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    Pitbull auf Analysten-Jagd - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.04.02 15:56:20 von
    neuester Beitrag 28.04.02 12:36:12 von
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      schrieb am 27.04.02 15:56:20
      Beitrag Nr. 1 ()
      SPIEGEL ONLINE - 26. April 2002, 18:08
      URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,193799,00.html
      US-Wertpapieraufsicht

      Pitbull auf Analysten-Jagd

      Von Matthias Streitz

      Dank der Ermittlungen des Generalstaatsanwalts Spitzer ist in den USA ein neuer Sport in Mode: Hetz-den-Analysten. Jetzt prüft auch die Wertpapieraufsicht SEC die absurden Kaufempfehlungen aus den Zeiten des Internetbooms. Dass ihr Chef keine Beißhemmung kennt, hat er kürzlich bewiesen.


      Washington/New York - Mit seinen runden Brillengläsern und seiner rundlichen Figur sieht Harvey Pitt viel zu gutmütig aus für einen Sheriff. Wie ein Professor wirkt er - oder ein gemütlicher Rechtsanwalt. Und genau das war Pitt auch, bevor er im August von New York nach Washington umzog und Chef der staatlichen Wertpapieraufsicht SEC wurde. In den Geldhäusern der Wall Street war damals das Aufatmen hörbar. Pitt galt als zahm, als einer aus dem Club. Schließlich arbeitete er vorher bei einer börsennahen Kanzlei. Auf seiner Klientenliste stand auch Merrill Lynch, das größte US-Wertpapierhaus. Einmal vertrat der Staranwalt Merrill in einem Prozess gegen jene Behörde, die er nun leitet.

      Wie sich Loyalitäten ändern: In dieser Woche hat Pitts SEC eine "formelle Untersuchung" der Analystenzunft ins Rollen gebracht. Auch die Börsenkommission geht nun dem Verdacht nach, dass die Analysten fast wertlose Aktien zum Kauf empfahlen - und dabei hofften, dass die gepriesenen Firmen sich mit Aufträgen fürs Investment Banking revanchieren. Nach Pitts Ankündigung am Donnerstag gab der Aktienkurs von Merrill Lynch, seit Anfang April auf Talfahrt, noch einmal um 2,5 Prozent nach, die Aktien anderer Wertpapierhäuser verloren teilweise stärker. Vorschusslorbeeren für Pitt und sein Ermittlerteam.

      Das Energiebündel döste

      Seit Monaten versucht der 57-jährige New Yorker, sein Image als Darling der Wall Street abzuschütteln - zunehmend mit Erfolg. Anfang April verdonnerte Pitt den Kopierer-Konzern Xerox zu einer Rekordstrafe von zehn Millionen Dollar, weil er in seinen Bilanzen getrickst haben soll. Selten hat die SEC so viele Aktien vom Handel ausgesetzt, so viele Zeugen zwangsvorgeladen wie in der kurzen Ära Pitt. Nach dem Enron-Kollaps preschte Pitt mit Ideen für ein neues Kontrollgremium vor, das den Wirtschaftsprüfern genauer auf die Griffel schaut. Aus dem Schoßhündchen der Konzernchefs werde ein "Pitt Bull", kalauerte die "Business Week".



      Seine jüngste Untersuchung hat Pitt mit reichlich PR-Tamtam angekündigt. Nach einer Rede in New York gab er bereitwillig Interviews, seine Behörde schickte eine eilige Pressemitteilung herum. Auch das ein Stilwechsel für die SEC, die früher für Diskretion bekannt war. Vermutlich wollte Pitt so verlorenen Boden gutmachen. Denn der sonst so energiegeladene Mann, der angeblich nur fünf Stunden pro Nacht schläft, sah in der "Analystenaffäre" bisher nicht aus wie ein Protagonist. Eher wie ein Getriebener, der die Arbeit von anderen machen lässt.

      Kritiker an allen Fronten

      Zum Beispiel von Eliot Spitzer, dem New Yorker Generalstaatsanwalt. Spitzer war es, der Anfang des Monats hochnotpeinliche E-Mails aus dem Internet-Research von Merrill Lynch veröffentlichte. Der gefallene Star-Analyst Henry Blodget und seine Untergebenen, so war da zu lesen, beschimpften Internetaktien intern als "Dreck" - und empfahlen sie dennoch als Route zum Reichtum. Während der Staatsanwalt einen PR-Coup sondergleichen landete, sah die eigentlich zuständige SEC blass und untätig aus.




      In Sachen Analysten-Ermittlungen, so scheint es, macht der Ex-Staranwalt eben alles falsch - egal was er tut. Jetzt, wo er versucht, die Initiative an sich zu reißen, werfen ihm Kritiker Opportunismus vor. Pitt habe es offensichtlich nicht ertragen, dass ihm Spitzer die Schau stiehlt. Andere vermissen präzise Aussagen zur Stoßrichtung der Ermittlungen. Die offizielle SEC-Mitteilung nennt keine Namen verdächtiger Banken, spricht nur allgemein von "Interessenkonflikten zwischen Research und Investment-Banking". Ein drittes Kritikerlager meint, Pitt solle sich besser ganz aus dem Verfahren heraushalten - wegen seiner früheren Kontakte zu Merrill & Co. sei er Partei.

      Was die Nörgler übersehen: Es ist unwahrscheinlich, dass sich Pitt und Spitzer mit konkurrierenden Ermittlungen das Wasser abgraben. Diese Woche haben sich beide getroffen und abgesprochen. Da Pitt vom Kongress ernannt wurde - und nicht wie Spitzer von den Bürgern gewählt - kann er unabhängiger operieren. Spitzer wird zwangsläufig Populismus vorgeworfen. Und die SEC brütet sowieso schon seit Monaten gemeinsam mit der Börse NYSE und dem Wertpapierhändler-Verband NASD über einem neuen Kodex für Analysten, der die Selbstkontrolle der Banken auf ein neues Fundement stellen soll. Spitzer mag publicitywirksam gegen Einzel-Analysten vorgehen, deren Ruf ohnehin besudelt ist. Derjenige, der durch strengere Spielregeln künftige Exzesse à la Blodget verhindern kann, ist Harvey Pitt.

      © SPIEGEL ONLINE 2002
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      schrieb am 28.04.02 12:36:12
      Beitrag Nr. 2 ()


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