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    Robert S. - Deutschlands erster Selbstmordattentäer, Rächer der Gedemütigten.... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.04.02 12:54:50 von
    neuester Beitrag 13.11.03 20:02:13 von
    Beiträge: 448
    ID: 581.428
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      schrieb am 27.04.02 12:54:50
      Beitrag Nr. 1 ()
      Er hat es allen gezeigt.

      12 Jahre seines Lebens wurde er in der Schule gedemütigt. Hausaufgaben nicht gemacht? Strafarbeit. Wände beschmiert? Klassenkonferenz. Auf dem Pausenhof geprügelt: Eintrag ins Klassenbuch.
      Am schlimmsten war es in Mathematik, der Lehrer konnte ihn offensichtlich nicht leiden und quälte ihn bis aufs Blut, bei jeder Frage die er nicht beantworten konnte. Und da er für Mathe wenig talentiert war, waren das viele gewesen. "Fürs Gymnasium nicht geeignet" - schon früh hatte man ihm diesen Stempel verpaßt, dabei war er ein kluger Junge gewesen mit ein paar Disziplinproblemen.

      Doch jetzt würde er es ihnen heimzahlen, sie waren zu weit gegangen. Kurz vor dem Abi, nie war er sitzengeblieben, schmissen sie ihn von der Schule. Ein gefälschtes Attest war der Grund, wo andere für gefälschte Spendenquittungen nicht einmal vor Gericht kamen. Und ihm wollten sie alles kaputtmachen.

      Nun, sie würden sehen was sie davon haben würden. Und alle würden sehen, wie ungerecht sie ihn behandelt hatten - alle.
      Noch viele Jahre würden Deutschlands Schüler seinen Namen mit Bewunderung und Respekt aussprechen, da war einer gewesen, der sich nicht alles gefallen ließ, der den Lehrern mal gezeigt hatte, daß auch Schüler Menschen sind, der sich ENDLICH GEWEHRT hatte.
      Sein Name würde in Erfurth noch jahrzehnte mit Respekt ausgesprochen werden, von den einen, den Quälern, in respektvoller Angst, daß sich andere seinem Beispiel anschließen könnten, von den einen in Respekt vor seinem Mut. Er hatte sein Leben geopfert im Kampf gegen das unmenschliche System. Er war ein wahrer "MÄRTHYERER".


      So, oder so ähnlich wird er gedacht haben, der Mörder von gestern. Schlimm und erschreckend.
      Noch erschreckender aber, daß sie hier Reaktionen finden, die diese Sichtweise auch noch unterstützen, nach dem Motto: das System ist schuld, wie schlimm muß er behandelt worden sein, was für ein armer Kerl, jetzt werden die Lehrer sich auch nicht mehr so sicher fühlen.

      Tatsächlich haben wir es mit einem kleinen armseligen Arschloch zu tun. Einem, der nicht in der Lage ist, Fehler zu erkennen, der die Schuld immer bei anderen sucht, der nicht in der Lage ist, Konflikte zivilisiert auszutragen.
      Er fehlt in der Schule, doch er kann es nicht zugeben, daß er unentschuldigt gefehlt hat. Er muß ein Attest fälschen.
      Es kommt heraus, und auch jetzt ist er nicht in der Lage, sich zu entschuldigen, er muß RACHE nehmen, daß man ihn erwischt hat.
      Er fliegt von der Schule, er zeigt keine Einsicht, er ist GOTT, und er wird allen zeigen, daß er das Recht hat, ALLEIN zu bestimmen, was richtig und was falsch ist. Die Welt ist sein Feind, alle sind schuldig, also können ruhig alle sterben.....

      Es mag sein, daß die Strafen zu hart waren, vielleicht wurde er auch einmal oder öfter ungerecht behandelt. Doch die entscheidende Frage ist nicht die der Ursache, sondern die der Reaktion. Solche Verrückte hat es schon immer gegeben, aber die Billigung von Gewalt zur (vermeintlichen) Lösung von Problemen oder Beseitigung von Ungerechtigkeiten scheint tatsächlich immer mehr zuzunehmen. Jedenfalls wenn ich hier einige (viel zu viele) Postings lese.

      M.E. ist es an der Zeit, sich die Frage zu stellen, ob es nicht wichtiger ist, WIE man mit Problemen umgeht, als was die Probleme sind. Die Frage nach dem "Verfahren", der demoktratischen zivilisierten Art zu streiten.
      Ich habe 20 Jahre unter Kohl gelebt und fast nichts richtig gefunden, was er getan hat. Habe ich Bomben geworfen? Andere leben seit 4 Jahren unter Rot-Grün. Sie können sie abwählen. Sie können sich selbst in Parteien engagieren oder neue gründen.
      Aber die zunehmende Billigung von Gewalttaten zur Lösung vermeintlicher oder realer Ungerechtigkeiten, sie muß dringend aufhören....
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:06:59
      Beitrag Nr. 2 ()
      PS: die "Demütigungen" - bis auf das gefälschte Attest, das zum Schulverweis führte - sind nicht bestätigt, können aber so oder ähnlich stattgefunden haben.
      Ein paar Postings, auf die sich der hintere Teil bezieht, werde ich wohl auch noch reinkopieren...
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:11:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      Gewalt ist immer ein Lösung !!
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:18:33
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ja, wer kann das nicht nachvollziehen? Ich bin zwar schon seit 15 Jahren aus der Schule raus, aber ich kann mich auch an Zeiten erinnern, wo ich Lehrer wirklich gehasst habe. Und Lehrer sind halt auch nur Menschen, die Vorurteile und Voreingenommenheiten bezüglich gewisser Schüler haben und diese eben bevorzugen oder andere benachteiligen. Es sollte nicht so sein, kommt aber sicher vor.

      Na klar, habe ich es diesen Lehrern gemeinsam mit meinen Freunden heimgezahlt. Die üblichen Schülerstreiche eben, die man so macht. Warum ist es mir nie in den Sinn gekommen, den Lehrer einfach abzuknallen, wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, auch wenn ich im Freundeskreis gesagt habe: "AAAARGH, Den könnte ich umbringen!" Ich kann mir es nur so erklären, dass bei mir und 99,99% aller anderen Schüler, die entscheidende Schraube im Kopf eben nicht locker sitzt.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:22:40
      Beitrag Nr. 5 ()
      #3
      gewalt ist ok beim öffnen einer flasche bier.
      aber im leben,und ich spreche von der zivilisation,darf und kann die gewalt nie helfen.
      vielleicht hilft sie dir,wenn man dir dein schädel einschlägt!!!
      DU SCHWACHK....

      hgnm

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      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:23:37
      Beitrag Nr. 6 ()
      :cry:
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:27:06
      Beitrag Nr. 7 ()
      Mit Nr. 3 haben wir ja schon den ersten, der zu den "Verharmlosern" gehört...
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:37:56
      Beitrag Nr. 8 ()
      Na Rosainnenfutter, bist Du schon nach paar Stunden Deinen Vorsätzen untreu geworden :

      Du wolltest doch nie mehr posten ...

      boardsüchtig oder was ?
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:42:33
      Beitrag Nr. 9 ()
      #8 nönönö
      der verprügelt im moment seine tastatur:D:D:D

      hgnm
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:44:03
      Beitrag Nr. 10 ()
      Hier mal besonders schöne Beispiele von "Billigung":

      #37 von hunzebaerr 27.04.02 03:41:34

      Seit Jahren predige ich, auch hier bei WO, das wir ein äußerst schlechtes Schulsystem haben und noch schlechtere Lehrer!
      Es sich jetzt einfach zu machen, und nach deutscher Manier vielleicht sogar den Geisteszustand des Schülers anzuzweifeln, wäre absurd und schändlich!

      Versagt haben hier leider wieder einmal die gesamte Lehrerschaft an der Erfurter Schule!!
      Wie sonst ist es zu erklären, das ein ganz normaler und ruhiger Schüler von der Abtitur-Abschlußfeier/Prüfung ausgeschlossen wird und sogar der Schule verwiesen!

      Hier wurde offensichtlich schon vor dem schrecklichen Ereignis probiert, ein Leben zu zerstören!

      Keiner in diesem Medienkontrollierten und zensierten Land stellt sich bisher diese Frage, eine Frage, die auf der Hand liegt.
      Ich bin mir sicher, das diese Schule da einiges "vorzuweisen" hätte, an Mißständen..wie halt überall die Situation an deutschen Schulen eine Katastrophe
      darstellt.

      Wenn ein ganz normaler und ruhiger Schüler, ein 18-jähriger
      einen solchen Schritt als letzten Schritt der "Selbstverteidigung" sieht, dann ist es an unseren Schulen fünf nach zwölf.

      Natürlich meinen verschiedene Politiker, vorne weg wieder Schily, ein Gesetz, in dem Fall verschärftes Waffengesetz, innerhalb von Stunden aus der Schublade ziehen zu müssen.
      Die Ohnmacht, Unverstand und Unfähigkeit eines deutschen Innenministers ist hier ganz deutlich zu erkennen.

      Ja keine Ursachenforschung, nein, wieder ein Schritt zur kompletten Entrechtung der Bürger als Allheilmittel.



      #43 von DER WAHRE CHEF
      Damit ist die Selbstherrlichkeit der Lehrer auch vorbei.




      #24 von QSCBenno 26.04.02 16:28:04

      Schuld sind doch die Lehrer. Die sind alle zu zynisch, stellen die Schüler vor den anderen dumm da.....

      Als ich früher zur Schule ging wollte ich auch mein Mathelehrer an den Hals springen.

      Kann mir aber vorstellen, was die wohl mit dem armen gemacht haben, in die Irre Ecke gedrückt, haben sie den Ex-Schüler. Als Belohnung von der Schule verwiesen.

      Schon krass, wie sehr der Junge gelitten haben muss. Wenn man 16 Leute umbringt. Wahnsinn.



      #39 von M_B_S 26.04.02 16:38:36

      Der junge Mensch wurde zum 2 mal nicht zum Abitur zugelassen, dies bedeutete für IHN aus vorbei keine Zukunft mehr ! Wer war Schuld ? ER ? Nein , die Lehrer !
      Die Gesellschaft !

      Ihr Todesurteil !
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:49:08
      Beitrag Nr. 11 ()
      naja man kennt doch diese 4 hohlbirnen;);)
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 13:53:52
      Beitrag Nr. 12 ()
      hunzelchen und MBS wohl, aber die beiden anderen???

      Außerdem sind es nur die krassesten Fälle. Man kann sich ja mal die beiden Threads zum Thema von gestern ansehen...
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 14:05:19
      Beitrag Nr. 13 ()
      Kleingeister wie Xylophon haben keinen Blick für die Perspektive ! Ich habe mitnichten die Tat gutgeheissen vielmehr Sie aus der Sichtweise des Täters beschrieben !

      Deswegen IHN gross !

      Nun ja , da einige andere W:O User das auch nicht erkennen können oder wollen hier die Konkretisierung !

      Gruss M_B_S

      Xylophon hat sie ja eigentlich in seinem Eingangsposting kopiert :(
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 14:15:20
      Beitrag Nr. 14 ()
      ..das wurde aber keineswegs deutlich. Den Satz mit dem Eingangsposting versteh ich im übrigen nicht, kopiert habe ich ihn ja wohl später in aller "Mißverständlichkeit".

      Soweit Du auf den ersten Teil meines Eingangspostings anspielen solltest, dann fehlt aber bei Dir im Gegensatz zu der Nr. 1 hier die Distanzierung...die Klarstellung, die bei mir am Ende deutlich erfolgt. Und damit KANN Dein Posting, das ich in Nr. 10 kopiert habe, durchaus als Billigung der Tat verstanden werden, zumal Du ja auch in anderen Zusammenhängen immer wieder gerne "Mordtaten verteidigst", ich verweise auf die Überschrift und damit die Selbstmordattentate.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 15:24:43
      Beitrag Nr. 15 ()
      Neues zum Täter und der Vorgeschichte:

      Noch unklar, warum Täter von der Schule verwiesen wurde
      Nach dem in Deutschland beispiellosen Blutbad an einem Erfurter Gymnasium rätseln Ermittler, Schüler und Politiker über die Hintergründe der grausamen Tat. Nach wie vor ist nicht klar, warum der Täter der Schule verwiesen worden war. Es habe vermutlich mehrere Gründe gegeben, darunter gefälschte Krankheitsbescheinigungen und mangelhafte Leistungen...
      Mitschüler und Bekannte beschrieben den Täter zwar als ruhig, intelligent, kontaktfreudig und beliebt - offensichtlich hatte er aber große Schwierigkeiten mit den Zwängen des Schulalltags. Eine Mitschülerin: "Er wollte immer auffallen und ist dabei bei den Lehrern angeeckt." Vor einem Jahr fiel er durch die Abitur-Prüfung. Den Schul-Verweis hielt er nach einem Bericht des "Spiegel" vor seiner Familie geheim.



      Eine ehemalige Schülerin des Erfurter Gutenberg-Gymnasiums hat den Amokläufer aus eigener Kenntnis als offenen jungen Mann beschrieben. "Die Tat passt überhaupt nicht zu dem Bild, das ich von ihm habe", sagte Isabell Hartung in einem Interview mit dem Fernsehsender N-TV. "Ich verstehe es nicht." Sie habe ihn als einen intelligenten und an Politik interessierten jungen Mann kennen gelernt. "Er war sehr lebensfroh, war nachmittags immer unterwegs und auch mit Freunden in der Disco."
      Keine Beziehung zu Drogen und Waffen
      Sie erkläre sich die Schreckenstat als Kurzschlussreaktion des 19-Jährigen, der von der Schule verwiesen worden war. "Seine Freunde machen Abitur und er nicht, da ist er vielleicht durchgeknallt", sagte die junge Frau. Eine Beziehung zu Waffen oder Drogen habe er nicht gehabt (Anm.: mittlerweile widerlegt, er war Sportschütze und hatte für die verwendeten Waffen eine Waffenbesitzkarte).

      "Er wollte immer auffallen"
      Zu seiner Persönlichkeit sagte Hartung: "Er wollte immer auffallen und ist damit bei den Lehrern angeeckt." Die Mitschüler hätten sich mit ihm gut verstanden. "...
      Gute Atmosphäre an der Schule
      Über die Atmosphäre an dem Gymnasium sagte die heutige Journalistin: "An der Schule war es üblich, dass die Lehrer auf die Schüler zugegangen sind. Sie waren für uns da und haben uns bei Problemen beraten. Wir hatten ein gutes Verhältnis zu unseren Lehrern."

      Quelle: T-online
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 15:32:17
      Beitrag Nr. 16 ()
      @xylophon

      Du bist ja ein ganz toller Hecht, solche Leute wie Du wissen es auch immernur besser ...

      Auch wenn der Junge 10* ein Psychopath ist und unfähig die Schuld bei sich zu suchen, zeugst auch Du nicht gerade von der nötigen Sensibilität, dass ich jemandem wie Dir meinen Sohn ohne Bedenken in der Schule anvertrauen würde ...

      Und Lehrer Lehrer, die wie Du denken, gibt es leider auch zu Hauf. Wenn Sie aber (siehe Pisa) noch nicht mal problemorientiertes Denken vermitteln können, sollten sie wenigsten psycholoisch/pädagogisch wertvolle Arbeit leisten können.

      Leider werden junge Leute in der BRD aber allgemein ziemlich negativ gesehen und behandelt.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 15:45:19
      Beitrag Nr. 17 ()
      In einer Demokratie sollte Meinungs- und Diskussionsfreiheit herrschen. Warum maßen sich manche an die Wahrheit gepachtet zu haben?

      @hgnm
      Beleidigung fällt nicht unter Meinungsfreiheit :mad:

      @Xylophon
      Eingangsposting liest sich sehr plausibel. So könnte die Gedankenwelt des Täters ausgesehen haben.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 16:55:34
      Beitrag Nr. 18 ()
      ich bin aber kein Lehrer und wenn ich einer wäre, dann wäre ich jedenfalls in der Lage, Leuten a) den Unterschied zwischen richtig und falsch und die Grenzen dessen zu vermitteln, was noch akzeptabel ist - wofür im übrigen die Eltern eigentlich zuständig wären.

      Und b) habe ich genügend Selbstbewußtsein, daß ich es nicht nötig hätte, kleine Lichter wie das Arschloch aus Erfurt noch zusätzlich zu demütigen. Da kannst du dir sicher sein. Im Gegenteil, normalerweise stehe ich immer auf der Seite der Schwachen und Ausgegrenzten, aber eben - und das ist der Unterschied - ohne Fehlverhalten zu beschönigen.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 17:22:28
      Beitrag Nr. 19 ()
      Ein Staat, der Gewalt einsetzt bei allem und jedem, ein Staat, der keinen Respekt vor Bürgerrechten hat, ein Staat, der den Willen der Bürger mit Füßen tritt, ein Staat, der seine Bürger geistig "arm" macht...so einen Staat kann man nur mit Gegengewalt bekämpfen!

      Natürlich würde ein solcher Kampf eine komplette Selbstaufgabe fordern, also etwas, was zum Beispiel in unserem Land äußerst selten zu finden wäre, da unserer Jugend die "Angst" mit anerzogen wurde, und ältere Jahrgänge schon seit Geburt den "Angst*Gen" mit der Muttermilch saugten.

      Gewalt und Gegengewalt, etwas ganz natürliches...
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 17:32:53
      Beitrag Nr. 20 ()
      Obwohl wahrscheinlich Perlen-vor-die-Säue geschmissen, probiere ich es mal, euch etwas zu veranschaulichen!

      In Ländern, in denen die Bürger mündig sind, sprich berechtigterweise bewaffnet sein dürfen, in solchen Ländern benehmen sich gerade Vollzugsbeamte und vor allem bewaffnete Staatsdiener mit höflichem Respekt dem Bürger gegenüber.
      Man weiß halt, das wenn man über gesetzmässig vorgeschriebenen Stränge haut, der Bürger zur Kasse bieten kann....
      Deshalb sind uns in Deutschland solche Systeme weit überlegen.

      Klar, bei uns will und muß man die Massen in Schach halten, weil unsere Volksvertreter den eigenen Bürgern nicht traut!

      Und da liegt der Hase im Pfeffer!
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 17:41:20
      Beitrag Nr. 21 ()
      Na also, da haben wir ihn ja schon, den Prototypen der geistig Armen, die die Tat vor ihren politschen Karren spannen und rechtfertigen...leider gibt es reichlich davon.

      Wehret den Anfängen, müßte man sagen, aber es scheint, als wären wir über den Anfang weit hinaus...
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 17:46:21
      Beitrag Nr. 22 ()
      Xylophon, auch in einen mit Gewissheit kommenden erneuerten, wirklich demokratischen Bürgerstaat, dürftest du selbstverständlich leben, auch wenn es schwerfallen würde.
      Denn die größte Gefahr für eine wahre Bürger-Demokratie geht immer von den "Verharmlosern" aus...
      Na....klickts?
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:01:16
      Beitrag Nr. 23 ()
      armer hunzebaerr,
      du beschwerst dich in #18 über den "Staat, der seine Bürger
      geistig arm macht."

      Willst du allen Ernstes des Staat für deine Blödheit und
      geistige Armut verantwortlich machen?

      Dann lass mal hören, wo du in die Schule gegangen und wie
      lange? Wie viele "Doppelrunden" hast du gedreht?
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:04:55
      Beitrag Nr. 24 ()
      makaflo, in 19..in 19, alter vasall eines verbrecherischen systems..hand aus der tasche und waschen!
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:08:12
      Beitrag Nr. 25 ()
      hunzebaerr,
      dass du 18 und 19 unterscheiden kannst, ist noch keine
      Antwort auf meine Fragen.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:12:11
      Beitrag Nr. 26 ()
      makaflo, ich könnte dir sagen, hättest du meine diplome und
      geistesnachweise auf deinen dünnen schultern liegen, würdest du hinterher deine ortszulage nicht mehr bekommen...und das wollen wir doch beide nicht, oder?
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:23:18
      Beitrag Nr. 27 ()
      hunzebaerr,
      hast du deine "diplome" und "geistesnachweise" (welch ein
      Wort!) von einem Psychotherapeuten?
      "Jagdschein" aich dabei? Einrahmen!
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:28:11
      Beitrag Nr. 28 ()
      du glaubst gar nicht, wie wichtig ein jagdschein in kurzer zeit sein wird, makaflo, um zu jagen.

      und jawohl, habe jagdschein "aich" dabei.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 18:54:13
      Beitrag Nr. 29 ()
      Na gebts euch doch, beleidigt euch,kränkt euch, nur weiter so.
      Mann, Ihr seit so krank!!!
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 22:16:16
      Beitrag Nr. 30 ()
      danke für deine unterstützung feuchter, ja, der makafloh ist krank, hast du gut erkannt.
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 22:38:17
      Beitrag Nr. 31 ()
      schade, nr. 1-15 fand ich ganz o.k, der Rest ist fast nur noch Müll....auch von mir in der 2. Hälfte...
      Avatar
      schrieb am 27.04.02 22:45:54
      Beitrag Nr. 32 ()
      tja,xylokon, da siehst du mal wieder, sobald xylo deine samenergüsse von sich gibt, es nur noch tierisch abrieb gibt....
      mach dir nix draus, die kommt wieder..
      wenn du dich änderst aber nur!
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 00:14:57
      Beitrag Nr. 33 ()
      @xylo: wenn ich dein posting#1 lese, erkenne ich doch gewisse Parallelen, die wir beide von einem anderen Thema gut kennen. Ich denke, das war von dir genauso gemeint und auch so beabsichtigt. Sehr gut!
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 00:22:19
      Beitrag Nr. 34 ()
      hunzebärchen,
      was schreibst du nur für eine scheiße.
      du meinst bestimmt die usa (...wo sich leute bewaffnen dürfen)
      dort benehmen sich also die vollzugsbeamten respektvoll ?
      nirgends prügeln polizisten so viel wie dort.
      was willst du mit deinen schwachsinnigen behauptungen ?
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 01:05:22
      Beitrag Nr. 35 ()
      ach, sense, wenn du dich unreif fühlst, eine waffe zu besitzen, ist das doch deine kleine angelegenheit.

      würdest du dich als deutscher polizist weiterhin respektlos benehmen..bei kontrollen?? hausdurchsuchungen?? etc..??

      nö, bestimmt nicht, du wärst freundlich und würdest endlich mal etwas mehr auf bürgerrechte sehen...

      einem volk, dem man den besitz von waffen verbietet, ist nicht nur ein geknebeltes, unfreies volk, es ist auch immer
      ein der staatlichen willkür ausgeliefertes volk!
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 09:00:32
      Beitrag Nr. 36 ()
      @xylophon
      Deine Eingangsanalyse ist recht gut. Selbstverständlich hat der vermutlich aufgestaute Hass eine schreckliche Fehlentwicklung genommen. Die Lehrerschaft wird sich aber fragen lassen müssen, ob diese Entwicklung bis zur Fehlreaktion nicht vorhersehbar war.

      Ich habe selbst bitterste Erfahrungen mit einem Mathelehrer gemacht, der mich an der Tafel geradezu sadistisch gequält hat. In meinen Wunschträumen habe ich ihn dafür verprügelt. Im Normalfall "verdaut" das ein Mensch irgendwann, aber im Extremfall - siehe Erfurt - flippt er aus. Die Pädagogen müssten m.E. eine Prüfung im Fach Psychologie ablegen, bevor man sie auf die Schüler loslässt.

      Betrachte meinen Beitrag bitte nicht als Billigung der schrecklichen Bluttat!
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 10:10:28
      Beitrag Nr. 37 ()
      megaschotte: mach Dir da mal keine Sorgen, ich kann das schon auseinanderhalten.

      genya: ja, das war beabsichtigt, das ist sozusagen DAS Thema, was ich am wichtigsten finde, egal ob hier oder in Palästina; nicht ob es Ungerechtigkeiten und Gemeinheiten gibt (das wird keiner bestreiten können), sondern wie man damit umgeht. Und wie man damit jedenfalls keinesfalls umgehen darf, was immer mehr in Vergessenheit gerät...
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 10:12:19
      Beitrag Nr. 38 ()
      Lieber xylophon,
      wir haben schon manche Debatte zu Problemen geführt.
      Sicher ist ein ganzes Bündel von Gründen und
      Maßnahmen zu nennen.

      Aber auch hier gilt:Am Anfang steht die Familie!
      Eltern statt Horte,die Begründungen kennst du ja.
      Viele Grüße
      Opti
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 10:25:55
      Beitrag Nr. 39 ()
      Opti: der Junge schien aber eine intakte Familie gehabt zu haben, was man so hört und liest. Und die Kinder, von denen ich in dem Thread zum Verbot von Computerspielen geschrieben habe, haben auch - beide, die ich meine - intakte Familien, allerdings schlägt der eine Vater die Mutter.

      Der Junge ist schon heute ein Problemkind, mit 6 Jahren, trotz Kindergarten und 2 Eltern, wobei der Kindergarten nicht viel mehr ist als eine Verwahrung, aber das ist ja nicht die Ausnahme....

      Wo die Lösung sein soll, weiß ich auch nicht, aber ich denke jedenfalls, daß die Eltern allein es auch nicht sind; weil es eben häufig solche gibt, die völlig überfordert mit der Erziehungsaufgabe sind, weil sie schon ihre eigenen Probleme nicht lösen können.
      EIN Lösungsweg ist jedenfalls - wie auch immer er zu bewirken sein sollte - eine Veränderung der Selbstwahrnehmung der Leute: das SCHWÄCHE akzeptiert wird, daß FEHLER normal sind, zum Menschen dazugehören und nicht verleugnet werden müssen. Dass es keine Schande ist, nicht mehr weiterzuwissen, um Rat zu fragen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
      Solange Probleme immer unter den Teppich gekehrt werden und keine Schwäche gezeigt werden darf, solange können Leute ihren Frust solange in sich reinfressen und aufstauen, bis solche Taten möglich sind. Hätten dieser Bursche 2-3 Leute gehabt, denen er wirklich vertrauen kann, dann wäre das nicht passiert. Aber er hat sich ja nicht einmal getraut, seinen Eltern von dem Schulverweis zu erzählen, geschweige denn von den Racheplänen.

      Das andere ist natürlich der Umgang mit Gewalt. Wenn man überall liest, wie schlimm alles ist und dass man es nur mit Gewalt ändern kann - oder es mit Gewalt ändern darf, wenn es zu schlimm ist - dann ist die Toleranzgrenze jedenfalls abgesenkt. Wenn man dann mit Computerspielen realistisch das Töten üben kann (ich hab selbst auch gerne Doom gespielt, vor ein paar Jahren), dann geschieht das Gleiche auch individuell. Und wenn man dann als Heranwachsender schon solche Waffen legal besitzen darf, dann sind schon viele Umstände beisammen.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 10:42:24
      Beitrag Nr. 40 ()
      Das erschreckende in diesem Fall ist für mich, dass es sich bei diesem Täter scheinbar um einen ganz " normalen " jungen Menschen handelt,
      der aus einem scheinbar intaktem sozialen Umfeld stammte, daher weiß ich nicht, ob überhaupt irgendjemand beim Umgang mit diesem Menschen " versagt " hat.
      Bei den Fällen in denen über solche Taten aus Amerika berichtet wurde, deutete die Biografie der Täter schon darauf hin, das es bei diesen Leuten irgendwann einmal zu einem "durchknallen" kommen könnte.
      Aber hier scheint es doch im Vorfeld keinerlei Anzeichen für solch eine Tat gegeben zu haben.
      Daher vermute ich mal, dass sich soetwas in Zukunft auch wiederholen wird, da dieser Mensch für einige Leute wohl auch eine gewisse " Vorbildfunktion " haben wird,
      um sich gegen eine als solche empfundene falsche Behandlung zur Wehr zu setzen.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 20:59:46
      Beitrag Nr. 41 ()
      ..."normal" sind diese Attentäter ja meistens.

      Sie fallen ja meistens bis zu ihrer Tat nicht auf, weil sie immer allen Ärger in sich hineinfressen, sich aufstauen lassen - und irgendwann kommt es auch "nichtigem Anlaß" zur Explosion.
      Nun hieß es hier zunächst - wegen dieser ehemaligen Schülerin, die auf n-tv lange interviewt wurde - der Mörder sei sozial gut integriert gewesen. Sie wußte allerdings auch nichts von seinem Waffen-Bezug und nach neueren Meldungen sieht es so aus, als habe er sich zuletzt doch deutlich mehr abgekapselt...
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 21:19:02
      Beitrag Nr. 42 ()
      @zülofon...schau nachher mal bei ARD(Christiansen oder wie auch immer) rein...da wirst Du erleben,wie bei uns solche Probleme angepackt und gelöst werden sollen..blablabla..sag ich Dir schon mal vorab..
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 21:26:10
      Beitrag Nr. 43 ()
      ..versteh ich leider nicht: natürlich wird dort viel geredet, aber die Probleme, die ich in Nr. 39 ansprach, die wird man dort nicht einmal in einem Nebensatz erwähnen, wenn meine Erwartungen nicht völlig neben der Sache liegen.

      Und Verbote von Videospielen oder Waffengesetze ändern im Prizip NICHTS. Eine Ausnahme: den Vorschlag, daß erst derjenige eine Waffe zur freien Verfügung haben darf, der strafrechtlich voll verantwortlich ist - also 21 Jahre alt, halte ich aufrecht.
      Das ist aber ein Randdetail, die Probleme sind ganz woanders...
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 21:33:31
      Beitrag Nr. 44 ()
      @xylo...nun gut..ein Dummkopf soll also seine Waffe erst mit 21 Jahren kaufen können..aber zum Wählen ist er mit 18 Jahren schlau genug..oder?..es kotzt mich an..
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 21:38:37
      Beitrag Nr. 45 ()
      Nun, die strafrechtliche Verantwortung beginnt halt erst mit 21. Und mit einem Stimmzettel kann man vergleichsweise weniger gefährliche Dummheiten machen als mit einer Waffe.

      Abgesehen davon verstehe ich nicht ganz, was Dich so aufregt.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 21:42:34
      Beitrag Nr. 46 ()
      Je mehr die Menschen zu verlieren haben, desto eher schrecken sie vor Gewalttaten zurück.
      Selbstmordattentäter haben meist wenig außer das eigene Leben zu verlieren.
      Villeicht hatte dieser Bursche gedacht, das mit dem Rausschmiss von der Schule (wegen aus seiner Sicht nichtigen Gründen) sein Leben verpfuscht ist.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 21:43:09
      Beitrag Nr. 47 ()
      #42
      viel mehr als darüber diskutieren kann man vermutlich auch nicht, da es hier kein Patentrezept gibt und man in
      Zukunft mit welchen Maßnahmen auch immer solche Taten nicht verhindern kann.
      Wenn jemand den Beschluß gefasst hat solch eine Tat durchzuführen, wird er auch Wege finden an die benötigten Waffen zu kommen,
      ob nun legal oder illegal spielt dabei doch keine Rolle.
      Und ob nun gewaltverherrlichende Vidiofilme solche Taten unterstützen, möchte ich auch bezweifeln, hier scheinen mir ehr die Medien mit ihrer
      abendfüllenden Berichterstattung dafür verantwortlich zu sein, das der Täter sein Ziel, einmal weltweit im interesse der Medien zu stehen erreicht hat.
      Dies scheint mir für Nachahmungstäter der größte Ansporn zu sein.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 21:53:52
      Beitrag Nr. 48 ()
      hasenbrot: ich glaube aber, daß die Möglichkeit, sich in solchem Maße zu bewaffnen, tatsächlich bei illegalen Waffen deutlich erschwert wäre.

      Dennoch: das ist ein Randproblem, von mir aus kann das Waffengesetz so bleiben wie es ist und auch Video-Spiel-Verbote werden wenig bringen. Das was man ändern müßte, kann der Staat nicht ändern, dafür sind andere verantwortlich. Eltern, Erzieher, Lehrer, Vorbilder...
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 22:04:51
      Beitrag Nr. 49 ()
      danke übrigens für die Empfehlung: der Herr Pfeiffer sagt ziemlich genau das, was ich gemeint habe....
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 22:05:37
      Beitrag Nr. 50 ()
      #48
      .....gesellschaftliche Veränderungen werden aufgrund dieser bisher einzigen Tat dieser Art aber wohl nicht stattfinden.
      Wir haben ja in anderen Bereichen wie z.B. beim Drogenkonsum einen ähnlichen Hintergrund , hier gibt es jedes Jahr tausende von Toten, an die man
      sich aber schon so langsamn gewöhnt hat und wo auch keinerlei Maßnahmen ergriffen werden ( können ) um dieses Problem zu lösen
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 22:17:15
      Beitrag Nr. 51 ()
      auch Schily (klar!) und Hohlmeier (staun!!!) sind ganz vernünftig...und richtig schlecht ist eigentlich keiner.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 22:44:36
      Beitrag Nr. 52 ()
      ..Klasse Sendung: weit besser als erwartet und das ganze auf einem Niveau und so sachorientiert, wie ich es selten erlebt habe. Fast kein Populismus.

      Wenn man mal von den Schlußworten manches Schülers absieht, aber die sind ja auch noch jung.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 23:23:33
      Beitrag Nr. 53 ()
      Ich schätze mal, da liegen noch ein paar Hundert Leutchen in diesem Land auf der Lauer für einen Amoklauf, jedoch wird nicht jeder von diesen Wahnsinnigen an Waffen gelangen.
      Denoch halte ich eine solche Anzahl von pot. Amokläufern für plausibel, vermutlich sind es mehr.

      Auf einige Tausend schätze ich die Zahl derer, die beim ansehen der TV-Berichterstattung über den Amoklauf, ein Gefühl der Befriedigung spürten.
      Avatar
      schrieb am 28.04.02 23:25:36
      Beitrag Nr. 54 ()
      ..ich glaube auch, daß es mehr sind. Viel mehr. Und dass es noch mehr werden.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 00:33:59
      Beitrag Nr. 55 ()
      xyloklo, für deinen kommentar zu schinder-schily gehörst du eingesperrt.
      du bist nicht nur jung und äußerst dumm, du bist auch noch irre.

      schily ist einer der ganz üblen sorte!

      das zu verstehen ist deinem schrumpfhirn unmöglich!
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 00:35:39
      Beitrag Nr. 56 ()
      sag mir doch mal wo du wohnst, xyloklo, ich würde gern was mit anstellen..........[[/]]
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 00:38:28
      Beitrag Nr. 57 ()
      mit dir anstellen mein ich...hätte da so ein paar ideen, die dir gefallen müßten
      []//[]
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 00:50:32
      Beitrag Nr. 58 ()
      für mich, wie für Xylophon, wie es mir scheint, auch, stand von Anfang an fest - schuld ist zum grössten Teil das Journalistenpack - solange in diesem Land in den Medien Gewalt bzw. Selbstmordanschläge als LEGITIMES MITTEL der Politik, für welche "gerechten Ziele" auch immer, von der Journalistenzunft AKZEPTIERT und genausso an uns verkauft werden - solang wird es soche Irre geben, die für ihre Probleme andere verantwortlich machen und als "Letztes Mittel" sich mit anderen unschuldigen umbringen, ob durch eine Pumpgun oder durch Sprengstoffgürtel...
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 01:51:22
      Beitrag Nr. 59 ()
      @xylo:

      An ne Waffe zu kommen dürfte nun wirklich nicht so schwer sein, wenn die Kohle stimmt. ;) Wer eine kaufen will bekommt sie!

      Gruss Bomber2
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 01:58:28
      Beitrag Nr. 60 ()
      @ genya #58

      ich sehe auch Sharon und seine Mitmacher als Amoklaufende, wenn auch als Amoklaufende Staatsgewalt.


      :)
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 07:26:30
      Beitrag Nr. 61 ()
      Wenn ich mir so manche Politiker und ihre Leistungen anschaue, kann man ohne weiteres zum Amokläufer werden.
      Zum Terrorist kann man werden wenn man sich die Entscheidungen mancher Kommunalpolitiker betrachtet.
      Schuld ist die Gesellschaft allein!
      Eltern setzen Kinder in die Welt und überlassen sie sich selbst. Zur Beruhigung gibt es Geld, einen PC und jede Menge Freizügigkeit. Wo bleibt die wichtige Anerkennung, der Zuspruch und die Liebe?
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 09:37:49
      Beitrag Nr. 62 ()
      Diese Art von Wahnsinnstaten sind ja nun nichts Neues! Auch nicht bei uns!
      Allein das es dafür Worte und Redensarten gibt, beweist das. Ich erinnere da an das malaiische Wort = Wut, oder „er geht den Berserker-Gang“ (Uralt und sinngemäß in etwa das Gleiche).
      Ebenso ist ja ganz auffallend, das es sich bei diesen Tätern fast ausschließlich um (meist junge) Männer handelt, die mit einer natürlichen Frustrationsgrenze ausgestattet sind, die weit niedriger liegt als die des normalen durchschnittlichen Mannes.
      Anscheinend ist in jungen Männern von der Natur her ein Aggressionspotenzial vorhanden mit dem wir fertig werden müssen. (Ich sehe da durchaus auch Zusammenhänge mit den durch aggressive Fahrweise umgekommenen Disco-Toten, oder den Extremsportarten und manche Äußerungen hier im Board sind nicht ohne, aber das nur nebenbei).
      Diese niedrige Frustrationsgrenze ist m.E. ein Defekt der in jedem Umfeld und zu jeder Zeit vorkommen und jede beliebige Ursache haben kann.
      Frustrationen sind im Leben unvermeidlich, nur staunt man in unserer hedonistischen Gesellschaft darüber dass das so ist. Und damit meine ich auch und ganz besonders unsere linken Weltverbesserer (die 68er sind Hedonisten, par exellence), die irgendwie glauben mit einer „Weltformel“ alles Schlechte dieser Erde besiegen zu können.

      Was kann man also tun?
      Es ist leider nicht viel. Aufmerksamkeit in Schule und Elternhaus, klar! Die Medien könnten durch Eigenverantwortung ihre reisserische Berichterstattung herunterfahren, um Nachfolgetäter zu vermeiden. Auch der erschwerte Zugang zu Waffen würde zumindest die Hemmschwelle erhöhen.
      Aber vielleicht würde es auch etwas nützen wenn in Jahrhunderten bewährte gesellschaftliche Werte (Liebe setze ich voraus) wie Familie, Ehe, Ehre, Patriotismus (auch das!), Treue, ja auch die Kirche obwohl ich selber Agnostiker bin usw. wieder einen höheren Stellenwert bekommen und nicht wie in den letzten Jahren geschehen der Beliebigkeit anheim fallen. Bei allen zugegebenen Schwachstellen haben diese Werte den Menschen doch auch immer einen inneren Halt gegeben.
      Aber letztendlich ausschließen, dass so etwas wieder vorkommt kann man nicht. In keiner noch so idealen Welt. Da bleibt einem nur zu trauern.

      Kaperfahrer
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 16:38:25
      Beitrag Nr. 63 ()
      genya: ich denke, du hast mich falsch vestanden. Ich meinte keineswegs, daß "das Journalistenpack" die Hauptverantwortung trägt.

      Dafür gibt es viel zu viele Gründe. Man muß sich doch nur einmal ansehen, was hier im Board für Irre schreiben, die - nicht nur in diesem Thread - gerne und schnell bereit sind, Gewalt für legitim zu erklären, wenn ihnen irgendetwas nicht passt. Ich hab ja sogar vor 20 Jahren, da war ich aber auch noch nicht erwachsen - auch eine gewisse Bewunderung für Leute wie die RAF gehabt, die das System so "radikal" bekämpfen - und erst nach Mogadischu bin ich zur Besinnung gekommen, was das für Schweine sind.

      Es hat sich also seitdem wohl gar nicht soviel zum Schlechten verändert, aber leider fast gar nichts zum Besseren. Wie gesagt, der Vergleich zu den Selbstmordattentaten ist kein Zufall.

      Hoffnung lassen allerdings tatsächlich Diskussionen wie gestern abend bei Christiansen, wo Politiker und Menschen aus allen Richtungen in einer Form und mit einem Inhalt diskutieren, wie man es selten genug erlebt. Kein Wort des Vorwurfs über angebliche politische Versäumnisse des Gegners, sondern gemeinsame Versuche, Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Und sehr kluge und tiefschürfende Ursachenforschung, die weit über "Computerspiele" und "Waffen" hinausging.
      "Männerbild", Umgang mit "Versagen" und "Schwäche", Umgang mit "Verlierern", Vermittlung von "Geborgenheit" in den ersten Lebensjahren, "Vertrauenspersonen" - das waren die Themen, die zu Recht im Vordergrund standen. Und wo - wie gesagt - die Politik vergleichsweise machtlos ist.

      Wie kann es angehen, daß die Eltern über Monate nicht mitbekommen, daß ihr Sohn von der Schule geflogen ist. Daß er niemanden hat, mit dem er über diesen Wahnsinn reden kann, den er plant?

      Nach Christiansen hab ich noch kurz zu "Böhme" umgeschaltet, und erst da konnte man dann richtig erkennen, wie riesig der Unterschied war. Denn in Berlin wurde getalkt über Verschärfung des Waffengesetzes, Verbot von Brutalspielen, der ganze Mist halt...
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 16:40:44
      Beitrag Nr. 64 ()
      Bomber2: es fällt aber vielleicht eher mal auf, wenn so ein Milchbubi in "Läden" auftaucht, wo er sich Waffen besorgen kann. Und er muss sie zudem erstmal eine Weile verstecken...

      Ich behaupte auch gar nicht, daß das ein wirksamer Schutz wäre, aber es erschwert solche Taten wenigstens. Und ich scheine ja seit gestern abend mit dem Vorschlag nicht mehr alleine zu stehen.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 16:53:04
      Beitrag Nr. 65 ()
      Und er muss sie zudem erstmal eine Weile verstecken

      Er muß sie eigentlich immer verstecken.

      Ich behaupte auch gar nicht, daß das ein wirksamer Schutz wäre, aber es erschwert solche Taten wenigstens. Und ich scheine ja seit gestern abend mit dem Vorschlag nicht mehr alleine zu stehen.

      Die Dummheit / Unwissenheit ist oft in der Mehrheit. ;)

      Wenn kein wirksamer Schutz, warum dann? Nur wegen Medienhysterie? Für erschweren gibt es keinen Anhaltspunkt (vgl. Amokläufe mit Messern, Automobilen, etc.)
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 17:19:48
      Beitrag Nr. 66 ()
      Donizetti: wie wäre es, wenn man die Waffendiskussion in dem anderen Thread weiterführt. Ich habe alles dazu geschrieben, warum ich es so sehe und sehe den Schwerpunkt HIER einfach in anderen Bereichen: Erziehung, Umgang mit Gewalt (nicht Gewaltvideos!) und ähnlichem...

      Wie wird man so ein Arschloch wie der tote Robert S.? Diese Frage ist wichtiger als die, ob man jetzt Waffen verbietet oder ganz freigibt. Finde ich.
      Und zwar nicht, um die kleine Drecksau nachträglich zu entschuldigen, sondern um vielleicht die Entstehung von 2-3 der 100 potentiellen Nachahmer zu verhindern. Schon das wäre viel.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 17:43:31
      Beitrag Nr. 67 ()
      @xylo

      Wie wird man so ein Arschloch wie der tote Robert S.?

      Selbstverständlich ist diese Frage wichtig, genauso wichtig ist aber auch die Tatsache, dass die lieben Politiker nun mal lieber den Weg gehen, der mit geringsten Kosten (Investition in Bildung, Erziehung, etc. kostet Geld) und am Medienwirksamsten (seht her, wir tun was; Anlassgesetzgebung vgl. Kampfhund, BSE, etc.) ist, unabhängig von der Wirksamkeit und der optimalen Lösung. Für eine genaue Analyse der Ursachen fehlt diesen das Interesse. Nur die nächste Wahl und Umfrageergebnisse sind relevant.

      Die Karavane zieht weiter.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 17:52:38
      Beitrag Nr. 68 ()
      wie gesagt, gestern abend konnte man - wider Erwarten, wie man nachlesen kann - anderes sehen. Allerdings nur im ersten und nicht bei n-tv.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 19:56:03
      Beitrag Nr. 69 ()
      @xylophon, du weißt nicht viel-und das bißchen was du zu wissen glaubst ist auch noch Mist.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 20:05:23
      Beitrag Nr. 70 ()
      donizetti und chef, tut gut das von euch zu lesen, hoffentlich sehen bald noch mehr so klar hinter den vorhang dieser politbonzen.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 20:18:28
      Beitrag Nr. 71 ()
      user#unzbaer#,das wird ja immer übler was ich hier von ihnen lese.
      ich bin gerade dabei einen brief an wo: aufzusetzen, desweiteren werde ich anzeige gegen sie erstatten, insbesondere wegen ihrer beiträge #56 #57 #58.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 20:21:33
      Beitrag Nr. 72 ()
      zu #70
      liebes hunzli-bärli, ein volk in waffen, noch dazu das brave und gesetzestreue deutsche michel volk? rufst du zum umsturz und zur revolution auf? willst du die alpträume unserer polit-bonzen etwa wirklichkeit werden lassen?

      ich kann es mir nicht verkneifen, dich darauf hinzuweisen
      das in der von dir so geschmähten usa der gesetzestreue bürger das verfassungsmässige recht auf den besitz einer waffe hat. puh, jetzt wird gleich der sturm im wasserglas aller gutmenschen losbrechen, aber was soll`s !
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 20:22:59
      Beitrag Nr. 73 ()
      setz dir mal die klobrille auf, du brot.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 20:35:58
      Beitrag Nr. 74 ()
      39,xylo,find ich ausgesprochen gut

      und

      ich weiss nur,dass ich für knallharte Strafen bin!
      Schluß mit dem Allesentschuldigengeschwätz!

      Ist wohl ein Witz,mit 18 sind Waffen erlaubt,bei
      kriminellen Handlungen bist du Jugendlicher,so ein
      Schwachsinn!

      Die Zeiten der Rechte sind vorbei,wie wär es nun mal
      mit Pflichten!?
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 20:40:17
      Beitrag Nr. 75 ()
      aus einem anderen Thread:
      #47 von xylophon 29.04.02 16:58:12 Beitrag Nr.: 6.291.703 6291703
      Antwort für blauer Diamant zu anderen Threads: meines Erachtens hat sich mein Thread zu "Robert S" nach zwischenzeitlich dramatischem Abfall des Niveaus langsam wieder gefangen.

      bis 16:58 Uhr stimmte das wohl,
      aber mittlerweile werden hunzebaeren von toastbroten angezeigt, ich weiß nicht. :D
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 21:11:19
      Beitrag Nr. 76 ()
      @xylo

      Ein gerüttelt Maß an Nachdenklichkeit war bei Christiansen im Gegensatz zu DEINEN :laugh: sicheren Erkenntnissen vorhanden. Aber Schröder steht an DEINER Seite.

      Er hat auch auf A L L E S eine Antwort.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 21:30:25
      Beitrag Nr. 77 ()
      Lustige Filme verbieten !!!

      Der Wahnsinnige Robert S. hat angeblich gern lustige Filme angesehen!
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 22:02:36
      Beitrag Nr. 78 ()
      @Optimalist
      Die Zeiten der Rechte sind vorbei.. den Eindruck hab ich auch schon länger.

      wie wär es nun mal mit Pflichten !?
      welche meinst du genau, welche zusätzlichen Pflichten könnten dienlich sein ?
      von schwachsinnigen Pflichten und Regularien haben wir in Deutschland wirklich genug,
      vielleicht sind es nur die falschen.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 22:07:50
      Beitrag Nr. 79 ()
      Computer verbieten scheint mir die einzig wahre Lösung !!!

      Gerade habe ich im Ersten gesehen wie man auf diesen
      Maschinen brutale, gewaltverherrlichende Spiele zocken
      kann - und nicht der gute R. war halt zu doof, nöööö -
      Frankonia ist schuld und Quake, jawoll............

      ICH GLAUB ICH KOTZ - SOVIEL KANN ICH GAR NICHT KOTZEN WIE
      ICH JETZT GERADE KOTZEN WILL - DIE SCHEISS PRESSE - DER
      NÄCHSTE ROBERT HEIßT REALKAMIKAZE -

      und zwar deshalb weil ich gerne HalfLive spiele...

      und morgen bestelle ich Quake2, DN3D, Unreal und CS
      und die werde ich alle solange spielen bis ich durchdrehe

      und dann brennt die ARD Zentrale
      und den beknackten Heise, der alle 5 min seine Heldentat
      in immer neuen Varianten erzählt, den nehm ich auch noch mit...

      ist das nicht entsetzlich...???

      Vielleicht begreift man irgendwann, das sich die Welt nicht
      nur um das Individuum drehen kann sondern das die Gemeinschaft,
      die Gesellschaft einen Anspruch auf Loyalität des einzelnen
      gegenüber der Gesamtheit besitzt. Jeden Tag sterben tausende
      Menschen einen unnötigen, einen völlig sinnlosen Tod - sie
      verhungern, sie werden massakriert, sterben an Krankheiten
      wie Bilharziose oder Durchfall, die für ein paar Euro heibar
      wären.
      Die Masse des Elends ist unüberschaubar - warum zur Hölle wird
      dieses Ereignis in Erfurt nun seit drei Tagen so dermaßen plattgetreten,
      dass auch das letzte bißchen Pietät zermalmt, zerkaut und
      zerredet ist ??? Wo ist der Anspruch auf Einzigartigkeit,
      dass Karikaturen über den Krieg in Tschetschenien erlaubt sind,
      aber jedem von Knast bis zur Lynchjustiz alles angedroht wird
      wenn er sich über die völlig anormale politisch korrekte
      Staatstrauer des Erfurtmassakers mokiert ????

      Es grüßt

      RK (der gerne auch weiterhin HalfLive spielen würde)
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 22:10:52
      Beitrag Nr. 80 ()
      Sollen die Damen und Herren Lehrer mal die Pflicht zur Arbeit entdecken.

      Es gibt keinen Ausgleich der Ungerechtigkeit, aber so ganz sollten die Selbstmorde von Schülern nicht vergessen werden. Das P/C Ratio hat sich nur gering verändert,das ist kein Trendwechsel.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 22:22:53
      Beitrag Nr. 81 ()
      guter Beitrag Realkamikaze,

      du bist akut gefährdet , aber du hast einen Vorteil, du hast Freunde mit denen du reden kannst.

      wieviele Freunde du hast, siehst du unten in der Statuszeile, gleich rechts neben dem Kurs vom Nemax All Share

      bD.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 22:31:15
      Beitrag Nr. 82 ()
      Thx a lot bD,

      ohne dich hätt ichs nicht bemerkt............:p

      RK
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 22:42:28
      Beitrag Nr. 83 ()
      überlege gerade, ob ich nochmal Quake2 spielen soll, bevor es verboten wird :eek:
      bD.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 22:59:11
      Beitrag Nr. 84 ()
      und wenn schon, ein cooler blauer Diamant wie du schert
      sich sicher einen Dreck darum ob das Spiel indiziert ist
      oder nicht.....

      Mir macht vielmehr Sorgen das sich nun die selbsternannten
      Jugendschützer wie die Fliegen über alles hermachen werden,
      was irgendwie so aussieht als ob es R.S. zu irgendetwas
      inspiriert haben könnte. Und bei derartigen Aktionen wird
      meistens etwas über das Ziel hinausgeschossen, siehe z. B.
      die völlig untauglichen Kampfhundeverordnungen - ich befürchte
      bei unsachlich emotionaler Reaktion nun ähnliches im Waffen-
      und PC-Sektor

      ach ja, eins wäre da noch bD...

      Wenn ich die Anzahl unserer Postings vergleiche solltest
      du in Punkto Soziokritik wohl etwas kürzer treten.
      Die Gleichung 10 Postings = 1 Freund geht wohl nur in deiner
      Phantasie auf - Junge, geh mal aus am Wochende und lern ein
      paar Leute kennen anstatt täglich 12h bei WO Postings zu tippen.

      Es grüßt

      RK ;)
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 23:06:02
      Beitrag Nr. 85 ()
      realkamikaze: wahrscheinlich wird es Dich nicht freuen, aber ich geb Dir recht, was die Verbote betrifft. Es ist der falsche Ansatz.

      Dagegen sind Äußerungen wie der Friseuse nur noch dumm und zynisch (nr. 80).
      Und wenn Du mich für einen Besserwisser hältst, liebe Friseuse, dann kann ich leider nichts dafür. Wahrscheinlich hast Du irgendeinen Komplex oder mehrere. Ist aber auch egal. Zu einer Diskussion gehört nun mal, daß man einen Standpunkt hat und vertritt und nicht alles gleich richtig findet. So einfach sind manche Dinge, leider nicht alle.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 23:10:31
      Beitrag Nr. 86 ()
      ..abgesehen davon würde mich (fast) interessieren, was Du für MEINE gesicherten Erkenntnisse hältst. Vermutlich hast Du nichts begriffen, von dem was ich geschrieben habe. (Leider würde es mich nur fast interessieren, weil Dein Posting Nr. 80 Dich in eine Liga mit dem "wahren Chef" und dem Boardirren katapultiert: diskussionsunwürdig).
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 23:15:03
      Beitrag Nr. 87 ()
      Hi Xylophon :)

      Ja, wirklich, die Talk Show mit Frau Christiansen war wirklich gut.Wie der eine Schüler aber zu Recht kritisierte, hatte man leider keine Schüler und Lehrer mit auf`s Podium gebeten, um ihnen so die Möglichkeit zu geben, als "direkt" Betroffene ihre Meinung darzulegen.


      Gäste im Publikum: Phil Rusche (v.r.; BundesschülerInnenvertretung), Stephanie Daniel (Landesschülerrat Niedersachsen) und Andreas Hanka (Landesschülervertretung Bayern) diskutierten mit den Gästen auf dem Podium.

      Stattdessen hat man nur "Autoritäten" eingeladen, die den Sachverhalt aus zweiter Hand diskutierten.
      Was aber gottseidank dem Gespräch nicht geschadet hat.Aber der Disput zwischen Schülern und Pädagogen soll ja noch nachgeholt werden.
      Wohltuend auch die Sachkompetenz des Kriminologen und niedersächsischen Justitzministers Christian Pfeiffer.


      Die Eltern sind gefragt: "Das Entscheidende ist, Eltern zu vermitteln, was sie tun müssen, damit Kinder nicht so ich-schwach werden, dass sie dann ein Opfer solcher medialen Einflüsse werden können", sagte der niedersächsische Justizminister und Kriminologe Christian Pfeiffer (SPD).


      ZITAT:

      Christian Pfeiffer

      [Justizminister Niedersachsen, SPD]


      "Ich-Schwäche ist der Ausgangspunkt. Dann sehr oft Waffennarren, fast eine erotische Beziehung zu Waffen, Waffen geben einem scheinbar Macht, übertünchen die Schwäche, die eigentlich da ist, verstärkt durch Medienvorbilder - der Täter hat sich genauso verhalten wie ein Videospiel es ihm gezeigt hat - sie inszenieren das wie ein Theaterstück.

      Wie kommt es eigentlich, dass diese Krise bei Männern so aktuell ist und bei Frauen gar nicht ausbricht? Was unterscheidet die Sozialisation von Jungs und Mädchen in diesem ganz zentralen Punkt? Wie verarbeiten Jungs Verunsicherung und wie Mädchen? Und da scheint schon ein Punkt zu sein, dass Jungs sich emotional sehr viel stärker panzern, wenn die Väter sagen, heul nicht rum, du bist doch keine Heulsuse, keine Memme, Indianer kennen keinen Schmerz. Und eigentlich möchte man gerne, aber der Reichtum an Emotionen wird einem relativ früh genommen.

      Man müsste nicht das Verkaufen von Jugend gefährdenden Dingen verbieten, sondern die Produktion solcher Filme, solcher Spiele. Das verhallt einfach, das greift niemand auf, aber jetzt vielleicht!

      Wir müssen unseren Eltern, uns selbst bewusst machen, dass wir doch mit den Kindern alltäglich in Kontakt stehen, und sehen, was die konsumieren. Also dass da auch eine Mitverantwortung wahrgenommen wird und man sie nicht einfach bequem vor irgendein viereckiges Gerät abstellt und seinen eigenen Dingen nach geht.

      Das Entscheidende ist, Eltern zu vermitteln, wie sie selbstbewusste Kinder erzeugen können, was sie tun müssen, damit Kinder nicht so ich-schwach werden, dass sie dann ein Opfer solcher medialen Einflüsse werden können.

      Wir brauchen Lehrer, die nicht wegschauen wenn Gewalt auf dem Schulhof passiert, sondern sich kümmern."



      Na ja, aber was sollen die Eltern machen, wenn ihr Sohnemann sich nicht mitteilen will und er sich dagegen wehrt, daß seine Eltern ihm, wo er doch fasst oder schon volljährig ist, seine Gewaltmaterialien aus seinem Zimmer räumen wollen ???
      Welcher Jugendliche würde sich nicht gegen diesen Eingriff in seine Persönlichkeitsrecht/Intimsphäre deutlich verbieten ???Den Fingerzeig des Kriminologen finde ich hier doch etwas hilflos.


      Wenn es denn wirklich eine Mitschuld der Medien gibt, dann diese, daß sie so ausführlich über das Schulmassaker in Litteltown/Texas/USA berichtet haben.

      Littletown war der Urknall, war der Vater und die Mutter
      aller Nachahmungstaten in den letzten 3 Jahren.
      Übrigens, so ganz stimmt deine Threatüberschrift nicht.:)
      Robert S. war nicht der erste Racheschütze seit dem amerikanischen "Vorbild" im Georg W. Bush`s Heimatstaat, sondern es gab da noch einige Vorläufer, zB. in Bayern.
      Ich bin überzeugt, daß es auch jetzt nicht lange dauert, bis ein neuer Fall die Medien vereinnahmen wird.Spätestens zum Ende des nächsten Schulhalbjahres.


      .......


      @#62 von Kaperfahrer

      Also ich glaube, die linken Weltverbesserer(Alt68ziger) sind eher Jakobiner.Den Wohlfahrtsausschuß nennt man heute DGB.:D;)


      H_S:)


      ...........................................................


      Keinem vertraute er sich an

      Mutmaßungen über den Amokläufer Robert Steinhäuser

      Von Thomas Delekat

      Erfurt - Irgendwie haben viele ihn gekannt. Irgendwo einmal gesehen, irgendwann mal mit ihm gesprochen. Aber in ganz Erfurt hat sich bis zur Stunde auch von den Behörden niemand auftreiben lassen, dem sich Robert Steinhäuser anvertraut hätte. Kein Kumpel, kein «bester Freund», die eigenen Eltern nicht, erst recht kein Geistlicher oder gar Lehrer. Vor allem aber hatte Robert keine Freundin.

      Er sei zwar weder mundfaul noch besonders schüchtern gewesen, sagt eine Mitschülerin. Aber er war eben nicht gerade ein Frauenschwarm. Im Ranking der Schulhofattraktionen zählte er bei den Mädchen als eine Null. Nicht gerade groß gewachsen, gedrungen, sogar ein wenig korpulent, und von Stilsicherheit bei den Klamotten konnte wirklich nicht die Rede sein.

      Er war, wie in allem anderen auch, das Schlimmste, was man sein kann - er war unauffällig, sagt die 18jährige Abiturientin Michaela S., die den letzten, mörderischen Schulbesuch Roberts im Bäckerladen vor dem Gymnasialgebäude überlebte. Sie war sehr zeitig fertig gewesen mit ihrer Abiturarbeit in Biologie.

      Er sei kein Einzelgänger gewesen, weder verstockt noch verfinstert, sagt der Autohändler Martin Eilers. Er hat mit Robert Steinhäuser ein ausführliches Gespräch führen müssen, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Erfurter Schützenvereins «Domblick».

      Das Ergebnis dieser charakterlichen Erforschung schlug sich in einer schriftlichen Beurteilung nieder: dass dem Wunsch Steinhäusers nach einer Waffenbesitzkarte aus Sicht des Vereins entsprochen werden könne. Der junge Mann war: unauffällig, sagt Eilers. Er war auch witzig, kontaktfreudig, unkompliziert und strebsam. Seine Schießübungsleiter bestätigten: der Steinhäuser sei sehr folgsam, anstellig, gelehrsam gewesen.

      Am Schießstand jedenfalls litt Steinhäuser nicht an Autoritätsproblemen. Obwohl immer wieder die Szene in Erinnerung gerufen wird, in der Steinhäuser auf einer Klassenfahrt mit Finger und Daumen auf einen Lehrer zu den Worten gezielt haben soll: «Ich bring dich um» , handelte er sich im Verein «Domblick» nicht den Ruf eines Selbstdarstellers, Aufschneiders oder Angebers ein. Er war auf dem Schießstand «Im Gebreite» an der Eger derselbe wie in der Schule: Kein Mauerblümchen und kein extrovertierter Wichtigtuer. Nur eine Durchschnittserscheinung.

      Allenfalls fiel er durch renitente Wortscharmützel auf, die er sich mit den Schullehrern lieferte, so berichten Mitschüler. Der Bursche konnte eine heftig große Klappe haben. Einer der Gründe für die Tat, das Ungewöhnliche, das Gefährliche an Steinhäuser kam erst nach dem Mordlauf durchs Schulgebäude ans Licht - dass sich der «Domblick»-Schütze keinem anvertrauen, niemandem ausschütten wollte. Er war, trotz aller aufgeschlossenen Kontaktfreude, allein. Die Schulleiterin, die Elternvertreter, die Lehrer des Gutenberg - Gymnasiums beschrieben oft, wie ungewöhnlich herzlich, sie sagen sogar: vertrauensvoll das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern am «Gutenberg» sei. Und zwischen den Schülern erst recht.

      Alle Oberstufenschüler schildern einhellig eine ungewöhnliche Nähe, die Wärme, das außergewöhnliche Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Jahrgangsstufen, quer durch alle Parallelklassen hindurch.

      Anfang Dezember planten die Abiturienten des Jahrgangs 2002, zu denen sich damals auch Robert Steinhäuser noch rechnete, die Festivitäten rund um das Abitur. Die Art und die Opulenz des Programms, das dieses Schülerseminar in einem Tagungsheim am Lutherpark zusammenbaute, gibt eine Ahnung davon, dass sich zumindest in Erfurt ein anderes und eigenes, ungleich intimeres Klima der Gemeinschaft und der Innerlichkeit erhalten hat als an den Gymnasien der alten Bundesrepublik.

      Dass seine gescheiterte Versetzung von der 11. in die 12. Klasse im vergangenen Jahr ein Schock für Robert Steinhäuser war, ist unbestritten. Dass er sich von den neuen Mitschülern nicht so recht eingemeinden lassen wollte, ebenfalls. Er habe ja auch oft geschwänzt, bestätigen die Mitschüler. Er sei nicht begriffsstutzig, aber faul gewesen und uninteressiert am Unterricht.

      Dennoch habe der Robert Freunde gehabt, er selber habe ihn mit anderen gesehen, sagt ein ehemaliger Klassenkamerad. Welche Freunde kann er nicht sagen. Sie waren ihm unbekannt.

      Im Februar, acht Wochen vor den Abiturarbeiten, wurde Steinhäuser wegen eines gefälschten Attests vom Gymnasium relegiert. Er verlor damit die letzte Chance, in absehbarer Zeit studieren zu können, und er ging der letzten, ohnehin lauen Kontakte zu seinen Mitschülern verlustig, die mit den Abiturvorbereitungen beschäftigt waren - ohne ihn. Bei seinen Bekannten aus dem Schützenverein ließ er sich nicht mehr blicken. Seinen Eltern, die getrennt, aber in demselben Haus in Erfurts Altstadt leben, sagte er nichts. Der 19-Jährige trat einen Rückzug an, von allen. Er zog sich allein in sein Zimmer zurück, unterhielt sich mit brutalen Videos, Computerspielen und den Hassgesängen der Rockband «Slipkot».

      Die Tat sei nicht spontan verübt worden, sagen die Ermittlungsbeamten der Polizei. Sie sei sorgfältig geplant und vorbereitet gewesen. Das Sondereinsatzkommando prüfe Hinweise, wonach Robert Steinhäuser seine Tat per SMS angekündigt habe: Mit einer Warnung, an diesem Freitag nicht zur Schule zu gehen. Seinen ehemaligen Mitschülern kommt das ganz unwahrscheinlich vor: «Wem von uns soll er denn das geschickt haben?»


      ..........................................................
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 23:15:51
      Beitrag Nr. 88 ()
      @RK
      im ersten Punkt liegst du völlig daneben, ich bin sehr gewillt, mich an die Gesetze zu halten.
      Daher bin ich auch daran interessiert, daß sie vernünftig sind, sonst könnte es mir ja egal sein, was unsere Politiker beschließen.

      Daß sie über das Ziel hinausschießen werden, davon bin ich fast überzeugt.

      Was die Anzahl meiner Postings angeht ... dies ist ein Aktienboard und meine meisten Postings beschäftigen sich daher eher nicht mit Politik, das wär ja auch unzumutbar, für die, die es lesen müßten.
      (was nicht heißen soll, daß meine anderen Postings alle zumutbar wären :laugh: )

      Gruß
      bD :D
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 23:18:12
      Beitrag Nr. 89 ()
      @xylophan :p

      Warum sollte es mich stören, wenn du in diesem Punkt einmal
      die richtige Meinung vertrittst ???

      Die Tatsache, dass Verbote in diesem Segment in aller Regel
      kontraproduktiv sind, wird nicht schlechter dadurch, dass
      du sie auch für richtig erachtest. Im Gegenteil...

      Es grüßt

      RK (der allen eine gute Nacht wünscht)
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 23:18:19
      Beitrag Nr. 90 ()
      tja, tja deutschland das land der verbieter und denker.

      da haben die deutschen biedermaier mal einen globalisierungshammer abbekommen und fangen nun an zu weinen.

      tja beamte bekommen unu auch ein wenig vom todesrisko eines bergarbeiters ab.
      auch beamte können in zukunft eines unnatürliches todes sterben. (zugebgeben polizisten konnten es schon immer, aber lehrer???? die sind doch eher "weggeschlafen" oder???????"

      tja bei den umständen in deutschland frage ich mich wo das nächste massaker geschieht. na vielleicht im finanzamt oder??????.

      in dieser republik ist alles möglich.

      bei dieser pisa-gesellschaft kann es ein andersdenkender ja kaum aushalten.
      die qualität des durchschitts u. der durchschnittsverblödung spricht ja für sich.

      aber 51% sind halt die mehrheit, und die mehrheit darf demokratisch alles vergewaltigen was ihr in den weg kommt.
      und wer nach der vergewaltigung um sich schlägt und sich wehrt, ja was ist der????

      machmal ein staufenberg,
      machmal ein michael kohlhaas,
      machmal ein wilhelm tell
      machmal die gerschwister scholl
      manchmal ein dummer geistesgestörter mörder.

      der zeitgeist läßt grüßen

      diese gesellschaft tut nur noch weh und ich kann mich nur in einem innerlichen grinsen zurückziehen.

      die waffen gibts jetzt nur noch mit 21 Jahren. na da sind ja alle probleme gelöst herr schröder gell.
      dämlicher kann man ein solches problem wohl nicht angehen.
      wir halten ein loch an einem eimer mit 1000 löchern zu und sind ganz stolz auf uns.
      ich kann nicht glauben das die politmafia so naiv ist, sie ist lediglich böswillig.

      sie kennt das problem, aber wenn sie das problem lösen will müßte sie sich selbst entmachten. und das scheut diese gruppe wie der teufel das weihwasser.


      der zeitgeist läßt grüßen.
      Avatar
      schrieb am 29.04.02 23:20:13
      Beitrag Nr. 91 ()
      long1, besser kann man das nicht mehr ausdrücken, respekt,
      grüße,hunzebaer
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 00:31:22
      Beitrag Nr. 92 ()
      Oje,
      da seh ich aber noch viele Amokläufer auf uns zukommen, wenn ich das hier so lese.

      wenn der Gruppe der Andersdenkenden in Zukunft keine andere Möglichkeit bleibt, sich gegen den Politiker- und Beamtensumpf zu währen, als zu solchen Methoden zu greifen.

      .. wenn viele nach dem Posting von Long1 zustimmend nicken und denken :
      "Ja, ins Finanzamt, da müßte auch mal einer reingehen"

      Unsere Politiker haben durch ihre permanente Arroganz und Selbstherrlichkeit ein Klima geschaffen, welches höchst gefährlich ist.
      Durch die andauernde Verdummung der Gesellschaft ist es ihnen ein Leichtes, den Großteil der Bevölkerung hinter sich zu vereinen.

      meine lieben Politiker, wendet mal die Maßstäbe, die ihr für eure Bevölkerung ansetzt auch für euch selbst an.
      schafft einen Rahmen, in dem für jeden Platz ist, auch für die Schwächeren in unserer Gesellschaft.

      Ich hab keine Bock, daß die Selbstjustiz ausartet.
      bD.
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 01:45:46
      Beitrag Nr. 93 ()
      Depression und Kindheit und Jugend


      Kleine Kinder können keine schwere Depression entwickeln - von dieser Hypothese gingen Ärzte und Forscher bis in die 1980er Jahre aus. Heute gilt das nicht mehr. Wenn ein Kind ständig weint, ein negatives Selbstbild hat, seine Aktivität herabgesetzt ist und es davon spricht, nicht mehr leben zu wollen, so handelt es sich um depressive Symptome wie bei einem Erwachsenen auch.

      Vor der Pubertät gibt es keinen deutlichen Unterschied in der Depressionshäufigkeit zwischen Mädchen und Jungen. Nach der Pubertät jedoch sind wesentlich mehr Mädchen als Jungen depressiv.

      Die 15-19jährigen Frauen haben außerdem die höchste Suizidversuchsrate überhaupt, nämlich 340 je 100.000 Einwohner. Alarmierend ist die in den letzten Jahren in mehreren Ländern zu beobachtende Zunahme der Suizidrate bei männlichen Jugendlichen.

      Jugendliche machen während ihres Reifeprozesses zahlreiche neue Erfahrungen: Verliebtsein, Trennung, Ablösung vom Elternhaus. Dies alles bringt eine gewisse Verunsicherung mit sich, die wiederum Depressionen und/oder Suizidgedanken auslösen könnte.


      Depression und Veranlagung


      Beim Entstehen einer Depression spielt auch die Veranlagung eine Rolle. Die Wissenschaft unterscheidet zwischen genetischer und erworbener Veranlagung. Eine erworbene Veranlagung wird im Gegensatz zur genetischen Veranlagung nicht vererbt, sondern entsteht zum Beispiel durch ein frühkindliches Trauma. Im Folgenden ist nur von der genetischen Veranlagung die Rede.

      Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien legen nahe, dass bei manchen Menschen eine genetisch bedingte Empfindlichkeit für Depression besteht.

      So zeigen Familienuntersuchungen, dass Verwandte depressiver Patienten zu mindestens 20% ebenfalls depressiv sind. Damit tritt die Depression im Familienkreis öfter auf als in der Allgemeinbevölkerung (5-10%). Bei eineiigen Zwillingen ist das Phänomen noch häufiger: Hat ein Zwilling eine Depression, hat der andere Zwilling sie in über 40% der Fälle ebenfalls. Bei zweieiigen Zwillingen beträgt die Rate 20%. Und Adoptionsstudien zeigen, dass die biologischen Eltern depressiver Adoptierter ebenfalls häufig depressiv sind.

      Die Zwillingsstudien zeigen umgekehrt aber auch, dass der genetische Faktor nur ein Teilfaktor ist. Selbst bei identischer genetischer Ausstattung erkrankt der Zwillingspartner des depressiven Patienten in weniger als der Hälfte der Fälle. Beim Entstehen einer Depression spielen immer auch Umweltfaktoren eine Rolle. Darüber, wie die mögliche genetische Grundlage der Depression allerdings aussehen könnte, besteht keine Einigkeit. Einvernehmen herrscht im Moment nur darüber, dass es ein isoliertes "Depressions-Gen" nicht gibt.

      Zu bedenken ist, dass zwischen genetischen Faktoren und Umweltfaktoren komplizierte Wechselbedingungen bestehen können. So können genetische Faktoren z.B. bedingen, dass ein bestimmter Mensch durch eine große Risikobereitschaft sich häufig in schwierige Lebenssituationen manövriert. Umgekehrt kann es von genetischen Faktoren abhängen, ob ein bestimmter Mensch mit einer psychosozialen Belastung gut zurecht kommt oder depressiv erkrankt.


      Krankheitsbild der Depression


      Formen der Depression
      Depressive Erkrankungen verlaufen meist in Phasen, die über mehrere Monate, bei einigen Patienten auch über Jahre anhalten können.

      Unipolare Depression: Die meisten Menschen, die an einer Depression erkranken, erleiden in ihrem Leben mehr als eine depressive Episode. Derartige Episoden dauern unter Umständen Wochen, manchmal auch Monate, insbesondere dann, wenn die Patienten nicht konsequent behandelt werden. Treten nur depressive Episoden auf, so spricht man von einer unipolaren Depression.

      Bipolare affektive Störung: Manche Patienten erleiden nicht nur depressive, sondern auch manische Episoden. Manische Episoden sind gekennzeichnet durch einen unbändigen Tatendrang, meist gehobene Stimmung, fehlendes Schlafbedürfnis, Größenideen, häufig auch durch Kaufrausch. In diesen Fällen spricht man von einer bipolaren affektiven Störung.

      Dysthymie: Manche Patienten leiden an einer meist leichter ausgeprägten, aber dafür chronisch verlaufenden Form der Depression, genannt Dysthymie. Diese beginnt meist im frühen Erwachsenenalter.



      Symptome der Depression


      Bei depressiven Menschen können wir sowohl körperliche Veränderungen als auch Veränderungen des Verhaltens und Erlebens beobachten. Die Depression erfasst alle drei Bereiche.

      Verändertes Erleben: Die Patienten berichten über verändertes Erleben. Gefühle der Hoffnungslosigkeit dominieren: Hilflosigkeit, innere Leere, Schuld und Angst, Verzweiflung und Trauer, aber auch die Unfähigkeit, überhaupt noch Gefühle empfinden zu können ("Ich bin wie versteinert" ). Negative Denkmuster herrschen vor. Depressiv Erkrankte entwickeln in vielen Fällen eine pessimistische Einstellung gegenüber sich selbst, den eigenen Fähigkeiten, dem eigenen Aussehen und der Zukunft, verbunden mit starker Grübelneigung. Permanente Selbstkritik, Konzentrationsprobleme und Suizidgedanken sind häufig. Manche Patienten entwickeln auch Wahnvorstellungen, z.B. die Überzeugung unheilbar erkrankt zu sein, oder sich und die Familie finanziell ruiniert zu haben. Die Betroffenen sind nur schwer davon zu überzeugen, dass sie eine Krankheitsepisode durchleben, die in den meisten Fällen gut zu behandeln ist.

      Verändertes Verhalten: Die Patienten vermeiden soziale Kontakte, stellen Hobbys ein, können ihre Arbeit nicht mehr bewältigen und ziehen sich ins Bett zurück. Die Mimik und Gestik ist bei vielen Patienten wie erstarrt, die Stimme leise und monoton. Einige Patienten laufen rastlos, verzweifelt und wie getrieben hin und her (agitierte Depression).

      Körperliche Beschwerden: Schlaflosigkeit mit Früherwachen, Appetitstörung mit Gewichtsverlust, Libidoverlust, schnelle Ermüdung und multiple körperliche Beschwerden gehören zu den vielfältigen somatischen Begleiterscheinungen einer depressiven Störung.


      Ratschläge für Angehörige


      Die Krankheit Depression kann einen Menschen völlig verändern. So ist es zum Beispiel möglich, dass Ihr früher lebenslustiger Partner auf einmal schwunglos wird, an Schuldgefühlen, innerer Leere und Hoffnungslosigkeit leidet. In ihrer Hilflosigkeit gegenüber der Depression entwickeln Angehörige oft selbst Schuldgefühle oder gar Ärger über die Erkrankten. Hält die depressive Phase länger an, können sich auch bei den Angehörigen Überlastung und Erschöpfung einstellen, weil sie dem Patienten eine Vielzahl alltäglicher Aufgaben abnehmen müssen.

      Die folgenden Ratschläge gelten insbesondere für Angehörige von schwer Depressiven.

      1. Akzeptieren Sie die Depression als Erkrankung!

      Depressionen sind ernstzunehmende Erkrankungen wie andere Erkrankungen auch. Sie beeinträchtigen nicht nur die Stimmung, sondern das gesamte Erleben und Verhalten des Erkrankten. So werden fast immer auch der Schlaf, der Appetit und die Sexualität beeinträchtigt. Als Ursache hierfür werden u.a. Veränderungen in den Botenstoffen zwischen den Nervenzellen im Gehirn diskutiert.

      2. Ziehen Sie den Arzt zu Rate!

      Wie bei allen schweren Krankheiten sollten Sie so schnell wie möglich ärztlichen Rat einholen. Ergreifen Sie die Initiative und vereinbaren Sie für den Kranken einen Arzttermin. Da depressive Menschen häufig die Schuld für ihr Befinden bei sich selbst suchen und nicht an eine Erkrankung denken, halten sie einen Arztbesuch oft nicht für nötig. Weil Hoffnungslosigkeit zur Depression gehört wie Schnupfen zur Grippe, glauben viele Depressive auch nicht, dass ihnen überhaupt geholfen werden kann. Auch fehlt vielen Depressiven die Kraft, sich zu einem Arztbesuch aufzuraffen. Daher ist die Unterstützung der Angehörigen beim Gang zum Arzt oft sehr wichtig.

      3. Bleiben Sie geduldig!

      Viele Depressive äußern Klagen und Verzweiflung, oft ziehen sie sich auch von ihrer Umwelt zurück. Zeigen Sie Geduld mit dem Patienten; erinnern Sie ihn stets daran, dass die Depression eine Erkrankung ist, die vorübergeht und sich gut behandeln lässt. Versuchen Sie nicht, den Erkrankten von der Grundlosigkeit seiner Schuldgefühle zu überzeugen. Lassen Sie sich nicht auf Streit darüber ein, ob seine negative Sichtweise "objektiv" gerechtfertigt sei oder nicht. Beides wird keinen Erfolg bringen.
      Tun Sie die körperlichen Missempfindungen und Krankheitsängste des Depressiven nicht als übertrieben oder "nur psychisch bedingt" ab, denn depressive Menschen dramatisieren ihr Erleben nicht. Es ist die Depression, die auch leichte Schmerzen oder Missempfindungen ins kaum Erträgliche steigert.
      Wenden Sie sich nicht von Ihrem erkrankten Angehörigen ab, auch wenn er Ihnen noch so abweisend erscheint.

      4. Überfordern Sie sich nicht!

      Ist ein Patient über Monate hinweg depressiv, belastet die Krankheit sicher auch Sie als Angehörigen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie die Grenzen Ihrer Belastbarkeit kennen und Ihre eigenen Interessen nicht aus den Augen verlieren. Tun Sie sich öfter etwas Gutes, pflegen Sie die Kontakte im Freundeskreis. Bauen Sie zu Ihrer Unterstützung ein Netzwerk von Freunden und Bekannten auf oder organisieren Sie sich auf andere Weise Hilfe.

      5. Seien Sie zurückhaltend mit gut gemeinten Ratschlägen!

      Es hat keinen Sinn, einem depressiven Menschen zu raten, abzuschalten und für ein paar Tage zu verreisen, denn eine fremde Umgebung verstört den Patienten meist zusätzlich. Raten Sie dem Depressiven auch nicht, "sich zusammenzunehmen" - ein depressiver Mensch kann diese Forderung nicht erfüllen. Dieser Ratschlag verstärkt möglicherweise sogar seine Schuldgefühle. Gleiches gilt für Versuche der Aufmunterung. Dagegen sollten Sie Ihren Angehörigen immer dann unterstützen, wenn er Eigeninitiative zeigt.

      6. Treffen Sie keine wichtigen Entscheidungen!

      Machen Sie sich immer bewusst, dass Depressive die Realität in vielen Punkten durch die "depressive Brille", das heißt verzerrt sehen und deshalb Entscheidungen treffen können, die sie nach überstandener Krankheit vielleicht ganz anders bewerten. Berücksichtigen Sie dies in allen Angelegenheiten, die die private oder berufliche Zukunft betreffen.


      2. Was ist eine psychiatrische Erkrankung? Was ist ein seelisches Leiden?

      Jede Wissenschaft hat ihre Fachbegriffe. Mehr noch: Wenn es verschiedene Richtungen innerhalb einer Wissenschaft gibt, kommt es vor, daß dieselben Begriffe innerhalb einer Disziplin nicht einheitlich verwendet werden oder es unterschiedliche Ausdrücke für dieselben oder für ähnliche Sachverhalte gibt.

      So kann z.B. eine Depression von der einen wissenschaftlichen Richtung als "psychische" Störung bezeichnet werden, während eine andere von einer "psychiatrischen" Störung oder Erkrankung redet oder eine dritte Gruppe von einem "seelischen" Leiden spricht.

      Welcher Begriff verwendet wird, hängt dabei oft von der Sichtweise des Betrachters ab. So soll die Bezeichnung "psychiatrische Erkrankung" mitunter darauf hinweisen, daß der Betroffene in eine fachärztliche - eben psychiatrische - Behandlung gehört.

      Die Bezeichnung "seelisch" oder "psychisch" hingegen will oft verdeutlichen, daß eine solche Erkrankung nichts mit dem Körper, der Physis, zu tun habe. Von manchen Vertretern dieser Auffassung wird angenommen, daß eine solche Erkrankung ausschließlich auf die Kindheit oder auf die Lebensumstände des Betroffenen zurückzuführen sei. Die moderne Forschung hat jedoch gezeigt, daß Erkrankungen wie z.B. die Depression äußerst selten nur eine Ursache haben. Vor allem kann man bei den Ursachen nicht genau zwischen körperlichen und seelischen Faktoren trennen. Am Anfang einer Depression kann ein seelisches Problem, z.B. die Trauer über einen Todesfall stehen; genauso richtig ist aber auch, daß sich heute viele psychische Erkrankungen auf biologische Fehlfunktionen, also auf Stoffwechselstörungen im Gehirn zurückführen lassen. Umgekehrt ist bekannt, daß bestimmte körperliche Erkrankungen auch psychische Symptome und Folgen haben. So leiden zum Beispiel viele Schilddrüsenkranke durch ihre Hormonstörungen zusätzlich unter depressiven Stimmungen.

      Das Forum für seelische Gesundheit möchte die Behandlung psychisch Kranker verbessern und in diesem Rahmen die Zusammenarbeit zwischen allen seriösen Therapeuten fördern. Diese angestrebte Vernetzung der Therapiemöglichkeiten soll nicht dadurch erschwert werden, daß wissenschaftliche Diskussionen das Zusammenwirken der Fachleute behindern. Aus diesem Grund werden in den Informationsschriften des Forums die Begriffe "seelisch", "psychisch" und "psychiatrisch" gleichbedeutend verwendet. Sie alle bezeichnen Symptome einer Erkrankung, die sich vor allem im Fühlen, Denken oder Verhalten des Betroffenen äußern.

      3. Mit Lebensproblemen zum Arzt?

      Gerade bei psychischen Erkrankungen kann es vorkommen, daß der Betroffene nicht nur an der Erkrankung, sondern auch an einem Lebensproblem leidet - und beides schwer voneinander zu unterscheiden ist. So kann es schnell zu Mißverständnissen kommen. Ein Beispiel:

      Thorsten S. ist vor einigen Monaten in eine andere Stadt gezogen. An seinem neuen Arbeitsplatz steht er unter dauernder Überlastung. Seinem Chef kann er nichts recht machen, und seine Kollegen meiden "den Neuen".
      Diese Umstände beeinträchtigen bald auch sein Privatleben. Er hat an nichts mehr Freude, sitzt oft herum und grübelt viel. Bald kann er nachts nicht mehr durchschlafen kann und fängt an, Gewicht zu verlieren.
      Als seine Frau einer Freundin von den Problemen ihres Mannes erzählt, rät dieser ihr, ihren Mann zum Arzt zu schicken. Sie zweifelt an dem Sinn dieser Idee. "Wie soll ihm ein Arzt bei seinen beruflichen Problemen helfen?"

      Diese Beispiel illustriert anschaulich die besondere Problematik einer psychischen Erkrankung. Der Betroffene leidet unter seiner beruflichen Situation ("Lebensproblem" ). Gleichzeitig zeigt er jedoch Anzeichen einer Depression: Unfähigkeit, sich zu freuen,Neigung zum Grübeln, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme ("Erkrankung" ). Solche Symptome müssen unbedingt von einem Arzt untersucht werden. Nur er kann feststellen, welche Erkrankung sich hinter diesen Symptomen verbirgt. Sollte der Betroffene an einer Depression erkrankt sein, so kann er von einem Arzt oder von einem Psychologen behandelt werden (siehe unten, Kapitel 11).

      Bei der Bewältigung seiner beruflichen Situation können jedoch neben dem Arzt oder Psychologen auch andere Stellen Hilfe anbieten. Unter Umständen genügt auch das einfühlsame Gespräch mit einem Freund oder einem Angehörigen. Aus diesen Gründen muß zwischen belastenden Lebensproblemen und einer psychischen Erkrankung unterschieden werden.

      Lebensprobleme sind alle Lebensumstände, die ein Mensch als belastend empfindet, die aber nicht selbst schon Symptom einer Krankheit sind. Lebensprobleme können natürlich auch psychiatrische Erkrankungen auslösen oder sie begleiten. Sie sind aber nicht mit der Erkrankung identisch.



      Diese Graphik soll verdeutlichen, daß Lebensprobleme allein, aber auch zusammen mit psychiatrischen Krankheiten auftreten können. Bei Lebensproblemen können Ärzte, Psychologen, nicht-ärztliche und nicht psychologische Therapeuten Hilfe leisten. Eine psychiatrische Erkrankung muß in jedem Fall von einem Arzt oder Psychologen behandelt werden.

      4. Was ist eine Depression?

      Wir alle kennen Phasen der inneren Erschöpfung und der Verzagtheit. Solche Phasen können durch viele Ereignisse ausgelöst werden. Der Verlust eines Partners, berufliche Erfolglosigkeit oder eine private Enttäuschung können so belastend sein, daß sie alle anderen Bereiche des Lebens negativ beeinflussen. Aus der Sicht eines Arztes muß es sich dabei nicht um eine Depression handeln. Es kann auch sein, daß Trauer und Mutlosigkeit normale Reaktionen unserer Psyche auf diese Lebensprobleme sind. In einem solchen Fall ist die Lebenskrise, das Stimmungstief, eng mit dem Lebensproblem verbunden, das sie ausgelöst hat. Sobald der Verlustschmerz oder die Überlastung nachläßt, hellt sich die Stimmung wieder auf.

      Eine Depression im medizinischen Sinn ist jedoch etwas anderes: eine behandlungsbedürftige, psychiatrische Erkrankung. Wer an einer Depression erkrankt ist, kann sich nicht mehr aus eigener Kraft aus der gedrückten Stimmung befreien. Aufforderungen wie "Nimm Dich zusammen" oder "Mach` doch mal Urlaub" helfen nicht weiter. Eine Depression kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird, Monate oder sogar Jahre andauern.

      5. Was unterscheidet eine Depression von einer normalen Trauerreaktion?

      Die Symptome einer Depression lassen sich nicht mit einigen Worten zusammenfassen. Es gibt kein einheitliches Erscheinungsbild dieser Erkrankung. Zwei Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können unter sehr unterschiedlichen Symptomen leiden. Es gibt Überschneidungen mit anderen Erkrankungen, wie auch jedes einzelne Anzeichen einer Depression von einer anderen Erkrankung herrühren kann. Deswegen ist es von großer Wichtigkeit, mit einem Arzt über seine Beschwerden zu sprechen. Nur ein erfahrener Arzt kann feststellen, ob jemand an einer Depression erkrankt ist oder ob er unter Lebensproblemen leidet; vielleicht liegt aber auch eine andere Erkrankung vor. Eine Depression ähnelt in einigen Anzeichen einer "normalen" Trauerreaktion. Der Betroffene ist ist mutlos, verspürt eine tiefe Leere oder Traurigkeit. Beschäftigungen, denen er früher gerne nachging, machen ihm jetzt keine Freude mehr, er vernachlässigt Hobbys und andere Freizeitaktivitäten. Es gibt jedoch einige Anzeichen, die eine Depression von einer "gesunden" Trauerreaktion unterscheiden.

      Trauer "ohne" Grund: Im Gegensatz zu einer depressiven Erkrankung sind Phasen der Trauer im allgemeinen nach einigen Tagen, Wochen oder Monaten überwunden. Eine unbehandelte Depression hingegen zieht sich häufig über einen langen Zeitraum hin; oft dauert sie solange, daß man sie schließlich nicht mehr auf ein belastendes Ereignis zurückführen kann. Außerdem kann eine Depression auch ohne ein äußeres Ereignis auftreten.

      Michael T. fühlt sich seit drei Monaten einfach nicht mehr wohl. Alles hatte damit begonnen, daß er nachts nicht mehr richtig schlafen konnte, oft aufwachte und morgens schon lange wach war, bevor der Wecker klingelte. Tagsüber fühlte er sich müde und abgespannt, hatte Schwierigkeiten, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Zunächst führte er diese Probleme auf den Schlafmangel zurück. Doch bald bemerkte er, daß er sich auch bei ausreichendem Schlaf morgens wie gerädert fühlte. Hobbys, denen er früher begeistert nachging, machten ihm plötzlich keine Freude mehr und es fiel ihm immer schwerer, sich überhaupt zu irgendetwas aufzuraffen. Er ging nicht mehr zu seinem Fußballtraining, las keine Zeitung mehr und schaute nicht mehr fern. Auch seine Frau klagte, daß er kein Interesse mehr am Sex habe. Ebenso wurde seine Stimmung zunehmend bedrückter. Michael T. konnte sich diese Veränderung gar nicht erklären, da er eigentlich ein lebensfroher Mensch war und ein wirklicher Anlaß für seine Bedrücktheit fehlte. Trotzdem zog er sich immer weiter von seiner Familie zurück, saß stundenlang in seinem Zimmer und grübelte über sein Leben nach]. Eines Abends äußerte er gegenüber seiner Frau, daß er in seinem Leben keinen Sinn mehr sähe und daß er immer wieder daran denke "mit allem Schluß zu machen".

      Keine Aufheiterbarkeit: Im Unterschied zu Menschen, die einfach traurig sind, ohne dabei im medizinischen Sinn krank zu sein, läßt sich ein Mensch, der an einer Depression leidet, in der Regel nicht von seinen Empfindungen ablenken. Im Kreise von Freunden oder im Urlaub wird ihre Stimmung nicht besser, oft sogar noch niedergedrückter.

      Am liebsten möchte Götz B. morgens einfach nicht mehr aufstehen. Allein die Vorstellung, er müsse duschen und sich anziehen, macht ihm Angst und drängt ihn noch tiefer in die Kissen zurück. Wann immer er kann, bleibt er im Bett liegen und "denkt über alles nach". Nur so glaubt er, das Leben noch ertragen zu können. Auf der anderen Seite fühlt er sich gerade an solchen Tagen nutzlos und überflüssig, wenn er daran denkt, wie er seinen Beruf und seine sonstigen Aktivitäten vernachlässigt.
      Seinen Freunden ist Götz‘ Antriebslosigkeit aufgefallen. Sie beschließen, ihm zu helfen. Sie besuchen ihn überraschend und überreden ihn zu einer ausgedehnten Kneipentour. Götz B. spürt die Erwartungen, die sich an ihn richten. Alle Aktivitäten des Abends sind darauf ausgerichtet, daß er sich wohl fühlt. Trotzdem empfindet er die Anwesenheit seiner Freunde eher anstrengendals ermunternd. Als diese bemerken, daß Götz B. sich nicht aufheitern läßt, sind sie enttäuscht und lassen Götz B. dies auch spüren. Als er später wieder allein zu Hause ist, fühlt er sich noch nutzloser und überflüssiger als je zuvor.

      Stimmungsschwankungen im Laufe des Tages: Eine weitere Besonderheit der Depression, die diese Erkrankung von einer normalen Verstimmung unterscheidet, ist, daß die Beschwerden in Abhängigkeit von der Tageszeit auftreten können (Tagesschwankungen): Der Betroffene ist am frühen Tag besonders traurig oder mutlos (Morgentief), während es gegen Nachmittag zu einer Aufhellung der Stimmung kommt. Der Stimmungsrhythmus kann jedoch auch anders verlaufen: er beginnt mit einem Hoch am Morgen und endet mit gedrückter Gefühlslage am Abend. Bei einer schweren Depression sind diese Stimmungsschwankungen oft ein Zeichen für eine einsetzende Besserung, während anfangs die Stimmung durchgängig gedrückt ist, gibt es jetzt immerhin erste Phasen der Aufhellung.

      6. Woran erkennt man eine Depression?

      Im folgenden werden die wichtigsten Anzeichen aufgeführt, die auf eine Depression schließen lassen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, daß sich eine Depression auf sehr unterschiedliche Art und Weise äußern kann. Außerdem können viele der unten aufgeführten Beschwerden auch durch andere Erkrankungen verursacht werden. Deswegen ist der Gang zu einem Arzt so wichtig: nur er kann andere körperliche Störungen ausschließen und mit letzter Sicherheit feststellen, daß die Beschwerden ihren Grund in einer Depression haben.

      Traurige Stimmung: Im Vordergrund der Beschwerden steht meist das Gefühl der tiefen Traurigkeit und der Freudlosigkeit. Der Erkrankte fühlt sich niedergeschlagen und mutlos; die Stimmung ist getrübt. Manche Betroffene berichten auch von einem "Gefühl der Gefühllosigkeit" oder von einer inneren Leere. Zu dieser Trauer tritt eine Hoffnungslosigkeit. Der Erkrankte glaubt, daß er keine Zukunft mehr hat und daß er an seiner Situation nichts mehr ändern kann.

      Störungen des Antriebs und der Entscheidungsfähigkeit:: Wer von einer Depression betroffen ist, kann sich oft zu nichts mehr entschließen; selbst einfache Verrichtungen machen ihm große Mühe. Der Erkrankte kann sich nicht entscheiden, was er tun möchte, wägt endlos ab, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Dies läßt sich manchmal auch an seinem Gesichtsausdruck und seinen Bewegungen erkennen. Die Augen strahlen nicht mehr, das Gesicht wirkt wie versteinert. Die Bewegungen mancher Depressiven wirken eingeschränkt und kraftlos. Man kann dem Erkrankten sein Leid förmlich ansehen.Der Mediziner spricht hier von einer Verarmung von Mimik und Motorik.

      Konzentrationsstörungen: Vielen Erkrankten fällt es sehr schwer, sich auf etwas zu konzentrieren. Ihre Arbeit strengt sie übermäßig an, sie fühlen sich von Aufgaben überfordert, die sie früher ohne Probleme erledigt haben. Viele Betroffene berichten auch von einem "Kreisen" der Gedanken. Es fällt ihnen schwer, sich von einigen wenigen Überlegungen zu lösen, über die sie immer wieder nachgrübeln müssen.

      Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle: Wer an einer Depression leidet, glaubt meist, daß er in irgendeiner Form selbst an seiner Erkrankung schuld ist. Das Leiden wird nicht als Folge einer Erkrankung gesehen, sondern als Konsequenz des eigenen Versagens. Außerdem quälen ihn oft unangebrachte Schuldgefühle: z.B. finden viele Betroffene ihre eigene Energielosigkeit unverzeihlich oder machen sich Vorwürfe, weil sie ihren täglichen Aufgaben nicht mehr erfüllen oder hinter ihren selbstgesteckten Zielen zurückbleiben. Diese Schuldgefühle können sich bis zu einem Wahn steigern, in dem der Betroffene annimmt, daß seine Erkrankung eine Strafe für vergangene Versündigungen sei.

      Schlafstörungen: Bei vielen Erkrankte kommt es während einer Depression zu Schlafstörungen. Sie wachen oft auf oder können erst gar nicht einschlafen. Andere leiden unter einem stark erhöhten Schlafbedürfnis. So schlafen einige Depressive wesentlich länger als sonst und fühlen sich trotzdem nicht erholt. Die meisten liegen trotz Müdigkeit lange wach oder wachen schon in den frühesten Morgenstunden von selbst auf.

      Angst: Eine Depression wird häufig von Ängsten begleitet. Der Betroffene wird zum Beispiel von dem ständigen, unbegründeten Gefühl gequält, er sei unerwünscht oder für seine Mitmenschen eine Last. Auch machen sich viele Erkrankte vor dem Hintergrund ihrer Erkrankung Sorgen um ihre Zukunft. Dabei können die auftretenden Ängste eher unbestimmt sein, das heißt, der Betroffene verspürt ein Gefühl der dauernden Sorge, ohne genau zu wissen, wovor er Angst hat. Die Angst kann sich aber auch auf bestimmte Dinge beziehen. So fürchten sich manche Erkrankte davor, unheilbar krank zu sein, ohne daß es einen wirklichen Anlaß dazu gäbe. Auch eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt beruhigt sie nicht. Andere befinden sich in ständiger Sorge, daß ihren Angehörigen etwas zustoßen könnte. Seltener kommt es auch zu Angstattacken, bei denen sich die Angst in starken körperlichen Anzeichen ausdrückt. Der Betroffene leidet dann zum Beispiel unter Atemnot, Herzrasen oder Schwindel. Diese körperlichen Symptome können die Angst bis zur Todesangst steigern.

      Körperliche Beschwerden: Eine Depression kann sich auch in körperlichen, sogenannten somatischen Anzeichen äußern. Betroffene klagen über Schmerzen und Beschwerden, für die der Arzt keine körperliche (organische) Ursache finden kann. Dabei können die unterschiedlichsten Körperteile und Organe betroffen sein: Manche haben ganz isoliert Schmerzen im Schulter-Arm-Gürtel oder Kopfschmerzen. Oder es kommt zu Störungen im Magen-Darm-Bereich oder zu Überempfindlichkeiten der Haut. Andere klagen über Herzschmerzen oder über ein Gefühl der Enge in der Brust.

      Manische Phasen: Eine besondere Form der Depression zeigt sich im Auftreten sogenannter manischer Phasen. Eine manische Phase tritt ungefähr bei 10% aller Menschen auf, die an einer Depression erkrankt sind. In einer solchen Phase ist der Erkrankte übermäßig erregt, überschätzt seine eigene Leistungsfähigkeit und verhält sich gereizt bis aggressiv. Ebenso kann es sein, daß der Betroffene durch eine extreme Heiterkeit auffällt, die im allgemeinen nicht zur tatsächlichen Situation paßt. Auffällig ist auch ein nicht zu trübender Optimismus und der kaum zu bremsenden Rededrang des Erkrankten. Die Symptome einer Manie stellen insoweit fast das Gegenteil der sonstigen Anzeichen einer Depression dar. Während einer Manie kann es auch zu Wahnvorstellungen oder zu Sinnestäuschungen kommen.

      Marco S. litt schon längere Zeit unter einer bleiernen Müdigkeit und einer gedrückten Stimmung. Immer mehr Zeit verbrachte er im Bett. Er hatte keinen rechten Appetit mehr und verlor innerhalb kurzer Zeit fünf Kilogramm Körpergewicht.
      Nach drei Monaten der Zurückgezogenheit begann Marco S., sich plötzlich zu verändern. Innerhalb eines Tages war er von einer ansteckenden Fröhlichkeit und in seinem Aktivitätsdrang kaum noch zu bremsen. Auch seine Müdigkeit war wie weggeblasen, er kam mit wenigen Stunden Schlaf in der Nacht aus und war doch immer hellwach.
      Seine Freunde freuten sich zunächst darüber, da es doch offensichtlich mit ihm bergauf ging. Dann stellten sie jedoch fest, daß Marco S. sich immer seltsamer benahm: er begann, finanziell über seine Verhältnisse zu leben, gründete gleichzeitig mehrere Firmen und veranstaltete aufwendige Feste, deren Kosten er nicht tragen konnte. Wenn ihm jemand widersprach oder ihn gar bremsen wollte, wurde Marco S. schnell aggressiv. Ein zu Rate gezogener Psychiater stellte schließlich die Diagnose "bipolare Störung als eine Unterform der Depression".

      Wenn Sie bei sich ein oder mehrere der genannten Anzeichen entdecken, so bedeutet dies nicht, daß sie an einer Depression leiden. Es ist aber wichtig, daß Sie mit einem Arzt - am besten ihrem Hausarzt - über diese Probleme sprechen. Nur ein ausgebildeter Mediziner kann mit Sicherheit ausschließen, daß ihre Beschwerden nicht auf anderen, körperlichen Ursachen beruhen.

      Dabei ist es wesentlich, daß Sie Ihrem Hausarzt keine Informationen vorenthalten. Seelische Probleme gelten in der Gesellschaft viel zu oft als ein Zeichen von Schwäche. Dementsprechend reden viele Menschen beim Arzt lieber über körperliche Beschwerden, wie z.B. Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden oder allgemeine Müdigkeit. Solche Probleme werden dann oft als allgemeiner Erschöpfungszustand bewertet. Helfen Sie ihrem Arzt bei der Diagnose, indem Sie ihn umfassend über Ihre Beschwerden informieren. Dabei sollten auch sogenannte "Tabuthemen" nicht ausgespart werden: Haben Sie kein Verlangen mehr nach Sex? Fühlen Sie sich beruflich oder privat stark unter- oder überfordert? Haben Sie in letzter Zeit an Selbstmord gedacht? Fällt es Ihnen schwer, sich auf ihre Tätigkeiten zu konzentrieren?

      Wird eine Depression festgestellt, so kann der Arzt eine wirksame Therapie anbieten. Diese wird er dann allein oder in Zusammenarbeit mit einem Psychologen durchführen. Handelt es sich um eine schwere Form der Depression oder tritt nach zwei bis drei Monaten der Behandlung keine Besserung ein, so wird Sie der Hausarzt wahrscheinlich an einen Facharzt überweisen.

      7. Was bedeutet Suizidgefahr?

      Viele Depressive fühlen sich nutzlos oder schämen sich für Ereignisse, die anderen Menschen gar nicht aufgefallen sind. Dabei entwickeln sie häufig ein Gefühl der eigenen Wert- und Nutzlosigkeit. Sie sehen in ihrem Leben keinen Sinn mehr(O-Ton Robert S.) und wünschen sich häufig, daß sie einfach nicht mehr existierten. In einer solchen Situation erscheint dem Betroffenen oft der eigene Tod als einziger Ausweg.

      Diese Selbstmordgefahr, die der Mediziner Suizidgefahr nennt, ist eine häufige, früher oder später auftretende Begleiterscheinung einer Depression. Sie ist ein hohes Risiko für den Patienten. Gerade deswegen ist der Gang zum Arzt so wichtig: Nur er kann feststellen, ob jemand wegen eines Lebensproblems eine Phase der Trauer oder Enttäuschung durchmacht, oder ob er an einer Depression erkrankt ist.

      Hier besteht auch eine wichtige Aufgabe für Freunde und Angehörige. Häufig wurde ein Selbstmord vorher angekündigt. Nehmen Sie die Andeutung von Selbstmordabsichten ernst. Versuchen Sie nicht, dem Gefährdeten den Selbstmord auszureden. Nehmen Sie - sofern der Betroffene schon in ärztlicher Behandlung ist - Kontakt zum behandelnden Arzt auf. Bis ein Arzt die Verantwortung übernommen hat, sollten Sie den Erkrankten beobachten und ihm die Möglichkeit eines Gesprächs bieten. Die Möglichkeit, über seine Sorgen zu reden, verschafft dem Depressiven - wie auch dem Gesunden - Entspannung und hilft ihm so über akute Selbstmordgedanken hinweg.

      8. Wie verläuft eine Depression?

      Eine Besonderheit der Depression ist ihr Auftreten in Episoden, der Mediziner nennt dies auch "phasisches Auftreten".

      Circa 30% der Betroffenen erleben lediglich eine einmalige depressive Phase. Von einer einmaligen depressiven Phase spricht man, wenn der Betroffene einmal an einer Depression erkrankt ist und diese ausheilt, ohne daß Beschwerden zurückbleiben. Diese Tatsache ist aus Sicht des Erkrankten und seiner Angehörigen von besonderer Bedeutung: Eine Depression ist nicht zwangsweise eine chronische, d.h. eine dauerhaft bestehende Erkrankung. Es besteht sogar eine gute Aussicht, daß es sich um ein einmaliges Erlebnis handelt.

      Eine depressive Phase kann von sehr unterschiedlicher Länge sein. Grober Mittelwert ist eine Länge von drei bis zwölf Monaten. Es kommen jedoch auch wesentlich kürzere Phasen von einigen Stunden, Tagen oder Wochen vor.

      Eine weitere Form der Depression ist das Auftreten in abwechselnd manischen und depressiven Phase. Diese Form heißt in der medizinischen Fachsprache Zyklothymie. Treten mehr als vier Phasen in einem Jahr auf, so spricht der Arzt von einem Rapid-cycling-Syndrom.

      Sind die Symptome der Depression zwar chronisch, aber eher leichter Natur, so bezeichnet man sie als Dysthymie. Bei dieser Form der Depression leidet der Betroffene an einer dauerhaften Herabgestimmtheit, die jedoch nicht die Intensität der schweren Depression (major depression) erreicht. Der Erkrankte ist zwar langfristig beeinträchtigt, kann jedoch in vielen Fällen noch ein weitgehend normales Leben führen und am Arbeitsleben teilnehmen. Die Dysthymie wurde früher depressive Neurose genannt.

      Es gibt außerdem noch einige Verlaufsformen der Depression, die meist nach ihrem vermuteten Auslöser benannt sind. Viele dieser Auslöser sind wissenschaftlich nicht belegt, beispielsweise die angebliche Feiertagsdepression. Es gibt jedoch einige Lebensumstände, bei denen es erwiesenermaßen häufiger zu einer Depression kommt. Ein Beispiel ist die Wochenbettdepression. Manche Frauen leiden in Laufe der ersten zehn Tage nach einer Entbindung an Depressionen, die jedoch meist schnell abklingen. Ein ähnliches Phänomen tritt in den Wechseljahren der Frau auf. In beiden Fällen wird vermutet, daß die Depression durch die Umstellungen im Hormonhaushalt verursacht wird.

      Ein weiteres Beispiel einer Depression, die wahrscheinlich durch einen besonderen Umstand ausgelöst wird, ist die sogenannte saisonale, d.h. jahreszeitabhängige Depression. Es ist bekannt, daß in den Herbst- und Wintermonaten gehäuft depressive Erkrankungen auftreten. Diese werden auf die geringe Lichtmenge in den dunklen Monaten zurückgeführt. Diese besondere Form der Depression versucht man durch eine Lichttherapie zu behandeln. Dabei wird der Patient einer intensiven Lichtbestrahlung ausgesetzt, die in ihrer Zusammensetzung dem natürlichen Tageslicht entspricht.

      9. Wie entsteht eine Depression?

      Anders als ein Beinbruch läßt sich eine Depression im allgemeinen nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen. Meist sind verschiedene Faktoren beteiligt, die erst im Zusammenspiel eine Depression entstehen lassen.

      Vereinfacht läßt sich jedoch sagen, daß es innere und äußere Umstände gibt, deren Vorhandensein einen Menschen an einer Depression erkranken lassen.

      Um das Zusammenwirken dieser Faktoren zu verstehen, muß man wissen, wie sich die Informationsweitergabe innerhalb unseres Gehirns abspielt.

      Die einzelnen Nervenzellen, die unseren Körper durchziehen und aus denen unser Gehirn besteht, tauschen untereinander Informationen aus. Dabei können diese Informationen als Sinneseindrücke registriert werden, z.B. als Anblick eines Bildes oder als Hören von Musik. Es kann sich aber auch um Gefühle oder Gedanken handeln. Die Weitergabe solcher Informationen zwischen einzelnen Zellen des Gehirns findet durch die Ausschüttung von Botenstoffen statt, den sogenannten Neurotransmittern.

      Nach Ansicht der neueren Wissenschaft kommt es während einer Depression zu einer Störung dieses Stoffwechsels im Gehirn. Vor allem bestimmte Botenstoffe, das Serotonin und das Noradrenalin sind aus der Balance geraten. Durch diese Stoffwechselstörung sinkt die Fähigkeit, Empfindungen wie Freude oder Zufriedenheit zu verspüren; negative Gefühle werden übermächtig. Diese Stoffwechselstörung wird oft durch einschneidende Lebensereignisse verursacht. Ein solches Ereignis kann bereits ein Umzug in eine fremde Stadt sein. Auch Lebensprobleme können für diese Störung verantwortlich sein: Verlust des Partners, Tod eines Angehörigen, dauernde berufliche (schulische)Über- oder Unterforderung.

      In der Medizin ist umstritten, was bloße Rahmenbedingung und was eigentliche Krankheitsursache ist. Je nach Sichtweise kann man annehmen, daß Veränderungen des Stoffwechsels im Gehirn lediglich eine Begleiterscheinung der krankmachenden Lebensprobleme sind. Andererseits läßt sich natürlich auch sagen, daß alle Menschen in ihrem Leben Verluste und Trennungen erleiden oder Phasen der Überlastung durchstehen müssen, aber nur wenige daraufhin an einer Depression erkranken.

      Außerdem gibt es auch Menschen, die an einer Depression erkranken, die eigentlich gar keine Probleme haben. Bei ihnen kommt es ohne jeglichen Anlaß zu einem Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn.

      Wichtig ist an diesem Streit vor allem eins: Bei einer Depression spielen körperliche und seelische Faktoren eine Rolle. Eine sinnvolle Therapie gewichtet diese Faktoren individuell und stellt die Behandlungsformen auf den jeweiligen Schwerpunkt des Einzelfalls ab. Eine pauschale Behandlungsform, die bei allen Erkrankten gleich gut hilft, gibt es nicht.



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      Amoklauf - die Raserei im Kopf

      Neues von der Amok-Forschung



      Der Mangel eines Botenstoffes im Gehirn könnte der Grund für Amokläufe sein.Der biologische Faktor heißt Serotonin: Das serotonerge System ist ein Supersystem, das Affekte kontrolliert. Tierversuche haben diese Theorie bisher bestätigt. Sie zeigen, dass das soziale Gefüge Einfluß auf die Entwicklung des serotonergen Systems im Gehirn der Tiere hat. Und sie zeigen, dass umgekehrt das serotonerge System das Verhalten der Tiere beeinflusst. In einem Affenversuch wurde nachgewiesen, dass die kleinen Äffchen ein verschrumpeltes serotonerges System ausbildeten, wenn die Mutter-Kind-Beziehung gestört wurde. Die Äffchen starben in der freien Wildbahn sehr schnell, während die "gesunden" - weil nicht beziehungsgeschädigten - Äffchen überlebten. Ein Aspekt des Amoks.


      Es gibt drei Gruppen von Amokläufern: die Gruppe der Depressiven, der schizophren-paranoiden Täter und eine dritte Gruppe kontaktscheuer und eigentlich völlig unauffälliger Menschen. Die Tat kann durch viele Ereignisse ausgelöst werden. Eine Kränkung oder eine Trennung. Zwischen der auslösenden Situation und der Tat können Stunden, Tage und sogar Jahre vergehen.

      Das Töten im Amok wie in Littleton oder Bad Reichenhall ist kein gewöhnlicher Mord. Die Tat ist eine Inszenierung der eigenen Person, des eigenen gewaltsamen Todes. Fast die Hälfte aller Amokläufer kommen dabei um. Amok ist ein erweiterter Selbstmord.


      Auch wenn Amok (malaiisch: Wut) wie eine Ausgeburt des modernen Lebensstils wirkt, wurde das Phänomen doch zuerst auf der Insel Malaysia beobachtet. In den Tropen gab es schon immer auffallend vie Eingeborene, die an irgendeinem Punkt in ihrem Leben in anhaltendes Grübeln verfielen und dann in einem Anfall von Tobsucht zum Meuchler wurden. Diese schrecklichen Bluttaten machten offenbar einen so großen Eindruck, dass man ihnen sogar eine politische und religiöse Bedeutung beimaß.





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      Quelle: www.spiegel.de


      AUSZUG


      " "Vielleicht habe ich den richtigen Ton getroffen."

      Doch warum schoss Steinhäuser nicht auf seinen ehemaligen Lehrer? "Ich weiß es nicht", sagt Heise, der sein Glück noch immer nicht begreift. "Wir hatten kein gutes, aber auch kein schlechtes Verhältnis. Ich habe ihm die schlechten Noten gegeben, die er verdient hat. Aber ich habe ihn nie gedemütigt, sondern immer versucht, ihn zu motivieren", erinnert sich der erfahrene Lehrer. Auch als Robert Steinhäuser die zwölfte Klasse freiwillig wiederholt habe, habe er ihm gut zugeredet.

      "Vielleicht habe ich bei ihm die richtigen Worte gefunden oder er hatte einfach ein bisschen Vertrauen zu mir", vermutet Heise. "Vielleicht war er am Freitag einfach nur am Ende seiner Nerven, immerhin hatte er schon 16 Menschen erschossen." Und erst jetzt lässt Heises Emotionen erkennen. Er kratzt sich am Kinn, überlegt lange, warum wohl der 19-jährige Ex-Schüler nicht auf ihn geschossen hat.

      Wirklich gut kannten sich der Lehrer und der Amokläufer nicht. Im vergangenen Schuljahr war Steinhäuser im Geschichtskurs bei Heise. Einmal fuhren sie 1999 gemeinsam mit der Klasse nach Potsdam. Dort bedrohte Steinhäuser einen Biologielehrer im Alkoholrausch mit den Worten: "Dich leg ich um!". Doch niemand, auch Heise nicht, nahm diesen Spruch damals ernst: "Robert war angetrunken, da kann man das schon mal sagen." Der Biologielehrer von damals war am Freitag eines der Opfer des Amoklaufs. Doch Heise glaubt nicht, dass die Worte von der Klassenfahrt eine Ankündigung dieser Tat waren. "Das ist Quatsch", sagt der Lehrer.

      Am Montag will Rainer Heise wieder in die Gutenberg-Schule zurückkehren. Ob er keine Angst hat? Heise überlegt nicht lange und wird sofort wieder der penible Lehrer, der er zu Beginn des Gesprächs war: Ein Mann, der sich gern reden hört und andere auch gern belehrt, ohne arrogant zu wirken. "Wissen Sie, es geht nicht um Angst", sagt er, "die Jugendlichen brauchen ihr Abiturzeugnis." Ohne das könnten sie ja schließlich nicht studieren oder eine Lehre machen, referiert er. Anschließend aber sorgt er sich, dass das Kollegium ja "ziemlich ausgedünnt" sei - eine Bemerkung, die er sofort bedauert. "Ich bin eben noch nicht so geübt im Interviewgeben", sagt er zum Abschluss. Und da klingelt es auch schon wieder an der Tür."


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      H_S
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 11:24:59
      Beitrag Nr. 94 ()
      Harry: schön, daß Du doch noch hergefunden hast...;)
      Zur Frage, was Eltern manchen sollen: nun, in dem Zeitpunkt, den Du meinst, ist es sicher schon zu spät gewesen. Aber man kann früh anfangen, seine Kinder so zu erziehen, daß sie
      - bestimmte Minimalregeln einzuhalten bereit sind (zB nicht allzu gewalttätig aufzutreten und aufhören, wenn der andere blutet, am Boden ist oder heult - so galt das damals bei uns)
      - das Vertrauen haben, sich in ausweglos erscheinenden Situationen an sie zu wenden, wozu insbesondere der Verzicht auf demütigende Strafen gehört,
      - keine Probleme damit haben, sich Fehler und Schwächen einzugestehen, weil (auch) diese den Menschen ausmachen....
      usw...

      Blauer Diamant: Deiner Anklage gegen bestimmte Fehlentwicklungen in der Politik will ich gar nicht entgegentreten. Dennoch ist für mich der wichtigere Punkt nicht der, ob es Fehlentwicklungen gibt - die wird nämlich jeder bejahen aber auch jeder woanders sehen - sondern wie man damit umgeht.
      Wenn ich hier zahlreiche Stimmen lese, die diese Wahnsinnstat rechtfertigen, dann muß ich leider feststellen, daß wir schon sehr weit von dem weg sind, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: daß man nicht unschuldige Menschen aus "Frust" ermorden darf.
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 14:08:15
      Beitrag Nr. 95 ()
      #94 von xylophon

      Hallo

      Ja, mein ich auch.Die Erziehung in den ersten prägenden Lebensjahren,
      in der von dir geschilderten Art und Weise, ist ein ganz wichtiges Fundament für die spätere Persöhnlichkeitsentwicklung des Kindes.


      Aber ich denke man sollte vieleicht auch den Diskusionsrahmen erweitern und sich fragen, ob nicht möglicherweise eine psychische Erkrankung vorgelegen hat, wo man dann mit Erziehung auch nicht viel ausrichten kann.

      Dafür hab ich den Text in #93 reinkopiert.Interessant ist vorallem der untere Teil mit den neusten Erkenntnissen über "Amokläufer".

      Man kann sich auch die Frage stellen, ob er wahllos, aus Hass, irgendwelche Lehrer erschossen hat, oer ganz gezielt diejenigen ausgesucht hat, gegen die er eine Antipathie hatte.(Was die Sache dann aber auch nicht besser macht)

      Siehe Spiegelartikel in #93



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      INTERVIEW MIT GEWALTFORSCHER HEITMEYER

      "Er wollte endlich mal stark sein"

      Nach dem Massenmord von Erfurt warnt der Bielefelder Konflikt- und Gewaltforscher Wilhelm Heitmeyer davor, den Leistungsdruck auf Schüler immer weiter zu erhöhen. "Wir suchen nach den Schwächen der Schüler, statt ihre Stärken zu entdecken und zu fördern", sagt der 57-jährige Soziologe.


      SPIEGEL ONLINE: Gibt es die oft beschriebene Gewaltwelle an den Schulen wirklich?

      Wilhelm Heitmeyer leitet das Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld


      Wilhelm Heitmeyer: Die Untersuchungen führen zu recht widersprüchlichen Ergebnissen. Von einem dramatischen Anstieg, einer echten Gewaltwelle kann kaum die Rede sein. Alltägliche Gewalt zum Beispiel in Form von Schlägereien galt bisher vor allem als typisch für Hauptschulen, die Gymnasien indes blieben immer im Windschatten. Dort sind die Mechanismen subtiler. Die Schüler werden etwa nicht durch Prügel, sondern durch stetige Hänseleien in ihrer Integrität verletzt.

      SPIEGEL ONLINE: Und das kann so verheerende Folgen wie in Erfurt haben?

      Heitmeyer: Für Jugendliche ist Anerkennung extrem wichtig. Sie können sich Respekt verschaffen durch Leistung, Attraktivität oder Stärke. Aber das ist ein außerordentlich fragiles Gebilde. Jugendliche brauchen Antworten auf ein paar ganz zentrale Fragen: Wer braucht mich? Bin ich gleichwertig? Fühle ich mich gerecht behandelt? Werden meine Gefühle akzeptiert? Wer darauf keine tragfähigen Antworten findet, gerät in eine schwierige Lage. Wenn es zum Beispiel mit der Leistung nicht so klappt und man mit der Attraktivität Pech gehabt hat, wenn man im Wettlauf nicht mithalten kann, bleibt nur eine Demonstration: endlich mal Stärke zeigen - und sei es ein einziges Mal.

      SPIEGEL ONLINE: Während die Täter etwa in Littleton wahllos auf Mitschüler gefeuert haben, hat der Erfurter Schüler gezielt Lehrer ermordet und die Abiturprüfungen als Termin gewählt. Kann man da noch von einem "Amoklauf" sprechen?



      Massaker in Littleton 1999: Dylan Klebold (r.) und Eric Harris töten
      zwölf Mitschüler und einen Lehrer, dann sich selbst



      Heitmeyer: Nach allem, was wir bisher wissen, war es keine Tat im Affekt, er ist nicht situativ außer Kontrolle geraten. Aber auch die beiden Schüler in Littleton waren präzise vorbereitet. Sie hatten sich zum Beispiel durch bodenlange Mäntel stilisiert und legten viel Wert auf Unterscheidung durch Überlegenheitsphantasien. Als sie in der Schule überhaupt nicht anerkannt wurden, radikalisierten sie ihre Position und suchten sich vor allem zwei Gruppen als Opfer aus: die allseits anerkannten Sportler und die Hispanics. Sie lachten und kicherten, während die Schüler vor ihnen auf dem Boden um ihr Leben flehten, bevor sie erschossen wurden. Die Täter wollten Überlegenheit offensichtlich zumindest in einer Situation empfinden gegenüber jenen, die ihnen Anerkennung verweigert hatten.

      SPIEGEL ONLINE: Für Robert Steinhäuser war der Abitur-Ausschluss offenbar der Auslöser...

      Heitmeyer: Bis zur zwölften Klasse war er gekommen und sollte nun ins Bodenlose stürzen, weil die Schulpolitik für mehrfaches Scheitern offenbar gar keinen Schulabschluss vorsieht. Eine kurze Lebensleistung wird entwertet. Für den Schüler waren die Lehrer Vertreter einer Institution, die ihn zerstört hat. Für irritierend halte ich auch, dass der Schüler beim ersten Anlauf durchgefallen war und unbedingt beim zweiten Mal mitmachen wollte, aber gleichzeitig Krankheitsbescheinigungen gefälscht haben soll, um Prüfungen zu vermeiden.

      SPIEGEL ONLINE: Wagen Sie ein Urteil, ob ein Schulverweis dafür eine überzogene Strafe war?

      Heitmeyer: Nein, dafür müsste ich die Abläufe genau kennen. Aber der Schüler muss das als massiv unfair empfunden haben. Wenn Menschen nicht genügend Anerkennung finden und sich sehr ungerecht behandelt fühlen, dann kann das extreme Folgen haben: Sie erkennen auch die soziale Norm der Unverletzlichkeit von anderen nicht mehr an. Denn Person und Norm stabilisieren sich wechselseitig - und das ist ein sehr störanfälliger Prozess. Setzen dann auch noch die Eltern einen Jugendlichen unter Druck, entwickelt der einen Tunnelblick, und es gibt oft kein Halten mehr. Ob das in Erfurt der Fall war, kann ich nicht beurteilen. Aber von den Schulproblemen wussten die Eltern offenbar nichts, der Schüler hat sie verborgen und die Eltern im Glauben gelassen, er bereite sich auf das Abitur vor.

      SPIEGEL ONLINE: Könnten mehr Psychologen in den Schulen solche Aggressionsentladungen vermeiden helfen?

      Heitmeyer: Heftige Konflikte an Profis zu delegieren mag in Sonderfällen hilfreich sein. Aber ein neues Selbstverständnis der Schulen können nicht Psychologen herbeireden oder herbeitherapieren. Feststeht, dass ein gutes Schulklima das Aggressionspotenzial mindert. In unserer Aufstiegsgesellschaft stehen jedoch gerade Gymnasiasten unter enormem Druck, weil die Gymnasien über eine enorme Selektionsmacht verfügen - für Bestrafungen wie für meist unklare Zukunftschancen. An den Schulen gilt bisher das Prinzip: Wir suchen nach den Schwächen der Schüler, statt ihre Stärken zu entdecken und zu fördern. Und ich befürchte, dass nach den miserablen Pisa-Ergebnissen die Anerkennungsmöglichkeiten in der Schule noch stärker verengt werden auf wirtschaftlich verwertbare Leistungen. Woher bekommen jene noch Anerkennung, die dann nicht mehr mithalten können?

      SPIEGEL ONLINE: Was halten Sie von der Forderung, Werteerziehung als Schulfach zu etablieren?

      Heitmeyer: Gar nichts. Das kann nur schief gehen. Es gibt einen verborgenen Lehrplan jeder Gesellschaft. Schüler haben diese Doppelbödigkeit längst durchschaut: Real zählt Leistung um jeden Preis, aber proklamiert werden Werte wie Mitmenschlichkeit oder Solidarität. Wenn man das zum Lerngegenstand macht und auch noch bewertet, werden Schüler so reden, dass die beste Note dabei herumkommt.
      (Anm. Sehr gut erkannt. )

      SPIEGEL ONLINE: Und wie steht es mit schärferen Waffengesetzen, Sicherheitsmaßnahmen an Schulen, dem Verbot massiver Gewaltdarstellungen in Videos und Computerspielen -auch alles sinnlos?

      Heitmeyer: Das alles mag notwendig sein und ist doch keineswegs hinreichend. Restriktive Waffengesetze halte ich für vernünftig, nur darf man sich davon nicht viel versprechen, solange das Problem illegaler Waffen nicht gelöst ist. Die Schulen wird man durch Metalldetektoren und Videoüberwachung kaum in Hochsicherheitstrakte verwandeln können. Das fördert allenfalls die Raffinesse von Tätern, die unter Druck stehen und sich anders ein Ventil suchen werden. Und was die Medien angeht: Sie können die Billigung von Gewalt verstärken, ich plädiere durchaus für ein Verbot widerlicher Gewaltfilme. Aber solche Videos schauen vielleicht 100.000 Leute, und die werden nicht alle gleich zu wilden Schießgesellen. Öffentliche Gewaltdarstellung mag Teil des Problems sein. Es ist aber nicht der Kern.

      SPIEGEL ONLINE: Bedeutet das, es gibt kein letztlich kein Mittel gegen Massaker wie in Erfurt?

      Heitmeyer: Bei echten Amokläufen gibt es meist keine Vorwarnzeiten. Trotzdem habe ich Zweifel an der These, dass man singuläre Ereignisse wie in Erfurt einfach als Heimsuchungen durch psychisch schwer gestörte Täter interpretieren kann. In diesem Fall scheint es an der Kommunikation gehapert zu haben, in der Schule, vermutlich auch zwischen dem Schüler und den Eltern. Ich denke, dass sich der Anerkennungszerfall bei Schülern oft verhindern ließe. Dafür muss die Schule allerdings wieder intensivere Auseinandersetzung um Wertvorstellungen führen. Prinzipien wie Gerechtigkeit und Fairness müssen ja ständig neu ausgehandelt werden, weil es dafür keinen objektiven Maßstab gibt. Gibt es Zeit für diese Verhandlungen? Ich habe Zweifel.

      Das Interview führte Jochen Leffers


      .............................................


      H_S:)
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 17:26:48
      Beitrag Nr. 96 ()
      Aus dem ZDF/heute-Forum !

      LINK: http://www.zdfclub.de/welcome_js.html?http://www.zdfclub.de/…


      ........................................


      gast, 30.04.2002 15:51:26

      Ich hasse Schule,

      und kann es verstehen, dass sie einen so weit treibt. Es ist ja lang kein Geheimnis mehr, dass die überwiegende Zahl an Lehrern keine Sympathie für Schüler empfindet, sei es wegen Vorurteilen aufgrund derAbstammung, des Geschlechts, der Stellung (Metaller, Gruftie etc). Aber das wird ignoriert und die Schuld wird der Musik zugeschoben, typisch-toll-stolzes Deustchland! nur weiter so. Wenn sich jemand wirklich darum Sorgen machen würde und nicht nur groß vor`m Wahlkampf Reden schwingen würde, dann wäre er vernünftig genug seines Stolz zu vergessen und die eigentliche Schuld einzugestehen. Jeder weiß es, keiner sagt was, wär ja zu peinlich. Ich lern auch Tag und Nacht, soadss ich mich mit der Zeit von Freunden aufgrund von Mangel an Zeit isoliert habe. Mir bleiben nur noch die guten Noten, doch diese werden mir auch ohne Begründung verwehrt, einfach aus Abneigung, weil ich in der Eliteklasse des Gymnasiums die einzige Ausländerin sowie ein Goth bin, und dass stört das Bild des Lehrers vom guten Schüler, der in die Klasse passt. Diese Ungerechtigkeit treibt mich zu einem Hass und einer Wut, die mich ganz verändert hat, ich lache nicht mehr, habe kaum Freunde, denn für die habe ich ja keine Zeit, da ich in der Schule mithalten muss und was am Wichtigsten ist, ich habe keinen Spaß, keinen Spaß am Leben, nur Hass auf diese endlose Ungerechtigkeit, obwohl ich zu den Besten gehöre, was ich aber allein mir verdanke, denn die Lehrer wollen nicht, dass ich gut bin und versuchen es mit allen Mitteln zu verhindern. Da wundert man sich, dass es einen so weit treiben kann, dass er zum Mörder wird? Mich nicht, ich weiß nicht, ob ich dazu im Stande wär, wahrscheinlich nicht. Eher denke ich oft an Selbstmord, wobei ich weiß, dass danach wieder irgendwelche Computerspiele oder Ähnliches Schuld wär, die Lehrer aber ihr ziel erreicht hätten. Ich habe keine Komplexe, keine seelischen Probleme, keine schlechten Erfahrungen, bilde mir nichts ein, es ist NUR die Schule, aber das will ja keiner verstehen. Ich bin am Ende, kurz davor den Kampf aufzugeben, habe keine Kraft mehr...und ich bin bestimmt nicht die einzige.

      -antworten-




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      "Amokläufer(innen)" gibt es offensichtlich genug.:(


      ..................
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 19:18:35
      Beitrag Nr. 97 ()
      WITTENBERG

      Schüler fertigten "Teacher-Killing-Liste" an

      Wittenberg - Fünf Schüler eines Gymnasiums im sachsen-anhaltinischen Wittenberg haben sich für eine Todesliste mit Lehrernamen entschuldigt, die sie noch vor dem Amoklauf von Erfurt in Umlauf gebracht hatten. Die so genannte Teacher-Killing-Liste enthielt auf einem karierten Zettel eine Strichliste mit den Namen zahlreicher Fachlehrer, wie das Magdeburger Kultusministerium am Dienstag einen entsprechenden Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) bestätigte.
      Mit den Schülern sei inzwischen ausführlich geredet worden, sie hätten sich entschuldigt, sagte Ministeriumssprecherin Brigitte Deckstein. Die Direktorin der Schule hatte im Gespräch mit dem Sender berichtet, manche Lehrer seien auf der Liste mit mehreren Strichen, andere nur mit einem bedacht worden. Der Vorfall habe sich bereits am Mittwoch vergangener Woche ereignet. Erst nach der Bluttat im Erfurter Gutenberg-Gymnasium sei ihr die Liste bekannt geworden.

      "Ich wurde am Freitagvormittag von der Klassenlehrerin des 9. Schuljahres informiert, dass es eine solche `Teacher-Killing-List` gibt", sagte die Direktorin. Man habe beschlossen, zunächst mit den Schülern zu reden. Am Montag früh um 7.00 Uhr seien zahlreiche Schüler, darunter die Urheber der Liste, und auch Eltern in die Schule gekommen, um gemeinsam über die Liste und deren Hintergründe zu sprechen.

      "Die Urheber haben sich zu ihrer Handlung bekannt und einen Entschuldigungsbrief geschrieben", sagte die Schulleiterin weiter. Sie entschuldige Gewalt nicht. "Ich halte den Schülern aber ihr jugendliches Alter zugute und dass sie sich gemeldet haben", fügte sie hinzu.

      "Das Kultusministerium habe der Schule sofortige Hilfe angeboten", erklärte Sprecherin Deckstein. Sie sagte, es bestehe der Eindruck, dass sich das Lehrerkollegium "pädagogisch sachgerecht" verhalte, unter anderem wegen der zahlreichen Gespräche mit Schülern und Eltern. An die Medien appellierte Frau Deckstein, die Sache "nicht unnötig aufzubauschen". Das Gymnasium werde gut allein mit dem Problem fertig. Aus der Schule selbst war keine Stellungnahme zu bekommen. Man wolle sich erst ausführlich im Kollegium beraten, hieß es.


      ......................................................
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 22:27:58
      Beitrag Nr. 98 ()
      zu Nr. 96: nun, es ist natürlich möglich, daß dieses Mädchen recht hat, daß es diskriminiert wird. Es kann aber genauso gut sein, daß es einfach in ihrem Äußeren und ihrer Eigenschaft als Ausländerin eine willkommene Ausrede gefunden hat, warum alles lernen umsonst ist und sie keine gute Schülerin ist - insbesondere wenn sie in allen Fächern Probleme hat.
      Es ist eben nicht so, daß "viel" lernen allein für gute Noten garantiert. Denn es gehört zum einen auch Grips dazu und zum anderen "richtiges" Lernen. "Auswendiglernen" ist zB im Vergleich zum "Verstehen von Zusammenhängen" viel arbeitsintensiver und im Ergebnis auch weniger brauchbar.

      Es ist bitter, wenn dieses Mächen an Selbstmord denkt. Aber auch sie scheint wieder 2 Probleme zu haben: den Fehler nur bei anderen zu suchen - und wo sind diejenigen, denen sie ihre Sorgen anvertrauen kann?

      Muß man sich wegen Schulproblemen umbringen? Ist ein schlechter Schüler kein Mensch und hat ein solcher keine Existenzberechtigung? "Lebensunwertes Leben", weil man nicht über eine 4 hinauskommt? DAS kann es doch wohl nicht sein.
      Avatar
      schrieb am 30.04.02 22:50:08
      Beitrag Nr. 99 ()
      die Nr. 97 halte ich dagegen für einen Witz: natürlich wird so etwas im nachhinein kräftig aufgebauscht, aber so etwas hat es wahrscheinlich schon immer gegeben und auch wenn es geschmacklos ist: solange es nicht annähernd ernst gemeint ist, kann ich es nicht schlimmer finden als diese Gedanken und Sprüche: "den könnte ich umbringen", die man auch ständig hört und manchmal auch selbst ausspricht.

      Was härteres:
      Witten: Schüler plante Amoklauf

      In Witten ist ein 19-jähriger Schüler festgenommen worden, weil er einen Amoklauf wie in Erfurt geplant haben soll. Mitschüler hatten berichtet, dass der Gymnasiast ausführlich von einem möglichen Amoklauf gesprochen habe; daraufhin benachrichtigte der Schulleiter die Polizei. Der Schüler, der schon zweimal in psychiatrischen Behandlung war, wurde in einer geschlossenen Abteilung untergebracht.

      Hier hat es so funktioniert, wie es eigentlich sein sollte.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 11:39:28
      Beitrag Nr. 100 ()
      In meiner Denke ist das ein Extrembeispiel für die Individualisierung der Gesellschaft. Jeder versucht seinen eigenen Arsch an die Wand zu bekommen und die Umwelt wird zunehmend nur in einem für den eigenen Nutzen zu funktionalisierenden Sinn erfahren, dabei sind die Existenzrechte anderer Menschen kein gelebter Wert an sich.

      Hier hatten die Eltern nach Fernsehberichten keine Ahnung vom Leben ihres Sohnes, die Lehrer haben ihn als Problem erkannt und entsorgt.

      Jeder will auf dieser Welt etwas lieb gehabt werden. Ich will nicht das SozPäd-Gejaule anfangen, aber so ungefähr ergibt sich ein folgerichtiger Ablauf, der die Tat selbstverständlich nicht rechtfertigt, aber begründet. Dann denke ich an den jammernden Lehrer, der im Fernsehen die unzureichende mentale Unterstützung der Lehrer beklagt. Dieses Volk habe ich nun wirklich gefressen.

      Die Verantwortung wurde auch hier nicht ausgefüllt und dies kann durchaus im Sinne von @Optimalist sein. Man muß nicht immer nett sein, aber den Willen zu einer Lösung kann man verlangen und der fehlt in diesem Land nicht nur den Lehrern.

      @Xylo, in diesem Sinne gehöre ich gern zu den Boardidioten.

      Schönen Tag noch
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 12:45:05
      Beitrag Nr. 101 ()
      100: klingt ja gegenüber dem 20 Postings früher geäußerten schon sehr viel akzeptabler. Dennoch: wieso darf ein Robert S. "geliebt werden" wollen, während es schlimm ist, wenn ein Lehrer sich beklagt, im öffentlichen Ansehen knapp vor Politiker aber deutlich hinter Klofrau, Sozialhilfeempfänger oder arabischer Terrorist zu stehen? Auch Lehrer wollen eventuell "geliebt werden" und nicht immer mit den schlimmsten Exemplaren ihrer Gattung über einen Kamm geschoren werden: Faule, unmotivierte, inkompetente Kinderquäler.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 14:57:12
      Beitrag Nr. 102 ()
      @Xylo

      Wer ist Opfer und wer ist Täter:confused: Täter ist der Junge und Schreibtischtäter gibt es viele!

      Bei einer Klassenkonferenz die Pfoten heben und keinen Kontakt zu den Eltern suchen, Volljährigkeit hin oder her, hier wurde der Verantwortungsbereich nicht ausgefüllt. Wo waren die Pädagogen, welchen Einfluß haben sie genommen, wo waren die Schulbehörden mit der Durchsetzung des Schulbesuchs:confused: Viele Räder greifen ineinander um so ein Ergebnis zu ermöglichen.

      Klagende Lehrer kenne ich reichlich, handelnde Lehrer durfte ich bisher genau ein Exemplar bestaunen:look: Die singen in schöner Regelmäßigkeit das Lied öffentlicher Dienste:laugh:

      Lerne klagen ohne zu leiden:laugh:

      Dieses Land ist das Land der Breitgrinser, Schönredner, Verantwortungsabschieber, Nichtstuer und Totalversager. Lehrer sind für eine Leistung gemietet, wer die nicht ausfüllen kann ist an der falschen Stelle. Wie die in unglaublicher Vielzahl Interviews geben und alles wissen:laugh: Wo waren die mit ihrem Wissen vorher und was haben sie getan:confused:

      Da lobe ich Bayern mit der Durchsetzung der Schulpflicht und der Übernahme von Verantwortung, den Rest kann man vergessen. Da gibts eine normative Handlungsgrundlage, da kreist auch mal der Hammer und zwar in einer Art und Weise, die dem Einzelnen die Möglichkeit zum Leben in einer Gemeinschaft ermöglicht.

      Lehrer machen sich das Leben einfach, Eltern sind ahnungslos, Schulbehörden ohne Wirkung.

      Sollen die Behörden ihre Zuständigkeiten klären, es wird viele Konferenzen geben und die Ergebnisse werden in ihrer zeitlichen Entsprechung und vom Inhalt nicht zieladäquat sein.

      Uns gehts doch allen gut:laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 15:04:54
      Beitrag Nr. 103 ()
      die Schulpflicht endet aber nach dem 10.Schuljahr und frag mal ein paar linke Kollegen hier, was los wäre, wenn man danach noch den Schülern nachspionieren würde, was sie denn jetzt machen. ÜBWERWACHUNGSSTAAT würde es heißen, nicht zu Unrecht.
      Wenn dieser Junge volljährig ist, dann verlangt die Gesellschaft von ihm, daß er Verantwortung für sein eigenes Leben übernimmt. Wenn er das nicht kann, dann bietet sie ihm Hilfsangebote, ihm wurde im übrigen nach meiner Kenntnis angeboten, auf eine andere Schule zu wechseln, er hat abgelehnt.
      Der Staat ist ja nun mal kein Kindermädchen, der den Leuten alle abnimmt, ich finde das auch korrekt.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 15:14:15
      Beitrag Nr. 104 ()
      @#102 von Friseuse

      Für eine Friseuse kennst du aber interessante Fremdwörter(zieladäquat).



      Staun !!!
      H_S
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 18:37:51
      Beitrag Nr. 105 ()
      @Xylo#103

      Du bist der geborene Lehrer, die Rechtfertigung für Nichtstun hinkt und wird auch nicht durch Beschwörungen von persönlicher Freiheit besser. Ein Anruf bei den Eltern sollte im Bereich der tragbaren Belastung für einen Lehrer liegen, praktisch gedacht.

      Die langhaarigen Bombenleger und Steinewerfer am 1.Mai sind auch ein typisches Produkt dieser Gesellschaft.

      Jeder von uns wird das Gejammer von Lehrern über Agressivität und wie schlimm alles ist in den Ohren haben. Die Aussage ist Überforderung bis Unfähigkeit, die Mehrheit aller Lehrer ist fehl an ihrem Arbeitsplatz. Es fehlt nicht an der Fähigkeit, es fehlt regelmäßig am Willen.

      Meine Vorfahren aus grauer Vorzeit haben die zu jagenden Tiere noch selbst erlegt, die Ahnen der Lehrer überlebten aus Mitleid und Klagelieder.

      Verantwortung will mit Leben erfüllt werden und das kann ein degeneriertes Beamtenhirn in der Mehrzahl nicht.

      Gute Besserung
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 18:39:57
      Beitrag Nr. 106 ()
      bewundere deine glasklare sichtweise, friseuse,
      grüße, hunzebaer
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 19:01:31
      Beitrag Nr. 107 ()
      Ihm wurde angeboten auf eine andere Schule zu wechseln, er hat abgelehnt!

      Ein erwachsener Mensch, alt genug um Waffen zu besitzen, der sollte in der Lage sein, ein bißchen was allein auf die Reihe zu kriegen. Robert war aber offenbar ein VERSAGER, der immer lieber anderen die Schuld gab, wenn er selbst was nicht schaffte.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 19:13:24
      Beitrag Nr. 108 ()
      xylo, ein junger mensch, der es bis kurz vors abitur geschafft hat, kann kein versager sein.
      niemals!
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 19:20:15
      Beitrag Nr. 109 ()
      ..es gibt sogar Versager, die es noch viel weiter gebracht haben als bis zum Abitur...und damit meine ich nicht mich.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 19:23:15
      Beitrag Nr. 110 ()
      so langsam müßte man dann doch den Begriff "Versager" mal genauer definieren.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 19:26:52
      Beitrag Nr. 111 ()
      ..für mich ist ein "Versager" jemand, der sein Scheitern nicht akzeptieren kann und die Schuld immer nur bei anderen sucht, deshalb auch nie etwas dazulernt. Sondern die gleichen Fehler immer wieder macht, weil er ja - in seiner Selbstwahrnehmung - immer nur das Opfer ist.

      Daher kann er beruflich sehr erfolgreich sein, aber im Leben dennoch ein Versager bleiben. Weil es eben wichtigeres als den Beruf gibt.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:00:22
      Beitrag Nr. 112 ()
      @Xylo..meinst Du Gerhard S. und Co?
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:01:42
      Beitrag Nr. 113 ()
      du siehst, xylo, versager kann man definieren...!
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:05:22
      Beitrag Nr. 114 ()
      ok, das nehm ich mal so hin, die Definition ist nämlich wirklich nicht einfach.

      Aber genau dein letzter Satz spiegelt doch wieder, wie es eigentlich sein sollte, aber doch wohl nicht ist.

      Versagen wird in unserer Gesellschaft mit beruflichem Versagen nahezu gleichgesetzt.

      gescheitert ist, wer beruflich nichts erreicht hat, wer keine Karriere gemacht hat.
      zumindest wird ihm suggeriert, daß er ein Versager ist.

      ein hochbezahlter Manager, auch wenn es in seiner Familie nicht läuft, würde hier niemals als Versager bezeichnet.
      nein, er ist der, den es zu bewundern gilt, der alles richtig gemacht hat.

      bD.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:13:13
      Beitrag Nr. 115 ()
      "Meine Vorfahren aus grauer Vorzeit haben die zu jagenden Tiere noch selbst erlegt, die Ahnen der Lehrer überlebten aus Mitleid und Klagelieder."

      :laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh:




      @#112 von Mersey63

      Ja, meinter er.:D



      .......
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:21:57
      Beitrag Nr. 116 ()
      mein gefühl, als ich unseren noch-kanzler, rechtsanwalt schröder, in erfurt sah, sagte mir, das er es gar nicht liebt, in einer sache unterwegs unterwegs zu sein, in der er mit unnachahmlich dummen bierlaune und angeblicher binarbeiter gehabe...unseren bürgern mal nicht vorgauckeln konnte, ...das alles in ordnung sei..

      darf den stoiber nicht vergessen...selten, wirklich sehr selten...sieht man einen menschen, der auch noch kanzler werden will.....der ein solches defizit an allgemeinbildung vor sich her schiebt....
      rechtsanwalt stoiber, bleiben sie bitte bitte in bayern...da fällt das nicht so auf!
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:28:18
      Beitrag Nr. 117 ()
      ..nun, blauer Diamant: ich gebe Dir vollkommen recht, daß die Definition, die ich geliefert habe, nicht der entspricht, die "vorherrschend ist".
      Genau deshalb schreibe ich aber zB in Nr. 39: Wo die Lösung sein soll, weiß ich auch nicht, aber ich denke jedenfalls, daß die Eltern allein es auch nicht sind; weil es eben häufig solche gibt, die völlig überfordert mit der Erziehungsaufgabe sind, weil sie schon ihre eigenen Probleme nicht lösen können.
      EIN Lösungsweg ist jedenfalls - wie auch immer er zu bewirken sein sollte - eine Veränderung der Selbstwahrnehmung der Leute: das SCHWÄCHE akzeptiert wird, daß FEHLER normal sind, zum Menschen dazugehören und nicht verleugnet werden müssen. Dass es keine Schande ist, nicht mehr weiterzuwissen, um Rat zu fragen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
      Solange Probleme immer unter den Teppich gekehrt werden und keine Schwäche gezeigt werden darf, solange können Leute ihren Frust solange in sich reinfressen und aufstauen, bis solche Taten möglich sind. Hätten dieser Bursche 2-3 Leute gehabt, denen er wirklich vertrauen kann, dann wäre das nicht passiert. Aber er hat sich ja nicht einmal getraut, seinen Eltern von dem Schulverweis zu erzählen, geschweige denn von den Racheplänen.

      Das ist AUS MEINER SICHT die wichtigste Lehre aus Erfurt. Aber wenn der Bürgermeister gestern im TV die Sorge äußerte, daß durch Robert S. der "Name der Stadt" leide, dann sind wir von dieser Erkenntnis wohl noch sehr weit entfernt.

      Ob ich Gerhard S. meine: nun, auf Helmut K. paßt die Beschreibung eher noch besser, wie er sich in der Spendenaffäre als "Opfer" aufspielte... - aber die Frage will ich nicht vertiefen.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:34:49
      Beitrag Nr. 118 ()
      @xylophon,die Selbstherrlichkeit der Lehrer ist vorbei,Deine auch?
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:45:08
      Beitrag Nr. 119 ()
      :eek:
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:55:38
      Beitrag Nr. 120 ()
      also auch da ist was dran.
      bittere wahrheit, das wahrscheinlich 103% aller lehrer in der brd eine andere tonlage und vor allem hoffentlich zurückfinden zu dem, was einen lehrer ausmachen sollte:
      vertrauensperson und freund der schüler, nicht instrument einer allmächtigen verwaltung.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:58:13
      Beitrag Nr. 121 ()
      ???

      Ich kapier gar nichts mehr. Sollte hunz. mir tatsächlich recht geben wollen, wenn auch nur in einem Punkt?? Ev. muß ich meine Position doch noch mal überdenken...:D
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 20:58:50
      Beitrag Nr. 122 ()
      beispiele: die mehrzahl aller angelsächsichen schulen, sollte ein vorbild für unsere gesamte deutsche bornierte lehrerschaft sein.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:03:05
      Beitrag Nr. 123 ()
      @hunz .....der ein solches defizit an allgemeinbildung vor sich her schiebt.... :laugh:

      @xylo
      zu diesem Armutszeugnis des Bürgermeisters brauch ich mich wohl nicht äußern.

      von deinen Vorschlägen zur Problemlösung bin ich schon fast positiv überrascht.
      Das klang in einigen Postings von dir ganz anders.
      Ich sehe das aber eher als positives Zeichen und rechne dir das hoch an, daß du nicht stur deine Positionen durchziehst.
      Ich wünschte es gäbe mehr von den Leuten, die wirklich an einer Problemlösung interessiert sind.

      bD.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:07:38
      Beitrag Nr. 124 ()
      ..nur mal zur Klarstellung: Nr. 117 besteht überwiegend aus einem Zitat aus Nr. 39.

      So ganz radikal kann der Wandel also eigentlich nicht ausgefallen sein. Dennoch bin ich natürlich froh, wenn langsam klar wird, was ich gemeint habe. Grüße zurück. Mit manchen Leuten diskutiert man doch wirklich gerne.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:20:24
      Beitrag Nr. 125 ()
      @xylo
      zum Zeitpunkt #39 war ich noch nicht dabei, die Aussagen, die ich meine sind wohl auch eher in einem anderen Thread zu finden.
      verzeih mir, wenn ich keine Lust habe nochmal alles zu durchsuchen.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:32:20
      Beitrag Nr. 126 ()
      schon o.k.

      Ich weiß eh, was Du vermutlich meinst. Aber es gibt 2 Gründe: zum einen, daß viele mein Geschreibe falsch verstehen, weil sie Begriffe anders verwenden. Wenn ich bestimmte Ausländer als "Pack" bezeichne, das ich nicht durchfüttern möchte, damit sie in meine Wohnung einbrechen, dann fühlen sich Ausländer angegriffen, weil sie meinen, ich meinte damit alle Ausländer, weil viele alle Ausländer meinen. Oder bei "Versager" verstehen sie es eben nicht so wie ich, sondern so wie "die Gesellschaft". (Kennst Du den Film GoodWillHunting, da ist einer der Konflikte genau dieser: der Arzt, der nach Ruhm strebt und der Psychiarter, der nach einer Zufriedenheit strebt, die von Ruhm unabhängig ist; den der Arzt deshalb als Versager empfindet, der in meinen Augen viel eher der Versager wäre).

      Der andere Grund: manchmal liegt in der Kürze die Würze, aber auch die Gefahr von Mißverständnissen. Aber wer schreibt schon gerne 5-Seiten-Posting, und ich schreib schon ziemlich schnell...
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:40:48
      Beitrag Nr. 127 ()
      @Xylo..du weißt ja sehr gut Bescheid..gibt es eigentlich eine Statistik darüber,wie viele Schüler sich in D jedes Jahr umbringen..vor oder nach Zeugniserhalt?..und wie viele Lehrer den Suizid suchen,nachdem sie festgestellt haben,daß sie vielleicht genau deshalb versagt haben,weil sie sich um nichts gekümmert haben?
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:47:35
      Beitrag Nr. 128 ()
      es ist vielleicht nicht sehr sinnvoll, Begriffe anders einzusetzen, als die Allgemeinheit sie versteht.

      nun gut, den Film kenne ich leider nicht :(

      ich bevorzuge kurze prägnante Postings absolut, vielleicht, weil ich selbst nicht so schnell schreibe ?
      warum lernt man in der Schule eigentlich nicht, Schreibmaschine zu schreiben :confused:
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:49:01
      Beitrag Nr. 129 ()
      Wieviele Leute bringen sich aus Liebeskummer um? Sind dann auch die Frauen schuld, weil sie das Bitten nicht erhört haben?
      Sind Lehrer schuld, wenn Schüler schlechte Noten haben?
      Oder sollten sich nicht eher die Eltern der Schüler fragen, wieso die glauben, sich wegen eines schlechten Zeugnisses umbringen zu müssen?

      Nochmal: man kann auch mit Abitur ein Versager sein. Man kann vor allem aber auch ohne Abitur KEIN Versager sein. Es geht doch wohl um was anderes im Leben als gute Noten, oder?
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 21:52:16
      Beitrag Nr. 130 ()
      nun, "Versager" versteht wohl jeder anders. Deshalb war es auch ganz gut, daß Du nach einer Definition gefragt hast, hat wohl manches geklärt hier.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 22:07:24
      Beitrag Nr. 131 ()
      Sind Lehrer schuld, wenn Schüler schlechte Noten haben?

      oftmals muß man leider diese Frage auch mit "ja" beantworten.
      Ich trau mich nicht zu sagen, in wieviel von 100 Fällen ich davon ausgehen würde.
      ich behaupte aber, daß man die Frage nicht einfach mit "Nein" beantworten darf.

      aber selbst dann darf es natürlich nicht dazu führen, daß jemand sich das Leben nimmt.

      bD.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 22:31:12
      Beitrag Nr. 132 ()
      stimmt. Aber es war eigentlich auch mehr eine einleitenden Frage zu dem entscheidenden Punkt, der danach kommt. Ist ein Leben als Sitzenbleiber nicht lebenswert?
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 22:45:44
      Beitrag Nr. 133 ()
      Ja, das ist schwierig zu sagen,
      das Leben als Sitzenbleiber dürfte zumindest deutlich schwieriger sein,
      ob es nicht lebenswert ist .....

      solange unsere Werte und Ziele aus Reichtum und Macht bestehen,
      ziehen die, die es nicht schaffen auf jeden Fall deutlich den Kürzeren.

      ... schade übrigens, daß sich so wenige an der Diskussion beteiligen :(
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 22:47:05
      Beitrag Nr. 134 ()
      ich bin jetzt auch erstmal weg.
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 22:49:02
      Beitrag Nr. 135 ()
      ok
      Avatar
      schrieb am 01.05.02 23:38:44
      Beitrag Nr. 136 ()
      Es fehlt den Jugendlichen und nicht nur denen an
      kreative Betaetigungen.
      Wer Kreativitaet in sein Leben eingebracht hat,
      wird nicht im Lager der Gewalttaetigen zu finden sein.

      Leider wird in unserer Gesellschaft Wert auf Konsum gelegt,
      aber jede Hinwendung auf kreative Betaetigung wird als brotlose Kunst abgetan.

      So, brauchen wir uns nicht zu wundern.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 00:09:58
      Beitrag Nr. 137 ()
      auch einer von vielen interessanten Aspekten, ombada.

      Die Zeit der Dichter und Denker ist vorbei.

      kreative Betätigung ist ja auch häufig brotlose Kunst.
      schlimm nur, daß das als Nachteil angesehen wird.
      Damit wird jegliche Betätigung, die nicht direkt mit einer Gewinnerzielungsabsicht verbunden ist, schlecht geredet.

      Kreativität kann sich das arme Deutschland nicht mehr leisten.

      Gruß bD.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 00:24:02
      Beitrag Nr. 138 ()
      #137 Das hast Du aber schön ausgedrückt,genormte Arbeit die
      viel Geld bringt wird eher als Kreativ empfunden,das andere
      wird zwar heimlich beneidet,aber aus Angst als verrückt zu gelten ,lieber abgelehnt.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 00:24:29
      Beitrag Nr. 139 ()
      an Blauer Diamant
      Kreativitaet ist die Einheit mit dem stetigen universellen
      Schoepfungspulsschlag.
      Kreativitaet ist daher ein Tuning in das Geottliche.

      Kreativitaet ist eine Betaetigung mit etwas Leiden,
      das Leiden ist,
      das was uns als Vision vorschwebt,
      koennen wir, wegen unserer Begrenzung
      in diesem Puls aufzugehen,
      nicht verwirklichen.
      Das ist der gewisse Schmerz.

      Daher wird es offensichtlich,
      wer kreativ ist,
      hat keine Zeit, noch Lust, destruktiv zu sein.

      Gruss
      ombaba
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 00:29:30
      Beitrag Nr. 140 ()
      Ombata und diamant,
      ich versteh´euch nicht.
      Ihr könnt doch in D kreativ sein bis zur Ekstase.
      Töpfert, komponiert, malt, dichtet, wackelt mit den Ohren
      oder stellt aus Popel Plastiken her!
      Niemand hindert euch daran.
      Aber wenn ihr euch gleichzeitig beschwert, dass in unserer
      Gesellschaft "Kreativität" nicht mehr geschätzt wird, müsst
      ihr euch schon fragen lassen, was ihr eigentlich wollt.
      Verlangt ihr, dass der der Konsument die Produkte euerer
      Kreativität bezahlt und kauft?
      Er wird das tun, wenn sie ihm gefallen, so wie er die Kreativität von "Ballkünstlern" oder "Sängern" honoriert.

      Gleichzeitig beklagt ihr die Konsumorientiertheit unserer
      Gesellschaft.
      Aber niemand zwingt den Einzelnen, sich diesem Trend zu
      unterwerfen.
      Ihr könnt also, ohne auf Widerspruch zu stoßen, Schafe züchten, kreativ Käse produzieren und Pullover oder Socken
      stricken. Ein idealer Weg zu Selbstgenügsamkeit und Krea-
      tivität.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 00:57:52
      Beitrag Nr. 141 ()
      @makaflo
      Es ist doch nur ein Aspekt von vielen und kein Allerheilmittel.

      Allein die Art, wie du die Kreativität darstellst : "stellt aus Popel Plastiken her"
      bestätigt die Geringschätzung.

      Ich habe keine kreativen Produkte, die irgendjemand kaufen oder bezahlen soll.

      Da wir hier aber hauptsächlich von Jugendlichen sprechen,
      um die es eigentlich geht, ist der Punkt mit der Konsumorientiertheit nicht ganz so, wie du schreibst.
      Es zwingt einen zwar niemand, aber du kannst mal Eltern fragen, welcher "Kaufzwang" für gewisse Produkte besteht, damit z.B. Schüler von ihren Kameraden ernst genommen werden.

      In dem Punkt, daß man hier an Kreativität von der Gesellschaft nicht gehindert wird,
      stimme ich dir allerdings zu.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 01:13:58
      Beitrag Nr. 142 ()
      Diamant,
      ich habe drei Kinder, die in die Schule gehen - und ich bin
      "Alleinverdiener", weil meine Frau und ich der Meinung sind, dass Kinder vor allem Zuwendung und ein intaktes
      häusliches Umfeld brauchen.
      Wir unterwerfen uns gemeinsam nicht dem "Konsumzwang".
      Keine Adidas- oder NikeTreter, nix Bossklamotten, auch kein
      französisches Mineralwasser. Auch haben unsere Kinder keine
      Fernsehgeräte in ihren Zimmern, ja sie besitzen nicht ein-
      mal Handys. Trotzdem sind sie in ihren Klassen anerkannt,
      zwei von ihnen sind Klassensprecher, einer Spielführer der
      Schulmannschaft.
      Es geht also auch ohne Konsumzwang.
      Ich finde es schade, wenn Kinder ihr Selbstbewusstsein aus
      Prestigeobjekten herleiten müssen.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 01:25:19
      Beitrag Nr. 143 ()
      Bravo, makaflo

      wenn du das hinbekommen hast, darfst du zu recht stolz auf dich sein !!
      leider sind viele Eltern, insbesondere Doppelverdiener mit dieser Situation überfordert.

      viele überlassen auch einfach die Erziehung den Lehrern,
      und das reicht eben nicht aus.
      Lehrer können Werte vermitteln, aber die Aufgabe der Zuneigung bleibt bei den Eltern.

      weiter so !
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 01:41:03
      Beitrag Nr. 144 ()
      Siehst du, Diamant, da sind wir beim springenden Punkt.
      Weil eben in vielen Familien das Geldverdienen im Vorder-
      grund steht und viele elementare Erziehungsaufgaben an
      Lehrer, Schulen, Kindergärten, Horte, Babykrippen (!) abge-
      schoben werden, weil die sogenannte Selbstverwirklichung
      und Karrieredenken bei den meisten Frauen wichtiger sind,
      weil aber gleichzeitig schlechtes Gewissen wegen der zwangsläufigen Vernachlässigung der Kinder die Folge ist,
      werden diese mit besagten Prestigeartikeln entschädigt.

      Es ist doch bezeichnend, dass der Mörder von Erfurt, nach-
      dem er von seiner Schule verwiesen worden war, diese Tatsa-
      che seinen Eltern (beide berufstätig) verheimlichen konnte.
      Und woher hatte er das Geld für die Waffen und die Munition?
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 01:42:56
      Beitrag Nr. 145 ()
      makaflo,natürlich wirst du nicht gehindert,aber du brauchst die anerkennung der umwelt.Ein beispiel zum ausprobieren u.
      die reaktion deiner umwelt wie ich es selbst auf vieler art
      erlebt habe.Ich habe aus alten flaschen gläser hergestellt
      und mit sandstein entgradet,pro glas ca.1-2 Stunden arbeit,
      völliges unverständnis ,wo man doch gläser für 1-2 DM kaufen
      und in der selben zeit ein vielfaches verdienen kann.Deine
      kinder werden viel selbstbewusstsein brauchen um nicht einen
      allgemeinen druck zu erliegen.Ich habe absichtlich ein
      kleines beispiel genommen,andere wären u.U.noch weniger
      nachzuvollziehen.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 02:05:46
      Beitrag Nr. 146 ()
      okto,
      das ist eben das Problem.
      Jeder von uns ist doch gern kreativ und träumt davon, sein Hobby, sein Können zur Grundlage seines Einkommens zu ma-
      chen. Nur, den wenigsten gelingt das, weil das, was wir
      mit unserer Kreativität hervorbringen, nur uns gefällt oder
      zu wenigen, d. h. unsere Kreativprodukte sind nicht gefragt
      sie haben keinen "Markt".
      Wenn ich in #140 vorgeschlagen habe, aus Popel Plastiken
      herzustellen, war das keineswegs abwertend gemeint. Es gab
      einen Künstler, der hat Rindertalg, Seife und einen Stuhl
      "kreativ" zusammengestellt und davon ganz gut leben können.

      Was das Selbstbewusstsein (meiner Kinder oder jedes Menschen) angeht:
      Wir wählen unsere Freunde doch nicht danach aus, ob sie
      Markenkleidung tragen oder Porsche fahren, sondern nach
      Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Witz, Intelligenz, guten
      Manieren u.ä.m.
      Wenn du das deinen Kindern vermitteln kannst, gibst du
      ihnen mehr als wie mit jeder materiellen "Verwöhnung".
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 02:28:06
      Beitrag Nr. 147 ()
      @makaflo
      erstmal weitgehende Zustimmung bzgl. #144

      Hobbys zur Grundlage des Einkommens zu machen ist in der Tat ein Traum vieler.

      aber nochmal ein Beispiel, was ich auch unter Kreativität verstehe.
      Ich nenn es mal .. etwas tun um der Sache willen.

      Es geht um das Betriebssystem "Linux", von dem mittlerweile jeder was gehört haben dürfte.

      In diesem System stecken mittlerweile tausende von Mannjahren Entwicklungszeit.
      Das System ist absolut frei, jeder darf es beliebig oft kopieren.
      alle "Baupläne" werden mitgeliefert.
      Jeder, der das System erweitert, verpflichtet sich wiederum, alle neuen "Baupläne" ebenfalls kostenlos allen zur Verfügung zu stellen.

      Hiermit läßt sich ganz einfach kein Geld verdienen und dennoch wird immer weiter daran gearbeitet.

      Die Leute die daran mitarbeiten müßen sich dann trotzdem oft das Gejammer der Anwender anhören, weil es diesen oder jenen Druckertreiber noch nicht gibt.

      Warum machen diese Linux-Leute das ? sind die alle doof ?
      viele halten sie für Spinner.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 12:50:43
      Beitrag Nr. 148 ()
      an makflo

      Es geht mir darum aufzuzeigen, dass wenn Menschen sich kreativ ausdruecken koennen, wie wir es gelegentlich auch
      hier im Board tun,
      das Beduerfnis nach Gewaltanwendung und Negativitaet verschwindet dabei.

      Da wir in einer gewissen Einheit, in einer Harmonie, mit der natuerlichen Kreativitaet der Gestaltungskraefte des
      Lebens sind.
      Negativitaet ist dann, wenn wir gegen das Leben sind.

      Die Bezahlung einer kreativen Betaetigung sehe ich dann
      als Segen des Lebens,
      aber Bezahlung ist dabei nicht die Motivation.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 13:23:55
      Beitrag Nr. 149 ()
      @#129 von xylophon

      "Sind Lehrer schuld, das Schüler schlechte Noten haben ???"

      Jein !

      "Schuld" haben eher die Kultusministerien/Schulbehörden, die vorschreiben, daß sich die Leistungen(Noten) in der Schule und in der Schulklasse gemäß der Gauckschen Glockenkurve verteilt.

      Das ist Fakt, weil Lehrer mir/uns das selbst bestätigt haben.
      Die Schulnoten müssen sich innerhalb einer Schulklasse in einem bestimmten prozentualen Maß verteilen.
      Man braucht also schlechte Schüler, es muss sie geben, weil sonst der Verteilungsschlüssel nicht stimmt.

      Es darf also nach den Vorgaben nicht sein, daß es keine 4er, 5er, oder 6er Noten-Schüler gibt.


      Inwiefern daß inhuman und überflüssig, oder aus bestimmten Gründen human und notwendig ist, darüber kann man streiten.


      ..................................
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 17:49:55
      Beitrag Nr. 150 ()
      makaflo: erst mal volle Zustimmung zu Nr. 142. Das ist ungefähr das, was ich auszudrücken versuchte, was Ihr offenbar geschafft habt: Sich von sog. "gesellschaftlichen Zwängen" - die m.E. oft nur Zwänge im eigenen Kopf sind, selbst auferlegte Grenzen - frei zu machen und sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist, weil es den eigenen Wünschen, Bedürfnissen, Fähigkeiten entspricht.

      Wenn man dies erreicht hat, hat man wahrscheinlich schon mal 70 % der Weltbevölkerung etwas voraus...wobei das nicht der Grund sein sollte, das wäre ja schon wieder ein neuer äußerer Zwang, sich nach unten abgrenzen zu müssen ;). Ich versuche, mich in diese Richtung zu bewegen und vor allem unseren Sohn mit meiner Frau in dieser Richtung zu erziehen. Schön, daß Du ein weiteres Beispiel bist, dass dies möglich ist.

      Ansonsten: heute haben die Eltern von Robert S. einen offenen Brief veröffentlicht, den ich sehr beeindruckend fand. Auch hier ist das anzutreffen, was man selten genug erlebt: das Bekenntnis eigener Schuld und Ratlosigkeit.
      Ich muß sagen, mein Respekt vor dieser Familie ist deutlich größer geworden, an deren erzieherischer Kompetenz ich (auch hier im Thread) doch sehr gezweifelt hatte. Egal wie die Gründe für diesen Brief sein mögen, das erfordert Mut der Familie und davor habe ich großen Respekt.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:09:38
      Beitrag Nr. 151 ()
      @#150 von Xylophon

      Richtig, aber ich habe eher den subjektiven Eindruck, makaflo hat von Konsumzwang in den Askese- oder in den Nonkonformismuszwang gewechselt.
      Das ist natürlich genauso fatal, wenn man dann auch gegen seine eigene Bedürfnisse handelt.
      Man sollte keine Addidas-Treter kaufen, nur weil es das gesellschaftliche Umfeld so will, aber genausowenig sollte man sich diesem Umfeld entziehen, nur weil man nicht mit den Strom schwimmen wil, wenn das Herz einem doch sagt, daß man unbedingt diese tollen Addidas-Schuhe haben will.

      Was das Herz(Gefühl) sagt ist wichtig !!


      .......
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:13:32
      Beitrag Nr. 152 ()
      zu makaflo:..da habe ich aber einen anderen Eindruck....

      Und zu den Schulnoten: das kann ich mir kaum vorstellen: an unserer Schule, da gab es Lehrer, deren schlechteste Note war eine 3, wer nicht kam und nichts tat, der konnte mit viel Pech auch eine 4 bekommen.
      Und es gab Lehrer, die haben fast nie was besseres als eine 3 vergeben. Wobei ich noch Glück hatte und nur einen davon, in Latein, wo aber die Klasse auch immer schlechter wurde, so daß diese Notengebung am Ende sogar verständlich wurde.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:20:18
      Beitrag Nr. 153 ()
      Wie lange ist das her, welchen Schultyp hast du besucht, bzw. in welchem Bundesland bist du zur Schule gegangen ??? :)

      ...
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:25:11
      Beitrag Nr. 154 ()
      NRW, Abi 82. Gute Schule, wie man im Studium gemerkt hat, wir haben echt was gelernt, jedenfalls in manchen Fächern.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:29:14
      Beitrag Nr. 155 ()
      @Xylo:

      Woran erkennt man im Jurastudium, ob man auf einer guten Schule war?

      Bei VWL/BWL kann man das ja noch so einigermaßen an der Mathematik erkennen, auch wenn diese zumindest im Grundstudium nicht besonders anspruchsvoll ist. bei Medizin etc. wirkt sich wohl der Biologieunterricht etwas aus. Aber welche schulischen Vorkenntnisse sind im Jurastudium hilfreich?
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:33:36
      Beitrag Nr. 156 ()
      NRW, ABI 1997 auf`m zweiten Bildungsweg.
      Also bei uns galten die gleichen Vorgaben wie auf`m Gymnasium.
      Vielleicht hat sich in den letzten 20zig Jahren doch einiges zum Negativen entwickelt.
      Solche "Zustände" wie zu "deiner Zeit" hatten wir jedenfalls nicht.:(:)

      ..................
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:37:40
      Beitrag Nr. 157 ()
      a) es gibt eine Theorie, daß man, um ein guter Jurist zu sein, gut in Deutsch, Latein und Mathematik gewesen sein sollte, Geschichte kann auch nicht schaden..

      b) ich hab nicht nur Jura studiert, sondern kurz auch noch ein paar andere Sachen angeguckt. Da habe ich gemerkt, wie schlecht einige in Mathe augebildet waren, eigentlich fast alle. Zu Jura gehörte im übrigen auch BWL oder VWL als Pflichtfach, da galt ähnliches....Dreisatz hat schon viele überfordert. Mit Abitur...

      Aber wir kommen ein wenig vom Thema ab.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:39:51
      Beitrag Nr. 158 ()
      @Harry:

      Was haben Notenverteilungen mit der Stasi zu tun? Oder warum hat hier Gauck seine Hände im Spiel? Kleiner Scherz. Du meinst Gauss.

      Die Glockenverteilung ist übrigens m.E. das Resultat einer dumm gestellten Klausur. In den Klausuren, die ich an Hochschulen stelle, bemühe ich mich, eine Verteilung mit zwei Spitzen hinzukriegen. Wer`s kapiert hat, der soll eine Spitzennote bekommen, wer`s nicht kapiert hat, soll durchfallen. Klappt nicht immer, aber meistens. Ich gebe relativ selten eine mittlere Note. Das habe ich so aus meiner Studienzeit von einem von mir sehr verehrten Professor übernommen.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:44:42
      Beitrag Nr. 159 ()
      @xylo:

      Welches Thema?
      Erfurt ist doch längst erledigt:
      a.) Der einzige Schuldige ist tot.
      b.) Ähnliche Fälle wird man niemals verhindern können, so lange es Arschlöcher wie diesen Robert auf der Welt gibt.

      Da unsere Politiker zu feige sind, diese beiden Tatsachen zuzugeben, verfallen sie in blinden Aktionismus. Das Volk will, dass etwas getan wird, sei es auch noch so sinnlos. Es ist ja auch unbefriedigend, dass man angesichts einer solchen Tragödie keinen Schuldigen hat, den man jetzt noch bestrafen kann. Da sucht man also Ersatz dafür: Die Behörden wegen der WBK, die Medien, Spielehersteller, Schützenvereine, das Schulsystem, die Leistungsgesellschaft, die Eltern etc.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:47:01
      Beitrag Nr. 160 ()
      ...an der Uni korrigiert hab ich auch mal. Da war es aber anders. Wer die Aufgabe einigermaßen kapiert hatte und eine einigermaßen akzetable Lösung für eins der darin versteckten Probleme gefunden hatte, der hatte schon bestanden. Und das waren trotzdem nur rund 60 %. Wer alle Probleme erkannt hatte, der war schon gut.

      Jura ist aber auch ein Verlegenheitsfach, wo viele erstmal anfangen, die nicht wissen, was sie studieren wollen und denken, ein bißchen labern über Gerechtigkeit, das kann ich wohl auch. Mit der Einstellung kommt man aber nicht sehr weit.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:51:59
      Beitrag Nr. 161 ()
      tja, Rainer, das sehen wir wohl verschieden. Erfurt ist vielleicht vorbei; aber die Frage des Umgangs mit Gewalt (Posting Nr. 1) und des Umgangs mit - echtem oder selbst auferlegtem Leistungsdruck (die Postings in letzter Zeit) - ist und wird aktuell bleiben.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:53:12
      Beitrag Nr. 162 ()
      :laugh:
      Ja genau.......Gauss !!!

      Freudsche Fehlleistung ;)

      ....
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:55:47
      Beitrag Nr. 163 ()
      Da unsere Politiker zu feige sind, diese beiden Tatsachen zuzugeben, verfallen sie in blinden Aktionismus.

      Und gerade dies ist krank.

      Quiz:

      Zu welcher Partei gehört ein Politiker, der soetwas von sich gibt "...Mit größerem Abstand zu der Bluttat (von Erfurt) könnte der Elan zur Verschärfung des Waffenrechts abflauen..."
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 18:57:16
      Beitrag Nr. 164 ()
      @xylo:

      Nein, das sehen wir wohl nicht so verschieden. Weil wir beide es entschieden ablehnen, eine wie auch immer geartete Rechtfertigung für den vielfachen Mord in Erfurt zu suchen.

      Und zum Leistungsdruck: Früher sind "Versager" verhungert, heute werden sie durch ein soziales Netz aufgefangen. Ich kann nicht erkennen, wo der Leistungsdruck sich erhöht haben sollte.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 19:05:29
      Beitrag Nr. 165 ()
      @Donizetti:

      Gib uns die Auflösung.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 19:06:34
      Beitrag Nr. 166 ()
      bevor ich auch verhungere: das Abendessen wartet.

      Aber das mit dem Leistungsdruck sehe ich wie gesagt etwas anders, weil ich Versager anders sehe. Ein Knecht auf dem Bauernhof kann für mich weniger ein Versager sein als einer, der es mit Geschick, Intrigen und Ellenbogen ganz nach oben geschafft hat wie ein Kohl, Bangemann oder der Schreiber aus Bonn, der jetzt in Bonn in Haft sitzt, wegen schwerer Korruption. Die 3 letztgenannten halten viele für Leistungsträger, Kohl vielleicht noch zu recht.
      Aber manche Spitzenkraft in Politik und Wirtschaft unterscheidet sich in ethischer Hinsicht doch nicht von einem Mafia-Boss oder einen Terroristenführer; nur dass letztere im illegalen Bereich ihre schlechtesten Seiten ausgespielt haben, um ganz nach oben zu kommen und die anderen im legalen bis halblegalen.

      Aber von moralischer Integrität, mit der jeder Mensch ganz klein mal anfängt ist bei beiden nichts mehr übrig...es sind in meinen Augen "Versager".
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 19:10:18
      Beitrag Nr. 167 ()
      Das Zitat stammt von Ex-Außenminister Genscher (FDP). Sieht so liberales Gedankengut aus?
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 19:11:38
      Beitrag Nr. 168 ()
      ...instrumentalisieren...ganz offen und ehrlich. Hat was.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 19:11:56
      Beitrag Nr. 169 ()
      Quelle?
      Mich interessiert der Zusammenhang.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 19:14:23
      Beitrag Nr. 170 ()
      Hat er als Gastkommentar in der Mitteldeutschen Zeitung (Halle/S.) geschrieben.

      "Von allen Seiten kommen Vorschläge, was getan werden kann, damit sich eine so schreckliche Bluttat wie in Erfurt nicht wiederholt. Ist das Aktionismus? Nein. Ganz gewiss gibt es für ein solch schreckliches Ereignis nicht nur eine Ursache. Wenn man solchen Ereignissen wirksam entgegentreten will, muss von verschiedenen Seiten angesetzt werden. Natürlich beim Waffenrecht. Die Gewerkschaft der Polizei hat dazu einleuchtende Vorschläge vorgelegt. Ministerpräsident Vogel hat sich dafür eingesetzt, Bundeskanzler Schröder und Innenminister Schily auch. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Sie müssen nur umgesetzt werden, und zwar jetzt. Mit größerem Abstand zu der Bluttat könnte der Elan zur Verschärfung des Waffenrechts abflauen."
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 19:18:07
      Beitrag Nr. 171 ()
      Hat Genscher doch gut analysiert, oder ???

      Und was ist jetzt daran so menschenfeindlich, daß es dich
      erzürnt ???
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 19:21:36
      Beitrag Nr. 172 ()
      menschenfeindlich

      :confused:

      Es geht um Vorverurteilungen, Sippenhaftung, Anlaßgesetzgebung, Aktionismus, etc., also alles Dinge, die nicht in mein Bild von liberalem Gedankengut passen.

      Allerdings muss man wissen, dass Herr Genscher wohl ein hardcore Waffengegner und nicht repräsentativ für die Haltugn der FDP ist.
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 20:44:18
      Beitrag Nr. 173 ()
      Sind "Vorverurteilungen, Sippenhaftung, Anlaßgesetzgebung, Aktionismus" nicht menschenfeindlich ??? :)

      Wobei ich nicht glaube, daß du mit deiner Klassifizierung genscherischer Gedankengänge recht hast.


      ................
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 20:53:48
      Beitrag Nr. 174 ()
      166: nun, dieser Begriff des Versagers ist allerdings von meiner eigenen Definition früher schon wieder sehr weit weg, das Wort passt also doch nicht so gut. Das kommt davon, wenn man 5 Minuten vor dem Essen noch was in aller Eile posten will.

      Aber im Umgang mit der Spendenaffäre war das Verhalten von Kohl sicher das eines Versagers: sich ständig an alte Verdienste klammern, die Angriffe als "Schmutzkampagne" abtun, ein halbherziges Reuebekenntnis (nämlich eher eine Forderung: ich hab mich doch entschuldigt, jetzt muß es aber mal gut sein!).

      Bangemann hat wahrscheinlich genau das erreicht, was er immer wollte, er hat vermutlich nie den Anspruch gehabt, in irgendeiner Form Anstand oder Ehrbarkeit zu repräsentieren, sondern sein Motiv war ganz offen die Gier; in dem Sinne war er sogar ein Erfolgsmodell, wenn auch ein abscheuliches.
      Kein Versager, aber ein Ekel. Für mich wär das nichts.

      Und Schreiber? das hängt es wohl davon ab, ob man an all das Geld rankommt, was er beiseitegeschafft hat, all das schöne Bestechungsgeld. Sollte er am Ende tatsächlich mit ziemlich leeren Händen dastehen, finanziell ruiniert, die Ehre verloren, nun dann ist auch er als Versager anzusehen. Sein Ziel war Ruhm und Geld, beides hatte er und wird es jetzt mit einem Schlag wieder los - was für IHN die schlimmste Niederlage sein muß. Für mich ist es eher die, daß er auf seinem Weg seine moralische Integrität verloren hat - der schlimmste Absturz von allen. Gescheitert in allen Disziplinen.
      Selbst wenn er aus seinen Fehlern noch lernen wollen sollte, es wird vermutlich zu spät sein. Er ist ja nicht mehr der Jüngste...

      naja, ist ja auch egal. Ich kapier es selbst noch nicht so richtig...
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 20:57:08
      Beitrag Nr. 175 ()
      Harry: aber ich glaube, daß ich mit 168 recht habe. Naja, Gescher kann es sich ja leisten, der will ja nirgends mehr hin....
      Avatar
      schrieb am 02.05.02 21:04:10
      Beitrag Nr. 176 ()
      @Rainer6767

      Du schreibst in #159

      Das Volk will, dass etwas getan wird, sei es auch noch so sinnlos.

      trotz Pisa hoffe ich doch, daß das nicht die Meinung des Volkes ist.

      Erfurt ist erledigt, der einzige Schuldige ist tot

      mag ja sein, und du befürchtest daß man jetzt Ersatzschuldige sucht.
      Ich würde eher behaupten, man such nach Ursachen und das kann kein Fehler sein.

      Man muß sich doch fragen, wieviele Robert S. es in unserer Gesellschaft noch gibt, die allein dadurch noch nicht aufgefallen sind, weil sie keine Waffen verfügbar haben.

      Soll es jetzt ausreichen diese Menschen, die sich bisher (noch) nicht schuldig gemacht haben, aber ähnliche Gedankengänge plagen wie Robert S. durch ein restriktiveres Waffenverbot einfach nur an Rache zu hindern, ihre Probleme aber weiterhin zu ignorieren ?

      Ich bin zwar weit davon entfernt, jetzt
      Medien, Spielehersteller, Schützenvereine, Schulsystem etc
      pauschal ins schlechte Licht stellen zu wollen,
      bin aber ebenso dagegen, zu sagen, hier gibt es auf keinen Fall Fehler, da stimmt alles und kann bleiben, wie es ist.

      Man muß es doch zumindest hinterfragen dürfen.

      Gruß bD.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 00:07:58
      Beitrag Nr. 177 ()
      Harry und alle anderen Vernünftigen,

      ich bin von der Askese so weit weg wie manche mittelalterliche Päpste vom Zölibat.
      Klartext: Ich genieße das Leben und bin ein entschiedener
      Gegner der Müsli- und Sandalenfraktion.
      Aber ich kenne einige Firmen, die lassen dasselbe Produkt
      vom Fließband laufen; ein Teil bekommt ein Etikett mit ei-
      nem "Markennamen", der andere läuft als "no-name-produkt"
      vom Band. Inhalt gleich, Preisunterschied 150 % und mehr.
      Bei Aldi kriegst du "Persil" unter anderem Namen um 30%
      billiger.
      Zu "adidas": Produktion in D: unter 1%; Produktionsstätten
      der Treter, Trikots, Freizeitbekleidung in Singapur, China,
      Malaysia, Portugal, Ungarn, Rumänien usw.
      Herstellungskosten der Produkte etwa 20% des Verkaufspreises in D.
      Das hab`ich meinen Kindern klar gemacht. Seitdem wollen sie
      keine Fan-Trikots von ..........., für die manche Eltern
      über 70 Euro hinlegen.
      Also, Harry, ich handle nicht gegen meine eigenen Bedürf-
      nisse, ich gönne meiner Familie und mir manchmal auch Luxus
      z. B. ein ländliches Schlachtfest´mit den Nachbarn oder
      eine richtige Fete mit 100 Freunden meiner Jungs. Dann
      gibt´s aber nicht Champagner und Lachs, sondern Bier und
      Hausmannskost. Und meine Frau und ich sitzen mitten drin
      und wir werden nicht als "Gruftis" angemacht.
      Mein Verstand lässt meinem Herz keine Chance.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 00:46:42
      Beitrag Nr. 178 ()
      das du mackenfloh dann aber dann surfst, wundert mich doch sehr.
      solche typen ...wenn ich das nur höre, hausmannskost...keine markenartikel...arme kinder, kenne einige so wie dich, da haben die armen kinder weder ne playstation noch sonstwas...ach ja...hätt ich doch fast wieder vergessen, du mackenfloh, dafür gibts ja erbsensuppe....guten appetit denn mal.

      sieh das mal als ein vernünftiges posting, macke, aber regelmässig wird mir schlecht, wenn ich solch hinterhältigen und eigennützigen schrott sehe.

      ich kauf dann meinen kindern am nächsten tag sofort alles, was man an dekadenten sachen so haben kann....nike, actionspiele und taschenmesser, armbrust und luftgewehr....

      vergiss morgen früh nicht, deinen kindern zu erklären das sie das nächste mal ne kerze mitnehmen, wenn du sie wieder in den keller sperrst.

      in tiefer verachtung für solche makabren denkweisen,
      hunzebaer
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 01:34:42
      Beitrag Nr. 179 ()
      Hat jemand Berlin Mitte mit Maybrit Illner gesehen ?


      War das eine Diskussion ???
      So stell ich mir eher einen Autistenkongress vor.
      Oder eigentlich war es mehr wie wenn fünf Bauarbeiter über Quantenphysik philosophieren.
      Was wollten eigentlich der Schauspieler und der Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin dort ?Das ZDF hatte wohl zu dem Termin niemand anderes gefunden, der frei war und Zeit hatte.Der Medienmensch von der Berlinale meinte, daß die gewalttätigen Jugendlichen die Phantasie in den Filmen und Computerspielen mit der Realität verwechseln.Gibt`s darüber eine seriöse Studie ?Ich glaube eher, der gute Mann verwechselt die (seine)Phantasie mit der Realität.
      Für den Schulleiter und Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus war klar, daß die Lehrer an nichts Schuld sind.Ach, daß war neu, daß wussten wir als Publikum noch nicht.Auf den Anwurf, die Schüler seihen ja die meiste Zeit bis zum Erwachsenenalter in der Schule, konterte der Verbandspädagoge, daß die ersten 6 (schulfreien)Jahre im Leben eines Kindes prägend sind.Und die folgenden 10 bis 13 Jahre nicht ?


      Fazit der Diskussion: Schuld an allem ist die moderne Welt mit ihren Verführungen.Ändern kann man(die Politik) eigentlich nichts, nur mental "anders drauf" sollten wir alle schon irgendwie sein, dann klappts auch gewaltfrei mit dem Nachbarn.

      In Berlin Mitte nicht Neues.


      .................................................


      Man hat in der Debatte: "Tatort Schule Woher kommt die Gewalt?" die "normale" Jugendkriminalität, Disziplinarprobleme von Schülern, die sich nicht nach den (sozialen)Regeln der Zivilisation, sondern nach dem Recht des Stärkeren richten und den Fall Robert S. völlig unzulässig miteinander vermischt.So kann das nicht gehen.

      Zum Fall Robert S. noch ein Wort.Seit die Schule existiert, gibt es schlechte Schüler und fiese Lehrer.Der Unterschied zu heute ist der, daß Jugendliche seit Littleton ihre Hass- und Gewaltgedanken ausleben.
      Der Tabubruch hat stattgefunden.Der Geist lässt sich jetzt nicht mehr in die Flasche bannen.


      ................................
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 02:37:03
      Beitrag Nr. 180 ()
      Hab die Sendung nicht gesehen und wohl offensichtlich auch nicht viel verpasst.

      Daß die ersten 6 Jahre besonders Charakterprägend sind, hab ich auch schon sehr oft gehört, so daß ich mal annehme, daß man darüber genügend seriöse Studien findet.

      Das soll natürlich nicht heißen, daß man in den 10-13 Folgejahren nicht wieder viel kaputt machen könnte.
      manche Menschen sind erst nach 30 oder mehr Jahren so richtig kaputt.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 02:40:06
      Beitrag Nr. 181 ()
      Hier zwei Beispiele, die exemplarisch wiedergeben, was ich meine.
      Früher hätten die beiden Jugendlichen ihre aufgestaute Agressivität ausschließlich nach innen gerichtet und sich "nur" selbst getötet.
      Jetzt wird diese Energie auch nach außen gerichtet !
      Über diesen Aspekt der Gewaltproblematik fiel in der von mir erwähnten Talk-Runde aber nicht ein Wort.
      Traurig !


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      Schüler gesteht versuchten
      Gas-Anschlag in Essener Gymnasium


      02. Mai 13:38, ergänzt 15:52

      Ein 18-Jähriger hat versucht, sein ehemaliges Gymnasium in Essen in die Luft zu jagen. In der Wohnung des Schülers fand die Polizei ein Chemikalien- und Schlüssellager.

      Ein 18-Jähriger aus Essen hat versucht, sein ehemaliges Gymnasium am Mai-Feiertag mit einer Gasexplosion zu verwüsten. Nach Polizeiangaben gestand der Schüler am Abend, mit einem gestohlenen Generalschlüssel in die Viktoriaschule eingedrungen zu sein und im Chemietrakt den Gashahn aufgedreht zu haben. In seiner Wohnung fand die Polizei einen großen Vorrat an Chemikalien.
      Der Jugendrichter erließ am Donnerstag Haftbefehl wegen versuchten Mordes und versuchter Herbeiführung einer Explosion gegen den 18-Jährigen. Zum Motiv habe der Geständige gesagt, er habe sich von seiner Chemielehrerin nicht richtig beachtet gefühlt. Laut Staatsanwaltschaft wurde eine psychiatrische Untersuchung des 18-Jährigen angeordnet. Nach seiner Festnahme am Mittwoch soll er gegenüber der Polizei Selbstmordabsichten geäußert haben.

      Eine Chemielehrerin des städtischen Gymnasiums hatte die Explosion durch Zufall verhindert. Sie war trotz des Feiertages am Mittwoch in die Schule gegangen, weil sie eine Inventur vornehmen wollte. Ihr war aufgefallen, dass in letzter Zeit Chemikalien verschwunden waren. Schon im Treppenhaus bemerkte sie Gasgeruch, die Tür zum Chemieraum stand halb offen, in dem Saal zischte es leise. Wie die Polizei mitteilte, entdeckte die Lehrerin, dass der Zentralschalter für die Gasversorgung geöffnet war. Sie drehte den Gashahn zu und rief die Feuerwehr.

      «Das wird ein Gefahrguttransport»

      Nach Polizeiangaben fiel der Verdacht auf einen 18-Jährigen, der sich in einer Chemie AG «sehr auffällig» benommen und Ende März von dem Gymnasium abgemeldet hatte. Nach einer zweistündigen Vernehmung gestand er, kurz nach Mitternacht in die Schule eingedrungen zu sein.

      Beamten fanden in der Wohnung des Geständigen außer chemischen Substanzen auch zahlreiche Schlüssel der Schule. Ein Spezialunternehmen soll am Freitag im Auftrag der Polizei die Chemikalien abtransportieren.

      Schon einmal wurde in Essen ein Gasanschlag auf eine Schule vereitelt: Anfang März hatten Schüler an einer Hauptschule im Chemieraum eine Gasleitung manipuliert und eine Sprengvorrichtung konstruiert. In diesem Fall verhinderte der Hausmeister, der das Gas gerochen hatte, eine Katastrophe. (nz)


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      Potenzieller Amokläufer in Witten verhaftet

      01. Mai 12:12

      Ein 19-jähriger Schüler in Witten ist festgenommen worden, nachdem er einen Amoklauf angekündigt hatte. Sein Vorbild war der Todessschütze von Erfurt.

      In Witten ist ein möglicher neuer Amoklauf vereitelt worden. Ein 19-jähriger Gymnasiast wurde festgenommen, nachdem er angekündigt hatte, den Schützen von Erfurt imitieren zu wollen. Das teilte die Polizei am Mittwoch in Bochum mit.

      Die Schulleitung hatte die Polizei alarmiert, als der junge Mann ausführlich über seine Pläne gesprochen hatte. Er wurde am Dienstag in der Wohnung seiner Eltern gefasst.

      In seinem Zimmer entdeckten die Beamten Medien, die Gewalt verherrlichten. Ersten Ermittlungen zufolge besaß der Schüler allerdings keine Schusswaffen.

      Das Amtsgericht ordnete eine Einweisung des 19-Jährigen in die geschlossene Psychiatrie an. Er war bereits zwei Mal von Psychotherapeuten behandelt worden. (nz)


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      Aber auch das soll nicht verschwiegen werden.


      Lehrerin versuchte Schule niederzubrennen

      02.05.2002 11:07 Uhr

      Eine 23-jährige britische Lehrerin wurde wegen Brandstiftung angeklagt und stand gestern deswegen vor Gericht. Sie hatte versucht die Schule, an der sie unterrichtet, niederzubrennen. Bei dem Brand entstand ein Schaden von mehreren tausend Pfund.
      Das Feuer war der fünfte verdächtige Brand in der Schule innerhalb einer Woche. Der Unterricht musste in andere Räume verlegt werden. Die Schüler mussten daheim bleiben, während die Sicherheitsvorkehrungen erhöht wurden.
      An der Schule laufen jetzt zwei Wachen Streife. Die Lehrerin hatte erst vor kurzem an der Schule, die hauptsächlich muslimische Schüler besuchen, angefangen. Sie wurde wegen dem Vorfall suspendiert. Momentan ist sie auf Kaution frei.

      Quelle: www.thesun.co.uk





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      Avatar
      schrieb am 03.05.02 02:54:54
      Beitrag Nr. 182 ()
      die Psychiatrie ist voll wie nie ...

      Psychotherapeut ein Beruf mit Zukunft und mit Kundenzahlen, die sich mancher Mobilfunkanbieter wünschen würde.

      Die Sache in Witten ist natürlich übel .. sein Vorbild :mad: war der Todesschütze von Erfurt.

      welche Motive hatte denn die Lehrerin :confused:
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 03:49:13
      Beitrag Nr. 183 ()
      das alles zeigt doch nur die gesamte desolate situation an deutschen versagerschulen!

      eindeutig versagen die lehrer in diesem land, nicht die schüler!

      ich jedenfalls bedauere unsere schüler, tagein..tagaus mit sturen beamten konfrontiert zu werden...beamten, die nur vorschriften und druckmittel im kopp haben..

      eine schande!
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 09:54:16
      Beitrag Nr. 184 ()
      Ein 1925 geborener Onkel von mir musste im Alter von 16 Jahren das Gymnasium verlassen. Grund: Der zweite Weltkrieg.
      Er wurde dann als 17jähriger Flak-helfer schwer verwundet.
      Aufgrund der finanziellen Situation seiner Familie konnte er nach dem Krieg seinen Schulbesuch nicht fortsetzen.

      Anstatt nun 16 Leute umzulegen, arbeitete er zuerst in Wechselschicht und 48Stundenwoche in einer Weberei, er bildete sich fort und kam langsam voran. Er gründete eine Familie zog 3 wunderbare Kinder groß, finanzierte ihnen eine gute Ausbildung und wurde im Rahmen seiner Möglichkeiten wohlhabend. Er starb 2001 als hochgeachtetes Familienmitglied im Alter von 76 Jahren.

      Schön blöd , was?
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 11:07:35
      Beitrag Nr. 185 ()
      #173

      Menschenfeindlich iSv Antirechtsstaatlich bzw. Grundrechtsfeindlich? Dann ja.

      Die Beurteilung der Gedankengänge ist meiner Ansicht zutreffend.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 12:36:42
      Beitrag Nr. 186 ()
      @blauer Diamant

      "Psychotherapeut ein Beruf mit Zukunft und mit Kundenzahlen, die sich mancher Mobilfunkanbieter wünschen würde."

      :laugh:
      Ja, Psychotherapeuten sollten an die Börse gehen.


      @#183 von hunzebaerr

      Hattest du nicht mal erwähnt du wärest Beamter ??? :confused:


      @#184 von Kaperfahrer

      Siehst du, und das ist auch ein Unterschied zu "heute"."Damals" waren Jugendliche mit Volksschul- und Realschulabschluß keine Menschen zweiter Klasse.Überleg mal was du heute mit Hauptschulabschluß werden kannst.Richtig, arbeitslos, sonst nichts.(Das ist ein wenig prolemisch überspitzt, trifft aber im Kern zu)
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 18:17:33
      Beitrag Nr. 187 ()
      Harry: 186 trifft absolut nicht zu: das ist die Einbildung einiger Leute, daß man ohne Abitur nichts werden kann oder noch schlimmer: nichts wert ist.

      Tatsächlich gibt es genügend Handwerksbetriebe, die liebend gern Hauptschüler nehmen, wenn sie einigermaßen technisch geschickt sind. Sie sollten nur ein wenig Disziplin mitbringen und nicht glauben, sie könnten nur dann kommen, wenn sie Lust haben.

      Natürlich kann man als Haupt- und Realschüler in bestimmten Berufen kaum mit Abiturienten mithalten, etwa Banklehre. Wobei auch da z.T. schon ein Umdenkungsprozess stattfindet, weil einige Banken die Nase voll haben davon, ständig Abiturienten auszubilden, die danacht verschwinden und die ganze Ausbildung nur gemacht haben, um für den Fall des Scheiterns im eigentlich geplanten BWL-Studium noch eine Ausweichmöglichkeit zu haben (und vielleicht am Studienort einen gut bezahlten Nebenjob in einer Bank zu finden).
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 18:23:02
      Beitrag Nr. 188 ()
      Natürlich kann man als Haupt- und Realschüler in bestimmten Berufen kaum mit Abiturienten mithalten, etwa Banklehre.

      Vor kurzem war mal ein Bericht im Fernsehen über einige dieser "Eliteazubis" und deren Bildungsniveau. Die Ergebnisse von PISA wurden dabei vorweggenommen.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 20:00:00
      Beitrag Nr. 189 ()
      Ein älteres Zitat:

      Sind Lehrer schuld, wenn Schüler schlechte Noten haben?

      Ich meine diese Frage muß eindeutig mit JA beantwortet werden !!

      Wieviele Fächer wurden mir persönlich zur Qual, weil der Lehrer mich, bzw. ich den Lehrer nicht leiden konnte !

      Ich hatte aber auch Profis als Lehrer, die mich, obwohl ich sie nicht leiden konnte, motiviert und so von einer schlechten Note auf eine weniger schlechte Note gebracht haben.

      Lehrer haben einen Auftrag für den sie bezahlt werden und wie bei jedem anderen Berufstätigen macht die Erfüllung eines solchen Auftrages nicht immer Spass.
      Das sollten auch beamtete Lehrer irgendwann mal verstehen.

      Auch sehe ich es als Problem an, das die Lehrerschaft immer mehr überaltert, was dazu führt, dass die Eltern die Schulaufgaben ihrer Kinder aus ihren eigenen Schulheften 1:1 beantworten können. (das die Kinder die Untaten ihrer Eltern vorgehalten bekommen, ist da nur sekundär)

      In einer Welt die sich beständig und schnell ändert, kann es nicht sein das die Lehrinhalte und Methoden von vorgestern heute noch aktuell und sinnvoll sind.
      Lehrer müssen sich auch einmal mit den Folgen ihres Tuns beschäftigen.
      Es war m. E. unverantwortlich einem jungen Menschen wegen eines vergleichsweise harmlosen Vergehens den Boden unter den Füssen wegzuziehen.
      Die Situation in Thüringen (keine Mittlere Reife nach der 10 Klasse) führt in einem ohnehin gespannten Arbeitsmarkt zu einer perspektivlosen Lage. Dem muss von einem "generalistischen" und "weitsichtigen" Berufsstand wie den Lehrern Rechnung getragen werden.

      Es geht immer erst um Menschen !

      Lehrer werden von der Gesellschaft dafür bezahlt sich um Menschen zu kümmern. Sie sollten diese Arbeit wie jeder andere Berufstätige professionell, effektiv und qualitativ hochwertig tun, sonst sind sie ihre Bezahlung nicht wert.

      Berufstätige die nicht professionell, effektiv und qualitativ hochwertig arbeiten fliegen in der freien Wirtschaft hochkantig raus, das ist etwas, was Lehrer leider (noch) nicht treffen kann.

      HG
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 20:03:01
      Beitrag Nr. 190 ()
      @#187 von xylophon


      Wie gesagt, ich hatte das einwenig prolemisch überspitzt dargestellt, trotzdem ist die Kernausage nach meiner Meinung nach richtig und ich nehme da auch kein Stück von zurück.
      Das Ansehen der Hauptschule und ihrer Schüler war nie so niedrig.Die Entwicklung geht eindeutig bei den Handwerksbetrieben zum Realschüler oder auch zum Gymnasiasten, weil die technischen Anforderungen mittlerweile so hoch sind, daß ein Hauptschulabsolvent es sehr schwer hat.
      Die Hauptschule ist tatsächlich nicht nur in den Augen der Leute zur Resteschule verkommen.Wer als Eltern irgendwie kann, meldet seine Kinder an einer höheren Bildungseinrichtung an.Das ist ja auch irgendwie logisch, da wir uns ja angeblich oder tatsächlich in Richtung hin zur "Bildungs- Wissens- und Informationsgesellschaft" entwickeln.
      (Bayern soll mit seinen Hauptschulen da ein (positiver)Sonderfall sein.)

      Aber wie auch immer, das niedrige Sozialprestige der Berufe mit "Handarbeit" lässt sich nicht leugnen.
      Die Schauspieler in amerikanischen und deutschen TV-Produktionen stellen doch fast nur noch "White-Colour"-Berufe und/oder Akademiker dar.Und wer nicht zu diesem filmischen Personenkreis gehört, besetzt meist eine negative Rolle, zB. die des bösen Finsterlings.(Kennst du einen Schreiner oder Fräser als TV- oder Kinoheld ??? )
      Das ist durchaus bezeichnet, denn die Mehrzahl der Bundesbürger soll nach neusten Erhebungen heute schon in diesen "White-Colour"-Berufen arbeiten.

      Also was ich damit sagen will ist: Diese Einbildung einiger Leute ist in Wirklichkeit eine Einbildung sehr vieler Leute.

      Und es lässt sich doch auch nicht leugnen, daß die Lebenschancen eines schlecht ausgebildeten Jugendlichen viel eingeschränkter sind, als die eines gutausgebildeten Teenagers.Vom Gehalt bis zum Risiko arbeitslos zu werden, von den gesundheitlichen Gefahren des Arbeitsplatzes, bis hin zur höheren Lebensversicherungsprämie und den höheren Hypothekenzinsen, weil die Bonität und die Sicherheit des Arbeitsplatzes(Beamter) nicht entsprechend ist, bis hin zum höheren Kriminalitätsrisiko für sich und seine Familie, weil man in einem gefährdeteren Stadtteil leben muss.

      "Damals" waren Jugendliche mit Volksschul- und Realschulabschluß keine Menschen zweiter Klasse, weil sie
      noch in der Mehrheit waren.
      Dieser Fakt, der vor 30 Jahren noch zutreffend den Bildungstand der Deutschen beschrieben hat, verändert sich seit den 70ziger Jahren erheblich und entwickelt sich immer mehr und weiter in Richtung höherer Bildungsabschlüsse.Andere europäische Länder machen uns diesen Trend seit langem vor.


      Ich bin mit dir einer Meinung, daß Menschen unabhängig von iher Bildung, dem sozialen Stand und ihrem Einkommen als gleichwertig angesehen werden sollten.Aber die Realität der Lebensumstände und der tatsächlichen Verhaltensweisen in der Gesellschaft, jenseits aller idealistischen Vorstellungen, sprechen da eine ganz andere Sprache.


      .......................................
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 20:03:29
      Beitrag Nr. 191 ()
      Es war m. E. unverantwortlich einem jungen Menschen wegen eines vergleichsweise harmlosen Vergehens den Boden unter den Füssen wegzuziehen.


      Es war ja nicht das einzige "Vergehen", sondern er kam kaum noch zur Schule und man hat ihm sogar eine andere Schule vermittelt, wohin er wechseln konnte. Er ist halt nur nicht hingegangen. Da kann man der Schule nun wirklich keinen Vorwurf machen, das ist ja kein Kindergarten und der junge Mann war volljährig.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 20:16:36
      Beitrag Nr. 192 ()
      Das war klar, wenn`s schwierig wird, dann wird gekniffen !

      Ist das die Berufsauffassung eines Pädagogen ?????

      HG

      P.S.: Die ganze Situation muss dem guten xylophon sehr gut bekannt sein. Sonst könnte er die Situation nicht so absolut beurteilen. Der Klassenlehrer etwa ?
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 20:23:43
      Beitrag Nr. 193 ()
      "Die Schauspieler in amerikanischen und deutschen TV-Produktionen stellen doch als positive Helden fast nur noch........................................"


      So wollte ich`s schreiben. :)


      .................
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 20:33:25
      Beitrag Nr. 194 ()
      @Harry

      Und White-Collar statt White-Colour, oder ;)?
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 20:53:51
      Beitrag Nr. 195 ()
      Nabend zusammen
      eigentlich wollte ich gerade einen so schönen, wohlüberlegten Beitrag reinstellen

      aber nein ... der Zensurfilter bei wo hat ihn offensichtlich direkt an den globalen Papierkorb weitergeleitet
      und meine Verbindung gekappt.

      jetzt hab ich keine Lust mehr :mad:
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 21:23:28
      Beitrag Nr. 196 ()
      Ich meinte eigentlich das weiße Hemd, denn der Kragen kann je nach Mode auch mal eine andere Farbe haben.Aber ok. :D

      .....
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 21:59:22
      Beitrag Nr. 197 ()
      ..hangglider: ich bin mit Sicherheit nicht der Klassenlehrer, bin wie gesagt nicht einmal Lehrer....aber wenn ich der Klassenlehrer wäre, das Verhalten im Falle Robert - wie man es der Presse entnehmen konnte - würde mir keine schlaflosen Nächte bereiten, mit Sicherheit nicht.

      Soll man ihn vielleicht auch noch mit der Kutsche in seine neue Schule bringen? Und jeden Morgen einen zum Wecken vorbeischicken, vielleicht noch mit der Peitsche, damit er sich auch wirklich aus den Federn quält?

      Meine Güte: ER wollte das ABITUR. Das hat 2 Folgen: wenn ER es will, dann muß ER etwas dafür tun, nicht die Gesellschaft. Und zweitens: ABITUR heißt "Reifeprüfung". Wenn er nicht einmal dazu in der Lage ist, hierfür freiwillig die Schule zu besuchen, dann hat er die Reife offenbar nicht. Konsequenz: nicht reif genug, kein Abitur.
      So einfach ist das manchmal.

      Willst Du jedem Menschen einen Sozialarbeiter beiordnen, der ihm alle seine Probleme löst, oder wie soll man Deine beiden letzten Postings verstehen???
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 22:15:47
      Beitrag Nr. 198 ()
      Harry: nun, das wäre ja auch noch schöner, wenn Du etwas zurücknehmen würdest. Eine Diskussion lebt ja nun mal davon, daß es unterschiedliche Standpunkte gibt.

      "Das Ansehen der Hauptschule und ihrer Schüler war nie so niedrig" - soweit stimme ich Dir sogar zum Teil zu, weil durch die Gesamtschule mittlerweile viele, die eigentlich auf die Hauptschule gehen würden, aufgesogen werden und in manchen Bezirken die Hauptschulen tatsächlich einen extrem schlechten Ruf haben. Den sie sich zT sogar selbst erarbeitet haben bzw. ein großer Teil der Schüler.

      Weil sie zum Beispiel auch das Auffangsbecken für zugewanderte Kinder sind, die die ersten Jahre in anderen Ländern gelebt haben, kaum oder gar nicht die Sprache sprechen und letztlich dem Unterricht mehr oder weniger folgen können, aber lernen kaum. Erstmal einfach verstehen, was der Lehrer sagt, das ist schon viel. Klassen mit 80 % Ausländeranteil sind ja dann kein Problem, wenn es um Ausländer geht, die eigentlich Inländer sind, hier geboren und hier aufgewachsen. Diese verteilen sich jedoch gleichmäßig über alle Schulen wie ihre dt. Klassenkameraden auch. Wer aber neu und nachträglich hierherkommt, im 2.,3.,5., 7. Schuljahr, wer kaum die Sprache beherrscht, nur ein kurzer Sprachkurs - der ist ein Problem.

      Und ich kenne diese Problemfälle sogar aus eigener Anschauung, weil ich mal in einer Haupt-Schule für 10 Doppelstunden ein Bewußtsein für unser Rechtssystem schaffen sollte. Da konnte man schon erkennen, welche Klasse die "Vorzeigeklasse" war und in welcher Klasse letztlich nicht viel mehr passieren konnte als ein wenig Eingliederungshilfe. Daß man die Leute von dieser Schule eventuell insgesamt als Lehrherr nicht gerne nimmt, würde ich jedoch nicht behaupten. Es werden wohl diejenigen aus der einen Klasse (A oder B-Abschluß weiß ich nicht mehr) ganz gute Karten gehabt haben, aber die aus der anderen: wie sollen die eine Lehrstelle finden, wenn sie nicht einmal richtig schreiben können, weil einige kaum verstehen, was der Lehrer sagt (etwas übertrieben ausgedrückt).

      Das letzte geht aber eigentlich ein wenig am Thema vorbei, weil es eben vermutlich Detailkenntnisse sind, die nicht jeder hat. Insoweit kann ich mir sogar vorstellen, daß in der Öffentlichkeit "Hauptschule" mit "Nichtskönner, die kaum ein Wort Deutsch schreiben und nicht rechnen können, wenn sie fertig sind" gleichgesetzt wird. "Wo die bewaffneten Jugendbanden hingehen..." Ist aber ungerecht, diese Klientel bildet sicher einen Teil der Hauptschulen (s.o.), aber die andere Hälfte sind völlig in Ordnung.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 22:48:22
      Beitrag Nr. 199 ()
      Harry 2.
      (Ich teil meine Antworten mal lieber auf, bei mir verschwinden in letzter Zeit nämlich auch manchmal Postings im Nirgendwo...)

      "Die Schauspieler in amerikanischen und deutschen TV-Produktionen stellen doch fast nur noch "White-Colour"-Berufe und/oder Akademiker dar.Und wer nicht zu diesem filmischen Personenkreis gehört, besetzt meist eine negative Rolle, zB. die des bösen Finsterlings.(Kennst du einen Schreiner oder Fräser als TV- oder Kinoheld ??? )"

      Sehe ich etwas anders: es gibt - gerade in jüngerer Zeit - immer wieder gute Filme, in denen ganz einfache Leute eine sehr positive Rolle spielen: Homer Simpson ist ein totaler Versager, aber er ist nett und man hat ihn lieb, ebenso Bart. Die superschlaue Lisa dagegen hat mit Sicherheit weniger Fans...Sylverster Stallone und Schwarzenegger spielen auch eher selten den Intellektuellen. Und Woody Allen hat nie etwas anderes getan und ist kaum eine Identifikationfigur....Nun, klar gibt es auch diese Krankehausserien, aber es gibt doch wohl auch "Für allen Fälle Stefanie" und "Hinter Gittern", die m.W. relativ guten Erfolg beim Publikum haben - jedenfalls laufen sie schon lange (wenn auch nicht gerade meine Kragenweite).
      In BigBrother wurde das Prolententum (Zlatko) extrem abgefeiert, also ganz so schlimm ist es doch nicht mit dem Ansehen der sog. Unterschicht....

      Ich sehe hier keine wesentliche Veränderung und habe im übrigen auch nichts dagegen, wenn es ab und zu auch mal Helden gibt, die mit Verstand oder Anstand zu etwas kommen und nicht allein mit roher Gewalt....

      Oder guck Dir mal diese jüngeren Überraschungserfolge - überwiegend aus Skandinavien - an (Kino): "Zusammen"; "Italienisch für Anfänger" oder dieser heute angelaufene (irgendso ein Nachname) aus Norwegen. In all diesen Filmen wird ohne jede Belehrung auch gezeigt, wie völlig unabhängig von der Frage des Hemdkragens der Wert und die Würde des Menschen ist; das gleiche gilt für Erfolgsfilme aus den USA wie "American Beauty" oder der diesjährige Oscar Gewinner für den besten Film (Name ist mir gerade entfallen). Oder zuletzt "Schiffsmeldungen".

      Nein, bei Deinem Filmargument gehe ich davon aus, daß Du einfach das wahrnimmst, was Deinen Erwartungen entspricht, aber tatsächlich nicht mit objektiven Entwicklungen übereinstimmt....
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 22:51:26
      Beitrag Nr. 200 ()
      harry #190
      .(Kennst du einen Schreiner oder Fräser als TV- oder Kinoheld ??? )

      Der Fräser.... könnte doch ein typischer Stephen King - Film sein

      xylo #197
      aber wenn ich der Klassenlehrer wäre, das Verhalten im Falle Robert - wie man es der Presse entnehmen konnte - würde mir keine schlaflosen Nächte bereiten, mit Sicherheit nicht.

      solltest du aber nochmal drüber nachdenken !

      wenn du dir als Lehrer zur Aufgabe gemacht hast, deinen Schülern (und zwar möglichst allen) Wissen zu vermitteln,
      so kann es dir nicht egal sein, wenn einer abspringt.

      Der Schüler ist Kunde !!
      In der Wirtschaft würde man versuchen, einen unzufriedenen Kunden wiederzugewinnen.

      Gruß bD.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 23:01:28
      Beitrag Nr. 201 ()
      ..sagen wir mal so: ich hätte natürlich deshalb schlaflose Nächte, weil JEDER schlaflose Nächte haben müsste, der im Vorfeld an so einer Katastrophe beteiligt war und sich die Frage stellen wird, was er hätte anders machen können.

      Aus der Entfernung mit entsprechender innerer Distanz bin ich aber der Meinung: die Schule hat sich absolut korrekt verhalten. Die weitere Begründung lasse ich so stehen wie in Nr. 197. Ergänzend vielleicht:

      Das Abitur berechtigt auch zum Studium. Da ist dann überhaupt keiner mehr, der einen "zum Jagen trägt". Auch darauf, auf ein gewisses Maß an Selbständigkeit, muß die Oberstufe vorbereiten. Wer nicht bereit ist, das zu akzeptieren als Schüler, der ist aus meiner Sicht ungeeignet. Wen man für alles an die Hand nehmen muß, der ist nicht reif für die Hochschule, hat also keine "allgemeine Hochschulreife", wie das Abitur bei den Bürokraten ja bekanntlich heißt.

      Natürlich muß man Hilfe anbieten, das ist aber auch geschehen. Die Hilfe annehmen, das muß der Hilfsbedürftige dann aber schon selbst.

      Im übrigen ist der Schüler vielleicht Kunde: das entbindet ihn aber nicht davon, auch selbst etwas für sein Weiterkommen zu tun. Der Nürnberger Trichter ist nach wie vor nicht erfunden. Und was das Elternhaus an Erziehung nicht geleistet hat, das können Schulen - da gebe ich den Lehrern recht - niemals völlig ausgleichen.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 23:18:11
      Beitrag Nr. 202 ()
      Antwort gleich,
      ich nehm jetzt nen Texteditor, weil mir schon wieder ein Posting verloren ging.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 23:38:39
      Beitrag Nr. 203 ()
      über die Qualität des Studiums könnte man jetzt auch noch anfangen zu diskuttieren, lasse ich aber mal.

      nicht jeder kann das Abitur schaffen, es werden immer einige scheitern.

      mit dieser Tatsache könnte man aber jedes gedachte noch so schlechte Schulsystem schönreden.

      und genau das will ich nicht.
      das Schulsystem ist eine Katastrophe, ein Großteil der Lehrer ungeeignet.

      Die Zukunftsaussichten derer, die an der Grenzlinie Abitur scheitern sind in einem solchen Außmaß schlechter, daß der Frust derer verständlich wird, die es nicht schaffen.
      für diesen Umstand wiederum können die Lehrer natürlich nichts.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 23:41:18
      Beitrag Nr. 204 ()
      ESSAY

      Ich morde, also bin ich

      Von Prof. Herfried Münkler

      Die Bluttat von Erfurt offenbart ein verhängnisvolles Paradoxon moderner Gesellschaften: Je stärker Gewalt im öffentlichen Leben geächtet wird, umso höher ist der Gewinn an Aufmerksamkeit für die, die sie ausüben - ein Dilemma, dem keine Politik entrinnen kann.

      Kaum etwas bekommt in modernen Gesellschaften so hohe Aufmerksamkeitsprämien wie die Anwendung von Gewalt: je exzessiver die Gewaltanwendung, desto höher die Aufmerksamkeit der Medien und damit der gesamten Gesellschaft. Da Aufmerksamkeit in modernen Gesellschaften eine knappe Ressource ist, womöglich die knappste überhaupt, ist die Anwendung von Gewalt attraktiv, wenn es darum geht, das mediale Rauschen zu übertönen. Indem sie mit Gewaltanwendung verbunden werden, werden Probleme, Ereignisse oder menschliche Schicksale in die öffentliche Wahrnehmung gerückt.
      Diese Erfahrung haben bereits die Demonstranten der späten sechziger Jahre gemacht, sie ist grundlegend für das Agieren terroristischer Gruppierungen, und inzwischen scheint sie auch für die spektakuläre Inszenierung eines Suizids handlungsleitend zu werden. Gewalt ist dabei kein Instrument, mit dem bestimmte Ziele verfolgt und konkrete Absichten durchgesetzt werden sollen, sondern sie ist eine Botschaft, die oftmals nichts anderes besagt, als dass hier ein gescheitertes Leben zu Ende gegangen ist.

      Offenbar gilt die Regel: Je gewaltärmer eine Gesellschaft ist, desto nachdrücklicher sind die durch Gewaltanwendung zu erzielenden Effekte. Dieser fatale Zusammenhang wird übersehen, wenn Ausmaß und Niveau medial vermittelter Gewalt, etwa in bestimmten Videos oder Computerspielen, als Ursache der Gewaltanwendung ins Spiel gebracht wird. Im konkreten Fall mögen solche Gewaltdarstellungen und Gewaltspiele für den Einzelnen enthemmend und gewaltstimulierend sein, aber der gesellschaftliche Mechanismus, der die Gewalt als Botschaft attraktiv macht, wird damit nicht erfasst - genauso wenig im übrigen wie bei der Suche nach weiteren Begrenzungen für den Zugang zu Waffen. Im Gegenteil: je höher die Gewaltschranke einer Gesellschaft heraufgesetzt wird, desto größer sind die Aufmerksamkeitsprämien, die auf Gewaltanwendung ausgezahlt werden.

      Das ist zugleich das Dilemma, in dem Politik und Gesellschaft stecken, wenn sie nach Mitteln und Wegen der Gewaltprävention suchen: Je erfolgreicher sie damit im Allgemeinen sind, desto attraktiver machen sie den Gewaltexzess im Einzelfall. In einer Gesellschaft, die sich an ein hohes Niveau von Alltagsgewalt gewöhnt hat, wie dies in vielen Ländern Lateinamerikas der Fall ist, fällt es schwer, durch individuelle Gewaltanwendung große Aufmerksamkeitsprämien zu erzielen. Freilich: So richtig diese Beobachtung der Sozialwissenschaft sein mag, so wenig lassen sich aus ihr irgendwelche akzeptablen Hinweise für gesellschaftliches und politisches Handeln ableiten.

      In Gesellschaften, die keine metaphysischen Verstrebungen mehr besitzen, also Gesellschaften ohne den gemeinsam geteilten Glauben an einen Gott und die daraus gewonnenen Gemeinschaftserfahrungen, sind gesellschaftliche Aufmerksamkeit und individuelle Bedeutsamkeit identisch geworden. Wer nicht wahrgenommen wird, kann sich des Eindrucks, bedeutungslos zu sein, kaum erwehren. Der Trost, den der Glaube an das Wahrgenommenwerden durch einen gütigen Gott lange geboten haben mag, ist für uns allenfalls individuell, aber nicht mehr gesellschaftlich verfügbar.

      Verzweifelte Suche nach individueller Bedeutung

      Unter diesen Umständen ist das verzweifelte Bemühen um die Erregung von Aufmerksamkeit ein Haschen nach Bedeutsamkeit, auch wenn deren Anerkennung in nichts anderem liegt als in dem öffentlichen Entsetzen über die Gewalttat und der in Talkshows zelebrierten Suche nach Erklärungen dafür. Das gilt für den Jugendlichen, der vor einigen Monaten in den USA seinem Leben ein Ende setzte, indem er sein Sportflugzeug in einem Hochhaus zerschellen ließ, das gilt wahrscheinlich auch für den Todesflieger von Mailand vor wenigen Wochen. Und es gilt schließlich für den Erfurter Todesschützen. Man wird schwerlich verhehlen können, dass sie in ihrem verzweifelten Bestreben nach öffentlicher Aufmerksamkeit erfolgreich gewesen sind. Die ihnen posthum zuteil gewordene Aufmerksamkeit ist, so gesehen, ein Anreiz für alle diejenigen, die sich mit ähnlichen Absichten tragen.

      Der Abbau der metaphysischen Verstrebungen einer Gesellschaft, durch den der Wert öffentlicher Aufmerksamkeit für das Bewusstsein individueller Bedeutsamkeit so sehr gesteigert worden ist, kann gesellschaftlich konkretisiert werden: Eine der kaum beachteten Begleiterscheinungen des gesellschaftlichen Modernisierungsprozesses ist die schwindende Bedeutung von Friedhöfen als Stätten des Eingedenkens und Erinnerns. Was eine Stätte des Fortlebens im Gedächtnis einer sozialen Gruppe war, ist zu einem Ort für die Entsorgung der sogenannten sterblichen Überreste geworden. Das mag überspitzt formuliert sein, bezeichnet aber eine starke Tendenz moderner Gesellschaften, denen die Erinnerung an die Endlichkeit menschlichen Lebens zur Störung des Alltagsbetriebs geworden ist.

      Die Todes-Inszenierung als medienwirksames Ereignis

      Je stärker diese Gesellschaften am Auskosten des Augenblickes orientiert sind, desto unerträglicher ist ihnen das Bewusstsein des Todes. Also wird der Tod von denen, die ihn aus eigenem Entschluss suchen, als medienwirksames Ereignis in Szene gesetzt. Die Entwertung der Gräber und Gedenksteine wird beglichen durch die Inszenierung des Suizids als aufmerksamkeitsheischender Event. Das beginnt beim Sprung vor die U-Bahn, durch den ein Suizid als Eingriff in den öffentlichen Nahverkehr Aufmerksamkeit erlangt, und reicht bis zu spektakulären Flugzeugabstürzen und Amokläufen. Dabei kann sich der zur Selbsttötung Entschlossene sicher sein, dass ihm um so größere Aufmerksamkeit zuteil wird, je mehr Menschen er an der Beendigung des eigenen Lebens beteiligt. Er bedient sich der Logik einer Mediengesellschaft, die den Augenblick der Katastrophe notiert, für die die Gewöhnlichkeit eines misslingenden Lebens aber keine Zeile wert ist.

      Dabei folgen die Inszenierungsmodelle gewalttätiger Aufmerksamkeitserzielung häufig den Vorgaben politischer Gewaltanwendung: Die Schreckensbilder der im World Trade Center zerschellenden Flugzeuge sind ebenso wie die palästinensischen Selbstmordattentate zur Regieanweisung für die Lösung privater Aufmerksamkeitsprobleme geworden. Man kann von einer Privatisierung politischer Gewaltanwendung sprechen, und diese Privatisierung wird möglich, weil die Aufmerksamkeitszuwendung der Medien identischen Mustern folgt.

      Spektakuläre Selbsttötungen werden zunehmen

      Das gibt zu der Vermutung Anlas, dass exzessive Gewaltanwendung und spektakuläre Selbsttötungen in Zukunft häufiger und nicht seltener werden - so lange zumindest, wie sie nicht durch zu große Häufung selbst den zu erzielenden Aufmerksamkeitseffekt abschwächen. Sicherlich wird man in jedem Fall Ansätze finden, wo durch ein anderes Verhalten des gesellschaftlichen Umfeldes vor der Tat diese hätte verhindert werden können: hier durch schärfere Regelungen für den Besitz von Waffen, durch mehr pädagogische Zuwendung, oft durch mehr menschliche Aufmerksamkeit. Hier sind gesellschaftliche und politische Präventions-Möglichkeiten zu suchen und zu nutzen.

      Den Mechanismus der Prämierung von medienwirksam inszenierter Gewalt werden sie jedoch nicht aushebeln können. Und vor allem werden sie nichts daran ändern können, dass Gewaltanwendung als Botschaft um so attraktiver wird, je gewaltarmer eine Gesellschaft ist. Mit der Paradoxie, dass gerade erfolgreiche Gewaltprävention die Gewaltattraktivität steigert, werden wir leben müssen. Oder wir müssten, was aber ganz unwahrscheinlich ist, die Regeln unserer Aufmerksamkeitsverteilung ändern.


      Professor Herfried Münkler
      lehrt seit 1992 Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin. Münkler, Jahrgang 1951, promovierte über "Niccolò Machiavellis Antworten auf den Zusammenbruch der christlichen Geschichtsphilosophie" und habilierte sich mit einer Schrift über die Genese des Begriffs Staatsraison. Münklers Lehr-Schwerpunkte sind unter anderem die politische Ideengeschichte sowie die Theorie und Geschichte des Krieges.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 23:48:53
      Beitrag Nr. 205 ()
      203: letzte Antwort für heute: ich bin zu lange aus dem Schulsystem raus, um das beurteilen zu können. Ich bin aber nach wie vor der Meinung, daß "der Fall Robert" nun wirklich der allerschlechteste ist, dies nachzuweisen. Weil hier eben die Schuld einfach mal NICHT bei der Schule gelegen haben sollte, wenn man den Meldungen glauben darf.

      Im übrigen - selbst wenn ich es anders sehen würde - ich würde keinesfalls "aufgrund dieser Tat" irgendwelche Änderungen herbeiführen, weil das als Ermutigung verstanden werden könnnte. Also: selbst wenn man etwas ändert, nicht wegen, sondern trotz Robert...

      ...sonst kommt noch die Idee auf, daß man nur auf diese Weise etwas ändern kann, der Anfang vom Ende...

      Für 204 bin ich jetzt aber echt zu müde.
      Avatar
      schrieb am 03.05.02 23:54:18
      Beitrag Nr. 206 ()
      #205
      stimme soweit zu, der "Fall Robert" ist für diese Diskussion im Prinzip garnicht notwendig.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 13:34:55
      Beitrag Nr. 207 ()
      Nur mal so eine Idee:

      In der Presse heißt es ziemlich übereinstimmend, daß das Gymansium ziemlich leistungsorientiert war aber eben auch eine sehr gute Beziehung zwischen den Schülern und Lehrern geherrscht habe. Viel Solidarität unter den Schülern, viel Fürsorge durch die Lehrer.

      Was passiert eigentlich mit einem Menschen, der diese sog. "narzistische Störung" hat: der sich schnell in seinem Selbstbewußtsein gekränkt fühlt, wenn sein Gefühl der Überlegenheit von außen hinterfragt oder gar widerlegt wird. Wenn er also von so einer Schule fliegt.
      Ist es für so jemanden nicht fast schlimmer, von einer Schule verwiesen zu werden, wo einem gut geholfen wurde, wo die Lehrer sich kümmern, wo man gut integriert ist? Ausgestoßen aus der heilen Welt? Konfrontiert mit dem Umstand, daß es fast gar nicht an etwas anderem gelegen haben kann, als einem selbst? Was man aber KEINESFALLS zugeben kann, um nicht alle Selbstachtung zu verlieren?
      Welche Kränkung muß darin liegen, sogar von SO einer Schule zu fliegen? Die es einem doch eigentlich leicht machen müßte, wenn man wirklich so toll wäre, wie man in seinem geringen Selbwertgefühl glauben muß, um sich nicht unterlegen zu fühlen?

      Fliegt man von einer ganz normalen Schule, dann kann man immernoch sagen: die Lehrer sind schuld, oder: na, wenigstens muß ich diese Arschlöcher nie wieder sehen.
      Aber wenn die Schule so ist, wie sie in der Presse beschrieben wurde, dann fallen alle diese Möglichkeiten weg - und man ist brutal mit dem Umstand konfrontiert, daß man es "nicht einmal hier" geschafft hat, wo einem doch so gut geholfen wurde?

      Wenn man es so sieht: Vielleicht war die "Schuld" des Gutenberg-Gymnasiums einfach, daß es eine zu gute Schule war.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 13:47:29
      Beitrag Nr. 208 ()
      Und das hier ist geklaut aus dem Parallelthread:

      Eltern des Erfurt-Killers im "Spiegel":
      „Wir haben versagt“

      Christel und Günter Steinhäuser (beide 52) – im „Spiegel“ erzählen die Eltern des Erfurt-Killers, wie sie ihren Sohn Robert (19) erlebten. Der Vater fragt sich: „Wir hätten es doch merken müssen. Warum haben wir nichts gemerkt?“ Und er sagt bitter: „Wir haben versagt, natürlich haben wir versagt.“

      Der Morgen des 26. April. Freitag. Robert bittet seine Mutter: „Lass mich noch bis neun Uhr schlafen, ich muss heute erst später los.“ Als er dann in die Küche kommt, erzählt er den Eltern, dass gleich die Englischprüfung dran sei. Widerstrebend lässt er sich von seinem Vater in den Arm nehmen. Der weiß, dass Englisch ein Problemfach für seinen jüngsten Sohn ist.

      Dann streitet Robert mit seiner Mutter, weil er seine schwarze Jacke nicht finden kann. Die will er unbedingt anziehen. Als er um 9.45 Uhr die Wohnung verlässt, hat er nicht mal einen Rucksack dabei. Zehn Minuten später kehrt er zurück. Huscht mit den Worten: „Ich habe meine Stifte vergessen,“ in sein Zimmer.

      Die Oma von Robert sieht ihn noch ein Mal um halb elf. Da verlässt er das Haus – mit einem Rucksack.

      Als Christel und Günter Steinhäuser die Nachricht von der Schießerei im Autoradio hören, versuchen sie ihren Sohn sofort über Handy anzurufen. es ist ausgeschaltet.

      Gegen 13 Uhr geht Peter Steinhäuser (25) in das Zimmer seines Bruders. Es ist so aufgeräumt wie nie. Auf dem Schreibtisch liegen die Rechnungen für den Waffenkauf. Und er findet eine Reisetasche mit Hunderten Schuss Munition. Dem „Spiegel“ sagt er: „In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht so gezittert. Und dann gehen Sie mal nach nebenan und erzählen Ihren Eltern, was sie gerade gefunden haben...“

      Günter Steinhäuser hatte die Vollmacht für das Girokonto seines Sohnes. „Misstrauen gab es da nicht.“ In den Monaten vor dem Mord an 16 Menschen hob er höhere Beträge ab. Seinem Vater log er vor, das Geld aufs Sparbuch zu überweisen. Wegen der höheren Zinsen. „Heute wissen wir, wofür das Geld war“, sagt der Vater traurig.

      Dei Eltern versuchten jahrelang, den heftigen Fernseh- und Computerspielkonsum von Robert einzudämmen. Christel Steinhäuser: „Er saß immer vor dem Computer, das war wie eine Sucht.“ Einmal hat sie sogar aus Verzweiflung alle Verbindungskabel aus den Wänden und Geräten gerissen. Aber Robert fand alle Verstecke. Schloss alles wieder an.

      Inzwischen macht sich die Mutter Vorwürfe, den Sohn nach der fünften Klasse aufs Gymnasium geschickt zu haben. „Ein grauenhafter Fehler. Vielleicht war er auf dem Gymnasium all die Jahre überfordert und deswegen kreuzunglücklich. Wir haben das doch nicht geahnt.“>



      Ich finde, daß dieses Verhalten riesigen Respekt verdient. Wie oft erlebt man das schon, daß Eltern derart klar bereit sind, Fehler und Verantwortung zu bekennen, zum Vergleich der Vater in BadReichenhall, der noch klagen will, um seine Waffen wiederzubekommen und nur wegen der öffentlichen Empörung die Klage zurückzieht.
      Und ich werde jeden verachten, der auf diese Leute jetzt mit dem Finger zeigt - außer Anghörigen der Opfer natürlich, die in ihrem Schmerz alles dürfen.
      Die Eltern haben mit Sicherheit versagt, aber sie sind bereit, ihre Fehler zu erkennen und büßen dafür. Das ist sehr viel mehr, als man von vielen erwarten kann, die sich jetzt bald weit aus dem Fenster lehnen werden mit Verurteilungen usw...
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 17:10:20
      Beitrag Nr. 209 ()
      Die große GEW Friedensparty unter der Führung von @Xylophon muß ich stören.

      Die Arbeitsergebnisse deutscher Lehrerinnen und Lehrer wurden bei der Pisa Studie gewürdigt. Fachlich ein klar vernichtendes Urteil. Dieser Fall ist ein Extrem pädagogischer Unfähigkeit. Die Welt ist mit dem gestörten Jungen und den "schuldigen" Eltern nicht erklärt. Aus den Sätzen von @Xylophon spricht das Anspruchsdenken der Lehrer an die Schüler, für einen Verantwortungsbereich der Lehrer bleibt da kein Platz und nur so können die schlechten Ergebnisse deutscher Schulen dem Wahlvolk von Lehrern und Politik verkauft werden.

      Lehrer haben eine Verantwortung und auch hier sind sie ihr nicht gerecht geworden.

      Ein Gespräch hier, ein Anruf da sollte auch für die überforderten :laugh: Pädagogen :laugh:möglich sein.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 17:30:12
      Beitrag Nr. 210 ()
      Friseuse: wie oft muß ich eigentlich noch schreiben, daß ich kein Lehrer bin???
      Und mein Anspruchsdenken an die Schüler besteht darin, daß es keinen "Nürnberger Trichter" gibt. Wer Abitur machen will, der muß schon was dafür tun.
      Für den Friseurberuf braucht man nur mittlere Reife und an der Realschule gelten auch andere Regeln als am Gymnasium, wo "selbständiges Lernen" im Vordergrung stehen soll. Also rede nicht von Dingen, von denen Du nichts verstehst.

      Oder schreib, was die Lehrer in Erfurt konkret hätten anders machen sollen: kontrollieren, ob der Junge neue Schule auch besucht, bei der er angemeldet war? Immerhin ergibt sich aus Nr. 208, daß er den Eltern vorgegaukelt hat, daß er dorthingeht.
      Den Vorschlag kann man in Erwägung ziehen, wenn man aus Stasi-Land kommt und die Spitzel "eigentlich doch gar nicht so schlecht" fand. Ansonsten leben wir aber mittlerweile in Freiheit. Und das bedeutet - wie 1000 x geschrieben - auch Verantwortung.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 17:49:43
      Beitrag Nr. 211 ()
      Die Familie von Robert S hat eine schwere Zeit vor sich.

      Eine Sache ist aber sehr typisch in dem Bericht,
      und zwar das aufgezeigte Problem mit dem Fernseh- und Computerspielekonsum.

      Nicht dieses spezielle Problem an sich ist typisch,
      sondern die Tatsache, daß das Problem wie sooft erkannt worden ist
      und man einfach keine Lösung gefunden hat.

      Dei Eltern versuchten jahrelang .....
      Einmal hat sie sogar aus Verzweiflung alle Verbindungskabel aus den Wänden und Geräten gerissen


      überspitzte Übersetzung:
      "Ich mache jetzt alles kaputt, von dem ich glaube, daß es für das Problem verantwortlich ist"

      zerstörerische Verzweiflungstaten, weil man das Problem nicht gelöst bekommt. (siehst du die Parallele ? )

      natürlich sind die Auswirkungen nicht vergleichbar, die Mutter hat ja" noch nicht mal" die Computer zerstört.
      Sie hat schnell und dumm gehandelt, sie hat sich an materiellen Dingen abreagiert.

      Und Robert S. ?? Er hätte besser auch nur ne Scheibe in der Schule eingeschlagen.
      aber nein, er war nicht dumm, so primitiv wollte er nicht reagieren,
      er hat geplant, es durfte nicht aussehen, wie die Tat eines Dummen.
      Seine Verwüßtung musste ein gewisses Ausmaß besitzen, welches ein einfach nur dummer Mensch nicht zustande bringt.
      Das Außmaß muste zum Ausdruck bringen, daß man ihn vollkommen unterschätzt hat ....

      Die wirklich Gefährlichen sind meistens nicht die Dummen.
      Robert S. war Intelligent oder ich sage mal lieber, sein Gehirn war in der Lage, komplexe Zusammenhänge zu erkennen und Dinge vorrausschauend über längere Zeit zu planen.

      zu #207
      interessante Idee.

      Auf die Kindheit übertragen, würde sich analog dazu die Frage stellen, wie sich ein Kind, das im Mittelpunkt stehen will, in einer Familie entwickelt, die all ihren Kindern stets die gleiche Beachtung zukommen lässt.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 18:42:45
      Beitrag Nr. 212 ()
      @Xylophon

      Welche Verantwortung hat die neue Schule übernommen, gibts da Erkenntnisse:confused:

      Das die Schulbehörden nicht mit Aktivität glänzten ist noch nicht bestritten worden. Bei mir gabs 12 Jahre Schulpflicht, hat sich das geändert:confused:

      Diese Eliteschule hat ihre Aktivitäten auf den Schulverweis begrenzt, oder habe ich was übersehen:confused:

      Die machen sich das zu einfach, wie Du auch mit dem Popanz Stasi-Land. Die Ergebnisse kennen wir und die Entstehungsgeschichte birgt noch viele Fragen und die will ich beantwortet haben. Man soll ja aus der Geschichte lernen:look: und Ziele wollen definiert sein und erreicht werden.

      Da sind Politiker und Lehrer konzeptionell gefragt, einfaches Verdrängen ist zu wenig und die Problementsorgung war zu einfach gedacht.

      Engagement und Verantwortung bleiben gefragt, für Lösungsvorschläge gibts Lehrer und Politiker, die wissen in jeder Situation doch sonst alles besser.

      Beste Grüße und nicht gleich sauer sein.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 19:11:02
      Beitrag Nr. 213 ()
      Robert kann ich überhaupt nicht Verstehen,sehe das Problem
      eher darin das er zuviel Zucker in dem Arsch geblasen bekam.Seine "Intellegenz" hat jedenfalls nicht ausgereicht
      sich vom Elternhaus wie Millionen andere zu lösen und einen
      eigenen Weg zu gehen,trotz bester Voraussetzung.Dieser
      " Verzogene Bengel" hätte viel früher vom Elternhaus eine
      Einschränkung auf seine Ansprüche erfahren müssen,so man
      diesen einen Vorwurf machen könnte.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 20:57:06
      Beitrag Nr. 214 ()
      Friseuse: so, dann ist es ja gut, bin schon nicht mehr sauer.
      Nun, neue Schule: kann ich nichts zu sagen, hat man wenig drüber gehört.
      Die alte Schule soll aber wie gesagt Robert die neue Schule nach dem Verweis noch vermittelt haben, wenn die Presse die Wahrheit sagt.

      okto: hinterher ist man immer schlauer, letztlich wird niemand die Ursachen erfahren. Aber ich habe wirklich nach wie vor größten Respekt vor dem Umgang der Eltern mit dieser Katastrophe: wir wollen nicht vergessen, sie haben auch ihr Kind verloren, aber sie trauern um die anderen und suchen die Schuld nicht bei der Gesellschaft, sondern fragen nach der eigenen Verantwortung. Das hätte Robertchen auch mal tun sollen, in Sachen Schulverweis, aber es ist nicht jedermanns Stärke.
      Und sie bekennen sich öffentlich zu ihrer Schuld, was niemanden wieder lebendig macht, was aber möglicherweise für die Opfer tröstlich sein kann, jedenfalls eher als die sehr viel häufiger anzutreffende Variante, allen anderen die Schuld zu geben und sich selbst mit in die Opferrolle zu drängen.
      Avatar
      schrieb am 05.05.02 21:03:16
      Beitrag Nr. 215 ()
      xylo
      geh x Phönix
      Avatar
      schrieb am 07.05.02 06:59:11
      Beitrag Nr. 216 ()
      @xylophon

      Ich hab mal darüber nachgedacht und glaube, wir beide schätzen die Stärke von Robert S. unterschiedlich ein.

      Das jeder Mensch für sein Handeln eine Eigenverantwortung(mit wenigen Ausnahmen, wie zB. schwere neurologische, psychatriche Erkrankung/geistige Behinderung) trägt, ist klar.
      Es kommt nur darauf an, wie stark das Ich, der Wille, der Intellekt, der Geist, die Seele, der Verstand, oder wie man es auch immer nennen will ist, um die Teile der menschlichen Psyche unter Kontrolle zu halten, die einem aus unterschiedlichen Gründen auf die falsche, auf die
      destruktive Seite ziehen will.(Kuehe würde das jetzt als Satan bezeichnen, der den Menschen verführen will)
      Viele Dinge können wir selbst mit noch so starken Willen nicht beherrschen, was ja die Berichterstattung über katholische Geistliche aufzeigt, die trotz des Zölibats (uneheliche) Kinder haben.
      Viele Dinge wird uns von unseren Eltern mitgegeben.Das gilt nach wissenschaftlichen Erkenntissen auch für die Intelligenz und die Charaktereigenschaften eines Kindes.Dazu kommen auch noch die persönlichen Erfahrungen durch Umwelt und Erziehung, die natürlich Aufgrund der mitgegebenen, vererbten psychischen Grundausstattung unterschiedlich verarbeitet werden.Und als Letztes ist da noch der eigene Wille, den jeder Mensch besitzt und der den Menschen eigentlich zu dem macht, was er ist.Nur ist der Wille aber auch abhängig von dem, was eine Person als Rüstzeug für sein Leben so mitbekommen hat.

      Und hier will ich mal auf den Punkt kommen.

      Je nach dem wie schwach oder stark ein Mensch ist, kann er oder kann er nicht den Willen zur Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Durchsetzungsstärke, Disziplin, Selbstbewusstsein, Selbstgewissheit und "An sich selbst glauben" gegen die anderen seelischen Einflüsse in sich selbst durchsetzten.Je nach Schwere der Aufgabe kann er in den unterschiedlichsten Verfassungen versagen.

      Was meinst du, warum im christlichen Glauben Gott den Menschen seine Sünden(Schwächen) bei Einsicht verzeiht ???
      (Dieses "Verzeihen" von "Sünden" ist ja ein ganz
      zentrales Thema im Christentum)

      Weil Gott weiß, daß der Mensch in seiner Psyche etwas besitzt, das oftmals stärker ist als er selbst.Nur der Wunsch des Menschen sich ständig zu bemühen, an sich zu arbeiten, um dieses "Etwas" willentlich zu kontrollieren,
      stimmt ihn gnädig, weil er darin unsere Übereinstimmung mit seinem Ziel sieht, daß der Mensch das "Tier", also das "Niedere" in sich besiegt und durch die Herrschaft seines "Geistes" über sich, die göttliche Schöpfung und seine vollkommene Menschwerdung vollendet.
      Nicht das wir uns missverstehen, ich bin Atheist und halte letzteres für Quark.Ohne das "Tier" in uns wären wir schon längst von der Bildfläche verschwunden.Aber ok......


      Wenn wirklich alle Menschen, im seelischen Sinne, eigenverantwortlich über sich bestimmen könnten, ja dann hätte sich Gott, oder zumindestens die, die in so wortreich
      determiniert haben, grandios geirrt !!!

      Dann ist ER, in seiner Dreifaltigkeit, als Gott, heiliger Geist und Jesus Christus ein hoffnungsloser Gutmensch, ein
      spinnerter Kuschelpädagoge, ein Birkenstocksandalen-tragendes Weichei, alles in allem ein unwissender Theoretiker, der überhaupt keine Ahnung von den Realitäten auf der Erde hat und dem mal gesagt werden müsste, daß wenn
      ein Mensch nur will, daß er dann auch kann.Und wenn er nicht kann, dann will er eben auch nicht.Basta ! ;)



      Die Frage, die sich mir nun immer stellt, ist die: Wie stark
      war Robert Steinhäuser nun wirklich ???

      War er so stark wie du meintest, konnte er zu sich sagen: "Mensch, wenn ich mich so im Spiegel ansehe, wird mir
      klar, daß ich in letzter Zeit wirklich alles falsch gemacht habe und an meiner Scheißsituation selbst schuld bin.Ich habe mich aus Selbstmitleid in meinen negativen Gefühlen und Eigenschaften gebadet, nur um mich nicht den Unbequemlichkeiten eigener Verantwortung zu stellen.Ich wollte einen Preis ohne Fleiß, jetzt sehe ich, daß das nicht geht und werde aus der Konsequenz daraus, mit der Hilfe von mir zugewandten Menschen mein Leben verändern."

      Falls er so stark gewesen war, wenn er ein Hedonist war, der nach dem Lustprinzip gelebt hat, der es "easy" haben wollte und deshalb jede Anstrengung wie der Teufel das Weihwasser gemieden hat, dann gebe ich dir recht, dann war er ein kleines armseliges Arschloch, ein verzogener Bengel, jemand dem man zuviel Zucker in den Arsch geblasen hat, oder was sonst noch.

      Falls er aber nicht so stark gewesen war, wenn er nicht soviel mitbekommen hat, um einen so festen Willen zu entwickeln, daß er befähigt wäre seine Lebenskrise(n) zu meistern, kann man ihm seine Schwäche(n) zum Vorwurf machen ???
      Robert S. kann ja nun nicht mehr Einsicht zeigen und reuen.


      Wie es nun wirklich um ihn gestanden hat, daß wird man wohl nie erfahren. Wir müßten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren, ansonsten werden wir ratlos bleiben.


      ............................................................


      Ps.Übrigens, daß in der Presse das Gutenberg-Gymnasium als ziemlich leistungsorientiert geschildert, aber eben auch die sehr gute Beziehung zwischen den Schülern und Lehrern erwähnt und die viele Solidarität unter den Schülern und die große Fürsorge durch die Lehrer gelobt wird, sehe erstmal als solidarischen Schulterschluss vor der Öffentlichkeit und der Presse.Ob die "Lobeshymnen" denn auch so stimmen, kommt nach meiner Meinung vorallem maßgeblich darauf an, ob der Intonist zu den "Gewinnern" oder zu den "Verlierern" auf der Schule gehört.Das bezieht sich sowohl auf die Schüler wie die Lehrer.So wie dem Lehrer Rainer Heise, der den Schützen in einem Klassenraum eingesperrt haben soll, jetzt von der Schule, dem Kollegium und wohl auch von den Gutenberg-Schülern übel
      mitgespielt wird, sieht es so aus, als scheinen die "guten Beziehungen", die "Solidarität" und die "Fürsorglichkeit" dann doch nicht so weit gediehen zu sein.Na ja.


      .....


      Du schreibst ja selbst, daß man für den Friseurberuf mittlere Reife braucht.Vor Jahren genügte da noch der Hauptschulabschluss.Das sagt ja alles.Irgendwann wird man mindestens einen akademischen Grad brauchen, um als Müllmann arbeiten zu können.:D
      Heute beenden fast 40 Prozent eines Schuljahrganges ihren Abschluss mit der Hochschulreife.In zehn oder zwanzig Jahren werden wir sicher bald skaninavische oder japanische Verhältnisse haben, wo über 60 Prozent einen Jahrganges Abitur macht.


      .........................
      Avatar
      schrieb am 07.05.02 17:36:45
      Beitrag Nr. 217 ()
      Harry: klingt interessant.

      1) zum unwichtigsten zuerst: nun, unter "mittlerer Reife" verstehe ich auch den "Hauptschulabschluss", nach meinen Kenntnissen reicht er immernoch aus.

      2) Zum Lehrer Heise: ich finde es extrem peinlich, wie mit ihm umgegangen wird.

      3) Zum Robert-S.: Wir sehen ihn wirklich verschieden: denn ich denke, daß er bei allem, was er an Planung und Geschick in diese Tat investiert hat, durchaus nicht so schwach gewesen sein, daß er nicht in irgendwelchen "lichten Momenten" die Unglaublichkeit dessen erkannt haben muß, was er da vorhat.
      Er kam nach allem was wir wissen aus einer intakten Familie, die ihm zumindest in der Theorie gewisse Werte vermittelt hat. Und in Kenntnis dieser Werte über Monate einen Mord - egal ob dieses Ausmaß auch geplant war - zu planen und natürlich geheimzuhalten, dazu muß man eine gewisse innere Stärke besitzen. Die nur leider in die völlig falsche Richtung ausgelebt wird.
      Er wußte genau, wie schlimm das ist, was er vorhat, sonst hätte er es nicht so gut verborgen. Er hat auch nicht, wie viele Zweifelnde, ein paar Spuren etwas zu offen gelegt, damit man ihn noch hindern kann.

      Es sieht für mich sehr so aus, und mehr an Gewissheit kann keiner von uns bekommen, daß er ein eiskalter Mörder war. Warum auch immer...

      Letztlich ist es aber auch egal, wie er konkret war. Mit geht es nicht unbedingt um den Menschen Robert. Sondern mehr darum, wie man mit dieser Sache umgehen kann, ob es nicht doch etwas gibt, was man daraus lernen kann.
      Und da wäre es für mich die falsche Lehre, daß er ein Opfer eines unmenschlichen Systems geworden ist - und eher eine richtige Lehre, daß er allenfalls ein Opfer eigenen Versagens geworden ist - schuldhaft oder nach Deiner Theorie entschuldigt, weil er es nicht besser konnte...
      des Versagens, eigene Fehler zuzugeben und umzukehren, ein Opfer seiner "Sturheit", an Fehlern festzuhalten und sich selbst nie in Frage zu stellen.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 04:27:33
      Beitrag Nr. 218 ()
      @xylophon

      Du verstehst meine 2 Postings nicht ?
      Versteh ich nicht !!

      Aber zum Thema.

      Du redest in einem deiner Postings von Vorbereitung zum "freien
      Studium" in der Oberstufe.
      Das hat die Oberstufe, wie jeder andere Bildungsweg, der zum Studium qualifiziert nie geschafft. Wenn man die Lehrpläne liest, ist das auch nicht das Ziel !?!?!?!

      Wenn die Oberstufe zum freien Studieren qualifizieren soll, dann muß ein Wiederholer, der zwangsläufig Stoff mitnehmen muss, den er schon behandelt hat und evtl. sogar drauf hat(kann ja passieren), die Freiheit haben, zu entscheiden was er zu machen hat und was nicht.

      In so einer Situation können schulmeisterliche Machtdemonstrationen verheerend wirken.
      (Attest gefälscht!!!! Wer hat sich nicht schon mal `ne Entschuldigung geschrieben, oder schreiben wollen ?)

      Ich persönlich bin der Meinung, wenn eine ganze Schule einmütig von gutem Verhälnis, von Fürsorge, kurz von Friede Freude Eierkuchen faselt, dann ist Mobbing von Unangepassten nicht weit, dann stinkt es unter dem Filz ! Denn was nicht sein darf, nicht sein kann.

      Zum Schluss noch was persönliches an dich !

      Ich bin extrem beleidigt, wenn man MEINE "Mittlere Reife" mit einem Hauptschulabschluss gleichsetzt !
      "Mittlere Reife" ist der qualifiziertere Abschluss.
      Ich habe dennoch den Weg ins Studium bewältigt. Ich hatte Kommilitonen (für dich, Mitstudenten), die diesen Weg vom Hauptschulabschluss aus gegangen sind.

      Um einen solchen Weg zu schaffen ist eine Portion Selbstbewusstsein, ein Wille und vor allem ein Ziel wichtig.

      Ich bin jedesmal entsetzt, wenn ich mit Abiturienten rede und feststelle: Keiner hat eine Wunschvorstellung, keiner hat ein Ziel !
      Hier sind die Lehrer wirklich gefragt. Was ist eine sogenannte Reifeprüfung wert, wenn die, die sie ablegen mehrheitlich kein Ziel haben ?
      Ein altes Sprichwort lautet (sinngemäss):

      "Wer kein Ziel hat, kann den besten Wind nicht nutzen."

      HG

      Ach ja, der Bezug zum "Fall".

      Zwei Dinge sehe ich als fatal an,
      1. die "Friede Freude Eierkuchen" Schule
      2. die schulmeisterliche Machtdemonstration (resultierend aus 1.)
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 12:54:02
      Beitrag Nr. 219 ()
      Nein zeigt sich halt doch, daß die Schulverwaltung nicht ganz schuldlos war. Arrogante Bürokraten haben wieder einmal die Gesetze verletzt, doch solche Leuten müssen ja nie für ihre Taten einstehen. Jedenfalls sehr, sehr selten.

      aus Speigel online 11.5.02
      -------------
      Verstoß gegen das Schulgesetz beim Rauswurf des Erfurter Amokschützen

      Zwei Wochen nach dem Amoklauf von Erfurt hat die Polizei rekonstruiert, wie selbstlos Lehrer des Gutenberg-Gymnasiums bis zuletzt versuchten, ihre Schüler zu retten. Statt zu flüchten, sei die Kunstlehrerin Birgit Dettke auf dem Schulhof stehen geblieben, um den Schülern den Weg aus der Schusslinie zu weisen. Sie wurde auf dem Schulparkplatz von dem früheren Gutenberg-Schüler Robert Steinhäuser erschossen. Ihre Kollegin Gabriele Klement habe sich zwischen zwei Klassenzimmern dem Amokschützen in den Weg gestellt, um die Flucht ihrer Schüler zu decken. Nur wenig entfernt habe die bereits angeschossene Lehrerin Monika Burghardt einen Raum abschließen können, in den sich Schüler und Lehrer geflüchtet hatten. Auch diese beiden Frauen wurden von Steinhäuser ermordet. Die Polizei schließt inzwischen nahezu aus, dass der Amokschütze einen Komplizen hatte: Zeugenaussagen, denen zufolge Steinhäuser oder ein möglicher Mitwisser vor der Tat per SMS gewarnt hatte, hätten sich als Missverständnis erwiesen.
      Unterdessen gerät Thüringens Kultusminister Michael Krapp (CDU)unter Druck. Beim Rauswurf Steinhäusers vom Gutenberg-Gymnasium im Oktober 2001 wurde das Schulgesetz missachtet. Dieses sieht vor, dass Eltern- und Schülervertreter gehört werden müssen und der Ausschluss von einer Lehrerkonferenz beschlossen werden muss, bevor er beim Schulamt beantragt werden kann. Das passierte im Fall Steinhäuser nicht. Es sei gelungen, den lernfaulen Schüler "unbürokratisch" loszuwerden, räumt ein Lehrer ein. Das Kultusministerium behauptet dagegen, man habe Steinhäuser den "Schulwechsel aus wichtigem Grund" nahe gelegt, um ihm einen förmlichen Schulverweis zu ersparen. Doch auch diese Maßnahme muss die Lehrerkonferenz beschließen. Das Gesamtkollegium wurde aber nach Aussagen von Gutenberg-Lehrern erst im Nachhinein informiert. Noch im Oktober 2001 erwarb Steinhäuser die Waffen.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 14:01:59
      Beitrag Nr. 220 ()
      #218 hangglider
      Ich bin extrem beleidigt,wenn man MEINE"Mittlere Reife" mit einem Hauptschulabschluss gleichsetzt!
      Unbegreiflich für mich das Robert wegen dem fehlenden Titel
      "Mittlere Reife" zu solcher Rache fähig war und soviel
      Verständniss von deiner Seite Erntet.Wer ein Attest und seine Noten fälscht darf sich eigentlich nicht gemobbt fühlen,sondern hat mit Recht auf solch einem Gymnasium nichts zu suchen.Der Verlust eines übersteigerten selbstwertgefühls, würde allgemein angelegt, ein wahres
      Gemetzel bedeuten und so habe ich Null verständniss dafür.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 18:01:28
      Beitrag Nr. 221 ()
      ...wenn Kommilitonen von Dir es auch mit Hauptschulabschluß geschafft haben, dann müßte aber doch eigentlich die mittlere Reife dem qualifizierten Hauptschulabschluß entsprechen, oder sehe ich das falsch.

      Zum anderen: offenbar wurde Robert doch nicht von der Schule geschmissen, sondern ihm wurde nahegelegt, "freiwillig" zu wechseln, wie aus 219 folgt. Und ein gefäschtes Attest ist immerhin eine Urkundenfälschung, es geht nicht um eine gefälschte Unterschrift, sondern ein Attest, also ein angeblich vom Arzt ausgestelltes Dokument.
      Wenn einer nichts mehr tut und dann noch mit so etwas anfängt, dann finde ich es absolut korrekt, wenn er fliegt.


      Zur gymnasialen Oberstufe: ich habe andere Erfahrungen gemacht. Im übrigen heißt Vorbereitung nicht, daß schon die gleichen Kriterien gelten - und sogar im Studium kann man durch Prüfungen fallen, die dann zu wiederholen sind. Von daher ist Sitzenbleiben keine völlig idiotische "Vorbereitung", wenn Leute nicht gut genug sind.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 18:24:04
      Beitrag Nr. 222 ()
      Anm. So ganz ohne waren seine Eltern und ihre Erziehung offensichtlich wohl auch nicht.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 18:26:25
      Beitrag Nr. 223 ()
      #222 bitte ignorieren !!!
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 18:29:14
      Beitrag Nr. 224 ()
      :confused:
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 18:30:39
      Beitrag Nr. 225 ()
      Hat sich eigentlich jemand mal den Spiegel angeschaut?

      Die Bilderserie war doch mega peinlich, oder? (und so etwas gehört m.E. auch Verboten Gerhard!)

      Silentium
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 18:35:35
      Beitrag Nr. 226 ()
      ..ich konnte meine Neugier noch gerade zügeln und hab das Heft nicht gekauft, obwohl mich die Sache interessiert hätte, nicht der tote Robert, sondern sein Umfeld usw....

      Aber durch den Titel und all das hat er ja fast doch noch das erreicht, was er wollte - er ist berühmt. Leider könnte das fast zur Nachahmung animieren, hoffentlich ist der nächste aber so eitel, daß er vorher bescheid sagt, welche Bilder die Leute nehmen sollen...und die Tat wird verhindert.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 18:54:28
      Beitrag Nr. 227 ()
      Sorry, mein Blutdruck,.......jetzt aber richtig. :D


      ........................................................


      Hier scheinen ja die richtigen "Menschenkenner" versammelt zu sein. :confused: kopfschüttel, ratlos, traurig :(


      @oktopodius

      Was denn für ein "übersteigertes Selbstwertgefühl" ???
      Aus welchen Fakten ziehst du denn derartige Schlußfolgerungen ???



      Ich stell hier mal ein Posting von mir von einem anderen
      Thread hier rein.

      "Fassen wir `mal ein Fazit zusammen: Die Tat von Robert S. war ein erweiteter Selbstmord.

      Er hat sich umgebracht, weil er nach seinem Schulversagen keinen Sinn mehr in seinem Leben gesehen hat.Unterbewusst hat er vermutlich geglaubt, daß er wegen seinen schlechten Noten ein wertloser Mensch ist und er es deshalb im Leben auch zu nichts bringen wird.Er hatte, so wie ich es aus der Presse mitbekommen habe, auch keine richtigen Freunde und keine Freundin, die ihm von dieser Überzeugung, die ihm von seiner negativen Weltsicht durch positive Bestätigung und Zuneigung abgebracht haben.

      Getötet hat er die Lehrer aus Hass, weil er vermutlich geglaubt hat, daß sie, die Lehrer, ihn aus Ablehnung letztendlich mit in den Selbstmord getrieben haben.Er hat ihnen wohl die Mitschuld an seinem gescheitertem Leben, an seinem Schulversagen, an seinem Rauswurf von der Schule und an seinem Selbstmord gegeben.Er wollte seine "Peiniger" mit in seinen Tod nehmen.So wird wohl Robert Steinhäuser gedacht haben.Ob seine Gedanken falsch oder richtig waren, daß ist wieder eine ganz andere Sache."



      Ist es denn so schwer zu verstehen, daß bei einem Menschen, der jede Stunde, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, über Jahre hinweg einen reingewürgt bekommt, ein paar Schrauben locker werden ???

      Das Landeskriminalamt sieht in ihrem psychologischen Täterprofil offensichtlich die Sache genauso wie ich !!!



      ..............................................


      Quelle: www.focus.de


      P O L I T I K

      Amokläufer Steinhäuser beigesetzt



      Der Amokläufer von Erfurt ist an einem geheimen Ort beigesetzt worden. Wie ein Sprecher der Polizeidirektion Erfurt erklärte, erfolgte die Beisetzung am Samstag im engsten Kreis.

      Unterdessen wurde bekannt, dass der Erfurter Massenmörder offenbar dem von seinen Eltern ausgeübten Erfolgsdruck nicht gewachsen war. Dies geht aus einem psychologischen Täterprofil hervor, das das Landeskriminalamt Thüringen erstellt hat.

      Wie FOCUS berichtet, stellten die Ermittler in der 20-seitigen Analyse mit dem Titel „Massenmord des Robert Steinhäuser“ weiter fest, dass „innerhalb der Familie ein relativ kaltes Klima herrschte.“

      LKA-Profiler André Volk sagte zu FOCUS: „Die heile Welt, von der am Anfang die Rede war, bröckelte, je tiefer wir vorstießen.“ Es habe einen regelrechten „Abi-Druck“ gegeben.

      Die Fahnder beschreiben Steinhäusers Leben als Kette von Niederlagen und Enttäuschungen. „In den letzten Jahren gab es für ihn kein einziges Highlight“, so Volk.
      Letzter Tiefschlag sei der Verweis vom Gutenberg-Gymnasium gewesen. Die Summe der Negativerfahrungen habe Steinhäusers Psyche geprägt, so das Fazit der Profiler. „Da kam alles zusammen“, erklärte Volk.

      Steinhäusers Sucht nach Gewaltfilmen und brutalen PC-Spielen sei jedenfalls „nicht ausschlaggebend“ gewesen.


      11.05.02, 13:17 Uhr


      .........................................................


      H_S :(:(:(

      .....................................
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 19:28:37
      Beitrag Nr. 228 ()
      @#224 von xylophon

      War ein Posting von mir im falschen Thread. :)

      ....................
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 19:31:37
      Beitrag Nr. 229 ()
      #227 wer glaubt ohne Abi nicht mehr vollwertig zu sein ,hat
      für mich ergo ein übersteigertes Selbstwertgefühl.Er glaubt mehr Wert zu sein,etwas besseres verdient zu haben um
      augrund seiner lässlichkeit solch eine Strafe verdient zu
      haben.Meine Generation hatte nichts zum Fressen,kein Spielzeug oder Spielplatz,Eltern mussten jede Arbeit annehmen um uns zu Ernähren,geschweige Zeit sich um uns zu
      kümmern,wir sind in Ruinen aufgewachsen.Fast alle sind was
      geworden ausser mir,wo soll bitteschön das Unglück diesen
      Jungen Mannes sein.ER hat seine möglichkeiten nicht wahrgenommen und jetzt sollen die Eltern schuld sein?,die
      psychofritzen finden immer eine Entschuldigung,mir gehts da
      um die Opfer und nicht um den Scheisskerl,da geht aber mein
      Blutdruck,.....jetzt aber richtig.:mad:
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 20:05:31
      Beitrag Nr. 230 ()
      @oktopodius

      Wenn irgendjemand ein übersteigertes Sebstwertgefühl gehabt hat, dann waren es wohl der Herr Papa und die Frau Mama,
      die wohl geglaubt haben, daß ihr Sohn nur ein vollwertiger Mensch und ein vollwertiges Familienmitglied ist, wenn er Abitur hat !!!!!


      SIE...SIE wollten das Abitur, ob er es wegen seinem "übersteigerten Selbstwertgefühl wollte, das glaubst du doch wohl selbst auch nicht.Du hast ja auch keine Anhaltpunkte dafür, sonst hättest du sie ja hier aufgeführt.

      SIE...Sie, die Eltern haben ja unbedingt gewollt, daß ihr Filius auf`s Gymnasium geht, oder meinst du, 10jährige Kinder haben nach der Grundschule schon die Reife das zu wollen ????

      17 Menschen haben auch wegen dem scheiß Akademikerdünkel der goßartigkeitsgeilen Eltern des Todesschützen ihr Leben verloren !!!


      ............................................


      Quelle: www.spiegel.de

      "Heute macht sich die Mutter Vorwürfe, dass sie den Sohn nach der fünften Klasse aufs Gymnasium schickte, "ein grauenhafter Fehler", sagt sie: "Vielleicht war er auf dem Gymnasium all die Jahre überfordert und deswegen kreuzunglücklich. Wir haben das doch nicht geahnt."


      Quelle: www.focus.de

      "Unterdessen wurde bekannt, dass der Erfurter Massenmörder offenbar dem von seinen Eltern ausgeübten Erfolgsdruck nicht gewachsen war. Dies geht aus einem psychologischen Täterprofil hervor, das das Landeskriminalamt Thüringen erstellt hat.

      Wie FOCUS berichtet, stellten die Ermittler in der 20-seitigen Analyse mit dem Titel „Massenmord des Robert Steinhäuser“ weiter fest, dass „innerhalb der Familie ein relativ kaltes Klima herrschte.“

      LKA-Profiler André Volk sagte zu FOCUS: „Die heile Welt, von der am Anfang die Rede war, bröckelte, je tiefer wir vorstießen.“ Es habe einen regelrechten „Abi-Druck“ gegeben."



      .......................................


      AHA !!!
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 20:31:12
      Beitrag Nr. 231 ()
      HS wie Alt war er denn?doch keine 10 mehr,der Finale Abgang
      war gegen den Lehrkörper und Schülern gerichtet.
      Um seine Eltern zu treffen hätte ein Selbstmord vollkommen
      ausgereicht.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 20:43:34
      Beitrag Nr. 232 ()
      "......................................................Papa schwillt die Brust, Muttis Wangen röten sich, "Ja, wissen sie schon Frau Nachbarin, mein Sohn hat jetzt Abitur und er will dann Medizin studieren" ??!!??
      "So, ohh, das ist aber schön, da können sie aber auf ihren Großen stolz sein !". "Ja", denkt Mutti und ihre Augen glänzen. "Jawoll", denkt der Herr Papa und zieht mit Behagen an seiner Pfeife, "Unser Sohn kommt ganz nach uns".
      Mutti schenkt noch etwas Kaffee nach, während sie von der glänzenden Karriere ihres "Schnuckiputzi" träumt. "Er wird einen Doktortitel bekommen", denkt sie, "ach was, zwei, drei" und lächelt glücklich. "Er geht eben ganz nach seinen Eltern", schmeichelt die Nachbarin, "ganz nach seinen Eltern", wiederholt sie, während sie genüsslich in die Torte beisst, "ganz nach seinen Eltern"................................................................"


      -----------------
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 20:51:33
      Beitrag Nr. 233 ()
      @#231 von oktopodius

      Wenn ich Richter wäre, würde er von mir nach dem Jugendstrafgesetz die Höchststrafe von 10 Jahren bekommen.

      Ich verurteile seine Tat, aber nicht den Menschen, und ich glaube, daß ich damit richtig liege.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 21:02:55
      Beitrag Nr. 234 ()
      Harry Schotter,hiermit hast du genau den Nerv getroffen,
      kenne ich im vergleich zu meinen Brüdern.Das Leben hat viele
      Stationen,müssen wir doch alle aushalten,er war doch noch Herr seiner Sinne,hat die Lehrer bevorzugt und lange mit aussergewöhnlicher Energie darauf hingearbeitet.Einen höheren Ideal als seinem eigenen Anspruch ,vermag ich darin
      nicht zu erkennen.Dafür zum Killer zu werden bleibt mir
      zumindest Rätselhaft,bin aber allerdings auch ein lausiger Laienpsychologe ,der sich lieber selbst bestraft.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 21:56:36
      Beitrag Nr. 235 ()
      @#234 von oktopodius

      Wieviel Kraft gehört dazu sich eine Kugel in den Kopf zu jagen ???
      Ich könnte das nicht, du ???

      Ich weiß es auch nicht.Wer einmal die Schwelle zum Willen sich selbst zu töten überschritten hat und wer soviel Hass in sich trägt, vielleicht ist dem alles scheißegal, vielleicht macht ihm das Töten dann auch nichts mehr aus.

      Wenn er der nazistische Dreckskerl gewesen wäre, so wie du ihn beschreibst, ich glaube eher, er hätte gemordet und sich dann der Polizei und den Scheinwerferlichtern der Medien ergeben.Was hätte ihm schon passieren können, außer 10 Jahre Bau ???
      Und er hätte sogar noch die Hochschulreife im Knast machen können, inclusive Studium !!! Echt wahr !!!


      H_S
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 22:34:16
      Beitrag Nr. 236 ()
      harry,möchte mit Deiner Frage ,für mich selbst abschliessen.
      Selbstmord benötigt meiner Meinung nach wenig Kraft,nur der Widerstand gegen Unrecht lässt uns vieles ertragen,daraus Resultierende Kraft gibt einem schon ein Wertegefühl,eben sich nicht unterkriegen zu lassen und nach aussen sichtbar zu machen. Durch für "mich sinnlosen mordens" hat er sich zutiefst weggeworfen ,dieses ist mir eben Rätselhaft, als Bestie ? in die Geschichte einzugehen.Gehe Natürlich nur von mir aus.
      Avatar
      schrieb am 11.05.02 22:52:49
      Beitrag Nr. 237 ()
      ..ich misch mich noch einmal kurz ein: ich kann über den Menschen wenig sagen, aber bin doch eher auf der Seite von oktopodius, was die Bewertung betrifft.

      Denn - das hatten wir aber ev. schon mal - es muß irgendwann in dieser Zeit der Demütigungen oder was es auch war, "klare Momente" gegeben haben, in denen ihm bewußt geworden sein muß, was für eine unglaubliche Tat er da plant.
      Ich komme selbst aus einem Akademikerhaushalt, wo man das Abitur quasi zum "vollwertigen Menschen" braucht, wenn ich die Generation und das Umfeld meiner Eltern ansehe. (Unsere Generation denkt da zum Teil etwas anders...)
      Ich konnte zum Glück mit dem Druck umgehen und bin nicht daran zerbrochen und die Eltern werden sicher wie meine geglaubt haben, dass sie ihrem Robert langfristig etwas gutes tun, meine hatten vermutlich sogar Recht damit.
      Wobei ich nach dem, was ich gelesen haben, nicht einmal glaube, daß er zu dumm war, eher wohl zu undiszipliniert und eventuell sogar faul (der Psychologe sagt eventuell: aus "unterschwelliger Ablehnung der Erfolgsprogrammierung seiner Eltern"?? )

      Das ist alles egal. Wer es bis zur 12.Klasse des Gymnasiums schafft, wer ein möglicherweise "kaltes" Elternhaus hat, das aber durchaus in der Lage war, gewisse Grundwerte zu vermitteln - wie das Beispiel des älteren Bruders zeigt oder der Umstand, daß Robert vorher nie irgendwie als Schläger oder sonst durch Gewalt aufgefallen wäre -
      ein Mensch mit diesen Voraussetzungen muß ein echtes Arschloch sein, wenn er über Monate so eine Tat plant und ihn nicht irgendwann das Grauen vor sich selbst überkommt und er alles ganz schnell vergißt und sich irgendwem anvertraut, notfalls einem Priester, der Telefonseelsorge oder wem auch immer.

      Er wußte, was er tat. Und er tat es dennoch. Ein Schwein.
      Avatar
      schrieb am 12.05.02 19:47:00
      Beitrag Nr. 238 ()
      @#236 von oktopodius

      Na ja, ich glaube, daß es eine große Kraft bedarf, sich zu töten. Das sieht man schon daran, daß es Soldaten weniger schwer fällt andere Soldaten zu töten, als sich selbst. Auch aus dem Selbsterhaltungstrieb heraus.

      Ich hatte übrigens deine Absicht bei der Wortwahl: „übersteigertes Selbstwertgefühl" fehlgedeutet. Ich hatte gedacht, du wolltest damit ausdrücken, daß Robert S. zuviel echtes Selbstbewusstsein besaß, daß auf positiven Erfahrungen oder tatsächlich starker innerer Einschätzung eigener Stärke beruhte. Ich wüsste nur nicht, wo er die herhaben sollte. `schuldigung für meine kleine Stampede. :):):)

      Nein, du meintest Arroganz bzw. Überheblichkeit, oder ???

      Also, über anderen zu stehen, etwas Besseres zu sein, wegen der sozialen Herkunft, oder Sonstiges, jedenfalls was nicht auf sein Sein bzw. seiner eigene Leistung beruht.

      Ich glaube aber, da hast du auch nicht Recht.

      Ich bin der Meinung, daß er nicht gemeint hat, daß er auf ein Abitur Anspruch hat, ich glaube auch nicht, daß er gemeint hat, daß er auf eine mittlere Reife einen Anspruch hat, ich glaube, daß er gemeint hat, daß er so wenig wert ist, daß er auf gar nichts Anspruch hat, sonst hätte er sich nicht „zutiefst weggeworfen".
      Ich habe heute in einem Artikel gelesen, daß sein Vater Ingenieur bei Siemens und die Mutter Krankenschwester ist. Wohlhabend waren sie, aber ob solche
      Berufe schon etwas Besseres darstellen ??? Ich weiß es nicht.


      @#237 von xylophon

      Bei einer Diskussion, die die menschlichen Schwächen gegen die Tat zueinander wiegt, werde ich immer der Verlierer sein, weil der 16fache Mord das ungleich größere Gewicht hat.

      Profiler des Bundeskriminalamtes glauben allerdings, so steht es in der Presse: „Anzeichen einer psychopathologischen Störung erkannt zu haben“.
      Na, wenn sie es sagen. Sie sind die Fachleute.

      Ich bin mit dem Profiler des LKA einer Meinung, daß Robert S. ein Loser war, man könnte auch sagen, ein schwacher Mensch. Das sie obendrein noch festgestellt haben, daß sein Elternhaus lieblos, oder doch wenigstens gefühlsarm war/ist, will ich mal so glauben, weil die Profis vom LKA näher an der Sache und der Familie dran waren. Zu mindestens viel, viel näher als wir alle, die wir nur Informationen aus zweiter Hand aus den Medien bekommen.

      Und das die Polizisten, die den 20-seitigen Untersuchungsbericht erstellt haben, Menschen sind, die für Täter und ihre Taten ein großes Herz und viel Verständnis haben, glaube ich nun gar nicht. Jemand der Polizist werden will, ist in der Regel ein ganz anderer Persönlichkeitstyp, als derjenige, der Sozialpädagogik studiert, um die Menschheit zu retten. Also schließe ich aus, daß die Analyse aus ideologischen oder sonstigen Gründen geschönt wurde.

      Ob er nun dumm, undiszipliniert und eventuell sogar faul war und ob seine Eltern ihm gewisse Grundwerte vermittelt haben, oder nicht, das musst du zugeben, sind Spekulationen. Vielleicht war er auch das Arschloch, daß immer nur sich selbst gesehen und an sich selbst gedacht hat. Auf den Pressefotos, die von ihm veröffentlicht wurden, hat er überhaupt keinen sympathischen Eindruck auf mich gemacht. Aber so etwas kann täuschen.


      Ich denke, vieles an der Diskussion ist von der Intention her emotionsgetrieben.

      Du glaubst, daß man Regeln streng einhalten muss und lässt Schwächen nicht als Argumente gelten, weil du meinst, daß die wahren Gründe von Regelübertritten immer in einem bösen Willen, bzw. in bösen Absichten liegen. Oder du bist der Überzeugung, daß alle Menschen die Kraft besitzen ihre Schwächen zu überwinden und es keine Entschuldigungen für Fehlverhalten gibt.

      Oktodipus meint, daß der Täter, im Gegensatz zu ihm selbst, viel bessere Lebenschancen gehabt, aber sie wegen seines schlechten Charakters nicht genutzt hat, dafür aber aus seiner sozialen Stellung heraus, aus „übersteigerten Selbstwertgefühl", oder anders, besser ausgedrückt, aus Arroganz, Überheblichkeit und Dünkel, gemeint hat, ein „Standesrecht" auf etwas(den Realschulabschluss bzw. das Abitur) zu besitzen, auf das er, der Täter, auch wegen seiner schlechten Leistungen auf dem Gutenberggymnasium kein Recht hatte.


      Ich hingegen komme zwar aus keinem Akademiker- sondern eher aus einem „Arbeiterhaushalt", kann aber trotzdem viele Erfahrungen und Empfindungen von ihm nachfühlen, auf der Zunge schmecken, auch wenn ich nie auf einem Gymnasium war, oder gar Amok gelaufen bin, da ich genauso wenig zu Gewalt neige, wie Mutter Theresa, wenn dieser krumme Vergleich irgendwie möglich ist.

      Ich habe sicherlich im Leben `ne ganze Ecke mehr negative Erfahrungen, auch mit meinen eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten gemacht als du, deshalb fällt es mir auch so schwer, in dem Fall persönliche Distanz zu dem
      „Psycholeben" des Menschen R. Steinhäuser zu gewinnen.
      Wäre mir alles vollkommen fremd, würde mir das Verurteilen
      seines persönlichen Hintergrundes leichter fallen.

      Objektiv gesehen, hatte Robert S. noch alle Möglichkeiten der Welt, ja war besser gestellt als so mancher andere Jugendliche in seinem Alter, da er den starken finanziellen und sozialen Background seiner Eltern und seine gymnasiale Ausbildung hatte. Er hätte eine Lehre machen können, einen Schulabschluss in einem anderen Bundesland(z.B. NRW), der zu seinen Interessen und zu seinen Begabungen gepasst hätte, oder was auch immer. Nur wie viel „klare Momente" hatte er gehabt, um das zu sehen ??? Ich weiß es nicht.

      Meine Überzeugung ist, es gibt schwache und es gibt starke Menschen und welche irgendwo dazwischen. Sie sollten nach ihrer Stärke gefordert und gefördert werden. Natürlich besteht aber auch eine Pflicht soviel an (Eigen-)Verantwortung auf sich zunehmen, wie der jeweilige schultern kann.

      Ich möchte mal ein Beispiel aufführen, das ich gestern im Fernsehen gesehen habe. Ein älterer Herr hatte sich schweren Herzens durchgerungen seine schwerkranke, an Demenz leidende Ehefrau in ein christliches Pflegeheim zu geben.
      Nach einiger Zeit musste er aber geschockt feststellen, daß der Heimbetrieb wohl aus „Faulheit", oder besser aus Rentabilitäts- und Kostengründen dazu übergegangen war, seine Frau an ihr Bett zu „fixieren", weil die unruhige alte Dame ohne das Fesseln von Armen und Beinen offensichtlich zuviel Pflege im „Pflegeheim" bedurfte. Der verzweifelte Mann, der das, nach meiner Meinung nach, zu Recht als ein Verstoß gegen den Paragraphen 1 des Grundgesetzes ansah, beschwerte sich vergeblich bei der taubstummen „christlichen" Heimleitung, so daß er in seiner der Not heimlich Aufnahmen mit der Videokamera machte, um das Leid seiner Frau zu dokumentieren, was in dem Fernsehbericht auch gezeigt wurde und grauslich aussah.
      Als sein Mitleid mit der armen Frau zu groß wurde, löste er heimlich die Fesselungsgurte, damit sie sich wiedereinmal frei bewegen konnte.
      Ein ungeheuerliches „Verbrechen“ !!!!!
      Als seine „kriminelle" Tat von dem Heim entdeckt wurde, erteilte man ihm kurzerhand Hausverbot. Alles protestieren und klagen vor Gericht konnte das „christliche" Pflegeheim nicht erweichen, den Ehemann noch mal zu seiner Frau zu lassen, so daß sie eineinhalb Jahre nach seinem letzten Besuch verstarb, ohne daß sich beide vor ihrem Tod noch mal treffen, sprechen oder sich gegenseitig die Hand halten konnten. Erst zwei Wochen nach ihrem Verscheiden erfuhr der Mann von dem Tod seiner Frau. Aber nicht von der Heimleitung. Die hatte es nicht für nötig befunden ihn zu informieren. Der Heimleiter, der für dies alles verantwortlich war, ein evangelischer Pastor, konnte von dem Fernsehteam zur Rede gestellt, nur lächelnd bemerken, daß er leider wegen seiner Rolle als Leiter der Einrichtung oftmals nicht die Zeit und Möglichkeit der „seelsorgerischen" Betreuung hatte.

      Der sogenannte „Seelsorger" auf dem Chefsessel hatte alle Stärke und Macht, die man haben kann. Nicht nur als Mensch, sondern auch als Funktionsträger. Er hatte in einem besonderen Maße die Pflicht zur (Eigen-)Verantwortung. Auch und gerade vor sich selbst als „Christ" !

      Er wusste, was er tat. Und er tat es dennoch. Aber er zeigte noch nicht einmal Mitleid, oder Reue, oder dachte über seinen Posten nach, an Selbstmord gar, natürlich nicht `dran zu denken. Kein Schwein, nein, für das was er getan und zu verantworten hat: ein DRECKSCHWEIN !!!


      H_S
      Avatar
      schrieb am 12.05.02 20:43:48
      Beitrag Nr. 239 ()
      Harry, 3 Antworten:
      "Du glaubst, daß man Regeln streng einhalten muss und lässt Schwächen nicht als Argumente gelten, weil du meinst, daß die wahren Gründe von Regelübertritten immer in einem bösen Willen, bzw. in bösen Absichten liegen. Oder du bist der Überzeugung, daß alle Menschen die Kraft besitzen ihre Schwächen zu überwinden und es keine Entschuldigungen für Fehlverhalten gibt".


      Da liegst Du völlig falsch. Im Gegenteil, ich habe für menschliche Schwäche das allergrößte Verständnis, solange sie sich in bestimmten Grenzen bewegt. Die Oma, die ihrem Enkel auch mal was schönes zu Weihnachten schenken will, aber die Rente reicht nicht und sie geht ihm einen Gameboy klauen, wer würde sie allzuhart verurteilen, obwohl es nicht akzeptabel ist...
      Mein Verständnis hört aber eben da auf, wo es massive Übergriffe mit schweren Folgen für andere - erst recht Unbeteiligte - gibt. Kinderschänder sind sehr oft Menschen, mit deren Vergangenheit niemand tauschen möchte, denen jedes Selbstwertgefühl frühzeitig herausgeprügelt wurden, die sich nie in gleicher Augen-Höhe mit anderen Erwachsenen fühlen können und so weiter....und dennoch ist es nicht akzeptabel oder zu entschuldigen, wenn sie sich an Kindern vergreifen, weil sie diese schlimmen Dinge erlebt haben.
      So schlecht hatte es ein Robert S. i.ü. auch wohl nicht einmal.

      Mit anderen Worten: mein Verständnis endet da, wo eine Tat für jeden "normalen" Menschen auf Anhieb als absolut unverantwortbar erscheinen muß.
      Deshalb wehre ich mich mit Händen und Füßen gegen Entschuldigungen oder Verharmlosungen - Du bist nicht gemeint - die die Maßstäbe verändern könnten.

      Es ist inakzeptabel, andere Leute bewußt zu töten, zu vergewaltigen - im Prinzip sogar ohne deren Einverständnis zu verletzen oder zu gefährden, um den eigenen Frust loszuwerden, seine Triebe zu befriedigen, politische Ziele zu erreichen welche Gründe auch immer genannt werden...
      Gleichwohl passiert es permanent, es darf nur nie als normal angesehen werden. Und ich entschuldige es eher, wenn es in der Situation der "Schwäche" passiert - ich kann es aber umso weniger entschuldigen, je länger die "Planungsphase" gedauert hat oder das Bewußtsein der Gefahr der Umsetzung. Wenn ein Mann sich an einem heißen Sommertag erstmals in die Mädchenumkleide schleicht - es ist nicht in Ordnung und gehört bestraft. Aber beim ersten Mal wurde er vielleicht wirklich plötzlich von einem neuen - nicht steuerbaren - Trieb übermannt.
      Wenn er dies aber hinter sich hat und zB nicht erwischt wurde, dann wird er irgendwann wieder auf den Boden der Tatsachen kommen und bei klarem Verstand erkennen, daß er sich auf einem sehr gefährlichen Weg befindet, für andere und sich selbst. Und jetzt ändert sich für mich alles:

      In dieser Situation verlange ich von ihm, daß er es nicht zu einer weiteren Situation der Gefährdung kommen läßt, daß er Hilfe sucht, die dieser Staat nun wirklich zur Genüge anbietet.
      Dazu gehört Kraft, das gebe ich zu. Aber wer sie nicht aufbringt, der hat die Konsequenzen zu tragen, der ist in meinen Augen für sein Verhalten verantwortlich.

      Einzige Ausnahme: Dauerhaft Kranke ohne "lichte Momente". Diese allerdings gehören dann auch irgendwo hin, wo sie keinen anderen mehr gefährden können. Von ihnen kann man aber weder Erkenntnis verlangen noch, daß sie sich freiwillig stellen...

      Ich gebe zu, daß das hohe Anforderungen sind. Aber ich stelle sie. An mich und andere. Und ich kann Dir sagen, daß Du sicher nicht der einzige bist, der in gewisser Weise die Gefühlswelt eines Robert S. nachempfinden kann, ich gehe davon aus, daß weit mehr als 70 % aller Leute Situationen kennen, wo sie in Gedanken zu ähnlichem in der Lage gewesen wären, gerade in jenem Alter....wo man auf Demütigung empfindlich reagiert wie wohl nie mehr wieder. (Die Hälfte der 70 % ist allerdings maximal bereit, dies auch zuzugeben).
      Im Prinzip ist dies übrigens auch einer der Gründe, weshalb ich für einen anderen "Umgang mit Schwäche" als Hauptkonsequenz aus dieser Tat plädiert habe: weil es möglicherweise hilft, die Hemmschwelle herabzusetzen, daß also nicht mehr ganz soviel dazugehört, in der "Situation der Erkenntnis" Hilfe in Anspruch zu nehmen.

      Das waren jetzt im Prinzip schon 2 Antworten, zum einen die Richtigstellung des Satzes, zum anderen die Frage des Umgangs mit Schwäche und Fehlern...

      3. Ja, auch dieser von Dir geschilderte Herr ist mit absolut hoher Wahrscheinlichkeit ein Schwein. Und es gibt sicher zahllose weitere Beispiele, zynische Egoisten und Machtmenschen, die ihr eigenes Fortkommen über alles andere stellen, sei es Ruhm, Geld, Sex....
      Spendenbetrüger, Vorstände von manchen (großen und kleinen) Unternehmen, die über Leichen gehen für ihren Profit, Terroristen, Drogenhändler der höheren Stufen.....Robert ist nicht der einzige. Das ändert aber nichts daran, daß er für mich auch dazu gehört.
      Avatar
      schrieb am 12.05.02 23:50:02
      Beitrag Nr. 240 ()
      @xylophon

      Der qualifizierte Hauptschulabschluss ist keine Mittlere Reife.

      Man kann z.b damit nach seiner Lehre nicht an ein Berufskolleg. Das Berufskolleg führt zur Fachhochschulreife.
      Auch steht einem das Technische- ,Wirtschafts- oder ähnliche Gymnasium nur mit der Mittleren Reife oder der 10. Klasse Gymnasium offen. Das alles gilt für BAWÜ.

      Wie das in anderen Bundesländern gehandhabt wird weiss ich nicht.

      Mein Kommilitone mußte nach dem Hauptschulabschuss folgendes durchlaufen um ins Studium zu kommen:

      Lehre
      Abendrealschule
      Technikerschule
      Abendgymnasium

      @all

      Ich hege für einen Amokläufer keine Sympathien ! Ich verabscheue Gewalt.

      Es muß aber erlaubt sein, Verhältnisse, die einen Menschen in eine Zwangslage versetzen die zu einem solchen Gewaltausbruch führen, kritisch zu betrachten.

      Ein gefälschtes Attest kann ich mir nicht vorstellen, da man sich mit Volljährigkeit seine Entschuldigungen so oder so selber Schreiben kann. Das war schon zu meiner Schulzeit so.

      @oktopodius
      Wie man als Schüler Noten fälschen können soll, das ist mir ein völliges Rätsel !

      Deutschland ist leider "Schein" geil ! Wer hier kein Papier für irgend etwas vorweisen kann, der ist NICHTS.

      Aber: "Der Schein trügt" !

      HG
      Avatar
      schrieb am 13.05.02 00:03:20
      Beitrag Nr. 241 ()
      #240

      Wenn sich die Absenzen eine volljährigen Schülers häufen
      und/oder ernsthafte Zweifel bestehen, dass seine selbst
      unterschriebenen Entschuldigungen der Wahrheit entsprechen,
      wird die Schule bei weiterem Fehlen auf ärztliche Atteste
      bestehen. Dies bringt manche Simulanten in Nöte.
      Avatar
      schrieb am 13.05.02 00:17:27
      Beitrag Nr. 242 ()
      @ylophon
      Er wußte, was er tat. Und er tat es dennoch. Ein Schwein.

      Meiner Meinung müsste es heissen:
      "Er wußte, was er tat. Und er tat es weil er wußte was er Tat. Ein Wahnsinniger !"

      Ich habe einen aus der Jugendmannschaft die ich trainierte verloren, weil er sich mit dem Gewehr seines Vaters erschossen hat, eine Woche vor dem Abitur.
      Er hat die Waffe nur gegen sich selbst gerichtet. Aber auch er hatte ein "behütetes Leben". (Lehrerhaushalt)
      Keiner von der Manschaft, auch ich, haben bei ihm mit soetwas gerechnet. Ich kann im nachhinein die Entwicklung sehen, ich habe sie aber nicht erkannt als sie begann.

      Allein das Bewusstsein, seinen Eltern nicht gerecht zu werden kann anscheinend massiv belastend sein.
      Gerade im Vater/Sohn Verhältniss kommt es da oft zu Spannungen und Verletzungen, die das ganze Leben des Sohnes prägen.
      Man darf die psychische Belastung nicht unterschätzen, die das leuchtende Beispiel des Vaters und des Bruders aufbaut.
      Gerade Jungs um die 18 sind nicht in der Lage persönliche Probleme nach aussen zu tragen. Sie müssen die Rolle des "Starken Mannes" spielen.
      Das kann bei dem Aggressionspotential das unsere sozial kalte und übertrieben leistungsanbetende Gesellschaft freisetzt sehr gefährlich werden.
      HG
      Avatar
      schrieb am 13.05.02 00:46:14
      Beitrag Nr. 243 ()
      #240 @hangglider
      Deutschland ist leider "Schein" geil ! Wer hier kein Papier für irgend etwas vorweisen kann, der ist NICHTS.

      so sieht es aus, das Bildungssystem will keine gleitenden Übergänge sondern scharfe Abgrenzungen.

      Wie sonst soll man es erklären, daß jemand, der 95% seines Studiums absolviert, mit dem gleichgestellt wird, der nie studiert hat.

      bD.
      Avatar
      schrieb am 13.05.02 00:47:02
      Beitrag Nr. 244 ()
      #240 Vieleicht ein Irrtum meinerseits,Glaube es gelesen zu haben,er hätte seine Noten selbst nachgebessert,und seinen Eltern vorgelegt,kann aber nicht mehr Sagen wo.
      Avatar
      schrieb am 13.05.02 00:56:11
      Beitrag Nr. 245 ()
      :D
      hab auch schonmal ne Note gefälscht.
      war in Geschichte, der Lehrer hat die mündlichen Noten immer in ein kleines Notizbuch eingetragen .. mit Bleistift.
      Er hatte die Angewohnheit, ab und zu das Klassenzimmer zu verlassen und sein Buch liegenzulassen.

      muß ich weiter erzählen ?? :D
      Avatar
      schrieb am 13.05.02 18:19:54
      Beitrag Nr. 246 ()
      hangglider: ich fürchte, so etwas wie in Deiner Jugendmannschaft kann in fast jeder Familie und fast jeder Gesellschaft passieren.

      Es kommt immer auf die Lebenssituation an. Ich denke, sehr viele Leute haben in bestimmten Situationen schon mal drüber nachgedacht, wie es wäre, einfach "Schluß zu machen". Weil alles völlig aussichtslos erscheint.

      Nun, die meisten hatten Glück, daß nicht allzuviele negative Erlebnisse gleichzeitig stattgefunden haben, aber wenn man im Herbst bei schlechtem Wetter völlig überraschend von der Freundin verlassen wird, vielleicht kurz vorher jemand gestorben ist, den man mochte und dann kommt noch Frust in Schule oder Beruf dazu....ich wünsche niemandem so eine Situation.
      Das Beispiel was Du schilderst klingt aber eher nach einer noch extremeren Kurzschlußreaktion, als hätte der Junge sich sozusagen den einzigen Tag in seinem Leben herausgesucht, wo er zu so etwas in der Lage war - und dann leider gleich "Erfolg gehabt".


      Letztlich mag es auch sein, daß man "ein Wahnsinniger" an die Stelle von "ein Schwein" setzen kann. Wenn Robert S. wirklich schon jenseits des Zustandes war, den ich angenommen habe: daß er nämlich keine "klaren" Momente mehr hatte, in denen er zum Nachdenken bei klarem Verstand kam.
      Diesen Tunnel, der zur Tat führte, den wird er nach aller Erfahrung nicht über Monate durchschritten haben, sondern "normalerweise" gibt es diese Momente zwischendurch, wo man auf einmal merkt: "Mein Gott!! WAS HABE ICH DA VOR???"
      Avatar
      schrieb am 14.05.02 14:14:49
      Beitrag Nr. 247 ()
      Die schnelle postume Aburteilung teile ich nicht, es bleibt ein Rätsel, eine Leere, eine sich nicht erklärende Realität zurück. Weiter gibt es vielfältige Ebenen von konkretem Versagen nicht nur von Robert, nicht nur der sich entschuldigenden Eltern, sondern auch bei staatlichen Behörden und Politik.

      Jeder braucht an irgendeiner Stelle mal Hilfe und Robert wurde sie nicht gewährt, man muß erstmal soweit kommen um zu so einer Tat willens zu sein.

      Die Überlebenden machen es sich einfach, das Leben geht weiter, die Lügen und Faulheit auch.
      Avatar
      schrieb am 14.05.02 14:27:19
      Beitrag Nr. 248 ()
      ROBERT STEINHÄUSER

      Ein verpfuschtes Leben



      »Steini« mit Schwarzenegger-Brille


      Seine Lehrer sahen in Robert Steinhäuser immer nur den hoffnungslosen Fall, so »dumm und grob gestrickt, dass selbst ein Nilpferdweibchen vor ihm davonrennen würde«. Für seine Mitschüler war er der kleine dicke Robert aus der Ottostraße, verpickelt und unsportlich, der Großkotz an der Raucherecke, ein blasser Verlierertyp, den man schnell wieder vergessen konnte. Bei seinen Eltern saß ein 19 Jahre junger Mann am Abendbrottisch, ein Fremder offenbar, aber wenigstens Nichtraucher, der seiner Mutter für Geld beim Fensterputzen half und in der Schule sein Bestes gab.

      So hatte jeder sein eigenes Bild von Robert Steinhäuser, dem Massenmörder von Erfurt. So lebte jeder neben ihm her, bis er am 26. April alle überraschte und mit seiner Bluttat vor ein unlösbares Rätsel stellte. Für den Freitagabend, den Tag der Tat, hatte sich Robert mit seinen besten Freunden noch gut gelaunt zum Saufen verabredet. Niemand hatte auch nur eine leise Ahnung davon, was in diesem Menschen vorging.

      Wer nach dem Motiv des Massenmörders sucht, wird dies nicht in den Wochen vor der Tat finden, auch nicht in den letzten Monaten. Er wird eintauchen müssen in eine Biografie, die komplexer ist, als viele ahnen, durchzogen von Demütigungen, Selbstbetrug und Lügen, die sich immer unlösbarer miteinander verstrickten und am Ende zu einem kaum auszuhaltenden Druck verdichtet haben müssen.

      Er wird aber auch einen scheinbar ganz normalen Jungen finden, der nicht gerade mit Talenten gesegnet war, aber von Mädchen träumte, Freunde hatte und Anerkennung suchte wie Millionen andere junge Männer auch. Er war kein Satanist. Kein Einzelgänger. Und schon gar kein computerkranker Psychopath, der ein reales Blutbad nicht mehr von Bildschirmgewalt unterscheiden konnte - wie Polizei und Politik den angeblichen »Amoklauf« nun zu erklären versuchen. Wahrscheinlich wäre es für alle leichter zu ertragen, wenn es so einfach wäre. Inzwischen steht für die Ermittler zweifelsfrei fest: Über 70 Mal hat Robert Steinhäuser abgedrückt. Er allein trägt Schuld am sinnlosen Tod von 12 Lehrern, einer Sekretärin, zwei Kindern und einem Polizisten. Aber versagt haben - mit ihm, neben ihm, an ihm - auch viele andere.

      Die falsche Schule

      Das Drama des Robert Steinhäuser beginnt lange vor seinem umstrittenen Rausschmiss am Erfurter Gymnasium Johannes Gutenberg. Es beginnt spätestens mit seinem ersten Tag an dieser Schule, für die er nie im Leben das Zeug hatte. Ihn aufs Gymnasium geschickt zu haben hält die Mutter heute für einen »grauenhaften Fehler«. Ihm fehlt es sowohl an Intelligenz als auch an Ehrgeiz, zudem ist er nicht gerade fleißig. Robert quält und schleppt sich von einem Schuljahr zum nächsten und versucht - strauchelnd bereits -, nach der zehnten Klasse wenigstens den externen Realschulabschluss zu schaffen. Er scheitert. Also muss er am Gymnasium bleiben, eine absurde, aussichtslose Zeitverschwendung. Aber noch immer will er dem großen Bruder nacheifern, dem sechs Jahre älteren Peter, der in der Schule so gut ist wie beim Handball und nach einem erstklassigen Abitur inzwischen Informatik studiert. Robert versucht, die elfte Klasse zu meistern, versagt, versucht es ein zweites Mal und wird gerade noch so in die zwölfte Klasse versetzt, die - alle wissen es - gleichzeitig die Endstation dieses Schülers sein wird.

      Die unsensiblen Lehrer

      Er war arrogant, störte den Unterricht. »Es war furchtbar. Eigentlich war Robert richtig dumm«, sagt sein ehemaliger Stammkursleiter Rainer Heise, »so dumm, dass er es nicht mal bemerkte, wenn sich Kollegen wie Frau Baumbach mit ihrer gespreizten Stimme ironisch und zynisch über ihn lustig machten.« Heise hält kurz inne. Die Deutschlehrerin Baumbach ist tot. Dann sagt er: »Einige Lehrer haben Robert ganz gern gestichelt.« Wie grausam auch er, Heise, ihn vor der Klasse gedemütigt hat, sagt er nicht. Dafür erinnert sich Roberts Freund und Banknachbar Stefan daran: »Wenn Robert einen Lehrer wirklich gehasst hat, dann den Heise.«

      Mit den Eltern hat kein Lehrer je Klartext gesprochen, nie erklärt, wie aussichtslos das Unterfangen Abitur für Robert war. Die Steinhäusers sagen heute, dass die Lehrer sie nie über Roberts Schulprobleme informierten. Ein Anruf hätte genügt. Die Schule wiederum wundert sich über das mangelnde Interesse der Steinhäusers an den Schulleistungen. »Es gibt regelmäßig Elternabende, Elternsprechtage, einen Tag der offenen Tür und jede Woche Lehrersprechstunden. Da kann man gern mal hingehen«, sagt Harald Dörig, Elternsprecher des Gutenberg-Gymnasiums. Dörig ist Bundesverwaltungsrichter, war früher Strafrichter und glaubt: »In dieser Familie kann die Kommunikation nicht gestimmt haben.« Keiner redet mit keinem, und Robert träumt weiter von einer Zukunft mit großen Perspektiven: Unbedingt Abitur, dann Zivildienst, später Informatik studieren, vielleicht mal einen Film drehen - auf jeden Fall berühmt werden. Manchmal ruft er Sätze aus wie: »Ich werde Politiker.« Dann lachen wieder alle.

      Die feixenden Schüler

      Seine Mitschüler lachen oft und gern über ihn. Wenn Robert ein Referat stammelt, voll mit Sätzen aus alter stalinistischer Fachliteratur. »Die Schüler haben auf dem Boden gelegen«, erzählt Rainer Heise. Der Kerl habe aber auch genuschelt und so verquast geredet. »Er wollte sich mit falschem Fachdeutsch schmücken - es war furchtbar.« So versucht der behäbige Junge mit dem schlurfenden Gang auf andere Weise etwas Aufmerksamkeit abzubekommen. Eine Zeit lang will er so etwas wie ein Klassenclown werden, ein Provokateur. Dem Bio-Lehrer Hans Lippe, den Robert später erschießen wird, legt er Regenwürmer auf den Tisch. Morgens kommt er regelmäßig und absichtlich zu spät, weil er glaubt, das sei ein cooles Ritual.

      Aber es hilft alles nichts: Robert bleibt unauffällig und blass - das wohl Schlimmste in einer Welt der good and bad news, der good and bad guys, der pickellosen Backstreet Boys und unerreichbaren Models auf dem Poster über seinem Bett.

      Robert wünscht sich eine Freundin, am liebsten eine blonde, aber sein Gesicht ist eher teigig, um die Hüfte schleppt er zu viel Speck mit sich herum. Robert ist nicht gerade klein, aber er will in allem größer sein, als er ist, und so steckt er sich auf Klassenfahrten gern mal eine Havanna in den Mund, setzt einen Cowboyhut auf und ahmt den Gang eines Westernhelden nach. Doch je stärker er den Starken spielt, desto lächerlicher kommt Robert Steinhäuser an, desto hämischer lachen alle über so viel Protzerei. »Robert war plump und ohne jedes Feingefühl«, sagt sein ehemaliger Stammkursleiter Heise.

      Die blauäugigen Schützen

      Beim Handball, dem Sport seines Bruders, darf er höchstens ins Tor. Weil er auch dort mit dem Ball nicht so recht umzugehen weiß, sich ungelenk und lahm anstellt, findet er schnell einen Stammplatz auf der Ersatzbank. Erst im Oktober 2000 entdeckt Robert einen Sport, der ihm mehr liegt und ihn schon immer fasziniert hat: Schießen. Robert Steinhäuser wird Mitglied im Schützenverein Domblick e.V., einer Unterabteilung des Polizeisportverbandes, einer illustren Gesellschaft: Hier ist der Thüringer Innenminister Ehrenmitglied, schießen Staats- und Rechtsanwälte, und ausgerechnet ein Oberkommissar der Bereitschaftspolizei gibt Robert wichtige Tipps zum Umgang mit der Waffe. Er gilt schnell als talentierter Schütze, aber als langweiliger Vereinskamerad. Auf dem Schießstand übt er jeden Monat, auf den Vereinsfesten lässt er sich kaum blicken. »So richtig gekannt hat ihn niemand«, sagt der Vereinsvorsitzende Martin Eilers, »aber er hat gleich ganz ordentlich geschossen.«

      Ein knappes Jahr trainiert der talentierte Neuling mit Vereinswaffen, besteht die schriftliche Waffenprüfung mit links und ist vor allem scharf auf eine eigene Flinte. Wettbewerbe dagegen, der Höhepunkt für jeden Sportschützen, interessieren ihn nicht. Der Vereinsvorsitzende wundert sich nicht darüber, staunt lediglich, dass Robert immer wieder für eine Pumpgun schwärmt, »weil es dafür bei den 17 Erfurter Schützenvereinen gar keine geeignete Disziplin gibt«. Martin Eilers streicht die Action-Waffe sogar noch einmal von einem Antrag, den ihm Robert unterschieben will. »Ich habe ihm gesagt: Das geht nur, wenn du zum Beispiel Polizist wirst. Und das hat er verstanden - dachte ich.«

      Die ahnungslosen Eltern

      Roberts Mutter, eine als »herzlich und ganz lieb« bekannte Frau, arbeitet im Schichtdienst in einer Hautklinik. Der Vater ist Ingenieur und hat als Abteilungsleiter bei Siemens auch nicht mehr Zeit für seinen Sohn übrig. Manchmal essen sie wenigstens zusammen Abendbrot, aber die meisten Tage vergehen ohne den Austausch vieler Worte. Robert redet nicht gern, schon gar nicht mit den Eltern, erst recht nicht über Probleme, und so lassen sie ihn lieber allein, lassen ihn vor sich hin schießen an seinem Computer, Spiele, die immer brutaler werden und laut aus dem kleinen Kinderzimmer hallen.

      Immer öfter zieht sich Robert in das Zimmer zurück, er hat ein Faible für indizierte Computerspiele wie »Soldier of Fortune« oder »Half-Life«, bei denen er seinen Aggressionen freien Lauf lässt und auch mal Champion sein darf, ein wahrer Held, der Gegnern jedes einzelne Körperteil abschießt und Bonuspunkte für Kopftreffer sammelt. Er lässt Blut spritzen und Gedärme quellen und metzelt in Rekordzeit Menschen nieder, mit einer Pumpgun und eben jener Glock 17, mit der er später 16 Menschen erschießen wird. Einer aus dem Schützenverein sagt: »Das Spiel läuft genau so ab, wie er es später gemacht hat. Es ist, was Blut angeht, das Realistischste auf dem Markt.«

      Die Eltern kommen an ihren Sohn schon lange nicht mehr heran. Sie lassen ihn gewähren und sorgen sich nur in aller Stille um ihn. Zum Schluss geht das Familienleben »kaum über die gemeinsame Nahrungsaufnahme hinaus«, wie die Ermittler später feststellen. »Das ist schon sehr schwer zu verstehen«, sagt Polizei-Chef Rainer Grube.

      Die ratlosen Freunde

      Ein totaler Einzelgänger, so wie es Polizei, Verhaltensforscher und Medien heute gern darstellen, ist Robert nie gewesen. Er hat eine Clique, mit der er sich trifft, zu Konzerten in die Engelsburg geht, im Luisenpark abhängt, Horrorfilme sieht. Ganz normale Typen, Studenten, Gymnasiasten, Wehrpflichtige. Peter, der mal Lehrer werden will und gerade Griechisch lernt. Diana, die auch die Schule abgebrochen hat, der Steini Geld für Vanille-Lollis im Schulbistro leiht und Killervideos überspielt. »Diese Filme gucken wir hier alle«, sagt Diana heute, »so was total Verstörtes.« »Kranke Seelen interessieren doch immer«, sagt Peter. »Steini kannte sich gut mit Charles Manson aus, diesem Massenmörder.«

      Ob sie eine Ahnung von seinen Plänen hatten? »Nein, alles normal. Das hat auch uns erschrocken. Steini ist kein Mythos.« - »Obwohl: Vor anderthalb Jahren hat Steini oft davon gesprochen, man müsse alle Lehrer erschießen. Das ging uns irgendwann mal auf den Keks.« Aus Spaß hat einer dann gesagt: »Dann mach`s doch!« Steini hat geantwortet: »Ich kann nicht, wegen meiner Eltern.« Stocki, ein anderer aus der Clique, der auch Musik macht, hat sich sogar mal nicht mehr in die Schule getraut wegen Steinis Sprüchen. »Ich meine, wir haben überlegt, was ist, wenn Steini es ernst meint«, sagt Diana. Also hat sie ihn gefragt. »Nee, nee«, sagte Robert, »das war nur Spaß.«

      Mit Christian, 19, den er auf einem Videoabend kennen gelernt hat, bei dem sie sich 8-mm-Filme mit Hinrichtungsszenen angeschaut haben, geht er ins Kino. »Steini hatte diese Bla-Haltung«, sagt Christian. Was bringt das? Was soll das? »So hat er immer gefragt und dann diesen Scheißegal-Schlenderschritt gehabt.«

      Das gnadenlose Schulgesetz

      Seit September 2001 ist Robert in der zwölften Klasse, und seine Situation in der Schule spitzt sich zu. Die Anforderungen haben seine Fähigkeiten längst überstiegen. Er lässt eine Klausur platzen, eine zweite, und als er versucht, sie zu wiederholen, wird er schon von der dritten überholt. Manchmal sind es drei Klausuren in einer Woche, er verliert den Überblick und weiß sich nicht anders zu helfen als mit gefälschten Attesten vom Arzt. Selbst das gelingt ihm nicht, selbst dabei ist er zu plump. Er fliegt auf - und von der Schule.

      Die Quälerei hat ein Ende, aber für Robert ist der Rausschmiss ein Sturz in die endgültige Hoffnungslosigkeit. Was soll er seinen Eltern sagen, die von all dem nichts wissen? Dem Großvater, der so stolz auf beide Enkel ist? Der Großmutter, die jeden Mittag nach der Schule für ihn kocht? Er hat nicht den Mut, sich und allen anderen die scheinbar größte Niederlage seines Lebens einzugestehen, diese Schmach, ohne jeden Abschluss - nach 13 Schuljahren, ein Nichts, ein Versager auf der ganzen Linie.

      Am 5. Oktober bekommt Robert seine Papiere ausgehändigt. Ein Gespräch der Schulleitung mit seinen Eltern lehnt er entschieden ab, sein gutes Recht als volljähriger Schüler. Auf dem Flur vor dem Sekretariat verliert er die Fassung, boxt und tritt gegen Spinde und schreit seine Wut heraus. »Das zahl ich euch heim!«, hören Mitschüler, bevor Robert wegrennt. Niemand nimmt diese Drohung ernst. Niemand nimmt Robert ernst. Man hat ihn erst mal rausgeworfen, bevor sich Schulamt und Direktorium plötzlich auf das Gesetz besinnen und ihm doch noch ein anderes Gymnasium anbieten. Doch da ist es zu spät. Robert gibt auf, und keiner vermisst ihn.

      Plötzliche Schulabgänge sind in Thüringen nichts Besonderes: Jedes Jahr verlassen hier mehr als 3000 Jugendliche ihre Schule ohne Abschluss. Das staatliche Gymnasium Johann Gutenberg hatte zuletzt mit 13,7 Prozent die zweithöchste Durchfallerquote im Land. Die meisten stehen wie Robert ohne Abschluss da, weil man in Thüringen - im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern - mit dem Ende der zehnten Klasse nicht automatisch die mittlere Reife hat. Robert Heise, einer von Steinhäusers guten Freunden, wird den Massenmord später so begründen: »Er war halt unzufrieden, weil er gar keinen Abschluss hatte.«

      Die externe Realschulprüfung hat Robert schon in der zehnten Klasse vergeigt. Auch bessere Gymnasiasten als er scheitern an dieser Hürde zu Hunderten, weil völlig andere Lerninhalte geprüft und verlangt werden als auf dem Gymnasium. Thüringen hat ein gnadenloses Schulgesetz, das reihenweise Versager produziert, aber davon will im Kultusministerium keiner etwas wissen. »Das ist eine Debatte zur Unzeit«, schnaubt ein Pressereferent ins Telefon. Es ist ihm »unbegreiflich«, ausgerechnet jetzt »ein erfolgreiches Schulkonzept« infrage zu stellen. »Schließlich können sich Schüler auch ohne Abschluss um eine Lehrstelle bewerben.«(Anmerkung: Ja, bewerben schon. :D )

      Die nachlässigen Behörden

      Etwa zur gleichen Zeit, als Roberts Schulkarriere endet, besorgt er sich die Tatwaffen. Die »Bedürfnisbescheinigung« seines Schützenvereins Domblick ist auf den 7. September 2001 ausgestellt. Danach besteht Bedarf für eine Pistole, Kaliber 9 Millimeter, und eine Flinte, Kaliber 12. Sein Vereinsvorsitzender hat unterschrieben. Einen Monat später bekommt er beim Ordnungsamt seine Waffenbesitzkarte und rüstet ganz legal auf. Am 18. Oktober kauft er einem Erfurter Sportschützen genau die Pistole ab, mit der er bisher nur am Computer geschossen hat: eine Glock 17 L, 9 Millimeter. Die 1200 Mark zahlt er bar.

      Der Verkäufer meldet das Geschäft innerhalb von 14 Tagen dem Ordnungsamt, so wie es das Waffengesetz vorschreibt. Robert Steinhäuser dagegen vertrödelt es, seine neue Waffe auf der Waffenbesitzkarte eintragen zu lassen. Auch das Ordnungsamt schläft. »Ein klares Versäumnis der Behörde«, sagt ein Sachbearbeiter im Thüringer Innenministerium. »Die Stadt hätte die Registrierung sofort anmahnen müssen.«

      Zwölf Tage später betritt Robert Steinhäuser Erfurts größtes Waffengeschäft nahe der Staatskanzlei. Im Untergeschoss von »Frankonia Jagd«, wo neben grünen Jägerumhängen die Waffen ausgestellt sind, kauft er für rund 1300 Mark eine Pumpgun der Marke Mossberg. Es ist eine Marina 590, Kaliber 12/76 und damit ein Gewehr, das Robert Steinhäuser nach den Vorgaben seines Vereins gar nicht besitzen dürfte. Die Polizei ermittelt noch, warum der Händler die Waffe trotzdem verkaufte und ob das Ordnungsamt tatsächlich nichts davon mitbekam. Die Behörde kontrolliert einmal im Jahr stichprobenartig die Verkaufsbücher der Waffengeschäfte - eine Verwaltungsvorschrift, die viele Schlupflöcher lässt. Robert Steinhäuser bringt die Waffen nach Hause in sein Kinderzimmer, auch das erlaubt das Waffengesetz.

      Die ausweglosen Lügen

      Danach lässt sich Robert Steinhäuser bei seinen Schützenkameraden nicht mehr blicken. Keine Übung mehr auf dem Schießgelände des Domblick e.V. Kein Eintrag in der Kartei des Schützenhauses an der Kalkreiße im Osten der Stadt, in dem er unter 300 Mitgliedern als Nummer 128 registriert ist. Seine Eltern glauben, das Abitur sei greifbar nahe. Tatsächlich geht Robert Steinhäuser seit Monaten nicht mehr zur Schule. Wenn er morgens das Haus verlässt, zieht er meist in die Altstadt, treibt sich in diversen Cafes herum und gibt das Geld aus, das ihm die Eltern regelmäßig zustecken. Er räumt sein Konto leer und kauft Munition. Mit seinen Freunden trifft er sich noch ab und zu, erzählt ihnen, dass er jetzt auf ein neues Gymnasium in Rieth geht, einem Plattenbauviertel am Rand der Stadt. Er lebt sein Leben vordergründig weiter wie bisher. Von einem Wandel des Jungen will keiner etwas gemerkt haben.

      Robert Steinhäuser lebt nun in mehreren Realitäten. Für die Eltern ist er auf dem Gutenberg-Gymnasium, für die Freunde auf einer neuen Schule, zu Hause killt er am Computer Tausende Menschen in U-Bahn-Schächten - und manchmal ist da auch noch das wahre Leben, eher leer und inhaltslos, ohne Perspektive. Schon bald, das weiß Robert Steinhäuser, lassen sich seine Lügen nicht mehr aufrechterhalten. Der Tag der Wahrheit rückt näher. »In dieser Zeit muss der Druck immer größer geworden sein«, vermutet der Erfurter Polizei-Chef Rainer Grube.

      Am Montag, vier Tage vor dem Massaker, trifft sich Robert mit seiner Clique bei Diana zum Musikhören. Peter erinnert sich, dass Robert »viel gelassener« wirkte als sonst. Dienstag sitzt Robert noch bei seinem Freund Marco in Marbach, mit dem er einen Film drehen will, ein »totales Gemetzel und Gesense«, in dem Steini mitspielen und am Ende sterben soll. Er berichtet Marco von seiner ersten Abiklausur, »die ganz gut gelaufen« sei. Und schlägt vor, sich am Freitagabend, nach der letzten schriftlichen Prüfung, auf ein paar Biere zu treffen. Am Donnerstag besucht ihn sein bester Freund Niko. Sie machen das, was sie immer machen: ballern. Steini fragte, so erinnert sich Niko, ob man einen Selbstmord wohl auch mit der Schrotflinte hinkriegt. Ein paar Stunden später erschießt er kaltblütig 16 Menschen. Von Ruhm hat er oft gesprochen. Eine traurige Berühmtheit ist er geworden. »Dass er das wirklich erreicht hat, das kotzt uns so an«, sagt Christian.

      Seine Lehrer sterben so, wie Robert und viele seiner Kumpel es tausendmal am Computer geübt haben. Die Kunstlehrerin Gabriele Clement versucht noch, dem Täter den Weg zu versperren, und wird von ihm mit mehreren Schüssen niedergestreckt. Ihre Kollegin Birgit Dettke rennt, obwohl sie sich selbst in Sicherheit hätte bringen können, wieder ins Gebäude, um ihren Schülern zu helfen - und wird erschossen. Und Monika Burghardt schließt schwer verletzt noch die Klassentür ab, um ihre Schüler vor dem Mörder zu schützen. Das Drama von Erfurt ist noch lange nicht zu Ende. Robert Steinhäuser hat die ganze Gesellschaft bis ins Mark getroffen, gezielt, verzweifelt und aus dem anonymen Hinterhalt des unscheinbaren Nachbarsjungen. Bei der zentralen Trauerfeier auf dem Domplatz spricht Bundespräsident Johannes Rau aus, was die Geschichte des Robert Steinhäuser auf tragische Weise bewiesen hat: »Wir leben miteinander und kennen uns häufig nicht.«


      ......................................


      " »Es war furchtbar. Eigentlich war Robert richtig dumm«, sagt sein ehemaliger Stammkursleiter Rainer Heise, »so dumm, dass er es nicht mal bemerkte, wenn sich Kollegen wie Frau Baumbach mit ihrer gespreizten Stimme ironisch und zynisch über ihn lustig machten.« Heise hält kurz inne. Die Deutschlehrerin Baumbach ist tot. Dann sagt er: »Einige Lehrer haben Robert ganz gern gestichelt.« Wie grausam auch er, Heise, ihn vor der Klasse gedemütigt hat, sagt er nicht. Dafür erinnert sich Roberts Freund und Banknachbar Stefan daran: »Wenn Robert einen Lehrer wirklich gehasst hat, dann den Heise.« "

      "Die feixenden Schüler
      Seine Mitschüler lachen oft und gern über ihn"

      "Mit den Eltern hat kein Lehrer je Klartext gesprochen, nie erklärt, wie aussichtslos das Unterfangen Abitur für Robert war. Die Steinhäusers sagen heute, dass die Lehrer sie nie über Roberts Schulprobleme informierten. Ein Anruf hätte genügt."

      "Das staatliche Gymnasium Johann Gutenberg hatte zuletzt mit 13,7 Prozent die zweithöchste Durchfallerquote im Land."



      So sieht es also auf dem Gutenberg-Gymnasium aus, daß als: "ziemlich leistungsorientiert geschildert" wird, aber: "eben auch die sehr gute Beziehung zwischen den Schülern und Lehrern erwähnt und die viele Solidarität unter den Schülern und die große Fürsorge durch die Lehrer gelobt wird".


      Harry_Schotter(gequält lachelt):(


      ..........................
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 10:33:45
      Beitrag Nr. 249 ()
      Interessanter Artikel, wirklich: ich fühle mich allerdings dennoch in meinem Bild im wesentlichen bestätigt, was ich von ihm hatte.

      Gut, die Lehrer waren offenbar doch zum Teil fies zu ihm, auch in der Klasse war man nicht nur nett. Aber das gibt es in fast jeder Schule, fast jeder Klasse.
      Mein Sohn ist noch nicht in der Schule, aber schon bei verschiedenen Schwimm-, Turn oder sonstigen Kursen haben wir nette und weniger nette "Lehrer" kennengelernt, im Kindergarten gibt es gute und schlechte Erzieher und auch gemeine andere Kinder.

      Das ist nicht schön, aber es ist eine Aufgabe im Leben, hiermit einen Umgang zu finden...
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 11:35:15
      Beitrag Nr. 250 ()
      @xylo, Harry_S.:

      Zunächst: Tolle Diskussion. Eine der besten hier im Board.

      Und eine kleine Anmerkung von mir: Wir dürfen uns nicht einerseits über die Ergebnisse von PISA beklagen und dann andererseits den Schulen vorwerfen, dass sie Auslese betreiben.
      Das Abitur wird seit vielen Jahren immer mehr verwässert. Die Lösung kann nicht darin liegen, mehr Leute Abitur machen zu lassen. Ganz im Gegenteil.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 12:06:58
      Beitrag Nr. 251 ()
      Spiegel-Gespräch mit G.Jauch Nr.20 13.05. S.124 geht bestens
      darauf ein.Eine andere Frage ist doch wie lange man,bis zu
      welchem Alter ? man sein (Kind) erreichen kann.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 14:05:59
      Beitrag Nr. 252 ()
      @#249 von xylophon

      Ja, stimmt, der Artikel ist interessant und er bestätigt auch mein Bild, das ich von Robert S. hatte.Aber vorallem bestätigt er meine Meinung von dem Gutenberggymnasium und von dem heuchlerischen, verlogenen Selbstbildnis, daß die Schule , die Lehrer und die Schüler von sich selbst und ihrer Bildungsinstitution gezeichnet haben.Diese Schule ist im positiven Sinne nicht etwas Besonders und Herausragendes, sie ist wie tausende anderer Schule in Deutschland auch.
      Eine anderer Erkenntnis hätte mich persönlich auch arg gewundert.


      Du hast recht, mit der alltäglichen Gegebenheit, daß Lehrer und Schüler auch mal nicht "nett" sind, daß sie mobben, damit müssen Kinder leider lernen mit umzugehen.

      Das gilt auch für`s Miteinander von uns allen.
      In jeder Stadt, in jeder Gemeinde gibt es Kriminalität jedweder Art.Auch bei solchen Dingen müssen wir einen Weg finden, damit zurecht zu kommen, indem wir uns vielleicht irgendwie daran zu gewöhnen, um damit zu leben.Aber allein durch die Tatsache, daß es diese negativen, schlimmen Sachen gibt und wir uns mit ihnen notgedrungen arrangieren, dadurch werden sie nicht akzeptabeler oder gar hoffähig.

      Warum sollte mobben durch Lehrer und Schüler als lässig angesehen werden, wenn man aber Erwachsenen das Recht zugesteht, bei Schikanen am Arbeitsplatz vor Gericht zu klagen ???


      Im ersten Artikel des Grundgesetzes steht geschrieben: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."

      Das gilt sowohl auch für Pädagogen gegenüber ihren Schülern, als auch für Schüler gegenüber ihren Mitschülern und Lehrern.

      Offenbar nahmen Lehrer und Schüler des Gutenberggynasiums und die Schule selbst, es mit der Menschenwürde eines Verlierers eher locker.Macht ja nichts.War ja nur ein Loser.

      Die Lehrer stichelten ihn ganz gern ironisch und zynisch,
      die Mitschüler lachten oft und gerne über ihn, und der Schule war er nicht wert genug, daß man sich die Mühe machte, seine Eltern über anstehende, sich zuspitzende Probleme zu informieren.Am Ende schmiss das "fürsorgliche", "solidarische", auf "gute Beziehungen"
      wertlegende Gutenberggymnasium ihn, wie die anderen 13,7 Prozent Schulversager wie einen Sack Ballast von Bord, damit man unbesorgt, von Problemen befreit, höher fliegen konnte.


      Xylophon, sag, wie soll man Kindern und Jugendlichen Werte beibringen, wenn man ihre Würde verletzt ???


      In einem gebe ich dir Recht, wenn du fragst: "Hatte er einen lichten Moment ???" und du dir die Antwort: "JA !" gibst.

      Denn er hatte, seiner Tat bewusst, noch kurz vorher einen Hilferuf gesendet.

      Textzitat: "Steini fragte, so erinnert sich Niko, ob man einen Selbstmord wohl auch mit der Schrotflinte hinkriegt. Ein paar Stunden später erschießt er kaltblütig 16 Menschen."

      Vielleicht hatte er vorher noch gehofft, daß ihn jemand fragt: "Ja wie, willst du dich(und andere) mit einer Schrotflinte erschießen ???"


      @#250 von Rainer6767

      Aber Rainer, die Lehren, die man aus Pisa gezogen hat, waren doch auch die, daß Auslese gerade nicht zum Erfolg führt, wie man an den besonders leistungsstarken skandinavischen Ländern(zB.Finnland) sehen kann, die allesamt Gesamtschulen mit einem gemeinsamen Unterricht, teilweise bis zum 10ten Schuljahr, haben.

      Die Lösung kann durchaus, nein, sie muss darin liegen, daß
      immer mehr Schüler Abitur machen, weil unsere Informations-und Wissensgesellschaft auf sehr gut ausgebildete Menschen angewiesen ist.Denn Rohstoffe haben wir fast keine(mehr), und billige Hände, die zupacken, die gibt es eher in Bulgarien, Indien oder China.

      Ich habe vor kurzem noch eine Statisik in einem Spiegelartikel gelesen. Danach machen in Deutschland 36 Prozent eines Schülerjahrgangs Abitur, in Schweden aber 70 Prozent und in Japan gar 80 Prozent.Und das wichtigste: Beide Länder überragen Deutschland in der Pisastudie überdeutlich !!!


      H_S:)
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 14:29:12
      Beitrag Nr. 253 ()
      @Harry:

      Die Lösung des Problems kann aber auch nicht darin bestehen, das Abitur so leicht zu machen, dass 80% es schaffen. Damit wird das Bildungsniveau auch nicht angehoben. Siehe USA: Dort ist der "High School" Abschluss der Regelfall (ca. 80 bis 90% eines Jahrgangs), die USA liegen aber in der Pisa-Studie auch nicht gut.

      In Japan gilt meines Wissens ein gnadenloses Ausleseprinzip. Führt zu hohen Selbstmordraten bei Schülern, aber auch zu guten Pisa-Ergebnissen.

      Was bringt es, wenn alle das Abitur haben, dieses aber nichts mehr wert ist, weil es zu leicht ist?

      Die Ursachen für das sehr gute Abschneiden der skand. Länder würde mich interessieren. An den Gesamtschulen kann es offensichtlich nicht liegen, wie das Gegenbeispiel USA zeigt. Im Übrigen sieht man auch in Deutschland, dass die Absolventen von Gesamtschulen nicht unbedingt die Besten sind.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 14:48:14
      Beitrag Nr. 254 ()
      Aus meiner Schulzeit kenne ich die dumme Lehrerarroganz. Da studiert jemand Sport und Geographie, die leichtesten Fächer, mit denen man Gymnasiallehrer werden kann, hält sich für den großen Zampano und verteilt hämisch 5er, obwohl selber mit wenig Allgemeinbildung gesegnet.

      Die Lehrerausbildung ist der eigentliche Schwachpunkt im Schulsystem.

      Pädagogische Begabung, Einfühlungsvermögen und echtes Interesse am Job sollten durch ein Schulpraktikum vor dem Studium getestet werden.

      Stattdessen soll dies die Referendarszeit nach dem mehrjährigen Studium übernehmen. Und da lassen die Prüfer niemanden mehr durchfallen.

      Zu viele Leute werden von den Vorstellungen Sicherheit, Verbeamtung, Freizeit angezogen, die für den Lehrerberuf menschlich ungeeigntet sind.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 15:01:01
      Beitrag Nr. 255 ()
      @Wesdaq:

      Mit Deiner prinzipiellen Einschätzung der deutschen Lehrerschaft dürftest Du Recht haben. Auch wenn pauschale Urteile im Regelfall nicht gerecht sind, da es sicherlich auch genügend engagierte Lehrer gibt. Auch solche habe ich damals erlebt, Du nicht?

      Andere Frage: Sind die Schüler völlig unschuldig an ihrem schlechten Bildungsniveau?
      Ich hatte bzw. habe das Vergnügen, an deutschen Hochschulen nebenher zu unterrichten. Unter anderem in einem MBA-Studiengang, in dem es fast keine deutschen Studenten gibt. Der Großteil meiner Studenten dort kommt aus China und Indien, daneben sind noch ein paar andere Nationen vertreten. Sämtliche Dozenten an dieser privaten Hochschule sind insbesondere von den indischen Studenten total begeistert. So etwas findet man unter deutschen Studenten nur noch sehr selten. Engagiert, fleißig, motiviert. Für die indischen Studenten gehört es offensichtlich zum Selbstverständnis, dass sie ihre Bildung verbessern müssen, dass sie ständig sich selbst weiter entwickeln müssen. Eine solche Einstellung ist mir unter deutschen Studenten (ich hatte bis letztes Jahr auch einen Lehrauftrag an einer "normalen" deutschen Universität) kaum begegnet.

      Es wäre zu einfach, die Alleinschuld den Lehrern zu geben. Wie motiviert man einen Schüler (später dann einen Studenten), der völlig verwöhnt wurde und deswegen den notwendigen Biss nicht mehr hat?

      Mir persönlich war damals völlig klar, dass ich angesichts der bescheidenen materiellen Ausstattung meiner Eltern Bestleistungen erbringen musste, um Karriere zu machen. Diese Motivation hat mich zum Einser-Examen gebracht.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 15:17:27
      Beitrag Nr. 256 ()
      @Rainer6767:
      Natürlich kenne ich auch motivierte Lehrer aus meiner Schulzeit. Von denen müsste es nur wesentlich mehr geben.

      Dein Beispiel mit den Studenten, die motivierter sind, wenn sie aus dem Ausland kommen, ist leicht nachvollziehbar.

      Die deutschen Studenten, die an ausländische Universitäten gehen, sind vermutlich ebenfalls überdurchschnittlich motiviert. Das dürfte aber einfach daran liegen, daß das Engagement und der Ehrgeiz, vermutlich auch die Begabung derer, die die Mühen eines Auslandsstudiums auf sich nehmen, weit über dem Durchschnitt liegen.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 15:19:54
      Beitrag Nr. 257 ()
      @Wesdaq:

      Stimmt sicherlich mit der höheren Motivation von Studenten im Ausland. Erklärt aber nicht alles.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 15:20:18
      Beitrag Nr. 258 ()
      Nachahmungstäter treten nach einem Fernsehbericht oft 6-12 Monate nach einem Ereignis auf, es wird also Zeit sich über Vermeidungsstrategien Gedanken zu machen.

      Die arrogante Schulleiterin ist weiter in Amt und Würden, die Strukturen bleiben gleich, Gras wächst nicht nur über die Gräber.

      Da kommt wieder nichts bei raus.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 15:24:19
      Beitrag Nr. 259 ()
      zu #258:

      Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Die beste Vermeidung von Nachahmungstaten (auch der Erfurter Täter war offensichtlich ein solcher) wäre es doch wohl, weniger darüber zu berichten.
      Eine Trauerfeier mit 100.000 Teilnehmern, ständige Berichterstattung und Diskussionen in zig Sendungen könnte doch einen Nachahmungstäter erst so richtig motivieren. Weil er dann eben sieht, welche Aufmerksamkeit seine Tat erregen wird.

      Am Besten wäre es, wenn man über solche Taten schnell wieder zurück zur Tagesordnung käme.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 16:37:51
      Beitrag Nr. 260 ()
      @#253 von Rainer6767

      Ich bin bis vor kurzem auch ein Gegner des Gesamtschulsystems gewesen, obwohl ich es immer für unfair gehalten habe, daß man jungen Menschen, von denen man glaubt, daß sie der liebe Gott nicht gerade mit Intelligenz gesegnet hat, auch noch eine qualitative, wie auch quantitative, schlechtere schulische Ausbildung gibt.
      Das die Leistungsergebnisse bei deutschen Gesamtschulen eher ernüchternd sind, hat eigentlich nicht sosehr etwas mit
      dem Schultyp zu tun, sondern eher etwas mit dem Unwillen
      der Eltern begabter Kinder, ihre Sprösslinge, anstatt auf die Realschule und das Gymnasium, auf diese alternative Schulform zu schicken.

      Aber ich habe meine Meinung über die Gesamtschule halt auch revidiert.Ich habe geglaubt, daß man den Schulstoff den Menschen anpassen muss.
      Offensichtlich ist dem nicht ganz so.
      Nach neusten wissenschaftlichen Forschungen schafft eine höhere geistige Beanspruchung/Herausforderung auch eine höhere Intelligenz.Es darf aber auch keine übergroße Überforderung geben, siehe der Fall Robert Steinhäuser.Zumindestens sollte man solchen Menschen bei ihren Schwierigkeiten adäquat unter die Arme greifen, statt sie zu verspotten.

      In den skandinawischen Ländern macht man es den Schülern nicht leicht, trotzdem haben in diesen Ländern über 60 bis 70 Prozent(und mehr) der Schüler das Abitur und schneiden
      zu aller Überraschung dann auch noch im Pisatest wesentlich besser ab als Deutschland.
      Ein Grund dafür ist ein anderer Unterricht, der mehr auf Verstehen und nicht so sehr auf Wissen, oder besser gesagt, auf ausweniglernen setzt.

      In den USA gibt es, nach meinem Wissen nach, ein Gesamtschulsystem.(Aber wer es besser weiß, soll mich nicht dumm sterben lassen)

      "High School"-Abschluß bedeutet in Amerika soviel wie: Hauptschulabschluß und weil man soetwas wie eine Gesamtschule in allen Bundesstaaten in den USA hat, erreicht den High School-Abschluß auch (fast)jeder.Wer einen höhere Qualifikation will, muss dann das "College" besuchen.

      "High School" ist ein irritierender Begriff, der nicht die Hochschulreife, dh. die Möglichkeit des Universitätszuganges wie bei uns meint, sondern nur ein ein Gegenbegriff zur "Elementary School", also zur Grundschule(Basisschule), ist.
      Ein "Gymnasium" ist in den USA ja auch keine Schule oder Schulform, sondern eine Turnhalle ! ;)

      In Japan gilt ein gnadenloses Ausleseprinzip !
      Ja, aber nur um die besten, renomiertesten Schulen.

      Warum gibt es in Japan denn dieses Paucksystem, dazu auch noch private Pauckschulen, bei denen man sich auf Aufnahmeprüfungen und Klausuren vorbereiten kann/muss ???

      Nein, nicht um Schüler zu drangsalieren, sondern um den Leistungsschwächeren auch eine Chance zu einem guten Schulabschluß auf einer akzeptablen Schule zu ermöglichen.




      @#254 von Wesdaq

      Ich kann dir weitgehenst nur zustimmen !
      Ich wäre für einen Psychotest für angehende Pädagogen.Warum nicht ??? Gibt`s ja auch bei der Polizei, der Bundeswehr, bei der Flugzeugpilotenausbildung und sonstigen verantwortungsvollen Berufen.

      Textauszug aus der neusten Spiegeltitelgeschichte: `Pfusch am Kind`: "Kaum umstritten ist unter Fachleuten, warum aus solchen Erkenntnissen hier zu Lande so wenig Konsequenzen gezogen worden sind, dass es zum fatalen Know-how-Stau kommen konnte:

      .Die Rekrutierung der Lehrer läuft falsch, viele Ungeeignete werden Pädagogen. Die Kollegien, schreibt die Ex-Gymnasiallehrerin und Bildungskritikerin Bayerwaltes, dürften "nicht länger wie bisher ein Auffangbecken für Studienversager, Mittelmäßige, Unentschlossene, Ängstliche und Labile, kurz gesagt für Doofe, Faule und Kranke" sein.

      .Die Hochschulen vermitteln künftigen Lehrern nach wie vor zwar ein Übermaß an sterilem Fachwissen, jedoch nur karge Didaktik- und Methodikkenntnisse und kaum Tipps und Tricks für erfolgreiches Unterrichten. Das System der deutschen Lehrerausbildung sei "ungeheuer bürokratisch", kritisiert der Zürcher Pädagogikprofessor Jürgen Oelkers; es entspreche "dem 19. und nicht dem 21. Jahrhundert".

      .In den Kollegien, obwohl stark überaltert, ist die Bereitschaft, sich didaktisch fortzubilden, womöglich gar noch in den Ferien, nicht sonderlich ausgeprägt - vielleicht weil den lebenslang verbeamteten Pädagogen, ob bräsig oder emsig, weder Gehaltskürzungen drohen noch Leistungsprämien winken."



      @#251 von oktopodius

      Manche Kinder sind mit 12 Jahren nicht mehr erreichbar, andere, wie ich, auch noch mit 38 Jahren. :)


      H_S:)
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 16:47:56
      Beitrag Nr. 261 ()
      @#259 von Rainer6767

      Ich gebe dir in Posting #259 voll und ganz recht !

      Man sollte, wenn man über solche Taten schnell wieder zurück zur Tagesordnung kommt, aber auch was an den Mitursachen verändern.
      Persönlichkeiten wie Robert S. wird es immer wieder geben.Aber den Humus, auf den so eine tragischen Taten und fatalen Entwicklungen gedeihen, den sollte man verdorren lassen.


      H_S:)
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 16:52:47
      Beitrag Nr. 262 ()
      So ist es grammatikalisch richtig. :D:D:D


      @#259 von Rainer6767

      Ich gebe dir in Posting #259 voll und ganz recht !

      Man sollte, wenn man über solche Taten schnell wieder zurück zur Tagesordnung kommt, aber auch was an den Mitursachen verändern.
      Persönlichkeiten wie Robert S. wird es immer wieder geben.Aber den Humus, auf dem so tragische Taten und fatale Entwicklungen gedeihen, den sollte man verdorren lassen.


      H_S:)
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 17:48:53
      Beitrag Nr. 263 ()
      ..jedenfalls sollte man nicht einen ganzen "Spiegel" mit privaten Bildern des Mörders vollkleistern...

      Zum Bildungssystem: ein Punkt, den man in Finnland (zum dortigen Test-Ergebnis) aber nicht unerwähnt lassen sollte: wer nicht die Landessprache spricht, ist nicht zum Schulbesuch berechtigt. Da wäre manche dt. Hauptschule in den Ergebnissen auch besser gewesen....

      Und zu den Lehrern: ich denke, daß es auch eine subjektive Seite hat: ich bin überwiegend mit den Lehrern gut klargekommen, die bei vielen Mitschülern am unbeliebesten waren: die "hart" waren, aber gerecht. Dagegen war ich immer eher mißtrauisch bei der damals häufig anzutreffenden Sorte, die sich gerne mit den Schülern verbrüderten - und doch immer "ungleich" waren, weil sie über uns zu enscheiden hatten. Auf so eine "Verbrüderung" habe ich keinen Wert gelegt. Dann lieber einer, wo ich weiß, was er erwartet...und viele der eher "netten" wurden später die Allerschlimmsten, weil sie enttäuscht und frustriert waren.
      Ich denke, ein Lehrer sollte zwar schon mit Gefühl bei der Sache sein, also Einfühlungsvermögen usw...er sollte aber auch realistisch genug sein, daß "nett" allein nichts nützt. Ein wenig Autorität und das Wissen darum, wie man sie sich verschafft - wer der Chef im Klassenzimmer ist, was nie vergessen werden sollte - wird jeder Lehrer brauchen. Die das nicht glauben, das sind die, die nach 10 Jahren die Schlechtesten sind: frustriert, dauernd krank oder zynische Schweine geworden.
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 18:12:24
      Beitrag Nr. 264 ()
      @#263 von xylophon

      Hart ist ok, wenn gerecht !

      Streng mit den Starken(auch den Lautstarken) und sanftmütig zu den Schwachen.
      So wäre es richtig !

      Darauf baut eine Zivilisation.

      Denn Zivilisation bedeutet das Gegenteil von dem Recht des Stärkeren.

      Und das Recht des Stärkeren, daß sollte es im Dschungel geben, aber nicht unter uns.Deshalb habe ich auch nicht im Geringsten vor, die Tat von Robert Steinhäuser zu rechtfertigen oder zu verteidigen.
      Es geht mir vorallem um die Ursachen.


      H_S
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 18:16:19
      Beitrag Nr. 265 ()
      gestern wurde - wenn ich mich recht erinnere - im ZDF oder NDR3 eine sehr gute Sendung zu dem Thema gesendet:

      Dort beschrieb ein ehem. US-Militärausbilder, wie wahnsinnig schwierig es ist, Soldaten (!) selbst bei akuter bedrohung dazu zu bringen, einen sichtbaren, konkreten Gegner zu töten.

      Im 2. weltkrieg war es so, daß nur ca. 50% der Soldaten wirklich schossen.

      Mit den Jahrzehnten hat die US-Armee daher im Rahmen der Ausbildung viele Versuche angestellt, die starke, natürliche Tötungshemmung bei konkreten gegnern zu beseitigen. Sie war im Vietnamkrieg auf immerhin 90% gestiegen, durch drastische "Desensibilisierungsmaßnahmen".

      iese bestanden u.a. darin, die "jung-Soldaten" systematisch einer Brutalisierung zu unterziehen.

      z.B. mussten sie sich Filmausnahmen von tatsächlichen und gestellten Hinrichtungen und Gefechten mit Todesopfern anschauenn un dwurden gezwungen, dazu zu lachen oder systematisch Witze über die Tötung zu reißen (ist immer noch Programm) .

      Und nun das, was uns Erschauern lassen sollte:

      Er berichtet, daß in den US-Spielotheken, wo Kinder zu Hunderten sitzen und sich den Nachmittag mit genau solchen HAndlungsweisen bei brutalsten Shooter-Games "gestalten", exakt dasselbe abläuft wie in der Ausbildung von Eliteeinheiten.

      Er forderte eine völlige Indizierung solcher Spiele und Erziehung zu alternativen Konflikzlösungsstaarategien.

      desweiteren hatte er höchst interesssantes zu berichten:

      einer der brutalen "Amok"-Läufer als Schüler hatte Augenzeugenberichten zufolge bei seiner Tötungsorgie in der Schule weder nach rechts noch nach links oder obenund unten geschaut, sondern starr nach vorne und schoß auch nur auf Menschen, die sich in diesem Blick-Korridor bewegten....

      Der Ausbilder:

      " Es ist jedem Profi klar, was er da machte: Er hatte die Körperhaltung bei seinen Lieblings-Spielen eingenommen, bei denen er starr in den Monitor schaute und nur wahrnahm, was sich in diesem Blick-Korridor ereignete.
      Er "Spielte" also wie in seinem Zimmer - er war zu einer Tötungsmaschine geworden."

      Das sollte man erinnern, wenn - wie in dieser sendung - die Computerspiele-Industrie versucht, diese Enthemmungs-gehirnwäsche wider besseres Wissen als harmlos zu klassifizieren....




      .
      Avatar
      schrieb am 15.05.02 18:17:18
      Beitrag Nr. 266 ()
      ..genau das meine ich Harry: sich nicht anbiedern, die Leiseren zum Reden ermuntern, die Lauten nicht völlig zum Verstummen bringen, die Rücksichtslosen in die Schranken weisen und ruhig auch mal mit den Lustigen lachen, aber nicht über die Fehler der Dummen....
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 08:52:21
      Beitrag Nr. 267 ()
      Computerkids im Visier
      Nach dem Erfurter Amoklauf haben sich Politiker auf gewalttätige Videospiele eingeschossen. Heute trifft sich der Kanzler deswegen mit Computerspiel-Herstellern und Internetanbietern
      BERLIN taz Knapp drei Wochen nach dem Amoklauf von Erfurt zeichnen sich inzwischen weitere politische Konsequenzen ab: Nachdem Bundeskanzler Gerhard Schröder kürzlich schon diverse Fernsehchefs zu sich ins Kanzleramt lud, um über die Konsequenzen aus Erfurt für das tägliche Fernsehprogramm zu sinnieren, sind nun die Anbieter von Videospielen und von Internetprovidern dran: Mit ihnen soll über den Umgang mit Gewalt verherrlichenden PC- und Internetspielen gesprochen und über mögliche rechtliche Schritte nachgedacht werden.

      Macht daddeln böse? Nach Erfurt sind populäre Ballerspiele wie "Counterstrike" und "Ego-Shooter" in die Kritik geraten, an der Gewaltbereitschaft Jugendlicher zumindest mitschuldig zu sein. Politiker aller Parteien sind sich einig, dass es künftig weniger Gewaltdarstellungen im Fernsehen geben und der Verkauf Gewalt verherrlichender Videos und Computerspiele eingedämmt werden sollte. Schon kurz nach dem Anschlag erklärten der Kanzlerkandidat Edmund Stoiber und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel unisono, sie stünden bereit, die Regierung bei einer Verschärfung des Waffenrechts und einem Verbot Gewalt verherrlichender Video- und Computerspiele zu unterstützen. Auf entsprechende Maßnahmen einigten sich kurz darauf Bundeskanzler Schröder und die Ministerpräsidenten der Länder. Zusätzlich kündigte Bildungsministerin Edelgard Bulmahn an, eine "Task-Force Gewaltfreie Schule" ins Leben zu rufen, die nichts weniger als eine "neue Schulkultur" begründen helfen soll.

      Derweil wird heute auch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften darüber befinden, ob das Computerspiel "Counterstrike" - immerhin eines der beliebtesten Computerspiele überhaupt - auf den Index gesetzt wird.

      brennpunkt SEITE 3
      taz Nr. 6750 vom 16.5.2002, Seite 1,
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 09:40:38
      Beitrag Nr. 268 ()
      @Harry, Xylo:

      Die Diskussion hier hat mich gestern abend dazu motiviert, den entsprechenden Artikel im aktuellen SPIEGEL zu lesen. Hoch interessant.

      Es wäre allerdings m.E. äußerst gefährlich, von den PISA-Siegern (z.B. Finnland) nur Teilaspekte zu übernehmen, bspw. die Gesamtschule, ohne gleichzeitig auch die anderen Aspekte zu überdenken.
      Würden wir in Deutschland bspw. die Gesamtschule zur Regelschule machen wie in Finnland, ohne das umzusetzen, was auch Xylo in #263 anspricht, dann wäre dies eine Katastrophe erster Güte.

      Sehr interessant fand ich übrigens auch die Analyse bzgl. UK. Deutsche Schüler sind wohl in der Tat nicht ausreichend gefordert. Dies ist insbesondere bedenkenswert, wenn nach Erfurt so viel von "Überforderung" gesprochen wird.

      Ich will es mal so formulieren: Die "deutsche" Umsetzung der Gesamtschulidee bedeutet eine Gleichmachung auf dem niedrigsten Niveau. In anderen Ländern ist dies nicht der Fall.

      Und zum Schluss: In dem SPIEGEL-Artikel gab es einen Satz, der mich tierisch geärgert hat. Da wurde die Frage gestellt, ob sich das Bildungssystem an der Leistung orientieren soll oder ob es gerecht sein soll. Was soll diese Frage? Ist Leistungsorientierung etwa nicht gerecht?
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 10:32:06
      Beitrag Nr. 269 ()
      Zu @Harry und den Ursachen, Pisa und Finnland.

      In Finnland kümmert sich ein Lehrer lange Zeit um seine Klasse, nicht nur die Verantwortung ist damit festgestellt, es ist auch die Vorteilhaftigkeit eines zeitigen Engagements für den Lehrer gegeben, der Schüler hat feste Beziehungen in einem überschaubaren Umfeld.

      In Deutschland wird früh eine Klasse für ein Kurssystem aufgegeben, der Lehrer wechselt häufig, Schülerentwicklungen sind schlechter bemerkbar, Problemfälle können wie bei Robert aus Faulheit entsorgt werden. Der einfache und bequeme Weg wird oft gegangen, während in anderen Ländern das "Problem" an den Wurzeln gepackt wird, da man sich das als Lehrer sonst noch über Jahre geben muß. Kinder und Jugendliche sind bei aller Freiheitsorientierung keine jungen Erwachsenen und das realisiert das deutsche Schulsystem nicht, es fehlt Bindung und auch die Kontrollfunktion.

      Diese Individualgesellschaft der jungen Erwachsenen schon im Nach-Pampers-Alter ermöglicht im Ergebnis extreme Persönlichkeiten und Taten. Das Leben ist für viele Kids ein Game mit Austauschbarkeit der Spieler, die Schule machts vor, es ist erlebte Realität und so hat Robert nach den allgemeinen Regeln sein Leben gelebt und beendet.

      Tut nicht so entsetzt, das wird kein Einzelfall bleiben.
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 11:41:14
      Beitrag Nr. 270 ()
      @xylophon

      "ich bin überwiegend mit den Lehrern gut klargekommen, die bei vielen Mitschülern am unbeliebesten waren: die "hart" waren, aber gerecht. "

      Wenn man so schleimt wie du ist das doch sonnenklar.
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 18:35:32
      Beitrag Nr. 271 ()
      Nun, das schöne an Leuten wie dem "wahren Chef" ist, daß sie einem so schön vor Augen führen, wie schwierig der Umgang im Leben mit Leuten wie Robert S. doch ist.

      Wenn man jemanden wie den selbsternannten Chef (wenn es sonst schon keinen gibt, der ihn ernstnimmt, muß er es hat selbst machen) als dumm und borniert empfindet, dann ist das sicher korrekt. Und es schreit eigentlich danach, solche Leute in ihrer Dummheit zu verarschen oder zu demütigen, wie es mit Robert offenbar geschehen ist.

      Natürlich wird von einem Lehrer etwas anderes verlangt, aber es ist schon sehr schwierig. Ich könnte es nicht. Wenn jemand doch so danach bettelt!

      Danke, "wahrer Chef", daß Du uns hier die Schwierigkeit des Lehrerberufs im Umgang mit Idioten noch einmal so deutlich vor Augen geführt hast. Und eine Bitte: wenn der Frust zu groß wird, weil Du in einem hellen Moment Deine ganze Armseligkeit erkennen solltest, spring von einer Brücke, nimm Gift, aber laß bitte Deine Mitmenschen in Ruhe. Danke.
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 18:36:28
      Beitrag Nr. 272 ()
      @#267 von Deep Thought

      Ich habe als Jugendlicher auf meinem C64 auch Raumschiffe abgeschossen.Diese Ballersachen haben sich seit damals eigentlich nicht verändert.Im grundegenommen sind solche PC-Programme "Geschicklichkeitsspiele".Ob "Counterstrike" zu Gewalt führt, weiß ich nicht, da ich sowas nicht auf dem Rechner habe.Aus Neugier würde ich`s mal gerne ausprobieren, bin aber zu geizig mir so ein Zeug zu kaufen. :D

      Wenn Bildungsministerin Edelgard Bulmahn aufruft: "eine "Task-Force Gewaltfreie Schule" ins Leben zu rufen, die nichts weniger als eine "neue Schulkultur" begründen helfen soll", dann hoffe ich, daß sie sich nicht nur an die Schüler, sondern auch an alle anderen Beteiligten des Schulsystems richtet, einschließlich der Eltern.


      #268 von Rainer6767

      Meintest du den Artikel: "Pfusch am Kind" ???
      Wo war denn die Frage, ob Leistungsorientierung gerecht ist ???
      Ich habe mir den Artikel von der Spiegel-Site auf den Computer geladen.Ich würde gerne mal nachschauen. :)


      Die Sache mit der "Überforderung" ist ein interessantes Thema !

      Vielleicht sind deutsche Kinder deshalb "überfordert", weil sie nicht in der Schule und im Elternhaus gefördert werden ???

      Wo waren eigentlich die Eltern von Robert ???
      Haben sie denn nicht schon vor seiner Volljährigkeit mit 18 Jahren gesehen, daß da was schief lief ???
      Haben sie seine schlechten Zeugnisse und Klausuren denn nicht zur Kentniss genommen ???

      Der Bruder hatte sehr erfolgreich das Abitur bestanden.Konnte er Robert denn nicht helfen ???

      Der Vater war selbst Akademiker und hatte das Gymnasium besucht.War es ihm aufgrund seiner Intelligenz und Bildung denn nicht möglich seinem Kind hilfreich unter die Arme zu greifen ???
      Wo waren sie alle ??? Die Familie forderte das Abitur.Aber die Zeit und Lust zum Fördern hatte sie offenbar nicht.


      @#269 von Friseuse

      Ich muss dir in allen Punkten recht geben.Und Erfurt wird kein Einzelfall bleiben,.....leider.

      Hier`mal was aus der "Bild"-Zeitung.Nicht gerade eine Quelle auf die ich mich gerne berufe, aber den Ausschnitt, den hier hier reinkopiert habe, finde gut und nachdenkenswert.

      "Was ließ den Schüler Robert Steinhäuser zum Amokläufer von Erfurt werden? Millionen Eltern in Deutschland fragen sich, ob auch ihr Kind zu solcher Aggression fähig wäre, zum Töten gar. Was können wir bei der Erziehung falsch machen?
      Die Kinderpsychologin, Erziehungsexpertin und Bestseller-Autorin Christa Meves („Mut zum Erziehen“) nennt exklusiv in BILD die „Sechs Goldenen Regeln der Kinderziehung“. Heute: Geben Sie Ihr Kind nicht weg!

      Keiner, der Kinder erzieht, ist dagegen gefeit, dass ihn ein so schweres Schicksal trifft und die Herangewachsenen versagen.

      Doch es gibt Grundregeln der Erziehung, die es möglich machen, dass Kinder seelisch gesunde Erwachsene werden. Die hauptsächliche Entfaltung des menschlichen Gehirns findet während der Schwangerschaft und in den ersten beiden Lebensjahren statt.

      Deshalb gilt:

      Nach der Geburt soll das Kind in Leibnähe der Mutter bleiben und in den ersten drei Lebensjahren vornehmlich von ihr betreut werden.

      Das Kind mindestens ein halbes Jahr voll stillen! In der Nacht kann das Kleine dafür auch im Bett der Eltern schlafen, wenn es noch nicht durchschläft.

      Eltern müssen viel mit ihrem Baby sprechen, ihm anregende Eindrücke vermitteln.

      Kinder brauchen einen Lebensrhythmus: feste Schlaf- und Essenszeiten. Diese sollte man – ohne Zwang – anstreben. Helfen sie dem Säugling, zu einer ihm bekömmlichen Ordnung zu finden!

      Wichtig: Geben Sie Ihr Kind nicht in eine Krippe! Das „Zeitfenster“ für Bindungs- und Kommunikationsfähigkeit findet im ersten Lebensjahr statt."



      @#270 von DER WAHRE CHEF

      Ich habe mich als Kind immer vor strengen Lehrern gefürchtet.Vielleicht lang das auch daran, daß sie zwar streng, aber nicht unbedingt fair und gerecht waren. In der Grundschule hatten wir einen bulligen Klassenlehrer, der die Schüler geschlagen und mit dem Zeichenstock verprügelt hat.Ja, damals sah die Gewalt an Schulen noch etwas anders aus.


      ...................................................
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 19:19:17
      Beitrag Nr. 273 ()
      @Harry:

      Sorry, ich hab`s gerade nicht greifbar. War aber ziemlich am Anfang des Artikels, noch vor den einzelnen Thesen.

      Es lohnt sich aber auf jeden Fall, den gesamten Artikel zu lesen. Hervorragend gemacht.
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 19:52:44
      Beitrag Nr. 274 ()
      Soll man jemand aus Frust verarschen und demütigen, weil er dumm und boniert ist und nicht das sieht, was man selbst erblickt ???
      Und wenn er sehr dumm und boniert ist, soll man ihn dann schlagen ??
      Und wenn er so dumm und boniert ist, daß es kaum auszuhalten ist, soll man ihn dann erschießen ???
      Alles irgendwie menschlich, aber vielleicht nicht unbedingt der richtige Weg, um mit seinen Agressionen umzugehen.
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 22:20:34
      Beitrag Nr. 275 ()
      Harry, du hast ja recht. Nein, man sollte den "wahren Chef" nicht erschießen. Er kann ja nichts dafür, daß er so dumm und borniert ist....aber wenn ich dumm angemacht werde, dann bin ich leider manchmal geneigt, gemein zu werden.
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 22:32:06
      Beitrag Nr. 276 ()
      @#275 von xylophon

      Ich weiß, daß du ein guter Kerl bist. :):):)
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 22:48:13
      Beitrag Nr. 277 ()
      harry schotter

      es ist ein riesiger Unterschied, ob Du irgendwelche Abstrakten raumschiffe abschießt oder konkret sichtbare Menschen erschießt und siehst, wei das Blut und gehirn ganz realistisch an die wand spritzt.

      U.a. das wollte der US-Ausbilder deutlich machen.

      Und es war so:

      Als Du und ich noch heranwuchsen, da wurde soziales Engagement nicht als törichte Dummheit angesehn und man schlug noicht in der Schule, sondern sprach, schrieh, rempelzte.... und das war´s jetzt bist Du als Schüler Schueh, JAcke, Jens los, musst an straff organisierte Schüler-Gangs Schutzgeld abliefern und kriegst auf jedem Schulhof alle Drogen dieser Welt.

      Und zuhause siehst Du in vielen Fällen nur noch abends EINEN von zwei Elterteilen, weil es so schick ist, sich bei der ersten narzistischen Kränkung gleich scheiden zu lassen, anstatt an dem Konflikt zu wachsen.
      Als Kind in Scheidungsfamilien bist Du zumeist nur Minition auf dem weg zu mehr Geld (unterhalt), mehr Macht (Umgangsrecht) oder der seelische Mülleimer deiner eltern ( "Papa/Mama ist ja soooo gemein...." )

      Es geht in Scheidungsfamilien meist nicht um das Kindeswohl, sondern entgegen dem Sinn des Gesetzestextes defacto um das Elternwohl.

      Und wir haben z.B. unsere Väter einigermaßen geachtet.

      Heute sitzen Millionen von gedemütigten und depressiven Arbeitslosen (mit Ausnahme einiger 100.000 Arbeitsscheuer) am RAnde der Sozialhilfe, kein Job, keine selbstachtung, oft erst durch die Hunderte von Absagen bei der Arbeitssuche am Rande bzw. bereits im Alkohoilismus, sozial abgestigen, weil man den Lebensstandard des ehem. Beschäftigtenstatus nicht mehr halten kann.
      MAn zieht um, die Freunde, evtl. die Schule wechselt...

      Bei Robert S. war´s anscheinend keine Familie von Arbeitslosen, aber Akademiker sein heißt bekanntlich nicht, daß man ein Abo auf Glück hat.

      DAs Gegenstück zum eben geschilderten Szenario ist die Familie des egomanen Karrieristen, dessen FA,ilie nur einen Mittelpunkt kennt: Die Erfüllung der Elterliche Träume, koste es, was es ihre Kinder kosten mag....

      Ich habe als junger Student (in Ermangelung der Möglichkeit eigenen Urlaubs) Jugendgruppen (15-18 jährige) geleitet.

      Einmal waren verzogene Jüngelchen aus besseren Kreisen dabei, die für einige Tage mit WAFFEN (MAcheten, Klappmessern, sogar aus Unkrautex gemischtem Sprengstoff) die anderen Terroroisierten.

      Wir haben das schnell detektiert und die beiden durften unter Bewachung für ein Schweinegeld nach HAuse abreisen.

      Danach ging es den beiden so:

      Die Eltern reagierten mit brutaler Gewalt (genau das, was die beiden als einzige Konfliktlösungsstrategie übernommen hatten) und der eine Vater (mit "guter Ausbildung" )schlug den Sohn noch auf dem Bahnsteig windelweich.....

      Aber, wer schützt die Kinder vor solchen mißratenen Eltern?

      FAst alle, die als Kind brutal verprügelt wurden, wurden selber wieder zu Gewalttätigen Eltern.

      Heutzutage ist das per Gesetz verboten - aber dafür wird diese (einzige) Form der US-filmischen Konfliktbewältigung TAg und NAcht in die Hirne der Kinder und Jugendlichen gewaschen.

      Wenn man sich die erbärmlichen Sendungen der privaten Sender so um 16-19:00 einmal anschaut (Das sollte jeder einmal eine Woche zur Ernüchterung tun), der wird wild keifende primatenhafte Asoziale in sogenannten TAlkshows ("Ich will, daß meine Frau auf den Strich geht" oder "Ich geh´lieber in die Disko als mich um mein BAby zu kümmern" )sehen und z.B. wie neulich in SAT1 einen Bericht sehen, der eine angebliche Studentin zeigt, die nachts als Prostituierte arbeitet und tagsüber angeblich studiert ( "Ist doch besser als bei McDonalds jobben" ) sehen - das sind die Vorbilder unserer Gesellschaft für unsere Kinder..... oder es wird ein 18-jähriger gezeigt, wie er gerade seine ersten Gehversuche im vom plötzlich verstorbenen Vater geerbten Puff macht "Deutschlands jüngster Puffbesitzer" ) ...

      Es werden keine intelligenten, nachdenklichen und sozialkompetenten Vorbilder gezeigt, sondern engagierte Menschen werden eher öffenttlich vorgeführt und HauDrauf-Typen oder Supermänner werden glorifiziert.

      Einfach nur noch entsetzlich.

      :mad:
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 23:12:50
      Beitrag Nr. 278 ()
      @ #277

      Wenn du wüßtest wie recht du hast.............:mad:


      Ich sage das sehr ungern, weil du meine schönen Plasmaselect
      immer so runtergemacht hast :D, aber du hast wirklich so verdammt
      recht, dass es schon fast weh tut...........

      Sehr gutes Posting, vollste Zustimmung....vor allem der
      Teil über die Talkshows - ich frage mich wer allen ernstes
      regelmäßig Arabella, Vera oder weiß sonstwer wie die alle
      heißen anschaut und sich dabei unterhalten vorkommt. Solche
      Sendungen sollten verboten werden - und zwar schleunigst !!!


      RK
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 23:17:02
      Beitrag Nr. 279 ()
      .sehe ich natürlich anders; denn ich habe doch allergrößte Zweifel, ob irgendjemand diese Gestalten aus den Talk-Show als Vorbilder ansieht.

      Aber für heute reicht es mir...
      Avatar
      schrieb am 16.05.02 23:32:25
      Beitrag Nr. 280 ()
      Hi xylo,.................:D

      Das die jemand als Vorbilder anerkennt hat D.T. nicht behauptet,
      aber der Trend Verwahrlosung und auch egoistischste Selbst-
      verwirklichung ohne Rücksicht auf Verluste als Teil des
      legitimen "way of life" anzusehen wird von diesen Talkshows
      stark angeregt. Insbesondere die dämliche Arabella mit ihrer
      becknackten " ich leg den Kopf leicht schief und tu so als ob
      es mich wirklich berührt" Visage sollte sich schämen einen
      solchen Scheiß zu moderieren - und solange sowas im nachmittags-
      programm läuft will ich auch DN3D und Half-life spielen dürfen...
      Nicht das ich noch versucht wäre mir Sendungen über "Arbeitslose,
      die dazu stehen..." anzuschauen - bei derartiger Dauerberieselung
      mit geistig-dementem Abfall könnte ich für nichts garantieren:D

      RK
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 00:20:27
      Beitrag Nr. 281 ()
      @#277 von Deep Thought


      Ja, was soll ich zu deinem Posting sagen ???
      Du rennst bei mir mit deiner Meinung sperrangelweite Scheunentore ein.
      Wären mal alle Menschen so einsichtig.

      Außer zwei Dinge vielleicht, kann ich dir in allem zustimmen.Als ich von der Grundschule auf die Hauptschule gekommen bin, musste ich die Erfahrung machen, daß es schon damals, Anfang der 70ziger Jahre, an meiner Schule "rustikal" zuging.Und wir lebten nicht in einer Großstadt, sondern in einer kleinen Gemeinde zwischen Hagen und Wuppertal.Auch vor 30zig Jahren
      wurde nicht nur gesprochen, geschrien, und gerempelt, sondern auch zugeschlagen, richtig zugeschlagen.Und Kriminalität gab es auch.Weniger auf dem Schulgelände, sondern mehr auf dem Nachhauseweg.Erpressung, Diebstahl, Prügel, usw.
      Solche Ausformungen von Gewalt wirst du an Realschulen und vor allem an Gymnasien signifikant weniger erleben.Das liegt zum Teil an den sozialen "Settings", zum Teil aber auch an der Angst vor dem Rausschmiss von der Schule und den Abstieg in die nächst tiefere Schulform.Man hat was zu verlieren ! Ein Hauptschüler hingegen kann nicht tiefer fallen.
      Dafür ist die Gewaltausübung an den "höheren" Schulformen subtiler, leiser, sie entfaltet sich nicht in physischer, sondern in psychischer Form; dafür aber nicht minder effizient.Wie sollen Lehrer an der Hauptschule ironisch und zynisch zu ihren Schülern sein und Schüler zu Schüler, wenn sie garnicht wissen, was Ironie ist und sie nicht begreifen ??? Ausserdem wäre soetwas für einen Pauker gefährlich, wenn er an den Falschen gerät.Vom stören im Unterricht, niederschrein, beschimpfen, Gegenstände nach ihm werfen, bis körperlich angreifen, wäre theoretisch alles drin.Ist dir schom mal aufgefallen, daß es Amokläufe von Schülern in Deutschland nur auf Gymnasien gegeben hat ??? Ich nehme an, es hat auch was mit dem speziellen Klima auf diesem Schultyp zu tun.


      Zu den Talksendungen

      Ich sehe mir manchmal diese Sendungen an, und denke mir: "Mein Gott, ich danke dir, daß ich nicht so bin".Aber so denken auch Millionen von anderen Zuschauern, und genau deswegen werden sie angesehen; wegen dem kuschligen Gefühl der Überlegenheit über den Talkgästen.Und deshalb dienen sie gottseidank auch nicht als Vorbild für Kinder und Jugendliche, sondern eher als Abschreckung.Ich glaube kaum, daß sich irgendjemand mit diesen armen Seelen identifiziert, die dort wie im Zoo vorgeführt und irgendwie auch lächerlich gemacht werden.


      ......................
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 00:38:58
      Beitrag Nr. 282 ()
      Harry_Schotter
      Genau aus diesem Grund schaue ich mir mit der selben
      Reaktion ab und zu Talkshows an.Deep Thought stimme ich sonnst auch zu in #277
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 12:09:03
      Beitrag Nr. 283 ()
      .... und nachdem sich die Öffentlichkeitsgeilen Politiker nun erfolgreich Erfurt Wahlkampfpolitisch zueigen gemacht haben, geht alles so weiter wie bisher:

      Uneindeutige Jugendgefährdung

      Counter-Strike kommt nicht auf den Index
      / Von Jörg Stratmann


      BONN, 16. Mai. Die Gruppe ist schon einige Minuten online, als ihr erste Bedenken kommen. Zwar bewegt sich "unser Mitarbeiter Herr Schmidt" behutsam per Mausklick durchs Computerlabyrinth und unterläßt es, in die Schießerei des Actionspiels "Counter-Strike" einzugreifen. Doch deutlich sichtbar für jeden Teilnehmer dieser Internetbegegnung hat er sich nicht unter einem Pseudonym eingeloggt, sondern als "BPJS", dem Kürzel der "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften". Ehe sich allerdings die Mitarbeiter der Bonner Behörde bei dieser virtuellen Ortsbegehung allzusehr um ihren guten Ruf sorgen können, beruhigt sie einer der geladenen Fachleute. Selbst wer die Abkürzung identifizieren könnte, sagt er, hielte das doch eher für einen großen Spaß.

      Das klingt zynisch in diesen Tagen, da jeder noch das Attentat von Erfurt im Sinne hat, das auch jenes Computerspiel in Verruf brachte, mit dem sich die BPJS auf Antrag des Jugendamtes Bochum schon seit Monaten beschäftigt. Doch so meint es Sven Spilker nicht. Der 24 Jahre alte Polizeihauptmeister ist an diesem Donnerstag nicht beruflich, sondern als Sprecher einer Gemeinde von mehr als 500 000 "Counter-Strike"-Spielern geladen. Nicht um sich und seine Leidenschaft zu rechtfertigen, sein "Hobby, das am Wendepunkt zum Sport steht", dieses "soziale Happening", "so merkwürdig sich das in diesem Zusammenhang anhört". Ihm geht es darum, Fakten vorzutragen und so zu verhindern, "daß eine ganze Szene indiziert wird", der nichts ferner liege, als Gewalt zu verherrlichen. Es sind auch solche Argumente, die das Zwölfer-Gremium der Bundesprüfstelle nach mehr als vierstündiger nichtöffentlicher Verhandlung schließlich überzeugen.

      Das Computerspiel "Counter-Strike" wird nicht in die Liste der jugendgefährdenden Schriften aufgenommen. Das gibt die Vorsitzende Elke Monssen-Engberding am Nachmittag bekannt. Zwar sei es auch wesentlicher Bestandteil des Spiels, virtuelle Gegner zu töten, was nach Definition des Gesetzes durchaus als verrohende Gewaltdarstellung hätte gewertet werden können, weil "Gewalt als vorrangiges Konfliktlösungsmittel propagiert" werde. Allerdings, so ergänzt die Vorsitzende, bietet das Spiel "in erheblichem Umfang strategische Vorgehensweisen an" und "die Möglichkeit, in der Spielergemeinschaft zu kommunizieren". Wer also nur Ablenkung suche, werde nicht langfristig an dieses Spiel gebunden. Weil die Szenarien weitgehend auf blutrünstige oder akustische Effekthascherei verzichteten, sei eine verrohende Wirkung nicht gegeben. Deshalb gingen die Rechtsfolgen einer Indizierung in diesem Fall zu weit. Das hindert das Gremium nicht, "sehr deutlich zu machen, daß dieses Spiel nicht in die Hände von Kindern und jüngeren Jugendlichen gehört". Ohnehin habe die Freiwillige Selbstkontrolle der Unterhaltungssoftware-Industrie die amerikanische Originalversion schon als "nicht geeignet unter 18 Jahren" eingestuft. Das sei indes nur "eine Empfehlung ohne jede gesetzliche Verbindlichkeit", sagt Monssen-Engberding. Deshalb fordert sie im Namen ihres Gremiums eine "rasche Novellierung des Jugendschutzgesetzes".

      Trotz der Einschränkung feiern die "Counter-Strike"-Freunde einen realen Sieg. Mit Schwung wollen Spilker und sein Expertenkollege Rami Allouni nun dazu beitragen, noch einiges zu bewegen in einer Szene, die innerhalb von zwei Jahren von 500 auf annähernd eine Million Spieler gewachsen sei. Achtzehn bis zwanzig Jahre alt ist der Durchschnittsspieler, und vertreten sind sämtliche Berufsgruppen, sogar "Polizisten und Anwälte", so haben sie in Umfragen ermittelt. Die Besten versammeln sich in sogenannten Clans. Spilkers Gruppe nennt sich ohne falsche Bescheidenheit "Inoffizielles deutsches Counter-Strike-Nationalteam". Damit unterlag er kürzlich nur knapp bei der ebenfalls noch inoffiziellen Europameisterschaft gegen Schweden unter der kritischen Begutachtung von rund 30 000 Interessierten, die übers Internet dabei waren. An diesem Freitag wartet in Köln das größte europäische Turnier, bei dem es immerhin um 30 000 Euro geht. Die Gemeinde wächst. So rief der Bochumer Antrag auf Indizierung eine Welle des Protestes hervor. Mehr als 60 000 Spieler haben sich schon gegen die Indizierung ausgesprochen, "mit diversen Argumenten", die auch die Prüfstelle schließlich nicht unbeeindruckt lassen. Insbesondere, so sagt die Vorsitzende, hätten die Ausführungen "halb die Sportlichkeit" des Spiels belegen können, bei dem "auf gemeinsamer Ebene viel getan" werde und bei dem die Spieler nicht wahrnähmen, "daß man eigentlich Tötungshandlungen vornimmt". Sind die "Counter-Striker" damit rehabilitiert? "Das brauchten sie nicht", sagt Elke Monssen-Engberding. "Wir entscheiden nicht, was Erwachsene tun oder nicht tun sollen." Zwar habe man sich bemüht, "Erfurt außen vorzulassen". Und doch, das gibt sie zu, habe man auch so lange diskutiert, "weil es in den Köpfen vorhanden war". Die Aufgeregtheit der Diskussion habe das Verfahren sicherlich beeinflußt. "Eine schwere Entscheidung", sagt die Vorsitzende. Aber eine eindeutige Jugendgefährdung sei in diesem konkreten Fall nicht gegeben.

      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.2002, Nr. 113 / Seite 11
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 12:35:25
      Beitrag Nr. 284 ()
      Mal ein distanziert-wissenschaftlicher Denk-Ansatz über das Schießen:


      Vom Steinwurf bis zum Marschflugkörper: Die Geschichte des Projektils / Von Gero von Randow


      Sie tun es in Kabul, Kiew und Kairo, in Jerusalem und Mitrovica (Kosovo) und einmal im Jahr mit Sicherheit in Kreuzberg: Menschen werfen mit Steinen. Am vergangenen Mittwoch flogen Steine in Belfast, aus religiösen Motiven. Und in Rotterdam, weil dort ein Fußballspiel gewonnen worden war.


      Gründe und Steine finden sich immer. Es brauchen nur ein paar Kiesel am Teich herumzuliegen - irgendwann kommt garantiert jemand vorbei und schleudert sie ins Wasser. Der Mensch ist aufs Werfen programmiert. Schon kleine Kinder lieben es, auf der Kirmes die Dosenpyramide zu attackieren. Die Lust am Wurf muß tief im Gehirn des Menschen verankert sein; bei keiner anderen Tätigkeit treten die neurologisch bedingten Unterschiede zwischen Rechts- und Linkshändigkeit so deutlich zutage wie bei dieser.


      Werfen ist Wirkung auf Distanz. Schießen wiederum ist potenziertes Werfen, es ist der Inbegriff der Fernwirkung.


      Schießen ist Macht. Wer die Macht haben will, wenigstens für einen Moment, greift zur Schußwaffe. Im Computerspiel, im Schützenverein oder in blutigem Ernst. Mal als Einzeltäter, dann wieder im Kollektiv. "Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen" (Mao Tse-tung).


      Alle Techniken erweitern den Körper. Mit ihnen gestaltet sich der Mensch um. Insofern sind die beiden Geschoßtechniken, also das Werfen und Schießen, geradezu idealtypisch, denn sie weiten den Wirkungskreis des Menschen über alle Maßen. Sie haben sogar den Menschen erst zum Menschen gemacht, behauptet der texanische Historiker und Geograph Alfred W. Crosby in seinem Buch Throwing Fire. Projectile Technology Through History, das soeben im Verlag Cambridge University Press erschienen ist. Seine Lehre heißt: "Du bist, was du schmeißt."


      Crosby beginnt seine Erzählung vom Menschen als Werfer mit der Frage, woran man Australopithecinen erkennt, also die ersten Menschenformen. Antwort: Es sind die Füße. Wieso haben Menschen Füße? Warum befindet sich da unten nicht, wie bei den Affen, eine Kombination aus Hand und Fuß? Der aufrechte Gang muß einen enormen Vorteil geboten haben, für den die Funktionalität der unteren Greifer geopfert wurde, schreibt Crosby, und eines konnte der aufgerichtete Hominide mit Sicherheit besser als jeder Affe - mit Steinen schmeißen.


      Es war die erste technische Innovation. Mit ihr hätte der Urmensch nicht nur den Stein vom Werkzeug zum Wurfzeug umgewidmet, sondern auch Hand und Arm. Jetzt hangelt er sich nicht mehr mit ihnen von Baum zu Baum, statt dessen bleibt der Körper auf der Stelle, und was nach vorn geschleudert wird, ist ein Geschoß.


      Die Grundformen des Werfens sind heute noch Lehrstoff der Rekrutenausbildung. Im "Reibert", dem Handbuch des deutschen Soldaten, werden sie als "Bogenwurf" und "Schleuderwurf" bezeichnet. Der Bogenwurf ist von besonderem Interesse, denn er verlangt eine gute Motorik: "Mit Wurfarm weit ausholen. Körpergewicht auf das hintere Bein verlagern. Freie Hand zeigt in Zielrichtung. Schwung aus der Schulter unter Drehung des Oberkörpers in der Hüfte. Handgranate über die Finger rollen lassen. Hinteres Bein nach vorn ziehen. Freien Arm zurückschwingen." So trieben es wohl auch die frühen Hominiden. Nur bis zur Handgranate hatten sie es noch nicht gebracht.


      Ausdrücklich bezieht sich Crosby auf den Neurologen William Calvin von der University of Washington in Seattle, der eine Art Wurftheorie des Geistes vertritt. Wer ein kleines Ziel, wie zum Beispiel einen Hasen, auf vier Meter mit einem Steinwurf treffen will, muß seine Bewegungen so koordinieren, daß das Geschoß innerhalb eines Zeitfensters von elf Millisekunden losgelassen wird - sonst geht`s daneben. Damit das Gehirn, spekuliert Calvin, eine dermaßen exakte Steuerung ausüben kann, muß es eine große Anzahl von Neuronen zugleich feuern lassen und Mittelwerte aus ihren Signalen berechnen. Nach dem Gesetz der großen Zahl gleichen sich die Fehler der Feuersequenzen aus. Ein gehöriger Aufwand zwar, doch der Vorteil genauen Werfens sei dafür hoch genug gewesen.


      Auf diesem Weg gelangt Calvin zu einer Theorie über die Entstehung der Intelligenz, die das Problem elegant umgeht, daß es für das Überleben eines affenähnlichen Wesens eigentlich nicht nötig war, die kognitiven Leistungen extrem zu steigern, bis zur Sprachfähigkeit gar. Warum sollte dieses Tier sonderlich Intelligenz entwickeln? Weil das nicht mehr viel kostete, sagt Calvin. Der Weltmeister im Werfen hatte nun einen Apparat im Schädel, der gewissermaßen gratis auch für andere Zwecke eingesetzt werden konnte, bei denen es auf das Timing ankommt - namentlich das Sprechen.


      Martin Heidegger schrieb vom "Geworfensein" des Menschen, doch der Mensch ist wohl in erster Linie ein Werfer. Homo iacens (von iacere = werfen) ist die anthropologische Voraussetzung des über seine Existenz philosophierenden Homo sapiens. Jedenfalls hatte der erste Steinewerfer neue Gründe zum Nachdenken. Ausgerüstet mit der ersten Abstandswaffe der Geschichte, sah er seine Welt nun eingeteilt: hier und jetzt die Ursache, dort und dann die Wirkung. Er hatte zum Stein der Erkenntnis gegriffen.


      Als er schließlich schreiben konnte, veröffentlichte er, wie es seine Art ist, allerhand Vorschriften. Auch für den Gebrauch des Steinewerfens: "Wenn ein Mann oder eine Frau Geister beschwören oder Zeichen deuten kann, so sollen sie des Todes sterben; man soll sie steinigen" (3. Mose 20.27).


      Die Erzählungen Crosbys und Calvins sind Spekulationen. Keine Spekulation indes ist die Tatsache, daß der Mensch seine Wurftechnik allmählich verbesserte. Dem Stein folgte der Speer, und dann, neben der heute noch in Gebrauch befindlichen Steinschleuder, die weithin verbreitete Speerschleuder, der sogenannte Atlatl, den das wissenschaftliche Unterhaltungsmagazin "New Scientist" einmal die "Kalaschnikow der Steinzeit" genannt hat. Ein Stock verlängerte den Arm, so daß der Speer mit größerer Wucht geschleudert werden konnte. Der Atlatl war möglicherweise das erste Werzeug, das aus beweglichen Teilen bestand, schreibt Crosby.


      Auf www.worldatlatl.org läßt sich besichtigen, was die weltweite Fangemeinde dieser Technik heute so treibt. Weltmeisterschaften im Atlatlwurf beispielsweise. Doch auch Archäologen schleudern gelegentlich mit dem Atlatl. Sie wollen herausfinden, was der Mensch damit alles ausrichten konnte. Eine ganze Menge, wie sich zeigt. Der Atlatl läßt Geschosse tief in die Körper großer Säugetiere eindringen, und das auf Entfernungen von weit mehr als 150 Metern. Nachteil: Die ausholende Bewegung kann das Opfer aufscheuchen. Weshalb die Erfindung von Pfeil und Bogen ein Fortschritt war.


      Dieses letzte Wort bleibt dem Leser im Halse stecken, wenn er bei Crosby erfährt, in welchem Maße Bogenschützen und Speerschleuderer womöglich zum Ende der großen Landsäugetiere im späten Pleistozän beigetragen haben. Diese Tiere, wie zum Beispiel das Mammut oder das Wollnashorn, wurden zur Ressource für Nahrung und Rohmaterial; eine endliche Ressource, mit der die Menschen nicht gerade nachhaltig umgingen. Statt dessen verlegten sie sich darauf, einander nachhaltig zu bekriegen, erst mit Katapulten, später mit Kanonen und Gewehren (Leser seien gewarnt: Von hier an erzählt Crosby nicht interessanter als andere Autoren).


      Technikhistoriker diskutieren bis heute die Frage, in welcher Weise diese Maschinen Geschichte gemacht haben. "Technikdeterminismus" heißt eine Lehre, der zufolge Erfindungen den Lauf der Welt bestimmen. Diese Theorie wird heute von niemandem mehr in Reinkultur vertreten, denn der Erfindungsvorgang selbst sowie der nachfolgende Siegeszug oder das Scheitern einer Technik werden von vielen nichttechnischen Umständen beeinflußt. Aber es steht immerhin fest, daß die Menschen mit ihren Geschoßtechniken Geschichte machten, gerade mit diesen. Das britische Empire zum Beispiel war undenkbar ohne die Kanonen der königlichen Flotte, mit der es Meere und Küsten beherrschte.


      Mit der Rakete bekam das Wurfgeschoß schließlich einen eigenen Motor. An sie knüpft sich seit Jahrhunderten die Phantasie vom ganz großen Wurf. Schon im Jahr 1657 beschreibt Cyrano de Bergerac den Flug zum Mond mit Hilfe einer Rakete, die sogar unterschiedliche Stufen hat - das Vorbild für Jules Vernes Roman "Von der Erde zum Mond" (1865), in dem freilich eine Kanone benutzt wird. Dort findet sich der bemerkenswerte Satz: "Die Distanz ist nur ein relativer Begriff, der schließlich auf eine Null reduziert werden wird."


      Diese Tendenz, zusammen mit der Zerstörungskraft der Nuklearwaffen, sollte später die Militärstrategie in der zweiten Häfte des 20. Jahrhunderts bestimmen. Gegen dessen Ende schien sich die Abschreckungskapazität der Atomraketen wegen des Aufkommens präziser Steuerungstechniken in die Fähigkeit zu verwandeln, dem Gegner mit gezielten Angriffen dessen Vergeltungswaffen aus der Hand zu schlagen. Die Logik des Kalten Krieges, die auf wechselseitiger Abschreckung beruhte, galt nicht mehr. Eine bedrohliche Lage, die ein "neues Denken" verlangte, wie Michail Gorbatschow es nannte. Zu den alten Ideologien der Systemkonfrontation paßte dieses Denken nicht. Im Westen war Umdenken möglich, im Osten indes bedeutete es das Ende der Staatsideologie.


      Die präzisen Steuerungen leiteten die vorerst letzte Stufe der Geschoßtechnik ein. Das Projektil wird intelligent. Heute weiß es, dank GPS, wo es sich befindet, oft führt es computerisierte Landkarten und Zielbeschreibungen mit sich; eine Cruise-Missile ist in Wahrheit ein Kampfroboter. Mehr noch wird dies für die von Amerika und China geplanten Killersatelliten gelten, in den Weltraum abgefeuerte Geschosse, die Satelliten anderer Staaten bekämpfen, sich mit ihnen gar Zweikämpfe liefern. Stoff für Science-fiction. Auch Crosby steuert eine Zukunftsgeschichte bei: Die Erde wird unbewohnbar, so oder so, doch die Menschheit besteht weiter, in Raumschiffen. Merkwürdig reizlos sind solche Fiktionen geworden, vielleicht, weil wir sie so oft hören.


      Die Gegenwart hingegen hält uns in Atem. Der Mensch schmeißt und schießt, was das Zeug hält. So unterschiedlich die Gründe sein mögen, es hat Sinn, zwischen Anlaß und Antrieb, zwischen Rechtfertigung und Motiv zu unterscheiden. Nicht alle Formen von Konflikten sind allein durch die Konflikte selbst zu erklären.


      Wenn jemand wirft oder feuert, ist nicht nur nach Wut und Verzweiflung zu fragen, sondern auch nach seiner untergründigen Lust.


      Um


      bewegliche


      Ziele zu


      treffen, brauchte der Vormensch mehr Gehirn.


      Als er soweit war, nutzte er es, um


      intelligenter


      zu werden.

      -------------------------------------------------------
      Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 5.5.2002
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 14:43:57
      Beitrag Nr. 285 ()
      Counter-Strike nicht indiziert [Update]

      Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS)http://www.bmfsfj.de/top/dokument/sonstiges/ix6682_44081.htm
      hat sich entgegen allen Erwartungen gegen einen Antrag auf Indizierung der Half-Life-Modifikation Counter-Strike entschieden. "In dem Spiel werden in erheblichem Umfang strategische Vorgehensweisen angeboten, als auch die Möglichkeit in den Spielergemeinschaften zu kommunizieren", heißt es in der Begründung. http://www.counter-strike.net/

      Der Counter-Strike-Publisher Vivendi Universal Interactive Publishing begrüßt die Entscheidung der BPjS. Das Unternehmen erkennt darin eine Rehabilitierung der Community, die laut Vivendi in den Medien einer Hetzkampagne ausgesetzt gewesen war. Gleichzeitig äußert Vivendi-Sprecher Leo Jackstädt gegenüber heise online die Hoffnung, so zukünftig bei der "notwendigen Auseinandersetzung mit dem Thema `Gewalt in den Medien` zu einer konstruktiven Lösung" zu gelangen. Angesichts der Nichtindizierung des Actionspiels will das ARD-Magazin Monitor den ursprünglich für die heutige Sendung geplanten Beitrag Scheinheiligkeit der Videospiel-Produzenten nicht ausstrahlen. Man wolle das Thema neu aufbereiten, teilte Monitor auf Anfrage mit.http://www.heise.de/newsticker/data/daa-15.05.02-000/

      Weiter heißt es in der Mitteilung der BPjS: "Allerdings ist es auch wesentlicher Bestandteil des Spiels, virtuelle menschliche Gegner zu töten. Je nach Spielerpersönlichkeit stehen für den Einen eher strategische Gesichtspunkte im Mittelpunkt, für den Anderen eher die vordergründige Action."

      Dennoch weist die BPjS darauf hin, dass das Spiel nicht in die Hände von Kindern oder Jugendlichen gehört, "die auf der Suche nach einem differenzierten Norm- und Wertesystem sind", denn durch die kampforientierte Spielhandlung könnten sie negativ beeinflusst werden. Zudem dringt die Behörde auf eine rasche Novellierung des Jugendschutzgesetzes.http://www.heise.de/newsticker/data/tec-08.05.02-000/

      Andererseits "sollte bei älteren Jugendlichen angenommen werden, dass sie bereits über ein gefestigteres Normen- und Wertesystem verfügen, und sehr wohl zwischen Realität und Spiel differenzieren können", heißt es in der Begründung weiter. Die BPjS konnte sich nicht für eine Indizierung entscheiden, da "das Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften gravierende Rechtsfolgen nach sich zieht, die in diesem Fall zu weitreichend wären". (daa/c`t)
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 17:36:32
      Beitrag Nr. 286 ()
      Vorab eine Anmerkung: in diesem Thread sind die meist klugen und sachlichen Ausführungen von Rainer6767 mehr als willkommen... ;)

      Dann zu den Talkshows: nun, ich wußte gar nicht, daß die überhaupt noch laufen, das war doch vor 2 oder 3 Jahren ein Thema. Letztlich haben sie jedenfalls kein großes Publikum mehr, wurden durch die Gerichtsshows abgelöst, die es aber wohl auch nicht mehr lange machen werden.

      Ansonsten: was mir an dem DT-Beitrag von gestern abend nicht gefallen hat: es sind immer nur "die anderen" oder "die Gesellschaft", die Schuld ist.
      Ich bin aber der Überzeugung, daß jeder Mensch gute und schlechte Eigenschaften hat und es keineswegs früher anders war. Und die Sprüche wegen "Dummheit", sich sozial zu engagieren, die gibt es auch schon 20 Jahre. Wer daran Interesse hat, der macht es dennoch, wer keins hat, der wäre ohnehin nicht zu gebrauchen. Was nützt ein "Betreuer", der eigentlich keine Lust dazu hat, sich um Kinder, Alte oder Kranke zu kümmern. Ihm wird man die Einstellung schon anmerken, dieses lieblose...


      Ich habe nämlich amüsanterweise auch Jugendfreizeiten und später eine Jugendgruppe geleitet. Von daher glaube ich auch beurteilen zu können, ob es eine Veränderung der Jugendlichen gegeben hat in all den Jahren.
      Ich würde das so nicht behaupten, allerdings fand das zwischen den frühen 80er und den spätern 90er Jahren statt. Es gab immer nette und weniger nette, gewalttätige und eher friedliche. Die Mädchen waren immer kompromissbereiter als die Jungen, die 14-jährigen immer schwieriger als die 11-jährigen. Ich bin ziemlich sicher, daß dies heute nicht anders ist.
      Harry hat es ganz gut beschrieben: ich war nie auf der Hauptschule, aber als ich im 4. Schuljahr war, da habe ich mich mit vielen gut verstanden, die auf diese Schule gehen würden. Als ich im 9.Schuljahr war, da bin ich schon ungern an der Hauptschule vorbeigegangen, weil da "die Schläger" waren - wobei es zum Glück diese Extremformen noch nicht gab wie "Jacken abziehen", (verharmlosend für Raub).

      Was ich wichtiger als den Einfluß des TV finde: daß die Kinder und Jugendlichen heute natürlich viel desillusionierter sind. In den 80er Jahren gab es unheimlich viel Umweltengagement, das zum Teil auch genützt hat. Aber heute sieht es so aus, als wäre auch das nur eine "Mode" gewesen, dabei geht es dem Regenwald auch nicht besser als früher.
      Aber wenn irgendwer auf irgendetwas verzichten soll, dann fehlt dazu weiterhin jede Bereitschaft: wer die Reaktion auf die Ökosteuer erlebt hat, der kann natürlich das ganze Engagement für "Klimaschutz" in bestimmten Etagen der Gesellschaft nur als "Heuchelei" empfinden. Und DAS frustriert wirklich. Wenn man das Gefühl bekommt, Idealismus werden letztlich ausgenützt, während es tatsächlich nur darum geht, ein möglichst großes Stück vom Kuchen abzubekommen in Politik und Wirtschaft. Wozu die letzten Jahre mit all den Korruptionsaffären natürlich beigetragen haben.

      Was man daraus schließen kann: sicher ist in den letzten Jahren viel Idealismus kaputtgegangen, aber das liegt zu einem ganz großen Teil nicht an "den Politikern" oder "der Gesellschaft", sondern daran, daß die meisten Menschen "Egoisten" sind und immer waren.
      Eine funktionierende Gesellschaft macht sich das zunutze, legt dem einzelnen Beschränkungen auf, die ihn aber nicht demotivieren und geht nicht von einer nicht existierenden menschlichen Eigenschaft aus, daß nämlich jeder oder auch nur eine große Zahl bereit wäre, für die Allgemeinheit wesentliche Opfer zu bringen. Das hat nichts mit Kälte, sondern mit Realismus zu tun.
      Und die andere Konsequenz ist natürlich der Umgang mit denen, die Grenzen überschreiten, womit wir wieder bei Posting Nr.1 wären: Teile der Justiz, Politik und Gesellschaft sehen reale Gewalt immer mehr als "enschuldbar" oder gar "legitim" an. Man schaut weg, man duldet und im schlimmsten Fall wird mal ermahnt. Da ist es im Prinzip egal, ob die Kinder Gewaltvideos oder Spiele spielen. Dieser Umgang mit realer Gewalt prägt viel mehr.

      Wer zB als Opfer von Gewalt derart im Stich gelassen wird, wie dies heute zT passiert, der wird früher oder später zu seiner Verteidigung selbst zur Gewalt greifen, weil offenbar a) der Staat ihn nicht schützen kann und b) Gewalt ja anscheindend auch akzeptiert wird. Wer zB auf dem Schulweg von bekannten Jugendbanden ausgeraubt wird und dann sieht, wie die Täter einmal böse angeguckt werden und nicht einmal die Beute zurückgeben oder ersetzen müssen, weil sie ja "kein Taschengeld" haben, und dann ein paar Sozialstunden ableisten, der geht nicht noch einmal zur Polizei, erst recht nicht, wenn er vor der Aussage massiv bedroht wurde. Der kauft sich lieber eine Waffe oder Pfefferspray.
      HIER sehe ich die Probleme. Da sind Talkshows oder "Counterstrike" wirklich rudimentär.
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 19:33:50
      Beitrag Nr. 287 ()
      @xylo:

      Die etwas ältere Generation (Oh Gott, gehöre ich da etwa auch schon dazu?) hat schon immer angeblich schädliche Einflüsse auf "die Jugend von heute" identifiziert.

      Ob das die Musik der Rolling Stones oder der Beatles war, der freie Sex der 68-er, Gewaltvideos in den frühen achtigern ("Kettensägenmassaker" ist bis heute unerreicht) usw. usw.

      Ich bspw. bin irgendwo der Meinung, dass Hip-Hop schädlich ist, weil "Gangsterrapper" als Vorbilder aufgebaut werden. Aber dann muss ich mich auch daran erinnern, wie schädlich die Musik meiner Jugend in den Augen meiner Eltern war.

      Ich halte, wie an anderer Stelle erwähnt, Spiele wie Counterstrike für ziemlichen Dreck. Das könnte man doch auch so programmieren, dass irgendwelche Monster etc. als Akteure enthalten sind, keine "realen" Menschen.
      Und dennoch bin ich ganz massiv gegen ein Verbot. Mit der gleichen begründung hätte man damals nämlich den Rock and Roll verbieten können. "Gutachten" seriöser Wissenschaftler über dessen angeblich schädigenden Einfluss gab es genug.

      Interessant übrigens, dass die Forderung nach einem Verbot ausgerechnet von Leuten erhoben wird, die jegliche Einschränkung von Bürgerfreiheiten bspw. in den USA gleich als "Weg in die Diktatur" bezeichnen. In den USA würde niemand auf die Idee kommen, erwachsenen Menschen ein Spiel zu verbieten. Und Kinder davon abzuhalten ist immer noch Aufgabe der Eltern. Daran sieht man leider typisch deutsches Untertanentum. Der Staat soll`s richten durch Verbote etc. Nur keine Eigenverantwortung übernehmen.

      Und vielleicht denken wir mal darüber nach, in welchen Regimen die Jugend vor "schädlichen Einflüssen" geschützt wurde bzw. wird. Swing war unter den Nazis verboten, westliche Musik im Kommunismus, ganz zu schweigen von moslemischen Diktaturen.

      Es lebe die Freiheit.
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 19:35:28
      Beitrag Nr. 288 ()
      P.S.: Es wäre schade, wenn die Diskussion hier durch gehirnloses copy+paste behindert würde.
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 20:35:03
      Beitrag Nr. 289 ()
      @#286 von xylophon

      Ja, für hartgesottene Linke sind immer nur die Anderen schuld. Zum Beispiel die Gesellschaft, die Umwelt, die Ellebogengesellschaft, der Kapitalismus, die Politiker, die Parteien, die Lehrer, die Eltern, die deutsche Bank, die privaten TV-Stationen, Counterstrike, usw., usw., usw.
      Nur der Täter, der ist an gar nichts schuld, vielleicht sogar das arme Opfer der Gesellschaft und das Opfer ist dann irgendwie der Täter, weil es zur Gesellschaft gehört, Teil des "Systems" ist und sich selbst bis jetzt noch nicht als Opfer der Gesellschaft definiert hat.

      Für hartgesottene Rechte hingegen, ist ausschließlich der Täter schuld; Er trägt die Verantwortung für sich Selbst und sein Leben, er ist seines Glückes Schmied, und wenn er versagt, ist nur er ganzganzganz allein an allem Schuld; So als würde er in einem luftleeren Raum leben und Außeneinflüsse nicht an ihn herangeraten; So als würden andere Menschen nicht andere Menschen doch irgendwie prägen, und hätte sie(die Rechten) tatsächlich recht, dann wäre ja die Erziehung von Heranwachsenden vollkommen überflüssig, weil es ja sowieso nur darauf ankommt, was in dem Kopf des Kindes vorgeht.

      Nur mit der Genetik haben beide Gruppen nicht so viel am Hut und stehen ihr eher skeptisch gegenüber. Denn wenn die Ursache in den Genen zu suchen ist, kann ja weder die Umwelt, noch der Menschen selbst, so richtig die Schuld tragen. Die Sache passt also nicht in die ideologischen Konzepte beider Weltanschauungen.

      Ich glaube, daß die "Wahrheit" irgendwo, wie so oft im Leben, in der goldenen Mitte zu suchen ist !!!

      Ein wenig Genetik, gemischt mit einer kleinen Portion Umwelt und abgeschmeckt mit einem ordentlichen Schuss Eigenverantwortung.

      Ich glaube natürlich nicht, daß Deep Thought wegen seinem Posting ein "hartgesottener Linker", oder du ein “hartgesottener Rechter” ist. Er hat, wie du und ich, eben halt Teilaspekte des Problems eingebracht.

      Solche Diskussionen haben immer eine ganz eigene Dynamik. Wenn du dich nicht auf die Eigenverantwortung fokussieren würdest, sähe ich mich nicht "genötigt" auf die Umwelt hinzuweisen. Würdest du vor allem die Umwelt betonen, würde ich ganz deine jetzige Position ein- und übernehmen.

      Wie gesagt, ich glaube, die "Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte.

      Mit dem Egoismus ist das so eine Sache. Wenn alle Menschen geben wollten, aber niemand nehmen, würde es im Leben wohl kaum rund laufen.
      Ohne Egoismus wären wir schon genauso ausgestorben, wie ohne unseren Gemeinsinn. Beide Antriebe sind uns angeboren, bei dem Einen mal mehr, bei den Anderen mal weniger. Wenn man aus ideologischen Gründen die eine Eigenschaft vor der anderen vorzieht, kann das nur schief gehen. Menschen lassen sich nicht zur altruistischen
      Nächstenliebe zwingen, besonders dann nicht, wenn sie ihre eigenen Interessen vernachlässigt sehen(siehe Kommunismus). Aber sie lassen sich auch nicht zur gefühlskalten Rationalitätsrobotern umfunktionieren, um für egoistische Interessen andere Menschen eiskalt über die Klinge springen zu lassen.

      Das Teile der Justiz, Politik und Gesellschaft reale Gewalt immer mehr als "entschuldbar" oder gar für "legitim"
      halten, glaube ich weniger. Ich habe eigentlich die Erfahrung gemacht, daß in den Medien immer weniger die Täter und ihre Motivation beleucht, sondern immer mehr die Aufmerksamkeit auf die Opfer legt wird; Und daß ist eigentlich auch ganz gut so, weil diese Seite einer Straftat vorher doch ziemlich vernachlässigt wurde.

      Ich glaube, der eigentliche Grund für die Haltung, daß Gewalt für "entschuldbar" und "legitim" gehalten wird, liegt in der von mir oben schon erwähnten Haltung, daß die "Umwelt" schuld ist, für die der Täter ja nicht kann.

      Man geht von dem idealistischen Ansatz aus, daß jeder Mensch einen guten Kern hat und er eigentlich gar nichts Böses wollen kann.

      Dem ist aber definitiv NICHT so !!!

      Na klar gibt es umweltgeprägte Taten, wenn z.B.. eine Ehefrau ihren Mann, oder eine Tochter ihren Vater tötet, weil er sie jeden Tag missbraucht und besoffen grün und blau schlägt.
      Da kann man ja nicht sagen:" Diese Frau ist ein böser Mensch - Richtet sie !!!". Da muss man schon auf die “Settings” Rücksicht nehmen.

      ABER es gibt auch Menschen, die einen bösen Willen haben, weil sie diesen haben wollen. Es gibt Kriminelle, die wollen ganz bewusst, aus eigener Verantwortung, einen oder mehrere Menschen schaden, um ihre egoistischen Bedürfnisse zu befriedigen, und da kann man mir auch nicht mit "Umwelt" und ähnlichen Dingen kommen.


      H_S


      ........................................................
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 21:36:01
      Beitrag Nr. 290 ()
      Harry: würde ich 289 widersprechen wollen, wäre ich ein Idiot. Natürlich gibt es weit mehr als eine "freie Entscheidung", natürlich spielt die Herkunft, ev. die Gene und die Erziehung eine Rolle. Deshalb bin ich ja auch innerhalb relativ weiter Grenzen ziemlich tolerant, die sich im übrigen nicht in jedem Fall mit den Strafgesetzen decken. Ich habe keine Probleme, wenn Leute kiffen oder verbotene Computerspiele spielen oder ähnliches, dafür ist meine Toleranz bei manchem "gerade noch legalem" deutlich geringer.

      Der Punkt, den ich meine ist eher der: es nützt niemandem, wenn man die Schuld immer auf eine anonyme Personenmehrheit abgibt. Es ist immer auch eine individuelle Verantwortung vorhanden.

      2 Beispiele: Der Lokfahrer, der das Zugunglück von Brühl verschuldet hat, mehrere Tote. Da es ganz in unserer Nähe lag, war die Berichterstattung über den Prozeß sehr ausführlich. Vom ersten Tag an wußte ich, was am Ende passieren würde - was dann auch passiert ist.
      Hier war ein Richter, der offensichtlich nicht wollte, daß jemand konkret und individuell verantwortlich ist. Stattdessen wurden Mängel bei der Bundesbahn gesucht, irgendwelche Betriebsanweisungen, Ausbildungs- und Überwachungsmängel usw... - das man alles richtig sein. Ein Punkt ist aber nicht zu ändern:
      Wenn ich der Meinung bin, ich kann nicht Zug fahren, weil ich schlecht ausgebildet bin, dann sollte ich den Zug auch nicht fahren. Es hängen sehr vieler Menschen Schicksal an meinen Fähigkeiten. Wenn ich es doch tue, dann bin ich verantwortlich. Das gilt erst recht, wenn ich offenbar als einziger nicht in der Lage bin, die Schilder richtig zu lesen.
      Es ist für mich ein Skandal, daß diese Lokführer nicht verurteilt wurde, es mußte ja keine hohe Strafe sein. Aber eben ein Urteil, in dem festgestellt wird: "Du hast einen Fehler gemacht, wegen dieses Fehlers sind jetzt x Menschen tot."

      Das andere Beispiel ist sehr aktuell: in Köln haben am Wochenende 6 Polizisten einen Besoffenen auf der Wache verprügelt. Dummerweise für sie und ihn hatte er ein Mittel im Blut, das die Gerinnung hemmt. Er wird vermutlich sterben, die Männer sind ihren Job los.
      Hier haben 2 Kollegen den Mut besessen, Anzeige zu erstatten. Und hier kann man sehr schön differenzieren, was noch in Ordnung ist und was nicht mehr:

      Das spätere Opfer war erst Täter: er hat sich der Festnahme widersetzt, hat um sich geschlagen und getreten. Daß er dabei etwas abbekommt, das hat er sich selbst zuzuschreiben. Sogar wenn es etwas mehr ist als nötig, so ist er zum Beispiel, weil er rund 100 kg. wog, gefesselt einem der Beamten auf der Trepper runtergefallen.
      Bis hierhin wäre alles in Ordnung gewesen, auch wenn das andere anders sehen. Wer Widerstand leistet, der muß damit rechnen, daß der Widerstand gebrochen wird, das kann auch mal weh tun.

      Dann ist er aber offenbar schon im Polizeibus und später auf der Zelle weitergeprügelt worden. Gefesselt. Hier kommen wir dann in einen Bereich, der nicht nur "nicht mehr in Ordung" ist, sondern eine absolute Sauerei. Solche Poliziesten kann man in einer Militärdiktatur gebrauchen, aber nicht in Deutschland.
      Wenn also jetzt Leute ankämen, die dieses Verhalten entschuldigen wollten, dann wäre für mich Schluß mit Verständnis. Hier ist die Grenze überschritten.
      Die Mindeststrafe für Körperverletzung im Amt ist meines Wissens ca. 1 Jahr, für Körperverletzung mit Todesfolge ähnlich. Alle, die mitgemacht haben, werden -weil das bei Beamten mit Strafen von über 1 Jahr notwendig verbunden ist - aus dem Dienst entfernt werden und dabei auch alle Altersversorgung verlieren. Auch wenn sie schon fast 60 Jahre alt sind. Auch wenn nie vorher etwas ähnliches passiert sein sollte, was ich für unwahrscheinlich halte...
      sie haben an diesem Abend ihre Existenz aufs Spiel gesetzt - und werden sie hoffentlich verlieren. Mein Mitleid bewegt sich im Bereich zwischen 0 und 0.01 %.

      Wer darin einen Widerspruch zum "Umgang mit Schwäche" sieht. Ich sehe ihn nicht. Vielmehr sehe ich einen begrüßenswerten und auch leider seltenen Umgang mit Schwäche bei den handelnden 2 Beamten und dem Dienstvorgesetzten, der die 6 Beamten sofort vorläufig suspendiert hat. Hier wird nicht versucht, das Ansehen der Polizei "sauber" zu halten, sondern hier wird gegen die vorgegangen, die es beschmutzen.
      Leider werden oft genug diejenigen als "Beschmutzer" angesehen, die den Mut aufbringen, ihre Kollegen anzuzeigen. (Gegen die beiden Beamten wird i.ü. - lächerlicherweise - wegen unterl. Hilfeleistung ermittelt, weshalb sie jetzt auch nichts mehr sagen. Man könnte fast vermuten, daß da Absicht hintersteckt, um sie zum Scheigen zu bringen. Und ich traue das bestimmten Leuten bei Staatsanwaltschaft und Polizei sogar zu). Während die wahren "Beschmutzer" gedeckt und geschützt werden.

      Mit anderen Worten: die Institution Polizei geht richtig - nämlich offensiv - mit ihrer Schwäche um. Die 6 Beamten haben vermutlich lange genug Zeit gehabt, mit ihrem offensichtlichen Problem bzgl. Machtmißbrauch und Gewaltnanwendung umzugehen. Sie haben nichts dagegen getan. Jetzt sollen sie dafür büßen.
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 22:03:58
      Beitrag Nr. 291 ()
      ...und jetzt verabschiede ich mich über Pfingsten für länger. Mit der Feststellung, daß der Thread mir sehr gefällt und seine neuere Entwicklung. Hätte ich am Anfang nicht gedacht.
      Avatar
      schrieb am 17.05.02 22:17:29
      Beitrag Nr. 292 ()
      Schöne Pfingsten !


      H_S :)
      Avatar
      schrieb am 18.05.02 10:52:55
      Beitrag Nr. 293 ()
      @xylophon, mit deinen Äußerungen kommt die geistige Armut deinerseits komplett zum tragen.Du hast aber auch überhaupt nichts verstanden. Mach weiter so und du bist von Robert S. nicht mehr weit entfernt.
      Avatar
      schrieb am 18.05.02 14:12:35
      Beitrag Nr. 294 ()
      XYlo

      gehört nur mittelbar hier hin, aber wo Du über Polizeigewalt schreibst:

      Ich bin selber zeuge geworden, wie ein junger, völlig überforderter junger Beamter vor vielen JAhren einen NICHT mehr angreifenden Kneipenprügler VON HINTEN mit dem Gummiknüppel mit maximaler Gewalt auf den Hinterkopf schlug und dieser dann bewußtlos zusammenbrach.

      Zum "Widerstand" leisten:

      Die "extrem glatten Treppenstufen" des alten Kölner Polizeipräsidiums führten bei einer unfassbaren Menge von Verhafteten zum Treppensturz.... nicht wirklich, aber die Prügelspuren und Verletzungen der polizeilichen Übergriffe konnten so stets rasch zum Schließen der Akten "plausibel erklärt" werden....

      Der Bruder eines ehem. Schulkameraden hat in den späten Siebziger JAhren noch OFFIZIELL in der Polizeischule in Unna gelernt, wie man beim Verprügeln im Präsidium lästige Spuren vermindert oder gar vermeidet:

      Man wickelt den "zu Vernehmenden" vorher sorgsam in kalte, nasse Handtücher ein.....

      Auch Knebelketten sind ausgezeichnet zum Quälen geeignet:
      Wenn man böse grinsend genug brutal Schmerzen erzeugt, wird auch der kontrollierteste Mensch sich vor Schmerzen winden oder gar reflexhaft Abwehrbewegungen zeigen..... das ist dann die Ouvertüre zum richtigen "Loslegen" gegen den Verdächtigen, denn er hat ja "Widerstand" geleistet.... praktisch dabei:

      Nicht nur darf der Beamte nunmehr nach Lust und Laune zuschlagen... das Opfer bekommt auch noch ein Verfahren wg. Widerstandes gegen die Staatsgewalt.... ein Schlaraffenland für Schläger.....



      DAs Ganze hat sogar den zunächst noch in der Illusion "beschützender" Staatsmacht befindlichen Polizeischüler mit sofortiger Wirkung desillusioniert und ihn bald darauf aus dem Polizeidienst gehen lassen.

      Ich will keineswegs hier behaupten, Polizisten würden so etwas wie oben beschrieben regelhaft machen....
      Aber es lässt doch tief blicken, wenn so etwas zum Unterricht an Polizeischulen gehört(e).

      Andererseits kann ich nur zu gut verstehen, wenn Täter (z.B. Drogendealer unter14) nach kurzer Zeit wieder auf Freiem Fuss sind und Polizisten wütend und frustriert sind.

      Brachiale Strafen a la Schill (Zorro-Richter als Rächer der Gesellschaft) helfen hier auch nicht weiter, denn die Gewerkschaft der Polizei (die seit JAhrzehnten sehr vernünftige Argumente bringen und von Politikern trotz gegenteiliger Behauptungen seitens der Politiker stets ungehört bleiben) prangern zu Recht an, daß die Polizisten zunehmend sowohl körperlich als auch seelisch Kanonefutter für desaströse Politik und gesellschaftliches Mißmanagement, mißlungene politische Gesellschaftsentwürfe werden.

      Falls die unsäglichen sozialdarwinistischen Vorstellungen z.B. von Späth und Beckmann, aber auch vielen in der FDP Wirklichkeit werden und bald auch die (eh´nur geringe ) Distanz zwischen Arbeitslosengeld und Sozial-"Stütze" wegfällt, werden die Menschen angesichts der Arbeitslosigkeit derart verzweifelt sein, daß immer mehr Kriminalität aus der Position des "Nichts mehr zu verlieren habens" bei eigentlich nicht kriminellen enstehen wird.
      Was wir dann haben, ist: weniger Ausgaben im Sozialstaat und ein vielfaches an Schäden durch die explodierende Kriminalität und gigantische Sicherheitskosten, die in keinem Verhältnis zu dem "Eingesparten" im Sozialbereich sein werden.

      Und auch dann werden die Polizisten an der Front die "Gekniffenen" sein, die - wie ein führender Polizeigewerkschjafter einmal sehr treffend formulierte - ihren Kopf gegen ein lächerliches Gehalt für die Folgen schlechter Politik hinhalten müssen.

      D.T.
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 23:15:06
      Beitrag Nr. 295 ()
      vielleicht komm ich morgen mal zu einer Antwort zum letzten Posting.

      Nur zum Wahren Chef: was willst Du eigentlich??? Hast Du irgendein Problem?? Bisher lese ich von Dir nur kurzen schwachsinnigen Müll gegen alles. Eine Meinung scheinst du nicht zu haben, Dein ganzer Schrott liest sich wie von einem ur-alten DDR-ler, der nicht verwunden hat, daß der Kommunismus und der Nationalsozialismus beide gescheitert sind und damit alles, was ihm jemals etwas bedeutet hat. Und jetzt will er keinsfalls auch noch die Demokratie gut finden, weil er Angst hat, er könnte sich zum 3. Mal auf etwas einlassen, was dann als Lügengebäude entlarvt wird.
      Avatar
      schrieb am 22.05.02 23:55:49
      Beitrag Nr. 296 ()
      Überraschenderweise ist das ein guter thread geworden.

      Vielleicht, weil ich mich rausgehalten habe.

      SEP
      Avatar
      schrieb am 23.05.02 18:17:16
      Beitrag Nr. 297 ()
      @ #294 von Deep Thought

      Kölner Polizeichef zieht Konsequenzen nach Prügel-Vorwürfen

      Köln (dpa) - Nach Prügel-Vorwürfen gegen sechs Polizeibeamte in Köln zieht der Polizeipräsident der Stadt, Klaus Steffenhagen, jetzt erste personelle Konsequenzen auf der Führungsebene. Dem Leiter der Polizei-Inspektion Innenstadt, Jürgen Sengespeik, wurde die Zuständigkeit für die Aufarbeitung der Affäre entzogen. Offiziell wurde dies mit der ohnehin anstehenden Pensionierung des 59-Jährigen begründet. Sechs Polizisten sollen am 11. Mai einen festgenommenen Randalierer misshandelt haben. Der 31 Jahre alte Mann liegt im Koma.



      17:20 am 23.05.2002 - Ressort: News


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      Avatar
      schrieb am 23.05.02 20:15:03
      Beitrag Nr. 298 ()
      Wenn ich richtig gerechnet habe, dann vergingen (laut einem Artikel des Kölner Stadtanzeigers) zwischen Tat und Hausdurchsuchungen zwecks Sicherstellung der blutverschmierten Uniformteile2-3 TAGE... Zeit genug für Jemanden, der sich damit auskennt, Spuren zu venichten. Die Staatsanwaltschaft hat wohl nur noch knapp vor der Vernichtung der Beweismittel zugegriffen...


      Erste Konsequenzen nach Polizei-Skandal

      Köln - Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen hat nach Prügel-Vorwürfen gegen sechs Beamte am Donnerstag erste personelle Konsequenzen auf Führungsebene gezogen. Dem 59-jährigen Leiter der Polizei-Inspektion Innenstadt, Jürgen Sengespeik, wurde die Zuständigkeit für die Aufarbeitung der Affäre entzogen. Sechs Kölner Polizisten sollen am 11. Mai einen festgenommenen Randalierer misshandelt haben. Der 31 Jahre alte Mann liegt im Koma. Ihm werden kaum noch Überlebenschancen gegeben.
      Offiziell wurde der Schritt gegen Sengespeik mit dessen anstehender Pensionierung begründet. Der Polizist, der bei Großeinsätzen wie dem Weltwirtschaftsgipfel in Köln die Leitung hatte, habe viele Überstunden angesammelt und werde zum Jahresende in Ruhestand gehen.

      Ein Polizeisprecher sagte der dpa, Sengespeik stehe selbst nicht unter Verdacht. Es sei aber nicht nur das aktuelle Tagesgeschehen aufzuklären, sondern die Gesamtsituation in der Behörde. Deshalb solle diese Tätigkeit dem designierten Nachfolger überlassen werden. Die Aufgabe übernimmt der 47 Jahre alte bisherige Leiter des Kölner Polizei-Inspektion Köln-Porz, Udo Behrendes.

      Der 31-Jährige soll in einem Polizeibus und auf einer Wache getreten und geschlagen worden sein. Dabei soll der Mann gefesselt und wehrlos gewesen sein. Der Kölner Polizeichef äußerte sich "tief betroffen". Aus Justizkreisen verlautete am Donnerstag, dass es eine weitere Aussage zum Tathergang gegeben habe. Einzelheiten sollten aber erst am Freitag bekannt gegeben werden. (dpa)


      Blutlache auf dem Zellenboden

      VON AXEL SPILCKER,
      Der Verdacht gegen die sechs Polizeibeamten, die einen Kölner misshandelt haben sollen, erhärtet sich.
      Die beiden Augenzeugen der mutmaßlichen Misshandlungen des 31-jährigen Stefan Neisius durch sechs Polizeibeamte auf der Wache Eigelstein haben über ihre Anwälte für die kommende Woche eine umfassende Aussage angekündigt. Wie Gabriele Jansen, eine der beiden Verteidiger am Freitag berichtete, sollen die Vorwürfe im Detail geschildert werden. Ihre Mandanten, ein Beamter und seine Kollegin, hatten einen Tag nach den Geschehnissen ihrem Vorgesetzten berichtet, dass sechs Kollegen den gefesselten Neisius in der Zelle getreten und geschlagen hätten. Bei einer Gegenüberstellung erkannten sie die Verdächtigen wieder.

      Polizeipräsident Klaus Steffenhagen suspendierte die Männer sofort. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung im Amt. Die Ermittlungen richten sich allerdings auch gegen die beiden Augenzeugen wegen des Verdachts der unterlassenen Hilfeleistung. Ein Umstand, der den beiden Beamten das Recht zu schweigen gibt. Doch davon wollen sie nicht Gebrauch machen. Rechtsanwältin Gabriele Jansen setzt auf volle Aufklärung der Affäre. Sie sei guter Hoffnung, so die Verteidigerin, den Verdacht gegen ihre Mandanten im Rahmen strafprozessualer Möglichkeiten vom Tisch zu bekommen. Das Opfer liegt nach wie vor im Koma.

      Unterdessen wurde bekannt, dass einer der sechs beschuldigten Beamten am Abend nach dem mutmaßlichen polizeilichen Übergriff eine erste Aussage gemacht hatte. Der Beamte berichtete, er habe bei Neisius nach der Festnahme in der mütterlichen Wohnung auf der Wache blutende Kopfverletzungen und blaue Flecken am Oberkörper gesehen. Der Zellenboden wies eine große Blutlache auf und sei später gereinigt worden. Er selbst habe den gefesselten Neisius zur Brechung des Widerstandes geschlagen, weil der heftig um sich trat.



      Neue Zeugen sorgen für Verwirrung

      VON AXEL SPILCKER, 22.05.02, 18:31h, aktualisiert 21:04h


      In der Polizeiaffäre um den mutmaßlich misshandelten 31-jährigen Stefan N. sind nun auch entlastende Aussagen protokolliert worden.
      Die Lage war so ernst, dass Polizeipräsident Klaus Steffenhagen seinen Italien-Urlaub abbrach: „Wenn so etwas passiert, muss der Kapitän an Bord sein“, sagt Kölns Polizeichef. Steffenhagen spielt auf die schweren Misshandlungsvorwürfe gegen sechs Polizisten im Fall des 31-jährigen Stefan N. an. Tief bestürzt sei er über die Vorgänge auf der Wache Eigelstein. „Der Schaden für die Polizei ist immens“, räumt Steffenhagen offen ein und plädiert im gleichen Atemzug für volle Aufklärung. Auch die Rolle der Vorgesetzten werde in Gesprächsrunden erörtert. Womöglich hatte man versäumt, einen der Beschuldigten, der häufiger durch Strafverfahren aufgefallen war, früh genug aus dem Kriminalitätsbrennpunkt Innenstadt in ruhigere Gefilde zu versetzen. Die Untersuchung in dieser Sache ist laut Steffenhagen noch nicht abgeschlossen.

      Unterdessen sorgen weitere Augenzeugen für zunehmende Verwirrung. So meldete sich ein Mann, vor dessen Augen Stefan N. an jenem Samstagabend nach seiner Festnahme von der mütterlichen Wohnung aus gefesselt in einen Polizeibully gebracht wurde. Gab es frühere Aussagen, wonach sich der Festgenommene völlig ruhig verhalten habe und von Beamten bereits im Transporter geschlagen worden sein soll, so berichtete dieser Zeuge nun, dass der 31-Jährige äußerst unruhig gewesen sei und wirres Zeug gerufen habe.

      Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichteten inzwischen auch zwei Rettungssanitäter, die nach dem Transport zur Wache den Gefangenen in der Zelle auf Verletzungen untersuchen sollten, dass Stefan N. trotz seiner Fesselungen äußerst aggressiv reagierte. Er habe randaliert, gespuckt, getreten und gebrüllt, „Jesus und der Vater“ ständen vor der Tür. Der Mann, der aus einer Kopfwunde blutete, habe offenkundig unter einer Psychose gelitten. Mehrere Beamte hätten auf ihm gelegen, um ihn in Schach zu halten. Schläge habe es nicht gegeben, gaben die Sanitäter zu Protokoll. Einzig durch Stöße in die Seite habe man versucht, ihn zur Besinnung zu bringen. Mitunter geschah dies auch durch Fußtritte.

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      Interessant, daß man in Polizeiwachen keine Ärzte holt, sondern Rettungssanitäter, die zuschauen, wie ein gefesselter Psychotiker mit Verfolgungstrauma mit Fußtritten "therapiert" wurde.

      Der Hauptverdächtige Beamte hat es in seiner Karriere zu ZWÖLF Ermittlungen wegen Körperverletzung gebracht....

      Steffenhagen hat jetzt in einem Interview eingeräumt, man hätte wohl versäumt, den Beamten aus dem Hochkriminalitätsmilieu der Innenstadt in "ruhigere Gefilde" zu versetzen... immerhin, man räumt Versäumnisse ein - ein schritt zur Besserung.

      .
      Avatar
      schrieb am 23.05.02 20:46:46
      Beitrag Nr. 299 ()
      "Einzig durch Schüsse in den Kopf habe man versucht, ihn zur Besinnung zu bringen."

      Würde sich auch politisch korrekt anhören. Na ja.


      Steffenhagen hat jetzt in einem Interview eingeräumt, man hätte wohl versäumt, den Beamten aus dem Hochkriminalitätsmilieu der Innenstadt in "ruhigere Gefilde" zu versetzen...

      Ich glaube Herr Steffenhagen hat es eher versäumt den Beamten zu feuern.


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      Avatar
      schrieb am 23.05.02 21:30:05
      Beitrag Nr. 300 ()
      nun, wie gesagt, daß man als Polizist natürlich mit Randalierern fertig werden muß, ist völlig klar. Und ebenso, daß jeder Widerstand verboten ist und damit ein Grund für die Polizei, ihn zu brechen. Daraus könnte man den Beamten m.E. keinen Strick drehen. In Berlin zum Beispiel hätten sie m.E. am 1.Mai ruhig etwas aktiver vorgehen können.

      Etwas anderes ist es aber, wenn jemand bereits sicher verwahrt wird, also in der Zelle ist - und dann wird weitergeprügelt. Dass sein Geschrei nervt, mag ja sein, aber hier gibt es kein Recht mehr, ihn "ruhigzustellen".

      Ich bleibe dabei, daß diese Beamten im Polizeidienst nichts verloren haben. Meines Wissens (aus der Lokalpresse) wurde aber bereits am gleichen Abend, als die 2 Beamten die Anzeige gegen ihre Kollegen erstatteten, diese zum Anlaß genommen, Spuren zu sichern. Wobei die Presseberichte sehr widersprüchlich sind, so wird ständig die Wache "Eigelstein" geschrieben, in anderen Beiträgen aber "Eifelstraße" - was aufgrund des Wohnortes des Halbtoten "Roonstraße" wahrscheinlicher erscheint.
      Und auch der Vorwurf mit den Arzt ist unberechtigt. Natürlich kann nicht bei jedem Vorfall mit Randalierern ein Arzt dabei sein, sondern die Ärzte werden gerufen, wenn es Probleme gibt oder eben die Fahrtauglichkeit/ Haftfähigkeit oder ähnliches geprüft werden muß. Worüber sie meist auch froh sind, weil die Arbeit eben nachts stattfindet und andernfalls die 3-5 fache Zahl an Ärzten benötigt würde. Die sich bereit halten und mit der Polizei durch die Gegend fahren müßten.


      Ob man den einen Beamten "nur" hätte versezten müssen, zweifle ich an. Es gibt genug Fälle, wo auch Kleinstadtpolizisten Leute mißhandelt haben. Fast jeder Ort hat doch seinen "Prügel-Bullen". Und es ist erfreulich, daß ab und zu Leute den Mut aufbringen, diese "Kollegen" auffliegen zu lassen.
      Seltsamerweise gelten SIE dann oft als die "Schweine", während diejenigen, die die wahren Schweine sind, weil sie ihre Position schamlos mißbrauchen, entschuldigt werden...

      Von daher bleibe ich auch bei dem Verdacht, daß die Anzeige wegen "unterlassener Hilfeleistung" eine Retourkutsche ist und eine Maßnahme zur Ruhigstellung. Es gibt leider sehr viele Leute bei Polizei, Staatsanwaltschaft und zum Teil auch Justiz, denen das "Ansehen nach außen" wichtiger ist als die Zustände im Inneren. Und die deshalb lieber gegen die Kritiker vorgehen als gegen die mehr als kritikwürdigen Umstände...wie es ja auch Schulen gibt, die Raub oder Drogenhandel auf ihrem Hof lieber zur Kenntnis nehmen und wegsehen als etwas dagegen zu unternehmen, weil dadurch die Öffentlichkeit aufmerksam werden könnte und der Ruf der Schule leiden....
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 10:33:35
      Beitrag Nr. 301 ()
      @ xylo:

      "Und auch der Vorwurf mit den Arzt ist unberechtigt. Natürlich kann nicht bei jedem Vorfall mit Randalierern ein Arzt dabei sein, sondern die Ärzte werden gerufen, wenn es Probleme gibt oder eben die Fahrtauglichkeit/ Haftfähigkeit oder ähnliches geprüft werden muß. Worüber sie meist auch froh sind, weil die Arbeit eben nachts stattfindet und andernfalls die 3-5 fache Zahl an Ärzten benötigt würde

      Junge, junge, da bist Du aber mächtig auf dem Holzweg....

      Der Tote in spe war zuvor bereits in psychiatrischer Behandlung, war sogar aus Angst vor einer neuen Einweisung in die Pschiatrie vor geraumer Zeit aus dem siebten (!) Stock gesprungen (weswegen er gehbehindert war) und hat auf der Wache alle Symptome von nachvollziehbarer Angst vor weitern Schlägen UND einer akuten Psychose ("Mein Vater und Jesus stehen draußen" ) gehabt.

      Der Kommentar "nicht bei jedem Vorfall mit Randalierern " ist ziemlich gedankenlos und man ist bereits als einfacher Diabetiker bekannterweise in Polizeigewahrssam in höchster Lebensgefahr.
      Zudem hat das mutmaßlich bereits hirntote Opfer Marcumar genommen - ein Medikament, was Patienten medikamentös zu "Blutern" macht. Hier kann bereits ein normaler Sturz oder eine Schnittwunde zu bedrohlichen Komplikationen führen - Tritte in die Eingeweide und Schläge ins Gesicht bzw. auf den Schädel führen somit leicht zu unkontrollierbaren Blutungen.

      Der patient hat ein Hirnödem. DAs bekommst Du nur nach ganz massiver Gewalteinwirkung auf das gehirn.

      Insofern hat das Opfer KEINEN Verfolgungswahn gehabt, sondern die Gefahr sachlich richtig eingeschätzt, als er in Todesangst schrie: "Die bringen mich hier um! "

      Zum Widerstand leisten:

      Jeder Mensch hat Abwehr-Reflexe. Versuch doch einmal. die HAnd auf einer heißen herdplatte zu halten... dann weißt Du, wovon ich spreche.
      Wenn ich prügeln will, dann kann ich in Sekunden mit nach außen kaum sichtbarer brutaler Gewalt (z.B. mit der Knebelkette am Handgelenk oder "versehentlich" zu fester "Acht" am HAndgelenk) jeden dazu bringen, durch unwillkürliche Bewegungen, die eigentlich dazu dienen, dem Schmerz auszuweichen, "Widerstandshandlungen" zu begehen.

      Ich kann Dir gerne einmal beim nächsten Boardtreffen demonstrieren, wie sogar auch eine schwache Frau mit einem einzigen Daumen im HAndgelenksbereich eines starken MAnnes ohne jede nach aussen sichtbare Gewalt solche "Brechungswürdigen Widerstandshandlungen" provozieren kann.... :D die Schmerzen bei einem solchen Griff sind derart übermächtig, daß man den Reflexen nicht entkommen kann...


      Ansonsten stimme ich Dir zu: Leider gibt es in vielen Bereichen - nicht nur bei der Polizei - falschen "Korpsgeist" , der Fehlhandlungen und auch Straftaten vertuscht - und tragischerweise im Falle der "Widerstandshandlungen gegen die Staatsgewalt" auch noch dazu führt, daß ein Opfer lebenslang als "Täter" gilt.

      .
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 11:32:57
      Beitrag Nr. 302 ()
      @xylophon, nun reiß mal deine Klappe nicht so weit auf, du unterentwickelter Milchbubi. Bevor du dich hier äußerst, lerne erst einmal zu Denken.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 11:57:56
      Beitrag Nr. 303 ()
      Die Polizei, dein Freund und Helfer.

      Freitag, 17. Mai 2002

      Gericht verurteilt feige Polizisten
      Beamte kamen Wirtin bei Raubüberfall nicht zu Hilfe
      sd.

      Zwei Polizisten sind am Donnerstag wegen Untätigkeit bei einem Raubüberfall vom Amtsgericht Tiergarten verurteilt worden. Sie waren nicht eingeschritten, als am 9. Juni 1998 zwei Männer im Kiezlokal "Droschkenkutscher" die Wirtin misshandelten. Die 54-Jährige erlitt lebensgefährliche Verletzungen und ist heute noch ein Pflegefall. Dabei standen 14 Beamte während der Tat vor dem Lokal. Sie hatten lediglich die Straße abgesperrt und das Haus umstellt.
      Der damalige Einsatzleiter erhielt eine Bewährungsstrafe von acht Monaten. Ein 28-jähriger Polizist, der direkt vor der Tür zum Lokal in Deckung lag, muss 3 150 Euro Geldstrafe zahlen. Nur diesen beiden konnte das Gericht nachweisen, dass sie Schmerzensschreie hörten und deshalb hätten wissen müssen, dass ein Mensch gequält wurde. Der Richter verurteilte sie wegen versuchter Körperverletzung im Amt. Er lastete den Beamten die Verletzungen der Wirtin nicht an, weil diese schon vor dem Eintreffen der Polizei geschehen sein konnten. Zwei weitere angeklagte Polizisten wurden freigesprochen.

      Die meisten Beamten hatten nach dem Einsatz erklärt, sie hätten die Schreie der Wirtin nicht gehört. Sie wurden gar nicht erst angeklagt. Allerdings herrschte bei dem Einsatz auch Chaos. Kein Beamter vor Ort wusste, was wirklich geschah. Einige gingen von einer Geiselnahme in der Kneipe aus, forderten das SEK an und zogen sich Schutzwesten über. Dabei gab es keine Hinweise auf eine Geiselnahme. Andere wiederum vermuteten, dass im Lokal lediglich Automaten geknackt wurden und warteten vor dem Haus geduldig auf die Täter. Die Polizisten seien völlig überfordert gewesen, sagte der Richter. (sd.)

      http://www.berlinonline.de/aktuelles/berliner_zeitung/berlin…
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 13:36:10
      Beitrag Nr. 304 ()
      Freitag, 24.05.2002 - 12:49 Uhr (Quelle: dpa)



      Prügel-Vorwürfe gegen Kölner Polizisten: Opfer gestorben

      Köln - Der Mann, der von mehreren Kölner Polizisten misshandelt worden sein soll, ist tot. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Sechs Polizisten sollen den festgenommenen Randalierer am 11. Mai auf einer Wache in Köln krankenhausreif geschlagen haben.

      - Anzeige -
      Nach am Freitag bekannt gewordenen Angaben von zwei anderen Polizeibeamten schlugen fünf bis sechs Kollegen den damals festgenommenen Randalierer zusammen. Die Beamten wurden auf einer Innenstadt-Wache Zeugen des Vorfalls.

      Eine Polizistin und ein Polizist beobachteten demnach am Abend des 11. Mai, dass fünf bis sechs Beamte sich um den am Boden liegenden Mann aufbauten. Der Festgenommene sei an Händen und Füßen gefesselt gewesen. Die Beamten hätten auf ihn eingetreten und ihn geschlagen. Dabei sei er an Kopf, Körper, Armen und Beinen getroffen worden. Der 31-Jährige lag seitdem mit einem Hirnödem im Koma. Eine Obduktion der Leiche ist für Freitagnachmittag geplant.


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      Avatar
      schrieb am 24.05.02 13:46:33
      Beitrag Nr. 305 ()
      Hat gestern jemand den Bericht in Panorama gesehen bzgl. des unterschiedlichen Umgangs mit den Opfern bzw. Hinterbliebenen von Erfurt und Djerba?
      Hoch interessant.
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 13:50:13
      Beitrag Nr. 306 ()
      Verhafteter verprügelt
      Kölner Opfer ist tot


      Tragisches Ende in Köln. Der Mann, der von mehreren Polizisten misshandelt worden sein soll, ist heute gestorben. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Sechs Polizisten sollen den festgenommenen Randalierer am 11. Mai auf einer Wache in Köln krankenhausreif geschlagen haben. Das 31 Jahre alte Opfer lag seit dem Vorfall vor knapp zwei Wochen im Koma.
      Gefesselt und geprügelt
      Nach Angaben von zwei Polizeibeamten, die auf einer Innenstadt-Wache Zeugen des Vorfalls wurden, schlugen fünf bis sechs Kollegen einen festgenommenen Randalierer krankenhausreif. Eine Polizistin und ein Polizist beobachteten am Abend des 11. Mai, dass fünf bis sechs Beamte sich um den am Boden liegenden Mann aufbauten. Der Festgenommene sei an Händen und Füßen gefesselt gewesen. Die Beamten hätten auf ihn eingetreten und ihn geschlagen. Dabei sei er an Kopf, Körper, Armen und Beinen getroffen worden. Dann hätten zwei oder drei der Beamten den am Boden Liegenden an den Füßen gepackt und durch den Flur in eine Zelle geschleift. Das Opfer habe im Gesicht geblutet. In der Zelle sollen vier Polizisten weiter auf den Mann eingetreten und ihn geschlagen haben. Schließlich sei er von einem Rettungswagen abgeholt worden.


      Quelle: t-online.de


      Ist aber laut Xylo völlig normal, daß da kein Arzt gerufen wurde....


      --------------------------------------------

      Tja, wenn es keine zeugen gegeben hätte, wäre auch dieses Opfer der Polizei vermutlich nach offiziellen Darstellungen "Unglücklich die Treppe heruntergefallen"..

      So muss man zugeben, daß man einen Menschen totgeprügelt hat.


      @ Donizetti:

      Der von mir eingangs in # 294 geschilderte Vorfall ist sicher auch so eine Variante:

      Bei zwei kräftigen Schlägern, die eine Kneipe bereits am hellichten Tag aufmischen, ist es verantwortungslos,zwei blutjunge, offensichtlich unerfahrene Kollegen ohne weitere Hilfe zu einer Schlägerei (die im übrigen keine 500m Luftlinie vom Polizeipräsidium entfernt war) zu schicken.

      Im Verlauf der versuchten Festnahme der beiden schläger widersetzten sich die beiden dem Zugriff und leisteten passiven Widerstand, schlugen die unerfahrenen Polizisten jedoch nicht. Es entstand eine groteske Situation, in der jeweils ein Beamter einen Schläger festhielten und diese die Polizisten buchstäblich am Zugriff hinderten.

      Dann zog einer der Polizisten den Knüppel.....


      ..... und - schwupp - war der in der Hand eines Schlägers, der damit jedoch nur "die Gefahr des Geschlagenwerdens" abwandte. Jetzt sah man, wie der eine Beamte PAnik bekam .... und de zog daraufhin die Dienstwaffe, entsicherte und schrie mit sich überschlagender Kinderstimme, er solle den Knüppel falklenlassen, was der völlig besoffene Krawallbruder nicht in seiner Bedeutung begriff.... Schließlich kam ein Bus der KVB vorbei, dessen Fahrer die Kollegen rief... und - schwupp - plötzlich waren 2 komplette Überfallwagen sowie 8 Streifenwagen innerhalb von 2 Minuten vor Ort.

      Die Krawallbrüder ließen sich festnehmen, wurden mit Handschellen versehen und dann wollte der eine nur eben nicht in den Bus einsteigen, worauf er den erwähnten Schlag auf den Hinterkopf bekam und ohne jeden Schutzreflex zusammenbrach, also bewußtlos war.

      Ich wollte zunächst trotz gewisser Gehprobleme den Beamten helfen... als ich jedoch sah, daß vermutlich gleich ein knapp 19-20 jähriger einen Menschen in seiner Panik erschießt, habe ich von dieser Selbstgefährdung abgesehen... nachher hätte ich die Kugel abbekommen und der Typ hätte womöglich was von putativer Notwehr geschwafelt und er hätte mich leider, leider, für einen Dritten Täter gehalten, erhäte ja nicht wissen können..... und seine Kumpels hätten alles, alles bezeugt.... :D

      Wenn der eine Festgenomene keine Schädelfraktur bekommen hat, dann verliere ich den Glauben an die Physik.

      Ach ja, noch etwas: ich habe tagelang überlegt, Strafantrag zu stellen.... aber was wäre denn pasiert?

      Es waren ca. 25 potentielle "glaubhafte Zeugen" vor Ort, die natürlich meine Aussagen nach Kräften bestriten hätten - allein schon, um die fahrlässige Gefährdung seitens der Vorgesetzten trotz des offensichtlich beschissenen Ausbildungszustandes der Jung-Polizisten zu vertuschen und den Vorwurf der fehlerhaften Einsatzplanung zu entkräften.

      Vielleicht war dieser beinahe tödliche Einsatz auch so eine kollegen-missachtende "Taufe" aus falschem Korpsgeist... die jungen Beamten taten mir genauso leid, wie ich aber auch Angst vor solchen Beamten bekam.... so Jemandem möchte ich nie in die Hände fallen.....

      Im Übrigen habe ich ebenfalls vor vielen Jahren (Anfang 80er JAhre) einmal bei jemandem, der damals als Angehörigereiner Hilfsorganisation die technischen Möglichkeiten besaß, eine Stunde (notgedrungen) den Polizei-Funk mitgehört.... da gab es zufällig einen Einsatzbefehl wegen Schlägerei in einer Kneipe - und dann hagelte es Absagen von angeblich stark verhinderten Einsatzwagen: "müssen erst Tanken" "Haben Verkehrskontrolle" "zu weit weg" "Haben gerade eine hilflose Person entdeckt"... die Phantasie kannte keine Grenzen.....
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 14:34:34
      Beitrag Nr. 307 ()
      ... und daß das kein einzelfall ist, kann ma leicht selber recherchieren, wenn man bei google die Worte "Polizei" und "Misshandlung" eingibt:




      Verurteilung von Bernauer Polizisten wegen Mißhandlung vietnamesischer Häftlinge bestätigt


      Wegen zwischen Februar 1993 und Juni 1994 verübter Mißhandlungen vorläufig festgenommener Ausländer, zumeist Vietnamesen, auf der Polizeiwache in Bernau fand vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) bis Mai 1998 eine mehr als zwei Jahre andauernde Hauptverhandlung statt. Das Landgericht hat schließlich vier Polizeibeamte der Körperverletzung im Amt für schuldig befunden. Drei von ihnen verurteilte es jeweils wegen mehrerer Fälle zu Freiheitsstrafen, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wurde, ein Angeklagter, dem nur ein Fall mangelnden Eingreifens angelastet wurde, erhielt eine Geldstrafe.

      Der 5. (Leipziger) Strafsenat des Bundesgerichtshofs hat jetzt die Revisionen der vier Angeklagten überwiegend verworfen. Da die Staatsanwaltschaft ihre Revision gegen die auf zwei Jahre Freiheitsstrafe mit Bewährung lautende Verurteilung des Hauptangeklagten, dem neun Fälle der Mißhandlung vorläufig festgenommener Vietnamesen zur Last lagen, zurückgenommen hat, sind die Verurteilungen jetzt weitgehend rechtskräftig. In einer neuen Verhandlung wird das Landgericht lediglich nochmals über die Höhe der Bewährungsstrafen gegen zwei der verurteilten Polizisten neu zu befinden haben.

      Beschluß vom 6. Juli 2000 - 5 StR 613/99

      Karlsruhe, den 27. Juli 2000


      weitere beispiel, die belegen, daß es in anderen Ländern keineswegs beser ist (was jedoch keine Entschuldigung ist) :

      http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/AlleDok/B649CABAF5…
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 14:51:13
      Beitrag Nr. 308 ()
      Mein Freund Jendrian (kein Terrotist) wurde in den Siebzigern in München von einem MEK (Mobilen Einsatz Kommando) durch einen falschen hinweis, unschuldig durch die Türe mit MP,s Erschossen.Führte zu 2 Jahren Beförderungssperre für die Verantwortlichen.
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 14:55:58
      Beitrag Nr. 309 ()
      PRÜGELSKANDAL

      Stephan N.: Abdruck eines Polizeistiefels im Gesicht
      Beamte wollten Beweismittel vernichten

      Von OLIVER MEYER





      Köln – Stephan N. – sie haben ihn fast zu Tode getreten!

      Der 31-Jährige liegt jetzt auf der Intensivstation der Uni-Neurochirugie. Er ist im Koma, wird künstlich beatmet. Sein Körper ist übersät von Hämatomen, blauen Flecken und Hautabschürfungen. Ein furchtbares Bild, für das sechs Kölner Polizisten verantwortlich sein sollen.
      Auf der Stirn des 31-Jährigen ist deutlich ein Schuhsohlenabdruck erkennbar – vom Schuh eines Polizeibeamten. Der unglaubliche Verdacht: Der Beamte trat dem gefesselten Stephan N. in der Zelle so brutal vor den Kopf, dass er eine Hirnblutung erlitt und bewusstlos zusammenbrach.

      Gestern veröffentliche die Staatsanwaltschaft Einzelheiten aus dem Gutachten, dass Rechtsmediziner der Uni-Köln vorlegten. Wörtlich heißt es in dem Bericht: „Der Mann weist im Gesichtsbereich (linke Stirnhälfte) ein deutlich geformtes, frisches Hämatom, nach Art eines Schuhsohlenabdruckes auf.“ Grund genug für die Ermittler der Kölner Mordkommission, die getragene Dienstkleidung der sechs vom Dienst suspendierten Beamten sicherzustellen.

      Der nächste Skandal: Nicht nur, dass die Beamten im Verdacht stehen, Stephan N. zusammengeschlagen und -getreten zu haben. Zwei von ihnen versuchten, Beweismaterial beiseite zu schaffen. Sie ließen Teile der Uniform (Hemd, Hose, Schuhe) verschwinden. Deshalb wurden ihre Privatwohnungen in der Nacht zu Mittwoch durchsucht, ein Verfahren gegen sie wegen Verdunklung eingeleitet.

      Inzwischen muss der gesamte Einsatz als völlig misslungen eingestuft werden. Rettungs-Sanitäter waren bei der Festnahme von Stephan N. in seiner Wohnung. Obwohl bekannt war, dass er das blutverdünnende Mittel „Marcumar“ einnahm und das Risiko einer Blutung bei Gewaltanwendung bestand, riefen sie keinen Notarzt oder psychologisch geschultes Personal dazu.

      Statt den randalierenden Mann ins Krankenhaus zu bringen, wurde er zur Wache Eigelstein gebracht. Dort, wo er nach Aussage zweier Polizisten brutal misshandelt wurde. Erst dann kam Stephan N. zur gewaltsamen Blutprobenentnahme ins Marien-Hospital, wo er schließlich zusammenbrach.


      ...............
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 15:00:15
      Beitrag Nr. 310 ()
      Und mal wieder was zu Ego-Shootern:

      US-ARMY

      Rekrutenfang per Egoshooter

      Hirnwaschende Effekte verspricht sich zumindest die US-Army von Ego-Shootern, den als "Killerspielen" in Verruf geratenen Ballerspielen. Jetzt bringt sie gar einen eigenen Shooter auf den Markt: "America`s Army" zielt auf frisches Blut.



      Coole Kiste: Am Rechner metzeln üben - und nachher wird eine Karriere daraus (denkt die US-Army)


      Das "Wall Street Journal", stets gut informiert, gehörte zu den Ersten, die von der Sache Wind bekamen: Lt. Col. Casey Wardynski von der US-Army, war da heute zu lesen, wird auf der Spielemesse E3 den Armee-eigenen Ego-Shooter vorstellen. Der, lernt man, wird gern und ausgiebig im Training eingesetzt, und soll nun frische Rekruten gewinnen. Ballern als beste Werbung?
      Aber ja, so etwas plant die US-Army

      Bereits seit geraumer Zeit setzt die US-Army Ego-Shooter im Training für Soldaten ein, setzt da aber bisher vor allem auf die berühmt-berüchtigten Ballerorgien aus dem Hause id Software - namentlich "Doom" und "Quake". Reaktionszeiten soll das verbessern, aggressiver machen, das Zusammenspiel im Team verbessern. Einen eigenen Shooter hat die Armee, im Gegensatz zu den Informationen des "Wall Street Journal", selbst natürlich nicht entwickelt und bisher auch nicht eingesetzt.

      Aber sie hat jetzt einen lizenziert, und das ist die Nachricht: Epic Games produzierte als Auftragsarbeit "America`s Army", basierend auf der "Unreal"-Software-Engine, die auch hinter zahlreichen anderen Spielen steht ("Undying", "Unreal Tournament", "Deus Ex" unter anderen).

      Das per CD und Download vertriebene Spiel soll heute auf der E3 vorgestellt werden - und in den nächsten Wochen Amerika überschwemmen. Während in Deutschland die Politik darüber debattiert, ob, wie und welche Ego-Shooter wegen eines angenommenen brutalisierenden Einflusses zu verbieten seien, ist sich die US-Army da ganz sicher - zumindest, was bestimmte Aspekte angeht. Mit Verboten hat sie nichts am Hut, im Gegenteil - hofft aber darauf, aus begeisterten virtuellen Schützen effektive reale Soldaten machen zu können. Sie setzt darauf, mit Hilfe des Spieles kampfbereite frische Rekruten gewinnen zu können - "Hirnwäsche" am PC?

      Werbesoftware mit Millionenauflage

      Bei der Armee geht man zumindest davon aus, dass jemand, der gern zu Hause ballert, dies später vielleicht auch gern draußen tun wird - bei der Verteidigung einer Öl-Pipeline zum Beispiel.

      Zu diesem guten Zwecke soll "America`s Army" in den nächsten Wochen kostenlos oder zumindest sehr billig abgegeben werden: Als CD-Beigabe zu diversen PC-Magazinen, als Give-away in Army-Rekrutierungsbüros. Der Vertrieb von 1,2 Millionen CDs wurde vorab gesichert.

      Für Wardynski, hauptamtlich Lehrkörper an einer Armee-Ausbildungsstätte und verantwortlich für das Projekt Ego-Shooter, ist das Spiel einerseits Schulungs- und Anschauungsmaterial, mit dem er seinen Schülern zeigen kann, wie das "wirklich so ist in der Army". Und andererseits natürlich erstklassiges Werbematerial: Nach den Ausgaben für den ersten Schwung CDs wird die liebe Gemeinde schon selbst für die Weiterverbreitung sorgen. Und damit das auch schnell in Schwung kommt, soll es bereits ab morgen Downloadsites für "America`s Army" geben.

      Was eine politisch gar nicht unproblematische Frage aufwirft: Falls es in Deutschland zu einer Indizierung von "America`s Army" kommen sollte - lässt man dann die Webadressen der US-Regierung sperren?

      Das Beispiel zeigt, wie problematisch die derzeitige Zensurdebatte tatsächlich ist: Die weltweite Vernetzung unterläuft nachhaltig jedes Verbot. Einen internationalen Konsens über die Wirkung von Shooter-Spielen und wie damit umzugehen sei, gibt es nicht. Das Extrembeispiel "America`s Army" zeigt, wie weit hier die Wertmaßstäbe auseinander gehen können: Indizien, die hier eventuell zu einer Indizierung führen würden, wären für die Army ein Argument, den Vertrieb zu forcieren.

      Frank Patalong, spiegel-online
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 19:11:19
      Beitrag Nr. 311 ()
      jetzt ist er also offiziell tot, hirntot war er schön länger.

      Zunächst zu einem Mißverständnis(?), sofern es nicht eine bewußte Fehlinterpretation war: natürlich muß man einen Arzt rufen, wenn Leute ernsthaft verletzt sind. Aber es ist auf keiner Polizeiwache ständig ein Arzt anwesend und wenn etwas passiert, dann ruft man den Rettungswagen.
      Hier war jemand am bluten, dafür braucht man in der Regel noch keinen Arzt. Welche Medikamente er nahm, konnte man ihm ja nicht unbedingt ansehen...als man es erkannte, hat man ja wohl offenbar einen Arzt geholt.
      Aber es kann doch wohl niemand ernsthaft verlangen, daß man immer einen Arzt mit zum Einsatz nimmt, am besten als 3. Mitfahrer im Streifenwagen.


      Was im übrigen m.E. das bemerkenswerteste an der Affäre ist:
      a) daß 2 Kollegen glücklicherweise den Mut besessen zu haben, das "Kameradenschwein" zu sein.
      b) daß es vorher - wie heute im Lokalteil zu lesen war - bereits ein Verurteilung eines der Beamten gegeben hat, der aber von seinem Vorgesetzen offenbar bewußt gedeckt wurde, indem man ihm besonders gute Beurteilungen gab, damit er nicht disziplinarisch versetzt oder sonst bestraft wird.

      Um es ganz klar zu sagen: diese Vorgesetzten gehören gleich mit ausgewechselt. Natürlich soll ein Chef seine Mitarbeiter schützen und verteidigen, aber das nur innerhalb bestimmter Grenzen. Wer als Polizist straffällig wird, der sollte für Schreibdienste oder Wagenpflege eingesetzt werden, in der Öffentlichkeit hat er nichts verloren.


      Morgen komme ich vielleicht auch noch mal auf das eigentliche Thema zurück....
      Avatar
      schrieb am 24.05.02 19:43:58
      Beitrag Nr. 312 ()
      Wer als normaler Arbeitnehmer in seiner Firma straffällig wird, ist sofort seinen Job los !

      Zum Beispiel ein Fernfahrer, der besoffen eine Unfall baut oder eine Kassiererin, die in der Bäckerei Geld aus der Kasse nimmt, oder heimlich ein Brötchen verzehrt ohne vorher den Chef Bescheid zu sagen und zu bezahlen.

      Polizisten, die nicht in der Lage sind, sich professionell zu benehmen, sollten wie alle anderen Bürger auch ihre Papiere bekommen !

      Wobei man bei kleinern Dingen natürlich auch mal mit einem Verweiß ein Auge zudrücken kann.
      Aber wenn du eine Firma hättest und einer deiner Angestellten beklaut dich um mehrere 1000 Euro, würdest du dann auch sagen: "Ach ja, na ja, versuchen wir es noch mal"???
      Das Vertrauen, das wäre doch hin, oder ???

      ........
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 11:11:07
      Beitrag Nr. 313 ()
      @ xylo

      1) "jetzt ist er also offiziell tot, hirntot war er schön länger."

      Von Medizin verstehst Du nix, wie man liest... Der zeitpunkt der Feststellung eines Hirntodes ist zugleich der Zeitpunkt des offiziellen Todes und dann werden sofort alle MAßnahmen eingestellt.

      2) Selbst meine Putzfrau würde einen Arzt rufen, wenn jemand meint, er würde Jesus und seinen (verstorbenen) Vater körperlich vor sich sehen. Von Beamten, die regelmäßig Hilfe bei Zwangseinweisungen leisten, erwarte ich, daß sie solche eindeutigen Zeichen richtig interpretieren - erst recht, wenn sie den Patienten zuvor physisch und psychisch in eine akute Psychose und dann in den Tod geprügelt bzw. gefoltert haben.

      Im übrigen dürfte bereits ein Blick in das so hochgelobte Polizei-EDV-System zeigen, daß der Mann bereits mehrfach zwangseingewiesen wurde.

      3) Wenn Beamte gemeinschaftlich einen Bürger Totschlagen , so nützen Versuche, die daran anschließende zunächst zusätzlich unterlassene Hilfeleistung seitens der Täter bei offensichtlicher, zunehmender Hilflosigkeit und Lebensgefahr des Opfers zu verharmlosen, wenig.

      4)Natürlich ist ein Beamter verpflichtet, beim Verdacht auf eine relevante Erkrankung eines Inhaftierten, jemand mit medizinischem Sachverstand beizuziehen - denn er kann das ja nun einmal nicht richtig beurteilen.

      In dem konkreten FAll wussten die Beamten nach Tritten und Schlägen auf Schädel und in den Bauch nur zu gut, daß sie zu weit gegangen sind.

      Ihr weiteres Vorgehen zielte ja keineswegs darauf ab, den angerichteten Schaden zu minimieren und dem Arzt konkrete Hinweise auf mögliche innere und Gehirnblutungen zu geben, sondern ales zu vertuschen und auch noch Beweismittel beiseite zu schaffen.

      Ich halte das als nicht-Jurist für einen Fall, wo mit äusserster Härte gegen ALLE, die geschlagen und gefoltert haben und alle, die gedeckt/Ermittlungen behindert haben, vorgegangen werden muss. Gleichzeitig müssen die zunächst anscheinend feigen, aber dann ehrlichen Beamten, die das alles aufdeckten, demonstrativ geschützt werden. Hier ist m.E. vollste Fürsorge-Erfüllung aus klar nötigen betriebs-hygienischen Gründen seitens der Vorgesetzten erforderlich.

      Jder, der in Zukunft die beiden versucht zu mobben, muss mit härtesten Konseuenzen rechnen, damit schon ansatzweise die "subtilen" Methoden der Disziplinierung nach gutsherren-Art des Korpsgeistes für alle sichtbar geahndet werden.

      Denn man muss dringend vermeiden, daß man nicht mehr über einen kriminell und systematisch totgeschlagenen Bürger, sondern über "kameradenverrat" gesprochen wird.
      Nur zu leicht wird aus der kollektiven Beschämung wegen der TAt aus psychologischen Gründen ein Verrat der Gemeinschaft.

      Erst in 2-5 Jahren wird man erkennen können, ob die schienbar richtigen Schritte des Polizeipräsidenten in der konkreten Sache denn auch zu einer echten erzieherischen Prophylaxe von Überschreitungen der Grenzen seitens aller Beamten wird.

      5) Deine abschließenden Worte sind hoffentlich nicht so verharmlosend gemeint, wie man sie verstehen könnte.
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 11:19:52
      Beitrag Nr. 314 ()
      Im Übrigen haben solche Totschläger wie die betreffenden Beamten, mithin Gwalttäter, nichts in Bereichen der Exekutive (böses Wort in dem Zusammenhang) zu suchen.

      Die gehören mit Feststellung ihrer Schuld demonstrativ rausgeschmissen - fristlos.

      Der Prozess wird zeigen, ob man seitens der Staatsanwaltschaft und der Richter eine Strafe fordert und beschließt, die einen sofortigen Ausschluss aus dem Beamtenverhältnis zwingend nach sich zieht.
      Ich persönlich bin mir da nicht so sicher, würde mich jedoch freuen, wenn ich meine Befürchtungen als unberechtigt sehen könnte.

      Desweiteren möchte ich hier schreiben, daß gerade die Kölner Polizei im Rahmen von "normalen" Tätigkeiten seit vielen Jahren im mir möglichen Vergleich der Bundesländer ausgesprochen Bürgerfreundlich und zivilisiert im Umgang ist. Allerdings kann ich die Ausbildung für Stress-Situationen wie die akut diskutierte natürlich nicht beurteilen.

      Die Täter haben entweder eine jahrelange Überzeugungsarbeit der vielen "sauberen" Kollegen zunichte gemacht oder die schöne Fassade zusammenbrechen lassen - was von beidem richtig ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

      .
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 11:33:53
      Beitrag Nr. 315 ()
      Der kölner Polizeipräsident scheint den richtigen Kurs zu haben... alle Achtung!

      Polizisten quälen Gefangenen


      Der Mann, der nach seiner Festnahme von Kölner Polizisten brutal misshandelt worden sein soll, ist tot. Der 31-Jährige sei seinen schweren Kopfverletzungen erlegen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Der wegen Randale am 11. Mai festgenommene Mann wurde angeblich von sechs Polizisten in einer Wache brutal zusammengeschlagen.

      Augenzeugen berichten

      Weitere Beamte der Innenstadt-Wache sollen Zeugen der Misshandlungen geworden sein. Zwei Polizisten hatten ausgesagt, dass der Verhaftete an Händen und Füßen gefesselt gewesen sei. Er habe am Boden gelegen und sei von fünf oder sechs ihrer Kollegen getreten und geschlagen worden. Getroffen wurde der Wehrlose dabei am ganzen Körper sowie am Kopf.

      Der Mann war so schwer verletzt worden, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Dort stellten die Ärzte unter anderem ein Hirnödem fest. Der Verstorbene, der seit seiner Einlieferung in die Klinik im Koma lag, soll obduziert werden.

      Haftbefehle gegen zwei Beamte

      Inzwischen ergingen Haftbefehle gegen zwei Polizisten, und zwar wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung im Amt.

      Der Kölner Polizeipräsident habe gegen die Beschuldigten, einen 24-jährigen Polizeiobermeister und einen 28 Jahre alten Polizeimeister, das Entlassungsverfahren eingeleitet, hieß es.



      24.05.02, 19:57 Uhr Focus.de
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 11:44:08
      Beitrag Nr. 316 ()
      Kölner Polizei-Affäre: Ein Polizist auf freiem Fuß

      VON AXEL SPILCKER, 24.05.02, 20:18h, aktualisiert 25.05.02, 10:33h Kölner StadtAnzeiger






      Stefan N. - ein Opfer polizeilicher Gewalt?


      Köln - In der Kölner Affäre um den Tod von Stefan N. ist einer der verdächtigten Polizisten wieder auf freien Fuß. Der Haftrichter habe keine Verdunkelungsgefahr erkannt und den 24 Jahre alten Polizeiobermeister zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt, teilte die Polizei in Köln am Samstag mit. Zuvor waren gegen den Mann und einen 28 Jahre alten Kollegen Haftbefehle wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ergangen. Der in Niedersachsen festgenommene 28-Jährige sollte im Laufe des Samstags dem Haftrichter vorgeführt werden.
      Augenzeugen zufolge sollen sie an vorderster Stelle den gefesselten Stefan N. auf der Wache massiv geschlagen und ins Gesicht getreten haben. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, sollen die beiden schon auf dem Weg zur Wache im Transportraum des Polizeibullys mit dem Opfer allein gewesen sein. Ob es hier schon zu Misshandlungen des bei seiner Festnahme renitenten Handwerkers gekommen war, wird noch untersucht. Augenzeugen berichteten jüngst in ihren Vernehmungen, dass Stefan N. am Samstagabend vor zwei Wochen schon geschlagen worden sein soll, als man ihn in den Transporter hob. Nach dem Bekanntwerden des Skandals hatten die Beiden versucht, kompromittierende Kleidungsstücke zu beseitigen.

      Das Opfer war nach den mutmaßlichen Polizei-Tritten in der Klinik bei der Abnahme einer Blutprobe ins Koma gefallen. Eine erste Untersuchung des 31-Jährigen durch Rechtsmediziner ergab, dass das Koma höchstwahrscheinlich durch einen Blutschwamm im Gehirn, ein so genanntes Hirnödem, verursacht worden war. Zugleich stellte man an der linken Stirnhälfte von N. einen deutlich erkennbaren Bluterguss „nach Art eines Schuhsohlenabdruckes“ fest. Am Freitag nun, gegen elf Uhr, beurkundeten die Ärzte den Tod des 31-Jährigen.

      Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft wurde mit der Obduktion der Leiche noch am Nachmittag begonnen. Die Ermittler erhoffen sich nun Aufschluss darüber, ob die von Zeugen beschriebenen Misshandlungen des Mannes Ursache für seinen Tod waren. Der Verdacht geht auf zwei Polizisten zurück, die den Ermittlern von massiven Schlägen und Tritten durch sechs Kollegen berichteten. Danach hatte diese bei der Ankunft des Gefangenentransports am Eigelstein um ein „Empfangskommando“ gebeten. Schon in der Schleuse der Polizeistation sollen fünf der sechs anwesenden Beamten den Wehrlosen ins Gesicht geschlagen und getreten haben. Die Tortur wurde den Angaben zufolge in der Zelle fortgesetzt.

      Gegen die sechs Polizisten ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Körperverletzung im Amt. Nach Angaben von Oberstaatsanwältin Regine Appenrodt könnten die Ermittlungen nun auf Körperverletzung mit Todesfolge ausgeweitet werden. Dies hänge vom Ergebnis der Obduktion ab.

      Einer der beiden hauptverdächtigen Beamten war in der Vergangenheit bereits zwölfmal wegen Körperverletzung und anderer Delikten angezeigt worden. Im April 2001 kassierte er einen Strafbefehl wegen Beleidigung. Eine Suspendierung sowie die mögliche Entlassung des Beamten auf Probe verhinderten seine Vorgesetzten offenbar durch gute Beurteilungen. Polizeipräsident Klaus Steffenhagen machte den Chef aller vier Innenstadtwachen für den Vorgang verantwortlich. Inspektionsleiter Jürgen Sengespeik daraufhin nahm seinen Hut.

      ----------------------------------------

      Hier scheint doch nur die schöne Fassade zu bröckeln:

      Erstens werden nur die beiden Haupttäter verfolgt... ein "bißchen totschlagen" ist anscheinend nicht so schlimm???

      Zweitens läßt der offensichtlich im Polizeijargon feststehende menschenverachtende Begriff des "Empfangskommitees" zu recht befürchten, daß solche Mißhandlungen fester Bestandteil der polizeilichen Routine war... ebenso wie die von mir berichteten merkwürdig gehäuften "unglücklichen Treppenstürze" ... :mad:


      Es ist erschreckend....
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 11:54:57
      Beitrag Nr. 317 ()
      "Die Deutsche Polizeigewerkschaft forderte harte Konsequenzen, falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten. Bemerkenswert sei, dass der Sachverhalt offensichtlich von der Polizei selbst aufgeklärt worden sei. "Das zeigt, dass die Selbstreinigung funktioniert", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende und NRW-Landeschef der Gewerkschaft, Rainer Wendt. In Köln hieß es, die Polizei-Zeugen hätten genaue Beschreibungen abgegeben, Zuordnungen seien möglich. " Zitat aus spiegel.de


      "Bemerkenswert" ist eigentlich etwas entlarvend... und zeigt das Erstaunen als Folge eines berechtigten tieferen Mißtrauens...

      es sollte eigentlich "selbstverständlich" sein..... und nicht "bemerkenswert".....
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 14:49:30
      Beitrag Nr. 318 ()
      Noch ein gedanke zum "Empfangskommitee":

      Es wurde bei der Ankunft um ein Empfangskommando gebeten... das wird wohl über FUNK angefordert worden sein, vermute ich... das heißt, falls dies zutrifft, wurden viele Ohrenzeugen und Mitwisser "geschaffen".....
      Avatar
      schrieb am 25.05.02 15:20:23
      Beitrag Nr. 319 ()
      ...im Stadt-Anzeiger stand schon seit Tagen, daß eigentlich der Hirn-tod schon eingetreten sein dürfte, aber anscheindend wollte man sich noch nicht entschließen, die Manschinen abzustellen, vielleicht mußte noch die Frage von Organspenden geklärt werden... ;)


      Von Jura verstehst DU offenbar nichts: wenn nur gegen 2 Beamte Haftbefehl erlassen wurde, dann heißt das nicht, daß gegen die anderen nicht weiter ermittelt wird, nur liegen dort keine Haftgründe vor, insbesondere keine Verdunklungsgefahr, wie sie bei den beiden angenommen wurde. Fluchtgefahr offensichtlich auch nicht.

      Ansonsten: der letzte Satz meint natürlich nicht, Polizisten, die solche Sachen machen, wie hier geschehen. Sondern solche, die zum Beispiel in der Aufregung öfter mal einen Schwarzen "nigger" nennen oder ähnliche "Verbrechen". Die können im Schreibdienst gut eingesetzt werden, oder eben Autos reinigen.
      Richtige Schläger gehören natürlich rausgeschmissen. Oder Leute, die bei bewußten Falschausssagen erwischt werden. Oder die Kölner Polizistin, die einem Drogendealer eine Durchsuchung angekündigt hat, weil sie in ihn verliebt war...


      Aber was ist eigentlich der Zusammenhang dieser Sache mit Erfurth? Wieso habe ich diesen Fall überhaupt erwähnt?
      Nun, weil es - diesmal nicht bezüglich einer Einzelperson, sondern bezüglich einer Behörde - das Gegenbeispiel darstellen sollte, wie man mit Fehlern ANDERS - m.E. besser - umgehen kann:

      offen und konsequent.

      Den Fehler erkennen und daran arbeiten, daß er beseitigt wird. Hier, indem man diejenigen, die die Fehler gemacht haben, nicht deckt und "fürs Ansehen der Behörde" alles unter den Teppich kehrt. Sondern indem man zugibt, daß es - wie überall - Problemfälle gibt, mit denen man versucht, angemessen umzugehen.
      Leider sehr selten, im einzelnen wie im gesamten. Wer ist schon bereit, die Schuld für Fehler bei sich selbst zu suchen oder auf berechtigte Vorwürfe sich zu entschuldigen statt rauszureden? Es werden immer weniger.

      Viel beliebter ist doch der Verweis: die anderen sind aber auch nicht besser, ich hab mich doch nur erwischen lassen, aber alle anderen machen es genauso. Wer ehrlich ist, ist doch schön blöd, wenn alle pfuschen....
      Die Gesellschaft ist schuld, die Politiker, die bösen Wirtschaftsbosse, die Globalisierung - aber NIE der einzelne. Der ist immer nur Opfer - außer natürlich, er ist Polizist, Politiker, Lehrer oder sonst irgendein unpopulärer Beruf...hier gelten offenbar andere Regeln, dort ist dann unentschuldbar, was bei linken Chaoten in Berlin, "verzweifelten" Kurden oder in der Hafenstraße (bzw. von Rechts: seitens Skins oder ähnlichen Gesocks) gerne hingenommen wird. (...soll keine Entschuldigung für die o.g. Berufsgruppen sein, aber ich sehe eine gewisse Einäugigkeit bei einigen Empörten).

      DA sehe ich das größere Problem. Wenn ein Sozialhilfeempfänger ein zweites Einkommen durch Schwarzarbeit erzielt, dann wird das von links als "Kleinigkeit" abgetan, man soll "lieber gegen Steuerhinterziehung" vorgehen. Und umgekehrt ist es natürlich bei FDP-Wählern, da müßte das Bankgeheimnis am besten an Liechtensteiner Verhältnisse angepaßt werden, wo die Steuerlast doch ohnehin viel zu hoch ist...immer sind alle unschuldig, es ist zwar falsch, aber was spricht dagegen, wenn es doch alle machen.....
      Avatar
      schrieb am 27.05.02 12:38:05
      Beitrag Nr. 320 ()
      Mit dem Joystick die Freiheit verteidigen
      US-Armee verschenkt Gewalt-Software an Jugendliche, um sie auch im richtigen Leben für das Waffenhandwerk zu begeistern

      Von Dietmar Ostermann (Washington)

      Während in Deutschland nach dem Schulmassaker von Erfurt elektronische Killerspiele in der Kritik sind, verschenkt die US-Army demnächst im Internet Gewalt-Software an Jugendliche. Der Grund: Das Angebot soll Rekruten anlocken.

      Der Feind ist nur schemenhaft zu erkennen und heißt Opfor, gegnerische Truppe. Die eigenen Jungs schleichen in Tarnanzügen mit Maschinenpistolen um Häuserecken, stürmen Gebäude und gegnerische Stellungen oder erkunden auf Spezialeinsätzen bergiges Terrain: Wer in Afghanistan bei der "Operation dauerhafte Freiheit" nicht dabei war, kann schon bald daheim am Computer die "Freiheit verteidigen". So jedenfalls lautet der Codename jener virtuellen Gefechte, welche Joystick-Krieger künftig beim "offiziellen Spiel der US-Army" am PC ausschießen können.

      Ab August will die Armee gebührenfrei den weltweit wohl ersten amtlichen Ego-Shooter verschicken. Freunde virtueller Kriegführung können sich das Computerspiel "America`s Army" dann kostenlos im Internet bestellen oder in den Rekrutierungsbüros abholen. Einzige Bedingung: Interessenten müssen zwischen 13 und 34 Jahre alt sein. Das ist die Zielgruppe, für die das "innovative, realistische Computerspiel" von Simulations-Fachleuten des Pentagon mit Hilfe ziviler Programmierer auf der Grundlage etablierter Vorbilder entwickelt wurde. Denn wer gern am Computer Soldat spielt, glauben die Militärs, der könnte sich ja vielleicht auch im richtigen Leben fürs Waffenhandwerk begeistern.

      [Anm. D.T.: Na klasse, das wird ja sicherlich ein gutes freiwilliges Internet-Training für zukünftige Terroristen... oder frustrierte Schüler, die sich auf den "großes Tag des letzten Schulbesuchs" vorbereiten wollen....ich fasse s nicht... :mad: ]

      Zwar haben die US-Streitkräfte nach dem 11. September derzeit keine Nachwuchssorgen. Als das Projekt aber vor zwei Jahren in Auftrag gegeben wurde, konnte vor allem das Heer nur mit aufwendigen Werbekampagnen sein Sollziel von jährlich etwa 80 000 neuen Soldaten erfüllen. So entstand die Idee, die bestens vorgebildeten PC-Krieger zu mobilisieren: Man wolle die "Männer und Frauen dort erreichen, wo sie heute sind, nämlich im Internet und den Videospielräumen", erläuterte General Michael Rochelle, Chef des Rekrutierungskommandos der Armee in Fort Knox, das Anliegen von "America`s Army" der Zeitung Los Angeles Times.

      Rund fünf Millionen Dollar hat sich die Armee das Ballerspiel kosten lassen. Erstmals wurde "America`s Army" auf der Computerspiele-Messe E3 in Los Angeles mit schwerem Gerät präsentiert: Leibhaftige Fallschirmjäger der 101. Luftlandedivision seilten sich in voller Kampfmontur und mit geschwärzten Gesichtern vom Dach der Messehalle. Ähnlich realistisch soll es auf den Bildschirmen zugehen: "Kein anderes Armeespiel ist so real", verspricht die Armee. Die Entwickler seien eigens mit Blackhawk-Hubschraubern sowie Panzern herumgefahren, hätten sich an Fallschirmen aus Flugzeugen fallen lassen und Rückstoß, Zielgenauigkeit und Projektilgeschwindigkeit zwölf verschiedener Waffen in die Software integriert.

      Spieler können eine virtuelle Grundausbildung absolvieren, eine Karriere als Ranger, Scharfschütze oder Fallschirmjäger einschlagen und zum elektronischen First Sergeant aufsteigen. Im Action-Teil geht es zu wie in jedem Ego-Shooter: Es kommt darauf an, mit dem eigenen Team den Gegner abzuknallen, bevor der den Finger am Abzug hat. Ungezügelter Gewalt, versichert die US-Armee, solle mit dem vom Entertainment Software Board für Teenager freigegebenen Spiel natürlich kein Vorschub geleistet werden. :laugh: Wer etwa die eigenen Cyber-Kameraden erschießt, landet im Computerknast. Ob das Anliegen immer verstanden wird, ist fraglich. Auf ihrer Webseite hat die US-Armee ein paar begeisterte Zuschriften veröffentlicht. "Yea!!!! Let`s go kill people", lautet eine.
      Avatar
      schrieb am 27.05.02 12:47:37
      Beitrag Nr. 321 ()
      Erinnert mich irgendwie an ein hübsches britisches Armee-Werbe-Plakat aus den 80er Jahren, auf dem junge, lächelnde Soldaten aus allen Nationen des Commonwealth zu sehen waren mit der Aufschrift:
      "Join the Army, travel the world and meet interesting people!"
      Das Plakat wurde dann aber angeblich wieder zurückgezogen, weil irgendjemand immer druntersprayte:
      "... and kill them!"
      Avatar
      schrieb am 27.05.02 12:52:11
      Beitrag Nr. 322 ()
      Der wird schon seit 30 Jahren wechselweise angloamerikanischen Armeen zugerechnet..... #321 = sehr inhaltschwangerer Beitrag...... :D und der Bart dieser Anekdote reicht 2 mal um den Äquator.... *gähn*
      Avatar
      schrieb am 27.05.02 13:36:33
      Beitrag Nr. 323 ()
      Wie krank ist unsere Gesellschaft?

      Anscheinend verdammt krank.....


      CANNES-FESTIVAL

      Ohnmachtsanfälle beim Vergewaltigungsfilm


      Kein Festival ohne einen kleinen Skandal. In Cannes sorgte der Vergewaltigungsfilm "Irréversible" für Ohnmachtsanfälle.

      Cannes - Der Film des in Paris lebenden Argentiniers Gaspard Noé, in Frankreich bereits angelaufen, habe bei dem Festival drei Zuschauer ohnmächtig werden lassen, berichtete die Pariser Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche". 20 Zuschauer, überwiegend Frauen, hätten sich zudem unwohl gefühlt. Mehreren Zuschauern musste nach der offiziellen Vorstellung des Films im Festivalpalais mit Sauerstoffgeräten geholfen werden.
      Der provozierende Film "Irréversible" ("Unumkehrbar") zeigt einen äußerst brutalen Totschlag und die extrem lange Vergewaltigung einer Frau (dargestellt von Monica Bellucci) durch einen Ex-Weltmeister im Thai-Boxen. Frauenfeindlichkeit und Männergewalt sind für den Regisseur "naturgegeben". Die Pariser Sonntagszeitung nannte den Film, der in Frankreich für Jugendliche unter 16 Jahren verboten ist, trotz des Beifalls für Schauspieler und Regisseur in Cannes ein "Null-Ereignis". Unerträglich sei nicht die Vergewaltigung an sich, sondern die Länge des Gewaltaktes. "Ein Skandal. Eine Schande. Ihr seid krank", riefen empörte Zuschauer und verließen den Saal.

      Quelle: spiegel.de


      Wie wahr....
      Avatar
      schrieb am 27.05.02 13:37:53
      Beitrag Nr. 324 ()
      Der Smily war natürlich nicht beabsichtigt, sondern unbeabsichtigt durch die Satzzeichen verursacht.
      Avatar
      schrieb am 29.05.02 14:01:44
      Beitrag Nr. 325 ()
      JAhresbericht Amnesty International

      Auch in Deutschland Fälle von Misshandlungen

      In ihrem Jahresbericht dokumentiert die Menschenrechtsorganisation auch Fälle von Schusswaffengebrauch durch die Polizei und Misshandlungen von Asylbewerbern in Deutschland. Im April sei ein togolesischer Asylbewerber im Ausländeramt in Mettmann bei Düsseldorf bei seiner Verhaftung schwer misshandelt worden. Als Folge habe er sein Augenlicht verloren. In einem Brief habe ai Landesinnenminister Fritz Behrens (SPD) darauf hingewiesen, aber noch keine Antwort erhalten. Ferner sei ein 19-jähriger Kameruner, nachdem ihm Polizisten und Mediziner in Hamburg gewaltsam ein Brechmittel einflößten, an den Folgen des Brechreizes gestorben.

      Lochbihler hat einen verstärkten Menschenrechts-Unterricht für Polizisten gefordert, um Misshandlungen Festgenommener vorzubeugen. Der aktuelle Fall in Köln, bei dem ein 31-jähriger Randalierer nach mutmaßlicher Misshandlung durch Polizisten ums Leben gekommen sei, habe den Bedarf an "Bewusstseinsarbeit und Bildungsarbeit" verdeutlicht.

      Gleichzeitig nannte sie zwei weitere aktuelle Fälle aus Nordrhein-Westfalen, bei denen es zu Übergriffen gekommen sei. Im Januar habe man erfahren, dass ein 62-jähriger Mann bei der Festnahme von zwei Kölner Polizisten so zusammengeschlagen worden sei, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

      Die Generalsekretärin sprach sich auch gegen den Einsatz von Elektroschockwaffen durch die Polizei aus, die derzeit in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und Nordrhein-Westfalen getestet werden. Die Waffen schössen an Drähten befestigte Widerhaken ab. Dadurch könnten Stromstöße von hoher Voltzahl erzeugt werden. "Wir fordern, auf den Einsatz solcher Waffen zu verzichten, sofern nicht geklärt ist, welche gesundheitlichen Wirkungen sie haben".


      (...)
      Avatar
      schrieb am 29.05.02 20:48:11
      Beitrag Nr. 326 ()
      ...nun, ich möchte zwei Dinge anmerken: es macht einen sehr großen Unterschied, ob solche Dinge aufgrund persönlichen Versagens oder aufgrund eines fehlerhaften Systems passieren.

      Persönliches Versagen, also menschliche Fehler, können und werden immer in jedem System passieren, man kann nur versuche, Kontrollen einzubauen, die die Fehler gering halten. Da gibt im übrigen der Umgang mit dem Kölner Polizeiskandal zu viel Hoffnung Anlaß, was die hiesige Behörde betrifft. Der Polizeipräsident stellt sich nicht vor JEDEN Beamten, egal wie schlimm seine Verbrechen waren, sondern ist an Aufklärung interessiert. Es wird ihn sicher beim einen oder anderen Beamten Sympathien kosten, aber es ist genau der richtige Umgang.
      Bestimmte Grenzen dürfen nicht überschritten werden, sonst geht "das Ganze" über zuviel Solidarität mit "dem einzelnen" vor die Hunde.
      Erfreulich also, daß hier Aufklärung stattfindet statt Vertuschung, selten genug, leider.

      Auf der anderen Seite sind Fehler im System. Da gibt es sicher hier auch Verbesserungsmöglichkeiten, aber in den Grundsätzen halte ich das derzeitige Gesellschaftssystem in der Bundesrepublik für vorbildlich. Insbesondere im Vergleich mit Ländern, die uns von verschiedenen Seiten immer wieder als Vorbild präsentiert werden.

      Zum Unterschied "Fehler im System" oder "menschliches Versagen" noch ein Beispiel: der Öko-Futter-Skandal, aus dem schon wieder völlig falsche Schlüsse gezogen werden, wenn man die Presse verfolgt.
      Was zeigt der Skandal: daß es auch im angelichen Öko-Bereich "Schweine" gibt, Betrüger und Leute, die anderer Leute Gesundheit für ein paar Mark aufs Spiel setzen (werden sicher in Zukunft eher mehr, weil Öko aus der Exoten-Nische rauskommt). Was zeigt er auch: Fehler sind nie zu vermeiden, Kontrollen sind immer nötig und hier zu verbessern, insbesonder Meldepflichten. Was zeigt er aber nicht, wie ein Herr Sonnleitner uns gestern weismachen wollte: "der Öko-Landbau" wird (angeblich) zu Unrecht bevorzugt, die dortigen Produkte sind "auch nicht sicherer" - Doch, Herr Sonnleitner.
      Was wäre nämlich passiert, wenn diese Giftstoffe in normale Eier"fabriken" gelangt wären (wobei ja keinesewegs unwahrscheinlich ist, daß dies geschehen ist oder auch immer wieder passiert)? Es wäre einfach nicht herausgekommenm, weil die entsprechenden Kontrollen fehlen, die im Ökö-Landbau überhaupt nur zum Auffinden der Gifte geführt haben.
      Also: der Fehler ist sicher, daß die Gifte gefunden und dies dann aber nicht sofort gemeldet wurde. HIER kann man etwas verbessern.
      Aber die Schlüsse, die die Herren vom Bauernverband sehr schnell ziehen wollen, die werden von der Realität nicht gedeckt. Was aber leider kaum auffällt, weil es einfacher ist, einfach pauschal und schnell "Die sind ja auch nicht besser!!" zu rufen. Sie sind aber besser, weil sie das Gift wenigstens ÜBERHAUPT entdeckt haben.
      Dennoch. Wer will, soll ruhig weiter Aldi-Eier essen. Wenn man nicht weiß was drin ist, dann macht man sich ja in der Regel auch weniger Sorgen. Und die 2 Euro, die man jeden Monat spart, da kann man sicher in ein paar Jahren richtig reich mit werden, dafür riskiert man ja gerne die Gesundheit... :laugh:
      Avatar
      schrieb am 30.05.02 11:12:10
      Beitrag Nr. 327 ()
      Donnerstag, 30. Mai 2002


      Zeugen bestätigen Misshandlungen durch neun Polizeibeamte



      Der Vorwurf, wonach neun Polizisten am Rande des Bush-Besuches einen Palästinenser mit libanesischer Staatsbürgerschaft krankenhausreif geschlagen haben sollen, hat gestern neue Nahrung erhalten. Die Polizei teilte mit, das Kommissariat für Amtsdelikte im Landeskriminalamt ermittle «mit Hochdruck». Es gehe um Körperverletzung im Amt.

      Der 34-jährige Khaled M. hatte am Mittwoch vergangener Woche Anzeige erstattet. Er berichtete, dass er an jenem Tag gegen 20 Uhr allein auf der Scharnweberstraße in Reinickendorf gestanden und die Flagge Palästinas gezeigt habe, als Polizisten in einem Mannschaftswagen vorgefahren seien.

      Was dann geschah, schilderte Khaled M. im SFB-Hörfunk so: «Vier stiegen aus. Ohne Vorwarnung gingen sie auf mich los.» Die Polizisten hätten ihm die Fahne abgenommen, ihn geschlagen und getreten. Schließlich hätten sie von ihm abgelassen. Als er seine Fahne zurückverlangte und einen Polizisten festhielt, seien die Beamten eines zweiten Mannschaftswagens gewalttätig geworden. Ein Zeuge im SFB-Interview: «Ich habe gesehen, wie sie ihm auf den Arm getreten haben, und dass nicht nur einmal. Er wollte hoch, sie haben wieder zugetreten und zugeschlagen.»

      Ein weiterer Augenzeuge des Vorgangs sagte der Berliner Morgenpost: «Sie schleiften den Mann in eine Seitenstraße, nahmen ihn mit in ein großes Polizeiauto und schlossen die Türen. Der Tross von Präsident Bush fuhr vorbei, danach kam ein Krankenwagen zu dem Polizeiauto. Die Polizisten haben aber nicht zugelassen, dass die Rettungssanitäter dem Mann helfen.» Die Beamten sollen den 34-Jährigen selbst ins Krankenhaus gefahren haben. Dort wurden ein Armbruch und Prellungen festgestellt.

      M. soll außerdem von den Polizisten beleidigt worden sein. Der Libanese: «Sie sagten zu mir ,Du Schwein, was willst Du hier? Geh in dein Land demonstrieren´.»

      Polizisten zeigten ihrerseits Khaled M. wegen Widerstandes an. Es soll sich nach Angaben der Polizei bei dem Vorfall um Berliner Beamte handeln. Alle Namen seien aber noch nicht bekannt. tz
      Avatar
      schrieb am 30.05.02 12:07:26
      Beitrag Nr. 328 ()
      .nochmal: so etwas kommt überall auf der Welt immer wieder vor und es wird sich auch wohl nie ändern. Jedenfalls sehe ich hierzu keinerlei Möglichkeit. Man kann nur die Kontrollen verschärfen, was aber wieder einige Datenschützer auf den Plan rufen würde.


      Aber bevor es hier zu einem reinen Polizei-Gewalt-thread wird, nochmals zu den grundsätzlicheren Dingen:

      Ist es nicht grundsätzlich normal, daß man Arbeitskollegen nicht wegen jedes Fehlers anzeigt? Wenn eine Supermarkt-Kassiererin mitbekommt, daß ihre Kollegin in die Kasse greift, geht sie vielleicht zum Chef. Vielleicht sogar zur Polizei. Aber auch schon, wenn sie ein Bonbon aus der Regal vor der Kasse nimmt oder ein Eis aus der Tiefkühltruhe.
      Oder ein Arzt, der bei einer Nachkontrolle im Körper des Patienten irgendetwas von der letzen Operation findet, was dort nicht hingehört, was aber bisher zum Glück keinen Schaden angerichtet hat? Wird er dem Patienten dies mitteilen oder den Rückstand einfach entsorgen und sich freuen, daß nichts passiert ist?

      Ein gewisses Maß an Solidarität unter Kollegen ist zum einen normal und zum anderen auch zu begrüßen, weil es die Arbeits-Welt menschlich hält. Es muß eben nur klar sein, daß diese Solidarität auch ihre Grenzen findet. Wie es in Köln zum Beispiel der Fall war, wo 2 Kollegen schlimme Exzesse nicht mehr mittragen wollten.
      Avatar
      schrieb am 30.05.02 12:19:38
      Beitrag Nr. 329 ()
      ..der andere Punkt sind Gewaltspiele:

      Gerade haben wir wieder einen kostenlosen Erziehungs-Ratgeber vom Jugendamt gekriegt, der alle 3 Monate das Heranwachsen unseres Sohnes begleiten soll.
      Dort steht sinngemäß: machen Sie sich keine Sorgen, wenn ihr Sohn mit Pistolen, Action-Helden und ähnlichem spielen will. Das gehört in diesem Alter zum normalen Erfahrungsschatz...solange es genug anderes Spielzeug gibt, wird es nicht schaden. Ein Kind, daß mit Liebe und klaren Grenzen aufwächst, wird hierdurch keinen Schaden nehmen, während ein Kind, das früh Gewalterfahrungen machen muß und vernächlässigt wird, auch mit dem pädagogisch wertvollsten Spielzeug nicht friedlich spielen wird".
      Man kann den "Action-Man" auch liebevoll mit in die Badewanne und ins Bett nehmen und das zarte Kuschetier kann gegen die Wand geschleudert werden oder es findet permanent Krieg zwischen all den "pädagogisch wertvollen" Spielzeugen statt, die in verschiedenen Armeen kämpfen.


      So ist es nach den Kriterien zum Jugendschutz auch bei Gewalt-Video-Spielen: lassen sie eine andere Möglichkeit zu, als sie allein aggressiv zu nutzen, etwas als Training der Reaktionsschnelligkeit, des strategischen Geschicks o.ä. (was bei dem umstrittenen "Counterstrike" wohl der Fall sein soll), sind sie letztlich nicht zu beanstanden. Weil sie auch sinnvolle Nutzungsvarianten zulassen, nicht allein "verrohend" wirken.
      Problematisch wären aus dieser Perspektive nur Spiele, in denen es allein um möglichst große und brutale Gewaltexzesse geht, die sich also im wesentlichen auf (möglichst häufige oder brutale) "Abschlachten" beschränken.
      Dem kann ich mich voll und ganz anschließen.
      Avatar
      schrieb am 30.05.02 13:59:34
      Beitrag Nr. 330 ()
      Erschütternder Abschiedsbrief



      23.05.2002







      Eine Zehnjährige teilte vor ihrem Selbstmord ihre Ersparnisse auf und wünschte sich eine Feuer-Bestattung. Das Motiv der geplanten Tat ist unklar.




      MARTIN BEHR


      GRAZ (SN).

      Pestalozzi-Gymnasium, Mittwoch früh: ein mit "Sehr gut" bewerteter Englisch-Vokabeltest wird ausgeteilt, liegt auf einer Schulbank der ersten Klasse. Der Platz dahinter bleibt leer, die Schü-lerin kann ihre gute Note nicht mehr in Empfang nehmen. Sie hat sich, wie Lehrer und Schüler kurz darauf aus den Medien erfahren, selbst das Leben genommen. Dienstag abend schoss sie sich mit einer Waffe des Vaters in einem Waldstück ihrer Heimatgemeinde Pirka bei Graz mitten ins Herz. In ihrem Tagebuch finden die Eltern einen erschütternden Abschiedsbrief, in dem Tina B. ihre Ersparnisse zu drei Viertel ihrer Oma, den Rest ihrer Mutter vermacht und sich wünscht, nicht in einem Erdgrab bestattet zu werden.

      Das Schriftdokument, in dem das eigene Sterben präzise angekündigt ist, erschüttert nicht nur die Eltern, die Verwandten und Freunde von Tina B. Von Angst über eine schlechte Note in der Mathematik-Schularbeit ist die Rede, sie gipfelt in dem handschriftlichen Vermerk "Die Schule ist Scheiße". Der Vater, der seine Tochter vergeblich zu reanimieren versucht hatte, versteht die Welt nicht mehr: "Sie war so ein lebenslustiges, intelligentes, liebenswertes, so ein wunderbares Mädchen. Wir können nicht verstehen, warum sie das getan hat." Auch Schuldirektor und Tinas Mathematik-Professor Josef Hirschmann spricht von einer "unfassbaren Situation". Das Mädchen sei eine ausgezeichnete Schülerin gewesen, im Semesterzeugnis habe sie nur "Sehr gut" und zwei "Gut" gehabt.

      Zur von Tina erwähnten Mathematik-Schularbeit vom vergangenen Freitag merkt Hirschmann an, dass er diese noch gar nicht korrigiert habe. Und: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie schlecht ausgefallen ist beziehungsweise dies der Grund für den Selbstmord sein soll." Warum aber hat die Zehnjährige Mittwoch abend aus dem unversperrten Schrank ihres Vaters, eines Bundesheer-Offiziers, eine Pistole vom Typ "Walther PPK" herausgenommen und gegen sich gerichtet? Gendarmerie-Chefermittler Anton Kiesel muss beim Motiv passen, berichtet aber, dass Tina kürzlich ihre Schwester befragt habe, wie ein tödlicher Schuss vor sich gehen könnte. Auch Klassenkameradinnen berichteten am Mittwoch von "Andeutungen" aus dem Mund des Mädchens.

      Rosemarie Fischer, Leiterin der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Grazer Siegmund-Freud-Klinik, ruft Eltern auf, alle bedenklichen Äußerungen von Kindern ernst zu nehmen. Über die Gründe für die Verzweiflungstat diskutierte am Mittwoch im Pestalozzi-Gymnasium der Schulpsychologe Andreas Tankl mit den "ziemlich mitgenommenen" Mitschülern. Tinas Vater hat indes mit einer Anzeige nach dem Waffengesetz zu rechnen, da er den Schrank nicht vorschriftsgemäß gesichert hat. Ihm und ihrer Mutter hatte Tina im Abschiedsbrief die letzten Zeilen gewidmet: "Ich wünsche euch ein langes Leben und viel Glück".


      © SN

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      Zwar schon eine Woche her, dennoch:


      :(:(:(
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 11:38:17
      Beitrag Nr. 331 ()
      Wie ich bereits zuvor schrieb, sind es zumeist angeblich die "Treppen", die zu den Spuren der Mißhandlung führen sollen und Robert S. töteten:


      Garantiert mal draufgetreten

      Polizisten misshandelten in Köln einen Mann, der später im Krankenhaus verstarb. Den Vorgesetzten war die Gewaltbereitschaft mehrerer Beamter schon länger bekannt.

      Der offizielle Lars S. gilt als ein freundlicher Polizist, stets bemüht, auf alte Menschen einzugehen, obendrein "beliebt" bei Kollegen und fleißig. So wohlwollend klang es, als seine Vorgesetzten ihn im Februar beurteilten.
      Den anderen Lars S., von dem seine Chefs in sechseinhalb Dienstjahren bei der Kölner Polizeiinspektion 1 ( PI 1) nichts geahnt haben wollen, lernte Stephan N. nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft in seinen letzten wachen Stunden qualvoll kennen. Der "beliebte" 28-jährige Beamte und fünf Kollegen sollen den gefesselten N. am 11. Mai krankenhausreif geprügelt haben. Im St.-Marien-Hospital erlitt N. am selben Abend einen Herzstillstand, wurde reanimiert und lag anschließend zwei Wochen im Koma. Vorvergangene Woche verstarb der 31-Jährige an einem Hirnödem.

      Auch wenn die Gerichtsmediziner noch nicht klären konnten, ob die mutmaßlichen Misshandlungen schuld am Tod des Mannes sind, gehört der Vorfall zu einem der größten Polizeiskandale der Republik: Gegen sechs Beamte wird mittlerweile wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt, fünf von ihnen wurden schon einmal dieses Delikts beschuldigt.

      Eine "gründliche Aufarbeitung der innerdienstlichen Abläufe" hat der Kölner Polizeipräsident Klaus Steffenhagen inzwischen angekündigt. Die ist auch nötig. Denn Steffenhagen selbst hätte als Dienstherr schon vor langer Zeit von den gehäuften Verfahren gegen Beamte der PI 1 und deren offenkundiger Gewaltbereitschaft erfahren müssen.

      Allein am Tatort, der Wache Eigelstein, wurden in den vergangenen drei Jahren 37 "Ermittlungsvorgänge" registriert. Zudem kassierte Lars S. zwölf Anzeigen, meist wegen Körperverletzung. Wegen Beleidigung wurde er bereits verurteilt. In einem Disziplinarverfahren sprach Steffenhagen gegen S. eine Missbilligung aus - stellte das Verfahren am 25. Februar dieses Jahres aber ohne weitere Folgen ein.

      Alarmierend ist, dass laut einer von der Polizei selbst in Auftrag gegebenen, aber noch unveröffentlichten Studie bei der PI 1 fast die Hälfte der Beamten ihre Wut gegenüber Bürgern schon mal "nicht mehr im Griff" hatten. 90 Prozent bekamen bereits mit, dass ein Kollege "zu weit ging". "Die Belastung dort ist enorm", klagt der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei in Köln, Gerd Diefenthaler: Im Revier der PI 1 mit ihren vier Wachen tummeln sich Junkies, Huren und Alkoholiker.

      Was sich aber am 11. Mai zutrug, ist auch mit Überlastung nicht zu entschuldigen und hat bei erschreckten Bürgern zu wütenden Protestdemonstrationen geführt.


      Weil eine Nachbarin lauten Streit zwischen N. und seiner Mutter gehört hatte, rief sie die Polizei. Doch N. wollte nicht öffnen - die Beamten befürchteten, er habe der Mutter etwas angetan, und stießen die Tür auf. Die Dame war wohlauf, doch N. schlug mit einem Hockeyschläger Scheiben ein und warf mit einem Hammer. Nur durch gezielte Schläge ins Gesicht, später auch in die Rippen, behaupteten die Beamten, habe man den Widerstand zeitweise brechen können.

      Die Polizisten fesselten den Zwei-Zentner-Mann, um ihn vom fünften Stock nach unten zu tragen. "Fünf- bis siebenmal" wehrte er sich angeblich so stark, dass er runterfiel und teils über "mehrere Stufen" rutschte. Er sei "garantiert auch mal auf ihn draufgetreten", gab später einer der beteiligten Beamten zu Protokoll - womöglich eine Schutzbehauptung, um Spuren von Misshandlungen zu erklären.

      Spätestens im Hausflur hätte es den neun Polizisten nach dem Urteil von Vorgesetzten dämmern müssen, dass der Mann akut unter einer psychischen Störung litt. Stephan N. hatte "offenbar kein Schmerzempfinden", so ein Polizist, und brüllte wirres Zeug. Doch statt ihn in die Psychiatrie einweisen zu lassen, fuhren sie N. zur Wache. Erst dorthin bestellten sie später einen Krankenwagen.

      Was in der Zeit dazwischen geschehen sein soll, berichteten später eine aufgewühlte Polizistin und ihr 32-jähriger Kollege einem anderen Beamten. Teils unter Tränen erzählten sie, fünf bis sechs Polizisten hätten im Eingangsbereich der Wache den am Boden liegenden N. geschlagen und getreten, auch gegen den Kopf, an dem ein Rechtsmediziner "ein frisches Hämatom nach Art eines Schuhsohlenabdruckes" festgestellt hat. Dann sei N. in eine Zelle geschleift und weiter malträtiert worden.


      Vor Gericht freilich dürfte es schwierig werden auseinander zu tüfteln, wo die erlaubte Notwehr der Beamten endete und die rechtswidrige Misshandlung N.s begann. Der Strafverteidiger von S., Eckhard Wölke, reichte vergangenen Mittwoch gar Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Polizeipräsidenten ein: Lars S. werde durch Indiskretionen vorverurteilt. Auch der Bonner Anwalt Christoph Arnold zweifelt an der bisherigen Version. Weil sein Mandant nicht beim Einsatz dabei war, sondern Innendienst schob, "halte ich es für ausgeschlossen, dass er nach Ankunft von N. auf Knopfdruck losgeprügelt hat".

      Die Staatsanwaltschaft wollte zwei der Polizisten, Lars S. und Matthias L., Ende vergangener Woche wieder verhaften lassen, nachdem ein Richter die Haftbefehle außer Vollzug gesetzt hatte. Die Ankläger sehen "weiterhin Verdunklungsgefahr". L. etwa soll einem Kollegen erzählt haben, er verstecke seine Uniform vom Prügeltag in einem Kühlschrank der Wache. Erst tags drauf hielt es der irritierte Kollege für nötig, der Mordkommission das Gespräch zu melden. Pflichtbewusst sah er dann im Kühlschrank nach - zu spät: Die Kleidung war verschwunden.


      DOMINIK CZIESCHE (Spiegel.de)
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 19:44:59
      Beitrag Nr. 332 ()
      HAGENER POLIZEI

      Terror gegen eine Kollegin?


      Wenig friedlich geht es offenbar in einigen deutschen Polizeiwachen zu. Nachdem im letzten Monat sechs Kölner Polizisten einen Mann zu Tode prügelten, stehen jetzt neun Hagener Polizisten in der Kritik: Sie sollen eine Kollegin terrorisiert haben.

      Hagen - Seit ihrem Dienstantritt vor drei Jahren soll die 27-Jährige von ihren Kollegen angefeindet worden sein. Im Herbst letzten Jahres wechselte sie dann zu einer anderen Behörde und reichte im April 2002 schließlich eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim nordrhein-westfälischen Innenministerium ein.
      "Wir selbst sind von dieser Geschichte sehr überrascht", sagte der Sprecher der Polizei Hagen, Ewald Weinberger. Die beschuldigten neun Polizisten seien innerhalb der Behörde versetzt worden.

      Neben frauenfeindlichem Mobbing wirft die Polizistin ihren ehemaligen Kollegen auch Körperverletzung während der Dienstzeit vor: So sollen die Polizisten die 27-Jährige überrumpelt, mit Handschellen gefesselt und an einem Kleiderhaken aufgehängt haben.

      Hagens Polizeipräsidentin Ursula Steinhauer reagierte erschrocken: Die Vorwürfe seien "ungeheuer bestürzend". Die Ermittlungen stünden noch am Anfang, aber Steinhauer kündigte eine rückhaltlose Aufklärung der Ereignisse an: "Wir müssen sehen, was an den Vorwürfen dran ist. Wenn sie sich bewahrheiten sollten, dann war die Situation schlimm für das Opfer." Im Falle einer Verurteilung drohe den Beschuldigten eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.
      Avatar
      schrieb am 03.06.02 20:12:45
      Beitrag Nr. 333 ()
      #319 xylophon

      "Den Fehler erkennen und daran arbeiten, daß er beseitigt wird. Hier, indem man diejenigen, die die Fehler gemacht haben, nicht deckt und "fürs Ansehen der Behörde" alles unter den Teppich kehrt. Sondern indem man zugibt, daß es - wie überall - Problemfälle gibt, mit denen man versucht, angemessen umzugehen.
      Leider sehr selten, im einzelnen wie im gesamten. Wer ist schon bereit, die Schuld für Fehler bei sich selbst zu suchen oder auf berechtigte Vorwürfe sich zu entschuldigen statt rauszureden? Es werden immer weniger."


      Vielleicht sollte man Straftaten einfach nicht als Fehler bezeichnen, sondern sie brandmarken als das was sie sind, also als Gewaltakte von Tätern, die in ihrer Verrohung im vollen Bewußtsein des Tatablaufs durchgeführt wurden. Die Scheisskerle haben gewußt was sie taten, da gibt es keine verminderte Schuldfähigkeit!

      Der Stiefelabdruck auf der Stirnhälfte eines bereits wehrlos am Boden liegenden Opfers, ist nicht der Ausdruck eines Fehlers!

      TT
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 09:10:38
      Beitrag Nr. 334 ()
      "Fehler gemacht...."

      Das ist die verräterische Sprache eines psychologisch beratenen Täters wie z.B. Koch nach der Spendenaffäre.

      ber daß xylo diese Sprache benutzt, ist ziemlich erstaunlich... Tja, irgendwie sind Prügel-Bullen doch zur großen Polizei-Gemeinschaft zugehörig, scheint es...
      Avatar
      schrieb am 05.06.02 13:45:05
      Beitrag Nr. 335 ()
      Was sonst außer einem Fehler ???

      Menschenverachtung ???
      Kann sein.

      Aber weder den Tätern, noch den Vorgesetzten zB. die Lars S. trotz 12 !!! maliger Auffälligkeit in Bezug auf Übergriffe gedeckt haben, kann man in den Kopf schauen.
      Im kommenden Gerichtsprozess wird es sich dann zeigen, wo die Motivationen lagen.

      Vielleicht war es Überforderung, Stress, Frust, persöhnliche Dispositionen, Menschenverachtung, Hass, Arroganz, usw, oder von allem etwas.

      Man muss sich mal fragen, warum ein Vorgesetzter einem Beamten, der einmal oder zweimal verhaltensauffällig wird, neben dem Verweis nicht mal zum Polizeipsychologen schickt,
      um mal abzuschecken, warum er nicht mit seinen Agressionen umgehen kann.
      Aber wenn er 12 !! mal auffällig wird und man sonst nichts macht, außer ihn mit Belobigungsschreiben von einer Wache zur andern zu verschieben, daß ist schon irgendwie "kriminell" !

      Ich hab`mal wo gelesen, daß ein Pädagoge gesagt hat: "Ein Kind, das selbstbewußt ist, prügelt nicht."

      Das wird wohl auch auf Polizisten zutreffen. Warum man dann allerdings solche seelisch unreifen jungen Männer durch die Aufnahmeprüfung kommen lässt, sie ausbildet und sie dann nachher noch in den
      Dienst übernimmt, ohne was zu merken, ist mir ein Rätzel.

      Und man sollte nicht vergessen, solche Taten sind irgendwie auch Selbstjustiz- ausgeführt von Leuten, die die Einhaltung von Recht und Ordnung überwachen sollen !


      ......................................................


      Heldenplatz

      Noch einmal nach Erfurt: Eine Art soziale Plastik :eek:

      Von Martin Altmeyer

      "Weil der Bösewicht allmächtig ist." Regisseur George Lucas auf die Frage, warum an Halloween von allen Star-Wars-Figuren ausgerechnet Darth Vader die beliebteste bei Kindern ist. (FR v. 18. Mai 2002)

      Ein Menetekel, ein Palimpsest - eine Schrift an der Wand, die wir zu entziffern haben. Nach dem Schulmassaker von Erfurt hatte der multimediale Tiefendiskurs Hochkonjunktur. Und jeder ritt sein Steckenpferd. Die Gesellschaftskritiker klagten die Gesellschaft an, die Schulkritiker die Schule, die Medienkritiker die Medien. Post mortem entdeckte der Profiler den auf Gelegenheit wartenden psychopathischen Schläfer, der Gegner von Computer-Spielen den durchgeknallten Counter-Striker, der Tiefenpsychologe eine "schwere Persönlichkeitsstörung", womöglich eine latente Psychose. Der Pop-Theoretiker diagnostizierte die "Narrationen der Aggression", die symbolisch auf gesellschaftliche Gewaltverhältnisse verweisen. Der Anthropologe erkannte im Massenmord gar ein unstillbares Bedürfnis nach Transzendenz, das im archaischen Blutopfer Befriedigung fand. Und auch die allfälligen Vorschläge zur Prävention hatten es in sich. Wahlweise wurde neben Verbotsmaßnahmen, die an die Windmühlenkämpfe der Prohibitionszeit erinnern, Grundsätzliches eingefordert: der Mut zur Erziehung, die Sorge um den Anderen, eine Kultur der Anerkennung und einiges mehr.

      Was wissen wir inzwischen nicht alles über die eigentlichen Ursachen der Tat. Da ist erstens die Lebensgeschichte des Täters: die trost- und sprachlosen Familienverhältnisse, eine chronische Überforderung durch ehrgeizige Eltern, eine aussichtslose Konkurrenz mit dem überlegenen Bruder, ein verdächtig stiller Rückzug, eine geheime Größenphantasie mit wahnhaftem Wirklichkeitsverlust. Schuld hat zweitens das gnadenlose Schulsystem, das die Fehlangepassten, die Leistungsverweigerer, die Versager aussortiert, ohne sich um deren Perspektive zu kümmern. Oder aber drittens allgemein eine kalte Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft, die auf der Verliererseite zumeist Verzweiflung und Depression, aber gelegentlich auch ein gefährliches Gemisch von Neid-, Eifersuchts- und Rachegefühlen erzeugt.

      Ins Visier geraten viertens auch die mit der Waffenlobby eng liierten Jagd- und Schützenvereine, jene Tarnorganisationen der Präpotenz, die sich aus jenen Männerphantasien rekrutieren, welche sie wiederum bedienen. Und schließlich fünftens - führend im Diskurs über die "wahren" Ursachen - die These von der Verantwortung der neuen Medien: Eine in den Weiten des Internet wuchernde, von grausamsten Videoproduktionen und martialischen Games gespeiste Hassindustrie ziehe die User derart suggestiv in eine virtuelle Welt der Gewalt hinein, dass so mancher Ego-Shooter dem Bildschirm entsteigt und die Grenze zwischen Fantasie und Realität durchbricht.

      Die Tat als Symptom

      Gemeinsam ist all diesen Ergebnissen der öffentlichen Ursachenforschung eine Logik der kausalen Ableitung: Hinter der Sache liegt etwas, was sie letzten Endes bewirkt - die Ursache eben. Die Tat wird als determiniertes Ereignis begriffen, es bedarf einer deduktiven Rückwärtsbewegung, um zu ihren Determinanten durchzudringen. In Analogie zum medizinischen Modell wird sie als Symptom verstanden, das auf einen verdächtigen Krankheitsherd verweist. Und auf den weitverzweigten Spuren des Verdachts dringt man von der Oberfläche in die Tiefen, wo die Wahrheit vermutet werden darf. Die Suche nach den Ursachen ist deshalb immer eine Suche nach dem wahren Täter und nach der eigentlichen Schuld. Wer sich auf diese Suche begibt, hat sich längst dafür entschieden, dem tatsächlichen Akteur seine Verantwortung zu entwinden und sie Fremdem zuzuschreiben. Der Täter selbst ist nur Produkt der vielen Umstände, die ihn schließlich zu dem entmenschlichten Monster gemacht haben, als das er bei der Tat erst in Erscheinung treten sollte. Die Logik der Erklärung verwandelt ihn in eine animierte Marionette, an der alle ziehen, nur er selbst nicht.

      Nun war der Erfurter Massenmord gerade keine Eruption von Gewalt, kein von triebhaften Kräften gesteuerter, besinnungsloser Amoklauf, keine Affekttat im Zustand verminderter Zurechnungsfähigkeit. Im Gegenteil, der Täter kontrollierte das Geschehen mit logistischer Perfektion und einer geradezu absoluten Dominanz. Er agierte - allmächtig - zugleich als Drehbuchautor, Regisseur und Dramaturg einer Aufführung, in deren Mittelpunkt er selbst als Hauptdarsteller stand.:eek: Was also wäre, wenn die Tat nicht aus den Umständen der Vergangenheit zu erklären wäre, die wir rekonstruieren können, sondern aus jenen Umständen, die sie selbst erst schafft? Wenn das Geschehen eine dramatische Textur hätte, die wir lesen können? Wenn wir uns in den Autor des Textes und in seine szenische Fantasie hineinversetzen würden, um das zeitgenössische Stück zu begreifen, das er geschrieben hat?:eek::eek::eek:

      Ich schlage vor, den Tatort als Schauplatz einer grandiosen Selbstinszenierung zu verstehen, die nicht aus in der Vorgeschichte liegenden Ursachen, sondern aus ihren Wirkungen zu begreifen ist - aus dem imaginierten Zweck, den sie für den Täter erfüllt, aus den vorphantasierten Reaktionen des Publikums, auf die sie abzielt. Mein Vorschlag läuft darauf hinaus, Robert S. nicht als Objekt, sondern als handelndes Subjekt zu begreifen, das sich im Spiegel seiner Umwelt selbstreflexiv betrachtet und in einer präzise geplanten Aktion das Bild korrigiert, das ihm aus diesem Spiegel entgegenkommt: Er ist dann nicht mehr der überforderte Versager, nicht länger der verkannte, übersehene, missachtete und schließlich unter demütigenden Umständen der Schule verwiesene Außenseiter, sondern eine mächtige Figur, die Schrecken und Tod verbreitet.

      Im korrigierten Bild beherrscht er nun die Szene, die vorher ihn beherrschte. Und nicht nur das. Er hinterlässt in diesem furiosen Finale auch der Nachwelt eine Erinnerung, ein gewaltiges Schauspiel der entgrenzten Rache, das ihm einen Platz in den Annalen der Zeitgeschichte:eek: sichern wird. Nun hat er postum die Berühmtheit, nach der er sich immer sehnte - mehr Tote als in Littleton, Stadtgespräch in Erfurt, globales Aufsehen, Indizierungsanträge, Gesetzesnovellen, Kanzlerrunden, Großdebatte im Feuilleton. Eine fantastische Installation mit ihm selbst im Zentrum, eine soziale Plastik der narzisstischen Art:eek:: Ich, Robert S., kehre an den Ort meiner unerträglichen Schande zurück und verwandele ihn zum Heldenplatz:eek: - und die ganze Welt schaut zu!

      Narzisstisches Feedback

      An diesem grandiosen Akt der Selbsterschaffung haben freilich andere mitgearbeitet. Das spektakulär inszenierte Werk ist eine Ko-Produktion, an der neben dem interessierten Publikum vor allem die Medien beteiligt sind. Nicht etwa, indem sie die Vorbilder lieferten, sondern weil sie durch zirkuläre Rückkoppelung dem Stückeschreiber ein narzisstisches Feedback verschaffen. Bei Strafe ihres Untergangs können sie freilich gar nicht anders, sie müssen zeigen: aufmachen, vergrößern, verstärken. In der Konkurrenz um die knappe Ressource Aufmerksamkeit brauchen sie das Besondere, das Außergewöhnliche, um ihre Kunden festzuhalten. Unter der glatten Oberfläche des Unechten, bloß Gespielten suchen sie deshalb unaufhörlich das Authentische, hinter den langweiligen Fassaden der Anpassung das Unangepasste und Rebellische, in der flüchtigen Bilderwelt, die alles gleich macht, das Markante und Bizarre, um die kostbare Trouvaille quotenfördernd anzubieten.

      So stellen sie wiederum Resonanzräume zur Verfügung, vermitteln reflexive Spiegel- und Echowirkungen für das unstillbare Bedürfnis nach dem Gesehen- und Gehört-werden, das im globalen Maßstab zunehmend von den Medien befriedigt wird. Auch dem Namenlosen wird auf diese Weise Beachtung gesichert und Bedeutung verliehen, wenn er nur spektakulär genug auftritt - und das tut er, nicht nur in den grassierenden Talk-, Spiel- und Quizshows des interaktiven Fernsehens.

      Rampage-killing nennen sie in den USA jenen Typus öffentlichen Mordens, bei dem sich eine atavistische private Wut mit der zeitgenössischen Sehnsucht nach medialer Spiegelung zu einer explosiven Mischung zu verbinden scheint. Auf offener Bühne, im Lichte der Scheinwerfer, im Auge der Kamera werden hier gewaltige Aufführungen eines beschädigten Selbst gezeigt, das in der absoluten Vernichtung des Anderen erst eigene Größe gewinnt. Alle Ursachenforschung verfehlt diesen performativen Kern verzweifelter Identitätssuche in den Spiegelkabinetten einer durchmedialisierten Welt. In den Kostümen der Postmoderne erleben wir hier die Wiederkehr der romantischen Idee einer ästhetischen Selbsterfindung.:eek:

      Man konnte diese Idee schon in den frühen Inszenierungen der Roten-Armee-Fraktion entdecken, die den Terrorismus bekanntlich als eine künstlerische Aktion begriff:eek:, in der ihre Akteure zugleich sich selbst erschufen: durch die identitätsstiftende Propaganda der Tat, im narzisstischen Triumph der mörderischen Selbstzerstörung. Deshalb war der Täter von Erfurt nicht nur dem Starbuck - Holger Meins (dessen im tödlichen Hungerstreik beendetes Künstlerleben unter diesem Titel soeben verfilmt worden ist), sondern auch den apokalyptischen Fliegern von New York oder den palästinensischen Selbstmordattentätern in Israel näher, als wir glauben wollen. Auch wenn er eine private und keine politische Botschaft zu verkünden hatte: Robert S. war ein Kind seiner Zeit - und wird, so ist zu befürchten, seine Nachfolger finden.

      Der Beitrag ist die gekürzte und überarbeitete Fassung eines Textes, der im Juni-Heft der Zeitschrift "Kommune" erscheinen wird.


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      Aha......Donnerwetter, so kann man das natürlich auch sehen ! :D:laugh:
      Deutschland, deine Intelektuellen.
      Wie lange wird er wohl im stillen Kämmerlein mit den Dämonen gerungen haben, um diesen Text hinzukriegen ??? :laugh:
      Stockhausen lässt schön grüßen.


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      Avatar
      schrieb am 05.06.02 20:02:35
      Beitrag Nr. 336 ()
      #335 Harry_Schotter

      "Vielleicht war es Überforderung, Stress, Frust, persöhnliche Dispositionen, Menschenverachtung, Hass, Arroganz, usw, oder von allem etwas."

      Ja, alles denkbare Varianten möglicher Motivationsgebilde bei solchen Ausbrüchen, eines sind sie dennoch ganz sicher nicht: Ein Fehler!

      Fehler sind immer menschlich, verzeihlich, sie überraschen uns, weil keine Verankerung der Begleitumstände - der auslösenden Faktoren, die zu ihnen führen, in unserem Bewußtsein vorhanden sind, sonst würde sie nämlich niemand begehen. Fehler haben nie eine Bewußtseinsebene, sie haben keinen Planaufbau, es steht ihnen keine Absicht zu Grunde. Es gibt für begangene Fehler keine Motivation, die uns antreibt. Etwas, das ich nicht kenne, kann mich nicht motivieren, deshalb tappe ich in die menschliche Falle und begehe Fehler. Sie sind eine Warnung an mich selbst und sollten im Regelfall dann dazu führen, sie nach durchgeführter Analyse kein zweitesmal zu begehen.

      Im vorliegenden Fall der Polizeibeamten konnte aber etwas gänzlich anderes beobachtet werden. Hier haben Beamte gezielt ihren Status - das Gefühl, ein gewisses Gewaltmonopol als ordnende Kraft zu besitzen, mißbraucht, um Macht zu demonstrieren und auszuüben. Wehrlose Opfer sind da als Objekte geradezu prädestiniert, um diese lauernden Gelüste zu befriedigen.

      Die gezielte Absicht, die hinter ihren Taten stand, verhindert es hier überhaupt nur in Erwägung zu ziehen, das Ganze als Fehler zu deklarieren.

      Es ist ein Gewaltverbrechen und die Ursache liegt bei sadistischen Tätern, die Macht ausüben wollten. Auf ihren erhabenen Status als Beamte huste ich in dem Fall, er kann ihnen keine Vorschusslorbeeren liefern, die das Ganze dann als Fehler abmildern u. verniedlichen sollen.

      Punkt und Anwendung der vollen Härte des Gesetzgebers, mehr ist dazu nicht zu sagen.

      TT
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 11:21:12
      Beitrag Nr. 337 ()
      Kölner Polizei-Skandal: Nun ist die Rede von Rache

      VON AXEL SPILCKER, 05.06.02, 19:55h, aktualisiert 20:04h


      Glaubt man den bisherigen Ermittlungen, so wurde der 31-jährige Kölner Stephan N. aus niederen Motiven von Polizeibeamten geschlagen und getreten.
      Der Zeuge scheint wenig überrascht. So etwas habe er kommen sehen, sagt er. Und er habe sich lange überlegt, was er dann auf diese Frage sagen werde, erklärt der Polizeikommissar den Beamten der Mordkommission „Wache“, die den Tod des gelernten Schreiners Stephan N. zwei Wochen nach mutmaßlichen Misshandlungen auf der Polizeiwache am Kölner Eigelstein untersuchen.

      Nach einigem Zögern gibt er sich einen Ruck und berichtet von folgender Begebenheit: An jenem Abend des 11. Mai hatte er sich bei der Festnahme des in der mütterlichen Wohnung randalierenden 31-jährigen durch Glassplitter leicht verletzt. Daher war er nicht mehr dabei, als die Kollegen den über Zwei-Zentner schweren Mann zur Wache transportierten, wo er krankenhausreif geschlagen worden sein soll. Stephan N. war anschließend während der Blutabnahme im Marienhospital ins Koma gefallen. Nach dem Ende des Einsatzes kam der Polizeiobermeister Mathias L. auf den leicht verletzten Zeugen zu und sagte: „Wir haben Dich gerächt“, erinnert sich der Kommissar.

      Akribische Aufklärung

      Dieser Satz, wenn er denn so gefallen ist, ist nur einer von vielen belastenden Beweismitteln, die sich in der Ermittlungsakte über Kölns größtem Polizeiskandal finden lassen. Akribisch, wie es Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen gefordert hat, suchen die Ermittler des Kölner Mordkommissariats das Geschehen auf der Wache Eigelstein aufzuklären und ernten nicht nur Beifall. In einem anonymen Schreiben wird den Ermittlern „Karrieregeilheit“ unterstellt. Dabei haben sie offensichtlich gute Arbeit geleistet: Die Beweise gegen die sechs beschuldigten Polizeibeamten scheinen zusehends erdrückend.

      So berichten zwei Zeugen, die sich in einer nahegelegenen Diskothek aufhielten, wie Beamte den an Armen und Beinen gefesselten Stephan N. bereits beim Abtransport aus der Wohnung im Wagen mehrfach ins Gesicht schlagen.

      Später geben unbeteiligte Polizeibeamte das Geschehen auf der Wache so wieder: Als Stephan N. zum Polizeiposten gebracht wird, steht ein „Empfangskommando“ bereit. Der Gefangene liegt in der Wachschleuse auf dem Bauch, mehrere Polizeibeamte schlagen und treten auf das Opfer ein. Stephan N. schreit.

      Blut aufgewischt

      Der Funker der Wache soll gleich mehrfach auf den Mann eingetreten haben, auch der Wachdienstführer habe ihn auf den Kopf geschlagen. Stephan N. wird blutend in die Zelle geschleift. Vier Mann, so lautet die Aussage, attackieren ihn weiter. Erneut treffen Faustschläge den Kopf, Tritte zielen auf den Oberkörper. Bevor die herbeigerufenen Sanitäter eintreffen, wischt eine Beamtin das Blut vom Boden.

      Als der Skandal öffentlich wird, versuchen einige Verdächtige, den Fall zu vertuschen. Vor allem die Beamten Mathias L. und Lars S., die zu einer anderen City-Wache gehören, fallen durch ihr Versteckspiel auf. So berichtet ein Kollege von einem Gespräch mit Polizeiobermeister L. Der habe ihm erzählt, dass er den Ermittlern falsche Kleidungsstücke gegeben habe. Er wisse nicht, ob das gut oder schlecht gewesen sei. Wo er die blutverschmierten Uniformteile versteckt hat, sagte er freilich nicht.



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      Da läßt keine "Fehler" erkennen, sondern extrem hohe kriminelle Energie und absolute Menschenverachtung.
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 19:36:27
      Beitrag Nr. 338 ()
      Donnerstag 6. Juni 2002, 18:58 Uhr
      Erneut Polizeibeamte wegen Misshandlungen unter Verdacht


      Göttingen (Reuters) - Wenige Wochen nach dem Tod eines 31-jährigen Mannes, der in Köln von Polizisten misshandelt worden sein soll, stehen erneut Polizeibeamte unter ähnlichem Verdacht.


      Mehrere Beamte sollen im niedersächsischen Hannoversch-Münden (Kreis Göttingen) einen Betrunkenen in Ausnüchterungszelle verprügelt haben. Die Göttinger Kriminalpolizei hat nach eigenen Angaben Ermittlungen gegen die Beamten eingeleitet. Die Polizeiinspektion habe Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt aufgenommen. Außerdem würden dienstrechtliche Maßnahmen gegen die beschuldigten Beamten geprüft, teilte Polizeichef Friedrich Niehörster am Donnerstag mit. Einem Bericht der "Mündener Allgemeinen" zu Folge war der 35-Jährige am vorigen Sonntag in der Zelle verprügelt und schwer verletzt worden, nachdem er zuvor einen Beamten beschimpft hatte.


      Die linke Halsseite des Opfers sei "dick angeschwollen", der Mann habe am Hals rote Striemen, an den Armen Blutergüsse sowie aufgeschlagene Knie aufgewiesen, berichtete die Lokalzeitung.


      Vor vier Wochen war ein ähnlicher Fall aus Köln bekannt geworden. Dort sollen Polizisten einen 31-jährigen Mann nach der Festnahme misshandelt haben. Der Betroffene starb später an seinen Verletzungen.
      Avatar
      schrieb am 06.06.02 20:02:06
      Beitrag Nr. 339 ()
      @xylophon

      das ding ist doch ganz einfach.
      der typ war hochinterligent. fähiger als seine lehrer oder meinst du die hätten es fertiggebrachrt nach ihrem ihre internetseite zu aktualisieren.

      der junge wurde von seinen lehrern und von dem was wir so gesellschft nennen vergewaltigt. er hat sich nicht das rückgrad brechen lassen und das hat ihm die machtstruktur übelgenommen in dieser ach so freien kastengesellschaft.

      und dann hat er zum finalen endspiel geblasen.
      auch da war er gut. wenn du die relationen siehst.

      8 lehrer 2schüler und er selbst.
      jeder militär wurde die fehlschüsse als kolateralschaden abtun.
      siehe jugoslavien, und für ihnaus seiner sicht war das nichts anderes. und das spiel hat er bestimmt.

      das ist wie bei den palestinensern. deren "ausbeute: betriebswirtschaftlich input/ outputrelation ist nur schlechter.

      ich weiß mein stiel ist menschenverachtend.
      die situation der unfreiheit in dieser republik aber auch.
      und auf einen groben klotz gehört ein grober hammer.

      .. und das man sich nicht disziplinieren läßt zeugt nach meiner meinung von rückgrad.
      disziplinierung ist nicht gefragt sondern überzeugung.
      das ist nur viel mehr arbeit für unsere lehrer und dann haben die weniger freizeit die altachtundsechziger.

      und das möfgen die autoritären säcke nicht.

      so long1
      Avatar
      schrieb am 07.06.02 09:23:23
      Beitrag Nr. 340 ()
      @Long1:

      Wenn Dein "Stiel" menschenverachtend ist, dann solltest Du mal zum Urologen gehen.

      Sorry, kleiner Scherz.

      Dein Posting #339 ist in Gesamtheit allerdings ziemlicher Unsinn. Was hat es mit "Unfreiheit" zu tun, wenn ein Schüler die von ihm geforderten Leistungen nicht erbringt? Soll in Zukunft jeder zum Helden werden ("Rückgrat" ), der nach einer nicht bestandenen Prüfung die Prüfer umbringt?
      Dann würde ich meine Lehraufträge aber schnell abgeben.
      Und unsere Gesellschaft würde noch stärker ins Mittelmaß abrutschen.

      Vielleicht war der Kerl einfach nur zu blöd für`s Abitur? Und das will schon was heißen angesichts des niedrigen deutschen Bildungsniveaus.
      Avatar
      schrieb am 07.06.02 09:38:07
      Beitrag Nr. 341 ()
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 07.06.02 13:30:08
      Beitrag Nr. 342 ()
      DA wir gerade beim "Stil" sind, auch von mir eine ironische Bemerkung und eine ernst gemeinte:

      1) @rainer6767

      "Dann würde ich meine Lehraufträge aber schnell abgeben.
      Und unsere Gesellschaft würde noch stärker ins Mittelmaß abrutschen."


      Sehe ich eigentlich in Deinem Falle genau gegenteilig.... :laugh:

      2) Fatal war im FAlle von Robert S. wohl, daß man durch schwachsinnige Schulgesetze in Thüringen beim Nichtbestehen des Abi´s nicht wie in anderen Bundesländern den quasi bereits zuvor "im Durchlauf" bestandenen, nächstniedrigen Abschluß (in diesem Falle Mittlere Reife) bekommt, sondern abschlußmäßig mit Schülern niedrigster Bildungsstufe gleichgesetzt wird.

      DAs halte ich für einen eklatanten Fehler, der die Schüler mit extremen Änsgten belegt - völlig unberechtigt und sinnlos.

      Prüfungen dienen andererseits dem Nachweis einer bestimmten Fähigkeit - leider nur zu einem kurzen Zeitpunkt, was die Sache nicht gerechter macht, weil "Tagesform" nicht gleich "tatsächliche Begabung und Potential" ist.

      Ich will hier Herrn Einstein nicht über die MAßen strapazieren, aber er ist nun einmal das extreme Besipiel für das prinzipielle Dilemma von punktuellen Prüfungen.

      Ich denke, es ist an der Zeit, gesicherte, authentische persönliche Langfrist-Leistungen und punktuelle Leistungen in Prüfungsterminen zu jeweils 50% zu gewichten und jemandem, der es bis zur 11. oder 12. Klasse schafft, selbstverständlich die mittlere Reife zu attestieren.

      Dies schreibe ich als Jemand, der im Hochschulbereich als Prüfer eine Vielzahl an kleinen Prüfungen durchgeführt hat und auch an Staatsexamensprüfungen beteiligt war.Und der einerseits die vielen Probleme der Prüflinge zu berücksichtigen suchte, andererseits jedoch nicht einsah, wirklich unzureichende oder mäßige Leistungen anders als unzureichend oder mäßig zu quittieren.

      In meinem Beruf ist es verdammt wichtig, keine unqualifizierten Absolventen zu produzieren - aber ebenso wie ein Vorgesetzter muss auch ein fairer Prüfer die tatsächlichen Gesamtleistungen einerseits und Nervenschwäche oder akute Belastungen ( z.B. weil jemand von den vielen NAchtwachen, um das Studium zu finanzieren, übernächtigt und leicht unkonzentriert ist) andererseits zu unterscheiden wissen.

      Wir wollen uns doch nicht vormachen, daß die Note eines Abschlusses auch nur im entferntesten etwas mit der tatsächlichen späteren Leistung (im Sinne von erreichbarem Potential) zu tun hat.... oder???


      Gruß

      D.T.
      Avatar
      schrieb am 07.06.02 13:40:26
      Beitrag Nr. 343 ()
      am besten finde ich eigentlich den Plural: "Lehraufträge"

      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 14:49:56
      Beitrag Nr. 344 ()
      http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=fa…

      Das Massaker im Gutenberg-Gymnasium

      Geschichte der Opfer: Verarbeitung einer Tragödie

      Schlimmer als Littleton: Täter als Außenseiter

      Ursachenforschung: Die tägliche virtuelle Gewalt

      Terror als Topos: Kino, Theater, Literatur

      Zusammengestellt von
      Hans Peter Trötscher, F.A.Z.-Archiv



      Dt. Solche Bilder kannten wir bisher nur aus Amerika: Schüler, die aus einer Frustration heraus zur Waffe greifen und - mit der Absicht, ein Fanal zu setzen, ja, ein Blutbad anzurichten - über ihre Mitschüler und Lehrer herfallen; sich grausam rächen für Demütigungen, Hänseleien, manchmal auch nur für schlechte Noten. Kinder und Eltern, die unter Schockeinwirkung stehen, sich weinend in den Armen liegen. Tote, die aus Schulgebäuden herausgetragen werden. Das war alles weit weg und wurde auch damit erklärt, daß Jugendliche in Amerika so leicht an Handfeuerwaffen herankommen wie hierzulande an Alkohol. Aber auch in Deutschland gab es schon Fälle, die alarmierend genug waren, um nicht in Vergessenheit zu geraten: 1999 zum Beispiel der Messermord an einer Lehrerin in Meißen.

      Das Phänomen der alltäglichen Gewalt auf den Schulhöfen hat seit den achtziger Jahren schon unzählige Wissenschaftler und Kommissionen beschäftigt. Es gab geradezu einen Boom der Jugendgewaltforschung und schon 1990 den vierbändigen Bericht eines Sonderausschusses des Bundestags darüber. Hat jemand etwas daraus gelernt? Von Forschern hört man: Die Gewaltdebatte sei erledigt, die Probleme gingen weiter. Zwischen Tätlichkeiten auf dem Schulhof und dem Amoklauf von Erfurt liegen scheinbar Welten - doch die Muster, denen sie folgen, sind in den meisten Fällen dieselben. Täglich konsumieren wir Bilder, in denen sich brutale Gewalt mit Fäusten und Waffen durchsetzt. Was bei den einen nur zur Abstumpfung führt, weist anderen, sofern sie nur das nötige Aggressionspotential angesammelt haben, den Weg in radikale Konfliktlösung.

      Jeder Fall ist anders - die Katastrophe von Erfurt ist es in besonderem Maß. Was immer sie hervorgerufen hat - es war ein persönliches Drama, das sich nicht in wenigen Tagen aufgebaut, sondern lange angestaut hat. Hat man dem Täter wirklich nichts ansehen können, hat er keinerlei Anzeichen erkennen lassen von dem, was er möglicherweise von langer Hand plante? Mit dem Ausschluß von der Abiturprüfung fühlte sich der Täter offenbar zum Versager gestempelt. Mit der Gefahr, daß er Rache nehmen würde, hatte niemand gerechnet. Die Toten mahnen, Jugendliche nicht alleinzulassen - auch nicht vor dem Fernseher.
      Avatar
      schrieb am 08.06.02 18:38:50
      Beitrag Nr. 345 ()
      ERNEUTER SCHICKSALSSCHLAG IN ERFURT

      Gutenberg-Schüler erhängte sich

      Das Gutenberg-Gymnasium kommt nicht zur Ruhe: Sechs Wochen nach dem Amoklauf von Robert Steinhäuser brachte sich nun ein Gymnasiast aus bisher nicht bekannten Gründen um. Der 18-jährige soll bei dem Massaker in der Schule dabei gewesen sein, hieß es.


      Erfurt - Die Polizei fand den 18-jährigen Schüler am frühen Samstagmorgen gegen gegen 1.20 Uhr tot auf dem Grundstück seiner Eltern. Die Polizei hat sofort eine Nachrichtensperre verhängt und begann mit der Betreuung der Mitschüler. Aus Polizeikreisen hieß es, der Schüler habe sich in der Scheune der Eltern erhängt. Ein Notarzt hatte vergeblich versucht, den jungen Mann wiederzubeleben.
      Ob der Selbstmord mit der Bluttat zusammenhängt, wollte die Polizei nicht kommentieren. "Private Gründe sind möglich, ein Zusammenhang mit dem Amoklauf ist möglich", sagte Polizeisprecher Armin Vogel am Samstag und verwies auf die Nachrichtensperre. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur gibt es jedoch Hinweise, die dafür sprechen, dass es sich um private Gründe handeln könnte.

      Mitschüler Steinhäusers?

      Unbestätigten Angaben zufolge soll der 18-jährige Selbstmörder in der 12. Klasse des Gutenberg-Gynasiums gewesen sein. Ob es sich dabei um die ehemalige Klasse des Amokläufers Steinhäusers handelt, blieb aber am Samstag unklar. Aus Behördenkreisen war ebenfalls zu hören, dass der junge Mann bei dem Massaker in der Schule vor sechs Woche dabei gewesen sein soll. Alle an der Ermittlung beteiligten hielten sich aber mit Spekulationen zurück, ob der Suizid wirklich mit der Tat Steinhäusers zu tun hat. "Wir ermitteln noch in alle Richtungen", sagte ein Fahnder der Erfurter Polizei.

      Thüringens Kultusminister Michael Krapp (CDU) zeigte sich entsetzt. "Ich bin erschüttert über den erneuten Schicksalsschlag, der das Erfurter Gutenberg-Gymnasium getroffen hat", sagte er. Der Familie des Schülers sprach er seine Anteilnahme aus. Das Kultusministerium hatte nach Bekanntwerden eine Krisensitzung einberufen.

      Im Gutenberg-Gymnasium hatte der 19-jährige Ex-Schüler Robert Steinhäuser Ende April 16 Menschen erschossen und sich dann umgebracht. Das Massaker ist vor etwa einer Woche in der Schule rekonstruiert worden. Seit Donnerstag sind Opfer des Amoklaufs aus Littleton (USA) und ihre Angehörigen zu Besuch in Erfurt. Am Samstagabend wollten sie mit einem Gottesdienst einer erschossenen Schülerin gedenken.

      Matthias Gebauer



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      Avatar
      schrieb am 09.06.02 14:52:06
      Beitrag Nr. 346 ()
      @D.T.: #342 +343: Was soll denn das jetzt?
      Avatar
      schrieb am 09.06.02 18:59:22
      Beitrag Nr. 347 ()
      @Rainer6767, war klar das du das nicht verstehst.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 09:49:48
      Beitrag Nr. 348 ()
      DIE MAUZ-KOLUMNE

      Keine Frage der Jugend

      Von Gerhard Mauz

      Manchmal werden auch ältere Sportschützen zur Gefahr

      Gerhard Mauz, 75, ist der bekannteste und einflussreichste Gerichtsreporter in der Bundesrepublik. Jahrelang war Mauz Redakteur beim SPIEGEL, für den er auch heute noch tätig ist. Mauz veröffentlichte darüber hinaus zahlreiche einschlägige Bücher. Seine Kolumne "Alles, was Recht ist" über aktuelle juristische Streitfragen erscheint jeden Montag bei SPIEGEL ONLINE und im Berliner "Tagesspiegel".


      Der Oberbürgermeister der dieser Tage so geprüften Stadt Erfurt hat gefragt: "Wie gehen wir mit den Schwachen, mit den Schwierigen unter uns um?" Nun, wir versuchen dieses Problem zum Beispiel dadurch zu lösen, dass wir mit der Altersgrenze für den Erwerb und Besitz erlaubnispflichtiger Schusswaffen für Sportschützen herumspielen. Sollte man nicht die Altersgrenze von 18 auf 21 heraufsetzen? Und die Altersgrenze bei Jägern von 16 auf 18 steigen lassen?
      Ein Vorfall, über den die "Hamburger Morgenpost" und die "Lübecker Nachrichten" berichten, zwingt zu der Frage, ob wir nicht auf dem falschen Weg sind, wenn wir uns auf das untere Ende der Altersskala konzentrieren. Lutz S., ein Architekt in Wahlstedt im Landkreis Segeberg in Schleswig-Holstein, musste wegen eines mehrfach versuchten Tötungsdelikts in Untersuchungshaft genommen werden. Ein Polizeisprecher sagte, man sei haarscharf einer Katastrophe entkommen. 61 Jahre ist Lutz S. alt.

      Oliver Scholl schildert den Vorfall in der "Hamburger Morgenpost" so: Schon wieder hat elf Tage nach Erfurt ein Sportschütze die Polizei in Atem gehalten. Er lieferte sich eine wilde Schießerei mit der Polizei. "Das Drama begann mit einem Ehestreit im Haus des 61-Jährigen. Völlig verängstigt wählte die Ehefrau um 20.38 Uhr den Notruf: ,Hilfe, mein Mann dreht ab!` Dann fällt der Schuss.

      Der volltrunkene Hobby-Sportschütze hatte zu einem großkalibrigen Revolver gegriffen, auf seine Frau gezielt und abgedrückt. Doch die Kugel verfehlte ihr Ziel. Als die erste Streifenwagenbesatzung eintrifft, krachen weitere Schüsse, die Frau rettet sich ins Freie. Aber als der Sportschütze die Beamten entdeckt, geht die Schießerei weiter. Diesmal mit gezielten Schüssen auf die Polizei."

      Die Szene verlagerte sich auf einen Tennisplatz. Der Schütze ist mit einem Revolver, einem Gewehr, einer Machete und Munition versehen. Es kommt zu einem Feuergefecht, denn nun schießt die Polizei zurück. Gesprächsversuche mit dem Täter, bleiben unbeantwortet. Der Polizeihund Cora muss eingesetzt werden. "Wie ein dunkler Schatten stürzt sich die Schäferhündin um 21.24 Uhr auf den Schützen. Der kann noch einmal abdrücken, dann graben sich Coras Zähne in seinen Unterarm. Zwei Beamte, die sich von hinten angeschlichen hatten, können den Mann schließlich niederringen."

      Der 61-Jährige besaß seine Waffen legal - "obwohl er seit einem Jahr nach einem Unfall Medikamente einnehmen musste, die ihn zusammen mit Alkohol besonders aggressiv machen."

      Der Täter, so berichten die "Lübecker Nachrichten", galt als "ruhig und zuverlässig" unter den Mitgliedern der Schützengilde. Als "ein Schützenbruder, der aktiv am Vereinsleben teilnimmt. Wenn man ihn brauchte, war er stets zur Stelle." Dass er Medikamente einzunehmen hatte, war nicht bekannt. Nie ist er aufgefallen. Hätte er Anlass zu Sorge geben, hätte die Gilde die Möglichkeit wahrgenommen, das Ordnungsamt zu informieren.

      Nicht nur wer zwischen 18 und 21 Jahre alt ist, kann gefährdet sein. Das Verirren, das Abirren kann dem Menschen in jedem Alter widerfahren. Und dann ist da einer plötzlich schwach und schwierig - und wir haben es nicht gespürt, dass etwas nicht stimmt.
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 10:07:10
      Beitrag Nr. 349 ()
      Focus": Absatz von PC-Spiel "Counter-Strike" seit Erfurt gestiegen

      Beim Computerspiel Counter-Strike hat es laut Nachrichtenmagazin "Focus" trotz des Schulmassakers von Erfurt steigende Absatzzahlen gegeben. Im Mai hätten bis zu zweieinhalb Mal mehr Käufer zu dem angeblich auch vom Erfurter Todesschützen Robert Steinhäuser bevorzugten Netzwerk-Spiel gegriffen als noch in den Vormonaten, schreibt das Magazin.
      Grund dafür sei möglicherweise, dass Käufer einem Verbot durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften zuvorkommen wollten. Am 16. Mai hatte die Prüfstelle allerdings entschieden, Counter-Strike für Minderjährige nicht vom Markt zu nehmen. In den Charts für Medienspiele sei laut Media-Control das Paket "Half-Life Generation Pack 3", das auch Counter-Strike enthält, vom 19. Platz im März auf Platz 14 im Mai gestiegen.

      Der Kölner Musiksender Viva hat "Focus" zufolge unterdessen seinen Ausstrahlungsbann gegen die Heavy-Metall-Bands Slipknot und Rammstein wieder aufgehoben. Nach dem Amoklauf hatte Viva Slipknot aus dem Programm genommen, weil Steinhäuser Fan der US-Band gewesen sein soll. Die deutsche Band Rammstein sei wegen ihrer martialischen Auftritte kurzzeitig auf den Index gesetzt worden. (dpa)/ (gr/c`t)
      Avatar
      schrieb am 11.06.02 20:28:37
      Beitrag Nr. 350 ()
      Eine Net-Perle aus der Jungle World vom 5.6.02

      Verhütung des Lasters

      »Es ist bekannt, dass Handlungen wie diese in vielen anderen Ländern stattfinden«, kommentierte der stellvertretende saudi-arabische Innenminister Prinz Ahmad, nachdem am Montag vergangener Woche ein Student in der Hafenstadt Jeddah sechs Kugeln auf einen Geschichtsdozenten abgefeuert hatte. Bereits Mitte Mai hatte ein Jugendlicher in der Provinz Jouf auf seinen Schuldirektor geschossen, nachdem dieser sich geweigert hatte, einen Verweis zurückzunehmen. Beide Opfer überlebten.

      Deutsche Gewaltforscher müssen nun wohl noch einmal nachdenken. Denn das Fernsehen in Saudi-Arabien zeigt überwiegend religiöse Zeremonien, und eine Kommission für die Förderung der Tugend und die Verhütung des Lasters soll Ausschweifungen der Jugend verhindern. So hat die Regierung auch nicht die Möglichkeit, mit Verboten zu reagieren, denn es ist bereits alles verboten. Sadisten haben allenfalls die Möglichkeit, hin und wieder einer öffentlichen Enthauptung beizuwohnen. Auf solche Veranstaltungen zur Verhütung des Lasters aber möchte die fundamentalistische Monarchie keinesfalls verzichten.
      Avatar
      schrieb am 12.06.02 18:22:45
      Beitrag Nr. 351 ()
      Im Unterricht: Schüler rammt sich Messer in den Bauch - tot

      Wie verzweifelt muss dieser Junge gewesen sein?



      Deutschstunde in der Essener Luisenschule. Es ist 12.40 Uhr. Die Lehrerin (49) gibt in der zehnten Klasse eine Arbeit zurück. Als sie Dimitri K. (18, Spitzname Dima) seine schlechte Note miteilt, springt er plötzlich auf. In japanischer Harakiri-Manier rammt sich Dima zwölf Mal ein japanisches Tranchiermesser (21 cm-Klinge) in den Bauch, bricht blutend zusammen. 24 Stunden später verlieren die Ärzte den Kampf gegen den Tod. Dima erliegt am Mittwoch um 14.05 Uhr seinen schweren Verletzungen.

      Motivsuche, warum wollte sich der Schüler umbringen?

      Vor kurzem trennte sich die Freundin von Dima. Es war die erste große Liebe. Ein Mädchen aus seiner Klasse. Dima sah sie jeden Tag im Unterricht. Der Gymnasiast litt unter Liebeskummer. Ein Polizist: „Vor dem Unterricht soll sich der Junge noch von ihr verabschiedet haben.“

      Dimitri K. ist neben seiner Fußball-Leidenschaft begeisterter Basketball-Spieler. Doch in letzter Zeit hatte er bei seinem Verein Probleme. Ein Lehrer zu Bild.T-Online.de: „Der Trainer war mit seinen Leistungen nicht mehr so zufrieden. Das ärgerte Dima.“

      Auch in der Schule selbst lief für den Schüler nicht alles glatt. Schon die zehnte Klasse musste er wiederholen. Auch jetzt waren seine Noten höchstens mittelmäßig.

      Dann die Deutschstunde...

      Blutend bricht Dima zusammen. Mitschüler alarmieren den Notarzt, leisten erste Hilfe. Die Lehrerin muss später mit einem Schock ins Krankenhaus.

      Später wird bekannt: Der Junge hatte sich vorbereitet. Das japanische Tranchiermesser hatte er erst einen Tag vorher gekauft. Die Quittung hatte Dima noch bei sich.

      Schulleiter Hans Schippmann (54) zu Bild.T-Online.de: „Wir wissen nicht, warum der Junge keinen Ausweg mehr sah.“ Der Kölner Psychotherapeut Hans Schumacher: „Wahrscheinlich war tiefer Hass auf die eigene Unzulänglichkeit das Motiv für den Selbstmord-Versuch.“

      .................................................


      Wen interessiert`s ????
      Er ist ja nicht Amok gelaufen. :(

      .........
      Avatar
      schrieb am 13.06.02 09:50:15
      Beitrag Nr. 352 ()
      @Harry_S.:

      Grauenhaft.

      Kommt bzw. kam aber in allen Ländern und zu allen Zeiten vor. Selbstmord aus Liebeskummer ist ein jahrhundertealtes literarisches Thema. Und auch Selbstmord wegen Leistungsdruck ist auch schon lange bekannt. Hermann Hesse "Unterm Rad", wenn ich mich recht erinnere.

      So etwas wird man leider niemals ganz verhindern können.
      Avatar
      schrieb am 13.06.02 10:07:45
      Beitrag Nr. 353 ()
      Ja, das ist grauenhaft. Aber wen interessiert`s ???
      Ja, aber wenn er Amok gelaufen wäre, dann würde man ganz wild umherrennen und es müsste ganz schnell was verändert werden. Aber so denken alle: "Was soll`s..kommt halt vor.......war sonst noch was ???"


      H_S
      Avatar
      schrieb am 13.06.02 10:17:35
      Beitrag Nr. 354 ()
      @Harry_S.:

      Du kannst Dich sicher daran erinnern, dass ich auch den blinden Aktionismus nach Erfurt kritisiert habe.

      Nach Erfurt war ich zwar auch sehr schockiert (alleine schon wegen der Zahl der Opfer und einiger wirklich rührender Details), aber letzten Endes war ich schon da der Meinung, dass man solche Fälle nicht verhindern kann.

      Aber welcher Politiker hat schon den Mut, dies einfach zuzugeben? Das wäre ja ein Eingeständnis, dass die Politik eben nicht allmächtig ist.
      Avatar
      schrieb am 26.06.02 20:31:34
      Beitrag Nr. 355 ()
      Das ist noch viel ekelhafter als die Erfurtgeschichte !
      Hier muss man sich wirklich fragen, wie krank manche im Hirn sind !!! :mad:


      .....


      Höchststrafe für 24-Jährigen

      Junge Männer töteten „aus Spaß“

      Die bestialische Ermordung eines Zufallsopfers müssen zwei junge Männer aus Herne mit langjährigen Haftstrafen büßen. Der Ältere der beiden Angeklagten, ein 24-jähriger Gastwirt, wurde vom Bochumer Landgericht am Mittwoch zu lebenslanger Haft verurteilt.


      dpa BOCHUM. Wegen der besonderen Schwere der Schuld ist zudem eine Entlassung nach 15 Jahren ausgeschlossen. Sein 19 Jahre alter Komplize erhielt neun Jahre und drei Monate Jugendstrafe. Die Männer hatten gestanden, im Dezember 2001 einen 57 Jahre alten Lagerarbeiter „aus Spaß“ ermordet zu haben. Sie stachen über 30 Mal auf ihr Opfer ein, weil sie fühlen wollten, wie es ist, einen Menschen zu töten.

      Die Richter der 3. Strafkammer sprachen in der Urteilsbegründung von einer unfassbaren Tat, die dem Abschlachten eines Tieres gleiche. Selten hätten Mörder so deutlich gezeigt, wie gleichgültig ihnen das Schicksal des soeben Getöteten ist, sagte Richter Johannes Kirfel.

      Die beiden Jugendfreunde hatten den völlig betrunkenen Mann in der Herner Gaststätte des 24-Jährigen ausgewählt und nach Hause begleitet. Er erschien ihnen nach Ansicht der Richter als geeignetes Opfer. Sie strangulierten ihn in dessen Wohnung zunächst mit einer Kordel und stachen dann immer wieder mit einem Messer auf ihn ein.(Anm. Und schnitten ihm noch mehrmalig die Kehle durch) Nach der Bluttat kehrten die Angeklagten noch zwei Mal zum Tatort zurück, um alle vorhandenen Wertgegenstände mitzunehmen. Bei seiner ersten Rückkehr stach der 24-Jährige dem sterbenden Mann noch einmal mit dem Messer in den Kopf. Die genauen Gründe für die Bluttat blieben unklar.

      Mit dem Urteil folgten die Richter im Wesentlichen dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidiger hatten bis zu sieben Jahren Jugendstrafe für den 19-Jährigen und eine lebenslange Haftstrafe ohne Feststellung der besonderen Schwere der Schuld für den 24-Jährigen gefordert.


      HANDELSBLATT, Mittwoch, 26. Juni 2002, 16:56 Uhr


      ...............................
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 12:38:20
      Beitrag Nr. 356 ()
      Wissenschaft

      Schmutzige Tricks im Verhör - Deutsche Polizeibeamte werden darin ausgebildet, mit fragwürdigen Methoden Geständnisse herbeizuführen / Von Jochen Paulus


      Die Suche nach der Wahrheit ist das Ideal des Kriminalisten. Aber in einem Rechtsstaat heiligt der Zweck nicht alle Mittel. Es mag den "Tatort"-Zuschauer verwundern, doch im Verhör ist die bewußte Täuschung des Beschuldigten nach Paragraph 136a der Strafprozeßordnung verboten. Dazu zählt etwa das "Vorspiegeln erdrückender Beweisketten", wie der Strafprozeßrechtler Ulrich Schroth von der Universität München sagt, ganz im Einklang mit dem Bundesgerichtshof (BGH 35, 328).


      In jüngster Zeit jedoch wird deutschen Kriminalbeamten eine Verhörmethode beigebracht, deren Erfinder ausdrücklich "Trickserei und Täuschung" zum Arsenal zählen: Die Verhörspezialisten der Firma John E. Reid and Associates aus Chicago machen keinen Hehl daraus, daß sie mit Methoden arbeiten, die üblicherweise als unmoralisch gelten. Bayerische Polizeibeamte zum Beispiel erlernen neuerdings in jährlich drei Seminaren die "Reid-Methode".


      Das Innenministerium des Freistaats mag dazu zwar nichts sagen, angeblich aus Gründen der Polizeitaktik. Doch Dietrich Reithuber, Erster Kriminalhauptkommissar in München, ist nicht so zurückhaltend. Er ist Verbindungsmann zur Firma Reid und bestätigt, daß die Methode "seit letztem Jahr Teil der Polizeiausbildung in Bayern" ist.


      Die Technik wurde in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts von dem Polizeibeamten John Reid entwickelt. Bis heute hat die von ihm gegründete Firma nach eigenen Angaben 150000 Polizisten und Sicherheitsleute aus zahlreichen Ländern in ihrer Methode geschult. Wer des Englischen mächtig ist, kann die Tricks in dem über 600 Seiten starken Verhör-Handbuch nachlesen, das Firmen-Autoren vergangenes Jahr in vierter Auflage veröffentlichten. Für die bayerischen Beamten wurden Teile übersetzt. Auch die bescheidenen ethischen Standards sind in dem Werk dokumentiert. Ermittler müßten "mit Verdächtigen auf einer niedrigeren moralischen Ebene umgehen", als sie gesetzestreue Bürger normalerweise betreten. Daher gelte: ",Faire` und ,unfaire` Verhörpraktiken sind erlaubt."


      Allerdings sollen möglichst die Richtigen unter Druck gesetzt werden. Deshalb versucht der Ermittler in einem Vorgespräch herauszufinden, ob der Verdächtigte lügt, wenn er die Tat bestreitet. Der Vernehmer achtet darauf, wie sein Gegenüber spricht und wie er sich verhält. Die Augen eines Verdächtigen etwa blicken angeblich "vernebelt, verwirrt, fragend und bittend". Meist sähen die Schuldigen den Ermittler nicht direkt an, sondern zu Boden oder zur Decke.


      Der Heidelberger Psychologieprofessor Klaus Fiedler hält von solchen Regeln nichts. Seine Begegnungen mit Berufskriminellen bestätigen die Untersuchungsergebnisse der Lügenforschung: "Die gucken einem in die Augen und lügen einen dreckig an."


      Schon beim Vorgespräch nach Reid wird der Verdächtigte der Tat beschuldigt, aber nur indirekt. Ein Ermittler verhörte einen Jugendlichen, der mutmaßlich unter einem Propangas-Tank auf freiem Feld ein Feuerchen entzündet und so eine riesige Explosion verursacht hatte. Der Ermittler behauptete, er bekomme bald Satellitenaufnahmen vom Tatort: "Werden sie dich vor der Explosion in der Nähe des Propan-Tanks zeigen?" Die Satellitenaufnahmen gab es nicht. Doch derartige Fangfragen dürfen sich laut Reid ausdrücklich auch auf "nicht existierende Beweise" beziehen. So könne der Polizist etwas von einer Lasertechnik erzählen, die Fingerabdrücke auch dann sichtbar macht, wenn der Täter Handschuhe trug. Solche Tricks würden deutsche Polizisten zumindest hart an den Rand des Erlaubten bringen; dem Geist der Strafprozeßordnung widersprechen sie auf jeden Fall.


      Hält der Ermittler den Befragten nach dem Vorgespräch für schuldig, folgt das eigentliche Verhör. Nun läßt er keinen Zweifel mehr daran, daß er den Verdächtigen für überführt hält. In Wirklichkeit ist die Schuld zu diesem Zeitpunkt keineswegs erwiesen, denn dann wäre ein Verhör, das in ein Geständnis münden soll, ja überflüssig. Damit der Verdächtige diese Schwachstelle nicht entdeckt, muß eine Ausrede her. "Wer kooperativ beim Beantworten meiner Fragen war", schwindelt der Polizist beispielsweise gemäß Anleitung, "der verdient die Chance, seine Seite der Geschichte zu erzählen. Und Sie scheinen mir ein anständiger Mensch zu sein."


      Dieser Zug leitet zum Kern der Reid-Methode über: die Entwicklung des sogenannten Themas. Das Thema soll das Verbrechen in einem günstigen Licht erscheinen lassen und ein Geständnis erleichtern. Der Beamte versichert dem Verdächtigen etwa, er sei "doch im Grund ein ehrlicher Kerl". Er habe doch nur aus dem Augenblick heraus gehandelt, "um die Lebensmittelrechnung zu bezahlen oder Kleidung für die Familie".


      Falls er das tatsächlich glaubt, darf auch ein deutscher Vermittler so reden. Tut er es allerdings "wider bessere Überzeugung", begeht er eine verbotene Täuschung, kommentiert der Jurist Eberhard Kempf. Der Vorsitzende des Strafrechtsausschusses des Deutschen Anwaltsvereins weiß allerdings auch, daß es kaum gelingen kann, dem Polizisten nachzuweisen, er habe absichtlich getäuscht.


      Häufig spielt der Reid-Verhörer die Schuld herunter. Bei Sexualverbrechen kann der Polizist sogar zugeben, "daß er versucht war, sich dasselbe Verhalten zu erlauben". Einer der Autoren machte einem mutmaßlichen Vergewaltiger klar, daß die Frau doch bereits zu weit gegangen war "und wir beide wissen, für Männer gibt es ab einem bestimmten Punkt kein Zurück mehr". Bis zum Geständnis bietet der Verhörer solche Ausflüchte an. Hat er den Eindruck, daß der andere aufgibt, präsentiert er die sogenannte Alternativfrage: Beim Verhör eines Mannes, der mutmaßlich seine Frau und seine drei Kinder umgebracht hatte, unterstrich der Vernehmer zunächst noch einmal, was für ein anständiger Kerl der Verdächtige sei. Er wollte doch nur mit seiner Frau reden, doch dann fing die an zu zanken. Er verlor den Verstand, und da fiel ihm das Küchenmesser auf dem Tisch in die Hände. "Jack, war es auf dem Tisch oder in einer Schublade?" Mehrmals wiederholte der Beamte die Alternative: Fiel ihm das Messer zufällig in die Hände oder suchte er danach - handelte er also im Affekt oder nach Plan? Schließlich murmelte der Täter: "Tisch" und begann zu gestehen.


      Nun erst beginnt der Verhörer eine realistische Sprache zu benutzen. Er spricht nicht mehr verschleiernd von "dieser Sache", sondern vom Stehlen, Rauben, Zustechen und Schießen. Denn so wird es im Protokoll stehen, das der Verhörte unterzeichnen soll.


      Der Reid-Verbindungsmann Reithuber versichert, die deutschen Anwender der Methode hielten sich strikt an die Strafprozeßordnung. Angesichts der Empfehlungen des Handbuchs wäre dies eine beachtliche Leistung. In jedem Fall halten Kritiker die Technik jedoch für "ethisch höchst bedenklich". Zu diesem Urteil kommen die Pädagogin Annette Weber und der Psychologe Alexander Berresheim vom Polizeifortbildungsinstitut Neuss, die das Verfahren vor kurzem im Fachblatt "Kriminalistik" attackierten. Sie fürchten vor allem, daß der Druck und die Tricks auch Unschuldige zu Geständnissen verleiten können. Die Reid-Leute weisen diesen in den USA schon seit längerem erhobenen Vorwurf von sich. Falsche Geständnisse gebe es nur, wenn sich der Verdächtige einen Vorteil erhoffen könne, etwa Milde vor Gericht. Solche Versprechen aber verbieten die Reid-Lehrer ihren Adepten - schon weil amerikanische wie deutsche Gerichte so zustande gekommene Geständnisse abschmettern. Doch das Verbot ist scheinheilig. Ausführlich empfohlen werden nämlich Formulierungen, bei denen sich der Angeschuldigte selbst ausrechnen kann, daß er besser gestehen sollte: Bei Vergewaltigungen rät das Handbuch zu folgender Rede: "Bis jetzt sagt sie nur, daß Sie ganz normalen Geschlechtsverkehr mit ihr hatten, wie ein Mann mit seiner Frau." Aber gelegentlich behaupte das Opfer in solchen Fällen bald, "daß der Mann alle möglichen perversen sexuellen Handlungen vorgenommen habe". Und "die Leute werden alles glauben, was sie sagt". Also: "Wenn es nur normaler vaginaler Geschlechtsverkehr war, der ein bißchen rauh wurde, sollten wir das jetzt festhalten."


      Falsche Geständnisse sind keineswegs ungewöhnlich. Von 98 amerikanischen Verurteilten, die oft nach Jahren aufgrund von unwiderlegbaren DNS-Gutachten wieder aus der Haft entlassen wurden, hatten 22 gestanden - offensichtlich zu Unrecht. "Die letzte Woche brachte eine besonders reiche Ernte an Entlastungen in Fällen falscher Geständnisse", notierte die New York Times im vergangenen Dezember.


      Druck von Polizeibeamten und Angst vor einer Inhaftierung gelten als Hauptgründe dafür, daß Menschen sich zu Verbrechen bekennen, die sie nicht begangen haben. In einer Untersuchung war dies für 52 Prozent der zu Unrecht Geständigen das Motiv. Schläge und anderer körperlicher Zwang sind seit 1936 auch in den USA verboten, doch "an ihre Stelle trat der psychologische Druck" der Reid-Technik, schrieb die New York Times.


      Zur Zeit versucht die Firma Reid, unter deutschen Polizisten neue Kunden zu gewinnen. Das Geschäft läuft nicht schlecht. Mehrere Bundesländer haben laut Reid-Verbindungsmann Reithuber Interesse angemeldet, es fehle nur noch das Geld für die Schulungen. Udo Nagel, Hamburgs Polizeipräsident unter Innensenator Ronald Schill, hat sogar vor zwei Jahren in München das erste Testseminar ausgerichtet. Er will jetzt an seiner neuen Wirkungsstätte "Überzeugungsarbeit" leisten.


      Der Bund deutscher Kriminalbeamter veranstaltete vergangenen Herbst in den Räumen der Landespolizeischule Berlin eine völlig überbuchte Reid-Schulung mit dreißig Polizisten aus ganz Deutschland. Die Resonanz war "ausnahmslos ausgesprochen positiv", berichtete der stellvertretende Bundesvorsitzende hinterher in seiner elfseitigen Würdigung im Verbandsblatt "der kriminalist".


      Die fragwürdigen Rezepte fielen bei den Teilnehmern offenbar auf fruchtbaren Boden: "Etliches hatten sie schon ,gefühlsmäßig` so gemacht", hieß es im Fachblatt.


      Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22.6.2002
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 18:47:09
      Beitrag Nr. 357 ()
      ..zunächst mal zum Gebrauch des Wortes "Fehler" vor dem Urlaub:

      Natürlich nehme nicht das Wort nicht zurück: es gibt halt leichte Fehler und schwere Fehler. Ein Lkw-Fahrer, der - wie es ca. 10 x im Jahr passiert - auf ein Stauende auffährt und damit unschuldige Leute ins Grab bringt macht einen sehr schweren Fehler, wie auch jemand, der besoffen fährt und dabei jemanden umbringt. Sogar wenn er es (nur) selbst ist. Auch ein Polizist, der seine Aggressionen nicht kontrollieren kann, begeht einen schweren Fehler, wenn er deshalb auf Verdächtige einprügelt, egal, wie provokant sie sich verhalten haben...

      Das hat mich "Koch" nichts zu tun. Oder sind auf einmal Polizisten, die sich so verhalten haben, keine Menschen mehr? Ich möchte mal wissen, wieviele Leute von Euch die Nerven behalten, wenn sie übel beleidigt und dann auch noch tätlich angegriffen werden...
      das entschuldigt oder rechtfertigt nichts, ein Polizist wird u.a. auch dafür bezahlt, daß er mit solchen Situationen angemessen umgehen kann. Aber ich halte nichts davon, daß diese 6 Leute jetzt undifferenziert wie die schlimmsten Schwerverbrecher erscheinen, während jeder "normale" Kriminelle bis zu seiner Überführung als unschuldig zu gelten und auch danach nicht als "Untermensch" behandelt wird - zu Recht.


      Ansonsten zu den Verhörmethoden: in Deutschland gibt es eine ganz klare Regelung: ein Geständnis, das auf Täuschung beruht, ist nicht verwertbar. Deshalb werden in großen Verfahren, wo es um diese Dinge geht, oft die Fragen und Antworten wortwörtlich protokolliert, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen, was und wie gefragt wurde. Morde und Vergewaltigungen würde ich ohne Zweifel dazuzählen.

      Andererseits ist es natürlich nicht verboten, mit dem Beschuldigten ein Vorgespräch zu führen. Zumal er nicht verpflichtet ist, sich darauf einzulassen.
      Es ist natürlich auch zulässig, ihm in dieser Situation seine Lage zu verdeutlichen und verschiedene Handlungsalternativen aufzuzeigen: was passiert, wenn ich gestehe, was passiert, wenn ich nicht gestehe, wie ist die derzeitige Beweislage, was könnten noch als Beweise auftauchen, gibt es ev. Mittäter, die mich belasten könnten, so daß es von Vorteil ist, wenn ich ihnen zuvorkomme. Gibt es DNA-Spuren?
      Während es natürlich unzulässig ist, in diesem Zusammenhang zu täuschen (also das o.g. Beispiel mit Fingerabdrücken trotz Handschuhen) ist es durchaus zulässig, auf mögliche weitere Fahnungsmittel hinzuweisen, also noch nicht ausgeführte DNA-Analyse. Solange der Polizist also nicht sicher weiß, dass keine DNA-Spuren am Tatort gefunden wurden, solange darf er auf die Möglichkeit hinweisen, daß es natürlich nicht auszuschließen ist, daß der Täter ev. noch anhand einer DNA-Analyse überführt werden könnte und das sich ein Geständnis, das vor einer solchen Überführung abgelegt wird, natürlich ganz anders auswirkt als ein solches von jemandem, der sowieso schon als Täter feststeht...Diese Methode sehe ich auch keineswegs als problematisch an....

      Und diese Brücken, die im Artikel genannt werden, die gibt es doch schon seit 100 Jahren: 2 Verhörpersonen ("der Nette und der Böse" ), Versuch der Solidarisierung usw...die dienen aber nicht dazu, falsche Geständnisse zu erzielen, sondern die natürliche Hemmschwelle (Scham, Angst vor Strafe) abbauen zu helfen. All das funktioniert aber ohnehin nur bei Gelgenheitsverbrechern, "Berufsverbrecher" wissen sehr genau, wie sie mit so etwas umgehen können.

      Bei erheblichen Straftaten werden im übrigen deshalb immer wichtige Gesichtspunkte der Öffentlichkeit nicht bekannt gebeben, um später das Geständnis zu prüfen, ob es nur "aus Gefälligkeit", insb. "zur Erlangung einer milden Strafe bei scheinbar ungünstiger Beweislage" abgelegt wurde. Wenn der Geständige aber Wissen hat, das nur der Täter haben kann, dann ist er eben schuldig und das Geständnis echt.
      Wo ist das Problem, wenn die Beamten ihm vorher eine goldene Brücke gebaut haben, weil er sich zu sehr schämte oder zuviel Angst hatte, die Tat zuzugeben....?
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 21:23:03
      Beitrag Nr. 358 ()
      @xylo:

      Und wo ist das Problem bei den Satellitenbildern? Oder bei den Fingerabdrücken mittels Laser?

      Was ich nicht für akzeptabel halte: "Wir haben Ihre Fingerabdrücke" etc., wenn das gar nicht stimmt. Weil sonst eventuell ein falsches Geständnis in der Hoffnung auf Straferleichterung abgegeben wird (wenn schon unschuldig in den Knast, dann wenigstens kurz).

      Übertreiben wir es nicht mal wieder mit den Rechten der "armen" Verbrecher? Nicht mal ein klein wenig täuschen darf man die?
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 22:51:30
      Beitrag Nr. 359 ()
      ..wie gesagt: alles was auf Täuschung oder Drohung beruht, ist unverwertbar.

      Allerdings gibt es eine Einschränkung: wenn der Täter gesteht und dann den Ermittlern weitere Beweise an die Hand gibt, also zB das Versteck der Mordwaffe und diese ev auch noch selbst - dann sind diese weiteren Beweise durchaus verwertbar, anders als in den USA (fruit from the poisonous tree), wo alles, was auch nur mittelbar auf verbotenen Vernehmungsmethoden beruht, nicht verwertbar ist.

      Ein Polizist wird sich auf so etwas aber kaum einlassen, weil er ja nicht wissen kann, ob weitere Beweise gefunden werden - und wer macht schon gerne das Geständnis dadurch kaputt, daß er verbotene Methoden einsetzt.


      Es gibt übrigens Neues vom Kölner Skandal: die Polizisten sind ev. für den Tod verantwortlich, aber können dafür nicht bestraft werden, sondern nur wegen Körperverletzung im Amt.

      Das gerichtsmedizinische Gutachten hat nämlich ergeben, daß das Opfer nicht an Gewalteinwirkung starb, sondern an einer Vorschädigung des Hirns in Verbindung mit Streß. Quasi: weil das Hirn vorgeschädigt war, konnte das Opfer keinen Streß vertragen, es kam zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Blut und damit Sauerstoff - und so zum Koma mit anschließendem Tod. Bei Gewalt hätte man eher zuviel Blut im Hirn finden müssen, so ungefähr die Darstellung in der Presse.

      Natürlich haben die Beamten ganz erheblich zu dem Streß beigetragen. Allerdings - und das muß man fairerweise zugeben - war es kaum vorhersehbar - und damit auch nicht fahrlässig, daß der junge Mann daran sterben könnte. Mit anderen Worten: die Körperverletzung im Amt bleibt bestehen, aber eine subjektive Verantwortlichkeit für den Tod des Opfers kann man den Beamten nicht machen, weil es einfach für sie nicht zu ahnen war, daß er daran sterben könnte, daß er zuviel Aufregung / psych. Streß hatte.

      Körperverletzung im Amt ist aber auch schon schlimm genug.
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 08:52:10
      Beitrag Nr. 360 ()
      Opfer konnte "nur nicht viel Stress ertragen" ?

      DAs, was sich in Köln abspielte, war FOLTER in Reinkultur.

      DAs Opfer wurde über lange Zeit zusammengeschlagen und in maximale Todesangst ( " Die bringen mich hier um !! " ) versetzt. Dabei hat das Opfer ja auch mitbekommen, das das Zusammenschlagen von wehrlosen, an allen Extremitäten gefeselten menschen, die am Boden liegen, bestens und routinemäßig organisiert war und fast nicht mehr aufhörte.

      Der Tod eines Menschen, der nicht die Vitalität dieser kölner Polizisten auf dem ethischen Niveau von Raubtieren (die Fauna möge mir verzeihen, Raubtiere foltern ja nicht zu Spaß) hatte, wurde also billigend in Kauf genommen.

      Das war kein Affekt, das war die routinemäßige, planmäßige Zelebrierung sadistischer Polizei-interner Routine.

      Der KAusalzusammenhang zwischen der Tat und dem Tod ist ganz eindeutig.

      Aber bitte sehr, xylo, Du kannst ja weiter alles verharmlosen.
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 10:36:57
      Beitrag Nr. 361 ()
      Wenn ich hier das gerichtsmedizinische Gutachten wiedergebe, wie es in der Presse zu lesen war, dann hat das mit Verharmlosung nicht das geringste zu tun. Ich bin kein Mediziner, kann daher nicht widerlegen, was die Pathologen geschrieben haben - erst recht nicht, weil ich nicht bei der Untersuchung dabei war.

      Mal wieder ein tolles Beispiel für Dein Diskussionsniveau.
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 12:20:26
      Beitrag Nr. 362 ()
      #357

      Äußerst merkwürdige Umschreibung eines "Fehlers", der keiner war. Demnach gibt es also gar keine Verbrechen, keine kriminellen Handlungen, keine Straftaten und natürlich auch keine Straftäter. Wir sprechen also künftig nur noch über Menschen, die "Fehler" begangen haben, deren "Fehler" wir nur noch zu klassifizieren brauchen in leicht, mittel oder schwer.

      Ein Scheisskerl von Vergewaltiger, der in einem dunklen U-Bahnschacht eine junge Frau brutalst vergewaltigt, wurde also provoziert (Schuldzuweisung an das Opfer), der massive Gewalt auf die Psyche seines Opfers ausübt und ihre Menschenwürde wie Dreck in die Gosse verbringt, begeht also nur einen "Fehler". Und weil Fehler menschlich sind, kann er für selbigen nicht mal etwas, denn er wurde ja provoziert.

      Diese Fehlerbeschreibung von Jemandem zu erfahren, über den ich hier vor einigen Monaten irgendwo in den Threads erfahren konnte, daß er mit seinem beruflichen Können in der Justiz beheimatet ist, läßt einen schon erschaudern.

      "das entschuldigt oder rechtfertigt nichts, ein Polizist wird u.a. auch dafür bezahlt, daß er mit solchen Situationen angemessen umgehen kann."

      Daß er dafür bezahlt wird ist nur zweitrangig, vorrangig ist insbesondere, daß gerade er, der Polizist, eine spezielle Ausbildung genossen hat, damit er eben stets Herr solcher Situationen bleibt und nicht versagt.

      " Körperverletzung im Amt ist aber auch schon schlimm genug."

      Das Opfer dieser Körperverletzung hatte ein gehöriges Maß mehr an Folgen zu tragen, die Kategorie "Schlimm" kann hier nicht mehr greifen, die "Unwesentlchkeit" seines Todes verhindert dies. Was sagt der Justizmensch dazu? Pech gehabt, denn das Opfer wurde dummerweise Opfer eines "Fehlers"? Und schon ist unser aller Gewissen wieder befriedet.

      TT
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 14:57:35
      Beitrag Nr. 363 ()
      ..wer sagt denn bitte, daß Fehler nicht gleichzeitig schwere Straftaten sein können? Wo steht denn bitte, daß man an einem Fehler immer unschuldig ist? Das Beispiel von dem Vergewaltiger entspringt allein Deiner Phantasie, nirgends habe ich geschrieben, daß an Fehlern die Opfer selbst schuld sind oder ähnliches...im Gegenteil, irgendwo im Thread taucht das Beispiel mit dem Zugführer von Brühl auf, der aus meiner Sicht viel zu milde "bestraft" wurde, weil eben die individuelle Verantwortung unter tausend Vorwürfen gegen die Organisation bei der Bahn vergessen wurde...

      Dein Problem scheint zu sein, daß Du unter Fehler nur "harmlose Kleinigkeiten" verstehst. Ich aber eben nicht, wie etwa die Beispiele in 357 zeigen: ein auf ein Stauende auffahrender Lkw-Fahrer macht einen sehr schweren Fehler, einen noch schlimmeren vielleicht die Kölner Polizisten oder die US-Soldaten, die seinerzeit den Seilbahn-Absturz verschuldeten, weil sie unter dem Seil durchfliegen mußten, um ihre Männlichkeit zu beweisen.

      Von Deiner unterstellten "Verharmlosung" findet sich bei meinen Beiträgen kein Wort.
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 15:08:58
      Beitrag Nr. 364 ()
      ..ansonsten würde mich mal interessieren, was man denn Deiner Meinung nach mit den Kölner Polizisten, mit Vergewaltigern und mit den anderen genannten Beispiels-Tätern anstellen soll. Sie scheinen ja für Dich schlimmer als Tiere zu sein, alle miteinander....also alle erschießen oder auf eine einsame Insel verjagen.

      Vielleicht hat meine Tätigkeit etwas dazu beigetragen, daß ich Straftaten als "normaler" empfinde als der Durchschnittsbürger. Das heißt aber keineswegs, daß ich deshalb der Meinung bin, die Täter "könnten nichts dafür" oder bräuchten für ihre "Fehler" keine Strafe zu bekommen. Der Unterschied ist nur der, daß es sich für mich weiterhin um Menschen handelt, egal ob sie jetzt Prügel-Polizisten sind oder Vergewaltiger oder pennende Lkw-Fahrer. Je nach Schwere ihrer Straftat werden sie angemessen bestraft, von Geldstrafe bis lebenslang mit anschließender Sicherheitsverwahrung - und danach haben sie gebüßt und sollten als Menschen behandelt werden; Menschen, die in der Vergangenheit einen Fehler gemacht - und dafür bezahlt haben.

      Du scheinst dagegen der Meinung zu sein: einmal Straftäter, lebenslänglich aus der menschlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Oder versteh ich da was falsch?
      Avatar
      schrieb am 29.06.02 13:13:52
      Beitrag Nr. 365 ()
      Das bestätigt fast wortwörtlich meine früheren postings:


      Großstadt-Polizei im Stimmungstief

      In kleiner Runde klagte der Kölner Polizeipräsident Klaus Steffenhagen jüngst sein Leid. Ganz gleich, wie er in der Kölner Prügel-Affäre agiere, irgendjemand finde immer ein Haar in der Suppe. Da hilft auch das jetzt vorgelegte Gutachten wenig, das die Polizisten, die den 31-jährigen Stephan N. auf der Wache am Eigelstein misshandelt haben sollen, entlastet.
      Als Steffenhagen den altgedienten Leiter der Inspektion Innenstadt, Jürgen Sengespeik, ein halbes Jahr vor dessen Pensionierung wegen der Affäre kaltstellte, löste das auf den vier Wachen im Kölner Zentrum eine kleine Palastrevolte aus. „Papa Sengespeik“ (interner Spitzname), geschätzt bei der Belegschaft wegen seines fürsorglichen Umgangs, geriet in die Märtyrerrolle; den Ex-Polizeigewerkschafter Steffenhagen hingegen umgab das Stigma des karrieresüchtigen „Nestbeschmutzers“.

      Dabei war er einzig seiner Linie treu geblieben. In Zeiten, wo „Aufklärung“ zur inhaltslosen Worthülse verkommt, suchte Steffenhagen das Image der Kölner Ordnungshüter durch eine kompromisslose Haltung wieder aufzupolieren. Früh erkannte Steffenhagen Strukturmängel in der größten Polizeibehörde des Landes, die womöglich die Prügel-Szenen vom 11. Mai begünstigt hatten.


      Oft genug weiß die eine Hand nicht, was die andere tut. Personalprobleme bleiben im Mittelbau stecken und dringen gar nicht bis zur Polizeispitze durch. Der von Steffenhagen zwangsversetzte Sengespeik etwa hatte offenbar den Überblick über Vorgänge in seinem Bereich verloren. Eine bisher noch unveröffentlichte Studie stellt überdies unter den Kölner Innenstadt-Polizisten eine katastrophale Stimmungslage fest. Hoch ist die Belastung der 400 Beamten, die in der landesweit verbrechensreichsten Innenstadt mehr als 50 000 Einsätze bewältigen. Gewalt gehört auf den Straßen der City zum Polizeialltag - Beschimpfungen ohnehin. Die Beamten beklagen einen zunehmenden Respektverlust vor der Staatsgewalt. Frust macht sich breit, der sich mitunter in Aggression entlädt. Freimütig bekundeten jüngst 90 Prozent der befragten City-Wächter in einer Studie, dass Kollegen im Dienst zu weit gegangen seien. Das Stimmungstief im Wach- und Wechseldienst ist keine neue Diagnose. Vor vier Jahren kam eine landesweite Polizei-Untersuchung zu ähnlichen Ergebnissen.

      In den Großstädten agieren überwiegend junge, berufsunerfahrene Beamte. Viele von ihnen stammen aus ländlichen Gebieten. Zur Stadt fehlt häufig der Bezug. So sucht man sich in einer fremden, feindlichen Umwelt seinen Schutzraum: In der Regel ist es die eigene Dienstgruppe, eine Ersatzfamilie für vieles. Wenn sich dann einer gehen lässt, reicht der Appell an die Kameradschaft, um kritische Stimmen zum Schweigen bringen.


      Die Landesregierung hatte bereits 1998 gravierende Veränderungen angekündigt. Doch Zauberworte wie „neues Steuerungsmodell“ halfen anscheinend nicht, falsch verstandenem Korpsgeist aus allen Köpfen zu verbannen. Zudem schlägt die Misere der öffentlichen Kassen auf den Polizei-Alltag durch: Die neun Kölner Inspektionen beziffern den Personalmangel auf 15 Prozent; keine Dienstgruppe, die nicht unterbesetzt wäre. Angesichts der Düsseldorfer Sparpläne drohen solche Nöte chronisch zu werden.

      AXEL SPILCKER (KStA)
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 12:22:13
      Beitrag Nr. 366 ()
      Vieleicht noch ein Sachbeitrag zum Thema "Fehler":

      >> Die Würde des Menschen ist UNANTASTBAR. Sie zu achten und zu schützen ist VERPFLICHTUNG aller Staatlichen Gewalt.<<
      Artikel 1 Grundgesetz.

      Ich persönlich kann zwischen dem menschenverachtenden Treten gegen wehrlose am Boden liegende Menschen durch Neonazi-Schlägertruppen und dem Kölner Polizisten-Mob keinerlei qualitativen Unterschied sehen. Allerdings wieget es schwerer, wenn man mit dem zusätzlichen staatlichen Gewaltmonopol ausgestattet ist - und dieses zu eigenen Zwecken schwer mißbraucht. Man hat sich den Menschen mittels staatlicher HAndschellen absolut wehrlos gemacht und mittels Verhaftungsbefugnis auch noch gewissermaßen "mundgerecht" zur anschließenden Folter vorbereitet.
      DAs ist nochmals eine wesentliche Stufe schlimmer, verwerflicher und zutiefst verachtenswert.
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 22:06:52
      Beitrag Nr. 367 ()
      ..und, wer bestreitet das? Natürlich gehören diese Leute bestraft und aus dem Polizeidienst entfernt. Das gilt aber genauso - mit der Bestrafung - für Fußball-Hooligans, für rechte Glatzen und linke "Anti-Faschisten", die ihre Frustration durch Gewalt gegen andere Menschen loswerden wollen / müssen. Im letztgenannten Fall sind diese anderen Menschen i.ü. oft Polizisten.


      Heute abend 22:30 im übrigen auf WDR 3 ein Beitrag über ein etwas "kleineres" Massaker (aber noch schlimm genug): Mord am Arbeitsamtsdirektor von einem Langzeitarbeitslosen, in der Zeitung sehr empfohlen, mal sehen, ob der Beitrag dem Lob gerecht werden kann...
      Avatar
      schrieb am 02.07.02 18:15:32
      Beitrag Nr. 368 ()
      1.
      ..so, der WDR-Beitrag war wirklich ganz interessant, gerade was die Äußerungen des extrem unsypathischen Mörder (bzw. laut Urteil Totschlägers) betrifft. Der wußte alles besser als die Leute vom Arbeitsamt, führte gegen das Arbeitsamt Prozesse und natürlich waren immer die anderen schuld an seinem Schicksal. Es wird sicher viele geben, die mit ihm Mitleid haben werden, weil er oberflächlich zunächst mal ganz mitleiderregend wirkte in seiner Situation.
      Dass er aber vielleicht besser sich um Arbeit bemüht hätte als sich mit der Arbeitslosigkeit in einer Weise einzurichten, daß er sich am Ende kompetenter fühlte als die Mitarbeiter des Arbeitsamtes, was die Vorschriften betrifft....wird er nie einsehen.

      Dass er beim Privathaus des Direktor absolut nichts zu suchen hat und es keineswegs hartherzig wäre - wenn es überhaupt stimmt - dass der ihm nicht zuhören wollte, weil er zuhause seine Ruhe haben will (eine Selbstverständlichkeit)...wird er auch nie einsehen.

      Das Opfer ist mal wieder selber schuld, wieso wollte es denn nicht mit ihm reden, wo es ihm doch so schlecht ging?


      2.
      Zum Kölner Fall: auch die Nebenkläger haben im übrigen mittlerweile bestätigt, daß das Gutachten nur "leichte" äußeren Verletzungen des Opfers feststellte, während die Todesursache "Streß" war durch den vorgeschädigten Organismus.
      Natürlich - habe ich aber schon oft genug und von Anfang an geschrieben - rechtfertigt das nichts. Aber es ist doch absurd, den Polizisten vorzuwerfen, daß sie so etwas hätten ahnen können. Daß man an psychischem Streß stirbt. Und wenn es nicht vorhersehbar ist, dann ist es eben auch nicht fahrlässig.

      3.
      Noch mal zu Thema "Fehler". Sonntag haben wir mal wieder ein Beispiel gesehen, wo ein "Fehler" passiert ist, diesmal ein sehr harmloser leichter Fehler. Von Oliver Kahn im WM-Endspiel.

      Weshalb ich das hier erwähne - im Zusammenhang mit ganz anderen katastrophalen Geschehnissen: wegen der Reaktionen darauf.
      Nun, viele Leute reagieren ganz normal, wie es eben menschlich ist. Aber wenn man zum Teil den Müll liest, der hier auf w:o geschrieben wird, "der Affenmann hat uns die WM kaputt gemacht" usw....dann sehe ich schon einen Zusammenhang.
      Und zwar darin, daß es offenbar eine nicht ganz unbeträchtliche Zahl von minderbemittelten geistig Armen gibt, die so voller Komplexe sind, daß sie jeden hassen, der irgendwie besonders erfolgreich, leistungswillig oder leistungsorientiert ist. Die werden in der Schule als "Streber" verunglimpft (obwohl sie ihre guten Noten nicht durch Schleimerei, sondern durch Leistung erreicht haben), die werden in der Öffentlichkeit mit Haß überschüttet und wenn sie sich eine Blöße geben, dann immer kräftig drauf.
      Es lebe der Durchschnitt, bloß nicht auffallen, sich bloß nicht exponieren. Man darf in nichts besonders gut sein (außer man entschuldigt sich dafür), man sollte vielleicht auch nirgends besonders schlecht sein, man darf natürlich auch nicht schwarz, schwul oder Jude sein. Die Folge ist immer die gleiche: Neid, Haß und Mißgunst.
      Arme Idioten, die so etwas nötig haben...
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 00:42:19
      Beitrag Nr. 369 ()
      Hallo Xylo!

      Ich hab den Bericht gestern im WDR auch gesehen und hatte eher den Eindruck das es sich um eine Mischung aus Sozialreportage und Täterpsychogramm handelte.

      Dargestellt wurde was Langzeitarbeitslosigkeit bei entsprechend veranlagten Menschen bewirken kann aber natürlich nicht muß. Der sich immer mehr von der Umwelt zurückziehende Täter entwickelte in seiner Isolation einen Haß auf das Arbeitsamt, was dann in der Tat gegen einen führenden "Vertreter" dieser Behörde zum Ausbruch kam. Der Täter war sicherlich kein Sympathieträger und hatte auch eine Reihe von "Macken" (er war wohl ein richtiger Querulant).

      Trotzdem: die subjektiv stark empfundene Ausweglosigkeit seiner Lage war wohl ein Hauptmotiv seiner Tat. Würden deshalb alle in seiner Lage so handeln? Natürlich nicht, denn sonst würde es in Deutschland keine AA-direktoren mehr geben.
      Ich hatte beim Sehen des Berichts, der sich übrigens jeglicher Wertung enthielt, den Eindruck, das dem Mann neben einem Job möglicherweise einfach nur ein Freund gefehlt haben könnte. Habe ich deshalb zu viel Verständnis für den Täter? Nein, denn Verständnis für jemanden zu haben heißt nicht automatisch sich mit demjenigen zu solidarisieren oder Sympathie zu haben. Auch der Psychologe will ja jemandem "verstehen", benötigt dazu allerdings Distanz.


      Gruß Ignatz



      PS: @ xylo, Deep Thought

      besteht eigentlich Interesse an weiteren gelegentlichen
      Köln-Kölsch-Börsen-Abenden? :)
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 10:02:21
      Beitrag Nr. 370 ()
      Der Korpsgeist der Staatsorgane funktioniert ben doch noch perfekt:


      Anwalt: Stephan N. könnte noch leben

      VON TIM STINAUER, 28.06.02, 18:39h KStA

      Die Auslegung des medizinischen Gutachtens im Fall Stephan N. ist umstritten. Der Anwalt der Familie N. macht die Beamten weiter für den Tod des Kölners verantwortlich.
      Eines ist klar: Die beschuldigten Polizisten haben Stephan N. nicht „zu Tode geprügelt“. Die Verletzungen, die die Beamten dem 31-Jährigen auf der Wache Eigelstein zugefügt haben sollen, seien „deutlich, aber nicht sehr intensiv“, heißt es in dem Gutachten, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Von größerer Bedeutung sei „die Zeitdauer der anhaltenden und sich wiederholenden Gewaltanwendung“ der Polizisten.


      Stephan N. starb an plötzlichem Herz- und Kreislaufstillstand. Er war psychiatrisch vorerkrankt und stand unter Cannabis-Einfluss. Während des Polizeieinsatzes litt der 31-Jährige unter Stress. Die Handlungen der Polizisten bewertet das Gutachten als Verstärker dieser Belastungssituation. „Polizei und Staatsanwaltschaft geben die Ergebnisse des Gutachtens unzutreffend wieder. Das ist eine unzulässige Entlastung der Beamten“, meint Lars Schöler, der die Familie des Verstorbenen verteidigt. „Die Drangsalierungen und der Stress für Stephan N. dauerten über eine Stunde. Immer wieder hat sich ein Beamter auf den Rücken von Stephan N. gesetzt und so seine Atemwege behindert.“

      Durch die Bauchlage und die Fesselung wurde die Sauerstoffaufnahme zusätzlich erschwert. Stephan N. starb schließlich an einer Unterversorgung des Hirns mit Sauerstoff.
      „Hätten die Beamten Stephan N. schon in der Wohnung mit Hilfe der Mutter und seines Bekannten beruhigt, dann würde er vielleicht noch leben“, so Schöler.

      „Die Beamten mussten den hochgradig erregten Stephan N. fixieren und dem Gewahrsam zuführen, um auszuschließen, dass er sich oder seiner Mutter nach dem Einsatz etwas antut“, schildert Polizeisprecher Werner Schmidt seine persönliche Auffassung und weist auf das „hohe Maß an Verantwortung“ hin, das Polizisten bei ad-hoc-Entscheidungen abverlangt werde. Diesem Gedanken trägt auch das Gutachten Rechnung: Eine De-Eskalation ohne körperliche Fixierungsmaßnahmen sei ebenso realitätsfern wie eine unmittelbare psychiatrische Betreuung.

      -------------------------------------------------------

      Irgendwie bizzar:

      meiner Meinung nach haben die Beamten nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich fahrlässig, mithin billigend in KAuf genommen, daß ein möglicherweise kranker Mensch unter ihrer eine Stunde lang fortgesetzten, gemeinschaftlichen Folter schweren Schaden nimmt, evtl. auch zu Tode kommt.

      Wer sich wiederholt auf einen Brustkorb eines gefesselten, am Boden Liegenden setzt und ihm so die Möglichkeit zum Atmen nimmt, mithin die SAuerstoffversorgung drastisch einschränkt und so fortwährend Todesangst erzeugt (und zudem dadurch das Entstehen eines Hirnödems nicht nur durch SAuerstoffmangel, und darüber hinaus auch den verminderten venösen Rückfluss aus dem Hirn hervorruft) der legt es geradezu darauf an, gesundheitlich vorgeschädigte (z.B. Herzkranke), aber auch Gesunde in vital bedrohliche Situationen zu ringen.

      Das Verunmöglichen der Atmung ist eine perfide Foltermethode, deren Sinn ja gerade darin besteht, SAuerstoffmangel und das psychisch für KEINEN MENSCHEN erträgliche Gefühl der Atemnot zu erzeugen.

      Es ist mithin ein BEWUSSTES SPIEL MIT DEM TOD, das Todesangst gezielt als Mittel zur Einflussnahme einsetzt.

      MAn kann sich die Folter nicht wegdenken, ohne auch den Tod mit an absoluter Sicherheit grenzender WAhrscheinlichkeit wegdenken zu müssen.

      Mithin ist eine m.E. eine zwingende KAusalität gegeben, die sich nicht wegdiskutieren läßt.


      Ich persönlich (als juristicsher Laie) finde, daß es sich zumindest um körperverletzung mit Todesfolge handelt, wobei die gemeinschaftliche, sorgfältig geplante und langanhaltend fortgesetzte Ausführung ( Voranmeldung und - Bestellung über Funk!! ) und besonders heimtückische Durchführung unter dem Deckmantel des staatlichen Gewaltmonopols sowie die Versuche, Beweismittel zu beseitigen straferschwerend zu werten sind.


      § 211 Mord
      (1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.

      (2) Mörder ist, wer aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen, heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken, einen Menschen tötet.

      § 212 Totschlag
      (1) Wer einen Menschen tötet, ohne Mörder zu sein, wird als Totschläger mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft.

      (2) In besonders schweren Fällen ist auf lebenslange Freiheitsstrafe zu erkennen.


      §213 Minder schwerer Fall des Totschlags
      War der Totschläger ohne eigene Schuld durch eine ihm oder einem Angehörigen zugefügte Mißhandlung oder schwere Beleidigung von dem getöteten Menschen zum Zorne gereizt und hierdurch auf der Stelle zur Tat hingerissen worden oder liegt sonst ein minder schwerer Fall vor, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren.


      § 222 Fahrlässige Tötung
      Wer durch Fahrlässigkeit den Tod eines Menschen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

      § 227 Körperverletzung mit Todesfolge
      (1) Verursacht der Täter durch die Körperverletzung (§§ 223 bis 226) den Tod der verletzten Person, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren.

      (2) In minder schweren Fällen ist auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.


      § 25 Täterschaft
      (1) Als Täter wird bestraft, wer die Straftat selbst oder durch einen anderen begeht.

      (2) Begehen mehrere die Straftat gemeinschaftlich, so wird jeder als Täter bestraft (Mittäter).
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 10:24:04
      Beitrag Nr. 371 ()
      Gutachten entlastet Polizisten

      VON TIM STINAUER, 26.06.02, 19:02h, aktualisiert 19:10h






      Ein Gutachten entlastet die Polizisten der Eigelstein-Wache nach dem Tod von Stefan N.




      Proteste vor der Kölner Polizeiwache Eigelstein (Bild vom 25.5.2002): Vier Wochen nach dem Tod eines von Polizisten geschlagenen Randalierers hat ein rechtsmedizinisches Gutachten die Beamten entlastet.


      Das rechtsmedizinische Gutachten über den Tod des 31-jährigen Stefan N. auf der Polizeiwache Eigelstein wurde gestern veröffentlicht.
      „Die von den beschuldigten Polizeibeamten gegen Stefan N. gerichteten Gewaltanwendungen haben keine tödlichen Verletzungen hervorgerufen.“ Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern mit. Stefan N. soll am 11. Mai auf der Polizeiwache Eigelstein von mehreren Beamten misshandelt worden sein. Später im Krankenhaus fiel der 31-Jährige in ein Koma, aus dem er nicht mehr erwachte.

      Laut Gutachten des Kölner Instituts für Rechtsmedizin starb der Kölner nicht durch körperliche Gewalt, sondern an „den Folgen eines hypoxischen Hirnschadens auf der Grundlage einer vorausgegangenen Belastungsreaktion mit plötzlichem Herz- und Kreislaufversagen“. Stefan N. sei schon vor dem Einsatz erregt und psychotisch gewesen, so die Polizei. Zwar sei nicht auszuschließen :eek: :mad: , dass der Stresszustand des Mannes durch die Handlungen der Polizisten verstärkt und aufrecht erhalten worden sein könnte. Doch sei der spätere Tod nicht vorhersehbar gewesen und damit auch nicht fahrlässig herbeigeführt worden. Die Ermittlungen gegen die Beamten beschränkten sich daher auf den Vorwurf der Körperverletzung im Amt.[/b]

      Stefan N. war nach Polizeiangaben „psychisch vorerkrankt“. Nach einem Sturz aus dem Fenster, so berichtete seine Mutter, hatte er sich beide Beine gebrochen. Die Heilung ging schleppend voran. Stefan N. blutete häufiger. Ärzte stellten eine Trombose (Verstopfung von Blutgefäßen durch Blutgerinnsel) im Bein fest. Sie verschrieben Stefan N. das Blut verdünnende Mittel Marcumar.

      „Beim Tod durch externe Gewalteinwirkung findet bei einem Marcumar-Patienten eine Blutung statt. Ein hypoxischer Hirnschaden, wie es im Gutachten heißt, entsteht aber ganz im Gegenteil durch eine mangelnde Durchblutung“, erläutert der Herzspezialist Dr. Damian Franzen.

      Rechtsanwalt Lars Schöler, der die Familie des Verstorbenen vertei digt, sagte gestern: „Es muss geprüft werden, ob der Polizeieinsatz den Stress für Stefan N. überhaupt erst ausgelöst hat.“ Am 11. Mai hatten Nachbarn die Polizei gerufen, weil der 31-Jährige sich mit seiner Mut ter gestritten haben soll. Schöler: „Als die Polizei kam, hatte sich die Situation schon wieder beruhigt.“


      ---------------------------------------------

      Dieses Gutachten ist derart absurd, daß es schmerzt.

      Ein m.E. ganz klar "bestelltes" Gutachten, welches augenzwinkernd einen Persilschein ausstellt.

      Daß die Prügel-Bullen (von Polizisten darf angesichts der Tat wohl nicht gesprochen werden und ich hoffe, daß der Arbeitgeber LAnd NRW die Entlassung nach der Verurteilung auch durchzieht) fortgesetzt und vorsätzlich die Sauerstoffversorgung durch bewußte Einschränkung der Bewegungsfähigkeit lebensbedrohlich reduzierten und darüber hinaus das Hirnödem erzeugten, indem sie den venösen Abflussdruck des Gehirns und damit das Hirnödem durch den hohen intrathorakalen Druck (das Setzen auf den Bruskorb schränkt den venösen Rückfluss extrem ein und durch den Rückstau ensteht ein Hirnödem) erst erzeugten, sollte eigentlich ausser Frage stehen.

      Seit wann ist das Fehlen von schweren Zeichen Äusserer Gewalteinwirkung eine Beweis, daß keine Tötung stattgefunden hat???? Dann wäre ja ein Vergiften z.B. keine Tötung ???

      Wenn ich z.B. Jemandem eine Plastiktüte über den Kopf stülpe und er dann (logischerweise) erstickt, fehlen auch äusssere Merkmale schwerer Gewalteinwirkung, aber ich habe den Menschen getötet.
      Die massive Einschränkung der Atmung ist im Prinzip nichts anderes, nur hat man anstatt der Plastiktüte das eigene Gewicht gegen das wehrlose Opfer eingesetzt.

      Wenn sich zwei Neonazis auf EINEN VON IHNEN ZUVOR GEFESSELTEN MENSCHEN setzen und so ersticken, so wird wohl kaum ein Gericht die beiden vom Totschlag/ schwerer Körperverletzung mit Todesfolge freisprechen, oder?
      :mad:

      Als Bulle kann man sich offensichtlich ohne großes Straf-Risiko alles erlauben.
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 10:24:04
      Beitrag Nr. 372 ()
      Gutachten entlastet Polizisten

      VON TIM STINAUER, 26.06.02, 19:02h, aktualisiert 19:10h






      Ein Gutachten entlastet die Polizisten der Eigelstein-Wache nach dem Tod von Stefan N.




      Proteste vor der Kölner Polizeiwache Eigelstein (Bild vom 25.5.2002): Vier Wochen nach dem Tod eines von Polizisten geschlagenen Randalierers hat ein rechtsmedizinisches Gutachten die Beamten entlastet.


      Das rechtsmedizinische Gutachten über den Tod des 31-jährigen Stefan N. auf der Polizeiwache Eigelstein wurde gestern veröffentlicht.
      „Die von den beschuldigten Polizeibeamten gegen Stefan N. gerichteten Gewaltanwendungen haben keine tödlichen Verletzungen hervorgerufen.“ Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft gestern mit. Stefan N. soll am 11. Mai auf der Polizeiwache Eigelstein von mehreren Beamten misshandelt worden sein. Später im Krankenhaus fiel der 31-Jährige in ein Koma, aus dem er nicht mehr erwachte.

      Laut Gutachten des Kölner Instituts für Rechtsmedizin starb der Kölner nicht durch körperliche Gewalt, sondern an „den Folgen eines hypoxischen Hirnschadens auf der Grundlage einer vorausgegangenen Belastungsreaktion mit plötzlichem Herz- und Kreislaufversagen“. Stefan N. sei schon vor dem Einsatz erregt und psychotisch gewesen, so die Polizei. Zwar sei nicht auszuschließen :eek: :mad: , dass der Stresszustand des Mannes durch die Handlungen der Polizisten verstärkt und aufrecht erhalten worden sein könnte. Doch sei der spätere Tod nicht vorhersehbar gewesen und damit auch nicht fahrlässig herbeigeführt worden. Die Ermittlungen gegen die Beamten beschränkten sich daher auf den Vorwurf der Körperverletzung im Amt.[/b]

      Stefan N. war nach Polizeiangaben „psychisch vorerkrankt“. Nach einem Sturz aus dem Fenster, so berichtete seine Mutter, hatte er sich beide Beine gebrochen. Die Heilung ging schleppend voran. Stefan N. blutete häufiger. Ärzte stellten eine Trombose (Verstopfung von Blutgefäßen durch Blutgerinnsel) im Bein fest. Sie verschrieben Stefan N. das Blut verdünnende Mittel Marcumar.

      „Beim Tod durch externe Gewalteinwirkung findet bei einem Marcumar-Patienten eine Blutung statt. Ein hypoxischer Hirnschaden, wie es im Gutachten heißt, entsteht aber ganz im Gegenteil durch eine mangelnde Durchblutung“, erläutert der Herzspezialist Dr. Damian Franzen.

      Rechtsanwalt Lars Schöler, der die Familie des Verstorbenen vertei digt, sagte gestern: „Es muss geprüft werden, ob der Polizeieinsatz den Stress für Stefan N. überhaupt erst ausgelöst hat.“ Am 11. Mai hatten Nachbarn die Polizei gerufen, weil der 31-Jährige sich mit seiner Mut ter gestritten haben soll. Schöler: „Als die Polizei kam, hatte sich die Situation schon wieder beruhigt.“


      ---------------------------------------------

      Dieses Gutachten ist derart absurd, daß es schmerzt.

      Ein m.E. ganz klar "bestelltes" Gutachten, welches augenzwinkernd einen Persilschein ausstellt.

      Daß die Prügel-Bullen (von Polizisten darf angesichts der Tat wohl nicht gesprochen werden und ich hoffe, daß der Arbeitgeber LAnd NRW die Entlassung nach der Verurteilung auch durchzieht) fortgesetzt und vorsätzlich die Sauerstoffversorgung durch bewußte Einschränkung der Bewegungsfähigkeit lebensbedrohlich reduzierten und darüber hinaus das Hirnödem erzeugten, indem sie den venösen Abflussdruck des Gehirns und damit das Hirnödem durch den hohen intrathorakalen Druck (das Setzen auf den Bruskorb schränkt den venösen Rückfluss extrem ein und durch den Rückstau ensteht ein Hirnödem) erst erzeugten, sollte eigentlich ausser Frage stehen.

      Seit wann ist das Fehlen von schweren Zeichen Äusserer Gewalteinwirkung eine Beweis, daß keine Tötung stattgefunden hat???? Dann wäre ja ein Vergiften z.B. keine Tötung ???

      Wenn ich z.B. Jemandem eine Plastiktüte über den Kopf stülpe und er dann (logischerweise) erstickt, fehlen auch äusssere Merkmale schwerer Gewalteinwirkung, aber ich habe den Menschen getötet.
      Die massive Einschränkung der Atmung ist im Prinzip nichts anderes, nur hat man anstatt der Plastiktüte das eigene Gewicht gegen das wehrlose Opfer eingesetzt.

      Wenn sich zwei Neonazis auf EINEN VON IHNEN ZUVOR GEFESSELTEN MENSCHEN setzen und so ersticken, so wird wohl kaum ein Gericht die beiden vom Totschlag/ schwerer Körperverletzung mit Todesfolge freisprechen, oder?
      :mad:

      Als Bulle kann man sich offensichtlich ohne großes Straf-Risiko alles erlauben.
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 10:31:40
      Beitrag Nr. 373 ()
      ..wer einigermaßen ehrlich zu sich selbst ist, der wird doch wohl zugeben müssen, daß kein normaler Mensch damit rechnet, daß man "an so etwas" sterben kann. Was wäre denn gewesen, wenn Stefan N. - der ja bekanntlich Kiffer war - wegen seines Rauschgiftkonsums vor Gericht gestanden hätte und aus Angst vor einer Gefängnisstrafe "zuviel Streß bekommen" hätte und umgefallen wäre. Wären dann Gericht und Staatsanwaltschaft auch wegen fahlässiger Tötung verantwortlich, weil man damit ja rechnen muß?
      Wobei Körpververletzung mit Todesfolge eben mehr als nur "Kausalzusammenhang" voraussetzt, sondern auch Vorhersehbarkeit.

      Bei der Auflistung der §§ fehlt im übrigen:
      § 340
      Körperverletzung im Amt
      (1) Ein Amtsträger, der während der Ausübung seines Dienstes oder in Beziehung auf seinen Dienst eine Körperverletzung begeht oder begehen läßt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. In minder schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe.
      (2) Der Versuch ist strafbar.
      (3) Die §§ 224 bis 229 gelten für Straftaten nach Absatz 1 Satz 1 entsprechend

      Der erhöhte Strafrahmen ggü der einfachen Körperverletzung resultiert genau daraus, was DT als "Mißbrauch des Gewaltmonopols" bezeichnet. Und innerhalb dieses Strafrahmens wird sicher eine angemessene Strafe zu finden sein, zumal wir uns ja nicht am untersten Rande bewegen, also einer einzelnen Ohrfeige nach Provokation o.ä....


      IgnatzWrobel: im Grunde hast Du recht und es freut mich, daß ich mal eine Stimme gehört habe, der den Bericht aus einer neutralen Warte gesehen hat. Mein Problem bei solchen Leuten ist immer, daß ich beruflich diese ganzen Typen einfach nicht leiden kann, die ihre eigene Tat in einem Nebensatz erwähnen und dann 3 Stunden darüber reden, wie schlecht sie von der Umwelt behandelt worden sind...krass ausgerückt: "es tut mir leid, daß ich dem ... ein Auge ausgeschlagen habe aber mein Lehrer hat mir vor 3 Jahren eine 4 gegeben, obwohl ich nur einen Fehler mehr gemacht habe als mein Sitznachbar mit der 3 - , und wegen der hohen Benzinpreise mußte ich mein Auto verkaufen....usw...". An diese Sorte hat mich der Täter halt erinnert.



      (Ansonsten fände ich es schon ganz schön, mal wieder so ein Treffen zu machen).
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 10:46:17
      Beitrag Nr. 374 ()
      Danke für die juristische Ergänzung.

      Was das Medizinische anbelangt, so solltest Du Dir meine postings noch einmal durchlesen. Ich finde deine Negierung der Tatsachen ziemlich erstaunlich.

      Der vergleich mit der gerichstverhandlung, bei der eine unvermeidbare Stresssituation einer langanhaltenden, bewusst und vorsätzlich lebensbedrohlich angelegten FOLTER gleichgesetzt wird ( Eine stundenlange grausame Folter ist also ein schicksalshaftes Naturereignis, oder wie? ) ist wirklich absurd.

      Nur der Ergänzung halber möchte ich schildern, wie extrem Todesangst sogar für einen anderen Menschen selber den Tod erzeugen kann:

      Eine besonders perfide Foltermethode für Mütter ist es, in einem Nebenraum (unsichtbar, aber gut hörbar) der Folterkammer, in der sich die Mutter befindet, ihr Kind in einen Zustand zu verstezen, in dem es in schrecklicher Angst hemmungslos schreit.

      Dies hat nicht nur das gewünschte Folter-Ergebnis zur Folge (z.B. Geständnis), sondern zum Erstaunen der Täter oftmals den Tod der Mutter erzeugt.

      Völlig herzgesunde Mütter haben so einen herzinfarkt erlitten, an dessen Folge sie verstarben.

      Wer so etwas weiß, der kann JEDEN Menschen ohne äussere gewalteinwirkung töten-

      Im übrigen, nochmals zu den "geringen sichtbaren äusseren Verletzungen" :

      Wie ich bereits ausführte, so weiß jeder Prügelbulle über Techniken, wie man jemanden verprügeln kann, ohne nennenswerte äussere MArkierungen zu erzeugen. (siehe frühere psotings von mir in diesem Thraed, wo ich bereits darauf hinwies, daß das GEGENSTAND DES UNTERRICHTES DER POLIZEISCHULE war) .

      .
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 10:58:41
      Beitrag Nr. 375 ()
      a) Posting 373 wurde als Antwort auf 370 geschrieben, das anschließende Doppel-Posting fehlte da noch.

      Überzeugt mich allerdings trotzdem nicht: denn S.N. wurde eben nicht vergiftet oder erstickt. Sondern er starb an Streß, den die Polizisten (möglicherweise "nur" mit-)verursacht haben. Dass man aber damit rechnen muß/kann, dass man an so etwas stibt - also nicht an Ersticken oder Vergiftung, sondern an Angst - dass ist für einen normalen Menschen m.E. nicht zu erwarten.
      Möglicherweise können Ärzte so etwas vorhersehen. Aber ein Polizist oder ein Jurist eben nicht.
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 13:50:34
      Beitrag Nr. 376 ()
      Norbert S. starb nicht an "Stress", sondern an langanhaltender Sauerstoff-Unterversorgung und eingeschränkter venöser Abflusmögleichkeiten des Gehirns und ZUSÄTZLICH mörderischem Stress.

      Dieser Stress ist in zutiefst sadistischer Weise hervorgerufen worden - zeitgleich mit den beschriebenen eindeutigen physischen Mißhandlungen.

      Das ist nicht wertfreier "Stress" , sondern psychische und physische , unmittelbare und fortgesetzte Körperverletzung.
      DA das Ziel eindeutig die Befriedigung niederer Instinkte und ausgelebten Sadismus war, war diese Körperverletzung in den "Dienst" dieser Bestialitäten gestellt.

      Gerade, weil man als Polizist nicht Mediziner ist, ist man verpflichtet, für LAien unsichtbare Handicaps nicht zu verschlimmern.

      Soll jetzt jeder Todesfall von vorerkrankten polizeilichen Folteropfern schulterzuckend als Bagatelle betrachtet werden???!!??



      Übrigens..... soeben findet eine Sitzung des Deutschen Bundestages zum Thema "GEWALT UND GESELLSCHFT" in Berlin statt.

      Bei der Eingangsrede von Thierse waren ganze 35 ( !!! ) :mad: :mad: Bundestagsabgeordnete anwesend. Ich habe mitgezählt.

      Eine Schmach und ziemlich entlarvend für die Politiker dieses LAndes, die nur noch Show-PArlamentarismus betreiben und zynisch den Amoklauf durch inszenierte Empörung und Mitleids-Shows mediengerecht für SICH PERSÖNLICH AUSSCHLACHTETEN und die SELBSTVERSTÄNDLICH AN DIESEM WIE AUCH AN ANDEREN unter den nägeln brennenden Themen dieser Gesellschaft und erst recht an den Lösungen nicht im Geringsten interessiert sind.
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 14:06:44
      Beitrag Nr. 377 ()
      ..es geht nicht um "Bagatellen", sondern darum, ob der TOD -und nicht Leiden, Qual oder ähnliches - VORHERSEHBAR war. Und da habe ich noch nichts gefunden, was dies bestätigt.
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 14:10:50
      Beitrag Nr. 378 ()
      ISt der Tod beim Strangulieren auch nicht vorhersehbar bzw. hoch wahrscheinlich?
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 14:18:43
      Beitrag Nr. 379 ()
      Wer so handelt wie die Folter-Bullen aus Köln, der nimmt den Tod, zumindest jedoch schwerste bleibende Behinderungen, billigend in Kauf.
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 14:19:12
      Beitrag Nr. 380 ()
      Doofe Frage.

      Ich versuch dennoch mal eine ernste Antwort: wenn ich jemanden für 10 Sekunden den Hals zudrücke und dann loslassen, dann wäre es sehr überraschend, wenn er daran stirbt. Es sei denn - und dieses Risiko kennt man, man drückt irgendwas so in die Luftröhre, daß sie blockiert wird.
      Das war hier aber nicht die Todesursache.

      Besseres Beispiel: wenn eine Reihe von Jugendlichen einen Mitschüler (alle ca. 1,80 cm groß) im Freibad bei 1,20 Wassertiefe immer wieder für 5-10 Sekunden untertauchen, dann quälen sie ihn und es ist eine Schweinerei.
      Wenn er dann aber - aufgrund einer Vorschädigung - auf einmal tot wäre, dann wäre das eine völlig überraschende Situation - denn damit wäre nicht zu rechnen. Denn üblicherweise stirbt man daran nicht und mir ist kein Fall bekannt, wo es anders gewesen wäre.
      Damit läßt sich m.E. der Kölner Fall eher vergleichen.
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 14:48:34
      Beitrag Nr. 381 ()
      xylo, ich streite Dir die Fähigkeit ab, medizinischen Gutachten überhaupt inhaltlich folgen zu können. Deine Annahmen zum Tathergang sind wirklich grotesk-naiv.

      Diese medizinischen Erläuterungen waren einfach Perlen vor die Säue.



      Hier nur ein weiterer Artikel, dann klinke ich mich hier aus.

      Notzugriff versäumt
      Nach dem Erfurter Amoklauf melden sich Polizeibeamte, Ärzte und Angehörige mit Kritik an der Einsatzleitung


      ERFURT ap Mehr als zwei Monate nach dem Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium haben Angehörige der Opfer, Ärzte und Polizeibeamte schwere Vorwürfe gegen die Einsatzleitung erhoben. Die Polizei habe nicht schnell genug zugegriffen und die Rettungsteams seien nicht rechtzeitig zu den Verletzten vorgelassen worden, berichtet der Stern.

      Dagegen hatte die Thüringer Landesregierung den Einsatz in ihrem "vorläufigen Abschlussbericht" als fehlerlos hingestellt. Die pathologischen Gutachten hätten bewiesen, "dass alle Opfer auch bei einer sofortigen medizinischen Notversorgung keine Überlebenschance gehabt hätten", hieß es in dem Bericht. Am 26. April hatte der 19-jährige Robert Steinhäuser im Erfurter Gutenberg-Gymnasium innerhalb von zehn Minuten 16 Menschen und sich selbst erschossen.

      Das Magazin zitierte einen nicht näher genannten Beamten eines Sondereinsatzkommandos: "Der Einsatzleiter hat definitiv gegen die Lage entschieden. […] Wenn ich weiß, dass es verletzte Kinder gibt, muss doch die Eigensicherung zurücktreten." Die schwer ausgerüsteten SEK-Beamten seien darauf trainiert, notfalls auch als "Kugelfänger" herzuhalten. "Der ganze Einsatz war die größte Scheiße", sagte einer der SEK-Beamten dem Stern.

      Laut dem Bericht hätten Schüler den schwer verletzten Mathematik- und Physiklehrer Peter Wolff noch eine Stunde lang atmen gehört, nachdem er von dem Amokläufer mit drei Schüssen niedergestreckt worden sei. Auch der Biologie- und Chemielehrer Hans Lippe habe noch gelebt, als ihn eineinhalb Stunden nach der Tat die Retter aufgefunden hätten. "Sein Herz schlug noch ganz normal", sagte der Rettungsassistent Udo Fulge.

      Auch zwei Schüler der Klasse 8c hätten die Schüsse zunächst überlebt, worauf Mitschüler ihre Wunden notdürftig mit Kleidungsstücken versorgt hätten. Als um 13.30 Uhr endlich ein Arzt bei ihnen gewesen sei, habe er nur noch ihren Tod feststellen können. Da seien sie noch keine halbe Stunde tot gewesen.

      Der Einsatzleiter und Erfurter Polizeidirektor Rainer Grube hatte sich anstatt für einen schnellen "Notzugriff" für ein langsames Vordringen des SEK entschieden. Zu diesem Zeitpunkt war die Polizei noch von einem möglichen zweiten Täter ausgegangen. Anstatt das Gebäude zu stürmen, wie jetzt von einigen Experten gefordert, hatte das SEK zweieinhalb Stunden gebraucht, um die Schule zu durchsuchen. Polizeidirektor Grube war gestern nicht zu erreichen.


      taz Nr. 6790 vom 3.7.2002, Seite 8, 83 Zeilen (Agentur)
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 18:15:35
      Beitrag Nr. 382 ()
      ...von mir aus sind es Perlen vor die Säue: ich bin eben kein Mediziner.

      Der Punkt ist nur, daß auch die Polizisten keine Mediziner sind und daher - möglicherweise anders als Du - nicht ahnen konnten, daß ihr Verhalten lebensgefährlich war.
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 19:57:54
      Beitrag Nr. 383 ()
      xylo so einen ähnlichen Fall wie in Köln hat es in Hückelhoven,Kreis Heinsberg auch schon gegeben.Ehrlich gesagt hat mich das vorgehen dagegen am Anfang sehr gewundert,aber jetzt ist ja wieder alles im Lot.Das Opfer ist einem Stress ect. erlegen und damit alle beteiligten wieder Rehabilitiert.In Spanien begehen sie wenigstens bei der Guardia Zivil durch erhängen Selbstmord,bei uns durch Stress.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 20:29:11
      Beitrag Nr. 384 ()
      ..nun, man könnte das, was ihr hier betreibt, auch als Korps-Geist mit umgekehrten Vorzeichen bezeichnen.

      Während die Kollegen der Meinung sind "Weil es ein Polizist ist, DARF er nicht schuldig sein" herrscht bei Euch wohl die Meinung vor: "Weil sie Polizisten sind, müssen sie schuldig sein".
      Wie kann man denn ernsthaft behaupten, die Gerichtsmediziner hätten ein Gefälligkeitsgutachten abgeliefert, wenn man weder Mediziner ist noch bei der Obduktion dabei war? Wenn es nicht einmal die Angehörigen bzw. ihr Anwalt behaupten, daß das Gutachten falsch war?

      Und wie kann man als Mediziner die Behauptung aufstellen, die Polizisten hätten den Tod des jungen Mannes "billigend in Kauf genommen"?
      Das sagt sich so leicht. Aber wenn man sich vor Augen hält, was "Tod" bedeutet - nämlich viel mehr als Quälen, Foltern, Leiden lassen, Rache üben - dann kann man doch so eine Behauptung nicht ernsthaft aufstellen. Die Polizisten haben sich also gedacht: "Möglicherweise ist der Mann nach unserem ´Empfangskommitee´ tot, aber das ist ja auch egal".
      oder "Hauptsache wir quälen ihn, wird sich bestimmt keiner für interessieren, daß da ein Mensch gestorben ist" oder auch "Kann ich gut mit leben, wenn ich einen Menschen auf dem Gewissen habe"? Ja? Das sollen sie gedacht haben, wirklich???
      Wer so etwas behauptet, der kann aus meiner Sicht nur von einseitiger Ablehnung der Polizei geprägt sein - oder er hat überhaupt keine Ahnung, welche Hemmungen normale Menschen haben, jemanden umzubringen.


      2. Zum Korpsgeist speziell aber noch was anderes: wer mit Menschen zusammenarbeitet, der wird fast überall so etwas finden. Und das ist auch richtig so, weil es den Menschen ausmacht, daß man sich gegenseitig hilft und unterstützt. Auch und gerade, wenn man mal Mist gemacht hat. Natürlich zeigt man deshalb nicht wegen jeder Kleinigkeit seinen Kollegen an. Das ist bei der Polizei nicht anders als in allen anderen Berufen.
      Wenn ein Kollege sich nach heftiger Provokation mal ausnahmsweise nicht mehr beherrscht und dem Beschuldigten eine reinhaut, dann wird in aller Regel niemand das anzeigen. Wie kein Lehrer einen Kollegen anzeigt, der einen ähnlichen Fehler einmal gemacht hat (als ich Schüler war, hat zum Beispiel ein Lehrer einen Sitzenbleiber, der fast doppelt so groß und stark war wie einige andere aus der Klasse und diese deshalb gerne quälte, unter die Dusche gestellt und das Wasser laufen lassen, als er das am Rande des Sportunterrichts mitbekam. Sicher gegen jede Regel, hätte ein Verfahren wegen Kindesmißhandlung geben können. War aber wirksam, die Quälerei hörte schlagartig auf, und ohne Folgen für den Lehrer) oder kein Krankenhausarzt den Kollegen, der vielleicht eine Operation verbockt hat. Solange es nicht schlimme Folgen hatte.

      Der Zusammenhalt muß aber natürlich da aufhören, wo es richtig kriminell wird. Wo "Empfangskommittees" gebildet werden, wo Lehrer regelmäßig Kinder schlagen oder wo Ärzte ihrer Aufgabe offensichtlich nicht gewachsen sind.
      Das hat in diesem Fall - Köln - aber auch funktioniert. 2 Kollegen haben nämlich Anzeige erstattet.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 20:41:15
      Beitrag Nr. 385 ()
      Jetzt in Monitor berichtet über Polizeigewalt.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 21:22:30
      Beitrag Nr. 386 ()
      #384 Alles verstanden xylo was Du schreibst und sogar viel
      verständnis für die Situation von Polizeibeamten.Aber hier haben 2 Kollegen wie Du schreibst Anzeige erstattet,da muss
      schon sehr viel vorgefallen sein.Gerichtsmedizin arbeitet
      sehr oft Hand in Hand mit der Polizei und die Verletzungen
      waren doch Eindeutig wie auch die Aussagen der Zeugen,schön das Du glaubst ein Gutachten wäre für Zivilpersonen auch so ausgegangen,ich glaubs halt nicht.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 21:32:37
      Beitrag Nr. 387 ()
      ...okto: natürlich hab ich als erstes genau das auch gedacht, als ich von dem Gutachten in den Nachrichten gehört habe. Aber als man am nächsten Tag in der Zeitung Details lesen konnte, von DT hier reinkopiert und vom medizinischen wohl auch bestätigt, wie ich ihn verstehe - da hat sich meine Überzeugung geändert.

      Hier scheint erfreulicherweise die Vertuschungsmaschinerie nicht zu funktionieren. Die Beamten können auch so noch ausreichend bestraft werden, unter 1 Jahr werden die Haupttäter mit Sicherheit nicht davonkommen. Und damit sind sie schon mal raus aus dem Staatsdienst.

      Nur mal unter uns Nicht-Medizinern: hättest Du denn geahnt, daß man an Streß und Angst sterben kann? Außer ev. mit einen Herzfehler?

      Und ganz was anderes: was hältst du denn vom Vorschlag vom WrobelIgnatz, dass man sich mal wieder trifft??
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 22:39:23
      Beitrag Nr. 388 ()
      87 xylo gerne,vielleicht kommen ein paar leute mehr und ein Raum mit Runden Tisch wäre besser.
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 00:50:44
      Beitrag Nr. 389 ()
      Hallo zusammen,

      ich habe den Monitor-Bericht gesehen und mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, daß der Gerichtsmediziner KEIN Gefälligkeitsgutachten erstellt hat, sondern in seinem Gutachten (interpretiert für Monitor von einem Professor für Strafrecht, weil nicht wörtlich zitiert werden darf) ziemlich deutlich machte, daß der Mann an der Folge von Erstickung gestorben ist.

      Das Gehirn ist eben unmittelbar DURCH DIE TAT nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt worden.
      Die Ursache wurde in der atemphysiologisch extrem ungünstigen Bauchlage, der Fesselung (was die Nutzung der Atemhilfsmuskulatur unmöglich macht) und vor allem der durch Aufsitzen längere Zeit extrem eingeschränkten Brustatmung gesehen.

      Das ist exakt das, was ich aufgrund der mir aus der Presse zur Verfügung stehenden Infos geschlossen und hier zuvor gepostet habe. :D

      Auf die Verschlimmerung und zusätzliche Schädigung (Hirnschwellung) durch den reduzierten venösen Rückfluss aus dem Gehirn durch Aufsitzen auf dem Brustkorb mit extremer intrathorakaler Druckerhöhung ist er sicherlich auch gekommen - oder wird es noch .... :D

      Übrigens wird durch eine solche Folter nicht nur das Sauerstoff-Angebot vermindert, sondern auch durch Todesangst, vergebliche Atembemühungen, unwillkürliche, reflexhafte Abwehrbewegungen auch gleichzeitig der SAuerstoffbedarf auf ein Vielfaches des Ruhewertes ERHÖHT, was die Sauerstoffschuld (also das Mißverhältnis zwischen Angebot und Bedarf) zusätzlich extrem verstärkt.

      Gleichzeitig reduziert sich durch den hohen intrathorakalen Druck und den mangelhaften Blutrückfluß extrem das Herzzeitvolumen, was den Kreislauf kritisch erniedrigt.

      Der medizinische Gutachter kommt zu dem Schluß, daß der Tod bzw. die tödliche Gefährdung vorhersehbar war.

      Der sachbearbeitende Staatsanwalt jedoch ließ die Ermittlung wegen Körperverletzung mit Todesfolge fallen und ermittelt nur noch -trotz des eindeutigen Gutachtens- wegen Körperverletzung im Amt.

      Und das ist m.E. ein Skandal - ich persönlich sehe das als verdächtig auf Kumpanei an.
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 05:28:38
      Beitrag Nr. 390 ()
      Die Leute von Monitor sind gewieft:look:

      Gewalt bei der Polizei: Wie unparteiisch ermittelt die Staatsanwaltschaft?
      Bericht: Mike Schaefer, Monika Wagener
      Sechs Wochen ist es her, daß ein junger Kölner im Gewahrsam der Polizei zu Tode kam. Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft. Hätten die Polizisten damit rechnen müssen, daß die brutale Behandlung von Stefan N.bei der Festnahme dem 27jährigen das Leben kosten kann? Die Staatsanwaltschaft verneint schon heute die Vorhersehbarkeit und ermittelt nur noch wegen Körperverletzung, obwohl ihr eigenes medizinisches Gutachten, das auch MONITOR vorliegt, zu anderen Schlüssen kommt. Ermittelt die Staatsanwaltschaft wirklich unparteiisch? Strafverteidiger haben Zweifel und machen diese Erfahrung bei Übergriffen von Polizisten nicht das erste Mal.

      Aufstand der Anständigen - Wie ein Ministerpräsident eine Schülerin kriminalisierte
      Bericht: Mathias Werth, Julia Friedrichs
      Die Schülerin Johanna folgt dem Aufruf von Ministerpräsident Wolfgang Clement zum “Aufstand der Anständigen“ und demonstriert in Dortmund gegen Rechtsradikale. Hauptredner ist der Ministerpräsident selbst. Johanna demonstriert, wie fast alle an diesem Tag, friedlich. Doch dann wird sie von Polizisten eingekesselt, einer schlägt zu, Johanna wird bewusstlos. Daheim schreibt sie Wolfgang Clement einen persönlichen Brief und schildert darin, wie der Polizist sie niederschlug. Die Antwort kommt prompt: NRW-Innenminister Fritz Behrens kündigt Johanna an, es werde ein Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet. Und der Staatsschutz ruft Johannas Eltern an: Man wolle Johanna erkennungsdienstlich behandeln und in einer Vernehmung prüfen, ob sie zu linker Gewalt neige. Das Verfahren wird später eingestellt, doch für Johanna hat sich alles verändert.

      http://www.wdr.de/tv/monitor/beitraege.phtml

      Einmal fühlen sie sich zu Aktivitäten berufen und einmal eben nicht. Das ist ein Rechtsdehnungssystem und wird der Realität nicht gerecht und ändern wird sich auch nichts. Hier wurde die Diskussion über die Tat von Robert begonnen, hat sich was geändert:confused: bis auf Schnellschüsse im Waffenrecht:confused:

      Nein. Die noch lebenden Personen hatten nie eine Schuld, die Gesetze und Strukturen bleiben gleich. Das ist in dieser Republik konstant, eine Mischung aus Korpsgeist, Handlungsunwillen und Selbstbedienungsmentalität.

      Der nächste Robert kommt bestimmt, der nächste Polizeiübergriff auch, die nächste Abbügelung einer Unschuldigen auch.

      Machts gut, das läuft strukturell aus dem Ruder
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 09:09:29
      Beitrag Nr. 391 ()
      @ Friseuse

      Das ist in dieser Republik konstant, eine Mischung aus Korpsgeist, Handlungsunwillen und Selbstbedienungsmentalität.

      gut und sehr zutreffend formuliert
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 15:24:33
      Beitrag Nr. 392 ()
      Bei meinem nicht vorhandenen Vertrauen zu Politikern weiß ich nicht, ob ich das als ernsthafte Auffassung oder als Lippenbekenntnis einordnen soll... eigentlich traurig, daß man mittlerweile so skeptisch geworden ist...


      Kölner Polizisten couragiert

      BRÜHL epd NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) hat den beiden Kölner Polizisten "Respekt und Anerkennung" ausgesprochen, die gewalttätige Kollegen angezeigt haben. Wer schwere Straftaten begehe, müsse die Polizei verlassen, erklärte Behrens am Freitag bei der Vereidigung von Polizeianwärtern in Brühl. Wer in solchen Fällen Einhalt gebiete, trage dazu bei, "dass das beschädigte Ansehen der Polizei wieder positiv beeinflusst wird", betonte der Minister. Er forderte die Führungskräfte bei der Polizei auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Auf der Kölner Wache Eigelstein schlugen sechs Polizisten im Mai einen verwirrten Mann, der ins Koma fiel und später starb. Ein rechtsmedizinisches Gutachten bescheinigt den Beamten jedoch lediglich Körperverletzung im Amt, weil ihre Misshandlungen keine tödlichen Verletzungen hervorgerufen hätten. Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen. Er kam durch zwei Polizisten ans Licht.

      taz Nr. 6793 vom 6.7.2002, Seite 2, 32 Zeilen (Agentur)
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 22:25:45
      Beitrag Nr. 393 ()
      ... Ein rechtsmedizinisches Gutachten bescheinigt den Beamten jedoch lediglich Körperverletzung im Amt, weil ihre Misshandlungen keine tödlichen Verletzungen hervorgerufen hätten. ..

      Hat die gute taz aber schlecht aufgepaßt. Selbst hier im Thread wurde ja erkannt, daß es nicht darum ging, sondern um die Vorhersehbarkeit. Wobei man eben nicht unterstellen sollte, daß ein Polizist weiß, was ein Mediziner weiß.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 01:07:58
      Beitrag Nr. 394 ()
      @ xylophon

      Ein rechtsmedizinisches Gutachten wird keine Zuordnung einer TAt zu einem PAragraphen leisten, sondern lediglich FAkten und Wahrscheinlichkeiten als solche präsentieren.

      DAs rechtsmedizinische Gutachten kam im Gegensatz zu Deiner Behauptung zu dem (absolut zwingenden) Schluß, daß die bewußte, über einen längeren Zeitraum herbeigeführte und JEDEM IDIOTEN AUFFALLENDE schwerste Atemnot eines Menschen selbst für eher primitive, unzivilisierte Prügelbullen voraussehbar ist.

      Jedes 10-jährige Kind kann einschätzen, daß das Setzen auf den Brustkorb ein anderes Kind dieses beim Atmen behindert.

      Ich habe allmählich eine gewisse Vorstellung, vor welchen denkbehinderten Roben der eine oder andere Mediziner seine Zeit für nicht begriffene Gutachten vergeudet....

      Mannomann...

      es stimmt einfach:

      Vor Gericht und auf hoher See ist man einzig in Gottes Hand....

      .... und auf Polizeiwachen nicht selten in allerhöchster Lebensgefahr.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 22:01:28
      Beitrag Nr. 395 ()
      ..ein rechtsmedizinisches Gutachten nicht. Aber Du versuchst doch seit mehreren Postings hier zu behaupten, daß der Tod des jungen Mannes vorhersehbar war. Und da bleibe ich dabei, daß ein Polizist nicht weiß, was ein Arzt weiß. Für ihn ist es in der Regel nicht vorhersehbar, daß man an vorübergehender erschwerter Atmung sterben kann.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 22:10:47
      Beitrag Nr. 396 ()
      übertriebene Polizeigewalt gegen Zivilisten ist doch nichts neues.

      Man muß sich nur mal die alten Dick und Doof-Filme anschauen. Schon damals wurden Polizisten als Bullen
      bezeichnet.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 02:20:06
      Beitrag Nr. 397 ()
      xylo hier stimmt nicht die Waage und aus der Augenbinde
      kuckst Du auch noch.Kann seit neuestem unkenntnis vor
      gerechter Strafe schützen,so dürften Zivilpersonen sich in Zukunft auch darauf ,und auf das Strafmass berufen.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 08:12:52
      Beitrag Nr. 398 ()
      Xylo hat den Test gegen meine 12-jährige Tochter verloren:

      Im Gegensatz zu ihm hat sie rasch den tödlichen Ablauf verstanden und wundert sich nicht, daß es zum Tode führt, wen man allmählich erstickt wird..

      xylo steigert sich jetzt in die ethisch hoffnungslose Position des Strafverteidigers der Prügelbullen.

      Ich werde meine Zeit nicht weiter mit absurden Bemühungen vergeuden, Jemand Starrsinnigem, der es weder verstehen kann noch will, einen logischen Zusammenhang zu erklären.

      Hier ein interessanter Artikel zum Egoshooter-Problem - reizvoll ist dabei, daß eine staatliche Institution genau denjenigen Mechanismus als nutzbar und damit als kausal bewiesen ansieht, den die teuflische Milliardenschwere Egoshooter-Industrie mit gekauften Pseudo-Gutachten vehement gegen alle Logik abstreitet.

      Eine Steilvorlage für jeden Schadensersatz-Ankläger in den USA.



      AMERIKAS ARMY

      Hoffen auf die Gehirnwäsche

      Hier zu Lande führen solche Thesen zu hitzigen Debatten, in den USA sieht man die Sache so relaxed wie pragmatisch: Ego-Shooter, glaubt man dort, machen Kids heiß aufs Ballern. Eine ideale Art der Nachwuchswerbung, meint die US-Army.



      Americas Army: Spielt man das Rekrutierungsspiel im Netzwerk, sieht man sich selbst immer als GI


      Seit gestern ist es so weit: Die US-Armee hat mit ihrer neuesten Rekrutierungskampagne begonnen. So etwas gibt es regelmäßig, doch interessiert es normalerweise niemanden. Ziemlich uneffektiv sind die Bemühungen von Armeen in aller (reichen) Welt, Nachwuchs für einen Beruf zu bekommen, der gerade heute ganz spezifische Risiken mit sich bringt.
      Erschossen oder in die Luft gesprengt zu werden, zum Beispiel: irgendwo in der Welt, wo es gerade brennt. Nato-Soldaten kommen herum, und das gilt ganz besonders für die Soldaten der US Army.

      Deren Soldaten standen in der Vergangenheit im wenig schmeichelhaften Ruch, viel Kampfkraft und Muskelmasse, aber wenig Intelligenz mitzubringen. Dabei wünscht sich das die Army durchaus anders: Noch mehr Kampfkraft und Muskelmasse, kombiniert mit Intelligenz, zum Beispiel.

      Die hofft man dadurch anzuwerben, dass man direkt an die Computer-Kids geht: Schon Anfang der Achtziger erkannte Alexander Haig, das am Rechner genau die Fähigkeiten trainiert werden, die moderne Soldaten
      ...und den Gegner als "Terrorist": Jeder ist also "gut", der Rest eine Frage der Perspektive


      brauchen. Reaktionsschnelligkeit zum Beispiel, aber auch vernetztes Denken: Der moderne Krieg kennt keine Schlachten mehr, sondern lebt von und tötet mit kleinen, agilen Einsatzteams, die wie weiland nur Guilleros ihre schnellen Attacken vorbringen, gestützt auf allerlei digitales Hilfsgerät. Ganz wie am Rechner, wo sich Terroristen und Soldatentrupps etwa bei Counter Strike auch fast nur noch an Äußerlichkeiten unterscheiden lassen.

      Das, entschied man bei der Army, ist doch ideal: Ego-Shooter sind realitätsnah, trainieren die "richtigen" Eigenschaften und Reflexe, wirken auf manche regelrecht suchtbildend und stehen im Ruf, aggressives Verhalten auslösen zu können. Was für ein Instrument der Aus- und Weiterbildung, aber auch der Anwerbung neuer Rekruten.

      Beispiellos konsequent pumpt darum die Army in den nächsten Monaten 1,2 Millionen CDs kostenfrei unters Gamervolk in Amerika, und der Rest der Welt darf sich gern am 220 MB-Download delektieren.

      Allerdings erst, wenn wieder ein Durchkommen ist: Seit am Donnerstag morgen die Bewohner der US-Ostküste aus dem Bett fielen, stehen die sechs Download-Server unter Volllast. Stau ist angesagt, denn offenbar erfreut sich der kostenlose Egoshooter aus Armeebeständen größter Beliebtheit.


      Experten loben den Realismus bis hin zum Rückschlag der Gewehre


      Denn der ist mehr als nur ein weiteres der üblichen kleinen Werbespiele: Nein, hier geht es zur Sache. Kern des Spiels ist die Unreal-Engine, die Freunde des Genres aus "Undying" und anderen Hits kennen. Die kommt allerdings nur im Action-Teil des Spieles zum Einsatz, denn "Americas Army" ist nicht nur Ballerorgie, sondern auch Rollenspiel mit viel Pflicht, aber auch Kameradschaft, die man einsam vor dem Rechner oder im LAN dann auch schon mal üben kann.

      Das Ding soll ja schließlich keine Killer trainieren, sondern frische Soldaten gewinnen: Darüber debattiert man in den USA noch nicht einmal. Während hüben sofort die Fähnchen der Empörung in die immer nur für sehr kurze Zeit wehende Empörungs-Böe gehisst werden, herrscht drüben eitel Freude. Cool findet das die Presse fast ohne Ausnahme. "Wired" spöttelt süffisant ein wenig über die "unendlichen Karrieremöglichkeiten", die Americas Army vor dem unbedarften User ausbreite. Der Grund für die ironiegeladene Skepsis sind aber keineswegs Bedenken: "Wired" hält "AA: O" - so der nagelneue Spitzname des Spieles - unter dem Strich für einen etwas lauen Shooter.

      Immerhin aber für beachtenswert, und das denkt man anscheinend landesweit. AA: O, schreibt "Wired", sei nicht
      ...doch der wahre Realismus beginnt, wenn man auf den "Americas Army"-Button klickt: Der führt immer zur echten Army-Website


      das erste Spiel, das die Army für ihr Training einsetze, aber "das Erste, das nur zu Propaganda-Zwecken entwickelt wurde". Wow.

      Dass die Sache funktioniert, daran zweifelt kaum jemand: Vom Egoshooter hin zur Gewalt, gesellschaftsfreundlich kanalisiert in der Army - das erscheint den Amerikanern als durchaus schlüssig. "Nur daran, was dieses Spiel bei Kindern verursacht", wendet Kimberly Thompson von der Uni Harvard im "Boston Globe" ein, "hat niemand gedacht". Denn nicht alle treten ja am Ende in die Armee ein. "Was für eine Rolle wird dieses Spiel spielen, wenn diese Kinder ihr eigenes Gewaltpotenzial entdecken?"

      Keine Sorge, die Army lässt die Kids ja nicht allein. Gamer, so das Kalkül, sind auch online - und damit erreichbar. Noch kann Casey Wardynski, seines Zeichens verantwortlich für die Entwicklung des Army-Egoshooters AA: O, seine Träume nicht alle verwirklichen, doch schon das nächste Army-Trainings- und Propagandaspiel mag da neue Wege ermöglichen: Die Army will die Kids ja gar nicht allein lassen mit dem Shooter.


      Spiegel.de
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 10:24:50
      Beitrag Nr. 399 ()
      Der zuvor eingestellte Artikel geht noch weiter, ich habe den letzten Abschnitt versehentlich nicht mit kopiert.
      Hier der Schlußteil:





      Wardynski: "Das klappt jetzt noch nicht, aber in der Zukunft: Stellen Sie sich vor, Sie spielen extrem gut, schaffen es, extrem lang im Spiel zu bleiben. Mag sein, dass Sie mit einem Mal eine E-Mail von der Army bekommen, um mal zu sehen, ob Sie nicht gern zusätzliche Informationen hätten."

      Na? Extrem interessantes Konzept, oder? Großbritannien findet das schon: das dortige Verteidigungsministerium arbeitet angeblich an einem eigenen Werbe-Egoshooter. Schneller als die Amerikaner werden die Briten aber nicht sein: Die haben mit "C-Force" den Nachfolger für AA:O schon angekündigt. Spannend bleibt, ob das Kalkül aufgeht - und wie lang es wohl dauert, bis die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften ein Produkt der amerikanischen Regierung auf den Index setzt.

      Frank Patalong (Spiegel.de)


      ----------------------------------------

      In einer Leser-Umfarage stellt der "Spiegel" fest:

      "Die US Army glaubt, durch die massenhafte Verteilung realistisch gestalteter Egoshooter Rekruten gewinnen zu können. Dahinter steckt die Überzeugung, Egoshooter weckten den Wunsch nach echtem Waffengebrauch, nach Kampf."
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 13:22:31
      Beitrag Nr. 400 ()
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 16:00:14
      Beitrag Nr. 401 ()
      So präpariert man sich sein Einsatzmaterial als Nachschubreservoir, eine seichte Form von Hirnwäsche und schon arbeitet das große Getriebe wie geschmiert.

      TT
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 16:44:53
      Beitrag Nr. 402 ()
      ...toll. Du kapierst echt überhaupt nichts, D.T. Es geht nicht darum, ob man das Gutachten kapiert und hinterher weiß, ob man daran sterben kann, wenn man bestimmte Krankheiten hat.
      Sondern darum, daß man als ganz normaler Bürger das ganze nicht vorher wissen kann. Weil dem Opfer nicht auf die Stirn geschrieben stand, daß es bestimmte Krankheiten hatte, weil ein Laie - wie ich - selbst dann nicht wüßte, das diese Krankheiten Lebensgefahr bedeuten, wenn Panik ausbricht und daß kurzfristige Atemnot hier zu Tode führen kann. Was sie bei mir zum Beispiel mit Sicherheit nicht würde.

      Nur mal zur Klarstellung: ich würde es nicht begrüßen, wenn sich mehrere Beamte auf meinen Brustkorb setzen würden und ich Erstickungsangst bekommen würde. Die Beamten würden daher auch zu recht wegen Körperverletzung bestraft. Ich würde aber aller Vorsaussicht nach daran nicht sterben, weil ich ein gesunder Mensch bin, der an "so etwas" nicht stirbt. Es wäre mir unangenehm, ich würde möglicherweise Panik bekommen, um mich schlagen, im Extremfall sogar ohnmächtig werden. Aber ich würde es überleben.
      Und als normaler Mensch gehe ich davon aus, dass es bei den allermeisten anderen auch so ist.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 16:57:24
      Beitrag Nr. 403 ()
      @oktopodius #397:

      Angenommen, eine Privatperson erteilt einer anderen Privatperson im Streit eine Ohrfeige. Der Geohrfeigte hat eine wie auch immer geartete Vorerkrankung, die dazu führt, dass er an dieser Ohrfeige stirbt.

      Soll der Täter nun wegen Körperverletzung oder wegen Mordes bzw. Totschlags verurteilt werden?
      Wenn Letzteres: Müsste man dann nicht aus Gerechtigkeitsgründen jeden, der einem anderen eine Ohrfeige verpasst, wegen versuchten Mordes verurteilen?
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:10:43
      Beitrag Nr. 404 ()
      ..na gut. Wenigstens kann hier einer den Unterschied zwischen "Vorhersehbarkeit" und "nachträglicher Analyse" erkennen.

      Eigentlich war ich davon ausgegangen, daß dies klar ist, denn im Begriff "vorhersehbar" steckt ja nicht nur versehentlich das Wort "vorher".
      Und das Sprichwort: "hinterher ist man immer klüger" kennt auch fast jeder, bzw. speziell für D.T. die kölsche Version: "wer et hätt jewoßt, der et hätt jetonn", in diesem Falle besser: "nit jetonn".
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:29:27
      Beitrag Nr. 405 ()
      xylo,

      auch ein völlig Gesunder wäre mit an Sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit an diser "Behandlung" gestorben.
      Ausgenommen vielleicht Hochleistungssportler.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:31:40
      Beitrag Nr. 406 ()
      @xylo:

      Mich würde mal interessieren, wie oft sich Ärzte genau mit diesem Argument gegen den Vorwurf der Begehung von Kunstfehlern verteidigen.
      Wie viele Menschen sterben täglich, weil Ärzte die Reaktion ihrer Patienten auf eine bestimmte Therapie nicht vorhergesehen haben? Die Kausalität stellt sich dann bei der Obduktion heraus. Aber "vorhersehbar" war es angeblich nicht.

      Und weil`s so schön zum Thema passt: Wie oft decken wohl Ärzte die beruflichen Verfehlungen ihrer Kollegen?

      Da klage ich doch lieber gegen Polizisten, da habe ich vor Gericht wenigstens noch eine Chance. Wenn ich versuche, einen Arzt wegen seiner Pfuscherei zu verklagen, stehen doch sofort ganze Horden seiner Kollegen mit Gefälligkeitsgutachten bereit. Eben echter Korpsgeist. Und die Ärztekammern entziehen diesen Verbrechern in Weiss nicht mal die Approbation.

      Ganz zu schweigen von den vielen Ärzten, die unter Drogeneinfluss arbeiten und auch dabei von ihren Kollegen gedeckt werden. Wird dann gerne mit dem angeblichen Stress entschuldigt. Aber wehe, ein Polizist flippt mal aus, nachdem er ständig mit Gesocks zu tun hat. Beleidigt und angespuckt wird.
      Das entschuldigt nicht das Fehlverhalten der Polizisten in Köln. Aber gerade ein Arzt wie D.T. sollte mal vor der eigenen Haustür kehren.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:39:33
      Beitrag Nr. 407 ()
      rainer6767

      Der Stammtisch läßt grüßen, was? :laugh:

      Du bist wirklich derart primitiv in Deinen Weltbildern, daß es weh´ tut, Deine Absonderungen auch nur zu lesen.

      Du bist das inkarnierte Beispiel dafür, daß eine irgendwie bestandene akademische Ausbildung keineswegs etwas mit bildung, Vernunft oder gar Sozialkompetenz oder Intelligenz zu tun haben muss....

      Übrigens ist es vor meiner "eigenen Tür" blitzsauber.

      Wie es vor den Türen der anderen Kollegen aussieht, weiß ich nicht, aber ich bin mir sicher, Du bekommst Deine Tür nicht mehr auf.... :laugh: :D
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:42:01
      !
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      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:49:18
      Beitrag Nr. 409 ()
      Aha,

      es gibt also

      1.) Keine Kunstfehler von Ärzten

      2.) Keine Ärzte, die Fehler ihrer Kollegen durch Gefälligkeitsgutachten decken

      3.) Ärztekammern, die gegen Verfehlungen durch Berufsangehörige mit aller Entschlossenheit vorgehen

      4.) Keine Ärzte, die unter Drogeneinfluss operieren und dabei von ihren Kollegen gedeckt werden.

      5.) Ganz generell keinen Korpsgeist bei Medizinern.


      Wer etwas anderes behauptet, hat Stammtischniveau, ein primitives Weltbild, keine Bildung, Vernunft oder Sozialkompetenz. :laugh:

      Na, vielen Dank für die Aufklärung. Ich habe mich schon immer gewundert, warum ich von drei Ärzten drei verschiedene Meinungen / Therapien gehört habe zu meinem chronischen Leiden. Nun weiß ich es: Sie haben alle Recht. Denn irren kann sich ja keiner von ihnen.

      Was meine eigene Tür angeht: Auch sauber. Aber in der Tat begehen auch Wirtschaftsprüfer Fehler. Sind schließlich keine Halbgötter. Dieser Status ist nun wirklich den unfehlbaren Ärzten (und vielleicht noch dem Papst) vorbehalten.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:50:29
      Beitrag Nr. 410 ()
      #408 ist Kindergartenniveau. Darauf gehe ich nicht ein. Ist mir zu billig.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:53:10
      Beitrag Nr. 411 ()
      rainer. um der wahrheit willen: du wirst halt einfach nicht gerne mit dem niveau deiner eigenen aussagen konfrontiert. das kann ich gut verstehen.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:54:03
      Beitrag Nr. 412 ()
      Xylophon

      Wie wenig Bedeutung Verantwortung in diesem Land hat:look: ist erschreckend. Dann lobst Du den Korpsgeist und so bleibt es:look: wie es immer war. Lernen findet nicht statt, eine Weiterentwicklung findet nicht statt.

      Die Rektorin von Robert hätte längst aus dem Schuldienst entfernt werden müssen, sie war eines der zur Tat notwendigen Kettenglieder.

      Die Polizisten sind ohne jegliche Frage jedem Rechtstaat unzumutbar. Der NRW Innenminister ist über, früher gabs den Begriff politische Verantwortung.

      Personen müssen für ihre Handlungen zur Verantwortung gezogen werden, daran krankt dieses System der Selbstgefälligkeit.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:55:20
      Beitrag Nr. 413 ()
      Erklär mal, was an #406 nicht zutreffend ist.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 18:05:15
      Beitrag Nr. 414 ()
      ..nun, wenn auch ein gesunder Mensch an dieser Behandlung gestorben wäre, dann haben offenbar alle anderen das Gutachten falsch verstanden, einschließlich der Gutachter selbst. Denn immerhin war dort doch davon die Rede, dass der Tod nicht vorhersehbar war.

      Dazu noch mal ein Zitat aus der Presse, von DT hier reinkopiert:

      Die Auslegung des medizinischen Gutachtens im Fall Stephan N. ist umstritten. Der Anwalt der Familie N. macht die Beamten weiter für den Tod des Kölners verantwortlich.
      Eines ist klar: Die beschuldigten Polizisten haben Stephan N. nicht „zu Tode geprügelt“. Die Verletzungen, die die Beamten dem 31-Jährigen auf der Wache Eigelstein zugefügt haben sollen, seien „deutlich, aber nicht sehr intensiv“, heißt es in dem Gutachten, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Von größerer Bedeutung sei „die Zeitdauer der anhaltenden und sich wiederholenden Gewaltanwendung“ der Polizisten.
      Stephan N. starb an plötzlichem Herz- und Kreislaufstillstand. Er war psychiatrisch vorerkrankt und stand unter Cannabis-Einfluss. Während des Polizeieinsatzes litt der 31-Jährige unter Stress. Die Handlungen der Polizisten bewertet das Gutachten als Verstärker dieser Belastungssituation. „Polizei und Staatsanwaltschaft geben die Ergebnisse des Gutachtens unzutreffend wieder. Das ist eine unzulässige Entlastung der Beamten“, meint Lars Schöler, der die Familie des Verstorbenen verteidigt. „Die Drangsalierungen und der Stress für Stephan N. dauerten über eine Stunde. Immer wieder hat sich ein Beamter auf den Rücken von Stephan N. gesetzt und so seine Atemwege behindert.“
      Durch die Bauchlage und die Fesselung wurde die Sauerstoffaufnahme zusätzlich erschwert. Stephan N. starb schließlich an einer Unterversorgung des Hirns mit Sauerstoff. „Hätten die Beamten Stephan N. schon in der Wohnung mit Hilfe der Mutter und seines Bekannten beruhigt, dann würde er vielleicht noch leben“, so Schöler.


      Nach Auskunft der Familie hat sich also "immer wieder" ein Beamter auf den Rücken gesetzt und die Atmung zusätzlich behindert. Aber eben nicht durchgängig für eine Stunde, sondern immer wieder. Für wie lange, weiß niemand von uns.
      Jedenfalls habe ich mich früher auch beim Kämpfen mit meinen Brüdern oder Freunden im Erfolgsfall auf sie gesetzt. Niemand ist daran gestorben und niemand war auch nur nahe daran, daß er ernsthaft Schaden nehmen würde. Vielleicht solltest Du mal Deinen Sohn oder einen Freund Deiner Tochter fragen. Vielleicht ist so etwas bei Mädchen nicht üblich. Aber am Draufsetzen stirbt kein normaler Mensch. Und Stefan S. sah man nicht an, daß er kein normaler Mensch war.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 18:23:44
      Beitrag Nr. 415 ()
      ..ich lobe nicht den Korps-Geist. Ich finde ihn bis zu bestimmten Grenzen normal. Hier wurde die Grenze deutlich überschritten - und der Korps-Geist endete. Zum Glück.

      Dass wegen der Fehler einzelner Beamter der Innnenminister zurücktreten soll, geht aber wohl reichlich weit. Nicht mal der Polizeipräsident trägt hierfür Verantwortung, im Gegenteil, er hat von Anfang an die Aufklärung vorangetrieben und sich damit bei den Beamten nicht unbedingt beliebter gemacht. Sein Rücktritt wäre also eher schädlich.

      Wieso die Direktorin raufliegen soll, versteh ich ebensowenig. Wenn ein Schüler durchs Abitur fällt und das nicht verkraftet, dann sind die Lehrer schuld???


      Dem letzten Satz stimme ich dagegen zu: Personen müssen zur Verantwortung gezogen werden. Aber nicht einfach irgendwer, der sich gerade anbietet, sondern die Schuldigen.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 19:19:24
      Beitrag Nr. 416 ()
      @ll

      Das Posting #408 von User @Deep Thought wurde
      entfernt. Damit stimmen die Postingbezüge und
      Zuweisungen nicht mehr. Ich bitte die Teilnehmer
      hier noch einmal um mehr Sachlichkeit und
      weniger Beleidigungen.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 19:37:58
      Beitrag Nr. 417 ()
      Damit stimmen die Postingbezüge und
      Zuweisungen nicht mehr.


      DANKE, o "BoardMod" !
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 19:46:26
      Beitrag Nr. 418 ()
      da wird D.T. die Welt nicht mehr verstehen:

      Ein Posting von ihm, dem legendären Begründer der "sachlichen Diskussion" ganz eigener Qualität - wird entfernt.
      Während der menschenverachtende bösartige Rainer6767 ungeschoren davonkommt. Wie kann das nur angehen?

      (vielleicht helfen bei der Beantwortung der Frage die Stichworte: "Selbstbild" und "Fremdwahrnehmung"). :D
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 20:57:03
      Beitrag Nr. 419 ()
      :laugh:

      Also, lieber MOD, ich finde der Bezug von #409 zu #408 ist durch die strenge Zensur erst richtig stimmig geworden.... perfekt.

      Ich hätte das ja nicht schreiben dürfen, ohne gleich zensiert zu werden.....


      Aber rainer6767 ist ja für mich eingesprungen.... :laugh:

      :D :D :D :D :D

      Danke.

      :kiss:
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 21:02:58
      Beitrag Nr. 420 ()
      ... und jetzt möchte ich den verbleibenden Diskussionspartnern dieses Threads hier noch viel Spaß ohne mich wünschen....

      mir reicht es jedenfalls.

      Bye bye....
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 21:03:43
      Beitrag Nr. 421 ()
      rainer6767 hat jetzt die Lufthoheit über den Stammtischen wieder errungen.

      Gratuliere.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 21:10:10
      Beitrag Nr. 422 ()
      Immer schön nachkarten, statt sich mal für eine unglaubliche Entgleisung zu entschuldigen, ja?

      Spricht für Deine Reife.

      Deine Tochter tut mir leid. Sie wächst auf ohne ihre Horizonte erweitern zu können. Denn da ist ein übermächtiger Vater, der ihr die Welt erklären muss, wie er sie versteht.
      Und in dieser Welt gibt es eben nur sehr einfache Erklärungsmuster.
      Böse Bullen, gute Ärzte.

      Und wer sich kritisch mit unserem Sozialsystem auseinandersetzt, ist ein Neonazi oder ein Sozialdarwinist. Ich bin ja nicht der einzige, der sich diese üble Verleumdung von Dir gefallen lassen musste.

      Danke, dass Du diesen Thread zukünftig mit Deinen unausgegorenen Hasstiraden verschonst.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 21:21:55
      Beitrag Nr. 423 ()
      nur noch das:

      Leider kann ja jetzt Niemand mehr lesen, was ich schrieb...

      ich stehe dazu.

      Wer fordert, daß "Sozialhilfeempfänger nicht auch noch Kinder bekommen" sollten und Opfer von Polizisten als "Gesocks" bezeichnet, der muss sich gefallen lassen, zu Recht in die Nähe von rechtsradikalem Gedankengut gerückt zu werden.

      @ BoardMOD

      Lies´ Dir die von mir korrekt zitierten postings von rainer6767 erst einmal durch, bevor Du hier wild den Falschen zensierst.

      :kiss:
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 21:27:40
      !
      Dieser Beitrag wurde vom System automatisch gesperrt. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an feedback@wallstreet-online.de
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 21:40:26
      Beitrag Nr. 425 ()
      @Deep Thought

      Es steht dir genau wie jedem anderen frei, sich per BM oder
      in dem von mir eröffneten Thread in diesem Forum über gegen
      die Boardrichtlinien verstoßende oder beleidigende Postngs
      zu beschweren. Was dann von den meisten Threads übrigbleibt,
      kannst du dir selber ausmalen. Ich denke gar nicht daran,
      mir euern ganzen Mist durchzulesen und für irgend jemanden
      Partei zu ergreifen. Wer sich lieber gern beschimpfen läßt -
      bitteschön. Wer nicht - siehe oben, Angabe der Postingnummer
      und des Threadtitels genügt.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 23:50:56
      Beitrag Nr. 426 ()
      Ich wußt es doch (vgl. 417). :D

      "Lies´ Dir die von mir korrekt zitierten postings von rainer6767 erst einmal durch, bevor Du hier wild den Falschen zensierst". :cry:
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 01:13:56
      Beitrag Nr. 427 ()
      Ich habe eine ziemlich konkrete Vorstellung von Deiner von Dir angeführten "chronischen Erkrankung"....

      Aber musst Du immer andere hier im Board mitleiden lassen?? :D
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 01:32:56
      Beitrag Nr. 428 ()
      @ll

      Das Posting #423 von User @Rainer6767 wurde
      entfernt. Damit stimmen ... usw.
      Ich bitte die Teilnehmer hier noch einmal um
      ... wie gehabt.

      MfG

      Kleiner Vorschlag: Was haltet ihr davon, eure
      Beleidigungen fürs erste separat in ein Posting
      zu setzen, das läßt sich doch viel bequemer
      entfernen ? Ich begreife Leute nicht, die sich
      die Mühe mit der ganzen Schreiberei machen, nur
      um mit einigen Beleidigungen dafür zu sorgen,
      daß das ganze Posting wieder entfernt wird.
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 01:52:14
      Beitrag Nr. 429 ()
      durch die ganze Löscherei gefällt mir #409 jetzt besonders gut :laugh:
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 02:00:28
      Beitrag Nr. 430 ()
      @blauerDiamant

      Wenn wir wieder beim Eröffnungsposting angekommen sind
      kapieren sie es dann vielleicht doch noch von ganz allein.

      MfG

      Möchte sich noch jemand über ein beleidigendes
      Posting beschweren ? Ich sitze gerade günstig ...
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 02:21:41
      Beitrag Nr. 431 ()
      @BoardMod

      ich hab mal ne konstruktive :D:confused: Frage bzw. nen Vorschlag :D

      könnte man ein gelöschtes Posting nicht ersetzen durch ein Posting mit dem Inhalt:

      "Dieses Posting wurde gelöscht" o.ä. ??
      dann würden wenigstens die Bezüge noch stimmen.

      Wenn dieser Vorschlag Schrott ist, könntest du dieses Posting ja löschen ... wo du gerade dabei bist ;)

      mfG bD.
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 02:32:16
      Beitrag Nr. 432 ()
      @blauerDiamant

      Vorschläge dieser ofer ähnlicher Art gab es schon des
      öfteren. Mit etwas Mühe wird man im FEEDBACK fündig
      oder quält alternativ das Community-Team von WO mit der
      Neueröffnung eines Threads zu diesem Thema.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 02:36:54
      Beitrag Nr. 433 ()
      .....quält alternativ das Community-Team von WO mit der
      Neueröffnung eines Threads zu diesem Thema.
      :laugh:

      OK, habs verstanden, werde mich mit Vorschlägen zurückhalten und trink lieber noch ein Bier

      Prost
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 02:44:38
      Beitrag Nr. 434 ()
      @blauerDiamant

      Da hast du wohl etwas falsch verstanden. Allerdings liegt
      das sicherlich an der mir selbstauferlegten Smilie-Diät.

      MfG
      Avatar
      schrieb am 10.07.02 03:02:58
      Beitrag Nr. 435 ()
      @BoardMod

      kann sein, aber ich werde mir die Mühe dennoch nicht machen.
      Bisher ist von mir noch kein einziges Posting gelöscht worden,
      obwohl ich durchaus nicht immer freundlich war.

      Wenn man bei WO nicht wirklich beleidigend wird, kommt man gut über die Runden.

      Daß hier auch mal was gelöscht wird, was bei genauerer Betrachtung nicht nötig war,
      ist normal :D

      Insgesamt macht ihr gute Arbeit.

      mfG.
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 11:28:24
      Beitrag Nr. 436 ()
      #195 von blauerDiamant 03.05.02 20:53:51

      "Nabend zusammen eigentlich wollte ich gerade einen so schönen, wohlüberlegten Beitrag reinstellen

      aber nein ... der Zensurfilter bei wo hat ihn offensichtlich direkt an den globalen Papierkorb weitergeleitet
      und meine Verbindung gekappt.

      jetzt hab ich keine Lust mehr"



      Abgestürzt oder doch gelöscht?

      Gruß loop27
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 11:54:06
      Beitrag Nr. 437 ()
      Hey loop27, hast du dafür jetzt extra den ganzen Thread gelesen ? :D

      bei #195 handelte es sich nicht um ein Posting, welches nachträglich gelöscht wurde.
      Ich habe es abgeschickt, aber es kam nie an !

      Also, wenn dir #433 zu positiv rüberkam, dann hast du schon recht,
      ich habe auch oft gemeckert :D

      Gruß bD.
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 12:03:51
      Beitrag Nr. 438 ()
      ich komme aus erfurt und habe deshalb diesen thread mit besonderem interesse verfolgt aber nie gepostet,

      weiß auch nicht warum ich gerade jetzt poste, denn dieser thread scheint tot zu sein, mir fiel halt nur das damalige posting von dir ein und wollte kurz ein feedback dazu

      Grund:

      ich hasse nichts mehr als intelektuelle dummschwätzer, hirnlose pusher und charakterlose zombies

      ich liebe aber geschickte argumentation, eleganten wortwitz und intelligenten humor (auch wenn er tlw. leicht entartet und zu nonsens werden kann, aber das ist gut für das kindische gemüt)

      nichts für ungut bin eben ständig auf der suche nach inhalten
      Avatar
      schrieb am 17.07.02 12:52:19
      Beitrag Nr. 439 ()
      @loop27

      wenn man sich nie aktiv an einer Diskussion beteiligt, läuft man natürlich auch nie Gefahr,
      kritisiert zu werden, oder seine Meinung auch mal überdenken zu müssen.
      Gerade bei einem Thema wie diesem, ist es nicht immer ganz einfach,
      die richtigen Worte zu finden.

      Insofern finde ich es immer ein wenig schade, wenn jemand "nur" Leser ist.

      Der Thread scheint aber in der Tat tot zu sein, schade.

      Gruß bD.
      Avatar
      schrieb am 22.11.02 18:11:30
      Beitrag Nr. 440 ()
      Liebe Gutmenschen und andere Schwachmaaten,

      wurden aus den Geschehnissen Konsequenzen gezogen:confused: Hat sich was verändert:confused:
      Avatar
      schrieb am 21.04.03 14:52:43
      Beitrag Nr. 441 ()
      Der Mensch ist ein vergessliches Wesen. Was ist denn nun die praktische Folge all der zur Schau getragenen Empörung:confused:
      Avatar
      schrieb am 27.06.03 09:44:24
      Beitrag Nr. 442 ()
      Im Artikel wurde unter anderem vergessen, zu erwaehnen, dass der Mann sich wehrte, weil er Todesangst hattte.

      Die Polizisten haben ihn naemlich nicht nur an Armen und Beinen gefesselt, sondern sich auch auf seinen Brustkorb GESETZTT, was zu schwerster Atemnot und Todesangst fuehrt.

      Das beschriebene Hirnoedem alms Todesursache kann sehr leicht mit der Behandlung durch die Bullizisten erklaert werden.


      In Koeln ist allgemein bekannt, dass insbesondere das Treppenhaus des ehemaligen POlizeipraesidiums am Waidmarkt regelmaessig derart "glatt" ist, dass immer wieder einmal Verhaftete "versehentlich die Treppe herunter" gefallen sind....





      SPIEGEL ONLINE - 26. Juni 2003, 17:47
      URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,254746,00.html



      Kölner Polizistenprozess

      Faustschlag als "Schocktherapie zur Beruhigung"

      Sechs Polizisten müssen sich vor dem Kölner Landgericht wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten. Im Mai vergangenen Jahres sollen sie einen 31-Jährigen bei der Festnahme geschlagen und getreten haben. Knapp zwei Wochen später starb er in einem Krankenhaus.



      Tatort Polizeiwache Eigelstein in Köln



      Köln - Die Staatsanwaltschaft wirft den Beamten gemeinsame Körperverletzung im Amt mit Todesfolge vor. Zu dem Prozess sind mehr als 60 Zeugen geladen.

      Am Abend des 11. Mai 2002 spielten sich dramatische Szenen ab. In einer Wohnung in der Kölner Innenstadt, wo der 31-jährige bei seiner Mutter wohnte, hörten Nachbarn einen Streit und alarmierten die Polizei. Der Mann habe sich heftig gewehrt, sagten die Polizisten aus. Die Situation sei "absolut beängstigend" gewesen. [Anm: Fuer wen??? ]

      Unter anderem befürchteten die Polizisten, der Mann können sie beißen oder auf andere Weise verletzen. Sie fesselten ihn an Händen und Füßen.

      Vier Beamte trugen den Mann fünf Etagen durch das Treppenhaus nach draußen. Dabei seien sie wegen der Gegenwehr des Mannes bis zu sechs Mal gestürzt. Ein Polizist sagte, nach seiner Meinung seien die schweren Verletzungen des Mannes dadurch entstanden.

      Doch auch auf der Wache ging die Gewalt weiter. In einer Sicherheitsschleuse und in einer Zelle wurde er nach Angabe mehrerer Angeklagter geschlagen. Auf dem Boden war eine Blutspur zu sehen. In der Nacht war der Festgenommene in einer Klinik ins Koma gefallen und dort später gestorben.


      Am ersten Verhandlungstag machte einer der Beschuldigten im Alter zwischen 26 bis 41 Jahren von seinem Verweigerungsrecht Gebrauch. Die anderen sagten zum Teil sehr ausführlich zur Sache aus.

      Einer der Beschuldigten gab einen Faustschlag gegen das Jochbein des Mannes "als Schocktherapie zur Beruhigung" zu. Andere Angeklagte erklärten, sie hätten nichts gesehen oder würden die Kollegen nicht kennen, die um den am Boden liegenden Schreiner herumgestanden hätten. Nur ein Beamter, der damalige Wachführer, äußerte Bedauern über den Tod des Mannes.

      Blutspuren auf dem Weg zur Zelle


      Den Angeklagten drohen drei bis 15 Jahre Haft. Für den Prozess sind zehn Verhandlungstage angesetzt; er wird am Montag fortgesetzt.

      Dann wird der Vorsitzende Richter Bruno Terhorst unter anderem klären müssen, woher die Blutspur auf dem Weg in die Zelle kam, und warum niemand darauf reagierte.

      Der Bruder des Opfers, der als Nebenkläger auftritt, sagte, er erwarte vor allem Aufklärung über den Tathergang. So wolle er wissen, warum sein Bruder festgenommen worden sei, obwohl beim Eintreffen der Polizei der Streit mit der Mutter längst beendet gewesen sei.


      Nach einem Gutachten der Kölner Rechtsmedizin verursachte die Gewaltanwendung der Polizisten keine tödlichen Verletzungen. Todesursache sei ein durch Herzstillstand hervorgerufenes Hirnödem.

      Ein zweites Gutachten berücksichtigte, dass der Mann extrem erregt war, was durch eine akute schizophrene Psychose verstärkt worden sei.

      Der Musiker und Handwerker litt an einer Thrombose und hatte an dem Abend Drogen genommen. Das zweite Gutachten kam daher zu dem Schluss, dass "polizeiliche Zwangsmaßnahmen mitursächlich für den Tod" des Festgenommenen gewesen sein könnten.




      .
      Avatar
      schrieb am 10.09.03 11:03:19
      Beitrag Nr. 443 ()
      .
      Avatar
      schrieb am 15.10.03 22:31:34
      Beitrag Nr. 444 ()
      442 ist inzwischen widerlegt. Das Urteil, das ich allerdings für falsch halte, dazu gab es einen anderen Thread - hat klar bestätigt, dass die Beamten bis zum Eintreffen auf der Wache absolut rechtmäßig gehandelt haben. Jedes "Wehren" bis dahin war also "Widerstandsleistung" und damit strafbar.
      Avatar
      schrieb am 16.10.03 21:50:13
      Beitrag Nr. 445 ()
      Es gibt in den USA - wo man grundsaetzlich extrem brutal vorgeht, den durch Gerichtsmediziner gepraegten Begriff des "Todes durch erzwungene Haltung" , kommt nicht selten beispielsweise durch extremes erzwungenes Vorbeugen des Oberkoerpers im Sitzen vor.

      Ist halt ein medizinisches Problem der Atemphysiologie und JEDEM US-BEAMTEN bekannt, obgleich das diese keineswegs immer daran hindert, so vorzugehen.


      Mach Dich einfach mal etwas kundiger.

      Im Uebrigen sind Urteile von der Guete der Gutachter abhaengig - denn Richter haben nun mall allenfalls juristische Fachkenntnisse.
      Manchmal nicht einmal das, gell, xylo???
      ;) :D
      Avatar
      schrieb am 16.10.03 23:25:25
      Beitrag Nr. 446 ()
      Avatar
      schrieb am 16.10.03 23:40:55
      Beitrag Nr. 447 ()
      Im Uebrigen.... :D


      Euer Ehren als Onanist


      In Frankreich droht einem Richter die Suspendierung, weil er während der Plädoyers der Anwälte im Gerichtssaal masturbiert haben soll. Justizminister Dominique Perben lässt den Vorfall prüfen und befürwortet eine Bestrafung des Richters, wurde aus seinem Ministerium in Paris bekannt.

      Die westfranzösische Zeitung „La Charente libre“ berichtete am Donnerstag, der Richter am Gericht von Angoulême habe nach den Aussagen von mehreren Zeugen seine Robe gehoben, die Hose aufgeknöpft und sich selbst befriedigt. Der von Perben mit der Untersuchung beauftragte Richterrat dürfe den Kollegen zeitweise von seinem Amt entbinden.

      16.10.03, 14:07 Uhr focus.de
      Avatar
      schrieb am 13.11.03 20:02:13
      Beitrag Nr. 448 ()
      Aus dem Literaturverzeichnis von Arno Gruen:

      Die politischen Konsequenzen der Identifikation mit dem Aggressor. Das Bedürfnis, bestrafen zu müssen :

      http://info.uibk.ac.at/c/c6/bidok/texte/beh1-00-identifikati…

      Identität und Unmenschlichkeit, ein Vortrag Arno Gruens, Auf Cassette beim Walter-Verlag erhältlich. Dieser Vortrag ist eine sehr gute Zusammenfassung seiner Thesen. Sehr hilfreich als Einstieg.


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