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    Dumme deutsche Schüler? So wird`s gemacht! - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 24.02.02 15:52:20 von
    neuester Beitrag 24.02.02 20:42:06 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 24.02.02 15:52:20
      Beitrag Nr. 1 ()
      Das Land, in dem die Besten Lehrer werden - Warum Finnlands Schüler Weltmeister sind / Von Heike Schmoll


      Im Südhafen schwimmt dickes Packeis. Neben der S-Bahn nach Vantaa staubt der Neuschnee in dichten Wolken. Vantaa, ein sozial gemischter Vorort von Helsinki, ist fast mit dem Stadtkern verwachsen. Hier leben viele ärmere Finnen, aber auch zahlreiche Ausländer. Während deren Anteil in Finnland insgesamt bei nicht mehr als zwei Prozent liegt, beträgt er in Vantaa in manchen Schulklassen bis zu zehn Prozent. Vor der Grundschule hat gerade eine dritte Klasse ihre Sportstunde auf dem Eisweiher. Die Schlittschuhe liegen neben den Schulranzen. Es ist eine sogenannte Sprachbad-Klasse.


      Die Kinder haben in den ersten beiden Klassenstufen der finnischen Einheitsschule sechs bis sieben Stunden Deutsch in der Woche. Alle Sachfächer werden auf deutsch unterrichtet, das sind Sachkunde, Musik, Handarbeit und Kunst, Sport und Mathematik. Mathematik wird allerdings zunächst auf finnisch gelehrt. Erst wenn den Kindern die mathematischen Begriffe vertraut sind, wird ins Deutsche gewechselt. Finnisch und Religion werden aus guten Gründen in der Muttersprache gegeben. "Wer kann ,Schlittschuhlaufen` an die Tafel schreiben?" fragt die Lehrerin. Sie spricht nahezu akzentfrei Deutsch und ist eine erfahrene Grundstufenpädagogin.


      Kalle versucht sich an der Tafel. "Schlttschlufen" malt er mit vorsichtigen Bewegungen. "Das ist ein ungeheuer langes Wort", sagt die Lehrerin und fügt stillschweigend die fehlenden Buchstaben hinzu, ohne Kalles Vorschlag wegzuwischen. Sie weist nicht eigens darauf hin, daß Buchstaben fehlen. Denn in Finnland wäre das ein schwerer didaktischer Fehler. Kein Lehrer blamiert einen Schüler vor der Klasse und tadelt seine mangelhafte Leistung.


      Hat das Land trotzdem oder gerade deshalb die besten Ergebnisse im Lesen sowie hervorragende in Mathematik und Naturwissenschaften bei der Pisa-Studie erzielt? Offenbar führt die positive Bestärkung durch die finnischen Lehrer zu einem entspannten und ermutigenden Lern- und Schulklima. Die Pisa-Ergebnisse haben für zusätzliche Aufbruchstimmung unter den Lehrern gesorgt. Aber resigniert waren sie ohnehin nicht. Während in Deutschland jeder meint, Bildungsdebatten führen zu müssen und über Schule mitreden zu können, wird in Finnland die Professionalität der Lehrer anerkannt.


      Es käme auch kein Politiker auf den Gedanken, Lehrer öffentlich zu beschimpfen. Lehrer können sich durch Rücksprache mit Speziallehrern, Schulpsychologen und Ärzten an der Schule selbst in ihrem Urteil absichern. Außerdem sind die finnischen Lehrerfortbildungen anspruchsvoll. Die Lehrer erwarten etwas von ihrer Fortbildung, zu der sie häufig durchs halbe Land reisen müssen. Mit gruppendynamischen Mätzchen wie hierzulande sind sie nicht abzuspeisen. Kein Lehrer verzichtet darauf, sich didaktisch auf den neuesten Stand bringen zu lassen. "Wenn ich da nicht hingehe, dann entwickele ich mich doch nicht weiter", sagt eine Grundschullehrerin.


      In Finnland sind es die besten Abiturienten, die sich für das Lehramt entscheiden - trotz des nicht gerade üppigen Gehalts. Selbst für die Grundschule gibt es unterschiedliche Lehrerausbildungen, eine als Klassenlehrer, eine als Fachlehrer. Auch wenn an jeder Schule ein Speziallehrer mit sonderpädagogischer Zusatzausbildung arbeitet, verfügen alle Lehrer über gute diagnostische Fähigkeiten. Schnell schicken sie Schüler, die nicht mitkommen, zum Schulpsychologen oder zum Speziallehrer. Die Entlastung der Lehrer von allen Aufgaben, die über die pädagogische Arbeit im engen Sinne hinausreichen, gehört zu den Erfolgsrezepten des finnischen Schulsystems.


      Hinzu kommt, daß sich hinter dem Konzept der Einheitsschule (alle besuchen in den Klassen eins bis sechs zunächst die Grundstufe und dann bis zur neunten Klasse die Mittelstufe) ein äußerst individueller Zugang zu den Schülern verbirgt. Von Gleichmacherei ist da nichts zu spüren. "Jedes Kind lernt anders, darauf müssen wir eingehen", sagt eine Grundschullehrerin. Die Individualisierung kann so weit gehen, daß Kinder auf sie zugeschnittene Lehrpläne erhalten - etwa beim Spezialunterricht für Fächer, in denen sie schwach sind.


      Ohnehin macht jede Schule ihren eigenen Lehrplan, der allerdings den Rahmenrichtlinien des Zentralamtes für Unterrichtswesen in Helsinki entsprechen muß. In zwei Jahren soll die große Freiheit der Schulen bei der Gestaltung des Unterrichtsstoffs allerdings durch detaillierte Lehrpläne eingegrenzt werden. Auch eine zentrale Evaluierungsbehörde soll es dann geben. Aber mit der Konzeption des Unterrichtsstoffs ist es nicht getan. Bei einer Befragung finnischer Schulleiter hat sich ergeben, daß nicht die Ressourcenknappheit der Kommunen - sie zahlen die Gehälter - das größte Problem ist. Vielmehr versuchen die finnischen Eltern zunehmend, ihre Erziehungsaufgaben auf die Schule abzuwälzen. Auch finnische Lehrer haben mit unerzogenen Kindern zu kämpfen, die sie am Unterrichten hindern.


      Der Spezialunterricht trägt entscheidend zu einem ermutigenden Lernklima bei. Er ist so organisiert, daß er nicht als Nachsitzen verstanden werden kann. Der individuelle Unterricht im vertrauten Raum und in einer kleinen Gruppe wird von den Schülern eher als besondere Zuwendung erfahren - und nicht als eine Stigmatisierung. Das Land läßt sich den Luxus eines staatlichen Förderunterrichts einiges kosten: Die Ausgaben für Bildung liegen weit über dem OECD-Durchschnitt und den deutschen Aufwendungen. Ein riesiger Markt des Nachhilfeunterrichts wie hierzulande könnte sich in Finnland nicht entwickeln - schon aus geographischen Gründen nicht.


      Was in Deutschland nicht durch die Schulen aufgefangen wird, muß privat organisiert werden. Es ist alarmierend, daß sich die Zahl der Schüler, die Nachhilfeunterricht erhalten, zwischen 1995 (330000) und 2001 nahezu verdoppelt hat (600000). Deutsch, Mathematik und Englisch sind die gefragtesten Fächer, also gerade die Kernkompetenzen, die für den Schulabschluß und die spätere Berufskarriere eine Schlüsselrolle spielen. Das finnische Fördersystem auf die deutsche Schule zu übertragen wäre mit einer enormen Steigerung der Bildungsausgaben verbunden. Angesichts der Staatsfinanzen ist ein solches Ansinnen völlig unrealistisch.


      In Finnland ist es keine Seltenheit, daß sich zwei Lehrer in einem Klassenraum befinden. Einer betraut etwa die fortgeschrittenen Schüler mit besonderen Aufgaben, ein anderer festigt die Kenntnisse der schwächeren. Auch in Vantaa arbeitet gleichzeitig eine Schulassistentin aus Österreich im Unterricht mit. Sie kniet gerade neben einem Drittkläßler und erklärt ihm, wie ein Wort geschrieben wird.


      "Wiederholen, immer wiederholen, das ist das Allerwichtigste", sagt die Deutschlehrerin aus der Sprachbad-Klasse. Die "Raupe Nimmersatt" war dran, die sich durch ein Stück Obst und Gemüse nach dem anderen frißt. Die Schüler lernen die deutschen Bezeichnungen für die wichtigsten Obst- und Gemüsesorten und erfahren im Sachunterricht gleichzeitig mehr über die Entwicklung einer Raupe zum Schmetterling. Fremdsprachen-Unterricht in der Grundschule kann nur gelingen, wenn er kindgemäß, erzählerisch und mit spielerischen Elementen erteilt wird, aber keineswegs auf klare Lernziele verzichtet. Damit haben die Finnen seit 1964 Erfahrung. Damals wurde in der Grundschule die erste Fremdsprache im dritten Schuljahr eingeführt.


      Das Beherrschen einer fremden Sprache steht und fällt jedoch mit der Kenntnis der eigenen. Die Finnen haben zu ihrer ein ganz besonderes Verhältnis. Finnisch wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts als Amtssprache anerkannt. Die Finnen wissen zwar, daß sie sich auf einer einsamen Sprachinsel befinden, aber sie pflegen ihre eigene Sprache und ihre Literatur mit einem unübersehbaren Nationalstolz. Gleichzeitig verlieren sie Europa nicht aus dem Blick. Wer die Welt außerhalb Finnlands wahrnehmen will, muß mindestens eine Fremdsprache lernen. Vielleicht gelingt das finnischen Schülern auch deshalb besser, weil sie ihre eigene Muttersprache sicherer beherrschen.


      In Vantaa jedenfalls gibt es sogar in der Grundstufe eine eigene Schülerzeitung, in der Texte von älteren und jüngeren Schülern veröffentlicht werden. Auch Zweitkläßler liefern zu. Zwar hat die finnische Sprache den Vorteil, daß sie sich genauso schreibt, wie sie sich spricht, aber dafür ist die Grammatik um so komplizierter. Deutsche Pluralbildungen wie "Fuß" und "Füße" schrecken finnische Schüler nicht. Lesen und Schreiben gehörten zusammen, meinen die Lehrer. Trotzdem gibt es keine Diktate und auch keine Erörterungsaufsätze. Meist bekommen die Kinder angefangene Geschichten vorgesetzt, die sie zu Ende schreiben müssen. In Finnland zählt die Phantasie.


      Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.2.2002
      Avatar
      schrieb am 24.02.02 16:21:43
      Beitrag Nr. 2 ()
      Das finnische Fördersystem auf die deutsche Schule zu übertragen wäre mit einer enormen Steigerung der Bildungsausgaben verbunden. Angesichts der Staatsfinanzen ist ein solches Ansinnen völlig unrealistisch.

      --- nicht nur angesichts des staatsfinanzen ist ein solches ansinnen völlig unrealistisch. wie ich dem artikel entnehme, steckt bei der berufswahl vorallem überzeugung hinter. hier in deutschland ist der freizeitgedanke hauptgrund bei der berufswahl (lehrer), ferner findet man hier wenige die sich gerne weiterbilden, denn schließlich kostet es ja auf kosten der freizeit.


      Die Finnen haben zu ihrer ein ganz besonderes Verhältnis. Finnisch wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts als Amtssprache anerkannt. Die Finnen wissen zwar, daß sie sich auf einer einsamen Sprachinsel befinden, aber sie pflegen ihre eigene Sprache und ihre Literatur mit einem unübersehbaren Nationalstolz.

      --- auch hier entdeckt man einen großen unterschied zwischen den finnen und uns. während man dort seine sprache pflegt und trotzdem sich fremden sprachen nicht verschließt, wird hier alles möglich getan, um die eigene sprache zu zerstören und das obwohl die deutsche sprache eine bedeutend längere geschichte und kultur aufzeigen kann.

      fazit : deutschland nein danke!!! dieses land wird in einiger zeit von jeder bananenrepublik in jeglichen punkten, ob es die wirtschaftskraft, das wachstum, die schulausbildung oder was auch immer, überholt werden.
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      schrieb am 24.02.02 17:18:39
      Beitrag Nr. 3 ()
      Avatar
      schrieb am 24.02.02 18:06:49
      Beitrag Nr. 4 ()
      ....schon mal an die ausländer (10%) gedacht...
      Avatar
      schrieb am 24.02.02 18:43:55
      Beitrag Nr. 5 ()
      Irgendwann werden wir uns mal eingestehen müssen, dass die sogenannte Staatsschule clamheimlich mehr und mehr "Unterrichtsvorbilder" aus der Waldorfschule übernimmt.
      Die neueste Planung ist der Fremdsprachenunterricht...

      Grüßle

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      schrieb am 24.02.02 18:47:46
      Beitrag Nr. 6 ()
      Wen wundert das denn in unserem föderalen zerplitterten Bildungssystem, in denen Kinder nach den Vorgaben der Gewerkschaft GEW gequält und verbildet werden!?

      Solange Gewerkschaftsbonzen und sozialdemokratische Faulenzer über unsere Bildungspolitik entscheiden, gibt`s nur einen Weg: weiter abwärts ans Ende der Europäischen Lokomotive!

      Jagger
      Avatar
      schrieb am 24.02.02 20:42:06
      Beitrag Nr. 7 ()
      Jagger, Rot oder Schwarz, wir kommen weder mit den einen noch mit den anderen aus dem Schlamassel raus.

      In Baden-Württemberg sitzt Frau A.Schawan, CDU und hatte ne Menge ultimativer Ideen, gegen die Schulen und Eltern laufend protestierten.
      Allein das Thema Unterrichtsausfall ist eine unendliche Geschichte....
      Aber alle anderslautende Meinungen waren in Frau Schawans Augen Dreck.
      Jetzt ist sie gerade etwas kleinlaut.
      Aber so selbstherrlich, wie die sich so einschätzt, hält das nicht lange an.

      BonMala


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