kreisen hieß es, der neue Antrag sei ein "durchsichtiges Störmanöver", mit dem Kirch dem Verlag schaden wolle. Der Vorstand sehe die Aktion mit "großer Gelassenheit". Kirch muss bis Ende August seinen Springer-Anteil verkaufen, bevor die Deutsche Bank Zugriff auf das Paket bekommt. Kirchs Antrag, über den bei der letzten HV aus formalen Gründen nicht abgestimmt worden war, wurde damit begründet, dass die Springer-Führung allein die Interessen der Mehrheitsaktionärin Friede Springer und nicht die des Verlages vertreten habe. Der Vorstand sei dem Diktat der Witwe von Konzerngründer Axel Cäsar Springer gefolgt und habe alles getan, Kirch aus dem Unternehmen zu drängen. Die Hauptversammlung hatte Kirch und Friede Springer als Mitgliedern des Aufsichtsrates die Entlastung verweigert. Dagegen wurde der Vorstand, unter ihnen Vorstandschef Mathias Döpfner, gegen den Willen Kirchs entlastet. Die Springer-Familie hält etwas mehr als 50 Prozent an dem Konzern.

      Kommentar:
      Kirch wittert bei Springer ähnliche Verhältnisse wie sie auch bei anderen Großunternehmen heutzutage üblich geworden zu sein scheinen: grobe Bilanzfälschungen - gemäß dem sportlichen Motto: unsere Bilanz soll schöner werden.
      So wie er der Deuba die Frist mittels seiner Klage gegen Breuer abgetrotzt hat, so will er nun mittels der Drohung mit einer Sonderprüfung Springer zwingen, ihn bei der Verwertung seines Anteils am Verlag nicht mittels der vink. Namensaktien zu behindern.
      Da für Springer dieser Punkt aber essentiell ist, wird er nur nachgeben, wenn er eine Sonderprüfung wirklich fürchten muss. Wie interessant für die Zuschauer (Springers Gläubiger und Konkurrenten).
      Kich´s Chancen stehen auch diesmal nicht schlecht: Springer hat Verluste ausweisen müssen. Da kann man davon ausgehen, dass er seinen legalen Gestaltungsspielraum bereits in früheren Zeiträumen voll ausgeschöpft hatte. Das aber reichte im vergangenen Geschäftsjahr nicht mehr aus. Der ganzen Branche geht es sehr schlecht.
      Avatar
      schrieb am 07.07.02 06:01:11
      Beitrag Nr. 593 ()
      Ja Profitgenius, Du hast recht.

      Kleine gute, bekommen keine Kredite mehr oder überhaupt keine Unterstützung bzw. Stornos von Krediten, während Kirch immer noch von irgendwo Kohle bekommt. Nur wegen dieser blöden Bundesliga.

      Aber sie kriegen alle noch ihr Fett weg. Ron Sommer steht auf der Abschussliste. Das hat ja ganz schön gedauert. Der bekommt wieder dicke Euroscheinchen als Abfindung. Wie immer. Was steht für Kirch an?

      ns
      Avatar
      schrieb am 07.07.02 13:36:50
      Beitrag Nr. 594 ()
      Auch im Zusammenhang mit der angedrohten Kirch-Klage gegen Springer ist das folgende Interview mit dem Vorstandschef der BaLaBa in der Welt am Sonntag interessant. Schmidt will immer noch nicht zugeben, dass Kirch überschuldet ist. Vermutlich gilt diese Sprachregelung bis zur Bundestagswahl. Über das worst-case-Szenario weigert sich Schmidt (noch) zu reden.
      ___________________________________________________________________________________

      Wie hart trifft Sie die Kirch-Pleite?

      Die Bayerische Landesbank war jahrelang wichtiger Kreditgeber des Kirch-Imperiums. Droht dem Finanzinstitut jetzt auch eine Schieflage? Fragen an Vorstandschef Werner Schmidt


      WELT am SONNTAG: Herr Schmidt, Deutschland hat das WM-Finale verpatzt. Es gab Prognosen, dass der Weltmeistertitel Kanzler Schröder zwei Prozentpunkte eingebracht hätte. Wird Herr Stoiber jetzt Kanzler?

      Werner Schmidt: Das wissen wir am 22. September. Fakt ist, dass sich Deutschland in einem schwierigen Zustand befindet. Es bedarf vieler Reformen, damit es hier zu Lande wieder aufwärts geht. Der, dem die Bevölkerung die größere Wirtschaftskompetenz zutraut, wird gewinnen.

      WamS: Ihr Kirch-Engagement hat Sie viel Geld gekostet. Wie hat sich das Verhältnis Ihrer Bank zu Ihrem Shareholder, der bayerischen Staatsregierung, dadurch verändert?

      Schmidt: Der Freistaat Bayern hält 50 Prozent an der Bayerischen Landesbank und ist deshalb unter anderem auch an einer vernünftigen Rendite des eingesetzten Kapitals interessiert. Die Geschäftsführung der Bank liegt aber beim Vorstand.

      WamS: Aber Ihr Kirch-Engagement dürfte die Rendite der Bank nicht gesteigert haben. Außerdem sitzen Vertreter der Staatsregierung doch in den unterschiedlichen Gremien Ihres Hauses, etwa im Kreditausschuss.

      Schmidt: Sowohl der Kapitaleigner Freistaat Bayern als auch die Sparkassenorganisation in Bayern haben für das Geschäftsjahr 2001 die unveränderte Dividende auf das Stammkapital erhalten. Nun, der Kreditausschuss hat unserem Engagement bei Kirch zugestimmt. Schließlich kann der Kreditausschuss keine Kredite beantragen, sondern nur ablehnen. Und das ist im Fall Kirch nicht geschehen.

      WamS: Vielleicht gab es ja ein politisches Interesse, Herrn Kirch zu unterstützen ...

      Schmidt: Natürlich hat keine Regierung ein Interesse daran, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Aber einen direkten Interessenkonflikt sehe ich da nicht.

      WamS: Ein Veto des Kreditausschusses hätte aber geholfen, die BayernLB vor einem Fehlinvestment bei Kirch zu bewahren.

      Schmidt: Wir haben zwei Insolvenzgründe in Deutschland, Überschuldung und Illiquidität. Und alle Insolvenzen bei Kirch wurden durch Illiquidität ausgelöst, nicht durch Überschuldung. Die Vermögenswerte der Kirch-Gruppe sind umfangreich. Die liquiden Mittel waren dies leider nicht. Unter anderem haben meines Erachtens auch Herr Kirch und das Management Fehler gemacht. Man hätte sich früher von seinem 40-Prozent-Anteil am Axel Springer Verlag lösen müssen.

      WamS: Was bedeutet die Kirch-Pleite für Ihr Haus? Sie haben der Unternehmensgruppe schließlich mehr als zwei Milliarden Euro geliehen.

      Schmidt: Unser Gesamtengagement liegt bei unter einem Prozent des Kreditvolumens der Bayerischen Landesbank. Die Verbindlichkeiten von KirchMedia sind wesentlich kleiner als die Vermögenswerte und die Angebote. Denken Sie nur daran, dass die weltweit führenden Medienexperten durch ihre Call-Optionen bei KirchMedia Gelder investiert haben, die einen Unternehmenswert in mehrfacher Milliardenhöhe repräsentieren.

      WamS: Aber Sie haben Ihre Risikovorsorge dennoch erhöht ...

      Schmidt: ... das hängt nicht unbedingt mit KirchMedia zusammen.

      WamS: Vielleicht mit Premiere? Wie geht es weiter mit dem Bezahlfernsehen?

      Schmidt: Da müssen noch eine Reihe von Problemen geklärt werden. Da gibt es zum Beispiel Schwarzseher, die Premiere ohne Decoder empfangen. Außerdem sind die Kosten zu hoch. Da muss sich unbedingt etwas ändern. Aber da wurden in den vergangenen Wochen schon gewaltige Fortschritte erzielt. Zumindest deuten die vorgelegten Businesspläne darauf hin, dass Premiere profitabel werden kann. Es kommt jetzt darauf an, ob Investoren gefunden werden, die Premiere übernehmen.

      WamS: Mit welcher Lösung rechnen Sie?

      Schmidt: Weltweit führende Medienspezialisten wie Berlusconi und Murdoch haben in den Bereich PayTV erhebliche Summen, die insgesamt mehrere Milliarden Unternehmenswerte darstellen, investiert. Hinterher sind viele schlauer. Es könnten neben Medienexperten auch Finanzinvestoren einsteigen. Es ist aber auch möglich, dass sich der Einstieg wegen des Nachweises des Turn-arounds verzögert. Als Banker müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen und haben deshalb eine entsprechende Risikovorsorge vorgenommen.

      WamS: Ihr Haus ist auch beim Kirch-Engagement in der Formel 1 engagiert. Wie ist hier die Lage?

      Schmidt: Wir beabsichtigen, unsere Kredite gegen Anteile an der Formel 1 zu tauschen. Damit werden wir zum Partner von Bernie Ecclestone sowie den Herstellern und Teams. Ich hoffe, dass wir gemeinsam das weltweit größte Medienereignis positiv weiterführen können. Im Grunde machen wir aber Bankgeschäfte. Unser Formel-1-Engagement sollte deshalb auch nur vorübergehend sein.

      WamS: Das klingt ganz nach Schönreden. Haben Sie sich bei Kirch nicht gewaltig verspekuliert?

      Schmidt: Sie können so ein Engagement in "best case"-, "normal case"- und "worst case"-Szenarien betrachten. Wir haben das "normal case"-Szenario gewählt, wobei man die derzeitige Lage und die Situation beim Eingehen des Engagements differenziert betrachten muss. Ich erinnere nur an die allgemeine ökonomische Lage und die stark rückläufigen Werbeeinnahmen, und wiederhole nochmals - hinterher sind alle klüger.

      Das Gespräch führten Ulrich Porwollik und Ulrich Reitz.
      ------------
      Wie die Bayerische Landesbank wirtschaftet

      Die Bayerische Landesbank ist mit einer Konzernbilanzsumme von 326 Milliarden Euro (31.12.2001) nach der WestLB die zweitgrößte Landesbank und die derzeit siebtgrößte Bank in Deutschland. Die als öffentlich-rechtliches Kreditinstitut geführte Bank gehört zur Hälfte dem Freistaat Bayern und dem bayerischen Sparkassenverband. Mit mehr als 9000 Mitarbeitern ist das Geldhaus mit Niederlassungen in Mittel- und Osteuropa, Nordamerika und Asien vertreten. Mit mehr als zwei Milliarden Euro ist die Bank größter Kreditgeber des Kirch-Konzerns. Mit einer Milliarde Euro finanzierte die Bank im Frühjahr 2001 den Einstieg von Kirch in die Formel 1. Durch eine Reihe fauler Kredite, unter anderem für den US-Energieriesen Enron, die Schmidt-Bank in Hof und den Frankfurter Baukonzern Holzmann hatte die Bank im vergangenen Jahr einen kräftigen Gewinneinbruch erlitten. Der Jahresüberschuss sank von 550 Millionen Euro im Vorjahr auf 254 Millionen Euro. Gleichzeitig brach das operative Ergebnis in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahr um 527 Millionen Euro ein und rutschte tief in die roten Zahlen. Der amtierende Vorstandschef Werner Schmidt führt die Bank seit Juni 2001 und hatte seitdem mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen. Im vergangenen Herbst musste Schmidt eine Gehaltserhöhung des Vorstandes auf Druck von Ministerpräsident Edmund Stoiber zurücknehmen. Im Frühjahr verursachten kriminelle Devisenspekulationen bei der kroatischen Rijecka Bank, an der die Bank zu 60 Prozent beteiligt war, einen Schaden von bis zu 100 Millionen Dollar.
      Avatar
      schrieb am 07.07.02 19:33:12
      Beitrag Nr. 595 ()
      Oha,

      politische Interessen, das wäre ja nicht gerade neu für uns.

      Aber, daß der liebe Herr Schmidt noch immer die lange völlig verkennt, läßt tief blicken ...oder muss er verkennen. Die Schwarzseher sind doch nicht das Übel, das Premiere reingeritten hat.

      Und wenn der tatsächlich meint, er könnte jetzt so toll mit Bernie rummischen. Wo lebt er denn? Das hat Haffa auch mal geglaubt.

      Okay, wie lange bleibt der Kerl noch im Amt? Schmidt ist noch so eine Nase, die weg müsste, wie so viele.

      Sind die alle so blind oder müssen alle mittlerweile auf Druck von oben blind sein. Deutschland wird noch viel tiefer in die Sch.ei.ss.e schlittern.

      Schrecklich.

      ns
      Avatar
      schrieb am 07.07.02 22:35:18
      Beitrag Nr. 596 ()
      @ ns
      Deutschland ist nicht von innen zu reformieren.
      Die Grundlagen werden historisch gesehen seit einiger Zeit von aussen gelegt, und dann marschieren die Deutschen nach bestem Wissen und mit voller Kraft auf einer Einbahnstrasse von Erfolg zu Erfolg bis zum Zusammenbruch.
      Höhepunkt und Ende liegen dabei dicht beieinander.
      Grundlegende Überlegungen von selbsterhaltender Qualität finden im Vertrauen auf die Uneigennützigkeit und Germanophilie der jeweiligen Sieger nicht statt.
      Es ist ja auch viel bequemer so und erspart uns eine Menge Ärger. Dann ist es schon besser, immer wieder mal von vorne anzufangen. So schafft man sich wahre Freunde.
      Avatar
      schrieb am 07.07.02 22:49:30
      Beitrag Nr. 597 ()
      Zitate aus der Süddeutschen vom 07.07.2002 16:36

      Kirch-Gläubigerbanken stehen vor Einstieg in Formel 1
      - Boris Gröndahl und Hans G. Nagl -

      München (Reuters) - Die Übernahme der Rennserie Formel 1 durch die Bayerische Landesbank (BayernLB) und andere Gläubigerinstitute der weitgehend insolventen Kirch Gruppe ist wohl beschlossene Sache.

      "Es wird eine Veränderung bei den Eigentumsverhältnissen der (Formel 1-Holding) SLEC geben", sagte Peter Kulmburg, Sprecher der halbstaatlichen BayernLB, am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die kreditgebenden Banken werden ihre Kredite in Eigentum umwandeln." Von dem Schritt sei auch der 16,7-prozentige Formel 1-Anteil der EM.TV & Merchandising AG betroffen, den das am Neuen Markt notierte Medienunternehmen Kirch als Pfand zur Verfügung gestellt hatte. Somit würden BayernLB, J.P. Morgan und Lehman Brothers mit einem Anteil an der Rennserie von 75 Prozent zum Haupteigner. Ein EM.TV-Sprecher wollte sich zu den Aussagen nicht äußern.
      ...
      EM.TV DROHT IM SCHLIMMSTEN FALL DIE TOTALABSCHREIBUNG

      Die hälftig dem Freistaat und den bayerischen Sparkassen gehörende BayernLB ist mit über zwei Milliarden Euro der mit Abstand größte Kreditgeber der Kirch-Gruppe. Zusammen mit J.P. Morgan und Lehman Brothers hatte sie Kirch 2001 einen Kredit über 1,6 Milliarden Dollar zum Erwerb von rund 58 Prozent der Anteile EM.TVs an der Formel 1-Holding SLEC gewährt, der früheren Berichten zufolge Ende Juni fällig wurde. Dabei stellte die BayernLB eine Milliarde Dollar, die beiden anderen Institute jeweils 300 Millionen Dollar.

      Darüber hinaus hatte die 2001 in die Krise geratene EM.TV Leo Kirch im Rahmen einer Rettungsaktion auch die Verwendung des bei ihr verbliebenen knapp 17-prozentigen Formel 1-Anteils als Pfand gestattet. Das Geschäft war damals nur durch die persönlichen Beziehungen des mittlerweile ausgeschiedenen Gründers Thomas Haffa zu Kirch zustande gekommen und ist mittlerweile von Aktionärsschützern heftig kritisiert worden. Ende April stand der 16,7-prozentige Anteil bei EM.TV mit 204 Millionen Euro in der Bilanz. Früheren Angaben zufolge droht EM.TV im schlimmsten Fall die Totalabschreibung.

      BEDIENUNG DER GLÄUBIGERBANKEN NACH KREDITVOLUMEN

      In Kirch-Kreisen wurde das Vorhaben der Banken am Sonntag bestätigt. Allerdings sei dies ein komplizierter und langwieriger Plan, hieß es. So müsse etwa ein unabhängiger Dritter erst den Wert des Pfandes, also der Formel 1, schätzen.

      "Wir beabsichtigen, unsere Kredite gegen Anteile an der Formel 1 zu tauschen", hatte BayernLB-Chef Werner Schmidt am Wochenende in einem Zeitungsinterview gesagt. Der Einstieg sei aber nur vorübergehend angelegt. Der BayernLB-Sprecher ergänzte, ein Zeitrahmen für den Ausstieg liege nicht vor. Die Umwandlung der Kredite werde "pro rata" zum Engagement erfolgen. Damit käme die BayernLB nach Berechnungen von Reuters auf 46,9 Prozent Anteil an der Formel 1, die US-Institute auf jeweils gut 14 Prozent. "Die Anteile sind ja schon als Sicherheit bei den Banken gewesen", fügte Kulmburg hinzu. "Daher ist das fast eine Formalie. Aber de jure werden jetzt aus Gläubigern Eigentümer."

      BayernLB-Chef Schmidt hatte in der Vergangenheit gesagt, die Bank könnte ihren Formel 1-Anteil an die Autohersteller verkaufen, die mittlerweile den Aufbau einer eigenen Rennserie bis 2008 angekündigt haben. Mercedes-Vorstand Jürgen Hubbert hatte eine Übernahme als "Frage des Preises" bezeichnet.

      SPRINGER MUSS LAUT KIRCH BIS 12. JULI HV EINBERUFEN

      Unterdessen wurden Details des Antrags von Leo Kirch auf eine außerordentliche Hauptversammlung beim Berliner Axel Springer Verlag bekannt, an dem seine PrintBeteiligungs GmbH 40 Prozent hält. Bis spätestens 12. Juli müsse das Verlagshaus ...das Aktionärstreffen einberufen, teilte Kirch am Sonntag mit.
      ...

      Kommentar:
      Kirch glaubt mit SIcherheit auch daran, dass sein Unternehmen nur wegen Liquiditätsmangel pleite gegangen ist. Hätte Springer nicht die verräterische Tat begangen und die Put Option gezogen, dann ...usw.
      Um sein vermeintliches Nettovermögen zu retten wird Kirch zäh kämpfen und noch intensiv den Klageweg in Anspruch nehmen.
      Die Banken haben die Macht, der Autoindustrie die F1 zu einem anständigen Preis anzudienen. Die überbezahlten Topmanager werden in Angewiesenheit auf ihre (auch die Oprionspläne genehmigenden) Kontrolleure keine unverschämten Übernahmeangebote mehr stellen können.
      Auf EM.TV wird dabei keine Rücksicht genommen werden.
      EM.TV - jetzt endlich "Alles aus?"
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 10:50:24
      Beitrag Nr. 598 ()
      Anscheinend ist es noch nicht sicher, ob der Gläubigerversammlung von KirchMedia am 1.8. überhaupt ein einziges Angebot vorliegt. Angeblich gibt es ja noch 10 ernsthafte Interessenten - aber selbst Springer klingt inzwischen skeptisch.
      Derweil fangen die Banken an, sich Gedanken über eine Übernahme einzelner Assets zu machen - mangels kurzfristiger Verwertbarkeit (Formel 1). Bei KirchMedia werden als Erlös kaum die Bankschulden rausspringen - ganz zu schweigen von den weiteren Verbindlichkeiten aus Lieferverträgen (Studios) und Optionen...
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      Springer gewährt defizitärem Buchgeschäft Galgenfrist

      München, 08. Jul (Reuters) - Der Axel Springer Verlag will nach den Worten von Vorstandschef Mathias Döpfner seine defizitäre Buchsparte verkaufen, falls sich das Geschäft nicht in einer "angemessenen Zeit" sanieren lässt. ...
      Döpfner wiederholte frühere Aussagen, wonach der Konzern, der 2001 mit 198 Millionen Euro den ersten Verlust seiner 50-jährigen Unternehmensgeschichte verbucht hatte, im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben könnte. ...
      Den Kreditspielraum bezifferte Döpfner der "FTD" zufolge mit 600 bis 700 Millionen Euro. Zur Gründung eines Konsortiums für die Übernahme von der Rechtehandels- und TV-Gesellschaft KirchMedia hat der Springer Verlag Döpfner zufolge mit mehreren möglichen Partnern gesprochen, unter anderem mit dem US-Konzern Viacom und dem amerikanischen Milliardär Haim Saban. Ob es zu einem Gebot kommt, hänge von der Prüfung der Zahlen bei KirchMedia ab und davon, ob "die Zeit reicht", sagte Döpfner der Zeitung. Nach den Plänen von KirchMedia sollen die Angebote bis Ende Juli eingereicht werden, über die dann eine Gläubigerversammlung am 1. August entscheiden soll. Der Zeitplan gilt bei mehreren Interessenten als ehrgeizig. bub/nro.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 11:41:53
      Beitrag Nr. 599 ()
      Solche Geschäfte würde ich auch gerne machen:

      Premiere ist weiterhin bereit, die Bundesligaspiele auszustrahlen. Zum Dank dafür erlässt KirchMedia die Altschulden, die u.A. aus der Ausstrahlung und versäumten Bezahlung der letzten Saison resultierte. Wenn die nächte Saison ähnlich abgewickelt wird, kommt bei der DFL wohl nicht viel von den 290 Mio an...
      Auf diese Weise kann Premiere vielleicht wirklich die Insolvenz bis zur Wahl hinauszögern.
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      Premiere und KirchMedia schließen Vertrag über Fußballrechte

      München, 08. Jul (Reuters) - Die Ausstrahlung der nächsten Spielzeiten der Fußball-Bundesliga im angeschlagenen PayTV-Sender Premiere ist unter Dach und Fach. Bereits am Freitag hätten KirchMedia und Premiere einen Vertrag über die Vergabe der PayTV-Rechte an der Fußball-Bundesliga unterschrieben, sagten Sprecher von KirchMedia und Premiere am Montag. Die insolvente KirchMedia hatte trotz ihrer ungewissen Zukunft vor rund zwei Wochen vom Ligaverband DFL den Zuschlag für die TV-Rechte an der Bundesliga für 290 Millionen Euro pro Saison erhalten. Premiere zahlt Medienberichten zufolge rund 140 Millionen Euro je Spielzeit. Im Zuge der Rechtevergabe habe sich Premiere mit KirchMedia auch über die Streichung von Altschulden von mehreren hundert Millionen Euro geeinigt, hieß es in Unternehmenskreisen weiter. KirchMedia hatte Programme an Premiere geliefert, dafür aber kein Geld erhalten. KirchMedia verhandelt nach Angaben des Sprechers nun noch mit der Tochter ProSiebenSat.1 über die Vergabe der Erstverwertungsrechte im freiempfangbaren Fernsehen sowie über den Verkauf der Online- und Mobilfunkrechte, an denen die Deutsche Telekom interessiert ist. bub/ked.
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 00:53:29
      Beitrag Nr. 600 ()
      Zitate aus der FTD vom 10.7.2002
      Angebote für Kirch Media enttäuschend
      Von Thomas Clark, Hamburg

      Bei der zum Verkauf stehenden insolventen Kirch Media sind erste Preisvorstellungen der Interessenten durchgesickert. Das Bieterkonsortium um die Großverlage Axel Springer und Bauer hat dem Insolvenzverwalter eine Preisvorstellung zwischen 1,8 Mrd. Euro bis 2,5 Mrd. Euro genannt....

      Der amerikanische Milliardär Haim Saban nennt eine Spanne zwischen 2 Mrd. Euro und 2,4 Mrd. Euro und der börsennotierte französische Fernsehsender TF 1 einen Preis von knapp über 2 Mrd. Euro. Dies erfuhr die Financial Times Deutschland von Personen, die mit dem Bieterverfahren vertraut sind.
      Zwar sind diese Preisvorstellungen unverbindlich. Ob und wie hoch die später vorgelegten bindenden Offerten sein werden, hängt von der Prüfung der Bücher von Kirch Media ab, die derzeit gerade erfolgt. Da neben den drei genannten Parteien nur noch die Commerzbank im Bieterverfahren um die Insolvenzmasse des Medienkonzerns übrig geblieben ist, deuten die Zahlen auf eine zu erwartende Höhe des Verkaufspreises, und daraus ergibt sich, dass bei einem Verkauf der Kirch Media viele Gläubiger leer ausgehen werden. Denn das insolvente Unternehmen hat über 4 Mrd. Euro Schulden.

      Nach dem derzeitigen Stand der Dinge sieht es nicht danach aus, dass sich die Interessenten gegenseitig überbieten werden. Stattdessen häufen sich bei den Bietern die Klagen über die Bedingungen der Buchprüfung. Geht es nach UBS Warburg, hat jede Partei nur zehn Tage Zeit, in einer zentralen Räumlichkeit die Zahlen und Bilanzen des verflochtenen Konzerns mit einer Vielzahl von Tochterfirmen unter die Lupe zu nehmen.
      In einem kleinen, nicht klimatisierten Raum in der Kirch-Zentrale im Münchner Vorort Ismaning drängeln sich derzeit rund 40 Anwälte und Wirtschaftsprüfer des Bieterkonsortiums Bauer-Springer sowie Banker der Commerzbank und durchforsten die Daten. Erst wenn diese Gruppen fertig sind, kommen die Teams von Haim Saban und TF 1 dran. Dass der Gesamtprozess bis Ende Juli abgeschlossen ist, wie das UBS Warburg geplant hat, halten die Bietergruppen für unwahrscheinlich. "Wir werden uns zeitlich nicht unter Druck setzen lassen, sondern ausreichend Zeit nehmen, bis wir eine endgültige Entscheidung treffen", sagte ein Sprecher des Bauer Verlags. Das Konsortium von Springer und Bauer wird nach FTD-Informationen von der HypoVereinsbank unterstützt, einem der größten Gläubiger der Kirch Media.

      Ein Vertreter eines anderen Konsortiums, der nicht genannt werden wollte, mokierte sich über den zeitlichen Druck und das Umfeld. "Wir versuchen zu intervenieren, damit sich die Arbeitsbedingungen verbessern. Wir haben oft keinen Zugang zu wichtigen Daten, zum Management und zu Verträgen." Viele Dokumente seien noch im Stadtbüro von Leo Kirch, wo sich dieser noch immer täglich aufhält, und müssten ständig hin- und hertransportiert werden. All diese Umstände sorgen nicht gerade dafür, dass das Interesse der Bieter an Kirch Media steigt.

      Vergleicht man die jetzigen Preisvorstellungen mit den Bewertungen vor einigen Jahren, zeigt sich der enorme Wertverfall deutlich. Als Silvio Berlusconi im März 1999 3,19 Prozent der Kirch Media kaufte, wurde diese noch mit über 6 Mrd. Euro bewertet - und das ohne die Sender Pro 7, Kabel 1 und Sat 1, die erst einige Monate später in die Kirch Media integriert wurden.
      "Vor zwei Jahren hätten sie kein Problem gehabt, die Kirch Media für 10 Mrd. Euro zu verkaufen - samt Schulden", behauptet ein hochrangiger Vertreter einer Gläubigerbank. Wenn man bedenkt, dass allein der Anteil der Kirch Media an der Pro Sieben Sat 1 Media an der Börse derzeit knapp 1 Mrd. Euro wert ist und zur Kirch Media auch noch einige Filmproduktionsfirmen sowie ein Viertel des lukrativen spanischen Senders Tele Cinco gehören, ergibt sich für das einst so hoch gerühmte Filmlager des Leo Kirch bei den aktuellen Angeboten nur eine sehr geringe Bewertung. Das Filmlager besteht aus über 10.000 Spielfilmen und mehr als 40.000 Serienstunden. Über deren Bewertung streiten sich Experten seit Jahren. Die Bewertungen reichten von 800 Mio. Euro bis zu 4 Mrd. Euro. Im Augenblick zeigt sich: Der untere Wert ist derzeit schon großzügig bemessen.

      Kommentar:
      Daraus ergibt sich eine erhebliche Überschuldung der Firma. Allerdings ist eine "Zwangsversteigerung" keine geeignete Methode, um den Wert eines Assets festzustellen.
      Die Bedingungen für die Interessenten deuten darauf hin, dass sich noch einige Teufelchen in den bilanziellen Details der Firma verbergen.
      Der Zeitpunkt innerhalb des Konjunkturzyklus ist für den Verkauf äusserst ungünstig. Aber dies ist ja auch der Anlass für die Kirch Pleite, und ein Unternehmen muss nun mal auch den wirtschaftlichen "worst case" überstehen. Diesen Test hat KM in diesem Zyklus nicht bestanden.
      Für die Gläubiger stellt sich die Frage, wieviel von KM sie bis zum Eintritt besserer konjunktureller Bedingungen selbst betreiben wollen und welche Teile so sehr vom Wertverfall bedroht sind, dass sie so schnell wie möglich verkauft werdfen müssen.
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 08:21:50
      Beitrag Nr. 601 ()
      Die Überschuldung von KirchMedia ist unübersehbar, wobei in den 4 Mrd nach meiner Rechnung nicht die Put-Optionen und Verpflichtungen aus Output-Deals eingerechnet sind. Ebenso ist KirchBeteiligungen nach der derzeitigen Bewertung der Beteiligungen überschuldet.

      Für den Wertverfall der Lizenzsammlung gibt es einige Gründe. Der (konjunkturelle) Rückgang der Werbeeinnahmen ist einer davon. Andere sind hausgemacht: Die Abnehmer der "wertvollen" Filmlizenzen sitzen im eigenen Haus; sie sind zwar nicht insolvent, zahlen aber z.T. trotzdem nicht mehr.
      Für die Insolvenzverwalter/Gläubiger gibt es nur die Möglichkeit, zähneknirschend an Premiere weiterzuliefern und die Bezahlung zu stunden resp. zu erlassen, oder die Insolvenz dieses lebenswichtigen Abnehmers zu erzwingen.
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 08:39:57
      Beitrag Nr. 602 ()
      Obwohl Pro7Sat1 als die inzwischen wohl einzige Perle von KirchMedia allen Grund hätte, selbstbewusst aufzutreten, scheint das angesichts der Stimmrechtsverhältnisse unter den Eignern kaum möglich. Ohne diese "Abspielstationen" wäre die Lizenzbibliothek noch weit weniger wert. Deshalb hat es keinen Sinn, vor einem Abschluss des Bieterverfahrens für KirchMedia über eine (evtl. von KirchMedia unabhängige) Zukunft von Pro7 nachzudenken.

      Aus der sz vom 10.7.02:
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      Kritik der Kleinaktionäre

      „Pro Sieben AG wird zum Spielball“

      Einfluss der insolventen Kirch Media sorgt für Unmut / Für 2002 rückläufiges Ergebnis erwartet

      Von Klaus Ott

      München – Die ProSiebenSat.1 Media AG wird nach Ansicht von Kleinaktionären zunehmend zum „Spielball“ des insolventen Hauptgesellschafters Kirch Media und seiner Gläubiger. Wegen der schwachen Konjunktur erwartet der Fernsehkonzern in diesem Jahr einen weiteren Rückgang des Umsatzes und des Ergebnisses.

      Der lange Arm der Kirch Media reicht weiter in unsere AG“, kritisierten Aktionärs-Vertreter bei der Hauptversammlung der ProSiebenSat.1 AG. Vor allem die Berufung von vier neuen Aufsichtsräten und die Weigerung der Kirch Media, die Vorzugsaktien, wie einst versprochen, in stimmberechtigte Stammaktien umzuwandeln, sorgten für Unmut.

      Nach der Pleite des Medienhändlers Leo Kirch waren dessen Sohn Thomas und drei Kirch-Manager aus dem Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 AG ausgeschieden. In das Gremium wurden jetzt Kirch Media-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray als neuer Vorsitzender und Commerzbank-Vorstand Wolfgang Hartmann als Vizechef berufen. Die Commerzbank zählt zu den Gläubigern der Kirch Media, die zwei weitere Aufsichtsräte bei der Fernseh AG stellt. Hier dominierten nun die Belange der Kirch-Gläubiger, sagten Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre und Daniela Bergdolt von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

      Der Vorstandschef der ProSiebenSat.1 AG, Urs Rohner, wies die Kritik zurück. Es sei ganz normal, dass der Hauptaktionär im Aufsichtsrat vertreten sei. Die Kirch Media hält 52,5 Prozent des Kapitals, darunter fast alle stimmberechtigten Papiere, der Springer-Verlag 11,5 Prozent, des Rest ist Streubesitz. Jetzt sollten die Vorzugsaktien in Stammpapiere umgewandelt werden. Doch die Kirch Media rückte nach ihrer Insolvenz davon ab, um die Interessen der Gläubiger und neuer Investoren zu wahren.

      Rohner äußerte Verständnis für die Kirch Media; er versprach aber auch, das Ziel „Eine Aktie – eine Stimme“ nicht aus den Augen zu verlieren. Schneider und Bergdolt bezeichneten die Umwandlung der Papiere als längst überfällig, eine große Chance sei vertan worden. Die Fernseh AG werde zum „Spielball“, nach dem Einstieg neuer Investoren bei Kirch Media drohe eine Verdrängung der freien Aktionäre oder sogar eine Zerschlagung der TV-Familie, die neben Sat 1 und Pro Sieben auch Kabel 1, den Nachrichtenkanal N 24 sowie Neun Live und ein Reiseprogramm umfasst. Sat 1 und N 24 sind stark defizitär.

      Eine Zerschlagung sei aus Sicht des Vorstandes ausgeschlossen, ein Verlassen der Börse unwahrscheinlich, erwiderte Rohner. Sat 1 werde ab 2003 Gewinn machen, und N 24 müsse spätestens 2005 schwarze Zahlen schreiben. Das Geschäftsjahr 2002 werde noch schwieriger als 2001. Im vergangenen Jahr hatte sich der Gewinn vor Steuern auf 106 Millionen Euro halbiert, der Umsatz war um 6,5 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro gesunken. Nach einem schwachen ersten Halbjahr erwartet Rohner, dass die Zahlen für das Jahr 2002 insgesamt weiter rückläufig sind.
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 10:47:00
      Beitrag Nr. 603 ()
      Da wird der Edmund dem Burkhard noch mal GANZ GENAU erklären müssen, wie man sich als zukünftiger Hersteller von deutschen Staatskarossen zu verhalten hat :laugh:


      München, 10. Jul (Reuters) - Die Autohersteller der Formel 1 sind BMW<BMWG.DE>-Vorstand Burkhard Göschel zufolge auch vor dem Hintergrund der geplanten Übernahme der Formel 1-Holding SLEC durch die Kirch-Gläubigerbanken nicht an einem Einstieg interessiert.
      "Es gibt keine Gespräche mit den Banken", sagte Göschel am Dienstagabend am Rande einer BMW-Veranstaltung in München. "Wir sind nicht unter Druck, uns über die Kirch-Situation Gedanken zu machen", fügte er hinzu. Am Wochenende hatte die Bayerische Landesbank[BAYLB.UL] (BayernLB), das mit Abstand größte Gläubigerinstitut der Kirch-Gruppe, angekündigt, die von dem einstigen Medien-Imperium verpfändeten Anteile in Höhe von 75 Prozent übernehmen zu wollen. "Die kreditgebenden Banken werden ihre Kredite in Eigentum umwandeln", hatte ein BayernLB-Sprecher erläutert. Die Formel 1-Autobauer haben für 2008 den Start einer eigenen Rennsportserie unter dem Dach ihrer Gesellschaft GPWC (Grand Prix World Championships) angekündigt.
      GÖSCHEL - SLEC-ÜBERNAHME NUR "UMSONST" ERWÄGENSWERT
      "Unsere Idee ist es, 2008 mit der GPWC zu starten", sagte Göschel. Auf die Frage, ob er sich Konstellationen vorstellen könnte, in denen die Autobauer den SLEC-Anteil von den Banken übernehmen könnten, sagte er: "Umsonst könnte man es sich überlegen." BayernLB-Chef Werner Schmidt hatte in der Vergangenheit gesagt, der Verkauf des SLEC-Anteils an die Autohersteller sei eine Möglichkeit. Der Einstieg des Instituts in die Formel 1 sei nur vorübergehend angelegt.
      Die BayernLB hatte Kirch für dessen Formel 1-Einstieg eine Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt, die US-Institute Lehman Brothers<LEH.N> und J.P. Morgan<JPM.N> jeweils 300 Millionen Dollar. Bei einer Ausübung des Pfandrechts wird die halbstaatliche Landesbank Berechnungen von Reuters zufolge 46,9 Prozent an der SLEC halten, die US-Institute jeweils gut 14 Prozent.
      hgn/ked


      Wednesday, 10 July 2002 10:38:51
      RTRS [nL09525751]
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 15:58:02
      Beitrag Nr. 604 ()
      TF1 bestätigt Interesse an KirchMedia-Übernahme

      Paris/München, 10. Jul (Reuters) - Die französische Sendergruppe TF1 hat am Mittwoch erstmals ihr Interesse an einer Übernahme der insolventen Rechte- und Fernsehgesellschaft KirchMedia bestätigt. TF1 habe das Interesse in einem vertraulichen und unverbindlichen Brief an die mit der Investorensuche beauftragte Investmentbank UBS Warburg zum Ausdruck gebracht, um detailliertere Informationen über das Unternehmen zu erhalten, teilte der französische Konzern in einer Stellungnahme mit. Der Brief impliziere aber keine endgültige Entscheidung. Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" liegen die bislang unverbindlichen Offerten für KirchMedia zwischen 1,8 und 2,5 Milliarden Euro. Ein Sprecher des zum Verkauf stehenden Medienunternehmens lehnte einen Kommentar dazu ab. KirchMedia hatte am 8. April Insolvenz angemeldet. Die neue Geschäftsführung will das Kerngeschäft des Unternehmens, zu dem auch die Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 gehört, nun an neue Investoren verkaufen. Ihr Interesse öffentlich bekundet haben außer TF1 die beiden Verlagshäuser Axel Springer und Heinrich Bauer sowie ein Konsortium von Commerzbank und dem US-Studio Columbia. Beide Bietergruppen sind auf der Suche nach weiteren Partnern. Verhandlungsnahen Kreisen zufolge will auch der US-Milliardär Haim Saban ein Angebot abgeben.

      NOCH KEINE BINDENDEN ANGEBOTE FÜR KIRCHMEDIA
      Unverbindliche Preisvorstellungen hätten bislang drei der vier übrig gebliebenen Interessenten geäußert, hieß es in der "Financial Times Deutschland". Das Konsortium um die Verlage Axel Springer und Bauer habe 1,8 bis 2,5 Milliarden Euro geboten, der US-Investor Haim Saban zwei bis 2,4 Milliarden Euro und der französische Fernsehsender TF1 knapp zwei Milliarden Euro. Sprecher von Bauer und Springer wollten die genannten Zahlen nicht kommentieren. Commerzbank-Vorstand Wolfgang Hartmann hatte den Wert der neuen KirchMedia im Juni ebenfalls mit 1,8 bis 2,5 Milliarden Euro bezeichnet. Die bindenden Angebote sind abhängig von der Prüfung der Bücher, die die Interessenten derzeit vornehmen. Nach den Plänen von UBS Warburg sollen Angebote für KirchMedia bis Ende Juli abgegeben werden, damit die vom Gericht für den 1. August angesetzte Gläubigerversammlung schon eine Richtungsentscheidung treffen kann. Die Bieter wollen sich bei der Prüfung der Zahlen aber nicht unter Zeitdruck setzen lassen. "Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen", sagte ein Sprecher des Bauer Verlags.

      ZEITUNG - KIRCHMEDIA WILL RECHTEUMSATZ KRÄFTIG STEIGERN
      Unterdessen berichtete die Wochenzeitung "Die Zeit" vorab unter Berufung auf ein Strategiepapier der Unternehmensberatung Roland Berger, KirchMedia wolle ihren Umsatz im Rechtehandel mit Filmen und TV-Serien bis zum Jahr 2006 um 60 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro steigern. Dabei gebe es aber gravierende Risiken, wie zum Beispiel den fraglichen Fortbestand des PayTV-Senders Premiere, mit dem KirchMedia mehr als ein Drittel ihres Umsatzes mache. bub/mik.
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 02:37:25
      Beitrag Nr. 605 ()
      Zitate aus der FTD vom 11.7.2002
      Sparkurs von Premiere zeigt erste Erfolge
      Von Thomas Clark, Hamburg

      Das radikale Sanierungsprogramm des neuen Premiere-Chefs Georg Kofler zeigt erste Früchte. Die Kosten wurden so stark gesenkt, dass im Juni im operativen Geschäft bereits mehr Geld hinein- als hinausfloss, also ein positiver Cash-Flow im operativen Geschäft entstand.

      Nicht zuletzt deshalb planen die Bayerische Landesbank und die HypoVereinsbank einen schnellen Einstieg bei Premiere. Eine Beteiligung sei bereits weitgehend beschlossene Sache und dürfte Anfang August stattfinden.
      Es gehe jetzt nur noch darum, einen Bericht über eine Bewertung des Bezahlfernsehens abzuwarten. Diesen Bericht soll die Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter am 22. Juli abgeben. Das erfuhr die FTD aus Branchenkreisen.
      Mit den Münchner Banken als Gesellschaftern wäre die Zukunft von Premiere weitgehend gesichert. Bislang bestand die Gefahr, dass das hoch defizitäre Bezahl-TV von Leo Kirch geschlossen wird. Kein Wunder: [/b]Anfang des Jahres lag der Verlust von Premiere bei 2 Mio. Euro - pro Tag.[/b]

      Wie hoch die Anteile der beiden Banken an Premiere in Zukunft sein werden, ist noch unklar. Branchenkenner rechnen mit 25 bis 40 Prozent. Das Geschäft soll über die Formel "Anteile gegen Schulden" laufen. Die BayernLB und die HypoVereinsbank haben der Mutterfirma von Premiere, der Kirch Pay-TV, einen Kredit von 767 Mio. Euro gewährt....Da ihre Kredite durch ein Pfandrecht an Premiere gesichert sind,...

      Jene Anteile, die der Kirch Pay-TV nach der Anteilsabgabe an die Banken übrig bleiben, sollen verkauft werden. Premiere-Chef Kofler hat dafür schon bei potenziellen Interessenten an die Türe geklopft.
      ...die Tele München Gruppe des Filmhändlers Herbert Kloiber. Sie scheint einem Engagement grundsätzlich nicht abgeneigt zu sein.
      Dass der Minderheitsgesellschafter Rupert Murdoch, der bislang 22 Prozent hält, Teile der Kirch Pay-TV übernimmt, um auf diese Weise die Mehrheit bei Premiere zu erlangen, gilt indes als unwahrscheinlich. "Murdoch ist so sauer über dieses ganze Desaster mit Kirch, dass er in Deutschland derzeit nicht einmal Urlaub machen würde. Der will von all dem nichts mehr wissen", sagte ein Vertrauter. Der Australier musste auf Grund der Kirch-Pleite rund 1,7 Mrd. Euro abschreiben.

      Premiere schrieb im Vorjahr 989 Mio. Euro Verlust. Hauptursache dafür waren die hohen Kosten, die insgesamt bei 1,836 Mrd. Euro lagen. Mittlerweile sind die Kostenblöcke bereits stark gestutzt. Hunderte Mitarbeiter erhielten die Kündigung, die Ausgaben für Werbung und Programm wurden drastisch gesenkt. Die Abonnentenzahl von 2,4 Millionen konnte Premiere trotz dieser Einsparungen halten - nicht zuletzt dank der exklusiven Ausstrahlung aller 64 Spiele der Fußball-WM.
      Intern ist man bei Premiere mit dem Erreichten zufrieden. Man liege bei der Sanierung deutlich über Plan, heißt es. Gleichzeitig warnte man vor übertriebener Euphorie. Dass Premiere im Vormonat im operativen Geschäft positiv war, bedeute nicht, dass das Unternehmen schon über den Berg ist. Es stünden noch viele schwierige Verhandlungen bevor.

      Kommentar:
      ???
      Ausgerechnet Premiere hat eindeutige Überlebenschancen.
      Kofler hat Pro7 sehr erfolgreich geführt. Dann musste er gehen. In letzter Minute holten ihn der Löwe und sein Kikeriki zu Premiere - da war es schon zu spät.
      Hatten die beiden kein Gespür für die Gefahr, die von Premiere ausging?
      Leo hätte mit Hahn das tun sollen, was Löwen gewöhnlich mit Geflügel tun, wenn es ihnen nahe kommt: verspeisen und nicht als Nachfolger aufbauen (ein Hahn als König der Tiere äh der Filmrechte und TV Sender?).
      Nochmal ???
      Hat Murdoch auch seinen Geschäftssinn verloren?
      Murdochs Dämmerung?
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 11:03:28
      Beitrag Nr. 606 ()
      Naja, Banken hin oder her, Hunbris kommt vor dem Fall.

      Pay TV in D wos zig freie Angebote gibt, im Gegensatz zu anderen Ländern, nicht gerade das beste Umfeld.

      Aber ok, nachher ist man immer schlauer.
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 14:38:36
      Beitrag Nr. 607 ()
      Wachstumsprognosen der KirchMedia mit vielen Risiken behaftet

      Hamburg (ots) - Die KirchMedia plant, den Umsatz im Rechtehandel
      mit Filmen und TV-Serien bis zum Jahr 2006 um 60 Prozent auf 1,4
      Milliarden Euro zu steigern. Im vergangenen Jahr erzielte sie 909
      Millionen Euro. Das geht aus einem geheimen Strategiepapier der
      Unternehmensberatung Roland Berger hervor, das der ZEIT vorliegt.
      Doch diese Prognose steht auf wackeligen Füßen. Die Berater nennen
      gravierende Risiken für den Handel mit TV-Rechten an Filmen und
      Serien.

      Eines dieser Risiken liegt darin, dass das Bezahlfernsehen
      Premiere als Absatzkanal für KirchMedia zwar äußerst wichtig ist,
      aber selbst ums Überleben kämpft - KirchMedia muss dort mit
      Umsatzeinbußen rechnen. Im vergangenen Jahr hat die KirchMedia mehr
      als ein Drittel (321 Millionen Euro) ihres Umsatzes im Rechtehandel
      mit Filmen und TV-Serien durch Premiere erwirtschaftet.

      Noch dramatischer wäre ein Ende des Bezahlkanals für das Geschäft
      mit Sportrechten. Auch dort entstehen 60 Prozent des Volumens der
      KirchMedia - zusammen 240 Millionen Euro - durch Premiere, das vor
      allem die Rechte an der Fußballbundesliga erworben hat.

      Den kompletten ZEIT-Text (DIE ZEIT Nr. 29, EVT 11.07.2002)
      zu dieser Meldung stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 13:45:48
      Beitrag Nr. 608 ()
      Zehn kleine Negerlein,
      die gingen in die Kirch´

      __________________________________________________________________________________

      INTERVIEW - Mehr als zehn Investoren für KirchMedia

      - Von Sabine Bub und Sarah Knight - München, 17. Jul (Reuters) - Der Kreis der Kaufinteressenten für die insolvente Rechte- und Fernsehgesellschaft KirchMedia soll nach den Worten von Geschäftsführer Wolfgang van Betteray bis September von derzeit mehr als zehn auf einen oder einige wenige eingegrenzt werden. "Im September werden der oder die letztendlichen Investoren feststehen", sagte van Betteray am Dienstagabend in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Die Zeit dränge, eine schnelle Entscheidung sei für den Fortgang der Geschäfte, für Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter wichtig. Derzeit gebe es mehr als zehn Interessenten, sagte van Betteray. Er bestätigte allerdings nur die Namen der potenziellen Investoren, die ihr Interesse bereits öffentlich bekundet haben, wie das Konsortium aus Springer- und Bauer-Verlag, die Commerzbank gemeinsam mit dem US-Studio Columbia Tristar sowie die französische Sendergruppe TF1. In Medienberichten werden als Interessenten auch immer wieder der US-Milliardär Haim Saban, der US-Medienkonzern Viacom und der italienische Konzern Mediaset genannt. KirchMedia hatte im April Insolvenz angemeldet, inzwischen ist das Verfahren eröffnet. Für den 1. August ist eine erste Gläubigerversammlung geplant, auf der ein Sanierungskonzept präsentiert werden soll.

      BETTERAY - KIRCHMEDIA IST NICHT BILLIGER GEWORDEN
      Welcher Bieter oder welche Bietergruppe den Zuschlag erhalte, sei nicht nur eine Frage des Preises, sondern auch der Konzeption, erläuterte der Anfang des Jahres zusammen mit Heinz-Joachim Ziems als Sanierungsexperte für KirchMedia engagierte van Betteray. Ob der oder die Investoren aus dem Ausland kämen, spiele dagegen keine Rolle. Zu den in Medien genannten Preisvorstellungen der Interessenten, die zwischen 1,8 und 2,5 Milliarden Euro liegen sollen, wollte sich van Betteray nicht äußern. Der Wert von KirchMedia sei nach dem Erwerb der Fußball-Bundesligarechte und der erfolgreichen Fußball-Weltmeisterschaft jedenfalls gestiegen. "Wir haben nicht den Eindruck, dass KirchMedia billiger wird, ganz im Gegenteil."

      INVESTOREN WOLLEN KIRCHMEDIA ALS INTEGRIERTEN KONZERN
      Er gehe fest davon aus, dass KirchMedia als integrierter Konzern mit den Bestandteilen Film- und Sportrechtehandel, Produktion und der Senderfamilie ProSiebenSat.1 bestehen bleibe und es zu keiner Zerschlagung komme, sagte van Betteray weiter. Die Interessenten stünden zu dem Modell, das eine Gliederung des Konzerns in diese vier Sparten vorsehe. "Nach unserer heutigen Erkenntnis gehen wir davon aus, dass unser Modell auch Zuspruch findet." Die Filmproduktion solle, wenn auch "stark reduziert", im Konzern erhalten bleiben. "Wir werden auch eigene Kapazitäten haben müssen, zum Beispiel PlazaMedia für die Produktion der Bundesliga." Der Abbau von Arbeitsplätzen sei bei der Umstrukturierung der KirchMedia unvermeidbar, die Größenordnung stehe aber noch nicht fest. "Das wollen wir erst mit dem Betriebsrat besprechen", sagte van Betteray. Der Abbau von Mitarbeitern werde sich aber sicher über die nächsten eineinhalb bis zwei Jahre hinziehen. KirchMedia beschäftigt insgesamt knapp 6000 Mitarbeiter, rund die Hälfte davon bei ProSiebenSat.1.

      VERHANDLUNGEN MIT US-FILMSTUDIOS "WEIT FORTGESCHRITTEN"
      Die Verhandlungen mit US-Studios über Filmrechtsverträge sind nach den Worten des Sanierers weit fortgeschritten. Mit den unabhängigen Filmproduzenten habe man sich schon zum großen Teil geeinigt und sei bei der konkreten Vertragsgestaltung. Vertragsabschlüsse mit den großen Studios erwarten die zuständigen Geschäftsführer van Betteray und Fred Kogel bis Mitte August. In den Verträgen gehe es vor allem um die künftige Gestaltung der Geschäftsbeziehungen, aber auch um die Regelung von Altschulden. bub/pag
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 22:53:22
      Beitrag Nr. 609 ()
      Der liebe Herr Betteray will also von 10 Investoren auf am liebsten 1 reduzieren ...wenn es wirklich 1 geben sollte .., Hat Kirch nicht so herrlich angegeben, daß sie über 80 Interessenten hätten? Die haben uns bestimmt mitgezählt.

      Es sieht nach wie vor nicht gut aus.

      ns
      Avatar
      schrieb am 18.07.02 11:52:46
      Beitrag Nr. 610 ()
      Langsam aber sicher entwickelt sich die Kirch-Gruppe für mich zu einem Furunkel am Allerwertesten der Nation (sagt man so, ist nicht antibajuwarisch zu verstehen).
      Während man vom Insolvenzverwalter (wahrscheinlich zurecht) nichts hört, hält das Unternehmen die Presse ständig über den Stand der Verhandlungen auf dem Laufenden. Was hat den der von Betteray überhaupt diesbezüglich zu sagen? Hoffentlich doch nichts, wofür ist denn der Herr Jaffé sonst da.

      Hoffentlich kann sich ProSieben aus diesem Sumpf bald befreien. Ich wollt es wär September und wir hätten die Wahl hinter uns :)
      Avatar
      schrieb am 20.07.02 17:40:21
      Beitrag Nr. 611 ()
      Zitate aus ftd.de, Sa, 20.7.2002, 14:34
      Magazin: Bilanzschieflage bei Premiere
      ...
      Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" verweist auf eine vertrauliche Studie der Investmentbank Morgan Stanley im Auftrag der Bayerischen Landesbank und der HypoVereinsbank, den Hauptgläubigern von Premiere: Darin seien Schulden in Höhe von etwa 359 Mio. Euro bei diversen Banken und Investoren aufgelistet, die nicht in den Bilanzen stünden.
      Die geheime Studie unter dem Decknamen "Project Free Willy" habe neuen Geldgebern genauen Einblick in das frühere Kirch-Unternehmen geben sollen, schreibt "Der Spiegel". Es beinhalte unter anderem die vollständigen Bilanzen der Jahre 1999 bis 2001. Demnach habe sich der Nettoverlust der KirchPay-TV von rund 583 Mio. Euro 1999 auf 1,02 Mrd. Euro 2001 gesteigert.
      Zudem würden in dem Papier nicht in den Bilanzen aufgeführte Verbindlichkeiten aufgelistet. Allein bei der Hamburgischen Landesbank beliefen sich die nicht in der Bilanz erfassten Verpflichtungen auf 146 Mio. Euro, die Commerzbank warte auf 63 Mio. Euro, die Landesbank Kiel auf 29 Mio. Euro. Zentral für einen Premiere-Erfolg sei die Gewinnung neuer Abonnenten.

      Unterdessen berichtete die "Süddeutsche Zeitung", dass dem Abosender der Verlust der Übertragungsrechte der Champions League droht. Bis Montag müsse die neueste Rate in Höhe von 22,5 Mio. Schweizer Franken (15 Mio. Euro) bezahlt werden, schrieb die Zeitung: Dieses Ultimatum habe Medienunternehmer Rupert Murdoch gestellt, dem die deutschen TV-Rechte der Champions League gehörten. Er habe die jetzt fällige Rate an die Uefa bereits vorgestreckt.
      In der neuen Saison seien für Premiere laut Vertrag insgesamt 60 Mio. Euro fällig, hieß es weiter. Zwar verhandele Premiere-Chef Georg Kofler über einen Preisnachlass, davon wollten die Vereine aber nichts wissen. Die "Süddeutsche Zeitung" zitierte FC-Bayern-München-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit den Worten: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Uefa den vereinbarten Preis senkt, weil das eine Kettenreaktion in ganz Europa auslösen würde."

      Kommentar:
      Dass Schulden nicht in der Bilanz auftauchen, ist ja nicht ungewöhnlich. Nur führen solche "Versäumnisse" meist zur Insolvenz, wie die jüngsten Beispiele in den USA zeigen.
      Nach dieser Art wird auch der Kirch Konzern insgesamt bilanziert haben, daher die seltsamen Bedingungen für die bilanzprüfenden Kaufinteressenten.
      Wenn den großen Kreditgebern von Premiere diese Schulden wirklich nicht bekannt waren, ist es nun wohl aus mit Premiere.
      Kein gutes Licht fällt auf die Prüfer der Kreditgeber, die Wirtschaftsprüfer allerdings darf man in diesem wie in den anderen bekannten Fällen als hochkriminell ansehen.
      Avatar
      schrieb am 21.07.02 22:47:04
      Beitrag Nr. 612 ()
      Zitate aus der ftd.de, So, 21.7.2002, 16:01
      Premiere bestreitet Bilanzlöcher
      ...
      "Wenn es irgendwo Lücken gibt, dann nicht in der Bilanz von Premiere sondern in der Recherche vom Spiegel", sagte Kofler Reuters am Sonntag. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte unter Berufung auf eine Unternehmensbewertung der Investmentbank Morgan Stanley berichtet, dass Bankverbindlichkeiten für Decoder-Leasinggeschäfte von etwa 359 Mio. Euro nicht in den Bilanzen von Premiere auftauchten. Kofler sagte, Verbindlichkeiten aus Lieferungen, die noch nicht erbracht seien, stünden zwar nicht in der eigentlichen Bilanz, seien aber im Anhang als "Sonstige langfristige Verbindlichkeiten" aufgeführt. Ende Juni hätten diese Bankschulden für Leasingverträge bei 320 Mio. Euro gelegen. "Wir tilgen diese Verpflichtungen aus den Einnahmen durch die Decoder-Vermietung."
      ...
      Zu einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach dem Abosender der Verlust der Übertragungsrechte der Champions League drohe sagte Kofler, Premiere befinde sich mit allen Beteiligten in konstruktiven Gesprächen. Die Champions League werde "mit sehr großer Wahrscheinlichkeit" weiterhin bei Premiere laufen. Die Premiere-Kunden können sich darauf verlassen, dass sie bei uns die Champions League weiter sehen können." ...


      Kommentar:
      ?
      Dass Kofler seine Bilanz verteidgt ist verständlich. Hier geht es aber um wesentliche Tatsachen, die man nicht uminterpretieren kann.
      Wenn MS sich blamiert hat, dann passt das zu den gewohnten Leistungen der Wirtschaftsprüfer.
      Wenn nicht, dann passt das zur gewohnten Kalkulationspraxis im Hause Kirch.
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 16:08:46
      Beitrag Nr. 613 ()
      Wie es um Premiere steht, kann man ja auch aus der Nachricht über die Übernahme der Bundesliga-Free-TV-Rechte entnehmen:
      Premiere erklärte sich bereit, weiterhin die Bundesliga im PayTV zu auszustrahlen unter der Bedingung, dass KirchMedia im Gegenzug die "mehrere 100 Mio" Altschulden aus den letzten Bundesliga-Saisons übernimmt (siehe Posting #599). Ohne Pemiere hätte KirchMedia den Zuschlag wohl kaum erhalten. Aber wer zahlt dann die 190 Mio. p.a.?

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 11:17:02
      Beitrag Nr. 614 ()
      Zugeben will das ja vor der Wahl keiner der Beteiligten aus Banken und Politik: Die Kirchgruppe ist überschuldet und auf die kreditgebenden Banken, insbesondere die BayernLB, kommen hohe Verluste zu. Die 900 Mio "Risikovorsorge" könnten nur kanpp ausreichen...
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      Bayerische Landesbank
      Kirch-Pleite erzwingt Aufstockung der Vorsorge

      MÜNCHEN/FRANKFURT A. M. (ap/msv). Die Bayerische Landesbank ist nach Angaben der SPD "tief in den roten Zahlen". Wegen der Milliardenkredite an Kirch habe die Bankenaufsicht eine sofortige Anhebung der Risikovorsorge um 600 Millionen Euro gefordert, sagte der Finanzexperte der SPD-Landtagsfraktion, Johannes Strasser. Das Institut habe seine Sicherheiten bei der Filmbibliothek der Kirch-Media-Gruppe und der Formel-1 zu hoch angesetzt, erklärte Strasser. Zugleich seien bei der insolventen Firma KirchPay-TV noch zusätzliche Rückstellungen erforderlich. Deshalb verlange die Aufsicht von der Landesbank, die je zur Hälfte dem Freistaat Bayern und den Sparkassen gehört, eine Aufstockung der Vorsorge auf 900 Millionen Euro noch im Juli. Das Angebot des Vorstandes, diesen Schritt bis Jahresende umzusetzen, sei abgelehnt worden.

      Eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) bestätigte, dass die Wirtschaftsprüfer bei einer "Reihe von Instituten" wegen der Kirch-Pleite einen erhöhten Bedarf an Risikovorsorge festgestellt hätten. Über einzelne Unternehmen dürfe sich das BAFin jedoch nicht äußern.
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 13:57:17
      Beitrag Nr. 615 ()
      Als ob die 750 Mio Schulden das Problem von Premiere wären...
      Es geht doch vielmehr um die zuletzt 1 Mrd jährlicher Verlust, der bisher von anderen Teilen der Kirchgruppe übernommen wurde (und jetzt z.T. an den Banken hängen bleibt).
      Premiere wird weiter benötigt, um die PayTV-Lizenzen von KirchMedia zu verwerten - wenn´s so weiter geht, allerdings ohne Gegenleistung. Bei einem Konkurs von Premiere werden auch bei KirchMedia weitere Abschreibungen der Lizenzbibliothek fällig - und in der Folge weitere Verluste bei den Banken.
      _______________________________________________________________________________

      Kreise - Banken haben kein Interesse an Premiere-Einstieg

      München, 24. Jul (Reuters) - Die Gläubigerbanken des von der Insolvenz bedrohten PayTV-Senders Premiere haben nach Angaben aus Finanzkreisen kein Interesse an einem längerfristigen Einstieg bei Premiere. "Die Banken haben kein Interesse, da groß einzusteigen, schon gar nicht längerfristig", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch aus den Kreisen. Ein solcher Schritt sei eine von mehreren Möglichkeiten, die derzeit von Premiere und ihren Gläubigerbanken HypoVereinsbank und Bayerische Landesbank diskutiert würden. "Es ist aber sicher nicht die wahrscheinlichste Variante, derzeit hat das keine großen Chancen", hieß es in den Kreisen. Sprecher von HVB und BayernLB lehnten einen Kommentar ab. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte unter Berufung auf ein Papier der Investmentbank Morgan Stanley, die mit der Suche nach Investoren für Premiere beauftragt ist, berichtet, die beiden Banken würden sich für längere Zeit als Gesellschafter bei Premiere engagieren, um so ihre Kredite von 750 Millionen Euro zu retten. Demnach werde der teilweise von Altlasten befreite Abosender in eine New Premiere GmbH mit einer Holding NewCo eingebracht. Inhaber der NewCo seien vorerst die beiden bayerischen Banken, die ihren Großkredit in Anteile umwandelten. Dann solle weiter nach Investoren gesucht werden. Die Banken, die unter dem Kursverfall an den Börsen und der Zurückhaltung der Anleger leiden, sind aber offenbar unwillig, in dieser Situation weitere riskante Engagements einzugehen. "Der Plan mag kurzfristig sein, am Ende steht man nach 20 Jahren immer noch mit den Anteilen da", erklärte ein Bankenvertreter. Bei Premiere ist die HypoVereinsbank mit einem Kredit von 250 Millionen Euro, die BayernLB mit 500 Millionen Euro engagiert. Premiere sucht nach der Insolvenz der Muttergesellschaft KirchPayTV nach neuen Investoren. Premiere-Chef Kofler will den Sender bis 2004 operativ in die schwarzen Zahlen bringen. bub/ked.
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 00:24:49
      Beitrag Nr. 616 ()
      Erstmals hat die BayernLB hohe Verluste durch die Kirch-Pleite zugegeben. So jedenfalls interpretiere ich die Aussage "... dass ein erheblicher Teil des Kredit-Engagements durch Sicherheiten gedeckt ist".
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      Zeitung - Bankaufsicht wirft BayernLB Versäumnisse bei Kirch vor

      München, 24. Jul (Reuters) - Die Bankenaufsicht hat der Bayerischen Landesbank im Zusammenhang mit der Vergabe von Krediten an die inzwischen zum großen Teil insolvente Kirch-Gruppe einem Zeitungsbericht zufolge gravierende Versäumnisse vorgehalten. Die BayernLB habe nach der Ansicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die für ihre Kirch-Kredite von rund zwei Milliarden Euro erhaltenen Sicherheiten überhöht eingestuft, berichtete der "Münchner Merkur" am Mittwoch vorab unter Berufung eines Prüfberichts der Bankenaufsicht in Bonn. Außerdem hätten die Prüfer die mangelnde Trennung zwischen Kundenbetreuung und Kreditbearbeitung bei dem halbstaatlichen Institut kritisiert. "Eine unabhängige laufende Kontrolle findet damit nur eingeschränkt statt", zitiert die Zeitung aus dem vertraulichen Bericht. Ein Sprecher der BayernLB lehnte einen Kommentar ab. BayernLB-Chef Werner Schmidt werde aber auf der Halbjahrespressekonferenz am Montag zu den Vorwürfen Stellung nehmen, kündigte er an. Die BayernLB ist der größte Kreditgeber des früheren Medienimperiums von Unternehmer Leo Kirch, für dessen Einzelteile nach Investoren gesucht wird. Am Dienstag hatte die Bank mitgeteilt, die Risikovorsorge auf Geheiß der Bankenaufsicht auf 884 Millionen Euro von 300 Millionen Euro erhöht zu haben. "Für wichtige Teile der Kirch-Gruppe gibt es zahlreiche Interessenten. Deshalb ist aus heutiger Sicht davon auszugehen, dass ein erheblicher Teil des Kredit-Engagements durch Sicherheiten gedeckt ist", hatte es in der Pressemitteilung geheißen. Der bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU), Mitglied im Verwaltungsrat der BayernLB, hatte in der Vergangenheit mehrmals betont, dass die Kredite der BayernLB an Kirch ausreichend besichert seien. bub/mit.
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 15:43:46
      Beitrag Nr. 617 ()
      "Die Sanierung ist jetzt ohne Insolvenz möglich" - Dies impliziert ja wohl, dass vorher eine Insolvenz unvermeidlich schien.
      Schaut man sich die "über Plan verringerten" Verluste an und berücksichtigt dabei, dass dieses Ergebnis nur dadurch zu Stande kam, dass die Lizenzzahlungen an KirchMedia eingestellt wurden, lässt die Zuversicht doch etwas nach.
      "Die Kundenzahl habe Premiere bei 2,4 Millionen stabilisiert": Das bedeutet einen weiteren Rückgang. Im nächsten Halbjahr will man die Abo-Zahl wieder steigern.
      Angestrebt wird eine Reduktion der Lizenzzahlungen um mehr als 50%. Verschwiegen wird, welchen Rabatt Dreamworks und Fox eingeräumt haben - das wird sehr viel weniger sein.
      Bis zum Herbst will man sich also um Investoren kümmern. Bis dahin soll das Geld reichen. Was hat man denn bisher gemacht?

      Ob die Banken auch nach der Wahl weiter bereit sind, die Verluste zu finanzieren (angeblich werden "nur noch" weitere 250 Mio benötigt) wird sich zeigen.

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      Premiere-Chef Kofler sieht Insolvenzgefahr gebannt

      Unterföhring, 25. Jun (Reuters) - Der angeschlagene PayTV-Sender Premiere hat mit einem strikten Sparkurs seine Verluste über Plan verringert und sieht sich vorerst vor der Gefahr einer Insolvenz gerettet. "Die Sanierung ist jetzt ohne Insolvenz möglich", sagte Premiere-Chef Georg Kofler am Donnerstag vor Journalisten in der Unterföhringer Konzernzentrale. Mit gewährten Krediten von rund 100 Millionen Euro sei das Überleben von Premiere bis in den Herbst hinein gesichert. Bis dahin will der Sender Investoren finden, die den Sender bis zum Erreichen der operativen Gewinnschwelle im ersten Quartal 2004 finanzieren. "Wir sind überzeugt, dass es sich lohnen wird, ein unternehmerisches Risiko mit Premiere einzugehen", warb Kofler. Der agile Südtiroler hatte während der Krise der Kirch-Gruppe, die inzwischen in großen Teilen Insolvenz anmelden musste, einen harten Sparkurs bei Premiere eingeleitet und auch 1000 von 2400 Arbeitsplätzen abgebaut. Im ersten Halbjahr sanken die operativen Kosten daher um rund 20 Prozent auf 637 Millionen Euro. Im zweiten Halbjahr will Premiere die Kosten auf unter 500 Millionen Euro drücken. Der Nettoverlust sank den Angaben zufolge im ersten Halbjahr um 40 Prozent auf 302 Millionen Euro. "Damit haben wir die eigenen Pläne (427 Millionen Euro) deutlich übertroffen", sagte Kofler. Durch nachhaltige Kostensenkungen soll der operative Verlust (Ebitda) im zweiten Halbjahr unter 120 (H1: 264) Millionen Euro sinken, stellte er in Aussicht.

      GESELLSCHAFTERSTRUKTUR SOLL IM VIERTEN QUARTAL STEHEN
      Mit der Suche nach Investoren hat Premiere die Investmentbank Morgan Stanley beauftragt. Ein Verkaufsprospekt werde den Interessenten in der ersten Augustwoche zugehen, sagte Kofler, der sich zum Kreis potenzieller Investoren nicht weiter äußern wollte. Er dementierte aber Berichte, wonach die Gläubigerbanken BayernLB und HypoVereinsbank, die ihre Kredite über 750 Millionen Euro mit Premiere besichert haben, bei dem Sender als Gesellschafter einsteigen würden. Das sei eines von mehreren möglichen Modellen. Er selber sei weiter bereit, eine Beteiligung von bis zu zehn Prozent zu übernehmen. Die neue Gesellschafterstruktur solle im vierten Quartal stehen, sagte Kofler. Erfolge gab Premiere schon bei den Verhandlungen mit US-Studios über künftige Programmlieferungen zu günstigeren Preisen bekannt. Mit den Studios Fox und Dreamworks seien Vereinbarungen bereits getroffen worden. Insgesamt strebe Premiere Preisabschläge für Film- und Sportrechte von "deutlich über 50 Prozent" an, sagte Kofler. Damit sollten die jährlichen Programmkosten auf 400 bis 450 Millionen Euro von derzeit eine Milliarde Euro sinken. Nach dem Erwerb der PayTV-Rechte an der Fußball-Bundesliga sei Premiere auch mit der Formel 1 in Verhandlungen. Auch die Fußball-Championsleague werde Premiere weiter übertragen, versprach Kofler den Fußballfans.

      FINANZBEDARF BIS BREAK EVEN BEI UNTER 250 MIO
      Trotz der Spekulation um eine mögliche Insolvenz von Premiere hätten mehrere 10.000 Kunden in den vergangenen Monaten ein 24-Monats-Abonnement gekauft, sagte Kofler. "Das war echte Motivation für uns." Die Kundenzahl habe Premiere bei 2,4 Millionen stabilisiert. Bis Ende des Jahres will der Sender die Marke von 2,5 Millionen übertreffen. Operative Gewinne will Premiere weiter ab dem ersten Quartal 2004 schreiben. Dazu seien im Jahresdurchschnitt 2,9 Millionen Abonnenten nötig, sagte Kofler. Nach der Ausnutzung der bereits gewährten Kreditlinien von 100 Millionen Euro liege der Finanzbedarf bis zum Erreichen der operativen Gewinnschwelle bei unter 250 Millionen Euro. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Der Rohbau steht, aber die Innenausstattung hat auch ihre Tücken", sagte Kofler. bub/ked
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 16:44:33
      Beitrag Nr. 618 ()
      rv

      Ich hatte anfangs wirklich gedacht, dass dieser Sumpf schnell trocken gelegt werden kann, soblad der Hahn nicht mehr vom Kirchturm kräht. Die Probleme scheinen aber so gewaltig zu sein, dass man sie weder vor der Wahl lösen kann noch komplett in diesem Jahr. Ich nehme an, man will die Verluste wenigstens teilweise auch auf 2003 verteilen, um den bayerischen Banken Verlustabschlüsse in 2002 zu ersparen.

      Dieser Thread wird viel länger dauern, als ich das für möglich gehalten hätte.
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 22:16:08
      Beitrag Nr. 619 ()
      Alles kommt mal wieder auf den Boden. Auch der sagenhafte Kirch´sche Film-Schatz. Jetzt ist er nur noch 243 Mio Euro wert.
      ________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 25. Juli 2002, 12:39
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,206679,00.html

      Kirch-Kredite

      Ohrfeige für die BayernLB

      Die staatliche Bankenaufsicht hat die Bayerische Landesbank wegen der laschen Kreditvergabe an die insolvente KirchGruppe scharf gerügt. Damit stellt sie auch der bayerischen Landesregierung ein schlechtes Zeugnis aus.

      München - Nach Einschätzung der Prüfer hat die Landesbank bei mehreren Krediten die von der KirchGruppe angebotenen Sicherheiten zu hoch bewertet. Das Vermögen an Filmlizenzen etwa ist nach dem Prüfbericht nur 243 Millionen Euro wert - und nicht 405 Millionen, wie von der Landesbank geschätzt. Die halbstaatliche Bayerische Landesbank ist mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro der mit Abstand größte Kreditgeber der zusammengebrochenen KirchGruppe.

      Deswegen forderte die Bankenaufsicht die Landesbank auf, unverzüglich weitere 584 Millionen Euro in die Risikovorsorge zu stellen. Die Bank hat nach Angaben von Bayerns Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) mittlerweile maximale Risikovorsorge für die Kirch-Kredite getroffen.

      Einer der schärfsten Kritikpunkte des Berichts ist, dass in den Kreditvorlagen - so wörtlich - "keine gesamtkonzernbezogene Liquiditätsanalyse vorliegt". Die Landesbank hatte nach Einschätzung der Prüfer also keinen Gesamtüberblick über die finanzielle Lage des Kirch-Konzerns und dessen Zahlungsfähigkeit. Ein Jahresabschluss des Kirch-Konzerns für das Jahr 2000 fehlte ebenfalls. Damit habe die Landesbank gegen das Kreditwesengesetz verstoßen.

      "Nach Auffassung der Sonderprüfer war darüber hinaus das Verfahren zur Genehmigung von Krediten verbesserungsbedürftig", heißt es in dem Papier. Die Bundesaufsicht monierte, dass bei der Landesbank in Bezug auf das Kirch-Engagement keine ausreichende Funktionstrennung im Kreditgeschäft bestanden habe. Kundenbetreuer und Sachbearbeiter, die über problematische Kredite entschieden, seien im selben Unternehmensbereich angesiedelt. "Eine unabhängige laufende Kontrolle findet damit nur eingeschränkt statt."
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 22:26:16
      Beitrag Nr. 620 ()
      @ n-z-n

      Ich hatte schon für möglich gehalten, dass sich dies hinzieht. Schließlich war Kirch nicht irgend ein großes Industrieunternehmen, sondern einer der wichtigsten Meinungsmacher im Bundesrepublikchen. Mir war von Anfang an klar, dass um das Erbe ein heftiger Kampf (natürlich hinter den Kulissen) entbrennen würde. Ausgestanden ist das noch immer nicht - allerdings schält sich immer deutlicher heraus, dass die Free-TV-Sender das einzig von der Person Kirch unabhängig interessante an dem Laden ist.

      Gruß, RV
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 22:27:09
      Beitrag Nr. 621 ()
      Ich meinte natürlich:

      @ n-n-z
      Avatar
      schrieb am 26.07.02 23:12:28
      Beitrag Nr. 622 ()
      Ich werde mich ca. 2 Wochen nicht um den Thread kümmern können (Urlaub ohne Internet *g*). Vielleicht sehen die Bieterkonsortien ja dann schon wieder ganz anders aus...
      Außerdem: Es geht natürlich um den Preis!
      ______________________________________________________________________________

      Springer gewinnt HVB und Spiegel-Verlag für Kirch

      Hamburg/München, 26. Jul (Reuters) - Die Verlagshäuser Axel Springer und Heinrich Bauer haben die HypoVereinsbank und den Spiegel-Verlag als Partner ihrer Bietergruppe für die insolvente KirchMedia gewonnen. Ziel des Konsortiums sei es, unter Führung der Verlage Springer und Bauer die Auffanggesellschaft, in die die Kerngeschäfte der Rechte- und TV-Gesellschaft überführt werden sollen, zu übernehmen, teilte Springer am Freitag mit. Dabei würden sich Springer und Bauer eine Mehrheit von 51 Prozent teilen, die übrigen 49 Prozent an der neuen KirchMedia gingen an den Spiegel-Verlag und die HypoVereinsbank, sagte ein Sprecher des Bauer-Verlages. Die Partner würden nun die wirtschaftlichen Bedingungen eines solchen Engagements prüfen und bis Ende Juli ein vorläufiges Angebot vorlegen. Ein Commerzbank-Sprecher sagte, die Bank wolle ihren geplanten Einstieg bei KirchMedia im Konsortium mit Columbia ernsthaft weiter verfolgen. Der Springer- und der Bauer-Verlag hatten bereits im Juni angekündigt, ein Konsortium für die Übernahme der insolventen KirchMedia gründen zu wollen, gleichzeitig aber nach weiteren Partnern gesucht. Neben dieser Bietergruppe haben bislang auch ein Konsortium aus der Commerzbank und dem US-Studio Columbia Tristar sowie der französische Fernsehkonzern TF1 öffentlich ein Interesse an KirchMedia bekundet. Als weitere potenzielle Investoren gelten der US-Milliardär Haim Saban, der US-Medienkonzern Viacom und der italienische Konzern Mediaset.

      AUFNAHME WEITERER PARTNER NICHT AUSGESCHLOSSEN
      "Die Finanzierung der Übernahme ist nun gesichert", sagte eine Sprecherin des Springer-Verlages. Es könnten aber auch noch weitere Partner in das Konsortium einsteigen. Klar sei, dass Springer und Bauer 51 Prozent der neuen Gesellschaft anstrebten und damit die unternehmerische Führung. Eine Sprecherin der HypoVereinsbank sagte, die genaue Aufteilung der 49 Prozent zwischen der Bank und dem Spiegel-Verlag sei noch nicht klar. Die HVB, die auch Gläubigerbank bei KirchMedia ist, hatte in der Vergangenheit immer betont, ein mögliches Engagement bei Kirch wäre ein vorübergehendes Finanzinvestment. Die als Sanierungsexperten im Frühjahr engagierten KirchMedia-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray und Heinz-Joachim Ziems hatten in der vergangenen Woche in einem Reuters-Interview die Zahl der Interessenten mit "mehr als zehn" beziffert. Rechtzeitig zur Gläubigerversammlung, die am 1. August geplant ist, wollen sie eine Liste der vorläufigen Angebote zusammenstellen, die bis September auf einige wenige eingegrenzt werden soll. Derzeit sind etwa 150 Vertreter der potenziellen Investoren in der KirchMedia-Konzernzentrale in Ismaning mit der Prüfung des umfangreichen Zahlenmaterials beschäftigt. Das sei sehr mühsam, sagte ein Beteiligter.

      SPRINGER WILL STRATEGISCHE TV-BETEILIGUNG
      KirchMedia hatte als erste Gesellschaft des Medienimperiums von Leo Kirch am 8. April Insolvenz angemeldet. Betteray und Ziems wollen die Gesellschaft nun als integrierten Konzern mit Film- und Sportrechtehandel, einer stark reduzierten Produktion und der Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media erhalten. Springer hält bereits 11,7 Prozent an der profitablen Sendergruppe, die als der wertvollste Teil von KirchMedia gilt. Springer-Chef Mathias Döpfner hatte schon früh die Absicht geäußert, aus diesem Engagement eine strategische Beteiligung zu machen, oder den Anteil zu verkaufen. "Ganz oder gar nicht", hatte er gesagt.

      COMMERZBANK HÄLT AN GEPLANTEM BEI KIRCH-MEDIA FEST
      Die Commerzbank teilte am Freitag mit, im Konsortium mit dem US-Filmstudio Columbia an ihrem geplenten Engagement bei KirchMedia festhalten zu wollen. "Wir verfolgen das ernsthaft weiter", sagte ein Sprecher. Allerdings sei die Bank in einer Doppelrolle. Als Beteiligter an einem bevorstehenden Bieterverfahren, sei man an einem möglichst günstigen Preis interessiert. Als beteiligte Gläubigerbank müsse die Commerzbank dagegen an einem hohem Preis und der Garantie interessiert sein, dass das Unternehmen weitergeführt werden könne. Wenn daher ein anderes Konsortium zum Zuge komme, dass die entsprechende fachliche und finanzielle Kompetenz mitbringe, werde die Bank dies akzeptieren. bub/fun/nro.
      Avatar
      schrieb am 03.08.02 19:42:15
      Beitrag Nr. 623 ()
      Zitate aus:
      ftd.de, Sa, 3.8.2002, 13:50, aktualisiert: Sa, 3.8.2002, 16:41
      Kirch Media: US-Filmproduzent Saban legt höchstes Gebot vor
      ...
      Die "Süddeutsche Zeitung" und das Nachrichtenmagazin "Focus" berichteten am Samstag übereinstimmend, Saban habe für das Kirch-Unternehmen 2,6 Mrd. Euro Euro geboten. Allerdings gelte er nicht als ernsthaftester Interessent, hieß es in der "SZ" unter Berufung auf Konzernkreise. Weitere Offerten seien mit 2,2 Mrd. Euro vom französischen Sender TFl gekommen, der sich in der nächsten Runde mit Saban zusammentun könnte, schreibt der "Focus". Zudem gebe es das Angebot des Konsortiums aus HypoVereinsbank, Axel Springer-, Heinrich Bauer- und Spiegel-Verlag mit 1,9 Mrd. Euro. Springer wolle dabei seine Forderungen an KirchMedia in Höhe von 767 Mio. Euro mit dem Kaufpreis verrechnen, berichtete die „SZ“ ohne Angabe von Quellen. Auch der US-Fernsehsender NBC und der mit zwei Mrd. Euro größte Kirch-Einzelgläubiger, das Hollywood- Studio Columbia-TriStar, sollen laut "Focus" unter den ernsthaften Interessenten für Kirch Media sein.
      Bisher war nur bekannt, das bisher sieben Konsortien und Einzelbieter Angebote eingereicht haben und dass das höchste Angebot bei 2,6 Mrd. Euro lag. Am Freitag hatte es aus verhandlungsnahen Kreisen geheißen, dass wahrscheinlich nur drei der sieben Bewerber für die nächste Bieterrunde übrig bleiben werden.
      Durch die Rückendeckung der HypoVereinsbank haben die deutschen Medienverlage nach Einschätzung von Experten gute Chancen, sich in dem Bieterwettbewerb für die Kirch Media gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Der Preis für das einstige Herzstück der Kirch-Gruppe mit dem TV-Konzern Pro Sieben Sat 1 kann nach Schätzungen in Branchenkreisen bis zu drei Mrd. Euro betragen.
      © 2002 Financial Times Deutschland

      Kommentar:
      Nach Lage der Dinge sieht es nicht nach einer dt. Lösung aus. Das Auftreten des dt. Konsortiums zeigt finanzielle Impotenz und fehlende Traute aufgrund mangelnder Fachkenntnis im Bereich des Kirch-Kerngescgäfts.

      Französiche Kaufinteressenten werden in D oft nicht für voll genommen.
      Was hierzulande wenig bekannt ist, dass ist die Existenz einer strategischen Ausrichtung der frz. Politik des Einflußnehmens in D durch entsprechende Investitionen, zu der auch eine unternehmerische Komponente gehört.
      In F glaubt man, dass man durch eine präventive Art von bindenden Maßnahmen zur Vermeidung einer erneuten Frontstellung zu D ein hohes Maß an nationaler Sicherheit und Autonomie erhalten kann.
      Dazu sind im wirtschaftlichen Bereich bereits eine ganze Reihe bedeutender Investitionen getätigt worden.
      Eine Überhahme von Kirch Media passt gut in dieses Konzept.

      Die Amerikaner als die Experten im Medienbereich und als Kulturexporteurre ersten Ranges sind aber in der stärkeren Position. Unter ihnen hat Saban dazu noch einen Stern mehr und ist damit der Favorit.
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 00:35:49
      Beitrag Nr. 624 ()
      Landgericht stoppt Springer-Hauptversammlung

      Der Streit zwischen dem Axel Springer Verlag und Leo Kirch über die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung gerät zur Gerichtsposse. Das Landgericht Berlin stellte die Signale wieder auf Halt.

      Nachdem das Amtsgericht Charlottenburg am Donnerstagabend dem Antrag von Kirch in einer Eilverfügung stattgegeben hatte, setzte das Landgericht Berlin diese Entscheidung wieder aus. Grund war ein "Kanzleiversehen" des Amtsgerichts: Dem Richter wurde die Stellungnahme des Springer Verlags nicht rechtzeitig weitergeleitet. Dadurch, so das Landgericht, wurde das "rechtliche Gehör" des Hamburger Verlags verletzt.

      Leo Kirch hält 40 Prozent an Springer, muss diese aber bis Ende August an die Deutsche Bank abtreten. Das Springer-Management hat Kirch gegen sich aufgebracht, als es Ende Januar eine Verkaufsoption in Höhe von 767 Mio. Euro gegen die Kirch Gruppe zog. Dieses Vorgehen hätte nicht nur den Großaktionär geschädigt, sondern auch den Gesamtverlag, argumentiert Kirch und fordert deshalb eine außerordentliche Hauptversammlung. Das Springer-Management lehnt dies wegen der Gefahr des Rechtsmissbrauchs ab. Eine neue Gerichtsentscheidung steht bis Ende der Woche an.

      © 2002 Financial Times Deutschland; 06.08.2002
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 10:29:03
      Beitrag Nr. 625 ()
      Ich denke, die HVB und Springer will keiner im Konsortium haben, da die ihre eigenen Forderungen an Kirch in den Mittelpunkt der Verhandlungen stellen werden.


      New York/München, 08. Aug (Reuters) - Im Bieterwettstreit um die Übernahme der insolventen Kirchmedia[KRCH.UL] sind nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen zwei Bietergruppen in die engere Auswahl gelangt. Ob es das Konsortium um die Verlage Axel Springer<SPRGn.DE> und Heinrich Bauer in die zweite Runde des Bieterverfahrens schafft, ist noch unklar.
      Der US-Milliardär Haim Saban und der französische Medienkonzern TF1<TFFP.PA> seien als Bietergruppe ebenso in die engere Auswahl gelangt wie das Konsortium aus Commerzbank<CBKG.DE> und der Sony<6758.T>-Tochter Columbia Tristar, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag aus den Kreisen. Der Gläubigerausschuss, der der Bieterauswahl der KirchMedia-Geschäftsführung zustimmen muss, werde eine Entscheidung vermutlich noch im Laufe des Donnerstags treffen, hieß es in Gläubigerkreisen. Offiziell sollten die Bieter dann am Freitag über die Entscheidung informiert werden.
      KirchMedia hat nach eigenen Angaben Angebote von sieben Bietergruppen und Einzelinteressenten erhalten und will daraus etwa drei Bewerber auswählen, die Zugang zu detailliertem Zahlenmaterial des Rechte- und TV-Konzerns erhalten sollen. Bis Ende August/Anfang September sollen die endgültigen Investoren feststehen.

      KREISE - SPRINGER/BAUER LEHNEN ERHÖHUNG DES ABGEBOTS AB
      Unklar bleibt, ob das dritte aussichtsreiche Konsortium unter der Führung der Verlage Springer und Bauer in die engere Auswahl kommt. Dem Konsortium angeschlossen hat sich die HypoVereinsbank<HVMG.DE>, der Spiegel-Verlag prüft eine Beteiligung. Die Gruppe hatte mit 1,4 Milliarden Euro eines der niedrigsten Angebote vorgelegt und außerdem nicht - wie von KirchMedia verlangt - für den gesamten Konzern geboten, sondern den Sportrechtehandel außenvorgelassen. Das Konsortium habe auch die Bitte von KirchMedia abgelehnt, die gebotene Summe noch zu erhöhen, verlautete am Donnerstag aus den Kreisen. Sollte das Konsortium nicht in die engere Auswahl gelangen, könnten sich die einzelnen Mitglieder aber den anderen Gruppen anschließen.
      Von den Verlagen Springer und Bauer war zunächst kein Kommentar zu erhalten. Eine Sprecherin der HypoVereinsbank lehnte eine Stellungnahme ab.
      Neben den genannten Bewerbern hatten noch eine Gruppe um den italienischen Mediaset<MS.MI>-Konzern und der US-Konzern Viacom<VIA.N> Angebote für die Übernahme von KirchMedia abgegeben. Der Münchener Konzern ist der größte Filmrechtehändler Deutschlands und der größte Sportrechtehändler Europas. Als wertvollster Teil gilt aber die Mehrheit an der profitablen Sendergruppe ProSiebenSat.1<PSMG_p.DE>.
      bub/nro


      Thursday, 8 August 2002 10:18:49
      RTRS [nL0822288]
      Avatar
      schrieb am 11.08.02 23:29:22
      Beitrag Nr. 626 ()
      Zitate aus WELT:
      12. 08. 2002
      Kirch-Gläubiger verkleinern Bieterkreis

      München - Im Bieterwettstreit um die insolvente Kirch Media ist es zu einer Vorauswahl gekommen. Der Kirch-Media-Gläubigerausschuss hat sich demnach für drei Konsortien entschieden. Dem Vernehmen nach soll darunter das Gebot des US-Milliardärs Haim Saban und des französischen Medienkonzerns TF 1 sein. Eine positive Nachricht hätten auch das Konsortium aus Commerzbank und dem US-Studio Columbia bekommen, ebenso eine Bietergruppe um einige Altgesellschafter, darunter die Investmentbank Lehman Brothers, der Handelskonzern Rewe und der saudi-arabische Prinz Walid.
      Bei Kirch Media hieß es, die Vorentscheidung bedeute keinen generellen Ausschluss der anderen Interessenten. Unter anderem hatten die Verlage Axel Springer und Heinrich Bauer zusammen mit der Hypo-Vereinsbank eine gemeinsame Offerte abgegeben. Springer-Sprecherin Edda Fels sagte, der Verlag sei nach wie vor an Kirch Media interessiert, wenn der Preis und die anderen Eckdaten des Einstiegs stimmten und die Risiken überschaubar seien. So zielt die Springer-Bauer-Offerte auf eine Übernahme der Senderkette Pro Sieben Sat 1 und den Filmrechtehandel, nicht aber den Sportrechtehandel der Kirch Media. Medienberichten zu Folge soll von Seiten des Kirch-Media-Managements inzwischen eine Ausgliederung des Sportrechtehandels über ein sogenanntes Management-Buy-Out (MBO) erwogen werden.
      Die Springer-Sprecherin trat gleichzeitig erneut Spekulationen über einen Zerfall des Springer-Bauer-Konsortiums entgegen. "Das sind Gerüchte, die lanciert werden, um unser Konsortium zu diskreditieren."
      Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" bieten der US-Milliardär Saban und TF 1 2,6 Mrd. Euro für Kirch Media. Das Angebot von Commerzbank und Columbia liege bei 2,3 Mrd. Euro, die Altgesellschafter lägen bei 2,5 Mrd. Euro. In dieser Altgesellschafter-Gruppe sei Rupert Murdoch nicht mehr vertreten. Auch der Unternehmer und italienische Regierungschef Silvio Berlusconi sei nicht mehr dabei. Insgesamt gelten die Bieterkonstellationen noch als relativ vorläufig, es wird damit gerechnet, dass es noch zu Veränderungen kommen kann.
      Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer hat sich in einem Interview in der "Welt am Sonntag" anlässlich ihres bevorstehenden 60. Geburtstags über die strategische Bedeutung des Fernsehgeschäftes für den Axel Springer Verlag geäußert. "Sicher ist es besser, wenn wir nicht nur Printmedien haben, sondern auch am Radio und Fernsehen beteiligt sind. Der Übergang vom Gutenberg- ins Marconi-Zeitalter begann schon in den 60er Jahren. Wenn wir da verstärkt Fuß fassen könnten, wäre ich sehr dafür. Wir können aber auch ohne Fernsehen erfolgreich sein", so Friede Springer. Sie erklärte außerdem, sie wolle fünf Prozent aus dem zur Disposition stehenden 40-Prozent-Springer-Paket von Kirch übernehmen.
      Der Streit um die von Leo Kirch geforderte außerordentliche Hauptversammlung des Springer-Verlages hat unterdessen eine neue Wendung bekommen. Nach Angaben von Springer-Sprecherin Fels lädt nun der Verlag selbst zu einem außerordentlichen Aktionärstreffen. Es soll am 24. September in Berlin stattfinden und Gelegenheit geben, Vorwürfe aus der Welt zu schaffen. DW

      Kommentar:
      Damit alles so bleibt, wie es ist (medienpolitisch gesehen), ist die COBA SONY Gruppe der richtige Käufer.
      Der niedrige Preis, den sie bieten, ist insofern kein Hindernis, da es sich wohl um brutto = netto handelt.
      Allerdings muss SONY die treibende Kraft sein, denn die COBA ist kaum mehr als ein nasser Lappen wert.

      Die Gruppe der Altgesellschasfter hat wahrscheinlich einige Verrechnungen in ihr Gebot eingepackt, so dass der Netto-Wert wesentlich niedriger liegen dürfte. Auch ist es fragwürdig, ob diese Gruppe unternehmerisch zur Führung der Kirch-Media in der Lage wäre. Sie hätte wohl nicht lange Bestand und würde medienpolitisch unerwünschte Instabilität bedeuten.

      Saban und TF1 würden mit Sicherheit die Ausrichtung der Fernsehsender zugunsten bisher nicht direkt in D vertretener Interessen bedeuten, wogegen man sich hier zwar offiziell nicht in gleicher Weise zu wehren trauen wird als gegen Berlusconi, aber was tatsächlich auf nachhaltige Ablehnung stoßen wird.

      Springer gibt tatsächlich die von mir vermutete impotente Vorstellung und wird m.E. nicht einsteigen.
      Avatar
      schrieb am 14.08.02 22:34:28
      Beitrag Nr. 627 ()
      Ich danke allen, die sich während meines Urlaubs um diesen Thread gekümmert haben.

      Allmählich scheint sich die Lage ja etwas zu klären - vor allem in Bezug auf die Höhe der Gebote (ca. 2,5 Mrd für die komplette Firma KirchMedia, was wie zu erwarten weit unter den Verbindlichkeiten liegt).
      Dagegen scheinen die Bieterkonsortien noch im Fluss zu sein. Gerüchte besagen sogar, dass Kirch und Hahn selber für den Sportrechtehandel bieten wollen (was einen Verkauf in Teilen voraussetzt).
      Ich bin gespannt, ob der Zuschlag noch vor der Wahl erfolgt. Die Zeit läuft allerdings davon, weil der Masse-Kredit nur noch bis Mitte September läuft.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 24.08.02 11:59:01
      Beitrag Nr. 628 ()
      DER SPIEGEL 35/2002 - 24. August 2002
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,210880,00.html

      TV-Konzerne: Neuer Geheimplan für das Bieterverfahren um KirchMedia

      Die Kirch-Insolvenzmanager Hans-Joachim Ziems und Wolfgang van Betteray haben einen neuen Geheimplan für das Bieterverfahren um KirchMedia entwickelt. Anders als bislang unter dem Arbeitstitel "KirchMedia 2.0" geplant, wollen sie potenziellen Investoren nun alternativ den direkten Einstieg in die börsennotierte Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media AG (ProSieben, Sat.1, Kabel 1, N24) anbieten. An dem werthaltigsten und begehrtesten Relikt des Kirch-Imperiums hält die insolvente KirchMedia mit 52,5 Prozent noch die Mehrheit. Diese Anteile, so das streng vertrauliche Modell, das den Interessenten erst in dieser Woche vorgestellt werden soll, könnte ein Investor zunächst übernehmen, um später über eine Kapitalerhöhung wichtige Teile der KirchMedia wie die Filmbibliothek, die Bereiche Produktion und Technik und eventuell auch den Sportrechte-Bereich hinzuzukaufen. Dach des Gesamtkonzerns wäre eine ProSiebenSat.1-Holding und nicht, wie bislang vorgesehen, eine entschlackte Version der KirchMedia. Einem Insider zufolge könnte man mit diesem Modell vor allem dem "erheblichen Misstrauen der Kapitalmärkte begegnen", die fürchten, dass auch in einer neuen Konstellation beim Rechtehändler KirchMedia Gewinne abgeschöpft werden, die aus Geschäften mit der eigenen Tochter ProSieben entstehen. Wenn der Filmhandel nur noch eine Tochter einer neuen ProSiebenSat.1-Holding sei, blieben die Gewinne "garantiert in der Familie". Zudem handle es sich bei diesem Modell, bei dem der neue Mehrheitsaktionär der börsennotierten ProSiebenSat.1 Werte der alten Kirch-Kernfirma aufkauft, "um nichts anderes als einen schnell realisierbaren Börsengang der KirchMedia durch die Hintertür".

      -------------------------------------------------------

      Kommentar:

      Der erste Versuch eines "Börsengangs von KirchMedia durch die Hintertür" war ja gründlich schiefgegangen. Die Gründe dafür (nämlich die Befürchtung, dass die Verluste von KirchMedia der erweiterten Pro7Sat1-AG aufs Auge gedrückt würden) bestehen zumindest teilweise fort. Auch bei diesem Versuch empfiehlt sich äußerste Vorsicht...
      Allerdings ist dieses neue Modell ja auch offen für amdere Szenarien: Z.B. könnte ein Investor Pro7Sat1 übernehmen und es sich bezüglich der Reste von KirchMedia anders überlegen.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 24.08.02 16:59:06
      Beitrag Nr. 629 ()
      Hier scheint es inzwischen in erster Linie um persönliche Abrechnungen zwischen Kirch, DeuBa und Springer zu gehen.

      _______________________________________________________________________________

      Kirch erwirkt Aufschub für Verkauf von Springer-Anteil

      Hamburg, 24. Aug (Reuters) - Leo Kirch hat für den Verkauf seines 40-prozentigen Anteils am Axel-Springer-Verlag einem Magazinbericht zufolge Aufschub bis zum 10. September erwirkt. "Der Spiegel" berichtete am Wochenende aus seiner neuesten Ausgabe vorab, dass Kirch beim Landgericht München eine einstweilige Verfügung beantragt habe, in der er seinen Gläubiger Deutsche Bank bezichtigt, gegen eine Vereinbarung der beiden Parteien verstoßen und damit die Verwertung des Anteilspakets behindert zu haben. Das Gericht habe die erneute Verhandlung für den 10. September angesetzt, berichtete das Magazin weiter. Bis zu diesem Zeitpunkt sei ein Zugriff der Bank auf das als Sicherheit für einen Millionen-Kredit vereinbarten Pakets nicht möglich. Das Kirch-Kerngeschäft KirchMedia hatte am 8. April Insolvenz angemeldet. Kirch einigte sich mit der Deutschen Bank in einem gerichtlichen Vergleich darauf, dass er bis zum 30. August den Springer-Anteil verkaufen und mit den Erlösen einen 720-Millionen-Euro-Kredit des Instituts zurückzahlen kann. Sollte Kirch keinen Käufer finden, fällt das Paket dann an die Deutsche Bank, die es noch im Herbst an die Börse bringen will. Am Freitag hatte die Essener WAZ-Verlagsgruppe erstmals öffentlich Interesse an dem von Kirch gehaltenen Aktienpaket am Axel-Springer-Verlag signalisiert. Der Springer-Verlag lehnt einen Einstieg der WAZ-Gruppe jedoch ab. Aus kirchnahen Kreisen hieß es, dass Kirch das Springer-Paket unbedingt bis zum 30. August verkaufen wolle und daher mit allen Interessenten Gespräche führe. Bislang war es aber fraglich, ob Kirch einen Käufer findet. Bereits seit Anfang des Jahres hatte die Kirch-Gruppe versucht einen Abnehmer zu finden. ked/phi.
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 12:56:36
      Beitrag Nr. 630 ()
      Kirchs Rache an Springer und DeuBa (und an Stoiber gleich mit, der ihn im Stich gelassen hat):
      _________________________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 26. August 2002, 11:08
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,211011,00.html

      Axel Springer Verlag

      WAZ kurz vor dem Einstieg

      Medienzar Leo Kirch holt offenbar zu seinem letzten Schlag gegen den Axel Springer Verlag aus. Er soll mit der WAZ-Gruppe kurz vor der Einigung über den Verkauf seines 40-Prozent-Anteils stehen.


      Berlin - In den Verhandlungen gehe es nur noch um den Preis, schreibt die zum Springer-Verlag gehörende Tageszeitung "Die Welt" unter Berufung auf Verhandlungskreise. Unterhändler beider Seiten träfen sich am Montag.

      Der Springer-Konzern wehrt sich gegen den Einstieg der WAZ-Gruppe. Ein Sprecher wies in der "Welt" auf die Aussage der Mehrheitsaktionärin Friede Springer hin, nach welcher der Essener Medienkonzern nicht zum Springer-Konzern passe.

      Zurzeit streiten sich die Juristen darüber, ob der Springer-Anteil, der aus vinkulierten Aktien besteht, überhaupt ohne die Genehmigung des Verlages verkauft werden darf. Dieser beruft sich auf das Recht, die Übertragung der Aktien zu genehmigen oder zu verweigern. Kirch-Kreise argumentieren dagegen, dass gar kein Verkauf der Aktien selbst stattgefunden hat, weil die gesamte Print-Beteiligungsgesellschaft von Kirch an die WAZ-Gruppe verkauft werden solle. Die Vinkulierung sei auf diese Weise ausgehebelt.

      Kirch hatte am Donnerstag vergangener Woche beim Landgericht München eine einstweilige Verfügung beantragt, damit das Springer-Paket nicht - wie ursprünglich vorgesehen - am 30. August der Deutschen Bank zufällt. Kirch hatte bei dem Frankfurter Institut einen Kredit in Höhe von 720 Millionen Euro mit dem Aktienpaket besichert. Kirch argumentiert, dass die Deutsche Bank gegen einen zuvor geschlossenen Vergleich verstoßen habe.

      Bei dem Vergleich hatten sich Kirch und die Bank darauf geeinigt, dass Kirch bis zum kommenden Freitag Zeit hat, selbst einen Käufer zu finden. Das Gericht soll nun in einer mündlichen Verhandlung am 10. September entscheiden. Bis dahin sind der Bank die Hände gebunden.

      Politiker von CDU/CSU vermuten hinter dem mögliche Einstieg der WAZ-Gruppe bei Springer politische Motive. Geschäftsführer des WAZ-Konzerns ist Bodo Hombach, der frühere Kanzleramtschef von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).
      Avatar
      schrieb am 26.08.02 13:53:44
      Beitrag Nr. 631 ()
      Kaum scheint sich die Lage zu klären, gibt es die nächste Variante. Für die ProSieben-Bonds ist die natürlich noch besser, dann hat der Käufer nicht automatisch auch noch die teuren Filmrechte an der Hacke.

      München, 26. Aug (Reuters) - Die insolvente und zum Verkauf stehende Mediengesellschaft KirchMedia[KRCH.UL] erwägt, möglichen Investoren auch einen direkten Einstieg bei der profitablen TV-Tochter ProSiebenSat.1<PSMG_p.DE> zu ermöglichen.
      "Wir bestätigen, dass wir ein solches Modell prüfen", sagte ein KirchMedia-Sprecher am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach könnten mögliche Käufer den 52,5-prozentigen Mehrheitsanteil von KirchMedia an ProSiebenSat.1, der als wertvollster Teil der Gruppe gilt, auch direkt erwerben. Bisher hatte die Geschäftsführung des insolventen Unternehmens die Strategie verfolgt, KirchMedia nur als Ganzes - mit Film- und Sportrechtehandel, Produktion und der Mehrheit an ProSiebenSat.1 - verkaufen zu wollen. In Kirch-Kreisen hieß es, Vermögenswerte von KirchMedia wie der umfangreiche Filmrechtestock könnten dann im Zuge einer Kapitalerhöhung bei ProSiebenSat.1 übernommen werden.
      bub/zap

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      <KRCH.UL> <PSMG_p.F>

      Monday, 26 August 2002 11:51:21
      RTRS [nL26336795]
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 09:54:32
      Beitrag Nr. 632 ()
      Zitate aus:
      © 2002 Bild.T-Online.de
      27.08.2002

      WAZ will Springer kaufen Ist die Meinungsvielfalt in Gefahr, Herr Professor?
      BILD-Interview mit dem Medienwissenschaftler Prof. Wolfgang Donsbach (52), TU Dresden

      BILD: Der WAZ-Medienkonzern will unter der Führung von Ex-SPD-Kanzleramtschef Bodo Hombach 40% des Springer Verlages aufkaufen. Droht jetzt ein neuer mächtiger Pressekonzern von links?

      Wolfgang Donsbach: Ja. Die SPD hat über ihre zahlreichen Beteiligungen an 19 Zeitungen in acht Bundesländern schon jetzt eine enorme Meinungsmacht in Deutschland. Die WAZ-Gruppe ist ein ausgewiesen linkes Medienhaus, deutlich auf SPD-Kurs. Insofern wäre es äußerst bedenklich, wenn ein so einflussreicher Konzern ein anderes Zeitungshaus schlucken würde.

      BILD: Passen der liberal-konservative Springer Verlag und die SPD-nahe WAZ überhaupt zusammen?

      Donsbach: Nein. Darin liegt ja die Gefahr für die Medienvielfalt auf dem Zeitungsmarkt. Das politische Gleichgewicht in der Presse lebt von vielen verschiedenen Anbietern. Was die WAZ da plant, kommt dem Medienreich eines Silvio Berlusconi in Italien bedrohlich nahe.
      ...

      Kommentar:
      Nun erwartet man eine Ablehnung der Beteiligung durch die Noch-Regierung, die auch bereits zu den Absichten von Murdoch und Berlusconi eine negative Position bezogen hat. Denn Meinungsvielfalt ist sicheer ein höheres demokratisches Gut als Parteikontrolle im Medienbereich über den öff.-rechtl. Sektor hinaus.
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 10:57:52
      Beitrag Nr. 633 ()
      @ Profitgenius

      Ich nehme an, dass Du Deinen Kommentar ironisch gemeint hast...

      Am witzigsten finde ich die (Eigen-)Charakterisierung "liberal-konservativ" für die Springer-Presse. Zumindest für ein Kampfblatt wie "Bild".

      Die WAZ hat im Lokalzeitungs-Bereich tatsächlich in einigen Regionen des Landes faktisch ein Monopol. Die einzelnen Blätter der WAZ-Gruppe reichen dabei von "SPD-nah" bis "CDU-orientiert"; in den meisten Ruhrgebietsstädten gibt es je ein Blatt von jeder Sorte. Ernsthaftes politisches Engagement konnte ich dabei bisher nicht entdecken - die jeweilige "Orientierung" bezieht sich in erster Linie auf den Bereich der Kommunalpolitik. Der starke Mann der WAZ-Gruppe, Schumann, ist vor 2 Jahren nach einer großen Spende an Kohl aus der SPD geflogen. Von den beiden Eigentümer-Familien der WAZ-Gruppe gilt die eine als SPD-, die andere als CDU-nah.

      Im Übrigen ist der Vergleich mit Berlusconi noch aus einem anderen Grund lächerlich: Hombach ist weder Eigentümer der WAZ-Gruppe (sondern Angestellter) noch deutscher Bundeskanzler.

      Von Seiten der CDU wird in der Tat befürchtet, dass die immer noch sehr einflussreiche Springer-Presse die bisher eindeutige CDU-Orientierung verliert.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 27.08.02 17:11:20
      Beitrag Nr. 634 ()
      Ohne Kommentar:


      SPIEGEL ONLINE - 27. August 2002, 16:48
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,211205,00.html

      Axel Springer Verlag

      Kampf um die Meinungsvielfalt


      Von Michael Kröger

      Im Kampf um die Macht im Axel Springer Verlag kämpft Verleger-Witwe Friede Springer an allen Fronten. Auf der einen Seite greift die WAZ-Gruppe an, auf der anderen verlangen die Springer-Enkel mehr Einfluss im Konzern.


      Angriff aus Essen: Axel Springer Verlag in Berlin

      Berlin/Düsseldorf - Die Schlacht ist gewonnen, doch der Krieg ist noch lange nicht zu Ende. Gestern wies ein Gericht die Klage Axel Sven Springers ab, der detaillierte Auskünfte über die geschäftlichen Aktivitäten seiner Stiefgroßmutter verlangte. Die Klage von Ariane Springer mit dem gleichen Begehren setzten die Richter aus. Immerhin ließen sie die sofortige Beschwerde beim Kammergericht zu.

      Die Springer-Enkel wollen in erster Linie wissen, ob Friede Springer als Mitglied des Aufsichtsrats dem Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner direkte Handlungsanweisungen erteilt hat. Sie vermuten, dass ihre Stiefgroßmutter auf diese Weise gegen das Aktienrecht verstoßen haben könnte.

      Hintergrund des Rechtsstreits ist der Wunsch der Springer-Enkel, sich innerhalb des Verlages mehr Einfluss zu verschaffen. Friede Springer dagegen ist darauf aus, die Mitspracherechte der übrigen Familienmitglieder immer weiter zurückzuschrauben. Seit Jahren bemüht sie sich erfolgreich, ihre Aktienmehrheit im Verlag auszubauen. Von Springers Kindern Barbara Choremi und Raimund Nicolaus hat sie bereits alle Anteile erworben.

      Inzwischen hält Friede Springer rund 90 Prozent der Holding namens Axel Springer Gesellschaft für Publizistik, in der die gesamten Anteile in Höhe von 50 Prozent plus zehn Aktien am Axel Springer Verlag gebündelt sind. Ariane und Axel Sven Springer halten jeweils fünf Prozent. Doch selbst dieser Anteil scheint Friede Springer noch zu hoch zu sein: Den vorerst letzten Versuch, die Rechte ihrer Stiefenkel zurückzustutzen, unternahm sie zum Jahresende 2001, als sie den Gesellschaftervertrag kündigte - allerdings ohne Folgen.

      Einen Effekt könnte der andauernde Familienzwist haben, der keinesfalls im Interesse von Friede Springer sein kann. Durch die Auseinandersetzungen müde geworden, so wird spekuliert, könnten Ariane und Axel Sven Springer über den Verkauf ihrer Anteile am Verlag nachdenken. Das wiederum bringt die WAZ-Gruppe ins Spiel. Nach einem Bericht des "Handelsblatts" lotet der Essener Zeitungskonzern bereits die rechtlichen Möglichkeiten aus, um sich die Mehrheit von über 50 Prozent am Springer Verlag zu sichern.

      Dieses Ziel wäre allerdings nur mit Anteilen vom Springer-Familien-Clan zu erreichen. Denn es befinden sich lediglich 9,67 Prozent der Aktien im Streubesitz. Zur Stimmenmehrheit würden der WAZ-Gruppe selbst dann noch sechs Aktien fehlen, wenn sie neben dem Kirch-Paket die gesamten Streubesitz-Aktien aufkaufen würde.

      Die Springer-Erben allerdings - jedenfalls Ariane und Axel Sven - besitzen lediglich Anteile an der Holding, sind also nur indirekt an dem Verlag beteiligt. Abgesehen vom Couponschneiden können sie mit ihrem Erbe nichts anstellen - es sei denn, sie verkauften es ihrer Stiefgroßmutter.

      Die Unterhändler der WAZ-Gruppe lassen sich davon offenbar nicht entmutigen. Zurzeit verhandeln sie mit Kirchs rechter Hand Dieter Hahn zunächst über das 40-Prozent-Paket des Medienmoguls. Eine Einigung steht allerdings noch aus. "Wir haben unterschiedliche Vorstellungen über den Kaufpreis", erklärte der WAZ-Sprecher.

      Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge fordert Kirch über eine Milliarde Euro und damit rund 200 Millionen mehr, als der WAZ-Konzern zu zahlen bereit ist. Dessen Angebot soll sich unbestätigten Angaben zufolge auf 790 Millionen Euro belaufen - was wiederum 17 Prozent über dem Börsenwert der Papiere liegen würde.

      Immerhin scheint der Fortgang der Verhandlungen im Hause Springer bereits einige Nervosität auszulösen. Anders jedenfalls ist die publizistische Offensive der Springer-Blätter nicht zu erklären: Am Montag ließ die "Welt" Laurenz Meyer und Thomas Goppel vor dem WAZ-Einstieg beim Axel Springer Verlag warnen. Die Generalsekretäre von CDU und CSU malten die Gefahr einer Verschiebung des politischen Koordinatensystems an die Wand. Am Dienstag brachte die "Bild"-Zeitung ein Interview mit dem Medienwissenschaftler Wolfgang Donsbach. Der sprach von einer Gefahr für die Medienvielfalt auf dem Zeitungsmarkt, die wichtig sei für die politische Kultur. "Das politische Gleichgewicht in der Presse lebt von verschiedenen Anbietern", sagte der Professor der TU-Dresden.
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 10:10:39
      Beitrag Nr. 635 ()
      Der folgende Artikel aus der FR beschreibt recht zutreffend den WAZ-Konzern. Weil der Artikel recht lang ist, hier nur der link und Auszüge:
      _____________________________________________________

      http://www.fr-aktuell.de/fr/280/t280001.htm

      Wo Frauchen mit dem Hund tanzen gehen kann

      Springer läuft gegen den "linken" WAZ-Konzern Sturm, doch dessen Blätter machen weniger Meinung als Profit

      Von Christian Sywottek

      Das Spiel mit der Angst beherrscht man bei Springer, im vordersten Graben im Kampf gegen das Böse stehen regelmäßig die Scharfschützen der Bild-Zeitung. Bedrohlich ist die Bild-Welt, voller Mörder, voller Irrer, voll Krankheit, und der politische Feind steht links. Erst waren es die Russen, wahlweise die aus der "DDR", später die Studenten und die Gegner von Helmut Kohl. Oder die grüne Benzin-Mafia. Dagegen verstand sich der Springer-Verlag als Verfechter des freien Wortes, als Verteidiger der Demokratie.

      Derzeit schürt Bild wieder die Angst vor Links, doch der Feind steht tief im Westen, in Essen: Der WAZ-Konzern. Der will dem Münchner Medienunternehmer Leo Kirch 40 Prozent der Springer-Anteile abkaufen. "Feindliche Übernahme", schreit Springer, "rote Socken" seien die WAZ-Leute. Bild beschwor einen "dramatischen Linksruck" bei der WAZ, und legte gestern nach auf Seite 2: "Ist die Meinungsvielfalt in Gefahr, Herr Professor?", was der Dresdner Medienwissenschaftler Wolfgang Donsbach umgehend bejahte. Springer schießt aus allen Rohren im Kampf um öffentlichen Beistand und hofft auf die alten Reflexe aus den Zeiten des Kalten Krieges.
      ...
      Was also ist dran an der beschworenen Gefährdung der Meinungsvielfalt? Droht die linke Gefahr?
      Das Flaggschiff, die WAZ aus Essen, machte gestern, am Tag der Kanzler-Duell-Debatten, mit einem ganz praktischen Thema auf: Steigende Sozialabgaben für Arbeitnehmer. Im Kommentar bekamen alle Parteien Haue, auch die SPD. Während die Welt in ihrem Aufmacher wegen des TV-Duells Nervosität bei den Sozialdemokraten ausmachte, mahnte die WAZ, man solle doch auch die Parteiprogramme lesen statt nur zu meckern. ...
      ... Die WAZ-Welt ist klein. In der Westdeutschen Allgemeinen ist der Umweltgipfel von Johannesburg in 30 Zeilen erledigt, darüber hinaus kommt das Ausland gar nicht vor. Auf Seite 3 steht eine Geschichte darüber, dass Frauchen in Haltern-Hullern mit ihren Hunden tanzen können. Überregionales steht in der WAZ-Welt hintenan, zumeist als Stück der Nachrichtenagenturen, selbst recherchierte Hintergründe haben Seltenheitswert, und wenn, dann kommen sie aus Berlin. Lediglich die NRZ schaut deutlich über die deutschen Grenzen.
      ...
      Glaubt man WAZ-Mann Erich Schumann, würde ein Einstieg seines Konzerns bei Springer nicht das Ende der Meinungsvielfalt bei den überregionalen Blättern wie Bild bedeuten. Sie könnten ihre konservative Linie weiter führen. Schon seit dem Frühjahr wirbt er um die Gunst von Friede Springer, der Witwe von Verlagsgründer Axel Springer, und sichert dem Verlag jede publizistische Freiheit zu. An Politik sei die WAZ-Gruppe nicht interessiert. Druck und Vertrieb ließen sich gemeinsam organisieren, das spare 80 Millionen Euro. Die WAZ-Gruppe fälle ihre Entscheidungen wie immer "nach verlegerischen und ökonomischen Gesichtspunkten", heißt es in einer offiziellen Erklärung der Geschäftsführung. Damit hat es der Konzern inzwischen auf einen geschätzten Jahresumsatz von 1,9 Milliarden Euro gebracht.
      Es gehe also nur ums Geld, so lautet der Tenor aus Essen. Angesichts der Entwicklung der WAZ-Gruppe scheint das glaubwürdig. Seit seiner Gründung 1948 hat der Verlag immer wieder kleinere Zeitungen gekauft, auf Effizienz getrimmt, und dann noch eine dazugekauft. Und dann noch eine. Was dem Printriesen und seinem Heimatgebiet allerdings fehlen, ist eine Qualitätszeitung.
      ...
      Insofern macht für die WAZ ein Engagement beim Springer-Verlag Sinn, der mit der Welt Qualität jenseits der lokalen Kompetenz verspricht. Damit ließen sich auch Leser locken, denen die WAZ-Regionalliga zu popelig ist. Die Essener Unternehmensspitze lässt immer wieder gern verlauten, sie hätten genug Geld gehortet, um die Süddeutsche zu kaufen. Wenn sie denn käuflich wäre.
      ... Das WAZ-Engagement zeigt, dass sich die Essener nicht um die politische Ausrichtung ihrer Blätter kümmern, solange sie ordentlich Gewinn abwerfen. Gerade die Boulevardzeitungen dort gelten vielfach als wahre Revolverblätter.
      Insofern dürfte das Springer-Zugpferd Bild nichts zu befürchten haben von vermeintlich "roten Socken" aus Essen. Ihr österreichisches Pendant, die Kronenzeitung, gehört der WAZ-Gruppe schon seit mehreren Jahren zu 50 Prozent. Man kann nicht sagen, dass die Krone seitdem sanftmütiger zu Werke ginge als Bild oder gar in Verdacht geraten sei, nicht ausgesprochen konservativ zu sein.

      [ document info ]
      Copyright © Frankfurter Rundschau 2002
      Dokument erstellt am 27.08.2002 um 21:09:42 Uhr
      Erscheinungsdatum 28.08.2002
      Avatar
      schrieb am 28.08.02 15:09:14
      Beitrag Nr. 636 ()
      Springer begrüßt KirchMedia-Überlegungen zu ProSiebenSat.1

      Berlin, 28. Aug (Reuters) - Der Vorstandschef des Axel Springer Verlags, Mathias Döpfner, hat Überlegungen der insolventen KirchMedia begrüßt, Investoren einen direkten Einstieg bei der Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media zu ermöglichen. "Diese Strukturüberlegung kommt uns sehr entgegen", sagte Döpfner am Mittwoch in einer Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen des Verlags.Springer hatte zusammen mit dem Bauer Verlag und der HypoVereinsbank ein unverbindliches Angebot für die insolvente KirchMedia abgegeben, die eigentlich als Ganzes verkauft werden soll. Offenbar wegen des schleppend verlaufenden Bieterprozesses überlegt das KirchMedia-Management aber, nun zunächst die Mehrheit an der profitablen Senderfamilie zu veräußern und später weitere KirchMedia-Geschäftsbereiche bei ProSiebenSat.1 einzugliedern. Das könnte ein Ende der bisherigen Strategie bedeuten, den Konzern nur komplett zu veräußern. In der Vergangenheit hatte Springer immer wieder betont, vor allem an einer strategischen Beteiligung an ProSiebenSat.1 interessiert zu sein, an dem der Verlag bereits 11,5 Prozent hält. Das Konsortium hatte daher auch für KirchMedia ohne den Geschäftsbereich Sportrechtehandel geboten. Zu dem insolventen Münchener Unternehmen gehören außerdem die Sparten Produktion und Filmrechtehandel sowie 52,5 Prozent an ProSiebenSat.1. Das Springer-Konsortium war wegen des eingeschränkten Angebots nicht in die engere Wahl von Bietergruppen gekommen. "Wir können sehr gut ohne KirchMedia leben mit unserer Konzentration auf das Printgeschäft", sagte Döpfner am Mittwoch. Der Verlag habe auf jeden Fall den nötigen finanziellen Spielraum für eine Übernahme von KirchMedia.

      SPRINGER WEHRT SICH GEGEN EINSTIEG DER WAZ-GRUPPE
      Daneben wehrt sich der Springer-Verlag gegen einen möglichen Einstieg der Essener WAZ-Gruppe, die nach Angaben aus Branchenkreisen mit dem Medienunternehmer Leo Kirch über den Erwerb seines 40-prozentigen Anteils an Springer verhandelt. Döpfner wies aber Vorwürfe zurück, der politisch eher konservativ ausgerichtete Verlag mache in seinen Zeitungen Stimmung gegen einen möglichen Einstieg des Konkurrenten WAZ-Gruppe, die in Nordrhein-Westfalen eine oft SPD-nahe Leserschaft bedient. Die Springer eigene "Bild-Zeitung" hatte über einen Machtkampf im WAZ-Konzern und einem "dramatischen Linksruck" des Essener Verlagshauses berichtet. Die Springer-Zeitung "Die Welt" hatte getitelt: "WAZ-Gruppe plant feindliche Übernahme des Axel Springer Verlags." Döpfner sagte dazu: "Von Instrumentalisierung kann ich nichts erkennen." Die Zeitungen müssten über solche Spekulationen aber natürlich berichten. bub/zap.
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      schrieb am 31.08.02 17:11:40
      Beitrag Nr. 637 ()
      DER SPIEGEL 36/2002 - 02. September 2002
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,211998,00.html

      Verlage

      Leos langer Schatten

      In der Seifenoper um die Reste seines untergegangenen Imperiums plant Medien-Pleitier Kirch ein Finale furioso. Die Nebenrollen hat er allen alten Gegnern zugewiesen. Nun schaut er zu, wie nicht nur die Presse-Giganten WAZ und Springer aufeinander prallen.


      Manchmal, wenn Leo Kirch, 75, seinen langen Weg Revue passieren lässt vom kleinen Filmhändler ("La Strada" ) zum allgewaltigen Schattenmann deutscher Medien und wieder zurück ins Fast-Nichts - manchmal also beschleicht ihn dann eine Art fröhlicher Melancholie.
      Weil Medien für ihn immer ein so spannendes "Menschengeschäft" waren. Weil er zugibt, nicht selten auf den falschen Kopf statt die richtige Zahl gesetzt zu haben. Und weil selbst ein Marionettenspieler wie er weiß, dass er mit all den Personalentscheidungen, die sich im Nachhinein für ihn als Flop erwiesen, eine große breite Straße pflastern könnte.
      Eines der letzten und größten Steinchen im Mosaik seiner Fehlentscheidungen, da ist sich der Alte sicher, trägt den Namen von Mathias Döpfner, Vorstandschef des Axel Springer Verlags, an dem Kirch auch nach dem Zusammenbruch seines eigenen Imperiums 40 Prozent der Aktien hält.
      Zwei Jahre ist es her, da nickte Kirch die Inthronisation des damals 37-Jährigen mit ab. Noch am 14. Januar saß er mit seinem Vize Dieter Hahn und Döpfner im Berliner Restaurant "First Floor", ließ sich umschmeicheln und zu drei Flaschen Chateau Pichon Longueville Comtesse de Lalande (je 300 Euro) einladen. Nachdem man auseinander gegangen war, geriet man aneinander.
      Wenige Tage nach dem Treff begann Döpfner, seinen Großaktionär unter Druck zu setzen. Es ging um eine Option, die Kirch auszahlen sollte, und zwar sofort. Es ging um 767 Millionen Euro. Und bald ging es um alles, denn nicht zuletzt der Krach mit Döpfner brachte Kirch finanziell derart ins Trudeln, dass er im Frühjahr zum Insolvenzrichter musste. Nun ist Kirch pleite, und sein altes Menschengeschäft wurde schrecklich kompliziert, seit man es ihm aus der Hand nahm.
      Scharen von Juristen und Managern, Bankern und Beratern versuchen seit Monaten, sein Milliarden-Imperium zu filetieren. Der Pleitier sitzt derweil in der Münchner Kardinal-Faulhaber-Straße, wo er einst seine Karriere begann. Und nun sollen die Altbaubüros mit dem diskreten "Sekretariat"-Schild noch einmal zum Epizentrum eines Bebens werden, das möglichst viele trifft:
      * Döpfner und dessen Förderin, Verlagserbin Friede Springer;
      * den Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber, der seinen einst umhegten Kirch fallen ließ, um nicht selbst in den Sog der Pleite gerissen zu werden;
      * die Deutsche Bank, von der sich Kirch ohnehin betrogen fühlt.
      Bei ihr ist das Springer-Paket verpfändet. Und sie will es auch an der Börse platzieren, kann das aber frühestens nach dem 10. September. Bis dahin räumte das Münchner Landgericht Kirch eine Gnadenfrist ein, den Verkauf selbst zu steuern. Möglicherweise wird die Frist sogar erneut verlängert.
      Mal abgesehen davon, dass Kirch von den Banken millionenschwere Provisionen versprochen wurden, wenn er den Deal noch im Alleingang über die Bühne bringt - der alte Mann will mehr: Genugtuung? Rache? Er werde Springer mit in den Abgrund ziehen, soll er im dortigen Aufsichtsrat orakelt haben. Im Menschengeschäft spielen eben auch Gefühle eine große Rolle.
      Und wie könnte man all die alten Gegner besser treffen als damit, das Springer-Paket an der Bank vorbei ausgerechnet an einen Presse-Konkurrenten zu verkaufen? Ausgerechnet an die WAZ-Gruppe, in dem seit Februar ausgerechnet der frühere SPD-Kanzleramtsminister Bodo Hombach mit am Steuer sitzt?
      Tatsächlich zeigen die Essener seit langem Interesse: Schon vor Jahren wurden sie bei Kirch vorstellig und boten deutlich mehr als heute. Damals konnte es sich der konservative Katholik noch leisten, den vermeintlichen Linken von der Ruhr eine Abfuhr zu erteilen. Nun drängt es ihn zu einem letzten großen Coup. Und die Verlagsbosse drängen mit.
      Einerseits ist da ihre WAZ-Gruppe, ein von erfolgreichen Kaufleuten regierter Presse-Teppich sparsam produzierter Spezialmagazine, Anzeigenblättchen und Regionalzeitungen, die weniger durch Profil als Profit auffallen. Andererseits Springer, ein dem ideologischen Erbe Axel Cäsars verpflichtetes Verlagshaus mit nationalen Organen wie "Welt" und "Bild", aber seit geraumer Zeit auch vergleichsweise schlechten Bilanzen.
      Die Spar-Manager der WAZ verfolgen argwöhnisch die neokonservative Byzantinistik bei Springer. In Essen kolportieren sie, dass die vier WAZ-Geschäftsführer zusammen nur ein Drittel dessen verdienten, was ihr Kontrahent Döpfner allein kassiere. Auch deshalb würde man ihm gern mal das Sparen beibringen, das in solchen Kreisen nur anders genannt wird: Suche nach Synergien.
      Und die gäbe es nach WAZ-Rechnung ohne Ende: 80 Millionen Euro ließen sich allein in Nordrhein-Westfalen sparen. Würden die beiden Verlagsgiganten Vertrieb, Anzeigen-Akquise oder Technik bundesweit zusammenwerfen, fielen Kosten in deutlich dreistelliger Millionenhöhe weg - ohne die arg sensiblen Redaktionen zu gefährden. Gemeinsam wären WAZ und Springer zum Beispiel die größten Einkäufer von Druckpapier in Europa.
      Seit die Ideen konkret und damit öffentlich bekannt sind, geht es rund zwischen München (Kirch), Essen (WAZ), Hamburg und Berlin (Springer), wo auch die große Politik zu Hause ist. Bayerns CSU-Wirtschaftsminister Otto Wiesheu und Alt-Kanzler Helmut Kohl sind als Emissäre zwischen den Fronten unterwegs. Und seither fungieren die Springer-Blätter wie Megaphone für die Interessen der eigenen Verlagsspitze, auch wenn Döpfner beschwichtigt: "Ich habe keinen publizistischen Marschbefehl ausgegeben."
      Am Freitag vorvergangener Woche eröffnete Flaggschiff "Bild" das Feuer und warnte seine Leser vor einem "dramatischen Linksruck" bei der WAZ. An der Spitze des Konkurrenten sei ein "Machtkampf" um den politischen Kurs des Verlags entbrannt. Vom Machtkampf ums eigene Haus war in dem namenlosen Stück auf Seite zwei noch nicht die Rede.
      Danach orakelte die "Welt am Sonntag", nicht näher benannte Experten befürchteten, die Presselandschaft könne "neu ausgerichtet werden" - und zwar "gegen den ausdrücklichen Willen" von Springer, wie "Bild am Sonntag" wusste. Die "Welt" diagnostizierte im "politischen Berlin" gar ein "Erdbeben". Die Panik im Blatt mit dem blauen Streifen und den ewig roten Zahlen verwundert nicht: Gerade dort könnten die WAZ-Männer nach Kräften sparen.
      Tags darauf bot "Bild" einen Medienwissenschaftler auf, der gar ein Meinungsmonopol wie das von Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi heraufziehen sieht - nur eben linksgedreht. Vorher hatten sich bereits die Generalsekretäre von CDU und CSU alarmiert zu Wort gemeldet.
      "Bei Springer sollten wieder Kapitalisten einziehen, die sich weniger um Wahlkampf kümmern."
      Das Tremolo ging bis vergangenen Freitag weiter. Und es wurde immer schriller. Am Ende erklärte eine Truppe von Springer-Chefredakteuren in einer gemeinsamen Resolution ihre "Sorge" angesichts der "aggressiven Schritte". Man konnte den Eindruck gewinnen, in Essen säße eine Horde finsterster Altlinker, die den eher bis ehern konservativen Axel Springer Verlag im Handstreich erobern wolle. "Ich habe mich schon einige Male unterschätzt gefühlt", sagt Hombach nüchtern. "In diesem Fall fühle ich mich unbotmäßig überschätzt."
      Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel wurde es am Freitag zu bunt. Die Springer-Presse fahre "kurz vor der Bundestagswahl eine ebenso hemmungslose wie durchsichtige Kampagne", so Gabriel zum SPIEGEL. Der Verlag solle "endlich mit der absurden Unterstellung aufhören, dass es sich hier um eine politische Übernahme handelt". Stattdessen sei Springer "doch nur zu wünschen, dass dort mal wieder anständige Kapitalisten Einzug halten, die sich stärker um Erträge und weniger um Wahlkampf kümmern", so Gabriel.
      Immerhin habe "Bild" in einer Kolumne zur Flut gerade Politiker "mit Vokabeln belegt, die stark an die Hugenberg-Presse der zwanziger Jahre erinnern". Die Springer-Presse und "Bild" seien "einfach zu wichtig", schimpft der Ministerpräsident, "um sie den Jungs zu überlassen, die nichts anderes im Sinn haben, als der CDU im September zum Wahlsieg zu verhelfen".
      Und die WAZ? Ist sie wirklich jener rote Medienriese von der Ruhr, der nun dauernd in die Schlagzeilen gemenetekelte Gegenentwurf zu Springer?
      Als das Zeitungshaus 1948 gegründet wurde, legten schon die alliierten Lizenzgeber fest, dass die Gesellschafter bitte schön politisch fein austariert sein sollten. Der eine Gründer, Jakob Funke, war Konservativer. Der andere, Erich Brost, Sozialdemokrat. Eifersüchtig achteten die beiden Stämme darauf, dass alles in der Familie bliebe - im wahrsten Sinne des Wortes: So heiratete Funkes Nachfolger Günther Grotkamp eine von dessen Töchtern. Brost adoptierte sogar seinen Nachfolger Erich Schumann, der als Anwalt einst Willy Brandt in Bonn beraten hatte.
      Selbst der vermeintlich "rote" Schumann taugt nicht zum Kronzeugen: Als Privatmann überwies er Alt-Kanzler Kohl nach dessen Spendenaffäre 800 000 Mark und wurde von der SPD prompt aus der Partei geschmissen.
      Schumanns Strickmuster für den wirtschaftlichen Erfolg seines Konzerns ist einfach: Eine links, eine rechts, und in der Mitte bloß keinen fallen lassen. Die "Westfälische Rundschau" blieb als ehemaliges SPD-Blatt ihrem Kurs weitgehend treu. Die "Westfalenpost" dagegen kommentiert konservativ. Und das Mutterblatt "WAZ"? Europas größte Abonnement-Zeitung (täglich verkaufte Auflage: rund 620 000 Exemplare) besticht durch massenkompatiblen Klein-Klein-Journalismus. "Kost für schlichte Gemüter", urteilt das "Medium Magazin", was den WAZ-Chefredakteur Uwe Knüpfer längst kalt lässt: "Das sind wir doch gewohnt. Da fällt es schwer, sich jedes Mal wieder aufzuregen."
      Wenn es überhaupt eine Ideologie in Essen gibt, dann heißt sie Profit. Dumping-Preise, konsequente Aufkäufe im Heimatland NRW und radikaler Expansionskurs in Ostdeutschland wie -europa sorgten dafür, dass auch in Krisenzeiten wie jetzt noch das alte Rendite-Postulat gilt: "Zehn Prozent plus x". Aber gegen mehr Renommee hätte man wirklich nichts. Gerade Hombach drängt intern auf mehr Qualität und Ausbildung.
      Als Springer sein öffentlich inszeniertes Spektakel begann, saß WAZ-Patriarch Grotkamp auf der Insel Juist. Schumann streifte durch Tansania und wollte eigentlich Großwild ganz anderer Art erlegen. Zu Hause tat der junge Döpfner derweil zur geplanten WAZ-Eroberung kund: "Das ist so erfolgversprechend, als wenn man in der Wüste von Namibia Eisbären schießen will." Der Vergleich traf geografisch nicht ganz, polierte aber endgültig das neue Feindbild.
      Und wie das manchmal so ist in der Not: Sie schweißt zusammen. Bis vor wenigen Wochen noch wollten die WAZ-Männer allenfalls in Frieden bei Friede einsteigen. Nun regiert in Essen Kampfgeist und Daswollen-wir-doch-mal-sehen-Attitüde gegenüber den schnöseligen Hamburgern.
      Man wäre mittlerweile sogar bereit, einen "strategischen Preis" zu zahlen, also mehr, als das Springer-Paket eigentlich noch wert sei, sagt ein Insider. Und wenn man sich dieses Mal nicht einige, warte man eben auf die nächste Chance.
      Während Springer auf die Wirksamkeit seiner publizistischen Trompeten baut, holt die WAZ ihre Rechner und Juristen zu Hilfe. Jeder hat die Folterwerkzeuge, die zur eigenen Unternehmenskultur passen.
      Die Springer-Aktien sind vinkuliert. Das bedeutet: Der Aufsichtsrat muss jedem Besitzerwechsel zustimmen. Eher aber würde man in Namibia doch auf Eisbären stoßen, als dass Friede Springer momentan zum Einlenken bereit wäre. So ersannen die Anwälte mehrere Szenarien, wie sich die Hürde am elegantesten nehmen ließe.
      Die scheinbar sicherste Variante: Kirch soll seine PrintBeteiligungs GmbH, in der das Springer-Paket geparkt wurde, einfach Pleite gehen lassen. Damit wären möglicherweise alle aktienrechtlichen Verpflichtungen hinfällig. Langwierige Rechtsstreitigkeiten, hoffen die Essener, ließen sich so vermeiden.
      Ein Fall fürs Kartellamt wäre das WAZ-Springer-Geschäft ohnehin, weil die Konzerne zusammen rund 30 Prozent des deutschen Pressemarkts kontrollierten. In vielen Teilbereichen sind beide aktiv, etwa mit Regionalzeitungen, Programm- und Spezialzeitschriften.
      Aber wäre die Medienlandschaft wirklich schon in Gefahr, wenn "Bild der Frau" (Springer) und das WAZ-Pendant "Echo der Frau" künftig Kochrezepte austauschten? Drohen italienische Monopolsitten?
      "Das Interesse der WAZ war immer betriebswirtschaftlich, nie publizistisch."
      "Rein ökonomisch" könnte die Partnerschaft Springer sogar "ganz gut tun", meint der Medienexperte Lutz Hachmeister, der die ideologisierte Debatte "nur noch anachronistisch" findet. "Blanker Unsinn" sei die Berlusconi-Hysterie, sagt Horst Röper vom Dortmunder Formatt-Institut. "Das Interesse der WAZ war immer betriebswirtschaftlich, nie publizistisch."
      Tatsächlich wurden nie Interventionen bekannt. Ganz im Gegensatz zu Springer, wo Kirch die Demission politisch unliebsamer Chefredakteure persönlich verlangte.
      Was die Lage noch unübersichtlicher macht: Bei Springer tobt noch ein Machtkampf eigener Art: Verlagserbin Friede muss sich gegen ihre Stiefenkel Ariane und Axel Sven ("Aggi" ) zur Wehr setzen, der gegen die Gründerwitwe in den nächsten zwei Wochen erneut vor Gericht ziehen will.
      Gemeinsam mit seiner Schwester hält "Aggi" fünf Prozent samt Sitz im Aufsichtsrat und betrachtet mit Argwohn den allzu vertrauensvollen Umgang zwischen seiner 60-jährigen Stiefoma und Vorstandschef Döpfner. Der Krach mit WAZ und Kirch sei "ein hausgemachtes Problem", ärgert sich Springer junior.
      Sein Großvater habe genau gewusst, weshalb er einst verfügte: "Zehn Prozent für Leo Kirch - und keine Aktie mehr." Leider hätten die Testamentsvollstrecker unter Führung von Bernhard Servatius das "nicht so ganz hinbekommen".
      Zu allem Übel steht Springer am 24. September eine außerordentliche Hauptversammlung bevor, die Kirch selbst initiierte. "Da wird er seine Show abziehen", ahnt ein hochrangiger Springer-Mann. Wenn er sein Aktienpaket dann noch hält, will der Münchner eine Sonderprüfung der Verlagsbilanz beantragen.
      Auf einen derartigen Krawall freut man sich schon jetzt, denn am Ende, so wird gemutmaßt, könnte eine Ablösung von Vorstandschef Döpfner stehen.
      Es wird nun überhaupt wieder viel spekuliert in Kirchs altem Menschengeschäft. Hilft der Schweizer Verleger Michael Ringier Springer? Könnten andere Verlage wie Gruner + Jahr, Bauer oder Madsack einsteigen? Oder steht gar wieder mal Rupert Murdoch vor der Tür, den der "Tagesspiegel" am Samstag kühn ins Rennen brachte?
      Kirch jedenfalls freut sich über die Scharmützel im langen Schatten seiner Pleite. Wie sie alle wieder aufgeregt murmeln und intrigieren, kreischen und intervenieren - kleine Triumphe inklusive.
      Als Springer-Chef Döpfner seinen Controllern nach dem letzten teuren Treffen mit Kirch im Januar eine Spesenrechnung über mehr als 1000 Euro servierte, winkten die ab. Döpfner musste den Abend aus der Privatschatulle bezahlen.

      FRANK HORNIG, MARCEL ROSENBACH, THOMAS TUMA
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 18:11:03
      Beitrag Nr. 638 ()
      Zitiert aus dem Tagesspiegel:
      31.08.2002

      WAZ will Murdoch offenbar den Vortritt bei Springer lassen
      Essener Konzern bietet für Kirchs Aktien 960 Millionen Euro

      Berlin (mot/jhb/usi) Die WAZ-Gruppe bietet für Leo Kirchs 40-Prozent-Beteiligung am Axel Springer Verlag 960 Millionen Euro. Dies erfuhr der Tagesspiegel am Freitag aus Verhandlungskreisen. Das Angebot kann allerdings dem Vernehmen nach noch von dem australo-amerikanischen Medienunternehmer Rupert Murdoch übertroffen werden. Nach Tagesspiegel-Informationen will Murdoch die WAZ überbieten und 1,1 Milliarden Euro für die Springer-Aktien bezahlen.

      Kirch kann die vinkulierten Springer-Namensaktien bis zum 10. September selbst verkaufen. Danach fallen sie der Deutschen Bank zu, die einen Kredit über 720 Millionen Euro an Kirch mit der Beteiligung besichert hat. Verlegerin Friede Springer und Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hatten sich zuletzt vehement gegen eine „feindliche Übernahme“ des Aktienpaktes durch die WAZ-Gruppe ausgesprochen. In einer in der deutschen Presselandschaft einmaligen Aktion sprachen sich am Freitag Zeitungs-Chefredakteure des Verlags in einer gemeinsamen Erklärung gegen den WAZ-Einstieg aus. In der von „Welt“-Chefredakteur Wolfram Weimer angeregten Erklärung heißt es: „Die Ankündigung der Essener WAZ-Gruppe, mit zielstrebigen Schritten Einfluss im Axel Springer Verlag zu gewinnen, betrachten wir mit Sorge.“ Claus Strunz, Chefredakteur der „Bild am Sonntag“, verweigerte als einziger seine Unterschrift. Strunz gegenüber dem Tagesspiegel: „Auch wenn ich hinter einer Sache stehe, stehe ich nie auf Unterschriftenlisten. Im Übrigen herrscht bei Springer Gedankenfreiheit.“

      Diese Sorge könnte jedoch unbegründet sein. Nach Tagesspiegel-Informationen ist das WAZ-Angebot nur ein taktisches Manöver. So soll sich die WAZ, die sich nicht auf eine juristische Auseinandersetzung mit Springer einlassen will, bereit erklärt haben, Murdoch den Vortritt zu lassen. Im Gegenzug soll der Essener Konzern jenen Teil des Murdoch-Gebots kassieren, der die WAZ-Offerte übersteigt – bis zu 150 Millionen Euro. Käme das Geschäft zustande, könnte Kirch mit den 960 Millionen Euro den Kredit der Deutschen Bank und nachrangige Forderungen anderer Gläubiger bedienen.

      Ein möglicher Einstieg Murdochs bei Springer hatte vor Monaten bereits für Aufregung gesorgt. Politiker hatten auf die Medienkampagnen Murdochs verwiesen. Wie bei Springer zu hören ist, zieht Großaktionärin Friede Springer, die mit den Springer-Enkeln die Mehrheit am Verlag hält, aber Murdoch der WAZ vor. Doch noch ist ein Einstieg Murdochs nicht ausgemacht. Wenn Leo Kirch seine Aktien bis zum 10. September nicht verkauft hat, entscheidet das Münchner Landgericht darüber, ob das Paket an die Deutsche Bank fällt. Sollten die Richter gegen Kirch stimmen, könnte die Bank die Springer-Anteile wie angekündigt an der Börse platzieren. Weder die WAZ noch der Springer Verlag wollten sich am Freitag zu den Verhandlungen äußern. Zuletzt war auch der Schweizer Ringier-Verlag als Interessent für die Springer-Aktien im Gespräch. Dem Vernehmen nach hielten sich Vertreter von Ringier mehrfach in Berlin auf.


      Kommentar:
      Das Ansinnen der WAZ klingt naiv, es sei denn, sie hat eine Art Vorkaufsrecht. Dies könnte in einem Vorvertrag mit Kirch bestehen. Davon ist aber nichts bekannt. Die WAZ ist eben ein Underdog im Konzert der Großen.

      Der eigentliche Depp ist allerdings Döpfner bzw. die kriegerische Friede.
      Kirch wollte die Put-Option mit Anteilen an Pro7 und einer erheblichen Summe Bargeld ablösen.
      Als Großaktionär war er harmlos.
      Nun hat Springer nicht nur die Ansprüche aus der Put-Opton verloren, sondern auch eine ideologische (WAZ) oder betriebswirtschaftliche Einflußnahme (Murdoch) zu befürchten.
      Der neue Großaktionär kann sich außerdem Hoffnungen auf eine spätere unternehmerische Führung bei Springer machen.
      Denn Friede und die 2 leiblichen Springerenkel haben sich gegenseitig verklagt - es geht um Verlagsbelange -, was der Neue nutzen kann, um Friede unter Druck zu setzen, die nun keine lupenreine Mehrheit mehr vertritt und nur noch eine Eine-Frau-Schau betreibt und daher auf die Dauer keine absolute Herrschaft wird behaupten können.

      @ rv
      Offenkundige Abhängigkeiten müssen erst mal erkannt werden. Im Sonnenstaat gibt es keine Schatten.
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 17:53:25
      Beitrag Nr. 639 ()
      @ profitgenius

      Nach allem was man liest, ist gerade der WAZ-Konzern ideologisch nicht gebunden, greift (anders als Springer) nicht in politische Ausrichtung der Redaktionen ein und ist in erster Linie am Profit orientiert. In jedem Fall ist die ideologische Ausrichtung geringer als beim Springer-Verlag, der seine Blätte alle stramm konservativ ausrichtet. Murdoch hingegen hat seine Zeitungen immer wieder benutzt, um (einige Male mit Erfolg) die britische Politik zu beeinflussen - und da ging es nicht nur um Medienpolitik. Mir scheinen die Verhältnisse also gerade umgekehrt zu liegen.
      Die Neue Zürcher Zeitung (bestimmt nicht links) sieht das im Übrigen ähnlich.

      Gruß, rv

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      1. September 2002, 02:21, NZZ am Sonntag

      Springer-Verlag in Abwehrstellung
      Leo Kirch versetzt den deutschen Pressemarkt in Aufregung.
      Von Heribert Seifert

      Als Leo Kirch noch unangefochten über ein weitreichendes Medienimperium herrschte, war er der Lieblingsfeind linksliberaler Feuilletons. Der Freund Helmut Kohls galt als der schwarze Pate konservativer Macht, der die Meinungsfreiheit bedrohte. Jetzt, nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch seiner Unternehmen, gilt er plötzlich als Türöffner für rote Medienstrategen, weil er gewillt erscheint, den von der national-konservativen Mission seines Gründers immer noch geprägten Axel-Springer- Verlag an «die Linke» zu verkaufen.

      Es gehe, so der Alarmruf der «Frankfurter Allgemeine Zeitung», um «die grösste Machtverschiebung, die es im deutschen Verlagswesen der Nachkriegszeit je gegeben hat», und die am Ende den sozialdemokratischen Kanzler Gerhard Schröder zu einem deutschen Berlusconi machen werde. Als die Essener Mediengruppe WAZ («Westdeutsche Allgemeine») vor zehn Tagen bekanntgab, sie verhandle mit Kirch über den Kauf seines 40%igen Anteils am Axel-Springer- Verlag, brach in Deutschland eine aufgeregte Debatte über die Folgen dieser Transaktion aus. Dabei vermischten sich wirtschaftliches Kalkül, politische Motive, persönliche Interessen und die Lust der Medien an Inszenierungen.

      Zunächst geht es darum, bei der Abwicklung der Insolvenz der Kirch-Unternehmen einen Schritt weiterzukommen. Kirchs Beteiligung am Springer- Verlag dient der Deutschen Bank als Pfand für einen Kredit von 720 Mio. Euro. Vor Gericht hat sich Kirch das Recht erstritten, bis zum 10. September selber einen Käufer für dieses Aktienpaket zu suchen. Diesen Käufer scheint er in der WAZ-Gruppe gefunden zu haben, wobei über den Preis noch verhandelt wird. Presseberichte, wonach die WAZ-Seite bereit sei, dafür 790 Mio. Euro (rund 17% über dem Börsenwert) zu zahlen, werden von einem WAZ-Sprecher als «freie und wilde Spekulation» zurückgewiesen.

      Abwehrkampf in Sicht

      Brisant wird das geplante Geschäft dadurch, dass die Verleger-Witwe Friede Springer, die den grössten Anteil am Verlag hält, schon im Frühjahr erklärt hatte: «Die beiden Verlage passen nicht zueinander.» Ihre Ablehnung lässt den WAZ-Vorstoss wie den Versuch einer feindlichen Übernahme erscheinen, die der Springer-Verlag mit allen Mitteln abwehren will. Zu den Abwehrwaffen zählt die Vinkulierung der Aktien, die eine Zustimmung der Mehrheitsaktionärin nötig macht. Des weiteren wird vorgebracht, die von Friede Springer kontrollierte Hauptversammlung entscheide über den Zutritt zum Aufsichtsrat, den man einem WAZ-Vertreter auf jeden Fall verwehren werde. Und schliesslich, so Verlagssprecherin Edda Fels, stünden erhebliche kartellrechtliche Hindernisse im Weg: Die Fusion des grössten und des zweitgrössten deutschen Zeitungsverlags würde auf dem deutschen Markt für Tageszeitungen dazu führen, dass über 30% der Auflage aus einem Hause kämen. Pikant ist freilich, dass früher gerade Springer immer wieder gegen die scharfe «Presseklausel» des Kartellrechts gewettert hatte, die man jetzt zur WAZ-Abwehr nutzen will.

      Die überregionalen Blätter des Springer-Verlages haben diese Abwehr nun als Kampf gegen die Bedrohung der Meinungsfreiheit inszeniert. Zusammen mit der «FAZ» suggerierten sie, es gebe einen Masterplan führender Sozialdemokraten, das letzte Bollwerk konservativer Publizistik in Deutschland zu schleifen. Betont wurde etwa, der ehemalige SPD-Wahlkampf-Organisator und Kanzlerberater Bodo Hombach sei zu Jahresbeginn in die Geschäftsführung der WAZ-Gruppe eingetreten. Oppositionspolitiker haben das Argument aufgegriffen und das Bild einer uniformen deutschen Medienlandschaft gezeichnet, zumal der Pluralismus ja heute schon durch den weitverzweigten Medienbesitz der SPD bedroht sei. Die Landesregierung von Baden-Württemberg kündigte am Wochenende Vorstösse zur Änderung des Medienrechts an.

      Bedrohtes Machtgefüge

      Bei aller Politisierung ist freilich im Auge zu behalten, dass der WAZ-Konzern mit seinen über 500 Zeitungen, Anzeigenblättern und Zeitschriften in Deutschland und Europa und einem Jahresumsatz von 1,9 Mrd. Euro vor allem als renditeorientiertes Unternehmen gilt, das den Redaktionen weitgehend Freiraum gewährt. So ist WAZ etwa am österreichischen Boulevardblatt «Kronenzeitung» beteiligt, das nicht im Verdacht steht, weit links zu stehen. Und im Stammland, dem Ruhrgbiet, zählen SPD-nahe Blätter wie auch eine konservative Zeitung zum Portefeuille.

      Zudem scheint für Springer die politische Ausrichtung eines möglichen Partners nicht immer derart entscheidend zu sein: So hat das Schweizer Verlagshaus Ringier, das in Presseberichten oft als Wunschpartner Friede Springers genannt wird - dazu aber jeden Kommentar verweigert -, das sozialdemokratisch gesinnte Boulevardblatt «Blick» im Sortiment. Das jüngste Gerücht um die Übernahme von Kirchs Springer-Anteilen betrifft Rupert Murdoch: Gemäss dem Berliner «Tagesspiegel» will der Medienunternehmer den WAZ-Konzern ausstechen und 1,1 Mrd. Euro für das Paket bieten.

      Bei nüchterner Betrachtung steht die Vermutung im Vordergrund, dass man im Hause Springer befürchtet, bei einem Eintritt der WAZ könnte ein neuer Führungsstil die ohnehin labilen Machtverhältnisse im wirtschaftlich kriselnden Verlag verändern. Die als scharfe Rechner bekannten WAZ-Manager haben schon mögliche Einsparungen von rund 70 Mio. Euro ausgerechnet. Springer wies 2001 einen Umsatz von 2,86 Mrd. Euro und einen Verlust von 198 Mio. Euro aus. Bei aller Vorsicht gegenüber schrillen Rufen über eine «rote Gefahr» für die Meinungsfreiheit darf indessen der Konzentrationsschub, der mit einem Engagement der WAZ bei Springer verbunden wäre, nicht unterschätzt werden. Im Ruhrgebiet oder in Thüringen würde damit ein Monopol bei Tageszeitungen und auf Anzeigenmärkten erreicht. Ein Fall für das Kartellamt, aber kaum Stoff für ideologische Schlachten.
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 18:01:41
      Beitrag Nr. 640 ()
      Jetzt zieht Stoiber die Springer/WAZ-Geschichte in den Wahlkampf. Anscheinend geht in der CDU/CSU die Angst um, der Springer-Verlag könne seine eindeutige ideologische Ausrichtung verlieren...
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      SPIEGEL ONLINE - 01. September 2002, 17:05
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,212071,00.html

      Politische Einflussnahme

      Stoiber droht der WAZ-Gruppe

      Der Kanzlerkandidat der Union, Edmund Stoiber, hat politischen Widerstand gegen einen Einstieg der Essener Zeitungsgruppe WAZ beim Springer-Konzern angekündigt. Kartellexperten halten den Deal jedoch für rechtlich unbedenklich.


      Düsseldorf - Der CSU-Politiker sagte am Sonntag bei der Eröffnung der heißen Wahlkampfphase in Düsseldorf, derartige Pläne würden nicht nur auf kartellrechtliche Bedenken, sondern auch "auf meinen politischen Widerstand" stoßen. "Das Land braucht eine offene Presse."

      Der Wettbewerbsrechtler und ehemalige Vorsitzende der deutschen Monopolkommission, Wernhard Möschel, geht dagegen davon aus, dass das Kartellamt einen Zusammenschluss von WAZ und Springer nicht verhindern könne. Er schrieb in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", ein "verbreitetes Unbehagen, ein der SPD nahe stehender Pressekonzern erhielte Einfluss auf die eher liberal-konservativ geprägte Springer-Gruppe, ist dabei irrelevant."

      Maßgeblich seien die Wirkungen des Zusammenschlusses auf den wirtschaftlichen Wettbewerb, so Möschel weiter. "Alles andere bewegte sich in der Nähe einer Zensur." Insgesamt werde das Kartellrecht den Zusammenschluss WAZ/Springer nicht endgültig blockieren können. Es werde aber Entflechtungen in Teilbereichen erforderlich machen.

      Die WAZ hatte in den vergangenen Wochen Interesse an dem 40-prozentigen Springer-Anteil erkennen lassen, der derzeit noch von Kirch gehalten wird. Der Springer-Verlag, der unter anderem die "Bild"-Zeitung und "Die Welt" herausgibt, wehrt sich jedoch vehement gegen einen Einstieg der als SPD-nah geltenden WAZ bei dem konservativen Verlagshaus.
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 23:41:10
      Beitrag Nr. 641 ()
      ... und noch ein Artikel zu Springer - WAZ - Murdoch, den ich erst jetzt gesehen habe.
      An die Geschichte mit dem Scheingebot kann ich auch nicht so recht glauben - es macht einfach keinen Sinn. Weder Kirch noch Murdoch hätten ein Motiv für diese Handlungsweise - es sei denn Kirch wollte sich dankbar erweisen dafür, dass die WAZ den Preis hochgetrieben hat. Wahrscheinlich sind aber wieder nur Nebelkerzen.
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      SPIEGEL ONLINE - 30. August 2002, 21:05
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,211958,00.html

      Medien

      Mischt Murdoch beim Springer-Poker mit?

      Das Angebot der WAZ-Mediengruppe für den Springer-Anteil von Leo Kirch soll nur ein Manöver sein, berichtet der Berliner "Tagesspiegel". Dahinter stehe der australisch-amerikanische Medientycoon Rupert Murdoch.

      Berlin - Dabei beruft sich das Blatt auf Verhandlerkreise. Demnach handele es sich bei dem Gebot der WAZ-Gruppe für Kirchs 40-Prozent-Beteiligung am Axel-Springer-Verlag in Höhe 960 Millionen Euro nur um ein Scheinangebot. Nach Informationen der Zeitung will der Murdoch-Konzern die WAZ überbieten und 1,1 Milliarden Euro für die Springer-Aktien bezahlen. Dafür solle der Essener Zeitungskonzern jenen Teil des Murdoch-Gebots kassieren, der die WAZ-Offerte übersteigt, also etwa 140 Millionen Euro.

      Verlegerin Friede Springer und Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hatten sich zuletzt vehement gegen eine Übernahme des Aktienpakets durch die WAZ-Gruppe ausgesprochen. Käme das Geschäft zu Stande, könnte Kirch mit den verbleibenden 960 Millionen Euro den Kredit der Deutschen Bank und nachrangige Forderungen anderer Gläubiger bedienen, schrieb die Zeitung. Weder die WAZ noch der Axel-Springer-Verlag wollten sich am Freitag zu den Verhandlungen äußern.

      Dem WAZ-Konzern wird in Branchenkreisen eine "gut gefüllte Kriegskasse" zugerechnet. Bereits im Frühjahr hatten sich die Essener für einen Einstieg bei der insolventen KirchMedia interessiert. Nach Prüfung der Chancen und Risiken ließ der Konzern aber die Finger davon. Die Mediengruppe gilt als Europas größter Regionalzeitungsverlag, der in acht Ländern mehr als 500 Zeitungen und Zeitschriften herausgibt.

      Doch gemessen am Murdoch-Konzern ist auch die WAZ-Gruppe nur ein Zwerg. Dem in den USA unter dem Namen News Corporation registrierten Unternehmen gehören zahlreiche Fernsehnetzwerke in Amerika, Europa und Asien. Zudem kontrolliert das Unternehmen über hundert Zeitungen und Zeitschriften, darunter einen großen Teil der britischen Presse (siehe Grafik). Dabei schreckt der Tycoon vor direkter Einflussnahme auf die Politik durch die Nutzung seiner Medienmacht nicht zurück. Auch der britische Premier Tony Blair musste sich erst mit Murdoch auf einigen, bevor er mit Unterstützung von dessen Massenblättern eine Mehrheit für die Labor Party errang.
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 03:42:35
      Beitrag Nr. 642 ()
      Aus der FTD vom 2.9.2002 www.ftd.de/waz
      WAZ greift Springer-Führung scharf an
      Von Lutz Meier, Berlin
      Die WAZ-Gruppe greift das Management des Konkurrenten Springer im Streit über einen möglichen Einstieg der WAZ bei Springer scharf an. Am Sonntag mischte sich Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) in den Streit ein.
      Lutz Glandt, einer von vier gleichberechtigten Geschäftsführern der WAZ, sagte am Sonntag der Financial Times Deutschland über die Springer-Führung: "Es ist sehr leichtfertig, wenn Vorstände es rundheraus ablehnen, eine Möglichkeit auszuloten, die die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens verbessern kann." Glandt warf dem Springer-Vorstand vor, damit gesetzwidrig zu handeln: "Das Aktiengesetz verbietet dem Vorstand, eine Option nicht zu prüfen, die den Unternehmenswert erhöhen kann. Das missachtet die freien Aktionäre."
      Damit äußert sich die WAZ-Führung erstmals zu dem Widerstand, den Springer-Chef Mathias Döpfner und seine Zeitungen seit Tagen einem Minderheitseigner WAZ entgegensetzen. Die Absicht der WAZ-Gruppe, das 40-Prozent-Paket an Springer vom gescheiterten Medienunternehmer Leo Kirch zu kaufen, hängt laut Unternehmenskreisen von der juristischen Prüfung ab. Die WAZ-Gruppe hat Rechtsexperten mit Gutachten beauftragt, um die kartellrechtlichen Chancen zu bewerten, die ein Einstieg hätte. Zudem wird geprüft, inwiefern die so genannte Vinkulierung der Aktien umgangen werden kann. Sie gibt Springer ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Aktionäre. WAZ-Chef Glandt sagte zu den Prüfungen nur: "Wir werden als Geschäftsführung den Gesellschaftern nichts empfehlen, was für den Bestand des Unternehmens nicht gut ist."

      Am Sonntag wurde der Streit Teil der Wahlkampfauseinandersetzung: Er sei dagegen, durch einen "zwangsweisen Zusammenschluss" die Presselandschaft zu verändern, sagte Kanzlerkandidat Edmund Stoiber bei der CDU-Veranstaltung in Düsseldorf. Die Pläne der WAZ-Gruppe würden auf seinen "politischen Widerstand" stoßen, sagte Stoiber: "Das Land braucht eine offene Presse."
      Zuvor hatte Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Sigmar Gabriel die Berichte der Springer-Blätter über die WAZ-Pläne angegriffen. Diese führten mit ihrer publizistischen Abwehrschlacht "kurz vor der Bundestagswahl eine ebenso hemmungslose wie durchsichtige Kampagne". Am Freitag hatten mehrere Springer-Chefredakteure eine Unterstützungsadresse für ihre Verlagsführung formuliert. Sie wenden sich hier gegen "politische und verlegerische Interventionen in die journalistische Unabhängigkeit". Einzig "Bild am Sonntag"-Chef Claus Strunz verweigerte sich dem Druck des "Welt"-Chefredakteurs Wolfram Weimer. Strunz ließ wissen, er habe zwar nichts gegen den Inhalt der Erklärung, lehne aber diese Form der Unterstützungserklärung der Chefredaktionen für den Verlag ab.
      "Wir arbeiten an Modellen, publizistische und wirtschaftliche Verantwortung zu trennen", entgegnete WAZ-Chef Glandt Befürchtungen, der Konzern wolle Einfluss nehmen. Glandt: "Wir möchten alle Springer-Chefredakteure einladen, mit dem Zug in der zweiten Klasse auf unsere Kosten nach Essen zu fahren und sich von unseren Chefredakteuren anzuhören, wie unabhängig sie vom Einfluss des Verlages arbeiten." Glandt weiter: "Es ist ein Witz, davon zu sprechen, dass wir ein roter Verlag wären. Wenn man auf die Farbe unserer Geschäftszahlen sieht, sind wir sogar seit 1948 ein schwarzer Verlag - ganz im Gegensatz zum Springer Verlag, der zuletzt rote Zahlen geschrieben hat." Kirch kann die Springer-Aktien noch mindestens bis zum 10. September verwerten. Die WAZ-Gruppe will die Pläne mit Springer auch dann weiterverfolgen, wenn das Geschäft mit Kirch nicht zustande kommt.


      Kommentar:
      Putzig, wie die SPD ihr Geschäft vor aller Augen zu betreiben versucht.
      Sie bemüht sich schon seit mehreren Jahren, an das Springer-Paket zu kommen.
      Übrigens hat sie sogar Kohl als Kurier und Fürsprecher angeworben - mit einer Spende für den Spendensünder durch den früheren Justiziar des SPD Bundesvostandes, damaligen Brandt-Berater und "Adoptivsohn" des SPD Statthalters und WAZ-Mitgründers Brost, der ihm seinen 50% Anteil vermacht hat (und seinen eigenen Sohn vorher enterbte).
      Da ihrer Parteipresse der direkte Weg auf die gefürchteten "Stammtische" (wo gibt es die eigentlich?), nicht gelingt, wäre die BILD Zeitung ein ideales Instrument.
      Dabei begeht sie aber einen Irrtum: Die Leser der BILD sind wirklich so schlimm...
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 09:15:36
      Beitrag Nr. 643 ()
      @ profitgenius

      Du vergaßt zu erwähnen, dass Schumann für diese Spende an Kohl aus der SPD geflogen ist. Ich gebe ja zu: Das könnte auch ein Täuschungsmanöver gewesen sein...
      Außerdem vergaßt Du zu erwähnen, dass die übrigen 50% an der WAZ-Gruppe der CDU-nahen Familie Funke gehören. Diese "Ausgewogenheit" der Besitzerstruktur ist wohl auch der Grund dafür, dass sich die Verlagsleitung der WAZ (nach allem, was man hört und sieht) nicht in Redaktionsangelegenheiten ihrer Zeitungen einmischt. Der Anteil der der "CDU-nahen" Westfalenpost (im WAZ-Besitz) an der Gesamtauflage im Ruhrgebiet dürfte etwa dem Wählerpotential der CDU entsprechen.

      Wenn "Bild" die Funktion als rechtes Kampfblatt verlieren würde, wäre dies wirklich ein schwerer Schlag für die CDU/CSU; insofern kann ich die Aufregung dort verstehen. Allerdings wäre selbst mit einer "Entschäfung" von "Bild" unter der WAZ nicht zu rechnen, wenn man sich die Österreichische "Kronenzeitung" anschaut: Die ist auch im WAZ-Besitz ein rechtes Kampfblatt geblieben. Man will halt die Leserschaft nicht verprellen. Profit ist alles.

      Soweit ich das mitbekommen habe (zugeben: ich habe in den letzten Wochen aus guten Gründen nicht alles mitbekommen) hat sich die SPD ganz im Gegensatz zur CDU/CSU nicht direkt in die Diskussion eingemischt.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 16:13:00
      Beitrag Nr. 644 ()
      INTERVIEW - Experte- Springer und WAZ würden gut zusammenpassen

      - Von Matthias Inverardi - Düsseldorf, 02. Sep (Reuters) - Ein Einstieg des Essener WAZ-Konzerns beim Axel Springer Verlag würde nach den Worten des Leiters des Europäischen Medieninstituts, Jo Groebel, aus wirtschaftlicher Sicht Sinn machen. Auch die Meinungsvielfalt in Deutschland würde zumindest kurzfristig durch ein Engagement der WAZ bei Springer nicht beeinträchtigt, sagte Groebel am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Das wäre eher eine gegenseitige Ergänzung", betonte er. Während die WAZ als Marktführer in Nordrhein-Westfalen bisher vor allem auf Regionalblätter wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" gesetzt habe, habe sich Springer mit überregionalen Zeitungen wie "Bild" und "Die Welt" profiliert. "Rein von der Diversifikation würde das durchaus Sinn machen."

      SPRINGER-VERLAG STEMMT SICH GEGEN WAZ-EINSTIEG
      Springer hat einen Einstieg der WAZ bisher mit Hinweis auf die unterschiedlichen Unternehmenskulturen der beiden Verlagshäuser abgelehnt. Groebel sieht dies indes nicht als Hinderungsgrund an. Bei Springer habe man schließlich Erfahrung mit "ungewollten Gästen", sagte der Medienwissenschaftler angesichts des in der Vergangenheit immer wieder von Konflikten begleiteten Springer-Engagements des Medienunternehmers Leo Kirch. Der in finanziellen Schwierigkeiten steckende Medienunternehmer sucht derzeit einen Käufer für seinen 40-prozentigen Anteil am Springer-Verlag.

      GROEBEL: WAZ IST KEIN KAMPFBLATT DER SOZIALDEMOKRATIE
      "Die WAZ-Politik zeichnet sich gerade dadurch aus, vor allem und in erster Linie gewinnorientiert zu sein", sagte Groebel mit Blick auf Befürchtungen, die WAZ könnte Springer auf eine an der SPD ausgerichtete Linie trimmen. "Die WAZ ist kein Kampfblatt der Sozialdemokratie", fügte er hinzu. Dies zeige auch die bisherige Verlagspolitik. Daran ändere sich auch durch den Wechsel Bodo Hombachs in das Essener Verlagshaus nichts. Hombach war in der Vergangenheit unter anderem als Kanzleramtsminister unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) tätig. Der WAZ gehe es eher um Renditen als um politische Einflussnahme, sagte Groebel. Auch bei Springer gehe es "zuerst um die Umsätze und dann um die Mission", betonte der Medienfachmann. Springer werde einen Verlust nicht hinnehmen, "nur um politische Überzeugungen anzubringen". "Wenn beides in Einklang zu bringen ist, sieht man das im Haus Springer aber natürlich besonders gern", sagte Groebel weiter.

      GROEBEL ERWARTET KEINE KARTELLRECHTLICHEN BEDENKEN
      Derzeit laufen Verhandlungen zwischen dem Medienunternehmer Leo Kirch und der WAZ-Gruppe über eine Übernahme seines 40-prozentigen Springer-Anteils. Kirch steht mit dem Verkauf des Aktienpakets unter Zeitdruck, weil es als Pfand für einen Kredit der Deutschen Bank über 720 Millionen Euro dient. Kann der Medienunternehmer diesen nicht bald bedienen, fällt die Beteiligung an das Institut. Auch Groebel sagte, er rechne mit einer raschen Entscheidung. Größere Bedenken des Bundeskartellamts erwarte er zudem nicht. "Man muss auch immer bedenken, was die Alternative zu einem Einstieg der WAZ wäre", sagte er mit Blick auf ein mögliches Engagement ausländischer Medienkonzerne dazu. Springer ist mit Abstand der größte Zeitungsherausgeber in Deutschland mit einem Marktanteil von fast 25 Prozent und verlegt unter anderem die "Bild"-Zeitung. Die WAZ-Gruppe ist regionaler Marktführer in Nordrhein-Westfalen mit Zeitungen wie der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" und der "Westfälischen Rundschau" sowie in Thüringen mit der "Thüringischen Landeszeitung" und der "Thüringer Allgemeinen". inv/ban.
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 17:02:44
      Beitrag Nr. 645 ()
      Einem Dementi Murdochs würde ich zwar nicht trauen, und ein grundsätzliches Desinteresse Murdochs am deutschen Print-Markt ist völlig unglaubwürdig - aber am Bericht des Tagesspiegel über das "Scheinangebot" der WAZ scheint doch nicht viel dran zu sein...
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      Verhandlungen Kirchs mit WAZ über Springer dauern an

      München, 02. Sep (Reuters) - Bei den Verhandlungen der Essener WAZ-Gruppe mit dem Medienunternehmer Leo Kirch über einen Kauf von dessen 40-prozentigem Springer-Anteil ist noch keine Einigung absehbar. Die Verhandlungen liefen gut, ein Scheitern sei aber nach wie vor möglich, hieß es am Montag in Verhandlungskreisen. Zugleich wies ein Sprecher von Rupert Murdochs Newscorp kategorisch Berichte zurück, wonach das Medienunternehmen ebenfalls an Kirchs Springer-Anteil interessiert sei. "Das ist absoluter Müll. Es gab keine Gespräche und es gibt keine Gespräche", sagte ein Newscorp-Sprecher. Es bestehe kein Interesse an deutschsprachigen Verlagen. Die Konfrontation zwischen der WAZ und dem Springer-Verlag verschärfte sich indes weiter. WAZ-Geschäftsführer Lutz Glandt warf dem Springer-Vorstand vor, mit seiner Ablehnung eines möglichen Einstiegs der Verlagsgruppe die Interessen der Aktionäre zu ignorieren. Der Betriebsrat von Springer warnte wiederum vor einer feindlichen Übernahme.

      KREISE - ZEITPLAN FÜR WAZ-ENTSCHEIDUNG NOCH OFFEN
      Die WAZ hat Interesse an der Übernahme von Kirchs Springer-Anteil bekundet, der der Deutschen Bank als Pfand für einen Kredit über 720 Millionen Euro dient. Kirch steht bei dem Verkauf unter Zeitdruck, weil das Geldhaus eigentlich schon Ende August auf das Aktien-Paket zugreifen wollte. Durch eine einstweilige gerichtliche Verfügung, die voraussichtlich am 10. September verhandelt werden soll, konnte sich der Medienunternehmer aber etwas Luft verschaffen. Nach Angaben aus mit den Verhandlungen befassten Kreisen liegt derzeit noch kein Zeitplan vor, wann es zu einer Entscheidung zwischen Kirch und der WAZ kommen soll. "Eine Deadline ist nicht zu erkennen", hieß es in den Kreisen.

      WAZ UND SPRINGER ATTACKIEREN SICH GEGENSEITIG
      Unteressen attackierte die WAZ-Gruppe den Springer-Vorstand wegen dessen kategorischer Ablehnung eines möglichen Einstiegs. "Es ist sehr leichtfertig, wenn Vorstände es rundheraus ablehnen, eine Möglichkeit auszuloten, die die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens verbessern kann", sagte WAZ-Geschäftsführer Lutz Glandt der "Financial Times Deutschland". "Das Aktiengesetz verbietet dem Vorstand, eine Option nicht zu prüfen, die den Unternehmenswert erhöhen kann. Das missachtet die freien Aktionäre." Eine Sprecherin von Springer, dem mit Abstand größten Zeitungsherausgeber der Bundesrepublik, wollte die Äußerungen nicht kommentieren. In einem am Montag veröffentlichten Brief geißelte der Springer-Betriebsrat aber einen potenziellen Einstieg der WAZ oder Murdochs als Versuch einer "feindlichen Übernahme" und warnte vor Arbeitsplatzverlusten. "Aus diesem Grund fordern wir Sie, die Aktionäre der Axel Springer Verlag AG, auf, dieser drohenden Entwicklung entgegenzuwirken", hieß es. Jüngst hatten bereits mehrere Springer-Blätter, darunter "Die Welt" und "Bild" gegen einen WAZ-Einstieg publizistisch Stimmung gemacht.

      SPRINGER-ERBE AXEL SVEN LEHNT WAZ-EINSTIEG EBENFALLS AB
      In ihrer Ablehnung eines Einstiegs sind sich Hauptaktionärin Friede Springer und Springer-Erbe Axel Sven Springer trotz jüngster gerichtlicher Auseinandersetzungen einig. "Dies kommt nicht in Frage", sagte Axel Sven Springer dem "Handelsblatt". Beide Verlage passten nicht zusammen. Der Erbe und seine Schwester Ariane halten je fünf Prozent an der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik, die restlichen 90 Prozent liegen bei Friede Springer. Die Gesellschaft wiederum verfügt im Springer-Verlag über gut die Mehrheit des Grundkapitals. Zuletzt war mehrfach darüber spekuliert worden, die Springer-Erben könnten mit ihren Minderheitsanteilen bei einem WAZ-Einstieg dem Essener Verlagshaus zur Mehrheit bei Springer verhelfen.

      EXPERTE - WAZ-EINSTIEG BEI SPRINGER WÜRDE SINN MACHEN
      Wegen der Stärke beider Verlage gilt ein Einstieg der WAZ bei Springer als kartellrechtlich bedenklich, die Wettbewerbshüter müssten einem solchen Schritt zustimmen. Eine entsprechende Anmeldung liege derzeit aber nicht vor, sagte ein Sprecher der Bonner Behörde. Mehrere Experten erwarten für einen solchen Fall ein Veto. Jo Groebel, Leiter des Europäischen Medieninstituts, sagte hingegen in einem Reuters-Interview, die Meinungsvielfalt in Deutschland sei zumindest kurzfristig durch ein Engagement der WAZ bei Springer nicht beeinträchtigt. "Das wäre eher eine gegenseitige Ergänzung", betonte er. Während die WAZ bisher vor allem auf Regionalblätter gesetzt habe, habe sich Springer mit überregionalen Zeitungen profiliert. "Rein von der Diversifikation würde das durchaus Sinn machen." hgn/lae/ban.
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 18:58:42
      Beitrag Nr. 646 ()
      @ rv
      Im Rahmen der kollektiven Autosuggestion, der sich die Funktionselite der BRD bedient, magst Du recht haben.
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 20:46:05
      Beitrag Nr. 647 ()
      @ profitgenius

      Da unsere gesamte Wahrnehmung in erster Linie auf Autosuggestion beruht, bleibt uns doch nichts übrig, als dies zu akzeptieren... ;)
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 21:36:02
      Beitrag Nr. 648 ()
      Wieder was Neues von der Endlosstory um Kirchs Springer-Beteiligung: Jetzt stellt sich heraus, dass noch andere als die DeuBa (nämlich das Hollywood-Studio Universal) Ansprüche darauf haben könnten, was auch einen Verkauf durch Kirch ausschließen könnte.
      Ein solches mögliches Verkaufsverbot würde allerdings auch andere Trümmer des Kirch-Imperiums betreffen und die Veräußerung von KirchMedia (ganz oder in Teilen) verzögern.

      Aus der sz vom 3.9.02:
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      Verkaufsverbot für Verlagsaktien?

      Hollywood setzt Kirch zu

      Wochenlang haben die Manager der WAZ- Gruppe mit Leo Kirch und dessen Intimus Dieter Hahn geredet. 960 Millionen Euro wollten die Essener am Ende für den 40-Prozent-Anteil Kirchs am Axel Springer-Verlag zahlen, der durch diese Gespräche so aufgeschreckt ist, dass er seine Blätter Bild und Welt gegen den Deal anschreiben lässt. Doch jetzt haben die Juristen der WAZ bemerkt, dass noch jemand anderes Anspruch auf die Verlagsaktien erhebt und lassen deshalb prüfen, ob es ein „Verwertungsverbot“ für Kirchs Springer-Besitz gibt.

      Es geht um eine Klageerweiterung des Hollywood-Studios Universal, die von Kirch 761 Millionen Dollar aus Lieferverträgen fordert, und dafür vor dem Superior Court in Los Angeles über 50 Firmen in Haftung nimmt, die zum zerfallenen Imperium des Münchner Medienunternehmers gehörten (SZ berichtete). Mit auf der Liste ist auch die Print Beteiligungs GmbH, die offiziell Kirchs Prozente am Springer-Verlag hält – damit gibt es für den Käufer des Pakets ein Rechtsrisiko. Bekommt Universal Recht, kann der Filmriese das Geld von der Print Beteiligungs GmbH fordern. Komplizierte juristische Streitereien um die Haftung sind damit sicher.

      Rupert Murdoch, Hauptaktionär der News Corporation, der derzeit in der Presse als potenzieller Mitbieter um das Springer-Paket gehandelt wird, weiß um solche Hakeleien, schließlich gehört ihm das Studio 20th Century Fox. In seinem Management ist freilich von einem Sturm auf das Bild- Zeitungshaus nichts bekannt, schließlich hat der hoch verschuldete Konzern derzeit eine Reihe eigener Großbaustellen. In einer Klausur redeten die News- Corp.-Leute vergangenes Wochenende über künftige Manöver in Italien, Deutschland und Frankreich, dabei ging es vor allem um das Pay-TV. Springer? Das Thema ist für Murdochs Manager weit weg.

      Einen Effekt könnte die Haftungs-Hypothek rund um den Verlagsanteil haben: Ist er wirklich unverkäuflich, hat auch die Deutsche Bank ein Problem, die die Aktien als Pfand für einen 731-Millionen-Euro-Kredit an Kirch einziehen will, worüber das Münchner Landgericht am 10. September verhandelt. Dann könnte Leo Kirch am 24. September auf der von ihm durchgesetzten außerordentlichen Hauptversammlung des Springer-Verlags noch als Besitzer auftreten – und seine Juristen übers Springer-Management herziehen lassen. Vielleicht gibt es ja wirklich ein Verwertungsverbot.

      HANS-JÜRGEN

      JAKOBS
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 21:41:06
      Beitrag Nr. 649 ()
      Wie steht es dann mit dem Relativierungsverbot, dass über manche Tatsachen verhängt wurde?
      Das wäre dann ein Absurdum.
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 21:55:03
      Beitrag Nr. 650 ()
      @ profitgenius

      Eine Tatsache ich nie relativ - wohl aber die Frage, was eine Tatsache ist.
      Anders ausgedrückt: Die Realität ist absolut - unsere Wahrnehmung ist relativ. Da nützt auch kein Verbot.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 23:06:37
      Beitrag Nr. 651 ()
      Mit diesem Grundsatz eignest Du dich nicht zum Parteimitglied.
      Du stehst damit auch außerhalb der gesellschaftlichen Modetrends.
      Ein Dasein als Ketzer ist das Ergebnis und damit eine Karrierebremse im sozialen Überbau.
      Avatar
      schrieb am 03.09.02 08:25:32
      Beitrag Nr. 652 ()
      Die Ketzer sind so ziemlich das einzig Positive, was die Kirchen in ihrer zweitausendjährigen Geschichte hervorgebracht haben. Und auch am Kommunismus waren die Dissidenten noch das Beste.
      Früher konnten Ketzer noch Karriere machen - und sei es auf dem Scheiterhaufen. Heute ist Vergessen ihr Los.
      Avatar
      schrieb am 03.09.02 17:47:53
      Beitrag Nr. 653 ()
      Die Vinkulierung der Aktien scheint doch einen Effekt zu haben...
      _______________________________________________________________________


      SPIEGEL ONLINE - 03. September 2002, 16:31
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,212321,00.html

      Springer-Anteile

      Schweizer Verleger als Weißer Ritter

      Mit aller Macht versucht Verlegerwitwe Friede Springer, den Einstieg der "WAZ"-Gruppe beim Axel Springer Verlag zu verhindern. Als möglicher "Weißer Ritter" käme der Schweizer Ringier-Verlag in Betracht.


      Hamburg/München - Noch allerdings sind Springer und Ringier-Chef Michael Ringier von einer Übereinkunft weit entfernt. Denn nach Informationen des "Handelsblatts" ist Ringier-Chef Michael Ringier nur unter der Bedingung an einem Einstieg interessiert, dass Frau Springer ihm erheblichen Einfluss auf wichtige Unternehmensentscheidungen einräumt. Außerdem verlangt der Schweizer Verleger einen Sitz im Aufsichtsrat. Zu solchen Zugeständnissen aber ist Frau Springer nicht bereit.

      Eine Einigung von Springer und Ringier käme dem Münchener Medienhändler Leo Kirch sehr gelegen. Denn auch für ihn kommt der Schweizer Medienkonzern als Käufer in Betracht. Der Medienmogul verhandelt nach Auskunft eines Kirch-Vertrauten bereits seit einigen Wochen parallel mit dem Essener "WAZ"-Konzern und Ringier. Findet Kirch nicht rasch einen Käufer, fällt das Springer-Paket als Pfand an die Deutsche Bank. Das Landgericht München will am kommenden Dienstag darüber verhandeln, ob die Frist für Kirch noch einmal verlängert wird.

      Mit der heutigen einstweiligen Verfügung des Landgerichts München ist sein Verhandlungsspielraum noch weiter geschrumpft. Das Gericht folgte der Ansicht des Axel-Springer Verlags, nach der Kirch seinen 40-Prozent-Anteil ohne dessen Zustimmung nicht verkaufen kann. Nach Einschätzung einer Verlagssprecherin ist es Kirch damit gleichzeitig untersagt, treuhänderisch für andere Unternehmen die Stimmrechte seiner Aktien wahrzunehmen. Sollte die einstweilige Verfügung im anschließenden Prozess bestätigt werden, wäre die "WAZ"-Gruppe als möglicher Kandidat aus dem Rennen.

      Damit steigt Ringier also, quasi als eine Art kleinster gemeinsamer Nenner, für alle Beteiligten zum Königskandidaten für die Kirch-Nachfolge auf. Vom Sortiment her gesehen, würde das sogar ganz gut passen. Der Ringier-Verlag ist der größte Schweizer Medienkonzern und in Familienbesitz. Flaggschiffe sind die Boulevardzeitungen "Blick" und "Sonntags-Blick". Auch die "Schweizer Illustrierte" und die Wirtschaftszeitung "Cash" erscheinen unter Ringier-Regie. Daneben hält der Verlag umfangreiche Beteiligungen an Zeitungsverlagen in Osteuropa.

      Auch was die Auswahl der Themen betrifft, sind bei beiden Verlagen durchaus Übereinstimmungen festzustellen. Ringier hatte Mitte des Jahres mit der Berichterstattung um den vermeintlichen Skandal um den früheren Schweizer Botschafter in Berlin, Thomas Borer, Aufsehen erregt. Borer hatte in diesem Zusammenhang seinen Posten räumen müssen. Später stellte sich heraus, dass der Ringier-Verlag die öffentlichen Vorhaltungen über eine angebliche Affäre des Botschafters mit einer Berliner Visagistin nicht beweisen konnte, weil die Kronzeugin ihre Aussage widerrief.
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 09:58:58
      Beitrag Nr. 654 ()
      Anscheinend macht sich KirchMedia schön (sprich schlank) für die Käufer, die ja nicht gerade reihenweise auf der Matte stehen.
      Was ist eigentlich aus der Ankündigung geworden, man werde die Assets von KirchMedia evtl. auch separat verkaufen?
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      ftd.de, Mi, 4.9.2002, 13:08, aktualisiert: Mi, 4.9.2002, 13:54
      Kirch Media forciert Stellenabbau

      Die insolvente Kirch Media wird ein Viertel der Mitarbeiter entlassen. Damit streicht das Unternehmen mehr Stellen als geplant.

      Bis zum Jahresende müssten 82 Mitarbeiter Kirch Media verlassen, teilte die neue Geschäftsführung der Kirch Media am Mittwoch in München mit. Für das kommende Jahr sei nach Absprache mit dem Betriebsrat der Abbau von weiteren 69 Stellen vorgesehen. Mit den übrigen Mitarbeitern werde die Kirch Media trotz des laufenden Insolvenzverfahrens das Kerngeschäft aufrecht erhalten. Ursprünglich hatte Kirch Media einen Personalabbau von 117 der einst 544 Stellen geplant.

      Laut einem mit dem Betriebsrat vereinbarten Sozialplan können die betroffenen Angestellten zunächst an einer dreimonatigen Weiterbildungsmaßnahme teilnehmen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Mit der eingeleiteten Umstrukturierung könnten nach Versetzungen innerhalb des Konzerns 355 Mitarbeiter weiterhin beschäftigt werden.

      Die Kirch Media GmbH war Dachgesellschaft der Kerngeschäfts der Kirch Gruppe. Kirch Media hatte Anfang April als erste der Kirch-Gesellschaften Insolvenzantrag gesellt, das wenige Wochen später eröffnet wurde. Das Bieterverfahren für eine Übernahme der Kirch Media geht voraussichtlich in der nächsten Woche in die Endrunde. Bis dahin müssen die Interessenten nach Informationen aus Branchenkreisen ihre verbindlichen Kaufangebote abgeben. Das höchste Angebot soll der US- Milliardär Haim Saban mit 2,6 Mrd. Euro abgegeben haben. Im Rennen sind daneben auch noch die Commerzbank und ein Konsortium der Altgesellschafter.

      © 2002 Financial Times Deutschland

      URL des Artikels: http://www.ftd.de/tm/me/1031131793588.htm
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 11:14:47
      Beitrag Nr. 655 ()
      "Was ist eigentlich aus der Ankündigung geworden, man werde die Assets von KirchMedia evtl. auch separat verkaufen?"

      Wie heißt das auf bayrisch "Wiat schoa kumma" oder so? Berlusconi möchte sicher erst abwarten, bis der Schröder weg ist. Und Stoiber wird die italienische Katze auch erst nach dem 22.9 aus dem Sack lassen :)
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 16:13:01
      Beitrag Nr. 656 ()
      @ n-n-z

      Hoffentlich hält der letzte Massekredit noch so lang...

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      Kirch versucht weiter, den Springer-Anteil als Racheinstrument zu nutzen:
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      Gericht - Widerspruch Kirchs gegen Springer-Verfügung liegt vor

      München, 05. Sep (Reuters) - Der Medienunternehmer Leo Kirch hat vor Gericht Widerspruch gegen die Einstweilige Verfügung des Axel Springer Verlages eingelegt, durch die dieser den Verkauf von Verlagsanteilen blockieren will. "Inzwischen ist bei uns ein Widerspruch eingegangen", sagte ein Sprecher des Landgerichts München I am Donnerstag. Ein Termin für die mündliche Verhandlung sei aber noch nicht festgelegt. Am Dienstag hatte der Berliner Axel Springer Verlag eine Einstweilige Verfügung gegen Leo Kirch durchgesetzt, die verhindern soll, dass dieser ohne Zustimmung des Aufsichtsrats des Verlags sein 40-prozentiges Aktienpaket verkauft. Interesse an dem Anteil hat bislang die Essener Zeitungsgruppe WAZ angemeldet. Aber auch der Schweizer Ringier Verlag gilt Branchenkreisen zufolge als potenzieller Käufer.
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 19:26:52
      Beitrag Nr. 657 ()
      Mal sehen, wie die anderen "verbindlichen Angebote" aussehen...
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      TF1 - Wollen maximal 450 Mio Euro für ProSiebenSat1 zahlen

      Paris, 05. Sep (Reuters) - Die französische Senderfamilie TF1 will für die Sendergruppe ProSiebenSat1 der insolventen Münchener KirchMedia nicht mehr als 400 bis 450 Millionen Euro bezahlen. Diese Summe nannte der Chef von TF1, Patrick Le Lay, am Donnerstag in Paris vor Analysten in einer Bilanzkonferenz. KirchMedia hat die in dem Bieterverfahren verbliebenen Interessenten nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen aufgefordert, bist Mitte September verbindliche Angebote für die Rechtehandels- und TV-Gesellschaft abzugeben. kes/tcs.
      Avatar
      schrieb am 05.09.02 21:31:23
      Beitrag Nr. 658 ()
      Die WAZ-Eigentümer sind vorsichtige Leute...

      Vielleicht wollen sich die angeblich CDU-orientierten Eigentümer auch nicht mit der CDU anlegen. Jedenfalls ist ein Teil der Eigentümler (angeblich aus wirtschaftlichen Gründen) gegen einen Einstieg bei Springer.
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      SPIEGEL ONLINE - 05. September 2002, 20:21
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,212660,00.html

      WAZ

      Gesellschafter gegen Springer-Einstieg

      Die Frage, ob die WAZ beim Axel-Springer-Verlag einsteigt, könnte sich erledigt haben. Eine der Eigentümer-Familien der Essener Mediengruppe hat sich nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen" gegen ein Engagement bei dem Konkurrenten ausgesprochen.

      Essen/München - Wie die "Frankfurter Allgemeine" (FAZ) am Donnerstag vorab berichtete, soll sich die Schubries-Familie, die mit einem Sechstel an der WAZ- Gruppe beteiligt ist, bereits vor längerer Zeit gegen eine Beteiligung bei Springer entschieden haben. Ohne deren Zustimmung sei der Deal nicht möglich, schreibt das Blatt in seiner Freitagausgabe. Ein WAZ-Sprecher in Essen wollte den Bericht nicht kommentieren.

      Maßgeblich für die Ablehnung sei die schwierige wirtschaftliche Situation des Springer-Verlages, die Höhe des Kaufpreises und die Unsicherheit, ob man einen angemessenen unternehmerischen Einfluss bei Springer bekomme. Auch der Widerstand der Springer-Familiengesellschafter und die Vinkulierung der Aktien spreche gegen den Einstieg. Hinzu kämen kartellrechtliche Bedenken. Der Schubries-Stamm zählt nach Angaben der Zeitung zur Funke-Familiengruppe, die fünfzig Prozent der WAZ hält.

      Kirch kämpft weiter

      Unterdessen kämpft der Medienunternehmer Leo Kirch vor Gericht um den Verkauf seines Anteils am Axel-Springer-Verlag. Am Donnerstag legte Kirch beim Landgericht München Widerspruch gegen eine einstweilige Verfügung ein, die Springer zwei Tage zuvor gegen Kirch erwirkt hatte. Nun muss das Gericht in einer mündlichen Verhandlung entscheiden, ob diese Bestand hat, sagte ein Gerichtssprecher am Donnerstag in München. Ein Termin stehe noch nicht fest.

      Kirch verhandelt seit Wochen mit der WAZ-Gruppe über seine 40- prozentige Beteiligung am Springer-Verlag. Letzterer wollte den Verkauf an die WAZ oder einen anderen missliebigen Aktionär durch die einstweilige Verfügung verhindern. Sollte sich bei der mündlichen Verhandlung herausstellen, dass Springer die einstweilige Verfügung zu Unrecht durchgesetzt hat, will Kirch den Springer-Verlag auf Schadenersatz verklagen. Durch die Blockade sei Kirch möglicherweise ein Verkaufserlös in Millionenhöhe entgangen, hieß es in Kirch-Kreisen zur Begründung.
      Avatar
      schrieb am 06.09.02 11:30:37
      Beitrag Nr. 659 ()
      Da scheint die FAZ wohl nur Gerüchte zu streuen:
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      WAZ-Anteilseigner - Interesse an Springer besteht weiter

      Düsseldorf, 05. Sep (Reuters) - Ein Vertreter von Anteilseignern der WAZ hat einen Zeitungsbericht zurückgewiesen, wonach es im Kreis der Teilhaber des Essener Medienkonzerns Widerstand gegen einen Einstieg beim Springer-Verlag geben soll. Einer der Gesellschafter der Funke-Gruppe, Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner, sagte am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters, die Funke-Gruppe sei zu einem Einstieg bei Springer bereit, wenn die Konditionen stimmen. "Wenn wir einsteigen, müssen die Konditionen stimmen und der Preis muss stimmen." Diese Bedingungen hätten von Anfang an gegolten. "Dies bedeutet nicht ein Abwinken des Interesses an einem Engagement bei Springer", betonte er. Zum Stand der Verhandlungen um Springer sagte er, die WAZ-Gesellschafter hätten "noch nichts abschlussreifes auf dem Tisch". Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) hatte berichtet, der zur Funke-Gruppe gehörende Schubries-Stamm habe sich gegen ein Engagement bei Springer entschieden. Maßgeblich für diese Haltung sei unter anderem die schwierige wirtschaftliche Situation des Verlags. Ohne die Billigung des Schubries-Stammes, der ein Sechstel der WAZ-Anteile halte, sei eine Zustimmung zu einem Einstieg der WAZ bei Springer nicht möglich. Die WAZ-Gruppe hatte Interesse an dem 40-prozentigen Springer-Anteil des Münchener Medienhändlers Leo Kirch angemeldet, deren Einstieg Springer-Vorstand Mathias Döpfner und Hauptaktionärin Friede Springer allerdings ablehnen. In Branchenkreisen gilt auch der Schweizer Ringier Verlag als potenzieller Käufer. inv/zap.
      Avatar
      schrieb am 07.09.02 11:24:15
      Beitrag Nr. 660 ()
      Bingt die FAZ da nicht was durcheinander? :confused:
      Ich dachte immer, Kirchs Springer-Paket fiele an die DeuBa, wenn Kirch selber es nicht verkaufen kann. Daneben hat Springer über die Vinkulierung faktisch ein Vetorecht. Wieso haben jetzt Springer und Ringier zu entscheiden? :confused:
      Macht man da nicht die Rechnung ohne den Wirt? Oder kann das nur ein "Kluger Kopf" verstehen?
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      Springer-Paket soll laut FAZ an Schweizer Ringier-Verlag gehen

      Frankfurt/Main (dpa) - Der Schweizer Ringier-Verlag soll Leo Kirchs Springer-Paket erhalten - wenn der Medienunternehmer nicht bis zum 10. September einen Käufer findet. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Danach sieht dies ein vertrauliches Konzept vor, dem Springer und Ringier in den Grundzügen angeblich schon zugestimmt haben. Nachdem ein Einstieg der WAZ-Gruppe bei Springer offenbar gescheitert sei, habe dieser Plan eine gute Chance. Laut FAZ würde Ringier die 40-Prozent-Beteiligung für zwei bis drei Jahre halten.
      Avatar
      schrieb am 07.09.02 11:30:08
      Beitrag Nr. 661 ()
      Man sollte sich auf Agenturmeldungen nie verlassen...

      Hier war es eindeutig die Verkürzung durch die dpa, die die Verwirrung verursacht hat:
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      Geheimplan für das Springer-Paket von Leo Kirch

      Schweizer Ringier-Verlag als Statthalter und strategischer Partner / Börsengang vorerst auf Eis gelegt


      du. FRANKFURT, 6. September. Wenn das Aktienpaket von gut 40 Prozent am Springer-Verlag in der kommenden Woche von Leo Kirch an die Deutsche Bank übergeht, soll die Verwertung in zwei Stufen erfolgen. Dies sieht ein vertraulicher Plan vor, der in diesen Tagen seinen Feinschliff erhält und in dessen Mittelpunkt eine strategische Verbindung zwischen Springer und dem Schweizer Ringier-Verlag steht. Daneben bleibt die ebenfalls geplante Börsenplazierung Teil der Gesamtlösung; diesem Plan zufolge soll sie aber wegen der schlechten Lage an den Kapitalmärkten erst in zwei bis drei Jahren erfolgen. Springer wäre, so ist aus dem Kreis der Beteiligten zu hören, in den Grundzügen mit dem Plan einverstanden, so daß die Umschreibung der Aktien, der die deutsche Seite zustimmen muß, kein Problem wäre. Unter anderem an dieser sogenannten Vinkulierung war die WAZ-Gruppe gescheitert.

      Im wesentlichen sieht der dieser Zeitung gegenüber geschilderte Plan für das Aktienpaket, für das Kirch mindestens 800 Millionen Euro haben will, folgendermaßen aus: Zunächst übernimmt Ringier das gesamte Aktienpaket von 40,3 Prozent. Dies geschieht mit Hilfe einer Zwischenfinanzierung, die ein Bankenkonsortium bereitstellt. Hauptaktionärin Friede Springer könnte daraus Aktien beziehen, um auch ohne ihre Stiefenkel Axel Sven und Ariane Springer auf eine Mehrheit an Deutschlands größtem Zeitungshaus zu kommen. Mit dem später geplanten Börsengang würde sich Ringier auf eine Sperrminorität von 25,1 Prozent an Springer zurückziehen und mit einem Teil des erhofften Gewinns die Zwischenfinanzierung ablösen. Die Schweizer Verlagsgruppe hat keine Bankschulden.

      Bestandteil des Konzepts ist auch ein möglicher Tausch von Verlagsobjekten, zum Beispiel bei Zeitschriften, heißt es. Überraschenderweise will die Deutsche Bank, der das Springer-Paket aus einem Pfandrecht zufällt, keine Aktien übernehmen. Beobachter erklären dies damit, daß der neue Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gemäß der strategischen Linie des Geldhauses neue Industriebeteiligungen wenn irgend möglich vermeiden will.

      Allerdings ist das Konzept noch keineswegs wasserdicht. Zum einen ist nicht klar, ob Kirch noch einmal einen Aufschub für die Abtretung des Aktienpakets über den 10. September hinaus erwirkt. Aber auch dann sind noch viele Fragen offen. Dies betrifft die Haltung der Enkel des Verlegers Axel Caesar Springer ebenso wie die Frage der Ringier-Vertretung in den Gremien des Springer-Verlags. Ein Problem ist auch, wie eine Abfindungsofferte für die schon börsennotierten Springer-Aktien vermieden werden kann, wenn Ringier zunächst 40 Prozent erwirbt. Hierfür habe man eine Lösung gefunden, versichern Beteiligte des Verfahrens. Das Übernahmegesetz sieht ein solches Pflichtangebot schon beim Erwerb einer Beteiligung von 30 Prozent vor.

      Ringier ist in der Schweiz als Verleger der Boulevardzeitung "Blick" bekannt, die eine Auflage von täglich knapp 310 000 Exemplaren hat. Sie ist das Pendant zur "Bild-Zeitung". Allerdings ist Ringier erheblich kleiner als Springer. Dies wird an den Umsätzen deutlich. Ringier erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 680 Millionen Euro, erzielte aber - im Gegensatz zu Springer - trotz der Medien- und Werbekrise einen Gewinn. Der Springer-Konzern kam auf einen Umsatz von knapp 2,9 Milliarden Euro. Er will in diesem Jahr wieder einen Gewinn erzielen nach 198 Millionen Euro Verlust im Vorjahr.
      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.09.2002
      Avatar
      schrieb am 07.09.02 22:56:25
      Beitrag Nr. 662 ()
      Ringier ist von seinem Hintergrund her ein unbekanntes Wesen.
      Frau Springer wird sich aber informiert haben.
      Von der Größe her ist der Verlag sicher ein genehmer Partner, da er Springer nicht gefährlich werden kann, solange er selbständig bleibt.
      Wahrscheinlich macht man sich bei Springer auch Gedanken darpber, ob man sich nicht, wenn mal wieder Geld verdient wird, bei Ringier beteiligen kann, um weiter zu expandieren.

      Der bisher bekannte Preis scheint aber noch etwas niedrig zu sein.

      Sollte das Geschäft zustande kommen, wäre die Springer-Kuh erst mal vom Eis und das Gerangel um Kirch Media stünde wieder im Vordergrund - wahrscheinlich mit einem agileren Springer als Bieter.
      Mit einer WAZ-Beteiligung wäre er unter medienpolitischen Gesichtspunkten nicht so genehm wie mit dem Schweizer im Boot.
      Avatar
      schrieb am 09.09.02 15:23:49
      Beitrag Nr. 663 ()
      Wer hätte das gedacht: Die Angebotsfrist wird verschoben. Liegt überhaupt schon ein verbindliches Angebot vor?
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      Kirchmedia verschiebt Frist für Angebote auf 12. September

      Frankfurt/München, 09. Sep (Reuters) - Die verbindlichen Angebote für die insolvente KirchMedia sollen erst am 12. September und damit zwei Tage später als ursprünglich anvisiert eingehen. Das Abgabedatum sei von Dienstag auf Donnerstag verlegt worden, sagte ein KirchMedia-Sprecher am Montag. Die Investmentbank UBS Warburg, die das Bieterverfahren betreut, habe sich "aus verfahrenstechnischen Gründen" zu diesem Schritt entschieden. Nähere Angaben wollte der Sprecher nicht machen. Ende August hatte es in verhandlungsnahen Kreisen geheißen, als Termin werde der 10. September angepeilt, die Frist könnte aber auch um wenige Tage verlängert werden. Damit haben Interessenten noch bis Donnerstag Zeit, in einer zweiten Runde diesmal verbindliche Angebote für KirchMedia als Ganzes aber auch einzelne Bestandteile abzugeben. KirchMedia sucht seit Monaten nach einem Käufer, das Verfahren verläuft aber eher schleppend. Eigentlich hatte die neue Geschäftsführung bis Anfang September endgültige Investoren präsentieren wollen. Nach der Abgabe unverbindlicher Angebote sind bislang ein Konsortium aus Commerzbank und dem US-Studio Columbia Tristar, der US-Milliardär Haim Saban zusammen mit der französischen Sendergruppe TF1 sowie eine Gruppe aus den KirchMedia-Altgesellschaftern Lehman Brothers, Rewe und dem saudischen Prinzen Al Waleed in die engere Auswahl gekommen. Dagegen waren die Bietergruppe um die Verlage Axel Springer und Heinrich Bauer sowie der US-Konzern Viacom aus dem weiteren Verfahren ausgeschlossen worden. Sie können aber wieder einsteigen, wenn sie ihre Angebote verbessern. Auch eine Umbildung oder der Zusammenschluss bekannter Konsortien gilt als möglich. Unterdessen werden immer mehr Interessenten bekannt, die - entgegen dem Willen der neuen KirchMedia-Geschäftsführung - die insolvente Gesellschaft nur in Teilen übernehmen wollen. So berichtete "Die Welt" in ihrer Montagausgabe, die Anschutz Group des US-Milliardärs Philip Anschutz wolle das Deutsche Sportfernsehen DSF und das Online-Portal Sport 1 kaufen. Ein Anteil von 25,1 Prozent solle dabei an das Medienunternehmen EM.TV gehen. Dieses hatte letzte Woche bereits bestätigt, eine Minderheitsbeteiligung zu prüfen. Der KirchMedia-Sprecher wiederholte aber frühere Äußerungen, wonach es weiter Ziel sei, das KirchMedia-Kerngeschäft als Ganzes zu verkaufen. In der Vergangenheit war immer wieder spekuliert worden, Investoren könnten versuchen, etwa nur einen Kauf der Sendergruppe ProSiebenSat.1 durchzusetzen. hgn/nro.
      Avatar
      schrieb am 09.09.02 16:57:04
      Beitrag Nr. 664 ()
      Da kommt ja diese Woche noch einiges in Sachen Kirch - Springer und KirchMedia...
      Seltsam, dass man da von Wahrscheinlichkeiten redet. Werden die Entscheidungen ausgewürfelt?
      Und Ringier ist Friede Springer genehm - obwohl er gar einen Vorstandsposten fordert.
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      WAZ verabschiedet sich vorerst von Einstiegsplänen bei Springer

      Düsseldorf/München, 09. Sep (Reuters) - Der geplante Einstieg der Essener Verlagsgruppe WAZ bei Springer ist nach dem Widerstand von Anteilseignern zunächst gescheitert. Damit könnten die Chancen des Schweizer Verlags Ringier für eine Übernahme von Leo Kirchs 40-prozentigem Paket am Axel Springer Verlag steigen. "Es ist zwar die Aussage noch richtig, dass ein Einstieg bei Springer in Betracht gezogen werden könnte", erklärte die Funke-Familien-Gesellschaft, die 50 Prozent an der WAZ hält, am Montag in Essen. Die Mehrheit der Funke-Stämme lehne einen Einstieg aber ab. Zugleich ließen sich die Anteilseigner aber eine Hintertür offen: Eine Zustimmung für den Einstieg bei Springer sei "unter den gegebenen Umständen" nicht zu erwarten, hieß es. Die Geschäftsführung der WAZ war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Unterdessen hat auch der Ringier Verlag erstmals Gespräche über ein mögliches Engagement bei Springer bestätigt. In verhandlungsnahen Kreisen hieß es, trotz des internen Klärungsbedarfs bei der WAZ liefen die Gespräche mit Leo Kirch weiter. Zugleich gebe es aber auch Pläne, das Paket an Ringier zu verkaufen, der sich dann später über die Börse von einem Teil trennen und sich auf eine Sperrminorität zurückziehen könnte.

      KREISE - PAKETVERKAUF FÜR DEUTSCHE BANK WOMÖGLICH SCHWIERIG Trotz des "internen Diskussionsbedarfs" stünden die Chancen für einen Abschluss zwischen Leo Kirch und der WAZ weiter etwas besser als 50 Prozent, erfuhr Reuters aus den Kreisen. Das bedeute aber, dass ein Scheitern durchaus ebenfalls möglich sei. Das Kirch-Aktienpaket dient der Deutschen Bank als als Sicherheit für einen Kredit über 720 Millionen Euro an Kirch. Eigentlich wollte das Institut schon Ende August auf die Beteiligung zugreifen, der Medienunternehmer konnte aber vor Gericht zunächst einen Aufschub erreichen. Am Dienstag wird voraussichtlich vor dem Landgericht München entschieden, ob Leo Kirch noch länger die Möglichkeit hat, selbst nach einem Käufer zu suchen, oder ob der 40-prozentige Springer-Anteil sofort an die Deutsche Bank geht. Diese hatte in der Vergangenheit erklärt, die Aktien an der Börse platzieren zu wollen. Das Institut habe mittlerweile den Kapitalmarkt getestet und festgestellt, dass es angesichts des derzeitigen Umfelds möglicherweise schwer werden könnte, das Paket zu platzieren, erfuhr Reuters aus verhandlungsnahen Kreisen. Deshalb sehe ein Szenario nun vor, Kirch das Paket an Ringier verkaufen zu lassen. Dieser solle sich zu einem späteren Zeitpunkt über die Börse von einem Teil der Aktien trennen. Ringier sagte am Wochenende dem verlagseigenen Sonntagsblick: "Es gibt Gespräche über eine Zusammenarbeit mit Springer." Die Berichte der letzten Tage seien aber aus der Luft gegriffen.

      KREISE - RINGIER WILL BEI SPRINGER MITREDEN
      Verhandlungsnahen Kreisen macht Ringier ein Engagement bei Springer allerdings davon abhängig, dass er Einfluss in dem Berliner Verlag erhält. Dabei gebe sich der Schweizer nicht mit einem Aufsichtsratsposten zufrieden, sondern bestehe auf einem Vorstandsressort, hieß es. Medienberichten zufolge sind Springer Hauptaktionärin Friede Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner, die eine WAZ-Beteiligung ablehnen, grundsätzlich zu einem Einstieg Ringiers bereit. Mit einer Einstweiligen Verfügung, die sie vor Gericht durchgesetzt haben, wollen sie verhindern, dass Kirch seinen Anteil an unliebsame Käufer veräußern kann. Leo Kirch hatte dagegen allerdings Widerspruch eingelegt. Am kommenden Donnerstag soll in der Angelegenheit endgültig entschieden werden. hgn/zap.
      Avatar
      schrieb am 10.09.02 09:52:05
      Beitrag Nr. 665 ()
      Dieses Hick-Hack um Kirch und Springer ist ein wunderprächtiges Beispiel dafür, das in diesem Land vor lauter Bürokratismus, Lobbyismus und Winkeladvokaten fast nichts mehr geht :( Ist doch kein Wunder, wenn viele ausländische Investoren um Deutschland einen großen Bogen machen.
      Avatar
      schrieb am 10.09.02 13:52:52
      Beitrag Nr. 666 ()
      Hi

      melde mich von meinem "Krankheitsurlaub" zurück ... also wenn mir noch einmal jemand vorwerfen sollte, "Du weißt nicht, was Du willst", den verweise ich an den Thread.

      Arme deutsche Wirtschaft und das sind ja nur ein paar Hanswurst von vielen.

      Springer, WAZ, Ringier, Anschutz, Murdoch, etc ... wer lanciert hier eigentlich welche Themen ...

      immerhin gegen Haffas ist jetzt Klage erhoben worden.

      Bis dann
      ns
      Avatar
      schrieb am 11.09.02 11:12:49
      Beitrag Nr. 667 ()
      @ ns

      Welcome back!

      --

      Bei Kirch stochern anscheinend inzwischen alle Beteiligten nur noch im selbstgeworfenen Nebel herum.

      Pro7Sat1 will jetzt die wesentlichen Teile der Mutter kaufen: Na ja - das würde vielleicht Sinn machen, wenn an der Rechtebibliothek nicht noch Verpflichtungen für die nach wie vor nicht insolvente Premiere hängen.

      Und Berlusconi fühlt sich zu einer Erklärung verpflichtet, warum er jetzt kein Interesse hat. Interessant daran: Anscheinend hält er alles, was derzeit passiert, für Schaukämpfe - Abwarten ist dabei die beste Strategie.
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      ProSiebenSat.1 prüft Kauf von KirchMedia-Filmrechtestock

      München, 11. Sep (Reuters) - Die Kirch?KRCH.UL?-Sendergruppe ProSiebenSat.1 wird sich möglicherweise um die Filmrechtebibliothek der insolventen KirchMedia bewerben, um so für einen potenziellen Investor noch attraktiver zu werden. "Wir würden nicht ausschließen, dass wir in dieser Woche einen Brief schreiben, in dem wir unser generelles Interesse an dem Filmstock anzeigen", sagte ProSiebenSat.1-Chef Urs Rohner dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe). Er schränkte aber ein: "Wir werden aber sicher kein bindendes Angebot abgeben können." Ein Kauf der Filmrechte mache für die Sendergruppe viel Sinn, vorausgesetzt, der Preis stimme. Die im MDax gelistete ProSiebenSat.1 ist das Filetstück der insolventen Kirch-Kerngesellschaft KirchMedia, die nach Vorstellung der neuen Managements jedoch als Ganzes verkauft werden soll. Da sich der Verkauf aber schwieriger als erwartet gestaltet, hatten die Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems und Wolfgang van Betteray bereits Ende August bestätigt, den direkten Einstieg von Investoren bei der Sendergruppe zu erwägen. Bereits damals hatte ProSiebenSat.1 ein Interesse an einer solchen Lösung signalisiert. Damit würde sich zum einen der Bieterkreis erweitern, weil mehrere potenzielle Investoren - etwa Springer - nur ein Interesse an ProSiebenSat.1 haben. Zum anderen könnte die Sendergruppe selbst durch eine Übernahme der KirchMedia-Filmrechte wohl die Kosten beim Programmeinkauf deutlich senken. Die Finanzierung eines Kaufs der Filmrechte sei aber noch offen, sagte Rohner weiter. Eine Übernahme durch den Vorstand - also ein so genanntes Management-Buy-Out (MBO) - komme aber nicht in Frage. Zuletzt hatte es immer mehr Berichte über Interessenten für Einzelteile von KirchMedia gegeben, wie beispielsweise die in der Schweiz gebündelten Sportrechte oder auch den Sport-Sender DSF. Bis Donnerstag sollen potenzielle Investoren in einer zweiten Bieterrunde verbindliche Angebote für KirchMedia als Ganzes aber auch Einzelteile abgeben. hgn/nro.
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      Mediaset - Einstieg bei KirchMedia derzeit zu teuer

      Mailand, 10. Sep (Reuters) - Der italienische Medienkonzern Mediaset ist zwar weiterhin an der insolventen deutschen KirchMedia interessiert, befindet sich aber nach eigenen Angaben nicht unter den derzeitigen Bietern. Unter den gegenwärtigen Umständen seien die Kosten für einen Einstieg bei KirchMedia zu hoch, sagte Mediaset-Chef Fedele Confalonieri am Dienstag. "Die Chance ist interessant, das haben wir immer gesagt. Wir sind nicht im Rennen und wir haben kein Gebot vorgelegt. Wir glauben, dass Abwarten im Moment eine gute Taktik ist", sagte Confalonieri in einer Konferenzschaltung nach der Vorlage der Halbjahresergebnisse seines Unternehmens. Die von der Familie des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset hatte schon früher Interesse an zwei der vier von ProSiebenSat.1 betriebenen Fernsehkanäle bekundet, unter der Voraussetzung, dass der Preis stimmt. Ebenfalls am Dienstag hatte Mediaset mitgeteilt, angesichts hoher Abschreibungen auf ihren KirchMedia-Anteil und rückläufiger Werbeeinnahmen im ersten Halbjahr die Gewinnerwartungen der Analysten verfehlt zu haben. Der Gewinn vor Steuern sei auf 357,2 Millionen Euro von 450,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum gesunken, teilte das Unternehmen mit. Um den Anteil von 2,28 Prozent an der insolventen KirchMedia nunmehr komplett abzuschreiben, verbuchte Mediaset für das erste Halbjahr Kosten von 31,9 Millionen Euro. ...

      FRIST FÜR VERBINDLICHE GEBOTE VERLÄNGERT
      Erst am Montag dieser Woche hatte KirchMedia die Frist für die Abgabe verbindlicher Angebote bis zum 12. September vom 10. September verlängert. KirchMedia sucht seit Monaten nach einem Käufer, das Verfahren verläuft aber eher schleppend. Eigentlich hatte die neue Geschäftsführung bis Anfang September endgültige Investoren präsentieren wollen. Ein KirchMedia-Sprecher hatte gesagt, die Investmentbank UBS Warburg, die das Bieterverfahren betreut, habe sich "aus verfahrenstechnischen Gründen" zu diesem Schritt entschieden. Ende August hatte es in verhandlungsnahen Kreisen geheißen, als Termin werde der 10. September angepeilt, die Frist könnte aber auch um wenige Tage verlängert werden. Nach der Abgabe unverbindlicher Angebote sind bislang ein Konsortium aus Commerzbank und dem US-Studio Columbia Tristar, der US-Milliardär Haim Saban zusammen mit der französischen Sendergruppe TF1 sowie eine Gruppe aus den KirchMedia-Altgesellschaftern Lehman Brothers, Rewe und dem saudischen Prinzen Al Waleed in die engere Auswahl gekommen.Dagegen waren die Bietergruppe um die Verlage Axel Springer und Heinrich Bauer sowie der US-Konzern Viacom aus dem weiteren Verfahren ausgeschlossen worden. fgc/rkr.
      Avatar
      schrieb am 11.09.02 14:53:58
      Beitrag Nr. 668 ()
      Gut das ProSieben keine Kohle hat, um die Rechte zu kaufen. Das der Rohner sich für eine solche Meldung hergibt, ist schon traurig :(

      Wenigstens Berlusconi behält die Ruhe. "Unter den gegebenen Umständen" = solange der Kanzler Schröder heißt :)

      Mittlerweile habe zwar selbst ich kapiert, dass es neben der normalen Insolvenz eine Insolvenz unter Eigenverwaltung gibt. Zu besseren Ergebnissen scheint das aber auch nicht zu führen.
      Avatar
      schrieb am 11.09.02 15:35:41
      Beitrag Nr. 669 ()
      @ n-n-z

      Meinst du, Stoiber würde als Kanzler wieder mehr Geld für Kirch springen lassen? :laugh:

      So viel Protektion und Mauscheleien wie in Bayern gibt es selbst in NRW nicht (und das will was heißen!)

      Eine kleine Anmerkung noch zu deinem Posting #665:

      Lobbyismus, Winkeladvokaten und Rechtsunsicherheit für Firmen gibt es bei unserem großen Vorbild USA (quasi als Ausgleich für die geringere Bürokratie und die Deregulierung) in erheblich größerem Maße als bei uns.
      Dafür unterstützt die Regierung dort die Firmen tatkräftig bei Schönfärbereien und Bilanzkosmetik, indem sie selbst es mit geschönten Wachstumsstatistiken vormacht. Machen die Investoren deshalb um dieses Land keinen großen Bogen?

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 11.09.02 16:07:18
      Beitrag Nr. 670 ()
      Ich fahr jetzt gleich zu einer Kundenveranstaltung von Merrill Lynch und frag die Leute dort mal, ob das alles stimmt, was Du den Amis vorwirfst :)

      Stoiber wird einen Spartenkanal zur Erhaltung des bajuwarischen Brauchtums fordern, der in allen Schulen und Amtsstuben tagsüber eingeschaltet bleiben muß. Und alle Speilfilme müssen mit süddeutschen Untertiteln versehen werden :laugh:
      Avatar
      schrieb am 12.09.02 10:49:14
      Beitrag Nr. 671 ()
      @ n-n-z

      Und? Was haben die Leute von ML geantwortet?
      (Mich würde interessieren, ob sie wenigstens zugeben, dass ihre eigene Firma in der Vergangenheit Empfehlungen nachweislich wider besseres Wissen ausgesprochen hat. Ich erwarte ja gar nicht, dass sie zugeben, dass sie dies auch in Zukunft vorhaben ;) )

      Im Ernst: Erwartest du, dass ein Amerikaner am 11.9. zugibt, dass ihre ökonomischen Erfolge teilweise auf (Selbst-)Betrug beruhen?
      Dies ist nicht meine Idee, sondern wird seit einiger Zeit (etwaslauter seit dem Zusammenbruch der I-Net-Hype) von zahlreichen Ökonomen vertreten. Im Spiegel letzter Woche steht z.B. ein sehr eindrucksvolles Interview mit dem St. Gallener Ökonomen Prof. Malik, der genau dies behauptet:
      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,211994,00.html

      Kleine Auszüge:


      Malik: Amerika ist sicher kein Vorbild mehr und hätte es in den vergangenen Jahren auch nicht sein dürfen. Das Wirtschaftswunder in den Vereinigten Staaten war lediglich ein Medienereignis, ein Meisterwerk der Desinformation. In der ökonomischen Realität hat es nie stattgefunden.

      SPIEGEL: Aber die USA verzeichneten doch hohe Wachstumsraten und enorme Produktivitätszuwächse.

      Malik: Die meisten dieser Zahlen sind falsch. Die Amerikaner haben sich systematisch schöngerechnet.

      SPIEGEL: Meinen Sie damit, die Zahlen wurden gefälscht wie die Bilanzen der Konzerne Enron und Worldcom?

      Malik: Fest steht, dass die Amerikaner seit Mitte der neunziger Jahre ein neues statistisches Verfahren benutzen, das so genannte Hedonic Price Indexing. Es versucht zu berücksichtigen, dass sich die Qualität von Gütern verbessert und sie gleichzeitig billiger werden. So wurden die Zahlen um einen Faktor nach oben korrigiert, der diese Leistung ausdrücken soll. Die Computerinvestitionen in den USA stiegen zum Beispiel von 1995 bis 2000 von 23 auf 87 Milliarden Dollar. Durch den hedonischen Effekt wurden daraus 240 Milliarden Dollar - rein statistisch, nicht real.

      ...

      SPIEGEL: Wie stark ist denn die amerikanische Wirtschaft tatsächlich gewachsen?

      Malik: Es gab Wachstum im Finanzbereich, allerdings als Folge einer Spekulationsblase, und im Computersektor, wobei dieser Bereich längst nicht so wichtig ist, wie die Medien suggeriert haben. Wenn man diese Effekte ausklammert, dann ergibt sich für die neunziger Jahre realwirtschaftlich Nullwachstum.

      SPIEGEL: Wieso ist dies keinem der renommierten US-Ökonomen aufgefallen?

      Malik: Die interessensneutrale, kritische Überprüfung der Wirtschaft ist, von Ausnahmen abgesehen, nicht gerade die Stärke Amerikas. Die wirklichen Feinde des Kapitalismus sind seine lautesten Befürworter. Ein Teil der Ökonomen wurde sogar bezahlt von den Wall-Street-Firmen. Sie beflügelten einen Börsenboom, der nicht auf Wertschöpfung gestützt war, sondern auf Gier, auf Schulden, auf die Angst, die Chance seines Lebens zu verpassen, und auf systematische Fehlinformationen, wie die Zinkereien der Bilanzen von Unternehmen wie Enron oder Worldcom jetzt zeigen.
      ...
      Avatar
      schrieb am 12.09.02 15:34:36
      Beitrag Nr. 672 ()
      Damit ist die WAZ wohl endgültig aus dem Spiel...

      Unklar ist mir noch, worauf sich die 25% beziehen: auf KirchBeteiligungen (d.h. dann effektiv bis zu 10% Anteil an Springer) oder auf den gesamten Springer-Konzern.
      _______________________________________________________________

      Gericht bestätigt teilweise Springer-Verfügung gegen Kirch

      München, 12. Sep (Reuters) - Das Landgericht München I hat die vom Axel Springer Verlag gegen Leo Kirch erwirkte Einstweilige Verfügung unter Einschränkungen bestätigt. Damit wird es Leo Kirch nun möglich, einen Anteil von unter 25 Prozent an dem Verlag zu verkaufen, ohne hierfür die Zustimmung Springers erbeten zu müssen. Die Einstweilige Verfügung werde "mit der Einschränkung bestätigt, dass der Zustimmungspflicht (durch Springer) nur Maßnahmen unterliegen, die zu einer Drittbeteiligung von mehr als 24,9 Prozent führen", teilte das Gericht am Donnerstagnachmittag mit. In der mündlichen Verhandlung am Vormittag hatte die Kirch-Seite die vollständige Aufhebung der Einstweiligen Verfügung gefordert. Vor gut einer Woche hatte Springer vor Gericht die Einstweilige Verfügung durchgesetzt. Mit dieser wollte der Verlag verhindern, dass Kirch seinen 40-prozentigen Anteil an unliebsame Käufer veräußert. Kirch hatte dagegen Widerspruch eingelegt. Bei den Springer-Aktien handelt es sich um vinkulierte Papiere, die ohnehin nicht ohne Zustimmung der Gesellschaft verkauft werden können. Kirch hatte aber angestrebt, über gesellschaftsrechtliche Konstruktionen diese Bestimmung zu umgehen. hgn/ban.
      Avatar
      schrieb am 12.09.02 17:14:34
      Beitrag Nr. 673 ()
      Warum können die sich nicht direkt klar ausdrücken?
      ______________________________________

      ÄNDERUNG - Gericht bestätigt teilweise Springer-Verfügung...

      In der Meldung (L12541499) "Gericht bestätigt teilweise Springer-Verfügung gegen Kirch" muss es nach geänderten Angaben des Gerichts im zweiten Satz wie folgt richtig heißen: "Damit wird es Kirch nun möglich, ohne Zustimmung Springers einen Anteil von knapp einem Viertel an der Kirch-Tochter Print Beteiligungsgesellschaft zu verkaufen, die seine 40-prozentige Beteiligung an dem Springer-Verlag hält (korrekt)." (Stellt klar: Der erlaubte Verkauf von knapp 25 Prozent ohne Zustimmungspflicht Springers bezieht sich auf die Kirch Print Beteiligungsgesellschaft, nicht auf das Springer-Aktienpaket selbst. Das Gericht präzisierte seine Angaben später entsprechend.) Eine berichtigte Wiederholung folgt. München, 12. Sep (Reuters) ...
      Avatar
      schrieb am 12.09.02 18:35:06
      Beitrag Nr. 674 ()
      Gibt es nun eine Frist oder nicht?
      Was ist verbindlich an einem Angebot, das man noch Tage später ändern kann?
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      KirchMedia verschiebt Frist für verbindliche Angebote erneut

      München, 12. Sep (Reuters) - Im Bieterwettstreit um die insolvente KirchMedia ist die Frist für verbindliche Offerten nach Angaben aus Bankenkreisen erneut nach hinten verlegt worden. "Aus verfahrenstechnischen Gründen ist die Frist noch einmal um einen Tag auf Freitagabend verschoben worden", hieß es am Donnerstag in Bankenkreisen. Weiter sei davon auszugehen, dass es bis zur letzten Sekunde noch Veränderungen in der Zusammensetzung der Konsortien geben werde. "Selbst nach dem Fristende werden da noch welche auftauchen." Auch in Kreisen der insolventen KirchMedia wurde die Verlegung bestätigt. Entscheidend sei ohnehin vor allem die Sitzung des Gläubigerausschusses am 18. September, bei der die Angebote präsentiert würden. Aber auch hier sei noch keine Entscheidung über den Zuschlag zu erwarten. KirchMedia sucht seit Monaten nach einem Käufer, das Verfahren verläuft aber eher schleppend. Eigentlich hatte die neue Geschäftsführung bis Anfang September endgültige Investoren präsentieren wollen. Nach der Abgabe unverbindlicher Angebote sind bislang ein Konsortium aus Commerzbank und dem US-Studio Columbia Tristar, der US-Milliardär Haim Saban zusammen mit der französischen Sendergruppe TF1 sowie eine Gruppe aus den KirchMedia-Altgesellschaftern Lehman Brothers, Rewe und dem saudischen Prinzen Al Waleed in die engere Auswahl gekommen. Dagegen waren die Bietergruppe um die Verlage Axel Springer und Heinrich Bauer sowie der US-Konzern Viacom aus dem weiteren Verfahren ausgeschlossen worden. Sie können aber wieder einsteigen, wenn sie ihre Angebote verbessern. hgn/ban
      Avatar
      schrieb am 12.09.02 22:44:59
      Beitrag Nr. 675 ()
      Die Geschichte bietet wirklich Stoff für ein (überlanges und ermüdendes) Trauerspiel: Ich bin gespannt, wer bis zum Ende ausharrt.
      Der Vorstand und die Insolvenzverwalter haben sich dabei wirklich nicht mit Ruhm bekleckert.
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      HINTERGRUND-Der unendliche Bieterwettstreit für KirchMedia

      - Von Merissa Marr, Europäische Medienkorrespondentin - München, 12. Sep (Reuters) - Der Bieterwettstreit um die insolvente KirchMedia, der ursprünglich als einer der attraktivsten Verkäufe in der europäischen Mediengeschichte galt, entwickelt sich immer mehr zu einer Endlos-Veranstaltung. Die wichtigsten Bieter sind mittlerweile nicht mehr dabei. Der Einstieg bei KirchMedia sollte in ihren Augen das Tor für Europas größten TV-Markt öffnen. Die Bieter verloren sich dann aber in finanziellen Details oder lehnten dankend ab, weil der Kauf einzelner Konzernteile bislang nicht vorgesehen ist. Auch die politische Kontroverse darüber, ob ausländische Konzerne deutsche Medien kontrollieren dürfen, hat nicht gerade das internationale Interesse beflügelt. KirchMedia, das Herzstück des mittlerweile zusammengebrochenen Medienimperiums von Leo Kirch, hat bis Freitagabend verbindliche Angebote eingefordert. Fünf Monate zuvor hatte die Gesellschaft, die auch die Mehrheit an ProSiebenSat.1 hält, wegen hoher Schulden Insolvenz angemeldet. Die bisherigen Angebote haben dem Vernehmen nach eine Höhe von bis zu 2,6 Milliarden Euro erreicht.

      BISLANG DREI KONSORTIEN IN DER ENGEREN AUSWAHL
      Insgesamt drei Konsortien sind aus der ersten Bieterrunde in die engere Auswahlt gekommen. Als Favorit gilt für manche Beobachter die Gruppe aus Commerzbank und Columbia TriStar. Andere wiederum sehen den französischen Sender TF1 zusammen mit dem US-Milliardär Haim Saban als Führenden im Wettlauf um KirchMedia. Darüber hinaus hat sich noch eine dritte Bietergruppe aus den ehemaligen KirchMedia-Miteigentümern Lehman Brothers, Rewe und dem saudischen Prinzen Al-Waleed zusammengetan. Aber auch ein Konsortium aus Finanzinvestoren erwägt nach Angaben von eingeweihten Kreisen den Einstieg. Außerdem denkt der Bauer-Verlag, der zusammen mit dem Verlagshaus Axel Springer zunächst ausgeschieden war, Branchenkreisen zufolge darüber nach, sich der Bietergruppe um die Commerzbank anzuschließen. "Dieses Bieterverfahren verläuft erstaunlich schwach für eine der attraktivsten Mediengesellschaften Europas", sagt ein Beobachter.

      EIN ENDE IST NOCH NICHT ABSEHBAR
      In der europäischen Medienindustrie wimmelt es von Verkaufsangeboten, weil die einst mächtigen Konzerne wegen des gesunkenen Werbeaufkommens ihre Beteiligungen zurückfahren müssen. KirchMedia hatte ursprünglich darauf bestanden, die Gesellschaft nur komplett an einen Bieter zu verkaufen. Inzwischen erwägt das Unternehmen aber, seinen Anteil von 52,5 Prozent an ProSiebenSat.1 und die Filmrechte-Bibliothek einzeln zu veräußern. Auch die Sportrechte und andere Teile wie der eher kleine Sport-Sender DSF könnten einzeln einen Käufer finden. Nachdem etwa 80 Parteien ein Interesse angemeldet hatten, erhielt KirchMedia in der ersten Runde sieben unverbindliche Gebote, die eine Höhe von bis zu 2,6 Milliarden Euro erreichten. Mit dem Verfahren vertraute Kreise schließen eine weiter Bieterrunde mittlerweile nicht aus. Das Management, das die Bieterrunden leitet, hatte ursprünglich angekündigt, den Prozess bis Anfang September abschließen zu wollen. "Bei diesen Summen könnte KirchMedia in eine neue Runde gezwungen werden, zu der andere Bieter wieder hinzukommen könnten", hieß es aus Kreisen. Andere gehen davon aus, dass KichMedia das endgültige alternative Gebote einer Gläubigerversammlung am 24. Oktober vorlegen will. Wiederum andere sehen KirchMedia unter einem gewissen Zeitdruck, wenigstens für einen Teil der Gesellschaft bald einen Verkauf verkünden zu können.

      AUF DER SRTECKE GEBLIEBEN
      Viacom, eines der derzeit wenigen finanzstarken Unternehmen der Branche, hatte ursprünglich für ProSiebenSat1 bieten wollen. Allerdings war das US-Unternehmen nach Angaben aus Branchenkreisen nicht bereit, das Risiko einzugehen, damit auch die schwer zu bewertende Rechtebibliothek von KirchMedia zu übernehmen. "Viacom war der heißeste Anwärter am Anfang", heißt es. Aber KirchMedia lehnt es noch immer ab, die Fernsehgruppe ohne die Rechtebibliothek zu verkaufen. Zu groß ist die Sorge, ohne die Sendergruppe keinen Käufer mehr für den Filmbestand zu finden. Die Kontroverse unter deutschen Politikern, ob ausländische Konzerne das Sagen in deutschen Unternehmen haben dürfen, hat mittlerweile auch für das Ausscheiden der italienischen Mediaset gesorgt, die von Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi kontrolliert wird. Ebenfalls auf der Strecke geblieben ist der Axel Springer Verlag. Der KirchMedia-Anteilseigner News Corp hatte sich dem Vernehmen nach gleich entschieden, die Hände vom deutschen Markt lassen. Schließlich hatte sich der Konzern von Rupert Murdoch bereits an Kirchs Pay-TV-Sender Premiere World kräftig die Finger verbrannt. jek/hgn/mik.
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 11:50:40
      Beitrag Nr. 676 ()
      ""Malik: Fest steht, dass die Amerikaner seit Mitte der neunziger Jahre ein neues statistisches Verfahren benutzen, das so genannte Hedonic Price Indexing. Es versucht zu berücksichtigen, dass sich die Qualität von Gütern verbessert und sie gleichzeitig billiger werden.""

      Machen wir das nicht genauso? Bei unserer Inflationsberechnung wird der "technische Fortschritt" ebenfalls herausgerechnet. Ansosnsten kann ich zu dem Interview nichts sagen, die hohe Verschuldung der amerikanischen Privathaushalte könnte jedoch zum Problem der nächsten Jahre werden.

      Das man Merrill nicht alles glauben darf, was die so erzählen, ist mir bekannt. Sie haben aber schon mal ganz gute Ideen. Und Schloß Bensberg ist als Tagungshotel zu empfehlen!

      München, 13. Sep (Reuters) - Nach dem Ende der zweiten Runde des Bieterverfahrens für KirchMedia[KRCH.UL] soll das insolvente Medienunternehmen nun bis spätestens Mitte Oktober verkauft werden. Mit den eingegangenen Offerten ist KirchMedia nach Worten eines Sprechers zufrieden.
      Die Frist für das Einreichen verbindlicher Angebote sei abgelaufen, sagte ein KirchMedia-Sprecher am Freitag in München. "Die eingegangenen Angebote entsprechen voll unseren Erwartungen." Angaben zu ihrer Höhe und ihrer Ausgestaltung sowie den einzelnen Bietergruppen machte er nicht. In den kommenden Wochen werde die neue Geschäftsführung zusammen mit dem Sachwalter die Offerten mit den Bieterkonsortien nochmals besprechen und dann dem Gläubigerausschuss einen Vorschlag präsentieren. Dieser sei daran aber nicht gebunden. Eine abschließende Entscheidung werde der Gläubigerausschuss dann voraussichtlich in der ersten Oktoberhälfte treffen.

      BISLANG SCHLEPPENDER VERLAUF DES BIETERVERFAHRENS
      KirchMedia hatte am 8. April als erster Teil von Leo Kirchs Medienimperium Antrag auf Insolvenz gestellt. Das Bieterverfahren, das vorsieht, die Gesellschaft, in der unter anderem Film- und Sportrechte sowie die Sendergruppe ProSiebenSat.1<PSMG_p.F> liegen, als Ganzes zu verkaufen, verlief bislang eher schleppend. Ursprünglich hatte die neue Geschäftsführung um Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems bereits Anfang September den Käufer präsentieren wollen. Als Kaufpreis für die Gesellschaft waren in der Vergangenheit Beträge von bis zu 2,6 Milliarden Euro im Gespräch gewesen.
      Nach der Abgabe unverbindlicher Angebote in einer ersten Runde sind bislang ein Konsortium aus Commerzbank<CBKG.DE> und dem US-Studio Columbia Tristar<6758.T>, der US-Milliardär Haim Saban zusammen mit der französischen Sendergruppe TF1<TFFP.PA> sowie eine Gruppe aus den KirchMedia-Altgesellschaftern Lehman Brothers<LEH.N>, Rewe und dem saudischen Prinzen Al Waleed in die engere Auswahl gekommen.
      Dagegen waren die Bietergruppe um die Verlage Axel Springer<SPRGn.DE> und Heinrich Bauer sowie der US-Konzern Viacom<VIA.N> aus dem weiteren Verfahren ausgeschlossen worden. Bis zuletzt galt es aber als sicher, dass sie mit verbesserten Angeboten wieder einsteigen oder sich einem der drei bestehenden Konsortien anschließen können. Bei Springer war am Freitag unmittelbar nach der Ankündigung von KirchMedia niemand zu erreichen.
      hgn/pag


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      [KRCH.ULc] [PSMG_p.Fc] [CBKG.DEc] [6758.Tc] [TFFP.PAc] [LEH.Nc] [SPRGn.DEc] [VIA.Nc]

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      <KRCH.UL> <PSMG_p.F> <CBKG.DE> <6758.T> <TFFP.PA> <LEH.N> <SPRGn.DE> <VIA.N>

      Friday, 13 September 2002 11:30:02
      RTRS [nL13442878]
      Avatar
      schrieb am 13.09.02 13:16:40
      Beitrag Nr. 677 ()
      @ n-n-z

      Eine Kundenveranstaltung von ML in Schloss Bensberg würde ich mir ja auch nicht entgehen lassen. Nur sollte man immer dran denken, dass auch Banken keine Wohltätigkeitsinstitutionen sind und in erster Linie ihr eigenes interesse im Kopf haben, das ihrer Kunden erst in zweiter Linie.

      Ich hatte Malik lediglich als Zeugen für meine Behauptung zitiert, die Amis würden ihre Wachstumsstatistiken schönen. Und dabei bleibe ich. Wenn bei uns das "hedonic indexing" jetzt(!) auch benutzt werden soll, entschuldigt das die Amerikaner nicht, die das schon seit vielen Jahren tun.
      Beispiel: der Preis für ein Kilobyte Computerspeicher ist seit den 60er Jahren von ca. 1000 DM auf ca. 0,001 DM gefallen. Dies bedeutet nach dieser Berechnungsmethode einen Produktivitätszuwachs von etwa 100 000 000% (in Worten: EINHUNDERT MILLIONEN Prozent). Ist das real? Offenbar ist der Nutzen für die Volkswirtschaft und sogar für die beteiligten Firmen sehr viel geringer.

      Meine anderen Behauptungen in Bezug auf unser Vorbild USA bezogen sich vor allem auf mangelnde Rechtssicherheit. Dies lässt sich leicht z.B. am amerikanischen Haftungsrecht illustrieren, das mit Sicherheit keine Firma (außer vielleicht einige "Winkeladvokaten"-Kanzleien) auf D übertragen möchte.
      Und Lobbyismus? Schau dir doch mal an, was die Regierung alles für die Öllobby tut!

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 16.09.02 09:30:19
      Beitrag Nr. 678 ()
      Wenn die Einschätzung der ftd stimmt, steht das Bieterverfahren für KirchMedia vor dem Scheitern - und KirchMedia vor der Zerschlagung
      _____________________________________________________________________


      Aus der FTD vom 16.9.2002
      Kirch Media verringert Zahl der Bieter
      Von Thomas Clark, Hamburg

      Die neue Geschäftsführung von Kirch Media wird dem Gläubigerausschuss am Mittwoch empfehlen, einen der drei Bieter für das bankrotte Konglomerat fallen zu lassen. Welcher der Bieter ausscheidet, ist noch unklar.

      Die Zahl der Teilnehmer in der aktuellen Auktionsrunde würde sich damit auf zwei vermindern. Derzeit gibt es drei Bietergruppen: Ein Verbund aus Commerzbank und dem Hollywoodstudio Columbia, die beide im Gläubigerausschuss sitzen; ein Konsortium aus der US-Bank Lehman Brothers, der Finanzholding des Ölprinzen Al Walid sowie der Handelsgruppe Rewe und eine Gruppe aus dem französischen Fernsehsender TF1 und dem israelisch-amerikanischen Medienunternehmer Haim Saban.

      In den folgenden Wochen soll die mit dem Verkauf beauftragte Bank UBS Warburg versuchen, die beiden verbleibenden Bieter an einen Tisch zu bringen, um den Milliardenverkauf über die Bühne zu bringen. Bei dieser Transaktion dürfte der mit etwa 500 Mio. Euro bewertete Sportrechtebereich allerdings separat verkauft werden.

      Die Kirch Media umfasst die Mehrheit an der Sendergruppe Pro Sieben Sat 1 Media, ein großes Spielfilm- und Serienlager sowie zahlreiche Sportrechte, unter anderem die weltweiten Rechte für die Fußball-WM 2006 in Deutschland. Sie wird mit insgesamt etwa 2 Mrd. Euro taxiert.

      TV-Sender und Verlage warten ab

      Auch in der dritten Auktionsrunde konnte sich jedoch kein Bieter zu einem verbindlichen Vollangebot für die einstige Kernfirma des Leo Kirch durchringen. Damit ist auch vier Monate nach Beginn des Bieterverfahrens nicht absehbar, wer in Zukunft das Imperium des gescheiterten Medienmoguls Leo Kirch führen wird.


      Finanziell potente und im operativen Fernsehgeschäft versierte Interessenten wie der US-Fernsehriese Viacom (MTV, CBS, Paramount), der italienische TV-Konzern Mediaset oder der Hamburger Bauer Verlag halten sich derzeit aus dem Auktionsprozess heraus, weil sie glauben, dass die Zeit für sie spielt und die Verkäufer zunehmend unter Druck geraten. Was die verbleibenden Bieter betrifft, sind dies vor allem frustrierte Gläubiger und Minderheitsgesellschafter der Kirch Media, die im Grunde genommen nur an kleinen Anteilen interessiert sind, trotzdem aber für den Gesamtkuchen bieten. Das gilt auch für den französischen TV-Sender TF1, der vor wenigen Tagen endlich eingestanden hatte, dass er nicht mehr als 400 bis 450 Mio. Euro in Kirch Media investieren will, sowie für den israelisch-amerikanischen Unternehmer Haim Saban.

      UBS Warburg muss nun ein Scheitern des derzeitigen Auktionsprozesses verhindern. Schon jetzt zeigen sich vermehrt Indizien dafür, dass eine Zerschlagung unvermeidbar ist. Ebenso zeichnet sich die Notwendigkeit ab, mit einem der derzeit noch zaudernden Unternehmen zu verhandeln, wenn sich diese entschließen sollten, doch noch einmal in den Bieterprozess einzutreten.

      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 17.09.02 20:37:55
      Beitrag Nr. 679 ()
      Zitate aus:
      http://www.manager-magazin.de

      17.09.2002

      K I R C H - K R I S E

      Zerschlagung erwartet


      München - Der Poker um KirchMedia geht in die nächste Runde. Derzeit prüft der Gläubiger-Ausschuss die Angebote von drei Bietern, die in KirchMedia oder Teile des Konzerns investieren möchten.

      Schon am Mittwoch werde das Gremium möglicherweise schon entscheiden, mit wem es weiter verhandelt, heißt es in der Branche. Reuters schreibt, eine Entscheidung sei noch nicht zu erwarten. Jedoch sei ein Verkauf von KirchMedia als Ganzes vom Tisch.
      ...
      Alles deutet auf eine Zerschlagung hin. Ein Teilverkauf steht bevor. Reuters will aus verhandlungsnahen Kreisen erfahren haben, dass ProSiebenSat.1 im Zuge einer Kapitalerhöhung die Filmbibliothek des Konzerns zugesprochen wird.
      Schon in der vergangenen Woche hieß es bereits, Senderchef Urs Rohner wolle möglicherweise ein Angebot für die Filmbibliothek abgeben.

      Die Sendergruppe gilt als Filetstück des Kirch-Konzerns. Rund 52,5 Prozent hält KirchMedia an dem TV-Unternehmen, zu dem neben den Sendern Pro Sieben und Sat 1 auch Kabel 1 und N24 gehören. KirchMedia bewertet die Beteiligung auf rund eine Milliarde Euro.

      "Der Investor wird an einer börsennotierten Gesellschaft beteiligt. Damit ist die Bewertung transparent und es gibt für später eine klare Exit-Möglichkeit", zitiert Reuters einen Banker, der an den Verhandlungen beteiligt ist. Gläubiger sind unter anderem die Deutsche Bank, die Commerzbank, die DZ Bank, die Bayern LB, die Dresdner Bank und die HypoVereinsbank
      ...
      Wer jedoch den Zuschlag für die Sendergruppe erhalten wird, ist derzeit unklar. Eine Veräußerung der Gruppe muss in Abstimmung mit US-Filmstudios erfolgen, die nach Medienberichten rund vier Milliarden Schadenersatz fordern. Dazu hieß es in Bankenkreisen, die Gespräche sein auf gutem Wege, wahrscheinlich werde man sich auf einem niedrigen dreistelligen Millionen-Betrag einigen.

      Während auf der einen Seite ProSiebenSat.1 zusammen mit der Filmbibliothek verkauft werden soll, steht auf der anderen Seite der Sportsender DSF, die Sportrechte und Teile der Filmproduktion zum Verkauf. Für den Sportsender hatte sich bereits die Deutsche Fußball Liga (DFL) interessiert und sich schon bei den Verhandlungen über die Fußball-Bundesligarechte eine Put-Option für eine Beteiligung gesichert. Ob die DFL ihre Option ziehen wird, ist bislang nicht bekannt. Für den Sportrechtehandel sollen sich unterdessen mehrere Interessenten gemeldet haben.
      ...

      Kommentar:
      Kirchs altes Vorhaben, Kirch Media über eine Verschmelzung mit Pro7 an die Börse zu bringen, wird auf diese Weise in teilweise nun nachgeholt.
      Die Frage, für welchen Teil, Pro7 oder den Film- und Sportteil, sich die bisherigen Bieter interssieren, ist offen.
      Denn eine Teilung ist nur dann nötig, wenn kein ausreichendes Gebot für das Ganze vorliegt.
      Der Anteil an Pro7 kann allerdings auch ohne eine explizite Übernahme verwertet werden, ebenso kann der Sport- und Filmteil in kleinen Portionen verkauft werden. Danach sieht es am ehesten aus, da für den Gesamtblock offensichtlich kein wirklich interessanter Käufer da zu sein scheint.
      Dann kämen auch reine Anlagegesellschaften infrage, die nur Bruchteile des Aktienpakets erwerben würden.

      Das bedeutet, dass die bisherige Verkaufsstrategie verfehlt war. De Fakto ist sie ja auch ins Leere gelaufen.

      rv hatte recht, als er annahm, dass eine Entscheidung erst nach der BT-Wahl stattfinden wird.
      Ob diese aber wirklich etwas an der Käuferstruktur ändern wird, ist sehr fraglich, es sei denn, die Gläubiger ändern ihre Strategie im obigen Sinne.
      Zur Zeit ist kein pol. profilierter Bieter mehr im Rennen. Aber eine kleine Beteiligung an dem Fernsehsdender könnte vom Wahlsieger den Murdoch, Berlusconi, WAZ, Springer oder wem sonst noch eventuell aufgenötigt werden.
      Avatar
      schrieb am 18.09.02 18:16:34
      Beitrag Nr. 680 ()
      Der Sportrechtehandel scheint ja bis zuletzt profitabel gewesen zu sein - also auch für das Management der Sport-Tochter interessant.
      Alles scheint auf eine Zerschlagung hinaus zu laufen.

      Was ist eigentlich mit Premiere? Da ist es seltsam ruhig, obwohl die Überbrückungskredite doch bald aufgebraucht sein dürften (siehe Posting #617, in dem vom "Überleben bis in Herbst hinein" gesprochen wurde). Die angekündigten Investoren jedenfalls sind noch auf Tauchstation. Vielleicht findet sich ja nach der Wahl ein edler Spender für die fehlenden 250 Mio...

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      Kreise - Management von Kirch Sport gibt Kaufangebot ab

      München, 18. Sep (Reuters) - Das Management der Schweizer KirchMedia-Tochter Kirch Sport AG hat nach Angaben aus Unternehmenskreisen ein Angebot für die Übernahme des Sportrechte-Geschäfts der insolventen KirchMedia abgegeben. Das Kaufangebot umfasse nicht nur die Kirch Sport AG, die unter anderem die weltweiten TV-Rechte an der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 besitzt, sondern auch andere Sportrechte von KirchMedia, etwa die an der Fußball-Bundesliga, hieß es am Mittwoch aus den Kreisen des in Zug ansässigen Unternehmens. Für den Verluste schreibenden Sportsender DSF habe das Management nicht geboten. Unterstützt werde das Angebot von dem französischen Investor Robert Louis-Dreyfus, der früher Adidas-Chef war und nun Besitzer des Fußballclubs Olympique Marseille ist. "Die Offerte hat die Unterstützung des Managements, der Mitarbeiter und die eines angesehenen und finanzkräftigen Investors", hieß es in den Kreisen. In Medienberichten war ein Preis für eine Übernahme der Kirch Sport AG durch das Management von 400 bis 500 Millionen Schweizer Franken genannt worden, was in den Kreisen nicht kommentiert wurde. "Der Preis hängt von dem endgültigen Paket ab", hieß es. Als weitere Interessenten für die KirchMedia-Sportrechte gelten Medienunternehmer Leo Kirch und Dieter Hahn, die nach dem Zerfall des Medienimperiums des 75-jährigen über neue Geschäftsideen nachdenken. Der separate Verkauf des Sportrechte-Geschäfts von KirchMedia ist auch Thema einer Sitzung des Gläubigerausschusses am Mittwochnachmittag. bub/hgn/brn.
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 09:25:03
      Beitrag Nr. 681 ()
      Verbindliche Angebote für KirchMedia (komplett) liegen unter 2 Mrd. Deshalb wird jetzt ein Verkauf der Einzelteile angestrebt. Ob allerdings die Übernahme des Filmrechtehandels für Pro7Sat1 von Vorteil ist - das kann man von außen kaum absehen: "je tiefer man in die Bücher des Unternehmens blicke, desto mehr sinke der Preis".

      Aus der FR vom 19.9.02:
      ______________________________________________________________

      Kirch-Media
      Zerschlagung rückt näher

      tma MÜNCHEN. Die Geschäftsführung der insolventen Kirch-Media hat dem Gläubigerausschuss gestern offenbar den Verkauf des Unternehmens in Teilen vorgeschlagen. Die Führungsriege um Wolfgang van Betteray soll diese Variante favorisieren, weil eine Veräußerung der Kernfirma der Kirch-Gruppe als Ganze nicht den erwarteten Preis bringt.

      In dem Unternehmen sind der Rechtehandel, die Filmproduktion und das werbefinanzierte Fernsehen mit dem Deutschen Sportfernsehen (DSF) und der Mehrheitsbeteiligung am TV-Konzern Pro Sieben-Sat 1 gebündelt. Zumindest einige Gläubiger, zu denen große Banken zählen, haben sich mit der bevorstehenden Zerschlagung anscheinend abgefunden. "Alles läuft auf diese Lösung zu", meinte ein Insider. Vieles spreche dafür, dass der Anteil an Pro Sieben-Sat 1 angereichert mit Kirchs Filmbibliothek separat verkauft wird. Ein Preis von rund 1,6 Milliarden Euro ist dafür im Gespräch.

      Auch für die Sportrechte-Tochter gibt es Bewerber. Für diese sollen der Ex-Chef von Adidas-Salomon, Robert Louis-Dreyfus, und der frühere Fußballprofi Günter Netzer bis zu 500 Millionen Euro bieten. Pleitier Leo Kirch hat dem Vernehmen nach selbst Interesse an der Firma, die die lukrativen Rechte an der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland besitzt. Beim stückweisen Verkauf von Kirch-Media wäre auch das Konsortium mit den Verlagen Springer, Bauer und Spiegel sowie der Hypo-Vereinsbank wieder im Spiel, das sich für Pro Sieben-Sat 1 interessiert. Die Gruppe war aus dem Bieterkreis für die gesamte Kirch-Media ausgestiegen.

      Die getrennte Veräußerung von Unternehmensteilen würde etwa 2,1 Milliarden Euro bringen. Für einen Komplettverkauf von Kirch-Media soll dagegen das verbindliche Höchstgebot bei nur knapp zwei Milliarden Euro liegen. Es wird dem Konsortium aus der Commerzbank und dem US-Filmstudio Columbia zugeschrieben, beide Unternehmen sind gleichzeitig Gläubiger der Pleitefirma.

      Kürzlich war noch von einer unverbindlichen Offerte über 2,6 Milliarden Euro die Rede, die der US-Milliardär Haim Saban zusammen mit der französischen Sendergruppe TF 1 abgegeben haben soll. Auch das Konsortium um die Investmentbank Lehman Brothers war zunächst mit einem Angebot von mehr als zwei Milliarden Euro mit von Partie. Doch je tiefer man in die Bücher des Unternehmens blicke, desto mehr sinke der Preis, hieß es aus dem Kreis der Interessenten. In der ersten Oktoberhälfte will die Geschäftsführung von Kirch-Media den Gläubigern einen konkreten Verkaufsvorschlag präsentieren.
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 18:36:24
      Beitrag Nr. 682 ()
      Aha: Die "Kreise" beantworten meine gestrige Frage... ;)

      Mir ist unverständlich, woher überhaupt ein positiver Wert für Premiere kommen soll.
      Zwar sind die in den letzten Jahren aufgelaufenen Verluste von der Mutter bzw. KirchMedia übernommen worden (wie man hört wird Premiere auch nach deren Insolvenz noch durch unbezahlte Programminhalte subventioniert) - man aber doch nicht annehmen, dass dies so weitergeht.

      Der Termin ist jetzt erst mal bis Jahresende verschoben. Bis dahin reichen die derzeitigen Kreditlinien wohl kaum...
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      Kreise - Eher Finanzinvestoren boten für Premierebeteiligung

      München, 19. Sep (Reuters) - Der angeschlagene Bezahlfernsehsender Premiere hat nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen mit rund einem halben Dutzend Kaufinteressenten Verhandlungen aufgenommen. Dazu gehörten die Finanzinvestoren Goldman Sachs, Apax Partners, Warburg Pincus und Permira sowie der Münchener Medienunternehmer Herbert Kloiber, die jeweils für eine Minderheitsbeteiligung an Premiere vorläufige Angebote abgegeben hätten, hieß es am Donnerstag in den Kreisen. Daher sei die Übernahme des Senders, der zum zerschlagenen Medienimperium des Unternehmers Leo Kirch gehörte, durch mehrere Investoren ein wahrscheinliches Szenario, hieß es. "Es wird wahrscheinlich eine Mischung aus Finanz- und strategischen Investoren, wobei die Finanzinvestoren ein größeres Gewicht haben werden". Ein Premiere-Sprecher wollte die Namen nicht kommentieren, bestätigte aber, dass vornehmlich Finanzinvestoren Angebote abgeben hätten. Auch Sprecher der Beteiligungsgesellschaft Permira und Apax Partners lehnten - wie in der Branche üblich - eine Stellungnahme ab. Die anderen Bieter waren für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Der australische Medienunternehmener Rupert Murdoch, der über seine britische Tochter BSkyB an der mittlerweile insolventen Premiere-Muttergesellschaft KirchPayTV beteiligt gewesen war, ist nach den Angaben aus den verhandlungsnahen Kreisen endgültig nicht mehr an einer Beteiligung interessiert. Als Interessenten gelten dagegen weiter die US-Studios, die Schulden von Premiere in Anteile umwandeln könnten. Ob sie bereits Angebote abgegeben haben, blieb unklar. Wie das "Manager Magazin" vorab berichtete, taxieren Banker den Marktwert von Premiere derzeit auf 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro. Premiere kämpft seit der Insolvenz von KirchPayTV im April ums Überleben und sucht nach Investoren. Ende August hatte die mit dem Verkauf beauftragte Bank Morgan Stanley den Angaben zufolge rund 20 Verkaufsprospekte verschickt. Nach den Worten von Premiere-Chef Georg Kofler soll der Sender, den er mit einem rigorosen Sparkurs bis 2004 wieder in die schwarzen Zahlen führen will, bis zum Jahresende Käufer finden. bub/ked.
      Avatar
      schrieb am 19.09.02 19:04:02
      Beitrag Nr. 683 ()
      Auch bei KirchMedia gibt es Neues: Bauer will wieder ins Geschäft. Und die Gläubiger beginnen zu murren...
      Außerdem soll Murdoch jetzt doch an Premiere interessiert sein. Ob die Bieter wirklich daran gedacht haben, 350 Mio für 30-40% von Premiere zu zahlen?
      ______________________________________________________________________
      SPIEGEL ONLINE - 19. September 2002, 17:25
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,214807,00.html


      KIRCH

      Bauer-Verlag legt neues Angebot vor

      Im Bieter-Wettkampf um die insolvente KirchMedia werden die Karten neu gemischt. Der Hamburger Bauer-Verlag und die HypoVereinsbank haben ein neues Angebot vorgelegt.


      Hamburg/München - Es handele sich um ein verbindliches Angebot, sagte Verlagssprecher Andreas Fritzenkötter. Zur Höhe des neuen Angebots wollte er sich nicht äußern. "Das alte Konsortium besteht aber fort", ergänzte er.

      Die Zahl der Bieter-Gruppen hat sich somit auf vier Konsortien erhöht. In der Branche wird mit einem Abschluss des Bieterverfahrens nun erst für Anfang November gerechnet. Der Sportrechtehandel wird voraussichtlich bereits in Kürze abgetrennt und einzeln verkauft. Interessenten sind der Fußball-Manager Günther Netzer sowie Leo Kirch selbst.

      Der Gläubiger-Ausschuss gab grundsätzlich grünes Licht für einen Einzelverkauf der Kirch Sport AG. Dies würde eine teilweise Zerschlagung der KirchMedia bedeuten, die ursprünglich vermieden werden sollte. Der Grund für die neue Strategie dürfte sein, dass auf diesem Weg wohl ein insgesamt höherer Preis zu erzielen ist. Der gesonderte Verkauf des profitablen Sportrechtehandels lässt zudem schneller Geld fließen, denn anders als bei den übrigen Teilen der KirchMedia, etwa dem TV-Konzern ProSiebenSAT.1 und dem Filmrechtehandel, gibt es hier gleich mehrere Interessenten. In dem Feld, so vermuten den Verhandlungskreisen nahe stehende Personen, sehe der Bauer-Verlag seine Chance. Wie verlautet, soll sich das neue Angebot hauptsächlich auf diese beiden Medienbereiche erstrecken.

      In Gläubigerkreisen macht sich dagegen Unzufriedenheit über den stockenden Verlauf der Versteigerung breit. "Es läuft nicht ideal", hieß es. Ursprünglich wollte der Gläubiger-Ausschuss die Zahl der drei verbliebenen Konsortien am Mittwoch weiter eingrenzen, die Initiative des Bauer-Verlags kam nun dazwischen.

      Bauer hatte ursprünglich gemeinsam mit Springer und dem Spiegel-Verlag ein gemeinsames Gebot in Höhe von geschätzten 1,4 Milliarden Euro abgegeben - offenbar zu wenig. Das Konsortium kam nicht in die Endrunde. Gläubiger und Insolvenzverwaltung ließen aber stets eine Hintertür für einen Wiedereinstieg offen. Mit im Rennen sind der US-Medienunternehmer Haim Saban mit dem französischen Medienkonzern TF1, Altgesellschafter um die Investmentbank Lehmann Brothers und ein Duo aus Commerzbank und dem US-Filmstudio Columbia.

      Medienmogul Rupert Murdoch hat derweil offenbar neues Interesse am hoch verschuldeten Pay-TV-Sender Premiere signalisiert. Der Australo-Amerikaner, der bereits über den britischen Abo-Sender BSkyB an Premiere beteiligt ist, wolle neben dem Münchner Filmhändler Herbert Kloiber ein Angebot für den ehemaligen Kirch-Sender abgeben, berichtete das "manager magazin". Eine Unternehmenssprecherin wollte dazu nicht Stellung nehmen.

      Insgesamt seien bei dem Bankhaus Morgan Stanley ein Dutzend Angebote für Premiere eingegangen, berichtet das Magazin. Die ersten Gebote lägen bei 350 Millionen Euro. Für diesen Betrag bekäme ein Unternehmen aber nur 30 bis 40 Prozent des Senders, der Rest würde bei den Gläubigerbanken und Premiere-Chef Georg Kofler verbleiben. Dieser wolle bis zu zehn Prozent kaufen.
      Avatar
      schrieb am 20.09.02 14:51:03
      Beitrag Nr. 684 ()
      Wie denn nun?
      Die Deutsche Bank könnte nur einen Teil von 720 Mio erlösen - obwohl der Anteil ca. 800 Mio wert ist?
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      Deutsche Bank vor Urteil im Streit mit Kirch zuversichtlich

      München, 20. Sep (Reuters) - Im Streit zwischen der Deutschen Bank und Leo Kirch um den Zugriff auf dessen 40-prozentigen Springer-Anteil hat sich die größte deutsche Bank kurz vor Bekanntgabe der Entscheidung erneut zuversichtlich geäußert. "Ich rechne damit, dass wir obsiegen werden", sagte Peter Heckel, Anwalt der Deutschen Bank, am Freitag. Er gehe davon aus, dass das Gericht die von Leo Kirch beantragte Einstweilige Verfügung nicht erlasse und damit das Finanzinstitut den Anteil, der ihm als Sicherheit für einen Kredit über 720 Millionen Euro dient, verwerten könne. Leo Kirchs Rechtsvertreter Wolf-Rüdiger Bub war am Freitag nicht zu erreichen. Die Entscheidung wird für 16.00 Uhr MESZ erwartet. Mit der Einstweiligen Verfügung will Kirch mehr Zeit für den Verkauf seines 40-prozentigen Anteils am Axel Springer Verlag gewinnen. Der 75-jährige Medienunternehmer wirft dem Geldhaus vor, ihn bei der Suche nach einem Käufer behindert zu haben. Derzeit laufen Verhandlungen zwischen Kirch und dem Ringier Verlag über eine Übernahme des Aktienpakets. Der größte Schweizer Verlag gilt auch als Wunschkandidat von Springer. Verhandlungsnahen Kreisen zufolge wird derzeit zwischen beiden Verlagen auch die Variante einer Überkreuzbeteiligung diskutiert. In einem solchen Szenario würde Springer Ringier zunächst vollständig übernehmen. Mit dem daraus erzielten Erlös könne der Schweizer Verlag im Anschluss den 40-prozentigen Springer-Anteil von Kirch kaufen. Der Entscheidung des Gerichts wird keine allzu große Bedeutung beigemessen. Bei einem Verkauf der Springer-Aktien über die Börse könnte die Deutsche Bank momentan nämlich nur einen Teil des Kirch-Kredits erlösen. Deshalb gilt es als sicher, dass die Bank eine Verwertung durch Kirch nicht blockieren wird, wenn es erkennbare Fortschritte bei dessen Verhandlungen gibt und sich eine Lösung für die nahe Zukunft abzeichnet. Das Geldhaus hatte mehrfach betont, es sei in erster Linie an der Rückzahlung des Kredits interessiert und müsse dazu nicht notwendigerweise den Verkauf des Pakets selbst leiten. Der Wert von Kirchs Springer-Anteil wird auf rund 800 Millionen Euro geschätzt. hgn/ban.
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      schrieb am 20.09.02 16:27:19
      Beitrag Nr. 685 ()
      Gericht - Verfügung Kirchs gegen Deutsche Bank abgelehnt

      München, 20. Sep (Reuters) - Das Landgericht München hat die von Leo Kirch beantragte Einstweilige Verfügung gegen die Deutsche Bank, mit der der Medienunternehmer mehr Zeit für den Verkauf seiner Springer-Aktien gewinnen wollte, abgelehnt. "Der Antrag auf Einstweilige Verfügung wird zurückgewiesen, sagte die Vorsitzende Richterin am Freitag in München bei der Verkündung des Urteils. Der 40-prozentige Anteil Leo Kirchs am Springer-Verlag dient der Deutschen Bank als Pfand für einen Kredit über 720 Millionen Euro. Der Medienunternehmer wollte eine Verwertung der Beteiligung durch das Institut verhindern und selbst einen Käufer suchen. Er hatte der Deutschen Bank vorgeworfen, sie habe ihn beim Verkauf behindert. Kirch spricht derzeit mit dem Schweizer Verlag Ringier über einen Verkauf des Aktienpakets, dessen Wert allgemein auf rund 800 Millionen Euro taxiert wird. hgn/mit.
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      schrieb am 21.09.02 04:00:54
      Beitrag Nr. 686 ()
      Springer verhandelt mit Ringier über Übernahme
      Von H-P. SIEBENHAAR und G. LIPINSKI
      Springer verhandelt mit dem Schweizer Printkonzern Ringier darüber, die beiden Unternehmen zusammenzulegen. Im ersten Zug soll Springer das Züricher Medienhaus kaufen. Mit dem Geld will Ringier dann das Aktienpaket von Leo Kirch an Springer übernehmen, berichten Verhandlungskreise.

      HB DÜSSELDORF/HAMBURG. Der Axel Springer Verlag will nach Informationen des Handelsblatts über eine Fusion mit Ringier zum größten Printkonzern in Europa aufsteigen. Wie aus Verhandlungskreisen zu erfahren war, soll Springer (Bild, Welt, Hörzu) zuerst den Züricher Verlag (Blick, Betty Bossi, Cash) komplett übernehmen. Mit den Millionen ausgestattet, kauft dann Gesellschafter und Vorstandschef Michael Ringier das 40-prozentige Aktienpaket von Leo Kirch an Springer.
      „Wenn Springer Ringier kauft, hätten die Schweizer das Geld, die Kirch-Anteile zu übernehmen“, sagte ein Insider zu der geplanten Überkreuzbeteiligung zwischen den beiden Printhäusern. „Es klemmt aber noch beim Preis“, hieß es in Verhandlungskreisen. Der Knackpunkt sei die Bewertung von Ringier. Zuletzt machte das Schweizer Medienhaus 2001 einen Umsatz von 1,062 Mrd. Schweizer Franken. Der Gewinn lag jedoch nur bei 34,8 Mill. Euro. In Schweizer Branchenkreisen wurde die Liquidität mit rund 100 Mill. Schweizer Franken angegeben. Der Wert des Springer-Pakets von Leo Kirch wird auf rund 800 Mill. Euro geschätzt.
      ...
      Eine Verschmelzung der zwei Unternehmen würde sowohl für Springer als auch für Ringier Sinn machen. Das Portfolio beider Häuser ergänzt sich nach Meinung von Beobachtern gut, auch in Osteuropa gibt es keine Überschneidung.
      Wenn es nach dem Willen Springers geht, soll die Familie Ringier künftig 35 % erhalten. Weitere 5 % würde dann die derzeitige Mehrheitsgesellschafterin Friede Springer übernehmen, die sich damit dauerhaft die Mehrheit gesichert hätte. In Branchenkreisen wurde gestern spekuliert, dass Friede Springer sogar einen noch höheren Anteil anstrebt, um bei einem juristischen Zerwürfnis mit ihren Stiefenkel Ariane und Axel Sven Springer die Mehrheit fest in Händen zu halten.
      Springer-Chef Döpfner und Verleger Rignier würden bereits seit eineinhalb Jahren über ein Zusammenrücken beider Konzerne sprechen. „Was Springer will, ist eine klassische Überkreuzbeteiligung. Der Knackpunkt ist jedoch der Einfluss des künftigen Springer-Gesellschafter Ringier im Vorstand“, sagte ein Kirch-Insider. Spekulationen, dass sich Döpfner gegen den von der schweizerischen Seite verlangten Sitz im Vorstand des Verlages sperre, wurden nicht bestätigt. Im Gegenteil, in Verhandlungskreisen hieß es: „In einem erweiterten Vorstand wird es zwei Vorstandsposten für Ringier geben“.

      Springer will den Kauf von Ringier offenbar mit Darlehen finanzieren. „Auf Grund der soliden Finanzierung bei Springer gibt es kein Finanzierungsproblem“, hieß es gestern in Verhandlungskreisen. Die Deutsche Bank gilt als Hausbank Springers. Dort sind auch die Anteile von Kirch verpfändet. Am heutigen Freitag läuft die Frist für Leo Kirch ab, seine Springer-Beteiligung selbst zu verkaufen. Sollte Kirch dies nicht gelingen, gehen die Anteile eventuell an die Deutsche Bank.
      Ob der Frankfurter Finanzriese, bei dem Kirch mit 730 Mill. Euro in der Kreide steht, tatsächlich sein Pfandrechte ausüben wird, ist offen. „Die Neigung der Deutschen Bank das Paket selbst zu verkaufen, ist sehr gering“, war sich ein Kirch-Vertrauter sicher.
      ...
      Quelle: Handelsblatt
      HANDELSBLATT, Donnerstag, 19. September 2002, 19:32 Uhr

      Kommentar:
      Also wie vermutet - Springer will die Gelegenheit nutzen und Ringier schlucken.
      Dadurch hätte er einen genehmen Großaktionär, der auch etwas vom Geschäft versteht, die Position der Altaktionärin Friede wäre gestärkt und die Marktposition des Verlags ebenfalls.
      Da Ackermann offensichtlich keine Machtpolitik betreiben will, sondern dem Geschäftlichen den Vorzug gibt, ist die Deuba kein trojanisches Pferd mehr im Ringen um po. Einfluß bei Springer.
      Leer ausgehen wird dann doch die rote Schiene, was nach den letzten strategischen Fehlleistungen ihrer Führer gut ins BILD passt.
      Für die Fernsehsender wird eine ähnlich pol. neutrale Lösung angestrebt. Springer wird nun auch dort gestärkt als Bieter wieder auftreten.
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      schrieb am 23.09.02 10:02:17
      Beitrag Nr. 687 ()
      Nach der Wahl kommt der Tag der Wahrheit. Dies ist sicher noch nicht alles.

      Aus der FR vom 23.9.02:
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      Bei Kirch-Media stehen 1000 Stellen auf der Kippe

      Techniker besonders betroffen / Gewerkschafter sehen geringe Überlebenschancen für Tochterfirmen

      MÜNCHEN (tma/rtr). Gewerkschafter befürchten einen weiteren massiven Stellenabbau in der Münchner Kirch-Gruppe. Wenn die insolvente Kirch-Media, die Kernfirma des zusammengebrochenen Medienkonzerns, zerschlagen werde, stünden nochmals mindestens 1000 Arbeitsplätze zur Disposition, schätzte ein Medien-Experte der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi). Viele Töchter der Firma hätten nie im Wettbewerb gestanden, sie seien auf sich allein gestellt nicht konkurrenzfähig.

      Vorige Woche hatte der Gläubigerausschuss grünes Licht für einen separaten Verkauf des lukrativen Sportrechtehandels gegeben. Hierfür interessiert sich neben einer Gruppe um den Ex-Fußballer Günter Netzer und den früheren Adidas-Salomon-Chef Robert Louis-Dreyfus auch Pleitier Leo Kirch.

      Zu Kirch-Media gehören zudem Produktions- und Servicefirmen, das Deutsche Sportfernsehen (DSF) und die Mehrheitsbeteiligung an der TV-Firma Pro Sieben-Sat 1, die 3000 Männer und Frauen beschäftigt. Vor allem an diesem Anteil sind die vier Konsortien interessiert, die Übernahmeangebote für Kirch-Media unterbreitet haben. Derzeit ist unklar, welche weiteren Firmenbestandteile sie erwerben wollen.

      Die Manager der Kerngesellschaft halten sich mit Aussagen über einen möglichen Stellenabbau zurück. Für alles, was nicht auf das Interesse von Investoren stoße, müsse man "Einzellösungen" finden. Es werde auch über Verkäufe ans Management der jeweiligen Unternehmen nachgedacht. Dies wird unter anderem bei der Filmproduktionsgesellschaft NDF geprüft, deren Überlebenschancen Experten noch als relativ hoch einschätzen.

      Anders sieht es beim DSF aus. Bei dem Sportkanal und dessen Technikdienstleister sind nach Verdi-Angaben viele Stellen in Gefahr. Erst kürzlich sei der Abbau weiterer rund 100 Jobs angekündigt worden, nachdem schon kurz nach der Insolvenzerklärung von Kirch-Media im April ebenfalls gut 100 von ursprünglich 350 Arbeitsplätzen gestrichen worden waren.

      Angesichts der massiven Streichungen vermuten Beobachter, dass das DSF in naher Zukunft ganz dicht gemacht werden könne. Ein Insider spricht von "großen Fragezeichen". Denn wenn der Sender als Auftraggeber wegfallen würde, wären tiefe Einschnitte beim technischen Personal mehrerer Kirch-Media-Töchter unausweichlich.
      Viele DSF-Beschäftigte hoffen jetzt auf einen Einstieg der Deutschen Fußball-Liga (DFL), die eine Option auf eine 25-prozentige Beteiligung am Sender erworben hat.

      Bei der Taurus Media-Technik hatte Insolvenzverwalter Michael Jaffé jüngst die Entlassung von 200 bis 220 der 400 Beschäftigten angekündigt. Dieses Unternehmen ist für die Filmbibliothek in Unterföhring verantwortlich, an der Pro Sieben-Sat 1 Interesse gezeigt hat.

      Bei der Mutter Kirch-Media steht der Abbau von 150 der zuletzt 544 Beschäftigten fest. Das hat die Geschäftsführung um Wolfgang van Betteray mit dem erst nach dem Insolvenzantrag gegründeten Betriebsrat ausgehandelt. Insgesamt steuert die unter der Last von Milliardenkrediten zusammengebrochene Münchner Gruppe auf einen Abbau von mindestens 2000 ihrer ehemals knapp 10 000 Arbeitsplätze zu. Ein großer Teil davon entfällt auf den Bezahlsender Premiere, dessen Muttergesellschaft Kirch-Pay-TV ebenfalls zahlungsunfähig ist.
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      schrieb am 24.09.02 20:00:19
      Beitrag Nr. 688 ()
      Kleinaktionäre kritisieren Kirch-Verhalten bei Springer

      Berlin, 24. Sep (Reuters) - Die Kleinaktionäre des Axel Springer Verlags haben am Dienstag auf der außerordentlichen Hauptversammlung massive Kritik an Springer-Großaktionär Leo Kirch geübt und die Abberufung des Medienunternehmers aus dem Aufsichtsrat gefordert. Der 75-jährige Kirch, der auf dem Aktionärstreffen eine Sonderprüfung der Handlungen des Springer-Vorstands und die Prüfung von Schadenersatzansprüchen durchsetzen will, verschwende mit seinen "juristischen Spielereien" die Zeit und das Geld der Aktionäre, sagte Kleinanleger Manfred Klein am Dienstag auf der turbulenten und von Zwischenrufen begleiteten Springer-Aktionärsversammlung in Berlin. "Die Aktionäre möchten sich das nicht mehr bieten lassen, wir müssen uns dagegen wehren", stimmte Aktionär Horst Steinharter zu. Kirch-Anwalt Ronald Frohne verteidigte das Vorgehen. Leo Kirch handele im Interesse aller Aktionäre, nicht nur in seinem eigenen. "Es geht nicht um einen Rachefeldzug des Leo Kirch", fügte er hinzu. Leo Kirch wirft dem Verlagshaus vor, durch die Ausübung einer Verkaufsoption über den 11,5-prozentigen Anteil an der Kirch-Tochter ProSiebenSat.1 im Januar wesentlich zur Pleite seines Medienimperiums beigetragen und gegen das Interesse der eigenen Aktionäre gehandelt zu haben. Springer hatte Kirch durch das Ziehen der so genannten Put-Option zur Zahlung von 767 Millionen Euro verpflichtet, was durch die Insolvenz der Kirch-Gruppe inzwischen hinfällig geworden ist. Kirch beantragte auf der außerordentliche Hauptversammlung, die Ausübung der Option im Rahmen einer Sonderprüfung untersuchen zu lassen. Zugleich soll eine Schadenersatzklage gegen den Vorstand und Verleger-Witwe Friede Springer geprüft werden.

      LEO UND FRIEDE
      Leo Kirch, der wegen einer Zuckerkrankheit fast erblindet ist, nahm als Mitglied des Aufsichtsrats selbst an der Hauptversammlung teil. Trotz des juristischen Streits begrüßte er Friede Springer, ebenfalls Aufsichtsratsmitglied, herzlich. Während der Hauptversammlung unterhielten sich die beiden mehrmals leise und lachten. "Die turteln ja miteinander", sagte ein Kleinaktionär. Die Zustimmung der Hauptversammlung zu Kirchs Anträgen gilt als sicher, weil der Unternehmer selbst mit seinem Aktienpaket an Springer über die Mehrheit bei den abstimmungsberechtigten Aktionären verfügt. Friede Springer darf mit ihrer gut 50-prozentigen Mehrheit am Verlag indes nicht mitstimmen, weil sie selbst von den Vorwürfen betroffen ist.

      DÖPFNER WEIST VORWÜRFE ZURÜCK
      Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner wies den Vorwurf zurück, mit der Ausübung der Option gegen das Interesse der Aktionäre verstoßen zu haben. Der Schritt sei die einzig wirtschaftlich und juristisch vertretbare Möglichkeit gewesen. "Wir haben alles Erforderliche getan und im Sinne unserer Gesellschaft und aller Aktionäre entschieden", sagte Döpfner. Der Streit über die Option, der sich nun schon seit Monaten hinzieht, binde Management-Kapazität und belaste den Verlag. Auch Friede Springer ließ erklären, dass sie keinen Einfluss auf den Vorstand genommen habe, um eine Einigung mit Kirch über die Option zu verhindern und damit den Medienunternehmer als Aktionär aus dem Unternehmen zu drängen.

      KREISE - WOHL LETZTES STÖRMANÖVER VON KIRCH
      In Kreisen des Verlags wurde der Antrag Kirchs als wohl letztes Störmanöver bezeichnet, das sich allerdings noch lange hinziehen könnte. Denn der Unternehmer verfügt zwar noch formal über das 40-prozentige Paket. In der vergangenen Woche hatte das Münchener Landgericht aber entschieden, dass die Deutsche Bank, der das Aktienpaket als Sicherheit für einen Kredit an Kirch dient, dieses ab sofort selbst verwerten darf. Die ursprünglichen Pläne, die Anteile an die Börse zu bringen, will die Bank zu Gunsten eines schnellen Verkaufs an einen Investor aber zurückstellen. Daher habe die Deutsche Bank noch nicht auf die Aktien durchgegriffen. Springer verhandelt derzeit mit dem Schweizer Ringier-Verlag über einen Einstieg bei dem Berliner Medienhaus. Dabei ist nach Angaben aus Branchenkreisen auch eine Übernahme von Ringier durch Springer im Gespräch, was in der Schweizer Politik allerdings auf Widerstand stößt. bub/pag.
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      schrieb am 27.09.02 08:21:25
      Beitrag Nr. 689 ()
      Ein paar Auszüge aus eine Spiegel-Artikel über einen der Hauptinteressenten an KirchMedia:
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      SPIEGEL ONLINE - 27. September 2002, 7:15
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,215734,00.html

      Kirch-Bieter Saban

      Der Champagner-Sozialist von Los Angeles

      Von Carsten Volkery, New York

      Der US-Milliardär Haim Saban spielt im Bieterwettstreit um KirchMedia ganz vorne mit. Als Medien-Manager hat er sich bisher nicht mit Ruhm bekleckert.


      "König Midas der Medienwelt": US-Milliardär Saban
      New York - Haim Saban ist einer, der sich nicht gern überbieten lässt. Als er vor einigen Jahren hörte, dass ein anderer Spender dem Demokratischen Wahlkampfkomittee 250.000 Dollar mehr als er selbst gegeben hatte, schickte der Milliardär einen zweiten Scheck über den Differenzbetrag und heftete zusätzlich einen Ein-Dollar-Schein daran. "Ich hoffe, der Typ findet es nicht heraus", sagte er der "Washington Post". "Er schickt sonst womöglich noch zwei Dollar."

      Diese Anekdote spricht Bände über den 58-Jährigen, der auch im Bieterstreit um die bankrotte KirchMedia bisher das höchste Gebot abgegeben hat. Zusammen mit dem französischen Fernsehsender TF1 hatte Saban ursprünglich 2,6 Milliarden Dollar geboten. Zuletzt war in Insiderkreisen von knapp zwei Milliarden Dollar die Rede. Vier Bieterkonsortien konkurrieren um das deutsche Medienimperium. Anfang November soll der Käufer feststehen.

      Sieben Millionen für die Demokraten

      Als der große Unbekannte in dem Monopoly wird Saban in Berichten gern als "der König Midas der Medienwelt" bezeichnet. Doch das trifft nicht ganz zu: Trotz seines nicht unbeträchtlichen Vermögen von 1,7 Milliarden Dollar findet er sich auf der "Forbes"-Liste der reichsten Medien-Mogule erst an 19. Stelle. Vor ihm rangieren so illustre Namen wie Steven Spielberg und Ted Turner (beide 2,2 Milliarden), George Lucas (3 Milliarden), Michael Bloomberg (4,8 Milliarden) und natürlich Rupert Murdoch (5 Milliarden).

      Doch der 1983 in die USA eingewanderte Israeli arbeitet hart daran, in das amerikanische Establishment vorzustoßen. ...


      Sein Vermögen hat Saban allerdings mit weniger vorzeigbaren Charakteren gemacht. Anfang der Neunziger importierte er die "Mighty Morphin Power Rangers" aus Japan in die USA. Sturm laufende Eltern und Pädagogen konnten nicht verhindern, dass die gewalttätigen Karate-Comicfiguren zur beliebtesten Kinder-Fernsehserie des Jahrzehnts wurden. Rund sechs Milliarden Dollar brachte laut "Forbes" allein das Merchandising zwischen 1993 und 2001 ein. Auch die Einführung der "Ninja Turtles" in den westlichen Kulturkreis ist dem fitness-gestählten Unternehmer zu verdanken.
      ...

      Seinen größten Coup landete Saban vergangenen Oktober, als er seinen Anteil an Fox Family Worldwide an den Disney-Konzern verkaufte. ... Für die 81 Millionen US-Haushalte und 34 Millionen Abonnenten in Europa und Lateinamerika zahlte Disney insgesamt 5,3 Milliarden Dollar (inklusive der Übernahme von 2,4 Milliarden Dollar Schulden). Von den 2,9 Milliarden Dollar Bargeld bekam Saban die Hälfte. Ein Megadeal, der Saban den Ruf als beinharter Verhandlungskünstler mit exquisitem Timing bescherte.


      Das Geld liegt seither auf verschiedenen Konten. ... Die Übernahme von KirchMedia könnte sein "neues Leben", wie er es nennt, einleiten.

      ... Sein Lebenslauf ist selbst für amerikanische Verhältnisse äußerst gewunden. Geboren im ägyptischen Alexandria, mit 12 Jahren nach Israel umgesiedelt, nach dem Jom-Kippur-Krieg 1975 nach Paris gegangen, acht Jahre später nach Hollywood. Er hat einen israelischen und einen amerikanischen Pass.

      ...

      Sabans Qualitäten als Manager sind umstritten. Analysten etwa weisen darauf hin, dass er Fox Family mit einem riesigen Schuldenberg hinterlassen hat. Saban verteidigt sich mit dem naheliegenden Argument, dass der Sender Disney immerhin über fünf Milliarden Dollar wert gewesen sei. Abgesehen davon hat er auch bereits erklärt, nicht mehr im operativen Geschäft tätig sein zu wollen. Saban: "Auf der Board-Ebene kann ich mehr bewirken".
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      schrieb am 27.09.02 15:48:28
      Beitrag Nr. 690 ()
      Was nützen 50.000 Neukunden, wenn man nicht sagt, wieviele Altkunden in derselben Zeit abgesprungen sind?
      Was hat Kofler denn erwartet, wenn er jetzt überrascht ist, dass schon mehrere Investoren ihr Interesse schriftlich ausgedrückt haben.
      Wieso ist es eine Bekräftigung früherer aussagen, wenn er jetzt bis Weihnachten "die Grundzge einer neuen Gesellschafterkonstellation" vorlegen will. Nach meiner Erinnerung hatte er den einstieg neuer Gesellschafter schon für den Herbst angekündigt.
      Wie will er bis dahin überleben? Die Kredite dürften bald aufgebraucht sein. Ende Juni bekam er nach noch einmal 100 Mio von der BayernLB, die "mehrere Monate" reichen sollten.
      Aus Posting #554: "Insolvenzverwalter [von Kirch PayTV] Joseph Füchsl sagte der SZ, wenn der Überbrückungskredit fließe, sei Premiere bis zum Herbst finanziert. Bis dahin müssten dann neue Investoren gefunden werden."

      Ich will aber nicht nur nur meckern, sondern meine Bewunderung dafür ausdrücken, wie man einen großen Konzern in die Pleite treiben und dabei selbst als einziger Konzernbestandteil (bisher) überleben kann. Respekt!

      Stoiber ist aus den Wahlen in Bayern (und nur da!) ja gestärkt hervorgegangen. Vielleicht kann er jetzt wieder ungenierter über die BayernLB eingreifen.
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      Premiere-Chef Kofler - Verhandlungen mit Investoren ermutigend

      Oestrich-Winkel, 27. Sep (Reuters) - Die Sanierung des angeschlagenen PayTV-Senders Premiere läuft nach Angaben von Senderchef Georg Kofler besser als erwartet. Die Verhandlungen mit potenziellen Investoren bezeichnete er als "ermutigend". "Wir sind zuversichtlich, unseren Businessplan nicht nur einhalten, sondern auch übertreffen zu können", sagte Kofler am Freitag auf dem 13. Wirtschaftssymposium der European Business School in Oestrich-Winkel. Nachdem Premiere im August rund 50.000 neue Abonnenten gewinnen konnte, "gehen wir im September in Richtung 60.000". Ende September dürfte Premiere somit rund 2,45 Millionen Abonnente vorweisen. Für das vierte Quartal visiert Kofler 200.000 bis 250.000 Neukunden an. Damit dürfte er sein Ziel erreichen, bis zum Jahresende über 2,5 Millionen Abonnenten vorzuweisen. Kofler zeigte sich weiter zuversichtlich, bis Jahresende einen Käufer für Premiere vorstellen zu können. "Die Gespräche laufen ermutigend", sagte der Südtiroler. "Es gibt substanzielles Interesse von mehreren Bietern. Dieses ist auch uns gegenüber schon schriftlich dokumentiert worden." Bei den Interessenten handele es sich vornehmlich um Finanzinvestoren. "Wir sind zuversichtlich, dass wir bis Weihnachten die Grundzüge einer neuen Gesellschafterkonstellation bei Premiere festlegen können", bekräftigte Kofler frühere Aussagen. Premiere kämpft seit der Insolvenz der Muttergesellschaft KirchPayTV ums Überleben und ist deshalb auf der Suche nach neuen Investoren. ban/pag.
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      schrieb am 28.09.02 22:01:35
      Beitrag Nr. 691 ()
      Saban wäre jedenfalls pol. nicht als neutral einzustufen. Dazu kommt seine alte geschäftliche Verbindung mit Murdoch, dem ja pol. Einflussnahmen - in GB - nachgesagt werden.

      Käme diese Schiene zum Zuge, kann sich D auf eine neue Konstellation im Kampagnen-Journalismus gefasst machen, was in 4 Jahren - oder schon früher - auch der Medienkanzler (wer das dann wohl sein wird?) zu berücksichtigen haben wird.

      Man wird sich nach dem Kirch-Turm-Fernsehen zurücksehnen.
      Avatar
      schrieb am 28.09.02 22:51:34
      Beitrag Nr. 692 ()
      @ profitgenius

      Kirch hat zwar keinen Kampagnenjournalismus betrieben, aber er hat seinerzeit Kohl nach Kräften unterstützt (hatte der der nicht als Kanzler auf Sat1 eine regelmäßige wöchentliche Sendung?). Über seine Springer-Beteiligung hat er ebenfalls kräftig für Kohl die Trommel gerührt, d.h. für den Rausschmiss "zu linker" Journalisten gesorgt.

      Bist Du Dir sicher, dass Murdoch Stoiber unterstützt hätte? Vergessen sollte man nicht, dass Toni Blair seinen Wahlsieg gegen Major maßgeblich Murdoch zu verdanken hat, der sich damals auf die seite der "moderneren" (New-)Labour-Party geschlagen hat und seitdem Toni Blair fast beliebig am Nasenring führt.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 28.09.02 22:55:41
      Beitrag Nr. 693 ()
      DER SPIEGEL 40/2002 - 30. September 2002
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,216128,00.html

      Kirch-Connection

      Die Schweizer Bande

      Leo Kirch und sein ehemaliger Vize Dieter Hahn haben nach langer Suche einen Finanzpartner gefunden. Mit ihm können sie im Bieterwettbewerb um die Relikte ihres Medienkonzerns wieder aktiv mitmischen.

      Hamburg - Mit der im schweizerischen Zug ansässigen Beteiligungsgesellschaft Invision AG bemühen sich die Pleitiers um das Sportrechtegeschäft der insolventen KirchMedia, das unter anderem die TV-Rechte an der Fußball-WM 2006 sowie der Bundesliga umfasst. Invision gehörte bis Januar 2001 zur Holding des langjährigen Kirch-Spezis und Metro-Gründers Otto Beisheim, das Geschäft vermittelte der ehemalige Metro-Finanzchef Hans-Dieter Cleven, der auch Boris Becker berät. Einem Insider zufolge würden Kirch und Hahn bei einem Zuschlag für Invision das Management übernehmen.

      Sie konkurrieren ausgerechnet mit ihrem ehemaligen KirchSport-Angestellten Günter Netzer, der die Sportsparte mit weiteren Führungskräften im Rahmen eines Management-Buy-outs übernehmen will und den Ex-Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus als Investor gewonnen hat. Die Angebote beider Gruppen liegen zwischen 200 Millionen und knapp 300 Millionen Euro.

      Die Insolvenz-Manager der KirchMedia wollen den separaten Verkauf des Sportrechte-Geschäfts, dem der Gläubigerausschuss bereits grundsätzlich zugestimmt hat, möglichst schnell abwickeln, um sich finanziellen Spielraum für den sich hinziehenden Bieterwettbewerb um den Mutterkonzern KirchMedia zu verschaffen. Dort zeichnet sich ein Endspurt zwischen zwei Konsortien ab: Als aussichtsreich gilt im Gläubigerausschuss derzeit vor allem eine Bietergruppe aus Heinrich Bauer Verlag, dem Hollywood-Studio Columbia und der HypoVereinsbank, in der der Hamburger Verlag die Mehrheit übernehmen würde.

      Die Bank, so der Plan, könnte später einen Teil ihres Pakets an Interessenten weitergeben (auch der SPIEGEL-Verlag prüft eine solche Beteiligung). Ebenfalls im Rennen ist ein Konsortium aus dem US-Medien-Milliardär Haim Saban und dem französischen Privatsender TF1, das sich um die so genannten Altgesellschafter rund um die Investmentbank Lehman Brothers verstärken will - bislang waren die Altgesellschafter, zu denen auch der saudische Prinz Walid und die Rewe-Gruppe zählen, als eigenständiges Konsortium aufgetreten. Weil beide Gruppen derzeit - ohne den Sportbereich - knapp über zwei Milliarden Euro bieten, rechnen Insider damit, dass es nach der nächsten Sitzung des Gläubigerausschusses am 10. Oktober mit beiden einen "Letter of Intent" geben wird.
      Avatar
      schrieb am 02.10.02 12:05:43
      Beitrag Nr. 694 ()
      Man lernt ja nie aus, welche Überraschungen unser Insolvenzrecht bereithält. Ob so etwas von den Vätern des Gesetzes beabsichtigt war?
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      SPIEGEL ONLINE - 01. Oktober 2002, 11:13
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,216361,00.html

      Aktien-Fehde

      Kirchs Harakiri-Trick gegen die Deutsche Bank

      Medien-Pleitier Leo Kirch mag sich nicht damit abfinden, dass die Deutsche Bank in der kommenden Woche seine mühsam zusammengekauften Springer-Aktien versteigert. Angeblich will er die Auktion blockieren, indem er eine seiner noch intakten Töchter absichtsvoll in die Insolvenz treibt.

      München/Frankfurt am Main - Mit Anzeigen in der deutschen Wirtschaftpresse warb die Deutsche Bank Anfang dieser Woche für die Aktien-Auktion: Am 8. Oktober will sie den 40-Prozent-Anteil am Axel Springer Verlag, den nach einem langen Rechtsstreit nun aber das Geldinstitut kontrolliert, meistbietend versteigern. Beobachter werteten dies als Trick, das Aktien-Paket endgültig dem Machtkreis Leo Kirchs zu entziehen. Die Strategie ist mit dem Axel Springer Verlag abgestimmt, der dem Großaktionär aus München nie große Sympathien entgegenbrachte.

      Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" will Kirch der geplanten Versteigerung aber mit einer weiteren gezielten Pleite zuvorkommen. Kirchs Anwälte prüften derzeit einen Insolvenzantrag für die Printbeteiligung GmbH, in der die Springer-Aktien gebündelt sind, berichtet die Zeitung. So könne Kirch die Strategie der Deutschen Bank und des Verlags unterlaufen, weil ein Insolvenzverwalter die Versteigerung der Aktien verhindern könne.

      Einer von Kirchs Anwälten erklärte am Mittwoch auf Anfrage, er könne dazu noch keine Auskunft geben. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge sind die Anwälte Kirchs ferner der Auffassung, dass die so genannte Vinkulierung der Springer-Aktien im Falle einer Insolvenz der PrintBeteiligungs GmbH erlischt. Durch die Vinkulierung verfügt der Springer-Aufsichtsrat über ein Mitspracherecht beim Verkauf. Beim Amtsgericht München ist bis zum Mittwochvormittag aber kein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens für die PrintBeteiligung GmbH eingegangen, bestätigte ein Gerichtssprecher.

      Der 40-prozentige Anteil am Springer-Verlag hatte der Bank als Sicherung für an die KirchMedia vergebenen Kredite in Höhe von 720 Millionen Euro gedient. Kirch konnte diese ausgelaufenen Kredite bisher nicht zurückzahlen. Die Bank könnte der "Süddeutschen" zufolge das Aktienpaket am 8. Oktober mangels Käufern auch an sich selbst versteigern. Kirch wäre damit als Aktionär aus dem Großverlag ausgeschieden und Springer hätte auf der Suche nach einem neuen Partner Zeit gewonnen.

      Das Landgericht München hatte der Deutschen Bank am 20. September gegen Kirchs Widerstand die Verwertung des Anteils gestattet. Kirch hatte zuvor geplant, das Paket selbst an einen strategischen Investor zu verkaufen, um so womöglich einen höheren Verkaufspreis herauszuschlagen.
      Avatar
      schrieb am 03.10.02 03:38:30
      Beitrag Nr. 695 ()
      Zitiert aus:
      HANDELSBLATT, Freitag, 27. September 2002, 15:01 Uhr

      Spalten statt versöhnen
      Roland Tichy, Chefredakteur von DMEuro

      8 864 Wählerstimmen, die den rot-grünen Sieg ausmachen, sind bei über 47 Millionen Stimmen in den Wahlurnen ein Mini-Sieg. Und doch könnte daraus ein Maxi-Desaster entstehen.
      ....
      Am Tag nach der Wahl hat SPD-General Müntefering den Beginn der „rot-grünen Epoche“ ausgerufen. Statt angesichts des hauchdünnen Wahlergebnisses die Gemeinsamkeit der demokratischen Parteien zu betonen, hat die rot-grüne Koalition damit die innenpolitische Hegemonie des rot-grünen Lagers gefordert. Wie das gehen soll, war ebenfalls schnell ersichtlich: So spricht die SPD von einem Sieg, der gegen eine „Medienkampagne“ errungen worden sei. Gemeint war der Springer-Verlag. Mitarbeiter des Kanzleramts haben bereits erklärt, man wolle diesen Verlag „zerbrechen“.
      ....


      Kommentar:
      Hat die geplante "Versteigerung" des Springeranteils durch die DBK den Zweck, eine der Familie und Verlagsleitung zusagende Lösung durch einen zusätzlichen (Über)Bieter zu hintertreiben?
      Döpfners "Talent" hat sich ja schon bei seiner Behandlung der Put Option gezeigt. Allerdings ist sichtbare Dummheit eine beliebte Tarnkappe derer, die als Dumme ihre Position wohl kaum erreicht hätten.

      Da die Justiz ihre Unabhängigkeit nirgendwo einklagen kann, warten wir auf den kaum überraschenden Ausgang eines dann möglichen Prozesses um die Bedeutung der Vinkulierung der Springer-Aktien.

      @ rv:
      Kohl hat seine 16 Jahre Kirch zu verdanken, weil er eine wöchentliche Sendung (ist mir nie aufgefallen) hatte?

      Blair trägt einen Nasenring Murdochs? Wohin führt Murdoch Blair? Kannst Du ein paar Beispiele nennen?

      Das Zitat ist übrigens eingebettet in ein paar andere Fragwürdigkeiten, die die das Vorhandensein einer kalkulierten Morituri-Politik vermuten lassen.

      http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil…" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/relhbi/sfn/buil…
      Avatar
      schrieb am 03.10.02 11:08:59
      Beitrag Nr. 696 ()
      @ profitgenius

      Natürlich war es nicht allein die Unterstützung Kirchs, die Kohl 16 Jahre Regierung gesichert hat. Wenn Du mich so verstanden hast, entschuldige ich mich für die missverständliche Ausdrucksweise. Allerdings: Kohl hat Kirch maßgeblich zu seinem Medienimperium verholfen (mit dem er das Monopol des angeblich links dominierten öffentlich-rechtlichen Fernsehens brechen wollte) und Kirch hat sich dankbar gezeigt.

      Zu Blair/Murdoch: Die bedingungslose Unterstützung Blairs für die Bush-Politik (gegen die Mehrheit der eigenen Partei!) ist nicht ohne massive Unterstützung durch die Murdoch-beherrschten Medien denkbar. Natürlich lässt sich kaum NACHWEISEN, dass die Übereinstimmung von Blair und der Murdoch-Presse nicht reiner Zufall ist...

      Der Handelsblatt-Artikel (übrigens nicht aus der Redaktion des Handelsblatts sondern vom DMEuro-Chefredakteur) ist natürlich reine Polemik.
      Dass eine Regierung missliebige Medien beschimpft und vielleicht sogar bedroht (in dem Artikel wird die Herkunft der angeblichen Drohung gegen Springer nicht näher bezeichnet), ist nichts Neues. Das kennen wir auch aus den Zeiten Adenauers, Kiesingers und Kohls sehr gut. Adenauer (sein zunächst gescheiterter Versuch der Einrichtung eines "regierungstreuen" Fernsehsenders) und Kohl (Protektion von Kirch bei der Einführung des Privatfernsehens) haben sogar versucht, durch direkte politische Maßnahmen die Medienstruktur zu ändern. Auch die Spiegel-Affaire ist mir noch gut in Erinnerung.
      Die Polemik des Artikels fängt schon an bei den 8864 Wählerstimmen. Diese haben nämlich keineswegs über den Wahlsieg der Koalition entschieden, sondern nur darüber, dass die SPD mehr Stimmen bekam, als CDU und CSU zusammen - und damit Stoiber auch das letzte seiner Wahlziele verfehlt hat (das allerdings denkbar knapp). Die Mehrheit der Koalition im Bundestag hängt nicht an knapp 9000 Stimmen.
      Stoiber hat im Wahlkampf immer wieder versucht, Schröder hinterherzulaufen - und ist dabei immer wieder auf die Nase gefallen. Insofern spiegelt der Wahlausgang den Verlauf des Wahlkampfs und die Fehler der CDU/CSU und FDP wieder. Sicher ist er nicht auf glänzende Ergebnisse der ersten 4 Jahre Schröder zurückzuführen.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 08.10.02 23:26:39
      Beitrag Nr. 697 ()
      Dies ist wohl das endgültige Aus für Kirch bei Springer.
      Wie lange das Einvernehmen zwischen der DeuBa und Springer anhält, muss man abwarten. Bisher war das ja wohl von gemeinsamer Interessenlage (gegen Kirch) gekennzeichnet - die jetzt entfallen ist.
      _______________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 08. Oktober 2002, 8:18
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,217253,00.html

      Springer-Paket

      Deutschbanker zerlegen die Beute

      Die Phantomveranstaltung war schnell zu Ende. Bei der Versteigerung von Kirchs Springer-Anteil gab es nur einen Bieter - die Deutsche Bank. Ein Teil des Aktienpakets soll an Verlegerwitwe Friede Springer gehen.

      Frankfurt am Main/München - Es war keine Versteigerung. Nach wenigen Minuten erteilte der zuständige Notar Karl-Heinz Schmiegelt der Bank den Zuschlag für insgesamt gut 13,6 Millionen Springer-Aktien zum Kaufpreis von 667,277 Millionen Euro. Das Mindestgebot lag damit exakt beim Kassakurs vom Dienstag in Höhe von 49,00 Euro je Aktie.

      Als Eigentümer der Beteiligung kann die Deutschen Bank das Aktienpaket, das bereits an sie verpfändet war, jetzt ohne Zeitdruck verwerten. Es droht nun weder eine Zwangsversteigerung oder längere Rechtsstreitigkeiten mit nachrangigen Kirch-Gläubigern.

      Die Deutsche Bank will zudem bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) beantragen, dass es für ihre vorübergehende Finanzbeteiligung den Springer-Aktionären kein Übernahmeangebot machen muss. Dazu ist ein Käufer normalerweise gesetzlich verpflichtet, sobald er 30 Prozent der Anteile erwirbt. Die Bank verzichtet auch auf das Stimmrecht für die erworbenen Aktien.

      Wie ein Sprecher des Kreditinstituts bestätigte, will die Deutsche Bank zehn Prozent am Springer-Verlag an die Verlegerwitwe Friede Springer weiterveräußern, die ihren Anteil damit auf rund 60 Prozent aufstockt. Nach Angaben des Sprechers werden entsprechende Gespräche bereits geführt. Sollten attraktive Angebote vorliegen, wolle sich die Bank auch von den anderen Springer-Aktien trennen. "Das ist für uns eindeutig eine vorübergehende Finanzbeteiligung", sagte der Sprecher.

      Zu Beginn der Veranstaltung war die Abwicklung der Formalitäten schnell erledigt. Insbesondere die Registrierung der Bieter: Der Aufforderung des Notars, Bonitätsnachweise vor der Feststellung des Mindestgebots abzuliefern, folgte lediglich der Vertreter der Deutschen Bank.

      Dabei hätte sich für schnell Entschlossene noch die Möglichkeit geboten, ihren Hut in den Ring zu werfen. Denn der Beginn der Veranstaltung hatte sich verzögert, weil es die Organisatoren der Deutschen Bank versäumt hatten, bei der Gestaltung des Terminkalenders die Gesetzeslage zu berücksichtigen. Danach gilt bei Versteigerungen dieser Art der Kassakurs als Mindestgebot. Der aber wurde erst um 12 Uhr festgelegt. Erst danach konnte das erste - und einzige - Gebot abgegeben werden.

      Mit dem Kauf des Springer-Pakets haben Bank und Springer-Management zumindest ein Ziel erreicht: Das Paket, das sich Kirch mühevoll und teils heimlich zusammengekauft hat, ist dem Machtkreis des Medien-Pleitiers entzogen. Das liegt vor allem im Interesse des Springer-Verlages, der den Großaktionär aus München nie leiden konnte und seinen Einstieg anfangs zu blockieren versuchte.

      "Nach Wochen und Monaten der Störmanöver von Leo Kirch herrscht in unserem Haus eine gewisse Erleichterung, dass es vorbei ist", sagte eine Springer-Sprecherin im Anschluss an die Versteigerung. Mit der Deutschen Bank als Partner könne der Verlag nun in konstruktiver Atmosphäre nach einem Käufer für den verbleibenden 30-Prozent-Anteil suchen.

      Sollte Friede Springer ihren Anteil tatsächlich auf 60 Prozent aufstocken, dürfte der Kreis der möglichen weiteren Interessenten klein werden. Der Essener WAZ-Konzern ist bereits aus dem Rennen, weil ihn die Verlegerwitwe bereits offen als Großaktionär abgelehnt hat. Der Schweizer Konzern Ringier ist zwar grundsätzlich interessiert, strebt aber im Hause Springer nach mehr Macht als es Friede Springer lieb ist.

      Der ungewöhnliche Schritt der Deutschen Bank, das Paket zu versteigern, wurde in Finanzkreisen als Verzweiflungstat und Affentheater bezeichnet. Eine Beteiligung an Europas größtem Zeitungshaus zu versteigern, habe kein Niveau, wird in Kreisen kritisiert. Denn der deutsche Branchenprimus hätte das Pfandrecht auch ohne Versteigerung ausüben und sich auf diese Weise den Springer-Anteil für einen späteren Weiterverkauf ins Haus holen können.

      Ein von mehreren Branchenkennern erwarteter Insolvenzantrag der PrintBeteiligung GmbH, mit der Kirch die Versteigerung des Paketes durch die Deutsche Bank hätte verzögern können, wurde am Montag nach Angaben des Münchner Amtsgerichts nicht gestellt. Die PrintBeteiligung ist bislang Eigentümer der Aktien. Nach einem langen Rechtsstreit hatte die Deutsche Bank Ende September grünes Licht erhalten, das Aktienpaket zu verwerten.

      In Justizkreisen hieß es, Kirch hätte mit Rechtsmitteln praktische keine Chance mehr gehabt, die Auktion zu verhindern. Allenfalls könnten sich für Kirch noch Ansprüche auf Schadenersatz ergeben.
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 16:32:19
      Beitrag Nr. 698 ()
      Ist mir da was entgangen? Ist der Verkauf des Sportrechtegeschäfts schon über die Bühne gegangen?
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      KirchMedia - Weiter drei Konsortien im Bieterverfahren

      Ismaning, 10. Okt (Reuters) - In dem Bieterverfahren um die insolvente KirchMedia sind weiter drei Konsortien im Rennen. Nach der Auflösung des Konsortiums von Commerzbank und dem US-Studio Columbia hätten die drei verbliebenen Bietergruppen bis zum 30. Oktober Zeit, ein endgültiges Angebot vorzulegen, sagte KirchMedia-Geschäftsführer Heinz-Joachim Ziems am Donnerstag am Firmensitz in Ismaning. Bisher lägen die Angebote eng zusammen. Eine Summe nannte er jedoch nicht. Die Commerzbank und Columbia würden sich jeweils einem der verbliebenen Konsortien anschließen. Der Gläubigerausschuss habe zudem dem separaten Verkauf des Sportrechtegeschäfts an das Management der Schweizer Kirch Sport AG, das finanziell vom französischen Investor Robert Louis-Dreyfus unterstützt wird, zugestimmt. bub/zap
      Avatar
      schrieb am 10.10.02 17:34:39
      Beitrag Nr. 699 ()
      Hier noch die etwas ausführlichere Meldung.
      Die Gebote liegen wohl deutlich unter 2 Mrd.
      Berlusconi wartet weiter ab.
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      KirchMedia - Weiter drei Konsortien im Bieterverfahren

      München, 10. Okt (Reuters) - In dem Bieterverfahren um die insolvente KirchMedia sind weiterhin drei Konsortien im Rennen. Nach der Auflösung der Bietergruppe von Commerzbank und dem US-Studio Columbia hätten die drei verbliebenen Konsortien nun bis zum 30. Oktober Zeit, ein endgültiges Angebot vorzulegen, sagte KirchMedia-Geschäftsführer Heinz-Joachim Ziems am Donnerstag am Firmensitz in Ismaning bei München. Bisher lägen die Angebote in einer Größenordnung von zwei Milliarden Euro. In Gläubigerkreisen wurden jedoch Beträge von 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro genannt. Der Gläubigerausschuss habe zudem dem separaten Verkauf des Sportrechtegeschäfts an das Management der Schweizer Kirch Sport AG, das finanziell vom französischen Investor Robert Louis-Dreyfus unterstützt wird, zugestimmt, sagte Ziems weiter. Somit bleibt als großer Rest von KirchMedia - Teile der Produktion, der Filmrechtehandel sowie die Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 - zum Verkauf übrig. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung, die bei der Suche nach einem Käufer von der Investmentbank UBS Warburg unterstützt wird, den Verkauf von KirchMedia als Ganzes angestrebt.

      MEDIASET KÖNNTE INS BIETERVERFAHREN EINTRETEN
      In Branchenkreisen hatte es bereits am Mittwoch geheißen, das Konsortium von Commerzbank und der Sony-Tochter Columbia habe sich aufgelöst. Die Commerzbank habe sich der Bietergruppe der Altgesellschafter um Lehman Brothers, Rewe und dem saudischen Prinzen Al-Waleed angeschlossen, bestätigte Ziems am Donnerstag. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Medienkonzern Mediaset, der von der Familie des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrolliert wird, oder dessen Muttergesellschaft Fininvest ebenfalls diesem Konsortium beitreten. Anfang des Jahres hatten Spekulationen, Mediaset strebe die Übernahme der Kirch-Gruppe an, Befürchtungen ausgelöst, Berlusconi könne damit die Kontrolle über den größten deutschen TV-Konzern erlangen. Eine Mediaset-Sprecherin sagte dazu: "Der letzte Stand der Gespräche ändert nichts an der Position von Mediaset: Wait and see."

      KREISE - TF1 UND SABAN SOLLTEN AUSSORTIERT WERDEN
      Ziems geht davon aus, dass auch Columbia weiter an dem Bieterverfahren teilnimmt und dem Konsortium um die Verlage Bauer und Springer sowie der HypoVereinsbank in den nächsten Tagen beitritt. Eine Sprecherin der HypoVereinsbank bestätigte, dass Gespräche in diese Richtung geführt würden. Ebenfalls weiter als Interessent im Prozess ist das Bieterteam des französischen Senders TF1 und des Milliardärs Haim Saban, der mit Kinder-Trickfilmen in den USA ein Vermögen gemacht hat. In Gläubigerkreisen hieß es, diese Gruppe hätte eigentlich aus dem Prozess herausfallen sollen, der Gläubigerausschuss habe sich aber dann anders entschieden. In dem Gremium sind mit der HypoVereinsbank, Commerzbank und Columbia Unternehmen vertreten, die auch auf der Bieterseite involviert sind. Diese hätten wie üblich bei der Abstimmung über TF1/Saban den Raum verlassen müssen, hieß es in den Kreisen.

      LEO KIRCH UND DIETER HAHN GEHEN BEI SPORTRECHTEN LEER AUS
      Mit dem Zuschlag des Sportrechtegeschäfts an das Management der KirchMedia-Tochter Kirch Sport AG, dem auch der Ex-Fußballnationalspieler Günter Netzer angehört, geht die Schweizer Beteiliungsgesellschaft Invision leer aus. Sie hatte in Zusammenarbeit mit dem früheren Medienzar Leo Kirch und dem Ex-Kirch-Manager Dieter Hahn ebenfalls ein Angebot für die TV-Rechte an der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und die deutsche Fußball-Bundesliga abgegeben. Ziems bezifferte den Preis für die Sportrechte auf einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. hgn/bub/zap.
      Avatar
      schrieb am 11.10.02 23:41:05
      Beitrag Nr. 700 ()
      Quelle: http://www.aktienundco.net
      ProSiebenSat.1 Media: Hold
      10.10.2002 12:28:36
      In ihrer aktuellen Studie bewerten die Analysten der SEB die Aktie von ProSiebenSat.1 Media mit dem Rating „Hold“.
      Nach einer neuen Studie der Prognos AG, die am 17. Oktober von SevenOne Media in München vorgestellt werden dürfte, könne der Fernsehwerbemarkt in Deutschland in diesem Jahr um 8,2% zurückgehen. Der Werbemarkt insgesamt (alle Medien) solle demnach um 7,4% schrumpfen. Damit würden die Investitionen in Fernsehwerbung nicht nur im zweiten Jahr in Folge zurückgehen, sondern der Rückgang würde sich gegenüber 2001 sogar nochmals beschleunigen.

      Das Management der ProSiebenSat.1 AG betone die nach wie vor geringe Visibilität. Dennoch erwarten die Analysten auch für das erste Quartal 2003 keine Trendwende sondern einen weiter schwachen Verlauf des Werbemarktes. Auf Grund der erneuten Gewinnwarnung der ProSiebenSat.1 AG müssen die Analysten ihre Schätzungen für 2002 nach unten anpassen. Während sie beim Umsatz lediglich marginale Adjustierungen vornehmen, falle die Reduktion des erwarteten Konzernjahresüberschusses auf Grund des hohen negativen außerordentlichen Ergebnisses (-55 Mio. Euro) sehr hoch aus. Auch wegen des mittlerweile doch recht gedrückten Kursniveaus behalten die Analysten ihre Empfehlung mit „Hold“ unverändert bei.


      Quelle: http://finanzen.tiscali.de/
      10/10/2002 15:18
      WestLB senkt ProSiebenSat.1-Kursziel auf sieben Euro

      Frankfurt, 10. Okt (Reuters) - Die WestLB Panmure hat das
      Kurziel für die Aktien des TV-Konzerns ProSiebenSat.1 Media
      AG wegen der weiter schwachen Aussichten für den
      Werbemarkt auf 7,0 von 9,10 Euro gesenkt.


      Das Rating "Neutral" werde beibehalten, teilten die
      Analysten in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie mit.
      Der Trend des deutschen TV-Werbemarktes zeige weiter nach unten
      und die Senderfamilie aus ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24 habe
      in den vergangenen Monaten Marktanteile bei den Zuschauern
      verloren.
      Am Donnerstagnachmittag notierten die Titel mit 3,23
      Prozent im Minus bei 5,70 Euro. Im Sommer hatten die Aktien
      zeitweise über zehn Euro notiert.

      Eine stabilisierende Wirkung auf den Aktienkurs habe aber
      der anstehende Verkauf der Muttergesellschaft KirchMedia, hieß
      es in der Studie weiter. Denn der Sieger erhält eine
      52,5-prozentige Mehrheit an ProSiebenSat.1 und muss für die
      übrigen Aktien der Senderfamilie ein Übernahmeangebot machen und
      dazu den Durchschnittskurs der letzten drei Monate zu Grunde
      legen.



      Quelle: http://www.aktienmarkt.net
      [/b]ProSiebenSat1 Media AG: neutral WestLB[/b]
      Da es derzeit keine Anzeichen für eine Belebung des Werbemarktes in Europa gibt, haben die Analysten der WestLB ihre Gewinnerwartung je Aktie für die ProSiebenSat1 Media AG für das laufende Jahr 2002 von 0,26 Euro auf 0,11 Euro, für das kommende Jahr 2003 von 0,36 Euro auf 0,21 Euro und für das Jahr 2004 von 0,44 Euro auf 0,40 Euro reduziert. Zugleich haben die Experten ihr Kursziel für die Aktie der Fernsehsender-Familie von 9,10 Euro auf nun 7,00 Euro nach unten engepasst. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Bewertung stufen sie den Titel aber unverändert mit "neutral" ein.(dw)


      Kommentar:
      Es ist also kein Wunder, dass die Preisvorstellungen für PSM immer geringer werden und dass sich die Gläubiger nur schwer daran gewöhnen.
      Bei Springer hat sich die DBK doch noch durchsetzen können, nur stimmz der Preis nicht.
      Ich hatte angenommen, dass das Paket begehrter wäre, aber die Vinkulierung hat doch gezogen und beiden, DBK und Kirch, das Geschäft verdorben.
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 09:30:42
      Beitrag Nr. 701 ()
      11.10.2002 17:35

      Kirch-Gruppe

      Ein Fall für die Fürsorge

      Bislang geheime Darlehen des Patriarchen Leo Kirch für seine Vertrauten alarmieren Insolvenzverwalter und Staatsanwälte.
      Hans-Jürgen Jakobs und Klaus Ott

      (SZ vom 12.10.2002) — Leo Kirch hat sich um seine Leute immer gekümmert, wie das ein richtiger Patriarch eben macht. Einer Sekretärin, die weinend von finanziellen Problemen erzählte, steckte der fürsorgliche Chef einmal tausend Mark zu.

      Die Beschäftigten von Taurus-Film, aus der das Medienimperium entstand, bekamen zur Geburt eines Kindes sogar einen kleinen Goldbarren geschenkt. Und Gehaltserhöhungen waren im Nu ausgehandelt.

      „Ziffern werden umgedreht

      Einer jungen TV-Kraft mit einem Anfangslohn von 6900 Mark gab Kirch einfach die Anweisung: „Gehen Sie in die Personalabteilung und sagen, die ersten beiden Ziffern werden umgedreht.“

      In jüngster Zeit mehren sich allerdings Hinweise und Berichte, Kirch könnte es am Ende mit der Fürsorge übertrieben haben und laufe deshalb Gefahr, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen.

      Es geht um teilweise hohe Vergünstigungen für die engsten Vertrauten vor der Pleite des Konzerns. Die Transaktionen missfallen den Insolvenzverwaltern, die nun untersuchen, ob den Gläubigern Geld vorenthalten wurde.

      In den Insolvenzgutachten sind mehrere Fälle beschrieben.

      – Ein bebautes Grundstück in Ottenbichl bei München wurde offenbar im ersten Quartal 2002 an den langjährigen Kirch-Vertrauten Gabor Toth übertragen, die Firma KirchMedia habe einen Verlust von 1,5 Millionen Euro erlitten.

      – Drei Manager bekamen ausweislich der Unterlagen umfangreiche Darlehen, die später erlassen wurden: Kirch-Vize Dieter Hahn (1,5 Millionen Mark), Rechtsexperte Klaus Piette (2,5 Millionen Mark) und Sportrechte-Profi Alexander Liegl (1 Million Mark).

      – Der Kirch-Freund Georg Gafron, Chefredakteur der Zeitung B.Z. in Berlin, bekommt ein Millionen-Darlehen drei Jahre gestundet und muss so lange keine Zinsen zahlen.

      Zuerst versteckt, dann erlassen

      Vor allem die Erkenntnisse des vom Amtsgericht bei der Taurus Holding, der Dachgesellschaft des Imperiums, eingesetzten Juristen Kurt Bruder sind brisant. Auch die Justiz ist neugierig geworden.

      Die Staatsanwaltschaft München I hat ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet. Bruders Bericht werde jetzt ausgewertet, sagte Oberstaatsanwalt Joachim Eckert am Freitag der Süddeutschen Zeitung: „Wir prüfen, ob darin genügend Anhaltspunkte für mögliche strafrechtlich relevante Sachverhalte enthalten sind.“

      Seit Anfang der Woche liegt das Gutachten den Ermittlern vor. Anwalt Bruder beschreibt akribisch mehrere Finanzströme und so genannte Vermögensabflüsse, die ihm aufgefallen sind.

      Demnach wurden die Millionen-Darlehen für Hahn, Piette und Liegl teilweise erst in der Buchhaltung versteckt und später allesamt erlassen. Es gibt mehrere Briefe mit Datum vom September 2001, in denen Kirch auf die Rückzahlung verzichtete. Die Schreiben sind nach Darstellung von Bruder womöglich rückdatiert.

      Eine Art Bonus

      Ein späterer Kredit-Verzicht hätte wahrscheinlich große Probleme bereitet. Derlei Geschäfte sind nachträglich anfechtbar, wenn sie in den letzten Monaten vor einer Involvenz getätigt werden; Taurus Holding ging aber erst Mitte 2002 pleite. Sollten die Zuwendungen vor den Gläubigern gerettet werden?

      Hahn und Piette weisen die Vorwürfe strikt zurück. Die Darlehen datierten aus dem Jahr 1999; beim späteren Verzicht habe es sich um Vorab-Maßnahmen der geplanten Fusion der Kernfirma KirchMedia mit der eigenen Senderfamilie gehandelt, auch seien die Kredite an das Erreichen bestimmter wirtschaftlicher Ergebnisse geknüpft gewesen.

      Auch sei nichts erlassen worden, erklärt ein Nahestehender: Die in den Abmachungen enthaltene Formulierung, eine Rückzahlung der Darlehen sei nicht erforderlich, wenn das Beschäftigungsverhältnis vor dem 31. August 2006 ende, greife nicht, da sowohl Piette und Hahn noch Funktionen in alten Kirch-Firmen ausübten, etwa der Beta Research.

      Auch habe es nie längere Gespräche mit dem Insolvenzverwalter Bruder über diese Fragen gegeben, eine plausible Begründung für die Vorwürfe sei nicht erkennbar.

      Ein schwerer Disput zeichnet sich ab. Kirch, der alte Herr, hatte den Managern Hahn, Piette und Liegl zentrale Positionen eingeräumt. Der resolute Hahn steuerte den ganzen Laden, sein Freund Piette stand ihm zur Seite, Liegl kümmerte sich um die Vermarktung der Fußball-Weltmeisterschaften und anderer Sportereignisse im Fernsehen.

      Neugierig geworden

      Bei dem Fall geht es um hohe Summen, die in den offiziellen Geschäftsunterlagen der Taurus Holding teilweise gar nicht vermerkt waren. Insolvenzverwalter Bruder musste erst nachforschen, um gewisse Vorgänge aufzuhellen.

      In der Buchhaltung sei eine Forderung gegen die KPMG Deutsche Treuhandgesellschaft in Höhe von mehreren Millionen Euro ausgewiesen, notierte er in seinem Gutachten.

      Die KPMG habe jedoch auf Nachfrage mitgeteilt, es handele sich nicht um Ansprüche gegen die Treuhandfirma, sondern um „Forderungen gegen leitende Angestellte beziehungsweise Geschäftsführer, die in der Buchhaltung nicht erscheinen sollten“.

      Da wurde der Jurist neugierig – und stieß auf die Darlehensverträge. Kirchs Fürsorge ging offenbar aber noch weiter. Er teilte allen drei Managern schriftlich mit, die Gelder müssten nicht zurückgezahlt werden.

      Der Brief an Hahn trägt das Datum 1. September 2001, bei Piette ist es der 2., bei Liegl der 30. September 2001.

      Als sich der Insolvenzverwalter die Briefe genauer anschaute, kam ihm etwas merkwürdig vor: Es waren unterschiedliche Firmennamen für die Holding genannt. So seien etwa in dem Schreiben an Liegl wechselweise die Bezeichungen Kirch Holding und Taurus Holding verwendet worden.

      Der Insolvenzverwalter notierte:

      „Zum Zeitpunkt des Datums des Schreibens (30. September) lautete die Firma aber noch Kirch Holding GmbH & Co. KG. Erst mit Gesellschafterbeschluss vom 18. Dezember 2001 wurde sie umfirmiert in Taurus Holding GmbH & Co. KG. Es spricht also viel dafür, dass das Schreiben nicht am 30. September abgefasst und auch nicht an diesem Tage oder einige Tage später von Herrn Dr. Kirch unterschrieben wurde.“

      Bei den Briefen von Kirch an Hahn und Piette verhalte es sich ähnlich, heißt es im Insolvenzgutachten. Bruder urteilt, es werde deshalb „intensiv die Frage einer Anfechtung des Darlehenserlasses zu prüfen sein“.

      Hahn und Piette bestreiten eine Rückdatierung; der einstige Sportmanager Liegl sagt auf Anfrage, er habe den von Kirch unterzeichneten Darlehenserlass selbst aufgesetzt: „Wir hatten wegen der geplanten Umwandlung in eine Aktiengesellschaft ein riesiges Chaos mit den Firmierungen, und da habe ich die Namen verwechselt.“

      Bonus für die gute WM-Vermarktung

      Der Begriff Taurus Holding für die Dachgesellschaft sei im September 2001 geplant und somit bekannt gewesen. Es sei nichts zurückdatiert worden – und die Million habe er als eine Art Bonus für die gute WM-Vermarktung erhalten.

      In einem anderen Fall wurde Kirchs Chef-Techniker Gabor Toth bedacht, der eine vermeintliche Wunderkiste für das Abofernsehen (Pay-TV) entwickelt hatte. Diese d-box wies zwar viele Macken auf, Kirch aber hatte Gefallen an dem Ungarn gefunden.

      Kirch Media, die Kernfirma des Patriarchen, überließ Toth vor der Pleite offenbar die wertvolle Immobilie im Südosten von München. Es sei davon auszugehen, dass dieser „Vermögenswert“ für die Gläubiger zurückgefordert werden könne, ist auf Seite 440 des Insolvenzgutachtens zur Kirch Media nachzulesen.An einigen Stellen liest sich der Schinken wirklich wie ein Krimi.
      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 12.10.02 10:56:19
      !
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      Avatar
      schrieb am 14.10.02 21:55:16
      Beitrag Nr. 703 ()
      Huhu,
      long time no see. In Cannes wurde aus verschiedenen Kreise ein Bieterkonsortium aus Hypovereinsbank und Columbia bestätigt ... anscheinend hätte man sich geeinigt ... natürlich kam die Info nicht aus Kirchkreisen.

      Die Wechselrate bei Premiere soll im übrigen ca. 30 % betragen. Die Durchschnittsrate in anderen Ländern, die erfolgreich mit Pay TV arbeiten liegt diese im Schnitt bei ca. 8 %.

      Die US Studios sollen über einen eigenen Pay TV-Kanal gedacht haben (LOL - aber das gilt als relativ bestätigt), aber sahen dann davon ab, weil sie natürlich nicht so einfach einen Kabelplatz bekommen. Die Studios benötigen dringend einen Pay TV Abspielkanal in Deutschland, da dieser je nach Studio ihnen Erträge in hundertfacher Millionenhöhe in die Kassen spült. Ohne Pay TV in Deutschland wird es vielen US Studios so immens schlecht gehen, daß zukünftige Produktionen und Existenzen in Frage gestellt sind , so ein US-Brancheninsider. (denen geht es nämlich aus so schlecht).

      Amüsant ist, daß die Amis meinen Premiere sei viel zu billig und sei auch vorher zu billig gewesen. Nachdem mir dies in Ami berichtete, konnte ich nur daraufhin antworten, daß ich Premiere auch noch heute viel zu teuer finde und eben auch zu schlecht, wie eben die 30 % Kündiger das auch finden.

      Die Misere beeinflußt auch Kirch`sche Produktionen. Einige internationale Co-produktionen wurden umgeschichtet, so daß eine Filme, die sich bereits in Produktion befanden, doch etwas erschüttert worden. Glücklicherweise konnten die internationalen Produktionsfirmen die Gelder woanders noch auftreiben.

      Zu sehen war die Misere auch beim legendären Beta Brunch, während sonst internationale Coproduktionen und die Bibelverfilmungen Highlight der Präsentationen war, war es dieses Mal Sat.1 Programme rauf und runter, und wie erfolgreich die sind, das wissen wir ja wohl alle.

      Letzte Woche Freitag (also vor 3 Tagen) gab es ja eine weitere Sitzung in München mit "echten" Interessenten. Mal gucken, was draus wird und wann was draus wird und wieviel der Laden tatsächlich wert ist.

      Es gibt ja so viele unterschiedliche Zahlen ... sollte es hinterher doch nur "haste mal ne Mark sein" ...

      Bis dann
      nichtsteffie
      Avatar
      schrieb am 14.10.02 23:49:31
      Beitrag Nr. 704 ()
      @ ns

      Tja - die Amis und das Pay-TV.
      Anscheinend ist unser TV (trotz aller Bemühungen, das Niveau zu senken) immer noch um Klassen besser als das amerikanische.
      Wenn ich bei denen lebte, würde ich entweder ganz auf TV verzichten oder 50$ oder mehr pro Monat für Pay-TV ausgeben...

      Hast Du einen Vergleich des gesamten pro-Kopf-TV-Umsatzes in den USA und bei uns? (Ich meine die Summe Werbung, Gebühren und Pay-TV-Einnahmen.) Kann schon sein, dass der bei denen höher ist als bei uns. Dafür ist bei denen der Sprit billiger *g*.

      Die Studios können wohl aus den Deutschen nicht so viel rausquetschen wie aus den Amis. Und das finde ich gut so - schließlich sind die Filme auch erst einmal auf den Geschmack der Amis zugeschnitten - was nicht heißt, dass nicht gelegentlich mal ein großer Wurf dabei ist.

      Zu Premiere: Auch wenn die Studios wirklich drauf angewiesen sind, lohnt es sich nicht, die Firma in den Konkurs zu treiben. Die Verluste der Vergangenheit haben ja i.W. andere Teile des Kirch-Konzerns übernommen. Selbst die bereits insolvente KirchMedia hat ja kürzlich noch Premiere-Schulden erlassen. Wieso machen das die Gläubiger eigentlich mit?
      Kein Wunder, dass unter diesen Umständen der Wert der "Legendären Filmbibliothek" immer weiter sinkt.


      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 16.10.02 18:03:16
      Beitrag Nr. 705 ()
      Vielleicht schafft es Kofler ja doch.
      Ich hätte ja drauf getippt, dass es nach der Wahl eine erneute Hilfe der BayernLB oder einen Insolvenzantrag gibt...
      ____________________________________________________

      Premiere verringert Verluste drastisch

      München, 16. Okt (Reuters) - Der zum Verkauf stehende PayTV-Sender Premiere hat seine operativen Verluste im dritten Quartal 2002 drastisch verringert und neue Kunden gewonnen. "Der August markiert den Wendepunkt im Geschäftsverlauf", erklärte Premiere-Geschäftsführer Georg Kofler am Mittwoch. Nach der einer grundlegenden Sanierung sei der Sender, der zum früheren Medienimperium des Unternehmers Leo Kirch gehörte, wieder auf Wachstumskurs. Premiere sei auch wieder ein verlässlicher Partner für die US-Studios geworden. Mit Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) und Warner habe der Sender am Dienstag neue Programmverträge geschlossen. Kofler zeigte sich zuversichtlich, Premiere bis zum Jahresende an Investoren verkauft zu haben. Premiere kämpft seit der Zahlungsunfähigkeit der Muttergesellschaft KirchPayTV im Mai ums Überleben. Der rigorose Sparkurs des Südtirolers Kofler zeigt aber Erfolge, so dass die Gefahr einer Insolvenz des Senders selbst vorerst gebannt scheint. Der Sender verhandelt nach eigenen Angaben mit einer Hand voll Finanzinvestoren über einen Verkauf von Anteilen. "Die Gespräche mit den möglichen Investoren verlaufen sehr ermutigend", sagte Kofler. Die US-Studios seien dagegen nicht mehr an einem Einstieg bei Premiere interessiert. "Über einen Einstieg sprechen wir nicht."

      OPERATIVER VERLUST VERRINGERT SICH UM 93 PROZENT
      Im dritten Quartal halbierte Premiere den Angaben zufolge die Kosten auf 222 Millionen Euro. Der Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) sank auf 16 (Vorjahr: minus 222) Millionen Euro, der Fehlbetrag nach Steuern auf 85,6 (VJ: minus 244,5) Millionen Euro. Der Umsatz legte um gut zwei Prozent auf 206,4 Millionen Euro zu. Im laufenden Quartal rechnet Kofler zwar mit einem beschleunigten Umsatzwachstum, aber auch wieder mit einem höheren Verlust. "Im vierten Quartal wird das Ergebnis wieder negativer sein", sagte Kofler in einem Reuters-Interview. Die drastische Verringerung der Verluste im dritten Quartal sei auch darauf zurückzuführen, dass im Juli keine Kosten für die Fußball-Bundesliga und die Champions-League angefallen seien. Zudem würden die Kosten für die Gewinnung von Neukunden im vierten Quartal stiegen, weil Premiere dann mit einem erhöhten Kundenwachstum rechne. Daher halte er an dem Ziel fest, beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) erstmals im ersten Halbjahr 2004 schwarze Zahlen zu schreiben.

      PREMIERE PEILT MARKE VON 2,5 MIO KUNDEN BIS JAHRESENDE AN
      Im dritten Quartal hätten sich außerdem 125.000 neue Kunden für den Abosender entschieden, der nun über einen Stamm von 2,443 Millionen Abonnenten verfüge, hieß es. "Noch vor Weihnachten wird Premiere erstmals die Schwelle von 2,5 Millionen Abonnenten überschreiten", erklärte Kofler. Bei den Programm-Verhandlungen mit den US-Studios hat Premiere mit den neuen Abschlüssen insgesamt fünf der großen Hollywood-Fabriken von der Zukunft des Programms überzeugt. Lediglich mit den Majors Paramount, Disney und Columbia hat Premiere noch keine Verträge über die Lieferung von Spielfilmen geschlossen. Kofler sagte, er erwarte noch einen Vertragsabschluss mit einem dieser Studios vor Jahresende. bub/leh
      Avatar
      schrieb am 19.10.02 17:12:18
      Beitrag Nr. 706 ()
      ftd.de, Sa, 19.10.2002, 13:22
      Goldman Sachs als Geldgeber bei Premiere im Gespräch

      Als neue Investoren sind bei dem defizitären Pay-TV-Sender Premiere offenbar unter anderem die Investmenthäuser Goldman Sachs und Apax Partners im Gespräch. Ferner denken die Gläubigerbanken über eine Umwandlung ihrer Schuldscheine in Aktien nach.

      Premiere-Chef Georg Kofler hatte sich vor wenigen Tagen in einem dpa-Gespräch zuversichtlich gezeigt, dass bis Jahresende ein Geldgeber gefunden sei, berichtete das Nachrichtenmagazin "Focus" am Samstag vorab. Nach Koflers Worten überprüften etwa ein halbes Dutzend Interessenten das Unternehmen, von denen sich bereits drei bis vier Kandidaten für eine Endrunde heraus kristallisierten.
      Wie "Focus" weiter berichtet, planen die Gläubigerbanken des von Leo Kirch gegründeten Bezahlfernsehens, ihre Kredite über insgesamt 767 Mio. Euro in Anteile umzuwandeln. "Wenn man Eigentümer und nicht nur Pfandgläubiger ist, kann man anders handeln", sagte der Generaldirektor der österreichischen Bank für Arbeit und Wirtschaft (Bawag), Helmut Elsner dem Magazin. Seine Bank hatte Premiere 127 Mio. Euro geliehen, den Rest teilen sich HypoVereinsbank sowie Bayerische Landesbank. Auch deren Sprecher Matthias Priwitzer bestätigte dem "Focus"-Bericht zufolge entsprechende Überlegungen...

      Kommentar:
      Wenn diese Meldungen stimmen, dann hat Premiere nun bald das geschafft, was Kirch/Hahn nicht mehr gebacken bekamen.
      Avatar
      schrieb am 19.10.02 17:26:23
      Beitrag Nr. 707 ()
      Zitate aus der ftd.de, Sa, 19.10.2002, 11:45
      Kirch Media: Mediaset kehrt ins Bieterverfahren zurück
      ...
      Mediaset habe sich der Gruppe um den US-Milliardär Haim Saban und dem französischen Fernsehsender TF1 angeschlossen, hieß es am Freitag aus mit den Plänen vertrauten Kreisen. Die drei Parteien vereinen das Fernseh-Know-how aus drei Ländern. TF1 ist die größte Sendeanstalt in Frankreich. Mediaset, die von der Familie des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi kontrolliert wird, ist der führende private Anbieter in Italien. Haim Saban verdiente unter anderem mit Kinder-Trickfilmen in den USA ein Vermögen.

      Mediaset, TF1 und Saban würden sich gleichermaßen am Angebot beteiligen, hieß es aus den Kreisen weiter. Details seien aber noch nicht entschieden. TF1 und Mediaset hofften, dass sie durch die Bündelung ihrer Kräfte Anlegerbedenken über den Sinn des Engagements aus dem Wege räumen könnten. Weder die Bieter noch Kirch Media waren zunächst für eine Stellungnahme zu erreichen.

      Bisher waren Beobachter davon ausgegangen, Mediaset könnte sich der zweiten Bietergruppe anschließen, die aus der Commerzbank sowie den anderen Altgesellschaftern Lehman Brothers, Rewe und dem saudischen Prinzen Al Waleed besteht. Wie aus den Kreisen weiter verlautete, könnte Mediaset nun jene ehemaligen Kollegen mit den neuen Partnern zusammenbringen. Die Geschäftsführung von Kirch Media und die mit der Organisation des Bieterverfahrens betraute Investmentbank UBS Warburg hatten es bisher nicht geschafft, wie geplant die Zahl der Konsortien auf ein bis zwei einzugrenzen.

      Zur bisher dritten Bietergruppe, die vom Heinrich Bauer Verlag und den Axel Springer Verlag angeführt wird, gehören die HypoVereinsbank und die Sony-Tochter Columbia-TriStar. Die Konsortien haben bis zum 30. Oktober Zeit, ein endgültiges Angebot für KirchMedia vorzulegen.
      ....

      Kommentar:
      Da zur Zeit historische Vergleiche in sind:
      Das Ganze erinnert an eine Art Besatzungsregime, wie sie in der dt. Geschichte bereits häufig anzutreffen waren. Diesmal ist es die oft beschworene "dt. Seele", die von einem internationalen Konsortium betreut werden würde, allerdings diesmal nur in ihrer bayerisch-biederen Variante.
      Avatar
      schrieb am 19.10.02 20:37:47
      Beitrag Nr. 708 ()
      Sollte Berlusconi doch durch die Vordertür ... na, wenn der denn genügend Euros mitbringt.
      Die Abozahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Bei einer Kündigungsrate vom 30 % springen die früher oder später ab. Nach Gerüchten sollen mal über 8 Mio Deutsche Premiere geguckt haben (illegal, oder wie oder was). Wenn man dann rechnet und nochmal rechnet minus 30 %, hat dann bald jeder mal Premiere gehabt und in 3 Jahren haben wir alle die Nase voll davon.

      ns
      Avatar
      schrieb am 19.10.02 20:39:25
      Beitrag Nr. 709 ()
      Mal eine ganz andere Frage ...
      peinlich, daß ich das nicht weiß.

      Bei uns ist ja Premiere aus dem Kabelnetz geflogen, damals für Neun Live jetzt N24.

      Wie könnte ich das Programm gucken, wenn es NICHT mehr im Kabelnetz ist?

      ns
      Avatar
      schrieb am 20.10.02 04:19:30
      Beitrag Nr. 710 ()
      Hallo nsteffie

      Über Satellit geht es bestimmt.

      Eine Fluktuation von 30% hat mir mal der Verleger von Eberts Terminmarktmagazin eingestanden.
      Das Magazin hat jetzt einen anderen Namen.Offensichtlich ist es ihm gelungen, in seiner wirklich engen Zielgruppe genug neue Abonnenten für sein wenig interessantes, dafür aber teures Produkt zu werben, denn das MAgazin gibt es schon über 20 Jahre.

      Die Anzahl illegaler Zuschauer ist sicher sehr viel kleiner als vermutet. Es ist eine Manie der Geschäftsleute, ihren Erfolg durch "Kunden der anderen Art" bedroht zu sehen.
      Die Steuerfahndung spricht z.B. auch von einer Dunkelziffer von 95%.
      Die Dunkelheit herrscht eher in den Köpfen dieser Verdächtiger. Die normalen Leute sind in dieser Hinsicht vernünftiger als die gierigen Besserverdienenden; denn schnelles Vermögen entsteht ja oft nur aus nicht einwandfrerien Leistungen.

      Gruß
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 09:22:27
      !
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      Avatar
      schrieb am 21.10.02 17:13:39
      Beitrag Nr. 712 ()
      Die "mit dem Verfahren vertrauten Kreise" scheinen ihre Nebelwerfer immer noch nicht abgestellt zu haben...
      ________________________________________________________________

      Mediaset dementiert Angaben zu Teilnahme anKirchMedia-Angebot

      Mailand, 21. Okt (Reuters) - Der italienische Medienkonzern Mediaset hat sich nach eigenen Angaben nicht in das Bieterverfahren um die insolvente KirchMedia eingeschaltet. "Mediaset hat keine Vereinbarung über eine Beteiligung an dem Bieterkonsortium von TF1 und Haim Saban getroffen", erklärte Mediaset am Montag in Mailand und wies damit Angaben aus mit dem Verfahren vertrauten Kreisen zurück. Dort hatte es am Freitag geheißen, Mediaset sei dem Team des französischen TV-Konzerns TF1 und des US-Milliardärs Haim Saban beigetreten. In der Stellungnahme wiederholte der von der Familie des italienischen Ministerpräsident Silvio Berlusconi kontrollierte Konzern, man prüfe weiter alle Möglichkeiten im Zusammenhang mit KirchMedia, wenn die Bedingungen stimmten. In den Kreisen war am Freitag verlautet, Mediaset, TF1 und Saban, der unter anderem mit Kinder-Trickfilmen in den USA ein Vermögen verdient hat, würden sich gleichermaßen an einem Angebot für KirchMedia beteiligen. Details seien aber noch nicht entschieden. TF1 und Mediaset hofften, dass sie durch die Bündelung ihrer Kräfte Bedenken von Anlegern über den Sinn des Engagements aus dem Wege räumen könnten. Am Montag senkte die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein ihre Bewertung für TF1 und Mediaset, weil den beiden Unternehmen bessere Anlagemöglichkeiten als der riskante Schritt nach Deutschland offen stünden. In dem Bieterverfahren um die Kerngesellschaft des früheren Medienimperiums des Unternehmers Leo Kirch sind noch zwei weitere Konsortien im Rennen: die KirchMedia-Altgesellschafter zusammen mit der Commerzbank sowie eine Gruppe unter Führung des Bauer-Verlages. Die Konsortien haben bis zum 30. Oktober Zeit, ein endgültiges Angebot für die Mediengruppe vorzulegen, zu der auch die Senderfamilie ProSiebenSat.1 gehört. bub/mer.
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 17:23:25
      Beitrag Nr. 713 ()
      @ Dr.Kofler

      Ich finde es sehr ehrenvoll, dass Sie sich eigens eine W:0-ID holen, um höchstpersönlich eine missverständliche Aussage über die Verbreitung von Premiere richtig zu stellen.

      Das nenne ich engagierte IR-Arbeit! :laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.10.02 23:16:47
      Beitrag Nr. 714 ()
      Apropos, Leo Kirch ist heute 76 geworden!
      Ein bisschen verspätetet, aber von Herzen!

      Happy birthday lieber Leo , happy birthday to youuuuu!!! :D
      Avatar
      schrieb am 22.10.02 08:55:25
      !
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      Avatar
      schrieb am 22.10.02 23:26:41
      Beitrag Nr. 716 ()
      Was Dr.GeorgKofler schreibt, klingt echt.
      Es hat was Sinnvolles und Fachspezifisches.
      Kann er uns noch erklären, wie er auf 1,4 Mio Schwarzseher kommt?

      Gruß
      Avatar
      schrieb am 23.10.02 14:14:02
      !
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      Avatar
      schrieb am 24.10.02 00:59:03
      Beitrag Nr. 718 ()
      @Dr.Georg Kofler,

      LOL LOL MegaLOL ...ach die Einträge sind ja herrlich amüsant ... und in welchen Etablissement arbeitest Du in Wirklichkeit? Deutsche Bank ???

      ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
      @rv / profitgenius

      Hilfe, wo kommt den plötzlich das Konsortium aus Alt-Besitzern her ... Hilfe: Hahn, Löwe, ... Haffa (*g* musste sein, ich vermisse ihn und Flori so).

      Auwei, sollen wir wetten, wer den Zuschlag bekommt. Mauschelei, was macht denn Stoibi? Steuermillionen da reinstecken? Na dann wird es mit der CDU auch nicht besser ... sorry csu.

      nichtsteffie
      Avatar
      schrieb am 25.10.02 00:14:55
      Beitrag Nr. 719 ()
      Das war doch wirklich eine im Kern gesunde Firma: Wert der Aktiva zwischen 1,5 und 1,8 Mrd bei über 9 Mrd Schulden...
      ___________________________________________________________

      KirchMedia weist Großteil der Forderungen vorläufig zurück

      Frankfurt, 24. Okt (Reuters) - Die Geschäftsführung der insolventen KirchMedia hat zusammen mit dem Sachwalter Michael Jaffe einen Großteil der Gläubiger-Forderungen zunächst zurückgewiesen. Auf der Gläubigerversammlung im Münchener Amtsgericht am Donnerstag seien 7,4 Milliarden der insgesamt 9,3 Milliarden Euro angemeldeten Ansprüche vorläufig bestritten worden - darunter auch die Schadenersatzforderungen von US-Filmstudios in Höhe von 4,9 Milliarden Euro, sagte ein KirchMedia-Sprecher im Anschluss an die nicht öffentliche Sitzung. Die Ansprüche würden nun weiter geprüft. Jaffe hatte sich vor der Versammlung zuversichtlich geäußert, alle Forderungen bis zum Jahresende abschließend klären zu können. Die nächste Gläubigerversammlung hat das Amtsgericht für den 15. Januar anberaumt. Der so genannte Prüftermin, wie er am Donnerstag bei KirchMedia stattfand, ist ein fester Bestandteil fast jeden Insolvenzverfahrens. Anfang August hatten die Gläubiger auf einer ersten Versammlung ihre Forderungen erhoben, die die Geschäftsführung zusammen mit dem Sachwalter Jaffe bearbeitet. Auf dem Prüftermin wurden die angemeldeten Ansprüche nun nach Rang und Betrag erörtert und schließlich festgeschrieben, wenn es keine Widersprüche gab.

      MITARBEITER-ANSPRÜCHE ZU FAST 100 PROZENT ANERKANNT
      Insgesamt hätten 1282 Gläubiger Forderungen gegen die insolvente Mediengruppe erhoben - von Banken mit Millionenforderungen bis zum Mitarbeiter mit einer nicht beglichenen Spesenabrechnung, sagte der KirchMedia-Sprecher. Rund 1,9 Milliarden Euro der Ansprüche habe die Geschäftsführung anerkannt, darunter 1,4 Milliarden Euro an Bankschulden und die rund fünf Millionen Euro, die von Mitarbeitern erhoben worden waren. Endgültig bestritten wurden lediglich fünf Millionen Euro. Den größten Teil der noch ungeklärten Ansprüche machen die Schadenersatzforderungen der US-Filmstudios aus, die KirchMedia vorwerfen, Verträge über die Verwertung von Filmen gebrochen zu haben. Seit geraumer Zeit laufen aber Verhandlungen mit den Studios - unter ihnen Disney, Columbia Tristar und Paramount - über neue Lieferverträge mit KirchMedia. Neben dem Filmrechtehandel gehört zu der Mediengruppe auch noch der TV-Konzern ProSiebenSat.1, der die Spielfilme in seinen Sendern verwertet. Bei den Verhandlungen spielen auch die Schadenersatzforderungen der Studios eine Rolle. Wenn neue Programmverträge abgeschlossen würden, könnten sich die Schadenersatzforderungen "im Optimum auf Null reduzieren", hieß es in Branchenkreisen. Welcher KirchMedia-Gläubiger wie viel Geld bekommt, ist noch nicht entschieden, denn auch die Höhe der zu verteilenden Summe ist noch nicht klar. Derzeit läuft ein Verkaufsprozess für KirchMedia, bei dem offiziell noch drei Bieterkonsortien im Rennen sind. Nach Angaben aus Gläubigerkreisen liegen die Angebote zwischen 1,5 und 1,8 Milliarden Euro. Am 30. Oktober soll die Entscheidung fallen. Die Forderungen werden dann aus dem Verkaufserlös anteilig bedient. bub/ban.
      Avatar
      schrieb am 29.10.02 14:03:14
      Beitrag Nr. 720 ()
      Das war ja erwartet worden. Berlusconi hat bis zum letzten Augenblick gewartet - um den Preis zu drücken?
      Einen großen Bieterwettstreit scheint es jedenfalls nicht zu geben.
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      Mediaset tritt Bieterkonsortium für KirchMedia bei

      Mailand, 29. Okt (Reuters) - Der italienische Mediaset-Konzern will zusammen mit anderen Altgesellschaftern der insolventen KirchMedia für einige Vermögenswerte der Münchener Mediengruppe bieten. Mediaset sei dem Konsortium um die Altgesellschafter Lehman Brothers, Rewe und dem saudischen Prinzen Al-Walleed, dem inzwischen auch die Commerzbank angehört, beigetreten, sagte Mediaset-Chef Fedele Confalonieri am Dienstag in Mailand. "Wir sind in der Gruppe mit Lehman Brothers. Natürlich müssen die Verantwortlichen bei KirchMedia entscheiden." Es gebe zwei weitere Bietergruppen. Bisher hatte Mediaset, der von der Familie des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrolliert wird, Gerüchte über einen Einstieg in das Bieterverfahren um KirchMedia immer dementiert. bub/zap.
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 16:12:37
      Beitrag Nr. 721 ()
      KirchMedia soll an Bauer-Konsortium verkauft werden

      München (dpa) - Die insolvente KirchMedia soll an das Bieter- Konsortium aus Bauer-Verlag und HypoVereinsbank verkauft werden. Die Entscheidung sei grundsätzlich gefallen, sagte Geschäftsführer Hans- Joachim Ziems nach einem Gläubigertreffen in München. Die Details des Vertrags sollen in den nächsten Wochen verhandelt werden.

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      KirchMedia - Starten exklusive Übernahmegespräche mit Bauer/HVB

      München, 30. Okt (Reuters) - Die insolvente KirchMedia will mit einem Konsortium aus dem Hamburger Bauer-Verlag und der HypoVereinsbank (HVB) exklusive Übernahmeverhandlungen aufnehmen, die bis zum 15. Dezember abgeschlossen sein sollen. Diese Gruppe habe den höchsten Preis geboten, sagte KirchMedia-Geschäftsführer Heinz-Joachim Ziems am Mittwoch im Anschluss an eine Sitzung des Gläubigerausschusses. Nach Angaben aus Konsortiumskreisen hat die Gruppe knapp zwei Milliarden Euro für das Kerngeschäft von KirchMedia geboten. Der Axel Springer Verlag habe die Bietergruppe von Bauer und HVB inzwischen verlassen, sagte Ziems weiter. Er erwarte aber, dass das US-Studio Columbia dieser Gruppe noch beitreten werde. bub/ked.
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 17:05:59
      Beitrag Nr. 722 ()
      ENDLICH!
      Avatar
      schrieb am 30.10.02 18:41:43
      Beitrag Nr. 723 ()
      KirchMedia startet exklusive Gespräche mit Bauer/HVB

      München, 30. Okt (Reuters) - Ein Konsortium aus dem Hamburger Bauer-Verlag und der HypoVereinsbank (HVB) haben den vorläufigen Zuschlag für die insolvente KirchMedia erhalten. Exklusive Verhandlungen mit der KirchMedia-Geschäftsführung sollen bis zum 15. Dezember abgeschlossen sein. Diese Gruppe habe den höchsten Preis geboten, erläuterte KirchMedia-Geschäftsführer Heinz-Joachim Ziems am Mittwoch eine Entscheidung des Gläubigerausschusses der Münchner Mediengruppe, ohne jedoch eine Summe zu nennen. Nach Angaben aus Bieterkreisen hat das Bauer-Konsortium knapp zwei Milliarden Euro für Teile der Produktion, den Filmrechtehandel und die Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 geboten. "Es gibt ein bindendes Angebot von Bauer und auf Basis dieses Angebots gehen wir jetzt in die Vertragsausgestaltung", sagte Ziems. "Wir wollen spätestens am 15. Dezember fertig sein", fügte er hinzu. Die Entscheidung des Gläubigerausschusses, in dem neben den vier Banken HVB, Commerzbank, Bayerische Landesbank und DZ Bank auch die US-Studios Disney und Columbia vertreten sind, sei einstimmig gefallen.

      SPRINGER VERLÄSST BAUER/HVB-KONSORTIUM
      Der Axel Springer Verlag habe die Bietergruppe von Bauer und HVB verlassen, sagte Ziems weiter. Er erwarte aber, dass das US-Studio Columbia dieser Gruppe noch beitreten werde. Ein Bauer-Sprecher sagte dazu, die Verhandlungen mit Columbia liefen noch. Bauer betrachte den Springer-Verlag weiter als Partner, der auch wieder einsteigen könne. Generell sei das Konsortium offen für weitere Teilnehmer auch über Columbia hinaus, "wenn dies Sinn macht". Der Hamburger Verlag, seit vier Generationen in der Hand der Familie Bauer und Marktführer im deutschen Zeitschriftengeschäft, würde beim Erfolg der Verhandlungen im großen Stil in das TV-Geschäft einstiegen. Mit dem Zuschlag für Bauer kommen die weiteren Bieterkonsortien nicht zum Zuge. Im Rennen waren noch eine Gruppe von KirchMedia-Altgesellschaftern um Lehman Brothers und Mediaset sowie ein Team des französischen Senders TF1 zusammen mit dem US-Milliardär Haim Saban gewesen. Ein internationaler Finanzinvestor habe ebenfalls noch ein Angebot abgegeben, sagte Ziems. Es habe große Unterschiede bei den Angeboten sowohl beim Preis als auch der Struktur gegeben.

      SPORTSENDER DSF SOLL SEPARAT VERKAUFT WERDEN
      In dem Kerngeschäft von KirchMedia, das nun Gegenstand der Verhandlungen mit Bauer werde, sei allerdings der Sportkanal DSF nicht enthalten, hieß es weiter. Für den Verkauf des defizitären Senders würden in den nächsten Wochen Verhandlungen aufgenommen. Interesse hatte unter anderem Premiere-Chef Georg Kofler geäußert. Den Sportrechte-Handel hatte KirchMedia bereits Anfang Oktober an das Management der Schweizer KirchSport AG um Ex-Fußballnationalspieler Günter Netzer verkauft. Der Vertrag darüber soll nun am Donnerstag unterzeichnet werden. bub/ked.
      Avatar
      schrieb am 13.11.02 00:20:55
      Beitrag Nr. 724 ()
      Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Auch das Bauer-Konsortium ist nur an Pro7Sat1 interessiert. Die sollen allerdings mindestens mit weitreichenden Filmabnahmeverpflichtungen belastet werden - anderenfalls wäre der Filmstock nur noch weit unter einer Mrd wert.
      Das 2-Mrd-Gebot existierte wohl doch nur in der Phantasie der Gläubigerbanken und Konkursverwalter.
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      Gläubigerbanken erwägen Einstieg bei Kirch-Filmrechten

      - Von Sabine Bub und Mirko Wollrab - Frankfurt, 12. Nov (Reuters) - Die Gläubigerbanken der insolventen KirchMedia sollen sich nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen an dem Filmrechtestock der Mediengruppe beteiligen und dafür neues Kapital einschießen. Damit müsste der Bauer-Verlag für eine Übernahme von KirchMedia weniger Geld auf den Tisch legen als bisher gedacht. "Im Moment wird verhandelt, mit wieviel sich die Banken bei den Filmrechten engagieren", erfuhr Reuters am Dienstag aus den Kreisen. Mit einer Beteiligung an dem Filmstock könnten die Banken einen Teil ihrer Forderungen von 1,4 Milliarden Euro in Eigenkapital umwandeln. "Die Banken sollen auch frisches Geld mitbringen. Dabei geht es um einen niedrigen Millionen-Betrag", hieß es. Ob das Konsortium unter Führung von Bauer oder die Gläubigerbanken am Ende die Mehrheit an der Gesellschaft halten, blieb unklar. Das hinge mit davon ab, ob das US-Filmstudio Columbia dem Konsortium von Bauer und HypoVereinsbank (HVB) noch beitrete. Die Gespräche darüber befänden sich in der Endphase, hieß es. Seit rund zwei Wochen verhandelt KirchMedia exklusiv mit dem Konsortium unter Führung des Zeitschriftenverlages Bauer über die Übernahme des Kerngeschäfts von KirchMedia, zu dem eine der größten Filmbibliotheken der Welt und die 52,5-prozentige Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 gehören. Finanzkreisen zufolge hat die Gruppe knapp zwei Milliarden Euro für alles zusammen geboten, gut 700 Millionen Euro allein für die Mehrheit an ProSiebenSat.1, was nur knapp über dem derzeitigen Börsenwert des Anteils liegt. Das würde den Filmrechtestock mit rund 1,3 Milliarden Euro bewerten. Eine Beteiligung der Banken könnte die vom Bauer-Konsortium zu tragende Summe um mehrere hundert Millionen Euro verringern. Ein Sprecher des Bauer-Verlags lehnte ebenso wie Vertreter der Gläubigerbanken einen Kommentar zu den Angaben ab. "Die Gespräche verlaufen konstruktiv", hieß es lediglich. Nach dem Willen der KirchMedia-Geschäftsführung sollen die Verhandlungen bis spätestens zum 15. Dezember unterzeichnet werden.

      KIRCHMEDIA SOLL IN ZWEI GESELLSCHAFTEN GETEILT WERDEN
      Über die Struktur der Übernahme der KirchMedia-Teile scheint man sich schon einig zu sein. Nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreise sollen zwei verschiedene Gesellschaften gegründet werden: In eine, die nur von dem Bauer-Konsortium gehalten wird, soll die Mehrheit an ProSiebenSat.1 eingebracht werden. Der Filmstock würde von der zweiten Gesellschaft übernommen, an der sich neben der Bietergruppe die vier Gläubigerbanken Commerzbank, DZ Bank, Bayerische Landesbank und HVB beteiligen. Die HVB spielt damit eine Doppelrolle in den Verhandlungen als Mitbieter und Gläubigerbank gleichzeitig. Die Banken pochten dabei darauf, dass das Konsortium Eigenkapital in dreistelliger Millionen-Höhe in die neue Filmrechte-Gesellschaft mitbringt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Banken mitmachen, wenn sich Bauer nicht mit einem nennenswerten Betrag - so 200 bis 300 Millionen Euro - beteiligt", hieß es in Finanzkreisen. Für Freitag sei ein Treffen der Gläubigerbanken auf Vorstandsebene geplant, um eine Position abzustimmen.

      PROSIEBENSAT.1 SOLL SICH ZU FILM-ABNAHME VERPFLICHTEN
      Noch keine Entscheidung gebe es über das künftige Verhältnis der Filmrechtegesellschaft und ProSiebenSat.1 - mit den Sendern ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 ein wichtiger Abnehmer für Spielfilme, hieß es in den Kreisen weiter. Die Senderfamilie könnte sich ebenfalls an der Rechtegesellschaft beteiligen oder als Kunde nur vertragliche Beziehungen pflegen. "Dann wäre es natürlich schon nötig, dass ProSieben sich festlegt, für mehrere Jahre Filme abzunehmen", hieß es in Finanzkreisen. bub/ked.
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 00:20:26
      Beitrag Nr. 725 ()
      Das hat zwar nur indirekt mit dem Ende des Kirch Konzerns zu tun, wurde aber auch früher schon hier diskutiert: Springer wird nicht mit Ringier fusionieren.
      Ich gehe davon aus, dass damit die Zukunft des ehemaligen Kirch-Anteils von 40% an Springer, der ja von der DeuBa verwertet werden kann, wieder völlig offen ist.
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      Ringier bricht Verhandlungen mit Springer ab

      Berlin (dpa) - Der Schweizer Verlag Ringier will selbstständig bleiben und bricht daher die Verhandlungen über eine enge Zusammenarbeit mit dem Axel Springer Verlag ab. Das gaben beide Häuser am Abend bekannt. Michael Ringier habe den Axel Springer Verlag und Friede Springer persönlich in Berlin informiert, dass er die Gespräche über ein Zusammengehen der beiden Verlagshäuser nicht mehr weiterführen möchte, hieß es. Der Wunsch nach Selbstständigkeit sei stärker gewesen als die Vision einer Verlagsgemeinschaft.
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 00:23:57
      Beitrag Nr. 726 ()
      Etwas ausführlicher:
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      Springer und Ringier geben Fusionspläne auf

      Berlin/Zürich, 13. Nov (Reuters) - Der Schweizer Ringier Verlag hat die Fusionsgespräche mit dem Axel Springer Verlag beendet. Springer denkt nun wieder verstärkt über eine Platzierung von Springer-Anteilen an der Börse nach. "Michael Ringier hat heute den Axel Springer Verlag und Friede Springer persönlich in Berlin informiert, dass er die Gespräche über ein Zusammengehen der beiden Verlagshäuser nicht mehr weiterführen möchte", teilten die beiden Unternehmen am Mittwochabend mit. Der Wille der Ringier-Eigentümer, die Eigenständigkeit ihres Verlages und ihrer Zeitungen und Zeitschriften bewahren zu können, sei letztlich ausschlaggebend gewesen. "Die Analyse verschiedener Beteiligungsszenarien hatte ergeben, dass eine volle Fusion der beiden Unternehmen die einzig sinnvolle Lösung gewesen wäre", hieß es in der Mitteilung. Damit hätte Ringer aber seine Unabhängigkeit verloren. Der Wunsch nach Selbstständigkeit sei im Endeffekt stärker gewesen als "die an sich faszinierende Vision einer verbundenen Verlagsgemeinschaft". Nach dem Scheitern der Gespräche mit Ringier spricht Springer wieder über eine andere Variante. In der Vergangenheit hatte das Verlagshaus eine Platzierung der verbleibenden Springer-Anteile an der Börse immer als die beste Alternative bezeichnet. "Wir werden demnächst Gespräche mit der Deutschen Bank über eine Platzierung des 30-Prozent-Pakets an der Börse aufnehmen", sagte eine Springer-Sprecherin am Abend. Aus Verlagskreisen hieß es, Springer werde sich nun wieder auf eine Erhöhung seiner Anteile an der ProSiebenSat.1 Media AG konzentrieren. Eine Beteiligung an dem Konsortium unter Führung des Bauer-Verlags, das über eine Übernahme der insolventen KirchMedia verhandelt, sei aber nicht unbedingt notwendig. Springer hatte stets betont, seine Beteiligung an dem TV-Konzern von derzeit 11,5 Prozent auf eine strategische Beteiligung von mindestens 25 Prozent ausbauen zu wollen oder sich ganz aus dem TV-Geschäft zu verabschieden. nro/bub/mik.
      Avatar
      schrieb am 14.11.02 16:55:29
      Beitrag Nr. 727 ()
      Springer strebt strategischen Anteil an ProSiebenSat.1 an

      Frankfurt, 14. Nov (Reuters) - Nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit dem Schweizer Ringier-Verlag will sich der Axel Springer Verlag wieder auf den Ausbau der Anteile an dem TV-Konzern ProSiebenSat.1 konzentrieren. "Uns geht es um mindestens 25 Prozent. Nur das macht für uns Sinn, sonst ziehen wir uns zurück", sagte eine Sprecherin des Springer-Verlags am Donnerstag. Der Springer-Verlag hält über eine Zwischengesellschaft, an der die zum Verkauf stehende KirchMedia die Mehrheit besitzt, durchgerechnet 11,5 Prozent an ProSiebenSat.1 und hat ein Vorkaufsrecht auf die restlichen Anteile der Zwischenholding. Mit einem vollständigen Erwerb dieser Gesellschaft käme Springer auf 28 Prozent an ProSiebenSat.1 und damit auf die angestrebte strategische Beteiligung. Springer führe bereits Gespräche mit KirchMedia über die Einlösung des Vorkaufsrechts, sagte die Sprecherin. Die insolvente KirchMedia verhandelt jedoch mit einem Konsortium um den Hamburger Bauer-Verlag über einen Verkauf des Kerngeschäfts der Münchener Mediengruppe, zu der auch die Mehrheit von 52,5 Prozent an der im MDax gelisteten ProSiebenSat.1 AG gehört. Ursprünglich war auch Springer Teil dieses Konsortiums gewesen, hatte sich aber wegen der Verhandlungen mit Ringier daraus zurückgezogen. Beide Deals hätte sich der Verlag, der derzeit wie alle Printkonzerne mit der Krise auf dem Anzeigenmarkt zu kämpfen hat, nach der Ansicht von Branchenkennern nicht leisten können. Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Ringier, das die beiden Verlagshäuser am Mittwochabend bestätigten, kann sich Springer nun wieder dem Fernsehgeschäft zuwenden. Mit einem Ausbau der Anteile an der Senderfamilie würde Springer dem Bauer-Verlag nicht notwendigerweise in die Quere kommen. Denn mit der Übernahme der restlichen Anteile von KirchMedia an ProSiebenSat.1 hätte der zwar nur 36 Prozent des Kapitals, wegen der Aufteilung in Stamm- und Vorzugsaktien aber weiter 72 Prozent der Stimmrechte bei ProSiebenSat.1. "Wir sehen uns weiter als Partner des Bauer-Verlags und werden unsere Interessen abstimmen", sagte die Springer-Sprecherin. Auch KirchMedia will bei einem möglichen Verkauf der Zwischengesellschaft an Springer nichts gegen den Willen des Hauptinteressenten Bauer unternehmen. "Wir werden das mit unserem Großinvestor abstimmen", sagte KirchMedia-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray in einem Reuters-Interview. bub/nro.
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      schrieb am 14.11.02 17:20:13
      Beitrag Nr. 728 ()
      Irgendwie hört sich das an, als liefe doch nicht alles so glatt...
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      KirchMedia erzielt zweistellige Umsatzrendite

      München, 14. Nov (Reuters) - Der an der insolventen KirchMedia interessierte Hamburger Bauer Verlag, könnte nach Angaben der Geschäftsführung der Münchener Mediengruppe ein Unternehmen mit einer zweistelligen Umsatzrendite übernehmen. "Wir übergeben ein funktionierendes Geschäft", sagte KirchMedia-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray am Donnerstag in einem Reuters-Interview. Ohne die hohen Verpflichtungen zur Finanzierung der Formel 1 und des Bezahlsenders Premiere habe das KirchMedia-Kerngeschäft immer schwarze Zahlen geschrieben und erwirtschafte sowohl operativ als auch unter dem Strich zweistellige Umsatzrenditen. Diese Gelegenheit werde sich der Zeitschriftenriese aus dem Norden nicht entgehen lassen. Der Bauer Verlag, der nach Ansicht von Branchenkennern wahrscheinlich selbst zweistellige Umsatzrenditen erwirtschaftet, würde damit in seiner Margenentwicklung keine Einbußen durch die Übernahme von KirchMedia hinnehmen müssen. KirchMedia rechne fest damit, mit Bauer im Zeitplan zu einer Einigung zu kommen. "Wir sind klar darauf festgelegt, mit Bauer abzuschließen", sagte Heinz-Joachim Ziems, ebenfalls Geschäftsführer bei KirchMedia. "Wir haben aber auch noch Alternativen", fügte er hinzu. Seit rund zwei Wochen verhandelt KirchMedia exklusiv mit einem Konsortium unter Führung von Bauer über die Übernahme des Kerngeschäfts des ehemaligen Medienimperiums von Leo Kirch, zu dem eine der größten Filmbibliotheken der Welt und die 52,5-prozentige Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 gehören. Finanzkreisen zufolge hat die Gruppe knapp zwei Milliarden Euro für alles zusammen geboten. Bis zum 15. Dezember will man zu einem Abschluss kommen.

      KIRCHMEDIA WIRD NUN DOCH IN EINZELTEILE ZERLEGT
      Nach dem Verkauf des Sportrechtehandels an das Management der Schweizer KirchSport und dem Erwerb der Filmbibliothek und der Senderfamilie durch Bauer blieben noch rund zehn Prozent des Geschäfts von KirchMedia übrig, erläuterten Ziems und Betteray. Für rund zehn kleinere Produktionsfirmen mit einem Gesamtvolumen von 300 Millionen Euro Umsatz würden separate Lösungen gesucht - für alle gebe es Interessenten, oft das jeweilige Management. Der defizitäre Sportsender DSF solle mit dem Internetangebot Sport1 und der Produktionsfirma PlazaMedia zusammengefasst werden. Neben den Sendern "Eurosport", ESPN, Premiere und der Münchener EM.TV AG hätten auch einige Finanzinvestoren Interesse daran angemeldet. KirchMedia rechne mit einem Kaufpreis in dreistelliger Millionen-Euro-Höhe und einem Abschluss der Verhandlungen in den nächsten drei Monaten. Ursprünglich hatten die Sanierungsexperten KirchMedia als Ganzes verkaufen wollen. Dass die Gesellschaft nun doch in ihre Einzelteile aufgespalten wird, wertete Betteray nicht als Rückschlag: "Es ist doch egal, ob alles von einem Eigentümer übernommen wird oder von mehreren Gesellschaftern." Hauptsache, die Einzelteile blieben erhalten, und das sei der Fall. "Wir haben trotz des Auseinanderdividierens der Teile geschafft, dass keines kaputt geht - und das in einem Marktumfeld, das selten so schlecht war", sagte Betteray. Dazu blieben mit dem Filmstock und dem ProSiebenSat.1-Anteil von einem Umsatzvolumen von 2,5 Milliarden Euro mehr als zwei Milliarden weiter zusammen. "Die Idee des klassisch integrierten Medienkonzerns bleibt bestehen." bub/ked.
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      schrieb am 19.11.02 15:59:44
      Beitrag Nr. 729 ()
      Wenn Breuer wirklich die Insolvenz von Kirch verursacht hätte, wären 100 Mio Schadenersatz lächerlich wenig.
      Ich bin mal gespannt, ob das Zivilgericht die sache anders sieht als die Staatsanwaltschaft.
      ___________________________________________________________________

      Kirch bekräftigt Millionen-Forderung gegen Deutsche Bank

      München, 19. Nov (Reuters) - Zum Auftakt des Zivilprozesses gegen die Deutsche Bank und deren früheren Vorstandssprecher Rolf Breuer hat der Medienunternehmer Leo Kirch seine Schadenersatzforderung in Höhe von 100 Millionen Euro bekräftigt. Kirchs Anwalt, der CSU-Politiker Peter Gauweiler, sagte am Dienstag vor dem Münchener Landgericht, dass sein Mandant diese Summe fordere. Kirch wirft Breuer vor, in einem TV-Interview im Februar seine Kreditwürdigkeit öffentlich in Frage gestellt und damit den Untergang seines Medienimperiums mit eingeleitet zu haben. Mittlerweile sind weite Teile des Konzerns insolvent. Zu Beginn der Verhandlung wurde das TV-Interview nochmals im Gerichtssaal gezeigt. "Was man alles lesen und hören kann, ist, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- und Eigenmittel zur Verfügung zu stellen", hatte Breuer mit Blick auf die Situation bei Kirch gesagt. Nach Angaben des Gerichts muss in dem nun angelaufenen Feststellungsverfahren zunächst allerdings geklärt werden, ob die Klage überhaupt zulässig ist. Eine Strafanzeige Kirchs gegen Breuer wegen Kreditverleumdung hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt bereits im Oktober dieses Jahres abgelehnt. Bei den Äußerungen Breuers habe es sich um straflose Werturteile gehandelt, hatte die Staatsanwaltschaft ihre Entscheidung damals begründet. Ferner seien die von Breuer geäußerten Tatsachen schon vorher detailliert bereits in der Presse nachzulesen gewesen. mcn/hgn/zap.
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      schrieb am 21.11.02 23:52:03
      Beitrag Nr. 730 ()
      Ob das zum Vorteil von Pro7Sat1 ist?
      __________________________________________________________

      KirchMedia schließt Filmvertrag mit ProSieben und Disney

      Frankfurt, 21. Nov (Reuters) - Die KirchMedia hat mit ihrer Senderfamilie ProSiebenSat.1 und dem US-Unterhaltungskonzern Disney einen Filmrechte-Vertrag geschlossen, der dem TV-Konzern für die nächsten Jahre exklusiv Hollywood-Filmproduktionen sichert. Der Vertrag könnte nach Einschätzung aus Branchenkreisen den Weg für eine komplexe Übernahme der insolventen KirchMedia ebnen. Die Vereinbarung mit einer Laufzeit von vier Jahren sehe vor, dass KirchMedia Filme und TV-Serien von Disney erwerbe, teilten KirchMedia und ProSiebenSat.1 am Donnerstag in getrennten Presseveröffentlichungen mit. ProSiebenSat.1 erhalte die exklusiven Verwertungsrechte für die Filme, die auf den Sendern ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 ausgestrahlt würden. Über die Preise hätten die Vertragspartner Stillschweigen vereinbart. Die Vereinbarung ist der erste größere Film-Vertrag, den die insolvente KirchMedia und ProSieben in den vergangenen Monaten geschlossen haben. Rechtsstreitigkeiten über ausstehende Zahlungen hatten die Beziehungen von KirchMedia zu einigen Filmstudios beeinträchtigt. KirchMedia versucht derzeit, seine Filmrechtebibliothek und seinen Anteil an ProSieben an ein Konsortium unter Führung des Heinrich Bauer Verlags zu veräußern. Im April hatte KirchMedia wegen Überschuldung Insolvenz beantragt. Zum Kerngeschäft der KirchMedia gehört eine der größten Filmbibliotheken der Welt. KirchMedia ist an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 mit 52,5 Prozent beteiligt. Seit ein paar Wochen verhandelt KirchMedia ausschließlich mit dem Konsortium über eine Übernahme des Kerngeschäfts von KirchMedia. Aus Kreisen hatte Reuters vor gut einer Woche erfahren, dass der Bauer Verlag, sein Bankpartner HVB Group und das Hollywood-Studio Columbia die insolvente KirchMedia in zwei Gesellschaften teilen wollen. Für den Anteil von KirchMedia an ProSieben wolle das Konsortium rund 700 Millionen Euro zahlen und für die Filmrechtebibliothek etwa 1,3 Milliarden Euro. Die künftige Beziehung zwischen der Filmrechtebibliothek und ProSieben als einem der Hauptkunden sei der Schlüssel zu einer Übernahmevereinbarung, hatte es weiter aus den Kreisen geheißen. Die Senderfamilie müsste im Rahmen der Übernahme durch Bauer entweder eine Beteiligung an der Filmrechtegesellschaft erwerben oder einen langfristigen Vertrag zum Kauf ihrer Filmprodukte abschließen, war aus den Kreisen weiter verlautet. Die Sportrechte-Sparte hat Kirch bereits verkauft. "Der Abschluss (...) bestätigt unseren Optimismus für die Zukunft der KirchMedia. Wir sind überzeugt, dass wir den neuen Gesellschaftern von KirchMedia ein profitables Unternehmen übergeben werden", sagte KirchMedia-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray der Pressemitteilung zufolge. mit/leh.
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      schrieb am 22.11.02 07:56:29
      Beitrag Nr. 731 ()
      manager-magazin.de, 19.11.2002, 10:51 Uhr
      http://www.manager-magazin.de/ebusiness/artikel/0,2828,22285…

      B A U E R

      Ringelreihen der Kandidaten

      Von Klaus Boldt

      Die Verhandlungen über den Kauf von KirchMedia sind noch nicht abgeschlossen, da träumen die künftigen Herren des Hauses schon von der TV-Zukunft. Wichtigste Frage: Wer könnte ProSiebenSat1 künftig führen?

      Wenn nichts mehr dazwischen kommt und wenn es seinem Delegationsleiter Manfred Braun gelingt, den Kaufpreis (1,8 Milliarden Euro) noch ein wenig zu drücken, dann übernimmt der Hamburger Großverleger Heinz Bauer im Dezember die Mehrheit an der ProSiebenSat1 Media AG . Mit diesem Kauf steigt er aus den Niederungen der kostendrückenden Gazetten- und Postillenpublizistik ("TV Movie", "Bravo", "Praline" ) zur Nummer zwei im hiesigen Medienmarkt auf.

      Während die Verhandlungen um die lukrativste Beteiligung aus der Hinterlassenschaft von Leo Kirch noch laufen, findet das in erhöhte Alarm- und Expansionsbereitschaft versetzte Bauer-Management Muße, Ruhe und einigen Spaß bei dem, was Führungskräfte gemeinhin am allerliebsten tun: Sie planen und träumen und denken voraus und stellen sich vor.

      Zum Beispiel die kitzligste Frage: Wer könnte ProSiebenSat1 künftig führen? Wenig Erfahrung im Flimmergewerbe haben die Bauer-Kräfte jede Menge, sieht man einmal ab von der Minderheitsbeteiligung am Ramschkanal RTL 2. Dass der Wirtschaftsanwalt Urs Rohner, den Leo Kirch 1999 von der Zürcher Kanzlei Lenz & Staehelin abgeworben hatte, seine nur mäßig erfolgreiche Arbeit fortsetzt, scheint derzeit ausgeschlossen.

      Der Traum vom völligen Neuanfang

      Rohners Aufstieg gehört noch einer Epoche an, in der Medien automatisch florierten, egal wer sie führte, und in der Führungsposten noch nach Connection statt nach Qualifikation vergeben wurden.

      Der Advokat Rohner, der im Jahr 2000 den ProSieben-Gründer und Hyperaktivisten Georg Kofler abgelöst hatte, war aus der Tiefe des Kirch`schen Bekanntenkreises in die Münchener TV-Führungsschickeria vorgestoßen: Er hatte unter anderem für die Metro-Gruppe des Kirch-Spezis Otto Beisheim gearbeitet.

      Der öffentlichkeitsscheue Verleger Heinz Bauer, der Kirch nie über den Weg traute und dessen Personal erst gar nicht, verlangt einen völligen Neuanfang. "Wir brauchen eine Führung, die Aufbruch signalisiert", sagt ein Bauer-Manager.

      Trotz der nahezu umfassenden Führungskrise im deutschen Fernsehen, haben die Verlagsleute freie Auswahl: Als Rohner-Nachfolger im Gespräch sind RTL-Gründer Helmut Thoma und dessen einstiger Atjudant Marc Conrad (heute TV-Produzent); auch der RTL2-Anstaltsleiter Josef Andorfer hat Fürsprecher bei Bauer – gilt freilich eher als Kandidat für den Chefposten von Sat 1.

      Am liebsten aber, sagt ein Intimus, sähe Firmenchef Heinz Bauer einen alten Bekannten an der Spitze der Münchner Senderfamilie: Werner Klatten. Der Großaktionär und Vorstandschef des schwer maladen Rechtehändlers EM.TV verfügt über das Idealprofil.


      Der ehemalige Zigarettenmanager (Brinkmann) stand in den 80er Jahren Sat 1 vor, scheiterte dort an Kirch, wechselte später in die Geschäftsleitung des Spiegel-Verlags und unternimmt seit 2001 einen bislang eher unerfreulichen Selbstversuch als Medienunternehmer. Vor allem aber kennt man sich: Seit Jahren berät Klatten den Verleger, unter anderem bei dessen RTL2-Engagement.

      Hoffnungen auf die bayerische Spitzenposition macht sich im übrigen auch der Wiener Hans Mahr, RTL-Chefredakteur und guter Bekannter des Bauer-Sprechers Andreas "Kein Kommentar" Fritzenkötter. Wobei Mahr allerdings nicht weiß, ob er nicht doch irgendwann und weit lieber Intendant des österreichischen ORF werden will.

      Und schließlich ist nach Ansicht von Manfred Braun auch Bauer-Stratege Manfred Braun nicht grundsätzlich ungeeignet. Das einzige Problem ist: ProSiebenSat1 muss erst noch gekauft werden.
      Avatar
      schrieb am 27.11.02 13:12:16
      Beitrag Nr. 732 ()
      Kann denn ein insolventes Unternehmen überhaupt irgendwelche rechtswirksame Vergleiche schließen? Die Motivation von Springer ist klar: Lieber 30 Mio. in Cash als eine nachrangige Forderung, die vielleicht irgendwann wertlos verfällt.
      Aber was sagen die erstrangigen Gläubiger dazu, wenn Springer sich einfach "vordrängelt"?


      Frankfurt, 27. Nov (Reuters) - Der Axel Springer Verlag <SPRGn.DE>und die insolvente KirchMedia[KRCH.UL] streben in dem Streit um eine Forderung von Springer über 767 Millionen Euro eine außergerichtliche Einigung an.
      "Wir führen Vergleichsverhandlungen", bestätigten Vertreter beider Parteien am Mittwoch einen Bericht des "Handelsblatt". Nach den Vorgaben des Münchener Landgerichts, vor dem der Streit verhandelt wird, hätten Springer und KirchMedia nun bis zum 17. Dezember Zeit, sich zu verständigen. Sonst werde das Gericht ein Urteil fällen. Am Ende der Verhandlungen könnte eine Paketlösung stehen, bei der Springer mit 30 bis 65 Millionen Euro einen Bruchteil der geforderten Summe erhalten würde, um damit letztlich sogar eine Aufstockung seiner Anteile an der KirchMedia-Tochter ProSiebenSat.1<PSMG_p.DE> um 16,5 Prozent auf dann 28 Prozent teilweise zu finanzieren.
      Springer hatte im Januar eine Option zum Verkauf seines ProSieben-Anteils von 11,5 Prozent an die Kirch-Gruppe ausgeübt, was das Imperium von Medienzar Leo Kirch zur Zahlung von 767 Millionen Euro verpflichtete. Die Kirch-Gruppe, deren Gesellschaften mittlerweile Insolvenz angemeldet haben, hat die Rechtmäßigkeit der Option bisher bestritten.

      SPRINGER - INITIATIVE ZU VERHANDLUNGEN KAM VON KIRCHMEDIA
      Kurz vor der Verkündung eines Urteils in dem Rechtsstreit durch das Münchener Landgericht sei KirchMedia auf Springer zugekommen und habe Vergleichsverhandlungen vorgeschlagen, sagte eine Sprecherin des Berliner Verlagshauses. Springer sei trotz der Überzeugung, dass die Forderung rechtmäßig sei, auf den Vorschlag eingegangen, um einen langwierigen Rechtsstreit zu vermeiden. "Wir wollen eine sichere und schnelle Lösung und sehen in einem Vergleich den größtmöglichen Gestaltungsspielraum", sagte die Sprecherin.
      In den Vergleichsverhandlungen geht es nach Angaben aus Branchenkreisen aber nicht mehr um eine Ausübung der Option, bei der Springer seinen 11,5-prozentigen Anteil an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 abgeben müsste. Thema sei vielmehr eine Schadenersatzforderung, die sich auf die Differenz der Summe von 767 Millionen Euro und dem Wert des Anteils von 11,5 Prozent bezieht (nach den Kursen vom Mittwoch rund 140 Millionen Euro). Erfahrungsgemäß würden fünf bis zehn Prozent solcher Schadenersatzforderungen berücksichtigt, was eine Summe von 30 bis 65 Millionen Euro ergäbe.
      In der Vergangenheit hatte Springer immer wieder betont, die Beteiligung an ProSiebenSat.1, das als Filetstück der zum Verkauf stehenden KirchMedia gilt, auf mindestens 25 Prozent aufstocken zu wollen. Der Verlag hat dabei ein Vorkaufsrecht auf indirekt weitere 16,5 Prozent aus dem Besitz von KirchMedia, die an der Börse derzeit mit knapp 200 Millionen Euro bewertet werden. "Das ließe sich nicht komplett aus der Schadenersatzforderung der Put-Option finanzieren, aber zu einem großen Teil", hieß es dazu in Branchenkreisen.
      bub/nro/zap

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      <SPRGn.DE> <KRCH.UL> <PSMG_p.F>

      Wednesday, 27 November 2002 12:48:54
      RTRS [nL27434809]
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 13:15:20
      Beitrag Nr. 733 ()
      Sollte ein Investor nicht spätestens bis September gefunden sein? Wieso laufen dann die Gespräche immer noch "wie geplant"? Die letzte Finanzspritze der BayernLB dürfte inzwischen verbraucht sein.

      In anderen Meldung war davon die Rede, dass Premira, sorry Permira 1,2 Mrd zahlt. Davon scheinen 900 Mio aber nur vage in Aussicht gestellt zu sein.
      Die Gläubigerbanken haben sich wohl damit abgefunden, dass sie ihr Geld zumindest vorerst nicht wiedersehen.

      _____________________________________________________________

      Kreise - Permira aussichtsreichster Bieter für Premiere

      Frankfurt, 28. Nov (Reuters) - Die Frankfurter Investmentgesellschaft Permira ist nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen der aussichtsreichste Kandidat in dem Bieterverfahren um den angeschlagenen PayTV-Sender Premiere. "Die Verhandlungen mit Permira sind exklusiv, auch wenn die Exklusivität noch nicht offiziell ist.:)", hieß es am Donnerstag in den Kreisen. Die Investmentgruppe wolle die Mehrheit an Premiere übernehmen und dafür zunächst mehr als 200 Millionen Euro als frisches Kapital zur Verfügung stellen. Die Kredite der Banken - insgesamt rund 900 Millionen Euro - sollten zum großen Teil erst dann zurückgezahlt werden, wenn Premiere operativ Gewinne erzielt. "So wäre die Finanzierung bis zum Break-Even sichergestellt und die Banken hätten die Chance :):), ihre Kredite zurückzubekommen", hieß es in den Kreisen. Das Premiere-Management, vor allem Geschäftsführer Georg Kofler, soll den Angaben zufolge selbst rund zehn Prozent der Gesellschaft übernehmen. "Ich glaube an diese Firma und werde deshalb auch mein eigenes Geld investieren", sagte Kofler der "Financial Times Deutschland" (Donnerstagausgabe), ohne den Prozentsatz seiner Beteiligung zu bestätigen. Den Gläubigerbanken Bayerische Landesbank und HypoVereinsbank sei ebenfalls eine Minderheitsbeteiligung angeboten worden, hieß es in den Kreisen. Die genauen Beteiligungen und finanzielle Details würden aber noch verhandelt. Bei den Gläubigerbanken war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Sprecher von Permira und Premiere lehnten einen Kommentar ab. Der Premiere-Vertreter sagte lediglich, die Gespräche liefen wie geplant. Die neue Gesellschafterstruktur werde bis zum Ende des Jahres stehen. Neben Permira hatten sich nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen auch die Finanzinvestoren Goldman Sachs, Apax Partners und Warburg Pincus für einen Einstieg bei dem PayTV-Sender interessiert, dessen rigoroser Sparkurs in den vergangenen Monaten Wirkung gezeigt hat. Im dritten Quartal 2002 halbierte der Sender die Kosten und reduzierte den operativen Verlust auf 16 Millionen Euro nach einem Minus von 222 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Bis Anfang 2004 will Premiere, deren Muttergesellschaft KirchPayTV Anfang des Jahres Insolvenz anmeldete, operativ schwarze Zahlen schreiben. Bis dahin sollte die Finanzspritze von Permira reichen, hieß es in den Kreisen. Der Investor sei wohl :) bereit, dann noch weitere Mittel zu investieren. Ziel sei ein Börsengang der Gesellschaft in den nächsten drei bis fünf Jahren. bub/mik.
      Avatar
      schrieb am 28.11.02 16:58:19
      Beitrag Nr. 734 ()
      tja:D
      Avatar
      schrieb am 30.11.02 18:41:12
      Beitrag Nr. 735 ()
      Kofler - Noch vor Weihnachten neue Eignerstruktur bei Premiere

      Berlin, 30. Nov (Reuters) - Der Chef des finanziell angeschlagenen PayTV-Senders Premiere, Georg Kofler, rechnet noch vor Weihnachten mit der Bekanntgabe einer neuen Gesellschafterstruktur. Der "Berliner Zeitung" (Samstagausgabe) sagte Kofler, der neue Investor werde das operative Geschäft von Premiere bis zum Erreichen des operativen Gewinns im ersten Quartal 2004 finanzieren. "Wenn wir das schaffen, kann Premiere nichts mehr passieren." Die Frankfurter Investmentgesellschaft Permira verhandelt derzeit über eine Mehrheitsübernahme bei Premiere. Kofler sagte, über die Finanzierung der aktuellen Geschäftsplans im Volumen von bis zu 200 Millionen Euro werde noch verhandelt. "Wir reden von 150 bis 200 Millionen Euro bis zum Erreichen schwarzer Zahlen", sagte Kofler, der mit eigenem Geld ebenfalls bei dem Sender einsteigen will. "Ich sehe weit und breit kein vergleichbare interessantes Investment für meine Zeit und mein Geld und meinen Spaß." Kofler sagte weiter, Premiere könne durchaus sechs bis acht Millionen Abonnenten erreichen. Allein im November seien netto 40.000 neue Kunden hinzugekommen. brs.
      Avatar
      schrieb am 30.11.02 18:41:50
      Beitrag Nr. 736 ()
      KirchMedia-Programmchef Fred Kogel verlässt den Medienkonzern

      Frankfurt, 30. Nov (Reuters) - Der Programmchef des insolventen KirchMedia?KRCH.UL)-Konzerns, Fred Kogel, wird zum Jahresende auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlassen. "Nachdem die wichtigsten Verhandlungen mit allen Lizenz-Partnern bis Weihnachten erfolgreich abgeschlossen sein werden, habe ich mich dazu entschlossen, mich im neuen Jahr neuen Aufgaben zuzuwenden", ließ Kogel am Samstag über einen Konzernsprecher erklären. Kogel stehe aber gerne weiter beratend zur Verfügung, fügte der Sprecher hinzu. Zu seinen neuen Aufgaben wolle sich Kogel erst im neuen Jahr äußern. Der 41-jährige Kogel ist seit gut 20 Jahren im Mediengeschäft, war mehrere Jahre lang Unterhaltungschef beim ZDF und war 13 Jahre lang in verschiedenen Positionen in der weit verzweigten Kirch-Gruppe beschäftigt. Zuletzt hatte er die Verträge mit den Hollywood-Studios neu ausgehandelt.
      Avatar
      schrieb am 03.12.02 13:13:35
      Beitrag Nr. 737 ()
      Gelegentlich gibt es auch was Positives:
      Premiere könnte es wirklich schaffen...
      ______________________________________________________________________________

      INTERVIEW - Premiere hebt Prognosen für 2. Halbjahr 2002 an

      Frankfurt, 03. Dez (Reuters) - Der angeschlagene PayTV-Sender Premiere wird nach den Worten von Geschäftsführer Georg Kofler seine Umsatz- und Ergebnisziele im laufenden Jahr übertreffen. Nach dem günstigen Geschäftsverlauf der vergangenen Monate rechne Premiere nun für das zweite Halbjahr 2002 mit einem Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro und einem operativen Verlust (Ebitda) von "deutlich weniger als 100 Millionen Euro", sagte Kofler am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Bisher hatte der Sender, der zum früheren Medienimperium Leo Kirchs gehörte, für die zweite Jahreshälfte einen Umsatz von 380 (Vorjahreszeitraum: 368,3) Millionen Euro und ein operativen Verlust von 120 (418,2) Millionen Euro prognostiziert. "Unser Geschäft brummt - und das trotz des Konjunkturpessimismus, der überall beklagt wird", sagte Kofler. An dem Geschäftsplan, im ersten Quartal 2004 operativ die Gewinnschwelle zu erreichen, hält Kofler erst einmal fest. Den Finanzierungsbedarf bis zum Break Even bezifferte er mit 150 bis 200 Millionen Euro. Verhandlungsnahen Kreisen zufolge will diese Summe die Investmentgesellschaft Permira aufbringen, die kurz vor einem Einstieg bei Premiere steht. "Wir sind in den Schlussverhandlungen", sagte Kofler dazu, ohne Namen zu nennen. Ein Ergebnis werde es noch vor Weihnachten geben. Einen Börsengang stellte der optimistische Südtiroler schon für 2004/2005 in Aussicht. "Wenn wir positive Zahlen schreiben, ist Premiere sicher ein guter Börsenkandidat", sagte Kofler, der selbst einen kleineren Anteil an der Gesellschaft erwerben will. "Ich setze alle meine Chips auf Premiere". bub/mit.
      Avatar
      schrieb am 05.12.02 17:57:11
      Beitrag Nr. 738 ()
      Wirklich interessante Aspekte:
      Der ernsthafteste interessent an KirchMedia ist nicht bereit, wenigstens 200 Mio und einen Abnahmevertrag von Pro7 aufzuwenden. Statt dessen fordert Bauer 250 Mio zusätzliche Kredite für Kirchmedia...
      Im Klartext bedeutet das wohl, dass der sagenumwobene Rechtestock (der von Kirch selbst mit über 5 Mrd taxiert wurde) keine 200 Mio wert ist.
      ___________________________________________________________

      Kreise - Banken fordern höheren Beitrag von Bauer für KirchMedia

      - Von Mirko Wollrab und Sabine Bub - Frankfurt, 05. Dez (Reuters) - In den Verhandlungen über den Verkauf der insolventen KirchMedia an den Bauer Verlag sind sich die Gläubigerbanken und Bauer nach Angaben aus Verhandlungskreisen weiter uneins über die finanzielle Lastenteilung. Während der Bauer Verlag den Kaufpreis für den Filmrechtestock der Münchener Mediengruppe von 1,3 Milliarden Euro hauptsächlich über Kredite der Banken finanzieren wolle, forderten die Kreditinstitute einen Finanzierungsbeitrag von dem Verlag in Höhe von rund 200 Millionen Euro, erfuhr Reuters am Donnerstag aus den Kreisen. "Bauer muss auch etwas verlieren können und Risiko übernehmen", hieß es. Die Gläubigerbanken seien bereit, gut 40 Prozent ihrer Forderungen gegen KirchMedia in neue Kredite umzuwandeln. Die restlichen 60 Prozent - etwa 750 Millionen Euro - gehen für die Banken zum Großteil verloren, denn sie werden nur anteilsmäßig aus der Insolvenzmasse zurückgezahlt. Vertreter der Gläubigerbanken und Bauer lehnten eine Stellungnahme zu den Verhandlungen ab. "Es ist alles auf gutem Wege", hieß es lediglich. Mit einem Ergebnis werde noch vor Weihnachten gerechnet. KirchMedia verhandelt seit mehreren Wochen exklusiv mit dem Hamburger Zeitschriftenriesen Bauer über die Übernahme der Kerngesellschaft des früheren Medienimperiums von Leo Kirch. Insgesamt hat Bauer im Konsortium mit dem Juniorpartner HypoVereinsbank (HVB) nach Angaben aus Branchenkreisen rund zwei Milliarden für die Unternehmensteile geboten - 1,3 Milliarden für die Filmbibliothek und 700 Millionen Euro für die Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1, einer der Hauptabnehmer von Filmen aus dem KirchMedia-Rechtestock.

      LANGJÄHRIGER VERTRAG MIT PROSIEBENSAT.1 VORAUSSETZUNG
      Neben der Umwandlung von alten in neue Kredite sollen die Banken den Verhandlungskreisen zufolge den Filmrechtestock auch noch mit neuen Darlehen von rund 250 Millionen Euro finanzieren. "Diese Summe würde sich reduzieren, je nach dem, wieviel Bauer noch mitbringt", hieß es in den Kreisen. Den Vorschlag des Hamburger Verlagshauses, die Banken sollten mit 51 Prozent die Mehrheit an der neuen Filmrechtegesellschaft übernehmen und Bauer nur 49 Prozent, hätten die Kreditinstitute abgelehnt. "Banken sind keine Filmrechtehändler", hieß es. Ein weiterer Punkt der Verhandlungen ist den Angaben zufolge die künftige Geschäftsbeziehung zwischen der Filmrechtegesellschaft und ProSiebenSat.1. Die Banken bestünden auf einen langjährigen Vertrag, in dem sich die Senderfamilie verpflichte, in etwa den nächsten zehn Jahren KirchMedia-Filme zu einem garantierten Mindestpreis abzunehmen. "Davon würden dann die Kredite zurückgezahlt." Bauer wolle als künftiger Eigentümer von ProSiebenSat.1 eine lockerere Verbindung.

      BANKEN MÜSSEN TEIL DER KIRCHMEDIA-GELDER VERLORENGEBEN
      KirchMedia ist mit rund 1,3 Milliarden Euro bei den vier Kreditinstituten Commerzbank, HypoVereinsbank, DZ Bank und der Bayerische Landesbank verschuldet. Die Institute, die allesamt mit der Börsenflaute und maroden Krediten kämpfen, haben zum Teil Risikovorsorge für ihr Engagement gebildet oder dieses bereits wertberichtigt. Mit der Umwandlung eines Teils der Summe in neue Kredite, die durch Zahlungen aus den künftigen Geschäften des Rechtestocks getilgt werden sollen, setzen sie auf die Zukunft der Gesellschaft. Aber für Altforderungen von rund 750 Millionen Euro werden sie nach Angaben aus Finanzkreisen nur einen Teil zurück bekommen: Denn dieser Betrag bleibt als Forderung gegen die insolvente KirchMedia bestehen - wie weitere Ansprüche von Mitarbeitern, Zulieferern und anderen Gläubiger auch. Diese werden aus der Insolvenzmasse anteilsmäßig bedient. KirchMedia-Geschäftsführer Wolfgang van Betteray hatte in einem Reuters-Interview eine immerhin zweistellige Quote angekündigt. "Mindestens zehn Prozent", hieß es dazu auch in Finanzkreisen. Durch die Zurückweisung von Ansprüchen anderer könne die Quote aber auch bei über 30 Prozent liegen.

      KREISE - COLUMBIA ZUNÄCHST NICHT MIT IM BOOT
      Bauer verhandelt zudem noch mit dem US-Filmstudio Columbia über eine Mitbeteiligung der Sony-Tochter an ProSiebenSat.1. Dabei seien aber viele Themen zu klären, so dass Columbia wahrscheinlich zunächst nicht mit im Boot sitzen und zusammen mit Bauer und der HypoVereinsbank die Mehrheit an ProSiebenSat.1 übernehmen werde, hieß es in Bankenkreisen. Das Studio könne aber noch zu einem späteren Zeitpunkt bei der Senderfamilie einsteigen. Ein Bauer-Sprecher sagte lediglich, die Gespräche mit Columbia liefen noch. bub/mwo/mik.
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 08:44:39
      Beitrag Nr. 739 ()
      Über die Werthaltigkeit der Filmrechte sagt das m.E. nicht so viel aus. Mehr wohl über die recht komfortable Verhandlungssituation von Bauer. UNd angesichts des kommenden Tabakwerbeverbotes wird Bauer kein großes Interesse haben, mehr Geld als unbedingt nötig zu investieren. Bauer will ProSieben (und das ist gut so :)) und sonst nix. Ich gehe weiterhin davon aus, dass über kurz oder lang KirchMedia aufgeteilt wird und die Filmrechte bei Columbia, Saban, Berlusconi oder wem auch immer landen, der davon mehr versteht als Bauer oder die Banken.
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 08:54:20
      Beitrag Nr. 740 ()
      Offenbar ist aber derzeit niemand bereit, nennenswerte Beträge für den Filmstock auszugeben. Anderenfalls würden die Insolvenzverwalter und Gläubiger nicht (bisher noch) versuchen, ihn bei Bauer (zu miserablen Bedingungen) loszuwerden.
      Für Pro7 ist die Haltung von Bauer in der Tat gut.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 23:03:38
      Beitrag Nr. 741 ()
      Jetzt wird auch gegen Kirch und Hahn ermittelt. Einige Kredite und Kreditabsicherungen erschienen schon lange äußerst dubios.
      _________________________________________________________

      Presse- Staatanwaltschaft München ermittelt gegen Kirch-Manager

      Frankfurt, 06. Dez (Reuters) - Die Staatsanwaltschaft München I hat mehreren Medienberichten zufolge gegen Leo Kirch, seinen ehemaligen Stellvertreter Dieter Hahn und weitere Manager der ehemaligen Kirch-Gruppe wegen des Verdachts strafbarer Handlungen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Verschiedene Beteiligte seien bereits vernommen worden, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) am Freitagabend vorab unter Berufung auf Oberstaatsanwalt Joachim Eckert. Einzelheiten könnten aus "ermittlungstaktischen Gründen" noch nicht bekannt gegeben werden. Ein Kirch-Sprecher lehnte einen Kommentar ab. Bei der Staatsanwaltschaft in München war am Abend zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Nach Informationen der SZ geht es um einen bislang unbekannten Kredit, der über ein Schweizer Bankhaus abgewickelt worden sein soll. Der hohe Millionenkredit habe dazu gedient, zusätzlich zur Mehrheitsbeteiligung an der Formel 1 weitere Verwertungsrechte der Rennsportserie zu erwerben. Im Mittelpunkt des Geschehens stünden der frühere Konzerninhaber Leo Kirch, sein damaliger Vize Dieter Hahn und Ex-Finanzchef Herbert Schroder. Die neuen Geschäftsführer der KirchMedia hatten nach Angaben von "Spiegel Online" die Geschäftsvorgänge in dem insolventen Kerngeschäft des Kirch-Imperiums von den Düsseldorfer Wirtschaftsprüfern Schumacher & Partner durchleuchten lassen und die Ergebnisse kürzlich der Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Die Fahnder prüften neben Millionendarlehen an ehemalige Führungskräfte und an Kirch-Sohn Thomas, ob beim Zusammenbruch der Kirch-Gruppe auch Firmenwerte wie ein Anteil am spanischen Fernsehsender Telecinco unzulässig transferiert worden seien, berichtet das Nachrichtenmagagzin "Focus" vorab aus seiner Montagsausgabe. Firmengründer Leo Kirch sei von den Fahndern noch nicht vernommen worden, habe aber signalisiert, alle Unterlagen und Unternehmensverträge der Staatsanwaltschaft zur Verfügung zu stellen. Das einstige Medienimperium des 75-jährigen Leo Kirch ist inzwischen größtenteils insolvent. mit/bub.
      Avatar
      schrieb am 06.12.02 23:08:32
      Beitrag Nr. 742 ()
      Ob dieses angebliche Saban-Angebot den Preis doch noch etwas hochtreibt?
      _________________________________________________________

      Kreise - Haim Saban legt neues Angebot für KirchMedia vor

      New York/Frankfurt, 06. Dez (Reuters) - Der US-Milliardär Haim Saban will nach Angaben aus mit dem Vorgang vertrauten Kreisen im Bieterverfahren um die insolvente KirchMedia den Bauer-Verlag in letzter Minute überbieten. Dem erneuten Vorstoß wird in Kreisen der Münchner Mediengruppe allerdings keine Chance eingeräumt. Haim Saban habe ein höheres Angebot für das Kerngeschäft des früheren Medienimperiums von Leo Kirch und die Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 abgeben, als das Konsortium um den Hamburger Bauer-Verlag, hieß es am Freitagabend in den Kreisen. "Das hat mit Sicherheit keine Chance", sagte ein Beteiliger aus dem Umfeld der Münchner Mediengesellschaft dazu. Immerhin seien die Verhandlungen mit Bauer, die seit einigen Wochen exklusiv laufen, schon weit gediehen. Beide Seiten rechnen mit einer Einigung noch vor Weihnachten. Ein KirchMedia-Sprecher lehnte einen Kommentar ab. Saban, der zuvor zusammen mit dem französischen TV-Konzern TF1 eine Offerte abgegeben hatte, biete 800 Millionen Euro für den 52,5-prozentigen Anteil der KirchMedia an ProSiebenSat.1, Bauer nur 700 Millionen Euro, erfuhr Reuters aus den Kreisen. Zur Finanzierung der Filmrechtebibliothek biete Saban den Gläubigerbanken 200 bis 400 Millionen Euro, während Bauer dafür kein Geld auf den Tisch legen wolle - ein Punkt, an dem die Verhandlungen mit den Gläubigerbanken derzeit haken. Die Geschäftsführung von KirchMedia habe es aber abgelehnt, dass Saban seine neue Offerte am Montag dem Gläubigerausschuss von KirchMedia vorträgt, hieß es in KirchMedia-Kreisen. Der Gläubigerausschuss, in dem neben den Banken BayernLB, DZ Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank unter anderem auch das US-Studio Columbia Sony vertreten ist, trifft die letzte Entscheidung, an wen KirchMedia verkauft werden soll. In der Vergangenheit hatte der vom Amtsgericht eingesetzte Sachwalter Michael Jaffe immer wieder betont, während des ganzen Prozesses höhere Angebote prüfen zu müssen, wenn dieses im Interesse der Gläubiger sei. Das monatelange Bieterverfahren um KirchMedia, die im April Insolvenz anmelden musste, war schon während der ganzen Zeit gekennzeichnet durch immer neue Veränderungen im Bieterkreis, überraschenden Angeboten und mehrmaligen Verzögerungen. bub/lex.
      Avatar
      schrieb am 09.12.02 18:48:25
      Beitrag Nr. 743 ()
      Die letzten Tage der Kirch-Gruppe
      ___________________________________________________________

      INTERVIEW-Ziems - Verkauf von ProSiebenSat.1 unterschriftsreif

      Frankfurt, 09. Dez (Reuters) - Die insolvente Mediengruppe KirchMedia steht nach den Worten von Geschäftsführer Heinz-Joachim Ziems kurz vor dem Verkauf ihrer Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 an den Hamburger Bauer Verlag. "Das erste große Vertragswerk, ProSiebenSat.1, ist quasi unterschriftsreif, das passiert noch vor Weihnachten", sagte Ziems nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings werde dieser Vertrag nicht wirksam, bevor nicht auch eine Einigung über den Verkauf der Filmrechtebibliothek erzielt worden sei. Diese sehe er nicht mehr vor Weihnachten. Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen, wonach US-Milliardär Haim Saban in letzter Minute ein neues Angebot für KirchMedia abgegeben habe, wollte Ziems nicht kommentieren, sagte aber: "Wir sehen keine Veranlassung, die konstruktiven Verhandlungen mit Bauer zu reduzieren oder parallele Verhandlungen zu führen." In KirchMedia-Kreisen werden dem Angebot Sabans auch keine Chancen eingeräumt. bub/ked.
      Avatar
      schrieb am 11.12.02 11:33:40
      Beitrag Nr. 744 ()
      Frankfurt, 11. Dez (Reuters) - Die insolvente KirchMedia fordert von dem Kölner Handels- und Touristikkonzern Rewe 125 Millionen Euro.
      Diese Forderung sei dem früheren Kirch-Gesellschafter Rewe bereits schriftlich übermittelt worden, sagte ein Sprecher der Kerngesellschaft des früheren Medienimperiums von Leo Kirch am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters auf Anfrage. Die Forderung habe sich aus den Kreditbeziehungen von Rewe, einer Tochter der Kirch Beteiligung GmbH und KirchMedia ergeben. Details wollte der Sprecher nicht nennen. Ein Rewe-Sprecher sagte dazu, die Forderung sei "völlig abwegig". Einer möglichen gerichtlichen Auseinandersetzung sehe Rewe sehr gelassen entgegen.
      Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, das Schreiben mit der Millionen-Forderung sei bereits am Dienstag bei der Rewe-Zentrale in Köln eingegangen. Dabei ginge es um einen Kredit, den Rewe-Vorstandschef Hans Reischl einer Tochter der Kirch Beteiligung GmbH gewährt habe - eine der drei Säulen des Kirch-Imperiums, die mittlerweile ebenfalls insolvent ist. Der Kredit sei aber von KirchMedia zurückgezahlt worden, an der Rewe vor der Insolvenz mit 5,7 Prozent beteiligt war.
      bub/zap

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      Wednesday, 11 December 2002 11:31:26
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      Avatar
      schrieb am 12.12.02 15:32:36
      Beitrag Nr. 745 ()
      KirchMedia schließt Filmvertrag mit US-Studio Paramount

      Frankfurt, 12. Dez (Reuters) - Die insolvente KirchMedia hat mit dem Hollywoodstudio Paramount und mehreren kleineren Filmproduzenten Lizenzverträge unterzeichnet, die der Tochter ProSiebenSat.1 die Verwertung der Filme auf Jahre sichert. KirchMedia habe sich von Paramount Filmrechte im Wert von rund 500 Millionen Euro zum Teil mit einer Laufzeit bis 2011 gesichert, teilte KirchMedia am Donnerstag mit. Zugleich seien Vereinbarungen mit der Berliner Senator, der Schweizer Highlight, der Münchener Constantin sowie den Produzenten Epsilon und Tobis über die Verwertung von mehr als 100 Filmen und Serien in insgesamt dreistelliger Millionenhöhe getroffen worden. Die Senderfamilie ProSiebenSat.1, an der KirchMedia eine 52,5-prozentige Mehrheit besitzt, erhalte die exklusiven Verwertungsrechte der Filme. Die zum Verkauf stehende KirchMedia hatte im November bereits mit dem US-Studio Disney einen umfangreichen Filmvertrag geschlossen. Verhandelt werde nun noch mit Columbia, sagte ein KirchMedia-Sprecher. Die Gespräche liefen konstruktiv. bub/ked.
      Avatar
      schrieb am 15.12.02 14:59:21
      Beitrag Nr. 746 ()
      Nach anderen Quellen ist nicht mehr davon die Rede, dass Bauer für die Rechtebibliothek Bargeld zahlt; lediglich 1,3 Mrd Schulden sollen übernommen werden. Der Knackpunkt ist anscheinend, dass Bauer Pro7 übernehmen will, ohne Abnahmeverpflichtungen o.ä. gegenüber Kirchmedia einzugehen.
      ______________________________________________________________________

      KirchMedia - Andere Angebote außer Bauer derzeit kein Thema

      Frankfurt, 15. Dez (Reuters) - Die insolvente KirchMedia verhandelt weiter exklusiv mit dem Hamburger Bauer Verlag über eine Übernahme der Münchener Mediengruppe, hält sich aber für den Fall des Scheiterns der Gespräche andere Optionen offen. "Solange wir ernsthaft mit Bauer verhandeln, sind andere Angebote für uns kein Thema", sagte ein KirchMedia-Sprecher am Sonntag. Wenn die Verhandlungen mit Bauer aber scheitern sollten, würden andere Angebote wieder geprüft. Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtete vorab, die früheren KirchMedia-Gesellschafter, der italienische Konzern Mediaset, die Investmentbank Lehman Brothers und der saudische Prinz Al Waleed wollten ein neues Angebot für KirchMedia mit besseren Konditionen als das von Bauer vorlegen. Derzeit gebe es keine verbesserten Angebote von Interessenten, die im Laufe des monatelangen Bieterverfahrens aus dem Prozess herausgefallen waren, sagte der KirchMedia-Sprecher dazu. Die Geschäftsführung sei weiter zuversichtlich, ein erstes Vertragswerk mit Bauer noch vor Weihnachten unterzeichnen zu können. In der vergangenen Woche hatte bereits US-Milliardär Haim Saban nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen ein neues Angebot für KirchMedia abgegeben, das in Kreisen des Münchener Konzerns aber als chancenlos bezeichnet worden war.

      ZIEMS - STEHEN NICHT UNTER VOLLZUGSDRUCK
      KirchMedia verhandelt seit Oktober exklusiv mit dem Zeitschriften-Konzern Bauer über die Übernahme der Filmbibliothek von KirchMedia und ihrer Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1. Nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen hat Bauer rund 700 Millionen Euro für den 52,4-prozentigen Anteil an ProSiebenSat.1 geboten und verhandelt derzeit mit den Gläubigerbanken über die Finanzierung der Filmrechtebibliothek, die der Offerte zufolge mit 1,3 Milliarden Euro bewertet wird. Falls die Gespräche mit Bauer scheitern, könnten die früheren Bieter wieder zum Zuge kommen. Zwar sagte KirchMedia-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems in einem Interview mit dem Magazin "Der Spiegel" (Montagsausgabe), er sei weiter zuversichtlich, einen ersten Teil des Vertrages mit Bauer noch vor Weihnachten schließen zu können. KirchMedia sei aber für den Fall gerüstet, "das es mit Bauer wider Erwarten nicht klappt - aus welchen Gründen auch immer", fügte er hinzu. Das Insolvenzmanagement stehe nicht unter Vollzugsdruck. Bevor man etwas verschenke, würde man den Gläubigern vorschlagen, das Ganze noch ein zwei Jahre weiterzubetreiben, bis sich der Markt für Medienwerte wieder erhole, sagte Ziems. bub/mit.
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 13:07:08
      Beitrag Nr. 747 ()
      Ganz klar ist es nach dieser Meldung nicht - aber es scheint, als hätte das Gericht die Springer-Forderung in voller Höhe bestätigt. (Um welche Teilforderung wurde hier eigentlich gestritten?) Ebenfalls unklar ist, ob die Forderung vorrangig oder nachrangig ist.
      __________________________________________________________

      Gericht - Forderung von Springer an Kirch-Tochter rechtmäßig

      München, 17. Dez (Reuters) - Die Millionen-Forderung des Axel Springer Verlags an eine Tochter der insolventen KirchMedia ist nach einem Urteil des Münchener Landgerichts rechtmäßig. Die KirchMedia-Tochter Taurus TV müsse 29,86 Millionen Euro an Springer bezahlen, entschied das Landgericht am Dienstag. Springer hatte zunächst nur einen Teil der eigentlich 767 Millionen Euro hohen Forderung eingeklagt, um die Gerichtskosten niedrig zu halten. Der Hamburger Verlag begrüßte die Entscheidung. "Wir haben der Gegenseite aber signalisiert, dass wir weiter bereit für Vergleichsgespräche sind", sagte eine Sprecherin. KirchMedia kann gegen das Urteil Berufung einlegen. Springer hatte Anfang des Jahres eine Option zum Verkauf seines 11,5-prozentigen Anteils an dem TV-Konzern ProSiebenSat.1 ausgeübt, was die Kirch-Gruppe zur Zahlung von 767 Millionen Euro verpflichtete. KirchMedia hat die Rechtmäßigkeit der Option bisher bestritten. Verhandlungen von Springer und KirchMedia über eine gütliche Einigung in dem Streit waren am Montagabend gescheitert. Beide Seiten hatten jedoch betont, weitere Gespräche seien auch nach dem Urteil noch möglich. lae/bub/nro.
      Avatar
      schrieb am 17.12.02 13:45:35
      Beitrag Nr. 748 ()
      rv

      Bei der Gesamtforderung geht es um eine Put-Option, die Springer für die ProSieben-Aktien hatte, die man im Tausch gegen Sat1 bekommen hat. Auf welche Puts sich die Teilforderung bezieht, ist unmaßgeblich. Springer hat halt aus Kostengründen nicht alles angemeldet, die Rechte sind aber alle gleichartig.

      Da die Optionen in keiner Weise mit Pfandrechten unterlegt sind, sind die Forderungen sehr nachrangig. Das war ja seinerzeit der Grund, wieso Springer Kirch in die Insolvenz getrieben hatte, um zu retten, was kaum noch zu retten ist.

      Aber mit diesem Urteil in der Hand wird Springer sicher bald wieder in der ProSieben-Übernahme mitspielen.
      Avatar
      schrieb am 19.12.02 13:41:32
      Beitrag Nr. 749 ()
      Kreise - Premiere schließt Filmverträge mit zwei US-Studios

      Berlin, 19. Dez (Reuters) - Der Abosender Premiere hat nach Angaben aus Unternehmenskreisen mit zwei weiteren US-Filmstudios Lieferverträge unterzeichnet. Kurz vor einem möglichen Verkauf an den Finanzinvestor Permira hat sich Premiere so den Zugriff auf so manchen Kinohit gesichert. Mit dem US-Studio Paramount habe Premiere einen Liefervertrag über fünf Jahre unterzeichnet und von Columbia ein großes Filmpaket erworben, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag aus den Kreisen. Darin seien Filme wie "Vanilla Sky" mit Tom Cruise oder "Ritter aus Leidenschaft" enthalten. Nun habe Premiere mit sieben Hollywood-Studios vertragliche Vereinbarungen geschlossen. Unterdessen laufen die Verhandlungen mit der Investmentgesellschaft Permira über die Übernahme der Mehrheit an Premiere nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen auf Hochtouren. Möglicherweise könne vor Weihnachten noch eine prinzipielle Einigung bekannt gegeben werden. Verschiedene Details müssten aber nach wie vor geklärt werden, so dass unterschriftsreife Verträge mit Sicherheit erst im nächsten Jahr vorliegen würden, hieß es in den Kreisen. Ein Premiere-Sprecher wollte die Angaben nicht kommentieren. Premiere-Chef Georg Kofler, der die Tochter der insolventen KirchPayTV mit einem rigiden Sparkurs und einer neuen Programmstruktur bis 2004 in die schwarzen Zahlen bringen will, hatte eine neue Gesellschafterstruktur zunächst bis Herbst, dann bis Jahresende in Aussicht gestellt. bub/ban.
      Avatar
      schrieb am 19.12.02 14:36:30
      Beitrag Nr. 750 ()
      Das ging jetzt aber schnell: Vor einer Stunde kündigte man eine prinzipielle Einigung "möglicherweise" vor Jahresende an - jetzt ist sie da:
      _______________________________________________________________

      Premiere - Haben uns mit Permira über Einstieg geeinigt

      Berlin, 19. Dez (Reuters) - Der Bezahl-Fernsehsender Premiere hat sich mit dem Finanzinvestor Permira grundsätzlich auf eine Übernahme der Mehrheit an Premiere geeinigt. "Eine Einigung über die Grundzüge der neuen Gesellschafterstruktur von Premiere ist heute erzielt worden", teilte der Sender am Donnerstag mit. Dabei strebe die europäische Investmentgesellschaft Permira die Mehrheit an Premiere an. Die Gläubigerbanken BayernLB, HVB und BAWAG wollten eine Minderheitsbeteiligung eingehen. Auch eine Beteiligung des Premiere-Managements sei vorgesehen. Die Aushandlung der Details werde aber noch einige Zeit beanspruchen. Premiere hatte seit der Insolvenz der Muttergesellschaft KirchPayTV nach einem Investor gesucht, der das Überleben des Abosenders sichert. bub/zap.
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 15:33:35
      Beitrag Nr. 751 ()
      Und noch eine "grundsätzliche Einigung"
      ________________________________________________________________________

      Bauer-Konsortium einigt sich mit KirchMedia über Übernahme

      Frankfurt, 20. Dez (Reuters) - Das Konsortium unter Führung des Hamburger Bauer-Verlags hat sich mit der insolventen KirchMedia über den Erwerb ihrer Mehrheit an der Senderfamilie ProSiebenSat.1 geeinigt. Auch über die Übernahme von Anteilen des Filmrechtehandels der Münchener Mediengruppe hätten sich beide Parteien im Grundsatz verständigt, über Details werde noch weiter verhandelt, teilte der Bauer-Verlag am Freitag mit. Zudem würden mit dem Axel Springer Verlag Verhandlungen über den Kauf seines 11,5-prozentigen Anteils an ProSiebenSat.1 durch das Konsortium aufgenommen. Es werde angestrebt, sämtliche Verträge bis Ende Januar zu unterzeichnen. KirchMedia verhandelt seit Oktober exklusiv mit dem Bauer-Konsortium über eine Übernahme der Kerngesellschaft des früheren Medienimperiums von Leo Kirch. In dem monatelangen und immer wieder von Verzögerungen begleiteten Verfahren hatten mehrere andere Bietergruppen Angebote abgegeben. bub/mik.
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 16:02:18
      Beitrag Nr. 752 ()
      Dresdner ersteigert Kirchs Telecinco-Anteil erneut

      Frankfurt, 20. Dez (Reuters) - Die Dresdner Bank hat den bereits von Kirch an sie verpfändeten 25-prozentigen Anteil am spanischen Fernsehsender Telecinco Ende am Freitag erneut ersteigert. "Eine Tochtergesellschaft der Dresdner hat den Telecinco-Anteil und 25 Prozent an der dazugehörigen Vermarktungsgesellschaft in Madrid ersteigert", sagte ein Dresdner-Sprecher am Freitag ohne Angaben zum Preis zu machen. Das Mindestgebot für beide Gesellschaften hatte zusammen 375 Millionen Euro betragen. Die Dresdner Bank will den Auktionspreis mit der Kreditforderung verrechnen, so dass die Allianz-Tochter de facto kein zusätzliches Geld aufbringen müsste. Einem Schadensersatzverfahren sieht das Geldhaus gelassen entgegen und hat die Verpfändung wiederholt als rechtmäßig bezeichnet. Mitte September hatte die hochdefizitäre Dresdner bereits eine Telecinco-Vorschaltgesellschaft ersteigert, um eine Zwangsversteigerung zu verhindern und den Anteil ohne Zeitdruck selbst am Markt zu verwerten. Erst am Mittwoch hatte Mediaset, der Konzern von Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, seinen Telecinco-Anteil um zwölf auf über 50 Prozent aufgestockt. Mediaset wird dafür rund 276 Millionen Euro an den spanischen Verlag Correo zahlen und will Telecinco frühestens 2004 an die Börse bringen. Die Telecinco-Anteile sind an die Dresdner Bank verpfändet, bis Kirch seinen Kredit in Höhe von 500 Millionen Euro vollständig das Institut zurückgezahlt hat. Das Anteilspaket dient der Dresdner als Sicherheit für den Kredit, der allerdings an die Mutter der insolventen KirchMedia, die Kirch-Holding, vergeben worden war. Da dieses Pfand damit aber nicht in der Gesellschaft des Kreditnehmers aufgehängt ist, lehnen die neue Geschäftsführung und die Gläubigerbanken der KirchMedia die Verwertung durch die Dresdner Bank ab und prüfen nach früheren Angaben Schadensersatzansprüche. mwo/zap.
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 16:13:57
      Beitrag Nr. 753 ()
      Und ein Drittes:
      ________________________________________________________________

      Bauer-Müssen Übernahmeangebot an ProSiebenSat1-Aktionäre machen

      Frankfurt, 20. Dez (Reuters) - Der Hamburger Bauer-Verlag wird nach dem Erwerb der Mehrheit an ProSiebenSat.1 den außenstehenden Aktionären ein Übernahmeangebot machen, will die Senderfamilie aber nicht von der Börse nehmen. "Wir sind gesetzlich verpflichtet, ein Übernahmeangebot zu machen", sagte ein Bauer-Sprecher am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Der im MDax notierte TV-Konzern werde aber auch danach an der Börse notiert bleiben. Die ProSiebenSat.1-Aktien reagierten mit Kurszuwächsen auf die Nachricht und legten zeitweise mehr als vier Prozent zu. Bauer werde auch an der KirchMedia-Filmrechtegesellschaft die Mehrheit mit wahrscheinlich 52 Prozent übernehmen, sagte der Sprecher weiter. Die Gläubigerbanken der Mediengruppe HVB, Commerzbank, BayernLB und DZ Bank würden sich mit den restlichen 48 Prozent am Filmrechtehandel beteiligen. bub/mik.
      Avatar
      schrieb am 20.12.02 18:18:48
      Beitrag Nr. 754 ()
      Und Reuters zieht ein vorläufiges Fazit dieses Threads ;)
      ______________________________________________________________________

      CHRONIK - Der Zerfall des Kirch-Imperiums

      Frankfurt, 20. Dez (Reuters) - Der Hamburger Bauer-Verlag hat sich mit der insolventen KirchMedia auf die Übernahme der Mehrheit an der Sendergruppe ProSiebenSat.1 Media und den Filmrechtehandel im Grundsatz geeinigt. Damit geht ein monatelanger Bieterprozess für das Kerngeschäft des früheren Medienimperiums von Unternehmer Leo Kirch zu Ende.

      Es folgt eine Chronik des Zerfalls der Kirch-Gruppe, die einst aus der Dachgesellschaft TaurusHolding sowie den drei Säulen KirchMedia (Produktion, Rechtehandel, ProSiebenSat.1), KirchPayTV (Premiere) und KirchBeteiligung (Formel 1, Anteil an Axel Springer Verlag) bestand:
      Dezember 2001: Gerüchte über eine ernste Finanzkrise der Kirch-Gruppe tauchen auf. Die Dresdner Bank fordert einen Kredit über 460 Millionen Euro von Kirch zurück.
      30. Januar 2002: Der Hamburger Axel Springer Verlag übt eine Verkaufsoption über 767 Millionen Euro für 11,5 Prozent an ProSiebenSat.1 aus und gibt Kirch bis Ende April Zeit, die vereinbarte Summe zu überweisen. Kirch bestreitet umgehend die Gültigkeit der Option.
      05. Februar: Der Vorstandschef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, äußert Zweifel an der Kreditwürdigkeit Kirchs.
      25. Februar: Kirch engagiert die Sanierungsexperten Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems.
      20. März: Kofler stellt ein Sanierungskonzept für Premiere vor. Er will den Sender bis 2004 in die schwarzen Zahlen führen.
      20. März: Die für Juni geplante Fusion der Film- und Rechtegesellschaft KirchMedia mit ProSiebenSat.1 wird abgesagt.
      05. April: Die Verhandlungen von Banken und Gesellschaftern von KirchMedia über eine Rettung der Gesellschaft scheitern.
      08. April: KirchMedia meldet Insolvenz an
      08. Mai: KirchPayTV meldet Insolvenz an
      15. Mai: KirchMedia beauftragt die Investmentbank UBS Warburg mit der Suche nach neuen Investoren
      12. Juni: Die Dachgesellschaft TaurusHolding sowie die letzte Säule der Gruppe, KirchBeteiligung, melden Insolvenz an
      13. Juni: Der Bauer-Verlag äußert erstmals öffentlich ein Interesse an KirchMedia
      25. Juli: Premiere-Chef sieht Insolvenzgefahr gebannt.
      01. August: Sieben Interessenten haben Angebote für eine Übernahme der insolventen KirchMedia vorgelegt, darunter eine Gruppe aus Bauer, Springer und HVB Group, der US-Milliardär Haim Saban, der französische Sender TF1, die Commerzbank mit dem US-Studio Columbia und die KirchMedia-Altgesellschafter um die Bank Lehman Bros.
      09. August: Drei Bietergruppen für KirchMedia kommen in die engere Wahl, das Konsortium Bauer/Springer/HVB ist nicht dabei.
      08. August: Die Deutsche Bank erwirbt das 40-prozentige Aktienpaket Kirchs am Springer-Verlag, verkauft 10,4 Prozent an Friede Springer, die so die Kontrolle über den Verlag erlangt.
      19. September: Das Konsortium Springer/Bauer/HVB wird mit einem verbesserten Angebot wieder in das Bieterverfahren um KirchMedia aufgenommen.
      September: Premiere hat mit rund einem halben Dutzend Kaufinteressenten Verhandlungen aufgenommen.
      10. Oktober: Gläubigerausschuss stimmt dem Verkauf des Sportrechtegeschäfts an das Management der Kirch Sport AG um Ex-Fußballnationalspieler Günter Netzer zu.
      30. Oktober: KirchMedia startet exklusive Gespräche mit dem Bauer/HVB-Konsortium, an dem Springer nicht mehr beteiligt ist.
      18. Dezember: Springer kündigt Rückzug aus TV-Geschäft an, will 11,5 Prozent an ProSiebenSat.1 verkaufen.
      19. Dezember: Premiere und die Investmentgesellschaft Permira einigen sich im Grundsatz auf eine Übernahme.
      20. Dezember: KirchMedia einigt sich mit dem Bauer-Konsortium im Grundsatz auf eine Übernahme von ProSiebenSat.1 und der Filmrechtegesellschaft. Verträge sollen bis Ende Januar unterschrieben werden. bub/zap.
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 00:39:41
      Beitrag Nr. 755 ()
      SPIEGEL ONLINE - 23. Dezember 2002, 10:23
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,226036,00.html

      Absteiger 2002 (4)

      Kirchs verhinderter Kronprinz

      Von Thomas Hillenbrand

      Eigentlich sollte Dieter Hahn im Sommer 2002 Vorstandschef eines frisch an die Börse gegangenen, weitgehend entschuldeten Münchner Mega-Medienkonzerns werden. Nur ist leider Einiges dazwischen gekommen.



      Hamburg - Mit ein bisschen Phantasie kann man sich ausmalen, wie es gewesen sein mag, als Leo Kirch, der Münchner Medienjongleur, Dieter Hahn zu seinem Kronprinz machte. Vielleicht standen die beiden an einem lauen Sommerabend irgendwo auf einem Hügel nahe Unterföhring und blickten auf den dortigen Medienpark. Die untergehende Sonne könnte sich in den Scheiben des ProSiebenSat.1-Gebäudes gespiegelt haben. ]Und dann hat Kirch seinen treuesten Paladin vielleicht angeblickt und mit viel Pathos und breitem unterfränkischen Akzent gesagt: "Dieder, des g`hört bald allz Dir."

      Vielleicht hat er auch nie etwas Derartiges gesagt. Vielleicht standen die beiden auch nie zusammen auf einem Hügel. Aber eins war allen Beteiligten klar: Wenn die KirchGruppe wie geplant an die Börse gebracht worden wäre, dann wäre Dieter Hahn, genannt "Der Bulldozer", Vorstandschef von Deutschlands größten TV-Imperium geworden. Mit 41 Jahren wäre der promovierte (Dissertations-Thema: "Die feindliche Übernahme von Aktiengesellschaften" ) Jurist dann außerdem der jüngste Medienzar der Welt gewesen. Hätte, wäre, würde.

      Der Schutthaufen, der einmal KirchMedia war, braucht keine Manager mehr. Auch Hahns dem Vernehmen nach äußerst üppig dotierter Beratervertrag bei der insolventen KirchMedia ist inzwischen futsch. Das ohnehin stark lädierte Vertrauen der Kirch-Gläubiger in die Fähigkeiten des Oberhauseners hat den Nullpunkt erreicht, nachdem bei der Durchsicht der Bücher diverse Ungereimtheiten auftauchten. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen Kirchs Kronprinz a. D.

      Judex non calculat?

      Ob und zu welchem Teil Dieter Hahn an der Pleite des Medienkonglomerats Schuld ist, wird von Beobachtern unterschiedlich beurteilt. Getreue weisen darauf hin, der Manager habe bis zuletzt alles versucht, um Kirchs Imperium zu retten. Zudem habe er in den vergangenen Jahren für seinen Mentor einen cleveren Deal nach dem anderen ausgehandelt. Das sehen nicht alle so. "Dieter hat keine klare Vorstellung davon, was ein vernünftiger Preis ist", zitiert die "Financial Times" einen ehemaligen Kirch-Manager, "In jedem Geschäft, an dem er beteiligt war, ob DSF oder Premiere, sind die Kosten explodiert."

      Fest steht, dass Hahn in den späten Neunzigern einen großen strategischen Fehler gemacht hat. Als der Medienkonzern Bertelsmann bei Kirchs Pay-TV-Sender Premiere ausstieg, überredete Hahn seinen Ziehvater, den australischen Medienunternehmer Rupert Murdoch mit ins Boot zu holen - gegen den Rat von Herbert Schröder, Kirchs damaligem Finanzchef. Der Deal erlaubte es Murdochs britischer Firma BSkyB, den Münchnern ihren 22-Prozent-Anteil an Premiere zurückzugeben - zum ursprünglichen Kaufpreis, plus Zinsen. Als "Der Haifisch" Anfang 2002 sein Geld von Kirch zurückforderte, war es aus.

      Was Hahn in Zukunft machen wird, ist angeblich noch offen. "Es ist aber unwahrscheinlich, dass ich in die Stahlindustrie wechseln werde", so der Manager. Nur eines steht für Hahn bereits fest: "Ich gehe davon aus, dass ich mit Leo Kirch auch in Zukunft zusammenarbeiten werde. Wie auch immer."
      Avatar
      schrieb am 24.12.02 12:54:46
      Beitrag Nr. 756 ()
      Nur ein kleiner Kommentar zu dem Hahn-Artikel:

      Die Beteiligung Murdochs ist sicher nicht der einzige strategische Fehler von Kirch/Hahn.
      Diese Beteiligung war ebenso wie die frühere von Berlusconi, Prinz Wahled und anderen (mit der festen Zusage des Börsengangs oder einer ähnlichen Put-Option wie für Murdoch) durch die wachsende Kapitalknappheit erzwungen. Schon damals waren Kredite für Kirch nicht mehr zu akzeptablen Bedingungen zu bekommen - und schon damals, spätestens aber statt des Murdoch Einstiegs, wäre die einzige Alternative ein Verkauf von wesentlichen Anteilen gewesen. Vielleicht lag die Weichenstellung zum Untergang auch bei der (vom Kartellamt erzwungenen) Trennung von Bertelsmann. Damals bestand sicher kein Zwang für Kirch, dieses Milliardengrab selbst zu übernehmen.
      Ebenfalls erwähnen sollte man die (vorläufige) Rettung von EM.TV durch die Übernahme der Formel 1: Dies war einerseits der letzte Versuch, Premiere durch Zugriff auf teure Exklusiv-Inhalte zu retten, andererseits war es wohl der Punkt, bei dem die Geduld der Gläubiger zu Ende war.

      Ich wünsche Allen hier schöne Festtage und einen guten Rutsch - und melde mich erst mal für 10 Tage ab,

      rv
      Avatar
      schrieb am 04.01.03 18:49:23
      Beitrag Nr. 757 ()
      Liechtenstein ist offenbar immer noch die erste Adresse für liechtscheues Gesindel:
      ___________________________________________________________

      DER SPIEGEL 2/2003 - 04. Januar 2003
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,229355,00.html

      Kirch-Ermittler untersuchen Liechtenstein-Connection

      Im Ermittlungsverfahren gegen den Medienpleitier Leo Kirch und seinen Vize Dieter Hahn führt eine neue Spur nach Liechtenstein. Hintergrund ist ein brisantes Fax, das kurz vor Weihnachten in der Kirch-Zentrale in Ismaning eintraf und das der Staatsanwaltschaft München nach SPIEGEL-Informationen inzwischen vorliegt. Absender des Dokuments ist das Schweizer Bankhaus Credit Suisse, das Kirch 2001 zum Erwerb zusätzlicher Rechte an der Rennsportserie Formel 1 einen Kredit von rund 120 Millionen Euro bewilligt hatte. In dem Schreiben vom 19. Dezember dokumentiert die Bank den Eingang von 121,9 Millionen US-Dollar auf dem Konto der Kirch-Tochterfirma "Formel Eins Beteiligungs GmbH". Als Verwendungszweck ist "Ablösung Fester Vorschuss Formel Eins Beteiligungs GmbH" angegeben. Mit der vorweihnachtlichen Überweisung sollte demnach offenkundig der Credit-Suisse-Kredit getilgt werden. Für Aufsehen sorgt in München vor allem der Absender der Millionen, eine "Faller Stiftung" in Vaduz. Sie ist nach SPIEGEL-Informationen bislang weder im Zusammenhang mit Kirch noch mit dem Formel-1-Kredit in Erscheinung getreten. Laut Liechtensteiner Öffentlichkeits-Registeramt handelt es um eine "hinterlegte Stiftung", also die diskreteste Variante, bei der weder Gründungstermin noch Eigentümer öffentlich sind. Bislang ist laut SPIEGEL unklar, ob Kirch selbst hinter der Stiftung steckt. Schon von 1995 bis 1998 hatte die Staatsanwaltschaft München Kirch im Visier, damals wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Auch damals führte eine Spur ins Fürstentum. Die Staatsanwaltschaft musste die Ermittlungen seinerzeit allerdings einstellen.
      Avatar
      schrieb am 06.01.03 22:42:36
      Beitrag Nr. 758 ()
      SPIEGEL ONLINE - 15. Dezember 2002, 13:37
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,226114,00.html

      Kirchs Weggefährten

      Vorhang zu für Kogel

      Fred Kogel, bekannt als bunter Vogel, Multitalent und gewiefter Manager, hat ein Problem: Er war Offizier auf einem sinkenden Schiff namens KirchGruppe - solch eine Ausgangsposition hat noch selten eine Karriere gefördert.


      München - Was die Anzahl der verlorenen Posten angeht, hält Kirch-Manager Fred Kogel den Rekord in der Runde der Geschassten und Gescheiterten. Exakt 26 Management-Posten und drei Aufsichtsratssitze hat der 41-Jährige in der kollabierten KirchGruppe inne gehabt. Bis zum Jahresende wollte er einen nach dem anderen davon abgeben - auf eigenem Wunsch. Nach einem Jahr Insolvenz-Management bei Kirch sei er ausgebrannt, sagt Kogel.

      Verglichen mit Missmanagern vom Schlage eines Lederer, von Gablenz oder Folgmann, spielt Kogel allerdings in einer anderen Liga. Bis zuletzt rackerte er unermüdlich, um die Hollywood-Studios dazu zu bewegen, ihre knallharten Bedingungen für Film-Lizenzen ein wenig zu lockern. Mit Erfolg: Gerade hat er einen Deal mit Disney abgeschlossen. Verträge mit Columbia und Paramount sollen unterschriftsreif sein.

      Immer raus gehalten

      Hinzu kommt die Gnade des späten Einstiegs. Weil Kogel erst 2001 zu KirchMedia kam, steht er als einziger der Kirch-Manager ohne den Makel da, das Filmhandelshaus in die Pleite geführt zu haben. Wenn es um In-sich-Geschäfte und andere krumme Konstruktionen ging, habe er sich immer raus gehalten, heißt es. Außerdem habe er mehr getan, um Licht ins Dunkel des verschachtelten Medien-Konzerns zu bringen, als alle Insolvenz-Verwalter zusammen.

      Klar, dass er diejenigen überrundet, die nicht vom Fach kommen. Immerhin ist Kogel seit zwanzig Jahren im Geschäft. Mit fünfundzwanzig begann er seine Laufbahn als Assistent des Filmproduzenten Bernd Eichinger, als Dreiunddreißigjähriger stieg er zum Unterhaltungschef beim ZDF auf, zwei Jahre darauf, 1995, wurde er Geschäftsführer bei SAT.1. Seine Bewunderer sehen in dem Stakkato seiner Karriere den Beleg für seine Talente. Seine Kritiker sagen ihm nach, er habe noch bei keiner seiner Stationen nennenswerte Spuren hinterlassen.

      30 Minuten täglich nachdenken

      Bei der KirchGruppe hätte er länger bleiben wollen, daraus hat Kogel nie einen Hehl gemacht. Aber unter einer Bedingung: Wenn, dann als Nummer eins - oder gar nicht. Noch im September konnte er sich Hoffnungen machen, kurzfristig ProSiebenSAT.1-Chef Urs Rohner abzulösen. Doch dann entschieden die Kirch-Sanierer Wolfgang van Betteray und Hans-Joachim Ziems anders: Erst solle der Verkauf der KirchMedia mit ProSiebenSAT.1 an den Bauer Verlag abgewickelt werden. Der sieht sich längst nach Chefkandidaten um - Kogels Name fiel bislang nicht.

      Wie es weitergeht, will Kogel keinesfalls vor dem Jahreswechsel entscheiden. Überlegungen gebe es natürlich, eine halbe Stunde pro Tag habe er noch zum Nachdenken, ließ Kogel einen Journalisten wissen.

      Möglich, dass er sich in Zukunft stärker bei der die Show-Produktionsfirma KirchMedia Entertainment (KME) engagiert, die er selbst mit aufgebaut hat. Einen Anteil von 26 Prozent hält er bereits. Allerdings gehört die KME, die sich nach Anfangsproblemen gut entwickelt hat, zu dem Paket, das an Bauer gehen soll. Aber, wie gesagt, entschieden ist noch nichts.
      Avatar
      schrieb am 09.01.03 13:03:32
      Beitrag Nr. 759 ()
      Es sieht wirklich so aus, als würde Premiere es schaffen...
      Dies ist natürlich ein Riesenerfolg für Kofler. Trotzdem entbehrt es nicht der Ironie, dass ausgerechnet der Teil des Kirchkonzerns um ein formelles Insolvenzverfahren herumkommt, der den Rest in die Insolvenz getrieben hat. (Faktisch haben natürlich auch so die Gläubiger und die Lieferanten (Filmstudios) auf einen großen Teil der Ansprüche verzichtet.)
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      Premiere erreicht Marke von 2,6 Millionen Abonnenten

      Frankfurt, 09. Jan (Reuters) - Der PayTV-Sender Premiere hat die Zahl seiner Abonnenten im vergangenen Jahr um 7,7 Prozent gesteigert und Anfang Januar die Marke von 2,6 Millionen Kunden überschritten. Im vierten Quartal habe Premiere netto 153.000 Abonnenten gewonnen, allein im Dezember 68.000, teilte der vor dem Verkauf an den Finanzinvestor Permira stehende Sender am Donnerstag mit. Positiv sei auch, dass die Kündigungsquote im vergangenen Jahr auf 13,9 Prozent von 19,9 Prozent im Jahr zuvor zurückgegangen sei. Mit dem Erreichen der 2,6-Millionen-Marke habe Premiere sein Jahresziel um rund 50.000 Neukunden übertroffen, erklärte Premiere-Chef Georg Kofler. Für Ende 2003 peilt er weiter 2,9 Millionen Abonnenten an. Im ersten Quartal 2004 soll der defizitäre Sender operativ Gewinne machen. "Die Zahlen des vierten Quartals zeigen, dass Premiere nach einer langen Phase der Unruhe und Unsicherheit auf einen soliden Wachstumskurs eingeschwenkt ist", erklärte Kofler. Premiere war Teil des inzwischen zerschlagenen Medienimperiums von Unternehmer Leo Kirch gewesen und kämpfte lange Monate ums Überleben. Kurz vor Weihnachten einigte sich Premiere mit den Gläubigerbanken und dem Finanzinvestor Permira im Grundsatz auf eine Übernahme des Abo-Senders. Die Verträge sollen im ersten Quartal 2003 abgeschlossen werden. bub/leh.
      Avatar
      schrieb am 16.01.03 10:28:45
      Beitrag Nr. 760 ()
      Also doch noch nicht alles perfekt?

      Aus der SZ vom 16.2.03:
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      Pest und Cholera

      Bauer hat bei Kirch-Übernahme plötzlich große Probleme

      Vielleicht hat Erwin Huber geahnt, dass großer Ärger droht. Vor ein paar Tagen notierte Bayerns Medienminister, die geplante Übernahme der Münchner Kirch Media durch den Hamburger Verleger Heinz Bauer sei ein „medienpolitisch sensibler Vorgang“. Die TV-Kontrolleure müssten den Einstieg des Hanseaten in die von Leo Kirch aufgebaute Senderfamilie, die aus Sat 1, Pro Sieben und mehr Kanälen besteht, „sehr genau prüfen“. Das sei „ihre gesetzliche Aufgabe“.

      Minister Huber sollte schneller recht bekommen, als ihm in dieser Sache lieb sein kann. Bei Bauers Engagement gebe es „gewisse konzentrationsrechtliche Probleme“, erklärte am Mittwoch der Stuttgarter Anwalt Peter Mailänder. Der versierte Jurist leitet die von den Ländern eingesetzte, aber gleichwohl unabhängig agierende Kommission zur Ermittlung der Konzentration (KEK) im Medienbereich. Die KEK untersucht, wie viel Medienmacht Bauer erlangen darf.

      Das erste Zwischenergebnis dürfte dem Hanseaten, der insolventen Kirch Media und Bayerns CSU-Regierung kaum gefallen. Im schlimmsten Fall sind Bauers Milliarden-Investitionen in den Pleite-Konzern und den Medienstandort München ernsthaft gefährdet; die Sanierer und Insolvenzverwalter müssten nach einem anderen Käufer Ausschau halten.
      Der steht in dem US-Milliardär Haim Saban bereit, doch es würde einige Zeit dauern, bis auch hier alles verhandelt sei.

      US-Botschaft interveniert

      Wohl aus diesem Grund zeigte die Kirch Media erst einmal wenig Interesse an Sabans Offerte, was zu ungewöhnlichen Vorgängen führte. Die US- Botschaft intervenierte über Wirtschaftsattaché David Nelson im Bundeskanzleramt und über das Münchner Generalkonsulat auch bei der CSU- Regierung, um zu erfahren, ob US-Investoren unerwünscht seien. Für Minister Huber und Regierungschef Edmund Stoiber, die nach der Kirch-Pleite Ruhe haben wollten, sind das überraschende Perspektiven.

      Politische Verwicklungen mit den USA kämen ungelegen, und der schnelle Deal mit Bauer klappt wohl auch nicht. Die KEK untersucht das bislang größte Übernahme-Vorhaben in der deutschen Medienbranche ganz gewissenhaft: Immerhin ist Bauer auf mehreren Geschäftsfeldern sehr erfolgreich, das könnte dem Verlag nun zum Verhängnis werden. Die Verlagsleute dominieren mit Blättern wie TV Movie bei den TV-Zeitschriften, mehr als jedes zweite verkaufte Heft stammt aus dem Hamburger Pressehaus. Hinzu kommt ein bedeutender Anteil am Privatsender RTL 2, der vor allem jüngere Zuschauer anspricht. Zusammen mit den vielen Kirch-Kanälen überträfe Bauer beim Fernsehen die kritische Grenze von 25 Prozent Marktanteil.

      Die TV-Gesetze der Bundesländer, die für das Fernsehen zuständig sind, sehen allerdings Ausnahmen vor. Dem Pressehaus bliebe die Chance, den Anteil an RTL 2 (derzeit rund ein Drittel) so weit zu reduzieren, dass ihm der Privatsender von der KEK nicht mehr zugerechnet wird. Allerdings würde der Verlag an Einfluss bei RTL 2 verlieren. Das will Bauer nicht, immerhin wirft der Sender 20 Prozent Rendite ab.

      Alternativ könnte der Verlag auch Sat 1 ausbauen. Würde der bisherige Kirch-Kanal mehr regionale Vorabendprogramme ausstrahlen, käme der neue Inhaber in den Genuss eines Bonus – die Anti-Konzentrationsgrenze läge dann erst bei 30 Prozent Marktanteil. Unter dieser Messlatte könnte Bauer bequem durchschlüpfen, allerdings um den Preis noch höherer Verluste beim ohnehin defizitären Fußball- und Familiensender Sat 1. Regionalprogramme sind Zuschussbetriebe.

      Der rendite-orientierte Heinz Bauer, der sich ungern etwas diktieren lässt, hätte also die Wahl zwischen Pest und Cholera. Die Strategen dort klagen intern, es sei alles schwieriger als gedacht. Das kommt dem US- Medienunternehmer Saban zupass, der sehr liquide ist. Kurz vor Weihnachten reichte er bei Kirch Media ein Angebot nach, das mit rund zwei Milliarden Euro höher ausfällt als die Bauer-Offerte. Die Investmentbank UBS Warburg prüft nun im Auftrag von Kirch Media, was davon zu halten ist.

      Die Sanierer der Kirch Media und Insolvenzverwalter Michael Jaffé wollen aber mit Bauer abschließen. Getreu dem Motto: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Falls der Spatz nicht noch davonfliegt.

      HANS–JÜRGEN JAKOBS

      KLAUS OTT
      Avatar
      schrieb am 07.02.03 17:12:44
      Beitrag Nr. 761 ()
      http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,231801,…
      Aus dem manager magazin:

      06.02.2003

      L E O K I R C H

      Millionen gebunkert?

      Von Jörg Schmitt

      In der Affäre um möglicherweise verschobene Vermögenswerte des Ismaninger Medienpleitiers Leo Kirch gibt es eine neue Spur. Hat der Ex-Medienmogul in dem Schweizer Nobel-Skiort ein Millionenvermögen versteckt?

      ...

      Die Vorgeschichte: Seit Anfang Dezember 2002 ermittelt die Münchener Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue und Urkundenfälschung gegen Kirch.

      Dabei interessiert die Ermittler vor allem, warum der bereits klamme Kirch noch im Frühjahr 2001 von der Großbank Credit Suisse ein Darlehen über 120 Millionen Dollar bekam, um die Rechte am Rennsportzirkus Formel 1 zu erwerben.

      Kurz vor Weihnachten 2002 erhielten die Fahnder eine brisante Information. Am 13. Dezember waren auf dem Konto 887274-62-1 von Kirchs Formel Eins Beteiligungs GmbH bei der Credit Suisse genau 121 946 427 Dollar eingegangen. Auftraggeber: eine "Faller Stiftung (Vaduz)".


      Offensichtlich wollte da jemand der Kirch-Tochter ermöglichen, das alte Darlehen bei der Credit Suisse zu tilgen. Aber wer? Etwa Kirch selbst? In diesem Fall fragt sich, warum das Geld von einer Vaduzer Stiftung kam.

      Handelt es sich bei Faller womöglich um die seit langem gesuchte schwarze Kasse des Paten von Ismaning? Die Staatsanwälte in München bereiten derzeit ein Rechtshilfeersuchen an ihre Kollegen in Liechtenstein vor.

      Die heißeste Spur im Fall Faller führt nach St. Moritz. Nach mm-Recherchen wurden die 121 Millionen Dollar für die Tilgung des Kirch-Kredits von der Credit-Suisse-Filiale in der St. Moritzer Via Maistra 5 transferiert - von einem in Dollar geführten Konto der Faller Stiftung mit der Nummer 4647/842 34732-1. Zeichnungsberechtigt für Faller ist ein Josef Jörg, ortsansässiger Treuhänder und Vermögensverwalter.


      Der hatte im Dezember Millionenbeträge bewegt - offenbar um den hohen Betrag zusammenzubekommen. Am Tag der Überweisung, dem 13. Dezember, wurden dem Faller-Konto zwei Einzahlungen über 25,013 beziehungsweise 29,015 Millionen Dollar gutgeschrieben. "Auflösung Call-Geld" ist auf den Belegen vermerkt.


      Offensichtlich hatte Jörg zu diesem Zeitpunkt noch nicht die gesamte Summe flüssig, dennoch wurden die 121 Millionen von der Bank anstandslos überwiesen. Das Konto ging ins Soll, erst am 17. Dezember wurde es glattgestellt. Als "Auftrag eines Kunden" gingen zwei weitere Einzahlungen über 45 Millionen und 20 Millionen Dollar ein.

      Wieso gewährte Credit Suisse einen Überziehungskredit in zweistelliger Millionenhöhe? Wussten die Banker etwa, dass weitere Millionen auf anderen Konten der Großbank bereitlagen?

      Kirch-Insider glauben inzwischen, die Antwort zu kennen. Bei den Faller-Geldern könnte es sich um ein geheimes Millionenvermögen des Ex-Filmmoguls handeln, über das schon lange spekuliert wird. Ein Verdacht, dem nun die Fahnder nachgehen.

      Zwischen 1995 und 1998 ermittelte die Münchener Staatsanwaltschaft schon einmal wegen Steuerhinterziehung gegen den Filmhändler. Hintergrund des Verfahrens: Ein Filmdeal aus den 80er Jahren. Ende 1989 ging es Kirch finanziell schlecht, seine damalige Hausbank, die DG Bank, spielte nicht länger mit.

      Unter Druck verkaufte Kirch zum Jahresende 2500 Filme für 550 Millionen Mark an die MH Medien Handels AG im Kanton Zug, der Schweizer Steueroase. Die Firma gehörte zum Einflussbereich seines Freundes, des Metro-Gründers Otto Beisheim (79).

      Kurze Zeit später hatte die MH für das Filmpaket einen neuen Käufer: Die Sender Sat 1 und Pro Sieben, an denen Kirch beteiligt war, übernahmen das Paket zum sagenhaften Preis von rund 1,5 Milliarden Mark.

      Die Ermittler hielten die Transaktion schon damals für ein Scheingeschäft. Sie vermuteten, dass Kirch über eine Liechtensteiner Briefkastenfirma, die Rocks AG, an Beisheims MH beteiligt war und auf diese Weise einen dreistelligen Millionengewinn aus dem Filmgeschäft am deutschen Fiskus vorbeigeschafft habe.


      Den Beweis blieben die Staatsanwälte schuldig. Die Behörden des verschwiegenen Fürstentums weigerten sich, die Inhaber der Rocks AG offen zu legen. Im Juli 1998 wurde das Steuerverfahren (Aktenzeichen 309 Js 25574/95) gegen Kirch eingestellt.

      Die Zeiten haben sich geändert. Nicht nur bei Kirch, auch in Liechtenstein. Die Chancen, die Hintermänner der Faller Stiftung zu enttarnen, scheinen dieses Mal besser zu stehen.

      Bei einem Strafverfahren wie diesem werden die Vaduzer Behörden die Herausgabe der Namen wohl kaum verweigern können. Für Leo Kirch könnte es nun auch juristisch eng werden.


      Kommentar:
      Ohne schwarze Kasse geht nicht viel. Ich hörte vor etlichen Jahren zum ersten Mal davon, als ein mir bekannter Anstreicher von der Existenz einer solchen Kasse in seiner Firma, die er verwaltete, berichtete und wozu sie diente.
      Ob man nun flüssiges Geld hat oder stille Reserven, ohne dieses heimliche Vermögen fühlen sich wohl viele Menschen nackt und verletzlich bzw. im Notfall der Willkür Anderer ausgeliefert.
      Im negativen Sinne dient sie dazu, den Gegener auszustechen.

      Bei Kirch sieht das Geschäft mit fen Filmen danach aus, als hätte er sich eine solche großzügig dotierte Kasse zugelegt. Bei dieser Größenordnung wird sich das auch beweusen lassen.
      Dass er dieses Geld möglicherweise zum Teil in die F1 gesteckt hat, zeigt, wie sehr er bis zuletzt an den Erfolg seiner Firma geglaubt hat, so das er sogar riskierte, dass nun seine schwarze KAsse auffliegt.

      Aus dieser Kasse könnte übrigens aus´ch das Geld stammen, das Klatten von Cobstant für den Kauf von ETV Anteilen bekommen hat.
      Avatar
      schrieb am 10.02.03 04:06:14
      Beitrag Nr. 762 ()
      Aus der ftd.de, So, 9.2.2003, 19:41

      Becker bietet für DSF
      Das am Kauf des TV-Sportsenders Deutsches Sportfernsehen (DSF) interessierte Konsortium um das Medienunternehmen EM.TV hat einem Magazinbericht zufolge prominenten Zuwachs bekommen. Boris Becker will sich dem Konsortium anschließen.

      Ex-Tennisstar Boris Becker habe sich dem Konsortium aus EM.TV und dem Schweizer Kaufmann Hans-Dieter Cleven angeschlossen, berichtete das Magazin "Focus" am Sonntag vorab unter Berufung auf Verhandlungskreise. Mit 24 Mio. Euro habe die Gruppe das bislang höchste Angebot für den Sportsender unterbreitet. Allerdings sei die ungeklärte Verbindung zwischen EM.TV und dem früheren Medienunternehmer Leo Kirch sowie seinem Vertrauten Dieter Hahn problematisch.
      ....

      Kommentar:
      Auch hier sieht es wieder so aus, dass Kirch einen weiteren Teil seines Altimperiums zum Ausverkaufspreis unter seine Kontrolle bringen will - wie es für einen Konzernscmied üblich ist, mit möglichst wenig Aufwand an eigenem Kapital.
      Cleven gehört zum Beisheim-Bereich, berät wiederum BB. Zu ETV siehe den Thread von rv.
      Avatar
      schrieb am 10.02.03 09:58:46
      Beitrag Nr. 763 ()
      @ profitgenius

      Sieht wirklich so aus, als wolle Kirch so viel wie möglich aus der Konkursmasse selbst wieder übernehmen.
      Wie es sein Intimfeind Kölmel (in einem viel kleineren Fall) mit Kinowelt ja tatsächlich geschafft hat. (Das übrigens ganz ohne Strohpersonen - und gegen den Willen des Konkursverwalters, aber mit Zustimmung der Gläubiger.)

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 10.02.03 15:24:05
      Beitrag Nr. 764 ()
      Aus der ftd.de, Mo, 10.2.2003, 11:19
      Boris Becker nicht an Konsortium zu DSF-Übernahme beteiligt

      Der Fernseh-Rechtehändler EM.TV hat dementiert, dass der ehemalige Tennisprofi Boris Becker in sein Bieterkonsortium zur Übernahme des Sportkanals DSF eingestiegen ist. Dies hatte das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet.

      "Boris Becker ist nicht beteiligt", sagte ein EM.TV-Sprecher am Montag. "Focus" hatte am Wochenende vorab aus seiner Montagsausgabe berichtet, Boris Becker habe sich der Bietergruppe von EM.TV, KarstadtQuelle und dem Schweizer Kaufmann Dieter Cleven angeschlossen.


      Kommentar:
      BB´s Geschäftdstalent ist bekanntermaßen nicht viel besser als das von BB - nicht Brigitte Bardot, sondern Björn Borg.

      Dass er im Bieterkonsortium auftauchte, war wohl eine Gefälligkeit für seinen Berater Cleven, der ihn auf Beisheims Rat vor der endgültigen Pleite bewahren helfen sollte. Aber BB gilt ja als eigenwillig und so hat er sich kfr. wieder abgesetzt.
      Kirch wird das nicht hindern, obwohl der einfälitge BB ein bequemer Konsorte gewesen wäre. Die Investitionssumme ist zu klein.
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 12:54:35
      Beitrag Nr. 765 ()
      KirchMedia-Verkauf geht in heiße Phase

      München (dpa) - Der Verkaufspoker um die insolvente KirchMedia mit ihrem TV-Konzern ProSiebenSAT.1 geht in die heiße Phase. In dieser oder in der nächsten Woche solle eine Entscheidung fallen, hieß es in Verhandlungskreisen. Der US-Milliardär Haim Saban wolle in den nächsten Tagen in Verhandlungen mit Banken und Vertretern aus der Politik seine Chancen noch einmal verbessern. Als Favorit für einen Zuschlag gilt immer noch der Bauer-Verlag. Saban hat in den vergangenen Wochen aber Boden gut gemacht.
      Avatar
      schrieb am 17.02.03 16:44:35
      Beitrag Nr. 766 ()
      hi,
      ich wuerde gerne mal diskutieren welche auswirkungen ein verkauf der kirch anteile an einen der beiden bieter fuer die uebrigen medienaktien haette.

      meiner meinung nach wuerden bei einem verkauf an saban die anderen medienaktien steigen, weil man annehmen koennte, dass dann weiteres geld aus den usa in deutschen medienmarkt fliessen koennte.

      wie seht ihr das ?

      gruesse,p.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 03:13:04
      Beitrag Nr. 767 ()
      Hier sind weitere Einzelheiten zum Stand der Verhandlungen:

      ftd.de, Mo, 17.2.2003, 16:53
      Treffen Sabans mit Kirch-Banken geplatzt

      ...
      Wie aus informierten Kreisen verlautete, wurde ein für Montag geplantes Treffen des amerikanischen Medienunternehmers Haim Saban mit Bankvorständen abgesagt. Das Kaufangebot von Saban sei nicht ausreichend gewesen, hieß es.
      Der US-Milliardär will zusammen mit einem Investor die Mehrheit der Pro-Sieben-Sat-1-Gruppe und den Filmrechtehandel von Kirch kaufen. Unterschiedliche Angaben gab es darüber, ob Saban "deutlich weniger" Geld geboten habe als Konkurrent Bauer oder ob er sein Angebot "höher, aber konzeptionell schwächer" sei.
      In dieser oder in der nächsten Woche solle eine Entscheidung fallen, verlautete aus den Verhandlungskreisen. Saban wolle in den nächsten Tagen in Verhandlungen mit Banken und Vertretern aus der Politik seine Chancen noch einmal verbessern. Als Favorit für einen Zuschlag gilt immer noch der Bauer-Verlag.

      Nach der Absage Sabans dürften sich die Chancen für den Bauer-Verlag verbessert haben. Bei den Verhandlungen mit Bauer sehe es gut aus, hieß es aus den Kreisen. Obwohl Bauer vor allem bei den Filmrechten selbst um kleine Details noch gefeilscht habe, seien die Verhandlungen jetzt im Wesentlichen durch. Es gehe nur noch um technische und formelle Fragen bei den Verträgen, deren Anhänge mehrere hundert Seiten dick seien. Möglicherweise werde Kirch Media nächste Woche eine Entscheidung treffen. Ein Vertrag mit Bauer könnte dann rasch unterschrieben und am 10. März vom Gläubigerausschuss genehmigt werden.

      Ein Verkauf an Saban halten Branchenkenner jedoch nicht für ganz ausgeschlossen. Kirch Media-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems hatte in der vergangenen Woche gesagt, Saban habe einen großen Teil des Vorsprungs aufgeholt. Saban selbst verwies darauf, dass sein Angebot höher sei und er zudem auch mehr Erfahrung im Filmrechtehandel habe. "Gerade die Mitarbeiter im Filmrechtebereich hoffen auf Saban", hieß es in Branchenkreisen. Laut Spekulationen könnten sich die Gläubiger möglicherweise für Saban entscheiden, weil er bereit ist, stark in den Rechtestock zu investieren. Bauer sei dagegen primär an Pro Sieben SAT 1 interessiert. Zudem seien bei einem Zuschlag für den US-Unternehmer keine kartellrechtlichen Probleme zu erwarten. Saban arbeitet bei seiner Offerte mit dem französischen TV-Konzern TF1 zusammen.


      Kommentar:
      Die Sache ist wohl gelaufen - Bauer wird es machen.
      Damit hat man sich für eine pol. neutrale Lösung entschieden, eben weiter dt. Sauerkraut, nur noch erheblich kommerzieller als früher.
      Die amerik.-isr. Lösung war den Gläubigern wohl zu konträr zum bisherigen Schwarz-Programm.

      Wie betrifft dies nun den Kurs von PRO7?
      Wahrscheibnlichg positiv, da Bauer sich mit seichtem Mssenjournalismus ohne ideologische Kostenstellen auskennt und - kaum hält man es noch für möglich - das Niveau weiter runterfahren wird, bis die dann Niedrigstkosten mit dem Zuschauerzuspruch übereinstimmen.

      Kirch hatte einen Mindestanspruch aufrecht erhalten wollen, der im Sinne seiner Haupt-Gläubiger, soweit sie ideologisch bestimmt waren, lag. Bei Premiere war das am deutlichsten und auch am unwirtschaftlichsten.
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 15:53:51
      Beitrag Nr. 768 ()
      Früherer Deutsche-Bank-Chef muss wegen Kirch-Insolvenz Schadenersatz zahlen
      Der Ex-Chef der Deutschen Bank hat mit Äußerungen über die Kirch-Finanzen laut dem Münchner Landgericht seine Pflicht zur Verschwiegenheit verletzt. Den dadurch entstandenen Schaden müssen er und die Bank ersetzen.
      Die Deutsche Bank |DBK 41,32 -2,18%| und ihr früherer Vorstandschef Rolf Breuer müssen Schadenersatz an den Münchner Medienunternehmer Leo Kirch zahlen. Dazu verurteilte sie am Dienstag das Landgericht München. Es äußerte sich aber nicht über die Höhe der Zahlung: Diese müsse in einem anderen Verfahren geklärt werden.
      Breuer hatte im Februar 2002 in einem TV-Interview gesagt, nach allem was er höre seien Banken nicht mehr bereit Kirch Kredite zu geben. Kirch hatte Breuer vorgeworfen, dass erst nach diesen Äußerungen keine Bank mehr zu weiteren Krediten bereit gewesen sei. Dies habe zum Zusammenbruch seiner Mediengruppe beigetragen.



      Verschwiegenheitspflicht verletzt
      Das Gericht stellte fest, dass Breuer mit seinen Äußerungen nicht nur allgemein bekannte Informationen wiedergegeben, sondern seine Verschwiegenheitspflicht als Kreditgeber eines Kirch-Unternehmens verletzt habe. Er sei deshalb zusammen mit der Deutschen Bank zum Ersatz des Schaden verpflichtet, der durch die Aussagen entstanden ist.

      Ob und in welcher Höhe Breuers Aussagen zu einer Schädigung geführt hätten, sei aber nur in einem «etwaigen weiteren Verfahren» zu klären. Das Gericht verwies darauf, dass die Kirch-Gruppe «auch aus anderen Gründen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindlich» war. Gegen das Urteil sind Rechtsmittel möglich. (nz)
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 16:01:59
      Beitrag Nr. 769 ()
      @rv - Du erinnerst Dich an mein Gemeckere über Breuer ;-)
      Avatar
      schrieb am 18.02.03 23:47:21
      !
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      Avatar
      schrieb am 19.02.03 08:46:01
      Beitrag Nr. 771 ()
      @rv

      ich habe gesehen, dass wir unsere Diskussion ja im EM.TV Wandelanleihenthread geführt haben (und nicht hier).

      Ich habe übrigens immer auf die Verletzung des Bankgeheimnisses abgehoben - eine Verletzung deselbigen scheinen die Richter wohl auch gesehen zu haben.

      Von einer strafrechtlichen Belangung hätte Kirch sowieso nichts gehabt (höchstens insofern, dass diese Grundlage für ein zivilrechtliches Verfahren wie das nun geführte gewesen wäre). Die Hürden für eine Verurteilung sind hier auch deutlich höher, "strafloses Werturteil" kann bspw. bedeuten, dass keine strafrechtlich relevanten Äusserungen belegt werden können, sehr wohl aber zivilrechtliche (z.B. Bruch des Bankgeheimnisses). Dass die strafrechtliche Anzeige "andersherum" ausgegangen ist ist daher nicht zutreffend (denn hier hieß es Staat gegen Breuer und nicht etwa Kirch gegen Breuer & Deutsche Bank).

      Desweiteren habe ich von Anfang an darauf hingewiesen, dass der Rufschaden für die Deutsche Bank und Breuer recht hoch sein wird. Meldungen in der Tagesschau wie "ex Deutsche Bank Vorstand und Aufsichtstrat zu Schadensersatz wegen Bruch des Bankgeheimnisses verurteilt" sind nun mal nicht die Schlagzeilen, die sich eine solide und vertrauenswürdige Bank wünschen sollte ;-)

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 15:03:48
      Beitrag Nr. 772 ()
      @ K1

      Imageschaden für Breuer und die DeuBa - habe ich nie bestritten.

      Mir ging es immer nur um die rechtliche Relevanz - und um die objektive Wirkung in Bezug auf die Kirch-Insolvenz. Und letztere wird ja wohl auch von den Müchener Richtern als eher gering angesehen.

      Nach wie vor glaube ich allerdings, dass die Kirch-Gruppe zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu retten war und ein weiteres Hinausschieben der Insolvenz zu noch größerem Schaden für die Gläubiger geführt hätte.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 16:48:37
      Beitrag Nr. 773 ()
      Kirch hat einen bisher nicht bemerkten Spezi, der seine Hintergründe besser enthüll als seine Versuche, Fernsehprogramm eigener Art zu gestalten.
      Dazu ein paar Zitate aus der FTD;

      Aus der FTD vom 19.2.2003 www.ftd.de/leute
      Peter Gauweiler: Kirchs Advokat und konservativer Kriegsgegner

      Der Münchner Anwalt Peter Gauweiler hat die Deutsche Bank für seinen Freund Leo Kirch erfolgreich auf Schadensersatz verklagt. Als CSU-Abgeordneter kritisiert er die Irak-Politik seiner Partei. Nach einigen Karriereknicks ist Gauweiler wieder obenauf.


      Das dürfte Peter Gauweiler gefallen. Das Münchner Landgericht hat der Klage seiner Münchner Kanzlei gegen die Deutsche Bank stattgegeben. Gauweilers Klient Leo Kirch darf mindestens auf Schadensersatz in dreistelliger Millionenhöhe hoffen.
      :::
      Für Gauweilers Kanzlei Bub, Gauweiler & Partner ist die Klage Kirchs gegen die Deutsche Bank nicht der erste Aufsehen erregende Fall. Auch am FlowTex-Prozess, dem größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte, war die Kanzlei beteiligt. Im Prozess gegen EM.TV und die Brüder Thomas und Florian Haffa unterstützte Gauweiler seinen öffentlichkeitsscheuen Freund Kirch bei dessen Auftritt als Zeuge.
      ...
      Finanziell hat sich Gauweilers Verbindung zu Leo Kirch bereits jetzt ausgezahlt. Nach Medienberichten berechnete er dem gefallenen Medienunternehmer allein für seine insolvenzrechtlichen Beratungsdienste in 2002 knapp 1 Mio. Euro Honorar. Der politischen Karriere Gauweilers haben die engen Kontakte zu Kirch nicht immer gut getan. Anfang der 90er Jahre - Gauweiler war bayerischer Umweltminister und Spitzenkandidat in der Münchner Kommunalwahl - verpachtete er seinen Klientenstamm für 10.000 DM im Monat an eine andere Kanzlei, die Kirchs Interessen wahrnahm.


      _______________________________________________
      Wo Gauweiler zur Zeit steht, zeigt folgendes Zitat:
      http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,230273,00.h…
      10. Januar 2003
      IRAK-KRIEG

      Die versteckte Bush-Kritik in der CSU
      In der CSU rumort es. Der frühere Bundesminister Spranger und der Bundestagsabgeordnete Gauweiler haben die Irak-Politik von US-Präsident Bush als "nicht mehr nachvollziehbar" kritisiert. Das sehe die Mehrheit der CSU-Landesgruppe genau so. Parteichef Stoiber tat Gauweilers Äußerung als "Einzelmeinung" ab.
      .....
      Auf der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth erhielt Gauweiler von zahlreichen Abgeordneten Applaus, als er eine offene Diskussion forderte. Parteichef Stoiber und Generalsekretär Thomas Goppel waren anwesend. Gauweiler sagte: "Ihr müsst entscheiden, ob der Bush Recht hat oder der Papst."


      Kommentar:
      Ob Leo Kirch auch so innig auf den Rat des Papstes gehört hat, als er seine strategischen Entscheidungen traft, die ja immerhin einen gewissen Einfluss auf das Geistesleben unserer zur Hälfte katholischen Nation hatten?
      Vielleicht hätte er doch lieber auf den Advocaten des Mammon hören sollen, nämlich Herrn Breuer.
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 17:00:37
      Beitrag Nr. 774 ()
      Es scheint, als sei der Verkauf tatsächlich noch offen. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Gläubiger sich über einen Vorschlag des Insolvenzverwalters (der ja wohl Bauer präferiert) hinwegsetzen.
      ____________________________________________________________________________

      Kreise - Demnächst konkretes Angebot von Saban für Kirch-Teile

      Frankfurt, 19. Feb (Reuters) - Der Bieterprozess um die Reste des früheren Medienimperiums von Unternehmer Leo Kirch verzögert sich immer weiter. Der US-Milliardär Haim Saban will nun erst in den nächsten Tagen ein verbindliches Angebot für den Filmrechtehandel der insolventen KirchMedia und ihre TV-Tochter ProSiebenSat.1 vorlegen, wie Reuters am Mittwoch aus verhandlungsnahen Kreisen erfuhr. Zunächst wolle sich Saban mit den Gläubigerbanken über die Finanzierung des Einstiegs im Kerngeschäft Filmrechtehandel einigen, hieß es in den Kreisen. Dazu finde Ende der Woche ein Treffen mit Vertretern der Banken statt. "Wenn es eine Einigung mit den Banken gibt, will Saban in den nächsten Tagen ein verbindliches Angebot abgeben", hieß es. Ursprünglich war eine konkrete Offerte für Mitte dieser Woche angekündigt worden. In Kreisen der Gläubigerbanken hieß es, es gebe einige Differenzen, Saban bewege sich aber in die richtige Richtung. Das Rennen um die Übernahme von Deutschlands größtem Filmrechtehändler und der größten deutschen Senderfamilie scheint damit weiter offen. Vor Weihnachten hatte sich das Sanierungsmanagement von KirchMedia mit dem Hamburger Heinrich Bauer Verlag im Grundsatz bereits über eine Übernahme verständigt. Die Verträge sollten noch im Januar unterschrieben werden. Mit einem verspäteten Angebot trat Saban aber auf den Plan und verhandelt seitdem unter Hochdruck. Seit Anfang der Woche weile der geborene Israeli selbst in München und habe sich am Dienstag auch mit KirchMedia-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems getroffen, hieß es in den Kreisen. Ein Sprecher von KirchMedia lehnte einen Kommentar dazu ab.

      KNACKPUNKT IST FINANZIERUNG DES FILMRECHTEHANDELS
      Vergangene Woche hatte Ziems dem US-Milliardär erstmals Chancen eingeräumt und erklärt, Saban habe einen Großteil des Vorsprungs von Bauer aufgeholt. Die Angebote von Saban und Bauer bezeichnete Ziems dabei als "materiell gleichwertig". Nach Angaben aus Branchenkreisen geht es weiter um einen Kaufpreis für die Filmrechtebibliothek und der 52,5-prozentigen Mehrheit an ProSiebenSat.1 von rund zwei Milliarden Euro. Der Knackpunkt in den Verhandlungen mit beiden Bietern ist offenbar die Finanzierung des Erwerbs des Filmrechtehandels, der mit rund 1,3 Milliarden Euro bewertet wird. In den Szenarien beider Bieter sollen sich die Gläubigerbanken - HVB, BayernLB, DZ Bank und Commerzbank - an der Filmrechtegesellschaft beteiligen und frisches Kapital einbringen. Die Frage ist aber, in wie weit sich auch der Käufer an der Finanzierung beteiligt. "Saban ist bereit, teilweise Eigenkapital zu investieren, was sogar hinter den Krediten der Altgesellschafter rangiert. Das zeigt seine Risikobereitschaft", hieß es in verhandlungsnahen Kreisen. Doch der Bauer-Verlag werde nicht so schnell aufgeben, hieß es weiter. Der Hamburger Zeitschrifen-Riese, Markführer bei Programmzeitschriften in Deutschland, gibt sich weiter zuversichtlich, mit KirchMedia zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen. "Wir sind auf der Zielgeraden", hatte ein Sprecher noch vor kurzem erklärt.

      TF1 SOLL GLEICHBERECHTIGTER SABAN-PARTNER WERDEN
      Offen bei dem Angebot von Saban ist weiter die Frage nach einem Partner. Die französische Sendergruppe TF1 hatte am Dienstag bestätigt, den Einstieg bei KirchMedia zusammen mit Saban zu prüfen. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen. In verhandlungsnahen Kreisen hieß es, TF1 solle als gleichberechtigter Partner von Saban ins Boot geholt werden und die Hälfte des Kaufpreises tragen. bub/mwo.
      Avatar
      schrieb am 19.02.03 22:25:41
      Beitrag Nr. 775 ()
      @ rv

      Ich denke, man will mit diesen Sprüchen nur das Letzte aus Bauer herausholen. Möglicherweise ist das sogar ein abgekartetes Spiel mit Saban.
      Denn das Ergebnis ist insgesamt einfach eine ernüchternde Katastrophe für die Gläubiger, zumal der Wert der Assets ja ständig sinkt, je schwächer die Konjunktur wird.
      Soeben gab es eine Nachricht über weiter sinkende Werbeeinnahmen von PRO7, so dass z.B. auch angenommen werden kann, dass das Saban Angebot dadurch aufgeholt hat, weil das Bauer Angebot dem seit Beginn der Verhandlungen gesunkenen Wert der Konkursmasse nach unten gefolgt ist und entsprechend angepasst wurde.
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 03:20:40
      Beitrag Nr. 776 ()
      Das Ausschlachten geht weiter:

      Aus der FTD vom 20.2.2003
      Technikfirma von Kirch wechselt billig den Besitzer
      Von Thomas Clark, Hamburg
      Beta Research, die Technikfirma des bankrotten Medienunternehmers Leo Kirch, ist verkauft. Brisant sind dabei sowohl der Preis als auch der Käufer - zumindest für Kenner der Branche.

      Nach Informationen der FTD reichten rund 65 Mio. Euro aus, um neuer Eigentümer der Software- und Dienstleistungsfirma des digitalen Bezahlfernsehens zu werden. Zum Vergleich: Vor zweieinhalb Jahren hatte die Deutsche Telekom noch 1 Mrd. Euro geboten. Kirch hatte das Angebot damals ausgeschlagen, weil sein zuständiger Geschäftsführer der Meinung war, dass diese Offerte zu niedrig sei. Ein solch eklatanter Wertverfall ist selbst für die volatile digitale Welt erstaunlich.

      Erstaunlich ist auch, wer Beta Research gekauft hat: Es handelt sich um den Rechtsanwalt Axel Bauer, der nach eigener Aussage eine Gruppe von Privatinvestoren um sich geschart hat, um den Millionenpreis zu stemmen. Bauer selbst dürfte zwar nur wenig von den Betriebssystem verstehen; Beta Research stellt sie für die Empfangsgeräte her, die in den Haushalten der Pay-TV-Abonnenten stehen. Er ist aber der Rechtsberater des Bezahlfernsehsenders Premiere, des wichtigsten Kunden der Technikfirma. Zudem nimmt Beta Research gerade an einer Ausschreibung für einen weiteren Millionenauftrag teil. Es geht dabei um die ein neues Verschlüsselungssystem, mit dem Premiere-Chef Georg Kofler Schwarzsehern seines Abo-Fernsehens den Kampf ansagen will.
      Dieser Auftrag soll im März vergeben werden. Wer ihn gewinnt, kann sich über regelmäßige monatliche Einkünfte freuen, die sich in zwei bis drei Jahren auf einen dreistelligen Millionenbetrag summieren dürften.

      Offiziell sind noch vier Unternehmen im Rennen um den Großauftrag. Neben Beta Research handelt es sich dabei um Canal Technologie, Irdeto sowie Kudelski....

      Strohmann-Verdacht
      Dass Premiere-Berater Bauer den Kauf mit Blick auf den Großauftrag gemacht hat, weist dieser ebenso zurück wie den Verdacht, ein Strohmann zu sein. "Ich habe das Geschäft unabhängig von meinem Mandat bei Premiere gemacht und bin auch kein Treuhänder",
      so Bauer zur FTD.
      Diese Woche starten im digitalen Sendezentrum von Premiere erste Feldversuche mit einem neuen Ver-schlüsselungssystem - und zwar mit dem von Beta.
      ...


      Kommentar:
      Die Geschichte erinnert an ETV. Auch dort gab es einen Eigentümerwechsel zu einem sehr günstigen Preis mit Kapital aus zuerst anonymer Quelle. Mittlerweile hat sich ergeben, dass es aus der schwarzen Kasse des Löwen kam. Der Käufer stammte aus dem Bereich des ehemaligen Imperiums, hier wie da.
      Avatar
      schrieb am 20.02.03 11:43:25
      Beitrag Nr. 777 ()
      @ profitgenius

      Schon klar, dass die Kirch-Pleite eine Katastrophe für die Gläubiger ist. Ich bin mal gespannt, wie hoch unter dem Strich der Verlust z.B. für die BayernLB ist.

      Was den Gläubigern aber besonders sauer aufstößt, ist die Tatsache, dass Bauer nur bereit ist, einen Teil der Schulden mit zu übernehmen - und nichts selbst investiert.

      Beta Research war ja eins von Kirchs Milliardengräbern. Das Verrennen in diese proprietäre Technik sollte das Kirch-Monopol im PayTV absichern, hat aber ganz wesentlich zur Pleite beigetragen.

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 26.02.03 05:18:14
      Beitrag Nr. 778 ()
      Aus der FTD vom 26.2.2003

      TF1 nimmt Tempo aus möglicher Kirch-Übernahme

      "Wir werden in den kommenden Wochen entscheiden, ob wir weitere Schritte unternehmen", sagte Vorstandsvorsitzender Patrick Le Lay am Dienstag bei der Präsentation der Geschäftszahlen des börsennotierten TV-Senders in Paris. Seine Äußerung vor Analysten dürfte bei den Insolvenzverwaltern der Kirch Media wenig Freude verursachen. Sie drängen auf einen baldigen Abschluss des Bieterverfahrens, möglichst schon nächste Woche.

      "Die Zeit läuft nicht gegen die Bieter", sagte Stefan Weiss, Analyst bei der WestLB in London. Damit will er andeuten, dass der Preis für die einstige Kernfirma des Leo Kirch, zu der neben der Sendergruppe Pro Sieben Sat 1 Media auch ein riesiges Filmlager gehört, nur billiger werden kann.

      Die Worte des TF1-Chefs relativieren auch die davor gemachte Ankündigung seines Partners Haim Saban, schon bald eine verbindliche Offerte vorzulegen.
      ....


      Kommentar:
      Möglicherweise haben Saban/TF1 schon aufgegeben und spielen nun im Konzert mit Bauer - ev. gegen Bares oder andere Vorteile- dem letzten echten Interessenten den Ball zu, indem sie durch ihr widersprüchliches Gebaren die Gläubiger verunsichern und so Bauers Verhandlungsposition stärken, der ja immer weitergehende Zugeständnisse von den Verkäufern verlangt.
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 01:45:07
      Beitrag Nr. 779 ()
      Quelle: Spiegel online

      10. März 2003


      KIRCH
      Verschleierte Zahlungen

      In immer größere Erklärungsnöte über ihre Geschäftsbeziehungen zur insolventen KirchMedia gerät die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Die Wirtschaftsprüfer haben der Pleitefirma nicht nur zehn Monate vor der Insolvenz ein uneingeschränktes Testat erteilt (SPIEGEL 18/2002), sondern auch eine Reihe diskreter und brisanter Zuwendungen an nahe stehende Personen abgewickelt - offenbar auch an Politiker. So habe es neben einer allgemein üblichen Auszahlung von Manager-Gehältern über die KPMG als Treuhänder eine Art "Nebenbuchhaltung" mit "verschleierten Zahlungen" an Dritte gegeben, heißt es dazu in internen KirchMedia-Memos.
      Die bislang bekannten Kirch-Beraterverträge mit Jürgen Möllemanns Firma Web/Tec, die über fünf Jahre rund 800 000 Mark jährlich kassierte (SPIEGEL 48/2002), und dem Sportfunktionär Fedor Radmann sind damit wohl nur die Spitze eines Eisbergs. Im Kirch-Rechnungswesen seien auffällige Zahlungen, die wie etwa eine Überweisung vom Januar 2002 über 1,227 Millionen Euro unter Verwendungszwecken wie "TR 115, TR 116" liefen, häufig als Beratungsleistung deklariert worden, heißt es weiter. Hatte sich die KPMG nach einer ersten Bitte des Insolvenzmanagements, bei der Aufklärung der Zahlungen behilflich zu sein, noch zögerlich gezeigt, ist sie nun offenbar zur Kooperation bereit.


      Kommentar:
      KPMG ist der bevorzugte Partner zur seriösen Absicherung unseriöser Geschäfte.
      Flowtex, Holzmann, Metallgesellschaft, Comroad, da passt Kirch in die Reihe der Luftbucher gut dazu.
      Allerdings diesmal auch noch mit einigen Diensten, die KPMG hätten seltsam vorkommen müssen.
      Avatar
      schrieb am 10.03.03 18:53:58
      Beitrag Nr. 780 ()
      Reuters
      Gläubiger fordern baldige Entscheidung bei KirchMedia
      Montag 10. März 2003, 18:39 Uhr

      Frankfurt, 10. Mär (Reuters) - Im monatelangen Verkaufsprozess um die insolvente KirchMedia ist am Montag erneut keine Entscheidung für eine der beiden Bietergruppen gefallen. Der Gläubigerausschuss beauftragte die Geschäftsführung der Filmrechtegesellschaft aber, die Verhandlungen entweder mit dem Konsortium unter Führung des Bauer-Verlags oder dem US-Milliardär Haim Saban noch in dieser Woche zum Abschluss zu bringen.
      "Der Ausschuss hat die Geschäftsführung aufgefordert, bis zum Ende der Woche mit einem der beiden Bieter abzuschließen", sagte ein KirchMedia-Sprecher am Montag nach der Sitzung des Gremiums. Eine Entscheidung für einen Bieter sei bisher nicht gefallen, diese liege nun zunächst bei der Geschäftsführung. Der Gläubigerausschuss, in dem neben den Banken HVB Group, DZ Bank, BayernLB (München: 802108.MU - Nachrichten) und Commerzbank (Xetra: 803200.DE - Nachrichten - Forum) unter anderem die US-Studios Disney und Columbia vertreten sind, müsse der Wahl allerdings noch zustimmen.

      Der Hamburger Zeitschriftenriese Bauer bietet zusammen mit der HVB Group (Xetra: 802200.DE - Nachrichten - Forum) für Deutschlands größten Filmrechtehändler und seine TV-Tochter ProSiebenSat.1. Haim Saban bildet ein Konsortium mit der französischen Sendergruppe TF1. Nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen liegen beide Angebote in der Größenordnung von zwei Milliarden Euro.


      KREISE - BIETER LOCKEN GLÄUBIGERBANKEN MIT ZUGESTÄNDNISSEN

      Nach Angaben aus verhandlungsnahen Kreisen haben beide Bietergruppen in ihren am Montag vorgelegten verbindlichen Angeboten aber offenbar versucht, die Gläubigerbanken mit Zugeständnissen auf ihre Seite zu ziehen. Beide Offerten gingen nun von einem sehr viel geringeren Engagement der Kreditinstitute bei der Übernahme des Kerngeschäfts Filmrechtehandel aus als bisher gedacht. Während das Konzept des Konsortiums des Hamburger Bauer-Verlags zusammen mit der HVB Group eine Beteiligung der Gläubigerbanken von unter zehn Prozent vorsehe, würden die Institute in dem Angebot des US-Milliardärs Haim Saban und des französischen TV-Konzerns TF1 (Paris: 5490.PA - Nachrichten) gar nicht mehr als Gesellschafter der Filmrechtebibliothek auftreten, hieß es. Bisher war stets eine Beteiligung der Banken von fast der Hälfte im Gespräch gewesen.
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 00:26:25
      Beitrag Nr. 781 ()
      Zitat aus FOCUS online

      Die Zeichen stehen auf Saban
      ...

      Wie am Dienstag aus informierten Kreisen verlautete, will die große Mehrheit der Gläubiger den Fernsehkonzern ProSiebenSat1. und das Filmrechtegeschäft bis Sonntag für rund zwei Milliarden Euro an den amerikanischen Milliardär Haim Saban verkaufen.

      Saban habe rund 100 Millionen Euro mehr geboten als der Hamburger Bauer-Verlag, hieß es. Von dem kalifornischen Medienunternehmer mit seinen hervorragenden Verbindungen nach Hollywood werde auch erwartet, dass er das Filmgeschäft der insolventen KirchMedia professionell führe und die Bankkredite in den nächsten Jahren zurückzahlen könne. Zudem habe Bauer, der auch am Fernsehsender RTL-II beteiligt ist, Probleme mit dem Kartellamt bislang nicht ausräumen können.

      Der Gläubigerausschuss hatte die Geschäftsführung der KirchMedia am Montag nach sechsstündiger Diskussion beauftragt, bis Sonntag „einen der beiden vorliegenden Kaufverträge zu unterschreiben“. Als Tendenz habe der Ausschuss „eindeutig Saban“ vorgegeben, hieß es. Sowohl die Filmstudios als auch die meisten Banken hätten für ihn plädiert. Noch vor Monaten hatten die Gläubiger sich grundsätzlich für einen Verkauf an Bauer ausgesprochen.
      ...


      Kommentar:
      Falls es Saban wird, dann bieten sich folgende Überlegungen an:

      Saban ist ein Self made man, wie es auch Kirch war.
      Bei diesen Menschen gibt es Echte und Windbeutel.
      Solange sie "in" sind, kann man die beiden Sorten möglicherweise nur an ihrem persönlichen Auftreten unterscheiden.
      Templeton, Buffet und Gates z.B. waren bzw. sind echt.
      Haffa, Rey (Inspectorate) und Esch (IBH) waren Windbeutel.
      Saban kennt man hierzulande nicht gut genug, um ihn einschätzen zu können. Das Urteil der Bankiers hat keinen hohen Stellenwert, da sie die einen wie die anderen finanzieren.
      Soviel Geld, wie ihm zugeschrieben wird, verdient sich nicht so leicht. Das Investment ist nicht gerade sehr attraktiv und der Markt ist ihm auch nicht gerade vertraut. Sinn machte dir Übrnahme jedoch als strategisches Investment...

      Das wäre die wirtscgaftliche Dimension. Daneben gibt es noch eine medienpolitische Dimension.

      Bauer steht für hanseatischen Geist, wenn auch nur als Tiefflieger. Das heisst englisch und liberal bis sozialistisch. Sowas will man in Bayern bzw. im konservativen Zirkel aber nicht.
      Nachdem die gläubige Variante Pleite gegangen ist, geht man lieber ein Bündnis mit den Welt-Medien-Moguln ein.
      Avatar
      schrieb am 12.03.03 12:36:58
      Beitrag Nr. 782 ()
      Ich glaube den Abschluss ja erst, wenn der Vertrag unterschrieben ist. In der Vergangenheit haben wir zu viele Winkelzüge erlebt.

      Saban scheint (anders als Kirch oder Murdoch) seine Medienmacht nicht politisch einzusetzen. Wenn man seiner Spendenpraxis glauben kann, steht er in den USA eher auf Seiten der Demokraten.
      ______________________________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 12. März 2003, 9:40
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,239753,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,239753,00.html

      KirchMedia-Verkauf

      Bauer macht Bahn frei für US-Milliardär

      Premiere in der deutschen Mediengeschichte: Der US-Milliardär Haim Saban steht als erster ausländischer Investor kurz davor, TV-Sender von Rang zu übernehmen. Der Hamburger Verlagschef Heinz Bauer, lange der Favorit, ist aus dem Rennen um ProSieben und SAT.1 ausgestiegen.

      Hamburg/München - Andreas Fritzenkötter, Sprecher des Heinrich Bauer Verlages, bestätigte den Rückzug am Mittwochmorgen: "Wir haben stets betont, dass wir nicht bereit sind, uns an einem Bieterwettlauf zu beteiligen". Der US-Milliardär Haim Saban bleibt damit als einziger Interessent im Rennen.

      "Wir freuen uns, dass die Insolvenzverwalter unser Angebot als attraktiver erachten und werden weiter hart daran arbeiten, die Verhandlungen zu einem Ende zu bringen", sagte eine Saban-Sprecherin. Nach Informationen aus Branchenkreisen führt Saban-Vize Adam Chesnoff derzeit bereits Detailverhandlungen.

      http://www.spiegel.de/img/0,1020,211480,00.jpg
      Medieninvestor Haim Saban: Mehr geboten, keine Probleme mit dem Kartellamt

      Auch KirchMedia-Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems bestätigte, man werde nun den Verkauf an Saban "vertraglich wasserdicht" machen. Falls die Schlussverhandlungen mit Saban noch scheitern sollten, könne man immer noch erneut auf Bauer zugehen. Allerdings sei das Angebot Sabans "sowohl im materiellen Bereich als auch in der zeitlichen Umsetzung attraktiver" gewesen. Damit deutet sich an, dass zum ersten Mal in der deutschen Geschichte wichtige Fernsehsender an einen ausländischen Investor verkauft werden.

      Laut Bauer-Sprecher Fritzenkötter besteht weiter Interesse an einem Engagement bei ProSiebenSAT.1 und dem KirchMedia-Filmrechtehandel. Wie dieses Engagement angesichts des Rückziehers aussehen könnte, ließ er aber offen. Der Bauer-Verlag sei auch jederzeit bereit, die Verhandlungen mit der Insolvenzverwaltung wieder aufzunehmen, sollte sich eine neue Entwicklung ergeben: "Wir werden uns aber nicht an einer Art Auktion beteiligen, in der Bieter die Preise hochtreiben[/b]".

      Der Bauer-Verlag hatte im Wettrennen um die KirchMedia, das Kerngeschäft der seit fast einem Jahr insolventen KirchGruppe, Monate lang vorne gelegen. Die Gläubiger hatten eine Zeit lang gar exklusiv mit Bauer verhandelt. Erst in den vergangenen Wochen hatte sich der US-Investor Haim Saban erneut als ernsthafter Konkurrent erwiesen.

      Schon am Dienstag hatte sich abgezeichnet, dass das Konsortium um Saban und den französischen Sender TF1 die besseren Chancen haben würde. "Die Tendenz geht eindeutig zu Saban", zitierte der Nachrichtendienst vwd Finanzkreise. Das Angebot des Konsortiums liege bei knapp 1,8 Milliarden Euro und damit rund 130 Millionen Euro höher als die Offerte der Bietergruppe um den Bauer-Verlag und die beteiligte HypoVereinsbank. Bauer müsse daher nachbessern. "Wir führen im Moment Gespräche mit der Insolvenzverwaltung", hatte ein Sprecher des Verlags noch am Dienstag erklärt.

      Informierten Kreisen zufolge soll dem Gläubigerausschuss auf seiner Sitzung am 19. März ein unterschriebener Verkaufsvertrag von der KirchMedia zur Zustimmung vorgelegt werden. Nach dem monatelangen Verkaufsgerangel seien alle Beteiligten an einem Abschluss interessiert hieß es.

      Der Vorteil des Saban-Angebots liegt den Kreisen zufolge auch darin, dass sich die Gläubigerbanken nicht beteiligen müssten. Das sei in ihrem Interesse. Das Angebot des Bauer-Konsortiums sieht dagegen eine Beteiligung der Banken von rund zehn Prozent vor. Die HypoVereinsbank wolle laut Angebot nur dann 200 Millionen eigenes Kapital zuschießen, wenn sie anschließend bevorzugt ihr Geld zurückbezahlt bekomme. Dies lehnten die übrigen Gläubigerbanken, die Bayerische Landesbank, die DZ-Bank und die Commerzbank, aber ab. Deshalb habe es Streitigkeiten im Gläubigerausschuss gegeben.

      Zudem hätte es kartellrechtliche Schwierigkeiten bei einem Verkauf an Bauer geben. Der Verlag nämlich ist Marktführer bei TV-Zeitschriften, ein Einstieg bei TV-Sendern erschiene insofern problematisch. Zudem hält Bauer eine Minderheitsbeteiligung an RTL II. Diese Probleme würden außerordentlich ernst genommen, hatte es am Dienstag aus Verhandlungskreisen geheißen. Dabei spiele auch eine Rolle, dass Kartellprobleme den Verkaufsprozess weiter verzögern könnten.
      -----------------------------------------------

      SPIEGEL ONLINE - 12. März 2003, 10:23 http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,239767,00.html

      Hintergrund Haim Saban

      US-Mogul mit Geschick und gefüllter Kriegskasse


      Der hier zu Lande weitgehend unbekannte US-Milliardär Haim Saban hat Monate lang entschieden um KirchMedia gekämpft.

      Mit Verhandlungsgeschick und reichlich Finanzmitteln scheint ihm nun die Übernahme des größten TV-Konzerns der Nation gelungen zu sein. Den Vorsprung des Bauer-Verlags konnte der 58-Jährige in den vergangenen Wochen weitgehend wettmachen.

      Wie Leo Kirch, dessen Erbe Saban nun antreten will, hat sich der Israeli mit US-Pass aus dem Nichts nach oben gearbeitet. Während Kirch vor den Trümmern seines Lebenswerks steht, sieht Saban in einem Einstieg bei KirchMedia mit ihrer Tochter ProSiebenSAT.1 die Gelegenheit, sein Milliardenvermögen zu mehren.

      Das "Handelsblatt" nannte Saban den "König Midas der Medienwelt". Im Jahr 2001 gelang ihm der bisher größte Coup. Für insgesamt 5,3 Milliarden Dollar verkauften er und sein Partner News Corp. das Gemeinschaftsunternehmen Fox Family Worldwide an den Disney-Konzern. Das Unternehmen vertreibt unter anderem die "Power Rangers", deren populäre US-Version Saban geschaffen hatte. Der Zeitpunkt für den Verkauf war ideal gewählt. Die Preise für Kinder- und Jugendprogramme sind seither weltweit stark gefallen. Seither sucht Saban nach neuen Investitionschancen. Er galt auch lange als Interessent an der Muppets-Tochter Jim Henson, die weiterhin zum angeschlagenen Rechtemakler EM.TV gehört.

      Der jüdische Sohn eines Kaufmanns und einer Näherin wuchs in Ägypten und Israel auf. Seine Karriere startete er als Konzertagent in Israel. Nach einer Zeit als Musikproduzent in Paris zog er 1983 nach Los Angeles, wo er zunächst Musik für Zeichentrickfilme und später auch Kinder-Fernsehsendungen machte. 1995 gründet er das Gemeinschaftsunternehmen mit Rupert Murdochs News Corp. Einen Namen in den USA machte er sich auch als großzügiger Unterstützer der Demokratischen Partei und Wohltäter.

      Das US-Magazin "Forbes" bescheinigte Saban ein Gefühl für Timing und vorzügliches Verhandlungsgeschick. Auch seinen Einstieg in den deutschen Fernsehmarkt hat er geschickt vorbereitet. Weitgehend im Verborgenen baute er in den vergangenen Wochen bei längeren Aufenthalten in München und Berlin den Kontakt zu den Banken und zur Politik auf. Auch mit wichtigen Medien führte er Hintergrundgespräche.

      Öffentlich äußerte sich Saban dagegen nur selten. Dabei trat er aber forsch auf. In einem SPIEGEL-Interview höhnte er über den Konkurrenten Bauer: "Stellen Sie sich bloß mal vor, eine Bauer-Delegation würde in Hollywood über Filmrechte verhandeln. Vergessen Sie`s." Auch auf dem deutschen Fernsehmarkt will Saban von seinen Kontakten profitieren. So sei Thomas Gottschalk sein Freund und Nachbar in Malibu.

      Ängste vor zu großem Einfluss aus dem Ausland versuchte Saban zu zerstreuen. Er werde nur begrenzt Einfluss nehmen und ein unabhängiges deutsches Management frei entscheiden lassen. "Und so sehr ich München und einen guten Schweinebraten schätze - ich werde auch nicht nach Bayern ziehen."
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 13:46:04
      Beitrag Nr. 783 ()
      Medien/
      (Überblick 1315)
      Saban kauft ProSiebenSAT.1 - Filmrechte-Übernahme soll folgen =

      München (dpa) - Die Übernahme von Deutschlands größtem TV-Konzern
      ProSiebenSAT.1 durch den US-Milliardär Haim Saban ist perfekt. Nach
      monatelangen Verhandlungen unterschrieb Saban am Montag den
      Kaufvertrag. Die Unterschrift im zweiten Teil des Vertrags solle
      innerhalb der nächsten zehn Tage folgen, teilte die KirchMedia-
      Geschäftsführung mit. Das Vertragswerk für den Filmrechtehandel ist
      mehrere tausend Seiten dick. Die Anwälte beider Seiten wurden nicht
      rechtzeitig mit dem Gegenlesen fertig. Über die Rahmenbedingungen des
      Verkaufs sei aber schon Einigkeit erzielt worden. Probleme seien
      daher nicht zu erwarten.

      Über den Kaufpreis für ProSiebenSAT.1 vereinbarten beide Seiten
      Stillschweigen. Saban wird über eine neue Tochtergesellschaft 36
      Prozent der Aktien und die Mehrheit der Stimmrechte an dem TV-Konzern
      übernehmen. Mit dem Vertragsabschluss hat erstmals ein ausländischer
      Investor die Kontrolle über einen großen Teil des deutschen
      Fernsehmarkts. In der vergangenen Woche hatte sich der Bauer-Verlag
      als letzter Bieter aus der Versteigerung zurückgezogen.
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 15:02:54
      Beitrag Nr. 784 ()
      US-Milliardär Saban übernimmt ProSiebenSat.1

      Frankfurt, 17. Mär (Reuters) - Mit der Fernsehgruppe ProSiebenSat.1 wird erstmals ein großer deutscher Privatsender in die Hände ausländischer Investoren übergehen. Der Vertrag zum Verkauf von ProSiebenSat.1 an den US-Medienunternehmer Haim Saban sei unterschrieben, teilte die insolvente KirchMedia am Montag in München mit. Saban übernimmt demnach 36 Prozent am Kapital beziehungsweise fast drei Viertel der Stimmrechte an ProSiebenSat.1. Der Verkauf der Filmrechtebibliothek zieht sich indes weiter hin, da noch juristische Details geklärt werden müssten, wie es hieß. ProSiebenSat.1 begrüßte den Einstieg. Damit fand das rund einjährige Tauziehen um die Fortführung der Kerngeschäfte des zusammengebrochenen Medien-Imperiums von Leo Kirch nun ein Ende. Der 58-jährige Unternehmer Saban und sein Partner, der französische TV-Konzern TF1, sind als einzige Bieter übrig geblieben, nachdem der Bauer-Verlag sein Angebot überraschend zurückgezogen hatte.

      SABAN - WILL LANGFRISTIG DEUTLICHES WACHSTUM ERZIELEN
      Saban übernimmt den Angaben zufolge 36 Prozent am Kapital von ProSiebenSat.1. Da es sich um Stammaktien handelt, erhält der US-Milliardär fast drei Viertel der Stimmrechte an dem Sender. Die übrigen Anteile liegen bei einer Gemeinschaftsfirma von Kirch sowie dem Springer-Verlag beziehungsweise sind am Aktienmarkt gestreut. "Es gibt nicht oft die Gelegenheit, die wichtigste Senderkette in Deutschland mehrheitlich übernehmen und weiter entwickeln zu können", kommentierte Saban den Vertragsabschluss. Er sei zuversichtlich, dass die Gesellschaft "langfristig deutliches Wachstum" erzielen werde. "Wir sind gut positioniert, sobald die Werbesituation sich wieder verbessert und die Konjunktur im zweitgrößten Medienmarkt der Welt wieder anspringt." Der Kaufpreis wurde nicht genannt. In verhandlungsnahen Kreisen hatte es zuletzt aber geheißen, Saban zahle für das Anteilspaket rund 500 Millionen Euro. Die Saban-Gruppe hat sich auf Investitionen in die Medienbranche spezialisiert. Der Aktienkurs von ProSiebenSat.1 baute nach der Mitteilung über den Vertragsabschluss sein Plus auf 4,6 Prozent aus und notierte bei 5,86 Euro. ProSiebenSat.1-Chef Urs Rohner begrüßte den Einstieg Sabans. "Für uns ist die Saban Group als neuer Hauptaktionär ein Wunschpartner", erklärte Rohner in München. "Mit Haim Saban erhalten wir einen starken, überaus fernseherfahrenen Mehrheitsgesellschafter, der über exzellente Beziehungen im internationalen Film- und Fernsehgeschäft verfügt."

      40.000 VERTRAGSSEITEN ZUR FILMRECHTEBIBLIOTHEK
      Der Vertrag zum Verkauf der Filmrechtebibliothek von KirchMedia an Saban beziehungsweise TF1 soll den Angaben nach in den kommenden zehn Tagen unterzeichnet werden. "Bis zur Unterschrift müssen nun noch rund 40.000 Seiten abschließend geprüft werden", hieß es. Über Inhalte und Konditionen sei bereits Einigung erzielt worden, es gehe nur noch um juristische Details. Die Übernahme der Filmrechtesparte dürfte das Bieterkonsortium Saban/TF1 mehr als ein Milliarde Euro kosten, wie es in verhandlungsnahen Kreisen stets geheißen hatte.

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      Derzeit kein Stellenabbau bei ProSiebenSat.1 geplant

      München, 17. Mär (Reuters) - Der künftige Eigentümer der Senderfamilie ProSiebenSat.1, der US-Investor Haim Saban, hat derzeit keine Pläne für einen Arbeitsplatzabbau bei der KirchMedia-Tochter. "Unser Ziel ist erst einmal, für Stabilität bei ProSiebenSat.1 zu sorgen", sagte Saban am Montag in München. Derzeit sei daher kein Stellenabbau bei der Senderfamilie geplant. Sein Unternehmen werde die nächste Zeit nutzen, um sich ein genaues Bild über die Situation bei ProSiebenSat.1 zu verschaffen. Dann erst könne es auch eine Entscheidung über eine mögliche Kapitalspritze für die Sendergruppe geben. Die französische Sendergruppe TF1 sei zunächst nicht an der Übernahme von ProSiebenSat.1 und dem Filmrechtehandel der insolventen KirchMedia beteiligt. "TF1 ist jederzeit zwischen jetzt und dem Abschluss der Transaktion willkommen, sich mit jedem Anteil von eins bis 50 Prozent zu beteiligen", sagte Saban. Ein Abschluss des Deals wird innerhalb der nächsten zwei Monate erwartet. bub/nro.
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      schrieb am 17.03.03 15:17:08
      Beitrag Nr. 785 ()
      wie man heute dem spiegel entnehmen kann, hat ja auf diesem wege nun auch der mossad direkten zugang zu den medien - nicht nur beim zdf.
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 15:28:46
      Beitrag Nr. 786 ()
      @ erika

      Nicht jeder Israeli steht im Sold des Mossad.

      Saban geriert sich auch in den USA nicht als Kriegstreiber wie Murdoch.
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 17:19:17
      Beitrag Nr. 787 ()
      @ rv

      Du schreibst:
      "Saban scheint (anders als Kirch oder Murdoch) seine Medienmacht nicht politisch einzusetzen. Wenn man seiner Spendenpraxis glauben kann, steht er in den USA eher auf Seiten der Demokraten."


      Die Demokraten sind eine polit. Partei.
      Er wird in den USA gerühmt als der größte Spender der Demokraten.
      Damit sind nicht Menschen mit demokratischer Gesinnung gemeint, sondern die Partei, die sich "Die Demokraten" nennt. Die Republikaner sind auch eine amerikanische demokratische Partei, empfangen aber keine Spenden von Saban - soweit bekannt.

      Die amerik. Demokraten stehen der SPD nahe.
      Schröders Parole lautete 1998: "Von Clinton lernen heisst siegen lernen." Clinton gehört der demokratischen Partei an.

      Die Parole stammt übrigens nicht aus Amerika, sondern aus der DDR. Damals wollte man das Siegen von der Sowjet-Union lernen.

      Saban konnte bisher auch noch keine Medienmacht entfalten, da er über keine Senderkette verfügt. Sein Anteil an FOX war nur der Juniorpart im Verbund mit dem so gefürchteten Murdoch. Es ging dabei auch nur um den Bereich Familien-TV.

      Dass die beiden trotz gegenteiligen pol. Auftretens geschäftlich gut zusammenarbeiteten, zeigt, dass sie in erster Linie Geschäftsleute sind.
      Avatar
      schrieb am 17.03.03 18:47:56
      Beitrag Nr. 788 ()
      @ profitgenius

      Die beiden Aussagen "... scheint seine Medienmacht nicht politisch einzusetzen" und "... steht eher auf seiten der Demokraten" sind unabhängig voneinander.

      Nicht jeder, der der demokratischen Partei Geld spendet und Medien besitzt, setzt diese für die Demokraten ein.
      Umgekehrt instrumentalisiert auch nicht jeder konservative Tycoon seine Medien für die Republikaner.

      Kirch hat in Deutschland seine Medien zur Unterstüzung Kohls instrumentalisiert. Murdoch hat in den USA Bush unterstützt und trommelt jetzt in vorderster Front für den Krieg.
      Blair hat seine Wahl i.W. Murdoch zu verdanken, der den "Schwächling" Major fallen gelassen hatte. Er glaubte offenbar, dass seine wirtschaftsliberalen Ansichten von "New Labour" besser vertreten würden, als von den Konservativen. Ich glaube, dass dies ein Hauptgrund für Blairs Haltung in der Bush/UN-Krise ist.
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 09:50:34
      Beitrag Nr. 789 ()
      Die unendliche Geschichte neigt sich dem Ende zu: Auch der schäbige Rest von Kirchmedia (die sagenumwobene Filmbibliothek, einstmals von unschätzbarem Wert) wurde von Saban übernommen:
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      Aus der FTD vom 27.3.2003
      Haim Saban besiegelt Kauf des Filmrechtegeschäfts von Kirch
      Von Lutz Meier, Cannes

      Der US-Milliardär Haim Saban, der die TV-Sendergruppe der insolventen Kirch Media gekauft hat, wird nach Informationen der FTD am Donnerstag auch den Kauf des Filmrechtegeschäfts der Kirch-Gruppe fixieren. Probleme gibt es mit dem anvisierten Partner.

      Aus Verhandlungskreisen hieß es Mittwochabend, dass für am Donnerstagvormittag die Unterschrift unter die entsprechenden Verträge geplant sei. Damit steht das Gesamtgeschäft mit einem Volumen von über 2 Mrd. Euro nur noch vor formellen Hürden. Vor etwas mehr als einer Woche hatte Saban bereits den Kauf der TV-Sendergruppe der insolventen Kirch Media besiegelt.

      Bis zum endgültigen Vollzug der Verkäufe fehlen noch einige formelle Schritte. So plant der Gläubigerausschuss der Kirch Media auf einer Sitzung am Montag, das Gesamtgeschäft abzusegnen - was in Unternehmenskreisen als reine Formalie beschrieben wird. Danach folgt die kartell- und medienrechtliche Prüfung, von der ebenfalls keine Hindernisse erwartet werden.

      TF1 fällt aus

      Aus dem Umfeld der Verhandlungen ist zu hören, dass der endgültige Preis noch in einer weiteren vertieften Unternehmensbewertung, einer so genannten Due Diligence, festgelegt werden soll, bevor das Geschäft endgültig vollzogen wird.

      Zudem ist wahrscheinlich, dass Saban auf seinen anvisierten Partner verzichten muss, den französischen Senderkonzern TF 1. Zwar äußert sich der Sender selbst weiterhin nicht zu seinen Plänen in Deutschland. Aber aus Kreisen, die mit der Denkweise von TF-1-Präsident Patrick Le Lay vertraut sind, heißt es, der Sender werde sich allenfalls für einen Anteil unterhalb der Sperrminorität interessieren, wahrscheinlich höchstens für zehn Prozent.

      Saban selbst hatte angekündigt, das Geschäft bis zum Vollzug zunächst alleine zu machen, falls TF 1 wegfällt. Anschließend werde sich der Milliardär dann nach Partnern umsehen.

      © 2003 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 12.04.03 15:33:39
      Beitrag Nr. 790 ()
      Bei so hohen Ausgaben für die Pflege des politischen Umfelds wundert einen die Pleite kaum noch...

      Aber immerhin: Kohl hat seine Einnahmen versteuert! Scheint nicht selbstverständlich zu sein.
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      DER SPIEGEL 16/2003 - 14. April 2003
      URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,244550,00.html

      Union

      Kohl hatte Beratervertrag bei Leo Kirch

      Ex-Kanzler Helmut Kohl hatte von 1999 bis zum Frühjahr 2002 einen Beratervertrag bei dem inzwischen insolventen Medienimperium von Leo Kirch. Wie aus internen Kirch-Unterlagen hervorgeht, unterhielten im selben Zeitraum auch Kohls ehemaliger Finanzminister Theo Waigel (CSU) sowie sein Ex-Postminister Wolfgang Bötsch (CSU) entsprechende Vereinbarungen mit Kirch.

      Hamburg - Kohls Ex-Verteidigungsminister Rupert Scholz (CDU) war ebenfalls mehrere Jahre beratend für den Medienunternehmer tätig.
      Sie alle - einschließlich des Altkanzlers - waren zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses noch Mitglieder des Bundestages. Sowohl Helmut Kohl als auch seine Ex-Minister bestätigten auf Anfrage die Existenz der entsprechenden Vereinbarungen. Nach SPIEGEL-Informationen waren die Verträge jeweils mit sechstelligen DM-Summen im Jahr dotiert.

      Im Falle von Helmut Kohl lief der Vertrag auf die Firma P&S GmbH in Ludwigshafen, die unter Kohls Privatadresse firmiert und bei der er mit einer Einlage von 30.677,51 Euro Alleingesellschafter ist. Als Geschäftsführer ist im Handelsregister Kohl-Sohn Walter eingetragen, den Vertrag mit Kirch hat Kohl aber selbst unterzeichnet.

      "Nach der Gründung der P&S GmbH gab es mit der KirchMedia einen Beratungsvertrag, der vom Frühjahr 1999 bis zum Frühjahr 2002 lief", ließ Kohl dem SPIEGEL über sein Berliner Büro ausrichten. "Die erzielten Einkünfte wurden ordnungsgemäß versteuert." In Kohls Amtzeit als Bundeskanzler habe es indes "keinen Beratungsvertrag mit einem Unternehmen der Kirch-Gruppe gegeben".
      Avatar
      schrieb am 12.04.03 20:59:57
      Beitrag Nr. 791 ()
      1. Was versprach sich Kirch von Beraterverträgen mit "gewesenen Politikern" der Opposition?
      Das erinnert an das "Dankeschön" der Kölner SPD.

      2. Was treibt Ex-Politiker dazu, solche Verträge (notdürftig verschleiert) einzugehen und sich nacht ihrer Laufbahn dem Verdacht der Vorteilsnahme auszusetzen?
      Im Fall Waigel kann man es verstehen, da der Mann 2 Frauen versorgen muss. Aber Kohl?
      Bei der Überversorgung, die er aus seinen vielen Ämtern genießt? (Landtagsabgeordneter - Fraktionsvorsitzender - Ministerpräsident in Rheinland Pfalz, Bundestagsabgeordneter - Fraktionsvorsitzender - Bundeskanzler, Parteivorsitzender)

      Wer weiß Antworten?

      ein
      Avatar
      schrieb am 16.04.03 22:12:50
      Beitrag Nr. 792 ()
      Es gibt was Neues:

      ftd.de, Mi, 16.4.2003, 16:44, aktualisiert: Mi, 16.4.2003, 18:56
      Poker um Kirch Media beginnt von neuem

      Beim Verkauf der insolventen Kirch Media gibt es Streit zwischen den Gläubigerbanken und dem US-Milliardär Haim Saban. Die Banken drohen sogar mit einem Scheitern der Übernahme.

      In den Verhandlungen über die Umsetzung des Kaufvertrags versuche Saban, die Bedingungen zu seinen Gunsten zu ändern, hieß es am Mittwoch in Bankenkreisen. "Saban hat etwas versprochen und nicht eingehalten." Die DZ Bank habe daher im Namen der Gläubigerbanken einen Brief an Sabans Chefunterhändler Adam Chesnoff geschrieben und mit dem Abbruch der Verhandlungen gedroht.

      Saban hat bereits Kaufverträge für den TV-Konzern Pro Sieben Sat 1 und den Filmrechtehandel der zusammengebrochenen Kirch-Gruppe unterschrieben.
      Die Gläubigerbanken werfen ihm nun unter anderem vor, in seinem jüngsten Geschäftsplan die Kreditbedingungen für die Banken verschlechtert zu haben. "Das ist mehr als Verhandlungsgeklapper", hieß es in Bankenkreisen.

      Die Banken dohten mit einem Abbruch der Gespräche, falls Saban die Änderungen nicht zurücknimmt. "Weitere Verhandlungen können nur auf der von den Banken erstellten Kreditdokumentation vom 8. April und dem Geschäftsplan vom 5. März basieren", heißt es in dem zweiseitigen Schreiben. Die Banken signalisierten dennoch ihre Gesprächsbereitschaft, forderten aber, dass Chesnoff an allen eventuellen Gesprächen persönlich teilnehmen solle.


      Aus dem Umfeld Sabans hieß es, der neue Geschäftsplan beinhalte keine Änderungen oder Benachteiligungen für die Banken. Es gebe keinen Grund, an der fristgerechten Finanzierung bis Mitte Mai zu zweifeln. Die Ursprungsvereinbarung, die Teil der Vertragsunterlagen im März war, werde jetzt in einen Kreditvertrag übersetzt. "Das sind ganz normale Vertragsverhandlungen, nichts Dramatisches," zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Saban nahestehende Kreise. Nach Ostern werde mit den Banken weiterverhandelt, um schnell zu einem Abschluss zu kommen. Der US-Investor spreche mit mehreren Banken und Finanzinvestoren über eine Beteiligung an der Übernahme.

      Saban hatte im März den Zuschlag für den TV-Konzern Pro Sieben Sat 1 und den Kirch-Media-Filmrechtehandel erhalten. "Geld ist kein Problem", hatte er damals gesagt. Als Partner bei der Übernahme des US-Investors war zunächst der französische TV-Konzern TF1 vorgesehen "Eine 50/50-Beteiligung ist aber wohl vom Tisch. Wenn, dann wird TF1 einen kleineren Anteil übernehmen", zitiert Reuters verhandlungsnahe Kreise.

      Der von der Familie des italienischen Ministerpräsident Silvio Berlusconi kontrollierte Medienkonzern Mediaset bestätigte am Mittwoch laufende Gespräche mit Saban. Finanzchef Marco Giordano sagte Reuters, Saban habe angeboten, einen Minderheitsanteil an Pro Sieben Sat 1 zu erwerben. Der Vorschlag sei jedoch "hinsichtlich des Preises und anderer Aspekte weit entfernt" von den Vorstellungen Mediasets gewesen.

      Kommentar:
      Saban hat wohl neue Pläne und versucht nun, zu sparen und Minderheitsaktionäre mit ins Boot zu nehmen, ev. mit dem Schreiben von Put Optionen, die in der Branche so gern gehandelt werden.
      Es erinnert an das Verhalten von Konzernschmieden wie es LK war.
      Möglicherweise ist dies auch nur ein Vorspiel zur Übergabe einer wesentlichen Beteiligung an Murdoch.
      Avatar
      schrieb am 26.04.03 10:07:07
      Beitrag Nr. 793 ()
      Nachträge zur Kirch-Historie:

      1. Mal sehen, ob die Saban-Übernahme wirklich endgültig und dauerhaft ist.

      2. Nicht nur die Politiker standen im Sold von Kirch - darüber hinaus wurde weltweit Sportpolitik getrieben...

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      SPIEGEL ONLINE - 24. April 2003, 13:57
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,245977,00.html
      ProSiebenSat.1

      Kartellamt genehmigt Einstieg von Saban

      Der Weg für die Übernahme des größten deutschen Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 durch den US-Milliardär Haim Saban ist frei. Das Bundeskartellamt stimmte dem Kauf der insolventen KirchMedia am Donnerstag ohne Auflagen zu.

      Bonn/München - Damit bekommt erstmals ein ausländischer Investor die Kontrolle über einen wichtigen Teil des deutschen Fernsehmarkts. Da Saban in Deutschland bislang nicht aktiv ist, sahen die Wettbewerbshüter aber keine Gefahr einer marktbeherrschenden Stellung des neuen Besitzers.

      Der US-Unternehmer hatte nach einem monatelangen Verhandlungspoker im März die Kaufverträge für ProSiebenSat.1 und den Filmrechtehandel der KirchMedia unterschrieben. Kurz zuvor hatte sich der Hamburger Bauer-Verlag als letzter Bieter aus dem Bieterwettstreit zurückgezogen. Der Kaufpreis für die Filetstücke der zusammengebrochenen KirchGruppe liegt nach Schätzungen in Branchenkreisen bei rund zwei Milliarden Euro. Zu dem TV-Konzern gehören neben ProSieben und Sat.1 auch die Fernsehsender Kabel 1 und N24. Zudem übernimmt Saban die Rechte über rund 18.000 Filme und Serien, die Firmengründer Leo Kirch in Jahrzehnten zusammengetragen hatte. Die KirchMedia hatte vor gut einem Jahr als erste der Kirch-Gesellschaften Insolvenzantrag gestellt.

      Endgültig soll der Verkauf an Saban im Juni abgeschlossen werden. Als Partner will sich bis dahin auch der französische Fernsehsender TF1 an ProSiebenSat.1 beteiligen. Konzernchef Patrick Le Lay hatte am Mittwoch eine Größenordnung von zehn Prozent genannt. Dafür wolle der Sender 100 bis 150 Millionen Euro zahlen. Für Unruhe hatte in der vergangenen Woche allerdings ein Streit zwischen den Gläubigerbanken und Saban um die Kreditbedingungen gesorgt. Diese Auseinandersetzung wird das Geschäft nach Einschätzung von Branchenkennern aber nicht gefährden.

      Der gebürtige Ägypter Saban hat sich aus eigener Kraft zu einem der mächtigsten Medienmanager in den USA emporgearbeitet. In den USA ist er unter anderem mit der Schaffung der US-Version der "Power Rangers" bekannt geworden. Durch den Kauf der KirchMedia steigt er nun auch in Deutschland zu einem der großen Spieler der Medienlandschaft auf. Er will das Unternehmen vom Firmensitz in München aus wieder auf Erfolgskurs bringen.

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      SPIEGEL ONLINE - 19. April 2003, 12:40
      URL: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,245454,00.html
      WM 2006

      Sorgten Kirch-Millionen für die entscheidenden Stimmen?

      Die Vergabe der Fußball-WM 2006 nach Deutschland fiel äußerst knapp aus. Schon kurz nach der Verkündung der Ergebnisse machten Gerüchte die Runde, dass es bei der Wahl nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Laut Presseberichten heißt es nun, die Kirch-Gruppe soll damals manchen Wahlberechtigten entscheidend beeinflusst haben.

      München - Der inzwischen insolvente Medien-Unternehmer Leo Kirch und der deutsche Rekordmeister Bayern München sollen bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland Einfluss genommen haben. Das berichten übereinstimmend das manager magazin und die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) am Samstag.

      Den Berichten zufolge sollen Lizenzverträge mit Verbänden wie Malta oder Thailand abgeschlossen worden sein, um deren Stimmen für die deutsche Bewerbung zu sichern. Unternehmen des Münchener Medien-Moguls zahlten offenbar für TV-Rechte, später trat der FC Bayern zu Freundschaftsspielen in diesen Ländern an.

      Bereits 1996 hatte Kirch die TV-Rechte für die WM gekauft. Für die Verwertung war Deutschland als Ausrichter natürlich wesentlich lukrativer als Südafrika, das bei der WM-Vergabe durch den Fußball-Weltverband Fifa am 6. Juli 2000 im entscheidenden Wahlgang knapp mit 11:12 Stimmen unterlag. Angeblich waren bis zu 3,5 Millionen Dollar eingeplant, um das Wunschresultat zu erreichen. Das manager magazin und die SZ berufen sich auf Informationen aus dem einstigen Kirch-Imperium.

      Thailand, Tunesien und Malta sollen letztlich für Deutschland gestimmt haben. Im Fall Tunesien gibt es allerdings widersprüchliche Aussagen. Das afrikanische Land soll - entgegen der Informationen der "SZ" - für Südafrika gestimmt haben, wie das WM-Organisationskomitee am Samstag dem sid (Sportinformationsdienst) mitteilte.

      ... etc...
      Avatar
      schrieb am 08.05.03 13:54:19
      Beitrag Nr. 794 ()
      Und doch noch kein Ende der unendlichen Übernahmegeschichte?
      Eine neue Chance für Bauer - oder für die anderen Medien-Tycoons wie Murdoch oder Berlusconi?
      ___________________________________________________________________________

      SPIEGEL ONLINE - 08. Mai 2003, 11:45
      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,247763,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,247763,00.html

      ProSiebenSat1-Übernahme

      Milliardär Saban verliert die Lust

      Platzt die spektakuläre Übernahme von ProSiebenSat1 doch noch? Der schillernde US-Milliardär Haim Saban findet keine Investoren und keine geeigneten Topmanager für sein Konzept - das er eigentlich noch gar nicht hat. Das könnte eine neue Chance für Verleger Heinz Bauer sein.

      Hamburg - Haim Saban liebt es luxuriös. Zum Poker um die lukrativen Reste des Kirch-Imperiums flog der schillernde US-Milliardär standesgemäß mit einer Gulfstream V (Kennung: N -451 CS) der Saban Capital Group ein. Und wenn er seine jüngste Akquisition besucht, den Fernsehsender ProSiebenSat1, gastiert Saban stilvoll im Münchner "Mandarin Oriental", einer Nobelherberge im Neorenaissance-Stil.

      Es darf gerne etwas mehr sein. Saban sei ein Mensch, der das Leben wohl zu genießen wisse, erzählt ein enger Bekannter des stets sonnengebräunten Kaliforniers. Mühsame Kleinarbeit und der zähe Kampf gegen Widrigkeiten sei seine Sache nicht: "Er liebt das Leben und die kalifornische Sonne."

      Genau dieser Hang zum Mondänen führt möglicherweise dazu, dass der bisher größte deutsche Mediendeal (Volumen etwa zwei Milliarden Euro) scheitert, bevor er endgültig besiegelt ist. Saban verliert offensichtlich die Lust an der Übernahme der einstigen Kirch-Sendergruppe und des Filmrechtegeschäfts, die er eigentlich aus der Insolvenzmasse erwerben wollte.

      "Er spricht kein Wort Deutsch"

      Zunächst hatte sich Saban 36 Prozent an ProSiebenSat1 und 72 Prozent der Stimmrechte im Bietergefecht gegen den Hamburger Bauer Verlag gesichert. Der Vertrag ist unterzeichnet, das Kartellamt hat der Übernahme bereits zugestimmt.

      Zwar war auch das Angebot des Bauer Verlags nach Meinung des Kirch-Insolvenzverwalters Michael Jaffé "schlüssig und stimmig". Allerdings sei die Offerte des Mitbieters Saban sowohl im materiellen Bereich als auch in der zeitlichen Umsetzung attraktiver, begründete Jaffé Mitte März den Zuschlag.

      Doch nun gerät die spektakuläre Übernahme ins Stocken. Saban fehle immer noch ein schlüssiges Sanierungskonzept, überzeugendes Personal für die Umsetzung der notwendigen Schritte und das nötige Netzwerk ("Er spricht kein Wort Deutsch"), erzählen mit dem Geschäft vertraute Manager.

      Schlimmer noch: Dem Amerikaner fehlen die zahlungskräftigen Investoren. Saban versuche momentan Anteile in der Größenordnung von 350 Millionen Euro je "Slot" zu platzieren, sagt ein Insider. Bisher habe er sich bei institutionellen Finanzinvestoren wie Blackstone, Apax oder Permira nur Absagen eingehandelt.

      Die potenziellen Geldgeber monierten vor allem die fehlende Exit-Strategie, sie sähen kaum eine Möglichkeit, ihren Einsatz nach vier bis sieben Jahren mit einer ordentlichen Risikoprämie (etwa 20 bis 30 Prozent jährlich) zu versilbern.

      Vier bis fünf Slots muss Saban wohl verkaufen, sollte er seine Pläne umsetzen können. Doch von diesem Ziel ist er noch weit entfernt. Selbst das Engagement des französischen TV-Senders TF1 (angedacht ist eine Beteiligung von zehn Prozent) an dem deutschen Unternehmen ist noch nicht unter Dach und Fach. Der politische Zwist zwischen den USA und dem Irak-Kriegsverweigerer Frankreich erschwere die heikle Vereinbarung, heißt es.

      Eigentlich könnte Saban auf Partner verzichten, Geld hat er genug. Sein Vermögen wird auf 1,5 Milliarden Dollar geschätzt. Doch dass er einen solchen Mega-Deal allein finanziert, das können sich mit dem Geschäft vertraute Insider nicht vorstellen ("Dazu liebt er sein Geld zu sehr").

      Ein Mann wie Saban werde nie alle Eier in ein Nest legen, heißt es. Er wolle maximal 250 Millionen Euro aus eigenen Mitteln beisteuern.

      Gut möglich also, dass der Lebenskünstler Saban sich wieder in seine kalifornische Heimat verabschiedet. Im Vertrag hat er sich, wie es heißt, etliche Ausstiegsmöglichkeiten zusichern lassen. Und auch sein jüngst begonnener Streit mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) deutet womöglich auf ein Ende hin.

      Attacke auf ProSiebenSat1

      Nach deutschem Übernahmerecht müsste Saban auch den freien Aktionären ein Kaufangebot machen. Ein solches Squeeze-Out würde ihn zusätzlich noch einmal 400 Millionen Euro kosten.

      Nun allerdings hat Saban bei der BaFin einen Antrag eingereicht, in dem er darauf drängt, von der Pflicht eines Angebots an die Kleinaktionäre befreit zu werden. Sein Argument: ProSiebenSat1 sei ein Sanierungsfall. In einer solchen Situation sieht das Recht eine Ausnahme zum Pflichtangebot vor.

      Eine paradoxe Lage: Saban macht ein Unternehmen schlecht, das er eigentlich als Sicherheit bei den Banken und Investoren einbringen will. Zudem unterläuft er die Politik des ProSiebenSat1-Chefs Urs Rohner. Der will am kommenden Dienstag Zahlen vorlegen und eigentlich eine optimistische Prognose für das Gesamtjahr abgeben.

      Findet die Kirch-Krise, eines der größten deutschen Unternehmensdebakel der Nachkriegszeit, also immer noch kein Ende? Geht das Drama nun wieder von vorne los?

      Nutznießer der sich anbahnenden Entwicklung könnte der Bauer Verlag sein. Die Hamburger sind weiterhin an einer Übernahme von ProSiebenSat1 interessiert. Geschäftsführer Manfred Braun sagte kürzlich auf einer Podiumsdiskussion: "Ich zünde jeden Abend eine Kerze an, gehe in mich und warte, was auf uns zu kommt". Fraglich allerdings ist, ob Pfennigfuchser Bauer weiterhin zur Höhe seines einstigen Angebotes steht.

      Hinter der Kulisse, so heißt es, bereite sich Bauer bereits für die "Nach-Saban-Zeit" vor und spreche mit Partnern sowie Investoren über den potenziellen Deal. Saban, der für einen Kommentar nicht zu erreichen war, dürfte das nicht zu sehr ärgern. Was soll`s, mag sich der Milliardär denken, sollen die Deutschen ihre Probleme doch alleine lösen, ich lege mich wieder in die kalifornische Sonne und genieße das Leben.

      von Andreas Nölting, manager-magazin.de
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 10:00:54
      Beitrag Nr. 795 ()
      Heute fällt die Entscheidung über DSF.
      Ein netter Kommentar zur Situation in der Kirch-Ruine:
      ______________________________________________________

      http://www.fr-aktuell.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirt…


      KOMMENTAR
      Bettelmann


      Der Pay-TV-Kanal Premiere war noch vor einem Jahr eine monströse Geldvernichtungsmaschine, die maßgeblich zum Zusammenbruch der Kirch-Gruppe beitrug. Und für das Deutsche Sportfernsehen (DSF) läuteten Branchenkenner schon das Totenglöcklein, weil niemand erkennen konnte, wie der kleine Sportsender jemals profitabel werden soll. Die Filmbibliothek und die Mehrheitsbeteiligung von Kirch am TV-Konzern Pro Sieben-Sat 1 hingegen wurden als die Perlen des Medienkonzerns gehandelt.

      Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Pro Sieben-Sat 1 leidet inzwischen schwer unter der TV-Werbeflaute. Der Filmhandel lahmt. Premiere hingegen ist durch ein hartes Sparprogramm, das viele Stellen kostete, auf dem Weg zur Profitabilität. Und um das DSF schließlich tobt ein Bieterwettstreit: Das Karstadt-Quelle-Konsortium, das den Sender zu einer Vermarktungsplattform umbauen will für alles, was mit Sport zu tun hat, gegen Haim Saban.

      Dabei verhält sich der Unternehmer aus den USA so, als sei er kein Medienkönig, sondern Bettelmann. Er will zwar die Mehrheit an Pro Sieben-Sat 1, sich aber von der Pflicht eines Übernahmeangebots an die außen stehenden Aktionäre befreien lassen. Die Rückzahlung von Krediten will er strecken und er sucht eifrig nach Partnern für sein Engagement.

      Sabans Bemühungen um günstige Einstiegskonditionen zielen darauf ab, möglichst schnell mit Pro Sieben-Sat1 und der Filmbibliothek hohe Profite zu erwirtschaften. Der nächste Schritt soll möglich machen, was unter Kirch nie gelang: Durch enge Kooperation der vier Sender - Pro Sieben, Sat 1, Kabel 1 und N 24 - die Kosten zu drücken. Käme mit dem DSF ein fünfter Kanal dazu, wären zusätzliche Synergien möglich. Was sich hinter diesem Lieblingsbegriff vieler Manager verbirgt ist vor allem eines: Arbeitsplatzabbau. fw
      Avatar
      schrieb am 12.05.03 18:22:13
      Beitrag Nr. 796 ()
      Entweder hat Saban die Probleme mit Kirch weit unterschätzt - oder er pokert sehr hoch. Dritte Möglichkeit: Er präsentiert demnächst einen in D sehr unbeliebten Partner - den die Banken dann zähnknirschend akzeptieren.
      Für die Gläubigerbanken ist diese Situation äußerst unerfreulich. Besser werden die Konditionen für sie wohl kaum.
      _________________________________________________________________________________________

      DER SPIEGEL 20/2003 - 12. Mai 2003
      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,248337,00.html

      TV-Konzerne

      Strahlemanns Stacheln

      Medienmilliardär Saban zeigt sich bei der Investorensuche für die Übernahme von ProSiebenSat.1 sowie Kirchs Filmstock von einer neuen Seite: Sein forsches Auftreten verärgert Banken, Aktionäre und Insolvenzmanager. Schon gibt es einen geheimen "Plan B" - ohne den Amerikaner.


      Es ist erst ein paar Wochen her, dass der amerikanisch-israelische Medienunternehmer Haim Saban vor einem kleinen Kreis im feinen Münchner Hotel Mandarin Oriental gewohnt locker erklärte, wie er vorgehen werde, falls auf dem deutschen TV-Markt Schwierigkeiten für ihn auftauchen sollten: "Wenn es Probleme gibt", sagte er lachend, "dann trinke ich mit den Betreffenden einfach einen guten deutschen Schnaps."

      Wenige Tage später erhielt Saban den Zuschlag für den bislang mit Abstand größten Deal in der deutschen Fernsehgeschichte: Mitte März setzte der 58-Jährige mit Wohnsitzen in Los Angeles und Malibu seine Unterschrift unter den Vertrag über den Erwerb der Stimmrechtsmehrheit an der ProSiebenSat.1 Media AG. Zehn Tage später wurde auch der Kauf der legendären Kirch-Filmbibliothek schriftlich fixiert.

      Es ging um rund zwei Milliarden Euro. Es ging alles recht schnell. Und es blieb in der Bundespolitik wie bei den TV-Konkurrenten erstaunlich still, wenn man bedenkt, dass immerhin die Hälfte des deutschen Privatfernsehmarkts gerade den Besitzer wechselte.

      Wirksam wird das Geschäft allerdings erst mit dem "Closing" - also wenn der Kaufpreis auf einem Treuhandkonto eingegangen ist, die Kartellbehörden alle Details genehmigt haben und sämtliche Vertragsbedingungen erfüllt sind. Frühestens, so ist es im Kaufvertrag zwischen der insolventen KirchMedia und Saban vorgesehen, könnte das auf der Hauptversammlung der Fernseh-AG so weit sein, die für den 16. Juni geplant ist.

      Doch mittlerweile mehren sich die Zweifel, ob der Deal wirklich wie geplant vonstatten geht. Schon seit Wochen sucht Saban nun schon mit zunehmender Hektik nach Finanzierungspartnern. Gleichzeitig fährt der einst so begeistert empfangene Strahlemann aus Übersee vor Kirch-Gläubigerbanken und Insolvenzmanagern nun plötzlich die Stacheln aus.

      Sabans Forderungen seien "teilweise geradezu unverschämt", sagt ein an den Verhandlungen beteiligter und spürbar genervter Banker. "Sein Anspruchsdenken ist sehr ausgeprägt, sein Verständnis für die Gegenseite sehr gering", heißt es im Umfeld der Insolvenzmanager.

      In der vergangenen Woche brachte Saban auch noch die übrigen ProSieben-Anleger gegen sich auf: In einem Brief an die Finanzaufsichtsbehörde (BAFin) beantragte er, ihn von jenem Pflicht-Übernahmeangebot zu befreien, das er den übrigen Aktionären nach deutschem Recht machen muss. Sein Argument: Bei ProSiebenSat.1 handle es sich um einen Sanierungsfall - die mehr als 400 Millionen Euro, die bei einem Squeeze Out fällig würden, stecke er lieber ins Unternehmen.

      Eines ist sicher: Wenn Saban mit seiner Schnaps-Strategie ernst macht, dürften derzeit etliche Besänftigungsrunden anfallen.

      Bei den Verkäufern in der Kirch-Firmenzentrale in Ismaning wachsen die Bedenken, ob Saban die Finanzierung der komplexen Transaktion rechtzeitig hinbekommt. "Wir sehen die Chance derzeit bei 50 : 50", sagt ein Beteiligter.

      Die um sich greifende Saban-Skepsis hat ihren Grund. Laut Vertrag hätte der gewiefte Unternehmer schon zum 30. April eine Finanzierungsbestätigung vorweisen müssen, die garantiert, dass er über ausreichend "freie Mittel" verfügt, um den ersten und vergleichsweise recht unkomplizierten Teil des Geschäfts zu bezahlen, also die Übernahme von 36 Prozent der ProSiebenSat.1-Aktien zum vereinbarten Preis von 7,50 Euro pro Aktie.

      Erst nach einer Fristverlängerung und dem deutlichen Hinweis von Seiten des Insolvenzmanagements, dass bei Nichterfüllung dieser Vertragsklausel ein Rücktrittsrecht für den Verkäufer in Kraft tritt, lieferte Saban das erforderliche Papier ab. Am Freitagnachmittag vergangener Woche trudelte das Schreiben eines renommierten amerikanischen Bankhauses bei den Verkäufern ein. Darin bestätigt das Institut, dass Saban über die erforderliche Summe für den ersten Erwerbsschritt verfügt - 525 Millionen Euro.

      Bis Ende des Monats muss Saban die Summe nun auf ein Treuhandkonto überweisen - sonst könnte Insolvenzverwalter Michael Jaffé vom Verkauf an Saban Abstand nehmen.

      Damit nicht genug: Auch für den zweiten, wesentlich komplexeren Teil des Geschäfts, in dem Saban den Filmrechtehandel übernehmen will, muss er laut Vertrag noch bis Ende Mai eine Finanzierungsbestätigung vorlegen. Sonst tritt auch hier ein Rücktrittsrecht für den Verkäufer in Kraft.

      Unter dem entsprechenden Druck schickte Saban daher in den vergangenen Wochen sein Verhandlungsteam aus seinen direkten Mitarbeitern Adam Chesnoff und Ynon Kreiz, Vertretern der Rothschild-Bank, der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young sowie der Rechtsanwaltskanzlei Hogan & Hartson los, um auf den Medien- und Finanzmärkten nach potenziellen Partnern zu fahnden. Ihre Vorgabe: Saban möchte den eigenen Kapitaleinsatz so gering wie irgend möglich halten. Der Investor selbst weilt derzeit am Stammsitz seiner Saban Capital Group in Los Angeles und lässt sich via E-Mail und Telefon auf dem Laufenden halten.

      Bislang waren die Nachrichten aus Europa für ihn nicht sonderlich erfreulich. So kann sein Wunschpartner Patrick Le Lay, Vorstandschef des französischen Medienunternehmens TF1, nicht wie ursprünglich geplant als nahezu gleichberechtigter Partner in das neue Unternehmen einsteigen. Statt der erwarteten und angekündigten Investition von bis zu 450 Millionen Euro darf Le Lay nach dem Willen seines Hauptgesellschafters nun mit maximal 150 Millionen Euro in Sabans Konsortium einsteigen - was nur etwa zehn Prozent der Anteile entspricht.

      Die verbleibenden Prozente möchte Saban, der nach eigener Aussage auf jeden Fall aber "führender Gesellschafter" bleiben will, nun offenbar bei Private-Equity-Firmen platzieren. Seine Emissäre nahmen in den vergangenen Wochen regen Kontakt zu zahlreichen internationalen Beteiligungsgesellschaften auf: Mit den US-Unternehmen Blackstone, Thomas H. Lee und Carlyle wurde ebenso gesprochen wie mit den europäischen Firmen Apax und Permira.

      Bis Freitag gab es indes offenbar weder feste neue Saban-Partner noch eine so genannte Short List mit Kandidaten der engeren Wahl. Nicht einmal die TF1-Beteiligung wurde bislang schriftlich fixiert.

      Haim Saban gibt sich dennoch gewohnt optimistisch: "Das Interesse von Seiten der Investoren ist groß, und wir werden unsere Investorengruppe in den nächsten Wochen bekannt geben." Auch sein Unterhändler Chesnoff bestreitet jegliche Finanzierungsprobleme.

      Gefahr droht dem Geschäft derweil auch von anderer Seite: Bei der Übernahme des Filmrechtehandels ist Saban auf die Kooperation der vier Kirch-Gläubigerbanken DZ Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank und Bayerische Landesbank angewiesen, die etwa die Hälfte ihrer alten Darlehen von insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro nach dem Übernahmeplan in neue Kredite umwandeln und dafür an Sabans neuer Filmrechtehandels-Gesellschaft beteiligt werden sollen.

      Hier musste die Saban-Mannschaft zuletzt massive Schadensbegrenzung betreiben - nachdem sie im April plötzlich mit neuen, deutlich zu ihren Gunsten veränderten Geschäftsplänen bei den Banken vorstellig geworden war.

      Danach sollten die Institute für ihre so genannten Junior-Kredite in den Jahren 2004 und 2005 deutlich geringere Rückzahlungen erhalten, ein Teil dieser Rückflüsse sollte obendrein erst dann erfolgen, wenn Saban selbst einen Teil seiner zugesagten Finanzspritze von 200 bis 250 Millionen Euro wieder zurückerhalten hat.

      Vollends auf die Barrikaden gingen die Gläubigerbanken nach diversen ungewöhnlichen Randbedingungen: So sollten die Institute ihre Darlehen nach Sabans Vorstellungen etwa nur kündigen können, wenn sie gesetzlich dazu gezwungen werden.

      Entsprechend geharnischt fiel die Reaktion aus. In einem Brief vom 15. April drohte die DZ Bank im Namen der drei Mitgläubiger gar offen mit dem Abbruch der Verhandlungen. Wenn man "an der Fortsetzung der Gespräche interessiert" sei, könne dies nur auf Basis der bisherigen Pläne geschehen. Zudem erscheine es den Banken "schon auf Grund des Zeitdrucks" unerlässlich, dass Chefunterhändler Chesnoff "an jedem künftigen Gespräch persönlich teilnehmen" müsse.

      Die Drohbotschaft kam offenbar an: Am vorigen Donnerstag traf sich die Mannschaft des US-Israelis mit Vertretern der DZ Bank in deren Münchner Niederlassung zu neuen Sondierungen - mit Saban-Mann Chesnoff an der Spitze und mit einem neuen Business-Plan im Gepäck, der den Vorstellungen der Banken deutlich entgegenkommt. "Die früheren Vorschläge waren völlig unzumutbar, jetzt haben wir zumindest wieder eine reelle Gesprächsgrundlage", sagt ein beteiligter Banker. "Wir sind aber nicht über den Berg, es gibt weiter erheblichen Diskussionsbedarf."

      Den gab es am Freitagabend auch über Sabans separates Angebot für den Sport-Spartensender DSF. Der Gläubigerausschuss konnte sich auch nach siebeneinhalbstündiger Sitzung nicht dazu durchringen, Saban den Zuschlag zu erteilen. Die Entscheidung, ob der Amerikaner oder das konkurrierende Konsortium um den Kaufhauskonzern KarstadtQuelle zum Zuge kommt, soll nun am Montagabend fallen.

      In den Firmenzentralen von KirchMedia und ProSiebenSat.1, wo man mit der Unterschrift Sabans die Wirren der Insolvenzzeit endlich überstanden glaubte, bereitet man sich derweil schon auf den schlimmsten Fall vor: das Scheitern der Übernahme. "Wenn sich der Eindruck verstärkt, dass Saban seine Finanzstruktur nicht geregelt bekommt, werden wir vorbereitet sein", heißt es in Ismaning.

      Längst existiert dort ein geheimer Alternativplan, der vor allem eines sicherstellen soll: die dringend nötige Kapitalerhöhung bei der kriselnden Senderfamilie ProSiebenSat.1, die auf der Hauptversammlung der Gesellschaft am 16. Juni beschlossen werden soll. Werbeflaute und Übernahme-Heckmeck schlagen sich nicht nur im Kurs der Aktie nieder. Auch beim Programm gelang vor allem beim Spielfilmsender ProSieben zuletzt wenig.

      Die peinliche Lebenshilfe-Show "Dr. Verena Breitenbach": abgesetzt. Das waghalsige Experiment, die Wissenschaftssendung "Terraluna" dem kinoorientierten ProSieben-Publikum zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr vorzusetzen: nach nur einem Sendetermin vorerst beerdigt. Und nicht einmal die Agentenserie "Alias" mit der attraktiven Hauptdarstellerin Jennifer Garner bringt dem Sender neue Impulse: Die Serie, in den USA ein Quotenhit, dümpelt bei unter zehn Prozent Marktanteil.

      An diesem Dienstag muss Vorstandschef Urs Rohner gar rote Zahlen verkünden: Im ersten Quartal 2003 soll der Konzern bei einem Umsatz von rund 415 Millionen Euro etwa 30 Millionen Euro Verlust gemacht haben. Im Vorjahreszeitraum waren es noch gut acht Millionen Gewinn.

      Dringend reduzieren muss der TV-Konzern vor allem seine hohe Fremdverschuldung, die zum Ende des ersten Quartals bei rund 900 Millionen Euro netto liegt. Die Kredit gebenden Banken sind alarmiert: So wurden etwa schon so genannte Covenants außer Kraft gesetzt, jene einzuhaltenden Vorgaben, zu denen die Darlehen einst vergeben wurden. "Die Anpassung ist ein völlig normaler Prozess", sagt Vorstandschef Rohner, "wir haben die Vorgaben zu keinem Zeitpunkt gebrochen, die Liquiditätslage ist absolut gesichert."

      Um die Kapitalerhöhung bei der Hauptversammlung auch dann zu gewährleisten, wenn Saban Mitte Juni nicht mehr mit von der Partie sein sollte, hat man sich in Ismaning einen klassischen "Plan B" zurechtgelegt. B steht dabei für die Banken.

      Der bisherige ProSieben-Hauptaktionär, die alte KirchMedia mit Insolvenzverwalter Jaffé an der Spitze, würde dabei selbst für die Kapitalerhöhung sorgen. Wie aus Kreisen der Kirch-Gläubigerinstitute verlautet, ist aber auch vorstellbar, dass die Banken sich daran beteiligen. Offiziell will in München niemand dieses Vorhaben bestätigen. "Eine allfällige Kapitalerhöhung ist in jedem Fall gesichert", sagt ProSiebenSat.1-Chef Rohner.

      Im Hintergrund hält sich auch der Bauer-Verlag bereit, der im Bieterverfahren überraschend zurückgezogen hatte: "Wir spielen derzeit eine passive Rolle", so Verlagssprecher Andreas Fritzenkötter, "sind aber generell gesprächsbereit."

      Saban selbst gibt sich derweil weiter entschlossen: "Wir setzen alles daran, den Deal so schnell wie möglich zum Closing zu bringen." Auf einen prominenten Freund und Helfer kann er sich dabei offensichtlich verlassen. ZDF-Ikone Thomas Gottschalk will bei ProSieben offenbar tatsächlich Aufsichtsrat werden (SPIEGEL 18/2003) - obwohl ZDF-Intendant Markus Schächter seinem Spitzenmann in einem Telefonat mit deutlichen Worten erklärt hat, was er von diesem Vorhaben hält - nämlich nichts. "Gottschalk hat ein gutes Gespür für das, was die deutschen Fernsehzuschauer sehen wollen", freut sich Saban, "das wird uns bei ProSiebenSat.1 sehr helfen."

      MARCEL ROSENBACH
      Avatar
      schrieb am 13.05.03 09:09:26
      Beitrag Nr. 797 ()
      ProSiebenSat.1 rutscht deutlich in die Verlustzone

      München, 13. Mai (Reuters) - Die vor der Übernahme durch den US-Investor Haim Saban stehende Sendergruppe ProSiebenSat.1 Media AG ist im ersten Quartal 2003 wegen weiter rückgängiger Werbeeinnahmen deutlich in die roten Zahlen gerutscht. Für das Gesamtjahr rechnet Deutschlands größter TV-Konzern mit einem weiteren Rückgang des Werbemarkts um bis zu zehn Prozent, will aber dennoch schwarze Zahlen schreiben. "Das erste Quartal war von einem dramatischen Einbruch im Fernsehwerbemarkt geprägt, der seinen Tiefpunkt mit dem Ausbruch des Irak-Kriegs im März erreicht hat", erklärte Vorstandschef Urs Rohner am Dienstag. Im April sei die Nachfrage nach TV-Werbung aber wieder deutlich gestiegen. Dennoch werde sich der Markt deutlich langsamer erholen, als noch zu Jahresbeginn erwartet. ProSiebenSat.1 stelle sich auf ein Minus von fünf bis zehn Prozent ein. "Unsere Planungen für das Jahr 2003 sehen vor, dass wir im Konzern selbst im Worst Case - bei einem Rückgang der TV-Werbeerlöse um bis zu zehn Prozent - noch ein Ebitda in dreistelliger Millionenhöhe erzielen", erklärte Rohner.

      ZAHLEN IM RAHMEN DER ANALYSTENSCHÄTZUNGEN
      Für die ersten drei Monaten 2003 wies die Münchener Senderfamilie einen Nettoverlust von 33 Millionen Euro aus, nachdem in dem ebenfalls schon durch einen schwachen Werbemarkt geprägten Vorjahresquartal noch ein Gewinn von sechs Millionen Euro angefallen war. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag der Verlust bei vier (Vorjahr: plus 43) Millionen Euro. Der Umsatz brach um rund 16 Prozent auf 411,3 Millionen Euro ein. Die Ergebnisse lagen im Rahmen der Schätzungen der Analysten, die im Durchschnitt einen Verlust von 32 Millionen Euro und einen Umsatz von 419 Millionen Euro erwartet hatten. Die Familie der Sender ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24 erzielt über 90 Prozent ihrer Einnahmen aus Werbeeinnahmen. Schon im April hatte Rohner ein Umsatzminus von 15 Prozent und einen Verlust für die ersten drei Monate des Jahres angekündigt. Auch im traditionell schwachen dritten Quartal werde voraussichtlich ein Verlust anfallen, im zweiten und im vierten Quartal aber Gewinne, hieß es in der Mitteilung. Den deutschen Privatfernsehmarkt teilt sich ProSiebenSat.1 mit der RTL Gruppe?BERT.UL?, die der Münchener Gesellschaft Anfang des Jahres mit der Show "Deutschland sucht den Superstar" viele Zuschauer abgejagte. bub/ked.
      Avatar
      schrieb am 25.05.03 22:07:26
      Beitrag Nr. 798 ()
      DER SPIEGEL 22/2003 - 26. Mai 2003
      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,250203,00.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,250203,00.html

      TV-Übernahme

      Showdown für den Gottschalk-Freund

      Im Übernahmepoker um die Reste der insolventen KirchMedia durch Haim Saban bleibt es spannend: Die Insolvenzverwaltung könnte derzeit bereits von dem Geschäft zurücktreten, weil Saban eine wichtige vertraglich vereinbarte Frist verstreichen ließ.

      München - So hätte er laut Kaufvertrag bis zum 14. Mai eine Vereinbarung mit den Gläubigerbanken vorweisen müssen, in der die Übernahme des Filmrechtehandels geregelt wird ("Loan agreement" ). Diese Vereinbarung gibt es bislang nicht; ein für Freitag geplantes Gespräch mit Vertretern der Gläubigerbanken wurde auf kommende Woche verschoben.

      "Das wird die Woche der Entscheidung, ob Saban die Gesamtfinanzierung hinbekommt", heißt es bei der KirchMedia, "er braucht jetzt sehr kurzfristig eine Lösung mit den Banken." Tatsächlich treten zum 31. Mai weitere wichtige Kaufbedingungen in Kraft - so ist vertraglich vorgesehen, dass die 525 Millionen Euro zum Kauf der Stimmrechtsmehrheit an ProSiebenSat.1 bis dahin auf ein Treuhandkonto eingegangen sein müssen.

      Die Insolvenzverwaltung wappnet sich derweil weiter für den Fall, dass der Deal mit Saban noch scheitert. Am Sonntagabend trafen sich die KirchMedia-Vertreter mit den Banken, um für dieses Szenario vorzubauen: Die dringend benötigte Kapitalerhöhung für ProSiebenSat.1 würde, so der Plan, dann von den Banken und der alten KirchMedia gemeinsam gestemmt - in der Hoffnung, dass sich das Marktumfeld verbessert und die Banken ihre so erworbenen Anteile später mit Gewinn veräußern könnten.
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 01:44:03
      Beitrag Nr. 799 ()
      An die Kirch Media Fans!

      Kein Witz!!!

      In einer Anzeige im aktuellen Rhein Sieg RUNDBLICK, einem regionalen Anzeigenblatt, wird von der Firma SEBWORLD die Neueröffnung ihres Lagerverkaufs annonciert.

      Der Text lautet:

      LAGERVERKAUF
      NEUERÖFFNUNG

      Insolvenzware
      auf 10.000 m2
      zu Aktionspreisen

      z.B. Kirch Media Büromöbel,
      Gartenmöbel,
      Werkzeug, Fahrräder,
      Elekronik, PC`s,
      Monitore uvm...

      9:00 - 20:00 Uhr

      Große Neueröffnung
      Freitag 30.05.2003
      Samstag 31.05.2003

      SEBWORLD Lagerverkauf
      Am Bahnhof
      21 53757 Sankt Augustin - Menden
      Tel.: 0172 170 72 03 oder 02241 - 2077 777
      email: info@sebworld.de www.sebworld.de


      Wer also auf authentischen Bezügen zu seinem Board Engagement steht, findet hier etwas Echtes.

      Die Möglichkeit, dass auf einem Bürosessel, den man nun erwerben und in sein Herrenzimmer stellen kann, einmal Leo gesessen und an seinem Konzern gebaut hat, oder Hahn von dort aus die WM Rechte für einen Mrd. Betrag ersteigerte, oder Haffa mit den beiden über die F1 oder die Übernahme von EM.TV verhandelte, oder die Springer Put Option unterzeichnet wurde, oder Murdoch`s Unterhändler unerhörte Forderungen stellten, sollte dem echten Fan doch die Reise nach Sankt Augustin wert sein.
      Die Anfahrt mittels der A3 ist sehr bequem, da man über kurze Zubringer bis ganz in die Nähe des Firmengeländes rauschen kann.

      Unter dem link:
      http://www.sebworld.de
      findeet man eine Anfahrskizze.
      Besser sieht man es aber unter:
      http://www.stadtplan.net/brd/nrw/sankt_augustin/home.html

      Dort aber nicht Am Bahnhof mit der Bahnhofstr. verwechseln!

      Wahrscheinlich versendet die Firma ihre Artikel auch.

      Gruß von
      profitgenius
      Avatar
      schrieb am 28.05.03 08:10:20
      Beitrag Nr. 800 ()
      @ profitgenius

      Danke für den Hinweis!

      Allerdings hänge ich nicht so an der Firma, dass ich mir das Wohnzimmer mit Kirch-Memorabilien zustellen würde...

      Filme werden nicht versteigert?

      Gruß, rv
      Avatar
      schrieb am 04.06.03 22:44:11
      Beitrag Nr. 801 ()
      Aus der FTD vom 5.6.2003
      Kirch-Verkauf an Saban geplatzt
      Von Lutz Meier, Berlin

      Die Gläubiger des insolventen Kirch-Konzerns werden dessen Nachlass um den Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 nicht los. Am Mittwoch platzte das Geschäft mit US-Investor Haim Saban.
      Saban und der Insolvenzverwalter teilten mit, die Kaufverträge würden aufgehoben. "Die offenen Punkte zwischen Verkäufer, Käufer und Banken konnten nicht zeitgerecht geklärt werden", hieß es zur Begründung lapidar. Demnach hängt das Schicksal des größten deutschen Fernsehimperiums wohl noch über Jahre von Banken ab. Die Gläubigervertreter verbreiteten am Mittwoch, nun werde ein "Alternativplan" umgesetzt. Dieser sieht vor, dass die Banken auf längere Zeit Gesellschafter bei Pro Sieben Sat 1 und dem separat geführten Filmhandel werden.

      Die Banken - Commerzbank, HypoVereinsbank, DZ Bank und die halb staatliche Bayerische Landesbank - werden somit auf lange Sicht von den Milliarden nichts wiedersehen, die sie in das Kirch-Imperium gesteckt haben. Stattdessen müssen sie die Sanierung eines problembehafteten Players im unsicheren Medienmarkt leisten. Die Zeit dafür veranschlagen Beteiligte auf mindestens zwei Jahre. Anschließend soll ein neuer Käufer gesucht werden.

      Bauer Verlag signalisiert weiter Interesse

      Unwahrscheinlich ist, dass kurzfristig andere Interessenten zum Zuge kommen. Zwar ließ am Mittwoch der einst präferierte Bauer Verlag erneut Interesse erkennen. Aber zunächst wird nun versucht, bis zur Pro-Sieben-Sat-1-Hauptversammlung am 16. Juni den langfristigen Plan aufzustellen.

      Haim Saban war am Wochenende nach München gereist, um mit den Banken zu sprechen. Zuvor hatte er die Frist verstreichen lassen, 525 Mio. Euro für die Kontrolle bei Pro Sieben Sat 1 zu zahlen. Insgesamt hatte das Geschäft ein Volumen von rund 2 Mrd. Euro.

      Saban wollte weitere Investoren ins Boot nehmen - Beteiligungsfirmen und Investmentfonds. Doch diese hatte er nie präsentieren können. Für Investoren war durch den Dollar-Verfall die Anlage unattraktiv geworden, eine Entwicklung, die das Geschäft auch für Saban zu kostspielig machte.

      Streit um Verbindlichkeiten

      Zudem scheuten die Investoren offenbar die hohen Verbindlichkeiten, die insbesondere bei der Filmrechtesparte zu übernehmen sind. Saban und die Banken waren sich in den letzten Tagen beim Streit um die Verbindlichkeiten näher gekommen. Aber bei der Frage der Kreditlinien für Pro Sieben Sat 1 konnten sie keine Einigung erzielen.

      Für Saban taten sich überdies Risiken auf: die Wahrscheinlichkeit, eine Hochzinsanleihe zurückkaufen zu müssen, sowie das mögliche Pflichtangebot an freie Aktionäre. Am Mittwoch taten beide Seiten zwar die "Absicht" kund, "weiter zu kooperieren". Aber allenfalls als Minderheitseigner ist Saban noch denkbar.


      Anmerkung:
      Der Standort D ist für die Medienindustrie nicht attraktiv. Aber gleich so, dass sich überhaupt keine Investoren finden?
      Immerhin ist die Marktposition der Sendergruppe erheblich. Der Preis, der anscheinend bei der gegenwärtigen Wirtschaftslage noch viel zu hoch lag, zeigt, wie der gesamte dt. Medienmarkt zu bewerten ist - als ein Markt ohne Wachstumschancen oder eher noch als ein Markt mit mit Negativpotential.
      Daß sich noch nicht einmal ein eindeutig pol. motivierter Interessent eingefunden hat, weist ebenfalls in diese Richtung: D als pol. quantité négligeable.
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 04:35:48
      Beitrag Nr. 802 ()

      Eintracht offenbar nur vorübergehend: US-Investor Saban mit Verhandlungspartnern Michael Jaffé, Hans-Joachim Ziems und Wolfgang von Betteray

      04. Juni 2003

      Geschäft mit Saban geplatzt

      Die Verhandlungen um die Übernahme des Kerngeschäfts der insolventen KirchMedia durch Haim Saban sind endgültig gescheitert. Der US-Milliardär ist abgesprungen, weil ihn Forderungen der Finanzaufsicht vergrätzt haben. Frankfurt am Main - Saban und die KirchMedia erklärten am Mittwoch in München den Rücktritt vom Kaufvertrag für die Sendergruppe ProSiebenSat.1 und die Kirch-Filmrechtebibliothek. Offiziell heißt es, man habe sich im gegenseitigen Einvernehmen geeinigt, weil die offenen Punkte in den bereits geschlossenen Verträgen nicht mehr fristgemäß ausgeräumt werden konnten.

      Offenbar hat dabei insbesondere die Haltung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Rolle gespielt: Die Finanzaufseher haben signalisiert, dass Saban nicht um ein Pflichtangebot für die Kleinaktionäre von ProSiebenSat.1 Media herumkommt - und damit zusätzlich rund 400 Millionen Euro aufzubringen hätte.

      ...

      KirchMedia und die Gläubigerbanken haben daher bereits einen Alternativplan vorbereitet, demzufolge KirchMedia zunächst weiter Großaktionär bei ProSiebenSat.1 bleibt und eine notwendige Kapitalerhöhung gemeinsam mit den Banken finanziert. Auch die Filmrechtebibliothek soll weiter betrieben werden. Nach einem neuen Investor soll erst in ein oder zwei Jahren Ausschau gehalten werden.

      Anmerkung:
      Wie lange währt ein Handschlag, wenn er ein schlechtes Geschäft besiegelt?
      Ob das Übernahmeangebot an die freien Aktionäre der ausschlaggebende Torpedo war, wird man vielleicht später mal erfahren.
      Avatar
      schrieb am 05.06.03 08:52:51
      Beitrag Nr. 803 ()
      Nach dem Hin und Her der vergangenen Monate ist die Nachricht vom Scheitern der Saban-Übernahme keine sehr große Überraschung mehr.

      Warum lässt sich hier mit free-TV nicht (oder nicht mehr) gut verdienen?
      Vor allem liegt das an der Konjunkturflaute und dem Rückgang der Werbeeinnahmen, wodurch der Kuchen eben deutlich kleiner geworden ist. Dies geht naturgemäß Hand in Hand mit einer Programmverschlechterung - und möglicherweise einer Abwanderung kaufkräftiger Schichten zu den öffentlich-rechtlichen Sendern, die vom Rückgang der Werbeeinnahmen nur marginal betroffen sind.

      Dass Deutschland politisch marginalisiert ist und deshalb für politische Investoren nicht attraktiv, das kann ich noch nicht sehen. Auch für Murdoch und Berlusconi geht das Geschäft vor. Eher ist es so, dass sie ihren politischen Einfluss verwenden, um das Geschäft abzusichern und zu unterstützen. Dafür gibt es in Deutschland derzeit aber keine Basis. Und das sehe ich eher positiv.
      Avatar
      schrieb am 14.06.03 04:55:49
      Beitrag Nr. 804 ()
      Hallo rv,
      Du kannst den Thread schließen, denn dein visionärer Titel ist nun nicht nur sinngemäß, sondern auch buchstäblich realisiert.
      Mit deinen Zweifeln am Vorhandensein von echten Interessenten am KM Konzern lagst Du also richtig, was jetzt in der Konsequenz zur Liquidation führt.

      War nun Haffa der Auslöser oder gar der Verursacher (F1) oder war es das sture Festhalten am Premiere-Konzept, oder war es nur der nicht zur Haussezeit erfolgte Börsengang?
      Darüber wird sicher bald ein Buch geschrieben.
      Wie wäre es, wenn Du es schreiben würdest?
      Gruß

      ftd.de, Fr, 13.6.2003, 20:01

      Kirch Media: Gläubiger beschließen Liquidation
      Von Thomas Clark, Hamburg

      Die Kirch Media steht endgültig vor dem Aus. Die Gläubiger haben die Liquidation beschlossen. Die Zukunft des Filmhandels, der Kern des insolventen Medienkonzerns, steht in den Sternen.

      Die Banken und der Insolvenzverwalter der ehemaligen Kernfirma von Leo Kirch haben am Donnerstag im Gläubigerausschuss beschlossen, die Kirch Media zu liquidieren. Wie die FTD erfuhr, wird das riesige Lager an Filmen und Fernsehserien zum Ausverkauf geöffnet. Die knapp 200 Mitarbeiter der Kirch Media sollen am Montag schriftlich über den Beschluss informiert werden.

      Für sie bedeutet der Beschluss der Liquidation eine baldige Entlassung. "De facto ist die Kirch Media tot, denn sie kann jetzt keine Neugeschäfte mehr machen", sagte Betriebsratsvorsitzender Guido Buchholz der Financial Times Deutschland. Derzeit werde über Abfindungen verhandelt. Für kurze Zeit wurde die Möglichkeit eines Management-Buyouts diskutiert, dieser ließ sich jedoch nicht finanzieren.

      10.000 Spielfilme auf Lager
      Mit der Liquidation verschwindet der Name "Kirch" endgültig aus der Liste der aktiven Firmen in der deutschen Medienlandschaft. Aus wirtschaftlicher Sicht stellt sich zudem die Frage nach der Zukunft des Filmhandels, dem traditionellen Kerngeschäft Kirchs. Dieser hatte bis zu seiner Pleite im April 2002 über fünf Jahrzehnte mehr als 10.000 Spielfilme und mehr als 40.000 Serienstunden angesammelt.

      Der Filmhandel war zuletzt als einziges Geschäftsfeld der Kirch Media übrig geblieben, nachdem der Handel mit Sportrechten schon im Vorjahr verkauft wurde und die Film- und Fernsehproduktion fast gänzlich zum Erliegen kam. Kirchs Fernsehsender wiederum sind schon vor Jahren ausgegliedert worden und befinden sich in der Pro Sieben Sat 1 Media.

      Unklarheit über TV-Anteile
      Unklar ist derzeit, was mit den Anteilen der liquidierten Gesellschaft an der Pro Sieben Sat 1 Media passieren soll. Kirch Media hält die Mehrheit der Aktien an der börsennotierten TV-Gruppe. Möglicherweise wird diese juristische Frage bei der am Montag stattfindenden Hauptversammlung der Pro Sieben Sat 1 behandelt.

      Der Zugang zu den Filmen im Kirch-Lager soll jedenfalls durch einen Rahmenkaufvertrag sichergestellt sein. Vor allem der zu Pro Sieben Sat1 gehörende Evergreen-Sender Kabel 1 bestückt sein Programm zu großen Teilen mit den Filmkonserven aus dem Lager der Kirch Media. Mit dem Rahmenvertrag sollen die Filme nun nach und nach zur TV-Gruppe wandern. Möglicherweise werden auch Dritte die Möglichkeit haben, Filme und TV-Serien zu ersteigern.

      Die beschlossene Liquidierung der Kirch Media ist das traurige Fazit des gescheiterten Versuches, den Filmhandel und die TV-Senderfamilie als Gesamtpaket zu verkaufen. Denn während es schon vor einem Jahr zahlreiche Interessenten gab, die Pro Sieben Sat 1 übernommen hätten, schreckten fast alle vor dem komplizierten und überschuldeten Geschäft mit den Filmrechte-Lizenzen zurück.

      Als vergangene Woche dann der schon fast sicher scheinende Deal mit dem US-Milliardär Haim Saban platzte, war der Weg zur Liquidierung vorgeebnet. Saban hätte angeblich rund 1,3 Mrd. $ für das Filmrechtegeschäft bezahlt, den Großteil davon allerdings durch die Übernahme von Schulden. Ein Sprecher der Kirch Media war am Freitagabend nicht erreichbar.
      Avatar
      schrieb am 14.06.03 08:13:06
      Beitrag Nr. 805 ()
      Hallo profitgenius,

      so radikal hatte ich das damals sicher nicht erwartet.

      Das Kirch-Imperium ist ja tatsächlich schon seit langem zusammengebrochen; ich hatte damals das Entstehen einiger Diadochenreiche erwartet.

      Die F1 spielt als Auslöser eine wesentliche Rolle. Dies hattest du (viel eher als ich) schon Ende 2000 in einem visionären Posting in meinem EM.TV-Thread vorhergesehen. Ich zitiere aus Thread: EM.TV - fairer Wert 5 Euro:

      #10 von profitgenius 03.12.00 17:29:11 EM.TV+MERCHANDI.O.N.

      Hinter den H´s taucht jetzt der eigentliche Drahtzieher auf. Seinen Interessen dienend hat sich das Phantom EM.TV nun in den Abgrund stürzen müssen.

      Die F1 hat H. kaufen müssen, um jeden Preis (Tubeileh: H. hat gezeigt, dass er billig einkaufen kann.). Wie sich herausgestellt hat, hat er auch bei 75% der Anteile noch keine unternehmerische Führung in der F1 Holding.

      K. braucht die F1 exclusiv für sein Premiere World. Und zwar nicht nur für Deutschland. Dieses Programm ist ein defizitäres Unternehmen ohne Chance am Markt, solange es nicht Exklusiv-Angebote von Rang hat.
      Die Kosten für die Beteiligung wollte man lässig durch einen Börsengang wieder reinholen - mit Bewertungsgewinn für EM.TV, was bei der Börsenstimmung im Frühjahr auch möglich erscheinen konnte.
      Warum hat es nicht geklappt?
      Exklusiv-Übertragung im Pay-TV widerspricht den Werbe-Interessen der F1 Sponsoren und Rennställe. Das sind in erster Linie die großen Automobilunternehmen.
      Ein Börsengang der F1 ist solange nicht möglich, wie diese mit einer eigenen Rennserie drohen.
      Die Sponsoren aber nutzen ihre Macht und verzögern eine Einigung mit K/H solange, bis diese jetzt in Liquiditätsprobleme geraten sind.
      Das Drama ist noch nicht zu Ende.
      Insgesamt hatte H. 6 Börsengänge vor. Bis jetzt ist kein einziger gelungen und die Kurse und damit die möglichen Emissionserlöse fallen immer weiter.

      Wir stehen am Anfang des Endes des K.Imperiums.


      Die Gründe liegen natürlich tiefer und vorher; dies war damals noch nicht zu sehen.
      Durch das hoch defizitäre Pay-TV hatte Kirch Kapital nur noch gegen höchst riskante Put-Optionen erhalten (ich erinnere mich an den gescheiterten Versuch, einige Jahre vorher eine Anleihe zu fast 20%(!) Zinsen auszugeben). Er hatte sich verpflichtet, Premiere profitabel zu machen (was ihm trotz Verschieben vieler Kosten auf die Mutter nie gelang; die jetzt gelungene drastische Kostenreduktion war ja ohne die Insolvenz der Mutter nicht möglich) und KirchMedia an die Börse zu führen.
      Deshalb war F1 der letzte Versuch, das PayTV für Investoren attraktiv zu machen - und dieser Versuch ist gescheitert. Damit war auch der Versuch eines Börsengangs (auch durch Fusion mit Pro7Sat1) zum Scheitern verurteilt. (Deren Aktionäre können von Glück sagen, dass der Zusammenbruch so schnell kam).
      Die konjunkturbedingte Flaute im Medienbereich und das Zusammenbrechen der Börsenblase trugen ebenso am Rande zum Ergebnis bei wie vorher die Medienblase mit explodierenden Lizenzkosten.

      Ich selbst habe viel gelernt über das Wechselspiel zwischen Kapital und Medien, die ja hier eine doppelte Rolle gespielt haben. Diese Erfahrung war mir die Betreuung des Kirch-Threads wert.
      Für die Beteiligung Dank an alle, die Nachrichten und Einschätzungen, teilweise auch Hintergrundinformationen beigetragen haben.

      Ein Buch werde ich darüber aber sicher nicht schreiben. Dafür fehlt mir die Zeit und einiges an Hintergrundwissen. Außerdem: Bei der Vielzahl von Kleinaktionären konnte sich auch ein eher mäßiges Buch über die Haffas verkaufen. Aber wer interessiert sich für einen Medienkonzern, der immerhin in der Kohl-Ära die Entwicklung des gesamten TV-Bereichs geprägt hat.
      Avatar
      schrieb am 14.06.03 14:18:32
      Beitrag Nr. 806 ()
      .


      Die einzige und wichtigste Frage auf der HV der PRO7-SAT1 am 16.06.03 lautet:

      ==> Wer war alles über den Sachverhalt informiert, dass bei Kirch (u.U.) in der Vergangenheit die Kreditspirale unter Zuhilfenahme einer weitgehend unbekannten WP-Tochtergesellschaft der "Kirch-Hauskanzlei NÖRR STIEFENHOFER LUTZ" in die Höhe getrieben wurde?

      Dies ist relevant für alle Gläubiger der AG, d.h. FK+EK-Spender sowie evtl. Lieferanten ...

      PS: Alech... - es fällt auf ...

      .
      Avatar
      schrieb am 15.06.03 07:31:42
      Beitrag Nr. 807 ()
      .


      Die einzige und wichtigste Frage auf der HV der PRO7-SAT1 am 16.06.03 lautet:

      ==> Wer war alles über den Sachverhalt informiert, dass bei Kirch (u.U.) in der Vergangenheit die Kreditspirale unter Zuhilfenahme einer weitgehend unbekannten WP-Tochtergesellschaft der "Kirch-Hauskanzlei NÖRR STIEFENHOFER LUTZ" in die Höhe getrieben wurde?

      Dies ist relevant für alle Gläubiger der AG, d.h. FK+EK-Spender sowie evtl. Lieferanten ...

      PS: Alech... - es fällt auf ...

      .
      Avatar
      schrieb am 15.06.03 22:03:09
      Beitrag Nr. 808 ()
      .


      Die einzige und wichtigste Frage auf der HV der PRO7-SAT1 am 16.06.03 lautet:

      ==> Wer war alles über den Sachverhalt informiert, dass bei Kirch (u.U.) in der Vergangenheit die Kreditspirale unter Zuhilfenahme einer weitgehend unbekannten WP-Tochtergesellschaft der "Kirch-Hauskanzlei NÖRR STIEFENHOFER LUTZ" in die Höhe getrieben wurde?

      Dies ist relevant für alle Gläubiger der AG, d.h. FK+EK-Spender sowie evtl. Lieferanten ...

      PS: Bitte unbedingt diesen Threat zu PRO7-SAT1 komplett lesen ==> "Trieb NSL/THI durch KIRCH-Filmbewertungen u.U. die BayLaBa ins Kreditchaos?"


      .
      Avatar
      schrieb am 16.06.03 08:42:22
      Beitrag Nr. 809 ()
      .


      Die einzige und wichtigste Frage auf der HV der PRO7-SAT1 am 16.06.03 lautet:

      ==> Wer war alles über den Sachverhalt informiert, dass bei Kirch (u.U.) in der Vergangenheit die Kreditspirale unter Zuhilfenahme einer weitgehend unbekannten WP-Tochtergesellschaft der "Kirch-Hauskanzlei NÖRR STIEFENHOFER LUTZ" in die Höhe getrieben wurde?

      Dies ist relevant für alle Gläubiger der AG, d.h. FK+EK-Spender sowie evtl. Lieferanten ...

      PS: Bitte unbedingt diesen Threat zu PRO7-SAT1 komplett lesen ==> "Trieb NSL/THI durch KIRCH-Filmbewertungen u.U. die BayLaBa ins Kreditchaos?"


      .
      Avatar
      schrieb am 16.06.03 09:03:17
      Beitrag Nr. 810 ()
      .

      Das ist ja alles ganz interessant.
      Allerdings ist es Schnee von gestern. Die CSU wirst du mit solchen Geschichten nicht knacken - die hat schon ganz andere Affären überstanden.
      Und ob das eine nennenswerte Rolle bei der PSM-HV spielt, jetzt wo KirchMedia definitiv liquidiert wird, wage ich zu bezweifeln.

      Jetzt wissen wir es jedenfalls. Du kannst deinen Posting-Automaten abschalten.

      .
      Avatar
      schrieb am 16.06.03 15:00:58
      Beitrag Nr. 811 ()
      .


      Kontaktaufnahme mit

      - Mediaset Italia,
      - dem saudischen Prinzen Al-Waleed sowie
      - der Investmentbank Lehman Brothers

      laufen erfolgreich an.

      Wer noch zusätzliche Fragen zu Pro7-Sat1 bzw. an die entsprechen Parteien hat, kann diese gerne über Boardmail einreichen.

      ==> Al-Waleed hat dabei natürlich ein besonderes Interesse
      zu erfahren wie in der Vergangeheit mit seinem hier in
      Dtl. investierten Kapital verfahren wurde ...

      .
      Avatar
      schrieb am 16.06.03 15:14:35
      Beitrag Nr. 812 ()
      @ DrB

      Möchtest du hier tatsächlich über W:0 IR betreiben? ;)

      Es gibt ja einige, die bei dieser Pleite eine Menge Geld verloren haben. Neben den genannten ist das z.B. Berlusconi oder Murdoch und die Kreditgeber, darunter eine Reihe Banken.

      Da die Kreditgeber sicher nicht befriedigt werden konnten/können (wie hoch wird die Quote wohl sein?) bleibt für die Anteilseigner nichts übrig.
      Avatar
      schrieb am 16.06.03 15:17:01
      Beitrag Nr. 813 ()
      Sorry, Mediaset hattest du ja schon genannt...
      Bei Berlusconi hält sich mein Mitleid allerdings in engen Grenzen.
      Avatar
      schrieb am 20.07.03 16:31:36
      Beitrag Nr. 814 ()
      ftd.de, Sa, 19.7.2003, 12:12, aktualisiert: Sa, 19.7.2003, 15:42

      US-Milliardär Saban plant offenbar neues Angebot für Kirch Media

      Sechs Wochen nach dem Platzen der Kirch-Media-Übernahme hat Haim Saban immer noch Interesse an einem Kauf von Deutschlands größtem TV-Konzern Pro Sieben Sat 1. Der US-Investor sei auf Gläubigerbanken zugegangen, um Verhandlungen aufzunehmen, hieß es aus Branchenkreisen.

      In Kreisen der Gläubigerbanken hieß es am Samstag, in der nächsten Woche würden mehrere Offerten auch von Finanzinvestoren erwartet. Nach dem gescheiterten Versuch die Kerngeschäfte der insolventen Kirch Media zu übernehmen, wolle Saban wieder Gespräche mit der Münchner Mediengruppe aufnehmen, verlautete aus den Kreisen in New York. Er werde von mehreren Beteiligungsfirmen unterstützt.

      Vieles deute aber darauf hin, dass Finanzinvestoren den Deal auf eigene Faust - ohne einen Partner aus der Medienbranche - stemmen wollten, hieß es in Kreisen der Gläubigerbanken. Die Kreditinstitute, die eigentlich erklärt hatten, in den nächsten ein bis zwei Jahren keine Investorengespräche mehr führen zu wollen, würden sich attraktive Angebote sicher anschauen. Eine Sprecherin von Saban und ein Kirch-Media-Sprecher lehnten einen Kommentar zu den Angaben ab.

      Angeblich Unterstützung durch Investoren

      Nach einem Bieterwettstreit um die Reste des Medienimperiums von Unternehmer Leo Kirch, der mehr als ein Jahr dauerte, waren Anfang Juni die Verhandlungen mit dem letzten verbliebenen Kandidaten Saban gescheitert. Der in Ägypten geborene Medienunternehmer, der in den USA mit Kindertrickfilmen ein Vermögen verdient hat, hatte mit seiner Offerte unter anderem den Hamburger Bauer Verlag ausgestochen und wollte als erster Ausländer in großem Stil in den deutschen TV-Markt einsteigen.

      Saban hatte nach dem Scheitern betont, weiter an Pro Sieben Sat 1 und der Bibliothek interessiert zu sein. Er wolle nun erneut 72 Prozent der Stammaktien von Pro Sieben Sat 1 und damit die Kontrolle über den TV-Konzern übernehmen, hieß es in den Kreisen. Saban bewerte die Stammaktien mit 625 bis 650 Mio. Euro. Bei seinem ersten Übernahmeversuch hatte er 525 Mio. Euro für 72 Prozent geboten.

      Die Gespräche waren im Juni vor allem an der Skepsis der Banken gescheitert, ob Saban den Kauf überhaupt finanzieren könne. Im Gegensatz dazu habe der Unternehmer nun die Unterstützung von Finanzinvestoren, darunter die Beteiligungsfirmen Providence Equity Partners, Hellman & Friedman, Thomas H. Lee, Quadrangle Group und Bain Capital, hieß es in den Kreisen.

      Mehrere Interessenten erwartet

      Diesmal könnten Finanzinvestoren wie Hellmann & Friedmann, Thomas H. Lee oder auch die Beteiligungsfirma Permira aber alleine zum Zug kommen, wenn sie genügend Geld mitbringen, hieß es in Bankenkreisen: "Der Deal ist viel einfacher geworden. Es geht jetzt praktisch nur noch darum, die Aktienmehrheit von Pro Sieben Sat 1 zu erwerben." Die Komplexität des Deals habe sich extrem verringert, weil sich Pro Sieben Sat 1 durch einen Vertrag den Zugang zu den wichtigsten Filmen aus der Kirch-Bibliothek für die nächsten zehn Jahre gesichert habe. Ein Kauf der Library sei nicht mehr notwendig, um die Sendergruppe mit Programm zu versorgen.

      Bei den genannten Finanzinvestoren war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Permira übernahm im Frühjahr bereits den Abo-Sender Premiere, ein weiteres Überbleibsel der Kirch-Gruppe, und prüft nun nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" auch ein Engagement bei Pro Sieben. Einen Bericht des "Platow Briefs", wonach auch der Bauer Verlag ein neues Angebot plane, dementierte ein Sprecher des Hamburger Hauses. Wenn, dann müsse Kirch Media auf Bauer zukommen, sagte er. "Das ist bisher nicht geschehen."

      Banken gesprächsbereit

      Den Banken dürfte es nur Recht sein, ihr Engagement in der krisengeschüttelten Filmindustrie schnell zu beenden. "Wir haben immer gesagt, dass wir keine Medienmanager sind", hieß es in den Kreisen. Die BayernLB, HVB, DZ Bank und Commerzbank könnten mit einem Ausstieg ihre Belastungen aus der risikoträchtigen Beteiligung deutlich reduzieren.

      Derzeit gilt noch der so genannte "Plan B", den die Banken und Kirch Media entwickelten, als die Verhandlungen mit Saban immer zäher wurden. Dabei soll die Senderfamilie, die unter einem Einbruch der Werbeeinnahmen leidet und im ersten Quartal Verluste über 33 Mio. Euro geschrieben hat, durch eine Kapitalerhöhung rund 300 Mio. Euro frisches Geld erhalten. Die Hälfte der Summe finanziert Kirch Media, die Mehrheitsaktionär bei dem TV-Konzern bleibt, den Rest übernehmen die Gläubigerbanken, wenn es nicht genug Interesse der Anleger an den neuen Aktien gibt.

      http://www.ftd.de/tm/me/1058101426422.html" target="_blank" rel="nofollow ugc noopener">http://www.ftd.de/tm/me/1058101426422.html
      Avatar
      schrieb am 22.07.03 05:39:41
      Beitrag Nr. 815 ()
      HANDELSBLATT, Montag, 21. Juli 2003, 18:19 Uhr

      Finanzinvestor Permira will Haim Saban ausstechen

      Das Interesse an Deutschlands größtem TV-Konzern Pro Sieben Sat 1 Media flammt wieder auf. Nach US-Investor Haim Saban, der ein neues Angebot vorbereitet, plant nun auch die britische Investmentgesellschaft Permira den Einstieg bei dem Münchener TV-Konzern. „Wir sind interessiert. Zusammen mit unserem Investment bei Premiere könnten sich viele Synergien ergeben“, hieß es gestern in Unternehmenskreisen.

      DÜSSELDORF. Permira hatte im April aus dem Kirch-Imperium das hoch verschuldete Bezahlfernsehen Premiere übernommen.
      ...
      Ähnlich wie Saban ist Permira ausschließlich an den TV-Kanälen interessiert und nicht an der Filmbibliothek, die derzeit abgewickelt wird. Um die Bewertung des Filmrechtestocks hatte es immer wieder Streit gegeben.
      ...Die Gläubigerbanken von Kirch Media – Hypo-Vereinsbank, Commerzbank, DZ Bank und Bayern LB – sind allerdings skeptisch. Derzeit liege noch kein neues Angebot auf dem Tisch, hieß es in Bankkreisen. Man werde sich auch nicht auf einen neuen monatelangen Preispoker einlassen. „Da muss jetzt schnell jemand Geld auf den Tisch legen“, hieß es.
      ...
      Beim Miteigner von Pro Sieben Sat 1, dem Axel-Springer-Verlag, stößt der neue Anlauf des Milliardärs Saban dagegen auf ein positives Echo. „Eine dauerhafte Lösung mit einem international erfahrenen Medienunternehmer wie Saban ist glücklicher als die bisherige Bankenlösung“, hieß es gestern in unternehmensnahen Kreisen. Auch die Chemie zwischen Saban und Springer-Chef Mathias Döpfner stimmt offenbar.
      Springer hat sich mit der Kirch-Media-Führung weitgehend geeinigt. Europas größter Zeitungskonzern hält derzeit 11,48 % an der Pro Sieben Sat 1 Media AG. Dieser Anteil soll um 2,1 % steigen – dafür muss Springer auf das Vorverkaufsrecht (Put-Option) verzichten, das dem Verlag erlaubt, die 11,48 % für 767 Mill. Euro an Kirch Media zu verkaufen. Unterschrieben sei aber noch nichts, heißt es in Unternehmenskreisen. Springer lehnte gestern eine Stellungnahme ab. Die Pro-Sieben- Sat1-Aktie fiel gestern auf 7 Euro.


      Kommentar:
      Warum kommt nun plötzlich Interesse an den Sendern auf?
      Der dt. Medienmarkt ist für internationale Konzerne bisher ein weisser Fleck.
      Der dt. ideologische Sonderweg - ein Mentalitätsproblem, dem sich die großen Medienmacher bisher nicht stellen wollten - wird durch den konjunkturell bedingten niedrigen Preis für die Sender, die nun auch ohne die ominöse Film-Ladenhüterbibliothek zu haben sind, relativiert.

      Bezeichnend für das neu erwachte Interesse ist, dass mehrere Finanzinvestoren als Bieter genannt werden.
      Die kümmert der ideologische Kontent und das Verwerten von Filmrechten innerhalb von vorgegebenen Konzernstrukturen wenig.
      Sie trauen sich zu, wie bei Premiere vorgemacht, die Sender einer Radikalsanierung zu unterziehen.

      Wenn Murdoch sich das bisher nicht zutraute, dann weil der dt. Mediemarkt für ihn thematisch nicht geheuer ist.
      Er weicht einem lfr. Engagement aus, weil er die Deutschen nicht versteht.

      Die Finanzinvestoren gehen da von einer anderen Warte heran.
      Sie verfolgen wahrscheinlich ein mfr. Interesse.
      Für sie ist der gewinnbringende Weiterverkauf das Ziel.
      Indem sie über eine schnelle Kostensenkung und - als wesentlicher Faktor - den Rückenwind eines bevorstehenden Konjunkturaufschwungs bald eindrucksvolle Gewinne ausweisen werden, sehen sie eine gute Chance zur Profitrealisierung.
      Dies kann über die Börse geschehen, in kleinen Portionen an branchenfremde Anleger oder dann doch an einen großen Medienkonzern.

      Auf Grund der demographischen Entwicklung in D ist in absehbarer Zeit mit einem Ende der dt. ideologischen Eigenheiten innerhalb der Hauptzielgruppe - bis ca 50 Jahre - zu rechnen. Dies wird insbesondere die öffentl. rechtlichen Sender in Legitimationsnöte für ihre Zwangsgebühren bringen.
      Da werden auch die pädagogischen Bemühungen seitens der hiesigen Eingeborenen nichts nützen, da sie den Rest der Welt und die daher kommenden Einwanderer ebensowenig verstehen wie diese ihre dt. Erblasser begreifen.

      Dadurch wird D für international ausgerichtete Medienkonzerne zum lfr. Hoffnungsland.
      Avatar
      schrieb am 23.07.03 16:04:32
      Beitrag Nr. 816 ()
      KirchMedia Gets Several Offers for Film Rights, Reuters Says
      2003-07-22 17:44 (New York)

      July 22 (Bloomberg) -- KirchMedia GmbH, the bankrupt German
      media company, received several offers for its remaining film
      rights of about 16,000 titles, Reuters said, citing an
      unidentified spokesman.
      KirchMedia will decide on the offers in the next two weeks,
      Reuters said, citing the spokesman.
      The company folded its film rights library into ProSiebenSat1
      AG, including control of more than 2,000 of the most important
      films, after a sale to U.S. investor Haim Saban failed in June.
      KirchMedia continues to market the remaining 16,000 titles. The
      library includes movies such as ``The Sixth Sense`` and television
      shows including ``ER.``
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 05:52:58
      Beitrag Nr. 817 ()
      HANDELSBLATT, Mittwoch, 30. Juli 2003, 13:51 Uhr
      Neues Saban-Angebot wohl nächste Woche

      Der US-Milliardär Haim Saban startet in Kürze seinen neuen Anlauf zur Übernahme von Deutschlands größtem TV- Konzern ProSiebenSat.1. Voraussichtlich in der kommenden Woche werde Saban der Kirch Media ein neues Angebot vorlegen, verlautete am Mittwoch aus Verhandlungskreisen.

      HB/dpa FRANKFURT/MÜNCHEN. Sabans Chancen seien gestiegen. „So wie der Deal skizziert wurde, stößt er wohl auf Zustimmung.“ Positiv wird in Gläubigerkreisen vor allem gesehen, dass Saban diesmal von Finanzinvestoren unterstützt wird. Ein erster Übernahmeversuch Sabans war vor einigen Wochen in letzter Minute geplatzt.

      Dem Vernehmen nach führte die Saban-Seite zuletzt am Dienstag Verhandlungen mit Gläubigerbanken. Ein Angebot Sabans könnte Mitte kommender Woche kommen. Allerspätestens wird für Mitte August mit der Offerte gerechnet. Nach Angaben aus Branchenkreisen wird Saban unter anderem von US-Beteiligungsgesellschaften wie Bain Capital und Hellman & Friedman unterstützt.

      Anfang Juni war die Übernahme von ProSiebenSat.1 und des Filmrechtehandels der zusammengebrochenen KirchGruppe an Finanzierungsproblemen gescheitert. Ursprünglich wollten KirchMedia- Geschäftsführung und Insolvenzverwaltung daraufhin erst einmal alleine weiter machen und erst in ein oder zwei Jahren eine neue Versteigerung starten. Zudem war bei einigen Gläubigerbanken die Lust nicht sonderlich groß, es nach dem gescheiterten Geschäft noch einmal mit Saban zu versuchen.
      Falls Saban aber nun das Geld gleich auf den Tisch lege, sei ein Verkauf an den US-Milliardär durchaus vorstellbar, heißt es inzwischen in Verhandlungskreisen.

      Knackpunkt könnte noch der Kaufpreis sein. Laut übereinstimmenden Medienberichten will Saban den Preis mit Verweis auf die schwache Entwicklung von ProSiebenSat.1 drücken. Die Finanz-Investoren sähen den fairen Preis zwischen 4,50 und 5 € pro Aktie, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ (Mittwochausgabe). Es werde vermutet, dass Saban nicht mehr als 6,50 € zahlen wolle. Dies wäre ein Euro weniger als bei seinem vergangenen Übernahmeangebot.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 30. Juli 2003, 20:03 Uhr
      Fernsehsender sehen Ende der Werbekrise

      Private und öffentlich-rechtliche Fernsehsender sehen erste Anzeichen für ein Ende der seit drei Jahren andauernden Krise am deutschen Fernsehwerbemarkt.

      Reuters KÖLN. „Ich glaube, wir werden im nächsten Jahr das erste Mal seit drei Jahren wieder ein Plus sehen“, sagte der Geschäftsführer der Vermarktungstochter von Pro Sieben Sat.1 Seven One Media, Peter Christmann, am Mittwoch auf der Telemesse in Köln. Auch wenn eine Prognose schwierig sei, könne er sich ein Marktwachstum von drei bis fünf Prozent vorstellen. Bereits in diesem Jahr werde der Rückgang geringer ausfallen als noch zu Jahresanfang erwartet. Auch Hauptkonkurrent RTL sieht Anzeichen dafür, dass die Talsohle erreicht ist.

      ....
      „Wir sind im ersten Jahr, in dem wir Prognosen nach oben korrigieren können“, sagte Christmann. „Jetzt geht es langsam wieder aufwärts.“ Anfang des Jahres sei die Branche noch von einem Rückgang der Netto-Werbeeinnahmen, also abzüglich der Rabatte, im Gesamtjahr 2003 von acht bis zehn Prozent ausgegangen. „Aus der heutigen Perspektive könnte man den Rückgang halbieren.“ Auch RTL-Chef Zeiler betont: „Dass es schlechter wird, glaubt keiner mehr.“

      ....
      Eine weitere Fortsetzung der Rabatt-Spirale erwarten Pro Sieben Sat.1 und Hauptkonkurrent RTL, die sich den deutschen Privat-TV-Markt teilen, im kommenden Jahr nicht. „Die Nachfrage hat angezogen, die Rabattschraube wird nicht mehr angezogen“, sagte Modenbach. Auch Christmann von SevenOne Media bestätigte: „Die Rabatte haben definitiv das Ende der Fahnenstange erreicht.“ Beide Sendergruppen haben nun stabile Preise in der Planung.

      Neben den beiden Marktführern, Seven One Media und IP Deutschland, die über 90 Prozent der Werbeerlöse auf sich ziehen, ....


      Kommentar:
      Saban feilscht weiter. Sein Angebot dürfte allerdings nicht ernst aufgenommen werden, da die Gläubiger von Pro7 neue Trümpfe in die Hand bekommen haben.
      Neben weiteren Interessenten ist es die begründete Aussicht auf deutlich verbesserte Ergebnisse der Sender aufgrund steigender Werbeeinnahmen.
      Dazu kommt das Beispiel der voranschreitenden Sanierung von Premiere.
      Saban meint es daher wohl auch nicht ernst. Ein Alibi Angebot, wenn es nicht doch noch ein paar Nebengeräusche für die Gläubiger (oder mindestens deren Entscheidungsträger) enthält.
      Das sind natürlich orientalische bzw. mediterane Sitten, die in D aber als Bereicherung empfunden werden - zumindest von denen, die an der Quelle sitzen.
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 08:41:10
      Beitrag Nr. 818 ()
      Liebe Kenner der Pro7 Aktie. Lohn sich jetzt ein Einstieg
      bei 7 Euro wo doch in den nächsten Tagen/Wochen einiges an
      Turbolenzen stattfinden wird?

      Wer hat eine ehrliche Meinung? Danke.
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 10:23:28
      Beitrag Nr. 819 ()
      einsteigen !
      die Mafia streckt die Fühler schon aus!:laugh: :laugh: :laugh:
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 11:23:50
      Beitrag Nr. 820 ()
      Ohne eine einzige Erklärung? Was meinst Du mit Mafia?
      Auf den letzten SPIEGEL Bericht konnte ich mir zumindest keinen Reim machen ob es sich lohnt einzusteigen.

      Danke für eine Information.
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 17:20:40
      Beitrag Nr. 821 ()
      na Rat befolgt?
      :laugh: :laugh: :laugh:
      die Mafia lässt grüssen !
      Avatar
      schrieb am 31.07.03 17:35:07
      Beitrag Nr. 822 ()
      PRO SIEBEN SAT1 EUR 7.01 7.04 0.08
      :D
      Avatar
      schrieb am 03.08.03 23:42:28
      Beitrag Nr. 823 ()
      Aus Spiegel online

      02. August 2003
      KIRCH-POKER


      Saban schnürt neues Angebot

      Im Poker um die ehemaligen Kirch-Kanäle ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24 steht eine entscheidende Woche bevor: Bis Dienstag, rechtzeitig zur nächsten Sitzung des Gläubigerausschusses der insolventen KirchMedia, wird ein neues Angebot von Haim Saban für die Stimmrechtsmehrheit an der ProSiebenSat.1 Media AG erwartet.

      Hamburg - An der Kirch-Filmbibliothek ist der US-Investor offenbar nicht mehr interessiert. Saban, der für die Verhandlungen in der vorigen Woche einen Bootsurlaub im Mittelmeer unterbrach, hat zusammen mit seinen Finanzpartnern inzwischen offenbar all jene Fragen geklärt, die seinen ersten Anlauf zum Erwerb der Sender im Juni zum Scheitern gebracht hatten:

      Danach steht diesmal nicht nur die Finanzierung für die Übernahme der Mehrheit an der ProSiebenSat.1 AG, die Saban und seine Partner etwa 700 Millionen Euro kosten dürfte; auch eine von dem Unternehmen ausgegebene Hochzinsanleihe über 200 Millionen Euro, welche die Zeichner bei einem Mehrheitswechsel unter bestimmten Bedingungen zurückgeben können, sei jetzt abgesichert, heißt es in Verhandlungskreisen.

      Gleiches gelte für die geplante Kapitalerhöhung (300 Millionen Euro). Ferner plant Saban bei seinem neuerlichen Anlauf ein Pflichtangebot an die freien Aktionäre ein, das er beim ersten Versuch noch mit dem Argument vermeiden wollte, bei der ProSiebenSat.1 handele es sich um einen "Sanierungsfall". Freie Aktionäre hatten seinen Ausnahmeantrag bei der Finanzaufsichtsbehörde BaFin damals scharf kritisiert. Sollte der Gläubigerausschuss ein neues Angebot Sabans ablehnen, werde man "auf keinen Fall sofort in ein neues Bieterverfahren starten", sondern wie geplant "Plan B ohne Investor" weiterfahren, heißt es in München.

      Kommentar:
      Nun sind die Gläubiger dran. Nach dem kläglichen Scheitern des ersten Versuchs ist eine negative Einstellung der Gläubiger zu Saban wahrscheinlich.
      Ob sein Angebot nun ausreicht, diese in Zustimmung umzukehren hängt davon ab, ob die Gläubiger der Firma zutrauen, kfr. wieder in die Gewinnzone zu gelangen - d.h. also der Progmose der Geschäftsleitung bzw. der Branchenkenner vertrauen.
      Denn dann werden sie versuchen, mehr aus Saban herauszuholen - was dessen Konstruktion schnell überlasten würde.
      Avatar
      schrieb am 04.08.03 09:42:17
      Beitrag Nr. 824 ()
      wirklich kaum zu glauben, dass diese Witzfigur Saban anscheinend wieder einen Fuß in der Tür hat. Und wie beim ersten kläglich gescheiterten Versuch meint er wieder, die Bedingungen diktieren zu können ...
      Avatar
      schrieb am 05.08.03 15:09:58
      Beitrag Nr. 825 ()
      Avatar
      schrieb am 05.08.03 16:29:43
      Beitrag Nr. 826 ()
      ok.

      Mal sehen, ob der deal diesmal glatt über die Bühne geht.

      In jedem Fall wird dies den US-Einfluss im TV-Bereich verstärken. Aber Saban scheint mir weniger an politischem Einfluss interessiert als Murdoch oder gar Berlusconi.
      Avatar
      schrieb am 06.08.03 04:57:35
      Beitrag Nr. 827 ()
      Als Berlusconi ins Fernsehgeschäft einstieg, wusste er wahrscheinlich selbst nicht, dass er einmal Ministerpräsident werden wollte.
      Nun ist er ein Präzedenzfall.

      Saban hat sich bisher enorm gesteigert, er ist ein Selfmademan wie B.
      Vielleicht wird ihm über die Medienmacht die Politik, an der er nun unvermeidlich teilnimmt, auch persönlich nahekommen.
      Wahrscheinlicher ist aber, dass er seine - wenn auch nur kleine - Macht wohlfeil einsetzen wird.

      Der einstimmige Beschluss der Gläubiger zeigt jedenfalls, wo seine Fans trotz seines jammervoll niedrigen Angebots stehen.
      Abgesehen von persönlichem Dankeschön muss er den Großgläubigern als Interessengruppe auch passend erschienen sein.

      Da es Sabans erstes Vollprogrammengagement ist, wird er sich, da er zuvorderst an Gewinnen interessiert sein wird, an Sanierervorbildern in der Branche ausrichten.
      Da ist Murdoch der Meister und so müssen die Inländer nun damit rechnen, dass ihr Programm ein Stück deftiger aufgetragen wird.

      Medienpolitisch hat die konservative Ecke mit dem Verkauf eingestanden, dass sie nicht in der Lage ist, profitabel ihre Stimmung im Lande zu verbreiten.
      Auch in der Spendenpraxis ist Saban kein Ersatz für Kirch.

      Die Konservativen von gestern sind damit pensionsreif, ihr Platz ist aber bereits an die vergeben, die gestern noch fortschrittlich waren und die heute ihr Karriereziel erreicht haben.
      Die Musik spielt in den neuen Medien und das alte Fernsehen wird, da es insgesamt zu staatsnah ist, weiter an Bedeutung verlieren und am Ende vorwiegend die geistigen Analphabeten bedienen, die unser Schulsystem mit Reifezeugnissen entlässt.
      Avatar
      schrieb am 06.08.03 11:42:19
      Beitrag Nr. 828 ()
      Der (nicht nur) medienpolitische Bankrott der "geistig-moralischen Wende"hälse ist offensichtlich.

      Ob und wie sich Saban in der politischen Landschaft Deutschlands und Europas aufstellt, muss man abwarten. Aber es ist natürlich richtig: Auch Berlusconi ist in die Politik gegangen, um seine Geschäfte zu stützen. Schmiergelder allein reichten da wohl nicht. Und jetzt führt er den Staat wie ein Privatunternehmen.

      Ich sehe noch nicht, dass die Musik (schon) in den Neuen Medien spielt. Bisher hat das Internet noch allen Versuchen einer flächendeckenden Kommerzialisierung widerstanden. Die Werbeeinnahmen sind überall gesunken - nicht nur im TV-Bereich. Beim nächsten Aufschwung wird man vielleicht sehen, ob sich die Anteile nachhaltig verschieben.
      Avatar
      schrieb am 06.08.03 17:29:32
      Beitrag Nr. 829 ()
      Kommerziell ist das Internet noch nicht soweit, aber als Informationsmedium für die kreativen und kommunikativen Geister hat es das Fernsehen abgehängt.
      Nur dort, wo Nischenfernsehen von genügend mächtigen Gruppen konsumiert wird, z.B. Arte, kann Fernsehen intellektuell mithalten.
      Avatar
      schrieb am 06.08.03 18:46:31
      Beitrag Nr. 830 ()
      Ich hatte dich wohl etwas missverstanden. Ich stimme dir da voll zu.
      Avatar
      schrieb am 07.08.03 01:16:57
      Beitrag Nr. 831 ()
      Noch ein paar Informationen für die volkspädagogischen Bedenkenträger unter uns, die wohl Grund zur Besorgnis haben:

      Ziate aus:
      Neue Zürcher Zeitung
      21. März 2003, 03:11,

      Haim Saban, der «Ninja»-Milliardär

      Mit «Dallas»-Musik und Schildkröten zum Medienmogul

      Geboren wurde der heute 58-jährige Haim Saban 1944 in ärmlichen Verhältnissen im ägyptischen Alexandria. Sein Vater arbeitete als Verkäufer von Büroartikeln, seine Mutter war Schneiderin. Im Alter von zwölf Jahren siedelte die Familie nach dem Suez-Krieg nach Israel über. Dort flog er wegen Aufmüpfigkeit von der Schule. Seine ersten unternehmerischen Gehversuche unternahm er als Konzertveranstalter, während er auch als Bassist einer Rockband in die Saiten griff. Der geschäftliche Erfolg entsprach dabei etwa seinen Qualitäten als Musiker, die er selbst als schlecht qualifizierte.

      Erfolg stellte sich allerdings ein, als er 1975 nach Paris umzog. Dort entwickelte er die Idee, Titelmusikstücke und Soundtracks vor allem für amerikanische Trickfilmserien und Seifenopern zu liefern. Unter anderem besitzt er die Rechte an der Titelmusik zu «Dallas», «Starsky & Hutch» und «Hart, aber herzlich».

      1983 siedelte Saban in die USA über, wo er zunächst japanische Zeichentrickserien importierte und im US-Fernsehen populär machte.
      Grosse Summen verdiente er mit Trickfilmserien wie «Angriff der Killer-Tomaten», «Power Rangers» und dem Kampfschildkröten-Werk «Ninja Turtles». Diese Serien werden von Pädagogen wegen ihres hohen Anteils an Gewaltdarstellungen heftig kritisiert.
      Zeitweise lieferte Saban 70 Prozent der Kinderprogramme von RTL. Ausserdem zog er zusammen mit dem Medienmogul Rupert Murdoch den Fernsehsender Fox Kids auf. Dieser wurde 2001 von den beiden Partnern für 2,1 Milliarden Dollar an Disney veräussert.

      Nach Schätzung der US-Zeitschrift «Forbes» verfügt Saban über ein privates Vermögen von 1,7 Milliarden Dollar, das vor allem aus dem Disney- Geschäft stammt. Vorbehalte gibt es gegen Saban in erster Linie deswegen, weil die Dauerhaftigkeit seines Engagements in Zweifel gezogen wird. Er könnte, so glauben Beobachter, seinen Anteil nach der durch die Verträge festgelegten Mindestverweildauer wieder versilbern. Für diese Ansicht spreche, dass sein Unternehmen, die Saban Capital Group, erst 2001 gegründet wurde und nur über 35 Mitarbeiter verfügt.


      Politisch gibt es gegen den Saban-Einstieg in Deutschland erstaunlich wenig Widerstand - trotz den gegenwärtig sehr gespannten Beziehungen zu den USA, dem wachsenden Antiamerikanismus und den traditionellen deutschen Bedenken gegen ausländische Investoren im Medienbereich. Sorgen, Saban könnte versuchen, die deutschen Sender meinungsmässig auf die Linie der gegenwärtigen US-Administration bringen, gibt es derzeit keine.
      Saban verspricht, ein deutsches Management zu installieren. Er habe weder die Absicht, nach München zu ziehen, noch wolle er Programmdirektor werden, betont Saban.

      Zudem steht er dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton nahe. Diesen hatte er in seinen Wahlkämpfen mit Millionenspenden und persönlichem Einsatz unterstützt. In Israel sympathisiert er mit Shimon Peres, Ehud Barak und der oppositionellen Arbeitspartei und spricht sich für einen unabhängigen Staat der Palästinenser aus.


      Noch ein paar zusätzliche biographische Details vom NDR:
      http://www.ndr.de/ndr/wirtschaft/nachrichten/20030318_saban.…

      Die Coolness des verheirateten Vaters von zwei Kindern scheint in seiner langen Laufbahn als Geschäftsmann begründet. Der Sohn eines Kaufmanns und einer Näherin wuchs in Ägypten und Israel auf. Schon als Teenager machte er sich als Konzertveranstalter in Tel Aviv einen Namen.

      Mit 29 Jahren war er das erste und bislang einzige Mal pleite. Saban ging mit einem Haufen Schulden nach Paris,
      Einer seiner bekanntesten Erfolge war dabei die von dem Country-Pianisten Floyd Cramer komponierte Titelmelodie der Öl-Familiensaga "Dallas", die Saban Gewinn bringend vermarktete. Wie es heißt, überließ er die Titelmelodien gratis den Serienproduzenten und strich dafür die hohen Lizenzeinnahmen ein.

      Mit seinem Vermögen stieg er dann bald in das boomende Geschäft von futuristischen Kinderserien ein. Mit den Karate-Comic-Serie "Power Rangers" gelang ihm der Durchbruch: Die in Deutschland bei RTL ausgestrahlte Serie wurde weltweit zum erfolgreichsten Merchandising-Produkt der 90er Jahre. Gemeinsam mit Rupert Murdoch gründete Saban daraufhin 1995 den Konzern Fox Kids TV Wordwide. 2001 verkauften die beiden den Sender für knapp 5,3 Milliarden Dollar an Disney; gut 1,4 Milliarden Dollar gingen an Saban - Geld, das er nun in den Kauf der Herzstücke von KirchMedia investiert. Dabei war der Zeitpunkt für den Verkauf ideal gewählt, denn die Preise für Kinder-und Jugendprogramme sind seither weltweit stark gefallen.

      Seit dem Disney-Deal eilt dem Unternehmer der Ruf des "König Midas der Medienwelt" voraus. Damit wird er ähnlich bejubelt, wie einst der als "Citizen Kirch" gefeierte Leo Kirch. Wie der Helmut-Kohl-Vertraute Kirch sucht Saban die Nähe zu politisch Mächtigen: Seine von ihm und Ehefrau Cherryl ausgerichteten Partys für den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton sind legendär. Den US-Demokraten soll er außerdem die höchste Einzelspende der Geschichte zukommen haben lassen: Als er hörte, dass ein anderer Spender dem Wahlkampfteam 250.000 Dollar mehr als er selbst gegeben hatte, schickte er Gerüchten zufolge einen zweiten Scheck über den Differenzbetrag und heftete zusätzlich einen Ein-Dollar-Schein daran.

      In Deutschland war Saban bislang aber nur Insidern bekannt. Dabei sei ihm der deutsche Fernsehmarkt sehr vertraut, betonte Saban kürzlich im "Spiegel". Er habe jahrelang ein Büro in Köln gehabt und "zeitweise fast 70 Prozent der Kinderprogramme von RTL zugeliefert" sowie mit ARD und ZDF zusammengearbeitet.

      In dem Interview versuchte Saban auch allen Unkenrufen zu begegnen, wonach er als ausländischer Unternehmer den deutschen Fernsehmarkt umwälzen werde: Der Programmdirektor werde nicht Haim Saban heißen und das Programm von einem unabhängigen Management gemacht. ;)


      Soweit die Tatsachen aus NZZ und NDR.
      Ein Selfmademan wie Berlusconi, der aber auch an den Rechtehändler Kirch.und den Jugendprogramm-Macher Haffa erinnert.
      Man sieht, dass Saban nicht unpolitisch ist und wie einst Kirch die Spendierhosen anhat, nur dass sich diesmal die andere Seite den Geldsegen erhofft.
      Ob sie allerdings auch ideologisch Unterstützung erhalten wird ist noch nicht abzusehen. Denn sein bisheriges Erfolgskonzept zielt doch eher auf die niederen Bereiche und erinnert stark an Murdochs Boulevardstil. Und auch die Ninja Schildkröten und Power Rangers entsprechen nicht der in D gegenwärtig offiziellen Gewaltabstinenz.
      Avatar
      schrieb am 07.08.03 05:00:57
      Beitrag Nr. 832 ()
      Zur Ergänzung - was die FR dazu schreibt (Auszüge):

      [ document info ]
      Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
      Dokument erstellt am 06.08.2003 um 17:36:22 Uhr
      Erscheinungsdatum 07.08.2003

      Der große Unbekannte

      ...Der frühere RTL-Chef und heutige Medienberater Helmut Thoma vermutet: "Wenn die Nachfrage im Fernsehmarkt wieder steigt, worauf einiges hindeutet, werden die Investoren den Sender mit Gewinn weiter verkaufen." ...


      Dass der aus Alexandria stammende Sohn eines Kaufmanns und einer Schneiderin im Armenviertel von Tel Aviv aufgewachsen sein soll, ist eine Legende, die Saban weder bestätigt noch dementiert - seinen Glamourfaktor steigert sie jedoch allemal.
      Fakt ist aber, dass der einstige Major der israelischen Armee nach dem Jom-Kippur-Krieg 1975 ohne viel Geld sein Heil in der Pariser Musikszene suchte. Nachdem die Karriere als Bassgitarrist nicht so recht anrollte, managte er Bands, veranstaltete Konzerte und produzierte Musik für Trickfilme.
      Die Tür nach Hollywood stieß Saban später mit der Titelmusik für die Kult-Serie Dallas auf. Im Jahr 1983 übersiedelte er endgültig in die USA und entdeckte die Nische, die ihn zum reichen Mann machte: billig produzierte TV-Serien für Kinder, die dazugehörigen Lizenzrechte und die vor allem bei Eltern verhassten teuren Merchandisingprodukte.
      ...

      Sabans letztes Angebot überzeugte vor allem jene Gläubigerbanken, deren Kredite an Kirch mit Teilen von dessen Filmstock besichert sind.
      Denn der Amerikaner gab - ganz im Gegensatz zu Bauer - ohne Wimpernzucken zu erkennen, noch mehrere hundert Millionen Euro in den Filmhandel zu investieren.

      Für den früheren RTL-Chef Helmut Thoma ist der Deal trotz allem ein Schnäppchen für Saban: "Da werden sich noch viele wundern, was Ihnen entgangen ist."
      Avatar
      schrieb am 13.08.03 23:40:41
      Beitrag Nr. 833 ()
      ftd.de, Mi, 13.8.2003, 12:30, aktualisiert: Mi, 13.8.2003, 17:04

      Kirch-Anwalt kritisiert Breuer hart

      Der Prozess um Äußerungen des früheren Deutsche-Bank-Chefs Rolf-E. Breuer zur Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe ist neu aufgerollt worden. Der CSU-Politiker Peter Gauweiler, der Leo Kirch als Anwalt vertritt, bekräftigte seine harte Kritik an Breuer.


      Gauweiler bezeichnete die Äußerungen Breuers am Mittwoch als "spektakuläre Medienaktion". Sie habe die Diskussion um die Finanzsituation der Kirch-Gruppe in einem kritischen Moment angeheizt. Die Vertreter Breuers und der Deutschen Bank wiesen diese Vorwürfe zurück. Der damalige Chef des größten deutschen Kreditinstituts habe sich nur allgemein geäußert und kein Insiderwissen preisgegeben, sagte Anwalt Herbert Sernetz.

      Klicken für größeres Bild
      ZoomRolf-E. Breuer (l.) und Leo Kirch streiten um Schadensersatz
      Das Oberlandesgericht München ordnete am Mittwoch im Berufungsverfahren eine Beweisaufnahme an. Mehrere Zeugen sollen gehört werden. Zu ihnen zählen der frühere Vize-Chef des Kirch-Konzerns, Dieter Hahn, und der Pro-Sieben-Sat-1-Finanzvorstand Lothar Lanz, die über ihre Kreditverhandlungen mit Banken berichten sollen. Zudem will das Gericht das Interview mit Breuer im Original ansehen. Eine Rolle soll auch ein Gespräch Breuers mit anderen Managern bei Bundeskanzler Gerhard Schröder spielen, bei dem über Kirchs Probleme gesprochen worden sein soll. Geklärt werden soll, ob der gescheiterte Medienunternehmer Leo Kirch durch die in einem Fernsehinterview gemachten Äußerungen Breuers ein Schaden entstanden ist.

      Breuer hatte die Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe im Februar 2002 – zwei Monate vor Kirchs Pleite - in Zweifel gezogen. Das strittige Zitat lautet: "Was man alles lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder sogar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen."

      Verstoß gegen Verschwiegenheitspflicht

      Breuer hatte Berufung gegen ein Urteil eingelegt, das ihn zur Zahlung von Schadenersatz an Kirch verpflichtete. Der Medienunternehmer hatte nach dem TV-Interview ein Strafverfahren und eine Schadensersatzklage gegen den heutigen Aufsichtsratschef der Deutschen Bank angestrengt. Die Zivilkammer des Münchner Landgerichts entschied im Frühjahr, Breuer habe mit seiner Bemerkung gegen die Verschwiegenheitspflicht der Banken verstoßen.

      Die Deutsche Bank war einer von Kirchs Hauptfinanziers. Der Medienunternehmer stand dort mit mehr als 700 Mio. Euro in der Kreide. Das Gericht verurteilte Breuer, Kirch "sämtliche Schäden zu ersetzen, die ihm aus den Äußerungen des Beklagten bereits entstanden sind und zukünftig entstehen werden".

      Forderungen in Milliardenhöhe

      Die Höhe des zu zahlenden Schadensersatzes war in dem erstinstanzlichen Entscheid noch offen gelassen worden. Auch in der zweiten Instanz wird die Höhe des Schadensersatzanspruches nicht Gegenstand der Verhandlung sein. Erst wenn geklärt ist, ob Breuers Aussage, eine zum Schadensersatz verpflichtende Handlung ist, wird Kirchs Anwalt vermutlich eine so genannte Leistungsklage einreichen. In ihr muss die Summe ermittelt werden. In Kirch-Kreisen ist von Forderungen in Milliardenhöhe die Rede.

      Ein schnelles Ende der am Mittwoch eingeläuteten zweiten Runde der gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Breuer und Kirch zeichnet sich nicht ab. Eine Gerichtssprecherin hatte im Vorwege gesagt, das Verfahren könne bis zu zwei Monate dauern. Das Gericht vertagte sich am Mittwoch auf den 5. November.

      Aber auch nach einem Urteil im Berufungsverfahren könnte sich der Streit fortsetzen. Der vorsitzende Richter Walter Seitz betonte, dass dann vor dem Bundesgerichtshof weiterverhandelt werden könnte.

      © 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: AP
      Avatar
      schrieb am 15.08.03 22:40:02
      Beitrag Nr. 834 ()
      Kirch lässt sich also durch Gauweiler vertreten.

      Gauweiler ist für den Job geeignet, denn er hat pol. Verbindungen, die das Glücksspiel Justiz etwas korrigieren könnten - corrigez la fortune würde Chirac sagen.

      Aus seiner site:
      seit 2002: Mitglied des Deutschen Bundestages,
      stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien

      Wie weit Gauweilers Verbindungen allerdings reichen, kann man daran erkennen, wessen Wertschätzung er bisher genossen hat:

      Ehrungen:
      Bayerischer Verdienstorden,
      Bundesverdienstkreuz am Bande,
      Medaille "München leuchtet" in Gold,
      Träger des Titels "Ehrenfreund" der Stadt Tel Aviv,
      Ehrenbürger Stadt Marktredwitz,
      Ehrenoffizier der Gebirgsschützenkompanie Traunstein,
      Ehrenmitglied des Trachtenvereins München Isargau,
      Ehrenmitglied des Trachtenvereins Großhadern

      Ansonsten scheint K.`s Vertrauen in seine alte schwarze Unterstützerszene nicht mehr ganz so fest zu sein wie vor der Pleite, denn Gauweiler ist zwar Bayer und CSU aber (!) evangelisch.
      Avatar
      schrieb am 17.09.03 12:24:13
      Beitrag Nr. 835 ()
      Die letzten Reste werden verscherbelt:
      _____________________________________________________

      Constantin kauft Produktionsfirma KirchMedia Entertainment

      ftd.de, Mi, 17.9.2003, 11:06
      Constantin kauft Kirch-Produktionsfirma

      Der Münchener Filmproduzent und -verleiher Constantin hat von der insolventen Kirch Media die Mehrheit an der Produktionsgesellschaft Kirch Media Entertainment (KME) übernommen. An der Börse wurde der Kauf für Constantin positiv bewertet.

      Der Kaufpreis für den 61-prozentigen Anteil liege bei 4,5 Mio. Euro, teilte Constantin am Mittwoch in München mit. KME produziert unter anderem Unterhaltungsformate wie "Das Strafgericht" für TRL und "Lenßen und Partner" für Sat 1. Constantin erschließe sich somit eine "ideale Ergänzung" seiner bislang rein fiktionalen Produktionspalette.

      Nach dem Antritt von Fred Kogel als Vorstandschef von Constantin Ende März war bereits spekuliert worden, die Münchner könnten KME übernehmen, da Kogel selbst 30 Prozent an der Gesellschaft hält. Weitere neun Prozent der KME-Anteile liegen den Angaben zufolge beim Management der ehemaligen Kirch-Media-Tochter.

      Die Constantin-Aktie notierte kurz nach der Mitteilung im frühen Handel mit 4,28 Euro um 17,58 Prozent im Plus.
      Avatar
      schrieb am 14.10.03 18:17:12
      Beitrag Nr. 836 ()
      Die juristische Aufarbeitung dieser Gigapleite scheint eine endlose Geschichte zu werden.
      Außerdem wird jetzt auch der Rechtehandel verscherbelt. Einst galt diese Filmrechtebibliothek als legendärer Schatz (ich erinnere mich an Schätzungen über 4 Mrd Euro, der letzte Buchwert lag bei 3 Mrd) - jetzt bringt er wohl keine 10% von diesen Schätzungen.
      ________________________________________________________________

      ftd.de, Di, 14.10.2003, 17:00
      Kirch-Ermittler durchsuchen Büros

      Im Zuge der Ermittlungen gegen Leo Kirch sind 13 Büros und Wohnungen in Deutschland und der Schweiz durchsucht worden. Die Fahnder forschten nach Hinweisen auf Darlehen und Beraterverträge.

      Gegenstand der Untersuchung am Dienstag seien rechtswidrig vergebene Darlehen gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft München mit. Der Schaden betrage mindestens 50 Mio. Euro. Außerdem würden zwei Beraterverträge in der Größenordnung von zusammen 8 Mio. Euro überprüft. Die Verträge hätten nichts mit Politikern oder "Personen der Zeitgeschichte außerhalb der Kirch-Gruppe zu tun", sagte die Staatsanwaltschaft.

      Die Ermittlungen richteten sich neben Leo Kirch "gegen eine größere Zahl von Beschuldigten" wegen Verdachts der Untreue, Bankrott- und Kreditstraftaten. Nähere Informationen würden erst nach Abschluss der Auswertung gegeben. Die Staatsanwaltschaft überprüft nach früheren Angaben alle Verträge, mit denen Leo Kirch die Beratertätigkeit von Politikern, Anwälten und Wirtschaftsprüfern für sein Firmenimperium honoriert habe. Es werde untersucht, ob Untreue oder Konkursdelikte seitens Kirchs vorlägen.

      http://www.ftd.de/pw/de/1066030067952.html

      -----------------------------------------------------------

      Bridgepoint finanziert Kauf von Kirchs Filmrechtegeschäft
      Von Lutz Meier, Cannes

      Die Kapitalfirma Bridgepoint will mit dem Management das Filmrechtegeschäft der Kirch Media übernehmen. Bridgepoint-Manager Antony Bunker sagte der FTD, er rechne damit, dass das Gebot für Rechtehandel und Auslandsrechte in diesen Wochen für die zweite Runde des Verkaufsverfahrens ausgewählt werde.

      Eine Person, die auf Verkäuferseite mit dem Verfahren vertraut ist, sagte, das Gebot zähle zu jenen, die sehr ernst genommen würden. Über die Kandidaten für die zweite Runde wird laut den Informationen - anders als vorgesehen - erst in der nächsten Woche oder etwas später entschieden. Ende der Woche will sich die Kirch-Media-Insolvenzverwaltung mit der Investmentbank UBS Warburg über das weitere Vorgehen verständigen. Bislang ist nur klar, dass eine Hand voll der rund 20 Bieter ausgesiebt wird und die Bücher genauer prüfen darf.

      Es geht um den größten Filmrechtestock Europas mit den Weltrechten des Fellini-Klassikers "La Strada", Orson Welles’ "Der Dritte Mann" oder sämtlicher "Dick & Doof"-Folgen. Einst war er Herzstück des Kirch-Medienimperiums. Sein Wert wurde zeitweise bis auf rund 3 Mrd. Euro beziffert. Längst sind die Bewertungen geschrumpft, sodass Beteiligte von "Resteverkauf" sprechen. Laut Bieterkreisen hoffen die Verkäufer auf einen Erlös von 350 Mio. Euro. Ob die Summe erreicht wird, ist zweifelhaft. Bridgepoint ist spezialisiert auf Management-Buyouts und investiert laut Bunker bis 400 Mio. Euro je Projekt.

      Weitere Bieter

      Laut Teilnehmern hat in der vorigen Woche der Gläubigerausschuss der Kirch Media über die Verkaufsdetails beraten. Neben dem Management mit Bridgepoint bieten das ZDF und die Filmfirma Constantin. Auch eine Reihe weiterer Fonds aus der so genannten Private-Equity-Szene sind laut Verfahrensbeteiligten dabei.

      Die Insolvenzverwalter und UBS sind unschlüssig, ob das Geschäft als Ganzes verkauft werden soll oder in Teilen. Ein anderer Abschluss ist schon unter Dach und Fach: Die Sportrechtefirma ISPR geht an den Rivalen Sportfive. Den bislang genannten Preis von 5 Mio. Euro bezeichnete Sportfive-Deutschland-Chef Robert Müller von Vultejus am Montag als zu niedrig. "Der Wert der ISPR ist deutlich höher." Experten schätzen den Wert auf etwas unter 20 Mio. Euro.

      URL des Artikels: http://www.ftd.de/tm/me/1066030065691.html
      Avatar
      schrieb am 08.11.03 17:20:22
      Beitrag Nr. 837 ()
      Samstag 8. November 2003, 16:41 Uhr

      Insolvente Kirch-Gesellschaften wollen Klage gegen Breuer beitreten

      Hamburg (AP) Die insolventen Gesellschaften des gescheiterten Medien-Unternehmers Leo Kirch wollen angeblich dessen Schadenersatzklage gegen den früheren Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer beitreten. Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtete, dies werde am Montag voraussichtlich der Gläubigerausschuss beschließen.

      Kirch wirft Breuer vor, ihn und seine Unternehmungen mit umstrittenen Äußerungen über die Kreditwürdigkeit des Konzerns in den Ruin getrieben zu haben. Das Landgericht München hatte Breuer im Februar dieses Jahres der Verletzung des Bankgeheimnisses für schuldig befunden und die Deutsche Bank zu unbeschränktem Schadensersatz verurteilt.

      Gegenwärtig findet das Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht in München statt. Sollten Breuer und die Deutsche Bank rechtskräftig verurteilt werden, müsste die Höhe des Schadenersatzes in einem weiteren Prozess festgelegt werden. Kirchs Anwälte schätzen den durch Breuer angerichteten Schaden auf 100 Millionen Euro.

      Laut «Spiegel» ist es die Absicht der Gesellschaften KirchMedia, Kirch-Beteiligungen und Taurus TV, alle Schadenersatzansprüche der von der Insolvenz betroffenen Unternehmensteile gegen Breuer und die Bank in einem so genannten Litigation Pool zusammenzufassen. Dessen Ansprüche solle Kirch gemeinsam mit seinen eigenen Forderungen vor Gericht vertreten. Die Gläubiger Kirchs hätten dabei wenig zu verlieren. Die Kosten des Verfahrens, die sich nach internen Schätzungen zwischen 30 und 50 Millionen Euro belaufen dürften, werde Kirch allein tragen, schreibt der «Spiegel».

      Nach Darstellung des Magazins mehren sich zudem die Anzeichen, dass Kirch Breuer und die Deutsche Bank demnächst auch in den USA verklagen wird. Bereits im Sommer habe er vorsorglich eine Statthalterklage von seinen US-Anwälten in New York einreichen lassen. Ein Prozess in den USA sei möglich, weil das umstrittene Breuer-Interview auf amerikanischem Boden geführt worden sei.

      Breuer hatte am Mittwoch vor dem Münchner Oberlandesgericht erneut jede Mitschuld an der Insolvenz Kirchs bestritten. In dem ihm zur Last gelegten Interview habe er lediglich die von Zeitungen beschriebenen Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit wiederholt. Dabei habe er «als Privatperson» gesprochen. Dass das Interview eine große Rolle bei der Kreditentscheidung von Banken gespielt haben könnte, sei abwegig.

      Der damalige Vorstandschef der Deutschen Bank hatte im Februar 2002 dem Fernsehsender Bloomberg TV gesagt, er halte weitere Bankkredite an Kirch für «relativ fraglich. Was man alles darüber lesen und hören kann ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.» Zwei Monate später hatte die KirchMedia Insolvenz angemeldet.

      In derselben Verhandlung sagte Kirchs damaliger Stellvertreter Dieter Hahn: «Mit dem Interview änderte sich die Lage dramatisch.» Die Banken seien sich plötzlich einig gewesen, «dass vor diesem Hintergrund Kreditentscheidungen nicht zu treffen sein würden.» Der Chef der Bayerischen Landesbank, Werner Schmidt, habe vier Tage nach dem Interview auf der Rückführung von Krediten bestanden, nachdem «der führende Bankier Deutschlands die Kreditunwürdigkeit der Kirch-Gruppe» festgestellt habe, sagte Hahn. Der damalige HypoVereinsbank-Chef Albrecht Schmid und Firmenkunden-Vorstand Dieter Rampl hätten «völliges Unverständnis» über Breuers Äußerungen bekundet und Eigeninteresse der Deutschen Bank dahinter vermutet.
      Avatar
      schrieb am 10.12.03 16:04:59
      Beitrag Nr. 838 ()
      ftd.de, Mi, 10.12.2003, 11:36, aktualisiert: Mi, 10.12.2003, 13:45
      Kirch-Urteil: Auf die Deutsche Bank kommen Milliarden-Forderungen zu

      Die Deutsche Bank muss dem Medienunternehmer Leo Kirch wegen Verletzung seines Bankgeheimnisses Schadenersatz zahlen. Auf Deutschlands größte Bank könnten nun Forderungen in Milliarden-Höhe zukommen.


      Das Institut sei zur Verschwiegenheit verpflichtet und müsse sich die Äußerungen seines früheren Vorstandschefs zurechnen lassen, erklärte das Oberlandesgericht München am Mittwoch. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um Tatsachen oder eine Wertung handele. Die Richter bestätigten in der Berufungsverhandlung ein früheres Urteil in diesem Punkt. Die damit verbundene Klage gegen Breuer persönlich wurde jedoch abgewiesen. Er müsse nicht persönlich für seine Äußerungen haften.

      Eine Revision seitens des Kreditinstitutes ließ das Gericht nicht zu. Allerdings kann die Bank innerhalb von drei Monaten Beschwerde gegen diese Entscheidung einlegen. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar zunächst ab. "Wir müssen das Urteil erst analysieren", sagte ein Anwalt der Bank.

      In der Verhandlung ging es um die Frage, ob Breuer in einem Fernseh-Interview das Bankgeheimnis Leo Kirchs verletzt und so die Insolvenz seines Medienimperiums mit ausgelöst hat. "Was man alles lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder sogar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen", hatte der heutige Aufsichtsratsvorsitzende im Februar 2002 in einem Fernsehinterview gesagt.

      Nur zwei Monate danach brach Kirchs Medienkonzern in sich zusammen. Kirch wirft Breuer vor, dass das Unternehmen erst durch seine Äußerungen tatsächlich keine Unterstützung der Banken mehr erhalten hat. Breuer hat die Vorwürfe gegen sich stets vehement zurück gewiesen. Er habe in dem umstrittenen Interview nur bereits allgemein erhältliche Informationen wiedergegeben.

      Höhe des Schadenersatzes noch unklar

      In erster Instanz hatte das Landgericht München Breuer und die Deutsche Bank wegen Bruch des Bankgeheimnisses zu unbeschränktem Schadenersatz verurteilt. Mit der teilweisen Bestätigung des Urteils wurde erneut nur festgestellt, dass Kirch Anspruch auf Schadenersatz hat. Über die Höhe muss in einem getrennten Verfahren entschieden werden.

      Nach Einschätzung von Kirch-Anwalt Peter Gauweiler beläuft sich die Schadenssumme auf einen Milliardenbetrag. Eine ensprechende Klage wolle er noch vor Ende des Insolvenzverfahrens um die Kirch-Gruppe einreichen. "Wenn festgestellt wird, dass die Insolvenz hauptsächlich durch die Deutsche Bank verursacht wurde, können da Milliarden-Beträge zusammenkommen", sagte auch der frühere Kirch-Manager Dieter Hahn.

      http://www.ftd.de/ub/fi/1070700916540.html?nv=hptn
      Avatar
      schrieb am 13.12.03 15:12:40
      Beitrag Nr. 839 ()
      ftd.de, Sa, 13.12.2003, 14:02
      Kirch fordert 6 Mrd. Euro Schadenersatz von Deutscher Bank

      Der Medienunternehmer Leo Kirch will rund 6 Mrd. Euro Schadenersatz von der Deutschen Bank fordern. Die Chancen der Bank, die Prozesse zu verhindern, stehen nach Ansicht von Experten schlecht.


      "Es kann sein, dass es sogar noch mehr wird", bestätigten Kirch-Kreise am Samstag einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus". Nach seiner erfolgreichen Klage gegen das Geldhaus will Kirch demnach die ersten beiden Leistungsklagen bis Mitte kommenden Jahres einreichen. "Sicher ist: Das wird keine Peanuts-Nummer", sagte ein Kirch-Vertrauter der "Welt am Sonntag".

      Das Oberlandesgericht (OLG) München hatte vergangenen Mittwoch dem gescheiterten Medienunternehmer Kirch wegen Verletzung des Bankgeheimnisses Schadenersatz durch die Deutschen Bank zugesprochen. Der frühere Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer habe mit Aussagen über Zweifel an der Kreditwürdigkeit Kirchs gegen die Verschwiegenheitspflicht verstoßen, urteilte das OLG in zweiter Instanz. Die Höhe des Schadenersatzes muss in weiteren Prozessen festgelegt werden. Das OLG ließ keine Revision gegen das Urteil zu.

      Die Deutsche Bank kann jedoch dagegen eine so genannte Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof (BGH) einlegen, um das OLG-Urteil möglicherweise doch noch höchstrichterlich überprüfen zu lassen. Die Chancen dafür gelten aber als gering. Die beiden ersten Leistungsklagen gegen die Bank beträfen voraussichtlich die einstige Kirch-Senderkette Pro Sieben Sat 1 und den ehemaligen 40-prozentigen Anteil am Axel-Springer-Verlag, berichtet "Focus". Allein in diesen beiden Prozessen wolle Kirch einen Schaden von 1,7 Mrd. Euro geltend machen.

      Klage in den USA möglich

      "Bei Springer halten wir den Schaden für sehr einfach zu berechnen. Das Paket war vor der Insolvenz zwischen 1,5 und 1,7 Mrd. Euro wert. Verkauft wurde es ein halbes Jahr später für 667 Mio. Euro", sagte ein Kirch-Vertrauter in der "Welt am Sonntag". Dies sei ein Schaden von 1 Mrd. Euro. Wenn die Deutsche Bank es darauf ankommen lasse, werde man Prozesse für alle Gesellschaften im weit verzweigten ehemaligen Kirch-Reich führen. "Dann kommen wir in die Größenordnung einer Industrieproduktion", sagte der Vertraute von Kirch. Auch eine Klage in den USA sei weiterhin eine Überlegung.

      Breuer hatte in einem Fernseh-Interview in den USA gesagt: "Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen." Damit hat er nach Einschätzung Leo Kirchs den Zusammenbruch seines Medienimperiums eingeleitet.

      "Bankgeheimnis gebrochen"

      "Die Bank ist vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet gewesen und muss sich diese Äußerungen ihres damaligen Vorstandssprechers zurechnen lassen", hieß es in der Urteilsbegründung des OLG. Die Botschaft von Breuers Aussagen sei für einen wirtschaftlich informierten Hörer eindeutig gewesen: Kirch habe mit seinen Gesellschaften keine finanzielle Unterstützung der Banken mehr zu erwarten, wenn er nicht zur grundsätzlichen Umstrukturierung bereit sei.

      Die Deutsche Bank hat den Berichten zufolge bisher keine Rückstellungen für mögliche Zahlungen an den 77-jährigen Kirch gebildet. Für Schadenersatz an Kirch könnte die Bank ihren früheren Vorstandschef Breuer in Regress nehmen. Zwar träte dann die Managerhaftpflichtversicherung ein, doch deren Versicherungsschutz ist nach Informationen der "Welt am Sonntag" auf 200 Mio. Euro begrenzt. Kirch sagte "Focus" zu dem OLG-Urteil: "Mein Glaube an die Gerechtigkeit ist bestätigt worden."

      Die Chancen der Bank, das OLG-Urteil beim BGH überprüfen zu lassen, stehen nach Ansicht von Experten schlecht. "Eine Anfechtung der Entscheidung, die Revision nicht zuzulassen, ist nur möglich, wenn es sich um eine bislang ungeklärte Rechtsfrage handelt oder um die Weiterentwicklung des Rechts", sagte Prof. Rüdiger Veil von der Hamburger Bucerius Law School der "Welt am Sonntag". Beides liege aber nicht vor. Die Nichtzulassungsbeschwerde sei aber "für die Deutsche Bank die letzte Chance, eine Schadenersatzzahlung zu vermeiden".
      Avatar
      schrieb am 18.01.04 12:18:44
      Beitrag Nr. 840 ()
      Unter den Hammer geraten
      Die Deutsche Bank hat sich verschätzt: Kirch-Klage und Mannesmann-Prozess sind gefährlicher als gedacht. Die Konkurrenz reibt sich die Hände


      von Ulrich Reitz und Matthias Wulff

      Wenigstens eine tröstende Botschaft erfährt Josef Ackermann kommende Woche, und zwar aus dem Fernsehen: Sein Vorgänger im Mannesmann-Aufsichtsrat und frühere Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, stellt sich im Prozess um die Abfindungen bei Mannesmann demonstrativ hinter den Deutsche-Bank-Chef. "Ich hätte diese Entscheidung genauso getroffen", sagt Kopper in der N-tv-Sendung "Maischberger", die am Dienstag ausgestrahlt wird. Auch die Größenordnung der Zahlungen schockiere ihn nicht. "Ich halte das für angemessen. Für sehr richtig", so Kopper. Ackermann kann Rückendeckung gebrauchen. Die juristischen Probleme der größten deutschen Bank wachsen sich immer mehr zu einer massiven Image-Krise aus: In Italien stellen die Justizbehörden nach dem Parmalat-Skandal kritische Fragen. Kommenden Mittwoch beginnt das Mannesmann-Verfahren, bei dem Ackermann gemeinsam mit fünf weiteren Managern mindestens bis Juni zwei Tage die Woche in den Gerichtssaal muss. Und der Schadenersatz-Streit zwischen Ackermanns Aufsichtsratschef Rolf Breuer und dem Münchner Medienunternehmer Leo Kirch nimmt ernstere Formen an als gedacht.

      Das sind viele Fronten für eine Bank, die sich im internationalen Wettbewerb behaupten muss und deren Konkurrenten offensiv eine Übernahme nach der nächsten vollziehen. Während sowohl Vorstands- als auch Aufsichtsratschef durch ständige Prozess-Sitzungen lahm gelegt sind, buhlen die Wettbewerber aggressiv um Kunden. Und die internen Wachstumsziele der Deutschen Bank, eigentlich gut aufgestellt, geraten in Gefahr.

      Bank-Boss Ackermann selbst steht daher mächtig unter Druck. "Er ist sehr nervös", beschreibt ein ranghoher Manager des Geldhauses die derzeitige Gemütslage seines Chefs.

      Kein Wunder: Gerade in der Auseinandersetzung mit Kirch wurden die Risiken lange unterschätzt. Über Monate hinweg wurde die Schadenersatzklage als "völlig unrealistisch auf Erfolg" abgetan. Doch das Oberlandesgericht München hat die Bank im Dezember grundsätzlich zur Zahlung von Schadenersatz verurteilt, weil Breuer Kirchs Kreditwürdigkeit in einem Interview mit Bloomberg-TV in New York im Februar 2002 in Zweifel gezogen hatte, wodurch die Kirch-Pleite ausgelöst worden sein soll. Diese Woche nun ging die von Kirch beauftragte New Yorker Anwaltskanzlei Lowenstein Sandler zum Generalangriff über und verklagte die Bank, Breuer, den US-Kabelfernsehkonzern Liberty Media und dessen Gründer John Malone in den USA auf Schadenersatz. Ihre Vorstandschefs Rolf Breuer und John Malone seien "das Herz einer Verschwörung gewesen, die zur Zerstörung der Kirch-Gruppe" im April 2002 geführt habe. Lowenstein Sandler schickt Lawrence Rolnick, einen der besten US-Prozess-Anwälte, ins Rennen. Zu seinen Mandanten gehören Lucent Technologies, Credit Suisse First Boston und Lehman Brothers. Involviert war er auch in den Adelphia Skandal, bei dem er für seine Mandanten nach eigenen Angaben "einige hundert Millionen Dollar" einklagen konnte.

      Kirch geht es um mehr. Auf 15 Milliarden Euro taxieren die Anwälte den Wert seines Unternehmens zum damaligen Zeitpunkt. Und das Geld will er zurück. "Das würde sicherlich das Ende der Unabhängigkeit der Deutschen Bank bedeuten", sagt ein hochrangiger US-Investmentbanker. Im Umfeld von Kirch ist man der "festen Überzeugung, dass eine Verschwörung gegen uns stattgefunden hat. Daher streben wir den Prozess in den USA an." Stutzig sei man geworden, nachdem John Malone im Juni 2001 das deutsche Kabelnetz für 5,5 Milliarden Euro aufkaufen wollte, aber an den Filminhalten der Kirch-Gruppe wenig Interesse zeigte. "Malone war bei unseren wenigen Treffen immer voll auf Konfrontation aus und nicht verhandlungsbereit", erinnert sich ein früherer Manager des Konzerns. Die Verhandlungen zwischen der Kabel-Tochter der Deutschen Bank, Telecolumbus, und Liberty liefen offenbar reibungsloser. Die Deutsche Bank wolle ihr Kabelgeschäft an Liberty verkaufen und gleichzeitig zwölfprozentiger Anteilseigner der neuen Liberty Kabel Deutschland GmbH werden, schrieb dazu im November 2001 die "Süddeutsche Zeitung". Die Deutsche Bank habe als Kreditgeber für Kirch auf der einen und als Kabelbesitzer und künftige Investmentbank für Liberty in einem "Interessenkonflikt" gestanden und sich für Malone entschieden, heißt es heute im Kirch-Umfeld. "Beweise haben wir dafür noch nicht, das muss jetzt vor Gericht geklärt werden." Ziel für Kirch wird es sein, "das Motiv für die Äußerung von Breuer zu erfahren und warum er ausgerechnet in New York dieses Interview gab, während unsere Verhandlungen mit anderen US-Banken über ein neues Finanzierungskonzept liefen", heißt es weiter.

      Juristisch muss im ersten Schritt geklärt werden, ob die Klage in den USA zulässig ist. Dies dauert ein paar Monate. Falls Kirch Erfolg haben sollte, folgt der "Discovery Process", ein gesondertes Verfahren der Beweisaufnahme. Dort müssen alle Dokumente über Geschäftsverbindungen offen gelegt werden, und alle Beteiligte können befragt werden. Eine unangenehme Übung, bei der tonnenweise Material durchforstet wird und die Befragten von den Anwälten in rüder Manier auseinander genommen werden. Anschließend würde dann der eigentliche Prozess folgen, entweder vor einer Jury, bei der erfahrungsgemäß die Kläger gegen Konzerne bessere Chancen haben, oder vor einem allein entscheidenden Richter. "Fest steht, dass die Deutsche Bank kaum eine Chance in den USA haben wird, wenn die Klage erst mal zugelassen wird", sagt ein deutscher Medienmanager, der die Usancen vor amerikanischen Gerichten aus eigener Erfahrung kennt. Zudem habe Kirch bereits einen Sieg vor deutschen Gerichten errungen, was in den USA "sicherlich Eindruck" machen werde.

      Breuers Nachfolger Ackermann hat ein anderes Problem, auch mit der Justiz. Er muss im spektakulärsten Prozess der deutschen Wirtschaftsgeschichte, dem Mannesmann-Fall, Rede und Antwort stehen. Als Mitglied des Aufsichtsratsausschusses für Vorstandsangelegenheiten soll er die Millionenzahlungen für aktive und ehemalige Mannesmann-Manager abgenickt oder sie zumindest nicht verhindert haben. Ein Fall von Untreue?

      Thomas Rönnau, Professor an der Bucerius Law School in Hamburg, ist nicht sicher, ob Ackermann und seine betreffenden Kollegen im früheren Mannesmann-Aufsichtsrat alle Vorwürfe entkräften können: "Wenn die vom Aufsichtsrat festgesetzten Vergütungen als reines Geschenk zu betrachten sind und dafür im Gegenzug nichts ins Unternehmensvermögen zurückgeflossen ist, spricht einiges dafür, dass die Grenze zur Untreue überschritten ist." Der Rechtsexperte habe dann "Schwierigkeiten, in diesem Fall die daraus resultierende Gegenleistung für das Unternehmen zu erkennen".

      Bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) ist man gespannt: "Wenn es ein rechtskräftiges Urteil gibt, prüfen wir, ob das der im Kreditwesengesetz geforderten persönlichen Zuverlässigkeit von Herrn Ackermann widerspricht." Sei das der Fall, werde man handeln. Und beim Aufsichtsrat auf die Abberufung des Vorstandschefs drängen.

      Für Ackermann und sein Geldhaus wäre das der GAU. Dabei läuft das operative Geschäft spürbar gut.

      Seit seinem Wechsel an die Vorstandsspitze im Mai 2002, bilanzieren selbst Konkurrenten, hat der Schweizer viel erreicht. Zwar ist er von seinem zum Amtsantritt angekündigten Ziel, den Aktienkurs von 77 Euro zu verdoppeln, noch meilenweit entfernt. Und auch beim zu niedrigen Marktanteil auf dem Heimatgeschäft, vor allem im Filialgeschäft, sowie bei der Steigerung der Eigenkapitalrentabilität von rund 14 Prozent ist Ackermann noch nicht spürbar vorangekommen. Doch andere Erfolge stellten sich längst ein. So hat sich Ackermann zielstrebig von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Geschäftssparten und Beteiligungen getrennt sowie Kosten und Risiken konzernweit reduziert. Im Investmentbanking stieg die Deutsche Bank gemessen an den Erträgen zur Top drei der Branche auf. Im Kapitalmarktgeschäft (Global Market), dem wichtigsten Ertragsbringer des Hauses, erreichte die Deutsche Bank sogar Platz eins. Außerdem stellte er die Leitung der Bank auf eine angelsächsisch geprägte Führungsstruktur um - und führte das Chief Executive Comitee ein, was ihm an den bevorstehenden Verhandlungstagen spürbare Entlastung verschafft.

      Doch die Erfolge verblassen. "Die guten Nachrichten werden von den Skandalen überdeckt", klagen ranghohe Manager der Deutschen Bank.

      Die Probleme mit der Justiz und dem Image stürzen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt auf den Chef des Branchenprimus ein. Die weltweite Konsolidierung des Bankenmarktes ist in vollem Gang.

      Auch die deutschen Wettbewerber wittern Morgenluft. "Wir werden die negativen Schlagzeilen ausnutzen", sagt ein ranghoher Manager einer Frankfurter Bank. Es sei wie bei einem Boxkampf: "Ist ein Boxer angeschlagen, wachsen dem anderen Flügel."

      Vor allem im Firmenkundengeschäft, orakeln Beobachter, werde die Konkurrenz versuchen, Kapital aus der Imagekrise zu schlagen. "Bei uns wissen die Kunden wenigstens, wer im kommenden Jahr auf dem Vorstandsstuhl sitzt", ist in den Türmen der Wettbewerber derzeit ein häufig gehörtes Argument.

      "Die Bank ist dadurch nicht gelähmt", sagt zwar einer von Ackermanns Vertrauten. Strategische Weichenstellungen ändere man schließlich nicht über Nacht.

      Doch eine andere Gefahr ist auch in den Frankfurter Zwillingstürmen nicht zu übersehen: "Kunden und Investoren könnten durch die Verhandlung verunsichert werden", sagt ein Deutsche-Bank-Manager. "Es ist deshalb durchaus möglich, dass wir unsere Erträge nicht im vorgesehenen Maß steigern und auch der Aktienkurs unter Druck kommen kann."

      Das darf nicht passieren. Bei der Marktkapitalisierung liegt der deutsche Branchen-Primus weltweit lediglich auf Platz 16. Das Risiko einer Übernahme steigt. Vor allem der US-Riese Citigroup wird für die Deutsche Bank zur Gefahr. Weil die Konkurrenzbank JP Morgan Chase durch die Übernahme von Bank One zur zweitgrößten US-Bank mutiert, kommt die Citigroup in Zugzwang - und könnte verstärkt in Europa expandieren. Ein mögliches Ziel haben die Amerikaner bereits ausgemacht: "Die Deutsche Bank", so ein ranghoher Citigroup-Manager, "ist sicherlich das beste Geldhaus, das es in Deutschland gibt." Und natürlich, so der Mann, sei für einen Zukauf in Deutschland das Beste gerade gut genug.

      Artikel erschienen am 18. Jan 2004

      © WAMS.de 1995 - 2004
      Avatar
      schrieb am 05.06.04 23:54:38
      Beitrag Nr. 841 ()
      AFFÄREN

      Die Milliarden-Spur

      Das Ermittlungsverfahren gegen Leo Kirch und seine Gehilfen bringt Licht in den dubiosesten Filmdeal der deutschen TV-Geschichte - und hat für den Pleitier womöglich fatale Folgen.


      Die beiden alten Männer, die sich Anfang Januar in Berlin wiedertrafen, verbindet vieles. Beide haben aus dem Nichts Milliarden-Imperien aufgebaut. Sie meiden Medienauftritte, viele Jahre gab es von den Unternehmern keine aktuellen Fotos. Und mindestens einmal haben die beiden über ihre weit verzweigten Firmenimperien einen Aufsehen erregenden Milliarden-Deal miteinander gemacht, obwohl sie eigentlich in verschiedenen Branchen unterwegs waren. Otto Beisheim machte in Cash and Carry, Leo Kirch machte Cash mit Medien.

      Es gibt aber einen gravierenden Unterschied: Die Geschäfte des Metro-Gründers Beisheim (unter anderem Saturn, Media Markt), der in der Hauptstadt mit rund 400 Gästen seinen 80. Geburtstag und die Einweihung seines 450 Millionen Euro schweren Beisheim-Centers am Potsdamer Platz feierte, florieren. Sein Geburtstagsgast Leo Kirch, 77, hingegen hat bei der spektakulären Insolvenz seines Imperiums vor zwei Jahren alles verloren: sein Lebenswerk, seine Reputation und - das jedenfalls wäre anzunehmen, und so kolportiert es sein Umfeld - den Großteil seines Vermögens.

      Beim Fest seines Freundes Beisheim zeigte sich der Patriarch erstaunlich gut aufgelegt. Die Milliarden-Forderungen der 1282 Gläubiger, Kirchs unsportlicher Geheimvertrag mit dem FC Bayern und die dubiosen Beraterverträge mit Helmut Kohl und zahlreicher seiner konservativen Ex-Kabinettskollegen - an diesem Abend waren sie ebenso wenig Thema wie die juristischen Ärgernisse. Immerhin läuft gegen den Patriarchen selbst und zwei seiner treuesten Gehilfen seit eineinhalb Jahren ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München. Der unschöne Vorwurf: Verdacht auf Untreue und Urkundenfälschung.

      Lange ging in dem Verfahren wenig voran. Doch vor wenigen Wochen erhielten die Münchner Ermittler von den Schweizer Behörden umfangreiche Bank-Akten über Nummernkonten und dubiose Stiftungen. Nun ist die Staatsanwaltschaft plötzlich einen Riesenschritt weiter - wenn auch nicht in ihrem Kernverfahren: Nach 15 Jahren gibt es neue erhellende Fakten über eines der dubiosesten und mysteriösesten Geschäfte in der deutschen Fernsehgeschichte, an dem sich die Münchner Steuerfahndung jahrelang vergebens abgemüht hatte.

      Es geht um den Milliarden-Deal zwischen Kirch und Beisheim aus dem Jahr 1989. Von Anfang an bestand der Verdacht, es habe sich dabei um ein Scheingeschäft mit nur einem Zweck gehandelt - nämlich dem damals extrem klammen Kirch, am deutschen Fiskus vorbei, ein stattliches Schwarzgeldpolster zu verschaffen.

      Die bisherige Lesart des Geschäfts lief so: Eine Firma aus Beisheims Einflussbereich, die MH Medien Handels AG, die wenige Tage zuvor noch Mid-Part AG hieß und mit Medien nichts zu tun hatte, kaufte von Kirch ein dickes Filmpaket für 550 Millionen Mark. Kurz darauf erwarben die Kirch-Sender ProSieben und Sat.1 unter seltsamen Umständen die Ware - für die sagenhafte Summe von etwa 1,5 Milliarden. Der damalige Sat.1-Chef Werner Klatten tätigte den Kauf gar gegen den Willen seines Aufsichtsrats.

      Von Anfang an hielt sich der Verdacht, der Löwenanteil der famosen Geldvermehrung sei, an der deutschen Steuer vorbei, wieder bei Kirch gelandet. Findige Rechercheure stießen noch auf eine ominöse Rocks AG in Liechtenstein und auf viel sagende interne Dokumente aus dem verschwiegenen Beisheim-Reich. Mehr gab es nicht. Der Verbleib der vielen Millionen blieb vollends im Dunkeln. Jetzt gibt es eine neue Spur.

      Im Januar 2003 enthüllte der SPIEGEL (2/2003), dass eine ominöse und bis dato unbekannte Faller Stiftung aus Liechtenstein plötzlich und wie aus dem Nichts im Sinne Kirchs eine Kreditschuld von 121,9 Millionen Dollar getilgt hatte. Seit drei Wochen nun liegt der Staatsanwaltschaft München ein Schreiben des langjährigen Kirch-Anwalts und -Intimus Peter Gauweiler vor, als Co-Absender unterzeichnet der emeritierte Rechtsprofessor Ekkehard Schumann. Es bringt Licht ins Dunkel des Beisheim-Deals - und könnte die Erklärung für den plötzlichen Faller-Millionensegen sein.

      Durch die Schweizer Dokumente offenbar in Erklärungsnot geraten, bitten die Anwälte die Ermittler "nachdrücklich, bei Nachfragen darauf hinzuweisen, dass der Staatsanwaltschaft von (...) schwarzen Kassen nichts bekannt ist". Ganz nebenbei räumen sie "der guten Ordnung halber" indes Sensationelles ein - nämlich dass schon im ersten Beisheim-Handel nicht nur wie bislang vermutet 550 Millionen Mark an Kirch flossen, sondern fast das Doppelte: "Das Gesamtentgelt betrug DM 1,005 Milliarden."

      Von dieser Summe, so schreiben die Anwälte weiter, sei ein Großteil direkt beim Firmeneigner selbst gelandet. "In Höhe von mehreren hundert Millionen DM wurde der Kaufpreis als entnommenes Privatvermögen des Herrn Dr. Kirch behandelt."

      Noch pikanter wird diese Neuigkeit durch eine parallele Entdeckung der Schweizer Ermittler: Aus Unterlagen zu den Konten der Faller Stiftung, die am 31. März 1997 eingerichtet wurde, geht eindeutig hervor: Wirtschaftlich Berechtigte am Vermögen der Stiftung ist niemand anderes als Ruth Kirch, seit fast 50 Jahren Ehefrau des gestrauchelten Medienmagnaten.

      Kirchs Advokaten beteuern in ihrem Brief vom 13. Mai, bei dem dubiosen Beisheim-Deal habe natürlich alles seine Ordnung gehabt: Das Gesamtentgelt von 1,005 Milliarden Mark sei "von unserem Mandanten und seiner Unternehmensgruppe ordnungsgemäß versteuert" worden.

      Das scheint ungefähr so plausibel, als würde sich ein normaler Angestellter sein Monatsgehalt samt diversen Nebeneinkünften in Tranchen über die Cayman Islands auf mehrere Schweizer Nummernkonten überweisen lassen - nur, um dem deutschen Fiskus natürlich von jedem Euro gewissenhaft Mitteilung zu machen.

      Das weiß auch die Staatsanwaltschaft - doch ihr sind die Hände gebunden. Die Akten aus der Schweiz wurden nur mit der ausdrücklichen Auflage übersendet, sie nicht in einem Steuerverfahren zu benutzen. Strafrechtlich interessant wären die Faller-Millionen nur, wenn Kirch sie vor der Insolvenz aus seinem Imperium abgezwackt hätte - dann hätte er sich der Untreue strafbar gemacht.

      Dennoch könnte die Steuerfahndung München die 1998 ergebnislos abgeschlossenen Ermittlungen nach der Gauweiler-Offenbarung wieder aufnehmen. Denn warum sollte Kirch damals ein dreijähriges, massiv rufschädigendes Verfahren stumm erduldet haben, wenn das Geld doch ordentlich versteuert war?

      Und warum ließ der Patriarch sein Lebenswerk zu Grunde gehen, wo er oder seine Frau doch über die Faller Stiftung nach seiner Insolvenz offenbar noch dreistellige Millionensummen mobilisieren konnten? Vielleicht, weil es sich eben doch um Schwarzgeld handelt, das er eigentlich gar nicht haben durfte?

      Während die Kirch-Gläubiger von der Großbank bis zu der Gastwirtschaft, die Ziel des letzten Betriebsausflugs war, weiter auf ihre Forderungen warten, flossen auf das Faller-Konto allein von August bis September 2002, beginnend also nur vier Monate nach der Pleite, 78,6 Millionen Dollar - laut Kontoauszug mal als "Festgeld Liquidation", mal als "Devisen"-Eingang. Weitere Eingänge in Höhe von 65 Millionen Dollar, die am 17. Dezember 2002 auf das Faller-Konto überwiesen wurden, stammen unter anderem von einem Nummernkonto, das die Schweizer Behörden ebenfalls Ruth Kirch zuordnen.

      Was von den Beteuerungen, das Beisheim-Geld sei ordentlich versteuert worden, zu halten ist, lassen unter anderem die erbitterten Versuche erahnen, mit Hilfe Schweizer Spitzenanwälte die jetzt erfolgte Amtshilfe der Eidgenossen zu verhindern - was 15 Monate lang auch gelang.

      Schon im Januar 2003 hatten Schweizer Ermittler im Skiort St. Moritz, in dessen Nachbarort Silvaplana die Kirchs ein Apartment besitzen, eine Filiale des Schweizer Bankhauses Credit Suisse durchsucht und umfangreiches Material über das Konto mit der Nummer 4647/84234732-1 beschlagnahmt - das Konto der Faller Stiftung. Noch an Ort und Stelle erwirkte die Bank eine Versiegelung der Unterlagen, die erst Monate später per Gerichtsbeschluss wieder aufgehoben wurde.

      Auch gegen das Rechtshilfeersuchen gab es heftigen Widerstand: So legte nicht nur der Treuhänder Josef Jörg juristischen Widerspruch ein, der als Bevollmächtigter die Faller-Konten verwaltete, sondern auch Ruth Kirch. Sie wehrte sich nicht nur gegen Weiterleitung der Dokumente nach Deutschland, sondern wollte sogar die in der Schweiz übliche Veröffentlichung des entsprechenden Urteils im Internet verhindern - schlimmstenfalls, forderten ihre Anwälte, sei das Urteil zumindest "so zu anonymisieren, dass keine Rückschlüsse auf die Beschwerdeführerin als Inhaberin des Nummernkontos (...) bei der Bank möglich seien".

      Die juristische Argumentation, mit der Ruth Kirchs Rechtsvertreter das Schweizer Bundesgericht von der Rechtshilfe abhalten wollten, steht in gewissem Widerspruch zum Schreiben Gauweilers: "Bei Herausgabe der Akten ist ein Steuerverfahren in Deutschland unausweichlich."

      MARCEL ROSENBACH, JÖRG SCHMITT
      Avatar
      schrieb am 06.06.04 00:13:31
      Beitrag Nr. 842 ()
      Hallo rv, da bist Du mir um ein paar Minuten zuvorgekommen.

      Die Sache bleibt erstmal weiter dubios und deutet auf klomplizierte Buchungswege zur Verschleierung von Einflussnahmen - eventuell zu Gunsten Driter - hin.
      Beruhigend ist natürlich, dass die Familie Kirch nicht zum Sozialfall wurde. Denn sonst hätte die Allgemeinheit noch für das Sendegebahren des Leo incl. seiner teuren Fussballrechte auf indirekte Weise mit aufkommen müssen.
      Haffa war insgesamt gesehen der bessere Prvatisierer von Investorengeldern.
      Solange Stoiber noch große Politik machen wird, wird auch die Kirch-Affäre weiter köcheln.

      Gruß
      profitgenius
      Avatar
      schrieb am 07.06.04 09:05:24
      Beitrag Nr. 843 ()
      Hallo profitgenius,

      hast du schon mal erlebt, dass ein Milliardär zum Sozialfall wurde? Das passiert allenfalls seinen Angestellten...

      Politisch allerdings ist der Einfluss des Kirch-Clans doch gegen Null gegangen.
      In Bayern werden aber nicht mal die Affären aus der Strauß-Zeit aufgearbeitet. So wird Stoiber keine Angst haben müssen, dass da etwas überkocht.

      Gruß, rv.
      Avatar
      schrieb am 07.06.04 22:57:52
      Beitrag Nr. 844 ()
      @rv

      Affären kommen nur dann ans mediale Tageslicht, wenn der Delinquent sich eines groben Verstoßes gegen den Konsens schuldig macht. Das kann man bei Stoiber jedoch nur ansatzweise feststellen. Wären die Bayern ein tatsächlicher Störfaktor, wären sie schon längst medial abgefackelt worden.
      Es ist wie im Fernsehkrimi: wenn die Szene abgedreht ist, trinken "Täter" und "Opfer" miteinander einen Cocktail - sofern sie kollegiale Gefühle füreinander hegen.

      Damit es Stoiber leichter fällt, populistischen Versuchungen zu widerstehen, gibt es halt die "Affäre". Welche - das ist eigentlich egal. Da er ein unsteter Geist ist, gibt es ständig neue. Wo die Capos (ital. für Köpfe) zuverlässiger sind, kommt man mit weniger Affären aus.

      Gruß
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