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    +++ LEBENSVERSICHERER +++ VERSPROCHEN UND GEBROCHEN... - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 03.07.02 21:47:18 von
    neuester Beitrag 17.08.02 15:12:41 von
    Beiträge: 73
    ID: 604.397
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      schrieb am 03.07.02 21:47:18
      Beitrag Nr. 1 ()
      K A P I T A L I S M U S - K R I S E

      Versprochen und gebrochen

      Börsenverluste setzen den Lebensversicherern zu - ihre Kunden bekommen weniger Geld

      Von Marc Brost






       
      Quelle: WestLB Panmure/Die Zeit


      Die schlechte Nachricht sparte sich der Chef bis zum Ende seiner Amtszeit auf. "Die Lage ist ernst", gestand Helmut Müller, der scheidende Präsident der Versicherungsaufsicht, Anfang Juni dem Anlegermagazin Focus Money. Es sei "durchaus möglich", dass die Guthaben der Lebensversicherten im kommenden Jahr niedriger verzinst würden als erwartet. Angesichts der schwachen Börse werde es "schwieriger für die Versicherer, ihre Zusagen und Garantien darzustellen".

      Vier Wochen später ist die Lage nicht mehr ernst. Sie ist dramatisch. Den ganzen Juni über haben Versicherungen - die größten Anleger am Kapitalmarkt - Aktien verkauft, um zu retten, was bei einigen wohl nicht mehr zu retten ist: die in Aussicht gestellte Verzinsung der Kundengelder. Zwar hatten die Lebensversicherer, allen voran der Marktführer Allianz, bereits im vergangenen Dezember die Gutschriften kürzen müssen. Doch sinkende Aktienkurse und niedrige Zinsen am Anleihemarkt haben den Druck auf die Assekuranz noch einmal verstärkt. Jetzt sind selbst die stillen Reserven, die man im Börsenboom der ausgehenden neunziger Jahre aufbaute, aufgezehrt (siehe Grafik). Einige Anbieter, heißt es, könnten sogar Probleme bekommen, die staatlich festgesetzte Mindestverzinsung von 3,25 Prozent zu erbringen. "Die Lebensversicherer stecken in ihrer bislang größten Krise", sagte Carsten Zielke, Versicherungsanalyst bei WestLB Panmure. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der sie am meisten gefordert sind - für die private Altersvorsorge.

      Die Börsenbaisse gerät zum Offenbarungseid einer ganzen Branche. Denn jetzt werden die hausgemachten Probleme sichtbar, sagt Manfred Poweleit, der Chefredakteur des Branchendienstes map-report. "Richtig ins Stolpern kommen die Gesellschaften, die erst ab Mitte der neunziger Jahre, bei steigenden Kursen, Aktien gekauft haben." Wer zu spät einstieg, konnte kaum Kursreserven bilden. Das gilt auch für jene Anbieter, die in den vergangenen Jahren stark gewachsen sind und die zufließenden Kundengelder ausschließlich an der Börse parkten. Bis zu 35 Prozent ihrer Anlagesumme dürfen Lebensversicher in Aktien investieren - und tatsächlich ist der Aktienanteil, die so genannte Aktienquote, Ende der neunziger Jahre stark gestiegen (siehe Grafik).

      Aber selbst Versicherer, die Anfang der Neunziger konsequent auf hochverzinsliche Anleihen setzten, bekommen nun Probleme, weil diese Anleihen auslaufen und sie die Kundengelder nur noch zu wesentlich geringeren Zinssätzen anlegen können.

      Dazu kommt der gnadenlose Wettbewerb: Kaum ein Versicherer kann es sich derzeit leisten, seine Schwäche einzugestehen und die Kundenguthaben mit weniger als sechs Prozent zu verzinsen - zu sehr wurden neue Policen in den vergangenen Jahren mit dem Hinweis auf die verhältnismäßig hohe und sichere Rendite der Lebensversicherung verkauft. Ein teurer Irrtum. "Es ist einfach nicht möglich, auf Nachkommastellen genau eine 30-Jahres-Prognose für eine so komplexe und dynamische Aufgabe wie die Altersvorsorge abzugeben", sagt Jan Evers vom Hamburger Beratungsunternehmen Evers und Jung. "Das merkt man aber nur in extremen Situationen wie derzeit."

      Nach Berechnungen des map-reports haben drei Lebensversicherer mit ihrer Anlagepolitik im vergangenen Jahr selbst die Mindestverzinsung von 3,25 Prozent verfehlt: HUK-Coburg, LVM und Concordia. Die Differenz zum Zins, der an die Kunden ging, musste durch Anzapfen der Reserven ausgeglichen werden. Sieben Versicherer schafften die gesetzliche Hürde nur, weil sie eine neue Bewertungsvorschrift nutzten: Postbank Leben, Hannoversche, Mannheimer, Gerling E&L, Öffentliche Berlin-Brandenburg, Saarland und Inter. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine riesige Lücke. Die HUK-Coburg etwa, die 2001 laut map-report eine Nettorendite von 2,96 Prozent schaffte, will ihren Kunden im laufenden Jahr eine Verzinsung von sechs Prozent gewähren.

      Die Hoffnung vieler Anbieter: Es könnte ja frustrierte Aktionäre geben, die gerade jetzt in der Börsenbaisse eine Lebensversicherung abschließen wollen, um so fürs Alter vorzusorgen. Aber selbst wenn die Deutschen nun massiv neue Policen unterschreiben sollten, würde es "das grundsätzliche Problem kaum mindern", sagt Martin Nell, Direktor des Instituts für Versicherungsbetriebslehre an der Universität Hamburg. Schließlich herrscht so etwas wie Anlagenotstand - das hohe Renditeversprechen der Anbieter gibt der Kapitalmarkt kaum her. Bleibt nur ein Ausweg: "Bei weiter ungünstigen Kapitalmarktbedingungen werden die Versicherer die Verzinsung ihrer Kundengelder deutlich kürzen müssen."

      Von einer Krise der Lebensversicherer mag in den Vorstandsetagen der Unternehmen derweil kaum jemand etwas wissen. Unsichere Versicherer? Darüber spricht man nicht, das schadet dem Geschäft. Gleichzeitig rechnen Experten bereits mit Fusionen und Übernahmen auf dem deutschen Markt. Rund 120 Lebensversicherer gibt es hierzulande, ihre Zahl wird wohl sinken. Doch eine spektaktuläre Pleite wird die Branche nicht erleben. "Lieber helfen wir uns gegenseitig, als den guten Ruf zu riskieren", sagt ein Insider. Gerät ein Anbieter in Schieflage, organisieren Aufseher und Konkurrenten die Übertragung des Kundenbestands. Still und leise.

      Für alle Versicherungskunden ist die Krise Segen und Fluch zugleich. Ein Fluch, weil niedrigere Zinsen natürlich an den Geldbeutel gehen. Allerdings können die Lebensversicherer die Gutschriften immer nur fürs laufende Jahr kürzen, nicht rückwirkend. Die bisher gutgeschriebenen Zinsen bleiben also erhalten. Ein Segen ist die Krise, weil unseriös kalkulierende Anbieter vom Markt verschwinden.

      Wer künftig eine Police unterschreibt, sollte dem Versicherungsvertreter vorher drei Fragen stellen, rät Branchenexperte Manfred Poweleit: Wie kommt die Verzinsung zustande, mit der für die Police geworben wird? Wie hoch sind die stillen Reserven des Unternehmens? Und sind die Reserven tatsächlich frei verfügbar, oder steckt das Geld in Immobilien und strategischen Beteiligungen? "Vor allem bei der letzten Frage", sagt Poweleit, "kommt jeder Vertreter so richtig ins Schwitzen."
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 22:20:14
      Beitrag Nr. 2 ()
      Sehr interessant...
      Avatar
      schrieb am 03.07.02 22:25:17
      Beitrag Nr. 3 ()
      wenn sich das herumspricht gibts bald die erste leiche im dax. :D:D:D
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 11:19:59
      Beitrag Nr. 4 ()
      http://mitglied.lycos.de/oegeat2/klasch-LV/versprochen-gehal…
      leider hab ich nicht mehr den begleittext grrr doch was ich mich erinnere gings hier um LV´s die 20 Jahre laufen und den Unterschied zwischen "Angebot" und was wirklich ausbezahlt wurde ! (erstellt 99 was ich weiß)

      ---

      das ist auch recht Interessant


      so schaut der Anleger der in die LV veranlagt hat drein
      und so der in Fonds hi :D

      http://meineseite.i-one.at/pete/klassische-lv_vers_fonds/
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 11:46:52
      Beitrag Nr. 5 ()
      die versicherung macht sich eben selbst reich.
      was ja auch der grund ihres daseins ist ....

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      schrieb am 04.07.02 18:01:17
      Beitrag Nr. 6 ()
      Da ich die Wertpapieranlagen eines Lebensversicherers verwalte, muß ich doch mal was dazu sagen.

      Es stimmt, dass etliche Lebensversicherer sich schlicht und ergreifend an der Börse verzockt haben. Das BAV hat aber mit seinen veralteten Anlagerichtlinien kräftig zur Entstehung dieser Situation beigetragen. Anlagen mit geringem Risiko wie z.B. Genußscheine durften nur sehr eingeschränkt erworben werden, der Terminkauf von hochverzinslichen Anlagen war ganz verboten (sonst hätte man z.B. die 94er Hochzinsphase gut nutzen können, um seinen Anlagebedarf für die nächsten Jahre zu auskömmlichen Zinsen abzudcken). Auch Investments in Fremdwährugen waren aus Sicht des Amtes gefährliches Teufelszeug. Nur die Aktienanlage wurde als langfristiges risikoloses Investment betrachtet und die LVs sogar noch als Sündenböcke hingestellt, weil wir wegen des verhältnismäßig geringen Aktienanteils (im Vergleich zu angelsächsischen Versicherungen) nicht unseren Beitrag zur Entstehung einer "Aktienkultur" in Deutschland leisten würden.

      Wir haben diesen Unsinn nie verstanden und glücklicherweise dem Druck auch standgehalten. Als Konsequenz wurde uns von der Ratinggesellschaft Assekurata noch Ende 2000 ein sehr gutes Rating versagt, weil unsere Aktienquote "viel zu niedrig sei".

      Die Senkungen der Überschußbeteiligungen sind natürlich ärgerlich, allerdings sollte man das fairerweise in Zusammenhang mit der Inflationsrate sehen und eine Realverzinsung betrachten. Eine so lange anhaltende Phase niedriger Inflation und damit auch niedriger Zinsen konnte man nicht vorhersehen und von der Kaufkraft her betrachtet haben wir die Versprechen gehalten. Auch eine Nachsteuerrendite von 6% und mehr muß uns erst mal einer nachmachen.

      Die Aussagen von Herrn Poweleit zu den stillen Reserven sind zwar theoretisch richtig, aber wie stellt er sich das in der Praxis vor? Die stillen Reserven in Immobilien (die wir zum Glück reichlich haben)sind zwar nicht sehr liquide, aber dafür haben sie auch länger Bestand. In Renten kann ich keine größeren stillen Reserven aufbauen, die schmelzen über die Laufzeit automatisch wieder ab. Und noch bis vor wenigen Jahren brauchte ich eine Genehmigung des BAV, wenn ich Geld für länger als 10 Jahre anlegen wollte. Und das mit den stillen Reserven in Aktien hat sich wohl von selbst erledigt :D
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 18:58:48
      Beitrag Nr. 7 ()
      wie kommen eigentlich die stillen reserven bei immobilien dem versicherungskunden zugute ?

      ich habe keine LV - aber wenn meine LV abläuft, will ich ja keine stille reserve bei der gesellschaft hinterlassen, sondern den vollen mit meinen zahlungen erwirtschafteten gewinnanteil ausbezahlt bekommen!

      das heißt bei immobilien nicht abzüglich abschreibung, sondern zuzüglich wertsteigerung.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 21:46:58
      Beitrag Nr. 8 ()
      Schwere Zeiten für die Versicherten  sfu. Einmal mehr zeigt sich, daß Besitzer von Lebensversicherungs-Policen die einst versprochene Auszahlungssumme am Laufzeitende nicht für bare Münze nehmen sollten. Wie schön sah es noch 1999 und 2000 aus, als von einer Verzinsung des angesparten Kapitals um die sieben Prozent ausgegangen werden konnte. In dieser erfreulich anmutenden Summe war übrigens auch eine Bonuszahlung vorgesehen - sozusagen eine Prämie, weil der Versicherte bis zum Schluß durchgehalten hat. Doch die anhaltenden Verluste an den Kapitalmärkten fordern jetzt ihren Tribut. Zuerst merkten dies Lebensversicherungskunden Ende des vergangenen Jahres, als die Verzinsung ihrer Sparsumme nahezu branchenweit um ein bis zwei Prozentpunkte zurückgenommen wurde. Jetzt wurde bekannt, daß einzelne Gesellschaften auch den Schlußbonus kürzen. Dieser kommt auf die jährlich gutgeschriebenen Gewinnanteile obendrauf und betrug in guten Zeiten meist 20 bis 25 Prozent der zusammengerechneten Jahresgewinnanteile. Die Hannoversche Leben zahlt auf die derzeit auslaufenden Lebensversicherungsverträge nur noch 10 Prozent. Und es kann davon ausgegangen werden, daß dies kein Einzelfall ist. Lebensversicherte müssen mittlerweile davon ausgehen, daß die einst versprochene Auszahlungssumme niemals zusammenkommen wird. Dafür sorgen nicht nur die jüngsten Kürzungen bei der Überschußbeteiligung Die Versicherer werden vielmehr nach den jüngsten Erlebnissen an den Finanzmärkten selbst in einem freundlicheren Börsenumfeld nur noch mit äußerster Vorsicht Verzinsung und Bonuszahlung wieder auf den alten Stand erhöhen.Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2002, Nr. 153 / Seite 20
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 21:49:30
      Beitrag Nr. 9 ()
      Hannoversche kürzt Bonus für Lebensversicherte  Hannoversche Leben reduziert den am Laufzeitende fälligen Schlußgewinn / Fehlende Rücklagen

      sfu. FRANKFURT, 4. Juli. Wegen der fortwährend schwierigen Ertragssituation senken erste deutsche Lebensversicherer auch den sogenannten Schlußgewinn, der zum Vertragsende als Bonus an die Versicherten gezahlt wird. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat etwa der Direktversicherer Hannoversche Leben die Zahlung des Schlußgewinnanteils von jährlich 7 Promille der vereinbarten Versicherungssumme für Verträge, die vor September 1994 abgeschlossen wurden, von 2001 an komplett gestrichen. Für die nach dem September 1994 abgeschlossenen Verträge wurde die Bonuszahlung von 20 Prozent der jährlich gutgeschriebenen Gewinnanteile auf 10 Prozent halbiert. Das geht aus einem Brief hervor, der im Rahmen der jährlichen Gewinnbenachrichtigung kürzlich den Kunden der Hannoverschen Leben zugestellt wurde. Die unterschiedliche Behandlung der Verträge ergibt sich aus der Einführung einer neuen Tarifgeneration im September 1994, bei der die Berechnungsgrundlage des Schlußgewinns von der Versicherungssumme auf die Jahresgewinnanteile umgestellt wurde.<BR/><BR/>Der Schlußgewinn ist ein Bestandteil der Überschußbeteiligung, die bei Lebensversicherungsverträgen zum Laufzeitende ausgezahlt wird. Normalerweise beträgt er zwischen 20 und 25 Prozent der Summe der jährlich gutgeschriebenen Gewinnanteile und kann als Treuebonus angesehen werden. Eine Halbierung von 20 auf 10 Prozent würde im Einzelfall bedeuten, daß bei Jahresgewinnanteilen von insgesamt 50 000 Euro die Überschußbeteiligung von 60 000 auf 55 000 Euro sinkt. Für Versicherte ist eine Kürzung des Schlußbonus schwer nachvollziehbar, weil die gültigen Prozentsätze zumeist nur im jährlichen Geschäftsbericht bekanntgegeben werden. Eine direkte Information an die Kundschaft, wie von der Hannoverschen Leben praktiziert, bleibt eher die Ausnahme.<BR/><BR/>Ein Branchenüberblick über die Schlußgewinne der einzelnen Anbieter existiert derzeit nicht. Vom Marktführer Allianz Leben war auf Anfrage zu hören, es gebe derzeit keine Überlegungen, die Schlußgewinne zu senken. Ähnlich äußerte sich die Alte Leipziger. Keine Angaben konnte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zu dieser Thematik machen.<BR/><BR/>Ein Anhaltspunkt kann jedoch die Entwicklung der stillen Reserven sein. Je niedriger diese wegen der andauernden Kursschwäche an den Kapitalmärkten ausfällt, um so eher könnte ein Anbieter zu dem Schritt einer Kürzung der Schlußgewinne gezwungen sein. Nach Angaben des Branchendienstes Map-Report lag die Bewertungsreservequote der Hannoverschen Leben bei 0,3 Prozent. Noch niedriger fiel sie den Angaben zufolge bei den Anbietern Quelle und VPV (je 0,2 Prozent), Süddeutsche und Europa (je 0,1 Prozent), WGV-Schwäbische und PB Leben (je 0 Prozent), Gerling E&L (-0,4 Prozent), Öffentliche Braunschweig (-0,7 Prozent), Mannheimer (-1 Prozent) sowie Inter (-2,3 Prozent) aus. Die Quote gibt das Verhältnis der Kapitalanlagenreserve zum Jahresendbestand an Kapitalanlagen an.<BR/><BR/>Im vergangenen Jahr und in den ersten Monaten dieses Jahres sind die stillen Reserven der meisten Versicherer zum Teil dramatisch gesunken. Diese Rücklagen mußten aufgelöst werden, um trotz der Anlageverluste die Zusagen an die Versicherten bedienen zu können. Nach Berechnungen von WestLB Panmure sind inzwischen mehr als 80 Prozent der seit Mitte der neunziger Jahre erwirtschafteten Bewertungsreserve wegen des fortwährend negativen Börsenumfeldes aufgezehrt. Um den Druck zu mindern, reagierten fast alle deutschen Lebensversicherer zum Ende des vergangenen Jahres mit einer Absenkung der Verzinsung auf die Sparguthaben ihrer Kunden. Dieser Schritt kann jedoch zum Teil gemildert werden, indem gleichzeitig der Schlußgewinn gesenkt wird.Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2002, Nr. 153 / Seite 21
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 22:40:51
      Beitrag Nr. 10 ()
      big-mac

      Das von Dir angesprochene Problem besteht, keine Frage. Aber stille Reserven sind kein Selbstzweck, sondern dienen dem Ausgleich von Kapitalmarktschwankungen. Die gleichen Schreiberlinge, die jahrelang über die zu hohen stillen Reserven gemeckert haben, sind heute die, die sich über gesunkene Überschußbeteiligungen beklagen. Ja, was denn nun? Wir LVs geben das Versprechen ab, über sehr lange Zeiträume und ziemlich unabhängig von den Kapitalmarktentwicklungen gleichbleibende Renditen für die Versicherten zu erwirtschaften. In Zeiten, wo man mehr als den versprochenen Zins erwirtschaften kann (lang, lang ist`s her) werden Reserven für "Notzeiten" gelegt und in schlechten Jahren werden diese Reserven nach Bedarf wieder aufgelöst. In guten Zeiten wird dann bemängelt, dass die Kunden nicht alle ihnen zustehenden Erträge erhalten haben, aber in schlechten Zeiten sollen wir uns den Ertrag aus den Rippen schneiden, oder was? Ich kann den Großteil des Geldes im Moment doch auch nur zu ca. 5.5% anlegen. Mit einem vertretbaren Anteil versuchen wir mittels Aktien, Corporate Bonds oder Nachrangkapital den Durchschnittszins wenigstens auf 6% zu hieven und der Rest muß dann aus den stillen Reserven kommen. Eine Weile geht das gut, wenn man sparsam haushaltet und auch mal bei dicken Einmalbeiträgen bereit ist, NEIN zu sagen.

      Wir haben leider in den letzten Jahren eine Zweiklassengesellschaft bei den LVs bekommen. Die meisten haben nach den oben genannten Prinzipien ordentlich und verantwortungsvoll gewirtschaftet, aber ein paar (die Namen sind bekannt) haben einfach nur gezockt. Ich halte es für unseriös, wenn man zweistellige Prozentanteile in Aktien investiert bei gering einstelligen Prozenten an stillen Reserven. Den Kunden werden irre Überschüsse versprochen und die Stiftung Warentest lobt einige dieser Zocker auch noch, bloß weil sie bei den Kosten ein paar Mark günstiger gewesen sind.

      Wer glaubt, sein Geld besser selbst verwalten zu können, (hier auf dem Board gibt`s davon bestimmt ne Menge) soll das gerne tun. Wer glaubt, dass Fonds mit dem Geld verantwortungsvoller umgehen als LVs, soll das gerne glauben. Aber wer von Kapitalanlagen nicht viel versteht und einfach eine gesunde Risikostreuung mit geringen Kosten erwerben will, der ist bei einer stinknormalen Rentenversicherung gut bedient.

      Ich würde einen Vermittler nicht nur nach stillen Reserven fragen, sondern auch nach der Aktienquote. Wenn die LV eh nur mit Aktien rumzockt, dann ist man mit Fonds vielleicht wirklich besser dran. Dann wiegt auch der Steuervorteil der LV nicht mehr so viel.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 23:19:45
      Beitrag Nr. 11 ()
      noch-n-zocker,

      danke für die ausführliche antwort.
      ziemlich sicher ist die LV besser als gar nichts zu tun.

      wobei ich mehrere gründe habe, keine LV zu haben.
      der erste ist, als single muß ich niemanden versorgen.
      dann die sache mit den immobilien (mein geschäft).
      zu guter letzt hat eine gute ex-freundin als (damals) führende managerin in einer LV auch nichts vom produkt KLV gehalten, und ausser der immobiliensache noch andere gründe gehabt, über die sie sich nie detailliert geäußert hat.
      der letzte ist, daß eine langfristige bindung ohne brauchbare ausstiegsmöglichkeit für mich nicht in frage kommt.

      deine schreiberlinge sind vermutlich dieselben, die sich jetzt wundern, daß aktien eben nicht dauernd hohe 2-stellige oder gar 3-stellige gewinne abwerfen, sondern immer wieder eben auch einmal sinken.

      wobei die methoden im vertrieb der versicherungen schon -salopp formuliert- fragwürdig sind. denn da werden schon wunderschöne tabellen und grafiken herumgezeichnet - und dann steht irgendwo sehr klein, wie mickrig das garantierte ergebnis ist.

      und die methode, die stillen reserven dann doch zugunsten anderer kunden wieder teilweise aufzulösen ist ja auch nicht sauber, und schon gar nicht transparent. auch bei allen problemen z.b. den tatsächlichen verkehrswert einer immobilie einzuschätzen, der buchwert wird fast immer viel zu nieder sein.
      kein mensch würde jemals einen fonds kaufen, der so eine abrechnungspolitk hat. besonders, wenn sie so intransparent ist.
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 23:28:56
      Beitrag Nr. 12 ()
      @big_mac

      nur so interessehalber, was würdest du denn anstatt einer KLV als Kapitalanlage für einen steuerpflichtigen Deutschen empfehlen mit a) der gleichen Streuung/Sicherheit und b) der gleichen ca. Nachsteuerrendite (nehmen wir mal 30% Steuersatz an) ?

      Das mit der fehlenden Ausstiegsoption würde ich nur sehr eingeschränkt gelten lassen, denn Rückkauf oder Verkauf der Police (z.B. cash-life bei halbweg standardmässigen LV’s) ist in relativ kurzer Zeit organisierbar.

      Danke & Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 04.07.02 23:47:30
      Beitrag Nr. 13 ()
      k1,

      als österreicher bin ich mit dem deutschen steuerrecht nicht so vertraut, bei uns sind die absetzmöglichkeiten über die jahre immer mehr eingeschränkt worden bzw. gibt es -falls ich jetzt nicht irre- ab einem gewissen einkommen derzeit gar keine mehr.

      eine naheliegende alternative wäre z.b. der abschluß einer risikoversicherung samt anlage in anleihen und/oder fonds,
      oder zynischerweise auch in aktien von lebensversicherern.
      (wobei wir in österreich eine relativ günstige besteuerung der kapitalerträge haben)

      wenn allerdings jemand keine ahnung und/oder kein interesse an den kapitalmärkten hat, bleibt ausser der LV nicht mehr viel über.
      nur frag mich bitte nicht, wie dieser jemand dann anbote vergleichen soll. einfach nur die versprechungen glauben ist ja auch nicht das wahre ...
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 00:37:27
      Beitrag Nr. 14 ()
      ... habe ich mir schon gedacht, dass du Österreicher bist. Da mag das etwas anders sein, nur hier dürften die meisten nach deutschem Recht besteuert werden.

      Die Absetzmöglichkeiten (Vorsorgeaufwendungen) habe ich gar nicht mal einrechnen wollen, da sie i.d. Regel nur Selbstständige betreffen.

      Ansonsten muss deine Kombination Risko LV + Anlage in Anleihen vor Steuern 7,14% Rendite erzielen, um eine gewünschte Zielrendite von 5% zu erreichen (Annahme: Risikoschutz kostenlos, nur um es leichter zu rechnen und weil eine KLV i.d.Regel eher als Kapitalanlage gedacht ist; Steuersatz 30%; Ausgenutzter Freibetrag, was wohl der normale Fall sein dürfte).

      Was gibt es denn da im Bereich A bis AAA (so würde ich das Risiko des Kapitalstocks durchschnittlicher Versicherungen einschätzen) ?

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 05.07.02 08:00:30
      Beitrag Nr. 15 ()
      k1,

      mit einem reinen anleihenportfolio wird man da derzeit seine probleme haben.
      nur haben die versicherer offensichtlich das selbe problem bei der neuanlage, und noch ihre eigenen kosten dazu.
      allerdings eben mit einer gewissen glättung der ergebnisse.

      wer sich um seine anlagen nicht kümmern will, fährt mit der LV vermutlich nicht schlecht, aber eben auch nicht so toll wie oft in aussicht gestellt.
      und wird in dem fall eben auch nicht erfreut sein.
      Avatar
      schrieb am 06.07.02 21:05:13
      Beitrag Nr. 16 ()
      Quelle: Welt am Sonntag 07.07.2002





      Die Anleger bleiben im Regen stehen

      Die Renditen vieler Lebensversicherungen brechen ein. Wer den falschen Vertragspartner wählt, verschenkt tausende Euro

      Berlin/Frankfurt - Auch morgen werden wieder 6000 Bundesbürger eine Kapital-Lebensversicherung abschließen. Ihr Versicherungsvertreter wird ihnen erklären, dass dieser Sparplan mit Todesfallschutz die beste Altersvorsorge ist. Und er wird auf die üppigen Renditen der letzten Jahre verweisen.

      Vielleicht werden es auch 7000 Bürger sein. Denn die Branche verzeichnet zurzeit einen neuen Boom. Die GfK Marktforschung rechnet für dieses Jahr mit einem Plus von vier Prozent bei den Neuverträgen. Marktführer Allianz Leben verzeichnete allein in den ersten fünf Monaten sogar einen Zuwachs von 20 Prozent.

      Doch für die Kunden könnte es schon bald ein böses Erwachen geben. Denn die Überschussbeteiligungen, das Herzstück der hohen Renditen, drohen weiter zu sinken. "Wir werden langfristig Überschussbeteiligungen mit einer Fünf vor dem Komma sehen", sagt Carsten Zielke, Chefanalyst und Versicherungsexperte bei WestLB Panmure. Derzeit liegen sie noch bei durchschnittlich 6,23 Prozent.

      Versicherungen berechnen ihre Beiträge sehr vorsichtig. Dadurch erwirtschaften sie im Normalfall Überschüsse, die sie zu 90 Prozent an die Kunden zurückgeben. In den letzten Jahren schütteten sie Überschussbeteiligungen von zumeist über sieben Prozent aus.

      Doch bereits in diesem Jahr fielen die Kunden aus allen Wolken, als sie Post von ihrer Versicherung erhielten. Durch die Bank hatten sie ihre Renditen um fast ein Prozent gesenkt. In Beispielrechnungen machten sie auch gleich deutlich, was das heißt: Die Ablaufsummen fallen meist um etliche zehntausend Euro niedriger aus. Selbst kleine prozentuale Unterschiede schlagen durch den Zinseszinseffekt bei Laufzeiten von 30 Jahren oder mehr voll zu Buche.

      Der Grund für diese Renditeflaute liegt in der schlechten Verfassung der Finanzmärkte. Seit Mitte der neunziger Jahre investierten die Versicherer zunehmend in Aktien. "Innerhalb von fünf Jahren steigerten sie die Aktienquote von acht auf über 20 Prozent", erklärt Manfred Poweleit, Versicherungsexperte und Herausgeber des Brancheninformationsdienstes map-report. Während des Börsenbooms bauten die Versicherer so enorme stille Reserven auf - die Kurse der Aktien lagen weit über den Werten, die in den Bilanzen auftauchten.

      Mit diesem Puffer konnten sie hohe Renditen garantieren. "Doch heute sind rund 80 Prozent der stillen Reserven, die Ende 2000 noch existierten, verschwunden", hat Analyst Zielke ausgerechnet. Laut Manfred Poweleit haben vier Versicherer - Gerling E&L, Öffentliche Braunschweig, Mannheimer und Inter - inzwischen sogar stille Lasten in den Büchern.

      Das war in den Wochen nach dem 11. September schon einmal ähnlich. Damals gingen jedoch alle davon aus, dass die Kursschwäche schnell vorübergeht. Daher schuf der Gesetzgeber die Möglichkeit, dass die Versicherer ihren Aktienbesitz nicht mehr sofort nach dem strengen Niedrigstwertprinzip bilanzieren müssen, sondern nur, wenn es sich um "dauerhafte" Verluste handelt. Ohne diesen Bilanztrick wären die Renditen schon in diesem Jahr noch stärker gesunken.

      Sollte sich die Börse bis Ende des Jahres nicht erholen, hilft jedoch alles nichts mehr. Dann müssen die Bilanzen endlich bereinigt werden - und einige Versicherer dürften in eine gefährliche Schieflage geraten. Sie können dann allenfalls noch die garantierte Mindestrendite von 3,25 Prozent bezahlen - wenn überhaupt!

      Konkurse von Versicherungen scheinen jedoch ausgeschlossen. Die Branche wird dies gemeinsam verhindern, da von dem Vertrauensverlust alle betroffen wären. "Aber es wird zur Marktbereinigung kommen", ist sich Manfred Poweleit sicher.

      Für die potenziellen Kunden heißt das mehr denn je: Augen auf bei der Auswahl des Versicherers. Die aktuellen Renditeversprechen sind dabei nur ein Kriterium. Genauso wichtig sind die stillen Reserven, über die der Versicherer noch verfügt. Je höher sie sind, desto länger kann er seine Renditen auch über Durststrecken an den Kapitalmärkten hinweg halten.

      Neben diesen technischen Daten sollten Kunden aber auch auf gute Beratung setzen. Manfred Poweleit rät, den Versicherungsvertreter in seinem Büro aufzusuchen, statt ihn ins Haus zu holen. "Dann sollte man mal vergleichen, wie viel er in Bücher zu seiner Weiterbildung investiert und wie viel in Statussymbole wie den Dienstwagen."

      Grundsätzlich sollte nur eine Lebensversicherung abschließen, wer damit rechnet, einigermaßen dauerhaft über ein gutes und festes Einkommen zu verfügen. Und es sollte ihm nichts ausmachen, dass er lange Zeit nicht über das Geld verfügen kann. Denn eine vorzeitige Kündigung der Policen ist teuer. Meist bekommt man nicht einmal die eingezahlten Beiträge zurück. Daher lohnt es sich auch nicht, die Versicherung auf Grund gesunkener Überschussbeteiligungen zu kündigen oder zu wechseln.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 10:47:53
      Beitrag Nr. 17 ()
      <<Denn die Branche verzeichnet zurzeit einen neuen Boom.<<

      Wenn ich versuche, jeden Blödsinn, den die Presse zu LVs schreibt, zu widerlegen, komme ich den ganzen Tag zu nix anderem mehr. Das mit dem Boom halte ich für ein Gerücht. Allenfalls werden stückzahlmäßig aufgrund der Riester-Rente bei einigen Versichern leichte Steigerungen möglich sein, aber Spaß hat die Branche an den Verträgen nicht. Im Moment gibt es mehr Doom als Boom :(

      Big-Mac
      Wenn Du im Immobiliengeschäft tätig bist, dann weißt Du auch, dass Verkäufer dazu tendieren, die Nachteile ihrer Produkte nicht zu deutlich herauszustellen (hab ich das jetzt höflich genug umschrieben ;)).

      Eine LV ist in der Regel eine Investition im 5-6stelligen Bereich und mit einer sehr langen Lebensdauer. Trotzdem befürchte ich, dass viele Leute vor dem Abschluß einer LV weniger Überlegungen anstellen, als vor dem Erwerb einer Stereoanlage oder einer Kamera.

      Die Transparenz läßt oft zu wünschen übrig, aber vielfach wächst die Intransparenz nicht auf unserem Mist. Ende letzten Jahres mußten wir z.B. die ordentlichen Erträge unserer Spezialfonds ausschütten, obwohl dadurch in der Bilanz stille Lasten entstanden sind. Herr Poweleit bezeichnet das als Augenwischerei. Tatsächlich hätte aber eine unterlassene Ausschüttung zu steuerlichen Belastungen in Millionenhöhe geführt, die unwiederbringlich verloren gewesen wären. Solche Zusammenhänge kann man aber nicht medienwirksam in ein paar Zeilen darstellen, also lügt man sich lieber was zurecht.

      Abschliessend noch eine Frage: Glaubst Du etwa, dass die Immobilienfonds die Buchwerte ihrer Objekte fairer bewerten? Allen Schwankungen des Marktes zum Trotz weisen die Fondsergebnisse doch auch kaum Schwankungen auf.

      Und viele Investoren, die Anfang der 90er eine "Steuersparimmobilie" in Neufünfland erworben haben, würden heute jubeln, wenn der Briefträger die Nachricht
      bringt, dass die versprochene Rendite NUR um 1% geringer ausfällt.
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 21:06:34
      Beitrag Nr. 18 ()
      Stille Reserven drastisch reduziert
      Renditen der Lebensversicherer sacken ab




      Von Holger Alich und Caspar Dohmen




      In diesem Jahr müssen sich Inhaber von Lebensversicherungspolicen auf eine weitere Absenkung ihrer Überschussbeteiligung einstellen. Doch damit nicht genug: Angesichts der Dauerkrise an den Kapitalmärkten fürchten Insider Schieflagen bei angeschlagenen Anbietern. Krisenszenarien werden bereits diskutiert.









      HB DÜSSELDORF. Die Renditen der Lebensversicherer in Deutschland bleiben unter Druck. Nachdem bereits für 2002 nahezu alle Versicherer die Überschussbeteiligung der Lebenspolicen um 0,8 bis zwei Prozentpunkte kappten, steht vielerorts für 2003 eine zweite Absenkungsrunde ins Haus. So wollen die Hanse Merkur und die Provinzial Kiel ihren Versicherten im kommenden Jahr nur noch fünf Prozent gutschreiben.

      Diesem Beispiel werden weitere Gesellschaften folgen müssen, ist Versicherungsanalyst Michael Huttner von JP Morgan überzeugt: "Die Lebensversicherer werden die Gewinnbeteiligungen wohl in nächster Zeit um einen halben bis einen Prozentpunkt zurücknehmen." Ein Rating-Analyst setzt noch eins drauf: "Die Überschussbeteiligungen waren zu lange zu hoch, ich sehe deutlichen Absenkungsbedarf."

      Die nächste Absenkungsrunde will aber Branchenprimus Allianz Leben nicht mitmachen - bis jetzt jedenfalls: "Wir haben fest vor, die Überschussbeteiligung für 2003 stabil zu halten", sagte ein Allianz-Sprecher. Möglich sei dies wegen der hohen Bewertungsreserven (Differenz zwischen Ankaufkursen von Wertpapieren zum Marktwert) der Stuttgarter.

      "Spreu trennt sich vom Weizen"

      Anders sieht es bei den meisten deutschen Lebensversicherern aus. Sie haben laut WestLB Panmure vier Fünftel ihrer stillen Reserven aufgebraucht, die sie seit 1995 hatten. Dies mussten sie tun, um trotz der Anlageverluste die Zusagen an die Versicherten einhalten zu können. "Die Spreu trennt sich vom Weizen," heißt es in der Assekuranz. Sollte sich die Lage an den Kapitalmärkten nicht deutlich verbessern, könnte dies bei den Problemfällen der Branche eine Schieflage auslösen, wird befürchtet. Doch anders als andere Branchen frohlocken die Versicherer keinesfalls bei der Aussicht, dass unliebsame Konkurrenten aus dem Markt verschwinden könnten. Der Grund: "Das Image des Produktes Lebensversicherung ist stark an das Branchenschicksal gekoppelt", heißt es in der Branche, "die weiße Weste wollen wir sauber halten."

      Doch das Image ist gefährdet. Sollte die schlechte Kapitalmarktentwicklung anhalten, "sei es nicht ausgeschlossen, dass es Schwierigkeiten bei einigen Versicherern in diesem Jahr geben könnte," sagte ein Sprecher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

      Kein rein deutsches Problem

      Mit ihren Problemen steht die deutsche Branche nicht allein. In der Schweiz wurde deshalb der Garantiezins für betriebliche Vorsorgeverträge der Assekuranz jüngst von vier auf drei Prozent abgesenkt. In Deutschland beträgt die zu garantierende Mindestverzinsung noch 3,25 %. Nach Angaben des zuständigen Bundesfinanzministeriums gibt es "derzeit keinerlei Überlegungen, hier aktiv zu werden."

      Doch der Handlungsdruck steigt: 2001 erzielten die Versicherer nach Angaben von Günter Schlatter, Chef der rheinischen Provinzial, im Schnitt eine negative Gesamtperformance (Nettoverzinsung unter Einbeziehung veränderter Bewertungsreserven) von 0,4 Prozent. Der GDV warnt: "Die Versicherer können nicht ewig von ihren Polstern leben." Und alleine seit Januar hat der Dax nochmals ein Fünftel an Wert verloren. In der Branche ist daher bereits eine Diskussion entflammt, wie die Unternehmen im Ernstfall mit angeschlagenen Lebensversicherern verfahren sollen.

      Die Aufsicht zeigt sich zugeknöpft: "Wir beobachten die Lage sehr aufmerksam", sagte ein Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin). Welche Schritte die Aufsicht konkret eingeleitet hat, ließ er offen. Auch der GDV erklärt nur: "Wir führen regelmäßig Gespräche mit der Aufsicht über Konsequenzen aus der Börsenentwicklung für die Versicherer."

      Krisenszenarien

      Wie könnte ein Krisenszenario aussehen? Die Aufsicht verfügt über Instrumente. Vom Tisch scheint aber die Einrichtung eines Konkurssicherungsfonds zu sein, wie es ihn bei den Banken gibt. "Einen solchen Feuerwehrfonds brauchen wir nicht", betont der GDV-Sprecher und bingt die Kritik vieler reservestarker Anbieter auf den Punkt: "Dann müssen die großen Versicherer für die Gesellschaften bezahlen, die an den Börsen hohe Risiken eingegangen seien."

      Als Alternative böte sich die Fusion von Versicherern an, oder die Verteilung der Versichertenbestände auf Konkurrenten, heißt es beim GDV. Zwar sträuben sich die gesunden Versicherer Vertragsbestände von maroden Unternehmen zu übernehmen. Je nach Entwicklung könnten die großen Player wie Allianz, Ergo oder AMB aber zum Handeln gezwungen werden, heißt es. Diskutiert wird ferner die Einrichtung eines Konsortiums wie der Pensionssicherungsverein. Dies hatte die Versicherungsaufsicht bereits einmal gefordert.






      HANDELSBLATT, Montag, 08. Juli 2002, 19:02 Uhr
      Avatar
      schrieb am 08.07.02 22:12:00
      Beitrag Nr. 19 ()
      noch-n-zocker,

      mit der mangelnden sorgfalt bei der geldanlage hast du sicherlich recht. sonst hätte es die ganzen exzesse an der börse kaum geben können.
      imho wird eine LV wohl auch nicht als 5-bis 6-stellige summe verstanden (im gegensatz z.b. zum kauf einer wohnung), sondern dürfte sich eher über die monatliche zahlung definieren.
      ähnliches gilt z.b. auch für private immobilienfinanzierungen. wie ich von finanzierungs-"beratern" weiß, fragt da kaum jemand nach den gesamtkosten über die laufzeit.

      die immobilien im osten ? zufällig war ich 89-92 in münchen und 92-93 auch in berlin tätig. über die damaligen berliner mieten habe ich mich nur gewundert.
      nicht gewundert habe ich mich dann über das debakel - lauter prestigeprojekte! wie einstmals auch das "empty"-state building.
      typische blase eben.

      gabs da nicht auch kräftige steuerliche begünstigungen ?
      offenbar DER verkaufsschlager, mit dem sich alle gehirne ausschalten lassen.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 08:28:56
      Beitrag Nr. 20 ()
      Ich habe gestern den MAP-Report gelesen, auf den sich alle Zeitungen gestürzt haben. Wow, wir sind ja noch besser als ich dachte :) Oder besser: Oh Gottohgott, viele andere sind ja noch schlechter, als ich dachte :(

      big_mac
      Hab ganz vergessen, als Single brauchst Du natürlich keine Lebensversicherung, aber umso mehr eine Rentenversicherung. Baust Du Deine Altersvorsorge komplett auf Immobilien auf?
      Ich kenne das östereichische Rentensystem nicht, aber viel gesünder als das deutsche ist es auch nicht, oder?
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 10:12:59
      Beitrag Nr. 21 ()
      RE: noch-n-zocker / map report

      haste ne kostenfreie Quelle im Internet, oder ist der bei Euch in der Hauspost gewesen ?

      SOM
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 10:37:57
      Beitrag Nr. 22 ()
      Som.you

      der kostet 12.50 €, aber ich bin mir sicher, dass wir reichlich kostenlose Exemplare unters Volk bringen werden. Ne bessere Werbung gibt`s in dem Umfeld kaum.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 10:55:31
      Beitrag Nr. 23 ()
      Sind das im MAP Report die 2001er Zahlen oder Halbjahreszahlen 2002 (die dürften ja eigentlich noch schlechter aussehen) ?

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 15:08:05
      Beitrag Nr. 24 ()
      K1

      Hast Du etwa Deine Halbjahreszahlen schon ermittelt?? Wir unsere jedenfalls noch nicht, geschweige denn gibt es bereits einen Branchenreport dazu. Und publizitätspflichtig ist das (zum Glück) auch nicht. Für einige Gesellschaften gilt wohl "Am Jahresende standen wir am Abgrund, doch heute sind wir einen großen Schritt weiter". Ich bin wahrlich nicht risikoavers, aber was sich da ein paar geleistet haben, war Russisches Roulette.
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 16:51:36
      Beitrag Nr. 25 ()
      @noch-n-zocker

      #24: Ich würde erwarten, dass eine Versicherung täglich auf Knopfdruck ihre Kapitalanlageergebnisse abrufen kann !?

      Scheint aber wohl nicht der Fall zu sein..

      Bin echt mal auf die 2002er Zahlen gespannt. Nebenbei gibt es eigentlich eine die Verpflichtung die stillen Lasten im Kapitalanlagestock auszuweisen oder ist das freiwillig ?

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 09.07.02 17:09:02
      Beitrag Nr. 26 ()
      <<#24: Ich würde erwarten, dass eine Versicherung täglich auf Knopfdruck ihre Kapitalanlageergebnisse abrufen kann !?<<

      Ich arbeite dran ;)


      Wer die Wahrheit sucht, darf sich nicht erschrecken, wenn er sie findet (Chinesisches Sprichwort)
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 22:27:32
      Beitrag Nr. 27 ()
      Quelle: Capital







      Scholl: Wir brauchen einen Sicherungsfonds für Lebensversicherer   
      Von Andrea Steinert
      [11.07.02, 17:33]











         Viele Lebensversicherer stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Börsenbaisse und niedrige Zinsen lassen ihre Reserven schmelzen wie Eis in Kinderhand. Die Branche erwartet die ersten Insolvenzen. Wie sicher ist das Geld der Kunden, haben wir Wolfgang Scholl, Referent beim Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin, gefragt.









      Sie fordern einen Sicherungsfonds für die Kundengelder der Lebensversicherer. Ist das Geld, das die Bürger in Lebensversicherungen investiert haben, denn nicht sicher angelegt?

      Theoretisch schon. Die den Versicherern auferlegten Kapitalanlage-Vorschriften begrenzen das Verlustrisiko auf dem Kapitalmarkt erheblich. Außerdem haben Gläubiger bei einer Insolvenz auf die bereits gutgeschriebenen Kundenguthaben im so genannten Deckungsstock keinen Zugriff. Das Geld gehört den Versicherten. Aber diese Maßnahmen reichen nicht aus.

      Warum nicht?

      Das Hauptrisiko sind kriminelle Handlungen. Was passiert zum Beispiel, wenn bei einer Insolvenz herauskommt, dass im Deckungsstock gar nicht genug Geld ist? Wenn es veruntreut wurde? Nach der heutigen Rechtslage können Anleger dann ihr gesamtes Kapital verlieren. Ein Sicherungsfonds könnte das verhindern.

      Gibt es denn bereits Versicherer, die insolvenzgefährdet sind?

      Es ist zumindest bekannt, bei welchen Versicherern die Finanzdecke hauchdünn geworden ist. Der Branchenbericht "map report" hat Namen genannt. Die im Vergleich niedrigsten Bewertungsreserven machte er bei Quelle, VPV, Süddeutsche, Europa, WGV-Schwäbische, PB Leben, Gerling E&L, Öffentliche Braunschweig, Mannheimer und Inter aus.

      Sollten Kunden bei diesen Unternehmen nicht mehr abschließen?

      Das ist schwer zu sagen. Wir wissen, dass diese Versicherer nur noch wenig Stille Reserven haben. Allerdings ist selbst bei Unternehmen mit höheren Reserven nicht bekannt, ob es sich bei den ausgewiesenen Reserven um wertanfällige Aktien oder um 1-a-Immobilien in bester Lage handelt. Auch sagen die Bewertungsreserven nichts über Gewinnquellen wie Kostenergebnis, Sterblichkeits- und sonstiges Ergebnis. Deshalb ist letztlich unklar, wie leistungsfähig die Lebensversicherungsunternehmen mittelfristig bis langfristig sein werden. Aber ein Indiz, bei welchen Versicherern es eng werden könnte, sind die vom map-report veröffentlichten Zahlen meines Erachtens schon.

      Was würde bei einer Insolvenz passieren?

      Wenn alles gut geht, übernimmt ein anderer Versicherer das Unternehmen. Das neue Unternehmen wird aber wahrscheinlich aushandeln, dass die Kunden des Übernahmekandidaten eine schlechtere Gewinnbeteiligung erhalten als die eigenen Kunden.

      Möglicherweise ist aber auch gar kein Unternehmen mehr zur Übernahme bereit, zum Beispiel wenn eine große Gesellschaft mit hohen Schulden ins Trudeln gerät. Das Unternehmen würde dann zerlegt werden, wobei die Gelder im Deckungsstock an die Kunden gingen.

      Viele Versicherer haben die Gewinngutschriften ihrer Kunden in den vergangenen Monaten gesenkt. Müssen sich die Anleger auf weitere Einschnitte gefasst machen oder geht es wieder aufwärts?

      Wenn sich die Kapitalmarktsituation innerhalb des nächsten halben Jahres nicht deutlich bessert, dürfte es weitere Kürzungen geben. Ich gehe davon aus, dass die Verzinsung bis auf 4,5 Prozent sinkt.

      Werden die Versicherer die Gewinngutschriften in besseren Zeiten wieder anheben?

      Eine ganze Reihe von Versicherern wird viel Zeit brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Bei diesen wird es wahrscheinlich über Jahre hinweg allenfalls geringe Anpassungen nach oben geben. Bei anderen dürfte es schneller gehen.
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 22:28:05
      Beitrag Nr. 28 ()
      Capital: Lebensversicherer unter Zwangsverwaltung   

      [10.07.02, 17:23]









      Köln, 10. Juli 2002 Der Ruf der Lebensversicherung als Hort der sicheren Geldanlage ist akut gefährdet. Erstmals wurde jetzt mit der Detmolder Familienfürsorge ein Lebensversicherer unter Zwangsverwaltung gestellt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hat den Familienfürsorge-Vorstand durch einen Sonderbeauftragten ersetzt. Wie Recherchen des Wirtschaftsmagazins Capital (Ausgabe 15/2002, EVT 11. Juli) ergaben, soll Kurt Wolfsdorf, Geschäftsführer der Kölner Unternehmensberatung B&W Deloitte, bei dem kirchennahen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit die Kapitalanlagen auf Kurs bringen und einen neuen Finanzpartner suchen. Damit stehen bei den Renditen der 300.000 Verträge zumindest Einschnitte bevor.

      Die Börsenbaisse bringt die Lebensversicherungsbranche in Finanznöte: Capital zufolge sollen insgesamt 13 Gesellschaften außer Stande sein, den Garantiezins von meist 3,25 Prozent zu zahlen, wenn der Dax am Jahresende auf aktuellem Niveau notiert. Mögliche Puffer in den Finanzreserven waren zum Jahresende bei zahlreichen Unternehmen vollständig aufgezehrt. Darüber hinaus lässt ein Abschreibungsstau für Aktienverluste hohe Wertberichtigungen in den Bilanzen voraussehen. Offen kundig scheint für viele Experten, dass sich die Branche übernommen hat. So holte Huk-Coburg aus ihren Kapitalanlagen 2001 nur 2,96 Prozent und damit weit weniger als die den Versicherten zugesagte Gewinnbeteiligung von 6 Prozent heraus.

      "Wir werden den einen oder anderen Konkurs sehen", glaubt Lutz Schröder, Vorstand der Cash Life AG, Die laufende Lebenspolicen von Versicherten kauft. Nur noch 26 der rund 120 Gesellschaften stehen ohne Einschränkung auf seiner internen Kaufliste. Auch Christoph Sönnichsen, Geschäftsführender Gesellschafter der Ratingagentur Assekurata geht "fest davon aus, dass wir in diesem Jahr einige Katastrophen im Markt erleben werden." Die meisten Gesellschaften werden die Gewinnbeteiligung auf Versichertenbeiträge für 2003 erneut senken: Im Branchenschnitt um rund einen Prozentpunkt auf durchschnittlich 5 Prozent.
      Avatar
      schrieb am 11.07.02 22:44:44
      Beitrag Nr. 29 ()
      Was mich mal interessieren würde, inwiefern die Lebensversicherer zum Ausweis von stillen Lasten verpflichtet sind. Kennt sich da jemand aus ?

      Ich finde z.B. die in dem Capitalartikel erwähnte Nettoverzinsung der HUK für 2001 von 2,96% für nicht sonderlich problematisch, da die HUK nach dem strengen Niederstwertprinzip bilanziert und keine stillen Lasten aufbaut (ergo ein halbwegs realistisches Bild ihrer Kapitalanlagen abgeben sollte). Auf der anderen Seite können nämlich Lebensversicherer mit angegebenen Nettoverzinsungen von bspw. 6% unter in Anspruchnahme des "Armenprivilegs" deutlich zu viel Verzinsung ausweisen (Bsp. Aufbau stille Lasten 5%, Nettoverzinsung 6% = "echte" Verzinsung 1%). Die ganzen LV-Ratingagenturen haben da m.E. in den letzten Jahren ganz schön geschlafen.

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 14:32:43
      Beitrag Nr. 30 ()
      Wir sind zum Ausweis der stillen Lasten auf bewertungspflichtige Kapitalanlagen verpflichtet.

      Das heißt im Klartext, es könne sich weitere stille Lasten, aber auch stille Reserven im Bereich der Namenspapiere befinden, die nicht bewertet werden müssen. Im Schnitt sollten die Reserven die Lasten in diesem Bereich (noch) überschreiten. Allerdings kann es natürlich sein, dass einige LVs die Papire, wo noch Reserven drauf waren, im letzten Jahr verkauft haben. Außerdem fallen in diesen Bereich auch sogenannte strukturierte Produkte.

      Wenn also unsere Helden von der HL Schuldscheindarlehen gekauft haben, die für die letzten Monate des Jahres 2001 40% Zinsen zahlen und dann für die nächsten knapp 10 Jahre nur 4% (die Zahlen sind fiktiv, aber so ähnlich ist es gelaufen), dann steht dieses Darlehen mit 100 in der Bilanz, ist aber nur 90 wert. Von der Verzerrung der 2001-Zahlen durch diese Maßnahme mal ganz abgesehen.

      Ein weiterer Haken bei den stillen Lasten ist, das man nicht erkennen kann, wie wahrscheinlich eine automatische Auflösung ist. Wenn ich 5 Millionen stille Lasten ausweise, weil 100 Mio. Jumbo-Pfandbriefe von 100 auf 95 gesunken sind, so fällt diese stille Last spätestens bei Fälligkeit der Papiere weg. Wenn die 5 Millionen aber entstanden sind, weil ich 50.000 EMTV-Aktien bei 101 gekauft habe, wäre ich da weniger optimistisch.

      Die Mannheimer hat`s ganz geschickt gemacht, die haben ihre stillen Lasten mit den stillen Reserven saldiert und nur die "Nettolasten" ausgewiesen. Aber viel zu saldieren war da wohl eh nicht. :(

      Eine noch ziemlich ungeklärte Frage ist die, wie lange man stille Lasten vor sich herschieben kann. Bei den festverzinslichen Anleihen von zweifelsfreier Bonität sicherlich bis zur Fälligkeit, dafür ist die Bilanzierungshilfe auch sinnvoll und der Begriff "Armenprivileg" nicht gerechtfertigt. Denn nur so kann man auf dauer den alten Zopf der nicht bewertungspflichtigen Namenspapiere abschaffen. Ohne diese Möglichkeit zerreisst es die gesamte Branche beim nächsten großen Zinsanstieg oder wir müßten uns von der Fiktion der halbwegs kalkulierbaren Überschußbeteiligungen trennen und jedes Jahr aufs Neue eine Gewinnausschüttung berechnen.

      Bei Aktien und Aktienfonds will man wohl mit einer "grace-period" von 3 Jahren arbeiten. Was dann noch unter Wasser ist, muß endgültig wertberichtigt werden.

      k1
      Kannst Du jetzt wenigstens ein bisschen nachvollziehen, wieso das mit dem Kapitalanlageergebnis auf Knopfdruck noch nicht klappt. Vor lauter Gesetzen, Vorschriften, Formalismen und geschäftspolitischen Erwägungen ist die Entscheidung, ob ich heute kaufen oder verkaufen soll noch der einfachste Part :)

      Die stillen Lasten werden in Zukunft eine weitere wichtige Kennzahl sein, aber auch ein weiterer Quell der Intransparenz.
      Avatar
      schrieb am 12.07.02 14:41:06
      Beitrag Nr. 31 ()
      Ach ja, bevor der Kanadier es postet, stell ich es schon freiwillig selbst hier rein. Kann nicht viel dran beschönigen (will ich auch gar nicht). Ich gehe allerdings nicht von Konkursen sondern von konzertierten Rettungsaktionen aus. Wenn die Versicherten nicht wenigstens den Garantiezins auf ihre Policen bekommen, geht`s der ganzen Branche an den Kragen.

      `Capital`: Lebensversicherer unter Zwangsverwaltung
      2002-07-12 03:03 (New York)


      `Capital`: Lebensversicherer unter Zwangsverwaltung

      Koeln (ots) -

      Finanzaufsicht setzt Sonderbeauftragten bei Familienfuersorge ein /
      13 weiteren Versicherern droht Zahlungsunfaehigkeit am Jahresende /
      Experten erwarten Konkurse und harte Einschnitte bei den
      Versicherungsleistungen

      Der Ruf der Lebensversicherung als Hort der sicheren Geldanlage
      ist akut gefaehrdet. Erstmals wurde jetzt mit der Detmolder
      Familienfuersorge ein Lebensversicherer unter Zwangsverwaltung
      gestellt. Die Bundesanstalt fuer Finanzdienstleistungsaufsicht hat den
      Familienfuersorge-Vorstand durch einen Sonderbeauftragten ersetzt. Wie
      Recherchen des Wirtschaftsmagazins `Capital` (Ausgabe 15/2002)
      ergaben, soll Kurt Wolfsdorf, Geschaeftsfuehrer der Koelner
      Unternehmensberatung Bu.W Deloitte, bei dem kirchennahen
      Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit die Kapitalanlagen auf Kurs
      bringen und einen neuen Finanzpartner suchen. Damit stehen bei den
      Renditen der 300.000 Vertraege zumindest Einschnitte bevor.

      Die Boersenbaisse bringt die Lebensversicherungsbranche in
      Finanznoete: `Capital` zufolge sollen insgesamt 13 Gesellschaften
      ausser Stande sein, den Garantiezins von meist 3,25 Prozent zu zahlen,
      wenn der Dax am Jahresende auf aktuellem Niveau notiert. Moegliche
      Puffer in den Finanzreserven waren zum Jahresende bei zahlreichen
      Unternehmen vollstaendig aufgezehrt. Darueber hinaus laesst ein
      Abschreibungsstau fuer Aktienverluste hohe Wertberichtigungen in den
      Bilanzen voraussehen. Offen kundig scheint fuer viele Experten, dass
      sich die Branche uebernommen hat. So holte Huk-Coburg aus ihren
      Kapitalanlagen 2001 nur 2,96 Prozent und damit weit weniger als die
      den Versicherten zugesagte Gewinnbeteiligung von 6 Prozent heraus.

      "Wir werden den einen oder anderen Konkurs sehen", glaubt Lutz
      Schroeder, Vorstand der Cash Life AG, die laufende Lebenspolicen von
      Versicherten kauft. Nur noch 26 der rund 120 Gesellschaften stehen
      ohne Einschraenkung auf seiner internen Kaufliste. Auch Christoph
      Soennichsen, Geschaeftsfuehrender Gesellschafter der Ratingagentur
      Assekurata geht "fest davon aus, dass wir in diesem Jahr einige
      Katastrophen im Markt erleben werden." Die meisten Gesellschaften
      werden die Gewinnbeteiligung auf Versichertenbeitraege fuer 2003 erneut
      senken: Im Branchenschnitt um rund einen Prozentpunkt auf
      durchschnittlich 5 Prozent.


      ots Originaltext: `Capital`
      Im Internet recherchierbar: http://www.presseportal.de

      Fuer Rueckfragen:

      Ingrid Herden
      Redaktion `Capital`
      Tel.: 0221/4908-112
      Provider ID: 00364237
      -0- Jul/12/2002 7:03 GMT
      Avatar
      schrieb am 14.07.02 21:44:57
      Beitrag Nr. 32 ()
      Lebensversicherung: Jetzt gerät auch noch der Garantiezins in Gefahr

      Wer glaubte, wenigstens mit seiner Lebensversicherung ein bombensicheres Finanzpolster fürs Alter anzusparen, muss umdenken

      Stuttgart - Der Kursverfall an den Börsen zieht die Versicherungsbranche immer stärker in den Abwärtssog. Bei so manchem "kleinen" Lebensversicherer sind die Kassen fast leer. Einige kämpfen ums nackte Überleben. Auch die "Großen" können fette Gewinnversprechen nicht mehr einlösen.

      Für Millionen Kunden heißt das: Die Renditen schrumpfen weiter, im Alter wirft die Police Tausende Euro weniger ab. "Selbst der Garantiezins wackelt langsam", ist Peter Grieble, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Stuttgart, besorgt. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs war die Lage der Lebensversicherer nicht mehr so dramatisch. Der Grund: Ein Großteil der Kundenprämien wird von den Firmen an den Kapitalmärkten Gewinn bringend angelegt. Garantiert wird den Kunden nur eine Verzinsung von 3,25 Prozent. Altverträge aus der Zeit vor dem 1. Juli 2000 profitieren noch von teilweise vier Prozent. Was dann noch zusätzlich aus der Geldanlage herausspringt, ist der Überschuss - also der Profit, der die Police attraktiv macht.

      Aber schon 2001 musste ein Versicherer nach dem anderen seine Überschussbeteiligung nach unten schrauben. Zwischen fünf und sechs Prozent Rendite ist derzeit im Schnitt noch drin. Bis zu 7,5 Prozent hatte so manche Gesellschaft vor kurzem noch vollmundig versprochen - obwohl der Sinkflug an den Börsen da schon begonnen hatte. Für 2002 sieht es wieder rabenschwarz aus. Die Kapitalmärkte erholen sich einfach nicht. Die Renditen werden nochmals mindestens um 1,0 bis 1,5 Prozent runtergehen, ist sich Grieble sicher. "Es würde mich nicht wundern, wenn bei manchen weniger als vier Prozent übrig bleiben", so sein trübes Fazit. Der einzige Trost: Bisher erzielte Überschüsse von Altverträgen bleiben erhalten. AP




      Quelle: Die Welt 15.07.02
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 15:11:04
      Beitrag Nr. 33 ()
      Ein Paar Artikel zum Thema Sicherheitspool:


      "HB": Branchen-Pool für angeschlagene Lebensversicherer geplant

      Düsseldorf (vwd) - Die deutschen Lebensversicherer bereiten sich nach einem Pressebericht auf den Ernstfall vor: die Schieflage von Gesellschaften, die für ihre Versicherten nicht mehr den Garantiezins erwirtschaften können. Vorstände von Versicherungsgesellschaften spielten bereits Varianten für Auffanglösungen durch. Dabei favorisieren sie nach Informationen des "Handelsblatts" (HB, Montagsausgabe) einen brancheninternen Pool, der im Krisenfall befristet die Garantieverzinsung gewährleistet.

      Die Lebensversicherer garantieren ihren Kunden, den Sparanteil ihrer Beiträge mit 3,25 Prozent zu verzinsen. Wegen der Dauerbaisse an den Börsen und der niedrigen Zinsen an den Rentenmärkten hätten einige Anbieter aber Probleme, diese Garantierendite zu erwirtschaften. Zudem seien ihre Reserven so gut wie aufgezehrt. Die nun vorgestellten Pläne sehen dem Bericht zufolge vor, dass kapitalstarke Anbieter den Vertragsbestand eines in Schwierigkeiten geratenen Versicherers in Rückdeckung nehmen.

      Das bedeute, dass die Poolmitglieder aus ihren freien Mitteln vorübergehend die Garantieverzinsung für die Kunden der angeschlagenen Gesellschaft finanzieren. Die Poolträger würden auch die Kapitalanlagen des Problemversicherers managen. So solle mittelfristig durch eine professionelle Kapitalanlage erreicht werden, dass aus dem übernommenen Geschäft selbst wieder die Garantieverzinsung erwirtschaftet wird.

      vwd/12/14.7.2002/cv

      ---

      Mannheimer begrüßt Pläne für "Rettungspool"

      Mannheim (vwd) - Die Mannheimer AG Holding, Mannheim, steht einem
      "Rettungspool" für notleidende Lebensversicherer aufgeschlossen gegenüber.
      "Wie begrüßen diese Lösung und würden uns auf jeden Fall daran beteiligen",
      sagte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage zu vwd. Die Branche der Lebensversicherer in Deutschland diskutiert derzeit gemeinsame Lösungen, für den Fall, dass einzelne Anbieter durch die Krise am Kapitalmarkt nicht mehr in der Lage sind, den Garantiezins zu erwirtschaften.

      Nach einem Bericht des "Handelsblatts" (Montagausgabe) favorisiert die Branche derzeit einen internen Pool, der im Krisenfall befristet die Garantieverzinsung gewährleisten könnte. +++ Heide Oberhauser-Aslan
      vwd/15.7.2002/oa/mim

      ----

      Ergo würde sich an Nothilfe für Lebensversicherer beteiligen

      Köln (vwd) - Die Düsseldorfer Ergo Versicherungsgruppe AG würde sich an einem Pool zur Rettung angeschlagener Lebensversicherer beteiligen, hat derzeit aber keine Kenntnis über ein solches Bestreben in der Branche. Im Zweifelsfall werde die Assekuranz bereit stehen, wenn Versicherer den Garantiezins für ihre Lebenskunden nicht mehr erbringen könnten, sagte ein Sprecher des zweitgrößten deutschen Unternehmens im Markt am Montag zu vwd.
      An einer solchen Branchenlösung werde sicherlich auch Ergo teilnehmen. Dass Ergo in der Presse bereits explizit als potenzieller Teilnehmer eines Pools erwähnt wurde, begründete der Sprecher mit der Kapitalstärke des Konzerns.

      Ergo tritt mit den Gesellschaften Victoria und Hamburg-Mannheimer am deutschen Lebensversicherungsmarkt auf. Bei der neuen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hält man sich hinsichtlich möglicher Rettungspools bedeckt. "Diese Überlegungen stellt die Branche an, offiziell
      äußern wir uns dazu nicht", sagte BaFin-Sprecher Michael Trommershauser am Montag zu vwd. Wegen der schlechten Verfassung der Kapitalmärkte hätten die Unternehmen teilweise Schwierigkeiten, ihre Garantieverzinsung von 3,5 Prozent zu erwirtschaften, räumte er aber ein. +++ Monika Lier
      vwd/15.7.2002/§lie/hei/mim
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 15:55:48
      Beitrag Nr. 34 ()
      >>Mannheimer begrüßt Pläne für "Rettungspool"

      Mannheim (vwd) - Die Mannheimer AG Holding, Mannheim, steht einem "Rettungspool" für notleidende Lebensversicherer aufgeschlossen gegenüber.
      "Wie begrüßen diese Lösung und würden uns auf jeden Fall daran beteiligen",<<



      Das ist ja das Gleiche, als hätte man die Argentinier gefragt, was sie von einem Erlaß aller IWF-Schulden halten und Duhalde hätte geantwortet "Tolle Idee, wir sind dabei" :mad:

      Die Mannheimer hat seit Jahren systematisch alle stillen Reserven verbraten und Einmalbeitragsgeschäft zu Konditionen akzeptiert, die nie und nimmer durchzuhalten waren. Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft viel zur Aktivseite des Pools beitragen wird.
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 16:38:01
      Beitrag Nr. 35 ()
      es machen scheinbar immer die falschen den Schnabel auf ! :D
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 16:49:39
      Beitrag Nr. 36 ()
      Welche Auswirkungen die Kapitalstrucktut der Mannheimer LV wohl auf die Onlinetochter MAMAX haben wird...?

      Wie sollen die dortigen (Anlauf?)-Verluste (auf Dauer?)finanziert werden?
      Avatar
      schrieb am 15.07.02 20:25:54
      Beitrag Nr. 37 ()
      Deutsche Versicherungen verabreden Schulterschluss

      Konsortien sichern Garantiezins. Renditeschwund zwingt zum HandelnVon Michael Fabricius

      Berlin - Die deutschen Lebensversicherungen rücken enger zusammen. In der Branche wird derzeit geprüft, wie Unternehmen, die in eine finanzielle Schieflage geraten sind, vor einer Insolvenz bewahrt werden können. "Möglicherweise wird ein flexibles Modell eingerichtet, in dem ein Konsortium aus großen Versicherern die Bestände und das Management des Unternehmens übernimmt, das in Schwierigkeiten geraten ist", sagt Gabriele Hoffmann, Sprecherin des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV). Einen gemeinsamen Sicherungs-Pool, in den alle deutschen Versicherer nach dem Vorbild der Banken einzahlen, werde es wohl eher nicht geben.

      Sinkende Renditen auf dem Aktien- und Rentenmarkt und ein spärliches Neugeschäft zwingen die Gesellschaften schon seit vielen Monaten dazu, ihre Reserven anzuzapfen. Die Gefahr, dass versprochene Garantiezinsen nicht mehr gezahlt werden können oder ein kleinerer Anbieter sogar Insolvenz anmeldet, steigt ständig. Erst kürzlich stellte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Familienfürsorge Lebensversicherung in Detmold unter Zwangsverwaltung. Bei den Versicherungsnehmern macht sich die Krise in Form sinkender Überschussbeteiligungen bemerkbar. Mit einem Auffangmodell soll ein größerer Imageschaden, unter dem die gesamten Branche zu leiden hätte, vermieden werden.

      Vor allem in Kreisen der größeren Versicherungsgesellschaften würde einem solchen Auffangmodell allerdings nur "unter Zähneknirschen" zugestimmt werden. "Schließlich wäre ein Sicherungsnetz für Insolvenzkandidaten ein negativer Anreiz zu noch risikofreudigerem Verhalten", so ein Marktexperte. Misswirtschaft oder übertrieben hohe Renditeversprechen würden damit nicht bestraft, sondern sogar noch abgesichert. "Das ginge zu Lasten derjenigen Kunden, die sich bewusst für einen finanzstarken Anbieter entschieden haben, der eine vorsichtige Anlagepolitik betreibt", sagt der Experte.

      GdV-Sprecherin Hoffmann betont jedoch, dass es nicht darum ginge "ein Unternehmen unbedingt am Markt zu halten." Vielmehr komme es darauf an, die Interessen der Versicherten zu wahren und einen Ausfall der abgeschlossenen Verträge zu vermeiden. Bislang seien die Policen in der Regel allerdings von einem einzigen Versicherungsunternehmen übernommen worden. Jetzt sei das allgemeine Risiko höher und die Zahl der möglichen Ausfallkandidaten größer.

      Nach Berechnungen der WestLB Panmure haben die deutschen Lebensversicherungen in ihren Portfolios eine Aktienquote von 25 Prozent - fast soviel wie zu Zeiten des Börsenbooms vor zwei Jahren. Die stillen Reserven sind jedoch auf das Niveau von 1995 zusammengeschmolzen. Viele Unternehmen müssen ihre Wertpapiere verkaufen, um ihre Gewinnversprechen einzuhalten. "Die deutschen Gesellschaften fallen durch übertriebene Überschussbeteiligungen auf, während in den USA sehr niedrige Verzinsungen gezahlt werden", so die Experten von WestLB Panmure. Gleichzeitig dürften etliche Versicherer in diesem Jahr nicht mehr vom sogenannten Niederstwertprinzip profitieren, wonach negative Aktienbestände nicht in der Bilanz verbucht werden müssen, solange die Kursverluste lediglich von vorübergehender Dauer sind. Damit wiederum droht eine Abwertung des Ratings in der Branche.

      "Es gibt einige Versicherer in Deutschland, die gewisse Schwierigkeiten haben, die Garantie-Verzinsung von 3,25 Prozent einzuhalten", sagt Christoph John, Sprecher der Allianz Leben. Allerdings arbeite die "gesamte Branche" mit an einer Lösung. Ziel sei es, die Verunsicherung der Kunden zu vermeiden. "Ein Konkurs steht nirgendwo bevor", ist John überzeugt.



      Quelle: Die Welt 15.07.02
      Avatar
      schrieb am 19.07.02 21:51:38
      Beitrag Nr. 38 ()
      Assekuranz stößt Aktien ab / Anlagen verzweifelt gesucht

      Von Mario Müller

      An der Börse haben sich in jüngster Zeit viele Anleger die Finger verbrannt. Kein Wunder, schließlich handelt es sich bei Aktien um heiße Kartoffeln, die so lange herumgereicht werden, bis der Letzte in der Reihe keinen Abnehmer mehr findet. Der berühmte Nationalökonom John Maynard Keynes verglich das Geschehen an den Kapitalmärkten mit der "Reise nach Jerusalem", einem Spiel, bei dem zum Schluss ein Teilnehmer ohne Stuhl dasteht.

      Zu den Verlierern zählen allerdings nicht nur private Investoren, sondern auch die Profis. Selbst Versicherer, die von Amts wegen gehalten sind, besonders vorsichtig mit dem ihnen anvertrauten Geld umzugehen, haben bei dem Ringelreigen in der Börsenflaute kräftig Federn lassen müssen. Dies ist doppelt fatal: Erstens müssen nun die Kunden, die langfristige Lebenspolicen abgeschlossen haben, mit geringeren Erträgen rechnen. Zweitens aber üben die Probleme der Assekuranz einen zusätzlichen Druck auf die ohnehin gebeutelten Aktienmärkte aus. Denn diese sind stark von Allianz und Co. abhängig. Die Branche besitzt direkt ein Zehntel aller Dividendenwerte, einschließlich der indirekt über Investmentfonds oder andere Vehikel gehaltenen Anteile liegt die Quote deutlich höher.

      Die Versicherungswirtschaft könne "eine wichtige stabilisierende Funktion an den Kapitalmärkten übernehmen", behauptet der Branchenverband GDV und verweist auf die besonders langfristig orientierte Anlagepolitik der Unternehmen. Diese seien deshalb in der Lage, auch "Schwächeperioden" an den Börsen zu nutzen, um "antizyklisch" Aktien zu kaufen.

      Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine erhebliche Lücke. Thomas Sickenberg, Chefaktienhändler der BHF-Bank, registriert jedenfalls derzeit "massive Verkäufe" durch die Assekuranz und spricht von einem "exorbitanten Problem" für den Markt, weil ein wichtiger Nachfrager ausfalle.

      Selbst beim GDV räumt man ein, dass die Unternehmen ihren Aktienbesitz reduzieren. In den offiziellen Zahlen schlug sich dies bislang allerdings nicht nieder. Dies liegt auch an den gewaltigen Volumina, die in den Portefeuilles gebunkert sind. Der gesamte Kapitalanlagebestand der Branche in Höhe von zuletzt 988 Milliarden Euro besteht zu rund einem Fünftel aus Aktien. Selbst wenn einzelne Versicherer nun größere Positionen versilbern, fällt dies statistisch kaum ins Gewicht.

      Und der Verkaufsdruck ist keineswegs gleich verteilt. In der Bredouille stecken derzeit vor allem diejenigen Gesellschaften, die erst spät auf den Börsenzug sprangen und gegen Ende der Hausse hohe Einstandspreise zahlten. Falls sie nun aussteigen, weil sie Liquidität benötigen, um ihre Kunden zu bedienen, müssen sie erhebliche Kursverluste hinnehmen.

      Die rasante Talfahrt an den Börsen hatte bereits im Herbst die staatlichen Aufseher auf den Plan gerufen. Sie nahmen die in den Kapitalanlagen der Versicherer schlummernden Risiken unter die Lupe. Das Ergebnis muss einigermaßen erschreckend gewesen sein. Jedenfalls kam rasch der Gesetzgeber zur Hilfe und gewährte der Branche großzügige Erleichterungen bei der Bilanzierung. Sie kann nun Aktien vom Umlauf- ins Anlagevermögen umbuchen. Dort müssen Kursverluste nur dann abgeschrieben werden, wenn die Wertminderung voraussichtlich von Dauer ist. Dies bringt den betreffenden Unternehmen eine erhebliche finanzielle Entlastung. Im Vertrauen auf die Gesetzesinitiative hätten die Versicherer trotz der Börsenentwicklung darauf verzichtet, zur Verlustbegrenzung in größerem Umfang Wertpapiere abzustoßen, betonte der GDV. Die Auswirkungen der Kursausschläge an den Finanzmärkten könnten somit gemindert und Ertragschancen gesteigert werden.

      Doch die Ertragschancen muss man lange suchen. Festverzinsliche Wertpapiere, die nach wie vor den Löwenanteil in den Portfolios der Assekuranz ausmachen, werfen relativ mickrige Renditen von derzeit rund fünf Prozent ab. Und bei den Aktien ist nach dem Platzen der Blase ohnehin die Luft raus. Zwar können Versicherer inzwischen stärker in Risikopapiere investieren. Doch die von 30 auf 35 Prozent aufgestockte Quote dürfte so bald keiner erreichen. Im Gegenteil: Kai Franke, Leiter des Investment Research der BHF-Bank, erwartet, dass die Gesellschaften nach den jüngsten Erfahrungen "nicht mehr so viel Aktien kaufen wie früher" und diese deutlich weniger Ertrag abwerfen als einst in den Boomzeiten.

      In ihrem derzeitigen Anlagenotstand sucht die Branche verzweifelt nach renditeträchtigen Alternativen, die den besonderen Sicherheitsanforderungen genügen. Selbst die lange geschmähten Investitionen in Immobilien erleben derzeit wieder eine Renaissance. Doch da die überbordende Nachfrage auf ein beschränktes Angebot trifft, droht die nächste Blase.

       

      [ document info ]
      Copyright © Frankfurter Rundschau 2002
      Dokument erstellt am 19.07.2002 um 21:07:06 Uhr
      Erscheinungsdatum 20.07.2002
      Avatar
      schrieb am 20.07.02 10:26:52
      Beitrag Nr. 39 ()
      Angst vor der Pleite

      Nichts ist mehr sicher

      Branche der Lebensversicherer steht vor einem radikalen Wandel


      Von Robert Jacobi



      Eine Branche kämpft um ihren Ruf. Die erste Lebensversicherung steht schon unter Zwangsverwaltung, einige weitere werden in den nächsten Wochen dazukommen. Den Unternehmen geht das Geld aus, weil die Börsenkurse weiter fallen und die Zinsen niedrig bleiben. Es entsteht eine völlig paradoxe Situation: Während Versicherer in Schieflage geraten, sind ihre Produkte gefragter denn je. Jeder zweite Deutsche hat inzwischen eine traditionelle Rentenversicherung. Die großen Versicherer haben im ersten Halbjahr bis zu einem Drittel mehr Policen verkauft als im Vorjahreszeitraum. Der Grund: Keine Anlageform wirft momentan bessere Renditen ab.

      "Die Marktsituation ist pervers", sagt Manfred Poweleit, Versicherungsexperte und Herausgeber des Map-Reports. "Es wackeln so viele Lebensversicherer wie noch nie." Längst geht es bei vielen Gesellschaften nicht mehr darum, ob und wie sie ihre Kunden am Überschuss beteiligen - sondern darum, ob sie den gesetzlich vorgeschriebenen Garantiezins von 3,25Prozent bezahlen können. Vor allem die kleineren Versicherer besitzen wegen der schwachen Kapitalmärkte keine Reserven mehr. Der Einbruch trifft die Unternehmen vor allem deshalb, weil sie dem Börsenboom der späten neunziger Jahre nicht widerstehen konnten und den Aktienanteil an ihren Kapitalanlagen im Branchendurchschnitt von acht auf 20 Prozent erhöht haben.

      "Für ein so langfristiges Geschäft ist ein solcher Umbruch tödlich", sagt Poweleit. Er sieht bei 20 bis 30 Versicherern "dringenden Handlungsbedarf". Sie müssten die Überschussbeteiligung kräftig reduzieren und ihren Anlagebestand umbauen. In den schlimmsten Fällen werde selbst das nicht reichen: "Bis zu zehn Lebensversicherungen brauchen Hilfe von außen", sagt Poweleit - bis zur Zwangsverwaltung, wie sie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht bei der Familienfürsorge Lebensversicherung in Detmold angeordnet hat.

      Hilfe für die Konkurrenz

      Weil die Branche um ihren guten Ruf fürchtet, berät eine Vorstandsrunde beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft weiter über einen Rettungspool. Kapitalstarke Versicherer sollen die gefährdeten Kleinen auffangen, um die erste Pleite der Nachkriegszeit in er Branche zu verhindern. "Die Lage ist dramatisch", sagt Detlef Schneidawind, für Lebensversicherung zuständiger Vorstand der Münchener Rück, zu der die Ergo- Gruppe zählt. "Es geht bei einer Rettungsaktion nicht darum, für Fehler von Vorständen zu zahlen, sondern darum, dass alle Kunden die zugesagten Leistungen auch bekommen."

      Neben der Münchener Rück will sich auch die Allianz an einem Pool beteiligen. "Als Marktführer kann man sich solchen Bestrebungen nicht widersetzen", sagt Michael Hessling, Vorstand bei Allianz Leben in Stuttgart. Die Branche müsse eine "vernünftige Lösung" finden. Allerdings bestehen die Vorstände auf klaren Regeln, um die betroffenen Häuser nicht in Sicherheit zu wiegen.

      Auch wenn sie für den Pool aufkommen werden, profitieren die Großen von den Problemen den Konkurrenz: "Es gibt eindeutig eine Flucht in die Qualität", stellt Branchenexperte Poweleit fest. Seine Prognose: Von 120 würden in den nächsten fünf bis zehn Jahren 50 bis 60 Lebensversicherer verschwinden. Und zwar kaum durch Übernahmen: "Manche Gesellschaften sind schon so am Boden, dass keiner sie mehr will."

      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 20.07.02 10:27:58
      Beitrag Nr. 40 ()
      Kunden von Lebensversicherungen irritiert

      Aussteigen kann teuer werden

      Im schlimmsten Fall muss mit Totalverlust gerechnet werden / Gewinnprognosen unrealistisch


      Von Andreas Kunze

      Düsseldorf - Nach dem Debakel an den Börsen macht sich bei den Bundesbürgern neue Angst breit: Ausgerechnet die mit 88 Millionen laufenden Verträgen am meisten verkaufte Altersvorsorge, die Lebensversicherung, gerät immer mehr in Schwierigkeiten. Viele Kunden sind verunsichert und ratlos.



      Sollte eine Lebensversicherung in Deutschland pleite gehen, können Kunden theoretisch einen Totalverlust erleiden. Einen Konkurssicherungsfonds wie bei den privaten Banken gibt es nicht. Dass es wie in Japan spektakuläre Zusammenbrüche geben wird, halten die meisten Branchenkenner noch für unwahrscheinlich. "In jedem Fall werden die meisten Kunden jedoch bei Ablauf deutlich weniger herausbekommen, als ihnen prognostiziert wurde", sagt der gerichtlich zugelassene Versicherungsberater Michael Kronenberg. Er warnt vor übereilten Schritten: "Eine überhastete Kündigung schadet viel mehr." Wer innerhalb der letzten zwölf Monate abgeschlossen hat, kann laut Kronenberg aber unter Umständen ohne jeglichen Verlust die Police loswerden.Grundsätzlich können Kunden folgendes tun:

      Die Kündigung: Für die meisten Kunden endet die Kündigung mit purem Entsetzen: Oft zahlt der Lebensversicherer nichts oder nur wenig der bis dahin geleisteten Prämien zurück. Grund: In den ersten Versicherungsjahren werden die Prämien vor allem dafür verwendet, Abschlusskosten zu tilgen. Außerdem erhebt der Versicherer eine Stornostrafe. Die Kündigung bedeutet daher in der Regel einen erheblichen Verlust. Bestand der Vertrag noch keine zwölf Jahre, sind außerdem Kapitalerträge zu versteuern.

      Die Beitragsfreistellung: Gerne empfehlen Vertreter und Lebensversicherer diese Variante, wenn Kunden nicht mehr zahlen wollen oder können. Was fast immer verschwiegen wird: Die Beitragsfreistellung ist fast genauso verlustreich wie eine Kündigung. Das bisher angesammelte Geld wird - nach Abzug der Stornostrafe wie bei der Kündigung - in eine neue Versicherung umgewandelt. Vorteilhaft kann die Beitragsfreistellung sein, um ohne weitere Zahlungen die zwölfjährige Laufzeit zu erreichen und damit die Steuerfreiheit der Kapitalerträge.

      Der Verkauf: Eine Lebensversicherung lässt sich grundsätzlich auch verkaufen. Der neue Inhaber zahlt dem Verkäufer eine Art Abfindung und führt den Vertrag zu Ende. Er tut das, weil viele Verträge sich erst zum Ende hin lohnen. Denn zum Ablauf zahlt der Lebensversicherer einen Treuebonus, der einen großen Teil der gesamten Überschussbeteiligung ausmacht. Allerdings sind Aufkäufer wie die Münchener Firma Cash-Life nur an Policen von soliden Lebensversicherern interessiert. Wer den Vertrag mit einem Wackelkandidaten loswerden will, hat also keine Chance.

      Der Rücktritt: Bei Lebensversicherungen kann der Verbraucher vom bereits geschlossenen Vertrag zurücktreten, und zwar innerhalb von 14 Tagen nach dem Abschluss. Der Vertrag gilt als geschlossen, wenn der Versicherer den Versicherungsschein, auch Police genannt, zuschickt. Wenn eine Belehrung über Rücktrittsrecht unterblieben ist, kann der Kunde noch einen Monat nach der ersten Prämienzahlung den Rücktritt erklären.

      Widerspruch als Königsweg

      Der Widerspruch: Dies gilt bei Verbraucherschützern als Königsweg, um unliebsame Verträge ohne Schaden loszuwerden. Bis zu einem Jahr nach Zahlung der ersten Prämie kann noch der Widerspruch erklärt werden. Sind die Voraussetzungen für einen Widerspruch erfüllt, muss der Versicherer die bis dahin geleisteten Prämien voll zurück erstatten.

      Das Widerspruchsrecht wurde 1994 auf Druck der EU eingeführt. Mindestens 14 Tage lang soll der Kunde Zeit haben, seine Entscheidung zu überdenken. Die Frist beginnt erst dann zu laufen, wenn der Kunde Versicherungsbedingungen und Verbraucherinformationen erhalten hat. Sind die Unterlagen unvollständig, verlängert sich das Widerspruchsrecht auf ein Jahr. Nach Ansicht der Verbraucherzentralen und des Bundes der Versicherten sind die meisten Informationen unvollständig, so dass sich in den meisten Fällen ein einjähriges Widerspruchsrecht ergeben würde.

      Die Schadenersatz-Klage: Mitte der 90er Jahre haben einige Lebensversicherer ihre Kunden bereits verschaukelt. Die Gesellschaften wussten, dass sie in ihrer Kalkulation von Privatrenten eine höhere Lebenserwartung würden berücksichtigen müssen - was sich negativ auf die Rentenhöhe auswirken würde. Doch zunächst verkauften die Lebensversicherer die Policen noch mit alten Prognosezahlen einfach weiter. Das böse Erwachen kam bei den Kunden, als kurz nach Vertragsschluss die Privatrenten teilweise drastisch gekürzt wurden. Einige Kunden erstritten daraufhin Schadenersatz (OLG Düsseldorf, Az 4 U 139/ 99). In einem Fall wurde ein Lebensversicherer sogar verurteilt, die zu hoch prognostizierte Rente tatsächlich zu zahlen (OLG Koblenz Az 10 U 1342/99). Parallelen zur heutigen Situation sind unverkennbar: Schon seit Jahren hätte den Lebensversicherern klar sein können, dass mit sicheren Zinspapieren die in Aussicht gestellte Verzinsung nicht zu erreichen ist.


      sueddeutsche.de
      Avatar
      schrieb am 20.07.02 11:03:38
      Beitrag Nr. 41 ()
      Fazit aus dem Beitrag:

      Aktuell befindet sich jeder Investor (institutionell oder privat) in einer Anlagefalle.

      Alles, was man macht, ist falsch, ausgenommen dem abgesicherten Geldmarktkonto (bis 4 % möglich) und offenem Immobilienfonds (Letzte Anlage aber auch nur noch max. 1 Jahr, dann werden deren Renditereserven verbraucht sein und die Renditen von Geldmarktkonten erreichen. Möglich sind dann sogar erste Kurswertverluste).

      Finger weg also
      - von Lebensversicherungen, ob klassisch oder fondsgebunden, ob deutsch oder britisch.
      - von Rentenversicherungen
      - von Investmentfonds (aktuell kommen auch die Valuefonds unter die Räder, nachdem die Wachstumfonds kaum noch Werte aufweisen)
      - von Bundesschatzbriefen und Anleihen
      - Fremdwährungsanlagen (Euro-Stärke)
      Avatar
      schrieb am 21.07.02 22:40:47
      Beitrag Nr. 42 ()
      Die Sicherheit der Lebensversicherer Von Erich Erlenbach

      Zum großen Gau wird es nach menschlichem Ermessen nicht kommen. Aber mit der einen oder anderen unliebsamen Überraschung müssen die Kunden der Lebensversicherer in nächster Zeit wohl doch noch rechnen. Denn das seit Jahren sinkende Zinsniveau am Kapitalmarkt und die Kursverluste an den Aktienmärkten gehen auch an den Lebensversicherern nicht spurlos vorüber. Die meisten Unternehmen haben bereits die Beteiligung ihrer Kunden an den Überschüssen gekürzt. Denn wenn der Kapitalmarkt weniger Ertrag hergibt, schmelzen auch die Möglichkeiten, solche Erträge weiterzugeben.

      Mit der Besonderheit, daß die von einer Lebensversicherung in Aussicht gestellten Leistungen aus zwei Teilen bestehen, ist die Kundschaft heute weithin vertraut. Über die garantierten Zahlungen hinaus gibt es gegebenenfalls weitere Leistungen, die sich aus Überschüssen speisen. Diese sind, weil sich Überschüsse Jahr für Jahr eben erst einmal einstellen müssen, nicht vorhersehbar und deshalb auch nicht garantiert.

      Allerdings hat es die Branche, voran ihr Außendienst, in der Vergangenheit oft versäumt, dies den Kunden eindrücklich klarzumachen. Erst vor gar nicht langer Zeit hat das mittlerweile in der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht aufgegangene Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen mitgeteilt, es habe bei nahezu allen örtlichen Prüfungen die Werbung mit der Überschußbeteiligung beanstanden müssen. Auch heute noch erfolgen Werbeaussagen auf der Grundlage von Überschußerwartungen, die die Frage aufwerfen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie tatsächlich eintreten werden.

      Gegenwärtig rufen bei der Kundschaft jedoch nicht nur zu mindernde Erwartungen auf künftige Überschußanteile Unruhe hervor. Es tauchen sogar Zweifel auf, ob die garantierten Leistungen immer erbracht werden können. Bei der Kalkulation der zu garantierenden Leistungen müssen die Lebensversicherer einen Rechnungszins ansetzen, der für Verträge, die jetzt abgeschlossen werden, 3,25 Prozent beträgt; in der Vergangenheit schwankte dieser Zinssatz zwischen 3 und 4 Prozent.

      Bislang lag der Rechnungszins immer deutlich unter den Erträgen, die aus Kapitalanlagen erwirtschaftet werden konnten. Abschreibungen auf Kapitalanlagen wegen Kursverlusten spielten dagegen kaum eine Rolle. Sie wurden bei festverzinslichen Wertpapieren weitgehend vermieden, weil die Versicherungen den Erwerb nicht börsennotierter Namenspapiere bevorzugten: Wertpapiere, die keinen Börsenkurs haben, müssen auch nicht abgeschrieben werden. Der Kursschwankungen unterworfene Anteil von Aktien am Vermögensbestand war vergleichsweise gering. So wurden die laufenden Erträge aus Kapitalanlagen kaum durch Verluste angekratzt.

      Das hat sich geändert. Bei ohnehin gedrückten Zinserträgen machen die starken Kursrückgänge an den Aktienmärkten heute vielen Versicherungsunternehmen zu schaffen, vor allem dann, wenn sie sich erst vergleichsweise spät - und damit aus heutiger Sicht teuer - mit Aktien eingedeckt hatten.

      Im vorigen Jahr wurde deshalb eine bilanzielle Notbremse gezogen. Sie erlaubt es Versicherungsunternehmen, darauf zu verzichten, ihre im Kurs gefallenen Aktien abzuschreiben. Damit entstehen allerdings stille Lasten, solange die Aktienkurse nicht wieder über den Buchwert hinaus steigen. Die Gefahr ist nicht daher von der Hand zu weisen, daß solche stillen Verluste eines späteren Tages doch noch die Ertragsrechnung verhageln könnten.

      Eine der Einlagensicherung bei Kreditinstituten vergleichbare Einrichtung gibt es für Versicherer nicht. Bei ihnen ist die Ausgangslage auch etwas anders. Ein Kreditinstitut arbeitet mit fremdem Geld und schlittert schnell in Liquiditätsnöte, wenn das Vertrauen der Kunden schwindet und es seine Verpflichtungen erfüllen soll. Ansprüche gegen Versicherungen sind dagegen grundsätzlich langfristiger Natur, ihre Erfüllung ist daher gewöhnlich keine Frage der Liquidität, sondern eine Frage der Ertragskraft. Im Fall eines kleineren Versicherers ist diese offenbar bereits so stark geschwunden, daß die Aufsicht die Unternehmensleitung durch einen von ihr ausgesuchten Fachmann ersetzt hat.

      Früher wurden Schieflagen bei Versicherungen, zu denen es aus unterschiedlichen Gründen ohne öffentliches Aufsehen immer wieder einmal gekommen ist, meist durch eine Fusion mit einem gesunden Versicherer bereinigt. Das wäre auch heute möglich, sofern es sich um überschaubare Belastungen handelt. Auf jeden Fall aber - so ist aus der Branche zu hören - soll vermieden werden, daß ein Lebensversicherungsunternehmen die von ihm gegebenen Garantien nicht mehr erbringen kann. Denn das könnte für alle Versicherer einen unkalkulierbaren Vertrauensverlust nach sich ziehen.

      Deshalb wird in der Branche auch über andere Wege der Hilfe für den Fall eines Falles nachgedacht. Ziel ist es offenbar, dabei die Vertragsinhalte möglichst zu erhalten. Schließlich haben die Kunden Versicherungsschutz gesucht. Diesen sollen sie auch nicht verlieren. So könnten die zur Bilanzierung garantierter Leistungen etwa fehlenden Mittel von anderen Lebensversicherern, einzeln oder in einem Verbund, vorgestreckt oder auch ihrerseits garantiert werden.

      Eine Hilfe für Mitbewerber ist natürlich eine Gratwanderung. Denn der Erhalt des Vertrauens in die Institution Lebensversicherung geht zu Lasten der helfenden Versicherer und ihrer Kunden. Die Kunden sollten in dem jetzt unfreundlichen Börsenumfeld aber nicht den Kopf verlieren. Überstürzte Kündigungen von Versicherungsverträgen, zumal wenn diese noch nicht sehr alt sind, bringen oft handfeste Einbußen. Deshalb kann es richtiger sein, sich - wenn auch zähneknirschend - vorübergehend nur mit dem Garantiezins zufriedenzugeben. Denn wenn noch eine längere Versicherungszeit bevorsteht, schließt dies auch neue Ertragschancen ein.




      Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.07.2002,
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 10:17:50
      Beitrag Nr. 43 ()
      Anleger15

      Ich versuche besser nicht, Dich von den Vorzügen einer Rentenversicherung zu überzeugen ;)

      Aber ein "gesichertes Geldmarktkonto" einem Bundesschatzbrief als Anlageform vorzuziehen, halte ich für schlichtweg falsch.

      Wenn in diesem Thread schon pausenlos über Pleiten bei LV-Unternehmen spekuliert wird, dann kann man auch einen Schritt weitergehen und sich die Werthaltigkeit eines Einlagensicherungsfonds anschauen.

      Am Kapitalmarkt wird momentan ziemlich laut darüber spekuliert, ob einige Hypothekenbanken nicht überlebensfähig sind.
      Ich halte das für maßlos übertrieben, aber wenn die AHB (von der HVB erst gar nicht zu reden) insolvent wird, dann hören wir vom Einlagensicherungsfonds noch ein leises "OOPS" und dann nichts mehr. Der stellt nämlich entgegen landläufiger Meinung keine Garantie dar, sondern ist nur eine keep-well Erklärung. Für kleine Insolvenzen wie Gontard reicht das aus, aber eine AHB mit 350 Mio. Sicherungssumme pro Kunde wird das System auf eine (zu) harte Probe stellen.

      Zu dem FR-Artikel fällt mir vor lauter Dummheit des Schreiberlings kaum noch was ein :(

      Deswegen nur kurz:
      ""Selbst Versicherer, die von Amts wegen gehalten sind, besonders vorsichtig mit dem ihnen anvertrauten Geld umzugehen""

      Wir sind von Amts wegen gehalten, das uns anvertraute Geld sicher, rentabel und lquide anzulegen sowie für eine vernünftige Mischung zu sorgen. Vor zwei Jahren wurde die Branche angegriffen, weil wir zu sehr auf Sicherheit bedacht waren und Aktien nicht in dem Rahmen gekauft haben, wie das von Amts wegen möglich gewesen wäre. Heute wird bei nahezu unveränderten Anlagen ein leichtfertiger Umgang mit anvertrauten Geldern unterstellt.

      dabei stehen heute genau die Gesellschaften dumm da, die auf die Schlaumeier der Medien vor zwei Jahren gehört haben. Und die Kunden, die sich an Capital und Siftung Warentest orientiert haben, schauen heute ziemlich bedröppelt auf ihre HL-Policen.
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 17:00:25
      Beitrag Nr. 44 ()
      noch n zocker
      Deine Gedanken zu den Einlagensicherungsfonds sind nicht ohne. Deshalb auch nicht alles bei einer Bank einzahlen.

      zu HL:
      vor gut 10 Jahren hat ein Bekannter dort abgeschlossen, aber nur für 12 Jahre Laufzeit.
      Die Renditen waren 10 jahre lang Top.
      Für die letzten 2 Jahre hat er beitragsfrei gestellt, da der Prämienaufwand der letzten beiden jahre im Verhältnis zum prognostizierten Mehrwert für diesen Zeitraum, gegenüber dem Ablauf bei Beitragsfreistellung, ein Witz war.
      1 % Rendite p.a. !
      Dennoch, wenn die HL an ihrer aktuellen Prognose festhält, so hat sich das insgesamt über 12 Jahre immer noch gelohnt.

      Mir persönlich wären Sofortgutschriften immer noch lieber als stille Reserven, da man nie weiß, ob die Versicherer mit den hohen stillen Reserven wirklich zugunsten der Versicherungsnehmer arbeiten.
      Avatar
      schrieb am 22.07.02 17:24:36
      Beitrag Nr. 45 ()
      @Anleger15

      stell doch mal die Daten des #44 Vertrages der Hannoverschen Leben herein. Ich habe selbst so einen ähnlichen Fall, insofern kann ich die Behauptung "Prämienaufwand = 1% Rendite" nicht nachvollziehen.

      Es handelt sich ja wohl um einen Vertrag von vor September 1994 (Umstellung bei der Berechnung der Grundgewinnanteile/Schlussgewinnanteile).

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 17:33:12
      Beitrag Nr. 46 ()
      Elf Lebensversicherer leiden unter Reserve-Schwäche   
      Von Ingrid Herden, Thomas Stoll
      [24.07.02, 15:39]









      Bei elf Lebensversicherungsunternehmen reichten die Ende 2001 ausgewiesenen Finanzreserven nicht aus, um die zugesagten Überschüsse gegenüber Kunden bei anhaltender Börsenbaisse und damit unzureichendem Mittelzufluss vom Kapitalmarkt für die nächste Zeit abzudecken. Dies hat jetzt eine Studie des Versicherungsanalysehauses Morgen & Morgen für das Wirtschaftsmagazin "Capital" ergeben. Besonders schlecht schnitten die bereits unter Zwangsverwaltung stehende Familienfürsorge Detmold sowie die Mannheimer, Gutingia und PB Leben ab, deren Finanzreserven Ende 2001 nach der Studie bereits im negativen Bereich lagen.

      Die anderen sieben Unternehmen (BHW, Hannoversche Leben, Huk-Coburg, Neckura, Universa, VGH Versicherungen, VPV Lebensversicherung AG) verfügten laut der Morgen & Morgen-Analyse zwar über positive Finanzpolster, doch reichten diese unter unveränderten Bedingungen offenbar nicht aus, ihre Jahresentnahme gegenüber Kunden allein aus dem Finanzpolster zu bestreiten. "Idealerweise sollte das Polster mindestens hundert Prozent oder eine Jahresentnahme ausmachen. Niedrigere Werte deuten darauf hin, dass die Gesellschaft bei anhaltender Kapitalmarktflaute reagieren muss: zum Beispiel mit einer starken Senkung der Gewinnbeteiligung", erklärte der Rating-Experte von Morgen & Morgen Martin Zsohar gegenüber "Capital".

      Im Gegensatz dazu würden die Finanzreserven beispielsweise der Allianz, Axa, Hamburg-Mannheimer, Ideal, Provinzial Düsseldorf, R+V, Victoria, Volksfürsorge, Volkswohl Bund, Württembergische und der WWK gleich für mehrere Jahre reichen.

      Die Zahlen in der folgenden Tabelle zeigen, wie lange die einzelne Versicherung ihren Verpflichtungen gegenüber den Kunden aus dem Finanzpolster nachkommen kann. Bei unveränderten Rahmenbedingungen entsprechen 100 Prozent einem Jahr. Die Tabelle enthält die elf Gesellschaften mit den im Test geringsten Polstern.














      Gesellschaft


      Finanz-
      polster







      Familienfürsorge


      -97,27







      Mannheimer


      -80,51







      PB Leben


      -55,16







      Gutingia


      -36,93







      VPV Lebensvers. AG


      +4,75







      Hannoversche Leben


      +30,74







      Neckura


      +34,80







      uniVersa


      +67,13







      BHW


      +69,11







      VGH Versicherungen


      +71,66







      HUK


      +87,91
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 18:33:10
      Beitrag Nr. 47 ()
      @n-n-z

      Ich habe mal bei der Hannoverschen Leben versucht die M&M Zahlen nachzuvollziehen und bin auf folgende ca. Zahlen gekommen (per Ende 2001): Kapitalanlagen 9.049 T€, RfB 662 T€, freie RfB 239 T€. Um die Deckung auszurechnen müsste ich doch 5% (Gewinnbeteiligung 2002) auf 9.049 T€ rechnen, was 452 T€ entspricht (ich gehe davon aus, dass in den Kapitalanlagen nur solche der Kunden enthalten sind - oder ist das falsch?). Komme ich auf rd. 53% (was von 31% doch schon ordentlich abweicht). Meinung ?

      Kannst du mir erklären, wie M&M diese Zahlen berechnet ?

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 18:52:33
      Beitrag Nr. 48 ()
      Um die Deckung auszurechnen, mußt Du das Deckungsstocksoll nehmen, das sind die Anlagen vermindert um EK und Überdeckung. Somit brauchst Du sogar weniger als die 452 T€.

      Ich komme auch auf 52%, auf die Schnelle weiß ich nicht, was M&M gemacht hat. Aber wenn ich mir die Liste der finanzstarken Unternehmen so anschaue, gibt`s bei uns im Haus bald reichlich kostenlose Sonderdrucke :) Da schaue ich am Wochenende mal rein.

      Wenn die HL nicht rechtzeitig verkauft hat, müßten die einige Probleme im Bereich der Asset backed Securities haben. Jedenfalls waren die letztes Jahr mächtig stolz auf das große Rad, dass sie in diesem Bereich drehen :(

      Die Rechnung von Anleger15 würde ich auch gerne sehen, ich halte sie für unwahrscheinlich.
      Avatar
      schrieb am 24.07.02 19:06:11
      Beitrag Nr. 49 ()
      @n-n-z

      danke. Die 452 T€ habe ich auch sozusagen als "real case" genommen (davon ausgehend, dass stille Lasten + EK = 0). Wie kann ich denn eine "Überdeckung" feststellen und wie entsteht sie (geht das nicht in das EK ?).

      Zu den ABS: Mir scheint eh, dass weniger die Banken die leidtragenden des Credit Crunch und der Insolvenzen sein werden, sondern mehr die Versicherungen (wenn ich mir die Liste bei WorldCom anschaue - sind fast alle Versicherungen dabei). Allerdings dürfte das doch durch die recht breite Streuung kein existenzielles Risiko sein oder übersehe ich da was (insbesondere bei der HL) ?

      Bei der Liste der Unternehmen mit hohe Reserven habe ich mich auch für dich gefreut ;-)

      Grüße K1
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 10:34:48
      Beitrag Nr. 50 ()
      Zwischen der Frage, ob die HL die 5% erwirtschaften kann oder ob es existenzielle Risiken gibt, liegen ja doch ein ein paar Milliönchen. Wenn die HL in diesem Jahr 200 Mio. € mit Aktien und ABS verliert (incl. im letzten Jahr nicht vorgenommene Abschreibungen), dann macht das ca. 2% in der Verzinsung aus. Wahrscheinlich zuviel, um die 5% zu erreichen aber nicht soviel, dass die Existenz bedroht ist.

      Überdeckungen gehen nicht ins EK (das bei VVaG regelmäßig sehr niedrig ist), sondern hauptsächlich in die freie RfB. Freie RfB und EK stehen somit als Zinsträger zusätzlich zum Deckungsstock zur Verfügung.

      Außerdem gibt es auch noch Risiko- und Kostengewinne und das Stornoergebnis (was bei der HL aber nicht so wichtig ist wie bei uns). Als 1999 die 4%-Marke beim Zins erreicht wurde, haben wir die Bleisifte gespitzt um herauszufinden, wann die Verträge mit 4% Garantieverzinsung uns Probleme bereiten werden. Dabei kam heraus, dass wir Zinssätze bis 3,25 verkraften können, ohne ans Eingemachte gehen zu müssen.
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 12:00:13
      Beitrag Nr. 51 ()
      RE: noch-n-zocker

      ich war 1996 mal bei ner Veranstaltung deines Arbeitgebers.
      Da wurde mir erläutert, dass das Stornoergebnis eine wichtig Rolle spielen würde.
      Anders gesagt :
      Man freut sich überjeden vertrag, der nach 5 Jahren gekündigt wird.

      Ist das noch so richtig ?


      SOM
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 12:59:03
      Beitrag Nr. 52 ()
      Aus der Provisionshaftungszeit sollte der Vertrag auf jeden Fall raus sein :)

      Jedes Unternehmen sucht sich Marktnischen. Wir haben uns dafür entschieden, den vertragstreuen Kunden ein bisschen mehr zu geben und da wir auch jeden € nur einmal ausgeben können, holen wir uns das über etwas schlechtere Rückkaufswerte wieder rein. Diese Vorgehensweise halte ich für legitim, in vielen anderen Bereichen werden treue Kunden auch mit finanziellen Anreizen belohnt. Wir freuen uns nicht über Kündigungen aber wir versüßen den vertragsbrüchigen Kunden nicht auch noch den Abschied.

      Wieso Cashlife unsere Policen nicht ankauft, weiß ich ehrlich gesagt nicht, da bei uns wegen dieser Vorgehensweise die Differenz zwischen Rückkaufswert und Ablaufleistung eher größer ist. Und wir werden bei der Ablaufleistung voraussichtlich weniger von den ursprünglichen Werten abweichen als die meisten Mitbewerber.

      S&P hat uns übrigens das gleiche Rating gegeben wie der Mannheimer :mad: Eigentlich müßte es den Ratingagenturen verboten werden, ohne Kundenauftrag ein Rating zu vergeben. Das ist doch glatte Erpressung und wenn Leute wie Du mit dem Rating argumentieren ist es auch noch geschäftsschädigend. Wahrscheinlich würde das Rating sich sofort Richtung AA bewegen, wenn wir dafür bezahlen würden.
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 20:16:34
      Beitrag Nr. 53 ()
      Börsenkrise setzt Lebensversicherer unter Druck Sinkende Kurse können auch die private Altersvorsorge beeinflussen / Nur Betriebsrenten sind sicher

      Die Börsenkrise geht auch an der privaten Altersvorsorge nicht spurlos vorüber. Wer für sein Alter vorsorgen wollte, indem er sich Aktienpakete ins Depot legte, kann derzeit fast täglich ablesen, wieviel er an einem Handelstag verloren hat. Aber auch Verbraucher, die sich über Fondssparpläne oder Lebensversicherungen zusätzlich zur gesetzlichen Rente ein Ruhepolster fürs Alter aufbauen möchten, lässt die Börsenbaisse nicht unberührt.

      Einzig die Arbeitnehmer, die mit Hilfe ihres Arbeitgebers eine betriebliche Altersvorsorge aufgebaut haben, sind aus dem Schneider. Ihre Betriebsrenten sind - anders als in den USA - nach Ablauf einer mehrjährigen Unverfallbarkeitsfrist durch den Pensionssicherungsverein (PSV) geschützt. Rentenkürzungen oder gar Totalverluste müssen die Beschäftigten nicht befürchten.

      Bei Deutschlands liebstem Kind, der Lebensversicherung, ist die Sache schwieriger. Zwar haben die Versicherer ihr Börsenengagement bereits beträchtlich zurückgefahren, dennoch müssen die Versicherten Federn lassen. Obwohl die Unternehmen statt der erlaubten 30 Prozent derzeit weniger als 20 Prozent ihrer Anlagesumme in Aktien investiert haben, sinkt die Überschussbeteiligung der Kunden. Statt einer früher üblichen Rendite von sieben Prozent zahlen die meisten Unternehmen derzeit nur noch 6,13 Prozent, heißt es beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Doch Verbraucherschützer befürchten, dass einige - vor allem kleinere Lebensversicherer - auch das nicht mehr lange schaffen werden. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es derzeit bei mehreren Unternehmen kriseln, die Familienfürsorge steht bereits unter der Aufsicht eines von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen bestellten Sonderbeauftragten. Wie ernst die Lage ist, zeigen die derzeit beim GDV laufenden Verhandlungen über die Einrichtung eines Notfallfonds, der sich im Falle eines Falles um die Kunden der Versicherungsunternehmen kümmern soll, die ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können.

      Wer seine Altersvorsorge über Fondssparpläne organisiert hat, kann nach Meinung von Experten von der aktuellen Krise dagegen durchaus profitieren. Denn wegen der niedrigen Kurse kauft man die Fondsanteile derzeit besonders günstig ein. Nur auszahlen lassen sollte man sich zur Zeit höchstens das, was man auch wirklich unmittelbar zum Leben braucht, rät Bernd Katzenstein, Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge.

      Wer derzeit sicher für sein Alter vorsorgen will, sollte Bundesschatzbriefe, -anleihen, Pfandbriefe oder Geldmarktfonds kaufen, empfiehlt Carlos Mari vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Auch die viel gescholtene Riester-Rente gewinnt plötzlich an Attraktivität. Denn neben den staatlichen Zulagen lockt auch die Anbietergarantie: Wer Riester-Produkte anbietet, muss garantieren, dass der Kunde am Ende der Laufzeit mindestens das eingezahlte Kapital zurück erhält. Das ist mehr, als der Aktienmarkt derzeit hergibt. Heike Jahberg
      Avatar
      schrieb am 25.07.02 22:14:50
      Beitrag Nr. 54 ()
      Ist ja ein lässiger Artikel. Die Riester Rente ist gut, weil der "Kunde am Ende wenigstens das eingezahlte Kapital zurückerhält" - ja und, ist doch bei KLV’s genauso (sogar zuzügl. Garantieverzinsung).

      Ach und Fondssparpläne profitieren von der derzeitigen Krise weil jetzt billiger gekauft werden kann (äh - die bisher gekauften Fonds verlieren nicht zufällig an Wert !?).

      Aus welcher Quelle kommt denn der Artikel ?
      Avatar
      schrieb am 27.07.02 21:23:24
      Beitrag Nr. 55 ()
      Policen fürs Leben In deutschen Schubladen liegen 83 Millionen Policen. In unsicheren Börsenzeiten legen viele ihr Geld lieber in Kapital-Lebensversicherungen an. Lohnt sich das? Guthaben werden derzeit mit mindestens 3,25 Prozent jährlich verzinst. Allerdings: Zieht man die Verwaltungskosten ab, so bleiben laut "Finanztest" selbst bei den billigsten Anbietern nur noch 2,9 Prozent. Und auch die Lebensversicherten bleiben von der Baisse nicht unberührt: Im Schnitt steckt trotz drastisch reduzierter Aktienquote weiter ein Fünftel der Gelder der Assekuranz in Aktien oder Fonds. Kein Wunder, dass die Überschussbeteiligung von früher sieben Prozent auf gut sechs Prozent abgeschmolzen ist. Und: Garantiert ist nur die Mindestverzinsung.

      Wer den Mittelweg zwischen Risiko und Sicherheit sucht und den Abschluss einer fondsgebundenen Lebensversicherung anpeilt, fährt nach Meinung von "Finanztest" in den meisten Fällen mit einem reinen Fondssparplan besser. Während sich bei der Versicherung erst hohe Verwaltungskosten amortisieren müssen und die Gewinnbeteiligung erst nach vielen Jahren voll wirksam wird, profitiert der Anleger mit regelmäßigen Einzahlungen von den aktuell niedrigen Kursniveaus an den Börsen. Durchhaltevermögen ist also in jedem Fall gefragt. Wer trotzdem die sichere Rendite plus Hinterbliebenenschutz dem Nervenkitzel der Börsen vorzieht, sollte verschiedene Angebote vergleichen. Bei einem von "Finanztest" durchgeführten Vergleich von 65 Versicherern schnitt die Debeka am besten ab. Verbraucherschützer raten zudem, sich bei größeren Unternehmen zu versichern. Denn angesichts der Börsenflaute steht ein paar Kleineren das Wasser bis zum Hals. moc
      Avatar
      schrieb am 27.07.02 23:41:03
      Beitrag Nr. 56 ()
      Die Baisse  zwingt Versicherer  in die Knie Fallende Kurse, faule Kredite: Für Assekuranz und Banken wird es eng. Weltweit / Von Martin T. Roth

      Frankfurt. Der Kurssturz an den internationalen Börsen bringt die Versicherer und Banken immer stärker unter Druck. Die Aktie der Allianz hat allein binnen zwei Wochen ein Drittel ihres Wertes verloren. Die Aktie der Zurich Financial - vor vier Jahren noch knapp 1200 Franken wert - kostet heute nur noch ein Zehntel davon.


      Die Hiobsbotschaften aus der Assekuranz mehren sich denn auch. Weltweit. In der abgelaufenen Woche haben mit der niederländischen Aegon und der belgischen Fortis zwei große Konkurrenten mit ihren Gewinnwarnungen Schockwellen durch die Branche gesandt. Aegon kann allein wegen der Worldcom-Pleite wohl 200 Millionen Euro in den Wind schreiben.


      Bei den Banken sieht es nicht besser aus. Der Aktienkurs der amerikanischen Citigroup hat binnen drei Wochen in der Spitze 40 Prozent verloren. Seit Jahresanfang hat der Kapitalmarkt damit stolze hundert Milliarden Dollar vom Börsenwert der größten Bank der Welt abgeschmolzen.


      Die Aktienkurse der Versicherer und Banken spiegeln die schwere Kapitalmarktkrise wider. So hat die Assekuranz seit Mitte der neunziger Jahre und damit erst spät in Aktien investiert. Die massiven Kurseinbrüche verringern jetzt ihre stillen Reserven und zwingen die Branche zur Unzeit zum Verkauf. Dabei ist das Aktienengagement der deutschen Versicherer im Vergleich zu Großbritannien oder den Vereinigten Staaten noch gering. Doch mit der Expansion ins Ausland haben sich zumindest die großen deutschen Konzerne die höhere Aktienabhängigkeit der angelsächsischen Märkte in die Bilanz geholt.


      Doch nicht nur die Aktienbestände bereiten den Vorständen in den Versicherungskonzernen Kopfschmerzen. Viel umfangreicher ist ihr Engagement am Anleihemarkt und damit als Kreditgeber von öffentlicher Hand und Unternehmen. Die sich häufenden Firmenzusammenbrüche, aber auch Krisen wie in Lateinamerika führen auch bei diesen Anlagen zu hohen Ausfällen. Prudential, der zweitgrößte britische Versicherer, hat allein im ersten Halbjahr 2002 Ausfälle in Höhe von 230 Millionen Dollar in seinem 40 Milliarden Dollar schweren amerikanischen Anleiheportfolio erlitten. Die sind weg.


      Bankmanager sind seit Jahren vorsichtig genug, die von ihnen zunächst gewährten Kredite zu verbriefen und damit die Risiken an den Kapitalmarkt weiterzugeben. Käufer sind oft die Versicherungen. Die magere Verzinsung bei klassischen Anlageformen wie amerikanischen Staatsanleihen und die zeitweilige Aussicht auf ein Ende öffentlicher Defizite und damit knapper werdende öffentliche Anleiheemissionen brachten viele Versicherung unter Handlungszwang. Denn sie mußten ihren Kunden auch hohe Renditen bieten. Das hat viele von ihnen offen für mehr Risiken bis hin zu alternativen Anlageinstrumenten wie Private Equity und Hedgefonds gemacht.


      Zur Freude der Banken, die selbst in Ertragsnot steckten. Denn der Erfindungsreichtum der smarten Investmentbanker an Wall Street oder in der Londoner City kennt Grenzen, wenn es darum geht, auch andere, noch viel komplexere Produkte mit hohen Margen für die Bank an die Assekuranz zu bringen. "Nicht jeder Versicherer weiß, welchen Giftmüll er sich damit in seine Bilanz holt", heißt es bei den Verkaufsmannschaften der Banken. Wer wie die Allianz mit der Dresdner Bank ein Geldinstitut unter dem eigenen Dach hat, schaufelt damit allerdings die Risiken von der rechten in die linke Tasche. Und wird sie nicht los.


      Das trifft auch die Zeichner von Lebensversicherungen. Oft haben die Anbieter schon die Beteiligungen ihrer Kunden an den Überschüssen gekürzt. Sogar an der Erbringung des garantierten Zinses von 3,25 Prozent bestehen hier und da Zweifel. In den vergangenen Jahren hatte die Branche bisweilen noch Gewinnbeteiligungen in einer angesichts der schwindenden Reserven abenteuerlichen Höhe ausgeschüttet. Bis heute wird damit bei der Gewinnung von Neukunden auch noch Werbung gemacht. Für die Branche selbst sind die Umwälzungen nicht weniger grvaierend. Fachleute erwarten für die lange Jahre im stillen arbeitende Branche eine massive Konsolidierungswelle. Und das bedeutet für viele die Übernahme oder schlicht der Untergang.


      Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28.7.2002
      Avatar
      schrieb am 28.07.02 20:14:21
      Beitrag Nr. 57 ()
      Versicherer geraten in Turbulenzen

      Gewinneinbrüche durch die Aktienflaute. Probleme bei Auszahlung der Gewinnbeteiligung nehmen zu

      Frankfurt/Main - Den deutschen Finanzkonzernen drohen zum Jahresende weitere dramatische Gewinneinbrüche. Versicherer und Banken müssen bei einer bis zum Bilanzstichtag Ende 2002 anhaltenden Flaute am Aktienmarkt mit hohen Abschreibungen auf ihre Kapitalanlagen rechnen. Auf Grund der steigenden Zahl von Firmeninsolvenzen müssen die Kreditinstitute vermutlich ihre Risikovorsorge für faule Kredite noch einmal deutlich erhöhen.

      Bankenpräsident Rolf Breuer sagte der "Bild am Sonntag", eine Trendumkehr an der Börse sei nicht in Sicht. Allerdings warnte der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank vor Panik. Für die Ersparnisse bei den Banken bestehe keine Gefahr, betonte er und fügte hinzu: "Wir befinden uns zwar in schwerem Fahrwasser, die deutschen Banken sind aber stark genug, um auch dieses Unwetter zu meistern."

      Falls die Börsenstimmung bis zum Bilanzstichtag nicht grundlegend dreht, "rechne ich mit deutlichen Abschreibungen bei den Kapitalanlagen der Versicherer", sagt Wirtschaftsprüfer Rainer Husch von der KPMG. Der Kollege einer konkurrierenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaft befürchtet so "dramatische Einbrüche", dass einige Lebensversicherer ihren Kunden künftig nicht einmal mehr die garantierte Mindestverzinsung von 3,25 Prozent zahlen könne. Eine Entwarnung für die Branche könne erst bei einem Stand des Dax von rund 4500 Punkten gegeben werden. Derzeit notiert das deutsche Börsenbarometer bei rund 3560 Punkten.

      Wenn die Kurse bis zum Jahresende nicht steigen, wäre das der zweite Bilanzstichtag in Folge, an dem ein großer Teil der Beteiligungen deutlich unter dem Einstiegskurs läge. Auf viele Versicherer kämen dann hohe Abschreibungen zu. "Wer im vergangenen Jahr nicht abgeschrieben hat, muss es spätestens jetzt tun", sagt der Experte einer großen Beratung. Das könnte nach seiner Rechnung bis zu zwei Drittel der Lebensversicherer und die Hälfte der Sachversicherer treffen.

      Versicherern, die die Mindestverzinsung von 3,25 Prozent nicht zahlen können, droht die Zwangsaufsicht durch einen Sonderbeauftragten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Geht der deutsche Aktienmarkt weiter in den Keller, rechnen die Experten von der Ratingagentur Standard & Poor`s mit dem Ende zahlreicher kleiner Versicherer.

      Auch die Reserven, von denen viele Versicherer bereits in den vergangenen Jahren zehrten, sind bei einigen kleinen Unternehmen weitgehend aufgebraucht. Manche Konzerne sollen, so Branchenkenner, nicht einmal mehr eine Reservequote von einem Prozent haben.

      Auch bei den Banken sieht die Lage düster aus: "Deutschland steuert in diesem Jahr auf einen Pleiterekord zu - und hinter jeder dieser Insolvenzen steht ein Kreditinstitut", sagt ein Bankmanager. Gerade erst musste die Hypo-Vereinsbank ihre Risikovorsorge für das Gesamtjahr von 2,1 auf 2,5 Mrd. Euro erhöhen. Bei den übrigen Großbanken rechnen Analysten ebenfalls mit Anpassungen nach oben.

      Deutlich kritischer wird allerdings die Lage für viele kleinere Banken und Sparkassen eingeschätzt. "Der Ausleseprozess ist in vollem Gange", sagt ein Marktbeobachter.

      In der "Welt am Sonntag" warnte der Wirtschaftsweise Bert Rürup vor der Gefahr, dass der Kursverfall an den Börsen die deutsche Konjunktur zusätzlich belasten könnte. Die Finanzmarktkrise drohe über negatives Konsumverhalten auf die reale Ökonomie durchzuschlagen. ams/as/DW



      Die Welt 29.07.02
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 09:55:53
      Beitrag Nr. 58 ()
      K1

      Heike Jahberg schreibt für den Tagesspiegel. Ein echtes Allround-Talent, dass sich in der Berliner Gay-Szene und beim Nitrofen genauso gut auskennt wie bei Lebensversicherungen :laugh:

      Canadien
      Falls Du hier auch liest und nicht nur blind postest, achte bitte auf die Quellenangaben. Noch besser wäre, wenn Du offensichtlichen Müll erst gar nicht verbreitest.
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 11:36:48
      Beitrag Nr. 59 ()
      @ # 58

      Quelle bereits vor Tagen per BM an K1 gesandt;

      Bitte um konstuktive Kritik bzgl. des Artikels;

      Die Bezeichnung "Müll" sollte schon belegt werden!


      MfG


      THE CANADIEN
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 12:24:06
      Beitrag Nr. 60 ()
      Aha, der Kanadier kann doch reden ;)

      Wieso beantwortest Du öffentlich gestellte Fragen von allgemeinem Interesse per BM?

      Die konstruktive Kritik hat K1 bereits vorgenommen. Die KLV, die NUR die Garantieverzinsung von 3,xx zahlt, soll schlechter sein als die Riester-Rente, die 0% garantiert.
      Und die Kunden der FLV, die in den letzten 2 Jahren sicherlich eine Negativverzinsung hatten, sind die Gewinner :confused:
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 12:33:27
      Beitrag Nr. 61 ()
      Kann leider nur schreiben*g*


      Bezug zu den Fondssparplänen(Negativentw.) lt. Tagesspiegel;nicht zur LV(3,25% Garantie)

      Staatliche Förd. bitte berücksichtigen.

      Habe grundsätzlich Quellenangaben beigefügt,dieses eine Mal nicht-wollte nach dem Versand der BM einen Nachtrag durchführen,ist leider untergegangen.

      Aber der Inhalt bleibt auch ohne Angabe der Quelle.


      MfG


      THE CANADIEN
      Avatar
      schrieb am 29.07.02 12:56:46
      Beitrag Nr. 62 ()
      Von einer staatlichen Förderung der Fondssparpläne lese ich im Tagesspiegel nichts. Was soll das sein? Diese Zulagen für Geringverdiener, die ungefähr so relevant sind wie die steuerliche Absetzbarkeit der LV-Prämien im Rahmen der Sonderausgaben?
      Avatar
      schrieb am 04.08.02 16:22:13
      Beitrag Nr. 63 ()
      Verband: Rendite Lebensversicherungen auch künftig über 5%

          HAMBURG (dpa-AFX) - Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schließt für das kommende Jahr eine weitere Kürzung der Überschussbeteiligung bei Lebensversicherungen nicht aus. In einem Interview der "Bild am Sonntag" sagte GDV-Präsident Bernd Michaels: "In diesem Jahr wurde die Überschussbeteiligung bereits um rund ein Prozent gekürzt und liegt jetzt bei etwa sechs Prozent." Auch 2003 könne es noch um einen Prozentpunkt weiter nach unten gehen. Dennoch sieht der Vorstandsvorsitzende der Allianz Leben, Gerhard Rupprecht, Lebensversicherungen weiterhin als attraktive Anlageform.

         Michaels betonte: "Die meisten Lebensversicherer werden immer noch eine fünf vor dem Komma haben." Zugleich schloss der Verbandspräsident aus, dass die meisten Unternehmen am Markt "überhaupt in die Situation kommen werden, nur die gesetzlich vorgeschriebene Mindestrendite von 3,25 Prozent zahlen zu können". Zur durchschnittliche Überschussbeteiligung in den kommenden fünf Jahren sagte der GDV-Präsident: "Ich bin sicher, dass sie auch in Zukunft bei mindestens fünf Prozent, wahrscheinlich aber höher, liegen wird."

      AKTIENANTEIL DER BRANCHE UNTER 20%

         Durchschnittlich liege der Aktienanteil der Branche zur Zeit bei "deutlich unter 20 Prozent". 80 Prozent des Kapitals würden in festverzinsliche Papiere und in Immobilien fließen. Michaels zeigte sich auch zuversichtlich, dass die Riester-Rente einen Aufschwung erleben werde. "Dass bisher nur 2,3 Millionen Verträge abgeschlossen wurden, liegt daran, dass die Riester-Rente von Anfang an schlecht geredet wurde."

      Allianz-Leben-Vorstandschef Rupprecht sagte im "DeutschlandRadio", Lebensversicherungen böten nach wie vor im Vergleich zu anderen Anlageformen gute Renditen, auch wenn diese im kommenden Jahr voraussichtlich sinken würden. "Gerade in Zeiten, in denen man am Kapitalmarkt viel Geld verlieren kann, ist die Lebensversicherung mit ihrer garantierten Verzinsung eine ganz besonders attraktive Alternative", meinte Rupprecht./cs/DP/fn
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 17:34:17
      Beitrag Nr. 64 ()
      Verbraucherschützer fordern Garantien für Versicherte

      Versicherungsnehmer sollen nicht für die Schieflage ihrer Gesellschaft büßen, meint der Bundesverband der Verbraucherzentralen

      Berlin (hej). Kunden von angeschlagenen Lebensversicherungsunternehmen dürfen nicht für die Schieflage ihres Versicherers büßen. Das hat Carlos Mari, Rentenexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv), am Montag im Gespräch mit dem Tagesspiegel gefordert. Mari forderte den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf, bei der Einrichtung des geplanten Notfallfonds für insolvente Versicherungsgesellschaften Garantien zugunsten der Versicherten zu verankern.

      „Kunden, die wegen der Schieflage ihrer Versicherungsgesellschaft zwangsweise zu einem anderen Unternehmen wechseln, dürfen dadurch keine Nachteile haben“, sagte Mari. So müsse die neue Gesellschaft eine Bestandsgarantie für Versicherungen übernehmen, die kurz vor der Auszahlung stehen. „Wenn das ursprüngliche Versicherungsunternehmen dem Kunden bereits verbindlich die fällige Versicherungssumme mitgeteilt hat, muss auch der Nachfolger daran gebunden sein“, fordert der Verbraucherschützer. Außerdem müssten neue und alte Kunden gleich behandelt werden. Wenn ein Versicherer in die Knie geht und der Kundenstamm dann von einer anderen Gesellschaft übernommen wird, dürften die Versicherten nicht schlechter behandelt werden als die eigenen Kunden, meint Mari, indem sie etwa eine geringere Überschussbeteiligung bekommen. In der Versicherungswirtschaft stoßen die Forderungen auf Skepsis. „Die Kunden, die bei gesunden Unternehmen versichert sind, werden sich bedanken“, heißt es in der Branche. Wahrscheinlicher ist, dass die Bestände getrennt werden.

      Die Bedingungen für den Notfallfonds stehen noch nicht fest, sagt Gabriele Hoffmann vom GDV. Mit dem Fonds will der Verband Vorsorge treffen für den Fall, dass ein Lebensversicherer zahlungsunfähig wird. Wegen der Börsenkrise, die das Anlagekapital der Unternehmen geschmälert hat, werden viele Gesellschaften ihre Überschussbeteiligungen kürzen. Nicht auszuschließen ist aber, dass kleinere Versicherer mit geringen Reserven in die Knie gehen und selbst den staatlich vorgeschrieben Mindestzins von 3,25 Prozent nicht mehr zahlen können. In dem Fonds soll geregelt werden, dass die Versicherten eines zahlungsunfähigen Unternehmens von einer anderen, gesunden Gesellschaft übernommen werden.

      Trotz des schwierigen Börsenumfelds und sinkender Kapitaleinnahmen warnte die Aufsichtsbehörde die Versicherten am Montag vor unbegründeter Panik. „In Deutschland ist noch niemals ein Versicherungsunternehmen in Konkurs gegangen“, sagte der Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Michael Trommeshauser. Die Gesellschaften stünden unter ständiger Kontrolle durch das Aufsichtsamt, das ausreichende Befugnisse hätte, bei einer Schieflage einzugreifen. „Niemand muss befürchten, dass eine Lebensversicherung die vereinbarte Versicherungssumme nicht auszahlt, wenn der Versicherungsfall eintritt“, sagte der Sprecher. Auch die bislang versprochenen Überschussbeteiligungen seien garantiert. „Die Unternehmen haben dafür Rückstellungen gebildet, die sie nicht antasten können.“ Allerdings sei es den Versicherern unbenommen, für die Zukunft die Gewinnausschüttung zu reduzieren. Garantiert ist einzig der Rechnungszins von 3,25 Prozent.

      Auch Verbraucherschützer Mari warnte vor Panik. Dazu gebe es keinen Anlass. Über den Notfallfonds hinaus macht sich der vzbv auch im Versicherungsbereich für ein Konkurssicherungssystem stark, das dem Einlagenfonds der Banken entsprechen würde. Der GDV lehnt eine solche Lösung ab. Das sei eine unbillige Benachteiligung der Unternehmen, die solide wirtschaften und ausreichend Rücklagen bilden, sagt der Verband.

      http://www.tagesspiegel.de/archiv/06.08.2002/157049.asp
      Avatar
      schrieb am 06.08.02 20:45:55
      Beitrag Nr. 65 ()
      Späte Strafe für den Übermut

      Deutschlands Versicherer trifft der Börsencrash verzögert - dafür aber besonders heftig


      Von Robert Jacobi



      Das Geschäftsmodell einer Versicherung ist in seinen Grundzügen sehr einfach. Ein Unternehmen sammelt Prämien der Kunden ein. Milliarden fließen in die Kassen, die gewinnbringend angelegt werden, um auch bei Großschäden zahlungsfähig zu bleiben. Was unter dem Strich bleibt, geht bei börsennotierten Häusern als Dividende an die Aktionäre - oder geht bei den in Deutschland noch üblichen Versicherungsvereinen an die Kunden zurück.

      "Wären wir nur bei den alten Sitten geblieben", klagen deutsche Versicherungsvorstände längst hinter vorgehaltener Hand. Doch selbst die als langweilig verschrienen Vertreter der Assekuranz hat die Börsenhysterie der neunziger Jahre, wenn auch verspätet, infiziert: Expansion ins Ausland, Übernahmen, massiver Einstieg in Wachstumsmärkte hielten sie plötzlich für die Gebote der Stunde.

      Jetzt kommt die Rechnung: Die Branche steckt in einer der schwersten Krisen der Nachkriegszeit. Die Aktie der Allianz, Europas größtem Versicherungskonzern, testet fast täglich neue Tiefen. Jeder, der in den vergangenen sechs Jahren das einst als hundertprozentig sicher angesehene Papier gekauft hat, steckt im Minus. Die Aktie der Münchener Rück, weltgrößter Rückversicherer und über die Tochter Ergo auch bedeutender Erstversicherer, fällt ähnlich schnell. Die Baisse hat die Konzerne erwischt, die lange als mächtige Dampfer galten, die noch dem heftigsten Sturm trotzten.

      Dazu kommen hausgemachte Probleme: Im Fall der Allianz scheint sich die Übernahme der Dresdner Bank zumindest für die nächsten Jahre als teurer Fehlschlag zu erweisen - spätestens seit der Gewinnwarnung in der vergangenen Woche. Die Münchener Rück wiederum kaufte vor sechs Jahren die American Re, um in den Vereinigten Staaten zu wachsen - unterschätzte aber die Risiken in deren Büchern und muss Milliardenbeträge über den Atlantik schicken.

      Wegen ihrer Größe spielen die beiden Münchner Konzerne, deren Kurse sich wegen des Beteiligungsgeflechts wechselseitig nach unten ziehen, eine Ausnahmerolle in der Branche. Doch trotz ihre milliardenhohen Reserven leiden sie nicht nur unter eigenen Fehlern, sondern auch an den Krankheiten der Branche: Weil das Zinsniveau an den Anleihemärkten in den neunziger Jahren zu niedrig war, um beispielsweise die in der Lebensversicherung versprochenen Renditen zahlen zu können, gingen die Versicherer ins Risiko und erhöhten ihre Aktienbestände. Jetzt kommt, in Form eines Teufelskreises, die Strafe für diese Strategie: Wenn sie ihre Versprechen halbwegs halten wollen, müssen die Versicherer Aktien verkaufen. Das belastet den Markt und senkt den Wert der Papiere, die noch in den Büchern der Konzerne stehen - und letztlich auch der eigenen Aktien.

      Kleinere Versicherer haben längst keine stillen Reserven mehr, sondern stille Lasten: Ein neues Gesetz ermöglicht der Branche, Wertverluste im Aktienportefeuille erst abzuschreiben, wenn sie dauerhaft sind. Die Branche nutzte das in den Bilanzen für das Jahr 2001 aus - und wird in diesem Jahr dafür bestraft: Manche Versicherer müssen nicht nur aktuelle, sondern auch die im Vorjahr entstandenen Verluste realisieren. Kein Wunder, dass Bernd Michaels, Chef des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), eine weitere Reduzierung des Prozentsatzes ankündigt, mit dem Lebensversicherer ihre Kunden am Überschuss beteiligen. Manche Häuser kämpfen gar darum, die gesetzlich vorgeschriebene Mindestverzinsung von 3,25Prozent auszahlen zu können.

      Steigende Umsätze

      Die Branche hatte die hohen Schäden durch die Terroranschläge noch halbwegs verkraftet, doch der Börsencrash auf Raten macht selbst Erfolge im Vertrieb zunichte. Die Nachfrage nach traditionellen Lebensversicherungen steigt, aber manche Versicherer sollten kein Interesse daran haben, neues Geschäft zu zeichnen - das Eigenkapital reicht nicht mehr aus. Die Wächter vom Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht haben die Branche längst genau im Blick.

      Positiv auf die Gewinnaussichten der Versicherer wirken sich dagegen steigenden Prämien in der Haftpflicht und der Sachversicherung für Großkunden aus. Nachdem sich die Versicherer jahrelang unterboten hatten, schrauben sie jetzt die Preise nach oben, was schon das Bundeskartellamt auf den Plan rief. Trotz der höheren Prämien werden die Versicherer noch einige Jahre brauchen, bis sie in dieser Sparte wirklich Geld verdienen. Branchenexperten rechnen fest damit, dass die Konzentration der Branche sich beschleunigen wird - und nur große, kapitalstarke Versicherer überleben.
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 18:50:13
      Beitrag Nr. 66 ()
      FOKUS 1-Deutsche Lebensversicherer planen Auffanglösung




      - Von Mark Thompson und Jan Dahinten -

      München, 07. Aug (Reuters) - Die deutschen Lebensversicherer arbeiten an einer Auffanglösung für in Schwierigkeiten geratene Branchenkollegen, die nach Angaben des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schon in der nächsten Woche präsentiert werden könnte. Die beiden größten deutschen Lebensversicherer, Allianz-Leben <ALLG.DE>  und Ergo <ERGG.F> , sagten ihre Unterstützung für das Projekt zu.

      Finanzielle Details der Auffanglösung würden noch ausgearbeitet, doch eine Grundsatzvereinbarung könnte schon in der nächsten Woche veröffentlicht werden, sagte eine GDV-Sprecherin am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Den Plänen zufolge soll ein so genannter Pool von Lebensversicherern Branchenkollegen finanziell unter die Arme greifen, die wegen des Kursverfalls an den Finanzmärkten ihren Versicherungsnehmern die garantierte Verzinsung von 3,25 Prozent nicht mehr bezahlen können. Damit will die Branche einen Imageschaden für das Produkt Lebensversicherung verhindern.



      WOHL NUR EINE HANDVOLL UNTERNEHMEN VON ERNSTFALL BETROFFEN

      Die zur Allianz <ALVG.DE> -Gruppe gehörende Stuttgarter Allianz-Leben unterstützt nach eigenen Angaben eine solche Lösung. Vorstandschef Gerhard Rupprecht sagte in einem auf der Allianz-Website veröffentlichten Interview mit der "Südwest Presse", dass zwar höchstens eine handvoll Lebensversicherer bedroht sei, ein Imageschaden für die Branche aber verhindert werden müsse. "Wir stellen uns eine Art Poollösung vor. Versicherungen des betroffenen Unternehmens sollen in diesen Pool übertragen werden. Und der wird dann sicherstellen, dass die garantierten Leistungen erbracht werden", erläuterte er. Es gebe aber immer noch die Möglichkeit, dass ein schwaches Unternehmen von einem starken übernommen werden könnte.

      Auch bei der Münchener-Rück <MUVGn.DE> -Tochter Ergo hieß es, man werde sich an einer solchen Lösung für den Ernstfall beteiligen. Damit sind die beiden größten deutschen Lebensversicherer mit an Bord. Welchen Beitrag die einzelnen Versicherer in den Pool bezahlen und wie die Kosten verteilt werden, wollten die Unternehmenssprecher und die GDV-Sprecherin nicht kommentieren.

      Die Allianz-Aktien notierten am Mittwochnachmittag mit vier Prozent im Minus bei 128,69 Euro, die Titel der Münchener Rück fielen 1,5 Prozent auf 185,00 Euro.



      ALLIANZ-LEBEN ERWÄGT SENKUNG DER ÜBERSCHUSSBETEILIGUNG

      Die deutsche Versicherungsbranche hatte sich lange gegen die Idee einer Pool-Lösung gewehrt und sich auf gesetzliche Regelungen und Übernahmen zur Rettung angeschlagener Unternehmen verlassen. Doch mit der anhaltenden Schwäche an den Börsen steigt die Sorge, dass die gesamte Branche Schaden nehmen könnte, wenn einer der 120 deutschen Lebensversicherer pleite ginge. Die Konzerne hatten im Börsenboom der vergangenen Jahre die Versicherungsbeiträge zunehmend in Aktien angelegt und sehen sich nun schrumpfenden Reserven gegenüber. Wie in den meisten Ländern Europas bezahlen die Lebensversicherer den Versicherten einen garantierten Zins auf die Beiträge, plus einem variablen Bonus, der so genannten Überschussbeteiligung.

      Allianz-Leben-Chef Rupprecht schloss mittelfristig auch eine Senkung des gesetzlich vorgeschriebenen Garantiezinses nicht aus. "Wenn die Zinsen so niedrig bleiben, wird eine Senkung des Garantiezinses für neue Verträge im Jahre 2004 nicht auszuschließen sein." Das sei aber keine Entscheidung der Lebensversicherer. Die Allianz-Leben erwäge unterdessen, die Überschussbeteiligung zu senken. "Wenn die Kapitalmarktsituation so anhält, wenn die Indizes im zweiten Halbjahr weiter fallen, dann werden wir selbstverständlich auch über eine Senkung der Überschussbeteiligung nachdenken müssen". Eine Entscheidung darüber werde aber erst im vierten Quartal fallen.
      Avatar
      schrieb am 07.08.02 19:43:38
      Beitrag Nr. 67 ()
      Allianz Leben: Bei DAX-Stand von 3.200 Punkten Bewertungsreserven bedroht

      Der zum Allianz-Konzern gehörenden Allianz Leben droht bei einer DAX-Marke von 3.200 Punkten ein vollständiges Schmelzen der Bewertungsreserven. "Wir schrumpfen bei einem DAX-Stand von etwa 3.200 auf null", sagte der Chef der Allianz-Lebensversicherung Gerhard Rupprecht dem Wirtschaftsmagazin "Capital" (Donnerstagausgabe). "Zur Jahresmitte lag der DAX bei 4.400 Zählern und unsere Reserve bei acht Prozent."


      Ein Sprecher der Allianz Leben sagte der dpa-AFX am Mittwoch, der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erwäge derzeit eine Pool-Lösung für in Not geratene Lebensversicherer. Marktgerüchte, nach denen die Allianz und der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rückversicherungs -Gesellschaft AG daran arbeiteten, bezeichnete der Sprecher als "zu weit interpretiert".

      `ÜBERNAHME HAT VORTRITT VOR POOL-LÖSUNG`

      Rupprecht sagte zu einem solchen Pool, die Lebensversicherung müsse vermeiden, dass bei Kunden der Eindruck entstehe, ihre vertraglich garantierten Leistungen seien nicht sicher. "Eine Übernahme hat immer noch den Vortritt vor der Pool-Lösung. Aber die Frage ist, wer an einem kleinen Versicherer interessiert ist."

      Nach Angaben von "Capital" erzielten im vergangenen Jahr nur 17 von 65 Lebensversicherern höhere Renditen, als sie ihren Kunden als Gewinnbeteiligung zugesagt hätten. Demnach lockten 48 Gesellschaften mit Gewinnbeteiligungen, die teils erheblich über der erwirtschafteten Nettoverzinsung lägen./kro/hi/bi/jh/


      07.08.2002 - 19:15
      Quelle: dpa-AFX
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 00:19:08
      Beitrag Nr. 68 ()
      ohoh, damit haben wir echte Chancen, am Jahresende als die LV mit den meisten stillen Reserven dazustehen. Hoffentlich müssen wir dann nicht auch am meisten in den Pool einzahlen oder müssen bei der Verteilung der zu übernehmenden Gesellschaften dreimal "hier" schreien.
      Avatar
      schrieb am 08.08.02 09:56:51
      Beitrag Nr. 69 ()
      Wenn bei DAX=3200 die Bewertungsreserven der Allianz aufgezehrt sind, kann man hoffen, dass endlich die Ausverkäufe aus den Portfolios der Versicherer zu Ende sind, die nicht unbeträchtlich für die Kursrückgänge mitverantwortlich gewesen sein dürften.
      Avatar
      schrieb am 16.08.02 18:14:23
      Beitrag Nr. 70 ()
      König & Cie / emissionshaus.com
      Handelsblatt; 16.08.2002, von Holger Alich, Caspar Dohmen


      Versicherer greifen nach helfender Hand


      Die Lebensversicherer stecken in der Klemme: Viele können die zugesagten Renditen nicht mehr erwirtschaften. Experten werfen den Unternehmen vor, das Geld falsch angelegt zu haben und raten dringend zu Auslagerungen.

      Die Krise an den Kapitalmärkten legt derzeit schonungslos die Fehler einiger Lebenversicherer bloß. Zwar weiß derzeit noch niemand, welche Gesellschaften konkret Schwierigkeiten haben werden, den Garantiezins von 3,25 bzw. vier Prozent zu erwirtschaften und wer möglicherweise durch den geplanten Branchenpool (siehe Kasten) aufgefangen werden muss. "Auf Grund der schwierigen Lage an den Märkten ist aber für alle Anbieter die Kapitalanlage komplizierter geworden" sagt Robert Helm, Geschäftsführer der Meag Munich Ergo Asset Management KAG.

      Das sieht auch Reiner Will so, Geschäftsführer der Assekurata Rating Agentur: "Bei rund 110 Lebensversicherern in Deutschland, davon 80 Prozent mit einem Marktanteil unter einem Prozent, haben viele nicht die kritische Masse, um die notwendigen Kapazitäten für eine professionelle Kapitalanlage aufzubauen." Hier sieht er zwei Alternativen: Fusionen, um die kritische Größe zu erreichen, oder das Auslagern des Asset Managements.

      Da Fusionen mit einer Reihe von Problemen behaftet sind, rückt das Auslagern der Vermögensverwaltung in den Mittelpunkt des Interesses. "Hier haben die Probleme vielen Vorständen die Augen geöffnet", bestätigt Norbert Kranz, Geschäftsführer der General Cologne Re Capital, dem Asset Management Dienstleister des Rückversicherers. In Deutschland tummeln sich mittlerweile einige Anbieter, die Versicherern bei der Kapitalanlage helfen. "Wir werden von Versicherern angesprochen", sagt auch Hans-Dieter Bauernfeind, Geschäftsführer der Swiss Re Asset Management KAG mbH.

      Doch was haben die Lebensversicherer in der Vergangenheit falsch gemacht? "Sie haben eine Anlagepolitik gefahren, die nicht ausreichend die jährlich fälligen Gewinnausschüttungen berücksichtigt hat", analysiert Rating-Experte Will. Diese Abstimmung der Aktiv- und Passiv-Seite der Bilanz nennen Experten "Asset Liability Management." Hier sieht auch Norbert Kranz von General Cologne Re bei vielen Versicherern Nachholbedarf. "Allerdings liefert das Asset Liability Management quasi nur den Scheibenwischer, um klar zu sehen. Die Verantwortlichen müssen auch entsprechend der Erkenntnisse der Analyse handeln", erklärt er. Und auch daran hat es gehapert. So haben viele Versicherer zu lange auf hohe Aktienquoten gesetzt.

      Weitaus härter als die schwachen Aktienkurse trifft die Versicherer die Tiefzinsphase. Schließlich machen Rentenpapiere bis zu 75 Prozent ihrer Anlagen aus. Hier fielen die Renditen von über sieben auf unter fünf Prozent. "Das konnte eine Zeit lang mit Aktieninvestments ausgeglichen werden", sagt Will, "doch jetzt rauschen auch diese Assets in den Keller." Viele Vorstände legten zu großes Augenmerk auf die Spezialfonds. "Dabei wirken sich wenige Basispunkte Renditeplus beim direkt gehaltenen Rentenbestand wegen des großen Gewichts viel stärker aus. Dieser Hebel wird nicht optimal genutzt", erklärt General-Cologne-Re-Experte Kranz. Ein Beispiel: Um denselben Effekt einer Renditeverbesserung von 40 Basispunkte des direkt gehaltenen Rentenportfolios (Anteil: ca. 75 Prozent der Gesamtanlagen) zu erreichen, muss ein Versicherer aus den übrigen 25 Prozent seines Vermögens schon 120 Basispunkte herausholen. Dabei müssen aber größere Risiken in Kauf genommen werden.

      "Aber auch auf der Passivseite werden Fehler gemacht. So geschieht die Absenkung der Gewinnbeteiligung auf Grund des Wettbewerbes derzeit nur zögerlich oder unzureichend", meint Will. Der Hintergrund: Eine hohe Überschussbeteiligung gilt als zentrales Argument im Kampf um Neukunden. "Doch die Vorstände dürfen nicht übersehen, dass es in der nächsten Überschussbeteiligungsrunde für einiger Versicherer schlichtweg um die Existenz geht", sagt Will.

      Doch wie können Versicherer die Rendite des Rentenportfolios steigern? "Dies geht zum Beispiel mit Anlagen in gut geratete Asset Backed Securities, Unternehmensanleihen oder nachrangigem Kapital von erstklassigen europäischen Finanzinstitutionen", erklärt Kranz. Doch diese Anlageinstrumtente sind komplex, Experten dafür rar und teuer. Nur Gesellschaften mit hohen Anlagevolumina können es sich leisten, solche Expertenteams vorzuhalten. Kleinere Häuser können sich das Know-how aber zukaufen. Der LVM, Versicherungsgesellschaft in Münster mit Fokus auf das Kfz-Geschäft, lässt sich zum Beispiel seit jüngstem von der General Cologne Re beraten beim Asset Liability Management für das Leben-Geschäft. Andere mittelgroße Anbieter wie etwa die Inter oder Concordia haben nach Angaben von Sprechern indes keine Überlegungen, über Mandate von Teilfonds hinaus externes Know-how zuzukaufen. Assekurata-Chef Will findet das paradox: "Beim Verkauf von Pensionsfonds raten die Versicherer ihren Unternehmenskunden, diese Dinge auszulagern. Doch die Versicherer selbst machen noch zu viel in Eigenregie."

      © Handelsblatt
      Avatar
      schrieb am 16.08.02 19:09:02
      Beitrag Nr. 71 ()
      Ist doch alles Mumpitz

      Jede Rendite oberhalb der Umlaufrendite wird mit höherem Risiko erkauft. Lebensversicherer können halt auch nur eine durchschnittliche Rendite erwirtschaften.liegt der Durschnitt, wie jetzt , sehr tief , liegt auch die Verzinsung der LV´s entsprechend niederig.
      Wo ist da der Grund für Aufregung ? bei 1,5-2% inflation sind 5% Netto nach Steuern eine akzeptable Realverzinsung.

      Wer mehr will, oder meint er könnts besser, soll sich mal seinen Depotauszug zu Gemüte führen, oder die der "Vermögensverwalter" :laugh:

      Wüste gern mal die "Nettorendite" die Anleger15 sind den letzten Jahren erwirtschaftet hat, und wie :laugh:
      Avatar
      schrieb am 16.08.02 20:40:00
      Beitrag Nr. 72 ()
      Lebensversicherten drohen neue Einbußen

      Studie: Gesamtverzinsung wird bei vielen Gesellschaften unter fünf Prozent sinken


      Den Kunden der deutschen Lebensversicherer drohen neue Einbußen. Der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Bernd Michaels, schloss für 2004 eine Senkung der gesetzlich garantierten Mindestverzinsung von 3,25 auf drei Prozent nicht mehr aus. In diesem und im nächsten Jahr bleibe der Garantiezins stabil, sagte Michaels der "Bild"-Zeitung.

      Eine Senkung des Garantiezinses bereits in diesem Jahr ist schon aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Das Bundesfinanzministerium legt in Zusammenarbeit mit den Versicherern die Mindestverzinsung bindend fest. "Über eine Änderung könnte frühestens im nächsten Jahr entschieden werden", sagte eine Sprecherin. Der Garantiezins orientiert sich ihren Angaben zufolge zu 60 Prozent an der Rendite von Staatsanleihen im Euro-Raum.

      Die Branche ist seit Monaten unter Druck, weil die Lebensversicherer im Börsenboom Mitte der neunziger Jahre ihre Aktienquote in den Kapitalanlagen deutlich hochgefahren hatten. Mit den Kursgewinnen zahlten sie die Verzinsung der Kundengelder. Seit die Märkte aber auf Talfahrt sind, haben diese Reserven so rapide an Wert verloren, dass einige die Renditen kaum noch finanzieren können.

      Die Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton erwartet daher in einer neuen Studie, dass fast die Hälfte der 30 größten Lebensversicherer real nur noch eine Gesamtverzinsung, also Garantiezins plus Überschussbeteiligung, von weniger als fünf Prozent erzielen. "Die Zinsversprechen gegenüber den Kunden sind in vielen Fällen nicht mehr zu halten." Einige Versicherer befänden sich in einer Schieflage. Das unterstreiche auch die von GDV und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) geplante Auffanglösung für notleidende Lebensversicherer. BAFin und Versicherer hatten sich am Donnerstag auf eine Auffanggesellschaft verständigt.

      Die Unternehmensberater erwarten, dass in Folge der sinkenden Verzinsung die Branche vor einer Neuordnung steht. Das Neugeschäft werde einbrechen und die Versicherer damit weiter unter Druck bringen. Davon profitierten finanzstarke Versicherer, die dadurch Marktanteile gewännen.

      Der GDV selbst hält Spekulationen, wonach eine zweistellige Zahl von Lebensversicherern vor der Zahlungsunfähigkeit stehen, für "weit übertrieben". Wenn überhaupt, hätten kleinere Firmen kurzfristige Probleme. Im Fall der Zahlungsunfähigkeit würden andere Anbieter voll für die Verträge einstehen, hieß es.

      Quelle: http://www.welt.de/daten/2002/08/17/0817wi351017.htx

      Weitere Finanzseiten: http://www.Capitalmarkt.de
      .
      Avatar
      schrieb am 17.08.02 15:12:41
      Beitrag Nr. 73 ()
      ""Das sieht auch Reiner Will so, Geschäftsführer der Assekurata Rating Agentur: "Bei rund 110 Lebensversicherern in Deutschland, davon 80 Prozent mit einem Marktanteil unter einem Prozent, haben viele nicht die kritische Masse, um die notwendigen Kapazitäten für eine professionelle Kapitalanlage aufzubauen." Hier sieht er zwei Alternativen: Fusionen, um die kritische Größe zu erreichen, oder das Auslagern des Asset Managements.""

      So ein Quatsch :mad:
      Nachdem er uns mit dieser Begründung schon ein redlich verdientes Spitzenrating versagt hat, sollte er wenigstens im Nachhinein was gelernt haben. Weswegen ist denn die Familienfürsorge platt? Doch nicht wegen der Direktanlage sondern weil die fremdgemanagten Spezialfonds unter Wasser sind. Soweit ich weiß, hat sich die LVM auch extern bei der Anlagepolitik beraten lassen.
      Gerling, AXA und HL sind sicherlich ziemlich professionell in CDOs reingegangen, aber selbst wenn sie jede Benchmark übertroffen haben, waren sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.
      Top sind hingegen im Moment Gesellschaften, die sehr risikoavers angelegt haben. Das war vielleicht nicht professionell, aber alle profesionellen Risikomanagementsysteme wie z.B. Risk Metrics von JP können Ereignisse wie den 11. September und Ausfallquoten im Corporate Bond Bereich von mehr als 5% nicht berücksichtigen. Was viele Systeme und Gesellschaften nicht bedacht haben ist, dass LV-Überschußbeteiligungen unabhängig von Marktentwicklungen bezahlt werden müssen. Das ist eine Besonderheit der Branche, die viele bankorientierten "Risikooptimierer" schlicht übersehen haben. Auf dem Grabstein der HL steht vielleicht "wenn sie nur ein Jahr länger durchgehalten hätte..."


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