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    Kubicki: Möllemann muß sich nicht entschuldigen - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.06.02 18:02:07 von
    neuester Beitrag 04.06.02 23:31:26 von
    Beiträge: 30
    ID: 594.343
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      Avatar
      schrieb am 04.06.02 18:02:07
      Beitrag Nr. 1 ()
      Antisemitismus-Streit

      Kubicki: Möllemann muss sich nicht entschuldigen

      Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki ist zufrieden. Sein Parteifreund Jürgen Möllemann hat sich im parteiinternen Streit um den Abgeordneten Jamal Karsli durchgesetzt. Dass dieser Sieg mit der ersten Niederlage des Bundesvorsitzenden verbunden war, schwäche Guido Westerwelle nicht - so sagt es jedenfalls Kubicki im FAZ.NET-Gespräch. Derweil kritisiert der Chef der Kieler FDP-Landtagsfraktion Michel Friedman, den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden.

      Haben Sie damit gerechnet, dass sich Ihr Parteifreund Möllemann gegen den Parteivorsitzenden Westerwelle und das Präsidium durchsetzt?

      Eine demokratische Partei hat mit ihrem 31-köpfigen Führungsgremium entschieden. Und sie hat sich so entschieden, wie ich das erwartet habe. Wenn Herrn Karsli nichts Neues vorzuwerfen ist, kann er auf Bewährung der nordrhein-westfälischen Landtagsfraktion angehören. Ich halte diese Entscheidung für gerechtfertigt.

      Hätte Westerwelle besser auf die Machtfrage verzichten sollen?

      Nein. Ich erwarte von jedem Parteimitglied - auch von meinem Bundesvorsitzenden -, dass er sich mit seiner Meinung einbringt. Aber niemand darf erwarten, dass er sich immer mit seiner Meinung durchsetzt. Wir leben in einer Demokratie und das ist gut so. Wir leben nicht nach dem Führerprinzip: Führer befiehl, wir folgen. Auch der SPD-Vorsitzende Schröder wollte mit einem Machtwort verhindern, dass es in Berlin zu einem rot-roten Senat kommt. Am Ende gab es ihn. Man muss dies einfach als demokratischen Prozess akzeptieren lernen.

      Damit tun sich einige in Ihrer Partei schwer: Der Fraktionsvorsitzende Gerhardt, Frau Leutheuser-Schnarrenberger und andere karten jetzt nach.

      Ich kann die Positionen der beiden nachvollziehen. Sie machen sicherlich von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch. Allerdings wundert mich das. Wir haben doch inzwischen mehrere einstimmige Beschlüsse, hinter denen sich alle versammelt haben. Zudem haben wir einen deutlichen Mehrheitsbeschluss des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. Das sind doch nicht alles unvernünftige Menschen. Am vergangenen Freitag haben wir einstimmig die Berliner Erklärung verabschiedet - davon gibt es kein Jota abzustreichen. Da wird aber auch nichts draufgesattelt. Ich bitte dringend darum, dass die Partei zu ihrer inneren Geschlossenheit zurückfindet.

      Hielten Sie es für klug, wenn sich Möllemann nach seinem FDP-internen Sieg souverän zeigte und sich bei Michel Friedman für seine Bemerkungen entschuldigte?

      Ich glaube nicht, dass er sich öffentlich entschuldigen muss. Entschuldigungen fordert man nicht öffentlich ein und gibt man auch nicht öffentlich. Das kann zwischen den beiden möglicherweise nach einem Gespräch das Ergebnis sein. Mir geht es darum, dass Herr Friedman die Bemerkung nicht auf sich persönlich bezogen, sondern generalisiert hat. Es geht darum, dass er es mit seiner Form der Polarisierung mittlerweile geschafft hat, dass wir uns nicht mehr um die Frage kümmern, wie es den Menschen in Israel und Palästina geht, sondern nur darum, welche Befindlichkeit Michel Friedman oder Paul Spiegel haben. Ich habe heute vernommen, dass Paul Spiegel erklärt hat, das Tischtuch zwischen dem Zentralrat der Juden und Herrn Möllemann sei endgültig zerschnitten. Das täte mir leid, aber das müsste ich akzeptieren. Wir leben in einem freien Land, in dem jede Organisation ihre Entscheidungen autonom trifft.

      Laut einer Forsa-Umfrage liegt die FDP jetzt erstmals seit zwei Wochen wieder unter zehn Prozent. Wenn es eine Strategie der Liberalen gab, muslimische Staatsbürger und die von den angeblich politisch-korrekten Parteien Enttäuschten anzusprechen, so scheint diese nicht erfolgreich zu sein.

      Forsa-Umfragen beeindrucken mich weder nach oben noch nach unten. Ich halte das Meinungsforschungsinstitut auch für ein Meinungsbildungsinstitut - im Auftrag verschiedener Interessengruppen. Unabhängig davon denke ich schon, dass derzeit das Bild der FDP diffus ist und deshalb die Wähler-Zustimmung abnimmt. Das ist eine Folge des internen, nach außen getragenen Streits, den ich für sehr unglücksselig halte und der sofort beendet werden sollte. Wenn Sie sich aber andere Umfragen anschauen, dann sehen Sie, dass eine Mehrheit der Auffassung ist, dass sich Möllemann nicht entschuldigen sollte. Wichtig für uns muss jetzt sein, dass wir geschlossen auftreten.

      Aber der mitgliederstärkste Landesverband der Partei hat Westerwelle, den die Liberalen erst vor einem Monat zum Kanzlerkandidaten gekürt haben, jetzt bereits wieder demontiert.

      Nein, das sehe ich nicht. Sonst müsste ja alles, was Guido Westerwelle sagt, eins zu eins umgesetzt werden. Dann könnten wir die demokratischen Parteien abschaffen und bräuchten nur noch die Parteiführer. Ich sehe nicht, dass er geschwächt wurde. Im Gegenteil, ich halte ihn für den stärksten Vorsitzenden der letzten 15 Jahre. Das dokumentiert er durch sein demokratisches Selbstverständnis auch nach außen.

      Zur Wahlkampfstrategie: Erfordert die Abstimmung vom Montag jetzt nicht eine stärkere Position Möllemanns im Team? Muss er aus der Nische als Beauftragter für Innere Sicherheit raus?

      Nein, das glaube ich nicht. Es gibt eine vereinbarte Feldaufteilung, die funktioniert. Ich bin gegen dieses Kinderspiel „Wer ist der Stärkere im Land“. Die Partei wird insgesamt mit ihren Führungspersonen und ihrer Programmatik am 22. September besser abschneiden als momentan prognostiziert.

      Quelle: http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=upt…

      Weitere Nachrichtenseiten: http://www.germany-pool.de/
      .
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 18:05:48
      Beitrag Nr. 2 ()
      Wieviele Scheiss-Threads zu diesem Scheiss-Thema wollt ihr denn noch aufmachen? Gibts in Deutschland denn sonst keine Probleme mehr! Heildandsack!:mad:
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 18:07:38
      Beitrag Nr. 3 ()
      Du Depp du.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 18:12:39
      Beitrag Nr. 4 ()
      Genau!:laugh:
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 18:32:26
      Beitrag Nr. 5 ()
      Kubicki hat es gut formuliert mit den "Befindlichkeiten" von Friedman und Spiegel ...

      "Mir geht es darum, dass Herr Friedman die Bemerkung nicht auf sich persönlich bezogen, sondern generalisiert hat. Es geht darum, dass er es mit seiner Form der Polarisierung mittlerweile geschafft hat, dass wir uns nicht mehr um die Frage kümmern, wie es den Menschen in Israel und Palästina geht, sondern nur darum, welche Befindlichkeit Michel Friedman oder Paul Spiegel haben."

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      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:14:39
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ich fordere einen Aufstand der Demokraten: Jeder aufrechte Demokrat sollte dieses durchsichtige Spiel des Zentralrates durchschauen. Wann gibt es endlich eine Großdemo gegen unberechtigte Antisemitismus-Vorwürfe vor dem Büro des Zntralrates?

      Während in Palästina (meist) Unschuldige dutzendweise abgeschlachtet werden, während seit Jahren UNO-Resolutionen nur noch belächelt werden und die Kriegspolitik des Herrn Sharon den Nahen Osten immer weiter destabilisiert hat Herr Friedmann nichts besseres zu tun als aus einem etwas unglücklich formulierten Satz eine Staatsaffäre von so großem Ausmaß zu machen, dass alle anderen politischen Thmen hinten anstehen müssen.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:22:55
      Beitrag Nr. 7 ()
      Na Lancelot der Jud immer Schuld? Sowohl bei uns als auch in Palästina?
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:29:43
      Beitrag Nr. 8 ()
      @Brave...laß Ivanhoe entscheiden..
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:29:58
      Beitrag Nr. 9 ()
      @Braveheart: Kennst Du ein anderes Land, dass UNO-Resolutionen ungestraft mißachten darf? Kennst Du eine andere Institution in Deutschland, die so unantastbar ist wie der Zentralrat?

      Was momentan abläuft bringt dem Zentralrat aber nicht gerade Sympathie ein. Gäbe es Umfragewerte wäre die Beliebtheit des ZR wohl noch nie so schlecht wie heute. Und das hat nicht Herr Möllemann zu verantworten, sondern die unversönliche vollkommen überzogene Art des ZR.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:36:23
      Beitrag Nr. 10 ()
      Den Juden gibt es gar nicht. Es geht um Scharon in Israel und Friedman in Deutschland. Denen muß Einhalt geboten werden.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:38:00
      Beitrag Nr. 11 ()
      Richtig, es gibt sogar viele Israelis, die gegen Sharon protestieren. Nur wir Deutschen dürfen das nicht ohne gleich als Antisemiten zu gelten.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:40:03
      Beitrag Nr. 12 ()
      Lancelot hör auf zu lügen, du weißt, daß das nicht stimmt.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:43:59
      Beitrag Nr. 13 ()
      Gibt es in Israel schon keine Opposition mehr ...?
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:45:11
      Beitrag Nr. 14 ()
      BA, wie kommst du dazu Friedman mit Sharon gleichzusetzen?
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:45:16
      Beitrag Nr. 15 ()
      #1 Big-Apple

      "Nein, das glaube ich nicht. Es gibt eine vereinbarte Feldaufteilung, die funktioniert. Ich bin gegen dieses Kinderspiel „Wer ist der Stärkere im Land“. Die Partei wird insgesamt mit ihren Führungspersonen und ihrer Programmatik am 22. September besser abschneiden als momentan prognostiziert"

      ------------------

      Nein, das glaube ich nicht. Es gibt eine vereinbarte Feldaufteilung, die funktioniert. Ich bin gegen dieses Kinderspiel „Wer ist der Stärkere im Land“. Die Partei wird insgesamt mit ihren Führ... und ihrer Pro....... am 22. September besser abschneiden als momentan prognostiziert

      Was man alles aus so einem Satz machen kann, sofern man nur wenige Buchstaben wegnimmt und dem Leser dann ein Gedankenspiel zur Vervollständigung anbietet. ;) :D

      TT
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 19:54:11
      Beitrag Nr. 16 ()
      TimeTunnel, stell Dir mal vor man würde Dir jetzt Antiliberalismus vorwerfen und zu einem Aufstand aufrufen sofern Du Dich nicht entschuldigst...
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 20:01:16
      Beitrag Nr. 17 ()
      Lancelot: Du gehörst zu den 20 % der Deutschen, die
      antisemitisch sind und denken, wie es der Herr Dr. Friedmann
      immer wieder betont !!! Wir Deutsche sollten in uns gehen
      und unsere antisemitische Haltung überdenken !!!
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 20:01:27
      Beitrag Nr. 18 ()
      Ich habe Friedman nicht mit Scharon gleichgesetzt. Richtig ist aber, daß Friedman ein Befürworter der Politik Scharons ist und Friedman in einer Selbstherrlichkeit mit den Deutschen umgeht wie dies Scharon in Israel mit den Palästinensern tut. Friedman erklärt Deutsche kurzerhand zu Antisemiten und Scharon stellt Palästinenser kurzerhand unter den Generalverdacht des Terrorismus.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 20:01:54
      Beitrag Nr. 19 ()
      #16 Onkel_Dagobert

      Entschuldigen? Wofür denn, ich gehör doch nicht der FDP an? Was hattest Du nur für trübe Überlegungen für dieses Gedankenspiel?? :D Naja, die besagte Feldverteilung scheint auf jeden Fall zu funktionieren in der FDP. ;)

      TT
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 20:03:59
      Beitrag Nr. 20 ()
      Ist Euch schon mal was aufgefallen?

      20% der Deutschen benutzten das Internet und schreiben gelegentlich in Foren

      20% der Deutschen sind Antisemiten

      na, machts Klick :D
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 20:12:55
      Beitrag Nr. 21 ()
      BA jetzt behandelt Friedman die Deutschen wie Sharon die Palästinenser? Denk mal lieber noch mal nach.

      Womit hat Friedman die Politik Sharons unterstützt?
      Ich kann mich nur erinnern, daß er den Friedensprozeß unterstützt hat. Seitdem der gescheitert ist, und Arafat die neue Intifada geplant hat, bevor Sharon auf dem Tempelberg gegangen ist. Seit der Terror angefangen hat, fühlt sich Israel existentiell bedroht. Ob sie es sind oder nicht, aber sie fühlen sich, und die Normalität in ihrem Lande bedroht. Dazu kommt die einseitige Parteinahme Europas, aus Blindheit oder Geschäftsinteresse. Das hat Friedman kritisiert.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 21:17:54
      Beitrag Nr. 22 ()
      Warum wird der ZdJ nicht ausgewiesen?:laugh:
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 21:29:51
      Beitrag Nr. 23 ()
      Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat sich auch schon geäußert, allerdings nicht im Sinne des Zentralrats.
      Der Spiegel veröffentlich in einem weiteren Anti-Möllemann-Artikel das folgende indirekte Zitat. Ich habe ein Interview im Radio gehört, kann mich aber an den Wortlaut nicht mehr genau erinnern. Ich glaube, Lehmann hat gesagt, diese Diskussion würde den Antisemtismus erst richtig fördern.

      aus Spiegel online heute
      -----------------------------
      Am Dienstag verlangte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, ein Ende der "unsäglichen Debatte". Der Kardinal versuchte, dem Streit das Feuer zu nehmen, in dem er darauf hinwies, dass eine Entschuldigung Möllemanns beim Zentralrat besser gewesen wäre. Doch habe der FDP-Vize sein Bedauern ausgedrückt und auch das könne als Entschuldigung gewertet werden.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 21:35:00
      Beitrag Nr. 24 ()
      @ Braveheart

      Ich habe nicht gesagt, daß Friedman die Deutschen so behandelt wie Scharon die Palästinenser - dazu fehlt Friedman zum Glück die notwendige exekutive Macht. Ich habe die Selbstherrlichkeit der beiden miteinander verglichen, mit der sie über andere richten. Scharon erklärt die Palästinenser zu Terroristen und Friedman erklärt seine Kritiker zu Antisemiten.

      Israel ist durch die Palästinenser nicht existenziell bedroht - eher umgekehrt. Die israelische Armee ist nach US-Angaben die regionale Supermacht! Thread: USA verlieren im Nahen Osten militärische Vormachtstellung an Israel
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 22:16:16
      Beitrag Nr. 25 ()
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 22:26:42
      Beitrag Nr. 26 ()
      Stanley

      hab das Interview gelesen. Danke für den link.

      Wenn man bösartig ist, bei der SWR-Tante fehlt da
      übrigens nicht viel, könnte man jetzt dem Bischof
      unterstellen, dass er den Antisemitismus verharmlose.

      Aber der Mann hat Recht. Er will sich nicht vor einen
      Karren spannen lassen.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 22:35:03
      Beitrag Nr. 27 ()
      @stanley

      Vielen Dank für den Link, ich habe mehrmals versucht etwas zu finden. Das Interview entspricht doch meiner Erinnerung in etwa. Ich halte es für sehr wichtig und stelle es mal hier rein, damit man es gleich lesen kann.
      Lehmann hat in der Tat gesagt, daß diese Diskussion den Antisemitismus eher "aufflackern" lassen. Doch das scheint Friedmann egal zu sein, manchmal habe ich tatsächlich den Eindruck, das wäre von ihm gewollt.
      Es ist schon merkwürdig, daß dieses Interview von den Zeitungen nicht oder völlig unzureichend, ja sogar sinnentstellend zitiert wird. Der Grund ist klar: Es entspricht nicht der Meinung der Medienmafia.

      -----------------
      SWR2-TAGESGESPRÄCH 04.06.2002


      Anti-Semitismus-Diskussion in Deutschland
      "Unsägliche Debatte"
      Anke Hlauschka im Gespräch mit Kardinal Karl Lehmann

      Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat ein Ende der "unsäglichen" Antisemitismus-Debatte in Deutschland gefordert. Er habe den Eindruck, dass erst die Debatte selbst an verschiedenen Stellen stärker antisemitische Gefühle aufflackern lasse, sagte Lehmann im Südwestrundfunk (SWR). Einen beträchtlichen Bodensatz der Abneigung gegen das jüdische Volk gebe es hierzulande und habe es immer gegeben.
      Mit Blick auf den stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Jürgen Möllemann sagte Lehmann: "Ich glaube, dass er schon mit dem Feuer spielt".

      Besorgnis in Deutschland über ein Anwachsen des Antisemitismus bei uns. Nicht nur der Zentralrat der Juden fürchtet das, auch die Parteien. Was beobachten Sie denn, wie ist Ihre Wahrnehmung?
      Ich habe den Eindruck, dass man so etwas auch herbeireden kann. Und habe den Eindruck, dass diese Debatte, die eigentlich eine unsägliche Geschichte ist, vielleicht mit schuld ist, wenn da und dort wieder etwas stärker antisemitische Gefühle aufflackern.

      Aber sie flackern auf, das ist auch Ihr Eindruck?
      Ja, das ist keine Frage. Weil immer zu beobachten war, schon in den letzen Jahren, dass es eben im Untergrund doch einen beträchtlichen Bodensatz der Abneigung gegen das jüdische Volk gab und gibt. Und das ist immer mal wieder da und dort zur Erscheinung gekommen.

      Wo beginnt denn für Sie Antisemitismus? Wann ist die Grenze des Erträglichen, des Zumutbaren überschritten?
      Ich denke dieser Begriff Antisemitismus wird in einer viel zu überzogenen Weise gebraucht. Antisemitismus, Antijudaismus - das ist für mich eine grundlegend judenfeindliche Haltung. Das ist für mich nicht identisch mit der Kritik an einem Detail heutiger israelischer Politik oder dergleichen. Auch nicht am Verhalten des einen oder anderen Repräsentanten, sondern das ist eine fundamtale Einstellung und Mentalität der Judenfeindlichkeit. Das gab es leider auch schon in der vorchristlichen Zeit. Das gibt es nur wieder.

      Ich denke, wir sollten konsequent - wie die Kirchen das auch in den letzen Jahrzehnten getan haben - daran weiter arbeiten, Vorurteile, die hier einfach bestehen, möglichst zu reduzieren. Aber wir wollen also nicht diese unselige Debatte eigentlich ständig verlängern, weil dabei überhaupt nichts herauskommt.

      Aber es scheint doch heute, als ob die Hemmschwelle, jenseits derer man sich traut, antijüdische Gefühle zu äußern oder Ressentiments zu schüren, dass diese Hemmschwelle gesunken ist. Womit erklären Sie sich das, hat sich etwas verändert in Deutschland?
      Ach, ich glaube, dass das alles sehr oberflächlich ist. Und dass es natürlich auch von verschiedenen Seiten geschürt wird, weil manche doch meinen, dass eine solche Debatte ihnen in irgendeiner Weise nützt. Und deswegen ist es besser, hier nicht so tief einzusteigen und die Sache nur noch zu verlängern. Das müsste Herr Spiegel eigentlich auch erkennen.

      Von verschiedener Seite geschürt - wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die von FDP-Vize Möllemann ausgelöste Debatte?
      Ich glaube, dass er schon mit dem Feuer spielt. Und dass es besser wäre, wenn er die ganze Angelegenheit, nachdem er die Äußerungen schon bedauert hat, dann kann er sich auch noch entschuldigen - im Grunde ist das Bedauern aber auch schon eine Entschuldigung. Das scheint mir ganz typisch zu sein für die Debatte, die man hier irgendwo dann doch künstlich verlängert.

      Aber ausgerechnet in Deutschland versucht ein Politiker, antisemitische Resentiments anzusprechen, um so Stimmen zu sammeln. Was sagen Sie denn dazu?
      Ich glaube nicht, dass das ein Ziel ist. Auf der anderen Seite sollte man nicht hyperempfindlich sein, wenn man etwa im Blick auf das heutige Verhältnis von Juden und Palästinensern und gegenüber der konkreten der israelischen Fragen stellt. Ich habe mich immer gefreut, mit welcher ruhigen Weise Ignatz Bubis bsw. solche Fragen ertragen und auch gut beantwortet hat.

      Gerade Ignatz Bubis hat seinerzeit davon gesprochen, dass die geistigen und politischen Eliten Deutschlands zu wenig tun würden gegen den wachsenden Antisemitismus. Heute nimmt das der Nachfolger Paul Spiegel, der Zentralrats-Vorsitzende, auf. Und er kritisiert, von den Kirchen habe man in letzter Zeit dazu nichts gehört. Er vermisst eine Stellungnahme der Kirchen. Was hört er denn heute von Ihnen?
      Unsere Stellungnahme ist doch ganz eindeutig. Wir lassen uns doch nicht jetzt unsere jahrzehntelangen Arbeit für eine Verbesserung der Atmosphäre und des Klimas mit dem jüdischen Volk und auch mit dem Staat Israel kaputt machen. Deswegen machen wir in dieser, wie gesagt, unsäglichen Debatte einfach nicht mit.

      Wir haben aber zweifelsfrei einmal so deutlich gesprochen, jetzt auch wieder in der neuen Nummer der "Jüdischen Wochenzeitung", dass ich mir das nicht anhängen lasse, wir würden da zu wenig tun. Wir machen diese Form einer unheilvollen Auseinandersetzung nicht mit, weil wir glauben, dass wir ganz andere, wichtige, große Aufgaben haben im Gespräch miteinander.

      Der Kampf gegen diese antisemitischen Strömungen bei uns ist für Sie eine nicht vorrangige Aufgabe im Moment, habe ich das richig verstanden?
      Ich denke, wir sollten bei den großen Aufgaben einfach fortfahren. Es ist doch keine Frage, dass das deutsche Volk und auch wir Kirchen in unserem Land gegenüber Israel eine immer währende besondere Verpflichtung haben.

      Das ist doch gar keine Frage, dass wir auch die Wurzeln antijüdischer Vorurteile in der Bildung, in der Erziehung, in der Verkündigung auch der Kirchen, überall beseitigen müssen. Da sind wir doch schon seit Jahrzehnten eigentlich dran. Und das ist doch die Straße, auf der das Ganze nach vorne kommt - doch nicht jetzt diese Debatte.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 23:04:38
      Beitrag Nr. 28 ()
      @menacher #27, @cyberwilly #26

      Wenn ihr schon die Medien ansprecht.
      Meiner Meinung nach spielen die zur Zeit eine ziemlich unrühmliche Rolle.

      Mir kommt es so vor, daß bei allen öffentlich-rechtlichen Anstalten seit Tagen recht einseitig berichtet (dieses Wort ist hier eigentlich nicht ganz richtig, man müsste wohl eher schreiben `Stimmung gemacht`) wird.

      Eine saubere Analyse, belegbare Zitate, Primärmaterial usw. habe ich nirgends vernommen.
      Vielmehr werden bestimmte Behauptungen in den Raum gestellt (Möllemann hätte gesagt, die Juden seien selber schuld; dies sei Möllemanns 18% Strategie; Möllemann hole ganz bewußt antisemitsche Resentiments hervor und ... und ...) und als authentisch dargestellt, obwohl sie es nicht sind.

      Unter Journalismus stelle ich mir eigentlich was anderes vor.
      Auf so einen Pseudo-Journalismus kann ich getrost verzichten.


      Beispiel von heute:
      Wer hat bei der FDP das Sagen? Möllemann oder Westerwelle? Westerwelle hat eine Niederlage erlitten. usw.
      In sämtlichen Medien und Nachrichtensendungen, die ich gesehen und gehört habe. Überall das Gleiche.

      Ich dachte wir leben in einer Demokratie? Was ist daran so falsch, wenn Westerwelle ein Mehrheitsvotum respektiert? Soll das heißen, daß ein Politiker, der immer mit dem Strom schwimmt und populäre Meinungen schon vorweg nimmt, immer siegreich ist? Soll jetzt jeweils durch ein "Machtwort" oder ein demokratisch hergestelltes Votum entschieden werden?
      Also ich wähle jemanden, daß er die Interessen vertritt für die er steht. So eine Pfeife, die dasteht wie ein kleiner Schuljunge und sich vom Vorsitzenden per Machtwort, oder durch Fraktionszwang, sagen lässt, was zu tun ist, ist überflüssig.
      Diejenigen, die es kritisieren, wenn Politiker ihr Mandat wahrnehmen und selbstverantwortlich entscheiden, sollten vielleicht mal ihr Demokratieverständnis überprüfen und sich überlegen, was sie eigentlich wollen.
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 23:11:42
      Beitrag Nr. 29 ()
      Stanley

      dem ist nichts hinzuzufügen.

      Kann mich nicht erinneren, dass jemals bei einem
      heißen Thema die Medien so unisono berichtet und
      kommentiert haben. Ob Bild, SZ, Spiegel, FAZ oder
      der Bote aus Hinterhapfelhupfing - scheint, dass
      alle gleichgeschaltet.
      Selbst nach dem 11. 9. wurde da noch differenzierter
      kommentiert.

      Das ist wirklich bemerkenswert. Und bei mir
      schrillen da Alarmglocken.

      P.S. War dereinst ein großer Stanley Beamish-Fan.
      Immer wenn er Pillen nahm... :laugh:
      Avatar
      schrieb am 04.06.02 23:31:26
      Beitrag Nr. 30 ()
      Noch zur Ergänzung. Wen`s interessiert:
      Auf der Seite "SWR2 Tagesgespräch " stehen noch andere Links mit Tagesgesprächen zu diesem Thema:
      http://www.swr2.de/tagesgespraech/index.html


      http://www.swr.de/nachrichten/gespraech/2002/05/29
      29.05.2002
      Friedbert Pflüger
      Rechtspopulismus-Vorwürfe an die FDP
      "Das war mehr Klamauk, das war Großprozent-Jägerei"


      http://www.swr.de/nachrichten/gespraech/2002/05/28
      28.05.2002
      Paul Spiegel
      Antisemitische Äußerungen in der FDP
      "Ich erwarte eine ganz klare Absage"

      ( ... Nachher kam diese unsägliche Äußerung von Herrn Möllemann, dass wir Juden selbst schuld seien am Entstehen des Antisemitismus. ...)
      -----------------
      Den Nachweis, wo und wann er das so gesagt haben soll, bleibt er allerdings schuldig.


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