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    Deutsche Krankheiten: Über Bürokratismus und Funktionäre - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 10.06.02 02:14:52 von
    neuester Beitrag 10.06.02 20:51:48 von
    Beiträge: 7
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      schrieb am 10.06.02 02:14:52
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die Themen Friedman, Mölleman, Araft, Sharon und so weiter scheinen hier bei W.O. ja
      mittlerweile bis ins letzte Detail durchdiskutiert zu sein.

      Gibt es sonst keine weiteren Problemfelder in Deutschland, über die sich ein kritisches Nachdenken lohnen würde? Problembereiche, die schon so lange existieren, daß sie kaum noch bewußt wahrgenommen werden?

      Ich habe mir vor kurzem eine recht provokante Reiselektüre gekauft:

      Günter Ederer: „Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt".

      Lesenswert! Hier werden heilige Kühe am Fließband geschlachtet, jede Partei bekommt ihr Fett weg.
      Zum Preis einer Online-Order erhält der Leser über 400 Seiten Denkanstöße und Brechreiz.

      Als Appetitanreger ein verwandter Textauszug (das Thema wird im Buch noch näher ausgeführt)


      Der Kunde ist immer
      der Dumme.

      Wie Bürokraten
      Konkurrenz verhindern



      In Schwandorf fand vor einem Jahr der größte Prozess
      der Nachkriegsgeschichte statt. 200 Zeugen traten
      auf, darunter eine Chinesin mit Dolmetscher. Die
      Anklage wollte beweisen, daß ein Elektrohändler aus
      dem nahegelegenen Nabburg Glühbirnen in Fassungen
      gedreht und Kühltruhen aufgebaut hatte. Der Beweis
      gelang, und obwohl alle 200 Zeugen mit der Arbeit des
      Elektrohändlers hoch zufrieden waren, wurde der
      Angeklagte verurteilt. Sein Verbrechen: Er hatte keinen
      Meisterbrief.

      Deutschland im 21. Jahrhundert. Handwerkskammern
      und Zentralverbände machen Jagd auf unliebsame
      Konkurrenz. Nur wer den offiziellen Meisterstempel hat,
      darf sich selbständig machen, ganz gleich, wie gut er
      ist. Alle anderen müssen leider draussen bleiben, auch
      wenn sie sich perfekt in der Elektronik von
      Kühlschränken auskennen. Die Treibjagd der
      Bürokraten kostet nach Analysen der
      Monopolkommision allein im Handwerk locker 1 Million
      Arbeitsplätze – 300 000 Existenzgründungen werden
      verhindert oder schon florierende Betriebe zerstört.
      Grundlage ist ein Gesetz aus unseligen Zeiten:
      Zwischen 1933 und 1936 erhielten die meisten
      Kammern ihre Grundregeln. Und seitdem werden alle
      Veränderungen gnadenlos bekämpft, jede Idee, wie
      Kosten gesenkt und Kunden besser bedient werden
      können, unerbittlich verfolgt.

      Da hatte etwa der Apotheker Günter Stange eine gute
      Idee: Er half 40 Jungapothekern, ein eigenes Geschäft
      aufzubauen. Er schloss Mietverträge ab, half bei der
      Finanzierung der Einrichtungen, organisierte
      Marketingkampagen und den gemeinsamen Einkauf
      von Arznei- und Drogerieprodukten, um Rabatte zu
      erzielen und billiger verkaufen zu können. Seitdem
      überzogen ihn die Standesjäger aus der
      Apothekerkammer mit rund 60 Verfahren. Der
      Vorwurf: Er habe eine Kettenapotheke betrieben, und
      das sei in Deutschland verboten – im Rest der EU
      allerdings nicht. Stange wurde jetzt in 1. Instanz zu 1
      Jahr Gefängnis verurteilt. Er sei eine Gefahr für die
      Apothekerzunft, sagte der Justiziar der Kammer auf
      dem Apothekertag in aller Öffentlichkeit.

      Jedes Gewerk muss seine spezifischen Arbeitsordnung
      einhalten. Wer dagegen verstößt, muss Bußgeld
      zahlen. Darf der Fliessenleger gleich noch die
      Wasserspülung im neuen Bad anschliessen? Ja, aber
      nur, wenn er nicht damit wirbt. Darf umgekehrt der
      Installateur Fliessen verlegen? Ja, aber nur eine
      begrenzte Zahl. Wieviel, regeln die Gerichte.

      Der Film von Günter Ederer zeigt, wie das
      Handwerksrecht Arbeitsplätze vernichtet und
      willkürliche Verfolgung provoziert – nur um Privilegien
      zu erhalten und Preissenkungen zu vermeiden. Auf
      Kosten der Kunden verhindern Funktionäre den Schritt
      in eine moderne Dienstleistungsgesellschaft – gegen
      europäisches Recht. Und gegen jede Vernunft:
      Der Elektrohändler aus Nabburg übrigens gab sich mit
      seiner Verurteilung nicht zufrieden und ging bis vors
      Bundesverfassungsericht. Das gab ihm recht – und
      jetzt hat er eine Ausnahmegenehmigung. Schade,
      dass sie ihm nicht mehr allzuviel nützt. Nach der
      jahrelangen Treibjagd steht er heute am Rande des
      Ruins.


      Quelle: http://www.hr-online.de/fs/ard-beitraege/010912.html


      Ich finde, das wäre zur Abwechslung mal ein wirklich heißes Thema !

      Na denn! Fasziniert mich durch Eure kreative Lösungsvorschläge!

      Dr.H.Lecter
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 05:42:38
      Beitrag Nr. 2 ()
      Ich gebe Dir absolut Recht! Besonders ärgerlich ist es z.B. auch für Mieter, die für einen geringen Umbau im Bade/Duschzimmer stundenlang bis tagelang mit drei bis vier verschiedenen Firmen Termine vereinbaren muss, weil jede Firma nur bestimmte Sachen machen darf. Klar, daß jeder seine Fahrtkosten haben will, klar ist auch, daß der Vermieter seine Kosten weitergibt.
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 06:28:56
      Beitrag Nr. 3 ()
      Es kommt aber noch `ne Ecke doller heutzutage. Ich bin Geologe und im Umweltschutz tätig. Von staatlicher Seite wird zunehmend nicht wahrgenommen, daß z.B. spezielle Aufgaben wie Probenahme von Böden, Lebensmittel, Luft nicht mehr von sachkundigen (wie eigentlich vom Gesetzgeber vorgesehen!)Personal vorgenommen wird, nein, es wird auch mal der Schlosser oder die Sekretärin zu Aufgaben genötigt, die diese gerade mal mit Ach und Krach und unwillig natürlich übernehmen. Da habe ich von Tränenausbrüchen gehört!
      Ich rede hier von akkreditierten Firmen wie TÜV-Umwelt GmbH, seit November 2001 pleite gegangen (endlich!), und auch die Fresenius Umwelt Consult FUC, die seit Jahrzehnten Nutella und Selters untersucht.
      Diese beiden Firmen kenne ich gut als ehemaliger Mitarbeiter und ich weiß, daß Gutachten für staatliche Auftraggeber immer!! vor Veröffentlichung abgesprochen werden!
      Das sind schlicht Mafia-Methoden!!!!!
      Ich habe mit meinen Kollegen nach der Wende dutzende ACZ, Agro Chemische Zentren untersucht und bewertet, es kotzt mich an, dieser Nitrofen-Skandal, da haben Umweltämter gepennt! Die wussten Bescheid, vom TÜV!!!!
      Eine Lösung?? Jeden Tag Deinen Bndestagsabgeordneten zumailen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
      Alles Scheiße, deine Elli
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 07:33:52
      Beitrag Nr. 4 ()
      Das ist das wichtigste und umfangreichste Thema was wir behandeln müßten, leider haben wir unsere Lobbyisten und vor allen Dingen unsere Beamten, welche ja laufend ihre Daseinsberechtigung beweisen müßen.
      Durch diese unweis vielen Behörden und Bundesämter, welche allesamt zu nichts anderem da sind als der Wirtschaft Knüppel zwischen die Beine zu schmeißen, werden wir nie zu mehr Arbeitsplätzen kommen, denn durch diese vielen Vorschriften die wir einhalten, umsetzen und dann auch noch dokumentieren müssen, wir Arbeit unbezahlbar.
      Außer dem werden Arbeitsplätze einfach vernichtet, statt den Unternehmen zu helfen. Da wollen die doch jetzt einen Betrieb im Osten zumachen, weil die kein finanziellen Möglichkeit haben eine neue Filteranlage einzubauen. Also, was macht der gesetzestreue Beamte? Er macht den Laden zu und setzt 500 Leute auf die Straße, es kommt doch auf ein paar mehr oder weniger nicht an !!
      So könnte man von Hölzchen auf Stöckchen kommen, amn findet kein Ende in dem Sumpf!!!
      Schönen Gruß
      Avatar
      schrieb am 10.06.02 17:59:18
      Beitrag Nr. 5 ()
      @brokersjack #2
      Angeblich dient die antiquierte Gesetzgebung der Handwerkskammern u.a. dem Schutz des Verbrauchers vor Kurpfuschern und der Aufrechterhaltung des deutschen Standards. Komisch: zu Zoff mit Handwerkern (Meisterbetriebe) und KFZ-Werkstätten (Meisterbetriebe) könnte ich trotzdem jede Menge schreiben.
      Ich kam vor etlichen Jahren übrigens auch einmal im Rahmen eines IT-Projekts mit dem Sumpf Lebensmittel-/Umwelttechnik in Berührung.
      Seitdem meide ich diese Branche wie die Pest, Gründe: siehe #3.

      @rudy II
      Von der großen Masse der Funktionäre und Lobbyisten, die in irgendwelchen öffentlichen Ämtern oder Verbandsposten ständig an neuen Regelwerken rumbasteln, bekommt der kleine Mann auf der Straße doch kaum noch was mit. Vielleicht mal dann, wenn mit viel Tamtam irgendein Skandal aufgedeckt wird. Dann werden schnell mal ein paar Personen ausgetauscht, vielleicht wird eine Untersuchungkommission gebildet, ein paar neue Verordnungen...
      Und anschließend wird still und leise weiter hin und her verwaltet, hin und hergerechnet, hin und herverteilt, bis niemand mehr durchblickt. Alles natürlich zum Wohle des unmündigen deutschen Bürgers. Vor allem der Mittelstand und Kleinbetriebe leiden darunter, aber wie Du schon sagtest, auf die paar Arbeitslose von denen kommt es ja nicht an.

      Wie lange noch?


      Dr.H.Lecter

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      Avatar
      schrieb am 10.06.02 18:52:18
      Beitrag Nr. 6 ()
      #5, wie lange noch???

      so lange bis die "mündigen" bürger erkennen, dass staat, glotze, versicherungen und sonstige bürokratenärsche ihnen weder umfassende sicherheit noch lebensglück vermitteln oder garantieren können.

      wenn jeder mit wachsender leidenschaft seinen persönlichen furz staatlich sanktioniert haben möchte, wird´s auf jeden fall nur schlimmer und nicht besser.

      Avatar
      schrieb am 10.06.02 20:51:48
      Beitrag Nr. 7 ()
      #1
      Die Zahl der Einträge in solchen Threads scheint deine Eingangsfrage zu beantworten.

      Die Möllemann-Diskussion scheint in der Tat das wichtigste Thema zu sein.
      An die sonstigen Probleme in diesem Land haben wir uns schon so sehr gewöhnt,
      daß sie kaum noch diskutiert werden.

      Es ist schon verwunderlich, daß man nicht alle kleinen Computergeschäfte hat schließen lassen,
      weil diejenigen, die Rechner nach Wunsch konfigurieren meistens keinen Meister haben.
      Außerdem hätten diese bei jeder Änderung an einem Rechner normalerweise
      eine neue CE-Konformitätserklärung ausstellen müssen.
      Die meisten haben einfach die CE-Aufkleber im 1000er-Pack bestellt und draufgeklebt.

      Wenn sich jeder immer an alle Verordnungen halten würde, gäbe es heute wahrscheinlich weder Computer noch Häuser noch sonst irgend etwas.

      naja, Hauptsache Möllemann ist ein Antisemit oder auch nicht.

      bD.


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