checkAd

    Das Kapital: An der US-Hörigkeit sind wir Europäer selbst schuld - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 27.06.02 01:00:35 von
    neuester Beitrag 01.07.02 23:59:59 von
    Beiträge: 10
    ID: 602.036
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 424
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 01:00:35
      Beitrag Nr. 1 ()
      Aus der FTD vom 27.6.2002 www.ftd.de/kapital

      Das Kapital: An der US-Hörigkeit sind wir Europäer selbst schuld

      Was zum Teufel haben BASF, RWE oder VW mit Worldcom zu tun? Nichts, wie die meisten Firmen im Dax. Und warum werden dann trotzdem alle Dax-Aktien verprügelt, nur weil ein US-Telekomanbieter mit gezinkten Karten spielt?

      Ach ja, natürlich: Weil alles miteinander zusammenhängt. Wenn die US-Kurse fallen, deutet das auf schwächere Wirtschaftsaussichten weltweit hin. Und darunter leiden eben alle. Das Vertrauen in die US-Bilanzierungsgepflogenheiten war schon nach Enron und Tyco erschüttert. Jetzt ist es nachhaltig angeschlagen, zu Recht. Nachdem, was bisher bekannt ist, hat Worldcom Kosten von sage und schreibe 3,9 Mrd. $ als Investitionen verbucht. Ob Andersen oder sonst wer: Wenn eine Firma die Bilanzen am Wirtschaftsprüfer vorbei derartig manipulieren kann, darf man darauf wetten, dass weitere Skandale folgen werden. Dass Worldcom anmerkt, die Falschbuchungen seien Cash-neutral, schlägt dem Fass den Boden aus. Macht es keinen Unterschied mehr, ob Wachstum oder laufende Kosten finanziert werden?

      Die Bilanzunsicherheiten erforderten eigentlich eine sehr hohe Risikoprämie für Aktien. Tatsächlich ist diese zusätzlich zu erwartende Rendite, die man sich von Aktien versprechen sollte, äußerst mäßig. Es gibt noch zu viele Bullen, die im Ernst denken, die Börse sei jetzt billig. Mit dem 1,9fachen Umsatz bewertet, ist die US-Börse (im Gegensatz zur europäischen) tatsächlich sehr teuer. Nicht, dass alle Firmen tricksen und es keine Gewinne mehr gibt. Aber selbst wenn man mit Nachkriegs-Trendgewinnen rechnet, kommt der S&P 500 auf ein KGV von 19.


      Eine Aktienrisikoprämie von nur drei Prozent unterstellt, sind Aktien höchstens das 17fache der Trendgewinne wert - bei normalen Wirtschaftsaussichten. Bloß sind die Perspektiven keineswegs normal, nachdem Alan Greenspan den Bogen in den fetten Jahren überspannt hat - gleichsam in einer Art von Wachstumswahn. Vermutlich wird der Bärenmarkt erst aufhören, wenn schon schäl angeguckt wird, wer das Wort Aktien nur in den Mund nimmt. Kann gut sein, dass Standardaktien noch für den zehn- oder zwölffachen Gewinn zu kriegen sein werden.


      Das Schlimme ist, dass regelmäßig vor allem die Europäer in Panik geraten, wenn Amerikaner Mist bauen. Dabei ist die europäische Börse am Umsatz gemessen ein gutes Drittel billiger als die amerikanische, von Deutschland ganz zu schweigen.


      Noch schlimmer ist, dass wir es gar nicht besser verdient haben. In der EZB denkt man ängstlich an Zinserhöhungen, obwohl den Firmen das Wasser bis zum Hals steht und der Euro durch die Decke schießt. Firmen und Haushalte sind reguliert bis zum Gehtnichtmehr. Die Hälfte unserer Gehälter wandert direkt an den Staat. Und dann bezahlen wir natürlich Mehrwert-, Brandwein-, Benzinsteuern etc. Sparen wir, sind Zinssteuern fällig. Die Grenzsteuerbelastung kann im Einzelfall leicht an die 70 Prozent gehen. Waren wir nicht alle empört, als wir lernten, dass die Bauern im Mittelalter den zehnten Teil ihrer Ernte an ihre Lehnsherren abgeben mussten? Klar: Wir kriegen ja Gegenleistungen vom Staat. Wer ins Krankenhaus kommt, über die Autobahn fährt oder zur Schule geht, fragt sich nur: Welche?


      Entscheidend ist, dass uns die Kehle derart zugeschnürt wird, dass wir überhaupt nicht in der Lage sind, selbstständig Einkommen und Beschäftigung zu schaffen. Und weil in Europa weit und breit kein Politiker in Sicht ist, der das ändern könnte, bleiben wir abhängig vom Rest der Welt - völlig zu Recht.



      Deutsche Bank

      Gut so. Finanziert durch die Veräußerung ihrer Industriebeteiligungen, will die Deutsche Bank zehn Prozent der eigenen Aktien zurückkaufen. Josef Ackermann, der neue Chef, macht Ernst in seinem Bestreben, Rentabilität und Aktionärsgedanken zu stärken. Auch wird die Bank transparenter, weil die operativen Ergebnisse künftig nicht mehr hinter Beteiligungserlösen versteckt werden können. Ferner dürfte es den Kurs stützen, der 2002 um rund 20 Prozent gefallen ist.

      Nur die Arithmetik stimmt noch nicht. Anfang des Jahres besaß die Deutsche Aktienpakete im Wert von knapp 15 Mrd. Euro. Die Börsenflaute hat die natürlich reduziert. Der Rückkauf wird mehr als 4 Mrd. Euro verschlingen. Die interne Restrukturierung zur Einsparung von 2 Mrd. Euro wird weiteres Geld brauchen. Trotzdem hätte die Bank rund 5 bis 7 Mrd. Euro zur Verfügung, falls sie alle Beteiligungen verkaufte. Ackermann beteuert, dass es in absehbarer Zeit keine großen Akquisitionen gebe, weil er das eigene Haus aufräumen müsse. Erst wenn die Deutsche einen angemessenen Marktwert erreicht hat, will er bei Fusionen wieder mitreden. Aber nachdem die Kurse von Konkurrenten wie Credit Suisse noch viel schlimmer eingebrochen sind, wird er im stillen Kämmerlein schon mal schwach geworden sein. Ewig wird er auf dem Geldberg jedenfalls nicht sitzen bleiben wollen. Das passte überhaupt nicht zum Stil der Deutschen Bank.



      Quelle: Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 01:36:56
      Beitrag Nr. 2 ()
      Aus der FTD vom 27.6.2002 www.ftd.de/weltwirtschaft
      Weltwirtschaft: Nicht nagelfest
      Von Christian Baulig, Karin Finkenzeller und Mark Schieritz

      Krise in Lateinamerika, Bilanzskandale an der Wall Street und ein schwächelnder Dollar- anders als bei früheren Turbulenzen an den Märkten fallen die USA diesmal als souveräne Führer aus. Wie groß ist die Gefahr, dass die Weltwirtschaft Schaden nimmt?

      An keinem Ort manifestiert sich das neue Amerika besser als in den Rocky Mountains. Im Juni 1997, als sich die Staats- und Regierungschefs der sieben weltgrößten Industrienationen in Denver zum G7-Gipfel trafen, waren die USA gerade auf dem Zenit ihrer ökonomischen Großartigkeit angelangt. Dem Boom und der Standfestigkeit der amerikanischen Wirtschaft hatte es die Welt zu verdanken, dass die wenig später beginnende Asienkrise nicht den ganzen Globus mit in ihren Strudel riss. Bill Clintons Finanzminister Robert Rubin und dessen Stellvertreter Larry Summers, die die Rettungsaktion koordinieren sollten, wurden verehrt wie Popstars.

      Das Selbstwertgefühl der Amerikaner ging so weit, dass Präsident Clinton seinen Gästen damals nahe legte, beim abendlichen Gala-Dinner doch bitte stilecht in Cowboystiefeln und Western-Hut aufzulaufen. Bundeskanzler Helmut Kohl durfte sich dem "casual dress code" erst nach langer Diskussion verweigern.


      Wenn sich die Herrenrunde der mächtigsten Staatslenker an diesem Wochenende im kanadischen Bergdorf Kannanskis zusammenfindet, werden die Amerikaner in eine ganz ungewohnte Rolle schlüpfen müssen. In den USA herrscht Krisenstimmung. Die Bilanzierungsskandale um Enron, Tyco und nun auch Worldcom haben das Vertrauen in die US-Industrie massiv erschüttert, das amerikanische Wachtumswunder erscheint plötzlich in einem neuen Licht.


      Die Rubins und Summers wurden abgelöst durch blasse Technokraten. "Auf dem Gipfel gibt es niemanden, der ökonomisch führt", klagt Deutsche-Bank-Chefökonom Norbert Walter. Dabei braucht die Weltwirtschaft Führungsstärke dringender denn je. Es brennt nicht nur im Zentrum der Weltwirtschaft, auch andere Regionen drohen in Flammen aufzugehen.



      Anleger verabschieden sich vom US-Markt


      Nach den Bilanzeskapaden der amerikanischen Unternehmen zweifeln immer mehr Anleger, daran dass ihre Investments so viel wert sind, wie die Firmen behaupten - und verabschieden sich vom US-Markt. Die Sorge um das ausufernde Leistungsbilanzdefizit und die Schuldenpolitik der Regierung von Präsident George W. Bush nehmen zu, die Aktienkurse brechen ein, internationale Anleger ziehen ihr Kapital ab, der Dollar stürzt immer tiefer. "Das ist ein Blutbad", kommentiert David Buik von Cantor Index die derzeitige Börsenlage, "es gibt da draußen kein Vertrauen mehr."


      Schon bald könnte die Verunsicherung der Märkte ein weiteres Opfer fordern. In Lateinamerika bahnt sich eine neue Krise an. Auslöser ist ausgerechnet Brasilien, Finalist bei der Fußballweltmeisterschaft und Lieblingskind des Internationalen Währungsfonds (IWF).


      Die Landeswährung fiel zu Wochenbeginn auf ein Rekordtief von 2,86 Real je Dollar, die Rating-Agentur Moody’s stufte die Bonität des Landes herab und an den Märkten stieg die Risikoprämie auf brasilianische Staatsanleihen rasant. Binnen vier Wochen kletterte der Zinsaufschlag gegenüber risikoarmen US-Papieren um 810 auf 1735 Basispunkte.


      Für viele Experten kommt die Entwicklung überraschend. Die Strafe der Märkte für Brasilien ist "ökonomisch unbegründet", sagt Lutz Karpowitz von der Bayerischen Landesbank. Trotz zahlreicher Probleme sei das Land wirtschaftlich auf dem richtigen Kurs. So kann die Regierung - rechnet man Zinsausgaben heraus - seit 1999 ein Plus im Staatshaushalt vorweisen. "Brasilien erzielt nicht nur Budget-Überschüsse, sondern erfüllt sogar die strengen Sparziele des IWF", sagt Lawrence Krohn, Chefvolkswirt für Lateinamerika bei ING Financial Markets.


      Zwar steht die Regierung vor harten Umschuldungsverhandlungen, weil ein Gutteil der Staatsverschuldung in Höhe von 55 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den kommenden zwölf Monaten fällig wird. Doch weil Brasilien in seiner Geschichte viele solcher Verhandlungen erfolgreich über die Bühne gebracht hat und der IWF erst vor kurzem neue Kredite für den Schuldendienst bewilligt hat, erscheint das Problem vielen Experten lösbar. Die Umschuldung wird schwierig, ist aber zu bewältigen, lautet das Fazit von Jaime Valdivia, Brasilien-Fachmann bei Morgan Stanley.


      Die politischen Risiken können die Reaktion der Märkte kaum erklären. Vor allem ein möglicher Wahlsieg des linken Ex-Gewerkschafters Luiz Inacio Lula da Silva treibt den Investoren Sorgenfalten auf die Stirn. Lulas Forderungen nach einem "Systemwechsel" werden allerdings vor allem als Wahlkampfrhetorik eingestuft. "Wenn er wirklich gewählt wird - und das ist noch keinesfalls sicher - , wird er eine pragmatische Politik verfolgen", sagt Politikwissenschaftler und Lateinamerika-Fachmann Christiano German. Von solchen Argumenten lassen sich die Märkte derzeit kaum beeindrucken. Das liegt vor allem daran, dass die globale Unsicherheit den Investoren den Appetit auf Risiko verdirbt.



      "Brasilien wird abgestraft"


      In einem solchen Klima können schon kleinere Enttäuschungen große Wirkungen haben. Hauptleidtragende sind die Schwellenländer, in der politische und ökonomische Gefahren größer sind als in den entwickelten Volkswirtschaften. Eine "neue Risikoaversion" macht Nicolas Schlotthauer aus, Emerging-Markets-Experte bei der DGZ Deka-Bank. "Brasilien hat nichts falsch gemacht und wird von den Märkten abgestraft", sagt Klaus Friedrich, Chefvolkswirt der Allianz-Gruppe.


      Aus einer Krise in Brasilien könnte auf diese Weise schnell ein ernsthaftes Problem für die gesamte Region werden. Schon steigen in Chile oder Mexiko die Risikoprämien, geraten die Währungen unter Druck - obwohl beide Länder wirtschaftlich relativ gut dastehen.


      Nachdem die Fachwelt solche Kettenreaktionen für überwunden hielt, weil sie nach der Argentinien-Krise ausgeblieben waren, ist die Angst vor der Ansteckung plötzlich wieder da. Und mit ihr die Sorge, dass das Verhalten der Investoren die Krise noch verstärkt.


      Wachsen die Zweifel der Anleger, wird der Crash Realität. Nimmt etwa die Risikoprämie zu, steigt das Zinsniveau in den Schwellenländern, was die Wirtschaft zusätzlich belastet. Und ein Einbruch der Währungen kann Länder wie Brasilien, in denen die Staatsschulden zu mehr als 40 Prozent auf ausländische Währungen lauten oder an den Dollar gekoppelt sind, in den Ruin treiben.


      "Wenn die Märkte beschließen, Brasilien wie Argentinien zu beurteilen, dann ist dieses Land wohl fast nicht mehr zu retten", sagt ING-Ökonom Krohn. Die Folgen wären nicht nur für die Schwellenländer, sondern auch für die industrialisierte Welt schmerzhaft, weil wichtige Exportmärkte wegbrechen würden. Die Probleme Brasiliens - so sie sich zum Crash ausweiten - könnten laut Allianz-Ökonom Friedrich zum ersten Dominostein einer globalen Krise werden.



      USA legt neue Feuer


      Die US-Regierung tut sich in dieser Lage mehr als Brandstifter denn als Feuerwehrmann hervor. Am Wochenende schickte Finanzminister Paul O’Neill die Märkte auf Talfahrt, als er mit drastischen Worten deutlich machte, dass er zusätzliche Mittel des Internationalen Währungsfonds für Brasilien ablehne: "Es erscheint mir keine glänzende Idee, politische Unsicherheiten in Brasilien mit US-Steuergeldern zu beseitigen."


      Am Montag hatten die Äußerungen des Kassenwarts ähnliche Folgen. Seine an sich optimistische Prognose, die US-Wirtschaft werde dieses Jahr um drei bis dreieinhalb Prozent wachsen, machte er mit einem Satz zunichte: "Ich glaube, dass wir uns niemals wieder vom 11. September erholen werden." Am Mittwoch verlor der Dollar nicht zuletzt wegen der Aussage von Präsident Bush, der Greenback werde sein Niveau entsprechend der Stärke der US-Wirtschaft finden, an Wert.


      Die Untätigkeit der amerikanischen Führung sei dafür verantwortlich, dass es für die USA und die Welt so schlecht aussehe wie seit vier Jahren nicht mehr, beklagt Paul Krugman, Professor für Volkswirtschaft an der Princeton University.


      Nicht nur ausgewiesenen Kritiker der Bush-Regierung wie Krugman monieren das mangelnde Krisenmanagement der Vereinigten Staaten. Für David Hale, Chefökonom von Zurich Financial Services, büßt die US-Führung zunehmend an Vertrauen ein.


      Wenn die Amerikaner als Krisenmanager weiter ausfallen, werde sich die Unsicherheit in den Märkten fortsetzen, sagt Deutsche-Bank-Ökonom Walter: "Wir können nur hoffen, dass eine Art Anti-Murphy-Gesetz wirkt: Nichts von dem, was schiefgehen kann, geht schief."



      Quelle: Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 07:55:28
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hallo Nobody_III,


      ich lese auch manchmal Capital oder FTD, kann mich nicht
      sonderlich erwärmen, erinnern mich an die Fuchsbriefe, die
      lagen in ihrer Beurteilung häufig schief.

      Was die Entwicklung der Finanzmärkte betrifft, ja sowieso.

      Allerdings werde ich misstrauisch, wenn Chefvolkswirt und
      Showmann Norbert Walter zitiert wird.

      Die Reihe seiner Fehlprognosen ist lang, sehr lang.

      Durch forsches Auftreten gewinnt man noch nicht an Glaub-
      würdigkeit.
      Was seine Prognosen betrifft, so galt zum großen Teil die
      Murphy-Regel, sie trafen meistens nicht ein.
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 10:50:13
      Beitrag Nr. 4 ()
      Hallo Schürger,

      Eigentlich lese ich nur


      http://www.finanznachrichten.de/


      Schau mal rein.
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 15:51:00
      Beitrag Nr. 5 ()
      Interessanter Spiegel-Beitrag über den Analystenjäger
      Zamansky, den Rächer der geprellten:

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,202407,00.html

      Trading Spotlight

      Anzeige
      Nurexone Biologic
      0,4360EUR +6,34 %
      Die bessere Technologie im Pennystock-Kleid?!mehr zur Aktie »
      Avatar
      schrieb am 27.06.02 18:45:54
      Beitrag Nr. 6 ()
      Donnerstag, 27. Juni 2002



      Aktiensturz - das Vertrauen stürzt mit
      Kommentar

      Von Oliver Schade

      Es macht derzeit wenig Spaß, in sein privates Aktiendepot zu schauen. Verlustkrater tun sich auf. Kaum ein Wert bleibt derzeit vom Schlachtfest an den Börsen verschont. Und beinahe täglich sorgen neue Hiobsbotschaften für abstürzende Kurse. Zum Beispiel gestern: Da gibt der amerikanische Telefonriese WorldCom bekannt, dass er in seiner jüngsten Bilanz Kosten in Höhe von rund vier Milliarden Dollar als Investitionen verbucht hat. Bei dieser Summe kann man nicht mehr von Schönfärberei sprechen. Es handelt sich um einen handfesten Betrug - abgesegnet von der bekannten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen, die bereits in den Bilanzskandal um den US-Stromriesen Enron verwickelt war. Und Experten befürchten noch weitere, bisher nicht aufgedeckte Betrügereien.

      Aus der Börseneuphorie Ende der 90er-Jahre ist längst eine Börsenphobie geworden. Kleinanleger haben Angst um ihr Erspartes, um ihre Altersvorsorge in Form von Wertpapieren. Kriminelle Manager, unfähige Wirtschaftsprüfer und feige Analysten, die nicht aufhören, das Blaue vom längst tiefschwarzen Börsenhimmel zu versprechen, sind dabei, die noch recht junge Aktienkultur zu zerstören.

      Mit der Ratio haben die weltweiten Kurseinbrüche allerdings wenig zu tun. Denn warum stürzen Aktien quer durch alle Branchen ab - nur weil ein US-Telefonkonzern seine Bilanz fälscht? Die Antwort ist so traurig wie einfach: Immer mehr Anleger verlieren ihr Vertrauen - in Vorstände, Unternehmen, Aktien. Die Unterschiede zwischen erfolgreichen Firmen mit einem engagierten Management und Pleitekandidaten verwischen zusehends.

      Börsenaufsichten und Politiker von den USA über Europa bis Tokio müssen reagieren, vor allem deutlich verschärfte Regeln für Bilanzprüfungen durchsetzen. Die Börsenwelt gerät ins Wanken - es gilt sie wieder zu stabilisieren. Und zwar schnell.



      Quelle: Hamburger Abendblatt
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 12:01:29
      Beitrag Nr. 7 ()
      Improperly Booked Revenue at Xerox Could Be More Than SEC Estimate
      Updated: Friday, June 28, 2002 04:05 AM ET Printer-friendly version

      A new audit of Xerox Corp. found that the company improperly accelerated far more revenue during the past five years than the Securities and Exchange Commission estimated in an April settlement with the company, people familiar with the matter told The Wall Street Journal.

      The figure the SEC estimated then was $3 billion for the four years from 1997 through 2000. But the audit, which also looked at 2001, has found fresh accounting problems, these people said. The total amount of improperly recorded revenue over that five-year period, they added, could be more than $6 billion.

      Xerox, which ordered the new audit as a result of the April settlement, is expected to file restated financial results for the five years as early as today. The restated financials are due to be filed by Monday.

      The revised revenue figures for that period probably won`t directly reflect anything like a $6 billion figure, because the main problem with Xerox`s accounting was premature booking of revenue. Thus, much of the misbooked revenue in earlier periods will be shown in the restated results to be recouped in subsequent periods.

      Xerox spokeswoman Christa Carone declined to comment on the $6 billion figure, but said the impact on Xerox`s 1997 through 2001 results would be a reduction of "less than $2 billion" in revenue out of the total of $92.5 billion the company had previously reported for that period.

      Coming on the heels of the revelations of a massive accounting error at WorldCom Inc., the bigger-than-expected problems at Xerox represent another case of a major U.S. company long bolstering its results with bogus accounting.

      The fresh Xerox audit was conducted by PricewaterhouseCoopers LLP, which took over as the copier company`s auditor last October after Xerox fired longtime auditor KPMG LLP. A Pricewaterhouse spokesman declined to comment.

      The impact on Xerox`s profit over the five-year period from the larger revenue revisions couldn`t be determined. In its April complaint, the SEC estimated that accounting improprieties had boosted pretax profit at Xerox by $1.5 billion from 1997 through 2000. Analysts have said the restatements, by shifting revenue from past years, may actually boost Xerox`s revenue and profit this year and in future years.

      Neither admitting nor denying wrongdoing, Xerox settled the SEC charges in April, paying a $10 million civil penalty, the largest in history levied against a company for financial-reporting violations.


      -- Wall Street Journal staff reporters Mark Maremont and James Bandler contributed to this report.

      Copyright 2002 Dow Jones & Company, Inc.

      Quelle: quicken.com
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 13:47:17
      Beitrag Nr. 8 ()
      Der Markt-Forscher: Schluß mit dem Starkult!

      http://www.spiegel.de/wirtschaft/0%2C1518%2C203080%2C00.html
      Avatar
      schrieb am 28.06.02 14:12:20
      Beitrag Nr. 9 ()
      "Der hat mich einen CEO genannt"
      :laugh:
      Avatar
      schrieb am 01.07.02 23:59:59
      Beitrag Nr. 10 ()
      Nasdaq: Marktanalyse und Stimmen

      01.07. / 23:43

      Schlechter hätte das dritte Quartal dieses Jahres für das Hightechsegment nicht starten können: Im Sog von WorldCom wurde heute der gesamte Tech-Markt nach unten gerissen und landete am Ende eines turbulenten Handelstages auf einem 5-Jahrestief bei 1406 Punkten im Nasdaq Composite (-4,06%) und 998 Punkten (-5,07%) im Nasdaq 100. Damit notiert letzterer zum ersten Mal in diesem Jahrtausend unterhalb der 1000 Punkte Marke.

      Stetig bergab ist es am Montag nach einer bereits schwachen Eröffnung gegangen. Der viel gescholtene Sündenbock WorldCom selbst wurde nach einem Kurssturz um 93% auf 6 Cents zum Pennystock degradiert, nach dem er mehrere Tage vom Handel ausgesetzt war. Analysten erwarten in Kürze einen Insolvenzantrag und rechnen damit, dass die Aktie bis Freitag erneut ausgesetzt sein könnte, möglicherweise bald für immer.

      Der Anlegerschock in Corporate America sitzt tief, nach Enron, ImClone, WorldCom, Tyco und weiteren prominenten Vertretern fürchten viele, dass in Kürze weitere Skandale aufgedeckt würden. So war während des gesamten Handels am Montag für Ausverkaufsstimmung gesorgt. Zuletzt waren alleine bei WorldCom Umsätze im Wert von 3,8 Milliarden $ falsch verbucht worden, die Kreditlinien des einstigen New Economy Stars scheinen nun völlig ausgeschöpft.

      Im Nasdaq 100 gab es mit Ericsson, RF Micro und Juniper nur drei Gewinner. Gleich eine Reihe von Aktien verlor im zweistelligen Prozentbereich, aber nur die Aktien von Vitesse, Amazon, Flextronics und Compuware mehr als 12%.

      Das Handelsvolumen war mit 2,976 Milliarden $ rekordverdächig stark. Alleine die WorldCom Aktien wurden mehr als eine Milliarde mal gehandelt. Danach folgten die Papiere von Cisco (60 Mio, -6,16%), Intel, Sun und Oracle. Nur 29% aller Aktien konnten an der Nasdaq gewinnen, 63% gaben nach. 68 Aktien erreichten neue Hochs, 171 fielen auf neue Tiefs.

      Ebenfalls auf ein Mehrjahrestief fiel heute der BTK Biotechindex (-7,30%), aber den anderen Sektoren Internet (-7,55%), Software (-5,53%), Computer (-4,55%), Telkos (-4,21%), Netzwerke (-2,99%) und Halbleiter (-5,20%) erging es nicht wirklich besser.

      „Die Leute haben sichtlich Angst davor, dass es weitere Vorfälle a la WorldCom gibt“, meinte Donna Van Vlack, Handelsdirektor von Brandywine Asset Management. Der Kapitalerhalt stehe augenblicklich im Vordergrund bei den Investoren.

      „Wir bewegen uns in einem typischen Bärenmarkt“, stimmte auch Dan McMahon von CIBC World Markets zu. „Es bestehen begründete Zweifel, dass die Wirtschaftserholung weniger robust als erwartet ausfallen wird“.

      Quelle: BörseGo


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Das Kapital: An der US-Hörigkeit sind wir Europäer selbst schuld