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    FTD: Die Zockerbörse hat noch eine zweite Chance - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 06.03.02 00:27:05 von
    neuester Beitrag 06.03.02 09:18:18 von
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      schrieb am 06.03.02 00:27:05
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aus der FTD vom 6.3.2002 www.ftd.de/neuermarkt
      Die Zockerbörse hat noch eine zweite Chance
      Von Tim Bartz, Frankfurt

      Eigentlich gibt es keinen Grund zum Feiern, wenn die Deutsche Börse am Mittwoch Abend mit rund 700 Gästen den 5. Geburtstag des Neuen Marktes zelebriert. Zu sehr hat das einstmals umjubelte Wachstumssegment in den letzten Jahren an Renommee eingebüßt.

      Zu viele Anleger haben um manch bittere Erfahrung reicher und viele Euro ärmer der Zockerbörse den Rücken gekehrt, als dass Partystimmung aufkommen könnte. Und dennoch sind die verbliebenen Spieler durchaus zuversichtlich, dass der Neue Markt das Schlimmste inzwischen überstanden hat.

      Rückblende: Vier Tage vor dem 3. Geburtstag des Neuen Marktes am 6. März 2000 erklimmt der Auswahlindex Nemax 50 mit 9208,98 Punkten ein vorläufiges Rekordhoch. Zahlreiche Kaufempfehlungen treiben Papiere wie Vectron und Easy Software um bis zu 43 Prozent in die Höhe. Einer der größten Kursgewinner an diesem Montag, einem Rosenmontag, ist die Aktie der Software-Schmiede Poet, die mit 185 Euro den Handel beendet. Zugleich kündigen die Internetunternehmen mens.Net@G und Ision ihren Börsengang an.


      Zwar gibt es bereits mahnende Stimmen, die angesichts der spektakulär hohen Bewertungen vor einer drastischen Kurskorrektur von bis zu 40 Prozent warnen. Doch nur vier Tage später, am 10. März 2000 und damit pünktlich zum Geburtstag, klettert der Nemax 50 auf sein Allzeithoch von 9694,07 Zählern. Die 10.000er Marke ist greifbar nahe.



      Es war einmal...


      Was wie ein Börsenmärchen klingt, hat wirklich stattgefunden und ist gerade einmal zwei Jahre her. Heute gibt es am Neuen Markt keine einzige Aktie mehr, die über 100 Euro kostet. Vectron, Easy Software und Poet notieren gefährlich nahe an der 1-Euro-Schwelle, eines der beiden Kriterien, ab der Firmen für einen Zwangsausschluss durch die Deutsche Börse in Frage kommen. Beim zweiten Delisting-Kriterium, der Marktkapitalisierung, liegen alle drei Unternehmen mittlerweile unter dem Schwellenwert von 20 Mio. Euro.


      Der Nemax 50 pendelt derweil seit Monaten um die Marke von 1000 Punkten, nachdem er zeitweilig sogar dreistellig notierte. Der Begriff "Börsengang" ist mittlerweile ein Fremdwort geworden. Das letzte "Initial Public Offering" (IPO) am Neuen Markt gab es im Juli 2001, als der eher biedere Telematikdienstleister Init sein Debüt feierte. Die mens.Net@G dagegen ist niemals an die Börse gegangen, Ision inzwischen vom britischen Konkurrenten Energis übernommen worden.



      Keine Existenzängste


      "Der Neue Markt ist ungemein wichtig und wird weiter existieren", sagt trotz allem Sascha Hirsch, der für die Dresdner-Bank-Tochter DIT den Publikumsfonds "DIT Neue Märkte Europa" managt. "Volkswirtschaftlich hat der Neue Markt mehr gebracht als jedes Gespräch im Bündnis für Arbeit", verweist Hirsch auf rund 200.000 Arbeitsplätze, die bei den Firmen des Segmentes und in ihrem Umfeld entstanden sind.


      Hirsch hat seinen rund 50 Mio Euro schweren Fonds breit gestreut: Der "DIT Neue Märkte Europa" umfasst etwa 80 Titel, 46 davon stammen vom Frankfurter Neuen Markt. Dabei achtet der Fondsmanager nicht auf das Herkunftsland einer Einzelaktie.


      "Wir legen auch keinen Wert darauf, ob der Titel im Nemax 50 notiert oder nur im Nemax All Share", sagt Hirsch. Entscheidend seien einzig das Geschäftsmodell, die Seriosität des Managements und die Ertragsstärke des Unternehmens. So wie Hirsch argumentieren die meisten Fondsmanager. Diskussionen wie die um ein "Prämiumsegment" für die großen und liquiden Werte halten die Geldverwalter für überflüssig.


      In die gleiche Kerbe schlägt Karl Fickel vom Fondsanbieter Lupus Alpha. "Die Mitgliedschaft im Nemax 50 allein schützt nicht vor Dummheit", sagt Fickel. Die aktuellen Probleme von Indexschwergewicht Mobilcom stützen seine Theorie.



      Prozesse über Prozesse


      "Viel wichtiger ist, dass die Deutsche Börse durch das 4. Finanzmarktförderungsgesetz mehr Gestaltungsmöglichkeiten erhält", sagt Stefan Müller von Activest. "Dann hätte zum Beispiel die Prozesshuberei um die Delisting-Regeln ein Ende".


      Derzeit sind zahlreiche Prozesse anhängig, in denen vom Ausschluss bedrohte Neuer-Markt-Firmen die im Oktober 2001 eingeführten Regeln torpedieren wollen. Die Zahl der Nemax-Mitglieder ist durch 13 zwangsweise und 18 freiwillige Austritte auf 319 geschrumpft, Tendenz weiter fallend. Die Höchstzahl datiert vom Juni 2001 mit 345. Erst am Dienstag kündigte mit SER Systems eines der ältesten Mitglieder den freiwilligen Wechsel in den Geregelten Markt an. Der Grund: Die hohen Kosten für die Betreuerbanken von rund 100.000 Euro.


      Auch Müller, der den "Activest Lux New Markets" managt, hält nicht viel von Panikmache. Mit Blick auf das große Vorbild Nasdaq wirbt er um Zeit für den notwendigen Reifeprozess. Die Anfang der 70er Jahre gegründete US-Hightech-Börse war zu Beginn dramatisch abgestürzt. Delistings und Firmenpleiten gehören seither zum Erscheinungsbild.


      "Diesen Prozess macht jetzt auch der Neue Markt durch", sagt Müller. Durch eine schärfere Regelung der Haltefristen für Altaktionäre, der Prospekthaftung und der Bilanzerstellung werde sich das rechtliche Umfeld verbessern, hofft der Fondsmanager. Voraussetzung für eine nachhaltige Erholung des Neuen Marktes sei aber eindeutig ein konjunktureller Aufschwung. "Nur wenn die Old Economy Geld in die Hand nimmt, kann die New Economy überleben".



      Aixtron und Qiagen wollen bleiben


      Für die wenigen etablierten Firmen des Neuen Marktes kommt eine Flucht in andere Börsensegmente derzeit nicht in Frage. Sowohl Analysten-Liebling Aixtron als auch Biotech-Branchengröße Qiagen wollen bleiben. "Wir und andere arbeiten mit der Deutschen Börse eng zusammen, um den Neuen Markt zu stärken", sagt Solveigh Mähler, Investor-Relations-Managerin bei Qiagen.


      Und die geprellten Kleinanleger? "Die kommen alle wieder zurück", ist sich Fickel von Lupus Alpha sicher. Ähnlich äußern sich seine Kollegen. "Wenn es bei IPOs erstmal wieder etwas zu verdienen gibt, erwacht auch die Gier der Leute", sagt einer, der lieber anonym bleiben will.



      © 2002 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 06.03.02 00:32:42
      Beitrag Nr. 2 ()
      "Und die geprellten Kleinanleger? "Die kommen alle wieder zurück", ist sich Fickel von Lupus Alpha sicher. Ähnlich äußern sich seine Kollegen.

      Die Fondsmanager wollen den Kleinanlegern offenbar nochmal faule Aktien aus Ihren Beständen aufdrücken - naja, irgenjemanden müssen sie ja finden, bevor die nächsten "Perlen der New Economy" Insolvenz anmelden müssen.
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      schrieb am 06.03.02 09:18:18
      Beitrag Nr. 3 ()
      Genau, alles über einen kamm scheren, alles schrott, alle insolvent, alle morgen


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