checkAd

    von Bohlen Interview (Lion Bioscience) - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 17.06.02 16:41:03 von
    neuester Beitrag 17.06.02 16:44:31 von
    Beiträge: 2
    ID: 598.453
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 297
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 16:41:03
      Beitrag Nr. 1 ()
      Dr. F. von Bohlen, CEO von LION lionbsience

      TradeCentre: Herr von Bohlen, Ihre Aktie wurde nach der Veröffentlichung Ihres Jahresberichts 2001/2002 nochmals verknüppelt. War das gerechtfertigt?

      Friedrich von Bohlen: Nein, das war nicht gerechtfertigt, schon gar nicht in der Größenordnung. Aber ich muss auch selbstkritisch sein: wir hatten zunächst für das vergangene Geschäftsjahr einen Umsatz in Höhe von 46 Millionen Euro erwartet. Im Januar 2002 haben wir diese Zahl auf ‘über 40 Millionen Euro’ revidiert und das operative Ergebnis auf circa 40 bis 45 Millionen Euro Verlust. Diese Zahlen haben wir auch erreicht. Wenn ich dann in einem Analystenreport lese, wir hätten das geplante Umsatzziel verfehlt, dann muss man sich schon etwas wundern, was diese ja offensichtlich irreführende Aussage bezwecken soll. Gut, das Gesamtergebnis war am Ende circa 10 Millionen Euro schlechter als das operative Ergebnis. Grund dafür waren zum einen Abschreibungen auf Unternehmensbeteiligungen an Unternehmen, die in ihrer Bewertung unter der schlechten Marktstimmung leiden, zum anderen die Realisierung eines Buchverlustes aus einem gemanagten Aktienfonds. Noch im Februar wurde der a.o. Ertrag aus dem Verkauf der Tripos-Anteile als no-event kommentiert, vergangene Woche wurde der a.o. Verlust aus den Beteiligungen als kleiner Weltuntergang der Aktie zelebriert. Wirklich verständlich ist das nicht.

      TradeCentre: Die Aktie notiert derzeit unter den liquiden Mitteln. Das bedeutet im Prinzip nichts anderes, als das die Börse Ihr Geschäftsmodell mit Null Euro bewertet. Ist LION Null Euro wert?

      Friedrich von Bohlen: Natürlich nicht. Da ist es auch nur ein schwacher Trost, dass viele andere bekannte Biotech-Werte wie zum Beispiel Celera oder Curagen unter dieser Betrachtungsweise derzeit ebenfalls Null Euro wert wären. Diese Beispiele zeigen aber auch, was derzeit los ist: Biotech ist zur Zeit out. Das hat viele Gründe. Einer ist der Imclone-Skandal. Ein anderer, dass mal wieder klar wird, dass die meisten Biotech-Business-Modelle nicht wirklich verstanden werden. Zu uns: Tatsache ist, dass wir circa 400 Patente und Schutzrechte auf Verfahren, Technologien, biologische targets sowie chemische Strukturen haben. Und wir sind im vergangenen Jahr um über 70 Prozent im Umsatz gewachsen. Das alleine hat einen hohen Wert. Der wirkliche Wert eines Unternehmens wie LION sind seine Mitarbeiter und die Technologien und Prozesse, die sie beherrschen. Wir haben ein international erfolgreiches, erfahrenes und eingespieltes Team junger und motivierter Mitarbeiter mit einem im vergangenen Jahr deutlich verstärkten Managementteam. Ist das Null wert? Glaube ich nicht.

      TradeCentre: Diverse Analysten betrachten Ihr Geschäftsmodell als gescheitert an. Können Sie sich das erklären?

      Friedrich von Bohlen: Sie müssten eigentlich fragen: ‚Ganz wenige Analysten’. Diese ganz wenigen Analysten - im übrigen ausnahmslos deutsche Analysten, keine Anglikaner - haben unser Geschäftsmodell noch nie richtig verstanden und verstehen jetzt die Änderungen, die wir vornehmen, auch nicht wirklich. In einem solchen Fall folgt man instinktiv dem Sentiment, und das ist im Falle Biotech derzeit eben negativ. Letztlich liegt die Herausforderung darin, unser Businessmodell, das zugegebenermassen nicht einfach zu verstehen ist, klar und verständlich zu machen. Ich kann Ihnen aber auch sagen, dass es Analysten gibt, die derartig gut in der Biotechnologie bewandert sind, dass sie in wenigen Sätzen und Minuten unheimlich viel und gut aufnehmen und verstehen können und auch unser Businessmodell gut verstanden haben.

      TradeCentre: Warum wollen Sie ausgerechnet Ihren Bereich iD3 in eine Partnerschaft einbringen oder sogar verkaufen?

      Friedrich von Bohlen: Zum Hintergrund: iD3 steht für ‚IT-driven drug discovery`, also für unsere Arzneimittelforschungseinheit, die wir auf den Bereich der Kernrezeptoren fokussiert haben. LION ist bisher ein duales Business-Modell gefahren: integrierte Informationsmanagementsysteme für Arzneimittelforschung, und Arzneimittelforschung (iD3). Die Idee: moderne Arzneimittelforschung ohne integrierte Informations-managementsysteme macht keinen Sinn, und Entwicklung derartiger Informationsmanagementsysteme ohne input und Kritik aus der Arzneimittelforschung macht auch keinen Sinn. Also: beides integrativ betreiben. Aber beides kostet Geld, und die Arzneimittelforschung kostet viel Geld. Bei LION derzeit über 20 Millionen Euro pro Jahr, ohne nennenswerte Umsätze und ohne Aussicht auf nennenswerte Umsätze in den nächsten 2 Jahren. Auf der anderen Seite erzielten wir mit unseren Informations-managementsystemen über 40 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr, eine beeindruckende Zahl, die meines Wissens von keinem Wettbewerber auch nur annähernd erreicht wird. Da liegt es nahe, dass wir uns auf diesen Bereich fokussieren, in dem wir sowohl technologisch als auch von der Marktpenetrierung her unique sind. Ferner: wir haben die sehr enge und gute Zusammenarbeit mit Bayer und arbeiten auch mit Schering und Nestlé sehr eng und forschungsnah zusammen. Deshalb haben wir uns gesagt: wieso jedes Jahr 20 Millionen Euro cash verbrennen wenn wir die Nähe und damit die Expertise zur Arzneimittelforschung durch existierende Kooperationen in der gleichen wissenschaftlichen Qualität bekommen können. Das Thema lautet also: Fokus unter Wahrung wissenschaftlicher Exzellenz bei schonender Behandlung der cash-Reserven des Unternehmens.

      TradeCentre: Haben Sie einen Plan B, falls Ihr Plan nicht aufgeht?

      Friedrich von Bohlen: Ja, aber der hängt von anderen Parametern ab, die wir derzeit nicht kennen, so dass es müssig ist, jetzt über Plan B, eigentlich Plan C, nachzudenken. Zum Nachvollziehen: Plan A ist das Finden eines Partners, der uns das iD3-Programm als LION-Programm finanziert. Plan B ist die Auslösung von iD3 in eine andere Rechtsform; darunter könnte auch ein Verkauf von iD3 fallen.

      TradeCentre: Wie wollen Sie denn den Markt nun konkret aufrollen?

      Friedrich von Bohlen: Ich rede im Folgenden ausschließlich über den Bereich Informationsmanagement: wir haben einige wichtige Veränderungen in unserem Produktportfolio sowie in unserer Sales und Marketing-Organisation vor, die letztlich auf den Eindrücken und Erfahrungen der vergangenen 18 Monate beruhen. Unser Produktprogramm bestand auf der einen Seite aus einer Datenintegrationsplattform (SRS), einigen Anwendungs-applikationen, im wesentlichen den SCOUTs, sowie einem unternehmensweiten Informationsmanagementangebot, dem sogenannten i-biology-Konzept. Dieses Portfolio war darauf angelegt, modular aufeinander aufzubauen. Wir haben festgestellt, dass zum einen die Kluft zwischen der Summe unserer SCOUTs und i-biology zu gross war, um beim Kunden als modulares Konzept verstanden zu werden. Zum anderen waren wir mit den SCOUTs im Wettbewerb um Einzelmodule anstatt im Wettbewerb um umfassende Lösungen. Das ändern wir jetzt. Zum einen werden wir auf der Basis von SRS und DiscoveryCenter, der von NetGenics dazugekauften Integrationsplattform eine neue, umfassende und alle Aspekte der Datenintegration entlang der gesamten F&E-Wertschöpfungskette Integrationsplattform erstellen - sozusagen ‚windows für F&E`. Daneben werden wir die SCOUT-Funktionalitäten nicht mehr separat sondern in sogenannten - Solutions anbieten. Eine solution wird bestehen aus der neuen Integrationsplattform in Verbindung mit einer Funktions-umgebung, zum Beispiel für Biologie, für Chemie, für Präklinik und später einmal vielleicht auch für die klinische Entwicklung. Damit wollen wir unseren Kunden aus dem Dilemma helfen, zwar alles zu haben, aber nichts miteinander funktionierend zu haben. Die Sales und Marketing-Organisation wird dahingehend verstärkt, dass wir zusätzliche Key Account Executives anstellen wollen, die eine langjährige Erfahrung in unseren Schlüsselkunden gehabt haben und die zum einen helfen sollen, die neuen solutions, die natürlich auch wieder Produkte sind, zu verkaufen, und die zum anderen helfen sollen, unternehmensweite Kooperationen einzuleiten und selbständig zu verhandeln. Ferner haben wir im vergangenen Jahr damit begonnen, ein ‚Professional Service` Team aufzubauen, das hilft, unsere Lizenzprodukte mit anderen Produkten beim Kunden zu einem Ganzen zu integrieren. In dieser Konstellation und Vorgehensweise wollen wir den Markt mit einem letztlich skalierbaren Produkt- und Vertriebsprogramm aufrollen.

      TradeCentre: Wann können Sie Ihre Aktionäre mit einem Deal eines Großkonzerns fröhlich stimmen?

      Friedrich von Bohlen: Nach den unerfreulichen Auswirkungen derartiger Ankündigungen aus dem vergangenen Jahr möchte ich hier sagen: gute Frage - nächste Frage.

      TradeCentre: Können Sie uns Details nennen zum Verlauf der Pilotprojekte mit Schering und Nestlé?

      Friedrich von Bohlen: Ja. In beiden Fällen geht es darum, für Teilbereiche aus F&E eine komplette Informations-managementlösung zu errichten. Im einen Fall für eine wissenschaftliche Disziplin, im anderen Fall für eine Produktgruppe des Kunden. Beide Projekte sind mittelfristig angelegt: Schering auf circa 2 Jahre, Nestlé auf circa ein halbes Jahr. In beiden Projekten liegen wir im Plan und im Rahmen der Erwartungen und gehen davon aus, die Projekte fristgerecht und erfolgreich dem Kunden abliefern zu können. Speziell bei Nestlé geht es auch um eine Anbindung im Rahmen von Nestlé`s SAP Aktivitäten.

      TradeCentre: Im laufenden Jahr wollen Sie den Umsatz um 5 bis 20 Prozent steigern. Warum so unsportlich?

      Friedrich von Bohlen: Wir befinden uns - wie schon die vorangegangenen Fragen gezeigt haben - in einer Konsolidierungsphase. Wir ändern und verbessern unser Produkt-offering, erweitern unsere Sales und Marketing-Aktivitäten und suchen für den Bereich iD3 nach einem strategischen Partner. Das alles vor dem Hintergrund, in circa 20 Monaten von heute gerechnet break even zu erreichen. Das bindet Management-Kapazität. Vor diesem Hintergrund geht es uns in diesem Geschäftsjahr darum, in einem nach wie vor äusserst schwierigen Marktumfeld unsere Marktposition im wesentlichen zu halten und dabei unser Angebot zu verbessern, um im Jahr darauf und in der Folgezeit erneut kräftig wachsen zu können. Oder anders ausgedrückt: wir interessieren uns in Zukunft vor allem am Ergebnis, nicht so sehr am Umsatz.

      TradeCentre: In Ihrer Bilanz bewerten Sie Firmenwerte mit rund 60 Millionen Euro. Nach US-GAAP entfallen jährliche Goodwillabschreibungen, dafür müssen aber Impairment Tests durchgeführt werden. Wie hoch ist das Risiko einer Sonderabschreibung?

      Friedrich von Bohlen: Sie sprechen einen guten und wichtigen Punkt an: die seit 2001 geänderten Vorschriften der SEC zur Behandlung und Bewertung von goodwill in der Bilanz nach US-GAAP. Dies ist insofern für uns wichtig, da wir zwar eine deutsche AG sind und unsere kursrelevante Börse der Neue Markt ist, wir aber in der Aussendarstellung nach US-GAAP kommunizieren. Und die US-Regeln kennt hier nicht jeder. Nach US-GAAP wird goodwill seit dem vergangenem Jahr durch den Impairment-Test gemessen. Kommt es dabei zu einer Situation, in der der goodwill nicht mehr oder nicht mehr vollständig ausweisbar ist kann es sein dass er zeitnah abgeschrieben werden muss. LION ist heute in einer Situation, in der der Börsenwert des Unternehmens tiefer ist als die Geldbestände auf der Aktivseite der Bilanz. Das kann unter Umständen zur Auslösung des impairment-Tests führen und dann - rein mechanistisch - zur Abschreibung des goodwills aus den Akquisitionen von Trega und NetGenics, die wir ja mit LION-Aktien gezahlt hatten. Dies könnte technisch zu einem einmaligen hohen negativen Quartalsergebnis von minus 60 Millionen Euro führen, das aber mit dem operativen Ergebnis nichts zu tun hat und auch zu keinem Euro cash-Abfluss führen würde.

      TradeCentre: Sie hatten ursprünglich das Ziel die “SAP der Biotechnologie” zu werden. Große Klappe, nichts dahinter?

      Friedrich von Bohlen: Das Ziel ist immer noch dasselbe. Und Sie dürfen nicht vergessen: SAP hat einige Jahre gebraucht, um in diejenige exponentielle Erfolgs- und Wachstumsphase zu kommen, die sie zu SAP gemacht hat. Ich habe vorher beschrieben, was wir in Zukunft anders machen werden und warum. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die nächste Stufe, die wir zünden werden, auch tatsächlich zünden wird. Wir sind weiter, erfolgreicher, haben mehr Kunden und mehr Umsatz als andere Unternehmen in unserem Markt. Das Ziel, die ‚SAP der Biotechnologie` zu werden hat sich nicht geändert. Wir sind heute näher an diesem Ziel als jemals zuvor.

      TradeCentre: Demnächst begrüßen Sie Jürgen Dormann, Ex- CEO von Aventis und jetziger Aufsichtsratchef von Aventis, als Ihren Boss im Aufsichtsrat. Freuen Sie sich darauf?

      Friedrich von Bohlen: Ja, ich freue mich darauf, denn ich habe Herrn Dormann in den gemeinsamen Gesprächen, die wir miteinander hatten, als einen äusserst gut bewanderten, strukturiert und strategisch denkenden Pragmatiker kennengelernt, von dessen Erfahrung und Expertise LION mit grosser Sicherheit sehr profitieren kann. Daneben bringt Herr Dormann eine grosse Kompetenz und Pharma-Erfahrung in unseren Aufsichtsrat, gepaart mit persönlicher Erfahrung, Interesse und Kenntnis im IT-Bereich von Pharmaunternehmen. Herr Dormann kennt LION gut, und ich glaube, dass er sich ebenso auf diese neue, ganz andere Herausforderung als diejenigen, denen er sich in anderen Gremien gegenübersieht, ebenfalls freut.

      TradeCentre: Welche beiden Aktien liegen Ihnen derzeit besonders am Herzen?

      Friedrich von Bohlen: LIO am Neuen Markt, und LEON an der Nasdaq.


      Herr Dr. von Bohlen, wir bedanken uns für das ausführliche Gespräch.
      Avatar
      schrieb am 17.06.02 16:44:31
      Beitrag Nr. 2 ()
      Topptipp der Woche!!!!

      Mit dieser Aktie kann kurzfristig viel Geld verdient werden.


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      von Bohlen Interview (Lion Bioscience)