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    Die Selbstjustiz von Erfurt - Ist Rache tolerabel? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.04.02 10:45:36 von
    neuester Beitrag 10.05.02 18:18:51 von
    Beiträge: 83
    ID: 581.418
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      schrieb am 27.04.02 10:45:36
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ich wende mich eigentlich an die Muslime mit der Bitte um Erklärung, weil der Koran persönliche Rache erlaubt und damit in vielen Fällen die Justiz in die Hand von jedermann, unabhängig von Reife, Bildung, sozialem Denkvermögen, kriminalistischer Erkenntnis- und Entscheidungsfähigkeit, gibt. Selbst Osama bin Laden rechtfertigt seine Attentate mit der seiner Religion gemäß erlaubten Rache. Hat die Justiz das Massaker nicht als eigenständige Tat, sondern als strafende Reaktion auf einen als Unrecht empfundenen Eingriff in die persönliche Lebensgestaltung zu verstehen? Hält der Gedanke der Rache anstelle eines Einspruchs gegen eine als Unrecht empfundene Entscheidung in unserem Lande Einzug? Gibt es den Begriff "Vergeltung" nur noch im negativen Sinne? Kann man die Problematik dieses Phänomens vielleicht mit Hilfe der mit dem Thema "Rache" vertrauten Moslems erleuchten?
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 10:50:00
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ich verstehe den Sräd-Titel nicht. Was hat die Tat denn mit Selbstjustiz zu tun?
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 10:50:03
      Beitrag Nr. 3 ()
      vielleicht solltest du erstmal klären, ob du den koran wirklich so gut kennst, wilma, bevor du hier obskure verbindungen zwischen einem amokläufer und moslems herstellst.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 10:51:06
      Beitrag Nr. 4 ()
      Jede Form von Gewalt ist abzulehnen. Und solange selbst in Familien brutalste Formen der Gewalt zur Erziehung genutzt werden und jeden Tag in sämtlichen Medien ausführlich über Mord und Todschlag berichtet wird (Nachrichten bestehen zu mind. 50% aus verübter Gewalt) wird sich nix ändern, da selbst unsere Kinder von frühester Jugend an Gewalt gewöhnt werden.

      pp
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 10:52:32
      Beitrag Nr. 5 ()
      hier kann ich dir mal vorbehaltlos zustimmen, pp. :)

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      schrieb am 27.04.02 11:00:35
      Beitrag Nr. 6 ()
      @ genova

      echt :confused: dann muss ich den Text umschreiben :D
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 11:07:27
      Beitrag Nr. 7 ()
      Liebe Wilma Feuerstein

      Das wird kein Einzelfall bleiben. Diese Welt ist so verrückt geworden, dass mehr und mehr Leute dieser Art durchdrehen werden.

      Einerseits der Zwang in dieser Leistungsgesellschaft vorne dran zu bleiben, mit täglicher Berieselung durch díe Werbung "was man haben und sein muss", andererseits die Hilflosigkeit mancher vor dem System.

      Ich hab da kein Problem damit und stehe Gott sei Dank auf der Sonnenseite, aber ich kann mich in die Rolle mancher hineinversetzen.

      Da gibt es Sendungen im Fernsehen wo 1 Million Euro abgeholt werden. Kaum noch irgend ein Ratespiel unter 100000 Euro.

      Die Krönung der Perversität ist ein 10 Millionen Euro Gewinn bei dem man noch nicht einmal selbst raten muss. Da raten Prominente für Dich und Du musste nur raten ober der Prominente das errät oder nicht. Wenn Du Glück hast nimmst Du dann 10 Millionen Euro mit nach Hause.

      Am nächsten Tag kommt der Lehrling in seinen Betrieb und der Meister "faselt" etwas von lernen und anstrengen, damit Du mal 2000 Euro netto für einen Monat Arbeit hast.

      In der Schule soll man lernen. Fussball Spieler ohne Hauptschulabschluss bekommen aber 15 Millionen Euro auf die Hand und 10 Millionen Euro Gehalt und kosten 250 Millionen Euro Ablösesumme. Was bekomme ich als Mathematiklehrer?

      Dann fällt endlich mal Leo Kirch auf die Schnauze. Den Vereinen fehlen plötzlich die Milliarden um die Dumm-Bolzer bezahlen zu können. Schon wird über Staatsgarantien diskutiert.

      Wenn das Wasser im Altersheim durch die Decke tropft ist kein Geld da.

      Unsere Politiker sind korrupt. Die Umwelt versaut.

      Da wehrt sich was in den Menschen. Was auch immer der Auslöser war und unabhängig ob man eine einzelne Tat diesem so einfach zuordnen kann.

      Der Weltpolizit Amerika, selbst mit enormen sozialen Problemen, braucht seine Spannungen und Kriege um die Waffenindustrie aufrecht zu erhalten. Die halbe Welt soll mitmachen damit dass auch so richtig in Schwung kommt.

      Der grösste Umweltverschmutzer der Welt, mit 700 Liter Trinkwasser pro Ami (1,7 Liter in manchen afrikanischen Ländern), doppelt gebleichtem Klopapier etc. kündigt das Kyoto-Abkommen auf damit man noch mehr die Umwelt versauen kann. Das ist Mord durch Umweltschäden an uns allen, obwohl wir uns da selbst an die Nase fassen müssen.

      Wen wunderts dann der 11. September?

      Skatboard Fahrer machen 50000 Euro pro Turnier und fahren nur die Halfpipe rauf und runter und drehen sich manchmal auch in der Luft. Je früher man damit anfängt umso besser. Wieso dann Zeit in der Schule verplempern?

      Ich rechne noch mit mehr 11. Septembern oder Schiessereien dieser Art. Ich bin nur froh wenn ich jedes mal weit weg bin.

      Unsere Politiker sind machtlose, teil korrupte Sprücheklopfer. Von der Seite kommt nichts. Wir selbst sind viel zu egoistisch um da was ändern zu wollen.

      Aber auch das geht vorüber wie vieles davor. Pest, Weltkriege etc. Nur so hält die Natur den Menschen auf der richtigen Größe. Leider!
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 12:26:45
      Beitrag Nr. 8 ()
      @Wy@ttEarp!!!!!!

      Ich kann dir in allen Punkten nur zustimmen.
      Sehr guter Beitrag


      Diesen Beitrag solltest du mal an das Bundesparlament schicken.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 12:28:25
      Beitrag Nr. 9 ()
      Janphil - wie er leibt und lebt. Kulturpessimismus und globaler Rundumschlag. Aber wo bleibt die Schlussfolgerung ? Wo ist der Lösungsansatz ? Eitles Denken, das im eigenen Ego stecken bleibt.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 12:34:56
      Beitrag Nr. 10 ()
      Wenn man diese gequirrlte Scheisse von einigen von euch zu lesen bekommt, kein Wunder das man Rachegefühle gegen diese Welt entwckelt.

      Ich finde Wilmas Ansichten überaus zurückgeblieben, wie kommt sie auf diesen glorreiche Idee einen dahergelaufenes Horrorfilmschaunendes Opfer der Deutschen Ausgrenzgesellschaft mit der Glaubensrichtung von mehr als 1,5 Milliarden Menschen zu vergleichen. Dieser Schwachsinn der Diskriminierung erreicht mit diesem Thread seinen vorläufigen Höhepunkt.

      Jetzt werden die Verbindungen zum 11.September wieder gezogen.
      Hallo, was hat dieser Deutsche Irre mit der Ideologie und dem rebelischem Schrei der Moslems zu tun.
      Ich verachte eure Gedanken.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 15:28:50
      Beitrag Nr. 11 ()
      Lieber Wy@ttEarp
      Acuh Mathematik Lehrer brauchen sich nicht über ihr Gehalt beschweren, denke ich!

      Bei Ratespielen gewinnt einer von Millionen, das kann man nicht als seriöses Beispiel heranziehen.
      Politiker sind von uns gewählt, über die kann man sich nicht aufregen - oder?
      Die Mehrheit will diese Vertretung, also haben wir sie - so einfach ist das.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 17:39:30
      Beitrag Nr. 12 ()
      Schimpotze,
      Betrachte "Ursachen" und "Folge", so beider Taten, so erkennst du die Gleichheit: jemand fühlt sich
      (zu recht oder nicht, allein oder innerhalb seiner Gruppe) von anderen gekränkt, übervorteilt, falsch beurteilt ... und ergreift eine Initiative, bei der er das Leben anderer (evtl. sogar in seinen eigenen Augen Unschuldiger) nicht schont und auch das des Ausführenden (in Erfurt identisch mit dem Initiator) nicht. In beiden Fällen steht "Rache" im Vordergrund, und es wundert mich, warum eigentlich niemand dazu Stellung nehmen mag.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 17:42:05
      Beitrag Nr. 13 ()
      WyattEarp,
      mutig! Danke für deinen ausführlichen Beitrag. Es ist freilich keine gute Zukunftsperspektive zu wissen, welche Übel wir schon durchstehen mußten und mit welchen Steigerungen derer wir vielleicht noch rechnen müssen. Ich bin so zurückgeblieben, mich zu fragen, warum wir soviel Geld in die Weltraum und Monderforschung stecken müssen, dieweil es hier unten noch so profane Dinge wie Hungersnöte, Kriege u. ä. gibt.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 17:51:22
      Beitrag Nr. 14 ()
      Darf ich vielleicht noch die provokative Aufforderung anschließen: prüft doch einmal, wieviele Kriege, Attentate usw. auf dem Gedanken der "Rache" basieren? Ich will mich gewiß nicht zum zweiten Jesus machen und allseitige Liebe propagieren (das halte ich auch für falsch, weil es mißbraucht wird). Im Großen wie im Kleinen sind die Grundlagen und Folgerungen ähnlich. Ich frage WEarp: was ist entschuldbar und aufgrund wessen? Ein unschuldiges Opfer wird kaum Verständnis für eine evtl. schlechte Jugend eines Täters haben können.
      Das ist ein weites Feld. (Dieser Satz stammt von Fontane.) Um Probleme beizulegen, muß man ihre Entstehung untersuchen, in diesem Falle gälte es festzustellen, ob es einen Zeitpunkt gibt, ab dem die allgemeine Aggressivität zugenommen hat und was sich bis zu diesem Zeitpunkt hin entwickelt bzw. verändert hatte. Gab es Ereignisse, die "Vorbildfunktion" hatten? Der Nachahmungstrieb ist nicht nur bei Affen sehr ausgeprägt.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:30:20
      Beitrag Nr. 15 ()
      Rache ist Selbstzerstörung.
      Ist Selbstzerstörung tolerabel.
      Eine Glaubensfrage :rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:33:22
      Beitrag Nr. 16 ()
      @ Wilma F.,
      klingt mir etwas zu philosophisch, zu theoretisch.
      Die Welt ist sehr widersprüchlich. Das mag für einzelne Individuen nicht immer angenehm sein, den Menschen in seiner Gesamtheit bringt es jedoch voran. Gleichmacherei ist kontraproduktiv, entwicklungshemmend. Allerdings ist dafür Sorge zu tragen, dass die Gegensätze nicht zu groß werden, die Schere nicht zu weit auseinanderklafft. Das ist in diesen Zeiten der zunehmenden Globalisierung nicht mehr gewährleistet.
      Darüber hinaus scheint es, besonders jungen Menschen an Herausforderungen zu fehlen. Leben in einer gesicherten Existenz reicht nicht. Wie sonst erklärt sich der Drang nach neuen Rekorden, irren Sportarten, mitunter perversen Drang nach dem ultimativen Kick. So gesehen sind Amokläufer mit den vorher genannten Gruppen durchaus verwandt, auch wenn vor allem hinsichtlich des Handlungsmotivs und natürlich der Folgen für die Allgemeinheit große Unterschiede bestehen.
      Der Mensch wird manipuliert wie noch nie zuvor in seiner Geschichte. WyattEarp hat es ja auf den Punkt gebracht.
      Man muss wohlhabend und clever sein (die Werbung suggeriert, dass der durchschnittliche Deutsche mindestens irgendwo im Büro arbeitet, ein Job in einer Werkstatt mit schmutzigen Händen ist tabu), fließend Englisch sprechen und vor allem Klasse aussehen. Erwachsene sind selbstbewusst genug, um diese Aussagen zu relativieren. Für Jugendliche kann die Erkenntnis, diesen "Mindestanforderungen" nicht zu entsprechen, verheerend sein.
      Alles keine ausreichenden Erklärungen für solche Geschehnisse (Erfurt), aber der Ansatz dürfte stimmen.
      Perry.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:51:41
      Beitrag Nr. 17 ()
      Jetzt wird der große Heckmeck veranstaltet!!!
      Für mich ist das nur ein kleiner Möchtegern gewesen der immer im Rapenlicht stehen wollte. Son typischer Bettnässer.
      Die einzige Frage die ich habe: warum hat der Bengel ne Waffenbesitzkarte für eine Handfeuerwaffe und eine Pumpgun bekommen??? Hier besteht unbedingt Handlungsbedarf!!! Um Sportschütze zu sein sollte doch Luftgewehr oder Kleinkaliber ausreichen!

      dealface
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 20:14:38
      Beitrag Nr. 18 ()
      @ Wy@ttEarp

      So makaber und grauenvoll Deine Worte klingen mögen, so recht hast Du auch. Es gibt nur wenige in dieser Gesellschaft, welche beschriebenes auch selbst erkennen.
      Man sollte nicht alles hinnehmen wie es ist sondern sich auch einmal Gedanken darüber machen. Sicher wollen es die meisten nicht wahr haben, da in diesem Falle die Wahrheit weh tut.
      Wenn ich dann einige Postings weiter unten lese, dann weiß ich , daß auch hier Leute sind die es einfach nicht raffen wo wir hinsteuern. Im Gegenteil - sie schieben diesen Karren mit voller Kraft immer weiter mit in den Dreck. Laßt euch nur weiter von den Medien berieseln. Denen geht es sicher nur um Euer Wohl und nicht etwa um das Geld das sie an Euch verdienen.

      Ich muß aufhören, sonst wird mir noch übel

      Schaut weiter Eure Langnesewerbung - denn so ist das wahre Leben. Alles andere ist nur gestellt. :D
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 23:32:50
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ein Massenmord, wie in Erfurt, ergab 16 Opfer. Das 17. Opfer ist der Täter. Ist er das wirklich? Auf den ersten Blick ist er der Täter, aber ist er es auch auf den zweiten Blick? Was muß vorgefallen sein, daß ein junger Mensch nur noch diesen Ausweg sieht?
      Wäre er aus einer Anstalt entwichen hätte man die Verantwortlichen. Leider ist er aber kein vorbestrafter Irrer und die Republik steht vor einem Rätsel. Sie muß sich nun Fragen stellen und sie wird sich schwer tun, eine Antwort zu finden bzw. die Antwort zu akzeptieren.

      Ich war heute auf einer stark befahrenen Bundesstraße unterwegs und sah ein Gerangel zwischen einem Mann und einer Frau am Straßenrand. Für mich sah die Situation sehr bedrohlich aus, der Mann versuchte zuzuschlagen, die Frau wehrte ab. Dies die Einschätzung der Situation im Vorbeifahren.
      Bei nächster Gelegenheit wendete ich und fuhr zurück, dies dauerte ca. 10 Minuten. Der Mann hielt der Frau die Arme nach hinten gedreht und hielt sie fest. In unmittelbarer Nähe stand ein verstörtes kleines Kind. Ich fragte ob Hilfe benötigt wird, der Mann erzählte was von Suizidgefährdung seiner Frau. Die Frau stand unter Schock und flüchtete in mein Fahrzeug und sperrte sich ein. Kurzum, es spielte sich ein fast gewalttätiges Familiendrama am Rande einer Bundesstraße ab. Von ca. 40 bis 50 Fahrzeugen die in dieser Zeit vorbeifuhren, hielten ein junger Motorradfahrer, der vor mir da war, und ich. Wäre unsere Gesellschaft nicht so marode wie sie ist, hätte es einen Stau geben müssen.

      Was erwarten wir von dieser Gesellschaft? Was erwarten wir von den Kindern dieser Gesellschaft? Was können bzw. dürfen wir erwarten? Was für ein Recht haben wir, überhaupt etwas von Kindern zu erwarten, das wir selbst nicht in der Lage sind zu erbringen. Kinder werden auf Leistung getrimmt, keiner aber ist in der Lage ihnen einen Perspektive und was noch wichtiger ist einen Sinn fürs Leben mitzugeben. Meissen war war der Anfang, dann folgten in Bayern zwei Schülerattentate und jetzt in Erfurt das Massaker.
      TV-Filme, Schützenvereine etc. verantwortlich zu machen ist Zeitverschwendung. Fragen müssen wir uns alle!
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 23:41:03
      Beitrag Nr. 20 ()
      #18

      Der smilie ist

      a) fehl am Platz
      b) passt nicht zu Deiner Aussage
      c) passt überhaupt nicht zum Thema

      Schade, sonst wär es gut gewesen:(:(:(
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 11:39:35
      Beitrag Nr. 21 ()
      hier sind ja vereinzeilt wirklich ganz gute erklärungsversuche gepostet worden.

      dennoch bleibt es eine unverschämtheit, den amokläufer von erfurt mit "den moslems" zu verbinden mit der klammer "rache". wilma, willst du jetzt jeden türkischen gemüsehändler zum potenziellen amokläufer umfunktionieren? und moslems unterschiedslos mit bin laden zu erwähnen ist genau so ein nonsens.

      das ist in etwa so, wenn ein türke sagt: "die spd ist links und die raf ist links. also ist die spd auch dafür, politiker umzubringen. können spd-mitglieder hier bitte posten, warum sie das wollen?" "links" als klammer taugt genauso wenig wie "rache".

      ich denke, dass die schiene "medien" und ihren einfluss schon eher erklärungen bietet.

      @schimpotze: vielleicht etwas deftig ausgedrückt, aber du hast schon recht.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 12:49:24
      Beitrag Nr. 22 ()
      @ Linda
      Kann dir nur zustimmen, die Gesellschaft krankt!
      Das die Tat nicht vertretbar ist, ist klar, aber den Täter als Spinner zu bezeichnen wär vielleicht zu einfach. Er galt ja bekanntlich als freundlich und intelligent, mal die ein oder andere Aussage die Lehrer kotzen mich an, na und, wer von uns hat das nicht mal gesagt. Ich hab wie gesagt kein Verständnis für die Tat, aber auch Mitleid für den Täter, denn wenn ein 19 Jähriger so was tut, muss einach vorher was passiert sein. Denke in Zukunft wird man so was noch häufiger erleben, leider. Vielleicht hat die Tat ja auch was positives, nämlich,dass sich die Politiker endlich mal mehr um die Jugend kümmern, ihnen auch ohne "gute Noten" eine perspektive verschaffen. Aber nein Schröder regt sich ja mehr darüber auf, dass jemand behauptet hat seine Haare wären gefärbt, natürlich auch ein sehr brisantes Thema...
      Das hört sich jetzt vielleicht auch an als ob ich spinne, aber ich bin fest davon überzeugt, wenn das so weitergeht wir Deutschland in dieser Form nicht mehr existieren. Argentinien wir kommen: Chaos, wirtschaftlicher Ruin, Selbstjustiz... Utopie ?! Wartets ab!
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 14:22:23
      Beitrag Nr. 23 ()
      @ Dachs30

      Wieso wäre gut gewesen?????????????
      Das hämische Grinsen passt doch primstens.
      Gilt dem letzten Absatz - also den bacardi(sch... wie schreibt
      man das) und Langnese(werbung)-Fans.

      steve - der Erste
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 15:38:04
      Beitrag Nr. 24 ()
      Hi Linda17,

      guter Beitrag.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 19:50:19
      Beitrag Nr. 25 ()
      Ab Montag im Gutenberg Gymnasium "business as usual"? Hier ein Zitat des Lehrers Raimund Heise aus Spiegel-online:

      "Wissen Sie, es geht nicht um Angst", sagt er, "die Jugendlichen brauchen ihr Abiturzeugnis." Ohne das könnten sie ja schließlich nicht studieren oder eine Lehre machen, referiert er.

      Diese Aussage, nach dem Amoklauf eines zum Abitur nicht zugelassenen Schülers, setzt eiserne Disziplin voraus. Ohne Abitur kein Studium oder keine Lehre! Nennt man das pädagogisches Einfühlungsvermögen oder folgt diese Aussage eher dem Motto "Was mich nicht umbringt macht mich stark"?
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 20:00:27
      Beitrag Nr. 26 ()
      #25

      Diese Antwort orientiert sich an der Realität. Kein Mensch wird auf dem weiteren Bildungsweg der Schüler Rücksicht auf die Geschehnisse vom Freitag nehmen. In Anbetracht des weiteren Lebensweges der Schüler ist das Abitur von (gesellschaftlich) existenzieller Bedeutung.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 21:34:40
      Beitrag Nr. 27 ()
      #26
      Da könnten wir die Ursache des Amoklaufes haben:

      Wenn das Abitur von essentieller Bedeutung für den weiteren Lebensweg haben soll, welche Perspektive soll dann jemand haben den das verwehrt wird?

      Nur zur Klarstellung: Ich teile diese Meinung nicht! Es ist für das weiters Leben völlig von untergeordneter Bedeutung ob jemand das Abitur ein paar Tage (Wochen) früher oder später macht. Ein bißchen mehr Gelassenheit und Menschlichkeit wäre angebracht!
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 23:30:58
      Beitrag Nr. 28 ()
      @TylerSchatten
      soeben hörte ich im Fernsehen: Es gibt in Zukunft nur noch zwei Gattungen, die Schnellen und die Toten.
      Rücksicht hat da keinen Platz, setzt es doch soziales Verhalten voraus.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 08:57:40
      Beitrag Nr. 29 ()
      # 27

      Es macht schon etwas aus, ob der Schulabschluss fristgerecht erfolgt, schließlich werden anschliessende Termine (Bundeswehr, Zivildienst, Lehre, Studiumbeginn) nun einmal nicht tangiert. Im Rahmen dieser zeitlichen Vorgaben halte ich ein Verschieben insofern für sinnvoll, damit die betroffenen Menschen die Möglichkeit haben, Geschehenes zu verarbeiten.

      Und zu dem Thema der „essentiellen Bedeutung“. Der ganze berufliche Werdegang, mit seinem erheblichen Einfluss auf das private Leben baut auf der Ausbildung auf. Wenn Du so willst, dein ganzes anschliessendes Leben. Das Du das als Tatmotiv in den Raum stellst, mag vielleicht in gewisser Weise schlüssig sein, bleibt aber allzu spekulativ. Ein bisschen mehr der von Dir erwähnten Gelassenheit hätte ich an diesem Punkt für sinnvoller gehalten.

      Ich bin kein rückhaltloser Freund der leistungsorientierten Gesellschaft, aber die Spielregeln wollen eingehalten werden (sofern man die Vorteile in Anspruch nehmen will). Deine Kritik an der Gesellschaft sollte dann an anderen Punkten (ursächlich!) ansetzen: Ethik, Religion, soziale Wertvorstellungen. Du doktorst mir zu sehr an den Symptomen rum.


      # 28

      Den Ausspruch „Die Schnellen und die Toten“ versteh ich nicht so ganz, aber es erweckt auf mich den Eindruck des „Jammerns nach der Tat“. Nach dem Motto: Wenn ich mich doch bloss angeschnallt hätte, dann würde ich auch nicht im Rollstuhl sitzen. Was wäre wenn....
      Oder war der Ausspruch eher als Bestandsaufnahme gemeint? Erläuter mir den Zusammenhang bitte ein bisschen genauer.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 13:20:57
      Beitrag Nr. 30 ()
      #15
      Ist es überhaupt "Rache", wenn der Rächende sich durch eine gleiche Tat gegen sich selber in die Reihe der Opfer stellt?
      Oder, pardon, ein Ausdruck des Wunsches nach "Zugehörigkeit"?

      #21
      Ich möchte lediglich, daß sich einmal jemand, für den "Rache" zum religiös-gesetzlichen Denkmodell gehört, dazu äußert. Vielleicht ergibt das eine neue Perspektive des für uns Unverständlichen.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 14:41:36
      Beitrag Nr. 31 ()
      Oder vielleicht die Furcht vor den Konsequenzen der Tat?

      Selbstzerstörung muss nicht Selbstmord bedeuten.
      Es kann auch die Opferrolle eines aus der Tat entstehenden Racheaktes sein.
      Oder auch eine rechtskräftige Verurteilung.

      Der Racheakt an sich ist selten der Schlusspunkt.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 18:57:07
      Beitrag Nr. 32 ()
      Traurige Aktualisierung:

      <Selbstmorddrohung in Varel religiös motiviert
      29. Apr

      Auszug aus dem Drohbrief

      In einem Brief hatte ein niedersächsischer Schüler mit einem Selbstmordattentat gedroht. Offenbar mit religiösem Hintergrund.

      Der Verfasser des im niedersächsischen Vareler Lothar-Meyer-Gymnasium eingegangenen Drohbriefes hatte möglicherweise ein religiöses Motiv. In dem Schreiben an den stellvertretenden Schulleiter Klaus Friedrich heißt es: «Ich schreibe Ihnen diesen Brief, weil mein Gott es mir befahl.»

      Der Schreiber habe «Wörter aus der Bibel verwendet», hieß es bei der Bezirksregierung Weser-Ems. In dem Brief schreibt der Verfasser, er gehe bereits «seit Jahren» auf das Lothar-Meyer-Gymnasium in Varel. Die Bedingungen dort seien «wirklich unmöglich» und er könne seine «Wut nicht länger kontrollieren». Deshalb werde er seinem Leben ein Ende setzen und «viele unschuldige Schülerinnen und Schüler mit in den tragischen Tod nehmen».

      Konkrete Hinweise auf den Verfasser hat die Polizei nach eigenen Angaben noch nicht. Die Ermittlungen gingen «in alle Richtungen».

      Der Brief war am Donnerstag an dem Gymnasium eingegangen. Friedrich unterrichtet unter anderem katholische Religion.

      Brief «atypisch» für einen Scherz

      Die Bezirksregierung sagte, Bewertungen solcher Ankündigungen sei «ungeheuer schwer». Der Drohbrief sei jedoch «atypisch». Normalerweise würden solche Schreiben viel allgemeiner gehalten. Experten hätten die Realisierung des angekündigten Anschlags «als eher unwahrscheinlich» eingestuft. Allerdings werde der Brief auch nicht als üblicher «Abistreich» abgetan. (nz)>
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 19:02:55
      Beitrag Nr. 33 ()
      Tyler,
      wenn er Angst vor den Konsequenzen seiner Tat hat, warum begeht er sie dann? Sie soll keinesfalls spontan geschehen, sondern lange geplant gewesen sein. Er dürfte also auch den eigenen Tod miteingeplant haben. Warum?
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 19:11:17
      Beitrag Nr. 34 ()
      Interessanter Standpunkt:
      Kritik = Rechtfertigung
      <Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Jürgen Möllemann hat sich dagegen verwahrt, dass seine scharfe Kritik am Vorgehen des israelischen Militärs gegen die Palästinenser als Rechtfertigung von Selbstmordattentaten interpretiert worden ist. In einem am Montag veröffentlichten Brief an den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, schrieb Möllemann, wer dies tue, der wolle ihn falsch verstehen, um ihn des Falschen anklagen zu können.>
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 20:00:32
      Beitrag Nr. 35 ()
      Wilma,

      vielleicht Perspektivenlosigkeit, dass er den Tod in Kauf nimmt?

      Spekulation, ich weiss es nicht.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 20:11:37
      Beitrag Nr. 36 ()
      @TylerSchatten
      was gibt es da nicht zu verstehen, bei der Aussage: Es wird zukünftig zwei Gattungen geben, "die Schnellen und die Toten". Das ist ganz einfach, wer nicht schnell genug ist, ist tot. Tote jammern nicht. Und jemand der im Rollstuhl sitzt, ist noch sehr lebendig. Oder interpretiere ich "tot" schon falsch. Gibt es eine neue Terminologie, die an mir vorbeigegangen ist? Evtl.werden ja bereits Rollstuhlfahrer, Behinderte, Arbeitslose und sozial Schwache den Toten zugeordnet. Wundern würde mich nichts mehr.
      Aber, Tote jammern nicht. Gottseidank, es wäre unerträglich, und wir würden unsere eigenen Worte nicht mehr verstehen.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 22:13:08
      Beitrag Nr. 37 ()
      Tyler #35,
      wenn die Angst vor Konsequenzen einen Täter nicht davon abhält, seine Tat zu begehen, ist unsere gesamte Strafjustiz in Frage gestellt!
      Heißt: "Furcht vor Strafe" verhindert die Tat nicht. Wozu dient Strafe dann noch?
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 22:15:04
      Beitrag Nr. 38 ()
      Linda #36,
      das kommt mir aus vielen alten Westernfilmen bekannt vor ...
      Revival von Billy the Kid & Co?
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 09:50:08
      Beitrag Nr. 39 ()
      Einige, sehr häufig wiederholte, Formulierungen aus der heutigen Tageszeitung: "...Schüler ohne bestandenes Abitur fallen ins Bodenlose." Oder: "...existenzzerstörende blaue Briefe per Post von der Schule... ." Im Klartext: Für wen die Nichtzulassung zum Abi existenzzerstörend ist, der gibt indirekt zu, das Hauptschüler nie die Voraussetzungen für eine "Existenz" in diesem Sinne besitzen. Erwartungsdruck und Anspruchdenken!
      Am Wittenberger Gymnasium ist übrigens eine "Teatcher-Killer-Liste" mit den Namen von 5 Lehrern aufgetaucht. Nachdem die Schüler sich entschuldigten, will man die Sache vergessen. Toleranz zur richtigen Zeit oder fehlende Konsequenz, die sich noch einmal tragisch auswirken könnte?
      Perry.
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 12:00:27
      Beitrag Nr. 40 ()
      Ich denke, es fehlen antiquierte Werte wie: positive Vorbilder, die des Realismus nicht entbehren (Winnetou ist out), heile Familie (heute gilt ja geradezu als unsportlich, wer nicht geschieden ist), Chancen auch ohne Einser, deren Zustandekommen eh umstritten ist, Erkennen von Begabungen (die immer schon notenunabhängig waren; gern zitiertes Beispiel híerfür ist Albert Schweitzer), Nicht-Herabreden von Idealen und Ethik. Und vielleicht sollte man dem jungen Menschen seine Jugend durch zu frühen Erwachsenenstatus nicht rauben. Noch-Kindsein und Sich-Anlehnen-Dürfen ist schön! Sehr viele Mittelständler wären überdies froh, würde man die Götzen "Abitur" und "Studium" zugunsten einer handfesten Berufsausbildung ein wenig vom Sockel stürzen. Und viele Eltern auch wegen der Endlos-Kosten studierender Sprößlinge. Bildung muß Sinn haben und auch Freude machen dürfen. Man sieht ja, wohin die scheuklappenartig zielfixierte Lernausrichtung führt: Eine Eins fürs Nachgeplapperte, aber von Allgemein- (und leider auch oft anderen Aspekten der eigenen Fach-)bildung nicht die Spur.
      Hätte der Täter von Erfurt vielleicht nicht so verbissen dem Abitur angehangen (ohne offenbar seine Zeit dem notwendigen Lernen zu widmen zugunsten der Schützen-karriere), so hätte er vielleicht ein tüchtiger Maurer, Schweißer, LKW-Fahrer, Krankenpfleger .... werden können, sämtlich Berufe, die notwendiger gebraucht werden als drittklassige Ausübende von Berufen, für die das Abitur vonnöten ist. Im übrigen schafft Frust im Beruf, insbesondere der der Überforderung wegen eigentlicher Uneignung, kein glückliches Dasein.
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 14:35:23
      Beitrag Nr. 41 ()
      Noch keine Empörung: Ein Mörder als Krankenpfleger???!!!
      Ich erkläre meinen Gedanken:
      1. Es wäre gar nicht zur Tat, nicht einmal zum Auslöser oder
      Anreiz dazu gekommen. Er wäre also gar kein Mörder gewesen.
      2. Das Bewußtsein, gebraucht zu werden und helfen zu können, wäre vielleicht genau das gewesen, das er suchte.
      3. Jeder von uns beherbergt in seinem Innersten die Möglichkeit zu übelsten Taten. Daß es nicht zu deren Ausübung kommt, liegt vor allem an der unterschiedlichen Umwelt und an der individuell verschiedenen Hemmschwelle. Wird diese erniedrigt, z. B. durch Rauschmittel, so tun die Betroffenen mitunter Dinge, die sie von sich selbst nie geglaubt hätten. Wieder ernüchtert, ist es ihnen peinlich, und sie betäuben die Scham wieder mit Rauschmitteln. Und so weiter. Man kennt das inzwischen.
      4. Nachdenklich hat mich die Aussage jenes Lehrers gemacht, der sich dem Täter entgegenstellt mit der Aufforderung, ihn beim Töten anzusehen. Was beim Täter die Unfähigkeit zur Tat auslöste. Ferner soll er tags zuvor einige Schulfreunde angerufen haben, um sie aufzufordern, am nächsten Tag nicht zur Schule zu gehen. Er wollte sie also verschonen. Dazu mußte er wissen, daß er sozusagen blind schießen würde, so daß er auch jene Freunde treffen könnte. War dies nicht der Fall, so könnte man die Anrufe auch als einen letzten Versuch, ihn aufzuhalten, interpretieren. Hat jemand der Angerufenen ihn nach dem Grund für seinen Rat gefragt? Genannt hat er ihn offenbar nicht, sonst wären wohl, darf man vermuten, Maßnahmen ergriffen worden (Informieren der Polizei oder mindestens der Schule etc.). Es ist also wahr- scheinlicher, daß er wußte, daß er bei der Ausübung der Tat nicht genau würde hinsehen können. Vielleicht hat er dabei geheult? Ich wage den Schluß, daß er sich selbst zu der Tat gezwungen hat und daß sie folglich seinem Wesen eigentlich nicht gemäß ist.
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 15:23:16
      Beitrag Nr. 42 ()
      Perspektivenlosigkeit mag vielleicht eine Ursache gewesen sein, aber ich behaupte, nicht die einzige. Es erscheint mir als Erklärung zu flach. Wer weiss, wie es in diesem Menschen ausgesehen hat: Ärger in der Familie, Minderwertigkeitskomplexe, Liebeskummer, Schulden (er war immerhin schon 19) und, und, und...



      >>>Ich wage den Schluß, daß er sich selbst zu der Tat gezwungen hat und daß sie folglich seinem Wesen eigentlich nicht gemäß ist.<<<

      Halte ich für möglich (aber es bleibt ein forscher Gedanke ;))




      @Linda

      Die Tendenz mag stimmen, aber ich glaube, die Äusserung entbehrt nicht einer gewissen Schwarzseherei. Es gibt Gesellschaften, in denen das soziale Verhalten noch geringer ausgeprägt ist.

      Aber um zu provozieren: Entspricht der Ausspruch nicht dem Grundgedanken der Evolution??
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 17:01:00
      Beitrag Nr. 43 ()
      Tyler,
      wer so beherrscht ist, die Tat nach dem Überschreiten der Reizschwelle an einem zurückliegenden Zeitpunkt x etwa ein Jahr lang aufzuschieben ("zu planen"), der könnte sie auch ganz unterlassen. Was war markant zum Zeitpunkt der Tat, das als sekundärer Auslöser zu verstehen wäre, der wiederum vorab bekannt und einplanbar war? Die Abiturprüfung als solche vermutlich. Warum war eine riesige Menge Munition im Schulklo deponiert? Hatte er ein noch größeres Massaker vor, hat er das vielleicht nicht durchführen können (Hemmschwelle) und sich aus diesem Grunde selbst getötet, was, wenn überhaupt, vielleicht erst später vorgesehen war? Oder:
      Hat er die von ihm angerufenen Mitschüler genau informiert, wurde nicht ernstgenommen und sah sich aus eben diesem Grunde genötigt, die Tat wirklich auszuführen?

      Der Kern scheint hier wirklich "das Abitur" zu sein. Man muß, sobald dies vertretbar ist, die Eltern genau befragen, ob sie von ihrem Sohn verlangt haben, das Abitur zu machen, obgleich sie vielleicht erkannten, daß es ihm nicht lag? Ehrgeizige Eltern haben für Heranwachsende schon manche Probleme ausgelöst. Insbesondere jene Eltern aus sozial schwächeren Schichten, die im guten Glauben "Mein Kind soll es mal besser haben" latente Zwänge ausüben, denen das Kind möglicherweise nicht gewachsen ist. Oder auch eine auf Unwissen basierende Meinung "Das kannst du auch".

      Daß der Täter in erster Linie Lehrer und nicht Mitschüler erschoß, zeigt, daß er sich keineswegs so ausgegrenzt und von diesen abgelehnt fühlte, wie es dargestellt wurde. Er hatte ein konkretes Feindbild und ist mit nahezu militärischer Präzision vorgegangen. Kann man das noch als "Rache" bezeichnen?
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 17:02:55
      Beitrag Nr. 44 ()
      Technisches Problem: Wie ist das Smilie dahineingekommen????
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 17:19:40
      Beitrag Nr. 45 ()
      @Wilma:

      " ) = ")

      Gruss Bomber2 )
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 20:05:11
      Beitrag Nr. 46 ()
      <Familien der Opfer erhalten Soforthilfe
      Amokläufer plante seine Tat schon lange

      Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung hat der 19-jährige Amokläufer von Erfurt, Robert Steinhäuser, seine Tat über ein Jahr lang geplant. Das Blatt berichtet, der 16-fache Mörder sei nur in den Schützenverein "Domblick" eingetreten, um problemlos an die Mordwaffen zu kommen.
      Täter übte in virtueller Welt
      Ein Ermittler wird mit den Worten zitiert, schon nach seinem ersten Scheitern bei der Abitur-Prüfung vor einem Jahr habe Steinhäuser begonnen, "seine Rache für den Fall des erneuten Scheiterns zu planen." Der Täter habe seine Tat in der virtuellen Welt der Computerspiele "Quake" und "Counterstrike" geübt.
      Kinderschutzbund - Für Verbot von Gewaltvideos
      Anwalt Witti - Will Video- und Waffenhersteller verklagen
      Gewalt im TV - Politiker fordern Gegenmaßnahmen
      500 Schuss Munition gehortet
      Auf Vorbereitung der Tat weist auch hin, dass der Täter seit seinem Schulverweis im Oktober 2001 mehr als 500 Schuss Munition beschaffte. Der Amokläufer hatte bei der Bluttat eine große Menge Munition für seine Pumpgun dabei. Seine Opfer tötete er aber mit über 40 Schüssen aus einer Neun-Millimeter-Pistole. Beide Waffen hatte er legal erworben.
      Kurznachrichten mit Warnungen verschickt
      Aus dem Bekanntenkreis des Täters gibt es unterdessen Hinweise, dass er Kurznachrichten (SMS) mit Warnungen vor einem Schulbesuch verschickt hat. Am Freitag war Steinhäuser gezielt durch die Schule gezogen und hatte zwölf Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin, einen Polizisten und sich selbst erschossen.
      Neue Erkenntnisse über Schulverweis
      Der Amokläufer wurde am 1. Oktober 2001 von der Schule verwiesen. Danach hatte er das Angebot, an anderen Gymnasien Abitur zu machen. Das geht aus den Schulakten hervor. Er habe die 11. Klasse freiwillig wiederholt und sei in der 12. Klasse wegen Urkundenfälschung und unentschuldigten Fehlens von der Schule verwiesen worden, sagte Ministerpräsident Vogel. Der volljährige Steinhäuser kündigte an, seine Eltern zu benachrichtigen, tat es aber nicht. Weil die erste Ersatzschule keinen Physik-Leistungskurs hatte, wurde ihm eine zweite angeboten. Ab 1. November 2001 habe er sich jedoch nicht mehr gemeldet.
      Waffenrecht soll verschärft werden
      Nach dem Amoklauf von Erfurt wollen Regierung und Opposition gemeinsam das Waffenrecht weiter verschärfen. Schusswaffen sollen demnach erst ab 21 Jahren zugänglich sein. Auch soll der Verkauf so genannter Pump-Guns an Sportschützen nach dem Willen der SPD-Länder eingeschränkt werden. Der Bundestag hatte das Waffengesetz am Tag des Amoklaufs verschärft. Der Bundesrat wird sich damit am 31. Mai beschäftigen. Der Deutsche Schützenbund will als Konsequenz das Benutzen einer Pumpgun für seine Disziplinen verbieten lassen. Die Städte Erfurt, Jena und Gera stellen bis zu einer Änderung des Waffenrechts vorläufig keine Waffenbesitzkarten aus.>

      Was kann man aus diesen Fakten schließen? Er hat Mengen von Munition "gehortet", heißt es. Zu welchem Zweck? Verbraucht hat er "nur" 40 Schuß einschließlich dessen für sich selbst.
      Offene Fragen: Hat er die Pumpgun und die Munition selbst gekauft? Was hat zu seinem Verweis von der Schule geführt?
      Angeblich war dies eine gefälschte Unterschrift. Wessen Unterschrift, und zu welchem Zweck war sie zu leisten?
      Welche Hobbys hatte er vor dem Eintritt in den Schützenverein?
      Weiß das jemand?
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 20:07:15
      Beitrag Nr. 47 ()
      PS: Hat er sich wirklich selbst erschossen?
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 21:10:11
      Beitrag Nr. 48 ()
      Gab`s denn einen Gärtner an der Schule?
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 23:49:43
      Beitrag Nr. 49 ()
      >>>Der Kern scheint hier wirklich "das Abitur" zu sein.<<<

      Glaub ich nicht.
      Meine Meinung: ein Faktor in einer langen Kette. Keine Wertigkeit.
      Scheinbar belanglose Faktoren erzeugen (potenzieal) erhebliche Wirkung.


      Aber ich bleibe dabei,...


      Wilma, wir spekulieren....
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 23:52:01
      Beitrag Nr. 50 ()
      Linda, meinst du nicht, dass du mit # 48 Deine sehr ansprechenden Postings in gewisser Weise disqualifizierst??? :(
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 00:11:56
      Beitrag Nr. 51 ()
      Tyler meint wahrscheinlich 47.

      Ansonsten eine Anmerkung zu 39: ist mir auch schon aufgefallen. Auch wenn ich zu den glücklichen gehöre, die es haben; es ist doch wirklich nicht so, daß man ohne Abitur kein vollwertiger Mensch mehr wäre. Im Gegenteil, es gibt mit oder ohne Abi ziemlich genau gleich viele Idioten und nette Leute, wenn ich mich nicht sehr täusche.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 00:37:47
      Beitrag Nr. 52 ()
      @xylophon: Wie wahr!!!!!!
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 11:10:56
      Beitrag Nr. 53 ()
      ..oh Tyler meinte wohl doch 48, wobei ich eher 47 meinen würde, währende 48 ja wohl eine ironische Antwort auf 47 ist...
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:57:57
      Beitrag Nr. 54 ()
      Linda17:
      Fast jedes Gymnasium hat einen Gärtner, weil die Baulichkeiten meist mit humanistischem Grün umrankt sind.
      Was das Gymnasium nicht hat, ist ein Butler.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:15:08
      Beitrag Nr. 55 ()
      Tyler,
      sicher: es gibt nie eine einzige und deutlich erkennbare Ursache. Man kann höchstens versuchen zu hinterfragen, welche anders gearteten Vorgaben das Geschehen hätten vermeiden können. Z. B.: Der Täter wurde von der Schule verwiesen, weil er eine Unterschrift gefälscht hatte. Da muß er 18 + gewesen sein. Wäre er zu dem Zeitpunkt nicht volljährig gewesen, hätte die Fälschung vielleicht nicht so drastische Folgen gehabt und ergo wären die Morde nicht passiert.
      Sehr verwunderlich: Seine Eltern, wohl nicht schlecht situiert (Ingenieur/Krankenschwester, vermutlich beide berufstätig) sollen nicht bemerkt haben, daß ihr Sohn nach dem Verweis von seiner Schule und Anmeldung in einer anderen (wo er das Abitur nachholen sollte) diese andere Schule nie besuchte, sondern sich stattdessen mit Videospielen beschäftigte (und natürlich mit seinem Schützenverein, der erstaunlicherweise 9mm-Munition verwendet?). Diese Videospiele verlangen im Gegensatz zu Fernseh- und anderen Filmen, daß man aktiv wird. Auch im gewalttätigen Sinne. Ist der junge Mann nun durch die Videospiele brutal geworden? Oder hat er - man behauptet ja, er habe die Tat ein Jahr lang geplant (in den Schützenverein soll er nach dem Verweis von der Schule, also nicht gleich nach dem ersten verpatzten Abi, eingetreten sein) - sich mit diesen Spielen, von denen eines fast das gleiche Szenario wie die Schulflure liefert, selbst gedrillt? Die Pumpgun, die er nach den geltenden Gesetzen (die, wenn man sie tatsächlich anwendet ausreichen, denn sie verlangen eine "Notwendigkeit" zum Führen dieser Waffe) nicht hätte bewilligt bekommen dürfen, hat er gar nicht eingesetzt, ich vermute, weil er damit nicht so gut geübt war wie mit der Pistole (schießt man im Schützenverein mit großkalibrigen Waffen????? Seltsamer Schützenverein, für Tontauben tut`s doch ein Luftgewehr.).
      Hat er die Pumpgun wirklich nicht eingesetzt, oder wird das nur behauptet, um den Beamten, der sie bewilligt hat, zu entlasten? Die 9mm Munition soll er sich peu-a-peu besorgt haben, irgendwo hieß es sogar, aus dem Schützenverein, und inzwischen ist von ca. 1200 Schuß die Rede. Gibt`s da Rabatt bei Großabnahme?? Ich würde mal diesen speziellen Schützenverein unter die Lupe nehmen ("Watson!!"); bin der Ansicht, daß Schützenvereine im allgemeinen anders strukturiert sind als es hier erscheint.
      Ganz allgemein: es ist einfacher, eine "große Tat" im negativen Sinne zu begehen als eine im positiven. Eigentlich erstaunlich, denn der Knabe hätte, wenn er all die Mühe fürs Abipauken aufgewandt hätte, statt etlicher Leichen und dem eigenen Tod ein immerhin leidliches Abitur erzielen können. Also doch Veranlagung? Woher? Bei ihm als Einzelgänger, als der er geschildert wird, kann man nicht von schlechten Einflüssen sprechen wie etwa bei Neonazis. Pathologischer Geltungsdrang? Der läßt sich m. E. nicht mit soviel Geduld vereinbaren.
      Mich würde interessieren, was für ein Attest es eigentlich war, auf dem er die Unterschrift gefälscht hatte. Wollte er damit das verkorkste Abi irgendwie hinbiegen? Warum war ihm dieses dämliche Abi so wichtig, wenn sogar seine Eltern akzeptiert hatten, daß er eine Klasse auf einem anderen Gymnasium wiederholen müsse? Fazit: Da ist noch etwas, das wir nicht wissen. Der etwas nebulöse zweite Täter, der angedeutet wurde? An den glaube ich nicht recht.
      ?? Schönen Gruß
      Wilma Holmes, geborene Marple.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:20:37
      Beitrag Nr. 56 ()
      tja, will ich mal auch meinen senf dazu abgeben.

      neben der oben schon verschiedentlich dargestellten "motivationslage" des täters gehört m.E. ein weiteres entscheidendes moment dazu: die gelegenheit, sprich die waffe.

      die "beliebtesten" und weltweit verbreitesten kriegswaffen sind der revolver (s&w) - jaja - sowie die ak47 bzw. das m16. die besten kombinationen aus zuverlässigkeit, durchschlags- und feuerkraft.

      da diese waffen den anti-terror-einheiten nicht tödlich genug sind - mannstoppende wirkung nennt man das wohl - benutzen diese einheiten haupötsächlich die glock 17 (bzw. 18) und das hk pw-5.

      die glock 17 ist eine absolute killerwaffe - noch dazu mit der "richtigen" munition - und hat mit sport so wenig zu tun, wie nur irgendwas.

      WIE ZUM TEUFEL KANN MAN EINEM JUGENDLICHEN SPORTSCHÜTZEN EINE SOLCHE WAFFE ZUGESTEHEN ?

      die politiker faseln immer was von halbautomatik = "gut", vollautomatik = "schlecht". so einen unsinn kann nur verzapfen, wer völlig ahnungslos ist. moderne halbautomatische waffen können nur unwesentlich langsamer "bedient" werden als vollautomatische.

      der beweis ist wieder die glock. die glock 18 - eigentlich nur eine glock 17 mit umschaltmöglichkeit auf vollautomat - schiesst als vollautomat auch nicht so viel schneller als als halbautomat. der letzte beweis dazu: das magazin gibts u.a. als 17er und auch als 30er.

      das ist die waffe von terroristen und anti-terror-einheiten.

      m.E. kanns nur eine lösung geben: sportschützen ok, ja, das solls ja weiter geben dürfen. aber nur pistolen und gewehre als einzellader - also nach jedem schuss extra nachladen müssen, wie beim alten luftgewehr -.

      musste ich mal sagen, brennt mir schon lange auf den nägeln
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:33:47
      Beitrag Nr. 57 ()
      Man lernt doch immer wieder was dazu. Wenn man will.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 00:02:00
      Beitrag Nr. 58 ()
      @ Übermorgen,
      danke für die Infos.

      Und hier was aus BILD.de. Es war das Killer-Gen!!!

      <Wird man böse geboren?
      Die Psychologen sagen:
      Es gibt ein Killer-Gen
      Von GERD HERTLE in Erfurt

      Erfurt – Noch immer ist Deutschland geschockt. Wie konnte der Amokläufer von Erfurt so kaltblütig 16 Menschen ermorden? Was trieb Robert Steinhäuser (19) zu diesem wahnsinnigen Hass? Nichts deutete vorher darauf hin, dass er zu einer solchen Bluttat fähig ist. Könnte das Böse schon immer in ihm gesteckt haben?

      Das Massaker von Erfurt und die Streitfrage: Kann es sein, dass man bereits böse zur Welt kommt? Versteckt sich in unseren Erbanlagen vielleicht sogar ein Mörder-Gen?

      Robert Steinhäuser, der 19-jährig 16 Menschen tötete, war mit 12 ein netter Blondschopf. Der mit dem Großvater auf der Bank am Goldfischteich im Garten Kreuzworträtsel löste und artig die Nachbarn grüßte. War kein Bettnässer, kein Tierquäler – die häufigsten Alarmzeichen für eine frühkindliche Störung.

      Der Vater: Abteilungsleiter bei Siemens. Die Mutter Krankenschwester – also auch das Elternhaus gutbürgerlich. Muss aus so einem Jungen nicht zwangsläufig was Vernünftiges werden? „Absolut nicht“, sagt der Verhaltensgenetiker David Rowe. „Der Einfluss des familiären Milieus auf die Entwicklung des Kindes ist wesentlich geringer, als viele Leute glauben möchten.“

      Woher kommt dann das Böse in Robert Steinhäuser? Anscheinend hatte er schon lange einen Hang zum Töten und Schießen: Bei einem Rollenspiel im Klassenzimmer ließ er sich mit einer Revolver-Atrappe filmen (Foto: „Spiegel TV).

      Und viele Pädagogen und Genforscher sind inzwischen der Überzeugung: 50 Prozent unseres Handelns werden durch äußere Umstände beeinflusst (Familie, Freunde), die anderen 50 Prozent jedoch durch unsere Gene.

      Und das Mördergen? Anscheinend gibt es so was tatsächlich. Dr. Han Brunner von der Uni Nijmegen (Holland) entdeckte bei extrem gewalttätigen Männern ein fehlerhaftes Gen auf ihrem X-Chromosom Dieses Gen reguliert im Normalfall die Ausschüttung des Hirn-Botenstoffes Serotonin – zuständig für ausgeglichene Stimmung.

      Eine schwere Persönlichkeitsstörung des Killers vermutet Psychotherapeut Frank Bartuschka (Asclepios-Fachklinik Stadtroda). Steinhäuser sei „narzistisch gestört“ (Narzismus = krankhafte Selbstliebe).

      „Solche Menschen sind äußerst instabil und verletzbar, entwickeln andererseits extremen Selbsthass.“ Genau wie Steinhäuser, der sich zum Schluss eine Kugel in den Kopf jagte.>

      Enorm, daß dieses Gen sich ein ganzes Jahr zurückgehalten hat. Ich würde mal einen profaneren Ansatz wagen:
      S. wurde von seiner Schule verwiesen. Er hatte zuvor dort das Abi nicht geschafft. S. lehnte den Übergang an eine andere Schule ab, um dort das Abi nachzuholen. S. tötete die Lehrer seiner alten Schule (zumeist LehrerINNEN,
      2 Schülerinnen wohl eher zufällig) vermutlich im zeitlichen Zusammenhang mit den neuen Abiturprüfungen.
      ? Wem galt sein Frust eher: dem Abitur oder den (weiblichen) Lehrern ? Gehörten die Erschossenen möglicherweise dem Gremium an, das über seinen Verweis von der Schule zu entscheiden hatte? Warum hat er nicht den Lehrer, der ihn demaskierte, auch erschossen, sondern (statt seiner?) sich selbst?
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 12:59:10
      Beitrag Nr. 59 ()
      @übermorgen: Wirklich sehr interessanter Beitrag, der auch einige meiner bisherigen falschen Vorstellungen korrigiert!

      @Wilma: Warum ist diese Genthese so völlig abstrus? Ich will sie nicht bestätigen, aber kennst du den Einfluss einer Hormontherapie auf die Psyche?
      Avatar
      schrieb am 04.05.02 17:59:31
      Beitrag Nr. 60 ()
      @TylersSchatten
      Den "Selbstmord" des Attentäters in Frage zu stellen finde ich einen schier unglaublichen Denkansatz. Wer käme denn hierfür in Frage? Ein zufällig anwesender Lehrer oder oder Schüler oder ein Polizeibeamter? Also kann`s nur der Gärtner gewesen sein.

      Die Öffentlichkeit braucht Schuldige und sie hat sie gefunden, die Medien, die Schützenvereine, etc.
      Was ich aber in der gesamten Diskussionen vermisse, ist die Überlegung "Mensch" und zwar aus heutiger Sicht. Der Mensch ist Produktionsfaktor und Leistungsträger, mehr nicht (mehr). Funktioniert er, kann er sich und seiner Familie ein verhältnismäßig angenehmes Leben leisten. Gerät er oder aber das Unternehmen in dem er arbeitet, in eine Schieflage, wird aussortiert. Das bedeutet für viele den Absturz. Übertrieben ausgedrückt, werden Menschen wie Maschinen behandelt und gegen neue, bessere Maschinen ausgetauscht oder aber gleich verschrottet = "asozialer Müll", weil arbeitlos oder weil alt und arbeitslos. Was geht in Kindern und Jugendlichen vor, die diese Bedrohung der Arbeitslosigkeit und evtl. die Arbeitslosigkeit tagein tagaus erleben? Da reissen sich ihre Eltern im wahrsten Sinn des Wortes "den Arsch auf" und sind trotzdem über Nacht wertlos geworden, stehen am Rande der Gesellschaft, und mit ihnen ihre Kinder. Wie PISA gezeigt hat, ist unser Schulsystem nicht in der Lage zu integrieren, es selektiert. Wertevermittlung ist m. E. bereits aussichtslos, denn diese kann nur noch theoretisch erfolgen, die Praxis sieht bei vielen jungen Menschen ganz anders aus und somit ist die Theorie genauso wertlos wie die Werte die vermittelt werden sollten.
      Ein Teufelskreis, aus dem es die nächsten 10 Jahre kein Entrinnen geben wird. Wir haben 4 Mio. Arbeitslose und einige haben Kinder und wenn diese Kinder im Abseits bleiben, dann Gnade uns Gott.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 13:34:19
      Beitrag Nr. 61 ()
      puhvogel,
      natürlich weiß ich um den Einfluß von Hormonen (bin schließlich Frau!!). Gene sind ererbbar. Das heißt: auch ein "Killergen", d. h. eine ausgeprägte Veranlagung zum Töten, wäre ererbt. Ist natürlich möglich; jede Veranlagung kann erblich sein. Es wäre wenig sinnvoll, Mördern und Totschlägern die fantastische Ausrede zu liefern, daß sie ihren Hang nicht steuern könnten, weil er eben durch die Gene vorgegeben sei. Schuld- und damit straffähig ist nur, wer entscheidungsfähig ist. Und du kannst sicher sein, daß mindestens clevere Strafverteidiger gern auf dieses "Gen" als Freispruchhilfe zurückgreifen würden. Man sollte also hierüber erst dann reden, wenn dies völlig erforscht ist und man genau sagen kann, wieweit eine vielleicht hierauf zurückzuführende Veranlagung intellektuell steuerbar ist. Noch weiter gedacht: ist sie intellektuell nicht steuerbar oder ist Straftätern dieser Ordnung mangelender Intellekt nachzuweisen, ergibt sich verminderte Schuldfähigkeit. Daraus folgt wiederum, daß eine genetische Untersuchung aller durchzuführen wäre mit der Folge, daß potentielle Mörder zum Schutz der anderen Menschen isoliert zu werden hätten. .... wohin führt das wohl?
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 13:38:01
      Beitrag Nr. 62 ()
      Linda17,

      es wird zunehmend wichtiger, den einzelnen gemäß seinen Fähigkeiten - nicht seinen Wünschen! - auszubilden. Eine gute Fachkraft wird selten (dauerhaft) arbeitslos!

      Hierzu auch noch folgendes:

      <Eltern des Erfurt-Killers im "Spiegel":
      „Wir haben versagt“

      Christel und Günter Steinhäuser (beide 52) – im „Spiegel“ erzählen die Eltern des Erfurt-Killers, wie sie ihren Sohn Robert (19) erlebten. Der Vater fragt sich: „Wir hätten es doch merken müssen. Warum haben wir nichts gemerkt?“ Und er sagt bitter: „Wir haben versagt, natürlich haben wir versagt.“

      Der Morgen des 26. April. Freitag. Robert bittet seine Mutter: „Lass mich noch bis neun Uhr schlafen, ich muss heute erst später los.“ Als er dann in die Küche kommt, erzählt er den Eltern, dass gleich die Englischprüfung dran sei. Widerstrebend lässt er sich von seinem Vater in den Arm nehmen. Der weiß, dass Englisch ein Problemfach für seinen jüngsten Sohn ist.

      Dann streitet Robert mit seiner Mutter, weil er seine schwarze Jacke nicht finden kann. Die will er unbedingt anziehen. Als er um 9.45 Uhr die Wohnung verlässt, hat er nicht mal einen Rucksack dabei. Zehn Minuten später kehrt er zurück. Huscht mit den Worten: „Ich habe meine Stifte vergessen,“ in sein Zimmer.

      Die Oma von Robert sieht ihn noch ein Mal um halb elf. Da verlässt er das Haus – mit einem Rucksack.

      Als Christel und Günter Steinhäuser die Nachricht von der Schießerei im Autoradio hören, versuchen sie ihren Sohn sofort über Handy anzurufen. es ist ausgeschaltet.

      Gegen 13 Uhr geht Peter Steinhäuser (25) in das Zimmer seines Bruders. Es ist so aufgeräumt wie nie. Auf dem Schreibtisch liegen die Rechnungen für den Waffenkauf. Und er findet eine Reisetasche mit Hunderten Schuss Munition. Dem „Spiegel“ sagt er: „In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht so gezittert. Und dann gehen Sie mal nach nebenan und erzählen Ihren Eltern, was sie gerade gefunden haben...“

      Günter Steinhäuser hatte die Vollmacht für das Girokonto seines Sohnes. „Misstrauen gab es da nicht.“ In den Monaten vor dem Mord an 16 Menschen hob er höhere Beträge ab. Seinem Vater log er vor, das Geld aufs Sparbuch zu überweisen. Wegen der höheren Zinsen. „Heute wissen wir, wofür das Geld war“, sagt der Vater traurig.

      Dei Eltern versuchten jahrelang, den heftigen Fernseh- und Computerspielkonsum von Robert einzudämmen. Christel Steinhäuser: „Er saß immer vor dem Computer, das war wie eine Sucht.“ Einmal hat sie sogar aus Verzweiflung alle Verbindungskabel aus den Wänden und Geräten gerissen. Aber Robert fand alle Verstecke. Schloss alles wieder an.

      Inzwischen macht sich die Mutter Vorwürfe, den Sohn nach der fünften Klasse aufs Gymnasium geschickt zu haben. „Ein grauenhafter Fehler. Vielleicht war er auf dem Gymnasium all die Jahre überfordert und deswegen kreuzunglücklich. Wir haben das doch nicht geahnt.“>
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 13:39:32
      Beitrag Nr. 63 ()
      Wilma: zum ersten Absatz, den Du aber später selbst relativierst:

      ein solcher Verteidiger wäre schlecht beraten. Denn wenn er auf das Killergen sich stützen würde, dann würde das gleichzeitig bedeuten, daß der Angeklagte zwar freigesprochen würde, schuldunfähig.
      Er müßte dann aber lebenslang in einer geschlossenen Anstalt untergebracht werden, weil er eben dieses Gen hat, das ihm sein Leben lang erhalten bleibt und damit immer potentiell gefährlich bliebe. Er kann es ja nicht kontrollieren....

      Die andere Gefahr sehe ich auch, vorbeugende Internierung von Leuten, die dieses angebliche Gen haben.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 13:47:42
      Beitrag Nr. 64 ()
      Linda17,

      (deine @TylersSchatten):
      In Frage käme jener Lehrer, der den Täter demaskiert und ihn aufgefordert hat, ihm in die Augen zu sehen. Man muß sich fragen, welche von beiden Aussagen für den Täter entscheidend war, diesen Lehrer nicht zu erschießen: die Identifizierung? - Sie hätte ihm eigentlich gleichgültig sein müssen, es ist ohnehin fraglich, wieso er sich vermummt hat, da er die Tat doch ankündigte? - Aber wir bewegen uns im Gebiet irrationalen Denkens, dürfen also nicht unbedingt mit Logik nach Gründen suchen wollen. -
      War er nicht imstande, zu schießen, wenn er angesehen würde? Ich glaube, auch die erschossenen Lehrerinnen und der zunächst nur angeschossene Lehrer dürften den Täter, der in die Klasse stürmte, angesehen haben.
      Grundsätzlich möglich wäre, daß dieser Lehrer, der auf den Täter einen offenbar positiven Einfluß hatte, diesem die Waffe wegnehmen konnte und ihn möglicherweise seinerseits erschossen hat. Wenn es denn so wäre, hielte ich es im gegebenen Zusammenhang für durchaus vertretbar, das zu verschweigen bzw. als Selbstmord des Attentäters zu darzulegen.
      Eine entsetzliche Theorie? Ich glaube nicht, daß man die Tat von Erfurt mit zartfühlenden Philosophien ergründen kann. Aber wir wollen bitte darauf nicht weiter eingehen.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 13:58:06
      Beitrag Nr. 65 ()
      Wilma: im Kölner-Stadtanzeiger -leider nur Print, nicht online - war ein Interview mit einem Soziologen, der das Innenleben solcher Täter, es gibt ja auch überlebende, die dazu später ausgesagt haben, ganz gut beschrieben hat.

      Danach ist das ganze tatsächlich in erheblichem Maße eine Art "Rausch" - in den man sich erst finden muß, der auch irgendwann endet.
      Der Junge hat offenbar am Sekretariat noch angeklopft, schon verkleidet, aber es waren eben noch Reste seiner Persönlichkeit vorhanden, die ihn zum Anklopfen veranlassten, absurd nicht wahr, wenn man an das folgende denkt.
      Erst das Erschrecken der Leute vor dem maskierten und bewaffneten bestätigt ihn dann in seiner neuen Rolle, er ist wirklich der "Krieger", als der er sich verkleidet hat.
      Als solcher fängt er an zu töten, bis wieder die alte Persönlichkeit durchkommt.

      Ob der Lehrer jetzt Glück hatte, daß vielleicht schon eine zu lange Pause im Töten eingetreten war, ob der Mörder ihn erkannt hat und an etwas erinnert wurde oder ob das Ansprechen entscheidend war, das werden wir nie wissen. Aber nach diesem - für mich sehr überzeugenden - Interview kam mit dem "Erwachen" quasi auch der "Kater", die Erkenntnis, was er getan hatte. Vermutlich hat ihn der Selbstmord die meiste Überwindung gekostet, weil er eben nicht mehr der "Krieger", sondern der Mensch war. Bei klarem Verstand, vielleicht auch geschockt von der eigenen Tat.
      Auch das ist Spekulation, aber dieser "Tunnel", in dem er sich befand, der kommt mir sehr plausibel vor.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 14:03:37
      Beitrag Nr. 66 ()
      Linda17,
      Nachtrag: Berufswünsche, -ausbildung.

      Ich denke, hier müßte mehr und früher Information und Berufsberatung im Mittelpunkt stehen. Und die "Beratung" darf sich nicht daran orientieren, was grade zu haben wäre, sondern sollte sich wirklich auf die Fähigkeiten des Individuums konzentrieren. Diese herauszufinden wäre eine große und ganz neue Aufgabe, denn bisher interessiert das kaum jemanden außer wenn extreme Begabungen ersichtlich sind oder sich verständige Eltern der Sache in der richtigen Weise annehmen. Man kann dem Begabtesten seine Begabung auch verleiden ... Es wäre natürlich die typisch deutsche Übertreibung, eine solche Idee dergestalt in die Tat umzusetzen, bereits Kindergartenkinder oder besser noch Säuglinge Intelligenz- und Eignungstests zu unterziehen und sie fürderhin nur noch in dieser Richtung zu fördern. Ich bin für eine möglichst breite Ausbildung und Allgemeinbildung, diese und die sich nach der spezifischen Begabung ausrichtende Ausbildung müssen nebeneinander verlaufen, wobei man vielleicht die "Noten" nur für letzteren Zweig erteilen sollte und den ersteren mit einer beschreibenden Beurteilung werten müßte. Ich glaube, das ein solches Schulmodell nicht nur für die Entwicklung fähiger Denker für die Zukunft sorgen würde, sondern dem Schüler auch Spaß machen würde, der wiederum Eifer erzeugt. Streß fiele bei diesem Modell völlig fort. Glückliche, fleißige, ausgefüllte, zufriedene, kreative, geniale Menschen (mit und- oder oder-Verbindung) wären die Folge. Halte ich für wünschenswert. Beziehungsweise für die positive Bewältigung der Zukunft des Menschen für notwendig.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 14:32:13
      Beitrag Nr. 67 ()
      @WilmaFeuerstein
      Häufig sind die Neigungen auch die Wünsche, und da liegt
      die Krux. Neigungen bleiben außen vor, man richtet sich nach den Erfordernissen der Wirtschaft. Es wird nach Informatikern geschrieen, also wird man Informatiker. Wer hat heute noch den Mut, jahrelang zu studieren mit dem Wissen, daß er dann "auf der Straße" steht? Warum fehlen uns Naturwissenschaftler? Weil sie vor zigJahren keinen Job bekamen? Warum fehlen Ingenieure, weil sie vor ca. 10 Jahren auf die Straße gesetzt wurden. Es gab sicher viele junge Menschen, deren Neigung vor zig Jahren beispielsweise Physik war, sie studierten dies aber nicht, da ein "brotloses" Unterfangen.

      Eine gute "Fachkraft" zu sein, heißt noch lange nicht, irgendwann doch arbeitslos zu werden und zwar langfristig. Auch eine gute "Fachkraft" wird älter und damit auch teurer.

      Ich stimme zu, daß man die Tat von Erfurt nicht mit zartfühlenden Philosophien ergründen kann, dafür ist es wahrlich zu spät.

      "Wenn es denn so wäre, hielte ich es im gegebenen Zusammenhang für durchaus vertretbar, das zu verschweigen bzw. als Selbstmord des Attentäters zu darzulegen." Das nenne ich Lynchjustiz und diese ist strafbar.

      Was die Diskussion "Killergen" anbelangt, so finde ich diese abstrus vor dem Hintergrund der jüngeren deutschen Geschichte. Tja, wohin das wohl führt ...?
      Und um Xylophons Theorie anzuwenden, müßten wir, bzw. die "deutschstämmigen" alle interniert werden.

      Was soll mir der Welt-Artikel sagen?
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 18:44:49
      Beitrag Nr. 68 ()
      Linda,
      der Weltartikel "soll" nichts sagen, sondern er tut es, er bestätigt nämlich meine Theorie über die verfehlte Weichenstellung für manche Jugendliche.
      Übrigens: Neigungen (ich sprach von Begabungen, das ist nicht nur klanglich ein Unterschied); also: Neigungen, Begabungen und Wünsche müssen nicht in Widerspruch zueinander stehen. Es ist ein ausgesprochener Glücksfall, wenn diese Eigenschaften zusammentreffen. Ich finde eher, daß die Crux unserer Gesellschaft darin liegt, all und jedes mit Zwängen zu belegen. Masochisten mögen sich dabei wohlfühlen. Sensibilitäten werden dadurch gnadenlos abgewürgt.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 18:48:02
      Beitrag Nr. 69 ()
      Linda,
      "Lynchjustiz" seitens des Lehrers? Hast du mal über "Notwehr" nachgedacht?
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 19:12:50
      Beitrag Nr. 70 ()
      BILD scheint meine Postings zu lesen. Hier das Neueste:

      <Neun Tage nach dem Schul-Massaker
      Der „Held von Erfurt“ droht
      mit Selbstmord

      Sein Gesicht flimmerte in jedes deutsche Wohnzimmer. Er wurde zum Helden von Erfurt. Denn er will Amokläufer Robert Steinhäuser eingeschlossen haben. Wodurch ein noch schlimmeres Blutbad verhindert wurde.
      Geschichtslehrer Reiner Heise vom Gutenberg-Gymnasium – Bundesinnenminister Otto Schily schlug ihn sogar für das Bundesverdienstkreuz vor. Doch jetzt droht der Lehrer mit Selbstmord: „Vielleicht hole ich als nächstes eine Knarre und bringe mich um. Das meine ich nicht pathetisch“, sagte er dem Nachrichten-Magazin „Focus“.

      Der Held von Erfurt – er scheint in eine tiefe, dramatische Lebenskrise geschlittert zu sein.

      Hintergrund: Die Ermittler sind sich plötzlich nicht mehr sicher, ob Reiner Heise die Wahrheit gesagt hat. Rainer Grube, Chef der Erfurter Polizeidirektion, zur „Welt am Sonntag“: „Zeugen für diesen Tatverlauf haben sich bisher noch nicht gefunden. Es gibt noch einige offene Fragen. Es ist zwar einiges glaubwürdig an der Schilderung des Lehrers. Doch es gibt Widersprüche bei der Rekonstruktion des Tatverlaufs.“

      Reiner Heise – neun Tage nach dem Schul-Massaker erklärt er: „Der Alltag ist für mich zur Hölle geworden. In der Öffentlichkeit werde ich bespuckt. Beim Gang zum Bäcker werde ich als blutgeile Sau, von Kollegen als Lügner und mieses Schwein beschimpft. Dreimal erhielt ich Morddrohungen am Telefon. Ich bin auf der Flucht.“

      In der „WamS“ bilanziert der Pädagoge: „Warum bin ich nicht tot, dann müsste ich mir das alles nicht mehr antun.“>



      Da erhebt sich die Frage: Sind die Erfurter auf der Seite des Amokschützen??
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 20:48:17
      Beitrag Nr. 71 ()
      Neue (oder vielleicht doch nicht :rolleyes: ) Theorie

      Der Mord war kein Fehler im System. Die Gesellschaft funktioniert, das vielfach gestaffelte soziale und funktionale Kontrollsystem hat einmalig versagt.


      So viele Faktoren sind in dieser Tat zusammengekommen, war das jetzt Zufall? Oder besteht tatsächlich ein Mangel in unserer Gesellschaft. Der Mangel besteht, da gebe ich Linda (begrenzt) Recht, aber war er auch Auslöser? Sind Horrorfilme und Videospiele der Auslöser? Oder das Waffenkontrollgesetzt? Oder die Summe daraus?

      Wird jetzt massiv eingegriffen? Verbieten wir z.B. gewaltverherrlichende Filme. Welche Einschränkungen mögen auf uns zukommen? Verschärfen wir die Waffengesetze und die Kontrollmechanismen. Und dann? Birgt ersteres nicht die Gefahr der Zensur und letzteres nicht die Bedrohung durch den Überwachungsstaat?


      Oder war die Tat vielleicht doch ein Einzelfall in unserer Gesellschaft?
      Werden Gegenmaßnahmen jetzt vorschnell und mit zu heißer Nadel gestrickt?
      Wird die Betroffenheit der Gesellschaft womöglich einseitig ausgenutzt?
      Fragen, die ich mir eine Woche danach stelle.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 21:25:08
      Beitrag Nr. 72 ()
      @WilmaFeuerstein
      Notwehr: Ich vergaß daß der Täter zwei Waffen bei sich hatte, einen Revolver den er benutzte und die Pumpgun die nicht zum Einsatz kam.
      Die ballistischen Gutachten werden ergeben, wer geschossen hat.

      Was Deine Theorie der "verfehlten Weichenstellung" anbelangt, ist man im Nachhinein immer klüger. Schulische Entscheidungen müssen früh getroffen werden, und zwar von den Eltern, denn ein 10jähriges Kind kann noch nicht voll umreissen, um was es geht. Aufgabe der Eltern ist es zudem die für das Kind bestmögliche Ausgangsbasis zu schaffen, entsprechend den Begabungen und Neigungen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß hinter einer speziellen Neigung auch eine Begabung steckt. Nur sind diese häufig nicht schulkonform, was zu großen Enttäuschungen, Irritationen, wenn nicht gar zu Versagen führt.
      Du machst es Dir schon sehr einfach mit der "verfehlten Weichenstellung". Ich glaube, daß sich die Mutter viele Fragen stellt, und diese veröffentlichte ist nur eine davon, die paßte einfach ins WeltBild.

      Was nun den Lehrer Heise anbelangt, so hat er sich m. E. in einem seiner ersten Interviews disqualifiziert mit der Aussage (in etwa): Wäre ich Schüler gewesen, Robert wäre nicht mein Freund gewesen. Weitere Interviews von und Berichte über ihn habe ich mir daraufhin erspart.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 21:35:16
      Beitrag Nr. 73 ()
      Linda,
      Neigung = Begabung: nein. Ich liebe (immer noch)Mathematik, ohne dafür sonderlich begabt zu sein. Kann mich - bin längst nicht mehr Schüler - stundenlang damit befassen.

      Lehrer Heise: wieso hat er sich mit jener Bemerkung disqualifiziert? Wofür hätte er sich denn "qualifizieren" müssen? Erstens darf man ihm in seiner Situation eine gewisse "Unsachlichkeit" durchaus zubilligen, zweitens ist es eine Feststellung von ihm, daß er sich zu Zeiten, da er selbst Schüler war, mit Personen einer bestimmten Denkweise nicht hätte anfreunden können. Das heißt: er sieht es nicht als eine Frage des Alters, radikal sein zu können. Und auch nicht als eine Frage des Alters, entsprechende Kontakte zu meiden. Deutlicher: eine derartige Tat ist nicht mit "Jugend" entschuldbar. Und: Geht von eventuell vorhandenen Sympathisanten des Täters Gefahr aus?
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 21:38:51
      Beitrag Nr. 74 ()
      Linda,
      Neigung = Begabung: nein. Ich liebe (immer noch)Mathematik, ohne dafür sonderlich begabt zu sein. Kann mich - bin längst nicht mehr Schüler - stundenlang damit befassen. Es gibt auch zahlreiche Leute, die z. B. eine Neigung für Musik haben, ohne daß eine Begabung vorläge.

      Lehrer Heise: wieso hat er sich mit jener Bemerkung disqualifiziert? Wofür hätte er sich denn "qualifizieren" müssen? Erstens darf man ihm in seiner Situation eine gewisse "Unsachlichkeit" durchaus zubilligen, zweitens ist es eine Feststellung von ihm, daß er sich zu Zeiten, da er selbst Schüler war, mit Personen einer bestimmten Denkweise nicht hätte anfreunden können. Das heißt: er sieht es nicht als eine Frage des Alters, radikal sein zu können. Und auch nicht als eine Frage des Alters, entsprechende Kontakte zu meiden. Deutlicher: eine derartige Tat ist nicht mit "Jugend" entschuldbar. Und: Geht von eventuell vorhandenen Sympathisanten des Täters Gefahr aus?
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 21:39:49
      Beitrag Nr. 75 ()
      Linda: mit dem Lehrer: m.E. hat er etwas anderes gesagt; ich wäre mit ihm gut ausgekommen, aber er wäre nicht mein Freund gewesen: was so gemeint gewesen sein dürfte, daß er eben jemand war, der es nicht unbedingt leicht machte, mit ihm Freundschaft zu schließen, immer etwas distanziert, unnahbar.
      Nicht in dem Sinne, wie es bei Dir wirkt, er war zu böse, um ein Freund zu sein oder so...
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 22:04:18
      Beitrag Nr. 76 ()
      Neigung/Begabung: Was nicht ist, kann ja noch werden, evtl. fehlte die entsprechende Förderung oder aber das notwendige Einfühlungsvermögen Deiner Lehrer.

      Lehrer Heise hat sich als Lehrer/Pädagoge disqualifiziert.Im Zusammenhang mit diesem Attentat verbietet es sich m. E., daß ein Lehrer diese sehr persönliche Meinung öffentlich verbreitet. Es wäre besser gewesen, er hätte erst mal geschwiegen, seinen Schock verarbeitet und dann Interviews gegeben.
      Seine Aussage läßt für mich den Schluß zu, daß er seinen Schüler eigenartig fand. Warum suchte er nicht das Gespräch? Warum "holte er ihn nicht ab", wie man so schön sagt. Es wäre seine Aufgabe gewesen. Stattdessen sagt er Jahre später, er hätte nicht sein Freund sein können/mögen.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 23:15:22
      Beitrag Nr. 77 ()
      Meine Güte, Linda,
      das was du vorhin (#60) so beklagt hast, nämlich das "Funktionierenmüssen" (d. h. das mustergerecht perfekte Verhalten) von Menschen, verlangst du jetzt von Lehrer Heise. Ich weiß nicht, ob du Schüler bist oder Elternteil von Schülern: jedenfalls siehst du einen Lehrer offenbar eher als Skulptur denn als mit menschlichen Eigenschaften ausgestattetes Wesen. Zugleich verlangst du, daß er diese menschlichen Eigenschaften habe und für einen Kontaktversuch zu auffälligen Schülern einsetze. Das ist ziemlich inkonsequent. Überdies bezweifle ich, daß Robert S. (der Täter) Kontakt zu seinen Lehrern gesucht hat. Ich persönlich war als Kind und Schülerin recht still und fand es eher lästig bis unverständlich, von Lehrern darauf angesprochen zu werden. Da ich aber ein braves Mädchen war, ließ ich es mir nicht anmerken.
      Ich frage jetzt dich:
      Willst du den perfekten skulpturesken Lehrer, der sich stets steinern korrekt verhält?
      Oder willst du den um zwischenmenschliche Kontakte zu seinen Schülern bemühten Lehrer?
      Beides läßt sich nicht vereinbaren, denn das zweite holt den Lehrer vom Podest, auf dem du ihn eigentlich sehen möchtest.
      Da mußt du dich schon entscheiden, wie du einen Lehrer zu sehen gedenkst. Und dann abwarten, ob einer sich bereitfindet, sich deinen Wünschen anzupassen. Denn eigentlich soll er ja unterrichten. Und würden sich alle Beteiligten in erster Linie darauf konzentrieren, gäb`s kaum Probleme. Auch Eltern sind meist eher erfreut, wenn ihre Kinder schulischen Eifer zeigen. Aber das sind so selbstverständliche Überlegungen, daß sie überhaupt kein Gehör finden. Es geht ja immer um alles andere als das eigentliche. Aufgrunddessen mangelnde Leistungen werden dann gern durch Mobbing gegen Bessere auszugleichen versucht. Schülerwunsch ist immer, die Anforderungen zu vermindern. Ich glaube inzwischen, daß weniger ein Leistungsdruck das Problem ist, sondern die Nichtbereitschaft zur Leistung.
      Wilma (weder Schüler noch Lehrer)
      Avatar
      schrieb am 06.05.02 00:00:02
      Beitrag Nr. 78 ()
      @Wilma
      Dein Elaborat bestätigt Deine Theorie der Nichtbereitschaft zur Leistung.
      Gruß
      Linda
      Avatar
      schrieb am 06.05.02 10:25:31
      Beitrag Nr. 79 ()
      Linda #78:
      ich verstehe nicht, wieso du das folgerst. Ich habe den Eindruck, daß du ein wenig "verwirrt" bist? Im übrigen gehöre ich nicht zu den Leuten, die permanent nur von sich selber reden. Wenn ich also sage, daß die Bereitschaft zur Leistung gering ist, so meine ich das so allgemein, wie es die Grammatik dieses Satzes darlegt.
      Avatar
      schrieb am 07.05.02 08:05:28
      Beitrag Nr. 80 ()
      BILD.de:

      <07.05.2002
      Lieber Lehrer Heise,
      Von FRANZ JOSEF WAGNER

      die meiste Zeit Ihres 60-jährigen Lebens waren Sie ein netter, freundlicher und wahrscheinlich auch beliebter Lehrer, weil die Fächer, die Sie unterrichteten, den meisten Schülern nicht wehtun. Kunst, Geschichte. Man sieht es Ihnen an, dass die Konflikte und Widersprüche des Lebens sich bei Ihnen zwischen da Vinci und dem Schicksal Roms abspielen. Ewig schön und reglos ist die große Kunst, die Sie den Schülern des Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt nahe brachten.
      Und wenn das Massaker nicht gewesen wäre, dann würden Sie heute geachtet und nicht beachtet durch die behaglichen engen Straßen Erfurts schlendern, Ihren Skizzenblock unter dem Arm oder die entspannende Studienrats-Zeitung „Die Zeit“. Aber Sie hatten sich dem Amokläufer Robert, Ihrem Schüler, in den Weg gestellt und das Morden gestoppt. Der Bundesinnenminister Schily schlug Sie für das Bundesverdienstkreuz vor, Sie waren über Nacht der Held. Tausend Kameras, Reporter stürzten sich auf Sie, und Erfurt begann Sie zu hassen. Sie erhalten Todesdrohungen, werden bespuckt, Sie verstehen die Welt nicht mehr, einem Reporter der Thüringischen Tageszeitung sagten Sie: „Soll ich mich auch erschießen.“

      Ihre Stadt, lieber Lehrer Heise, hat zu viel Leid hinnehmen müssen, dass sie mit Helden nicht umgehen kann. Was die Erfurter sich vorwerfen, reproduzieren sie negativ auf Ihre Person. Das ist Psychologie, nicht Ihr Fach.

      Der Hero ist immer auch der Sündiger. Der Hero ist das schlechte Gewissen für unsere persönliche Feigheit. Warum war er besser als wir? Ich hätte mich dem Maskierten nie, nie in den Weg gestellt. Sie haben es.

      Dafür hassen die armen, verzweifelten Erfurter Sie. Sie sind der einzige unverwundbare in dieser Katastrophe. Überleben Sie, herzlichst>



      Kommentar: vielleicht kann man anfangen zu begreifen, was Schüler Steinhäuser zu seiner Tat bewogen hat (ohne daß sie damit zu rechtfertigen wäre!) und warum er den Lehrer Heise verschonte.
      Avatar
      schrieb am 09.05.02 10:54:29
      Beitrag Nr. 81 ()
      Das Neueste:

      -Erfurter Polizei schließt Komplizen noch nicht aus

      Erfurt, 09. Mai (Reuters) - Auch knapp zwei Wochen nach dem Amoklauf von Erfurt schließen die Ermittler noch nicht aus, dass der 19-jährige Robert Steinhäuser Mitwisser oder Komplizen hatte. Es sei nach wie vor nicht hundertprozentig ausgeschlossen, dass Steinhäuser Komplizen oder Mitwisser gehabt habe, sagte der Sprecher der Erfurter Staatsanwalt, Michael Heß, sagte am Mittwoch in Erfurt, "Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" stehe allerdings fest, dass es keinen zweiten Täter gegeben habe. Weitere Erkenntnisse soll unter anderem eine genaue Tatortrekonstruktion in etwa zwei Wochen ergeben. Die Polizei zeigte sich verwundert über die Zweifel an der Darstellung von Lehrer Rainer Heise. Dieser hatte berichtet, den Todesschützen nach dem Amoklauf durch die Schule in einem Zimmer eingeschlossen zu haben, wo sich Steinhäuser dann erschoss. In der Wohnung Steinhäusers, der im Gutenberg-Gymnasium 13 Lehrer, zwei Schüler und einen Polizisten erschossen hatte, stellte die Polizei zahlreiche "bluttriefende und gewaltverherrlichende Videofilme"" sowie mehrere einschlägige Computerspiele sicher. POLIZEI: TÄTER VERSCHICKTE KEINE WARN-SMS Erfurts Polizeichef Rainer Grube sagte vor Journalisten, die Polizei gehe nach dem Stand der Ermittlungen nur von einem Täter aus. Sämtliche Schüsse stammten aus Steinhäusers Pistole. Es sei unwahrscheinlich, dass die Pistole während des zehn- bis 20-minütigen Tatgeschehens den Besitzer gewechselt habe. Die Polizei gehe davon aus, dass nach der Tatortrekonstruktion endgültig klar sei, dass Steinhäuser als Alleintäter gehandelt habe. Steinhäuser habe auch vor der Tat keine SMS-Kurzmitteilungen von seinem Handy versandt, um so andere Personen zu warnen, sagte Grube. Die Polizei prüfe aber weiter die Aussagen von Zeugen, die solche SMS-Warnhinweise erhalten haben wollen. Dies könnte auf Mitwisser oder Komplizen hindeuten, sagte Grube. Entsprechende Hinweise hätten sich bislang jedoch nicht erhärtet. Auch sei bislang unklar, wer derartige SMS verschickt habe. Die Ermittler hielten es auch für denkbar, dass es sich lediglich um "Warnungen" gehandelt haben könnte, die nach einem Streit zwischen Schülern verschickt worden seien. Ebenfalls nicht bestätigt habe sich der Hinweis, Steinhäuser habe Stunden vor der Tat in einem Internet-Chat das geplante Verbrechen angekündigt. POLIZEICHEF VERWUNDERT ÜBER ZWEIFEL AN HEISES AUSSAGEN Polizeichef Grube zeigte sich verwundert über die in der Öffentlichkeit laut gewordenen Zweifel an der Darstellung des Lehrers Heise. Es gebe unumstößliche Fakten, sagte er. So habe sich der Täter in dem von dem Lehrer beschriebenen Raum befunden. Heise habe den Schlüssel gehabt und die Polizei informiert. Grube betonte, dass Widersprüche in Zeugenaussagen angesichts der belastenden Situation nichts Ungewöhnliches seien. Man sei nach der Phase der Betroffenheit offenbar in die Phase der Schuldzuweisungen eingetreten, sagte er. In den vergangenen Tagen war in Medien Zweifel an den Darstellungen Heises geäußert worden, der nach eigenen Angaben inzwischen auch bedroht und beschimpft wurde. Grube sagte, die Ermittlungen würden noch erhebliche Zeit in Anspruch nehmen. Es werde weiter im Umfeld des Täters ermittelt. Zudem müssten die zahlreichen Zeugen zum Teil ein weiteres Mal befragt werden. Die endgültigen Obduktionsergebnisse lägen ebenfalls noch nicht vor. Nach Angaben der Polizei besaß Steinhäuser rund ein Dutzend Videokassetten mit einer Spieldauer von rund 50 Stunden. Grube sagte, die Beamten hätten "dunkle, bluttriefende und gewaltverherrlichende Filme" beschlagnahmt. Steinhäuser habe zudem mit weiteren Schülern der Schule einen Film drehen wollen. Nach dem aufgefundenen Drehbuch ging es ebenfalls um Gewaltdarstellungen, unter anderem das Töten von Menschen durch einen Kopfschuss. Die beteiligten Schüler des nicht fertig gestellten "Filmprojektes" seien bislang nicht auffällig gewesen. Steinhäuser besaß laut Polizei zudem etliche gewaltverherrlichende Computerspiele. hke/kps

      Quelle: REUTERS
      Avatar
      schrieb am 09.05.02 18:10:30
      Beitrag Nr. 82 ()
      Non scholae, sed vitae discimus!

      <Amokläufer von Erfurt wollte mit Freunden Gewaltvideo drehen

      09. Mai 11:09

      Robert Steinhäuser hat seinen Amoklauf wohl zunächst als Film geplant: Mit Freunden wollte er ein Video drehen, in dem die Hauptfigur bei einem Rachfeldzug mehrere Menschen durch Kopfschüsse tötet.Der Amokläufer von Erfurt, Robert Steinhäuser, hatte offenbar geplant, gemeinsam mit Freunden ein Video zu drehen, in dem die Hauptfigur einen Rachefeldzug unternimmt und dabei mehrere Menschen durch Kopfschüsse tötet. An dem Erfurter Gymnasium habe es eine freie Schülerarbeitsgemeinschaft gegeben, die sich des Projektes angenommen habe, sagte Polizeidirektor Rainer Grube sagte am Mittwoch in Erfurt. Die Gruppe sei in keiner Weise auffällig gewesen. Die Schüler hatten sogar ein Drehbuch erstellt. In ihm gerät die Hauptfigur zufällig in einen Bandenkrieg. Die Freundin des Helden werde bei einem Spaziergang erschossen, woraufhin der Held Rache nehme. Dabei komme es zu den erwähnten Hinrichtungsszenen. Dem Drehbuch zufolge wird der Held schließlich drogenabhängig und erschießt sich zum Schluss selbst. Gruber berichtete weiter, die Pumpgun, die Robert Steinhäuser auf seinem realen Rachefeldzug dabei hatte, sei manipuliert gewesen. Steinhäuser habe mit ihr nicht schießen können, da sich eine Patronen im Lauf verkanntet hatte. Jemand hatte versucht einen Mechanismus zu entfernen, der bei der Pumpgun verhindert, dass mehr als zwei Patronen geladen werden können. Ob Steinhäuser selbst an der Pumpgun Veränderungen vorgenommen habe, sei aber unklar, so Gruber. Gruber erklärte weiter, Steinhäuser habe mit der Pumpgun wahrscheinlich nicht umgehen können. Man habe keinen Nachweis, dass er jemals mit dieser Waffe auf einem Schießplatz geübt habe. Heise zeigte Polizei den WegZu den Schilderungen des Lehrers Rainer Heise sagte Gruber, dieser habe der Polizei an dem Tattag vor 11:20 Uhr mitgeteilt, dass er den Täter eingeschlossen habe. Es gebe aber Unstimmigkeiten, was die Zeitangaben angehe. Er rechne damit, dass man in etwa zwei Wochen eine Rekonstruktion des Tathergangs haben werde, sagte Gruber. (nz)>
      Avatar
      schrieb am 10.05.02 18:18:51
      Beitrag Nr. 83 ()
      Hi,

      ein paar waffentechnische Hinweise zu mehreren vorher im Thread geäusserten, unzutreffenden Behauptungen:

      Eine Pistole im Kaliber 9mm ist nicht unbedingt eine `Killerwaffe`, sondern eher so etwas wie ein Standard bei Sport- und Verteidigungswaffen. Damit auch ein `Bestseller`.

      Vorteil für Sportschützen ist vor allem die (durch viele Anbieter) günstigen Munitionspreise im Vergleich zu anderen grosskalibrigen Waffen (Hinweis: als Grosskaliber bezeichnet man alle Munitionsarten, die stärker als `Kleinkaliber`, .22lfb/5,6 mm sind). Andere Anforderungen für Sportschützen sind eine lange Visierlinie zum genauen Zielen und geringer Rückstoss. In all diesen Disziplinen ist die Glock 17 `guter Durchschnitt`.

      Vorteil für die Selbstverteidigung (und die steht vermutlich bei jedem Waffenkäufer, der auch ein `Waffennarr` bzw. Counterstrike-Spieler ist, mit im Raum) ist die hohe Magazinkapazität von 15 Schuss. Bei einem Revolver muss man nach 5/6 Schuss, bei einer Pistole im Kaliber 7,65/.45) nach 7/8 Schuss nachladen. Wer sich in einem Waffengeschäft oder in einer Waffenzeitung nach einer Waffe zur Selbstverteidigung informiert, bekommt `zwangsläufig` 9mm empfohlen. Oft mit dem Hinweis darauf, dass US-Versicherungen, die Polizisten bei Lebensversicherungen Rabatte dafür geben, dass diese noch eine zweite Waffe als Reserve tragen, die Kaliber 6,35mm und 7,65mm nicht akzeptieren und 9mm / .38 als Minimum voraussetzen.

      Hier geht es aber um die Anforderung, einen bewaffneten Angreifer schnell ausser Gefacht setzen zu können, bevor er selbst die Gelegentheit hat, mehrere Schüsse abzugeben. Um Unbewaffnete zu ermorden, braucht man das nicht unbedingt, da würde eine Kleinkaliberwaffe völlig ausreichen (vgl. den Attentäter in Dallas, der von einem Turm aus mehrere Menschen tötete).

      Und für die Glock speziell spricht, dass sie angeblich sicher vor Ladehemmungen ist, die bei anderen Pistolen manchmal auftreten und für den Schützen sehr sicher, da sie mehrere über Sicherungsfunktionen verfügt.

      Vergleich mit Ak47/M16/Revolver: Die 9 mm ist heute vermutlich die meist eingesetzte Polizeiwaffe, und da ist nicht unbedingt die tödliche Wirkung gefragt, sondern die Möglichkeit, Angreifer gefechtsunfähig zu machen, ohne sie töten zu müssen. Die anderen genannten Waffen sind wesentlich `tödlicher` und deswegen (bis auf Revolver) als Militärwaffen im Einsatz. In Österreich sprach man bei der Einführung der 9 mm (statt 7,65) als Standard von der sogenannten `bürgerfreundlichen Munition` :)

      Eine Pump-Gun hingegen ist per se nicht zum Schiessport zu gebrauchen (ausser Combat-Schiessen, also Schiessen auf `menschliche` Zielscheiben auf kurze Distanzen, was in D aber weder besonders verbreitet noch m.E. erlaubt ist) Sie verwendet zwar sie selbe Munition (Schrot) wie eine zum Tontaubenschiessen geeignete Flinte, ist aber von der Laufführung so ausgelegt, dass sie nur auf kurze Distanzen zu verwenden ist (dort dafür asolut tödlich). Wenn Robert Steinhäuser mit dieser Waffe auf dem Schiessstand aufgetaucht wäre, wären vermutlich einige Leute darauf aufmerksam geworden, dass da was nicht stimmt.

      Denn schon beim Verkauf einer derartigen Waffe sollte jeder Waffenhändler absolut hellhörig werden, ausserdem ist angeblich die zeitgerechte Eintragung der erworbenen Pistole in der Waffenbesitzkarte unterblieben.

      Hier haben die Erfurter Behörden einen gewaltigen schwarzen Peter. Denn wenn man da aufmerksam geworden wäre, hätte die Kombination der Sachverhalte ausgereicht, um Robert Steinhäuser rechtzeitig wegen Verstosses gegen das Waffenrecht seine Besitzkarte zu entziehen.

      Einen anderen grossen Fehler haben meiner Ansicht nach die Schulbehörden zu verantworten: wenn man die Eltern von Robert Steinhäuser darüber in Kenntnis gesetzt hätte, dass er von der Schule verwiesen worden ist, dann wäre das ganze Drama so vielleicht nicht passiert.

      Andererseits hätte man in beiden Fällen nicht gewusst, was man sich erspart hätte.

      mfg loewe


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