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    Zoten, Sex und Pornografie - von Mönchen gerettet - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.04.02 09:57:54 von
    neuester Beitrag 10.04.02 17:01:35 von
    Beiträge: 12
    ID: 573.345
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      schrieb am 03.04.02 09:57:54
      Beitrag Nr. 1 ()
      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,189416,00.html

      Trotz oder gerade wegen harter Zeiten etwas (hoffentilch) Unterhaltsames:

      (Deftiges aus der)
      "GESCHICHTE

      Großmaul vom Gardasee

      Zoten, Sex und Pornografie - ein Altphilologe hat den vulgärsten Dichter Roms neu entdeckt. Sein Name: Catull.


      Europa, 55 vor Christus: Wie ein Donnergott fegt Julius Cäsar über den Erdkreis. Seine Truppen morden in Gallien. Im Sommer des Jahres greift eine Flotte nach Britannien aus. Beutegold schwappt in die Hauptstadt. Der Feldherr lockt mit "Brot und Spielen".



      Erotisches Fresko in Pompeji


      Einer aber schmähte den hakennasigen Strategen. Cäsar sei zwar ein "gebildetes Bürschchen", witzelte er, aber auch eine "Tunte", insgesamt ziemlich "pervers" und überhaupt eine "schamlose Schwuchtel".

      Böse war das nicht gemeint. Denn auch er, bekannte der Kritiker freimütig, sei nicht ohne Tadel. Jüngst habe er den Sklaven seiner Geliebten "beim Wichsen" erwischt. "Den hab ich - Venus steh mir bei! - sofort mit meinem Steifen gebumst."

      Der hier mit stechendem Versmaß und in der Drohpose eines Schimpansen pöbelt, galt bislang als Säulenheiliger humanistischer Bildung. 2300 Verse sind von dem Lyriker Gaius Valerius Catullus erhalten. Im Kanon der Schulbuchautoren hat er einen festen Platz.

      Doch die Gedichte, die Generationen von Primanern lernten, wurden beim Übersetzen verfälscht und geschönt. Der Münchner Altphilologe Niklas Holzberg hat jetzt ein ungeschminktes Buch über den Klassiker vorgelegt. Manche Verse, so der Forscher, seien so derb wie "Männerwitze oder Schmierereien in öffentlichen Toiletten".

      Inzest, Onanie und hohe Minne, viel Gift und Unflat, aber auch große Gefühle verbackt Catull in seinen Distichen und Jamben. Mal tändelt er wie die Dichterin Sappho, dann wieder greift er zu seinem Lieblingsbegriff "futuere": "Das Wort bezeichnet den Koitus, ist aber Gassenjargon", erklärt Holzberg. Auf den Klowänden von Pompeji ist der Ausdruck häufig zu finden.

      Mit der Gosse - keine Frage - hielt Catull engen Kontakt. "Zwerge und Straßencasanovas", kalauert er, würden Rom besiedeln. Ein gewisser Egnatius gurgele mit Urin. In Gedicht Nummer 15 droht er, einem Rivalen "Rettiche und Fische" in den Hintern zu stecken.

      Solche Zoten haben Lateinlehrer bislang geschickt vertuscht. Wo Catull unverblümt übers "blasen" redet und Fellatio meint, erklang bei ihnen ein "Flötenspiel". "Mentula" verniedlichte die Zunft zum "Schwänzle". So blieben nur wenige "dunkle Punkte im Blütenflor der Liebeslieder" (der Altphilologe Rudolf Helm).

      Doch zum Moralisten und "Systemkritiker", der angeblich die "Günstlingswirtschaft und Korruption" der späten Republik geißelte, hat Catull in Wahrheit nie getaugt. Holzbergs Übersetzung macht klar: Der Römer war ein Hanswurst und schlimmer Spaßvogel, der seine Leser unterhalten wollte - bis (nach eigener Auskunft) die Hose "feucht vor Erregung" ist.

      Fast nimmt es Wunder, dass der antike Erotomane auf die Nachwelt kam. Nur ein einziges Exemplar seiner Vers-Sammlung gelangte, von Mönchen kopiert, durch die Wirren der Völkerwanderung. Um 1300 tauchte die Handschrift in Oberitalien auf. Der vergilbte Text enthielt 116 Gedichte.

      Über Catull selbst ist fast nichts bekannt. Klar ist nur, dass er als Sohn einer reichen Familie in Verona zur Welt kam und jung starb. Der Vater besaß wahrscheinlich einen Landsitz in Sirmione am Gardasee.

      Wohl um 61 vor Christus wechselte der Knabe aus der sittenreinen Provinz nach Rom, wo er alsbald ein schlimmes Lotterleben führte. In dieser Hinsicht hatte die Hauptstadt einiges zu bieten.

      Auf den Straßen der sittenlosen Metropole spielten damals Hunde mit den abgehackten Händen von bestraften Dieben. Fäkalien wurden aus den Fenstern der hoch ragenden Mietshäuser geschüttet. Im Stadtteil Subura lebten kasernierte Huren. Auf dem Marsfeld standen Lustknaben und "Kinäden", die sich schminkten und mit Bimsstein die Beinhaare entfernten. [img]http://www.plauder-smilies.de/smhair.gif

      In dieser rohen, von christlichen Empfindlichkeiten noch freien Welt, herrschte zugleich eine andere Sexualordnung: Die Römer lebten streng phallokratisch: Nur der Penetrierende galt als männlich. Wer eindrang, war mächtig, hart und stark. Wer unten lag - ganz gleich ob Frau, Knabe oder Sklave - spielte den weiblich-weibischen Part.

      In dieser Mackerszene machte der Jungreimer aus Verona nicht immer die beste Figur. Schon während seiner Militärzeit 57/56 vor Christus am Schwarzen Meer geriet er unter "den Balken" des Prätors Memmius: Er musste ihm zu Willen sein.

      Zurück in Italien stürzte sich der Jüngling in neue Abenteuer. Lesbia, eine Dame aus bestem Hause, untreu, kokett, garstig, trieb ihn zur Raserei. Große Elegien gebar der Unglückliche, Verse die ihn unsterblich machten. Zugleich ist Catull ein Pionier. Als Urtyp des Minnesängers schleuderte er seine Leidenschaft als erster Römer in der Ich-Form heraus.

      Doch auch beim Fluchen war der Mann Weltklasse. Ob Mundgeruch oder Achselschweiß - keine Verunglimpfung schien ihm zu billig, keine Formulierung zu eklig. Mal bezichtigte er eine Frau (deren Namen er nennt), sie treibe auf dem Friedhof Sex mit Leichenverbrennern. Dann wieder tadelte er einen Kollegen als Verfasser von "Scheißschriften".

      "Verschont bist du vom Schweiß, verschont vom Speichel, von Schleim und bösem Schnupfen", pöbelte er den Ex-Freund und "Hungerleider" Furius an, der vor lauter Armut ganz dürr und ausgetrocknet sei. "Zu dieser Reinlichkeit nimm hinzu die reinlichere, dass dein Arschloch sauberer ist als ein Salzfässchen, und du im ganzen Jahr nicht zehnmal kackst, und das ist dann härter als Bohnen und Steinchen."

      Nicht alle Jamben und Hexameter sind heute zitierfähig. Rom war rau und derb und voller wollüstiger Heiden. Auf Orgien, mit Gänsekeulen im Mund und von süffigem Wein benebelt, glaubt Holzberg, habe Catull seine Kleinkunst zum Besten gegeben: "Der Mann wollte belustigen und sexuell erregen."

      Und was sagte Cäsar? Ignorierte er den Tunten-Vorwurf? Ging er gegen den Spaßvogel gerichtlich vor? Nichts von alledem.

      Historischen Quellen zufolge soll er den Lyriker auf marmornen Terrassen zu einem opulenten Gastmahl geladen haben. Dort wurde die ganze Nacht gelacht und gespaßt.

      Grund für die kuschelige Reaktion: Wahrscheinlich stimmte der Vorwurf.

      MATTHIAS SCHULZ "

      Was haben mir meine Lateinlehrer noch verschwiegen? :cry:
      Ungezählte Gymnasiasten wären mit Freuden zum (im?) Unterricht gekommen. :D
      Avatar
      schrieb am 03.04.02 10:02:40
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ich wußte gar nicht, daß Du schon so alt bist. :eek:
      Avatar
      schrieb am 03.04.02 10:03:48
      Beitrag Nr. 3 ()
      Sieht man mal, wie lehrreich w:o ist. :D
      Avatar
      schrieb am 03.04.02 10:04:10
      Beitrag Nr. 4 ()
      Mich deucht, der Mann hat hier `ne ID ... :eek:
      Oder mehrere ... :D
      Avatar
      schrieb am 03.04.02 10:06:11
      Beitrag Nr. 5 ()
      :laugh: :laugh:

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      schrieb am 03.04.02 10:08:58
      Beitrag Nr. 6 ()
      Hier reagiert aber kaum jemand wie Cäsar.
      Avatar
      schrieb am 03.04.02 10:09:02
      Beitrag Nr. 7 ()
      Spiegel-Leser wissen mehr !
      Avatar
      schrieb am 03.04.02 10:09:54
      Beitrag Nr. 8 ()
      weiterer Tipp

      Martial epigrammata

      In der Schulausgabe sind die guten gedichte leider nicht enthalten, aber die Reclam Übersetzung hat auch die guten. Das käme bei RTL2 erst ab 23.00 Uhr
      Avatar
      schrieb am 03.04.02 10:12:22
      Beitrag Nr. 9 ()
      Reclam kann ich mir beim momentanen Stand meines Depots gerade noch leisten. :)
      Avatar
      schrieb am 03.04.02 10:22:25
      Beitrag Nr. 10 ()


      "Römisches Kamasutra: Die Badegäste hatten offenbar eine Vorliebe für komplizierte Stellungen" :D
      Avatar
      schrieb am 10.04.02 17:01:16
      !
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      Avatar
      schrieb am 10.04.02 17:01:35
      !
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