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    Handelsblatt: "Flucht in die Renten kann riskant sein." - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.06.02 21:52:34 von
    neuester Beitrag 21.06.02 22:27:59 von
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      schrieb am 21.06.02 21:52:34
      Beitrag Nr. 1 ()
      Flucht in die Renten kann riskant sein

      Von MICHAEL FERBER, Handelsblatt


      Die europäischen Anleihen waren in den vergangenen Wochen stark gefragt. Experten erwarten jedoch mittelfristig Kursverluste. Sie empfehlen daher mittlere Laufzeiten.

      Die deutschen Nationalkicker kontern die Rentenmärkte aus. „Wenn Deutschland spielt, verläuft der Bund-Future wie ein Strich“, sagt Ralf Welge, Anleihestratege bei Commerzbank Securities. Der Bund-Future ist ein standardisierter Terminkontrakt auf zehnjährige Bundesanleihen und gilt als Messlatte für die Entwicklung an den europäischen Märkten für Staatsanleihen.

      Auch am heutigen Freitag, wenn Rudis Jungs gegen die USA antreten, rechnen die Händler wieder mit sehr niedrigen Umsätzen. Daran, dass die europäischen Rentenmärkte in den vergangenen Wochen stark zugelegt haben, konnte aber auch die erfolgreiche deutsche Nationalmannschaft nichts ändern. In den vergangenen vier Wochen hat der Bund-Future etwa zweihundert Basispunkte (zwei Prozentpunkte) gewonnen.

      Viele Analysten sehen bei den Euro-Renten kurzfristig noch Potenzial nach oben. In den kommenden Monaten rechnen sie aber mit etwas schwächeren Kursen und somit höheren Renditen. Vier Faktoren bestimmen momentan die Anleihekurse: Die Hebelwirkung des schwachen Aktienmarkts, teils schlechter als erwartete Konjunkturdaten aus den USA und der Euro-Zone, der stärkere Euro sowie die unsichere weltpolitische Lage. „In den vergangenen Wochen haben die Aktien mit ihren Kursverlusten den Ton am Rentenmarkt angegeben“, sagt Welge. Der Rentenmarkt sei ein „Notnagel“ für viele Investoren, die hofften, dass die Aktienmärkte wieder anspringen. Schwache Aktienmärkte stützen also die Rentenmärkte.

      Neben den schwachen Aktienmärkten sind auch niedrigere Preissteigerungsdaten und schlechter als erwartete Konjunkturdaten gut für die Bondkurse. Denn eine höhere Inflation und starkes Wirtschaftswachstum bedeutet, dass die Gefahr von Zinserhöhungen steigt – und steigende Leitzinsen drücken auf die Anleihekurse. Daher ist die Nachricht vom Dienstag, dass die Inflation in der Euro-Zone im Mai auf zwei Prozent gefallen ist, positiv für die Rentenmärkte. Denn damit liegt die Teuerungsrate zum ersten Mal seit Dezember im Limit der Europäischen Zentralbank (EZB), die zwei Prozent als Zielwert gesetzt hat. Dies erhöht die Chancen, dass die Leitzinsen zunächst nicht steigen. Viele Analysten erwarten, dass die EZB ihre Sätze nicht vor September erhöht.

      Ein weiteres Argument für eine moderate Zinspolitik der EZB liefert der Euro. Im vergangenen Monat ist die Einheitswährung gegenüber dem US-Dollar um 3,8 Prozent gestiegen. Ein anhaltender Kursanstieg des Euros könnte der EZB einen Teil der geldpolitischen Arbeit abnehmen, schreibt die WGZ-Bank in einer Studie. Er dämpfe die Entwicklung bei den Importpreisen und beruhige so die Preisentwicklung in Euroland. Gleichzeitig verteuere ein starker Euro Exporte aus dem Währungsraum, so dass sich die Exportkonjunktur abschwäche.

      Neben den unsicheren Konjunkturaussichten und dem starken Euro hat auch die Weltpolitik ihren Anteil an den gestiegenen Rentenkursen. Die Krise im Nahen Osten, die Angst vor Terrorismus und der Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan haben für Zuflüsse in den Rentenmarkt gesorgt – denn Anleger sehen ihn als sicheren Hafen.

      Vorerst stabile Anleihekurse erwartet

      Vor diesem Hintergrund erwarten viele Marktbeobachter vorerst, dass die Anleihekurse stabil bleiben. Auf längere Sicht rechnet Andreas Möller, Analyst bei der WGZ-Bank, aber mit einem „zumindest moderat schwächeren Rentenmarkt“. Spätestens im Jahr 2003 werde es zu einer deutlichen Konjunkturbelebung in der Euro-Zone kommen. In zwölf Monaten könnte die zehnjährige Bundesanleihe bei 5,5 Prozent liegen – aktuell bewegt sie sich um die Fünf-Prozent-Marke.

      Die meisten Analysten raten Anlegern, in Anleihen mit mittleren Laufzeiten, also drei bis fünf Jahren, zu investieren. Diese böten bei überschaubarem Risiko auf Sicht von zwölf Monaten den höchsten Ertrag. „Die Auswirkungen des erwarteten Zinsanstiegs führen bei mittleren Laufzeiten zu deutlich niedrigeren Kursverlusten als bei langen Laufzeiten“, sagt Möller. Klaus Holschuh, Analyst bei der DZ Bank, stimmt zu: „Für Anleihen mit langen Laufzeiten bekommt man nur wenig mehr Rendite als für Renten mit kurzen oder mittleren Laufzeiten“, sagt er. So liegt der Renditeunterschied zwischen einer in drei Jahren fälligen Bundesanleihe und einer in zehn Jahren fälligen derzeit nur etwa bei 0,8 Prozentpunkten. „Anleger sollten keine Engagements eingehen, die länger dauern als vier Jahre. Das lohnt sich vom Zins her nicht“, sagt Holschuh. Die WGZ-Bank sieht das Einstiegsniveau für zehnjährige Bundesanleihen bei einer Rendite von 5,5 Prozent – nach Prognose des Hauses ist das in zwölf Monaten soweit.

      Wer mit starken Zinserhöhungen rechnet, kann auch auf Anleihen mit variablem Kupon – so genannte Floater – setzen. „Dafür müssten die Zinserhöhungen der EZB aber über dem am Markt eingepreisten Niveau liegen“, sagt Möller, der sich das „nicht gut vorstellen kann“. Interessante Anlagemöglichkeiten für Privatanleger bieten momentan Euro-Unternehmensanleihen mit großem Volumen – beipielsweise Telekom- oder Autobonds.

      HANDELSBLATT, Freitag, 21. Juni 2002, 07:02 Uhr
      Avatar
      schrieb am 21.06.02 22:27:59
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hoffentlich ist die Flucht in die Frührenten nicht halb so riskant...


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