Was hilft eigentlich das Iduna-Engagment? - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 03.04.02 20:16:42 von
neuester Beitrag 25.04.02 21:30:05 von
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Hallo, liebe gefrustete Netlife-Aktionäre,
weiß einer von euch eine Erklärung für den Kurssturz?
Wer von euch hat noch Hoffnung für Wind nach Norden?
Kurse jetzt total im Süden. Erinnert mich anz letzte Jahr.
Als Signal-Iduna bei Netlife einstieg, dacht ich, das dies große Unternehmen das Ruder rumreißen kann.
Kann der Landwerh-Nachfolger, den Signal-Iduna in den Aufsichtsrat geschickt hat, vielleicht noch helfen?
oder - oder - oder?
Gruß
weiß einer von euch eine Erklärung für den Kurssturz?
Wer von euch hat noch Hoffnung für Wind nach Norden?
Kurse jetzt total im Süden. Erinnert mich anz letzte Jahr.
Als Signal-Iduna bei Netlife einstieg, dacht ich, das dies große Unternehmen das Ruder rumreißen kann.
Kann der Landwerh-Nachfolger, den Signal-Iduna in den Aufsichtsrat geschickt hat, vielleicht noch helfen?
oder - oder - oder?
Gruß
@n Sommerwind
Deine Fragen sind gut gestellt!
Jetzt steht der Kurs nicht mehr bei 3,32 wie noch am 3. April, sondern schon bei 3,20 mit weiterhin sinkender Tendenz.
Manchener Investor wäre froh seine Aktien wieder los zu werden zu welchen Konditionen auch immer. Deshalb halte ich es für nicht unwahrscheinlich, dass die derzeitige negative Entwicklung des NTF-Kurses Vorbote für den Verkauf eine größeren Stückzahl ist.
Aber die gesamte politische und wirtschaftliche Landschaft sieht nicht gerade ermunternd aus.
Deine Fragen sind gut gestellt!
Jetzt steht der Kurs nicht mehr bei 3,32 wie noch am 3. April, sondern schon bei 3,20 mit weiterhin sinkender Tendenz.
Manchener Investor wäre froh seine Aktien wieder los zu werden zu welchen Konditionen auch immer. Deshalb halte ich es für nicht unwahrscheinlich, dass die derzeitige negative Entwicklung des NTF-Kurses Vorbote für den Verkauf eine größeren Stückzahl ist.
Aber die gesamte politische und wirtschaftliche Landschaft sieht nicht gerade ermunternd aus.
Ich bin tief erschüttert über den Verlauf des Netlifekurses seit einiger Zeit, so dass auch das Interesse an dieser Aktie auffallend gering geworden ist.
Die Arbeit des Vorstandes, der Vorsitzenden und des sehr engagierten Teams dürfte für die negative Kursentwicklung keine stichhaltige Ursache sein. Auch gab es in den vergangenen Monaten mehrere neue Aufträge. An der allgemeinen Lage am Markt kann es auch nicht liegen, da Netlife ein so spezieller Anbieter ist.
Ich habe die große Befürchtung, Netlife soll gezielt an die Wand gefahren werden oder aber die jetzigen Großaktionäre planen den Verkauf im Großen wie zuvor schon Claus Müller und die anderen Altaktionäre, denen der Coup gelang, nachdem der Kurs tiefer und tiefer rutschte und sich dann plötzlich ein Anleger fand.
Wie geht das bloß weiter?
Die Arbeit des Vorstandes, der Vorsitzenden und des sehr engagierten Teams dürfte für die negative Kursentwicklung keine stichhaltige Ursache sein. Auch gab es in den vergangenen Monaten mehrere neue Aufträge. An der allgemeinen Lage am Markt kann es auch nicht liegen, da Netlife ein so spezieller Anbieter ist.
Ich habe die große Befürchtung, Netlife soll gezielt an die Wand gefahren werden oder aber die jetzigen Großaktionäre planen den Verkauf im Großen wie zuvor schon Claus Müller und die anderen Altaktionäre, denen der Coup gelang, nachdem der Kurs tiefer und tiefer rutschte und sich dann plötzlich ein Anleger fand.
Wie geht das bloß weiter?
In der WELT habe ich diesen sehr intelligenten Artikel gelesen:
Nemax hat nicht allein den Schwarzen Peter
____________________________________________________________
Neue Märkte leiden europaweit unter Kurseinbrüchen und Anlegerflucht -
Londoner Zwei-Stufen-Modell als Vorbild
____________________________________________________________
Von Beatrix Wirth
Berlin - Kaum ein Tag vergeht derzeit ohne eine weitere Horrormeldung vom Neuen Markt. Insiderhandel,
gefälschte Bilanzen, Pleiten: Mit jeder Negativmeldung sinkt das Vertrauen der Investoren weiter - und mit
ihm die Kurse. "So viel Schmu gab es noch nie", empört sich Eva Vorbauer, Fondsmanagerin bei der
Internationalen Kapitalanlagegesellschaft (Inka). "Und wenn ich mir die Zockerei bei Pennystocks wie
Letsbuyit anschaue, dann wundert es mich nicht, dass viele Aktionäre sagen: ‚Da kann ich ja gleich ins
Spielcasino gehen.`"
Über die Mittelabflüsse spürt Vorbauer die dramatische Situation unmittelbar: Das
Volumen ihres Fonds ist um ein Drittel zusammengeschmolzen. Die stärkere
Ausrichtung des Fonds auf die übrigen europäischen Wachstumsbörsen konnte die
Anleger nicht halten - geschweige denn neue ködern. "Viele Investoren gehen inzwischen
lieber in die Emerging Markets als in die Neuen Märkte", so der Fondsprofi. Die Banken
ziehen Konsequenzen: Sal. Oppenheim etwa wird seinen Oppenheim Neue Märkte per
Ende Mai schließen.
Ein Blick auf die Performance der Wachstumssegmente erklärt die Anlegerflucht. Fast
alle - vom britischen AIM über den französischen Nouveau Marché bis hin zum
italienischen Nuovo Mercato - verbuchten seit Jahresanfang Verluste. Mit einem Minus
von rund 15 Prozent steht der Neue Markt noch nicht einmal an der Spitze der
Verliererliste. Diesen Platz nimmt mit Abgaben von fast 28 Prozent die Nasdaq Europe
ein, die im vergangenen Jahr aus der Brüsseler Easdaq hervorgegangen ist. Positiv
hervortun konnten sich Dänemark und die Niederlande, die allerdings nur Tech-Indizes
und kein eigenes Börsensegment führen: Deren Marktbarometer legten seit Jahresbeginn
sieben beziehungsweise 23 Prozent zu. In den Emerging Markets konnten Anleger indes
gleich reihenweise zweistellige Renditen einfahren. Der russische RTS-Index etwa stieg
um 50 Prozent, mit dem ungarischen Bux war ein Plus von 20 Prozent zu holen.
Die konjunkturell bedingte Flaute der "Technologie-Story" ist dabei nach Ansicht von
Fondsmanagern nur ein Grund für die Suche der Investoren nach Alternativen. "Das
Problem ist, dass wie beim Neuen Markt auch bei den übrigen Wachstumssegmenten
große Vorsicht geboten ist", so Neubauer. Mit anderen Worten: Die Emerging Markets
erscheinen vielen Anlegern inzwischen sogar weniger riskant als die Neuen Märkte.
Invesco-Fondsmanager Jochen Mathee geht erst gar nicht offensiv in ausländische
Small-Cap-Märkte, weil er hier die schlechten - und die derzeit wenigen guten - News nur
zeitverzögert bekommt. "Wir haben nur ein paar Stücke von der Nasdaq Europe und dem
Nouveau Marché, 90 Prozent des Fondskapitals sind in Deutschland." Die Vorsicht
dürfte berechtigt sein. So befinden sich etwa im Schweizer New Market mit den
IT-Firmen Think Tools, E-Centives, Day und 4M gleich vier der gerade 15 gelisteten
Unternehmen in Schwierigkeiten. Das Segment könne zu einer "Leichenhalle" werden,
befürchteten Händler schon im vergangenen Jahr, als das einstige Zugpferd, der
Medizintechnikhersteller Card Guard (der mittlerweile selbst mit einer Umsatz- und
Gewinnwarnung schockte), seinen Rückzug aus dem Segment ankündigte.
Folge des Ausleseprozesses ist ein Bedeutungsschwund der Neuen Märkte. So haben
die Fondsmanager schon Probleme, eine passende Benchmark zu finden. "MSCI und
Stoxx haben ihre entsprechenden Europaindizes eingestellt, es bleibt nur der wenig
repräsentative Bloomberg New Markets 50 Index", so Fondsprofi Vorbauer. Auch der
sinkende Börsenwert spiegelt die Krise wider. Am Neuen Markt, der einst als Vorbild
galt, ist die Börsenkapitalisierung mit rund 51 Mrd. Euro auf den Stand von Mitte 1999
zusammengeschmolzen. Der Nouveau Marché bringt nur noch knapp zehn Mrd. Euro auf
die Waage - ein Drittel des Werts vom Mai 2000. Den größten Marktanteil nach
Börsenwert und Umsätzen vereint nun die Londoner Börse (LSE) mit Techmark und
Alternative Investment Market (AIM) auf sich. Diese Segmente funktionieren allerdings
nach anderen Regeln und sind daher nur bedingt mit den übrigen Neuen Märkten
vergleichbar. Der AIM hat sehr laxe Zulassungsbeschränkungen und lässt sich als eine
Art Vorstufe für den Techmark verstehen, für den die strengen Regeln der LSE gelten. Zu
den Techmark-Titeln wiederum zählen weniger Start-ups als vielmehr etablierte Konzerne
wie Vodafone und British Telecom.
"In einem Jahr sieht alles anders aus", tröstet Invesco-Fondsmanager Mathee angesichts
der ernüchternden Bilanz. Die Konjunkturerholung und Themen der Zukunft wie
Mikroelektronik und Nanotechnologie würden helfen, die Wachstumssegmente wieder in
Schwung zu bringen. Allerdings müsse durch strengere Börsenregeln und schärfere
Gesetze gegen die Machenschaften einiges getan werden, um verprellte Investoren
zurückzuholen. "Noch lebt der Patient, jetzt muss er dringend gezielt operiert werden",
fordert auch Inka-Expertin Vorbauer. Dabei könne das Londoner Zwei-Stufen-Modell der
Deutschen Börse als Vorbild dienen. Die Hoffnung auf eine Gesundung des Neuen
Marktes will sie nicht aufgeben: "Totgesagte leben schließlich länger."
Zur aktuellen Channel-Übersicht
Tagesübersicht
Channel: Finanzen
Ressort: Finanzen
Erscheinungsdatum: 26. 04. 2002
Nemax hat nicht allein den Schwarzen Peter
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Londoner Zwei-Stufen-Modell als Vorbild
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gefälschte Bilanzen, Pleiten: Mit jeder Negativmeldung sinkt das Vertrauen der Investoren weiter - und mit
ihm die Kurse. "So viel Schmu gab es noch nie", empört sich Eva Vorbauer, Fondsmanagerin bei der
Internationalen Kapitalanlagegesellschaft (Inka). "Und wenn ich mir die Zockerei bei Pennystocks wie
Letsbuyit anschaue, dann wundert es mich nicht, dass viele Aktionäre sagen: ‚Da kann ich ja gleich ins
Spielcasino gehen.`"
Über die Mittelabflüsse spürt Vorbauer die dramatische Situation unmittelbar: Das
Volumen ihres Fonds ist um ein Drittel zusammengeschmolzen. Die stärkere
Ausrichtung des Fonds auf die übrigen europäischen Wachstumsbörsen konnte die
Anleger nicht halten - geschweige denn neue ködern. "Viele Investoren gehen inzwischen
lieber in die Emerging Markets als in die Neuen Märkte", so der Fondsprofi. Die Banken
ziehen Konsequenzen: Sal. Oppenheim etwa wird seinen Oppenheim Neue Märkte per
Ende Mai schließen.
Ein Blick auf die Performance der Wachstumssegmente erklärt die Anlegerflucht. Fast
alle - vom britischen AIM über den französischen Nouveau Marché bis hin zum
italienischen Nuovo Mercato - verbuchten seit Jahresanfang Verluste. Mit einem Minus
von rund 15 Prozent steht der Neue Markt noch nicht einmal an der Spitze der
Verliererliste. Diesen Platz nimmt mit Abgaben von fast 28 Prozent die Nasdaq Europe
ein, die im vergangenen Jahr aus der Brüsseler Easdaq hervorgegangen ist. Positiv
hervortun konnten sich Dänemark und die Niederlande, die allerdings nur Tech-Indizes
und kein eigenes Börsensegment führen: Deren Marktbarometer legten seit Jahresbeginn
sieben beziehungsweise 23 Prozent zu. In den Emerging Markets konnten Anleger indes
gleich reihenweise zweistellige Renditen einfahren. Der russische RTS-Index etwa stieg
um 50 Prozent, mit dem ungarischen Bux war ein Plus von 20 Prozent zu holen.
Die konjunkturell bedingte Flaute der "Technologie-Story" ist dabei nach Ansicht von
Fondsmanagern nur ein Grund für die Suche der Investoren nach Alternativen. "Das
Problem ist, dass wie beim Neuen Markt auch bei den übrigen Wachstumssegmenten
große Vorsicht geboten ist", so Neubauer. Mit anderen Worten: Die Emerging Markets
erscheinen vielen Anlegern inzwischen sogar weniger riskant als die Neuen Märkte.
Invesco-Fondsmanager Jochen Mathee geht erst gar nicht offensiv in ausländische
Small-Cap-Märkte, weil er hier die schlechten - und die derzeit wenigen guten - News nur
zeitverzögert bekommt. "Wir haben nur ein paar Stücke von der Nasdaq Europe und dem
Nouveau Marché, 90 Prozent des Fondskapitals sind in Deutschland." Die Vorsicht
dürfte berechtigt sein. So befinden sich etwa im Schweizer New Market mit den
IT-Firmen Think Tools, E-Centives, Day und 4M gleich vier der gerade 15 gelisteten
Unternehmen in Schwierigkeiten. Das Segment könne zu einer "Leichenhalle" werden,
befürchteten Händler schon im vergangenen Jahr, als das einstige Zugpferd, der
Medizintechnikhersteller Card Guard (der mittlerweile selbst mit einer Umsatz- und
Gewinnwarnung schockte), seinen Rückzug aus dem Segment ankündigte.
Folge des Ausleseprozesses ist ein Bedeutungsschwund der Neuen Märkte. So haben
die Fondsmanager schon Probleme, eine passende Benchmark zu finden. "MSCI und
Stoxx haben ihre entsprechenden Europaindizes eingestellt, es bleibt nur der wenig
repräsentative Bloomberg New Markets 50 Index", so Fondsprofi Vorbauer. Auch der
sinkende Börsenwert spiegelt die Krise wider. Am Neuen Markt, der einst als Vorbild
galt, ist die Börsenkapitalisierung mit rund 51 Mrd. Euro auf den Stand von Mitte 1999
zusammengeschmolzen. Der Nouveau Marché bringt nur noch knapp zehn Mrd. Euro auf
die Waage - ein Drittel des Werts vom Mai 2000. Den größten Marktanteil nach
Börsenwert und Umsätzen vereint nun die Londoner Börse (LSE) mit Techmark und
Alternative Investment Market (AIM) auf sich. Diese Segmente funktionieren allerdings
nach anderen Regeln und sind daher nur bedingt mit den übrigen Neuen Märkten
vergleichbar. Der AIM hat sehr laxe Zulassungsbeschränkungen und lässt sich als eine
Art Vorstufe für den Techmark verstehen, für den die strengen Regeln der LSE gelten. Zu
den Techmark-Titeln wiederum zählen weniger Start-ups als vielmehr etablierte Konzerne
wie Vodafone und British Telecom.
"In einem Jahr sieht alles anders aus", tröstet Invesco-Fondsmanager Mathee angesichts
der ernüchternden Bilanz. Die Konjunkturerholung und Themen der Zukunft wie
Mikroelektronik und Nanotechnologie würden helfen, die Wachstumssegmente wieder in
Schwung zu bringen. Allerdings müsse durch strengere Börsenregeln und schärfere
Gesetze gegen die Machenschaften einiges getan werden, um verprellte Investoren
zurückzuholen. "Noch lebt der Patient, jetzt muss er dringend gezielt operiert werden",
fordert auch Inka-Expertin Vorbauer. Dabei könne das Londoner Zwei-Stufen-Modell der
Deutschen Börse als Vorbild dienen. Die Hoffnung auf eine Gesundung des Neuen
Marktes will sie nicht aufgeben: "Totgesagte leben schließlich länger."
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gefälschte Bilanzen, Pleiten: Mit jeder Negativmeldung sinkt das Vertrauen der Investoren weiter - und mit
ihm die Kurse. "So viel Schmu gab es noch nie", empört sich Eva Vorbauer, Fondsmanagerin bei der
Internationalen Kapitalanlagegesellschaft (Inka). "Und wenn ich mir die Zockerei bei Pennystocks wie
Letsbuyit anschaue, dann wundert es mich nicht, dass viele Aktionäre sagen: ‚Da kann ich ja gleich ins
Spielcasino gehen.`"
Über die Mittelabflüsse spürt Vorbauer die dramatische Situation unmittelbar: Das
Volumen ihres Fonds ist um ein Drittel zusammengeschmolzen. Die stärkere
Ausrichtung des Fonds auf die übrigen europäischen Wachstumsbörsen konnte die
Anleger nicht halten - geschweige denn neue ködern. "Viele Investoren gehen inzwischen
lieber in die Emerging Markets als in die Neuen Märkte", so der Fondsprofi. Die Banken
ziehen Konsequenzen: Sal. Oppenheim etwa wird seinen Oppenheim Neue Märkte per
Ende Mai schließen.
Ein Blick auf die Performance der Wachstumssegmente erklärt die Anlegerflucht. Fast
alle - vom britischen AIM über den französischen Nouveau Marché bis hin zum
italienischen Nuovo Mercato - verbuchten seit Jahresanfang Verluste. Mit einem Minus
von rund 15 Prozent steht der Neue Markt noch nicht einmal an der Spitze der
Verliererliste. Diesen Platz nimmt mit Abgaben von fast 28 Prozent die Nasdaq Europe
ein, die im vergangenen Jahr aus der Brüsseler Easdaq hervorgegangen ist. Positiv
hervortun konnten sich Dänemark und die Niederlande, die allerdings nur Tech-Indizes
und kein eigenes Börsensegment führen: Deren Marktbarometer legten seit Jahresbeginn
sieben beziehungsweise 23 Prozent zu. In den Emerging Markets konnten Anleger indes
gleich reihenweise zweistellige Renditen einfahren. Der russische RTS-Index etwa stieg
um 50 Prozent, mit dem ungarischen Bux war ein Plus von 20 Prozent zu holen.
Die konjunkturell bedingte Flaute der "Technologie-Story" ist dabei nach Ansicht von
Fondsmanagern nur ein Grund für die Suche der Investoren nach Alternativen. "Das
Problem ist, dass wie beim Neuen Markt auch bei den übrigen Wachstumssegmenten
große Vorsicht geboten ist", so Neubauer. Mit anderen Worten: Die Emerging Markets
erscheinen vielen Anlegern inzwischen sogar weniger riskant als die Neuen Märkte.
Invesco-Fondsmanager Jochen Mathee geht erst gar nicht offensiv in ausländische
Small-Cap-Märkte, weil er hier die schlechten - und die derzeit wenigen guten - News nur
zeitverzögert bekommt. "Wir haben nur ein paar Stücke von der Nasdaq Europe und dem
Nouveau Marché, 90 Prozent des Fondskapitals sind in Deutschland." Die Vorsicht
dürfte berechtigt sein. So befinden sich etwa im Schweizer New Market mit den
IT-Firmen Think Tools, E-Centives, Day und 4M gleich vier der gerade 15 gelisteten
Unternehmen in Schwierigkeiten. Das Segment könne zu einer "Leichenhalle" werden,
befürchteten Händler schon im vergangenen Jahr, als das einstige Zugpferd, der
Medizintechnikhersteller Card Guard (der mittlerweile selbst mit einer Umsatz- und
Gewinnwarnung schockte), seinen Rückzug aus dem Segment ankündigte.
Folge des Ausleseprozesses ist ein Bedeutungsschwund der Neuen Märkte. So haben
die Fondsmanager schon Probleme, eine passende Benchmark zu finden. "MSCI und
Stoxx haben ihre entsprechenden Europaindizes eingestellt, es bleibt nur der wenig
repräsentative Bloomberg New Markets 50 Index", so Fondsprofi Vorbauer. Auch der
sinkende Börsenwert spiegelt die Krise wider. Am Neuen Markt, der einst als Vorbild
galt, ist die Börsenkapitalisierung mit rund 51 Mrd. Euro auf den Stand von Mitte 1999
zusammengeschmolzen. Der Nouveau Marché bringt nur noch knapp zehn Mrd. Euro auf
die Waage - ein Drittel des Werts vom Mai 2000. Den größten Marktanteil nach
Börsenwert und Umsätzen vereint nun die Londoner Börse (LSE) mit Techmark und
Alternative Investment Market (AIM) auf sich. Diese Segmente funktionieren allerdings
nach anderen Regeln und sind daher nur bedingt mit den übrigen Neuen Märkten
vergleichbar. Der AIM hat sehr laxe Zulassungsbeschränkungen und lässt sich als eine
Art Vorstufe für den Techmark verstehen, für den die strengen Regeln der LSE gelten. Zu
den Techmark-Titeln wiederum zählen weniger Start-ups als vielmehr etablierte Konzerne
wie Vodafone und British Telecom.
"In einem Jahr sieht alles anders aus", tröstet Invesco-Fondsmanager Mathee angesichts
der ernüchternden Bilanz. Die Konjunkturerholung und Themen der Zukunft wie
Mikroelektronik und Nanotechnologie würden helfen, die Wachstumssegmente wieder in
Schwung zu bringen. Allerdings müsse durch strengere Börsenregeln und schärfere
Gesetze gegen die Machenschaften einiges getan werden, um verprellte Investoren
zurückzuholen. "Noch lebt der Patient, jetzt muss er dringend gezielt operiert werden",
fordert auch Inka-Expertin Vorbauer. Dabei könne das Londoner Zwei-Stufen-Modell der
Deutschen Börse als Vorbild dienen. Die Hoffnung auf eine Gesundung des Neuen
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Londoner Zwei-Stufen-Modell als Vorbild
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Von Beatrix Wirth
Berlin - Kaum ein Tag vergeht derzeit ohne eine weitere Horrormeldung vom Neuen Markt. Insiderhandel,
gefälschte Bilanzen, Pleiten: Mit jeder Negativmeldung sinkt das Vertrauen der Investoren weiter - und mit
ihm die Kurse. "So viel Schmu gab es noch nie", empört sich Eva Vorbauer, Fondsmanagerin bei der
Internationalen Kapitalanlagegesellschaft (Inka). "Und wenn ich mir die Zockerei bei Pennystocks wie
Letsbuyit anschaue, dann wundert es mich nicht, dass viele Aktionäre sagen: ‚Da kann ich ja gleich ins
Spielcasino gehen.`"
Über die Mittelabflüsse spürt Vorbauer die dramatische Situation unmittelbar: Das
Volumen ihres Fonds ist um ein Drittel zusammengeschmolzen. Die stärkere
Ausrichtung des Fonds auf die übrigen europäischen Wachstumsbörsen konnte die
Anleger nicht halten - geschweige denn neue ködern. "Viele Investoren gehen inzwischen
lieber in die Emerging Markets als in die Neuen Märkte", so der Fondsprofi. Die Banken
ziehen Konsequenzen: Sal. Oppenheim etwa wird seinen Oppenheim Neue Märkte per
Ende Mai schließen.
Ein Blick auf die Performance der Wachstumssegmente erklärt die Anlegerflucht. Fast
alle - vom britischen AIM über den französischen Nouveau Marché bis hin zum
italienischen Nuovo Mercato - verbuchten seit Jahresanfang Verluste. Mit einem Minus
von rund 15 Prozent steht der Neue Markt noch nicht einmal an der Spitze der
Verliererliste. Diesen Platz nimmt mit Abgaben von fast 28 Prozent die Nasdaq Europe
ein, die im vergangenen Jahr aus der Brüsseler Easdaq hervorgegangen ist. Positiv
hervortun konnten sich Dänemark und die Niederlande, die allerdings nur Tech-Indizes
und kein eigenes Börsensegment führen: Deren Marktbarometer legten seit Jahresbeginn
sieben beziehungsweise 23 Prozent zu. In den Emerging Markets konnten Anleger indes
gleich reihenweise zweistellige Renditen einfahren. Der russische RTS-Index etwa stieg
um 50 Prozent, mit dem ungarischen Bux war ein Plus von 20 Prozent zu holen.
Die konjunkturell bedingte Flaute der "Technologie-Story" ist dabei nach Ansicht von
Fondsmanagern nur ein Grund für die Suche der Investoren nach Alternativen. "Das
Problem ist, dass wie beim Neuen Markt auch bei den übrigen Wachstumssegmenten
große Vorsicht geboten ist", so Neubauer. Mit anderen Worten: Die Emerging Markets
erscheinen vielen Anlegern inzwischen sogar weniger riskant als die Neuen Märkte.
Invesco-Fondsmanager Jochen Mathee geht erst gar nicht offensiv in ausländische
Small-Cap-Märkte, weil er hier die schlechten - und die derzeit wenigen guten - News nur
zeitverzögert bekommt. "Wir haben nur ein paar Stücke von der Nasdaq Europe und dem
Nouveau Marché, 90 Prozent des Fondskapitals sind in Deutschland." Die Vorsicht
dürfte berechtigt sein. So befinden sich etwa im Schweizer New Market mit den
IT-Firmen Think Tools, E-Centives, Day und 4M gleich vier der gerade 15 gelisteten
Unternehmen in Schwierigkeiten. Das Segment könne zu einer "Leichenhalle" werden,
befürchteten Händler schon im vergangenen Jahr, als das einstige Zugpferd, der
Medizintechnikhersteller Card Guard (der mittlerweile selbst mit einer Umsatz- und
Gewinnwarnung schockte), seinen Rückzug aus dem Segment ankündigte.
Folge des Ausleseprozesses ist ein Bedeutungsschwund der Neuen Märkte. So haben
die Fondsmanager schon Probleme, eine passende Benchmark zu finden. "MSCI und
Stoxx haben ihre entsprechenden Europaindizes eingestellt, es bleibt nur der wenig
repräsentative Bloomberg New Markets 50 Index", so Fondsprofi Vorbauer. Auch der
sinkende Börsenwert spiegelt die Krise wider. Am Neuen Markt, der einst als Vorbild
galt, ist die Börsenkapitalisierung mit rund 51 Mrd. Euro auf den Stand von Mitte 1999
zusammengeschmolzen. Der Nouveau Marché bringt nur noch knapp zehn Mrd. Euro auf
die Waage - ein Drittel des Werts vom Mai 2000. Den größten Marktanteil nach
Börsenwert und Umsätzen vereint nun die Londoner Börse (LSE) mit Techmark und
Alternative Investment Market (AIM) auf sich. Diese Segmente funktionieren allerdings
nach anderen Regeln und sind daher nur bedingt mit den übrigen Neuen Märkten
vergleichbar. Der AIM hat sehr laxe Zulassungsbeschränkungen und lässt sich als eine
Art Vorstufe für den Techmark verstehen, für den die strengen Regeln der LSE gelten. Zu
den Techmark-Titeln wiederum zählen weniger Start-ups als vielmehr etablierte Konzerne
wie Vodafone und British Telecom.
"In einem Jahr sieht alles anders aus", tröstet Invesco-Fondsmanager Mathee angesichts
der ernüchternden Bilanz. Die Konjunkturerholung und Themen der Zukunft wie
Mikroelektronik und Nanotechnologie würden helfen, die Wachstumssegmente wieder in
Schwung zu bringen. Allerdings müsse durch strengere Börsenregeln und schärfere
Gesetze gegen die Machenschaften einiges getan werden, um verprellte Investoren
zurückzuholen. "Noch lebt der Patient, jetzt muss er dringend gezielt operiert werden",
fordert auch Inka-Expertin Vorbauer. Dabei könne das Londoner Zwei-Stufen-Modell der
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Erscheinungsdatum: 26. 04. 2002
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